Der Umstand, dass Ideologie bestritten wird, sagt schon aus, dass eine solche exisitiert.

Ampak ideologija najbolje deluje takrat ko je naslovniki niti ne prepoznajo in torej a priori in pravičniško zanikajo vsakršen njen obstoj. winter/zima 2005/2006

Boris Jaušovec Jahresschrift des Pavel-Hauses – Letni zbornik Pavlove hiše – LetniJahresschrift zbornik Pavlove Pavel-Hauses des

winter/zima 2005/2006

ISBN:3-900181-14-4 Jahresschrift des Pavel-Hauses – Letni zbornik Pavlove hiše Der Pavelhaus-Chor unter der Leitung von Bruno Petrischek. Eine Aufnahme vom Oktober 2005. Zbor Pav- love hiše pod vodstvom Bruna Petrischka. – Posnetek oktob- ra leta 2005.

Impressum. Medieninhaber: Artikel VII-Kulturverein für Steiermark – Kulturno društvo Ğlen 7 za avstrijsko Štajersko Elisabethinergasse 34, 8020 Graz, Österreich / Avstrija Telefon / Fax +43 (0) 316/ 77 13 83

Pavelhaus – Pavlova hiša Laafeld / Potrna 30, 8490 Bad Radkersburg, Österreich / Avstrija Telefon / Fax + 43 (0) 3476/ 3862 www.pavelhaus.at, [email protected]

Redaktion – redakcija: Michael Petrowitsch, Susanne Weitlaner Gestaltung, Satz & Layout – oblikovanje: Roman Klug, 2.U.S.2. / grafics solutions Fotonachweis – fotografije: wenn nicht anders angegeben Pavelhaus – kadar ni drugače navedeno Pavlova hiša Übersetzung & Lektorat – prevod & lektorat: Susanne Weitlaner, Peter Pirnath, Barbara Predin, Sonja Wakounig

Förderer – pokrovitelj: Bundeskanzleramt der Republik Österreich, Abt. Volksgruppenförderung – Urad zveznega kanclerja Republike Avstrije, oddelek za subvencioniranje etničnih skupin

ISBN:3-900181-14-4 Bildgalerie – galerija slik I

Sommerausstellung 2005 – poletna razstava

3 Inhaltsverzeichnis – Vsebina

Inhaltsverzeichnis – Vsebina

Zum Geleit ...... 5 Mariborski judje nekoč ...... 107 Spremna beseda ...... 7 Die Juden von Maribor einst ...... 114

Preveč nacionalizma, Verleugnung, Vergessen premalo patriotizma ...... 9 und Verdrängen ...... 121 Zu viel Nationalismus, Zanikanje, pozabljanje zu wenig Patriotismus ...... 12 in izpodrinjanje ...... 129

„Izbrisani“– Die „Ausgelöschten“ ...... 15 Kalt-Warm ...... 135 „Izbrisani“ ...... 21 Toplo-Hladno ...... 143

Interview mit Matevž Krivic ...... 26 Graz im slowenischen Volkslied ...... 149 Intervju z Matevžem Krivicem ...... 29 Gradec v slovenskih narodnih pesmih .....151

Usodna privlačnost juga ...... 33 Legionäre aus dem Süden ...... 153 Schicksalhafter Charme des Südens ...... 37 Savo Ekmečić im Gespräch ...... 157

Zeit der Übergänge in Europa ...... 41 Legionarji z Juga ...... 159 Čas prehodov v Evropi ...... 46 Pogovor s Savom Ekmečićem ...... 163

Die Universität Graz setzt Akzente ...... 53 Wir haben oft auch hinübergeschaut ...... 165 Univerza Gradec postavlja poudarke ...... 56 Zazreti se tja preko in odvrniti pogled .....176

Grenzen erzählen ...... 61 Trate v Evropski uniji ...... 185 Meje pripovedujejo ...... 67 Trate in der Europäischen Union ...... 191

Moč šibkih ...... 71 Jüdisches Schicksal ...... 195 Die Kraft der Schwachen ...... 76 Judovska usoda ...... 222

Auf der Suche Slovenci po svetu ...... 237 nach einer versunkenen Kultur ...... 81 Slowenen in der Welt ...... 242 Iskanje davno minule kulture ...... 86 Und sie bewegt sich doch … ...... 247 Julius Franz Schütz ...... 91 In vendar se premika … ...... 260 Julius Franz Schütz (SLO) ...... 94 Protestantismus in der Steiermark ...... 270 Die Rotunde von Selo ...... 97 Protestantizem na slovenskem Rotunda v Selu ...... 99 štajerskem ...... 278

Niemals vergessen! ...... 101 Dejavniki razvoja Slovenije ...... 286 Nikoli pozabiti ...... 104 Entwicklungsfaktoren Sloweniens ...... 296

4 Zum Geleit

Zum Geleit

� Text: Michael Petrowitsch

Das Jahr 2005 war eine ereignisreiches. Abgesehen von den politischen Veränderungen im Land Steiermark wurden neue Pläne des Vereins ausformuliert, die positiv aufgenommen wurden. Etwa gibt es die Idee, slowenische topographische Orts- und Flurbezeichnungen in Form von Kultur- tafeln zu visualisieren. Ein Unterfangen, das auch auf slowenischer Seite anzudenken wäre und neben dem historischen Aspekt einen wirtschaftlich-touristischen hätte. Man denke an Süd- frankreich oder Irland. Auch in Sachen Schul- und Kindergartenpolitik war der Verein aktiv. Ein interkultureller Kindergarten im Süden der Steiermark wäre ein Meilenstein in der Geschichte der steirischen Minderheitenpolitik, dieser Vorschlag ist bei ausgewählten Multiplikatoren auf Gehör gestoßen und hat eine nachhaltige Diskussion in Gang gesetzt.

Mit der vorliegenden Jahresschrift versammeln wir auch heuer wieder verschiedene Positio- nen aus breit gefächerten Sparten. Vier Essays eröffnen den Reigen. Gründungsmitglied Boris Jaušovec geht der Frage nach, wieviel Abwehrnationalismus ein Land verträgt, während Herwig Höller anhand der „Izbrisani“-Diskussion die Frage stellt, was an Identität und Nichtidentität in einer modernen Gesellschaft möglich ist. Kulturelle Manifestationen in Beziehung zwischen Slo- wenien und den Bruderländern setzt Tanja Petrović und spricht vom mangelnden gesellschaftli- chen und politischen Engagement in der slowenischen Kulturlandschaft. Gleichsam visionär ließ Wolfgang Petritsch anlässlich des Symposions „Geist und Gegenwart“ auf Schloss Seggau noch vor der Ablehnung der EU Verfassung in Frankreich mit provokanten Thesen aufhorchen. Er konsta- tierte ein Unbehagen: Europa ist in Europa nicht beliebt. Er sprach weiters von einer Verlagerung Österreichs und der angrenzenden Südslavia ins Zentrum des Kontinents.

Roberta Maierhofer von der Karl Franzens Universität Graz führt uns mit ihrem Beitrag über die Brü- ckenfunktion zwischen der Grazer Uni und Südosteuropa in den wissenschaftlichen Teil. Angelika Brechelmaiers Wanderausstellung „Grenzen erzählen“ durften wir im März des Jahres beherbergen, und Irena Destovniks wissenschaftliche Arbeit über Frauen im Zeitalter der bäuerlichen Wirtschaft „Die Kraft der Schwachen“ läutete das neue Jahr ein. Die Beiträge der Autorinnen geben einen Über- blick über die Ausstellungen. Das Übermurgebiet und seine versunkene jüdische Kultur und der

5 Zum Geleit südsteirische Hei- matdichter Franz Schütz prägten die Themenbereiche von Elisabeth Arlt. Marjan Toš von der Synagoge in Mari- bor stellt in einem kurzen Abriss das jüdische Leben in Der Pavelhaus-Chor anlässlich eines Auftritts auf den Grazer Kasematten im Juli 2005 – zbor Pavlove hiše ob Maribor über die nastopu na graškem Kasematten v juliju 2005 Jahrhunderte vor. Erfreuliches gibt es von Seiten der jungen Wis- ters. Ihre intensiven Feldforschungsarbeiten senschaftsgeneration zu berichten. Das Au- im Radkersburger und Murecker Gebiet über torenkollektiv Grilj – Hadler – Hammer be- die zwischenstaatlichen Wechselbeziehungen trachtet den sensiblen Bereich Slavizität der in Zusammenhang mit dem EU-Beitritt wird Steiermark mit einem zeitgemäßen Blick und hier mit einem kleinen Vorgeschmack bewor- löst ihn aus dem leider im universitären Be- ben. Auch Sonja Bezjak gehört zur jüngsten reich noch stark ethnozentristisch gedeuteten Generation wissenschaftlicher Mitarbeiter, die Begriff des Kulturerbes, indem sie ihn in einen das vorliegende Signal bereichern. Sie setzt sich emanzipatorischen übersetzen. regionalgeschichtlich mit dem kleinen Gren- Vorstandsmitglied Robert Muscherlins rei- zort Trate auseinander und fragt nach der regi- ches Arbeitsfeld führte ihn diesmal ins Kul- onalen Bedeutung der europäischen Einigung. turtouristische. Er arbeitet mit Jugendlichen Der akribisch arbeitende Historiker Franz Jo- den Wellness- und Thermenboom auf, eine seph Schober wirbt ebenfalls für seine 2006 Ausstellung im Pavelhaus war ein erstes Ergeb- im Pavelhaus-Verlag erscheinende Publikation. nis, sein Beitrag ein zweites. Prof. Erich Prunč Seine spannende Arbeit über jüdische Schick- publizierte bereits in den Sechzigerjahren eine sale im südoststeirisch-slowenischen Grenzge- kleine Studie zum Thema: Graz im sloweni- biet würdigt sein eigenes Streben nach Neuem schen Volkslied. Eine Idee, die wir gerne noch und Unentdecktem im steirisch-slowenischen- einmal aufnehmen und in absehbarer Zeit wei- ungarischen Umfeld. Marjan Šrimpf, Freund terführen wollen. des Pavelhauses und RTV-Urgestein, stellt uns Bereits in Umsetzung ist eine Studie über slo- in einem kurzen, aber prägnanten Überblick wenische und andere südslawische Torjäger, den Exodus der Slowenen in alle Welt vor und die in Österreich reussierten. Wolfgang Küh- wirft einen Blick auf Gegenwart und Zukunft nelt, Signallesern wohl bekannt, wird uns der in Südamerika lebenden Nachfahren. nächstes Jahr mit einem neuen Band über die- Der Historiker Hans Peter Wassermann begab ses Thema in unserer wissenschaftlichen Rei- sich in die Region Leutschach an der südsteiri- he beehren. Elisabeth Schobers Band in dieser schen Weinstraße, um anhand von erhaltenen Reihe liegt bereits in den Händen des Layou- Chroniken Geschichtsschreibung zurechtzu-

6 Spremna beseda

Spremna beseda

Leto 2005 je bilo polno energije. Če odmisli- mo politične spremembe v Deželi Štajerski so bili formulirani in sprejeti novi pozitivni načtrti društva. Kot recimo ideja, imena slo- venskih topografskih krajev in rek vizualizi- rati v obliki kulturnih tabel. Početje, katere- ga bi si bilo mogoče omisliti tudi na slovenski strani in ob zgodovinskih aspektih predstavi- ti tudi gospodarsko-turistično stran. Človek misli pri tem na južno Francijo in Irsko. Tudi v zadevah šolske ni predšolske politike je bilo društvo aktivno. Interkulturni otroški vrtec na jugu Štajerske bi lahko bil mejnik v zgodovini štajerske manjšinske politike, ta predlog je pri Michael Petrowitsch izbranih multiplikatorjih naletel na posluh in rücken. Ein Projekt, das sich in breiterer Form spravil v pogon trajno diskusijo. in nächster Zeit mit einer Publikation in un- serer wissenschaftlichen Reihe wieder finden S pričujočim letnim zbornikom smo tudi le- wird. Anja Zaltas Beitrag zum Protestantismus tos ponovno zbrali različne pozicije iz širokega in der Untersteiermark und dessen Entwick- spektra panog. lung bis zur Gegenwart und Jernej Zupančičs Štirje eseji odpirajo ples. Ustanovni član Bo- Analyse über die nationale Entwicklung Slo- ris Jaušovec sledi vprašanju, koliko obramb- weniens in der neuen Union runden die Jah- nega nacionalizma lahko prenesa ena dežela, resschrift ab. medtem ko Herwig Höller sledi vprašanju na Als besonderes Zuckerl freue ich mich, eine CD osnovi vprašanja izbrisanih, kaj je mogoče na beilegen zu können, die die Arbeit von Bruno podlagi identitete in ne-identitete v moderni Petrischek und des Pavelhaus-Chors entspre- družbi. Kulturne manifestacije in odnos med chend würdigt. Slovenijo in bratskimi deželami opisuje Tanja Petrović in govori o pomankljivem družbenem Keine Jahresschrift ohne Kollektiv: Ein Dank in političnem angažmaju v slovenski kultur- an die layoutorische Wendigkeit Roman Klugs, ni podobi. Tako rekoč vizionarsko je govoril an die sprachliche Zurechtbiegung durch Peter Wolfgang Petritsch na simpoziju Geist und Pirnaths, an die fachspezifische Unterstützung Gegenwart / Miselnost in sedanjost na gradu der ÜbersetzerInnen und natürlich der koedi- Seggau še pred zavrnitvijo EU ustave v Franciji torischen Weitsicht von Susanne Weitlaner. in postavil provokatne teze v posluh. Evropa v Evropi ni priljubljena je ugotovil in postavil Avstrijo in sosednje Južne Slovane v center. Roberta Maierhofer iz Karl Franzens univer-

7 Spremna beseda ze iz Gradca nas s svojim prispevkom popel- Tudi Sonja Bezjak sodi k mlajši generaciji zn- je čez most znanstvenega in izobraževalnega anstvenih sodelavcev, ki so obogatili pričujoč dela med Graško univerzo in jugovzhodno Signal. Ukvarja se z regionalno zgodovino ma- Evropo. Potujočo razstavo Angelike Brechel- lega obmejnega mesta Trate in z regionalnim maier „Grenzen erzählen/Meje pripovedujejo“ pomenom evropskega združevanja. Natančno smo gostili marca tega leta. Znanstveno delo in temeljito delo zgodovinarja Franza Josepha Irene Destovnik o ženskah v času kmečkega Schoberja bo kot publikacija pravtako izšla gospodarstva „Moč šibkih“ je naznanilo novo 2006 v založbi Pavlove hiše. Njegovo nape- leto. Prekmurje in njegova davno minula ju- to delo o judovski usodi na južnoštajerskem- dovska kultura in južnoštajerski domovinski slovenskem obmejnem območju časti nje- pesnik Franz Schütz sta oblikovala tematska govo stremenje po novem in neodkritem v področja Elisabeth Arlt. Marjan Toš iz mari- štajersko-slovensko-madžarskem habitusu. borske Sinagoge predstavlja v kratkem obrisu Marjan Šrimpf, prijatelj Pavlove hiše in RTV- judovsko življenje v Mariboru skozi stoletja. prakamnina, nam v kratkem, vendar preg- Razveseljivo od mlajše znanstvene generaci- nantnem pregledu predstavi slovenski eksodus je. Avtorski kolektiv Grilj – Hadler – Hammer po vsem svetu in pogled sedanjosti in prihod- je opazoval senzibilno področje Slovanstva na nosti v južni Ameriki živečih potomcev. Štajerskem s času primernim emancipatornim Zgodovinar Hans Peter Wassermann se je po- pogledom in pojem kulturne dediščine, ki je dal na področje Lučan na južnoštajerski vinski na univerzitetnem področju žal še zelo močno cesti, da bi na podlagi obstoječih kronik pop- etnocentristično pojmovan, rešili iz spon ter ga ravil zgodovinopisje. Projekt, ki se bo v nasled- emancipatorno predelali. njem času v širši obliki našel kot publikacija Bogato delovno področje je člana predsedstva naše znanstvene zbirke. Prispevek Anje Zalta Roberta Muscherlina tokrat popeljalo v kultur- o protenstantizmu na Spodnjem Štajerskem no-turistični sektor, z madino je obdelal ter- in njegov razvoj do danes ter analiza Jerne- malni in wellness boom. Prof. Erich Prunč je že ja Zupančiča o razvoju v novem združenju, v 60ih delal na manjši študiji o imenu Gradec zaokrožata letni zbornik. v slovenskih narodnih pesmih. Ideja, ki smo jo Veseli me, da lahko kot posebno poslasti- radi še enkrat sprejeli in v doglednem času na- co priložimo zgoščenko, ki delu Bruna Petri- daljevali. Že v končni fazi je študija o slovens- scheka in zbora Pavlove hiše daje ustrezno pri- kih in drugih južnoslovanskih nogometaših, ki znanje. so uspevali v Avstriji. Wolfgang Kühnelt, poz- nan bralcem Signala, nas bo že v prihodnjem Nobenega letnega zbornika brez kolektiva: letu počastil z novo knjigo na to temo za našo Hvala okretnosti layouterja Romana Kluga, znanstveno zbirko. Knjiga Elisabeth Schober jezikovnemu lektoriranju Petra Pirnatha, stro- je že v rokah našega layouterja. Njeno inten- kovni podpori prevajalcev/k in seveda daljno- zivno terensko raziskovalno delo na področju vidnosti sourednice Susanne Weitlaner. Radgone in Cmureka o meddržavnih izmenja- vah v sklopu EU-pristopa, je tukaj predstavlje- no tako za pokušino.

8 Preveč nacionalizma, premalo patriotizma

Preveč nacionalizma, premalo patriotizma Esej

� Text: Boris Jaušovec

Nekoč so rekli in verjeli, da obstajata dve različici nacionalizma. Prvi je agresiven, torej nevaren in vreden vsega obsojanja, drugi pa je defenziven, torej upravičen in pravičen. Dilema je stara, podobno kot tista o osvajalni, napadalni, in pravični, obrambni vojni. In ni razrešena.

Slovenci so pri sebi v svoji zgodovini do nedavnega v veliki večini prepoznavali zgolj obrambni nacionalizem. Ta naj bi bil viden predvsem v visokem vrednotenju ohranjanja lastnega jezika, torej slovenščine, in lastne kulture, ki da se je najbolj profilirala skozi pesništvo in literaturo. Zato ni naključje, da je na najbolj slikovitem trgu v prestolnici Ljubljani postavljen spomenik največjemu slovenskemu pesniku Francetu Prešerenu in ne morda kakšnemu spretnemu slovenskemu diplomatu ali generalu, kakor svoje najznamenitejše trge ponavadi okrasijo številni drugi narodi. Seveda je slovenski nacionalizem premogel še druge dimenzije, ne nazadnje, ko je šlo za najhujše čase, tudi vojaško, ki pa so bile tudi zmeraj razumljene kot obrambne. Slovenci v zgodovini pač niso osvajali tujih ozemelj, sploh pa ne z orožjem. Če je že prihajalo do spopadov, naj bi bila to zgolj obramba slovenskega etničnega ozemlja. Seveda je takšna obramba lahko upravičena – težava nastane, če si neko ozemlje v resnici delita dve ali več etnij.

Vendar pustimo zgodovino, ki bi zlahka našla tudi drugačne interpretacije; denimo, čemu je asimilacijski pritisk zmeraj v slovenski družbi bil zelo visok in nadpovprečno uspešen. Slovenci so večino svoje zgodovine preživeli v večnacionalnih tvorbah. Takšna je bila tako rekoč tisočletna habsburška monarhija, takšna je bila manj kot stoletje trajajoča Jugoslavija. V takšnih razmerah lažje razumemo teorijo o defenzivnem nacionalizmu, čeprav je ni treba nujno odobravati.

Vendar se je leta 1991 zgodovina temeljito spremenila. Takrat je Slovenija postala suverena država in samostojen subjekt mednarodnega prava. V slovenski ustavi po zaslugi takrat močnih liberalnih ali bolje libertarnih krogov sicer ne piše, da naj bi bila Slovenija država slovenskega naroda, torej zgolj nacionalna država. Prav zato bi morala biti država odgovorna za dobro počutje vseh državljanov in ne zgolj Slovencev, ki živijo v njej. Vendar se zdi, da to odgovornost, ki jo torej nalaga ustava,

9 Preveč nacionalizma, premalo patriotizma vsakokratna oblast razume in prevzema precej tiho podporo stalne sopotnice vseh slovenskih po svoje. Če je približno ducat let vladavine vlad: Jelinčičeve Slovenske nacionalne stranke. LDS v Sloveniji zaznamoval precej uspešni Aroganca do omenjenih manjšin je bila pragmatizem, ki pa mu kritiki upravičeno tako zgolj zunanji, najbolj opazen izraz teh dodajajo aroganco, lahko to nemara še najlepše pritlehnih dilem liberalcev. ponazorimo prav z odnosom eldeesovskih vlad do nacionalnih in drugih manjšin. Lani oktobra je v Sloveniji oblast prevzela Verbalno so bile te vlade z Drnovškom ali desnosredinska koalicija na čelu z Janševo SDS. Ropom na čelu vseeno naklonjene manjšinam Janeza Janše se sicer ne da direktno primerjati in drugim odrinjenim skupinam. Vendar pa s koroškim populističnim glavarjem Jörgom v resnici za izboljšanje njihovega statusa v Haiderjem ali celo s francoskim desničarjem smislu parole „vsi drugačni, vsi enakopravni“, Jeanom Mariejem le Penom, kakor so storili ki so jo sicer ponavljale do onemoglosti, niso nekateri slovenski in tuji, tudi avstrijski znale ali hotele poskrbeti. Zato se je pod temi mediji. Za to vlogo je mnogo bolj primeren že vladami zgodil škandal z izbrisanimi, ko je omenjeni Jelinčič, res pa je, da njegova vloga prva poosamosvojitvena, Demosova vlada, v bolj spominja na slabega kabaretista kakor stilu balkanskih etničnih čiščenj – tokrat sicer na politika z jasnim premočrtnim kurzom. po slovensko v rokavicah in na računalnikih Premočrtno je samo to, da, tudi tokrat formalno – preprosto vsem prebivalcem iz drugih v opoziciji, Jelinčič sedanji vladi spet dvori in jugoslovanskih republik, ki niso zaprosili jo celo hvali, da je mnogo boljša od prejšnjih za državljanstvo, izbrisala status stalno eldeeseovskih. Zakaj? Jelinčič ni ravno neumen naseljenih prebivalcev in s tem vseh pravic, ki in je tudi opazil, da je ta vlada do manjšin, k takemu statusu gredo. Tudi položaj Romov kot so izbrisani, nove manjšine, Romi, pa se v Sloveniji pod eldeeseovskimi vladami ni tudi homoseksualci in mlade samske ženske, izboljšal. Za vse, kar Romi imajo, je poskrbela ubrala mnogo manj ambivalentno politiko. že bivša socialistična oblast, šele ob koncu Retorika te vlade je namreč, za razliko od eldeesovske vladavine so Romi v svojih okoljih eldeesovske, ki je morda koga še prepričala, da dobili direktne mandate v mestnih svetih, kar le ni tako hudo, veliko bolj neizprosna in, kar pa ni šlo brez odporov v premnogih lokalnih je še posebej odbijajoče, čeprav značilno za vse skupnostih. Tudi tako imenovane nove evropske politične sile podobne provenience, manjšine še niso dobile primernih pravic in nezmotljivo pravičniška. O izbrisanih se tako zaščite; drugače je bilo s Staroavstrijci, ki pa so govori samo še kot o špekulantih, rešitev zanje bolj pomenili zastavek v politični trgovini med se sicer išče z ustavnim zakonom, ki bi po Ljubljano in Dunajem. LDS je pač v svojem preizkušenem scenariju, kakor ga že poznamo pragmatizmu zaznavala latentni, v resnici tudi iz Avstrije, obšel odločbo ustavnega pa zelo slabo prikriti slovenski šovinizem, sodišča, v resnici pa niti tega ni pričakovati v ignorantsko pa se je izogibala odkritemu doglednem času. Razen če bi to vlado spodbudil soočenju z njim tudi zaradi političnih zunanji pritisk, kar pa je malo verjetno. Tudi računic, saj je morala pri svojem koalicijskem Romi postajajo pravzaprav vse bolj problem vladanju prevečkrat računati na glasno ali kriminala in pomanjkanja discipline, ne pa

10 Preveč nacionalizma, premalo patriotizma nemara socialni problem in problem siceršnje zabrisali oziroma nagnali Žide, je bil tega sicer družbene odrinjenosti. Ilustrativen primer kriv habsburški monarh, pa čeprav so se tega slednjega je osnovna šola v Bršljinu pri Novem ljudje menda veselili. Ko so konec 20. stoletja mestu, kjer je novi šolski minister po vsej v Sloveniji po tihem izbrisali izbrisane, je bila verjetnosti precej namišljen gordijski vozel tega kriva slovenska država, pa če to prizna ali problema discipline romskih otrok rešil na ne, ne pa njeni državljani. sumljivo „izviren“ način. Namreč s segregacijo Človek bi si v Sloveniji zaželel več državljanske romskih otrok. Formalno sicer otroke v zavesti. Zato, da bi vrednota postala patriotizem Bršljinu ločujejo v različne klopi po šolskem in ne nacionalizem. S tem bi morda lahko uspehu, toda romski otroci, tudi tisti z boljšim elegantno razrešili tudi dilemo, izpostavljeno na učnim uspehom, so vendarle pristali skupaj začetku teksta, o obrambnem in napadalnem in ločeni od „belih“ ali „civilnih“ vrstnikov. nacionalizmu. Nacionalisti namreč niso nujno Gremo naprej. Če LDS nikakor ni mogla tudi patrioti. Patrioti, ki so nacionalisti, pa sprejeti zakona o registraciji istospolnih porok, domovini dokazljivo delajo škodo. Tako se pač je desna vlada s tem prav pohitela. Seveda na lahko zgodi, da slovenska katoliška cerkev, ki način, ki homoseksualno poroko jasno loči od Slovencev terja denimo višjo rodnost, svojo od poroke hetroseksualnega para. Kajti, kot banko proda Avstrijcem. Ali to, da desničarji so ugotavljali vladajoči, „zakon o istospolnih prodajo svojo televizijo, namreč TV3, Hrvatu, skupnostih nikoli ne more biti diskriminacijski nato pa v imenu pravičnejše razporeditve v primerjavi z zakonom o zakonski zvezi, ker medijskega prostora zakonsko uzurpirajo kar gre za popolnoma različni stvari“. Očitana javno televizijo. Primera, kakršna sta omenjena, diskriminatornost omenjenega zakona torej sta možna prav zato, ker nacionalisti še zdaleč sploh ni prepoznana, ker naj bi bila očitno niso patrioti, pa če se to sliši še tako absurdno. naravno stanje stvari. Kakor vselej v takih Patrioti so sposobni terjati pravico in zaščito primerih pa je lahko zgolj ideološko stanje za vse prebivalce svoje domovine, nacionalisti stvari. Ampak ideologija najbolje deluje takrat, česa podobnega ne morejo, ker te iste prebivalce ko je naslovniki niti ne prepoznajo in torej a delijo na naše in nenaše, na prave in tuje. In priori in pravičniško zanikajo vsakršen njen tako umetno ohranjajo konflikte, ki domovini obstoj. To velja tudi za ideologijo nacionalizma in njenim ljudem ne koristijo. v Sloveniji. Takrat, ko vam bodo najbolj zatrjevali, da ga ni, je že na delu. Skratka, namesto pragmatične arogance dobivamo tudi v Sloveniji, z besedami svetovalca nekdanjega češkega predsednika Havla Jirija Pehe, čas nesramnega populizma. In primitivizma, dodajamo.

Vendar je pri tem pomembna razlika. To namreč ni primitivizem ljudi, temveč oblasti. Ko so konec 15. stoletja iz slovenskih mestec

11 Zu viel Nationalismus, zu wenig Patriotismus

Zu viel Nationalismus, zu wenig Slowenen lebten in ihrer Geschichte in multi- Patriotismus nationalen Systemen, wie in der über Jahrhun- derte existierenden Habsburgermonarchie oder Einst sagte und glaubte man, dass es gäbe zwei in Jugoslawien, das nicht einmal hundert Jahre Varianten von Nationalismus gebe. Der Erste- lang bestand. In diesem Kontext erscheint die re sei aggressiv, also gefährlich und verachtens- Theorie von einem defensiven Nationalismus wert, der Zweitere aber defensiv und somit verständlicher, obwohl man ihr nicht unbe- berechtigt und gerecht. Das Dilemma ist alt, dingt zustimmen muss. Die Geschichte nahm ähnlich jenem vom aggressiven Eroberungs- 1991 eine entscheidende Wende. Slowenien krieg und vom gerechten Abwehrkrieg. wurde ein souveräner Staat und ein völker- Bis vor nicht allzu langer Zeit haben die Slo- rechtlich selbständiges Subjekt. Die sloweni- wenen aus ihrer Geschichte ausschließlich den sche Verfassung besagt aber nicht, dass Slowe- Abwehrnationalismus herausgelesen. Dieser nien der Staat des slowenischen Volkes, also sei vor allem im hohen Stellenwert erkennbar, ein Nationalstaat sei, was das Verdienst der zu den die Erhaltung der eigenen Sprache und der jenem Zeitpunkt starken liberalen bzw. liber- eigenen Kultur, die sich vor allem durch Poe- tären Kreise ist. Gerade deswegen müsste der sie und Literatur manifestiere, einnimmt. So Staat für das Wohl aller Bürger Sorge tragen, ist es kein Zufall, dass auf dem malerischs- nicht nur für die Slowenen. Doch es hat zu- ten Platz in der slowenischen Hauptstadt ein weilen den Anschein, dass diese verfassungs- Denkmal für den größten slowenischen Dich- mäßige Verantwortung von den jeweils an der ter, France Prešeren, steht und nicht etwa für Macht stehenden Politikern negiert wird. einen gewandten Diplomaten oder einen fähi- Zwar standen die zwölf Regierungsjahre der gen General, wie dies bei zahlreichen anderen Liberalen Demokratie (LDS) im Zeichen eines Nationen der Fall ist. Der slowenische Natio- relativ erfolgreichen Pragmatismus, wobei Kri- nalismus hatte natürlich auch andere Dimen- tiker der Regierung allerdings auch Arroganz sionen, nicht zuletzt aufgrund schlimmer vorwarfen, doch kann man das zuvor Gesag- Kriegszeiten eine militärische, doch wurde er te gerade durch das Verhältnis der LDS-Regie- immer als Abwehr verstanden. Die Slowenen rungen zu nationalen und anderen Minderhei- haben in ihrer Geschichte eben keine fremden ten belegen. Verbal waren diese Regierungen, Territorien erobert. Kam es zum bewaffneten sowohl unter Drnovšek als auch unter Rop, Kampf, diente dieser bloß der Verteidigung des den Minderheiten und anderen Randgrup- slowenischen ethnischen Territoriums. Natür- pen wohlgesinnt. Doch in der Realität konn- lich kann eine solche Abwehr berechtigt sein, ten oder wollten sie, im Sinne der andauernd ein Problem entsteht aber dann, wenn auf ei- wiederholten Parole „alle anders, alle gleich“, nem Territorium zwei oder mehrere Volks- ihre Lage nicht wesentlich verbessern. So gab gruppen leben. es unter diesen Regierungen den Skandal mit den Ausgebürgerten, als nach der Erreichung In der Geschichte war der Assimilationsdruck der staatlichen Unabhängigkeit die erste DE- auf die slowenische Gesellschaft immer sehr MOS-Regierung im Stil der balkanischen eth- hoch und überdurchschnittlich erfolgreich. Die nischen Säuberungen – zwar auf slowenische

12 Zu viel Nationalismus, zu wenig Patriotismus

Art über den Schreibtisch, sozusagen mit „Gla- nicht direkt vergleichbar, obwohl einige slowe- céhandschuhen“ – allen Bürgern aus anderen nische und auch österreichische Medien solche ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken, Vergleiche ansstellten. Der zuvor erwähnte die nicht um die Staatsbürgerschaft angesucht Jelinčič passt eher in dieses Bild, obwohl sei- hatten, den Aufenthaltsstatus und damit auch ne Rolle mehr an einen schlechten Kabarettis- alle daraus resultierenden Rechte aberkannte. ten erinnert. Aufgefallen ist er vor allem seine Auch die Lage der Roma verbesserte sich un- Anbiederungsveruche; formal in der Oppositi- ter der LDS nicht. Alle Rechte, die die Roma on, lobt er sogar die gegenwärtige Regierung, an genießen, wurden noch unter den ehema- die die bislang beste sei. Warum? Jelinčič geht ligen kommunistischen Machthabern festge- mit dem weit weniger ambivalenten Kurs die- schrieben, erst gegen Ende der LDS-Regierung ser Regierung gegenüber den nationalen Min- wurden den Roma in ihrem Siedlungsgebie- derheiten, Ausgebürgerten, den durch den ten Direktmandate in den Stadträten zuge- Zusammenbruch Jugoslawiens entstanden standen, oft gegen starke Widerstände in den neuen Minderheiten, Roma, Homosexuellen betroffenen Gemeinden. Auch die so genann- und jungen, alleinstehenden Frauen, konform. ten neuen Minderheiten (aus dem ehemaligen Die Rethorik dieser Regierung ist zum Unter- jugoslawischen Raum) genießen nur unzurei- schied von jener der LDS kompromisslos, was chenden Rechtsschutz. Anders verhielt es mit für alle europäischen Kräfte dieser Provenienz den „Altösterreichern“, doch diese stellten eher charakteristisch ist. Die Ausgebürgerten wer- ein Objekt im Polithandel zwischen Ljubljana den als Spekulanten dargestellt, es wird zwar und Wien dar. Die LDS registrierte zwar in ih- eine verfassungskonforme Lösung angestrebt, rem Pragmatismus den latenten und schlecht diese soll aber nach dem bereits in Österreich getarnten slowenischen Chauvinismus, doch erprobten Szenario nur das Urteil des Verfas- mied sie aus Ignoranz und wegen des politi- sungsgerichtshofes umgehen, aber selbst eine schen Kalküls eine offene Auseinandersetzung formale Lösung ist in naher Zukunft nicht zu mit dieser Geisteshaltung, weil sie allzu oft auf erwarten. Mit ernsthaftem Druck von außen eine offene oder stillschweigende Unterstüt- ist indessen auch nicht zu rechnen. Die Frage zung ihrer Koalition durch die ständige Beglei- der Roma wird immer mehr als Kriminalitäts- terin aller slowenischen Regierungen, die Nati- problem dargestellt und nicht als soziales Pro- onalpartei von Zmago Jelinčič, angewiesen war. blem von Gruppen am Rand der Gesellschaft Die Arroganz gegenüber den erwähnten Min- gesehen. Ein Musterbeispiel hierfür stellt die derheiten war also auch ein Ausdruck dieses po- Praxis an der Grundschule in Bršljin bei Novo litischen Dilemmas der Liberaldemokraten. mesto dar, wo der neue Bildungsminister das vorgebliche Problem mit den Roma mit einer Im Oktober 2004 kam die Mitte-Rechts Regie- Trennung der Romakinder von den anderen rung mit Janez Janšas Slowenischer Demokrati- „löste”. Formell werden die Kinder in Bršljin scher Partei (SDS) an der Spitze an die Macht. anhand des schulischen Erfolgs separiert, Janša ist mit dem populistischen Kärntner Lan- doch auch diejenigen Romakinder, die in der deshauptmann Jörg Haider oder gar mit dem Schule besser abschneiden, werden nichtsdes- französischen Ultrarechten Jean-Marie le Pen totrotz von den „weißen” oder „zivilisierten”

13 Zu viel Nationalismus, zu wenig Patriotismus

Altersgenossen getrennt.Hinsichtlich gleichge- lich nicht unbedingt auch Patrioten, denn sie schlechtlicher Partnerschaften lehnt die LDS fügen ihrer Heimat erwiesenermaßen Schaden deren Gleichstellung ab. Denn, so stellten die zu. So verkauft die slowenische katholische Regierenden fest,„ein unterschiedliches Ge- Kirche, die von den Slowenen mehr Gebärfreu- setz über gleichgeschlechtliche Beziehungen digkeit fordert, die in ihrem Besitz befindliche gegenüber dem Ehegesetz kann niemals eine Bank an österreichische Investoren. Die slowe- Diskriminierung bedeuten, weil es sich um nischen Rechten wiederum verkauften ihren zwei vollkommen verschiedene Dinge han- Fernsehkanal TV3 an einen Kroaten, um dann delt“. Hierbei geht es um einen rein ideologi- unter dem Vorwand einer gerechteren Vertei- schen Standpunkt. Hinsichtlich der Leugnung lung des medialen Raumes das öffentliche der Existenz ideologischer Positionen gilt das- Fernsehen per Gesetz zu vereinnahmen. Bei- selbe für den Nationalismus in Slowenien. Der de Beispiele belegen, dass Nationalisten keine Umstand, dass Ideologie bestritten wird, sagt Patrioten sind, wenn dies auch auf den ersten schon aus, dass eine solche existiert. Letztlich Blick absurd klingen mag. Patrioten treten für folgt auch in Slowenien, um es mit den Wor- die Rechte aller Bürger ihrer Heimat ein, Na- ten des Havel-Beraters Jiři Peha auszudrücken, tionalisten hingegen unterscheiden zwischen der „pragmatischen Arroganz die Zeit des un- den „Unseren“ und den „Fremden“. So werden verschämten Populismus“; die Zeit des Primiti- Konflikte künstlich geschürt und prolongiert, vismus, könnte man hinzufügen. Konflikte, die der Heimat und ihren Bürgern großen Schaden zufügen. Es handelt sich hierbei nicht um den Primitivis- mus eines Menschen von der Straße, sondern um denjenigen der Machthaber. Die Vertrei- bung der Juden aus den slowenischen Län- dern Ende des 15. Jahrhunderts wurde von den Habsburgern angeordnet, wobei dies angeblich auf die Zustimmung der Bevölkerung traf. Als man Ende des 20. Jahrhunderts in Slowenien stillschweigend Menschen ausbürgerte, lag das in der Verantwortung des slowenischen Staa- tes und nicht seiner Bürger, auch wenn dies be- stritten wird.

Man würde sich in Slowenien mehr bürger- rechtliches Bewusstsein wünschen, womit Patriotismus und nicht Nationalismus zu den O AVTORJU – ZUR PERSON Boris Jaušovec allgemeinen Werten zählen würde. So könnte Boris Jaušovec je urednik sobotne priloge „V man auch das am Anfang dargestellte Dilem- soboto“ v dnevniku Večer, ki izhaja v Mariboru. ma zwischen abwehrendem und aggressivem – Boris Jaušovec ist Redakteur der Samstag- beilage „V soboto“ der slowenischen Tageszei- Nationalismus lösen. Nationalisten sind näm- tung Večer.

14 „Izbrisani“ — Die „Ausgelöschten“

„Izbrisani“ – Die „Ausgelöschten“ Eine unerfreuliche Never Ending Story

� Text: Herwig Höller

Auch im Sommer 2005 waren die so genannten „Izbrisani“ („Ausgelöschten“) einmal mehr eines der zentralen innenpolitischen Themen Sloweniens. Mehr als 13 Jahre nachdem ein Fremdenge- setz, dem der slowenische Verfassungsgerichtshof wiederholt Verfassungswidrigkeit bescheinigte1, 18.305 aus anderen ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken stammende Einwohner des Landes aus den Melderegistern gelöscht hat, harrt das Problem nach wie vor einer befriedigenden Lösung. 1992 wurden mit dieser Streichung Tausende der gesetzlichen Grundlage ihrer Existenz beraubt. Aber auch im Jahre 2005 dauern humanitäre und soziale Konsequenzen an, wie extreme, kafkaesk anmutende Beispiele immer wieder illustrieren.

Beginn der Hungerstreikaktion der CIIA, Grenzübergang Šentilj, 2.7.2005 – Začetek gladovne stavke CIIA, mejni prehod Šentilj, 2.7.2005

15 „Izbrisani“ — Die „Ausgelöschten“

So etwa der Fall des gebürtigen albanisch-ko- wähnt – die Verfassungswidrigkeit der „Aus- sovarischen Rom Ali Berisha, der mit seiner löschung“ feststellten, keinerlei Status. Auch Familie seit 1987 in Maribor wohnte und dort wenn dies der Staatsbürger Serbiens und Mon- regulär gemeldet war. Von seinem „Izbris“, sei- tenegros erst mit Verspätung registrierte: Am ner „Auslöschung“ – so in einem Brief Berishas 27. Februar 1992 waren er und weiterte 18.304 an den Aktivisten Aleksandar Todorović – ex-jugoslawische Staatsbürger aus den slowe- habe er im Mai 1993 erfahren, als er von ei- nischen Melderegistern gestrichen worden. nem zweiwöchigen Besuch bei Verwandten in Die Geschichte der „Auslöschung“ ergab sich Deutschland zurückgekehrt sei: „Am Grenz- aus dem Zerfall der Sozialistischen Föderati- übergang bei Maribor [Šentilj-Spielfeld] ver- ven Republik Jugoslawien und der Entstehung langte der Zollbeamte meinen Reisepass, den neuer, unabhängiger Staaten. Nachdem sich ich ihm aushändigte. Als er sah, dass ich ei- in einer Volksabstimmung am 23. Dezember nen jugoslawischen Pass habe, sagte er mir, 1990 fast neunzig Prozent für die Unabhängig- dass dieser nicht mehr gelte, und ich, da ich keit ausgesprochen hatten, beschloss das Parla- Albaner sei, in den Kosovo zurückkehren müs- ment Sloweniens im Juni 1991 grundlegende se. Als ich ihm sagte, dass ich in Maribor lebe Gesetze, darunter das Staatsbürgerschaftsge- und dort meinen ständigen Wohnsitz habe, setz. Darin ist u. a. festgelegt, dass Menschen, erwiderte er, dass in Slowenien nur Platz für die die jugoslawische und die slowenische Slowenen sei. Als ich ihm sagte, dass ich mir Staatsbürgerschaft2 besaßen, automatisch zu am nächsten Tag von den Behörden einen neu- Staatsbürgern des unabhängigen Sloweniens en Pass ausstellen lassen wolle, antwortete er, wurden, und dass jugoslawische Staatsbür- dass ich in ein Gefängnis nach Ljubljana kom- ger, die am Tag der Volksabstimmung ihren men werde, wo Albaner, Serben, Kroaten und ordentlichen Wohnsitz in Slowenien hatten, Roma zusammengesammelt werden.“ Vom innerhalb von sechs Monaten die sloweni- Grenzübergang ging es tatsächlich direkt in sche Staatsbürgerschaft beantragen konnten. die Schubhaft nach Ljubljana, anschließend 174.000 Betroffene stellten Anträge, 171.000 wurde Berisha per Flugzeug nach Albanien davon wurde auch die slowenische Staatsbür- abgeschoben, in ein Land, in dem er noch nie gerschaft verliehen. gewesen war und auch niemanden kannte. Dort konnte er allerdings einen albanischen Die Tücke lag allerdings im Fremdengesetz, Polizisten bestechen, der ihn tags darauf in das ebenfalls im Juni 1991 beschlossen wurde: ein Flugzeug zurück nach Ljubljana setzte, wo Alle Einwohner Sloweniens, die die Staatsbür- er erneut in Schubhaft genommen wurde. Er gerschaft einer anderen ehemaligen jugoslawi- konnte jedoch aus der Schubhaft fliehen und schen Teilrepublik besaßen und keinen Antrag begab sich aus Furcht vor einer wiederholten stellten oder deren Anträge die Behörden abge- Abschiebung nach Deutschland. Von dort will lehnt hatten, wurden zwei Monate nach Ende man ihn nun, im Sommer 2005, erneut ab- der Antragsfrist plötzlich wie „Fremde“ ohne schieben, dieses Mal in den Kosovo. In Slowe- jeglichen Status behandelt. Sie verloren durch nien hat Berisha auch nach den Urteilen des die Löschung aus den Melderegistern Wohn- Verfassungsgerichtshofes, die – wie oben er- sitz, Aufenthaltsrecht und Arbeitserlaubnis,

16 „Izbrisani“ — Die „Ausgelöschten“

Sozial-, Kranken- und Pensionsversicherung usw. Ein Umstand, der zwangsläufig beträcht- liche, insbesondere soziale Auswirkungen nach sich zog. Es mag unterschiedliche Gründe gegeben ha- ben, die die Betroffenen bewogen haben, die slowenische Staatsbürgerschaft trotz eines Wohnsitzes im Lande nicht zu beantragen. Ei- ner davon bestand wohl im Wunsch, die Staats- bürgerschaft der Heimatrepublik zu behalten, ohne sich dabei der Konsequenzen bewusst zu sein. Bekannte Intellektuelle und Künstler nichtslowenischer Abstammung, wie z. B. die aus die Kroatien gebürtige Künstlerin und Phi- losophin Marina Gržinić oder der Vertreter der Neuen Slowenische Kunst, Dušan Mandić, des- France Cukjati (Mitte) in Graz – France Cukjati (v sredini) v Gradcu, 18.7.2005 sen serbischer Vater als Offizier der Jugoslawi- schen Volksarmee in Slowenien stationiert war, stellten rechtzeitig Anträge. Ingesamt fällt auf, dass vor allem Menschen aus den unteren so- zialen Schichten von der Streichung betroffen sind, von denen sich wohl eine Mehrzahl der drastischen Konsequenzen einer Nichtbean- tragung der Staatsbürgerschaft nicht bewusst war. Als verschärfend erwies sich auch der Um- Ein Anti-„Izbrisani“-Grafitto im Zentrum von Ljubljana, Juni 2005 stand, dass die „Auslöschung“ (siehe Interview – Grafit proti „izbrisanim“ v centru Ljubljane. (Das ist Raub. Die so genannten „Ausgelöschten“, 4.4.2004 – dagegen. Die Frage beim Re- mit Matevž Krivic) – im Gegensatz zur Pra- ferendum am 4. April 2004 lautete: Sind sie für ein technisches Gesetz xis in Rechtsstaaten – ohne Bescheid erfolgte. zur Lösung des Izbrisani-Problems. – Vprašanje na referendumu 4. aprila 2004 se je glasilo: Ste za tehnični zakon za rešitev vprašanja Die „Ausgelöschten“ wurden von Amts we- izbrisanih.) gen nicht verständigt. Die Monstrosität und die Konsequenzen der „Auslöschung“ schei- gewährt hätte, wodurch das Problem der „Iz- nen Eingeweihten von Anfang an klar gewe- brisani“ erst gar nicht entstanden wäre. Dieser sen zu sein: Noch vor der Beschließung des Antrag wurde aber von einer Mehrheit im Par- Gesetzes hatte die Abgeordnete Metka Men- lament abgelehnt. Lokale Behörden weigerten cin einen Abänderungsantrag eingebracht, sich zunächst, das Gesetz zu exekutieren und der allen Bewohnern Sloweniens aus anderen ohne Bescheid Menschen aus den Registern ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken, zu streichen. Daraufhin ordnete der damalige die am Stichtag ihren Wohnsitz in Slowenien Staatssekretär im Innenministerium, Slavko hatten, eine permanente Aufenthaltserlaubnis Debelak, am 27. Februar 1992 alle Meldeäm-

17 „Izbrisani“ — Die „Ausgelöschten“ ter an, die betroffenen Personen zu streichen3. izbrisanih prebivalcev Slovenije/Verband der aus- Wie hatte es dazu kommen können? Der sei- gelöschten Einwohner Sloweniens. Todorović hat nerzeit ebenfalls „ausgelöschte“ Filmemacher sich zwischenzeitlich mit dem Rechtsvertreter Dimitar Anakiev aus Tolmin, der vergangenes dieser NGO überworfen und eine neue Verei- Jahr den Dokumentarkurzfilm Zradirani (Aus- nigung gegründet. Schon Mitte der Neunzi- radiert) drehte und nun an einer filmischen gerjahre waren vereinzelte Beschwerden beim Fortsetzung arbeitet, sieht die „Auslöschung“ slowenischen Verfassungsgericht eingebracht als „klassischen Akt einer ethnischen Säube- worden, aber erst 1999 fällte dieser die erste rung, die jedoch auf versteckte und intelligen- Entscheidung in der Causa und erklärte die te Art“ vollzogen worden sei, indem sie als „Auslöschung“ als verfassungswidrig und for- gesetzliches Problem oder sogar als Computer- derte eine verfassungskonforme Lösung inner- fehler dargestellt werde. Man versuche auf po- halb von 6 Monaten. Die Materie war und ist litischer Ebene bis zum heutigen Tag mit gro- in rechtlicher Hinsicht sehr komplex. Einer- ßem Einsatz, das Wesen der „Auslöschung“ zu seits hatten es zahlreiche „Ausgelöschte“ un- verdecken. Der ehemalige Verfassungsrichter ter großem Aufwand geschafft, als Ausländer Matevž Krivic sieht indessen die offizielle Ein- neu im Land registriert zu werden sowie Auf- bürgerung von 170.000 Južnjaki (Südländer), enthalts- und Beschäftigungsbewilligungen d. h. Menschen aus den südlichen Republiken zu bekommen. Andererseits wurden seit 1999 des ehemaligen Jugoslawiens, als den zentra- zwei weitere Gesetze zur Causa beschlossen, len politischen Kontext4. Diese Einbürgerung die allerdings vom Verfassungsgerichtshof teil- sei für die politische Rechte und auf die auf die weise wieder aufgehoben wurden. Ein Teil der Politik und die öffentliche Meinung einflussrei- „Izbrisani“ erhielt auf diese Weise ihren verfas- chen rechten, ausländerfeindlichen Zirkel ein sungswidrig verlorenen Status wieder zurück. großer Schock gewesen. Mitte der Neunziger- Auch wurde 2004 ein Referendum gegen die jahre sei deshalb sogar versucht worden, den „Ausglöschten“ abgehalten. Sowohl Fragestel- 170.000 Eingebürgerten die Staatsbürgerschaft lung als auch Ausgang machen das Verhältnis wieder zu entziehen. Die „Auslöschung“ von des politischen Mainstreams Sloweniens zu 18.000 als Kompensation für eine empörte den „Izbrisani“ deutlich. Die Frage am 4. April ausländerfeindliche Rechte? 2004 lautete: „Sind Sie dafür, dass das Ge- Die meisten Betroffenen selbst wussten zu- setz zur Ausführung des 8. Punktes der Ent- nächst auch nichts von ihrem Unglück, viele scheidung des Verfassungsgerichts der Repub- „Ausgelöschte“ erfuhren erst durch Zufälle, lik Slowenien, Nummer U-I-246/02-28 (EPA dass ihnen etwas Gravierendes widerfahren 956-III), in Kraft tritt, das am 25.11.2003 vom war. Aufgrund dessen war auch kein organi- Državni zbor (Nationalrat) der Republik Slo- sierter Protest gegen das erlittene Unrecht mög- wenien beschlossen wurde?“ Um die Frage zu lich – erst 2002 formierte sich um den Serben verstehen: Ein Jahr zuvor, am 3. April 2003, Aleksandar Todorović, der mit seiner sloweni- hatte das Verfassungsgericht im Punkt 8 sei- schen Frau Mitte der Achtzigerjahre nach Ptuj ner Entscheidung festgehalten, dass den am gezogen war, die erste, vor allem aktivistisch- 26.2.1992 „Ausgelöschten“ rückwirkend das aktionistisch tätige „Izbrisani“-NGO, Društvo Aufenthaltsrecht zurückzugeben sei. Die Ant-

18 „Izbrisani“ — Die „Ausgelöschten“ wort war eindeutig: Bei einer Wahlbeteiligung minister Dragutin Mate, der die Hungerstrei- von 31,5% stimmten 94,7% gegen die Rückga- kenden ignorierte, wurde heftig kritisiert. So be des Status, 3,8% dafür, 1,5% ungültig. Von etwa in einem Kommentar des Journalisten einer Kompensation und weiteren Schritten ei- Dejan Pušenjak in der Tageszeitung Delo: „Je- ner Reparatur war dabei noch gar keine Rede. der normale Bürger würde sich vom Innenmi- Nach wie vor gibt es in die Illegalität abge- nister erwarten, dass er zu den Hungerstrei- drängte „Izbrisani“ in und außerhalb des Lan- kenden fährt und Ihnen sagt: ,Im Namen des des, es wurde auch keinerlei Kompensation für Staates, den ich repräsentiere, entschuldige ich zerstörte Existenzen geleistet, und man igno- mich für das Unrecht, das Ihnen der Staat zu- rierte Urteile des Verfassungsgerichtshofes. gefügt hat, als ich noch nicht Minister war. Ich bitte Sie, den Hungerstreik zu beenden, Um auf diesen Umstand hinzuweisen und und bitte Sie ferner um Ihre Geduld: Wir ar- ungelöste Pro- beiten an einer bleme der „Aus- Lösung, die für gelöschten“ Slo- Sie und für uns weniens erneut – die Behörden zu thematisie- – annehmbar ren, organisierte sein wird.´“5 die Civilna ini- ciativa izbrisanih Während der In- aktivistov/Zivile nenminister un- Initiative ausge- tätig blieb, wurde löschter Aktivisten die offizielle Po- (CIIA) schließ- litik zumindest lich ab im 2005 auf parlamen- einen Hunger- tarischer Ebene streik an jenem aktiv. In die letz- Ort, an dem te Sitzung des Beginn der Hungerstreikaktion der CIIA, Grenzübergang Šentilj, 2.7.2005, Fortset- die Odyssee Be- zung – Začetek gladovne stavke CIIA, mejni prehod Šentilj, 2.7.2005, nadaljevanje Državni zbor vor rishas 1993 ihren der Sommer- Ausgang genommen hatte. Am Grenzübergang pause, am 14. Juli 2005, wurde der Ombudsmann Spielfeld-Šentilj verweigerten zunächst neun für Menschenrechtsfragen, Matjaž Hanžek, gela- Mitglieder der Initiative die Nahrungsaufnah- den, und man debattierte viereinhalb Stunden me und forderten eine politischen Lösung des über das Problem. Mit einer – zumindest aus Problems – insbesondere im Falle Berishas. 24 Hanžeks Sicht – ernüchternden Bilanz: „Es gibt Tage später brachen auch CIIA-Sprecher Alek- ein größeres Problem mit dem fehlenden Ver- sandar Todorović und der Aktivist Ilija Ivanović ständnis oder mit dem fehlenden Willen, die in Ljubljana ihren Hungerstreik erfolglos ab. Problematik zu verstehen. Anhand der Tatsa- Dennoch war das mediale Echo in Sloweniens che, wie Abgeordnete Staatsbürgerschaft und Medien beträchtlich, und insbesondere Innen- Aufenthaltstitel der Ausgelöschten durchein-

19 „Izbrisani“ — Die „Ausgelöschten“

ANMERKUNGEN anderbringen, sieht man, dass sie noch nicht 6 1 Entscheidungen des slowenischen Verfassungsgerichtshofs, Nr. U-I- verstehen, worum es geht.“ Wenige Tage spä- 284/94 v. 4.2.1999, veröffentl. in: Uradni list RS, št. 14/1999 bzw. Nr. U-I- 246/2 v. 3.4.2004, veröffentl. in: Uradni list RS, št. 36/2003. ter kündigte der konservative Parlamentspräsi- 2 Die Tatsache, dass es in der Sozialistische Föderative Republik dent France Cukjati in Graz und später auch Jugoslawien eine doppelte Staatsbürgerschaft gab, die des Bundesstaates und die der Teilrepublik, scheint vielen Einwohnern Jugoslawiens nicht in Ljubljana an, dass der Innenminister bis bewusst gewesen sein. In jugoslawischen Zeiten hatte dies auch keine Konsequenzen. Herbst ein Gesetz einbringen werde, mit dem 3 Mekina Borut, Izbrisala jih je depeša št. 0016/4-14968, in: Večer, 25.02.2004, S. 3. das erlittene Unrecht wieder gutgemacht wür- 4 Matevž Krivic, Postskriptum, in: Jasminka Dedić – Vlasta Jalušičm – Jelka de. Eine Erklärung, die skeptisch bis sehr kri- Zorn, The erased. Organized innocence and the politics of exclusion. Hg. v. Peace Institute. Institute for Contemporary Social and Political Studies. tisch (Siehe Interview mit Krivic) aufgenom- Ljubljana 2003, S.160. 5 Dejan Pušenjak, Po čem je danas smrt, in: Delo, 16.7.2005. men wurde. Bislang (Mitte September) ist 6 Suzana Lovec, Pogovor: Matjaž Hanžek, varuh človekovih pravic, in: nichts passiert. Dnevnik, 18.7.2005.

20 „Izbrisani“

„Izbrisani“ v Nemčiji: „Na mejnem prehodu pri Mariboru Prav nič razveseljiva neskončna je carinik od mene zahteval potni list, ki sem mu ga tudi izročil. Ko je videl, da imam zgodba. jugoslovanski potni list, mi je rekel, da ta več ne velja, ter da sem Albanec in se moram kot tak Tudi poleti 2005 so bili tako imenovani vrniti na Kosovo. Ko sem mu rekel, da živim v izbrisani v Sloveniji že spet ena osrednjih Mariboru in imam tam tudi stalno bivališče, notranjepolitičnih tem. Več kot trinajst let po mi je s povzdignjenim glasom odvrnil, da je tistem, ko je stopil v veljavo zakon o tujcih, v Sloveniji prostor le za Slovence. Ko sem ga ki ga je ustavno sodišče ponovno ocenilo kot prosil, naj me spusti, da si bom naslednji dan protiustavnega1, in ki je iz registra stalno dal pri pristojnih izdati nov potni list, mi je prijavljenih izbrisal 18.305 prebivalcev dežele rekel, da lahko pridem le še v zapor v Ljubljani,

Hungerstreikaktion der CIIA, Grenzübergang Šentilj, 2.7.2005, Medien und A. Todorović – Gladovna stavka CIIA, mejni prehod Šentilj, 2.7.2005, mediji in A. Todorović iz drugih jugoslovanskih republik, ta problem kjer zbirajo Albance, Srbe, Hrvate in Rome.“ Z še kar naprej čaka na primerno rešitev. Leta mejnega prehoda je šel direktno v zbirni center 1992 so bili s tem izbrisom tisoči oropani v Ljubljani, nato pa so ga z letalom izgnali v zakonskih podlag za svojo eksistenco. A še Albanijo – v državo, kjer ni bil še nikoli in kjer v letu 2005 so, kot vedno znova opozarjajo ni niti nikogar poznal. Tam mu je sicer uspelo mnogi kafkajansko ekstremni primeri, vidne podkupiti nekega albanskega policista, ki ga je mnoge humanitarne in socialne posledice. dan zatem spravil v letalo nazaj proti Ljubljani, kjer pa so ga ponovno priprli v zbirnem centru Takšen primer je Ali Berisha, albansko- za tujce. Iz zbirnega centra mu je sicer uspelo kosovski Rom, ki s svojo družino že od leta pobegniti in podal se je na beg pred ponovnim 1987 živi v Mariboru, kjer je bil do svojega izgonom – v njemu neznano državo Nemčijo. „izbrisa“ tudi redno prijavljen. Za svoj „izbris“ Od tam pa ga hočejo zdaj, poleti 2005, ponovno je Berisha – tako je zapisal v svojem pismu izgnati, tokrat na Kosovo. V Sloveniji nima aktivistu za pravice izbrisanih Aleksandru Berisha niti po razsodbi ustavnega sodišča Todoroviću – izvedel maja 1993, ko se je vrnil nikakršnega statusa. In kot je ta državljan z dvotedenskega obiska pri svojih sorodnikih Srbije in Črne gore opazil šele z zamudo: 27.

21 „Izbrisani“ februarja 1992 so bili on in še njegovi 18.304 jugoslovanski sodržavljani izbrisani iz registra oseb, prijavljenih v Sloveniji. Ta zgodba o „izbrisu“ je tesno povezana z razpadom Socialistične federativne republike Jugoslavije in nastankom novih neodvisnih držav na ozemljih nekdanjih federalnih republik. Po tistem, ko se je na plebiscitu 23. decembra 1990 skoraj 90 odstotkov volilnih upravičencev v Sloveniji Hungerstreikaktion der CIIA, 17.7.2005 – gladovna stavka CIIA, 17.7.2005 izreklo za neodvisnost, je slovenski parlament junija 1991 sprejel temeljne nastanitveni naslov, pravico do stalnega zakone nove suverene države, med njimi tudi prebivanja in dela, socialnega, bolniškega in zakon o državljanstvu. Po eni strani so postali pokojninskega zavarovanja itd. Ta okoliščina ljudje, ki so imeli tako jugoslovansko (državno) je prinesla še druge omembe vredne učinke, kot slovensko (republiško) državljanstvo2, posebno na socialnem področju. avtomatsko državljani neodvisne Slovenije. Po drugi strani pa so lahko drugi jugoslovanski Najbrž so ljudje, ki kljub stalnemu prebivališču državljani, ki so imeli na dan plebiscita o v državi niso vložili zahteve po slovenskem neodvisnosti v Sloveniji prijavljeno stalno državljanstvu, imeli za to zelo različne razloge prebivališče, pridobili slovensko državljanstvo – hoteli so na primer obdržati državljanstvo v naslednjih šestih mesecih. Zahtevke je vložilo svoje domače republike, ne da bi se pri tem 174.000 oseb, od tega je bilo 171.000 osebam zavedali morebitnih posledic svoje odločitve. slovensko državljanstvo tudi dodeljeno. Znani intelektualci in umetniki neslovenskega porekla – kot na primer filozofinja in umetnica A bistvo problema se skriva v zakonu o Marina Gržinić, ki je po rodu Hrvatica, ali tujcih3, ki je bil prav tako sprejet junija 1991: član Neue Slowenische Kunst Dušan Mandić, vse prebivalce Slovenije z državljanstvi drugih katerega srbski oče je bil nastanjen v Sloveniji jugoslovanskih republik, ki niso vložili zahteve kot oficir Jugoslovanske ljudske armade – so za slovensko državljanstvo ali jim je bila svoje zahteve večinoma vložili pravočasno. zahteva zavrnjena, so dva meseca po izteku Nasploh je očitno, da so bili prizadeti predvsem roka za pridobitev državljanstva naenkrat ljudje iz nižjih socialnih slojev, ki se večinoma začeli obravnavati kot „tujce“ brez vsakršnega sploh niso zavedali drastičnih posledic statusa. Zato so z izbrisom iz registra stalno nevložitve zahtev po državljanstvu. prijavljenega prebivalstva izgubili tudi Kot otežilna se je izkazala tudi okoliščina,

22 „Izbrisani“

na prikrit in inteligenten način“ in predstavljeno kot zakonski problem ali celo kot računalniška napaka. Vse do danes se skuša na političnem nivoju na vse kriplje prikriti bistvo „izbrisa“. V nasprotju s tem pa razume nekdanji ustavni sodnik Matevž Krivic kot osrednji politični kontekst5 uradno podelitev državljanstva 170.000 „Južnjakom“ (prebivalcem južnih republik nekdanje Hungerstreikaktion der CIIA, hungerstreikende Aktivisten Todorović und Ivanović (von rechts), Jugoslavije). Ta je bila za 17.7.2005 – gladovna stavka CIIA aktivistov Todorović in Ivanović (z desne), 17.7.2005 politično desnico, pa tudi da so „izbrisi“ (glej intervju z Matevžem za javno mnenje pod njenim vplivom in v Krivicem) stopil v veljavo brez izdanih do tujcev sovražnih krogih, velik šok. Sredi odločb, ki so v pravnih državah sicer običajna devetdesetih so zato celo poskušali doseči, da bi praksa. „Izbrisani“ niso bili o tem niti uradno tem 170.000 ljudem državljanstvo spet odvzeli. obveščeni. Kot kaže, pa je bila monstruoznost „Izbris“ 18.000 ljudi torej kot kompenzacija za posledic „izbrisa“ že od vsega začetka povsem šokirano ksenofobično „desnico“? jasna posvečenim: še pred sprejetjem zakonov je neka poslanka predlagala spremembo, ki bi Večina prizadetih sprva niti sama ni vedela omogočila vsem prebivalcem Slovenije iz drugih za svojo nesrečo; mnogi „izbrisani“ so šele jugoslovanskih republik pridobiti dovoljenja po nesrečnih slučajih sploh izvedeli, da se za stalno bivališče, a predlog je bil večinsko jim je pripetilo nekaj otežujočega. Pri takem zavrnjen. Tudi lokalni uradniki so sprva ozadju tudi ni bil mogoč noben organiziran oklevali pri izvajanju zakona in črtanju ljudi protest proti povzročeni krivici – šele leta iz registrov brez predhodnih odločb: takratni 2002 se je okrog Srba Aleksandra Todorovića, državni sekretar v notranjem ministrstvu ki se je s svojo slovensko ženo preselil na Slavko Debelak je vsem policijskim postajam Ptuj v osemdesetih, zbralo prvo in predvsem brisanje omenjene skupine ukazal – z depešo, aktivistično-akcionistično delujoče združenje poslano 27. februarja 1992.4 „Izbrisani“-NGO (Društvo izbrisanih Kako je lahko sploh prišlo do tega? Svoj čas prebivalcev Slovenije); Todorović se je medtem prav tako izbrisani filmar Dimitar Anakiev sicer sprl s pravnim zastopnikom NGO iz Tolmina, ki je lani posnel film Zradirani in (Krivicem) in ustanovil novo društvo. trenutno pripravlja filmsko nadaljevanje, na Že sredi devetdesetih so bile na slovensko primer prikazuje izbris kot „klasično dejanje ustavno sodišče vložene prve posamezne etničnega čiščenja, ki pa je bilo opravljeno pritožbe, šele leta 1999 pa je bil sprejet prvi

23 „Izbrisani“ sklep v tej zadevi, ki je razglasil, da je bil Da bi opozorila na to okoliščino in pospešila izbris v nasprotju z ustavo. Zahteval pa je tudi obravnavo nerešenih problemov „izbrisanih“, uskladitev zadevnih zakonov z ustavo v roku je Civilna iniciativa izbrisanih aktivistov šestih mesecev. Ta naloga je bila in je ostala (CIIA) končno od 2. julija 2005 naprej s pravnega vidika vse doslej zelo težavna. Po organizirala gladovno stavko prav na kraju, eni strani so se uspeli mnogi „izbrisani“ z kjer se je leta 1993 začela Berisheva odisejada. mnogo truda in stroškov v Sloveniji na novo Na mejnem prehodu Šentilj-Spielfeld je devet prijaviti kot tujci ter dobiti dovoljenja za članov CIIA sprva odklanjalo uživanje hrane stalno prebivanje in zaposlitev. Po drugi strani in zahtevalo rešitev problema – še posebno v sta bila po letu 1999 v zvezi s tem sprejeta primeru Berisha. 24 dni kasneje sta govorec še dva zakona, ki pa ju je ustavno sodišče CIIA Aleksandar Todorović in aktivist Ilija spet razglasilo za delno neveljavna. Še nekaj Ivanović v Ljubljani prekinila neuspešno „izbrisanih“ je spet dobilo povrnjen pravni gladovno stavko. Kljub temu je bil odmev status, ki jim je bil protiustavno odvzet. Kljub v slovenskih medijih znaten, še posebej pa temu pa „izbrisani“ v Sloveniji in na tujem je bil deležen ostrih kritik notranji minister še vedno ne morejo računati na kakršnekoli Dragutin Mate, ker se za gladovno stavkajoče odškodnine za uničene eksistence in prezrte sploh ni zmenil. Tako na primer v komentarju, sodbe ustavnega sodišča. ki ga je v dnevniku Delo objavil novinar Dejan Pušenjak: „[…] Kajti vsak normalen državljan Leta 2004 je bil izveden tudi referendum (de bi od svojega notranjega ministra pričakoval, facto) proti izbrisanim. Tako predlagana da se bo odpeljal do gladovno stavkajočih in vprašanja kot pričakovani izid sta bila glede na jim rekel: ‚V imenu države, ki jo predstavljam, razmerja med glavnimi političnimi tokovi v se vam opravičujem za krivico, ki vam jo je Sloveniji za „izbrisane“ pričakovana. Vprašanje storila ta država, ko še nisem bil njen minister. 4. aprila 2004 se je glasilo: „Ali se strinjate, da Prosim vas za prekinitev gladovne stavke in stopi v veljavo zakon o izvedbi 8. točke odločbe za nadaljnje potrpljenje; prizadevamo si za ustavnega sodišča Republike Slovenije, številka rešitev, ki bo za vas in za nas – oblastnike – U-I-246/02-28 (EPA 956-III), ki ga je državni sprejemljiva. […]“6 zbor Republike Slovenije sprejel 25. 11. 2003?“ Če hočemo vprašanje razumeti: Več kot leto Medtem ko je notranji minister ostajal ob poprej, 3. aprila 2003, je ustavno sodišče v 8. strani, se je uradna politika zganila vsaj na točki svojega sklepa ugotovilo, da naj se 26. parlamentarni ravni. Na zadnjem zasedanju 2. 1992 izbrisanim vrne pravica do stalnega državnega zbora pred poletnimi počitnicami, prebivališča z veljavo za nazaj. V nasprotju 14. julija 2005, je bil k razpravi o tem problemu, s tem pa je bil odgovor povsem jasen: pri ki je trajala štiri ure, povabljen varuh človekovih volilni udeležbi 31,5 % je proti vrnitvi statusa pravic Matjaž Hanžek. Z – vsaj s Hanžkovega glasovalo 94,7 %, za 3,8 %, neveljavnih pa je vidika – streznjujočim učinkom: „[…] veliko bilo 1,5 % glasovnic. In pri tem sploh ni bilo težav je z manjkajočim razumevanjem ali govora o odškodninah in nadaljnjih korakih s pomanjkanjem volje do razumevanja tega pri odpravi posledic izbrisa. problema. Že glede na to, kako poslanci mešajo

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OPOMBE državljanstvo in stalno bivališče izbrisanih, je 1 Sklepi ustavnega sodišča Republike Slovenije, št. U-I-284/94, 4. februar jasno, da sploh še ne razumejo, zakaj pri tem 1999, objavljeno v: Uradni list RS, št. 14/1999, oz. št. U-I-246/2, 3. april 7 2004, objavljeno v: Uradni list RS, št. 36/2003. gre.“ 2 Dejstva, da je v SFRJ obstajalo dvojno državljanstvo, zvezno in republiško, se mnogi prebivalci Jugoslavije očitno niso zavedali. V časih Jugoslavije to niti ni bilo pomembno. Nekaj dni kasneje je konzervativni predsednik 3 Natančneje okoliščina, navedena v členu 81 zakona o tujcih, ki se je že pred sprejemom zakona junija 1991 zdela mnogim sporna. Poslanka Metka parlamenta France Cukjati v Gradcu in nato še Mencin je maja 1991 predlagala spremembo, po kateri bi tudi v Sloveniji živeči jugoslovanski državljani z republiškimi državljanstvi drugih republik in v Ljubljani napovedal, da bo notranji minister stalnim prebivališčem v Sloveniji na dan plebiscita avtomatsko dobili stalno do jeseni pripravil zakon, ki bo odpravil dovoljenje za bivanje. Če bi bil ta predlog sprejet, problem z „izbrisanimi“ sploh ne bi nastal. A večina v parlamentu je takrat glasovala proti. prizadejane krivice. Ta izjava je bila sprejeta 4 Glej: Borut Mekina: Izbrisala jih je depeša št. 0016/4-14968. Večer, 25. 02. 2004, str. 3. skeptično do ostro kritično (glej intervju z 5 Krivic, Matevž: Postskriptum, str. 160: v: Dedić, Jasminka, Jalušič, Vlasta in Zorn Jelka: The erased: organized innocence and the politics of exclusion. Matevžem Krivicem). Doslej (sredi septembra) Ljubjana 2003, Peace Institute, Institute for Contemporary Social and se ni zgodilo še nič. Political Studies. 6 Dejan Pušenjak: Po čem je danas smrt. Delo, 16. 7. 2005, str. 5. 7 Lovec, Suzana: Pogovor: Matjaž Hanžek, varuh človekovih pravic. Dnevnik, 18. 7. 2005.

ZUR PERSON – O AVTORJU Herwig G. Höller

*1974 in Rottenmann, Slawistik- und Physik- studien in Graz und Moskau. Seit 1998 freier Kunstkritiker, zahlreiche Publikationen in springerin, CAMERA , Spike und in anderen Medien. Seit 2000 zudem Referent für Medien, Video, Film im Forum Stadtpark (bis 2003, nach Strukturreform im Forum Stadtpark Mitglied des Programmforums, zuständig für die angesprochenen Bereiche), Lehrbeauf- tragter am Institut für Slawistik der Karl-Fran- zens-Universität Graz. Seit 2005 Mitarbeit beim „Falter Steiermark“. – Herwig G. Höller rojen 1974 v Rottenmannu, študij slavistike in fizike v Gradcu in v Moskvi. Od 1998 svobodni umetnostni kritik, številčne publikacije v revijah springerin, CAMERA AUSTRIA, Spike in drugih medijih. Od 2000 referent za medije, video, film v Forum Stadtpark (do 2003, po strukturni re- formi v Forum Stadtparku član programskega foruma, pristojen za zgoraj navedena področja), predavatelj na Inštitutu za slavistiko Karl- Franzens-Universität Gradec. Od 2005 sodelavec pri „Falter Steiermark“.

25 Interview mit Matevž Krivic

Interview mit Matevž Krivic, von In den Jahren 1999–2001 war ich so sehr mit Herwig Höller anderen schwierigen verfassungsrechtlichen Problemen beschäftigt (zuerst mit der Besei- tigung, der skandalösen verfassungsgerichtli- Matevž Krivic, Sie sind Rechtsvertreter der „Društvo chen Fälschung des Resultats des Referendums izbrisanih prebivalcev Slovenije“ [Verband der aus- über die Einführung des Mehrheitswahlsys- gelöschten Einwohner Sloweniens], einer NGO, die tems, was erst mit einer Verfassungsänderung sich für die Rechte der so genannten „Ausgelöschten“ im Jahre 2000 möglich war, und dann mit der einsetzt. Wann und wie haben Sie erstmals erfah- Klage vor dem neuen Verfassungsgericht gegen ren, dass es ein „Izbrisani“-Problem gibt? den Vertrag zwischen Slowenien und dem Va- Als Verfassungsrichter (1990–1998), als wir in tikan), dass ich sogar die oben erwähnte Ent- den Jahren 1994–1995 mit ersten Fällen kon- scheidung vom Februar 1999 nicht kannte. frontiert waren, die aber von juristisch unge- Erst zehn Jahre nach der „Auslöschung“, als bildeten Menschen sehr unklar formuliert wa- drei Betroffene in Ptuj im Februar 2002 den ren. Sie bekamen von den Behörden auch keine ersten Verein der „Ausgelöschten“ gegründet Bescheide gegen die man klagen hätte können hatten, begann ich sofort als dessen Rechts- – das war ein großes Problem für sie, und da- vertreter zu fungieren. rin besteht auch eine Erklärung für die Tatsa- che, dass von über 18.000 „Ausgelöschten“ nur Im Jahre 2003 hat der slowenische Verfassungsge- einige wenige Fälle vor Gericht kamen. Ich richtshof ihrer Klage gegen die gesetzlichen Grund- konnte mich mit meinen Ansichten über die- lagen, die zur Löschung von etwa 18.000 aus an- ses Problem im Verfassungsgericht zuerst sehr deren jugoslawischen Republiken stammenden lange nicht durchsetzen – erst im Juni 1998, Einwohnern Sloweniens aus den Melderegistern einige Monate vor dem Ende der Amtszeit des führten, Recht gegeben und diese Löschung als ver- ersten Verfassungsgerichtes, konnte ich schließ- fassungswidrig erklärt. Könnten Sie kurz erklären, lich eine vorläufige Lösung ausarbeiten, die – warum der „Izbris“ verfassungswidrig war? überraschenderweise – sogar mit 6:1 Stimmen Wie ich schon sagte: Weil er keine gesetzliche angenommen wurde. Unsere Nachfolger im Grundlage hatte und weil er darüber hinaus Verfassungsgericht brachten dann schon im Fe- „geheim“ (ohne jeglichen Bescheid) ausgeführt bruar 1999 diese ersten beiden Fälle zu einem wurde. Die beiden Gründe sind natürlich eng Abschluss und stellten fest, dass die „Auslö- miteinander verbunden: Wenn man keine ge- schung“, die am 26. Februar 1992 stattgefunden setzliche Grundlage für einen Verwaltungsakt hatte (sozusagen geheim, ohne jegliche Beschei- hat, kann man auch keinen Bescheid darüber de), keine gesetzliche Grundlage hat und dass ausstellen. Um einen solchen illegalen Verwal- das Gesetz sofort korrigiert werden müsse, um tungsakt mit sehr schwer wiegenden Kon- eine verfassungskonforme Lösung der entstan- sequenzen dennoch auszuführen, bedarf es denen Probleme zu ermöglichen. schon „wichtiger“ politischer Gründe… Aber, um gegenüber unseren Politikern nicht unge- Seit wann beschäftigen Sie sich intensiv mit der recht zu sein: Sie wussten damals – und wissen Thematik? auch heute noch – nur sehr wenig über juridi-

26 Interview mit Matevž Krivic sche Angelegenheiten Bescheid. Trotzdem sind er überhaupt die vom Verfassungsgericht ver- sie, in erster Linie die damalige „DEMOS“-Re- langten Bescheide auszugeben begann (dann gierung und deren Innenminister Igor Bavčar stellte er nach 4.000 Bescheiden die Ausgabe (aber später auch alle Drnovšek-Regierungen) ein). Aber auch diese 12.000 stellen nur zwei politisch in vollem Umfang für diesen skan- Drittel von insgesamt 18.305 „Ausgelöschten“ dalösen Umgang mit den Menschenrechten dar. Für die übrigen 6.000 verlangte das Ver- verantwortlich. Noch viel größere Verantwor- fassungsgericht die Verabschiedung eines Son- tung hatte indessen der damalige Staatssekre- dergesetzes innerhalb von sechs Monaten, also tär Slavko Debelak, ein Verwaltungsrechtler, bis Oktober 2003. Die damalige „linke“ Regie- der die Politiker mit politisch erwünschten „ju- rung brachte ein derartiges Gesetz aber erst im ridischen Erklärungen“ versorgte… Oktober des folgenden Jahres ein, dass noch dazu unzulänglich war, weil es das Problem Dennoch kam es ein Jahr später zu einem Referen- nur zum Teil gelöst hätte. Aber auch das ging dum, das im Wesentlichen gegen die „Izbrisani“ ge- der Opposition zu weit, und es gelang ihr mit richtet war. Dieses Problem ist bislang nicht gelöst einer Reihe von Vorschlägen über ein Referen- worden… dum, die alle vom Verfassungsgericht abgewie- Ja, für Slowenien als vorgeblichen Rechts- sen wurden, die Verabschiedung des Gesetzes staat eine erstaunliche und wirklich traurige zu verhindern. Jetzt befindet sich die damalige Geschichte: Dieses Referendum hätte als of- Opposition an der der Regierung und will von fensichtlich verfassungswidrig vom Verfas- einem solchen Gesetz nichts mehr wissen … sungsgericht verboten werden sollen, aber der Parlamentspräsident versäumte die Frist für ei- Auf meine Frage, wie es um die Lösung der „Izbri- nen Anruf des Verfassungsgerichts um einen sani“-Problematik steht, antwortete mir der Vorsit- Tag, und dieses konnte nun nichts mehr un- zende des slowenischen Državni zbor [Nationalrat], ternehmen. Ein weiteres Paradoxon: Das Refe- France Cukjati, am 18. Juli 2005 in Graz, dass das rendum annullierte nur ein Gesetz, das ohne- slowenische Innenministerium noch im Herbst ein hin verfassungswidrig war, weil es nur 4.000 Gesetz einbringen und damit das erlittene Unrecht anstelle von 12.000 (wie es das Verfassungs- wieder gutmachen würde. Kurz danach wiederholte gerichtsurteil verlangt hatte) „ausgelöschten“ Cukjati diese Aussage auch in Slowenien, woraufhin Personen ihren Status zurückgeben wollte. Sie in einem Leserbrief an die Tageszeitung „Delo“ Aber es folgten noch weitere, noch unglaub- (23.7.2005) auf das Schärfste protestierten und lichere Absurditäten. Erstens: Trotz der An- meinten: „Von einer echten Absicht der Lösung des nullierung des von ihm eingebrachten Geset- Problems zu sprechen, ist reiner Hohn.“ Gibt es wirk- zes setzte Innenminister Dr. Bohinc in den lich keine politische Absicht, das Problem zu lösen? folgenden Monaten eben dieses nicht mehr In der Tat nicht. Der neue Regierungschef bestehende Gesetz um und missachtete so- Janša und andere haben seit ihrem Wahlsieg mit das Verfassungsgerichtsurteil, indem nur mindestens zehnmal wiederholt, dass sie nur 4.000 statt 12.000 Bescheide ausstellte. Zwei- gemeinsam mit der Opposition im Wege ei- tens: Die damalige Opposition drohte ihm nes speziellen Verfassungsgesetzes dieses Pro- im Parlament mit einem Strafverfahren, weil blem zu „lösen“ bereit sind. Und das heißt: gar

27 Interview mit Matevž Krivic nicht. Warum? Weil dieses Problem unter die Niemand hat davon eine Ahnung, die erwähn- einfache Gesetzgebung fällt und nicht durch te Zahl ist frei erfunden. Sicher ist nur eines: ein Verfassungsgesetz lösbar ist. Mit einem Dass eine Entschädigung gemäß Zivilrecht Verfassungsgesetz will die Regierung nur die nur fünf Jahre nach Schadenseintritt möglich verfassungsgerichtliche Kontrolle des Geset- ist. Jegliche Entschädigung für in den Jahren zes vermeiden – obwohl schon zwei Verfas- 1992–2000 erlittenes Unrecht ist somit schon sungsgerichtspräsidenten öffentlich davor ge- heute ausgeschlossen. Wir haben natürlich ein warnt haben, auf diese Weise die Verfassung eigenes Gesetz für diesen speziellen Fall gefor- zu missachten. Die Opposition hat diesen Weg dert, aber die Politiker werden ein solches Ge- klar abgelehnt, und so ist auch die oben zitierte setz niemals verabschieden. Und bevor wir Aussage von Cukjati nur leeres Gerede. Mehr mit dieser Frage vor das Straßburger Gericht noch: eine absichtliche Täuschung der Bürger. kommen, wird es sicher noch zehn bis 15 Jah- re dauern … Wenn in der slowenischen Öffentlichkeit über die Lösung des Problems gesprochen wird, werden im- Im Juli organisierte eine weitere NGO, die „Civilna mer zwei gesetzliche Varianten in den Raum gestellt. iniciativa izbrisanih aktivistov“ (CIIA), einen Hun- Einerseits ein Gesetz mit Verfassungsrang, anderer- gerstreik an der österreichisch-slowenischen Grenze, seits ein „systemisches Gesetz“. Für welche Variante um auf das Problem aufmerksam zu machen. Sie treten Sie ein? distanzierten sich von dieser Aktion und kritisierten In Betracht kommt nur ein einfaches Gesetz, deren Organisator, Aleksandar Todorović (Večer, man kann es auch „systemisch“ nennen. Für 4.7.2005). Die CIIA erwiderte ihrerseits, dass sie ein solches Gesetz – im Einklang mit dem kein Recht hätten, den Hungerstreik zu kommentie- Verfassungsgerichtsurteil von 2003 – hätte ren, und es war auch der Vorwurf zu hören, dass die Regierung eine ausreichende Mehrheit im sie alle Aktivitäten eingestellt hätten, weil sie auf Parlament, will es aber um keinen Preis verab- eine offizielle Lösung warteten, die aus der Sicht schieden. Ein Gesetz, das die Rechte der „Aus- der CIIA nicht absehbar sei. Können Sie zu diesem gelöschten“ nicht anerkennt, würde vor dem Streit Stellung beziehen? Verfassungsgericht keinen Bestand haben. Nein, für uns alle ist es besser, diese leidigen Ähnlich wie in Kärnten, wo Haider dem Er- Fragen nicht öffentlich zu diskutieren. In ei- kenntnis des Österreichischen Verfassungsge- ner derartigen Situation beschränke ich mich richtshofes schon seit 2001 nicht Folge leistet. auf unumgängliche Reaktionen auf öffentliche Aber dort geht es „nur“ um slowenische Orts- Angriffe. So auch hier: Die angebliche „Ein- tafeln – hier geht es um elementare Menschen- stellung aller Aktivitäten“ unseres Vereins ist rechte von 18.305 Personen, die von der Regie- eine Lüge. In den Monaten vor den Wahlen rung gesetzwidrig verletzt worden sind. haben wir nur deshalb von öffentlichen Ma- nifestationen abgesehen, um nicht noch mehr Was würde eine Entschädigung der Betroffenen kos- Xenophobie unter den Wählern zu erwecken. ten, was müsste alles abgegolten werden? Seinerzeit Ich möchte lieber nicht ausführlicher auf diese war einmal von Kosten in der Höhe von 600 Milli- Frage eingehen. arden Tolar die Rede – ist das realistisch?

28 Intervju z Matevžem Krivicem

Andererseits, wie sehen sie Todorović und seine Ak- Vorsitz in der EU übernehmen soll. In dieser tivitäten, die zumindest diesen Sommer durchaus Welt ist scheint alles möglich – nur die Durch- medienwirksam waren? setzung der Menschenrechte gegenüber einer Ich kann nur wiederholen, was ich Herrn feindlich gesinnten Staatsmacht ist anschei- Todorović seit Juni 2004 schon vielmals gesagt nend unerreichbar. und geschrieben habe: „Wenn wir schon nicht mehr zusammenarbeiten können, so sollten wir uns zumindest nicht gegenseitig angrei- Intervju z Matevžem Krivicem fen. Wir werden alle deine konstruktiven In- Herwig Höller itiativen unterstützen, nur höre mit den un- gerechten Angriffen und Lügen auf!“ Er hat damit leider nicht aufgehört, aber trotzdem Matevž Krivic, Vi ste pravni zastopnik „Društva haben wir seinen letzten öffentlichen Protest izbrisanih prebivalcev Slovenije“, ki se zavzema za an der Grenze im Juli öffentlich unterstützt. pravice tako imenovanih „izbrisanih“. Kdaj in kako Nur von der Methode des Hungerstreiks haben ste prvič izvedeli za problem „izbrisanih“? wir uns wegen der Gesundheitsgefährdung der Kot ustavni sodnik (1990-1998), ko smo bili Beteiligten distanziert. Vor allem aber habe ich v letih 1994-95 soočeni s prvimi primeri, ki für den Rom Ali Berisha, dessen Schicksal der pa so bili od pravno neukih ljudi zelo nejasno Hauptgrund für den Hungerstreik war, kon- formulirani. Od oblasti tudi niso prejeli krete Schritte in die Wege geleitet, um ihm nobenih odločb, da bi proti njim lahko vložili die Rückkehr nach Slowenien rechtlich zu er- tožbe – to je bil za njihov velik problem in prav möglichen. Das Verfahren ist im Gange, es ist v tem je tudi obrazložitev dejstva, da so od več natürlich auch möglich, dass es keinen Erfolg kot 18.000 „izbrisanih“ prišli pred sodišča le bringt. Aber erst dann sollte man andere Me- nekateri redki primeri. Jaz s svojimi pogledi na thoden in Betracht ziehen. ta problem na ustavnem sodišču najprej zelo dolgo nisem mogel prodreti – in šele junija Welche Entwicklungen erwarten Sie in den nächsten 1998, nekaj mesecev pred iztekom mandata Monaten? Wann ist mit einer Lösung zu rechnen? prve zasedbe ustavnega sodišča, sem končno Die einzige Hoffnung für uns besteht in der lahko pripravil neko preliminarno rešitev, ki Ausübung von Druck durch internationale pa je bila (presenetljivo) sprejeta celo s 6 : 1. Organisationen, vor allem vom Komissär für Naši nasledniki na ustavnem sodišču so nato Menschenrechte, Gil Robles, und der Kommissi- že februarja 1999 ta dva prva primera pripeljali on gegen Intoleranz (ECRI) – Institutionen des do konca in zelo jasno odločili, da izbris, ki Straßburger Europarates (nicht der EU). Aber se je zgodil 26. februarja 1992 (tako rekoč die slowenische Regierung zeigt sich gegen tajno, brez vsakih odločb), ni imel nikakršne Kritik von europäischen Institutionen unemp- zakonske podlage in da je treba zakon takoj fänglich. Die größte Schande für Slowenien als popraviti, da bi s tem omogočili rešitev nastalih vorgeblichen Rechtsstaat ist vielleicht die Tat- problemov v skladu z ustavo. sache, dass das Land mit einer solchen men- schenrechtsfeindlichen Regierung 2008 den Od kdaj se intenzivno ukvarjate s to tematiko?

29 Intervju z Matevžem Krivicem

V letih 1999-2001 sem bil tako okupiran z večja odgovornost leži na takratnem državnem drugimi težkimi ustavnopravnimi problemi sekretarju Slavku Debelaku, ki je bil magister (najprej s problemom, kako odstraniti prava in je politike oskrboval s politično škandalozno ustavnosodno potvorbo izida zaželenimi „pravnimi razlagami“… referenduma o uvedbi večinskega volilnega Vendar pa je eno leto kasneje prišlo do sistema, kar je bilo možno šele s spremembo referenduma, ki je bil v bistvu uperjen proti ustave leta 2000, in nato s tožbo pred novim „izbrisanim“ in problem vse do danes pravno ustavnim sodiščem proti pogodbi Slovenije z še ni rešen… Vatikanom), da celo prej omenjene odločitve Da, to je bila za Slovenijo kot domnevno pravno iz februarja 1999 nisem poznal (je pa tudi v državo nova presenetljiva in res žalostna medijih ostala popolnoma zamolčana). Šele zgodba: ta referendum bi moral biti kot očitno točno deset let po „izbrisu“, ko so trije izbrisani protiustaven od ustavnega sodišča prepovedan, na Ptuju (pri Mariboru) februarja 2002 toda predsednik parlamenta je predlog na ustanovili prvo društvo izbrisanih, sem začel ustavno sodišče vložil en dan prepozno – takoj delovati kot njihov pravni zastopnik. in ustavno sodišče ni moglo storiti ničesar. Nadaljnji paradoks: z uspešnim referendumom Leta 2003 je slovensko ustavno sodišče ugodilo je bil samo odstranjen (razveljavljen) neki vaši tožbi proti zakonskim podlagam, ki so zakon, ki je bil tako in tako protiustaven pripeljale do izbrisa okrog 18.000 iz drugih (ker je hotel vrniti sporni status samo 4.000 jugoslovanskih republik izvirajočih prebivalcev „izbrisanim“ osebam namesto 12.000, kot je to Slovenije iz prijavnih registrov in je ta izbris zahtevala sodba ustavnega sodišča). Toda sledili razglasilo za protiustaven. Ali lahko na kratko so še nadaljnji, še bolj neverjetni paradoksi. pojasnite, zakaj je bil izbris protiustaven? Prvič, kljub razveljavitvi zakona, ki ga je on Kot sem že povedal: ker ni imel nobene sam predlagal, je notranji minister dr. Bohinc zakonske podlage in dodatno še zato, ker je v naslednjih mesecih izvršil točno ta ne več bil izpeljan „tajno“ (brez vsake odločbe). Oba obstoječi zakon in ne sodbo ustavnega sodišča, razloga sta seveda tesno povezana: če za neki izdal je torej samo 4.000 namesto 12.000 upravni akt ni nobene zakonske podlage, potem odločb! In drugič: takratna opozicija mu je v o tem tudi ne moreš izdati nikakršne odločbe. parlamentu grozila s kazenskim postopkom, Da nekdo kljub temu izvede tak nezakonit ker je sploh začel izdajati te, od ustavnega upravni akt z zelo težkimi posledicami, mora sodišča zahtevane odločbe (in nato je končal za to že imeti „važne“ politične razloge… pri 4.000 odločbah, namesto da bi izdal vseh Toda, da ne bi bil do naših politikov krivičen: 12.000)! Toda teh 12.000 ljudi sta le dve tretjini o pravu in pravnih vprašanjih so takrat vedeli od vseh 18.305 izbrisanih – za preostalih 6.000 – in vedo še danes – zelo zelo malo. Kljub temu je ustavno sodišče zahtevalo, da bi bilo treba v so seveda, v prvi vrsti takratna „Demosova“ šestih mesecih, torej do oktobra 2003, sprejeti vlada in notranji minister Igor Bavčar (toda poseben zakon. Prejšnja „leva“ vlada je tak kasneje tudi vse Drnovškove vlade) v polnem (ampak slab, le polovico problemov rešujoč) obsegu politično odgovorni za ta škandalozni zakon predložila šele oktobra 2004, ampak tudi odnos do človekovih pravic – toda še veliko to je bilo za takratno opozicijo preveč in ji je z

30 Intervju z Matevžem Krivicem mnogimi novimi zahtevami za referendum, ki zakonu, po drugi strani o „sistemskem zakonu“. Za pa so bile od ustavnega sodišča vse zavrnjene, katero varianto se zavzemate Vi? vendarle uspelo, da je sprejetje takega zakona Samo navaden zakon (lahko se seveda v prejšnjem zakonodajnem obdobju preprečila. imenuje tudi „sistemski“) pride v poštev. Za Sedaj je ta opozicija prišla na oblast – in noče o sprejetje takega zakona ima vlada zadostno takem zakonu nič več slišati… večino v parlamentu – toda tega noče narediti. Pravicam „izbrisanih“ nasproten zakon ne Na moje vprašanje, kaj je sedaj z reševanjem bi imel nobenih izgledov pred ustavnim problematike „izbrisanih“, mi je predsednik sodiščem – zakona v skladu s sodbo ustavnega slovenskega državnega zbora France Cukjati 18. sodišča iz leta 2003 pa vlada za nobeno ceno julija v Gradcu odgovoril, da bo slovensko notranje noče narediti. Podobno kot na Koroškem, kjer ministrstvo še jeseni predložilo zakon in da bodo s Haider že dolgo noče slediti odločbi avstrijskega tem vse pretrpljene krivice spet odpravljene. Kmalu ustavnega sodišča. Ampak tam gre „samo“ za tem je Cukjati to izjavo ponovil tudi v Sloveniji, za slovenske krajevne napise – tu pa gre za nakar pa ste Vi v pismu bralca v dnevniku Delo elementarne človekove pravice 18.305 ljudi, ki (23. 7.) najostreje protestirali in menili: „Govoriti o jih je nezakonito prekršila vlada sama. resnem namenu reševanja tega problema je navadno norčevanje.“ Ali res ni političnega namena rešiti ta Koliko pa bi poprava krivic in odškodnina znašala, problem? kaj vse bi moralo biti kompenzirano? Enkrat Res ga ni. Novi šef vlade Janša in drugi so se je govorilo o 600 milijardah tolarjev – je to od volilne zmage naprej najmanj desetkrat realistično? ponovili, da so pripravljeni ta problem „rešiti“ Nihče nima pojma o tem – omenjena številka samo skupaj z opozicijo s posebnim „ustavnim je popolnoma izmišljena. Gotovo je le eno: da zakonom“, drugače pa nič. In to pomeni: nič. je odškodnina (v skladu s civilno zakonodajo) Zakaj? Zato, ker je ta problem vprašanje možna samo pet let od nastanka škode. Vsaka navadne zakonodaje in ni rešljiv z ustavnim odškodnina za (velike) škode v letih 1992- zakonom. Z ustavnim zakonom bi se želela 2000 je torej že danes popolnoma nedosegljiva. vlada samo izogniti ustavnosodni kontroli Mi smo seveda zahtevali poseben zakon za zakona – čeprav sta že dva predsednika ta posebni primer, toda naši politiki ne bodo ustavnega sodišča posvarila pred takim takega zakona nikoli sprejeli. In preden bomo s kršenjem ustave, ki da bo po njunih besedah tem vprašanjem lahko prišli pred strassburško tudi ostalo brez uspeha. Opozicija je ta način sodišče, bo trajalo gotovo še 10 ali 15 let… reševanja jasno odklonila – in tako so tudi navedene Cukjatijeve besede zgolj prazne Julija je neka druga nevladna organizacija, besede. Še slabše: namerno zavajanje naivne „Civilna iniciativa izbrisanih aktivistov“ (CIIA), publike. organizirala gladovno stavko na avstrijsko-slovenski meji, da bi opozorila na nerešenost problema. Vi ste Kadar se v slovenski javnosti govori o zakonskih se od te akcije distancirali in ste kritizirali, da je rešitvah tega problema, se vedno govori o dveh organizator gladovne stavke Aleksandar Todorović zakonskih variantah: po eni strani o ustavnem odklonil Vašo prošnjo, da bi se vprašanje najprej

31 Intervju z Matevžem Krivicem razjasnilo po pravni poti (Večer, 4. 7. 2005). CIIA Kakšen razvoj pričakujete v naslednjih mesecih, s pa je odgovorila, da vi nimate nobene pravice kakšnimi koraki je treba računati? In kdaj lahko komentirati gladovne stavke in slišati je bilo tudi pričakujemo rešitev? očitek, da ste ustavili vse aktivnosti, ker ste čakali na Edino upanje za nas so možni pritiski uradno rešitev, ki pa je po mnenju CIIA ni mogoče mednarodnih instanc, predvsem komisarja pričakovati. Ali lahko komentirate ta spor? za človekove pravice gospoda Gila Roblesa in Ne, za vse nas je bolje, če o teh bolečih komisije proti nestrpnosti (ECRI) – oboje sta vprašanjih ne razpravljamo v javnosti. Ob vsaki instituciji strassburškega Sveta Evrope (ne EU). taki priložnosti se omejim le na najnujnejše Toda naša vlada ne kaže niti nasproti kritikam odgovore na javne napade. Tako tudi tukaj: iz evropskih institucij nobenega spoštovanja. domnevna „ustavitev vseh aktivnosti“ našega Največja sramota za Slovenijo kot domnevno društva je laž. V mesecih pred volitvami smo pravno državo je morda dejstvo, da bi Slovenija se samo odpovedali javnim manifestacijam, da s takšno, človekovim pravicam sovražno vlado, ne bi med volivci vzbudili še več ksenofobije. Že morala leta 2008 prevzeti predsedovanje EU. V iz Vašega vprašanja si lahko vsak predstavlja, tem svetu je res vse mogoče – le spoštovanje da je do razcepa med nami junija 2004 prišlo človekovih pravic nasproti njim sovražni zaradi različnih pogledov na metode našega državni oblasti je skoraj nedosegljivo. boja. Globlje v to vprašanje pa raje ne bi šel.

Kako pa gledate na Todorovića in njegove aktivnosti, ki so bile vsaj to poletje vsekakor medijsko učinkovite? Lahko le ponovim, kar sem od junija 2004 gospodu Todoroviću že velikokrat rekel in napisal: „Če ne moremo več skupaj delati, se vsaj medsebojno ne napadajmo. Mi bomo podprli vse tvoje dobre iniciative – samo prenehaj z nepravičnimi napadi in z lažmi!“ On s tem žal ni prenehal, kljub temu pa smo njegov zadnji javni protest na meji (julija) javno podprli, le od metode gladovne stavke smo se distancirali (zaradi ogrožanja življenj nedolžnih ljudi). Predvsem pa sem za Roma Alija Berisho, katerega usoda je bila glavni razlog za stavko, naredil konkretne korake, da bi mu omogočil vrnitev v Slovenijo po pravni poti. Postopki so v teku – gotovo je možno, da bodo tudi to neuspešno. A šele potem bodo morda tudi druge metode lahko učinkovitejše.

