Rotweissrot Auslandsösterreicher Journal 2/2012 € 3,–

AÖWB Aktuell Präsidentenkonferenz Weltbund-Tagung Termine und Programm SCHMANKERLECKE Powidltascherl

Kipferl & Kaffee Genussmittel mit

Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt A-1010 Wien, P.b.b., Zulassungsnummer ErscheinungsortGZ 06 Z036826 Wien, P.b.b., P Wien, Verlagspostamt A-1010 Tradition und Stil cpg

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Vorwort

Günter Düriegl Chefredakteur

Im „L’eco die Bergamo“ konnte man 2003 über die Stadt, in der das Auslandsösterreichertreffen 2012 stattfinden wird, lesen: „, dove l’arte si fa spettacolo“, übersetzt also: „Graz, wo die Kunst zum öffent­ lichen Schauspiel wird“. Bereits in der letzten Ausgabe unseres ­ROTWEISSROT haben wir den Schwerpunkt des Kulturkalenders auf Graz und die Steiermark gelegt. Nun ergänzen und verdichten wir unseren Hinweis auf die herausragende kulturelle Bedeutung der Die Wiener Kaffeehäuser gibt es nicht nur in der Bundeshauptstadt Wien, steirischen Landeshauptstadt mit Beiträgen ausgewiesener Fach- traditionell und beliebt ist etwa auch das Café Central in Innsbruck. leute und Kenner von Geschichte, Kunst und Kultur in Graz. Unsere Tagung, an der teilzunehmen Sie eingeladen sind und deren Programm vorliegt, macht wohl neugierig, eine der aufregendsten Städte Öster- 04 AÖWB intern reichs zu erleben. Das war die Präsidentenkonferenz 2012

06 Aktuell aus dem BMeiA Am 28. April fand die Präsidentenkonferenz in Wien im Palais Auersperg Wichtige Informationen aus dem Außenministerium statt, wir berichten. Wir berichten auch über die weitere Entwicklung der ROTWEISSROT Online-Plattform www..org: Mit der Zeit 07 AÖWB intern zu gehen ist gute und stets gerne befolgte Tradition des AÖWB. Offener Brief von Präsident Dkfm. Ing. Gustav Chlestil

08 AÖWB online Immer schon hatte der Weltbund ein feines Sensorium für politische Relaunch der Plattform erfolgt Zeichen: Den derzeit in Österreich stattfindenden demokratischen Aufbruch, der auch eine weitreichende Wahlrechtsreform diskutiert, 09 Weltbund-Tagung nahm der AÖWB zum Anlass, einen offenen Brief an alle politischen Programm, Veranstaltungsinfos und Termine Verantwortlichen mit dem Ersuchen zu richten, dem Weltbund Gele- 10 Graz stellt sich vor genheit zu geben, seine diesbezüglichen Vorstellungen in persönlichen Stadtporträt, Schloss Eggenberg und Alte Universität Gesprächen vorzustellen.

18 Im Porträt Der Teil Österreich News des ROTWEISSROT will Sie über öster­ Hans Nawiasky und Nachruf Cissy Kraner reichische Entwicklungen in Kunst und Kultur, Wissenschaft und 20 Schwerpunkt-Thema Technik informieren, die von internationalem Interesse sind. Es ist Kipferl & Kaffee haben in Österreich immer Saison stets nur eine Auswahl. Aber auch die dieses Mal vorgestellte Auswahl beeindruckt, das Vorgestellte darf sich sehen lassen. 34 Aus den Bundesländern Die Länder berichten über aktuelle Themen Wir Österreicher werden gerne als Genießer gesehen. Das Schwer- 40 Österreich News punkt-Thema Kaffee und Kipferl bestätigt diese Einschätzung durch- Interessante Neuigkeiten und Chronik aus Österreich aus. Die hier vorgestellten Beiträge untermauern, was Hans Weigel einmal über Wien und den Kaffee schrieb, sie sind in Summe aber 44 Österreicher in aller Welt umfassender: „In und um Wien jedoch ist der Kaffee mehr als ein Aktivitätsberichte aus dem 10. Bundesland Getränk, mehr als eines unter etlichen sogenannten Genussmitteln, 48 Schmankerlecke ist er gleichsam ein Bestandteil der Volksseele geworden wie das Rezept von Johann Lafer: Powidltascherl Bier in Bayern, der Whisky in Schottland, der Wein am Rhein …“

49 Buchbesprechungen Neuerscheinungen und Lesenswertes

© Cafè © Central 50 Impressum Günter Düriegl, Chefredakteur

ROTWEISSROT www.weltbund.at 3 AÖWB intern

Präsidenten-Treffen 2012

Am 28. April 2012 fand die diesjährige Präsidentenkonferenz des AÖWB statt. Den digitalen Herausforderungen gegenüber offen. Günter Düriegl

Das Präsidium des AÖWB und Gesandte Dr. Brigitta Blaha. Der Vortragende Mag. Peter Kustor.

ieder hatte der AUSLANDSÖSTER­ der Konferenz verband Präsident Chlestil Präsidenten, auf die Mitglieder ihrer Verei- W REICHER-WELTBUND (AÖWB) die Zusicherung, dass von der Tradition nigungen einzuwirken, sich bei den Ver- zur Teilnahme an der jährlich stattfinden- der jährlich für sich stattfindenden Präsi- tretungsbehörden registrieren zu lassen, den internationalen Präsidentenkonferenz denten-Treffen, als einem der Fixpunkte aber auch die Eintragung in die Wählere- nach Wien ins Palais Auersperg eingela- im „Weltbund-Kalender“ auch in Zukunft videnz nicht außer Acht zu lassen. Denn den, und auch heuer waren Präsidentin- nicht abgegangen wird. Es ist unbestritten die Zahlen sind eher ernüchternd: Von nen und Präsidenten aus aller Welt sinnvoll, mit den Präsidentinnen und Prä- den etwa 250.000 wahlberechtigten Aus- ­gekommen. Sie kamen aus Australien, sidenten zu einem besonderen Termin landsösterreicherinnen und Auslands­ Belgien, Dänemark, Deutschland, Groß- den persönlichen Austausch in einer Ar- österreichern sind nur 48.443 Personen in britannien, Italien, Kanada, aus den beitstagung zu pflegen. der Wählerevidenz eingetragen. Und die ­Niederlanden, aus der Schweiz, den USA Nationalratswahlen sind für den Herbst und Österreich. Das Außenministerium und der AÖWB 2013 zu erwarten! Auch an diesem 28. April erwartete die Gesandte Dr. Brigitta Blaha legte den Be- Gesandte Dr. Blaha räumte ein, dass Teilnehmer ein herausforderndes Pro- richt des Bundesministeriums für europäi­ Schließungen von österreichischen Ver- gramm, eine Arbeitstagung im Dienste der sche und internationale Angelegenheiten tretungsbehörden schmerzlich, in Zeiten Auslandsösterreicherinnen und Auslands­ vor. Gleich eingangs betonte sie, dass die unabdingbarer Sparzwänge aber unum- österreicher stand bevor, zu der Dkfm. Auslandsösterreicherinnen und Auslands­ gänglich sind. Details finden sich in ROT- Ing. Gustav Chlestil, der Präsident des österreicher Botschafter der österreichi- WEISSROT 1/2012. AÖWB, die Angereisten willkommen hieß. schen Zivilgesellschaft und Meinungsmul- Das Bundesministerium für europäische Sein besonderer Gruß galt den erstmals tiplikatoren österreichischen Lebens in und internationale Angelegenheiten steht an der Präsidentenkonferenz teilnehmen- der Welt sind. Von den ungefähr 500.000 dem AÖWB uneingeschränkt zur Seite. den Vertreterinnen aus Dänemark, Frau im Ausland lebenden Österreichern, für Alexandra Huber, Österreicher Klub Ko- die da zu sein, das Außenministerium sich Die Forderung nach parlamentarischer penhagen, aus Italien, Frau Nora Cau, zur Pflicht macht, sind zurzeit 328.542 bei Vertretung Vereinigung der Österreicher in Rom und österreichischen Vertretungsbehörden re- Im an Gesandte Dr. Blaha leg- aus Portugal, Frau Astrid Pummer, Öster- gistriert. Nur diesen kann im Krisenfall – te Präsident Chlestil seinen Bericht vor. reicher in Portugal. Ferner gab er seiner und solche Fälle, ob durch Krieg oder Na- Gleich eingangs verwies er auf die erfreu- Freude Ausdruck über die Teilnahme von turkatastrophen verursacht, hat es in der liche und im Hinblick auf die europaweiten Herrn Peter De Martin, Leiter der Ge- letzten Zeit mehrfach gegeben – rasch finanziellen Schwierigkeiten alles andere schäftsstelle für AuslandsösterreicherIn- und direkt beigestanden werden. Daher als selbstverständliche Tatsache, dass nen beim Amt der NÖ. Landesregierung. wiederholte Gesandte Dr. Blaha neuerlich der AÖWB seitens der Subventionsgeber

Mit seiner Begrüßung der Teilnehmer an ihren Appell an die Präsidentinnen und Bundesministerium für europäische und Roland © Pirker

4 www.weltbund.at ROTWEISSROT AÖWB intern

internationale Angelegenheiten einerseits Gewicht geben, das von Politikern nicht sind die Benutzerinnen und Benutzer vor und Bundesländer andererseits für 2012 übergangen werden könnte. ungewollten Datenänderungen oder frem- keine budgetären Kürzungen hinnehmen Präsident Chlestil schloss seine Ausfüh- dem Zugriff geschützt. Der österreichi- muss. rungen mit zwei Hinweisen: Einerseits be- sche Amtshelfer HELP.gv.at bietet zusam- Den Schwerpunkt seiner Mitteilungen leg- tonte er die sehr gute Unterstützung der men mit zahlreichen Partnerbehörden die te Präsident Chlestil auf die entschiede- Stadt Graz und des Landes Steiermark für Möglichkeit, Amtswege per Mausklick zu nen Bemühungen des Vorstands des die Weltbundtagung im September und erledigen: Arbeitnehmerveranlagung und AÖWB, den Auslandsösterreichern die andererseits teilte er mit, dass das von Steuererklärung mittels FinanzOnline, Ver- parlamentarische Vertretung zu erstreiten Dipl.-Ing. Alban Vigelius geführte Do­ sicherungsdatenabfrage, Beantragung von (vgl. offener Brief: Auslandsösterreicher kumentationszentrum des AÖWB mit Pension und Kindergeld bei der Sozialver- ins Parlament, S. 7). Er berichtete über 31. Dezember 2012 von Graz nach Wien sicherung, Strafregisterauszug oder Melde­ bereits stattgefundene Gespräche mit verlegt werden wird. bestätigung sind nur einige der Amts­wege, Vertretern der ÖVP, SPÖ und FPÖ, über die online von zu Hause mittels ­Mobiltelefon Vorgespräche zu noch ausstehenden Ter- Vortrag „Handy-Signatur“ erledigt werden können. Elektronische Do- minen mit dem Bundeskanzler und dem Einer der Höhepunkte der Präsidenten- kumente sind durch die Signatur rechtlich Vizekanzler und einem sehr guten Ge- konferenz war der Vortrag des Leiters genau so gültig, wie eigenhändig unter- spräch mit der Präsidentin des National- der Abteilung I/11 (E-Government-Recht, schriebene Papierdokumente. Die Handy- rats, Mag. Barbara Prammer. Zusammen- ­Organisation und Internationales), Mag. Signatur funktioniert mit allen in Öster- fassend wertete Präsident Chlestil die Ge- Peter Kustor: „Sichere elektronische Iden­ reich registrierten Mobiltelefonen und ist spräche als konstruktiv und nützlich, tifikationsmöglichkeiten für Auslands­ kostenlos. Umfassende Informationen räumte aber ein, dass alle Gesprächspart- österreicherInnen“. gibt: www.handy-signatur.at ner ernste Bedenken haben, die von allen Es war Staunen erregend und faszinie- politischen Parteien diskutierten Wahl- rend, in einem fulminanten Vortrag zu er- Die AÖWB-Plattform rechtsänderungen würden noch vor der fahren, welche Mög­lichkeiten die „Handy- Einen weiteren Höhepunkt der Präsiden- Nationalratswahl 2013 vorgenommen Signatur“ eröffnet. Die Handy-Signatur ist tenkonferenz stellten die praktischen werden. die persönliche elektronische Unterschrift Übungen an der AÖWB-Plattform dar Vizepräsident Dr. Jürgen Em, auch Teil- im Internet, die mit dem Mobiltelefon ge- (www.austrians.org). Laptops standen zur nehmer bei diesen Gesprächen, richtete leistet wird. Das Handy wird somit zum vir- Verfügung, den Teilnehmern am Treffen einen glühenden Appell an die Präsidentin- tuellen Ausweis im Internet, mit dem man wurde durch Dipl.-Ing. Thomas Iacopino nen und Präsidenten, alles in Bewegung zu auch Dokumente oder Rechnungen digi- überzeugend vorgeführt, wie sich in einer setzen, Auslandsösterreicherinnen und tal unterschreiben kann. zeitgemäßen Form, im Ausland lebende Auslandsösterreicher zu bewegen, sich in Die Handy-Signatur kann sowohl Bürge- Österreicherinnen und Österreicher, aber die Wählerevidenz eintragen zu lassen: rinnen und Bürgern als auch Unternehme- auch im Inland lebende Bürger vernetzen 100.000 Wähler würden den Forderungen rinnen und Unternehmern zeitintensive und wie sich in aller Welt bestehende nach parlamentarischer Vertretung jenes Behördengänge ersparen. Gleichzeitig ­Österreichervereinigungen präsentieren können. Die Präsidentinnen und Präsi- denten sind eingeladen, ihr nun praktisch erarbeitetes Wissen an die Mitglieder ih- rer Vereinigungen weiterzugeben. Wir, die wir mit dem AÖWB verbunden sind, sind eingeladen, in das weltweite Netz unter den rot-weiß-roten Farben einzusteigen. Ein Aufenthalt in Wien, und sei er auch nur kurz, ist ohne die Kenntnisnahme einer Kultureinrichtung kaum vorstellbar: Die- ses Mal erlebten die Teilnehmer an der Präsidentenkonferenz eine Sonderfüh- rung durch die Ausstellung „Klimt persön- lich. Bilder – Briefe – Einblicke“ im Leo- pold Museum im MuseumsQuartier. Bei einem gemütlichen Abendessen im Glacis Beisl, im MuseumsQuartier klang Karl Heinz Marschner und Ing. Paul Stritz bei Dipl.-Ing. Alban Vigelius, Leiter des AÖWB- das Treffen fern jeder digitalen Vernet- der „praktischen Übung“. Dokumen­tations­zentrums. zung aus. ❍

ROTWEISSROT www.weltbund.at 5 Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten

Aktuelles aus Österreich Gemeinsam gegen

Gesandte Menschenhandel Dr. Brigitta Blaha, Leiterin der Auslands­ Das österreichische Außenministerium koordiniert. österreicherInnen- Abteilung im BMeiA. ie österreichische Bundesregierung Verfolgung der Täter/innen: Mit Einfüh- D richtete 2004 eine Task Force zur rung des Tatbestandes ­„Menschenhandel“ Weltweit für Sie da im Jahr 2011 ­Bekämpfung des Menschenhandels ein. in § 104a des Strafgesetzbuches erfüllt Das sind die Fakten: 10 Millionen Auslands- In dieser Arbeitsgruppe sind alle zustän- Österreich seine internationalen Verpflich- reisen von 4,5 Millionen Österreicher/innen digen Ministerien, Bundesländer sowie tungen. Bestraft wird beispielsweise eine sowie 500.000 im Ausland lebende Staats- Organisationen der Zivilgesellschaft ver- Person, die den Vorsatz hat, eine andere bürger/innen. Vorrangig sind der Schutz die- treten. Eine Hauptaufgabe der Task Force Person sexuell auszubeuten, ihre oder ser Personen und ihres Vermögens im Aus- Menschenhandel besteht darin, die öster- seine Arbeitskraft auszubeuten oder die land sowie die Vermittlung von Rechts- und reichischen nationalen Aktionspläne zur Organe zu entnehmen. Das Bundesminis- Amtshilfe. Krisen und Katastrophen betref- Bekämpfung des Menschenhandels um- terium für Inneres konnte in den vergan- fen immer mehr Österreicher/innen. Das zusetzen. Der dritte nationale Aktionsplan genen Jahren mehrere erfolgreiche Er- Jahr 2011 war von blutigen Regimewech- wurde im März 2012 von der Bundesregie- mittlungen gegen Menschenhändler/in- seln in Nordafrika sowie der Erdbeben-, rung angenommen. Die Task Force Men- nen durchführen. Seit Oktober 2011 gibt Tsunami- und Nuklearkatastrophe in Japan schenhandel setzt zahlreiche Aktionen im es am Landesgericht Wien eine Sonder- geprägt. Ein weltweites Netz von 81 Bot- Bereich Prävention, Opferschutz sowie zuständigkeit für Fälle von Menschen­ schaften und 10 Berufskonsulaten hat im Strafverfolgung der Täter/innen. handel. Dennoch gibt es in Österreich – Vorjahr über 400.000 konsularische Amts- Prävention: Die Task Force Menschen- ebenso wie in vielen anderen Ländern – handlungen geleistet. Ferner bieten rund handel organisiert beispielsweise Podi- immer noch sehr wenige Verurteilungen. 300 Honorarkonsulate Schutz und Hilfe. umsdiskussionen, Ausstellungen und Die Task Force Menschenhandel möchte Trotz EU bleiben konsularische Agenden Kampagnen, um die österreichische Be- daher zunehmend Richter/innen und eine nationale Aufgabe. 2.500 Österrei- völkerung über diese Form der Men- Staatsanwälte/innen für diese Thematik chern/innen konnte 2011 Hilfe bei Erkran- schenrechtsverletzung aufzuklären. Mit- sensibilisieren. kung, Unfall, finanzieller Notlage und Heim- arbeiter/innen der österreichischen Poli- reise gewährt werden. Weitere Zahlen: zei, Justiz, Jugendwohlfahrt und des Botschafterin Dr. Elisabeth 27.000 Pässe, 6.000 Personalausweise, Außenministeriums erhalten spezielle Tichy-Fisslberger ist seit 34.000 Beglaubigungen, 18.000 Staats- Schulungen, um Opfer besser identifizie- 2009 Regierungskoordina- bürgerschafts- und 14.000 Sozial- und ren zu können. Auch die österreichische torin zur Bekämpfung des Pen­sionsfälle. Entwicklungszusammenarbeit ist aktiv: In Menschenhandels und Notfallkarte „Das Außenministerium – Afrika und Südosteuropa werden Berufs- Vorsitzende der Task Force Weltweit für Sie da“ verfügbar auf: ausbildungen für Mädchen und Frauen Menschenhandel. www.bmeia.gv.at gefördert. Schutz und Unterstützung für Opfer: Laut Berichten der Vereinten Nationen Die Interventionsstelle für Betroffene des werden 2,4 Millionen Personen jährlich Wohin kann ich mich bei Verdacht auf Frauenhandels (LEFÖ-IBF) in Wien be- Opfer des Menschenhandels. Allein in Menschenhandel wenden? treut weibliche Opfer des Menschen­ Euro­pa gibt es 140.000 Fälle pro Jahr, Im Bundeskriminalamt an: handels in „Notwohnungen“ mit geheimer ­wobei Frauen und Kinder am meisten be- Menschenhandel-Hotline Adresse. Kinder und Jugendliche werden troffen sind. Österreich gilt als Transit- und Tel.: +43/1/248 36-853 83 (rund um die Uhr) meist in der Drehscheibe Wien (Stadt Zielland. Vielfach werden Menschen aus [email protected] Wien, MA 11 Jugendwohlfahrt) versorgt. wirtschaftlich ärmeren Regionen nach Meldestelle Kinderpornographie Opfer des Menschenhandels dürfen zu- Österreich gebracht. Formen der Ausbeu- [email protected] nächst 30 Tage im Rahmen einer „Erho- tung in Österreich sind vorwiegend Pro­ Jeder Verdacht kann auch den Mitarbei- lungs- und Bedenkzeit“ in Österreich stitution, Zwangsarbeit in Haushalten oder tern/innen der österreichischen Botschaf- ­bleiben. Anschließend können sie für min- Kinderhandel. Die Menschenhändler/in- ten im Ausland mitgeteilt werden! destens sechs Monate eine Aufenthalts- nen agieren meist in organisierten interna-

bewilligung erhalten. tionalen kriminellen Netzwerken. ❍ BMeiA ©

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Seit vielen Jahren fordert der Auslandsösterreicher AUSLANDSÖSTERREICHER-­ WELTBUND für die im Ausland ­lebenden Staats­bürger eine ins Parlament ­Ver­tretung im Nationalrat. Bei dem derzeit in Österreich statt­ Eine Forderung an die österreichische Politik. findenden demokratischen Aufbruch, in dem auch die Frage einer weitrei- chenden Wahlrechtsreform diskutiert wird, erschien ein konkreter Vorstoß zur Interessenwahrung der Aus­lands­ österreicher zwingend gegeben. Der AUSLANDSÖSTERREICHER- WELTBUND hat daher nachstehen- A u s l A ndsösterreicher-Weltbun d den Brief an alle politisch Verant­ A ö W b wortlichen bis hin zu Bundes- und Vizekanzler gesandt, um diese Ziel- vorstellungen konkret darzulegen. An die Parteivorsitzenden Wir werden über den Fortgang der aller im Nationalrat vertretenen Parteien Gespräche laufend berichten. Parlament 1017 Wien

Wien, 23. März 2012

Sehr geehrter …

Parlamentarische Vertretung der Auslandsösterreicher

Eine Reihe von europäischen Staaten wie u.a. Frankreich, Italien, Portugal und Kroatien haben ihren Auslandsbürgern bereits eine eigene parlamentarische Vertretung ermöglicht. In anderen Ländern steht dieses Thema sehr aktuell in Diskussion. Eine parlamentarische Vertretung wird auch für österreichische Bürger im Ausland ein immer wichtiger werdendes Bedürfnis.

Die Gründe dafür sind einleuchtend: Die Auslandsösterreicher stellen zahlenmäßig eine Größe dar, die sich mit einigen österreichischen Bundesländern wie Vorarlberg und dem Burgenland vergleichen lässt. Laut dem Ministerium für europäische und internationale Angelegenheiten sind 265.000 wahlberechtigte Bundesbürger im Aus- land registriert. Nicht umsonst werden die Auslandsösterreicher als 10. Bundesland bezeichnet. Die Auslandsösterreicher stellen daher ein maßgebliches Wählerpotenzial dar. Die zunehmende Globalisierung und die zunehmende Mobilität der österreichischen Staatsbürger ergeben spezifische Interessen und Bedürfnisse, die auch einer spezifischen Behandlung bedürfen.

Die Nähe Volksvertreter und Wähler ist derzeit für die Auslandsösterreicher absolut nicht gegeben, wiewohl österreichische Gesetze auch für die Auslandsösterreicher von großer Bedeutung sind. Daraus resultiert die legitime Forderung, dieser besonde- ren Staatsbürgergruppe eine eigenständige parlamentarische Vertretung zu ermöglichen.

Wir glauben, dass bei den vorgesehenen Anpassungen unserer Staatsstruktur gerade der derzeitige Zeitpunkt opportun erscheint, diesen Themenkreis anzusprechen. Dieses Schreiben ergeht gleichermaßen an die für diese Frage zuständigen maßgeblichen politischen Verantwortungsträger. Aufgrund der Wichtigkeit dieses Themas für die im Ausland lebenden Staatsbürger und der vielfältigen Hinweise und Fragen unserer Mitglieder, werden wir zu deren Information diesen Brief in der Maiausgabe unseres weltweit versandten Auslandsösterreicher-Journals ROTWEISSROT und in unserer Onlineplattform „www.austrians.org“ veröf- fentlichen. Unser Wunsch ist auch, in die Diskussionsgremien für Wahlrechtsreformen kooptiert zu werden, um unsere Vorstel- lungen und Anliegen einbringen zu können.

Wir gestatten uns daher, Sie um ein persönliches Gespräch zu bitten, um Ihnen unsere Vorstellungen, die auf Expertengutachten basieren, zu unterbreiten.

