Christian Niederberger

Zur Bedeutung der transnationalen Vernetzung bei J. und der -Inland-Mission

Bachelorarbeit

Bachelorarbeit bth3010

Theologisches Seminar St. Chrischona Dozent: Hans Ulrich Reifler Abgabetermin: 9. Februar 2015 Studienjahr 2014/15 Zur Bedeutung der transnationalen Vernetzung bei J. Hudson Taylor und der China-Inland-Mission Christian Niederberger Bachelorarbeit tsc bth 3010

Zusammenfassung Die transnationale Vernetzung des Gründers der China-Inland-Mission (CIM), James Hudson Taylor, leistete einen bedeutenden Beitrag, damit aus einem kleinen Werk in England, welches auf die Initiative eines Apothekerlehrlings zurückgeht, eine welt- umspannende, wachsende Organisation wurde, die bis heute unter dem Namen Über- seeische Missionsgemeinschaft (ÜMG) fortbesteht. Das England des 19. Jahrhunderts, in welchem der Grundstein für die CIM gelegt wurde, stand in politischer und religiöser Hinsicht genauso in Beziehung und im Austausch mit China wie mit anderen europäischen Ländern. Missionare und Missi- onswerke gestalten die internationale Wechselbeziehung entscheidend und formten das Bild, welches die Menschen in Europa sich von fernen Kontinenten machten. Als Bürger der damaligen Zeit stand Taylor mittendrin in den profanhistorischen Ereig- nissen, wobei er von jenen geprägt wurde und auch selbst Einfluss auf sein Umfeld nahm. Dies geschah manchmal zu seinem Vorteil und in einigen Fällen zu seinem Leidwesen. Im 19. Jahrhundert entstanden auf britischem Boden unterschiedliche christliche Strömungen, so etwa die Erweckungsbewegung und die Evangelische Allianz. Die aus Amerika stammende Heiligungsbewegung schlug in England ebenfalls Wurzeln. Der CIM Gründer vernetzte sich mit Vertretern länderübergreifender christlichen Initiativen und gelangte so zu einem Netzwerk an transnationalen Kontakten und Beziehungen. Beschränkte es sich in der Pionierphase der CIM noch vornehmlich auf England, so ergab sich gegen Ende seines Lebens ein weltumspannendes Netz- werk an Verbindungen. Dank des Beziehungsnetzes von Taylor erhielt die CIM einige markante Charakter- züge. Damit jedoch der Einfluss der transnationalen Vernetzung möglich wurde und sich für die CIM als positiver Mehrwert äusserte, bedurfte es Vorrausetzungen, ohne die Taylor womöglich unbekannt geblieben wäre und die CIM nie ihre heutigen Ausmasse erreicht hätte.

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Vorwort Den Anstoss zur Wahl meines Themas bildet das 150 Jahre Jubiläum der Überseei- schen Missionsgemeinschaft (ÜMG) und das damit verbundene Angebot, sich ihrem Gründer, James Hudson Taylor, neu zu beschäftigen. Da eine spätere Ausreise mit jener Missionsorganisation für mich eine Option darstellt, bietet diese Untersuchung eine Gelegenheit, mehr über die Hintergründe der China-Inland-Mission (CIM) und Taylors Leben zu erfahren. Während der Auseinandersetzungen mit dem Thema mit- tels Biographien und Briefen wurde ich von einer Faszination für den aussergewöhn- lichen Mann Gottes ergriffen und nicht mehr losgelassen. Eine spannende Frage, die sich aus der Thematik ergibt, lautet: Wie gelang es einem Mann, der weder Ordination, noch Geld, noch eine abgeschlossene Ausbildung, noch ein weit gefächertes Beziehungsnetz vorzuweisen hatte, eine internationale und über Grenzen von Denominationen hinweg operierende, wachsende Missionsgesellschaft zu gründen? Bei der Suche nach Antworten wurde mein Augenmerk auf das private Beziehungsnetz und die transnationale Vernetzung von Taylor gelenkt. Die Studie will Erkenntnisse gewinnen, welchen Einfluss das grosse, breite und internationale Beziehungsnetz auf die Grösse und das Wachstum der CIM hatten. Darin liegt die Chance, zu mehr Verständnis in dem Bereich zu gelangen und daraus einen Mehr- wert für die heutige Situation zu gewinnen. Dank gebührt meinem Betreuer, Hans Ulrich Reifler, der mir mit wertvollen Rat- schlägen bei der Wahl und der Erarbeitung des Themas sowie mit Literaturhinweisen zur Seite stand. Ebenfalls dankend erwähnen möchte ich meine Lektorin, Karin Kür- steiner, die in zahlreichen Arbeitsstunden und mit viel Hingabe die Korrekturen an der Studie vorgenommen hat.

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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung ...... 1

1.1 Fragestellung ...... 1 1.2 Zielsetzung...... 1 1.3 Eingrenzung des Themas ...... 1 1.4 Angaben zur Methodik ...... 1 2 Taylor und die China-Inland-Mission ...... 3

2.1 Jugendjahre und Vorbereitungen ...... 3 2.2 Ausreise und Dienst in China ...... 5 2.3 Erster Heimataufenthalt ...... 6 2.4 Entwicklung der CIM und spätere Jahre ...... 7 3 Zur transnationalen Vernetzung von England im 19. Jht...... 9

3.1 Transnationale Vernetzung zwischen England und China ...... 9 3.1.1 Missionsträger als Teil der Vernetzung...... 10 3.1.2 Missionsträger als Teil der Aussenpolitik ...... 11 3.2 Transnationale Vernetzung zwischen England und Europa ...... 12 3.2.1 Erweckungsbewegung ...... 13 3.2.2 Evangelische Allianz ...... 14 3.2.3 Heiligungsbewegung ...... 16 3.3 Fazit ...... 18 4 Zu Taylors Vernetzung ...... 18

4.1 Vor der Ausreise (1832-1853) ...... 18 4.1.1 Frühe Prägungen und Einflüsse ...... 19 4.1.2 Kontakt zu Missionsträgern ...... 20 4.2 Erste Jahre als Missionar (1854-1860) ...... 22 4.2.1 Erste Kontakte auf dem Missionsfeld ...... 23 4.2.2 Begegnung mit William C. Burns ...... 24 4.3 Erster Heimataufenthalt (1860-1866) ...... 24 4.3.1 Ein Buch mit grosser Wirkung ...... 25 4.3.2 Weitere Kontakte in der Heimat ...... 27 4.4 Zeit der China-Konferenzen (1866-1890) ...... 28 4.4.1 China, Mildmay und Holland ...... 29

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4.4.2 Die „“ ...... 31 4.4.3 Taylor in Nordamerika ...... 32 4.5 Letzte Jahre (1891-1905) ...... 33 4.5.1 Taylor und die Heiligungsbewegung ...... 34 4.5.2 Studenten- und Bibelschulbewegung ...... 35 4.5.3 Begegnung mit der Evangelischen Allianz ...... 36 4.5.4 Berührungen mit dem deutschsprachigen Raum ...... 37 4.5.5 Weltmissionskonferenz in New York ...... 39 4.6 Fazit ...... 40 5 Taylors transnationale Vernetzung und ihre Bedeutung für die CIM ...... 41

5.1 Voraussetzungen für Taylors transnationale Vernetzung ...... 41 5.1.1 Geistliches und persönliches Umfeld ...... 41 5.1.2 Theologische Überzeugung ...... 42 5.1.3 Methodische Gesichtspunkte ...... 43 5.1.4 Gottesbeziehung und Persönlichkeit ...... 45 5.2 Einflüsse von Taylors Vernetzung auf die CIM ...... 46 5.3 Gewinn von Taylors Vernetzung für die CIM ...... 47 5.3.1 Finanzen ...... 47 5.3.2 Mitarbeiter und Helfer ...... 48 5.3.3 Popularität ...... 50 6 Implikationen und Relevanz für die heutige Zeit ...... 50

7 Schlussfolgerungen und Ausblick ...... 52

8 Literaturverzeichnis ...... 55

9 Namensregister ...... 62

10 Anhang ...... 71

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1 Einleitung

1.1 Fragestellung

Diese Untersuchung beschäftigt sich mit der transnationalen Vernetzung von James Hudson Taylor und der China-Inland-Mission (CIM), heute Überseeische Missions- gemeinschaft (ÜMG). Dabei wird der Frage nachgegangen, wie Taylors Beziehun- gen zu Menschen und Organisationen rund um den Globus entstanden, welchen Ein- fluss sie auf die CIM hatten, und wie er dieses Netzwerk für den Aufbau seines Mis- sionswerkes nutzte und fruchtbar machte.

1.2 Zielsetzung

Die vorliegende Bachelorarbeit beschreibt die Entstehung und das Wachstum des Beziehungsnetzes von Taylor. Sie möchte erläutern, wie es ihm möglich war, Kon- takte zu Menschen in verschiedensten Ländern und zu unterschiedlichsten Denomi- nationen zu pflegen und in sein Werk einzubinden. Darüber hinaus werden die Einflüsse von Taylors transnationaler Vernetzung auf die CIM untersucht. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei den Auswirkungen und dem Gewinn auf das Wachstum und die Entwicklung der CIM, welche sich durch seine transnationale Vernetzung ergaben.

1.3 Eingrenzung des Themas

Die vorliegende Studie beschränkt sich auf Taylor als Person und die CIM als Orga- nisation. Da die CIM eine Missionsorganisation ist, welche noch heute unter ande- rem Namen fortbesteht, wird die CIM nur bis zum Tod ihres Gründers behandelt und seine Nachfolger und die späteren Entwicklungen ausgelassen. Dabei ist auch klar, dass die Bedeutung von Taylors transnationaler Vernetzung in der Arbeit nicht um- fassend und abschliessend behandelt werden kann, da dies den Umfang sprengen würde.

1.4 Angaben zur Methodik

Der Missionar des 19. Jahrhunderts wurde bis in die 1970er Jahre als einsamer Kämpfer betrachtet, der in keiner Beziehung zu weltlichen Geschehnissen stand und

1 Zur Bedeutung der transnationalen Vernetzung bei J. Hudson Taylor und der China-Inland-Mission Christian Niederberger Bachelorarbeit tsc bth 3010 seinen göttlichen Auftrag wagemutig erfüllte. 1 Danach versuchten die Autoren, die Missionare im Blick auf ihr Umfeld zu betrachten, und sie sprachen ihren Ausfüh- rungen erstmals historischen Wert zu. Den Missionsträgern unterstellten sie versteck- te und unlautere Absichten, die von religiösem Eifer überdeckt wurden, so etwa heimliche wirtschaftliche Interessen. 2 Andrea Schultze fasst Aussagen von Ludwig Frieder entsprechend zusammen: „Die Mission des 18. - 20. Jahrhunderts wurde als Steigbügelhalterin des Kolonialismus angeklagt und für die Zerstörung der Kultur und Lebenswelt indigener Völker in den Kolonialgebieten verantwortlich gemacht.“ 3 Seit den 1980er Jahren ergibt sich ein anderes Bild. Neben den Missionaren waren auf dem Schachbrett der damaligen Welt zusätzlich unterschiedlichste Spieler vor- handen, die alle untereinander in Beziehung und Abhängigkeit standen. 4 Dies führte zu Bemühungen, die einzelnen Gesellschaften und Missionsmitarbeiter nicht mehr isoliert zu betrachten, sondern sie in einen möglichst breiten Kontext zu stellen. Sie sollen mit den Entwicklungen und Geschehnissen der weltweiten Geschichtsschrei- bung in Zusammenhang gesetzt werden. 5 Dieser neuen Art der Missionsgeschichts- schreibung versucht die vorliegende Untersuchung durch eine möglichst breite Quel- lenbasis Rechnung zu tragen. Die einseitige, glorifizierende Illustration von Missi- onsträgern wird damit vermieden. Die Missionare reisten nicht isoliert, sondern wa- ren Teil ihrer Zeitgeschichte, welche territoriale Ausdehnung und Handel mit den Kolonien förderte. Die Missionsbemühungen lassen sich nicht trennen von den inter- nationalen Kooperationen und Bündnissen ihrer Herkunftsländer. 6 Auf den nachfol- genden Seiten sollen deshalb die Missionare und Organisationen bewusst in den Rahmen von profanhistorischen Ereignissen eingebunden werden. Forscher aus an- deren Disziplinen, wie etwa Ethnologen, Historiker und andere, haben die Missions- archive als Fundus mit vielen wertvollen Berichten und Zeitzeugnissen für ihre Zwe- cke entdeckt. Nach aktueller Meinung in Europa muss Religion und Kultur jedoch getrennt betrachtet werden. Dies führt dazu, dass es an Forschungsergebnissen man- gelt, welche einerseits die Missionstätigkeiten weder idealisieren noch diskreditieren, aber das Verständnis für das theologische Anliegen der Mission und die religiösen

1 Vgl. Habermas, Globale Netze, 633f. 2 Vgl. a.a.O., 639. 3 Paraphrasiertes Zitat von Schultze: Missionsgeschichtsschreibung, Gütersloh 2003, 98, zitiert nach Frieder, Mission und Kolonialismus, 79ff. 4 Vgl. Habermas, Globale Netze, 639f. 5 Vgl. Altena, Methoden und Quellen, 66ff. 6 Vgl. Moritzen, Missionsgeschichte, 112.

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Aspekte miteinbeziehen. 7 In die Untersuchung bewusst eingebunden sind die geistli- chen Gesichtspunkte, die als wichtige Komponente in der Geschichtsschreibung Ge- hör finden sollen. Beschönigende und verengte Standpunkte im Hinblick auf die Mission werden ausgelassen. Biographien dienen als wichtige Stütze, wobei die de- duktive Methode gewählt wird. Der allgemeine Kontext führt zum Besonderen, was im vorliegenden Fall bedeutet, dass der Ausgangspunkt beim Gesamtkontext der damaligen Zeit liegt und Taylor und die CIM in jenen hineingestellt werden. Als Charakteristikum erweist sich zusätzlich die deskriptive Herangehensweise, die keine Wertung der Ereignisse und Abläufe vornimmt. 8

2 Taylor und die China-Inland-Mission

Um einen Überblick über Taylors Biographie zu gewähren, folgt zuerst eine grobe Darstellung einiger Eckpunkte aus seinem Leben, auf welche später detaillierter Be- zug genommen wird.

2.1 Jugendjahre und Vorbereitungen

James Hudson Taylor erblickte am 21. Mai 1832 in Barnsley, Yorkshire, als erstge- borenes Kind von Amelia und James Hudson das Licht der Welt. Vier Geschwister vervollständigten später die Familie. 9 Beide Elternteile waren Methodisten und Hud- son und seine Geschwister wuchsen in einem vom Glauben an Gott geprägten El- ternhaus auf. 10 Der älteste Taylor Sprössling konnte lediglich während zweier Jahre die Schule besuchen (1843-1845), da seine schwächliche Gesundheit ihm regelmäs- siges Erscheinen in der Schule verunmöglichte. Die übrige Zeit lernte er Zuhause bei seinem Vater, der eine Apotheke führte. 11 Im Alter von fünfzehn Jahren trat er eine Ausbildungsstelle in einer Bank in Barnsley an. Ein Augenleiden führte jedoch dazu, dass er nach nur neun Monaten seine Ausbildung abbrechen musste. 12 Schon im Alter von vierzehn Jahren wandte sich Taylor Jesus zu. Eine neue Tiefe gewann die Hinwendung, als sich ihm eines Nachmittages beim Lesen eines Trakta- tes die Autorität der Worte „Das vollendete Werk Gottes“ auftat. Ihm wurde be-

7 Vgl. Schultze, Missionsgeschichtsschreibung, 100. 8 Vgl. Jongeneel, Theology of Mission, 177ff. 9 Vgl. Broomhall, The Man who believed, 13ff. 10 Vgl. Steer, Im Herzen Chinas, 9. 11 Vgl. Broomhall, The Man who believed, 22. 12 Vgl. Steer, Im Herzen Chinas, 13f.

3 Zur Bedeutung der transnationalen Vernetzung bei J. Hudson Taylor und der China-Inland-Mission Christian Niederberger Bachelorarbeit tsc bth 3010 wusst, dass Jesus für ihn am Kreuz die ganze Vergebung schon verwirklicht hatte und er nur noch dankend glauben musste. Später erfuhr er, dass seine Mutter, die zu dem Zeitpunkt in den Ferien weilte, an diesem Tag plötzlich den starken Eindruck empfunden hatte, für ihren Sohn beten zu müssen. 13 Die Erfahrung, nämlich dass Gebet den Unterschied ausmacht und Gott Gebete erhört, prägte das spätere Leben des jungen Mannes wesentlich. Nach einer inneren Krise in seinem Glaubensleben betete er zu Gott und bat ihn um echte Heiligung. Im Gegenzug versprach er Gott, alles tun zu wollen, was er von ihm verlange. 14 Später nannte Taylor im Lebenslauf, den er an eine Missionsgesellschaft sandte, jenes Gebet und den folgenden Bund mit Gott als den Punkt, wonach er sich nach China gesandt wusste. 15 Sein Ziel, als Missionar im Reich der Mitte zu arbeiten, verfolgte Taylor nun mit grossem Eifer. Das Buch mit dem Titel „Dr. Medhurst’s China“ erläuterte und beton- te die Dringlichkeit von medizinischen Kenntnissen auf dem Missionsfeld. Da ein Medizinstudium in seinem jungen Alter nicht zur Debatte stand, bereitete er sich, so gut es ging, anderweitig vor.16 In christlichen Magazinen hörte er vom „Chinesischen Verein“ (später Chinesische Evangelisationsgesellschaft, CEG). Dieser hatte zum Ziel, das Evangelium ins Inland von China zu bringen, und war dem Allianzgedan- ken zugetan. 1851 konnte sich der junge Taylor bei einem Bekannten in Hull, dem Arzt Robert Hardey, medizinische Grundkenntnisse aneignen. 17 Währenddessen ver- tiefte er seinen Kontakt mit der CEG, lernte deren Leiter, George Pearse, persönlich kennen und führte ein Jahr später seine ärztliche Ausbildung in London fort. 18 Am anderen Ende der Welt brach in China unterdessen die „Taiping Revolution“ aus. Ihr Anführer forderte seine Anhänger auf, einen christlichen Lebenswandel zu führen und liess Bibeln verteilen. 19 In England gewann man den Eindruck, dass sich das grosse Land im Osten für die Evangeliumsverkündigung öffne. Die Britische und Ausländische Bibelgesellschaft (BABG) begann sofort mit dem Druck einer Million Neuer Testamente in chinesischer Sprache. Die CEG entschloss sich, umgehend

13 Vgl. Broomhall, The Man who believed, 24f. 14 Vgl. Taylor, Ein Mann der Gott vertraute, 16ff. 15 Vgl. Heller, Geschichte einer Jugend, 20f. 16 Vgl. Taylor, Ein Mann der Gott vertraute, 20f. 17 Vgl. Broomhall, The Man who believed, 32. 18 Vgl. Rudersdorf, Missionsmethoden, 11f. 19 Vgl. Broomhall, The Man who believed, 46f.

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Missionare nach Fernost zu senden. 20 Als der Sekretär der CEG Taylor davon berich- tete, war dieser sofort bereit, die Ausreise als Missionar nach Asien anzutreten. 21

2.2 Ausreise und Dienst in China

Am 19. September 1853 fand sich Taylor in Liverpool auf dem Schiff „Dumfries“ ein, welches ihn nach China bringen sollte. 22 Nach einer langen Fahrt und gefährli- chen Stürmen landete er am 1. März 1854 in . 23 Bei seiner Ankunft war er auf die Hilfe von Missionaren anderer Missionswerke angewiesen, da seine Gesell- schaft (CEG) ihn nicht mit genügend Mitteln unterstützen konnte. 24 Rebellen hatten die Stadt Shanghai besetzt und wehrten sich gegen die Belagerung von Regierungs- truppen. Der Kriegszustand führte zu überhöhten Preisen und Engpässen im Waren- angebot. 25 Auch auf der persönlichen Ebene hatte Taylor einen schwierigen Start. Er sah sich mit Heimweh, Einsamkeit und Krankheiten konfrontiert. Der praktische Einblick in das Leben als Missionar ernüchterte ihn. Das Hervortreten schlechter Eigenschaften in seinem Charakter und die Rüge seiner Eltern, weil er nur halbherzig verfasste Briefe nach Hause sandte, belasteten ihn zusätzlich. 26 Gemeinsam mit dem später angereisten Missionar der CEG, William Parker, konnte Taylor eine eigene Wohnung mieten. 27 Reisen ins Inland Chinas verstiessen gegen geltende Verträge zwischen England und dem Reich der Mitte.28 Im Herbst 1854 erlaubte es die politische Situation endlich, das Wagnis einer ersten Evangelisations- reise ins Inland einzugehen. Als im Februar 1855 die Revolutionäre aus Shanghai abzogen, bot sich Taylor die Möglichkeit, ein Haus im chinesischen Viertel zu mie- ten. 29 Der Versuch, auf der Insel Tsungming Fuss zu fassen und dort eine Arbeit auf- zubauen, scheiterte, und er kehrte in sein Haus in Shanghai zurück.30 Einen neuen

20 Vgl. Taylor, Abenteuer mit Gott, 32. 21 Vgl. Rudersdorf, Missionsmethoden, 15. 22 Vgl. Steer, Im Herzen Chinas, 57. 23 Vgl. Taylor, Ein Mann der Gott vertraute, 55ff. 24 Vgl. Steer, Im Herzen Chinas, 71f. 25 Vgl. Taylor, Ein Mann der Gott vertraute, 60. 26 Vgl. Pollock, Pioneers in China, 30f. 27 Vgl. Taylor, Wachstum einer Seele, 142f. 28 Vgl. Taylor, A Retrospect, 46. 29 Vgl. Taylor, Ein Mann der Gott vertraute, 94. 30 Vgl. Taylor, A Retrospect, 54.

