I N T H Ü R I N G
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ArchiveArchive in Thüringen Nachlässe in Archiven Sonderheft 2004 Inhaltsverzeichnis Vorwort . 3 Bettina Fischer Über das Sammeln von Nachlässen in Archiven . 4 Jochen Golz Das Goethe- und Schiller-Archiv – Geschichte und Aufgaben . 8 Gerhard Schmid Ordnung und Erschließung von Nachlässen im Literaturarchiv . 15 Uta Grießbach/Manfred Koltes Vom Findbuch zur Datenbank. Die Weimarer Lösung für eine integrierte Archivaliensoftware . 19 Marion Kazemi Gelehrten-Nachlässe im Archiv zur Geschichte der Max-Planck-Gesellschaft und ihre Bedeutung für die Forschung . 24 Irina Lucke-Kaminiarz Musiker-Nachlässe im Thüringischen Landesmusikarchiv im Archiv der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar. 30 Irene Streul Nachlässe Online: Die „Zentrale Datenbank Nachlässe“ im Bundesarchiv . 34 Jürgen Wetzel Bedeutung der Überlieferung von Landes- und Kommunalpolitikern im Landesarchiv Berlin . 38 Norbert Moczarski Probleme und Erfahrungen bei der Erfassung und Erwerbung von Nachlässen aus der Zeit 1945–1990 in Südthüringen . 45 Andrea Walther Bedeutung von Nachlässen für die zeitgeschichtliche Forschung . 50 Brigitte Streich Privates Schriftgut als Bestandsergänzung . 52 Werner Theuer Erwerbungspraxis und Möglichkeiten der Auswertung von privaten Unterlagen der DDR-Opposition in den Archiven der Robert-Havemann-Gesellschaft e.V., Berlin . 59 Grit Ulrich Die Sicherung der Nachlässe aus den Archiven der Parteien und Organisationen der DDR in der Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv . 65 Walter Bayer Die Übernahme von Nachlässen durch Archive – Rechtsprobleme und vertragliche Gestaltungsmöglichkeiten. 70 Birgit Richter Familienarchive in den Rittergutsbeständen der Staatsarchive. 75 Wolfgang Wimmer Übernahme von Nachlässen in einem Unternehmensarchiv am Beispiel des Zeiss-Sippenarchives. 79 Katrin Beger 53. Thüringischer Archivtag am 16. Juni 2004 in Arnstadt, Thema der Fachtagung „Archive und Jubiläen – Organisation, Finanzen, Kooperationen“ . 84 Tobias Kaiser Archive und Jubiläen – das 450jährige Jubiläum der Jenaer Universität und die bis 2008 neu zu schreibende Universitätsgeschichte des 20. Jahrhunderts . 85 Cornelia Hobohm Wiederbelebung einer Autorin – Ein Ringen um das Werk der E. Marlitt. 88 Tilde Bayer 120 Jahre SCHOTT in Jena – Beiträge eines Unternehmensarchivs zur Ausgestaltung eines Firmenjubiläums. 94 Sonderheft 2004 Weiterbildung der Archivberatungsstelle Vorwort Nach der durchweg positiven Resonanz auf den licher Einrichtungen Interesse wecken. Darüber im vergangenen Jahr vorgelegten Tagungsband hinaus nutzen auch Kolleginnen und Kollegen aus „Sammlungen in Archiven“ haben sich die Archiv- anderen Bundesländern die Gelegenheit zur Teil- beratungsstelle Thüringen sowie der Vorstand nahme an der Veranstaltung und zum länderüber- des Thüringer Archivarverbandes entschlossen, greifenden fachlichen Austausch. Der Thüringi- auch in diesem Jahr die bei der Frühjahrsweiter- sche Archivtag stand unter dem Thema „Archive bildung vom 3. bis 5. Mai in Eisenach sowie beim und Jubiläen“. Die Zahl von 108 Teilnehmerinnen 53. Thüringer Archivtag am 16. Juni in Arnstadt und Teilnehmern zeigt