In der Hoffnung auf eine wohlwollende Aufnahme und Unterstützung dieser Initiative verbleiben wir

mit vorzüglicher Hochachtung

Dkfm. Ing. Gustav Chlestil Präsident des AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUNDES

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Bewerben von Veranstaltungen auf austrians.org

Wertvolle Hinweise zur Verwendung der Community-Plattform.

achen Sie Ihre Veranstaltungen be- M kannt: Personen, die sich auf der Community-Plattform www.austrians.org registriert und angemeldet haben, können ihre Veranstaltungen zahlreichen Userin- nen und Usern in aller Welt ankündigen. Unter dem Reiter „Veranstaltungen“ oder dem Reiter „Übersicht“, Unterkategorie „Veranstaltungen“ kann mit dem Button „Neue Veranstaltung erstellen“ ein Event eingetragen werden. Alle Informationen zur Veranstaltung wer- den in ein benutzerfreundliches Formular eingegeben: das Land, die genaue Adres- se der Veranstaltung und das Datum. Nach Eingabe der Adresse wird automa- tisch die Zeitzone des Landes errechnet, und die Veranstaltungen werden in Orts- zeit angegeben. Platz für Beschreibungen ist vorhanden, auch ein Foto kann einfach hochgeladen werden – durch Auswählen des Speicher-Pfades vom eigenen Rech- ner. Weiterführende Links können über ei- nen Button im Beschreibungsfeld („Link einfügen/editieren“) eingegeben werden – diese können z. B. zur Homepage des Veranstalters, zur Kartenbestellung, zu Hintergrund- oder Zusatzinformationen führen. Wichtig ist es, Schlagworte für die Veranstaltung einzugeben, dann kann über die Portalsuche gezielt nach Katego- rien gesucht werden: z. B. Musik, Tanz, Oper, Sport, Politik, Literatur. Kündigen Sie Ihre Veranstaltung mit Foto, Link und Kontaktadresse an. Veranstaltungen können entweder im Web veröffentlicht oder persönlich als Ein- „Veranstaltung bearbeiten“, durch den ­klicken und in der Unterkategorie „Veran- ladungen an Freunde verschickt werden. man in den Bearbeitungsmodus gelangt. staltungen“ eintragen. Gruppen können Für UserInnen, die sich mit Facebook Nach Ablauf des Termins wird die Veran- auch wiederkehrende Events (z. B. Stamm­ oder Twitter verbunden haben, kann die staltung automatisch gelöscht. tische) ankündigen, mit wöchentlichen Veranstaltung auch dort angezeigt wer- Länder-, Städte- oder thematische Grup- oder monatlichen Wiederholungen. den. (Eine Facebook-/Twitter-Verbindung pen können ebenfalls ihren Mitgliedern Hinweis: Die auch auf der Startseite sicht- kann unter: Übersicht/Info/Mein Profil be- Veranstaltungen ankündigen. Angelegt bare Rubrik „Empfohlene Veranstaltun- arbeiten/Account/ errichtet werden). Eine werden sie nach dem gleichen Prinzip wie gen“ ist dem Plattformbetreiber vorbehal- einmal erstellte Veranstaltung kann jeder- Veranstaltungen von Privatpersonen: im ten. Interessante Veranstaltungen dafür zeit geändert werden: Mit einem Klick auf Reiter „Gruppen“, Unterkategorie „Meine können nur von der Administration freige- die Veranstaltung erscheint ein Button Gruppen“ auf die gewünschte Gruppe schalten werden. ❍

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Weltbund-Tagung 2012

Heuer finden die Konferenz und die Generalversammlung des Auslandsösterreichertreffens vom 6. bis 9. September in Graz statt. Kontakt: Dr. Irmgard Helperstorfer

Donnerstag, 6. September 2012 GENERALVERSAMMLUNG 09.00–18.00 Uhr Registrierung: im Foyer des Congress Graz, Konferenzort: Graz, Congress Graz, Eingang Sparkassenplatz, Sparkassenplatz 3, 8010 Graz Saal Steiermark, Eingang: Sparkassenplatz 3 Rahmenprogramm: Verbindliche Anmeldung unbedingt erforderlich! 14.00–16.00 Uhr Altstadtführung „UNESCO Weltkulturerbe Graz“: Sie entführt als Weltkulturerbe in längst Tagesordnung vergangene Jahrhunderte – wo sich Renaissance, Gotik und Barock die Hände reichen. 2003 1. Teil: Freitag, 7. Sept. 2012, Beginn 14.00 Uhr war Graz die Kulturhauptstadt Europas. Das Kunsthaus oder die Insel in der Mur sind 14.00 Uhr Begrüßung und Eröffnung der spektakuläre Zeugen. Treffpunkt: Landhaushof, Herrengasse 16, 8010 Graz Generalversammlung: 14.00–16.00 Uhr „Über den Dächern der Stadt – Schlossbergführung“: Der Schlossberg ist ein bewaldeter Präsident Dkfm. Ing. Gustav Chlestil wanderbarer Berg in der Altstadt. Eine Burg, die vor über 1.000 Jahren auf einem Felsvor- 14.10 Uhr Aktuelle Themen des Bundes­ sprung des Hügels stand, gab der Stadt ihren Namen. Aus dem slawischen Gradec für „kleine ministeriums für europäische und Burg“ wurde später Graz. Und aus der kleinen Burg eine mächtige Festung, die Napoleon internationale Angelegenheiten: 1809 sprengen ließ. Geblieben sind der Glockenturm und der Uhrturm. Gesandte Dr. Brigitta Blaha Treffpunkt: Landhaushof, Herrengasse 16, 8010 Graz Aktuelle Themen der Burgen­ 14.00–16.00 Uhr Stadtrundfahrt mit dem Cabriobus: Tour im Cabriobus vorbei an Grazer Hotspots, ländischen Gemeinschaft: moderiert von einem kompetenten Guide. Beschränkte Teilnehmerzahl. Präsident Hofrat Dr. Walter Dujmovits Treffpunkt: Landhaushof, Herrengasse 16, 8010 Graz 14.35 Uhr Genehmigung des Protokolls der 19.30–22.00 Uhr Empfang durch Herrn Landeshauptmann Mag. Franz Voves in der Alten Universität Graz, Generalversammlung 2011 in Wien Hofgasse 14, 8010 Graz 14.40 Uhr Aktuelle Themen des Weltbundes, Finanzbericht 2011 und Information Freitag, 7. September 2012 über die Arbeit des Vorstandes: 09.00–17.00 Uhr Registrierung: im Foyer des Congress Graz, Präsident Gustav Chlestil Eingang Sparkassenplatz, Sparkassenplatz 3, 8010 Graz 15.15 Uhr Kaffeepause Rahmenprogramm: Verbindliche Anmeldung unbedingt erforderlich! 15.35 Uhr Vortrag über ein aktuelles Thema 09.00–11.00 Uhr „Hof halten – die Innenhöfe der Grazer Altstadt“: Spaziergang durch repräsentative Höfe 16.00 Uhr Bericht der Generalsekretärin für den Adel, stimmungsvolle Klosterhöfe, Arkadenhöfe mit Sgraffito-Malerei oder versteckte Dr. Irmgard Helperstorfer Gärten und urige Gaststätten. Treffpunkt: Landhaushof, Herrengasse 16, 8010 Graz 16.15 Uhr Bericht der Rechnungsprüfer 09.00–11.00 Uhr „:“ ältestes öffentlich zugängliches Museum Österreichs und 16.30 Uhr Entlastung des Vorstandes größtes Universalmuseum in der Mitte Europas. Seit 2011 ist das Joanneumsviertel Herzstück 16.40 Uhr Ehrungen des zweitgrößten Museums Österreichs und setzt einen wichtigen städtebaulichen Akzent in 17.10 Uhr Verlesung und Behandlung von der Grazer Innenstadt. Treffpunkt: Landhaushof, Herrengasse 16, 8010 Graz Anträgen 09.00–12.00 Uhr „Schloss Eggenberg“: Bustransfer und Führung 17.45 Uhr Ende der Generalversammlung 1. Teil Schloss Eggenberg wurde ab 1625 errichtet. 365 Fenster, 31 Räume pro Stockwerk, 24 Prunkräume mit 52 Türen und insgesamt 60 Fenstern, 4 Ecktürme – alles Anspielungen 2. Teil: Samstag, 8. Sept. 2012, Beginn 14.30 Uhr auf die Zeit, auf Jahreszeiten, Wochen, Tage, Stunden, Minuten. Im Zeichen der Astronomie 14.35 Uhr Begrüßung und Eröffnung steht auch das Bildprogramm des ab 1678 vom Maler Hans Adam Weissenkircher ausge­ der Generalversammlung: statteten Planetensaals. Präsident Gustav Chlestil Treffpunkt: Landhaushof, Herrengasse 16, 8010 Graz 14.40 Uhr Vortrag 14.00–18.00 Uhr Generalversammlung 1. Teil Ort: Congress Graz, Saal Steiermark, Eingang Sparkassenplatz 15.30 Uhr Online-Plattform www.austrians.org / 19.30–23.00 Uhr Empfang des Bürgermeisters der Stadt Graz, Mag. Siegfried Nagl, im Congress Graz, Statusinformation Eingang Sparkassenplatz 16.15 Uhr Anregungen der Delegierten für den Weltbund (Bitte Wortmeldungen und Samstag, 8. September 2012 Themen vor Beginn der General­ 10.00–12.00 Uhr Festakt mit Auszeichnung des „Auslandsösterreichers des Jahres 2012“ versammlung bekannt geben, Ort: Congress Graz, Stefaniensaal, Eingang Sparkassenplatz Sprechzeit maximal 3 Minuten.) 12.15 Uhr Festessen auf Einladung des Bundesministers für europäische und internationale Angelegen- 17.15 Uhr Allfälliges heiten, Dr. Michael Spindelegger. Ort: Congress Graz 17.30 Uhr Ende der Generalversammlung 2. Teil 14.30–17.30 Uhr Generalversammlung 2. Teil Ort: Congress Graz, Saal Steiermark, Eingang Sparkassenplatz 20.30 Uhr Abschlussball des AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUNDES Ort: Congress Graz, Stefaniensaal und angrenzende Säle, Eingang Sparkassenplatz AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUND Sonntag, 9. September 2012 POSTGASSE 6 09.30 Uhr Evangelischer Gottesdienst Ort: Heilandskirche, Kaiser-Josef-Platz 9, 8010 Graz 1010 WIEN 10.00 Uhr Katholischer Gottesdienst im Grazer Dom, Burggasse 3, 8010 Graz ÖSTERREICH 12.00 Uhr Abschlussmittagessen Ort: Brauhaus Puntigam, Triester Straße 361, 8055 Graz Tel.: +43/1/533 52 86 Essen € 20,– auf eigene Rechnung; Getränke auf Rechnung des AÖWB. Fax: +43/1/533 52 86-4 Verbindliche Anmeldung unbedingt erforderlich! E-Mail: [email protected]

Änderungen vorbehalten Änderungen vorbehalten

ROTWEISSROT www.weltbund.at 9 Weltbund-Tagung 2012

Johann von Österreich: Vom Armeekommandant zum Mentor

Auf Befehl Erzherzog Johanns verteidigte Major Hackher den Grazer Schlossberg. Später wurde der Prinz zum weitblickenden Förderer der Grünen Mark. Werner Strahalm

m Frühjahr 1809 erwog der österreichi- I sche Kaiser Franz I. in einer Koalition mit England (5. Koalitionskrieg) einen erneu- ten Waffengang gegen Napoleon mit dem Ziel, seine uneingeschränkte Vormacht- stellung in Europa zu brechen. Da Napoleon überraschend schnell am Hauptkriegsschauplatz in Süddeutsch- land eintraf und die Österreicher in einer Reihe von Gefechten im Raum Regens- burg zurückgeworfen wurden, sollte der in Oberitalien operierende Erzherzog Jo- hann mit seiner Armee Erzherzog Karl, den militärischen Oberbefehlshaber und Bruder, unterstützen. Verfolgt vom italienischen Vizekönig Eu- gène de Beauharnais marschierte Johann in Richtung Osten. In Graz erfuhr Johann vom Sieg seines Bruders in Aspern über Napoleon. Der Erzherzog wollte sich hier mit dem aus anrückenden Korps von Feldmarschallleutnant Jellačić verei- nigen und über Ungarn nach Wien ziehen. Bei St. Michael stießen die Truppen Jellačić’ auf eine französische Vorhut. Das darauf folgende Gefecht dauerte etwa zehn Minuten, kostete die Österrei- cher zwei Drittel ihrer Mannschaft und öff- nete die Steiermark für die Franzosen, da Erzherzog Johann nach Westungarn ab- rücken musste. Davor hatte er aber die Verteidigung des Schlossbergs dem ­Major der Genietruppen (ähnlich den heu- Schlossberg: Sowohl der Blick hinauf als auch der Ausblick auf die roten Dächer ist einmalig. tigen Pioniertruppen) Franz Hackher zu Hart übertragen. Ihm war anbefohlen, die sen. Er selbst verschanzte sich mit seinen stellungen errichten. Am 9. Juni war Mac- Stadt und besonders den Berg möglichst Männern in der Schlossbergfestung. donald mit zwei Divisionen in Richtung lange zu halten. Macdonald bereitete sofort den Sturm auf Ungarn abgezogen, General Broussier Am selben Tag, als Johann die Stadt ver- den Schlossberg vor. Er forderte von der hingegen blieb mit einer starken Abteilung ließ, erreichten die Truppen der französi- Bevölkerung Munition, Sturmleitern, und dem halben Artilleriepark in Graz schen Generäle Grouchy und Macdonald Steigeisen, Krampen und Schaufeln. ­zurück. Nachdem Major Hackher zum Graz. Um die Stadt zu retten und deren Der General ließ einen Laufgraben aushe- wiederholten Mal die Übergabe des Beschießung zu vermeiden, musste ben und den ganzen Berg mit Feldwachen Schlossbergs verweigert hatte, kam es

Hackher die Stadt den Feinden überlas- umstellen und an drei Punkten Geschütz- zum Angriff auf das „Fort“. Graz © Tourismus

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Sturm auf den Schlossberg Broussier nach Graz zurück, um nach In der Nacht vom 13. zum 14. Juni Punkt dem achten vergeblichen Sturmlauf ge- 24 Uhr begann das Bombardement des gen den Schlossberg die Stadt am 24. Berges. Die Grazer zählten in einer Stun- wieder zu verlassen. de bis zu 90 Kanonenschüsse. Durch die Beschießung entstanden an den Gebäu- Belagerungsgeneral lobt die Grazer den der Festung erhebliche Schäden. Ein Nach weiteren Gefechten in der unmittel- Teil der Mannschaft musste zur Feuerbe- baren Umgebung von Graz zogen die kämpfung abgestellt werden, da einige Franzosen ab. Am 2. Juli war Major Hack- Granaten gefährliche Brände verursach- her wieder Herr der Stadt. Die Franzosen ten. Weil die französische Armee, die über hatten Graz sieglos verlassen, nicht ohne Der steile Schlossberg mit seinen Verteidi- keinerlei Belagerungsartillerie, sondern dass der Belagerungsgeneral Broussier gungsanlagen hielt so manchen Feind ab. nur über Feldgeschütze verfügte, nicht so- den Bürgern der Stadt in einer öffentli- fort ihre Geschütze richtig justieren konn- chen Ansprache unter freiem Himmel für alle Vorbereitungen zur Schleifung der te, schoss sie sehr oft über den Berg hin- ihr faires Verhalten in den letzten Wochen Anlage. Mit der Minenlegung waren 300 weg und beschädigte dabei die Häuser gedankt und ihnen freundlich nahegelegt Mann beschäftigt. Am 11. November der Sackstraße und sogar die der Murvor- hatte, seine etwa 2.000 nicht transport­ musste der Berg geräumt sein, und am stadt am gegenüberliegenden Murufer. fähigen, schwer verwundeten Landsleute 16. begannen die Sprengungen. Mehrmals versuchte der Feind in der gesund zu pflegen. Nacht den Berg zu stürmen, aber die Die Entscheidung des Krieges fiel jedoch Uhr- und Glockenturm von der ­Österreicher konnten alle Angriffe zurück- im Osten in der Schlacht bei Wagram – ­Bürgerschaft freigekauft schlagen und den Franzosen schwere unabhängig von den Ereignissen in Graz. Als man daranging, den Uhr- und den Die zahlenmäßig wesentlich schwächeren ­Glockenturm zu sprengen, erreichte eine Österreicher wurden nach erbittertem Abordnung unter Wilhelm Klein, Vorstand „Unvergessen lebt im Volk, ­Widerstand geschlagen (5./6. Juli). Erz- des Grazer Handelsstandes, und Bürger- der des Volkes nie vergaß.“ herzog Karl musste am 12. des Monats meister Wiesenauer vom französischen Anastasius Grün (am Erzherzog- ­einen Waffenstillstand schließen. Der Stadtkommandanten Macdonald gegen Johann-Brunnen in Graz) Feind konnte folglich kampflos die ganze eine Entschädigung von 2.978 Gulden und Steiermark besetzen. 41 Kreuzern die Rettung der Wahrzeichen. Am 21. Juli erschienen unter Macdonald Mittels einer Urkunde vom 24. November Verluste zufügen. Rollgranaten, durch erneut die Franzosen in der Landeshaupt- 1809 erhielten die Grazer die beiden Tür- Ketten verbundene Steinkugeln, verhin- stadt. Aufgrund der Bestimmungen des me samt Glocke und Uhr übereignet. derten den Einsatz der Sturmleitern. Znaimer Waffenstillstandsabkommens Nach erledigter Arbeit verließ die Spreng- Hauptmann Cerrini verteidigte auf eige- musste Erzherzog Johann Major Hackher mannschaft den Berg und zusammen mit nen Wunsch trotz einer Verletzung die die Räumung der Schlossbergfestung be- der gesamten französischen Besatzung durch ihre niedrige Bauweise am stärks- fehlen. Die Besatzung erhielt freien Abzug am 4. Jänner 1810 die Stadt. Zurück blieb ten gefährdete Bürgerbastei. Durch den und rückte mit allen militärischen Ehren eine total verarmte Bürgerschaft, die zu- gezielten Beschuss der französischen und fliegenden Fahnen ab. Hackher er- sätzlich an einer vom Feind eingeschlepp- Geschützstellung vor dem Paulustor ge- hielt für seine heldenhafte Verteidigung ten Typhusart zu leiden hatte. lang es den Österreichern, diese zu zer- das Kreuz des Maria-Theresien-Ordens Doch Napoleons Stern begann rasch zu stören. Auch die Batterie vor der Harrach- verliehen und wurde in den Freiherrn- sinken. Nach seiner Niederlage und dem gasse ging den Belagerern verloren. Der stand erhoben. (ersten) Pariser Frieden 1814 trafen sich letzte Sturmangriff erfolgte am 17. Juni – die gekrönten Häupter Europas mit ihren der Geschützkampf dauerte unvermindert Am Schlossberg weht die Trikolore Ministern in Wien (Wiener Kongress, drei Tage lang an. Um Mitternacht zog Die Trikolore wurde nun täglich auf dem Broussier aus der Stadt ab, denn ein Schlossberg hochgezogen. Die Bestim- ­österreichisches Korps unter Graf Gyulai, mungen des folgenden Friedens von dem Banus von Kroatien, näherte sich Schönbrunn (Oktober 1809) waren er­ Laukhardt

/ von Süden. drückend. Neben großen Gebietsverlus- Major Hackher nützte die Gelegenheit, ten wurde Napoleon auf seinen persönli- um französische Laufgräben, Schanzen chen Wunsch hin der Abbruch der unbe- sowie Geschützstellungen unbrauchbar zwungenen Grazer Schlossbergfestung zu machen und sich mit neuem Proviant zugestanden. Marschall Macdonald, in-

© Sammlung © Strahalm zu versorgen. Am 23. Juni kehrte General zwischen Herzog von Tarent, veranlsste

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war der Grundstock für das steirische Landesarchiv geschaffen. Das Joanneum war ursprünglich nicht als Museum gedacht. So hieß es im ersten Jahresbericht von 1812, dass die Lehre der Hauptzweck des Instituts sei, und es ist sicherlich kein Zufall, dass sich aus die- ser Einrichtung das erste Realgymnasium der Steiermark (1845), dann die Monta­ nistische Hochschule (1840 bzw. 1849) und die Technische Hochschule (1874) herauskristallisierten. 1887 wurde das ­Joanneum von Landeshauptmann Gun­ dakar Graf Wurmbrand zum steirischen Landesmuseum umgestaltet. Das Hauptgewicht legte der Stifter auf die Naturwissenschaften und die Technik. Die Lehrkräfte bezahlte Erzherzog Johann zum Teil selbst. Bedeutende Kapazitäten wie Friedrich Mohs, der Urheber der mine- ralogischen Härteskala, oder Wilhelm von Engerth, der die erste Gebirgslokomotive baute, wirkten am Institut.

Weiterbildung durch Zeitschriften Zu den weiteren Wünschen des Erzher- zogs zählte die Einrichtung eines Lesever- eins am Joanneum, der seine Mitglieder, im Gegensatz zum Grazer Adelskasino, weiterbilden und nützliche Kenntnisse Der Erzherzog veranlasste u. a. die Einrichtung eines Lesevereins im Landesmuseum Joanneum. verbreiten sollte. Damals war es beson- ders schwierig, die Regierung dafür zu 1814/1815), um eine dauerhafte europäi- geschichte, Chemie, Ökonomie und Tech- ­gewinnen, da die meisten Bücher und sche Nachkriegsordnung zu beschließen – nologie im Rahmen des Lyzeums zu grün- Zeitschriften im Ausland angekauft wer- als Gastgeber fungierte Kaiser Franz I. den. 1811 kam es zur Gründung des Joan- den mussten. Während zur Zeit ­Josephs II. von Österreich. neums, das derzeit nicht nur das älteste in Graz fünf Zeitungen existierten, gab es und – nach dem Kunsthistorischen Muse- nun nur mehr die sorgfältig kontrollierte Triebkraft Erzherzog Johann um in Wien – zweitgrößte Museum Öster- „Grätzer Zeitung“. Und gerade der Bruder des Kaisers, Erz- reichs, sondern auch das größte seiner Ebenfalls ein Anliegen des Prinzen war herzog Johann von Österreich, sollte im Art in Mitteleuropa ist. die Gründung einer für die breiteren 19. Jahrhundert zum großen Förderer von Schichten bestimmten Zeitung. 1812 be- Kunst, Kultur und Wissenschaft in der Gründung des Joanneums gann schließlich der aus Graz stammen- ­gesamten Steiermark werden. Für dieses Unternehmen erwarb das Land de Schriftsteller und Maler Ignaz Koll- Stellvertretend für die vielen fortschritt­ trotz seiner schlechten finanziellen Lage mann die Zeitungsbeilage „Der Aufmerk- lichen und damals sehr modernen Einrich- den Lesliehof in der Raubergasse. Am same“ herauszugeben, die über 30 Jahre tungen sowie Institutionen, die der Prinz 11. Juli 1811 stellte der Erzherzog den bestand. Nach langjährigen Bemühungen ausschließlich als Privatmann gründete Ständen über die von ihm gespendete gelang es dem Leseverein, die „Steyer- und unterstützte, soll hier auf das Joan­ Sammlung eine Schenkungsurkunde aus märkische Zeitschrift“ ins Leben zu rufen neum (heute Universalmuseum Joan­ und ernannte den Grafen Ferdinand (1821), die eine Vereinigung der geistes- neum) näher eingegangen werden. ­Attems, den Abt des Stiftes Admont, Gott- wissenschaftlichen und naturwissen- Bereits 1808 hatte Johann die Absicht, hard Kugelmayr, sowie Johann von Kalch- schaftlichen Fächer verwirklichte und füh- seine Bibliothek und seine in Schönbrunn berg zu den ersten Kuratoren. Durch ge- renden Vertretern dieser Fächer breiten aufgestellten Sammlungen nach Graz zu zieltes Sammeln auch von Urkunden, Raum für Meinungsäußerungen und Dis-

bringen und hier ein Museum für Natur­ Dokumenten, Handschriften und Akten kussionen bot. Fotolia/Ernst © Pieber

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Das Kunsthaus Graz gilt als neues architektonisches Wahrzeichen der Stadt. Sein Ausstellungsprogramm thematisiert die zeitgenössische Kunst.

Unabhängigkeit von Wien stadt“ anzusuchen. Schon 1993 hatte Das Joanneum und der Leseverein er- Graz einen erfolgreichen „Europäischen möglichten es Graz, als erste Provinz- Kulturmonat“ veranstaltet. hauptstadt von Wien unabhängig zu wer- Aber als im Jahr 1999 die Altstadt von der den, was folglich zu einem verstärkten UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt ­Eigenleben führte. Auch auf dem Gebiet ­wurde, rückte Graz ins internationale der Musik begann eine selbstständige Rampenlicht und trat schließlich als ein­ Entfaltung. Anfang des Jahres 1815 zige „Kulturhauptstadt Europas“ 2003 in schlossen sich 30 Akademiker zu einer die Fußstapfen von Athen, Glasgow oder Musikgesellschaft zusammen; Ende des Weimar. Jahres waren bereits 80 Mitglieder ein­ Das ganze Jahr wurde ein anspruchsvol- geschrieben, und zwei Jahre später grün- les Programm mit vielen internationalen deten die Brüder Hüttenbrenner einen Schwerpunkten in allen Bereichen der Musik­verein mit einer Musikschule, des- Kunst und Kultur geboten. Das Kunsthaus sen Protektor Erzherzog Johann wurde. des britischen Architektenduos Peter Cook und Colin Fourniers zählt zu den Aufbruch ins 21. Jahrhundert spektakulärsten Neuerungen, die in der Der vielfältige wissenschaftliche und geis- Stadt errichtet wurden. Aber auch die tige Aufbruch, dessen Wurzeln unzweifel- Murinsel – entworfen von Vito Acconci – haft im Jahrhundert Erzherzog Johanns setzt neben anderen Projekten einen un- Erzherzog Johann, Förderer der Wissenschaft, zu finden sind, bewog die Stadtväter, in übersehbaren Akzent in der Architektur Kunst und Kultur in der Steiermark. Er holte die

© Graz © Tourismus, Kulturamt-Stadtarchiv Brüssel um den Titel einer „Kulturhaupt- von Graz. ❍ bedeutendsten Männer seiner Zeit ins Land.

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Schloss Eggenberg

Die vier Abteilungen des Universalmuseums Joanneum bilden ein attraktives Gegengewicht zu den Sammlungen moderner und zeitgenössischer Kunst in der Innenstadt. Barbara Kaiser

as Archäologiemuseum bewahrt die D ältesten Artefakte des Landes und kann gerade für die Ur- und Frühgeschich- te mit Beständen von Weltrang aufwarten. Die Sammlungen der Alten Galerie er- schließen das künstlerische Erbe des Lan- des vom Mittelalter bis zur Aufklärung. Die Faszination des in Eggenberg konzentrier- ten musealen Angebots besteht jedoch in der Verbindung der hier präsentierten Ausstellungen mit der herausragenden kulturhistorischen Eigenart des Schlosses selbst, das seit 2010 UNESCO-Weltkultur- erbe ist. Mit seiner vollständig erhaltenen barocken Beletage und den umgebenden Gartenanlagen stellt es ein erstrangiges Gesamtkunstwerk dar, das vom Spätmit- telalter bis zur Romantik reicht.