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Versuch wagte er, in dem er ein Angebot in Swatow wahrnahm, 31 wo er im März 1856 eintraf.32 Es gelang ihm, den kranken Mandarin erfolgreich zu behandeln, wo- rauf er die Erlaubnis erhielt, ein Spital zu gründen. Mangelnde medizinische Vorräte zwangen ihn, nach Shanghai zu fahren.33 Bei seiner Ankunft musste er erfahren, dass alle seine Habe einem Brand zum Opfer gefallen war. Taylor suchte daraufhin Hilfe bei seinem früheren Gefährten Parker in Ningpo. 34 Als er sich anfangs Oktober 1856 mit dem medizinischen Material von Ningpo nach Shanghai aufmachte, verwehrte ihm der drohende Krieg zwischen dem Reich der Mitte und den europäischen Mäch- ten die Weiterreise nach Swatow. Taylor beschloss, nach Ningpo umzukehren und im Spital von Parker tätig zu sein.35 Da Taylors Missionsgesellschaft häufig Schul- den machte, was in starkem Widerspruch zu dessen Überzeugung stand, dass Schul- den Sünde bedeuten und nicht Gottes Wort entsprechen, entschied er sich schliess- lich, sich von der CEG zu trennen. 36 In Ningpo lernte Taylor Maria Dyer kennen, die er am 20. Januar 1858 heiratete. 37 Das frisch vermählte Ehepaar wohnte nach der Hochzeit in Ningpo und es gelang ihnen, eine kleine Gemeinde zu gründen. 38 Im Herbst 1859 starb plötzlich die Frau von Parker, und der Witwer sah sich gezwungen, mit seinen Kindern nach Schottland zurückzukehren. Taylor übernahm daraufhin die Leitung des Spitals. 39 Angesichts der Doppelbelastung durch die Verantwortung für das Spital und für die Gemeinde, welche mit der Zeit auf dreissig bis vierzig Besucher angewachsen war, wurde er wiederholt krank. Ihm und Maria blieb nichts anderes übrig, als im Jahre 1860 den ersten Heimataufenthalt in England anzutreten. 40

2.3 Erster Heimataufenthalt

Taylors erster Heimataufenthalt dauerte von 1860 bis ins Jahr 1866. 1862 beendete er erfolgreich sein Medizinstudium. 41 Während der Zeit auf heimischem Boden schrieb

31 Vgl. Taylor, A Retrospect, 64f. 32 Vgl. Broomhall, The Man who believed, 74. 33 Vgl. Taylor, A Retrospect, 67. 34 Vgl. a.a.O., 71. 35 Vgl. a.a.O., 84. 36 Vgl. a.a.O., 89f. 37 Vgl. Pollock, Pioneers in China, 104. 38 Vgl. Broomhall, The Man who believed, 92. 39 Vgl. Taylor, A Retrospect, 99f. 40 Vgl. Broomhall, The Man who believed, 97f. 41 Vgl. Rudersdorf, Missionsmethoden, 21.

6 Zur Bedeutung der transnationalen Vernetzung bei J. Hudson Taylor und der China-Inland-Mission Christian Niederberger Bachelorarbeit tsc bth 3010 er das Buch „China‘s Spiritual Need and Claims“. 42 Zusätzlich erhielt er von der BABG die Möglichkeit, das Neue Testament im Ningpo-Dialekt zu überarbeiten. 43 Getrieben von der geistlichen Not des ostasiatischen Landes gelang es Taylor, auch andere Menschen von der Bedürftigkeit Chinas zu überzeugen. 1862 durfte er zwei Missionare nach China aussenden, denen drei weitere im Jahre 1865 folgten. 44 Dank der Einladung von Pearse, dem Sekretär der CEG, verbrachte er zur Erholung einige Tage in Brighton. Dort ging er am Strand entlang, tief betroffen von der Ver- lorenheit der vielen Menschen in China. Hier war es, dass er Gott in einem Gebet, welches er mit dem Datum vom 25. Juni 1865 in seiner Bibel vermerkte, um vier- undzwanzig Mitarbeiter bat. Kurze Zeit darauf eröffnete er unter dem Namen „Chi- na-Inland-Mission“ ein Bankkonto mit dem Startkapital von zehn Pfund. 45 William Thomas Berger, ein ehemaliges Direktionsmitglied der CEG, stand bei der Gründung Taylor zur Seite und übernahm den Posten als erster Heimatdirektor des noch jungen Werkes. 46 Die CIM war damit geboren! Da von nun an das Leben Taylors untrennbar mit der CIM verknüpft ist, wird im nächsten Kapitel seine Biographie parallel mit der Entwicklung der CIM geschildert.

2.4 Entwicklung der CIM und spätere Jahre

Am 26. Mai 1866 verliess Taylor mit seiner Frau, seinen vier Kindern und den ersten sechzehn CIM Missionaren England auf der "Lammermuir" in Richtung Fernost. Entsprechend dem Namen des Schiffes trägt die Gemeinschaft den Namen „Lam- mermuir-Gruppe“. 47 Am 30. September 1866 erreichte die Gemeinschaft endlich Shanghai und liess sich in Hangchow nieder. Sogleich widmeten sie sich dem Studi- um der chinesischen Sprache. Im Jahre 1869 geschah die Umsiedelung nach Yang- chow, von wo aus eine bessere Erschliessung des Inlandes möglich war. 48 Bei dem von Rebellen ausgeführten Yangchow-Aufstand im selben Jahr verlor glücklicher- weise keiner der Missionare sein Leben, wobei er trotzdem weitreichende Konse- quenzen nach sich zog. 49 Einen Schicksalsschlag erreichte den CIM Gründer 1870,

42 Vgl. Taylor, A Retrospect, 107. 43 Vgl. a.a.O., 105. 44 Vgl. Rudersdorf, Missionsmethoden, 22. 45 Vgl. Steer, Im Herzen Chinas, 188ff. 46 Vgl. Austin, China’s Millions, 93. 47 Vgl. Rudersdorf, Missionsmethoden, 25. 48 Vgl. ebd. 49 Vgl. a.a.O., 26.

7 Zur Bedeutung der transnationalen Vernetzung bei J. Hudson Taylor und der China-Inland-Mission Christian Niederberger Bachelorarbeit tsc bth 3010 als seine Frau Maria starb. 50 Ein Jahr später vermählte er sich mit seiner zweiten Frau, Jenny Faulding, die ein Mitglied der „Lammermuir-Gruppe“ gewesen war.51 Als Taylor im März 1872 wieder nach England kam, bezog er das neue Haus der CIM an der 6 Pyrland Road in London. Ein Heimatkomitee wurde ins Leben gerufen, welches die Arbeit des ersten Heimatdirektors übernahm, der krankheitshalber seinen Dienst beenden musste. Noch im selben Jahr reiste Taylor zum dritten Mal nach China und besuchte die verschiedenen Missionsstationen. Als Standort für das neue CIM Hauptquartier im grossen Reich erschien Shanghai optimal. 52 Auf einen weite- ren Heimataufenthalt in England folgte 1876 die vierte Ausreise nach China. Ein Jahr später organisierte der CIM Gründer die erste Missionarskonferenz in Shanghai und kehrte dann wieder auf die Britischen Inseln zurück. Zwischen 1879 und 1885 stan- den zwei weitere Reisen nach Fernost auf dem Programm. 53 Die CIM verfügte da- mals über angegliederte Verbände aus England, Norwegen, Schweden, Finnland, Deutschland und den USA. 54 Während des Jahres 1886 setzte der CIM Gründer ei- nen Stellvertreter ein, der ihn in Leitungsbelangen entlasten sollte. Hinzu kamen ein Verantwortlicher für Finanzangelegenheiten und weitere Strukturanpassungen. 55 In Shanghai fand 1890 erneut eine Tagung statt, an welcher die Bitte für tausend neue Mitarbeiter vor Gott gebracht wurde. 56 Schliesslich trat Dixon Edward Hoste als Nachfolger in die Fussstapfen von Taylor. 57 Zum Jahreswechsel 1900 bilanzierte Taylor die Erfolge der CIM, welche nun unter anderem über 811 Missionare, 171 Stationen, 223 Aussenstationen, 387 Kapellen, 774 einheimische Helfer, 266 organi- sierte Kirchen, 788 Internatsschüler, 6 Spitäler, 18 Apotheken und 46 Häuser für Opiumsüchtige verfügte. 58 Im selben Jahr zog sich Taylor von seiner aktiven Tätig- keit im fernöstlichen Land zurück. Eine Erkrankung zwang ihn, in die Schweiz zu fahren, um sich zu erholen. Dort begrub er 1904 seine zweite Frau. Ein Jahr später machte er sich das elfte und letzte Mal auf den Weg in Richtung China, wo er am 3. Juni 1905 in der Provinz Hunan verstarb. 59

50 Vgl. Taylor, Ein Mann der Gott vertraute, 205. 51 Vgl. Steer, Im Herzen Chinas, 270. 52 Vgl. Rudersdorf, Missionsmethoden, 27. 53 Vgl. Broomhall, The Man who believed, 238. 54 Vgl. Taylor, A Retrospect, 113. 55 Vgl. Rudersdorf, Missionsmethoden, 31. 56 Vgl. Broomhall, The Man who believed, 239. 57 Vgl. Rudersdorf, Missionsmethoden, 35. 58 Vgl. Taylor, A Retrospect, 115. 59 Vgl. Broomhall, The Man who believed, 240.

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Von der Biographie Taylors weg wendet sich nun der Fokus hin zu den allgemeinen Beziehungsnetzen der damaligen Zeit. Dabei werden transnationale Vernetzungen aus der profanen Geschichte, aber auch jene aus der Kirchengeschichte behandelt.

3 Zur transnationalen Vernetzung von England im 19. Jht.

In der Auseinandersetzung mit den generellen Geschehnissen des 19. Jahrhunderts liegt das Hauptaugenmerk bewusst auf England, da Taylor und die CIM dort ihren Ursprung haben. Dabei wird im Besonderen das Umfeld beleuchtet, welches der CIM Stifter selbst formte, von welchem er aber gleichzeitig auch Prägung empfing.

3.1 Transnationale Vernetzung zwischen England und China

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab die Industrialisierung England eine neue Gestalt. Die Massenproduktion und die neuen Entwicklungen führten dazu, dass die briti- schen Inseln einen technologischen Vorsprung gegenüber anderen Ländern erhielten. Die Thronbesteigung von Königin Viktoria am 20. Juni 1837 begründete das soge- nannte „Viktorianische Zeitalter“. Es zeichnete sich bald durch wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Aufschwung, den Ausbau des Transportnetzes und die imperia- le Weltmachtstellung Englands im Handels-, Finanz-, und Industriebereich aus. In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts setzten wirtschaftliche Probleme und Konflikte im Ausland den britischen Inseln zu. 60 Gab es im 18. Jahrhundert noch kaum eine Verbindung zwischen den Kontinenten, führten ein Jahrhundert später der Handel und neue Reisemöglichkeiten zur Erschliessung weitreichender Teile der Welt. Völ- ker beantworteten die Einmischung europäischer Staaten mit einer Abwehrreaktion und gleichzeitiger Besinnung auf die eigene Kultur.61 Besonders die Chinesen reagierten auf die Einmischung von aussen mit starkem Wi- derstand. Die Auflehnung gegen alles Fremde blieb bis zum Boxeraufstand (1899/1900) und den folgenden Angriffen auf Ausländer bestehen. 62 Die Briten un- ternahmen ab 1816 vermehrt Versuche, die Bewohner Chinas zum Handel zu bewe- gen, jedoch gelang dies erst durch den Schmuggel von nach China und dem daraus resultierenden ersten Opiumkrieg von 1840-1842. Im anschliessenden Vertrag

60 Vgl. Ploetz, Hauptdaten der Weltgeschichte, 314f. 61 Vgl. Hammer, Weltmission, 15f. 62 Vgl. a.a.O., 302ff.

9 Zur Bedeutung der transnationalen Vernetzung bei J. Hudson Taylor und der China-Inland-Mission Christian Niederberger Bachelorarbeit tsc bth 3010 von Nanking im Jahre 1842 erreichte England mit der Öffnung von fünf Häfen für Handelszwecke sein Ziel. Als Kriegsbeute gehörte neu Hongkong zum britischen Hoheitsgebiet. Jener Zeit folgten mehrere Aufstände gegen die Regierung (u.a. Tai- ping-Revolution). 63 Ein zweiter Opiumkrieg wütete von 1856-1860, wobei China wieder unterlag und alternativlos den Vertrag von Tientsin unterschreiben musste. 64 Damit sah sich das fernöstliche Land gezwungen, das Inland für die Missionierung zu öffnen, was dann aber erst mit dem Abkommen von Yantai (Chefoo) 1876 tat- sächlich geschah. 65 Der Austausch zwischen Europa und China betraf nicht nur mili- tärische, sondern ebenso kulturelle und soziale Aspekte. 66 Mittendrin in den transna- tionalen Verflechtungen versuchten auch die christlichen Missions- und Bibelorgani- sationen ihren Auftrag zu erfüllen.

3.1.1 Missionsträger als Teil der Vernetzung

Im Kielwasser von William Carey, dem berühmten Indien Missionar und „Vater der modernen Mission“, ergaben sich die Gründungen verschiedener Missionsorganisa- tionen in England. Den Auftakt machte 1792 die Baptist Society (BMS) von Carey. Als nächste entstanden 1795 die London Missionary Society (LMS) und die Church Missionary Society (CMS) im Jahre 1799. Auf dem europäischen Fest- land erlebte die Basler Mission (BM) ihre Geburtsstunde um 1815, gefolgt 1824 durch die spätere Gossner Mission. Solche Missionsorganisationen nutzen die neuen Möglichkeiten, welche ihnen die Erschliessung von unbekannten Ländern und der Zugang zu den Kolonien ermöglichten. Neu entstandene Bibelgesellschaften taten es ihnen gleich, so etwa die 1804 gegründete Britische und Ausländische Bibelgesell- schaft (BABG). 67 Sie nahmen so vor Ort Anteil an den Geschicken der Weltmacht England. Das zeigt sich am Beispiel von Robert Morrison und William Milne (beide Mitglieder der LMS), welche die chinesische Zeitung „Chinese Monthly Magazine“ herausgaben. Mit dem Druck des ersten chinesisch-englischen Lexikons und der ersten chinesi- schen Bibelübersetzung im Jahre 1815 bestimmten beide Männer am Anfang die Literatur in Fernost. Mitte des 19. Jahrhunderts waren Missionare führend auf dem

63 Vgl. Ploetz, Hauptdaten der Weltgeschichte, 385. 64 Vgl. Beckmann, Altes und neues China, 117f. 65 Vgl. Broomhall, The Man who believed, 168. 66 Vgl. Mölk, Perspektiven der Modernisierung, 216. 67 Vgl. Hammer, Weltmission, 85f.

10 Zur Bedeutung der transnationalen Vernetzung bei J. Hudson Taylor und der China-Inland-Mission Christian Niederberger Bachelorarbeit tsc bth 3010

Gebiet von Publikationen in chinesischer Sprache. Auch die erste chinesische Zei- tung „The Universal Circulating Herald“ wurde mit Hilfe von Druckermaschinen der LMS hergestellt und verbreitet. Es waren die Missionare, die durch Schriften den Kulturaustausch zwischen Europa und dem grossen Land im Osten bestimmten. 68 Wissensvermittlung durch die Missionswerke geschah anhand von Expositionen, Dokumentationen und Essays. 69 Die Gesellschaft in Europa nahm folgedessen ferne Länder überwiegend aus der Perspektive der Missionsträger wahr. 70 Karl Gützlaff betrat als erster deutscher Missionar China und beeinflusste die Ge- schichte zwischen England und China im 19. Jahrhundert. 71 Als Mitglied der Nieder- ländischen Bibelgesellschaft (NBG) reiste er über Singapur und Bangkok nach Macao und Kanton und verteilte die von Morrison gedruckten Traktate. 72 Sein Sprachwissen stellte Gützlaff später in den Dienst der britischen Regierung in Hong- kong. 73 Gützlaff war zugleich der Gründer der CEG, welche Jahre später Taylor nach China aussandte. 74 Taylor wird Gützlaff später als „Grossvater“ 75 der CIM bezeich- nen. Angesichts der transnationalen Beziehungen zwischen England und China sahen sich die Missionsgesellschaften zuweilen inmitten des öffentlichen und weltlichen Dis- kurses.

3.1.2 Missionsträger als Teil der Aussenpolitik Bei ihrer Tätigkeit als Missionsträger richtete sich manchmal das öffentliche Au- genmerk auf das Tun der Missionsgesellschaften und setzte es politischen Überle- gungen aus. Die CIM erlebte dies in Yangchow, als sie dort 1868 ein neues Quartier suchte. Ihre Verkündigung stiess bei der lokalen Bevölkerung auf Ablehnung, da diese das Evangelium als Widerspruch zu ihrer chinesischen Tradition wahrnahm und als Beleidigung empfand. 76 Die daraufhin entstandenen Aufstände mit Gewalt- anwendung gegen die Missionare liessen Behördenvertreter aus England, unter ande- rem der britische Konsul Walter Henry Medhurst (Sohn des gleichnamigen Vaters

68 Vgl. Mölk, Perspektiven der Modernisierung, 217f. 69 Vgl. Przyrembel, Popularisierung, 309. 70 Vgl. a.a.O., 308. 71 Vgl. Rudersdorf, Missionsmethoden, 3. 72 Vgl. Cable, Why not for the world, 46ff. 73 Vgl. Steer, Im Herzen Chinas, 22. 74 Vgl. Cable, Why not for the world, 49ff. 75 Rudersdorf, Missionsmethoden, 11. 76 Vgl. Steer, Im Herzen Chinas, 231ff.

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Walter Henry Medhurst, 1796-1857), mit Hilfe von Soldaten und einem Kriegsschiff untersuchen. 77 In England glaubte man, die CIM habe Medhurst gebeten, mit Militär vor Ort Präsenz zu markieren, und ein solches Vorgehen der CIM stiess auch unter Christen auf Kritik. 78 Dieses Thema beherrschte die englische Presse über Monate. Am 9. März 1869 fand obendrein sogar eine Debatte im britischen Parlament statt. An die Missionare erging der Vorwurf, ihren Interessen mit Kriegsschiffen zum Durchbruch zu verhelfen und England damit an den Rand eines Krieges gebracht zu haben. Als Reaktion stand sogar der mögliche Abzug aller Missionare aus China zur Diskussion. 79 Christen nahmen solche profanhistorischen Ereignisse und politischen Aktionen nicht stillschweigend hin. So gab etwa die Versammlung der Evangelischen Allianz in Basel im Jahre 1879 (vgl. Kp. 3.2.2) eine Erklärung zur Politik Englands in Fern- ost ab. Folgendes stand in der Verlautbarung, welche an die verantwortliche Behörde weitergeleitet wurde. 80

„Sie [sc. Evangelische Allianz] erklärt […] diesen althergebrachten Handel auch in seiner jetzigen legalen Form für ein schreiendes Unrecht gegen China, für ein die Ehre des Christentums tief schädigendes Aergernis in der Christen- und Heidenwelt und insbesondere für ein schweres Hindernis des christlichen Missionswerkes. Sie erachtet eine Aenderung der bisherigen englischen Opi- umpolitik im allgemeinen christlichen Interesse für dringend geboten.“ 81

Nun wendet sich der Blick ausschliesslich Europa zu und dabei fallen in den transna- tionalen Beziehungen von England vor allem die denominations- und länderübergrei- fenden christlichen Bewegungen und Bündnisse auf.

3.2 Transnationale Vernetzung zwischen England und Europa

Europa wurde am Ende des 18. und anfangs des 19. Jahrhunderts durch einige Revo- lutionen erschüttert, wobei die Französische Revolution (1789) und die Märzrevolu- tion in Deutschland (1848) wohl die Bekanntesten sind. Die Umwälzungen führten zur Etablierung des Deutschen Staates im Jahre 1871. 82 Mit der Gründung verbunden war die Rückforderung des an Frankreich verloren gegangenen Gebietes Elsass-

77 Vgl. Steer, Im Herzen Chinas, 236ff. 78 Vgl. a.a.O., 247. 79 Vgl. Taylor, Wachstum eines Glaubenswerkes, 121. 80 Vgl. Hoch, Internationale Hauptversammlung, 10. 81 Ebd. 82 Vgl. Nipperdey, Machtstaat, 80.

12 Zur Bedeutung der transnationalen Vernetzung bei J. Hudson Taylor und der China-Inland-Mission Christian Niederberger Bachelorarbeit tsc bth 3010

Lothringen, wobei England mit wenig Erfolg seinen Nachbarländern vorschlug, dem Territorium Neutralität zu gewähren oder sich in Fernost stärker zu betätigen. 83 Das Gebiet wurde schliesslich von Deutschland annektiert.84 Es sollte später beim Aus- bruch des 2. Weltkrieges als „Zankapfel“ wieder in Erscheinung treten. 85 Als Folge solcher Ereignisse entstand vor allem in England die Befürchtung, der Weltuntergang stehe bevor. Technologische Neuerungen lösten bei der Bevölkerung ebenfalls Angst aus und die Menschen sahen sich hin und her gerissen zwischen Optimismus und Zukunftsängsten. 86 Die Gefahren des neuen Wissenschaftsglaubens und die Blütezeit der Bibelkritik griffen die Autorität der Bibel und das Glaubensbekenntnis der Evan- gelikalen an. 87 Deutschland spaltete sich im kirchlichen Bereich zwischen den kon- servativen lutherischen Kirchen, den pietistischen Werken und den liberal Gesinnten, welche die Theologie mit Weltlichem verbinden wollten. 88 England spürte die Ein- flüsse deutschen Philosophen wie Arthur Schopenhauer, Ludwig Feuerbach, Fried- rich Wilhelm Nietzsche, David Friedrich Strauss und Bruno Baur. Was am Anfang auf britischem Boden noch unbeachtet blieb, gewann ab Mitte des 19. Jahrhunderts immer mehr an Einfluss .89 Im England jener Epoche entfalteten unterschiedliche Bewegungen, darunter die Evangelische Allianz, die Heiligungsbewegung von Keswick und die Glaubensmis- sionen ihre Wirkung.

3.2.1 Erweckungsbewegung

Seit Ende des 18. Jahrhunderts verbreitete sich in England eine Erweckungsbewe- gung, welche ihren Ursprung in der methodistischen Kirche hatte. Sie ergriff das ganze öffentliche Leben im Land und gewann in verschiedenen Kirchen Eingang. Zu ihren Führern und Begründern gehörten John und Charles Wesley, gemeinsam mit George Whitefield.90 Die Anhänger der Bewegung kehrten sich ab vom Rationalis- mus und vom Gedankengut der Aufklärung und strebten nach einer bibeltreuen Le- bensweise. Charakteristisch für die Erweckungsbewegung waren die Kritik an der

83 Vgl. Nipperdey, Machtstaat, 72. 84 Vgl. a.a.O., 282f. 85 Vgl. a.a.O., 849. 86 Vgl. Hauzenberger, Einheit, 1ff. 87 Vgl. Ekholm, Theological Roots, 57f. 88 Vgl. Nipperdey, Arbeitswelt, 476. 89 Vgl. Ekholm, Theological Roots, 57f. 90 Vgl. Hauzenberger, Einheit, 26.