32 Usodna privlačnost juga

O AVTORJU – ZUR PERSON Tanja Petrović

Tanja Petrović, jezikoslovka (diplomira- la 1998 in magistrirala 2002 v Beogradu, doktorirala 2005 v Ljubljani), zaposlena na Znanstvenoraziskovalnem centru v Ljubljani in Balkanološkem inštututu v Beogradu. Ukvarja se z antropološko lingvistiko, vprašanji manjšin ter kulturnimi procesi na prostorih bivše Jugoslavije – Tanja Petrović arbeitet als Sprachwissenschaftlerin (Diplom 1998, Ma- Usodna privlačnost gisterium 2002 in Belgrad, Doktorat 2005 in Ljubljana) am Wissenschaftsforschungsinstitut in Ljubljana und am Institut für Balkanologie in juga Belgrad. In ihrer Arbeit beschäftigt sie sich mit antropologischer Linguistik, Minderheitenfra- gen und kulturellen Prozessen auf dem Gebiet Odnos Slovencev do kulture bivših des ehemaligen Jugoslawiens. jugoslovanskih republik

� Text: Tanja Petrović

Maja 2004 je Republika Slovenija kot prva in najuspešnejša med državami na območju bivše Jugoslavije postala del velike evropske družine. V obdobju po praznovanju prve obletnice članstva v Evropski skupnosti in po štirinajstih letih samostojnosti Slovenije se mi zdi smiselno postaviti vprašanje, kakšen je odnos Slovenije in Slovencev do ostankov zapuščine nekoč skupne države. Po skoraj poldrugem desetletju propada skupne države, njene bivše republike na svetovnem političnem zemljevidu nastopajo kot neodvisne države in v skladu s tem, kljub nekaterim težavam in odprtim vprašanjem, čedalje bolj urejajo medsebojne odnose. Kaj pa je z individualnim in kolektivnim spominom, nastalim v teku sedemdesetih letih obstoja Jugoslavije? Jugoslovansko nasledstvo in skupni spomin, ki ju delijo nekdanji državljani Jugoslavije, ne glede na njihove medsebojne razlike in izvirno različne kulturne tradicije, v veliki meri še vedno oblikujeta na teh prostorih tudi odnos in distanco do drugega in tujcev:1 tako na mednarodnih športnih dogodkih, kjer v primeru, da se “naša” nacionalna reprezentanca ne kvalificira ali izpade iz tekmovanja, bivši Jugoslovani navijamo za “druge naše”, torej za reprezentanco ene izmed nekdanjih jugoslovanskih republik. Iz istega razloga v prodajalnah CD plošč v Ljubljani glasba, ki nastaja na prostorih bivše Jugoslavije, ni razvrščena na policah skupaj s tujo glasbo, temveč ima poseben status in je označena kot „bivša domača glasba”. Odnos do bivših jugoslovanskih republik je ne nazadnje v Sloveniji drugačen tudi zaradi velikega števila ljudi, ki prihajajo iz tistih prostorov in so danes prebivalci ali državljani Republike Slovenije. Kakšen je pravzaprav ta odnos? Kako se oblikuje in kdo ga oblikuje? V nadaljevanju tega besedila bomo nekaj pozornosti posvetili odnosu Slovencev do Srbije in srbske kulture in ob tem skušali najti odgovor na predhodno postavljena vprašanja. V zadnjih letih Slovenci zelo radi hodijo v Srbijo. Po desetletju molčanja in ignoriranja je v Sloveniji nastopilo „ponovno odkrivanje” Srbije. In kakšna je ta Srbija? V seriji oddaj slovenske nacionalne

33 Usodna privlačnost juga televizije „Čez planke”, kjer voditeljica skoraj nič. Kaj povprečno informiranemu predstavlja druge države in življenjske navade Slovencu pade na pamet, če ga povprašamo v teh državah, je bila ena oddaja namenjena o glasbenem festivalu v Srbiji? Trobentači v spoznavanju Srbije in Črne gore. Srbija je bila Guči, seveda: par vročih avgustovskih dni nore predstavljena kot precej bizarno carstvo turbo- zabave ob balkanski glasbi in balkanski hrani folka, velik del oddaje so posvetili prav avtorjem v močno alkoholizirani atmosferi. Kaj pa je z in izvajalcem te glasbene zvrsti. V oddaji je bila EXIT-om, največjim balkanskim festivalom na široko predstavljena Svetlana Ražnatović sodobne glasbe, ki se je v tem letu že petič alias Ceca, s katero se je novinarka pogovarjala odvijal v Novem sadu? Na začetku julija 2005 v prostorih nogometnega kluba „Obilić”, je na EXIT odpotovalo veliko mladih Slovenk katerega direktorstvo je Ceca podedovala od in Slovencev. Tako kot leto poprej in leta pred ubitega moža Željka Ražnatovića Arkana, enega tem. V slovenskem medijskem prostoru je najhujših vojnih zločincev na prostoru bivše vendarle ta dogodek dobil zelo malo prostora. Jugoslavije. Scenarij oddaje je veliko prostora Bilo je nekako tako: kdor je vedel in ga je namenil tudi zelo nenavadnim osebnostim, dogajanje festivala zanimalo, je lahko o EXIT- kot je Giovanni, žigolo, ki obratuje v Vrnjački u dobil informacije. Ostala javnost pa o tem Banji, najbolj znanih srbskih toplicah, kjer ni mogla veliko zvedeti, saj so mediji o tem za denar kratkočasi gospe v zrelih letih. Niti poročali zelo skopo. EXIT je urbani dogodek besede ni bilo namenjene srbskim pisateljem, svetovnih razmer, pravi evropski festival na igralcem, znanstvenikom. Niti besede o Balkanu. Zakaj nihče v Sloveniji ne govori o gledaliških, filmskih in glasbenih festivalih. balkanski kulturi, ki je istočasno zelo evropska, Nič drugačne podobe Srbije ne ponujajo svojim ki je urbana in primerljiva s kulturo ostalih klientom številne slovenske potovalne agencije, svetovnih metropol? Zakaj je za slovenski ki organizirajo tako obiske Beograda za novo prostor zanimiv samo tisti del srbske kulture, leto in vikend popotovanja kot tradicionalna ki ima močen priokus neokusa? Če bi šlo za potovanja v Gučo na Sabor trubača. Med državo, ki je od Slovenije oddaljena tisoče glavne atrakcije Beograda agencije predlagajo kilometrov in o kateri Slovenci vedo zelo malo, ogled hiše Cece Ražnatović in nepozabni bi lahko poiskali razlago v nerazumevanju žur na enem izmed beograjskih splavov na in nevednosti. Tukaj pa očitno gre za nekaj Savi, kjer se predvaja prepoznavna turbo-folk drugega. glasba. Čeprav si nekateri slovenski intelektualci S tem ni nič narobe. Ponudba je odvisna v prisotnost jugonostalgije med Slovenci in veliki meri od zahtev trga in potemtakem njihova potovanja v Srbijo razlagajo z izključno je razumljivo, da je taka, kot je: ponuja se ekonomskega vidika ter navajajo kot pararelni pravzaprav to, kar je najlažje prodati. Pa vendar primer današnjim potovanjem v Srbijo Slovenci poznajo tudi druge plati srbske kulture: potovanja na Češkoslovaško pred leti, je težko poslušajo srbski rok, gledajo srbske gledališke verjeti, da mladi Slovenci množično praznujejo predstave in filme. V Srbijo gredo tudi iz drugih novo leto v Beogradu samo zato, kjer je tam razlogov in ne samo zaradi poceni zabave. O vse poceni. Je mogoče povod za obisk tudi to, takšni Srbiji pa v slovenskih medijih ne slišimo da v novoletni noči na beograjskih trgih igrajo

34 Usodna privlačnost juga najbolj znane srbske rok in pop skupine, ki kulture. Tretji na lestvici je film „Nikogaršnja so drugače zelo priljubljene tudi v Sloveniji? zemlja” (režija Danis Tanović), čigar zgodba je So mogoče koncerti Ramba Amadeusa, „Van umeščena v z vojno zajeto Bosno in obravnava Gogha”, „Darkwood duba” in ostalih – torej usodo treh vojakov, pripadajočim sovražnim spet zelo urbani glasbeni dogodek, ki ga Beograd vojskami, ki se znajdejo na nikogaršnji zemlji. za vsako novo leto ponuja svojim prebivalcem Kot je razvidno iz pravkar podanih kratkih in gostom – to, kar mlade Slovenke in Slovence opisov, so vsi trije najbolj gledani slovenski vleče v srbsko prestolnico? Ne nazadnje, kaj filmi v samostojni Sloveniji tako ali drugače pa so Slovenci (in vsi ostali) vedeli o češki in povezani z bivšo Jugoslavijo. Filmski kritik in slovaški glasbi in kulturi, ko so tja množično teoretik Marcel Stefančič jr. je napisal, da „če potovali na zelo poceni zimske počitnice? hoče slovenski film zelo potegniti in postati Še bolj jasno se pokaže, da ekonomska razlaga mega hit, mora biti zgodba nekako povezana zanimanja Slovencev za Srbijo ni ne edina z bivšo Jugoslavijo… Če hoče slovenski film ne najbolj verjetna, če pogledamo sodobno v Sloveniji uspeti, ne sme ignorirati Bosancev, kulturno produkcijo na slovenskem prostoru: ‘Bosancev’ (splošni naziv za vse, ki prihajajo kot primer lahko navedemo sodobno slovensko južno od reke Kolpe, T. P.) in drugih ‘južnjakov’. kinematografijo. Trije najbolj gledani slovenski Jug je del formule za uspeh.”3 Skupno znanje in filmi po letu 1991 so „Kajmak in marmelada” skupni spomini na jugoslovanski prostor očitno (2003), „Outsider” (1997) in „Nikogršnja še vedno v veliki meri vplivajo na kulturno zemlja” (2001)2. Prvi na lestvici, “Kajmak in podobo post-jugoslovanskih družb. marmelada”, je zgodba o ljubezni med Slovenko Če je že tako, kako lahko razložimo poudarjanje in Bosancem. Avtor filma in nosilec glavne zgolj zelo drugačnih in zelo bizarnih aspektov vloge, Branko Ðurić (sarajevski igralec, ki že srbske kulture v slovenskem javnem diskurzu? vrsto let živi v Ljubljani, znan na celotnem In, če vprašanje postavimo na raven „navadnih prostoru bivše Jugoslavije po vlogi v legendarni ljudi”, tj. porabnikov kulture – zakaj Slovenci TV nadaljevanki iz osemdesetih let „Top lista množično obožujejo Ceco Ražnatović in na nadrealista” in član nekdanje rock-skupine „saboru” v Guči nosijo majice s portreti haaških „Bombaj štampa”), se v filmu subtilno igra s obtožencev Ratka Mladića in Radovana stereotipi o Slovencih in Bosancih, nastalimi Karadžića? Beograjski novinar Teofil Pančić v v njihovem neposrednem stiku bivanja v tedniku „Vreme” to slovensko oboževanje srbskih slovenskem prostoru. Film „Outsider” (režija bizarnosti, ta „antiglobalizacijski turizem”, Andrej Košak) govori o težavah mladeniča razlaga kot del širšega „turbolevičarskega iz etnično mešanega zakona: oče je bosanski diskurza, ki nasprotuje establišmentu, Evropski oficir JLA, mati pa Slovenka, gospodinja. skupnosti in zvezi NATO”. Kot nekdo, ki že pet Družina se zaradi očetove službe pogosto let živi med Beogradom in Ljubljano ter dobro seli po celi Jugoslaviji, zgodba pa se začne z pozna situacijo v obeh okoljih in se v obeh počuti njenim prihodom v Ljubljano leta 1979. V doma, lahko ponudim bolj kompleksen odgovor filmu se togi principi jugoslovanskega oficirja na postavljeno vprašanje, odgovor, ki ima dva soočajo s pogledi njegovega sina, oblikovanimi dela, ki sta med sabo vseskozi povezana, saj se pod močnim vplivom ljubljanske punk- prepletata in podpirata. Orientalizirana podoba

35 Usodna privlačnost juga

Srbije kot hedonističnega raja za radovedne, velikem številu. Argument, ki ga je veliko Srbov zabave željne in od resnega dela utrujene v Sloveniji (vključno z avtorico tega besedila) slovenske turiste, raja, polnega bizarnih scen doživelo kot žaljiv, saj so zanje C. Ražnatović in oseb, je en izmed načinov, kako slovenska in njen soprog ter njena glasba najizrazitejši družba, posebno ta njen del, ki sodeluje v simbol časov in vrednot režima Slobodana oblikovanju javnega mnenja, poskuša upravičiti Miloševića, zaradi katerega je nenazadnje pojav ti. „jugonostalgije”, zelo prisoten na vseh veliko od njih tudi zapustilo Srbijo. Čeprav to ni prostorih bivše države. Jugonostalgija se namreč dejstvo, ki je v Sloveniji neznano, je izenačevanje marsikaterim zdi neprimerna in nezdružljiva vseh že preverjeno učinkovit mehanizem z zgodbo o uspehu samostojne Slovenije. orientalizacije. Lahkotno sprejemanje takih Zanimanje za Srbijo in ohranjevanje skupnega vrednot in takih mehanizmov, ki so zadnje kulturnega prostora je nekaterim lažje sprejeti čase značilni za slovensko družbo, bi težko v kolonizacijskem ključu, kot zanimanje za ne povezali s trenutno politično in družbeno nekaj, kar je zelo drugačno in zelo oddaljeno, pri situacijo v Republiki Sloveniji. Kot se zdi, je čemer ni nevarnosti identifikacije – z bizarnimi ravno današnji čas, bolj kot kadarkoli pred tem, scenami čaščenja vojnih zločincev ali tem, ožigosan s pomanjkanjem politične in družbene kar se dogaja na „določeni vrsti beograjskih angažiranosti kulturnih delavcev. Ali pa je splavov”, se je namreč težko identificirati, razen naključje, da je prav skupina „Laibach”, za katero na sproščenih, razposajenih in neobvezujočih lahko rečemo, da je prava „slovenska glasbena počitnicah. Vse to je zelo daleč od doma, kjer ikona”, in to po svetovno priznanih merilih, in je resno življenje. Doma je Evropa. „Normalne”, istočasno ena izmed redkih glasbenih skupin na evropske, urbane, univerzalno ovrednotene slovenski sceni, katerih člani ob muziki izražajo manifestacije kulture, kot je recimo srbska, se pri tudi čvrsto politično stališče in zagovarjajo tem, razumljivo, ignorirajo. Drugi del odgovora določene družbene vrednote, dobila drastično je povezan s vsesplošno komercializacijo zmanjšano denarno podporo Ministrstva za slovenske družbe in njenih vrednot: vredno kulturo Republike Slovenije, ki sofinancira in sprejemljivo je to, kar je najlažje prodati, in najkvalitetnejše izvajalce javnih kulturnih tukaj se vse bolj pogosto končajo vse razprave programov s področja uprizoritvene, glasbene, o kakovosti in okusu.4 V takem diskurzu vizualne ter intermedijske umetnosti?5 se da vse relativizirati; tako je že omenjana Ceca Ražnatović dobila neverjeten prostor v OPOMBE slovenskih medijih v času njenega koncerta v 1 Prav zaradi skupne zgodovine večnacionalne države Jugoslavije šteje maju l. 2005, celo na nacionalni televiziji, ki zgodovinarka Maria Todorova Slovenijo za del Balkana, ker “zgodovine naj bi skrbela za kulturno politiko v državi. Balkana v 20. stoletju ni možno predstaviti, če se območje nekdanje Jugoslavije ne obravnava kot celota” (prim. Maria Todorova, Introduction: Povezano s prvim delom odgovora pa je dejstvo, Learning Memory, Remembering Identity, v: “Balkan Identities, Nation and Memory”, Maria Todorova (ed.), New York: New York University Press 2004, da je omenjena gospa na veliko reklamirana kot str. 13, opomba 27). 2 Vir: Več kot 100.000 gledalcev, “Mladina”, 5. januar 2004. „ikona srbske glasbe”, in se je v medijih celo 3 Več kot 100.000 gledalcev, “Mladina”, 5. januar 2004. pojavljal argument, da njen koncert v slovenski 4 To je, recimo, bilo zelo razvidno v diskusiji o slovenskem turbo-folku v oddaji “Trenja” na POP-TV 3. februarja 2005. prestolnici potrjuje, da se v Sloveniji skrbi za 5 Prim. Izjavo za javnost skupine „Laibach” ob vložitvi tožbe zoper državo v časopisu „RockOnNet”, 11. marec 2005, http://www.rockonnet.com/clanek. kulturne potrebe Srbov, ki v tej državi živijo v php?id=2&article=2930.

36 Schicksalhafter Charme des Südens

Schicksalhafter Charme des Musik nicht internationalen Gruppen zuge- Südens ordnet wird, sondern als „ehemalige jugosla- wische Musik“ einen besonderen Status ein- Die Beziehung der Slowenen zur nimmt. Die Beziehung gegenüber den anderen Kultur der ehemaligen jugoslawischen ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken ist in Slowenien schon deswegen eine besondere, Teilrepubliken weil viele Bürger des ehemaligen Jugoslawiens heute Einwohner oder sogar Staatsbürger Slo- Im Mai 2004 wurde Slowenien als erster und weniens sind. Wie sieht diese Beziehung aus erfolgreichster der auf dem Gebiet des ehema- und wie ist sie entstanden? ligen Jugoslawiens entstandenen Staaten Teil In weiterer Folge wird in diesem Artikel das der großen europäischen Familie. In der Zeit Augenmerk auf die Beziehung der Slowenen nach den Feiern anlässlich der einjährigen Mit- zu den Serben und deren Kultur gerichtet, wo- gliedschaft in der EU und nach 14 Jahren der bei der Versuch unternommen wird, Antwor- Unabhängigkeit Sloweniens erscheint es mir ten auf die zuvor gestellten Fragen zu finden. sinnvoll, sich die Frage zu stellen, wie die Be- Viele Slowenen besuchen seit einigen Jahren ziehung Sloweniens und seiner Bürger zum immer häufiger Serbien. Nach einem Jahrzehnt Rest des einstigen gemeinsamen Staates aus- der „Eiszeit“ wird Serbien von den Slowenen sieht. Fast eineinhalb Jahrzehnte nach dem „aufs Neue entdeckt“. Wie sieht dieser Staat Zerfall Jugoslawiens versuchen die ehemaligen aus? Eine Folge der Serie Čez planke (Über die Teilrepubliken als unabhängige Staaten, trotz Zaunlatte) im staatlichen slowenischen Fern- verschiedener Probleme und offener Fragen, die sehen, in der andere Länder und deren Bräuche zwischenstaatlichen Beziehungen zu verbes- vorgestellt werden, wurde Serbien und Mon- sern. Wie aber verhält es sich mit der individu- tenegro gewidmet. Serbien wurde als ein bi- ellen und kollektiven Erinnerung, die im Laufe zarres Reich des Turbofolks (eine Mischung aus des über 70-jährigen Bestehens Jugoslawiens Disco, Rap, Techno, Bauchtanz und serbischen entstanden ist? Die gemeinsame Erinnerung, Liedern) präsentiert, und einen Großteil der die die ehemaligen Bürger Jugoslawiens unge- Sendung widmete man den Interpreten dieser achtet ihrer kulturellen Unterschiede miteinan- Musikrichtung. Mit Svetlana Ražnatović ali- der teilen, stellt noch immer in großem Maße as Ceca führte eine Journalistin in den Räu- sowohl Nähe als auch Distanz zum Anderen men des Fußballklubs Obilić ein Interview. Die und auch gegenüber Dritten her.1 Das tritt bei- Leitung des Klubs erbte sie von ihrem getöte- spielsweise bei internationalen Sportereignis- ten Mann Željko Ražnatović alias Arkan, der sen zutage: Wenn „unsere“ Nationalmann- als einer der größten Kriegsverbrecher im ehe- schaft ausscheidet, drücken wir als vormalige maligen Jugoslawien gilt. In der Sendung er- Jugoslawen für „unser ehemaliges“ Team, d. h. schienen auch viele außergewöhnliche Persön- für die Mannschaft einer der ehemaligen Teil- lichkeiten, wie z. B. Giovanni, ein Gigolo, der republiken Jugoslawiens die Daumen. Dassel- in Vrnjačka Banja, dem bekanntesten Kurort be gilt für die Musikgeschäfte, wo auf dem Ge- Serbiens, aktiv ist und für Geld Damen reife- biet des ehemaligen Jugoslawiens produzierte ren Alters die Langeweile vertreibt. Kein Wort

37 Schicksalhafter Charme des Südens

über serbische Schriftsteller, Schauspieler und Slowenien über die Kultur des Balkans, die zu- Forscher. Kein Wort über Theater-, Film- oder gleich sehr europäisch, urban und mit der Kul- Musikfestivals. tur von Weltmetropolen vergleichbar ist? Wa- Ein ähnliches Bild von Serbien wird von den rum ist für Slowenien nur derjenige Teil der slowenischen Reisebüros vermittelt, die Silves- serbischen Kultur interessant, der einen starken ter-Reisen nach Belgrad, Wochenendausflüge Geruch von Geschmacklosigkeit hat? Wenn es oder längere Reisen nach Guča zum Turbofolk- um einen Staat ginge, der Tausende Kilometer Festival (Sabor Trubača) organisieren. Zu den von Slowenien entfernt wäre und über den die von den Reisebüros angebotenen Topattrakti- Slowenen nur wenig Ahnung hätten, könnte onen von Belgrad zählt das Haus von „Ceca“ man die Erklärung in Unwissenheit und Un- Ražnatovič und eine unvergessliche Party auf verständnis suchen. Hier handelt es sich aber einem Floß auf der Save mit Turbofolkmusik. offensichtlich um etwas anderes. Weil das Angebot von der Nachfrage bestimmt Obwohl einige slowenische Intellektuelle die wird, ist es verständlich, das das offeriert wird, „Jugonostalgie“ unter den Slowenen und de- was sich am besten verkaufen lässt. Dennoch ren Reisen nach Serbien ausschließlich mit kennen die Slowenen auch andere Seiten der wirtschaftlichen Aspekten begründen und als serbischen Kultur: Sie hören serbische Rockmu- paralleles Beispiel die Reisen in die Tschecho- sik, besuchen serbische Theaterstücke und se- slowakei vor einigen Jahren anführen, ist es hen sich serbische Filme an. Billige Partys sind schwer vorstellbar, dass die Slowenen massen- nicht der einzige Grund, warum die Slowenen weise das neue Jahr in Belgrad feiern, nur weil nach Serbien fahren. Doch über diese andere dort alles billig ist. Kann es auch daran liegen, Seite Serbiens wird in den slowenischen Medi- dass in der Silvesternacht in den Straßen von en fast gar nichts berichtet. Belgrad die bekanntesten serbischen Rock & Was fällt einem durchschnittlich informierten Pop Gruppen auftreten, die auch in Slowenien Slowenen ein, wenn man ihn über ein Mu- sehr populär sind? Sind vielleicht die Konzerte sikfestival in Serbien befragt? Die Trompeter von Rambo Amadeus, Van Gogh, Darkwood dub in Guča, einige heiße Sommertage im August und anderen – also wiederum ein urbanes Mu- mit wilder Partylaune, balkanischer Musik sikereignis – das die Stadt Belgrad jedes Jahr und balkanischem Essen in einer alkoholge- zu Silvester für die Bürger und Gäste veranstal- tränkten Atmosphäre. Was ist mit dem EXIT, tet, gerade das, was die jungen Slowenen an einem der größten Festivals für moderne Mu- der serbischen Metropole so fasziniert? Und sik auf dem Balkan, das im Jahre 2005 in Novi nicht zuletzt: Was wussten die Slowenen (und Sad schon zum fünften Mal veranstaltet wur- auch all die anderen) über die tschechische und de? Anfang Juli 2005 nahmen viele junge Slo- slowakische Musik und Kultur, als sie massen- wenen und Sloweninnen an dieser Veranstal- weise dorthin auf billigen Winterurlaub gefah- tung teil, wie bereits 2004 und in den Jahren ren sind? davor. In den slowenischen Medien wurde die- Es zeigt sich, dass das slowenische Interesse an sem Ereignis aber nur wenig Platz eingeräumt, Serbien nicht alleine mit wirtschaftlichen Fak- obwohl EXIT ein Festival von internationaler toren zu erklären ist, vor allem wenn wir einen Dimension ist. Warum spricht kein Mensch in Blick auf die moderne slowenische Kulturpro-

38 Schicksalhafter Charme des Südens duktion werfen. Als Beispiel könnte man die ,Südländer’5 nicht ignorieren. Der Süden ist zeitgenössische slowenische Filmproduktion eine Erfolgsgarantie“. Die gemeinsame Erinne- anführen. Die drei beliebtesten slowenischen rung an das ehemalige Jugoslawien trägt noch Filme nach 1991 sind Kajmak in marmelada immer viel zur kulturellen Ausprägung der (Kajmak und Marmelade), 2003; Outsider, 1997 postjugoslawischen Gesellschaften bei. und Nikogaršnja zemlja (Niemandsland), 2001. Wie kann man sich indessen die Betonung Der auf Platz eins der Beliebtheitsskala rangie- der sehr unterschiedlichen Rezeption der ver- rende Film Kajmak in marmelada mit mehr als schiedenen, zum Teil bizarren Aspekte der 100.000 Zuschauern2 ist eine Liebesgeschich- serbischen Kultur in der slowenischen Öffent- te zwischen einer Slowenin und einem Bosni- lichkeit erklären? Stellen wir die Frage vom er. Der Filmautor und Hauptdarsteller Branko Niveau „der einfachen Leute“, d. h. der Kultur- Jurić3 spielt im Film mit den gegenseitigen Vor- verbraucher, aus: Warum vergöttern die Slowe- urteilen, die Slowenen und Bosnier voneinan- nen massenweise „Ceca“ Ražnatović und wie- der haben. Der Film Outsider (Regisseur Andrej so tragen sie beim Sabor in Guča T-Shirts mit Košak) zeigt die Probleme eines Jugendlichen der Porträts der Kriegsverbrecher Ratko Mladić aus einer Mischehe: Sein bosnischer Vater war und Radovan Karadžić? Der Belgrader Journa- Offizier in der JNA (Jugoslovenska Narodna list Teofil Pančić beschreibt in der Wochen- Armija/Jugoslawische Volksarmee) und seine zeitung Vreme die slowenische Verherrlichung Mutter slowenische Hausfrau. Die Arbeit des der serbischen Absonderlichkeit und den „An- Vaters verlangt von der Familie häufige Über- tiglobalisierungstourismus“ als einen Teil des siedlungen. Die Geschichte beginnt mit deren breiten „turbolinken Diskurses, der sich gegen Ankunft in Ljubljana im Jahre 1979. Im Film das politische Establishment, die EU und die kollidieren die starren Prinzipien des jugoslawi- NATO richtet.“ Als jemand, der schon fünf schen Offiziers und die Denkweise seines Soh- Jahre zwischen Belgrad und Ljubljana lebt, nes, die stark von der Punk-Kultur in Ljubljana die beiden Umfelder sehr gut kennt und sich beeinflusst ist. Der dritte Film auf der Beliebt- in beiden zuhause fühlt, kann ich eine kom- heitsskala, Nikogaršnja zemlja (Regisseur Danis plexere, aus zwei Teilen bestehende Antwort Tanović), spielt im bosnischen Kriegsgebiet auf die gestellte Frage geben: Das orientalisier- und berichtet vom Schicksal dreier Soldaten, te Bild Serbiens als ein hedonistisches Paradies die verschiedenen feindlichen Armeen angehö- für die Neugierige, Partyhungrige und slowe- ren und im Niemandsland aufeinander treffen. nische Touristen, die des Alltagstrotts über- Die drei beliebtesten slowenischen Filme sind drüssig sind, ein Paradies voll bizarrer Szenen also auf irgendeine Weise mit dem ehemaligen und Personen, ist nur eine Möglichkeit, die so Jugoslawien verbunden. Der Filmkritiker Mar- genannte „Jugonostalgie“, die in allen Ländern cel Stefančič meint dazu: „Wenn ein sloweni- des ehemaligen Jugoslawien existiert, zu recht- scher Film erfolgreich oder sogar ein Megahit fertigen. Diese „Jugonostalgie“ scheint vielen werden sollte, muss die Geschichte irgendwie mit der Erfolgsgeschichte des unabhängigen mit dem ehemaligen Jugoslawien verbunden Sloweniens unvereinbar. Das Interesse für Ser- sein. […] Wenn ein slowenischer Film Erfolg bien und die Beibehaltung des gemeinsamen haben will, darf er die ,Bosnier’4 und andere Kulturraumes ist für einige leichter im Sinne

39 Schicksalhafter Charme des Südens eines Interesse für etwas, das anders und weit litischen Situation das Land verlassen haben. weg ist, wobei keine Identifikationsgefahr be- Dieser Umstand ist in Slowenien nicht unbe- steht, zu verstehen – mit bizarren Szenen der kannt, und das „Über-den-Kamm-Scheren“ al- Ehrung von Kriegsverbrechern oder mit dem, ler stellt einen bewährten Mechanismus des was auf gewissen Belgrader Flößen passiert, Orientalismus dar. Die unreflektierte Annah- kann man sich nur schwer identifizieren. Dies me solcher Mechanismen, die in der letzten gelingt nur in ungezwungener und ausgelasse- Zeit für die slowenische Gesellschaft charak- ner Urlaubsatmosphäre. All dies passiert weit teristisch sind, lässt sich mit der derzeitigen weg von zu Hause, wo sich das ernste Leben politischen und gesellschaftlichen Situation in abspielt. Zu Hause wartet Europa. „Norma- Slowenien erklären. Wie es scheint, ist gerade le“, europäische, urbane, universell bewertbare die heutige Zeit – mehr als je zuvor – durch Kulturmanifestationen werden dabei logischer- den Mangel an politischem und gesellschaft- weise ignoriert. Der zweite Teil der Antwort lichem Engagement der Kulturschaffenden ge- hängt mit der allgemeinen Kommerzialisie- prägt. Oder ist es nur ein Zufall, dass das Kul- rung der slowenischen Gesellschaft und ihrer turministerium ausgerechnet der Musikgruppe Werte zusammen: Wertvoll und akzeptabel ist Laibach, die man nach internationalen Maß- nur das, was sich verkaufen lässt, und an die- stäben wahrlich als „slowenische Musikiko- sem Punkt enden immer öfter die Diskussio- ne“ bezeichnen kann und die zugleich eine der nen über Qualität und Geschmack6. In einem wenigen slowenischen Musikgruppen ist, de- solchen Diskurs kann man alles relativieren; ren Mitglieder politische Positionen einnehmen die bereits erwähnte „Ceca“ Ražnatović bekam und für bestimmte gesellschaftliche Werte ein- zur Zeit ihres Konzerts in Ljubljana im Mai treten, die Subventionen drastisch kürzte?7 2005 unglaublich viel Raum in den sloweni- schen Medien, sogar im staatlichen Fernsehen, das eigentlich einen Kulturauftrag zu erfüllen hätte. Mit dem ersten Teil der Antwort ist der Umstand verbunden, dass die genannte Sänge- rin sehr häufig als „Ikone der serbischen Mu- sik“ angesehen wird und in den Medien sogar ANMERKUNGEN das Argument auftauchte, dass ihr Konzert in 1 Gerade wegen der gemeinsamen Geschichte im Vielvölkerstaat Jugoslawien zählt die Historikerin Maria Todorova Slowenien zu einem Teil des Balkans. der slowenischen Metropole gezeigt habe, dass Man könne nämlich „die Geschichte des Balkans im 20. Jahrhundert nicht die Slowenen auch an die Kulturbedürfnisse richtig darstellen, wenn man das Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens nicht als eine Einheit betrachtet“ (vgl. Maria Todorova, Intoduction: Learning der zahlreichen in Slowenien lebenden Serben Memory, Remembering Identity, in: Maria Todorova (Hg.), Balkan Identities, Nation and Memory. New York 2004, S. 13. denken. Ein Argument, das viele Serben in Slo- 2 Mladina, 5.1.2004. 3 Schauspieler aus Sarajevo, der schon viele Jahre in Ljubljana lebt und wenien (einschließlich der Autorin dieses Ar- der im ehemaligen Jugoslawien wegen seiner Rolle in der legendären TV- tikels) als sehr beleidigend empfanden, da für Serie aus den 80-er Jahren Top lista nadrealista (Topliste des Surrealisten) bekannt ist und auch Mitglied der Rock-Gruppe Bombaj štampa war. diese Menschen sowohl „Ceca“ Ražnatović, 4 Sammelbegriff für alle Bewohner südlich des Flusses Kolpa. 5 Auf Slowenisch južnjaki: Bezeichnug für die Bewohner der südlichen ihr Ehemann wie auch ihre Musik das be- ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken. 6 Dies kam z. B. in der Diskussion über die slowenische Turbofolkmusik in der zeichndste Symbol für das Miloševič-Regime Sendung „Trenja“ (POP TV) am 3.2.2005 zum Ausdruck. sind und viele Serben wegen der damaligen po- 7 Vgl. Öffentlichkeitserklärung der Musikgruppe Laibach anlässlich der Klageerhebung gegenüber dem Staat Slowenien in der Zeitschrift RockOnNet (www.rockonnet.com/clanek.php?id=2&article=2930), 11.3.2005.

40 Zeit der Übergänge in Europa

Zeit der Übergänge in Europa Ein Thesenpapier

� Text: Wolfgang Petritsch

Das nachfolgend wiedergegebene Thesenpapier wurde für den Pfingstdialog auf Schloss Seggau (11. bis 14. Mai 2005) vorbereitet und im Rahmen des Forums Politik am 12. Mai – also noch vor der Ablehnung des EU-Verfassungsvertrages durch Frankreich und die Niederlande – präsentiert.

Der Titel des Forums Politik „Zeit der Übergänge in Europa“ drückt die vorherrschende euro- päische Befindlichkeit treffend aus. Europa befindet sich in der Tat in einer Phase der Übergänge – „Übergang“ im Singular wäre zu wenig, um den widersprüchlichen Zustand des Kontinents zu beschreiben; ein Blick zu unseren Nachbarn genügt: Vor genau einem Jahr hat die EU ihre bislang größte Erweiterung erfahren. Zehn neue Staaten, darunter unsere östlichen, nördlichen und süd- lichen Nachbarn, sind der Union beigetreten. Vor wenigen Tagen (am 25. April) haben Bulgarien und Rumänien in Brüssel ihre Beitrittsverträge unterschrieben, beide sollen voraussichtlich 2007 beitreten. Kroatien wird derzeit noch von einem General – den in seiner Heimat viele immer noch für einen Helden halten, der jedoch vom Haager Tribunal der Kriegsverbrechen bezichtigt wird – vom Verhandlungsbeginn abgehalten; die europäische Ampel steht dort derzeit auf „gelb“.

„Wie geht es weiter?“ lautet die Titel-Frage. Um einigermaßen treffsicher die Frage nach der zu- künftigen Entwicklung Europas beantworten zu können, muss nach dem „Woher kommen wir?“ und „Wo stehen wir heute?“ geforscht werden. Eines steht fest: Die Europäische Union präsentiert sich in diesen Tagen nicht in bester Verfassung. Wenn es in diesem Europa überhaupt zu einem die nationalen Grenzen überschreitenden öffentlichen Diskurs kommt, dann – fast ausschließlich – über negativ besetzte Themen. Was sind im Augenblick die dominanten „europäischen“ Themen? • Das drohende „Nein“ der Franzosen zur EU-Verfassung und die Suche nach einem „Plan B“, • Arbeitsplätze, die ostwärts wandern (wobei der „Osten“ immer öfter in China oder Indien liegt), • der Euro als „Teuro“, • „grenzenlose“ Kriminalität,

41 Zeit der Übergänge in Europa

• illegale Arbeitskräfte, zunehmender Migra- und Probleme, mit denen das europäische Ei- tionsdruck, nigungsprojekt konfrontiert ist, dürfen keines- • das Versagen „der EU“ oder „Brüssels“ ange- falls klein geredet werden – sie sind sowohl en- sichts rasanter Globalisierung dogener als auch exogener Natur. • und natürlich das Thema „Türkei“. Die EU befindet sich in einer „Transformati- Diese Stichworte verweisen auf ein diffuses onskrise“. Unbehagen – eine EU-Skepsis – weiter Bevöl- • Die EU-Verfassung ist Chiffre und Syno- kerungskreise, das sich im Stimmverhalten bei nym für den Anfang vom Ende des euro- europäischen Urnengängen (und immer öfter päischen Nationalstaates, der ohnehin be- auch bei lokalen Wahlen) manifestiert. reits viele seiner Funktionen eingebüßt hat. Die Verfassung schafft etwa mit dem Amt Europa ist in Europa nicht beliebt. Auch in des Präsidenten und des Außenministers Österreich ist die EU-Begeisterung an einem erstmals eine sichtbare EU-Repräsentanz; neuerlichen Tiefpunkt angelangt, die europä- das aufgewertete EU-Parlament würde in ische Identität ist so schwach ausgeprägt wie zunehmenden Maße gemeinsam mit der seit zehn Jahren nicht. Nur 30 Prozent sehen Staatenvertretung im Rat über die euro- die EU als eine gute Sache an – bloß im tradi- päischen Gesetze entscheiden. Schließlich tionell EU-abgewandten Großbritannien gibt sieht die europäische Verfassung die längst es mit 29 Prozent noch weniger Zustimmung. überfällige Vereinfachung der komplexen Die Negativwahrnehmung der EU erreicht innereuropäischen Entscheidungsabläufe derzeit europaweit neue Höhepunkte, obgleich vor. Das mit 350 Seiten voluminös ausge- es Entwicklungen gibt, die (gerade aus öster- fallene Dokument signalisiert sowohl ef- reichischer Sicht) zweifellos die Bezeichnung fizientere Entscheidungsregeln für die EU- „historisch“ verdienen. Institutionen als auch mehr Einfluss der Denn: Die jüngste Erweiterung um acht zen- Bürger und des EU-Parlamentes; kurz, das tral- und osteuropäische Staaten bedeutet: dringend notwendige demokratische Mehr. • das Ende der Zweiteilung Europas und da- Ob dies europäische Realität wird, ist alles mit andere als sicher. • die „Rückkehr“ Österreichs ins Zentrum • Der institutionalisierte Zwiespalt des euro- des Kontinents; päischen Wirtschafts- und Sozialsystems • die tatsächliche „Erweiterung“ der wirt- zwischen neoliberalem amerikanisch-asi- schaftlichen Möglichkeiten (wird beson- atischem Marktwirtschaftsmodell und ders von Österreichs Klein- und Mittelbe- kontinentaleuropäischem Sozialstaatsmo- trieben und Banken genutzt); dell wurde durch den Beitritt der transat- • vor allem aber bedeutet die jüngste EU-Er- lantisch orientierten osteuropäischen Staa- weiterung die Ausdehnung und Konsolidie- ten dramatisch verstärkt. Ein Kompromiss rung der Sicherheits- und Friedenszone Europa zwischen den beiden Modellen ist wohl Richtung Osten und Südosten. nicht möglich. Allerdings: Die gewaltigen Herausforderungen • Die EU-Kommission, das Instrument der

42 Zeit der Übergänge in Europa

„Vergemeinschaftung“ Europas, tendiert – „kulturellen“ und gesellschaftlichen Be- zu neoliberalen Lösungen – siehe die so ge- dürfnisse, den individuellen Wünschen nannte „Bolkenstein-Direktive“ zur voll- und ideellen Zielen seiner Bürger. Der eu- ständigen Liberalisierung des Dienstleis- ropäische Bürger hat zunehmend das Ge- tungsbereiches (trade in services) – die bei fühl, zum Objekt wirtschaftlicher Inter- EU-Gründern wie Frankreich auf heftige essen geworden zu sein. Gesellschaftliche Ablehnung stoßen. Solidarität und soziale Gerechtigkeit haben • Der Stabilitäts- und Wachstumspakt – hier fol- im politischen Diskurs keinen Platz mehr. ge ich dem Urteil des amerikanischen No- Überhaupt hat die Politik ihre Leitfunktion belpreisträgers Joseph E. Stiglitz – ist ein an „die Wirtschaft“ – wer immer das auch problematisches, weil rigide und mecha- sein mag – abgetreten. Außerdem: Wenn nistisch angelegtes Disziplinierungsinstru- das europäische Projekt auf gemeinsamen ment; die kürzlich erfolgte Reform ist Flick- Wertvorstellungen gründet, dann fehlt werk. dem zusammenwachsenden Kontinent im- • Die Europäische Zentralbank verfolgt unbe- mer noch das kulturelle Bindemittel; denn irrt eine einseitig auf die Eindämmung der europäische Einheit setzt die Berücksich- Inflation ausgerichtete Politik. Dies war bei tigung der kulturellen Vielfalt voraus. Erst der Einführung des Euro notwendig und mit dem Faktor Kultur wird eine „europä- richtig. Die Folgen rigider monetärer Or- ische Öffentlichkeit“ möglich, und man thodoxie haben jedoch die nationalen Re- wird der drohenden De-Legitimierung des gierungen in Form von geringem Wachs- europäischen Projektes und seiner Errun- tum und steigenden Arbeitslosenraten zu genschaften wirksam und nachhaltig ent- tragen; neue Arbeitsplätze sind europaweit gegentreten können. Mangelware. • Was nach den Erweiterungen der vergange- • Nach der Erweiterung drohen die euro- nen zehn Jahre fehlt, ist eine „Erweiterung päischen Steuer- und Sozialsysteme wo- in den Köpfen“ – eine intellektuell-geistige möglich noch weiter auseinander zu klaf- Europäisierung der Bürger jenseits alter und fen (flat tax, „Steuer- und Sozialdumping“, neuer Demarkationslinien. krasse Unterschiede bei Pensionen und an- deren staatlichen Transferzahlungen). Dies „Erweiterung und Vertiefung“ als Erfolgs- belastet die Solidarität der Nettozahler mit strategie? Wenn die EU-Verfassung bei den den auf „light governance“ setzenden ost- bevorstehenden Referenden nicht die erfor- europäischen Nettoempfängern. derliche Zustimmung erhält, ist erstmals die bewährte Strategie „Erweiterung und Vertie- Vor allem aber: fung“ in Frage gestellt. • Das Zusammenwachsen Europas folgt Denn gerade die jüngste Erweiterungsrunde überwiegend ökonomischen Effizienzkri- wurde unter der Voraussetzung verhandelt, terien, der Schaffung eines einheitlichen dass die nun zur Disposition stehende Verfas- Wirtschaftsraumes und weniger der Be- sung dem Fortschritt des Integrationsprozes- rücksichtigung der – im weitesten Sinne ses, der enorm gewachsenen Zahl der Mitglie-

43 Zeit der Übergänge in Europa der und der daraus resultierenden Komplexität, bar. Endlich europäische Themen, könnte um nicht zu sagen „Unregierbarkeit“ Euro- man sagen; grundlegende Fragen, die eine ak- pas, Rechnung trägt. Diese integrationspoliti- tive Öffentlichkeit, und zwar die europäische sche Gleichung – die Dialektik und Paralleli- Öffentlichkeit, benötigen und diese wohl auch tät von Erweiterung und Vertiefung – scheint schaffen werden. nun ernsthaft in Gefahr. Das ist das eigentlich Neue an der gegenwärtigen prekären Situati- Friedensprojekt Europa? Nach innen hat die on. Für unsere Nachbarn in Südosteuropa wä- europäische Integration weiten Teilen des Kon- ren die möglichen Folgen unter Umständen tinentes eine in ihrer Dauer und Produktivität gravierend. Die nächste Erweiterung um Bul- historisch einmalige Friedensperiode beschert. garien und Rumänien wäre zwar nicht gefähr- Die gilt es zu verlängern, auszubauen und aus- det, wohl aber der Zeitpunkt des Beitrittes. Für zudehnen. Aber wie? Kroatien bedeutete ein Nein Frankreichs wohl Die EU ist zum „Global Player“ geworden, und eine zusätzliche Verzögerung des Verhand- das in einer unübersichtlich gewordenen Welt lungsbeginnes. In weiterer Folge müssten die mit neuartigen Bedrohungen, Ungewisshei- restlichen Staaten des „Westbalkans“ – ohne- ten und Herausforderungen. Im Gefolge von hin belastet mit der Lösung der „Statusfragen“ 9/11 und dem von den USA erklärten „Krieg – noch länger im Wartesaal verbringen; eine gegen den Terror“ rüstet das „Friedensprojekt bedauerliche Perspektive. Europa“ auf. Es bilden sich „Battle Groups“ Hier gilt es, gemeinsame europäische Antwor- und „Schnelle Eingreiftruppen“, die „Verlege- ten zu formulieren und „Kollateralschäden“ so fähigkeit“ von europäischen Truppen ist kon- klein wie möglich zu halten; im Hinblick auf zeptionell aufbereitet, „Transportkapazitäten“ die EU-Präsidentschaft keine geringe Heraus- werden als dringend notwendig erachtet; eine forderung für Österreich. etwas verschämt als Europäische Verteidigungsa- gentur bezeichnete Einrichtung ist im Aufbau; Zeit der Übergänge? Der Versuch, vier Fra- ihre Aufgaben umfassen explizit aber auch gezeichen aufzustellen. Europa Grenzen-los? „Ermittlung des operativen Bedarfs“ und die Was in den fünfziger Jahren des vorigen Jahr- „Rüstung“. hunderts als westeuropäisches Projekt begann, Dies kontrastiert mit einem sich ausbreitenden sich aber bereits damals „europäisch” nannte, Gefühl der Skepsis gegenüber militärischen Lö- erweiterte sich in alle europäischen Himmels- sungen, wie es etwa in den europaweiten De- richtungen, um schließlich vor einem Jahr die monstrationen vom Feber 2003 gegen den Irak- vom Kalten Krieg gezogene Demarkations- krieg spontan zum Ausdruck gebracht worden linie zu überschreiten. Nun ist der Südosten ist. Jürgen Habermas und Jacques Derrida ha- an der Reihe – und mit der Türkei sind Fragen ben diese Friedensmanifestationen als „Signal zu Geographie und Grenzen des Kontinentes, für die Geburt einer europäischen Öffentlich- aber auch der längst überfällige Diskurs über keit“ gedeutet. In der Tat sind damals Milli- die geistigen Grundlagen und Identität(en) Eu- onen Europäer für eine friedliche Lösung auf ropas, Grundsatzfragen der Zukunft des Eini- die Straße gegangen – oftmals gegen die politi- gungsprojektes, nicht mehr länger aufschieb- schen Intentionen ihrer eigenen Regierungen.

44 Zeit der Übergänge in Europa

Bürger haben den Slogan vom „Friedenspro- Europa als Wirtschafts- und Sozialunion? jekt Europa“ wörtlich genommen; eine verta- Die radikale Vision des friedlichen Zusammen- ne Chance für einen möglichen alternativen lebens der Völker und Nationen Europas nach Gesellschaftsentwurf und für die Stärkung der dem Zeitalter der „europäischen Bürgerkriege“ europäischen Gemeinsamkeit und gemeinsa- begann mit der pragmatischen Verknüpfung mer Werte. Denn eher früher als später wird der beiden damals noch kriegswichtigen Grund- sich Europa zu entscheiden haben, wo es als stoffe Kohle und Stahl (Europäische Gemeinschaft „Global Player“ zwischen den Extrempositi- für Kohle und Stahl – EGKS); dies führte zur Eu- onen der US-Militarisierung der Außen- und ropäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und Sicherheitspolitik und einer – kurzfristig unre- schließlich zur Europäischen Union. alistischen – pazifistischen Position seine Rol- Das europäische Wirtschaftsmodell der sozi- le sieht. Dazwischen aber liegt das weite Feld alen Marktwirtschaft, die traditionelle Rolle von militärischer „hard power“ und den jetzt des Staates, stieß noch in den achtziger Jah- schon erfolgreich angewendeten europäischen ren des vorigen Jahrhunderts auf breite politi- „soft power“- Bereichen. Wo und wie sich Eur- sche und gesellschaftliche Unterstützung. Die opa im 21. Jahrhundert in der globalen Sicher- Unterschiede wirtschaftspolitischer Praxis in heitspolitik und ihres praktischen Einsatzes (West)Europa waren gradueller Natur. positionieren wird, sollte eigentlich schon heu- Das europäische Sozialmodell – „Sozialstaat“, te eine kritische europäische Öffentlichkeit in- „soziale Marktwirtschaft“ oder wie immer die teressieren. Bezeichnungen des „Grand Bargain“ zwischen Weiter bemerkenswert: Die traditionellen par- Arbeitgebern und Arbeitnehmern lauteten teipolitischen Muster befinden sich im euro- – hatte sich als Gegenentwurf zum Kommu- päischen Kontext in Auflösung: Konservative, nismus erfolgreich erwiesen und den europä- Liberale und Sozialdemokraten stehen etwa in ischen Einigungsprozess beschleunigt. Die der Irak-Frage sowohl auf derselben als auch auf Quadratur des Kreises schien gelungen, demo- der gegnerischen Seite. Die Namen Blair und kratische Freiheit und sozioökonomische Si- Berlusconi, Chirac und Schröder bezeichnen cherheit erreicht. eine neue europäische Entwicklung. Das tradi- Mit Ausnahme der anglo-amerikanischen tionelle Links-Rechts-Schema des 20. Jahrhun- Variante Thatchers, die von Blairs „Drittem derts hat seine Ausschließlichkeit eingebüßt. Weg“ großteils übernommen wurde, hat sich So verlief etwa die politische Konfliktlinie in in Europa erst im Zuge der Globalisierungs- der Irak-Frage tendenziell zwischen dem west- debatte seit den frühen neunziger Jahren eine lichen „Alt-Europa“ und dem östlichen „Neu- neue gesellschaftliche Konkurrenzsituation – Europa“. Die Zustimmung für militärische sozusagen eine „innerwestliche“ – entwickelt. Lösungen (und damit für den momentanen Das neoliberale Gesellschaftsmodell stellt das US-Kurs) ist im ehemaligen kommunistischen traditionelle europäische Wirtschafts- und So- Bereich der EU größer als im westlichen Teil. zialmodell in Frage. Die neuen europäischen Dies bedeutet eine weitere potentielle Kon- Instrumente – Stabilitäts- und Wachstumspakt, fliktlinie für eine gemeinsame europäische Si- Europäische Zentralbank, Lissabon-Agenda – stel- cherheits- und Friedenspolitik. len sich als unflexibel, einseitig auf Inflations-

45 Zeit der Übergänge in Europa — Čas prehodov v Evropi bekämpfung ausgerichtet oder schlicht als wirtschaftlicher Zuwachsraten und ständigen unrealistisch heraus. Sie geben keine wachs- Ausbaus des Wohlfahrtsstaates ohne größere tumspolitische Antwort auf die spezifischen Probleme. Mangelnde demokratische Legiti- europäischen Herausforderungen (wie etwa mation wurde durch wirtschaftliche Erfolgs- Stand und Zustand der europäischen Eini- bilanzen zum Wohle breiter Bevölkerungskrei- gung; demographische Trends, u. a.). Die Zu- se scheinbar wettgemacht. Heute ist in Europa stimmung zur Europäischen Union, die immer vieles anders. Die „Zeit der Übergänge“ gilt in noch für steigenden Wohlstand steht, nimmt besonderem Maße für die überfällige Verbrei- weiter ab. Politische Reformen und Korrektu- terung der europäischen Legitimationsbasis. ren im Sinne einer effizienten Reform – nicht Abschaffung – des bewährten europäischen Wie aber geht es weiter? Die neue Qualität Modells, lahmen. Wohl auch deshalb, weil es Europas, für die eine Verfassung ein Signal keine Verständigung über das „Nachfolgemo- wäre, verlangt aber auch, dass die Union aus dell“ gibt: Soll es das amerikanisch-asiatische den Bürotürmen des Elitenprojektes tritt und sein oder ein reformiertes europäisches Sozi- sich um eine breite demokratische Legitimie- alstaatsmodell? Solange es jedoch über diese rung bemüht. Die Union muss sich daher zu Frage keine grundlegende Verständigung gibt, einem von der Mehrheit seiner Bürger mitbe- solange werden Projekte wie eine „europäische stimmten und aktiv unterstützten demokrati- Verfassung“, die diesen Namen auch verdient, schen und sozialen Europa wandeln. den Keim des Scheiterns in sich tragen. Die gegenwärtige Krise kann aber auch als Chance zur gründlichen Neuorientierung des Čas prehodov v Evropi europäischen Einigungsprojektes verstanden werden. Ta tezni spis je bil pripravljen za Pfingstdialog – Binkoštni dialog na gradu Seggau (11. do 14. Europa als Elitenprojekt? Europa ist nicht von maja 2005) in predstavljen v okviru „Foruma „unten“ gewachsen. Es waren einige beherzte politike“ dne 12. maja – torej še pred zavrnitvijo Visionäre – Monet, Schumann, auch De Gaulle Evropske ustave pogodbe s strani Francije in und Adenauer – die dem Kriegskontinent eine Nizozemske. radikal andere politische Entwicklung als Vi- sion mit auf den Weg aus den Trümmern des Naslov „Foruma politike“ ČAS PREHODOV Zweiten Weltkrieges gegeben hatten. Der auf V EVROPI točno izraža prevladujočo evropsko „bloß“ wirtschaftliche Einigung der entwickel- razpoloženost. Evropa se dejansko nahaja v fazi ten Industriestaaten Westeuropas beschränk- prehodov – „prehod“ v ednini bi bil premalo, te Integrationsprozess hatte damit von vorne da bi opisal protislovno stanje kontinenta; že herein gute Chancen auf Erfolg; der demokra- en pogled do naših sosedov zadostuje: Pred tischen Legitimation, einer Massenbasis sozu- točno enim letom je EU doživela do sedaj svojo sagen, bedurfte es die längste Zeit nicht; Eu- največjo širitev. Deset novih držav, med drugimi ropa war das Projekt der politischen Eliten so v EU pristopili naši vzhodni, severni in južni schlechthin. Diese Linie blieb in Zeiten hoher sosedi. Pred nekaj dnevi (25. aprila) sta Bolgarija

46 Čas prehodov v Evropi in Romunija v Bruslju podpisali svoji pristopni Evropa v Evropi ni priljubljena. Tudi v izjavi, obe naj bi pristopili predvidoma leta Avstriji je EU-navdušenje nedavno prispelo 2007. Hrvaško trenutno zadržuje pred začetki na najnižjo točko, evropska identiteta je tako pogajanj še general – katerega imajo v domovini šibko oblikovana, kot ni bila zadnjih deset let. še zmeraj mnogi za junaka, čeprav ga je Haaški Samo 30 odstotkov vidi EU kot dobro stvar tribunal obtožil vojnih zločinov. Evropski – samo tradicionalno EU-odbijajoča Velika semafor torej kaže „rumeno“. Britanija ocenjuje nekoliko slabše, namreč z 29 odstotki. Kako bo šlo naprej? se glasi vprašanje iz Negativno zaznavanje EU je doseglo trenutno naslova. Da bi kolikor lahko toliko točno po vsej Evropi nov padec, čeprav obstajajo odgovorili na vprašanje bodočega razvoja razvoji, ki (prav z avstrijskega stališča) Evrope, moramo raziskati „od kod prihajamo nedvomno zaslužijo oznako “zgodovinski”. mi?“ in „kje stojimo danes?“. Kajti: najmlajša razširitev pomeni razširitev za Nekaj je zagotovo: Evropska unija se v teh osem centralnoevropskih in vzhodnoevropskih dneh ne predstavlja najbolje. držav, Če v tej Evropi sploh pride do javnega diskurza • konec delitve Evrope in s tem preko nacionalnih meja, potem – skoraj • „vrnitev“ Avstrije v center kontinenta izključno – preko negativno ovrednotenih • dejansko „razširitev“ gospodarskih tem. možnosti (korist imajo posebno avstrijska Kaj so v tem trenutku dominantne „evropske“ mala in srednja podjetja ter banke) teme? • predvsem pa pomeni najmlajša širitev EU • Grozilni francoski „ne“ k Evropski ustavi in raztezanje in konsolidacijo varnostnih in iskanje po nekem planu B mirovnih con Evrope v smeri vzhoda in • delovna mesta, ki potujejo proti vzhodu jugovzhoda. (pri čemer leži „vzhod“ zmeraj pogosteje na Kitajskem ali v Indiji) Seveda: velikanski izzivi in problemi, s • evro je „drag“ katerimi je konfrontiran evropski združitveni • „brezmejna“ kriminaliteta projekt, ne smejo biti pisani z malo – so tako • ilegalne delovne sile, naraščajoč migracijski endogene kot tudi eksogene narave. pritisk • neuspeh „EU“ ali „Bruslja“ spričo bliskovite EU se nahaja v „transformacijski krizi“. globalizacije • EU-ustava je šifra in sinonim za začetek • in seveda tema „Turčija“. in konec evropskih nacionalnih držav, katere so tako in tako izgubile že veliko Te iztočnice opozarjajo na difuzno nelagodje svojih funkcij. Ustava ustvarja s funkcijo – EU-skepso – velikih krogov prebivalstva, predsednika in zunanjim ministrom prvič ki se manifestirajo v volilnem obnašanju ob vidno predstavništvo EU; postopno bo prišlo evropskih volitvah (vse pogosteje tudi pri do povzdignjene vrednosti EU-parlamenta lokalnih volitvah). in Sveta državnih predstavnikov, ki bodo odločali o evropskih zakonih. Končno

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predvideva evropska ustava že davno v celotni evropski skupnosti blago, ki ga zakasnelo poenostavitev kompleksnih primanjkuje. notranje-evropskih odločitvenih potekov. • Po razširitvi grozi evropskemu davčnemu 350 strani dolg, voluminozen in nenavaden in socialnemu sistemu verjetno še naprej dokument signalizira tako učinkovitejša zijanje vsaksebi (flat tax, „davčni in socialni odločitvena pravila za EU-institucije kot tudi dumping“, drastične razlike pri rentah in večji vpliv državljanov in EU-parlamenta; pokojninah ter drugih državnih transfernih na kratko, nujno potreben demokratični plačilih). To obremenjuje solidarnost neto Več. Ali bo to postala evropska realiteta, je plačnikov s tako imenovanimi „light vse prej kot gotovo. governance“ evropskimi neto prejemniki. • Institucionalizirano neskladje evropskega gospodarskega in socialnega Predvsem pa: sistema med neoliberalnim ameriško- • Zraščanje Evrope v eno sledi pretežno azijskim tržnogospodarskim ekonomskim kriterijem učinkovitosti, modelom in kontinentalno-evropskim ustvarjanju enotnega gospodarskega socialnodržavnim modelom se je z prostora; vse manj pa upoštevanju v najširšem vstopom transatlantsko orientiranih smislu „kulturnih“ in družbenih potreb, vzhodnoevropskih držav dramatično individualnih želja in idejnih ciljev svojih povečalo. Kompromis med obema državljanov. Evropski državljan ima vse bolj modeloma bržkone ni možen. občutek, da postaja objekt gospodarskih • EU-komisija, instrument „vseskupne“ interesov. Družbena solidarnost in socialna Evrope, tendira k neoliberalni rešitvi – glej pravičnost nimata več prostora v političnem tako imenovano „Bolkenstein direktivo“ diskurzu. Nasploh je politika svojo vodilno k dokončni liberalizaciji storitvenega funkcijo prepustila „gospodarstvu“ – kdor področja (trade in services) – ki je pri koli že to je. Vrh vsega: če evropski projekt ustanoviteljicah EU, kot je Francija, naletela temelji na skupnih predstavah o vrednotah, na ostro odklonitev. potem manjka zraščajočemu se kontinentu • Pakt stabilnosti in razvoja – tukaj sledim kulturnega veziva; evropska enotnost sodbi ameriškega Nobelovega nagrajenca predpostavlja upoštevanje kulturnih Josepha E. Stiglitzkega – je problematičen, raznolikosti. Šele s faktorjem kulture bo saj je rigidno in mehanistično zasnovan mogoča „evropska javnost“, bo grozeča de- instrument kazenskih ukrepov; pred legitimacija evropskega projekta in njenih kratkim izvedena reforma je krparija. pridobitev učinkovita in bo mogla trajno • Evropska centralna banka neomajno stopiti nasproti. sledi enostransko na inflacijo orientirano • Kar manjka razširitvi preteklih deset-, let, politiko. To je bilo ob vpeljavi evra potrebno je „razširitev v glavah“ – intelektualno- in pravilno. Posledice rigidne monetarne duševna evropeizacija državljanov onstran ortodoksije pa nosijo nacionalne vlade starosti in demarkacijskih linij. v obliki majhne rasti in vzpenjajoče se brezposelnosti; nova delovna mesta so

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„Razširitev IN poglobitev“ kot strategija vrsti vprašanja geografije in meja kontinenta, uspeha? Če EU-ustava ob bližajočem se pa tudi že davno zapadel diskurz o duhovnih referendumu ne prejme potrebne privolitve, je temeljih in identiteti/-ah Evrope, načelnih zanesljiva strategija „razširitve in poglobitve“ vprašanjih prihodnosti združitvenega projekta; prvič postavljena pod vprašaj. vprašanja, katerih se ne da več odrivati. Saj so prav ob najmlajšem razširitvenem krogu … Končno evropske teme, bi lahko rekel izhajali iz predpostavke, da je na razpolago človek, temeljna vprašanja, ki potrebujejo dana ustava koncipirana kot – upoštevajoč aktivno javnost, namreč evropsko javnost, in razvoj integracijskih procesov, enormnega kateri bodo tudi kos. povečanja števila članic in iz tega izhajajoče kompleksnosti – „zmožna upravljanja“ Evrope. Evropa projekt miru? Navznoter je evropska Ta integracijsko-politična računica – dialektika integracija prostranim delom kontinenta v IN vzporednost razširitve in poglobitve – svojem trajanju in produktivnosti naklonila izgleda sedaj resno ogrožena. zgodovinsko enkratno obdobje miru. To velja To je pravzaprav novo pri sedanji neugodni podaljšati, nadgraditi in raztegniti. Ampak situaciji. Za naše sosede v jugovzhodni kako? Evropi bi bile v določenih okoliščinah mogoče EU je postala „global player“, in to v novonastalem posledice hude. Naslednja širitev z Bolgarijo nepreglednem svetu z nevarnostmi novega in Romunijo naj ne bi bila ogrožena, pač pa tipa, negotovostmi in izzivi. V spremstvu z čas njunega pristopa. Za Hrvaško bi pomenil 9/11 in s s strani ZDA napovedano „vojno proti francoski “ne” najbrž dodatno upočasnitev terorizmu“ se je oborožil „Evropski projekt začetka pogajanj. Kot nadaljnja posledica bi miru“. Nastale so „battle groups“ in hitre morale ostale države „zahodnega Balkana“ intervencijske enote, „sposobnost prestavitve“ – že tako obremenjene z rešitvijo „statusnih evropskih enot je bila koncepcionalno vprašanj“ – še dlje časa preživeti v čakalnici, obdelana, „transportne kapacitete“ naj bi bile kar je obžalovanja vredna perspektiva. nujno potrebne; ena nekoliko sramežljiva, Tukaj velja formulirati skupne evropske „Evropska obrambena agentura“ imenovana odgovore in kolikor mogoče držati ustanova, je v gradnji; njene naloge zajemajo „kolateralno škodo“ na vajetih; z ozirom na eksplicitno tudi „odkrivanje operativnih EU-predsedovanje nikakor ne majhen izziv za potreb“ in „oboroževanje“. Avstrijo. To je v kontrastu z razširjajočim se občutkom skepse do vojaških rešitev, kot Čas prehodov? Poskus, postavitve štirih recimo v času spontanih demonstracij po vprašajev. Evropa brez meja? Kar se je v vsej Evropi februarja 2003 proti Iraški vojni. petdesetih letih prejšnjega stoletja začelo kot Jürgen Habermas in Jacques Derrida sta te zahodnoevropski projekt – že takrat se je manifestacije miru tolmačila kot „signal imenoval „evropski“ – in se razširilo na vse za rojstvo evropske javnosti“. Dejansko so evropske strani neba, je končno pred letom dni takrat milijoni Evropejcev za mirno rešitev prekoračil demarkacijsko linijo hladne vojne. odšli na ulice – dostikrat proti političnim Sedaj je na vrsti jugovzhod… in s Turčijo so na nameram njihove lastne vlade. Državljani so

49 Čas prehodov v Evropi slogan Evropa projekt miru vzeli dobesedno; vojaško pomembnih prvin :premoga in jekla zamujena priložnost za možen alternativni (ECCS); to je vodilo k Evropski gospodarski družbeni osnutek in za krepitev evropskih skupnosti (EGS) in končno k Evropski uniji. skupnih potez ter vrednot. Kajti prej kot Evropski gospodarski model socialnega tržnega pozneje se bo Evropa odločala, kje vidi svojo gospodarstva in tradicionalna vloga države vlogo kot „global player“, med ekstremnima sta še v osemdesetih letih prejšnjega stoletja pozicijama militarizacije zunanje in varnostne naletela na široko politično in družbeno politike po vzoru ZDA in neko – kratkoročno podporo. Razlike gospodarsko-politične prakse nerealistično – pacifistično pozicijo. Vmes pa v (zahodni) Evropi so bile gradualne. leži prostrano polje, od vojaškega „hard power“ Evropski socialni model – „socialna država“, in sedaj že uspešno uporabljenih evropskih „socialno tržno gospodarstvo“ ali kakor „soft power“ področij. Kje in kako se bo koli se je že glasila oznaka „Grand Bargain“ pozicionirala Evropa v 21. stoletju v globalni med delodajalci in delojemalci – se je kot varnostni politiki in s svojim praktičnim protiosnutek v primerjavi s komunizmom posredovanjem, bi pravzaprav moralo že danes izkazal za uspešnega in je evropski združitveni zanimati kritično evropsko javnost. proces pospešil. Kvadratura kroga je bila videti Dalje omembe vredno: Tradicionalen uspešna, demokratična svoboda IN socialno- strankarsko-politični vzorec v evropskem ekonomska varnost dosežena. kontekstu je v razkroju: konzervativni, Z izjemo angleško-ameriške variante liberalni in socialni-demokrati stojijo ob Thatcherjeve, katero je Blair s svojo „tretjo potjo“ vprašanju Iraka tako na isti kot tudi na večinoma prevzel, se je v Evropi šele v teku strani opozicije. Imena Blair in Berlusconi, globalizacijske debate iz zgodnjih devetdesetih Chirac in Schröder označujejo nov evropski let razvil nov družbeni konkurenčni položaj razvoj. Tradicionalen levo-desni vzorec 20. – takorekoč „notranje-zahodni“. Neoliberalni stoletja je svojo izključnost zapravil. Tako družbeni model postavlja tradicionalen evropski približno poteka politična konfliktna linija gospodarski in socialni model pod vprašaj. ob vprašanju Iraka tendenčno med zahodno Novi evropski instrumenti – Pakt stabilnosti „staro Evropo“ in vzhodno „novo Evropo“. in rasti, Evropska centralna banka, Lizbonska Privolitev za vojaško rešitev (in s tem trenutno deklaracija – se izkažejo kot nefleksibilni, usmeritev ZDA) je v bivšem komunističnem enostransko usmerjeni k zatiranju inflacije ali območju EU večja kot v zahodnem delu. To končno kot nerealistični. Ne dajejo nobenega pomeni dodatno potenciano konfliktno linijo novega političnega odgovora na specifične za skupno evropsko varnostno in mirovno evropske izzive (kot so položaj in stanje politiko. evropske združitve, demografske tendence itn.). Odobravanje Evropske unije, ki še Evropa kot gospodarska in socialna unija? zmeraj velja za naraščajočo blaginjo, še zmeraj Radikalna vizija miroljubnega skupnega upada. Politične reforme in korekture v smislu življenja ljudstev in narodov Evrope po dobi učinkovite reforme – ne ukinitve – zanesljivega „evropskih državljanskih vojn“ se je začela evropskega modela šepajo. Verjetno tudi zato, s pragmatično povezavo takratnih dveh še ker ne obstaja komunikacija o „naslednjem

50 Čas prehodov v Evropi modelu“: Naj bi to bil ameriško-azijski ali ni potrebovala; Evropa je bila kratko malo reformirani evropski socialnodržavni model? projekt političnih elit. Dokler pa o teh vprašanjih ne bo obstajala Ta linija je ostala v času visoke gospodarske temeljna komunikacija, tako dolgo bodo stopnje rasti in nenehne izgradnje državne projekti kot „evropska ustava“, ki to ime tudi blaginje brez večjih problemov. Pomanjkanje zasluži, v sebi nosili klico neuspeha. Trenutna demokratične legitimacije je bilo skozi kriza pa je lahko tolmačena kot priložnost za gospodarsko bilanco uspeha v korist širših temeljito reorientacijo evropskega združitvenega krogov prebivalstva navidezno nadoknadeno. projekta. Danes je v Evropi veliko drugače. „Čas Evropa kot projekt elit? Evropa ni zrasla „od prehodov“ velja v večini za zapoznelo razširitev spodaj“. Bilo je veliko srčnih vizionarjev – evropske legitimacijske baze. Kako pa bo šlo Monet, Schumann, tudi De Gaulle in Adenauer naprej? Nova kvaliteta Evrope – za katero bi -, ki so vojnemu kontinentu dali radikalno lahko bila ustava signal – pa tudi zahteva, da drugačen političen razvoj kot vizijo na pot Unija izstopi iz pisarniških stolpov elitnega iz ruševin 2. svetovne vojne. Saj na „golo“ projekta in se potrudi za široko demokratično gospodarsko združitev razvitih industrijskih legitimacijo. Unija se mora zatorej spremeniti držav zahodne Evrope omejen integracijski v eno, v katerem soodloča večina državljanov proces je imel že od samega začetka dobre in aktivno podpira demokratično in socialno možnosti za uspeh; demokratična legitimacija, Evropo. masovna baza takorekoč, pa je v zadnjem času

ZUR PERSON – O AVTORJU Wolfgang Petritsch

Der Autor ist österreichischer Vertreter bei den Vereinten Nationen in Genf und war zwischen 1998 und 2002 in verschiedenen EU- und inter- nationalen Funktionen in Südosteuropa tätig. – Avtor je avstrijski predstavnik pri Združenih narodih v Ženevi in je med 1998 in 2002 opravljal različne funkcije EU in mednarodne naloge v jugovzhodni Evropi.

51 Bildgalerie – galerija slik II

Der Steirische Kulturlandesrat Kurt Flecker eröffnet im März 2005 die Ausstellung „Grenzen erzählen“ – Kurt Flecker član deželne vlade za kuturo je marca 2005 otvoril razstavo „Meje pripovedujejo“

Workshopbetrieb im Pavelhaus: Juli 2005, Besuch aus Ungarn – delavnica v Pavlovi hiši: julij 2005, obisk iz Madžarske

52 Die Universität Graz setzt Akzente

Die Universität Graz setzt Akzente Gesamtuniversitärer Schwerpunkt „Südöstliches Europa“

� Text: Roberta Maierhofer

Seit Jahrzehnten ist die Universität Graz in vielfältiger Weise mit den Regionen des südöstlichen Europas durch intensive Zusammenarbeit verbunden. Es handelt sich dabei um einen weiten Bogen von Partnerschaften, in deren Rahmen verschiedene Zielsetzungen in Wissenschaft, Forschung, Ausbildung und Wirtschaft verfolgt werden. Ihre traditionelle Rolle in diesem Raum hat die Uni- versität seit den politischen Veränderungen und angesichts der wachsenden politischen und wirt- schaftlichen Perspektiven gefestigt und dazu genutzt, an der Entwicklung des gemeinsamen euro- päischen Bildungsraums maßgeblich mitzuwirken. In der Kooperation mit Südosteuropa stärkt die Universität Graz nicht nur ihre regionale Vernet- zung und die gesamteuropäische Dimension ihrer Identität als Bildungsinstitution. Diese Schwer- punktsetzung bedeutet eine Steigerung der Attraktivität sowohl der Universität Graz als auch des Wissenschaftsstandortes Graz im Rahmen transatlantischer internationaler Kooperationen. Im Vizerektorat für Internationale Beziehungen der Universität Graz wurde bereits im Jahre 2000 ein gesamtuniversitärer Schwerpunkt Südöstliches Europa als profilbildender Kern des Universitäts- entwicklungskonzeptes definiert und stellt im Entwicklungsplan der Universität eines der ent- scheidenden strategischen Konzepte dar, um die zahlreichen Aktivitäten zu bündeln und besser koordinieren zu können. Seither entstand eine Vielzahl neuer Programme und Kooperationen, die dem wachsenden Inter- esse sowohl seitens der Studierenden, Lehrenden und Forscher/innen der Universität Graz als auch der Partnerinstitutionen, aber auch der Universität Graz und ihrer Partneruniversitäten als Insti- tutionen Rechnung tragen. Der Bogen der gemeinsamen Aktivitäten spannt sich über Forschungs- schwerpunkte an den einzelnen Fakultäten bis hin zu gesamtuniversitären Partnerschaften, Netz- werk- und Projektbeteiligungen. Vergleicht man die Mobilitätszahlen der letzten Studienjahre, so ergibt sich ein Bild, das der Strate- gie der Universität Graz Recht gibt. Mehr und mehr Grazer Studierende entscheiden sich für einen Studienaufenthalt an einer südosteuropäischen Partnerinstitution. In gemeinsamen Aktivitäten mit dem südöstlichen Europa im Rahmen von Netzwerken (Coimbra Group, Utrecht Network, ARGE Alpe Adria, Donaurektorenkonferenz) sowie Programmen wie TEM-

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PUS (Trans- European Mobility Programme ber hinaus als ihre Aufgabe, als „Lebenspart- for University Studies), CEEPUS (Central Eu- nerin“ die Schwerpunktsetzung „Südöstliches ropean Exchange Program for University Stu- Europa“ der breiten Öffentlichkeit zugäng- dies), MOEL-Plus (Mittel- und Osteuropäi- lich zu machen, wie sie es ab Wintersemester sche Länder) etc. bemüht sich die Universität 2005/2006 mit der überfakultären Vortragsrei- Graz, dem steigenden Interesse an Kooperatio- he „SOE-Akademie“ vorhat. nen mit dieser für den Bildungsstandort Graz Dass es sich nicht nur um eine strategische außerordentlich wichtigen Region gerecht zu Schwerpunktsetzung der Universität Graz werden. handelt, sondern diese von der Region mit gro- Darüber hinaus wurden an der Universität Graz ßer Überzeugung mitgetragen wird, beweist zahlreiche Schwerpunktprogramme ins Leben die Unterstützung zweier wegweisender Pro- gerufen, wie etwa die Stipendienprogramme jekte durch den Zukunftsfonds Steiermark. In mit den Universitäten Zagreb/Kroatien und konsequenter Weiterentwicklung der bereits Niš/Serbien sowie das Abschluss-Stipendium, geleisteten Arbeit dokumentieren die Projek- mit dem das Vizerektorat für Internationale Bezie- te das ernsthafte Bemühen der Universität hungen zahlreiche Studierende aus Nicht-EU/ Graz, die im Entwicklungsplan verankerte EWR-Ländern beim Abschluss ihres Diplom-, Profilsetzung umzusetzen und über die Uni- Lehramts- oder Dissertationsstudiums an der versitäten hinaus, nachhaltig gesellschaftliche, Universität Graz unterstützen konnte, wobei wirtschaftliche und politische Wirkung zu er- mehr als 80% der Stipendien an Studierende zielen. aus Südosteuropa vergeben wurden. Die Umsetzung des ersten Projektes „Die Gemeinsam mit der Kommission der Europäischen Steiermark – Internationaler Qualifizierungs- Bischofskonferenzen bei der Europäischen Union standort für Südosteuropa-Kompetenz“ (COMECE) und der Diözese Graz-Seckau ent- (http://international.uni-graz.at/soe) berück- wickelt die Universität Graz zurzeit die Som- sichtigt wirtschaftliche, wissenschaftliche und meruniversität Seggau (Beginn: 2006) mit dem kulturelle Gesichtspunkte gleichermaßen und Ziel der Profilierung künftiger Führungskräfte stellt einen Meilenstein auf dem Weg der Uni- für Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Wissen- versität Graz zu einem gesamtuniversitären schaft und Religion. Interdisziplinäre Begeg- Kompetenzzentrum dar. Ziel dieses über den nung und Zusammenarbeit zwischen Lehren- Zukunftsfonds Steiermark geförderten Projektes den und Studierenden mit den Schwerpunkten ist es, die Nachhaltigkeit des bisher Erreichten Ost- und Südosteuropa stehen dabei ebenso im für die Region zu festigen und in Zusammen- Mittelpunkt des 14-tägigen Programmes wie arbeit mit Partnerinstitutionen aus dem süd- das Aufzeigen kultur- und geistesgeschichtli- östlichen Europa die Kooperation wesentlich cher Dimensionen der aktuellen europäischen auszubauen und damit die Annäherung der Integration. Bildungslandschaften voranzutreiben. Die the- Bietet sich mit all den erwähnten Program- matische Bandbreite der Projekte umfasst: men vorrangig Lehrenden und Studierenden • Menschenrechte und wirtschaftliche Zu- die Möglichkeit, ihre Fachkenntnisse zu erwei- sammenarbeit in Südosteuropa tern, so versteht es die Universität Graz darü- • Südosteuropa-Forschungsprojekt

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• Südosteuropa-Symposium dererseits wird im Sinne einer gesamteuropä- • Südosteuropa-Sommerakademie ischen Integration „Europa“ die Möglichkeit • Kompetenzzentrum Südosteuropa geboten, sich erweitert zu verstehen. • Datenbank Wirtschaft – Recht – Umwelt Die Zusammenarbeit mit den Universitäten in Südosteuropa Ljubljana (Slowenien) und Cluj (Rumänien) • Regional Policies in Europe im Rahmen des Teilprojektes Südosteuropäische • Übersetzer- und Dolmetscherausbildung Geschichte ist nur einer von vielen Bereichen, Deutsch – Albanisch in Graz und Shkodër in denen die Universität Graz erfolgreich mit • Historische Anthropologie im südöstlichen Partnerinstitutionen aus dem südöstlichen Eu- Europa ropa an der Annäherung beider Bildungsräume • International Short Course SEE-HEAD und der gemeinsamen Umsetzung des Bologna- • Master of Medical Sciences Alpe-Adria Prozesses zusammenarbeitet. Das Projekt zielt • Studierendenaustauschprojekt mit südeu- u. a. auch auf verstärkte gemeinsame Quali- ropäischen Universitäten tätssicherung sowie gegenseitige Anerkennung Mit einem zweiten Projektantrag legt die Uni- akademischer Grade und Qualifikationen ab. versität Graz den Grundstein für eine einzigar- Langjährige erfolgreiche Zusammenarbeit ver- tige Innovation in der steirischen Bildungsland- bindet die Universität Graz mit ihren Partne- schaft: Im Rahmen des Zukunftsfonds-Projektes rinstitutionen in Slowenien, den Universitä- Joint Degrees (http://international.uni-graz.at/ ten Ljubljana (Univerza v Ljubljani), Maribor jd/) erarbeitet die Universität Graz sechs For- (Univerza v Mariboru), mit denen bereits seit schungsprojekte. Es handelt sich hiebei um 1990 bzw. 1992 gesamtuniversitäre Partner- ein von mehreren Universitäten gemeinsam schaften und weitere zahlreiche bilaterale Ab- geplantes Studium auf „Bologna-Magister/ kommen bestehen. Magistra-Ebene“, bei dem mehrere Partnerin- Über bilaterale Kooperationen hinaus sind die stitutionen als multinationale Konsortien ge- Universitäten Graz und Ljubljana auch im Rah- meinsame Curricula entwickeln. men des UTRECHT Network aktiv. So findet Vor allem die Stärkung der europäischen Di- alljährlich eine Summer School des Netzwer- mension des Studiums und die Erhöhung der kes in Ljubljana statt, an dem zahlreiche Stu- Attraktivität des Europäischen Bildungsraums dierende der Universität Graz teilnehmen und stehen dabei im Mittelpunkt. Mit dem Joint Lehrende an der Programmgestaltung mitwir- Degree in Südosteuropäischer Geschichte sowie ken. Beide Universitäten gestalten gemeinsam der Beteiligung südosteuropäischer Universitä- im Steering Committee des UTRECHT Network ten an einigen der fünf weiteren Programme die Schwerpunkte des Netzwerkes mit. (Jüdische Studien, Frauen- und Geschlechter- Eine einzigartige Form der Zusammenarbeit forschung, Umweltsystemwissenschaften, Al- fanden die Universitäten Graz und Maribor pen-Adria Joint Degree in Amerikanistik/An- im Rahmen des Gemeinsamen Hörsaals Mari- glistik und Lateinamerika-Studien) bietet sich bor: Studierende beider Universitäten besuch- die Universität Graz einmal mehr als Brücke in ten Lehrveranstaltungen an der jeweiligen vielerlei Hinsicht an: Einerseits wird für Öster- Partneruniversität, die automatisch an der reich der Weg nach Südosteuropa geöffnet, an- Heimatuniversität anerkannt wurden. Studie-

55 Univerza Gradec postavlja poudarke renden aller Fakultäten sowohl aus Graz wie njene identitete kot izobraževalne ustanove. auch aus Maribor bot sich so die Möglichkeit, Težišče pomeni stopnjevanje atraktivnosti vom Studienangebot beider Universitäten zu tako Univerze Gradec kot tudi znanstvenega profitierten. Die Wirtschaftskammer Steiermark središča Gradec v okviru transatlantskih unterstützte dieses Programm durch die Über- mednarodnih sodelovanj. V uradu rektorjevega nahme der Reisekosten. namestnika za mednarodne odnose Univerze Dies sind nur einige Beispiele von vielen, die Gradec so že leta 2000 definirali skupno verdeutlichen, wie es der Universität Graz ge- univerzitetno težišče „Jugovzhodna Evropa“ lingt, mit ihrer Schwerpunktsetzung einen kot profil izobraževanja, jedro univerzitetnega Mehrwert nicht nur für die Institution, son- razvojnega koncepta in predstavlja v dern für die gesamten Region zu schaffen. izobraževalnem planu Univerze odločilen In Zusammenarbeit mit unseren langjähri- strateški koncept, namenjen boljši povezanosti gen verlässlichen Partnerinstitutionen wird die in koordinaciji številnih aktivnosti. Universität Graz auch weiterhin eine aktive Od takrat je nastalo veliko število novih Rolle in der regionalen wie internationalen Bil- programov in kooperacij, ki upoštevajo dungslandschaft spielen. naraščajoč interes tako študentov, profesorjev in raziskovalcev Univerze Gradec, kot tudi partnerskih institucij, pa tudi Univerzo Gradec Univerza Gradec postavlja in njene partnerske univerze kot institucije. Lok poudarke skupnih aktivnosti se razteza od raziskovalnih težišč posameznih fakultet do skupnih Skupno univerzitetno težišče univerzitetnih partnerstev, povezovanj in „Jugovzhodna Evropa“ udeležb pri projektih. Primerjava (statistik) mobilnosti zadnjih študijskih let daje sliko, ki potrjuje strategijo Že desetletja je univerza v Gradcu na veliko Univerze Gradec. Zmeraj več graških študentov načinov in v intenzivnem sodelovanju se odloča za študijsko bivanje [izmenjavo] na povezana z regijami Jugovzhodne Evrope. kateri od jugovzhodnih partnerskih institucij. Gre za obširen lok partnerstev, v katerega S skupnimi aktivnostmi z Jugovzhodno okviru sledi ciljem znanosti, raziskovanja, Evropo v okviru povezovanj (Coimbra izobraževanja in gospodarstva. To tradicionalno Group, Utrecht Network, ARGE Alpe Adria, pozicijo je Univerza, odkar je prišlo do Donaurektorenkonferenz – Rektorska političnih sprememb in spričo naraščajočih konferenca Donava), kot tudi s programi političnih in gospodarskih perspektiv v tem TEMPUS (Trans- European Mobility prostoru, utrdila in uporabila za odločilno Programme for University Studies), CEEPUS sodelovanje pri razvoju skupnega evropskega (Central European Exchange Program for izobraževalnega okvira. University Studies), MOEL-Plus (Mittel- und V kooperaciji z „Jugovzhodno Evropo“ Osteuropäische Länder) itn., se Univerza krepi Univerza Gradec ne le regionalno Gradec trudi, zadostiti naraščajoči interes za prepletenost in vseevropsko dimenzijo sodelovanje z regijo, ki je za izobraževalno

56 Univerza Gradec postavlja poudarke središče Gradec osrednjega pomena. Še več, dela dokumentirajo projekti resna prizadevanja na Univerzi Gradec so priklicali v življenje Univerze Gradec, ki uresničujejo v razvojnih programe in težiščna področja, kot recimo načrtih določene odločitve o profilu in tako štipendijske programe z univerzama Zagreb/ tudi skozi univerzitetno dejavnost dosegajo Hrvaška in Niš/Srbija, kot tudi štipendijo za trajno družbeno, gospodarsko in politično zaključek študija, s katero urad namestnika delovanje. za internacionalne odnose podpira številne Izvedba prvega projekta „Štajerska – študente/ke, ki niso iz dežel EU/EWR, pri mednarodno kvalifikacijsko mesto za zaključku njihove diplome, zaključnem izpitu kopmpetenco Jugovzhodne Evrope“ (http:// ali dizertaciji na Univerzi Gradec, pri čemer international.uni-graz.at/soe) upošteva v enaki je bilo več kot 80 % štipendij dodeljenih meri gospodarske, znanstvene in kulturne študentom/kam iz Jugovzhodne Evrope. vidike ter predstavlja enega od mejnikov Skupaj s Komisijo evropske škofovske na poti Univerze Gradec do splošnega konference pri Evropski uniji (COMECE) univerzitetnega kompetenčnega centra. Cilj in Škofijo Gradec-Seckau razvija trenutno tega, preko Štajerskega sklada prihodnosti Univerza Gradec poletno univerzo Seggau dotiranega projekta, je stabilnost do sedaj (začetek: 2006) s ciljem profiliranja bodočih doseženega za to regijo utrditi in v sodelovanju vodilnih kadrov v politiki, upravi, znanosti s partnerskimi institucijami iz Jugovzhodne in religiji. Interdisciplinarno srečanje in Evrope sodelovanje bistveno nadgraditi ter s sodelovanje med profesorji in študenti tem pospešiti zbližanje izobraževalnih krajin. s težiščem na Vzhodni in Jugovzhodni Tematska širina projekta zajema: Evropi je prav tako v središču pozornosti 14- • človekove pravice in gospodarsko dnevnega programa, kot tudi predstavitev sodelovanje v Jugovzhodni Evropi kulturnozgodovinske in duhovnozgodovinske • raziskovalni projekt Jugovzhodna Evropa dimenzije aktualne evropske integracije. • simpozij Jugovzhodna Evropa Tako kot omenjeni programi prednostno • poletna akademija Jugovzhodna Evropa ponujajo možnost profesorjem in študentom, • center kompetence Jugovzhodna Evropa da svoje ekspertize sestavijo in nadgradijo, • banka podatkov gospodarsko-pravno okolje tako razume Univerza Gradec to dejavnost v Jugovzhodni Evropi kot svojo nalogo, biti „življenjska družica“ • regionalne politike v Evropi težišču „Jugovzhodne Evrope“ in jo predstaviti • izobraževanje tolmačev in prevajalcev širši javnosti, kar načrtuje za zimski semester nemško-albansko v Gradcu in Skadru 2005/2006 v okviru medfakultetne serije (Albanija) predavanj „SOE-Akademije“. • zgodovinska antropologija v Jugovzhodni Da ne gre le za strateško težišče Univerze Evropi Gradec, temveč da jo z močnim prepričanjem • International Short Course SEE-HEAD podpira celotna regija, dokazuje sodelovanje • Master of Medical Sciences Alpe-Adria dveh vodilnih projektov „Zukunftsfonds • projekt izmenjave študentov/k z Steiermark – Štajerskega sklada prihodnosti“. Z južnoevropskimi univerzami. doslednim nadaljnjim razvojem že opravljenega Z drugim projektnim predlogom polaga

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Univerza Gradec mejnik za edinstveno inovacijo s katerima že od leta 1990 oz. 1992 obstaja štajerske izobraževalne krajine: V okviru skupno univezitetno partnerstvo in številni projekta-sklada prihodnosti pod naslovom bilateralni dogovori. „Joint Degrees“ je Univerza Gradec izdelala Z vidika bilateralnih kooperacij sta Univerza šest tako imenovanih Joint Degrees (http:// Gradec in Univerza Ljubljana aktivni tudi v international.uni-graz.at/jd/). Gre torej za okviru UTRECHT Networka. Tako v Ljubljani skupno načrtovan študij več univerz na stopnji vsako leto prirejajo poletno šolo Networka, „Bologna-Magister – bolonjskega magistra“, pri ki se je udeležujejo mnogi študenti/ke in čemer razvija več partnerskih institucij skupen profesorji Univerze Gradec, ki sodelujejo tudi kurikulum kot multinacionalni konzorcij. pri oblikovanju programa. Obe univerzi skupaj Predvsem krepitev evropske dimenzije študija oblikujeta težišča sodelovanja v Steering kot tudi povečanje atraktivnosti evropskega Committeeju UTRECHT Networka. izobraževalnega prostora je pri tem v središču Edinstveno obliko sodelovanja sta našli pozornosti. Z Joint Degree iz jugovzhodne Univerza Gradec in Maribor v okviru „skupnih evropske zgodovine kot tudi z udeležbo predavalnic Maribor“. Šudenti in študentke obeh jugovzhodnih univerz pri nekaj od petih univerz so obiskovali predavanja partnerskih nadaljnjih programov (Judovske študije, univerz, ki so bila avtomatsko priznana tudi Ženske raziskave in raziskave spolov kot tudi na domači univerzi. Tako graškim kot tudi znanosti sistema okolja, Alpe-Adria Joint mariborskim študentom/kam vseh fakultet Degree iz amerikanistike/anglistike, študiji se je ponudila možnost izkoristiti študijsko latinske Amerike) se Univerza Gradec ponuja ponudbo obeh univerz. Štajerska gospodarska še enkrat več kot most v mnogoterih pomenih: zbornica je podprla ta program s prevzemom po eni strani bo za Avstrijo odprta pot proti stroškov prevoza. jugovzhodni Evropi, po drugi strani bo v To je le nekaj primerov od mnogih, ki smislu evropske integracije ponujena možnost, ponazarjajo, kako uspeva Univerzi Gradec s razumeti „Evropo“ kot razširjeno skupnost. svojim težiščnim pristopom ustvariti presežno Sodelovanje z Univerzo Ljubljana (Slovenija) in vrednost – ne le za institucijo, temveč za Univerzo Cluj (Romunija) v okviru podprojekta celotno regijo. „Jugovzhodna evropska zgodovina“ je le eno od V sodelovanju z našimi dolgoletnimi mnogih področij, pri katerih uspešno sodeluje zanesljivimi partnerji bo Univerza Gradec tudi Univerza Gradec s partnerskimi institucijami nadalje igrala aktivno vlogo v regionalni in iz „Jugovzhodne Evrope“ pri približevanju obeh internacionalni izobraževalni krajini. izobraževalnih prostorov in skupni izvedbi bolonjskih procesov. Projekt stremi med drugim tudi k povečani skupni zagotovitvi kvalitete, kot tudi obojestranskemu priznavanju akademskih stopenj in kvalifikacij. Dolgoletno uspešno sodelovanje združuje Univerzo Gradec s partnerskima institucijama iz Slovenije, z Univerzo v Ljubljani in Mariboru,

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ZUR PERSON – O AVTORJU Roberta Maierhofer Vizerektorin für Internationale Beziehungen und Frauenförderung der Karl-Franzens Uni- versität Graz • Studium der Anglistik/Ameri- kanistik und Germanistik, Lehramt (1985) und Doktorat (1992), Universität Graz • Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaften, (1987), State University of New York, Bing- hamton. • Venia Docendi für das Fach „Ame- rikanistik“. • Fulbright Professor, University of Pennsylvania, Philadelphia, USA (1995). • Adjunct Associate Professor der Bingham- ton University, NY (seit 1996). • Paul Pe- try Preis für Alterswissenschaften (1998). • Vizerektorin für Internationale Beziehungen nach UOG 93 (1999-2003). • Vizerektorin für In- ternationale Beziehungen und Frauenförderung nach UG 2002 (ab 2003). – izr. univ. prof. mag. dr. Roberta Maierhofer, M.A., namestnica rektorja za mednarodne odnose in podporo žensk, Karl-Franzens Universität Graz. • Študij anglistike/amerikanistike in germanistike, diploma (1985) in doktorat (1992), Univerza Gradec. • Študij primerjalne književnosti (1987), State University of New York, Binghamton. • Venia Docen- di za predmet amerikanistika. • Fulbright Professor, University of Pennsylvania, Philadelphia, USA (1995). • Adjunct Asso- ciate Professor, Binghamton University, NY (od 1996). • Nagrada Paul Petry za znanosti tretjega življenjskega obdobja (1998). • Namestnica rektorja za internacionalne odnose po UOG 93 (1999-2003). • Namestni- ca rektorja za internacionalne odnose in pod- poro žensk po UG 2002 (od 2003). Univerza Gradec postavlja poudarke Skupno univerzitet- no težišče „Jugovzhodna Evropa“.

59 Bildgalerie – galerija slik III

Der mazedonische Kurator Oliver Musovik spricht anlässlich der Eröffnung im Juli 2005. – govor makedonskega kuratorja Oliverja Musovika na otvo- ritvi julija 2005

60 Grenzen erzählen

Grenzen erzählen Reflexionen zur Wanderausstellung „Geschichte und Geschichten der Nachbarschaft“ Putovní výstava „Historie a příběhy sousedství“1

� Text: Angelika Brechelmacher

Als ARGE grenzen erzählen hatten sich Tanja Täuber, Gabriela Miechtner und ich vor mehr als zwei Jahren die Aufgabe gestellt, den öffentlichen Diskurs zum nachbarschaftlichen Verhältnis zwi- schen Tschechen/innen und Österreichern/innen, der seit Beginn der Verhandlungen zur bisher größten Erweiterung der Europäischen Union in österreichischen Medien eingesetzt hatte, zu hin- terfragen. Welche Bilder, welche Stereotype begründeten die in Meinungsumfragen vordergrün-

Rübenernte bei Znojmo – spravilo pese pri kraju Znojmo

61 Grenzen erzählen dig konstatierten „Ängste der Österreicher/in- seits und jenseits der österreichisch-tschechi- nen“2 vor dem EU-Beitritt der Tschechischen schen Grenze, in die nachbarschaftlichen Be- Republik? In wessen Namen pochten politi- ziehungen, aber auch in die Verfolgungen 1938 sche Machtzirkel auf vereinheitlichend „na- und die Zwangsaussiedlungen 1945. In den In- tionale“ Interessen, die durch den Beitritt der terviews trafen wir bisweilen auf stereotype Nachbarstaaten gefährdet würden? [Gemeint ethnische Abgrenzungen und Abwertungen. ist der Diskurs medialer und politischer Eliten, Die Erzählungen von persönlichen Begegnun- die in den politischen Zentren den Topos der gen aber stellten Brüche dieser Stereotype dar „Angst der Bevölkerung“ zur Durchsetzung ei- und spiegelten sehr wohl nachbarschaftliche gener Interessen hervorhoben (FPÖ, Gewerk- Nähe. Die Klischees und ihre Brüche, die per- schaft, Bauernbund etc.)] Wie blickte man an sönlichen Erfahrungen im Alltag standen im der so genannten „Peripherie“, in der Grenzre- Mittelpunkt unseres Interesses. gion selbst, der Erweiterung entgegen? Über- wogen auch hier national bis nationalistisch Zuhören und Hinschauen. Die Erzählenden geprägte „Ängste“ oder hatte sich längst ein re- sprachen auf Tschechisch und Deutsch, häu- gionales, grenzüberschreitendes Bewusstsein figer auf Deutsch. Bisweilen wechselten sie entwickelt, das in der Bundeshauptstadt Wien mitten in der Geschichte in die andere Spra- einfach (noch) nicht wahrgenommen wur- che. Manche beklagten, die meisten Voka- de? Diese und ähnliche Fragen beschäftigten beln seit der Schulzeit vergessen zu haben. uns. Wir erwarteten Antworten in der Region Als wir dann im Sommer 2004 mit allen In- selbst, auf beiden Seiten der Grenze, am besten terviewpartnern/innen aus der Interviewserie von derjenigen Generation, die nachbarschaft- „Frauen-Leben an der Grenze“ in Retz den in- liches Zusammenleben noch vor der Errich- ternationalen Workshop Grenzen erzählen ver- tung des Eisernen Vorhangs erlebt hatte. anstalteten, funktionierte die Verständigung jedenfalls wunderbar. In einer großen Erzähl- Grenzen erzählen – Sammeln von Erinne- runde sprachen Frauen und Männer aus Su- rungen. Die Interviewserie „Frauen-Leben chohrdly, Retzbach, Brno, Hohenau, Bulhary an der Grenze“ eröffnete 2003 eine Reihe von und Poysdorf über ihr Leben in der Grenzre- grenzübergreifenden Projekten der ARGE gren- gion und die Beziehung zu den Nachbarn und zen erzählen in der österreichisch-tschechischen Nachbarinnen. Jedes Statement wurde simul- Grenzregion Weinviertel-Südmähren. Die äl- tan in die jeweils andere Sprache übersetzt. teste Generation hat mit der Zwischenkriegs- Zwei Stunden Zuhören, ohne Unterbrechung, zeit eine Periode erlebt, in der Kontakt zwi- mit hoher Aufmerksamkeit und gegenseitigem schen den Ethnien Alltag war. Viele Frauen Respekt. Trotz ihres teilweise hohen Alters und Männer beherrschten neben der Mutter- und trotz der Beschwerlichkeit der Anreise sprache auch die Sprache der Nachbarn/innen. hatten rund dreißig Personen teilgenommen. Fünfzehn biographisch-narrative Interviews Gemeinsames Mittagessen, Jause und Plau- mit elf durchschnittlich 80-jährigen Frauen und dern in kleineren Gruppen, gelöste Stimmung vier Männern derselben Generation erlaubten bis zum Schluss der Veranstaltung. uns Einblick in die Kindheit und Jugend dies-

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Foto neue Geschichten, die Schicksale der El- tern und Großeltern, der Tanten und Onkel. Wie sollten wir den Faden behalten, den Blick- winkel der Ausstellung auf die gemeinsame Kindheit und Jugend, die Nachbarschaft in der Grenzregion?

Wir zeichneten alle Gespräche auf, transkri- Katarina Eder aus Unterretzbach und Terezia Líčeniková aus Bulha- pierten und übersetzen die Texte. Die Vorbe- ry beim internationalen Workshop Grenzen erzählen, Retz 2004 – Katarina Eder iz Unterretzbacha in Terezia Líčeniková iz Bulharya na reitung der letzten und größten Station unse- internacionalnem workshopu Meje pripovedujejo, Retz 2004 rer eigenen Reise durch die Geschichten und Alle unsere Gesprächspartner und -partnerin- die Geschichte der Grenzregion begann. Die nen hatten wir mehrmals zu Hause besucht. zweisprachige Wanderausstellung „Geschich- Mit Tonband und Kamera dokumentierten te und Geschichten der Nachbarschaft“ – Pu- wir die Gesprächssituationen. Die transkripier- tovní výstava „Historie a příběhy sousedství“ ten Interviews legten wir den Erzählern/in- und der deutsch-tschechischsprachige Film nen nochmals vor, Missverständnisse wurden „grenzen erzählen“ – „vyprávéní z pohraniči“ korrigiert. Immer neue Erinnerungen kamen sollten das Erlebte sichtbar machen, unabhän- hoch, Ergänzungen, Einschübe. Viel Zeit nah- gig von politischen Einstellungen und histo- men wir uns für die Auswahl der persönlichen rischer Übereinstimmung. Den alltäglichen Fotos, die in der Ausstellung zum Abschluss und auch besonderen „Geschichten der Nach- der Projektserie dokumentiert werden sollten. barschaft“ wollten wir in dieser Ausstellung Wir saßen lange Nachmittage in Suchohrdly, Raum geben. Hohenau und den anderen Orten und blätter- ten gemeinsam in den alten Fotos. Zu jedem Der sozialanthropologische Blickwinkel.3 „Grenzen erzählen“ – entwächst der ethnologi- schen Annahme, dass Kulturen lebendig und in ständiger Bewegung sind. Nachbarschaftliches Interagieren verschiedener ethnischer Gemein- schaften kann auf staatlicher Ebene von nati- onaler Ab- bzw. Ausgrenzung begleitet sein. Dieses Ineinanderfließen unterschiedlicher gesellschaftlicher Dynamiken entpuppte sich im Lauf der Interviewserie als Schwerpunkt der Forschung. Nicht nur nachbarschaftliches Zusammenleben und grenzüberschreitende Festlichkeiten, sondern auch Zwangsaussied- Ludmila Štanclovás Leidenschaft galt dem Schauspiel in einer Laien- lungen und traditionelle Vorurteile flossen in gruppe, mit der sie in den späten Zwanzigerjahren in Znojmo und den um- liegenden Dörfern auftrat. Ludmila Štanclová verstarb im Frühjahr 2005. die Erzählungen ein. Unser „Ziel war es […], – Strast Ludmile Štanclová je bila igra v gledališki amaterski skupini, s die individuellen Selbst- und Weltbilder so zu katero je nastopala v poznih dvajsetih letih v Znojmovem in okoliških vaseh. Ludmila Štanclová je umrla spomladi 2005.

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welcher Zeit und auf welcher Seite der Gren- ze man in den Erzählungen gerade eintaucht, aber vielleicht ist das ja auch die zentrale Aus- sage“, schrieb einer unserer Besucher ins Gäste- buch. Das war in unserem Sinn. Im chronologischen Verlauf folgen wir zu- nächst den Lebensabschnitten unserer Ge- sprächspartner/innen: Kindheit und Schule dokumentiert die ersten Jahre im Leben unserer Interviewpartner/in- nen. Viele von ihnen waren in dieser Zeit bei- Eröffnung in Poysdorf / Weinmarkt – otvoritev v Poysdorfu / Weinmarktu der Sprachen mächtig. Festlichkeiten spielten in den erzählten Biogra- erkunden und ernstzunehmen, wie sie erzählt fien eine wichtige Rolle. Sie waren Momente wurden. […] Die historische Tiefe [der] Un- kultureller Begegnung. Kirtage und Hochzeiten tersuchungen hingegen war weitgehend vom boten Gelegenheit zu verwandtschaftlichen kollektiven Gedächtnis selbst bestimmt: Die Besuchen über die Grenze. Steroetype Darstel- Geschichte konnte miteinfließen, soweit sie lungen boten Grundlage für kulturelle Verglei- eben eine wahrnehmbare Rolle in den Erinne- che: „Die haben tanzen können, die Südmäh- rungen und Identitätsbildern der Gewährsleu- rer! Wie die Südmährer haben tanzen können, te spielt.“4. hat niemand tanzen können. Die haben tanzt, links und rechts!“5 Aufbau und Gestaltung der Wanderausstel- lung. Die Ausstellung wurde als virtueller Spa- Landwirtschaft – Kleiner Grenzverkehr ziergang an der Grenze gestaltet. Wir hielten – Lehrjahre – Schwere Zeiten dokumentie- uns an einen groben chronologischen Verlauf. ren Broterwerb und lokale und grenzüber- Nicht eingehalten wurde der einheitliche/ver- schreitende wirtschaftliche Verflechtungen einheitlichende Blickwinkel. Als Gestalterin- in der Region. Auch Schmuggelgeschichten, nen der Ausstellung hüpften wir hin und her, liebevoll „Kleiner Grenzverkehr“ genannt, horchten hüben und drüben, fügten zusam- werden schmunzelnd zum Besten gegeben: men und trennten, indem wir die erzählten „Ån d’ Schuach håd mas dakennt, ob de von Passagen von dieseits und jenseits der Gren- drüm woan. De håm olle hintn nua die Noht ze aneinanderreihten, eine einheitliche, nati- ghåbt, jå? Die unsan habm des Bandl då hintn onal bekömmliche Sichtweise verweigernd. rauf ghåbt – und wånn wea die Schuach mit Wir brachten die Erzählungen nur am Rande da Noht hintn ghåbt hat, da håt ma gwußt, mit so genannten historischen Fakten in Ver- des san die büllichen Bata-Schuach. Do sand bindung. Auf einer einleitenden Tafel listeten d’ Lei mit so rechte Hatscha einigångan und wir einige einschneidende Ereignisse von der die hams dånn drinnan bein Hoamgehn in an Zwischenkriegszeit an bis in die Sechzigerjah- Åcka gwoafm und håm si die neichn Schuach re auf. „Manchmal weiß man nicht mehr, in ånzogn.“6

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Brüche der Nachbarschaft fasst die Erzählun- und den damit verbundenen Wandel sozialer gen zur nachbarschaftliche Situation vom „An- Begegnungen nach dem Zweiten Weltkrieg, in schluss“ Österreichs an das nationalsozialisti- der kommunistischen Ära und nach der Öff- sche Deutschland 1938 und der Annektierung nung der Grenzen 1989. Mit kurzen biografi- tschechoslowakischer Gebiete durch die Nazi- schen Texten werden die Erzähler/innen zum onalsozialisten bis zur Antwort der tschecho- Abschluss der Ausstellung vorgestellt. Fotopor- slowakischen Regierung bei Kriegsende, der träts geben die Situation des Erzählens wieder. rigorosen Zwangsaussiedlung der deutschspra- Eine zweisprachige Landkarte vereinfacht das chigen Bevölkerung ab 1945, zusammen. Wiederauffinden von erwähnten Ortschaften.

