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Katrin Seiler-Kroll, Doris Tillmann Der Maler Robert Schmidt- Leseprobe © Verlag Ludwig, Kiel Leseprobe © Verlag Ludwig, Kiel

Katrin Seiler-Kroll, Doris Tillmann DER MALER ROBERT SCHMIDT-HAMBURG EIN CHRONIST DER DEUTSCHEN SEEFAHRTSGESCHICHTE IM 20. JAHRHUNDERT Leseprobe © Verlag Ludwig, Kiel

Diese Publikation wird herausgegeben vom Kieler Stadt- und Schifffahrtsmuseum und erscheint begleitend zur Sonderausstellung »Der Maler Robert Schmidt-Hamburg – Ein Chronist der deutschen Seefahrtsgeschichte« vom 16.06.2017 bis 29.10.2017 im Stadtmuseum Warleberger Hof.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

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© 2017 Kieler Stadt- und Schifffahrtsmuseum

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Coverentwurf: Eckstein & Hagestedt Gestaltung und Satz: Hauke Heyen

Titelbild: Dampfer Glückauf im Kieler Hafen [Ausschnitt], Öl/Lwd., um 1925, Kieler Stadt- und Schifffahrtsmuseum

Weitere Abbildungen: Das Kieler Stadt- und Schifffahrtsmuseum dankt für die Bereitstellung folgender Bilder aus dem Nachlass: 2, 13, 14, 16, 20, 27, 35, 39, 41, 46–48, 52–57, 59–62, 72–80, 86–88, 91, 95, 98, 105, 107 Alle anderen Abbildungen stammen aus dem Museumsbestand.

Die in den Bildunterschriften mit Anführungszeichen versehenen Bildtitel sind Künstlertitel.

Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Papier Printed in

ISBN 978-3-86935-327-2 Leseprobe © Verlag Ludwig, Kiel

INHALT

7 LEBEN UND WERK

19 BILDCHRONIK DER DEUTSCHEN SEEFAHRT

19 Die Kaiserliche Marine im Ersten Weltkrieg

32 Niedergang und Neuanfang der Marine in der Weimarer Republik

38 Der Kieler Hafen in den 1920er und 1930er Jahren

54 Kreuzfahrten und Reiseeindrück­ e

68 Der Norddeutsche Lloyd auf der Transatlantik­linie

75 Die Handels­flotten der Welt

83 Die Handels- und Passagier­schifffahrt der NS-Zeit

91 Segelsport an der Kieler Förde

105 Flottenaufrüstung­ ab 1935

112 Der Neuanfang der Handelsflotte­ nach 1945 Leseprobe © Verlag Ludwig, Kiel

1 Robert Schmidt-Hamburg (4. von links) mit der Decksmannschaft des Dampfers Neuenfels der DDG Hansa, 1907/08 Leseprobe © Verlag Ludwig, Kiel

LEBEN UND WERK

Über vierzig Jahre lang lebte der Marinemaler Robert Der Wunsch zur See zu fahren, fremde Länder und Schmidt-Hamburg in Laboe, Strandstraße 135. Das ferne Küsten zu entdecken, führte dazu, dass er 1901 große, freistehende Haus hatte er im September im Alter von nur sechzehn Jahren in Hamburg als 1920 von dem Marinemaler Manfred Lindemann- Schiffsjunge auf dem Dampfer »Kanzler« der Deut- Frommel gekauft, der es 1896 hatte bauen lassen. schen Ost-Afrika-Linie anheuerte. Als Matrose der Bis zu seinem Tode im April 1963 wohnte und arbei- Handelsschifffahrt fuhr er bis Mai 1914 auf verschie- tete Schmidt-Hamburg hier. Die Lage seines Heims denen Dampfern der Deutschen Ost-Afrika-Linie, direkt an der Förde, gegenüber dem Kanal, war für auf Schiffen der Woermann-Linie und zuletzt als den auf maritime Sujets spezialisierten Maler beste- Steurer auf dem Dampfer »Cleveland« der Ham- chend. Das zum Wasser hin ausgerichtete Atelier burg-Amerika-Linie. In diesen Jahren bereiste er den erlaubte weite Blicke über die Kieler Förde bis zur Südatlantik, den Indischen Ozean und die Küsten Strander Bucht und zum Bülker Leuchtturm. Der des afrikanischen Kontinentes. Aus dieser Zeit sind rege Schiffsverkehr vor den Schleusen des Kanals auch die ersten Zeugnisse von Schmidt-Hamburgs bot eine ungeheure, ständig wechselnde Fülle von künstlerischem Schaffen überliefert: handgemalte Motiven. Bild-Postkarten, adressiert an Freunde und Bekannte Der am 5. April 1885 in geborene Robert in Berlin. Die frühesten Karten stammen aus dem Schmidt-Hamburg war im Zuge seines Kriegsdiens- Jahr 1905 und zeigen Darstellungen des Dampfers tes bei der Kaiserlichen Marine nach Kiel gekom- »Martha Woermann«, auf dem Schmidt-Hamburg men. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges hatte er vom 9. Juni bis 3. September 1905 angemustert hatte. sich freiwillig gemeldet und war in der IV. Kompa- Wie die bekannten kaiserlichen Marinemaler nie der I. Matrosen-Division in Kiel stationiert wor- Hans Bohrdt und Willy Stöwer war auch Schmidt- den. Das Kapitel der aktiven Seefahrtszeit begann Hamburg Autodidakt. Er hatte keine künstlerische für Schmidt-Hamburg aber schon 13 Jahre vorher. Ausbildung an einer Akademie oder Kunstschule Leseprobe © Verlag Ludwig, Kiel 8 Lendeb un Werk

