Gesamtbericht Niederlande

Impressum Kooperation international • die Kommunikationsplattform für Informations- und Kooperationssu- Herausgeber chende aus dem In- und Ausland für alle Fragen der internationalen Zusammenarbeit in Forschung und

Internationales Büro des BMBF beim Bildung, Deutschen Zentrum für Luft- und • ein Beitrag zur Förderung der Raumfahrt e. V. grenzüberschreitenden Vernetzung Heinrich-Konen-Str. 1 von Forschungs- und Bildungsein- 53227 Bonn richtungen sowie zur Stimulierung Telefon: +49 228 3821-792 von Kooperationen, Telefax: +49 228 3821-444 Ilona Roberts • ein Instrument der Vernetzung von E-Mail: [email protected] deutschen Regierungsstellen, Wis- senschafts-, Mittler- und Wirt- schaftsorganisationen, die sich mit internationaler Zusammenarbeit in Forschung und Bildung befassen. VDI Technologiezentrum GmbH

Abteilung Grundsatzfragen von Forschung, Technologie und Innovation Kooperation international richtet sich an VDI-Platz 1 alle Personen, die mit dem Ausland in 40468 Düsseldorf Forschung und Bildung kooperieren möch- Telefon: +49 211 6214 -494 ten, sich für grenzüberschreitende Koope- Telefax: +49 211 6214 -168 rationen interessieren oder hierfür Bera- Dr. Andreas Ratajczak tung- und Vermittlung benötigen. Das E-Mail: [email protected] Portal ist Teil der Internationalisierungs- strategie der Bundesregierung, die das Bundesministerium für Bildung und For- Autor/in schung koordiniert und wird gemeinsam von den Herausgebern betrieben. Dr. Hans-Peter Niller (Kap. 2-4) in Zu- sammenarbeit mit den Herausgebern (Kap. 1) Kooperation international übernimmt kei- nerlei Gewähr für die Aktualität, Korrekt- heit, Vollständigkeit oder Qualität der be- Stand reitgestellten Informationen. Dezember 2010 Haftungsansprüche gegen Kooperation

international, welche sich auf Schäden Hinweis materieller oder ideeller Art beziehen, die Dieser Bericht basiert auf Informationen durch die Nutzung oder Nichtnutzung der über Forschung und Bildung in den Nie- dargebotenen Informationen bzw. durch derlanden, die auf dem Portal Kooperation die Nutzung fehlerhafter und unvollständi- international veröffentlicht sind. Bitte be- ger Informationen verursacht wurden, sind suchen Sie das Portal, um den neuesten grundsätzlich ausgeschlossen. Stand zur Verfügung zu haben.

ISBN 978-3-942814-00-3

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Gesamtbericht Niederlande

Vorwort

Forschung, Entwicklung und Innovation spielen in den Niederlanden eine zunehmend wichti- ge Rolle. Für Deutschland sind die Niederlande ein wichtiger Partner, mit dem intensive Nachbarschaftsbeziehungen auf vielen Feldern bestehen.

Die Niederlande gehören laut Global Competitiveness Report 2010-2011 mit Rang acht zu den wettbewerbsfähigsten und innovativsten Nationen weltweit. Sie verfügen über ein sehr gutes Bildungssystem und exzellente Forschungsinstitute. Im Jahr 2007 investierten die Nie- derlande 9,7 Mrd. EUR in Forschung und Entwicklung. Im Hinblick auf die Investitionen in Forschung und Entwicklung (FuE) belegen die Niederlande innerhalb der EU einen mittleren Platz: Der FuE-Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) lag 2008 bei 1,75% und damit etwas unterhalb des EU-Durchschnitts von 1,85%. Davon betrug der Anteil der Unternehmen weni- ger als 60% und war damit insgesamt im internationalen Vergleich gering (1,03% des BIP).

Das niederländische Wissenschaftssystem ist hochgradig vernetzt. Diese Vernetzung ist eine wichtige Bedingung für den Erfolg niederländischer Forschung. Für das Jahr 2010 sieht der niederländische Haushalt ca. 4,2 Mrd. EUR für den Forschungsbereich vor. Im Vergleich dazu waren es im Jahre 2006 noch 3,3 Mrd. EUR. Eine wichtige Rolle bei der Verteilung der Mittel spielen die niederländischen Förder- bzw. Mittlerorganisationen. Die bedeutendsten Einrichtungen in diesem Zusammenhang sind die „Netherlands Organisation for Scientific Research“ (NWO) (Niederländischer Forschungsrat), die „Royal Netherlands Academy of Arts and Sciences“ (KNAW) und die „NL Agency“.

Die niederländische Politik in den Bereichen Wissenschaft, Technologie und Innovation ist stark international ausgerichtet. Sie hat einen Schwerpunkt in der FuE-Zusammenarbeit in den Forschungsrahmenprogrammen der EU.

Deutschland und die Niederlande sind sowohl politisch als auch wirtschaftlich wichtige Part- ner. Die Regierung der Bundesrepublik Deutschland und die Regierung des Königreichs der Niederlande verabschiedeten 1983 ein Abkommen über die Anerkennung von Gleichwertig- keiten im Hochschulbereich. Mit dem Abkommen von 2001 gaben Deutschland und die Nie- derlande ihrer Absicht Ausdruck, die enge Zusammenarbeit auf dem Gebiet von Bildung, Wissenschaft und Forschung weiter zu verstärken. Eine intensive deutsch-niederländische Zusammenarbeit findet unter anderem in den regionalen, grenzüberschreitenden Euregios statt.

Die neue Fassung des Länderberichts Niederlande ist ein weiterer Schritt bei der Aktualisie- rung der Gesamtländerberichte auf Kooperation international.

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Inhalt

Gesamtbericht Niederlande ...... 4 Inhalt ...... 4 1. Landesinformationen ...... 6 1.1. Bevölkerung/Geografie ...... 6 1.2. Politik/Administration ...... 8 1.3. Wirtschaftsinformationen ...... 10 1.4. Handel mit Deutschland ...... 13 1.5. Reiseinformationen ...... 14 1.6. News/Presse ...... 14 1.7. Geschichte/Kultur ...... 16 2. Forschungs-/ Bildungslandschaft ...... 21 2.1. Forschungslandschaft ...... 21 2.1.1. Überblick ...... 21 2.1.2. FuE-Indikatoren ...... 27 2.1.3. Forschungsorganisationen ...... 28 2.1.4. Förderorganisationen ...... 33 2.1.5. FuE im öffentlichen Sektor ...... 35 2.1.6. FuE im privaten Sektor ...... 35 2.1.7. Öffentlich-private Zusammenarbeit in FuE ...... 36 2.2. Bildungslandschaft ...... 37 2.2.1 Überblick ...... 37 2.2.2. Indikatoren für Bildung ...... 39 2.2.3. Schulen und Hochschulen ...... 40 2.2.4. Berufliches Bildungswesen ...... 43 2.3. Aktivitäten ...... 45 2.3.1. Überblick ...... 45 2.3.2. Bildung ...... 45 2.3.3. Biowissenschaften ...... 46 2.3.4. Energie ...... 46 2.3.5. Geistes- und Sozialwissenschaften ...... 46 2.3.6. Gesundheitsforschung ...... 47 2.3.7. Information und Kommunikation ...... 47 2.3.8. Luft- und Raumfahrt ...... 48 2.3.9. Meeres- und Polarforschung ...... 48 2.3.10. Nanotechnologie ...... 49 2.3.11. Umwelt und Klima ...... 49 3. Forschungs-/ Bildungspolitik ...... 50 3.1. Ministerien und Gremien ...... 50 3.1.1. Für Bildung und Forschung zuständige Ministerien ...... 50 4

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3.1.2. Beratungsgremien für Forschungs- und Bildungspolitik ...... 53 3.2. Politische Zielsetzungen ...... 53 3.2.1. Überblick ...... 53 3.2.2. Forschungspolitische Ziele ...... 54 3.2.3. Bildungspolitische Ziele ...... 55 3.2.4 Zusammenarbeit mit anderen Ländern ...... 56 3.3. Initiativen und Programme ...... 56 3.3.1. Überblick ...... 56 3.3.2. Innovationsstrategien und FuE-Rahmenbedingungen ...... 57 3.3.3. Netzwerkprogramme ...... 58 4. Kooperationen ...... 59 4.1. Grundlagen ...... 59 4.1.1. Regierungs- und Ressortabkommen ...... 59 4.1.2. Vertretung in Deutschland ...... 59 4.1.3 Deutsche Vertretung im Partnerland ...... 59 4.1.4. Deutsche Wissenschafts- und Kulturinstitutionen im Partnerland ...... 60 4.1.5. Institutionen der deutschen Wirtschaft ...... 60 4.2. Deutsche Programme ...... 60 4.2.1. Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH) ...... 60 4.2.2. Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) ...... 61 4.2.3. Deutsche Hochschulrektorenkonferenz (HRK)...... 62 4.2.4. Internationale Weiterbildung und Entwicklung gGmbH (InWEnt) ...... 62 4.2.5. Max-Planck-Gesellschaft (MPG) ...... 63 4.2.6. Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft ...... 63 4.3. Bi- und multilaterale Programme ...... 64 4.3.1. Überblick ...... 64 4.3.2. Bilaterale wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit (WTZ) ...... 64 4.3.3. Europäische Programme und Initiativen ...... 65 4.3.4. EUREKA/COST ...... 65 4.3.5. Weitere ...... 66 5. Weitere Informationen ...... 70 6. Annex (Geschichte/Kultur bis 1999) ...... 71

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1. Landesinformationen

1.1. Bevölkerung/Geografie

Ländername Koninkrijk der Nederlanden Königreich der Niederlande Kurzform: Nederland /Niederlande

Hauptstadt Amsterdam

Fläche 41.528 km2

Bevölkerungszahl 16.587.551, davon 3.289.671 Ausländer (886.956 aus EU-Mitgliedstaaten, 65.927 Deutsche) (Stand März 2010)

Lebenserwartung Männer: 76,94 Jahre Frauen: 82,30 Jahre (Schätzung 2010)

Altersstruktur 0-14 Jahre: 17,2% 15-64 Jahre: 67,7% 65 und älter: 15,2% (Schätzung 2011)

Bevölkerungswachstum 0,39% (Schätzung 2010)

Bevölkerungsgruppen Niederländer 90,0%, Türken 2,0%, Marokkaner 2,0%, Andere 6,0%

Sprachen Niederländisch (Amtssprache) Friesisch (Umgangssprache) Ein Großteil der Niederländer spricht fließend Englisch und andere Fremdsprachen. Deutsch ist verbreitet.

Religionen Katholiken (röm.-kath.) 29%, Protestanten 19%, Moslems 5,0%, Andere 4,0%, ohne Bekenntnis 42%, jüdische Gemeinschaft in NL: rd. 45.000 Personen

Zeitzone MEZ (UTC + 1); März bis Oktober: MEZ + 1 (UTC + 2)

Währung Euro € / 100 Cent Wechselkurse zu anderen Währungen unter OANDA.com - Währungskonverter (siehe u.a. Links)

Vorwahl +31

Quelle: Auswärtiges Amt (Dtschld.), Spiegel Jahrbuch, CIA World Factbook, TravelShop

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Politische Karte der Niederlande im Großformat

Geographie Die Niederlande ist flach, liegt sehr tief und wird von zahlreichen Kanälen und Flüssen durchschnitten. Der Mensch konnte sich hier erst auf Dauer ansiedeln, als er gelernt hatte, sich durch Deiche vor der See zu schützen. Ein Viertel des Landes liegt unter dem Mee- resspiegel. Nur im äußersten Südosten gibt es Erhebungen über 200 m. Die Niederländer haben es immer schon verstanden, die Vorteile der Lage an der See und im Mündungsgebiet großer Flüsse zu nutzen. Gerade die westlichen, niedriggelegenen Küs- tengebiete wurden am dichtesten besiedelt. Da sich auch die Wirtschaftstätigkeit schon seit dem Mittelalter im Landeswesten - den späteren Provinzen Nord- und Südholland - kon- zentrierte, sind die Niederlande im Ausland unter dem Namen Holland bekannt geworden. Tatsächlich machen die beiden Provinzen Nord- und Südholland jedoch nur einen kleinen Teil des Landes aus: zu den Niederlanden gehören noch zehn weitere Provinzen. Vor der niederländischen Nordküste liegen in einem weiten Bogen die Westfriesischen Inseln. Sie werden von Dünen und Sandbänken am äußeren Rand des Wattenmeers gebil- det, einem flachen Salzwasserstreifen zwischen den Inseln und dem Festland. Das Watten- meer wird vom süßwasserhaltigen Ijseelmeer durch einen breiten, 32 km langen Deich ge- trennt. Dieser Deich ist die erste Stufe eines Schutzsystems, das bereits um 1891 entwickelt wurde, um der damaligen Zuidersee Land abzuringen und Nordholland mit der nordwestli- chen Provinz Friesland zu verbinden. Gleichzeitig mit dem Deich wurde das flache Wieringermeer im Südwesten trockengelegt. Damit entstand der erste von vier großen Poldern, die heute ein Gebiet von über 2.000 km² einnehmen. Die Kultivierung der westlichen Provinzen von Nord- und Südholland erfolgte schon früher. In der südwestlichen Provinz Zeeland bilden der Rhein, die Schelde und die Maas ein Delta aus Mündungen und Inseln, bevor sie in die Nordsee münden. Nach der

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Gesamtbericht Niederlande verheerenden Flutkatastophe von 1953 wurden die meisten Mündungs- und Meeresarme durch ein 32 km langes Deichsystem gesichert. Landeinwärts weichen im Norden die lößhaltigen niedrig gelegenen Gebiete den sandigen Böden im östlichen, südlichen und im zentralen Teil der Niederlande. In der südlichen Pro- vinz Limburg erhebt sich ein Kreideplateau zum Vaalserberg, dem höchsten Punkt der Nie- derlande.

Weitere Informationen Einrichtungen City Population – Niederlande http://www.citypopulation.de/Netherlands_d.html Kleine topografische Karte – Niederlande http://go.hrw.com/atlas/norm_htm/nethrlnd.htm Klima - Niederlande http://www.derreisefuehrer.com/ OANDA.com - Währungskonverter http://www.oanda.com/lang/de/currency/converter/ Spiegel Online - Niederlande http://www.spiegel.de/thema/niederlande/ Statistics Netherlands http://www.cbs.nl/ Wikipedia Enzyklopädie - Niederlande http://de.wikipedia.org/wiki/Niederlande World Gazetteer - Netherlands http://www.world-gazetteer.com/

1.2. Politik/Administration

Ländername Koninkrijk der Nederlanden Königreich der Niederlande

Regierungsform Parlamentarische Monarchie

Staatsoberhaupt BEATRIX Wilhelmina Armgard Königin der Niederlande, Prinzessin von Oranje-Nassau (seit 1980)

Hauptstadt Amsterdam

Regierungschef Mark RUTTE (VVD) Ministerpräsident

Außenminister/in Uri ROSENTHAL

Bildungsminister/in Marja van Bijsterveldt-Vliegenthart Ministerin für Bildung, Kultur und Wissenschaft

Parlament Zwei-Kammer-Parlament Erste Kammer / Eerste Kamer - 75 Sitze Zweite Kammer / Tweede Kamer (entspricht dem dt. Bundes- tag) - 150 Sitze

Regierungsparteien • VVD - Volkspartij voor Vrijheid en Democratie / Volkspar- tei für Freiheit und Demokratie (20,5%) • CDA - Christen Democratisch Appèl / Christlich Demo- kratischer Appell (13,6%)

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• PVV - Partij voor de Vrijheid / Partei für Freiheit (toleriert VVD-CDA-Koalition) (15,5%)

Oppositionsparteien • PvdA - Partij van de Arbeid / Partei der Arbeit (19,6%) • SP - Socialistische Partij / Sozialistische Partei (9,8%) • D 66- Democraten 66 / Demokraten 66 (7,0%) • GL - Groen Links / Grüne Linke (6,7%) • CU - Christen Unie / Christliche Union (3,2%) • SGP - Staatkundig Gereformeerde Partij / Politisch re- formierte Partei (1,7%) • PvdD - Partij voor de Dieren / Partei für die Tiere (1,3%) Ergebnisse der Wahlen zur Zweiten Kammer vom 09. Juni 2010 Weitere Informationen zu Wahlergebnissen und Parteien - Stimmenanteile, Sitzverteilung im Parlament, etc. - unter

Netherlands auf der Wikipedia-Website: Elections by country

Landwirtschaftsminister Henk Bleker Minister für Landwirtschaft und Außenhandel

Verwaltungsstruktur 12 Provinzen mit von der Königin ernannten Kommissaren 489 Gemeinden als autonome Gebietskörperschaften Provinzen: Drenthe, Flevoland, Friesland, Gelderland, Gronin- gen, Limburg, Noord-Brabant, Noord-Holland, Overijssel, Ut- recht, Zeeland, Zuid-Holland.

Unabhängigkeit 1581 nördl. Teil der Niederlande unabh. von Spanien, 1648 Be- stätigung Unabhängigkeit im Frieden von Münster und Osnab- rück.

Quelle: Auswärtiges Amt, CIA - Chiefs of State, CIA - World Factbook, Wikipedia - Elec- tions by country Verfassung und Regierungssystem Die Niederlande sind eine konstitutionelle Monarchie mit parlamentarischem Regierungs- system. Am 12. Februar 1983 trat ein geändertes Grundgesetz in Kraft, das die bis dahin gültige Verfassung von 1814/48 der Verfassungswirklichkeit anpasste. Staatsoberhaupt ist seit dem 30. April 1980 Königin Beatrix aus dem Hause Oranien- Nassau. Sie bildet zusammen mit dem Ministerrat die Regierung und hat gewisse - nicht ge- nau festgelegte - exekutive und legislative Befugnisse. Der Ministerpräsident ist verfassungsrechtlich Vorsitzender des Ministerrates ohne Richt- linienkompetenz. Seine Stellung und sein Einfluss als Regierungschef verstärken sich aber zunehmend, insbesondere durch seine Rolle in der Europäischen Union und die Teilnahme der Niederlande in den G-20. Die gesetzgebende Gewalt liegt bei der Krone und dem Parlament, Generalstaaten ge- nannt, bestehend aus einer Ersten und einer Zweiten Kammer.

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Die Zweite Kammer, dem Bundestag vergleichbar, geht aus allgemeinen Wahlen mit einer Legislaturperiode von vier Jahren hervor. Gewählt wird nach dem Verhältniswahlrecht. Eine "Fünf-Prozent-Klausel" gibt es nicht. Allerdings muss eine Partei für ein Mandat eine Min- destzahl an Stimmen erhalten. Die Erste Kammer ist nur bedingt mit dem Bundesrat vergleichbar. Sie wird von den Provinzialstaaten (Landtagen der zwölf Provinzen, die am ehesten mit den deutschen Regie- rungsbezirken vergleichbar sind) gewählt und hat gegenüber der Zweiten Kammer nur ein Zustimmungs- oder Vetorecht (letzte Wahl der Ersten Kammer am 29. Mai 2007). aus: Auswärtiges Amt (Stand: April 2010) http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Laenderinformationen/Niederlande/Innenpolitik.html

Weitere Informationen Einrichtungen Auswärtiges Amt - Niederlande http://www.auswaertiges- amt.de/diplo/de/Laenderinformationen/01-Laender/Niederlande.html BBC Country Profiles - The Netherlands http://news.bbc.co.uk/2/hi/europe/country_profiles/1043423.stm Chiefs of State and Cabinet Members - Netherlands https://www.cia.gov/library/publications/world-leaders-1/world-leaders-n/netherlands.html Elections by country http://en.wikipedia.org/wiki/Elections_by_country Government.nl http://www.government.nl/index.jsp Governments on the WWW - Netherlands http://www.gksoft.com/govt/en/nl.html Parteien und Wahlen in Europa http://www.parties-and-elections.de/ Political Resources on the Net - The Netherlands http://www.politicalresources.net/netherl3.htm World Statesmen - Netherlands http://www.worldstatesmen.org/Netherlands.htm Dokumente Verfassung und Regierungssystem http://www.kooperation- international.de/niederlande/themes/info/detail/data/990/

1.3. Wirtschaftsinformationen Wirtschaftsinformationen mit Basisdaten zum Außenhandel sowie Informationen zur deutschen Außenwirtschaftsförderung finden Sie bei iXPOS - dem Außenwirtschaftsportal.