Im Kulturhaus von Bulhary – V kulturnem domu Bulharyja Terezia Líčeniková vor den Abbildungen ihrer Eltern – Terezia Líčeniková pred fotografijami svojih staršev

Im Kulturhaus von Suchohrdly bei Znojmo – V kulturnem domu Maria Marschitz bei der Eröffnung im Kulturhaus von Bulhary – Maria Suchohrdly-ja pri Znojmovem Marschitz ob otvoritvi v kulturnem domu Bulharyja

Leben an der Grenze richtet den Blick noch- Sie benennt die Ortschaften im südmähri- mals auf die Veränderungen im Grenzraum schen Raum in beiden Sprachen und ermög-

65 Grenzen erzählen

ANMERKUNGEN licht die räumliche Zuordnung der Erzählun- 1 Ein Projekt der ARGE grenzen erzählen in Kooperation mit Česky Svaz gen. Der letzte Teil der Ausstellung schließlich Žen / jihomoravská krajská organizace und der ÖAR Regionalberatung GmbH. dokumentiert die Wanderung der Ausstellung 2 Vgl. Angelika Brechelmacher, Österreichs Politik auf der Suche nach selbst, im Zickzack durch die Ortschaften des europäischer Identität – eine Analyse des politischen und medialen Diskurses zur Entwicklung und Akzeptanz von „europäischer Identität“ zur Weinviertels und Südmährens, nach Retz, Su- Zeit des österreichischen Ratsvorsitzes, in: Helmut Gruber – Florian Menz – Oswald Panagl (Hg.), Sprache und politischer Wandel. Frankfurt u. a. 2003, chohrdly u Znojmo, Poysdorf, Bulhary u Mi- S. 131-150. – Angelika Brechelmacher, Identity by way of demarcation – the discourse on the expansion of the European Union in Austria´s leading daily kulova bis in die Kreishauptstadt Brno und ins papers, in: Anna Duszak (Hg.), Us and Others – Social identities across Museumsquartier in Wien. Beim Aufbau des languages, discourses and cultures. Amsterdam – Philadelphia 2002, S. 293-320. virtuellen Grenzspaziergangs in den Gemein- 3 Zitiert aus: Angelika Brechelmacher – Tanja Täuber – Gabriela Miechtner, Putovní výstava „Historie a příběhy sousedství“ | Wanderausstellung den wurde uns nicht nur praktische Hilfe zu- „Geschichte und Geschichten der Nachbarschaft“. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung und DVD „grenzen erzählen“. Wien 2005. teil, die Darstellungen auf den Tafeln wurden 4 Katharina Eisch, Grenze. Eine Ethnographie des bayrisch-böhmischen jeweils bereits vor der Eröffnung interessiert Grenzraums. München, 1996. 5 Franziska Autrieth, Kleinriedenthal, März 2004. kommentiert und ergänzt, Personen und Orte 6 Maria Exel sen., Mitterretzbach, Dezember 2003. wurden wiedererkannt.

Zu den Eröffnungen kamen unsere Interview- partner/innen als Ehrengäste. Manche von ih- nen begleiteten die Ausstellung sogar durch mehrere Orte. Die letzte Station führte uns schließlich ganz in den Süden Österreichs, an die Grenze zu Slowenien, ins Pavel-Haus bei Bad Radkersburg.

66 Meje pripovedujejo

Meje pripovedujejo medvojnim časom doživela periodo, v kateri refleksije potujoče razstave je bil stik med etnijama del vsakdana. Veliko žensk in moških je ob materinščini obvladalo „Geschichte und Geschichten der tudi jezik sosedov, češko in nemško, nemško Nachbarschaft“ – „Zgodovina in zgodbe in češko. Petnajst biografsko-narativnih intervjujev z enajstimi povprečno 80-letnimi sosedstva“ | Putovní výstava „Historie a ženskami in štirimi moškimi iste generacije příběhy sousedství“1 nam je omogočilo vpogled v otroštvo in mladost tostran in onstran avstrijsko-češke Kot ARGE grenzen erzählen – meje pripovedujejo meje, v sosedske odnose, pa tudi v preganjanje smo si Tanja Täuber, Gabriela Miechtner leta 1938 in v prisilno izselitev leta 1945. V in jaz pred več kot dvema letoma zadale intervjujih smo včasih naleteli na stereotipe nalogo, pogledati v ozadje javnega diskurza etnične razmejitve in razvrednotenja. Zgodbe o sosedskih odnosih med Čehi/njami in osebnih srečanj pa so pokazale zlom teh Avstrijci/kami, ki je, od začetka pogajanj ob stereotipov in so vsekakor zrcalile sosedsko največji širitvi Evropske unije doslej, zagrabila bližino. Klišeji in njihov zlom, osebne izkušnje avstrijske medije. Kakšne prispodobe, v vsakdanjiku, so bili v središču našega stereotipe, centralno ugotovljene „strahove“ interesa. „Avstrijcev/k“2 utemeljujejo z raziskavami javnega mnenja pred EU-pristopom Češke Poslušati in gledati. Pripovedovalci/ke so republike? Je to bil le diskurz mestnih centrov, govorili po češko in nemško, pogosteje po ki potiska naprej nacionalne interese? Kakšen nemško. Včasih so sredi zgodbe zamenjali je pogled na tako imenovano „periferijo“, jezik. Nekateri/e so tožili/e, da so večino besed v sami obmejni regiji, glede na širitev? Ali iz šolskega časa pozabili/e. Ko smo poleti 2004 tudi tam prevladujejo nacionalni in vse do z vsemi intervjuvanimi iz serije intervjujev nacionalistično oblikovanih „strahov“, ali pa „Žensko življenje na meji“ organizirali v Retzu se je že zdavnaj razvila regionalna, čezmejna internacionalni workshop „Meje pripovedujejo“, zavest, ki v glavnem mestu Dunaju enostavno je razumevanje potekalo vsekakor čudovito. (še) ni zaznana? Ta in podobna vprašanja Na velikem pripovednem omizju so govorile so nas zanimala. Odgovore smo si obetali ženske in moški iz Suchohrdlyja, Retzbacha, v regiji sami, na obeh straneh meje, najraje Brna, Hohenaua, Bulharyja in Poysdorfa o od generacije, ki je sosedsko skupno življenje svojem življenju v obmejni regiji in o odnosih doživela še pred postavitvijo železne zavese. s sosedi in sosedami. Vsaka izjava je bila simultano prevedena v en ali drug jezik. Meje pripovedujejo – zbiranje spominov. Dve uri poslušanja, brez prekinitev, z veliko Serija intervjujev „Frauen-leben an der Grenze“ pozornosti in medsebojnega spoštovanja. Kljub – „Žensko življenje na meji“ je 2003 odprla niz njihovi deloma visoki starosti in napornemu čezmejnih projektov ARGE meje pripovedujejo prihodu je sodelovalo okrog trideset oseb. v avstrijsko-češki obmejni regiji Weinviertel Skupno kosilo, malica in klepet v manjših – Južna Moravska. Najstarejša generacija je z skupinah, so pripomogli k sproščenemu

67 Meje pripovedujejo počutju do konca prireditve. Vse naše partnerje intervjujev izkazalo kot težišče raziskave. Ne in partnerke pogovora smo večkrat obiskali samo sosedsko skupno življenje in čezmejne doma. Z magnetofonskim trakom in kamero slovesnosti, temveč tudi prisilno izseljevanje smo dokumentirali pogovorne situacije. in tradicionalni predsodki so vpleteni v Prepisane intervjuje smo še enkrat predložili pripovedovanja. Naš „cilj je bil […] individualne pripovedovalcem/kam, nesporazumi so bili lastne podobe in podobe o svetu raziskati popravljeni. Zmeraj znova so na plano privreli in jemati resno, kot so bile pripovedovane. novi spomini, dopolnitve, vrinjeni odstavki. […] Zgodovinska globina raziskav pa je bila Veliko časa smo si vzeli pri izboru osebnih nasprotno v veliki meri določena s samim fotografij, ki naj bi dokumentirale razstavo ob kolektivnim spominom: Zgodovina je bila koncu projektne serije. Veliko popoldnevov dodana, v kolikor je igrala zaznavno vlogo v smo presedeli v Suchohrdlyju in Hohenauu spominih in podobah identitete zaupnikov/ in drugih krajih in skupno listali po starih c.“(Eisch 1996)4. fotografijah. K vsaki fotografiji nove zgodbe, usode staršev in starih staršev, tet in stricev. Postavitev in oblikovanje potujoče razstave. Kako naj obdržimo [rdečo] nit, zorni kot Razstava je bila oblikovana kot sprehod ob razstave na otroštvo in mladost, sosedstvo v osvetljenih inštalacijah vzdolž meje. Držale obmejni regiji? smo se grobega kronološkega poteka. Nismo pa Posneli smo vse pogovore, jih zapisali in se držale enotnega/poenotenega zornega kota. prevedli. Priprava zadnje in največje postaje Kot oblikovalke razstave poskakujemo sem ter našega potovanja skozi zgodbe in zgodovino tja, prisluškujemo tod in onstran, spajamo in obmejne regije se je začela. Dvojezična potujoča ločujemo, tako da nizamo pripovedovane pasaže razstava „Zgodovina in zgodbe sosedstva“ tostran in onstran meje in s tem zavračamo | Putovní výstava „Historie a příběhy enoten nacionalni pogled. Pripovedi smo sousedství“ in film v nemškem in češkem samo obrobno povezale s tako imenovanimi jeziku „Meje pripovedujejo“ | „vyprávéní z zgodovinskimi dejstvi. Na uvodnem panoju pohraniči“ naj bi doživeto naredila vidno, smo naštele nekatere odločilne dogodke od neodvisno od političnih naravnanosti in medvojnega časa do šestdesetih let. „Včasih zgodovinskih analogij. Vsakdanjemu in tudi človek ne ve več, v katerem času in na kateri posebnim „zgodbam iz sosedstva“ smo želeli strani meje se je pravkar zatopil v zgodbe, toda dati mesto na tej razstavi. mogoče je prav to ključna izjava,“ je zapisal eden naših obiskovalcev v knjigo gostov. To je Socialno-antropološki zorni kot.3 Raziskava bil tudi naš namen. „meje pripovedujejo“ izhaja iz etnološke V kronološkem poteku sledimo življenjskemu predpostavke, da so kulture žive in v obdobju naših pogovornih partnerjev/ic: nenehnem premikanju. Sosedsko medsebojno Otroštvo in šola dokumentira prva leta življenja delovanje različnih etničnih skupnosti naših intervjuvancev/k. Mnogi od njih so bili lahko na državni ravni spremlja nacionalna v tistem času dvojezični. razmejitev oz. izključevanje. To prehajanje Slovesnosti so igrale v pripovedovanih različnih družbenih dinamik se je v teku serije biografijah pomembno vlogo. Bile so trenutki

68 Meje pripovedujejo kulturnih srečanj. Sejmi in poroke so nudili potujočo razstavo samo, v cikcaku skozi kraje priložnost sorodstvenih obiskov čez mejo. Weinviertela in Južne Moravske, proti Retzu, Stereotipni prikazi ponujajo osnovo za Suchohrdlyju in Znojmovem, Poysdorfu, kulturne primerjave: „Ti so znali plesati, ti Bulharyju in Mikulovaji do okrožnega južni Moravci! … tako kot so znali plesati glavnega mesta Brno in v muzejsko bivališče južni Moravci, tako ni znal plesati nihče. Ti so na Dunaju. Pri postavitvi inštalacij v občinah plesali, levo in desno!“1 nismo dobile le praktične pomoči, predstavitve Kmetijstvo – maloobmejni promet – učna na panojih so bile še pred otvoritvami z doba – težki časi dokumentirajo zaslužek in zanimanjem komentirane in dopolnjene, osebe lokalno ter čezmejno gospodarsko prepletenost in kraji prepoznani. K otvoritvam so prišli naši v regiji. Tihotapske zgodbe, ljubko imenovane intervjuvanci/ke kot častni/e gostje. Nekateri/ „maloobmejni promet“, ponazarjajo najbolje: e od njih so spremljali/e razstavo skozi več „Po čevljih smo jih prepoznali, ali ti prihajajo krajev. Zadnja postaja nas je peljala čisto na jug od tam preko. Ti [čevlji] so vsi imeli samo en Avstrije, na mejo s Slovenijo, v Pavlovo hišo v šiv od zadaj, da? Naši so imeli odzadaj trak Radgono. – in, če je imel nekdo čevlje s šivom od zadaj, smo vedeli, to so poceni Bata čevlji. Od tam so ljudje prišli z res pošvedranimi čevlji, na poti domov pa so se preobuli in stare vrgli na njivo.“5 Prelomi sosedstva združijo zgodbe sosedskega položaja od priključitve Avstrije k nacistični Nemčiji 1938 in anektiranja čehoslovaškega področja s strani nacistov do odgovora čehoslovaške vlade konec vojne, rigoroznega prisilnega izseljevanja nemškogovorečega OPOMBE prebivalstva od 1945. 1 Projekt ARGE grenzen erzählen – meje pripovedujejo je kooperacija z/s Življenje na meji usmerja pogled še enkrat na kooperací: Česky Svaz Žen – jihomoravská krajská organizace in ÖAR Regionalberatung GmbH spremembe v obmejnem prostoru in s tem 2 prim. Brechelmacher, Angelika (2003): Österreichs Politik auf der Suche nach europäischer Identität – eine Analyse des politischen und medialen povezano spreminjanje socialnih srečanj po Diskurses zur Entwicklung und Akzeptanz von „europäischer Identität“ zur Zeit des österreichischen Ratsvorsitzes – Avstrijska politika na poti iskanja drugi svetovni vojni, v komunistični dobi in evropske identitete – analiza političnega in medijskega diskurza za razvoj po odprtju meja 1989. in akceptanco „evropskih identitet“ v času avstrijskega predsedovanju svetu, v: Gruber, Helmut; Menz, Florian; Panagl, Oswald (Hg.): Sprache S kratkimi biografijami so ob koncu razstave und politischer Wandel – Jezik in politična sprememba. Frankfurt et al.: Peter Lang. S. 131-150. – Brechelmacher, Angelika (2002): Identity by way predstavljeni/e pripovedovalci/ke. Fotografski of demarcation – the discourse on the expansion of the European Union in Austria´s leading daily papers. v: Duszak, Anna (2002) (ed.): Us and Others portreti prikazujejo situacijo pripovedovanja. – Social identities across languages, discourses and cultures. Amsterdam Dvojezičen zemljevid poenostavlja iskanje – Philadelphia: John Benjamins. S. 293-320. und 2002). 3 Citirano iz: Brechelmacher, Angelika; Täuber, Tanja; Miechtner, Gabriela omenjenih krajev. V obeh jeziki so poimenovani (2005): Putovní výstava „Historie a příběhy sousedství“ | Wanderausstellung – Potujoča razstava „Geschichte und Geschichten der Nachbarschaft“/ kraji v južnomoravskem prostoru in s tem „Zgodovina in zgodbe sosedstva“, katalog k istoimenski razstavi in DVD grenzen erzählen – meje pripovedujejo. Wien: ARGE grenzen erzählen omogočajo prostorsko določitev zgodb. 4 Eisch, Katharina (1996): Grenze. Eine Ethnographie des bayrisch- Zadnji del razstave končno dokumentira böhmischen Grenzraums – Meja: Etnografija bavarsko-češkega obmejnega prostora 5 Maria Exel sen., Mitterretzbach, december 2003

69 Meje pripovedujejo

– Naša zahvala velja vsem našim intervjuvancen/kam za zaupanje pri našem delu in za odprto in prisrčno vzdušje pri skupnih srečanjih. Razstava in film bosta kmalu umeščena na spletno stran ARGE grenzenerzählen – www. grenzenerzaehlen.at in od novembra 2005 kot virtualni sprehod po razstavi. Zainteresirani lahko naročijo razstavni katalog skupaj s filmom „vyprávéní z pohraniči“ | „grenzen erzählen – meje pripovedujejo“ kot DVD na naslovu [email protected].

PROJEKTTEAM – PROJEKTNA SKUPINA Drin Angelika Brechelmacher (Projektleiterin), Gabriela Miechtner, Maga Tanja Täuber, Tina Hochkogler. Projektsupervision: Dr. Harald Payer, ÖAR Regionalberatung GmbH. Kooperationspartnerinnen in der Tschechi- schen Republik: RN Drin Bronislava Milinková und Mgr. Margita Březnová/ ČSŽ – Tschechischer Frauenverband/Kreis Südmähren. – Drin Angelika ZUR PERSON – O AVTORJU Brechelmacher (vodja projekta), Gabriela Miechtner, Maga Tanja Täuber, Angelika Brechelmacher Tina Hochkogler. Projektni nadzor: Dr. Harald Payer, ÖAR Regionalberatung GmbH. Partnerji kooperacije v Češki republiki: RN Drin Bronislava Milinková Drin Angelika Brechelmacher arbeitet als Sozialanthropologin und Sprach- in Mgr. Margita Březnová / ČSŽ – Češko žensko združenje / okrožje Južna wissenschaftlerin in Wien. Sie interessiert sich für kollektive Ab- und Moravska. Ausgrenzung, sprachlich konstruierte Identitäten, ihre Verflechtungen und Brüche. Als Shiatsu-Trainerin ist sie in der Erwachsenenbildung tä- FÖRDERUNGEN – PODPORE tig. – Drin Angelika Brechelmacher dela kot socialna antropologinja in Die Austellung wurde von Regionalentwicklungsfonds EFRE Wien, Kultur- jezikovna raziskovalka na Dunaju. Zanima se za kolektivno razmejitev in referat der NÖ Landesregierung und Frauenbüro der Stadt Wien gefördert, izključevanje, jezikovno konstituirane identitete, njihovo prepletenosti in die Videoproduktion durch das Kulturreferat der Stadt Wien. Finanzielle navade. Kot predavateljica shiatsuja deluje pri izobraževanju odraslih. Unterstützung der tschechischen Partnerinnen: Österreichisches Kulturfo- rum in Prag. Mit Unterstützung des Weinviertelfestivals 2004. – Dotacije: DANKSAGUNG Razstava je bila podprta s strani Regionalentwicklungsfonds EFRE Unser Dank gilt allen unseren Interviewpartnerinnen und -partnern für ihr Wien (Sklada regionalnega razvoja EFRE Dunaj), Kulturreferat der NÖ Vertrauen in unsere Arbeit und die offene und herzliche Atmosphäre bei den Landesregierung (Kulturnega referata deželne vlade Spodnje Avstrije), in gemeinsamen Begegnungen. Ausstellung und Film werden demnächst auf Frauenbüro der Stadt Wien (Ženske pisarne mesta Dunaja, video produkcija der Homepage der ARGE grenzen erzählen www.grenzenerzaehlen.at in- s strani), Kulturreferat der Stadt Wien (Kulturnega referata mesta Dunaja). stalliert und ab November 2005 virtuell begehbar sein. Interessierte können Finančna podpora čeških partnerjev: Österreichisches Kulturforum in Prag den Katalog zur Ausstellung inklusive Film „vyprávéní z pohraniči“ | „grenzen (Avstrijski kulturni forum iz Prage). V sodelovanju z Weinviertelfestivalom erzählen“ als DVD unter [email protected] bestellen. 2004.

70 Moč šibkih

Moč šibkih Ženske v času kmečkega gospodarjenja

� Text: Irena Destovnik

V prispevku izhajam iz ugotovitev, ki sem jih opisala v knjigi Moč šibkih, Ženske v času kmečkega gospodarjenja1 in prikazala na razstavi z istim naslovom. Način življenja žensk iz kmečkega in podkmečkega sloja sem raziskovala v Šentjanžu v Rožu in na Šentjanških Rutah, vaških skupnostih na dvojezičnem območju južne Koroške, in sicer v obdobju druge polovice 19. in prve polovice 20. stoletja.2 Omenjene ženske so zapustile sledi le v skopih zaznamkih v rojstnih, poročnih in mrliških matičnih knjigah ter v notarskih aktih, predvsem v sklepih o odpravninah in ženitnih pogodbah. Spomin nanje ohranjajo tudi njihove potomke, katerih mentalni svet se predvsem pri starejših ni bistveno spremenil. Tradicionalni svet se je zrušil šele po drugi svetovni vojni, ko se je vaška skupnost odprla navzven, družina pa zaprla navznoter. Statistični podatki kažejo naslednjo sliko: leta 1883 je v obeh vaseh živelo 265 ljudi, vsi so bili Slovenci, leta 1900 je tu živelo sedem Nemcev, leta 1910 pet, ob popisu prebivalstva leta 2002 pa se je za govorce slovenskega jezika opredelilo okoli 23 odstotkov prebivalcev. Poklicna struktura nekdaj kmečkega slovenskokoroškega prebivalstva, ki je danes v primerjavi z nemško krepko v prid slovensko govorečim, se je začela spreminjati po letu 1957. Takrat je bila ustanovljena Zvezna gimnazija za Slovence, pozneje pa še dve dvojezični višji šoli. Z raziskavo sem hotela dokazati pomembnost gospodarske vloge žensk, ki so jo imele ženske v času kmečkega gospodarjenja, kar pa v izbranem okolju ni bila lahka naloga. Viri, ki so na razpolago, hkrati dokazujejo njihovo gospodarsko in družbeno podrejenost. Ker pa sem želela oporekati mnenju o manjvrednosti dela, ki ni ovrednoteno z denarjem, sem ženske iskala tam, kjer so bile najbolj prisotne in dejavne. Hkrati pa sem želela posledice delitve produkcije in reprodukcije povezati s spremembami pojmov ženska, mati in gospodinja, saj je to vplivalo na današnji pomen in položaj žensk tako v zasebnem kot javnem življenju. Čeprav smo si ženske predvsem v 20. stoletju priborile številne politične pravice in pravice na področju izobraževanja, zaposlitve ter socialnega varstva, analiza teh pravic pokaže, da ohranjajo starodavne mite o ženski in moški naravi. Iluzijo linearnega razvoja je, poleg tega, da sta v 16. stoletju cerkev in država reprodukcijo ljudi potisnili v »božje roke«, v obdobju industrializacije porušil predvsem izgon žensk iz produkcijskega procesa. Moški so zasedli zunanji prostor, ženski

71 Moč šibkih pa ostale v zasebnem. V kmečki ekonomiji, prevzemnika. Praviloma je dedoval najstarejši ki je bila hišno in družinsko organizirana ter sin, ki je moral ob prevzemu izplačati tako brez ločnice med družinskim življenjem in imenovane odpravljene dediče. Prav zaradi pridobitnim delom, so bile ženske kot delovna tega se je v kmečkem okolju izoblikoval sila na obeh področjih nepogrešljive. Tako raznolik podkmečki sloj prebivalstva, ki se je razloge za spolno delitev dela kot razliko med od kmečkega razlikoval zgolj glede socialne vsakokratnim pomenom ženskega dela in strukture. Socialni statusi ženinov in nevest družbenim položajem žensk lahko prepoznamo pričajo o socialni endogamiji, vendar pa so se le, če upoštevamo vsa dela, ki so jih ženske znotraj slojev, vezanih na kmečko ekonomijo, opravljale. Sodobna delitev dela na plačano te meje lažje prekoračevale, kot pa med drugimi in neplačano delo je podobo ženskega dela sloji. Za večino ljudi so bili začasni izhodi iz precej popačila. Koncept dela in naš odnos do privilegiranih kmečkih slojev predvsem pred njega se stalno spreminjata; kaj se na področju poroko skorajda pravilo. Večje število kmečkih neplačanega ženskega dela vrednoti kot delo sinov in hčera si je pred prevzemom lastništva in kaj kot prostočasna aktivnost, določa cena ali poroko služilo kruh kot hlapci ali dekle. storitve na trgu. Tudi današnje pojmovanje Neporočene kmečke hčere so po prevzemu kmečkega dela se je zaradi agrarnega prevrata lastništva enega od sorojencev v matičnih oblikovalo šele v drugi polovici 18. in v prvi knjigah označene kot dekle ali gostačice. polovici 19. stoletja. Pari brez otrok so si zagotovili preživetje in Čeprav so zaradi proletarizacije moške delovne ohranitev kmetije tako, da so posest izročili sile – leta 1935 je bilo v obeh vaseh kar 45,1 kakemu sorodniku ali dolgoletnemu poslu. odstotka kajžarjev z manj kot petimi hektarji Pred industrializacijo je spolna delitev dela veljala zemlje – prvi gostači, označeni kot industrijski samo za moške. Ženske so vedno opravljale vsa, delavci, v matičnih knjigah zapisani že leta moški pa le tako imenovana moška dela, to pa 1888, pa njihovih družin še ne moremo označiti je bilo povezano predvsem z ugledom. Bolj kot delavske ali obrtniške. Sieder3 piše, da so kot so posamezna delovna opravila povezana prvi delavci družino kot gospodarsko skupnost s samopreskrbo oziroma preživetjem družine zamenjali s plačano zaposlitvijo, njihove in ne prinašajo neposrednega zaslužka, bolj žene pa so za preživetje opravljale dela, ki so postajajo ženska; bolj kot so tržno usmerjena in presegala reprodukcijske naloge. Njihov način povezana z zaslužkom, bolj so moška. Namen preživetja je zaradi agrarnega ozadja še dolgo porazdelitve vlog na temelju spola je določanje temeljil na dvojni ekonomiji. Sieder je ta tip mesta vsake osebe doma in v družbi, oziroma, družine poimenoval na pol odprta družinska kot pravi Margaret Mead4, moški lahko dela struktura. V zaprtih družinskih strukturah karkoli, da le to v njegovem okolju ne velja ženske opravljajo samo reprodukcijske naloge. za žensko delo. Kljub kulturnim razlikam je Kmečko gospodarstvo je temeljilo na lastnini vzorec univerzalen: ob prekoračitvi se moške zemlje in njej ustreznemu številu delovne sile, zasmehuje, ženske pa hvali. Tako moški kot temelj za poroko in lastno samostojnost je ženske so s ponosom pripovedovali o ženskah, bila dediščina. Na Koroškem je veljalo načelo ki so opravljale moška dela, nihče pa ni nedeljivosti oziroma pravo enega dednega nobenega pomena pripisoval tipičnim ženskim

72 Moč šibkih opravilom. Odgovori žensk o vrednotenju Rodnost se je začela zmanjševati šele, ko lastnega dela odražajo družbeno vrednotenje. zemlja ni bila več pogoj za preživetje, skrb Kljub jasni spolni obeleženosti posameznih del za nepreskrbljene družinske člane pa se je in enosmernim prekoračitvam pa je v primerjavi iz družinske mreže prenesla na državne s kasnejšo delitvijo dela po spolu mogoče ustanove. Državni skrbstveni sistem je družino za nazaj govoriti o dopolnjujočih oblikah razbremenil skrbi za šibkejše družinske člane; delitve dela med zakoncema. Če dokazujemo splošna socialnopolitična zakonodaja, ki so jo gospodarsko nepogrešljivost žensk le s tem, države Srednje in Zahodne Evrope sprejemale da so opravljale najtežja fizična dela, na neki v zadnjih letih 19. in prvih letih 20. stoletja, način utrjujemo odnos, ki ga ima potrošniška je bila odgovor na probleme industrijskega družba do gospodinjstva. Ker denar v družinski kapitalizma. Čeprav je vlada že leta 1909 ekonomiji ni bil nekaj običajnega, so ženske sprejela prvi predlog kmečkega zavarovanja, s posebnimi strategijami poskrbele za čim ta ni bila sprejet, saj naj bi kmetje zaradi manjše stroške pri oskrbi družine s prehrano, neustrezne posestne strukture in številčne obleko, zdravjem in izobraževanjem. prevlade malih kmetov ne prenesli finančnih Večina avtorjev razume kmečki način bremen socialnega zavarovanja. V Avstriji so gospodarjenja kot kombinacijo bivanja in dela, se kmetje lahko zdravstveno zavarovali šele ki ženskam omogoča hkratno opravljanje leta 1965, pokojninsko pa leta 1969. produkcijske in reprodukcijske vloge. Kljub Niti kmečke družine niti medsebojnih čustev visokemu moralnemu pomenu materinstva, njenih članov ni mogoče obravnavati ločeno na katerem je gradila predvsem cerkev, pa je od kmečke ekonomije. Ljudje so se pri izbiri bila ženska pomembnejša kot delovna sila. zakonskega partnerja dobro zavedali, da je Kmečka ekonomija je tudi nezakonskim lastnina zemlje temelj preživetja ne le zanje, materam in njihovim otrokom omogočala temveč tudi za druge družinske člane. Zaradi preživetje, saj so bili nepogrešljivi za kmečko ponotranjenih vrednot so nezavedno upoštevali družbo, ki je potrebovala številno delovno ekonomske zahteve, ki niso dopuščale izbire silo. Iz ekonomskih razlogov je bila Koroška ter jim ni bilo kam uiti. V obdobju tako dežela z najmanjšim številom poročenih imenovanega baby-booma sredi 20. stoletja ljudi in največjim deležem nezakonskih se je prvič v evropski zgodovini lahko vsak otrok. Leta 1890 jih je bilo na Koroškem 45, odrasel in polnoleten državljan poročil brez na območju celotne Avstro-Ogrske pa 15 zakasnitve. Takrat se je ustanovitev družine odstotkov. Med letoma 1832 in 1945 se je v spremenila iz privilegija v družbeno normo. obeh vaških skupnostih rodilo 17 odstotkov Spomin na otroke, ki so umrli v prvih treh nezakonskih otrok. Več kot polovico so jih letih življenja, se v družinskem spominu ni rodile hčere večjih posestnikov, le 15 odstotkov ohranjal. Podatki iz rojstnih in mrliških knjig je bilo dekel, 24 odstotkov pa gostačic. Številke pričajo, da je bila smrtnost otrok največja v ilustrirajo ekonomsko ozadje velikega števila prvem letu. Prvi babiški tečaji v Celovcu so se nezakonskih otrok, načine preživetja njihovih začeli že leta 1753; pouk naj bi bil vse do leta mater pa opisujejo posamezne življenjske 1893 v slovenskem jeziku. Splošno bolnišnico, zgodbe. v kateri so uredili tudi porodniški oddelek, so

73 Moč šibkih zgradili leta 1784. Od ustanovitve bolnišnice pravici izoblikovali in zakaj. Ali so bili ti ukrepi do prvega poroda ženske iz Šentjanža, to je sprejeti zaradi žensk samih ali zaradi utrjevanja leta 1933, je minilo celih 149 let. Ta podatek ne ideologije, ki je žensko po ločitvi produkcije govori o težavah uvajanja strokovno vodenih in reprodukcije izrinila iz delovnega procesa. porodov na podeželje, saj porodnišnice dolgo Izkazalo se je, da zakonodaja s področja niso bile namenjene poročenim ženskam in zaščite materinstva s svojo vsebino oblikuje in vdovam, temveč praktičnemu učenju babic vzdržuje mnenje o primarni oziroma naravni na nezakonskih materah in drugih ženskah vlogi žensk, ki naj bi bila predvsem skrb za v stiski. V vasi so ženskam vse do leta 1842 otroke in druge družinske člane. pri porodu pomagale neizprašane babice. Od Zaradi takratnega načina dela je prevladujoči tega leta je tudi avstrijski kazenski zakonik družbeni diskurz, ki ga je oblikovala cerkev, predvideval hude kazni za opravljanje porodne kot največjo vrednoto poudarjal delavnost pomoči brez izobrazbe oziroma dovoljenja. ženske in njeno skrb za druge. Družbeno S pripovedovanjem o ženskah kot skupini, ki zaželeno žensko telo še ni bilo fizično šibko se o kontracepciji med seboj v preteklosti ni telo, temveč objekt, s katerim se dela; človek pogovarjala, so se ženske izognile osebnim je bil vreden toliko, kolikor je lahko s svojim izpovedim. Krščanska morala je od njih telesom naredil. Noseče ženske so brez vsake zahtevala, da so smele biti ali device ali matere, zaščite delale do poroda in takoj po njem. ne pa samostojna spolna bitja. Da kot spolna Ker ženske še niso bile odvisne od nihanj na bitja niso obstajale, potrjujejo izjave, da večina trgu delovne sile, na družbeno konstrukcijo deklic ni opazila materine nosečnosti, tabu pa ženskega telesa medicina še ni imela vpliva. Z so bili tudi pogovori o menstruaciji. njeno pomočjo je država pozneje uravnavala Zaposleno mater kot predmet sočutja je dostop do zaposlitve zunaj doma in si na ta ustvarilo šele določeno obdobje. Do kmečkih način v času, ki je ženskam kot smisel življenja žensk in žensk iz podkmečkega sloja, ki so narekoval materinstvo, zagotavljala rezervno morale zaradi dela svoje otroke prepuščati armado poceni delovne sile. Šele feministične drugim osebam, puščati same brez varstva ali raziskave skrbstvene zakonodaje so pokazale, pa jih za pastirje ali pestrne prepuščati drugim da ima navzven sicer nevtralna zakonodaja kmetom, imajo ljudje povsem drugačen odnos, drugačne posledice za moške kot za ženske. kot do zunaj doma zaposlenih žensk. Iste Socialna in medicinska skrb za mater in ženske, ki so vse življenje trdo delale na kmetiji otroka sta nujni; z njima je nekaj narobe, in hkrati skrbele za otroke, danes nasprotujejo kadar sta utemeljeni na ideologiji in povezani zaposlovanju žensk. s prebivalstveno politiko. Zakonodaja, ki k Kmalu po prvih razgovorih z ženskami, ki izpolnjevanju določenih ciljev usmerja vse so obe vlogi v preteklosti še združevale, sem ženske, ne upošteva pa njihovih interesov, je postavila trditev, da je povečana zaščita žensk problematična. Danes se nataliteta znižuje na področju medicinskega varstva predvsem predvsem v državah s konzervativno spolno v zvezi z zaščito materinstva potekala hkrati ideologijo in slabo organizirano družbeno z zmanjševanjem pomena žensk na področju skrbjo za otroke. Stopnja družbene skrbi je produkcije. Zanimalo me je, kdaj sta se ti vedno odvisna od stanja na trgu delovne

74 Moč šibkih sile: ko država potrebuje ženske kot delovno Giddensu8 ima prevlada matere v zgodnji skrbi silo, hkrati pa ne želi, da bi se rodilo manj za otroka globoke psihološke posledice za oba otrok, poskrbi za zaščitne ukrepe, med spola. Danes se psihična struktura pri majhnih povečano brezposelnostjo pa se državna deklicah in dečkih oblikuje ob odsotnosti očeta, zaščita materinstva zmanjša, prednost pri zaradi česar se ti ne morejo naučiti bistvenega zaposlovanju imajo moški, v ospredju pa je za komunikacijo v odraslosti, to je spoštovanja ideologija, usmerjena v družinske vrednote. drugega zaradi njega samega. Predvsem pa Kot piše Steinman5, je moderna družba sicer otroci v podobi matere ne prepoznajo kulturno ustvarila možnosti za enakopravnost med dostopne in spoštovane podobe ženske, ker moškimi in ženskami, ohranila ali celo okrepila jo doživljajo le v njeni materinski funkciji. S pa je razliko med moškostjo in ženskostjo. strategijami združevanja obeh vlog se ženska Tudi splošno veljavne psihološke in vzgojne danes spoprijema, kot da je to njen zasebni znanosti, ki določajo temeljne karakteristike problem. Demokratizacija zasebnega življenja otrokovega razvoja, otežujejo odločitve žensk bi uspela le – o tem sta pisala Giddens in za zaposlitev zunaj doma. Denise Riley6 je z Olivierjeva -, če bi otroci od prvega dne rasli razčlenitvijo obstoječih psiholoških razprav o skupaj z žensko in moškim, ki bi se svobodno in razvoju otroka in njegovi življenjski odvisnosti suvereno gibala na vseh področjih družbenega od matere ugotovila, da so te nastajale v tesni življenja. zvezi s konkretnimi vladnimi zahtevami, z demografsko politiko, s politiko zaposlovanja O AVTORJU – ZUR PERSON in programi političnih strank. Christiane Irena Destovnik 7 Olivier piše, da človek ne more brez tveganja Irena Destovnik je diplomirana univerzitet- tako radikalno ločiti produkcije od reprodukcije. na etnologinja in sociologinja kulture. Ima status samostojne ustvarjalke na področju Ločitev je imela posledice za oba spola, tako na kulture-kustosinje in je stalna zunanja področju delitve dela kot vsebine družinskih sodelavka Slovenske prosvetne zveze v Celovcu. – Irena Destovnik ist diplomierte Eth- vlog, predvsem pa je vplivala na odnos med nologin und Kultursoziologin. Sie ist im Kultur- bereich selbständig tätig (u. a. als Kustos) und zasebnim družinskim življenjem in javnim ist ständige externe Mitarbeiterin beim Slowe- svetom dela. Gospodinjsko delo se je začelo nischen Kulturverband in Klagenfurt. opravljati v imenu ljubezni, pravo pridobitno delo pa naj bi potekalo zunaj doma. Tudi tehnizacija kmetijstva je hkrati z intimizacijo družine OPOMBE ženske vedno bolj izrinjala iz produkcije. S 1 Irena Destovnik: Moč šibkih, Ženske v času kmečkega gospodarjenja. spremenjenima vlogama gospodinje in matere, Slovenska prosvetna zveza (izd.), Drava (zal.), Celovec 2002, 240 str. 2 Naročnik raziskave je bila Slovenska prosvetna zveza v Celovcu, ena od ki nista več le funkcionalni, temveč sta hkrati obeh osrednjih kulturnih organizacij koroških Slovencev. 3 Reinhard Sieder, Socialna zgodovina družine. Ljubljana 1998, S. 174–176. nosilki posebnih simbolnih pomenov, sta se 4 Vgl. Michael Mitterauer, Geschlechtsspezifische Arbeitsteilung in začela zasebni in javni prostor ločevati tudi vorindustrieller Zeit, in: Beiträge zur historischen Sozialkunde 11, 1981, S. 81. na podeželju. Izvor ambivalentnega odnosa 5 Vgl. Ann Oakley, Gospodinja. Ljubljana 2000, S. 97. 6 Vgl. Eva Bahovec, Predavanje za uvod: Feminizem in materinstvo, in: Delta do žensk v današnji družbi vedno več avtoric – Revija za ženske študije in feministično teorijo 1–2. Ljubljana 1995, S. 47. in avtorjev išče v ideologiji, ki je izključno 7 Christiane Olivier, Die Söhne des Orest. Ein Plädoyer für Väter. München ženskam naprtila odgovornost za otroke. Po 1997, S. 197. 8 Anthony Giddens, Preobrazba intimnosti: Spolnost, ljubezen in erotika v sodobnih družbah. Ljubljana 2000, S. 135–136.

75 Die Kraft der Schwachen

Die Kraft der Schwachen desgymnasium für Slowenen gegründet, spä- Die Frauen im Zeitalter der bäuerlichen ter folgten noch zwei weitere zweisprachige höhere Schulen. Wirtschaft Mit der vorliegenden Studie wollte ich die Be- deutung der wirtschaftlichen Rolle der Frauen Dieser Beitrag geht von den Feststellungen darlegen, die sie in den Zeiten des bäuerlichen aus, die ich im Buch „Moč šibkih, Ženske v Wirtschaftens spielten, was im ausgewählten času kmečkega gospodarjenja“ (Die Kraft der Umfeld sicherlich keine leichte Aufgabe war. Schwachen, Die Frauen im Zeitalter der bäu- Die zur Verfügung stehenden Quellen bele- erlichen Wirtschaft)1 getroffen habe und die gen die zugleich wirtschaftliche und sozia- bei der gleichnamigen Ausstellung dargestellt le Schlechterstellung der Frauen. Da ich aber wurden. Ich untersuchte die Lebensweise der der Auffassung widersprechen wollte, dass Ar- Frauen aus der Schicht der Bauern sowie der beit, die nicht bezahlt wird, minderwertig sei, Knechte und Mägde in St. Johann im Rosental suchte ich die Frauen dort, wo sie am stärksten und in Rabenberg – in Dorfgemeinschaften im vertreten waren. Zugleich wollte ich die Fol- zweisprachigen Gebiet Südkärntens – zur Zeit gen der Produktions- und Reproduktionstei- der zweiten Hälfte des 19. und der ersten Hälf- lung mit den Veränderungen des Begriffes der te des 20. Jahrhunderts.2 Die genannten Frau- Frau, Mutter und Hausfrau verbinden, da ge- en hinterließen ihre Spuren nur in knappen nau dies großen Einfluss auf die Position der Vermerken in Geburten- und Sterbebüchern, Frau sowohl im privaten als auch im öffentli- Heiratsregistern und Notariatsakten, meistens chen Leben hatte. in den Beschlüssen über Abfertigungen und Obwohl sich die Frauen vor allem im 20. Jahr- in Heiratsverträgen. Die Erinnerung an diese hundert politische Rechte, Rechte im Bereich Frauen bewahren auch die weiblichen Nach- der Ausbildung, des Berufs und des Sozial- kommen, deren mentale Welt sich vor allem rechts erkämpft haben, zeigt eine Analyse, bei älteren Frauen kaum geändert hat. Die tra- dass diese den altertümlichen Mythos über ditionelle Welt brach erst nach dem Zweiten die Natur von Mann und Frau aufrechterhal- Weltkrieg zusammen, als sich die Dorfgemein- ten. Die Illusion einer linearen Entwicklung schaft nach außen hin öffnete, die Familie sich ist, abgesehen davon, dass im 16. Jahrhundert hingegen nach innen zurückzog. sowohl die Kirche als auch der Staat die Men- Die statistischen Daten zeigen folgendes Bild: schenreproduktion in die „Hände Gottes“ leg- Im Jahre 1883 lebten in beiden Dörfern 265 ten, in der Industrialisierungsperiode vor allem Menschen, und zwar ausschließlich Slowenen; mit der Verdrängung der Frau aus dem Produk- im Jahre 1900 lebten hier sieben Deutschspra- tionsprozess zerstört worden. Die Männer be- chige, im Jahre 1910 fünf, bei der Volkszählung setzten den äußeren, öffentlichen Raum, die 2002 definierten sich 23% der Bevölkerung als Frauen blieben im privaten Bereich. slowenischsprachig. Die berufliche Struktur In der bäuerlichen Wirtschaft, die auf Haus- der einst bäuerlichen slowenischsprachigen halt und Familie basierte und wo es keine Bevölkerung in Kärnten begann sich nach dem Trennlinie zwischen Familienleben und Er- Jahr 1957 zu ändern. Damals wurde das Bun- werbstätigkeit gab, waren die Frauen als Ar-

76 Die Kraft der Schwachen beitskraft in beiden Bereichen unabkömmlich. Arbeitskräften, die Grundlage für Heirat und So können wir sowohl die Gründe für die ge- eigene Selbstständigkeit war die Erbschaft. schlechtliche Arbeitsteilung als auch die Un- In Kärnten galt das Prinzip der Unteilbarkeit terschiede zwischen der Bedeutung der Arbeit des Besitzes bzw. eines einzigen Erbfolgers. und der gesellschaftlichen Lage der Frauen nur In der Regel erbte der älteste Sohn, der bei der dann erkennen, wenn wir alle Arbeiten in Be- Übernahme die abgefertigten Erben auszah- tracht ziehen, die von Frauen erledigt wurden. len musste. Gerade dies war der Grund, dass Die moderne Arbeitsteilung in bezahlte und sich eine bäuerliche Unterschicht bildete, die unbezahlte Arbeit führt zu einem verfälschten sich von den Bauern in der sozialen Struktur Bild der Frauenarbeit. Die Arbeitsabläufe und unterschied. Der soziale Status der Brautpaa- unsere Einstellung dazu ändern sich ständig; re zeugt von einer sozialen Endogamie, jedoch was im Bereich der unbezahlten Frauenarbeit konnten innerhalb der Bevölkerungsschichten, als Arbeit bewertet wird und was zur Freizeit- die von der Landwirtschaft lebten, die Gren- aktivität zählt, bestimmt der Dienstleistungs- zen leichter überschritten werden als bei an- preis am Markt. Auch die heutige Auffassung deren Bevölkerungsgruppen. Für die Mehrheit der Bauernarbeit hat sich erst mit der Agrarre- der Menschen war der vorübergehende Aus- volution in der zweiten Hälfte des 18. und in tritt aus der privilegierten bäuerlichen Schicht der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts heraus- vor der Ehe fast die Regel. Viele Bauernsöhne gebildet. und Bauerntöchter verdingten sich vor der Be- Infolge der Proletarisierung der männlichen Ar- sitzübernahme oder vor der Heirat als Knech- beitskraft – im Jahre 1935 besaßen in den bei- te oder Mägde. Unverheiratete Bauerntöchter den Dörfern 45,1 % der Keuschler weniger als 5 wurden nach der Besitzübernahme durch ei- ha Anbaufläche – wurden die ersten Bewohner nes der Geschwister im Standesregister als bereits im Jahre 1888 im Personenstandbuch Mägde oder Inwohner bezeichnet. Kinderlose als industrielle Arbeiter eingetragen. Dennoch Paare sicherten sich das Überleben und den Er- können ihre Familien noch nicht als Arbeiter- halt ihres Bauernhofs durch die Übergabe des oder Handwerkerfamilien bezeichnet werden. Besitzes an einen Verwandten oder an einen Reinhard Sieder3 schreibt, dass bei den ersten langjährigen Dienstboten. Arbeitern die Familie als wirtschaftliche Ar- Vor der Industrialisierung galt die geschlechtli- beitsgemeinschaft von der Lohnarbeit abgelöst che Arbeitsteilung nur für Männer. Frauen er- wurde, ihre Frauen übten die für das Überleben ledigten immer alle Arbeiten, Männer nur die notwenigen Arbeiten aus. Die Lebensweise ba- so genannten Männerarbeiten, was vor allem sierte wegen des agrarischen Hintergrundes mit dem Ansehen zu tun hatte. Je mehr eine noch lange auf dieser Doppelwirtschaft. Sieder Arbeit mit der Selbstversorgung bzw. mit der bezeichnet diese Art der Familie als halboffene Sicherung des Überlebens der Familie zu tun Familienstruktur. In geschlossenen Familien- hat und keine direkten Gewinne bringt, desto strukturen hingegen üben die Frauen nur die mehr wird sie zur so genannten Frauenarbeit; Mutterrolle aus. je mehr sie marktorientiert und mit einem Ver- Die bäuerliche Wirtschaft basierte auf Land- dienst verbunden ist, desto mehr wird sie zur eigentum und einer entsprechenden Zahl an so genannten Männerarbeit. Der Sinn der Rol-

77 Die Kraft der Schwachen lenverteilung auf Basis der Geschlechter liegt in gen nur 15 Prozent. Zwischen 1832 und 1945 der Stärkung der Position jedes Individuums in kamen in den beiden Dorfgemeinschaften 17 der Familie und in der Gesellschaft bzw., wie Prozent der Kinder unehelich zur Welt. Mehr Margaret Mead4 sagt, könne der Mann alle Ar- als die Hälfte brachten die Töchter der großen beiten erledigen, solange diese in seinem Um- Grundbesitzer zur Welt, nur 15 Prozent der le- feld nicht als „Frauenarbeiten“ bezeichnet wer- digen Mütter waren Mägde und 24 Prozent den. Trotz kultureller Unterschiede gilt dieses Inwohnerinnen. Diese Zahlen illustrieren den Muster als universell: Bei Übertretung dieser wirtschaftlichen Hintergrund der vielen une- Schranke werden die Männer verspottet, die helichen Kinder. Frauen hingegen gelobt. Sowohl Männer als Die Geburtenrate begann erst zu sinken, als auch Frauen waren voll Anerkennung über die- die Agrarwirtschaft nicht mehr eine Voraus- jenigen Frauen, die so genannte Männerarbei- setzung für das Überleben war. Die Sorge um ten erledigten, niemand jedoch maß den typi- unversorgte Familienmitglieder wurde von schen Frauenarbeiten eine Bedeutung zu. Die den Familien auf die staatlichen Institutio- Antworten der Frauen über die Bewertung der nen übertragen. Das staatliche Fürsorgesystem eigenen Arbeit reflektieren deren gesellschaft- nahm den Familien die Versorgung der schwä- liche Bewertung. Trotz der klaren geschlecht- cheren Familienmitglieder ab. Die allgemeine lichen Prägung einiger Arbeiten kann man – sozialpolitische Gesetzgebung, die von den im Vergleich mit der späteren geschlechtlichen mittel- und westeuropäischen Ländern Ende Arbeitsteilung – im Nachhinein von einer er- des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahr- gänzenden Form der Arbeitsteilung zwischen hunderts eingeführt wurde, war eine Reakti- den Eheleuten sprechen. on auf die Probleme des industriellen Kapita- Die meisten Autoren verstehen die bäuerliche lismus. Obwohl die Regierung schon im Jahre Art des Wirtschaftens als eine Einheit aus Le- 1909 die erste Gesetzesvorlage für eine Sozial- ben und Arbeit, die es den Frauen ermöglicht, versicherung der Bauern einbrachte, wurde das gleichzeitig Produktions- und Mutterrolle zu Gesetz nicht beschlossen, weil man der Mei- meistern. Trotz der hohen moralischen Bewer- nung war, dass die Bauern wegen der ungüns- tung der Mutterschaft, die vor allem die Kirche tigen Besitzstruktur – die Mehrheit waren betonte, war die der Rolle Frau als Arbeitskraft Kleinbauern – die finanzielle Last der Sozial- wichtiger. Die bäuerliche Wirtschaft ermög- versicherung nicht tragen können. In Öster- lichte auch den unehelichen Müttern und ih- reich wurde die bäuerliche Sozialversicherung ren Kindern das Überleben, vor allem deshalb, erst im Jahre 1965 eingeführt, die Pensionsver- weil sie für die bäuerliche Gesellschaft, die viele sicherung 1969. Arbeitskräfte brauchte, unabkömmlich waren. Die Entwicklungen in der Landwirtschaft kön- Diese wirtschaftlichen Gesichtspunkte waren nen nicht getrennt von der emotionalen Situ- ein Grund dafür, dass Kärnten die niedrigste ation der bäuerlichen Bevölkerung betrachtet Zahl an verheirateten Personen und den größ- werden. Die Menschen waren sich bei der Part- ten Anteil an unehelichen Kindern aufwies. nersuche der Tatsache bewusst, dass Grundbe- Im Jahre 1890 betrug dieser Anteil in Kärnten sitz die Basis für die Gründung einer Familie 45, in der gesamten Donaumonarchie hinge- ist. Erst in der so genannten Baby-Boom-Periode

78 Die Kraft der Schwachen

Mitte des 20. Jahrhunderts konnte zum ersten tätige Frauen, die das Gleiche taten, scheel an- Mal in der Geschichte Europas jeder volljähri- gesehen. ge Bürger heiraten, die Gründung einer Familie In Gesprächen mit Frauen, die in der Vergan- war nicht länger ein Privileg der Besitzenden, genheit Mutterschaft und Beruf vereinten, sondern wurde zur gesellschaftlichen Norm. zeigte sich, dass sich diese heute gegen die Be- Die Daten aus dem Geburten- und Sterbebuch rufstätigkeit von Frauen aussprechen. Darüber belegen, dass die Sterberate der Kinder im ers- hinaus konnte ich feststellen, dass durch die ten Lebensjahr am höchsten war. Die ersten Einführung Mutterschaftsschutzes die Bedeu- Hebammenkurse wurden in Klagenfurt be- tung der Frau im Bereich der Produktion sank. reits im Jahre 1753 durchgeführt, der Unter- Mein Interesse bestand vor allem in der Fra- richt wurde bis 1893 in slowenischer Sprache ge, vor welchem Hintergrund die Gesetze über abgehalten. Das allgemeine Krankenhaus, in den Mutterschaftsschutz eingeführt wurden. dem auch eine Entbindungsstation eingerich- Wurden diese Maßnahmen wegen der Frauen tet war, wurde im Jahre 1784 errichtet. Den- selbst ergriffen oder wollte man dadurch jene noch kam es dort erst ab dem Jahre 1933 zu Ideologie verfestigen, die die Frauen aus dem Entbindungen in größerer Zahl. Die Kranken- Arbeitsprozess hinausdrängte. Es stellte sich häuser wurden lange nicht von verheirateten heraus, dass die Intention des Mutterschafts- Frauen aufgesucht, sondern dienten in erster schutzes darin bestand, den Frauen ihre „na- Linie einem praxisorientierten Unterricht für türliche“ Rolle zuzuweisen, die primär in der Hebammen an unehelichen Müttern und an- Sorge um die Kinder und andere Familienmit- deren Frauen in Not. Auf dem Land halfen bis glieder bestehe. Dieses Bild der Frau als Mutter zum Jahr 1842 vor allem nicht geschulte Heb- und Fürsorgerin wurde auch stark von der Kir- ammen bei den Entbindungen. Ab diesem Jahr che geprägt. sah das österreichische Strafgesetzbuch stren- Ein schlanker Körper stellte damals kein Ide- ge Strafen für die Ausübung der Geburtenhilfe albild dar, denn er war Ausdruck physischer ohne Ausbildung bzw. Zulassung vor. Schwäche, und dem Menschen wurde soviel Aus Interviews geht hervor, dass Sexualität Wert beigemessen, als er körperlich leisten und Verhütung in der Vergangenheit ein stark konnte. Schwangere Frauen arbeiteten ohne tabubehaftetes Thema waren, selbst wenn jedweden Schutz bis zur Entbindung und auch Frauen unter sich waren. Das war vor allem danach setzen sie ihre Arbeit gleich wieder eine Folge der katholischen Moralverstellung, fort. die die Frau entweder als Jungfrau oder Mutter, Feministische Untersuchungen der auf den ers- nicht aber als eigenständiges geschlechtliches ten Blick geschlechtsneutralen Sozialgesetzge- Wesen sah. Das bekräftigen auch Aussagen, bung zeigten, dass diese unterschiedliche Fol- wonach die meisten Mädchen die Schwanger- gen für Frauen und für Männer hatte. schaft ihrer Mütter nicht bemerkten. Soziale Rechte und medizinische Versorgung Während es bei Bäuerinnen als normal betrach- von Mutter und Kind sind zweifelsfrei erfor- tet wurde, dass sie ihre Kinder auf Grund der derlich und wünschenswert, dürfen aber nicht Arbeit anderen Personen anvertrauen mussten für ideologische und bevölkerungspolitische oder sie ohne Aufsicht ließen, wurden berufs- Ziele instrumentalisiert werden. Die Gebur-

79 Die Kraft der Schwachen tenrate sinkt vor allem in Ländern mit einer Technisierung immer mehr aus der Produkti- wertkonservativen Vorstellung der Geschlech- onsrolle gedrängt. Die Rolle der Hausfrau und terrolle und einem Mangel an Kinderbetreu- Mutter, wurde nicht mehr nur funktionell ge- ungseinrichtungen. Der Stellenwert der staat- sehen, sondern bekam auch einen besonderen lichen Obsorge für Mutter und Kind hängt symbolischen Wert beigemessen, und so be- immer von der Arbeitsmarktsituation ab: gannen sich auch auf dem Land privater und Wenn Frauen als Arbeitskräfte benötigt wer- beruflicher Bereich zu trennen. den und gleichzeitig ein Absinken der Gebur- Die Ursache der ambivalenten Beziehung der tenrate verhindert werden soll, sorgt der Staat heutigen Gesellschaft gegenüber Frauen wird für soziale Maßnahmen, während hingegen in von immer mehr Autorinnen und Autoren in Zeiten steigender Arbeitslosigkeit der staatliche der Ideologie gesucht, die den Frauen die Ver- Mutterschutz sinkt. Am Arbeitsmarkt haben antwortung für die Kinder zuweist. Nach An- Männer gegenüber Frauen den Vorrang, und thony Giddens8 hat die bedeutende Rolle der es rückt eine auf konservativen Familienwer- Mutter in der Anfangsphase der Kinderer- ten basierende Ideologie in den Vordergrund. ziehung sowohl für die Frau als auch für den Wie Ann Steinmann5 schreibt, schuf die mo- Mann tief greifende psychologische Konse- derne Gesellschaft zwar die Möglichkeit der quenzen. Die psychische Struktur der Kinder Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau, wird heute durch die Abwesenheit des Vaters zugleich wurde aber der Unterschied zwischen geprägt, weshalb sie grundlegende Kenntnis- Männlichkeit und Weiblichkeit bewahrt oder se für die Kommunikation im Erwachsenalter sogar gestärkt. nicht erlernen können, d. h. das Respektieren Denise Riley6 stellte im Vergleich psycholo- des Anderen. Die Demokratisierung des priva- gischer Abhandlungen bezüglich der Kindes- ten Lebens kann nur dann erfolgreich sein – entwicklung fest, dass diese Forschungen un- darüber diskutierten schon Anthony Giddens ter Einflussnahme konkreter Forderungen der und Christiane Olivier – wenn die Kinder mit jeweiligen Regierung bezüglich der Bevölke- beiden Elternteilen aufwachsen, die sich beide rungs- und Beschäftigungspolitik zustande in allen Bereichen des gesellschaftlichen Le- kamen. bens frei und souverän bewegen können. Christiane Olivier7 vertritt die Meinung, dass man die Erwerbstätigkeit von der Familienpla- nung nicht völlig trennen kann. Eine Trennung ANMERKUNGEN hat für beide Geschlechter Folgen – sowohl bei 1 Irena Destovnik, Moč šibkih, Ženske v času kmečkega gospodarjenja. Hg v. Slovenska prosvetna zveza. Klagenfurt/Celovec 2002. der Arbeitsteilung als auch im Bereich der Rol- 2 Der Auftraggeber der vorliegenden Studie ist der Slowenische Kulturverband in Klagenfurt, eine der beiden zentralen Kulturorganisationen der Kärntner lenverteilung in den Familien. Vor allem aber Slowenen. 3 Reinhard Sieder, Socialna zgodovina družine. Ljubljana 1998, S. 174–176. beeinflusst sie die Beziehung zwischen Fami- 4 Vgl. Michael Mitterauer, Geschlechtsspezifische Arbeitsteilung in vorindus- lienleben und Arbeitswelt. Die Haushaltsar- trieller Zeit, in: Beiträge zur historischen Sozialkunde 11, Salzburg 1981, S. 81. beit erledigt man als „Zeichen der Liebe“, doch 5 Vgl. Ann Oakley, Gospodinja. Ljubljana 2000, S. 97. 6 Vgl. Eva Bahovec, Predavanje za uvod: Feminizem in materinstvo, in: Delta die „richtige“ Erwerbstätigkeit sollte außerhalb – Revija za ženske študije in feministično teorijo 1–2. Ljubljana 1995, S. 47. der eigenen vier Wände stattfinden. In der 7 Christiane Olivier, Die Söhne des Orest. Ein Plädoyer für Väter. München Landwirtschaft wurden die Frauen durch die 1997, S. 197. 8 Anthony Giddens, Preobrazba intimnosti: Spolnost, ljubezen in erotika v sodobnih družbah. Ljubljana 2000, S. 135–136.

80 Auf der Suche nach einer versunkenen Kultur

Auf der Suche nach einer versunkenen Kultur Jüdisches Leben im Übermurgebiet

� Text: Elisabeth Arlt

An einem trüben Spätherbsttag begebe ich mich auf den Weg in das Übermurgebiet um mich auf die Suche nach der einst reichen jüdischen Kultur in dieser Gegend zu machen. Mein erstes Ziel ist Lendava, eine kleine Stadt direkt an der Grenze zu Ungarn. Mein Weg führt durch Murska Sobota, die Bezirkshauptstadt, auf dem Rückweg möchte ich auch hier Halt ma- chen. Die Straße Richtung Lendava ist an diesem Tag – und nicht nur an diesem – stark befahren, ist es doch die Hauptroute nach Ungarn und Kroatien, viel Schwerverkehr zeugt von der Tat-

Gedenkpark – spominski park

81 Auf der Suche nach einer versunkenen Kultur sache, dass die sich bereits seit einigen Jahren Eine weitere Besonderheit Lendavas ist sei- im Bau befindliche Autobahn dringend fertig ne über 1.000 Jahre währende Zweisprachig- gestellt gehört. Zwischendurch immer wieder keit, Slowenen und Ungarn lebten seit jeher Traktoren, die den Verkehr aufhalten und dar- einträchtig nebeneinander, bis zum Jahr 1919 auf hinweisen, dass das Prekmurje seit jeher gehörte Lendava ebenso wie das gesamte landwirtschaftlich intensiv genütztes Gebiet Übermurgebiet zu Ungarn, nach den Friedens- war und ist. Hat das Gebiet im Sommer ohne verträgen von Saint Germain wurde das Land Zweifel seinen Reiz, flaches Land, Maisäcker dem neu gegründeten SHS Staat zugespro- soweit das Auge reicht, beschleicht einen im chen. Noch heute hört man oft die ungarische Spätherbst leichtes Unbehagen angesichts der Sprache, auch die Namen der Menschen in die- abgeernteten, kahlen Felder, der nassen Käl- ser Gegend sind zu einem Großteil ungarisch. te, des morastigen Bodens und des Nebels, der sich wie ein Leintuch über das Land legt. Lendava besaß über zwei Jahrhunderte ein Die Strecke von Radkersburg nach Lendava überaus reiches jüdisches Leben. Der große beträgt etwa 50 Kilometer, was allerdings im Zuzug von Juden vor allem aus Westungarn Windschatten eines LKWs, den zu überholen begann im frühen 18. Jahrhundert, als die Tür- die durch die Witterung bedingte schlechte kengefahr gebannt war und die öde daliegende Sicht unmöglich macht, leicht zum Geduld- Landschaft wieder besiedelt werden musste. spiel werden kann. Da während der Türkeneinfälle ein Großteil Endlich erreiche ich Lendava und, oh Wunder, der ansässigen Bevölkerung getötet oder durch der Nebel lichtet sich. Trotzdem präsentiert Seuchen hinweggerafft worden war, war man sich die kleine Stadt nicht von ihrer besten Sei- bestrebt, für das brachliegende Land Neusied- te. Vielleicht liegt es am Wetter, aber ich kann ler zu gewinnen. Dazu gehörten die Juden mich einer gewissen Tristesse nicht erwehren. zunächst nicht, war es ihnen doch seit jeher Lendava ist eine sehr alte Stadt und hat eine untersagt, Land zu besitzen. Eine andere so bewegte Geschichte. Das bereits im 13. Jahr- genannte Randgruppe profitierte jedoch von hundert errichtete Schloss thront auf den Len- der Notwendigkeit der Neuansiedelungen. Die davske gorice, jenen Hügeln die das größte zu- Roma, seit Jahrhunderten „fahrendes Volk“, sammenhängende Weinbaugebiet Sloweniens wurden in dieser Gegend angesiedelt, sie wur- ausmachen, erhaben über der Stadt. Wie vie- den sesshaft gemacht und leben bis heute im le Städte in dieser Gegend hatte auch Lendava Prekmurje. Ähnlich wie die Juden hatten auch unter den Türkeneinfällen vom 16. bis ins frü- sie seit Beginn ihrer Sesshaftigkeit mit Anfein- he 18. Jahrhundert erheblich zu leiden. dungen durch die einheimische Bevölkerung Die östlichste Stadt Sloweniens hat heute zu kämpfen, jedoch aus anderen Gründen als etwa 4.000 Einwohner und ist vor allem we- die Juden. Resultierten Neid und Missgunst gen ihrer Thermalquellen bekannt. Eigentlich gegenüber den Juden vorwiegend aus deren ist man in den 60er Jahren des vorigen Jahr- Geschäftstüchtigkeit und Geschick in finanzi- hunderts durch puren Zufall auf die heilenden ellen Dingen, erfuhren die Roma Repressalien Quellen gestoßen. Ursprünglich hatte man wegen ihrer Unangepasstheit und auf Grund nach Erdöl gesucht… von Vorurteilen.

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Im Prekmurje erlangten die Juden jedoch ho- in großem Umfang einsetzte, brachte auch der hes Ansehen, sie waren in die Gemeinschaft Landwirtschaft erheblichen Nutzen. Vor allem integriert, ja, sie waren ein wichtiger Teil der- Mühlen, Getreidespeicher, aber auch Lederfab- selben, arbeiteten bevorzugt als Händler, das riken, Fleischereien, Brauereien und Geschäfte heißt, sie verkauften Waren, die andere drin- mit landwirtschaftlichem Gerät befanden sich gend brauchten und trugen somit ganz we- in jüdischem Besitz. sentlich zu einem neuen Wohlstand in der Ge- Ein wichtiger Geschäftszweig war das Geld- gend bei, der ohne sie nicht möglich gewesen und Bankwesen, das sich auch auf das Wirt- wäre. Darüber hinaus bildeten die Juden in schaftsleben im Übermurgebiet positiv aus- diesen ausschließlich von der Landwirtschaft wirkte. geprägten Gebieten so etwas wie eine geistige Oberschicht, die regen kulturellen Austausch Heute ist davon nicht mehr viel zu bemer- mit anderen Städten, vor allem Budapest, das ken. Ich parke mein Auto an der Hauptstra- durch die neue, in den Jahren 1907/08 erbaute ße gegenüber der Kirche. Hier soll sich irgend- Eisenbahnlinie relativ leicht zu erreichen war, wo die ehemalige Synagoge befinden. Ich finde pflegte. sie nicht, muss einen Passanten fragen. Sie sei ganz nah, sagt man mir, gleich hier, hinter dem Erst unter Joseph II. erlangten die Juden Gleich- Supermarkt. Ich gehe ein paar Treppen hinun- berechtigung. Zuvor war unter Maria Theresia ter, gesichtslose Wohnblocks umringen einen 1744 eine eigene Judensteuer eingeführt wor- Parkplatz, linker Hand macht sich recht prot- den, die erst 1846 aufgehoben wurde. Dennoch zig das erst vor einigen Jahren neu errichtete brachte das Toleranzpatent Josephs II. für die Volks- und Kulturhaus der Gemeinde Lenda- Juden große Erleichterungen; erstmals durften va aus. Fast hätte ich das kleine, unscheinbare sie öffentliche Schulen besuchen, Berufe erler- Gebäude übersehen. Ja, das könnte sie gewe- nen und Besitz erwerben. 1783 erhielten sie das sen sein! Neu renoviert und doch irgendwie Recht, sich in Städten niederzulassen. Dieses gesichtslos. Als Warenlager des benachbarten Recht war ihnen 1496 unter Kaiser Maximi- Supermarkts hätte die Synagoge lange gedient, lian I. aberkannt worden, die Juden mussten erklärt mir der junge Mann, der mir aufsperrt, fliehen. So verlor beispielsweise auch die Stadt wahrscheinlich hat sie dieser Umstand vor Radkersburg ihre jüdische Gemeinde. dem endgültigen Abbruch bewahrt. Drinnen Erst nach der Aufhebung der Judensteuer im ist alles sauber renoviert, man kann sich vor- Jahr 1846 waren die Juden einige Zeit völlig stellen, wie es früher einmal ausgesehen hat, gleichberechtigt, doch bereits im letzten Drit- als es in Lendava noch einen Rabbiner gab, der tel des 19. Jahrhunderts begann sich in zuneh- die Gottesdienste abhielt. Heute dient die Sy- mendem Maße der Antisemitismus in der Ge- nagoge als Ausstellungsraum für Künstler und sellschaft zu etablieren. als Konzertsaal. Oben auf der Galerie befindet sich eine Schautafelausstellung, die das einst Von ihren neuerworbenen Rechten mach- blühende Leben der ehemaligen jüdischen Ge- ten auch die Juden im Prekmurje Gebrauch. meinde Lendavas anschaulich dokumentiert. Die Industrialisierung, die im 19. Jahrhundert

83 Auf der Suche nach einer versunkenen Kultur Foto: Elisabeth Arlt Elisabeth ￱ Foto:

Die ehemalige Synagoge in Lendava – nekdanja sinagoga v Lendavi

Bis 1995 sei auch die alte jüdische Schule interessante Stimmung auf die Gräber, deren noch gestanden, erfahre ich, gleich gegenü- Inschriften erstaunlich gut zu lesen sind. Ich ber der Synagoge, sie musste dem neuen Volks- sehe zum Großteil deutsche Namen, deutsche haus weichen. Sonst sieht man in Lendava Inschriften. Es sind Steine auf manche Gräber nichts mehr an jüdischen Spuren, ich bedanke gelegt, ein schöner Brauch, das gibt Hoffnung. mich für die Auskunft und fahre weiter, las- Hoffnung, dass diese Menschen, von denen die se Lendava hinter mir und begebe mich Rich- meisten, wie auf vielen Grabsteinen nachträg- tung Dolga Vas, das einige Kilometer westlich lich vermerkt, in Auschwitz umgebracht wur- liegt. Ein kleines Dorf an der Hauptstraße, ich den, nicht vergessen sind. Dass es sie gegeben muss wieder fragen, diesmal eine ältere Frau, hat und dass sie diese Gegend für Jahrhunderte die gerade am katholischen Friedhof ein Grab geprägt haben. Ich gehe zu einem geschmück- schmückt. Wo denn der jüdische Friedhof sei, ten Grab, Kerzen und Gestecke befinden sich will ich wissen. Es tue ihr leid, das wisse sie an seinem Stein. Es sieht neu aus, und ich beu- nicht, antwortet sie. Ob es an meinem schlech- ge mich hinunter, um die Inschrift zu lesen. ten Slowenisch lag? Ich fahre weiter und sehe „Lajos Blau 1903-1998“, steht darauf geschrie- schließlich rechter Hand ein etwas verwilder- ben. Er war der letzte Jude in Lendava. Mit tes, zugewachsenes Gebäude. Dahinter muss ihm ist eine Ära, die schon vorüber war, end- der Friedhof sein, ich bin am Ziel! Ein beson- gültig zu Ende gegangen. derer Ort. Ich gehe durch ein gelbes Häuschen und befinde mich mitten auf dem Friedhof. Ein jüdischer Friedhof ist nach altem Ritus Schön ist es hier, der Spätherbst zaubert eine in verschiedene Sektoren geteilt, Männer, un-

84 Auf der Suche nach einer versunkenen Kultur verheiratete Frauen, Kinder. Ob das hier auch ausgebaut. Die sogenannte „dritte Synagoge“, noch so ist, lässt sich nicht mehr nachvollzie- die größte und schönste, wurde erst im Jahr hen, es scheint, als seien die Grabsteine zum 1956 aus Baufälligkeit abgerissen, nachdem sie Teil nachträglich neu angeordnet worden. Den nach Vertreibung und Vernichtung der Juden Friedhof soll auch eine schöne Mauer umgeben als Stall und Warenlager genützt worden war. haben, jetzt sieht man nichts mehr davon, zu- Eine weitere Synagoge, die „erste“ und kleins- viel Unkraut wuchert um die Gräber und die te wurde sogar erst Mitte der 90er Jahre, als einst die Grabmäler schmückenden Thujen sie bereits so verfallen war, dass man sie kaum sind meterhoch gewachsen und weisen eine mehr als Gebäude ausmachen konnte, eben- zum Teil groteske Schieflage auf. falls abgerissen. Trotzdem ist das ein guter Ort, an dem ich Alles weg, auch hier, der Spominski Park ist das mich befinde. Es lässt sich ein Teil der Vergan- letzte Zeugnis. genheit rekonstruieren, unvorstellbar, wie es Es leben noch einige wenige Juden im Prekmur- möglich war, eine so fest mit der Gegend ver- je, die meisten wurden ermordet, die wenigen, wachsene Kultur in so kurzer Zeit einfach aus- die überlebten, emigrierten vornehmlich nach zulöschen. Israel oder in die Vereinigten Staaten. Die, die In der Mitte des Friedhofs befindet sich ein zurückgekehrt sind, sind oft zum evangeli- Mahnmal für die Opfer des Faschismus, ein schen Glauben konvertiert. aus Stein gemeißelter Baumstamm soll an die vielen Menschen erinnern, die in Auschwitz Ich fahre nachdenklich zurück. Könnte man ihr Leben verloren. doch einige Jahre in der Geschichte ungesche- Es wird kalt, ich werfe noch einen letzten hen machen. Ich hätte noch viele Fragen. Blick auf die vielen Grabsteine, dann fahre ich zurück, jedoch nicht ohne als letzter Station meiner Reise auf jüdischen Spuren noch dem Spominski Park in Murska Sobota einen Besuch abzustatten. Fast übersieht man den kleinen Park, ich habe zwar von seiner Existenz gehört, ihn nur durch Zufall gefunden. Direkt an der Hauptstraße aus Rakič ankommend liegt linker Hand eine kleine Parkanlage. Alte Grabsteine des zerstör- ten jüdischen Friedhofs hat man hier in einem Halbkreis angeordnet, zur Erinnerung, wie der Name schon sagt, an etwas, was es nicht mehr gibt. Schwer vorstellbar eigentlich: In Murska Sobota gab es einst drei Synagogen und eine le- bendige jüdische Gemeinde, heute findet man – wie so oft – keine Spuren mehr. Murska So- bota wurde nach dem 2. Weltkrieg modern

85 Iskanje davno minule kulture

Der jüdische Friedhof von Dolga Vas – judovsko pokopališče v Dolgi Vasi

Iskanje davno minule kulture Vmes zmeraj traktorji, ki zadržujejo promet Judovsko življenje v Prekmurju in opozarjajo na to, da je Prekmurje že od nekdaj bilo intenzivno kmetijsko izkoriščano zemljišče in je še. Nekega oblačnega poznojesenskega dne se Kot ima področje poleti nedvomno svoje čar, odpravim na pot v Prekmurje, da bi poiskala ravnina, polja s koruzo, dokler seže oko, se v nekoč bogato judovsko kulturo na tem pozni jeseni priplazi lahno nelagodje spričo področju. pospravljenih, ogolelih polj, vlažnega mraza, Moj prvi cilj je Lendava, majhno mesto močvirnih tal in megle, ki se kot mrtvaški prt neposredno ob madžarski meji. Pot me vodi vleče čez deželo. skozi Mursko Soboto, okrajno glavno mesto, ob Pot med Radgono in Lendavo je dolga približno povratku bi rada tudi tukaj naredila postanek. 50 kilometrov, kar v zavetrju tovornjaka, ki Cesta v smeri Lendave je tega dne – in ne ga je ob slabem vremenu nemogoče prehiteti, samo tega – močno prometna, je glavna pot vsekakor lahko postane igra potrpežljivosti. proti Madžarski in Hrvaški. Veliko težkega Končno pridem do Lendave in – o, čudež – prometa priča o dejstvu, da nujno velja že leta megla se je dvignila. Kljub temu se majhno v izgradnji nahajajočo se avtocesto dokončati. mesto ne predstavlja v svojem najboljšem

86 Iskanje davno minule kulture oblačilu. Morda zaradi vremena, vendar se ne so naselili na tem področju. Ti so se ustalili in morem ubraniti določeni turobnosti. Lendava žive še danes v Prekmurju. Podobno kot Judje je zelo stara in ima bogato zgodovino. Že v so tudi Romi že od samega začetka bili boje s 13. stoletju zgrajeni grad kraljuje vzvišen nad sovražnostjo tamkajšnjega prebivalstva, vendar mestom v Lendavskih goricah, tistih gričih, ki iz drugačnih razlogov. Medtem ko je pri Judih tvorijo največje povezano vinorodno območje sledila predvsem iz zavisti in nevoščljivosti, Slovenije. Kot mnoga mesta na tem področju izhajajočih iz njihove poslovne sposobnosti in je tudi Lendava v času turških vdorov od 16. do spretnosti v finančnih zadevah, je pri Romih začetka 18. stoletja močno trpela. izhajala iz njihove neprilagojenosti in podobnih Najbolj vzhodno mesto Slovenije ima danes represalij na podlagi predsodkov. približno 4.000 prebivalcev in je poznano V Prekmurju so Judje vendarle prišli do visokega predvsem zaradi svojih termalnih vrelcev. ugleda, bili so integrirani v skupnost, da, bili Pravzaprav so v 60-ih letih prejšnjega stoletja so pomemben del istih, čeprav so bili pretežno naključno naleteli na zdravilne vrelce. Sprva so trgovci. To se pravi, dodali so produkte, ki so iskali nafto... jih drugi nujno potrebovali, in tako bistveno Nadaljnja posebnost Lendave je več kot 1.000 pripomogli k novi blaginji področja, ki brez let trajajoča dvojezičnost, Slovenci in Madžari njih ne bi bila mogoča. že od nekdaj žive eden ob drugem. Do leta Prav tako se je v tej pretežno kmetijski 1919 je Lendava, tako kot celotno Prekmurje, pokrajini razvil neke vrste višji duhovni sloj, pripadala Madžarski, po St. Germainskih ki je negoval živahno kulturno izmenjavo z mirovnih pogodbah je bila dežela dodeljena drugimi mesti, predvsem z Budimpešto, ki je Sloveniji. Še danes je pogosto slišati madžarski bila z novo, v letih 1907/08 zgrajeno železniško jezik, tudi priimki v Prekmurju so pogosto linijo, relativno lahko dosegljiva. madžarski. Šele pod Jožefom II. so Judje dosegli Lendava je imela več kot dve stoletji nadvse enakopravnost. Pod Marijo Terezijo je bil leta bogato judovsko življenje. 1744 uveden poseben judovski davek, ki je bil Veliko priseljevanje Judov, predvsem iz razveljavljen šele leta 1846. zahodne Madžarske, se je začelo v zgodnjem Kljub temu je prinesel tolerančni patent Jožefa 18. stoletju, ko je bila turška nevarnost II. za Jude veliko olajšanje; prvič so smeli pregnana in je bilo potrebno pusto pokrajino obiskovati javne šole, priučiti se poklica in ponovno poseliti. V času turških vdorov je pridobiti posest. 1783 so dobili pravico naseliti bila večina tamkajšnjih prebivalcev umorjena se v mestih. Ta pravica jim je bila leta 1496 pod ali so jih pobrale kužne bolezni, tako so si cesarjem Maksimiljanom I. odvzeta, Judje so prizadevali neobdelano zemljo prepustiti tako morali zbežati. Tako je na primer tudi mesto imenovanim novim priseljencem. K tem v Radgona izgubilo svojo judovsko četrt. začetku niso sodili Judje, saj jim je bilo že od Šele po razveljavitvi judovskega davka leta nekdaj prepovedano posedovati zemljo. A neka 1846 so bili Judje nekaj časa popolnoma druga, tako imenovana marginalna skupina, enakopravni, vendar se je že v zadnji tretjini je le imela korist od potrebe po ponovni 19. stoletja začel v družbi okrepljeno uveljavljati poselitvi. Rome, že stoletja potujoče ljudstvo, antisemitizem.

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Svoje novo pridobljene pravice so izkoristili naprej, Lendavo pustim za seboj in se napotim tudi Judje v Prekmurju. Na veliko se je začela v smeri Dolge Vasi, ki leži nekaj kilometrov industrializacija, eden do takrat v tej okolici zahodno. Majhna vas ob glavni cesti. Spet neznanih fenomenov, ki je tudi kmetijstvu moram vprašati, tokrat starejšo gospo, ki prinesel znatno korist. Predvsem mlini, krasi na katoliškem pokopališču neki grob. kašče za žito, pa tudi tovarne usnja, mesnice, Kje je judovsko pokopališče, želim izvedeti. pivovarne, trgovine s kmetijskimi orodji, so Opravičuje se, da ne ve, odgovori. Morda zaradi bile v judovski lasti. Pomembna panoga je bila moje slovenščine? Peljem naprej in vidim denar in bančništvo, ki je pozitivno učinkovala končno na desni strani nekoliko podivjano tudi na gospodarsko življenje v Prekmurju. poraslo zgradbo. Zadaj bo pokopališče, na cilju Danes od tega ni opaziti prav mnogo. Avto sem. parkiram na glavni cesti nasproti cerkve. Tu Poseben kraj. Grem skozi rumeno hišico in nekje naj bi se nahajala nekdanja sinagoga. Ne se znajdem sredi pokopališča. Lepo je tukaj, najdem je, moram vprašati mimoidočega. Je pozna jesen pričara zanimivo razpoloženje na prav blizu, so mi rekli, tik za samopostrežnico. grobove, katerih napisi so presenetljivo dobro Grem nekaj stopnic navzdol, brezizrazni ohranjeni. Vidim veliko nemških priimkov, stanovanjski bloki obkrožajo parkirišče, na nemške napise, večinoma pravzaprav. Na levi strani se bohoti pred nekaj leti novozgrajen nekatere grobove so položili kamne – lepa narodni in kulturni dom občine Lendava. Skoraj navada, to daje upanje. Upanje, da tile bi spregledala majhno, neugledno stavbo. Da, ljudje, od katerih večina, kot je na mnogih to bi lahko bila! grobovih naknadno zabeleženo, je bila ubita Na novo prenovljena, pa vendar nekako v Auschwitzu, niso pozabljeni. Da so obstajali neizrazita. Dolgo je sinagoga služila kot in da so to področje za stoletja zaznamovali. skladišče bližnjemu supermarketu, mi je Grem k nekemu okrašenemu grobu, sveče in razložil mladi mož, ki mi je odklenil; verjetno aranžmaji se nahajajo na [nagrobnem] kamnu. jo je ta okoliščina obvarovala pred dokončnim Videti je nov in sklonim se, da bi prebrala napis. rušenjem. Znotraj je vse lepo prenovljeno, “Lajos Blau 1903-1998,“ je bilo zapisano. Bil lahko si je predstavljati, kako je bilo vse skupaj je zadnji Jud iz Lendave. Z njim je dokončno videti včasih, ko je v Lendavi še bil rabin, ki je odšlo obdobje, ki je že davno minilo. vodil bogoslužje. Judovsko pokopališče je po starem običaju Danes služi sinagoga kot razstavni prostor za razdeljeno na različne sektorje: moški, umetnike in kot koncertna dvorana. Zgoraj neporočene ženske , otroci. Ali je tukaj tudi na galeriji se nahaja razstavna preglednica, ki tako, se ne da več razbrati; kaže, kot da so nazorno dokumentira nekoč cvetoče življenje nekatere nagrobne kamne naknadno na novo nekdanje judovske skupnosti Lendave. razvrstili. Pokopališče naj bi bilo obdano z Do 1995 je stala še stara judovska šola, sem lepim zidom, sedaj od tega ni videti ničesar izvedela, takoj nasproti sinagoge; umakniti se več, preveč plevela raste okoli grobov, in tuje, je morala novemu narodnemu domu. ki so nekoč krasile grobove, so meter visoko in Sicer v Lendavi ni več videti judovskih sledi. so deloma groteskno poševno. Zahvalim se za informacije in se peljem Kljub temu je to dober kraj, na katerem

88 Iskanje davno minule kulture se nahajam. Mogoče je rekonstruirati del države Amerike. Ti, ki so se vrnili, so pogosto preteklosti, neverjetno, da je bilo mogoče eno, prestopili v evangeličansko vero. tako močno v to področje zasidrano kulturo, v Razmišljujoč vozim nazaj. Ko bi lahko nekaj tako kratkem času enostavno izbrisati. let v zgodovini zbrisali... Imela bi še mnogo V sredini pokopališča se nahaja spominsko vprašanj. obeležje žrtvam fašizma, iz kamna izklesano deblo naj bi spominjalo na mnoge žrtve, ki so v Auschwitzu morale pustiti svoja življenja. Hladno postaja, poslednjič še pogledam na mnoge nagrobnike, potem se peljem nazaj, toda ne brez obiska zadnje postaje mojega potovanja po judovskih sledovih, „Spominskega Parka“ v Murski Soboti. Prav mogoče je prezreti majhen park, za njegovo eksistenco sem že slišala, našla pa sem ga le po naključju. Neposredno ob glavni cesti, prihajajoč iz Rakičana, stoji na desni strani majhen park. Stare nagrobnike razdejanega judovskega pokopališča so tukaj razvrstili v polkrog, v spomin, kot že naslov pove, na nekaj, kar več ne obstaja. Težko predstavljivo pravzaprav, v Murski Soboti so bile nekoč tri sinagoge in živa judovska skupnost – danes, kot tolikokrat, nobene sledi več. Murska Sobota je bila po 2. svetovni vojni povečana, mesto je moderno oblikovano. Tako imenovano „tretjo sinagogo“, največjo in najlepšo, so porušili šele leta 1956, zaradi propadanja ali morda bolj zato, ker je bila po pregonu in uničenju Judov uporabljana kot hlev in skladišče. Nadaljnjo sinagogo, „prvo“ in najmanjšo, so porušili šele sredi 90-ih let 20. stoletja, potem, ko je bila že tako propadla, da jo je bilo težko ZUR PERSON – O AVTORJU prepoznati kot zgradbo. Elisabeth Arlt Ničesar več, tudi tukaj, Spominski Park je Mag.ª Elisabeth Arlt ist Kunsthistorikerin und zadnje pričevanje. arbeitet an verschiedenen Projekten im Kul- V Prekmurju živi še nekaj Judov, večina turbereich in der Steiermark und in Südost- europa. – Mag.ª Elisabeth Arlt je umetnostna je bila umorjenih. Nekaj malega teh, ki so zgodovinarka in sodeluje pri raznoraznih preživeli je emigriralo v Izrael ali v Združene projektih na področju kulture na Štajerskem in v jugovzhodni Evropi.

89 Bildgalerie – galerija slik IV

Prof. Christian Brünner und der Bürgermeister von Tuzla sprechen anlässlich des Symposions. Wieviel Minderheit(en) verträgt Europa? – Pogovor med prof. Christianom Brünnerjem in županom Tuzle na simpoziju. Koliko manjšin prenese Evropa?

90 Julius Franz Schütz

Julius Franz Schütz (K)ein steirischer Heimatdichter

� Text: Elisabeth Arlt

Eine sehr interessante, jedoch heute weitestgehend unbekannte Figur in der steirischen Literaturszene der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts stellt zweifelsohne Julius Franz Schütz dar. Schütz, 1889 in Mureck geboren, entdeckte schon früh seine Begabung zum Schreiben. Einer seiner Lehrer am Grazer Bischöflichen Gymnasium erkannte das Talent des Knaben und förderte ihn. Nichtsdestotrotz begann Schütz an der Grazer Universität ein Jusstudium, das er auch abschloss. Mit einer Erbschaft des Vaters bedacht, war es Schütz’ Plan, als Dichter unbeschwert leben zu können. Der Erste Weltkrieg und die damit einhergehende Infla- tion machten diesen Traum jedoch zunichte. Julius Franz Schütz bei einer Lesung in Schon während seiner Studienzeit begab sich Schütz auf ausge- der Steiermärkischen Landesbibliothek – Julius Franz Schütz na literarnem večeru v dehnte Reisen, vor allem innerhalb Europas, aber auch nach Nor- Štajerski deželni knjižnici dafrika, die sein Leben und Werk nachhaltig prägen sollten. Schütz fand eine Anstellung an der Steiermärkischen Landesbibliothek, die er ab dem Jahr 1939 auch leitete. Nach 1912 gelang es ihm, einen Verlag zu finden, der seine Gedichte, die stark expressionistische Züge aufweisen, veröffentlichte. Seine Werke wurden von anderen Verlagen jedoch auch abge- lehnt, mit der Begründung, er würde am Leser vorbeischreiben, diesen nicht berühren, ihn allen- falls erstaunen. Das kränkte ihn zwar, wie aus seiner Korrespondenz ersichtlich ist, ließ ihn jedoch nicht resignieren. Auffallend ist die Wandlungsfähigkeit seiner Literatur, der häufige Stilwandel, der als geradezu charakteristisch für ihn galt. Ebenso der schonungslose Naturalismus, mit dem er Dinge beschrieb und sich Themen annahm, die den Leser mehr verstörten als unterhielten. Was ihn nicht nur in seinem Werk, sondern auch als Menschen auszeichnete beschreiben viele sei- ner Zeitgenossen wie folgt: Schütz stand mit vielen Künstlern in regem Kontakt, darüber hinaus gehörten auch Wissenschaftler anderer Disziplinen, wie der Maler Max Robathin, der Botaniker

91 Julius Franz Schütz

Verschiedene Darstellungen Schütz‘ - različne upodobitve Schütza

Herbert Lamprecht, der vor allem in Schweden tete es als persönlichen Gewinn, neue Spra- wirkte, und der Rektor der Leobener Montan- chen zu lernen und sich mit anderen Kulturen universität Franz Platzer, die alle wie Schütz vertraut zu machen. ebenfalls in Mureck geboren wurden, zu sei- Nachdem 1949 seine Frau Grete nach langer nem umfangreichen Bekanntenkreis. schwerer Krankheit verstorben war, litt Schütz Interessant aus heutiger Sicht in Leben und unter zunehmender Einsamkeit. Obwohl er Werk Schütz’ ist seine Heimatliebe, die ent- fest im gesellschaftlichen Leben integriert war gegen der in dieser Zeit vorherrschenden Ge- und auch einen großen Freundeskreis besaß, sinnung weder deutschtümelnd noch von na- ist ab diesem Zeitpunkt eine gewisse Todes- tionalsozialistischem Gedankengut geprägt sehnsucht zu verspüren. Es kränkte ihn sehr, war. In vielen Gedichten, aber auch Romanen dass seine Werke zwar gelobt wurden, er aber beschreibt er das südsteirische Weinland, die von der Öffentlichkeit mehr oder weniger ig- Gegend seiner Kindheit in und um Mureck. noriert wurde. Gleichzeitig jedoch hatte er großes Interesse Ein Anliegen waren ihm die jungen Dichter, an fremden Kulturen, vor allem an asiatischen, die er förderte und unterstützte. Dass er, der deren Sprachen er zum Teil beherrschte. Erhal- sich selbst als Junger über die verbohrten Alten ten ist eine umfangreiche Sammlung an asiati- kritisch geäußert hatte, diesem Grundsatz treu scher Kunst, die er zum Teil von seinen Reisen blieb, zeigt sich, als er Anfang der 50er Jahre das mitbrachte, zum Teil von Freunden geschenkt damals neu gegründete und unter den altein- bekommen hatte. gesessenen Dichtern höchste Empörung her- Überaus reich war seine Korrespondenz. Die vorrufende Forum Stadtpark mit ganzer Kraft deutsch-kroatische Dichterin Camilla Lucer- unterstützte. Einer dieser jungen Dichter, Al- na gehörte ebenso zu seinen Freunden wie fred Kolleritsch, der wie Schütz auch aus der auch der spätere Nobelpreisträger Ivo Andrić. Gegend um Mureck stammte, wies ihm spä- Schütz bemühte sich, slawische Sprachen zu ter auch in der von ihm initiierten Publikation lernen und hielt sich des Öfteren in Zagreb „Lichtungen“ einen ehrenden Platz zu. auf, wo er Lesungen abhielt und freundschaft- Julius Franz Schütz, der 1961 kinderlos starb, liche Kontakte pflegte. hinterließ seinem Heimatort Mureck, dem er Für ihn ging durch die Grenzziehung nicht ein bis zu seinem Tod eng verbunden blieb, sein Land verloren, wie es von vielen seiner Zeitge- Haus am Murecker Hauptplatz, und das sich nossen empfunden wurde, sondern er betrach- darin befindliche Mobiliar und seine überaus

92 Julius Franz Schütz Foto: JUZ Mureck JUZ ￱ Foto:

Julius Franz Schütz‘ Haus am Hauptplatz von Mureck, in dem heute das Stadtmuseum untergebracht ist. – hiša Juliusa Franza Schütza na Glavnem trgu v Cmureku, v kateri je danes Mestni muzej. umfangreiche Bibliothek, die heute in der Lan- veranlasst und Maßnahmen zur Restaurierung desbibliothek aufbewahrt wird, mit der Aufla- diverser Möbel, Kleingegenstände und Schrift- ge, daraus ein Museum zu schaffen. stücke in die Wege geleitet, die durch unsach- Das geschah auch Anfang der 70er Jahre, als gemäße Lagerung bereits Schaden erlitten hat- Teile der Schützwohnung zu einem Heimat- ten. Wenn alles gut geht, soll in nächster Zeit museum, dem damaligen Standard entspre- ein neues, modern adaptiertes Museum eröff- chend, zu einem Heimatmuseum umgestaltet net werden, das diesem berühmten Sohn Mu- wurden. Bis vor kurzem in schlechtem, un- recks ein gebührendes Andenken zukommen zeitgemäßem Zustand, wurde heuer eine Sich- lassen und ihn vor dem Vergessen bewahren tung der Objekte samt Zustandsbestimmung soll.

93 Julius Franz Schütz

Julius Franz Schütz njegovih sodobnikov: Schütz je bil z mnogimi Štajerski domači pesnik, ali tudi ne umetniki v živahnih stikih, k tem so spadali tudi znanstveniki drugih disciplin, kot slikar Max Robathin, botanik Herbert Lamprecht, Zelo zanimivo, vendar danes širši publiki ki je deloval predvsem na Švedskem, kot tudi nepoznano figuro štajerske literarne scene rektor leobenske Montanuniversität – rudarske prve polovice 20. stoletja, predstavlja prav univerze Franz Platzer, ki so vsi, kot Schütz, gotovo Julius Franz Schütz. Schütz, rojen 1889 bili rojeni v Cmureku; ti so bili del njegovega v Cmureku, je že zgodaj odkril nadarjenost za obsežnega kroga znancev. pisanje. Eden od učiteljev na graški škofovski Zanimivo z današnjega vidika Schützovega gimnaziji je prepoznal dečkov talent in ga življenja in dela je njegovo domoljubje, ki je podpiral. bilo v nasprotju z v tistem času prevladujočim Kljub temu je začel Schütz na Graški univerzi prepričanjem. Oblikovano ni bilo niti študirati pravo, katerega je tudi zaključil. nemškutarsko niti nacistično. V mnogih Računajoč na očetovo dediščino, je bil Schützov pesmih pa tudi romanih opisuje južni štajerski načrt neobremenjeno živeti kot pesnik. Prva vinorodni okoliš, okolico svojega otroštva v svetovna vojna in z njo povezana inflacija sta in okoli Cmureka. Istočasno pa so ga zelo te sanje naredili nične. zanimale druge kulture, predvsem azijske, Že v času študija se je podal na dolga potovanja katerih jezike je deloma obvladal. Ohranjena predvsem po Evropi, pa tudi v severno Afriko, je obsežna zbirka azijske umetnosti, ki jo je ki naj bi njegovo življenje in delo trajno deloma prinesel s svojih potovanj, deloma kot zaznamovala. darilo dobil od svojih prijateljev. Schütz je našel službo v Štajerski deželni V enem od njegovih pisem je razbrati žalost knjižnici, katero je od leta 1939 tudi vodil. mladega moža, potem ko je bila njegova Po 1912 mu je uspelo najti založbo, ki je ljubljena Untersteiermark – Spodnja Štajerska z njegove pesmi z močnimi ekspresionističnimi novo nastalo mejo ločena. Vendar je bil dovolj potezami objavila. Njegova dela so bila s strani daljnoviden, da ga ni zapopadlo takrat široko drugih založb zavrnjena tudi z obrazložitvijo, razširjeno topo sovraštvo do vsega slovenskega. da piše mimo bralcev, da se teh ne dotakne, V tem smislu ni bilo slišati kakršne koli njegove kvečjemu osupne. To ga je sicer prizadelo, kar izjave niti ni mogoče najti takšnega mišljenja v je vidno tudi iz njegove korespondence, vendar njegovem delu. zato ni obupal. Nadvse bogata je bila njegova korespondenca. Pozornost vzbuja njegova literatura zaradi Nemško-hrvaška pesnica Camilla Lucerna zmožnosti spremembe, pogoste menjave stila, je prav tako štela k njegovim prijateljem kot ki je zanj naravnost karakteristična. Prav tudi kasnejši Nobelov nagrajenec Ivo Andrić. tako neprizanesljiv naturalizem, s katerimi je Prizadeval si je naučiti se slovanskih jezikov opisoval stvari in izbrane teme, ki spravljajo in je večkrat obiskal Zagreb, kjer je imel bralca bolj iz ravnotežja kot zabavajo. predavanja in je gojil prijateljske stike. Kar ga odlikuje ne samo v njegovem delu, Zaradi nastanka meje zanj ni bila izgubljena temveč tudi kot človeka, opisuje veliko dežela, kot so to čutili mnogi njegovi sodobniki,

94 Julius Franz Schütz temveč je to obravnaval kot osebno pridobitev, nestrokovnega skladiščenja poškodovale. Če učiti se novih jezikov in se seznaniti z drugimi bo šlo vse po sreči, naj bi v kratkem odprli nov, kulturami. moderno adaptiran muzej, ki naj bi bil primeren Potem ko je 1949 po dolgi in težki bolezni spominu na tega slavnega sina Cmureka, in ga umrla njegova žena Grete, je Schütz trpel vse tako obvarovati pred pozabo. večjo osamljenost. Čeprav je bil trdno vključen v družbeno življenje in je imel velik krog prijateljev, je od tega trenutka mogoče občutiti hrepenenje po smrti. Zelo ga je žalilo, da je njegovo delo sicer hvaljeno, njega samega pa je javnost bolj ali manj ignorirala. Ena od potreb mu je bila podpirati mlade pesnike. Ker se je sam, kot mlajši, kritično izrazil o zadrtosti starih in ostal zvest temu načelu, je v začetku 50-ih let z vso močjo podpiral takrat novo ustanovljeni Forum Stadtpark, ki je izzval skrajno ogorčenje pri starejših pesnikih. Eden teh mladih pesnikov, Alfred Kolleritsch, ki je tako kot Schütz prihajal iz okolice Cmureka, mu je kasneje v z njegove strani iniciirani publikaciji Lichtungen – Jase dodelil častitljivo mesto. Julius Franz Schütz, ki je 1961 umrl, brez otrok, je zapustil svojemu domačemu kraju Cmureku, s katerim je ostal tesno povezan vse do svoje smrti, svojo hišo na cmureškem Glavnem trgu, v hiši nahajajoče se pohištvo in nadvse obsežno knjižnico, ki je danes shranjena v deželni knjižnici, z zahtevo, naj iz tega ustvarijo muzej. To se je tudi zgodilo v začetku 70-ih let prejšnjega stoletja, ko so del Schützovega stanovanja v skladu s takratnim standardom preoblikovali v domovinski muzej. Za do pred kratkim v slabem, nesodobnem stanju nahajajoči se domovinski muzej je bila letos dana pobuda poskrbeti za ogled in določitev stanja objektov in izpeljavo ukrepov za restavracijo različnega pohištva, majhnih predmetov in listin, katere so se zaradi

95 Die Rotunde von Selo Foto: Elisabeth Arlt Elisabeth ￱ Foto:

Südansicht der Rotunde von Selo – južni pogled na rotundo iz Sela

96 Die Rotunde von Selo

Die Rotunde von Selo Eine kunsthistorische Besonderheit

� Text: Elisabeth Arlt

Ein besonders interessantes Beispiel romanischer Baukunst in Slowenien befindet sich nahe der Ortschaft Selo im Goričko, wie diese Landschaft im äußersten Nordosten Sloweniens, unweit der ungarischen Grenze genannt wird. Mitten in einer Wiese steht die kleine romanische Rundkirche, die, so versteckt in der üppigen frühsommerlichen Vegetation, kaum auszumachen ist. Und doch handelt es sich hier um den seltenen Kirchentyp der Rotunde, der in dieser Form im Prekmurje einzigartig ist. Im benachbarten Ungarn findet man Vertreter dieses Typs häufiger. In Österreich ist dieser Kirchentyp ebenfalls selten, in den alpinen Regionen so gut wie gar nicht vertreten, teilweise baute man – wie beispielsweise im niederösterreichischen Petronell – Karner in Rotundenform, Kirchen jedoch nie. Die Rotunde von Selo ist dem Heiligen Nikolaus geweiht. Nikolaus ist der Patron der Kinder, Schü- ler, Richter, Reisenden, Pilger, Seefahrer, Fischer und anderer. Von außen ist der Bau sehr schlicht, man stellt sich die Kirche, wenn man sie von Bildern her kennt, größer vor. Ein Sockel aus Natursteinen begradigt das unebene Gelände, darüber erhebt sich ein Ziegelbau, der durch Lisenen gegliedert ist. Den Abschluss der Wand bildet ein Zacken- fries, über das direkt das mit Schindeln gedeckte Dach samt kleinem aufgesetztem Glockenturm anschließt. An der Südseite befinden sich drei schmale Fenster, die einzige Lichtquelle, sieht man von der Türe und einer weiteren sehr schmalen Fensteröffnung in der Apsis ab. Betritt man die Rotunde ist man zuerst von den beeindruckenden Wandmalereien fasziniert, die beinahe den gesamten Innenraum bedecken. Stilistisch scheinen die Malereien, die al secco, also auf trockenen Grund gemalt wurden, älter zu sein, als sie es tatsächlich sind. Man hat auch als Kunsthistoriker durchaus Probleme mit der Da- tierung. Die stark akzentuierten Umrisse, die dann farbig ausgemalt wurden, geben den Malereien einen etwas blockhaften starren Charakter, auch die perspektivische Darstellung, fehlt gänzlich. Tatsächlich sind die Malereien erst Mitte des 14. Jahrhunderts entstanden, wie in dem vor Ort erhältlichen Führer nachzulesen ist, stilistische Ähnlichkeiten sind mit den Fresken der Johannes-

97 Die Rotunde von Selo kapelle von Pürgg in der Obersteiermark zu er- tisch ausgedrückt. Im Hoch und Spätmittel- kennen, deren Entstehungszeit jedoch bereits alter übernahmen dann die Glasfenster diese in das 12. Jahrhundert datiert werden kann. Rolle, die, da die Wände der Gotteshäuser im- So verwundert der für das späte Entstehungs- mer aufgelöster wurden, stetig an Bedeutung datum künstlerisch sehr anachronistisch an- gewannen. mutende Stil. Ist es die Abgeschiedenheit der In dieser romanischen Kirche wird das Haupt- Landschaft, die sich den damals zeitgemäßen augenwerk hingegen noch völlig auf die Wand- Trends in der Malerei verschlossen zeigte; man malereien gelegt. weiß es nicht. In der Kuppel, gleichsam im Erwiesen ist, dass die Kirche, die Mitte des Zentrum des Raumes, befindet sich eine aus- 13. Jahrhunderts erbaut wurde, anfangs keine drucksvolle Darstellung des gekreuzigten und Wandmalereien besessen hatte, die heute vor- des auferstandenen Christus in einer Mandor- handenen wurden, wie schon erwähnt, erst la, umgeben von den Darstellungen der vier Mitte des 14. Jahrhunderts geschaffen. Evangelisten samt den ihnen zugeschriebenen Leider kam es in den Jahren 1845/46 zu Um- Attributen. bauarbeiten, die sehr unbedacht durchgeführt Darunter ist die Passion Christi in sehr figu- worden waren und unter anderem den Ab- renreichen, detailverliebten Darstellungen ab- bruch der Apsis zur Folge hatten. Ihr wieder gebildet. Dem Betrachter wird, indem er sich erlangtes Aussehen verdankt die Kirche, die um die eigene Achse dreht, die gesamte Lei- heute den Status einer Kapelle hat, zwei gro- densgeschichte Christi erzählt. ßen Renovierungen 1956 bzw. in den Jahren Diese mittelalterlichen Bildergeschichten, de- 1978/79. Diese Renovierungen beinhalteten ren Künstler bis auf einige wenige Ausnahmen unter anderem auch die Wiedererrichtung der immer unbekannt sind, dienten dazu, die des verlorenen Apsis und die sachgemäße Renovie- Schreibens Unkundigen über die Geschehnisse rung der Wandmalereien. in der Bibel zu unterweisen. Dass das mit Sorgfalt geschah, ist heute gut Die Wandmalerei wurde im Laufe der Zeit bis ersichtlich. Bei den Malereien blieb die Farbig- hin zum Ende des Mittelalters immer realisti- keit weitestgehend erhalten, ohne jedoch, wie scher, das Starre, Blockhafte in der Darstellung bei so mancher unsachgemäßer Restaurierung, wurde überwunden und biblische Szenen, wie übermalt zu wirken. Natürlich haben die al sec- auch die Leiden Christi, immer drastischer und co aufgetragenen Farbschichten nie eine solche bewegter dargestellt. Ist Christus in der Roma- Haltbarkeit und Leuchtkraft wie die auf noch nik noch der still Leidende, der über den Tod feuchtem Putz aufgetragene Freskomalerei, triumphiert und auch als Gekreuzigter noch trotzdem kann man sich noch ein gutes Bild eine stolze und herrschaftliche Haltung ein- über die ursprüngliche Farblichkeit machen. nimmt, so ändert sich das in den folgenden Wer also mit dem Gedanken spielt, einen Ausflug Jahrhunderten. Das geht so weit, dass Chris- ins Goričko zu unternehmen, der sollte es nicht tus in der gotischen Malerei als menschlich, versäumen, Selo zu besuchen, die Landschaft zu als Leidender, von Wunden übersät, dargestellt genießen und dieses schöne Beispiel romanischer wird. Dieser Messias muss erst sein Mensch- Baukunst auf sich wirken zu lassen. sein hinter sich lassen, und das wird oft dras-

98 Rotunda v Selu

Rotunda v Selu resnici so. Človek ima, tudi kot umetnostni Kulturno-zgodovinska posebnost zgodovinar, težavo z datiranjem. Močno poudarjeni obrisi, ki so bili nato barvno izpolnjeni, dajejo slikarijam nekoliko tog Posebno zanimiv primer romanskega karakter, manjka tudi prikaz iz perspektive. stavbarstva v Sloveniji se nahaja v kraju Selo Dejansko so slikarije nastale šele v sredini 14. na Goričkem, kakor se imenuje ta pokrajina na stoletja, kot je mogoče prebrati iz tamkajšnje skrajnem severovzhodu Slovenije nedaleč od brošure s podatki, stilistične podobnosti je madžarske meje. mogoče najti s freskami iz Johanneskapelle Sredi travnika stoji majhna romanska okrogla – Janezove kapele v Pürggu v Zgornji Avstriji, cerkev, ki jo je le težko zapaziti, skrito v katerih čas nastanka pa je mogoče datirati že bohotni zgodnjepoletni vegetaciji. v 12. stoletje. Tako čudi – za tako pozen čas In vendar gre tukaj za redek tip cerkve v nastanka – umetniško zelo anahronističen obliki rotunde, ki je v Prekmurju edinstven. stil. V sosednji Madžarski je mogoče predstavnike Ali je to posledica odmaknjenosti pokrajine, takšnega tip najti pogosteje. ki je bila nedostopna takratnim sodobnim V Avstriji je takšen tip cerkve prav tako redek, v trendom v slikarstvu, ne ve se. alpskih regijah tako rekoč nezastopan, deloma V kupoli, tako rekoč v centru prostora, se se je gradilo – kot na primer v Spodnji Avstriji nahaja izrazita upodobitev križanega in od – v tej obliki kostnice, vendar ne cerkev. mrtvih vstalega Kristusa v mandoli, obdanega Rotunda v Selu je posvečena svetemu z upodobitvami štirih evangelistov skupaj z Miklavžu. Miklavž je zaščitnik otrok, šolarjev, njihovimi atributi. sodnikov, popotnikov, romarjev, pomorcev, Na stenah je podrobno upodobljen Kristusov ribičev in drugih. pasion z mnogimi figurami. Opazovalcu je, Od zunaj je zgradba zelo preprosta – človek če se zavrti okoli svoje osti, prikazano celotno si predstavlja cerkev, če jo pozna iz slik, Kristusovo trpljenje. večjo. Podstavek iz naravnega kamna Te srednjeveške slike zgodb, katerih slikarji z uravnava neraven teren, nad tem se dviguje nekaj malega izjemami večinoma niso znani, opečnata zgradba, ki je razčlenjena z linicami. so služile kot napotki nepismenim o napisanem Zaključek stene tvori nazobčana obrobna v bibliji. letev, neposredno nad njo je s skodlami pokrita Stensko slikarstvo je sčasoma tja do konca streha z majhnim zvonikom. srednjega veka postajalo vedno bolj realistično; Na južni strani se nahajajo tri ozka okna, edini okorno, togo v upodobitvah, je bilo preseženo. viri svetlobe, če odmislimo vrata in zelo ozke Biblijske scene in Kristusovo trpljenje so bile okenske odprtine apside. upodobljene zmeraj bolj drastično in ganljivo. Ob vstopu v rotundo človeka najprej Če je Kristus v romaniki še tiho trpeči, ki slavi prevzamejo stenske slikarije, ki pokrivajo zmago nad smrtjo in tudi kot križani zavzema skoraj celotno notranjščino. ponosno in gosposko držo, se to spremeni v Stilistično so slikarije, al secco, torej naslikane naslednjih stoletjih. To gre tako daleč, da je na suho površino, videti starejše, kot v Kristus v gotskem slikarstvu upodobljen kot

99 Rotunda v Selu

človeški, kot trpeči, posejan z ranami. Ta mesija ki ima danes status kapelice, zahvalo dvema mora najprej pustiti za seboj svoje človečanstvo velikima prenovama v letih 1956 oz. 1978/79. in to je pogosto drastično prikazano. Ta renoviranja so med drugim vsebovala V visokem in poznem srednjem veku ponovno postavitev izgubljene apside in prevzamejo to vlogo steklena okna, saj so strokovno adaptacijo stenskih slikarij. stene božjih hiš postale s tem bolj razgibane in Da se je to zgodilo skrbno, je vidno še danes. so okna tako zmeraj bolj pridobila pomen. Pri slikarijah je barvitost pretežno ohranjena, V tej romanski cerkvi pa je nasprotno, glavna ne da bi, kot pri mnogih nestrokovnih pozornost je še docela usmerjena na stenske prenovah, delovala prebarvano. Seveda nimajo slikarije. al secco nanešene barvne plasti nikoli takšne Dokazano je, da je cerkev, ki je bila zgrajena trajnosti in luminoznosti kot na vlažen omet sredi 13. stoletja, bila v začetku brez današnjih naneseno freskno slikarstvo, kljub temu pa stenskih poslikav. Kot je že bilo omenjeno, si lahko človek ustvari dobro sliko o prvotni ustvarjene so bile šele v sredini 14. stoletja. barvitosti. Žal je v letih 1845/46 je prišlo do adaptacijskih Kdor se torej igra z mislimi, narediti izlet na del, ki so bila nepremišljeno izvedena in so med Goričko, ta naj ne pozabi obiskati Sela, uživati drugim imela za posledico rušenje apside. Za v pokrajini in se prepustiti vplivu tega lepega svojo ponovno prvotno podobo dolguje cerkev, primera romanskega stavbarstva.