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Kirche aufgrund ihrer Anpassung an die weltlichen Geschehnisse, die Naherwartung der Endzeit und der daraus hervorgehenden Pflicht zur Missionierung der Juden, die Dringlichkeit der Versöhnung der Konfessionen, die Betonung von persönlichen Glaubenserfahrungen und die Forderung einer aktiven Begegnung von sozialen und missionarischen Bemühungen. 91 Es entstanden von den Landeskirchen losgelöste Vereine, welche sich für sozial bedürftige Personen, aber auch für die Evangeliums- verbreitung einsetzten. Ein berühmtes Beispiel für die engagierten Männer und Frau- en hinter solchen Vereinen ist William Wilberforce, welcher sich für die Abschaf- fung der Sklaverei stark machte. 92 Die Arbeit der Mission erhielt durch die Vereine vielfältige Unterstützung, indem sie Beziehungen herstellten, Gelder sammelten, Zeitschriften verbreiteten und weitere Dienste übernahmen. Dank ihrem Einsatz erfuhr ein weitgefächertes Publikum von den Erlebnissen der Missionare. 93 Von England ausgehend hinterliess die Bewegung unter dem Namen „Réveil“ auch in Frankreich und der Romandie ihre Spuren. Dort betonte man in gleichem Masse die Wichtigkeit der geistlichen Wiedergeburt und Heiligung, ohne welche kein echtes Christsein möglich sei. 94 In Deutschland wandten die Gläubigen den Blick England zu, um Leitung und Im- pulse für das geistliche Leben zu erhalten. Die Taten von Wesley und Whitefield blieben bei den deutschen Nachbarn keinesfalls ohne Beachtung. 95 Eine weitere Auswirkung der Erweckungsbewegung ist die Entstehung der evangeli- schen Allianz, welche im nächsten Abschnitt betrachtet wird.

3.2.2 Evangelische Allianz

In der Erweckungsbewegung entstand das Bewusstsein, wonach es zur Erreichung der missionarischen Ziele mehr Einheit unter den Christen bedürfe und Spannungen abgebaut werden müssten. 96 Zuvor hatten schon weltliche Fürsten versucht, mittels ihrer politischen Macht verschiedene Denominationen in einer Kirche zu vereinen. Ein bedeutsames Beispiel war 1817 der Versuch von König Friedrich Wilhelm III

91 Vgl. Ruhbach, Erweckungsbewegung (ELTG), 531f. 92 Vgl. Hauzenberger, Einheit, 29. 93 Vgl. Habermas, Globale Netze, 642f. 94 Vgl. Hauzenberger, Einheit, 27. 95 Vgl. Railton, No North Sea, 70. 96 Vgl. Hauzenberger, Evangelische Allianz (ELTG), 39.

14 Zur Bedeutung der transnationalen Vernetzung bei J. Hudson Taylor und der China-Inland-Mission Christian Niederberger Bachelorarbeit tsc bth 3010 aus Preussen, die lutherische und die reformierte Kirche zu vereinen. 97 Alle Bemü- hungen waren jedoch gescheitert. Was den Fürsten nicht gelungen war, erreichte schliesslich die Evangelische Allianz an 14. April 1846: 920 Teilnehmer aus 50 Denominationen nahmen an der Grün- dungsversammlung in London Teil! 98 Von Amerika, Kanada, so wie aus Deutsch- land, Schweden, Belgien, Frankreich und der Schweiz strömten Gäste in die engli- sche Hauptstadt.99 Darunter befanden sich Johann Gerhard Oncken 100 , der Begründer der Baptistengemeinden in Deutschland, Hermann Mögling, ein Pioniermissionar der BM, August Tholuck, ein deutscher Theologe, und der evangelische Pfarrer Eduard Kuntze.101 Zu den Anwesenden gehörten auch elf Personen aus der Missionsarbeit. Sie vertraten unter anderem die Methodisten, die BMS, die Religious Tract Society (RTS) und die LMS. Die Evangelische Allianz diente als Angelpunkt und Drehschreibe für missionarische Aktivitäten. 102 Nach der Gründungsversammlung folgten weitere Treffen, so etwa in London 1851, Paris 1855, Berlin 1857, Genf 1861, Amsterdam 1867, New York 1873, Basel 1879, Kopenhagen 1884, Florenz 1891 und die Jubiläumskonferenz in London 1896. 103 Die Ausstrahlung der Gemeinschaft reichte über Europa hinaus. So setzte sie sich etwa für Religionsfreiheit in der Türkei, für die Rechte der Juden in Rom, für Protestanten in Japan und Katholiken in Schweden, Russland und Japan ein. 104 Hinter der Allianz standen nicht nur die Teilnehmer der Gründungszusammenkunft, sondern ein ganzes Netzwerk von transnationalen Relationen und länderübergreifen- den Prägungen. George Müller, der Gründer der Waisenhäuser von Bristol, der spä- ter auch einen bedeutenden Einfluss auf Taylor ausüben sollte, ist dafür ein gutes Beispiel. Müller verband mit Tholuck eine Freundschaft und ein Besuch bei ihm liess ihn die Waisenhäuser von August Hermann Francke kennenlernen. 105 Beinahe hätte Tholuck Müller dafür gewonnen, als Missionar unter Juden in Bukarest zu dienen. Durch die dann für Müller fällig gewordene Militärpflicht in Deutschland wurde die-

97 Vgl. Hauzenberger, Einheit, 31f. 98 Vgl. Voigt, Evangelische Allianz, 11. 99 Vgl. Railton, No North Sea, xvii. 100 Vgl. a.a.O., xviii. 101 Vgl. a.a.O., 255. 102 Vgl. a.a.O., 137f. 103 Vgl. Hauzenberger, Einheit, 105. 104 Vgl. Railton, No North Sea, 42. 105 Vgl. a.a.O., 146f.

15 Zur Bedeutung der transnationalen Vernetzung bei J. Hudson Taylor und der China-Inland-Mission Christian Niederberger Bachelorarbeit tsc bth 3010 ser Plan verhindert, so dass er letztlich in Bristol seine eigenen Waisenhäuser aufbau- te. Zum Schwager von Anthony Norris Groves wurde Müller durch die Heirat mit dessen Schwester Maria.106 Freundschaftliche Beziehungen pflegte Müller zusätzlich mit Arthur Tappan Pierson,107 einem wichtigen Theologen und Autoren der Glau- bensmissionen.108 Ferner traf Müller mit Mögling für die Besprechung seiner Missi- onsabsichten zusammen. 109 An der Versammlung im Jahre 1851 in London unterstützen unter anderem Tholuck, Kuntze und Oncken den Aufbau eines deutschen Allianzzweiges. 110 Oncken, eben- falls anwesend bei der Gründungstagung der evangelischen Allianz und vom be- rühmten Prediger Charles Haddon Spurgeon „Apostel Paul of Germany“ 111 genannt, heiratete eine Frau aus dessen Gemeinde 112 und amtete als Abgesandter der RTS. 113 Durch Kuntze erfuhr die Arbeit von Gützlaff in China Unterstützung. 114 Neben Kontakten zwischen Einzelpersonen bestanden entsprechend auch zwischen Missionswerken Verbindungen. Dafür ist die BM ein Beispiel, welche für die CMS bis ins Jahr 1860 Missionare ausbildete und deren Leiter Wilhelm Hoffmann und Henry Venn das transnationale Band pflegten. 115 Die dichten Beziehungsnetze, welche hier mit Fokus auf die Berührungspunkte mit Taylor ansatzweise erläutert wurden, finden auch in der Heiligungsbewegung ihre Fortsetzung.

3.2.3 Heiligungsbewegung

Noch bevor die Heiligungsbewegung von Amerika nach England übergriff, gab es auf britischem Boden seit 1856 die jährlich stattfindende, überkonfessionelle Mild- may-Konferenz. Begründer der Treffen war der Anglikaner William Pennefather. Die Mildmay-Treffen galten als Pendant zur Evangelischen Allianz und fungierten bei deren Versammlung zum 50. Jubiläum 1896 (vgl. Kp. 3.2.2) als Gastgeber. Die von Pennefather organsierten Kongresse hoben sich im Vergleich zu den späteren

106 Vgl. Railton, No North Sea, 146. 107 Vgl. Kurz, Gotteszeuge, 61. 108 Vgl. Fiedler, Ganz auf Vertrauen, 82. 109 Vgl. Railton, No North Sea, 148. 110 Vgl. a.a.O., 53. 111 A.a.O., 160. 112 Vgl. a.a.O., 160f. 113 Vgl. a.a.O., 12. 114 Vgl. a.a.O., 143. 115 Vgl. a.a.O., 151.

16 Zur Bedeutung der transnationalen Vernetzung bei J. Hudson Taylor und der China-Inland-Mission Christian Niederberger Bachelorarbeit tsc bth 3010

Veranstaltungen der Heiligungsbewegung (z.B. Oxford und Brighton) durch ein star- kes Anliegen für die Evangeliumsverkündigung im Ausland ab. 116 Die jährlichen Meetings in Mildmay würdigte man als Vorbild vieler folgender Treffen, darunter auch jene der Heiligungsbewegung im ausgehenden 19. Jahrhundert.117 Auf diese Strömung richtet sich nun die Aufmerksamkeit. Die Heiligungsbewegung entstand um 1840-1850 in Nordamerika in kleinen Tagun- gen, den sogenannten „Camp Meetings". Ihre Gründer betonten, dass es nach der Rechtfertigung durch den Glauben zusätzlich eine zweite Segnung gebe, welche es erlaube, den Drang zur Sünde zu besiegen. 118 Die erste Konferenz, welche der neuen Bewegung grössere Bekanntheit verschaffte, fand 1867 in Vineland, New Jersey, statt. 119 Später ergaben sich ähnliche Sessionen 1868 in Manheim, Pennsylvania 120 , 1869 in Round Lake im Bundesstaat New York 121 , gefolgt von Treffen im Jahre 1870 in Hamilton, Massachusetts und Oakington, Maryland. 122 Die Verbreitung ihres Gedankengutes fand vor allem durch vielfältige Schriften und Zusammenkünfte statt. 123 William Edwin Boardman und Robert Pearsall Smith standen als Aushänge- schilder hinter dem Anliegen der Heiligungsbewegung. 124 In gleicher Weise gilt das für Charles Grandison Finney und Dwight Lyman Moody,125 wobei Moody als Pfei- ler der grossen Erweckungsbewegung in Amerika gelten kann.126 Die neue christli- che Störmung aus Übersee fand in England unter der Bevölkerung grossen Wider- hall. Anfangs der 1870er Jahre gab es in vielen evangelikalen Kirchen einen Hunger nach tieferer, christlicher Erfahrung. 127 Die Anhänger der Heiligungsbewegung installierten sich in England, 128 wo sie Ver- sammlungen gründeten, welche dann 1875 in diejenige von Keswick mündeten. 129

116 Vgl. Railton, Mildmay-Konferenz, 73f. 117 Vgl. a.a.O., 79. 118 Vgl. Ohlemacher, Heiligungsbewegung (ELTG), 879. 119 Vgl. Dieter, Holiness Revival, 86. 120 Vgl. a.a.O., 56. 121 Vgl. a.a.O., 91. 122 Vgl. a.a.O., 99. 123 Vgl. Kostlevy, Holiness Movement, xxxvii. 124 Vgl. Ekholm, Theological Roots, 8f. 125 Vgl. Ohlemacher, Heiligungsbewegung (ELTG), 880. 126 Vgl. Geiss, Dwight L. Moody, 73. 127 Vgl. Dieter, Holiness Revival, 130. 128 Vgl. Bebbington, Holiness, 75. 129 Vgl. Kostlevy, Holiness Movement, xxxviii.

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Dazu gehörten die Broadland Konferenz 1874, die Versammlung in Oxford im sel- ben Jahr und 1875 diejenige in Brighton. 130 Durch die Kongresse in England in Bewegung gesetzt, erfasste die Strömung auch Deutschland und die Schweiz. Personen wie etwa Carl Heinrich Rappard, Leiter der Evangelistenschule von St. Chrischona bei Basel, Theodor Jellinghaus und Elias Schrenk, beides Vertreter der Gemeinschaftsbewegung in Deutschland, begeisterten sich dafür. 131

3.3 Fazit

Unabhängig von Taylors Engagement entstanden im 19. Jahrhundert unterschiedli- che Missionswerke, Konferenzen, Allianzen und theologische Strömungen, welche ihre Spuren hinterliessen und die damalige Welt veränderten. Sie übten ihre Einflüs- se auf die Beziehungen zwischen England und China, aber auch im übrigen Europa aus. Dazu kamen politische Ereignisse und innerkontinentale Interessengruppen, die ebenso ihr Wirkungsfeld besassen. Sie alle formten das Gesicht des 19. Jahrhunderts im weltlichen und christlichen Bereich mit und schufen gleichzeitig die Welt, in wel- che Taylor hineingeboren wurde. Nachdem die transnationalen Beziehungsnetze von England und die damaligen christlichen Strömungen zur Sprache gekommen sind, gilt es nun im Folgenden, Tay- lor mit ihnen in Verbindung zu setzten und Bezugspunkte herzustellen.

4 Zu Taylors Vernetzung

Um die Übersicht im verflochtenen Netz an Beziehungen zu gewährleisten, erscheint hier die Beschreibung von Taylors Überschneidungspunkten mit den transnationalen Beziehungsnetzen Englands und den grossen christlichen Bewegungen seiner Zeit chronologisch geordnet entlang seines Lebenslaufes.

4.1 Vor der Ausreise (1832-1853)

Taylor wurde in seiner Jugend von Christen beeinflusst, die ihre Karrieren schon vor seiner Geburt begonnen hatten. Der Kontakt mit ihnen erfolgte entweder durch ihre Schriften, eine geistliche Bewegung, welcher die Personen angehörten, einen Brief-

130 Vgl. Dieter, Holiness Revival, 138ff. 131 Vgl. Ohlemacher, Heiligungsbewegung (ELTG), 880.

18 Zur Bedeutung der transnationalen Vernetzung bei J. Hudson Taylor und der China-Inland-Mission Christian Niederberger Bachelorarbeit tsc bth 3010 wechsel oder durch persönliche Begegnungen. Manches, wie die Erweckungsbewe- gung, prägte ihn schon von Kindheit an und anderes erlangte erst im Laufe seines Lebens für ihn an Wert.

4.1.1 Frühe Prägungen und Einflüsse

Auch wenn Taylor zur Zeit der Erweckungsbewegung noch nicht auf der Welt war, kam er trotzdem indirekt mit ihr in Kontakt. Taylors Urgrosseltern, James und Betty Taylor, 132 hatten sich in Barnsley niedergelassen. 133 James gründete dort eine kleine Versammlung von Christen. Während er auf dem Marktplatz predigte, liessen die Menschen ihn ihren Unmut mit Hilfe von Steinen spüren. Es gelang ihm dennoch, immer mehr Anhänger zu gewinnen. Der Urgrossvater wurde zum ersten Laienpre- diger ernannt und es war ihm sogar vergönnt, die erste methodistische Kapelle in Barnsley einzuweihen. 134 Einer seiner Gäste hiess John Wesley, der Begründer der Erweckungsbewegung, welcher im Alter von 82 Jahren im Juni 1786 die Familie Taylor besuchte. 135 In dessen Tagebuch lesen wir: „Ich machte einen Abstecher nach Barnsley, das früher wegen jeder Art von Bosheit berüchtigt war. Sie hätten vor Jah- ren am liebsten jeden Methodistenprediger in Stücke gerissen. Heute blaffte kein Hund nach mir.“ 136 John und Mary Taylor, Hudsons Grosseltern 137 , gaben jene christlichen Prägungen an Taylors Vater, James Taylor, weiter. 138 Er führte eine Apotheke und vermittelte seinem Sohn ebenfalls christliche Werte. Im Geschäft entgegnete er den Kunden manchmal: „Wir wollen diese Rechnung im Himmel aufschreiben lassen.“ 139 Das Haus der Taylors füllte sich regelmässig mit Gästen, die über verschiedenste christli- che Themen diskutierten. 140 Mittendrin erhielt die Missionsarbeit in China einen wichtigen Stellenwert, denn sie lag James Taylor besonders am Herzen und er be- klagte es, dass sich niemand für solche Menschen einsetze. 141

132 Vgl. Taylor III, Neun Generationen, 6. 133 Vgl. Broomhall, The Man who believed, 10. 134 Vgl. Heller, Geschichte einer Jugend, 12ff. 135 Vgl. Steer, Im Herzen Chinas, 10. 136 Heller, Geschichte einer Jugend, 14. 137 Vgl. Taylor III, Neun Generationen, 6. 138 Vgl. Broomhall, The Man who believed, 12. 139 Heller, Geschichte einer Jugend, 7. 140 Vgl. Broomhall, The Man who believed, 20. 141 Vgl. Taylor, Ein Mann der Gott vertraute, 12.

19 Zur Bedeutung der transnationalen Vernetzung bei J. Hudson Taylor und der China-Inland-Mission Christian Niederberger Bachelorarbeit tsc bth 3010

Bei seinem Vater sah Taylor einen starken Glauben, ein reiches Gebetsleben, aber auch eine Ernsthaftigkeit in Geldangelegenheiten und die Ablehnung von Schulden. Ausserdem lehrte James seine Kinder, dass Gott nicht lüge und keine Fehler mache und hielt sie an, jeden Tag in der Bibel zu lesen und auch in den sonstigen Angele- genheiten gründlich zu sein. 142 Es war ihm ein Anliegen, seinen Kindern die bibli- schen Geschichten persönlich zu erzählen. Eine Hochachtung vor den biblischen Wahrheiten charakterisierte Taylors Vater. So erwähnte er öfters in Bezug auf die Bibel den Satz: „Man muss sie nur auf die Probe stellen, um zu erfahren, dass sie bis in die kleinsten Verheissungen wahr ist.“ 143 Die Aussage findet sich in ähnlicher Weise auch später bei seinem Sohn Hudson, als er für eine Bank in Barnsley ar- beitete und Folgendes niederschrieb: „I frequently felt at that time, and said, that if I pretended to believe the Bible I would at any rate attempt to live by it, putting it fair- ly to the test, and if it failed to prove true and reliable, would throw it overboard al- together.” 144 Wie wir später noch sehen werden, wuchsen hier schon geistliche Wur- zeln, die auch für seine folgenden Jahre und die CIM Bedeutung erlangen sollten. Neben den Einflüssen aus der Erweckungsbewegung kam Taylor schon vor seiner Ausreise nach China in Berührung mit anderen Missionsträgern.

4.1.2 Kontakt zu Missionsträgern

Bereits bei seiner ersten Hinwendung zu Jesus im Jahre 1846, welche durch das Le- sen eines Traktates der RTS ausgelöst wurde, gelangte er in den Einflussbereich von Missionsgesellschaften. 145 Als Taylor mit Eifer das Ziel, Chinamissionar zu werden, verfolgte, erhielt er durch das Magazin „Der Ährenleser“, herausgegeben von der CEG, konkreten Einblick in das weltweite Missionsgeschehen und die Tätigkeiten der Barmer-, Gossnerschen-, Herrenhuter- und Basler Missionsgesellschaften. 146 Über einen Bekannten kam er zum Buch „Dr. Medhurst‘s China“, das er beim Lesen richtiggehend verschlang und ihn darin bestärkte, Medizin zu studieren. 147 Als er als Angestellter des Arztes Hardey seine Stelle in Hull antrat, ergab sich die Verbindung zu George Müller, dem Gründer und Leiter der Waisenhäuser von Bris-

142 Vgl. Rudersdorf, Missionsmethoden, 5f. 143 Heller, Geschichte einer Jugend, 8. 144 Broomhall, The Man who believed, 23. 145 Vgl. a.a.O., 22. 146 Vgl. Heller, Geschichte einer Jugend, 23f. 147 Vgl. Broomhall, The Man who believed, 29f.

20 Zur Bedeutung der transnationalen Vernetzung bei J. Hudson Taylor und der China-Inland-Mission Christian Niederberger Bachelorarbeit tsc bth 3010 tol und Anhänger der Plymouth-Brüder. Unter den Brüdern machte Taylor Bekannt- schaft mit Andrew Jukes, einem ehemaligen anglikanischen Theologen. 148 Bei Mül- ler lernte Taylor das Glaubensprinzip kennen, wonach jemand sein Vertrauen allein auf Gott setzt und im Gebet von ihm erwartet, dass er alle materiellen Bedürfnisse stillen wird. Anthony Norris Groves, der Schwager von Müller, gilt als Begründer des Glaubensprinzips und der sogenannten „Glaubensmissionen“. 149 Er nahm nicht nur auf seinen Schwager Müller Einfluss, sondern auch auf viele andere Brüder. Ein grosser Teil der protestantischen Missionsbewegungen machte sich daraufhin jene Haltung zu eigen. 150 Taylor adaptierte das Glaubensprinzip später auf die CIM und wurde so zum Begründer und Vorbild weiterer Glaubensmissionen. 151 Für Taylor wurde vor allem die persönliche Beziehung mit Müller gerade in schwie- rigen Momenten öfters zum rettenden Anker. So unterstützte Müller zum Beispiel die CIM auch nach den Unruhen und Geschehnissen in Yangchow weiter, als andere ihr Geld nicht mehr spendeten. 152 Zum Jahreswechsel 1869, während die Unruhen im Gange waren, schrieb Müller in einem Brief an Taylor Folgendes: „Mein lieber Bru- der. Das Werk des Herrn in China liegt mir immer dringender am Herzen, und daher sehne ich mich danach und bete darum, dass ich es immer mehr auch mit Geld, aus- ser meinem Gebet, unterstützen kann.“ 153 Stellte Müller 1838 noch 74 Pfund für mis- sionarische Zwecke bereit, 154 waren es 1866 bereits 4235 Pfund für insgesamt 125 Missionare. 155 Während den Lehrjahren beim Dr. Hardey in Hull ergab sich 1851 für Taylor auf Einladung von Pearse, dem Sekretär der CEG, eine weitere Möglichkeit, neue Bin- dungen zu knüpfen und ihm in London zu begegnen. Dabei lernte er nicht nur Pearse persönlich kennen, sondern traf auch verschiedene Quäker bei einer Versammlung in Tottenham. 156 Speziell mit der Familie Howard verband ihn danach eine lebenslange Freundschaft, die ihrerseits im Briefverkehr mit Robert Morrison, dem Pioniermissi-

148 Vgl. Broomhall, The Man who believed, 38. 149 Vgl. Rowdon, Brethern Contribution, 41. 150 Vgl. Rowdon, Groves Anthony Norris (BDCM), 264. 151 Vgl. Rowdon, Brethern Contribution, 42. 152 Vgl. Taylor, Wachsen eines Gotteswerkes, 123. 153 A.a.O., 137. 154 Vgl. Müller, Und der himmlische Vater, 153. 155 Vgl. a.a.O., 199. 156 Vgl. Taylor, Ein Mann der Gott vertraute, 69.