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Niederlande - Wirtschaftskraft im Ländervergleich - 2009

Bevölkerung in Gesamt-BIP kaufkraft- BIP pro Kopf kaufkraft- Mio. bereinigt in Mio. bereinigt in Mio. internat. $* internat. $*

Niederlande 16,53 673.066 40.715

Großbritannien 61,84 2.256.830 36.496

Schweden 9,30 352.593 37.905

Deutschland 81,88 2.984.440 36.449

*Internationaler $ ist der Wertausdruck der Kaufkraftparität. Es ist die Anzahl von Ein- heiten einer Landeswährung, die man benötigt, um dieselbe Warenmenge in diesem Land einzukaufen, die man für 1 US$ in den Vereinigten Staaten erhalten könnte. Quelle: Weltbank - World Development Indicators database

Niederlande - Wirtschaftliche Entwicklung - 2007-2009

2007 2008 2009

Wachstum 3,6 % 2,0 % -4,0 % (vorläufig)

Inflation 1,6 % 2,2 % 1,0 %

Arbeitslosenrate 3,2 % 2,8 % 3,4 %

Quelle: Germany Trade & Invest - Wirtschaftsdaten kompakt: Indien, Mai 2009

Niederlande - Weitere Eckdaten - 2009

2009

Haushaltssaldo (% des BIP) 1,0 % (2008)

Brutto-Außenverschuldung (Mrd. EUR) 1.712,00 Mrd. EUR

Exporte (Veränderung zum Vorjahr) 309,6 Mrd. EUR (-16,4%)

Importe (Veränderung zum Vorjahr) 275,8 Mrd. EUR (- 17,9 %)

Handelsbilanz + 33,8 Mrd. EUR

Quelle: Germany Trade & Invest - Wirtschaftsdaten kompakt: Niederlande, Mai 2010

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Niederlande - Import-Export weltweit - 2009

Wichtigste Anteil am Wichtigste Anteil am Importgüter Gesamtimport Exportgüter Gesamtexport

Maschinen & Maschinen & 30,1 % 28,5 % Transportmittel Transportmittel

Chemische Produkte 16,5 % Chemische Produkte 19,3 %

Lebende Tiere, Nah- Mineralöl & -produkte 15,6 % 14,9 % rungs- & Genussmittel

Lebende Tiere, Nah- 10,4 % Mineralöl & -produkte 12,2 % rungs- & Genussmittel

Quelle: Germany Trade & Invest - Wirtschaftsdaten kompakt: Niederlande 2010

Niederlande - Handelspartner - 2009

Anteil am Hauptabnehmer- Anteil am Hauptlieferländer Gesamtimport länder Gesamtexport

Deutschland 19,6 % Deutschlande 24,1 %

Belgien 10,0 % Belgien 11,0 %

USA 8,4 % Frankreich 8,9 %

VR China 7,9 % Großbritannien 8,5 %

Großbritannien 6,1 % Italien 5,2 %

Frankreich 4,9 % USA 4,5 %

Spanien 3,4 %

Quelle: Germany Trade & Invest - Wirtschaftsdaten kompakt: Niederlande, Mai 2010

Weitere Informationen Einrichtungen Aktuelle länderspezifische OECD-Informationen http://www.oecd.org/countrieslist/0,3025,en_33873108_33844430_1_1_1_1_1,00.html Deutsche Bank Research - Ländertabellen http://www.dbresearch.de/ Economist – Länderprofile http://www.economist.com/countries/ Wirtschaftsdaten kompakt - Niederlande http://www.gtai.de/PUB201006018012

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Wirtschaftsentwicklung - Niederlande http://www.auswaertiges- amt.de/diplo/de/Laenderinformationen/Niederlande/Wirtschaft.html Wirtschaftsprofil - Niederlande http://www.derreisefuehrer.com/country/187/business/Europa/Niederlande.html Worldbank - Quick Reference Tables http://data.worldbank.org/data-catalog#Tables iXPOS - Niederlande http://www.ixpos.de/cln_043/nn_710822/Navigation/02LaenderBranchen/Laenderdossiers/W esteuropa/niederlande__node.html?__nnn=true

1.4. Handel mit Deutschland

Quelle: Statistisches Bundesamt

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1.5. Reiseinformationen Visa/Zoll - Formelles Einreise-, Visa- und Zollbestimmungen, sowie auch Sicherheitshinweise werden aktuell auf der Website des deutschen Auswärtigen Amts publiziert – unter der Rubrik Länder- und Reiseinformationen. Das Auswärtige Amt ist direkt zu erreichen unter: Telefon: 03018-17-2000 Telefax: 03018-17-51000 oder im E-Mail-Formular unter dem Punkt: Kontakt auf der Website: www.auswaertiges-amt.de Zusätzliche Informationen, z. B. zu den Kosten für die Visa-Erteilung gibt es im Reisefüh- rer Travelshop.de. Dort das Länderlexikon anklicken! Außerdem ist es immer sinnvoll, die Botschaft bzw. ein Konsulat des Reiselandes zu kontak- tieren. Adressen unter: Konsulate. Medizinische Vorsorge Auskunft zu diesem wichtigen Thema erteilen die Seiten des Reisemedizinischen Infoservice Fit-For-Travel und des Centers for Disease Control and Prevention (siehe u. a. Linkliste). Top-Landesinformationen bieten die Reiseführer Travelshop.de und derreiseführer.com - beide mit verschiedenen Info-Highlights und Themengewichtungen (siehe u. a. Linkliste).

Weitere Informationen Einrichtungen Auswärtiges Amt – Niederlande - Einreise http://www.auswaertiges- amt.de/diplo/de/Laenderinformationen/Niederlande/Sicherheitshinweise.html Fit-for-Travel - Reisemedizinische Infos http://www.fit-for-travel.de/index.jsp?aktiv=2 Konsulate http://www.konsulate.de/ Reiseführer - TravelShop.de http://www.travelshop.de/ Reiseführer – derreisefuehrer.com - Niederlande http://www.derreisefuehrer.com/country/187/general_information/Europa/Niederlande.html U.S. Center for Infectious Diseases http://wwwnc.cdc.gov/travel/destinations/list.aspx VVV online - Fremdenverkehrsämter http://www.vvv.nl/pagina/home/default.aspx

1.6. News/Presse Medien Die Medienlandschaft der Niederlande ist gekennzeichnet durch eine vergleichsweise hohe Anzahl von Zeitungen und Zeitschriften guter Qualität und einen hohen Grad von Verkabe- lung (93% aller Haushalte). Jugendkultur und Gratiszeitungen in öffentlichen Verkehrsmitteln

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Gesamtbericht Niederlande bedeuten für die Zeitungsverlage Stagnation der Auflage und Überalterung der Leserschaft. Die dynamische Entwicklung der privaten Fernsehsender hat den Zuschaueranteil der öffent- lich-rechtlichen Sender auf unter 40% sinken lassen. wichtigste Medien: Rundfunk: unter Dach der NOS (Nederlandse Omroep Stichting) öffentl. rechtl. Sender Radio 1, Radio 2, 3 FM, Radio 4, Wereldomroep (Auslandsradio) Kommerzieller Sender: RTL, Veronica Nieuwsradio, zahlreiche weitere Privatsender. Fernsehen: Die Kanäle Nederland 1, 2 und 3 Nederland 24 (digital) sowie BVN unter Dach der NOS werden belegt durch verschiedene Rundfunkvereinigungen verschiedener weltanschaulicher Ausrichtung. Wichtige kommerzielle Kanäle: RTL 4 und 5, Veronica, SBS 6, Net 5, Talpa Zeitungen: De Telegraaf, AD/Haagsche Courant, Volkskrant, NRC Handelsblad, nrc.next, Trouw. Politische Zeitschriften / Magazine: Elsevier, HP/De Tijd, Vrij Nederland Für eine Zusammenstellung nahezu aller Zeitungen der Niederlande gehen Sie auf die Web- seite: www.onlinenewspapers.com Eine Auswahl der wichtigsten Zeitungen des Landes findet sich in der Website: www.refdesk.com/paper.html

Weitere Informationen Einrichtungen De Telegraf http://www.telegraaf.nl/ De Volkskrant http://www.volkskrant.nl/ Die wichtigsten Zeitungen ("refdesk") http://www.refdesk.com/paper.html Elsevier http://www.elsevier.nl/web/Nieuws/Nederland/03706/Grof-geschut-in-de- donkere-hoekjes-van-internet.htm NRC Handelsblad http://www.nrc.nl/ Online Newspapers http://www.onlinenewspapers.com/ Trouw http://www.trouw.nl/

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1.7. Geschichte/Kultur Eine tabellarische Zusammenstellung der Geschichte bis 1999 finden Sie unter 6. Annex (Geschichte/Kultur bis 1999)

Jahr Ereignis

* Niederlande – Jüngeste Ereignisse

2010 01.08.2010 – Nach vier Jahren beenden die Niederlande offiziell ihren ISAF- Einsatz. Bis zum Jahressende sollen alle 1.995 niederländischen Soldaten aus der südafghanischen Provinz Urusgan abgezogen sein. 09.06.2010 – Bei den Parlamentswahlen erringt die liberalkonservative VVD von Mark Rutte 31 von insgesamt 150 Sitzen. Die Sozialdemokraten kommen auf 30 Sitze. Drittstärkste Kraft wird mit 24 Sitzen die rechtspopulistische PVV. Die Christdemokraten von Ministerpräsident Jan Peter Balkenende er- reichen nur 21 Sitze. 30.04.2010 – 30. Thronjubiläum von Königin Beatrix. 20.02.2010 – Im Streit über die Frage eines fortgesetzten militärischen Enga- gements in Afghanistan kommt es zum Bruch der Regierungskoalition aus CDA, PvdA und CU. Vorgezogene Neuwahlen sollen im Juni stattfinden.

2009 15.11.2009 – Ab 2012 will die niederländische Regierung eine Kilometerab- gabe für die Nutzung des gesamten Straßennetzes einführen. Im Gegenzug sollen die Kraftfahrzeugsteuer und die Kaufsteuer auf Neuwagen abgeschafft werden. 22.07.2009 – Nach Angaben der Welthandelsorganisation WTO rücken die Niederlande beim internationalen Vergleich der führenden Exportnationen der Welt aktuell auf Platz fünf vor und überholen damit Frankreich und Italien. 08.06.2009 – Bei den Parlamentswahlen in den Niederlanden siegen mit 20% der Stimmen die Christdemokraten von Regierungschef Jan Peter Balkenen- de. Die rechtspopulistische Freiheitspartei (PVV) kommt auf 17% und die Sozialdemokraten auf 12%. 01.04.2009 – In Den Haag beraten Vertreter aus insgesamt 72 Ländern und 10 internationalen Organisationen über die zukünftige Afghanistan-Politik. Zentrale Themen sind der zivile Wiederaufbau und Entwicklungshilfe.

2008 13.10.2008 – Ministerpräsident Jan Peter Balkenende kündigt an, dass der Staat mit 200 Milliarden Euro für die Kredite der Banken untereinander bür- gen wird. Vergangene Woche hatte Wirtschaftsminister Wouter Bos bereits verlauten lassen, dass die Regierung Notkredite im Umfang von 20 Milliarden Euro bereitstellen wird. 03.09.2008 – Eine von der Regierung beauftragte Expertengruppe erklärt, dass sich das Land bis zum Jahr 2100 auf einen Anstieg des Meeresspiegels zwischen 65 und 130 cm und damit auch auf Milliardeninvestitionen für Ge- genmaßnahmen einstellen muss. 08.07.2008 – Die Niederlande ratifizieren den EU-Reformvertrag.

2007 30.11.2007 – Der Truppeneinsatz in Afghanistan wird bis Herbst 2010 ver- längert. Allerdings soll die Zahl der dort stationierten Soldaten von derzeit

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1600 auf etwa 1300 reduziert werden. 10.10.2007 – Die niederländische Traditionsbank ABN Amro wird von einem Konsortium aus der Royal Bank of Scotland, dem belgisch-niederländischen Bank- und Versicherungskonzern Fortis und der spanischen Bank Santander für mehr als 70 Milliarden Euro übernommen. 16.06.2007 – Königin Beatrix eröffnet die Betuweroute. Die 160 km lange, ausschließlich Güterzügen vorbehaltene Strecke führt vom Hafen Rotterdam bis nach Zevenaar an der deutschen Grenze. Sie wird in Zukunft 75% des niederländischen Güterverkehrs bewältigen. 12.06.2007 – Das UN-Tribunal in Den Haag verurteilt Milan Martic, den letz- ten Präsidenten der kroatischen Serben, wegen schwerer Kriegsverbrechen zu einer Haftstrafe von 35 Jahren. 01.05.2007 – Öffnung des niederländischen Arbeitsmarktes für Arbeitnehmer aus mittel- und osteuropäischen EU-Staaten. 07.02.2007 – Bildung einer neuen Mitte-Links-Regierung aus Christdemokra- ten, Sozialdemokraten und der protestantischen Christen-Union. Jan Peter Balkenende (CDA) bleibt weiterhin Ministerpräsident.

2006 22.11.2006 – Vorgezogene Parlamentswahlen nach dem Zusammenbruch der Mitte-Rechts-Koalition vor fünf Monaten: Die Christdemokraten (CDA) von Ministerpräsident Jan Peter Balkenende erringen 41 der insgesamt 150 Sitze, die sozialdemokratische PvdA bleibt mit 32 Sitzen zweitstärkste Kraft, die Sozialisten (PS) kommen auf 26 und die rechtsliberale VV auf 22 Manda- te. 03.11.2006 – Neuordnung der Beziehungen mit den fünf verbleibenden Anti- llen-Inseln: Bonaire, Sint Eustatius und Saba werden nächstes Jahr in den niederländischen Staat eingegliedert. Curaçao und Sint Maarten werden weitgehend unabhängig - Den Haag behält lediglich die Finanzaufsicht. 22.09.2006 – Die Niederlande werden sich mit einer Fregatte an der UN- Mission Unifil vor der Küste des Libanon beteiligen. 03.07.2006 – Angehörige der Opfer des Massakers von Srebrenica wollen die Niederlande auf Schadensersatz verklagen. Die Vereinten Nationen und die Regierung in Den Haag Nach sind ihrer Meinung nach mitverantwortlich für den Mord an etwa 8.000 Personen durch bosnisch-serbische Soldaten am 11. Juli 1995. Den niederländischen Blauhelmsoldaten, die die Stadt schüt- zen sollten, wird vorgeworfen, das Vorgehen der Serben geduldet und ihnen sogar bei der Trennung der Männer von Frauen und Kindern geholfen zu haben. 11.03.2006 – Slobodan Milosevic (64) früherer jugoslawischer Präsident und Hauptangeklagter im Den Haager Kriegsverbrecherprozess wird tot in seiner Gefängniszelle in Den Haag aufgefunden. 03.02.2006 – Die Niederlande beteiligen sich mit etwa 1.200 Soldaten an einem neuen Nato-Einsatz in Afghanistan.

2005 04.11.2005 – Der Korridor für Polizeieinsätze wird an der niederlän- disch/deutschen Grenze von 15 auf 150 km erweitert. Polizisten können in Zukunft Straftäter jeweils bis tief ins Nachbarland verfolgen. Auch der Einsatz von Schusswaffen ist dabei erlaubt. 26.07.2005 – Zu lebenslanger Haft wird Mohammed Bouyeri wegen Mordes

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an dem Filmemacher Theo van Gogh in terroristischer Absicht verurteilt. 01.06.2005 – Beim Referendum zum EU-Verfassungsvertrag stimmen 61,6% der Niederländer gegen die EU-Verfassung. Die Wahlbeteiligung liegt bei 60,68%. 25.03.2005 – Der Rücktritt des Ministers für Verwaltungsreform und königl. Angelegenheiten der linksliberalen Partei (D66) zieht eine Regierungskrise nach sich. Nach Zugeständnissen der Christdemokraten (CDA) und Rechtsli- beralen (VVD) – u. a. durch die Aufstockung des Bildungsetats – kann die Regierungs-Koalition aus D66, CDA und VVD fortgesetzt werden. 23.02.2005 – Die niederländische Regierung erklärt ihre Absicht, erstmals drei radikal-islamistische Imame des Landes zu verweisen.

2004 29.11.2004 – Beschluss zur Umwandlung des bisherigen Krankenversiche- rungssystems in eine privatwirtschaftlich arbeitende Bürgerversicherung ab 2006: Deckung der medizinischen Grundversorgung durch eine Basispolice bestehend aus einer Prämie (Kopfpauschale) und einem einkommensabhän- gigen Anteil; Kinder unter 18 Jahren sind mitversichert; Einbeziehung der Selbständigen und der Beamten. 05.11.2004 – Einigung der niederländischen Sozialpartner mit der christlich- liberalen Regierung auf einen Kompromiss in der Sozialstaatsreform (u. a. Erhöhung der Einkommenssteuer und der Pflichtbeiträge zur Sozialversiche- rung, damit Einsparungen von 4,5 Mrd. €). 02.11.2004 – Der Filmregisseur Theo van Gogh wird auf offener Straße er- mordet. Seinem Tod folgt eine Welle der Gewalt gegen verschiedene Einrich- tungen kultureller/konfessioneller Art. Zugleich bewirkt der zweite spektakulä- re Mord eine breite gesellschaftliche Debatte über das niederländische Modell der multikulturellen Gesellschaft. 24.04.2004 – Prinz Johan Friso, der zweite Sohn von Königin Beatrix, heira- tet Mabel Wisse Smit, der Kontakte zu Angehörigen krimineller Kreise nach- gewiesen wurden. Prinz Friso hatte zuvor auf verzichtet auf einen Platz in der Thronfolge verzichtet. 23.06.2004 – Verlängerung des Mandats für die Versendung niederländi- scher Soldaten in den Irak um weitere acht Monate, trotz wachsender Miss- billigung der Bevölkerung. 10.06.2004 – Bei den Europawahlen können sich die Christlichen Demokraten von Ministerpräsident Balkenende behaupten, während alle anderen Regierungsparteien Verluste hinnehmen müssen. Eine großen Erfolg mit 7,3% kann die Ein-Personen-Partei 'Europa Transparent' von Paul van Buitenen verbuchen.

2004 20.03.2004 – Ableben von Ex-Königin Juliana im Alter von 94 Jahren. 17.02.2004 – Radikale Abkehr von der liberalen Asylpolitik vergangener Jah- re. Ab Sommer 2004 sollen 26.000 Asylbewerber abgeschoben werden, die vor dem 1.4.2001 in die Niederlande eingereist waren und deren Aufenthalts- antrag von den Gerichten negativ beschieden wurden. Außerdem werden die Anerkennungsverfahren drastisch gekürzt.

2003 07.12.2003 Geburt von Prinzessin Catharina-Amalia Beatrix Carmen Victoria von Oranje-Nassau. Die Erbprinzessin nimmt nach ihrem Vater, Kronprinz Willem-Alexander, den zweiten Rang in der Thronfolge ein.

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15.10.2003 – Zweiter Polder Konsens. Aufgrund der schweren Wirtschafts- krise des Landes kann Ministerpräsident Jan Peter Balkenende (CDA) mit den Sozialpartnern einer Übereinkunft zur Stabilisierung der Staatsfinanzen und der zur Wiederbelebung der Wirtschaft erzielen. Diesem Konsens waren heftige Proteste, Streiks und wochenlange Verhandlungen vorausgegangen. Die Gewerkschaften erklären einen Verzicht auf Lohnerhöhungen für zwei Jahre (2004 und 2005). Demgegenüber bleiben die Regelungen zur Arbeits- losigkeit, Arbeitsunfähigkeit und zur Frühverrentung erhalten. Juli 2003 – Entsendung von bis zu 1.300 Soldaten in den Irak für Sicherungs- und Wiederaufbauarbeiten. 10.02.2003 – Deutschland und die Niederlande übernehmen für sechs Mona- te die Führung der Sicherheitsunterstützungsgruppe ISAF in Afghanistan 22.01.2003 – Neuwahlen, bei denen die christdemokratische Partei (CDA) von Premierminister Balkenende als stärkste Partei hervorgeht. Die sozial- demokratische Partij van de Arbeid (PvdA), kann viel von ihren Verlusten der vormaligen Wahl einholen. Die Liste Pim Fortuyn hat schwere Einbrüche. Ministerpräsident Balkenende braucht vier Monate, um ein neue Koalitions- regierung zu bilden, aus der CDA, dem rechtsliberalen VVD und der linkslibe- ralen D66.

2002 16.10.2002 – Nach nur 87 Tagen im Amt muss der christdemokratische Mi- nisterpräsident Jan Peter Balkenende den Rücktritt seines Kabinetts bekannt geben. Grund sind die parteiinternen Machtkämpfe beim rechtsgerichteten Koalitionspartner LPF (Liste Pim Fortuyn) Neuwahlen werden für den 22. Januar 2003 angesetzt. Bis dahin führt Balkenende die Regierungsgeschäfte weiter. 06.10.2002 – Ableben von Z. K. H. Prinz Claus der Niederlande 15.05.2002 – Parlamentswahlen, aus denen die Christdemokraten (CDA) unter Jan Peter Balkenende als stärkste und die Liste Pim Fortuyn als zweit- stärkste Fraktion hervorgehen (Wahlthemen u. a.: Kriminalität und Auslän- derpolitik). - Die neue Koalition aus Christdemokraten, Rechtsliberalen und Fortyun-Liste kündigt als Prioritäten ein schärferes Ausländer- und Einwan- derrecht und die Reform des Krankenversicherungssystems an. 06.05.2002 – Ermordung des rechtspopulistischen Politikers Pim Fortuyn, der sich große Wahlchancen ausgerechnet hat, nur einige Tage vor den Parla- mentswahlen durch einen offenbar verwirrten Attentäter. Dieser Mord er- schüttert das traditionell liberale und weltoffene Land.