Die Rotunde von Selo: Fresken im Inneren – rotunda iz Sela: notranje freske

100 Niemals vergessen!

Niemals vergessen! Jüdische Kultur in Slowenien

� Text: Elisabeth Arlt

Erika Fürst, eine der wenigen im Übermurgebiet verbliebenen Menschen jüdischen Glaubens lebt heute in Murska Sobota. Auf Vermittlung von Franc Kuzmic vom Pokrajinski muzej in Murska So- bota bekam ich die Möglichkeit, ein Interview mit ihr zu führen. Ihre Kindheit in Murska Sobota sei sehr schön gewesen, beginnt Frau Fürst zu erzählen, ihre El- tern hätten ein Transportunternehmen gehabt, noch vorwiegend mit Pferden, ja, Pferde liebe sie immer noch sehr. Sie hätte eine unbeschwerte Kindheit gehabt, zusammen mit ihrer Schwester. Die Familie war angesehen und wohlhabend. Die jüdische Kultur sei vielfältig gewesen in Murska Sobota in den Jahren bis zum Ersten Welt- krieg. Nachdem das Komitat Vas in den Friedensverträgen von Saint Germain im Jahr 1919 von Ungarn an den neu gegründeten SHS Staat abgetreten werden musste, änderte sich für die Ein- wohner einiges. Viele Bewohner des Prekmurje, darunter auch Juden, wollten Ungarn bleiben und zogen aus diesem Grund auf das verbliebene ungarische Staatsgebiet; der Großteil blieb jedoch. Drei Synagogen gab es in Murska Sobota, einen Rabbiner, koschere Fleischereien, Schulen, ein Kul- turzentrum, kurz, das jüdische Leben war ein wichtiger Bestandteil dieser Gegend. Eine weitere Stadt mit vielen jüdischen Einwohnern stellte Lendava, die östlichste Stadt Sloweniens dar. Auch dort gab es eine Synagoge, eine Schule, einen jüdischen Sportverein, reiches kulturelles Leben. Bereits in den 20er Jahren überschattete jedoch die beginnende Wirtschaftskrise – wie beinahe überall – auch das Leben der Bewohner des Übermurgebietes. Frau Fürst ging in Murska Sobota in die Schule, sie erzählt, es sei eine schöne, sorgenfreie Zeit für sie gewesen. Ihre Schulfreunde seien zumeist Katholiken und Protestanten gewesen, sie habe sich nie anders gefühlt, die Kinder seien gute Freunde gewesen. Auch als die Nationalsozialisten im Jahr 1933 in Deutschland die Macht übernahmen, gab es in dieser Gegend noch keinen Grund zur Beunruhigung. Zu weit weg schienen diese Geschehnisse zu sein, zu sicher fühlten sich die Bewohner des Prekmurje. Es sollte bis zum April 1941 dauern, als deutsche Truppen in das Gebiet einmarschierten, das dar- aufhin wieder Ungarn zugesprochen wurde. Ab diesem Zeitpunkt begannen die Repressalien vor allem gegen Juden und Roma. Jüdische Ge-

101 Niemals vergessen! Fotos(2): Pavel-Haus ￱ Fotos(2):

Elisabeth Arlt im Gespräch mit Frau Fürst – Elisabeth Artl v pogovoru z gospo Fürst schäfte wurden beschmiert und verwüstet, milie den Vater und sie selbst fast das Leben viele jüdische Menschen verloren ihre Arbeit, gekostet hätte. Aber sie habe es geschafft und die ersten begannen über Emigration nach- bereue es nicht, hier geblieben zu sein. zudenken. Bald steigerten sich die Auswüch- Ich bemerke, heute ist der 27. Jänner 2005. se von Hass und Gewalt, und es fanden erste Heute, vor genau 60 Jahren wurde das Kon- Verhaftungen statt. zentrationslager Auschwitz-Birkenau befreit, Auch Erika Fürst und ihre Familie wurden ver- im letzten Moment und doch um Jahre zu haftet und ins Konzentrationslager Auschwitz spät. Hat Frau Fürst den Termin für das Inter- deportiert. view absichtlich gewählt? Erinnert sie sich da- Ihr Vater wurde in Auschwitz ermordet, sie ran, wie es war, zurück ins Leben zu gehen? kehrte mit ihrer Mutter und ihrer Schwester Es begannen Jahre des Wiederaufbaues, der nach ihrer Befreiung nach Murska Sobota zu- Neuorientierung in einem jungen Staat, der rück. nichts anderes wollte, als wirtschaftlich er- Warum sie zurückgekehrt seien, möchte ich folgreich zu sein wissen, warum sie nicht wie die meisten Über- Für Minderheiten gab es keinen Platz. Man lebenden ausgewandert sei, nach Israel oder in war froh, die Deutschen los zu sein, auch die die Vereinigten Staaten. Sowjets, es sollte nur Jugoslawen geben in ei- Sie wisse es nicht genau, antwortet Frau Fürst. nem neuen Staat, der Jugoslawien hieß. Aber Murska Sobota sei ihre Heimat gewesen, In den 40er Jahren gab es von Seiten der ju- der Ort, an dem sie ihr Leben verbracht hatte, goslawischen Regierung Repressalien in Form bis zu jenem Tag im Sommer 1941. einer Art „Judengesetzgebung“, die jüdischen Hart sei es schon gewesen, nach dem Krieg, Mitbürgern den Hochschulzugang verweiger- ohne Wohnung, ohne Nahrung, ohne Vater, te oder willkürlich den Handel mit gewissen nichts so wie früher, keine Verwandten, keine Produkten, vornehmlich Lebensmitteln, ver- Freunde, die Überwindung, mit Mitmenschen bot. Von der Öffentlichkeit wurde dieses Vor- zu kommunizieren, die noch vor kurzem einer gehen scharf kritisiert, es gab Protestmärsche Ideologie verfallen waren, die ihr und ihrer Fa- und Kundgebungen.

102 Niemals vergessen!

Unter Tito war die Lage mehr oder weniger ru- trachtet. Beide Gebäude wirken kalt und leer, hig, die jüdische Bevölkerung Jugoslawiens hat- zweckentfremdet, da können auch ein neuer te zwar keine Unterdrückung zu befürchten, Dachstuhl und moderne Fenster nichts dar- wurde jedoch als Minderheit auch nicht wahr- an ändern, auch ein Gebäude lebt von seiner genommen und hatte keine Sonderrechte. Funktion. Nach Titos Tod kam es in den 90er Jahren in Juden in Slowenien: ein schwieriges Thema, Kroatien immer wieder zu antisemitischen das nicht aufgearbeitet ist. Äußerungen seitens des Präsidenten Franjo Es gebe eine jüdische Gemeinschaft in Ljublja- Tudjman, die lange Zeit seine Wahlkampfpa- na, erzählt mir Frau Fürst, sie treffe sich regel- rolen untermalten. In Slowenien gab es, zu- mäßig in einem Privathaus irgendwo in der mindest von offizieller Seite, keine derartigen Stadt, wo, wisse sie selbst nicht genau. Der Aussagen. Rabbiner sei Italiener, er komme einmal die Frau Fürst arbeitete lange in Murska Sobota, Woche aus Triest, sei der slowenischen Spra- jetzt ist sie in Pension und genießt es, wie sie che nicht sehr mächtig. Es kämen aber vie- versichert. le Menschen, vorwiegend Junge. Viele davon Leid tue ihr, dass sie nicht zum Gottesdienst seien keine Juden, würden aus Sympathie und gehen könne, es gäbe keine Synagoge mehr, Interesse an der jüdischen Kultur die Gottes- die nächste Möglichkeit, eine Synagoge zu dienste und Kulturveranstaltungen besuchen. besuchen, wäre nach Ljubljana oder Graz zu Sie selbst sei jedoch noch nie dort gewesen. fahren. Aber sie fahre in der Dunkelheit nicht Man müsse sich damit abfinden, dass Slowe- mehr so gerne mit dem Auto, ja, das mache sie nien eben ein Staat ohne Juden sei, nicht mehr schon etwas traurig, aber so sei es eben. und nicht weniger. In Maribor, das auch eine große jüdische Ge- Erika Fürst ist es wichtig, ihre Geschichte meinde besessen hatte, leben heute nur noch möglichst vielen jungen Leuten zu erzählen. einige wenige Juden. Die im Kern gotische Sy- Deshalb sei sie oft in Schulen eingeladen, das nagoge, die nur aus dem Grund, dass man sie mache ihr Freude, obwohl ihre Geschichte so bereits im Mittelalter zu einer katholischen traurig ist, sei es für sie immer ein gutes Gefühl, Kirche umgewandelt hatte, erhalten geblieben Jugendlichen die Augen zu öffnen und Sorge zu ist, dient heute als Ausstellungsraum für ver- tragen, dass sich diese dunklen Kapitel der Ge- schiedene wechselnde Ausstellungen. Letzten schichte nie mehr wiederholen mögen. Winter wurde dort eine Schautafelausstellung zum Thema Shoa mit dem Titel „Holokavst 1933-1945 – Pogum da se spominjamo / Holo- caust 1933-1945 – der Mut, sich zu erinnern“ gezeigt. Sie ist, wie auch die ebenfalls erhaltene Syna- goge in Lendava hübsch renoviert, ja, man hat seine Pflicht getan, aber als geschichtskundi- ger Besucher beschleicht einen ein klammes Gefühl, wenn man die weißen Wände be-

103 Nikoli pozabiti

Nikoli pozabiti otroci so bili dobri prijatelji. Tudi ko so nacisti Judovska kultura v Sloveniji od leta 1933 v Nemčiji pridobivali moč, na tem področju še ni bilo nobenega razloga za vznemirjenje. Predaleč so se zdeli ti dogodki, Erika Fürst, ena od majhnega števila ljudi preveč sigurne so se počutili prebivalci judovske vere iz Prekmurja, živi danes v Murski Prekmurja. Vse do aprila 1941, ko so nemške Soboti. S posredovanjem Franca Kuzmiča iz čete vkorakale v z madžarske strani ponovno Pokrajinskega muzeja iz Murske Sobote sem osvojeno področje in ga okupirale. dobila priložnost z njo narediti intervju. Od tega trenutka so se začele represalije Njena mladost v Murski Soboti je bila zelo predvsem proti Judom in Romom. Judovske lepa, začne pripovedovati gospa Fürst, njeni trgovine so zamazali in opustošili, veliko Judov starši so imeli transportno podjetje, pretežno je izgubilo službo, prvič so začeli razmišljati o še s konji – da, konje ima še zmeraj zelo rada. emigraciji. Kmalu so se stopnjevale zlorabe, Imela je brezskrbno mladost, skupaj s svojo sovraštvo in nasilje, prišlo je do prvih aretacij. sestro. Družina je bila ugledna in premožna. Tudi Erika Fürst in njena družina so bili Judovska kultura je bila v Murski Soboti aretirani in deportirani v koncentracijsko raznolika v letih vse do prve svetovne vojne. taborišče Auschwitz. Potem, ko je madžarska županija Vas po Njen oče je bi v Auschwitzu umorjen, ona pa se mirovnih pogodbah iz Saint Germaina leta je z mamo in sestro vrnila v Mursko Soboto. 1919 pripadla novonastali državi SHS, se je Zakaj so se vrnile, sem hotela vedeti, zakaj se za prebivalce veliko spremenilo. Veliko, tudi niso kot večina preživelih izselile v Izrael ali judovskih, prebivalcev Prekmurja je želelo Združene države. ostati na Madžarskem in so se iz tega razloga Ne ve prav točno, odgovori gospa Fürst. Toda preselili nazaj na Madžarsko, velika večina pa Murska Sobota je bila njena domovina, kraj, na je ostala. katerem je preživela svoje življenje, do tistega V Murski Soboti so obstajale tri sinagoge, rabin, dne poleti 1941. košer mesnice, šole, kulturni center – na kratko, Težko je že bilo, po vojni, brez stanovanja, judovsko življenje je bilo pomemben sestavni hrane, brez očeta, ne tako kot nekoč, nobenih del tega področja. Drugo mesto z mnogo sorodnikov, prijateljev; samopremagovanje, judovskimi prebivalci je predstavljala Lendava, komuniciranje s soljudmi, ki so še pred kratkim najbolj vzhodno mesto Slovenije. Tudi tam je podlegli ideologiji, ki je njo in njeno družino bila sinagoga, šola, judovsko športno društvo, skoraj stala življenja in pobrala očeta. Ampak bogato kulturno življenje. uspela je in ne obžaluje, da je ostala. Toda že v 20-ih letih prejšnjega stoletja je Pripomnim, danes je 27. januar 2005. začetna gospodarska kriza – kot skoraj povsod Danes, točno pred 60 leti, je bilo osvobojeno – zasenčila življenje prebivalcev Prekmurja. koncentracijsko taborišče Auschwitz-Birkenau; Gospa Fürst je v Muski Soboti hodila v šolo. v zadnjem trenutku, pa vendar leta prepozno. Pripoveduje, da je bil to lep, brezskrben čas Ali je gospa Fürst namenoma izbrala ta zanjo. Njeni sošolci so bili večinoma katoliki datum za intervju? Se spominja, kako je bilo, in protestanti, nikoli se ni počutila drugačna, vrniti se v življenje? Začela so se leta obnove,

104 Nikoli pozabiti reorientacija mlade države, ki ni želela nič ostala ohranjena, služi danes kot razstavni drugega kot gospodarsko uspeti. prostor za različne izmenjujoče se razstave. Za manjšine ni bilo prostora. Človek je bil vesel, Zadnjo zimo so prikazali razstavno preglednico da se je rešil Nemcev, tudi Sovjetov, bili naj bi na temo Shoa z naslovom „Holokavst 1933- le Jugoslovani v novi državi, ki se je imenovala 1945 – Pogum, da se spominjamo“. Jugoslavija. Ta je, tako kot ohranjena sinagoga v Lendavi, V 40-ih letih prejšnjega stoletja je s strani lepo renovirana, da, dolžnost so izpolnili, jugoslovanske vlade prišlo do represalij v vendar obide zgodovinsko izkušenega obliki neke vrste „judovske zakonodaje“, ki je obiskovalca tesen občutek, ko opazuje bele preprečevala judovskim sodržavljanom vpis zidove. Obe zgradbi delujeta hladno in prazno, na visoke šole ali samovoljno prepovedala uporabljeni sta za druge namene, pri tem ne trgovanje z določenimi proizvodi, pretežno z more nič spremeniti niti novo ostrešje, niti živili. S strani javnosti je bil to ravnanje ostro moderma okna, zgradba tudi živi od svoje kritizirano, izvedeni so bili protestni pohodi in funkcije. zborovanja. Judje v Sloveniji: zapletena tema, ki ni Pod Titom je bil položaj več ali manj miren, obdelana. judovskemu prebivalstvu Jugoslavije se sicer ni V Ljubljani obstaja judovska skupnost, bilo treba bati zatiranja, vendar kot manjšina pripoveduje gospa Fürst, srečujejo se redno v niso bili zaznani in niso imeli posebnih privatni hiši nekje v mestu; kje, sama ne ve pravic. točno. Rabin je Italijan, enkrat tedensko prihaja Po Titovi smrti je prihajalo v 90-ih letih iz Trsta, slovenskega jezika pa ne obvlada prav prejšnjega stoletja na Hrvaškem zmeraj znova dobro. Prihaja pa veliko ljudi, predvsem mladih. do antisemitskih izjav s strani predsednika Veliko od njih ni judovske vere, iz simpatije Franja Tudjmana, ki so pogosto dopolnjevale in zanimanja za judovsko kulturo obiskujejo njegova predvolilna gesla. V Sloveniji v bogoslužje in kulturne prireditve. Sama pa še tem oziru vsaj z uradne strani ni bilo nič nikoli ni bila tam. objavljeno. Človek se mora sprijazniti s tem, da je Slovenija Gospa Fürst je dolgo časa delala v Murski država brez Judov, nič več in nič manj. Soboti, sedaj pa je v pokoju in uživa, kot Za Eriko Fürst je pomembno, da lahko svojo zatrjuje. zgodbo pove čim več mladim. Zato je pogosto Žal ji je, da ne more k bogoslužju, nobene povabljena v šole, to jo veseli, čeprav je njena sinagoge ni več, najbližja možnost obiskati zgodba tako žalostna. Zmeraj ima dober sinagogo je peljati se v Ljubljano ali v Gradec. občutek, mladim odpreti oči in upuštevajoč, Vendar se ne vozi več rada z avtom, ko se da se to temno poglavje zgodovine nikoli več stemni; da, to jo že žalosti, vendar tako pač ne bi ponovilo. je. V Mariboru, ki je tudi imel veliko judovsko skupnost, živi danes le še nekaj Judov. V jedru gotska sinagoga, ki je samo iz razloga, da so jo že v srednjem veku spremenili v katoliško cerkev,

105 Bildgalerie – galerija slik V

Prof. Helmut Konrad spricht anlässlich der Veranstaltung zum Gedenkjahr im Mai 2005 – govor prof. Helmuta Konrada na prireditvi ob spominskem letu maja 2005

106 Mariborski judje nekoč

Mariborski judje nekoč Obnovljena nekdanja sinagoga danes

� Text: Marjan Toš

Na slovenskem narodnostnem ozemlju srečujemo Jude predvsem od 12. stoletja naprej, vzporedno z nastankom meščanskih naselij. Tako po številu kot po gospodarski vlogi, ki so jo odigrali, so bili Judje oziroma njihove skupnosti pomembne zlasti v Mariboru, na Ptuju, v Celju, v Ljubljani, v Gorici, Trstu in v nekaterih koroških mestih. Ohranjene listine pričajo, da je njihova dejavnost segala preko deželnih meja in da je bila mobilnost judovskega življa izredno velika. V gospodarskem pogledu so bila omenjena mesta preko judovskega življa povezana s celotno srednjo Evropo.1Nasploh so Judje v preteklosti srednjeveške Evrope odigrali izjemno pomembno vlogo, saj so s svojo dejavnostjo na gospodarskem in kulturnem področju prispevali k njenemu napredku in so sooblikovali njeno podobo. Njihova glavna gospodarsko-pridobitna dejavnost, trgovanje na daljavo, predvsem v zgodnjem srednjem veku, in denarni posli v kasnejših stoletjih, so jih pripeljali v skoraj vse dele Evrope. Judje so bili zaradi svoje gospodarske dejavnosti, zlasti trgovanja in denarništva, navezani na tedanja gospodarska in prometna središča. Naselili so se torej tam, kjer so našli pogoje za svojo gospodarsko in s tem življenjsko eksistenco.2 Kot povsod drugod, so se Judje tudi na slovenskem Štajerskem naselili v krajih ob pomembnih gospodarskih poteh. Tako so se nastanili tudi v Mariboru, kjer so se križale pomembne poti, ki so vodile na zahod proti Koroški, na jug proti Slovenski Bistrici, prek Celja do Ljubljane in v smeri morja, na sever proti deželnemu glavnemu mestu Gradcu, vzhodna pot pa je povezovala Maribor s Ptujem in s potmi, ki so vodile na Ogrsko. V Mariboru so Judje predstavljali pomemben del mestnega prebivalstva in so s svojo dejavnostjo pustili trajne sledi v njegovi zgodovini. Še posebej odločilna in pomembna je bila v srednjeveškem Mariboru gospodarska dejavnost Judov, ki so držali trdne povezave z mnogimi takratnimi vplivnimi gospodarskimi in tudi kulturnimi središči. V Mariboru so se Judje naselili in živeli v jugovzhodnem delu mesta na območju, ki je obsegalo današnjo Židovsko in Ključavničarsko ulico, del današnje Ulice kneza Koclja, spodnji del Vetrinjske ulice in del glavnega trga. Judovsko občino je vodil judovski mojster, verske obrede in tudi pravne zadeve pa so opravljali v sinagogi, ki je bila verjetno zgrajena že v drugi polovici 13. stoletja. Sinagoga je bila tudi sicer versko, duhovno in kulturno središče vsake judovske skupnosti oziroma četrti. Kjerkoli so se namreč Judje naselili, povsod so zgradili sinagogo (shodnico) za

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pokopališče, pri čemer pa isti avtor poudarja, da po verskih predpisih pokopališče ne bi smelo biti poleg sinagoge. Ker pa je bil prostor v mariborskem judovskem getu omejen, se Judje na to prepoved niso mogli ozirati. Trditev opira na nagrobnike, ki so bili najdeni znotraj mestnega obzidja.4 Že leta 1367 je bilo judovsko pokopališče v Mariboru zunaj mesta, na prostoru zahodno Sinagoga v Mariboru – Synagoge in Maribor od današnjega Vodnikovega trga. Mariborska sinagoga je molitev, branje Tore in urejanje skupnih zadev. kot preprosta ravnokrilna stavba zagotovo Judom je bilo prepovedano živeti v mestu, ki obstajale prej, preden je poleg nje živel prvi ni imelo sinagoge. V njej so tudi prenočevali znani rabin Abraham (umrl leta 1379). popotniki, saj so zmeraj dobili kako odvečno Obokali so jo v prvi četrtini 15. stoletja, preden klop ali vsaj prazen kot. Sinagoga je s pročeljem je postala občasni sedež vrhovnega rabinata obrnjena proti jeruzalemskemu templju, in za Štajersko, Koroško in Kranjsko. Izjemno čeprav je to posvetna ustanova, v kateri imajo pomemben in znan je bil rabin Israel Isserlein duhovniki le manjšo vlogo, ji pravijo »malo (1390 ?-1460 ?). Judovska četrt v Mariboru svetišče«.3 Mariborska sinagoga naj bi bila je v 15. stoletju, ko je ekonomski potencial prvič izpričana že v času druge polovice 13. judovskega prebivalstva v tem mestu dosegel stoletja, omenja pa se leta 1429, ko so v njej največjo moč, obsegala desetino obzidanega tudi opravljali pravne posle. Ob sinagogah je mesta. Čeprav so Judje kot posebna skupina bila ponavadi šola in ob njej kopališče s tekočo mestnega prebivalstva živeli znotraj mestnega vodo za obredne kopeli. Za Maribor Vladimir obzidja v posebni četrti , to še ne pomeni, Travner navaja, da naj bi bila šola »domnevno v da so živeli izključno v svojem getu. Primeri židovskem stolpu« in naj bi jo bili zgradili okoli Maribora, Ljubljane in Velikovca kažejo, da leta 1477. Tega leta naj bi namreč cesar Friderik je nek majhen del judovskega življa prebival III. naročil radgonskemu judovskemu mojstru tudi zunaj zanj določene četrti. Znano je tudi, Muschu, naj Judu Davidu črta plačilo globe da so bile posamezne meščanske družine dvanajstih goldinarjev, ki bi jih moral plačati lastnice nepremičnin tudi v judovski četrti. za gradnjo talmudske šole v Mariboru. Isti Povsem razumljivo je seveda, da obe skupini avtor tudi omenja, da naj bi bilo že omenjeno prebivalstva nista nikoli živeli pod isto streho. kopališče za obredne kopeli mariborskih Judov Mariborske davčne knjige iz druge polovice 15. »tik pod sinagogo ob mestnem obzidju ob stoletja na primer pričajo, da so si Judje pridobili Dravi. Ob mariborski sinagogi naj bi bilo tudi zunaj svoje četrti kar lepo število nepremičnin.

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Pri teh presojah pa moramo biti previdni, saj Mariborski Judje so imeli tudi nemajhen delež so si Judje nekatere hiše pridobili le začasno, v vinski trgovini, ki jim je prinašala lepe in to na račun zapadlega dolga, ter v njih niso dohodke. Vinski pridelek so ali preprodajali ali prebivali. Take nepremičnine so običajno tudi pa prodajali vino, ki so si ga pridobili na račun odprodali.5 zapadlega dolga. Mnoge judovske družine iz Judje so bili kot del mestnega prebivalstva Maribora so postale tudi lastnice vinogradov dolžni skrbeti in prispevati tudi za obrambo v mariborski okolici (podobna ocena velja mesta. Ko so v letu 1465 Mariborčani popravljali tudi za ptujske Jude). Nekateri dolžniki so mestno obzidje in utrdbe ob judovski četrti namreč Judom zastavljali kot posojilojemalci od Židovske ulice do Salzburškega dvora, so vinogradniške komplekse, in ker dolga niso zlasti za les in njegov prevoz ter za zidarje mogli poravnati, so upniki postali lastniki porabili večjo količino denarja. Mestni sodnik zemlje. Pri tem pa je zanimivo, da so si Sebald Mitterhueber je tedaj potrdil, da so Judje na veliko prizadevali tako pridobljene Judje prispevali štirideset funtov denarjev. nepremičnine čimprej prodati. Mariborski Medtem ko je bilo srednjeveško prebivalstvo Judje so vino zaradi boljših zaslužkov na veliko vezano na en kraj: podložniki so bili zavezani prodajali tudi v koroških mestih. Najbolj grudi (glebae adscripti) in so se smeli odseliti razširjena gospodarska dejavnost judovskega s svoje kmetije le s privoljenjem zemljiškega življa v Mariboru pa so bili denarni posli, gospoda, tudi obrtniki se v mestih zlasti zaradi zlasti posojanje denarja na obresti, kar je posedovanja delavnic niso selili, judovski živelj bilo krščanskemu prebivalstvu s cerkvenimi pa je bil izjemno mobilen. Trgovski posli so predpisi prepovedano. Med njihovimi dolžniki Jude pripeljali daleč na tuje in mnogi so tam srečujemo vse plasti takratnega prebivalstva. tudi ostali, saj so dobili bistveno boljše pogoje Od začetka 15. stoletja, zlasti pa od sredine za bivanje in za opravljanje gospodarske stoletja, se je položaj Judov na Štajerskem dejavnosti. O veliki mobilnosti judovskega močno poslabšal. Splošna gospodarska kriza prebivalstva pričajo tudi mnoge listine za in konkurenca krščanskega prebivalstva pri Maribor in kažejo na močno povezanost trgovanju in celo v kreditnih poslih sta bili iz mariborskih judovskih družin in sorodstvene dneva v dan večji, restrikcij deželnega kneza, ki vezi predvsem z graškimi in ljubljanskimi Judi. so jih od njega terjali meščani in plemstvo, pa Mnoge mariborske judovske družine so se v je bilo vedno več. V drugi polovici 15. stoletja 14. in 15. stoletju preselile v deželno glavno so bili Judje že popolnoma izrinjeni iz večjih mesto Gradec. Glavni gospodarski dejavnosti trgovskih poslov, vse bolj pa tudi iz kreditnih Judov sta bili trgovina in denarništvo. in denarnih dejavnosti, kar je močno oslabilo Trgovske zveze mariborskih Judov (pa tudi njihovo gospodarsko moč. Poleg občutnega celjskih) so segale do Dubrovnika in Benetk slabšanja gospodarskega položaja Judov je ter do Dunaja in Prage. Velike dobičke je v 15. stoletju naraščalo splošno sovraštvo judovskemu prebivalstvu prinašala trgovina do Judov, ki se je zrcalilo tudi v Mariboru. z beneškim blagom. S svojimi zvezami so Nerazpoloženje do Judov je imelo svoje posredovali med domačo in tujo trgovino in korenine v gospodarskih, socialnih in verskih s tem koristili gospodarstvu domačih naselij.6 razmerah tedanje dobe. Stopnjevala se je verska

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tako močna, da je pustila svoje sledi celo v poimenovanjih.9 Z izgonom Judov iz Maribora je bilo najbolj prizadeto prav mariborsko mesto, ki je postalo osiromašeno v gospodarskem in kulturnem pogledu. Z izgonom Judov so vse njihove ustanove v Mariboru propadle, sinagogo sta že leta 1497 kupila zakonca Barbara in Bernardin Druckher, ki sta si tudi sicer pridobila največ nekdanje judovske Sinagoga v Mariboru – Synagoge in Maribor posesti. Sinagogo sta preuredila v cerkev vseh svetnikov. To nestrpnost krščanskega prebivalstva do Judov, se je po vsej verjetnosti zgodilo že leta 1501. in to še posebej v času naravnih katastrof Delovala je kot katoliška cerkev vse do reform ter gospodarskih, socialnih in duhovnih Jožefa II., ko je bila skupaj s kaplanijo izročena kriz. Posledica je bila preganjanje judovskega vojski. Ta je zgradbo nekdanje sinagoge prebivalstva, začasni ali trajni izgoni iz mest in uporabljala kot skladišče do leta 1811, nato pa celih dežel.7 Zahteve za rigorozne ukrepe zoper je zgradba prešla v meščanske roke. Objekt je Jude so se okrepile po smrti cesarja Friderika doživel tudi več prezidav in dozidav in zgornji III.(1493). Njegov naslednik Maksimilijan I. je del etaže je bil spremenjen celo v stanovanje.10 ugodil prošnji štajerskih in koroških deželnih Leta 1992 je bila sinagoga razglašena za stanov in 18. marca 1496 ukazal, da morajo kulturni in zgodovinski spomenik.11 Pripravljen Judje oditi s Štajerske. Že 9. marca 1496 je je bil tudi celoviti program njene obnove, ki so izdal podoben ukaz za Jude na Koroškem. Za ga zasnovali strokovnjaki in sodelavci Zavoda Jude na Štajerskem, torej tudi v Mariboru, je za varstvo naravne in kulturne dediščine iz veljal rok za izselitev do 6. januarja naslednjega Maribora.12 Leta 1992 se je začela prenova leta (1497) in v roku šestih mesecev naj bi in rekonstrukcija objekta, ki je bil pred tem bile poravnane vse njihove terjatve. Nekateri zaradi nerešenih lastniških razmerij nekaj mariborski Judje so se začasno zatekli najprej v časa tudi zaprt. Tega leta so strokovnjaki Ljubljano, od koder so morali oditi po cesarjevi izdelali natančne arhitektonske posnetke in odredbi o izgonu Judov s Kranjske leta 1515.8 vzporedno z raziskavami začeli pripravljati Del mariborskih Judov se je preselil v mesta konservatorski program in konservatorski ob severnem in celo južnem Jadranu in na projekt potrebnih posegov. Zaradi izjemnih ozemlje Beneške republike. Mariborski Judje so kvalitet sinagoge v širšem prostoru so se namreč v italijanskem okolju dobili ime »Morpurgo«, odločili, da je treba sinagogo rekonstruirati v ki se je ponekod ohranilo do današnjih dni. tisti obliki in obsegu, za katero so imeli dovolj Očitno je bila mariborska judovska skupnost materialnih podatkov in dokazov.13 Vzporedno

110 Mariborski judje nekoč z raziskavami in sprotnimi ugotovitvami izvajanja programa v obnovljeni nekdanji o pomenu posameznih prostorov, lokaciji in judovski sinagogi Maribor, ki sta ga pripravila obliki posameznih okenskih odprtin, so Peter Može iz Pokrajinskega muzeja Maribor strokovnjaki opravili nekatere korekcije, ki so in Daniel Sajko iz Mestne občine Maribor.17 S jih vodile k prvemu cilju – iz amorfne gradbene posebno pogodbo je bila obnovljena sinagoga substance izluščiti kvalitetno arhitekturo predana v začasno upravljanje Pokrajinskemu nekdanje sinagoge, takšne, kot je bila pred muzeju Maribor. Ta z njo upravlja še danes. letom 1500.14 Arheološke raziskave v prostoru Temeljni program, ki ga določa narava objekta nekdanje sinagoge kljub svoji temeljitosti in njegova zgodovina, je program ohranjanja, niso dale konkretnejših rezultatov, ki bi dali negovanja in prezentacije judovske kulturne podatke o morebitnih starejših gradbenih fazah dediščine na prostoru današnje Slovenije. Tak sinagoge. Judje so prvič arhivsko izpričani program ustreza tudi določilom Sporazuma v drugi polovici 13. stoletja, v Mariboru pa med vlado Republike Slovenije in vlado ZDA naj bi se bili naselili že sredi 13. stoletja, o zaščiti in ohranjanju nekaterih kulturnih ko naj bi se prvič omenjala tudi sinagoga.15 predmetov in dobrin.18 Omenjeni sporazum Neposrednih sledov te prve sinagoge, ki bi bili obe državi podpisnici zavezuje k ohranjanju stilno opredeljivi v obstoječi stavbni substanci, kulturnih dobrin in spomenikov, ki so niso našli. Arheološko poročilo omenja v dediščina narodnih, verskih ali etničnih skupin substrukturi le ostanke zidov, ki imajo gradbeno – žrtev genocida med 2. svetovno vojno. Za značilnost iz obdobja romanike. Ne glede na izvajanje sporazuma sta zadolžena Ministrstvo starejše vabljive špekulacije o gradbeni starosti za zunanje zadeve Republike Slovenije – in gradbeni kontinuiteti mariborske sinagoge sektor za mednarodno kulturno sodelovanje so se strokovnjaki omejili na najdbe, ki so dajale in Ministrstvo za kulturo Republike Slovenije podatke o njeni velikosti, njeni pojavnosti ter – uprava za kulturno dediščino. V skladu z že arhitekturnih elementih in jo opredelili kot omenjenim elaboratom naj bi imela obnovljena objekt, ki je v zdajšnji materialno dokumentirani nekdanja judovska sinagoga v Mariboru v prvi podobi nastal v obdobju ekonomskega in vrsti funkcijo muzejskega informacijskega kulturnega razcveta mariborskih Judov, to centra, ki bo informiral o zgodovini judovstva je sredi 15. stoletja.16 Glede na zadovoljivo na območju Maribora in celotne Slovenije in število materialnih podatkov o videzu in ki bo prezentiral različne spomenike judovske arhitektonski ter konstrukcijski organizaciji kulturne dediščine. Različne programske zadnje gradbene faze sinagoge in na izjemnost usmeritve, ki naj bi sestavljale celoviti program judovskega kultnega objekta v Mariboru so se bodočega muzejskega in dokumentacijskega odločili za rekonstrukcijo celote iz srede 15. centra judovske kulturne dediščine Slovenije, stoletja z vsemi podrobnostmi, ki so jih uspeli so bile delovno poimenovane »Center judovske pridobiti med raziskavami stavbe. Obnova kulturne dediščine Maribor«, ki pa zaradi je trajala več let, za javnost je bila nekdanja še ne dorečenih statusno-organizacijskih in judovska sinagoga odprta 1. aprila 2001 leta. finančnih vprašanj še ni zaživel. Kljub temu Že leta 1999 je bil izdelan in potrjen elaborat s so nastali zametki bodočega tovrstnega centra predlogom vsebinske zasnove ter organizacije in vzpostavljeno je delovno sodelovanje z

111 Mariborski judje nekoč nekaterimi podobnimi kulturni center, centri in ustanovami Zveza kulturnih iz domovine in društev, Mariborska tujine. Vprašanja knjižnica, Sinagoga okoli bodočega centra Lendava), tako da je judovske dediščine v Pečat judovskega sodnika – Sie- obnovljena nekdanja Mariboru so znova gel des jüdischen Richters sinagoga eno od izjemno aktualna in Nagrobnik rabina – Grab- pomembnejših žarišč stein des Rabbiners z njimi naj bi se bolj kulturnega dogajanja v mariborskem starem intenzivno ukvarjalo tudi kulturno ministrstvo. mestnem jedru. Vzpostavljeno je tudi korektno Nasploh je doslej prevladalo stališče, da bo sodelovanje z Judovsko skupnostjo Slovenije in dejavnost v obnovljeni nekdanji mariborski z veleposlaništvom države Izrael na Dunaju. sinagogi omejena na vsebine in programe, Sinagoga je kot izjemno pomemben kulturno- ki bodo direktno povezani z muzejsko- zgodovinski spomenik nadvse privlačna za dokumentacijskim oziroma informacijskim mnoge domače in predvsem tuje turiste. Med centrom po eni strani in po drugi predstavljali njimi je iz leta v leto več gostov iz Izraela in javni kulturni program, ki ga definira Judov iz vseh delov sveta, od Avstralije do mesto z drugimi kulturnimi ustanovami in ZDA. Statistični podatki o obiskovalcih (tako izvajalci programov. Ta segment dejavnosti tistih, ki prihajajo na kulturne prireditve, kot je od leta 2001 že zaživel, pri čemer je od turistov) potrjujejo ocene, da je obisk prireditev vsega začetka prevladalo stališče, da morajo in sinagoge kot kulturno-zgodovinskega biti ponujeni programi vsebinsko raznoliki, spomenika v okviru turističnih programov kakovostni in tematsko občasno prilagojeni domačih in tujih agencij dokaj stabilen. Leta prezentaciji judovske kulturne dediščine in 2001 je bilo zabeleženih 6629 obiskovalcev, aktualne kulturne ponudbe ustvarjalcev iz leta 2002, ko je bila izvedena načrta promocija, države Izrael oziroma judovskih ustvarjalcev je bilo 16.426 obiskovalcev, leta 2003 je prišlo v iz Evrope in ZDA. Ta programski sklop se v sinagogo 9425 obiskovalcev, lani pa 8794. Med Sinagogi19 uspešno uveljavlja, saj je obnovljena obiskovalci je tudi veliko mladih, ki so jim sinagoga zaživela kot manjši mestni kulturno- na voljo pedagoški programi in organizirana prireditveni center za glasbene večere, vodenja v okviru pouka zgodovine ali koncerte, radijska omizja, predavanja, predmeta državljanska vzgoja in etika ter pogovore, občasne likovne razstave in podobne izbirnih predmetov o verstvih. Vse več pa oblike kulturnega ustvarjanja. Zaradi dobre je povpraševanja po strokovnem gradivu akustike ga zelo rade uporabljajo manjše in literaturi, ki se nanaša na zgodovino glasbene skupine komornega značaja in tudi mariborskih in slovenskih Judov, saj je med manjše vokalne skupine. Dobro je zaživelo tudi dijaki in študenti kar nekaj zanimanja za sodelovanje z drugimi mariborskimi kulturnimi pisanje seminarskih oziroma diplomskih nalog ustanovami (Narodni dom, Društvo likovnih na judovsko tematiko. Programi in celotna umetnikov Maribor, Univerza, različne srednje dejavnost sinagoge v Mariboru je deležna nadvse šole, festival kreativnosti Magdalena, Mladinski korektne in permanentne medijske podpore

112 Mariborski judje nekoč

OPOMBE in pozornosti, kar je še posebej pomembno 1 Vlado Valenčič, Židje v preteklosti Ljubljane, Ljubljana, 1995, 5. za učinkovito promocijo. Objekt je pogosto 2 Jože Mlinarič, Mariborski Židje v zadnjih desetletjih pred izgonom iz mesta, njihov izgon in sledovi, Pokrajinski arhiv Maribor, Katalogi 7. Prim. Jože zanimiv za različne prireditve in srečanja Mlinarič, Judje na slovenskem Štajerskem do njihove prisilne izselitve v drugih ustanov in organizacij civilne družbe. letu 1496, v: Judovski zbornik, ČZN 1-2, Maribor ,2000, 50-70. Prim. Janez Marolt, History of Jews in Slovenia, KC Sinagoga Maribor, Maribor 2002. Čeprav je organizacijsko vezan na Pokrajinski 3 Alan Unterman, Judovstvo, Mali leksikon, Ljubljana, 2001, 252. 4 V.Travner, Mariborski ghetto, v:Kronika slovenskih mest II ( 1935 ), 155-156. muzej Maribor, je dejavnost dovolj fleksibilna Prim. Jože Mlinarič,Judje na slovenskem Štajerskem do njihove prisilne izselitve v letu 1496, v:Judovski zbornik, ČZN 1-2, Maribor, 2000, 50-70. in prilagojena potrebam ciljnih skupin, odprt 5 Jože Mlinarič, Judje na slovenskem Štajerskem do njihove prisilne izselitve pa tudi izven formalnega delovnega časa. 1496, v: Judovski zbornik, ČZN 1-2, Maribor, 2000, 54. Prim. Mariborska davčna knjiga za leto 1465, StLA, Gradivo za zgodovino Maribora XVII, 42 Sinagoga v Mariboru je zanimiva tudi za in Jože Mlinarič, Gradivo za zgodovino Maribora XVII, 17,25, 72, 76, 78 in 103. številne visoke obiske protokolarnega značaja. 6 Ibid.,57. 7 Vlado Valenčič, Židje v preteklosti Ljubljane, Ljubljana, 1992, 26-31. Obnovljena nekdanja sinagoga torej omogoča 8 Ibid. izvajanje kulturnih vsebin in programov 9 Janez Marolt, History of Jews in Slovenia, KC Sinagoga Maribor, 2002. Avtor navaja, da ga je ob obisku Izraela presenetil napis na trgovini ob ter zagotavlja osnovne pogoje za postopno severnih vratih v Jeruzalem z oznako » Morpurgo store« in obisk trgovine je potrdil njegovo predvidevanje, da gre za potomce mariborskih Judov. ustanovitev muzejskega dokumentacijskega 10 Marjan Toš, Programska zasnova in dejavnost obnovljene nekdanje ali informacijskega centra, ki bi ob ustrezni judovske sinagoge v Mariboru, rokopis, KC Sinagoga, 2005. 11 Medobčinski uradni Vestnik, 5/92. državni (in najbrž tudi mednarodni) podpori 12 Strokovno skupino so sestavljali Ivan Tušek in Mihela Kajzer-Cafnik za arheologijo, Janez Mikuž za umetnostno zgodovino; Marjan Teržan za lahko prerasel v »Center judovske kulturne restavratorstvo, Irena Krajnc-Horvat za arhitekturo in Miran Ježovnik za statiko. dediščine Slovenije«. 13 Zavod za varstvo naravne in kulturne dediščine Maribor 14 Janez Mikuž, Nekdanja židovska četrt in nekdanja sinagoga v Mariboru, v: Judovski zbornik, ČZN, 1-2, 2000, 166. 15 Ibid. 16 Ibid., 167. 17 Mariborska sinagoga – predlog vsebinske zasnove ter organizacije izvajanja programa, Maribor, junij 1999. Elaborat je potrdil Strokovni kolegij Pokrajinskega muzeja Maribor dne 16. 3. in 13. 9. 1999. 18 Uradni list Republike Slovenije, 57/96. 19 Objekta se je dobro oprijel naziv Kulturni center (KC ) Sinagoga Maribor, v javnosti pa je prepoznan tudi po krajšem imenu Sinagoga Maribor. Lastnica objekta je Mestna občina Maribor.

113 Die Juden von Maribor einst

Die Juden von Maribor einst venska Bistrica, weiter über Celje nach Ljublja- Die renovierte ehemalige Synagoge na und schließlich an die Küste sowie in Rich- tung Norden in die Landeshauptstadt Graz heute führten. In östlicher Richtung waren Mari- Auf dem Gebiet Sloweniens begegnen wir bor und Ptuj mit den nach Ungarn führenden den Juden vor allem ab dem 12. Jahrhundert, Handelswegen verbunden. was zeitlich mit der Gründung der städtischen Im mittelalterlichen Maribor stellten die Ju- Siedlungen zusammenfällt. Sowohl auf Grund den einen wichtigen Teil der Stadtbevölkerung ihrer Zahl als auch wegen der wirtschaftlichen dar und hinterließen unübersehbare Spuren. Rolle, die den Juden damals zukam, waren sie Auf Grund ihrer wirtschaftlichen Aktivitäten vor allem in Maribor, Ptuj, Celje, Ljubljana pflegten sie intensive Kontakte mit zahlrei- Gorica, Triest und in einigen Kärntner Städ- chen anderen wirtschaftlichen und kulturellen ten von besonderer Bedeutung. Die überlie- Zentren in Mitteleuropa. In Maribor machten ferten Urkunden bezeugen, dass sich die Ak- sich die Juden im südöstlichen Stadtteil ansäs- tivitäten der Juden über die Landesgrenzen sig, der die heutige Židovska ulica (Judengas- hinaus erstreckten und ihre Mobilität immer se), die Ključavničarska ulica (Schlossergasse), stärker zunahm. In wirtschaftlicher Hinsicht einen Teil der heutigen Straße Kneza Koclja, waren die erwähnten Städte durch die Juden den unteren Teil der Vetrinjska ulica und einen mit ganz Mitteleuropa verbunden1. Im Mittel- Teil des Hauptplatzes umfasste. Die jüdische alter leisteten die Juden auf wirtschaftlichem Gemeinde wurde von einem Judenmeister ge- und kulturellem Gebiet einen wichtigen Bei- führt, die Gottesdienste, aber auch die Rechts- trag zum Fortschritt Europas und prägten sei- angelegenheiten wurden in der Synagoge, die ne Gestalt mit. Vor allem im Frühmittelalter bereits in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhun- war der Fernhandel ihr Haupterwerb, in den derts errichtet worden war, abgewickelt. folgenden Jahrhunderten hingegen dominier- Die Synagoge war das religiöse, geistige und ten die Geldgeschäfte, die sie in nahezu allen kulturelle Zentrum jeder jüdischen Gemein- Teile Europas betrieben. Die Juden waren auf schaft beziehungsweise jeden Judenviertels. Grund ihres wirtschaftlichen Engagements, Juden durften nicht in einer Stadt ohne ein jü- insbesondere wegen ihrer Handels- und Geld- disches Gotteshaus leben. Die Synagoge ist mit geschäfte, an die damaligen Wirtschafts- und ihrer Vorderfront nach dem Jerusalemer Tem- Verkehrszentren gebunden. Sie ließen sich dort pel ausgerichtet; obwohl sie ein Profanbau ist, nieder, wo sie die Voraussetzungen für ihre Er- in dem den Priestern eine untergeordnete Rol- werbstätigkeit fanden2. le zukam, nannte man sie „eine kleine Kult- Wie überall sonst, siedelten sich die Juden auch stätte3“. Die Synagoge von Maribor soll zum in der slowenischen Steiermark in Orten an ersten Mal bereits in zweiter Hälfte des 13. den wichtigen Handelswegen an. So kamen sie Jahrhunderts bezeugt worden sein, urkund- auch nach Maribor, eine am Kreuzungspunkt lich erwähnt wurde sie allerdings erst im Jahre bedeutender Handelswege gelegene Stadt, von 1429. In der unmittelbaren Nähe der Synagoge wo die Handelsrouten in westlicher Richtung wurden üblicherweise eine Schule gebaut und nach Kärnten, in Richtung Süden nach Slo- ein Ritualbad errichtet.

114 Die Juden von Maribor einst

Gemäß Vladimir Travner, befand sich die um kleiner Teil der jüdischen Gemeinschaft auch das Jahr 1477 errichtete Schule im Judenturm. außerhalb seines Viertels wohnte. Darüber hi- Weiters führt Travner an, dass sich das be- naus ist bekannt, dass einige Bürgerfamilien reits erwähnte jüdische Ritualbad in Maribor auch Eigentümer von Liegenschaften im jüdi- unmittelbar unter der Synagoge an der Stadt- schen Viertel waren. Dennoch steht fest, dass mauer an der Drau befunden habe. Neben der beide Bevölkerungsgruppen nie unter einem Synagoge soll auch ein jüdischer Friedhof ge- Dach wohnten. wesen sein, wobei Travner betont, dass dieser So bezeugen beispielsweise die Steuerbücher gemäß den jüdischen religiösen Geboten nicht von Maribor aus der zweiten Hälfte des 15. neben der Synagoge stehen hätte dürfen. Da Jahrhunderts, dass die Juden außerhalb ihres aber der Raum im jüdischen Ghetto sehr be- Viertels eine beträchtliche Zahl von Liegen- grenzt war, konnten sich die Bewohner nicht schaften erworben hatten. Dabei ist allerdings an dieses Verbot halten. Travners These unter- zu berücksichtigen, dass sich einige Häuser mauern auch die Grabsteine, die innerhalb der nur vorübergehend in ihrem Besitz befanden, Stadtmauer gefunden wurden4. Bereits im Jah- als Folge unbeglichener Schulden, bewohnt re 1367 befand sich der jüdische Friedhof au- hatten sie sie jedoch nie. Normalerweise ver- ßerhalb der Stadt, westlich des heutigen Plat- kauften sie solche Liegenschaften umgehend zes Vodnikov trg. weiter5. Als ein schlichtes, symmetrisches Gebäude Die Juden waren als Teil der Stadtbevölkerung muss die Synagoge in Maribor aber bereits verpflichtet, zur Verteidigung der Stadt beizu- früher existiert haben, noch bevor in ihrer tragen. Als im Jahre 1465 die Stadtmauer und Nachbarschaft der erste namentlich überlie- die Festungsbauten entlang des jüdischen Vier- ferte Rabbiner Abraham residierte (1379 ge- tels – von der Židovska ulica (Judengasse) bis storben). Ihre Auswölbungen erhielt die Syn- zum Salzburski dvor (Salzburger Hof) – erneu- agoge im ersten Viertel des 15. Jahrhunderts, ert wurden, mussten die Juden 40 Pfund auf- bevor sie als vorübergehender Sitz des Obers- bringen. ten Rabbinats für Steiermark, Kärnten und Während der Großteil der mittelalterlichen Be- Krain genutzt wurde. Eine bedeutungsvolle völkerung an einen Ort – an die Scholle (gleba- Persönlichkeit war der Rabbiner Israel Isserlein le adscripti) – gebunden war und die Unterta- (1390–1460). nen ihre Bauernhöfe nur mit der Zustimmung Als das wirtschaftliche Potential der Juden des Grundherrn verlassen durften – auch die von Maribor im 15. Jahrhundert seinen Höhe- städtischen Handwerker wanderten nur selten punkt erreichte, machte das jüdische Viertel ab – war die Mobilität der Juden sehr hoch. ein Zehntel des ummauerten Stadtgebiets aus. Handelsgeschäfte führten sie in fremde Län- Obwohl die Juden als besondere Gemeinschaft der, wo sich viele von ihnen, wenn sie besse- der Stadtbevölkerung innerhalb der Stadtmau- re Lebensbedingungen vorfanden, ansiedelten. er in einem eigenen Viertel wohnten, bedeu- Die große Mobilität der jüdischen Bevölkerung tete dies jedoch nicht, dass sie ausschließlich bestätigen zahlreiche Urkunden der Stadt Ma- in ihrem Ghetto lebten. Beispiele aus Maribor, ribor. Sie bezeugen eine starke Verbundenheit Ljubljana und Völkermarkt belegen, dass ein zwischen den jüdischen Familien aus Maribor

115 Die Juden von Maribor einst mit den Juden von Graz und Ljubljana. Zahl- der auch an Maribor nicht vorüberging. Die reiche jüdische Familien aus Maribor zogen im Aversionen gegen die Juden hatten ihre Wur- 14. und 15. Jahrhundert in die Landeshaupt- zeln in den wirtschaftlichen, sozialen und re- stadt Graz. ligiösen Verhältnissen der damaligen Zeit. Die Die Handelsverbindungen der Juden von Ma- religiöse Intoleranz der Christen gegenüber ribor (wie auch derjenigen von Celje) reichten den Juden nahm, insbesondere zur Zeit von von Dubrovnik und Venedig bis nach Wien Naturkatastrophen, wirtschaftlichen, sozialen und Prag. Große Gewinne erzielten sie durch und geistigen Krisen, zu. All dies mündete in den Handel mit venezianischen Waren.6 Die der vorübergehenden oder permanenten Aus- Juden von Maribor erwirtschafteten auch im weisung der Juden.7 Die Forderungen nach ri- Weinhandel beträchtliche Gewinne. Schuldner gorosen Maßnahmen gegen die Juden nahmen gaben den Juden ihre Weinberge zum Pfand, nach dem Tode des Kaisers Friedrich III. (1493) da sie aber die Schulden nicht begleichen konn- weiter zu. Sein Nachfolger, Maximilian I., gab ten, wurden die Gläubiger zu Landbesitzern. den Forderungen des steiermärkischen und Interessant ist dabei die Tatsache, dass die Ju- kärntnerischen Landesstands nach und befahl den bestrebt waren, die auf diese Art erworbe- am 18. März 1496 die Ausweisung der Juden nen Liegenschaften möglichst bald weiterzu- aus der Steiermark; bereits am 9. März 1496 verkaufen. Die Juden von Maribor verkauften erließ er einen ähnlichen Befehl betreffend die den Wein wegen besserer Verdienste auch in Juden in Kärnten. Die steiermärkischen Ju- den Kärntner Städten. Die meisten Juden be- den, also auch diejenigen aus Maribor, waren trieben auch Kreditgeschäfte, weil das Zins- gezwungen, bis zum 6. Jänner des folgenden nehmen nach der kirchlichen Lehre Christen Jahres auszuwandern. Zusätzlich mussten verboten war. Unter ihren Gläubigern waren sie binnen sechs Monaten alle ausstehenden damals alle Bevölkerungsschichten zu finden. Schulden begleichen. Seit dem Beginn, vor allem aber seit der Mitte Einige Juden aus Maribor fanden vorüberge- des 15. Jahrhunderts, verschlechterte sich die hend Zuflucht in Ljubljana, von wo aus sie Lage der Juden in der Steiermark wesentlich. nach dem Erlass des Kaisers über die Auswei- Die allgemeine Wirtschaftskrise und die Kon- sung aller Juden aus dem Land Krain im Jah- kurrenz der christlichen Bevölkerung im Han- re 1515 neuerlich fliehen mussten8. Andere zo- del und sogar im Kreditwesen wurden von Tag gen in die Städte an der Adria. Die Juden aus zu Tag größer, Bürger und Adel forderten vom Maribor wurden von ihrer italienischen Um- Landesfürsten immer neue Beschränkungen gebung „Morpurgo“ genannt. Diesem Namen für die wirtschaftlichen Aktivitäten der Juden. kann man ab und zu noch heute begegnen. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts Offensichtlich war die jüdische Gemeinschaft wurden die Juden fast völlig aus den größeren von Maribor so stark, dass sie ihre Spuren so- Handelsgeschäften und aus den Kredit- und gar bei den Benennungen hinterließ9. Die Aus- Geldgeschäften verdrängt, was ihr wirtschaft- weisung der Juden aus Maribor traf die Stadt liches Potential schmälerte. Neben der deut- selbst schwer, die dadurch in wirtschaftlicher lichen Verschlechterung der Wirtschaftslage und kultureller Hinsicht verarmte. Die jüdi- nahm der allgemeine Antijudaismus stark zu, schen Einrichtungen verfielen, und die Syna-

116 Die Juden von Maribor einst goge wurde – wie auch der Großteil des einst Sorgfältigkeit erbrachten die archäologischen jüdischen Besitzes – bereits 1497 vom Ehepaar Forschungen jedoch keine konkreten Resulta- Barbara und Bernandin Druckner gekauft. te, die eventuell auf noch frühere Bauphasen Das Ehepaar ließ die Synagoge zur Allerheili- oder -zustände der Synagoge schließen ließen. genkirche umgestalten. Dazu kam es höchst- Archivalisch sind die Juden zum ersten Mal in wahrscheinlich bereits im Jahr 1501. Die Funk- der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts belegt, tion einer katholischen Kirche hatte sie bis zur in Maribor sollen sie sich jedoch bereits Mitte Einführung der Reformen von Joseph II., als des 13. Jahrhunderts niedergelassen haben, als sie samt ihrer Kaplanei dem Militär übergeben auch die Synagoge zum ersten Mal schriftlich wurde. Dieses benutzte die ehemalige Synago- erwähnt wurde.15 Unmittelbare Spuren der ge bis 1811 als Lagerhaus, danach kam das Ge- ersten Synagoge, die in ihrer baulichen Form bäude in Besitz der Bürger. Die Anlage wurde der heutigen entsprochen haben soll, wurden mehrmals um- und ausgebaut, der obere Teil allerdings nie gefunden. Der archäologische des Geschosses wurde sogar in eine Wohnung Fachbericht erwähnt lediglich, dass in der Sub- umgebaut10. struktur Mauerreste gefunden wurden, die der 1992 wurde die Synagoge zum kulturellen und Romanik zuzuordnen sind. Ungeachtet ver- historischen Denkmal erklärt11. Im gleichen schiedener Spekulationen über die Entstehung Jahr erarbeiteten Experten und Mitarbeiter des der Synagoge, beschränkten sich die Experten Instituts für den Schutz des Natur- und Kulturer- auf diejenigen Funde, die verlässliche Angaben bes Maribor12 einen Plan für ihre Generalreno- über ihre Größe, Architekturelemente und ihr vierung. Ein Jahr später begann man auch mit Erscheinungsbild lieferten, als sie zur Zeit der dem Umbau und der Rekonstruktion des Ge- wirtschaftlichem und kulturellen Blüte der Ju- bäudes, das zuvor wegen ungeklärter Besitz- den in Maribor, Mitte des 15. Jahrhunderts, verhältnisse eine Zeit lang geschlossen bleiben entstanden ist.16 musste. Im gleichen Jahr machten die Exper- Auf Grund der ausreichenden Menge an Befun- ten detaillierte architektonische Aufnahmen den über die architektonische und konstrukti- und begannen parallel zu den Forschungen das onsbedingte Form der Synagoge in ihrer letz- konservatorische Programm vorzubereiten. ten Bauphase hat man sich darauf geeinigt, sie Man entschloss sich, die Synagoge in derje- mit allen während der Forschungsarbeiten ge- nigen Form zu rekonstruieren, für die man sammelten Details neu zu errichten. Die Reno- genügend Materialien und Quellen gesam- vierungsarbeiten dauerten mehrere Jahre. Am melt hatte13. Parallel zu den Forschungsarbei- 1. April 2001 öffnete die renovierte ehemalige ten über die Bedeutung der einzelnen Räume, jüdische Synagoge ihre Tore der Öffentlichkeit. des Standortes und der Form der Fensteröff- Bereits 1999 wurde ein Fachbericht mit dem nungen führten die Fachleute einige Umbau- Vorschlag über ein inhaltliches Programm und ten durch, die sie ein Stück näher an ihr erstes über organisatorische Belange der Synagoge er- Ziel brachten: Sie meißelten aus einer formlo- stellt. Das Programm wurde von Peter Može sen Bausubstanz die wertvolle Architektur der vom Regionalmuseum Maribor und Daniel Sajko ehemaligen Synagoge, die bereits vor dem Jah- von der Stadtgemeinde Maribor konzipiert17. re 1500 bestanden hatte, heraus14. Trotz aller Mittels eines Sondervertrages wurde die Syn-

117 Die Juden von Maribor einst agoge dem Regionalmuseum zur vorübergehen- keit eines künftigen derartigen Zentrums, und den Verwaltung übergeben, unter dessen Zu- es wurde bereits eine Zusammenarbeit mit ei- ständigkeit sie noch heute fällt. nigen vergleichbaren slowenischen, aber auch Das auf die Charakteristik des Gebäudes und ausländischen Zentren und Einrichtungen in- seine Geschichte ausgerichtete Grundsatzpro- itiiert. Fragen um das künftige Zentrum des gramm ist der Erhaltung, der Pflege und der jüdischen Kulturerbes in Maribor sind neuer- Präsentation des jüdischen Kulturerbes auf dings wieder sehr aktuell geworden, mit ihnen dem Gebiet des heutigen Sloweniens verpflich- sollte sich auch das Kulturministerium inten- tet. Dieses Programm entspricht auch den Be- siv auseinandersetzen. Im Allgemeinen über- stimmungen des Abkommens zwischen der wog bislang die Meinung, dass die Aktivitäten slowenischen und der US-Regierung über den in der ehemaligen Synagoge auf Inhalte und Schutz und die Erhaltung von Kulturgütern.18 beschränkt sein sollten, die unmittelbar mit Das Abkommen verpflichtet beide Staaten zur dem Museum sowie dem Dokumentations- Erhaltung der Kulturgüter und -denkmäler, die und Informationszentrum verbunden sind das Erbe nationaler, religiöser und ethnischer und zugleich ein öffentliches Kulturprogramm Gemeinschaften – Völkermordopfer des II. darstellen, das von der Stadt im Einklang mit Weltkrieges – darstellen. Zur Umsetzung des anderen Kultureinrichtungen und Programm- Abkommens haben sich die Abteilung für inter- trägern bestimmt wird. nationale Kulturzusammenarbeit des Ministeriums Diesen Grundsätzen entsprechend, entfalte- für äußere Angelegenheiten der Republik Sloweni- te die Synagoge ab 2001 ihre Aktivitäten, wo- en und die Verwaltung für das kulturelle Erbe des bei man von Anfang großen Wert auf ein ho- Kulturministeriums der Republik Slowenien ver- hes künstlerisches Niveau und auf inhaltliche pflichtet. Vielfältigkeit legte. Thematisch sollte das Pro- Im Einklang mit dem erwähnten Fachbericht gramm auch auf die Darstellung des jüdischen soll die ehemalige jüdische Synagoge in erster Kulturerbes ausgerichtet und dem aktuellen Linie die Funktion eines Museums und In- kulturellen Angebot israelischer beziehungs- formationszentrums haben, das über die Ge- weise der in Europa und in den Vereinigten schichte des Judentums in Maribor und ganz Staaten lebenden jüdischen Künstler angepasst Slowenien informiert und verschiedene Denk- werden. mäler des jüdischen Kulturerbes zur Schau Eine solche Ausrichtung des Programms setzt stellt. Die unterschiedlichen Programmrich- sich bereits erfolgreich durch, und die reno- tungen, die Teil des Programmganzen des vierte Synagoge19 wurde als ein kleines Kul- künftigen Museums und Dokumentationszent- tur- und Veranstaltungszentrum für Musi- rums des jüdischen Kulturerbes Sloweniens darstel- kabende, Konzerte, Vorlesungen, Gespräche, len sollen, bekamen den Arbeitstitel „Zentrum Bilderausstellungen u. Ä. neu belebt. Wegen des jüdischen Kulturerbes Maribor“. Dieses hat der guten Akustik werden hier von kleineren allerdings wegen noch ungelöster organisatori- Kammermusikgruppen und Vokalgruppen scher und finanzieller Fragen seine Aktivitäten oftmals Konzerte abgehalten. Initiiert wurde noch nicht zu entfalten begonnen. Es entstan- auch eine Zusammenarbeit mit anderen Kul- den trotzdem konkrete Ansätze für die Tätig- tureinrichtungen in Maribor (Kulturhaus Na-

118 Die Juden von Maribor einst rodni dom, Verband bildender Künstler Maribor, die Durchführung einer Reihe von kulturellen Universität Maribor, verschiedene Mittelschu- Veranstaltungen und stellt die Voraussetzung len, Festival der Kreativität Magdalena, Jugend- für die schrittweise Gründung des Museums kulturzentrum, Bund der Kulturvereine, Bibliothek sowie des Dokumentations- und Informati- Maribor). Somit wurde die Synagoge zu einem onszentrums dar, das mithilfe staatlicher (viel- der wichtigsten Treffpunkte des Kulturgesche- leicht auch internationaler) Unterstützung zu hens im alten Stadtkern von Maribor. Darüber einem „Zentrum des jüdischen Kulturerbes hinaus wurde eine korrekte Zusammenarbeit Sloweniens“ wachsen soll. zwischen der slowenischen jüdischen Gemein- schaft und der israelischen Botschaft in Wien hergestellt. Als außerordentlich wichtiges kulturhistori- sches Denkmal ist die Synagoge eine höchst interessante Sehenswürdigkeit für einheimi- sche, insbesondere aber für ausländische Tou- risten. Unter ihnen finden sich immer mehr Gäste aus Israel und Juden aus aller Welt, von Australien bis zu den USA. Die Besuchersta- tistik zeigt, dass die Frequenz der Besucher so- wohl der kulturellen Veranstaltungen als auch der Synagoge als kulturhistorisches Denkmal selbst relativ stabil ist. Im Jahre 2001 wurden 6.629 Besucher verzeichnet, ein Jahr später, nach einer Werbekampagne, bereits 16.426. Im Jahre 2003 kamen 9.425 Besucher, im Vorjahr waren es 8.794. Unter den Besuchern befanden sich viele Schü- ler, für die eigene Führungen angeboten wer- den. Die Nachfrage nach Fachliteratur, die sich auf die Geschichte der slowenischen Juden be- zieht, steigt ständig, weil unter den Schülern und Studenten großes Interesse am Thema Ju- dentum besteht. Die Aktivitäten der Synagoge in Maribor genießen große Aufmerksamkeit in den Medien, was für eine wirkungsvolle Ver- marktung von großem Vorteil ist. Das Gebäu- de ist auch ein interessanter Austragungsort für verschiedene Veranstaltungen und Tref- fen anderer Institutionen und Organisationen. Die renovierte ehemalige Synagoge ermöglicht

119 Die Juden von Maribor einst

ANMERKUNGEN O AVTORJU – ZUR PERSON 1 Vlado Valenčič, Židje v preteklosti Ljubljane. Ljubljana 1992, S. 5 (Die Marjan Toš Juden in der Geschichte Ljubljanas). 2 Jože Mlinarič, Mariborski Židje v zadnjih desetletjih pred izgonom iz mesta, Mag. Marjan Toš, profesor zgodovine in njihov izgon in sledovi. Pokrajinski arhiv Maribor, Katalogi 7 (Die Juden Maribors in den letzten Jahrzehnten vor ihrer Vertreibung aus der Stadt, geografije, kustos Pokrajinskega muzeja ihre Vertreibung und Spuren. Archiv des Regionalmusems Maribor); vgl. Maribor v Sinagogi. Veliko se ukvarja s Jože Mlinarič, Judje na slovenskem Štajerskem do njihove prisilne izselitve proučevanjem sodobne lokalne zgodovine v letu 1496, in: Judovski zbornik, ČZN 1–2. Maribor 2000, S. 50–70 (Die Slovenskih goric, zlasti obdobja 1941-1945 in Juden in der slowenischen Steiermark bis zu ihrer Zwangsaussiedlung im po letu 1945. Je avtor, urednik in sourednik Jahre 1496); vgl. Janez Marolt, History of Jews in Slovenia, KC Sinagoga številnih zbornikov, avtor prispevkov v Maribor. Maribor 2002 (Geschichte der Juden in Slowenien). Književnih listih Dela, Večera in drugih 3 Alan Unterman, Judovstvo, Mali leksikon. Ljubljana 2001, S. 252. (Das časopisov. Redno objavlja tudi v Časopisu Judentum, Kleines Lexikon). za zgodovino in narodopisje v Mariboru, kot 4 Vladimir Travner, Mariborski ghetto, in: Kronika slovenskih mest II (1935), S. 155–156. (Das Ghetto von Maribor); vgl. Jože Mlinarič, Judje na slovenskem publicist in novinar se ukvarja tudi z ekološko Štajerskem, S. 50–70. problematiko in sodeluje kot član uredniškega 5 Jože Mlinarič, Judje na slovenskem Štajerskem, S. 54; vgl. Mariborska odbora strokovnih revij LOVEC in RIBIČ. Je davčna knjiga za leto 1465, StLA, Gradivo za zgodovino Maribora XVII, 42 dolgoletni strokovni komentator balkanskega (Steuerbuch von Maribor anno 1465) u. Jože Mlinarič, Gradivo za zgodovino dogajanja za zunanjepolitično uredništvo Radia Maribora XVII, S. 17, 25, 72, 76, 78, 103 (Literatur über die Geschichte von Maribor, pisec knjižnih ocen in predstavitev za Maribor). kulturno-umetniški program Radia Maribor in 6 Ebd., S. 57. avtor številnih dokumentarnih in javnih oddajah 7 Vlado Valenčič, Židje v preteklosti Ljubljane. Ljubljana 1992, S. 26–31. v okviru dokumentarno-feljtonskega programa 8 Ebd. 9 Janez Marolt, History of Jews in Slovenia, KC Sinagoga. Maribor 2002. Radia Maribor. V zadnjih letih se še posebej Der Autor schreibt, dass ihm während eines Besuchs in Israel ein ukvarja s proučevanjem zgodovinskega Geschäftsschild in Jerusalem auffiel, auf dem „Morpurgo store“ stand. spomina na slovenske Jude po letu 1945. To Der Besuch des Geschäfts bestätigte seine Vermutung, dass es sich um je tudi tema njegovega doktorskega študija na Nachkommen der Juden von Maribor handelte. Fakulteti za podiplomske humanistične študije 10 Marjan Toš, Programska zasnova in dejavnost obnovljene nekdanje ISH v Ljubljani. – Mag. Marjan Toš unterichtet judovske sinagoge v Mariboru, KC Sinagoga, Manuskript. Maribor 2005 Geschichte und Geographie, ist Kustos des (Programmentwurf und die Aktivitäten der renovierten ehemaligen Regionalmuseums in der Synagoge in Maribor. jüdischen Synagoge in Maribor). Er beschäftigt sich sehr intensiv mit der 11 Medobčinski uradni Vestnik, 5/92 (Interkommunales amtliches Mitteilungsblatt). modernen lokalen Geschichte der Slovenske 12 Das Fachteam bildeten: Ivan Tušek und Mihela Kajzer-Cafnik für Gorice / Windischen Büheln, insbesondere Archäologie, Janez Mikuž für Kunstgeschichte, Marjan Teržan für aber mit dem zeitraum 1941-1945 und danach. Restauration, Irena Krajnc-Horvat für Architektur und Miran Ježovnik für Er ist Autor, Herausgeber und Mitherausgeber Statik. zahlreicher Sammelbände und von Beiträgen, 13 Zavod za varstvo naravne in kulturne dediščine Maribor (Institut für den die in den Zeitungen Delo, Vecer u. a. Schutz des Natur- und Kulturerbes Maribor). veröffentlicht werden. Regelmäßig erscheinen 14 Janez Mikuž, Nekdanja židovska četrt in nekdanja sinagoga v Mariboru, in: auch Artikel in der Zeitschrift für Geschichte Judovski zbornik, ČZN, 1–2. Maribor 2000, S. 166 (Das ehemalige jüdische und Volkskunde in Maribor. Als Publizist Viertel und die ehemalige Synagoge in Maribor). 15 Ebd. beschäftigt er sich auch mit Problemen der 16 Ebd., S. 167. Ökologie und arbeitet als Redaktionsmitglied 17 Synagoge Maribor – Vorschlag über den inhaltlichen Entwurf und bei den Zeitschriften LOVEC (Der Jäger) und Organisation der Programmdurchführung, Juni 1999. Der Bericht wurde RIBIC (Der Fischer) mit. Toš fungiert seit vom Fachkollegium des Regionalmuseums Maribor am 16.3. u. 13.9.1999 Jahren als wissenschaftlicher Kommentator der genehmigt. Ereignisse am Balkan für die außenpolitische 18 Amtsblatt der Republik Slowenien, 57/96. Redation von Radio Maribor und ist ebendort 19 Die offizielle Bezeichnung lautet „Kulturni Center (KC) Sinagoga Maribor“ auch im Kulturbereich tätig. In den letzten (Kulturzentrum Synagoge Maribor), in der Öffentlichkeit ist auch der Jahren forscht er intensiv an der Geschichte der Kurzname „Synagoge Maribor“ bekannt. Das Gebäude befindet sich im Besitz der Gemeinde Maribor. slowenischen Juden nach 1945. Dies ist auch Thema seines Doktorats an der Universität in Ljubljana.

120 Verleugnung, Vergessen und Verdrängen

Verleugnung, Vergessen und Verdrängen Das slowenischen Kulturerbe in der Steiermark – Eine Bestandsaufnahme

� Text: Benjamin Grilj, Simon Hadler und Mathias Hammer

Das von Prof. Moritz Csaky im Wintersemester 2003/04 an der Karl-Franzens-Universität Graz geleitete Seminar mit dem Titel „Cultural Heritage – National Heritage?“ war Ausgangspunkt dieser Studie. Der Begriff des „Kulturerbes“ im Kontext einer erweiterten Bedeutung von Kultur führte uns zu der Frage, was ein historisch gewachsenes kulturelles Element ist, jedoch nicht in den Kanon des nationalen oder auch regionalen Kulturerbes fällt. Es zeigte sich, dass die slawische Kultur in der Steiermark, obwohl über Jahrhunderte und bis heute tief verankert, ein interessantes Beispiel für die Ein- und Ausschließungsmechanismen von kulturellem Erbe darstellt. So soll im Folgenden aufgezeigt werden, wo das slawische Erbe in der Steiermark seine Spuren hinterlassen hat, wie es gleichzeitig jedoch immer mehr an den Rand des kollektiven Bewusstseins gedrängt wurde oder ganz daraus verschwunden ist. Im Mittelpunkt der Arbeit steht besonders die Bedeu- tung der Sprache als kulturelles Erbe. Die Sprache wurde in der Steiermark um die Jahrhundertwende Gegenstand des Konflikts zwi- schen Deutschsprachigen und Slowenen, zwei Gruppen, die sich vor dem Auftauchen des Natio- nalismusdiskurses aufgrund der multikulturell-sprachlichen Kommunikations- und Interaktions- zusammenhänge, die in der Süd- und Untersteiermark vorherrschten, nicht eindeutig mit einer der beiden Nationalitäten identifizierten. Hintergrund dieses neuen Konflikts war eine ethnozen- tristische Sichtweise von kulturellem Erbe, die mit der Entstehung nationaler Ideen zusammen- hängt. Wird Sprache im Sinne einer nationalen Standardsprache bzw. einer identitätsstiftenden Komponente als Kulturgut, das es zu bewahren gilt, angesehen, führt dies dazu, sie als statisch und potentiell von anderen isoliert aufzufassen. Der Begriff der „Sprachgrenze“ steht exempla- risch für diese aus der Außenansicht einer Region entsprungene Konstruktion von Differenz. Diese Idee war eine entscheidende Komponente im „Volkstumskampf“. Der von der deutschnationalen Ideologie geschaffene Mythos einer durch Überfremdung bedrohten Grenzregion, die verteidigt werden muss, findet auch in der aktuellen Tagespolitik nach wie vor Verwendung. Nachdem die betreffende Landschaft im Sinne der nationalen Identität aufgeladen worden war, wurde die An- wesenheit der slowenischen Bevölkerung als Eingriff in eine ursprünglich „deutsche“ Gegend dar-

121 Verleugnung, Vergessen und Verdrängen gestellt. Um dem entgegenzuwirken, bemühte zu erklären. Demzufolge ist es der Teil einer man sich, die deutschen Sprachinseln mitein- Kultur oder Tradition, der noch – in welcher ander zu verbinden und ausweiten.1 Form auch immer – gelebt wird, sprich im Be- Gleichzeitig war die Annahme einer solchen wusstsein der Menschen verankert ist. Das Er- – fiktiven – Grenze notwendig, um die Nati- innern gehört ebenso zum Leben einer Kultur on geographisch verorten zu können, die ja bis und Tradition wie auch beispielsweise beson- 1918 nicht durch nationale Grenzziehungen dere Tänze, regionale Dialekte und Ähnliches. festgelegt war. Das Bild einer klaren Trennli- Daraus folgt, dass das kulturelle Erbe konstru- nie, das keine Rücksicht auf lokale Realitäten iert ist, weil es immer vom Bewusstsein ab- nahm, wurde unterstellt. Diese wurden dann hängt. in der Tat auch immer mehr durch den Assi- Ein weiterer zentraler Begriff dieser Arbeit ist milationsdruck von außen geprägt. jener der Identität. Eine allgemeine Definiti- Zu Beginn ist es notwendig, einige Begriff- on zu finden, ist nicht einfach, zu verschieden lichkeiten zu klären. Zwar hat gegenwärtig sind die gebräuchlichen Verwendungen, und der Begriff des „Kulturerbes“ Konjunktur, und allzu oft wäre ideologiekritisches Hinterfragen gerade die Steiermark konnte in den vergange- notwendig, um den Begriff wieder an die so- nen Jahren damit werben. Doch selten wur- zialen oder politischen Realitäten anzupassen. de darüber reflektiert, was „kulturelles Erbe“ Die vorliegende Studie orientiert ihren Identi- bedeutet. Auszugehen ist hierbei vom Begriff tätsbegriff an folgendem Schema für Idealty- „Kultur“, dessen Bedeutung sich historisch pen regionaler Identitäten. Sie begrenzen auf verschiedentlich gewandelt hat: Von der Land- unterschiedliche Weise das Selbst der Gruppe. wirtschaft und dem bestellten Land – als Ge- Die Art und Weise der Definition der Merk- gensatz zur Natur –, der Abgrenzung gegenü- male, die das Selbst und damit die Gruppen- ber dem Unzivilisierten und Barbarischen bis zugehörigkeit festlegt, bestimmt zugleich die zur heute häufigen Gleichsetzung mit dem Grenze gegenüber dem Fremden. Damit wer- Kunstbegriff. In dieser Arbeit steht der Begriff den Grenzüberschreitungen entweder ermög- jedoch in einem größeren Bedeutungszusam- licht oder verhindert. menhang, und wir verwenden die methodisch 1. Primordial kodierte Identität beruft sich auf sinnvolle Trennung von materieller und sym- „natürliche“ Merkmale, wie Volk oder Ras- bolischer Kultur, wobei Letztere Sprache und se, und ist von Kommunikation unabhän- Schrift beinhaltet. Trotz dieser Unterschei- gig. Sie verhindert den Eintritt in oder den dung versuchen Wissenschaftler, auf beiden Austritt aus der Gruppe, Gemeinsamkeiten Ebenen denselben Fragen nachzugehen: Wie und Vertrauen lassen sich nur sehr schwer werden Güter oder Zeichen produziert und herstellen. wie werden sie für den Menschen bedeutsam? 2. Konventionell bzw. zivil und kulturell ko- Wie lassen sich die sozialen Beziehungen und dierte Identität beruht auf Verhaltensregeln Handlungsweisen verstehen, in die die Dinge und sozialer Routine. Sie ermöglicht die des täglichen Lebens einbezogen werden? Aufnahme von Fremden oder die gleich- Von diesem weiten Kulturbegriff ausgehend, zeitige Mitgliedschaft in mehreren Kollek- ist auch die Bedeutung von „kulturellem Erbe“ tiven, weil lediglich die erlernbaren Regeln

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befolgt werden müssen, um dazuzugehö- mordiale, zivil kodierte und sakral kodierte ren, wodurch die Schaffung und der Erhalt Identität übernommen, nun aber als gesetzte, von Gemeinsamkeit und Vertrauen erleich- worunter wir die primordiale und die sakrale tert werden. subsumieren, und als gelebte, die wir als zivil 3. Sakral kodierte Identität wiederum beruft kodierte Identität verstehen, bezeichnet. sich auf den Glauben, die besondere Leis- Entscheidend ist nun der Zusammenhang tungskraft und die Auserwähltheit einer zwischen Identität und kulturellem Erbe: Das Gruppe, die eine ausgezeichnete Verbin- kulturelle Erbe ist, wie bereits oben erwähnt, dung zu einer übergeordneten Rationalität die im Bewusstsein verankerte Kulturleistung unterhält. Solche Gruppen haben häufig einer Gesellschaft. Die zivile Identität entsteht eine messianisch geprägte Haltung. Sakra- aus dem Teil des kulturellen Erbes, der für den le Kodierungen schließen sich zwar nicht Großteil dieser Gesellschaft und/oder Gruppe unbedingt von ihrer Umwelt ab, doch ist relevant ist. Bei primordial oder sakral kodier- ihnen der Drang eigen, Mitglieder anderer ter Identität erfolgt die Identifizierung mit ei- Gruppen zu assimilieren oder im Kontakt nem von einer Autorität vorgegebenen Sach- zu dominieren. Dennoch sind die Schaf- verhalt. fung von Gemeinsamkeiten und die Mög- Um die Existenz slawischer Kultur in der Stei- lichkeit von Grenzübertritten nicht ausge- ermark auch in der heutigen Zeit nachzuwei- schlossen. sen, sollen vorerst zwei Beispiele ausreichen: Die Qualität der Grenzziehung regelt also den Zum einen das sprachliche Erbe, das sich in Kontakt und den Austausch innerhalb der erster Linie auf Namen von Ortschaften, Flüs- Gruppe, aber auch den Kontakt mit anderen sen, Bergen und Familien erstreckt.3 Im 6. Gruppen2. Jahrhundert setzte der Zuzug der Slawen in Diese Idealtypen kommen allerdings nie in die Steiermark ein (die Landnahme der bayri- einer „Reinform“ vor, sondern sind in unter- schen Kolonisten erfolgte vom 9. bis zum 13. schiedlichen Ausprägungen miteinander ver- Jahrhundert). Einige wenige Beispiele belegen mischt. So findet man zum Beispiel auf der deren Ausbreitung über das gesamte Land: österreichischen Seite der Steiermark ab den Mürz/Murica, Leoben/Liubina, Graz/Gradec, 1890er Jahren gemeinsam mit der Betonung Semmering/Cemernic, Schöckel/Sekkel. der ethnischen Trennung den Mythos der Zum anderen findet sich der Hakenhof als Teil „besseren, da aufrichtigeren deutschen Men- des slawischen Erbes in der Steiermark. Bei talität“ und der „besseren, da erfolgreicheren“ diesem sind der Wohn- und Stalltrakt in einer Wirtschaftsweise usw., der auch das sakrale Linie hintereinander angeordnet und werden Element seiner Identität zeigt. Seit den 1890er an der Rückseite von der Scheune abgeschlos- Jahren dominierten in der gesamten Steier- sen. Ursprünglich dürfte er aus dem Gebiet mark die zivilen Anteile gegenüber den pri- um das heutige Murska Sobota stammen. Von mordialen Elementen der Identitätskonstruk- hier aus hat sich der Hakenhof nach Ungarn tion, sodass sie als gesellschaftlich verbundene und in das Gebiet des heutigen Österreichs Gruppen nebeneinander lebten. ausgebreitet. Die Besonderheit, die den Ha- In der Arbeit wird zwar die Einteilung in pri- kenhof im Vergleich zu den anderen „typisch

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österreichischen“ Bauernhöfen kennzeichnet, che übernommen hatte, wurde gerade in den besteht darin, dass dieser die einzige Hofform gemischtsprachigen Gebieten Slowenisch ist, die nicht mittels Primogenitur weiterver- meist nur so lange unterrichtet, bis die Schü- erbt wird. Die Geschichte der steirischen Slo- ler deutsch konnten. Die slowenischen Schü- wenen wurde in den vergangenen 150 Jahren ler hatten unter dem aufgrund mangelnder von Assimilation und Verdrängung geprägt. Sprachkenntnisse schlechten Schulerfolg oft Im Folgenden sollen diese Entwicklungen sehr zu leiden, weshalb sie später ihre Mutter- nachgezeichnet werden. Man kann davon aus- sprache umso heftiger verleugneten. gehen, dass die Trennung zwischen Slowenen Generell kann man sagen, dass die Slowenen und Deutschsprachigen bis in das 19. Jahrhun- auf dem Gebiet der heutigen Steiermark nie dert keine nationale war. Die Differenzierun- ein echtes Nationalgefühl entwickeln konn- gen waren vielmehr sozialer Natur und kamen ten. Einige wenige Ausnahmen gab es vor dem in einem Stadt-Land-Gefälle zum Ausdruck. Ersten Weltkrieg, doch seither fehlt ein solches Um die Mitte des Jahrhunderts zeichnete sich Zugehörigkeitsgefühl völlig. in etwa folgendes Bild ab: In den regionalen Eine Zäsur bilden der Erste Weltkrieg, die Be- Zentren (wie etwa Radkersburg oder Leut- satzung der zweisprachigen Gebiete durch schach) herrschte die deutsche Sprache vor, die SHS-Truppen und die kurze und in Wahrheit dort ansässige slowenische Bevölkerung neigte wenig spektakuläre Phase des so genannten eher zur Assimilation. Bürokratie, Politik und Abwehrkampfes. Zu dieser Zeit wurde ein Kli- später auch der Unterricht sind fast gänzlich ma der Polarisierung geschaffen, in dem sich „deutsch“ kontrolliert, was aber auf die Um- die Bewohner auf einer der beiden Seiten posi- gebungsbevölkerung lange Zeit kaum Einfluss tionieren mussten. Ausdruck dafür sind etwa hatte. Hier hatte sich ein eigenes System von die Artikel in den Zeitungen Deutsche Grenz- Zwei- u. Mischsprachigkeit entwickelt, das die wacht und Murska Straža6 oder die Racheakti- Verständigung zwischen den beiden Volks- onen der deutschsprachigen Bevölkerung nach gruppen möglich machte. Gesprochen wur- dem Abzug der SHS-Truppen. de ein slowenischer Dialekt, sehr viele Wörter Vieles änderte sich nun für die slowenische Be- kamen auch aus dem Deutschen (laut Zeit- völkerung, die jetzt in einem eindeutig deutsch zeugen die Hälfte4); umgekehrt war auch der deklarierten Land lebte. Die vielfältigen Aus- deutsche Dialekt stark von der slowenischen wirkungen verstärkten den Assimilations- Sprache geprägt.5 druck und die Verdrängung des Slowenischen Eine nationale Trennung und damit auch der aus dem öffentlichen Raum. Wandel zu einer gesetzten Identität dürfte Trotz des massiv angewachsenen Drucks erst um 1880 eingetreten sein, wobei gerade scheint die sprachliche Situation in den slo- in kleineren und autarken Dörfern der Prozess wenischen Gebieten stagniert zu haben7. Ein nur langsam vor sich gegangen ist und immer Großteil der Schüler hatte beim Erlernen der nur von außen hineingetragen wurde. deutschen Sprache weiterhin Probleme, und Ein wichtiger Faktor bei der Verbreitung der die in Standardslowenisch gehaltenen Messen deutschen Sprache war die Schule. Nachdem waren schlecht besucht8, weil die Bevölkerung der Staat 1869 die Schulbildung von der Kir- noch immer ihren eigenen Dialekt sprach.

124 Verleugnung, Vergessen und Verdrängen

Zwar durchschnitt nun eine Grenze den al- schen Wandel war es insbesondere die Politik, ten Lebensraum, trotzdem waren Grenzüber- die vor allem mit dem Mittel der Verleugnung tritte aus verschiedensten Gründen häufig. Es gegen die Zweisprachigkeit ankämpfte. Grün- scheint so, als hätte die innere Ordnung gerade de könnten die Gebietsansprüche Jugoslawi- in der ländlichen Gegend noch überlebt (erst ens, der vorherrschende Antikommunismus, nach 1938 sollte der einheitliche Kulturraum der tief verankerte Grenzland-Mythos12 oder die endgültig zerstört werden). Nach außen hin Beruhigung „national“-konservativer Bevölke- wurde es jedoch notwendig, seine Loyalität zu rungsteile und auch das starke Anpassungsbe- Österreich und zum „Deutschtum“ offen zu dürfnis lokaler Politiker sein. bekennen. Dies zeigt sich etwa im Wahlver- Heute ist die Situation in den letzten Inseln halten (Christlich-Sozial, Bauernbund) und im der Zweisprachigkeit desolat. Die slowenisch- völligen Fehlen national-slowenischer Aktivi- sprachige Minderheit ist eine aussterbende13, täten. die Jugend versteht meist nur mehr wenige Die nationalsozialistische Herrschaft hatte Wörter Slowenisch. Man sieht sich auch nicht für die steirischen Slowenen verhältnismäßig als eine Sprachminderheit. geringe Auswirkungen. Viel eher sollte das Welche Auswirkungen der hundert Jahre lang Kriegsende, vor allem im Gebiet von Leut- währende Assimilationsdruck heute hat, zeigt schach, für die Bevölkerung noch lange prä- eine Studie über den Ort Laaken auf der So- gend sein9. Die Loyalität der Bevölkerung zu both.14 Obwohl von 23 Erwachsenen zwölf verschiedenen mit Machtanspruch auftreten- Slowenisch als Muttersprache angaben, wird den Gruppierungen führte zu einem intensiven gegenüber Außenstehenden eben diese Zwei- Drang nach Vergessen und zu dem Schweigen, sprachigkeit geleugnet. Auch in der Region das auch noch heute vorherrscht.10 um Radkersburg existiert Zweisprachigkeit Während nach 1945 die Nachbarschaft zu bis heute. Daneben können noch immer vie- Tito-Jugoslawien eine neue Situation schuf le Menschen, auch wenn sie die Sprache nicht und aus jedem bekennenden Slowenen quasi sprechen, slowenische Lieder mitsingen oder einen Kommunisten machte, herrschte ande- kennen zumindest noch ein paar Wörter oder rerseits ideologische Kontinuität vor. So wurde Phrasen. der Grenzland-Mythos weiterhin hochgehalten, Im Kontrast zu und in Verbindung mit dem wodurch die Region das besondere Augenmerk vorherigen Abschnitt soll die Wahrnehmung „volksbewusster“ Kreise auf sich zog, die den slawischer Kultur und Sprache von außen, aus „deutschen“ bzw. den steirischen Charakter der Sicht der steirischen Hochkulturproduk- mittels verschiedener Aktivitäten und Aufrufe tion, dargestellt werden. Analysiert soll der zu stärken versuchten.11 durch den aufkommenden Nationalismusdis- Prinzipiell hätten die im Staatsvertrag veran- kurs vollzogene Wandel in der steirischen His- kerten Minderheitenrechte den Schutz der toriographie werden, wie auch auf eine ähnli- Identität der zweisprachigen Bevölkerung in che Wahrnehmung in der Literatur am Beispiel der Steiermark garantieren sollen. Doch neben Peter Roseggers hingewiesen wird. historischen Ereignissen und den ungünsti- Ein erstes Werk über die steirische Geschichte gen Umfeldbedingungen durch den ökonomi- aus dem Jahre 181515 beschreibt die slawische

125 Verleugnung, Vergessen und Verdrängen

Besiedelung ab dem 6. Jahrhundert noch als den“ gesprochen, deren Einwanderung „wahr- besonders gewinnbringend für das nach der scheinlich nicht ohne blutige Zerstörungen“ Völkerwanderung verwüstete Land. Die Sla- abgelaufen sei.20 Nun wird auch eindeutig cha- wen betrieben Ackerbau und brachten damit rakterlich differenziert: Der „obersteirische „die Wurzel aller Cultur fast in jeden Winkel Mann“ sei gesund, stark, arbeitsam, aufrichtig, dieses Landes“; auch die Wiederaufnahme des selbstvertrauend etc. Doch: „Die selben Eigen- Bergbaues am Erzberg sei nur ihnen zu verdan- schaften findet man im Ganzen auch bei dem ken gewesen.16 Die Herkunft zahlreicher Orts- Untersteiermärker, doch je mehr man sich den namen aus dem Slawischen findet ebenso Er- Grenzen Krains und Kroatiens nähert, gibt wähnung. In weiterer Folge wird nicht mehr sich auch das biegsame, kluge Wesen des Sla- zwischen Slawen und „Deutschen“ differen- wen kund.“21 Wobei biegsam und klug als „ver- ziert, sondern einfach nur von den Bewohnern schlagen“ verstanden wird. des Landes gesprochen. Nach 1918 ist der „deutsche“ Charakter der Eine Differenzierung bezüglich Körperbau, Steiermark unbestritten, und die slowenische Sprache und Kleidung findet sich in dem 1844 Minderheit in der Grenzregion wird ignoriert von Albert Muchar vorgelegten Geschichts- oder verleugnet. Ein Beispiel einer national- werk17, jedoch wird noch nicht zwischen ver- sozialistischen Blut-und-Boden-Mythologie, schiedenen Charakteranlagen der Bevölke- die bereits die neue Selbstverständlichkeit auf- rungsgruppen unterschieden. Andererseits zeigt, alle Steirer als „Deutsche“ zu betrachten, bezweifelt Muchar die Besiedelung der ganzen liefert der schon genannte Hans Pirchegger, Steiermark durch Slowenen und konstruiert ei- der 1931 schreibt: „Der Bauer war zwar meist nen Mythos von einer „celtisch-germanischen an seine Scholle gebunden, aber die Vorfahren Urbevölkerung“, die sich in der Obersteiermark gar vieler mögen aus Bayern, aus Franken und gehalten habe. Auch sei der Erzberg nicht von Schwaben gekommen sein. So fühlten sich die Slowenen erschlossen worden, und überhaupt Steirer ganz selbstverständlich als Deutsche, seien, bis auf wenige Ausnahmen, auch die man darf sagen: unbewußt. Im 16. Jahrhun- Ortsnamen „rein deutsch“.18 Dieser Mythos dert wurden sie sich dessen bewußt, sie spra- bereitete einen fruchtbaren Boden für spätere chen offen aus, daß ihr Land ein Teil des Rei- nationale Diskurse. ches sei, und nicht der schlechteste.“22 Inwieweit dieser Mythos nachwirkte, zeigt Nach dem Krieg legte Pirchegger scheinbar sei- sich daran, dass er noch 1949 von Hans Pir- ne nationalsozialistischen Ansichten ab und chegger verteidigt wurde (interessanterweise, schrieb sein Werk um, allerdings findet sich als er slowenischen Historikern, die ihrerseits auch noch 1949 die Verteidigung von Muchars auf die Bedeutung der Ortsnamen u. a. poch- altem Mythos.23 Bei der Schilderung des Spra- ten, „Geschichtsfälschung“ vorwarf).19 chenstreites um 1900 folgt er der Terminologie Schließlich machen sich Tendenzen einer ne- deutschnationaler Agitation. Noch bis in die gativen Charakterisierung der Slowenen im- jüngste Zeit galt „der Pirchegger“ als geschätz- mer mehr bemerkbar. In dem von Wilhelm tes Standardwerk. von Gebler 1862 vorgelegten Werk über die Was die Existenz einer slowenischen Minder- steirische Geschichte wird von „Slawenhor- heit auf dem Gebiet der heutigen Steiermark

126 Verleugnung, Vergessen und Verdrängen betrifft, so wird dieser von der Historiogra- drängt worden. Die Vereinnahmung der Spra- phie des 20. Jahrhunderts keine Beachtung che im nationalen Sinne und das Bestreben, geschenkt.24 Das heutige Verhältnis zu Slo- sie durch Homogenisierung und Abgrenzung wenien mag von einer freundschaftlichen zu schützen, äußerte sich in einer weitgehen- Nachbarlichkeit geprägt sein, das Bewusstsein den Ausmerzung jener kulturellen Zusam- für ein gemeinsames Erbe ist allerdings aus der menhänge der Zwei- und Mehrsprachigkeit, Erinnerung verschwunden. die als nicht wünschenswert, ja bedrohlich Nicht nur die Geschichtsschreibung, auch die erachtet wurden. Sprache auf eine verbindli- Literatur gilt es, als ein Medium der kulturellen che standardisierte Form festzulegen statt ihre Wahrnehmung und Produktion einer Analyse lokalen Variationen als kulturelles Erbe gera- zu unterziehen. Exemplarisch ist hier Peter Ro- de im nicht-nationalen Sinne zu sehen, resul- segger angeführt, der, nicht zuletzt aufgrund tierte letztendlich im Verlust von kulturellem der identitätsstiftenden Bedeutung seiner Per- Erbe und auch in einer Reduzierung der steiri- son selbst, ein vorzügliches Beispiel abgibt, schen Identität. Stattdessen ist das öffentliche weil sich zeigen lässt, wie scheinbar wohlge- Bewusstsein noch vielfach mit Figuren und meinte Betrachtungen ein abschätziges Bild Denkbildern besetzt, die den nationalen Ent- transportierten. In seiner Reisebeschreibung fremdungs-Diskursen entsprangen. „Am Wanderstabe“ aus dem Jahre 1882 cha- rakterisiert er die slowenischen Steirer als klug, verschlossen und melancholisch. Und: „Den Eindruck treuherziger Gemütlichkeit der deut- schen Steirer fühlt man hier nicht mehr.“25 Den – sinngemäß „rassischen“ – Einfluss der Slowe- nen auf die Mittelsteirer sieht Rosegger jedoch eindeutig negativ: „So ist er auch unbeholfener und träger in seinem geistigen Leben […] Den geistigen Getränken, welche hier aus Obst und Traube gezogen werden, giebt man die Schuld; gewiß aber wirken auch andere Factoren ein – vor Allem vielleicht die unmittelbare Nachbar- schaft fremder Völker, als Slaven, Magyaren, Romanen – man will das hier näher nicht un- tersuchen.“26 Das Nobelpreiskomitee verwei- gerte die Verleihung des Literaturnobelpreises 1913 übrigens mit dem Verweis auf des Hei- matdichters deutschnationale Ansichten und Aktivitäten bezüglich der „Südmark“.27 Kulturelles Erbe ist eine Frage des Bewusst- seins. Das slawische Erbe in der Steiermark ist größtenteils in Vergessenheit geraten und ver-

127 Verleugnung, Vergessen und Verdrängen

ANMERKUNGEN

1 Peter M. Judson, Versuche um 1900, die Sprachgrenze sichtbar zu machen, in: Moritz Csaky – Peter Stachel (Hg.), Die Verortung von Gedächtnis. Wien 2001, S.164f. 2 Vgl. Bernhard Giesen, Nationale und kulturelle Identität. Studien zur Entwicklung des kollektiven Bewußtseins in der Neuzeit. Frankfurt/ Main 1991 u. Max Haller, Identität und Nationalstolz der Österreicher. Gesellschaftliche Ursachen und Funktionen. Wien 1996. 3 Manfred Trummer, Slawische Steiermark, in: Christian Stenner (Hg.), ZU DEN AUTOREN – O AVTORJIH Slawische Steiermark. Verdrängte Minderheit in Österreichs Südosten. Benjamin Grilj Wien – Köln – Weimar 1997, S. 17. Geb. 17.8.1981 in Graz; Studium der Philosophie und Geschichte in Graz 4 Klaus Jürgen Hermanik – Christian Promitzer, (Hg.), Grenzenlos seit 1999, 2004 mit der Diplomarbeit „Wahrheit oder Ethik“ abgeschlos- zweisprachig. Die Erinnerungen des Keuschlersohnes Anton Šantel (1845– sen, schreibt dzt. seine Dissertation über den Zusammenhang von Spra- 1920) an seine Kindheit in Leutschach und Jugend in Marburg. Aus dem che und Erkenntnis. – Rojen 17. avgusta 1981 v Gradcu; študij filozofije Slowenischen von Andrea Haberl-Zemljič. Graz 2002, S. 38. in zgodovine v Gradcu od leta 1999, zaključil leta 2004 z diplomskim 5 http://members.a1.net/edze/reader/slawstmk.htm (8.12.2003). 6 Andrea Haberl-Zemljič, Die fünf Dörfer auf der ungarischen Seite – delom „Wahrheit oder Ethik“, sedaj piše disertacijo o povezanosti jezika Historische, gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Bedingungen des in spoznanja. Sprachwechsels in der Gemeinde Radkersburg-Umgebung 1848–1997, phil. DA. Graz 1997, S. 138ff. Mathias Jörg Hammer 7 Ebd., S. 146ff. Geb. 26.7.1980 in Graz; Studium der Geschichte und der Rechtswis- 8 Christian Promitzer, Das Ideal vom „reinen Volkskörper“. Eine Chronologie senschaften in Graz seit 2000, Studium der Geschichte in Groningen des Verschwindens, in: Stenner, Slawische Steiermark, S. 148f. 2002/03. Dzt. Kand. Phil, Diplomarbeit zum Thema „Nationalism and 9 Christian Promitzer, Verlorene Brüder. Geschichte der zweisprachigen Historical Thought in Indonesia“ – Rojen 26. julija 1980 v Gradcu; študij Region Leutschach in der südlichen Steiermark (19.–20. Jahrhundert). Graz zgodovine in pravnih znanosti v Gradcu, od leta 2000, študij zgodovine v 1996, S. 286ff. 10 Ebd., S. 32. Groningenu 2002/03, sedaj piše na filozofiji, diplomsko delo z naslovom 11 Promitzer, Verlorene Brüder, S. 340 f, 350 f; Haberl-Zemljič, Die fünf Dörfer, „Nationalism and Historical Thought in Indonesia“. S. 187. 12 Haberl-Zemljič, Die fünf Dörfer, S. 184, S. 191. Simon Hadler 13 Klaus Jürgen Hermanik, The (hidden) Slovene minority in Austrian Geb. 5.9.1980 in Graz; – including examples of Soboth region at the Austrian-Slovenian border. Studium der Geschichte und der Philosophie in Graz und Krakau seit TUAC-Conference: The Unifying Aspects of Cultures Vienna, 7.–9.11.2003 2000. – Rojen 5. septembra 1980 v Gradcu, študij zgodovine in filozofije u. Johannes Moser – Elisabeth Katschnig-Fasch (Hg.), Blatten. Ein Dorf an v Gradcu in Krakovu od leta 2000. der Grenze („Kuckuck“, Sonderband 2), Graz 1992. 14 Moser – Katschnig-Fasch, Blatten. 15 Joseph Wartinger, Kurzgefasste Geschichte der Steiermark. Graz 1815. 16 Ebd., S. 31f. 17 Albert Muchar, Geschichte des Herzogthums Steiermark. Bde. I-III. Graz 1844. Bd. I: „Das Steirervolk ist reich begabt mit den glücklichsten Anlagen zu trefflichen Tugenden und Taten; sein Charakter ist – bei manchen Härten – im Ganzen edel u. anbetungswürdig.“ 18 Ebd., Bd. III., S. 83. 19 Hans Pirchegger, Geschichte der Steiermark. Mit besonderer Rücksicht auf das Kulturleben. Graz 1949, S. 252. 20 Wilhelm von Gebler, Geschichte des Herzogtums Steiermark von den ältesten Zeiten bis auf unsere Tage. Graz 1862, S. 42. 21 Ebd., S. 3. 22 Hans Pirchegger, Geschichte der Steiermark 1282–1740. Graz – Wien – Leibnitz 1931. 23 Pirchegger, 1949, S. 9. 24 Vgl. u. a. Stefan Karner, Die Steiermark im 20. Jahrhundert. Graz – Wien – Köln 2000, S. 133. 25 Zit. nach Anton Janko, Das Slowenenbild in Peter Roseggers Reise- beschreibungen, in: Peter Vodopivec u. a. (Hg), Kulturelle Wechselseitigkeit. O .o. 1995, S. 201. 26 Zit. nach Janko, S. 199. 27 Walter Zitzenbacher (Hg.), Landeschronik Steiermark. Wien – München 1988, S. 303.