erfahren, sondern seine Fähigkeiten im Selbststu- dium erworben. Seine Jahre bei der Handelsmarine können als Studienjahre gesehen werden. Auf sei- nen langen Reisen skizzierte, zeichnete und malte er intensiv und bildete auf diese Weise seine bildne- rischen Kenntnisse immer weiter aus. Seine gestal- terischen Fähigkeiten blieben nicht lange verborgen. Und so konnte er bereits 1905 seine Begabung finan- ziell für sich nutzen, indem er eine erste Serie von Postkarten mit Schiffen der Bibby Line, Port Said, durch »The Cairo Postcard Trust« veröffentlichen ließ. Es folgte 1910 die Herausgabe so genannter Oilette-Postkarten, einer Kunstpostkartenserie mit Reproduktionen von Gemälden auf Ansichtspost- karten, durch die englische Verlagsdruckerei Raphael Tuck & Sons. Zu dieser Zeit wird der spätere Werde- gang Schmidt-Hamburgs als Künstler immer offen- sichtlicher. Dazu gehörte auch die Anmietung eines Ate­liers in Berlin NW, Alt-Moabit Nr. 120, in dem er seine Dienste als »Restaurator für alle Arten von Ölge- mälden« anbot. Seine Etablierung als anerkannter Künstler spiegelt sich auch in seiner Signatur, in der er nun den Namenszusatz »Hamburg« als Zeichen seiner Verbundenheit mit der Hafenstadt führte. Am 11. Mai 1914 endete die letzte Reise von Schmidt-Hamburg als Steurer auf dem Dampfer »Cleveland« der HAPAG. Über sechs Monate war er auf der Route von Hamburg nach Boston, in den Orient, Indien und zurück unterwegs. Sein anschließender Erholungsaufenthalt in Cuxhaven, belegt durch eine Reihe lockerer, impressionistisch anmutender Skizzen des sommerlichen Treibens am Strand, wurde durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs unterbrochen. Schmidt-Hamburg mel- 2 Zwei Matrosen der Decksmannschaft des Dampfers Neuenfels, dete sich umgehend zum Kriegsdienst und wurde 1907/08, Federzeichnung vermutlich auf Grund seiner seemännischen Ausbil- Leseprobe © Verlag Ludwig, Kiel Lendeb un Werk 9

3 Robert Schmidt-Hamburg in Cuxhaven, Sommer 1914 dung bei der Handelsmarine sofort bei der Kaiser- boten ihm die Möglichkeit, aktuelle Ereignisse im lichen Marine angenommen und in Kiel stationiert. Bild festzuhalten und als Illustration der Kriegsbe- Bis zum März 1916 versah er seinen Dienst auf der richte in den Zeitschriften, insbesondere der Leipzi- SMS »Lothringen«. Das veraltete Schiff sollte 1916 ger Illustrirten Zeitung, zu veröffentlichen. nur noch zur Sundüberwachung eingesetzt werden. In dieser Tätigkeit zeigt sich ein besonderer Daher verließ der Großteil der Mannschaft im März Wesenszug des Werkes von Schmidt-Hamburg. Von die »Lothringen«. Schmidt-Hamburg verbrachte sei- Beginn seines künstlerischen Wirkens an hat er nen weiteren Kriegsdienst an Land, wo er sich im Gebrauchsgrafi k geschaffen; als Illustrator für Zeit- Knooper Weg 109 ein Atelier anmietete. Mittlerweile schriften, von Postkartenserien und Sammelalben waren auch die Vorgesetzten bei der Marine auf sein hat er mit seiner Kunst den Lebensunterhalt für sich künstlerisches Talent aufmerksam geworden. Sie und seine Familie verdienen können. Leseprobe © Verlag Ludwig, Kiel 10 Lendeb un Werk

