– Lothringen -Luxemburg Europa auf kleinstem Raum

vom 11. bis 14. Juni 2010 Das erlebte Programm mit Ergänzungen zu VUVUZELAS und WILHELM VOIGT, SAARLAND, LOTHRINGEN und LUXEMBURG

In „Anführungszeichen“ sind die Zitate aus der Ausschreibung

„Die schönsten Seen, die prächtigsten Burgen und Schlösser, die abwechslungsreichsten kulinarischen Genüsse - auf Ihrer kleinen Europareise zwischen Deutschland, Frankreich und Luxemburg haben Sie die Qual der Wahl! Und das Beste daran: Alles ist nur einen Katzensprung voneinander entfernt. Der einzigartige Blick von der "Cloef" auf die Saarschleife wird Sie ebenso beeindrucken wie die großartige Festung der Stadt Luxemburg und die Naturschönheit der luxemburgischen Schweiz. Genießen Sie deutsch- französisches Laissez faire in Nancy und sehen Sie die Schmuckstück des architektonischen Ensembles aus dem 18. Jahrhundert, das von der UNESCO in die Liste des Welterbes aufgenommen wurde. Ein Besuch in Metz und Saarbrücken sowie ein Gang durch die Homburger Schlossberghöhlen mit ihren mächtigen Kuppelhallen und kilometerlangen Gängen machen diese Reise zum Erlebnis.“

Freitag, 11. Juni 2010

Abfahrtszeiten: 4.30 Uhr Nürnberg, Langwasser Süd, U-Bahn-Haltestelle 5.10 Uhr Neuendettelsau, Sparkasse 5.30 Uhr Ansbach, Bahnhof 6.15 Uhr Rothenburg, Bahnhof

Von Rothenburg/Tbr. aus fahren wir pünktlich (alle Gemeldeten an Bord) in Richtung Westen vorbei an Heilbronn und Mannheim in das Saarland. Sie erreichen Mettlach nach einem 2-stündigem Stau bei Sinsheim um 13.10 Uhr. „In Mettlach befindet sich das traditionsreiche Keramik-Unternehmen Villeroy & Boch. Lernen Sie tausendjährige Kulturgeschichte und Jahrhunderte währende Keramik-Tradition rund um Leben und Wohnen kennen. Als ein Höhepunkt präsentiert die Ausstellung „Keravision“ im historischen Ambiente der Alten Abtei ein Vierteljahrtausend Unternehmensgeschichte.“ Beeindruckend und witzig gemacht ist der Präsentationsfilm des Unternehmens mit Peter Ustinov, der im Spiegelsaal gezeigt wird. „Auf Ihrem Streifzug durch die Epochen werden Sie Zeuge, wie sich geschichtliche Ereignisse in Design und „Zeitgeist“ widerspiegeln.“ Um 14.30 Uhr wartet das Ausflugsschiff „Maria-Croon“ zu einer Saarschleifen-Rundfahrt. Wir fahren in das Naturschutzgebiet der 7km langen Saarschleife ein. Der Fluss vollzieht hier eine 300° Schleife, die er sich in Jahrmillionen in den Fels gegraben hat. Auf dem bewaldeten Bergrücken innerhalb der Saarschleife befinden sich das Kloster St. Gangolf und die Burgruine Montclair. Unter den Felsen schützt ein Fangzaun Radler und Fußgänger vor sich lösenden Steinen. Genießen Sie die vorüber ziehende Landschaft und entspannen Sie bei einer Tasse Kaffe mit Kuchen. Danach führt Sie die Route weiter zum Kurort Orscholz. Machen Sie vom Atrium aus einen kleinen Spaziergang (ca. 10 Minuten) zum bekannten Aussichtspunkt „Cloef“. Hier bietet sich Ihnen ein herrlicher Ausblick von oben auf die Saarschleife und Sie erhalten einen wunderschönen Eindruck von den ausgedehnten Waldgebieten des Saarlandes. Hier rezitiere ich: „Zum Sehen geboren“, das Türmerlied aus Faust II und „Augen, meine lieben Fensterlein“ von Gottfried Keller Schließlich fahren wir weiter zum Hotel, „in dem Sie die nächsten drei Nächte verbringen werden. Sie beziehen Sie Ihre Zimmer und treffen sich danach zum gemeinsamen Abendessen“ (Dreigänge Menü mit sommerlichem Salat, Schnitzel, Johannisbeertrteletts mit Sorbet). Beim Gang durch die Stadt fällt auf, dass die Bahnhofstraße nur aus nodernen Bauten besteht. Alles ist sehr belebt. Auf vielen Bildschirmen wird das WM-Spiel Frankreich- Uruguay übertragen. Es endet 0:0. Das ständige Hintergrundgeräusch kommt von Vuvuzelas.

Vuvuzela aus Plastik

Ein Vuvuzela-Bläser

Die Vuvuzela [vuvuˈzɛla] (Zulu) ist ein Blasinstrument und ein Symbol des südafrikanischen Fußballs. Das Instrument ist trompetenförmig, bis zu einem Meter lang und kann aus Kunststoff oder Blech gefertigt sein. Ihr Klang ähnelt dem Trompeten eines Elefanten, ist aber lauter. Es können Lautstärken von 120 Dezibel erreicht werden.

Großzügig und schön sind die Plätze am Theater (Tbilisser Platz), am Schloss und an der Ludwigskirche.

Samstag, 12. Juni 2010

Nachts hatte es geregnet. Nach dem Frühstück (möglich ab 6.30 Uhr) brechen wir auf. Um 9 werden wir von Britta Hess am Hotel abgeholt. Sie kommentiert in Saarbrücken beim Vorbeifahren den Ludwigsplatz („Die Ludwigskirche ist die drittschönste evangelische Kirche in Deutschland“. Auf spätere Nachfrage nennt sie den Michel in Hamburg und die Frauenkirche in Dresden die schönsten) und den Rosengarten. Vorbei an Metz erreichen wir um 10.45 Uhr Nancy. Bei einer kundigen Stadtführung lernen wir zunächst den ältesten Stadtteil, der um das herzogliche Kastell erbaut und im Mittelalter erweitert wurde kennen. Die sehenswerten mittelalterlichen Stadttore „Porte de la Craffe“ mit ihren Zwillingstürmen und „Porte de la Citadelle“ zeugen von der Qualität des städtischen Schutzwalls. Der im 15. Jh. erbaute Herzogspalast mit dem Reiterstandbild war zunächst Residenz der Lothringer Herzöge, bis er dann im 18. Jh. von Herzog Leopold zugunsten des Schlosses von Lunéville aufgegeben wurde. Zwischen Alt- und Neustadt hat Stanislas Leszczynski, Schwiegervater von Ludwig XV., eine außergewöhnliche Stadtanlage entwerfen lassen, die aus 3 wunderschönen Plätzen besteht, die von Nord nach Süd folgen und eine verbindende Einheit zum historischen Stadtzentrum bilden. 1983 wurde das Ensemble von der UNESCO auf die Liste des Weltkulturerbes gesetzt.

Bevor Sie nach Metz weiterfahren haben Sie noch Zeit für eine Mittagspause. Ich nutze sie im Museum der schönen Künste, erfreue mich u.a. an Picasso, Emile Friant (das Paar auf der Brücke) und Manet. „Metz, die Hauptstadt von Lothringen hat viele Beinamen: z.B. die leuchtende Stadt oder Stadt der Gärten. Metz zeigt sich bei einer Stadtführung in der ganzen Pracht aus vergangenen Jahrhunderten: Fassaden aus dem Mittelalter, Renaissance und Klassik, außergewöhnliche Bauwerke aus der deutschen Kaiserzeit im Bahnhofsviertel, die Zitadelle u.v.m. Seit der Antike haben hier Kulturen und Zivilisationen ihre Spuren hinterlassen. Besonders auffallend ist der goldgelbe Stein von Jeaumont, der die Stadtkulisse prägt. Das stolze Kirchenschiff der berühmten Stefans-Kathedrale überragt die Stadt und bietet im Inneren wunderschöne Kirchenfenster u.a. von Marc Chagall. Beim Stadtrungang kommen wir in die Templer- Kapelle. Auch wenn sie jetzt als Museum genutzt wird, hat sie die wunderbare Akkustik behalten. Wir singen: „Großer Gott, wir loben dich“ und „Der ewigreiche Gott woll uns bei unserm Leben…“ Über die Autobahn Rückkehr zum Hotel. Beim Abendessen ein Buffet mit Mirabellenauflauf als Dessert.

Sonntag, 13. Juni 2010

Nach dem Frühstück Start um 8.00 Uhr. Gottesdienst im Bus. Jesu geh voran Sündenbekenntnis und Absolution Psalm 73 Kyrie, Gloria, Epistel und Predigttext Epheser 2,17-22 (17) Und er kam und hat Frieden verkündigt euch, den Fernen, und Frieden den Nahen. (18) Denn durch ihn haben wir beide durch einen Geist den Zugang zum Vater. (19) So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge (Fremde und Nichtbürger), sondern ihr seid Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen. (20) Ihr seid aufgebaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, wobei Christus Jesus selbst Eckstein ist. (21) In ihm zusammengefügt, wächst der ganze Bau zu einem heiligen Tempel im Herrn, (22) und in ihm werdet auch ihr mitaufgebaut zu einer Behausung Gottes im Geist. Halleluja Lied: Geh aus mein Herz, 1.2.8 Evangelium Matthäus 11: Christus spricht: Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken. Lied: Geh aus mein Herz, 14-15 Predigt Lied Ich bete an die Macht der Liebe Fürbitten, Vaterunser, Segen Lied Lass mich dein sein und bleiben

Anschließend fahren wir mit dem Bus gemütlich entlang der Saar bis Nennig. Hier erwartet uns Stadtführer Joachim Woditsch aus Trier und zeigt uns zuerst das wunderbare Mosaik der römischen Villa. Die Dorfbewohner strömen unter Glockengeläut zum Fronleichnamsgottesdienst. An vielen Hauseingängen sind kleine Altäre aufgebaut. Saar und Sauer entlang geht es nach Echternach. Das Stadtbild Echternachs wird geprägt vom gewaltigen Komplex der Barockabtei und der viertürmigen neu-romanischen Basilika. Weiterfahrt durch die Naturschönheiten der luxemburgischen Schweiz. Ihren Namen verdankt sie den Sandsteinfelsen, welche durch Fließgewässer freigelegt wurden und die sich heute bei Wander- und Kletterfreunden großer Beliebtheit erfreuen. In dieser Gegend besuchen Sie die Kirche in Berdorf, wo der Altar über einem römischen Opferstein mit Skulpturen, die die vier Gottheiten Apollo, Herkules, Minerva und Juno darstellen. seine Mensa und das Tabernakel hat. Im Müllertal machen wir einen Stopp bei der Felslandschaft Predigtstuhl. Um 14.30 erreichen wir Luxemburg. Stadtführer Woditsch zeigt die die großherzogliche Hauptstadt mit Bankenviertel, Viertel der europäischen Gemeinschaften, Stadtmauern, Kirchen (Kathedrale mit Krypta), Kasematten, Großherzogliches Schloss mit Wachen, Abgeordnetenkammer (Chambre des Députés), und vielem mehr. Eine Überraschung ist, dass der „Hauptmann von Köpenick“ hier begraben liegt. Zuletzt steuern wir den amerikanischen Soldatenfriedhof oberhalb der Stadt an. Das Tor ist verschlossen, doch einige der 5000 Kreuze und das große Denkmal sehen wir. Anschließend kehren Sie zum Hotel zurück, um gemeinsam zu essen. Kurzer Stau vor saarbrücken. Das Fußballspiel Deutschland-Australien endet 4:0 nach Toren von Podolsky, Klose, Müller und Cacau.

Montag, 14. Juni 2010

„Nach dem letzten gemütlichen Frühstück treten Sie heute schon die Heimreise an. Doch sehen Sie zunächst die Altstadt Saarbrückens mit ihren prächtigen Barockbauten und den Deutsch-Französischen Garten (?). In den Stadtteilen Alt-Saarbrücken und St. Johann finden Sie die Mehrzahl der historisch bedeutenden Gebäude: die Ludwigskirche mit Ludwigsplatz (die Mesnerin öffnet uns extra um 1o Uhr) die Schlosskirche sowie das Schloss mit den umliegenden Palais. Verbunden durch die Alte Brücke liegen auf der anderen Saarseite der St. Johanner Markt mit seinen malerischen Gässchen, Cafés, Bistros und Kneipen, das Rathaus und die Basilika St. Johann. Weiter führt die Fahrt nach Homburg, wo Sie ein letzter Höhepunkt erwartet: Die Schlossberghöhlen sind die größten Buntsandsteinhöhlen Europas. Sie entstanden durch die Schaffung von unterirdischen Räumen für die Burg Hohenburg und durch den Abbau von Buntsandstein in der Zeit vom 11. bis zum 17. Jahrhundert. Die Höhlen bestehen aus insgesamt zwölf Stockwerken mit einer Gesamtlänge von über fünf Kilometern. Mit ihren mächtigen Kuppelhallen und kilometerlangen Gängen sind die Schlossberghöhlen ein einzigartiges Naturdenkmal. Je nach Verkehrs- und Wetterlage werden wir am Abend die Zustiegsorte erreichen.

Unsere Leistungen: Zwei Staus, Stadtführungen  Busfahrt in modernem Reisebus mit Klimaanlage und Toilette von Steiner, Ansbach  3 x Übernachtung im guten Mittelklasse-Hotel ****Mercure City in Saarbrücken  3 x Frühstück vom Buffet  3x Abendessen im Hotel  Alle Ausflüge wie beschrieben  Reiserücktrittskostenversicherung  Reisebegleitung Ernst Burmann und Rolf Munz (0731-9501614)

Reisepreis: 430,- Euro p.P. im Doppelzimmer

Einzelzimmerzuschlag: 66,- Euro

Mindestteilnehmerzahl: 30 Personen + Fahrer Thomas Löw

Veranstalter: burmann.agentur, 89231 Neu-Ulm

EXKURS:

Hauptmann von Köpenick

Der Hauptmann vor dem Rathaus Köpenick Friedrich Wilhelm Voigt (* 13. Februar 1849 in Tilsit; † 3. Januar 1922 in Luxemburg) war ein aus Ostpreußen stammender Schuhmacher. Bekannt wurde er unter dem Namen Hauptmann von Köpenick durch seinen spektakulären Überfall auf das Rathaus von Köpenick bei Berlin, in das er am 16. Oktober 1906 als Hauptmann verkleidet mit einem Trupp gutgläubiger Soldaten eindrang, den Bürgermeister verhaftete und die Stadtkasse raubte. Wilhelm Voigt wurde 1849 als Sohn eines Schuhmachers in Tilsit geboren. Schon mit 14 Jahren wurde er wegen Diebstahls zu 14 Tagen Haft verurteilt. Zwischen 1864 und 1891 wurde er viermal wegen Diebstahls und zweimal wegen Urkundenfälschung verurteilt und verbrachte viele Jahre im Gefängnis. Zuletzt hatte er 1890 mit einer Brechstange versucht, die Gerichtskasse in Wongrowitz in der damaligen preußischen Provinz Posen zu berauben und erhielt dafür 15 Jahre Zuchthausstrafe. Nach seiner Entlassung 1906 zog der arbeitslose Schuhmacher nach Wismar und arbeitete dort beim Hofschuhmachermeister Hilbrecht in der Lübschen Straße 11, bis er ein Aufenthaltsverbot für das Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin erhielt. Danach zog er nach Rixdorf bei Berlin, wo er bei seiner älteren Schwester Bertha und deren Mann, dem Buchbinder Manz, wohnte und in einer Schuhwarenfabrik Arbeit fand. Am 24. August 1906 wurde Wilhelm Voigt auch für den Großraum Berlin ein Aufenthaltsverbot erteilt, an das er sich jedoch nicht hielt. Stattdessen zog er in eine unangemeldete Unterkunft nach Berlin. Seine Arbeitsstelle behielt er zunächst, hatte aber aufgrund seines illegalen Status kaum mehr Aussichten auf dauerhafte Beschäftigung.

Die Köpenickiade [Für seinen Coup hatte sich Voigt aus bei verschiedenen Trödlern erworbenen Teilen die Uniform eines Hauptmanns des preußischen 1. Garde-Regiments zu Fuß zusammengestellt. In dieser Verkleidung hielt er am 16. Oktober 1906 in einer ruhigen Gegend im Westen Berlins mittags zur Zeit des Wachwechsels auf der Straße zwei Trupps mit Gardesoldaten an, unterstellte zehn Mann unter Hinweis auf eine nicht existierende Kabinettsorder „auf allerhöchsten Befehl“ seinem Kommando und fuhr mit ihnen in der Stadtbahn nach Köpenick, da es ihm, wie er den Soldaten erklärte, nicht möglich gewesen sei, „Kraftwagen zu requirieren“. Bei einem Zwischenhalt gab er den Männern Bier aus. Nach der Ankunft in Köpenick übergab er jedem Soldaten eine Mark und ließ sie auf dem Bahnhof zu Mittag essen. Anschließend erklärte er ihnen, er werde „den Bürgermeister und vielleicht noch andere Herren verhaften“.

Sie marschierten dann zum Rathaus der damals noch selbstständigen Stadt Köpenick. Mit seiner Truppe besetzte Voigt das Gebäude, ließ alle Ausgänge abriegeln und untersagte den Beamten und Besuchern im Hause „jeglichen Verkehr auf den Fluren“. Sodann verhaftete er „im Namen Seiner Majestät“ Oberstadtsekretär Rosenkranz und Bürgermeister Georg Langerhans wegen angeblich „unregelmäßiger Abrechnung bei Kanalarbeiten“, ließ sie in ihren Dienstzimmern festsetzen und bewachen. Den anwesenden Beamten der Gendarmerie gab er den Befehl, die Umgebung abzusperren und für „Ruhe und Ordnung“ zu sorgen, wobei er sich „zur besseren Orientierung“ sogar eigens einen Gendarmen abstellen ließ. Den Kassenrendanten von Wiltburg wies er an, einen Rechnungsabschluss zu machen und erklärte ihm, den Bestand der Stadtkasse beschlagnahmen zu müssen. Nachdem das Geld, das in Teilen beim örtlichen Postamt abgehoben und herbeigeholt werden musste, abgezählt war, ließ er sich Beutel bringen, in die er es mit Hilfe des Rendanten, der die Beutel hielt und anschließend versiegelte, einfüllte. Der „beschlagnahmte“ Barbestand belief sich auf 3557,45 Mark (wobei 1,67 Mark zum Sollbestand des Kassenbuches fehlten). Eine vom Rendanten erbetene Quittung unterschrieb Voigt mit dem Nachnamen seines letzten Gefängnisdirektors („von Malzahn“) und dem Zusatz „H.i.1.G.R.“ („Hauptmann im ersten Garde-Regiment“).

Schließlich ließ der falsche Hauptmann Langerhans und von Wiltburg in gemieteten Droschken unter militärischer Bewachung zur Neuen Wache nach Berlin bringen, nachdem er ihnen zuvor das Ehrenwort abgenommen hatte, keinen Fluchtversuch zu unternehmen. Presseberichten zufolge war es ihm zuvor auch gelungen, das Köpenicker Postamt für Telefonate nach Berlin eine Stunde lang sperren zu lassen. Erst nach dem Abtransport der Gefangenen konnten einige Stadtverordnete das Landratsamt telegrafisch in Kenntnis setzen.

Nach Beendigung seiner Aktion gab der Hauptmann von Köpenick seiner Truppe den Befehl, das Rathaus noch eine halbe Stunde besetzt zu halten. Er selbst begab sich unter den Augen einer neugierigen Menschenmenge zurück zum Bahnhof. Im Bahnhofsrestaurant ließ er sich nach Zeitungsberichten „ein Glas Helles kredenzen, das er in einem Zuge leerte“, und verschwand mit der nächsten Bahn in Richtung Berlin. Kurz darauf beschaffte er sich bei einem Herrenausstatter zivile Kleidung. Zehn Tage später wurde er beim Frühstück verhaftet, nachdem ein ehemaliger Zellengenosse, der von Voigts Plänen wusste, der Polizei in Erwartung der hohen Belohnung einen Tipp gegeben hatte. Vom Landgericht II in Berlin „wegen unbefugten Tragens einer Uniform, Vergehens gegen die öffentliche Ordnung, Freiheitsberaubung, Betruges und schwerer Urkundenfälschung“ zu vier Jahren Gefängnis verurteilt, wurde er von Kaiser Wilhelm II. begnadigt und am 16. August 1908 vorzeitig aus der Haftanstalt Tegel entlassen.

Über das Motiv des Überfalls gibt es widersprüchliche Angaben. Während Voigt selbst vor Gericht, in seiner Autobiografie und auch bei seinen späteren Auftritten stets behauptete, er habe das Geld nur verwahren und eigentlich einen Auslandspass erbeuten wollen, vermutet sein Biograf Winfried Löschburg, tatsächlich sei es Voigt um zwei Millionen Mark gegangen, von denen er gehört hatte, dass sie im Köpenicker Rathaus im Panzerschrank lägen. Pässe wurden nicht im Rathaus Köpenick, sondern auf dem Landratsamt in Teltow ausgestellt. Dies wäre Voigt, hätte er es tatsächlich allein auf einen Pass abgesehen gehabt, angesichts seiner sorgfältigen Recherchen und Tatvorbereitungen sicherlich nicht entgangen. Für eine Bereicherungsabsicht spricht auch der Umstand, dass Voigt während der Rathausbesetzung nichts unternahm, was auf eine Suche nach Pässen hindeutet, während „sein ganzes planmäßiges Verhalten den Kassenbeamten gegenüber“ (vgl. Urteilsbegründung vom 1. Dezember 1906) klare Züge eines absichtsvoll geplanten Vorgehens trägt. Tatsächlich hatte er die Art und Weise seines Vorgehens auch bereits während seines letzten Gefängnisaufenthaltes geplant und seinem Zellengenossen Kallenberg davon berichtet, während sein illegaler Aufenthaltsstatus, den er nach seinen Angaben mithilfe eines gefälschten Passes zu beenden gedachte, erst kurz vor der Tat entstanden war. Entsprechend hielt auch das (insgesamt „auffallend wohlwollende“) Königliche Landgericht die Behauptung Voigts, er habe es ursprünglich nur auf ein Passformular abgesehen, für „gänzlich unglaubwürdig“. Als strafmildernden Umstand ließ das Gericht hingegen gelten, dass er „nach Verbüßung seiner letzten Strafe ernst und – soweit es an ihm lag – erfolgreich bemüht gewesen ist, sich seinen Lebensunterhalt ehrlich zu erwerben, und auf dem besten Wege war, ein nützliches Mitglied der bürgerlichen Gesellschaft zu werden, daß aber dieses Bemühen ohne seine Schuld vereitelt und er wieder auf den Weg des Verbrechens gedrängt worden ist.“ Insoweit erkennt auch das Gericht an, dass Voigts Tat entscheidend durch seine aussichtslose Lage als vorbestrafter Straftäter veranlasst war, der nach den damaligen Regeln der Polizeiaufsicht nicht auf einen gesicherten Aufenthaltsstatus hoffen konnte.

Zeitgenössische Resonanz .Ganz Deutschland lachte über den Geniestreich. Der Kaiser forderte unverzüglich einen telegrafischen Bericht über die Affäre an. Bei dessen Lektüre soll auch er gelacht und gesagt haben: „Da kann man sehen, was Disziplin heißt. Kein Volk der Erde macht uns das nach!“ Jedenfalls bezeichnete Wilhelm II. den vorgeblichen Offizier (einem Korrespondentenbericht der Daily Mail zufolge) in einer Anmerkung zu dem Dossier als „genialen Kerl“.

Der Redakteur der Vossischen Zeitung nannte den Täter augenzwinkernd einen „Räuberhauptmann“ und verglich das Geschehene, dessen Bühnentauglichkeit vorausahnend, in der Einleitung zu seiner Meldung vom Morgen des 17. Oktober 1906 mit romantisch-verwegenen Räubergeschichten:

„Ein unerhörter Gaunerstreich, der stark an die russischen Banküberfälle erinnert und gleichzeitig wie ein lustiger Operettenstoff anmutet, hat gestern Nachmittag die Stadt Köpenick in Aufregung versetzt.“

Das große Echo in der Presse und in den Kulturmedien und eine Vielzahl lustiger Postkarten, Fotos und satirischer Gedichte machten die Episode in ganz Deutschland und über die Reichsgrenzen hinaus auch im Auslande bekannt und führten zu dem bis heute anhaltenden Ruf des „Hauptmanns von Köpenick“ als „Eulenspiegel des wilhelminischen Militärstaats“, wie ihn der luxemburgische Historiker Marc Jeck nennt (siehe Literatur). Zum Prozess gegen Voigt reisten Journalisten aus aller Welt an. Während seiner Haft wurden die Behörden mit Nachfragen, Grußbotschaften, Autogrammwünschen und Ersuchen um Begnadigung des Übeltäters aus dem In- und Ausland überschüttet. Voigt selbst wurden schon während seiner Zeit in der Haftanstalt Tegel hohe Summen für eine exklusive Vermarktung seiner Geschichte geboten. Mit seiner vorzeitigen Haftentlassung wurde er endgültig zum Objekt der Unterhaltungsindustrie.