128 Zanikanje, pozabljanje in izpodrinjanje

Zanikanje, pozabljanje in varovati, vodi to k temu, da se jezik dojema kot izpodrinjanje statičen in morebiti izoliran od ostalih. Pojem „jezikovna meja“ ponazarja to neskladje, Sedanje stanje ki izhaja iz zunanjega pogleda na regijo. Njegova ideja je bila odločujoča komponenta Izhodišče te študije je bil seminar z naslovom v „narodnostnem boju”. Mit, ki ga je tukaj „Cultural Heritage – National Heritage?“ uporabila nemška nacionalna ideologija, je bil („Kulturna dediščina – nacionalna dediščina?“), mit o meji, ki ji je grozilo potujčevanje in jo ki ga je vodil prof. Moritz Csaky na univerzi je bilo nujno braniti – tudi v aktualni dnevni Karl-Franzens-Universität Graz v zimskem politiki se še vedno uporablja. Ko se je ta mit semestru 2003/04. Pojem „kulturne dediščine“ razširil po teh pokrajinah, je bila prisotnost v kontekstu širšega pomena kulture nas je slovenskega prebivalstva predstavljena kot vodil k vprašanju, kaj je zgodovinsko razvit napad na prvotno nemško območje. Da bi se kulturni element, vendar ne spada v kanon temu uprli, so se pojavila prizadevanja, da bi nacionalne ali regionalne kulturne dediščine. se nemški jezikovni otoki med seboj povezali Pokazalo se je, da je slovanska kultura na in se razširili.1 avstrijskem Štajerskem, čeprav se je čez Hkrati je bilo sprejetje takšne – namišljene stoletja in do današnjih dni globoko zasidrala, – meje nujno, da je bilo mogoče narod zanimiv primer za vključitvene in izključitvene zemljepisno opredeliti, saj meja do leta 1918 mehanizme kulturne dediščine. Tako bo v ni bila določena z nacionalnimi razmejitvami. nadaljevanju prikazano, kje na avstrijskem Prikrito so vsiljevali jasno razmejitev, ki sploh Štajerskem je slovanska dediščina pustila svoje ne upošteva krajevnih dejstev. Nanje se je sledi, kako so jo hkrati vedno bolj potiskali potem dejansko tudi vedno bolj vplivalo z na rob kolektivne zavesti ali pa je popolnoma asimilacijskim pritiskom od zunaj. izginila iz nje. Delo posveča pozornost zlasti Na začetku moramo nujno pojasniti nekatere pomenu jezika kot kulturne dediščine. pojme. Sicer je pojem „kulturne dediščine“ Jezik na avstrijskem Štajerskem je ob sedaj priljubljen in ravno Štajerska se je prelomnici stoletja postal predmet konflikta lahko v preteklih letih z njim oglaševala. med Nemci in Slovenci, dvema skupinama, Vendar se je redko razmišljalo o tem, kaj ki se pred pojavom diskurza nacionalizma „kulturna dediščina“ pomeni. Tukaj je treba nista enoznačno identificirali z eno od izhajati iz pojma „kultura“, katerega pomen narodnosti na podlagi večkulturno-jezikovnih se je skozi zgodovino različno spreminjal: od komunikacijskih in interakcijskih povezav, ki gospodarstva in obdelane zemlje, kot nasprotje so prevladovale na območju Južne in Spodnje narave, distanciranost od neciviliziranega in Štajerske. Ozadje tega novega konflikta je bilo barbarskega, do v današnjem času pogostega etnocentrično dojemanje kulturne dediščine, enačenja s pojmom umetnosti. V tem besedilu ki je povezano z nastankom nacionalnih idej. pa je pojem v širši pomenski povezanosti in Če gledamo na jezik v smislu nacionalnega uporabljamo metodološko priročno delitev standardnega jezika oz. komponente, ki daje na materialno in simbolno kulturo, pri čemer identiteto, kot na kulturno dobrino, ki jo je treba slednja zajema jezik in pisavo. Kljub temu

129 Zanikanje, pozabljanje in izpodrinjanje razlikovanju se skušajo znanstveniki na obeh sprejetje tujega ali hkratno članstvo v več ravneh ukvarjati z istim vprašanjem: Kako se kolektivih, ker se morajo upoštevati zgolj proizvajajo dobrine ali znaki in kakšen pomen pravila, ki se jih je mogoče naučiti, da bi imajo za človeka? Kako je mogoče razumeti spadali h kolektivu, kar olajša vzpostavitev družbene odnose in načine ravnanja, v katere in ohranitev skupnih značilnosti in se vključujejo stvari iz vsakdanjega življenja? zaupanja. Na osnovi tega širokega kulturnega pojma 3. Sakralno kodirana identiteta se ponovno je mogoče pojasniti tudi pomen „kulturne sklicuje na prepričanje, na posebno dediščine“. Zato je to del kulture ali tradicije, zmogljivost in izbranost neke skupine, ki, v kakršni koli obliki že, še živi in je torej ki vzdržuje odlično zvezo z nadrejeno zasidrana v zavesti ljudi. Spominjanje prav razumskostjo. Takšne skupine imajo tako spada k življenju kulture in tradicije, kot pogosto mesijansko držo. Sakralna je na primer izvajanje posebnih plesov, uporaba kodiranja se nujno ne zapirajo pred svojim posebnih narečij in podobno. Iz tega sledi, da okoljem, ampak je zanje značilna potreba je kulturna dediščina izoblikovana tako, da je po asimilaciji drugih skupin ali po prevladi vedno odvisna od zavesti. v navezanih stikih. Vendar se vzpostavitev Naslednji osrednji pojem v tem besedilu je pojem skupnih značilnosti in prestopov meje ne identitete. Sploh ni preprosto najti splošne izključuje. definicije, saj se pojem uporablja zelo različno Kakovost vzpostavitve meje torej ureja tudi in prepogosto bi bilo potrebno ideološko- stik in izmenjavo znotraj skupine ter tudi kritično raziskovanje, da bi se ga dalo vedno stik z drugimi skupinami2. (prim. Giesen znova prilagoditi družbenim in političnim 1993, Haller 1992) Vsekakor se ti idealni tipi resničnostim. Pričujoča študija usmerja svoj nikoli ne pojavijo v “čisti obliki”, ampak so v pojem identitete glede na naslednjo shemo za različnih oblikah med seboj pomešani. Tako je idealne vrste regionalnih identitet, posebnost na avstrijski strani Štajerske od 1890 mogoče katerih je v tem, kaj določa njihov tip: na najti mitos skupaj s poudarjanjem etničnega različne načine omejujejo sebstvo skupine. ločevanja „boljše, ker je iskrena“ nemške Vrsta in način definicije značilnosti, ki določajo mentalitete in „boljšega, ker je uspešnejše“ sebstvo in s tem pripadnost skupini, hkrati gospodarjenja itn., vse to tudi kaže sakralni pa določajo mejo nasproti tujemu. S tem se element v njihovi identiteti. Pred letom 1890 so prestopi meje ali omogočijo ali preprečijo. na celotnem Štajerskem civilni deli prevladovali 1. Prvobitno kodirana identiteta se sklicuje nad prvobitnimi elementi identitete, tako da na „naravne“ značilnosti, kot sta narod so živeli drug poleg drugega kot družbeno ali rasa, in je neodvisna od komunikacije. povezane skupine. Preprečuje vstop ali izstop iz skupine, V besedilu smo sicer uporabili razdelitev skupne značilnosti in zaupanje se le stežka identitete na prvobitno, civilno kodirano, vzpostavijo. in sakralno kodirano, zdaj pa uporabljamo 2. Konvencionalno oz. civilno in kulturno razdelitev identitete na obstoječo, v katero kodirana identiteta temelji na pravilih štejemo prvobitno in sakralno, in na identiteto, vedenja in socialne rutine. Omogoča vnešeno od zunaj, ki jo razumemo kot civilno

130 Zanikanje, pozabljanje in izpodrinjanje kodirano identiteto. Odločilna je zdaj povezava bila nacionalna. Razlikovanja so bila veliko med identiteto in kulturno dediščino: kulturna bolj socialnega značaja in prepoznavna v dediščina je, kot je bilo omenjeno že zgoraj, vrzeli med mestom in podeželjem. Okrog zasidrana kulturna dejavnost neke družbe. srede stoletja se je izoblikovala približno Civilna identiteta nastane iz segmenta takšna slika: v regionalnih središčih (kot sta kulturne dediščine, ki je pomemben za velik Radgona ali Lučane) je prevladoval nemški del te družbe in/ali skupine. Pri prvobitno jezik, tam živeče slovensko prebivalstvo pa ali sakralno kodirani identiteti pride do se je bolj nagibalo k asimilaciji. Uradništvo, identificiranja z dejanskim stanjem, ki ga politika in pozneje tudi šolstvo so bili skoraj določa avtoriteta. v celoti pod nemškim nadzorom, vendar to na Da bi dokazali obstoj slovanske kulture na okoliško prebivalstvo dolgo časa ni kaj preveč avstrijskem Štajerskem tudi v današnjem času, vplivalo. Tukaj se je razvil lasten sistem dvo- in naj zaenkrat zadoščata dva primera: po eni večjezičnosti, ki je omogočil razumevanje med strani je to jezikovna dediščina, ki v prvi vrsti obema skupinama prebivalcev. Govorilo se je obsega imena naselij, rek, gora in družin.3 Od slovensko narečje, zelo veliko besed je prišlo iz 6. stoletja naprej se je okrepilo priseljevanje nemščine (glede na priče časa polovica4), prav Slovanov čez Štajersko (naseljevanje bavarskih tako je tudi slovenski jezik močno vplival na kolonistov je potekalo od 9. do 13. st.). Nekateri nemško narečje5. redki primeri kažejo razširitev na celotno Nacionalna ločitev in s tem tudi prehod k od deželo: Mürz/Murica, Leoben/Liubina, Graz/ zunaj vnešeni identiteti je verjetno nastopila Gradec, Semmering/Cemernic, Schöckel/ šele okrog leta 1880, pri čemer se je ravno v Sekkel. manjših in samozadostnih vaseh proces le Po drugi strani se zdi, da je dvorišče v obliki počasi odvijal, in vedno je prihajal samo od črke L del slovanske dediščine na avstrijskem zunaj. Štajerskem. Pri tem stojita stanovanjski del in Na razširjanje nemškega jezika je pomembno hlev drug za drugim in se skleneta na zadnjem vplivala šola. Ko je država leta 1869 prevzela delu skednja. Prvotno bi naj izhajal iz območja izobraževanje od cerkve, se je ravno na okoli Murske Sobote. Od tukaj se je dvorišče v mešano govorečih področjih slovenščina obliki črke L razširilo v današnjo Madžarsko večinoma govorila le tako dolgo, dokler se in na območje današnje Avstrije. Posebnost, ki šolarji niso naučili nemško. Slovenski šolarji so označuje dvorišče v obliki črke L v primerjavi zaradi pomanjkljivega jezikovnega znanja in z drugimi „tipično avstrijskimi“ kmetijami, je, posledično slabega šolskega uspeha velikokrat da je to edina oblika dvorišča, ki se ne deduje z zelo trpeli, zato so pozneje še toliko močneje dedno pravico prvorojenca. zanikali svoj materni jezik. Zgodovino štajerskih Slovencev sta v Na splošno je mogoče trditi, da Slovenci na preteklih 150 letih zaznamovali asimilacija območju današnje avstrijske Štajerske nikoli in izpodrinjanje. Te težnje bodo opisane v niso mogli razviti prave nacionalne zavesti. nadaljevanju. Nekaj redkih izjem je bilo pred 1. svetovno Izhajati je mogoče iz dejstva, da ločitev vojno, vendar od takrat naprej sploh ni več med Slovenci in Nemci do 19. stoletja ni zaslediti takšnega občutka pripadnosti.

131 Zanikanje, pozabljanje in izpodrinjanje

Zaradi 1. svetovne vojne, zasedbe dvojezičnih danes.10 Medtem ko so po letu 1945 iz sosedstva območij s strani vojakov SHS ter kratkega in v s Titovo Jugoslavijo nastale nove razmere in resnici nič kaj posebnega obdobja t. i. obrambnega iz vsakega priznanega Slovenca pravzaprav boja proti SHS, je prišlo do prelomnice. V tem naredile komunista, je po drugi strani vladala času se je ustvarilo polarizirano vzdušje, v ideološka kontinuiteta. Tako se je mitos katerem so se prebivalci morali postaviti na „obmejne dežele“ še naprej cenil, zaradi česar je eno od obeh strani. Izraz tega so morda članki regiji posvetilo pozornost „narodno zavedno“ časopisov „Deutsche Grenzwacht“ in „Murska prebivalstvo, ki je poskušalo okrepiti nemški Straža6“ ali maščevalne dejavnosti nemškega oz. štajerski značaj z različnimi dejavnostmi prebivalstva po umiku enot SHS. in pozivi.11 Tako se je za slovensko prebivalstvo, ki je zdaj Načeloma bi manjšinske pravice državne živelo v enoznačno nemško opredeljeni deželi, pogodbe morale zagotavljati zaščito identitete veliko spremenilo. Različni vplivi so okrepili štajerskega dvojezičnega prebivalstva. Vendar asimilacijski pritisk in izpodrivanje slovenskega je poleg zgodovinskih dogodkov in neugodnih iz javnega prostora. okoliščin (gospodarska sprememba) bila zlasti Kljub močno povečanemu pritisku se zdi, da politika tista, ki se je proti temu borila predvsem je jezikovna situacija na slovenskih območjih s sredstvom zanikanja. Vzroki bi lahko bili stagnirala7. Veliko šolarjev je imelo še naprej ozemeljske zahteve Jugoslavije, prevladujoč težave pri učenju nemškega jezika in maše, ki antikomunizem, globoko zakoreninjen mitos so se izvajale v standardni slovenščini, so bile „obmejne dežele“12, umiritev nacionalno- slabo obiskane8, ker je prebivalstvo še vedno konzervativnih delov prebivalstva in tudi stalna govorilo svoje lastno narečje. Čeprav je stari potreba krajevnih politikov po asimilaciji. življenjski prostor takrat presekala meja, so Danes je situacija na zadnjih otokih bili prestopi meje iz različnih vzrokov pogosti. dvojezičnosti zelo žalostna. Slovensko govoreča Zdi se, kot da bi notranji red še preživel ravno manjšina izumira13, mladi razumejo le nekaj zaradi kmečkega okolja (šele po letu 1938 je bil slovenskih besed. Ljudje se tudi ne vidijo kot enoten kulturni prostor dokončno uničen). Na jezikovna manjšina. zunaj je bilo vendarle nujno, da se odprto prizna Kakšne učinke ima stoletni asimilacijski njegova zvestoba do Avstrije in nemškosti. pritisk danes, kaže študija o soboškem kraju To se v neki meri kaže v obnašanju volivcev Mlake.14 Čeprav jih je od 23 odraslih 12 (krščansko-socialna stranka, kmečka zveza) navedlo slovenščino kot svoj materni jezik, in v popolni odsotnosti nacionalno-slovenskih se pred drugimi ta dvojezičnost zanika. dejavnosti. Tudi v območju okrog avstrijske Radgone je Čas nacionalsocialistične vladavine je na dvojezičnost še danes prisotna. Poleg tega zna štajerske Slovence sorazmerno malo vplival. še veliko ljudi peti slovenske pesmi ali vsaj Veliko bolj je na prebivalstvo še dolgo vplival nekaj besed ali stalnih besednih zvez, tudi če konec vojne, predvsem na območju Lučan9. ne govorijo jezika. Zvestoba prebivalstva različnim skupinam, ki V nasprotju in v povezavi s prejšnjim so hotele na oblast, je vodila k močni potrebi odstavkom se predstavlja zunanje zaznavanje po pozabljanju in k molku, ki prevladuje še slovanske kulture in jezika z vidika štajerskega

132 Zanikanje, pozabljanje in izpodrinjanje visokokulturnega ustvarjanja. Analiza bo priseljevanje očitno ni potekalo brez krvavih pokazala, kako se je spremenilo štajersko razdejanj“.20 Tudi značajsko jih enoznačno zgodovinopisje zaradi nastalega diskurza ločuje: „zgornještajerski človek“ je zdrav, nacionalizma in na primeru Petra Roseggerja se močan, delaven, iskren, samozavesten itd. bo pokazalo podobno zaznavanje v literaturi. Vendar: „iste lastnosti je mogoče v celoti najti Prvo delo o štajerski zgodovini iz leta 181515 tudi pri spodnjih Štajercih, ampak bolj se opisuje slovansko naseljevanje od 6. stoletja približamo mejam Kranjske in Hrvaške, bolj še kot posebej koristno za deželo, opustošeno pride do izraza prilagodljiva, pametna narava od preseljevanja narodov. Ukvarjali so se s Slovanov.“21 Pri tem se pridevnika prilagodljiv poljedelstvom in s tem vnesli „korenine vse in pameten razumeta kot „zahrbten”. kulture skoraj v vsak kotiček te dežele“; tudi za Po letu 1918 je nemški značaj Štajerske nesporen, ponovno vzpostavitev rudarstva na Erzbergu slovenska manjšina celotne regije se ignorira bi se bilo treba zahvaliti le njim.16 Prav tako ali zanika. En primer nacionalsocialistične se omenja izvor številnih krajevnih imen iz mitologije krvi in zemlje, ki že nakazuje novo slovanščine. V nadaljevanju se ne razlikuje več samoumevnost, da se vse Štajerce dojema kot med Slovani in Nemci, ampak se preprosto Nemce, navaja že omenjeni Hans Pirchegger, ki govori samo o prebivalcih dežele. leta 1931 piše: „Kmet je bil največkrat navezan Razlikovanje v zvezi s telesno postavo, na svojo grudo, ampak predniki zelo številnih bi jezikom in obleko se pojavi v zgodovinskem lahko prišli z Bavarske, Frankovske in Švabske. delu Alberta Mucharja iz leta 1844, vendar Tako so se Štajerci čisto samoumevno počutili se še ne ločijo različne značajske lastnosti kot Nemci, lahko bi se reklo, nezavedno. V skupin prebivalstva17. Po drugi strani Muchar 16. stoletju so se tega zavedali, odprto so dvomi o poselitvi celotne Štajerske s Slovenci govorili, da je njihova zemlja del Rajha in ne in izoblikuje mitos „keltsko-germanskega najslabši…“22 praprebivalstva“, ki bi se naj zadrževalo na Po vojni je Pirchegger kot kaže opustil svoje Zgornjem Štajerskem. Tudi rudnika Erzberg naj nacionalsocialistične poglede in je preoblikoval ne bi odprli Slovenci, sploh pa so bila krajevna svoje delo, ampak leta 1949 je še vedno imena z redkimi izjemami „popolnoma mogoče zaznati odobravanje Mucharjevega nemška18“. Mitos je poskrbel za plodna tla za starega mitosa.23 Pri opisovanju jezikovnega poznejše nacionalne diskurze. spora okrog leta 1900 sledi terminologiji Kakšen vpliv je imel ta mitos, se kaže v tem, nemškonacionalnega podpihovanja. Še do da ga je še leta 1949 ponovno uporabljal Hans nedavnega je veljal „Pirchegger“ za cenjeno Pirchegger, ki ga je branil (zanimivo, da je standardno delo. slovenskim zgodovinarjem, ki so med drugim Kar zadeva obstoj slovenske manjšine na opozarjali na pomen krajevnih imen, očital območju današnje avstrijske Štajerske, je „ponarejanje zgodovine“).19 zgodovinopisje 20. stoletja ne upošteva.24 Sčasoma so postajale težnje negativnega Današnji odnos do Slovenije sicer zaznamujejo označevanja Slovencev vedno bolj opazne. V prijateljski sosedski odnosi, vendar pa je zavest knjigi Wilhelma von Geblerja iz leta 1862 se do skupne dediščine izginila iz spomina. govori o „hordah Slovanov (Slovencev), katerih Ne le zgodovinsko pisanje, tudi književnost

133 Zanikanje, pozabljanje in izpodrinjanje

OPOMBE kot medij kulturnega zaznavanja in ustvarjanja 1 Judson, Peter M.: Versuche um 1900 die Sprachgrenze sichtbar zu machen. je treba analizirati. Za primer je tukaj naveden V: Csaky, Moritz; Stachel Peter (Hg.): Die Verortung von Gedächtnis. Dunaj 2001, 164f. Peter Rosegger, ne nazadnje zaradi pomena 2 Giesen, B.: Nationale und kulturelle Identität. Studien zur Entwicklung des njegove osebe same, ki podpira identiteto. kollektiven Bewußtseins d. Neuzeit. Frankfurt/M.: 19912, str. 126. In: Haller, M.: Identität und Nationalstolz der Österreicher: gesellschaftliche Ursachen Odlično ponazarja, kako navidezno und Funktionen. Dunaj: 1996. 3 Trummer, Manfred: Slawische Steiermark. V: Stenner, Christian (Hg.): dobronamerna opažanja prenašajo Slawische Steiermark. Verdrängte Minderheit in Österreichs Südosten. Dunaj – Köln – Weimar. 1997, 17. podcenjevalno podobo. V njegovem potopisu 4 Hermanik, Klaus Jürgen, Promitzer, Christian (Hg.): Grenzenlos „Am Wanderstabe“ iz leta 1882 označi zweisprachig. Die Erinnerungen des Keuschlersohnes Anton Šantel (1845- 1920) an seine Kindheit in Leutschach und Jugend in Marburg. Aus dem slovenske Štajerce za pametne, zaprte Slowenischen von Andrea Haberl-Zemljič. Gradec, 2002, 38. 5 http://members.a1.net/edze/reader/slawstmk.htm, 12. 2003. in melanholične. In: „Vtisa zvestosrčne 6 Haberl-Zemljič, Andrea: Die fünf Dörfer auf der ungarischen Seite – Historische, gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Bedingungen des dobrodušnosti nemških Štajercev tukaj ni več Sprachwechsels in der Gemeinde Radkersburg-Umgebung 1848-1997. mogoče občutiti.“25 Vendar ima Rosegger – v Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde an der Geisteswis senschaftlichen Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz. Eingereicht smislu „rase“ – vpliv Slovencev na prebivalce Juli 1997, 138 ff. 7 Ebda., 146 ff. Srednje Štajerske za enoznačno negativnega: 8 Christian Promitzer: Das Ideal vom „reinen Volkskörper“. Eine Chronologie „Tako je tudi bolj nebogljen in lenoben v des Verschwindens. V: Stenner 1997, 148 f. 9 Promitzer, Christian: Verlorene Brüder. Geschichte der zweisprachigen svojem duhovnem življenju… Duhovni Region Leutschach in der südlichen Steiermark (19.-20. Jahrhundert). Gradec, 1996, 286 ff. pijači, ki jo tukaj pridobivajo iz sadja in 10 Ebda., 32. 11 Glej Promitzer 1996, 340 f, 350 f, Haberl-Zemljič 1997, 187. grozdja, se pripisuje krivda; gotovo pa delujejo 12 Haberl-Zemljič 1997, 184, 191. tudi drugi dejavniki – predvsem mogoče 13 Hermanik, Klaus Jürgen: The (hidden) Slovene minority in Austrian Styria – including examples of Soboth region at the Austrian-Slovenian neposredno sosedstvo tujih narodov, kot so border. TUAC-Conference: The Unifying Aspects of Cultures Vienna, 7.- 9.November 2003, 12, in tudi: Moser, Johannes, Katschnig-Fasch Elisabeth Slovani, Madžari, Romani – tega nočemo (Hg.): Blatten. Ein Dorf an der Grenze. („Kuckuck“, Sonderband 2) Graz, 26 1992. tukaj natančneje raziskovati.“ Odbor za 14 Moser, Katschnig-Fasch 1992 podeljevanje Nobelove nagrade je odklonil 15 Wartinger, Joseph, Kurzgefasste Geschichte der Steiermark. Gradec 1815. 16 Ebda, 1815, 31f. podelitev Nobelove nagrade za književnost 17 Muchar, Albert: Geschichte des Herzogthums Steiermark. Bd. I-III. Gradec, 1844, Bd. I: „Štajersko prebivalstvo je bogato obdarjeno z najboljšimi leta 1913 večinoma z grajo nemškonacionalnih značilnostmi odličnih kreposti in dejanj; njihov značaj je – pri nekaterih tegobah – v celoti žlahten in vreden občudovanja.“ pogledov in dejavnosti domovinskega pisatelja 18 Ebda., Bd. III., 83. v prid „Južne Štajerske“ („Südmark“).27 19 Pirchegger, Hans: Geschichte der Steiermark. Mit besonderer Rücksicht auf das Kulturleben. Gradec, 1949, 252. Kulturna dediščina je vprašanje zavesti. 20 Gebler, Wilhelm iz: Geschichte des Herzogtums Steiermark von den ältesten Zeiten bis auf unsere Tage. Gradec, 1862, 42. Slovanska dediščina na avstrijskem Štajerskem 21 Ebda., 3. 22 Pirchegger, Hans: Geschichte der Steiermark 1282-1740. Graz – Wien – je večidel utonila v pozabo in bila izpodrinjena. Leibnitz 1931. Polaščanje jezika v nacionalnem smislu in 23 Pirchegger 1949, 9. 24 Pirm. npr. Karner, Stefan: Die Steiermark im 20. Jahrhundert. Gradec, prizadevanja, da bi ga uničili s homogenizacijo Dunaj Köln 2000, 133. 25 Citirano po: Janko, Anton: Das Slowenenbild in Peter Roseggers in razmejevanjem, se je izražalo v obsežnem Reisebeschreibungen. In: Peter Vodopedic u. a. (Hg): Kulturelle Wechselseitigkeit. O.o. 1995, 201. iztrebljanju vsakršnih kulturnih povezav 26 Citirano po Janko, 199. dvo- in večjezičnosti, ki so jih imeli za 27 Zitzenbacher, Walter (Hg.): Landeschronik Steiermark. Dunaj – München 1988, 303. nezaželene in celo ogrožujoče. Omejitev jezika na obvezno standardizirano obliko, namesto da bi se upoštevale njegove krajevne različice kot kulturna dediščina ravno v nenacionalnem smislu, se je konec koncev

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Kalt-Warm Jugendliche dokumentieren den Thermentourismus

� Text: Robert Muscherlin

Wasserplätschern, Schwimmbad-Atmosphäre, Jung und Alt in Bademode … und das alles mitten im steirischen Winter? Eine Ausstellung im Pavel-Haus machte dies im vergangenen Jahr mög- lich und entführte die interessierten Besucher in die Thermenlandschaften der steirisch-sloweni- schen Grenzregion. Ob unsere Thermen heute Orte einer interkulturellen Begegnung und sozialen Durchmischung sind, welches Selbstbild die dortigen Gastgeber transportieren, und wie die Ju- gendlichen der Region den Thermen- und Gesundheitstourismus bewerten, waren die inhaltlichen Fragestellungen, die das Projekt Kalt-Warm – eine Kooperation zwischen dem Pavel-Haus in Laafeld, dem Jugendzentrum HOUSE in Mureck und dem Jugendzentrum ŠMOCL in Laško – aufwerfen wollte. Diesen Fragen ist eine achtköpfige Gruppe von Jugendlichen aus der steirisch-slowenischen Grenzregion an Ort und Stelle nachgegangen und hat alles mit Foto- und Videoaufnahmen doku- mentiert: Der Blick der Jungen auf eine Erscheinung, die vor allem die Älteren anzieht. Die acht Jugendlichen, die mit ihren Interviews und ihrem fotografischen Blick Szenen aus den Thermenlandschaften eingefangen haben, kamen aus den Jugendzentren von Laško und Mureck. Für die Besuche und Befragungen vor Ort wurden Thermen aus dem näheren Umkreis der Jugend- lichen ausgewählt, und es wurde darauf geachtet, neben Thermenorten mit längerer Tradition (z. B. Rogaška, Bad Gleichenberg, Laško) auch Thermen vorzustellen, die erst in der Nachkriegszeit entstanden sind (Olimia, Bad Radkersburg). Als weiteres Kriterium galten die unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunktsetzungen der Thermen (Kurbetrieb und Rehabilitation einerseits, Well- ness und Prävention andererseits sowie die zunehmende Angebotsspezialisierung). Helfbrunn als Wallfahrtsort mit Heilquelle komplettiert den thematischen Hintergrund. Die Besuche selbst, die im Oktober 2004 stattgefunden haben, folgten einem einheitlichen Leitfa- den. Nach einer Führung durch den Thermen-, Hotel- und Kurbetrieb wurden die Vertreter/innen der Thermenbetriebe um die Beantwortung eines Fragenkatalogs gebeten, in der Folge wurden in- und außerhalb der Thermen Gäste interviewt, Einheimische wie „Fremde“. Dabei wurden alle Interviews von den Jugendlichen geführt und technisch von einem Profi (Ausstattung, Ton und Kameraführung) begleitet. Mit Fotos wurden schließlich jene Details festgehalten, die den Jugend- lichen als bemerkenswert oder typisch erschienen. Aber auch die jungen Akteure hatten einen Fra-

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136 Kalt-Warm genkatalog zu beantworten, der als Grundlage beit mit Menschen, Abwechslung, Aufstieg- für die Schlussbewertung des Projekts diente. schancen und Internationalität waren Kriteri- In der Konzeption des Projekts ging man noch en, die dabei im Blickfeld standen – noch vor davon aus, einen Widerspruch zu dokumen- der Nennung konkreter Berufsbilder. tieren: Nämlich den zwischen der älteren Somit ist die Position der Jugendlichen im Ge- Generation, die oft von weit her anreist, um sundheitstourismus von zwei verschiedenen die Angebote der Thermen und des Gesund- Seiten zu beurteilen: als neue und eventuell heitstourismus zu nutzen, und den Jüngeren, auch künftige Nutzer der Angebote der steiri- die in der Thermenregion ansässig sind. Denn schen und slowenischen Thermen einerseits, die Vermutung lag nahe, dass die Anziehungs- als kreatives Potential in der Entwicklung neu- kraft der Thermen für die Jugendlichen nicht er und weiterführender Angebote des Gesund- nachvollziehbar ist. „Nun, wer weiß, vielleicht heitstourismus andererseits. werden wir auch bald in das Alter kommen, wo wir in irgendwelche Thermen fahren, weil Projektpartnerschaften im interregionalen wir hoffen, dort von unseren Wehwehchen be- Kontext. Im Rahmen des Strukturförderpro- freit zu werden …“ gramms INTERREG IIIA werden Projekte Diese Aussage einer Jugendlichen spiegelt wi- gefördert, die die Entwicklungsgrundlagen in der, dass diese Attraktivität, im Sinne der ku- den Grenzregionen verbessern, wobei vor al- rativen Wirkung einzelner Heil- und Thermal- lem auf eine neue Qualität der Zusammenar- quellen, für sie durchaus verständlich ist. beit über die Grenzen und somit auf eine Nut- Darüber hinaus – und das vielleicht doch eini- zung der gemeinsamen Stärken und Potentiale germaßen überraschend – konnte im Rahmen gesetzt wird. Das Pavel-Haus nimmt hier seine des Projekts Kalt-Warm dokumentiert werden, Rolle als wichtiger Verteilerpunkt für Infor- dass auch die Jugendlichen konkretes Interes- mationen und als Koordinationsstelle für den se an den Angeboten der Thermalbäder haben. Ausbau von Synergien wahr und unterstützt Die Indikationen der einzelnen Thermen war insgesamt drei verschiedene INTERREG IIIA- ihnen dabei natürlich egal: Spaß und Aktivi- Aktivitäten – zwei aus Österreich, eine aus Slo- tät einerseits, Wohlbefinden und Entspannung wenien –, die hier näher vorgestellt werden. andererseits – das sind die Kriterien, die ihnen als wesentlich erschienen. Entsprechend po- Jugend – Grenze – Identität. Das Jugendzen- sitiv bewerteten sie Thermenanlagen, die ge- trum HOUSE Mureck initiierte mit Jugend nügend Angebote und entsprechende räumli- – Grenze – Identität im Herbst 2002 ein Inter- che Ressourcen in diesen Bereichen aufweisen reg-Projekt, dem es um die Vernetzung der konnten. Jugendlichen der Grenzregion Steiermark- Besonders den in der Region ansässigen Ju- Nordostslowenien geht. Im Rahmen von Teil- gendlichen sollte man noch einen weiteren projekten und Kooperationen wie Kalt-Warm, Stellenwert einräumen, und zwar in der An- aber vor allem mit seiner zweisprachigen Web- gebotsentwicklung selbst. Eine Mehrheit der seite www.potitzen.at wird versucht, Jugend- teilnehmenden Jugendlichen zeigte Interesse liche über Veranstaltungen und Attraktionen am „Arbeitsmarkt Gesundheitstourismus“. Ar- jenseits der Grenze zu informieren und die in

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138 Kalt-Warm der Region aktiven Jugendorganisationen, Bil- bis zum 30. Lebensjahr. Sie sollen mit ihren dungseinrichtungen und Kulturzentren vorzu- Arbeiten den Alltag einer Minderheit festhal- stellen. Im „Denken über die Grenze“ sieht die- ten, die dies- und jenseits der Grenze anzu- ses Projekt damit ein probates Motto für das treffen ist. Die eingesandten Arbeiten werden künftige Handeln in der Grenzregion. prämiert und gehen ab März 2006 auf eine Wanderausstellung von Murska Sobota und REGIO ART. Um gestalterische Kreativität Bad Radkersburg über Ptuj und Graz bis nach und fachlichen Austausch zwischen jungen Klagenfurt (Celovec) und Maribor. Künstlern/innen und bestehenden Kulturin- REGIO ART richtet sich vor allem an das stitutionen geht es bei REGIO ART. Im vom junge kreative Potential in der Grenzregion, Jugend- und Kulturzentrum Mladinski kulturni das sich – als Hobby oder im Rahmen seiner center Maribor im Jänner 2005 begonnenen In- Ausbildung – mit verschiedenen Kunsttechni- terreg-Projekt geht es neben dem Aufbau einer ken und Kultur im Allgemeinen auseinander besseren Kommunikation vor allem um die setzt, aber auch an Kulturarbeiter/innen in der Ausgangspunkte der verschiedenen Jugend- Grenzregion und deren Regionalzentren sowie kultur-Identitäten in der österreichisch-slowe- an Multiplikatoren/innen in Bildungseinrich- nischen Grenzregion mit Projektpartnern von tungen und an die interessierte Öffentlichkeit. Klagenfurt (Celovec) bis ins Prekmurje (Über- Auch den Jugendzentren in der Grenzregion murgebiet). soll mit diesem Projekt, das bis Herbst 2007 Neben dem Aufbau eines „kulturellen Inkuba- läuft, eine fachliche Unterstützung zur Förde- tors” als regionales Informationszentrum zur rung jugendkultureller Kreativität und Innova- Jugendkultur im Stadtzentrum von Maribor tion angeboten werden. gibt es eine Vielzahl von Projektreihen, Wan- derausstellungen, Symposien und Veranstal- InterRegion – Region der Vielfalt. Der Artikel tungen: 13 der EU-Verfassung verbietet die Diskriminie- Im Teilproket TOPOS besuchte ein bilatera- rung von Minderheiten und sieht den Umgang les Expertenteam von Kulturanthropologin- mit kultureller Vielfalt als wichtigen Auftrag nen, Künstlern, Architekten und einer Sozio- für alle EU-Mitgliedsstaaten und als künftige login von Mai bis Juni 2005 sieben Städte des Herausforderung der Europäischen Union, be- Grenzgebiets und analysierte die von den Ju- stehende Probleme im Sinne eines friedlichen gendlichen frequentierten Plätze, Räume und Zusammenlebens auf einer gemeinsamen eu- Institutionen auf ihre Qualitäten, Besonder- ropäischen Ebene zu lösen. heiten, Problemstellungen sowie ihre mögli- Hinter diesem gesellschaftlichen Auftrag der chen Entwicklungspotentiale. Die Ergebnis- Europäischen Union nach einer „Cultural Di- se dieser Forschungsreihe wurden im Herbst versity“ steht noch ein andere, ganz wesent- 2005 in Maribor präsentiert. liche Herausforderung: Der Aufbau einer Bis Ende Jänner 2006 läuft der im Rahmen gemeinsamen Identität aller EU-Staatsbürger/ dieses Interreg-Projekts ausgeschriebene interna- innen innerhalb der Staatengemeinschaft. tionale Fotowettbewerb „Gesichter der Roma“. In diesem Sinne, umgelegt auf die Grenzregi- Teilnehmen können junge Fotografen/innen on Steiermark-Nordostslowenien, ist auch das

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140 Kalt-Warm vom Grazer Verein für Geschichts- und Bildungs- rationen und eines unterstützenden Projektoa- arbeit – CLIO initiierte Interreg-Projekt Interregi- chings begleitet werden. on – Region der Vielfalt zu verstehen. Zur Förderung der Synergieeffekte gemeinsa- mer wirtschaftlicher und touristischer Ent- wicklungpotentiale dieser Region ist nach Meinung der Projektautoren gerade im kom- munikativen und kulturell determinierten Konfliktbereich ein Aufbau von Kompetenz, der mit einer Vernetzung der einzelnen Orga- nisationen beiderseits der Grenze einhergeht, erforderlich. Es gilt, noch bestehende Berüh- rungsängste und Konfliktpotenziale zu mi- nimieren, die einer erfolgreichen Regionalent- wicklung entgegenstehen. Mit verschiedenen Maßnahmen, wie einem zweisprachigen Lehrgang im Bereich des „Di- versity Managements“, Workshops, Informa- tionsveranstaltungen, einer Internetplattform und der gezielten Unterstützung von Gemein- deverwaltungen will InterRegion – Region der Vielfalt dazu beitragen, den Umgang der Kul- turen miteinander und Mehrfachidentitäten als Herausforderung und Chance für die ge- meinsame Region Steiermark/Štajerska bzw. Slowenien zu begreifen. Darüber hinaus will es den regionalen Austausch fördern und eine gemeinsame regionale Identität stärken. Das Projekt, das im Juni 2005 begonnen hat und bis Mai 2007 läuft, richtet sich an Ju- gendliche, Jugendarbeiter/innen, Lehrer/innen und Multiplikator/inn/en in der Jugend- und Schularbeit sowie Akteure und Akteurinnen im Bereich Wirtschaft, kommunale Politik und Verwaltung. Hier soll eine Profilbildung und Leitbildentwicklung für Unternehmen, Gemeinden bzw. Bezirke stattfinden (Gemein- den/Bezirke der Vielfalt) und die Annäherung und Kommunikation zwischen verschiede- nen Kulturen im Rahmen von Prozessmode-

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Toplo-Hladno Helfbrunn kot romarska pot k zdravilnemu Mladina dokumentira termalni turizem vrelcu pa zaokroža tematsko ozadje. Obiski sami, izvedeni oktobra 2004, sledijo Čofotanje po vodi, atmosfera v kopališču, enotnemu vzorcu: po vodenju skozi termalni, mladi in stari v kopalkah … in vse to sredi hotelski in zdraviliški kompleks so bili štajerske zime? Vse to je preteklega leta predstavniki/ce term naprošeni odgovoriti omogočila razstava v Pavlovi hiši in popeljala na katalog vprašanj, nato so bili anketirani zainteresirano publiko v tremalno ponudbo gostje termalnega kopališča in dnevni gostje, štajersko-slovenske obmejne regije. tako domači kot „tuji“. Pri tem je intervjuje Ali so danes naša termalna kopališča prostori izvedla mladina sama, ob tehnični pomoči interkulturne in socialne izmenjave, kakšno profesionalca (oprema, svetovanje pri zvočni samopodobo ponujajo tamkajšnji gostitelji in in filmski obdelavi). S fotografijami so bili kako ocenjuje tamkajšnja mladina termalni končno zabeleženi tudi tisti detajli, ki jih je in zdraviliški turizem, so bila vsebinska mladina izbrala za izredne ali tipične. Toda: vprašanja, ki so sprožila projekt „Toplo- tudi mladi akterji so bili izpostavljeni katalogu Hladno“ – v kooperaciji med Pavlovo hišo v vprašanj, ki so služila kot osnova za končno Potrni in Mladinskim centrom ŠMOCL iz oceno oz. rezultat projekta. Laškega. Na kraju samem je tem vprašanjem V konceptu projekta smo izhajali še iz sledila 8-članska mladinska skupina iz štajerske predpostavke, da bomo dokumentirali in slovenske obmejne regije, jih dokumentirala protislovje: namreč protislovje med starejšo s fotografijami in videom ter na jih v bistvenih generacijo, ki pogosto pripotuje tudi od daleč, osnovnih značilnostih tudi odgovorila: pogled da bi izkoristila termalno in zdraviliško mladine na fenomen, ki zajema oz. obkroža ponudbo, in mlajšimi, ki v tistih krajih živijo. predvsem starejše. 8 zainteresiranih mladih, ki Domneva je bila namreč, da mladina te so s svojimi intervjuji in svojim fotografskim „privlačne sile“ termalnih kompleksov ne bo pogledom za nas ujeli prizore iz termalnih mogla podoživeti. ponudb, je prišlo iz mladinskih centrov Laško „No, kdo ve, morda bomo tudi mi kmalu prišli in Cmurek. Za obisk in anketiranje na kraju v starost, ko se bomo vozili v kakšne terme, samem so bila izbrana termalna kopališča iz saj bomo upali, da bomo tam pozdravili naše okolice, od koder prihaja mladina, pri tem pa težave…“ Izjava nekega mladega zrcali podobo je bila pozornost usmerjena v predstavitev ne atraktivnosti v smislu kurativnega delovanja le tradicionalnih termalnih krajev z dolgoletno posamičnih zdraviliških in termalnih virov, zgodovino (npr. Rogaška, Bad Gleichenberg, kar je zanj povsem razumljivo. Vrh tega in Laško), temveč tudi termalna kopališča, ki so morda nekoliko presenetljivo je bilo mogoče v nastala šele po drugi svetovni vojni (Olimia, okviru projekta „Toplo-Hladno“ dokumentirati, Bad Radkersburg). Kot nadaljnji kriterij so da se tudi mladina konkretno zanima za veljala različna ponudbena težiščna term ponudbo termalnih kopališč. Za indikatorje (zdraviliška ponudba in rehabilitacija na eni posameznih termalnih kompleksov jim je strani, wellness in preventiva na drugi strani, bilo seveda vseeno: zabava in aktivnosti kot tudi naraščajoča specializacija ponudbe). na eni strani – dobro počutje in sprostitev

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na drugi strani, so kriteriji, ki se jim zdijo Projektni partnerji v medregionalnem bistveni. V skladu s tem pozitivno ocenjujejo kontekstu. V okviru strukturnega termalne komplekse, ki ponujajo zadovoljivo pospeševalnega programa Interreg IIIa število takšnih prostorskih virov. Predvsem so dotirani projekti, ki ponujajo razvojne mladini iz takšne regije je potrebno priznati možnosti obmejnih regij – pri čemer je še eno vlogo: namreč razvoj ponudbe kot take. poudarek predvsem na novi kvaliteti skupnega Večina sodelujočih mladih je pokazala interes dela preko meje in s tem v uporabi skupnih za delovno področje „zdraviliškega turizma”. moči in potencialov. Pavlova hiša prevzema Delo z ljudmi, raznolikost dela, možnost v tem kontekstu vlogo pomembnega stičišča napredovanja in internacionalnost so bili za informacije in izgradnjo sinergij in podpira kriteriji, ki so bili zorno polje – še pred omembo skupno tri različne aktivnosti Interreg IIIa – konkretnih poklicev. Potemtakem je položaj dve iz Avstrije, eno iz Slovenije –, ki jih bomo mladine v zdraviliškem turizmu potrebno tukaj podrobneje predstavili. vrednotiti iz dveh različnih strani: kot nove oz. naslednje uporabnike ponudb naših štajerskih Mladina-Meja-Identiteta. Mladinski center in slovenskih termalnih kopališč in kot HOUSE iz Cmureka je v jeseni leta 2002 s kreativni potencial za razvoj novih razširjenih projektom „Mladina-Meja-Identiteta“ iniciiral ponudb zdraviliškega turizma. Interreg projekt, ki skrbi za informiranje

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mladine v obmejni regiji avstrijske Štajerske in centra iz Maribora z začetkom v januarju 2005 severovzhodne Slovenije. V okviru subprojektov gre, ob izgradnji boljše komunikacije, predvsem in kooperacij, kot je „Toplo-Hladno“, predvsem za izhodišča različnih mladinskih kulturnih pa s svojo dvojezično spletno stranjo www. identitet v avstrijsko-slovenski obmejni regiji, potica.at, poskušajo informirati mladino s partnerji od Celovca do Prekmurja. o dogodkih in posebnostih na drugi strani Ob izgradnji „kuturnega inkubatorja” – kot meje ter predstaviti v regiji aktivne mladinske regionalnega informacijskega centra za organizacije, izobraževalne in kulturne centre. mladinsko kulturo – v centru Maribora obstaja Z motom „Misliti čez mejo“ se kaže ta projekt še niz projektov, potujočih razstav, simpozijev kot preizkušen za bodoče delo v regiji. Nosilec in prireditev. projekta: Jugend- und Kulturzentrum HOUSE V subprojektu „Topos” je maja in junija Mureck 2005 bilateralni strokovni team kulturnih antropologov, umetnikov, arhitektov in Regio Art. Oblikovalna kreativnost in sociologinje obiskal sedem krajev obmejnega strokovna izmenjava med mladimi umetniki/ pasu in analiziral frekventirana mesta cami in obstoječimi kulturnimi institucijami mladinskega druženja, prostore in institucije sta poudarka projekta „REGIO ART”. V glede na njihovo kvaliteto, posebnosti, kot Interreg projektu Mladinskega in kulturnega tudi razvojne možnostih. Rezultati tega

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raziskovalnega niza bodo predstavljeni jeseni multiplikatorje v izobraževalnih ustanovah 2005 v Mariboru. in zainteresirano javnost. S tem projektom, ki Do konca januarja 2006 poteka v okviru tega bo potekal do jeseni 2007, naj bi bila ponujena Interreg projekta internacionalni fotografski tudi strokovna pomoč mladinskim centrom natečaj „Obrazi Romov”. Sodelujejo lahko v obmejni regiji za pospeševanje mladinske mladi fotografi/nje do 30-ega leta starosti. S kulturne kreativnosti in inovativnosti. Nosilec svojim delom naj bi zapisali vsakdan manjšine, projekta: Mladinski kulturni center Maribor ki jo je mogoče srečati na obeh straneh meje. Poslana dela bodo nagrajena in bodo marca InterRegion – Regija raznolikosti 13. 2006 odšla na potujočo razstavo od Murske člen Evropske ustave zahteva zmanjšanje Sobote in Bad Radkersburga preko Ptuja in predsodkov in utemeljuje ravnanje s kulturno Gradca do Celovca in Maribora. raznolikostjo kot pomembno nalogo vseh „Regio-Art” je usmerjen predvsem na kreativni članic Evropske unije – in kot enega bodočih potencial mladih v obmejni regiji, ki se – kot izzivov unije, rešiti obstoječe probleme v smislu hobi ali v okviru izobraževanja – ukvarjajo z miroljubnega sobivanja na skupni evropski različnimi umetniškimi tehnikami in kulturo ravni. nasploh, pa tudi na kulturne delavce/ke v Za to družbeno nalogo evropske unije po obmejni regiji in njihove regionalne centre, „Cultural Diversity“ se nahaja še drug zelo

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pomemben izziv: namreč pospeševati gradnjo strah pred stikom in konfliktne potenciale, skupne identitete vseh državljanov/k evropske ki nasprotujejo uspešnemu regionalnemu skupnosti. razvoju.Z različnimi ukrepi, kot so dvojezični V tem smislu, preneseno na obmejno regijo tečaji na področju „Diversity Managementa“, avstrijske Štajerske in severovzhodne Slovenije, z delavnicami, informacijskimi prireditvami, je mogoče razumeti sproženi Interreg projekt internetno platformo in ciljno usmerjeno „Interregion – Regija raznolikosti“ graškega podporo občinskim upravam, želi „InterRegion društva za zgodovinsko in izobraževalno delo – Regija raznolikosti“ pripomoči k kulturnemu „CLIO“. medsebojnemu druženju in k razumevanju Kot podpora za sinergijske efekte skupnih večkratnih identitet kot izzivu in priložnosti gospodarskih in turističnih razvojnih za skupno regijo – Steiermark/Štajerska oz. potencialov te regije je potrebno po Slovenija. Vrh tega želi podpirati regionalno mnenju avtorjev projekta iti z roko v izmenjavo in krepiti skupno regionalno roki s komunikativnimi in kulturno identiteto. determiniranimi konfliktnimi področji Projekt, ki se je začel junija 2005 in bo potekal do izgradnje kompetence, ki bi omogočala do maja 2007, se obrača na mladino, mladinske povezavo posameznih organizacij na obeh delavce/ke, učitelje/ice in multiplikatorje na straneh meje. Velja minimirati še obstoječi področju mladinskega in šolskega dela ter

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na akterje/ke iz gospodarstva, komunalne različnimi kulturami v okviru moderacij in politike in uprave. Nastal naj bi karakterističen ob pomoči projektenega koachinga. Nosilec profil in zgledni razvoj za podjetja, občine projekta: CLIO – Verein für Geschichts- und oz. okraje („Občine/Okraji raznolikosti“), ob Bildungsarbeit spremljanju kontaktov in komunikacije med

ZUR PERSON – O AVTORJU Robert Muscherlin

Dipl. Ing. Robert Muscherlin arbeitet als Kul- turmanager in vielen interkulturellen Projekten zwischen Österreich und Slowenien. – Robert Muscherlin sodeluje pri raznih interkulturnih projektih med Avstrijo in Slovenijo kot kulturni menedžer.

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ZUR PERSON – O AVTORJU Erich Prunč

O.Univ.-Prof. Dr. Erich Prunč, Leiter des Ins- titut für Theoretische und Angewandte Trans- lationswissenschaft an der Karl-Franzens- Universität Graz – univ. prof. Dr. Erick Prunč, predstojnik Inštituta za teoretično in uporabno prevajalsko znanost na Karl-Franzens-Univer- sität iz Gradca

Graz im slowenischen Volkslied Die Steiermark und ihre Nachbarn

� Text: Erich Prunč

Schon bei einer oberflächlichen Durchsicht der größten Sammlung slowenischer Volkslieder (Slo- venske narodne pesmi, Ljubljana 1900-1903), die der bedeutende Grazer Slawist Univ. Prof. Dr. Karl Strekelj herausgab, fällt uns auf, dass Graz neben Laibach und Wien unter den in den Liedtex- ten erwähnten Städten am häufigsten (an die fünfzigmal) aufscheint. Als immer wiederkehren- des, unterscheidendes Attribut tritt hiebei das Eigenschaftswort „nemski“-„deutsch“ auf, was wohl darauf hinweist, dass Graz zunächst als konkrete geographische Gegebenheit aufgefasst wurde: Auf die Rolle, die das Grazer Theologenseminar und später die Universität als kulturelle Strah- lungszentren für den südsteirischen und weiterhin slowenischen Raum gespielt hatten, weist das im epischen Volkslied in zahlreichen Varianten erscheinende Motiv des (meist unglücklichen oder sterbenden) Studenten bzw. Neupriesters hin, das ausschließlich in Graz lokalisiert wird.

Ti imaš že dva sinka, Du hast schon zwei Söhne V Nemškinu gradcu sta, beide im deutschen Graz, Eden bo novo mašo bral, Der eine wird die Messe lesen, Bo mater z’vic jemal. die Mutter aus dem Fegefeuer nehmen.

Oder:

Prišlo je pismo z Gradca, Kam ein Brief aus Graz Odbetežnega šolarja, vom armen Scholaren, Poslala ga je mlada gospa, schickt ihn eine junge Frau, Kaj bi ti, oče, v Gradec šla… du mögest, Vater, nach Graz hin fahren…

Als Handels- und Umschlagplatz (vor allem für Wein) erweist sich Graz in den Fuhrmannsliedern, die meist das Motiv des untreuen Geliebten zum Vorwurf haben:

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Ena ptičca perletela Kam ein Vöglein geflogen S tega Gradca Nemškiga, Aus dem deutschen Graz, Per volki cesti obsedela, Setzt sich an der großen Straße nieder, Ker Furmani ainkeraje… Wo die Fuhrleut’ Einkehr halten…

Oder des verführerischen Stadtmädchens:

V Gradcu na placu In Graz am Platz, Mesarjeva hči die Fleischertochter Mi je pošto poslala hat mit Post geschickt, Da sama leži. dass sie alleine liegt.

Wohl die wichtigste Rolle für den südslawischen Raum hatte Graz seit 1577 als militärisches Zen- trum, und zwar als oberste Kommandostelle für die Militärgrenze, inne. Deshalb wird auch Graz als militärisches Zentrum- neben Ljubljana und Klagenfurt (Celovec) als militärische Sammel- punkte- am häufigsten genannt:

Bom pečo pokrila, Das Kopftuch werde ich anlegen U Ljubljano bopm šla, und nach Laibach gehen, Da bom šocelna vidla um meinen Schatz zu sehen, K’u Gradec pomaršira. Wie er nach Graz marschiert.

Oder:

Od Celovca do Gradca Von Klagenfurt nach Graz Je zajža moja, führt die Reise mein, Ta svetla mušketa und die blitzende Muskete Je dečla moja! Ist mein Mägdelein!

Mit zunehmender geographischer Entfernung aber verliert die Vorstellung der Stadt immer mehr ihre Konturen (wobei ein Zug zum Wunderbaren nicht zu verkennen ist) und ihren konkreten historisch-geographischen Begriffsinhalt; sie wird zu einer reinen Metapher und kann in den ein- zelnen Varianten des Liedes durch jede andere Stadt, deren Namne sich in das rhythmische Gerüst des Liedes einfügt, ersetzt werden:

V Gradcu so dekleta take, Dort in Graz sind solche Mädchen, Ki imajo rinčke zlate: dass sie goldne Ringe tragen, Se še svetijo kakor luč, und sie glänzen wie ein Licht, Da fantom ni pretemna noč. Die Nacht den Burschen nicht dunkel ist.

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Diese wenigen Beispiele aus einer Fülle von Material zeigen uns, dass sich neben dieser allgemeinen metaphorischen Verwendung im slowenischen Volkslied, »der literarischen Früh- und Intimsschich- te eines Volkes«, die historische Bedeutung , die Graz als kulturelles, wirtschaftliches und politisches Strahlungszentrum für den slowenischen Raum hatte, in erstaunlich klaren Zügen spiegelt.

Gradec v slovenskih narodnih pesmih Avstrijska Štajerska in njeni sosedi

Že pri površnem pogledu velike zbirke slovenskih narodnih pesmi (Slovenske narodne pesmi, Ljubljana 1900–1903), ki jih je izdal pomemben graški slavist Univ. Prof. Dr. Karl Strekelj nam pade v oči, da je Gradec ob Ljubljani in Dunaju v besedilih pesmi omenjenih mest najpogosteje (okoli petdeset krat ) omenjen. Kot zmeraj ponavljajoč se, razločevalni atribut se pri tem pojavlja pridevnik „nemški“, kar najbrž kaže na to, da je Gradec sprva pojmovan kot konkretna geografska danost:

Na vlogo, ki jo je imel Graški teološki seminar/Grazer Theologenseminar in kasneje Univerza kot kulturni center za južno Štajersko in tudi slovenski prostor, kaže epska ljudska pesem v številnih različicah prikazanih motivov (večinoma nesrečnih ali umirajočih) študentov oz. novomašnikov, ki so bili lokalizirani izključno v Gradcu.

Ti imaš že dva sinka, Du hast schon zwei Söhne V Nemškinu gradcu sta, beide im deutschen Graz, Eden bo novo mašo bral, Der eine wird die Messe lesen, Bo mater z’vic jemal. die Mutter aus dem Fegefeuer nehmen.

Ali:

Prišlo je pismo z Gradca, Kam ein Brief aus Graz Odbetežnega šolarja, vom armen Scholaren, Poslala ga je mlada gospa, schickt ihn eine junge Frau, Kaj bi ti, oče, v Gradec šla… du mögest, Vater, nach Graz hin fahren…

V furmanskih pesmih, ki imajo za motiv večinoma nezveste ljubice, je Gradec prikazan kot tržišče in pretovarališče (večinoma za Dunaj).

Ena ptičca perletela Kam ein Vöglein geflogen S tega Gradca Nemškiga, Aus dem deutschen Graz, Per volki cesti obsedela, Setzt sich an der großen Straße nieder,

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Ker Furmani ainkeraje… Wo die Fuhrleut’ Einkehr halten… Ali motiv zapeljive mestne deklice:

V Gradcu na placu In Graz am Platz, Mesarjeva hči die Fleischertochter Mi je pošto poslala hat mit Post geschickt, Da sama leži. dass sie alleine liegt.

Najpomembnejšo vlogo za južnoslovanski prostor igra Gradec od 1577 kot vrhovno poveljstvo vojne krajine. Zato je Gradec kot vojaški center – ob Ljubljani in Celovcu – najpogosteje omenjen.

Bom pečo pokrila, Das Kopftuch werde ich anlegen U Ljubljano bom šla, und nach Laibach gehen, Da bom šocelna vidla um meinen Schatz zu sehen, K’u Gradec pomaršira. Wie er nach Graz marschiert.

Ali:

Od Celovca do Gradca Von Klagenfurt nach Graz Je zajža moja, führt die Reise mein, Ta svetla mušketa und die blitzende Muskete Je dečla moja! Ist mein Mägdelein!

Z vse večjo geografsko oddaljenostjo pa izgublja predstava o Gradcu zmeraj bolj na svojih obrisih (pri čemer poteze k čudovitemu ni mogoče spregledati) in njegovi konkretni zgodovinsko-geografski pojmovni vsebini; postane čista metafora, katero je mogoče v posamičnih varjantah pesmi zamenjati za vsako drugo mesto, katerega ime je mogoče vstaviti v ritmično ogrodje pesmi:

V Gradcu so dekleta take, Dort in Graz sind solche Mädchen, Ki imajo rinčke zlate: dass sie goldne Ringe tragen, Se še svetijo kakor luč, und sie glänzen wie ein Licht, Da fantom ni pretemna noč. Die Nacht den Burschen nicht dunkel ist.

Teh nekaj primerov iz kopice gradiva nam kaže, da se, ob splošni metaforični rabi v slovenskih narodnih pesmih, zrcali v „zgodnjih in intimnih literarnih plasteh nekega naroda“ zgodovinski pomen, ki ga je igral Gradec kot kulturni, gospodarski in politični center za slovenski prostor in ima presenetljivo jasne poteze.

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Legionäre aus dem Süden Slowenische, kroatische, serbische und bosnische Spieler bei GAK und Sturm

� Text: Wolfgang Kühnelt

Wenn es gut läuft, ruft man sie „Fußballgott“ und freut sich, dass sie da sind. Doch wenn die Zei- ten härter und die Platzierungen in der Tabelle schlechter werden, dann fordern Zuschauer und Funktionäre, Nationaltrainer und Fernsehkommentatoren meist als erstes: Die „Jugos“ müssen weg. © Herbert Rienessel (www.g-a-k.at) Rienessel © Herbert

Ivica Osim, der Erfolgstrainer aus Sarajevo – Ivica Osim, uspešni trener iz Sarajeva

153 Legionäre aus dem Süden

Spätestens seit den großen Zeiten von Ivo dert-Tor“. Neben den Goalies, die beide Grazer Vastić und Aleš Čeh sind sie nicht mehr aus Klubs bevorzugt aus dem Süden verpflichte- dem steirischen Fußball wegzudenken, die Ki- ten, scheinen in den Vereinschroniken ab Ende cker aus Maribor, Split oder Beograd. Doch so der 60er auch erfolgreiche Feldspieler auf. Rado lange wie man meinen könnte, währt die Tra- Slović vom GAK etwa war beim Cupfinale sei- dition der Legionäre aus dem ehemaligen Ju- nes Vereins gegen Rapid im Mai 1968 mit von goslawien noch nicht. 1963 trug sich ein Herr der Partie. Später war es Željko Kovač, der im namens Stefan Zeković mit drei Toren in die roten Dress für sehenswerte Szenen – und vor GAK-Statistik ein, sonst ist über den Spieler allem für einige wichtige Tore – sorgte. aus dem damaligen Jugoslawien wenig be- kannt. 1964 wurden gleich drei Spieler aus Savo Superstar. Die 70er Jahre waren geprägt dem Süden bei Sturm engagiert. Ivan Medle, von großartigen Torhütern in den Diensten Davor Grčić und Rade Ognjanović. Vier Jahre von Sturm und GAK. Refik Muftić ab der später kam Tormann Damir Grloci, bekannt Saison 1974/75 bei den Schwarzen und Savo durch seine eigenwilligen Kopfbedeckungen, Ekmečić aus Mostar bei den Roten schrieben ins schwarz-weiß gestreifte Team. Auch der jeder auf seine Art Geschichte. Muftić, später GAK verstärkte sich in den 60ern mit Keepern auch Tormanntrainer bei Sturm, trägt auf der aus Jugoslawien. Eugen Ravnić (1963) und ein Stirn stolz eine Narbe, die er sich im Duell mit Spieler aus Split namens Jurić (1965), dessen der Kickerlegende George Best holte. Ekmečić Vorname in den Untiefen des Vereinsarchivs schuf durch seine knielangen Hosen mit der verloren ging, waren die ersten. Zur selben Aufschrift „S“ (für Savo) einen landesweiten Zeit begann die Ära jugoslawischer Trainer im Kult. Sein Teamkollege Želimir Vidović mein- steirischen Fußball. Milan Zevković (1964/65) te in den 80er Jahren auf die Frage nach sei- und Vlado Šimunić (1969/1970) wurden aller- nem Lieblingsschauspieler dann auch ohne zu dings beim GAK bald wieder abgelöst. zögern: „Savo Ekmečić!“ Der Torhüter stand jedoch nicht nur für Unterhaltung, sondern Das Jahrhundert-Tor. Zoran Mišić, der von auch für Rekorde, die bis heute unerreicht sind. August 1969 bis Juni 1971 bei den „Rotjacken“ Zwischen 1978 und 1985 spielte Ekmečić per- im Tor stand, sorgte für einen der außerge- manent im GAK-Dress und brachte es auf 269 wöhnlichsten Zwischenfälle in der heimischen Meisterschaftspartien. Damit ist er der „Legio- Fußballgeschichte. Am 27. Februar 1971 spielte när“ mit den meisten Einsätzen bei den roten der GAK im Stadion in der Körösistraße gegen „Teufeln“ – vor dem Slowenen Aleš Čeh und Wattens. Nach Beginn der zweiten Halbzeit dem Serben Boban Dmitrović. zogen die Tiroler blitzschnell vor das Grazer In den frühen 80er Jahren ging der Stern des Tor, Siber netzte ein. In diesem Moment fiel kroatischen Sturm-Spielers Božo Bakota auf. der GAK-Verteidigung auf, dass ihr Schluss- 105 Tore erzielte er in rund 200 Matches. In mann fehlte. Tormann Mišić kam verspätet seiner ersten Saison 1980/81 nannte ihn die aus der Kabine, der Treffer zählte. Am Ende ge- Kronenzeitung bei der Fußball-„Oscar“-Wahl wannen die Athletiker doch noch 2:1, Othmar in der Kategorie „Ausländer“ bereits ex ae- Behr schrieb in der Neuen Zeit vom „Jahrhun- quo mit dem legendären Tschechen Antonin

154 Legionäre aus dem Süden

Panenka an dritter Stelle. Platz 1 hatte der von Vastić das Meister-Play-Off schaffte. Von Sturm-Mittelfeldstratege Zvonko Breber aus 1994 bis 2002 streifte der Kroate dann unter Maribor inne. In der darauf folgenden Spielzeit der Leitung des früheren jugoslawischen Team- wurde Bakota mit 24 Treffern vor dem Rapid- chefs Ivica Osim das Sturm-Trikot über. Zwei Goleador , dem Innsbrucker Ko- Meistertitel, drei Pokalsiege und mehrere erfolg- reimann und dem Austrianer Gasselich zum reiche Teilnahmen in der UEFA-Champions Schützenkönig der Liga. Sturm-Coach war League konnte Sturm in der Ära Osim-Vastić von März 1980 bis Juni 1982 erstmals der Kro- feiern. Die Grazer Derbies wurden in dieser ate Oto Barić. In seiner ersten Amtszeit über- Zeit vor allem durch kroatische Spieler geprägt. winterte Sturm als erster steirischer Verein In der Saison 1995/96 etwa gab es ein 1:1, Tor- als Führender in der obersten Liga, am Ende schützen Vastić und Rajković. 1997 scorte Ivo reichte es nach einer Niederlage in der letzten Vastić beim Eröffnungsspiel im Schwarzeneg- Runde gegen den großen Rivalen Rapid im- ger-Stadion gleich zweimal, Sturm siegte mit merhin noch zum Vize-Meistertitel. Im Jahr 4:0. Im nächsten Derby traf Tomislav Kocijan darauf kam Sturm jedoch nur mehr auf Rang für die Schwarzen. Doch die Rache war grim- 6. Der zweite Versuch mit Barić als Trainer en- mig und trug eine Glatze. 1998, 1999 und 2000 dete weniger glorreich. Am Ende der Saison entschied Igor Pamić aus Pula mehrere Stadtdu- 1988/89 konnten sich die Schwarzen nicht im elle für den GAK. In der Körösistraße gab es in oberen Play-Off klassieren, Barić wurde durch der Folge noch einen herausragenden Moment. Gustl Starek ersetzt. Am 2. Juli 2003 nahm einer der treuesten GAK- Ab 1983 spielte der bereits erwähnte Želimir Spieler nach elf Jahren Abschied: Der sloweni- Vidović im GAK-Mittelfeld. Er vereinte Kraft sche Internationale Aleš Čeh spielte bei einer mit Eleganz und brachte es bis zum Jahr 1990 freundschaftlichen Begegnung mit seinem neu- auf beachtliche 150 Einsätze in der obers- en Klub NK Maribor sieben Minuten mit seiner ten Liga. Ende der 80er wirkten auch Bobby Rückennummer 7, ehe er sich auf eine berüh- Goračinov und der Slowene Matjaž Kek sehr rende Ehrenrunde durch das gesamte Stadion erfolgreich bei den Athletikern. Kek wurde begab. Auch in der Gegenwart machen die „Le- nicht nur durch seine kunstvollen Freistöße gionäre“ permanent von sich reden. Auf der ei- berühmt, er vermittelte auch andere „Legio- nen Seite sorgte der Abgang von Mario Tokić näre“ wie den Verteidiger Stojadin Rajković für große Enttäuschung bei den GAK-Fans, an- (1991–1997) und Mittelfeldmotor Aleš Čeh dererseits bereiten die Pässe und Fehlpässe des (1992–2003) in die Körösistraße, die langjäh- Bosniers Samir Muratović vielen Zusehern ein rige Heimat der „Rotjacken“. Wechselbad der Gefühle. Anlass zur Bewun- derung sind selbst für gegnerische Fußball- Die Ära der zwei Ivicas. In der Saison 1992/93 Anhänger die Dribblings des Kroaten Mario trug sich erstmals ein junger Spieler aus Split Bazina in Diensten der Roten. Bei Sturm fin- namens Ivica Vastić in die Torschützenstatis- den sich neben Trainer Miša Petrović auch der tik der österreichischen Liga ein. Allerdings serbische Keeper Radovan Radaković und sein war er noch im Dress des VSE St. Pölten zu Landsmann, Mittelfeldspieler Bojan Filipović. sehen, der nicht zuletzt dank der 18 Treffer Die slowenische Tradition wird von Verteidi-

155 Legionäre aus dem Süden ger Mitja Mörec fortgeführt. Bleibt noch der Ljubo Petrović: Serbe. GAK-Coach vom Som- Serbe Boban Dmitrović zu erwähnen, der als mer 1996 bis Herbst 1996. Er betreute außer- einziger „Legionär aus dem Süden“ die Seiten dem Roter Stern Belgrad, Español Barcelona, wechselte, bei Sturm aber keinen Vertrag für Penarol Montevideo und Olympiakos Piräus. die Saison 2005/2006 mehr bekam.

Was wurde aus? Trainer aus dem Süden Božo Bakota: Der Kroate spielte in den 80er Oto Barić: Kroate. gleich zweimal Betreuer des Jahren sehr erfolgreich für Sturm. Schützen- SK Sturm, und zwar von März 1980 bis Juni könig der österreichischen Liga 1982 und drit- 1982 und von November 1988 bis Juli 1989. ter in der ewigen Bestenliste von Sturm. Nach Der viel beschäftigte Trainer (u. a. Rapid und seiner aktiven Karriere wanderte er wegen Be- Austria Salzburg) war später auch österreichi- trugs für acht Monate hinter Gitter. Trainiert scher und dann kroatischer Teamchef. heute eine Nachwuchsmannschaft („Grüner Stern Graz“) und kickt selbst noch ab und zu Milan Djuričić: Kroate. Sturm-Coach von in der Halle. Juni 1993 bis Juni 1994, danach unter anderem beim NK Osijek und bei DSV Leoben. Aleš Čeh: Der frühere Kapitän des sloweni- schen Nationalteams und verdiente Mittel- Savo Ekmečić: Bosnier. GAK-Betreuer von feldmotor des GAK (1992–2003) spielt heute September 1990 bis April 1992. Zuvor acht bei den Schwarzweißen – in Linz. Jahre lang ununterbrochen Goalie im Dress des GAK. Boban Dmitrović: 1972 geboren. Der Serbe wechselte als bislang einziger „Legionär aus Milan Miklavič: Slowene. Coachte den GAK dem Süden“ direkt vom GAK zum Lokalri- von April 1992 bis Oktober 1993, später auch valen Sturm. Galt lange als einer der stärks- bei Wels, Voest, Neusiedl, DSV Leoben, Rapid, ten Spieler auf der linken Seite in Österreich. Hit Gorica und NK Mura tätig. Dmitrović schrieb auch „passiv“ Geschichte, als er 1996 von seinem Landsmann und GAK- Miša Petrović: Serbe. Der ehemalige Sturm- Coach Ljubo Petrović beim Match gegen Ger- Spieler trainiert die Mannschaft seit Septem- minal Ekeren eine Ohrfeige einstecken musste. ber 2003. Mittlerweile beim serbischen Erstligisten Bo- rac Čačak unter Vertrag. Ivica Osim: Bosnier. Seine „Amtszeit“ bei Sturm von Juni 1994 bis September 2002 in Savo Ekmečić: Geboren 1948 in Mostar, kam Österreich ist rekordverdächtig. War unter an- 1977 von FK Sarajevo zum GAK. Der legendä- derem jugoslawischer Teamchef und ist heute re Goalie mit den extralangen Hosen und spä- Trainer in Japan. tere Trainer ist heute Wirt am Fußballplatz in Graz-Gösting.

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Ivica Vastić: Der erfolgreichste Torschütze des viewers. Eines steht fest: Der legendäre Humor SK Sturm (1994–2002) stammt aus der Ge- des langjährigen GAK-Keepers ist ihm auch im gend von Split in Kroatien. Als er nach seiner fußballerischen Ruhestand nicht abhanden ge- Einbürgerung 1998 bei der WM in Frankreich kommen. gegen Chile den Ausgleichstreffer erzielte, ti- telte die Kronenzeitung: „Ivo, jetzt bist du ein Signal: Gestern hat der GAK wieder ein wichtiges echter Österreicher!“ Vastić spielt nach Statio- Spiel gegen Sturm gewonnen. Wie viele Derbies ha- nen in Japan und bei der Wiener Austria heute ben Sie bestritten und an welches Resultat erinnern gemeinsam mit seinem früheren Kontrahen- Sie sich noch? ten Aleš Čeh beim LASK. Ekmečić: Ich habe acht Jahre lang jedes Derby gespielt. An ein Match kann ich mich beson- Želimir Vidović: 1953 in Sarajevo geboren. ders gut erinnern, auch wenn es keine Werbung Spielte zu Beginn der 80er Jahre im jugoslawi- für den heutigen Fußball sein kann. Ich bin schen Team. Der Mittelfeld-Spieler und Spezi- nämlich am Abend vor dem Spiel, ohne es zu alist für Assists beim FK Sarajevo und später wissen, in ein Sturm-Lokal geraten und habe beim GAK wurde 1992 bei einem Rettungs- dort bis 4 oder 5 in der Früh getrunken. Der einsatz für verwundete bosnische Soldaten er- Besitzer des Lokals und der anwesende Sturm- mordet. Manager waren begeistert und haben immer kräftig nachgeschenkt. Am nächsten Tag hat Željko Vuković: Jahrgang 1962, spielte ku- sich das herumgesprochen und die Sturm-Fans rioserweise im Alter von 40 Jahren sein ers- waren sich schon vor dem Match sicher, dass tes Länderspiel im Dress des österreichischen sie gewinnen werden. Doch das Match ist 1:0 Teams. Von 1995 bis 1999 Libero beim GAK. für den GAK ausgegangen und Savo Ekmečić Der gebürtige Kroate war in der vergangenen war der beste Mann auf dem Platz. Saison Trainer beim Kärntner Regionalliga- Klub St. Andrä, wurde aber nach einer Nieder- Signal: Wie kamen Sie eigentlich von Sarajevo zum lagenserie durch Walter Kogler ersetzt. GAK? Ekmečić: Durch den Sturm-Goalie. Refik Muftić hatte seine Karriere beendet und woll- Ein Mercedes für den Sturm- te sich zum Abschluss einen neuen Mercedes Goalie anschaffen. Der Verkaufsleiter der Firma Witt- war, bei dem er sein Auto kaufte, war GAK- Savo Ekmečiİ im Gespräch Vorstandsmitglied. Er fragte Muftić, ob er kei- nen guten Tormann kennen würde, weil beide Während sich auf dem Rasen des GAK-Trai- GAK-Goalies verletzt waren. Über die Emp- ningszentrums die roten Amateure auf ihr fehlung von Muftić kam ich nach Graz. Match gegen vorbereiten und im TV-Gerät Rapid Wien gegen die Lok aus Mos- Signal: Sie sind österreichweit durch Ihre langen kau antritt, setzt sich ein bestens gelaunter Torwarthosen bekannt geworden. Wie kamen Sie Savo Ekmečić an den Tisch des Signal-Inter- auf die Idee?

157 Legionäre aus dem Süden Foto: © Wolfgang Kühnelt © Wolfgang ￱ Foto:

Savo Ekmečić

Ekmečić: Ich spielte schon drei oder vier Jah- Signal: Wie viele Exemplare haben Sie selbst denn re und ich merkte, dass die Leute immer wie- noch? der etwas Neues haben wollten. Für einen Ekmečić: Kein einziges. Wenn ich eine Hose Tormann interessiert sich ja kaum einer. Also brauche, bekomme ich sie von ihm. habe ich mir gedacht: Bevor sie mich durch ei- nen anderen Goalie ersetzen, muss ich selbst ir- Signal: Das „S“ auf den Beinen stand für Savo? gendetwas ändern. Wenn alle mit kurzer Hose Ekmečić: Ja. Kann aber auch „Seppi“ heißen, spielen, dann nehme ich ab jetzt eine lange. für den Namen des Schneiders.

Signal: Stimmt es, dass Sie einen eigenen Schneider Signal: Was war Ihr schönstes Spiel beim GAK? für Ihre Hosen hatten? Ekmečić: Das war sicherlich der Cup-Sieg 1981 Ekmečić: Ja, Josef Staber. Er arbeitet heute im Rückspiel gegen Salzburg. Ein 2:0. Der ers- noch in Graz. Nach jedem Spiel habe ich ihm te große Titel für eine steirische Mannschaft. meine Hose geschenkt und er hat mir jedes Mal eine neue gemacht.

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Signal: Und was war das schrecklichste Tor, das Sie Spieler oft nicht so stark geachtet. Ein Stürmer bekommen haben? wurde einfach dafür geholt, um Tore zu ma- Ekmečić: Das war ein Treffer, den ich mein Le- chen. Deswegen hat sich später keiner an ihn ben lang nie vergessen werde. Weil er nämlich erinnert. Erwin Dampfhofer ist für mich auch einen unschuldigen Menschen seinen Job ge- so ein Beispiel. kostet hat. Das Spiel gegen VOEST Linz war die letzte Chance für GAK-Trainer Hermann Signal: Die letzte Frage lautet natürlich: Wer wird Repitsch. Der Vorstand hatte von ihm nach ei- heuer Meister? ner schlechten Serie einen Sieg gefordert. Wir Ekmečić: Der Favorit heißt für mich Rapid. führten 1:0, als ein Rückpass vom Vorstop- Wenn sie allerdings in die Champions League per auf mich kam. Ich sah auf der linken Sei- kommen, tippe ich eher auf Austria oder GAK. te den Außendecker, der frei stand. Ich hatte Vorausgesetzt, wir haben nicht zuviel Verlet- den Ball noch gar nicht gefangen, da dachte ich zungspech. schon an den nächsten Pass. Das war ein Feh- ler, denn der Ball sprang über meine rechte Sei- te und rollte langsam vielleicht 20 Zentimeter Legionarji z Juga über die Torlinie. Das Spiel endete 1:1, und der Slovenski, hrvaški, srbski in bošnjaški Trainer wurde entlassen. Das hat mich sehr getroffen, denn nicht ich wurde für meinen nogometaši pri GAK-u in Sturmu Fehler bestraft, sondern jemand, der nichts da- für konnte. Ko vse poteka dobro, jim ljudje pravijo “nogo- metni bogovi” in se veselijo, da jih imamo tu- Signal: Später waren Sie selbst GAK-Trainer. Was kaj. A ko časi postanejo trši in se uvrstitve na war Ihr größter Erfolg in dieser Position? lestvici poslabšajo, gledalci, klubski funkcio- Ekmečić: Ich war mit der Mannschaft in der narji, nacionalni trenerji in televizijski komen- zweiten Division im Abstiegskampf. Wir ha- tatorji ponavadi prvi zahtevajo: “Jugosi” mora- ben das Play-off geschafft und das mit einem jo stran! jungen Team. Ich habe auf Nachwuchsleute, Vsaj od velikih časov Iva Vastića in Aleša Čeha wie Hans Kogler, Peter Guggi, Roland Goriupp žogobrcarjev iz Maribora, Splita ali Beograda oder Edi Glieder gesetzt, die später alle eine v štajerskem nogometu ne moremo prepros- schöne Karriere gemacht haben. to odmisliti. A tradicija legionarjev iz nekdan- je Jugoslavije le ni tako dolga, kot bi si misli- Signal: Damals, 1991/1992, spielte auch ein Stür- li. Leta 1963 se je v statistiko GAK-a s tremi mer beim GAK, der Boris Ekmeščić hieß und die goli vpisal gospod po imenu Stefan Zeković. entscheidenden Tore erzielte, damit der Verein nicht O njegovem zadetku za 2:0 proti Simmeringu absteigen musste. Wieso ist er einer der Legionäre je AZ 31. marca 1963 zapisal: “Tako sijajnega aus dem Süden, an die heute niemand mehr denkt, gola nismo v Gradcu videli že nekaj let.” Leta während andere Namen nie in Vergessenheit zu ge- 1964 so pri Sturmu takoj angažirali tri igralce raten scheinen? z Juga. To so bili Ivan Medle, Davor Grčić in Ekmečić: Damals hat man auf den einzelnen Rade Ognjanović. Štiri leta kasneje je prišel v

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črno-belo črtasto moštvo vratar Damir Grlo- ki je bil kasneje trener vratarjev pri Sturmu, ci, znan po svojstvenih naglavnih pokrivalih. na čelu ponosno nosi brazgotino, ki jo je do- Tudi GAK se je v 60-ih okrepil s čuvaji mrež bil v dvoboju z angleško nogometno legendo iz Jugoslavije. Prva sta bila Evgen Ravnić (v se- Georgeom Bestom. S svojimi hlačami do ko- zoni 1962-1963) in igralec iz Splita po priimku len z napisom S (kot Savo) je Ekmečić ustva- Jurić (1965), katerega osebno ime se je izgubilo ril kar vsedržavni modni trend. Njegov klubski v globinah klubskega arhiva. V istem obdob- kolega Želimir Vidović je v 80-ih na vprašanje, ju se je v štajerskem nogometu začela tudi era kdo je njegov najljubši gledališki igralec, brez jugoslovanskih trenerjev. A Milan Zevković odlašanja odgovoril: “Savo Ekmečić!” Ta vratar (1964-1965) in Vlado Šimunić (1969-1970) sta pa ni skrbel le za zabavo, ampak tudi za rekor- bila pri GAK-u kmalu spet razrešena. de, ki jih do danes ni še nihče presegel. Med letoma 1978 in 1985 je Ekmečić stalno igral v Gol stoletja. Zoran Mišić, ki je od avgusta 1969 dresu GAK-a in odigral kar 269 prvenstvenih do junija 1971 stal v vratih “rdečesrajčnikov”, tekem. S tem je postal “legionar” z največ nas- je poskrbel za nekaj najneverjetnejših pripetl- topi za “rdeče vrage” – pred Slovencem Alešem jajev domače nogometne zgodovine. 27. febru- Čehom in Srbom Bobanom Dmitrovićem. arja 1971 je GAK na stadionu v Körösistraße V zgodnjih 80-ih je vzšel Sturmov hrvaški igral proti Wattensu. Na samem začetku dru- zvezdnik Božo Bakota. Na okrog 200 tek- gega polčasa so Tirolci bliskovito navalili na mah je dal kar 105 golov. Že v njegovi prvi se- graški gol; Sieber je kronal napad z zadetkom. zoni 1980-1981 ga je Kronenzeitung pri izbi- V istem trenutku so GAK-ovi branilci ugoto- ri nogometnih “oskarjev” v kategoriji tujcev vili, da manjka njihov ključni soigralec. Vratar uvrstil na tretje mesto, skupaj z legendarnim Mišić je zamudil z vrnitvijo iz slačilnice in gol češkim nogometašem Antoninom Panenko. je veljal. Na koncu so “atleti” vendarle zmagali Prvo mesto je osvojil Sturmov strateg sredine z 2:1, Othmar Behr pa je v Neue Zeit napisal, igrišča Zvonko Breber iz Maribora. V nasled- da je bil tisto “gol stoletja”. nji sezoni je postal Bakota s 24 zadetki pred Kot kažejo klubske kronike, sta se graška klu- Hansom Kranklom iz Rapida, Koreimannom ba poleg vratarjev z Juga od konca 60-ih rada iz Innsbrucka in Gasselichom iz Avstrie kralj odločala tudi za uspešne igralce v polju. Rado prvoligaških strelcev. Slović je na primer odigral za GAK vso tekmo v Od marca 1980 do junija 1982 je bil trener pokalnem finalu proti Rapidu maja 1968. Kas- Sturna prvič Hrvat – Oto Barić. Med njegovo neje je v rdečem dresu skrbel za ogleda vred- prvo sezono je Sturm kot prvi štajerski klub ne prizore – in predvsem za nekaj pomembnih prezimil na prvem mestu najvišje lige, na kon- golov – Željko Kovač. cu prvenstva pa je, po porazu v zadnjem kolu proti velikemu rivalu Rapidu, še vedno os- Savo superstar. 70-a sta zaznamovala izjem- vojil naslov viceprvaka. Naslednje leto pa je na vratarja v službi Sturma in GAK-a: Re- Sturm vendarle zasedel le še 6. mesto. Drugi fik Muftić od sezone 1974-1975 pri “črnih” poskus z Barićem kot trenerjem se je končal in Savo Ekmečić iz Mostarja pri “rdečih” sta manj veličastno. Na koncu sezone 1988-1989 vsak na svoj način pisala zgodovino. Muftić, se “črnim” ni uspelo uvrstiti v play-off za prva-

160 Legionarji z Juga ka, Barića pa je zamenjal Gustl Starek. Od leta internacionalec Aleš Čeh je na prijateljski tek- 1983 je igral v GAK-ovi zvezni vrsti že omen- mi s svojim novim slovenskim klubom, NK jeni Želimir Vidović. Združeval je moč in ele- Maribor PL, prvih sedem minut odigral s svojo ganco ter odigral do leta 1990 omembe vred- številko 7 na hrbtu, nato pa se je podal na gan- nih 150 tekem v najvišji ligi. Konec 80-ih sta ljivi častni krog okrog celega stadiona. pri “atletih” zelo uspešno nastopala tudi Bob- Tudi zdaj “legionarji” ves čas skrbijo, da se by Goračinov in Slovenec Matjaž Kek. Slednji o njih govori. Po eni strani je odhod Maria ni slovel le po svojih umetelnih prostih strelih, Tokića med navijači GAK-a poskrbel za veli- ampak je v Körösistraße (dolgoletno domovan- ko razočaranje, po drugi pa sprožajo podaje in je “rdečesrajčnikov”) pritegnil še druge “legio- napačne podaje Bošnjaka Samira Muratovića narje”, kot sta na primer obrambni igralec Sto- pri številnih gledalcih skrajno mešane občutke. jadin Rajković (1991-1997) in motor sredine Vzrok za občudovanje so celo med pristaši no- igrišča Aleš Čeh (1992-2003). gometnih nasprotnikov preigravanja Hrva- ta Maria Bazine v službi “rdečih”. Pri Sturmu Obdobje dveh Ivic. V sezoni 1992-1993 se je najdemo poleg trenerja Miše Petrovića tudi v statistiko strelcev avstrijske lige prvič vpisal srbskega čuvaja mreže Radovana Radakovića mladi igralec iz Splita po imenu Ivica Vastić. in na sredini igrišča njegovega rojaka Bojana Poleg tega ga je bilo moč videti še v dresu VSE Filipovića. Tradicijo slovenskih igralcev nadal- St. Pölten, ki se je, ne nazadnje tudi zaradi juje branilec Mitja Mörec. Ostane še Srb Bo- njegovih 18 golov, uspel uvrstiti v play-off za ban Dmitrović, ki je kot edini “legionar z Juga” prvaka. Od leta 1994 do 2002 je bil ta Hrvat zamenjal strani, vendar mu pri Sturmu niso nato pod vodstvom bivšega jugoslovanskega podaljšali pogodbe za sezono 2005-2006. reprezentančnega trenerja Ivice Osima aktiven v Sturmovem trikoju. V obdobju Vastića in Osima je Sturm slavil dva naslova državnega “Predalček” trenerji z Juga: prvaka, tri pokalne zmage ter več uspešnih nas- topov v pokalu UEFA in Ligi prvakov. Mestne Oto Barić: Hrvat. Že dvakrat vodja Sturma, derbije so v tem času zaznamovali predvsem in sicer od marca 1980 do junija 1982 in od hrvaški igralci. V sezoni 1995-1996 sta bila novembra 1988 do julija 1989. Zelo zaposleni na primer pri 1:1 strelca Vastić in Rajković. trener (med drugim je vodil Rapid in Austrio Leta 1997, na otvoritveni tekmi stadiona Ar- Salzburg) je bil kasneje tudi selektor avstrijske nolda Schwarzeneggerja, je Vastić pri zmagi in nato še hrvaške reprezentance. Sturma s 4:0 zadel kar dvakrat. Na nasledn- jem derbiju je za “črne” zadel Tomislav Koci- Milan DJurićić: Hrvat. Trener Sturma od juni- jan. A maščevanje je bilo srdito in plešasto: v ja 1993 do junija 1994, nato med drugim treni- letih 1998, 1999 in 2000 je Igor Pamić iz Pulje ral NK Osijek in DSV Leoben. odločil več mestnih dvobojev v korist GAK-a. V Körösistraße je temu sledil še kak izstopajoč Savo Ekmečić: Bošnjak. Trener pri GAK-u od trenutek. 2. julija 2003 se je po 11 letih od GAK- septembra 1990 do aprila 1992. Prej v dresu a poslovil eden najzvestejših igralcev. Slovenski GAK-a neprekinjeno osem let prvi vratar.

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Milan Miklavič: Slovenec. Treniral GAK od leve strani igrišča v Avstriji. Zgodovino je pisal aprila 1992 do oktobra 1993, kasneje dejaven tudi “pasivno”, ko je leta 1996 od rojaka in tre- še pri Welsu, VOEST-u, Eausiedlu, DSV Leo- nerja pri GAK-u Ljuba Petrovića na tekmi proti ben, Rapidu, HIT Gorici in NK Mura. moštvu Germinal Ekeren dobil klofuto. Med- tem podpisal pogodbo s srbskim prvoligašem Miša Petrović: Srb. Bivši igralec Sturma treni- Borcem iz Čačka. ra moštvo od septembra 2003. Savo Ekmečić: Rojen 1948 v Mostarju, leta Ivica Osim: Bošnjak. Njegova “delovna doba” 1977 prišel iz FK Sarajevo h GAK-u. Legen- pri Sturmu od junija 1994 do septembra 2002 darni vratar z nenavadno dolgimi hlačkami in diši po rekordu. Med drugim je bil jugoslo- kasnejši trener je zdaj gostilničar na nogomet- vanski reprezentančni selektor, trenutno pa je nem stadionu Gradec-Gösting. trener na Japonskem. Ivica Vastić: Najuspešnejši strelec pri SK Ljubo Petrović: Srb. Trener GAK-a od poletja Sturm (1994-2002), izhaja iz okolice Splita 1996 do jeseni 1996. Med drugim je skrbel tudi na Hrvaškem. Ko je po pridobitvi avstrijskega za Crveno Zvezdo Beograd, Español Barcelo- državljanstva leta 1998 na svetovnem prvenst- na, Penarol Montevideo in Olympiakos Pirej. vu v Franciji proti Čilu dosegel izenačujoči gol, mu je Kronenzeitung priznal: “Ivo, zdaj si pra- vi Avstrijec!” Vastić igra zdaj, po postajah pri “Predalček” kaj je nastalo iz? dunajski Austrii in na Japonskem, skupaj z nekdanjim nasprotnikom Alešem Čehom pri Božo Bakota: Hrvat, ki je v 80-ih zelo uspešno LASK-u. igral za Sturm. Kralj strelcev avstrijske lige 1982 in tretji na večni lestvici najboljših pri Želimir Vidović: Rojen 1953 v Sarajevu. V Sturmu. Po koncu aktivne kariere se je zaradi začetku 80-ih igral za jugoslovansko reprezen- goljufije za 8 mesecev preselil za rešetke. Tre- tanco. Igralec sredine in specialist za podaje pri nutno trenira mladinsko moštvo (Zelena zvez- FK Sarajevo ter kasneje pri GAK-u, je bil med da Gradec) ter tu in tam še sam igra dvoranski akcijo reševanja ranjenih bošnjaških vojakov v nogomet. “jugoslovanski vojni” leta 1992 umorjen.

Aleš Čeh: Bivši kapetan slovenske reprezen- Željko Vuković: Letnik 1962, je, kar je posebno tance in zaslužni motor sredine igrišča pri zanimivo, svojo prvo tekmo v dresu avstrijske GAK-u (1992-2003) igra danes za “črno-bele” reprezentance odigral pri 40 letih. Od 1995 do – v Linzu. 1999 libero pri GAK-u. Po rodu Hrvat, je bil v pretekli sezoni trener pri koroškem regional- Boban Dmitrović: Rojen 1972. Srb, ki je kot nem ligašu Št. Andražu, vendar ga je po seriji doslej prvi “legionar z Juga” presedlal nepos- porazov zamenjal Walter Kogler. redno od GAK-a k lokalnemu rivalu Sturmu. Dolgo je veljal za enega najmočnejših igralcev

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Mercedes za Sturmovega vratarja pozna kakega dobrega vratarja, saj sta bila oba Pogovor s Savom Ekmečićem GAK-ova standardna vratarja poškodovana. Na Muftićevo priporočilo sem nato prišel v Gradec. Medtem ko so se na zelenici vadbenega cen- tra GAK “rdeči” amaterji pripravljali na tek- Signal: Po vsej Avstriji ste postali znani za- mo proti Flavii Solvi in smo na televiziji gle- radi svojih dolgih hlačk. Kako ste prišli na dali prenos nastopa dunajskega Rapida proti to idejo? moskovski Lokomotivi, je k mizi Signalovega Ekmečić: Tukaj sem igral že tri ali štiri leta, pa spraševalca prisedel izvrstno razpoloženi Savo sem opazil, da si ljudje venomer želijo kaj nove- Ekmečić. Eno je jasno: legendarni humor dol- ga. Za nekega vratarja se zanima komajda kdo. goletnega GAK-ovega vratarja ni zbledel niti v Torej sem si mislil: Preden me zamenjajo z dru- nogometnem pokoju. gim vratarjem, moram sam pri sebi nekaj spre- meniti. Če vsi drugi igrajo v kratkih hlačkah, Signal: Včeraj je GAK spet zmagal na pomembni bom jaz od takrat naprej igral v dolgih. tekmi proti Sturmu. Na koliko mestnih derbijih ste igrali in katerih rezultatov se še spominjate? Signal: Ali je res, da ste imeli za svoje hlačke poseb- Ekmečić: Osem let sem igral na prav vsakem nega krojača? derbiju. Ena tekma mi je ostala še posebno Ekmečić: Da, ime mu je Josef Staber. V Grad- dobro v spominu, čeprav ne more biti reklama cu dela še zdaj. Po vsaki tekmi sem mu poklo- za današnji nogomet. Ne da bi to vedel, sem se nil svoje hlačke in vsakič mi je naredil nove. večer pred tekmo znašel v sturmovskem gos- tinskem lokalu, kjer sem popival do 4. ali 5. ure Signal: Koliko primerkov pa imate še vi sami? zjutraj. Lastnik lokala in Sturmov menedžer, Ekmečić: Niti enega. Kadar potrebujem hlačke, ki je bil prav tako tam, sta bila navdušena in jih dobim od njega. sta na veliko plačevala runde. Naslednji dan so se začele o tem širiti govorice in navijači Stur- Signal: Je “S” na hlačnicah pomenil Savo? ma so bili že pred tekmo prepričani, da bo nji- Ekmečić: Da. Lahko pa bi pomenilo tudi Sep- hovo moštvo zmagalo. A tekma se je končala pi, kakor je ime krojaču. 1:0 za GAK in Savo Ekmečić je bil najboljši igralec na terenu. Signal: Katera tekma pri GAK-u je bila za vas najlepša? Signal: Kako ste pravzaprav prišli iz Sarajeva Ekmečić: Zagotovo je bila to pokalna zma- v Gradec h GAK-u? ga leta 1981 na povratni tekmi proti Salzbur- Ekmečić: Preko vratarja pri Sturmu. Refik gu. 2:0. To je bil prvi veliki naslov za kako Muftić je zaključeval nogometno kariero in štajersko moštvo. si je hotel za konec privoščiti novega Merce- desa. Vodja prodaje pri podjetju Wittwar, kjer Signal: In kateri je bil najbolj grozen gol, kar ste jih je kupoval avtomobil, je bil član vodstvene- kdaj dobili? ga odbora pri GAK-u. Vprašal je Muftića, če Ekmečić: To je bil gol, ki ga ne bom pozabil, do-

163 Legionarji z Juga kler bom živ. Ker je namreč povsem nedolžnega Signal: Zadnje vprašanje je seveda: Kdo bo novi človeka stal njegove službe. Za trenerja GAK-a prvak? Hermanna Repitscha je bila tekma proti VO- Ekmečić: Prvi favorit je po mojem mnenju Ra- EST Linz zadnja priložnost. Predsednik kluba pid. A če se bo uvrstil v Ligo prvakov, bi stavil je od njega po seriji slabih rezultatov zahteval na Austrio ali na GAK – a le, če ne bomo imeli zmago. Vodili smo z 1:0, ko je proti meni pri- preveč smole s poškodbami. letela podaja srednjega branilca. Pogledal sem na levo proti zunanjemu krilcu, ki je bil prost. Žoge nisem še niti ujel, ko sem že mislil na naslednjo podajo. To je bila napaka, ker je žoga zletela čez mojo desno stran in se prav počasi odkotalila morda kakih 20 centimetrov čez go- lovo črto. Tekma se je končala 1:1 in trenerja so odpustili. To me je zelo prizadelo, kar za mojo napako niso kaznovali mene, ampak nekoga, ki ni pri tem mogel prav nič storiti.

Signal: Kasneje ste bili sami trener pri GAK-u. Kaj je bil v tej vlogi vaš največji uspeh? Ekmečić: Z moštvom smo se v drugi ligi borili za obstanek. Čeprav z mladim moštvom, smo se uspeli uvrstiti v play-off. V ekipo sem uvrstil tudi igralce iz podmladka, kot so Hans Kogler, Peter Guggi, Roland Goriupp ali Edi Glieder, ki so kasneje vsi napravili lepe kariere.

Signal: Takrat, v letih 1991-1992, je pri GAK-u igral tudi napadalec, ki se je imenoval Boris Ekmeščić in ki je dosegel nekaj odločilnih golov za obstanek svo- jega moštva v ligi. Kako to, da je on eden izmed “legionarjev z Juga”, na katere danes nihče več ne pomisli, medtem ko se pri drugih zdi, da ne bodo ZUR PERSON – O AVTORJU nikoli utonili v pozabo? Wolfgang Kühnelt Ekmečić: Takrat ljudje ponavadi niso bili tako Wolfgang Kühnelt, geboren 1967. Lebt und arbeitet als Texter in Graz. Geschäftsführer pozorni na posamezne igralce. Napadalec je bil der Kommunikationsberatungsagentur Pretty najet preprosto zato, da bi zabijal gole. Zato se Commercial. Autor des Buches „Berühmte Dynastien“, erschienen 2005 im Holzhausen ni nanj kasneje nihče posebej spominjal. Er- Verlag. Herausgeber des Internet-Monatsma- win Dampfhofer je po mojem mnenju tudi gazins „Der Haubentaucher“, www.haubentau- cher.com. – Wolfgang Kühnelt, rojen leta 1967. prav takšen primer. živi in dela kot pisec besedil v Gradcu. Izdajatelj mesečnika na internetu „Der Haubentaucher“, www.haubentaucher.com.