Die Unterstützung durch die Kaiserliche Marine brachte für Schmidt-Hamburg den endgültigen Durchbruch als Künstler. In seinem Atelier im Knooper Weg schuf er neben den Illustrationen für Zeitschriften und Verlage zahlreiche Auftragsarbei- ten für hochrangige Angehörige der Marine. Der Kauf des Hauses in Laboe im Jahr 1920 manifestierte auch nach außen hin sichtbar die Anerkennung und Etablierung Schmidt-Hamburgs als Marinemaler. Bereits 1917, noch während des Krieges, hatte er am 14. Dezember in Berlin die Volksschullehrerin Lucie Ningo geheiratet. Die Zwischenkriegsjahre sind gezeichnet von einer großen Schaffenskraft. Schmidt-Hamburg unternahm von 1923 bis 1933 zahlreiche Schiffsreisen; für ihn waren es Studienreisen, die ihn unter ande- rem nach Teneriffa, zu den Atlantischen Inseln, Kairo und wiederholt nach Norwegen führten. Höhe- punkt dieser Reisen war sicher die Teilnahme an der Jungfernfahrt des Norddeutschen-Lloyd-Dampfers »Bremen« nach New York vom 16. bis 28. Juli 1929. Während dieser Reisen entstanden zahllose Werke, Illustrationen für Kunst- und Illustrierte Zeitschrif- ten, Sammelalben und Postkarten. Er arbeitete für die Werbeabteilungen der großen deutschen Reede- reien wie die HAPAG und den Norddeutschen Lloyd. Seine Arbeiten zierten Speisekarten, Infobroschüren und Fahrpläne. Bekannten Galerien, etwa Commeter in Hamburg, Leuwer in Bremen und Carstensen in Kiel, vertraten ihn und zeigten Verkaufsausstellungen mit seinen Werken. Allerdings erfuhr er von offizieller Seite keine Beachtung. 1922 wurden seine Bilder zwar im offiziellen Rahmen der Überseewoche in Hamburg 4 Matrose Robert Schmidt-Hamburg, IV. Kompanie der präsentiert, dies aber sollte die einzige öffentliche, I. Matrosen-Division in Kiel, 1914 nicht kommerzielle Ausstellung zu Lebzeiten bleiben. Leseprobe © Verlag Ludwig, Kiel Lendeb un Werk 11

5 IV. Kompanie der I. Matrosen-Division in Kiel, 1. Weltkrieg

Die Jahre von 1933 bis 1939 bedeuteten für Schmidt- Berichte über die Kieler Woche sowie die Olympi- Hamburg keine Änderung seines künstlerischen schen Wettbewerbe mit seinen Bildern illustrierten. Schaffens. Neben den Aufträgen für Verlage, Reede- Selbst Besitzer einer Segelyacht, war es Schmidt- reien und Werften, widmete er sich aber vermehrt Hamburg auf dem Wasser in direkter Anschauung der Darstellung des Segelsports. Die von den Nati- möglich, seine Studien zu betreiben. onalsozialisten seit 1934 mit großem Pomp und Auf- Erst der Krieg beendete das bislang erfolgrei- wand wiederbelebte Kieler Woche wie auch die 1936 che Wirken des Künstlers. Nach dem Krieg wurde erstmalig in Kiel ausgetragenen Olympischen Segel- sein Haus von der englischen Besatzungsmacht wettbewerbe lieferten ihm zahllose Motive. Abneh- beschlagnahmt. Schmidt-Hamburg musste mit sei- mer seiner Arbeiten waren die Zeitschrift »Yacht« ner Familie sein Heim und die Stätte seines künstle- und auch Velhagen & Klasings Monatshefte, die rischen Schaffens räumen. Obwohl sein Atelier ver- Leseprobe © Verlag Ludwig, Kiel 12 Lendeb un Werk