21 Zur Bedeutung der transnationalen Vernetzung bei J. Hudson Taylor und der China-Inland-Mission Christian Niederberger Bachelorarbeit tsc bth 3010 onar in Fernost, stand. Hier fand Taylor Zugang zu neuen Kreisen, welche ihm in der Zukunft helfend zur Seite stehen würden. 157 Zu den Menschen, mit denen Taylor indirekt Kontakt pflegte, gehörte der erwähnte Morrison, der 1807 mit der LMS nach China ausgereist war, um dort eine chinesi- sche Bibelübersetzung herzustellen. Durch das Anziehen chinesischer Kleidung, das Tragen eines falschen Haarzopfes und das Essen chinesischer Speisen hatte Morrison versucht, das Vertrauen der Einheimischen zu gewinnen. 158 Mitte der 1820er Jahre kam es zu einem Treffen zwischen Morrison und Gützlaff in Asien. 159 Nach dem Tod von Morrison übernahm Gützlaff 1834 dessen Arbeitsstelle als Übersetzer bei der britischen Regierung. 160 Zuvor hatte Gützlaff ab dem Jahr 1827 als Gehilfe von Walter Henry Medhurst (LMS) auf Java gearbeitet und ihm geholfen, dort zu predi- gen. 161 Medhurst erwies sich dabei als Vorbild für Gützlaff, der in seiner späteren Tätigkeit vieles, unter anderem die ausgedehnten Reisen und den Einsatz von Bü- chern zur Evangelisation, von ihm übernahm. Was schon Morrison zu tun pflegte, nämlich den Einsatz einheimischer Leute zu fördern, taten auch Medhurst und Gütz- laff. 162 Gützlaff unternahm auf eigene Faust Missionsreisen und versuchte, sich dabei möglichst in allen Belangen den chinesischen Gepflogenheiten anzupassen. 163 Solche Überzeugungen teilte auch der spätere CIM Stifter, der sie in seinem Missionswerk zu einem wichtigen Grundsatz erklärte. 164 Im Gegensatz zu Gützlaff oder Morrison traf Medhurst Taylor tatsächlich persönlich, als dieser das erste Mal seinen Fuss auf chinesischen Boden setzte und in den Räum- lichkeiten der LMS Unterschlupf fand. 165 Auf diese Begebenheit gilt es indes näher einzugehen.

4.2 Erste Jahre als Missionar (1854-1860)

Schon früh in seiner Tätigkeit als Missionar konnte Taylor ein Netz von Beziehun- gen aufbauen. Vor allem zu Missionaren der LMS und zu William Chalmers Burns

157 Vgl. Broomhall, The Man who believed, 39. 158 Vgl. Steiner, Pioniere des Wortes, 58ff. 159 Vgl. Schlyter, Karl Gützlaff, 30. 160 Vgl. a.a.O., 90. 161 Vgl. a.a.O., 33f. 162 Vgl. a.a.O., 36. 163 Vgl. a.a.O., 66. 164 Vgl. Fiedler, Ganz auf Vertrauen, 67. 165 Vgl. Steer, Im Herzen Chinas, 71.

22 Zur Bedeutung der transnationalen Vernetzung bei J. Hudson Taylor und der China-Inland-Mission Christian Niederberger Bachelorarbeit tsc bth 3010 von der English Presbyterian Mission (EPM) entstanden starke Verbindungen. Diese Persönlichkeiten halfen ihm, sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden, beein- flussten seine Ansichten und wurden zu seinen Weggefährten.

4.2.1 Erste Kontakte auf dem Missionsfeld

Bei seiner ersten Ankunft in China kam Taylor in Kontakt mit Missionaren aus ande- ren Organisationen. Darunter befanden sich Walter Henry Medhurst, Joseph Edkins und William Lockhart, die alle für die LMS ihre Arbeit verrichteten. Ersterer half ihm bei der Suche nach einem Sprachlehrer. 166 Auf Vorschlag von Medhurst über- nahm Taylor die Gewohnheit, einheimische Kleidung zu tragen. 167 Ein weiterer Missionar, dessen Bekanntschaft er machte, war von der CMS, der spätere Bischof von Hongkong. 168 Mit Alexander Wylie streifte Taylor schon in der ersten Woche durch die Stadt Shanghai.169 Wylie hatte für die LMS die Leitung der Druckerpressen in Shanghai inne. Seine Aufzeichnungen führten zum bibliographischen Werk „Memorials of Protestant to the Chinese“, wel- ches alle Missionare im Reich der Mitte ab 1807 bis in die 1860er Jahre dokumen- tiert. Ab 1863 nahm er eine Anstellung bei der BABG an und verteilte unzählige Neue Testamente in ganz China. 170 Bei einer Teegesellschaft im Haus von Reuben Lowrie (American Presbyterian Mis- sion, APM) fiel der Entscheid von Taylor, gemeinsam mit Burns nach Swatow zu fahren, was im nächsten Kapitel noch näher Erwähnung findet. 171 Lowrie selbst ge- hörte zu einer amerikanischen Familie von Missionaren.172 Neben vielen anderen Begegnungen erwies sich für Taylor vor allem diejenige mit Burns als von besonderer Tragweite. Über ihn schrieb er folgende Worte: „Nie hatte ich solch einen geistlichen Vater wie Mr. Burns.“ 173

166 Vgl. Steer, Im Herzen Chinas, 71f. 167 Vgl. Taylor, A Retrospect, 54. 168 Vgl. Steer, Im Herzen Chinas, 71f. 169 Vgl. a.a.O., 73f. 170 Vgl. Covell, Wylie Alexander (BDCM), 749f. 171 Vgl. Taylor, A Retrospect, 65. 172 Vgl. Partee, Lowrie John Cameron (BDCM), 412. 173 Taylor, Abenteuer mit Gott, 53.

23 Zur Bedeutung der transnationalen Vernetzung bei J. Hudson Taylor und der China-Inland-Mission Christian Niederberger Bachelorarbeit tsc bth 3010

4.2.2 Begegnung mit William C. Burns

Die Geschichte von William Chalmers Burns beginnt in Schottland. Burns figurierte als wichtige Figur während der Erweckung in Schottland und reiste 1847 nach Ost- asien aus. 174 Als Taylor der Versuch, auf der Insel Tsungming Fuss zu fassen, wegen der Verlet- zung von geltenden Verträgen zwischen China und England misslang und er vom Konsul gerügt wurde, kreuzte bei seiner Rückkehr nach Shanghai Burns von der EPM seinen Weg. 175 Zwischen Taylor und Burns entwickelte sich eine tiefe Freund- schaft. 176 Taylor lernte von ihm wichtige Dinge für seine spätere Tätigkeit bei der CIM. 177 Weiter schrieb er folgende Worte über seinen Gefährten nieder: „William Burns is better for me than a college course, with all its advantages, because right here in China is lived out before me all that I long to be as a missionary.” 178 Der drohende Ausbruch des zweiten Opiumkrieges zwischen China und England zwang Taylor, in Ningpo zu arbeiten und beendete die gemeinsame Wirkungszeit mit Burns. 179 Dies ist ein Beispiel dafür, wie der CIM Gründer nicht unberührt von pro- fanhistorischen Ereignissen blieb. Da die Tätigkeit in Ningpo eine zu grosse Belas- tung für seine Gesundheit wurde, musste er seinen ersten Heimataufenthalt antre- ten. 180

4.3 Erster Heimataufenthalt (1860-1866)

In die Zeit des ersten Heimataufenthaltes fällt die Gründung der CIM. Zugleich knüpfte Taylor in jenen Tagen eine Vielzahl von nationalen und transnationalen Be- ziehungen, welche ihm während der kommenden Jahre dienlich sein sollten. Sein Buch „China‘s Spiritual Need and Claims“ und die Einladungen zu den Konferenzen in Perth und Mildmay im Jahre 1865 waren dafür von grossem Nutzen.

174 Vgl. Hood, Burns William Chalmers (BDCM), 102. 175 Vgl. Taylor, A Retrospect, 54. 176 Vgl. Steer, Im Herzen Chinas, 115. 177 Vgl. a.a.O., 116. 178 Clarke, Man of the Book, 5. 179 Vgl. Taylor, A Retrospect, 84. 180 Vgl. Broomhall, The Man who believed, 97f.

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4.3.1 Ein Buch mit grosser Wirkung

Während des Heimataufenthaltes schrieb Taylor das Buch „China’s Spiritual Need and Claims“, ermutigt durch William Garret Lewis, dem Publizisten von „The Bap- tist Magazine“. 181 Das Buch startet mit den Worten aus Sprüche 24,11-12 und ver- deutlicht die Dringlichkeit zur Evangelisation in China. 182 Es lässt erkennen, wie sehr Taylor die Erreichung der Chinesen mit dem Evangelium am Herzen lag. So stellt es den Millionen Chinesen die wenigen aktiven Missionare vor Ort gegenüber, um dem Leser die Verlorenheit dieser Menschen bewusst werden zu lassen. 183 Zusätzlich er- läutert es die Geschichte des Christentums in China und verhilft dem Leser zu einem Überblick über die christlichen Aktivitäten unterschiedlicher Denominationen im Land. 184 Seine Ausführungen beinhalten auch den Vergleich, wonach kein Mensch öfters predigen könne als Moody und Sankey, die grossen Evangelisten der damali- gen Zeit, und es deshalb unbedingt mehr Missionare in China brauche. 185 Sein Buch verschaffte ihm Zugang zur Zusammenkunft in Perth im Jahre 1865. 186 An der Erbauungskonferenz in Perth fand man anfangs zwar keinen Gefallen an den Anliegen Taylors und der Auslandsmission. Er liess sich dadurch jedoch nicht ab- schrecken und erhielt schliesslich dennoch eine Einladung. 187 In seiner Rede forderte er die Hörer mit den Worten heraus: „Der Einwand, Sie hätten keinen besonderen Ruf nach China, genügt nicht. Angesichts dieser Tatsachen [sc. den verlorenen See- len in China] müssten Sie sich doch prüfen, ob Sie einen besonderen Auftrag zum Bleiben in der Heimat haben.“ 188 Nach der Perth Versammlung besuchte Taylor eine kleine Brüdergemeinde, wobei er dort Lady Radstock traf, die sich von ihm tief be- eindruckt zeigte und ihn anschliessend zum Frühstück einlud. So entstand die Ver- bindung zur Waldegrave Familie, welche sich für die zukünftige Arbeit der CIM einsetzte. 189 Als Folge zum Treffen in Perth, das ein kleiner schottischer Ableger der grösseren Mildmay-Tagung war, erhielt Taylor nach seiner dortigen Rede auch in Mildmay

181 Vgl. Broomhall, The Man who believed, 113. 182 Vgl. Taylor, China’s Spiritual Need, 1. 183 Vgl. a.a.O., 34f. 184 Vgl. a.a.O., 15f. 185 Vgl. a.a.O., 19. 186 Vgl. Taylor, A Retrospect, 107. 187 Vgl. Taylor, Ein Mann der Gott vertraute, 153. 188 Ebd. 189 Vgl. a.a.O., 155.

25 Zur Bedeutung der transnationalen Vernetzung bei J. Hudson Taylor und der China-Inland-Mission Christian Niederberger Bachelorarbeit tsc bth 3010

Einlass. 190 Bei William Pennefather, dem Gründer der jährlichen Zusammenkünfte in Mildmay, stiess sein Buch auf Wohlwollen und durch Taylors Teilnahme an den Kongressen liessen sich viele Bücher verteilen und neue Freunde gewinnen. Taylor traf auf Müller, aber schloss ebenso neue Bekanntschaften, wie etwa Robert Chap- man, Lord Radstock, Frau Beauchamp und Grattan Guinness. 191 Einige jener Perso- nen fanden sich später im Londoner Rat der CIM wieder. 192 Lord Radstock, eigent- lich Granville Waldegrave genannt und Ehemann von Lady Radstock, stammte aus der Oberschicht. 193 Durch die Heirat von Radstocks Schwester Caroline mit Sir Thomas Beauchamp ergab sich eine neue Verbindung zwischen den beiden Fami- lien. 194 Grattan Guinness stand mit Albert Benjamin Simpson in Verbindung, dem Gründer des New York Gospel Tabernacle und der „Christian and Missionary Alli- ance“ (CMA). 195 Guinness lud Taylor im Jahr 1866 zu einem Kurs nach Dublin ein, wo dieser sein Buch vorstellen konnte. Später gründete Guinness 1873 auf den Rat von Taylor hin mit seiner Frau Fanny das East London Training Institute (ELTI), welches die erste überkonfessionelle Bibelschule sein sollte, die auch von Kirchen unabhängig agierte. Im Jahre 1887 zählte die Schule bereits 500 Abgänger, wovon 70 als Missionare mit der CIM ausreisten. 196 Mit Guinness in Verbindung stand die Heilsarmee, welche sich als CIM Unterstützerin auszeichnete und ihr Kandidaten verschaffte. Auch in Kontakt mit Guinness trat Thomas John Barnardo, 197 der zuvor eigentlich mit der CIM ausreisen wollte, aber von Taylor als zu arrogant beurteilt wurde. 198 Aus der Bekanntschaft mit der Familie Guinness und dem ELTI entstand auch eine Liebesverbindung zwischen dem Sohn Taylors, Howard, und deren Toch- ter, Geraldine Guinness. 199 Sie verfasste später viele Biographien über ihren Schwie- gervater und die CIM. Neben solchen Ereignissen füllten in den Jahren auf britischem Boden noch ganz andere Anliegen den Terminkalender des CIM Gründers aus, die ebenfalls nicht un- erwähnt bleiben sollen und sein Beziehungsnetz erweiterten.

190 Vgl. Taylor, Wachsen eines Gotteswerkes, 38. 191 Vgl. Broomhall, The Man who believed, 121f. 192 Vgl. Austin, China’s Millions, 210ff. 193 Vgl. Trotter, Lord Radstock, 3. 194 Vgl. a.a.O., 18. 195 Vgl. Fiedler, Ganz auf Vertrauen, 78f. 196 Vgl. a.a.O., 73. 197 Vgl. Austin, China’s Millions, 237. 198 Vgl. a.a.O., 102. 199 Vgl. Taylor, Wachsen eines Gotteswerkes, 47.

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4.3.2 Weitere Kontakte in der Heimat

Neben den Schreibarbeiten an seinem Buch und den Konferenzbesuchen machte sich Taylor gemeinsam mit Frederick Foster Gough (CMS) daran, das Neue Testament im Ningpo-Dialekt zu überarbeiten, was ihm die BABG ermöglichte. 200 Jedoch übte William Armstrong Russell (CMS), der erste Bischof Nordchinas, starke Kritik an Taylors Revision. 201 Im Jahre 1866 übergab er die Revisionsarbeit vollständig an Gough und die Vollendung des Werkes erreichte am Ende George Evans Moule (CMS), der Bischof in China wurde. 202 Moule brachte die CIM in Misskredit, weil er Taylors Missionsprinzipien ablehnte und dabei unter den CIM Missionaren Zwie- tracht schürte, was die Organisation an den Rand einer Spaltung oder gar des Unter- gangs brachte. 203 Als weiteres wichtiges Projekt im ersten Heimataufenthalt schloss Taylor sein Medi- zinstudium am „Royal College of Surgeons“ mit der Ablegung der Prüfung im Juli 1862 erfolgreich ab. 204 Gleichzeitig fing er schon vor der Gründung der CIM an, Missionare nach Fernost zu schicken. Die Ausgesendeten hiessen James Meadows, Frau Notman, Herr Barchet, sowie Herr Crambie und Frau Skinner, dessen spätere Ehefrau. 205 Zwei der Überfahr- ten für die neuen Missionare spendete eine unbekannte Person via John Livingston Nevius (APM). 206 Nevius erlangte Berühmtheit durch seine neu formulierten Missi- onsprinzipien, welche in die „3-Selbst-Bewegung“ mündeten. Demnach sollten sich die Kirchen in China erstens selbst finanzieren, zweitens durch einheimische Mitar- beiter selbst verkünden und sich drittens ohne ausländische Hilfe selbst organisieren. Das Konzept etablierte er 1890 auch in Korea, welches darauf charakteristisch für die protestantische Kirche vor Ort wurde. 207 Nevius reiste im Winter 1864 von Amerika nach England und traf dort Taylor. 208 Über die damalige Begegnung mit ihm schrieb Nevius: „The strong, tender, quiet young man, it was marvellous to see how God used him.“ 209

200 Vgl. Taylor, A Retrospect, 105. 201 Vgl. Pollock, Pioneers in China, 119. 202 Vgl. Taylor, Wachsen eines Gotteswerkes, 46. 203 Vgl. Pollock, Pioneers in China, 171-173. 204 Vgl. a.a.O., 115f. 205 Vgl. Taylor, Wachsen eines Gotteswerkes, 27. 206 Vgl. Taylor, China’s Spiritual Need, 60f. 207 Vgl. Hunt, Nevius John Livingston (BDCM), 490. 208 Vgl. Pollock, Pioneers in China, 122. 209 Ebd.

27 Zur Bedeutung der transnationalen Vernetzung bei J. Hudson Taylor und der China-Inland-Mission Christian Niederberger Bachelorarbeit tsc bth 3010

Im Jahr nach der Gründung der CIM 1866 brach eine erste Gruppe von CIM Missio- naren, die „Lammermuir-Gruppe“, nach Fernost auf. Sie bestand neben Vertretern aus Schottland, England und Irland auch aus einer Schweizerin namens Louise Des- graz. 210 Sie war nach England gekommen, um für William Collingwood als Kinder- mädchen zu arbeiten, lernte hier die CIM kennen und schloss sich ihr an.211 Mit der Ankunft der „Lammermuir-Gruppe“ begann die Arbeit der CIM in China und auch die transnationale Vernetzung zog ständig weitere Kreise.

4.4 Zeit der China-Konferenzen (1866-1890)

Die Zeit zwischen der Gründung der CIM und 1890 war für Taylor wesentlich ge- prägt durch zwei Versammlungen im Reich der Mitte. 212 Als weitere wichtige Eck- punkte gelten seine Anwesenheit in Mildmay 1878 213 , die Aussendung der „Cambridge Seven“ im Jahre 1885 214 , die „Centenary Conference of the Protestant Missions“ 1888 in London 215 und seine ausgedehnten Reisen in unterschiedliche Länder. Reisen unternahm Taylor in den Jahren 1872 bis 1890 einige. Sie führten ihn 1888 nach Kanada, sowie 1888 und 1889 nach Amerika 216 . Mit seiner Anwesenheit beehr- te er die Studentenkonferenz in Northfield und die Versammlung für Bibelstudium in Niagara. Erstere wurde von Moody geleitet. 217 Ein Jahr später gelangte Taylor nach Schweden, Norwegen und Dänemark. Die abschliessende Reise in jenem Zeitab- schnitt führte ihn 1890 nach Australien. 218 Von Bedeutung für die Missionsarbeit in China waren in dieser Zeit ebenso zwei Ereignisse aus der allgemeinen Geschichtsschreibung, die neue Möglichkeiten eröff- neten. Erstens ist die Eröffnung des Suezkanals im Jahre 1869 und die sich ergeben- de Möglichkeit, Schiffsfahrten nach Asien in viel kürzerer Zeit zu bewältigen, zu erwähnen.219 Zweitens öffnete der am 14. September 1876 zwischen China und Eng-

210 Vgl. Steer, Im Herzen Chinas, 195. 211 Vgl. Austin, China’s Millions, 100. 212 Vgl. Broomhall, The Man who believed, 238. 213 Vgl. Foreign Missions, Proceedings, 247. 214 Vgl. Broomhall, The Man who believed, 238. 215 Vgl. Johnston, Centenary Conference, 247. 216 Vgl. Broomhall, The Man who believed, 238f. 217 Vgl. Rudersdorf, Missionsmethoden, 31. 218 Vgl. Broomhall, The Man who believed, 239. 219 Vgl. a.a.O., 237.

28 Zur Bedeutung der transnationalen Vernetzung bei J. Hudson Taylor und der China-Inland-Mission Christian Niederberger Bachelorarbeit tsc bth 3010 land geschlossenen Vertrag von Yantai (Chefoo) die Türen ins Innere Chinas und erlaubte den Missionaren Reisen in alle Provinzen. 220 Die nachfolgenden Ereignisse sind für die Geschichte der Mission im Allgemeinen und für das transnationale Beziehungsnetz der CIM Gründers von Relevanz.

4.4.1 China, Mildmay und Holland

Beim ersten China-Kongress hielt , ein wichtiger LMS Missionar, die Eröffnungsrede zum Thema „Nehmt euch Zeit zum Heiligsein!“.221 Das Thema von Taylors Vortrag lautete: „Evangelisationsreisen in die Nähe und in die Ferne“.222 Aus den Aufzeichnungen der Zusammenkunft geht hervor, dass Nevius und Alexander Williamson im Komitee sassen und Carstairs Douglas den Vorsitz innehatte. Weitere Verantwortungsträger bei der Durchführung hiessen, Calvin Wilson Mateer, Gründer der ersten christlichen Akademie im Reich der Mitte, Edkins und Wylie von der LMS, William Armstrong Russell (CMS), erster Bischof Nordchinas, und Rudolf Lechler von der BM. 223 Insgesamt nahmen 412 Vertreter an der Konferenz teil, wo- bei hier nicht alle genannt werden können. Sie kamen von der CIM, LMS, CMS, BABG und vielen weiteren Missionsorganisationen aus Amerika und England. Mit der BM war auch eine Schweizer Gesellschaft vertreten. 224 Zwischen den zwei Versammlungen in Shanghai 1877 und 1890 ist die Anwesenheit Taylors an der „General Conference on Foreign Mission“ 1878 in Mildmay von Be- lang.225 Hier stellte er die Statistiken vor, welche bei der Zusammenkunft 1877 in Shanghai gesammelt worden waren, und sprach dem damaligen Treffen ausseror- dentliche Tragweite zu. 226 In Mildmay nahmen unter anderem Elias Schrenk (BM), Eugene Stock, der Publizist der CMS, Lockhart (LMS) und Guinness teil. Organisa- tionen aus verschiedenen Denominationen und Ländern hatten sich hier versam- melt. 227 Zehn Jahre später, 1888, nahm Taylor gemeinsam mit Arthur Tappan Pierson, dem Theologen der Glaubensmission, und Adoniram Judson Gordon, dem Förderer der

220 Vgl. Steer, Im Herzen Chinas, 286. 221 Vgl. Taylor, Ein Mann der Gott vertraute, 242. 222 Vgl. ebd. 223 Vgl. Yates, Records, iiii. 224 Vgl. a.a.O., 8. 225 Vgl. Foreign Missions, Proceedings, vii. 226 Vgl. a.a.O., 247. 227 Vgl. a.a.O., 22ff.