Neben Belustigung und Schadenfreude machte sich in der Öffentlichkeit aber schon unmittelbar nach dem Ereignis auch Nachdenklichkeit bemerkbar. Konnte es wirklich sein, dass ein Offizier ohne jegliche Legitimation außer seiner Uniform die Zivilgewalt außer Kraft setzte? Viele sahen in diesem Vorfall ein Symptom für die bedenkliche Rolle des Militärs im Kaiserreich.

Der Kommentator der linksliberalen Berliner Volks-Zeitung fasste den politischen Symbolgehalt des Köpenicker Gaunerstreichs bereits am Tag darauf so zusammen:

„So unsagbar komisch, so unbeschreiblich lächerlich diese Geschichte ist, eine so beschämend ernste Seite hat sie. Das Köpenicker Gaunerstückchen stellt sich dar als der glänzendste Sieg, den jemals der militaristische Gedanke in seiner äußersten Zuspitzung davongetragen hat. Das gestrige Intermezzo lehrt klipp und klar: Umkleide dich in Preußen-Deutschland mit einer Uniform, und du bist allmächtig. […] In der Tat: Der Held von Köpenick, er hat den Zeitgeist richtig erfasst. Er steht auf der Höhe intelligentester Würdigung moderner Machtfaktoren. Der Mann ist ein Realpolitiker allerersten Ranges. […] Der Sieg des militärischen Kadavergehorsams über die gesunde Vernunft, über die Staatsordnung, über die Persönlichkeit des einzelnen, das ist es, was sich gestern in der Köpenicker Komödie in grotesk-entsetzlicher Art offenbart hat.“ Etwas versöhnlicher ermahnte der Feuilletonist Paul Block seine Leserschaft in der Abendausgabe des Berliner Tageblatt vom 17. Oktober 1906:

„Wir merken, dass unsere Vorliebe für militärisches Gepränge und Gepräge, die jedem Preußen im Blute steckt, in den letzten Jahren allzu reichliche Nahrung erhalten hat. Deshalb müssen wir fortan unsern Respekt etwas schweigen lassen.“

„Mit seiner dreisten Tat machte der falsche Hauptmann den deutschen Untertanengeist in der ganzen Welt lächerlich“[5], schreibt der Berliner Sachbuchautor Wilhelm Ruprecht Frieling. Entsprechend deutete auch die ausländische Presse den Vorgang mehrheitlich als realkomische Manifestation der beherrschenden Rolle des deutschen Militärs in Staatswesen und Gesellschaft:

“For years the Kaiser has been instilling into his people reverence for the omnipotence of militarism, of which the holiest symbol is the German uniform.”

„Jahrelang hat der Kaiser seinem Volk Ehrfurcht vor der Allmacht des Militarismus eingetrichtert, dessen heiligstes Symbol die deutsche Uniform ist.“

– The Illustrated London News

Faktisch änderte sich an den Verhältnissen in Deutschland bis zur Novemberrevolution von 1918 jedoch nichts. Die staatspolitisch fragwürdige Sonderstellung des Militärs als „Machtinstrument der Systemerhaltung nach innen“ und der „Missbrauch des Militärs als innenpolitisches Kampfinstrument“, die Stig Förster als Wesen des „konservativen Militarismus“ beschreibt, wurden vielmehr vom Kaiser und den hinter ihm versammelten politischen Kräften weiterhin aktiv befördert. So forderte der konservative Abgeordnete Elard von Oldenburg-Januschau in einer viel Aufsehen erregenden Reichstagsrede im Januar 1910, offensichtlich in Anspielung auf den einige Jahre zurückliegenden Vorfall in Köpenick: „Der König von Preußen und der Deutsche Kaiser muss jeden Moment imstande sein, zu einem Leutnant zu sagen: Nehmen Sie zehn Mann und schließen Sie den Reichstag!“

– zitiert nach: Stenographische Berichte des Reichstages, XII. Legislaturperiode, 2. Session

Nach der Haftentlassung

Polizeifoto von Wilhelm Voigt Die „Köpenickiade“ machte Voigt weltbekannt. Gleich am Tag nach seiner Entlassung verewigte er seine Stimme in Form einer Grammophonaufnahme, für die er 200 Mark erhielt. In den Tagen darauf sorgte sein Auftreten in Rixdorf für tumultartige Menschenaufläufe, die sogar das Einschreiten der Ordnungskräfte erforderlich machten (17 Personen wurden binnen zweier Tage wegen Ruhestörung und ähnlicher Übertretungen verhaftet). Schon vier Tage später präsentierte er sich in Berlin (anlässlich der Enthüllung seiner Wachsfigur im Wachsfigurenkabinett Castans Panoptikum Unter den Linden) wiederum der Öffentlichkeit, signierte Fotos und hielt Ansprachen, was ihm jedoch sofort verboten wurde. Später bereiste er ganz Deutschland und trat in Lokalen und auf Jahrmärkten auf. In Sälen oder Zirkuszelten mimte er den „Hauptmann von Köpenick“ und verkaufte Autogrammkarten mit Bildern, die ihn in Uniform oder in Zivil zeigten. Auch einzelne Mitglieder der „Truppe“, die er seinerzeit befehligt hatte, nahmen an den Auftritten teil oder ließen sich mit ihm fotografieren. 1909 erschien in einem Leipziger Verlag seine Autobiografie: Wie ich Hauptmann von Köpenick wurde. Mein Lebensbild / Von Wilhelm Voigt, genannt Hauptmann von Köpenick.

Da er als meldepflichtiger Krimineller unter Polizeiaufsicht stand, musste Voigt, dem „zumeist von den niederen Schichten der Bevölkerung auffallende Sympathie entgegengebracht wurde“ (wie es im Bericht eines saarländischen Bürgermeisters heißt), immer wieder Belästigungen und sogar Verhaftungen durch die örtlichen Behörden über sich ergehen lassen, denen der bei seinem Auftreten latent mitschwingende Spott über Staat und Militär missfiel. Daher war er auf der Suche nach einer neuen Heimat und trat bevorzugt im europäischen Ausland auf. Angeblich gelang ihm im März 1910 sogar die Einreise in die USA, wo er mit seiner Tournee große Erfolge gefeiert haben soll (was historisch nicht gesichert ist; fest steht nur, dass der US-amerikanische Zirkus Barnum and Bailey eine Tour durch mehrere europäische Städte finanzierte).

Am 1. Mai 1910 erhielt er jedenfalls einen luxemburgischen Ausweis und übersiedelte nach Luxemburg, wo er, nachdem die Häufigkeit seiner öffentlichen Auftritte abgenommen hatte, überwiegend als Kellner und Schuhmacher arbeitete. Dank seiner Popularität brachte er es zu einem gewissen Wohlstand und gehörte zu den ersten Besitzern eines Automobils im Großherzogtum, in dem er bisweilen Ausflüge mit seiner Wirtin und deren Kindern unternahm. 1912 kaufte er das Haus an der Neippertstraße Nr. 5, wo er bis zu seinem Tod lebte. Noch einmal kam Voigt mit preußischem Militär in Berührung, das ihn im Spätherbst 1914, als Luxemburg während des Ersten Weltkrieges von deutschen Truppen besetzt war, kurzzeitig in Gewahrsam nahm und verhörte. Der mit dem Vorgang befasste Leutnant notierte in sein Tagebuch: „Mir bleibt rätselhaft, wie dieser armselige Mensch einmal ganz Preußen erschüttern konnte.“

Tod und Begräbnis in Luxemburg

In den letzten Jahren trat Wilhelm Voigt in der Öffentlichkeit nicht mehr in Erscheinung. Am 3. Januar 1922 starb er im Alter von 72 Jahren, schwer gezeichnet von seiner Lungenerkrankung und infolge von Krieg und Inflation völlig verarmt, in Luxemburg und wurde auf dem dortigen Liebfrauenfriedhof begraben. Angeblich begegnete der Trauerzug einem Trupp französischer Soldaten, die in Luxemburg stationiert waren. Auf die Frage des Truppführers, wer denn der Tote sei, antwortete die Trauergemeinde „Le Capitaine de Coepenick“. Daraufhin habe der Truppführer in der Annahme, hier werde ein echter Hauptmann (frz. Capitaine) zu Grabe getragen, seine Leute angewiesen, den Leichenzug mit einer militärischen Ehrenbezeugung passieren zu lassen.

Der Zirkus Sarrasani kaufte 1961 das Grab von Wilhelm Voigt für 15 Jahre und stiftete zugleich einen Grabstein. Dieser zeigte die bissige Karikatur des Kopfes eines offensichtlich deutschen Soldaten mit Pickelhaube, der den Mund zum Erteilen von Befehlen öffnet, umrahmt von der Aufschrift: „Der Hauptmann von Köpenick“. Seit 1975 wird das Grab von der Stadt gepflegt und auf Betreiben einiger Abgeordneter des Europäischen Parlamentes wurde auch zugleich der Grabstein erneuert. Er zeigt nun eine Pickelhaube und die Aufschrift „HAUPTMANN VON KOEPENICK“. Darunter steht noch kleiner „Wilhelm Voigt 1850–1922“, wobei hier das Geburtsjahr falsch angegeben ist.

Die Stadt Luxemburg lehnte 1999 den Antrag ab, die Grabstätte nach Berlin umzubetten. Das Haus, in dem er bis zu seinem Tode wohnte, ist mittlerweile abgerissen worden. Denkmäler

Berliner Gedenktafel für Wilhelm Voigt

Vor dem Rathaus in Köpenick wurde 1996 ein Denkmal aufgestellt. Die Figur wurde von dem Armenier Spartak Babajan entworfen und von der Kunstgießerei Seiler in Bronze gegossen. Am Rathaus wurde auch eine Berliner Gedenktafel für Voigt angebracht. In Wismar wurde am Haus in der Lübschen Straße 11, in dem Wilhelm Voigt bei dem Hofschuhmacher H. Hilbrecht gewohnt und gearbeitet hat, eine Tafel angebracht.

Im Filmarchiv in Berlin existiert ein Originalfilmdokument mit Wilhelm Voigt. Auch eine Figur bei Madame Tussaud wurde ihm zu Ehren aufgestellt.

Theater, Literatur und Film

Unmittelbar nach der Tat, noch bevor der Hochstapler gefasst war, wurde die Episode bereits für das Berliner Theaterpublikum in Form satirischer Darbietungen aufbereitet. Über einen solchen kabarettistischen Sketch berichtet der Vorwärts vom 19. Oktober 1906: „Auch die Bühne hat sich bereits der Geschichte bemächtigt.“ In der täglichen Revue im Metropol-Theater „marschierte gestern eine Anzahl Soldaten auf, die sich darauf beschränkte, zu allen Befehlen eines Hauptmanns zu nicken.“ Im Passage-Theater (in der Berliner Passage Ecke Friedrichstraße/Behrenstraße) wurde ein „Sherlock Holmes in Köpenick“ betitelter Schwank geprobt und im Deutsch-Amerikanischen Theater (in der Köpenicker Straße in Berlin-Kreuzberg) eine Einlage mit dem Titel Der Hauptmann von Köpenick in die Posse Im Wilden Westen eingebaut.

Ein erstes Theaterstück (Der Hauptmann von Köpenick. Ein Lustspiel in 4 Aufzügen.), dessen Aufführung sich aber nicht nachweisen lässt, entstand in Berlin 1906 aus der Feder des Dramatikers Hans von Lavarenz. In Mainz, Triest (November 1906) und Innsbruck (Januar 1907) sind die Uraufführungen dreier offenbar possenhaft-komisch konzipierter Stücke belegt, die alle den Titel Der Hauptmann von Cöpenick trugen. In Leipzig kam ein ähnliches Schauspiel (Der Hauptmann von Köpenick ) noch im Jahr 1912 ins Theater.

Im Jahr 1908 (nach Voigts Entlassung) brachte ein Kieler Varieté ein lustiges Programm mit dem Titel Der Hauptmann von Köpenick auf die Bühne. Wilhelm Voigt selbst schreibt in einem Brief an seinen Bekannten Kallenberg, er habe „großes Verlangen und Interesse“ gehabt, sich die Vorstellung anzusehen. Obwohl er eigens dazu nach Kiel reiste, wurde ihm das Betreten des Zuschauerraums jedoch von den Behörden untersagt, da man einen Auflauf befürchtete.

Das kolossale öffentliche Interesse illustriert auch die Tatsache, dass es schon 1906 die ersten Filmversionen der Köpenickiade gab: Noch keine drei Monate waren verstrichen, da lagen bereits drei kurze Streifen (gedreht von Heinrich Bolten-Baeckers, Carl Sonnemann und einem nicht weiter bekannten Schaub) vor, die den Vorfall von Köpenick in dokumentarischer Manier nachstellten und das in ganz Deutschland Aufsehen erregende Thema in die Kinos brachten.

Satirische Darstellung auf einer zeitgenössischen Ansichtskarte

Ebenfalls noch im Jahr 1906 brachte der bekannte Kriminalschriftsteller Hans Hyan einen illustrierten Gedichtband mit dem Titel Der Hauptmann von Köpenick, eine schaurig-schöne Geschichte vom beschränkten Untertanenverstande heraus. Hyan schrieb auch das Vorwort für die Lebenserinnerungen, die Wilhelm Voigt nach seiner vorzeitigen Entlassung aus der Haft 1909 veröffentlichte.

Den ersten längeren Kinofilm produzierte der Drehbuchautor und Regisseur Siegfried Dessauer, der die skurrile Episode des falschen Hauptmanns 1926 unter dem Titel Der Hauptmann von Köpenick mit Hermann Picha in der Titelrolle verfilmte. Anders als in Katalogen häufig zu lesen, beruht dieser Film, dessen Kopien im Dritten Reich größtenteils vernichtet wurden, natürlich nicht auf dem bekannten Drama Zuckmayers, das ja erst einige Jahre später entstand. Ebenfalls noch vor Zuckmayer griff der rheinische Heimatdichter und Redakteur Wilhelm Schäfer das Thema auf und veröffentlichte 1930 einen nur mäßig erfolgreichen Roman über das Leben des Schusters Wilhelm Voigt mit dem Titel Der Hauptmann von Köpenick. Der Köpenickiade selbst widmet Schäfer nur wenige Kapitel, während er zuvor das traurige Landstreicherdasein Voigts breit darstellt und sich bemüht, eine einleuchtende psychologische Begründung für die Rache des gedemütigten Schusters zu geben.

Im gleichen Jahr schrieb Carl Zuckmayer, der von seinem Bekannten Fritz Kortner auf den Stoff aufmerksam gemacht worden war und das Buch von Schäfer nach eigenem Zeugnis bewusst nicht gelesen hatte, eine dreiaktige Tragikomödie mit dem Titel Der Hauptmann von Köpenick. Ein deutsches Märchen in drei Akten . Das Stück wurde am 5. März 1931 am Deutschen Theater Berlin in der Regie von Heinz Hilpert mit Werner Krauß in der Titelrolle uraufgeführt. Noch im selben Jahr folgte die erste Verfilmung für das Kino, in der Max Adalbert, der die Rolle mittlerweile auch auf der Bühne verkörperte, die Titelrolle übernahm. Helmut Käutner, später Drehbuchautor und Initiator des Rühmann-Films, nahm 1945 ein gleichnamiges, sehr erfolgreiches Hörspiel nach dem Drama auf. Es folgten weitere Verfilmungen, die alle auf Zuckmayers Stück basieren, zum Teil mit sehr bekannten Schauspielern wie Heinz Rühmann (1956) und Harald Juhnke (1997). Eine englische Bearbeitung des Zuckmayerschen Dramas entstand 1971 unter dem Titel The Captain of Koepenick (Übersetzer war der englische Dramatiker John Mortimer) und wurde im selben Jahr mit dem bekannten Shakespeareinterpreten Paul Scofield in der Titelrolle in London uraufgeführt.

Als Nebenfigur taucht der Hauptmann von Köpenick neuerdings auch in dem Roman In den Schründen der Arktik (2003) von Otto Emersleben auf, der darin Karl May und Wilhelm Voigt aufeinander treffen und die Idee der Köpenickiade von May ausgehen lässt. Ihren besonderen Reiz erhält die Szene dadurch, dass May in seiner Jugend selbst als Hochstapler mehrfach Amtspersonen (vor)täuschte.

Erstmals zum 100. Jubiläum der Köpenickiade im Jahr 2006 und seither jedes Jahr im Oktober wird das Zuckmayer-Stück im Festsaal des Rathauses Köpenick durch das „Stadttheater Cöpenick“ in Szene gesetzt.

Ebenfalls zum Jubiläumsjahr 2006 entstand unter dem Titel Das Schlitzohr von Köpenick – Schuster, Hauptmann, Vagabund ein neues Theaterstück über Wilhelm Voigt, das die Autoren Felix Huby und Hans Münch dem Volksschauspieler Jürgen Hilbrecht auf den Leib geschrieben haben, einem Hauptmannsdarsteller, der diese Rolle bereits seit Jahren am historischen „Tatort“ in Berlin-Köpenick verkörpert und die Geschichte Voigts Touristen und geschichtlich Interessierten mit viel persönlichem Engagement näher bringt. Handlung von Zuckmayers Drama

Uniform des Hauptmanns im Ausstellungsraum des Rathauses Köpenick

Zuckmayers Stück behandelt im zweiten und dritten Akt die Zeit um den spektakulären Überfall und im ersten Akt eine fiktive Vorgeschichte, die zehn Jahre vorher spielt. Neben kleineren Änderungen (so wird Voigts Geburtsort in die Nähe der Wuhlheide verlegt, sodass Voigt Berliner Dialekt spricht), besteht der Hauptunterschied des Stückes zur Wirklichkeit wohl in der Stilisierung Voigts zum „edlen Räuber“. So übernimmt Zuckmayer die (wenig glaubhafte) Selbstdarstellung Voigts, wonach das Motiv für seinen Überfall ausschließlich der Erwerb eines Passes gewesen sei, den er dringend brauchte, um wieder ein normales Leben beginnen zu können. Da das Amt in Köpenick jedoch keine Pass-Abteilung hatte, stellt sich der Übeltäter – die Stadtkasse fast unangetastet – in Zuckmayers Stück am Ende freiwillig der Polizei und lässt sich für die Zeit nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis einen Pass versprechen.

Dadurch, dass Voigt anders als in der Wirklichkeit die Uniform komplett bei einem Händler erwirbt – eine an sich eher banale Änderung –, bekommt der „blaue Rock“ eine eigene Geschichte. Indem Zuckmayer die Vorbesitzer der Reihe nach vorstellt, nimmt er die Gelegenheit wahr, die Vorgeschichte einiger Nebenfiguren (des Köpenicker Bürgermeisters beispielsweise) vor dem Hintergrund einer kritischen, teilweise bis zur Karikatur überzeichneten Schilderung der Verhältnisse in der kaiserlichen Armee und der vom Militarismus geprägten Gesellschaft jener Zeit zu erzählen, wobei die Allgegenwart des Militärs immer wieder neu in Szene gesetzt wird.

Einzelne Episoden setzen sich mit den Auswirkungen des Ehrenkodex des Offizierskorps auf das persönliche Leben und mit der gesellschaftlichen Stellung des Reserveoffiziers auseinander oder thematisieren die unbedingte Gläubigkeit eines „bodenständigen“ Berliner Soldaten und Arbeiters, personifiziert in der Gestalt von Voigts Schwager, eines biederen Unteroffiziers, an Armee und Staat. Alltagsphänomene wie die stereotype Frage bei der Arbeitssuche „Wo hamse jedient?“ und das von jedermann verinnerlichte, automatische „Strammstehen“ vor Uniformträgern werden ebenso gezeigt wie groteske und wohl der Phantasie des Autors entsprungene militärische Rollenspiele, die der Gefängnisdirektor seine Sträflinge, darunter auch den sich hier sehr hervortuenden Voigt, zur Feier des Jahrestages der Schlacht von Sedan aufführen lässt. Daneben lässt die unsympathische Darstellung des jüdischen Uniformschneiders Wormser und das geschäftstüchtige Gebaren des jüdischen Krämers Krakauer Rückschlüsse auf unterschwellige antisemitische Klischees im Stück Zuckmayers (der bekennender Gegner des Nationalsozialismus war) zu. Verfilmungen

Die wichtigsten Filme im Überblick:

 1906 – Stummfilm von Heinrich Bolten-Baeckers mit Ernst Baumann als Wilhelm Voigt  1926 – Stummfilm, Regie und Buch Siegfried Dessauer, mit Hermann Picha in der Titelrolle.  1931 – Tonfilm in Schwarz-Weiß nach Carl Zuckmayer, Regie Richard Oswald, Buch von Albrecht Joseph, mit Max Adalbert in der Titelrolle.[10]  1956 – Kinofilm in Farbe nach Carl Zuckmayer, Regie und Buch von Helmut Käutner, mit Heinz Rühmann in der Titelrolle.[11]  1960 – TV-Film nach Carl Zuckmayer, Regie Rainer Wolffhardt, mit Rudolf Platte in der Titelrolle.  1997 – TV-Film nach Carl Zuckmayer, Regie Frank Beyer, mit Harald Juhnke in der Titelrolle.  2001 – TV-Film nach Carl Zuckmayer, Regie Katharina Thalbach, mit Hilmar Baumann in der Titelrolle.  2005 – Bühnenverfilmung (Schauspielhaus Bochum) nach Carl Zuckmayer, Regie Matthias Hartmann, mit Otto Sander in der Titelrolle.

Saarland

Näheres zur Flagge

Sprache Deutsch Landeshauptstadt Saarbrücken Fläche 2.568,70 km² Einwohnerzahl 1.023.000 (30. November 2009)[1] Bevölkerungsdichte 400 Einwohner pro km² Arbeitslosenquote 7,5 % (Mai 2010)[2] Schulden 9,4 Mrd. € ISO 3166-2 DE-SL Kontakt: Offizielle Webseite: www.saarland.de Politik: Ministerpräsident: Peter Müller (CDU) Regierende Parteien: CDU, FDP/DPS und Grüne CDU 19 Sitzverteilung im SPD 13 Landtag: Die Linke 11 FDP/DPS 5 Bündnis 90/Die Grünen 3 Letzte Wahl: 30. August 2009 Nächste Wahl: voraussichtlich 2014 Parlamentarische Vertretung: Stimmen im Bundesrat: 3

Das Saarland (frz. Sarre) ist ein Land im Südwesten der Bundesrepublik Deutschland. Es grenzt im Norden und Osten an das Land Rheinland-Pfalz, im Süden an das französische Département Moselle in der Region Lothringen (Lorraine) und im Westen an den luxemburgischen Distrikt Grevenmacher.

Zusammen mit Lothringen, dem Großherzogtum Luxemburg, dem deutschen Land Rheinland-Pfalz und der belgischen Region Wallonien bildet das Saarland die Großregion Saar-Lor-Lux.

Als politische Einheit entstand das Saarland als „Saarbeckengebiet“ im Jahre 1920 in Folge des Versailler Vertrages. Es wurde aus dem Deutschen Reich ausgegliedert und unterstand als Mandatsgebiet 15 Jahre lang dem Völkerbund. Das Saargebiet war kleiner als das spätere Saarland, da die damals festgelegte Nordgrenze südlicher als die heutige lag. 1935 wurde das Saargebiet nach der im Vertrag vorgesehenen Volksabstimmung aufgrund von ca. 90% Zustimmung wieder in das damals nationalsozialistische Deutsche Reich eingegliedert.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte das Gebiet des heutigen Saarlandes bis 1947 zur französischen Besatzungszone. Im Jahre 1947 wurde das Gebiet als „Saarprotektorat“ eine autonome Region, größtenteils in den heute noch gültigen Grenzen. Nach einer Volksabstimmung im Jahre 1955 trat das Saarland 1957 der Bundesrepublik Deutschland politisch bei („kleine Wiedervereinigung“). Der wirtschaftliche Anschluss durch Übernahme der D-Mark sollte erst an einem späteren, geheimen Tag vollzogen werden. Der im Volksmund „Tag X“ genannte Zeitpunkt war am 6. Juli 1959 00:00 Uhr.

Das Saarland liegt im Südwesten der Bundesrepublik Deutschland. Es erstreckt sich über Teile des Hunsrücks mit dem Schwarzwälder Hochwald, des Lothringischen Schichtstufenlandes und des Saar-Nahe- Berglandes. Außerdem dringen die Ausläufer des Pfälzerwaldes weit in das Land ein. Weitere wichtige Gebiete sind der Bliesgau und der Saargau mit ihren fruchtbaren Kalksteinböden. Die höchste Erhebung ist der Dollberg (695 m), nördlich von Nonnweiler, die zweithöchste der Schimmelkopf (694,8 m) nördlich von Weiskirchen. Die bedeutendste Erhebung ist jedoch der Schaumberg mit seinem Aussichtsturm. Er gilt als der Hausberg des Saarlandes, wohl auch aus der Tradition heraus, dass er der höchste Berg des ehemaligen Saargebietes war. Er ist mit seinen 569 Metern relativ niedrig, ragt aber alleinstehend aus einer eher flachen Umgebung heraus.