7 Robert Schmidt-Hamburg in seinem Atelier, 1950er Jahre

siegelt und für »out of bounds« erklärt worden war, wurden Haus und Atelier verwüstet, zahllose Bilder beschädigt oder gestohlen. Die deutsche Schifffahrt und der Schiff bau lagen nach dem Krieg am Boden, und hiervon war auch der Marinemaler Schmidt-Hamburg betroffen. Erst 1948 kam die Schifffahrt allmählich wieder in Gang. Als im April 1951 die Größen- und Geschwindigkeits- begrenzungen und im Mai 1952 durch den Deutsch- landvertrag alle übrigen Beschränkungen im Schiff- bau aufgehoben wurden, erlebte die maritime Industrie einen ungeahnten Boom, von dem auch Schmidt-Hamburg profitierte. Bis zu seinem Tode am 15. April 1963 schuf er für Reedereien Schiffsporträts ihrer Flotten und malte für die Werften die Neubauten, die von dem Neu- beginn der deutschen Seefahrt und dem Schiff bau 6 Robert Schmidt-Hamburg und seine Frau Lucie, Anfang 1920er Jahre zeugen. Leseprobe © Verlag Ludwig, Kiel Lendeb un Werk 13

8 »SS Neuenfels«, Postkarte, Tempera/Karton, 1907 Leseprobe © Verlag Ludwig, Kiel 14 Lendeb un Werk

9 »SS Cap Ortegal«, Postkarte, Tempera/Karton

10 »Martha Woermann«, Postkarte, Tempera/Karton, 1905 Leseprobe © Verlag Ludwig, Kiel Lendeb un Werk 15

11 »SS Neuenfels im Suezkanal«, Postkarte, Tempera/Karton, 1908

12 »R. P. D. Prinzregent«, Postkarte, Tempera/Karton, 1912 Leseprobe © Verlag Ludwig, Kiel 16 Lendeb un Werk

13 Am Strand von Cuxhaven, Tempera/Karton, 1914

14 »Kugelbaake«, Tempera/Karton, Juli 1914 Leseprobe © Verlag Ludwig, Kiel Lendeb un Werk 17

15 »Pfingstausflug, SMS Lothringen«, Tempera/Skizzenblockpapier, 1. Weltkrieg Leseprobe © Verlag Ludwig, Kiel 18 Lendeb un Werk