2002 02.04.2002 – Knapp zwei Jahre nach der Feuerwerkskatastrophe im En- schede verhängt ein Gericht Almelo überraschend milde Haftstrafen. Die bei- den angeklagten Direktoren erhalten je sechs Monate Gefängnis, davon drei Monate auf Bewährung. 02.02.2002 – Der 34jährige Kronprinz Willem-Alexander heiratet die vier Jah- re jüngere Argentinierin Máxima Zorreguieta. In den Niederlanden hatte es vor der Hochzeit politische Auseinandersetzungen gegeben, da der Vater der Braut in der Zeit der argentinischen Militärdiktatur ein Ministeramt bekleidet hatte.

2001 09.10.2001 – Das niederländische Parlament beschließt ein Gesetz, das die Forschung an überzähligen Embryonen erlaubt, wenn die Eltern ihre Zustim-

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mung erteilen. 10.04.2001 – Legalisierung der Sterbehilfe (die in den vergangenen Jahren schon geduldet war). Voraussetzung ist, dass die Patienten, der „unerträglich leiden und keine Aussicht auf Heilung hat“, selbst den Wunsch Sterbehilfe äußert und ein zweiter Arzt zu Rate gezogen wird. Die Regelungen treten ab April 2002 in Kraft. 01.04.2001 – Das Gesetz über zur Eheschließung homosexueller Paare bei- derlei Geschlecht tritt in Kraft (die amtliche Registrierung war schon länger möglich), womit eine völlige rechtliche Gleichstellung mit heterosexuellen Paaren erfolgt. Das gilt auch für das Recht auf Adoption von niederländi- schen Kindern.

2000 30.09.2000 – In den Niederlanden wird das Bordellverbot aufgehoben. Prosti- tuierte gilt künftig als Beruf und darf im Personalausweis stehen. 13.05.2000 – Durch die Explosion in einer Feuerwerksfabrik in Enschede sterben 22 Menschen, Hunderte werden zum Teil schwer verletzt. Ein ganzes Wohnviertel wird dem Erdboden gleich gemacht. Die Schäden werden auf mehr als 250 Mio. € geschätzt.

Weitere Informationen Einrichtungen BBC Country Profiles - The Netherlands http://news.bbc.co.uk/2/hi/europe/country_profiles/1043423.stm Die niederländische Geschichte http://www.inghist.nl/overview/history/de/home.html Wikipedia Enzyklopädie - Niederlande - Geschichte http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Niederlande Wissen.de http://www.wissen.de/

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2. Forschungs-/ Bildungslandschaft

2.1. Forschungslandschaft

2.1.1. Überblick Die Niederlande gehören laut Global Competitiveness Report 2009-2010 zu den zehn wett- bewerbsfähigsten und innovativsten Nationen weltweit. Sie verfügen über ein sehr gutes Bil- dungssystem (Platz 10) und exzellente Forschungsinstitute (Platz 7). Im Jahr 2007 investier- ten die Niederlande 9,7 Mrd. EUR in Forschung und Entwicklung. Im Hinblick auf die Investitionen in Forschung und Entwicklung (FuE) belegen die Niederlande innerhalb der EU einen mittleren Platz: Der FuE-Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) lag 2008 bei 1,75% und damit etwas unterhalb des EU-Durchschnitts von 1,85%. Davon betrug der Anteil der Unter- nehmen weniger als 60% und war damit insgesamt im internationalen Vergleich gering (1,03% des BIP). Ein Grund dafür liegt in der stark auf Dienstleistungen ausgerichteten niederländischen Wirt- schaft, ein weiterer in der Konzentration von FuE in großen Unternehmen, wie beispielswei- se Philips, das eine weltweit herausragende Position bei Patenten aufweist. Um mehr Kleine und Mittlere Unternehmen (KMU) am Innovationsprozess zu beteiligen, rief die niederländische Regierung 2006 das Instrument der "Innovationsgutscheine" ins Leben. Damit können KMU kleine Forschungsaufträge vergeben und die daraus resultierenden In- novationsgutscheine einlösen (vergl. Kapitel Innovationsstrategien). Die Parlamentswahlen im Juni 2010 führten zu veränderten Machtverhältnissen. Wie sich diese auf den Bereich des Forschung und Wissenschaft konkret auswirken wird, ist zurzeit ungewiss. Das niederländische Wissenschaftssystem ist hochgradig vernetzt. Aufgrund der relativ schmalen wissenschaftlichen Basis (in erster Linie bedingt durch die geringe Bevölkerungs- zahl) ist diese Vernetzung eine wichtige Bedingung für den Erfolg niederländischer For- schung. Das niederländische Forschungs- und Wissenschaftssystem unterscheidet je nach Generali- sierungsgrad zwischen sechs (Quelle: The science system in the Netherlands) bzw. vier (Quelle: ERAWATCH National Profile Netherlands) verschiedenen Ebenen: • Politische Ebene • Beratungsgremien • Forschungsförderorganisationen • Mittlerorganisationen • Forschungsorganisationen • Weitere (meist fördernde) Institutionen. Einige Einrichtungen, z.B. die „Netherlands Organisation for Scientific Research“ (NWO) die „Royal Academy of Arts and Sciences“ (KNAW) sind auf verschiedenen Ebenen des Wis- senschaftssystems aktiv: NWO ist sowohl eine Mittlerorganisation als auch eine For- schungsorganisation mit eigenen Instituten, KNAW ist über diese Funktionen hinaus noch ein bedeutendes Beratungsgremium für die Forschungs- und Wissenschaftspolitik.

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Politische Ebene Diese Ebene des niederländischen Wirtschaftssystems setzt sich aus der Regierung, den zuständigen Ministerien (vgl. Kapitel „Für Bildung und Forschung zuständige Ministerien“) und dem Parlament zusammen. Auf dieser Ebene werden zwei Koordinationsmechanismen wirksam. Der Rat für Wirtschaft, Wissen und Innovation (REKI) bereitet auf dem Feld der Wissenschaftspolitik Entschlüsse für das gesamte Kabinett vor. Entscheidungsprozesse auf ministerieller Ebene ebnet das Komitee für Wirtschaft, Wissen und Innovation (CEKI). Auf interministerieller Ebene ist das "Knowledge & Information Department“ aktiv. Beratungsgremien Die niederländische Forschungslandschaft verfügt über eine Mehrzahl an Beratungsgremien (vgl. Kapitel „Beratungsgremien für Forschungs- und Bildungspolitik“). Typisch für die Nieder- lande ist – laut der Studie „Diskursive Politikberatung und strategisches Monitoring“ der Hans-Boeckler-Stiftung aus dem Jahr 2007 –, dass zwischen Systemen wie Wissenschaft und Politik ein regelmäßiger Austausch herrscht und kein reines Auftragsverhältnis. Außer- dem festigen die staatsnah organisierten Gremien die niederländische Konsensdemokratie. Der Advisory Council for Science and Technology (AWT) fungiert als unabhängiges Be- ratungsgremium für Regierung und Parlament zu Politiken mit Bezug zu Forschung, techno- logischer Entwicklung und Innovation. Die maximal zwölf Mitglieder des Rates werden zu gleichen Teilen vom Wissenschafts- und Wirtschaftsministerium ernannt. AWT wird sowohl auf Anfrage als auch initiativ tätig. Der seit 1990 agierende Rat wurde Anfang 2010 mit dem Allgemeinen Energierat (AER) zusammengelegt. AWT stellt jährlich ein Arbeitsprogramm zusammen, in dem auf die wichtigsten beratungsrelevanten Themenfelder eingegangen wird. Das Arbeitsprogramm 2010 umfasst folgende Punkte: • Europäische und niederländische Innovationspolitik • Innovationen und der Kapitalmarkt • Rahmenbedingungen für Energiesicherheit und Energieeffizienz • Erschwinglichkeit von Energie und die Umlage von Kosten • Steuerung universitärer Forschung • Effiziente Netze („smart grids“). Neben „Advisory Reports“ für die Regierung legt AWT auch in unregelmäßigen Abständen Hintergrundberichte vor, zuletzt 2006 „More Innovation“, ein Beitrag zur Unterstützung von Kleinen und Mittleren Unternehmen. Die „Royal Academy of Arts and Sciences“ (KNAW) ist neben ihren Rollen als For- schungs- und Förderorganisation auch als Beratungsgremium von großer Bedeutung. Zu diesem Zweck verfügt die Akademie über (seit dem 01.01.2008) fünf thematisch ausgerichte- te und aus Wissenschaftlern bestehende Beiräte („Advisory Councils“): • Geisteswissenschaften • Medizin und Gesundheit • Sozialwissenschaften

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• Technikwissenschaften, Mathematik und Informatik, Physik, Astronomie und Chemie • Geo- und Lebenswissenschaften. Im Mai 2010 hat die Akademie ihre Strategie für die Jahre 2010 bis 2015 unter dem Titel „For Science and Scholarship: The Academy in the Knowledge Society“ präsentiert. Ein Schwer- punkt liegt dabei auch in der Funktion der Akademie als Beratungsgremium – Diese Rolle möchte die Akademie in den kommenden fünf Jahren ausbauen. Sie konzentriert sich dabei auf die folgenden Themenfelder: • Wissenschafts- und Innovationspolitik • Bildung • Nutzung und Verbreitung von Wissen • Wissenschaftliche Integrität und Qualität • „Foresight“-Studien. In diesem Zeitraum möchte die Akademie darüber hinaus den Entwurf einer langfristigen niederländischen Forschungsagenda präsentieren. Mit der 2003 gegründeten "Innovationsplattform" (17 Experten aus Politik, Wirtschaft, Wis- senschaft und Bildung unter Vorsitz des Premierministers) soll die Zusammenarbeit der ver- schiedenen privaten und öffentlichen Akteure ebenfalls stimuliert werden. In der zweiten Vierjahresperiode (2007-2011) konzentriert sich die Arbeit der Plattform auf Forschung, Ent- wicklung und Innovation in den Feldern Gesundheit, Bildung, Energie und Wassermanage- ment. Im April 2010 veröffentlichte die Plattform den Plan "The Netherlands 2020: Back in the Top 5. The Economic Agenda: Innovative, International and Involving". Mit Wirkung vom 22. Juli 2010 stellte die Plattform vorerst ihre Arbeit ein. Innerhalb der einzelnen Ministerien sollen so genannte „Knowledge Chambers“ dazu dienen, den Forschungsbedarf aus den jeweiligen Zuständigkeitsbereichen zu identifizieren und in die Diskussion mit den Forschungseinrichtungen einzubringen. Forschungsförderung Für das Jahr 2010 sieht der niederländische Haushalt ca. 4,2 Mrd. EUR für den Forschungs- bereich vor (vgl. 3,3 Mrd. EUR in 2006). Die öffentliche Forschungsförderung erfolgt in den Niederlanden auf verschiedenen Wegen: • Institutionelle Förderung • Forschungsförderung über Förder- bzw. Mittlerorganisationen (v.a. Netherlands Or- ganisation for Scientific Research (NWO), Royal Netherlands Academy of Arts and Sciences (KNAW) bzw. der NL Agency) • Förderung über den Ministerien direkt angeschlossene Institute • Direkte Förderung politikorientierter Forschung. Mittlerorganisationen Eine wichtige Rolle bei der Verteilung der (wettbewerblichen) Mittel spielen die niederländi- schen Förder- bzw. Mittlerorganisationen (vgl. auch Kapitel Förderorganisationen).

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Die wichtigsten Organisationen dieser Art sind die „Netherlands Organisation for Scientific Research“ (NWO) (Niederländischer Forschungsrat), die „Royal Netherlands Academy of Arts and Sciences“ (KNAW) und die „NL Agency“. NWO fungiert unter anderem als Projektträger für das Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft. Hauptaufgabe von NWO ist es, Qualität und Innovation in Wissenschaft und Forschung zu unterstützen. Die Organisation ist die größte niederländische Forschungsför- derungsorganisation, sie verfügt dazu über ein jährliches Budget von ca. 500 Mio. EUR (523 Mio. EUR in 2006). Die Vergabe von Fördermitteln erfolgt in erster Linie wettbewerblich auf der Basis von Förderprogrammen. Empfänger der Fördermittel sind Universitäten (ca. 56% der Fördersumme), NWO-Institute (NWO verfügt über neun eigene Forschungsinstitute) mit ca. 24% der Fördersumme und weitere Forschungsinstitute (ca. 13% der Gesamtförder- summe). Schwerpunkt der Förderung durch die NWO ist die Grundlagenforschung. Über die Technological Foundation STW erfolgt darüber hinaus anwendungsorientierte For- schungsförderung. Auf Veranlassung durch die Regierung bildet die NWO so genannte „Temporary Task Forces“, die sich mit aktuellen Themenfeldern beschäftigen (2002: Genomforschung, 2002: Chemische Technologien für Nachhaltigkeit, 2005: Informations- und Kommunikationstech- nologien). Die Task Forces entwickeln, koordinieren und setzen Programme in den spezifi- schen Themenfeldern um. Ein Schwerpunkt der NWO-Aktivitäten liegt im internationalen Bereich. So gibt es mit Blick auf Deutschland Kooperationen mit der Alexander von Humboldt Stiftung und der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Die NWO legt alle vier Jahre ihre Strategie vor. Im Zeitraum 2007 bis 2010 (veröffentlicht Mitte 2006) konzentrierte sich die NWO auf drei Schwerpunkte: • Chancen für Forscherinnen und Forscher • Konsolidierung der eigenen Stärken • Wissenschaft im Dienste der Gesellschaft. KNAW ist die Dachorganisation für 19 Institute. Die Akademie verfügt über ein Budget von ca. 130 Mio. EUR jährlich. Ein Großteil davon (ca. 110 Mio. EUR) fließt in die Unterstützung der Akademieinstitute. Die NL Agency entstand Anfang 2010 aus dem Zusammenschluss der Agency for Internati- onal Business and Cooperation EVD, dem Netherlands Patent Office und SenterNovem. Primär arbeitet die NL Agency für das niederländische Wirtschaftsministerium mit dem Auf- trag Programme in der Innovationsförderung umzusetzen. NL Agency bezeichnet sich selbst als Kontaktstelle für Information, Beratung, Finanzierung, Netzwerkaufbau und rechtliche Fragen. Die Projekte von NL Agency konzentrieren sich zurzeit auf folgende Themen: • Innovationsförderung • Klimawandel • Nachhaltige Energie • Umweltschutz.

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Forschungsorganisationen In den Niederlanden wird hier (vgl. Kapitel Forschungsorganisationen) nach drei Sektoren unterschieden: • Universitäten • Forschungsinstitute • Unternehmen Grundlagenforschung erfolgt in erster Linie an den Universitäten und den Forschungsinstitu- ten von KNAW und NWO. Angewandte Forschung konzentriert sich in den Forschungsinsti- tuten, während der Bereich Entwicklung vor allem von den Unternehmen wahr genommen wird. Die 14 öffentlichen Universitäten sind neben ihren Forschungsaktivitäten zuständig für die Lehre und die Wissensverbreitung in die Gesellschaft. Die an den Universitäten ausgeübte Forschung vollzieht sich zunehmend in verschiedenen institutionellen Strukturen. Dazu zäh- len z.B. Graduiertenschulen. Die Forschungsinstitute lassen sich nach Angaben des Bildungsministeriums in nachstehen- de Gruppen einteilen: • Universitätsähnliche Institute von NWO und KNAW mit einem Schwerpunkt in der Grundlagenforschung • Netherlands Organisation for Applied Scientific Research (TNO): TNO ist die größte niederländische Forschungsorganisation mit Forschungszentren im gesamten Land. Der Schwerpunkt der Aktivitäten der TNO liegt auf sozial und wirtschaftlich relevanten Themen sowie auf aktuellen Innovationen und konkreten Anwendungen. Die TNO un- terstützt insbesondere KMU und „business starters“. Sie ähnelt im Aufbau der deut- schen FhG • Technologiezentren, sog. „Groot Technologisch Instituut“ (GTI), führen angewandte Forschung durch. Sie haben zwei Hauptfunktionen: Erstens dienen sie der Regierung und Unternehmen als Zentren für technologische Information. Außerdem entwickeln sie für die Regierung und für Unternehmen Technologien • Weitere Institutionen (u.a. als Teile von Ministerien) Forschungsniveau Auf Grundlage bibliometrischer Daten lässt sich belegen, dass die Niederlande mit zu den produktivsten Ländern bei wissenschaftlichen Publikationen zählen. Niederländische Wis- senschaftler stehen für ca. 30.000 (begutachtete) Publikationen (2008) (zum Vergleich Deutschland: ca. 90.000) (Qu.: Science and Technology Indicators 2010). Mit 72 wissen- schaftlichen Publikationen pro 100 Forscher zählen die Niederlande in dieser Hinsicht zu den produktivsten Ländern (mit der Schweiz) weltweit. Die hohe Qualität dieser Veröffentlichun- gen zeigt sich auch am „citation index“. Hier liegen die Niederlande mit einem Wert von 1,33 auf Platz 4 (die Liste wird von der Schweiz mit 1,46 angeführt, Deutschland liegt auf Position 13 mit 1,17). Mit 86% haben Universitäten den größten Anteil an wissenschaftlichen Publikationen, die öffentlichen Forschungsinstitute folgen mit 12%. Das hohe Niveau niederländischer Forschung spiegelt sich auch in der hohen Anzahl der Patente – hier liegen die Niederlande weltweit mit an der Spitze, wobei ein Großteil über den

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Gesamtbericht Niederlande privaten Sektor (z.B. Philips) erfolgt. Ein Schwäche der niederländischen Forschungsland- schaft ist der (vgl. Kapitel FuE-Indikatoren) relativ geringe Anteil von Wissenschaftlern an der werktätigen Bevölkerung. Hier versucht die Regierung mit verschiedenen Programmen entgegenzusteuern. Daten und Fakten zur Forschungslandschaft in den Niederlanden Einen ausführlichen Überblick über das niederländische Wissenschaftssystem liefert die im August 2008 publizierte Broschüre „The science system in the Netherlands“ des niederländi- schen Ministeriums für Bildung, Kultur und Wissenschaft. Die Schlüsselzahlen zu Bildung und Forschung für den Zeitraum 2004-2008 sind in den „Key Figures“ des Ministeriums zu- sammengestellt. Eine aktuelle Zusammenfassung liefern die Science and Technology Indicators 2010 vom März 2010. Die Daten, auf die die Broschüre Bezug nimmt, stammen überwiegend aus dem Jahr 2007. Sie werden vom Netherlands Observatory of Science and Technology NOWT ausgewertet und alle zwei Jahre publiziert. Die Niederlande sind Mitglied der OECD. Daten zu Forschung, Entwicklung und Innovation werden von der OECD daher regelmäßig im Rahmen vergleichender Statistiken veröffent- licht. Die aktuellsten Daten bieten die von der OECD zwei Mal jährlich publizierten Main Science and Technology Indicators, die jedoch nur in Auszügen unbeschränkt zugänglich sind. Unbeschränkten Zugang zu Länderstatistiken gibt es über das Web Book STI Scoreboard 2009 und die 2010 veröffentlichte Online Version von „Measuring Innovation“. Ein Länderkurzprofil zu Wissenschaft und Innovation in den Niederlanden erstellte die OECD erstmals 2008.

Weitere Informationen Einrichtungen Advisory Council for Science and Technology Policy (AWT) http://www.awt.nl/ ERAWATCH: Forschungslandschaft Niederlande http://cordis.europa.eu/erawatch/index.cfm?fuseaction=ri.content&topicID=5&parentID=4&co untryCode=NL European Innovation Scoreboard: Netherlands http://www.proinno-europe.eu/page/netherlands-1 Innovationsplattform http://www.innovatieplatform.nl/en/ Königlich Niederländische Akademie der Wissenschaften (KNAW) http://www.knaw.nl/ NL Agency http://www.senternovem.nl/English/ Netherlands Observatory of Science and Technology NOWT http://www.tno.nl/index.cfm?Taal=2 Netherlands Organisation for Applied Scientific Research (TNO) http://www.tno.nl/index.cfm?Taal=2 Netherlands Organisation for Scientific Research (NWO) http://www.nwo.nl/nwohome.nsf/pages/SPPD_5R2QE7_Eng Niederländisches Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft (OCW) http://english.minocw.nl/#ref-minocw STW Technology Foundation http://www.stw.nl/English/

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TNO http://www.tno.nl/ Dokumente AWT_ Arbeitsprogramm 2010 http://www.awt.nl/uploads/files/Vertalingen/wp2009-2010.pdf For Sience and Scholarship http://www.knaw.nl/publicaties/pdf/20101048.pdf Key Figures 2004-2008 http://english.minocw.nl/documenten/key%20figures%202004- 2008.pdf NWO Strategy 2007-2010 http://www.kooperation- international.de/niederlande/themes/info/detail/data/49629/ OECD-Länderkurzprofil Wissenschaft-Innovation: Niederlande http://www.oecd.org/dataoecd/18/2/41559287.pdf Science and Technology Indicators 2010 http://english.minocw.nl/documenten/NOWT%20EN%20190310%20LR%20klein-def.pdf The Netherlands 2020_Back in the Top http://www.kooperation- international.de/niederlande/themes/info/detail/data/49652/ The sience system in the Netherlands http://www.kooperation- international.de/niederlande/themes/info/detail/data/49626/

2.1.2. FuE-Indikatoren

Niederlande Stand OECD-Gesamt Stand

Nationale FuE-Ausgaben 11.828,0 Mio. 2008 935.674,4 Mio. 2008 USD USD

FuE-Anteil am Bruttoinlands- 1,75 % 2008 2,33 % 2008 produkt (BIP)

FuE-Ausgabenwachstum 0,3 % 2008 5,09 % 2008 i. Vgl. zum Vorjahr

Anteil öffentlicher FuE-Ausgaben 0,67 % 2007 0,64 % 2008 am Bruttoinlandsprodukt

Öffentlicher Anteil an den FuE- 36,8 % 2007 27,6 % 2008 Ausgaben

Anteil der Wirtschaft an den FuE- 48,8 % 2007 64,6 % 2008 Ausgaben

Ausländischer Anteil an den FuE- 10,6 % 2007 Ausgaben

FuE-Ausgaben ausländischer 27,1 % 2003 Tochterunternehmen in % der gesamten privaten FuE- Aufwendungen

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FuE-Ausgaben für Universitäten 4.422,9 Mio. 2008 156.926,3 Mio. 2008 USD USD

FuE-Personal (Vollzeitäquivalente) 93.382 2008

Anzahl Forscher 50.602 2008 4.128.008 2 007 (Vollzeitäquivalente)

Anzahl Forscher je 1000 Arbeit- 5,8 2008 7,6 2007 nehmer

Anzahl Forscher in privaten Un- 25.111 2008 2.600.359 2007 ternehmen

Anzahl Forscher in privaten Un- 49,6 % 2008 63,0 % 2007 ternehmen in % der Gesamtzahl

"Triadische" Patentfamilien 1.080 2008 47.861 2008

Anteil der gesamten Triade Pa- 2,17 % 2008 96,21 % 2008 tentfamilien Quelle: OECD Main Science and Technolog y Indicators, 2 010/1 Daten zur Bildung in den Niederlanden werden von der OECD regelmäßig im Rahmen ver- gleichender Statistiken veröffentlicht. Die aktuellen Daten sind über den jährlich veröffentlich- ten Volltext Education at a Glance bzw. die Webseite Education at a Glance allgemein zu- gänglich.