29 Zur Bedeutung der transnationalen Vernetzung bei J. Hudson Taylor und der China-Inland-Mission Christian Niederberger Bachelorarbeit tsc bth 3010 baptistischen und allgemeinen Mission, an der „Centenary Conference of Protestant Missions of the World” in London teil. 228 Mit dabei waren unter anderem auch Eugene Stock (CMS), Grattan Guinness, Robert Chapman und , der damalige Geschäftsführer der CIM in London.229 Dank Broomhall, der mit Geor- ge Williams gut befreundet war, ergab sich die Verbindung zum Christlichen Verein Junger Menschen (CVJM, englisch YMCA). 230 Williams sass ab 1876 im Londoner Rat der CIM. 231 Ein Merkmal der Tagung in der englischen Hauptstadt war die Be- handlung von sozialkritischen Themen. So erläuterte man die Zusammenhänge zwi- schen Handel und Missionsaktivitäten, aber auch die entstandenen negativen Folge- erscheinungen. 232 Weiter diskutierten die Anwesenden über die Problematik des Al- koholschmuggels in Afrika 233 , über die Sklaverei 234 und über das Opiumproblem in Asien, für welches Taylor scharfe Worte fand: „I am profoundly convinced that the opium traffic is doing more evil in China in a week than Missions are doing good in a year.” 235 Das Thema Opium und damit verbundene profanhistorische Ereignisse blieben auch in kommenden Jahren für den Gründer der CIM aktuell. In dem 1895 erschienenen Bericht der „Royal Commission on Opium“ über die Zustände und Effekte des Opi- umhandels in China traten auch siebzehn China-Missionare als Zeugen auf. Unter ihnen befanden sich Lockhart und Edkins von der LMS, sowie Taylors Schwager Broomhall.236 Auch Taylor selbst findet sich in der Liste der Befragten. 237 1879 reiste Taylor von China über Holland nach England zurück, wobei er in Ams- terdam und Den Haag Ansprachen hielt. 238 Im selben Jahr begegnete er vor seiner erneuten Ausreise nach China George Müller und Charles Haddon Spurgeon.239 Die erste Begegnung zwischen Taylor und Spurgeon fand aber bereits 1864 statt, als er

228 Vgl. Robert, Occupy Until I Come, 168. 229 Vgl. Johnston, Centenary Conference, xlvi. 230 Vgl. Austin, China’s Millions, 190. 231 Vgl. a.a.O., 215. 232 Vgl. Johnston, Centenary Conference, 112f. 233 Vgl. a.a.O., 124ff. 234 Vgl. a.a.O., 133. 235 A.a.O., 131. 236 Vgl. Royal Commission, Report, 49. 237 Vgl. a.a.O., 222. 238 Vgl. Lyall, Das Unmögliche gewagt, 49. 239 Vgl. Steer, Im Herzen Chinas, 294.

30 Zur Bedeutung der transnationalen Vernetzung bei J. Hudson Taylor und der China-Inland-Mission Christian Niederberger Bachelorarbeit tsc bth 3010 den berühmten Prediger in der Metropolitan Tabernacle Gemeinde traf. 240 Zu Spur- geons Bibelschule pflegte die CIM später Kontakte. 241 Als 1890 in Shanghai die zweite „General Conference of the Protestant Missionaries in China“ stattfand, machten ihr insgesamt 445 Missionare ihre Aufwartung. 242 Als direkte Frucht des Zusammentreffens entstand der australische Zweig der CIM, ge- folgt von Taylors Fahrt zum fünften Kontinent. 243 Mit Taylor verbachten 36 verschiedene Organisationen aus Übersee und Europa die Tage in Shanghai, wobei diverse theologische Richtungen vertreten waren. 244 Unter den vielen Anwesenden fanden sich einflussreiche Missionare, wie etwa Nevius, Williamson von der LMS und Hiram Harrison Lowry.245 Lowry amtete als Präsident der Pekinger Universität.246 Auf Taylors Initiative hin bat man Gott während der Zu- sammenkunft um 1000 neue Missionare für China! 247

4.4.2 Die „Cambridge Seven“

In Cambridge hatte 1882 eine Evangelisation mit dem Erweckungsprediger Dwight Lyman Moody und dem Musiker Ira Sankey stattgefunden, welche auch Auswirkun- gen auf die Universität zeigte. 248 Als 1883 im CIM Missionsmagazin “Chinas Milli- onen” ein Aufruf erschien, wonach man für siebzig neue Missionare bete, entschlos- sen sich sieben Cambridge Studenten, nach China aufzubrechen. Zur Gruppe der sogenannten „Cambridge Seven“ gehörten mit Dixon Edward Hoste, einem Gene- ralssohn, und Cecil Polhill-Turner zwei Personen mit Nähe zum Militär. 249 Hoste übernahm später die Nachfolge von Taylor als Leiter der CIM. 250 Vervollständigt wurde die Gruppe durch Montagu Beauchamp, den Neffen von Lord Radstock, 251 den Bootsstaffel-Kapitän Stanley Smith, Arthur Polhill-Turner, William Cassels und Charles Thomas Studd. Letzterer war 1913 für die Gründung der Heart of Africa

240 Vgl. Austin, China’s Millions, 86f. 241 Vgl. a.a.O., 298. 242 Vgl. General Conference of the Protestant Missionaries, Report, xxiii. 243 Vgl. Taylor, Wachsen eines Gotteswerkes, 338. 244 Vgl. Schultze, Ein Glaubensheld, 196. 245 Vgl. General Conference of the Protestant Missionaries, Report, xlix. 246 Vgl. Ecumenical Missionary Conference, New York Vol. 1, 545f. 247 Vgl. Schultze, Ein Glaubensheld, 199. 248 Vgl. Lyall, Das Unmögliche gewagt, 52f. 249 Vgl. Steer, Im Herzen Chinas, 308. 250 Vgl. Rudersdorf, Missionsmethoden, 35. 251 Vgl. Austin, China’s Millions, 208.

31 Zur Bedeutung der transnationalen Vernetzung bei J. Hudson Taylor und der China-Inland-Mission Christian Niederberger Bachelorarbeit tsc bth 3010

Mission verantwortlich, aus welcher sich später WEC International entwickelte. 252 Smith, der durch Moody zum Glauben gefunden hatte, stand in engem Kontakt mit den Familien Waldegrave und Beauchamp. 253 Moody seinerseits war von Spurgeon geformt worden, dessen Predigten er 1867 als Zuhörer genossen hatte. 254 Bei Moody hatte Taylor 1875 das Evangelisationsmittel „wordless book“ 255 kennen- gelernt. Anhand einer schwarzen, roten, weissen und goldenen Seite liess sich damit das Evangelium einfach erklären. 256 Das anfänglich dreiteilige Buch ging auf die Erfindung von Spurgeon zurück, Moody erweiterte es auf vier Teile und Taylors zweiter Frau Jenny ist es zu verdanken, dass es in Fernost zum Einsatz kam. 257 Die Studenten sprachen vor ihrer Ausreise an diversen Orten in England und Schott- land über das Reich der Mitte und ihre Berufung. Die CIM erfuhr dadurch viel Be- achtung und stiess auf Interesse in der Öffentlichkeit. 258 Im Jahre 1888 eröffneten sich dann für die CIM neue, ungeahnte Möglichkeiten und Taylors Blick richtete sich unverhofft nach Amerika.

4.4.3 Taylor in Nordamerika

Als Henry Frost Taylor in England besuchte und ihn nach Amerika einlud, lehnte dieser zuerst ab. Erst die zusätzlichen Briefe von Moody und William Erdman, Frosts Tutor 259 , bewegten ihn dazu, seine Meinung zu ändern. 260 Obwohl Moody ansonsten neue Glaubensmissionen ablehnte, genoss die CIM seine Hochachtung. 261 Durch die Initiative von Erdman wurde dessen Heimatstadt Lockport für die CIM zu einem wichtigen Knotenpunkt in Amerika. 262 Im Jahre 1888 reiste Taylor, begleitet von Reginald Radcliffe, einem Evangelisten aus Liverpool, in die Staaten. 263 In Northfield nahm er an der Studentenkonferenz von Moody teil. 264 Chicago, Kansas

252 Vgl. Fiedler, Ganz auf Vertrauen, 77. 253 Vgl. Pollock, The Cambridge Seven, 20. 254 Vgl. Geiss, Moody, 62. 255 Austin, China’s Millions, 9. 256 Vgl. ebd. 257 Vgl. a.a.O., 167. 258 Vgl. Steer, Im Herzen Chinas, 307ff. 259 Vgl. Austin, China’s Millions, 446. 260 Vgl. Broomhall, The Man who believed, 178f. 261 Vgl. Fiedler, Ganz auf Vertrauen, 83. 262 Vgl. Austin, China’s Millions, 384. 263 Vgl. Steer, Im Herzen Chinas, 328. 264 Vgl. Rudersdorf, Missionsmethoden, 31.

32 Zur Bedeutung der transnationalen Vernetzung bei J. Hudson Taylor und der China-Inland-Mission Christian Niederberger Bachelorarbeit tsc bth 3010 und die Versammlung in Niagara-on-the-Lake waren weitere Stationen der Reise. 265 Zu den Teilnehmern in Niagara zählten Robert Wilder, der bei der Gründung des „American Student Volunteer Movement“ und dem „Inter-Varsity Fellowship“ in- volviert war, 266 William Erdman 267 und Cyrus Ingerson Scofield 268 , der Begründer der Central American Mission 269 . Ausgelöst durch die Versammlungen in Niagara und Northfield entstanden eine enge Freundschaft und ein regelmässiger Briefkon- takt zwischen Arthur Tappan Pierson und Taylor. Mit Pierson bekannt war Simpson, der Gründer der „Christian and Missionary Alliance“ (CMA).270 Simpson seinerseits war gut mit Fredrik Franson, dem schwedischen Evangelisten, bekannt. Er unter- stützte mit Hilfe diverser Initiativen, die letztlich zur Entstehung von „The Evangeli- cal Alliance Mission“ (TEAM) führten, die CMA von Simpson bei der Gewinnung von neuen Missionaren. 271 Taylors Reise führte ihn weiter nach Toronto, wo er vor begeisterten Massen spre- chen konnte. 272 Die kanadische Stadt erwies sich dabei als künftiges Zentrum der CIM in Nordamerika, welches Kandidaten aus den USA und Kanada anzog. 1901 entstand dann unter der Leitung von Frost in Philadelphia eine eigene Vertretung der CIM in den USA. 273 Als Ergebnis der Reisen gewannen Taylor und die CIM grosse Symphatien in ganz Nordamerika. 274 Aus der CIM war so ein internationales Missionswerk geworden! 275

4.5 Letzte Jahre (1891-1905)

In seinen letzten Jahren erlebte der CIM Gründer einen besonderen Austausch mit der Heiligungsbewegung, was sich u.a. durch seine Teilnahme an den Keswick- Versammlungen der Jahre 1883 276 , 1887 277 und 1892 278 äusserte. Des Weiteren kam er mit der Evangelischen Allianz in Berührung, als diese im Jahre 1896 ihr Jubiläum

265 Vgl. Austin, Evangelical Experience, 351. 266 Vgl. Steer, Im Herzen Chinas, 328. 267 Vgl. Believers Meeting, Report, 116. 268 Vgl. a.a.O., 109. 269 Vgl. a.a.O., 34. 270 Vgl. Robert, Occupy Until I Come, 186. 271 Vgl. Austin, China’s Millions, 319. 272 Vgl. Taylor, Ein Mann der Gott vertraute, 291. 273 Vgl. Austin, Evangelical Experience, 352. 274 Vgl. Rudersdorf, Missionsmethoden, 31. 275 Vgl. Broomhall, The Man who believed, 177. 276 Vgl. Fiedler, Glauben auf Vertrauen, 220. 277 Vgl. Pollock, Keswick Story, 1905. 278 Vgl. Broomhall, The Man who believed, 239.

33 Zur Bedeutung der transnationalen Vernetzung bei J. Hudson Taylor und der China-Inland-Mission Christian Niederberger Bachelorarbeit tsc bth 3010 feierte.279 Als zusätzliche Schwerpunkte zu nennen sind die Studententagung in Detroit 1894 und die Weltmissionskonferenz in New York 1900. 280 Auf seinen vie- len Reisen machte Taylor Halt in Deutschland, Kanada, Amerika, Schweiz, Indien, Schweden, Norwegen, Neuseeland und Australien.281 Sie alle boten Taylor Gelegen- heit, seine transnationalen Vernetzungen zu pflegen und auszubauen. Bei der aus- führlicheren Betrachtung der Begegnungen aus Taylors späten Jahren soll in diesem Kapitel der Schweiz und Deutschland spezielle Aufmerksamkeit gewidmet werden.

4.5.1 Taylor und die Heiligungsbewegung

Schon früher war Taylor mit der Heiligungsbewegung in Kontakt gekommen. So hatte er Moody und andere Vertreter der Strömung an der Mildmay-Zusammenkunft im Jahre 1872 getroffen. 282 Zudem hatte er 1875 an der Versammlung in Brighton, 283 zusammen mit Théodore Monod, einem Neffen von Adolphe Monod, dem grossen Prediger Frankreichs, Rappard von St. Chrischona, Robert Pearsall Smith, einem Vertreter der Heiligungsbewegung, Lord Radstock, 284 sowie Gustav Warneck, dem Missionstheologen, und Elias Schrenk (CMS) teilgenommen. 285 Aus der Versamm- lung in Brighton mit 8‘000 Teilnehmern erwuchsen die jährlich stattfindenden Keswick-Tagungen, welche sich ab dann zum Fixpunkt der Heiligungsbewegung entwickelten. 286 Nach Taylors erstem Besuch an einer Keswick-Konferenz 1883 287 folgten weitere 1887 288 und 1892 289 . Da die ersten Treffen in Keswick noch kaum Interesse an der Mission bekundeten, trat Taylor erst einmal als „Heiligungsprediger“ 290 auf. Im Jahre 1869 hatte der CIM Stifter selbst ein persönliches Heiligungserlebnis erfahren, als er gereizt, müde, am Ende seiner Kräfte angelangt und letztlich krank geworden war. In jener Situation sehnte er sich nach Heiligung und durfte dann einen neuen, tiefen

279 Vgl. Hauzenberger, Einheit, 105. 280 Vgl. Schultze, Ein Glaubensheld, 206. 281 Vgl. Broomhall, The Man who believed, 239ff. 282 Vgl. Rudersdorf, Missionsmethoden, 27. 283 Vgl. Taylor, Ein Mann der Gott vertraute, 233. 284 Vgl. Wangemann, Pearsall Smith, 13. 285 Vgl. Holthaus, Heil (JETh), 157. 286 Vgl. Ohlemacher, Evangelikalismus, 378f. 287 Vgl. Fiedler, Glauben auf Vertrauen, 220. 288 Vgl. Pollock, Keswick Story, 1905. 289 Vgl. Broomhall, The Man who believed, 239. 290 Fiedler, Ganz auf Vertrauen, 220.

34 Zur Bedeutung der transnationalen Vernetzung bei J. Hudson Taylor und der China-Inland-Mission Christian Niederberger Bachelorarbeit tsc bth 3010

Frieden finden. 291 Dies geschah unter anderem durch ein Traktat von Smith und die biblischen Worte: „Sind wir untreu, so bleibt er dennoch treu.“ (2.Tim 2,13) 292 Bei seiner Teilnahme 1887 warb Taylor gemeinsam mit Eugene Stock, dem Publizis- ten der CMS, und Reginald Radcliffe aus Liverpool für die weltweite Mission. 293 Das Anliegen der Strömung beeinflusste Taylor und sprang von ihm auf die CIM über, indem die Erfüllung mit dem Heiligen Geist für ihn und die CIM einen neuen Stellenwert erlangte. 294 Neben den Kontakten und Erfahrungen innerhalb der Heiligungsbewegung ergab sich 1894 für Taylor die Möglichkeit, eine weitere christliche Initiative in Amerika kennenzulernen, welche ebenfalls Segensströme in seinem Missionswerk hinterliess.

4.5.2 Studenten- und Bibelschulbewegung

John Raleigh Mott lud Taylor im Jahre 1894 nach Detroit ein. 295 Im selben Jahr er- schien Taylors selbstverfasste Rückschau „A Retrospect“. 296 Mott gilt als Initiator des Studentenweltbundes und hatte zudem das Präsidentenamt beim Christlichen Verein Junger Menschen (CVJM, englisch YMCA) inne. Ausserdem kann er als Be- gründer der Ökumene bezeichnet werden. 297 Die Bilanz aus seinen 144 Besuchen an Bildungseinrichtungen zählt 70 Studentenversammlungen! 298 Auf ihn, Robert Wilder und Donald Fraser, den Mitbegründer des „Student Volunteer Movement of Foreign Mission“ (SVM), geht auch das viel beachtete Werk „The Evangelization of the World in this Generation“ zurück. 299 In Detroit hielt das SVM eine Versammlung mit über 1000 teilnehmenden Studenten ab, 300 bei welcher Mott den Vorsitz innehatte. 301 Sein Handwerk hatte er bei Moody gelernt, als er diesem 1893 half, die erste Tagung in Northfield vorzubereiten. 302 Unter den Anwesenden befanden sich auch Robert Elliott Speer, der Leiter des Presbyterian Board of Foreign Missions, Gordon, Pier-

291 Vgl. Steer, Im Herzen Chinas, 252ff. 292 A.a.O., 256. 293 Vgl. Pollock, Keswick Story, 1905. 294 Vgl. Franz, Mission ohne Grenzen, 66f. 295 Vgl. Taylor, Wachstum eines Gotteswerkes, 357. 296 Vgl. Taylor, A Retrospect, 115. 297 Vgl. Wegener, John Mott, 10. 298 Vgl. a.a.O., 39. 299 Vgl. Guinness, Mrs. Howard, 172. 300 Vgl. Moorhead, International Convention, 364. 301 Vgl. a.a.O., 1. 302 Vgl. Flachsmeier, Mott, 35.

35 Zur Bedeutung der transnationalen Vernetzung bei J. Hudson Taylor und der China-Inland-Mission Christian Niederberger Bachelorarbeit tsc bth 3010 son, Wilder, Fraser und einige mehr. 303 Während diesen Tagen lernte Mott Taylors Schwiegertochter Geraldine kennen. 304 Für sie verfasste er später das Vorwort zu deren Werk „Das Wachsen eines Gotteswerkes“. 305 Aus der Verbindung mit dem SVM resultierte als Frucht ein schier unerschöpflich scheinendes Reservoir an neuen Missionaren. 306 Frost förderte nebenbei die Vernetzung der CIM zu diversen Bibelschulen und ver- band so die CIM mit vielen Instituten. Das wird anhand der Liste aus dem Jahre 1895 deutlich, auf der die CIM ihren Kandidaten das Moody Bible Institute, die Boston Missionary Training School (gegründet von Gordon und später geleitet von Pierson), das Pennsylvania Bible College (Scofield) und die International Missionary Training School, welche auf die von Simpson gegründete CMA zurückgeht, zur Vorbereitung empfahl. Auf der Initiative von CIM Mitgliedern beruht zudem die Entstehung der Toronto Bible Training School. 307 Neben diesen weitreichenden Entwicklungen in Amerika nahm Taylor in Europa am Jubiläum eines bedeutenden Bündnisses von Christen Teil: der Evangelischen Alli- anz.

4.5.3 Begegnung mit der Evangelischen Allianz Die Evangelische Allianz feierte im Jahre 1896 in Mildmay ihr 50-jähriges Jubilä- um. 308 Um die Relevanz des Anlasses zu unterstreichen, soll hier eine Auswahl der Teilnehmer aus verschiedensten Ländern genannt werden. Unter den Gästen befan- den sich neben Taylor Lord Radstock, Eugene Stock (CMS) und Friederich Wilhelm Baedecker. 309 Baedeker hatte 1866 in England Radstock kennengelernt, welcher ihm Kontakte in Russland vermittelt hatte. Von St. Petersburg aus startete Baedeker dann zu Missionsreisen, die ihn in den Kaukasus, nach Osteuropa und Sibirien führten. 310 Aus Frankreich reiste Théodore Monod an. Aus Deutschland hatten sich Johannes Witt, Begründer der Kieler Mission (KM), Theodor Jellinghaus, Heinrich Stieglitz, ein katholischer Priester und der Pfarrer Otto Funcke auf den Weg nach Mildmay

303 Vgl. Moorhead, International Convention, x. 304 Vgl. Guinness, Mrs. Howard, 172. 305 Vgl. Taylor, Wachsen eines Gotteswerkes, 5. 306 Vgl. Austin, China’s Millions, 293. 307 Vgl. a.a.O., 315f. 308 Vgl. Railton, Mildmay-Konferenz, 73f. 309 Vgl. Arnold, Jubilee, xii. 310 Vgl. Coote, Baedeker Friederich Wilhelm (BDCM), 38.

36 Zur Bedeutung der transnationalen Vernetzung bei J. Hudson Taylor und der China-Inland-Mission Christian Niederberger Bachelorarbeit tsc bth 3010 gemacht. Weiter nahmen ebenfalls Vertreter aus Skandinavien, Frankreich, Kanada, USA, Holland, Russland, Australien, Ägypten und Neuseeland teil. 311 Zu diesem Publikum sprach der CIM Gründer gemeinsam mit Monod und Lord Rad- stock über geistliches Wachstum. 312 Zudem erläuterte er die Situation der einheimi- schen Frauen in China und betonte, dass viele noch unerreicht seien vom Evangeli- um, 313 um dann anzufügen: „We need a thousand more Lady missionaries in Chi- na.“ 314 Neben dem Reich der Mitte thematisierte die Versammlung auch andere Brennpunk- te, so etwa die Unterdrückung der Stundisten in Russland und der armenischen Christen in der Türkei und setzte sich für Religionsfreiheit ein. 315 Aber auch ausserhalb der grossen Konferenzen pflegte Taylor seine Beziehungen zu Schlüsselpersonen der christlichen Szene, speziell auch im deutschen Sprachraum.