Ein Drittel der Fläche des Saarlandes ist mit sommergrünem Mischwald bedeckt. Damit hat das Saarland gemeinsam mit Hessen und Baden-Württemberg die prozentual größte Waldfläche Deutschlands. Darüber hinaus nimmt hier der Laubwald im Vergleich zu allen anderen Bundesländern den größten Anteil der Gesamtwaldfläche ein.

Der längste saarländische Fluss ist die Blies. Sie entspringt im nördlichen Saarland bei Selbach und mündet im Süden als Grenzfluss bei Saargemünd (Frankreich) in die Saar. Weitere wichtige Flüsse sind Saar, Mosel, Prims, Nied und Nahe. Das Klima ist gemäßigt ozeanisch. Die jährliche Niederschlagsmenge liegt im Durchschnitt bei 800 Millimetern. Das Saarland gehört zu den wärmsten Regionen Deutschlands.

Eines der Wahrzeichen des Saarlandes: Saarschleife bei Mettlach

Neben der politischen Gliederung in Gemeinden und Landkreise können folgende Landschaften und Gebiete beschrieben werden. Sie zeichnen sich durch ein relativ einheitliches Erscheinungsbild in Abgrenzung zu benachbarten Landschaften und Gebieten aus, das oft durch gemeinsame politisch-historische oder wirtschaftliche Zusammenhänge (z. B. Landwirtschaft, Industrialisierung) entstanden ist.

Geschichte

Flagge des Saarlandes von 1947 bis 1956

100 Saar-Franken von 1955

Das Saarland ist eine historisch sehr junge politische Einheit, es wurde 1920 aus vormals preußischen und bayerischen Gebieten gebildet. Im 19. Jahrhundert hatten außerdem das Großherzogtum Oldenburg (Exklave Fürstentum Birkenfeld) und Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha (Fürstentum Lichtenberg) kleine Anteile an Gebieten, die heute zum Saarland gehören. In der Zeit vor der Französischen Revolution glich die Region einem Flickenteppich, die vier bedeutendsten Herrschaften im Gebiet des heutigen Saarlandes waren die Grafschaft Saarbrücken, das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, das Kurfürstentum Trier und das Herzogtum Lothringen.

Die ehemaligen, vor 1815 teilweise selbständigen Territorien, die auf dem Gebiet des heutigen Saarlandes existierten, waren in der Vergangenheit stets deutschsprachig, standen aber immer wieder zeitweise unter französischem Einfluss, insbesondere im späten 17. Jahrhundert während der französischen Reunionen sowie im Zeitraum zwischen der Französischen Revolution und dem Zweiten Pariser Frieden.

Auch nach dem Ersten Weltkrieg und dem Zweiten Weltkrieg geriet das Land unter französischen Einfluss. Von 1920 bis 1935 stand das „Saarbeckengebiet“ unter der Verwaltung des Völkerbundes, während es zum französischen Wirtschaftsraum gehörte. Im Februar 1935 wurde das Saarland nach einer Volksabstimmung wieder Teil des Deutschen Reiches.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte das Saarland zunächst zur Französischen Besatzungszone, bevor es im Januar 1946 aus dem Zuständigkeitsbereich des Alliierten Kontrollrates herausgelöst wurde. Das „Saarprotektorat“ erhielt 1947 eine eigene Verfassung, Währung (Saarmark, ab November 1947 der "Saar- Franc") und Staatsbürgerschaft. Erneut hatten die Saarländer über ein Jahrzehnt lang eine Sonderstellung inne. Diesmal nahmen sie auch mit eigenen Mannschaften an Olympia 1952 sowie an der Qualifikation zur Fußball-WM 1954 teil.

Am 23. Oktober 1955 wurde eine Volksabstimmung über die Zukunft des Saarprotektorates durchgeführt, in der 67,7 Prozent der Saarländer gegen das von Adenauer ausgehandelte (zweite) Saarstatut votierten. Das Ergebnis der Abstimmung wurde als Wunsch der Saarländer interpretiert, sich der Bundesrepublik anschließen zu wollen. Die Franzosen lenkten nun ein, am 27. Oktober 1956 wurde in Luxemburg der Saarvertrag abgeschlossen, worauf das Gebiet am 1. Januar 1957 als zusätzliches Bundesland Teil der Bundesrepublik Deutschland wurde. Die wirtschaftliche Angliederung samt Übernahme der D-Mark wurde erst Mitte 1959 vollzogen. Bevölkerung

Der größte Ballungsraum im Saarland sind die Achsen Dillingen–Saarbrücken und Saarbrücken– Neunkirchen/Saar; sie werden wegen ihrer Form gelegentlich auch unter dem Begriff der „Lyoner-Achse“, abgeleitet von einer Vorliebe der Saarländer für eine bestimmte Wurstsorte, zusammengefasst. Die Bevölkerungsdichte ist im Norden, Südwesten und Westen des Landes geringer. Im Saarland werden vor allem rhein- und moselfränkische Mundarten gesprochen (siehe: Saarländischer Dialekt). Das Gebiet des heutigen Saarlandes war immer deutschsprachig. Aus Verbundenheit mit der Region wird allerdings in der Schule üblicherweise als erste Fremdsprache Französisch und nicht Englisch gelehrt. Das Saarland ist das einzige deutsche Land, das an Gymnasien sowohl Englisch als auch Französisch als Pflichtfremdsprache vorschreibt.

Die saarländische Bevölkerung erlebte in der Neuzeit zwei wesentliche Wachstums- und Einwanderungsschübe. Der erste betrifft die Zeit des späten 17. und frühen 18. Jahrhunderts. Nach den katastrophalen Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges, der sich in der Großregion Lothringen bis 1661 hinzog (Friede von Vincennes) und fast nahtlos durch den Pfälzischen Erbfolgekrieg fortgesetzt wurde, waren am Ende des 17. Jahrhunderts weite Landstriche menschenleer, der gesamte Bevölkerungsverlust wird in der Fachliteratur auf ca. 80 % geschätzt. Durch eine gezielte Einwanderungs- und Siedlungspolitik wurden Neubürger aus ganz Europa angeworben, darunter auch französische Hugenotten und protestantische Salzburger, aber auch katholische Wallonen.

Den zweiten Schub erlebte die Region im 19. Jahrhundert. Während die Industrialisierung im frühen 19. Jahrhundert nur zögernd einsetzte, begann die Bevölkerung nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 geradezu zu explodieren: Die Einwohnerzahl der Großregion Saarbrücken vervierfachte sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Hauptzuzugsraum waren dabei die nördlich der industrialisierten Gebiete gelegenen, stark ländlich geprägten Regionen des Hochwaldes und des Hunsrücks. Dies führte dazu, dass auch in den ehemals evangelischen Gebieten der Grafschaft Saarbrücken heute die Mehrheit der Bevölkerung katholisch ist (74 Prozent der Bevölkerung sind katholischen und 21 Prozent evangelischen Glaubens; das Saarland hat somit prozentual den größten katholischen Bevölkerungsanteil in Deutschland). Gleichzeitig sorgten die saarländischen Stahl- und Hüttenbarone und die preußische Grubenverwaltung dafür, dass die Arbeiter und Bergleute zu günstigen Konditionen Grundeigentum und Häuser erwerben konnten, das Saarland hat deswegen bis heute bundesweit die höchste Eigentumsrate beim Grundbesitz.

Bevölkerungsentwicklung

Die Bevölkerungsentwicklung auf dem Gebiet des heutigen Saarland seit 1924:

Jahr Einwohner Jahr Einwohner Jahr Einwohner Jahr Einwohner 1924 751.300 1950 948.716 1985 1.045.936 2008 1.030.328 1925 759.400 1955 996.238 1990 1.072.963 20091 1.024.366

1930 794.500 1960 1.060.493 1995 1.084.370 1935 814.576 1965 1.127.354 2000 1.068.703 1938 823.978 1966 1.132.127 2004 1.056.417 1940 812.753 1970 1.121.300 2005 1.050.293 1945 745.612 1975 1.096.333 2006 1.043.167 1946 857.630 1980 1.066.299 2007 1.036.598

1 2009: Stand am 30. September 2009

Seit einiger Zeit hat das Saarland mit einem signifikanten Bevölkerungsrückgang zu kämpfen. So sank die Bevölkerungszahl 2006 um 0,68 %. Hauptursache ist ein sehr ungünstiger natürlicher Bevölkerungssaldo von −0,48 % (Geburtenrate je 1.000: 6,9; Sterberate: 11,7). Das Saarland erreichte 2006 eine Fertilitätsrate von 1,233. Dies ist unter den Flächenländern der letzte Platz. Nur Hamburg und Berlin haben noch geringere Fertilitätsraten.

Staatsaufbau

Die Verfassung des Saarlandes wurde am 8. November 1947 verabschiedet und trat am 15. Dezember 1947 in Kraft. In Vorbereitung auf die Angliederung an die Bundesrepublik Deutschland wurde sie am 20. Dezember 1956 geändert. Laut dieser Verfassungsänderung ist das Saarland eine freiheitliche Demokratie und ein sozialer Rechtsstaat in der Bundesrepublik. Wie in allen westlichen Verfassungen üblich sind die staatlichen Gewalten getrennt in Legislative, Exekutive und Judikative. Alle Macht geht vom Volke aus.

Politik

Sitzverteilung (Stand 23. September 2009)

Seit der Wahl zum Landtag des Saarlandes am 5. September 1999 ist die CDU die stärkste Regierungsfraktion, welche die bis dahin allein regierende SPD-geführte Regierung ablöste und bis zur Landtagswahl am 30. August 2009 allein regierte.

Bei dieser Wahl erreichten fünf Parteien den Sprung in den Landtag, wobei die CDU trotz starker Verluste stärkste Kraft blieb, gefolgt von SPD, Linkspartei, FDP/DPS und B’90/Grüne.

Seither regiert die CDU zusammen mit FDP und B’90/Grüne in der bundesweit ersten Jamaika-Koalition.Auf kommunaler Ebene konnten die Freien Wähler in Kreis- und Gemeinderäte einziehen. Vor dem Beitritt des Saarlandes zur Bundesrepublik war das Parlament stets mit einer Mehrheit der CVP besetzt. Siehe auch Landtagswahlen im Saarland Landesregierung

Ministerpräsident Peter Müller

Der Landtag des Saarlandes in Saarbrücken

Die saarländische Landesregierung setzt sich nach Artikel 86 der Verfassung aus dem Ministerpräsidenten und den Ministern zusammen. Seit 2001 können auch Staatssekretäre in die Regierung aufgenommen werden.

Der Ministerpräsident wird mit der Mehrheit der gesetzlichen Mitgliederzahl vom Landtag gewählt. Die Wahl ist gültig für die gesamte Legislaturperiode. Er ernennt und entlässt mit Zustimmung des Landtages die Minister. Die Zahl der weiteren Mitglieder der Landesregierung darf jedoch ein Drittel der Zahl der Minister nicht übersteigen. Der Ministerpräsident sitzt der Landesregierung vor und leitet ihre Geschäfte. Das Land wird beim Bund durch die Vertretung des Saarlandes beim Bund vertreten.

Der derzeitigen Landesregierung gehören folgende Mitglieder an:

 Ministerpräsident und Leiter des Ministeriums für Justiz: Peter Müller, CDU  stellv. Ministerpräsident/Minister für Wirtschaft, Wissenschaft und Landwirtschaft: Christoph Hartmann, FDP  Minister der Finanzen: Peter Jacoby, CDU  Minister für Inneres und Europaangelegenheiten: Stephan Toscani, CDU  Minister für Bildung: Klaus Kessler, Bündnis 90/Die Grünen  Minister für Gesundheit und Verbraucherschutz: Georg Weisweiler, FDP  Ministerin für Umwelt, Energie und Verkehr: Simone Peter, Bündnis 90/Die Grünen  Ministerin für Arbeit, Familie, Soziales, Prävention und Sport: Annegret Kramp-Karrenbauer, CDU  Minister für Bundesangelegenheiten und Kultur: Karl Rauber, CDU Landtagswahlen

Die Wahlen zum Landtag des Saarlandes finden alle fünf Jahre statt. In jeder Wahlperiode sind 51 Sitze zu besetzen. Bei der Landtagswahl am 30. August 2009 hatte die CDU ihre absolute Mehrheit verloren, blieb jedoch mit 19 Mandaten stärkste Fraktion.

Landtagswahlen im Saarland 1947–2009[5][6] Jahr CDU SPD FDP/DPS Grüne Die Linke NPD CVP SPS DPS KPD DDU Sonstige 1947 ------51,2 %* 32,8 % 7,6 % 8,4 % - - 1952 ------54,7 % 32,4 % - 9,5 % - 3,4 % 1955 25,4 % 14,3 % - - - - 21,8 % 5,8 % 24,2 % 6,8 % 0,9 % 0,8 % 1960 36,6 % 30,0 % - - - - 11,4 % - 13,6 % - 5,0 % 3,4 % 1965 42,7 % 40,7 % 8,3 % - - - 5,2 % - - - - 3,1 % 1970 47,8 % 40,8 % 4,4 % - - 3,4 % - - - - - 3,6 % 1975 49,1 % 41,8 % 7,4 % - - 0,7 % - - - - - 1,0 % 1980 44,0 % 45,4 % 6,9 % 2,9 % ------0,8 % 1985 37,3 % 49,2 % 10,0 % 2,5 % - 0,7 % - - - - - 0,3 % 1990 33,4 % 54,4 % 5,6 % 2,6 % - 0,2 % - - - - - 3,8 % 1994 38,6 % 49,4 % 2,1 % 5,5 % ------4,4 % 1999 45,5 % 44,4 % 2,6 % 3,2 % 0,8 % ------3,5 % 2004 47,5 % 30,8 % 5,2 % 5,6 % 2,3 % 4,0 % - - - - - 4,6 % 2009[7] 34,5 % 24,5 % 9,2 % 5,9 % 21,3 % 1,5 % - - - - - 3,1 %

(* Regierungsparteien fett gedruckt)

Ministerpräsidenten

Ministerpräsidenten des autonomen Gebietes, später des Bundeslandes Saarland:

 1945–1946: Hans Neureuter, Regierungspräsident der französischen Regierung  1946–1947: Erwin Müller, Vorsitzender der Verwaltungskommission

Ministerpräsidenten des Saarlandes seit 1947 Nr. Name Lebensdaten Partei Beginn der Amtszeit Ende der Amtszeit 1 Johannes Hoffmann 1890-1967 CVP 15. Dezember 1947 29. Oktober 1955 2 1888-1976 parteilos 29. Oktober 1955 10. Januar 1956 3 1892-1984 CDU 10. Januar 1956 4. Juni 1957 4 Egon Reinert 1908-1959 CDU 4. Juni 1957 23. April 1959 5 Franz-Josef Röder 1909-1979 CDU 30. April 1959 26. Juni 1979 6 (kommissarisch) *1928 FDP 26. Juni 1979 5. Juli 1979 7 Werner Zeyer 1929-2000 CDU 5. Juli 1979 9. April 1985 8 *1943 SPD 9. April 1985 9. November 1998 9 *1942 SPD 9. November 1998 29. September 1999 10 Peter Müller *1955 CDU 29. September 1999 im Amt Judikative

Die Judikative (die Rechtsprechung) besteht aus den ordentlichen Gerichten. Oberstes Gericht ist der saarländische Verfassungsgerichtshof, der aus acht Mitgliedern, die mit Zweidrittelmehrheit vom Landtag gewählt werden, besteht. Zu den weiteren saarländischen Gerichten siehe hier.

Gesetzgebung

Gesetzesvorlagen werden vom Ministerpräsidenten namens der Landesregierung, von einem Mitglied des Landtages oder einer Fraktion in den Landtag eingebracht. Verfassungsändernde Gesetze bedürfen der Zustimmung von zwei Dritteln der Mitglieder des Landtages. Die Verfassung kann nur durch ein Gesetz geändert werden, das ihren Wortlaut ausdrücklich ändert oder ergänzt. Die Änderung darf den Grundsätzen des demokratischen und sozialen Rechtsstaates nicht widersprechen. Bei Unstimmigkeiten entscheidet der Verfassungsgerichtshof.

Landeswappen

Das Landeswappen des Saarlandes besteht aus einem geviertelten Halbrundschild, der die Schildbilder der vier größten Landesherren zur Zeit des Alten Reiches zeigt: im rechten Obereck in blauem von neun silbernen Fußspitzkreuzen bestreuten Feld einen goldgekrönten, goldbewehrten und rotgezungten silbernen doppelschwänzigen Löwen (der Nassauer Löwe wegen der Grafschaft Saarbrücken), im linken Obereck in silbernem Feld ein rotes geschliffenes Kreuz (Kurfürstentum Trier), im rechten Untereck in goldenem Feld einen roten Schrägbalken, belegt mit drei silbernen gestümmelten Adlern (Alérion des Herzogtums Lothringen), und im linken Untereck in schwarzem Feld einen rotgekrönten, rotbewehrten und rotgezungten goldenen Löwen (der Pfälzer Löwe wegen des Wittelsbacher Herzogtums Pfalz-Zweibrücken). (Richtungsangaben vom Standpunkt des Schildhalters aus gesehen.)

Das Landeswappen darf nur von Landesbehörden und berechtigten Personen geführt werden. Privatpersonen können ihre Verbundenheit mit dem Saarland durch das Saarland-Symbol (stilisiertes abgewandeltes Landeswappen eingebettet in die stilisierte Saarschleife) zum Ausdruck bringen.Gelegentlich ist (insbesondere als Autoaufkleber) auch ein ganz anderes Wappen anzutreffen: das frühere Landeswappen aus der Zeit von 1948 bis 1956, das an die damalige Saarland-Flagge angelehnt war (vgl. Abschnitt „Geschichte“). Der Namenszug Sarre, der auf den Aufklebern von heute über dem Wappen zu sehen ist[9], wurde damals allerdings nie zusammen mit dem Wappen verwendet.

Landeswappen des Saarlandes seit 1957 Wappen des Saarstaates 1947–1956

Landesflagge

Die Landesflagge des Saarlandes besteht aus der Flagge Deutschlands, darauf in der Mitte, in den schwarzen und den goldfarbenen Streifen übergreifend, das Landeswappen,die rechte Seite (aus Sicht des Betrachters die linke Seite) zum Mast gewendet (Hissflagge). Sie kann auch als Bannerflagge ausgeführt sein, dann sind die Streifen senkrecht angeordnet, das Wappen steht aufrecht, die rechte Seite (aus Sicht des Betrachters die linke Seite) zum schwarzen Streifen hin gewendet. Nach dem Beitritt des Saarlandes zur Bundesrepublik Deutschland wurde diese Kombination als Landesflagge gewählt, um demonstrativ auf die Zugehörigkeit des Saarlandes zu Deutschland hinzuweisen. Obwohl die Flagge das Landeswappen enthält, darf die Landesflagge von jedem Landesbürger verwendet werden (im Gegensatz zu anderen Landesflaggen mit Wappen wie etwa Berlin oder Baden-Württemberg).

Zu Zeiten der Unabhängigkeit nach dem Zweiten Weltkrieg bestand die Flagge des Saarlandes aus einem silbernen (weißen) skandinavischen Kreuz, der Untergrund zum Mast hin blau, zur anderen Seite hin rot (also die Farben Frankreichs auf Nachdruck desselben – siehe oben Abschnitt Geschichte).

Landesflagge des SaarlandesFlagge des Saarstaates 1947–1956

Hymne

Das Saarlandlied ist die Hymne des Saarlandes. Verwaltungsgliederung Landkreise KFZ- Fläche Kreis Verwaltungssitz Kennzeichen in km² (1) Landkreis Merzig MZG 555,12 Merzig-Wadern (2) Landkreis NK (früher Ottweiler 249,21 Neunkirchen OTW) (3) Regionalverband Saarbrücken SB und VK 410,62 Saarbrücken (4) Landkreis Saarlouis SLS 459,08 Saarlouis (5) Saarpfalz- HOM und Homburg 418,52 Kreis1 IGB (6) Landkreis St. St. Wendel WND 476,09 Wendel

1 Bis zum 9. Juli 1989 hieß der Landkreis Saar-Pfalz-Kreis. gelb = Städte, blassgelb = Landgemeinden Städte über 20.000 Einwohner

(die größte Gemeinde ohne Stadtrechte ist Heusweiler mit 19.995 Einwohnern)

Stadt/ Einwohner Einwohner Kreis Gemeinde 31. Dezember 2000 31. Dezember 2008 Saarbrücken Regionalverband Saarbrücken 183.257 176.749 Neunkirchen Neunkirchen 50.882 48.330 Homburg Saarpfalz-Kreis 48.125 43.691 Völklingen Regionalverband Saarbrücken 42.990 40.086 Sankt Ingbert Saarpfalz-Kreis 39.971 37.652 Saarlouis Saarlouis 38.182 37.770 Merzig Merzig-Wadern 30.869 30.770 Sankt Wendel Sankt Wendel 27.303 26.582 Blieskastel Saarpfalz-Kreis 23.149 22.422 Dillingen/Saar Saarlouis 21.444 21.239 Lebach Saarlouis 21.060 19.962 Püttlingen Regionalverband Saarbrücken 20.682 20.142 Bildung und Forschung

Die Universität des Saarlandes, die 1948 gegründet wurde, hat ihre Standorte in Saarbrücken und Homburg/Saar.

Saarbrücken ist Sitz der Verwaltung. Dort sind auch die meisten Studiengänge angesiedelt. Die rechtswissenschaftliche Fakultät und die Informatik genießen deutschlandweit einen sehr guten Ruf. In Saarbrücken wird außerdem das Krebsregister Saarland geführt.

Der Campus in Homburg/Saar ist Sitz der medizinischen Fakultät. Die medizinische Forschung in Homburg ist eine der führenden in Deutschland.

Die Deutsch-Französische Hochschule, gegründet 1999, bietet Studiengänge an, die mit einem Doppel- oder Dreifachdiplom (deutsch, französisch, luxemburgisch) abschließen. Die Lehrveranstaltungen finden dabei an Hochschulen in Deutschland, Frankreich und ggf. einem Drittland statt. Die Außenminister der Bundesrepublik Deutschland und der Französischen Republik unterschrieben am 15. September 1978 die Konvention, mit der das Deutsch-Französische Hochschulinstitut für Technik und Wirtschaft/L'institut Supérieur Franco-Allemand de Techniques, d'Économie et de Sciences (DFHI/ISFATES) mit Sitz in Saarbrücken bzw. in Metz gegründet wurde. Das DFHI bietet einen drei- bzw. fünfjährigen deutsch- französischen Studienzyklus mit alternierenden Studienorten (Metz, Saarbrücken, Luxemburg) an.

Im Saarland gibt es folgende Fachhochschulen:

 Die Hochschule der Bildenden Künste Saar, die 1989 aus der 1924 gegründeten Staatlichen Schule für Kunst und Kunstgewerbe und der ab 1946 bestehenden Schule für Kunst und Handwerk hervorging.  Die Hochschule für Musik Saar wurde 1947 als Staatliches Konservatorium gegründet. Nach Einrichtung eines Instituts für Katholische Kirchenmusik und eines Instituts für Schulmusik wurde es 1957 in eine Staatliche Hochschule für Musik umgewandelt und 1971 in die Trägerschaft des Saarlandes überführt.  Die Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes, gegründet 1971 durch Zusammenschluss der Höheren Wirtschaftsschule, der Staatlichen Ingenieurschule und der Staatlichen Werkkunstschule, erhielt 1991 ihren heutigen Namen. Einen guten Ruf haben die Studiengänge Praktische Informatik und Wirtschaftsingenieurwesen. Auch hier gibt es deutsch-französische Kooperationen (z. B. mit der Grenoble École de Management).  Die Fachhochschule für Verwaltung des Saarlandes bildet in Dudweiler die Anwärterinnen und Anwärter für die Beamtenlaufbahn des gehobenen Dienstes aus.

Ausbildungsplätze

Bei dem jährlichen Dynamikranking der Bundesländer der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft belegt das Saarland im Bereich Ausbildungsplatzvermittlung den ersten Platz. Das Angebot an Ausbildungsplätzen ist von 2004 bis 2006 überdurchschnittlich stark angestiegen. Mit einem Plus von 4,0 Prozentpunkten liegt das Saarland deutlich vor allen anderen Bundesländern.

Wirtschaft und Verkehr

2005 hatte das Saarland die höchsten wirtschaftlichen Zuwachsraten beim Bruttoinlandsprodukt. Es lag im ersten Halbjahr 2005 real um 2,8 Prozent über dem Vorjahreszeitraum, während im Bundesdurchschnitt nur 0,6 Prozent Wachstum erreicht wurden.