Fürstliche Residenz Nach 1625 vom Norditaliener Pietro de Pomis als Residenz des kaiserlichen Statthalters Hans Ulrich von Eggenberg (1568-1634) um einen mittelalterlichen Kern errichtet, sollte das Schloss ein deut- liches Zeichen setzen. Es ist politische ­Architektur, anspruchsvolle Legitimation für die Herrschaft einer Familie und de- monstrativ am spanischen Escorial – dem Herzstück des katholischen Europa – ­orientiert. Mit seiner fast klösterlich anmu- tenden Strenge und Nüchternheit ist es Spiegel eines politischen Ideals – des tu- gendhaften, ­gelehrten Regenten – und ­reflektiert den ganzen Kosmos humanisti- scher Bildung, wie er in Kunst und Litera- Das Schäferzimmer mit Raunachers pastoralen Szenen und das Galeriezimmer in barocker Hängung. tur jener Zeit beschworen wurde. Das Haus ist als riesiges Gleichnis erbaut, ein Manier Stuckdekoration und Malerei zu stellt Eggenberg ein erstrangiges, authen- symbolisches Abbild des Universums, in ­einem Gesamtkunstwerk verschmelzen tisches Zeugnis für frühbarockes Weltver- dem der gelehrte Bauherr seine Vorstel- lässt: eine kostbare Folge von 25 Räu- ständnis dar, das einen seltenen Einblick lung einer idealen Welt in einer Epoche men, die das gesamte zweite Oberge- in das intellektuelle Selbstverständnis von Chaos und Auflösung formuliert. schoß einnehmen. In seiner Disposition ­einer Epoche ermöglicht. Die Ausstat- Entscheidend für den Rang von Schloss ist dieses Ensemble mit dem riesigen tungsphasen von Barock und Rokoko ver- Eggenberg als Raumkunstwerk ist ein ­Zyklus von über 500 Deckengemälden binden sich hier zu einer untrennbaren überaus anspruchsvolles und komplexes von singulärem Rang. Ungeachtet einiger Einheit von höchstem Reiz und selten so Bildprogramm, das in typisch barocker Veränderungen des 18. Jahrhunderts ungestörtem Erlebniswert.

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Im Wesentlichen geht die Ausstattung des Piano nobile auf Hans Ulrichs Enkel, Fürst Johann Seyfried von Eggenberg, zurück. Herausragenden Anteil daran hat der in Venedig geschulte Hofmaler Hans Adam Weissenkircher (1646–1695). Mit der ma- lerischen Ausgestaltung des zentralen Planetensaals hat er ein wegweisendes, in Österreich Schlüsselbedeutung bean- spruchendes Denkmal für die Rezeption des venezianischen Barock und damit der italienischen „grande maniera“ in Mittel­ europa geschaffen.

Das 18. Jahrhundert Nach der Fertigstellung der fürstlichen Residenz in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts erfuhr das Haus lediglich eine partielle Umgestaltung. 1754 gab die letzte Fürstin Eggenberg die Neuausstat- tung der Interieurs in Auftrag. Der Zyklus von Deckengemälden und der Festsaal blieben dabei jedoch unberührt. Erneuert wurden Meublage und ­Wanddekorationen, von denen besonders fünf Zimmer, die der Grazer Maler Johann Baptist Anton Der Eggenberger Rosenhügel, eine biedermeierliche Caprice des Schlossherrn Jerôme Herberstein, ­Raunacher nach 1757 mit großformatigen bildet im Juni mit der Pracht seiner alten Rosen einen blühenden Höhepunkt des Gartens. Wandgemälden gestaltet hat, hervorste- chen. Durch heitere Gesellschaftsszenen er eine Hommage an Ôsaka, die blühen- ner Zeit verkörpern sollte: „... ein vollkom- mit illusionistischen Ausblicken in den de Residenzstadt von Toyotomi Hideyoshi menes, der Mannigfaltigkeit der Natur Garten und die freie Landschaft erfährt (1536–1598), ist, der nach einem Jahr- nachgebildetes Landschafts=Gemälde“. der dunkle Nordflügel des Hauses eine hundert von Krieg und Zerstörung die Ein- Mit seinen großzügig gestalteten Baum- besondere Aufwertung und Belebung. heit Japans wiederherstellte und für eine gruppen und Wiesenräumen, seinen ma- Raunachers bunte, charmante Genresze- wirtschaftliche und kulturelle Blüte sorgte. lerischen Szenerien zeugt er heute noch nen zu Jagd und Kartenspiel, Commedia Der Paravent ist eine einzigartige Darstel- von einer Parkpoesie, die nur an wenigen dell’arte und ländlicher Unterhaltung bei lung dieser prosperierenden Hauptstadt, Stellen Österreichs so ursprünglich erhal- Musik und Tanz illustrieren die Vergnü- die nur wenige Jahrzehnte, bis 1615, be- ten geblieben ist. Seit 2003 ist er Gegen- gungen seiner Auftraggeber und erzählen stand und von der so gut wie keine Bild- stand eines Parkpflegewerks, das die von der Nutzung der Räume selbst. Drei zeugnisse erhalten sind. Er ist also nicht schrittweise Restaurierung des histori- „indianische Kabinette“ illustrieren die nur ein außergewöhnlich kostbares kultur- schen Gartens definiert. Höhepunkt die- ­Liebe des 18. Jahrhunderts zu exotischen historisches Dokument, sondern wohl ser Arbeiten war die Rekonstruktion von Interieurs: Chinesisches Porzellan und auch der älteste in Europa in situ ­erhaltene Herbersteins individuellster Schöpfung, P. Gradischnigg P.

/ Seidenmalereien, vor allem aber die Bah- Stellschirm. des Eggenberger ­Rosenhügels. nen eines einzigartigen japanischen Stell- Beschattet von einem Parapluie „im chi- schirms der Momoyama-Periode sind hier Der Landschaftsgarten nesischen Style“ windet sich ein Weg N.Lackner

/ zu kostbaren Ensembles von bizarrer Vom barocken Garten, der das Schloss im durch malerisch kontrastierende Flächen Jare

/ Schönheit vereint. Dieser Stellschirm, 18. Jahrhundert umgeben hat, sind nur von alten Strauchrosen und dunklen Koni- Ôsakajô zu byôbu, zählt zu den aufre- noch wenige Spuren erhalten. Das Haus feren und kombiniert so den Charakter gendsten Entdeckungen der letzten Jah- liegt heute in einem weitläufigen Land- ­eines Rosariums mit dem eines immer- re. Der schon im 17. Jahrhundert von den schaftspark, der in der Zeit der Romantik grünen Shrubbery. 2007 detailgenau re- Fürsten Eggenberg erworbene Paravent nach 1820 angelegt wurde. Jerôme Graf konstruiert, ist er nunmehr zum blühenden wurde später in Einzelbahnen zerlegt und Herberstein, ein junger Gartenenthusiast, Höhepunkt des Gartens angewachsen. ❍ in die Wandbespannung des Japanischen ließ hier eine Landschaft im englischen http://museum-joanneum.at/

© Universalmuseum © Joanneum Kabinetts montiert. Heute weiß man, dass Stil anlegen, die die Idealvorstellung sei- de/schloss_eggenberg

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Die Grazer Alte Uni: Von Theo­ logie zum Veranstaltungs­zentrum

Revitalisierung auf Grazer Art: Aus der altehrwürdigen Jesuiten-Universität im Bereich der Stadtkrone wurde ein prachtvolles und modernes Veranstaltungszentrum. Werner Strahalm

ie Tendenz Innerösterreichs, des D größten Teilstaates des Heiligen Rö- mischen Reiches mit der Hauptstadt Graz, sich im 16. Jahrhundert immer mehr dem Protestantismus zuzuwenden, wollte der habsburgische Landesfürst Erzherzog Karl II. mit der Gründung einer den Jesui- ten unterstellten Universität unterbinden, ein Gegengewicht zu den protestantisch dominierten Stiftsschulen der Landstände schaffen und damit die Rekatholisierung des Landes vorantreiben.

Gründung am 1. Jänner 1585 Die bereits in den 1560er Jahren geplan- te Gründung wurde immer wieder durch ­finanzielle und andere Schwierigkeiten gehemmt. Letztendlich setzte Erzherzog Karl den 1. Jänner 1585 als Gründungs- datum fest, doch erst am 14. April 1586 wurden Stiftungsbrief, Szepter und Siegel Die Aula bzw. der große Bibliothekssaal wurden renoviert und wieder zugänglich gemacht. dem Ordensprovinzial und dem ersten Rektor Pater Blyssem überreicht, nach- Die Hörsäle befanden sich zuerst in den dem Anfang des 20. Jahrhunderts durch dem die unerlässlichen päpstlichen und Kollegiumsräumen der Jesuiten (heute viele Jahrzehnte hindurch als Depot des kaiserlichen Genehmigungen erteilt wor- das Priesterseminar), erst 1607 übersie- Steiermärkischen Landesarchivs, bis man den waren. delte man in ein neu errichtetes Gebäu- die Räumlichkeiten im Jahr 2005 prachtvoll Dem innerösterreichischen Landesfürs- de, das bis heute in den Grundzügen er- renovierte und wieder – besonders für Re- ten schwebte ursprünglich eine Volluni- halten geblieben ist. präsentationszwecke – der Öffentlichkeit versität mit vier Fakultäten vor, doch es zugänglich machte. Die Secco-Dekora­ sollten anfänglich nur zwei werden. Die Vorbild für Ungarn tionsmalerei von Joseph Gebler (1779) theologische Fakultät hatte die Aufgabe, Besondere Bedeutung erhielt die Univer­ strahlt mit ihren Blumenbuketts, Blumengir- für die Schaffung eines neuen, verläss­ sität für Ungarn. Unter den Professoren in landen und Vasen in einer neuen, frischen lichen Klerus zu sorgen, und die artis­ Graz befand sich auch der spätere Kar­ Farbenpracht, die jeden/jede Besucher/ tische Fakultät befasste sich mit der dinal Péter Pázmány, der zum Träger der Besucherin sofort in ihren Bann zieht. ­Lehre der „Freien Künste“ – den philo­ Gegenreformation in Ungarn aufstieg. Auf sophischen Disziplinen. sein Betreiben hin errichtete man nach Gelungene Revitalisierung Die Anfänge waren recht bescheiden. Für Grazer Vorbild die Universität Tyrnau (gegr. Die Neuadaptierung gilt als exzellentes das Jahr 1586 scheinen nur sieben Stu- 1635), die letztlich nach Ofen bzw. Pest Beispiel für die Revitalisierung wertvoller denten in den alten Matrikeln auf, deren übertragen wurde. Nach dem Neubau der historischer Bausubstanzen, die beson- Zahl stieg jedoch rasch an. Als erster ­Hörer Universität im 19. Jahrhundert und der ders im Bereich der Grazer Stadtkrone war form- und ehrenhalber der damals ­damit verbundenen Aussiedelung der außerordentlich wichtig ist und gleichzei- achtjährige Erzherzog Ferdinand – der ­Fakultäten dienten die Aula bzw. der große tig eine neue Zeitspanne für die Nutzung Werner Krug spätere Kaiser – eingetragen. Bibli­o­thekssaal der Alten Universität ab der Alten Universität ankündigt. ❍ ©

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Hans Nawiasky

1. Präsident des Weltbundes – ein führender Rechtsgelehrter des 20. Jahrhunderts. Günter Düriegl

m 24. August 1880 wurde Hans hatten politische Bemühungen von Öster- A ­Nawiasky in Graz geboren, am 11. reichern in Brasilien während des Krieges August 1961 starb er in St. Gallen in der und nach Kriegsende dazu beigetragen, Schweiz. Es ist also, so scheint es jeden- dass Brasilien das erste Land war, das bei falls, kein ins Auge fallender Jahrestag, da den Vereinten Nationen seine Stimme für wir dieses bedeutenden österreichischen die Freiheit Österreichs erhoben hatte. Rechtsgelehrten gedenken. Andererseits war gerade die Schweiz für Nach dem Studium der Rechts- und seine vorbildlichen Auslands-Schweizer- Staatswissenschaften in Wien nahm er Vereinigungen bekannt. Der österreichi- bereits 1910 die Lehrtätigkeit an der Uni- sche Gesandte in Bern, Carl Wildmann, versität Wien als Privatdozent auf. Es war wusste um deren Gewicht für die Schweiz die Zeit, in der Hans Kelsen, der spätere und vertrat geradezu leidenschaftlich die Architekt der Österreichischen Bundes- Idee, Vergleichbares für Österreich ins Le- verfassung von 1920, die großteils bis ben zu rufen. Und so berief auf Anregung heute Gültigkeit hat, die dem Rechtsposi- der „Vereinigung der Österreicher in der tivismus folgende „Reine Rechtslehre“ be- Schweiz und Liechtenstein“ der österrei- gründete. Dieser blieb Hans Nawiasky, chische Außenminister Karl Gruber ­eine Positivist durch und durch, immer verbun- „Delegierten-Tagung der Auslandsöster- den, entwickelte aber daraus eine allge- reicher“ für die Zeit vom 11. bis 13. Sep- meine Rechtslehre und eine allgemeine tember in Dornbirn ein. Der „Zentralver- Staatslehre, in der der Staat als Idee, als band der österreichischen Vereine im soziale Tatsache und als rechtliches Ausland“ wurde gegründet. ­Phänomen betrachtet wird. Die Gründung erfolgte auf österreichi- schem Boden, nahe der Schweizer Gren- Ein Rechtspositivist ze. Unter Bedachtnahme auf das von den 1919 wurde er an die Universität München vier Alliierten besetzte Österreich wurde berufen, 1928 zum Ordinarius ernannt der Hauptsitz des Zentralverbandes nach und 1929 mit der Leitung des neu errich- Zürich verlegt. Hans Nawiasky wurde der teten Instituts für Reichs-, Landesstaats- Der Rechtsgelehrte Hans Nawiasky. erste Präsident und blieb es bis zum Jahr und Verwaltungsrecht betraut. Als wich- 1957. tigster staatsrechtlicher Berater der baye- der Schweiz wieder auf und wurde in der rischen Staatsregierung wurde Hans Folge zum Wegbereiter der bayerischen 60 Jahre Weltbund Nawiasky immer mehr zur Zielscheibe na- Landesverfassung und des deutschen Und so relativiert sich der oben formulier- tionalsozialistischer Angriffe. Nach einem Grundgesetzes. Aber nicht nur der demo- te Anschein, es gäbe keinen ins Auge fal- Überfall auf seine Wohnung in den ersten kratische Wiederaufbau Deutschlands lenden Jahrestag, der Persönlichkeit Tagen der „Machtübernahme“ 1933 wur- war Hans Nawiaskys Anliegen, auch am Hans Nawiaskys zu gedenken. Mit ihm er- de er vertrieben und fand schließlich Zu- Schicksal des in vier Besatzungszonen innern wir in diesem Jahr, da das Auslands­ flucht in St. Gallen. Hier gründete er das geteilten Österreich nahm er Anteil. Als österreichertreffen in Graz stattfinden „Schweizerische Institut für Verwaltungs- 1952 der „Zentralverband der österreichi- wird an den sechzigjährigen Bestand des kurse“ (heute: Institut für Rechtswissen- schen Vereine im Ausland“, der Vorläufer Weltbundes. schaft und Rechtspraxis, HSG) und präg- des AUSLANDS­ÖSTERREICHER- Aber, bedenkt man Leben und Wirken des te das öffentliche Recht mit seiner inter- WELTBUNDES in Dornbirn gegründet herausragenden Rechtsgelehrten Hans disziplinären und grenzüberschreitenden wurde, war Hans Nawiasky führend dabei. Nawiasky, dann bedarf es keiner Jahres- Denk- und Arbeitsweise nachhaltig. Nach Es gab gute Gründe, eine solche Vereini- tage an ihn zu erinnern, immer gibt es gu- Kriegsende nahm er seine Professur in gung ins Leben zu rufen. ten Grund für Auslandsösterreicherinnen München unter Beibehaltung seiner Le- Man wusste um das Gewicht, das öster- und Auslandsösterreicher, ihn nicht zu SZ Photo/SZ Photo/picturedesk.com

benswelt und seiner Verpflichtungen in reichische Stimmen im Ausland hatten: So vergessen. ❍ ©

18 www.weltbund.at ROTWEISSROT Nachruf

Cissy Kraner ist gestorben

Geboren wurde die Chansonette am 13. Jänner 1918 in Wien. Michael Mössmer

ie Lotte Tobisch-Labotyn, die Präsi- W dentin von „Künstler helfen Künst- lern“, am 2. Februar bekanntgab, ist die Chansonette, Schauspielerin und Kabaret- tistin Cissy Kraner tags zuvor im Badener Hilde-Wagener-Künstlerheim gestorben, wo sie die letzten Jahre gelebt hat. Sie sei, so hieß es, „ruhig entschlafen“. Gisela Kraner studierte in Wien Gesang und war u. a. im Deutschen Theater und am Raimundtheater als Soubrette enga- giert. Danach war sie in der Kleinkunst- bühne „ABC“ und anderen literarischen Kabaretts tätig, bevor sie als Soubrette nach Scheveningen (Holland) ging und von dort an die „Arena“ in Rotterdam en- gagiert wurde. Nach ihrer Rückkehr nach Wien 1938 probte sie kurz an der Wiener Volksoper, zu einer Aufführung kam es nicht mehr. Kraner wurde für ein Gastspiel der Revuebühne „Femina“ in Bogotá ­engagiert und verließ am 14. Juni 1938 Wien. Nach Ende des Gastspiels „Vamos a Colombia“, in dem sie Triumphe feierte, ging sie zusammen mit ihrem späteren Ehemann Hugo Wiener nach Caracas, Venezuela. Kraner schlug sich als Steno- typistin und Verkäuferin durch, eröffnete einen Zigarettenladen und trat gemein- sam mit ihrem Partner als Sängerin bei „Wiener Abenden“ auf. 1943 heirateten Kraner-Wiener und eröffneten im selben Jahr eine kleine Bar, „Johnny’s Music- Box“, die bald sehr populär war. Dort sang Kraner Chansons ihres Ehemannes in Cissy Kraner und Hugo Wiener – wie sie über Jahrzehnte Tausende Menschen mit ihren Auftritten fünf Sprachen (Spanisch, Englisch, Fran- begeistert haben. Diese Aufnahme stammt aus einem Programm, das der ORF 1991 im K & K zösisch, Deutsch, Holländisch). ­Theater am Naschmarkt aufgezeichnet hat.

Zurück in Wien tion überaus populär wurden, etwa „Der sie auch weiterhin Chansonabende, trat 1948 kehrte das Ehepaar nach Wien Nowak lässt mich nicht verkommen“, als Kabarettistin u. a. im „Würfel“ (1966/67) ­zurück, wo Kraner noch im selben Jahr für „Eine verzwickte Verwandtschaft“, „Ich und wieder im „Simpl“ (1971–1974) auf. ein Gastspiel auf der Bühne des „Simpl“ wünsch mir zum Geburtstag einen Vor- Nach dem Tod Hugo Wieners 1993 gas- stand, das zwischen 1950 und 1965 ihr derzahn“ und „Ich kann den Novotny nicht tierte Cissy Kraner mit „ihren“ Chansons Hauptbetätigungsfeld wurde. Sie trug dort ­leiden“. Ab 1965 war Kraner vor allem in in Begleitung Herbert Prikopas und wirkte u. a. Chansons ihres Partners Hugo Wie- Rundfunk-, Fernseh- und Bühnenproduk- weiterhin als Schauspielerin. ner (der sie auch am Klavier begleitete) tionen als Schauspielerin und Sängerin zu Für die Biografie danken wir herzlich dem

© ORF/Peter © Kurz vor, die durch ihre einzigartige Interpreta- sehen. Gemeinsam mit Hugo Wiener gab www.kabarettarchiv.at in Graz. ❍

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Das Literatencafé

Das Kaffeehaus war Zweitwohnsitz und Stammtisch berühmter und vergessener Dichter und bewahrt den legendären Ruf österreichischer Gemütlichkeit bis heute. Hans Haider

letzt Herausgeber der „Wochenpresse“, idealisiert und wohl noch vor dem Krieg kennengelernt hat: als „Ort, um das Denk- handwerk zu lernen“. Und wäre es das Schachspiel – das Wiener Kaffeehaus ist nicht erst heute ein Info-Basar. Das Griensteidl am Michaelerplatz ist beliebt, weil die Redaktion des „Standard“ ums Eck und die Regierung nicht weit ist. Das Café Central im Palais Ferstl wurde 1986 im alten Stil wiedereröffnet mit einer ­Peter-Altenberg-Puppe am Klavier als Stammgäste-Reminiszenz. Von 1907 bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs zog dort Leo Trotzki als Flüchtling Lehren aus der gescheiterten Revolte von 1905. „Wer soll denn schon Revolution machen? Viel- leicht der Herr Bronstein aus dem Café So berühmt wie das Hotel Sacher ist auch das Café Sacher – und die Sachertorte. Central?“, witzelte der konservative Par- teiführer Clam-Martinic, 1916 von Kaiser rundverschiedene Rollenspieler im Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof ­geleitet. Karl als Ministerpräsident berufen; 1917 G Café Bräunerhof in der Stallburg­ War das Bräunerhof in der Stallburggasse hat Lew Bronstein den böhmischen gasse: Stammgast Thomas Bernhard bri- Literatencafé? Nein, nur für die Bernhard- ­Grafen blamiert. tisch elegant und unnahbar, jeden neu Adoranten auf der Pirsch nach ihrem Ob- Eintretenden blitzschnell nach Merkmalen jekt. Dichterin Elfriede Gerstl konnte man Wenn man gesehen werden will von Rang und Stand prüfend, sein von im Café Korb auf der Brandstätte treffen. Im Landtmann neben dem Burgtheater Krankheit gezeichnetes Basiliskengesicht Robert Schindel, Erzähler und ­Lyriker, und im Sluka neben dem Parlament ver- rasch hinter der Zeitung verbergend, so- sitzt gewöhnlich im Café Zartl im 3. Bezirk abreden sich Politiker und Journalisten, bald er fürchtete, von einem Verehrer in der Rasumofskygasse nahe bei der wenn sie gesehen werden wollen, im ­Eiles ­angesprochen zu werden; und der leutse- letzten Wiener Adresse von ­Robert Musil am Beginn der Josefstädter Straße kon- lige, schon vormittags am Wodka hängen- und dem Architekturjuwel Villa Wittgen- sultiert man Rathausbeamte, das Café de Stammgast Alfred Hrdlicka, Großbild­ stein-Stonborough. Die Poetessa Friede- Rathaus ist voll mit Advokaten, die zu hauer und Zeichner, mit seiner voluminö- rike Mayröcker macht ihre Termine am ­Gericht müssen. Gegenüber der Börse sen Muse. liebsten im Tirolerhof bei der Alber­tina; mit gibt es das alte Café Schottenring, doch Ernst Jandl, der im Jahr 2000 gestorben die Börsianer bevorzugen längst italie- Mayröcker, Schindel, Jelinek ist, pilgerte sie jahrzehntelang ins Café nisch gestylte Snackbars. Wer eine dis- Beide sind tot. Thomas Bernhard, aristo- Museum am Karlsplatz. Bittet man die No- krete Kulisse für den Big Deal sucht, ver- kratisch selbststilisiert, wünschte sich belpreisträgerin Elfriede Jelinek zu einem kriecht sich im Café im Hotel Imperial. 1989 ein Begräbnis ohne Publikum und Gespräch, kommt sie gern aus Penzing Aber nicht vor oder nach einem Philhar- Ritual. Der unbeirrbare Kommunist Alfred über den Wienfluss nach Hietzing ins monischen Konzert im Musikverein ne- Hrdlicka, der sein Bräunerhof-Vis-à-vis Café Dommayer. Beliebte Treffpunkte der benan. Die dort nachmittags in großen zwanzig Jahre überlebte, obwohl er mehr schreibenden Zunft sind das Engländer in Runden vornehmlich ungarisch plaudern- Schnaps trank als der andere Kaffee, der Postgasse und nebenan das Prückel den Damenrunden stören nie. ­bestellte sich eine offene Aufbahrung im am Ring. Ilse Aichinger, inzwischen schon sehr alt roten Sarg und wurde vom Dompfarrer Doch wo findet man heute ein Kaffeehaus, geworden, kultivierte dort das Alleinsein Hotel Sacher Wien

von St. Stephan unter lautem Geläut zum wie es der Zeitzeuge Milan Dubrovic, zu- unter vielen. Auch Karl Kraus saß im ©

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­Imperial – er wohnte gleich daneben in der Lothringerstraße. Die Wiener Literaten- kaffeehäuser wurden vom Fin de Siècle bis zur deutschen Okkupation 1938 als Dauerresidenzen legendär – mit Namen wie Café Central, Herrenhof, Schottentor, ­Museum oder Raimund. Kurzlebige Zeit- schriften wurden dort gegründet und neue Bücher mit einem Satz vernichtet. Sie ­waren Stützpunkte für Herren ohne gro- ßes Haus und Familie, doch mit vielerlei Beziehungen. Dort konnte ein Dichter ­einem Redakteur der „Neuen Freien Pres- se“ ein zeitkritisches oder zeitschmei- chelndes Feuilleton verkaufen (und davon einen halben Monat leben).

