Die Ursprünge Der Nibelungensage 1V2
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See discussions, stats, and author profiles for this publication at: https://www.researchgate.net/publication/335401478 Die Ursprünge der Nibelungensage 1v2 Research · August 2019 CITATIONS READS 0 117 1 author: Sven Reinartz EggensteinExca 1 PUBLICATION 0 CITATIONS SEE PROFILE Some of the authors of this publication are also working on these related projects: Die Ursprünge der Nibelungensage View project All content following this page was uploaded by Sven Reinartz on 26 August 2019. The user has requested enhancement of the downloaded file. Sven Reinartz Deiringser Weg 23 59494 Soest Mobil: +49 (0)151 5460 6003 Email: [email protected] _____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ Die Ursprünge der Nibelungensage Einleitung Die Nibelungensage gilt, von wenigen Inhalten abgesehen, als reine Fiktion ohne jeglichen Realitätsbezug. Insbesondere die Geschichte um den Helden Siegfried von Xanten, welcher der Legende nach das mysteriöse Nibelungenland besucht und dort gegen Drachen, Zwerge und Riesen gekämpft haben soll, empfinden die meisten Menschen mangels wissenschaftlich stichhaltiger Bezüge und Erkenntnisse als Fantasiekonstrukt ohne historisches Vorbild. Ein bislang kaum beachteter Sachverhalt lässt nunmehr einen völlig neuen Blickwinkel auf die Erzählung zu. Die hierauf basierenden Erkenntnisse geben neue Hinweise zu ihren Inhalten, wie und zu welchem Zweck sie entstanden ist und wer der ursprüngliche Verfasser gewesen sein könnte. Parallelen zwischen den Nibelungen und einer indonesischen Geschichte Pencak Silat ist die Bezeichnung für eine sehr alte indonesische Kampfkunst. Diese wird von mir, dem Autor dieses Textes, seit mehr als 10 Jahren betrieben. Im Gegensatz zu anderen Kampfsportarten ist es beim Silat üblich, nicht nur die Kampfkunst und die Techniken zu erlernen, sondern ebenfalls einen freundschaftlichen Kontakt zu den Personen zu pflegen, die sich ebenfalls hierfür begeistern. Auf diese Weise lernte ich P. Satjadiguna kennen, der aus Garut in West-Java stammt und vor allem traditionelles Silat betreibt. Mit ihm traf ich mich zu privaten Trainings in seiner Wohnung in Hannover. Nach einem dieser Trainings sprach mich P. an, dass ich doch sehr an der indonesischen Kultur interessiert sei und ob ich schon einmal von der Ajisaka-Legende gehört hätte. Da mir diese tatsächlich nicht geläufig war, erläuterte mir mein Freund die wesentlichen Eckpunkte der Geschichte: Prinz Ajisaka, der Held der Erzählung, trifft auf einer Reise die er von Gujarat in West-Indien aus startet, durch Zufall auf die Insel Java. Er selbst stammt nicht von dort, sondern aus (dem fiktiven) Bhumi Majeti in Jambudvīpa. Auf Java angekommen, erlebt er dort zahlreiche Abenteuer. So befreit er die Inselbewohner von einem kannibalistischen Tyrannen, kämpft mit riesenhaften Krokodilen und Schlangen und begründet schließlich das mythische Königreich Medang Kamulan. Der Sage nach verdankt ihm Java die Schrift sowie den ersten Kalender. Obwohl ich die Legende bei meinem Besuch das erste Mal gehört hatte, kam sie mir trotzdem bekannt vor. In gewisser Weise schien sie mir auffallend ähnlich zur Nibelungensage zu sein. Die Geschichte um den Helden Siegfried am Hof des Burgunderkönigs Gunther hatte mich schon immer gefesselt. Umso überraschter war ich, nun mit der Ajisaka-Legende eine sehr ähnliche Erzählung entdeckt zu haben. Zufällige Parallelentwicklungen, insbesondere wenn mehrere Details sich gleichen, existieren m.E. nicht. Entsprechend machte ich mich auf die Suche nach dem Ursprung der Ajisaka-Legende, um ihr Verhältnis zu den Nibelungen erklären zu können. Die Geschichte um den Helden Ajisaka gilt als Dichtung ohne historischen Bezug. Weder der ursprüngliche Verfasser noch der genaue Zeitpunkt der Erstellung sind bekannt, jedoch gilt die Erzählung als sehr alt und eng mit der Kultur Indonesiens verknüpft. Sie ist als Nationalepos zu ______________________________________________________________________________________ Seite 1 von 15 Sven Reinartz Deiringser Weg 23 59494 Soest Mobil: +49 (0)151 5460 6003 Email: [email protected] _____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ betrachten, das in vielen unterschiedlichen Varianten existiert (häufig mit islamischen Lehren verbunden), dessen Episoden zum Beispiel mit Scherenschnittpuppen nachgespielt werden. Trotz dieser spärlichen Informationen überprüfte ich die Legende auf ihren Wahrheitsgehalt. Vor allem der Aspekt, dass der Protagonist die Schrift nach Java gebracht haben soll, erschien mir aussichtsreich zu sein. Älteste Schrift Javas hat ihren Ursprung in Indien