Des Weiteren gewann das Saarland mehrmals das Dynamikranking der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (eine vom Arbeitgeberverband Gesamtmetall im Jahr 2000 gegründete Lobbyorganisation), das die Veränderungen in den Bundesländern bewertet. Ministerpräsident Peter Müller bewertete dies als Erfolg seiner Reformpolitik, die zur Ansiedlung neuer Industrie- und Dienstleistungszweige führe.

Im Vergleich mit dem BIP der EU ausgedrückt in Kaufkraftstandards erreicht das Saarland einen Index von 108.3 (EU-27:100) (2004).

2007 betrug die Wirtschaftsleistung im Bundesland Saarland gemessen am BIP rund 30 Milliarden Euro. Der Schuldenstand des Landes belief sich im Dezember 2007 auf rund 9,1 Milliarden Euro.

Unternehmen

Weltkulturerbe Völklinger Hütte

 Bedeutendster wirtschaftlicher Bereich an der Saar ist heute die Automobil- (Ford in Saarlouis) und Automobil-Zuliefererindustrie (mit Bosch, INA und Michelin in Homburg sowie ZF Getriebe in Saarbrücken).  Mit der Saarstahl AG und der AG der Dillinger Hüttenwerke sind noch zwei große Stahlunternehmen hier beheimatet.  Ein wichtiger Wirtschaftszweig, der auch für die Bevölkerungsentwicklung große Bedeutung hatte, war der Steinkohlenbergbau (Bergbau im Saarland). Heute ist lediglich noch das Bergwerk Saar der RAG Deutsche Steinkohle aktiv.  Auch die Keramikindustrie (Villeroy & Boch) hat eine bedeutende Rolle in der Wirtschaft des Saarlandes.  Stark gefördert und im Wachstum begriffen ist der Bereich der Informatik und der Informationsindustrie (z. B. IDS Scheer in Saarbrücken und SAP AG in St. Ingbert).

Arbeitsmarkt

Nur die Stadtstaaten Bremen, Hamburg und Berlin weisen eine höhere Pendlerquote auf als das Saarland. 52.000 Menschen pendeln zum Arbeiten ins Saarland, umgekehrt pendeln knapp 28.000 Saarländer, vor allem nach Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen.[11]

Verkehr

Durch seine frühe und intensive Industrialisierung besteht im Saarland eine sehr gute Verkehrs-Infrastruktur. Nirgendwo in Deutschland fand sich ein so dichtes Schienennetz für den Personenverkehr wie im Saarland, bis die Deutsche Bundesbahn in den 1960er Jahren begann, viele Strecken nicht mehr zu bedienen. Die in weiten Teilen des Landes kleinräumige Gliederung hat dazu geführt, dass heute im Saarland mit durchschnittlich 704 Kraftfahrzeugen pro 1000 Einwohner die meisten Pkw im Verhältnis zur Bevölkerungszahl in einem deutschen Flächenland zugelassen sind.

Die wichtigste Schienenverbindung ist die Strecke Mannheim–Paris. Dafür wurde von 2006 bis Dezember 2007 der Saarbrücker Hauptbahnhof zum "Europabahnhof" umgebaut. Von Juni bis Dezember 2007 fuhr zuerst nur ein ICE-Paar Paris–Frankfurt (Main) über Saarbrücken, welches in Frankreich eine neue Schnellfahrstrecke benutzte; zwei weitere ICE-Paare endeten vorerst in Saarbrücken. Seit Dezember 2007 verkehren fünf ICE-Paare zwischen Deutschland und Frankreich, die im Saarland nur in Saarbrücken halten. Der weitere Fernverkehr auf der Linie Saarbrücken-Kaiserslautern–Mannheim–Frankfurt (Main) wird täglich mit mehreren IC- und ICE-Zügen bedient, davon ein Zugpaar nach Dresden, ein ICE von Hamburg kommend, der zurück nach Oldenburg über Bremen fährt sowie zweimal täglich nach Stuttgart, davon ein Zugpaar bis/ab Salzburg über München. Auf allen anderen Strecken im Saarland fahren inzwischen nur noch Regionalzüge, nachdem im Dezember 2002 die InterRegio-Züge, die über der Saarstrecke Richtung Koblenz-Köln-Norddeutschland fuhren, aus den Fahrplänen gestrichen wurden. Auf der Nahetalbahn und der Schwarzbachtalbahn verkehren schon seit 1991 keine D-Züge mehr.

In Saarbrücken ist 1997 mit der Saarbahn die 1965 abgeschaffte Straßenbahn wieder zurückgekehrt.

Am 1. August 2005 wurde mit dem SaarVV ein Verbundtarif eingeführt. Zuvor gab es nur die Verkehrsgemeinschaft Saar, die für einige Tarifkooperationen sorgte und die Freifahrt für Schwerbehinderte sicherstellte.

Der Flughafen Saarbrücken-Ensheim ist ein internationaler Verkehrsflughafen mit ca 12.000 Starts und Landungen jährlich. Weitere internationale Flugplätze befinden sich in der unmittelbaren Nachbarschaft des Saarlandes: Zweibrücken und Hahn.

Der Unterlauf der Saar ist von Konz bis oberhalb von Saarbrücken für die Großschifffahrt ausgebaut. Ab Saarbrücken bis Saargemünd ist der Fluss für kleinere Schiffe (Penischen) befahrbar. Ab Saargemünd ist die Saar über den Saarkanal (früher auch Saar-Kohlen-Kanal genannt) mit dem Rhein-Marne-Kanal verbunden.

Betriebene Bahnstrecken

Kursbuch-Nr. Streckenname Wichtige Stationen Saarbrücken Hbf – Forbach (Frankreich) – Metz (Frankreich) 682 – Paris-Gare de l'Est (Frankreich) Saarbrücken Hbf – St. Ingbert – Homburg (Saar) – 670 Pfälzische Ludwigsbahn Kaiserslautern – Mannheim Saarbrücken Hbf – St. Ingbert – Zweibrücken – Pirmasens (– 674 Schwarzbachtalbahn Landau (Pfalz)) (Frankfurt am Main –) Mainz – Türkismühle – St. Wendel – 680 Nahetalbahn Neunkirchen (Saar) Hbf – Saarbrücken Hbf Primstalbahn/ 681 Saarbrücken – Illingen – Lebach-Jabach Fischbachtalbahn Homburg/Saar Hbf – Bexbach – Neunkirchen (Saar) Hbf – 683 Illingen Saarbrücken Hbf – Sarreguemines (Frankreich) – Strasbourg 684 (Frankreich) – Offenburg 687 Dillingen – Niedaltdorf (– Bouzonville (Frankreich)) Saarbrücken Hbf – Völklingen – Saarlouis Hbf – Dillingen – 690 Moselstrecke Trier – Köln 692 Obermoselstrecke Metz – Thionville – Apach (Frankreich) – Perl – Trier ohne/teilweise 684 (Brebach Walpershofen/Etzenhofen – Riegelsberg – Saarbrücken – Saarbahnstrecke – Sarreguemines) Brebach – Sarreguemines (Frankreich) 12683 Ostertalbahn Ottweiler – Schwarzerden

Dieser Verkehrszweig bildete bis 1956 eine eigene Staatsbahn, die Eisenbahnen des Saarlandes (EdS).

Straßen

Das Saarland wird von folgenden Autobahnen durchquert: BAB Strecke im Saarland Weiterer Verlauf A 1 Saarbrücken – Riegelsberg – Nonnweiler – AD Moseltal (bei Trier) – Eifel – Köln – Münster – Bremen – Hamburg – Heiligenhafen ca. 730 km A 6 Saarbrücken Goldene Bremm (Grenze Kaiserslautern – Mannheim – Heilbronn – Nürnberg – Waidhaus Frankreich) – St. Ingbert – Homburg – (Grenze Tschechien) ca. 430 km A 8 Perl (Grenze Luxemburg) – Saarlouis – Zweibrücken – Pirmasens – Landau – Karlsruhe – Stuttgart – Ulm Neunkirchen – – München – Bad Reichenhall – Grenze Österreich ca. 500 km nördliche Randbereiche südlich des A 62 Kusel – Landstuhl – Pirmasens ca. 80 km Hochwaldes Saarlouis – Völklingen – Saarbrücken A 620 ca. 30 km Saarbrücken – AD Friedrichsthal A 623 ca. 10 km

Darüber hinaus gibt es noch ein Reihe wichtiger Bundesstraßen: B 10, B 40, B 41, B 51, B 268, B 269, B 405, B 406, B 407, B 420, B 423.

Da das Saarland keine Kreisstraßen hat, ist das Netz der Landesstraßen besonders dicht.

Medien

Das Saarland ist neben Bremen das kleinste Bundesland mit einer eigenen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt, dem Saarländischen Rundfunk. Der SR ist Mitglied der ARD und hat seinen Sitz in Saarbrücken. Er betreibt unter anderem das SR Fernsehen und fünf Hörfunkprogramme.

Die Landesmedienanstalt Saarland (LMS) ist eine Anstalt des öffentlichen Rechts und hat ihren Sitz in Saarbrücken. Sie ist eine staatliche Kontrollbehörde und verantwortlich für die Lizenzierung und Kontrolle privater Radio- und Fernsehsender sowie deren Koordination mit den öffentlich-rechtlichen Sendern. Die LMS betreibt weiterhin im Auftrag des Landes Filmförderung und Vermittlung von Medienkompetenz.

Radio Salü ist ein privater Radiosender mit Sitz in Saarbrücken, dessen Reichweite das gesamte Saarland umfasst.

Die einzige Tageszeitung des ist die Saarbrücker Zeitung, die einerseits als Regionalzeitung das gesamte Saarland abdeckt, mit elf Lokalredaktionen aber auch als Lokalzeitung örtliche Berichterstattung betreibt.

Der "Wochenspiegel" ergänzt als wöchentlich erscheinendes Anzeigenblatt mit einem umfangreichen redaktionellen Anteil die saarländische Medienlandschaft. Auch der Wochenspiegel hält neun Loklredaktionen vor.

Die rheinland-pfälzischen regionalen Tageszeitungen Die Rheinpfalz und Pfälzischer Merkur decken in ihrer Berichterstattung den Saarpfalz-Kreis und das saarländische Landesgeschehen ab.

Seit einigen Jahren werden im Saarland zwei Online-Magazine betrieben: "Saar Report" und "Saar-Zeitung" (Verbreitungsgebiet: Landkreis Saarlouis, Regionalverband Saarbrücken). Im Saarland werden einige Lifestile-Magazine mit Regionalen Bezügen publiziert (TOP-Magazin, L!VE- Magazin, Eurosaar, Background, Saar-Revue).

Seit dem 31. März 2005 erscheint die BILD als "BILD Saarland" mit einem Regionalteil.

Kunst und Kultur

Eine Liste von Künstlern (Literatur, Bildende Kunst, Musik, Darstellende Kunst), die im Saarland geboren wurden oder dort gewirkt haben, befindet sich hier.

Baudenkmäler

Das Saarland beherbergt einige Boden- und Baudenkmäler von europäischem Rang, wie z. B. die keltischen und römischen Ausgrabungen an der Obermosel (Gemeinde Perl mit den Ortsteilen Nennig und Borg) und im Bliesgau (Bliesbrück-Reinheim und Schwarzenacker), sowie den so genannten Hunnenring in Otzenhausen. Aus der Neuzeit stammen der barocke Ludwigsplatz mit der Ludwigskirche in Saarbrücken. In der Weltkulturerbe-Liste der UNESCO ist die historische Völklinger Hütte zu finden.

Europäischer Kulturpark Römischer Rekonstruierte römische Rekonstruierter gallo-römischer Bliesbruck-Reinheim Mosaikboden in Perl Villa in Borg Tempel im Römermuseum Schwarzenacker

Die Ludwigskirche in Hunnenring bei Das Weltkulturerbe Saarbrücken Otzenhausen Völklinger Hütte

Jüdische Friedhöfe

Im Saarland gibt es 16 Jüdische Friedhöfe: in Blieskastel, Dillingen/Saar, Homburg, Illingen, Merzig, Neunkirchen (Saar), Nohfelden-Gonnesweiler, Nohfelden-Sötern, Ottweiler, Saarbrücken (alt), Saarbrücken (neu), Saarlouis, Saarwellingen, St. Ingbert, St. Wendel und in Tholey.

Kunstsammlungen

Die bedeutendste Kunstsammlung des Saarlandes beherbergt die Moderne Galerie des Saarlandmuseums in Saarbrücken mit Gemälden des deutschen Expressionismus, allen voran das berühmte Kleine blaue Pferd von Franz Marc. Ein besonderer Sammelschwerpunkt des Museums liegt auf Alexander Archipenko; die Sammlung besitzt 107 Gipsmodelle und zahlreiche Bronzegüsse des Künstlers.

Das Museum St. Ingbert wurde 1987 in der Trägerschaft der Albert-Weisgerber-Stiftung eröffnet. Es wurde im Juli 2007 auf Vorschlag der St. Ingberter Stadtverwaltung und Beschluss des St. Ingberter Stadtrates geschlossen.

Musik

Das Saarland besitzt mit der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern einen Klangkörper von europäischem Rang. Das Orchester entstand 2007 durch Fusion des Rundfunk-Sinfonie-Orchesters Saarbrücken mit dem Rundfunkorchester Kaiserslautern.

Bekannt wurde das ehemalige Rundfunk-Sinfonie-Orchester Saarbrücken vor allem durch seine Arbeit mit Hans Zender. Neuer Chefdirigent ist seit 2006 Christoph Poppen.

Von überregionaler Bedeutung sind ferner die alle zwei Jahre stattfindenden Musikfestspiele Saar.

Saarländische Literatur

Aus der jüngeren Vergangenheit sind vor allem zwei Literaten aus dem Saarland bekannt geworden: Der Romancier Ludwig Harig und der Lyriker Johannes Kühn. Weitere bekannte Schriftsteller mit Bezug zum Saarland sind u. a. Gustav Regler, Alfred Gulden, Arnfrid Astel und Johannes Kirschweng.

Erwähnenswerte Beschreibungen der Saarregion finden sich in Dichtung und Wahrheit (2. Teil, 10. Buch) von Johann Wolfgang von Goethe und in Soldatenleben von Johann Michael Moscherosch. In der zeitgenössischen Literatur sind Die saarländische Freude und Das Saarland von Ludwig Harig sowie Reisen mit Pippo von Holger Willi Montag hervorzuheben.

Theater und Film

Jährlich im Januar findet in Saarbrücken das international bedeutendste Festival des deutschsprachigen Nachwuchsfilms statt, der nach dem in Saarbrücken geborenen Regisseur Max Ophüls benannte Max- Ophüls-Preis.

In Saarbrücken besteht mit dem Saarländischen Staatstheater auch ein großes, dreispartiges Theater. In den letzten Jahren errangen vor allem die Ballett-Compagnie von Marguerite Donlon und die in Zusammenarbeit mit Frank Nimsgern durchgeführten Musical-Produktionen internationale Beachtung.

Schließlich bereichert das deutsch-französische Theaterfestival „Perspectives“ als einziges Festival seiner Art seit 1977 die deutsche Kulturszene. Saarländische Spezialitäten

Die ursprüngliche saarländische Küche ist recht einfach: Eintopf, Kartoffeln, Sauerkraut, Wurst und Fleisch aus Hausschlachtung. Nur wenige Speisen und Getränke gelten als typisch saarländisch:

 Dibbelabbes und Schaales (ähnlicher Teig wie Reibekuchen)  Lyoner (Fleischwurst) im Ring  Hoorische (Kartoffelklöße aus rohen Kartoffeln)  Gefillde (gefüllte Kartoffelklöße)  Geheirade („Verheiratete“, Kombination aus Mehlklößen und Kartoffeln mit heller Specksoße)  Doppelweck (Brötchen)  Schneebällchen (sehr lockere, luftige Kartoffelknödel)  Schwenker (typisches Schwenksteak)  Bettseichersalat (Löwenzahnsalat; seichen = urinieren, wegen der harntreibenden Wirkung; in der französischen Sprache heißt der Löwenzahn offiziell "pissenlit" = pinkle ins Bett)  Bekannte saarländische Biere kommen und kamen zum Beispiel von den Brauereien Becker (St. Ingbert), Bruch (Saarbrücken), Donner (Saarlouis), Großwald (Heusweiler-Eiweiler), Gross (Riegelsberg), Karlsberg (Homburg), Neufang (Saarbrücken), Ottweiler Brauerei, Paqué (St. Wendel), Saarfürst (Merzig), Schäfer (Dirmingen), Schloss (Neunkirchen) und Walsheim (Walsheim). Karlsberg dominiert heute (2006) den Getränkemarkt im Saarland, die meisten ehemaligen saarländischen Biermarken gehören heute zur Karlsberg- Gruppe, nicht jedoch die beiden Brauereien Bruch und Grosswald, welche sich im Gegensatz zu Karlsberg auch heute noch zu 100 Prozent in Privatbesitz befinden.  Die Saar-Weine (Anbaugebiet Mosel-Saar-Ruwer) stammen nicht aus dem Saarland, sondern vom Unterlauf der Saar in Rheinland-Pfalz. Saarländische Weine werden an dem kurzen Moselabschnitt namens Obermosel (zur Weinvermarktung auch: „Südliche Weinmosel“) angebaut, der Grenze zwischen dem Saarland und Luxemburg.  Hauptsächlich im Merziger Raum und im Saargau gibt es den Viez (Apfelwein).  Obstschnäpse werden in nahezu allen Teilen des Landes, insbesondere aber im Bliesgau und im Saargau produziert. Gebrannt wird quer durch den Obstgarten: Kirsch, Apfel, Wildbirne, Quetsch (Zwetschge), Mirabelle, Trester, Schlehe oder auch die seltene Spezialität Hundsärsch, ein Mispel-Brand.

Sonstiges

Zwei-Euro-Münze 2009 mit der Ludwigskirche

 Das Saarland stellte bei den Olympischen Sommerspielen 1952 in Helsinki durch das saarländische NOK (SAA) das erste (und letzte) Mal eine eigenständige, zweite deutsche Olympiamannschaft.[13] Bis 1956 nahm das Saarland als eigenständiges FIFA-Mitglied mit der Saarländischen Fußballauswahl an internationalen Wettbewerben teil, u. a. an der Qualifikation für die Fußball-Weltmeisterschaft 1954.  Seit 2004 ist es den einzelnen Euro-Staaten erlaubt, jährlich eine Zwei-Euro-Gedenk-Münze herauszugeben. Um in den übrigen Ländern der Europäischen Union über den Föderalismus in Deutschland zu informieren, präsentiert sich die Bundesrepublik jedes Jahr auf der Rückseite der Geldstücke mit dem Bundesland, das den Bundesratsvorsitz innehat. Im Jahr 2009 wird für das Saarland die Saarbrücker Ludwigskirche aufgeprägt.

LUXEMBURG

Das Großherzogtum Luxemburg ist eine parlamentarische Monarchie in Westeuropa. Es grenzt an Frankreich (Grenzlänge 73 km) und an Belgien (Grenzlänge 148 km) sowie an die deutschen Länder Rheinland-Pfalz und Saarland (Grenzlänge 138 km). Luxemburg ist mit einer Fläche von 2586 km² der zweitkleinste Staat der Europäischen Union.

Das Großherzogtum ist Gründungsmitglied der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, dem Vorläufer der heutigen Europäischen Union, und bildet zusammen mit Belgien und den Niederlanden die Beneluxstaaten.

Der Name leitet sich von Lucilinburhuc ab, später Lützelburg, einer kleinen Burg, um die sich die (Haupt-) Stadt Luxemburg gründete. Luxemburg ist als Grafschaft im damaligen Heiligen Römischen Reich entstanden und heute das letzte Großherzogtum der Welt.

Der Norden des Landes ist ein Teil der Ardennen und wird Ösling genannt. Dieser Teil liegt auf durchschnittlich 400 bis 500 Metern über dem Meeresspiegel. Die Landschaft im Ösling ist geprägt von bewaldeten Bergen, Hügeln und tiefen Flusstälern, wie zum Beispiel das Tal der Sauer. Mit 560 Metern stellt der Hügel „Kneiff“ in Huldange (deutsch: Huldingen) die höchste Erhebung des Landes dar.

Im Süden liegt das fruchtbare Gutland, das zum Lothringer Stufenland gehört. Dieses Gebiet weist eine höhere Bevölkerungs- und Industriedichte als das Ösling auf. Entwässert wird das Land durch die westöstlich verlaufende Sauer, mit Clerve und Our im Norden und Alzette im Süden. Der niedrigste Punkt des Landes, Spatz genannt (129 Meter ü. M.), befindet sich am Zusammenfluss von Sauer und Mosel in Wasserbillig.

Im Norden Luxemburgs werden 358 Quadratkilometer des Landes durch den Deutsch-Luxemburgischen Naturpark geschützt. Wichtige Flüsse Luxemburgs sind die Mosel, die im Südosten den Grenzfluss zu Deutschland bildet, die Sauer, die Our und die Alzette.

Im Rahmen des Geografie-Portals[3] ist neuerdings auch ein Kartografie-Webportal[4] online verfügbar.

Klima

Luxemburg hat ein gemäßigtes westeuropäisches Klima, das durch atlantische Meereswinde beeinflusst wird und sich durch milde Winter und gemäßigte und deshalb angenehme Sommer auszeichnet. Die Luft ist meist mild und feucht; die jährliche Niederschlagsmenge beträgt 782,2 mm; Temperaturen im Jahresmittel 9 °C, im Januar 0,8 °C, im Juli 17,5 °C. So liegen die im Januar, dem kältesten Monat, gemessenen Durchschnittstemperaturen bei etwa 2 °C. Die höchsten Temperaturen werden üblicherweise während der Sommermonate Juli und August gemessen. Zu dieser Zeit beträgt die Durchschnittstemperatur etwa 15– 25 °C, wobei das Thermometer nicht selten auf Temperaturen von 30 °C steigt. Im Norden des Landes, dem Ösling, ist es meist etwas kühler und es kommt auch häufiger zu Niederschlägen.

Flora und Fauna

Das Ösling im Norden des Landes, ein Teil der Ardennen, ist durch bewaldete Mittelgebirgszüge und tiefe Flusstäler geprägt. Die am stärksten verbreiteten Baumarten sind Rotbuchen, Eichen, Ahorn und Fichten. Dabei nehmen Eichen-Niederwälder, die so genannten Lohhecken, immer noch einen großen Teil der Waldfläche ein. Für unbewaldete Flächen sind unter anderem die Glockenheide und Stechpalme charakteristisch. Die Lippenblütler Echter- und Trauben-Gamander sind mediterrane Pflanzen, die im Südosten Luxemburgs vorkommen.

Die Vegetation des tiefer gelegenen südlichen Teil des Landes (ca. 300 m), dem so genannten Gutland, ist durch die landwirtschaftliche Nutzung und den Weinanbau an der Mosel geprägt.

Die Tierwelt entspricht der für mitteleuropäische Länder üblichen Fauna. Allerdings beeindruckt das Ösling durch große Bestände an Rot- und Schwarzwild sowie Greifvögeln, aber auch durch seltene Vogelarten wie den Schwarzstorch oder das Haselhuhn. Bei anderen Arten ist dagegen ein dramatischer Bestandsrückgang zu verzeichnen. So kamen vom Steinkauz in den 1960er Jahre noch 3.400 bis 4.200 Brutpaare in Luxemburg vor. Im Jahre 2006 war der Bestand auf 15 bis 20 Brutpaare zurückgegangen.[5] Luxemburg ist bekannt für seinen Fischreichtum, es gibt Forellen, Hechte, Zander, Aale, Karpfen und viele andere Fischarten. Im milden Moseltal hat sich die Mauereidechse angesiedelt, ein sonst eher in mediterranen Ländern vorkommendes Tier.

54,8% der Säugetierarten, 41,5% der Vogelarten, 33% der Reptilienarten, 71,4% der Amphibien und 62% der Fischarten in Luxemburg sind bedroht.[6] Dies verlautet vom Observatoire de l'Environnement Naturel (OEN), der den Plan National Protection Nature[7] aktualisiert hat. Verwaltungsgliederung

Gliederung Luxemburgs in 3 Distrikte, 12 Kantone und 116 Gemeinden

Das Land wird untergliedert in drei Distrikte (Grevenmacher, Luxemburg, Diekirch) mit zwölf Kantonen und 116 Gemeinden. 12 dieser Gemeinden haben den Status einer Stadt. Die Gemeinden sind Selbstverwaltungskörperschaften, die allerdings der Rechtsaufsicht der vom Großherzog ernannten Distriktskommissare unterliegen.

Die Stadt Luxemburg ist Hauptstadt des Großherzogtums und Sitz der Regierung. Sie hat sich zu einem der führenden Finanzplätze in Europa entwickelt, der vor allem für die 48 deutschen von den 161 hier ansässigen Banken von besonderer Bedeutung ist.