Elias Canetti im Herrenhof Dort lagen die Journale und Magazine aus halb Europa – die sich kaum ein Schreiber im Abonnement leisten konnte, ihn aber mit der „geistigen Welt“ verbanden. Dort wucherten Gerüchte und wurde „ausge- richtet“ wie an den Stammtischen kleiner Leute – doch hier in wohlgesetzt bissiger Rede und als geschliffene Aperçus. Fried- rich Torberg reimte über einen kuriosen Im wiederbelebten Café Central sitzt der Stammgast Peter Altenberg – als Puppe. Advokaten am Nebentisch: „Räuber, Mör- der, Kindsverderber gehen nur zu Doktor ­Mäzen der einstigen Prager Bohème von von aufgepfropften fremden Elementen Sperber!“ Torberg hat solche Kaffeehaus- uns gegangen, ein Mäzen von Kunstadep- auch die verheißungsvolle Möglichkeit für szenen in seinem noch heute viel gelese- ten, Literaten, Journalisten und Männern eine neue Ära des Wiener Kaffeehauses nen Buch „Die Tante Jolesch – Der Unter- mit politischer Zukunft; viele junge Leute geschaffen, in der die nicht mehr artfrem- gang des Abendlandes in Anekdoten“ saßen damals aus vielen wichtigen und den Besucher mit ihren Belangen wieder überliefert. manchmal auch peinlichen Gründen mehr näher zusammenrücken.“ Dass Gugitz Es gab auch stille Herren im Herrenhof. in Kaffeehäusern als zu Hause, das ist recht behielt, war seine Schande und Alfred Polgar schrieb über Stammgäste, wahr – aber ich erinnere mich an keine ­Österreichs Unglück. „die allein sein wollen, aber dazu Gesell- Generation in der Geschichte der moder- Leopold Hawelka, im letzten Dezember schaft brauchen“. Auch der Literaturno- nen Literatur, die nicht ihr Kaffeehaus mit 100 Jahren verstorben, übernahm mit belpreisträger Elias Canetti – in Türkisch- ­gehabt hätte“. seiner Frau 1939 ein Kaffeehaus in der Bulgarien geboren, als Kind nach Man- Dorotheergasse – nachdem der jüdische chester und dann nach Wien gekommen, Buchteln bei Frau Hawelka Vorbesitzer flüchten musste. Es wurde nach London vertrieben und zuletzt in Peter Altenberg um die vorletzte Jahrhun- freilich erst in den armseligen Nachkriegs- ­Zürich ansässig – erinnerte in seiner dertwende und später Hilde Spiel und jahren eine Heimstatt für junge Künstler. ­Autobiografie an „manche, die ins Kaffee- ­Milan Dubrovic haben das Wiener Milieu Josefine Hawelka bemutterte Dichter wie haus gingen, um unter vielen allein zu protokolliert, das freilich mit dem Ein- Heimito von Doderer, H. C. Artmann, sein“. marsch der deutschen Wehrmacht im Friedrich Achleitner, Konrad Bayer, Ger- Prag war in den letzten Blütejahren der März 1938 ein jähes, tragödienreiches hard Rühm, das Multitalent Helmut Qual- Monarchie für seine Literatencafés eben- Ende fand. Es war vornehmlich ein jüdi- tinger („Der Herr Karl“), die Maler Hun- so berühmt wie Wien. Dort waren es das sches Milieu. Bei den Nazis kursierte der dertwasser, Ernst Fuchs, Rudolf Hausner, Café Slavia, das Café Union und das Café Spruch: „Was ist Literatur? Was ein Jud’ Wolfgang Hutter. Die als „Phantastische Arco. Jaroslav Hašek, der Verfasser des vom anderen im Kaffeehaus abschreibt.“ Realisten“ bekannten Bildermaler begli- „Schwejk“, schrieb sogar dem allseits Der vordem gut beleumundete Wien- chen Schulden bei Frau Hawelka mit Ge- ­geschätzten Ober František Patera im Chronist Gustav Gugitz prophezeite 1940: mälden und grafischen Blättern. Aber was

© Café © Central Wien Union einen Nachruf: Mit ihm sei „ein „Das Dritte Reich hat mit der Befreiung konnten Literaten als Pfand zurücklas-

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Verführung: Mehlspeisvitrine im Café Museum. Bequeme Sitzgelegenheiten gibt es im Prückel. Moderner Flatscreen an der Bar im Engländer. sen? Das Hawelka wurde dennoch der be- produzenten“ nannten, verdammten den lerischen Staatsstützen. Dieser Club der kannteste Geheimtipp für Ausländer auf englischen Stil des PEN-Clubs und mie- neuen Aufsteiger ging in kriminellen Ma- Kulturreise nach Wien. den die bourgeoisen Samt- und Plüsch­ schenschaften („Lucona-Skandal“) ­unter. Die von Frau Hawelka gehätschelten Bil- kulissen der Kaffeehäuser. Ihre Quartiere „Das Literatencafé ist die Utopie aller Lite- ligtrinker kamen, als sie schon berühmt schlugen sie in billigen Gasthäusern auf, raten. Wenn sie es haben, schätzen sie es waren, bisweilen auf Buchteln und Birnen- die lange offenhielten – im Beograd in der nicht, wenn sie es verlieren, weinen sie schnaps vorbei. Sehen und gesehen wer- Mühlgasse und bei der Steffi in der Post- ihm nach.“ So witzelte Hans Heins Hahnl, den: So wird ein Künstlercafé in aller Welt horngasse. Dort regierten resche und Journalist in der längst eingestellten „Ar- zur Legende. Freilich blieb das Hawelka mütterliche Wirtinnen. Die Protagonisten beiter-Zeitung“ und selber Literat. Das im Vergleich zu den Existentialistentem- der neuesten Literatur waren nun in Graz Kaffeehaussterben in Wien in den sechzi- peln Deux Magots und Café de Flore am um das Forum Stadtpark zu Hause – ger, siebziger Jahren hat ganz besonders Boulevard Saint-Germain ein liebens­ ­Peter Handke, Barbara Frischmuth, Wolf- Hans Weigel – Feuilletonschreiber, Kultur- würdig-enger Schmud­­delbetrieb. Es wur- gang Bauer, Helmut Eisendle, Gerhard kritiker, Übersetzer, Werbetrommler für de nie ein typisches Wiener Kaffeehaus. Nestroy – bejammert. Nach seiner Heim- Denn ein solches atmet solide, wenn auch kehr aus dem Schweizer Exil scharte er fade Bürgerlichkeit. Ein altes Café, jetzt „Das Café Central ist nämlich kein junge literarische Talente im Café Rai- Restaurant, an der Gentzgasse heißt stolz Caféhaus wie andere Caféhäuser, mund gegenüber dem Volkstheater um Bürgerhof. sondern eine Weltanschauung.“ sich, allen voran Ingeborg Bachmann. Er Alfred Polgar gab ihnen Raum für ihre Texte in seiner Sport, Savoy, Dobner Buchreihe „Stimmen der Gegenwart“ und Die Jungen und Wilden, Endlosdiskutierer knüpfte für sie Verbindungen mit Verlagen und Selbstinszenierer, Kettenraucher und Roth. Ihr Nachmitternachtstreff hieß und Theatern. „Es ist unmöglich, von Kampftrinker saßen nicht nur im Hawelka. Thea­­­tercafé, war aber in seiner Abgeris- Hans Weigel nicht gefördert zu werden“, Weitere antibürgerliche Wiener Adres­sen senheit alles eher als ein Kaffeehaus nach tönte es bald aus dem Eck jener, die Hilfe waren das Café Sport in der Schönlatern- Wiener Vorbild. Ein solches zog die Tiro- nicht nötig hatten. gasse, das Savoy beim ­Ronacher und das ler Künstler und deren Bewunderer in Doch was die Weigel-Runde im Café Rai- Café Dobner am Naschmarkt – mit dem Innsbruck ins Café Central. mund in gut zehn Jahren hervorbrachte, Theaterkeller da­runter, in dem Veit Relin Ein nostalgischer Kaffeehaustempel blieb war mitnichten „Kaffeehausliteratur“. Die- 1960 sein „Ateliertheater“ einrichtete. die k. u. k. Hofzuckerbäckerei Demel am sen Gattungsnamen ließ sich die Wissen- Auch das Prückel hat noch ein Theater Kohlmarkt. Wegen der – wie im Caffè Flo- schaft für eine frühere Generation einfal- angeschlossen, und unter dem Landt- rian und im Caffè Quadri auf dem Markus- len. Von Joseph Roth weiß man, dass er mann gibt es, nur noch im Sparbetrieb, die platz in Venedig – auf Touristen zugeschnit­ seine Romane gern am Kaffeehaustisch „Tribüne“, von 1953 an bis in die achtziger tenen Preise wurde aber dort die Literatur geschrieben hat, in Wien am liebsten im Jahre Sprungbrett für junge ­Darsteller und nicht heimisch. Der Designer und Lebens- Café Museum. Als Heimkehrer aus dem ­Dramatiker. künstler Udo Proksch kaufte den Demel Ersten Weltkrieg aus Russland fehlte ihm Wiens Szene änderte sich mit dem Jahr 1973. In der Etage darüber ­richtete er mit der Sinn für die Ergebenheitsrituale der 1968. Die politisierten Dichter, die sich in politischer Patronage den „Club 45“ ein – Wiener Literatengilde. Eine vor zwanzig Café Museum, Café Prückel, Café Engländer materialistischer Schlichtheit „Literatur- eine Mischung von politischen und künst- Jahren in den USA unter dem Titel „The ©

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Vienna Coffeehouse Wits 1890–1938“ im Kaffeehaus und sehe vor dem Fenster ­typisch ist für ein Wiener Kaffeehaus: ­gedruckte Anthologie versammelt die einen Freund vorbeigehen, dem ich lange „Marmor­tischchen, auf denen der Kaffee ­Namen Hermann Bahr, Karl Kraus, Peter nicht mehr begegnet bin. Ich stürze hin- ­serviert wird, Thonetstühle, Logen, Zei­­ Altenberg, Felix Salten, Egon Friedell, aus, renne ihm nach, hole ihn bald ein – tungs­­tischchen und Details der Innenaus- ­Alfred Polgar, Anton Kuh. Doch von deren und gehe mit ihm zurück. Da ist inzwi- stattung im Stil des Historismus. Die Kaf- Witz und Selbstgewissheit waren die nach schen aber das Kaffeehaus schon eine feehäuser sollen ein Ort sein, in dem Zeit dem Zweiten Weltkrieg mit Schmerz, Wut Bank.“ Rettet das Wiener Kaffeehaus! Es und Raum konsumiert werden, aber nur und Hoffnung nach der Feder greifenden waren wieder Schriftsteller, die von der der Kaffee auf der Rechnung steht.“ Schreibenden weit entfernt. Stadt Wien verlangten, dieses Traditions- inventar zu erhalten. Nach Hans Weigel Laptop auf dem Marmortisch Hans Weigel, Jörg Mauthe rückte Jörg Mauthe, Romancier und Jour- Das menschliche Inventar steht nicht In den sechziger, siebziger Jahren gab nalist, aus ins politische Feld, wo man ­unter Schutz. Die kreative Branche ist mancher Cafetier auf. Das Espresso hat- leichter mit Bedürfnissen im Tourismus ­ungleich reicher besetzt als in den Tagen te seinen Siegeszug begonnen. Schon ­argumentiert als mit Nöten der Literatur. von Hermann Bahr bis Anton Kuh. Werbe- 1950 stattete am Kohlmarkt der Architekt Mustergültig wurde Mauthes Lieblings­ texter und Homepage-Bastler sitzen bei Oswald Haerdtl das Espresso Arabia aus café restauriert – das Café Sperl in der Caffè latte statt bei einer Schale Gold – mit Messing und rotem Leder. Das zog Gumpendorfer Straße. Es folgten das ­beieinander. Die Dichter haben sich ver- sogar den Nostalgiker Milan Dubrovic an, Central, Schwarzenberg, Eiles, Museum, einzelt. Für ihren Computer ist Platz in der er hielt dort gern am Samstagvormittag Dommayer. Der derzeit regierende Chef kleinsten Hütte. Sie lieben biedermeierli- sein Palaver mit Dorothea Zeemann. 1999 im Klub der Wiener Kaffeehausbesitzer, che Kulissen, auch wenn sie auf dem Mar- wich das Arabia einem Fashion-Outlet. Maximilian Platzer vom Café Weimar, mortischchen in einen Laptop tippen. Sie Das Haerdtl-Interieur bewahrt das Bun- ­erkämpfte die Aufnahme der „Wiener Kaf- brauchen das Spiel mit alten Formen. Es desmobiliendepot. feehauskultur“ ins Unesco-Verzeichnis sind die Herren Ober und die Damen in Für das Kaffeehaussterben erfand Hans des immateriellen Kulturerbes in Öster- Schwarz, die das Kaffeehaus-Kulturerbe Weigel die passende Anekdote: „Ich sitze reich. Dort ist festgeschrieben, was bewahren. ❍

Kaffeetrinken im Grünen

Café Gloriette in Schönbrunn Tel.: +43/1/879 13 11 9.00 Uhr bis zum Einbruch der Dunkelheit www.gloriette-cafe.at

Lusthaus im Prater E-Mail: [email protected] 12.00–23.00 Uhr im Sommer, Mi geschlossen www.lusthaus-wien.at

Café-Restaurant in der Hermesvilla E-Mail: [email protected] Di–So 10.00–19.00 Uhr http://www.artner.co.at

Meierei im Stadtpark E-Mail: [email protected] Mo–Fr 8.00–18.00 Uhr www.steirereck.at

Café Bazar in Salzburg 7.30–23.00 Uhr, So/Fei 9.00–18.00 Uhr www.cafe-bazar.at

© Café © Bazar Wiener Kaffeehaus in Salzburg: Frühlingssonne genießen im ruhigen Schanigarten des Café Bazar.

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Röstfrisch

Eine kurze Reise in die Welt des Heißgetränks, was macht einen „guten“ Kaffee aus? Haben Sie schon einmal vom „Überstürzten Neumann“ gehört? Beate Krapfenbauer

er „Überstürzte Neumann“: Schlag- D obers mit großem Mokka überstürzt. Was über Kaffee erzählt werden könnte, ist so umfangreich, dass Bücher damit ­gefüllt wurden. So gibt zum Beispiel die „Kaffeeschule. Der Weg zum perfekten Kaffee“, herausgegeben von ars vivendi (ISBN 9783897169173), einen sehr guten ersten Einblick in die Materie. Deshalb habe ich mich entschlossen, Ihnen exklu- siv Informationen zum Kaffee aus erster Hand zu liefern. Was trinken Kaffeehaus- betreiber denn selbst?

Regionalität ist gefragt Wolfgang Jelinek vom Café Engländer mag ihn auf die italienische Art: kurz, schwarz und mit Zucker. Wohl deshalb gibt es bei ihm auch zur Wiener Röstung eine italienische. Während die „leichtere“ für Melange oder die Schale Gold verwen- det wird, ist die kräftige Variante perfekt Walter Schweifler überprüft sorgfältig die Röstung einer seiner Kaffeesorten. für Cappuccino. Kreiert wurden die Kaf- feesorten exklusiv für das Engländer von auf die Dosierung, den Druck, die Mah- Sehr erfolgreich in der Gastronomie ist ein der Rösterei Naber. Das in Florids­dorf lung und die gut gepflegte Maschine an. junges niederösterreichisches Unterneh- ­ansässige Unternehmen wurde vor über Kaffee braucht Zeit, weiß Naber, es dau- men. Die Kaffeerösterei Cult Caffè aus 100 Jahren von Georg Naber gegründet. ert vier bis fünf Jahre, bis der erste Ertrag Neumarkt an der Ybbs wurde vor neun Heute entscheidet sein Enkel, welche der Pflanze geerntet werden kann. Und es Jahren gegründet. Die Unternehmer Silvia Rohkaffeebohnen zu Naber Röstkaffee steckt viel Arbeit dahinter, vom händi- Lasselsberger und Walter Schweifer wol- veredelt werden. Ernst Naber ist bereits schen Pflücken bis zum Genuss einer fer- len die alte italienische Tradition, den Kaf- seit 51 Jahren im Geschäft. Seinen Kaffee fee frisch von der regionalen Kaffeeröste- trinkt er wie Jelinek klassisch: kurz und rei zu beziehen, in Österreich wiederauf- schwarz, manchmal ohne, manchmal mit „Der Kaffee muss heiß sein wie leben lassen. Langjähriger Partner ist wenig Zucker, je nach Laune. „Ein biss- die Hölle, schwarz wie der Teufel, zum Beispiel das Loisium in Langenlois, chen Zucker schadet nicht, denn durch rein wie ein Engel und süß jüngster Kunde ein Wine & Spa Resort in das Rösten entstehen ganz feine Zartbit- wie die Liebe.“ (Talleyrand) der Südsteiermark. Die neueste Sorte der terstoffe. Doch zu viel Süße übertüncht italophilen „Kaffeeröster aus Leiden- wiederum das Kaffeearoma“, weiß der schaft“ nennt sich „Rainbow“, deren Roh- Profi. Darüber hinaus verkostet er täglich tigen Tasse. Naber bezieht Kaffee aus bohnen aus biologischem Anbau kom- bis zu 15-mal die Kaffeeröstungen in der ­aller Welt: „20 Grad nördlich und südlich men. Geschäftsführer Walter Schweifer Floridsdorfer Kaffeerösterei, sowohl als vom Äquator wächst Kaffee.“ Die Importe weiß, dass die Nachfrage nach Kaffee aus Espresso als auch als Filterkaffee. kommen über Hamburg und Triest per biologischem Anbau stetig steigt, er je- „Seinen Kaffee“ abseits der Bahn und Lkw nach Wien. Der dritte Fak- doch den Anforderungen der Gastrono- Verkostungen trinkt er tor neben Ernte und Zubereitung ist die mie nicht immer gerecht wurde. überall, wo er gut zuberei- schonende Röstung, die dafür sorgt, dass Der „regionalste“ Kaffee ist wohl die Naber Kaffee, Cult Caffé

tet wird. Dabei kommt es sich das Aroma entfaltet. „Wiedner Mischung“. Nomen est omen, ©

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denn die Röstung wird genau hier produ- ziert, in der Kaffeerösterei Alt Wien in der Schleifmühlgasse im vierten Bezirk. Be- tritt man das kleine Geschäft hinterm Naschmarkt, wird man vom feinen Kaffee- duft regelrecht betört und von der Vielfalt überrascht. Zurzeit umfasst das Sortiment über 20 Kaffees, auch koffeinfreie, Lagen- kaffees, Fairtrade- und immer mehr auch Bioware. Täglich wird hier geröstet und der Kaffee individuell für den Kunden – je nach Maschine und Verwendung zu ­Hause – gemahlen. Dabei wird man von Christian Schrödl und seinem Team bes- tens beraten. Er hat das Alt Wien Kaffee von einer kleinen Rösterei in der Belve­ derestraße übernommen, weil dessen ­Besitzer in Pension gegangen ist. Zuerst nur als „Nebenberuf“ gedacht, hat der ­Marketingprofi schnell die steigende Nachfrage zum Anlass genommen, sein zweites Standbein zu seinem alleinigen Cult Caffè hat speziell für die zu machen. Schröder trinkt seinen Kaffee ­Gastronomie die Biomischung schwarz, je nach Laune und beruflichem „Rainbow“ kreiert. Einsatz einfach oder doppelt.

Profiwissen für den Nachwuchs Der Kaffee-Experte in Wien, der schon vielen Cafetiers und Nachwuchsbaristas gezeigt hat, wie man Kaffee richtig zube- reitet, ist Edmund Mayr. Von ihm gibt es auch ein umfassendes multimediales Kaffee anderswo – eine kleine Rundschau Werk zum Thema. Auf der DVD „Wiener Kaffeekultur“ (ISBN 978395027376) plau- Dem Österreicher seinen „Kleinen Schwar- schaut, zeigt sich für Genießer die Kunst am dert er über sein Metier, erzählt, was die zen“, dem Italiener seinen „Espresso“, dem Milchschaum in Vollendung. Qualität der Bohnen ausmacht, gibt einen Spanier seinen „Cortado“. Einblick zu Herkunft und Ernte in Peru und Niederlande zeigt Schritt für Schritt, wie das volle Aro- Frankreich Beim „koffie verkeerd“ ist nomen gleich ma aus den Bohnen geholt wird. Er ist Echte Connaisseure gehen in die Kaffee­ omen. Denn das Mischungsverhältnis von nicht nur Autor, sondern auch Gründer röstereien, um ihr Heißgetränk zu genießen. Milch zu Kaffee ist mit 2:1 „verkehrt“, im des Kaffeekompetenzzentrums und Kaf- Zu Hause bevorzugen die Franzosen heute Vergleich zur Melange, die hierzulande aus feemuseums (www.kaffeemuseum.at) in eher Filterkaffee aus der Glaskanne. 2/3 Kaffee und 1/3 Milch besteht. Meist Wien. Mayr selbst lebt vom Kaffee – nicht serviert in einem hübschen Häferl „kop“. nur beruflich, für ihn ist er ein Durst­ Griechenland löscher. Morgens startet er mit einem hal- Wichtig bei der Bestellung sind hier die Spanien ben Liter Filterkaffee, tagsüber verkostet Zusätze „γλυκό“, „μέτριο“ oder „σκέτο“. Damit Auf den Inseln bekommt man wie nirgendwo der Barista-Ausbildner zehn bis 30 Tas- weiß der Kaffeekoch, wie viel Zucker Sie sonst einen Kaffee mit warmer Milch und sen verschiedenster Zubereitungsarten nehmen, gesüßt wird nämlich schon bei der „leche condensada“ zubereitet. Auf den oder Rezepturen. Zubereitung des Kaffees. Kanarischen Inseln wird er als „Leche Leche“ PS: Ich selbst bleibe übrigens auch beim meist in einem Glas serviert. Auf den schwarzen Kaffee. Das Experiment mit Italien Balearen heißt er „Café Bonbon“ und kommt ­einem „Überstürzten Neumann“ werde ich Barista-Kult: Im Land der Kaffeebars, in meist in einer Tasse daher. Egal wie er demnächst gern wagen, an einem Son- denen man schnell auf einen Ristretto vorbei- genannt wird, eines ist er immer: sehr süß!

© Cult © Caffé nenplatzerl im Schanigarten. Und Sie? ❍

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Kaffeehausküche

Das Gustieren an der Mehlspeisvitrine, das gehört im Kaffeehaus dazu. Dem Süßen in nichts nach stehen die pikanten Gustostückerln der Kaffeehausköche. Iris Wagnsonner

Wolfgang Jelinek vom Café Engländer nimmt in der Früh zum Kaffee nur ein Croissant. Auch er findet, dass das Kipferl als traditionelle Wiener Mehlspeise eher ins Kaffeehaus passt. Vielleicht wird es als Alternative zum frankophilen Pendant bald wieder serviert. Fürs schnelle Früh- stück zum Munterwerden gibt es die fri- schesten Kipferln natürlich beim Bäcker ums Eck. Und der hat seit einiger Zeit so- gar auch einen passablen Espresso dazu. Hier im Engländer zahlt es sich allerdings aus, nicht nur zum Frühstück vorbeizu- schauen. Mittags und abends lockt eine große Auswahl an wienerisch-österreichi- scher, bodenständiger Küche. Umfangrei- cher, als man auf den ersten Blick glauben könnte. Und sieht man sich anderswo um, verhält es sich nicht anders. Frühstück im Café Markusplatz … … mittags im Café Engländer … Mittagstisch im Café ie „Times“ hat ihn gepriesen, den Schauspielers, dass im Markusplatz alles Ein Menü zum Mittagessen und gemütli- D ­Apfelstrudel. Nicht der Sachertorte selbst produziert wird – und er sehr be- ches Speisen am Abend ist im Kaffeehaus hat sie die Krone aufgesetzt, nein, auch dacht ist, Altgewohntes in modernem Rah- immer eine gute Alternative zur Beisl- und nicht den legendären Strudeln im Café men wiederzubeleben. Wie den Gugel- Restaurantküche. Ein Journalist der Central oder im Prückel. Der Gourmetjour- hupf eben. Der hat allerdings in diesen ­Tageszeitung „Der Standard“ hat es ein- nalist saß im Café Korb und war hingeris- Räumen ­starke Konkurrenz vom Erdäpfel- mal treffend so beschrieben: „Wer seinen sen von der süßen Verführung. Susanne gulasch oder vom Szegediner Kraut- Geschäftsfreunden die besondere Atmo- Widl hat es erzählt, dabei dachte die Re- fleisch. Das schmeckt hier nämlich ausge- sphäre eines Kaffeehauses nicht vor­ent­ daktion, es ist der Topfenstrudel, der hier zeichnet. Sehr fein sind auch das Früh- halten, zugleich aber etwas Anstän­diges so fein duftet. Der Apfelstrudel muss es stück und das „ordinäre“ Schnittlauchbrot. am Teller haben will, der sollte sich an das sein, also gut beim nächsten Besuch wird Innenstadtcafé Engländer halten.“ Eine überprüft, ob er die Lorbeeren wirklich als Auf Kipferlsuche kräftige Grießnockerlsuppe und dann ein bester seiner Art verdient, denn selbst die Ob es auch ein Kipferl gibt? Auf der Suche Schulterscherzl vom Weiderind mit Dill­ Vienna Sightseeing Tours nennen das nach dem mürben Gebäck fällt auf, dass fisolen und Erdäpfelschmarrn, das klingt Korb auf die Frage, wo es denn den bes- es gar nicht mehr so oft in seiner ur- nach Hausmannskost. ten Wiener Apfelstrudel gäbe. Dem Café sprünglichen Art angeboten wird. Fast nur Gleich ums Eck präsentiert das Café Sacher seine Torte, dem Korb seinen mehr beim Bäcker ums Eck. Dabei erin- ­Prückel einen Querschnitt aus den Kü- Strudel und dem Zauner den berühmten nert einen das doch an seine Kindheit, es chen der alten K.u.K.-Länder und serviert Gugelhupf. Letzteren gibt es auch in Wien war omnipräsent, zum Frühstück, bei der Klassiker in Form eines Tafelspitz oder ein im Café Markusplatz. Hier wird er wie alles Schuljause, am Nachmittag bei Großmut- Schnitzel, wie es im Buche steht. Apropos Süße hausgebacken nach alten Rezepten ter, die es immer in den Kaffee getunkt Schnitzel: Nicht dass Sie denken, wir wol- der Vorbesitzerin, serviert im – von Mar- hat. Warum das altbackene Kipferl vom len hier dem Figlmüller seine Spezialität kus Muliar modernisierten – Espresso- Aussterben bedroht ist? Weil es vom abspenstig machen, aber wenn Sie schon Am­­biente. Beim großen Schwarzen er- Croissant frech verdrängt wird? Ein But- einmal im Café Anzengruber das Vergnü- Beate Krapfenbauer, Engländer, Hotel Sacher Wien, Zauner

zählt der Enkel des bekannten Wiener tercroissant ist schon auch ein Gedicht. gen hatten ..., werden Sie sich nicht mehr ©