Weitere Informationen Einrichtungen OECD Main Science and Technology Indicators (MSTI) http://www.oecd.org/document/26/0,3343,en_2649_34451_1901082_1_1_1_1,00.html

2.1.3. Forschungsorganisationen Royal Academy of Arts and Sciences (KNAW) Die KNAW ist das Forum für die wissenschaftliche Gemeinschaft der Niederlande und wird zu mehr als 2/3 vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur (OCW) finanziert. Eine weitere wichtige Finanzierungsquelle stellt die Auftragsforschung dar. Die KNAW verfügt über etwa 1.300 Mitarbeiter (Akademie und Institute). Insgesamt 19 Forschungsinstitute aus den Bereichen Lebens-, Geistes- und Sozialwissen- schaften sind der KNAW angeschlossen. Etwa die Hälfte des Forschungsbudgets fließt da- bei in die Lebenswissenschaften. Das vom Budget her größte Institut ist das Netherlands Institute for Neuroscience (NIN) mit ca. 15 Mio. EUR jährlich. Die Akademien und Institute beschäftigen sich mit Grundlagen- und strategischer Forschung. Manche Institute haben auch Dokumentationsaufgaben. Die Akademie berät darüber hinaus die Regierung, gibt Empfehlungen zur Grundlagenfor- schung ab und stellt die Einhaltung der Normen guter wissenschaftlicher Praxis sicher.

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Überdies vergibt sie Forschungsstipendien, finanziert Forschungsaufenthalte im Ausland und unterstützt die internationale Zusammenarbeit von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft- lern in Form von Konferenzen, Workshops oder Kolloquien. Die Organisation ist ebenfalls zuständig für die Verleihung wissenschaftlicher Preise. KNAW hat einige internationale Abkommen mit Partnerorganisationen geschlossen: • Vereinbarungen/Abkommen mit Akademien in Russland, Ungarn, Polen, der Tsche- chischen Republik, der Slowakischen Republik, Australien und Indien • Frankreich: Descartes-Huygens Preis zur Unterstützung der bilateralen wissenschaft- lichen Kooperation • Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften: Hendrik Casimir-Karl Ziegler Forschungsstipendien für den Wissenschaftleraustausch • China: Partnerschaftsprogramm • Indonesien: Partnerschaftsprogramm • Südafrika: Koordination und Administration des MacGillavry Fonds zur Förderung junger Nachwuchswissenschaftler aus Südafrika

Abb.: Organisationsstruktur der KNAW (Qu.: www.knaw.nl)

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Netherlands Organisation for Scientific Research (NWO) NWO ist eine unabhängige, zu mehr als 90% öffentlich finanzierte, Organisation und fungiert sowohl als nationaler Forschungsrat, als Forschungs- als auch als Forschungsförderorgani- sation. Sie spielt eine zentrale Rolle für die Organisation der Grundlagenforschung. Zu ihren Aufgaben gehören Forschungsförderung an Universitäten/Forschungseinrichtungen, Quali- tätskontrolle des Forschungssystems und anwendungsorientierte Verbreitung der For- schungsergebnisse. Die NWO finanziert mit rund einem Viertel ihres Budgets (ca. 125 Mio. EUR) neun eigene Institute in den Disziplinen Astronomie, Mathematik, Physik, Geschichte, Meeresforschung und Rechtswissenschaften: • Institute for Astronomical Research in the Netherlands (ASTRON) • The National Research Institute for Mathematics and Computer Science (CWI) • FOM-Institute for Atomic and Molecular Physics (AMOLF) • FOM-Institute for Plasma Physics 'Rijnhuizen' • The National Institute for Nuclear Physics and High Energy Physics (NIKHEF) • Institute for Dutch History (ING) • Royal Netherlands Institute for Sea Research (NIOZ) • Netherlands Institute for the Study of Crime and Law Enforcement (NSCR) • SRON Netherlands Institute for Space Research. Ähnlich der KNAW ist auch die NWO sehr international ausgerichtet. Sie kooperiert unter anderem mit Partnern in Deutschland (Von Humboldt Stiftung, DFG), den USA, China, Indi- en, Japan, Taiwan und Südkorea.

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Abb.: Organisationsstruktur der NWO (Qu.: www.nwo.nl)

Netherlands Organisation for Applied Scientific Research (TNO) Die TNO ist die größte Einrichtung für angewandte Forschung in den Niederlanden. Ihre Aufgabe ist die Erforschung von innovativem Potential für Wirtschaft und Staat. Die fünf Kernbereiche ihrer Arbeit sind: • Lebensqualität • Verteidigung der gesellschaftlichen Sicherheit • Wissenschaft und Industrie • Bau und Geowissenschaften sowie • Informations- und Kommunikationstechnologie.

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Im Aufbau ähnelt die TNO der deutschen Fraunhofer Gesellschaft. Sie betreibt mit ca. 4.400 Mitarbeitern (2009) Vertragsforschung und ist Bindeglied zwischen Grundlagenforschung und Anwendung im gesamten Technologiespektrum. Die Wirtschaftskrise 2009 machte sich für die TNO außerordentlich bemerkbar. Die Einnahmen sanken von 600 Mio. EUR (2008) auf 576 Mio. EUR (2009). 203 Mio. EUR stammen dabei aus öffentlichen Fördermitteln, 373 Mio. EUR erwirtschaftete die TNO selbsttätig (ein Großteil davon (287 Mio. EUR) über die Vertragsforschung). Für 2010 erwartet die TNO einen moderaten Anstieg der Einnahmen. Die Organisation wird zunehmend aktiv im europäischen Umfeld. Heute zählt sie hier bereits zu einer der drei führenden Forschungs- und Technologie-Organisationen. Schwerpunkte der noch laufenden strategischen Periode 2007-2010 sind 1. die Globalisierung der Wissensentwicklung, 2. soziale Entwicklungen sowie 3. die wachsende Dynamik von Märkten. Im März 2010 präsentierte die TNO ihre neue Vierjahresstrategie für 2011-2014. Large Technological Institutes (GTI) Die "Groot Technologisch Instituut“ (GTI) führen angewandte Forschung durch. Sie haben zwei Hauptfunktionen: Erstens dienen sie der Regierung und Unternehmen als Zentren für technologische Information. Außerdem entwickeln sie für die Regierung und für Unterneh- men Technologien und machen diese verfügbar. Die fünf GTIs sind: • Energy Research Centre of the Netherlands (ECN): Allgemeine Energieforschung (incl. Kernenergie) • GeoDelft: Geoökologische Forschung • Maritim Research Institute Netherlands (MARIN) • National Aersospace Laboratory (NLR) • Delft Hydraulics WL (seit 2008 mit weiteren Institutionen zu „Deltares“, einem inter- disziplinären Institut für angewandte Hydrologie zusammengeschlossen). In 2006 verfügten die fünf GTIs über Einnahmen von ca. 276 Mio. EUR. Aus institutioneller und wettbewerblicher Förderung stammten dabei ca. 80 Mio. EUR. Über (öffentliche und private) Aufträge nahmen die GTIs 195 Mio. EUR ein. Das koordinierende Ministerium für ECN und MARIN ist das Wirtschaftsministerium, für die weiteren GTIs hat diese Aufgabe das Verkehrsministerium übernommen. Leading Institutes In den späten 1990er Jahren entwickelte sich mit den Leading Institutes als Private-Public- Partnerships eine neue Kategorie von Forschungsinstituten. Beginnend 1997 existieren nun acht Leading Technological Institutes (TTI). Seit 2006 sind drei Leading Societal Institutes dazu gekommen.

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Diese Institute erhalten ihre Gelder von den Ministerien, der Industrie, den Universitäten und öffentlichen Forschungsinstitutionen. • Leading Technological Institutes: • DPI (Dutch Polymer Institute) • NIMR Materials innovation institute (M2i) • Novay (Telematica Institute) • Top Institute Food and Nutrition - TIFN • Top Institute Pharma - TI Pharma • CTMM Centre for Translational Molecular Medicine • TTIW Water Technology • TTIGG Green Genetics. Leading Societal Institutes: • NICIS Netherlands Institute for City Innovation Studies • NETSPAR Network for Studies of Pensions, Aging and Retirement • HIIL The Hague Institute for the Internationalisation of the Law. Eine aktuelle Übersicht zu den niederländischen Forschungsinstituten hat das Rathenau In- stitute 2008 unter dem Titel „Facts and Figures: „Public research institutes in the Netherlands“ publiziert.

Weitere Informationen Einrichtungen Königlich Niederländische Akademie der Wissenschaften (KNAW) http://www.knaw.nl/ Leading Technological Institutes http://www.onderzoekinformatie.nl/en/oi/nod/onderzoeksinstellingen/tti/ Niederländische Organisation für Wissenschaftliche Forschung (NWO) http://www.nwo.nl/nwohome.nsf/pages/SPPD_5R2QE7_Eng Organisation für Angewandte Naturwissenschaftliche Forschung http://www.mep.tno.nl/homepage_eng_mep.html Dokumente Facts and Figures: Public Research Institutes in the Netherlands http://www.kooperation-international.de/niederlande/themes/info/detail/data/49632 TNO Jahresbericht 2009 http://www.tno.nl/downloads/TNO_annual_review_2009.pdf

2.1.4. Förderorganisationen Forschungsförderung in den Niederlanden basiert sowohl auf einer institutionellen als auch auf einer wettbewerblichen Säule.

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Die Forschungsorganisationen KNAW und NWO (incl. STW) sind zugleich auch Förderorga- nisationen. Eine weitere wichtige Förderorganisation ist die NL Agency, die für das Wirt- schaftsministerium als Agentur tätig ist. Royal Academy of Arts and Sciences (KNAW) Eine Aufgabe der KNAW ist die Förderung von wissenschaftlicher Forschung in den Nieder- landen. Sie verfügt über verschiedene Programme, unter anderem zur Individualförderung (Preise, Auszeichnungen). Niederländische Organisation für wissenschaftliche Forschung (NWO) Innerhalb der NWO sind acht Research Councils organisiert, die alle unterschiedlichen Wis- senschaftsbereiche abdecken. Sie sind das Förderorgan der NWO und entwickeln eigen- ständig und unabhängig Forschungsprogramme und die dazugehörigen Unterstützungsin- strumente. Häufig legen mehrere Research Councils auch gemeinsame Programme auf. Die Organisation unterstützt Forschungsvorhaben mit Programmzuschüssen, individuellen Forschungsstipendien und Investitionsmitteln für Geräte und Anlagen. Die NWO-Schwerpunkte in der Programmförderung für die Periode 2007 – 2011 sind: • Energieforschung • Gehirnforschung • Konflikte und Sicherheit • Kulturelle Dynamik • Dynamik komplexer Systeme • Dynamik von Lebensläufen • Wissensbasis für IKT-Anwendungen • Neue Instrumente der Gesundheitsversorgung • Forschung und Innovationen in einem kreativen Umfeld • Verantwortungsbewusste Innovationen • Nachhaltigkeit (Geowissenschaften) • •Systembiologie • Nanowissenschaften und Nanotechnologie. Innerhalb der Themenschwerpunkte sind insgesamt 89 Programme aufgelegt NL Agency Die erst seit 2010 in der aktuellen Form existierende NL Agency verfügt über eine Reihe thematischer Forschungsprogramme, z.B. die Innovation Oriented Research Programmes (IOPs). IOPs konzentrieren sich vor allem auf die grundlagenorientierte Forschungsförderung mit dem Ziel strategische Bedürfnisse der niederländischen Wirtschaft abzudecken.

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Weitere Informationen Einrichtungen Königlich Niederländische Akademie der Wissenschaften (KNAW) http://www.knaw.nl/ NL Agency http://www.senternovem.nl/English/ Niederländische Organisation für Wissenschaftliche Forschung (NWO) http://www.nwo.nl/nwohome.nsf/pages/SPPD_5R2QE7_Eng Niederländisches Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft (OCW) http://english.minocw.nl/#ref-minocw Niederländisches Ministerium für Wirtschaft http://www.rijksoverheid.nl/ministeries/ez

2.1.5. FuE im öffentlichen Sektor Etwa 40% der FuE-Ausgaben in den Niederlanden stammten 2007 aus dem öffentlichen Sektor, ihr Anteil am BIP betrug 0,67%. Davon gingen ca. 2/3 in den Bereich der Universitä- ten und Hochschulen, etwa 1/3 an Forschungsinstitute. Die 14 niederländischen Universitä- ten gaben 2007 annähernd 2,6 Mrd. EUR für FuE aus. Ein Großteil davon ging in die Grund- lagenforschung. Die FuE-Intensität des niederländischen Universitätssektors (ca. 0,45% am BIP) liegt damit über dem EU-27 Durchschnitt von 0,39%. Allerdings nehmen die Ausgaben nur relativ langsam zu, sodass die gegenwärtige Position langfristig bedroht ist. Die For- schungsinstitute waren in 2007 für etwa 1,2 Mrd. EUR FuE-Ausgaben verantwortlich (ca. 0,22% des BIP).

Weitere Informationen Dokumente Science and Technology Indicators 2010 http://english.minocw.nl/documenten/NOWT%20EN%20190310%20LR%20klein-def.pdf

2.1.6. FuE im privaten Sektor Der private Sektor investierte 2007 etwa 5,8 Mrd. EUR in FuE. Die FuE-Intensität (1,03% des BIP) lag dabei unterhalb des EU-27 Durchschnitts von 1,12%. Innerhalb des Unternehmens- sektors dominiert der Industriebereich mit einem Anteil von 74%, der Dienstleistungssektor ist lediglich mit 22% beteiligt. Die vergleichsweise geringe FuE-Intensität niederländischer Unternehmen liegt daran, dass in den 1990er Jahren eine Umorientierung von FuE- intensiven Industrien hin zu FuE-geringeren Dienstleistungen ablief. Innerhalb des produzie- renden Gewerbes gab es darüber hinaus eine Verschiebung hin zu weniger intensiven „Low- Tech“-Bereichen. Etwas mehr als 75% der privaten FuE-Ausgaben erfolgt durch große Unternehmen mit mehr als 250 Angestellten, lediglich knapp 25% durch KMU. Um mehr Kleine und Mittlere Unter- nehmen (KMU) am Innovationsprozess zu beteiligen, rief die niederländische Regierung 2006 das Instrument der "Innovationsgutscheine" ins Leben. Damit können KMU kleine For- schungsaufträge vergeben und die daraus resultierenden Innovationsgutscheine in Höhe von 2.500 EUR bzw. 7.500 EUR bei der NL Agency einlösen. Pro Jahr können insgesamt 6.000 dieser „Innovationsgutscheine (Innovation Voucher)“ vergeben. Seit ihrer Einführung haben ca. 16.000 KMU auf Innovationsgutscheine zurückgegriffen. 90% der KMU, die eine Unter-

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Gesamtbericht Niederlande stützung durch diese Gutscheine erhielten, bezeichneten dieses Instrument als sinnvoll und Ziel führend. Etwa 80% der Gutscheine wurden für Forschungsarbeiten bzw. -aufträge ge- nutzt, die sonst nicht vergeben worden wären. Eine damit verbundene Erwartung der KMU ist die Stärkung der Zusammenarbeit mit (öffentlichen) Forschungseinrichtungen. Die neun FuE-intensiven multinationalen Konzerne (u.a. Philips, Shell) investierten etwa 50% der gesamten privaten FuE-Ausgaben. In 2005 investierte z.B. Philips ca. 1 Mrd. EUR in FuE, bei Shell waren es ca. 240 Mio. EUR. Die FuE-Intensität von Unternehmen ist in den letzten Jahren leicht zurückgegangen. Die Niederlande verlieren in diesem Bereich im EU-Vergleich zunehmend an Boden.

Weitere Informationen Dokumente Science and Technology Indicators 2010.pdf http://english.minocw.nl/documenten/NOWT%20EN%20190310%20LR%20klein-def.pdf

2.1.7. Öffentlich-private Zusammenarbeit in FuE Öffentlich-private Zusammenarbeit ist eine wichtige Antriebskraft innerhalb des niederländi- schen Forschungs- und Innovationssystems. Die erfolgreiche Kooperation zwischen „Wissen erzeugenden“ Einrichtungen und Unternehmen ist mit entscheidend für die Anwendung neu- en Wissens und neuer Technologien in innovativen Produkten und Prozessen. In diesem Kontext profitieren die Niederlande von einer dichten Infrastruktur von FuE-Programmen, an denen sich der öffentliche und der private Sektor beteiligen können. Als Hauptakteure (vgl. Kap. Forschungsorganisationen) in den Wissenstransfer eingebunden sind: • Netherlands Organisation for Applied Research (TNO) • Large Technological Institutes (GTI) • Leading Technology Institutes (TTI). Niederländische Unternehmen arbeiten in der Regel eher mit öffentlichen Forschungsinstitu- tionen als mit Universitäten zusammen. Um einen effektiven Wissenstransfer zu gewährleisten, bieten öffentliche Forschungsinstitu- tionen und auch Universitäten spezifische Wissenstransferbüros (KTOs) an. Die KTOs bera- ten unter anderem bei (Aus-)gründungen, beim Schutz Geistigen Eigentums und bei Ver- tragsgestaltungen. Eine Evaluierung europäischer KTOs durch die Association of European Science & Techno- logy Transfer Professionals (ASTP) bescheinigte den niederländischen KTOs gute Erfolge im Patentschutz, aber auch Probleme der effizienten Umsetzung von Forschungsresultaten für junge Unternehmen (start-ups). Eine Maßnahme zur Förderung der öffentlich-privaten Zusammenarbeit ist das – 2006 auf Anregung der Innovationsplattform ins Leben gerufene, themenoffene, nachfrageorientierte - Programm Smart Mix, eine gemeinsame Initiative des Forschungs- und Wirtschaftsministeri- ums. Für Smart Mix stehen jährlich ca. 100 Mio. EUR zur Verfügung. 2007 wurden sieben exzellente Projekte gefördert. Smart Mix wird über die Netherlands Organisation for Scientific Research (NWO) sowie die NLAgency realisiert.

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Die Regional Action and Attention for Knowledge Innovation (RAAK) soll mit einem jährlichen Budget von sieben Mio. EUR die Kooperation zwischen KMU und (Fach-)Hochschulen stär- ken. Mittel kommen aus dem Forschungsministerium, die Umsetzung erfolgt über die Stich- ting Innovatie Alliantie (SIA).