Städte

Das Großherzogtum Luxemburg weist keine Großstadt auf. Der statistische Urbanisierungsgrad ist in Luxemburg insgesamt gesehen sehr hoch. Etwa 92 Prozent der Einwohner leben in Städten (2003), die jedoch überwiegend nur Land- und Kleinstädte sind. Größte Stadt ist die Hauptstadt Luxemburg (lux.: Lëtzebuerg) mit etwa 86.329 Einwohnern (Großraum 110.000). Da sich ein Ort nur per Gesetz als „Stadt“ bezeichnen darf, hat Luxemburg nur zwölf Städte, denen die Stadtrechte oft bereits im Mittelalter verliehen wurden. Die größeren Städte liegen im Südwesten in der Minette-Region, in der sich die Eisen- und Stahlindustrie des Großherzogtums konzentriert. Dies sind unter anderem Esch-sur-Alzette (28.200), Differdingen (19.000), und Düdelingen (17.800). Im Norden Luxemburgs gibt es hingegen mehrere kleine Städte, die meist Hauptorte eines Kantons sind. Um die beiden Städte Diekirch (6500) und Ettelbrück (7500) bildet sich die Nordstad, der größte Ballungsraum im Norden Luxemburgs, der neben der Hauptstadt und Esch-sur-Alzette als dritter Entwicklungspol des Großherzogtums gilt.

Bevölkerung

Zum 1. Januar 2010 zählte Luxemburg 502.066 Einwohner.

Es hat in den letzten Jahrzehnten durch sein Wirtschaftswachstum und den sich damit vergrößernden Arbeitsmarkt ein fast stetiges Bevölkerungswachstum aufgewiesen. In der Politik wurde daraufhin lebhaft die optimale Bevölkerungsgröße für Luxemburg diskutiert. Eine Studie kommt zu der Aussage, dass es keine lineare Beziehungen zwischen Bevölkerungswachstum und den Belastungen von Infrastrukturen und Umwelt gebe; ein Bevölkerungswachstum müsse nicht notwendigerweise die Lebensqualität im Lande verschlechtern. Der Ausländeranteil beträgt 42,9 Prozent (1. Januar 2010). 37 Prozent der ausländischen Bevölkerung sind portugiesische, 14 Prozent französische, 9 Prozent italienische, 8 Prozent belgische, 6 Prozent deutsche Staatsbürger.

In Luxemburg leben ca. 2.500 Jenische als Minderheitenvolk, ohne besonderen Status und mit unterschiedlicher Staatszugehörigkeit. Am bekanntesten hierfür ist Weimerskirch, wo seit Generationen jenische Familien ihren Hauptwohnsitz haben.

In Luxemburg arbeiten knapp über 138.000 (2008) Grenzgänger aus den umliegenden Nachbarregionen. Sie machen etwa 40 Prozent der in Luxemburg Beschäftigten aus. 52 Prozent der Grenzpendler kommen aus dem benachbarten Lothringen, 27 Prozent aus den benachbarten belgischen Provinzen und 21 Prozent aus den angrenzenden deutschen Bundesländern, Rheinland-Pfalz und dem Saarland (2005). 7.500 Nicht- Luxemburger arbeiten bei den in Luxemburg angesiedelten europäischen Institutionen.

Altersstruktur

18,9 Prozent der Luxemburger sind unter 15 Jahre alt (davon männlich 45.768, weiblich 42.980), 66,5 Prozent der Einwohner sind zwischen 15 und 64 Jahre alt (davon männlich 157.453, weiblich 153.927), 14,6 Prozent sind 65 und älter (davon männlich 27.573, weiblich 40.870). Das Durchschnittsalter beträgt 38,51 Jahre. (Stand 2005)

Die Lebenserwartung in Luxemburg beträgt durchschnittlich 78,7 Jahre; für Männer 75,5 Jahre und für Frauen 82,2 Jahre. (Stand 2005)

Sprachen

Die Sprachensituation in Luxemburg ist vielschichtig. Die Muttersprache der Luxemburger ist Luxemburgisch („Lëtzebuergesch“), eine moselfränkische hochdeutsche Mundart[11] mit einem etwas höheren Anteil französischer Lehnwörter als das Standarddeutsche. Sie wurde allerdings erst mit dem Sprachengesetz von 1984 zur Nationalsprache und mündlichen Amtssprache des Landes erhoben und wird laut Umfrage der Europäischen Union von etwa 70 Prozent der Bevölkerung als Muttersprache angegeben.

Standarddeutsch und Französisch sind gemäß dem Sprachengesetz von 1984 ebenfalls Amtssprachen; somit hat Luxemburg insgesamt drei offizielle Sprachen. Dabei wird insbesondere Deutsch von den Druckmedien genutzt. Obwohl Bücher aus Luxemburg am Anfang der ISBN eine 2 für Französisch stehen haben, sind viele Bücher auf Luxemburgisch oder Deutsch. Luxemburgisch als Nationalsprache soll dazu beitragen, die kulturelle Identität der Luxemburger zu wahren und die Immigranten unterschiedlichster Herkunft und Sprache in die Luxemburger Gesellschaft zu integrieren.

Auf Grund ihrer Bedeutung lernt man in der Grundschule die Pflichtfächer Deutsch und Französisch und später noch Englisch (je nach Ausbildungsgrad können noch andere Sprachen hinzukommen). Auch wechselt die Unterrichtssprache der naturwissenschaftlichen Fächer im Laufe der Jahre von Deutsch nach Französisch. Seit 1944 wird allerdings in den Verwaltungen und Ministerien sowie in höheren Schulen (nicht an den grundsätzlich deutschsprachigen Grund- und Berufsschulen) Französisch schriftlich verwendet, Luxemburgisch aber nach wie vor bevorzugt gesprochen. Wendet sich allerdings ein Bürger auf Luxemburgisch oder auf Standarddeutsch an eine amtliche Stelle, soll er seine Antwort laut Vorschrift in der von ihm benutzten Sprache erhalten. Auch vor Gericht wird – der allgemeinen Verständlichkeit wegen – Luxemburgisch gesprochen, das Sitzungsprotokoll wird auf Hochdeutsch erstellt und die Gesetzestexte auf Französisch zitiert. In Banken, Geschäften oder in der Gastronomie wird oft französisch gesprochen, da viele Angestellte im Dienstleistungsbereich als Grenzpendler aus Frankreich oder aus Wallonien kommen.

Nach der Befreiung von der Nazi-Herrschaft 1944 wurde der Landesname international von „Luxemburg“ in „Luxembourg“ geändert und alle Gesetze werden seitdem nur noch auf Französisch veröffentlicht. Aus diesem Grund wird seitdem der Name auch auf Englisch mit dem untypischen „ou“ geschrieben.

Seit März 1970 ist Luxemburg Mitglied der „Organisation internationale de la Francophonie“ (Internationale Organisation der Frankophonie). Luxemburg beteiligte sich dagegen überraschend nicht an der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung, die zur Betreuung der Deutschen Rechtschreibreform von 1996 ins Leben gerufen wurde. Die neue deutsche Rechtschreibung wurde auf Anordnung der Regierung in den Schulunterricht eingeführt.

Eine Orthografie für die luxemburgische Sprache ist offiziell eingeführt.

Eine weitere Sprache in Luxemburg ist die jenische Sprache, welche von einigen Sprachgelehrten als eigenständiges Idiom gepflegt und vor allem in Luxemburg-Pfaffenthal und Luxemburg-Weimerskirch noch gesprochen wird. Des Weiteren sind fast 20 Prozent der Bevölkerung Luxemburgs portugiesische Einwanderer oder deren Nachkommen, die oft auch ihre Muttersprache sprechen.

Religionen

Laut Datenschutzgesetz zählen u. a. Angaben über die religiösen oder philosophischen Überzeugungen einer Person zu den sensiblen Datenarten, die grundsätzlich nicht erhoben werden dürfen. Infolgedessen liegen keinerlei offiziell bestätigte Angaben über die Zahl der Anhänger der unterschiedlichen Religionsgemeinschaften vor.

Laut Statistik des Auswärtigen Amtes sind 98 % der Angehörigen einer Religionsgemeinschaft Katholiken, daneben gibt es noch Protestanten, Juden und Muslime.

1988 wurde das Bistum Luxemburg von Papst Johannes Paul II. zum Erzbistum erhoben. In Luxemburg gibt es bis heute eine jüdische Gemeinde.[

Der Staat hat bislang drei Konventionen mit Religionsgemeinschaften abgeschlossen; mit der katholischen Kirche zudem eine Konvention über den Religionsunterricht in den öffentlichen Schulen. Bei der Regierungserklärung zur Lage des Landes im Mai 2002 hatte der Regierungschef sich für eine Konvention mit der islamischen Glaubensgemeinschaft ausgesprochen, die aber bislang keine eigenen festen Strukturen aufweist. Geschichte

Der Bockfelsen in Luxemburg Stadt, den Graf Siegfried 963 erwarb

Kelten, Franken, Römer

Die ersten Siedlungsspuren auf dem Gebiet des heutigen Luxemburgs gehen auf die Kelten zurück und stammen aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. Ungefähr einhundert Jahre später drangen Römer in das Land ein, als Caesar um 58–51 v. Chr. Gallien und einen Teil von Germanien bis zur Rheingrenze eroberte. Das Gebiet des heutigen „Luxemburg“ wurde Teil des Imperium Romanum.

Im 5. Jahrhundert n. Chr. – zur Zeit der Völkerwanderung – drängten die germanischen Franken die Römer zurück. Wandermönche missionierten die Menschen zum Christentum und bauten Klöster. Das Kloster Echternach wurde vom angelsächsischen Missionar Willibrord im Jahre 698 gegründet.

Im Jahre 963, das Land gehörte zum ostfränkischen Reich, erwarb Graf Siegfried durch einen Tauschhandel mit dem St.-Maximin-Kloster in Trier den kleinen Bockfelsen im Alzettetal mit der Burg Lucilinburhuc. Damit legte er den Grundstein für das deutsche Adelsgeschlecht der Luxemburger und für die Grafschaft Luxemburg.

Vorherrschaft des Hauses Luxemburg im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation

Kaiser Sigismund (Holzschnitt, 1536)

1308 wurde Graf Heinrich von Luxemburg zum römisch-deutschen König gewählt. Er und sein Sohn Johann, der 1310 König von Böhmen wurde, begründen die Machtstellung der Luxemburger im mittelalterlichen Deutschen Reich (Heiliges Römisches Reich). 1354 wird die Grafschaft Luxemburg von Kaiser Karl IV. zum Herzogtum erhoben. Erster Herzog wird Wenzel I.. Mit dem Tod Kaiser Sigismunds 1437 stirbt die Hauptlinie des Hauses Luxemburg aus, womit die Vorherrschaft im Reich endet. Im Jahr 1441 verkaufte die letzte Herzogin aus dem Haus Luxemburg das Land an das französische Haus Burgund. Es blieb aber staatsrechtlich ein Lehen des Reiches. Nach dem Tod des letzten Burgunderherzogs Karls des Kühnen im Jahr 1477 kam Luxemburg mit dem gesamten burgundischen Erbe an Karls Tochter Maria von Burgund und ihren Ehemann, den späteren Kaiser Maximilian I. von Habsburg. Zwischen habsburgischer und französischer Herrschaft

1482 gelangt Luxemburg unter die Herrschaft der Habsburger; 1555 unter deren spanische Linie.

1659 kommt es als Konsequenz des Pyrenäenfriedens zur 1. Teilung Luxemburgs: Die Abtrennung des Südens des Landes von Diedenhofen bis Montmédy an Frankreich. Von 1684 bis 1697 ist das Land infolge der Reunionen Ludwigs XIV. sogar gänzlich unter der Fremdherrschaft Frankreichs.

Im Spanischen Erbfolgekrieg 1713 fällt Luxemburg an die österreichischen Niederlande und wird somit wiederholt ein Habsburger Land. Von 1795/1801 bis 1814 fällt das Land nach dem Einzug Napoleons bzw. der Französischen Revolutionstruppen abermals unter französische Fremdherrschaft.

Auf dem Weg in die Souveränität

Deutscher Bund 1815–1866

Nach der Auflösung des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation 1806, zu dessen Territorium das Herzogtum gehörte, kommt Luxemburg zu Frankreich bis zum Untergang des ersten napoleonischen Kaiserreichs. Der Wiener Kongress legt 1815 schließlich fest, dass das nun zum Großherzogtum erhobene Land ein Mitgliedstaat des neu gegründeten Deutschen Bundes wird. Gleichzeitig führen die Kongressbeschlüsse zu einer Personalunion mit dem Königreich der Vereinigten Niederlande, die die 2. Teilung des Landes bewirkt, eigentlich jedoch nur eine nicht vollständige Wiederherstellung des „status quo ante“: Einige nördliche Gebiete des alten Luxemburg fallen von Frankreich unmittelbar an die Niederlande, östliche an Rheinpreußen. 1830 schließt sich Luxemburg der belgischen Revolution an. 1839 kommt es zur 3. und letzten Teilung, in der das „Französische Quartier“, nämlich die französischsprachige Westhälfte, komplett an Belgien fällt, und seither im Großherzogtum Luxemburg nur noch das „Deutsche Quartier“, die rein deutschsprachige Osthälfte, verbleibt.

Im deutschen Bundestag hatte bis zur Auflösung des Deutschen Bundes 1866 das Königreich der Niederlande die Virilstimme für Luxemburg. König Wilhelm III. der Niederlande, dessen Privateigentum das Großherzogtum war, versuchte Luxemburg als Bundesstaat in den neu gegründeten Norddeutschen Bund aufnehmen zu lassen.

1867 kommt es zur Luxemburgkrise: Napoléon III. versuchte Luxemburg von König Wilhelm III. der Niederlande zu kaufen. Die deutsche Öffentlichkeit im Großherzogtum und in den anderen Gebieten des Deutschen Bundes waren empört und gegen den beabsichtigten Verkauf des Landes an Frankreich: Luxemburg, das Heimatland der Dynastie der Luxemburger, welche vier römisch-deutsche Kaiser gestellt hatte, soll nicht an Frankreich, den damaligen „Erbfeind”, fallen. Eine starke Protestbewegung plädierte mit ihrer Petition an den König-Großherzog Wilhelm III. für den Status Quo. Der Wahlspruch „Mir wëlle bleiwe wat mir sinn“ wurde unter der luxemburgischen Bevölkerung populär. Die Krise mündete im zweiten Londoner Vertrag von 1867, in dem das Land gegen den Willen der Luxemburger als Kompromiss für immer neutral erklärte. Die deutsche Bundesfestung in Luxemburg wurde daraufhin geschleift.

Großherzogin Charlotte von Nassau-Weilburg 1896–1985

Wegen des Aussterbens des niederländischen Königshauses (Oranien-Nassau) im Mannesstamme 1890 gelangten aufgrund des privatrechtlichen Erbvertrags zwischen den Prinzen des Hauses Nassau, des Nassauischen Erbvereins, die nächsten männlichen Verwandten, die Herzöge von Nassau-Weilburg, an die Regierung. Damit erhielt Luxemburg seine eigene erbliche Dynastie, das Haus Nassau-Weilburg

Nach der vergeblichen Aufnahme in den Norddeutschen Bund blieb das Großherzogtum bis 1919 weiterhin Mitglied im Deutschen Zollverein.

20. Jahrhundert

Im Ersten Weltkrieg (1914–1918) wird die vertragliche Neutralität Luxemburgs von den deutschen kaiserlichen Truppen verletzt, da Luxemburg zum Durchmarsch im Krieg gegen Frankreich benutzt und deswegen besetzt wird. Es kommt zur Staatskrise von 1918 bis 1919: Wegen ihrer pro-deutschen Haltung während des Ersten Weltkrieges gerät Großherzogin Marie Adelheid unter starken innenpolitischen Druck und dankt schließlich zugunsten ihrer Schwester Charlotte ab.

1919 führt Luxemburg das Frauenwahlrecht ein, die Union Économique Belgo-Luxembourgeoise wird 1922 gegründet. Dieses Vertragswerk regelt u. a. die Parität zwischen belgischer und luxemburgischer Währung (Franken).

Die deutsche Wehrmacht marschiert im Zweiten Weltkrieg (1939–1945) durch Luxemburg, wieder um Frankreich anzugreifen. Im Mai 1940 besetzen deutsche Truppen Luxemburg. Die Regierung und die Großherzogin fliehen ins Exil nach London. Nach einer Militärverwaltung wird eine Zivilverwaltung unter Gustav Simon, NSDAP-Gauleiter des angrenzenden Gaus Moselland, eingesetzt. Luxemburger werden zur deutschen Wehrmacht zwangseingezogen und jüdische Bürger in deutsche Konzentrationslager deportiert. Im August 1942 annektiert Deutschland das besetzte Land, und formt aus den Distrikten Landkreise. Der Zweite Weltkrieg wird zu einer Bewährungsprobe für die junge Nation und führt dazu, dass Nationalsymbole wie die Monarchie und die luxemburgische Sprache noch fester im nationalen Bewusstsein verankert werden. Am 10. September 1944 wurde Luxemburg von den Amerikanern erstmals befreit. Darauf folgte jedoch die deutsche Ardennenoffensive.[18]

Nach dem Zweiten Weltkrieg wird die Zoll- und Wirtschaftsunion schrittweise auf die Niederlande ausgedehnt (Benelux-Staaten). Luxemburg wird 1945 Mitglied der Vereinten Nationen. 1948 hebt das Land die „immerwährende Neutralität“, die seit 1867 verankert war, formell auf. Luxemburg wird 1952 Sitz der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS), auch Montanunion genannt. 1957 ist Luxemburg Gründungsmitglied der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG). Luxemburg beschließt 1985 mit vier weiteren EU-Staaten das nach dem luxemburgischen Moselort benannte Schengener Abkommen. 1986 kommt es zur Verleihung des Karlspreises an das gesamte luxemburgische Volk wegen besonderer Verdienste um die Europäische Einigung. 1995 tritt das Schengener Abkommen in Kraft. 2002 folgt die Einführung des Euro als offizielles Zahlungsmittel im Bargeldverkehr.

Politik

Das Großherzogtum Luxemburg ist seit der Zweiten Londoner Konferenz von 1867 ein souveräner und unabhängiger Staat. Staatsform ist eine parlamentarische Demokratie in Form einer konstitutionellen Monarchie, deren Krone innerhalb der Familie Nassau erblich ist.

Die Gesetzgebung ist Aufgabe der Abgeordnetenkammer (Chambre des Députés), welche alle fünf Jahre gewählt wird.

Wahlspruch

Mir wëlle bleiwe wat mir sinn („Wir wollen bleiben, was wir sind"). Anlass war der von Bismarck eingefädelte, von Napoléon III. beabsichtigte, aber nicht realisierte Erwerb des Großherzogtums Luxemburg, das Teil des Deutschen Bundes und dessen Staatsoberhaupt Wilhelm III. der Niederlande war.

Symbole des Staates und der Nation

Wappenflagge

Flagge

Das Blau der Flagge des Großherzogtums ist himmelblau, im Unterschied zu der niederländischen Flagge, deren Blau ultramarin ist. Das Rot der Luxemburger Flagge ist gemäß der internationalen Norm: Pantone 032C festgelegt. Nach dem Gesetz vom 27. Juli 1993 ist der Großherzog befähigt, die Farbnuancen der Landesflagge zu bestimmen. Nach einem von der Regierung eingebrachten Gesetzesprojekt soll künftig neben der dreifarbigen Fahne auch die Wappenflagge mit dem roten Löwen auf dem Luxemburger Territorium zulässig sein.

Nach mehrfachen Abänderungen wurde das Luxemburger Wappen in seinem Inhalt durch Heinrich V., Graf von Luxemburg, weitgehendst festgelegt.

Die erste und die letzte Strophe des Liedes Ons Hémecht (Unser Heimatland; Text: Michel Lentz, Musik: Johann-Anton Zinnen aus dem Jahre 1864 stellen die Nationalhymne Luxemburgs dar.

Das Wappen und die Fahne stehen seit 1972 unter Gesetzesschutz, die Nationalhymne ist gegen jeden nicht autorisierten Gebrauch seit 1993 geschützt.

Staatsoberhaupt

Großherzog Henri von Nassau-Weilburg, bei der Hochzeit seines Sohnes Prinz Louis (2006)

Staatsoberhaupt und Großherzog von Luxemburg ist seit Oktober 2000 Henri von Nassau-Weilburg. Er ist verheiratet mit Maria Teresa. Der Großherzog verfügt formal über weit reichende exekutive und legislative Befugnisse; er ernennt und entlässt die Regierung, vollzieht alle Gesetze, nimmt aber faktisch nahezu ausschließlich repräsentative Aufgaben wahr. Der Großherzog ist überparteilich. Von seinem Recht, die Abgeordnetenkammer (das Parlament) aufzulösen, hat er noch keinen Gebrauch gemacht.

2008 hat Henri sich geweigert, ein Gesetz betreffend Sterbehilfe zu unterzeichnen. Um die Staatskrise rasch zu beheben, wurde der Großherzog durch Verfassungsänderung davon entbunden, Gesetze zu sanktionieren. Seine Aufgabe beschränkt sich seitdem nur noch auf das „Promulgieren“ der Gesetze.[24] Nach Auffassung des Verfassungsrechtlers Francis Delpérée hätte der Großherzog nur mit Einverständnis eines Regierungsmitglieds die Befugnis gehabt, das Inkrafttreten eines Gesetzes zu verhindern.[25]

Regierung und Staatsrat Die exekutive Gewalt wird vom Großherzog und der Regierung ausgeübt. Die Regierung setzt sich zusammen aus dem Premierminister, der auch den traditionellen Titel Staatsminister führt, sowie vierzehn Ministern.

Die Regierung von Premierminister Jean-Claude Juncker wurde in der Wahl am 7. Juni 2009 bestätigt und stützt sich seit dem 27. Juli 2009 auf eine große Koalition aus Christlich-Sozialer Volkspartei (CSV) und der Luxemburgischen Sozialistischen Arbeiterpartei (LSAP). Jean Asselborn (LSAP) ist Außenminister, Luc Frieden (CSV) Finanzminister.

Der Staatsrat ist ein beratendes Organ, das aus 21 Mitgliedern besteht. Das Nominierungsverfahren ist nicht in der Verfassung geregelt, sondern lediglich in einem Gesetz. Der Staatsrat wirkt bei der Gesetzgebung mit. Seine Opposition formelle bei Gesetzentwürfen hat eine auf drei Monate begrenzte aufschiebende Wirkung. Seit Mitte November 2009 steht Georges Schroeder an der Spitze. Parlament Die Abgeordnetenkammer (Chambre des Députés, auf Luxemburgisch "Chamber") hat 60 Sitze. Ihr Präsident ist zurzeit Laurent Mosar (CSV). Die Deputierten werden in nationalen Wahlen auf die Dauer von fünf Jahren bestellt.

Seit 2009 ist die Aufteilung der Sitze wie folgt:

CSV 26, LSAP 13, DP 9, Déi Gréng 7, ADR 4, Déi Lénk 1.

Der Finanzminister Luc Frieden spricht von einem „budget ‘anti-crise’“, da die Investitionen um 11% auf 1,9 Milliarden Euro heraufgesetzt werden: das sind ca. 5% des BIP. Um die Kaufkraft der privaten Haushalte zu sichern, werden die Sozialleistungen nicht herabgesetzt. Aufgrund der gestiegenen Kinderzahl wachsen die familienbezogenen Sozialleistungen um 53 Millionen Euro, das Mutterschaftsgeld um 13 Millionen Euro. 134 Millionen Euro sind vorgesehen für die Erhöhung der staatlichen Beteiligung an den Kosten für die Kinderbetreuung. Spürbar gestiegen sind auch die Leistungen für Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit.

Es sind bislang weder für die Steuerzahler noch die Unternehmen Steuererhöhungen geplant. Die Einnahmen aus der Einkommensteuer für Unternehmen werden voraussichtlich um 15% auf 1,2 Milliarden Euro, die der Mehrwertsteuer ebenfalls um 15% auf 1,9 Milliarden Euro zurückgehen. Hingegen wird für die Einkommensteuer bei den natürlichen Personen eine leichte Erhöhung erwartet. Nach den amtlichen Berechnungen ist eine gesetzliche Anpassung des Lohn- und Gehaltsniveau frühestens im letzten Quartal des Jahres 2010 fällig.

Zur Stützung der Banken in Folge der weltweiten Finanzkrise hat Luxemburg 7,64% seines Bruttoinlandprodukts engagiert. Der Bankensektor liefert hinwieder 29,1% desselben Bruttoinlandprodukts.

Rechtsordnung und Justiz

Cité Judiciaire, Hl.-Geist-Plateau

Das luxemburgische Privatrecht wurzelt in dem unter Napoléon Bonaparte entstandenen französischen Code Civil. Zusammen mit dem französischen und belgischen Recht gehört es zu den am engsten an das napoleonische Zivilrecht angelehnten Systeme des romanischen Rechtskreises. Auch das Strafrecht ist stark vom französischen Vorbild beeinflusst. Hingegen entsprechen das Verwaltungsrecht und das Einkommensteuerrecht eher dem deutschen Vorbild. Die Rechtssprache ist Französisch; Gerichtssprachen Luxemburgisch, Deutsch und/oder Französisch, je nach dem einzelnen Fall.