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in der Touristenschlange anstellen wollen. Das nach dem österreichischen Schrift- steller benannte Lokal liegt gleich hinterm Naschmarkt, nicht weit entfernt vom Theat­er an der Wien. wo sein Stück „Der Pfarrer vomn Kirchfeld“ erfolgreiche Ur- aufführung feierte. Kennt man das Café Diglas, weiß man, dass es tatsächlich fast an Zauberei grenzt, welch herrliche Me- nüs die eher kleinen Kaffeehausküchen auf die Tische bringen. Die Speisekarte ist hier groß wie in einem Restaurant. Dass man im Kaffeehaus nur Würstl und einen Imbiss bekommt, das ist längst passé. Die Kaffeehauskost ist umfangreich wie die Wiener Küche selbst: Oft auf den Menükarten gesehene Speisen sind – ne- ben den bereits erwähnten Gerichten – Schinkenfleckerl, Butterschnitzerl, Beu- schel, Rostbraten aller Art, Eiernockerl, geröstete Knödel oder gebackene Leber mit Erdäpfelsalat. Salat darf es als Beila- ge auch gern geben, als Hauptspeise ist er anderswo beliebter. Von anderswo kam Adolf Loos und brach- te die Wiener Gourmets und Hausfrauen- seelen zum „Kochen“. Nach seinem lang- jährigen Parisaufenthalt war er der größte … und zur süßen Nachmittagsjause mit Kaffee und Torte ins legendäre Café Sacher. Kritiker der Wiener Küche. Er ließ kein ­gutes Haar an der heimischen Kulinarik entlangflanieren, ohne im Zauner an der » Albertina: Marillenknödel und Gesellschaft. Karl Kraus bezieht sich Traun einzukehren, das geht gar nicht. Da » Aida: Kardinalschnitte in der vierten Strophe seines „Strudel- und im Stammhaus im Stadtkern findet » Alt Wien: Gulasch Couplets“ auf die Aussage von Loos, der sich auch wieder ein Kipferl. Das bekann- » Anzengruber: Wiener Schnitzel die Wiener Geistesart auf das „weltbe- te Zauner Kipferl ist eine von rund 200 » Diglas: Bananen- und Ribiselschnitte rühmte Papperl“ zurückführte, „nämlich Spezialitäten, die die Konditorei täglich » Engländer: Grießnockerlsuppe auf die Kunst, aus allem, was die Natur zaubert. Hier bäckt man auch den be- » Café Hummel: Marillenstrudel hervorgebracht hat, eine Mehlspeis zu rühmten Gugelhupf nach dem Original­ » Café Imperial: Schnitzel und Haustorte machen“ (aus „Hummer unter der Bett­ rezept von Katharina Schratt und fertigt » Korb: prämierter Apfelstrudel decke“, erschienen im Metroverlag). seit fast 100 Jahren den „Original Zauner- » Prückel: Mohnschnitte stollen“, der in alle Welt versendet wird. » Café Schottenring: Mehlspeisgenuss Zum Abschluss eine Zusammenstellung Strudel Für die Kaffeepause im Schanigarten fin- kulinarischer Schmankerln, die es unter » Café Weimar: det und schindet man gern Zeit heraus. anderem im Kaffeehaus gibt. Eine subjek- Wiener Backhuhn Und dann greift man doch wieder auf tive Aufzählung ohne Anspruch auf Voll- » Zauner: Gugelhupf, ­Süßes zurück. Die Bad Ischler Esplanade ständigkeit und beliebig erweiterbar: Kipferl, Stollen ❍

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Heißgetränk mit Stil

Kaffee ist Lifestyle – egal, ob wir ihn im Aufzug oder beim Zank mit einem Kaffeehauskellner verinnerlichen. Wir lieben ihn einfach, den braunen Muntermacher. Robert Penz

er Österreicher schlürft rund 190 Liter D Kaffee pro Jahr und damit rund dop- pelt so viel wie Bier. Das schlechte Gewis- sen kommt den Kaffee-Affinen dabei ­zunehmend abhanden, gilt der braune Muntermacher doch gar nicht mehr als so gesundheitsschädigend. Im Gegenteil: Neueste Studien attestieren ihm sogar eine positive Wirkung gegen Diabetes Typ 2, was den deutschen Kaffeeunternehmer Addi Darboven fast ein wenig zum Prophe- ten werden lässt: „Kaffee ist nur schädlich, wenn Ihnen ein ganzer Sack aus dem fünf- ten Stock auf den Kopf fällt.“

„Im Gegensatz zu früher, wo er ver­ staubt war, ist Kaffee wieder cool.“ Michael Gliss, erster deutscher Kaffee-Sommelier

Kaffee scheint tatsächlich besser als sein Ruf zu sein. Laut einer deutschen Studie sind Kaffeetrinker nicht häufiger von Krebs, Herzinfarkten oder Schlaganfällen betroffen als Abstinente. In Österreich lag der Pro-Kopf-Verbrauch an Grünkaffee im Jahr 2008 übrigens bei acht Kilogramm – damit nimmt unser Land in Europa eine Spitzenposition ein.

Tasse und Pappbecher Dass Kaffee in jeglicher Form es inzwi- schen zum Lifestyle-Produkt geschafft hat, ist nicht nur evident, sondern ermög- licht auch ein Koexistieren unterschied­ licher Kulturen. Denn augenblicklich kom- men sowohl die Bewahrer der klassischen Kaffeehauskultur, die weder für einen Pappbecher Kaffee Schlange stehen noch auf das leidenschaftliche Granteln der Wiener Kellnerbrigade verzichten möchten, als auch die Freunde von Kaf- feehausketten wie Starbucks oder Mc­ Michael Gliss ist Kenner und Freund der gerösteten Schokolade- und Kaffeebohnen. Café, die eine Melange aus Gemütlichkeit

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und Tempo offerieren, auf ihre Kosten. Relativ neu in dieser Dimension ist, dass der Kaffee im stressigen Alltag als „En passant“-Lösung implementiert wurde, die mit einem gemütlichen Samstagnach- mittag bei Kaffee und Zeitung oft nicht mehr viel gemein hat. Trank man früher seinen Kaffee primär in Ruhe, frönen Kof- fein-Junkies ihrer Sucht aus Pappbechern inzwischen irgendwo am Weg – egal ob in der U-Bahn, beim Shoppen oder im Lift.

Pausenstation und Energieschub „Die neuen Kaffeehäuser sind Pausensta- tionen, wo man wieder Energie auftankt, um mit neuem Schwung in die Umlauf- bahn der Hochgeschwindigkeitsgesell- schaft geschossen zu werden“, meinte einmal Marktforscher Bernhard Heinzl- maier gegenüber der Zeitung „Der Stan- dard“. Heinzlmaier ortete jedoch sehr wohl einen Kulturunterschied: „Ein hek­ George Clooney ist das Gesicht von Nespresso – dem Vorreiter für das neue Kaffeeimage. tisches Selbstbedienungsrestaurant, wo jeder seinen Kaffee aus einem Plastikbe- hend die Filtermaschine verdrängt. Grund Stichwort Hawelka: Der Ansicht, dass cher säuft, womit er schon das Schnabel- dafür ist neben dem Kaffee, der ­natürlich Starbucks, McCafé, Nespresso oder der- häferltrinken auf einer Pflegestation in auch den Geschmack vieler Menschen gleichen keineswegs Publikum aus den einem Pensionistenheim trainieren kann, trifft, der gewisse Lifestyle, den Marken traditionellen Kaffeehäusern abziehen, ist anders kodiert, als wenn ich mich in ein wie Apple, Red Bull oder eben Nespresso sondern die klassische Kaffeekultur sogar Kaffeehaus setze und auf einem Silber- kreieren. Wer schon einmal eine Nespres- befeuern, ist übrigens auch Michael Gliss. tablett in einer netten Tasse meinen Kaf- so-Boutique betreten hat, kennt das: im Er ortet aber auch eine „Abkapselung“ fee mit einem Glas Wasser serviert be- Rampenlicht eine Vielfalt an bunten Kap- von der Marke: „Sie helfen ob ihrer media­ komme.“ Trotzdem: Auch das ist Lifestyle! seln sowie Verkäufer, die Freundlichkeit len Präsenz dabei, den Kaffee mehr und und Adrettheit in Personalunion sind und mehr zu entstauben und zu ‚entmarken‘ – Image und Lebensgefühl neben den Nespresso-Produkten auch den Kaffee über Qualitäten und Herkunft Was macht den Kaffee eigentlich zu gleich ein ex­travagantes Le­bens­gefühl zu genießen, nicht über die Marke, analog ­einem Lifestyle-Produkt? „Kaffee ist hoch verkaufen. Irgendwo in ­einem ­Separee dem Wein. Kaffee ist wieder als hoch­ emotional, kommunikativ und inspiriert, schlürfen drei Joop-Besonnenbrillte mit qualitatives Genussmittel, so wie bereits und Kaffee- beziehungsweise Espresso- Clubkarte und „George Clooney“-Anstrich vor rund 100 Jahren, angekommen“ – ob maschinen sind echte Imageprodukte. Im die neueste Kapsel und de­monstrieren, im Hawelka, bei Starbucks oder daheim in Gegensatz zu früher, wo er verstaubt war, dass wieder einmal ein Konzept aufge- den eigenen vier Wänden. ist Kaffee wieder cool. Und Cof- gangen ist. Wohin die Reise des Kaffees noch geht, feeshops und Kaffeebars Darf’s sonst noch etwas weiß der Sommelier ebenso: „Wir sind am sind sowieso der Trend der sein? Ja, könnten Sie mir Punkt Null, wir starten. Kaffee begibt sich letzten zehn Jahre“, so noch 200 Kapseln extra­ auf den Weg, auf den der Wein sich vor Deutschlands erster diplo- vagantes Lebensgefühl und rund 35 Jahren begeben hat. Der deutsch- mierter Kaffee-Sommelier George Clooney für Zuhause sprachige Raum entdeckt seine Kaf­ Michael Gliss. Nicht nur die einpacken? Sehr gern, die feekultur wieder – wertvoll, genussreich, Wiener Kaffeehäuser oder die Dame! „Wenn ich nicht zu vielfältig, überraschend, bereichernd, „Pausenstationen“ boomen Hause bin, bin ich im Hawelka. emotio­nal und mit einer aussichtsreichen wie verrückt, auch daheim be- Wenn ich nicht im Hawelka bin, Zukunft für alle Beteiligten“, so Gliss. Und müht man inzwischen regelmä- dann bin ich auf dem Weg ins der schottische Philosoph Sir James ClaudiaAst, Nespresso, Starbucks Coffee Austria ßig die Technik – der schnelle Hawelka“, meinte einmal der ­Mackintosh meinte einmal so schön: „Die /

Espresso aus der Kapsel ist deutsch-österreichische Kunst­ menschliche Geisteskraft steigt propor­

© Gliss © längst Kult und hat weitge- historiker Alfred Schmel­ler. tional zur getrunkenen Kaffeemenge.“ ❍

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Mehr als nur eine Institution

Das Wiener Kaffeehaus ist mehr als nur ein Ort der Begegnung. Es ist ein Gesamtkunstwerk aus Atmosphäre, Architektur und anregender Kulinarik. Carlos Oberlerchner

affee, Kuchen und Kellner (aka der das sein bis heute gültiges Aussehen sessel entwickelte die Manufaktur Thonet K Herr Ober) sind drei der elementaren letztendlich 1929 erhielt. Doch grundsätz- 1859 einen Bugholzstuhl, der in zerlegter Standbeine eines Wiener Kaffeehauses. lich sind die bekanntesten Wiener Kaffee- Form angeliefert wurde und vom Kunden Das vierte, pauschal als Ambiente be- häuser Teil der sogenannten „Ringstra- nur mehr zusammengeschraubt werden zeichnet, ist eine (um im adäquaten Termi- ßenarchitektur“, die bis heute das Gesicht musste. Das Ergebnis war nicht nur ein nus zu bleiben) „Melange“ aus Architektur, der Inneren Stadt (und teilweise auch der perfektes Stück Design (bei dem Form Design und Behübschung. Vor allem Letz- angrenzenden Bezirke) prägt. Und so wie und Funktion optimal gelöst waren), son- tere, dieser oftmals übertriebene Mix aus bei den Prachtbauten der Ringstraße dern es war auch der Beginn der Möbel- Plüsch, und Pomp, beleidigt erstaunlicher- ­haben auch bei vielen bekannten Kaffee- serienproduktion. Wie viele „No. 14“ weise kaum das Auge des Gastes. Im häusern die Meister ihrer Zeit Hand ange- ­(heute: Stuhl 214) produziert und verkauft ­Gegenteil, er fühlt sich vielmehr geborgen legt. So wurde etwa das Café Sperl nach wurden, lässt sich nicht mehr nachvoll­ und zugleich zurückversetzt in eine Zeit, ziehen. In den ersten 70 Jahren (bis 1930) in der alles „irgendwie besser war“. Zumin- wurden jedenfalls rund 20 Mllionen (!) dest im Kaffeehaus. Genauer gesagt: in „Für mich ist es am schönsten ­Exemplare hergestellt. einem Wiener Kaffeehaus. Die berühm- im Kaffeehaus. Man ist nicht ten, eleganten Cafés datieren überwie- zu Hause und doch nicht Abgenutzter Charme gend aus der zweiten Hälfte des 19. Jahr- an der ­frischen Luft.“ Setzte in den 1950er Jahren das „große hunderts. Ausnahmen bestätigen die Re- Peter Altenberg Kaffeehaussterben“ in Wien ein (u. a. auf- gel, etwa das 1794 eröffnete Café Mozart, grund veränderter Freizeitgewohnheiten der Bevölkerung), so erlebte das Wiener Plänen der Ringstraßenarchitekten Gross Kaffeehaus in den Neunzigern seine gro- und Jelinek erbaut. ße Renaissance. So wurde etwa das 1897 Die Inneneinrichtung des Café Prückel devastierte Café Griensteidl komplett neu ­wiederum entstammt den Vorstellungen im ursprünglichen Stil wiedererrichtet, die des bekannten Dekorationskünstlers Ausstattung des Prückel wurde kunstvoll Der berühmte Hans Makart, und der große Meister der von Johannes Spalt adaptiert, und das K­affeehausstuhl Moderne Adolf Loos zeichnet verantwort- ­berühmte Landtmann erfuhr 2001 eine stammt von lich für die ursprüngliche Innenausstat- bedeutende Generalüberholung. Bei all Thonet. tung des Café Museum. diesen Eingriffen setzte man bewusst da- Augenscheinlichstes äußeres Merkmal rauf, das Ambiente und den abgenutzten ­eines Wiener Cafés sind die großen, bis Charme früherer Tage zu erhalten. Denn weit nach unten gezogenen Fensterflä- der Gast, der nicht nur aus dem Herzen chen. Sehen und gesehen werden war Wiens, sondern von überall in der Welt zu von Beginn an das Credo, und so konnte Besuch kommt, hat eine gewisse (traditio- man auch ohne vor dem Kaffeehaus im nelle) Erwartungshaltung gegenüber dem Schanigarten zu sitzen, regen Anteil am Wiener Kaffeehaus. Diese zu enttäu- Stadtleben nehmen, während beim Vor- schen wäre wirtschaftlich wohl ein Rück- beigehen ein Blick ins Innere genügte, um schlag für den jeweiligen Besitzer. Bekannte zu erspähen und sich zu ihnen zu gesellen – ein Umstand, der bis heute Gegenwart und Zukunft Gültigkeit hat. Fast beiläufig beeinflusste Dennoch gibt es vereinzelt Gegenmodel- das Wiener Kaffeehaus auch die Ge- le zum archaischen Wiener Kaffeehaus. schichte des Möbeldesigns. Beispiel da- Ein besonders gelungenes Beispiel, Tra- für: der „Stuhl No. 14“ von Thonet. Auf der dition mit Gegenwart zu koppeln, findet Suche nach einem leicht zu transpor­ sich im MuseumsQuartier. Im dortigen Thonet

tierenden und stapelbaren Kaffeehaus- ­Architekturzentrum Wien findet sich das ©

30 www.weltbund.at ROTWEISSROT Schwerpunkt-Thema

Ende 2011 (wieder)eröffnete Café-Res- taurant Corbaci, das die Attribute Gemüt- lichkeit, Fortschritt und Innovation in hoch- ästhetischer Weise verbindet. Wie die Zukunft des Wiener Kaffeehauses aussehen könnte, darüber hat man sich zuletzt auch beim „Großen Wiener Kaf- feehaus-Experiment“ Gedanken ­gemacht. Innovative Entwürfe junger Designer wur- den in der Säulenhalle des MAK (Museum für Angewandte Kunst) im Herbst vorigen Jahres in einer „Versuchsanordnung“ auf- gestellt und als temporäres Kaffeehaus betrieben. Welche Erkenntnisse und Überlegungen letztendlich in das Wiener Kaffeehaus der Zukunft einfließen, werden künftige Pro- Der Hochsitz, Zukunft des Cafés? Beispiel aus dem „Wiener Kaffeehaus-Experiment“ des MAK. jekte zeigen. Fakt ist jedenfalls, dass die- ses Experiment gezeigt hat, wie wichtig und ernst das Erfolgsmodell „Wiener Kaf- feehaus“ von Gestaltern und Architekten genommen wird. Dass das Wiener Original auch ein beson- derer Exportschlager ist, beweisen Appli- kationen rund um den Globus. Von ­Sydney bis New York, von Amsterdam bis Abu Dhabi – kaum eine Metropole, in der sich nicht ein Wiener Kaffeehaus findet. Oder zumindest das, was man sich im Ausland so darunter vorstellt. Ein besonders ge- lungenes Beispiel ist in Leipzig das Kaf- feehaus Riquet, ein anderes findet sich in Tokio, wo seit März 2009 in der Aoyama Street ein Ableger des berühmten Café Landtmann betrieben wird. Ja selbst im Café Sperl – Paradebeispiel für ein typisches traditionelles Wiener Kaffeehaus. nordkoreanischen Pjöngjang gibt es am Kim-Il-Sung-Platz seit Ende letzten Jah- res ein Wiener Kaffeehaus. Mit dem klei- nen Fauxpas, dass dort ernsthaft ein ­Cappuccino serviert wird! So ist denn trotz aller Exporte und Expe- rimente das Original ausschließlich in Wien zu finden – ob Landtmann, Sperl, Demel und Griensteidl oder Hawelka, Zentral, Prückel, Sacher und Café Muse- um (um nur die bekanntesten zu nennen): Sie zeigen sich allesamt als rares Beispiel dafür, wie positiv man das unsägliche ­Vokabel „Tradition“ besetzen kann, wenn man Althergebrachtes mit zeitgenössi- schem Leben füllt. Mit beiden Beinen in der Vergangenheit und trotzdem den Blick nach vorne gerichtet. Herr Ober, bringen

© Architekturzentrum © Wien/Hertha Hejduk, PID/Schaub-Walzer, MAK/Wolfgang Woessner Interpretation eines zeitgenössischen Kaffeehauses: das Corbaci im Architekturzentrum Wien. S’ mir noch eine Melange! ❍

ROTWEISSROT www.weltbund.at 31 Schwerpunkt-Thema

Musik zur Melange

Für die Kaffeehauskultur vergangener Zeiten gehörten musikalisch-literarische Aufführungen zur Tradition. Als Kundenbindung haben sie sich bis heute gehalten. Hanna Ronzheimer

m Jahr 1788 eröffnete Martin Diegand I Wiens erstes Konzertcafé und legte da- mit den Grundstein für eine erfolgreiche Verbindung von Kultur und Kaffee. Kon- zerte, obwohl oft bereits am frühen Abend angesetzt, waren sehr beliebt und stets gut besucht. Selbst Wolfgang Amadeus Mozart war oft Gast im Kaffeehaus, um die Wirkung seiner Musik vor Ort vorgeführt zu bekommen. Mit etwas Glück erlebte man auch Ludwig van Beethoven, der, ­obwohl bereits halb taub, persönlich ­musizierte.

Koffeinkonzerte Heute bieten Kaffeehäuser neben Barpia- nisten auch vermehrt wieder Kleinkunst zur Unterhaltung der Gäste an. Im Keller des Café Landtmann befindet sich etwa die älteste noch bestehende Kleinbühne Wiens, die heutige Neue Tribüne. Für vie- le Schauspieler, Regisseure, Bühnenbild- ner und Autoren war dieses Theater Sprungbrett für eine bedeutende Karriere. Oben im Café gastiert allsommerlich das Theaterprojekt „Tinte & Kaffee“ und wid- met sich vielerlei Facetten der Wiener Kaffeehaustradition. Mehrmals in der Im Wiener Café Central gehört das Klavier zum Inventar und die Musik zur Melange einfach dazu. ­Woche bietet das Landtmann auch Live- Klaviermusik. Kadmon das politische Kabarett „Lieber Klaviermusik. Sein Repertoire ist vielfältig: Klavierkonzerte gehören zum Café Augustin“ im Prückel. Da das Geld knapp Wiener Musik und Operette, aber auch ­Prückel am Stubenring wie Zeitungen, war, bekam Therese Palouda, die damali- Cole Porter, Kurt Weill und Jazz. Aber das Kaffee und kulturelle Prominenz. Mit der ge Besitzerin des Cafés, keine Miete, son- Weimar hat noch etwas Besonderes zu Bühne im Souterrain des Cafés gibt es dern eine Konsumationsbeteiligung. Sie bieten: die „Disko Palme“, die seit den seit einiger Zeit endlich auch wieder versprach ihrem Publikum: „Gugelhupf 30er Jahren zum Café gehört. Schon ­Kleinkunst: Bereits 1931 gründete Stella und Satire, Likör und Kitsch, Würstel und ­damals eine Tanzbar, wurde sie 1958 un- Seele.“ Die Enkelin von Therese Palouda ter dem Namen „Hängematte“ eines der und jetzige Besitzerin des Café Prückel ersten drei Studententanzlokale Wiens. Hier spielt die Musik hat die Begeisterung fürs Theater ­geerbt Wer es lieber traditionell hat, dem sei das und führt die Tradition jeden ersten Don- Bräunerhof-Trio empfohlen. In Thomas www.tribuenewien.at nerstag im Monat weiter. Bernhards ehemaligem Stammcafé spie- www.braeunerhof.at Im Café Weimar, Treffpunkt der Künstler len die drei Musiker (Violine, Cello, Kla- www.prueckel.at und Gäste aus der nahegelegenen Volks­ vier) – an Wochenenden unter der Leitung www.landtmann.at ­oper, verwöhnt der slowakische Pianist von Herrn Schelz – Stücke von Franz www.cafeweimar.at Karel Minarik seine Gäste gar die ­gesamte Lehár, Emmerich Kálmán, Robert Stolz Café Central Wien

Woche mit dezenter Wiener Kaffeehaus- und den Strauß-Walzer. ❍ ©

32 www.weltbund.at ROTWEISSROT Schwerpunkt-Thema

Wiener Mischung

Die Idee des Kaffeehauses ist zwar nicht in Wien geboren, aber das Wiener Kaffeehaus ist eine Erfindung für sich. Die UNESCO hat es zum kulturellen Erbe erklärt. Hanna Ronzheimer

rfunden wurde das Kaffeehaus nicht E in Wien, sondern am ehesten in Mek- ka, wo es schon ab dem 12. Jahrhundert von solchen „erweiterten Wohnzimmern“ wimmelte. Auch Venedig war früher dran als Wien: Bereits 1647 eröffnete hier das erste europäische Kaffeehaus. Das Wiener Kaffeehaus gibt es erst seit 1683. Angeblich wurde es von dem arme- nischen Spion Diodato gegründet, der im Dienst des Wiener Hofes stand und mit der Zubereitung von Kaffee betraut war. Ihm ist der Johannes-Diodato-Park im vierten Bezirk gewidmet. Es gibt aber auch noch eine andere Version: Nach der zweiten Türkenbelagerung hätten die Tür- ken Säcke voll mit grünen Bohnen zurück- gelassen, mit denen Georg Kolschitzky, das erste Kaffeehaus eröffnete. Gedankt habe man ihm das beispielweise mit der Benennung einer Gasse in Wien-Wieden. Eine umfangreiche Auswahl an internationalen und nationalen Zeitungen ist obligatorisch für das Kaf­­ Dass die Wiener das Kaffeehaus nicht er- feehaus. Im Café Engländer fühlen sich die Leser beim Frühstück mit Zeitung daher wie zu Hause. funden haben, ist eigentlich unerheblich, denn in den Wiener Kaffeehäusern selbst Immaterielles Kulturgut Das alles gab es schon (fast) immer. Eini- wurde eine Menge erfunden und erdacht. Den Antrag für die Aufnahme in das Ver- ge grundlegende Änderungen hat aber Theordor Herzl erfand den Staat Israel in zeichnis des immateriellen Kulturerbes in auch dieser nun über 300-jährige Ort mit- einem Wiener Kaffeehaus. Österreich stellte der Klub der Wiener machen müssen: Sigmund Freud ersann in einem Wiener Kaffeehausbesitzer. Er entstand aus » Warme Speisen und Alkohol findet man Café den Penisneid. Die Revolu­tionspläne ­einem Zusammenschluss der Kaffeehäu- erst ab dem frühen 19. Jahrhundert auf von 1848 wurden zu einem wichtigen Teil ser in der Hauptstadt bereits im Jahr 1956. der Karte, denn als Napoleon mit einer in Wiener Kaffeehäusern geschmiedet. Zu seinen wichtigsten Aufgaben zählt die Handelssperre den Preis für Kaffeeboh- Unzählige literarische ­Gedanken wurden Förderung kultureller Projekte in den Kaf- nen in die Höhe trieb, mussten sich die an den traditionellen Marmortischen zu feehäusern. Regelmäßig werden gemein- Cafetiers ein anders Einkommen suchen. Papier gebracht. In die Liste des immate- same Weiterbildungsmaßnahmen und » Frauen dürfen erst seit 1856 ins Kaffee- riellen Kulturerbes Österreichs nahm die ­Exkursionen unternommen, um fachliche haus. Vorher waren sie nur als Sitzkas- UNESCO im Jahr 2011 die Wiener Kaffe- Kenntnisse zu vertiefen und Geselligkeit sierin gestattet. häuser aber nicht für den Intellekt, son- zu pflegen. » Die letzte kulturelle Änderung betrifft dern für ihr Aussehen auf. Er tritt als zentrale Stelle in der Öffentlich- wohl das Rauchen im Kaffeehaus. Es Ausgezeichnet wurde die einzigartige keit auf und ist somit Ansprechpartner für muss nun in einem abgetrennten Raum, ­historische Einrichtung, die den Charme alle Kaffeekulturinteressierten. meist hinter einer Glastür, verrichtet der Wiener Kaffeehäuser ausmacht: die Nach wie vor gibt es das Glas Wasser werden. Man kann sich nicht wirklich gut dunkle Holzvertäfelung, die kühlen Mar- zum Kaffee. Ebenso wichtig sind das vorstellen, wie bei Helmut Qualtinger mortischplatten, die Thonet-Stühle, die ­Vorhandensein internationaler Zeitungen und H. C. Artmann in einem Wintergar- ­roten Samtbänke, die überdimensionalen (an Holzgriffeln aufgereiht), Billard- oder tenanbau des Café Hawelka die Ideen Kronleuchter und das leicht herunter­ Kartenspieler sowie mehr oder weniger sprudeln. Aber Wien lebt eben doch

© Café © Engländer gedimmte Licht. ­eigenartige Kellner. nicht nur in der Vergangenheit. ❍

ROTWEISSROT www.weltbund.at 33 Österreich regional – Aus den Bundesländern

Burgenland Kärnten

Der Dalai-Lama kommt nach ­Kärnten

Der Dalai-Lama, das geistliche Oberhaupt der Tibeter, kommt nach Kärnten. Der Friedensnobelpreisträger wird hier zuerst ­Hüttenberg, den Heimatort seines verstorbenen Freundes Heinrich ­Harrer, ­aufsuchen. Am Freitag, den 18. Mai und Samstag, den 19. Mai, gibt Seine Heiligkeit in der Messehalle 1 in Klagenfurt Unterweisungen zu ­seiner Lehre und am 20. Mai hält er dort einen Vortrag zum ­Thema „Die Kunst des Glücklichseins“. Tickets und Informationen gibt es unter www.dalailama.at. Für Landeshauptmann Gerhard Dörfler sind die Botschaften des Dalai-Lama Lebensweisheiten. Die vier Tage in Kärnten sollen ein Friedensbesuch werden. „Es ist unerträglich, wie China mit unse- ren Freunden, den Tibetern, umgeht. Wir in Kärnten leiden mit. Die Zusammentreffen mit dem „Burgenländer Club Toronto“: Präsident a. D. Tibeter sind ein friedliebendes Volk“, betont er. Otto Novakovits, die Landesräte Andreas Liegenfeld und Dr. Peter Resetar, Auch im Tibetzentrum in Knappenberg kann man übrigens einzig- ­Landeshauptmann Hans Niessl, Präsident John Brunner, Landesrätin artige Seminare, Vorträge, Workshops, Lehrgänge sowie Kultur- Mag.a Michaela Resetar und Prof. Walter Dujmovits. veranstaltungen und Ausstellungen besuchen. Das „Internationa- le Institut für Höhere Tibetische Studien“ (I.I.H.T.S.) steht unter der Schirmherrschaft des Dalai-Lama und wird vom Land Kärnten Regierungsdelegation besuchte ­gefördert. Untergebracht ist es im modern ausgestatteten Musik- Auslandsburgenländer zentrum Knappenberg auf rund 1.000 Meter Seehöhe. ❍ www.tibetcenter.at Eine Delegation der burgenländischen Landesregierung – mit Lan- deshauptmann Hans Niessl an der Spitze – bereiste in der Zeit vom 18. bis 26. März 2012 Kanada und die USA, um ausgewanderte Landsleute und deren Nachfahren zu besuchen.