auch hier das besondere gehaltenen Referate in Auswahl zu publizieren. Interesse, sich mit Theorie und Praxis der Erinne- rungskultur vertraut zu machen. Ausführliche Be- Der Vermittlung und Vertiefung fachlicher Kennt- richte zu beiden Veranstaltungen sind im Mittei- nisse durch Aus- und Fortbildung kommt immer lungsblatt Archive in Thüringen, Heft 2/2004 ver- mehr Bedeutung zu. Ziel beider Veranstaltungen öffentlicht. war es, die Effizienz der archivischen Aufgabener- füllung durch die umfassende Beleuchtung eines Die Herausgeber des vorliegenden Tagungs- speziellen fachlichen Gegenstandes, seiner ein- bandes bedanken sich bei allen Referentinnen gehenden Diskussion sowie dem Vorstellen neuer und Referenten, die an der inhaltlichen Gestal- Erkenntnisse, Erfahrungen und Lösungsansätze zu tung der Weiterbildung und des Archivtages mit- erhöhen. Die Archivberatungsstelle konnte mit wirkten und die ihre Vortragsmanuskripte – zu- der Thematik „Nachlässe in Archiven“ bei über meist in überarbeiteter Form – zur Verfügung 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus Thürin- stellten. ger staatlichen, kommunalen, kirchlichen und Wirtschaftsarchiven sowie Archiven wissenschaft- Bettina Fischer Sonderheft 2004 3 Weiterbildung der Archivberatungsstelle Über das Sammeln von Nachlässen in Archiven Üblicherweise verwahrt ein Archiv die amtliche Ein Nachlass enthält in der Regel amtliche Perso- Überlieferung seines Archivträgers. Dafür besteht nalpapiere, privat-geschäftliche Unterlagen, Ma- eine eindeutige Zuständigkeit. Schriftgut aus den nuskripte und Arbeitsmaterial, Briefe und Tage- Registraturen der Ministerien, Landesämter, Kom- bücher und u. U. auch dienstliches Schriftgut. Wir munalverwaltungen etc. wird bewertet und über- finden es in Form von Schriftgut und anderen In- nommen, geordnet und verzeichnet und zur Benut- formationsträgern wie Fotos, Filme, Tonträger so- zung bereitgestellt. Aus verschiedenen Gründen wie als sachgegenständliche Sammlungen und kann sich das Archiv allein mit dieser Überlieferung Erinnerungsstücke3. nicht begnügen. Die Unterlagen zeigen eine ein- seitig amtliche Sicht, ihre Aussagekraft ist manch- Einen Nachlass kann man auch als „persönlichen mal nicht gerade umwerfend. In der Gesellschaft Bestand“, „Bestand persönlicher Herkunft“ oder wirken jedoch unterschiedliche Gruppierungen, „persönliches Archiv“ bezeichnen4. Initiativen, Einzelpersonen. Daher lohnt es sich, für die Überlieferungsbildung auch den nichtamtli- Der Wert eines Nachlasses wird gemessen an sei- chen Bereich ins Auge zu fassen und Sammlungen ner Aussagekraft hinsichtlich anzulegen: Sammlungen von Zeitungen und a) der persönlichen Entwicklung und der gesell- Drucksachen, Plakaten und Flugschriften, Bilder- schaftlichen Bedeutung des Nachlassers selbst sammlungen, Tonträger, Filme, Videos und Nach- b) seiner Kontaktpersonen oder lässe. Dies ist insbesondere dann von Bedeutung, c) des von ihm vertretenen Aufgabengebietes wenn die amtliche Überlieferung Lücken aufweist, (Politik, Kunst, Wissenschaft u.a.)5. etwa wie dies in vielen kommunalen Einrichtungen für die Zeit zwischen 1933 und 1945 und darüber Nachlässe müssen ein bestimmtes quantitatives hinaus in der unmittelbaren