Im Großherzogtum gibt es drei Friedensgerichte (in Esch-sur-Alzette, Luxemburg und Diekirch), zwei Bezirksgerichte (in Luxemburg und Diekirch) und einen Obersten Gerichtshof (Luxemburg), der den Berufungsgerichtshof und den Kassationshof umfasst. In Straf- und Zivilsachen ist der Kassationshof die höchste Rechtsprechungsinstanz im Land. Des Weiteren gibt es ein Verwaltungsgericht, einen Verwaltungsgerichtshof sowie einen Verfassungsgerichtshof, die alle in der Stadt in der Cité Judiciaire auf dem Heilig-Geist-Plateau angesiedelt wurden.

Sicherheitspolitik

Nach dem Londoner Vertrag 1867 sollte Luxemburg nicht nur neutral, sondern auch unbewaffnet sein. Aufgrund der negativen Erfahrungen im Ersten und Zweiten Weltkrieg – Luxemburg wurde trotz seines Status der immerwährenden Neutralität beide Male von deutschen Truppen besetzt – gab es 1948 diese Neutralität auf. Eine großherzogliche Verordnung, die am 30. November 1944 die Neutralität als beendet erklärt und die allgemeine Wehrpflicht eingeführt hatte, wurde 1948 durch das Parlament bestätigt. Sie wurde jedoch 1967 abgeschafft und durch eine Freiwilligenarmee ersetzt.

Militär

Luxemburg besitzt eine bis zu tausend Mann starke Freiwilligenarmee. Der Wehrdienst ist heute freiwillig; seine Ableistung erleichtert indes den Zugang zu einer Laufbahn im unteren Staatsdienst (z. B. Polizei, Zoll, Strafvollzug). Jeder EU-Bürger, welcher seit mindestens 3 Jahren in Luxemburg lebt und Luxemburgisch versteht, kann in Luxemburg zur Armee gehen, ohne seine Nationalität wechseln zu müssen.

Die luxemburgischen Streitkräfte sind in die NATO integriert und im Rahmen ihres verfassungsmäßigen Auftrages organisiert und ausgebildet. Luxemburg beteiligt sich an internationalen Friedensmissionen bspw. NATO-Einsatz KFOR im Kosovo mit 29 Soldaten, EUFOR in Bosnien-Herzegowina, Mazedonien, Kongo und im Tschad, ISAF-Mission in Afghanistan mit 9 Soldaten und Beteiligung UNIFIL-Mission im Libanon.

Die Armee ist in ein Infanteriebataillon und zwei Aufklärungskompanien gegliedert.

Nachrichtendienst

Der Service de Renseignement de l’Etat (SRE) ist der Nachrichtendienst Luxemburgs. Er soll Informationen sammeln und auswerten, um einer Bedrohung des luxemburgischen Territoriums, seiner Verbündeten oder internationaler Einrichtungen, die ihren Sitz in Luxemburg haben, vorzubeugen. Dazu gehört auch die Gefährdung kritischer Infrastruktur, insbesondere der Energie- und Wasserversorgung, des Straßenverkehrs und der Informationstechnik.

Mitgliedschaft in internationalen Organisationen

 BENELUX  CCD  Europäische Union (EU)  Europarat  Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO)  Internationale Arbeitsorganisation (IAO)  Internationale Atomenergieorganisation (IAEA)  Internationale Fernmeldeunion (ITU)  Internationale Seeschifffahrts-Organisation (IMO)  Internationale Zivilluftfahrt-Organisation (ICAO)  Internationaler Währungsfonds (IWF)  NATO  Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE)  Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD)  UNESCO  UNICEF  Vereinte Nationen (UNO)  Weltbank  Weltgesundheitsorganisation (WHO)  WTO  Weltorganisation für Meteorologie (WMO)  Weltpostverein (UPU)

Luxemburg in der EU

Denkmal am Ort der Unterzeichnung des Schengener Abkommens

Luxemburg ist Sitz wichtiger europäischer Institutionen wie des Europäischen Gerichtshofs, des Europäischen Rechnungshofs, der Europäischen Investitionsbank und des Sekretariat des Europäischen Parlaments und gehört ebenfalls zu den Gründerländern der EU.

Luxemburg ist aktiver Mitgestalter der Politik der Europäischen Union. Es legt auch EU-intern großen Wert auf eine angemessene Beteiligung der kleineren EU-Mitgliedstaaten, sowie an Reformen als auch an der Weiterentwicklung der EU-Institutionen. Das Land ist leidenschaftlicher Befürworter der europäischen Zusammenarbeit und ratifizierte als erster Staat den Vertrag von Maastricht.

Im Jahr 1986 wurde das „Volk Luxemburgs” mit dem Karlspreis der Stadt Aachen ausgezeichnet. Damit wurde anerkannt, dass Luxemburger zu überzeugten Europäern der ersten Stunde zählen und luxemburgische Politiker wichtige Beiträge zur europäischen Einigung geleistet haben. Der Text auf der Medaille, die Großherzog Jean stellvertretend für seine Staatsbürger überreicht wurde, lautet: Karlspreis der Stadt Aachen 1986. Das Volk Luxemburgs, Vorbild der Beharrlichkeit auf dem Weg zur Einheit Europas.

Deutsch-luxemburgische Beziehungen

Die Beziehungen zwischen Deutschland und Luxemburg entsprechen der engen Partnerschaft in der Europäischen Union und in der NATO. Die Pflege guter Nachbarschaft mit Deutschland, Frankreich und Belgien hat für Luxemburg Priorität und kommt auch in der Zusammenarbeit in der Großregion zum Ausdruck, wo sich Luxemburg gerne als Gravitationszentrum sieht. Dies erscheint zumindest bei den Immobilienpreisen voll zuzutreffen. Die wichtigsten Bereiche in der grenzüberschreitenden Kooperation sind: Raumordnung, Grenzgängerfragen, Rettungswesen, Kultur, Tourismus und Verkehr.

Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Luxemburg und Deutschland sind besonders eng. Deutschland ist für Luxemburg der größte Abnehmer luxemburgischer Exportwaren und zugleich der zweitwichtigste Lieferant des Großherzogtums bei Importgütern: ca. 27 Prozent der luxemburgischen Einfuhren kommen aus Deutschland (Belgien: 35 Prozent, Frankreich: 12 Prozent). Deutschland ist mit 26 Prozent größter Abnehmer luxemburgischer Exportgüter vor Frankreich (17,4 Prozent) und Belgien (11,4 Prozent). Von den Luxemburger Banken sind viele Niederlassungen deutscher Kreditinstitute.

Die kulturellen Beziehungen zu Luxemburg sind eng und vielfältig. Auf den Gebieten Kunst, Theater, Literatur, Musik, Hochschulen usw. gibt es regen Austausch – wenn auch vorwiegend in Richtung von Deutschland nach Luxemburg, was in Anbetracht der Größenverhältnisse verständlich ist. Die luxemburgischen Medien berichten regelmäßig über kulturelle Veranstaltungen in Deutschland. Dank des leichten sprachlichen Zugangs finden das deutsche Fernsehen und die deutschen Printmedien in Luxemburg eine große Verbreitung.

Ein Kulturabkommen zwischen Luxemburg und Deutschland wurde am 28. Oktober 1980 unterzeichnet und ist am 1. März 1982 in Kraft getreten. Es sichert unter anderem luxemburgischen Studenten den Zugang zu deutschen Universitäten. Viele Luxemburger studieren an deutschen Hochschulen, zumeist Germanistik, Ingenieur- und Naturwissenschaften. In Luxemburg gibt es seit Oktober 2003 das gemeinsame deutsch- französisch-luxemburgische Kulturinstitut „Pierre Werner“, das sich um eine Kulturarbeit im europäischen Geist bemüht. Im Jahr 2007 war Luxemburg in Zusammenarbeit mit der Großregion Saar-Lor-Lux Kulturhauptstadt Europas. Auf dieses Ereignis hatte sich das Großherzogtum in den vergangenen Jahren mit bedeutenden Investitionen in die kulturelle Infrastruktur vorbereitet.

„Mit der Unterzeichnung des Doppelbesteuerungsabkommens haben Luxemburg und Deutschland ihren Streit um das Bankgeheimnis beigelegt.“ So schreibt das Luxemburger Wort am 11. Dezember 2009. Der deutsche Finanzminister machte deutlich, dass für ihn „das Abkommen die erste Etappe zu einem automatischen Informationsaustausch“ sei.[49]

Nach einer von ASTI beauftragten Umfrage sehen unter den in Luxemburg lebenden Ausländern besonders viele Deutsche (60%) Luxemburg als Heimat, immerhin 52% der Portugiesen, 51% der Italiener, noch 41% der Belgier und 38% der Franzosen.[50]

Großregion

Luxemburg sieht sich im Mittelpunkt einer großstädtischen, wirtschaftlichen sowie verkehrsgeografischen Agglomeration, die weit über die nationalen Grenzen hinausreicht. Der unverkennbaren Tatsache wurde politisch durch die Gründung von Formen der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit wie der Großregion Rechnung getragen. Die wirtschaftliche Interdependenz dieses Ballungsraumes wird insbesondere durch die auf das Lohn- bzw. Preisgefälle relativ schnell reagierende Mobilität auf dem Arbeitsmarkt und dem Wohnungsmarkt[51] sichtbar.

Bildung

In Luxemburg besteht eine Schulpflicht von zwölf Jahren, vom 4. bis zum 16. Lebensjahr:

 Grundschule von 3 bis 11 Jahre, unterteilt in 4 Zyklen: o Zyklus 1: 3-5 Jahre; dies beinhaltet die fakultative frühkindliche Erziehung (éducation précoce) sowie die Vorschule (éducation préscolaire); o Zyklus 2: 6-7 Jahre; o Zyklus 3: 8-9 Jahre; o Zyklus 4: 10-11 Jahre; die Zyklen 2 bis 4 entsprechen der Primärschule (enseignement primaire);  Sekundarunterricht (enseignement postprimaire) bis mindestens 16 Jahre.

Der Alphabetisierungsgrad beträgt 100 %. Das luxemburgische Schulwesen kennt mehrere Probleme, wie beispielsweise der große Aufwand für den Sprachunterricht in Deutsch, Französisch und Englisch, sowie einen hohen Anteil ausländischer Schülerinnen und Schülern, besonders aus romanischen Ländern, die am Deutschunterricht scheitern.

Seit 1999 gibt es die fakultative einjährige frühkindliche Erziehung (éducation précoce) vor der obligatorischen zweijährigen Vorschule (éducation préscolaire); dieser erste Zyklus der Grundschule soll eine bessere Sozialisation sowie eine sprachliche, soziale und schulische Integration ermöglichen.

Nach dem 4. Zyklus entscheidet eine Orientierungskommission über den Avis d'orientation. Sind die Eltern damit nicht einverstanden, können sie das Kind zu einem Examen de recours anmelden. Es stehen zwei mittlere Bildungswege offen:

 Das technische Lyzeum (Enseignement secondaire technique) (67 % der Schüler/-innen), das sich aufteilt in

1. die Vorbereitungsklasse für das Technische Lyzeum (classe modulaire du régime préparatoire de l’enseignement secondaire technique), gleichzusetzen mit der Hauptschule, welches mindestens fünf weitere Jahre dauert, und in insgesamt fünf bis sechs Jahren zu einem Berufsabschluss (CITP, CCM, oder CATP) führt,

2. Lycée Technique General, welches mindestens sechs weitere Jahre dauert und in insgesamt sechs bis acht Jahren zu einem Berufsabschluss (CATP), beziehungsweise zur (Fach-) Hochschulreife (diplôme de technicien, bac technique) führt; hierdurch erhält man Zugang zu einem Fachhochschulstudium oder Universitätsstudium, oder

 dem (allgemeinbildenden oder klassischen) Lyzeum (Enseignement secondaire) (33 % der Schüler/-innen). Der Abschluss nach sieben Jahren besteht aus dem diplôme de fin d’études secondaires, welches den Zugang zum Universitätsstudium ermöglicht.

Es ist relativ schwer, von einer Schulform in die nächsthöhere überzuwechseln, sei es von Modulaire auf Général im Lycée Technique, oder von Technique auf Classique.

Das Bildungswesen hält nach dem sogenannten „Sozialbudget“ mit 11,5% den zweitgrößten Anteil des Staatshaushaltes. Dennoch hat Luxemburg in der PISA-Untersuchung schlechter abgeschnitten als z. B. Deutschland. 2004/2005 waren ungefähr 33,3 % aller Schüler in der sechsten Klasse der Grundschule Ausländer.

Die Verteilung der sechsten Klasse der Grundschule im Jahre [1] 2004/2005 beim Wechsel ins Enseignement Secondaire war wie folgt: Überweisung ins Lycée Classique (Gymnasium) – Ausländer 19,7 % , Luxemburger 80,3 % von 1945 Schülern. Überweisung ins Lycée Technique (Realschule/Hauptschule) – Ausländer 41,5%, Luxemburger 58,5% von 2349 Schülern. Überweisung ins Modulaire (Hauptschule/Sonderschule) – Ausländer 56,3%, Luxemburger 43,7% von 295 Schülern. Wiederholen – Ausländer 44,1% , Luxemburger 55,9% von 34 Schülern. Die Tatsache, dass es nur wenige Ausländer in die höheren Schullaufbahnen schaffen und dass es offensichtliche Integrationsprobleme in der Schule gibt, wurde ab den 1970er-Jahren erkannt, aber Gegenmaßnahmen waren bis jetzt nicht erfolgreich. In den meisten Schulen existiert eine große Kluft zwischen den luxemburgischen Schülern sowie Deutschen, Niederländern und Engländern mit der Hauptsprache Deutsch und den ausländischen Schülern – vor allem Portugiesen, Franzosen, Italienern, Cap-Verdianern – mit der Hauptsprache Französisch.

Nach einer positiven Entwicklung zwischen 2003 und 2007 ist die Zahl der Schulabbrecher wiederum angestiegen. Genau 1928 Schülern gelang es im Schuljahr 2007/08 nicht, die Sekundarstufe mit einem Zeugnis abzuschließen. Nicht mehr als ein Zehntel von ihnen hat einen Arbeitsplatz gefunden.[52]

Hochschulwesen

Universität Luxemburg

Seit 2003 gibt es in Luxemburg eine eigenständige Universität, welche sich seit 2001 im Aufbau befindet. In den Bereichen Naturwissenschaften, Technik, Recht, Wirtschaft sowie Sozial- und Erziehungswissenschaften werden inzwischen in drei Fakultäten Studenten ausgebildet. Allerdings sind die Studiengänge nicht vollständig in Luxemburg zu belegen, so dass weiterhin mehrsemestrige Studienaufenthalte im Ausland notwendig sind. Dabei spielen besonders belgische, französische und deutsche Universitäten eine wichtige Gastgeberrolle. An den benachbarten rheinland-pfälzischen Universitäten in Trier und Kaiserslautern ist dementsprechend ein relativ hoher Anteil luxemburgischer Studenten vertreten. Die Universität Innsbruck und die Universität Wien tragen bereits seit der Zeit Maria Theresias, welche damals auch Luxemburgische Herzogin war, den Titel einer „Landesuniversität für Luxemburg“. Luxemburger Studenten erwerben ihre akademischen Abschlüsse traditionell im Ausland. Etwa 19,6 Prozent der Studenten sind an deutschen Hochschulen (insbesondere technische Fachrichtungen und Naturwissenschaften) eingeschrieben, jeweils 22,6 Prozent sind in Belgien und Frankreich immatrikuliert.

Durch den Aufbau der Universität Luxemburg soll der Forschungsstandort Luxemburg gestärkt und der Wirtschaftsstandort Luxemburg gefestigt werden. Außerdem sollen vermehrt ausländische Studenten nach Luxemburg gelockt werden. Gleichwohl tut sich Luxemburg mit der Anerkennung einiger ausländischer Abschlüsse schwer und hat insbesondere mit Absolventen deutscher Fachhochschulen und Berufsakademien Probleme, die zum Beispiel die in der EG-Architekturrichtlinie geforderte vierjährige Berufspraxis in Deutschland nicht nachweisen können. Luxemburg hat mit dem Institut Supérieur de Technologie eine eigene Fachhochschule, die seit 2003 der neu gegründeten Universität angegliedert ist.

Für die Studienförderung von im Lande ansässigen Studenten ist CEDIES zuständig.[53]

Berufsausbildung

Der Enseignement secondaire technique régime de la formation technicien (Bildungsweg der technischen Sekundarstufe für Techniker) besteht aus drei zunehmend spezialisierten Orientierungsjahren, gefolgt von drei Ausbildungsgängen:

 Die dreijährige handwerkliche und gewerbliche Berufsausbildung erfolgt sowohl nach dem dualen System im Betrieb und im Lycée Technique wie auch auf rein schulischer Basis. Als Abschluss gibt es das Technische und Berufliche Befähigungszertifikat CATP. Diese Art der Berufsausbildung ist durch einen Mangel an Lehrlingen in vielen Berufszweigen gekennzeichnet.

 Eine vierjährige Technikerausbildung mit Technikerdiplom.

Der Enseignement secondaire technique division des professions de santé et des professions sociale (Bildungsweg der technischen Sekundarstufe für Berufe des Gesundheits- und Erziehungswesens) bietet unter anderem die Möglichkeit:

 den Beruf des Erziehers sowie den BAC zu erwerben.  den Beruf des Krankenpflegers zu erwerben.

Für diese muss neben der 13ième noch eine 14ième absolviert werden.

Die Meisterprüfung wie die entsprechenden Vorbereitungskurse zum Erwerb des brevet de maîtrise werden durch die Handwerkskammer (Chambre des Métiers) durchgeführt.

Wirtschaft

Eurostat meldete zum 15. Dezember 2009:

„Im Jahr 2008 betrug das BIP pro Kopf in Luxemburg, ausgedrückt in Kaufkraftstandards (KKS), mehr als zweieinhalb Mal so viel wie der Durchschnitt der EU27, während Irland und die Niederlande um ungefähr ein Drittel darüber lagen. Österreich, Dänemark, Schweden, Finnland, Deutschland, das Vereinigte Königreich und Belgien lagen zwischen 15% und 25% über dem EU27-Durchschnitt.“[55]

Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf der Bevölkerung wird in Kaufkraftstandards gemessen, um den internationale Vergleich unter Ausschaltung der Preisniveau-Unterschiede zu ermöglichen. Dieser Quotient ist im Falle Luxemburg schon deshalb verzerrt, weil ein hoher Anteil der Erwerbstätigen zwar zur Wertschöpfung des Landes beitragen, aber als Nichtansässige nicht im Nenner des Quotienten verbucht sind. Im Jahre 2009 wohnten von den 335.700 im Lande Beschäftigten nur 188.300 im Lande selbst, die restlichen 147.400 außerhalb des Landes (Grenzgänger).[56] Noch aus einem anderen Grunde ist diese Verhältniszahl nur bedingt brauchbar, um eine Aussage über den Lebensstandard der luxemburgischen Bevölkerung zu machen: Das Bruttoinlandsprodukt enthält Ausgaben wie Bruttoinvestitionen (Produktionsmittel, staatliche Dienstleistungen, …), die nicht direkt etwas zu tun haben mit dem Verbrauch der privaten Haushalte.

Ein realistischeres Bild ergibt ein Vergleich der BIP/pro-Kopf der Bevölkerung-Statistik bezogen nicht auf Staaten, sondern auf Wirtschaftsregionen. Aber auch bei diesem statistischen Vergleichs-Ranking verfälschen die Pendlerströme das Bild, weil hier genauso die produktive Leistung der Pendler den Wirtschaftszentren zugeschlagen wird.

Jeweils zum 1. Januar veröffentlicht der amtliche Statistikdienst Statec jährlich eine Bestandsaufnahme der Luxemburger Unternehmen, zum einen in alphabetischer Folge, zum anderen nach Wirtschaftsbranche sortiert. Die American Chamber of Commerce in Luxembourg ASBL (AMCHAM) ist eine Organisation auf freiwilliger Basis, die eine Brücke schlagen will zwischen US-amerikanischen Unternehmen und luxemburgischer Wirtschaft.

Dienstleistungen

Die Wirtschaftsstruktur Luxemburgs ist somit vor allem durch den Tertiären Sektor geprägt. Dies geht insbesondere auf die Bedeutung Luxemburgs als internationalem Finanzplatz zurück. Als Sitz mehrerer Behörden der Europäischen Union ist das Land auch als internationales Verwaltungszentrum von Bedeutung.

Der Sektor „Finanzdienstleistungen“ trug 2008 an die 24.9% (1995: 22,1%, 2000: 25%) zur nationalen Bruttowertschöpfung bei; der Sektor „Immobilien, Vermietung und Unternehmensdienstleistungen“ 20,6% ((1995: 17.2%; 2000: 18,7%).

Finanzplatz Luxemburg

Schwerpunkt der Luxemburger Volkswirtschaft ist der Finanzsektor. Die Entstehung des Finanzplatzes Luxemburg wurde in erster Linie durch vorteilhafte gesetzliche Rahmenbedingungen, eine internationale Ausrichtung und attraktive Steuersätze begünstigt Bereits 1970 war das Gewicht des Finanzsektors in der luxemburgischen Wirtschaft leicht höher als anderswo, doch in der Folgezeit wurde der Finanzsektor zum wichtigsten Motor der luxemburgischen Volkswirtschaft sowie der Großregion.

Am 30. November 2009 waren in Luxemburg 148 Banken offiziell registriert[64], überwiegend Tochtergesellschaften oder Niederlassungen großer ausländischer Banken. Zum genannten Zeitpunkt belief sich deren provisorische Bilanzsumme auf 794.468 Millionen Euro, im Vergleich zum selben Monat im Vorjahr eine Verminderung um 18,9%. Die provisorische Bilanzsumme der Geldanlagefonds (placement collectifs oder kurz „OPC“) belief sich auf 324.243 Millionen Euro, im Vergleich zum selben Monat im Vorjahr eine Verminderung um 8,0%. Dieser Bereich umfasst derzeit 489 Einheiten. Die provisorische Bilanzsumme der Geldfinanzinstitute (institutions financières monétaires) insgesamt betrug 1.118.711 Millionen Euro, relativ zum Vorjahresmonat eine Minderung um 16%.[65] Die Étude sur la place financière de Luxembourg (Version 2008[66]) schätzt den Anteil, den der Finanzsektor direkt und indirekt am Bruttoinlandprodukts Luxemburgs hat, auf 32% (2007:47%), an der Gesamtzahl der Beschäftigten auf 22% (2007:21%) sowie am Steueraufkommen auf 31% (2007:33%).

Logistik

Um die Zusammenarbeit der Akteure in diesem Bereich zu koordinieren, wurde am 2. Dezember 2009 die Vereinigung Cluster for Logistics Luxembourg asbl. gegründet.

Der Ausbau des Logistikzentrums Eurohub in Bettemburg kämpft wie die gesamte Branche mit den Auswirkungen der Wirtschaftskrise. Diskutiert werden neue Marktnischen, wie eine Freihandelszone oder die Beförderung biomedizinischer Materialien; letzteres auch im Hinblick auf die neugegründete Integrated Biobank of Luxembourg (IBBL).[70]

Als erster Staat der Europäischen Union hat Luxemburg die Direktive zur elektronischen Unterschrift umgesetzt. Hierzu wurde LuxTrust SA[80] als Zertifizierungsinstanz geschaffen.

Schwerindustrie und verarbeitende Industrie

Stahlwerk in Differdingen

Die noch bis in die 1970er Jahre dominierende Schwerindustrie, die seit Mitte des 19. Jahrhunderts vor allem auch mit deutschem Kapital gegründet worden war, war der Grundstein zu Luxemburgs Wohlstand und stützte sich auf die reichen Erzvorkommen im Südwesten des Landes. Seit der großen Strukturkrise in den 1970er Jahren macht sie nur noch etwa 30 Prozent der Industrieproduktion aus und hat kontinuierlich an Bedeutung verloren. Eisen- und Stahlindustrie erarbeiten nur mehr 2,7 Prozent der Bruttowertschöpfung. Hauptarbeitgeber war der Stahlkonzern Arbed, der die Stahlkrise um den Preis der Verkleinerung der Belegschaft (von 27.000 in den frühen 1970er Jahren auf ca. 6.700) und rigoroser Modernisierung überstehen konnte. Arbed hatte im Januar 2002 mit Usinor (frz.) und Aceralia (span.) eine Fusion zum seinerzeit zweitgrößten Stahlkonzern der Welt Arcelor vollzogen, welcher 2006 mit Mittal Steel zu dem weltweit größten Stahlhersteller ArcelorMittal fusionierte.

