Karl HUBBUCH Frühe Arbeiten Auf Papier
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KArl hubbuCh Frühe Arbeiten AuF PAPier GAlerie MiChAel hASenCleVer KArl hubbuCh Frühe Arbeiten auf Papier 2015 GAlerie MiChAel hASenCleVer KG baaderstrasse 56c D-80469 München telefon + 49. 89. 99 75 00 71 Fax + 49. 89. 99 75 00 69 www.hasencleverart.com [email protected] ZU KARL HUBBUCH Karl Hubbuch wird 1891 in Karlsruhe geboren und gehört damit – wie auch Georg Scholz, Rudolf Schlichter oder George Grosz – der Generation von Künstlern an, die vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs ihr Studium beginnen, während des Krieges einschneidende Erfahrung machen und schließlich die Jahre der Weimarer Republik von 1918 bis 1933 maßgeblich mit ihren Werken prägen und beeinflussen sollen. Hubbuch gilt heute als einer der wichtigsten Zeichner der 1920er Jahre. Bekanntheit erlangt er durch seine Teilnahme an der epochalen Mannheimer Ausstellung von Gustav Hartlaub Neue Sachlichkeit (1925), die auch der Stilepoche ihren Namen gab, sowie durch seine Professur an der Badischen Landeskunstschule in Karlsruhe, wo er eine ganze Generation von Malern und Zeichnern prägt. Als wichtiger Vertreter dieser Stilrichtung schafft er in einer kühlen Malweise und sachlichen Themenauffassung ein beachtliches Œuvre, das sich über Malerei, Zeichnung, Druckgrafik bis hin zu Fotografie erstreckt. Thematisch beschäftigt er sich mit drei Bereichen: dem Gegensatz von Stadt und Land, dem Verhältnis zu einer Frau bzw. das Bild der Frau sowie das Selbstbildnis und das Rollenselbstbildnis. Seine Heimatstadt Karlsruhe wie auch die ländliche Idylle seines Elternhaues zeigen sich als Themen besonders in den frühen Jahren seines Schaffens. Daneben wird zunächst Berlin und dann ab Ende der 1920er Jahre auch Frankreich Ziel zahlreicher Reisen und damit Thema vieler Arbeiten. Von 1912 an bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges studiert Hubbuch kurze Zeit in Berlin an der Lehranstalt des Kunstgewerbemuseums bei Emil Orlik – ein Lehrer, der es versteht, die Zeichenlust seiner Schüler – zu denen damals auch Grosz zählte – durch methodisches Studium zu disziplinieren. Hubbuchs Arbeiten dieser Zeit zeigen sein Interesse am Menschen und den alltäglichen Situationen im brodelnden Berlin. 1922 kann er dank der finanziellen Unterstützung des jüdischen Tuchgroßhändlers Otto Oppenheim aus Bruchsal erneut einige Zeit in Berlin verbringen. Der Strich wirkt nun klarer und die Szenen komplexer (Den frommen Bauern, den Pfaffen und Gendarmen, Mörderzentrale, Mirakel oder Notausgänge der Ehe). Für den damaligen wie auch für den heutigen Betrachter ist diese stark verkürzte und äußert vielschichtige Bildsymbolik nur schwer zu entschlüsseln. Hubbuch selbst charakterisiert die Radierungen dieser Zeit als „verschachtelte Kompositionen mit Kammern, Nebenkammern und Geheimkammern“ – es sind Suchbilder, die langsam und sukzessive erschlossen und entschlüsselt werden müssen. So verbindet er beispielsweise in der Radierung Mörderzentrale, in der es um die Morde u.a. an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht geht, architektonische Versatzstücke, wie den Exerzierplatz, die Siegessäule oder das Brandenburger Tor mit deutlichen Hinweisen auf tagespolitische Themen wie der Ermordung Walther Rathenaus am rechten Bildrand oder der Ratlosigkeit und Resignation des Volkes im Vordergrund. Auf spannende Weise montiert er hier unterschiedliche Ereignisse, arbeitet mit verschiedenen Bedeutungsmaßstäben, kontrastiert Tag- und Nachtsituationen und stellt der ländlichen Idylle das Treiben der Großstadt Berlin gegenüber. Die Körpersprache der einzelnen Figuren, die Anordnung der Szenen in kompakten Bildräumen und der Versuch, verschiedene Zeitlichkeiten auf einem Blatt darzustellen, erinnern dabei an filmische oder auch literarische Kompositionen, die mittels ihrer ganz eigenen Erzähltechnik dem Betrachter Vor-, Gleich- und Nachzeitigkeit suggerieren können. Dass diese Arbeiten zudem stark autobiografische Züge tragen, lässt sich an den Selbstporträts erkennen, die Hubbuch immer wieder gezielt auf diesen Blättern platziert. So findet sich der Künstler beispielsweise in der Mörderzentrale oder auch in Notausgänge der Ehe jeweils in der rechten Bildhälfte wieder. Karl Hubbuch im Atelier, nach 1929. Foto: Hilde Hubbuch. © Münchner Stadtmuseum/Sammlung Fotografie, Archiv Karl Hubbuch Berlin ist bekannt für sein pulsierendes Leben, seine vielfältigen kulturellen Angebote und eine Stahlrohrsessel von Marcel Breuer, mitbringen wird. Die kühle Eleganz dieser Möbel steht in der besondere Mischung an Menschen. Hubbuch besucht 1923, bei seinem dritten längeren Aufenthalt, kommenden Zeit im Zentrum vieler Arbeiten von Hubbuch, wie die Lithografie Hilde im Bauhausstuhl die bekannten Plätze der Metropole, wie die Jannowitzbrücke, die Friedrichstraße