„Die ausgewanderten Burgenländerinnen und Burgenländer ­haben ihre Heimat niemals vergessen und sind auch heute noch Teil des Burgenlandes. Damals war das Burgenland ein Land mit agrarisch geprägten Strukturen, ohne Hauptstadt und mit wenigen Arbeits- plätzen. So war es nur allzu verständlich, dass sich viele auf den Weg gemacht haben, um in der neuen Welt ihr Glück zu finden. Mittlerweile hat sich das Burgenland verändert und ist in vielen Be- reichen zu einer Vorbildregion geworden“, betonte Landeshaupt- mann Hans Niessl.

Zusammentreffen mit ausgewanderten Burgenländern und internationale Kontaktnahme im Mittelpunkt Das Programm umfasste Aufenthalte in Toronto, Allentown und JosefBodner

/ New York, wobei neben der Kontaktpflege mit den Auslands­ burgenländern auch Arbeitsgespräche mit den Schwerpunkten Wirtschaft und Tourismus geführt wurden.

Diese Reise stand in einem unmittelbaren Zusammenhang mit dem 90-jährigen Bestandsjubiläum des Burgenlandes. Die letzten Besuche der Auslandsburgenländer durch eine Regierungsdele- gation fanden in den Jahren 2007 und 2002 statt. ❍

www.burgenland.gv.at Den Dalai-Lama können Sie in Kärnten persönlich erleben. Bgld. © Landesmedienservice, LPD

34 www.weltbund.at ROTWEISSROT Österreich regional – Aus den Bundesländern

Niederösterreich Oberösterreich

Genussland Oberösterreich

Jede Region und jedes Viertel in Oberösterreich haben typische kulinarische Spezialitäten zu bieten, die oft in Verfahren hergestellt werden, die seit Generationen unverändert überliefert sind. 439 Lebensmittelproduzenten und 290 Gastronomiebetriebe sind Part- ner im Projekt „Genussland Oberösterreich“ mit dem gemeinsa- Landeshauptmann men Ziel, das Bewusstsein für regionaltypische Lebensmittel zu Dr. Erwin Pröll erhielt stärken. Jeder sechste Arbeitsplatz in Oberösterreich hängt unmit- von S. D. Erbprinz telbar von der Lebensmittelbranche ab, knapp 98.000 Arbeitsplät- Alois von und zu ze sichert der „Patriotismus“ beim ­Lebensmitteleinkauf. Lebensmit- Liechtenstein telqualität und der Genussfaktor unserer Regionen sind Imageträ- das Großkreuz ger für das Bundesland und wichtig für den Tourismus. Denn Le- des fürstlich liechten­ bensmittel aus Oberösterreich stehen für echten, unverwechselba- steinischen ren Genuss und große Vielfalt. Verdienstordens. Es ist ein besonderes Anliegen der Initiative „Genussland Ober­ österreich“ die regionalspezifischen Köstlichkeiten bekannt zu machen, gleichzeitig die Wertschöpfung in der Region zu stärken Landeshauptmann Pröll und Arbeitsplätze in der Lebensmittelwirtschaft zu sichern. in Liechtenstein Essen und trinken – in authentischer Form und mit hohem Quali- tätsanspruch an die Nahrungsmittel – ist ein wesentlicher Bestand- Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll absolvierte kürzlich einen teil der oberösterreichischen Alltagskultur. Unsere landwirtschaft- ­Besuch im Fürstentum Liechtenstein. Die Bedeutung der Regionen liche Produzentinnen und Produzenten bieten dafür hochwertige in Europa war dabei einer der Schwerpunkte des Arbeitsgesprächs Grundprodukte zur kulinarischen Veredelung sowie als Basis und mit Ministerpräsident Dr. Klaus Tschütscher. „Die Regionen sind Ausgangsprodukt für traditionelle und modern interpretierte der Kitt für den Zusammenhalt im größeren Europa“, betonte ­dabei ­Küchenkreationen. Die Qualitätsvorteile ergeben sich aus den Landeshauptmann Pröll. ­kurzen Transportwegen, die Rohstoffe werden frisch und aus­ Zum Bereich Wissenschaft informierte Pröll über die Kooperation gereift geerntet und sind daher auch von hervorragendem Ge- zwischen der Donau-Universität Krems und der Universität Liech- schmack. tenstein. Durch die Vereinbarung seien nun übergreifende Studien­ Ich lade Sie herzlich ein, sich in Oberösterreich kulinarisch ver­ programme, eine wechselseitige Anrechnung von Leistungsnach- wöhnen zu lassen! ❍ weisen und eine wechselseitige Lehre möglich, so Pröll. www.land-oberoesterreich.gv.at Im Bereich der Kultur stand vor allem die NÖ Landesausstellung 2013 in Asparn an der Zaya und Poysdorf im Mittelpunkt der ­Gespräche. Das Schloss Wilfersdorf werde im Zuge der Landes- ausstellung 2013 eine besondere Rolle spielen, informierte der Landeshauptmann. So werde dort eine Ausstellung über Spuren der Liechtensteiner im Weinviertel, in Niederösterreich und in Süd- mähren stattfinden, berichtete Pröll. „Die Liechtensteiner haben für die Entwicklung Niederösterreichs wichtige Beiträge geleistet“, ­betonte der Landeshauptmann. Nach dem Arbeitsgespräch mit dem Ministerpräsidenten traf ­Landeshauptmann Pröll auf Schloss Vaduz mit S. D. Erbprinz ­Alois von und zu Liechtenstein zusammen. Dort kam es auch zur Über- reichung des Großkreuzes des fürstlich liechtensteinischen Ver- dienstordens an den niederösterreichischen ­Landeshauptmann. Der Landeshauptmann habe die Zusammenarbeit zwischen ­Niederösterreich und Liechtenstein „in besonderem Maße geför- dert“, betonte dabei Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein, der Orden sei „ein Zeichen der Wertschätzung“. ❍ Ein besonderes Anliegen der Initiative ist, die regionalspezifischen Köstlich-

© NLK/Reinberger, © OÖ Tourismus www.noe.gv.at keiten bekannt zu machen und die Wertschöpfung in der Region zu stärken.

ROTWEISSROT www.weltbund.at 35 Österreich regional – Aus den Bundesländern

Salzburg Steiermark

Weltbank-Experte zu Gast in Graz

Am 23. März 2012 fand vor rund 100 Studierenden und weiteren Besuchern an der Karl-Franzens-Universität der Vortrag des lang- jährigen Direktors der Weltbank, Robert Holzmann, zum Thema: „Karriere eine Auslandssteirers als Volkswirt in internationalen ­Organisationen: Weltbank, IWF, OECD“ statt. Diese Veranstaltung hat Renate Metlar, Leiterin des Büros für Büro für Auslandssteirer und Auslandssteirerinnen, in Kooperation mit dem Uni ­Management Club initiiert. Bei der Veranstaltung ist es dem Ökonomen Prof. Robert Holz- mann durch seinen Vortrag gelungen, den Studierenden aufzuzei- gen, wie sie in internationalen Organisationen Fuß fassen können. Er hat über die Veranstaltung hinaus den Studierenden angebo- tenk, ihnen auch weiterhin unterstützend zur Seite zu stehen. Das Büro für Auslandssteirer und Auslandssteirerinnen hat sich zum Ziel gesetzt, in einer monatlichen Veranstaltung mit einer hoch­karätigen Persönlichkeit auf das Humankapital unserer Landsleute im Ausland aufmerksam zu machen und es bis zur Die Neuauflage von „Burgen & Schlösser“ enthält auch die attraktiven Auslandsösterreicher-Weltbund-Tagung in Graz ­Bauwerke im Lungau wie zum Beispiel die Burg Mauterndorf. ­einem breiteren Publikum näher zu bringen. Den hohen Stellenwert dieser Veranstaltung unterstrichen Wolf Rauch, Dekan der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlichen Neues über Burgen, Schlösser, ­Fakultät, Abteilungsleiter Manfred Lind für den verhinderten Klöster und Stifte ­Landeshauptmann Franz Voves sowie Direktor Nikolaus Juhasz von der Bank für Steiermark und Kärnten, der im Namen der Bank Die Broschüren „Burgen & Schlösser“ bzw. „Klöster & Stifte“ der die Studierenden auch zu einem Buffet einlud. EuRegio Salzburg – Berchtesgadener Land – Traunstein wurden Diese Reihe wird im April und Mai mit Thomas Ochensberger, Vice in aktualisierter und erweiterter Form neu aufgelegt. President Morgan Stanley Hongkong, dem Unternehmer Gerold „Klöster & Stifte“ enthält umfassende Informationen über die Ge- Pankl aus Kalifornien sowie dem Investmentbanker Karlheinz Muhr schichte, die kunsthistorischen Besonderheiten sowie die aktuel- aus New York fortgesetzt. ❍ len Ziele und Aufgaben von 63 bestehenden und aufgelassenen www.auslandssteirer.at Klöstern und Stiften in Stadt und Land Salzburg und den bayeri- schen Landkreisen Berchtesgadener Land und Traunstein. Neu beschrieben sind die Klöster von Raiten-Haslach bei Burghausen, Mondsee, Zell am See, St. Ulrich am Pillersee, Maria Kirchental im Pinzgau und die Maria-Ward-Schule in Bad Reichenhall. Mit der 160 Seiten umfassenden Neuauflage der Publikation ­„Burgen & Schlösser“ liegt erstmals eine Publikation vor, die Ökonom Prof. ­Objekte im gesamten Land Salzburg erfasst. In der erweiterten Robert Holzmann. Broschüre sind auch die attraktiven Burgen im Lungau sowie die historisch bedeutsamen Schlösser im Pinzgau und Pongau ent­ halten. Insgesamt sind 125 Burgen und Schlösser beschrieben und deren Öffnungszeiten angegeben. Durch die überarbeitete Ein­ führung und die neu gestaltete Zeittafel bietet die Broschüre einen informativen Überblick über die geschichtliche und bautechnische Entwicklung des Burgen- und Schlösserbaus. Die Broschüren sind ab sofort in den regionalen Tourismusverbän- den sowie in der EuRegio-Geschäftsstelle in 83395 Freilassing, Sägewerkstraße 3, kostenlos erhältlich. ❍

www.salzburg.gv.at Salzburger © Burgen und Schlösser, Uni Management Club Steiermark

36 www.weltbund.at ROTWEISSROT Österreich regional – Aus den Bundesländern

Tirol Vorarlberg

Energie erneuerbar, verfügbar und leistbar

Mit dem vom Vorarlberger Landtag einstimmig beschlossenen Maßnahmenplan „Schritt für Schritt zur Energieautonomie in Vor- arlberg“ ist der Weg in den kommenden Jahren abgesteckt, nun geht es in die Phase der konkreten Umsetzung. Dabei stehen drei Grundsätze im Vordergrund, sagt Landeshauptmann Markus ­Wallner: Energie soll erneuerbar, verfügbar und leistbar sein. Der Maßnahmenplan „101 enkeltaugliche Maßnahmen“ beschreibt eine breite Themenpalette von Energieeffizienz in Gebäuden und dem Ausbau erneuerbarer Energieträger bis zu Mobilität und Indus­trie. „In all diesen Bereichen haben wir – mit Zeithorizont 2020 – klare Vorgaben gemacht und uns ambitionierte Ziele ge- setzt“, betont Wallner. So soll beispielsweise bei den Gebäuden eine anhaltende Sanierungsrate von drei Prozent und damit eine Reduzierung des Energieverbrauchs für Raumwärme um durch- schnittlich 20 Prozent erreicht werden. Weiters sollen bis 2020 LH Günther Platter gelobt Johannes Tratter (li.) als neues Mitglied der ­zusätzlich 35 GWh Strom aus Photovoltaik erzeugt werden und der Tiroler Landesregierung an. Fahrradanteil von 15 auf 20 Prozent gesteigert werden.

Energieautonomiehaus Haller Bürgermeister wird Zu den Aktivitäten im laufenden Jahr 2012 gehört die Erarbeitung Tiroler Landesrat eines Konzepts für das Energieautonomiehaus. Dieses ist grob ­gesprochen ein Haus, das die Energie, die es braucht, selber Der Tiroler Landtag hat Johannes Tratter in einer außerplanmä­ ­erzeugt oder aus unmittelbaren regionalen Quellen bezieht. In ßigen Sitzung im März zum Mitglied der Tiroler Landesregierung ­einer weiteren Stufe soll auch die Energie zurückgewonnen gewählt. ­werden, die für die Herstellung der Materialien benötigt wurde. ❍ Als Nachfolger des zurückgetretenen Landesrates Christian ­Switak www.vorarlberg.at übernimmt der ehemalige Haller Bürgermeister das Gemeinderes- sort, die Raumordnung, das Baurecht, die Dorferneuerung sowie Personal, Öffentlichkeitsarbeit und das Staatsbürgerschafts­ Landeshauptmann wesen. Ein zentrales Anliegen ist für den 49-jährigen Juristen die Wallner im Gespräch Lebensqualität in den Gemeinden. Tratter setzt dabei auch auf die mit Jugendlichen: freiwillige Zusammenarbeit der Gemeinden und will diese ent­ Energie soll erneu­er­ sprechend unterstützen. bar, verfügbar und Die Gemeinden sollen mithilfe der Bedarfszuweisungen weiterhin leistbar sein. in der Lage sein, alle für die Bevölkerung wichtigen Angebote von der Kinderbetreuung über soziale Einrichtungen bis hin zur klassi- schen Nahversorgung in vertretbarer Entfernung sicherzustellen. „Mit den Bedarfszuweisungen haben wir ein ausgezeichnetes ­Instrument, um wichtige Investitionen ressortübergreifend zur ­unterstützen“, so Tratter. Insgesamt stehen über den Gemeinde­ ausgleichsfonds rund 90 Millionen Euro pro Jahr für die Unterstüt- Auf Vorarlbergs zung der Gemeinden bei Infrastrukturvorhaben und anderen Inves- Wohnhäusern sind titionen zur Verfügung. insgesamt rund „Außerdem müssen wir uns bemühen, den jungen Tirolerinnen und 300.000 Quadratme- Berger

/ ter Sonnenkollekto- Tirolern Wohnraum, Arbeitsplätze und Freizeiteinrichtungen vor Ort anzubieten“, setzt Tratter auf eine aktive Raumordnung und die ren und Photovoltaik­ Revitalisierung vorhandener Bausubstanz. ❍ anlagen installiert –

© Land © Tirol www.tirol.gv.at/regierung Tendenz steigend.

ROTWEISSROT www.weltbund.at 37 Österreich regional – Aus den Bundesländern

Wien Kunst und Kultur

Die „Auster von Amsterdam“

Amsterdam hat ein neues Filmmuseum und hat sich das immerhin 30 Millionen Euro kosten lassen. In privilegierter Uferlage im ­Herzen der Metropole bildet das „Eye Filminstituut Nederlande“ den visuellen Auftakt des neuen Stadtquartiers Amsterdam Noord. Das Wiener Architektenteam Delugan Meissl hat durch ein funk­ tionales Zusammenspiel von räumlicher Konfiguration, Lichteinfall sowie der ortsspezifischen städtebaulichen Bezugnahme einen Bau geschaffen, der jetzt von den Niederländern liebevoll „Auster von Amsterdam“ genannt wird. Glatte, kristalline Oberflächen ­reflektieren das einfallende Licht auf vielfältige Weise, wodurch die Gebäudeerscheinung im Tagesverlauf permanenten optischen Veränderungen unterliegt. Mit diesem Effekt reagiert der Bau auch äußerlich auf die entwerferische Leitidee der architektonischen ­Inszenierung von Bewegung und Licht, den zentralen Parametern des ­Mediums Film. Über 40.000 digitalisierte Filme stehen auf Knopfdruck zur Aus- wahl, die die BesucherInnen ganz privat in einzelnen Boxen oder auf riesigen Leinwänden ansehen können. Sie können aber auch schlicht und einfach „nur“ ins Kino gehen. Wie Elke Delugan-­­Meissl erklärt, wollte man einfach weg von der dunklen Kinoatmosphäre mit Cola und Popcorn und hin zu einem neuen sozialen Ort, der das hochwertige kulturelle Angebot der Stadt ergänzt und mit ­seiner markanten, eindrucksvollen Erscheinung die Rolle Amster- dams als hochkarätige kulturelle Stätte von Weltrang unterstreicht. Und das stellt auch einmal mehr die Leistungsfähigkeit Das Café Central in Wien. ­öster­reichischer ArchitektInnen auf dem weltweit stark umkämpf- ten Markt unter Beweis. ❍ www.dmaa.at Das Wiener Kaffeehaus – www.filmmuseum.nl Tradition und Moderne

Die Wiener Kaffeehauskultur gehört seit 2011 zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO. Die einzigartige Atmosphäre des Wiener Kaffeehauses stellt auch im neuen Jahrtausend ein Grundbedürfnis für Menschen aller ­Altersgruppen dar. Mehr denn je sehnen sich die Leute nach einer kleinen Verschnaufpause mit einer gemütlichen Tasse Kaffee. ­Anstelle der Möglichkeit, billig zu telefonieren, gibt es jetzt die Mög- lichkeit, im Internet zu surfen. Neben Walzerklängen von Johann Strauß erklingt jetzt auch moderner DJ-Sound. Viel Wissenswertes über die alte Kulturpflanze „Kaffee“ können LiebhaberInnen bei einem Rundgang im Kaffeemuseum erfahren.

Kaffeemuseum im Österreichischen Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum 1050 Wien, Vogelsanggasse 36 Tel.: + 43/676/406 87 28 ❍ www.kaffeemuseum.at Der Bau des Wiener Architektenteams Delugan Meissl in privilegierter

Infos auch unter www.wiener-kaffeehaus.at ­Uferlage im Zentrum Amsterdams. Café © Central Wien, DMAA Iwan / Baan

38 www.weltbund.at ROTWEISSROT Der nächste Green Business Guide erscheint im vierten Quartal 2012

Kontaktdaten: Markus Wagner (CPG) Tel: +43/1/405 46 40-768 Mobil: +43/664/14 15 878 [email protected]

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Neuer Rekord im AKH Wien

2011 ist das bisherige Rekordjahr im ­Lungentransplantations-Zentrum von AKH Wien / MedUni Wien: 110 Eingriffe wurden an der Klinischen Abteilung für Thorax­ chirurgie unter der Leitung von Univ.-Prof. Walter Klepetko vorgenommen. Damit zählt Wien weltweit zu den drei größten Zentren in Sachen Lungentransplantation.

„Dieses Transplantationsvolumen ent- spricht in etwa einem Drittel aller in ganz Deutschland durchgeführten derartigen Die neuen Solarzellen – in unserem Bild Eingriffe“, sagt Klepetko. Einen wesent­ um ein menschliches Haar gewickelt. lichen Anteil an diesem Rekord trägt die Anwendung einer neuen Methode, der ­sogenannten „In-vivo-Perfusion“, die es ermöglicht, „die Qualität von Spender­ Linzer Forscher entwickeln leichteste lungen außerhalb des menschlichen Kör- ­Solarzellen der Welt pers zu verbessern. Die Organe werden dabei in einer eigenen Maschine über mehrere Stunden beatmet, durchspült, in ine Revolution im Bereich der flexiblen Zwar können organische Solarzellen nach ihrer ­Qualität noch verbessert und an- E organischen Solarzellen hat eine wie vor nicht mit der Leistung von silizium- schließend transplantiert“. ­Kooperation von Wissenschaftlern der basierten Systemen mithalten. „Aber ihr ­Johannes-Kepler-Universität Linz und der Vorteil liegt im unschlagbaren Leistungs- Damit ist es gelungen, 2011 mehr als zehn Universität Tokio (Japan) hervorgebracht. Gewichts-Verhältnis.“ Vier Gramm wiegt Lungen für die Transplantation verwend- Den Forschern gelang die Entwicklung das Solarzellensystem – und das pro bar zu machen, die ansonsten nicht dafür von ­extrem flexiblen, dünnen und dennoch Quadratmeter. geeignet gewesen wären. leistungsfähigen Zellen. Das Ergebnis wurde nun in der renommierten Zeitschrift Kein Wunder: Die Zellen sind nur zwei Die Top-Position im internationalen Ver- ­„Nature Communications“ veröffentlicht. ­Mikrometer dünn – „wie Spinnfäden“, er- gleich wurde auch durch den Aufbau von klärt Kaltenbrunner. Und es geht noch Kooperationen vor allem mit den östlichen Hightech im Mikrometerbereich weiter: Wird die Solarzelle auf Gummi auf- Nachbarländern Ungarn, Slowakei, Slowe- Das Besondere an den neuen ­Solarzellen: gebracht, ist sie sogar dehnbar. nien sowie mit Kroatien, Rumänien, Estland Die aktiven, energieerzeugenden Elemen­ und auch mit Griechenland und Zypern te machen ein Drittel der Zelle aus, das Viele Anwendungsbereiche ­untermauert. „Wien ist das Zentrum eines ­darunter liegende Substrat, vorwiegend Anwendung finden können die ultraleich- grenzüberschreitenden Medizinsystems. Plastikfolie, nimmt nur noch zwei Drittel ten Solarzellen in der Robotik, bei synthe- Dabei werden Spenderorgane aus diesem der Zelle in Anspruch. Bei herkömmlichen tischer Haut oder auf E-Textilien. „Bei all geografischen Bereich genutzt und vielen Solarzellen dieser Bauart machte das diesen Bereichen kommt es darauf an, Patienten dadurch erst ein derartiger Substrat bisher noch mehr als 99 Prozent dass die Zellen nicht nur leistungsfähig, ­lebensrettender Eingriff ermöglicht“, so der Zelle aus. „Damit ist uns bei organi- sondern auch leicht und flexibel sind. An ­Klepetko. Im Jahr 2011 war Österreich die schen Solarzellen ein Rekord gelungen“, vielen Dingen kann man starre Zellen gar weltweit führende Nation bei der Gesamt- freut sich Martin Kaltenbrunner vom Insti- nicht anbringen“, so Kaltenbrunner. Auch zahl aller Transplantationen pro Million Ein- tut für Experimentalphysik. „Die neuen an Nachfolgeprojekten wird an der JKU wohner – vor den USA. Klepetko: „Dass Zellen erzeugen bereits zehn Watt pro bereits geforscht: „Das grundsätzliche Österreich die Nummer eins ist, verdanken Gramm – das ist weltweit unerreicht.“ Der System ist auch für elektrische Schalt­ wir nicht zuletzt der hohen Frequenz an junge Forscher hat mit seinen Kollegen kreise anwendbar. Das ist für die Industrie Lungentransplantationen.“ Matthew White und Eric Glowacki unter natürlich enorm interessant“, weiß Kalten- der Leitung der Professoren Takao So- brunner um die Bedeutung der innovativen www.meduniwien.ac.at meya, Niyazi Serdar Sariciftci und Sieg- Forschungsarbeit für die Wirtschaft. ❍