Die älteste bekannte Schrift auf Java wird „Kawi“ genannt. Diese Kawi-Schrift wird, wie viele andere Schriften der Region, mit der Volksgruppe der Pallava in Verbindung gebracht. Die Pallava sind ein altindisches Geschlecht, das von vielen renommierten Wissenschaftlern als Splittergruppe der Parther betrachtet wird. Diese wiederum, welche man aufgrund ihres ersten Anführers Arsakes auch als Arsakiden bezeichnet, gehen auf den Stamm der die Parni zurück. Zusammen mit den Xanthii und Pissuri bildeten sie den Stammesverbund der sogenannten Dahae. Herodot sah in diesen Dahae einen nomadischen Stamm aus dem persischen Kulturkreis. In den Daeva Schriften des Achämidenkönigs Xerxes I (486-465 v.Chr.) werden sie den Skythen, genauer gesagt den Sakas, zugeordnet. Im persischen Heer kämpften Dahae an der Seite von Baktriern und Medern aus dem antiken Arachosien (heute Afghanistan und Pakistan) gegen Alexander den Großen, der sie später ebenfalls in seinem eigenen Heer integrierte. Weitere Erwähnungen finden die Dahae bei Strabo, Ptolemäus und Tacitus, die sie an das Kaspische Meer verorten und ebenfalls als Skythen betrachteten. Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang die Theorie einiger Sprachwissenschaftler, dass die Dahae mit den Dakern identisch sind. Dies war eine mit den Thrakern verwandte Volksgruppe, die ab dem 5. Jahrhundert v. Chr. Dakien, das heutige Rumänien, besiedelte. Politisches Zentrum ihres Herrschaftsbereichs war Transsylvanien. Herodot sah in den Thrakern die mächtigste Volksgruppe neben den Indern und merkt an, dass die jeweiligen Stämme untereinander zerstritten seien. Dies sagt auch einiges über die Verhältnisse der Daker zu ihren Stammesgenossen aus. Sie lebten in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Geten, verwendeten anscheinend dieselbe Sprache, sollen dann aber nach der Eroberung durch Rom recht schnell latinisiert worden sein. Mittlerweile ist man sich aber einig, dass die Daker bereits vor ihrer Einverleibung ins römische Reich eine Sprache gesprochen haben müssen, die dem Latein zumindest sehr ähnlich gewesen sein muss. Neubewertung der Distanz zwischen Ajisaka-Legende und den Nibelungen In der Annahme, dass durch kulturelle und sprachliche Verwandtschaftsverhältnisse Informationen auch über lange Strecken transportiert werden können und sich ebenfalls qualitativ innerhalb derselben Gruppe in wesentlichen Details erhalten lassen, ist die Erkenntnis, dass es eine eindeutig belegbare, lückenlose Verbindung zwischen den Parthern/Pallava und den Dakern/Dahae gab, von hoher Relevanz. Mit Blick auf die Fragestellung, ob es einen Zusammenhang zwischen der Ajisaka-Legende und der Nibelungensage gibt, wird häufig die große Entfernung zwischen Deutschland (als Schauplatz der Nibelungen) und Indonesien (dem Ort wo Ajisaka seine Abenteuer erlebt hat) als Ausschlusskriterium herangezogen. Dies ist jedoch ein Trugschluss. ______________________________________________________________________________________ Seite 2 von 15 Sven Reinartz Deiringser Weg 23 59494 Soest Mobil: +49 (0)151 5460 6003 Email: [email protected] _____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ In der Annahme, dass die Wahrscheinlichkeit der Informationsübertragung zwischen Sender und Empfänger in Abhängigkeit zur Entfernung steht (also je kürzer die Distanz umso höher und umgekehrt), ergibt sich durch die Beziehung zwischen den Parthern/Pallava und Dakern/Dahae eine völlig neue Perspektive. Von den ursprünglich rund 11.200 km Luftlinie zwischen Xanten am Niederrhein und der Westküste Javas (die tatsächliche Reiseentfernung dürfte sicherlich noch wesentlich größer sein), welche die Ajisaka-Legende bis zu uns überbrückt haben müsste, sind durch die relative Nähe Xantens zum Kerngebiet der dakischen Besiedelung (als Beispiel dienen hier die Transsilvanischen Alpen) nur noch 1.500 Km übrig! Die große Entfernung zu Indonesien spielt also keine Rolle. Gleichzeitig spricht die enge Verbindung zwischen den Dakern/Dahae sowie den Parthern/Pallava für einen gemeinsamen Ursprung der Erzählungen. Verbindung zwischen Xanten und Dakien Siegfried, der Held der Nibelungensage, soll der Legende nach aus Xanten stammen. Zwar deutet nichts darauf hin, dass eine Person mit diesem Namen dort in Erscheinung getreten ist, jedoch gibt die Geschichte dieses Ortes den nötigen Hinweis darauf, wie die Geschichte über Ajisaka von Indonesien nach Indien und von dort den weiten Weg bis nach Dakien, das Rumänien der Antike, schließlich in unsere Breitengrade gelangte. An der Stelle, wo sich heute das APX (Archäologischer Park Xanten) des Landschaftsverbands Rheinland befindet, lag die Colonia Ulpia Traiana, eine römische