Hinzugekommen sind mittlerweile seit Mitte der 70er Jahre andere Industrien wie Chemie, insbesondere Autoreifen (Goodyear) und andere Kautschukerzeugnisse, sowie Kunststoffe und Kunstfasern, Maschinen- und Fahrzeugbau, keramische Industrie, Glas, Textilerzeugung und Lebensmittelproduktion. Ihr Anteil an der Bruttowertschöpfung beläuft sich auf 6,6 Prozent. Hauptstandort der verarbeitenden Industrie ist immer noch das frühere Schwerindustrierevier im Südwesten des Landes mit dem Zentrum bei Esch/Alzette („Minette“). Baugewerbe

Mit 6,2% (im Jahre 2008; 2000: 5,7%; 1995: 6,5%)[81] Anteil an der Bruttowertschöpfung ist das Baugewerbe als Wirtschaftszweig von nachgeordneter Bedeutung. Im Konjunkturablauf profitiert es zum einen von der Ansiedlung neuer Industrien, Banken und Versicherungen und der damit einhergehenden Nachfrage nach Büro- und Wohnraum. Zum anderen sind für die Branche die staatlichen Investitionen in das Straßen- und Autobahnnetz sowie die weiteren zur Verbesserung der Infrastruktur des Landes von grundlegender Bedeutung.

Mit dem Institut de formation sectoriel du bâtiment SA (ISFB) verfügt dieser Wirtschaftssektor über eine spezifische Fortbildungseinrichtung für die Berufe innerhalb der Baubranche.[82]

Landwirtschaft

Die Bedeutung der Landwirtschaft (Anteil an der Bruttowertschöpfung: 0,5 Prozent) ist rückläufig, die Zahl der auf dem Lande lebenden Bevölkerung nimmt wie die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe kontinuierlich ab (1980: 5.173; 1990: 3.803; 2003 2.450). Dafür steigt die durchschnittliche Betriebsgröße (1980: 29,63; 1990: 38,37; 2002: 57,18 ha). Dennoch dominiert der Familienbetrieb. In den Bauernhöfen und auf den Weingütern arbeiten 4489 Menschen (Eurostat 2009); gegenüber 2000 ist dies ein Rückgang um 20 Prozent.[83]

Von der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche von 128.157 ha (2003) werden 43,8 Prozent für Acker- und Gartenbau, 50,7 Prozent als Weideland benutzt. Das landwirtschaftliche Einkommen wird überwiegend aus Milcherzeugung und Rinderzucht erzielt. Für den Weinbau werden gerade 1,0 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche genutzt.

Forschung, Umwelt, Gesundheit

Die Umwelt- und Infrastrukturpolitik der luxemburgischen Regierung ist auf eine nachhaltige Entwicklung ausgerichtet.[84] Der nationale Plan zum Schutz der Umwelt stützt sich auf drei Pfeiler:

 Biodiversität, Wald, Boden, Wasser, Atmosphäre, Abfall  Wirtschaftliche Effizienz (Industrie, Landwirtschaft, Energie, Transport)  Soziale Kohäsion (Erhaltung des sozialen Friedens, nationale und internationale Solidarität)

Ein WasserGIS[85] wurde im Rahmen des europäischen Projektes AquaFil durch das Programm InterregIIIC co-finanziert.

Vor dem Verzehr von Fischen aus heimischen Gewässern wird wegen zu hoher PCB-Belastung gewarnt.[86] [2] Im Süden des Großherzogtums, insbesondere um Esch-sur-Alzette, gibt es weiterhin erhebliche Gefährdungsrisikien durch Schadstoffbelastung des Bodens und der Luft, insbesondere mit Blei und mit Dioxinen. Der Verzehr von Gemüse aus den betroffenen Gebieten wird des Öfteren behördlich untersagt.

In den meisten Flüssen darf wegen fehlender oder unzureichender Kläranlagen nicht gebadet werden. Der OECD-Bericht Panorama de la santé 2009 stellt dem Luxemburger Gesundheitssystem insgesamt ein gutes Zeugnis aus, vor allem was den Zugang der Bevölkerung zur medizinischen Versorgung betrifft.[87]

Am 25. Februar 2010 wurde die Integrated Biobank of Luxembourg (IBBL) eröffnet. Die unabhängige, nicht gewinnorientierte Stiftung soll in den nächsten Jahren bis zu fünfzig Forscher im Bereich Biomedizin beschäftigen. Auf sie entfallen 55 Millionen Euro von den 140 Millionen insgesamt, die über die nächsten fünf Jahre in diesem Bereich investiert werden sollen.[88]

Energie

Der weitaus größte Teil des Energiebedarfs wird durch Importe gedeckt. In den letzten Jahren wurde sowohl von gewerblicher Seite als auch von Privathaushalten viel in alternative Energien investiert, so ist Luxemburg z. B. der europäische Rekordhalter in installierter Photovoltaikleistung pro Kopf der Bevölkerung, Wind und Biogasanlagen sind auf dem Vormarsch.

Laut Statec waren die installierten Leistungen zum 31. Dezember 2005 folgende: BHKWs: 100 MW (el.); Öl und Gaskraftwerke: 357 MW; Wasserkraft: 1.134 MW (hier ist das Pumpspeicherwerk Vianden allerdings mit 1.100 MW inbegriffen, keine Produktion im eigentlichen Sinne); Windkraft 34 MW; Biogas 4,6 MW; Photovoltaik 23,5 MW.

Außenhandel

Die wichtigsten Ausfuhrgüter sind Metalle und Metallerzeugnisse, Maschinen und Geräte, Kunststoff- und Gummierzeugnisse, Transportmaterial, Erzeugnisse aus Stein, Glas, Keramik, chemische Erzeugnisse.

Wichtigste Einfuhrgüter sind Maschinen und Apparate, Erzeugnisse der Eisen- und Stahlindustrie, Transportmaterial, Mineralstoffe einschl. Mineralölprodukten, chemische Erzeugnisse, Textilerzeugnisse und Bekleidung, Kunststoff- und Gummierzeugnisse.

Die wichtigsten Handelspartner Luxemburgs sind Belgien, Deutschland und Frankreich. In diese Länder gehen rund 60 Prozent der Exporte und fast 80 Prozent der Importe stammen von dort. Die Handelsbilanz ist positiv.

Der Arbeitsmarkt in Luxemburg

Im Vergleich zu seinen Nachbarländern weist der Arbeitsmarkt in Luxemburg starke Besonderheiten auf. Er ist gesellschaftspolitisch orientiert am sogenannten „Luxemburger Modell“ von sozialem Dialog und weitgehend durch das geltende Arbeitsrecht geregelt. Durch die Kleinheit und Offenheit der Volkswirtschaft sowie die Mehrsprachigkeit ergeben sich vom europäischen Durchschnitt abweichende Strukturen, die sich vielfach in einer Segmentierung von Wirtschaft und Gesellschaft äußern.[89]

Unternehmen nach Anzahl der Beschäftigten

Boeing 747-400F der Cargolux

Logo der Gruppe ArcelorMittal

Logo der RTL Group

Die größten Arbeitgeber des Landes sind 2009: öffentlicher Dienst (23.090), ArcelorMittal (6.540), Stadtverwaltung Luxemburg (3.708), Dexia BIL Gruppe (3.990), Cactus (3.850), P&TLuxembourg (3.530), CFL (Bahn) (3.390), Goodyear (3.350), BGL BNP Paribas (2.610), Dussmann Gruppe (2.540), Luxair (2.500), Centre Hospitalier (CHL) (1.960), PwC (1.840), Cargolux (1.150), Caceis Gruppe (1.120).[

Gewerkschaften

Gemäß dem Gesetzbuch zum Arbeitsrecht (Code du travai) kann eine Gewerkschaft auf dreierlei Ebenen als "repräsentativ" anerkannt werden: auf nationaler Ebene, b) in einem wichtigen Wirtschaftssektor, c) in einem Betrieb, falls mindestens 50% der Beschäftigten der betreffenden Gewerkschaft einen Auftrag zur Aushandlung eines Tarifvertrags erteilt haben. Im November 2008 erfüllten für die folgenden fünf Jahre sowohl der OGBL und wie der LCGB die Bedingung der nationalen Repräsentativität; die ALEBA die Repräsentativität für den Finanzsektor. Nur diese drei Gewerkschaften können für den Bereich der Privatwirtschaft Kollektivverträge aushandeln, unterzeichnen und einklagen. Da die Gewerkschaften in der so genannten Tripartite mit Regierung und Patronat bei der Wirtschafts-, Sozial- und Beschäftigungspolitik des Landes zusammenwirken, sollten Gewerkschaften bzw. ihre Spitzenvertreter zur bestmöglichen Interessenvertretung ihrer Mitglieder von Parteien und Regierung unabhängig sein, was der OGBL neulich so ausdrücklich in die Statuten aufgenommen hat.

Die Chambre des Salariés ist nach der Einführung des Einheitsstatuts (statut unique) aus der Fusion von Chambre du Travail und Chambre des Employés Privés hervorgegangen. Insgesamt 60 Vertreter auf der Vollversammlung verteilen sich auf neun sozio-professionelle Gruppen. Die Mitglieder der Vollversammlung nach Gewerkschaftszugehörigkeit ergeben sich aufgrund der von den Beschäftigten der Unternehmen vorgenommenen Sozialwahlen. 8 effektive Sitze entfallen auf die Finanzbranche; davon werden 6 von der ALEBA entsandt. Die übrigen Gewerkschaften entsenden: OGBL 36, LCGB 16, FNCTTFEL 2 und Syprolux 1 Vertreter. Die nach einem besonderen Statut im öffentlichen Dienst Beschäftigten gehören einer eigenständigen Berufskammer an, der Chambre des fonctionnaires et employés publics. Verkehr

Luxemburg verfügt über ein dichtes Netz von Nationalstraßen (Route Nationale, RN) von 2.873 km Länge (2003), davon 125 km Autobahnen. Zur Kameraüberwachung des Verkehrsflusses auf den Autobahnen ist das Telematik-System CITA installiert; die Echtzeit-Kamerabilder sind samt aktuellen Verkehrsinfos online verfügbar.

Der Autobahnanschluss zur A 8 nach Saarbrücken wurde 2003 fertig gestellt (luxemburgisch: A 13). Weiter nördlich führt die deutsche A 64 von Trier nach Luxemburg; sie wird dort als A 1 fortgeführt.

Zum Teil noch immer in Bau ist die (d’Nordstrooss) genannte Autobahn, welche das Gutland und die Minette-Region mit dem Ösling (Éisléck) verbindet. Die geplante Eröffnung der Gesamtstrecke wurde auf 2012 angesetzt.

Wegen der steuerpolitisch vergleichsweise günstigen Treibstoffpreise[ ist ein schwunghafter Tanktourismus über die Grenzen hinweg entstanden. Dabei wird nicht selten gegen die Bestimmungen der Straßenverkehrsordnung (Code de la Route]) über die maximal zulässige Menge an mitgeführtem Treibstoff verstoßen.

Das gesamte Streckennetz Luxemburgs beträgt 274 km Eisenbahnstrecken in Luxemburg. Der Personenverkehr wird hauptsächlich von der Société Nationale des Chemins de Fer Luxembourgeois (CFL) betrieben. Im Güterfrachtverkehr ist neuerdings die CFL Cargo als eigenständige Gesellschaft im Verband xrail tätig.

2002 wurde mit Frankreich ein Abkommen zur Anbindung an das TGV-Netz unterzeichnet. Demnach beteiligt sich Luxemburg mit 117,4 Mio Euro am Neubau der TGV-Strecke von Paris nach Metz. Gleichzeitig wurde die Strecke zwischen Metz und Luxembourg ertüchtigt. Seit Juni 2007 fahren täglich fünf, seit Dezember 2009 sechs, TGV-Züge über die neue TGV-Trasse („LGV Est européenne“). Somit verkürzte sich die Fahrzeit zwischen der luxemburgischen und der französischen Hauptstadt von etwa dreieinhalb Stunden auf nur noch etwa zwei Stunden.

Seit einigen Jahren ist mit der sogenannten Eurocaprail eine Hochgeschwindigkeitsverbindung zwischen den Hauptstädten der EU: Brüssel, Luxemburg und Straßburg geplant. Auf belgischer Seite sind an der Strecke Brüssel-Luxemburg auf einigen Abschnitten Linienverbesserungen in Bau bzw. geplant. Die Einführung eines Hochgeschwindigkeitsverkehrs ist nach der Eröffnung der TGV-Strecke zwischen Metz und Straßburg (frühestens 2014) vorgesehen. Langfristig ist auch an eine Anbindung an das Hochgeschwindigkeitsnetz Deutschlands gedacht.

Die Deutsche Bahn unterhält eine IC-Linie von und nach Luxemburg, mit einem zusätzlichen Halt in Wasserbillig. Zurzeit (März 2009) fahren täglich jeweils fünf ICs über Trier, Koblenz, Bonn und Köln in Richtung Ruhrgebiet – Münster – Norddeich-Mole. Es besteht auch eine stündliche Verbindung im Nahverkehr nach Trier, die von der CFL und der DB gemeinsam betrieben wird. Zur Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs in der Hauptstadt Luxemburg ist ein modernes Straßenbahnsystem geplant, das den Hauptbahnhof mit der Innenstadt und Kirchberg verbinden soll.

Zur Information über die Linien des öffentlichen Nahverkehrs, der im Verbund arbeitet, gibt es das Mobilitätsportal.

Luftverkehr

Der internationale Flughafen Luxemburg in Findel verzeichnete in den letzten Jahren einen beachtlichen Verkehrszuwachs. Findel wird von 16 Linien- und auch deutschen Chartergesellschaften angeflogen. Die luxemburgische Fluggesellschaft im Personenverkehr heißt Luxair. Ihr Pendant im Frachtbereich ist die Cargolux, deren Standort direkten Anschluss an die Autobahn besitzt und in den Flughafen Findel integriert ist.

Schifffahrt

Nach Abschluss der Moselkanalisierung und seit der Eröffnung des Moselhafens in Mertert im Jahr 1964 spielt auch die Binnenschifffahrt für die Versorgung Luxemburgs eine tragende Rolle.[102]

Nachdem im November 1990 das Gesetz über die Errichtung eines luxemburgischen Schiffsregisters (pavillon maritime) verabschiedet worden ist, fahren 205 Seeschiffe mit einer Gesamttonnage von 1,6 Millionen im Jahre 2009 unter der Flagge des Großherzogtums. Eingerechnet sind hierbei die Arbeitsplattform Samson des belgischen Unternehmens Deme, die Bourbon Liberty 115 des französischen Unternehmens Bourbon sowie fünf Versorgungsschiffe der belgischen Jan de Nul-Gruppe. Freizeit-Yachten sind bei diesen Zahlen (laut Angaben des Commissariat aux affaires maritimes) nicht mitberücksichtigt. Etwa dreihundert Schifffahrtsgesellschaften haben Büros in Luxemburg. Die Branche erwirtschaftet derzeit einen Jahresumsatz von vier Milliarden Euro. Präsident des cluster maritime ist Freddy Bracke.[103]

Medien

Luxemburg hat eine vielfältige Presselandschaft. Es gibt vier mehrsprachige Tageszeitungen mit einer Gesamtauflage von 135.000. Mit 82.000 Exemplaren auflagenstärkste Zeitung ist das 1848 gegründete Luxemburger Wort, welches der römisch-katholischen Kirche und der CSV nahe steht und in einem bistumsnahen Verlag erscheint. Die zweitstärkste Auflage hat das der Gewerkschaft OGBL nahe stehende Tageblatt. Gefolgt wird es vom liberalen Lëtzebuerger Journal sowie der kommunistischen Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek. Schließlich gibt es noch die unabhängige linke Wochenzeitung woxx sowie die eher den Unternehmerkreisen nahe stehende Wochenzeitung d'Lëtzebuerger Land.

An Satire verfügt das Land über die wöchentliche Zeitung Den neie Feierkrop und eine Comicserie mit Superjhemp als Helden. Zwei Wochenmagazine, Télécran und Revue, bieten ein ausführliches, auf die besonderen Sprachenverhältnisse Luxemburgs zugeschnittenes Fernsehprogramm und widmen sich aber auch in Hintergrundberichten dem aktuellen Geschehen in Luxemburg. Lëtzebuerg Privat erscheint wöchentlich und ist ein Boulevardblatt. Das Forum für Politik, Gesellschaft und Kultur ist eine Luxemburger Zeitschrift, die in zehn Heften pro Jahr erscheint und sich in jedem Heft mit einem besonderen, meist gesellschaftspolitischen, Schwerpunkt beschäftigt.

Die meisten luxemburgischen Zeitungen und Zeitschriften sind mehrsprachig. Viele Artikel sind in Deutsch geschrieben, doch nicht wenige auch in französischer oder immer mehr auch in luxemburgischer Sprache. Seit einigen Jahren erscheinen verstärkt auch rein französischsprachige Tages- und Wochenzeitungen (Le Jeudi, La Voix du Luxembourg, Le Quotidien indépendant).

Mit La Clef du cabinet des princes de l'Europe erschien die erste Luxemburger Zeitung bereits im Jahre 1704. Bei der so geringen Bevölkerungszahl recht überraschend, sind danach bis heute über vierhundert verschiedene Titel erschienen; davon kann ein Drittel als Zeitung im engeren Sinn angesehen werden.[104][105]

Radio

Die Liberalisierung der Radiofrequenzen begann in Luxemburg im Jahre 1992. Zum Hörfunksender RTL Radio Lëtzebuerg kamen neue Sender hinzu, von denen der zweit-meistgehörte Radio- und einzige Musiksender Eldoradio, das zur Saint-Paul-Gruppe gehörende DNR, das portugiesischsprachige Radio Latina sowie das freie und alternative Radio ARA und Radio Aktiv am erfolgreichsten sind. Außerdem gibt es seit 1993 mit radio 100,7 erstmals einen öffentlich-rechtlichen Radiosender mit kulturellem Programmauftrag.

Im Jahr 2002 gab es in Luxemburg einen internationalen, zwei nationale, vier regionale und etwa 20 lokale Radiosender.

Besondere Bekanntheit über die Grenzen Luxemburgs hinaus hat der deutschsprachige Radiosender RTL Radio, der terrestrisch über UKW 93,3 und 97,0 mit einem Regionalprogramm für die gesamte Großregion Saar-Lor-Lux empfangen werden kann. In der übrigen Bundesrepublik wird das Programm in alle großen Kabelnetze eingespeist.

Seit 2005 werden von Junglinster und Marnach aus DRM-Versuchssendungen über Kurz- und Mittelwelle ausgestrahlt.

Fernsehen

Der Privatsender und Marktführer RTL Télé Lëtzebuerg hatte bis 2000 keine Konkurrenz. Seit 2001 starteten mit dem Parlamentsfernsehen Chamber TV, den oppene Kanal, den 2. RTL und Luxe TV fünf weitere Fernsehsender, wobei T.TV den Betrieb im März 2007 einstellen musste. In den Hörfunk- und Fernsehprogrammen, die für den luxemburgischen Eigenbedarf ausgestrahlt werden, überwiegt die luxemburgische Sprache. Wortäußerungen deutsch- oder französischsprachiger Personen werden allerdings im Originalton wiedergegeben. Sie werden nicht ins Luxemburgische übersetzt, da Kenntnisse der deutschen und französischen Sprache beim Publikum vorausgesetzt werden. Die meisten Luxemburger sehen zudem vor allem die deutschen TV-Sender (u. a. der RTL Group), während die portugiesischen und französischen, ausländischen Mitbürger eher Sender in ihrer Sprache sehen.

Seit dem 4. April 2006 werden Fernsehsender in Luxemburg auch über DVB-T ausgestrahlt.

Kultur [Bearbeiten]

Im Schloss von Clerf ist die Ausstellung The Family of Man untergebracht.

Die Luxemburger Philharmonie

Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean und das Fort Thüngen

1994 hat die UNESCO das Ensemble der Luxemburger Altstadt zum Kulturerbe der Menschheit erklärt. Luxemburg war 1995 und 2007 Kulturhauptstadt Europas. Im Jahr 2007 war Luxemburg gemeinsam mit der Großregion europäische Kulturhauptstadt. Miteinbezogen war auch die rumänische Stadt Hermannstadt (Sibiu).

Im Oktober 2003 wurde in Luxemburg das trinationale deutsch-französisch-luxemburgische Kulturinstitut „Pierre Werner“ (benannt nach dem ehemaligen luxemburgischen Premierminister) eröffnet.

Literatur

Antoine Meyer hat mit seinem E' Schrek ob de' Lezeburger Parnassus[] den Grundstein zu einer eigenständigen Luxemburger Literatur gelegt.[] Edmond de la Fontaine, genannt Dicks, tat den nächsten großen Schritt hin zu einer Luxemburger „Nationalliteratur“. Denn er war der erste Autor, der Theaterstücke auf Luxemburgisch schreib. Am bekanntesten wurde er jedoch durch Gedichte und als Liedermacher. „Ach du mäin am Kamäin“ oder „Gëff mer eng Bees, gëff mer eng Bees fir mat op d’Rees“ gewannen rasch den Status von Volksliedern. Als Sohn eines Notablen stellt er als „erfolgreicher Versager“ (Romain Hilgert) das Gegenstück zu Michel Rodange dar, den man eher als „armen Schlucker“ bezeichnen konnte, der auch von seinem „Renert“ bis zu seinem Tode nur an die hundert Exemplare verkaufte.[108] Das Nationale Literaturarchiv wurde 1986 gegründet, bezog 1995 das Servais-Haus in Mersch, das Mitte Oktober 2009 um das Becker-Eiffes-Haus erweitert wurde.[109] Das Literaturarchiv dient zum einen der Forschung und zum anderen der breiten Öffentlichkeit insbesondere durch besondere Themen-Ausstellungen.[110]

Die Bibliothèque nationale de Luxembourg ist die größte wissenschaftliche Bibliothek Luxemburgs. Alle Wissenschaftsbereiche sind hier vertreten. Der Allgemeinbestand umfasst rund 750.000 Bände und 3.500 internationale Zeitschriftentitel aus allen Disziplinen. In den Lese- und Nachschlageräumen sind rund 30.000 Bände frei zugänglich. Jährlich wird der Allgemeinbestand um rund 10.000 Bände erweitert. Die luxemburgische Sprachensituation macht die Anschaffung von Literatur zusätzlich teuer. Die zweitbedeutendste Bibliothek ist die nur im Rahmen der Schlossbesichtigung öffentlich zugängliche Hofbibliothek[111] mit 30.000 Bänden und bedeutenden Sammlungen. Sie ist erst zu etwa 10 Prozent erschlossen und daher noch weitgehend unbekannt.

Wichtige wissenschaftliche Bibliotheken sind die der Universität Luxemburg, einige spezialisierte Bibliotheken (Centre national de la littérature, Bibliothèque du Grand Seminaire, Statec usw.), die Bibliotheken der ausländischen Kulturinstitute sowie die Bibliotheken europäischer Institutionen: die Europäische Kommission, das Europaparlament, der Europäische Gerichtshof und die Europäische Investitionsbank etc.

Film

Luxemburgs Filmszene ist „klein, aber fein“. Filme auf Luxemburgisch werden nur alle paar Jahre gedreht. Dafür kommen diese natürlich beim Publikum recht gut an, wie zum Beispiel der Spielfilm Perl oder Pica (2006) von Pol Cruchten. Bekannter sind die ausländischen Filmproduktionen, die Luxemburg wegen seiner landschaftlichen Vielfalt und den günstigen Herstellungsbedingungen zu schätzen wissen. Zu diesen Produktionen zählt u. a. der Film Das Mädchen mit dem Perlenohrring (2003) mit Scarlett Johansson, der für drei Oscars nominiert wurde und der Film Shadow of a Vampire. In den letzten Jahren haben sich einige luxemburgische Filmproduktionsgesellschaften wie Samsa Film, Delux Film, Minotaurus Film, lucil film oder Iris Production einen Namen gemacht.

International bekannte luxemburgische Schauspieler sind u. a. Thierry van Werveke (als Henk in Knockin’ on Heaven’s Door) oder André Jung der vom Magazin Theater Heute zweimal (1981 und 2002) zum besten Schauspieler gewählt wurde.

Andy Bausch, der wohl die populärsten Luxemburg-Filme (unter anderem mit Désirée Nosbusch oder Camillo Felgen, meist in den in Luxemburg gängigen drei Sprachen) drehte, war auch in Deutschland bei verschiedenen Serien und in Fernsehfilmen als Regisseur aktiv.

Musik

Die Musikszene in Luxemburg gewinnt seit den 1990er-Jahren immer mehr an Bedeutung. Zwar sind die wenigsten Musikbands über die Landesgrenzen hinaus bekannt, doch entstehen jedes Jahr viele Schüler- wie Studentenbands. Insbesondere die Luxemburgische Metal-/Rock-/Hardcore-Szene gewinnt immer mehr Zuwachs (z. B. Eternal Tango). Außerdem hat fast jede Gemeinde ihre eigene Dorfkapelle, die auf vielen Festen auftreten. Gut besuchte und in der Regel hochkarätig besetzte Konzerte gibt es im Sommer im Rahmen der Aktion „Summer in the City“. Einer der Höhepunkte ist die „Blues’n’Jazz Rallye“ in der Altstadt und ein Konzertreigen auf dem Marktplatz, ebenso das „New Orleans Jazz Festival“, das in Zusammenarbeit mit der Luxemburger Partnerstadt New Orleans jährlich an Ostern veranstaltet wird.