16 Dampfer Vaterland im Bau bei Blohm & Voss, Öl/Pappe, 1913 Leseprobe © Verlag Ludwig, Kiel

BILDCHRONIK DER DEUTSCHEN SEEFAHRT

Kiel war neben Wilhelmshaven im Jahr 1871 zum DIE Reichskriegshafen ernannt worden und hat sich dar- auf hin in rasantem Tempo zu einer Großstadt von KAISERLICHE über 200.000 Einwohnern entwickelt. Drei Großwerf- ten machten die Stadt zum wichtigsten Schiff bau­ MARINE standort des Reiches, wo nicht erst seit Kriegsbeginn modernste Rüstungsgüter hergestellt wurden, darun- IM ERSTEN ter Torpedos in Friedrichsort, und auf der Germania- werft liefen seit 10 Jahren U-Boote in Serie vom Stapel, WELTKRIEG die während des Seekriegs 1914–1918 eine besondere Rolle spielen sollten. In der Marinestadt waren mehrere zehntausend Soldaten stationiert: die Matrosen der Marinekampf- Die Kaiserliche Marine hatte sich seit den Flotten- truppen und des nautischen Personals sowie deren bauplänen Kaiser Wilhelms II. und den von Admiral Offiziere. Die Mannschaften wurden in den riesigen Tirpitz forcierten Flottengesetzen 1898 bis 1912 zur Kasernen im Kieler Stadtgebiet ausgebildet und leb- zweitgrößten Kriegsflotte der Welt entwickelt, als ten dann an Bord der Schiffe, die in der Förde auf das Deutsche Reich im August 1914 seine Streitkräfte Reede lagen. Ihr Alltag war von Exerzieren und ein- zu Land und zur See mobil machte. Die Flotten- und tönigem Wachdienst bestimmt, und es gab nur wenig Kriegsbegeisterung war groß; nach dem jahrelangen Gelegenheit, die Schiffe zu verlassen. Mehrfach hat Wettrüsten mit England erwartete man nun den bal- Schmidt-Hamburg seine Kameraden an Bord des digen Zusammenstoß mit der »Grand Fleet«. Auch Linienschiffes »Lothringen«, wo er bis zum Frühjahr der fast dreißigjährige Seemann und gelegentliche 1916 seinen Dienst tat, bei Schießübungen mit Geweh- Marinemaler Robert Schmidt-Hamburg meldete sich ren und an den Geschützen in seinen Skizzenbüchern sofort als Kriegsfreiwilliger zur Kaiserlichen Marine festgehalten. Die Besatzung des 1906 in Dienst gestell- und kam zur I. Matrosen-Division nach Kiel. ten Schiffes zählte über 700 Mann. Schmidts Figuren- Leseprobe © Verlag Ludwig, Kiel 20 Bldi Chronik der deutschen Seefahrt studien zeugen von hoher zeichnerischer Begabung Seefahrtsmilieu im 19. Jahrhundert eine Tradition und einem gutem Auge, doch diese Skizzen kamen des Schiffsporträts, die oft von Laienmalern bedient nie in Gemälden zur Ausführung. wurde. Beide Richtungen – die maritime Landschafts- Schmidt-Hamburg fand während der einförmigen darstellung und das Schiffsporträt – sollte Robert Dienstzeit immer wieder Gelegenheit zu malen, hatte Schmidt in seinem künftigen Schaffen vereinen, dahin- er doch sein Sujet an Bord direkt vor Augen. Da sein gegen widmete er sich kaum mehr Figurendarstel- Talent bekannt war, bekam er Aufträge der Werften lungen, obwohl er dafür durchaus einen guten Blick für Schiffsporträts, die er oft schon vor der Fertigstel- hatte. Seine Arbeit als Marinemaler war durchgängig lung nach Bauzeichnungen ausführte, denn er besaß illustrativ-darstellender Art und erfolgte zumeist auf- ein gutes Vorstellungsvermögen für Technik und tragsgebunden; eine freie künstlerische Auseinander- Schiff bau. Als er 1916 auf einen ruhigen Landposten setzung mit aktuellen oder gar avantgardistischen versetzt wurde, mietete er sich ein Atelier in Kiel und Strömungen ist in seinem Œvre nicht zu finden. begann nun u.a. Marinedarstellungen für die Leipzi- Weil die Technik der Fotoreproduktion noch nicht ger und später auch für die Berliner Illustrirte Zeitung ausgereift war, bedurften die Zeitschriftenverlage für zu fertigen. Zeitschriftenillustrationen gehörten zum die aktuellen Bildberichte vom Kriegsgeschehen 1914 lukrativsten Aufgabenfeld der wilhelminischen Mari- bis 1918 noch immer zeichnerischer Druckvorlagen, nemalerei, das sich nun auch für Schmidt-Hamburg die die Marinemaler in der Regel nach Informationen öffnete. Mit der Einrichtung des Kieler Ateliers war der Kriegsberichterstatter fertigten. Hatten die Maler sein beruflicher Weg als Marinemaler entschieden. in Friedenszeiten oftmals selbst an Bord – etwa bei In Deutschland war das Genre der Marinemalerei Manövern – eigene Skizzen vom Geschehen gefertigt, mit der Flottenbegeisterung des Kaiserhauses entstan- so waren sie nun auf Beschreibungen Dritter ange- den und insbesondere von Wilhelm II. maßgeblich wiesen und mussten die Schiffe und Gefechtssituati- gefördert worden. Diese Kunstsparte sollte die Marine onen mit Hilfe ihrer technischen und militärstrate- und die Flottenrüstung in repräsentativen Gemälden gischen Kenntnisse konstruieren. Schmidt-Hamburg visualisieren und sie zugleich mit Hilfe preiswerter allerdings hatte durch seinen Dienst bei der Marine Bilddrucke oder als Abbildungen in den populären auch während der ersten Kriegsjahre Gelegenheit illustrierten Zeitschriften einem breiten Publikum eigener Anschauung, wenn auch nicht im Kampf- nahe bringen. Die Marinemalerei, die in den alten geschehen, wie seine Skizzenbücher aus seiner Zeit Seefahrtsnationen wie England oder den Niederlan- auf der SMS »Lothringen« belegen. Doch das Schiff den eine viel längere Tradition hatte, lässt sich aus wurde wegen seiner unzureichenden Armierung im der maritimen Landschaftsmalerei mit ihren teils dra- März 1916 außer Dienst gestellt, und Schmidt-Ham- matischen Seestücken herleiten. Auch der deutsche burg war fortan für seine weitere Verwendung an Hauptvertreter der Marinemalerei und somit das Vor- Land als Marinemaler freigestellt. Seine Fertigung bild vieler Künstler des Genres, Carl Saltzmann, war von Bildvorlagen für den Leipziger Verlag Weber, der ein Vertreter dieser Richtung. Außerdem gab es, wie die »Illustrirte Zeitung« herausgab, war eine Arbeit in allen Hafenstädten der Welt, auch in Deutschlands im Dienste der Kriegspropaganda. Für jede Veröffent-