4.5.4 Berührungen mit dem deutschsprachigen Raum

Taylor machte mindestens viermal in Deutschland Station. 316 Als Frucht davon glie- derten sich der CIM vier neue Zweige an: Die Pilgermission St. Chrischona (PM, ab 1895), die Deutsche China Allianz Mission (DCAM, ab 1889), die Kieler Mission (KM, ab 1896), und die spätere Liebenzeller Mission (LM, ab 1902). 317 Beim ersten Besuch im Frühjahr 1893 reiste Taylor unter anderem nach Barmen, Elberfeld, Wupperfeld und Kassel. 318 In Barmen hatte die DCAM, die auf die Initia- tive von Franson und dessen Freund Carl Polnick zurückgeht, ihre Basis. 319 Die zweite Reise folgte im Sommer desselben Jahres.320 In Heidelberg lernte Taylor Heinrich Coerper kennen. 321 Er sollte später der Leiter der deutschen CIM Zentrale (ab 1899) und Begründer der Liebenzeller Mission (LM) werden. Auf einer Studen- tenkonferenz in Frankfurt und ein weiteres Mal in der Romandie begegneten sich die beiden Männer erneut. 322

311 Vgl. Arnold, Jubilee, 481ff. 312 Vgl. a.a.O., 105ff. 313 Vgl. a.a.O., 396ff. 314 A.a.O., 398. 315 Vgl. a.a.O., 433ff. 316 Vgl. Franz, Mission ohne Grenzen, 43. 317 Vgl. a.a.O., 2. 318 Vgl. a.a.O., 44. 319 Vgl. a.a.O., 86ff. 320 Vgl. a.a.O., 47. 321 Vgl. Taylor, Ein Mann der Gott vertraute, 310. 322 Vgl. Brandl, Einfluss, 54.

37 Zur Bedeutung der transnationalen Vernetzung bei J. Hudson Taylor und der China-Inland-Mission Christian Niederberger Bachelorarbeit tsc bth 3010

Auf der dritten Reise besuchte der CIM Gründer nochmals Barmen, machte vorher aber noch in Blankenburg Halt. 323 Dort bildete sich aus der Evangelischen Allianz heraus ein Treffen, welches 1886 das erste Mal stattfand. 324 1896 statteten ihr Tay- lor 325 , Polnick 326 und Baedeker, der Russlandmissionar, einen Besuch ab. 327 Der rie- sige Andrang in Blankenburg machte es notwendig, weitere Gebäude im Ort zu mie- ten. 328 Auf der vierten Reise wurde Taylor von Walter B. Sloan begleitet 329 , der gemeinsam mit Wood Nachfolger von Broomhall in London geworden war. 330 Auf Einladung von Witt kam er nach Kiel und gliederte dessen Kieler Mission (KM) an die CIM an. 331 Die KM entstand 1896 und ging auf die Initiative von Witt und Johannes Röschmann zurück. Jedoch beschritten Witt und Taylor schon nach drei Jahren wie- der getrennte Wege, wobei die Gründe dafür im Dunkeln liegen. 332 Von Kiel reiste Taylor nach Berlin zu Studententagung der CVJM weiter. 333 Dort wurde für ihn kurzfristig eine Reise zusammengestellt, welche ihn mit Hedwig von Redern, der späteren Gründerin des Deutschen-Frauen-Missions-Bundes (DFMB), zusammen- brachte und dann über Breslau nach Wien führte. 334 Der Schweizer Zweig der CIM entstand 1895 auf St. Chrischona. Den von der Pil- germission nach China ausgesendeten Missionaren wurde die Provinz Kiangsi zuge- teilt. 335 Rappard und der CIM Gründer trafen sich 1897 persönlich, als Taylor in Ba- sel einen Zug verpasste und die Wartezeit für einem Besuch auf St. Chrischona nutz- te. Einen Monat später kam es zu einem Wiedersehen, wobei Sloan, Taylor und Rap- pard wichtige Angelegenheiten regelten. 336 Überdies hielten Sloan und Taylor am 29. März 1897 in Zürich eine Rede. 337

323 Vgl. Franz, Mission ohne Grenzen, 49. 324 Vgl. Voigt, Evangelische Allianz, 78. 325 Vgl. Beyer, Ein Leib sind wir, 25. 326 Vgl. Franz, Mission ohne Grenzen, 104. 327 Vgl. Beyer, Ein Leib sind wir, 25. 328 Vgl. Nagel, Christliche Kirche, 147. 329 Vgl. Franz, Mission ohne Grenzen, 51. 330 Vgl. Taylor, Wachsen eines Gotteswerkes, 383. 331 Vgl. Franz, Mission ohne Grenzen, 51f. 332 Vgl. Brandl, Einfluss, 58f. 333 Vgl. Franz, Mission ohne Grenzen, 52. 334 Vgl. a.a.O., 52ff. 335 Vgl. Otth, China Inland Mission, 125. 336 Vgl. Franz, Mission ohne Grenzen, 135. 337 Vgl. a.a.O., 57.

38 Zur Bedeutung der transnationalen Vernetzung bei J. Hudson Taylor und der China-Inland-Mission Christian Niederberger Bachelorarbeit tsc bth 3010

In die Schweiz führten Taylor nicht nur geschäftliche Angelegenheiten, sondern auch die Suche nach Erholung. 1878 hatte er Gelegenheit, eine Malaria Infektion bei Wanderungen in Pontresina auszukurieren. 338 Diese Ferien ermöglichten ihm die Familien Waldegrave und Beauchamp mit ihrer Einladung und so genoss er die Na- tur im Engadin. 339 Auch nach seiner Erkrankung im Jahre 1900 verbrachte Taylor einige Zeit zur Genesung in Davos 340 und wohnte anschliessend in Chavelleyres, wo seine zweite Frau 1904 verstarb. 341

4.5.5 Weltmissionskonferenz in New York

Das erklärte Ziel der Weltmissionskonferenz im Jahre 1900 in New York bestand darin, die Welt in Bereiche aufzuteilen und den Missionsgesellschaften und Kirchen zuzuordnen, um Überschneidungen zu vermeiden. 342 Auf der Liste der Anwesenden, die im anschliessend veröffentlichten Tagungsbericht ganze 23 Seiten umfasste, standen die Namen von Frost, Pierson, Scofield, Warneck und Guinness. 343 Den Weg nach New York fanden auch Speer und Sloan.344 Unter den Missionswerken, die vertreten waren, finden sich solche aus den USA, Kanada, England, Irland, Deutschland, Schweiz, Frankreich, Holland, Indien, China, Austra- lien, Jamaika, Neuseeland und Skandinavien. 345 Die Schweiz wurde durch die PM und die „Mission des Eglises Libres de la Suisse Romande“ (MR) repräsentiert. 346 Der Kongress sammelte umfangreiche Statistiken über das weltweite Missionsge- schehen mit Angaben zu Bildung, Medizin, christlichen Werken, Literatur und Kul- tur. 347 Zusätzlich erstellt wurden weitreichende Listen über die Missionsliteratur des 19. Jahrhunderts. 348 Der amerikanische Präsident William McKinley, John D. Rockefeller mit seiner Fa- milie 349 und der damalige Gouverneur von New York, Theodore Roosevelt, beehrten

338 Vgl. Steer, Im Herzen Chinas, 292. 339 Vgl. Taylor, Ein Mann der Gott vertraute, 247. 340 Vgl. a.a.O., 327. 341 Vgl. Broomhall, The Man who believed, 229. 342 Vgl. Faber, Von der Mühe, 52. 343 Vgl. Ecumenical Missionary Conference, New York Vol. 2, 395ff. 344 Vgl. a.a.O., 354ff. 345 Vgl. a.a.O., 385ff. 346 Vgl. a.a.O., 391. 347 Vgl. a.a.O., 424ff. 348 Vgl. a.a.O., 435ff. 349 Vgl. a.a.O., 417f.

39 Zur Bedeutung der transnationalen Vernetzung bei J. Hudson Taylor und der China-Inland-Mission Christian Niederberger Bachelorarbeit tsc bth 3010 die Versammlung mit ihrer Anwesenheit.350 Taylor sprach an der Zusammenkunft über die Gründung der CIM und ihre spätere Entwicklung. 351 Auch Taylors Schwie- gertochter Geraldine hielt einen Vortrag zur Frauenthematik in China. 352 Ausserdem gehörte Hiram Harrison Lowry zu den Rednern. 353 Einem Artikel der „New York Times“ vom 27. August 1900 lässt sich entnehmen, dass Lowry die Schuld an der damaligen fremdenfeindlichen Stimmung in China teilweise bei den Missionaren selbst sah. 354 Die Ausländerfeindlichkeit gipfelte 1900 im Boxeraufstand. Taylor hielt sich zum Zeitpunkt des Aufstandes in der Schweiz auf, wohin er nach dem Aufenthalt in Amerika aus gesundheitlichen Gründen gefah- ren war. Er vernahm die schreckliche Nachricht, dass die CIM ihre ersten Märtyrer beklagen musste, in Davos.355 Dem CIM Gründer war es vergönnt, 1905 noch einmal sein geliebtes China zu erblicken und mitzuerleben, wie das Evangelium mit Hunan die letzte Provinz erreichte und sein über dreissig Jahre anhaltendes Gebetsanliegen in Erfüllung ging, bevor er dort im selben Jahr eines Abends seine Heimkehr in die Ewigkeit antrat. 356

4.6 Fazit

Hudson Taylors Verbindungen beschränkten sich am Anfang seiner Tätigkeit vor- nehmlich auf England. Bald jedoch dehnte sich das Feld seiner Beziehungen über die Grenzen von Ländern und Kontinenten aus. Schliesslich entstand so ein weltum- spannendes, transnationales Verbindungsnetz an Kontakten und Beziehungen, das eine Vielzahl an einflussreichen Persönlichkeiten (Moody, Nevius, Mott, Spurgeon, etc.) und bedeutenden Missionsorganisationen umfasste. Der CIM Gründer erhielt Einladungen zu den wichtigen christlichen Konferenzen der damaligen Zeit, welche ihm Bekanntheit verschafften und als Plattformen der Vernetzung dienten. Die CIM stand Pate bei der Gründung und in Verbindung mit diversen Bibelschulen. Durch sein Beziehungsnetz kam Taylor in Berührung mit wesentlichen christlichen Strö- mungen der damaligen Zeit wie der Heiligungs- und Studentenbewegung, aber auch mit der Evangelischen Allianz. Dabei agierte er jedoch nicht losgelöst von allgemei-

350 Vgl. Ecumenical Missionary Conference, New York Vol. 2, 353. 351 Vgl. Ecumenical Missionary Conference, New York Vol. 1, 538ff. 352 Vgl. a.a.O., 547. 353 Vgl. a.a.O., 545f. 354 Vgl. N.N., Blames the missionaries, www.nytimes.com. 355 Vgl. Taylor, Ein Mann der Gott vertraute, 327. 356 Vgl. Taylor, Wachsen eines Gotteswerkes, 413ff.

40 Zur Bedeutung der transnationalen Vernetzung bei J. Hudson Taylor und der China-Inland-Mission Christian Niederberger Bachelorarbeit tsc bth 3010 nen historischen Ereignissen, sondern profitierte manchmal direkt von deren Aus- wirkungen oder aber litt unter ihren Folgen.

5 Taylors transnationale Vernetzung und ihre Bedeutung für die CIM

Nachdem die transnationalen Vernetzungen von Taylor und deren Wachstum einge- hend dargelegt und mit profanhistorischen Ereignissen verknüpft worden sind, richtet sich nun der Fokus auf die anfangs der Studie formulierte Frage, welche Vorausset- zungen ihm zu diesem Beziehungsnetz verhalfen. Darüber hinaus sollen die Einflüs- se solcher Verbindungen auf die CIM eruiert und abschliessend deren Gewinn für die CIM ermittelt werden.

5.1 Voraussetzungen für Taylors transnationale Vernetzung

Was Taylor ein solch weltumspannendes Netz an Kontakten ermöglichte, gilt es nun darzulegen. Ein erster, wichtiger Hinweis ist die Fähigkeit, die Alvyn Austin dem CIM Gründer attestierte: „He had the amazing ability of being in the right place at the right time.” 357 Eine weitere Antwort liegt im damaligen geistlichen und persönli- chen Umfeld Taylors. Aufschlüsse finden sich ebenfalls in seiner theologischen Überzeugung, seiner Methodik, seiner Gottesbeziehung und letztlich in seiner Per- sönlichkeit.

5.1.1 Geistliches und persönliches Umfeld

Eine wichtige Voraussetzung für die transnationale Vernetzung Taylors liegt darin, dass er sich mit den richtigen Leuten zu umgeben wusste. Er profitierte von der 1859 in England ausgebrochenen Erweckungswelle, welche die Menschen in Massen in die Kirchen führte und sie bereit werden liess, sich durch Hingabe und Engagement den unerreichten Menschen zuzuwenden. 358 Aus der obenstehenden Analyse (vgl. Kp. 4) lässt sich entnehmen, dass Taylor zu- dem verschiedene treue Weggefährten besass (z. Bsp. Müller, Lord Radstock, Pen- nefather, die Familien Beauchamp und Gough etc.) 359 , die seine Anliegen mittrugen,

357 Austin, China’s Millions, 185. 358 Vgl. Taylor, Ein Mann der Gott vertraute, 160. 359 Vgl. Steer, Im Herzen Chinas, 251.

41 Zur Bedeutung der transnationalen Vernetzung bei J. Hudson Taylor und der China-Inland-Mission Christian Niederberger Bachelorarbeit tsc bth 3010 verbreiteten und ihn auf vielfältige Weise unterstützen. Darunter besass Broomhall die spezielle Fähigkeit, eine Anhängerschaft um sich zu scharen, durch die sich neue Horizonte für die CIM ergaben. 360 Mit Wood verfügte Taylor über eine Person, die den Reisedienst übernahm und als sein Stellvertreter Kontakte knüpfte. 361 Frost ver- band die CIM in Amerika mit der Bibelschulbewegung.362 Taylor gelang es zudem, die bereits bestehenden Netzwerke neuer Bekanntschaften für sich zu nützen, so etwa diejenigen von Moody, Guinness, Simpson und Spurgeon. 363 Ebenfalls profitieren konnte er von der grossen Offenheit und Bereitschaft zur Ver- netzung und gegenseitigen Unterstützung der damaligen Christenheit. Ersichtlich wird dies an der Entstehung der Evangelischen Allianz und an den vielen Missions- werken, welche zur besseren Zusammenarbeit und Koordination diverse Treffen ins Leben riefen, aus denen Taylor Nutzen ziehen konnte, indem er dort neue Beziehun- gen aufbaute (z. Bsp. an der Northfield Tagung mit Pierson) 364 .

5.1.2 Theologische Überzeugung

Aus den Aufzeichnungen Taylors geht hervor, dass sein Fokus der Evangelisation Chinas galt und nicht in erster Linie der Vergrösserung des Geltungsanspruches der CIM. So berichtete das CIM Magazin “Chinas Millionen” über das gesamte protes- tantische Missionswerk in China, einschliesslich der Fortschritte anderer Organisati- onen. 365 In einem seiner Bücher führt Taylor aus: „So should it be with the Church of Christ; one body with many members, indwelt and guided by one Spirit; holding the Head, and knowing no will but His; her rapid and harmonious movement should cause His kingdom to progress throughout the world.“ 366 Weiter erläuterte er, dass die Christen durcheinandergeratenen Pferden gleichen und nicht einem trainierten Gespann, welches in die gleiche Richtung zieht. Darin sah er den Grund, warum die Missionsbestrebungen so langsam voran schreiten und grosse Nationen noch als vom Evangelium unerreicht gelten.367

360 Vgl. Taylor, Abenteuer mit Gott, 160. 361 Vgl. Taylor, Wachsen eines Gotteswerkes, 353. 362 Vgl. Austin, China’s Millions, 324. 363 Vgl. Austin, Evangelical Experience, 353. 364 Vgl. Robert, Occupy Until I Come, 186. 365 Vgl. Taylor, The Man who believed, 209f. 366 Taylor, Union and Communion, 19. 367 Vgl. a.a.O., 20.

42 Zur Bedeutung der transnationalen Vernetzung bei J. Hudson Taylor und der China-Inland-Mission Christian Niederberger Bachelorarbeit tsc bth 3010

Obwohl Taylor die Offenheit gegenüber anderen Denominationen zu Beginn seines Missionarslebens noch nicht besass,368 erlaubte sie es ihm später, Menschen aus un- terschiedlichsten Sparten des christlichen Glaubens zu begegnen und für China zu gewinnen. Ferner lässt sich seine Sensibilität im Umgang mit Christen, die unter- schiedliche Ansichten vertreten, auch darin erkennen, dass er sie an verschiedenen Orten einsetzte, um Probleme innerhalb der CIM zu vermeiden. 369 In einem Brief an einen Missionar der LMS beschrieb er diesen Aspekt wie folgt:

„Meine Mitarbeiter stammen aus allen wichtigen Landeskirchen unserer Hei- mat: Hochkirche, Presbyterianer, Unabhängige, Methodisten, Baptisten und Pädobaptisten. Ausserdem stehen zwei in Verbindung mit den ‚Brüdern‘. Wir haben die Absicht, die Leute, deren Ansichten über Kirchenzucht zusammen- passen, miteinander arbeiten zu lassen – auf diese Weise werden alle Schwie- rigkeiten vermieden werden.“ 370

Trotzdem kam es einmal vor, als Taylor mit der „Lammermuir-Gruppe“ unterwegs war, dass er Anglikaner für die Glaubenstaufe zu begeistern suchte und sie auf ihre ungenügende Kindstaufe hinwies, was eigentlich gegen seine eigenen Missions- grundsätze verstiess. 371 Neben der theologischen Auffassung lassen sich Gründe, welche dieses transnationa- le Netz ermöglichten und förderten, zusätzlich in der Vorgehensweise von Taylor erkennen.

5.1.3 Methodische Gesichtspunkte

Taylor hatte eine grosse Überzeugung dafür, mit seiner CIM keine Konkurrenz für anderen Missionsorganisationen darzustellen und diesen kein Geld zu entziehen. 372 Auch bei der Gewinnung seiner Mitarbeiter versuchte er, schon bestehende Organi- sationen nicht zu tangieren. Die LMS und CMS sandten Ordinierte aus. Der CIM Gründer rekrutierte primär Laien und Frauen, welche bei anderen Organisationen kaum Akzeptanz fanden. 373 Seine Erkenntnis war es, dass niemand das Inland von China erreichte, weil es sowohl an Geld als auch an Willen mangelte. Deshalb grün-

368 Vgl. Broomhall, The Man who believed, 31. 369 Vgl. Taylor, Wachsen eines Gotteswerkes, 291. 370 Ebd. 371 Vgl. Pollock, Pioneers in China, 157. 372 Vgl. Taylor, Ein Mann der Gott vertraute, 322. 373 Vgl. Steer, Im Herzen Chinas, 190f.

43 Zur Bedeutung der transnationalen Vernetzung bei J. Hudson Taylor und der China-Inland-Mission Christian Niederberger Bachelorarbeit tsc bth 3010 dete Taylor die CIM und positionierte sie in dieser Lücke. 374 Aus den vielen Einla- dungen Taylors zu wichtigen Treffen, an welchen er auch als Redner auftrat, kann die Schlussfolgerung gezogen werden, dass, obschon man die CIM anfänglich durchaus belächelte und ihr Vorgehen ablehnte, Taylor und die CIM nicht als Bedro- hung wahrgenommen wurden, sondern den Respekt und das Vertrauen anderer Mis- sionsträger genossen.375 Ebenfalls verantwortlich für Taylors transnationales Netzwerk war sein Buch „Chi- na‘s Spiritual Need and Claims“, welches trotz herausforderndem Inhalt schon in kurzer Zeit vergriffen war und innerhalb von zwanzig Jahren sieben Auflagen erleb- te. 376 Es verhalf dem CIM Gründer zu Bekanntheit und liess ihn erstmals ins Ram- penlicht einer breiten Öffentlichkeit treten. Aufgrund seiner Popularität erhielt er unzählige Einladungen zu wichtigen Ver- sammlungen, etwa zur Studentenkonferenz in Detroit 377 , aber ebenfalls zu kleinen Gebetsversammlungen und zu Predigtdiensten (z. Bsp. in der Tabernacle Gemeinde von Spurgeon).378 Ebenso luden ihn wohlhabende Personen auf ihre Landsitze ein. 379 Seine Kontakte pflegte Taylor durch eine Vielzahl von Briefen. Manchmal verfasste er bis zu vierzig Sendungen pro Tag. 380 Zudem ist überliefert, dass er einmal inner- halb von zehn Monaten 2‘600 Zuschriften beantwortete. 381 Einen ebenfalls wichtigen Beitrag zur weltweiten Vernetzung leisteten die vielen Reisen 382 , welche er im Laufe seines Lebens tätigte. 383 Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Taylor durch ein Buch die Aufmerk- samkeit vieler Menschen erlangte und ihm dadurch Türen zu diversen christlichen Gruppen und Tagungen aufgingen. Dabei genoss er deren Ansehen und Vertrauen. Mit Hilfe von vielen Briefen und Besuchen pflegte er dann sein weltumspannendes Beziehungsnetz und baute es weiter aus.

374 Vgl. Steer, Im Herzen Chinas, 185ff. 375 Vgl. Taylor, Ein Mann der Gott vertraute, 239. 376 Vgl. Steer, Im Herzen Chinas, 187. 377 Vgl. Taylor, Wachsen eines Gotteswerkes, 357. 378 Vgl. Steer, Im Herzen Chinas, 305. 379 Vgl. Taylor, Wachsen eines Gotteswerkes, 263. 380 Vgl. Taylor, Ein Mann der Gott vertraute, 281. 381 Vgl. Steer, Im Herzen Chinas, 306. 382 Vgl. Broomhall, The Man who believed, 239f. 383 Vgl. Franz, Mission ohne Grenzen, 43.