fried Bauer damit neue Maßstäbe gesetzt. www.jku.at jku ©

40 www.weltbund.at ROTWEISSROT Österreich News

Pharmakologische Medizin-Uni in Klagenfurt Substanzen aus ­Krabbenschalen Das Land Kärnten plant eine medizinische Humanuniversität in Klagenfurt. Das gab chimmelpilze sind normalerweise Bildungsreferent LH-Stv. Uwe Scheuch S eher kein Grund zur Freude – doch gemeinsam mit den Projektpartnern der nun können sie als „chemische Fabriken“ Sigmund Freud Privat Universität bekannt. eingesetzt werden: An der Technischen „Eine Medizin-Uni in Klagenfurt wäre eine Universität Wien gelang es, Gene von große Chance für die jungen Leute, aber Bakterien in Pilze der Gattung Tricho­ auch für das Land Kärnten, weil sie Per­ derma einzubringen, sodass die Pilze nun Fermentationsanlage an der TU Wien. spektiven schafft.“ Man darf nicht verges- in der Lage sind, wichtige Chemikalien für sen, dass sich jährlich 7.500 Personen für die Arzneimittelerzeugung herzustellen. aus natürlichen Ressourcen gewonnen einen Medizin­studienplatz in Österreich Der Rohstoff, den die Pilze dafür brau- oder che­misch hergestellt wird – aller- bewerben, es aber derzeit österreichweit chen, ist reichlich vorhanden: Chitin, aus dings ist NANA 50-mal teurer als Gold: nur 1.400 Studienplätze gibt. Über 650 dem zum Beispiel die Panzer von Krusten- Die Chemikalie kostet etwa 2.000 Euro Kärntnerinnen und Kärntner studieren tieren aufgebaut sind. pro Gramm. ­Medizin in Wien, Graz, Innsbruck oder Bei viralen Infekten wie etwa der Influen- Der neu entwickelte Trichodermastamm Salzburg. Die neue medizinische Fakultät za werden häufig Virustatika eingesetzt, kann nun in Bioreaktoren kultiviert werden würde Studierende aus Kärnten, aber die eine Verbreitung des Virus im Orga­ und dort Chitin in die wertvolle Säure auch aus anderen ­Bundesländern und nismus verhindern sollen. Diese Medika- ­umwandeln. Das Verfahren wurde von der Ländern ansprechen. Ein nicht zu unter- mente sind oft Derivate der N-Acetyl­ TU Wien bereits patentiert. ❍ schätzender Nebeneffekt der neuen Uni- neuraminsäure (kurz: NANA), die heute www.tu-wien.ac.at versität wäre dadurch die Forcierung der Zuwanderung qualifizierter Arbeitskräfte. Der Standort Klagenfurt sei eine zentrale Drehscheibe im Alpen-Adria-Bereich und Kunststoff aus der Natur könnte dies dann auch bildungspolitisch verwerten. Und nicht zuletzt stelle der dro- hende Ärztemangel einen weiteren Anreiz dar, in Klagenfurt ein umfassendes medi­ zinisches Angebot zusätzlich zu den schon vorhandenen Bereichen zu etablieren. „Der Letter of Intent“ ist unterschrieben, jetzt heßt es die Detailplanung bezüglich Stand- ort, Finanzierung, Kooperation und Orga­ nisation voranzutreiben. Das Ziel ist ambi­­ tioniert, aber eine Medizinuniversität in Kärnten hätte eine große wissenschaftli- che, wirtschaftliche und bildungspolitische Erfolgreiche Forschungsarbeit am Institut für Chemie an der Karl-Franzens-Universität Graz. Bedeutung für Kärnten und für ganz Öster- reich. Aber auch international hat diese ie Voraussetzung für die Herstellung In ihrem „Topf“ brachten sie drei Biokata- Idee eine bedeutende Anziehungskraft. D kostengünstiger Plastikmaterialien lysatoren dazu, eine Umwandlungskas­ In Bezug auf die Investitionen, seitens des haben Forschungen am Institut für Che- kade durchzuführen. „Die drei Enzyme Landes soll es eine Anschubfinanzierung mie der Karl-Franzens-Universität Graz ­arbeiten wie die Zahnräder in einem Uhr- in der Höhe von zehn bis zwölf Millionen geschaffen. Ao. Univ.-Prof. Wolfgang werk zusammen. Der Abfall des einen Euro geben, kann sich Landeshauptmann Kroutil und sein Team fanden heraus, wie Enzyms wird von einem anderen als wich- Gerhard Dörfler vorstellen, dass die priva- man Enzyme aus der Natur dazu bringt, tiger Hilfsstoff eingesetzt. Das macht den te Med-Uni auch mit Banken und privaten Kunststoffbausteine für Polyamide her­ Prozess höchst effizient, kosten- und zeit- Sponsoren bei Stipendien zusammenar- zustellen. Die Enzyme, natürliche ­Eiweiße, sparend“, betont Kroutil. Darüber hinaus beiten könnte. Es werde immer kritisiert, sind die Biokatalysatoren, die chemische ist die Technologie auch in der Herstel- dass Wissen aus Kärnten abwandere, Reaktionen beschleunigen und dadurch lung umweltfreundlich. ❍ dies drehe man mit dem Projekt um.

© TU © Wien, unigraz höchst effizient „arbeiten“. www.unigraz.at

ROTWEISSROT www.weltbund.at 41 Österreich News Michael Mössmer

Opel RAD e MedAustron-Projekt: Teststrahl gestartet Eine Vision der urbanen Mobilität Opel sorgte mit der Präsentation seines uf dem Gelände der Europäischen RAD e auf dem Genfer Autosalon für A Organisation für Kernforschung ­Aufsehen. Nach Ampera und RAK e ist die CERN in Genf hat Niederösterreichs Lan- E-Bike-Konzeptstudie mit Pedelec-Antrieb deshauptmann Erwin Pröll am 29. März eine komplementäre Erweiterung der gemeinsam mit CERN-Generaldirektor LH Erwin Pröll (Mitte) und EBG-MedAustron-­ Elektromobilitätsstrategie des Autoherstel- Prof. Rolf Heuer und dem Vorsitzenden Auf­­sichtsrat Klaus Schneeberger (l.) mit Michael lers. Für die Umsetzung der Studie wurde des MedAustron-Aufsichtsrates, Klaus ­Benedikt, MedAustron-Projektleiter am CERN. wieder eine Kooperation mit dem Salzbur- Schneeberger, den Startknopf für den ger Design- und Markenberatungsunter- MedAustron-Teststrahl gedrückt und da- deln und dort der erste Teststrahl gestartet nehmen KISKA eingegangen. bei von einem „historischen und bewegen- werden. Ab 2015 sollen die ersten Patien- Im Kontext des 150. Geburtsjahres von den Moment“ gesprochen. Die Inbetrieb- ten mit dieser modernen Ionentherapie Opel schlägt diese Studie eine Brücke von nahme des Teststrahls sei ein wichtiger behandelt werden, im Vollausbau sind es der Zeit der Zweiradproduktion in die Schritt für die Umsetzung von MedAustron dann bis zu 1.400 Patienten pro Jahr. ­Zukunft. Das RAD e ist das erste E-Bike, und für eine hoffnungsvolle Zukunft Tau- ­Wiener Neustadt ist dann einer von drei das auf Konstruktions- und Produktions- sender Menschen, die an Krebs leiden. Standorten in Europa, an dem diese methoden der Automobilindustrie basiert. „Der Strahl ist ein wichtiges Werkzeug im ­moderne Krebstherapie möglich ist. Die Anstelle exotischer Leichtbaumaterialien Kampf gegen Krebs“, so Pröll. Rund 50 MedAustron-Anlage umfasst neben dem werden nach bionischen Prinzipien opti- Personen von MedAustron bereiten seit Therapie- auch einen Forschungsbereich. mierte Rahmenteile aus Pressstahl ver- rund vier Jahren bei CERN in Genf den Herzstück ist die Anlage mit dem kreis­ wendet, die wenig wiegen und dabei ro- Aufbau der Teilchenbeschleunigeranlage förmigen Teilchenbeschleuniger mit rund bust, flexibel und einfach herzustellen für MedAustron vor. Anfang 2013 soll dann 80 Metern Umfang. ❍ sind. Dies verringert das Gewicht und er- die Anlage nach Wiener Neustadt übersie- www.medaustron.at höht die Steifigkeit. Die Stilelemente in Bu- merangform, die sich sowohl beim preis- gekrönten Ampera als auch beim RAK e wiederfinden, verleihen dem E-Bike einen Größte Photovoltaikanlage Wiens dynamischen, sportlichen Charakter. Der Pedelec-Antrieb des RAD e basiert ie Solarpaneele, die im Zuge der The- auf einem 250-Watt-Elektromotor, der den D wosan-Sanierung des Gemeinde- neuesten Stand der Technik repräsentiert baus auf 15 Häusern installiert werden, und von einer Lithium-Ionen-Batterie ge- haben eine Gesamtfläche von rund 1.700 speist wird. Er ermöglicht eine elektrisch Quadratmetern und können 80 Prozent unterstützte Reichweite zwischen 60 und des Strombedarfs in der Wohnhausanlage 140 Kilometern, je nach Terrain. In Genf ­decken. Die Photovoltaikanlage ist die stellte Opel die Studie zudem als kom­ größte ihrer Art in Wien und wird eine Jah- patibles Konzept für das Opel-FlexFix- resenergiemenge von zirka 270.000 Kilo- Fahrradträgersystem vor, das sogar ein wattstunden liefern können. Zum Vergleich: Aufladen des E-Bikes beim Autofahren Ein durchschnittlicher Wiener Haushalt ­erlauben würde. verbraucht pro Jahr rund 2.500 kWh. PID Der Ausbau von Photovoltaikanlagen in Wohnbaustadtrat Ludwig und Wirtschaftsstadt-

www.kiska.at /

Großstädten ist europaweit bisher noch rätin Renate Brauner präsentieren die größte relativ gering. Wien hat sich zum Ziel Solaranlage Wiens. ­gesetzt, dies zu ändern und möchte den Anteil von erneuerbaren Energien an der minimiert und die Abhängigkeit von Strom­ Energieerzeugung bis 2030 auf 50 Pro- importen reduziert. Die Gesamtkosten der zent steigern. Anlage liegen bei rund 700.000 Euro. Eine Der Ökostrom aus den Solarpaneelen in Amortisation ist bereits in der ersten der Ketzergasse wird in einem dicht ver- ­Hälfte der Lebensdauer von rund 25 Jah- Die Konzeptstudie des E-Bikes RAD e. bauten Umfeld verbrauchernah produ- re zu erwarten. ❍

ziert. Damit werden Übertragungsverluste www.wienenergie.at KISKA, © NLK/Filzwieser, David Bohmann

42 www.weltbund.at ROTWEISSROT Österreich News

Verbündet – Verfeindet – Verschwägert – Mehr als 1.000 Worte Bayern und Österreich Oberösterreich bemüht sich seit vielen om 27. April bis zum 4. November Jahren darum, die Geschichte des Landes V 2012 findet die erste gemeinsame im 20. Jahrhundert nach modernen, zeit- Landesausstellung des Freistaates Bayern gemäßen Standards aufzuarbeiten. Nach mit dem Land Oberösterreich statt. Der Abschluss des Großprojektes „Ober­öster­ Bezirk Braunau, der Landkreis Altötting reich in der Zeit des Nationalsozialismus“ und die Städte Braunau, Mattighofen und beauftragte 2010 der Oö. Landtag das Oö. Burghausen haben sich unter dem Motto Landesarchiv mit dem Projekt einer wis- „Verbündet – Verfeindet – Verschwägert senschaftlichen Bearbeitung der Landes- – Bayern und Österreich“ bestmöglich auf geschichte 1918–1938. die gemeinsame, grenzüberschreitende Nun suchen das Oö. Landesarchiv und Landesschau vorbereitet. das Archiv der Stadt Linz für die Projekte Die Landesausstellung dokumentiert, Die Taufe Österreichs – Urkunde Ottos III. für „Oberösterreich 1918–1938“ und „Linz kurz zusammengefasst, die vielschichti- Bischof Gottschalk von Freising, 1. November 1918–1938“ Fotografien aus der Zeit des gen Beziehungen zwischen Bayern und 996, sogenannte „Ostarrîchi-Urkunde“. Ersten Weltkriegs und der Ersten Repu­ Österreich; mit besonderer Berücksichti- blik, die den Alltag dieser Zeit veranschau­ gung der politischen, sozialen und kultu- dem offiziellen Freistaat Bayern als Part- lichen und Einblicke in die damaligen rellen Aspekte, die sich durch das Wirken ner präsentiert. Verantwortlich auf baye­ ­Lebensumstände geben, wie von politi- von Habsburgern und Wittelsbachern rischer Seite ist diesmal das Haus der schen Ereignissen, vor allem solche, die diesseits von Inn und Salzach ergeben Bayerischen Geschichte, eine ­Dienststelle den Alltag widerspiegeln: die Arbeitswelt in haben. Diese grenzüberschreitende Lan- des Bayerischen Wissenschaftsminis­te­ Fabriken, Handwerksbetrieben, Land- und desausstellung ist an sich die erste, die riums. ❍ Forstwirtschaft, Handel und Gewerbe, das Land Oberösterreich gemeinsam mit www.landesausstellung.at ­kulturelle oder sportliche Veranstaltungen und Feste … Selbst für sich genommen unscheinbare oder banal wirkende Auf- nahmen können in einem größeren Oper live und für alle ­Zusammenhang betrachtet einen völlig neuen Erkenntniswert erlangen. nsgesamt vier Monate lang bietet die Wiener Staatsoper gratis Operngenuss Das Landesarchiv nimmt die Fotos in jeder Stinglmayr

I / unter freiem Himmel. Auf einem 50 Qua­ Form entgegen, digital an landesarchiv@ dratmeter großen LED-Videoscreen, der ooe.gv.at oder physisch per Post oder per- sich auf dem Herbert-von-Karajan-Platz sönlich (am besten nach telefonischer Vor- direkt neben der Oper befindet, werden im ankündigung, Tel.: +43/732/77 20-14604) April, Mai, Juni und im September 2012 bei der Bearbeiterin Frau Etzlstorfer; diese ausgewählte Aufführungen übertragen. übernimmt die Fotos entweder zur dauern- Bis 30. Juni werden insgesamt 60 aus­ den Aufbewahrung im Archiv oder zum gewählte Opern- und Ballettvorstellungen Scannen (und anschließende Rückgabe). in hervorragender Bildqualität und ab- www.landesarchiv-ooe.at wechslungsreicher Kameraführung mit sechs HD-Kameras live auf den Herbert- von-Karajan-Platz übertragen. Die Vorstellungen sind mit Untertiteln zu sehen, davor und in den Pausen werden Informationen über das jeweilige Werk, Musikalischer und optischer Hochgenuss auf die Besetzung, die Staatsoper und ihre dem Platz vor der Wiener Staatsoper. Vorstellungen präsentiert. Mit „Oper live am Platz“ möchte die Wiener Kulturinsti­ selbst wecken. Alle Übertragungstermine V. l.: G. Marckhgott (OÖ. Landesarchiv), tution ihre Aufführungen einem noch brei- sind auf der Homepage der Wiener LH J. Pühringer, E. Watzl (Vize-BM Linz) teren Publikum zugänglich machen und Staatsoper zu finden. ❍ und W. Schuster, Archiv der Stadt Linz.

© Bayerisches © Hauptstaatsarchiv, München, Wiener Staatsoper/Michael Pöhn, Land OÖ Lust auf einen Besuch im Opernhaus www.wiener-staatsoper.at

ROTWEISSROT www.weltbund.at 43 Österreicher in aller Welt – Das 10. Bundesland

Österr.-Verein Basel Asociación

Traditionsreicher Ball Argentino-Austríaca Am 4. Februar 2012 fand im festlich ­geschmückten Saal der Safran-Zunft der Georg Porak übernimmt die Präsident­ traditionelle Ball des ÖSTERREICHER- schaft des Club Europeo. VEREINS BASEL statt. 120 Ballgäste in Im Jahr 2003 gründeten 13 europäische festlicher Kleidung waren gekommen. Organisationen den Club Europeo. Der Nach den Begrüßungsworten des Präsi- Club ist ein Treffpunkt für Europäer, Argen- denten erfreuten sich die Gäste an musi- V. l.: Der festliche Ballsaal. tinier und Interessierte aus aller Welt. kalischen und gastronomischen Genüs- Gründungsmitglied ist unter anderem sen und schwangen auch fleißig das Von den drei aus Wien erwarteten Ehren- die Asociación Argentino-Austríaca (www. Tanzbein. Sowohl Damen wie Herren gästen konnte leider nur Frau Manuela argentino-austriaca.org). Die Gesellschaft ­erhielten eine Ballspende der Stadt Wien ­Figar, die für die Wien-Bälle in der ganzen möchte die existierenden kulturellen und in Form einer CD mit Wiener Musik. Welt zuständig ist, am Ball teilnehmen. sozialen Verbindungen zwischen Öster- Das Salonorchester Da Capo brachte Die beiden anderen Ehrengäste, Stadträ- reich und Argentinien stärken. Sie organi- ­zuerst Walzer und Polkas zu Gehör, ab tin Magister Sima und Herr Thon, erkrank- siert für ihre Mitglieder Konzerte, Vorträge 21 Uhr folgte dann das Trio ZWO mit ten in Basel und sahen sich daher zum und andere Veranstaltungen. ­modernerer, rassiger Tanzmusik. Bedauern der Ballgäste nicht in der Lage, Der Präsident der Asociación Argentino- Am Ball nahmen auch der Honorargene- den Ball zu besuchen. Austríaca Georg Porak hat am 29. Februar ralkonsul der Republik Österreich, Herr Die Stimmung war trotz dieser Nachricht die Präsidentschaft des Club Europeo von Dr. Ralph Th. Honegger mit Ehegattin, sehr angeregt, und so mancher wäre noch Eva Szabo, Präsidentin der Federación de ­sowie Frau Helga Martinelli, Präsidentin gern nach Mitternacht, als der Ball sein Entidades Húngaras, übernommen und der Vereinigung der Österreicher in der Ende fand, geblieben, zumal im Freien wird diese bis zum 31. Juli 2012 innehaben. Schweiz, teil. klirrende Kälte herrschte. ❍ Georg Porak aus dem Böhmerwald ent- stammt einer Familie aus der Papier- und Zelluloseindustrie. Er studierte in Wien und wanderte 1952 nach Argentinien aus. Er Österr.-Dt. Gesellschaft e. V. Berlin-Brandenburg arbeitete bis zu seiner Pensionierung als Manager für europäische und amerikani- Sopranistin Anita Götz, und der Wiener Pia­ sche Unternehmen in Argentinien, ­Brasilien nistin A.-M. Werner. Der Ballabend selbst und Venezuela. Heute ist er ehrenamtlich wurde musikalisch begleitet durch das Ber- in verschiedenen Vereinigungen tätig. liner Salonorchester, die Eröffnung erfolg- Anlässlich der Übernahme luden der öster- te in Wiener Tradition mit einer Fächerpo- reichische Botschafter Dr. Robert Zischg lonaise und anschließendem Kaiserwalzer. und Frau Birgit Zischg zu einem Empfang Einlagen mit Meistertanzpaaren, wieder in die Residenz. Sopranistin Anita Götz (re.) von der Volks­oper die Starsopranistin mit Pianobegleitung Eine große Anzahl von europäischen Bot- Wien und Angelina-Maria Werner, Pianistin. aus Wien und die Heck Mecks gestalteten schaftern und Diplomaten sowie Gäste aus den Abend kurzweilig. Der Bühnenhinter- dem Kultur- und Wirtschaftsleben unter- Traditioneller Wiener Ball der Österr.- grund wurde kreiert von der Vizepräsiden- hielten sich ausgezeichnet. ❍ Dt. Gesellschaft Berlin-Brandenburg tin des Vereins, Fr. Mag. Chr. Ziech, die Am ersten Berlinale-Wochenende begrüß- Blumen spendete die Stadt Wien. Gegen te unser ÖDG-Präsident W. Götz viele 2.00 Uhr ging das „Fest nach dem Fest“ im ­Ehrengäste, unter ihnen den Botschafter „Wiener Kaffeehaus“ weiter. Bis in die Mor- Dr. R. Scheide, aus Wien den Baustadtrat genstunden musizierten Freddy aus Kärn- Dr. M. Ludwig, stellvertretend für Bgm. Dr. ten mit seiner Zither, die Sopranistin A. Häupl, und weit über 400 Gäste zum stilvoll Götz und Dr. Em aus Bonn abwechselnd gestalteten Wiener Ball im Hotel Maritim, mit den Steirer Überraschungsmusikern Stauffenbergstraße. Am Vorabend des und dem bewährten Duo Klein/Bley. Ein Balls gab es einen Festabend im Kultur­ schönes Wochenende war zu schnell vor- forum der österreichischen Botschaft unter bei, und wir müssen zehren bis zum nächs- Leitung des Kulturdirektors Hr. Mag. W. ten Jahr am 9. 2. 2013 bzw. dem Festabend V. l.: Dr. Robert Zischg, Botschafter von Öster-

Pfeistlinger mit dem Stargast, der Wiener zum Nationalfeiertag am 27. 10. 2012. ❍ reich, Eva Szabo und Georg Porak. privat, © Erna Weimann, Christoph Werner

44 www.weltbund.at ROTWEISSROT Österreicher in aller Welt – Das 10. Bundesland

Austrian Chamber of Commerce, Hongkong

Der Heurigen 2011 250 Gäste, Hongkong-Österreicher, bunt gemischt mit internationalen Freunden ­unseres Landes, verbrachten am 4. 11. 2011 einen besonderen Abend gemein- sam: Im malerisch gelegenen Garten des Restaurants Verandah, direkt am Südchi- nesischen Meer gelegen, fand der traditio- nelle Heurigen statt. Heurigenbänke, Schweinsbraten und Lip- tauer, Apfelstrudel und Palatschinken durf- ten ebenso wenig fehlen wie G’spritzte und urige Heurigenmusik. Für Letztere sorgten das Duo Erich Zib und Ernst Schlosser, die für den Heurigen ­extra nach Hongkong gekommen waren. Eine Tombola mit wertvollen Sachpreisen sowie die Prämierung des schönsten Dirndls Heuriger in Hongkong. stellten den Höhepunkt der Veranstaltung dar. Den Preis für das schönste Dirndl, den MEP Mag. Othmar Karas, der sich den Ausgelassen wurde bis spät in die Nacht schließlich eine Dame in Lederhose mit Heurigen während seiner Reise nach gefeiert und der österreichischen Gemüt- dem ­originellsten Outfit gewann, verlieh Hongkong ebenfalls nicht entgehen ließ. lichkeit voll Genüge getan. ❍

Austrian-American Club, Los Angeles

Aktives Vereinsleben bauen, Veronica Reinelt, Präsidentin des Der Austrian-American Club, Los Angeles AACW mit Gatten, Lilliana Popov-Alexan- besteht seit 1955 und ist nach wie vor ­aktiv. der, Vize des AACW, sowie etliche Prä­ Die Zahl der Mitglieder beträgt zwischen sidenten und Gäste von verschiedenen 220 und 250. Einige von den ursprüngli- deutschen Vereinen in Los Angeles und chen Gründern sind nach wie vor tätig und Umgebung. feiern mit uns die verschiedenen Feste und Sie können daraus ersehen, dass wir nicht Veranstaltungen. ein kleiner „Haufen“ von Österreichern Das letzte Fest war unsere alljährliche sind, sondern eine Gruppe von Menschen, Weihnachtsfeier mit Krampus und St. Niko- die unsere Sitten und Bräuche aufrechter- laus für die Kinder, Weihnachtsmusik, Lie- halten und unser Land in Ehre vertreten, dern, Essen und Trinken für Jung und Alt – besonders unserer neuen Heimat gegen- es war ein gemütliches Beisammensein. über. Der Klub versucht, jedem unser Land Konsularangehörige sind natürlich immer gefällig zu machen und den Österreichern eingeladen, und diesmal machten wir ein Stück Heimat zu erhalten. Es gelingt ­einen Haupttreffer. Anwesend waren Kon- uns. Das sehen wir an der Anzahl der sul Lins mit Gattin, Konsul Fischer mit Gat- ­­Beteiligten, wenn wir etwas unternehmen. tin (er ist beim deutschen Konsulat) und Etliche Male im Jahr kommen wir zusam- Herr Dr. Rudolf Thaler, der Handelsdele- men, und an Gästen und Besuchern hat es gierte Österreichs in Los Angeles. Mit da- nie gefehlt. Auch diesmal nicht. Jedes bei waren auch Nedra Zachary, Präsiden- Fest, das wir feiern, jedes Picknick ist tin der „Zachary Society for the Performing ­immer gut besucht. Wir können uns nicht Arts“, die jungen Sängern und Sängerin- beklagen und hoffen, dass unser Verein

© Thomas © Lai, privat nen hilft, ihr Leben in der Opernwelt aufzu- noch viele Jahre erhalten bleibt. ❍ V. l.: Erika Ross und Dr. Rudolf Thaler.

