Januar1983 Monats Anzeiger Nr. 22

Eine Zeichnung von Karl Hubbuch erworben mit Spendenmitteln der Stadtsparkasse Nürnberg

Karl Hubbuch, Ansicht von Köln. 1923. Lithokreide. Karl Hubbuch, Die Schwimmerin von Köln . 1923. Vorzeichnung zur " Schwimmerin von Köln" Aquarell. Zeichnung. Städt. Kunsthalle Dank einer Spende der Stadtspar­ nung praz1se wiedergegeben ist frontation verschiedener Bildele­ kasse Nürnberg konnte für das und zu den Türmen der Stadt einen mente, die sich gegenseitig in Frage Kupferstichkabinett des Germani­ gewaltsamen Kontrast bildet. stellen und verbogene WidersprU­ schen Natonalmuseums eine wich­ Die vor der " Natur" gezeichnete che und Zusammenhänge sichtbar tige Zeichnung von Karl Hubbuch Studie ist eine Vorarbeit zu einem machen, gehört zu Hubbuchs erworben werden . Der 1891 in Hauptwerk des Künstlers, der 1923 künstlerischer Methode. Sie macht geborene Künstler stu­ entstandenen " Schwimmerin von den kritischen Ansatz seiner Arbei­ dierte zusammen mit Köln "-einer großformatigen aqua­ ten aus. in der Berliner Klasse von rellierten Zeichnung, heute im Be­ Wie die Vorzeichnung zur und an der Karlsruher Akademie. sitz der Mannheimer Kunsthalle " Schwimmerin" zeigt, suchte der Dort wirkte er auch bis zu seiner (Abb. 2) . Mit dieser Arbeit war Künstler schon in seinen Natur­ Entlassung 1933 und nach dem 2. Hubbuch auf der legendären Aus­ studien solche Widersprüche auf. Weltkrieg als Akademielehrer. Erst stellung " Neue Sachlichkeit" ver­ Das von zahllosen Ansichten be­ nach seinem Tod 1979 hat Hubbuch treten, die Gustav F. Hartlaub 1925 kannte Panorama der Kölner Rhein­ durch mehrere monographische in Mannheim veranstaltete und die front, mit dem sich - gerade zur und thematische Ausstellungen dem nachexpressionistischen Rea­ Zeit der alliierten Besatzung in der eine angemessene Würdigung als lismus der Zwanziger Jahre den Weimarer Republik- viele roman­ einer der großen deutschen Zeich­ Namen gab. tisch-historische, religiöse und na­ ner und Graphiker unseres Jahr­ ln der bildhaften Endfassung tionale Assoziationen verbanden, hunderts erfahren. fügte Hubbuch dem angedeuteten wird durch die Stahlkonstruktion im Das neu erworbene, mit litho­ Gegensatz einen weiteren hinzu: Vordergrund bewußt verfremdet graphischer Kreide auf zwei zu­ Eine " Siegerin im Brustschwim­ und versachlicht. sammengesetzte Papierbogen ge­ men " - so der ursprüngliche Bild­ Die Tatsache, daß Hubbuch bei zeichnete Blatt entstand im Jahr titel - posiert im Schwimmtrikot in der Arbeit an seinem Zyklus " Deut­ 1923, d.h. in der " sachlichen " verkrampfter Haltung auf der sche Belange" im Jahr 1 926 noch Hauptschaffenszeit des Künstlers. Brücke. Fleisch und Eisen, Mensch einmal in mehreren Tuschpinsel­ Es gibt eine Ansicht der Stadt Köln und Technik sind sich auf brutale zeichnungen auf das Motiv zurück­ aus ungewöhnlicher Perspektive Weise konfrontiert. Die Siegerpose griff, unterstreicht den zeitkritischen wieder. Von der Brüstung der alten und der Stolz auf die sportliche Inhalt auch unseres Blattes. Die Deutzer Hängebrücke geht der Blick Höchstleistung wirken deformiert Zeichnung macht die Arbeitsweise auf die Türme des Rathauses, von und lächerlich ·vor der übermächti­ Hubbuchs auf eindrucksvolle Weise Groß-St- Martin, auf das Stapel­ gen Stahlkonstruktion, deren Trä• sichtbar. Sie kann exemplarisch für haus am Rheinufer, auf den Dom ger und nietenbewehrte Platten eine in den Sammlungen des Mu­ und den Bahnhof. (Abb. 1) Mehr als noch kälter und bedrohlicher darge­ seums bisher kaum vertretene der historischen Rheinfront der stellt sind als in der Vorzeichnung. Richtung der Kunst des 20. Jahr­ Domstadt galt das Interesse des Selbst der Kölner Dom im Hinter­ hunderts stehen und bedeutet des­ Zeichners jedoch der Brückenkon­ grund vermag sich in dieser Parade halb eine besonders willkommene struktion im Vordergrund-vorallern der Höchstleistungen kaum zu be­ Bereicherung. einem großen stählernen Zuganker, haupten. Rainer Schach der wie in einer technischen Zeich- Die nüchterne, collageartige Kon-

175