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5.1.4 Gottesbeziehung und Persönlichkeit

In Taylors Gottesbeziehung und seiner Persönlichkeit gründen weitere Wurzeln, die zu seiner transnationalen Vernetzung beitrugen. Taylor empfing das geistliche Erbe seiner Eltern und der Erweckungsbewegung. 384 Er war nicht nur Urheber einer Mis- sionsgesellschaft, sondern durch sein geistliches Leben eine Identifikationsfigur für andere Personen. Dies hatte eine anziehende und faszinierende Wirkung auf andere und führte dazu, dass sich Menschen um Taylor scharten und sich für ihn interessier- ten. 385 Nach der ersten Tagung in Perth 1865 dachte man zum Beispiel sogar, dass mit Taylor ein neuer „Prophet“ 386 Gottes erweckt worden sei. Es ist keinesfalls so, dass Taylor energisch oder mit besonderer Absicht danach trachtete, sein Beziehungsnetz zu vergrössern, sondern dies geschah oftmals unver- hofft. Ein Beispiel dafür ist die plötzliche Einladung durch Frost, welche ihm die Türe nach Amerika öffnete. 387 Viel mehr lässt es sich darauf zurückführen, dass Tay- lor schon vor der ersten Ausreise nach Fernost erkannte, „wie Menschen durch Gott allein über das Gebet bewegt werden“ 388 . Der Religionstheologe Warneck, der nicht in allen Belangen mit Taylor einer Mei- nung war,389 fügte beide Aspekte, die Gottesbeziehung und die Persönlichkeit des CIM Gründers, folgendermassen zusammen:

„Der Stifter der China-Inland-Mission […], ein Mann voll Heiligen Geistes und Glaubens, völliger Hingabe an Gott und seinen Beruf, grosser Selbstver- leugnung, herzlicher Barmherzigkeit, seltener Gebetskraft, bewundernswerter Organisationsgabe, energischer Initiative, rastloser Ausdauer, erstaunlicher Menschenbeeinflussung, und bei dem allen von kindlicher Demut.“ 390

In Erwägung aller bereits beschriebenen Faktoren lässt sich die Schlussfolgerung ziehen, dass jeder der Aspekte auf seine Weise als Grundlage für das transnationale Beziehungsnetz von Taylor diente, welches letztlich weltumspannende Ausmasse annahm und aus einem Apothekerlehrling einen weltbekannten Missionar machte. Diese transnationale Vernetzung gestaltete ebenso die CIM und formte ihr Gesicht.

384 Vgl. Rudersdorf, Missionsmethoden, 5f. 385 Vgl. a.a.O., 62. 386 Taylor, Ein Mann der Gott vertraute, 154. 387 Vgl. Broomhall, The Man who believed, 178f. 388 Taylor, Ein Mann der Gott vertraute, 35. 389 Vgl. Le Seur, Hudson Taylor, 2. 390 Ebd.

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5.2 Einflüsse von Taylors Vernetzung auf die CIM

Die transnationale Vernetzung beeinflusste den Gründer der CIM und sein Missi- onswerk, was sich an einigen Begebenheiten erkennen und dokumentieren lässt. Das auf Anthony Norris Groves zurückgehende Glaubensprinzip,391 welches ein ent- scheidendes Merkmal der CIM wurde, lernte Taylor durch dessen Schwager Müller kennen und übernahm es für seine Organisation. 392 Medhursts Buch war es zu verdanken, dass Taylor Medizin studierte. 393 Dank des Inputs von Medhurst (LMS) übernahm Taylor die Gewohnheit, chinesische Kleidung zu tragen 394 und liess dies später zu einem charakteristischen Grundsatz für die CIM werden. 395 Die Anpassung an die chinesische Bevölkerung sah er als Voraussetzung zur Realisierung des von Nevius entworfenen Gemeindebaukonzeptes. 396 Gützlaff, der „Grossvater“ 397 der CIM, wie ihn Taylor nannte, steht am Ursprung gewisser Prinzipien, welche die CIM später ausmachen sollten. Denn Gützlaff erwies sich durch seine weitläufigen Reisen, die Evangelisation durch Schriften und die Nutzung einheimischer Evangelisten bei der Weitergabe des Evangeliums als Vorrei- ter für die von der CIM angewendeten Methoden. 398 Von diesem Ursprung her unter- schied sich später Taylors Missionsgesellschaft durch die „evangelistische Reisepre- digt“ 399 von anderen Organisationen. Ebenso hinterliess die Begegnung mit Burns bei Taylor ihre Spuren, von dem er drei Lehren für seine zukünftige Tätigkeit bei der CIM mitnahm. Erstere bestand in der Erkenntnis, wonach Gott mit Gegenwind und Anfechtung ein Ziel verfolgt. Ausser- dem brachte Burns ihm den Wert der Evangelisation als Hauptaufgabe der Kirche nahe und erklärte ihm letztlich die Wichtigkeit der Laienevangelisten. 400 Manche Kontakte aus Taylors transnationaler Vernetzung lenkten in direkter Weise die Entwicklung der CIM. So scheute er anfänglich die Gründung eines neuen Büros in Nordamerika und die damit verbundene internationale Ausweitung seines Wer-

391 Vgl. Rowdon, Brethern Contribution, 41. 392 Vgl. a.a.O., 42. 393 Vgl. Broomhall, The Man who believed, 29f. 394 Vgl. Taylor, A Retrospect, 54. 395 Vgl. Fiedler, Ganz auf Vertrauen, 67. 396 Vgl. Austin, China’s Millions, 2. 397 Rudersdorf, Missionsmethoden, 11. 398 Vgl. Schlyter, Karl Gützlaff, 36. 399 Franz, Mission ohne Grenzen, 8. 400 Vgl. Steer, Im Herzen Chinas, 116.

46 Zur Bedeutung der transnationalen Vernetzung bei J. Hudson Taylor und der China-Inland-Mission Christian Niederberger Bachelorarbeit tsc bth 3010 kes. 401 Erst durch der Ermutigungen von Moody und Frost war Taylor bereit, eine neue CIM Vertretung in Amerika aufzubauen, die dann den Anstoss für weitere Zweigstellen in unterschiedlichen Ländern bildete.402 Den Evangelisten Spurgeon und Moody verdankten Taylor und die CIM zudem das „wordless book“ 403 , welches durch die CIM in China zum Einsatz kam. 404 Der CIM Gründer erhielt wichtige Impulse aus der Heiligungsbewegung. Dafür ist sein Erlebnis im Jahre 1869 ein Zeugnis. 405 Ausserdem übernahm er Haltungen die- ser Strömung und versuchte, sie in seiner Organisation Frucht bringend einzuset- zen.406 Die CIM erlebte auf mannigfaltige Weise Impulse und Anstösse aus dem transnatio- nalen Netzwerk seines Stifters heraus. Hinter dem Gesicht der CIM steckt das Ge- präge von Taylors Umfeld, ohne dessen Berücksichtigung die Charakterzüge des Werkes nur ansatzweise verständlich sind.

5.3 Gewinn von Taylors Vernetzung für die CIM

Aus dem Beziehungsnetz seines Stammvaters ergaben sich für die CIM vielseitige Vorteile, welche zu deren Wachstum beitrugen und das Wirkungsfeld der Organisa- tion ständig erweiterten. Dazu gehören finanzielle Aspekte genauso wie die Gewin- nung von menschlichen Ressourcen und die verstärkte öffentliche Wahrnehmung.

5.3.1 Finanzen

Das transnationale Beziehungsfleckwerk bescherte der CIM eine stattliche Bandbrei- te an Spendern. Das Spektrum reichte von Gönnern und engen Förderern Taylors wie Lord Radstock 407 und Müller, der innerhalb von zehn Jahren insgesamt 2‘000 Pfund der CIM überliess, 408 bis zu Kleinspendern wie Tagungsteilnehmern (u. a. in Ameri- ka, Schweden) 409 über Ehepaare 410 , Erbschaftsempfänger 411 , bis hin zu Kindern, die ihr Sparschwein leerten 412 .

401 Vgl. Taylor, Ein Mann der Gott vertraute, 285. 402 Vgl. a.a.O., 289f. 403 Austin, China’s Millions, 167. 404 Vgl. ebd. 405 Vgl. Steer, Im Herzen Chinas, 252ff. 406 Vgl. Austin, China’s Millions, 187. 407 Vgl. Trotter, Lord Radstock, 16. 408 Vgl. Steer, Im Herzen Chinas, 251. 409 Vgl. Schultze, Ein Glaubensheld, 194.

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Die Auswirkungen von diesen Spendeneingängen werden deutlich, wenn man die Jahresrechnungen der CIM studiert. Bilanzierte Taylor 1864 gerade mal 51 Pfund an Einnahmen, 413 so wuchsen diese im Jahre 1892 unter Berücksichtigung aller Zweigstellen auf 34‘000 Pfund 414 und erga- ben letztlich 51‘446 Pfund im Jahre 1902. 415 Es gab dazwischen jedoch auch signifi- kante Einbrüche, als zum Beispiel bei der Pensionierung von William Thomas Ber- ger die Finanzlage der CIM prekär wurde.416 Abgesehen von den Finanzen spielte die transnationale Vernetzung Taylors auch in Bezug auf seine Missionare, Mitarbeiter und Unterstützer eine Rolle.

5.3.2 Mitarbeiter und Helfer

Die transnationalen Verbindungen ihres Leiters bildeten für die CIM einen Mehr- wert, indem sie ein grosses Einzugsgebiet für die Gewinnung neuer Mitarbeiter er- schlossen. Stammten die Mitglieder der „Lammermuir-Gruppe“ noch vorwiegend aus dem britischen Raum, 417 brachen die aufgenommenen Kandidaten gegen Ende von Taylors Leben aus diversen Ländern rund um den Globus nach China auf. Die Ausdehnung reichte von Amerika über Europa bis hin zum fünften Kontinent. 418 Dank der Vernetzung konnte die CIM einen Zuwachs an ausgesendeten Missionaren verzeichnen. Von den fünf Personen, die Taylor noch vor 1865 Richtung Fernost ausgesendet hatte 419 , stieg die Zahl bis ins Jahre 1902 auf 811 Missionare an. 420 Zu den neuen Kandidaten zählten viele, die auf Fransons Initiative über die CMA von Simpson rekrutiert worden waren.421 Hinzu kamen ebenfalls Abgänger von Moodys Bibelschule. 422 Nicht nur auf die Quantität der Mitarbeiter muss ein Augenmerk gelegt werden, son- dern ebenso auf deren Qualität. Im Laufe seines Lebens knüpfte Taylor Kontakte mit

410 Vgl. Taylor, Wachsen eines Gotteswerkes, 354. 411 Vgl. a.a.O., 386. 412 Vgl. Taylor, Abenteuer mit Gott, 161. 413 Vgl. Taylor, A Retrospect, 109. 414 Vgl. a.a.O., 113. 415 Vgl. a.a.O., 116. 416 Vgl. Austin, China’s Millions, 182f. 417 Vgl. Steer, Im Herzen Chinas, 195. 418 Vgl. Schultze, Ein Glaubensheld, 201. 419 Vgl. Rudersdorf, Missionsmethoden, 22. 420 Vgl. Taylor, A Retrospect, 115. 421 Vgl. Austin, China’s Millions, 342. 422 Vgl. a.a.O., 315.

48 Zur Bedeutung der transnationalen Vernetzung bei J. Hudson Taylor und der China-Inland-Mission Christian Niederberger Bachelorarbeit tsc bth 3010

Vertretern der Oberschicht und erhielt Eingang bei Studenten, was der CIM intellek- tuelle und einflussreiche Personen zuführte. Als Beispiele dafür können Lord Rad- stock und der Waldegrave Zirkel 423 , die Beauchamp Familie 424 und die „Cambridge Seven“ 425 angeführt werden. Die transnationale Vernetzung erwies sich für Taylor auch dahingehend von Belang, als er dadurch Führungspersönlichkeiten für seine CIM gewinnen konnte. Exempla- risch dafür stehen Hoste 426 und Frost 427 , welche später Leitungsfunktionen übernah- men. Einige seiner Weggefährten unterstützen den CIM Gründer durch persönliches En- gagement. So stellte etwa Moody in Amerika ein Haus für Missionsanwärter zur Verfügung, als Taylor durch das Land reiste.428 Spurgeon sendete von seiner Ge- meinde aus Missionare mit der CIM ins Reich der Mitte.429 Im Londoner Heimatrat der CIM sassen unter anderem Pennefather, Müller, Lord Radstock, Spurgeon, Col- lingwood, Chapman, Williams und Guinness, welche Taylor beratend zur Seite stan- den. 430 Ebenfalls unter den Mitarbeitern fand man Theodore Howard 431 , welcher aus der Howard Familie stammte, mit der Taylor bei seiner ersten Reise nach London in Tottenham Bekanntschaft gemacht hatte.432 Taylor rekrutierte aber auch Menschen mit geringer theologischer Ausbildung. So war in der CIM ein breites Spektrum an Berufsgattungen vertreten (Bildung, Medi- zin, Verwaltung etc.). Für die Missionsarbeit bedeutete das oft eine hilfreiche Unter- stützung, da diese Berufsleute vor Ort ihre Erfahrungen und Kompetenzen in der praktischen Arbeit einbrachten. 433 Dass die CIM grosse Anziehungskraft auf potentielle Kandidaten und Mitarbeiter ausüben konnte, lag in der allgemeinen Bekanntheit und Popularität des Werkes be- gründet.

423 Vgl. Broomhall, The Man who believed, 121f. 424 Vgl. Steer, Im Herzen Chinas, 251. 425 Vgl. Rudersdorf, Missionsmethoden, 30. 426 Vgl. a.a.O., 35. 427 Vgl. Austin, Evangelical Experience, 356. 428 Vgl. Taylor, Wachsen eines Gotteswerkes, 324f. 429 Vgl. Steer, Im Herzen Chinas, 285. 430 Vgl. Austin, China’s Millions, 210ff. 431 Vgl. Steer, Im Herzen Chinas, 272. 432 Vgl. Austin, China’s Millions, 211. 433 Vgl. Rudersdorf, Missionsmethoden, 44f.

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5.3.3 Popularität

Verschrie man die CIM anfänglich noch abschätzig als „Zopfmission“ 434 , wurde ihr Leiter gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu einem der berühmtesten christlichen Per- sönlichkeiten der damaligen Zeit. 435 Sein Werk trug im Volk dann den Spitznamen: „Constantly In Motion“ 436 . Taylor war so bekannt, dass seine Anwesenheit die At- traktivität jeder Veranstaltung steigerte. So stieg z.B. in Blankenburg die Teilneh- merzahl bei der Ankündigung von Taylors Erscheinen sprunghaft an.437 Das harmonische Bild, welches die CIM in der breiten Öffentlichkeit abgab, wider- spiegelte sich hingegen nicht in gleicher Form in ihrem Innern. Zeitweilig stand die CIM aufgrund ihrer relativ hohen Todeszahlen unter den Missionaren, die ein sehr einfaches Leben in China führten, in der Kritik. 438 Zwischen Broomhall und Taylor gab es Unstimmigkeiten bezüglich den Richtlinien der CIM. 439 Des Weiteren herrschte ein Machtkampf zwischen den CIM Gremien in Shanghai und London. 440 Die CIM beklagte viele unglücklich verheiratete Missionarsehepaare, 441 aber auch vereinzelte Selbstmorde durch überforderte Mitglieder im Einsatzgebiet. 442 Konflikt- herde auf dem Missionsfeld entstanden auch, da die CIM geltende Verträge zwischen England und China teilweise nicht respektierte und durch ihr ungestümes Vorpre- schen deshalb mit den Behörden beider Länder im Disput stand. 443 Die breite Öffentlichkeit vernahm von solchen Ereignissen allerdings wenig. 444

6 Implikationen und Relevanz für die heutige Zeit

Nach der Behandlung von Voraussetzungen, Einflüssen und dem Mehrwert der transnationalen Vernetzung für die CIM gilt es nun darauf zu achten, was dies an Implikationen für die heutige Zeit bedeutet, welche Relevanz sich ableiten und was sich für heute daraus lernen lässt. Um dies tun zu können, ist es unerlässlich, zuerst die heutige Situation kurz zu umreissen.

434 Steer, Im Herzen Chinas, 204. 435 Vgl. Austin, Evangelical Experience, 351. 436 Ebd. 437 Vgl. Nagel, Christliche Kirche, 147. 438 Vgl. Austin, China’s Millions, 185. 439 Vgl. a.a.O., 312. 440 Vgl. a.a.O., 227. 441 Vgl. a.a.O., 233. 442 Vgl. a.a.O., 277. 443 Vgl. a.a.O., 18. 444 Vgl. a.a.O., 26.

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Aufgrund moderner Kommunikationsmittel und neuer Reisemöglichkeiten ist die Welt heute näher zusammengerückt. 445 Es herrscht ein „Polytheismus der Werte“ 446 und der Absolutheitsanspruch einer einzigen Wahrheit oder Meinung wird ver- neint. 447 Die Verstädterung schreitet weltweit voran. Die durch die Globalisierung ausgelösten Völkerwanderungen und das Bevölkerungswachstum bedeuten zusätzli- che Herausforderungen für die Missionsaufgabe im 21. Jahrhundert. 448 Nicht- christliche Weltreligionen erleben einen neuen Frühling und erhalten durch die Zu- wanderung auch in Europa und Amerika neuen Auftrieb. 449 Das christliche Abend- land nimmt gemessen an der Anzahl Gläubiger nicht mehr den Spitzenplatz ein, es ist nicht mehr das führende Land für die Sendung von Missionaren und die Errei- chung des 10/40 Fensters mit dem Evangelium bleibt eine ungelöste Herausforde- rung. 450 Was lässt sich angesichts der ungelösten Hürden in der heutigen Zeit von den Er- kenntnissen der transnationalen Vernetzung bei Taylor und seiner CIM lernen? Aus dem transnationalen Netz des CIM Gründers erwuchsen für sein Werk ungeahn- te Ressourcen an Geld, Mitarbeitern, neuen Missionsmethoden und Bekanntheit. Von den Beobachtungen aus dem Beziehungsflechtwerk Taylors und der CIM kann als erstes die Erkenntnis gewonnen werden, dass unterschiedliche Missionswerke sich nicht als Konkurrenz betrachten sollten, die sich gegenseitig Geld, Mitarbeiter und Gläubige streitig machen. Damit dies gelingen kann, bedarf es einer theologischen Offenheit gegenüber anderen Werken und die Überzeugung, wie sie Taylor eigen war, dass die Evangelisation eines Landes höher zu gewichten ist als Dogmen und Richtlinien einzelner Missionsorganisationen. Als zweiter Punkt liessen sich aus länderübergreifenden Netzwerken gewonnene Synergien und Erkenntnisse nutzen, um sie, wie bei der CIM, an anderen Orten fruchtbar einzusetzen. Vorhandenes Wissen könnte sich so zum Multiplikationsfak- tor entfalten. Die Christenheit hat teilweise bereits reagiert und länderübergreifende Initiativen gestartet, darunter die Lausanner Bewegung, AD 2000, Joshuaprojekt und vieles

445 Vgl. Halleraker, Ende der Einbahnstrasse, 23. 446 Welsch, Moderne und Postmoderne, 42. 447 Vgl. ebd. 448 Vgl. Egelkraut, Stand der Mission, 62. 449 Vgl. a.a.O., 58. 450 Vgl. Krause, Die christliche Gemeinde, 5f.

51 Zur Bedeutung der transnationalen Vernetzung bei J. Hudson Taylor und der China-Inland-Mission Christian Niederberger Bachelorarbeit tsc bth 3010 mehr. 451 Dennoch ist es weiterhin unerlässlich, länderübergreifend zu agieren, Fusio- nen zu wagen und Erkenntnisse zu teilen. Zudem gilt es, auf dem Missionsfeld Vor- handenes zu nutzen, um gerade auch wegen knapper finanzieller Mittel Kräfte zu bündeln, neue Wege zu finden und doppelspurige Anstrengungen zu vermeiden. Hier lässt sich mancherorts eine mangelnde Vernetzung unter den Organisationen feststel- len. 452 Ein breites transnationales Netz an Kontakten ermöglicht es ausserdem, angesichts knapper Gelder mehr finanzielle Mittel und Mitarbeiter zu erhalten. Jedoch bedarf es dazu eines gewissen Bekanntheitsgrades, wie ihn Taylor durch sein Beziehungs- flechtwerk für die CIM erlangte. Es ist entscheidend, dass einzelne Organisationen, Bewegungen und Initiativen einander zu Bekanntheit verhelfen, zum Beispiel mit Einladungen, damit Gelder, Menschen und Ideen an die richtigen Orte gelangen, um dort ihre Kraft effektiv zu entfalten. Die Realisierung einer ähnlichen Vernetzung wie bei Taylor ist in der heutigen Zeit durch ein neues Problemfeld erschwert. Im Gegensatz zu heute wuchs Taylor in einer erweckten Welt auf, in welcher das missionarische Anliegen ausgeprägt vorhanden war. Im 21. Jahrhundert ist Europa jedoch nicht mehr der führende christliche Konti- nent. 453 Es ist daher ein geistlicher Aufbruch nötig, den nur Gott schenken kann. Nur Gott selbst kann Menschen erwecken, die neu ein Anliegen für die noch immer uner- reichten Menschen der Welt entwickeln, alles dafür einsetzen und die Visionen und die Arbeit von Christen unterstützen, so wie es bei Taylor und der CIM der Fall war. Eine Rückbesinnung auf den gemeinsamen Auftrag der Christenheit und das bestän- dige Gebet sind nötig, damit sich die segensreiche Geschichte von Taylor und der CIM weiterführen lässt.

7 Schlussfolgerungen und Ausblick

Diese Studie verfolgte die Absicht, das Beziehungsnetz Taylors darzustellen und dessen Wachstum aufzuzeigen, wobei der CIM Gründer mit der allgemeinen und kirchenhistorischen Geschichte in Beziehung gestellt werden sollte. Hinzu kamen die Herausarbeitung der Faktoren, welche diese Vernetzung begünstigten und die Frage nach dem daraus resultierenden Einfluss und Gewinn auf und für die CIM.

451 Vgl. Krause, Die christliche Gemeinde, 5. 452 Vgl. Halleraker, Ende der Einbahnstrasse, 23ff. 453 Vgl. Egelkraut, Stand der Mission, 55.

52 Zur Bedeutung der transnationalen Vernetzung bei J. Hudson Taylor und der China-Inland-Mission Christian Niederberger Bachelorarbeit tsc bth 3010

Der CIM Gründer Taylor lebte nicht abgeschottet von profanhistorischen und kir- chengeschichtlichen Ereignissen als einsamer, heldenhafter Arbeiter in der Mission. Vielmehr beeinflusste und prägte ihn sein Umfeld. Dies wurde in entscheidender Weise durch seine transnationale Vernetzung ermöglicht. Der Autor Austin formu- liert es treffend: „The CIM’s Motto could have been ‚Only Connect‘.“ 454 Dabei tru- gen das damalige geistliche Umfeld, Taylors theologische Überzeugungen, methodi- sche Herangehensweisen, so wie seine Gottesbeziehung und Persönlichkeit gleich- ermassen dazu bei, dass aus einem Apothekerlehrling ein weltbekannter Missionar wurde, der über seine Zeit hinaus Geltung erlangte. Taylors Netz an transnationalen Kontakten hinterliess bei seinem Werk die Spuren, welche ihm sein charakteristisches Gesicht verliehen. Zu nennen sind davon das Glaubensprinzip, die Betonung der kulturellen Anpassung an die einheimische Be- völkerung, Einflüsse aus den theologischen Strömungen der damaligen Zeit und die für die CIM typischen Evangelisationsreisen. Auch diverse methodische Vorgehens- weisen verdankte die CIM der Umwelt ihres Stifters. Als grossen Gewinn für die CIM erwiesen sich die transnationalen Verbindungen ebenfalls beim Generieren von zusätzlichen finanziellen Mitteln und in der Tatsache, dass zur Rekrutierung von neuen Missionaren, welche aus ganz unterschiedlichen Branchen stammten, ein riesiges Einzugsgebiet zur Verfügung stand. Ebenso ermög- lichte dies der CIM, gebildete Führungspersönlichkeiten zu gewinnen und an Univer- sitäten Zutritt zu erhalten. Taylors Werk profitierte von einem Flechtwerk an Gön- nern und Unterstützern, das durch die länderübergreifende Vernetzung entstand und sein Geschick, die Netzwerke anderer für sich zu nutzen. Die durch das Beziehungs- netz gesteigerte Popularität und Bekanntheit zahlte sich gewinn- und nutzbringend für die CIM aus. Aus diesen Beobachtungen ergibt sich ein Mehrwert für die heutige Zeit, von wel- chem wir lernen können, indem die transnationale Vernetzung und das Ringen um einen neuen, geistlichen Aufbruch zu einem zentralen Anliegen für die Missionsar- beit im 21. Jahrhundert werden.