Weitere Informationen Einrichtungen Leading Technological Institutes http://www.onderzoekinformatie.nl/en/oi/nod/onderzoeksinstellingen/tti/ Organisation für Angewandte Naturwissenschaftliche Forschung (TNO) http://www.tno.nl/groep.cfm?context=markten&content=markt&laag1=186&item_id=186 Stichting Innovatie Alliantie (SIA) http://www.innovatie-alliantie.nl/?id=492 Dokumente Niederländische Smart Mix Initiative http://www.kooperation- international.de/niederlande/themes/nc/info/detail/data/49634/backpid/12/

2.2. Bildungslandschaft

2.2.1 Überblick

Abbildung: Das niederländische Bildungssystem (Qu.: Key Figures 2004 – 2008) Abkürzungen: BAO Mainstream primary education BBL Block or day release in vocational education BOL Full-time vocational training HAVO General secondary education

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HBO Higher professional education MBO Vocational education OU Open University PRO Practical training SBAO Special primary education SO Special education VMBO Pre-vocational secondary education VO Secondary education VSO Secondary special eduvation VVE Early childhood education VWO Pre-university education. Dem Bildungsministerium obliegt die allgemeine Aufsichts- und Steuerungsfunktion. Es legt die Qualitätsmaßstäbe sowie die Kernziele der Bildungspolitik fest, während die Schulen (fusioniert in regionalen Schulgemeinschaften) relativ große Freiheit bei der Lehrplangestal- tung und Mittelverwendung haben. Dies gilt auch für den Hochschulbereich. Der Etat des Ministeriums für Bildung, Kultur und Wissenschaft (Ministerie van Onderwijs, Cultuur en Wetenschap) ist der größte Einzelposten im niederländischen Gesamthaushalt. Dies reflektiert die Bedeutung , die die niederländische Regierung vor allem der Bildungspoli- tik zumisst. Das Ministerium verfügt im Haushaltsjahr 2010 über 36,5 Milliarden EUR (2009: 35,1 Milliarden EUR). Im Haushaltsjahr 20010 stehen für den Primarschulbereich rund 9,4 Milliarden, den Sekundarschulbereich 6,8 Milliarden, das Berufsschulwesen rund 3,6 Milliar- den, für Fachhochschulen 2,4 Milliarden und für Hochschulen 3,8 Milliarden EUR zur Verfü- gung. (Qu.: Auswärtiges Amt) Bestimmendes Merkmal des Bildungssystems ist die gesetzlich verankerte Bildungsfreiheit einerseits, die zentrale Steuerung durch das zuständige Ministerium für Bildung, Wissen- schaft und Kultur andererseits. Es besteht das Recht, aufgrund religiöser, weltanschaulicher oder pädagogischer Überzeugungen Schulen einzurichten. Ca. 70% aller Schulen sind Schulen in freier Trägerschaft, aber auch sie erhalten - wenn sie bestimmten Anforderungen genügen - vom Staat Finanzmittel, mit denen sie den Unterricht finanzieren können. Insgesamt waren im Jahr 2008 etwa 3,7 Mio. Schüler, Studenten und weitere Personen in durch das Bildungsministerium geförderte (Aus-)Bildung begriffen. Im gleichen Jahr besuch- ten 1,7 Mio. Schüler Primärschulen und ca. 0,9 Mio. Sekundärschulen.

Weitere Informationen Einrichtungen Niederländisches Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft http://english.minocw.nl/#ref-minocw Dokumente EURYDICE - The Netherlands 2009 http://www.kooperation-international.de/niederlande/themes/info/detail/data/49636/

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2.2.2. Indikatoren für Bildung

Niederlande Stand OECD- Stand Gesamt

Bildungsanteil am Bruttoinlands- 3,7 % 2007 3,6 % 2007 produkt: primäre und sekundäre

Bildung

Bildungsanteil am Bruttoinlands- 1,5 % 2007 1,5 % 2007 produkt: tertiäre Bildung

Bildungsanteil am Bruttoinlands- 5,6 % 2007 5,7 % 2007 produkt: Gesamtbildung

Anteil tertiär Graduierter an der 41,4 * % 2008 47,5 % 2008 Gesamtbevölkerung

Schülerzahl pro Lehrer, Primarstufe 15,8 2008 16,4 2008

Schülerzahl pro Lehrer, Sekundarstufe 15,8 2008 13,7 2008

Bildungsausgaben-Anteil am Bruttoin- 5,6 % 2007 5,7 2007 landsprodukt (BIP)

Bildungsausgabenwachstum im Ver- 0 % 2007 1,8 % 2007 gleich. zum Vorjahr

Anteil öffentlicher Bildungsausgaben an 11,7 % 2007 13,3 % 2007 den öffentlichen Gesamtausgaben

Pro-Kopf Ausgaben pro Student/in 15.969 USD 2007 12.907 USD 2007

PISA-Ergebnisse: Lesen 10 von 65 2009 ------

PISA-Ergebnisse: Naturwissenschaften 11 von 65 2009 ------

PISA-Ergebnisse: Mathematik 11 von 65 2009 ------* berücksichtigt nur tertiäre "type A" Programme, keine Daten über "type B" Programme ver- fügbar (OECD, Education at a Glance 2010, Tabelle A3.1) Quellen: „OECD - Education at a Glance 2010“ und „PISA 2009 – Ergebnisse“

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Weitere Informationen Dokumente OECD PISA 2009 – Ergebnisse http://www.oecd.org/document/53/0,3343,de_34968570_39907066_43433717_1_1_1_1,00. html OECD-Volltext "Education at a Glance 2010" http://www.oecd.org/dataoecd/45/39/45926093.pdf OECD-Zusammenfassung "Bildung auf einen Blick 2010" http://www.oecd.org/dataoecd/44/61/45927731.pdf

2.2.3. Schulen und Hochschulen Schulen Niederländische Kinder können mit vier Jahren die Schule beginnen (vgl. Abb. Kapitel Über- sicht Bildungslandschaft), ab fünf Jahre (bis 16 Jahre) sind sie schulpflichtig. Die Grundschu- le dauert sieben bis acht Jahre (sieben Jahre sind verpflichtend). Im letzten Jahr wird den Schülern eine weiterführende Schulform empfohlen. Die Sekundarschulen beginnen im Alter von 12 Jahren und sind bis zum Alter von 16 Jahren obligatorisch. Grundsätzlich ist die Schule als Ganztagesschule konzipiert. Es besteht die Wahl zwischen drei verschiedenen Sekundarschulformen: • Vorbereitende berufliche Ausbildung VMBO (Voorbereidend middelbaar beroepsonderwijs): VMBO-Programme dauern vier Jahre und kombinieren Allgemein- und Berufsbildung. VMVO ist die Grundlage für die weitere berufliche Bildung. Im An- schluss können die Schüler die MBO (Middelbaar beroepsonderwijs) von ein bis vier Jahren anschließen. • Höhere allgemeine Sekundarbildung HAVO (Hoger algemeen voortgezet onderwijs): Die HAVO-Programme dauern fünf Jahre. Ihr Abschluss berechtigt zum Besuch einer Fachhochschule. • Vorbereitende Wissenschaftliche Bildung VWO (Voorbereidend wetenschappelijk onderwijs): Die VWO-Programme, dienen zur Vorbereitung eines wissenschaftlich- orientierten Studiums an einer Universität. Sie dauern sechs Jahre. In den letzten drei Jahren der VWO und HAVO können die Schüler zwischen vier verschie- denen Profilen wählen, die sie auf das anschließende (Fach-)Hochschulstudium vorbereiten: • Naturwissenschaften und Technik • Naturwissenschaften und Gesundheit • Wirtschaft und Gesellschaft und • Kultur und Gesellschaft. Nur der VWO-Abschluss berechtigt zum Besuch einer Universität. Fachhochschulen können mit einem VWO- oder HAVO-Abschluss sowie dem höchsten Niveau der MBO besucht wer- den.

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In der PISA-Studie 2009 belegten die Niederlande bei der Lesekompetenz Platz 10 und in den Feldern Mathematik und Naturwissenschaften jeweils Platz 11 (von insgesamt 65 Teil- nehmern an der Studie, vgl. Kapitel Indikatoren für Bildung). Universitäten und Hochschulen Im niederländischen Hochschulwesen unterscheidet man zwei Arten von Einrichtungen: die wissenschaftlichen Hochschulen bzw. Universitäten (WO: wetenschappelijk onderwijs – universiteit) und die berufsbildenden Fachhochschulen (HBO: hoger beroepsonderwijs – hogeschool). Es gibt 14 staatlichen Universitäten (davon eine so genannte Open University) und 44 staatlich geförderte Fachhochschulen sowie zahlreiche private Bildungseinrichtungen und eine Fernuniversität. 2008/09 (01.09.08 - 31.08.09) waren insgesamt mehr als 600.000 Studenten an Universitä- ten (220.347) und Fachhochschulen (383.696) eingeschrieben. 2008/09 kamen 155.979 Studenten aus dem Ausland, davon studierten 59.227 an staatlichen Universitäten und 97.373 an den staatlichen Fachhochschulen. Deutsche Studenten stellen die größte Gruppe (19.750) ausländischer Studierender in den Niederlanden, gefolgt von China mit 5.000 Stu- denten. 2007/08 gab es 84.474 Bachelor- und 23.609 Masterabschüsse. An staatlichen Hoch- und Fachhochschulen beträgt die Basisstudiengebühr im Studienjahr 2010/11 1.672 Euro pro Studienjahr (Qu.: Auswärtiges Amt). 13 der 14 Universitäten werden aus Mitteln des Bildungsministeriums (OCW) finanziert, WUR (Wageningen University and Research Centre) vom Landwirtschaftsministerium . Sechs der 14 Universitäten sind Allgemeine Universitäten (darunter die älteste, 1525 ge- gründete Universität Leiden und die größte niederländische Universität Urecht mit ca. 30.000 Studenten), die weiteren (wie die drei Technischen Universitäten in Delft, Eindhoven und Twente) sind spezialisiert. Acht Universitäten verfügen darüber hinaus über Universitätsklini- ken oder vergleichbare medizinische Einrichtungen. Die Aufgaben der Universitäten sind im Higher Education and Scientific Research Act (WHW) dokumentiert: • Lehre und Ausbildung • Engagement in wissenschaftlicher Forschung • Wissenstransfer und Dienstleistungen für die Gesellschaft. Die traditionelle Universitätsstruktur (mit sowohl in Forschung als auch in der Lehre aktiven Fakultäten) ist in den Niederlanden einem tiefgreifenden Wandel unterworfen: Forschung findet mehr und mehr in Forschungsinstituten innerhalb oder außerhalb der Universität statt. Die Finanzierung der Universitäten (in 2006: ca. 5,6 Mrd. EUR) erfolgt aus vier verschiede- nen Quellen: • Direkte Förderung über die Ministerien (Pauschalsummen). Diese Finanzierung trägt im Schnitt zu etwa 2/3 zum Universitätshaushalt bei. Sie schwankt zwischen 55 und 73%, in Abhängigkeit von der Ausrichtung der Universitäten in Forschung und Lehre). • Indirekte Förderung über die Netherlands Organisation for Scientific Research (NWO) in Form von Projektförderung und der Finanzierung von Infrastrukturen. • Auftragsforschung (aus verschiedenen Quellen, u.a. EU-Förderung, Industrie) • Studiengebühren

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An den Universitäten findet in Lehre und Forschung eine standardisierte Qualitätssicherung statt. Die Qualitätssicherung in der Lehre erfolgt durch die Accredation Organisation of the Netherlands and Flanders (NVAO). Die NVAO wurde 2003 im Rahmen des Bologna- Prozesses gegründet. In der Forschung erfolgt Qualitätssicherung seit Mitte der 1990er Jah- re vor allem über so genannte „research reviews“. Zurzeit läuft die dritte Runde der Begut- achtungen. Die Bewertung erfolgt auf Grundlage der folgenden Kriterien: • Qualität • Quantität • Relevanz • Umsetzung. Im internationalen Vergleich in verschiedenen Hochschulrankings sind die niederländischen Universitäten relativ erfolgreich: Im Times Higher Education Supplement Ranking (THES) 2009 belegte die Universität von Amsterdam mit Platz 49 den besten Platz. Ebenfalls unter den Top 100 platziert waren: Universität Leiden (60), Universität Utrecht (70) und die Techni- sche Universität Delft (83). Im „Shanghai Ranking“ war die Universität Utrecht auf Platz 52 ebenso unter den Top 100 wie die Universität Leiden auf Platz 76. Die niederländischen Fachhochschulen (Hogescholen HBO, Universities of Applied Sciences) verfügten in 2007 über Mittel von ca. 2,9 Mrd. EUR, davon kamen etwa 2,0 Mrd. EUR vom Bildungsministerium (OCW). Die HBOs sehen sich selbst als Brücke zwichen Wis- senschaft und Anwendung. Die Interessen der Fachhochschulen vertritt die Netherlands Association of Universities of Applied Sciences (HBO raad). Im Zuge des Bologna-Prozesses wurde in den Niederlanden ein dreistufiges Studiensystem eingeführt: Bachelor, Master und Promotion. Universitäten und Fachhochschulen bieten for- schungs- bzw. berufspraktisch-orientierte Bachelor- und Masterprogramme an. Im Septem- ber 2002 wurde der Tertiärunterricht in Bachelor- und Masterstudiengänge gegliedert. Im WO dauert ein Bachelorstudiengang drei Jahre, im HBO vier Jahre. Nach Abschluss des Bachelorstudiums können die Studenten sich in einem ein- bis zweijährigen Masterstudien- gang weiter spezialisieren. Eine Ausnahme ist das Fach Medizin, in dem das Masterstudium drei Jahre dauert. Die Promotion ist nur an Universitäten möglich. Die Niederlande gehört zu den ersten EU- Ländern, die die europäischen Standards erfüllen, die im „Framework for Qualifications of the European Higher Education Area“ definiert werden. Für die Zusammenarbeit von Hochschuleinrichtungen auf nationaler und internationaler Ebene ist die Hochschulorganisation NUFFIC zuständig, die aus Mitteln des Bildungs- und des Außenministeriums finanziert wird. NUFFIC, die niederländische Partnerorganisation des DAAD, bietet ausländischen Studierenden ausführliche Informationen zum Studium in den Niederlanden an. Das Rathenau Institut hat im Jahr 2008 eine Übersicht mit dem Titel „Facts and Figures: Universities in the Netherlands“ herausgegeben.

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Weitere Informationen Einrichtungen Hochschule Groningen http://www.hanze.nl Hochschule Utrecht http://www.uu.nl Technische Universität Delft http://www.tudelft.nl/ Accredation Organisation of the Netherlands and Flanders (NVAO) http://www.nvao.net Association of Universities in the Netherlands (VSNU) http://www.vsnu.nl Erasmus University Rotterdam http://www.eur.nl/ Hochschule Amsterdam http://www.hva.nl Hochschule Leeuwarden http://www.hva.nl Leiden University http://www.leidenuniv.nl/ Maastricht University http://www.maastrichtuniversity.nl/ Netherlands Association of Universities of Applied Sciences http://www.hbo-raad.nl Netherlands organization for internat. coop. in higher education http://www.nuffic.nl/ Niederländische Forschungsdatenbank (NOD) http://www.onderzoekinformatie.nl Offene Universität der Niederlande http://www.ou.nl/ Rathenau Institute http://www.rathenau.nl/ Technische Universität Eindhoven http://w3.tue.nl Tilburg University http://www.tilburguniversity.edu/nl/ Universiteit van Amsterdam http://www.uva.nl University of Groningen http://www.rug.nl University of Nijmegen http://www.ru.nl/ University of Twente http://www.utwente.nl Universität Nijenrode http://www.nijenrode.nl Utrecht University http://www.uu.nl Vrije Universiteit Amsterdam http://www.vu.nl Wageningen University http://www.wageningenuniversity.nl anabin - Informationssystem zur Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse http://www.anabin.de/

2.2.4. Berufliches Bildungswesen Das System der beruflichen Bildung in den Niederlanden wird von nationalen und regionalen Organen kontrolliert und gesteuert – es ist ein national einheitliches Schulsystem mit dezent-

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Gesamtbericht Niederlande raler Verwaltung. Die Gesamtverantwortung liegt beim Bildungsministerium. Das Ministerium stellte im Jahr 2008 für Berufs- und Erwachsenenbildung 3,3 Mrd. EUR zur Verfügung. In den 1990er Jahren hat das System eine erhebliche Umstrukturierung erfahren. Am 1. Ja- nuar 1996 trat das Gesetz über die Erwachsenen- und Berufsbildung (WEB) in Kraft. Als Ergebnis wurden das Lehrlingswesen und der Berufsschulunterricht in einer Bildungseinrich- tung zusammengelegt, dem sog. Regionalen Ausbildungszentrum (ROCs). Alle Ausbildun- gen dort kombinieren schulisches Lernen und praktische Ausbildung. Die berufliche Bildung (middelbaar beroepsonderwijs MBO) (Mindestalter: 16 Jahre) umfasst zwei verschiedene Lernwege: • den berufsausbildenden Lernweg (BOL) mit einem Praxisanteil von 20 bis 60% im Sinne einer schulischen Ausbildung und den • berufsbegleitenden Lernweg (BBL) im Sinne einer betrieblichen Ausbildung mit einem Praxisanteil von mindestens 60%. Etwa zwei Drittel aller Auszubildenden in den Niederlanden absolvieren eine schulische BOL-Ausbildung, ein Drittel entscheidet sich für den dualen Weg BBL. Die berufliche Bildung orientiert sich an den Wirtschaftssektoren, daher werden die Bil- dungsprogramme in vier Bereichen angeboten (analog VMBO): • Ingenieurwesen und Technologie • Handel und Verwaltung • Gesundheits- und Sozialwesen Landwirtschaft, Umwelt und Nahrungsmitteltechnologie. Die Ausbildung kann auf vier verschiedenen Niveaus mit entsprechenden Abschlüssen ab- solviert werden: • Level 1: Assistentenlevel. Dauer: sechs Monate bis ein Jahr • Level 2: Berufliche Grundausbildung. Dauer: zwei bis drei Jahre • Level 3: Berufliche Bildung. Dauer: zwei bis vier Jahre • Level 4: Ausbildung für das mittlere Management. Dauer: drei bis vier Jahre und Wei- terbildung zum Spezialisten. Dauer: ein bis zwei Jahre. Die Abschlusszertifikate des MBO-Levels 4 (mittleres Management und Spezialisierung) er- öffnen den Zugang zur Höheren Berufsbildung (Hoger Beroepsonderwijs – HBO) an den Fachhochschulen (Hogescholen). (Qu.: Bundesagentur für Arbeit) Der MBO Raad ist der niederländische Rat für Berufsausbildung. Die Organisation repräsen- tiert alle Institute für sekundäre berufliche Bildung in den Niederlanden. Weiterbildung in den Niederlanden ist wie die berufliche Bildung regional gegliedert;. Alle Erwachsenen über 18 Jahre haben unabhängig von ihrer Nationalität ein Recht auf Weiter- bildung. CINOP ist das nationale Zentrum für Innovation im Berufs- und Weiterbildungsbe- reich in den Niederlanden. Die Erwachsenenbildung umfasst die allgemeine Sekundärbil- dung für Erwachsenen (VAVO) und die Grundbildung für Erwachsene.

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Weitere Informationen Einrichtungen CINOP http://cinop.brengtlerentotleven.nl/ ROC: Innovationskonsorzium http://www.roc.nl/default.php?fr=alg&id=1

2.3. Aktivitäten

2.3.1. Überblick Forschung spielt in den Niederlanden eine wichtige Rolle. Prioritäre Bereiche der niederlän- dischen Wissenschafts- und Technologiepolitik sind Genomforschung, Informations- und Kommunikationstechnologien sowie die Nanotechnologien. Die Niederländische Forschungsdatenbank (Dutch Research Database - NOD) stellt umfas- sende Informationen zu niederländischen Forschungsinstituten, niederländischen Forschern und Forschungsaktivitäten (z.B. Programmen) in neun Themenfeldern zur Verfügung.

Weitere Informationen Einrichtungen Niederländische Forschungsdatenbank (NOD) http://www.onderzoekinformatie.nl/en/oi/nod/

2.3.2. Bildung Die Europäische Plattform für das Niederländische Schulwesen bietet zur Stärkung der eu- ropäischen Dimension und Förderung der Internationalisierung im niederländischen Schul- wesen unter anderem Studienbesuche, Austauschprogramme, Fortbildung. Sie ist dabei na- tionale Sokrates-Agentur und Mittlerorganisation des niederländischen Bildungsministeriums für den Grund- und Sekundarschulbereich, Lehrerausbildungsstätten und für Berufs- und Erwachsenenbildungsbereich in den Niederlanden. Die Niederländische Organisation für Internationale Zusammenarbeit im Tertiärunterricht (NUFFIC) kümmert sich um internationale Kooperationen in der höheren Bildung. In dieser Rolle fungiert sie als Dienstleister und Vermittler.

Weitere Informationen Einrichtungen Europäische Plattform für das Niederländische Schulwesen in den Niederlanden http://www.europeesplatform.nl/ Netherlands organization for international cooperation in higher education (Nuffic) http://www.nuffic.nl/

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2.3.3. Biowissenschaften HOLANDBIOTECHNOLOGY stellt Informationen zu allen Bereichen der Lebenswissenschaf- ten und Biotechnologie in den Niederlanden zur Verfügung. Zusätzliche Informationen zu den Lebenswissenschaften bietet die Website Life Sciences and Health. Action Plan Lebenswissenschaften In den Niederlanden wurde im Jahr 2004 ein Action Plan in den Lebenswissenschaften mit dem Titel "Life sciences action plan 2004: breaking away from the pack" vom Wirtschaftsmi- nisterium erstellt. Der Action Plan umfasst fünf Aktionslinien zur Stimulierung von Forschung und Wirtschaft in diesem Bereich. • Entrepreneurship in Life Sciences • Simplification of legislation and regulations • Reinforcement of the knowledge base • Reinforcement of international networks sowie • Clear and unambiguous government communications.