164 Wir haben oft auch hinübergeschaut

Wir haben oft auch hinübergeschaut Erinnern und Vergessen an der slowenisch-steirischen Grenze anlässlich der EU Erweiterung

� Text: Elisabeth Schober

„Für die Beseitigung der Grenzen in den Köpfen der Menschen gibt es derzeit keinen konkreten Termin.“1

Der erste Mai, der gemeinhin als Tag der Arbeit bekannt ist, wurde im Jahre 2004 mit einer weite- ren Bedeutung aufgeladen. Die Europäische Union erweiterte sich um zehn neue Mitgliedsstaaten, und dieses Ereignis wurde in großen Feierlichkeiten vielerorts an den Grenzen zwischen alten und neuen Mitgliedsstaaten zelebriert. Auch an der slowenisch-steirischen wurden zahlreiche Feste veranstaltet – zwei der größten fanden in Bad Radkersburg/Gornja Radgona und Mureck/Trate auf den beiden Grenzbrücken statt, die über die Mur ins jeweilige Nachbarland führen. Zu den zahlreich erschienenen Gästen aus beiden Ländern zählte auch Politprominenz: Die da- malige österreichische Außenministerin Benita Ferrero-Waldner etwa fand sich ebenso wie ihr slowenischer Gegenpart Dimitri Rupl auf der Brücke zwischen Radkersburg und Gornja Radgona ein. „Ich freue mich sehr, dass diese Brücke nun zu einer echten Brücke der Freundschaft wird“, meinte Ferrero. Nun gelte es, die ohnehin guten Beziehungen zu Slowenien noch weiter zu ver- tiefen.2 Ganz ähnlich gefärbt war der Grundtenor der offiziellen (politisch und medial gepräg- ten) Sprache insgesamt: Die ökonomischen Vorteile für alle Beteiligten wurden herausgestrichen, Gemeinsamkeiten und Freundschaft über Grenzen hinweg hervorgehoben, das baldige Ende der Grenzen in Europa wurde herbeigeredet, und oft wurde ein Europa ohne Grenzen gar als bereits eingetretene Gegenwart dargestellt: „Hätten wir uns gestern getroffen, hätten wir sagen müssen: Dies- und jenseits der Grenze. Heute können wir aber sagen, dies- und jenseits der Mur“, erklär- te etwa ein steirischer Landtagsabgeordneter in seiner Rede auf der Murecker Murbrücke. Damit einhergehend wurde auch den beinahe sprichwörtlich gewordenen „Grenzen im Kopf“ der Kampf angesagt: „Zur EU gibt es keine Alternative. Nicht nur die Grenzen fallen, sondern auch die Mau- ern in den Köpfen.“3 Doch diese offiziellen Darstellungen des Großereignisses spiegelten kaum die Ansichten einer Mehrheit Österreichs wider. Eine Umfrage, deren Ergebnisse in der Presse vom 8. Mai 2004 veröf-

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Blick von slowenischer Seite auf die Murbrücke bei Mureck / Trate – Pogled iz slovenske strani na Murin most pri Cmureku / Trate

166 Wir haben oft auch hinübergeschaut fentlicht wurden, wirft ein anderes Licht auf immer rüber gehen auf Besuch. Aber für Ar- die Erweiterung: Anfang Mai 2004 befürwor- beit gibt es auch eine Übergangsfrist, das sind teten demzufolge nur 34% der Österreicher/in- sieben Jahre. Und sonst kommt auch nicht vie- nen die Osterweiterung, 52% sprachen sich gar les Neues mehr [durch die Erweiterung]. vollkommen dagegen aus.4 Damit erreichten Vielleicht wirtschaftlich, von Waren und so.“ die Erweiterungs-Gegner/innen in Österreich (Dušan S., 26 Jahre, Črnci, SLO) erstmals die absolute Mehrheit, just zu dem Zeitpunkt, als sich die Erweiterung tatsäch- „Und wir haben ja von der Gemeinde aus lich vollzog.5 Für mich als Kulturanthropolo- auch teilgenommen an diesen Festveranstal- gin stellte sich nun die Frage, was der Grund tungen, auch ein Festakt auf der Murbrücke, für die Divergenzen in den Wahrnehmungen mit einem steirisch-slowenischen Fest. Im Vor- zwischen den (politischen) Eliten und der Be- lauf habe ich schon gemerkt, dass sehr viele völkerung war – und zwar in einem Raum, sehr kritisch sind dem Beitritt gegenüber. […] wo ich Spannungen allein schon auf Grund Und das wird aber nicht sehr offen geäußert. der geopolitischen Lage und der historischen Und jetzt auch im Nachhinein – ich habe fest- Gegebenheiten vermutete: Wie dachte man gestellt, dass die Teilnahme an diesen Feier- also direkt an einer Grenze über den weiteren lichkeiten von der Gemeindebevölkerung zwar Bedeutungsverlust eben jener Linie, die eine gegeben war, aber die hätte weitaus größer Grenzregion erst zu dem macht, was sie ist? sein können.“ (Anton Vukan, Bürgermeis- Selbst im grenznahen Ratschendorf nahe Mu- ter von Gosdorf, A) reck aufgewachsen, ging ich in einer dreimona- tigen Feldforschung rund um den 1. Mai 2004 [Gefragt nach Grenzen im Kopf]: in den nordslowenischen Großgemeinden „Wir haben zwar alle die EU im Kopf, aber Gornja Radgona und Šentilj sowie im südost- …“ steirischen Bezirk Radkersburg der Frage nach, (Janez Ferencek, Pfarrer von Apače, SLO) wie man direkt an der Grenze über die Erwei- terung dachte.6 Und abseits der Kameras und Und was halten Sie von den ganzen Fei- Mikrofone waren auch andere Töne zu hören ern? als nur Begeisterung und Freude. Eine gewisse „Nein, war ich nicht [dabei bei den Feiern]. Vorsicht, ja, oftmals auch Skepsis ließ sich aus Ich habe nicht einmal im Fernsehen alles ge- den Wortmeldungen verschiedenster Grenz- sehen. Ich kann das noch gar nicht glauben. raumbewohner/innen jeglichen Alters heraus- Dass das ehrlich ist. Das werden wir erst se- lesen, wie etwa einige Auszüge aus Interview- hen, ob es ehrlich ist.“ passagen vermitteln können: – Weil es jetzt immer heißt, „grenzenlos“? [Zögerlich]: Ja … „Ja, Grenzöffnung, das ist nur so. Noch immer Trauen Sie dem nicht so? stehen Polizisten und Gendarmen. Und die „Ja, man weiß nicht, was kommt. Schaut‘s Schengengrenze wird vielleicht erst 2012 sein euch nur an, überall, wie es zugeht. Ganz ver- und nicht früher! […] [Verächtlich]: Ach! trauen kannst du dem nicht.“ Auch früher, wenn man wollte, konnte man (Anna P., 84 Jahre, Radkersburg, A)

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der Grenzziehung in diesem Raum von zentra- ler Bedeutung waren und auch auf die gegen- wärtige Wahrnehmung der EU-Erweiterung von 2004 einwirken: Die kulturelle Konstruk- tion von Erinnerung und die alltägliche Praxis der Verdrängung. Ich verstehe dabei Erinnern und Vergessen als Strategien, die wie die zwei Seiten einer Medaille funktionieren: Durch ge- wisse Diskurse der Erinnerung und Praxen des Vergessens wird die Macht und Bedeutung je- ner nationalen Grenze „von unten her“ aner- kannt und gestärkt, die ursprünglich von den Zentren der Macht an den Peripherien gezo- gen wurden. Und heute, wo sich diese Gren- ze nach Ansicht vieler überholt hat, wirken die Mechanismen, mittels derer sie im Leben der Menschen erst zu einer tatsächlichen Schwelle in Raum und Bewusstsein wurde, noch weiter nach.

Vorgestellte Gemeinschaften und macht- volle Grenzen. Benedict Anderson definierte

Der Grenzfluss Mur nahe Gosdorf – Mejna reka Mura pri Gorsdorfu in seinem Buch „Imagined Communities“ die Nation als vorgestellte Gemeinschaft: „it is an Im Unterschied zu Erweiterungsgegnern/in- imagined political community – and imagined nen im Landesinneren Österreichs, die oft all- as both inherently limited and sovereign.“8 An- tägliche Ängste und Sorgen, wie Arbeitsplatz- derson betont damit einerseits den konstruier- unsicherheit und Furcht vor ansteigender ten Charakter von Nationen (und damit auch Kriminalität, als ihre Beweggründe anführen7, von den Nationalstaaten, die aus ihnen folgen) werden die Ressentiments gegen die jüngste und andererseits auch das vorgeblich gemein- Erweiterungsrunde im Grenzraum selbst von schaftliche Element („community“), das von anderen, tiefer sitzenden Antrieben genährt, großer Wichtigkeit für die Wirksamkeit des die eng mit den historischen Ereignissen seit nationalen Gedankens ist. Auch streicht er in der Entstehung der Grenze zusammenhängen dieser Definition die Bedeutung der territori- und von individuellen Erinnerungen und dem alen Begrenzung („inherently limited“) her- kollektiven Gedächtnis der Grenzraumbewoh- vor. Denn gemeinschaftliches Zusammenle- ner/innen genährt werden. ben organisiert sich zuallererst über Inklusion In dieser Arbeit will ich mich zwei Arten des und Exklusion, die unter anderem auch durch Sich-Arrangierens mit der Grenze annähern, schlichte territoriale Abgrenzung organisiert die meiner Ansicht nach in den 85 Jahren seit wird; der Ausschluss von einigen ermöglicht

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mit ins Visier. Auch der österreichische Essay- ist Karl-Markus Gauß greift den Gedanken der Konstruiertheit von Nationen auf. Natio- nen seien zwar allesamt Erfindungen, schreibt er, doch „einmal erfunden, [werden sie] doch [zu] reale[n] und wirkungsmächtige[n] historische[n] Gegebenheiten“.9 Analog dazu lässt sich Ähnliches für Grenzen festhalten: Sind sie einmal gezogen worden, so werden sie – gerade wegen der Macht des Nationalstaates, der auch Macht an seine Grenzen weitergibt – zu einem wirkungsvollen Instrument, nicht zuletzt auch im alltäglichen Umgang, in den Köpfen der Menschen. Es gilt nun das, was „von oben“ konstruiert wurde, in seinen Aus- wirkungen auf das alltägliche Leben gewöhn- licher Menschen zu verstehen. Viele von diesen Überlegungen zu Nationen und ihren Grenzen lassen sich praktisch in der Geschichte jener Grenze nachzeichnen, von der hier die Rede ist. Wie ein kurzer Blick in die Geschichte zeigt,10 ist selbst an dieser zentral-

Murbrücke bei Mureck / Trate am 1. Mai 2004 – Murin most pri europäischen Grenze zwischen Österreich und Cmureku / Trate 1. maja 2004 Slowenien – die im Vergleich zu höchst proble- erst den Zusammenschluss von anderen. Auf matischen, militarisierten Grenzen, wie etwa national(staatlich)er Ebene lässt sich dieses jener zwischen Israel und Palästina, geradezu simple Prinzip weiter verfolgen: Nationen unbedeutend scheinen mag – das Diktum der funktionieren als vorgestellte Gemeinschaften, Grenzenlosigkeit erst seit kurzem relevant. weil sie räumlich begrenzt sind und weil die 1919/1920 wurde die Staatsgrenze zwischen nationale Identität dadurch gefestigt werden dem damaligen SHS-Staat und Österreich kann, dass etwas anderes – ein anderer Staat, während der Friedensverhandlungen in St. Ger- eine andere Nation – jenseits der territorialen main festgelegt, was für den Grenzraum rund Grenzen liegt. Gegen dieses Andere gilt es zu um Bad Radkersburg und Gornja Radgona den opponieren – das kann von einem grundsätz- Schlusspunkt zu langen, auch gewalttätigen lichen „Etwas trennt uns von denen dort drü- Auseinandersetzungen um die Grenzziehung ben“ bis hin zu aktiver Feindschaft reichen –, bildete. Nicht nur durch die Bezirkshauptstadt und diejenigen, die auf Grund einer sprachli- verlief jetzt die Staatsgrenze mitten hindurch, chen oder ethnischen Teilidentität eine engere vielmehr wurde nun „ein [ganzer] historischer Beziehung mit jenen haben könnten, die jen- Raum, der sich mehrsprachig entwickelt hat“,11 seits der Grenze leben, geraten dabei oft gleich durch eine in der Landschaft gezogenen Li-

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Ermordungen von Slowenen/innen im be- setzten SHS-Staat – auch unter Mithilfe der deutschsprachigen Grenzbevölkerung – vor- genommen. Partisanen und spätere jugosla- wische militärische Einheiten rächten sich bei Kriegsende an der verbliebenen deutschspra- chigen Minderheit, die größtenteils interniert und anschließend nach Österreich ausgesiedelt wurde. Diese Auseinandersetzungen während des Krieges und nach dem Krieg wirkten noch über Jahrzehnte hinweg nach. Erst 1965 fiel die Visumspflicht zwischen den beiden Staa- ten, davor war die Region durch eine beinahe unüberquerbare, eine tote Grenze geprägt. Während sich die offiziellen Beziehungen zwi- schen Jugoslawien und Österreich ab den 60er Jahren langsam mehr oder weniger normali- sierten, blieben in den Köpfen der Menschen an der Grenze die Erinnerungen oftmals wach: „Sechzig Jahre sind vergangen, aber noch im- mer lebt dieser Krieg in den Menschen“, so brachte es der junge Slowene Dušan S. aus

Slowenische, EU- und österreichische Flagge – Slovenska, EU in Črnci auf den Punkt, als ich danach fragte, avstrijska zastava warum in seiner Umgebung besonders älte- nie geteilt. Die Minderheiten, die dadurch auf re Menschen wenig Begeisterung aufbringen beiden Seiten bestehen blieben – die deutsch- können für den Abbau der Grenze, an der sie sprachige Minderheit rund um das heute slo- ihr Leben verbracht haben. wenische Apače und die slowenischsprachige Minderheit in den österreichischen Dörfern Vom Verlust der Mehrsprachigkeit. „Die des Radkersburger Winkels – wurden im Laufe Staatsgrenze wirkt also immens homoge- der Jahre und Jahrzehnte immer wieder zum nisierend.“12 Damit aus einem historischen, Spielball der Mächte gemacht, die die Existenz mehrsprachigen Raum zwei klar von einan- dieser Gruppen dazu nutzen wollten, Gebiets- der getrennte Räume werden, erfordert es vie- forderungen an den angrenzenden Staat zu le kulturelle, soziale und persönliche Verluste. stellen. Eine „natürliche“ Grenze gibt es nicht, viel- In der Zeit während des Zweiten Weltkriegs mehr wird zumeist in den Jahren und Jahr- und in der Nachkriegszeit eskalierte die Lage zehnten nach einer Grenzziehung alles daran an der Grenze schließlich vollends: Hitlers gesetzt, die Vorstellung von der Natürlichkeit Diktion „Machen Sie mir dieses Land wieder der Grenze herzustellen und aufrecht zu hal- Deutsch“ folgend, wurden Vertreibungen und ten, was auch das Streben nach ethnischer

170 Wir haben oft auch hinübergeschaut und sprachlicher Gleichheit innerhalb des eige- gen. Heute jedoch spricht einiges dafür, daß nen nationalstaatlichen Territoriums mit ein- die Wirklichkeit nicht mehr Anlaß zur Furcht schließt. vor Repressalien gibt. Doch wie so oft erweisen Zu den ersten und sichtbarsten Instanzen sich Einstellungen als wesentlich langlebiger der Kontrolle durch den Staat – also jenen als die dazugehörige Realität.13 Grenzwachen, die an den jeweiligen Enden der Brücken ihre Posten bezogen, um Grenzü- Der geschlossenen dörflichen Gemeinschaft, berschreitungen zu überwachen und zu regle- die Haberl-Zemljič beschreibt, gelang es den- mentieren – gesellten sich nun informellere In- noch relativ lange, am Slowenischen als stanzen der Kontrolle hinzu, die sich um eine „Dorfsprache“ festzuhalten, indem man sich Durchsetzung der Vorstellung von Homogeni- gleichzeitig nach außen hin bemühte, als tät bemühten: der oder die Grenzbewohner/in deutschsprachig zu gelten. Josefa P. aus Sichel- selbst. Sowohl dies- als auch jenseits der Mur dorf erzählt mir im Interview davon, wie eine gab man sich auch auf der lokalen Ebene sehr Bekannte, deren Muttersprache ebenfalls Slo- viel Mühe, das Sprechen der jeweilig anderen wenisch ist, die Sprache wechselt, sobald sie Sprache zu unterbinden – bei seinem Bekann- sich beobachtet fühlt: „Und wenn sie jetzt in ten, bei seinem Nachbarn, bei sich selbst. In die Stadt kommen oder irgendwohin, fangen ihrer historischen Arbeit „Die Sprache im Dorf sie automatisch an [Deutsch zu sprechen], ha- lassen“ berichtet Andrea Haberl-Zemljič vom ben sie Angst, dann Slowenisch [zu reden]. langen Festhalten und vom schließlich rasch Obwohl wir den ganzen Weg – sie fahrt mit fortschreitenden Verlust der slowenischen mir […] und dann fängt sie halt an [Deutsch Sprache in den Dörfern von Radkersburg-Um- zu sprechen], wenn jemand zuhört. Wenn wir gebung. Neben der Einflussnahme von „oben“ alleine sind, reden wir Slowenisch.“ räumt Haberl-Zemljič auch der komplexen Ungleich schwerer und oft gänzlich unmög- und oft ambivalenten Rolle der Bewohner/in- lich gestaltete sich aber das Festhalten an der nen selbst viel Platz ein: slowenischen Mutter- oder Umgangsspra- Die Angst, daß über sie gesprochen werden che für jene, die als Einzelne in mehrheitlich könnte, ist die Angst, bei den politischen Ent- deutschsprachige Dörfer kamen. Maria V., scheidungsträgern aufzufallen und damit zur eine 80jährige Frau, die heute im österreichi- Zielscheibe von Sanktionen zu werden, wie im schen Gosdorf lebt und die in ihrer Kindheit Lauf der Jahrzehnte oftmals erfahren werden und Jugend, die sie im SHS-Staat nahe der mußte. In diesem Zusammenhang kann sogar Grenze verbrachte, sowohl Slowenisch als von einem kollektiven Bewußtsein gesprochen auch Deutsch sprach („Bei uns war das so, du werden, das das Bewußtsein der Bewohner hast ja alles mit jedem reden können. Du hast der fünf Gemeinden bis heute prägt. Dabei alles können. Alle zwei Sprachen.“), erzählte ist diese Furcht, nicht als loyale Österreicher mir etwa davon, wie sie nach dem Krieg ge- betrachtet zu werden, wenn man slowenisch zwungen war, nacheinander beide Sprachen spricht, zweifellos noch in den fünfziger Jah- aufzugeben, die sie beherrschte: Zuerst galt es, ren begründet gewesen, wie die Reaktionen der im jugoslawischen Staat die deutsche Sprache öffentlichen Stellen auf die Volkszählung zei- zu vergessen und schließlich, nachdem sie und

171 Wir haben oft auch hinübergeschaut ihre Familie in den 50er Jahren über die Gren- Umgangssprache zu benutzen. Noch im Jah- ze nach Österreich geflüchtet waren, wieder- re 1973 wurde zum Beispiel ein Grabstein mit holte sich der Sprachverlust – diesmal war es deutschsprachiger Inschrift, der am Friedhof das Slowenische, das sie aufgab, um bei Behör- in Apače errichtet worden war, in der Zeitung den und Nachbarn nicht noch mehr Argwohn erwähnt, da man sich noch immer an der Ver- hervorrufen, da sie sich durch ihre stigmati- wendung der deutschen Sprache stieß.14 Dass sierte Herkunft von „drüben“ ohnedies schon über eine solche Inschrift sogar medial berich- verdächtig machte: tet wurde, zeigt aber wohl auch, wie sehr der Und ihr habt dann hier nur mehr Deutsch umgangs- oder muttersprachliche Gebrauch geredet? der deutschen Sprache in Jugoslawien damals „Nur mehr Deutsch [lacht]. Von unseren Kin- bereits zur Seltenheit geworden war. dern kann ja keines mehr Slowenisch.“ Und haben sich deine Kinder interessiert Vom Hinüberschauen und Wegsehen. dafür, dass du drüben aufgewachsen bist? Wollten sie da viel wissen darüber? „Ja, das Erstaunliche für mich ist gerade die „Nein, nichts. Damals haben wir gar nichts Tatsache, dass diese historisch entstandenen mehr erzählt. Haben wir gar nichts geredet Staatsgrenzen zu wirklichen Grenzen in den darüber nachher. Wir haben ihnen nur gesagt, Köpfen der Menschen geworden sind. Das äu- wir sind von drüben her. Gar nichts weiter. ßert sich im Sprachverhalten, im Austausch Und heute kann sowieso keiner mehr Slowe- von Erinnerungen, in dem, worüber man redet nisch. Die anderen Alten auch nicht.“ beziehungsweise nicht redet. Die Grenzen sind auch die eigenen inneren Widerstände, die da Wie in dieser Geschichte bereits anklingt, war wirksam sind.“15 in den ersten Jahrzehnten nach Kriegsende die deutsche Sprache jenseits der Grenze in Jugos- Ein massives Hindernis für die Herstellung lawien ebenso verpönt wie die slowenische im von nationaler Homogenität an einer Grenze diesseitigen österreichischen Grenzgebiet. Die ist wohl der simple Umstand, dass das Andere, wenigen deutschsprachigen Bewohner/innen, das Verbotene trotzdem immer noch visuell die nicht direkt nach dem Krieg nach Öster- sichtbar bleibt. Zu jenem langen, oft schmerz- reich ausgesiedelt wurden, sahen sich einem haften Prozess des Verlustes der Mehrsprachig- Sprachverbot ausgesetzt, wie mir Anna P., eine keit gesellte sich somit eine weitere Praxis der heute in Bad Radkersburg lebende ehemalige Verdrängung, die diesem Umstand der Sicht- Bewohnerin des Apaško polje, erzählt: „Das barkeit beikommen sollte: die Beschneidung waren damals stille Zeiten. Da hast du gar der Neugierde, des Interesses am Anderen, nicht dürfen gescheit Deutsch reden. So war die auch eng verknüpft ist mit der Wahrneh- das. Wenn einer dich gehört hat …“ mung des physischen Raums. Denn das Ziel Denunziationen bei den Behörden waren keine einer jeden Grenze ist ihre Unsichtbarkeit, ist, Seltenheit, die Angst ging noch lange um, man dass man sie und damit auch die Begrenztheit könnte – etwa vom eigenen Nachbarn – dabei des Eigenen, des Nationalen nicht mehr wahr- erwischt werden, seine deutsche Mutter- oder nimmt. Dann hat die Grenze ihren eigentli-

172 Wir haben oft auch hinübergeschaut chen Zweck erfüllt: Wenn das Andere und „die Jugoslawien nach Österreich hinüber- von der anderen Seite“, wie man auf der öster- schaute, nachdem Teile ihrer Verwandt- reichischen Seite die Slowenen/innen gerne schaft nach Österreich ausgesiedelt wor- nennt, nicht mehr wahrgenommen werden, den waren.) zumindest aus dem Bewusstsein ausgeblendet werden, wenn es schon aus dem Blickfeld nie- „Der Vater ist mit 49 Jahren gestorben, auch mals ganz möglich ist. an dem Leiden. Der Doktor hat gesagt, gell, Grenzen können zwei Formen von Reaktion du gehst immer nach Hause rüberschauen, auslösen – Neugierde und Identifikation oder darum bist jetzt auch krank. […] Ja, der Va- Abwehr – so die Kulturanthropologin Elisa- ter ist doch jeden Tag hinübergegangen, jeden beth Katschnig-Fasch: „Das Fremde hinter der Sonntag, der ist doch an Gemütskrankheit ge- Schwelle der Erfahrung ist beängstigend und storben, das hat doch den Krebs gefördert. Bis unheimlich, das ,Außerhalb’ ist verlockend zur Grenze ist er gegangen.“ und belastend zugleich. Es gleicht einem Spie- (Anna S., 79 Jahre, Ratschendorf, A, de- gelbild […], hinter das man einen Blick wer- ren Vater jeden Sonntag von Österreich fen möchte, um sich dahinter selbst zu entde- nach Jugoslawien hinüberschaute, wo er cken. Und mit der Beunruhigung wächst das und seine Familie vor der zwangsweisen Bedürfnis, die Grenzen zu überschreiten.“ Was Aussiedlung gelebt hatten.) aber, wenn die Grenze – wie es nach 1945 bei- nahe ein Jahrzehnt lang der Fall war – nicht „Ja, wir haben oft auch hinübergeschaut, in mehr überschritten werden darf? der schweren Zeit. Wir haben ja hinübergese- In informellen Gesprächen und in den narra- hen. Aber, ja, was sollst du machen. Kannst tiven Interviews, die ich mit älteren Grenz- du nichts machen.“ raumbewohnern/innen führte, tauchte im- Hat man das Haus gesehen, wo Sie da- mer wieder der Begriff des „Hinüberschauens“ heim waren? auf, was eine sehr konkrete Handlung meint: „Ja. […] Überhaupt im Frühjahr, wenn das Während jener Zeit der toten Grenze ging man Laub unten ist.“ bis zur Mur und blickte zum jenseitigen Ufer (Anna P., 84 Jahre, Radkersburg, A, die hinüber und hielt in Ermangelung einer tat- von Österreich aus hinüber nach Jugosla- sächlichen Annäherung nach etwas Ausschau, wien schaute, nachdem sie 1946 gezwun- das man vermisste und herbeisehnte, aber gen wurde, aus Jugoslawien auszusie- nicht erreichen konnte: deln.) „Ich bin ja auch ein paar Mal eingesperrt worden, weil ich hier herübergeschaut habe. Der begehrliche Blick zur anderen Seite hin, die Über die Mur. Haben sie gesagt, was ich da Neugierde auf das, was nicht mehr sein durf- hinüberschaue, habe ich gesagt, da sind meine te, musste unter Kontrolle gebracht werden, Leute drüben, die waren auf dieser Seite der konnte doch das Schauen schnell in Handeln Mur, und ich war drüben. Ja, die müsse ich umschlagen und aus einem Blick eine Grenz- vergessen.“ überschreitung werden. So wurden jene Bemü- (Maria V., 80 Jahre, Gosdorf, A, die von hungen, den Kontakt mit „drüben“ nicht ganz

173 Wir haben oft auch hinübergeschaut abreißen zu lassen, mit umso vehementeren während sie selbst nach Österreich ausgesie- Autoritäts- und Machtdemonstrationen durch delt wurde, kam, als die Grenze sich nach lan- die Grenzwachen beantwortet. Im Dezember gen Jahren erstmals wieder ein wenig öffnete, 1945 etwa kam es zur Erschießung mehrerer ausgesprochen selten über die Grenze. Dass sie junger Menschen durch jugoslawische Solda- ihre eigene Schwester nach 1945 kaum je gese- ten, weil diese die Mur illegal überquert hat- hen hat, kommentiert sie mit einem lapidaren: ten, um zu ihren alten Häusern in Jugoslawi- „Jetzt ist die Schwester drüben. Und da … Je- en zu gelangen.16 Auch berichteten mir meine der hat selber was, gell, da interessiert das gar Gesprächspartner/innen immer wieder davon, nicht …“ dass es auf jugoslawischer Seite zu Verhaftun- gen kam, wobei es genügte, sich auch nur in Wie sich erinnern? der Nähe der Mur aufzuhalten. Um die Auf- griffe von „Unbefugten“ zu erleichtern, wur- „Unser früheres Selbst ist keineswegs so leicht den auch die Bäume direkt am Ufer großteils zu vergessen, denn die Vergangenheit ist un- abgeholzt. Und so wurden der Grenzfluss und seren Erfahrungen gemäß ein enorm zähes seine Ufer immer mehr zum Angstraum, zur und beharrliches Wesen, sie wirkt in uns, auch verbotenen Zone. wenn wir uns ihrer entledigen oder entledigen Mit der Zeit ließ sich auch der sehnsuchts- wollen.“17 vollste Blick bändigen: Anna S. (siehe Zitat oben) war eine „Ausgesiedelte“, deren Vater Über Jahrzehnte hinweg war das Leben an krank wurde und starb, weil er „immer nach der südoststeirischen und nordslowenischen Hause rüberschauen“ ging und deren Mutter Grenze in erster Linie von einer trennenden „nicht mehr neugierig war auf daheim“, als Linie im Raum geprägt, die mit nationalen sich ihr endlich die Möglichkeit geboten hät- Feindbildern aufgeladen, mit schmerzhaften te, wieder nach Jugoslawien zu fahren. So fuhr Erinnerungen behaftet und mit kollektivem ihre Tochter Anna bei der ersten Gelegenheit Stillschweigen gestärkt wurde. Der Diskurs, alleine in jenes jugoslawische Dorf zurück, in der sich rund um den 1. Mai 2004 medial und dem sie aufgewachsen war, um zu sehen, was politisch entfaltete und der oftmals die Nich- von ihrem Zuhause übrig geblieben war. Doch tigkeit dieser Grenze herbeireden wollte, die man ließ sie nicht mehr in ihr altes Haus ein- Vergangenheit beschönigte und alte Ressen- treten, die alten Nachbarn schauten weg, als timents einfach ausblendete, negiert die Le- sie sie kommen sahen: „Das war für mich da bens- und Leidensgeschichten vieler, die in oft drinnen [legt ihre Hand auf die Herzgegend] schmerzhafter Weise mit dieser Grenze leben genau so, wie wenn alles zusammenbrechen lernen mussten. würde.“ Danach sei sie ebenfalls kaum mehr Das Erinnern und das Vergessen, zwei Ele- über die Grenze gefahren, obwohl sie noch im- mente, die geholfen haben, diese Grenze in mer nur von „daheim drüben“ träume. ihrer Wirkungsmacht zu stärken, gilt es nun Auch Anna P. (siehe Zitat oben), deren Schwes- in seinen Auswirkungen auf das Leben der ter in Jugoslawien blieb, weil sie mit einem ju- Menschen voll zu begreifen. Schmerzhafte Er- goslawischen Staatsbürger verheiratet war, innerungen sollen dabei aber nicht einer neu-

174 Wir haben oft auch hinübergeschaut

ANMERKUNGEN erlichen Verdrängung unterworfen und auch 1 Gerhard Mumelter, Europas letzte geteilte Stadt wächst zusammen (http:// nicht für unbedeutend erklärt werden, sondern derstandard.at/?url=/?id=1647226 [27.4.2004]). 2 Robert Lenhard, Willkommen!, in: Kleine Zeitung (Süd & Südwest), es gilt vielmehr, sich mit ihrer Bedeutsamkeit 1.5.2004. in dem alten, national geprägten Kontext aus- 3 Dieter Kindermann, Auch Mauern in den Köpfen durchbrochen, in: Kronen- Zeitung, 1.5.2004. einanderzusetzen, um sie schließlich in einen 4 Andreas Schnauder, Kein Interesse an EU-Wahlen und neuen Mitgliedern, in: Die Presse, 8.5.2004. neuen Bezugs- und Erkenntnisrahmen stellen 5 Ein Jahr nach der EU-Erweiterung scheint die österreichweit verbreitete Skepsis lediglich einer Art von Gleichgültigkeit gewichen zu sein, wie eine zu können. Dies erfordert eine tiefere Ausein- journalistische Analyse von Umfragewerten, die im „Profil“ veröffentlicht andersetzung damit, wie und warum Staats- wurden, erahnen lässt: „Gar nicht so schlimm ist […] der Wert von 54 Prozent der Österreicher, die ,keine Auswirkung‘ des Beitritts der zehn EU- grenzen gezogen wurden, was sie dabei ein- Neulinge verspüren. Dass aber 33 Prozent der Befragten meinen, dass der Beitritt ,eher Nachteile gebracht‘ hat, ist schon besorgniserregender. und was sie ausschlossen und nicht zuletzt Aber dass nur acht Prozent ,eher Vorteile‘ sehen ist – gelinde gesagt – erschütternd.“ (Florian Kugler, Stolz auf die Erweiterung, in: Die Presse, auch, was verloren ging an Heterogenität, an 29.4.2005). Mehrsprachigkeit und an grenzüberschreiten- 6 Elisabeth Schober, „Grenzenlos vielleicht“ – Kulturwissenschaftliche Interpretationen von Grenzregime, Diskurs und Erinnerung im dem Wissen in den langen Jahren, die in erster südoststeirischen/nordslowenischen Grenzland, Phil DA. Graz, 2004. 7 EU-Osterweiterung: Zuversicht und Skepsis bei Österreichern!, in : Kronen- Linie unter den Vorzeichen jeweils eines (Na- Zeitung, 1.5.2004. tional-)Staates standen. Nur so haben wir eine 8 Benedict Anderson, Imagined Communities, 2. Aufl. New York – London 1991, S. 6. Chance, wirklich einen gleichberechtigten, 9 Karl-Markus Gauß, Das Europäische Alphabet. München 2000, S. 125. 10 Für diesen kurzen Überblick zog ich besonders Haberl-Zemljič, Die entgrenzten Raum zu schaffen, in dem wir Sprache im Dorf lassen. Festhalten und Aufgeben der Slowenischen Sprache in Radkersburg Umgebung – Wissenschaftliche Schriftenreihe – uns der Unterschiede und Gemeinsamkeiten des Pavelhauses, Bd. 6. Laafeld 2004; Hermann Kurahs, Grundzüge der bewusst – aufeinander zu gehen können. Geschichte Bad Radkersburgs, in: Hermann Kurahs – Erwin Reidlinger – Erwin Szedonja, Bad Radkersburg. Bad Radkersburg 1997 u. Beatrix Vreča, Grenzbrücken über die Mur bei Radkersburg im 20. Jahrhundert, in: Hin und Her – Feldbacher Beiträge zur Heimatkunde der Südoststeiermark, H. 7. Feldbach 1998 zu Rate. 11 Mensch an der Grenze zu sein, bedeutet auch eine große Verletzlichkeit. Ein Gespräch zwischen Ilse Pollack und Eduard Staudinger; in Leibnitz Aktuell, VI/2001. 12 Haberl-Zemljič, Die Sprache, S. 97. 13 Haberl-Zemljič, Die Sprache, S 34. 14 Franz Josef Schober, Ein Friedhof jenseits des Flusses. Der Friedhof von Apače/Abstall als familien-, orts- und zeitgeschichtliche Quelle, in: Die Briten in den Bezirken Feldbach und Radkersburg. Feldbach: 2005 – Feldbacher Beiträge zur Heimatkunde der Südoststeiermark, H. 9/10, S. 229. 15 Mensch an der Grenze. 16 Rudolf Grasmug – Johann Praßl – Franz Josef Schober, So war es 1938– 1945. 50 Jahre Kriegsende in der Südosrtsteiermark – Schriften aus dem „Museum im Tabor“, Bd. 3. Feldbach 1996, S. 43f. 17 György Konrád, Die Erweiterung der Mitte. Europa und Osteuropa am Ende des 20. Jahrhunderts. Wien 1999, S. 13.

ZUR PERSON – O AVTORJU Elisabeth Schober, Mag. Phil.

Geboren 1981. Studierte Kulturanthropologie in Graz, Wien und Eau Claire, USA. Diplomarbeit zum Thema „Diskurs und Erinnerung an der steirisch-slowenischen Grenze“. Derzeit Mas- terstudium am Nationalism Studies Department der CEU in Budapest. – Rojena 1981. Študirala kulturno antropologijo v Gradcu, na Dunaju in v Eau Claire, ZDA. Diplomska naloga na temo Diskurz in spomin na štajersko-slovenski meji. Trenutno master-študij na Nationalism Studies Department CEU v Budimpešti.

175 Zazreti se tja preko in odvrniti pogled

Zazreti se tja preko in odvrniti bi morali reči: to- in onstran meje. Danes pa pogled lahko rečemo: to- in onstran Mure,“ je na primer razlagal poslanec štajerskega deželnega Spominjanje in pozabljanje ob zbora v svojem govoru na mostu čez Muro pri slovensko-štajerski meji ob širitvi EU Cmureku. Vzporedno s tem je bil napovedan boj tudi „mejam v glavah“, ki so postale že „Za odstranitev meja v človeških glavah pregovorne: „EU nima nobene alternative. Ne trenutno ni nobenega določenega termina“1 padajo le meje, ampak tudi zidovi v glavah.“3 A ti uradni prikazi ob velikem dogodku Prvi maj, ki je splošno znan kot praznik dela, komajda odslikavajo stališča povprečnega je bil leta 2004 dopolnjen še z enim pomenom. Avstrijca. Anketa, katere rezultate so objavili v Evropska unija (EU) se je razširila za deset novih časopisu Presse 8. maja 2004, kaže širitev EU v držav, ta dogodek pa so v mnogih obmejnih drugačni luči. V začetku maja je širitev EU na krajih med starimi in novimi članicami vzhod odobravalo le 34 % Avstrijcev/Avstrijk, proslavili z velikimi slovesnostmi. Tudi na kar 54 % pa se jih je celo izrecno opredelilo meji med Slovenijo in avstrijsko Štajersko so povsem proti.4 Tako so nasprotniki širitve priredili številna slavja – dve od največjih so prvič dosegli absolutno večino prav v trenutku, pripravili na obeh mejnih mostovih, po katerih ko je do širitve prišlo tudi dejansko.5 Zame kot je vodila pot v takratno sosednjo državo: med kulturno antropologinjo se je ob tem zastavilo Bad Radkersburgom in Gornjo Radgono ter vprašanje, na čem temeljijo razhajanja med Med Cmurekom (Mureck) in Tratami. dojemanjem (političnih) elit in prebivalstva – in Med številnimi gosti, ki so se udeležili obeh to v prostoru, kjer sem pričakovala napetosti že slavij, so bili tudi mnogi predstavniki politične zgolj zaradi geopolitične lege in zgodovinskih prominence: tako takratna avstrijska zunanja danosti: kako torej prav na meji razmišljati o ministrica Benita Ferrero-Waldner kot njen nadaljnji izgubi pomena prav tiste črte, ki iz slovenski kolega Dimitrij Rupel sta se na primer mejnega območja šele napravi to, kar je? Kot znašla na mostu med obema Radgonama. nekdo, ki je sam odraščal v obmejnem kraju „Zelo me veseli, da postaja ta most pravi most Ratschendorf pri Cmureku, sem se odpravila prijateljstva,“ je menila Ferrero-Waldnerjeva. na trimesečno terensko raziskavo glede 1. maja Obveljalo je, da je treba že sicer dobre odnose 2004 v severnoslovenski območni skupnosti s Slovenijo še bolj poglobiti.2 Povsem podobno Gornja Radgona in Šentilj ter v južnoavstrijski je bil obarvan tudi temeljni naboj uradnega okraj Bad Radkersburg, spraševat, kaj menijo (politično in medijsko izpostavljenega) ljudje ob meji o širitvi EU. In brez kamer in govorjenja nasploh: Izpostavljene so bile mikrofonov je bilo slišati tudi drugačne zvoke ekonomske prednosti za vse udeležene, od navdušenja in veselja. Iz izjav prebivalcev/ podčrtane skupne lastnosti in prijateljstvo ne prebivalk obmejnega območja najrazličnejših glede na mejo, mnogo je bilo sklicevanja na starosti je bilo moč razbrati določeno skorajšnjo odpravo meja v Evropi in pogosto previdnost, celo skepso, kot je moč posredno je bila omenjena celo Evropa brez meja kot že sklepati tudi iz izvlečkov pogovorov: obstoječa sedanjost: „Če bi se bili srečali včeraj,

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„No, ja, odpiranja meje, to je pač tako. Še v notranjosti Avstrije, ki so postavljali v vedno so tu policisti in žandarji. In schengenska ospredje vsakdanje strahove in skrbi, kot na meja bo morda šele leta 2012 in nič prej! […] primer nevarnost za delovna mesta in bojazen [Zaničljivo]: Ah! Tudi prej je lahko, kdor pred porastom kriminalitete6, so odpore je hotel, vedno šel čez na obisk. Za delo čez do najnovejšega kroga širitve v obmejnem mejo pa je ostalo prehodno obdobje, sedem območju po pogostih izjavah prebivalcev let. Pa tudi sicer ne bo mnogo novega zaradi sodeč napajali še drugi, globlje vsajeni vzgibi, širitve. Morda gospodarsko, glede blaga tesno povezani z zgodovinskimi dogodki vse in podobnega.“ (Dušan S., 26 let, Črnci, od nastanka meje, zasidrani v individualni in SLO) kolektivni spomin. V tem delu se nameravam približati dvema „Tudi iz našega okrožja smo s slavnostnim vrstama samoprilagajanja na mejo, ki sta bili dogodkom na mostu čez Muro pri proslavi po mojem mnenju že vseh 85 let od njenega sodelovali s slavjem slovenskih Štajercev. Že nastanka osrednjega pomena in bosta vplivali predtem sem opazil, da so do širitve mnogi tudi na prihodnje dojemanje širitve EU v letu prebivalci okrožja zelo kritični, […] le da 2004: kulturni konstrukciji spominjanja in tega ne izražajo zelo odkrito. Tudi zdaj in v vsakdanji praksi potlačevanja. Spominjanje prihodnje – ugotovil sem, da je bila udeležba in pozabljanje razumem pri tem kot strategiji, prebivalstva našega okrožja na širitveni ki funkcionirata kot nasprotni strani medalje: proslavi sicer opazna, a lahko bi bila še mnogo skozi določene diskurze spomina in prakse večja.“ (Anton Vukan, župan Gosdorfa, pozabe postaneta moč in pomen neke Austria) nacionalne meje, ki so jo iz centrov oblasti začrtali na periferiji, priznana in utrjena „od [Na vprašanje o mejah v glavi]: spodaj“. In danes, ko je ta meja po mnenju „Vsi imamo v glavah EU, ampak...“ mnogih presežena, delujejo mehanizmi, preko (Janez Ferencek, župnik iz Apač, SLO) katerih je v življenju ljudi sploh postala dejanski prag v prostoru in zavesti, še kar naprej. In kaj ste vi imeli od vsega proslavljanja? „Ne, nisem bila tam [na proslavi]. Še po Skupnosti v predstavah in mogočne meje. televiziji nisem vsega spremljala. Saj tega Benedict Anderson je v knjigi Imagined sploh še ne morem verjeti, da je to iskreno. To Communities definiral narod kot skupnost bomo šele videli, kako iskreno je v resnici.“ v predstavah: „to je politična skupnost v Ker se to zdaj vedno imenuje „brezmejno“? predstavah – in predstavljamo si jo kot [Obotavljajoče]: „Da...“ inherentno omejeno in hkrati suvereno.“7 Ali temu ne zaupate? Anderson s tem po eni strani poudarja „Saj ni mogoče vedeti, kaj še pride. Poglejte le, konstruiranost narodov (in s tem tudi kaj se povsod dogaja. Povsem zaupati temu ne nacionalnih držav, ki iz njih izhajajo), po drugi moreš.“ (Anna P., 84 let, Radkersburg, A) strani pa tudi njihove domnevno skupnostne prvine („community“), ki so zelo pomembne Za razliko od nasprotnikov/nasprotnic širitve za učinkovitost nacionalne zavesti. V svoji

177 Zazreti se tja preko in odvrniti pogled definiciji izpostavlja tudi pomen teritorialne in Slovenijo – ki bi se utegnila v primerjavi z omejenosti („inherently limited“). Skupnostno najbolj problematičnimi in militariziranimi sobivanje je organizirano predvsem okrog mejami, kot je na primer med Izraelom in vključevanja in izključevanja, ki je med ostalim Palestino, zdeti povsem neproblematična – označeno z vidno teritorialno razmejitvijo; dikcija o brezmejnosti šele zadnje čase postala izključitev nekaterih omogoča tesnejšo relevantna. vključitev ostalih. Na nacional(no-držav)nem Ko je bila v letih 1919-1920 med mirovnimi nivoju lahko ta preprosti princip spremljamo pogajanji v St. Germainu določena meja med še naprej: narodi delujejo kot skupnosti v tedanjo državo SHS in Avstrijo, je bilo to za predstavah, ker so prostorsko omejeni in ker mejno področje okrog obeh Radgon ključna prav to lahko utrjuje nacionalno identiteto, točka za dolge, tudi nasilne spopade glede saj se onstran teritorialne meje nahaja nekaj zarisovanja meje. Ne le, da je državna meja drugega – druga država, drug narod... Temu potekala skozi središče okrajne prestolnice, še Drugemu se velja zoperstaviti – kar lahko mnogo pomembneje je, da je bilo „[celotno] sega od splošnega „nekaj nas ločuje od tistih zgodovinsko območje, ki se je poprej razvijalo tam čez“ do aktivnega sovraštva – in tisti večjezično“10, razdeljeno s črto, vrisano v posamezniki, ki bi lahko zaradi jezikovne ali pokrajino. Manjšini, ki sta zaradi tega nastali etnične delne identitete imeli z onimi, ki živijo na obeh straneh meje – nemškogovoreča okrog onstran meje, tesnejše odnose, so pri tem danes slovenskih Apač in slovenskogovoreča pogosto takoj na muhi. v avstrijskih vaseh Radgonskega kota -, Misel o konstruiranosti narodov napada tudi sta tako skozi leta in desetletja vedno bolj avstrijski esejist Karl-Markus Gauß. Narodi postajali žogica v igri oblasti, ki so hotele nasploh sicer so iznajdeni, piše, ampak „ko izkoristiti obstoj teh skupnosti pri postavljanju so enkrat iznajdeni [postanejo] vendarle ozemeljskih zahtev sosednji državi. [vse preveč] resnične in močno učinkovite Med drugo svetovno vojno in v povojnem času zgodovinske danosti“.8 Analogno temu lahko se je situacija ob meji zaostrila do popolnosti: nekaj podobnega ugotovimo tudi za meje: ko sledeč Hitlerjevi dikciji „napravite mi to deželo so enkrat zarisane, postanejo – prav zaradi spet nemško“ so začeli – tudi ob pomoči moči nacionalne države, ki izvaja svojo oblast nemškogovorečega obmejnega prebivalstva tudi (ali predvsem) na svojih mejah – učinkovit – sistematično izganjati in moriti slovenske instrument, ne nazadnje tudi pri vsakdanjem prebivalce zasedenih delov SHS. Partizani početju, ki se naseli v glavah ljudi. Kar je bilo in kasneje jugoslovanske vojaške enote so konstruirano „od zgoraj“, velja torej razumeti se ob koncu vojne maščevali nad preostalo po učinkih na vsakdanje življenje navadnih nemškogovorečo manjšino, katere pripadnike ljudi. so večinoma internirali ali izselili v Avstrijo. Marsikaj od teh razmišljanj o nacionalnem in Te medvojne in povojne delitve so imele učinke njegovih mejah lahko v praksi dokažemo tudi še leta in desetletja kasneje. Šele leta 1965 so glede zgodovine tiste meje, o kateri je govor bili med obema državama odpravljeni vizumi, tukaj. Kratek pogled v zgodovino pokaže,9 da pred tem pa je regijo zaznamovala skoraj je celo na tej srednjeevropski meji med Avstrijo neprehodna mrtva meja.

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Medtem ko so se uradni odnosi med Jugoslavijo jezik v vasi poroča Andrea Haberl-Zemljič o in Avstrijo od 60-ih let počasi bolj kot ne dolgem vztrajanju in na koncu pospešenem normalizirali, so ostajali spomini v glavah izginevanju slovenskega jezika v vaseh okrog obmejnih prebivalcev pogosto še naprej živi: Radgone. Poleg sprejemanja vplivov „od zgoraj“ „Šestdeset let je minilo, a v ljudeh še vedno namenja Haberl-Zemljičeva mnogo prostora živi spomin na tisto vojno,“ je to poudaril tudi kompleksni in pogosto ambivalentni vlogi mladi Slovenec Dušan S. iz vasi Črnci, ko prebivalcev in prebivalk samih: sem ga vprašala, zakaj tam okrog še posebno Pogosto smo morali v teku desetletij doživeti starejši ljudje kažejo tako malo navdušenja nad strah pred tem, da bi izstopali in s tem odpravljanjem meje, ob kateri so preživeli vse postali tarča sankcij. Nosilci političnih življenje. odločitev seveda niso hoteli, da bi se o njih širile govorice. V zvezi s tem lahko govorimo O izgubi večjezičnosti. celo o kolektivni zavesti, ki se je vtiskovala v zavedanje prebivalcev petih zaselkov vse do „Državna meja torej deluje gromozansko danes. Pri tem je bila bojazen, da nekoga ne bi homogenizirajoče“11 imeli za lojalnega Avstrijca, že če bi le govoril slovensko, nedvomno utemeljena še v 50-ih, Če iz enega zgodovinskega večjezičnega kot so pokazale tudi reakcije javnih uradov na prostora nastaneta dva med sabo jasno ločena ljudsko štetje. Dandanes pa kar nekaj stvari prostora, terja to mnoge kulturne, družbene in govori v prid trditvi, da resničnost ne daje več osebne izgube. „Naravna“ meja ne obstaja, zato razlogov za strah pred represalijami. A kot je predvsem v letih in desetletjih po razmejitvi se je že mnogokrat potrdilo, so se predstave vsa pozornost posvečena ustvarjanju, izkazale za mnogo bolj trdožive od z njimi ohranjanju in krepitvi predstave o naravnosti povezane resničnosti.12 meje, kar vključuje tudi prizadevanja za Zaprti vaški skupnosti, ki jo opisuje Haberl- etnično in jezikovno enotnost znotraj lastnega Zemljičeva, pa je kljub vsemu uspelo razmeroma nacionalnodržavnega teritorija. dolgo obdržati slovenščino kot „vaški jezik“, Poleg prvih in najbolj očitnih organov pri čemer so se člani navzven trudili veljati državnega mejnega nadzora – torej mejnih za nemškogovoreče. Josefa P. iz Žetincev stražarjev, ki so zasedli položaje vsak na (Sicheldorf) je v intervjuju pripovedovala o svoji strani mostov, da bi nadzirali in izvajali tem, kako je neka njena znanka, katere materni stroge predpise o prestopanju meje – so jezik je bila prav tako slovenščina, zamenjala bile vzpostavljene še neformalne kontrolne jezik, kakor hitro se je počutila opazovano: instance, ki so si prizadevale vzpostaviti „In če zdaj pridete v mesto ali kamorkoli že predstave o homogenosti med samimi in začnete avtomatsko [govoriti nemško], vas prebivalci in prebivalkami ob meji. Tako na je nato strah [govoriti] slovensko. Čeprav sva tej kot na drugi strani Mure so se na lokalnih vso pot – z mano se je peljala – in kadar sva ravneh zelo trudili spodrezati jezik druge bili sami, govorili slovensko, je začela takoj strani – pri znancih, pri sosedih, pri samih [govoriti nemško], če je kdo drug poslušal.“ sebi. V svojem zgodovinskem delu Pustiti Mnogo težje in marsikdaj povsem nemogoče

179 Zazreti se tja preko in odvrniti pogled pa je bilo obdržati slovenščino kot materni živeča bivša prebivalka Apaškega polja: „Tisto ali občevalni jezik tistim, ki so sami prišli v so bili tihi časi. Takrat nisi smel nič pametnega večinoma nemškogovoreče vasi. Maria V., povedati po nemško. Tako je bilo to. Če bi te 80-letna gospa, ki živi danes v avstrijskem kdo slišal …“ Gosdorfru, otroštvo in mladost je preživela Ovadbe organom pregona niso bile nobena blizu meje v takratni državi SHS, govorila redkost, strah se je še dolgo širil, mogoče pa je tako slovensko kot nemško („Pri nas je je bilo, če te je kdo – na primer kak sosed – bilo tako, da si se moral vendar vse z vsakim zasačil pri uporabi svoje materne ali pogovorne pogovoriti. Moral si vse znati, v obeh jezikih.“), nemščine. Še leta 1973 je bil na primer mi je na primer pripovedovala o tem, kako je nagrobni kamen z nemškim napisom, ki so morala enega za drugim opustiti oba jezika, ki ga uredili na pokopališču v Apačah, omenjen ju je obvladala: najprej je veljalo v jugoslovanski v časopisu, saj so se ljudje še vedno obregovali državi pozabiti nemški jezik, in končno, ko je ob uporabo nemškega jezika.13 Da so o takem s svojo družino v 50-ih prebegnila čez mejo v napisu poročali celo javni mediji, pa nedvomno Avstrijo, se je izguba jezika ponovila – tokrat dokazuje tudi to, kako redka je že do takrat se je odpovedala slovenščini, saj pri uradnikih postala raba nemščine kot maternega ali in sosedih ni hotela vzbujati še več sumničenja, občevalnega jezika. kot ga je že sicer zaradi svojega stigmatiziranega porekla „od tam preko“: O gledanju tja čez in odvračanju pogleda.

In ste tukaj potem govorili le še nemško? „Da, zame je najbolj osupljivo prav dejstvo, da „Samo še nemško [smeh]. Od naših otrok ne so te zgodovinsko nastale državne meje nastale zna več nobeden nič slovensko.“ resnične meje v glavah ljudi. To se odraža v Pa je vaše otroke kaj zanimalo, da ste jezikovnem obnašanju, izmenjavi spominov, v zrasli „tam čez“? So hoteli o tam mnogo tem, o čemer se govori oziroma ne govori. Meje izvedeti? so tudi lastni notranji odpori, ki so pri tem „Ne, ničesar. O tem nismo niti ničesar dejavni.“14 pripovedovali. Rekli smo jim le, da smo od tam in prav nič več. In danes tako ali tako ne Velika ovira pri vzpostavljanju nacionalne zna nihče več slovensko. Drugi starci prav tako homogenosti ob meji je že preprosta okoliščina, ne.“ da ostane drugi, prepovedani, kljub vsemu viden s prostim očesom. Dolgemu in pogosto Kot je čutiti že iz te zgodbe, je bila v prvih bolečemu procesu izgubljanja večjezičnosti se desetletjih po vojni nemščina v Jugoslaviji prav je torej pridružila še praksa zatiranja, ki naj tako tabuizirana kot slovenščina v obmejnem bi bila kos tej očitni okoliščini: odvračanje od območju takratne Avstrije. Maloštevilni radovednosti, zanimanja za druge, kar je tesno nemškogovoreči prebivalci in prebivalke, ki povezano z dojemanjem fizičnega prostora. niso bili izseljeni v Avstrijo takoj po vojni, so se Kajti cilj vsake meje je nepreglednost, da človek znašli sredi prepovedi nemškega jezika, kot mi meje in s tem tudi omejenosti samega sebe in je povedala Anna P., danes v Bad Radkersburgu svoje nacionalnosti ne zaznava več. Ko tisto

180 Zazreti se tja preko in odvrniti pogled drugo in „tisti z one strani“ (kot na avstrijski […] Da, oče je vsak dan šel tja, vsako nedeljo. strani radi imenujejo Slovence/Slovenke) niso Umrl je vendar zaradi melanholije, ta mu je več opaženi ali pa so vsaj izključeni iz zavesti, povzročila raka. Prav do meje je hodil.“ ko ni več povsem mogoče niti njihovo popolno (Anna S., 79 let, Ratschendorf, A, njen pojavljanje v vidnem polju – šele takrat doseže oče je vsako nedeljo gledal iz Avstrije meja svoj resnični namen. Meje lahko sprožijo v Jugoslavijo, kjer je z družino živel do dve vrsti reakcij – radovednost in identifikacijo prisilne izselitve.) ali obrambo -, meni kulturna antropologinja Elisabeth Katschnig-Fasch: „Tisto tuje za „Tudi mi smo v tistih težkih časih pogosto izkustvenim pragom je zastrašujoče in grozljivo, gledali preko. Pa kaj naj bi storili. Nič ni bilo tisto izven je vabljivo in hkrati obremenjujoče. mogoče storiti.“ Spominja na zrcalno podobo, […] za katero Se je videla hiša, kjer ste prej stanovali? bi radi pokukali in za njo odkrili sami sebe. Z „Da. […] Še posebno pomladi, ko je listje še nemirom pa raste občutek potrebe, da bi meje na tleh.“ prestopili.“ Kaj pa, če meje – kot se je dogajalo (Anna P., 84 let, Radkersburg, A, ki je skoraj vse leto 1945 – sploh ni več mogoče gledala proti Jugoslaviji, potem ko se je prestopiti? bila leta 1946 prisiljena izseliti.)

Med neformalnimi pogovori in pripovednimi Poželjive poglede tja na drugo stran, radovednost intervjuji, ki sem jih opravila s starejšimi do tistega, kar ni več smelo biti njihovo, je prebivalci in prebivalkami ob meji, sem vedno bilo treba spraviti pod kontrolo, saj bi sicer znova naletela na pojem „gledanja tja čez“, kar gledanje hitro preraslo v trgovanje in pogledi pomeni zelo konkretno početje. V času „mrtve v prehajanje meje. Zato so mejni stražarji na meje“ so hodili ljudje prav do Mure in gledali poskuse, da se stiki s „tistim tam preko“ ne bi na drugo obrežje, ki so ga pogrešali in želeli, a povsem pretrgali, ponavadi odgovarjali s toliko se mu ni bilo mogoče približati v resnici: bolj vehementnimi demonstracijami sile in avtoritete. Tako so decembra 1945 jugoslovanski „Tudi mene so nekajkrat zaprli, ker sem vojaki ustrelili več mladih ljudi, ki so skušali gledala tja preko. Čez Muro. So mi rekli, kaj ilegalno prečkati Muro, da bi prišli do svojih to gledaš tam čez, pa sem odvrnila, da so tam starih hiš v Jugoslaviji.15 Moji sogovorniki/ čez moji ljudje, oni so bili na tisti strani Mure, sogovornice so mi venomer pripovedovali, da jaz pa preko. Da, njih sem morala pozabiti.“ je bilo na jugoslovanski strani mnogo aretacij, (Maria V., 80 let, Gosdorf, A, je začela za katere je zadostovalo že to, da se je nekdo gledati iz Jugoslavije čez Muro v le zadrževal v bližini Mure. Da bi olajšali Avstrijo, ko se je v Avstrijo preselil del odkrivanje „nepooblaščenih oseb“, so v veliki njenega sorodstva.) meri posekali tudi drevesa tik ob rečni obali. Tako sta postali reka in njena obala vedno bolj „Moj oče je umrl pri 49 letih, tudi od trpljenja. prepovedani coni in prostora strahu. Sčasoma Doktor je povzdignil glas: ‚Ker vedno znova se je pustil ukrotiti tudi hrepeneči pogled: hodiš gledat hiše tam čez, si zdaj tudi zbolel.‘ Anna S. (glej gornji citat) je bila „izseljenka“,

181 Zazreti se tja preko in odvrniti pogled katere oče je zbolel in umrl, ker je „venomer zamižati pred starimi zamerami, je zanikal gledal preko proti domu“, in njena mati zato življenjske in trpljenjske zgodbe mnogih, ki so „ni bila več radovedna, kaj je s hišo“, ko se ji je se morali na pogosto boleč način naučiti živeti končno ponudila priložnost, da je spet obiskala ob meji. Jugoslavijo. Tako se je njena hčerka M. ob prvi Spominjanje in pozabljanje, elementa, ki sta priložnosti odpeljala v jugoslovansko vas, kjer pripomogla, da se je pomen učinka meje okrepil, je odraščala, da bi si ogledala, kaj je ostalo od je treba dojeti tudi glede na vplive, ki sta jih imela nekdanjega doma. A v hišo ji niso pustili več na življenje ljudi. Bolečih spominov pa zato še vstopiti in bivši sosedje so se obrnili stran, kol ne smemo ponovno podvreči potlačitvam niti so jo videli prihajati: „To je bilo zame tukaj razglasiti za nekaj nepomembnega, ampak se notri [roko je položila v bližino srca] natančno velja tem bolj spopasti z njihovim pomenom v tako, kot če bi se mi vse zlomilo.“ Po tistem se starem, nacionalno obremenjenem kontekstu, je tudi sama le še redkokdaj odpeljala čez mejo, da bi jih lahko končno postavili v okvir novih čeprav še vedno sanja „le o domu tam preko“. odnosov in spoznanj. To pa zahteva bolj Tudi Anna P (glej gornji citat), katere sestra poglobljeno preučevanje, kako in zakaj so bile je ostala v Jugoslaviji, ker je bila poročena z zarisane državne meje, kaj so pri tem vključile jugoslovanskim državljanom, medtem ko se je in kaj izključile in, ne nazadnje, kaj se je pri tem sama izselila v Avstrijo, je šla, čeprav se je po predvsem pod zaščitnim znakom vedno enega v dolgih letih meja prvič vsaj malo odprla, izrazito dolgih letih izgubilo na področjih heterogenosti, redko čez mejo. Da je lastno sestro po letu 1945 večjezičnosti, čezmejnega znanja. komaj še kdaj videla, redkobesedno pojasni, češ (Nacionalne) države so obstajale. Zdaj imamo da „je sestra zdaj tam čez, in vsak ima sam kaj priložnost, da dosežemo zares enakopraven in zase, torej se za to ni treba preveč brigati...“ meja prost prostor, kjer bomo lahko – zavedajoč se tako razlik kot enakosti – šli drug drugemu Kako se spominjati? naproti. „Svojega zgodnjega sebstva nikakor ne moremo zlahka pozabiti, kajti preteklost je glede na naše izkušnje izredno žilavo in vztrajno bitje, ki deluje v nas, četudi se mu odrečemo ali se mu hočemo odreči.“16

Skozi desetletja je bilo življenje na meji med južno Avstrijo in severno Slovenijo zaznamovano s črto ločnico v prostoru, ki se je napajala s podobami nacionalnega sovražnika in bila obremenjena z bolečimi spomini in okrepljena s kolektivnim molkom. Diskurz, ki se je v medijih in politiki razvil okrog 1. maja 2004, je pogosto želel poudarjati nepomembnost te meje, olepševati preteklost in preprosto

182 Zazreti se tja preko in odvrniti pogled

OPOMBE

1 Gerhard Mumelter, Zadnje razdeljeno mesto v Evropi raste skupaj (http:// derstandard.at/?url=/?id=1647226 [27.4.2004]) . 2 Robert Lenhard, Dobrodošli!, v: Kleine Zeitung (jug & jugozahod), 1. 5. 2004. 3 Dieter Kindermann, Tudi zidovi v glavah prebiti, v: Kronen-Zeitung, 1. 5. 2004. 4 Andreas Schnauder, Nobenega zanimanja za evropske volitve v novih članicah, v: Die Presse, 8. 5. 2004. 5 Eno leto po širitvi EU se zdi, da se je po vsej Avstriji razširjena skepsa zgolj skrčila v neko vrsto brezbrižnosti. Na tak sklep napeljuje novinarska analiza anketnih odgovorov, objavljena v Profilu: „Niti ni tako hudo […], da kar 54 % Avstrijcev ne čuti ‚nobenega učinka‘ desetih novih članic EU. Bolj zaskrbljujoče je, da kar 33 % vprašanih meni, da je pristop novih držav ‚prinesel več škode kot koristi‘. Da pa le 8 % vidi ‚več koristi‘, je – milo rečeno – osupljivo.“ (Florian Kugler, Ponosni na širitev, v: Die Presse, 29. 4. 2005. 6 Širitev EU na vzhod: Zaupanje in dvom pri Avstrijcih!, v : Kronen-Zeitung, 1. 5. 2004. 7 Benedict Anderson, Imagined Communities, 2. izd. New York-London 1991, str. 6. 8 Karl-Markus Gauß, Evropska abeceda. München 2000, str. 125. 9 Za ta kratki pregled sem povzemala predvsem: Haberl-Zemljič, Pustiti jezik v vasi. Ohranjanje in opuščanje slovenskega jezika v okolici Radgone – Znanstvena zbirka Pavlove hiše, zv. 6. Potrna 2004; Hermann Kurahs, Temeljne poteze zgodovine Radgone, v: Hermann Kurahs-Erwin Reidlinge- Erwin Szedonja, Bad Radkersburg. Bad Radkersburg 1997 in. Beatrix Vreča, Mejni mostovi čez Muro pri Radgoni v 20. stoletju, v: Sem in tja – Feldbaški prispevki k domoznanstvu jugovzhodne Štajerske, H. 7. Feldbach 1998. 10 Biti človek ob meji pomeni tudi veliko ranljivost. Pogovor med Ilse Pollack in Eduardom Staudingerjem, v Leibnitz Aktuell, VI/2001. 11 Haberl-Zemljič, Jezik, str. 97. 12 Haberl-Zemljič, Jezik, str. 34. 13 Franz Josef Schober, Pokopališče onstran vodotoka. Pokopališče v Apačeah/Abstall kot družinski, krajevni in časovnoizpovedni vir, v: Britanci v okrajih Feldbach in Radkersburg. Feldbach: 2005 – Feldbaški prispevki k domoznanstvu jugovzhodne Štajerske, izd. 9/10, str. 229. 14 Človek na meji. 15 Rudolf Grasmug-Johann Praßl-Franz Josef Schober, Tako je to bilo 1938- 1945. 50 let od konca vojne na Štajerskem – Zapisi iz „Muzeja v Taboru“, zv. 3. Feldbach 1996, str. 43f. 16 György Konrád, Širitev sredine. Evropa in Vzhodna Evropa ob koncu 20. stoletja. Dunaj 1999, str. 13.

183 Bildgalerie – galerija slik VI

Oktober 2005: Symposion – oktober 2005: Simpozij - Ko ni več meja, veleposlanik Ernest Petrič

Janez Kramberger Franc Pukšič

184 Trate v Evropski uniji

Trate v Evropski uniji Brezbrižnost do obmejnih krajev: odgovornost krajanov, občin ali države?

� Text: Sonja Bezjak

Trate ležijo v Slovenskih goricah in z edinim mostom čez Muro med Šentiljem in Gornjo Radgono predstavljajo pomembno mednarodno prometno povezavo s čezmejnimi avstrijskimi kraji, tako v smeri proti Lipnici kot tudi proti Gradcu in (avstrijski) Radgoni. Zgodba o Tratah je podobna še kateri slovenski zgodbi, ki skupaj ne sodijo v zbirko tistih o uspehu.

Ljudje pred Petkovim mlinom in žago v času pred drugo svetovno vojno

185 Trate v Evropski uniji

Delavci pred stroji v Petkovem mlinu po drugi svetovni vojni – Die Arbeiter in der Petek-Mühle nach dem Zweiten Weltkrieg

In prav je, da se kdaj pa kdaj spomnimo tudi znamenitosti kraja, ki ne premore kaj več kot teh malo manj uspešnih krajev. Še posebej 300 vaščanov: grad, dvorec, eden prvih mlinov takih obmejnih, ki smo s 1. majem 2004 na elektriko, odkriti temelji puščavniške svojim avstrijskim sosedom z ‘’dvignjeno kapele, ena najstarejših lip na Slovenskem, rampo’’ postali mnogo bližji. Ob slavnostnem več desetletij stara redka še ohranjena drevesa: zgodovinskem sprejemu smo, sicer ponosni bukve žalujke, ciprese, platane, okrasne češnje, Slovenci, Tratenčani avstrijske sosede sprejeli samorasle tise..., ena večjih še ohranjenih kleti zapuščeni, razpadajoči in zaraščeni. v Slovenskih goricah, ostanki kamnoloma Ob glavni cesti, ki pelje iz avstrijskega Cmureka in apnenice, pekarna, gospodarska poslopja (Mureck) preko Lenarta proti Mariboru ali spodnjega in gornjega gradu… preko Šentilja proti Mariboru, je v dolžini Leta 1918, ko je bila vzpostavljena državna manj kot 1.800 metrov vsaj enajst sramotno meja, so Trate ostale odrezane od pomembnega razpadajočih in zanemarjenih objektov. dela trga. S svojo mejno pozicijo so bile v časih Razpadajoči objekti so dokaz gospodarsko med obema vojnama in po drugi svetovni vojni in kulturno dejavne preteklosti na eni in deležne le pozornosti v smislu preprečevanja kasnejših neugodnih družbeno-političnih tihotapljenja. Poostren nadzor in umetno razmer na drugi strani. Naj navedem le nekaj prekinjena povezava s sosedi pa je za Trate

186 Trate v Evropski uniji

Novi Kinek oziroma Gornji grad oziroma Kapralov grad oziroma Hannsonov grad v tridesetih letih 20. stoletja – Das Schloss Novi Kinek bzw. Oberes Schloss zw. Schloss Kapral bzw. Schloss Hannson in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts pomenila izolacijo. Pot proti severu je bila nakupovanje v cenejših avstrijskih trgovinah omejena, zmanjšal se je tranzit in prekinjeno ter nedeljske obiske Avstrijcev v naših kmečkih je bilo trgovanje s čezmejnimi kraji. Leta po turizmih. drugi svetovni vojni, ko so se številni slovenski In da si krajani Trat želijo svojim sosedom kraji razvijali, Tratam niso bila naklonjena. enakovredno stati ob boku, je seveda povsem Gospodarska dejavnost je v okrnjenih razmerah razumljivo. Najmanj hvaležno do zaskrbljenih in pod nacionalizacijskimi postopki zastala in krajanov bi bilo, da bi zaradi vsesplošne v sedemdesetih letih 20. stoletja, ko je zastal še slovenske brezbrižnosti Trate s svojimi mlin, tudi dokončno izdahnila. naravnimi in kulturnimi danostmi morale Lahko bi rekli, da je to pač zgodba obmejnih postati zanimiva in poceni priložnost sosedom krajev, ki so oddaljeni od središča sprejemanja iz druge države. In kako so krajani, Občina odločitev in zato deležni kvečjemu drobtinic Šentilj in država Slovenija, skrbeli za razmere kruha, ki ga režejo centri. Pa bi se potem isto na Tratah? moralo goditi tudi sosednjemu Cmureku, Težave z zgodovinskimi objekti na Tratah ki se je v desetletjih ločenega življenja razvil se seveda začno že pri samih lastnikih. Novi in uspešno prilagodil novim razmeram in Kinek oz. Gornji grad je v lasti Sadjarstva potrebam trga. Po več kot osemdesetih letih Lenart, ki je že dalj časa v stečajnem postopku ločenega življenja pričakujemo, da se bodo vezi in z objektom nima nobenih načrtov. Petkov s sosednjim in za Trate najbližjim mestom mlin je v zasebni lasti nepremičninske družbe močno okrepile in presegle zgolj slovensko iz Maribora, ki je stavbo kupila in jo prepustila

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Služinčad v angleškem vrtu v času dr. Kapralova – Das Gesinde im Cmureški grad in most v času prve svetovne vojne – Schloss Mureck im Englischen Garten in der Zeit von Dr. Kapral Zeitraum des Ersten Weltkriegs nadaljnjemu propadu. Spodnji grad je v lasti Ministrstva za delo, družino in socialne zadeve RS, ki ga namerava prepustiti Ministrstvu za kulturo RS. Kaj bo le to z njim, se seveda še ne ve. Potem imamo pa občino, ki zaenkrat še ni pripravila razvojne strategije v smislu revitalizacije tratenških objektov. In ne le to, z odloki je občina navedene objekte zaščitila, Dvorišče cmureškega gradu v času med prvo svetovno vojno – Hof des vendar pa ni poskrbela za njihovo izvajanje. Schlosses Mureck während des Ersten Weltkrieges Odlok o prostorskih ureditvenih pogojih za razpršeno gradnjo v Občini Šentilj (sprejet bolne Hrastovec-Trate. Grad, ki ga zgodovinski 16. 10. 2003) v 42. členu, ki govori o kulturni viri prvič omenjajo v 11. stoletju, je še zmeraj v dediščini, jasno določa: ‘’Za vse posege na solidnem stanju. Kakšna bo njegova prihodnost objektih kulturne dediščine in njihovih vplivnih zdaj, ko ga je navedena ustanova po več območjih je potrebno v fazi izdelave projekta desetletjih upravičeno zapustila, ni znano. za pridobitev dovoljenja za poseg v prostor Nikomur. Občina se ga, kot kaže, na veliko pridobiti pogoje in soglasja, ki jih izda pristojno otepa. Ministrstvo za delo, družino in socialne ministrstvo.’’ Iz seznama kulturne dediščine zadeve, v čigar lasti je grad, pa zaenkrat ni (kjer je naveden Zavod za varstvo kulturne predstavilo še nobenega projekta. dediščine Slovenije, OE Maribor, julij 2002) je Petkov mlin tako imenujemo po zadnjem povsem jasno razvidno, da v to kategorijo sodijo zasebnem lastniku pred nacionalizacijo. Okoli naslednji objekti na Tratah: Grad Cmurek, ki leta 1912 ga je dal postaviti Anglež Hannson, mu domačini rečejo kar Spodnji grad, dvorec ki je v tistih časih prebival v Novem Kineku. Po Novi Kinek, ki mu domačini rečejo Gornji grad, ustnem izročilu naj bi bil ta mlin eden prvih Brdonslova kapelica in Petkov mlin. Razen na elektriko v Kraljevini Jugoslaviji. Zadnjih kapelice je prihodnost ostalih treh objektov dvajset let je zapuščen. Namesto da bi služil povsem nejasna. svojemu primarnemu ali kakšnemu drugemu Spodnji grad (grad Cmurek) je vse do lanskega namenu, z njega odpadata omet in opeka. leta dajal zavetje Zavodu za duševno in živčno Najbolj zanimivo in najbolj tragično se

188 Trate v Evropski uniji zgodba zapleta v primeru Novega Kineka. Zgradba služi stanovanjskim namenom in je kot taka izpostavljena ne samo zobu časa, kot je to opazno v primeru mlina, ampak je poleg vsega izpostavljena še nasilnim in nenadzorovanim posegom. Z grobimi posegi je prezidana dvorana, ki je v začetku 20. stoletja predstavljala salon in knjižnico, po nacionalizaciji pa je bila namenjena kulturnim prireditvam. Prezidan je tudi prehod pod teraso. Ponekod so stara okna že nadomestili z neustreznimi sodobnimi okni s plastičnimi okvirji. Da ne govorimo o puščanju strehe, zamakanju in neurejeni kanalizaciji. Kljub temu, da obstaja pravna podlaga za zaščito kulturne dediščine pred nekontroliranimi in agresivnimi posegi, zgolj nekaj navedenih dejstev s terena priča o tem, da pristojne oblasti Propadajoče pročelje Petkovega mlina, avgust 2005 – Die verfallende Fassade der Petkov Mühle im August 2005 ne izvajajo nadzora nad stanjem in posegi v objekte, ki so jih same označile za kulturno dediščino. V 43. členu istega odloka nadalje piše: ‘’Na območju PUP za razpršeno gradnjo v Občini Šentilj se nahajajo naslednje naravne vrednote in regijski park, ki so predlagani za zavarovanje (op.a.: navajam samo tiste s Trat): Grajska lipa pri gradu Cmurek in Grajski park Trate’’. In nadalje: ‘’Za vse posege na zgoraj navedenih območjih oz. v bližini naravnih vrednot, je Porušene stopnice Kapralovega grada so včasih iz terase vodile v lepo urejen park potrebno pridobiti naravovarstvene – Die verfallenen Treppen des Schlosses Kapral führten einst in den schön gepfleg- pogoje in naravovarstveno soglasje, ki ten Park ga izda pristojno ministrstvo’’. V primeru Grajskega parka Trate se je od prakse. Sredi novembra 2003 je Zavod za ponovno izkazalo, kako daleč je lahko teorija gozdove OE Maribor (lastnik parka je Sklad

189 Trate v Evropski uniji kmetijskih zemljišč in gozdov RS) začel sanitarno sečnjo z razlogom, da zameji in odpravi podlubnika. Vse lepo in prav, vendar že bežen sprehod skozi park daje vedeti, da so za sečnjo označena tudi drevesa, ki so videti povsem zdrava. Tri markirane bukve ne kažejo prav nobenega znaka, da jih je napadel podlubnik. Po pritisku krajanov in z voljo pristojnih organov je sečnja začasno ustavljena. Srečko Štajnbeher, vodja OE Zavoda za varstvo kulturne dediščine, pravi: ‘’Glede na to, da sta tako dvorec kot park vpisana v register nepremične kulturne dediščine, kar pomeni, da sta pod zaščito, bi morala naša služba pripraviti konzervatorski program za vse predvidene posege. Tudi v tem primeru, ko gre za sečnjo v gozdu, oziroma v parkovnem območju gradu, bi to morali storiti.’’ Jožef Mrakič, Zazidan prehod pod teraso, plastična okna in neurejena kanalizacija kazijo podobo podeželskega dvorca – Der zugemauerte Durchgang unter der Terasse, Fenster mit vodja Zavoda za gozdove OE Maribor, Kunsstoffrahmen und die nicht geregelte Kanalisation verunstalten die Gestalt des dodaja, da bodo nadaljnji ukrepi v Landschlosses gozdu potekali v dogovoru z Zavodom za varstvo kulturne dediščine. Iz vsega zgoraj napisanega je povsem jasno, da bi dogovori morali teči avtomatično, brez pobud in zahtev krajanov ter posredovanja občine, že preden je sečnja sploh začela teči. Ali smo zgolj krajani odgovorni za nadzor nad izvajanjem občinskega odloka? Če se vrnemo nazaj in žalostne razmere na Tratah pogledamo iz drugega zornega kota, ugotovimo, da bo kraj z vstopom v EU in s svojo novonastalo primestno pozicijo izpostavljen številnim novim možnostim in Zapuščen in razpadajoč prizidek Petkovega mlina je v osemdesetih letih gostil priložnostim. Z željo, da bi zastalo punk-rockovsko sceno – Der verlassene und zerfallende Zubau der Petek-Mühle be- herbergte in den 80er Jahren die Punkrock-Szene

190 Trate in der Europäischen Union kolesje premaknili in ga obrnili sebi in širši te von Trate zählt nicht zu den slowenischen družbi v korist, so se zaskrbljeni Tratenčani Erfolgsgeschichten. združili v Iniciativni odbor za Trate. Nastala Dennoch sollte man sich hin und wieder auch je pregledna brošura, v kateri nazorno popišejo an diese etwas weniger erfolgreichen Orte erin- razmere v svojem kraju in izrazijo dolgoročni nern, insbesondere an die grenznahen, die seit cilj, da obstoječe objekte, ki trenutno kazijo dem 1. Mai 2004 durch den EU-Beitritt Slowe- kraj in s svojim propadom potencialno niens den österreichischen Nachbarn näher ge- ogrožajo ljudi v okolici, ne le ohranijo, pač rückt sind. Bei den Feierlichkeiten anlässlich pa obnovijo s ciljem širše družbene koristi. dieses historisch bedeutsamen Ereignisses ha- Vse prej kot kmetijstvu prilagojeni kraj bi z ben wir, die Bewohner von Trate, ansonsten razvojno strategijo in sredstvi lahko izkoristil auf ihr Land stolze Slowenen, die österreichi- svoje kulturne in naravne danosti. Denar je schen Nachbarn in einem verfallenden Ort moč – kadar občinski proračun ne seže tako empfangen. daleč – črpati iz različnih mošenj Evropske Entlang der Hauptstraße, die aus Mureck über unije in prav tukaj imajo prednost obmejne Lenart oder über Šentilj Richtung Maribor regije. Z voljo in pobudami, kot jih na pristojne führt, befinden sich auf einer Strecke von we- organe naslavljamo krajani Trat, se iz pozabe niger als 1.800 Metern zumindest elf verfallen- da privleči še tako zanemarjene objekte in de Objekte, die ein Beleg für die ungünstigen jih spremeniti v življenja polne, funkcionalne wirtschaftlichen und gesellschaftlich-politi- in profitabilne. Očitno pa so volja in pobude schen Verhältnisse auf der slowenische Sei- zaskrbljenih krajanov veliko premalo, da bi te der Grenze sind. Ich erwähne hier nur ein pognali več kot desetletje mirujoče kolesje paar Sehenswürdigkeiten dieses Ortes, in dem Občine Šentilj. nicht viel mehr als 300 Dorfbewohner leben: das Schloss, den Gutshof, eine der ersten elek- trisch betriebenen Mühlen, die Ausgrabungen Trate in der Europäischen Union von Fundamenten einer Einsiedlerkapelle, eine Die Gleichgültigkeit gegenüber der ältesten Linden Sloweniens, seltene, meh- rere Jahrzehnte alte, gut erhaltene Bäume (eine grenznahen Orten: Eine Frage der seltene Buchenart, Zypressen, Platanen, japa- Verantwortung der Bewohner, der nische Kirschen, wild wachsende Eiben...), ei- nen der größten noch erhaltenen Weinkeller in Gemeinde oder des Staates? den Windischen Büheln, die Überreste eines Steinbruchs und einer Kalkgrube, eine Bäcke- Trate liegt in den Slovenske Gorice (Windische rei, die Wirtschaftsgebäude des Unteren und Bühel) und stellt mit der einzigen Brücke über des Oberen Schlosses ... die Mur zwischen Šentilj und Gornja Radgona Im Jahre 1918, als die Staatsgrenze gezogen eine wichtige internationale Verkehrsverbin- wurde, wurde Trate von seinem wirtschaftli- dung zu den grenznahen österreichischen Or- chen Umfeld getrennt. In der Zwischenkriegs- ten dar, sowohl in Richtung Leibnitz und Graz zeit und Nachkriegszeit erlangte der Ort nur als auch nach Bad Radkersburg. Die Geschich- auf Grund des Kampfes gegen den Schmug-

191 Trate in der Europäischen Union gel Aufmerksamkeit. Die verschärfte Überwa- wer für die tristen Verhältnisse in Trate ver- chung der Grenze und die künstlich unterbro- antwortlich ist: die Bevölkerung, die Gemein- chene Verbindung zum Nachbarn bedeuteten de Šentilj oder der slowenische Staat? indessen für Trate die Isolation. Der Weg Rich- Die Schwierigkeiten mit den historischen Ob- tung Norden war eingeschränkt, der Transit jekten in Trate beginnen schon bei den Ei- nahm ab, und der Handel mit den grenznahen gentumsverhältnissen. Novi Kinek, damit ist Orten wurde unterbrochen. Die Jahre nach Gornji grad (das Obere Schloss) gemeint, be- dem Zweiten Weltkrieg, in denen sich ande- findet sich im Eigentum von Sadjarstvo Lenart re slowenische Orte positiv entwickeln konn- (Obstbau Lenart), das schon längere Zeit in ei- ten, brachten für Trate hingegen keinen Auf- nem Konkursverfahren steckt und das für das schwung. Die wirtschaftliche Entwicklung Objekt derzeit keine weiteren Pläne hat. Die wurde sowohl durch die geographische Rand- Petek-Mühle (Petkov mlin) ist Eigentum ei- lage als auch durch die Verstaatlichung stark ner Immobiliengesellschaft aus Maribor, die beeinträchtigt und erreichte in den siebziger das Gebäude gekauft, aber dem weiteren Ver- Jahren mit der Einstellung der Mühle ihren ne- fall überlassen hat. Spodnji grad (das Untere gativen Höhepunkt. Schloss) befindet sich im Besitz des Ministe- Man könnte sagen, dass dies eben das Schick- riums für Arbeit, Familie und Soziales, das beab- sal von grenznahen Orten ist, die vom Zen- sichtigt, es dem Ministerium für Kultur zu über- trum, in dem die Entscheidungen gefällt lassen, dessen Pläne betreffend das Gebäude werden, weit entfernt sind. Dem aber wider- jedoch noch nicht bekannt sind. Auch die Ge- spricht die Situation im benachbarten Mureck, meindeverwaltung von Šentilj hat noch kein das sich in den Jahrzehnten der Trennung wei- Konzept für die Revitalisierung der Gebäude terentwickelt und erfolgreich den neuen Ver- in Trate. Und nicht nur das: Die Gebäude ste- hältnissen und Marktbedürfnissen angepasst hen zwar auf Grund von Verordnungen unter hat. Nach mehr als achtzig Jahren der Tren- dem Schutz der Gemeinde, diese aber unter- nung vom nördlichen Nachbarn erwarten nimmt nichts zu deren Umsetzung. wir, dass die Beziehungen zum benachbarten Der Artikel 42 der Verordnung zum Flächen- Mureck stark ausgebaut werden und über den widmungsplan der Gemeinde Šentilj (be- Einkaufstourismus der Slowenen in den billi- schlossen am 16.10.2003), der sich auf das kul- geren österreichischen Geschäften und über turelle Erbe bezieht, besagt eindeutig: „Für alle Buschenschankbesuche von Österreichern in Veränderungen an Objekten des kulturellen Slowenien hinausgehen. Erbes und dessen Umgebung ist es in der Pha- Dass die Einwohner von Trate den Nachbarn se der Projektausarbeitung notwendig, sämtli- ebenbürtig sein wollen, ist selbstverständlich. che Genehmigungen […] für Eingriffe in die Die wohl schlechteste Situation für die Be- Bausubstanz […] beim zuständigen Ministe- wohner wäre es, wenn Trate mit seinen na- rium einzuholen.“ Zu den Objekten kulturel- türlichen und kulturellen Besonderheiten auf len Erbes zählen laut einer Liste des Amtes zum Grund der allgemeinen slowenischen Gleich- Schutz des kulturelles Erbes, Verwaltungskreis gültigkeit dem Ausverkauf an das Ausland Maribor, vom Juli 2002 folgende Objekte in preisgegeben würde. Es stellt sich die Frage, Trate: Schloss Mureck, das die Einheimischen

192 Trate in der Europäischen Union

Spodnji grad (Unteres Schloss) nennen, der entsprechende moderne Fenster mit Kunst- Gutshof Novi Kinek, von den Einheimischen stoffrahmen ersetzt. Vom lecken Dach, dem Gornji grad (Oberes Schloss) genannt, die Ka- Eindringen von Wasser und der nicht geregel- pelle Brdonslova und die Petek-Mühle. Abgese- ten Kanalisation gar nicht erst zu sprechen. hen von der kleinen Kapelle ist die Zukunft der Obwohl Gesetze zum Schutz des Kulturer- übrigen Objekte völlig ungewiss. bes gegen unkontrollierte und unsachgemäße Das Schloss Mureck beherbergte bis zum Eingriffe bestehen, beweisen die angeführten vorigen Jahr die Anstalt für psychisch Kranke Beispiele, dass die zuständigen Behörden ihrer Hrastovec-Trate (Zavod za duševno in živčno bolne Aufsichtspflicht nicht nachkommen. Hrastovec-Trate). Das Schloss, das im 11. Jahr- Der Flächenwidmungsplan der Gemeinde hundert erstmals urkundlich erwähnt wird, Šentilj weist im Artikel 43 die Schlosslinde befindet sich immer noch in gutem Zustand. beim Schloss Mureck und den Schlosspark Welche Zukunft das Schloss jetzt erwartet, Trate als Naturdenkmäler aus. Für alle Eingrif- nachdem die Heilanstalt nach mehreren Jahr- fe an den betreffenden Objekten bzw. in deren zehnten ausgezogen ist, ist unklar. Die Ge- Nähe müssen Genehmigungen beim zuständi- meinde will es allem Anschein nach loswer- gen Ministerium eingeholt werden. den. Das Ministerium für Arbeit, Familie und Am Beispiel des Schlossparks Trate zeigte sich Soziales, in dessen Eigentum sich das Schloss wieder, wie weit Theorie und Praxis auseinan- befindet, hat aber bislang noch kein Projekt der liegen können. Mitte November 2003 hat vorgestellt. die Forstbehörde des Verwaltungsbezirks Ma- Die Petek-Mühle ist nach dem letzten privaten ribor (der Besitzer des Parks ist der Fonds land- Eigentümer vor der Verstaatlichung benannt. wirtschaftlicher Grundstücke und Wälder der Repu- Sie wurde um das Jahr 1912 vom Engländer blik Slowenien) mit Holzschlägerungsarbeiten Hannson errichtet, der zu dieser Zeit auf Novi mit der Begründung des Befalls der Bäume Kinek gelebt hat. Nach mündlicher Überliefe- durch Borkenkäfer begonnen. Doch schon ein rung war sie eine der ersten mit Strom betrie- flüchtiger Spaziergang durch den Park zeigt, benen Mühlen im Königreich Jugoslawien. Die dass auch Bäume zur Schlägerung freigegeben letzten Jahrzehnte steht die Mühle still und wurden, die einen gesunden Eindruck machen. verfällt. Auf Grund von Interventionen von Einwoh- Interessant und zugleich tragisch ist die Ge- nern erteilte die zuständige Behörde schließ- schichte von Novi Kinek. Das Gebäude wird lich die Weisung zur vorübergehenden Einstel- als Wohnhaus genutzt und ist als solches – wie lung der Ausholzung. Srečko Štajnbeher, Leiter auch die Petek-Mühle – nicht nur dem Zahn des Amtes zum Schutz des Kulturerbes im Verwal- der Zeit, sondern auch unsachgemäßen bauli- tungsbezirk Maribor bestätigte, dass „sowohl chen Eingriffen ausgesetzt. Diese betreffen den der Gutshof als auch der Park im Register des Saal, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Bi- immobilen Kulturerbes eingetragen sind, d. h. bliothek diente und nach der Verstaatlichung dass sie unter Schutz stehen, und unsere Be- für Kulturveranstaltungen genutzt wurde, hörde müsste ein konservatorisches Konzept und den Durchgang unter der Terrasse. Stel- bezüglich aller vorgesehenen baulichen Maß- lenweise wurden die alten Fenster durch nicht nahmen erstellen. Auch im Falle von Aushol-

193 Trate in der Europäischen Union zungen im Schlosspark müsste dies der Fall O AVTORJU – ZUR PERSON sein.“ Jožef Mrakič, Leiter der Forstbehörde Sonja Bezjak

Maribor, fügt hinzu, dass weitere Eingriffe im Sonja Bezjak, rojena 27.04.1978. Otroštvo Wald in Zukunft in Absprache mit dem Amt in gimnazijska leta preživela na Tratah. Po končani gimnaziji študij nadaljevala na zum Schutz des Kulturerbes erfolgen werden. Aus Fakulteti za družbene vede v Ljubljani in leta dem Gesagten geht hervor, dass die genannte 2003 diplomirala iz sociologije. Trenutno pripravlja doktorsko nalogo iz sociologije na Behörde von sich aus vor Beginn der Schläge- isti fakulteti. V zadnjih letih se poleg študija rungen hätte tätig werden müssen und nicht ukvarja še z aktualnimi problemi v domačem kraju. – Sonja Bezjak, Jahrgang 1978, hat ihre erst nach Protesten der Bevölkerung. Oder Kindheit und Jugend in Trate verbracht. Nach Abschluss des Gymnasiums inskribierte sie an sind wir als Bewohner von Trate gar für die der Universität von Ljubljana Gesellschaftswis- Umsetzung der Gemeindeverordnung verant- senschaften und diplomierte im Jahr 2003 im Fach Soziologie, das sie nun auch für ihr Dok- wortlich? torat wählte. In den letzten Jahren beschäftigt Wenn wir die tristen Verhältnisse in Trate aus sie sich intensiv mit den aktuellen Problemen ihres Heimatortes. einem anderen Blickwinkel betrachten, kön- nen wir feststellen, dass sich dem Ort seit dem EU-Beitritt Sloweniens neue Perspektiven und Chancen eröffnen. Aus dem Wunsch nach Veränderung haben sich engagierte Einwoh- ner von Trate zu einer Initiative für Trate (Inicia- tivni odbor za Trate) vereint. In einer übersicht- lichen Broschüre werden die Verhältnisse in Trate dargestellt und das langfristige Ziel zum Ausdruck gebracht, die verfallenen Baudenk- mäler, die derzeit den Ort verunstalten und potenziell auch Personen gefährden, nicht nur zu erhalten, sondern auch einer breiten gesell- schaftlichen Nutzung zuzuführen. Mit einer vernünftigen Entwicklungsstrategie könnten die natürlichen Ressourcen genutzt werden. Hierzu könnte man EU-Mittel zur Förderung der Grenzregionen lukrieren und bislang ver- nachlässigte Objekte vor dem endgültigen Ver- fall bewahren und sie lebendig, funktional und profitabel gestalten. Offensichtlich reicht aber das Engagement der Bewohner von Trate nicht aus, um die Verantwortlichen der Gemeinde Šentilj zum handeln zu bewegen.

194 Jüdisches Schicksal an der Grenze

Jüdisches Schicksal an der Grenze Zwei Teilaspekte

� Text: Franz Josef Schober

Auf beiden Seiten des Grenzbaches Kutschenitza/Kučnica lebten bis zum Zweiten Weltkrieg auch noch Angehörige des jüdischen Volkes bzw. der jüdischen Religion. Die Geschichte der Juden in der Stadt Radkersburg wurde von Hermann Kurahs eingehend er- forscht.1 Heimo Halbrainer hat in seinem Rundgangführer „Auf den Spuren der Protestanten, Ju- den, Roma und Slowenen in und um Bad Radkersburg“ (Wissenschaftliche Schriftenreihe des Pa- velhauses, Bd. 2a) der Geschichte der Juden in Radkersburg ein Kapitel gewidmet. Über die Geschichte der Juden im Prekmurje/Übermurgebiet jenseits der Kutschenitza haben im letzten Signal (Jahresschrift des Pavelhauses 2004/05) Franc Kuzmič sowie Lászlo Németh und Beata Lazar berichtet. Im Gegensatz zur eher geringeren jüdischen Bevölkerungszahl im Gebiet von Radkersburg (1934 waren es noch acht Personen) gab es im Prekmurje in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch relativ große jüdische Gemeinden (so lebten 1921 in Murska Sobota/Mura- szombat/Olsnitz 179 Juden, im gesamten Prekmurje waren es 642). Die Nationalsozialisten beendeten schließlich auf schreckliche Weise auch das einstige blühende jüdische Leben im südoststeirisch-slowenischen Grenzraum. 387 Juden des Prekmurje kamen 1944 im Konzentrationslager Auschwitz oder auf dem Transport dorthin ums Leben, darunter auch das aus Radkersburg vertriebene Ehepaar Moritz und Berta Neumann. Im folgenden Beitrag soll nun kurz an zwei weitere Teilaspekte des „jüdischen Schicksals an der Grenze“ erinnert werden. Einerseits an die einst große Zahl jüdischer Kurgäste im südoststeiri- schen Kurort Bad Gleichenberg und andererseits an den Einsatz ungarisch-jüdischer Zwangsarbei- ter beim Stellungsbau im Jahre 1945 an der Kutschenitza-Grenze. Frau Dr. Eleonore Lappin vom Institut für Geschichte der Juden in Österreich (St. Pölten bzw. Wien) danke ich herzlichst für die Mög- lichkeit der Einsichtnahme in wertvolles Quellenmaterial und für ihre große Hilfe bei der Erstel- lung des Kapitels über den Einsatz der ungarisch-jüdischen Zwangsarbeiter beim Stellungsbau.