In der Erarbeitung dieser Studie stellten sich die Ausmasse dieses vielschichtigen Themas als Herausforderung dar und fanden ihre Grenzen im klar abgesteckten Um-

454 Austin, China’s Millions, xxviii.

53 Zur Bedeutung der transnationalen Vernetzung bei J. Hudson Taylor und der China-Inland-Mission Christian Niederberger Bachelorarbeit tsc bth 3010 fang der Untersuchung. Trotz einer möglichst breiten Quellenbasis erwies sich die Analyse und Verbindung von Taylor und seinem Umfeld in manchen Fällen als schwierig zu lösende Angelegenheit und die Erklärung jedes einzelnen Namens als problematisch. Eine weitere Schwierigkeit lag in den Quellen. Diese konzentrieren sich oft auf einzelne Personen oder Organisationen und lassen an manchen Stellen eine Übertragung auf andere Missionsträger nur bedingt zu. Zudem gilt es festzuhal- ten, dass wenige von der CIM unabhängige Schriften existieren. 455 Auffallend bei der Sichtung der Literatur war ausserdem die mehrheitlich positive Illustration Taylors, welche vielen Büchern zugrunde liegt. Ausnahmen bildeten die Werke von Pollock, Austin und die bissige Karikatur von Pat Barr. 456 Aus diesem Grund liess sich eine gewisse positive Färbung der Inhalte kaum vermeiden.

Es bleibt teilweise offen, wen Taylor von den unzähligen Konferenzgästen jeweils auch zwischen seinen Referaten traf und welche Rolle diese Begegnungen beim Wachstum seines Netzwerkes spielte. Unbeantwortet lassen musste diese Studie auch die Frage, in welchem Verhältnis die einzelnen Faktoren für das Wachstum der CIM zu gewichten sind. Taylors transnationales Netzwerk liesse sich idealerweise in einer weiterführenden Arbeit noch eingehender analysieren.

Der CIM Gründer Taylor löst in mir eine Faszination aus, weil er stets die Verbrei- tung des Evangeliums vor Augen hatte. Es ist eine ermutigende Feststellung, dass Gott begrenzte menschliche Möglichkeiten oder Kontakte nutzen kann und aus ei- nem unbedeutenden Mann einen berühmten Missionar formt. Die Untersuchung von Taylors Umfeld half mir, sein Leben und die Taten Gottes darin besser zu verstehen und mich mit seinen Überzeugungen zu identifizieren. Von seinem Vorbild möchte ich für meinen eigenen Dienst lernen.

455 Vgl. Austin, China’s Millions, 20. 456 Vgl. a.a.O., 123.

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61 Zur Bedeutung der transnationalen Vernetzung bei J. Hudson Taylor und der China-Inland-Mission Christian Niederberger Bachelorarbeit tsc bth 3010

9 Namensregister

Die nachfolgenden Einträge sollen zu einer besseren Übersicht über die verwendeten Namen und der dahinterstehenden Persönlichkeiten dienen. Den Inhalten liegen fol- gende Quellen zugrunde:

Anderson , Gerald H. u.a. (Hg.): Biographical Dictionary of Christian Missions, Grand Rapids 1998. Abgekürzt mit BDCM.

Austin , Alvyn: China’s Millions. The China Inland Mission and Late Qing Society 1832-1905, Cambridge 2007. Abgekürzt mit CM.

Bautz , Friedrich Wilhelm u.a. (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexi- kon, Herzberg 1990. Abgekürzt mit BBKL.

Keppler , Friedrich u.a. (Hg.): Calwer Kirchenlexikon. Kirchlich-theologisches Handwörterbuch Bd. 2, Stuttgart 1941. Abgekürzt mit CKL.

Reid , Daniel G. u.a. (Hg.): Dictionary of Christianity in America, Downers Grove 1990. Abgekürzt mit DCA.

Erläuterung von Merkmalen ausgewählter Persönlichkeiten aus dem Umfeld Taylors in alphabethischer Reihenfolge:

Baedeker , Friederich Wilhelm (1823-1906), BDCM, 38. Reiseevangelist und Gefängnisprediger in Russland und Osteuropa.

Barnardo , Thomas John (1845-1905), BBKL Bd. 1, 376-377. Gründer von Waisenhäusern in London und später als Vater der sogenannten „Nie- mandskinder“ bekannt.

Baur , Bruno (1809-1882), BBKL Bd. 1, 416-417. Deutscher Philosoph, Theologe, Bibelkritiker und Historiker.

Berger , William Thomas (1812-1899), CM, 93. Wohlhabender Stärkefabrikant, Mitbegründer der CIM und erster Heimatdirektor in London.

62 Zur Bedeutung der transnationalen Vernetzung bei J. Hudson Taylor und der China-Inland-Mission Christian Niederberger Bachelorarbeit tsc bth 3010

Boardman , William Edwin (1810-1886), DCA, 169-170. Presbyterianischer Prediger, Aushängeschild der Heiligungsbewegung und Verfasser des einflussreichen Werkes „The Higher Christian Life“.

Broomhall , Benjamin (1829-1911), BDCM, 93. Geschäftsführer der CIM 1878-1895 und ab 1888 Präsident der Christian Union for the Severance of the British Empire with Opium Traffic.

Burns , William Chalmers (1815-1868), BDCM, 102. Erster Missionar der presbyterianischen Kirche Schottlands in China und einflussrei- che Person während der Erweckung in Schottland.

Carey , William (1761-1834), BDCM, 115. Erster baptistischer Missionar der Moderne und Gründer der Baptist Missionary Society (BMS).

Cassels , William Wharton (1858-1925), BDCM, 120. Student und Teil der „Cambridge Seven“ Gruppe. Ab 1895 Ernennung zum Bischof über Westchina.

Chalmers , John (1825-1899), BDCM, 123. Missionar der London Missionary Society (LMS) in China. Autor einiger Werke über China, zum Beispiel das Buch “Origin of the Chinese”.

Chapman , Robert Cleaver (1803-1902), CM, 211-212. Pastor einer Baptistenkirche in Barnstable und Begründer des Treffpunktes der “Of- fenen Brüder” in London.

Coerper , Heinrich Wilhelm (1863-1936), BDCM, 142. Gründer des Deutschen CIM Zweiges und der Liebenzeller Mission.

Collingwood , William (1819-1903), CM, 212. Bekannter Künstler, Unterstützer der CIM und Arbeitgeber von Louise Desgraz, der Schweizerin in der “Lammermuir-Gruppe”.

Douglas , Carstairs (1839-1877), BDCM, 184. Presbyterianischer Missionar in China. Erster Missionar, der Unterstützung vom schottischen Zweig der English Presbyterian Mission (EPM) erhielt. Autor des chi- nesischen-englischen Wörterbuches der Amoy Sprache.

63 Zur Bedeutung der transnationalen Vernetzung bei J. Hudson Taylor und der China-Inland-Mission Christian Niederberger Bachelorarbeit tsc bth 3010

Edkins , Joseph (1823-1905), BDCM, 194-195. Missionar der London Missionary Society (LMS) in China und Autor der Bücher “Religion in China” und “Chinese Buddhism”.

Erdman , William Jacob (1834-1923), DCA, 397. Presbyterianischer Pastor, Autor christlicher Schriften und Professor am Princeton Theological Seminary.

Finney , Charles Grandison (1792-1875), BBKL Bd. 2, 33-34. Amerikanischer Evangelist und Prediger im Broadway Tabernacle in New York. Begründer verschiedener Erweckungen in Amerika und England.

Francke , August Hermann (1663-1727), BDCM, 222. Deutscher Pietist und Bauer des theologischen Zentrums in Halle. Investion in ver- schiedenste gemeinnützige Werke und Förderer der Mission in Indien.

Franson , Fredrik (1852-1908), BDCM, 223. Schwedischer Evangelist, Pionier, Gründer verschiedenster Missionswerke, darunter die spätere Evangelical Alliance Mission (TEAM).

Fraser , Donald (1870-1933), BDCM, 224. Afrika Missionar, Mitgründer des Student Volunteer Movement (SVM) und Mitbe- gründer der World’s Student Christian Federation (Studentenweltbund).

Frost , Henry Weston (1858-1945), BDCM, 230. Geschäftsführer der CIM in Nordamerika und ab 1917 erster Präsident der Interde- nominational Foreign Mission Association of North America.

Funcke , Otto (1836-1910), BBKL Bd. 2, 155-156. Deutscher Pfarrer, Gründer der Friedensgemeinde und Schriftsteller.

Gordon , Adoniram Judson (1836-1895), BDCM, 251. Förderer der baptistischen und allgemeinen Mission und Gründer des Boston Missi- onary Training Institute.

Groves , Anthony Norris (1795-1853), BDCM, 264-265. Gründer der Plymouth-Brüder und Vater des einflussreichen „Glaubensprinzips“.

Guinness , Henry Grattan (1835-1910), BDCM, 268. Evangelist, Gründer des East London Training Institute (ELTI) und Begründer der Livingstone Inland Mission (1878) und der Congo and Balolo Mission (1889).

64 Zur Bedeutung der transnationalen Vernetzung bei J. Hudson Taylor und der China-Inland-Mission Christian Niederberger Bachelorarbeit tsc bth 3010

Gützlaff , Karl Friedrich August (1803-1851), BDCM, 272. Eigenständiger protestantischer Pioniermissionar, Bibelübersetzer und Gründer der Chinesischen Evangelisationsgesellschaft (CEG).

Hoffmann , Ludwig Friedrich Wilhelm (1806-1873), BDCM, 298. Initiator des pietistischen Werkes Korntal, Leiter der BM ab 1839 und später am Re- gierungssitz von Brandenburg-Preussen in Berlin tätig.

Hoste , Dixon Edward (1861-1946), BDCM, 304-305. Mitglied der „Cambridge Seven“ und ab 1905 Nachfolger von Hudson Taylor als Leiter der CIM bis ins Jahre 1935.

Howard , Theodore (-1915), CM, 211. Aus der dritten Generation der Howard Familie, die Hudson Taylor bei seinem Be- such in London traf und ab 1879 Heimatdirektor der CIM.

Jellinghaus , Theodor (1841-1913), BBKL Bd. 3, 23. Theologe der Heiligungsbewegung.

John , Griffith (1831-1912), BDCM, 334. Missionar für die LMS in China. Einfluss auf die chinesische Kirche durch Predigt- reisen ins Inland Chinas, Autor und Übersetzer. Direktor der Central China Tract Society.

Johnson , James (1836-1917), BDCM, 336. Anglikanischer Prediger (ab 1863) und Mitglied der Church Missionary Society (CMS).

Kuntze , Eduard Wilhelm Theodor (1799-1862), BBKL Bd. 4, 826-828. Evangelischer Pfarrer und Begründer der Evangelischen Allianz in Deutschland.

Lechler , Rudolf (1824-1908), BDCM, 390. Erster Missionar der Basler Mission (BM) in China. Autor des Hakka-Chinesisch Wörterbuches und ab 1874 Leiter der BM in China.

Livingstone , David (1813-1873), BDCM, 405. Afrikamissionar und Geograph der London Missionary Society (LMS) und berühmt für seine ausgedehnten Reisen über weite Teile des afrikanischen Kontinents.

65 Zur Bedeutung der transnationalen Vernetzung bei J. Hudson Taylor und der China-Inland-Mission Christian Niederberger Bachelorarbeit tsc bth 3010

Lockhart , William (1811-1896), BDCM, 407. Als erster englischer Missionsarzt für die LMS in China tätig. Ab 1878 Direktor der Medical Missionary Association in London.

„Lord Radstock“ Waldegrave , Granville Augustus William (1833-1913), CM, 213. Wohlhabender und einflussreicher Unterstützer der CIM und Präsident der Heart of Africa Mission.

Lowrie , John Cameron (1808-1900), BDCM, 412. Erster amerikanisch-presbyterianischer Missionar in Indien. Sein Vater, Walter Lowrie, amtete nach seinem Engagement im amerikanischen Senat als Sekretär für die Western Missionary Society (WMS). John Camerons Onkel Reuben Lowrie traf Hudson Taylor in China.

Mateer , Calvin Wilson (1836-1908), BDCM, 440. Presbyterianischer Pioniermissionar in China. Gründer der ersten christlichen Aka- demie in China und Übersetzer der Bibel in den Mandarin Dialekt.

Medhurst , Walter Henry (1796-1857), BDCM, 451-452. Missionar mit der London Missionary Society (LMS) und Autor eines englisch- chinesischen Wörterbuches.

Milne , William (1785-1822), BDCM, 461. Früher Missionar in China mit der LMS und Übersetzung des Alten Testamentes auf Chinesisch und Produzent verschiedenster christlicher Literatur.

Mögling , Herrmann Friedrich (1811-1881), BDCM, 464. Pioniermissionar für die Basler Mission (BM) in Indien und Verfasser weitreichen- der Schriften in der Kannada Sprache.

Monod , Théodore (1836-1921), CKL, 271-272. Jurist, Pfarrer in Paris und Neffe des wohl grössten Predigers Frankreichs, Adolphe Monod.

Moody , Dwight Lyman (1837-1899), BDCM, 470. Evangelist in Amerika und England. Gründer des Christlichen Vereins Junger Men- schen (CVJM), der Konferenz in Northfield, des Moody Bible Institute und Bauer des transnationalen evangelikalen Netzwerkes.

66 Zur Bedeutung der transnationalen Vernetzung bei J. Hudson Taylor und der China-Inland-Mission Christian Niederberger Bachelorarbeit tsc bth 3010

Morrison , Robert (1782-1834), BDCM, 473-474. Protestantischer Pioniermissionar in China. Übersetzung der gesamten Bibel auf Chinesisch und eines dreibändigen Wörterbuches.

Mott , John Raleigh (1865-1955), BDCM, 476. Begründer des Studentenweltbundes und der Ökumene. Teil des Student Volunteer Movements (SVM) und des Christlichen Vereins Junger Menschen (CVJM).

Moule , George Evans (1828-1912), BDCM, 477. Missionar für die Church Missionary Society (CMS) und erster anglikanischer Bi- schof von Mittelchina.

Müller , George (1805-1898), BDCM, 480. Teil der Plymouth-Brüder und Gründer der Waisenhäuser von Bristol.

Nevius , John Livingston (1829-1893), BDCM, 490. Begründer der „Nevius-Methode“, nach welcher die einheimischen Kirchen sich selber finanzieren, organisieren und selber verkündigen sollen.

Nietzsche , Friedrich Wilhelm (1844-1900), BBKL Bd. 6, 774-804. Deutscher Philosoph und Philologe.

Oncken , Johannes Gerhard (1800-1884), CKL, 408. Begründer des deutschen Baptismus, Evangelist und Beteiligter an der Eröffnung der ersten Sonntagsschule in Deutschland.

Pierson , Arthur Tappan (1837-1911), BDCM, 536. Initiator der evangelikalen Missionsbewegung in Amerika und wichtiger Impulsge- ber der Glaubensmissionen.

Polhill-Turner , Cecil (1860-1938), BDCM, 541-542. Student, gemeinsam mit seinem Bruder Arthur Polhill-Turner Teil der „Cambridge Seven“ Gruppe.

Rappard , Carl Heinrich (1837-1909), BBKL Bd. 7, 1362-1363. Leiter der Evangelistenschule auf St. Chrischona und Mitbegründer der Gnadauer Gemeinschaftskonferenz.

Redern , Hedwig von (1866-1935), CKL, 667. Gründerin des Deutschen-Frauen-Missions-Bundes (DFMB), Christliche Autorin und Liederschreiberin.

67 Zur Bedeutung der transnationalen Vernetzung bei J. Hudson Taylor und der China-Inland-Mission Christian Niederberger Bachelorarbeit tsc bth 3010

Russell , William Armstrong (1821-1879), BDCM, 583. Missionar für die CMS in China und erster Bischof von Nordchina.

Sankey , Ira David (1840-1908), BBKL Bd. 8, 1330-1333. Sänger der Evangelisations- und Heiligungsbewegung in Amerika und England.

Schopenhauer , Arthur (1788-1860), BBKL Bd. 9, 764-794. Deutscher Kaufmann und Philosoph. Anhänger des Deutschen Idealismus.

Schrenk , Elias (1831-1913), BDCM, 603. Missionar für die Basler Mission in Ghana und Evangelist in Deutschland und der Schweiz.

Scofield , Cyrus Ingerson (1843-1921), BDCM, 607. Begründer der Central American Mission und Mitbegründer der Philadelphia School of the Bible.

Simpson , Albert Benjamin (1843-1919), BDCM, 622. Gründer der Christian and Missionary Alliance (CMA) und des New York Mission- ary Training College.

Smith , Robert Pearsall (1827-1898), BBKL Bd. 10, 696-704. Mitbegründer und Förderer der Heiligungsbewegung.

Speer , Robert Elliott (1867-1947), BDCM, 633. Aktiver Förderer diverser missionarischer und ökumenischer Organisationen. Leiter des Presbyterian Board of Foreign Missions.

Spurgeon , Charles Haddon (1834-1892), CKL, 1022-1023. Einflussreicher Erweckungsprediger, Pastor der Metropolitan Tabernacle Gemeinde in London und Gründer eines Predigerseminars.

Stieglitz , Heinrich (1868-1920), BBKL Bd. 10, 1447-1451. Katholischer Priester und Teil der katechetischen Reformbewegung in Deutschland.

Stock , Eugene (1836-1928), BDCM, 642. Publizist und Historiker der Church Missionary Society (CMS). Verfasste wichtige Werke, wie die vierbändige „History of the Church Missionary Society“ und das Magazin „The Intelligencer“.

68 Zur Bedeutung der transnationalen Vernetzung bei J. Hudson Taylor und der China-Inland-Mission Christian Niederberger Bachelorarbeit tsc bth 3010

Studd , Charles Thomas (1860-1931), BDCM, 649. Student und Teil der „Cambridge Seven“ Gruppe. Gründer der Worldwide Evange- lization Cursade (später WEC International).

Taylor , Jenny Faulding (1843-1904), BDCM, 658. Teil der „Lammermuir-Gruppe“ und ab 1871 zweite Ehefrau Hudson Taylors.

Taylor , Maria Dyer (1837-1870), BDCM, 659. Missionarin der LMS und ab 1858 erste Ehefrau Hudson Taylors.

Tholuck , Friedrich August Gotttreu (1799-1877), BBKL Bd. 11, 1251-1266. Evangelischer Theologe und Professor an der Universität in Halle.

Venn , Henry (1796-1873), BDCM, 698. Geistlicher Leiter der CMS von 1841-1873. Sein jüngerer Bruder, John Venn, be- gründete die CMS mit und formte ihre Prinzipien.

Warneck , Gustav (1834-1910), BDCM, 718. Begründer der protestantischen Missionswissenschaft und Autor einiger einflussrei- cher Schriften über das Missionsgeschehen, darunter die „Evangelische Missionsleh- re“.

Wesley , Charles (1707-1788), BDCM, 723. Bruder von John Wesley, Mitbegründer der Erweckungsbewegung und Liederschrei- ber.

Wesley , John (1703-1791), BDCM, 723-724. Mitbegründer der Erweckungsbewegung und Bekämpfer der sozialen Missstände.

Whitefield , George (1714-1770), BDCM, 729. Erweckungsprediger in England und Nordamerika. Auslöser für die Entstehung di- verse christliche Vereine ausserhalb der institutionalisierten Kirche auf beiden Seiten des Atlantiks.

Wilberforce , William (1759-1833), BDCM, 732. Leiter der Antisklaverei Bewegung im britischen imperialen Reich, Mitbegründer der CMS und späterer Minister im britischen Parlament.

Wilder , Robert Parmelee (1863-1938), BDCM, 732. Begründer des Student Volunteer Movement (SVM) und des Inter-Varsity Fel- lowship.

69 Zur Bedeutung der transnationalen Vernetzung bei J. Hudson Taylor und der China-Inland-Mission Christian Niederberger Bachelorarbeit tsc bth 3010

Williams , George (1821-1905), CM, 215. Gründer des Christlichen Vereins Junger Menschen CVJM in den Jahren 1844-1845. Präsident der CVJM und der London City Mission.

Williamson , Alexander (1829-1890), BDCM, 738. Missionar der LMS in China. Erster Überseemitarbeiter der National Bible Society of Scotland und Gründer der Chinese Book and Tract Society (spätere Christan Lite- rature Society for China).

Wylie , Alexander (1815-1887), BDCM, 749-750. Missionar für die LMS in China und Publizist des „Shanghai Serial“. Ab 1863 Mit- arbeiter der BABG.

70 Zur Bedeutung der transnationalen Vernetzung bei J. Hudson Taylor und der China-Inland-Mission Christian Niederberger Bachelorarbeit tsc bth 3010

10 Anhang

Artikel aus der New York Times vom 27. August 1900.

71 Zur Bedeutung der transnationalen Vernetzung bei J. Hudson Taylor und der China-Inland-Mission Christian Niederberger Bachelorarbeit tsc bth 3010

1. Ich erkläre hiermit, dass ich die Bachelorarbeit selbständig erarbeitet habe. Bei der vorliegenden Arbeit habe ich nur die im Literaturverzeichnis aufgeführten Bücher und Hilfsmittel verwendet. Die Arbeit hat einen Umfang von 102‘756 Zeichen.

Datum und Unterschrift

4. Februar 2015,

2. Ich bin damit einverstanden, dass die vorliegende Bachelorarbeit in die Bibliothek des tsc eingestellt wird und damit öffentlich zugänglich ist.

Datum und Unterschrift

4. Februar 2015,

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