Weitere Informationen Einrichtungen Biotechnologie und Lebenswissenschaften in den Niederlanden (HOLANDBIOTECHNOLOGY) http://www.hollandbiotechnology.nl/ Life Sciences and Health http://www.lifescienceshealth.com/

2.3.4. Energie Das Energy research centre of the Netherlands stellt eine Vielfalt an Informationen zu Ener- gie und Umwelt, Markttrends und Links zu vielen wichtigen Organisationen bereit. Im No- vember 2006 legte senternovem (nun NL Agency) eine langfristige Energieforschungsstrate- gie für die Niederlande vor.

Weitere Informationen Einrichtungen Energy research Centre of the Netherlands http://www.ecn.nl/nl/ Dokumente Long-Term Energy Research Strategy in the Netherlands. http://www.kooperation-international.de/niederlande/themes/info/detail/data/49637/

2.3.5. Geistes- und Sozialwissenschaften Aktuelle Informationen zu diesem Thema liefert der „Country Report Social Sciences and Humanities Netherlands 2010“ der Europäischen Kommission. Er deckt den Zeitraum Mai 2009 bis März 2010 ab.

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Das Netherlands Institute for Advanced Study in the Humanities and Social Sciences (NIAS) vergibt jedes Jahr Forschungsstipendien an über 50 niederländische und ausländische Wis- senschaftler im Bereich Geistes- und Sozialwissenschaft. Der Wissenschaftsausschuss sucht Wissenschaftler aus, die in der Lage sind, gemeinsame Fachgebiete zu ermitteln, in denen die Zusammenarbeit und deren Wechselwirkung besonders erfolgreich sein könnten.

Weitere Informationen Einrichtungen Niederländische Institut für Angewandte Forschung in den Geistes- und Sozialwissen- schaften (NIAS) http://www.nias.knaw.nl Dokumente Social Sciences and Humanities Netherlands Report 2010 http://www.metrisnet.eu/metris/fileUpload/netherlands.pdf

2.3.6. Gesundheitsforschung Die Netherlands Organization for Scientific Research: Council for Medical and Health Research (MW-NWO) bietet Förderprogramme im Bereich Gesundheitsforschung an. The Netherlands Organisation for Health Research and Development (ZonMw) ist eine nationale Organisation, die Qualität und Innovation im Bereiche der Gesundheitsforschung Health Ca- re vorantreibt. Sie trägt damit aktiv zur Gestaltung nationaler Forschungsprogramme bei und stellt Fördergelder zur Verfügung.

Weitere Informationen Einrichtungen The Netherlands Organisation for Health Research and Development (ZonMw) http://www.zonmw.nl/

2.3.7. Information und Kommunikation Informations- und Kommunikationstechnologien gehören zu den nationalen niederländischen Forschungsprioritäten. Das Zentrum für Mathematik und Informatik (Centrum voor Wiskunde en Informatica - CWI) ist eines der Gründungsmitglieder des Europäischen Forschungskonsortiums für Informatik und Mathematik (ERCIM). Es verfolgt zwei Hauptziele: • Durchführung von Grenzforschung in der Mathematik und der Computerwissenschaft sowie • Vermittlung von Wissen in diesem Fachbereich in die Gesellschaft allgemein und ins- besondere in den Handel sowie in die Industrie. Das CWI arbeitet mit vielen Unternehmen, Universitäten und technologischen Instituten zu- sammen.

Weitere Informationen Einrichtungen Zentrum für Mathematik und Informatik (CWI) http://www.cwi.nl/

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2.3.8. Luft- und Raumfahrt Die Hauptaktivitäten der Space Research Organization Netherlands (SRON) als wichtigstem Akteur in diesem Forschungsfeld umfassen die Entwicklung und Ausnutzung von Satelliten- Instrumenten in den Bereichen Astrophysik und Geowissenschaften. Die Forschungs- und Entwicklungsprogramme von SRON konzentrieren sich auf diese Themen. Die Entwick- lungsprogramme verfolgen zwei Hauptziele: • Forschung und Entwicklung von Technologien im Bereich, Tieftemperaturspektrometrie bei Röntgenaufnahmen sowie • Entwicklung der nächsten Generation der Oszillatortechnik, die zu zukünftigen Ein- sätzen in der Astrophysik und im Bereich der atmosphärischen Struktur sowie in der Chemie beitragen soll.

Weitere Informationen Einrichtungen Space Research Organization Netherlands (SRON) http://www.sron.nl/www/code/contact/directions.php?LOCATION=g&ITEM_ID=33

2.3.9. Meeres- und Polarforschung Derzeit dominieren vor allem zwei Hauptthemen die bestehenden Forschungsprojekte im Bereich der Polar- und Meeresforschung: (1) Natürliche und anthropogen induzierte Klima- veränderungen sowie (2) Meeresökologie und Nachhaltigkeit. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf Prozessen und Mechanismen, die den ökologischen und klimatischen Wandel be- stimmen. Die Ergebnisse der Forschung dienen der Politikberatung im Hinblick auf die Aus- wirkungen des Klimawandels auf die Gesellschaft und auf die nachhaltige Nutzung der Oze- ane und Fischgründe. Die wichtigsten Organisationen im Bereich Meeres- und Polarforschung sind: Arctic Centre Das 1970 gegründete Arctic Centre wurde die Plattform für Polarforschung der Niederlande und entwickelte ein multidisziplinäres Forschungsprogramm zur Erforschung der Arktis. Die Niederlande unterhalten auf Spitzbergen eine Forschungsstation, die Arktische Niederländi- sche Forschungsstation. The Royal Netherlands Institute for Sea Research (NIOZ) NIOZ ist eine der ältesten und bedeutendsten europäischen Institutionen für Ozeanographie. Ihre Aufgabe ist es, fachübergreifende Meeresforschung in der Küstenregion und auf hoher See durch enge Kooperation zwischen Physikern, Chemikern, Geologen und Biologen zu betreiben.

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Niederländisches Institut für Ökologie (The Netherlands Institute of Ecology – NIOO-KNAW) NIOO-KNAW hat seinen Schwerpunkt in der Grundlagen- und strategischen Forschung mit drei Forschungszentren zur marinen Ökologie, Limnologie und terrestrischen Ökologie. Die Niederlande werden beim Committee on Antarctic Research (SCAR) durch den Netherlands Council of Oceanic Research vertreten. Die Netherlands Geosciences Foundation (GOA) koordiniert die niederländischen Aktivitäten in Arktis und Antarktis.

Weitere Informationen Einrichtungen Committee on Antarctic Research (SCAR) http://www.scar.org/ Natural Environment Research Council (NERC) http://www.nerc.ac.uk/ Niederländische Institut für Ökologie (NIOO-KNAW) http://www.nioo.knaw.nl/ The Royal Netherlands Institute for Sea Research (NIOZ) http://www.nioz.nl/

2.3.10. Nanotechnologie Die Niederlande spielen eine wichtige Rolle bei der Entwicklung neuer Technologien wie der Nanotechnologie. Die Nanotechnologien zählen zu den nationalen niederländischen For- schungsprioritäten. Wichtige und umfassende Informationen sind auf der Seite "Nanotechno- logy in the Netherlands" zusammengestellt.

2.3.11. Umwelt und Klima Die Niederlande sind ein dicht besiedeltes Land, in dem die ständige Zunahme wirtschaftli- cher Aktivitäten in einem Spannungsverhältnis mit dem wachsenden Bedürfnis der Bevölke- rung nach Erholung steht. Die Umwelt in den Niederlanden steht somit unter großem Druck. Die niederländische Regierung sucht daher, gemeinsam mit gesellschaftlichen Organisatio- nen und der Wirtschaft, nach Wegen hin zu einer nachhaltigen Entwicklung. Wichtige politische Leitlinie für die Jahre 2008 bis 2010 ist das Dutch Policy Research Pro- gramme on Air and Climate (BOLK). Nähere Informationen dazu gibt es auf der Website der Netherlands Environmental Assessment Agency.

Weitere Informationen Einrichtungen Niederländisches Ministeriums für Wohnungswesen, Raumordnung und Umwelt http://www.rijksoverheid.nl/404.html#ref-vrom Research for Men and Environment (RIVM) http://www.rivm.nl/en/ The Netherlands Environmental Assessment Agency (PBL) http://www.pbl.nl/en/index.html Dokumente Vierter Nationaler Umweltpolitikplan (NMP4) http://www.kooperation- international.de/niederlande/themes/info/detail/data/2067/

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3. Forschungs-/ Bildungspolitik

3.1. Ministerien und Gremien

3.1.1. Für Bildung und Forschung zuständige Ministerien Verantwortlich (Stand: September 2010) für die Bildungspolitik ist das Ministerium für Bil- dung, Kultur und Wissenschaft (OCW), Forschungs- und Innovationspolitik werden gemein- sam vom OCW und dem Wirtschaftsministerium (EZ) umgesetzt. Weitere Ministerien sind in ihren Zuständigkeitsbereichen in eingeschränkter Form ebenfalls in Forschung, Entwicklung und Innovation tätig. Die nachstehenden Ausführungen beziehen sich auf die Publikation „The science system in the Netherlands“ des OCW aus dem Jahr 2008.

Millions of Euros in % Total 4117.1 100 General Affairs Foreign Affaires and Development Coopera- 76.1 1.8 tion Justice 21.1 0.5 Interior and Kingdom Relations 1.7 0.0 Education, Culture and Science 2716.5 66.0 Defense 81.6 2.0 Housing, Spatial Planning and the Environ- 70.8 1.7 ment Transports, Public Works and Water Man- 107.8 2.6 agement Economic Affaires 704.6 17.1 Agriculture, Nature and Food Quality 205.2 5.0 Social Affaires and Employment 3.6 0.1 Health, Welfare and Sport 127.6 3.1 Tabelle: Ausgaben für Forschung und Entwicklung im Jahr 2008 nach niederländischen Mi- nisterien (Quelle: „The science system in the Netherlands“).

Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft (OCW) Das OCW hat eine breite politisch-administrative und finanzielle Verantwortung für den öf- fentlichen Wissenschafts- und Forschungssektor. Innerhalb der Regierung verfügt das OCW über das größte Budget für Forschung (ca. 2/3 des Gesamtbudgets). Ein Großteil des Bud-

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Gesamtbericht Niederlande gets fließt dabei als institutionelle Förderung den wichtigsten Universitäten, Hochschulen und Forschungsorganisationen zu: • institutionelle Förderung der Universitäten • Netherlands Organisation for Scientific Research (NWO) mit angeschlossenen Institu- ten, Royal Academy of Arts and Sciences (KNAW) mit Instituten, Netherlands Orga- nisation for Applied Scientific Research TNO (hier ist das OCW das koordinierende Ministerium, auch andere Ministerien unterstützen bei der TNO-Förderung) • Institute mit kulturellen Aufgaben (Netherlands Institute for Art History, National Service for Archaeology, Cultural Landscape and Built Heritage) Darüber hinaus existiert institutionelle Förderung für: • Large Technological Institutes (GTI) • Boekman Foundation (Studienzentrum für Kunst, Kultur und darauf bezogene Politik) • Internationale Forschungsorganisationen CERN, ESA, ESO und EMBL Für den Bereich der Bildung wendete das OCW 2006 rund 22,5 Mrd. EUR auf. Das OCW besteht aus: • 21 ministeriellen Referaten in vier sektorübergreifenden Abteilungen • drei Diensten und zwei Agenturen • zwei Aufsichtsbehörden sowie • drei Beiräten.

Abb.: Organigramm des niederländischen Ministeriums für Bildung, Kultur und Wissenschaft (Qu.: OCW)

Ministerium für Wirtschaft (EZ) Das niederländische Ministerium für Wirtschaft (EZ) strebt das Ziel an, die Niederlande zu einer der attraktivsten Wissensökonomien für innovative Entwicklung zu machen. Nach dem OCW ist das EZ das Ministerium (ca. 17% Anteil am Gesamtvolumen), das am meisten Geld für Forschung und Entwicklung, hier mit einem Fokus auf Innovation, zur Verfügung stellt. Ein Teil dieser Mittel fließt in Form institutioneller Förderung an Einrichtungen wie beispiels- weise:

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• STW Technology Foundation (an die NWO angeschlossen) • Leading Technological Institutes (LTI) • Netherlands Organisation for Applied Scientific Research (TNO) Eine große Anzahl der Projekte und Programme des Ministeriums implementiert die NL Agency. Ministerium für Landwirtschaft, Natur und Ernährung (LNV) Forschung des Landwirtschaftsministeriums – drittgrößter FuE-Mittelgeber – erfolgt zu einem beträchtlichen Teil über das Wageningen University & Research Centre (WUR). Drüber hin- aus trägt das LNV auch zur Finanzierung der TNO bei. Ministerium für Gesundheit, Soziales und Sport (VWS) Das Gesundheitsministerium hatte 2008 einen Anteil von rund 3% an den FuE-Ausgaben. Es stellt institutionelle Mittel für eine Reihe von Forschungsinstituten (z.B. Netherlands Cancer Institute NCI, Netherlands Institute for Health Services Research (NIVEL) zur Verfügung. Ebenso wie andere Ministerien trägt es auch zur Finanzierung der TNO bei. Das Ministerium verfügt über zwei „eigene“ Institute, namentlich das Nationale Institute for Public Health and the Enivironment (RIVM) und das Social and Cultural Planning Office (SCP). Eine wichtige Rolle bei der Umsetzung der Gesundheitsforschung spielt die Netherlands Organisation for Health Research and Development (ZonMw). Ministerium für Verkehr, Infrastruktur und Wassermanagement (V&W) Das Verkehrsministerium – mit einem Anteil von knapp 3% fünftgrößter ministerieller FuE- Mittelgeber – verfügt über drei integrierte Forschungsinstitutionen: • Directorate General for Public Works and Watermanagement • Royal Netherlands Meteorological Institute (KNMI) • Netherlands Institute for Transport Policy Analysis (KiM) Weitere Ministerien, die in einem sichtbaren Ausmaß in FuE investieren, sind das Verteidi- gungsministerium, das Außen- und Entwicklungsministerium (BuZa) sowie das Ministerium für Bau, Raumplanung und Umwelt (VROM) mit Anteilen von jeweils knapp 2% am FuE- Budget der Regierung.

Weitere Informationen Einrichtungen Die niederländischen Ministerien im Überblick http://www.minbuza.nl/de/Die_Niederlande/Die_Niederlande_auf_einen_Blick/Staat_und_Pol itik/Adressen_der_niederl%C3%A4ndischen_Ministerien Niederländisches Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft (OCW) http://english.minocw.nl/#ref-minocw Niederländisches Ministerium für Wirtschaft http://www.rijksoverheid.nl/ministeries/ez

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3.1.2. Beratungsgremien für Forschungs- und Bildungspolitik Im Übersichtskapitel zur Forschungslandschaft wurde bereits auf wichtige Beratungsgremien (AWT, KNAW, Innovationsplattform) hingewiesen. Dort finden sich ergänzende Informatio- nen zu diesem Kapitel. Niederländischer Wissenschaftsrat für Regierungspolitik (WRR) Ziel des WWR ist wissenschaftlich fundierte Information der Regierung über zukünftige Ent- wicklungen von großem öffentlichem Interesse. Zudem versucht der Rat wissenschaftliche Debatten anzuregen. Auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse werden unterschiedli- che Standpunkte diskutiert, mögliche alternative politische Regelungen analysiert sowie neue zukunftsorientierte Lösungen präsentiert. Auf diese Art baut der WRR eine Brücke zwi- schen Politik und wissenschaftlicher Expertise. Niederländische Organisation für Wissenschaftliche Forschung (NWO) NWO ist die zentrale niederländische Organisation im Bereich der Grundlagenforschung. Sie spielt eine entscheidende Rolle in der Entwicklung von Wissenschaft, Technologie und Kultur in den Niederlanden, arbeitet unabhängig und fungiert seit 1988 als nationaler Forschungs- rat. Netherlands Organization for International Cooperation in Higher Education (NUFFIC) NUFFIC ist eine 1952 gegründete Organisation, die sich um internationale Kooperationen in der höheren Bildung kümmert. In dieser Rolle fungiert sie als Dienstleister und Vermittler.

Weitere Informationen Einrichtungen Advisory Council for Science and Technology Policy (AWT) http://www.awt.nl/ Netherlands organization for international cooperation in higher education (Nuffic) http://www.nuffic.nl/ Niederländische Organisation für Wissenschaftliche Forschung (NWO) http://www.nwo.nl/nwohome.nsf/pages/SPPD_5R2QE7_Eng Niederländischer Wissenschaftsrat für Regierungspolitik (WRR) http://www.wrr.nl/english/

3.2. Politische Zielsetzungen

3.2.1. Überblick Die mittelfristige Strategie für höhere Bildungs-, Forschungs- und Wissenschaftspolitik hat das Wissenschaftsministerium Ende 2007 präsentiert. Hintergrund der Strategie ist die Er- kenntnis, dass Anstrengungen unternommen werden müssen, um die Wettbewerbsfähigkeit der Niederlande in ökonomischer und wissenschaftlicher Sicht zu gewährleisten. Die ver- gleichsweise geringen Investitionen in Forschung und Entwicklung sind als Schwäche des niederländischen Systems erkannt, ebenso der geringe Anteil an Wissenschaftlern und For- schern an der Erwerbsbevölkerung. Darüber hinaus sind die Niederlande bestrebt, die Inves-

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Gesamtbericht Niederlande titionen in den Bildungssektor weiter zu erhöhen, da hervorragende Ausbildung als das Rückgrat wissensintensiver Gesellschaften angesehen wird.

Weitere Informationen Einrichtungen Niederländisches Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft (OCW) http://english.minocw.nl/#ref-minocw Dokumente Agenda for higher education research and science policy http://english.minocw.nl/documenten/81346_38024_Strategic.pdf

3.2.2. Forschungspolitische Ziele Die Niederlande zeigen hervorragende Ergebnisse bei der Generierung von Wissen. Aller- dings finden sich im Vergleich mit den führenden Forschungsnationen auch Schwächen, so das geringe und konstant bleibende FuE-Niveau und die beschränkte Verfügbarkeit hoch- qualifizierter Forscher. Die zentrale Frage der Forschungspolitik besteht darin, ob die Nieder- lande auf Dauer das hohe Forschungs- und Innovationsniveau halten können und damit in- ternational wettbewerbsfähig bleiben. Ziel der Wissenschafts- und Forschungspolitik ist die Gewährleistung eines effizienten und leistungsfähigen Forschungsbetriebs. Im Vergleich zu anderen Ländern ist die steuernde und planende Rolle der Politik relativ schwach ausgeprägt (vgl. die Studie des Rathenau Institute: Science Systems Compared). In der strategischen Agenda von 2007 nennt die Regierung als evident für ein exzellentes Forschungsklima: • Rahmenbedingungen, in dem innovative Forscher wissenschaftliche Durchbrüche er- zielen können • Weitgehende Autonomie in den Wissenschaftsfeldern durch die Unterstützung unab- hängiger Forschung • Unterstützung des wissenschaftlichen Nachwuchses • Verankerung von Wissenschaft und Forschung in der Zivilgesellschaft. Diese Ziele bilden die Grundlage für alle forschungspolitischen Maßnahmen (vgl. Überblick zu Aktivitäten und Programmen). Die niederländische Innovations- und Technologiepolitik konzentriert sich darauf, ein optimales Klima für unternehmerische Initiative und Forschung zu schaffen. In ihrer ökono- misch orientierten Agenda „The Netherlands 2020 – Back in the top 5“ nennt die Innovati- onsplattform schlaglichtartig vier Erfolgsfaktoren für die zukünftige Entwicklung der nieder- ländischen Gesellschaft: • Moderne Industriepolitik, unter anderem mit Konzentration auf bestehende Exzellenz- felder wie High-Tech-Systeme und Materialien, Ernährung, Wasser, chemische Pro- dukte und „Kreative Industrien“ • Einbindung internationale Konzerne und ein erfolgreicher Export • Schaffung einer Unternehmenskultur • Innovativer Dienstleistungssektor.

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Damit soll die Niederlande bis 2020 ein innovatives, international ausgerichtetes und ver- netztes Land werden. Die Innovationsplattform brachte bereits 2006 die so genannte „Knowledge Investment Agenda“ auf den Weg (vgl. Kapitel zu Initiativen und Programme). Die Agenda beschreibt einen Ansatz, wie die Niederlande die vorhanden Talente und Kompetenzen effizient nutzen können. Jährlich wird ein Fortschrittsbericht publiziert. In dem Bericht von 2009 wird kritisch angemerkt, dass die Niederlande im internationalen Vergleich bei den Investitionen in Wis- sen und Innovation zurückfallen.