Jüdisches Leben im Kurort Bad Gleichenberg. 1837 fand die erste Kursaison in dem von Mathi- as Constantin Graf Wickenburg gegründeten südoststeirischen Kurort Gleichenberg (Bezirk Feld-

195 Jüdisches Schicksal an der Grenze

Jüdische Kurgäste in Gleichenberg (Archiv W. Rauch, Privatbesitz, Bad Gleichenberg.) – Judovski zdraviliški gostje v Gleichenberg-u. (arhiv W. Rauch, privatna posest, Bad Gleichenberg)

196 Jüdisches Schicksal an der Grenze bach) statt. Wurde der Kurort in den folgenden Als ein wichtiger Hinweis auf eine größe- drei Jahrzehnten vor allem vom Adel, von hö- re Zahl jüdischer Kurgäste in Gleichenberg heren Militärs und reichen Bürgern aufgesucht, nach Inkrafttreten des Staatsgrundgesetzes so war Gleichenberg ab ca. 1870 auch das be- von 1867 ist der Umstand zu werten, dass der vorzugte Ziel von Kurgästen jüdischen Glau- Baumeister Philipp Schweighofer aus Graz be- bens. Die jüdischen Kurgäste kamen vor allem reits 1869 die „jüdische Traiteurie“ (jüdische aus Österreich und Ungarn, daneben auch aus Speisewirtschaft) in einem Nebengebäude Polen und Galizien. seines 1849 erbauten „Berliner Hofs“ (heute Erst das Staatsgrundgesetz von 1867 brachte „Kirchenwirt“) in Gleichenberg einrichtete.5 den Juden (mehr als dreieinhalb Jahrhunder- 1874/75 ließ Schweighofer dann gleich neben te nach ihrer Vertreibung aus der Steiermark seinem „Berliner Hof“ die Villa „Stadt Peters- 1496/97) die Gleichstellung mit den anderen burg“ (später „Charlottenburg“ genannt, heu- Staatsbürgern, und sie konnten sich nun wie- te Gemeindeamt und Volksschule) erbauen, der uneingeschränkt in der Steiermark aufhal- wohin er dann die rituelle Küche übersiedel- ten. te. Um 1880 wird die „israelitische Küche“ in Die jüdischen Kurgäste stellten bis 1938 ei- der Restauration „Stadt Petersburg“ (Philipp nen großen Teil der Gäste in Bad Gleichen- Schweighofer) genannt. Kurzfristig wird um berg.2 Unter ihnen war von Juni bis September diese Zeit auch eine „israelitische Küche“ in 1921 auch der aus Galizien stammende spätere der von Helene Kremsier geführten Restaurati- Schriftsteller Manès Sperber (1905–1984), der on „Hohe Warte“ erwähnt, dazu gehörte auch auf der Flucht vor den Ereignissen des Ersten eine „israelitische Bäckerei“.6 Weltkrieges mit seiner jüdischen Familie 1916 1892 waren dann israelitische Küchen im 1883 Wien erreicht hatte.3 erbauten „Theresienhof“ (heute „Hotel Aus- Eine eigentliche jüdische Gemeinde bzw. stän- tria“) und im bereits 1847 erbauten „Wilhelms- dig hier lebende Juden hat es in Gleichenberg hof“ (1991 abgetragen) zu finden.7 Während aber nicht gegeben, wie auch die Volkszäh- die rituelle Küche vom „Wilhelmshof“ um die lungsergebnisse zeigen. Außerhalb der von Mai Jahrhundertwende in die gleich daneben ge- bis September dauernden Kursaison, also auch legene Villa „Hungaria“ (heute Internat „Ro- zum jeweiligen Stichtag der Volkszählungen senschlößl“) übersiedelte,8 sollte der „Theresi- (zumeist der 31. Dezember), waren keine Kur- enhof“ bis in die 1930er Jahre das wichtigste gäste in Gleichenberg, und auch der überwie- Haus für das jüdische Leben in Gleichenberg gende Teil der Kurärzte war abgereist. bleiben. Im Hotel „Theresienhof“ wurde be- Bei der Volkszählung 1880 gab es im Kurort reits 1892 während der Kursaison jeden Sams- Gleichenberg selbst keinen Juden, nur eine Per- tag der israelitische Gottesdienst abgehalten, son mit israelitischer Konfession lebte im Orts- hier war noch bis in die 1930er Jahre der Ge- teil Sulz. 1890 wurden im Kurort Gleichenberg betsraum für die jüdischen Kurgäste in Bad elf Personen mit israelitischer Konfession ge- Gleichenberg.9 Als Besitzer des für das jüdische zählt, 1900 waren es noch fünf. In den Volks- Leben in Gleichenberg besonders bedeutsamen zählungen von 1910 und 1934 scheinen in Bad „Theresienhofs“ findet sich vorerst Siegmund Gleichenberg keine Juden mehr auf.4 Breiner, später als Pächter Max Goldschmied

197 Jüdisches Schicksal an der Grenze

Ansichtskarte Villa „Hungaria“ und „Wilhelmshof“ mit Hinweis auf das rituelle Restaurant aus dem Jahre 1896 (Sammlung F. Hermann, Bad Gleichen- berg) – Razglednica vila „Hungaria“ in „Wilhelmshof“ z napotkom o košêr restavraciji iz leta 1896 (zbirka F. Hermann-a, Bad Gleichenberg)

198 Jüdisches Schicksal an der Grenze und schließlich die Firma Horn & Imbermann. tel Eisen“ oder Villa „Dreibaum“ hatte.14 In einem kurz vor dem Ausbruch des Ersten Der jüdische Gastwirt und Hotelier Salomon Weltkrieges erschienen Büchlein über den Kur- Eisen verstarb 1924 im Alter von 69 Jahren und ort Gleichenberg wird für „Max Goldschmied’s wurde auf dem jüdischen Friedhof im nahen Hotel und Restaurant ,Theresienhof’ […] ritu- Trautmannsdorf bestattet, der als letzte Ruhe- elle vorzügl. Wiener Küche“ geworben.10 stätte für in Gleichenberg verstorbene jüdische Im Kurort Gleichenberg lebte und arbeite- Kurgäste diente.15 (Gleichenberg gehörte bis te durch viele Jahre auch der aus dem Gebiet 1940 zur römisch-katholischen Pfarre Traut- von Pápa in Ungarn stammende Beschneider, mannsdorf. Da die katholische Kirche eine Be- Schächter und Gastwirt Salomon Eisen, der es stattung Andersgläubiger auf ihrem Friedhof im Laufe der Jahre von anfänglich bescheide- nicht zuließ und dies auch den jüdischen Glau- nen Dienstverhältnissen bis zum Hotelbesit- bensvorschriften widersprochen hätte, wurde zer brachte. Er kam bereits kurz vor der Jahr- nahe des katholischen Friedhofs ein jüdischer hundertwende nach Gleichenberg und betrieb Friedhof angelegt, auf dem zwischen 1881 und vorerst über die Sommersaison (die Saison in 1932 fast 100 Verstorbene bestattet wurden.) Gleichenberg dauerte damals nur von Mai bis Der Grabstein für Salomon Eisen ist einer der September) im Dorf Gleichenberg ein rituelles wenigen heute noch erhaltenen Grabsteine auf Speiselokal.11 dem jüdischen Friedhof in Trautmannsdorf. Eisen war in der Folge vorübergehend für eine In Gleichenberg boten zwei Spitäler, ein christ- Saison als Schächter bei Ernestine Tritsch (Be- liches und ein israelitisches, auch den ärmeren sitzerin der bereits erwähnten Villen „Wil- Patienten die Möglichkeit, hier die Kur zu be- helmshof“ und „Hungaria“) im Dienst. In ei- suchen.16 Das christliche Hospital „Zum Pil- nem Büchlein über Gleichenberg aus dem Jahre ger“ wurde bereits 1844 errichtet und wurde 1906 findet sich dann eine Werbung für „Sala- während der Sommersaison von den Barmher- mon Eisen’s rituelle Küche in der Restaurati- zigen Schwestern aus Graz betreut. on Baumer“ (= Gasthaus „Zur Hinterbrühl“ in Der 1883/84 gegründete Verein zur Errichtung Gleichenberg Nr. 47). Da dieses Gasthaus et- eines israelitischen Hospitales in Gleichenberg bau- was abseits des eigentlichen Kurortes an der te ein Spital, bei dessen Eröffnung am 23. Juni Straße zum Ortsteil Bärenreith lag, wurde den 1884 der Wiener Oberrabbiner Dr. Adolph Jelli- Gästen zur Mittagszeit gratis ein Wagen zur nek die Festrede hielt.17 Das israelitische Hospi- Verfügung gestellt.12 Beim Versuch, sein ritu- tal „Zur Barmherzigkeit“ (Besitzer: Israelitische elles Lokal näher bei den Kuranlagen anzusie- Kultusgemeinde Wien) hatte 1892 acht Betten deln, bekam Salomon Eisen auch die Auswir- und wurde auch im „Steiermark Hand- und kungen des Antisemitismus zu spüren. Reisebuch“ von 1914 erwähnt.18 Als Ordina- Kurz vor Beginn des Ersten Weltkrieges be- rius des israelitischen Hospitals wird bis etwa trieb Salomon Eisen auch ein Restaurant mit 1910 Dr. Paul Hönigsberg genannt, dem dann koscherer Küche im Gasthaus „Fünfkirchen“.13 Dr. Josef Kentzler nachfolgte. Neben dem aus 1919 kaufte er schließlich die nahe bei den Glei- Slawonien stammenden Dr. Hönigsberg (er chenberger Kuranlagen gelegene Villa „Scher- war in der Wintersaison Kurarzt in Meran) baum“, die in der Folge auch den Namen „Ho- und dem aus dem ungarischen Debrecen kom-

199 Jüdisches Schicksal an der Grenze

Ansichtskarte der Villa Scherbaum/Dreibaum des Salomon Eisen, 1921 (Sammlung F. Hermann, Bad Gleichenberg) – Razglednica vile Scherbaum/ Dreibaum Samuel-a Eisen-a, 1921 (zbirka F. Hermann-a, Bad Gleichenberg)

200 Jüdisches Schicksal an der Grenze menden Dr. Kentzler waren in den Jahren um 1900 auch noch Dr. Martin Szigeti aus dem ungarischen Kecskemét (im Winter Kurarzt in Opatija/Abazzia) und Dr. David Kaufer aus dem ungarischen Pécs/Fünfkirchen (er war im Werbung für Produkte der Apotheke Roda in Gleichenberg (aus: G. Winter ebenfalls Kurarzt in Meran) Kurärzte Ensbruner, Der Kurort Gleichenberg in Steiermark, 1923) – Reklama israelitischer Konfession in Gleichenberg.19 za proizvode lekarne Roda iz Gleichenberg-a (iz: G. Ensbrunner, Der Kurort Gleichenberg in Steiermark/Zdraviliški kraj Gleichenberg na In der Zwischenkriegszeit (1919–1938) verleg- Štajerskem, 1923) ten drei jüdische Ärzte aus Wien und Budapest ihre Praxen über die Saisonzeit nach Bad Glei- und seine Familie mit nur wenig Gepäck zur chenberg. Damit veranlassten sie auch viele ih- neuen deutsch-ungarischen Grenze gebracht rer Patienten zu einer Kur im Heilbad, da diese und nach Ungarn abgeschoben. Zuvor hat- ihren Hausärzten nachreisten. Dies bewirkte ten noch im Juni 1938 einige Nationalsozia- auch eine beachtenswerte Steigerung der Gäs- listen vor seinem Haus geschrien: „Juda ver- tefrequenz.20 recke! Juden hinaus!“.24 Der Apotheker Mag. In den 1920er und 1930er Jahren befand sich Julius Roda war wie sein Bruder, der bekann- neben dem bereits traditionellen jüdischen te Schriftsteller Alexander Roda Roda (dieser „Theresienhof“ (Besitzer Horn & Imbermann) war einige Male auf Besuch bei seinem Bruder und dem Hotel Eisen (Besitzer Salomon Eisens in Bad Gleichenberg gewesen), bereits vor Jahr- Erben) auch noch in der „“ (Be- zehnten vom mosaischen zum römisch-ka- sitzer S. Komet) ein jüdisches Speiselokal.21 tholischen Glauben konvertiert (beide waren Nach dem „Anschluss“ und der nationalsozi- unter dem Familiennamen Rosenfeld geboren alistischen Machtübernahme im März 1938 worden).25 wurden in Bad Gleichenberg das Israelitische Der israelitische Friedhof für die Gleichenber- Hospital (Besitzer war die Israelitische Kultusge- ger Kurgäste im nahen Trautmannsdorf wurde meinde Wien) und einige Villen von der Gestapo in der „Reichskristallnacht“ (9./10. November beschlagnahmt.22 Unter diesen Villen (deren 1938) geschändet. Das kleine Zeremonienhaus Besitzer zumeist aus Wien stammten) befan- wurde in Brand gesteckt, Grabsteine wurden den sich auch der bereits mehrfach wegen sei- umgeworfen.26 In den folgenden Jahren ver- ner koscheren Küche genannte „Theresienhof“ schwanden neben der Friedhofsmauer auch und die „Villa Dreibaum“, der einstige Besitz die meisten Grabsteine.27 Auf dem Friedhof von Salomon Eisen. Die „Villa Dreibaum“ war in Trautmannsdorf erinnern heute nur noch dann der Sitz der Ortsgruppe der NSDAP, und zwei Grabsteine an die Zeit vor 1938: einer das Israelitische Hospital wurde von SA und HJ für Jakob Pohoryles (1861–1921) und der an- genutzt.23 dere für den 1924 verstorbenen Gleichenberger In den Tagen des „Anschlusses“ 1938 wurde Gastwirt (Hotelier) Salomon Eisen. auch der seit ungefähr 30 Jahren in Gleichen- 1947/48 wurden auf dem Friedhof in Traut- berg arbeitende und lebende Apotheker Mag. mannsdorf bei Bad Gleichenberg auch die ge- Julius Roda von den Nationalsozialisten in gen Ende des Krieges an der Kutschenitza- „Schutzhaft“ genommen. Später wurden er Grenze im Bereich Klöch–St. Anna am Aigen

201 Jüdisches Schicksal an der Grenze

Ansichtskarten mit dem Israelitischen Hospital „Zur Barmherzigkeit“ im Kurort Gleichenberg, 1918 bzw. 1921 (Sammlung F. Hermann, Bad Glei- chenberg) – Razglednici z izraelsko bolnišnico „Zur Barmherzigkeit“ v zdraviliškem kraju Gleichenberg, 1918 oz. 1921 (zbirka F. Hermann-a, Bad Gleichenberg)

202 Jüdisches Schicksal an der Grenze umgekommenen (ermordeten) jüdischen NS- Männer und Frauen aus allen Orten des Grenz- Opfer beigesetzt. Nur zwei Grabsteine erin- raumes wurden mit einer Notdienstverordnung nern an die Opfer des Jahres 1945: ein Stein für einige Wochen zum Stellungsbau herange- für Ernö Ackerman (1945) und ein weiterer zogen. Daneben waren an der Kutschenitza- für Otto Neuwalder (1924–1945), der auch die Grenze in den nächsten fünfeinhalb Monaten Inschrift trägt: „Zum Gedenken der hier ru- auch Arbeitskräfte aus den Kreisen Graz-Stadt, henden jüdischen Toten und Opfer der Jahre Graz-Land, Deutschlandsberg, Voitsberg und 1938–1945“. Leoben, aus dem nahen Ungarn (Bezirk Mur- ska Sobota) und aus den Gauen München- Jüdische Zwangsarbeiter beim Stellungsbau Oberbayern und Wien im Einsatz.28 1945 an der Kutschenitza-Grenze. Die Er- Unter den aus Wien herangeführten Arbeits- richtung der „Reichsschutzstellung“ 1944/45. kräften befand sich im Raum Klöch auch der Auf Grund der katastrophalen militärischen Schauspieler Curd Jürgens.29 Er flüchtete aber Lage Großdeutschlands wurden ab Sommer nach einiger Zeit und wurde vom Halbenrai- 1944 Vorbereitungen zur Verteidigung der ner Grafen Barthold Stürgkh bzw. von dessen Reichsgrenze getroffen. In die „Reichsschutz- Frau vorübergehend in einem Weingartenhaus stellung“ oder „Südostwall“ genannte Verteidi- versteckt. gungslinie im Südosten sollte auch der Grenz- Neben der notdienstverpflichteten Zivilbe- raum an der Kutschenitza einbezogen werden. völkerung waren Hitlerjugend aus Graz, Mürz- Mitte Oktober 1944 wurde mit ihrem Bau be- zuschlag und Deutschlandsberg und Reichs- gonnen. arbeitsdienst bei den Schanzarbeiten an der Der steirische Gauleiter und Reichsverteidi- Kutschenitza-Grenze eingesetzt. Schließlich gungskommissar Uiberreither hatte mit seinen wurden zu den Stellungsbauarbeiten auch Kreisleitern für die Mobilisierung der notwen- noch Ausländer, „Ostarbeiter“ und gefangene digen Arbeitskräfte und für die Aufbringung ungarische Juden (denen 1944 die Deportation des Materials zu sorgen. Abschnittsleiter des nach Auschwitz erspart geblieben war) heran- Stellungsbauabschnittes V-Feldbach war der gezogen. NSDAP-Kreisleiter von Feldbach, Personal- Die geplante Stellungslinie wurde mit pri- amtsleiter Anton Rutte, dem auch der Mu- mitivsten Mitteln zumeist händisch errich- recker Kreisleiter Arnulf Lill unterstand. Der tet. Auf der Linie Aigen–Deutsch Haseldorf– Stellungsbauabschnitt V umfasste die beiden Gruisla–Pölten verliefen die Stellungen nahe Kreise Mureck und Feldbach, also das Gebiet des Grenzbaches Kutschenitza. Besonders im von Radkersburg bis Mogersdorf (damals ge- Gruislawald sind heute noch ausgedehnte Res- hörte der burgenländische Bezirk Jennersdorf te dieser Anlagen (Laufgräben etc.) gut sicht- zum Kreis Feldbach). Im südlichen Teil des bar.30 Es sind auch noch Reste der Panzergrä- Stellungsbauabschnittes V-Feldbach lagen die ben bei Aigen, Deutsch Haseldorf und Gruisla Unterabschnitte V/1-Radkersburg, V/2-Klöch, vorhanden, welche die panzergefährdeten Ge- V/3-St. Anna am Aigen und der bereits im ländeteile nahe der Grenze sichern sollten. heutigen liegende Unterabschnitt Bedingt durch das rasche Vorrücken der So- V/4 Kalch. wjets wurden die Stellungsbauarbeiten aber

203 Jüdisches Schicksal an der Grenze

Übersichtskarte der „Reichsschutzstellung“ im Raum Radkersburg bis St. Anna am Aigen – Pregledni zemljevid „obrambne linije rajha“ na področju Radgone do St. Anna-e

204 Jüdisches Schicksal an der Grenze schließlich bereits Ende März 1945 noch vor der ungarischen Armee war.34 (Den Juden in der endgültigen Fertigstellung abgebrochen. Ungarn war zwar der Militärdienst mit der In den folgenden Apriltagen sollten sich dann Waffe untersagt, sie mussten aber im Rahmen die unter dem Einsatz tausender Arbeitskräfte der Armee Zwangsarbeit leisten.) In Klöch wa- ausgebauten Stellungen aber großteils als nutz- ren andererseits auch Juden aus Budapest ein- los erweisen, da sie den Anforderungen der gesetzt, die neben den Arbeitsdienstlern von Fronttruppen nicht entsprachen. Die gefan- den Deportationen im Frühjahr 1944 nach Au- genen ungarischen Juden wurden ab Anfang schwitz verschont geblieben, jedoch nach dem 1945 nahe der Kutschenitza-Grenze vor allem Putsch der Pfeilkreuzler Mitte Oktober 1944 für die Errichtung der Panzergräben in den Stel- den Deutschen „leihweise“ für kriegswichti- lungsbau-Unterabschnitten Klöch (V/2) und St. ge Arbeiten übergeben und zum Teil in mör- Anna am Aigen (V/3) herangezogen und muss- derischen Fußmärschen zur Grenze getrieben ten ihre Arbeit unter zum Großteil unmensch- worden waren. Unter den in Klöch eingesetz- lichen Bedingungen verrichten.31 Nach den spä- ten ungarischen Juden waren auch einige Frau- teren Aussagen des Kreisleiters Anton Rutte en, vermutlich ebenfalls aus Budapest.35 waren in seinem Stellungsbauabschnitt V-Feld- Die 300 bis 400 ungarischen Juden wurden in bach (Radkersburg bis Mogersdorf) ab Jänner dem damals noch im Zentrum von Klöch lie- 1945 ca. 3.000 ungarische Juden als Zwangs- genden Schulhaus untergebracht, das bereits arbeiter eingesetzt. Mit Stichtag 1. März 1945 seit Oktober 1944 für die Einquartierung der waren von den insgesamt 13.535 Arbeitskräf- aus verschiedenen Nationen stammenden Stel- ten im gesamten Stellungsbauabschnitt V-Feld- lungsbauarbeiter benutzt wurde.36 Die Stel- bach 2.464 Juden (= ca. 18,2 %).32 lungsbauküche war im ehemaligen Kurhaus (gegenüber dem Gasthaus Domittner) einge- Ungarische Juden als Zwangsarbeiter beim richtet. Stellungsbau im Raum Klöch. Während Die Juden mussten jeden Tag schwere Gra- im südlichsten Stellungsbau-Unterabschnitt bungsarbeiten leisten und erhielten nur un- V/1-Radkersburg (Unterabschnittsleiter war zureichende Essensrationen. Die Behandlung der Radkersburger Ortsgruppenleiter Ernst durch die Wachmannschaften war oft sehr Huallenz) offenbar keine ungarischen Juden brutal, Prügel für die Juden waren häufig. Auf- schanzen mussten, waren im Unterabschnitt grund der katastrophalen hygienischen Zu- V/2-Klöch (Unterabschnittsleiter war SA- stände im Lager und der folgenden Läuseplage Obersturmführer und Volkssturmkomman- brach im Februar 1945 eine Flecktyphusepi- dant Anton Oswald) seit Jänner 1945 zwi- demie aus. Es gab zwar jüdische Ärzte in den schen 300 und 400 ungarische Juden beim Lagern, aber diese hatten kaum Medikamen- Stellungsbau im Einsatz.33 te zur Verfügung. Mitte März 1945 gelangten Die ungarischen Juden waren ab Jänner 1945 Berichte über die Flecktyphus-Epidemie unter in mehreren Transporten nach Klöch gekom- den jüdischen Stellungsschanzern in Klöch und men. Es waren einerseits jüdische Arbeits- St. Anna am Aigen auch bis in die Stadt Rad- dienstler wie Desider Schwarz aus Pécs im kersburg.37 Die Klöcher Lehrerin Fränzi Costa- Einsatz, der bereits seit 1942 im Arbeitsdienst Kuhn war als Telefonistin beim Stellungsbau

205 Jüdisches Schicksal an der Grenze

Laufgräben im Gruislawald am Aigen – Tranšeje v Gruislawald-u

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Ansichtskarte von Klöch mit dem ehemaligen Schulgebäude – Razglednica iz Klöch-a z bivšo šolski zgradbo eingesetzt, sie wohnte auch weiterhin in ih- ten die erkrankten Juden über Anweisung der rem Zimmer im Schulhaus. Der nähere Kon- Gauleitung erschossen werden. In Klöch wähl- takt mit den ebenfalls im Schulhaus unterge- te am 24. März 1945 ein jüdischer Arzt 26 brachten Juden war ihr aber verboten. Einmal kranke Juden in der Meinung aus, sie würden wurde Costa-Kuhn aber überraschend von ei- in ein Spital überstellt. Sie wurden mit einem nem jungen Juden namens Pött angesprochen. LKW abgeholt. Sie war vor dem Krieg in Budapest gerade bei Der aus Budapest stammende Robert O. Fisch, der Familie dieses Burschen Erzieherin gewe- der seit 23. Jänner 1945 in Klöch war und eben- sen. Die Lehrerin versorgte ihn nun heimlich falls an Flecktyphus erkrankt war, sollte über mit Lebensmitteln. Als auch er an Flecktyphus Aufforderung des Arztes auch auf den LKW. Er erkrankte, versteckte sie ihn in ihrem Zimmer weigerte sich aber und wollte lieber krank wei- und pflegte ihn wieder gesund. Pött hat dann terarbeiten; dies rettete ihm das Leben.39 den weiteren Einsatz und schließlich auch das Man brachte die Kranken auf dem LKW in den Kriegsende überlebt. Die beherzte Lehrerin hat nahen „Klöcklwald“ östlich von Klöch, wo sie dem ungarischen Juden durch ihre Hilfe ver- von den Volkssturmmännern Anton Oswald, mutlich das Leben gerettet.38 Anton Sablatnig und Ing. Robert Sattler er- Die Flecktyphusepidemie breitete sich weiter schossen wurden (den Befehl dazu hatten sie aus. Anstatt eine ausreichende medizinische vom Feldbacher Kreisleiter Anton Rutte bzw. Versorgung der Kranken sicherzustellen, soll- vom Murecker Kreisleiter Arnulf Lill erhalten).

207 Jüdisches Schicksal an der Grenze

Das einstige Massengrab im „Klöcklwald“ – Nekdanji masovni grob v „Klöcklwald-u/ Klöckl-gozdu“

208 Jüdisches Schicksal an der Grenze fotografija: F .J. Schober F .J. ￱ fotografija: Die ebenfalls beim Stellungsbau eingeteilten NSDAP-Ortsgruppenleiter von Klöch (Alois Ulrich) und St. Peter am Ottersbach (Franz Koren) sowie zwei weitere Volkssturmmän- ner (Anton Hütter und Franz Zelenka) muss- ten Absperrdienste leisten bzw. sollten auch eine Flucht der Juden verhindern.40 Einige Tage darauf mussten die Stellungsbau- arbeiten wegen der vorrückenden sowjeti- schen Soldaten bereits vorzeitig beendet wer- den. Ende März 1945 wurden nun die noch marschfähigen ungarischen Juden aus Klöch in Richtung KZ Mauthausen weggetrieben. Sie marschierten vorerst über Ratschendorf (hier wurde in der Schule genächtigt), Brunn- see, Jagerberg, St. Stefan im Rosental bis nach Gleisdorf. Von dort führte der „Todesmarsch“ schließlich über Graz und den Präbichl weiter in Richtung Mauthausen.41 Der ehemalige Zwangsarbeiter Sandor Vandor 2005 auf dem Friedhof In Klöch blieben beim Abzug ungefähr 20 Trautmannsdorf – nekdanji prisilni delavec Sandor Vandor 1995 na schwer kranke, offenbar marschunfähige Ju- pokopališču Trautmannsdorf den zurück. Die Tür des in der Schule unter- gebrachten Krankenzimmers wurde einfach auf Friedhöfen begraben. Im Zuge der gericht- zugenagelt. Ortsbewohner entdeckten die lichen Untersuchungen über die 1945 begange- Zurückgebliebenen und verpflegten sie. Eini- nen Morde an den ungarischen Juden im Raum ge Tage nach dem Abmarsch des Transportes Klöch wurden am 29. August 1947 die Leichen (um den 4. April) erschien aber ein SS-Kom- jener 26 Juden exhumiert, die im März 1945 mando in Klöch und erschoss die jüdischen von Volkssturmangehörigen im „Klöcklwald“ Kranken im nahen „Steinriegelwald“ nahe der östlich von Klöch erschossen worden waren.43 Ortschaft Röhrl (damals Gemeindegebiet von Ihre sterblichen Überreste wurden am 30. Au- Hürth).42 Die Verantwortlichen für diese Mor- gust 1947 auf dem jüdischen Friedhof in Traut- de Anfang April 1945 konnten nie vor Gericht mannsdorf (bei Bad Gleichenberg) beigesetzt. gestellt werden. Vom 10. bis 13. November 1947 fand schließ- Ab dem 4. April 1945 begannen die direkten lich der Prozess gegen die Verantwortlichen Kämpfe zwischen den deutschen und den so- für das „Juden-Massaker bei Klöch“ statt. Im wjetischen Truppen im Raum Klöch, die vie- „Klöcher Judenmordprozess“ mussten sich der le Tote unter den Soldaten und auch unter der Feldbacher NSDAP-Kreisleiter Anton Rutte, teilweise nicht geflüchteten Zivilbevölkerung der Murecker NSDAP-Kreisleiter Arnulf Lill, forderten. Die Toten wurden oft nur in Feld- der SA-Obersturmführer und Volkssturmun- gräbern bestattet und erst 1947 exhumiert und terabschnittskommandant Anton Oswald so-

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Übersichtsskizze zu den drei Judenmassengräbern im Raum Klöch Das alte Schulhaus und die Pfarrkirche in St. Anna am Aigen (aus: H. (StLA, LG Graz Vg Vr 2482/47) – Pregledna skica treh judovskih Peklar, Pfarre St. Anna am Aigen, 1988.) – Stara šola in župnijska masovnih grobov na področju Klöch-a (StLA, LG Graz Vg Vr 2482/47) cerkev v St. Anna-i am Aigen (iz: H.Peklar, Pfarre St. Anna am Aigen/ Župnija St. Anna am Aigen, 1988, S.99) wie die Volkssturmmänner Anton Sablatnig sturmkommandanten Oswald wurde nun in und Ing. Robert Sattler vor einem Oberen Ge- 15 Jahre Haft umgewandelt, das Strafausmaß richt der Britischen Militärregierung verantwor- für Sablatnig und Sattler betrug 10 Jahre Ker- ten.44 Rutte und Lill wurden beschuldigt, im ker.46 März 1945 den Befehl zur Erschießung der an Zwei weitere Massengräber mit 1945 im Flecktyphus erkrankten Juden an Oswald, Sa- Raum Klöch erschossenen ungarisch-jüdischen blatnig und Sattler gegeben zu haben. Oswald, Zwangsarbeitern wurden erst im Frühherbst Sablatnig und Sattler wurden angeklagt, die 26 1948 geöffnet und die exhumierten Leichen Juden in Klöch schließlich ermordet zu haben. im jüdischen Friedhof in Trautmannsdorf bei- Am 13. November 1947 wurden alle fünf An- gesetzt.47 Im Grab im „Steinriegelwald“ nahe geklagten des Mordes an den Juden schuldig der Ortschaft Röhrl (diese gehörte damals erkannt und zum Tod durch den Strang ver- noch zur Gemeinde Hürth) fanden sich 22 Lei- urteilt.45 chen (offenbar jener Juden, die nach dem Ab- Im Dezember 1947 begnadigte jedoch der bri- marsch der jüdischen Stellungsbauarbeiter aus tische Hochkommissar in Österreich, Gene- Klöch vorerst im Krankenzimmer im Schul- ralleutnant Galloway, alle fünf zum Tode Ver- haus zurückgelassen wurden). Im Massen- urteilten. Die Todesstrafe für die ehemaligen grab im „Schadlerwald“ in Deutsch Haseldorf Kreisleiter Rutte und Lill sowie für den Volks- fanden sich 48 Tote (sie waren zuvor im Stel-

210 Jüdisches Schicksal an der Grenze fotografija: F .J. Schober F .J. ￱ fotografija: der damaligen Volksschule (heute Schuhhaus Rindler), im Vereinshaus (Theatersaal, Pfarr- heim) und auch in einem heute nicht mehr bestehenden Gebäude neben dem Kaufhaus Lippe untergebracht. Als Quartier für die un- garischen Juden dienten auch ein Barackenla- ger in der „Höll“ zwischen Deutsch Haseldorf und Aigen (nahe Kramarovci/Sinnersdorf) und zeitweise auch ein Zeltlager. Die Stellungsbau- küche befand sich im Garten des Gasthauses Fischer in St. Anna am Aigen. Der Leiter des Stellungsbauunterabschnittes V/3-St. Anna war Oberlehrer Johann Müller, der NSDAP-Ortsgruppenleiter von Metters- dorf.51 Er gehörte neben dem NSDAP-Orts- gruppenleiter Dr. Hans Gerscha zu den poli- tischen Leitern, die auch für den Einsatz der ungarischen Juden im Raum St. Anna am Aigen verantwortlich waren. Die jüdischen Reste des Panzergrabens im Wald bei Aigen – Ostanki tankovskega jarka v gozdu pri Aigen-u. Zwangsarbeiter wurden von SA, Ukrainern und vorübergehend auch von Angehörigen der lungsbau-Unterabschnitt St. Anna am Aigen kroatischen SS (13. Waffen-Gebirgs-Divisi- im Einsatz gewesen). Drei schon während der on der SS „Handschar“ – kroatische Nr. 1) be- Stellungsbauarbeiten in Klöch verstorbene und wacht.52 Die Behandlung durch die Bewacher vorerst auf dem Friedhof in Klöch begrabene war oft sehr roh, es gab häufig Schläge. Die jü- unbekannte ungarische Juden wurden später dischen Zwangsarbeiter bestanden auch in St. ebenfalls auf den jüdischen Friedhof in Traut- Anna am Aigen zum Teil aus Arbeitsdienst- mannsdorf überführt.48 Ebenso dürfte dies mit lern der ungarischen Armee, wie z. B.Sandor sieben auf dem Friedhof in St. Anna am Aigen Vandor (siehe dessen folgenden Bericht) oder begraben gewesenen ungarischen Juden ge- Tibor Weiss.53 Daneben waren hier aber auch schehen sein, die auch während der Stellungs- eine große Anzahl von Juden im Einsatz, die bauarbeiten verstorben waren.49 bereits seit Sommer 1944 im Gau Groß-Wien als Zwangsarbeiter eingesetzt waren (sie wa- Jüdische Zwangsarbeiter beim Stellungsbau ren bereits Ende Juni 1944 aus Ungarn nach im Raum St. Anna am Aigen. Die im Stel- Strasshof überstellt worden und von dort zu lungsbauunterabschnitt V/3-St. Anna am Ai- verschiedenen Arbeitsstätten im Raum Wien gen ab Jänner 1945 eingesetzten ungarischen und Niederösterreich verlegt worden). Unter Juden waren großteils mitten im Pfarrort St. diesen aus dem Raum Wien herangeführten Anna am Aigen einquartiert, die Pfarrchronik ungarischen Juden waren auch der aus De- nennt die Zahl von 400 Juden.50 Sie waren in brecen stammende Ladislaus Dér und Imre

211 Jüdisches Schicksal an der Grenze

Weisz aus Mezötur.54 Der ebenfalls aus De- am Aigen waren die hygienischen Bedingun- brecen stammende Samuel Roth war als Ver- gen ebenfalls katastrophal, wegen mangelnder antwortlicher für die „Strasshofer Juden“ in St. Waschmöglichkeiten waren die Arbeiter bald Anna am Aigen eingeteilt.55 Unter ihnen wa- stark verlaust. Ein Teil der Juden kam dann in ren auch einige Frauen. ein Zeltlager nahe der Panzergraben-Baustel- Die Juden wurden vor allem beim Bau des le.58 Dort wurden sie auch entlaust. Trotzdem Panzergrabens von den Aigner Feldern bis zur brach bald auch im Bereich St. Anna am Aigen Höllwiese nahe der Grenze zum heutigen Slo- unter den Juden infolge der unzureichenden wenien eingesetzt, wo sie häufig unter un- hygienischen Bedingungen Flecktyphus aus. menschlichen Bedingungen arbeiten mussten. Die Typhusepidemie drohte sich auszuweiten. Der in monatelanger Arbeit von den jüdischen Da es an Medikamenten mangelte, wurden Zwangsarbeitern gegrabene fast zwei Kilome- die unheilbar Kranken von ihren Bewachern ter lange, 4,5 m breite und 5 m tiefe Panzer- erschossen. Eines Tages (angeblich am 13. Fe- graben, der bei den Endkämpfen 1945 militä- bruar 1945) wurden 41 kranke Männer mit risch bedeutungslos war, wurde schließlich im einem Lastwagen in einen Wald bei Deutsch November 1947 von einem Bagger zugeschüt- Haseldorf gebracht, dort erschossen und in ei- tet.56 nem Massengrab beerdigt.59 Die Erschießun- Die Verpflegung der Juden war sehr mangel- gen wurden von einem SS-Kommando aus haft. Von der Zivilbevölkerung erhielten jü- Feldbach durchgeführt, Unterabschnittsleiter dische Zwangsarbeiter manchmal heimlich Johann Müller und Ortsgruppenleiter Dr. Ger- Lebensmittel, was das Überleben erleichter- scha aus St. Anna am Aigen mussten Straßen- te (siehe die Berichte von Sandor Vandor und absperrdienste leisten. Simson Schvarc). Diese Hilfestellungen reflek- Einige Tage vor dem Abbruch der Stellungs- tierten einerseits die mutige Menschlichkeit bauarbeiten Ende März 1945 flüchteten sie- der lokalen Bevölkerung, andererseits jedoch ben Juden aus dem Lager, als Vergeltung dafür auch die ungewöhnlich große Bewegungsfrei- wurden sieben andere Zwangsarbeiter erschos- heit, die den jüdischen Stellungsbauarbeitern sen (und offenbar ebenfalls im Massengrab bei gewährt wurde. Anton Rutte, der Abschnitts- Deutsch Haseldorf begraben).60 Es gibt Hin- leiter des Stellungsbauabschnittes V-Feldbach, weise aus der Zivilbevölkerung, dass nahe des kam Mitte März 1945 nach St. Anna am Ai- Barackenlagers im Bereich „Höll“ einige ver- gen, weil ihm angezeigt worden war, dass die storbene oder ermordete Juden gleich an Ort jüdischen Zwangsarbeiter häufig in den um- und Stelle verscharrt wurden.61 Die Lage ihrer liegenden Ortschaften Lebensmittel hamstern Gräber ist aber nicht mehr bekannt. gingen. Rutte stellte die für die Bewachung Einige der aus dem Großraum Wien nach St. Verantwortlichen zur Rede und ließ die Juden Anna am Aigen gebrachten Juden wurden in St. Anna am Aigen antreten. Da einige fehl- noch vor Ende der Stellungsbauarbeiten nach ten, wurde sofort nach ihnen gesucht. Die auf- Wien zurückgeschickt, so z. B.Ladislaus Dér. gegriffenen Juden brachte man in den Gemein- Die anderen „Strasshofer Juden“ mussten bis dearrest, wo sie von den Wächtern schwer zum Abbruch des Stellungsbaus in St. Anna misshandelt wurden.57 Im Lager in St. Anna am Aigen weiterarbeiten und wurden Ende

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Simson Schvarc mit seiner Frau Dvora-Vera in Tel Aviv 2005 – Simson Schvarc z ženo Dvora-Vera v Tel Aviv-u 2005

213 Jüdisches Schicksal an der Grenze

März 1945 gemeinsam mit den jüdischen Ar- in Kalch, während in der Schule von Kalch beitsdienstlern vorerst bis Gnas getrieben.62 In schließlich die Krankenstation eingerichtet Gnas, wo drei jüdische Zwangsarbeiter ver- wurde. Die in der Schule von Kalch verstorbe- starben, erhielten die halb verhungerten Juden nen Juden wurden in einem nahen Waldstück von einigen Ortseinwohnern Lebensmittel, begraben (die sieben Leichen wurden erst 1988 ehe der Todesmarsch über Gleisdorf, Graz, Prä- exhumiert und auf den jüdischen Friedhof in bichl (wo viele Zeugen des berüchtigten Mas- Rechnitz umgebettet). sakers wurden) weiter nach Mauthausen ging. Aufgrund der ebenfalls fürchterlichen hygie- Die Kolonne von Simson Schvarc war lang- nischen Verhältnisse brach auch im Stellungs- samer unterwegs und wurde bereits vor Graz bau-Unterabschnitt V/4 Kalch unter den Juden von den Sowjets befreit. bald Flecktyphus aus. Die Kranken wurden in Im Barackenlager bei Aigen (nahe Krama- einem aus Zelten bestehenden Notlazarett rovci) wurde eine größere Zahl von schwer nahe Krottendorf (zwischen Kalch und Neu- kranken Juden zurückgelassen, unter ihnen haus am Klausenbach) isoliert, um eine weite- auch Sandor Vandor.63 Am 4. April 1945 kam re Ausbreitung der Seuche zu verhindern. Sie noch ein kranker Jude aus diesem Lager nach wurden zwar entlaust, erhielten aber keine Deutsch Haseldorf, um für seine Kameraden geeigneten Medikamente. Am 23. März 1945 im Lager Lebensmittel zu holen. Es konnte ei- wurden schließlich ca. 100 erkrankte ungari- niges gesammelt werden, und Alois Gangl aus sche Juden von einem SS-Kommando in einem Deutsch Haseldorf wollte diese Lebensmittel Wald nahe des Zeltlagers bei Krottendorf er- mit seinem Wagen zum Lager bringen. Da die schossen und gleich dort in einem Massengrab sowjetischen Soldaten an diesem Tag aber be- verscharrt.66 Im September 1969 wurden die reits von Fikšinci/Füchselsdorf herüberschos- sterblichen Überreste von 83 Toten aus dem sen, kehrte Gangl jedoch um. Der kranke Jude Grab in Krottendorf geborgen und auf dem jü- ging mit einigen Lebensmitteln allein zurück dischen Friedhof in Graz bestattet.67 ins Lager.64 Bereits am nächsten Tag hatten die russischen Die Erinnerungen von Simson Schvarc und Soldaten das Barackenlager in der „Höll“ er- Sandor Vandor. Abschließend folgen die Be- reicht, die ungarischen Juden waren befreit, richte der beiden Überlebenden Simson Schvarc und die wenigen noch Marschfähigen unter und Sandor Vandor über ihren Zwangsarbeits- ihnen begaben sich zu Fuß auf den Weg nach einsatz beim Stellungsbau im Raum St. Anna Ungarn. Zurück blieben im Barackenlager die am Aigen. Beide traten rund 60 Jahre nach Toten und Sterbenden. Auch ihre Gräber sind dem Krieg unabhängig voneinander mit der bis heute unentdeckt. Gemeinde St. Anna am Aigen in Kontakt, um In der burgenländischen Nachbargemeinde für die Hilfe der dortigen Zivilbevölkerung zu Neuhaus am Klausenbach (Stellungsbau-Un- danken, die mit ein Grund dafür war, dass sie terabschnitt V/4 Kalch) waren ebenfalls unga- den mörderischen Einsatz überlebten.68 rische Juden als Zwangsarbeiter eingesetzt.65 Simson Schvarc (geb. 1929 in der Nähe der Als Unterkünfte dienten die Schulhäuser von ungarischen Stadt Miskolc) wurde nach dem Neuhaus am Klausenbach und ein Privathaus Einmarsch der deutschen Armee im März

214 Jüdisches Schicksal an der Grenze

1944 mit seiner Mutter und zwei Geschwis- einen Tierarzt namens Dr. Winkler, der mich tern ins Ghetto Miskolc-Diósgyör gebracht, nicht in die Krankenstube gehen ließ, da alle, während sein Vater und sein ältester Bruder die sich dort hinwandten, nicht mehr zurück- in eine jüdische Arbeitseinheit der ungarischen kamen. Sie wurden einfach hingerichtet. Dr. Armee eingezogen wurden. Der Vater kam Winkler kümmerte sich um die Kühe von Bau- dann ins KZ Mauthausen und ist dort umge- ern und war im Dorf eine sehr bekannte Fi- kommen, während der große Bruder die KZ gur. Nachdem ich die Krankheit überstanden Buchenwald-Auschwitz und Theresienstadt hatte, erkrankte Dr. Winkler, und ich habe ihn überlebte (er lebt nun heute in Kanada). Aus am Feld in St. Anna begraben. Auf der Pritsche dem Ghetto Diósgyor wurden die Mutter und neben mir lag ein guter und treuer Mensch na- der kleine Bruder nach Auschwitz deportiert, mens Jenö Berger. Er war 42 Jahre alt, sprach wo beide umkamen. Simson Schvarc und sein einige Tage lang nicht, verschloss sich gegenü- Bruder Itzhak wurden von einem ungarischen ber den anderen, ich versuchte ihm zu helfen, Offizier aus dem Ghetto gerettet, der sie zum mit dem Trinken, wo ich nur konnte. Aber es Arbeitsdienst einzog. Itzhak kam aber bald ins half gar nichts. Er schlief in der Nacht ein, und KZ Dachau, das er ebenfalls nicht überlebte. in der Früh war er tot. Das war für mich ein Über Umwege gelangte der damals noch keine schwerer Schlag. Auch ihn habe ich begraben. 16 Jahre alte Simson Schvarc schließlich zum (Dr. Winkler und Jenö Berger wurden auf dem Arbeitseinsatz nach St. Anna am Aigen, wo er Friedhof oder außerhalb begraben. Auch ande- vorerst in Vereinsheim (Theatersaal) unterge- re Tote wurden dort begraben, aber ich ken- bracht war. Er berichtete in einem Brief vom ne deren Namen nicht.) Die Wächter waren 9. März 2005 an den Verfasser über seine Er- Ukrainer, die sich den Deutschen angeschlos- innerungen: sen haben, und sie waren grausam. Oft be- „Ende Dezember 1944 verfrachtete man uns in drohten sie die Frauen von St. Anna mit ihren einen Güterzug, 80 Menschen gepfercht in ei- Gewehren, wenn diese unterhalb ihrer Tücher nem Waggon, es gab nicht einmal Platz zum Essenspakete versteckten und über den Zaun Hinsetzen, 3 Tage und Nächte ohne Verpfle- warfen. Die Wächter verjagten sie, indem sie gung und Wasser befanden wir uns auf dem ihnen mit ihren Waffen drohten. Über die Weg nach Österreich in eine Stadt namens weiblichen Bewohner des Dorfes kann ich nur Fehring. Von dort zu Fuß nach St. Anna. Der Gutes sagen. Ort war mit Stacheldraht vergittert […] Frü- Zur Arbeit gingen wir, begleitet von Wäch- her war das ein Kino. Man hat innen alles ge- tern, zu Fuß. Wir gingen einige Kilometer, wir ändert und mit 3-stöckigen Holzbetten aus- arbeiteten mit den bloßen Händen, bauten gestattet, wo Hunderte Juden hineingepfercht Panzergraben. […] Das Essen, das wir zeitig wurden. in der Früh ausgeteilt erhielten, war ein Löffel Es gab keine Matratzen, keine Heizung, kein Suppe aus Trockengemüse ohne Salz und etwa Wasser oder Toiletten. Monatelang wechselte 200 Gramm trockenes Brot. Nach einer Zeit, ich keine Kleider, der Gestank war unerträg- im Februar oder März, verlegte man uns in ein lich. Mittlerweile erkrankte ich an Fleckty- Zeltlager. (Das Lager war in der Nähe unserer phus mit sehr hohem Fieber. Unter uns gab es Arbeitsstätte, wo wir an dem Panzergraben ar-

215 Jüdisches Schicksal an der Grenze fotografija: F .J. Schober F .J. ￱ fotografija:

Sandor Vandor 2005 in St. Anna am Aigen – Sandor Vandor 2005 v St. Anna-i am Aigen

216 Jüdisches Schicksal an der Grenze beiteten.) Wir waren zwanzig Personen in ei- Sandor Vandor (geb. 1925) stammte aus der nem Zelt. Das Lager war nicht umzäunt. ungarischen Stadt Rákospalota, die heute ein Eines Tages flohen aus dem Lager einige Per- Teil von Budapest ist. Im Mai 1944 musste er sonen nach Ungarn oder Slowenien. Die Rote zu einem jüdischen Arbeitsbataillon der un- Armee der Russen war bereits in der Nähe der garischen Armee einrücken. Zur selben Zeit österreichischen Grenze. Als Strafe wurde je- musste sich auch sein Vater bei einem anderen der zehnte Häftling hingerichtet, auch dieje- Arbeitsbataillon melden. Waffen durften die nigen, die krank waren. Die Tage waren sehr Juden nicht tragen, wohl aber wurden sie zur schwer, die Kälte war weit unter null Grad. Arbeit herangezogen. Ende März führte man uns in Richtung der Vandors Arbeitsbataillon musste später von Stadt Graz. Wir gingen zu Fuß, ohne Essen, Szöny (bei Komarom) in Richtung Österreich Menschen fielen unterwegs um, die Wächter (damals Teil des Deutschen Reiches) mar- erschossen sie. schieren. Bis zur ungarischen Grenze wurden Als wir 5 Kilometer vor Graz waren, liefen die die Angehörigen des jüdischen Arbeitsbatail- Wächter davon, wir waren nur wenige geblie- lons von ungarischen Soldaten bewacht, die ben. Wir kamen in ein Dorf und versteckten sie oft sehr grob behandelten. In der Gegend uns auf einem Heuboden. Tags darauf gingen von Sopron wurde die Grenze zum damaligen wir auf Essenssuche, und da kam eine Gruppe Deutschen Reich überschritten, und die Män- von SS-Soldaten und stellte uns zum Erschie- ner wurden in deutschen Gewahrsam genom- ßen auf. Plötzlich erschien ein Mann mit einer men. Gipshand, ich weiß nicht mehr, woher er kam, Die Arbeitskompanie von Sandor Vandor mar- und sagte den Soldaten, dass wir ungarische schierte dann weiter bis nach St. Anna am Ai- Zöglinge seien, und die Soldaten gingen weg. gen, das sie im Jänner 1945 erreichte. Die unge- Der Mann, der uns gerettet hatte, das wurde fähr 150 jüdischen Männer im Alter zwischen mir im Nachhinein erzählt, war der Bürger- ca. 18 und 40 Jahren wurden in einem heute meister, wir sahen ihn nie wieder. nicht mehr bestehenden Gebäude nahe dem Einige Stunden später kamen die Panzer der Kaufhaus Lippe untergebracht, in dem primi- Roten Armee und befreiten uns. Sie beweg- tive Schlafräume mit zweistöckigen Schlafko- ten sich weiter in Richtung Graz, wir gin- jen eingerichtet worden waren.69 gen zu Fuß in Richtung ungarische Grenze. Das Areal wurde von deutschen Soldaten und Ich kam im Juni 1945 nach Budapest, mager, SS bewacht. Zweimal täglich gab es Essen. krank, man musste mir 6 Zähne ziehen, see- Das Frühstück bestand aus einer Flüssigkeit, lisch und körperlich angegriffen, ohne Familie. die Kaffee genannt wurde, und einem Stück Die ,Joint’-Organisation half mir und sorgte Brot, auf dem manchmal Marmelade war. Als für mich. Ich wohnte in einem Internat mit Abendessen erhielten die jüdischen Arbeiter noch Dutzenden Kindern wie mich, ohne El- ebenfalls eine Flüssigkeit, die nun Suppe ge- tern, ohne häusliche Stütze, nur mit schreck- nannt wurde. Für die harte Arbeit, die von den lichen Erinnerungen. Im Jahre 1948 wanderte Juden geleistet werden musste, war die Nah- ich nach Israel aus und begann ein neues Le- rung zu wenig und zu minderwertig. Die all- ben.“ gemeine Gesundheitslage war daher schlecht,

217 Jüdisches Schicksal an der Grenze es gab weder eine Krankenstube noch irgendei- sozialistischen Gesetzen strafbar. Diese jun- ne medizinische Hilfe. gen Frauen waren aber besonders mutig und Täglich musste die jüdische Arbeitskompa- gegenüber den NS-Gesetzen ungehorsam. nie unter SS-Bewachung von St. Anna am Ai- Um die vierte Woche des März 1945 erkrank- gen zur Arbeitsstelle marschieren. Die Juden ten etwa 40 Männer an Typhus. Sie erhielten mussten südlich von St. Anna am Aigen einen keine Medikamente, sondern wurden vom Panzergraben mit Spaten, Pickeln und Schau- Rest der Arbeitskompanie abgesondert. Van- feln ausheben. An der Arbeitsstelle wurden dors Jugendfreund Gyuri blieb vorerst im La- die Männer von Soldaten bewacht. Wenn das ger in St. Anna am Aigen. Er musste später mit tägliche Arbeitssoll erfüllt war, konnten die dem Rest der Arbeitskompanie den „Todes- 10-köpfigen Arbeitsgruppen ins Lager zurück- marsch“ ins Konzentrationslager Mauthausen gehen, dort wurde ihre Vollzähligkeit kontrol- mitmachen, hat aber überlebt. Er kehrte nach liert. Ungarn zurück, emigrierte aber in die USA Obwohl es von den Wachmannschaften und und starb dort bereits 1970. deren ukrainischen Helfern öfters harte Schlä- Der an Typhus erkrankte Sandor Vandor wur- ge gab, hatte Vandor selbst kaum Probleme mit de mit den ungefähr 40 anderen Kranken ins den Bewachern. Nach der Erinnerung von San- Barackenlager (im Bereich „Höll“) südlich von dor Vandor trugen er und die anderen Arbeits- St. Anna am Aigen gebracht. Gyuri stützte ihn dienstler keinen gelben Stern, sondern muss- auf dem Weg zum Barackenlager und kehrte ten gelbe Armschleifen tragen, die sie als Juden dann wieder ins Lager nach St. Anna am Ai- kennzeichneten. gen zurück. Die Kranken wurden zum Ster- Sandor Vandor erinnert sich besonders dank- ben im Barackenlager zurückgelassen. Sie wur- bar, dass sie einige Male Hilfe von der Zivil- den auch nicht bewacht (es gab keinen Grund bevölkerung aus St. Anna am Aigen und den dazu, denn keiner war in der Verfassung, da- Umgebungsdörfern erhielten. Es kam mehr- vonlaufen zu können). Sie wurden nicht ärzt- mals vor, dass zur Feldarbeit gehende Frauen lich behandelt, es gab auch kein Essen. Von ir- Essenspakete entlang der Straße liegen ließen, gendwo kam ein wenig verschimmeltes Brot, die dann von den jüdischen Arbeitern gefun- unzählige Menschen starben links und rechts den wurden und deren Überleben erleichter- von Vandor. ten. Am 4. April 1945 am späten Nachmittag konn- Sandor Vandor und sein Jugendfreund Gyuri, te Sandor Vandor beobachten, wie ein deut- der ebenfalls aus Rákospalota war, konnten scher Soldat ein Maschinengewehr auf dem auch einige Male über den das Lager umgeben- zentralen Platz (Exerzierplatz) des Barackenla- den Zaun springen und sich davonschleichen, gers aufstellte. Was er damit wollte, ist nicht um Essen zu suchen. Sie bekamen öfters von klar.70 Dann kam aber ein weiterer Soldat auf den einheimischen Frauen etwas zum Essen einem Fahrrad, nach einem kurzen Gespräch zugesteckt. Einmal wurden sie sogar von zwei packte der erste Soldat sein Maschinengewehr Mädchen bzw. jungen Frauen ins Haus hinein wieder ein, und beide verschwanden in Eile. geholt und mit Eierspeisbroten bewirtet. Ei- In der Früh des 5. April 1945 sah Vandor nem Juden zu helfen, war nach den national- russische Soldaten, hatte aber keinen direk-

218 Jüdisches Schicksal an der Grenze

ANMERKUNGEN ten Kontakt mit ihnen. Jedenfalls waren die 1 Hermann Kurahs, Zur Geschichte der Juden in Radkersburg, in: Gerald noch lebenden jüdischen Zwangsarbeiter von Lamprecht (Hg.), Jüdisches Leben in der Steiermark. Marginalisierung – Auslöschung – Annäherung. Innsbruck 2004, S. 59ff; ders., Noch den Nazis befreit. Es waren im Barackenlager mehr haben nirgends eine Heimat, aber Gräber auf jedem Friedhof. Zur vielleicht noch 20 Zwangsarbeiter am Leben, Wiederansiedlung der Juden in Radkersburg, in: Blätter für Heimatkunde, 75. Jg., H. 2/3. Graz 2001, S. 69ff. großteils in allerschlechtestem Gesundheitszu- 2 Die Chronik des Franziskaner-Hospizes in Gleichenberg (Kloster- Pfarrchronik Bad Gleichenberg), S. 111, S. 132, S. 133, S. 143 u. S. 193, stand. Vandor erzählte den anderen die Neu- bringt einige Hinweise auf die jüdischen Kurgäste, z. B.1906: „weitaus die Mehrzahl dem ,auserwählten Volke’ angehörte“; 1918: „allerdings 90 % igkeit von den russischen Soldaten. Mit einer Juden“ und „meist ungarische und polnische Juden“; 1922: „natürlich meist Gruppe von vielleicht noch fünf Kameraden aus Israel“ u. 1928: „Sehr viele Juden!“. Bei der Darstellung in der Chronik ist zu berücksichtigen, dass sie nicht frei von Antisemitismus ist und daher begab er sich sofort auf den Weg nach Ungarn. möglicherweise die Zahl der Juden höher einschätzt als diese tatsächlich war, z. B.90 %. Aber zweifellos war Gleichenberg bei Juden beliebt. In ihrem Zustand schafften sie am ersten Tag 3 Manès Sperber, Die vergebliche Warnung. All das Vergangene... Wien 1975, S. 56ff., S. 67 u. S. 122f. gerade einmal drei Kilometer. Dort trafen sie 4 Special-Orts-Repertorium der im österreichischen Reichsrathe vertretenen auf eine Kompanie russischer Soldaten, die Königreiche und Länder. IV. Steiermark. Wien 1883, S. 49; Special-Orts- Repertorium der im österreichischen Reichsrathe vertretenen Königreiche Verpflegung und ein Feldspital hatten. Ein Ge- und Länder. (Volkszählung vom 31. December 1890) IV. Steiermark. Wien 1893, S. 74; Gemeindelexikon der im Reichsrate vertretenen Königreiche heimdienstoffizier verhörte die ungarisch-jü- und Länder. (Volkszählung vom 31. Dezember 1900) IV. Steiermark. Wien dischen Zwangsarbeiter, dann konnten sie im 1905, S. 70; Spezialrepertorium der österr. Länder. Spezialrepertorium von Steiermark. (Volkszählung vom 31. Dezember 1910) Wien 1917, S. 36. russischen Lager schlafen. Sie gingen in den 5 Chronik des Franziskaner-Hospizes in Gleichenberg, S. 38; Mathias Macher, Gleichenberg in Steiermark als klimatischer und Brunnen-Kurort. nächsten beiden Tagen bis zur Bahnlinie (die Graz 1873, S. 24. 6 Gleichenberger- und Johannisbrunnen-Actien-Verein (Hg.), Curort von Murska Sobota nach Norden bis nach Un- Gleichenberg ungarische Westbahn-Station Feldbach in Steiermark. garn führte) und konnten von dort mit einem Gleichenberg o. J. (ca. 1880), S. 38 u. S. 46. 7 Karl Höffinger, Der Kurort Gleichenberg in Steiermark. Wien – Leipzig 1892, Zug bis in einen Vorort von Budapest mitfah- S. 114. Dr. Karl Höffinger war Kurarzt in Gleichenberg (Sommersaison) und in ren. Gries bei Bozen (Wintersaison). 8 Kurort Gleichenberg (Steiermark). Gleichenberg o. J. (ca. 1902), S. 19; Emil Der ebenfalls in einem Arbeitsbataillon dienen- Ziffer, Der Kurort Gleichenberg in Wort und Bild. Gleichenberg 1906, S. de Vater von Sandor Vandor hatte auch über- 68. 9 Karl Höffinger, Der Kurort Gleichenberg, S. 96 u. S. 114; Georg Ensbruner, lebt. Während der Abwesenheit der Männer Der Kurort Gleichenberg in Steiermark. Gleichenberg o. J. (1923), S. 57. 10 Kurort Gleichenberg (Steiermark). Gleichenberg o. J. (ca. 1913), S. 84. waren die Mutter und die Schwester von San- 11 Dr. Rudolf Grasmug sei herzlichst für viele wertvolle Hinweise gedankt. 12 Emil Ziffer, Der Kurort Gleichenberg in Wort und Bild. Gleichenberg 1906, dor Vandor nach Auschwitz gebracht worden. S. 79. Die Mutter wurde sofort nach der Ankunft in 13 Kurort Gleichenberg (Steiermark). Gleichenberg o. J. (ca. 1913), S. 48. 14 Chronik des Franziskaner-Hospizes in Gleichenberg, S. 133; Adressenbuch Auschwitz vergast, die Schwester überlebte. von Steiermark für Industrie, Handel u. Gewerbe. Graz 1927 u.1929, S. 238 bzw. S. 130. Im Zuge der durch die Niederschlagung des Die Villa „Dreibaum“ brannte 1945 ab. Heute steht an ihrer Stelle der „Gleichenbergerhof“. ungarischen Volksaufstandes entstandenen 15 Karl Höffinger, Der Kurort Gleichenberg, S. 125; Heidemarie Uhl, großen Fluchtbewegung verließ Sandor Van- Erinnern und Vergessen. Denkmäler zur Erinnerung an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und an die Gefallenen des dor mit seiner Frau und seinem Sohn Mit- Zweiten Weltkrieges in Graz und in der Steiermark, in: Stefan Riesenfellner – Heidemarie Uhl, Todeszeichen. Zeitgeschichtliche Denkmalkultur in Graz te November 1956 Ungarn und erreichte bei und in der Steiermark vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Wien – Köln – Weimar 1994, S. 123. Deutschkreutz Österreich. Anfang Dezember 16 Georg Ensbruner, Der Kurort Gleichenberg. Gleichenberg o. J. (1912), S. 1956 wurde in Wien noch sein jüngerer Sohn 44f. 17 Adolph Jellinek, Rede zur Eröffnung des israelitischen Spitals im Curorte geboren, ehe die Familie nach Amerika (USA) Gleichenberg, gehalten am 23. Juni 1884. Wien 1884. 18 Karl Höffinger, Der Kurort Gleichenberg, S. 6; Karl W. Gawalowski (Hg.), emigrierte. Steiermark. Hand- und Reisebuch. Graz 1914, S. 345; StLA, BG Feldbach, KG Bad Gleichenberg, EZ 191. 19 Kurort Gleichenberg (Steiermark). Gleichenberg o. J. (ca. 1908, bzw. ca. 1910, bzw. ca. 1913), S. 29, bzw. S. 36, bzw. S. 34; Wilhelm K. Rauch, Bad Gleichenberg und seine Ärzte 1772–1992. Bad Gleichenberg 1993, S. 18ff. Für wichtige Hinweise betreffend die jüdischen Kurärzte sei Herrn Dr. Rudolf Grasmug herzlich gedankt.

219 Jüdisches Schicksal an der Grenze

20 Wilhelm K. Rauch, Bad Gleichenberg, S. 27. 39 Robert O. Fisch (2.9.1995 u. 8.11.1995), IGJ (= Institut für Geschichte der 21 Franz Röschel, Steiermarks Paradies. Bruck a. d. Mur 1925, S. 51; Juden in Österreich, St. Pölten); Robert O. Fisch, Light from the Yellow Star. Adressenbuch von Steiermark für Industrie, Handel u. Gewerbe. Graz 1929, A Lesson of Love from the Holocaust. Minnesota 1994, S. 14ff. S. 130; Bad Gleichenberg, 3. Jg. Nr. 4 (April 1935). Graz 1935. 40 PRO WO 310/167; Das Steirerblatt, 11.11.1947, S. 1; Neue Zeit, 11.11.1947, 22 Heimo Halbrainer – Joachim Hainzl, „Ersuche um Mitteilung, wie ich zu S. 2; Wahrheit, 11.11.1947, S. 2. einem jüdischen Geschäft komme.“ Arisierung in der Steiermark, in: Korso, 41 Emmerich Adler (3.5.1946), PRO FO (Foreign Office) 1020/2059; Franz 2. Jg., Nr. 9. Graz 1988. Josef Schober, 100 Jahre Zeitgeschichte – Ratschendorf 1898 bis 1997/98, 23 Eduard G. Staudinger, „Ich bitte die Vermögensverkehrsstelle um baldige in: Heinrich Kranzelbinder – Günther Prutsch – Franz Josef Schober, Entscheidung“. Aspekte der „Arisierung“ in der Steiermark, in: Gerald Ratschendorf. Vom Werden eines Dorfes. Beiträge zur Geschichte einer Lamprecht (Hg.), Jüdisches Leben in der Steiermark. Marginalisierung südoststeirischen Gemeinde. Ratschendorf 1997/98, S. 310; Alfred – Auslöschung – Annäherung. Innsbruck 2004, S. 211; StLA, Arisierung Kolleritsch, Von der schwarzen Kappe, in: Gespräche im Heilbad. Salzburg 1938–45, LG/I 47-537, Mappe 199/II. Dr. Eduard G. Staudinger sei für seine 1985, S. 49; Eleonore Lappin, The Death Marches of Hungarian Jews Hinweise besonders gedankt. through Austria in the spring of 1945, in: Yad Vashem Studies XXVIII. Die „Villa Dreibaum“ wurde ursprünglich „Villa Schuch“ genannt. Sie war Jerusalem 2000, S. 231f. eine der originellsten Villen des Kurortes und brannte bei Kriegsende 1945 42 Chronik der Volksschule Klöch; Anton Waltensdorfer (Klöch) an die Frau von ab. Heute steht an seiner Stelle der „Gleichenbergerhof“. Das Gebäude des Fischer Georg in Budapest (23.12.1946), Privatbesitz; Cäcilia Schönberger israelitischen Spitals in Bad Gleichenberg überstand das Ende des Zweiten (16. u. 23.5.2005), Sammlung Franz Josef Schober; Eleonore Lappin, The Weltkrieg und wurde Jahre später abgetragen. Death Marches of Hungarian Jews, S. 220. 24 Chronik des Franziskaner-Hospizes in Gleichenberg, S. 292; Anatol P. 43 Chronik des Gendarmeriepostens Klöch; Grenzbote, 31.8.1947, S. 5. Fuksas, Bad Gleichenberg. Skizzen der Zeit. Graz 1988, S. 201f u. S. 44 Das Steirerblatt, 11.11.1947, S. 1; Neue Zeit, 11.11.1947, S. 2. 207f. (Ansonsten findet man in den zahlreichen Büchern von Fuksas über 45 Das Steirerblatt, 14.11.1947, S. 2; Neue Zeit, 14.11.1947, S. 3; Wahrheit, Bad Gleichenberg kaum Hinweise auf das einstige jüdische Leben in Bad 14.11.1947, S. 3. Gleichenberg. In seinem 1988 erschienenen Buch „Skizzen der Zeit“ 46 Das Steierblatt, 10.12.1947, S. 2; Neue Zeit, 10.12.1947, S. 3; Wahrheit, erwähnte Fuksas auf Seite 203 in einer Fußnote z. B., dass bis 1938 der 10.12.1947, S. 3. Generalvertrieb des Gleichenberger Mineralwassers noch in den Händen 47 Schreiben IKG Graz (18.10.1948 u. 12.11.1948), Yad Vashem 05/13. eines Juden war. Im Buch „Bad Gleichenberg 1837–1997. Erste Kursaison – 48 Lt. Sterbebuch der Pfarre Klöch starb bereits am 5. Februar 1945 im Klöcher Zeitenwende im Heilbade“ von Fuksas findet man auf Seite 65f. noch einen Schulhaus ein Jude aus Ungarn (nähere Daten nicht bekannt), die Todesart kurzen Hinweis auf den bereits erwähnten Gleichenberger Kuraufenthalt wurde nicht angegeben. Ende März starben zwei weitere ungarische Juden und das Buch „Die vergebliche Warnung“ des Schriftstellers Manès im Klöcher Schulhaus (Arbeitslager Klöch) an Flecktyphus. IKG Wien, Sperber, jedoch ohne einen Vermerk zu dessen jüdischer Herkunft.) Mappe KZ-Friedhöfe. 25 Wilhelm K. Rauch, Bad Gleichenberg, S. 22 u. 27; Siglinde Bolbecher 49 Chronik der Pfarre St. Anna am Aigen; Bericht Simson Schvarc (9.3.2005 u. – Konstantin Kaiser, Lexikon der österreichischen Exilliteratur. Wien – 26.4.2005), Sammlung F. J. Schober. München 2000, S. 545. 50 Chronik der Pfarre St. Anna am Aigen; Herbert Peklar (Hg.), Pfarre St. Anna 26 Chronik des Franziskaner-Hospizes in Gleichenberg, S. 295. am Aigen. Festschrift zum 200jährigen Jubiläum. St. Anna am Aigen 1988, 27 Heidemarie Uhl, Erinnern und Vergessen, S. 123. S. 130 u. 135f. 28 Franz Josef Schober (Mitarbeit Günther Prutsch), Das Kriegsende 1945 51 Anton Rutte (25.5.1946), PRO WO 310/144. rund um den Königsberg im Bezirk Radkersburg, in: Feldbacher Beiträge 52 Eleonore Lappin, Die Rolle der Waffen-SS beim Zwangsarbeitseinsatz zur Heimatkunde der Südoststeiermark, H. 4. Feldbach 1989, S. 115ff. ungarischer Juden im Gau Steiermark und bei den Todesmärschen ins KZ 29 Curd Jürgens, ... und kein bißchen weise. Autobiographischer Roman. Mauthausen (1944/45), in: Dokumentationsarchiv des österreichischen Locarno 1976, S. 300ff; Anna Hinterholzer, Klöch (12.2.1985), Sammlung Widerstandes (Hg.), Jahrbuch 2004. Münster 2004, S. 91; Franz Eftimov F. J. Schober. (26.3.1966), AdR BuMinl 91. 348-18/62. 30 Hier im Gruislawald und bei den Resten des Panzergrabens im Wald 53 Tibor Weiss (1.9.1945), PRO WO 310/143. bei Deutsch Haseldorf fanden am 15. April 1993 Dreharbeiten für die 54 Eleonore Lappin, Die Todesmärsche ungarischer Juden, S. 273; Ladislaus Dokumentation „Alles Schweigen“ über den Einsatz der ungarischen Dér (25.3.1969), AdR BuMinI 55.178-18/71; Imre Weisz, Moreshet D. Juden beim Stellungsbau und den anschließenden „Todesmarsch“ nach 2.1120. (Die durchwegs hebräischen Berichte des Moreshet Archivs in Mauthausen statt (Der Film wurde am 15. November 1993 in ORF 2 Givat Chaviva, Israel, wurden von Frau Dr. Eleonore Lappin übersetzt. Sie gesendet). hat mir in diese Berichte und andere wertvolle Quellen dankenswerterweise 31 Franz Josef Schober (Mitarb. Günther Prutsch), Das Kriegsende 1945, S. Einsicht gewährt.) 116ff. 55 Shmuel Roth, Moreshet A. 1476; Szabolcs Szita, Zwangsarbeit, 32 Leopold Banny, Schild im Osten. Der Südostwall zwischen Donau und Todesmärsche, Überleben durch Hilfe. Die österreichische Bevölkerung Untersteiermark 1944/45. Lackenbach 1985, S. 97; Eleonore Lappin, Die in der Erinnerung der ungarischen Deportierten und politischen Häftlinge Todesmärsche ungarischer Juden durch den Gau Steiermark, in: Gerald 1944–1945. Budapest 2004, S. 60f. u. 106. Lamprecht (Hg.), Jüdisches Leben in der Steiermark. Marginalisierung – 56 Chronik des Marktes St. Anna am Aigen. Auslöschung – Annäherung. Innsbruck 2004, S. 273f. 57 StLA, LG Graz Vg Vr 8009/47. 33 Szabolcs Szita, Verschleppt – Verhungert – Vernichtet. Die Deportation von 58 Imre Weisz, Moreshet D. 2.1120; Simson Schvarc (9.3.2005), Sammlung F. ungarischen Juden auf das Gebiet des annektierten Österreich 1944–1945. J. Schober. Wien 1999, S. 215f. 59 PRO WO 310/167 (zu Vr 486/45); Neue Steirische Zeitung, 12.8.1945, S. 5. Für ein Arbeitslager mit jüdischen Stellungsbauarbeitern in Radkersburg Angesichts der Daten der Erschießungsaktionen in anderen Lagern erscheint – wie von Szabolcs Szita angeführt – finden sich aber keine weiteren dieses Datum allerdings zu früh. Ein Mitglied des Erschießungskommandos Hinweise. soll bei der Abfahrt die Bemerkung gemacht haben, dass sie noch am 34 Desider Schwarz (4.9.1945), PRO (= Public Record Office London/Kew) selben Tag ca. 70 Juden im Raum Kalch „ins Lazarett zu befördern hätten“. WO (= War Office) 310/143. Die Erschießung von ca. 100 Juden in Krottendorf (zwischen Kalch und 35 Anton Waltensdorfer (Klöch) an die Frau von Georg Fischer in Budapest Neuhaus am Klausenbach) fand erst am 23. März 1945 statt. So wäre es (23.12.1946), Privatbesitz; Anton Oswald (26.7.1947), AdR (= Archiv der möglich, dass auch die Erschießung im Wald bei Deutsch Haseldorf erst in Republik Wien) BuMinI 172.275-2/52. Zur Auslieferung der jüdischen der zweiten Märzhälfte stattfand. Budapester/innen siehe: László Varga, Ungarn, in: Wolfgang Benz (Hg.), 60 Imre Weisz, Moreshet D. 2.1120; Tibor Weiss (1.9.1945), PRO WO 310/143. Dimensionen des Völkermordes. München 1991, S. 349; Szabolcs Szita, Simson Schvarc (9.3.2005), Sammlung F. J. Schober. Verschleppt – verhungert – vernichtet. , S. 195. 61 Kleine Zeitung, 4.2.2005, Lokalteil Südoststeier, S. 26. 36 Chronik der Volksschule Klöch. 62 Tibor Weiss (1.9.1945), PRO WO 310/143; Chronik der Pfarre St. Anna am 37 Watzek-Chronik (16.3.1945), Stadtarchiv Bad Radkersburg. Aigen; Eleonore Lappin, The Death Marches of Hungarian Jews, S. 231f; 38 Anna Hinterholzer, Klöch (12.2.1985), Sammlung F. J. Schober. Yad Vashem 05/89.

220 Jüdisches Schicksal an der Grenze

63 Eleonore Lappin, Die Todesmärsche ungarischer Juden, S. 273f. 64 Alois Gangl (9.2.1985), Sammlung F. J. Schober. 65 Udo Fellner, Bittere Heimatgeschichte. Das Schicksal der jüdischen Zwangsarbeiter in Krottendorf und Kalch, in: Gerhard Baumgartner – Eva Müllner – Rainer Münz (Hg.), Identität und Lebenswelt. Ethnische, religiöse und kulturelle Vielfalt im Burgenland. Eisenstadt 1989, S. 128ff; Karl Knapp (27.7.2005), Sammlung F. J. Schober. 66 StLA, LG Graz Vg 869/45. 67 Schreiben des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge e. V., 6.9.1994. 68 Von Josef Weinhandl, dem Bürgermeister von St. Anna am Aigen, erhielt ich dankenswerterweise die Adressen von Simson Schvarc und Sandor Vandor. Simson Schvarc, der heute in Tel Aviv in Israel lebt, berichtete mir in einem umfangreichen Brief im März 2005 seine Erinnerungen an die Zwangsarbeit in St. Anna am Aigen. Einzelne ergänzende Fragen wurden von ihm noch in einem weiteren Brief im April 2005 beantwortet. Sandor Vandor, der heute in Kalifornien lebt, schilderte mir dann ebenfalls im März 2005 in einer Reihe von E-Mails seine Erinnerungen an die Zeit als jüdischer Zwangsarbeiter in St. Anna am Aigen. Bei einem Besuch von Sandor Vandor im Juni 2005 in St. Anna konnten dann in vielen Gesprächen (an denen auch Dr. Eleonore Lappin vom Institut für Geschichte der Juden in Österreich beteiligt war) noch viele Einzelheiten besprochen werden. Berichte über den Besuch von Sandor Vandor in: Bildpost, 30.6.2005, S. 12 u. Süd-Ost Journal, 20.7.2005, S. 45. Simson Schvarc und Sandor Vandor danke ich für ihre große Geduld bei der Beantwortung meiner Fragen. 69 Ursprünglich glaubte Sandor Vandor, 1945 zuerst im Schulgebäude untergebracht gewesen zu sein, doch im Laufe seines Besuches im Juni 2005 in St. Anna am Aigen musste er seine Meinung revidieren. 70 Es sei aber daran erinnert, dass ungefähr zu dieser Zeit die im Schulgebäude Klöch zurückgelassenen ungarischen Juden von der SS abgeholt und dann im Wald bei Röhrl erschossen wurden.

221 Judovska usoda

Judovska usoda 1945 na meji s Kučnico. Gospe Dr. Eleonore Dva delna vidika Lappin iz Institut für Geschichte der Juden in Österreich/Inštituta za zgodovino Judov v Avstriji (St. Pölten oz. Dunaj) se prisrčno Na obeh straneh obmejnega potoka zahvaljujem za možnost vpogleda v dragocene Kutschenitza/Kučnica so živeli do druge vire in za njeno veliko pomoč pri pripravi svetovne vojne tudi še pripadniki judovskega poglavja o prisilnem delu madžarskih judov ljudstva oz. judovske vere. pri izgradnji obrambne linije. Zgodovino Judov mesta Radgone je temeljito raziskal Hermann Kurahs.1 Heimo Halbrainer Judovsko življenje v zdravilišču Bad je v svojem obhodnem vodniku „Po sledeh Gleichenberg. 1837 je bilo prvo leto protestantov, Judov, Romov in Slovencev v zdraviliške sezone jugovzhodnega štajerskega Bad Radkersburgu in okolici“ (Znanstvena zdravilišča Gleichenberg (okraj Feldbach) knjižna zbirka Pavlove hiše, knjiga, 2a) posvetil katerega je ustanovil Mathias Constantin grof zgodovini Judov v Radgoni eno poglavje. Wickenburg-ški. Medtem ko je bilo zdravilišče O zgodovini Judov v Prekmurju onstran v naslednjih treh desetletjih obiskano predvsem Kučnice so poročali v zadnjem Signalu (letni s strani plemstva, visokih vojaških veljakov in zbornik Pavlove hiše 2004/05) Franc Kuzmič, bogatih meščanov, je bil Gleichenberg od ca. Lászlo Németh in Beata Lazar. V nasprotju z 1870 tudi favoriziran cilj zdraviliških gostov bolj majhnim številom judovskega prebivalstva judovske vere. Judovski zdraviliški gostje so na področju Radgone (1934 je bilo še osem oseb) bili predvsem iz Avstrije in Madžarske, pa tudi je bilo v Prekmurju v prvi polovici 20. stoletja še Poljske in Galicije. relativno veliko judovskih skupnosti (npr. 1921 Šele ustavni zakon iz 1867 je prinesel Judom je v Murski Soboti/Muraszombatu/Olsnitzu (več kot tri in pol stoletja po pregonu iz živelo 179 Judov, v celotnem Prekmurju jih je Štajerske 1496/97) enakopravnost z drugimi bilo 642). državljani in so se smeli ponovno neomejeno Nacisti so na strahoten način pokončali nekoč zadrževati na Štajerskem. cvetoče judovsko življenje v jugovzhodnem Judovski zdraviliški gostje so do 1938 štajersko-slovenskem prostoru. 387 Judov predstavljali velik del gostov v Bad Gleichenberg- iz Prekmurja je prišlo 1944 ob življenje v u.2 Med njimi je bil od junija do septembra koncentracijskem taborišču Auschwitz ali na 1921 tudi iz Galicije izvirajoč kasnejši pisatelj poti do tja, med njimi tudi iz Radgone izgnani Manès Sperber (1905-1984), ki je na begu pred zakonski par Moritz in Berta Neumann. dogodki prve svetovne vojne s svojo judovsko Naslednji prispevek naj bi na kratko spomnil družino 1916 dosegel Dunaj.3 na dva nadaljna delna vidika „judovske usode Dejanske judovske skupnosti pa v Gleichenberg- na meji“. Na eni strani na nekoč veliko število u ni bilo, kot kažejo tudi rezultati popisa judovskih zdraviliških gostov v jugovzhodnem prebivalstva. Izven od maja do septembra štajerskem zdravilišču Bad Gleichenberg in na trajajoče zdraviliške sezone, torej tudi na drugi strani na prisilno delo madžarskih Judov konkreten ključni dan popisa prebivalstva pri Stellungsbau/izgradnji obrambne linije leta (večinoma 31. december), ni bilo zdraviliških

222 Judovska usoda gostov v Gleichenberg-u in tudi večina je bilo najti vse do 30ih let prejšnjega stoletja zdraviliških zdravnikov je odpotovala. tudi molitveni prostor za judovske zdraviliške Pri popisu prebivalstva 1880 v zdraviliškem goste v Bad Gleichenberg-u.9 Kot lastnika za kraju Gleichenberg ni bilo Judov, le ena oseba judovsko življenje v Gleichenberg-u posebno izraelske veroizpovedi v kraju Sulz. 1890 so pomembnega „Theresienhof-a“ je najti v zdraviliškem kraju Gleichenberg našteli 11 najprej Siegmund-a Breiner-ja, kasneje kot oseb izraelske veroizpovedi, 1900 je bilo še pet zakupnika Max-a Goldschmied-a in končno oseb. Pri popisu prebivalstva 1910 in 1934 ni v podjetje Horn & Imbermann. V tik pred Bad Gleichenberg-u zaslediti nobenih Judov.4 izbruhom prve svetovne vojne izdani knjižici Pomemben napotek glede visokega števila o zdraviliškem kraju Gleichenberg se ponuja judovskih zdraviliških gostov v Gleichenbergu v „Max Goldschmied hotelu in restavraciji po uveljavitvi ustavnega zakona iz 1867 je, da ‘Theresienhof’. ... odlična košêr Dunajska je stavbenik Philipp Schweighofer iz Graz-a dal kuhinja“.10 že 1869 urediti „judovsko košêr gospodarjenje V zdraviliškem kraju Gleichenberg je veliko s hrano” v pomožni zgrabi njegovega let živel in delali tudi iz področja Papa na 1849 zgrajenega „Berliner Hof-a“ (danes Madžarskem izvirajoči mož, ki obrezuje, košêr „Kirchenwirt“) v Gleichenberg-u.5 1874/75 je mesar in gostilničar Samuel Eisen, ki je v teku Schweighofer dal takoj ob njegovem „Berliner let iz začetnih skromnih službenih razmerij Hof-u“ zgraditi vilo „Stadt Petersburg“ (kasneje uspel priti do lastništva hotela. V Gleichenberg imenovano „Charlottenburg“, danes občinski je prišel tik pred prelomom stoletja in najprej v urad in ljudska šola), kamor je dal preseliti času poletne sezone (sezona je v Gleichenberg- tudi košêr kuhinjo. Okoli 1880 so v restavraciji u takrat trajala samo od maja do septembra) „Stadt Petersburg“ (Philipp-a Schweighofer-ja) vodil v vasi Gleichenberg košêr lokal s hrano.11 ponudili „izraelsko kuhinjo“. Kratkoročno so v Eisen je bil pozneje, začasno, za eno sezono v istem času ponudili „izraelsko kuhinjo“ tudi v službi kot košêr mesar pri hotelirki Ernestine restavraciji „Hohe Warte“, ki jo je vodila Helene Tritsch (lastnici že omenjenih vil „Wilhelmshof“ Kremsier, k ponudbi so sodili tudi „izraelski in „Hungaria“). V eni knjižici o Gleichenberg- kruh in pecivo“.6 u iz leta 1906 je najti reklamo za „Salamon 1892 sta omenjeni izraelski kuhinji v 1883 Eisen-jevo košêr kuhinjo v restavraciji Baumer“ zgrajenem „Theresienhof-u“ (danes „Hotel (= gostilna „Zur Hinterbrühl“ v Gleichenberg- Austria“) in v že 1847 zgrajenem „Wilhelmshof- u št. 47). Ker je bila ta gostilna malo izven u“ (1991 porušen).7 Medtem ko se je košêr dejanskega zdraviliškega kraja ob cesti proti kuhinja iz „Wilhelmshof-a“ na prelomu stoletja naselju Bärenreith, je bil gostom v času kosila preselila v ob njej stoječo vilo „Hungaria“ (danes brezplačno ponujen voz.12 Ob poskusu, svoj internat „Rosenschlößl“),8 naj bi „Theresienhof“ košêr lokal prestaviti bliže zdraviliškemu do 30ih let prejšnjega stoletja ostal kompleksu, je Salamon Eisen občutil učinek najpomembnejši prostor judovskega življenja antisemitizma. Tik pred začetkom prve v Gleichenberg-u. V hotelu „Theresienhof“ je svetovne vojne je Samuel Eisen vodil tudi bilo že 1892 v času zdraviliške sezone vsako restavracijo z izraelsko kuhinjo v gostilni soboto organizirano judovsko bogoslužje, tu „Fünfkirchen“.13 1919 je končno kupil v bližini

223 Judovska usoda

Gleichenberg-škega zdraviliškega kompleksa je bil v zimski sezoni zdraviliški zdravnik v nahajajočo se vilo „Scherbaum“, ki se je kasneje Meran-u) in ob iz madžarskega Debrecen- imenovala „Hotel Eisen“ ali vila „Dreibaum“.14 a prihajajočem Dr. Kentzler-jem sta bila v Judovski gostilničar in hotelir Samuel letih okoli 1900 tudi še Dr. Martin Szigeti iz Eisen je umrl 1924 v starosti 69 let in bil madžarskega Kecskemét-a (pozimi zdraviliški pokopan na judovskem pokopališču v bližini zdravnik v Opatiji/Abazzia) in Dr. David Trautmannsdorf-a, kjer je bilo izraelsko Kaufer iz madžarske Peč-i/Fünfkirchen (on pokopališče za judovske zdraviliške goste iz je bil pozimi prav tako zdraviliški zdravnik Gleichenberg-a.15 (Gleichenberg je do 1940 sodil v Meran-u) zdraviliška zdravnika izraelske k rimskokatoliški župniji Trautmannsdorf. Ker veroizpovedi v Gleichenberg-u.19 katoliška cerkev pokop drugovercev na svojem V času med obema vojnama (1919-1938) pokopališču ni dovoljevala, je bilo v bližini so trije judovski zdravniki iz Dunaja in katoliškega pokopališča zasnovano judovsko Budimpešte prestavili svoje prakse v času pokopališče, na katerem je bilo med 1881 in sezone v Bad Gleichenberg. S tem so poskrbeli, 1932 pokopano skoraj 100 umrlih.) Nagrobni da je tudi veliko njihovih pacientov za njimi kamen Samuel-a Eisen-a je eden redkih danes pripotovalo na zdravljenje v zdravilni kopeli. še ohranjenih nagrobnikov na judovskem To je pripeljalo tudi do upoštevanje vrednega pokopališču v Trautmannsdorf-u. povečanja frekvence gostov.20 V Gleichenberg-u sta ponujali dve bolnišnici, V 20ih in 30ih letih prejšnjega stoletja je bilo ob ena katoliška in ena izraelska, tudi revnim že tradicionalnem judovskem „Theresienhof-u“ pacientom možnost obiska zdravilišča.16 (lastnik Horn & Imbermann) in hotelom Eisen Katoliška bolnišnica „Zum Pilger“ je bila (lastnik Samuel Eisens Erben) najti tudi še v zgrajena že 1844 in je bila v času poletne „Franzensburg-u“ (lastnik S. Komet) judovski sezone oskrbovana s strani graških „sester lokal s hrano.21 usmiljenk“. Po „priključitvi“ in nacističnem prevzemu 1883/84 je bila s strani „Verein zur Errichtung oblasti marca 1938 so bile v Bad Gleichenberg- eines israelitisches Hospitales in Gleichenberg/ u s strani gestapa zasežene izraelska Društva za izgradnjo izraelske bolnišnice bolnišnica (lastnik je bila Izraelska verska v Gleichenberg-u “ zgrajena bolnišnica. Ob skupnost Dunaj) in mnoge vile.22 Med temi otvoritvi 23. junija 1884 je imel slavnostni vilami (katerih lastniki so bili večinoma govor dunajski višji rabin Dr. Adolph Jellinek.17 iz Dunaja) sta bili, že večkrat zaradi svoje Izraelska bolnišnica „Zur Barmherzigkeit“ izraelske kuhinje omenjeni vili „Theresienhof“ (lastnik: Israelitische Kultusgemeinde Wien/ in „Villa Dreibaum“, nekdanja last Samuel-a Izraelska verska skupnost Dunaj) je imela 1892 Eisen-a. „Villa Dreibaum“ je bila potem sedež 8 postelj in je bila omenjena tudi v štajerskem Ortsgruppe/krajevne sekcije NSDAP, izraelsko Hand- und Reisebuch/Priročniku za potovanje bolnišnico je uporabljala SA in HJ.23 iz 1914.18 Kot ordinarij izraelske bolnišnice V dnevih „priključitve“ 1938 so nacisti je do ca. 1910 naveden Dr. Paul Hönigsberg, vzeli v „preventivni pripor“ približno 30 kateremu je sledil Dr. Josef Kentzler. Ob iz let v Gleichenberg-u delujočega in živečega Slavonije izvirajočem Dr. Hönigsberg-u (ta lekarnarja Mag. Julius Roda. Kasneje so ga

224 Judovska usoda skupaj z družino in le malo prtljage spravili do Velike Nemčije so poleti 1944 stekle priprave nove nemško – madžarske meje in jih izgnali za obrambo meja rajha. V obrambno linijo na Madžarsko. Prej so še v juniju 1938 mnogi imenovano „Reichsschutzstellung/obrambna nacisti pred njegovo hišo vpili: „Juda verrecke! linija rajha“ ali „Südostwall/jugovzhodni Juden hinaus!/Jud crkni! Judi proč!“.24 okop“ naj bi bil vključen tudi jugovzhodni Lekarnar Mag. Julius Roda je kot njegov brat, mejni prostor pri Kučnici. V sredini oktobra znani pisatelj Alexander Roda (ta je bil večkrat 1944 so začeli z gradnjo. na obisku pri bratu v Bad Gleichenberg-u), Štajerski gauleiter in rajhovski obrambni že pred desetletji konventiral iz mojzesovske komisar Uiberreither je s svojimi Kreisleiter/ k rimskokatoliški veri (oba sta bila rojena s okrožnimi vodji skrbel za mobilizacijo priimkom Rosenfeld).25 potrebnih delavcev in za zbiranje materialov. Izraelsko pokopališče za zdraviliške goste iz Abschnittsleiter/Vodja sektorja izgradnje Gleichenberg-a v bližnjem Trautmannsdorf-u obrambnega linije sektorja V-Feldbach (na katerem je bilo med 1881 in 1932 pokopanih je bil okrožni vodja NSDAP-ja Feldbach, 94 umrlih) je bilo v „kristalni noči“ (9./10. Personalamtsleiter/vodja kadrovskega oddelka novembra 1938) oskrunjeno. Majhna obredna Anton Rutte, pod katerega je spadal tudi hiša je bila zažgana, nagrobniki prevrnjeni.26 V Cmureški okrožni vodja Arnulf Lill. Obrambna naslednjih letih je ob pokopališkem zidu izginila linija sektorja V je obsegala oba okrožja Cmurek tudi večina nagrobnikov.27 Na pokopališču v in Feldbach, torej področje od Radgone do Trautmannsdorf-u spominjata danes le še dva Mogersdorf-a (takrat je spadal gradiščanski nagrobna spomenika na čas pred 1938: eden za okraj Jennersdorf k okrožju Feldbach). Južni Jakob-a Pohoryles-ka (1861-1921) in drugi za del sektorja izgradnje obrambnega položaja V- 1924 umrlega Gleichenberg-škega gostilničarja Feldbach je bil razdeljen na Unterabschnitte/ (hotelirja) Salamon-a Eisen-a. odseke V/1-Radgona, V/2-Klöch, V/3-St. Anna 1947/48 so bili na pokopališču v am Aigen in na danes že na gradiščansekem Trautmannsdorf-u pri Bad Gleichenberg- ležeč odsek V/4 Kalch. u pokopane tudi, ob koncu vojne na meji s Moške in ženske iz vseh teh krajev obmejnega Kučnico na področju Klöch – St. Anna am prostora so z Notdienstverordnung/uredbo Aigen umorjene, judovske NS- žrtve. Samo dežurstva za nekaj tednov zadolžili za dva nagrobnika spominjata na žrtve leta izgradnjo obrambne linije. Zraven so bili na 1945: en nagrobni kamen za Ernö Ackerman- meji s Kučnico v naslednjih pet in pol mesecih a (1945) in en nadaljni nagrobni kamen za vključeni tudi delavci iz okrajev Graz-Stadt/ Otto-a Neuwalder-ja (1924-1945), ki nosi tudi mesto, Graz-Land/okolica, Deutschlandsberg, napis: „V spomin tukaj počivajočim judovskim Voitsberg in Leoben, iz bližnje Madžarske mrtvim in žrtvam let 1938–1945“. (okraj Murska Sobota) in iz okrožij München- Oberbayern ter Dunaj.28 Judi na prisilnem delu pri izgradnji Med temi iz Dunaja pripeljanimi delavci obrambne linije 1945 na meji s Kučnico. na področju Klöch-a je bil tudi igralec Curd Postavitev „obrambne linije rajha“ 1944/45. Jürgens.29 Čez nekaj časa je pobegnil in bil Na osnovi katastrofalnega vojaškega položaja s strani Halbenrain-škega grofa Barthold-

225 Judovska usoda a Stürgkh-a oz. njegove žene začasno skrit Madžarski Judi kot prisilni delavci pri v vinogradniški hiši. Ob dežurni dolžnosti izgradnji obrambne linije na področju civilnega prebivalstva so bili v delo gradnje Klöch-a. Medtem ko na najjužnejšem okopov pri meji s Kučnico vključeni tudi HJ iz sektorju izgradnje obrambne linije V/1- Graz-a, Mürzzuschlag-a in Deutschlandsberg- Radgona (sektorski vodja je bil radgonski vodja a. Končno so bili v izgradnjo obrambne krajevne sekcije Ernst Huallenz) očitno ni bilo linije vključeni tudi tujci, delavci iz vzhoda, madžarskih Judov, je bilo v sektorju V/2-Klöch taboriščniki in ujeti madžarski Judi (katerim je (sektorski vodja je bil SA-Obersturmführer/ 1944 ostala prihranjena deportacija v Auschwitz). višji jurišni vodja in Volkssturmkommandant Načrtovana obrambna linija je bila zgrajena Anton Oswald) od januarja 1945 med 300 in s primitivnimi sredstvi, večinoma z rokami. 400 madžarskih Judov vključenih v izgradnjo Na liniji Aigen-Deutsch Haseldorf-Gruisla- obrambne linije.33 Pölten so položaji potekali v bližini obmejnega Od januarja 1945 je prišlo v Klöch več potoka Kučnica. Posebno v Gruislawald-u so še transportov z madžarskimi Judi. Po eni strani danes dobro vidni raztegnjeni ostanki teh linij so bili v delo vključeni madžarski prisilni (tranšeje in podobno).30 Obstajajo še ostanki delavci kot Schwarz Desider iz Peč-i, ki je bil tankovskih jarkov pri Aigen-u, Deutsch že od 1942 prisilni delavec madžarske vojske.34 Haseldorf-u in Gruisla-vi, ki naj bi varovali (Kajti Judom iz Madžarske je bila vojaška tankovsko prehodno območje v bližini meje. služba z orožjem prepovedana.) V Klöch-u Pogojeno s hitrim napredovanjem Sovjetov so bili po drugi strani očitno vključeni v delo so izgradnjo obrambne linije še pred dokočno tudi Judi iz Budimpešte, ob prisilnih delavcih izgradnjo konec marca 1945 prekinili. V madžarske vojske, katerim je bila spomladi naslednjih aprilskih dneh pa so se, z intervencijo 1944 prizanesena deportacija v Auschwitz. tisočev delavcev zgrajene, obrambne linije Med v Klöch-u vključenimi madžarskimi Judi izkazale za nekoristne, saj niso bile v skladu z je bilo tudi veliko žensk.35 zahtevami vojaških enot. Ujeti madžarski Judi 300 do 400 madžarskih Judov je bilo so bili v začetku 1945 v bližini meje s Kučnico nameščeno v takrat še v centru Klöch-a vključeni predvsem v izgranjo tankovskih nahajajočo se šolo, ki je bila že od oktobra jarkov obrambne linije odsekov Klöch (V/2) in 1944 namenjena nastanitvi delavcev različnih St. Anna am Aigen (V/3) in so morali opravljati nacij pri izgradnji obrambne linije.36 Kuhinja delo pod večinoma nečloveškimi pogoji.31 Po izgradnje obrambne linije je bila urejena kasnejših izjavah okrožnega vodje Anton- v bivšem zdravilišču (nasproti gostilne a Rutte je bilo v njegovem sektorju izgradnje Domittner). obrambne linije V-Feldbach (Radgona do Judi so morali dnevno opravljati težka izkopna Mogersdorf-a) od januarja 1945 vključeno ca. dela, prejemali pa so le nezadostne porcije 3.000 madžarskih Judov kot prisilnih delavcev. hrane. Obravnava s strani čuvajev je bila Dne 1. marca 1945 je bilo od skupno ca. 13.535 pogosto zelo brutalna, udarci so bili pogosti. delavcev na celotnem sektorju izgradnje Zaradi katastrofalnih higienskih pogojev v obrambne linije V-Feldbach 2.464 Judov (= ca. taborišču in temu sledeči ušivosti, je februarja 18,2 %).32 1945 izbruhnila epidemija pegavice. V taborišču

226 Judovska usoda so bili judovski zdravniki, vendar ti skoraj niso to so dobili od Feldbach-škega okrajnega imeli na razpolago zdravil. V sredini marca vodje Anton-a Rutte-ja oz. od Cmureškega 1945 so prišla poročila o epidemiji pegavice okrajnega vodje Arnulf-a Lill-a). Prav tako v med judovskimi prisilnimi delavci okopa v izgradnjo obrambne linije vključena NSDAP Klöch-u in St. Anna am Aigen tudi do mesta vodji krajevne sekcije Klöch-a (Alois Ulrich) in Radgone.37 St. Peter-a am Ottersbach (Franz Koren) in dva Učiteljica iz Klöch-a Fränzi Costa-Kuhn je nadaljna Volkssturmmänner (Anton Hütter bila vključena v izgranjo obrambne linije kot in Franz Zelenka) so morali stražiti, oz. naj bi telefonistka. Kot prej, je še naprej živela v svoji preprečili pobeg judov.40 sobi v šoli. Bližji kontakt s prav tako v šoli Nekaj dni zatem so morali dela izgradnje nastanjenimi Judi ji je bil prepovedan. Enkrat obrambne linije zaradi napredujočih sovjetskih je bila Costa-Kuhn presenetljivo nagovorjena vojakov še predčasno zaključiti. Konec marca s strani mladega Juda z imenom Pött. Pred 1945 so madžarske Jude iz Klöch-a, ki so vojno je bila v Budimpešti prav pri družini še bili sposobni korakati odgnali v smeri tega fanta vzgojiteljica. Učiteljica je od takrat koncentracijskega taborišča Mauthausen. skrivoma oskrbovala fanta s hrano. Ko je tudi Najprej so korakali preko Ratschendorf-a (tam on zbolel za pegavico, ga je skrila v svoji sobi in so v šoli prenočili), Brunnsee-ja, Jagerberg- ga ozdravila. Pött je tako preživel nadalnje delo a, St. Stefan-a im Rosental-u do Gleisdorf-a. in končno tudi konec vojne. Srčna učiteljica je Od tam je končno vodil „Todesmarsch/marš madžarskemu Judu s svojo pomočjo verjetno smrti“ preko Graz-a in Präbichl-a naprej v rešila življenje.38 smeri Mauthausen-a.41 Epidemija pegavice se je razširila. Namesto V Klöch-u je ob umiku ostalo približno zagotovitve zadostne medicinske oskrbe 20 težko bolnih Judov, očitno nemočnih bolnim, naj bi bili oboleli Judi po navodilu korakanja. Vrata v šoli nahajajoče se bolniške Gauleitung/okrožnega vodstva ustreljeni. V sobe so enostavno zabili. Krajani so odkrili Klöch-u je 24. marca 1945 judovski zdravnik zapuščene in jih oskrbeli. Nekaj dni (okoli 4. izbral 26 bolanih Judov z mnenjem, da bodo aprila) po odhodu transporta pa se pojavi v premeščeni v bolnišnico. Po njih so prišli s Klöch-u SS-komando, ki je zapuščene judovske tovornjakom. bolnike postrelil v bližini „Steinriegelwald- Iz Budimpešte izvirajoč Robert O. Fisch, ki je a/Steinriegel-gozda“ v bližini naselja Röhrl bil v Klöch-u od 23. januarja 1945 in je prav (takrat področje občine Hürth).42 Odgovorne tako obolel za pegavico, bi naj s pozivom za te umore v začetku aprila 1945 ni bilo zdravnika tudi odšel na tovornjak. Uprl se je mogoče nikoli postaviti pred sodišče. in je raje delal naprej bolan; to mu je rešilo 4. aprila 1945 so se na področju Klöch-a začeli življenje.39 direktni boji med nemškimi in sovjetskimi Bolane so s tovornjakom prepeljali v bližino vojaki, ki so terjali veliko mrtvih med „Klöcklwald-a/Klöckl-gozda“ vzhodno od vojaki pa tudi med ne-pobeglim civilnim Klöch-a, kjer so bili s strani Volkssturmmänner prebivalstvom. Mrtve so pogosto pokopali Anton-a Oswald-a, Anton-a Sablatnig-a in le v skupnih grobovih na poljih in šele 1947 Ing. Robert-a Sattler-ja ustreljeni (ukaz za ekshumirali in pokopali na pokopališčih. V

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času raziskav sodišča o storjenih umorih 1945 V grobu v „Steinriegelwald/Steinriegel-gozdu“ nad madžarskimi Judi na področju Klöch-a so v bližini naselja Röhrl (ta je takrat spadal k 29. avgusta 1947 ekshumirali trupla tistih 26ih občini Hürth) so našli 22 trupel (očitno tistih Judov, ki so jih marca 1945 ustrelili pripadniki Judov, ki so jih, po odhodu delavcev obrambne Volkssturmmänner v „Klöcklwald-u/Klöckl- linije iz Klöch-a, pustili v bolniški sobi šole). gozdu“ vzhodno od Klöch-a.43 Njihove V masovnem grobu „Schadlerwald/Schadler- posmrtne ostanke so pokopali 30. avgust 1947 gozdu“ v Deutsch Haseldorf-u so našli 48 na judovskem pokopališču v Trautmannsdorf- umrlih (ti so bili poprej vključeni v izgradnjo u (pri Bad Gleichenberg-u). obrambne linije odseka St. Anna am Aigen). Od 10. do 13. novembra 1947 je končno potekal Tri že v času izgradnje obrambnega položaja proces odgovornim za „judovski-pokol pri v Klöch-u umrle in najprej na pokopališču v Klöch-u“. V „procesu umorov Judov v Klöch-u“ Klöch-u pokopane neznane madžarske Jude so se morali pred višjim britanskim vojaškim so pozneje prav tako prenesli na judovsko sodiščem zagovarjati Feldbach-ški NSDAP- pokopališče v Trautmannsdorf-u.48 Podobno okrajni vodja Anton Rutte, Cmureški NSDAP- se je verjetno zgodilo tudi s trupli ca. sedmih okrajni vodja Arnulf Lill, SA- Obersturmführer/ madžarskih judov, ki so bili pokopani na višji jurišni vodja in Volkssturmunterabschnit pokopališču v St. Anna-i am Aigen in so umrli tskommandant Anton Oswald in pripadnika že v času izgradnje obrambne linije.49 Volkssturmmänner Anton Sablatnig in Ing. Robert.44 Rutte-a in Lill-a so obtožili, da sta Judovski prisilni delavci pri izgradnji marca 1945 dala povelje za ustrelitev Judov obrambne linije na področju St. Anna am obolelih za pegavico Oswald-u, Sablatnig-u Aigen. V izgradnjo obrambne linije odseka in Sattler-ju. Oswald-a, Sablatnig-a in Sattler- V/3-St. Anna am Aigen od januarja 1945 ja so obtožili umora 26 Judov v Klöch-u. 13. vključeni madžarski Judi so bili večinoma novembra 1947 so vseh pet obtoženih umorov nastanjeni v središču župnije St. Anna am nad Judi spoznali za krive in jih obsodili na Aigen, župnijska kronika navaja število smrt z obešanjem.45 400tih Judov.50 Nameščeni so bili v takratni Decembra 1947 je bilo vseh pet obsojenih na ljudski šoli (danes šola Rindler), v hiši društva smrt s strani britanskega visokega komisarja (gledališka dvorana, župnijski dom) in v v Avstriji, generalpodpolkovnika Gallowaya danes že neobstoječi zgradbi ob veleblagovnici pomiloščeno. Smrtno obsodbo za bivša Lippe. Kot bivališče za madžarske Jude je okrajna vodja Rutte-a in Lill-a kot tudi za služilo tudi taborišče barak v „Höll-u“ med Volkssturmkommandant-a Oswald-a je Deutsch Haseldorf-om in Aigen-om (blizu bila spremenjena v ječo za 15 let, kazen za Kramarovcev/Sinnersdorf) in občasno tudi Sablatniga in Sattler-ja je znašala 10 let ječe.46 šotorišče. Kuhinja izgradnje obrambne linije je Dva nadaljna masovna grobova z 1945 na bila na vrtu gostilne Fischer v St. Anna-i am področju Klöch-a ustreljenimi madžarskimi- Aigen. judovskimi prisilnimi delavci so odprli šele zgodaj Vodja izgradnje obrambne linije odseka V/3-St. jeseni 1948. Ekshumirana trupla so pokopali na Anna je bil nadučitelj Johann Müller, NSDAP- judovskem pokopališču v Trautmannsdorf-u.47 jev vodja krajevne sekcije Mettersdorf-a.51

228 Judovska usoda

Skupaj z NSDAP-jevim vodjem krajevne sekcije prebivalstva so judovski prisilni delavci včasih Dr. Hans-om Gerscha je spadal k političnim skrivoma dobili živež, kar je olajšalo preživetje vodjem, ki so bili odgovorni tudi za vključitev (glej poročili Sandor-ja Vandor-ja in Simson- madžarskih Judov na področju St. Anna am a Schvarc-a). Anton Rutte, vodja sektorja Aigen. Judovski prisilni delavci so bili nadzirani izgradnje obrambne linije sektorja V-Feldbach, s strani SA, Ukrajincev in začasno tudi s strani je sredi marca 1945 prišel v St. Anna-o am pripadnikov hrvaške SS (13. Waffen-Gebirgs- Aigen, ker mu je bilo prijavljeno, da judovski Division der SS/Oborožena-gorska-divizija prisilni delavci v okoliških krajih pogosto SS-a „Handschar“ – hrvaška št. 1).52 Ravnanje nabirajo hrano. Rutte je Jude iz St. Anna-a am stražarjev je bilo pogosto zelo surovo, pogosto Aigen dal postrojiti. Ker jih je nekaj manjkalo, so padali udarci. so jih takoj začeli iskati. Ko so nekatere Jude Tudi judovski prisilni delavci iz St. Anna-e am našli, so jih peljali v občinski zapor, kjer so se Aigen so bili deloma sestavljeni iz prisilnih nad njimi znesli stražarji.57 delavcev kot npr. Sandor Vandor (glej njegovo V taborišču v St. Anna-i am Aigen so sledeče poročilo) ali Tibor Weiss.53 Ob njih bile higienske razmere prav tako kmalu pa je bilo tukaj vključeno tudi veliko število katastrofalne, bilo je veliko uši. Del Judov je Judov, ki so bili že od poletja 1944 vključeni potem prišlo v šotorišče v bližini gradbišča – kot prisilni delavci v okrožju Groß-Wien/ tankovskega jarka.58 Tam so jim tudi zatrli uši. Veliki-Dunaj (že konec junija 1944 so jih iz Kljub temu je kmalu tudi na področju St. Anna- Madžarske premestili v Strasshof in od tam e am Aigen zaradi nezadovoljivih higienskih na različna delovišča na območju Dunaja in razmer med Judi izbruhnila pegavica. Dolnje Avstrije). Med temi iz območja Dunaja Epidemija tifusa je grozila razširiti se. Ker je premeščenimi madžarskimi Judi sta bila tudi primanjkovalo zdravil, so neozdravljive ustrelili iz Debrecen-a izvirajoč Ladislaus Dér in Imre stražarji. Nekega dne (morda 13.februarja Weisz iz Mezötur-a.54 Prav tako iz Debrecen- 1945 ?) so 41 bolanih mož s tovornjakom a izvirajoči Samuel Roth je bil določen za odpeljali v gozd pri Deutsch Haseldorf-u, jih odgovorno osebo za „Strasshofer Juden/ tam postrelili in pokopali v masovni grob.59 Strasshof-ske Jude“ v St. Anna-i am Aigen.55 Streljanje je izvedla SS-komanda iz Feldbach-a, Med njimi je bilo tudi veliko žena. vodja odseka Johann Müller in vodja krajevne Jude so vključili večinoma v gradnjo sekcije Dr. Gerscha iz St. Anna-e am Aigen sta tankovskega jarka na Aigen-skih poljih morala urediti službo cestnih zapor. do Höllwiese-ja v bližini meje z današnjo Nekaj dni pred prekinitvijo del izgradnje Slovenijo, kjer so pogosto delali v nečloveških obrambne linije konec marca 1945 je iz taborišča razmerah. Delo judovskih prisilnih delavcev pobegnilo sedem Judov, za kazen oz. kot trajajoče več mesecev, torej kopanje skoraj povračilni ukrep so zato ustrelili sedem drugih dva kilometra dolgega, 4,5 m širokega in 5 m prisilnih delavcev (in očitno tudi v masovnem globokega tankovskega jarka, ki se je v zadnjih grobu pri Deutsch Haseldorf-u pokopali).60 bojih 1945 izkazal za vojaško nepomembnega, Obstajajo napotki civilnega prebivalstva, da so je novembra 1947 zasul bager.56 Prehrana v bližini taboriščnih barak na področju „Höll“ Judov je bila zelo pomanjkljiva. Od civilnega nekaj umrlih ali umorjenih Judov zagrebli kar