Die klassische Musik hat ebenfalls einen hohen Stellenwert im luxemburgischen Kulturleben. Das Orchestre Philharmonique du Luxembourg (ehem. Symphonieorchester von RTL) sowie das Orchester der Streitkräfte haben hier Bedeutung. Außerdem hat Luxemburg eine Reihe hervorragender Solisten hervorgebracht, die etwa mit den Solistes Européens unter der Leitung von Jack Martin Händler auftreten.

Theater

Theater hat in Luxemburg eine lange Tradition. Am bedeutendsten[113] sind das Stadttheater (Grand Théâtre de la Ville de Luxembourg) sowie das Kapuzinertheater in der Hauptstadt, das Escher Theater[114] und das Centre des Arts Pluriels Ed. Juncker[115] in Ettelbruck. Im ganzen Land verstreut sind in den Gemeinden zahlreiche Laienspielgruppen aktiv, deren Auftritte stets gut besucht sind.

Essen und Trinken

Beliebte landestypische Gerichte sind Judd mat Gaardebounen, geräuchertes Schweinefleisch mit dicken Bohnen sowie Bouneschlupp, eine Bohnensuppe mit Kartoffeln, und die sogenannten Kniddelen, große Knödeln bestehend aus Mehl, Wasser, Eier und Salz. Desserts sind zum Beispiel Quetschentaart und Omelette soufflée au kirsch. Regionale Spezialitäten sind Ardennenschinken, Schwein in Aspik, Riesling- Pasteten, Krebse und Hechte sowie gebackene Fische aus Mosel und Untersauer.

Die Weißweine der luxemburgischen Mosel (→ Weinbau in Luxemburg) sind der frische, dezent fruchtige Riesling, der erfrischende, leichte und trockene Elbling, der fruchtige Auxerrois, der sanfte fruchtige Rivaner, der Pinot Gris und der elegante Pinot Blanc. Der sehr würzige Weißwein Gewürztraminer und der vollmundige Rotwein Pinot Noir vervollständigen das Sortiment der Luxemburger Weine, welche das Qualitätssiegel „Marque Nationale – Appellation Contrôlée“ tragen.

Auch die luxemburgische Landwirtschaft trägt ihren Teil zum guten Essen bei. So wurde 1994 das Qualitätsprogramm „Produit du terroir“ aufgelegt, welches garantiert, dass die landwirtschaftlichen Produkte aus der Region kommen.

Eine weitere berühmte Spezialität ist der sog. Kachkéis, gekochter Käse der oft mit Gewürzen verfeinert wird.

Sitten und Gebräuche

In Luxemburg sind Traditionen in vielen weltlichen und religiösen Festen lebendig. Die Ende August bis Anfang September stattfindende Schueberfouer ist das bedeutendste Schaustellerfest auf dem Glacis-Platz, dessen Ursprünge ins 14. Jahrhundert zurückreichen. Bei der Éimaischen, dem traditionellen Emmaus-Fest am Ostermontag, ziehen viele Luxemburger auf den Platz beim Fischmarkt, um dort eine der nur an diesem Tag erhältlichen Keramikpfeifen in Vogelform, den Péckvillchen, zu bekommen. Am Fastensonntag wird in vielen Ortschaften das Burgbrennen gefeiert.

Das wichtigste religiöse Fest in Luxemburg ist die Oktave, die vom dritten bis fünften Sonntag nach Ostern gefeiert wird und währenddessen zu Unserer Lieben Frau, der Schutzheiligen von Luxemburg, gepilgert wird. Begleitet wird das Fest von einem Jahrmarkt, dem Oktavmäertchen auf dem Wilhelmsplatz. Die Echternacher Springprozession ist eine religiöse Prozession, die jedes Jahr am Dienstag nach Pfingsten in Echternach stattfindet. Die Teilnehmer „springen“ zu Polkamelodien in Reihen durch die Straßen der Stadt bis zur Echternacher Basilika mit dem Grab des Heiligen Willibrord.

Feiertage

 1. Januar (Neujahr)  Ostermontag  1. Mai (Tag der Arbeit)  Himmelfahrt  Pfingstmontag  23. Juni (Luxemburgischer Nationalfeiertag)  15. August (Maria Himmelfahrt)  1. November (Allerheiligen)  25. Dezember (Weihnachtsfeiertag)  26. Dezember (Hl. Stefan)

Bis zu zwei öffentliche Feiertage pro Jahr, die auf einen Sonntag fallen, werden den Arbeitnehmern „gutgeschrieben“ und zu den üblichen Urlaubstagen hinzugerechnet. Die Hauptferienzeit geht vom 15. Juli bis zum 15. September, aber auch an Weihnachten, Ostern und Pfingsten sind viele Luxemburger im Urlaub.

Sport

Nach der Confédération Européenne de Volleyball (CEV) und der European Table Tennis Union (ETTU) wird die Ligue Européenne de Natation Anfang 2010 der dritte europäische Sportverband sein, der seinen Sitz nach Luxemburg verlegt hat.

Fußball [Die am meisten verbreitete Sportart in Luxemburg ist Fußball, welcher nur auf Amateurniveau gespielt wird. Die einzigen Fußballprofis in der luxemburgischen Fußballnationalmannschaft sind Mario Mutsch, Jeff Strasser und Gilles Bettmer (Stand: August 2009). International ist die Nationalmannschaft vollkommen unbedeutend (Platz 126 in der FIFA-Weltrangliste, Stand: 8. April 2009), während die Jugendnationalmannschaften immer wieder gute Ergebnisse erzielen. Höchste Spielklasse ist die BGL Ligue, die bis zur Saison 2007/2008 noch Nationaldivison hieß. Spiele der Nationalmannschaft finden im Josy-Barthel-Stadion statt. Der nationale Fußballverband von Luxemburg heißt Fédération Luxembourgeoise de Football (FLF). Radsport [Bearbeiten]

Die wohl erfolgreichste Sportart ist der Luxemburger Radsport. So siegte bereits vier Mal ein Luxemburger bei der Tour de France. Dies waren:

 François Faber 1909 (der erste Nicht-Franzose, der die Tour de France gewann)  Nicolas Frantz 1927, 1928  Charly Gaul 1958

Auch heute (Stand September 2009) bringt der luxemburgische Radsport namhafte Radsportler hervor, die auch international regelmäßig erfolgreich sind. U.a.: Jempy Drucker, Ben Gastauer, Benoit Joachim, Kim Kirchen, Andy Schleck und Fränk Schleck. Mit dem Team Continental Cycling Team Differdange gibt es in Luxemburg ein Continental-Tour Team (Stand: Februar 2008).

Leichtathletik

Luxemburg brachte zwei Olympiasieger der Leichtathletik hervor. Michel Théato (* 22. März 1878 in Luxemburg; † 1919 in Paris) holte bei den Olympischen Spielen 1900 in Paris im Marathonlauf Gold. Sein Sieg wird jedoch bis heute dem Medaillenspiegel Frankreichs zugerechnet. Der zweite luxemburgische Olympiasieger war der Leichtathlet Josy Barthel. Er gewann bei den XV. Olympischen Sommerspielen 1952 in Helsinki über 1500 m olympisches Gold.

Ski Alpin

Der gebürtige österreichische Skirennfahrer Marc Girardelli, der die luxemburgische Staatsangehörigkeit annahm, startete zeitweise für seine Wahlheimat und gewann in dieser Zeit bei den Olympischen Winterspielen 1992 in Albertville sowohl im Super G als auch im Riesenslalom olympisches Silber.

Tennis

Der professionelle Tennisspieler Gilles Müller befindet sich seit Mitte 2008 dauerhaft in den Top 100 der ATP-Weltrangliste. Die Spielerinnen Mandy Minella und Claudine Schaul sind unter den Top 500 der WTA- Weltrangliste (Stand: Juni 2009).

Schach

Im Schachsport hat Luxemburg mit Alberto David einen Großmeister, der bei der Mannschaftseuropameisterschaft in Plowdiw 2003 eine individuelle Goldmedaille am ersten Brett gewann. Fred Berend trägt den Titel eines Internationalen Meisters; seine Ehefrau Elvira ist Großmeisterin bei den Damen.

Eishockey

Die Weltmeisterschaft der Div. III wurde 2008 in Luxemburg ausgetragen. Luxemburg belegte den 3. Platz und kam so zu Bronze.

Badminton

In der Weltrangliste der Frauen ist Luxemburg unter den ersten 20 vertreten, in Europa auf Platz 7. Telekommunikation und Internet Im Land gibt es ca. 355.400 Telefonanschlüsse (2002). Die internationale Vorwahl für Luxemburg ist +352. Ortsvorwahlen gibt es keine.

Die Nutzung des Mobilfunks ist in Luxemburg weit verbreitet. Es gibt ca. 473.000 Mobiltelefone (2002) in drei eigenständigen GSM- und UMTS-Netzen. Nach einer Umfrage im Jahr 2006 (Statec) besitzen 93,8 Prozent der Luxemburger mindestens ein Mobiltelefon.

 Der größte Betreiber ist LuxGSM (Netzvorwahl 621), Tochterunternehmen der Luxemburger P&T.  Der zweitgrößte Betreiber ist die Tele2-Tochter Tango (Netzeinwahl 691)  Im Jahr 2004 startete der dritte Betreiber Vox (Netzeinwahl 661). Anfangs bediente sich VoxMobile, 2009 in Orange umbenannt, der Netzinfrastruktur von LuxGSM, baut jedoch derzeit ein eigenes GSM- und UMTS- Netz auf.

Nummern von Mobiltelefonen bestehen aus der 3-stelligen Netzeinwahl, wobei die „6“ der Netzeinwahl Teil der Rufnummer ist und auch aus dem Ausland gewählt werden muss. Dieser Netzeinwahl folgt eine sechsstellige Rufnummer. Seit September 2006 beginnen die Nummern stets mit einer „6“. Vorher war eine „0“ üblich. Die Umstellung der Netzeinwahl von „0XX“ auf „6XX“ erfolgte, um dem internationalen Abkommen über Rufnummernpläne zu entsprechen

 LUXGSM: 021 → 621  TANGO: 091 → 691  VOX: 061 → 661

Regulierungsbehörde ist das „Institut Luxembourgeois de Régulation“.

Internet

Zum Zugang der privaten Haushalte veröffentlicht Statec fortlaufend aktuelle Zahlen.[118] 2009 verfügten demzufolge 87% der privaten Haushalte über einen eigenen Internetzugang. 88% der Haushalte besitzen wenigstens einen Computer.

Während Luxemburg bei Onlinekaufen durch Private auf einem europäischen Spitzenplatz liegt, ist bei den Luxemburger Unternehmen Verkaufen und Kaufen im Internet noch wenig verbreitet.[

Es wurde eine Stelle zur Gewährleistung der Netzsicherheit geschaffen (Cases[120]) sowie für den persönlichen Datenschutz Sorge getragen.

Persönlichkeiten

 Johann der Blinde (1296–1346), König von Böhmen, Markgraf von Mähren, Graf von Luxemburg und Titularkönig von Polen  Gabriel Lippmann (1845–1921), von französischen Eltern in Luxemburg geborener Nobelpreisträger der Physik 1908  Henri Tudor (1859–1928), Ingenieur und Erfinder des Bleiakkumulators  Nikolaus Welter (1871–1951), Schriftsteller, Dramatiker, Lyriker, Germanist, Romanist, Professor und Staatsmann  Norbert Jacques (1880–1954), Autor, Erfinder des Dr. Mabuse  Robert Schuman (1886–1963), deutsch-französischer Politiker luxemburgisch-lothringischer Abstammung  Albert Wehrer (1895–1967), Politiker  Gustav Kilian (1907-2000), deutscher Radsportler und -trainer  Lucien Wercollier (1908–2002), Bildhauer  Pierre Werner (1913–2002), Politiker  Camillo Felgen (1920–2005), Sänger, Texter, Radio- und Fernsehmoderator  Jean von Nassau-Weilburg (*1921), Großherzog von Luxemburg, Herzog von Nassau, von 1964 bis 2000  Germaine Damar (*1929), Filmschauspielerin und Akrobatikkünstlerin  Charly Gaul (*1932–2005), Radrennfahrer (u. a. Sieger der Tour de France, zweifacher Sieger des Giro d'Italia)  Jean-Claude Juncker (*1954), Politiker und seit 1995 Premier- und Finanzminister Luxemburgs  Frank Hoffmann (*1954), Regisseur und Intendant der Ruhrfestspiele  Lea Linster (*1955), Spitzenköchin  Marco Serafini (*1956), Fernsehregisseur  Thierry van Werveke (1958-2009), Schauspieler und Sänger  Ranga Yogeshwar (*1959), Redakteur, Fernsehmoderator, Physiker und Wissenschaftsjournalist  Guy Helminger (*1963), Schriftsteller  Désirée Nosbusch (*1965), Schauspielerin und Moderatorin  Jeff Strasser (*1974), Fußballspieler (u. a. Borussia Mönchengladbach, 1. FC Kaiserslautern, FC Metz)  Kim Kirchen, (*1978), Radrennfahrer  Fränk Schleck, (*1980), Radrennfahrer  Andy Schleck, (*1985), Radrennfahrer

Lothringen Lothringen

Basisdaten Verwaltungssitz Metz Präsident des Regionalrats Jean-Pierre Masseret PS Bevölkerung

– gesamt 2007 2.339.881 Einwohner – Dichte 99,4 Einwohner / km² Fläche 23.547 km² – gesamt 3,7 % – Anteil an Frankreich: Départements 4 Arrondissements 19 Kantone 157 Gemeinden 2.337 ISO 3166-2-Code FR-M Lothringen (frz. Lorraine [lɔˈʀɛn]) ist eine Region im Nordosten Frankreichs. Sie umfasst die Départements Meurthe-et-Moselle, Meuse, Moselle und Vosges. Hauptort ist Metz. Lothringen hat 2.339.000 Einwohner (Stand 2006) und eine Fläche von 23.547 km².

Die Region Lothringen liegt im Nordosten Frankreichs an den Oberläufen von Maas (frz.: Meuse), Mosel (Moselle), Saar (Sarre) und Saône. Sie bildet den östlichen Ausläufer des Pariser Beckens. Die Ostgrenze wird von den Vogesen gebildet. Der höchste Punkt ist der Hohneck mit 1364 m.

Sie ist die einzige französische Region, die an drei andere Staaten grenzt: Belgien, Luxemburg und Deutschland (Saarland und Rheinland-Pfalz). Sie grenzt ebenfalls an drei französische Regionen: Elsass, Champagne-Ardenne und Franche-Comté.

Bevölkerung

Die Region Lothringen hat heute etwa 2,3 Millionen Einwohner.

Die südlichen, zentralen und westlichen Teile Lothringens gehören von Alters her zum französischen, die nordöstlichen Teile Lothringens zum deutschen Sprachraum. Die französische Sprache, die der deutschlothringischen Bevölkerung im Nordosten Lothringens seinerzeit von Frankreich als Amts- und Schulsprache verordnet wurde, hat die deutsche Sprache (mittelfränkische Dialekte) mittlerweile weitestgehend verdrängt. In einigen (ländlichen) Gebieten werden allerdings noch – vorwiegend von der älteren Generation – die deutschen Mundarten (Lothringisch, Moselfränkisch und Rheinfränkisch) gesprochen.

Geschichte Lotharingien und Herzogtum Lothringen (843–1766)

Aus dem 843 entstandenen Lotharii Regnum („Reich des Lothar“, auch Lotharingien) entwickelte sich das Herzogtum Lothringen, das bis 1766 Teil des Heiligen Römischen Reiches war. Es fiel dann an das Königreich Frankreich, das sich bereits im vorangegangenen Jahrhundert das Elsass einverleibt hatte. Das Gebiet des Herzogtums entsprach teilweise der Region Lothringen im Nordosten des heutigen Frankreichs. Industrialisierung, Elsass-Lothringen

Wasserturm, mit dem Metzer Bahnhof zur Versorgung von Lokomotiven erbaut

Form des Lothringer Kreuzes (Detail des Denkmals für de Gaulle)

Um 1850 begann die Industrialisierung in der Region Nancy. 1850 wurde die Bahnstrecke Nancy–Metz eröffnet, 1851/52 die durchgehende Eisenbahnstrecke von Reims über Nancy nach Straßburg und von Metz über Saarbrücken nach Mannheim. Frankreich begann ab 1867 mit dem Bau eines Moselkanals zwischen Frouard und Metz, um Lothringen mit dem französischen Kanalnetz zu verbinden. Eine nutzbare Moselkanalisierung erfolgte aber erst in den Jahren 1958 bis 1979. Nach dem Sieg Preußens und seiner Verbündeten im Deutsch-Französischen Krieg 1871 wurden die Gebiete mit einer mehrheitlich deutschsprachigen Bevölkerung im Nordosten Lothringens sowie Metz zusammen mit dem Elsass als Reichsland Elsaß-Lothringen dem neu gegründeten Deutschen Reich einverleibt. Danach entstand eine leistungsfähige Schwerindustrie beiderseits der Grenze im Bereich Metz, Diedenhofen, Nancy. 1893 wurde der Marne-Rhein-Kanal von Reims über Nancy und die Zaberner Steige nach Straßburg eröffnet. Erster Weltkrieg

Im Ersten Weltkrieg 1914–1918 war Lothringen Hauptkriegsschauplatz, wie der Grenzschlacht in Lothringen (1914) und der Schlacht um Verdun (1916). Nach der deutschen Niederlage wurde 1918 der nordöstliche Teil Lothringens durch den Versailler Vertrag vom Deutschen Reich getrennt und wieder Teil Frankreichs. Danach galt die französische Sprache gesetzlich als alleinige Amts- und Schulsprache, auch für die deutschsprachige Bevölkerung.

Zweiter Weltkrieg

Im Zweiten Weltkrieg wurde Lothringen 1940 von Truppen der deutschen Wehrmacht besetzt. Nach der Kapitulation Frankreichs wurde das Département Moselle als „CdZ-Gebiet Lothringen“ einem Chef der Zivilverwaltung unterstellt und faktisch wie Reichsgebiet behandelt. Für die deutschsprachige Bevölkerung galt wieder die Muttersprache als Amts- und Schulsprache. Die förmliche Eingliederung des Gebietes in das Deutsche Reich erfolgte nicht mehr.

1944/1945 wurde Lothringen im Zuge der Schlacht um Lothringen von alliierten Streitkräften zurückerobert und wieder Teil Frankreichs. Die französische Sprache wurde wieder alleinige Amts- und Schulsprache – auch für die deutschsprachige Bevölkerung.

Lothringer Kreuz

Das Lothringer Kreuz (Croix de Lorraine) war das Zeichen des (jüngeren) Hauses Anjou, das von 1431 bis 1473 in Lothringen herrschte. Bekannt wurde es vor allem als Symbol des freien Frankreich und der französischen Exil-Regierung unter Charles de Gaulle sowie ihrer militärischen Verbände. 1972 wurde das Lothringer Kreuz als Motiv für die Gedenkstätte für Charles de Gaulle in Colombey-les-Deux-Églises (Haute- Marne) gewählt.

Gründung der Region

Die Region Lothringen entstand 1960 mit der Einrichtung der Regionen in Frankreich. 1972 erhielt die Region den Status eines Établissement public unter Leitung eines Regionalpräfekten. Durch die Dezentralisierungsgesetze von 1982 erhielten die Regionen den Status von Collectivités territoriales (Gebietskörperschaften), wie ihn bis dahin nur die Gemeinden und die Départements besessen hatten. Im Jahre 1986 wurden die Regionalräte erstmals direkt gewählt. Seitdem wurden die Befugnisse der Region gegenüber der Zentralregierung in Paris schrittweise erweitert.

Politische Gliederung

Die Region Lorraine besteht aus vier Départements.

ISO Fläche Dichte Département Präfektur Arrondissements Kantone Gemeinden Einwohner 3166 (km²) (Einw./km²) (Jahr) -2 Meurthe-et- FR- Nancy 4 44 594 726.592 (2007) 5.246 138,5 Moselle 54 FR- Meuse Bar-le-Duc 3 31 500 193.962 (2007) 6.211 31,2 55 FR- 1.039.02 (2007 Moselle Metz 9 51 730 6.216 167,2 57 3 )

FR- Vosges Épinal 3 31 515 380.304 (2007) 5.874 64,7 88 Wirtschaft

Die Region Lothringen erbringt 3,4 % des französischen BIP (40,4 Mrd Euro). Im Vergleich mit dem BIP der Europäischen Union ausgedrückt in Kaufkraftstandards erreichte die Region 2006 einen Index von 89,0 (EU- 27 = 100).

Schwerpunkt der Wirtschaft ist der Dienstleistungssektor, gefolgt von der Industrie. Die Montanindustrie hat ihre frühere Bedeutung verloren.

Weinbaugebiete befinden sich an der Mosel bei Sierck-les-Bains, Metz und Toul, an der Seille und an der oberen Maas. Der Weinbau im Departement Moselle gehört zum Anbaugebiet Côtes de Moselle und der Anbau im Departement Meurthe-et-Moselle zum Anbaugebiet Cotes de Toul.

Bildung

In Lothringen gibt es mehrere Hochschulen, darunter drei Universitäten in Nancy und eine in Metz. Diese unterhalten mehrere Außenstellen in kleineren Städten Lothringens. Weiterhin sind mehrere Grandes Écoles in Lothringen ansässig. Insbesondere die im Institut National Polytechnique de Lorraine zusammengefassten Ingenieurhochschulen genießen teilweise einen hervorragenden Ruf in Frankreich.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

 Regionaler Naturpark Lothringen (frz. Parc naturel régional de Lorraine)  Regionaler Naturpark Ballons des Vosges (frz. Parc naturel régional des Ballons des Vosges)  Regionaler Naturpark Vosges du Nord (frz. Parc naturel régional des Vosges du Nord) Er wurde 1998 mit dem in Deutschland liegenden, unmittelbar angrenzenden Naturpark Pfälzerwald unter der Schirmherrschaft der UNESCO zum grenzüberschreitenden Biosphärenreservat Pfälzerwald-Vosges du Nord zusammengefasst.

Kulinarische Spezialitäten

 Quiche Lorraine, ein salziger Mürbteigkuchen mit Speck  Potée Lorraine, ein deftiger Eintopf mit Kohl, diversen Gemüsen und Würstchen  Mirabellen, u. a. als Konfitüre und Eau-de-vie  Madeleines aus Commercy, ein muschelförmiges Sandgebäck  Dragées aus Verdun  La Duchesse aus Bar-le-Duc, kernlose Johannisbeerkonfitüre  Macarons aus Nancy und Bolchen, Mandelmakronen  Gâteau au chocolat, Schokoladenkuchen

Persönlichkeiten

 Jeanne d’Arc, französische Nationalheldin, * um 1412 in Domrémy  Ligier Richier, Bildhauer, * um 1500 in Saint-Mihiel  Louise de Lorraine-Vaudémont, Ehefrau Heinrichs III., von 1575 bis 1589 Königin von Frankreich, * 1553 in Nomeny  Jacques Callot, Zeichner und Graphiker, * 1592 in Nancy  Claude Gellée, auch Claude Lorrain, Maler, * 1600 in Chamagne  Franz Stephan von Lothringen, als Franz I. Kaiser des Heiligen Römisches Reiches, * 1708 in Nancy  Charles Messier, Astronom, * 1730 in Badonviller  Nicolas Gilbert, Dichter, * 1750 in Fontenoy-le-Château  Edmond de Goncourt, Schriftsteller und Stifter der Académie Goncourt (Prix Goncourt), * 1822 in Nancy  Paul Verlaine, Dichter, * 1844 in Metz  Émile Gallé, Glaskünstler, * 1846 in Nancy  Jules Bastien-Lepage, Maler, * 1848 in Damvillers  Raymond Poincaré, Politiker, französischer Staatspräsident von 1913 bis 1920, * 1860 in Bar-le-Duc  Émile Friant, Maler, * 1863 in Dieuze  Albert Lebrun, Politiker, französischer Staatspräsident von 1932 bis 1940, * 1871 in Mercy-le-Haut  Robert Schuman, Politiker, lebte in Scy-Chazelles, * 1886 in Luxemburg  Yvan Goll, Dichter, * 1891 in Saint-Dié-des-Vosges  Philippe Claudel, Schriftsteller, Dramatiker und Filmregisseur * 1962 in Dombasle-sur-Meurthe  Émile Durkheim, Soziologe, *1858 in Épinal  Patricia Kaas, Sängerin, * 1966 in Forbach  Rin Tin Tin, Filmhund, *1918