Nachkriegszeit aber Mindestmaß der Überlieferung erreichen. Die auch in der Wendezeit 1989/90 der Fall ist. Handhabung ist in den einzelnen Archiven unter- schiedlich und immer von der Bedeutung des Die Legitimation zum Sammeln erhalten die Ar- Nachlassers abhängig. Einzelstücke und kleinere chivarinnen und Archivare aus dem Thüringer Ar- Überlieferungen sind aber eher in die Autogra- chivgesetz, § 2 Abs. 2: „Archivwürdig sind Unter- phensammlung des Archivs einzugliedern. lagen, die aufgrund ihres rechtlichen, politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Wertes 2. Nachlass-Typen als Quellen für die Erforschung und das Verständ- Man unterscheidet verschiedene Typen von nis von Geschichte und Gegenwart dienen…“. Nachlässen: Des weiteren wird in § 7 Abs. 1, der sich den Auf- gaben der Archive widmet, auf die Möglichkeit 1. Der Nachlass in seiner reinen Form beinhaltet des Erwerbs von nichtamtlichem Archivgut und nur Dokumente einer Provenienz. Er ist die Re- sonstigem Dokumentationsmaterial hingewiesen, gistratur einer natürlichen Person und hat kei- so weit daran ein besonderes öffentliches Inter- nerlei Zusätze. Er wird als echter Nachlass be- esse besteht1. zeichnet. 2. Daneben gibt es den angereicherten Nach- 1. Begriffsbestimmung lass. Die Anreicherung besteht in Fremdprove- Nachlässe bedeutender Persönlichkeiten sind nienzen – Materialien, die in irgendeiner Hin- wertvolle historische Quellen insbesondere dann, sicht den Nachlasser betreffen oder aus seiner wenn die Wechselbeziehungen zwischen den Tätigkeit herrühren und abgesandten Briefen handelnden geschichtlichen Persönlichkeiten und oder von den Erben zusammengetragene Un- den Zeitströmungen, denen sie unterlagen oder terlagen über seine Lebensgeschichte. Im Hin- die sie hervorriefen, mit ihnen erforscht werden blick auf Auswertung und Benutzung ist es oft- können. Nachlässe sind in Privateigentum ent- mals sinnvoll, bei der archivischen Bearbei- standen. Sie können von den Archiven als Depo- tung dem Nachlass noch bestimmte Unterla- situm – also unter Eigentumsvorbehalt – bzw. als gen als Anreicherung beizufügen (Materialien Schenkung oder auch käuflich erworben werden, über den Nachlasser, Nekrologe etc.). Dies ist was zur Eigentumsübertragung führt. m. E. legitim. Der angereicherte Nachlass ent- hält einen bedeutenden echten Nachlasskern. Ein Nachlass ist kein zufällig entstandenes Sam- Ist dies nicht der Fall, spricht man vom melsurium. Ein Nachlass ist die nachgelassene 3. unechten Nachlass. Er stellt eine Sammlung private Registratur einer Persönlichkeit. Für die von Materialien dar, die sich auf den Verstor- Bestandsbildung gilt also grundsätzlich das Pro- benen beziehen. Unechte Nachlässe sind häu- venienzprinzip2. fig in Bibliotheken anzutreffen. 4 Sonderheft 2004 Weiterbildung der Archivberatungsstelle 4. Einen weiteren Nachlasstyp bilden die Misch- 3.2. Innere Ordnung nachlässe des 17. und 18. Jahrhunderts. Als Es ist wohl eher selten, dass in einem Nachlass das Provenienzprinzip noch unbekannt war, eine Registraturordnung ermittelt werden kann. wurden Personalpertinenzen gebildet, d. h. Überwiegend wird es der Fall sein, dass er völlig alle eine Person betreffenden Unterlagen wur-