Weitere Informationen Einrichtungen Königlich Niederländische Akademie der Wissenschaften (KNAW) http://www.knaw.nl/ Niederländische Organisation für Wissenschaftliche Forschung (NWO) http://www.nwo.nl/nwohome.nsf/pages/SPPD_5R2QE7_Eng Dokumente Knowledge Investment Agenda 2006-2016 http://www.innovatieplatform.nl/en/publications/knowledge-investment-agenda.pdf Knowledge Investment Agenda 2009 http://www.innovatieplatform.nl/en/projects/kia/KIA2009-NL-in-the-fast-lane.pdf

3.2.3. Bildungspolitische Ziele Die Verbesserung der Unterrichtsqualität ist zentrales Element der Bildungspolitik. In der „Qualitätsagenda 2008 bis 2011“ wurden die wichtigsten Ziele für den sekundären Bildungs- bereich formuliert: Modernisierung der Bildungsverwaltung und des Schulwesens, Steige- rung der Effektivität und Wirtschaftlichkeit, Verringerung der Kosten, Erhöhung der Autono- mie und Eigenverantwortung der bildungspolitischen Akteure (Qu.: Auswärtiges Amt). Im Bereich der Schulbildung (Primär/Sekundär) wird eine der Herausforderungen darin ge- sehen, den Anschluss an die Spitzengruppe bei den PISA-Studien wieder herzustellen, ver- stärkter wird auch die berufliche Bildung in den Blick genommen, hier auch mit einem Fokus auf das duale System. Bei der Hochschulbildung zeichneten sich die Niederlande durch eine zügige Umsetzung des Bologna-Prozesses aus. Die gegenwärtigen Prioritäten und Reformen in der Bildungspolitik lassen sich wie folgt cha- rakterisieren (Qu.: National summary sheets on education systems in Europe – The Netherlands, December 2009): Im Bereich der Primärbildung legte die Regierung im November 2007 eine Qualitätsoffensive mit dem Titel „Schools for tomorrow“ vor. Diese Strategie setzt Schwerpunkte bei den Sprach- und Mathematikkompetenzen und soll bis 2011 implementiert sein. Für die Sekundärstufe wurde in 2008 ebenfalls eine strategische, langfristig ausgerichtete Agenda veröffentlicht, die sowohl die Qualität der Bildung als auch ihre Rolle in der Gesell- schaft stärken soll. 2008 präsentierte das Ministerium darüber hinaus eine Strategie zur Stärkung der Berufs- und Erwachsenenbildung vorgelegt. Ziele für die Hochschulbildung sind in der „Strategic agenda for higher education, research and science policy" verankert.

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Weitere Informationen Dokumente National summary sheets on education systems in Europe http://eacea.ec.europa.eu/education/eurydice/documents/eurybase/national_summary_sheet s/047_NL_EN.pdf

3.2.4 Zusammenarbeit mit anderen Ländern Die niederländische Politik in den Bereichen Wissenschaft, Technologie und Innovation be- sitzt eine internationale Dimension. Diese fokussiert sich auf die FuE-Zusammenarbeit in den Forschungsrahmenprogrammen der EU (hier lagen die Niederlande nach Daten des EU Monitoring Reports beim FP 7 im Jahr 2009 mit einer Erfolgsquote von 27,7% etwas über dem EU-Schnitt von 24,4%) , der weiteren Entwicklung des europäischen Forschungs- und Innovationsraumes, der internationalen technologischen Kooperation im EUREKA-Netzwerk und der bilateralen Zusammenarbeit mit ausgewählten Ländern auf europäischer und inter- nationaler Ebene. In internationale Netzwerke stark eingebunden sind unter anderem NWO und KNAW.

3.3. Initiativen und Programme

3.3.1. Überblick Die Niederlande haben in den vergangenen Jahren einige forschungs-, bildungs- und inno- vationspolitische Initiativen auf den Weg gebracht. Mit der „Strategic agenda for higher education, research and science policy“ legte die Regie- rung einen Fahrplan in diesen Bereichen für den Zeitraum 2007 – 2011 vor. Grundlegende Ziele der Agenda sind die Schaffung einer exzellenten Lernkultur sowie eines herausragen- den Forschungsklimas. Für eine ambitionierte Lernkultur im Bereich der höheren Bildung nennt die Agenda als Schlüsselfaktoren: • Hohe Ausbildungsintensität (höhere Motivation der Studierenden, bessere Betreuung, geringerer Anteil an Studienabbrechern) • Qualifikation des Lehrpersonals (v.a. im Bereich der Tutoren) • Stärkere, leistungsbezogene Differenzierung des Lehrangebotes • Internationale Mobilität • Interne Vernetzung des Bildungssystems (z.B. Hochschulbildung und Berufsbildung) • Erhöhung des Anteils Hochqualifizierter • Vernetzung zwischen Wissen und Praxis. Um die genannten Ziele zu erreichen, setzen die Niederlande auf Investitionen zur Sicherung des akademischen Erfolges, Qualitätsanreize und ein transparentes Management. Das angestrebte herausragende Forschungsklima (vgl. Kapitel forschungspolitische Ziele) soll erreicht werden durch Maßnahmen zur Stärkung einer unabhängigen Forschung, eine stärkere Fokussierung auf nationale Forschungsprioritäten (Genomforschung, Informations- und Kommunikationstechnologien, Nanotechnologie, vgl. Kapitel zu Aktivitäten, Forschungs-

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Gesamtbericht Niederlande und Bildungslandschaft), eine verbesserte Einbindung der Forschung in die Gesellschaft und eine unabhängige Bewertung der wissenschaftlichen Qualität. Die „Knowledge Investment Agenda 2006 - 2016“, ein langfristig angelegter Plan für die nie- derländische Wissensökonomie beschreibt einen Ansatz, wie die Niederlande die vorhan- den Talente und Kompetenzen effizient nutzen können. Im Fortschrittsbericht von 2009 wird kritisch angemerkt, dass die Niederlande im internationalen Vergleich bei den Investitionen in Wissen und Innovation zurückfallen. Besondere Anstrengungen seien im Bildungssektor, hier unter anderem beim Lebenslangen Lernen notwendig.

3.3.2. Innovationsstrategien und FuE-Rahmenbedingungen Die niederländische Regierung strebt innerhalb Europas eine führende Position im Bereich der Innovation an. Um ein innovationsförderndes Klima zu erreichen, wird auf eine engere Zusammenarbeit zwischen Regierung, Wirtschaft und Wissenseinrichtungen gezielt. Im Ok- tober 2003 wurde dieses Ziel erstmals in der “Action for Innovation” des Wirtschaftsministeri- ums dokumentiert. Als einen weiteren Schritt hat die niederländische Regierung am 05.09.2003 eine Innovati- onsplattform unter dem Vorsitz des Premierministers eingerichtet. Diese Plattform hat 18 Mitglieder aus Unternehmen und Wissenschaftsbereichen. Die Mitglieder sind persönlich eingeladen worden, weil sie große Erfahrung haben und sachkundig sind. Mit der „Knowledge Investment Agenda 2006 – 2016“ und der ökonomischen Agenda „The Netherlands 2020 – back in the top 5“ hat die Innovationsplattform Ansätze und Maßnahmen für eine erfolgreiche niederländische Innovationspolitik vorgelegt. Die Forschungs- und Entwicklungsbeihilfe (WBSO) ist die bekannteste und beliebteste Maßnahme der Regierung zur Förderung von FuE. Durch das einfache administrative Ver- fahren ist sie leicht zugänglich, was für KMU besonders wichtig ist. In ihrem Rahmen können Unternehmen Anteile der Lohnkosten für FuE von ihrer Lohnsteuer abziehen. Der maximale Absetzbetrag ist 6,8 Mio. EUR pro Jahr. Eine neuere Beurteilung zeigte eine positive Korre- lation zwischen FuE-Ausgaben und der Beteiligung am WBSO-Programm. Eine weitere Maßnahme die Innovationsbereitschaft von KMUs zu erhöhen, war 2006 die Einführung der Innovationsgutscheine. Damit können KMU kleine Forschungsaufträge ver- geben und die daraus resultierenden Innovationsgutscheine in Höhe von 2.500 EUR bzw. 7.500 EUR bei der NL Agency einlösen (vgl. Kapitel zu FuE im privaten Sektor). In der Broschüre „Innovation programmes on course – investing together in vitality“ hat das niederländische Wirtschaftsministerium Ende 2008 eine Übersicht der Innovationsprogram- me erstellt. Gegenwärtig existieren acht Innovationsprogramme in folgenden sechs Themenfeldern: • Ernährung • High-Tech-Systeme und Materialien • Wasser • Kreativität • Chemie • Lebenswissenschaften und Gesundheit

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Bis Mitte 2008 hatten insgesamt 591 Einrichtungen finanzielle Unterstützung im Rahmen der Innovationsprogramme erhalten: 340 KMU, 142 größere Unternehmen, 69 Wissensinstitute und 40 weitere Organisationen. In den Themenfeldern Ernährung und Wasser war die Betei- ligung am höchsten. Ebenfalls bis Mitte 2008 hatte das Wirtschaftsministerium für die Um- setzung der Innovationsprogramme ca. 850 Mio. EUR zur Verfügung gestellt.

Weitere Informationen Einrichtungen Die Forschungs- und Entwicklungsbeihilfe (WBSO) http://www.senternovem.nl/wbso/index.asp Niederländisches Ministerium für Wirtschaft http://www.rijksoverheid.nl/ministeries/ez Dokumente Innovation programmes on course–investing together http://www.senternovem.nl/mmfiles/Jaarrapportage%20Engels_tcm24-291443.pdf

3.3.3. Netzwerkprogramme

Kompetenznetze Deutschland bietet einen Überblick zu Programmen und Initiativen, die auf die Initiierung und Förderung von Kompetenznetzen abzielen.

Weitere Informationen Einrichtungen Kompetenznetze Deutschland http://www.kompetenznetze.de

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4. Kooperationen

4.1. Grundlagen

4.1.1. Regierungs- und Ressortabkommen Deutsch-Niederländisches Zusammenarbeitsabkommen über die Anerkennung von Gleichwertigkeiten im Hochschulbereich Die Regierung der Bundesrepublik Deutschland und die Regierung des Königreichs der Nie- derlande verabschiedeten am 23.03.1983 auf der Grundlage des Kulturabkommens vom 27. April 1961 ein Abkommen über die Anerkennung von Gleichwertigkeiten im Hochschulbe- reich. Deutsch-Niederländisches Zusammenarbeitsabkommen in Bildung, Wissenschaft und Forschung Mit dem Abkommen vom 25.09.2001 gaben Deutschland und die Niederlande ihrer Absicht Ausdruck, die enge Zusammenarbeit auf dem Gebiet von Bildung, Wissenschaft und For- schung weiter zu intensivieren. Die damalige Bundesministerin für Bildung und Forschung, Edelgard Bulmahn und ihr seinerzeitiger niederländischer Amtskollege, Loek Hermans, un- terzeichneten hierzu in Berlin eine gemeinsame Erklärung. Besonders wichtig war den beiden Ministern dabei, dass die bilateralen und die europäi- schen Programme verstärkt zur Mobilität der jungen Menschen zwischen beiden Ländern genutzt werden sollten, als auch für den Übergang auf den Arbeitsmarkt und in der Wissen- schaft.

4.1.2. Vertretung in Deutschland Botschaft des Königreichs der Niederlande Die Botschaft befasst sich in erster Linie mit den bilateralen Beziehungen zwischen den Nie- derlanden und Deutschland.

Weitere Informationen Einrichtungen Botschaft des Königreichs der Niederlande http://bln.niederlandeweb.de/de/content/Berlin/Home/start_html

4.1.3 Deutsche Vertretung im Partnerland Deutsche Botschaft in Den Haag

Weitere Informationen Einrichtungen Deutsche Botschaft Den Haag http://www.den-haag.diplo.de/Vertretung/denhaag/nl/Startseite.html

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4.1.4. Deutsche Wissenschafts- und Kulturinstitutionen im Partnerland Goethe-Institut Das Goethe-Institut ist das weltweit tätige Kulturinstitut der Bundesrepublik Deutschland. Mit seinen Niederlassungen in Rotterdam und Amsterdam fördert es den kulturellen Dialog zwi- schen den Niederlanden und Deutschland.

Weitere Informationen Einrichtungen Goethe-Institut Amsterdam http://www.goethe.de/ins/nl/ams/deindex.htm Goethe-Institut Rotterdam http://www.goethe.de/ins/nl/ams/deindex.htm

4.1.5. Institutionen der deutschen Wirtschaft Deutsch-Niederländische Handelskammer (DNHK) Die Hauptaufgabe der DNHK besteht in der Förderung und Unterstützung der deutsch- niederländischen Geschäftsbeziehungen. Als Beratungsunternehmen bietet sie Serviceleis- tungen für Unternehmen, die im jeweiligen Nachbarland tätig sein wollen oder dort Ge- schäftskontakte suchen.

Weitere Informationen Einrichtungen Deutsch-Niederländische Handelskammer (DNHK) http://www.dnhk.org/

4.2. Deutsche Programme

4.2.1. Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH) Die AvH fördert Wissenschaftskooperationen zwischen exzellenten ausländischen und deut- schen Forscherinnen und Forschern. Zwischen 1953 und Ende 2009 erhielten - laut Jahresbericht 2009 der AvH - insgesamt 31 Forschungspreisträger, 165 Forschungsstipendiaten aus den Niederlanden eine Förderung der AvH. Elf Feodor-Lynen-Stipendiaten aus Deutschland hatten die Niederlande als Ziel. Eindeutiger fachlicher Schwerpunkt sind die Naturwissenschaften mit insgesamt 132 von inzwischen 196 Förderungen durch die AvH. Zwischen der NWO (Netherlands Organisation for Scientific Research) und der AVH besteht ein Kooperationsabkommen. Damit wird jedes Jahr jeweils zwei Wissenschaftlern ein vier- bis zwölfmonatiger Aufenthalt an Forschungseinrichtungen im Partnerland ermöglicht.

Weitere Informationen Einrichtungen Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH) http://www.humboldt-foundation.de Netherlands Organisation for Scientific Research (NWO) http://www.nwo.nl/

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4.2.2. Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) Zwischen der DFG und der NWO (Netherlands Organisation for Scientific Research) besteht eine Vereinbarung über ein bilaterales Kooperationsprogramm. Es vereinfacht die Teilnahme von niederländischen Forschern und Forschergruppen an den internationalen Aktivitäten der DFG im Rahmen von individuellen Stipendien, Forschergruppen, Schwerpunktprogrammen, Graduiertenkollegs und Sonderforschungsbereichen. Im Zuge der gemeinsamen Doktorandenausbildung gibt es nach Angaben der DFG - acht Internationale Graduiertenkollegs (IGK) mit niederländischen Universitäten (Stand Juli 2010), das sind annähernd 15% der 54 laufenden IGKs. Die Niederlande stehen damit zusammen mit den USA an der Spitze der Partnerländer. Die IGKs mit niederländischen Partneruniversitäten haben folgende Themen: • Proxies in Earth History: Universität Utrecht, Universität Amsterdam und Universität Bremen (seit 2002) • Transkriptionskontrolle bei Entwicklungsprozessen: Universität Rotterdam und Uni- versität Marburg (seit 2002) • Vaskuläre Medizin: Universität Groningen und Universität Heidelberg (seit 2004) • Diffusion in porösen Materialien: Universität Eindhoven, Universität Leipzig, Universi- tät Amsterdam, Universität Delft, Universität Utrecht (seit 2004) • Psychoneuroendokrinologie des Stresses. Vom Molekül und Gen zu Affekt und Kog- nition: Universität Trier und Universität Leiden (seit 2006) • Nichtlinearitäten und Upscaling in porösen Medien: Universität Delft, Universität Ut- recht, Universität Stuttgart und Universität Eindhoven (seit 2007) • Aufbau supramolekularer Funktionsräume - Containermoleküle, Macrocyclen und verwandte Verbindungen: Universität Münster und Universität Amsterdam (seit 2006) • Arterielle Umbauprozesse: Universität Aachen und Universität Maastricht (seit 2008) Von den zum 01. Juli 2010 neu eingerichteten Sonderforschungsbereichen der DFG beinhal- tet einer auch eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit den Niederlanden: Dem deutsch-niederländischen SFB/TRR 81 „Chromatin Changes in Differentiation and Malignancies“ geht es um das Verständnis der molekularen Funktion des Chromatins. Er setzt sich zum Ziel, die Rolle von Chromatin-Veränderungen bei normalen Zellveränderun- gen und bei der Entwicklung von bösartigen Tumoren zu untersuchen. An den Mitte 2010 neu eingerichteten Forschergruppen der DFG sind auch niederländische Wissenschaftler an der an der Friedrich-Schiller-Universität Jena koordinierten Forscher- gruppe „Exploring Mechanisms Underlying the Relationship Between Biodiversity and Ecosystem Functioning“ beteiligt. Im Jahr 2009 liefen über die DFG 116 Projekte mit niederländischer Beteiligung. Themati- sche Schwerpunkte sind die Natur- und Lebenswissenschaften.

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Weitere Informationen Einrichtungen DFG: Research Funding http://www.dfg.de/en/research_funding/index.jsp Netherlands Organisation for Scientific Research (NWO) http://www.nwo.nl/nwohome.nsf/pages/SPPD_5R2QE7_Eng

4.2.3. Deutsche Hochschulrektorenkonferenz (HRK) Im Hochschulkompass der Hochschulrektorenkonferenz waren im Juli 2010 insgesamt 597 Kooperationen zwischen deutschen und niederländischen Hochschulen verzeichnet. Die Niederlande befinden sich damit aus deutscher Sicht auf Platz neun in Bezug auf die Anzahl der Kooperationen. An den Kooperationen sind 186 deutsche und 56 niederländische Hoch- schulen beteiligt. Die Niederlande sind vor Österreich und Großbritannien das beliebteste Zielland der deutschen Studierenden im Ausland. Innerhalb der European University Alliance of Science and Technology arbeiten die Techni- sche Universität München, die Technische Universität Eindhoven und die Technische Uni- versität Dänemark (mit Hauptsitz in Lyngby) eng zusammen. Die genannten Universitäten haben im Juni 2009 die gemeinsame European Graduate School in Sustainable Energy Technology gegründet. Sie ermöglicht dem wissenschaftlichen Nachwuchs, seine Forschung international orientiert durchzuführen und mit einer unternehmerischen Ausbildung zu kom- binieren.

Weitere Informationen Einrichtungen Hochschulkompass http://www.hochschulkompass.de/

4.2.4. Internationale Weiterbildung und Entwicklung gGmbH (InWEnt) BAND - Austausch von Auszubildenden mit den Niederlanden Im Rahmen dieses (von InWEnt umgesetzten und vom BMBF unterstützten) Programms werden Partnerschaften zwischen deutschen und niederländischen Einrichtungen der beruf- lichen Bildung gefördert. Das bilaterale Austauschprogramm BAND bietet deutschen Auszubildenden die Möglichkeit, bis zu zwölf Wochen Auslandserfahrung in den Niederlanden zu sammeln. Im Gegenzug kommen niederländische Auszubildende in deutsche Unternehmen und Berufsbildungsein- richtungen, um berufliche Praxis in Deutschland zu erleben. Das Programm BAND möchte Auszubildende und ihre Unternehmen dafür gewinnen, frühzeitig an einer Qualifizierung im Ausland teilzunehmen. Mit BAND erhalten deutsche und niederländische Unternehmen und Einrichtungen der beruf- lichen Bildung fachliche und finanzielle Unterstützung für den Aufbau von Ausbildungspart- nerschaften und die Durchführung von Austauschprojekten nach dem Prinzip der Gegensei- tigkeit. Auf diese Weise bereitet BAND den Weg für dauerhafte Partnerschaften zwischen deutschen und niederländischen Unternehmen und Berufsbildungseinrichtungen. Mit bilateralen Austauschprogrammen für Auszubildende fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) den Erwerb grenzüberschreitender Berufserfahrung schon

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Gesamtbericht Niederlande während der Ausbildung. Mit dem bilateralen Austauschprogramm BAND wollen Deutsch- land und die Niederlande ihre Beziehungen in der Berufsbildung stärken und die Vernetzung und berufliche Mobilität über Grenzen hinweg fördern. Das Berufsbildungsgesetz sieht eben- falls vor, dass Auszubildende bis zu einem Viertel ihrer Ausbildung im Ausland absolvieren können. Somit kann die Auslandsqualifizierung fester Bestandteil der beruflichen Ausbildung sein. Auf niederländischer Seite betreut CINOP das Austauschprogramm BAND. (Qu.: InWEnt, BAND) Nähere Informationen liefert die aktuelle Programmbroschüre zum BAND.

Weitere Informationen Einrichtungen CINOP http://cinop.brengtlerentotleven.nl/ Internationale Weiterbildung und Entwicklung gGmbH (InWEnt) http://www.inwent.org/ Dokumente Programmbroschüre BAND http://www.inwent.org/imperia/md/content/a-internet2008/portalweltweitlernen/europa/band- programmbrosch__re_2009neu.pdf

4.2.5. Max-Planck-Gesellschaft (MPG) Nach Angaben der Max-Planck-Gesellschaft hielten sich im Jahr 2009 131 niederländische Gastwissenschaftler an Max-Planck-Instituten auf. Die Institute meldeten für 2009 insgesamt 364 Kooperationsprojekte mit den Niederlanden. Auf die Chemisch–Physikalisch-Technische Sektion entfielen 177 Projekte, auf die Biologisch-Medizinische Sektion 136 Projekte und auf die Geistes-, Sozial- und Humanwissenschaftliche Sektion 51 Projekte.

Weitere Informationen Einrichtungen MPG Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. http://www.mpg.de/

4.2.6. Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft Akzo Nobel Stiftung zur Förderung der deutsch-niederländischen Zusammenarbeit Die Stiftung wurde 1993 vom Treuhandfonds der Gesellschaft der deutschen Mitglieder des Aufsichtsrates der Akzo N.V. errichtet. Die Stiftung fördert Vorhaben auf dem Gebiet von Wissenschaft und Bildung, die zur Verbesserung der Beziehungen zwischen Deutschland und den Niederlanden durch die Bearbeitung gemeinsam interessierender Fragen und Prob- leme beitragen können. Weitere Informationen finden sich unter dem unten angegeben Link.