ROTWEISSROT www.weltbund.at 45 Österreicher in aller Welt – Das 10. Bundesland

Österr.-Verein Zürich Austrian American

Österreichischer Ball traditionell ­Society of Oregon und beliebt Allein in Wien soll es an die 400 Bälle 25. Wiener Ball ­geben, den äußerst beliebten Österreichi- Am 28. Jänner 2012 feierte die AASO ihren schen Ball in Zürich gibt es nur einmal im 25. Wiener Ball im Multnomah Athletic Club. Jahr, und wie die Jahre zuvor war der Ball Wir freuten uns besonders, dass viele unse- auch heuer wieder sehr gut besucht. So Der Tanzsportclub Swing & Dance, Feldkirch, rer Gäste bei allen 25 Bällen dabei waren. waren es an die 280 Gäste, Österreicher, eröffnet den Ball. Unter diesen treuen Seelen wurde ein wun- Herzensösterreicher und Freunde Öster- derschöner rot-weißer Rosenstrauß verlost, reichs in der Schweiz, die sich zu dem tra- schaft, Kommunen, Österreichervereinen und die Glücksfee hätte keine bessere Ge- ditionellen festlichen Anlass im Foyer eines in der Schweiz und von der VÖS, der Ver- winnerin aussuchen können. Erika Buscha, großen Hotels trafen. einigung der Österreicher in der Schweiz. unsere langjährige Vereinssekretärin, hat Unterhalten wurden die Gäste von den Nicht zuletzt ist der Anlass ein beliebter ihn wahrhaft verdient und strahlend von ­ROMANTICAS, drei Vollblutmusikern – ge- Treffpunkt der über 300 Vereinsmitglieder ­unserem Präsidenten Egbert Kunrath ent- bürtig aus Österreich, der Schweiz und des Österreicher-Vereins in Zürich und gegengenommen. Insgesamt hatten wir bei Slowenien. Was dem Opernball in Wien ­vieler Österreicher und Gäste der Umge- unserem heurigen Ball 174 Gäste, und es sein Ballett, ist dem Österreichischen Ball bung. Sehenswert waren wie immer die wurde wie jedes Jahr viel getanzt, gelacht in Zürich sein Schmankerlbuffet. Ziel der eleganten Abendkleider und die stilvollen und gefeiert. Eine ganz besondere Freude Präsidentin Frau Monika Löscher und ihres Festtagstrachten der Damen und Herren. und Ehre war, dass der Sohn von Präsident Vorstandsteams war es auch heuer wieder, Um 1.45 Uhr wurde zur letzten großen Kunrath, Erich, mit seiner Verlobten Mary mit Tanzmusik und einem köstlichen Runde Oldies und Walzer gebeten, die die nach seinem Einsatz in Afghanistan bei Abendbuffet in festlicher Atmosphäre den Gäste gern in Anspruch nahmen, um ­unserem Ball mittanzen konnte. Erich dient Festgästen einen unterhaltsamen Abend schwungvoll in den nächsten Morgen zu derzeit als Major und Pilot in der US Airforce zu bieten. Die Gäste kamen aus Wirt- tanzen. ❍ und wurde von unserem Freund, dem deut- schen Konsul Herrn Günther Hoffmann, ­gebührend vorgestellt. Die bezaubernden Tischdekorationen wurden heuer von Chris- Klub der „Österreicher“ in Bulgarien tiane Millinger gestaltet. Wir bedanken uns für ihren intensiven Einsatz. Der Duft der Nach fairen und intensiven Vorrundenspie- ­frischen Blumen und des schmelzenden len ging aus dem Finale zwischen Nomads Wachses der Schwimmkerzen gaben zu- 1 und Lufthansatechnik Sofia das Team sammen mit den Klängen der zahlreichen der Lufthansatechnik als Sieger hervor. Streichinstrumente dem Abend ein beson- Manfred Vallaster übergab den verdienten ders festliches Ambiente. Wir danken Maria Sportlern als Preise Gutscheine des Bit- und Paul Fellner, die es uns wieder ermög- burger Kellers und der Skarabar sowie lichten, den Ball im Multnomah Athletic Club Geld- und Sachpreise des Botschafters abzuhalten, Präsident Egbert Kunrath, der der Republik Österreich, Mag. Gerhard uns charmant durch den Abend führte, und Reiweger, und des österreichischen Wirt- natürlich Ilse Kamin, die wie jedes Jahr vie- schaftsdelegierten, Dr. Michael Angerer. le, viele Stunden an Arbeit in den Ball inves- Die siegreiche Mannschaft beim Hallenfußball- Die Veranstaltung war wahrlich völkerver- tierte und mit ihrem Organisationstalent turnier des KOEB. bindend: Nicht nur Deutsche, Österreicher ­wieder ein glanzvolles Fest arrangiert hat. ❍ und Bulgaren trafen sich im sportlichen Zweites internationales Wettkampf, sondern mit den beiden Teams ­Hallenfußballturnier der Nomads kamen Sportler aus allen Am 19. 11. 2011 konnte der Klub der Öster- Weltgegenden zusammen. Zahlreiche reicherinnen und Österreicher in Bul­ga­rien ­Zuschauer feuerten die Spieler im Sport- (KOEB) schon zum zweiten Mal das inter- center Orlandovci zu Höchstleistungen an. nationale Hallenfußballturnier in Sofia ab- Auch für das leibliche Wohl war gesorgt. halten. Wie der Präsident des Klubs Man- Ein gelungenes Turnier, das auf dem bes- fred Vallaster berichtete, waren wieder er- ten Weg ist, ein Fixpunkt im Sofioter Sport-

freulich viele Anmeldungen eingegangen. kalender zu werden. ❍ Erika Buscha und Präsident Egbert Kunrath. privat ©

46 www.weltbund.at ROTWEISSROT Österreicher in aller Welt – Das 10. Bundesland

Austrian Society of Montreal

Wiener Ball Seit mehr als 50 Jahren lädt die Österrei- chische Gesellschaft Montreal zur elegan- ten Wohltätigkeitsgala, zuletzt am 19. No- vember 2011. Unter neuem Namen „Wie- ner Ball von Montreal“ genossen mehrere hundert Gäste einen gewohnt stimmungs- vollen Abend voll österreichischer Herzlich­ keit und Wiener Balltradition, von der be- zaubernden Eröffnungszeremonie mit den Debütantinnen bis zum gemütlichen Aus- klang im Heurigen in den frühen Morgen- stunden. Wie in den Vorjahren kommen alle Erlöse der jährlichen Veranstaltung wohltätigen Initiativen für die Jugend zugu- te, in erster Linie SOS-Kinderdorf. Weitere Das Ballkomitee mit dem Präsidenten der Österr. Gesellschaft Montreal, Peter Hill (letzte Reihe, Spenden gehen an die Schulich School of ganz li.) sowie der Präsident des Wiener Balls von Montreal, Harold Scheer (letzte Reihe, Mitte). Music der McGill Universität, General Ro- méo Dallaire Stiftung, Leave Out ViolencE Sammlung an wunderbaren Bildern und ausstellung Expo 67 in Montreal. Bis heu- und DSQ (Deutsche Sprachschulen Que- Dokumenten zu den frühen „Austrian Balls“ te ist die jährliche Wohltätigkeitsgala fixer bec). Am 1. März 2012 durften die Öster­ der Österreichischen Gesellschaft Mon­ Bestandteil des Montrealer Veranstal- reichische Gesellschaft Montreal und das treal. Baronin Kubinzky war in den 60er tungskalenders, dieses Jahr am 17. No- Ballkomitee einmal mehr in glanzvollen Jahren Präsidentin des Ballkomitees. Einer vember 2012. Mehr zum „Wiener Ball von ­Erinnerungen schwelgen. Die Erben von der Höhepunkte dieser Zeit war der Ball Montreal“ erfahren Sie online unter www. Baronin F. E. Kubinzky vermachten ihre anlässlich des Österreich-Tages der Welt- balviennoisdemontreal.org. ❍

Vereinigung der Österreicher in Rom

Römische Erfahrung mit der chigen Müttern mit Kleinkindern klagte. So ­Zweisprachigkeit wurde die Idee geboren, eine informelle Als sie vor drei Jahren gegründet wurde, Runde zu bilden, die sich als Ort der Begeg- zählte die K.u.K.-Runde drei Mitglieder, nung versteht, wo sich die Eltern kennenler- heute sind es rund 45, und ihre Zahl wächst nen und ihre Erfahrungen über zweispra- ständig, vor allem dank der Mundpropa­ chig aufwachsende Kinder austauschen gan­da. Auch wird versucht, eine virtuelle können. Denn eine zweisprachige Erzie- K.u.K.-Runde auf der Plattform des hung von klein auf ist ein großes Geschenk, AUSLANDS­ÖSTERREICHER-WELT­ das wir unseren Kindern machen können, BUNDES zu ­bilden. aber es gehört auch viel Willenskraft dazu. Das war der Beginn 2009. Was sich wie ein Geheimbund anhört, ist in Bei den Treffen der Runde lernen die Kinder Wirklichkeit eine Sektion der Vereinigung aus gemischtsprachigen Familien schon reich haben, aber sie steht auch sonstigen der Österreicher in Rom, die vor allem jun- früh verstehen, dass sie keine Ausnahme in deutschsprachigen Familien offen. Bei den ge Menschen mit Kleinkindern anspricht. einer ­anderssprachigen Umwelt sind, sie gemütlichen Treffen lernen sich die Eltern Der Anlass, der zur Gründung der Sektion fühlen sich nicht als Außenseiter und ent­ kennen, die Kinder spielen miteinander. Es Kunterbunte Krabbel- und Kinderrunde wickeln schon früh Verständnis für die ver- sind unbeschwerte Nachmittage, die aber führ­­te, war ein Gespräch von Vizepräsiden­ schiedenen Kulturen, denen sie angehören zukunftsaufbauend für die Kleinen sind, tin Dr. Margarete Bernava-Bambas mit ei- und in denen sie aufwachsen. den Eltern Sicherheit in ihren Entscheidun- ner jungen Österreicherin, die über man- Die K.u.K.-Runde wendet sich vornehmlich gen vermitteln und der Vereinigung neue,

© Photolux, © privat gelnde Kontakte zu anderen deutschspra- an Familien, die eine Beziehung zu Öster- junge Mitglieder bringen. ❍

ROTWEISSROT www.weltbund.at 47 Die Schmankerlecke

Powidltascherl mit Zwetschken- Buttermilch-Eis

Süßes mit Fruchtigem, heiß neben kalt, ein Gedicht. Die Zutaten

Rezept für 4–6 Personen: ieses Rezept stammt aus der neues- Das zweite Eigelb verquirlen und den Für das Eis: D ten Rezeptesammlung von unserem Teigrand damit bestreichen. Kreise zu- 100 g Zucker Schmankerlecke-Koch, die er seiner Hei- sammenklappen und die Ränder mit einer 250 ml Rotwein mat widmet. Powidl, in der böhmischen Gabel andrücken. Reichlich Wasser in ½ TL Zimt Küche aus gedörrten Zwetschken herge- ­einem breiten Topf aufkochen und leicht 400 g reife Zwetschken stellt, wird nur durch langes Einkochen salzen. Die Powidltascherl hineingeben, 200 ml Buttermilch ohne Beimengung von Zucker gewonnen. die Temperatur reduzieren und die Ta- Powidl ist Basis für regionale Süßspeisen scherl ca. 10 Minuten ziehen lassen. Für den Teig: wie Pofesen, Germknödel u. v. a. m. Für die Brösel die Butter in einer Pfanne 300 g mehlig kochende Erdäpfel schmelzen. Den Zucker darin auflösen (Kartoffeln) Kochanleitung und die Pfanne vom Herd nehmen. Zitro- 2 Eigelb Für das Eis Zucker mit Rotwein und Zimt nen- und Orangenschale unterrühren, mit 50 g Kartoffelstärke in einem Topf zum Kochen bringen und Zimt abschmecken und die Semmelbrösel 25 g weiche Butter auf die Hälfte einkochen lassen. Zwet­sch­ untermischen. So lange rühren, bis die 150 g Powidl (festes Zwetschkenmus) ken halbieren, entsteinen und mit Butter- Brösel das Fett völlig aufgesaugt haben 1 cl Rum milch und eingekochtem Rotwein in einen und wieder trocken sind. Salz, etwas abgeriebene Schale einer hohen Becher geben. Mit dem Mixstab Die Powidltascherl mit einer Schaumkelle Bio-Orange fein pürieren, in eine flache Schale gießen aus dem Wasser nehmen, gut abtropfen Mehl für die Arbeitsfläche und im Tiefkühlfach in 4 bis 5 Stunden lassen und in den Bröseln wälzen. ­gefrieren. Tascherl mit dem Eis auf Tellern anrichten Für die Brösel: In einem Topf Wasser zum Kochen brin- und nach Belieben mit etwas Staubzucker 50 g Butter gen und die Erdäpfel darin in der Schale bestäubt servieren. 50 g Zucker weich kochen. Den Backofen auf 200 °C je etwas abgeriebene Schale einer vorheizen. Die Erdäpfel abgießen, schä- Guten Appetit wünscht Ihnen Ihr Bio-Orange und einer Bio-Zitrone len und in eine flache, ofenfeste Schale 1 Prise Zimt ­legen. Im heißen Backofen ca. 10 Minuten 125 g Semmelbrösel ausdämpfen lassen. Die Erdäpfel zweimal Staubzucker zum Bestäuben durch die Presse drücken. Mit einem Kochlöffel 1 Eigelb in die Masse einar­ Johann Lafer beiten. Nach und nach die Kartoffelstärke untermischen, bis sie vollständig aufge- Der Spezialist nommen ist. Die weiche Butter unter den Meine Heimatküche Teig kneten, mit 1 Prise Salz würzen. Den Johann Lafer Teig in Klarsichtfolie wickeln und im Kühl- Johann Lafer ist ein über die schrank 1 Stunde ruhen lassen. Meine Heimatküche Grenzen hinaus Powidl mit Rum und Orangenschale ab- 192 Seiten, 200 Fotos, berühmter österrei­ schmecken. Den Erdäpfelteig auf einer ca. 75 Rezepte chischer Fernsehkoch bemehlten Arbeitsfläche 2 mm dünn aus- Format: 21 x 27 cm GuidoKarp und lebt mit seiner rollen und Kreise (Durchmesser 8 cm) Preis: 25,60 Euro /

­Familie in Deutschland. ausstechen. Mit einem Löffel jeweils ISBN: 978-3-8338-2214-8

­etwas Powidl auf eine Kreishälfte setzen. Lafer ©

48 www.weltbund.at ROTWEISSROT Buchbesprechung

Conrad Seidl (Hg.) Eva Menasse Herbert Gschwendtner Bier Guide 2012 Wien, Küss die Hand, Erlebnis Großglockner medianet Moderne Hochalpenstraße Wien 2012 Corsofolio 4 Verlag Anton Pustet 14,90 Euro 26,95 Euro 24,00 Euro ISBN 978-3-902843-16-6 ISBN 978-3-86260-018-2 ISBN: 978-3-70250-674-2

infach „ein Bier“ bestellen, das ist it dieser Publikation legt CORSO­ eisejournalisten, Naturliebhaber und E ­vielen österreichischen Bierfreunden M folio, der Doppelkopf aus Buch und R Weltenbummler bezeichnen die längst zu wenig. „Sie bestellen ja auch Magazin Anmerkungen zu Wien vor, die Großglockner Hochalpenstraße als die nicht einfach ‚Essen‘, wenn Sie in ein ihresgleichen suchen und wert sind, zur wohl schönste Panoramastraße Europas ­Lokal gehen, sondern wählen aus, worauf Kenntnis genommen zu werden. „Gebil- und überdies eine der bestbesuchten Sie gerade Lust haben. Ein Speiselokal, det, charmant und gut gewachsen, aber ­Touristenattraktionen Österreichs, die sich das nur einen einzigen Eintopf anbietet, ist oft genug auch traurig, aggressiv und serpentinenreich auf 48 Kilometern über eben kein Speiselokal, und ein Bierlokal, böse“, ein Raumschiff konservierter Ge- die Hohen Tauern schlängelt. das nur ein einziges Bier anbietet, müsste schichte“ oder doch eher „ein melting pot schon ein ganz einzigartiges Bier in einem amerikanischen Ausmaßes“?, so gibt Wo einst Säumer, Schwarzgeher und einzigartigen Ambiente anbieten, um sei- Gastgeberin Eva Menasse Ton und The- Schmuggler im Hochgebirge Kopf und ne Existenz als Bierlokal zu rechtfertigen“, men dieser Wien – Ausgabe vor. Kragen riskierten, trifft man heute auf Rei- sagt Conrad Seidl, der Herausgeber des Thomas Kapielski testet die Wiener Kaf- sende, Biker, Alpinisten und Gletscherfor- „Bier Guide 2012“. Dieser Wegweiser zu feehäuser, bis die Finger zittern, Elfriede scher. Was viele nicht wissen: Die Groß- den besten Bierlokalen zeigt das von Jahr Jelinek schreibt über den Stephansdom, glockner Hochalpenstraße erschließt eine zu Jahr bessere Angebot und die Vielfalt die Pestsäule und H&M, Alfred Dorfer er- Erlebniswelt, die den Nationalpark Hohe aus österreichischen Brauereien. klärt „Das Wiener Wurscht“ und Michael Tauern von seinen schönsten Seiten In der eben erschienenen Ausgabe wird Stavaric überschreitet die Grenze zum ge- zeigt. Dieser Bildband beschreibt die Rei- nicht nur in jedem Bundesland ein Lokal lobten Land, Thomas Glavinic nasch- se durch die erlebnisreiche und sagenhaf- ausgezeichnet, es gibt auch eigene Aus- marktet durch die Koexistenz von Bobos te Welt rund um den Großglockner. zeichnungen für Lokale, die Bierkultur mit und dicken Zigarren. Georg Stefan Troller Käsekultur verbinden, für einen beson- wienert sich in die alte Zeit zurück, Vere- Herbert Gschwendtner begleitet uns dort- ders gepflegten Biergarten und für eine na Mayer donauinselt durch Nackerbazeln hin. Er beschreibt Wanderrouten, Pflan- kleine Brauerei, die das Bierbrauen für im Entlastungsgerinne, Sibylle Hamann zen und Tierwelt vor dem Hintergrund des ­jedermann erlebbar macht. Der ­wichtigste riecht Zitronengras in der Zinskaserne, Großglockners und der Pasterze. Er führt Trend aus internationalen Kleinbrauereien Hans Menasse erinnert sich im Gespräch uns zu Themenwegen, Hütten und Almen, hat sich nun auch in Österreich etabliert: mit Tochter Eva an den Jausengegner spürt historischen und kulinarischen Der „Bier Guide“ zeichnet mehrere Biere Deutschland, Axel von Ernst lässt Richard Schmankerln nach. aus, die in Holzfässern nachgereift wur- Löwenherz in die Falle gehen, Ulrich La- den und damit etwa die Aromen von Rum durner lässt einen anderen Richard zum Das Buch ist ein informativer und unter­ oder Wein angenommen haben. Apropos Gürteltier werden, Bernd Püribauer gibt halt­samer Begleiter für all jene, die sich Wein: Auch ein Weinbier ist diesmal ­dabei. Klobasse und Kukuruz ein Gesicht, Dirk für den Weg in den Nationalpark Hohe Außerdem gibt es einen Überblick über Stermann sieht Wiener an der Flasche Tauern, das größte Schutzgebiet Mittel­ alle Brauereien und Biermuseen – von bzw. am Zwirn des Zorns hängen. europas, interessieren oder sich selbst mit den Großbrauereien bis zu kleinen Privat- Ferner: „Das Journal“, 32 Seiten Texte, einem fahrbaren Untersatz an die Über- sammlungen wie dem Bierarium in Ober- Trouvaillen, Tendenziöses aus der Litera- querung des Alpenhauptkamms machen. wart. Es wird auch eine Auswahl von tur: Wolf Haas, Heimito von Doderer, Mi- ­neuen Bieren aus österreichischen Braue­ chael Köhlmeier, Marlene Streeruwitz, Herbert Gschwendtner, bekannt aus Ra- reien vorgestellt – wobei es angesichts Karl Kraus, Robert Musil, Adolf Loos, Sig- dio und Fernsehen, verbrachte einen gan- der großen Zahl von Innovationen immer mund Freud, Friedrich Schiller, Peter Al- zen Sommer an und abseits der einzig­ schwieriger wird, sich auf eine kleine Aus- tenberg, Hugo Bettauer, Joseph Roth, artigen Glocknerstraße und hat sie und wahl zu beschränken. Kennen Sie zum Franz Schubert usw. usw. die umliegende Gebirgswelt einmal von Beispiel das Bonifatius Barrique, Pirate Ein Schatz sind die Fotografien, sie be- Norden nach Süden mit allen Attraktionen Queen oder Witbier? bk ❍ geistern. gd ❍ erlebt und beschrieben. ih ❍

ROTWEISSROT www.weltbund.at 49 Buchbesprechung/Impressum

ROTWEISSROT – Auslandsösterreicher-Journal Edith Kneifl (Hg.) Tatort Kaffeehaus Impressum 272 Seiten, Wien Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUND Falter Verlag (AÖWB), Postgasse 6/1/2, A-1010 Wien. In Zusammenarbeit mit dem „Österreich Journal“ – 22,90 Euro www.oe-journal.at. Chefredaktion und für den Inhalt verantwortlich: ­Hofrat Dr. Günter Düriegl, ISBN 978-3-85439-456-3 Tel.: +43/1/533 52 24-30, Fax: +43/1/533 52 24-9, E-Mail: rotweiss­[email protected]. Produk- tion und Konzeption: PG The Corporate Publishing Group GmbH (CPG), A-1070 Wien. Pro- jektleitung: CPG / Mag. Beate Krapfenbauer, [email protected]. Artdirektion: CPG / Gerald Fröhlich. Grafik: CPG. Lektorat: CPG / Susanne Drexler. ­Anzeigenkontakt: Beate bekannte österreichische Krimi­ Krapfenbauer, Tel.: +43/1/405 46 40-765, E-Mail: [email protected]. 13 autorinnen und -autoren machen Druck: Druckerei Piacek Ges.m.b.H., A-1100 Wien. Die Informationen in diesem Magazin mit krimineller Energie und schrägem ­entsprechen dem Stand zum Zeitpunkt der Drucklegung. Druck- und Satzfehler vorbehalten. ­Humor ihr Lieblingscafé zum Tatort. Es ROTWEISSROT wird auf FSC-zertifiziertem Papier gedruckt, das aus nachhaltig bewirtschaf- wird falsch gespielt, perfekt gemordet und teter Forstwirtschaft stammt. ebenso genial betrogen wie in der ­Realität. Frech und gleichzeitig bravourös jonglie- ren sie mit den gängigen Kaffeehauskli- Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: Chefredakteur: schees, geben sie auf grandiose Weise AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUND Hofrat Dr. Günter DÜRIEGL, Wien das Lokalkolorit dieser weltberühmten Wiener Institution wieder. Schräge Vögel Präsident: Ehrenschutz: und finstere Gestalten bevölkern in der Dkfm. Ing. Gustav CHLESTIL, Der Bundesminister für europäische und vorliegenden Anthologie die ­Kaffeehäuser. Ainring/Deutschland internationale Angelegenheiten So mancher Kellner entpuppt sich als Dr. Michael Spindelegger Vizepräsident Außenressort: und die Landeshauptleute der spitzfindiger Ermittler, begnadeter Psycho­ Dr. Jürgen EM, Bonn/Deutschland österreichischen Bundesländer: loge oder gar als raffinierter Mörder, man- Mag. Gabi BURGSTALLER, Salzburg cher Stammgast als gefährlicher Spinner Vizepräsident Innenressort: Gerhard Dörfler, Kärnten oder nicht ganz so unschuldiges Opfer. Werner GÖTZ, Berlin/Deutschland Dr. Michael HÄUPL, Wien Entführte Babys, eitle Primadonnen, Frei- Hans NIESSL, Burgenland stilringer, Profikiller, Heiratsschwindlerin- Ehrenpräsident: Günther Platter, Tirol nen, Psychopathen, paranoide Autoren, Prof. Fritz Molden, Wien Dr. Erwin PRÖLL, Niederösterreich Privatdetektive und brutale Schläger ge- Dr. Josef PÜHRINGER, Oberösterreich ben sich ein Stelldichein in berühmten Vorstandsmitglieder: Mag. Franz VOVES, Steiermark oder auch weniger bekannten Cafés der Jürgen Bischof, London/Großbritannien Mag. Markus Wallner, Vorarlberg Stadt. Die Autoren sind teilweise bekann- Ges. Dr. Brigitta Blaha, Wien ObSenRat Dr. Peter BRAND, Wien Plattform des AÖWB: te Kriminalschriftsteller und haben der HR Dr. Walter DUJMOVITS, Güssing www.austrians.org ­österreichischen Lokalszene schon des Dr. Peter ERNST, Paris/Frankreich Öfteren auf die Finger geschaut. So zum Gerald GANGLBAUER, Beispiel Thomas Askan Vierich, Autor von Sydney/Australien „Blutgasse“, Amaryllis Sommerer, Claudia Mag. Karl Hartleb, Wien Rossbacher, Stefan Slupetzky, Gerhard Mag. Karin KRALUPPER, Loibelsberger, Raoul Biltgen, Manfred Perth/Westaustralien Wieninger, Sabina Naber, Helga Anderle, Helga MARTINELLI, Coldrerio/Schweiz Eva Rossmann, Andreas P. Pittler, Lisa Ing. Rudolf NEUHOLD, Lercher und Edith Kneifl. Frankfurt am Main /Deutschland ROTWEISSROT Wer hiervon mehr möchte, dem ist das Thomas PAYER, Hannover/Deutschland Auslandsösterreicher Journal 2/2012 € 3,– Roland K. PIRKER, Ottawa/Kanada Nachfolgewerk „Tatort Beisl“ empfohlen. Die Melange, AÖWB AKTUELL PRÄSIDENTENKONFERENZ Dr. Laszlo SCHMIDT, Pecs/Ungarn WELTBUND-TAGUNG TERMINE UND PROGRAMM Die Autoren erzählen wiederum in 13 Kri- röstfrischer SCHMANKERLECKE Ing. Paul STRITZ, St. Gallen / Schweiz POWIDLTASCHERL minalgeschichten über verdächtige Unfäl- Kaffeeklassiker. le und glückliche Zufälle, brutale Morde, Generalsekretärin: Kipferl & raffinierte Tötungsarten, misslungene Er- © Fotolia/ Kaffee Dr. Irmgard HELPERSTORFER, Wien Genussmittel mit pressungen und terroristische Umtriebe. Stv. Generalsekretär: contrastwerkstatt, Zulassungsnummer ErscheinungsortGZ 06 Z036826 Wien, P.b.b., P Wien, Verlagspostamt A-1010 Tradition und Stil Auch das Wiener Beisl scheint ein höchst Dipl.-Ing. Alban VIGELIUS, Graz Montage CPG gefährlicher Ort zu sein! bk ❍

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