oder das Schloss – zeigt. Hier greift Hubbuch auf besonders moderne Weise das in den 1920er Jahren populäre Thema mit Akribie und Genauigkeit widmet er sich nun der meist gründerzeitlichen Architektur, den moder- Fleisch und Eisen auf, bei dem es um die erotisch konnotierte Kombination von weiblicher Haut mit nen Werbetafeln und den feinen Details im Stadtbild. Der Mensch spielt in diesen Szenen noch kaltem Stahl geht. immer eine untergeordnete Rolle und dient vielmehr der Verdeutlichung von Größenverhältnissen und der Wiedergabe einer Gesamtsituation – ein Aspekt, der sich in den kommenden Jahren noch Mit Beginn der neusachlichen Phase gewinnt das Figurenstudium immer mehr an Bedeutung und ändern wird. das Herausarbeiten von feinen Besonderheiten wie einer bestimmten Körperhaltung oder einer Hubbuch fokussiert sich auf ein Ensemble, das er im Zentrum platziert – zum Rand hin läuft die besonderen Physiognomie werden wichtiger. Während des Arbeitsprozesses vergrößert Hubbuch Komposition flüchtig aus oder wird vom diesem überschnitten (Jannowitzbrücke). Besonders deutlich seine Blätter immer wieder, indem er einzelne Papierstreifen anstückelt (Liegender Halbakt mit wird Hubbuchs Bildsprache in der Radierung Vor dem Schloss, in der der Künstler die Wuchtigkeit Pelz). Diese zarten aquarellierten Figurenstudien zeigen eine besondere Durchmodellierung und Massivität der beiden Löwen beinahe ironisch mit den Menschen, die für einen Fotografen zu der Körper mir einer weichen, beinahe sinnlich-malerischen Auffassung (Hilde schlafend, Lona). posieren scheinen, kontrastiert. Besonders faszinierend in ihrer Zartheit erscheint hier die aquarellierte Zeichnung des jungen Hubbuch-Modells Martha. Während dieser Zeit wandeln sich seine Arbeiten von den autobiografisch-introvertierten Hubbuch umreißt mit wenigen Strichen seine Figuren und schafft dabei auf faszinierende Weise ihre Verschachtelungen zu einem bewussteren „Disponieren nach innerer Wichtigkeit im Bild“. Sie sind lebensnahe, ungezwungene Bewegtheit und Sinnlichkeit einzufangen. Die zahlreichen Darstellungen – bis heute – faszinierende Zeugnisse des Berliner Großstadtlebens in den Jahren zwischen den dieser Jahre zeigen eine besondere Spontaneität und Konzentration auf den Moment und gehören beiden Kriegen. damit zu den wichtigen künstlerischen Beiträgen dieser Zeit. Um 1924/25 zeichnet sich ein deutlicher Einschnitt sowohl im Leben als auch im Schaffen des Mit den politischen Entwicklungen kurz vor der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten Künstlers ab. Mit seiner Anstellung an der Akademie in Karlsruhe (zunächst als Assistent, später dann werden auch im Schaffen Hubbuchs deutliche Veränderungen sichtbar. In den sogenannten als Leiter der Zeichenklasse), mit der Teilnahme an überregionalen Ausstellungen sowie dem Einzug Versuchsbildern setzt er sich einige Zeit mit altermeisterlichen Techniken auseinander und schafft der Farbe in sein Schaffen, wirkt seine neusachliche Bildsprache zunehmend gefestigt. Hubbuch auf meist nun sehr kleinen Leinwänden gedrungene Kompositionen mit verhärmten Gesichtern. wendet sich von der kritischen Darstellung tagespolitischer Themen ab und setzt sich vermehrt 1933 erhält er sein Kündigungsschreiben, Berufsverbot und darf fortan in seinem Atelier an der mit gesellschaftlichen, alltäglichen Situationen auseinander. Dabei bleiben aber seine scharfe Karlsruher Akademie nicht mehr arbeiten. Nach einiger Zeit ist er zunächst als Hilfsarbeiter in der Beobachtung und die manchmal ironische Zuspitzung erhalten. Majolika-Manufaktur, später dann als Blumenmaler für Uhrengehäuse im Schwarzwald tätig. 1945 Zu den kolorierten Zeichnungen dieser Jahre gehört Leichter Krimi, in der Hubbuch mit zarten Tönen zieht er nach Rastatt und wird aktives Mitglied der Antifaschistischen Bewegung. Sein Stil ist nun einen spannenden Kontrast zwischen der ängstlichen jungen Frau und dem sich hinter einem deutlich härter. Erst 1947 erhält er wieder einen Lehrauftrag an der Technischen Hochschule in schwarzen Tuch versteckenden Mann schafft. Das plastische Moment der einzelnen Bildgegenstände Karlsruhe und wird Ende des Jahres schließlich zum Professor an die wiedereröffnete Karlsruher und insbesondere ihre Stofflichkeit werden nun stärker herausgearbeitet und erfahren so in ihrer Akademie berufen. Gegen Ende seines Lebens erblindet Hubbuch immer mehr. Er stirbt am Wirkung eine Steigerung. Hubbuch konzentriert sich auf eine einzelne Situation und bedient sich 26.12.1979 in Karlsruhe. sowohl inhaltlich als auch stilistisch erneut am zeitgenössischen Film. Neu ist, dass im Gegensatz zur Polyszenie bzw. Gleichzeitigkeit der vorhergehenden Arbeiten nun vielmehr die Referenz zum Karin Koschkar Standbild im Fokus steht und so die Phantasie des Betrachters herausgefordert wird, die Geschichte in einen größeren Kontext einzubetten.