Weitere Informationen Einrichtungen Akzo Nobel Stiftung zur Förderung der deutsch-niederländischen Zusammenarbeit http://stiftungen.stifterverband.info/t201_akzo/index.html

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Gesamtbericht Niederlande

4.3. Bi- und multilaterale Programme

4.3.1. Überblick In den Bereichen Wissenschaft und Technologie sind die Beziehungen zwischen Deutsch- land und den Niederlanden wenig formalisiert. Beide Länder pflegen intensive und freund- schaftliche Nachbarschaftsbeziehungen, die grenzüberschreitende regionale Zusammenar- beit ist auf vielen Gebieten von großer Bedeutung.

Weitere Informationen Einrichtungen Bilaterale Kulturbeziehungen (Deutsche Botschaft in Den Haag) http://www.den- haag.diplo.de/Vertretung/denhaag/de/06/Bilaterale__Kulturbeziehungen/Bilaterale__Kulturbe ziehunge.html

4.3.2. Bilaterale wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit (WTZ) In den Fachprogrammen des BMBF sind im Juli 2010 niederländische Partner an 56 Projek- ten beteiligt, davon sind acht bilateral und 48 multilateral. Die thematischen Schwerpunkte dieser Projekte liegen in den Biowissenschaften und den Informations- und Kommunikations- technologien. LOw Frequency ARay (LOFAR) Am 12. Juni 2010 gab die niederländische Königin Beatrix den offiziellen Startschuss für die Inbetriebnahme von LOFAR (LOw Frequency ARay), dem größten und modernsten Radiote- leskop der Welt. Dabei wurde auch ein Memorandum zur wissenschaftlichen Zusammenar- beit im Rahmen dieses europäischen Großforschungsprojektes (Gesamtprojektkosten ca. 150 Mio. EUR) unterzeichnet. Die LOFAR-Forschungskonsortien kommen aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden und Schweden. Das BMBF unterstützt den deutschen LOFAR- Forscherverbund GLOW (German Long Wavelength) (Max-Planck-Institut für Radioastrono- mie, Max-Planck-Institut für Astrophysik, Thüringer Landessternwarte Tautenburg, Astrophy- sikalisches Institut Potsdam, Universität Bochum & Jacobs Universität Bremen und For- schungszentrum Jülich) über ein Verbundvorhaben im Zeitraum 2008-2011. Bereits im Mai 2006 unterzeichneten in diesem Kontext das Forschungszentrum Jülich und das niederländische astronomische Institut ASTRON einen gemeinsamen Kooperationsver- trag zur Stärkung der Forschungs-Infrastruktur. Zur Übertragung und Speicherung der bei LOFAR entstehenden großen Datenmengen lässt das Forschungszentrum Jülich seine Hardware und vor allem sein Know-how auf dem Gebiet der Supercomputer-Technologie in das gemeinsame Projekt einfließen. Dazu stellt es seine Erfahrung mit dem europäischen Supercomputer (JUBL) zur Verfügung, der im März 2006 eingeweiht wurde. Stiftung Deutsch-Niederländische Windkanäle (DNW) Ein Beispiel für eine intensive bilaterale fachliche Kooperation ist die Stiftung Deutsch- Niederländische Windkanäle (DNW). DNW wurde 1976 gemeinsam von der niederländi- schen National Aerospace Laboratory (NLR) und dem Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt gegründet. DNW ist weltweit führend bei der Durchführung von Windkanal- Untersuchungen.

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Weiteres Das Forschungszentrum Jülich und seine Partner im Trilateralen Euregio Clusters (TEC) beabsichtigen ihre Forschung für das Fusionsexperiment ITER weiter zu verstärken. Dazu wurde im Juli 2010 ein neuer Kooperationsvertrag zwischen dem Forschungszentrum und den TEC- Partnern Ecole Royale Militaire / Koninklijke Militaire School (Belgien), FOM Institute for Plasma Physics (Niederlande) und dem belgischen Cent- re d’etude de l’energie Nucleaire / Studiecentrum voor Kernenergie unterzeichnet.

Weitere Informationen Einrichtungen JUBL http://www.fz-juelich.de/jsc/ibm-bgl LOFAR http://www.lofar.org/ Stiftung Deutsch-Niederländische Windkanäle (DNW) http://www.dnw.aero/home.aspx

4.3.3. Europäische Programme und Initiativen Europäische Bildungsprogramme - Lernen im Europäischen Bildungsraum Die Europäische Kommission fördert mit ihren Bildungsprogrammen SOKRATES/ERASMUS und LEONARDO DA VINCI Projekte, Aktionen und Auslandsaufenthalte in Europa. SOKRATES ist das Aktionsprogramm der EU für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen der allgemeinen Bildung. Unter dem Teilprogramm ERASMUS (hier ist der Deutsche Akademische Austauschdienst DAAD die nationale Agentur) laufen Aktionen für den Hochschulbereich, insbesondere können Auslandsaufenthalte von Studie- renden und Dozenten gefördert werden. Im Rahmen des EU-Programms SOKRATES/ERASMUS erhielten 693 deutsche Studieren- de 2008/2009 ein Stipendium (Auslandsstudium) für das Zielland Niederlande. Die Nieder- lande liegen damit nach Spanien, Frankreich, Großbritannien, Schweden, Italien, Finnland und Irland auf Platz acht (2008: Platz sieben) der beliebtesten Zielländer für deutsche Sti- pendiaten. Demgegenüber kamen 357 niederländische Studierende im Rahmen von SOKRATES/ERASMUS für einen Aufenthalt nach Deutschland. Die beliebtesten Zielländer der niederländischen Studierenden sind Spanien, Großbritannien, Frankreich und Schwe- den. Auf Platz fünf (2008: Platz zehn) folgt Deutschland. LEONARDO DA VINCI (betreut von der nationalen Agentur beim Bundesinstitut für Berufs- bildung) ist das Programm der Europäischen Union für den Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung. Es unterstützt die transnationale Zusammenarbeit zwischen den Akteuren in diesem Bereich, indem es Auslandsaufenthalte zum beruflichen Lernen fördert und in euro- päischen Partnerschaften innovative Lehr- und Lernmaterialien oder Zusatzqualifikationen entwickelt. Im Programm LEONARDO DA VINCI wurden 2008 302 Mobilitätsmaßnahmen von Deutschland in die Niederlande gefördert.

4.3.4. EUREKA/COST EUREKA ist eine Initiative für anwendungsnahe Forschung in Europa und bietet Industrie und Wissenschaft einen Rahmen für grenzüberschreitende Kooperationsprojekte. Die For- schungs- und Technologieinitiative EUREKA wurde auf Initiative von Frankreich und Deutschland im Jahr 1985 gegründet und zeichnet sich durch flexible grenzüberschreitende

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Gesamtbericht Niederlande und marktorientierte Kooperationen zu innovativen und strategischen Themen und den Bottom-up-Ansatz von Forschungsprojekten aus. Die Niederlande waren im Februar 2010 an 99 von 687 laufenden EUREKA-Projekten betei- ligt, darunter gibt es 25 gemeinsame Projekte mit deutsch-niederländischer Kooperation. Von diesen waren 14 bilateral und elf multilateral. COST ist neben EUREKA und den EU-Rahmenprogrammen eine der drei Säulen der For- schungszusammenarbeit in Europa. COST bietet Forschenden die Möglichkeit, sich an einer europäischen Verbundforschung zu beteiligen. Das Ziel ist die internationale Koordination und Vernetzung nationaler Forschungsaktivitäten. Die Niederlande waren im Juli 2010 an 179 von 223 laufenden COST-Aktionen beteiligt. Deutschland und die Niederlande beteiligen sich gemeinsam an 175 COST-Aktionen. Inhalt- licher Schwerpunkt der gemeinsamen Beteiligung an COST-Aktionen (wie der COST- Aktionen insgesamt) ist der Bereich Ernährung und Landwirtschaft mit 29 Aktionen.

Weitere Informationen Einrichtungen EUREKA/COST-Büro http://www.eureka.dlr.de/

4.3.5. Weitere Nachstehend finden sich – ohne Anspruch auf Vollständigkeit - ausgewählte Beispiele aus der intensiven deutsch-niederländischen Zusammenarbeit in den Bereichen Bildung, For- schung und Innovation. Grenzüberschreitende regionale Zusammenarbeit - Euregio Eine intensive deutsch-niederländische Zusammenarbeit findet in regionalen Netzwerken zwischen deutschen und niederländischen Partnern statt. Insgesamt bestehen zwischen Deutschland und den Niederlanden vier bilaterale Euregios: • Euregio Ems-Dollart – DER • EUREGIO Gronau/Enschede • Euregio Rhein-Waal • Euregio Rhein-Maas-Nord Dazu kommt mit Beteiligung aus Deutschland, den Niederlanden und Belgien die Euregio Maas-Rhein. Darüber hinaus existiert die Neue Hanse Interregio, ein grenzüberschreitender interregionaler Kooperationsverbund der norddeutschen Länder Niedersachsen und Bremen mit den nordniederländischen Provinzen Drenthe, Fryslân, Groningen und Overijssel. Die Euregios spielen im Grenzgebiet zwischen Niedersachsen/Nordrhein-Westfalen und den Niederlanden eine zentrale Rolle bei der Verwaltung der EU-Fördergelder aus dem INTERREG-Programm (aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung EFRE). Bis zum Ende der Förderperiode 2013 stehen über INTERREG IV A Deutschland – Niederlande 2007 – 2013 rund 140 Mio. EUR aus EFRE-Mitteln zur Verfügung, für die Euregio Maas- Rhein sind es 72 Mio. EUR. Für das INTERREG IV A-Programm „Deutschland – Nederland 2007-2013“ bestehen drei verschiedene thematische Schwerpunkte:

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• Der Schwerpunkt I ‚Wirtschaft, Technologie und Innovation’ beinhaltet die Förderung des Technologie- und Wissenstransfers zwischen Unternehmen und wissenschaftli- chen Forschungsinstituten. • Im Schwerpunkt II ‚Nachhaltige regionale Entwicklung’ werden der Einsatz von er- neuerbaren Energien und die Entwicklung energiesparender Technologien gefördert. • Der Schwerpunkt III ‚Integration und Gesellschaft’ fördert das Bewusstsein einer ge- meinsamen Identität innerhalb des gesamten Programmgebietes. Thematische Prioritäten der Förderung über INTERREG IV A in der bevölkerungsstarken Euregio Maas-Rhein sind: • Priorität I: Verstärkung der Wirtschaftsstruktur, Wissensförderung, Innovation und Schaffung von mehr und besseren Arbeitsplätzen • Priorität II: Natur und Umwelt, Energien, natürliche Ressourcen und Mobilität • Priorität III: Lebensqualität Regionale Kooperation - Technologie Im deutsch-niederländischen Grenzgebiet ist eine wachsende Zahl an Technologienetzwer- ken in Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Hochschulen und anderen Einrichtungen entstanden. Hierbei handelt es sich sowohl um fachübergreifende Netzwerke – wie das Technologienetzwerk Rhein-Waal – als auch um spezifische Netzwerke wie zum Beispiel das Euregio Coatings Net in der Euregio Rhein-Maas-Nord (Netzwerk für technologische Lösungen im Bereich der Oberflächentechnik) oder das EUREGIO Biotech-Zentrum (grenz- überschreitendes Netzwerk zur Unterstützung biotechnologische Unternehmenslösungen). TTR-Elat steht für „Top Technology Region - Eindhoven/Leuven/Aachen technology triangle“ TTR-Elat verkörpert eine europäische Stärkeregion für Elektronik, Nanoelektronik sowie Life Sciences. Das Bündnis, das vor knapp zwei Jahren gegründet worden ist, verfolgt das Ziel, die Forschung in den Bereichen Gesundheit („Life Sciences“), der Materialentwicklung (ins- besondere Chemie) und in den Informations- und Kommunikationstechnologien stärker mit- einander zu verknüpfen. Darüber hinaus sollen die Arbeits- und Finanzmärkte der Region grenzüberschreitend zusammen wachsen. Im März 2010 stellte die Region ihr erstes Akti- onsprogramm vor. Federführende Partner der Initiative sind auf deutscher Seite der Fachbe- reich Wirtschaftsförderung der Stadt Aachen sowie die regionale Wirtschaftsförderungsagen- tur AGIT mbH. Neben den Kommunen sind auch die Provinzen Limburg und Noord-Brabant (Niederlande), Vlaams-Brabant und Liège (Belgien) sowie das Land Nordrhein-Westfalen als Partner an der Initiative beteiligt. Internetbasierte Schulprojekt zur politischen Bildung Die Niederlande und Deutschland sind auf vielfältige Weise miteinander verflochten. Trotz- dem wird der 'Nachbar im Westen' in der Schule oft nur im stichpunktartig thematisiert. Das „Internetbasierte Schulprojekt zur politischen Bildung Niederlande“ ist ein nicht- kommerzielles Online - Informationsportal über die Niederlande und die deutsch - niederlän- dischen Beziehungen. Das Projekt wird im Rahmen von INTERREG IV A finanziert. Das Schulprojekt verfolgt das Ziel, landeskundliche Unterrichtsmaterialien über die Nieder- lande für deutsche Schüler und Lehrer der Jahrgangsstufen 9-13 zu entwickeln und über das Internet bereit zu stellen. Dabei handelt es sich um Materialien, die geographische, ge- schichtliche, politische, kulturelle und wirtschaftliche Aspekte der Niederlande thematisieren. Die Materialien sind einerseits für den Einsatz im Fachunterricht oder im Fächer verbinden-

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Gesamtbericht Niederlande den Projektunterricht gedacht, andererseits auch für den Einsatz im bilingualen Unterricht. Zu diesem Zweck werden neben der deutschen Version auch niederländische Parallelversi- onen zum Download angeboten. Haus der Niederlande in Münster – Zentrum für Niederlande-Studien Das Zentrum für Niederlande-Studien ist die einzige universitäre Einrichtung in Deutschland, die sich in Lehre, Forschung und wissenschaftlicher Dienstleistung fächerübergreifend mit den Niederlanden, Flandern, Deutschland sowie den Beziehungen und Austauschprozessen zwischen diesen Regionen befasst. Die vom Zentrum für Niederlande-Studien angebotenen Studiengänge erstrecken sich über den Spracherwerb hinaus auf politische, historische, ökonomische und kulturelle Fragestellungen. NiederlandeNet - Informationsportal über die Niederlande NiederlandeNet ist ein nicht-kommerzielles Online-Informationsportal über die Niederlande und die deutsch-niederländischen Beziehungen. Es gehört zum Zentrum für Niederlande- Studien, einer wissenschaftlichen Einrichtung der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Das Projekt NiederlandeNet wird seit Juli 2008 im Rahmen des INTERREG IV A- Programms Deutschland-Nederland mit Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Ent- wicklung (EFRE), des Ministeriums für Wirtschaft, Mittelstand und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen, des Niedersächsischen Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr sowie mit Mitteln der Niederländischen Botschaft Berlin kofinanziert. Hendrik Casimir-Karl Ziegler-Forschungspreis Die Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften verleiht gemeinsam mit der Kö- niglich Niederländischen Akademie der Wissenschaften seit 1998 den Hendrik Casimir-Karl Ziegler-Forschungspreis. Der mit bis zu 50.000 EUR (112.000,- NLG) dotierte Preis ermög- licht qualifizierten Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern aus den Niederlanden und aus Nordrhein-Westfalen einen bis zu zwölf Monaten dauernden For- schungsaufenthalt im Nachbarland. Der Preis wird jährlich vergeben. Journalistenstipendium Deutschland-Niederlande Der deutsch-niederländische Journalistenaustausch bietet talentierten Journalisten die Mög- lichkeit, als Gastredakteur bei einem Medium seiner Wahl die gesellschaftlichen, politischen und medialen Strukturen des Nachbarlandes kennen zulernen und als Korrespondent auf Zeit aus dem Ausland zu berichten. Partnerorganisation sind die Internationalen Journalis- tenprogramme in Berlin (IJP). Binationale Studiengänge Die Hochschulbeziehungen zwischen Nordrhein-Westfalen und den Niederlanden sind gut entwickelt. Zurzeit gibt es 14 binationale Studiengänge („joint degrees“). Die deutsch- niederländischen Studiengänge ermöglichen ein Doppeldiplom in Deutschland und den Nie- derlanden. Im Moment setzt sich das Studienangebot in Nordrhein-Westfalen aus Fachstudi- engängen aus den landeskundlichen, technischen und wirtschaftswissenschaftlichen Diszip- linen zusammen.

Weitere Informationen Einrichtungen Brainport-Region Eindhoven http://www.kooperation- international.de/niederlande/themes/international/clusterlist/brainport-region-eindhoven/

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Duitsland Instituut Amsterdam http://www.duitslandinstituut.nl/index.php?go=home.showHomeNav&pagenr=26&lng=de EUREGIO Gronau/Enschede http://www.euregio.nl/cms/publish/content/showpage.asp?themeid=30 Euregio Ems-Dollart – EDR http://www.edr.eu/ Euregio Maas-Rhein http://www.euregio-mr.com/de Euregio Rhein-Maas-Nord http://www.euregio-rmn.de/ Euregio Rhein-Waal http://www.euregio.org/seiten/index.cfm Haus der Niederlande http://www.hausderniederlande.de/ Hendrik Casimir-Karl Ziegler-Forschungspreis http://www.uni- muenster.de/HausDerNiederlande/Landesbeauftragter/Weiteres/20-00.html JUBL http://www.fz-juelich.de/jsc/ibm-bgl Journalistenstipendium Deutschland-Niederlande http://www.duitslandweb.nl/Journalistenstipendium LOFAR http://www.lofar.org/ NiederlandeNet http://www.uni-muenster.de/NiederlandeNet/ Schulprojekt zur politischen Bildung Niederlande: Webportal http://www.niederlande-im-unterricht.de/

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5. Weitere Informationen Nähere Informationen zur bilateralen Kooperation zwischen Deutschland und den Niederlan- den sowie Beteiligungsmöglichkeiten an Programmen und Fördermaßnahmen erteilt im Auf- trag des BMBF das Internationale Büro des BMBF. Fachlicher Ansprechpartner für die Niederlande: Dr. Hans-Peter Niller Internationales Büro des BMBF beim DLR (IB) Heinrich-Konen-Str. 1 53227 Bonn Deutschland Tel: +49 228 3821-468 Fax: +49 228 3821-444 E-Mail: [email protected] WWW: www.internationales-buero.de

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6. Annex (Geschichte/Kultur bis 1999)

1999 21.12.1999 – Die Militärgerichtsverfahren gegen sieben ehe- malige niederländische UN-Blauhelm-Soldaten werden man- gels Beweisen bzw. Verjährung eingestellt. Ihnen war vorge- worfen worden, dem Massaker von Srebrenica im Juli 1995 während ihres Einsatzes in Bosnien-Herzegowina untätig zugesehen zu haben. 08.06.1999 – Auf Empfehlung von Königin Beatrix zieht die niederländische Regierung von Ministerpräsident Wim Kok ihre Rücktrittserklärung wieder zurück, nachdem Kok am 19.05.1999 den Rücktritt des Kabinetts veranlasst hatte. 1998 01.10.1998 – In Den Haag wird die europäische Polizei- dienststelle 'Europol' offiziell vom EU-Ratsvorsitzenden, dem österreichischen Innenminister Karl Schlög, eingeweiht. 06.05.1998 – Bestätigung von Wim Kok als Regierungschef. 07.01.1998 – Genehmigung für den Bau des knapp 25 km langen „Tulpentunnels“, einer Art Pipeline für Blumen, die den Amsterdamer Flughafen Schiphol und den neuen Güterzug- terminal in Hoofdorp mit der Blumenbörse Aalsmeer verbin- den soll. 1996 01.04.1996 – In den Niederlanden dürfen nur noch bis zu fünf Gramm Haschisch oder Marihuana pro Kunde verkauft wer- den (bis dahin 30 Gramm). 07.02.1996 – Das niederländische Parlament beschließt die Abschaffung der gesetzlichen Krankenversicherung. Ab März müssen die Arbeitgeber im Krankheitsfall zwölf Monate lang Löhne und Gehälter der Arbeitnehmer weiterzahlen. 01.02.1996 – In den Niederlanden wird die Wehrpflicht abge- schafft. Das Königreich hat nun eine Berufsarmee. 1995 01.03.1995 – Das niederländische Parlament beschließt drastische Kürzungen bei den Sozialleistungen zur Entlas- tung des Staatshaushalts, zur Wahrung der Wettbewerbsfä- higkeit der Wirtschaft und zur Belebung des Arbeitsmarktes. 01.02.1995 – Mehr als 200.000 Menschen müssen vor den Hochwasserfluten des Rheins in der Region Limburg evaku- iert werden. 1994 22.08.1994 – Der Sozialdemokrat Wim (Willem) Kok wird am 22. August 1994 neuer Regierungschef der Niederlande. Die Regierungskoalition besteht aus der sozialdemokratischen PvdA, der linksliberalen D66 und der rechtsliberalen VVD.

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