229 Judovska usoda na mestu samem.61 Položaj njihovih grobav vključeni madžarski Judi.65 Med drugim so pa ni več znan. Nekaj iz območja Dunaja bili nameščeni v šolskih poslopjih Neuhaus-a prepeljanih Judov v St. Anna-o am Aigen so am Klausenbach. V eni privatni hiši v Kalch- še pred koncem izgradnje obrambne linije u so bili prav tako nameščeni judovski prisilni poslali nazaj na Dunaj, tako npr. Ladislaus- delavci, medtem ko je Kalch-ška šola služila kot a Der-a. Drugi „Strasshof-ski Judi“ so morali bolniški oddelek. Ti v Kalch-ški šoli umrli Judi delati naprej do prekinitve izgradnje obrambne so bili pokopani v bližnjem gozdičku (sedem linije v St. Anna-i am Aigen in so bili konec trupel so ekshumirali šele 1988 in jih prenesli marca 1945 skupaj z judovskimi prisilnimi na judovsko pokopališče Rechnitz). delavci gnani najprej do Gnas-a.62 V Gnas- Na osnovi prav tako grozotnih higienskih u, kjer so umrli trije judovski prisilni delavci, razmer je tudi na odseku izgradnje obrambne so sestradani Judi dobili od krajanov živila, linije V/4 Kalch med Judi kmalu izbruhnila preden se je začel marš smrti preko Gleisdorf- pegavica. Bolane so osamili v zasilnem lazaretu a, Graz-a, Präbichl-a (kjer so bili mnogi priča iz šotorov v bližini Krottendorf-a (med Kalch- znanega pokola) naprej proti Mauthausen-u. om in Neuhaus-om am Klausenbach), da bi Kolona Simson-a Schvarc-a je bila počasneje preprečili nadalnje širjenje epidemije. Bolanim na poti in je bila že pred Graz-em osvobojena so sicer zatrli ušivost, vendar za Jude ni bilo s strani Sovjetov. primernih zdravil. 23. marca 1945 je bilo V taboriščnih barakah pri Aigen-u (v bližini ca. 100 bolanih madžarskih Judov s strani Kramarovcev) so pustli za seboj večje število SS-komanda v gozdu v bližini šotoriščnega hudo bolanih Judov, med njimi tudi poročilo taborišča pri Krottendorf-u ustreljenih in kar Sandor-ja Vandor-ja.63 4. aprila 1945 je prišel tam v masovnem grobu pokopano.66 še en bolan Jud iz tega taborišča v Deutsch Haseldorf, da bi poiskal hrano za svoje tovariše Spomini Simson-a Schvarc-a in Sandor- iz taborišča. Veliko je bilo mogoče zbrati in ja Vandor-ja. Kot zaključek sledita poročili Alois Gangl iz Deutsch Haseldorf-a je hotel obeh prič Simson-a Schvarc-a in Sandor-ja ta živež s svojim vozom pripeljati v taborišče. Vandor-ja o svojem prisilnem delu v letu 1945 Ker pa so sovjetski vojaki tega dne že streljali pri izgradnji obrambne linije na področju St. iz smeri Fikšincev/Füchselsdorf, se je Gangl Anna am Aigen. Oba sta okoli 60 let po koncu obrnil. Bolan Jud se je z nekaj živeža sam vrnil vojne neodvisno drug od drugega stopila v taborišče.64 v stik z občino St. Anna am Aigen, da bi se Že naslednjega dne so ruski vojaki dosegli zahvalila za pomoč tamkajšnjemu civilnemu taboriščne barake v Höll-u, madžarski Judi so prebivalstvu, ki so bili zaslužni za to, da sta bili osvobojeni in nekaj malega teh, ki so bili preživela te grozote.67 še sposobni pohoda so se podali peš na pot za Simson Schvarc (roj. 1929 v bližini Madžarsko. V taboriščnih barakah so ostali madžarskega mesta Miskolc) je bil po mrtvi in umirajoči. vkorakanju Nemške armade marca 1944 skupaj V gradiščanski sosednji občini Neuhaus am z materjo in dvema bratoma prestavljen v geto Klausenbach (izgradnja obrambne linieje-odsek Miskolc-Diósgyör, medtem ko so njegovega V/4 Kalch) so bili prav tako kot prisilni delavci očeta in najstarejšega brata vpoklicali v

230 Judovska usoda judovsko delovno enoto. Oče je kasneje prišel 42 let, nekaj dni dolgo ni govoril nič, zaprl se v koncentracijsko taborišče Mauthausen in je napram drugih, poskušal sem mu pomagati, je tam tudi umrl, medtem ko je veliki brat s pitjem, kjer je le bilo mogoče. Vendar nič preživel koncentracijska taborišča Buchenwald- ni pomagalo. Zvečer je zaspal in zjutraj je bil Auschwitz in Theresienstadt (sedaj živi v mrtev. To je bil zame težek udarec. Tudi njega Kanadi). Iz geta Diósgyor so mamo in mlajšega sem pokopal. (Dr. Winkler in Jenö Berger brata deportirali v Auschwitz, kjer sta oba sta bila pokopana na ali izven pokopališča. umrla. Simson-a Schvarc-a in njegovega brata Tudi druge mrtve so tam pokopali, vendar Itzhak-a je iz geta rešil madžarski oficir, vendar ne poznam njihovih imen.) Čuvaji so bili pa je Itzhak kmalu prišel v koncentracijsko Ukrajinci, ki so se pridružili Nemcem in bili taborišče Dachau, kjer je prav tako umrl. so kruti. Pogosto so grozili ženskam iz St. Po ovinkih je takrat še ne 16letni Simson Anna-e s puškami, kadar so pod svojimi plašči Schvarc prišel na prisilno delo v St. Anna-o skrivale zavoje s hrano in jih metale čez ograjo. am Aigen, kjer je bil najprej nameščen v hišo Čuvaji so jih pregnali tako, da so jim grozili društva (gledališko dvorano). V pismu z dne 9. z orožjem. O ženskih prebivalcih vasi lahko marca 2005 naslovljenim na avtorja [članka] povem samo dobro. poroča o svojih spominih: Na delo smo šli v spremstvu čuvajev, peš. „Konec decembra 1944 so nas natovorili na Hodili smo nekaj kilometrov, delali zgolj z tovorni vlak, 80 ljudi stlačenih v en vagon, rokami, kopali smo tankovski jarek ... Hrana, prostora ni bilo niti za vsesti se, 3 dni in tri ki smo nam jo delili zgodaj zjutraj, je bila noči brez hrane in vode smo bili na poti v zajemalka juhe iz posušene zelenjave brez soli Avstrijo v neko mesto z imenom Fehring. Od in približno 200 g suhega kruha. Čez nekaj tam peš v St. Anna-o. Prostor je bil obdan z časa, februarja ali marca so nas premestili v bodečo žico ... Prej je bil to kino. Znotraj so taborišče s šotori. (Šotoriščno taborišče je bilo vse spremenili in opremili s 3-nadstropnimi v bližini našega delovišča, kjer smo kopali lesenimi posteljami, kamor so stisnili stotero tankovski jarek.) V enem šotoru nas je bilo Judov. dvajset. Taborišče ni bilo obdano. Žimnic ni bilo, niti ogrevanja, vode ali Nekega dne je iz taborišča zbežalo nekaj oseb stranišč. Več mesecev nisem zamenjal obleke, na Madžarsko ali v Slovenijo. Ruska rdeča smrad je bil neznosen. Medtem sem zbolel za armada je bila že v bližini avstrijske meje. Za pegavico z zelo visoko vročino. Med nami je kazen so usmrtili vsakega desetega zapornika, bil živinozdravnik po imenu Dr. Winkler, ki tudi tiste, ki so bili bolani. Tisti dnevi so bili mi ni dovolil odditi v bolniško sobo, saj se vsi zelo težki, temperatura je bila pod ničlo. Konec tisti, ki so se obrnili nanje, niso več vrnili. Bili marca so nas vodili v smeri mesta Graz. Šli smo so enostavno usmrčeni. Dr. Winkler je skrbel peš brez hrane, ljudje so na poti omagovali, za krave kmetov in bil v vasi zelo znan lik. čuvaji so jih ustrelili. Potem ko sem preživel bolezen, je zbolel Dr. Ko smo bili 5 km pred Graz-em, so čuvaji Winkler in jaz sem ga pokopal na polju v St. zbežali, ostalo nas je le nekaj. Prišli smo v vas Anna-i. Na pogradu ob meni je ležal dober in in se skrili na senik. Naslednji dan smo odšli zvest prijatel po imenu Jenö Berger. Star je bil iskati hrano in naleteli na SS-vojake, ki so nas

231 Judovska usoda postavili za ustrelitev. Nenadoma se je pojavil uredili primitivne spalnice z dvonadstropnimi človek z mavcem na roki, ne vem več od kod spalnimi pogradi.68 Areal so stražili nemški je prišel, in rekel vojakom, da smo madžarski vojaki in SS. Dvakrat na dan so dobili hrano. gojenci in vojaki so odšli. Zajtrk je bil sestavljen iz neke tekočine, ki so Mož, ki nas je rešil, to so mi povedali kasneje, jo imenovali kava in enega kosa kruha, na je bil župan, nikoli več ga nismo videli. katerem je bila včasih marmelada. Večerja je Nekaj ur kasneje so prišli tanki rdeče armade in bila prav tako sestavljena iz neke tekočine, ki nas osvobodili. Premikali so se naprej v smeri so jo tokrat imenovali juha. Za takšno težko Graz-a, mi smo odšli peš v smeri madžarske delo, ki so ga morali opraviti Judi, je bilo meje. Junija 1945 sem prišel v Budimpešto, hrane premalo in bila je nehranljiva. Splošni suh, bolan, morali so mi izdreti 6 zob, duševno zdravstveni položaj je bil zato slab, bilo ni niti in telesno utrujen, brez družine. Organizacija bolniške sobe niti kakršne koli medicinske ‘Joint’ mi je pomagala in skrbela zame. V pomoči. interatu sem stanoval še z ducati otrok kot Dnevno je morala judovska delovna četa pod sem bil jaz, brez staršev, brez domače podpore, SS-nadzorom korakati iz St. Anna-e am Aigen samo s strašnimi spomini. Leta 1948 sem se do delovišča. Judi so morali južno od St. Anna- izselil v Izrael in začel novo življenje.“ e am Aigen kopati tankovski jarek z lopatami Sandor Vandor (roj. 1925) je izviral iz in cepini. Na delovišču so može stražili vojaki. madžarskega mesta Rákospalota, ki je danes Kadar je bila dnevna delovna norma izpolnjena, del Budimpešte. V maju 1944 je moral vstopiti so se smele 10-glave delovne skupine vrniti v v judovski delovni bataljon madžarske vojske. taborišče, ob prihodu jih je moralo biti prav V istem času se je moral tudi njegov oče javiti tako 10. pri enem drugem delovnem bataljonu. Orožja Čeprav so s strani straže in ukrajinskih Judi niso smeli nositi, pač pa so jih uporabljali pomočnikov pogosto padali hudi udarci, kot delovno silo. Vandor sam skoraj ni imel težav s stražarji. Vandor-jev delovni bataljon je moral kasneje Po spominu Sandor-ja Vandor-ja, on in drugi iz Szöny-ja (pri Komarom-em) korakati v prisilni delavci niso nosili rumene zvezde, smeri Avstrije (takrat del Nemškega rajha). temveč so morali nositi rumene trakove, ki so Do madžarske meje so pripadnike judovskega jih zaznamovali kot Jude. delovnega bataljona stražili madžarski Sandor Vandor se posebno hvaležno spominja, vojaki, ki so pogosto grobo ravnali z njimi. V da so precejkrat dobili pomoč s strani civilnega okolici Sopron-a so prečkali mejo takratnega prebivalstva St. Anna-e am Aigen in okoliških Nemškega rajha in možje so prišli pod nemški vasi. Večkrat se je zgodilo, da so ženske na poti nadzor. na delo na polju vzdolž ceste pustile pakete s Delovna četa Sandor-ja Vandor-ja je korakala hrano, ki so jih našli judovski delavci in so jim potem naprej do St. Anna-e am Aigen, ki so jo tako olajšali preživetje. dosegli tik po Novem letu 1945. Približno 150 Sandor Vandor in njegov prijatelj iz mladosti judovskih mož v starosti med ca. 18 in 40 let Gyuri, ki je bil prav tako iz Rákospalota, sta so namestili v danes že neobstoječo zgradbo večkrat uspela preskočiti taboriščno ograjo v bližini velblagovnice Lippe, v kateri so in se odplazila iskati hrano. Večkrat so jima

232 Judovska usoda domačinke vtaknile v žep kakšno hrano. bilo morda še 20 prisilnih delavcev pri življenju, Enkrat sta bila celo s strani dveh mladih punc večina v najslabšem zdravstvenem stanju. oz. žensk povabljena v hišo in bila postrežena Vandor je ostalim povedal novico o ruskih z ocvrtim jajčnim kruhom. Takrat je bilo po vojakih. V skupini s še morda petimi tovariši nacističnih zakonih kaznjivo pomagati Judom. se je takoj odpravili na pot za Madžarsko. V Ti dve mladi ženski pa sta bili posebno hrabri stanju v kakršnem so bili so prvi dan zmogli in proti NS-zakonom neposlušni. ravno še tri kilometre. Tam so srečali četo Okoli četrtega tedna v marcu 1945 je okoli 40 ruskih vojakov, ki so imeli preskrbo in vojaško mož zbolelo za tifusom. Dobili niso nobenih bolnišnico. Oficir tajne službe je zaslišal zdravil, temveč so jih ločili od ostale delovne madžarske-judovske prisilne delavce, potem čete. Vandor-jev prijatelj iz mladosti Gyuri so lahko spali v ruskem taboru. V naslednjih je ostal v taborišču v St. Anna-i am Aigen. dveh dneh so hodili do železniške proge (ki Kasneje je moral s preostalo delovno četo je od Murske Sobote proti severu vodila do na „marš smrti“ v koncentracijsko taborišče Madžarske), od tam so se lahko peljali z Mauthausen, vendar je preživel. Vrnil se je na vlakom do predmestja Budimpešte. Madžarsko, vendar kmalu emigriral v Ameriko Prav tako v delovnem bataljonu služeči oče (ZDA) in tam že leta 1970 umrl. Sandor-ja Vandor-ja je preživel. V odsotnosti Za tifusom obolelega Sandor-ja Vandor-ja so s moških so mater in sestro Sandor-ja Vandor-ja približno 40 drugimi bolanimi možmi spravili odpeljali v Auschwitz. Mati so takoj po prihodu v taborišče barak (na področju „Höll-a“) južno v Auschwitz zaplinili, sestra je preživela. od St. Anna-e am Aigen. Gyuri ga je podpiral V teku zadušitve madžarske splošne vstaje na poti do taborišča barak in se potem vrnil in nastalega velikega bežanja je Sandor v taborišče v St. Anna-i am Aigen. Bolane so Vandor z ženo in sinom sredi novembra 1956 pustili v taborišču barak, da bi umrli. Niso bili zapustil Madžarsko in dosegel Avstrijo pri zastraženi (ni bilo razloga za to, saj nobeden Deutschkreutz-u. V začetku decembra 1956 se ni bil v stanju zbežati). Tudi zdravili jih niso, je na Dunaju rodil njegov mlajši sin, preden je hrane tudi ni bilo. Nekako so imeli nekaj družina emigrirala v Ameriko (ZDA). plesnivega kruha, nešteto ljudi je umrlo levo in desno od Vandor-ja. 4. aprila 1945 pozno popoldan je Sandor Vandor opazoval kako nek nemški vojak postavlja mitraljez na osrednjem prostoru (vežbališču) taborišča barak. Kaj je s tem hotel, ni jasno.69 Potem je prišel še en vojak na kolesu in po kratkem pogovoru je prvi vojak pospravil svoj mitraljez in oba sta v naglici izginila. Zjutraj 5. aprila 1945 je Vandor videl ruske vojake, vendar z njimi ni imel neposrednega stika. Vsekakor so bili še preživeli judovski prisilni delavci osvobojeni. V taborišču barak je

233 Judovska usoda

OPOMBE 21 Franz Röschel, Steiermarks Paradies. Bruck a.d.M. 1925, S. 51. Adressenbuch von Steiermark für Industrie, Handel u. Gewerbe. Graz 1929, 1 Hermann Kurahs, Zur Geschichte der Juden in Radkersburg. In: Gerald S. 130. Bad Gleichenberg, 3. Jg. Nr. 4 (April 1935). Graz 1935. Lamprecht (Hg.), Jüdisches Leben in der Steiermark. Marginalisierung 22 Heimo Halbrainer/Joachim Hainzl, „Ersuche um Mitteilung, wie ich zu einem – Auslöschung – Annäherung. Innsbruck 2004, S. 59ff. Hermann Kurahs, jüdischen Geschäft komme.“ Arisierung in der Steiermark. In: Korso, 2. Jg., Noch mehr haben nirgends eine Heimat, aber Gräber auf jedem Friedhof. Zur Nr. 9. Graz 1988. Wiederansiedlung der Juden in Radkersburg. In: Blätter für Heimatkunde, 23 Eduard G. Staudinger, „Ich bitte die Vermögensverkehrsstelle um baldige 75. Jg., H. 2/3. Graz 2001, S. 69ff. Entscheidung“. Aspekte der „Arisierung“ in der Steiermark. In: Gerald 2 Die Chronik des Franziskaner-Hospizes in Gleichenberg (Kloster- Lamprecht (Hg.), Jüdisches Leben in der Steiermark. Marginalisierung Pfarrchronik Bad Gleichenberg), S. 111, 132, 133, 143 u. 193, bringt einige – Auslöschung – Annäherung. Innsbruck 2004, S. 211. StLA, Arisierung Hinweise auf die jüdischen Kurgäste, z. B.1906: „weitaus die Mehrzahl dem 1938-45, LG/I 47-537, Mappe 199/II. Dr. Eduard G. Staudinger ist für seine ‚auserwählten Volke‘ angehörte“; 1918: „allerdings 90 % Juden“ und „meist Hinweise besonders zu danken. Die „Villa Dreibaum“ wurde ursprünglich ungarische und polnische Juden“; 1922: „natürlich meist aus Israel“ und „Villa Schuch“ genannt. Sie war eine der originellsten Villen des Kurortes 1928: „Sehr viele Juden!“. und brannte bei Kriegsende 1945 ab. Heute steht an seiner Stelle der 3 Manès Sperber, Die vergebliche Warnung. All das Vergangene ... Wien „Gleichenbergerhof“. Das Gebäude des israelitischen Spitals in Bad 1975, S. 56ff., 67 u. 122f. Gleichenberg überstand das Ende des Zweiten Weltkrieg und wurde Jahre 4 Special-Orts-Repertorium der im österreichischen Reichsrathe vertretenen später abgetragen. Königreiche und Länder. IV. Steiermark. Wien 1883, S. 49. Special-Orts- 24 Chronik des Franziskaner-Hospizes in Gleichenberg (Kloster-Pfarrchronik Repertorium der im österreichischen Reichsrathe vertretenen Königreiche Bad Gleichenberg), S. 292. Anatol P. Fuksas, Bad Gleichenberg. Skizzen der und Länder. (Volkszählung vom 31. December 1890) IV. Steiermark. Wien Zeit. Graz 1988, S. 201f u. 207f. (Ansonsten findet man in den zahlreichen 1893, S. 74. Gemeindelexikon der im Reichsrate vertretenen Königreiche Büchern von Fuksas über Bad Gleichenberg kaum Hinweise auf das und Länder. (Volkszählung vom 31. Dezember 1900) IV. Steiermark. Wien einstige jüdische Leben in Bad Gleichenberg. In seinem 1988 erschienenen 1905, S. 70. Spezialrepertorium der österr. Länder. Spezialrepertorium von Buch „Skizzen der Zeit“ erwähnte Fuksas auf Seite 203 in einer Fußnote Steiermark. (Volkszählung vom 31. Dezember 1910) Wien 1917, S. 36. z.B., dass bis 1938 der Generalvertrieb des Gleichenberger Mineralwasser 5 Chronik des Franziskaner-Hospizes in Gleichenberg (Kloster-Pfarrchronik noch in den Händen eines Juden war. Im Buch „Bad Gleichenberg 1937- Bad Gleichenberg), S. 38. Mathias Macher, Gleichenberg in Steiermark als 1997. Erste Kursaison – Zeitenwende im Heilbade“ von Fuksas findet klimatischer und Brunnen-Kurort. Graz 1873, S. 24. man auf Seite 65f. noch einen kurzen Hinweis auf den bereits erwähnten 6 Gleichenberger- und Johannisbrunnen-Actien-Verein (Hg.), Curort Gleichenberger Kuraufenthalt und das Buch „Die vergebliche Warnung“ Gleichenberg ungarische Westbahn-Station Feldbach in Steiermark. des Schriftstellers Manès Sperber, jedoch ohne einen Vermerk zu dessen Gleichenberg o. J. (ca. 1880), S. 38 u. 46. jüdischer Herkunft.) 7 Karl Höffinger, Der Kurort Gleichenberg in Steiermark. Wien-Leipzig 1892, 25 Wilhelm K. Rauch, Bad Gleichenberg und seine Ärzte 1772-1992. Bad S. 114. Dr. Karl Höffinger war Kurarzt in Gleichenberg (Sommersaison) und Gleichenberg 1993, S. 22 u. 27. Siglinde Bolbecher/Konstantin Kaiser, Gries bei Bozen (Wintersaison). Lexikon der österreichischen Exilliteratur. Wien-München 2000, S. 545. 8 Kurort Gleichenberg (Steiermark). Gleichenberg o. J. (ca. 1902), S. 19. Emil 26 Chronik des Franziskaner-Hospizes in Gleichenberg (Kloster-Pfarrchronik Ziffer, Der Kurort Gleichenberg in Wort und Bild. Gleichenberg 1906, S. Bad Gleichenberg), S. 295. 68. 27 Heidemarie Uhl, Erinnern und Vergessen. Denkmäler zur Erinnerung 9 Karl Höffinger, Der Kurort Gleichenberg in Steiermark. Wien-Leipzig 1892, an die Opfer der Nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und an die S. 96 u. 114. Georg Ensbruner, Der Kurort Gleichenberg in Steiermark. Gefallenen des Zweiten Weltkrieges in Graz und in der Steiermark. In: Gleichenberg o. J. (1923), S. 57. Stefan Riesenfellner/Heidemarie Uhl, Todeszeichen. Zeitgeschichtliche 10 Kurort Gleichenberg (Steiermark). Gleichenberg o. J. (ca. 1913), S. 84. Denkmalkultur in Graz und in der Steiermark vom Ende des 19. Jahrhunderts 11 Dr. Rudolf Grasmug ist für viele wertvolle Hinweise herzlichst zu danken. bis zur Gegenwart. Wien – Köln – Weimar 1994, S. 123. 12 Emil Ziffer, Der Kurort Gleichenberg in Wort und Bild. Gleichenberg 1906, 28 Franz Josef Schober (Mitarbeit Günther Prutsch), Das Kriegsende 1945 S. 79. rund um den Königsberg im Bezirk Radkersburg. In: Feldbacher Beiträge 13 Kurort Gleichenberg (Steiermark). Gleichenberg o. J. (ca. 1913), S. 48. zur Heimatkunde der Südoststeiermark, Heft 4. Feldbach 1989, S. 115ff. 14 Chronik des Franziskaner-Hospizes in Gleichenberg (Kloster-Pfarrchronik 29 Curd Jürgens, ... und kein bißchen weise. Autobiographischer Roman. Bad Gleichenberg), S. 133. Adressenbuch von Steiermark für Industrie, Locarno 1976, S. 300ff. Anna Hinterholzer, Klöch (12.2.1985), Sammlung Handel u. Gewerbe. Graz 1927, S. 238. Adressenbuch von Steiermark F.J.Schober. für Industrie, Handel u. Gewerbe. Graz 1929, S. 130. Die Villa „Dreibaum“ 30 Hier im Gruislawald und bei den Resten des Panzergrabens im Wald brannte 1945 ab. Heute steht an ihrer Stelle der „Gleichenbergerhof“. bei Deutsch Haseldorf fanden am 15. April 1993 Dreharbeiten für die 15 Karl Höffinger, Der Kurort Gleichenberg in Steiermark. Wien-Leipzig Dokumentation „Alles Schweigen“ über den Einsatz der ungarischen 1892, S. 125. Heidemarie Uhl, Erinnern und Vergessen. Denkmäler zur Juden beim Stellungsbau und den anschließenden „Todesmarsch“ nach Erinnerung an die Opfer der Nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und Mauthausen statt (Der Film wurde am 15. November 1993 in ORF 2 an die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges in Graz und in der Steiermark, gesendet). in:: Stefan Riesenfellner/Heidemarie Uhl, Todeszeichen. Zeitgeschichtliche 31 Franz Josef Schober (Mitarb. Günther Prutsch), Das Kriegsende 1945 rund Denkmalkultur in Graz und in der Steiermark vom Ende des 19. Jahrhunderts um den Königsberg im Bezirk Radkersburg. In: Feldbacher Beiträge zur bis zur Gegenwart. Wien – Köln – Weimar 1994, S. 123. Heimatkunde der Südoststeiermark, H. 4. Feldbach 1989, S. 116ff. 16 Georg Ensbruner, Der Kurort Gleichenberg. Gleichenberg o. J. (1912), S. 32 Leopold Banny, Schild im Osten. Der Südostwall zwischen Donau und 44f. Untersteiermark 1944/45. Lackenbach 1985, S. 97. Eleonore Lappin, Die 17 Adolph Jellinek, Rede zur Eröffnung des israelitischen Spitals im Curorte Todesmärsche ungarischer Juden durch den Gau Steiermark. In: Gerald Gleichenberg, gehalten am 23. Juni 1884. Wien 1884. Lamprecht (Hg.), Jüdisches Leben in der Steiermark. Marginalisierung – 18 Karl Höffinger, Der Kurort Gleichenberg in Steiermark. Wien-Leipzig 1892, Auslöschung – Annäherung. Innsbruck 2004, S. 273f. S. 6. Karl W. Gawalowski (Hg.), Steiermark. Hand- und Reisebuch. Graz 33 Szabolcs Szita, Verschleppt – Verhungert – Vernichtet. Die Deportation von 1914, S. 345. StLA, BG Feldbach, KG Bad Gleichenberg, EZ 191. ungarischen Juden auf das Gebiet des annektierten Österreich 1944-1945. 19 Kurort Gleichenberg (Steiermark). Gleichenberg o. J. (ca. 1908, bzw. ca. Wien 1999, S. 215f. Für ein Arbeitslager mit jüdischen Stellungsbauarbeitern 1910, bzw. ca. 1913), S. 29, bzw. S. 36, bzw. S. 34. Wilhelm K. Rauch, Bad in Radkersburg – wie von Szabolcs Szita angeführt – finden sich aber keine Gleichenberg und seine Ärzte 1772-1992. Bad Gleichenberg 1993, S. 18ff. weiteren Hinweise. Für wichtige Hinweise betreffend die jüdischen Kurärzte ist Herrn Dr. Rudolf 34 Schwarz Desider (4.9.1945), PRO (= Public Record Office London/Kew) Grasmug herzlich zu danken. WO 310/143. 20 Wilhelm K. Rauch, Bad Gleichenberg und seine Ärzte 1772-1992. Bad 35 Anton Waltensdorfer (Klöch) an die Frau von Fischer Georg in Budapest Gleichenberg 1993, S. 27. (23.12.1946), Privatbesitz. Anton Oswald (26.7.1947), AdR (= Archiv der Republik Wien) BuMinI 172.275-2/52.

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36 Chronik der Volksschule Klöch. 60 Imre Weisz, Moreshet D. 2.1120. Tibor Weiss (1.9.1945), PRO WO 310/143. 37 Watzek-Chronik (16. März 1945), Stadtarchiv Bad Radkersburg. Simson Schvarc (9.3.2005), Sammlung F.J.Schober. 38 Anna Hinterholzer, Klöch (12.2.1985), Sammlung F.J.Schober. 61 Kleine Zeitung, 4. Februar 2005, Lokalteil Südoststeier, S. 26. 39 Robert O. Fisch (2.9.1995 u. 8.11.1995), IGJ (= Institut für Geschichte der 62 Tibor Weiss (1.9.1945), PRO WO 310/143. Chronik der Pfarre St. Anna am Juden in Österreich, St. Pölten). Robert O. Fisch, Light from the Yellow Star. Aigen. Eleonore Lappin, The Death Marches of Hungarian Jews through A Lesson of Love from the Holocaust. Minnesota 1994, S. 14ff. Austria in the spring of 1945. In: Yad Vashem Studies XXVIII. Jerusalem 40 PRO WO 310/167. Das Steirerblatt, 11. November 1947, S. 1. Neue Zeit, 11. 2000, S. 231f. Yad Vashem 05/89. November 1947, S. 2. Wahrheit, 11. November 1947, S. 2. 63 Eleonore Lappin, Die Todesmärsche ungarischer Juden durch den Gau 41 Emmerich Adler (3.5.1946), PRO FO 1020/2059. Franz Josef Schober, Steiermark. In: Gerald Lamprecht, Jüdisches Leben in der Steiermark. 100 Jahre Zeitgeschichte – Ratschendorf 1898 bis 1997/98. In: Heinrich Marginalisierung – Auslöschung – Annäherung. Innsbruck 2004, S. 273f. Kranzelbinder/Günther Prutsch/Franz Josef Schober, Ratschendorf. Vom 64 Alois Gangl (9.2.1985), Sammlung F.J.Schober. Werden eines Dorfes. Beiträge zur Geschichte einer südoststeirischen 65 Udo Fellner, Bittere Heimatgeschichte. Das Schicksal der jüdischen Gemeinde. Ratschendorf 1997/98, S. 310. Alfred Kolleritsch, Von der Zwangsarbeiter in Krottendorf und Kalch. In: Gerhard Baumgartner/Eva schwarzen Kappe. In. Gespräche im Heilbad. Salzburg 1985, S. 49. Müllner/Rainer Münz (Hg.), Identität und Lebenswelt. Ethnische, religiöse Eleonore Lappin, The Death Marches of Hungarian Jews through Austria und kulturelle Vielfalt im Burgenland. Eisenstadt 1989, S. 128ff. Karl Knapp in the spring of 1945. In: Yad Vashem Studies XXVIII. Jerusalem 2000, S. (27.7.2005), Sammlung F.J.Schober. 231f. 66 StLA, LG Graz Vg 869/45. 42 Chronik der Volksschule Klöch.Anton Waltensdorfer (Klöch) an die Frau von 67 Durch Josef Weinhandl, den Bürgermeister von St. Anna am Aigen, erhielt Fischer Georg in Budapest (23.12.1946), Privatbesitz. Cäcilia Schönberger ich dankenswerterweise die Adressen von Simson Schvarc und Sandor (16. u. 23.5.2005). Sammlung Franz Josef Schober. Eleonore Lappin, The Vandor. Simson Schvarc, der heute in Tel Aviv in Israel lebt, berichtete Death Marches of Hungarian Jews through Austria in the spring of 1945. In: mir dann in einem umfangreichen Brief im März 2005 seine Erinnerungen Yad Vashem Studies XXVIII. Jerusalem 2000, S. 220. an die Zwangsarbeit in St. Anna am Aigen. Einzelne ergänzende Fragen 43 Chronik des Gendarmeriepostens Klöch. Grenzbote, 31. August 1947, S. 5. wurden von ihm noch in einem weiteren Brief im April 2005 beantwortet. 44 Das Steirerblatt, 11. November 1947, S. 1; Neue Zeit, 11. November 1947, S. Sandor Vandor, der heute im amerikanischen Bundesstaat Kalifornien lebt, 2. schilderte mir dann ebenfalls im März 2005 in einer Reihe von e-mails 45 Das Steirerblatt, 14. November 1947, S. 2, Neue Zeit, 14. November 1947, seine Erinnerungen an die Zeit als jüdischer Zwangsarbeiter in St. Anna S. 3; Wahrheit, 14. November 1947, S. 3. am Aigen. Bei einem Besuch von Sandor Vandor im Juni 2005 in St. Anna 46 Das Steierblatt, 10. Dezember 1947, S. 2; Neue Zeit, 10. Dezember 1947, S. konnten dann in vielen Gesprächen (an denen auch Dr. Eleonore Lappin 3; Wahrheit, 10. Dezember 1947, S. 3. vom Institut für Geschichte der Juden in Österreich beteiligt war) noch viele 47 Schreiben IKG Graz (18.10.1948 u. 12.11.1948), Yad Vashem 05/13. Einzelheiten besprochen werden. Berichte über den Besuch von Sandor 48 Lt. Sterbebuch der Pfarre Klöch starb bereits am 5. Februar 1945 im Klöcher Vandor in: Bildpost, 30. Juni 2005, S. 12 und Süd-Ost Journal, 20. Juli 2005, Schulhaus ein Jude aus Ungarn (nähere Daten nicht bekannt), die Todesart S. 45. Simson Schvarz und Sandor Vandor danke ich für ihre große Geduld wurde nicht angegeben. Ende März starben zwei weitere ungarische Juden bei der Beantwortung meiner Fragen. im Klöcher Schulhaus (Arbeitslager Klöch) an Flecktyphus. IKG Wien, 68 Ursprünglich glaubte Sandor Vandor, 1945 zuerst im Schulgebäude Mappe KZ-Friedhöfe. untergebracht gewesen zu sein, doch im Laufe seines Besuches im Juni 49 Chronik der Pfarre St. Anna am Aigen. Bericht Simson Schvarc (9.3.2005 u. 2005 in St. Anna am Aigen musste er seine Meinung revidieren. 26.4.2005), Sammlung F.J.Schober. 69 Es sei aber daran erinnert, dass ungefähr zu dieser Zeit die im Schulgebäude 50 Chronik der Pfarre St. Anna am Aigen. Herbert Peklar (Hg.), Pfarre St. Anna Klöch zurückgelassenen ungarischen Juden von SS abgeholt und dann im am Aigen. Festschrift zum 200jährigen Jubiläum. St. Anna am Aigen 1988, Wald bei Röhrl erschossen wurden. S. 130 u. 135f. 51 Anton Rutte (25.5.1946). PRO WO 310/144. 52 Eleonore Lappin, Die Rolle der Waffen-SS beim Zwangsarbeitseinsatz ungarischer Juden im Gau Steiermark und bei den Todesmärschen ins KZ Mauthausen (1944/45). In: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hg.), Jahrbuch 2004. Münster 2004, S. 91. 53 Tibor Weiss (1.9.1945), PRO WO 310/143. 54 Eleonore Lappin, Die Todesmärsche ungarischer Juden durch den Gau Steiermark. In: Gerald Lamprecht, Jüdisches Leben in der Steiermark. Marginalisierung – Auslöschung – Annäherung. Innsbruck 2004, S. 273. Ladislaus Dér (25.3.1969), AdR BuMinI 55.178-18/71. Imre Weisz, Moreshet D. 2.1120. (Die durchwegs hebräischen Berichte des Moreshet Archivs in Givat Chaviva, Israel, wurden von Frau Dr. Eleonore Lappin übersetzt. Sie hat mir in diese Berichte und andere wertvolle Quellen dankenswerterweise Einsicht gewährt.) ZUR PERSON – O AVTORJU 55 Shmuel Roth, Moreshet A. 1476. Szabolcs Szita, Zwangsarbeit, Franz Josef Schober Todesmärsche, Überleben durch Hilfe. Die österreichische Bevölkerung in der Erinnerung der ungarischen Deportierten und politischen Häftlinge Franz Josef Schober, geb. 1957, wohnhaft in 1944-1945. Budapest 2004, S. 60f. u. 106. Ratschendorf; Finanzbeamter; Gründungsmit- 56 Chronik des Marktes St. Anna am Aigen. glied der Kulturinitiative Ratschendorf; Mitar- 57 StLA, LG Graz Vg Vr 8009/47. 58 Imre Weisz, Moreshet D. 2.1120. Simson Schvarc (9.3.2005), Sammlung beit an diversen volkskundlichen und zeitge- F.J.Schober. schichtlichen Ausstellungen. Veröffentlichung 59 PRO WO 310/167 (zu Vr 486/45). Neue Steirische Zeitung, 12. August mehrerer zeitgeschichtlicher Arbeiten über den 1945, S. 5. Das Erschießungsdatum 13. Februar 1945 scheint sehr früh und Bezirk Radkersburg. – Franz Josef Schober, könnte vielleicht nicht stimmen. Ein Mitglied des Erschießungskommandos rojen 1957, stanujoč v Ratschendorfu; finančni soll bei der Abfahrt die Bemerkung gemacht haben, dass sie noch am uradnik; ustanovni član kulturne iniciative selben Tag ca. 70 Juden im Raum Kalch „ins Lazarett zu befördern hätten“. Ratschendorf; sodeluje pri raznih etnografskih Die Erschießung von ca. 100 Juden in Krottendorf (zwischen Kalch und in sodobnozgodovinskih razstavah. Objavil Neuhaus am Klausenbach) fand erst am 23. März 1945 statt. So wäre es je več sodobnozgodovinskih del o okraju Bad möglich, dass auch die Erschießung im Wald bei Deutsch Haseldorf erst in der zweiten Märzhälfte stattfand. Radkersburg.

235 Bildgalerie – galerija slik VII

Hoher Besuch anlässlich der Ausstellungseröffnung „Krieg um Slowenien 1991“ – visok obisk ob otvoritvi razstave Vojna za Slovenijo 1991

236 Slovenci po svetu

Slovenci po svetu Potopis

� Text: Marjan Šrimpf

Ekipa televizije Maribor je v zadnjih letih obiskala slovenske izseljence in zdomce v dvajsetih državah sveta. V diaspori – torej zunaj domovine – živi okrog 300.000 Slovencev in njihovih potomcev, največ v ZDA, Avstraliji, Kanadi in Argentini.

Amerika – obljubljena dežela. S trebuhom za kruhom so šli Slovenci iz tedanje Avstro- Ekipa TV Maribor v Venezueli; z leve: izseljenec Albin Valenčič, novinar Marjan Šrimpf, Ogrske že okrog leta 1900. Ob snemalec Robert Zupanc, tonski technik Damijan Krajnc – Das Team von TV Maribor in Ve- popisu prebivalstva v ZDA leta nezuela; von links: Aussiedler Albin Valenčič, Journalist Marjan Šrimpf, Kameramann Robert Zupanc, Tontechniker Damijan Krajnc 1910 se je za slovenski materin jezik odločilo 123.631 oseb prve generacije (rojene na Slovenskem) in 59.800 Slovencev, rojenih že v Združenih državah Amerike. Tik pred drugo svetovno vojno je živelo v ZDA 250.000, Kanadi 6000, v Argentini 25.000, v Braziliji 5000 in v Avstraliji 2000 Slovencev. Po drugi svetovni vojni pa je iz Slovenije v prekomorske države odšlo še 20.000 do 25.000 političnih in tudi ekonomskih emigrantov. K temu moramo prišteti še 80.000 do 100.000 Slovencev, ki jih je v šestdesetih in sedemdesetih letih prejšnjega stoletja zajel ekonomski val. Višji zaslužek in boljše življenje so iskali v zahodnoevropskih državah. Leta 1972 je delalo v Zahodni Evropi 72.000 Slovencev. Nekateri od teh so se vrnili v domovino, mnogi pa tudi ne. Takšna bi bila na kratko slika slovenskega zdomstva in izseljenstva v prejšnjem stoletju. Ekipa Televizije Maribor, ki je bila večkrat tudi na obiskih v Potrni pri društvu 7. člen, ko je gostilo tudi slovenske izseljence iz različnih prekomorskih držav, je obiskala naše ljudi po svetu. Tokrat

237 Slovenci po svetu

Toronto, kjer živi največ od 20.000 kanadskih Slovencev. Imajo kar 18 društev, klubov in domov. Mi smo bili gostje v Slovenskem domu Lipa, kjer so pripravili slovenski večer s folklornimi plesi in večerjo s potico in drugimi jedmi iz svoje nekdanje domovine. Med številnimi Slovenci različnih poklicev je še posebej zanimiv John Letnik iz Leon Štukelj med slovenskimi delavci v tovarni Chrysler v Torontu, Kanada. – Leon Štukelj inmitten der slowenischen Arbeiter der Fabrik Chrysler in Toronto, Kanada. Lenarta v Slovenskih goricah, ki je iz Jugoslavije v torontsko bomo strnili vtise z obiskov v Južni Ameriki, pristanišče pripeljal odsluženo potniško ladjo Avstraliji, Kanadi, ZDA in še kje. in jo priredil v restavracijo – zdaj tja prihajajo Največ Slovencev se je v ZDA naselilo v državi številni ugledni gostje. Pred tremi leti je bil Ohio in v Clevelandu, ki so ga imenovali tudi tam tudi slovenski olimpionik Leon Štukelj. drugo največje slovensko mesto, takoj za Dobitnik številnih olimpijskih kolajn je pred Ljubljano. Tam je bilo kar 13 slovenskih far in 14 tem obiskal nekaj slovenskih domov in bil gost domov. Mnogi Slovenci so v Združenih državah slovenskih delavcev v tovarni avtomobilov uspešni na raznih področjih. V ZDA je denimo Crysler, kjer so ga izjemno lepo sprejeli. imelo leta 1990 kar 738 ljudi slovenskega rodu doktorat znanosti. Tudi Američani poznajo Južna Amerika odpira vrata. Tako kot v Slovence, kot so Friderik Baraga, Luis Adamič, Severno Ameriko, so Slovenci začeli množično Frank Lausche, James Oberstar, George odhajati tudi v Brazilijo in Argentino že pred Voinovič (zadnji trije so politiki), pa vesoljec letom 1900. Argentina je na podlagi zakona Ronald Šega, v širši javnosti so manj znani iz leta 1876 začela s sistematično kolonizacijo številni slovenski zdravniki, znanstveniki, državnega ozemlja in je v ta namen začela profesorji, gospodarstveniki – pri vesoljski sklepati pogodbe za priseljevanje evropskega agenciji NASA je delal dr. Petrač. Mi smo se kmečkega prebivalstva. Slovenci so začeli v Clevelandu srečali z Joejem Valenčičem, ki množično z ladjami iz Trsta potovati v Brazilijo pripravlja zgodovino pomembnih Slovencev in Argentino. To se je nadaljevalo še po koncu v zabavnem življenju in v ameriškem filmu. druge svetovne vojne, ko je Argentina sprejela Pokazal nam je tudi dokumentarni film, ki ga več kot 6000 političnih beguncev. No, in prav je naredil o življenju Slovencev v Clevelandu v Argentini so izjemno dobro organizirali – to je še danes na kulturnem področju zelo šolanje v slovenskem jeziku, tako da tamkajšnji pestro. Slovenci, predvsem v Buenos Airesu, zelo Iz Clevelanda smo se odpravili v kanadsko dobro govorijo slovenščino – med vsemi zvezno državo Ontario in njeno glavno mesto slovenskimi izseljenci, ki smo jih obiskali,

238 Slovenci po svetu znajo največ slovenskega jezika. Večina Slovencev živi v Buenos Airesu, kjer je že več kot 50 let zelo dejavna SLOVENSKA KULTURNA AKCIJA, ki združuje intelektualce raznih vrst. Izdajajo literarno revijo Meddobje, organizirali so slikarsko šolo, ki jo je v začetku vodila akademska slikarka Bara Remec, danes deluje tam veliko likovnikov. Obiskali smo kiparja Marjan Šrimpf na poti čez Ande iz Santiaga de Chile v Mendozo. – Marjan Šrimpf auf dem Weg Marjana Gruma – ta prodaja über die Anden von Santiago de Chile nach Mendoza. svoje izdelke iz železa po celem svetu, največ na Japonsko. V šali nam je dejal: iz Sevnice. Naši izseljenci so nama svetovali, “Japonci so kupili toliko mojih skulptur, da se naj se odpraviva po zelo slikoviti cesti iz je gotovo njihov največji otok Kijušu pogreznil Santiaga prek Andov v argentinsko Mendozo, za kak centimeter.” Marjan Grum je hišo, v mesto, kjer ima domove okrog 500 Slovencev. kateri stanuje, preuredil v razstavišče, kamor Tako sva tudi storila in po šestih urah vožnje zdaj prihajajo številni obiskovalci iz Argentine s taksijem sva prispela v mesto vina in sonca, in iz drugih držav sveta. Ena zadnjih razstav je kot pravijo Mendozi. Slovenska kolonija ima imela naslov Luč, barve, gibanje – podkrepil jo lep dom z dvorano za razne prireditve, dobro je tudi z instalacijami boja proti drogi, ki je še je organizirana slovenska šola, pevski zbor in kako prisotna v znanem predelu Boce, kjer je razne druge dejavnosti. V Mendozi smo srečali Marjanova hiša. brata Bajuk – arhitekta Božidarja in zdravnika, kirurga Jurija, ki sta poleg družine Bajda najbolj Čez Ande v Mendozo. Z letalom sva s znana v slovenski skupnosti v Mendozi. Njun snemalcem iz Buenos Airesa odletela še v brat Andrej je danes slovenski finančni minister Santiago de Chile, kjer živi približno 100 in bivši predsednik vlade Republike Slovenije. slovenskih družin. Svojega kluba oziroma Martin Bajda vodi podjetje, ki izdeluje največje društva nimajo, zato se srečujejo pri različnih sode v Argentini – tudi takšne s prostornino družinah na domu in obujajo spomin na 10 in več tisoč litrov. Pred nedavnim so izdelali domovino svojih staršev, ki so tja prišli v tudi 300.000-litrsko leseno kad za Guinessovo glavnem iz Primorske pred in po drugi svetovni knjigo rekordov. vojni. Eden takšnih Primorcev je Angelo Kovačič iz slovenske vasi blizu Trsta. Kovačič V Brazillji živi 1000 Slovencev. Poleg ima v Santiagu že 40 let svoje podjetje, oglasili Argentine je bila tudi Brazilija že pred pa smo se tudi pri zlatarju Jožetu Helmlingerju. devetdesetimi leti cilj revnih slovenskih Skupaj s sinom imata sredi Santiaga lepo kmetov. Tudi po drugi vojni je prišlo tja urejeno zlatarno, sicer pa izvira njegova družina kar nekaj Slovencev, ki pa so bili večinoma

239 Slovenci po svetu ekonomski emigranti – za razliko od pribežnikov v Argentino. Največ jih živi in dela v Sao Paolu in so v glavnem podjetniki. Tudi oni nimajo svojega kluba, pač pa »Skupnost Slovencev v Braziliji«, ki šteje kakšnih 200 družin – njihovi člani se srečujejo, tako kot v Čilu, po domovih. Med najbolj znanimi Slovenci v tej državi so pripadniki družine Hlebanja Projektant Andrej Vadnjal, izseljenec na Novi Zelandiji, ob mostu, ki ga je projektiral (Tauranga z Gorenjske. Prvi je tja prišel Harbour Bridge) – Projektleiter Andrej Vadnjal, Aussiedler in Neuseeland, bei der Brücke, die Janez (pred kratkim je umrl), er geplant hat (Tauranga Harbour Bridge) sledil mu je brat Federico, on ima veliko tovarno kovinskih predmetov k jezeru Valencija kakšnih 400 Slovencev. Med DRAVA in je skupaj s sinom Brankom rojaki v tej deželi je najbolj znan podjetnik uspešen podjetnik. Tudi Janezov sin Sandro Ivan Jerak, ki ima kar štiri manjše tovarne. Prav je podjetnik. Med zanimivimi Slovenci je še gotovo je najuspešnejša tovarna kuhinjskih grafik Peter Slavec, ki pa je tudi najbolj znan korit, ki se prodajajo po celi Latinski Ameriki. slovenski jamar v tej državi in eden najbolj V Venezueli živi tudi nekaj slovenskih prizadevnih raziskovalcev brazilskih jam. zdravnikov, umetnikov, znan je umetniški V Belo Horizontu prav tako srečamo Slovence. fotograf Jože Srša iz Caracasa in slikarka- Najbolj znana je družina Šalej. Ana Šalej ima restavratorka Karolina Koglot. turistični biro in je slovenska častna konzulka. Težko je v takšnem kratkem zapisu zajeti Nasledila je svojega brata Bogdana, podjetnika celovito sliko rojakov v Južni Ameriki, a in novinarja. Šalej je bil celo kandidat za vendar naj omenim še skupnost Prekmurcev: brazilskega gospodarskega ministra. Njegovo Transmurana v Urugvaju združuje kakšnih podjetje je znano po tem, da je prvo osvetlilo kip 100 rojakov iz Pomurja – v Montevideu imajo Kristusa na hribu Corcavalo v Rio de Janieru, svoj klub. Pa še skok v Bolivijo. Tam sta kjer živi tudi Koprčanka Majda Starman. najbolj znana pustolovec Pavel Šimac iz Nove Gorice, ki že 45 let seka les in zdravi Indijance Na slovenskem pikniku v Venezueli. V tem v bolivijski džungli. O svojem razburljivem kratkem in seveda le bežnem sprehodu med življenju – bil je tudi zlatokop in lovec – je Slovenci v Južni Ameriki smo se ustavili še v napisal tri knjige, izšle so v Sloveniji. Druga je mestu Maracay v Venezueli. V tej državi si akademska slikarka Ejti Štih, ki razstavlja po je ustvarilo dom okrog 700 Slovencev. Ti se celem svetu – leta 2003 je razstavljala tudi v enkrat na leto zberejo na pikniku v tem ali Ljubljani in Mariboru. V Boliviji živi Ejti Štih onem mestu, se pogovorijo, kaj zapojejo in že 25 let in je priznana slikarka v vsej Latinski zaplešejo. Tako je bilo tudi tokrat, ko je prišlo Ameriki.

240 Slovenci po svetu

V mestecu Devenport živi že več kot 40 let Primorka Anka Makovec, ki je delala kot bolniška sestra. Ob tem je bila vseskozi aktivna pri varovanju okolja. Avstralci so jo spoznali leta 1985, ko je še z nekaterimi somišljeniki preprečila, da bi na čudoviti reki Gordon zgradili hidrocentralo. Takrat so se spopadali s policijo, privezovali na buldožerje in s pomočjo Esti Štih iz Santa Cruza / Bolivija – Esti Štih aus Santa Cruz / Bolivien televizijske slike, ki je šla po vsej Avstraliji, tudi uspeli. Slovenska dragulja na Tasmaniji. Za konec Hidroelektrarne niso nikoli zgradili, za kar so tega kratkega obiska med slovenskimi izseljenci ji domačini ob reki Gordon še danes neizmerno v prekomorskih državah se ustavimo še v hvaležni, saj imajo delo v turizmu. Avstraliji. Po splošnih ocenah naj bi v Avstraliji Druga Slovenka na otoku je Daniela Hliš. V danes živelo okrog 25.000 Slovencev različnih mestecu Bisheno na zahodni obali Tasmanije generacij. Prvi Slovenci so se začeli priseljevati v je ob Pacifiku postavila turistično naselje to državo v 20-ih letih prejšnjega stoletja, žal je Hydeway, kiga obiskujejo turisti iz celega sveta. ohranjenih le malo sledi o njihovem takratnem Naselje se čudovito sklada z naravo, bungalovi življenju in delu. Današnjo slovensko skupnost ne motijo okolja, v bližini je tudi živalski predstavljajo predvsem priseljenci iz let po vrt. Skratka, Daniela Hliš je tukaj ustvarila 2. svetovni vojni. Večja slovenska središča v izjemen kotiček za preživljanje počitnic. Avstraliji so v Melbournu, Sydeyu in Adelaidi, Hliševa je prava pesniška duša. Doslej je izdala manjša pa v Perthu, Brisbanu oziroma Gold že tri pesniške zbirke, od tega dve v angleščini Coastu, Canberri, Geelongu, Albury-Wodongi, in eno v slovenščini, svoje pesmi objavlja tudi Necastlu in v Hobartu na Tasmaniji. V teh v različnih literarnih revijah. Obe Slovenki mestih je organiziranih tudi po več slovenskih smo obiskali s kamero in nastal je zanimiv društev, ki imajo skoraj vsa tudi svoje domove. dokumentarni film, ki smo ga poimenovali Slovenska verska središča s cerkvami in Tasmanska dragulja. dvoranami, ki so jih postavili Slovenci sami, In takšnih draguljev s tega ali onega področja delujejo v Sydneyu, Adelaidi in Melbournu. bi med Slovenci po svetu lahko našli še veliko. V tej prostrani državi živi in dela veliko Potrebujemo le čas, da jih odkrijemo... pomembnih Slovencev, a imamo premalo prostora, da bi jih pričeli naštevati. Zato le beseda o dveh Slovenkah, ki smo ju obiskali na otoku Tasmanija, enem najlepših predelov Avstralije.

241 Slowenen in der Welt

bis 100.000 Slowenen hinzuzu- zählen, die in den 60er und 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts im Zuge des „Wirtschaftswun- ders“ in den westeuropäischen Staaten einen höheren Verdienst und ein besseres Leben such- ten. Im Jahre 1972 arbeiteten in Westeuropa 72.000 Slowenen. Einige von ihnen kehrten wie- der zurück in die Heimat, viele aber blieben. Marjan Šrimpf na delovnem mestu. – Marjan Šrimpf am Arbeitsplatz.

Das TV-Team aus Maribor, das Slowenen in der Welt schon oft in Laafeld/Potrna beim Artikel-VII-Kul- Ein Reisebericht turverein zu Besuch war, auch als dieser sloweni- sche Auswanderer aus verschiedenen Übersee- staaten zu Gast hatte, besuchte die Slowenen Das TV-Team RTV Slovenija aus Maribor hat in aller Welt. Diesmal möchten wir die Eindrü- in den letzten Jahren slowenische Auswande- cke von unseren Besuchen in den USA, Kana- rer und Gastarbeiter in zwanzig Staaten der da, Südamerika und Australien zusammenfas- Welt – der in Diaspora leben rund 300.000 Slo- sen. wenen, die meisten davon in den USA, Austra- In den USA siedelten sich die meisten Slowe- lien, Kanada und in Argentinien – besucht. nen im US-Staat Ohio und hier vor allem in Cleveland an, das man sogar die zweitgröß- Amerika – das gelobte Land. Vom Hunger te slowenische Stadt, gleich nach Ljubljana, getrieben, verließen Slowenen die damalige nannte. Dort gibt es 13 slowenische Pfarrge- Donaumonarchie schon um das Jahr 1900, um meinden und 14 Kulturhäuser. In den USA anderswo ihr Glück zu finden. Bei der Volks- leben viele Slowenen, die auf verschiedenen zählung in den USA im Jahre 1910 bezeichne- Gebieten erfolgreich sind. Im Jahre 1990 besa- ten sich insgesamt 183.431 Personen (davon ßen 738 Personen slowenischer Herkunft ein 123.631 der ersten noch in Slowenien gebo- Doktorat der Wissenschaften. Auch Amerika- renen und 59.800 der zweiten Generation) als ner kennen Slowenen wie Fridrik Baraga, Luis Slowenen. Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg Adamič, Frank Lausche, James Oberstar, Geor- lebten in den USA 250.000, in Kanada 6.000, ge Voinovič (die drei Letzteren sind Politiker) in Argentinien 25.000, in Brasilien 5.000 und und den Astronauten Ronald Šega. In der brei- in Australien 2.000 Slowenen. Nach dem ten Öffentlichkeit weniger bekannt sind viele Zweiten Weltkrieg wanderten noch 20.000 slowenischen Ärzte, Wissenschaftler, Professo- bis 25.000 politische und Wirtschaftsemigran- ren und Unternehmer. In Cleveland trafen wir ten nach Übersee aus. Dazu sind noch 80.000 Joe Valenčič, der einen Artikel oder ein Buch

242 Slowenen in der Welt

über die bedeutendsten Slowenen in der ame- en und Argentinien. Dieser Trend setzte sich rikanischen Unterhaltungsindustrie schreibt. noch nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs Er führte uns einen von ihm gedrehten Doku- fort, als Argentinien mehr als 6.000 politische mentarfilm über das Leben der Slowenen in Flüchtlinge aufnahm. In Argentinien ist der Cleveland, das über ein reiches und vielfältiges Unterricht der slowenischen Sprache so gut or- kulturelles Angebot verfügt, vor. ganisiert, dass die dort lebenden Slowenen, vor Aus Cleveland führte uns der Weg nach To- allem die in Buenos Aires, wo die meisten slo- ronto, die Hauptstadt der kanadischen Pro- wenischen Einwanderer leben, über sehr gute vinz Ontario, wo die Mehrzahl der 20.000 in Slowenischkenntnisse verfügen. In der argenti- Kanada lebenden Slowenen wohnt. Dort gibt nischen Hauptstadt ist schon seit über 50 Jah- es 18 slowenische Vereine, Klubs und Kultur- ren die Slovenska kulturna akcija (Slowenische häuser. Wir waren im Haus des slowenischen Kulturaktion), die Intellektuelle unterschiedli- Kulturvereins Lipa zu Gast, wo man einen slo- cher politischer Ausrichtungen vereinigt, sehr wenischen Abend mit Folkloretänzen und ei- aktiv. Der Kulturverein gibt die literarische nem Abendessen mit Köstlichkeiten aus der Zeitschrift Meddobje heraus und organisiert ehemaligen Heimat (u. a. die slowenische poti- eine Malschule, die anfänglich von der akade- ca [Potitze]) organisierte. Unter den zahlrei- mischen Malerin Bara Remec geleitet wurde. chen Slowenen, die die verschiedensten Berufe Heute sind dort viele Künstler tätig. Wir be- ausüben, war John Letnik aus Lenart aus den suchten den Bildhauer Marjan Grum, der seine Slovenske Gorice eine der interessantesten Per- Kunstwerke aus Eisen in der ganzen Welt, vor sönlichkeiten. Er überführte ein ausgedientes allem in Japan, verkauft. Er sagte im Scherz Passagierschiff aus Jugoslawien in den Hafen zu uns: „Die Japaner haben so viele Skulptu- von Toronto und baute es zu einem Restaurant ren von mir gekauft, dass sich ihre größte In- um, das heute von vielen angesehenen Gästen sel Kyushu wahrscheinlich schon um den ei- besucht wird. Vor drei Jahren stattete auch der nen oder anderen Zentimeter abgesenkt hat.“ mehrfache Olympiamedaillengewinner Leon Sein Haus hat er in eine Kunsthalle umgestal- Štukelj dem Restaurant einen Besuch ab. Vor- tet, die heute von zahlreichen Kunstliebhabern her besuchte er noch einige slowenische Kul- aus Argentinien und anderen Staaten der Welt turhäuser und auch die slowenischen Arbeiter besucht wird. Eine der letzten Ausstellungen in der Chrysler-Autofabrik, wo man ihm einen hieß „Luč, barve, gibanje“ (Licht, Farben, Be- herzlichen Empfang bereitete. wegung), die er mit Installationen zum Kampf gegen Drogen untermalte, die im bekannten Südamerika öffnet seine Pforten. Vor der Viertel Boce, in dem Grum wohnt, ein großes Wende zum 20. Jahrhundert wanderten Slo- Problem darstellen. wenen in großer Zahl auch nach Brasilien und Argentinien aus. Argentinien begann ab Über die Anden nach Mendoza. Mein Ka- 1876 mit der systematischen Kolonisation sei- meramann und ich flogen anschließend nach nes Staatsgebietes und warb zu diesem Zweck Santiago de Chile, wo etwa 100 slowenische bäuerliche Bevölkerung aus Europa an. Die Familien leben. Da sie in keinem Klub oder Slowenen reisten von Triest aus nach Brasili- Verein organisiert sind, treffen sie sich bei

243 Slowenen in der Welt sich zu Hause und schwelgen in Erinnerun- nach dem Zweiten Weltkrieg gelangten viele gen an die Heimat ihrer Eltern, die überwie- Slowenen in das südamerikanische Land, die- gend vor und nach dem Zweiten Weltkrieg se waren aber zum Unterschied zu den poli- aus dem Küstenland (Primorska) nach Chile tischen Flüchtlingen in Argentinien zumeist gekommen sind. Zu ihnen zählt auch Ange- Wirtschaftsemigranten. Die Mehrheit von lo Kovačič, der aus einem slowenischen Dorf ihnen lebt in Sao Paolo und arbeitet dort als in der Nähe von Triest stammt. Bereits seit 40 selbständige Unternehmer. Auch sie haben Jahren besitzt er sein eigenes Unternehmen in keinen eigenen Klub, aber die so genannte Ge- Santiago. Wir besuchten auch den aus Sevni- meinschaft der Slowenen in Brasilien, die etwa ca stammenden Juwelier Jože Helmlinger, der 200 Familien zählt, organisiert – wie in Chile mit seinem Sohn im Zentrum der Hauptstadt – Treffen bei verschiedenen Familien zu Hau- ein schönes Juweliergeschäft betreibt. Die slo- se. Zu den bekanntesten Slowenen in diesem wenischen Auswanderer empfahlen uns, den Land zählen die Mitglieder der Familie Hle- malerischen Weg von Santiago über die Anden banja aus Oberkrain (Gorenjska). Der vor kur- in das argentinische Mendoza zu nehmen, wo zem verstorbene Janez war der erste aus der rund 500 Slowenen leben. Wir befolgten ihren Familie, der nach Brasilien gekommen ist. Ihm Rat und erreichten nach einer sechsstündigen folgte sein Bruder Federico, der jetzt die große Taxifahrt die Stadt des Weines und der Sonne, Metallfabrik DRAVA besitzt. Sein Sohn Bran- wie Mendoza häufig genannt wird. Die slowe- ko ist ebenfalls ein erfolgreicher Unternehmer. nische Kolonie besitzt ein schönes Kulturhaus Eine interessante Persönlichkeit ist auch der mit einem Saal für verschiedene Veranstaltun- Graphiker Peter Slavec, der zudem der bekann- gen. Auch eine slowenische Schule, ein Chor teste Höhlenforscher des Land ist. und andere kulturelle Aktivitäten sind gut Auch in Belo Horizonte treffen wir Slowenen. organisiert. In Mendoza trafen wir die Brü- Die bekannteste Familie in dieser Stadt ist die der Bajuk (den Architekten Božidar und den Familie Šalej. Ana Šalej ist Besitzerin eines Chirurgen Jurij), die neben der Familie Bajda Reisebüros und slowenische Honorarkonsu- eine der bekanntesten Familien in der slowe- lin. Ihr Bruder Bogdan, ein Unternehmer und nischen Gemeinschaft von Mendoza sind. Ihr Journalist, war sogar ein Kandidat für den Pos- Bruder Andrej ist heute slowenischer Finanz- ten des brasilianischen Wirtschaftsministers. minister war zuvor Premierminister. Sein Unternehmen wurde vor allem durch die Martin Bajda, leitet ein Unternehmen, das Beleuchtung der Christusstatue auf dem Berg die größten Fässer in Argentinien mit bis zu Corcovado in Rio de Janiero bekannt. 10.000 Litern Fassungsvermögen herstellt. Vor kurzem stellte sein Betrieb für das Guiness- Auf einem slowenischen Picknick in Vene- buch der Rekorde einen 300.000 Liter fassen- zuela. Während unseres Südamerika-Trips den Holzbottich her. besuchten wir noch die slowenische Gemein- schaft in Maracay in Venezuela. In diesem In Brasilien leben 1.000 Slowenen. Neben Ar- Staat schufen sich rund 700 Slowenen ihre gentinien war Brasilien ein weiteres Auswan- neue Heimat. Sie treffen sich einmal jährlich derungsziel armer slowenischer Bauern. Auch zu einem Picknick bei Tanz und Unterhaltung.

244 Slowenen in der Welt

So war es auch diesmal, als rund 400 Slowe- nige Spuren von ihrem damaligen Leben und nen zum See von Valencia kamen. Der be- Wirken erhalten. Größere slowenische Ge- kannteste Slowene ist hier der Unternehmer meinschaften findet man in Melbourne, Syd- Ivan Jerak, der vier kleinere Fabriken besitzt. ney und Adelaide, kleinere in Perth, Brisbane Die erfolgreichste davon ist die Fabrik für Kü- bzw. Gold Coast, Canberra, Geelong, Albu- chenspülbecken, die in ganz Lateinamerika ry-Wodonga, Newcastle und in Hobard auf verkauft werden. In Venezuela leben auch eini- der Insel Tasmanien. In diesen Städten gibt es ge slowenische Künstler, darunter der Fotograf mehrere slowenische Vereine, von denen fast Jože Srša und die Malerin und Restauratorin jeder ein eigenes Kulturheim besitzt. Sloweni- Karolina Koglot. sche religiöse Zentren mit Kirchen und Sälen, Es ist schwierig, in einem kurzen Aufsatz ein die die Slowenen in ihrer Freizeit selbst gebaut ganzheitliches Bild der Slowenen in Südame- haben, findet man in Sydney, Adeleida und rika zu vermitteln, doch eines muss noch er- Melbourne. In diesem großen Land leben und wähnt werden: die Gemeinschaft der Aus- arbeiten viele bedeutende Slowenen, doch lei- wanderer aus dem Übermurgebiet (Prekmurje) der steht zu wenig Platz zur Verfügung, um sie Transmurana in Uruguay zählt ungefähr 100 alle aufzuzählen. Deshalb erwähnen wir nur Slowenen aus der slowenischen Region Pomur- zwei Sloweninnen, die wir auf der Insel Tas- je, die in Montevideo ihren eigenen Klub ha- manien, besuchten. ben. Und jetzt noch ein Sprung nach Bolivi- Anka Makovec, die früher als Krankenschwes- en. Die bekanntesten Slowenen sind hier der ter tätig war und aus dem Küstenland (Primors- Abenteurer Pavel Šimac aus Nova Gorica und ka) stammt, lebt schon seit über 40 Jahren in die akademische Malerin Ejti Štih. Pavel Šimac der kleinen Stadt Devenport. Die ganzen Jah- hackt dort schon seit 45 Jahren Holz und heilt re setzte sie sich auch für den Umweltschutz die Indianer im Dschungel von Bolivien. Über ein. Die Australier lernten sie im Jahre 1985 sein abenteuerliches Leben – er war auch Gold- kennen, als sie zusammen mit einigen Gleich- gräber und Jäger – schrieb er drei Bücher, die gesinnten verhinderte, dass am schönen Fluss auch in Slowenien erschienen sind. Ejti Štih Gordon ein Wasserkraftwerk errichtet wurde. stellt ihre Werke auf der ganzen Welt – im Jah- Diese lieferten sie sich Auseinandersetzungen re 2003 in Ljubljana und Maribor – aus. Die in mit der Polizei, ketteten sie sich an Planierrau- ganz Lateinamerika anerkannte Malerin lebt pen fest und hatten schließlich mit Hilfe von schon 25 Jahre in Bolivien. TV-Bildern, die durch ganz Australien gingen, Erfolg. Das Wasserkraftwerk wurde nicht ge- Slowenische Juwelen in Tasmanien. Am baut, wofür ihr die Einheimischen am Gor- Ende dieses kurzen Besuches bei den sloweni- don-Fluss heute noch sehr dankbar sind. schen Auswanderern in Übersee machen wir Die zweite auf der Insel lebende Slowenin ist noch einen Abstecher nach Australien. Heute Daniela Hliš. Sie errichtete in der kleinen Stadt leben rund 25.000 Einwanderer slowenischer Bisheno an der Westküste von Tasmanien die Abstammung auf den Kontinent. Die ersten Feriensiedlung Hydeway, die von Touristen aus Slowenen kamen in den 20er Jahren des vori- der ganzen Welt besucht wird. Mit der Sied- gen Jahrhunderts, doch leider blieben nur we- lung, die im Einklang mit der Natur errichtet

245 Slowenen in der Welt wurde, schuf Daniela Hliš ein idyllisches Feri- O AVTORJU – ZUR PERSON enparadies. Darüber hinaus widmet sie sich der Marjan Šrimpf

Poesie. Sie hat bereits drei Gedichtssammlun- Na RTV Slovenija (Televizija Slovenija – Stu- gen herausgegeben, zwei davon in englischer dio Maribor) je redno zaposlen 34 let. Dela kot novinar-komentator in spremlja gospodastrvo und eine in slowenischer Sprache und veröf- in politiko. Za svojo dušo pa potuje tudi po fentlicht ihre Gedichte auch in verschiedenen svetu in snema filme ter reportaže o Slovencih, ki živijo na tem lepem našem modrem Literaturzeitschriften. Wir besuchten die bei- planetu (če ga gledamo iz vesolja). 5 let je bil den Sloweninnen und drehten den Dokumen- tudi urednik oddaje Slovenci po svetu in Naši na tujem, ki je tekla na 1. sporedu TV tarfilm „Zwei Tasmanische Juwelen“. Slovenija in kasneje na TV Maribor. V oddajah smo predstavili prek 1000 naših izseljencev iz Man könnte unter den Slowenen in der Welt prekomorskih držav in zdomcev iz Zahodne noch viele solcher Juwelen finden, die auf so Evrope. Govorili smo tudi o manjšinah in pripravljali okrogle mize v studiu na temo: unterschiedlichen Gebieten erfolgreich sind. SLOVENCI PO SVETU. Alles was man braucht ist Zeit, um sie zu ent- Poleg oddaja o Slovencih po svetu je bil v 40-tih državah, je posnel in objavil tudi 18 decken… dokumentarnih filmov (30 minutnih), ki so bili na sporedu TV Slovenija. Zadnja dva v letu 2005: “Dežela dolgega belega oblaka” (govori o Novi Zelandfiji) in Vizija Vide Vidmar (portret zdravilke -Slovenke iz Ilheusa v brazilski zvezni državi Bahia) sta dobili tudi VIKTORJA- to je najvišje priznanje revije STOP, ki ocenjuje TV program v državi kot najboljša dosežka minu- lega tedna. – Seit 34 Jahren bei RTV Slovenija (Slowenischer Rundfunk) beschäftigt, arbeitet er als Journalist und Kommentator und verfolgt Wirtschaft und Politik. Zur eigenen Freude reist er durch die ganze Welt und dreht Filme und Reportagen über die Slowenen, die auf diesem unserem schönen blauen Planeten Erde leben. Er war fünf Jahre lang Redakteur zweier Sen- dungen: Slovenci po svetu (Slowenen in der Welt) und Naši na tujem (Landsleute in der Fremde), wobei die letztgenannte zuerst beim nationalen Sender TV Slovenija I und später beim Regionalsender TV Maribor ausgestrahlt wurde. In mehreren Sendungen wurden mehr als 1.000 Auswanderer in Überseeländern und Gastarbeiter in Westeuropa vorgestellt. Wir sprachen auch über die Minderheiten, und im Studio wurden Gespräche am Runden Tisch zum Thema Slowenen in der Welt organisiert. Neben der Sendung „Slowenen in der Welt“ besuchte er 40 Länder und veröffentlichte 18 (30-minütige) Dokumentarfilme, die beim TV Slovenija I ausgestrahlt wurden. Die letzten zwei Dežela dolgega belega oblaka – Das Land der langen weißen Wolke (über Neuseeland) und Vizija Vide Vidmar – Die Vision der Vida Vidmar (das Portrait einer slowenischen Heil- praktikerin aus Ilheus im brasilianischen Bun- desland Bahia), wurden im Jahr 2005 gezeigt und bekamen den VIKTOR-Preis, die höchste Auszeichnung der Zeitschrift STOP, die das slowenische TV Programm beurteilt und die Spitzenleistungen des vergangenen Jahres prämiiert.

246 Und sie bewegt sich doch …

Und sie bewegt sich doch … Grenzüberschreitende Nachbarschaftspolitik anhand der Region Leutschach

� Text: Heinz Wassermann

Als der Autor vor einigen Jahren im Zusammenhang mit einem Forschungsauftrag die Geschichte von vier südsteirischen Gemeinden – Eichberg-Trautenburg, Glanz an der Weinstraße, Leutschach und Schloßberg – recherchierte,1 bekam er den durchaus wohlmeinenden Ratschlag: „Machen Sie mir hier keinen Krieg!“ Dass sich Zeithistoriker grundsätzlich auf vermintem Gebiet bewegen, ist an sich nicht neu. Zumeist ist damit aber die Nazi-Zeit gemeint; das war zwar auch in diesem Falle mit gemeint, „erschwerend“ kam jedoch hinzu, dass Teile der Region Leutschach2 sowohl nach 1918 als auch nach 1945 vom SHS-Staat bzw. Jugoslawien als slowenisches Territorium beansprucht wurden. Als der Verfasser im Rahmen einer Lehrveranstaltung der FH-Joanneum vor Ort Recherchen für ein Videoprojekt anstellte, meinte ein – durchaus wohl gesinnter – Gemeindebediensteter sinngemäß: „Aber das Slowenische betonen Sie nicht allzu sehr.“ Somit ist ein zweites Konfliktfeld, die zumindest partielle „slowenische Vergangenheit“ von zwei Gemeinden, nämlich von Glanz an der Weinstraße und von Schloßberg, benannt. Man kann also von zwei (historischen) „Verwerfungen“ ausgehen: Zum einen die Problematik der Grenzziehung, einschließlich zeitlich begrenzter Besetzungen durch jugoslawische Truppen, zum anderen eine partielle „slowenisch(sprachig)e Vergangenheit“, die im Zuge von Assimilationspro- zessen nach 1918 zunehmend liquidiert wurde, teilweise – wie noch weiter unten gezeigt werden wird – aber durchaus noch historisch relevant ist.

Grenzstreitigkeiten – Grenzziehung – Grenzübergriffe und Grenzland. Dass sich die Habsbur- germonarchie mit Ende des Ersten Weltkriegs – nicht ausschließlich, aber nicht zuletzt auf Grund des Beharrens des „deutschen Elementes“ auch auf künftige Dominanz – auflöste, darf als bekannt vorausgesetzt werden.3 Im November 1918 kam es zwischen der Republik Deutsch-Österreich und dem sich konstituie- renden südslawischen Staat zu einem ersten Übereinkommen, das vor allem wirtschaftliche Be- lange regelte. In diesem wurde auch festgelegt, dass die künftige Grenzziehung Thema der kom-

247 Und sie bewegt sich doch … Quelle: Chronik der Gemeinde Glanz/Verlag Classic Glanz/Verlag Gemeinde der Chronik Quelle:

Quelle: Štajerski deželni arhiv/Stmk. Landesarchiv Quelle: Wasserm./Vg. Classic Wasserm./Vg. Quelle:

Der Friedhof von Sv. Duh/Heiligen- Zeitgenössische Darstellung der ju- geist 2003 – Pokopališče v Sv. Duhu/ goslawischen Gebietsforderungen Heiligengeist, 2003 nach 1945 – Sočasne predstavitve Am 20. April 1992 fand erstmals der jugoslovanskih ozemeljskih zahtev po gemeinsame „Georgiritt“ statt. – 20. letu 1945 aprila 1992 so prvič pripravili skupno konjeniško prireditev ob Jurijevem. menden Friedensverhandlungen sein werde. Mosaikstein(chen) des zunehmenden Wider- Was diesen Punkt betraf, war das Abkommen standes gegen die südslawische Besatzung, das Papier nicht wert, auf dem es geschrieben der diese in zunehmendem Maße unter Druck stand. „Noch vor dem am 3. November 1918 setzte, sodass am 14. Februar 1919 Demarkati- zwischen Österreich-Ungarn und der Entente onslinien festgelegt wurden. […] geschlossenen Waffenstillstand hatte Ge- In diesem Zusammenhang ist vor allem die neral Majster [sic!] mit seinen südslawischen Entwicklung in Kärnten im Auge zu behal- Truppen am 1. November die Stadt Marburg ten, wo der Widerstand wesentlich massiver besetzt. Am 25. November erfolgte die Beset- – wenngleich letztlich militärisch ebenfalls zung von Spielfeld und am 1. Dezember jene erfolglos – war. Für die vier Rebenlandgemein- von Radkersburg. Nach der Einnahme Mu- den bedeutete dieses Abkommen die vorläufi- recks am 3. und Halbenrains am 7. Dezember ge Teilung. „Im Bereich der Region Leutschach sowie einiger weiterer Ortschaften kontrollier- verlief die südliche Demarkationslinie in ei- ten die Südslawen praktisch bereits die Murli- nem Halbkreis von einem Kilometer südlich nie sowie vor allem auch die zwischen Spiel- um den Markt. Die deutschösterreichische De- feld und Radkersburg verlaufende Bahn.“4 markationslinie verlief hingegen am Nordrand Anfang Dezember erfolgte auch die Besetzung der Region. Damit lagen die fast ausschließlich der Region Leutschach (allerdings ohne die im deutschsprachigen Gemeinden Leutschach und Norden gelegene Gemeinde Eichberg-Trauten- Eichberg-Trautenburg zur Gänze in der neu- burg). Am 14. Jänner 1919 unternahm die Deut- tralen Zone. […] Die Gemeinden Glanz und sche Volkswehr einen „überfallsartigen Angriff Schlossberg lagen jedoch zum Großteil inner- auf die Besatzungstruppen. […] Rings um den halb der südlichen Demarkationslinie und wa- Markt wurde gleichzeitig das Feuer eröffnet. ren auch in zivilen Belangen dem SHS-Staat […] Nach 4-stündiger heftiger Beschießung untergeordnet. […] Bis zum 20. Februar hatten kam es durch Vermittlung zweier Parlamen- die Besatzungstruppen den Markt Leutschach täre zur Einstellung des Feuers.“5 Im Rahmen zu räumen. […] Doch die Teilung der Region dieses lokalen Scharmützels fand auch der un- Leutschach sollte noch die nächsten einein- beteiligte Postbeamte Alois Huber den Tod. halb Jahre andauern.“6 Der Angriff auf Leutschach war ein Auf der Pariser Friedenskonferenz wurden die

248 Und sie bewegt sich doch … Quelle: A. Suppan 1989/Verlag Classic 1989/Verlag Suppan A. Quelle:

Zwischen jugoslawischen und österreichischen Vorstellungen hinsichtlich des Grenzverlaufs bestanden erhebliche Auffassungsunterschiede. – Med jugoslovanskimi in avstrijskimi predstavami glede poteka meje je bilo mnogo bistvenih razhajanj.

Grenzen mit der Tschechoslowakei, Ungarn, burg, Halbenrain, Purkla, Mureck, Straß, Eh- Italien und mit dem SHS-Staat gezogen. Für renhausen und Eibiswald. […] Anfang März die Steiermark bedeutete dies den Verlust von wurden auf der Territorialkonferenz der Frie- einem Drittel seiner Bewohner und seines Ter- denskonferenz die Forderungen des SHS-Staa- ritoriums. Vorerst umfassten die jugoslawi- tes im Bereich der Steiermark erörtert. Dabei schen Gebietsforderungen „fast die gesamte mußten die slowenischen Vertreter zu ihrem Region Leutschach und darüber hinaus Radkers- Erschrecken feststellen, daß in der Kommissi-

249 Und sie bewegt sich doch … Quelle: Wassermann/Verlag Classic Wassermann/Verlag Quelle:

Das Bad Gleichenberger Abkommen zwischen Österreich und Jugoslawien erleichterte den Grenzübertritt wesentlich. – Sporazum iz Bad Gleichenberga med Jugoslavijo in Avstrijo je bistveno olajšal prehajanje državne meje. on die Tendenz vorherrschte, den Vorschlägen vertrag übernommen werden.“7 Das bedeutete, der […] amerikanischen Kommission folgend, dass die vier Rebenlandgemeinden – abgesehen das Drautal südlich von Leutschach als ,beste von der Kirche von Hl. Geist und eines kleinen natürliche Grenze’ festzulegen. Außerdem hielt Teils der Katastralgemeinde Schloßberg – bei die amerikanische Kommission fest, daß selbst Österreich verbleiben sollten. die Bewohner des südlichen Drautals nichts Im Zuge der endgültigen Grenzziehung (ab von Jugoslawien wissen wollten.“ Die im Lau- Dezember 1920) kam es noch zu geringfü- fe der Verhandlungen reduzierten Gebietsfor- gigen Korrekturen. „Insgesamt wurden im derungen sparten den Markt Leutschach aus. Grenzabschnitt Hl. Geist–Spielfeld 585,8 Hek- „Dadurch wären zumindest wenigstens die tar an den SHS-Staat abgetreten, wovon allein überwiegend slowenischsprachigen Teile der 583,2 Hektar auf den südlichen Teil von Groß- Gemeinden Schloßberg und Glanz an den walz entfielen. Dafür wurden 514,2 Hektar SHS-Staat gefallen. […] Im Gegensatz dazu Territorium gewonnen. Da Österreich damit bestimmte der Oberste Rat, einem Vorschlag jedoch eine karge Gebirgslandschaft gegen ein der Territorialkommission folgend, jedoch die reiches Weinbaugebiet eintauschte, in dem vie- Wasserscheide von der Kärntner Grenze bis le Österreicher Überlandbesitz hatten, wurde Heiligen Geist als künftige Grenze. Von dort dieser Tausch seitens des Länder-Zentralbüros bis zur Mur sollte die Grenze dann entlang der als vorteilhaft angesehen. […] Die Begeiste- bisherigen Grenzlinie der politischen Bezirke rung auf regionaler Ebene (Gemeindevorstand Leibnitz und Marburg verlaufen. […] Dieser von Schloßberg, Bezirksausschuß von Arn- Passus sollte auch in den endgültigen Friedens- fels) hielt sich jedoch in Grenzen.“8 Im Gegen-

250 Und sie bewegt sich doch … satz zum östlichen Teil der Region Leutschach 1919 und 1921 treffend mit „Behinderungen war die Grenzziehung im westlichen Teil um- und Drangsalierungen“12 zusammen. Anfang strittener. Konkret ging es um die Kirche, den Jänner 1919 schrieb die nach Arnfels geflüchte- Friedhof und die Schule von Hl. Geist. Am 8. te Schloßberger Gemeindeführung an die Lan- Juli 1921 fasste die Interalliierte Grenzkommissi- desregierung, dass nunmehr „die slowenischen on den Beschluss, „daß im fraglichen Grenzab- Truppen in Leutschach den wirtschaftlichen schnitt die Wasserscheidegrenze gelte. Zehn Verkehr mit Deutschösterreich abgesperrt der durch die Grenze zerschnittenen Gehöf- [haben], sodass die Gemeinden Leutschach, te wurden Österreich zugewiesen, fünf fielen Schlossberg und Glanz von Deutschöster- an Jugoslawien. Bezüglich des Friedhofs von reich nichts mehr bekommen, der Zuschub Hl. Geist wurde weiters entschieden, daß er von Mehl, Zucker, Petroleum, Tabak u.s.w. hat an den SHS-Staat falle, doch hätten die öster- aufgehört, aber auch vom jugoslawischen Staa- reichischen Bewohner das Recht, ihn zu be- te ist ein Zuschub umso weniger zu erwarten, suchen und ihre Toten in einem bestimmten da die Abstimmungsergebnisse uns die Südsla- Abschnitt zu bestatten.“9 Die Volksschule ver- wen noch mehr zu Feinden gemacht haben.“13 blieb bei Österreich und wurde 1944, weil sie Tatsächlich versuchte die jugoslawische Seite, der Gestapo als Stützpunkt gedient hatte, von mit Lebensmittellieferungen positive Stim- Partisanen gesprengt. mung für sich zu erzeugen; wer sich den Ver- Somit wurde in diesem Bereich die Südgrenze lockungen widersetzte, ging dementsprechend am 1. November 1921 endgültig festgelegt; mit leer aus. Hausdurchsuchungen standen eben- diesem Datum waren die ausgetauschten Ge- so an der Tagesordnung wie Requirierungen, biete von der jeweils anderen Seite zu räumen. Schikanen beim Schul- beziehungsweise, Kir- Daraus folgte auch der Status der „Doppelbe- chenbesuch, die Verweigerung ärztlicher Hilfe, sitzer“, also jener Bauern, die Grund und Boden Misshandlungen und Übergriffe mit teilweise dies- und jenseits der Grenze hatten. Am 23. Fe- tödlichen Folgen.14 Allerdings handelte es sich bruar 1922 wurde zwischen der Republik Öster- nicht bei allen „Übergriffen“ auch tatsächli- reich und dem südslawischen Staat eine Rege- che um solche, sondern um übliche Kontrol- lung bezüglich des „kleinen Grenzverkehrs“ len, ungeachtet dessen, ob die Grenze nun fix getroffen, von dem im Bezirk Leibnitz 147 Be- gezogen oder eben nur eine Demarkationslinie sitzer profitieren sollten (umgekehrt verfügten war. In diesem Zusammenhang ist darüber hi- 47 Jugoslawen auf österreichischem Territori- naus zu bedenken, dass am „4. April 1919 […] um über Grundbesitz).10 Einer Erhebung von die Demarkationslinie von den jugoslawischen Studenten der Universität Graz aus dem Jah- Organen geschlossen wurde, um das Einsi- re 1939 zufolge besaßen jugoslawische Bauern ckern von Schmugglern und feindlichen Agen- in der Gemeinde Glanz 33,85 und in der Ge- ten nach Jugoslawien zu verhindern.“15 meinde Schloßberg 26,63 Hektar; Grundbesit- Eine Folge der Grenzziehung nach dem Ers- zer aus der Gemeinde Glanz bewirtschafteten ten Weltkrieg bestand darin, dass sich beider- 63,16, aus Schloßberg 10 Hektar11 in Jugoslawi- seits der Grenze – in den Bezirken „Leibnitz, en. Christian Promitzer fasst das Verhalten der Radkersburg, Luttenberg/Ljutomer und Mar- südslawischen (Besatzungs)Truppen zwischen burg/Maribor – eine ,tote Grenze’ herausbilde-

251 Und sie bewegt sich doch … Quelle: Chronik d. Gem. Glanz/Verlag Classic Quelle: Wassermann/Verlag Classic Wassermann/Verlag Quelle: Quelle: Wassermann/Verlag Classic Wassermann/Verlag Quelle: Quelle: Wassermann/Verlag Classic Wassermann/Verlag Quelle:

Der Gedenkstein für die Partisanen Grenzstein, aufge- Das Gedenkkreuz Einladung zum grenz- der „Abteilung Lacko“ in Sv. Duh / Hl. nommen im Gebiet für den am 14. überschreitenden Geist – Spominski kamen za partiza- Großwalz / Sv. Duh Jänner 1919 er- LFI-Projekt „Länd- ne Lackovega odreda v Sv. Duhu / Hl. Mejni – kamen, schossenen Alois licher Raum woher Geist posnet v okraju Haas – Spominski – wohin?“, 1992 – Po- Großwalz / Sv. Duh križ za 14. januar- vabilo k čezmejnemu ja 1919 ustreljene- LFI-projektu Krajinski ga Aloisa Haasa prostor od kod-kam?, 1992 te. Das Land war ein Randgebiet geworden, an grenze. Am 6. April 1941 um 4h früh kam es dem die schrittweise Modernisierung der fol- zur Entladung der Spannung. Die Deutsche genden Jahre weitgehend vorbeiging.“16 Kon- Wehrmacht rückte nach kurzem Gefecht an kret bedeutete dies, dass für den Grenzgürtel der Grenze in Jugoslawien ein. Der Vormarsch – und damit auch für die vier Rebenlandgemein- ging rasch vorwärts [,] und große Abteilungen den – das Fehlen bedeutender Zentren, lange von Gefangenen wurden an der Schule vorbei- Wege in den Grazer Zentralraum, eine hohe geführt. So wurde die hiesige Schule aus einer Agrarquote und agrarischer Nebenerwerb, un- Grenzschule zu einer Hinterlandschule“18. Ob- terdurchschnittliche Betriebsgrößen, stark von wohl die Grenze zu Jugoslawien ab April 1941 außen abhängige Betriebe, unterdurchschnitt- nicht mehr existierte, sollte die Region – an- liche Einkommen und ein hohes Maß an Ta- ders als im Ersten Weltkrieg – die Auswirkun- ges- oder Wochenpendlern typisch waren – ein gen des Krieges wesentlich intensiver zu spü- Umstand, der auch heute noch Gültigkeit hat. ren bekommen. Sieht man von gelegentlichen Darüber hinaus ist auf die Tatsache zu verwei- Bombenangriffen ab, so waren es ab 1944 vor sen, dass die neue Grenze in den Köpfen der allem die Aktivitäten der Partisanen, die nach- Menschen zu keinem Zeitpunkt akzeptiert drücklich in Erinnerung blieben.19 Zum De- wurde. Das mag vor allem darin begründet ge- chanten und zum Gendarmerie-Postenkom- wesen sein, dass durch die in Saint Germain mandanten von Leutschach knüpften die festgelegte Grenze die ursprüngliche verkehrs- Partisanen nachweislich Kontakte, die aller- geographische und wirtschaftliche Ausrich- dings nichts fruchteten. Der Kommandant der tung nach Maribor durchtrennt worden war. so genannten Poßruck-Partisanen kam letzt- Eine Konsequenz bestand in regem Schmug- lich zum ernüchternden Schluss, dass mit den gel, der quasi als Notwehrmaßnahme betrach- Österreichern „nichts anzufangen“ sei.20 tet wurde.17 Über den Überfall Nazi-Deutschlands auf Ju- Das Kuriosum der Steiermark in der unmittel- goslawien berichtet die Schulchronik von Lan- baren Nachkriegszeit, die fünffache Besetzung gegg: „Große Wehrmachtseinheiten stehen in durch Amerikaner, Briten, Sowjets, bulgarische Bereitschaft in unmittelbarer Nähe zur Staats- Einheiten und Partisanenverbände, hinterließ

252 Und sie bewegt sich doch … auch vor Ort ihre wenn auch kurzlebigen Spu- ist, fällt auch die Ermordung von mehr als vier- ren. Der Leutschacher Dechant, Johann Stoff, zig Soldaten am 22. Mai 1945. Es handelte sich schrieb im Februar 1945 an das fürstbischöfli- hierbei zum Großteil um kroatische Ustaše, die che Ordinariat in Graz: [Aus] „den Andeutun- aus dem Lazarett in der ehemaligen Kloster- gen Wissender […] können wir uns hier für die schule geholt und in einem Graben auf bestia- nächste Zukunft auf allerhand gefaßt machen; lische Art und Weise getötet wurden. Anfang im Falle des Falles wäre dann Leibesabwesen- Juli wurden die Partisaneneinheiten von sow- heit weit besser als Geistesgegenwart. Betont jetischen und diese wiederum – gemäß dem muß werden, daß von keiner Seite – vorläufig Ersten Kontrollabkommen – am 22. Juli 1945 von – einem Pfarrhof oder Geistlichen etwas ge- britischen Einheiten abgelöst. schehen ist.“21 Die ersten fremden Truppen, Zwei Jahre später schrieb der Leutschacher De- die das Pfarrgebiet besetzten, waren bulgari- chant in einem Bericht, er habe „einen Milieu- sche Einheiten, die im Verband der Roten Ar- Bericht über dieses unruhige und fast kriegs- mee gekämpft hatten. Ihnen folgten die ersten mäßige Grenzgebiet geben wollen“.25 Gemeint Partisaneneinheiten aus dem Raum Maribor, war damit, dass die Grenzregion auch Aus- über die der Dechant von Leutschach berich- tragungsort der innerjugoslawischen Abrech- tete, dass sie „Freiheitskämpfer im wahrsten nung der siegreichen Kommunisten mit ihren Sinne des Wortes und religiös eingestellt“ ge- Gegnern war.26 wesen seien. „Als jedoch die kommunistischen Die von Jugoslawien Anfang 1947 erhobenen Partisanen aus dem Laibacher Gebiet und aus Gebietsansprüche, die auch die Rebenlandge- dem Balkan nachrückten, mußten die [katho- meinden betrafen, versetzten die einheimische lischen] Partisanen vielfach wieder weichen Bevölkerung in hellen Aufruhr.27 Dem folg- und wegen ihrer Verteidigung [katholischer] te die hermetische Abriegelung der Grenze, Interessen sogar über die Grenze fliehen, um die erst mit dem Bad Gleichenberger Abkommen ihr Leben zu retten.“22 Die Gendarmeriechro- (1953), das den „kleinen Grenzverkehr“ regelte nik berichtet neben den Plünderungen auch und in der Folge ausgeweitet wurde, aufgeho- von Vergewaltigungen; welches Ausmaß diese ben wurde. Von Bedeutung war das Abkom- annahmen, ist allerdings nicht bekannt.23 men in der Region vor allem für die öster- Mitte Mai kamen Einheiten der der 14. Stoß- reichischen „Doppelbesitzer“, die fortan ihre division der Jugoslawischen Armee nach Leut- Besitzungen auf jugoslawischem Staatsgebiet schach und mit ihnen auch der später be- bewirtschaften konnten. Sieht man von ge- rühmt-berüchtigte Kommissar von Leutschach, legentlichen Grenzübergriffen ab, die jedoch Fišinger.24 Dieser verkündete, dass er den An- nicht mehr die „bleihaltige Qualität“ der Nach- schluss des Gebietes an Jugoslawien vorzube- kriegsjahre erreichten, herrschte an der Grenze reiten habe. Das bedeutete unter anderem, dass Ruhe, was allerdings auch Stillstand auf meh- fortan Slowenisch als Amtssprache fungierte. reren Gebieten bedeutete. In die Amtszeit des Kommissars von Leutschach, Abgesehen von diplomatischen Verstimmun- die unzweifelhaft als Terror, als eine Mischung gen wegen der von der Republik Österreich – von Todesdrohungen, Plünderungen, Requirie- um es zurückhaltend zu formulieren – mehr rungen und Vergewaltigungen zu bezeichnen als zaghaft umgesetzten Minderheitenrechte,

253 Und sie bewegt sich doch … Quelle: Stmk. Landesarchiv Stmk. Quelle: Quelle: Wassermann/Verlag Classic Wassermann/Verlag Quelle: Quelle: Chronik der VS Großwalz VS der Chronik Quelle:

Die im August 1944 gespreng- Eine zeitgenössische Darstellung Das Mahnmal für die in der Nähe des te Volksschule von Großwalz – des Grenzverlaufes in Sv. Duh. / Graf-Bunkers am 22. Mai 1945 ermor- Avgusta 1944 razstreljena ljudska Heiligengeist – Takratna predsta- deten Soldaten – Spominsko obeležje šola v Großwalzu vitev poteka meje pri Sv. Duhu / za 22. maja 1945 v bližini grofovega Heiligengeist bunkerja umorjenimi vojaki die im Artikel VII des Staatsvertrages festge- den Volkszählungen der Ersten Republik das schriebenen sind, können die nachbarschaftli- ethnographische Verhältnis nur äußerst unge- chen Beziehungen in den folgenden Jahrzehn- nau widergespiegelt. Kein Zweifel kann jeden- ten als durchaus korrekt bezeichnet werden.28 falls an der Tatsache bestehen, dass auf dem Nicht zu vergessen ist in diesem Zusammen- Gebiet der Steiermark nach 1918 (und auch hang, dass die (unverändert gebliebene) Grenze nach 1945) Menschen mit slowenischer Um- nicht nur eine Abgrenzung staatlicher Territo- gangssprache leb(t)en. 1934 wurde beispiels- rien, sondern auch eine ideologische Trenn- weise nach der Sprache, deren „Kulturkreis linie war. Vor Ort bedeutete dies, dass sich man sich zugehörig“ fühle, gefragt. Erhalten „einschlägige“ Kreise, die schon vor 1938 ihr sind die Daten auf Bezirksebene. „Auf dem ge- (Un)Wesen getrieben hatten, Anfang der fünf- samten Gebiet der österreichischen Steiermark ziger Jahre die „Grenzlandarbeit“ ins Zentrum gab es […] 3.838 Einwohner mit slowenischer ihrer Aktivitäten rückten und die Behauptung Umgangssprache, davon 1.756 im politischen des „Deutschtums“ vor einer phantasierten Bezirk Lipnica/Leibnitz, wohin auch die Dör- „slawischen Unterwanderung“ ins Zentrum fer der Radkersburger Ecke mit Radgona/Rad- ihrer Agitation stellten.29 kersburg gehörten.“30 Die (lokale) Einschätzung bzw. Interpretation Die nationalsozialistische Volkszählung im wird jedoch berücksichtigen müssen, dass die- Jahre 1939 – Falschangaben standen unter se Aktivitäten auch eine soziale Zielrichtung Strafe – ergab „insgesamt 3.607 Einwohner, die verfolgten, was angesichts großer Armut in in den nichtdeutschen Sprachgruppen ausge- dieser Grenzregion die Frage nach der Weltan- wiesen wurden (,slowenisch’, ,deutsch-slowe- schauung als sekundär erscheinen ließ. nisch’, ,windisch’, ,deutsch-windisch’).“ Von diesen lebten 1.444 Personen in den Bezirken Die „slowenische Vergangenheit“. Um den Radkersburg und Leibnitz. Die Volkszählung Anteil der slowenischsprachigen Bevölkerung von 1951 wies in der Grenzregion insgesamt abschätzen zu können, sind sowohl die Volks- 580, diejenige von 1961 229, die von 1971 257 zählungen der Monarchie als auch die des repu- Slowenen aus. 1991 wurden – allerdings für blikanischen Österreich nur bedingt brauchba- das gesamte Bundesland – insgesamt 1.500 re Indikatoren. Brachten diejenigen aus der Zeit Personen mit slowenischer Muttersprache er- der Monarchie eher sozioökonomische Domi- hoben.31 Bei diesen Zählungen handelt es sich nanzverhältnisse zum Ausdruck, so wurde bei allerdings um die gesamte slowenischsprachi-

254 Und sie bewegt sich doch … ge Wohnbevölkerung in der Steiermark, un- dass es „dort noch alte Leute geben [soll], die abhängig von der Staatsangehörigkeit. Bleiben überhaupt kein Wort der deutschen Sprache somit als andere Indikatoren, die zumindest verstehen“39, und natürlich verwies auch der eine vorsichtige Abschätzung erlauben, die letztlich erfolgreiche Bewerber, Peter Reiter, Schulchroniken32 und als Quellen von eminen- auf seine einschlägigen Sprachkenntnisse.40 ter Bedeutung die Unterlagen aus dem Diöze- Christian Promitzer hat den Prozess des Ver- sanarchiv Graz. Die Visitationsprotokolle aus schwindens der Slowenen in der Region Leut- den zwanziger Jahren verweisen mehrfach schach im Laufe des 20. Jahrhunderts überzeu- darauf, dass einige Schüler der deutschen Spra- gend nachgezeichnet. Die slowenischsprachige che überhaupt nicht mächtig waren.33 Noch Bevölkerung geriet „zwischen den Hammer 1951 hieß es in einem Schulvisitationsbericht, der Eindeutschung und den Amboß der Stig- die Lernschwierigkeiten lägen unter anderem matisierung.“41 daran, dass die Eltern vielfach „slowenisch“34 Abschließend soll noch darauf hingewiesen seien. werden, wie hoch emotional das „Thema Slo- Beide Sprachen zu beherrschen, gehörte ge- wenen“ vor Ort noch immer ist. 1996 setzte wissermaßen zum Anforderungsprofil für der Steiermärkische Landtag einen Unteraus- ein kirchliches Amt in der Pfarre Leutschach, schuss zum Verfassungsausschuss ein, der die weil die Bevölkerung „der Natur nach aus Thematik der steirischen Slowenen klären hät- Deutschen und Slowenen“35 bestehe. So wies te sollen.42 Zwischen August 1996 und Jänner der Nachfolger von Dechant Ribitsch, An- 1997 tagte dieser sieben Mal. Gewissermaßen ton Waude, in seinem Bewerbungsschreiben als „Fact-Finding-Mission“, aber auch um „mit darauf hin, dass er „die beiden slowenischen der in dieser Frage kaum informierten Bevölke- Sprachkurse mit gutem Erfolg besucht [habe] rung zu diskutieren und [um] Mißverständnis- und er der slowenischen Sprache somit mäch- se auszuräumen“43 wurden im Juni 1997 in Bad tig“36 sei. 1953 schrieben die Leutschacher Ka- Radkersburg-Umgebung, Soboth und Glanz/ pläne an das Ordinariat, dass in der Pfarre „vie- Schloßberg Informationsveranstaltungen oder le Leute die deutschen Sprache schlecht oder Gemeindeversammlungen mit Abgeordneten gar nicht“37 beherrschten, weshalb der künf- der fünf im Landtag vertretenen Fraktionen tige Pfarrer auch des Slowenischen mächtig und einem Vertreter des Artikel-VII-Kulturver- sein solle. Damals stand die Einsetzung eines eins durchgeführt. Nachfolgers von Johann Stoff (1942 bis 1953) Wie die Veranstaltungen in Radkersburg-Um- an, der nach Graz resignierte. Viktor Ferdinand gebung und Soboth verliefen, entzieht sich Krainer aus Groß St. Florian betonte in seiner der Kenntnis des Verfassers. Tatsache ist, dass Bewerbung, dass er durch seine vormalige „Tä- die Veranstaltung am 27. Juni 1997 im Gast- tigkeit in der Untersteiermark […] die slowe- hof Mahorko in Glanz äußerst turbulent war. nische Sprache“ beherrsche, sodass ihm „auch Im Vorfeld arbeitete die Gemeindevertretung der Kontakt mit dem Slowenisch sprechenden von Glanz eine Proklamation und Resolution Teil von Leutschach nicht schwer fallen wür- aus, der sich auch die Gemeindevertreter von de.“38 In der ebenfalls erfolglosen Bewerbung Schloßberg anschlossen. Dort hieß es unter von Kaplan Alois Hoinig aus Eggersdorf steht, anderem, dass die „19 bei der Volkszählung

255 Und sie bewegt sich doch …

1991 festgestellten Personen aus Altjugoslawi- sucht habe, von einem Teil der Bevölkerung en (18 Slowenen, 1 Kroate) […] den Aufenthalt nicht unbedingt goutiert wurde. bei uns aufgrund der befristeten Beschäfti- gungs- und Aufenthaltsbewilligungen ständig Nachbarschaftspolitik vor Ort. Um es noch gewechselt [haben]. Tatsache ist, daß HEU- einmal knapp zusammenzufassen: Die Regi- TE bei uns 13 Slowenen und 6 Personen aus on Leutschach ist zumindest mit zwei histori- Restjugoslawien (einschl[ießlich] Kroatien)[,] schen Verwerfungen konfrontiert. Zum einen großteils im erwerbsfähigen Alter[,] gemeldet die Grenze, zum anderen die „slowenische Ver- sind“, wobei diese aber erst zwischen 1990 und gangenheit“ zumindest eines Teiles der Regi- 1997 zugezogen seien. Historische untermau- on und der Bevölkerung. Unter diesen beiden ert wurde dies mit Auszügen aus Chroniken, geschichtsträchtigen Aspekten muss die regi- die im ‘s Rebenblattl – einer regionalen Gratis- onale Nachbarschaftspolitik (auch) gesehen zeitung – abgedruckt wurden, wobei diese al- werden. 1995 schrieb das lokale Gratisblatt, ‘s lerdings sehr selektiv zitiert wurden.44 Rebenblattl, dass die Beziehungen dies- und jen- Die Versammlung führte zum Eklat. „Wäh- seits der Grenze eine „inzwischen gewachse- rend die Abgeordneten Lopatka/ÖVP und ne echte Freundschaft“47 seien. Gemeint waren Wiedner/FPÖ diese klare Meinung akzeptier- damit grenzüberschreitende Aktivitäten im ten, wollten die Abg. Brünner/Lib[erales] Fo- Rahmen der Renovierung der Kirche von Sv. rum und Zitz/Grüne das Nichtvorhandensein Duh/Heiligen Geist – doch dazu später. von Volksgruppen nicht ganz wahrhaben. Ins- Am 21. Jänner 1967 nahmen Schülerinnen besondere die Aussage von Abg. Brünner löst und Schüler der Hauptschule Gornja Radgona Unmut aus, daß wir an Slowenien noch etwas am Schulskitag der Volksschule Großwalz teil gutzumachen hätten. Dies führte zu lautstar- – es ist dies die erste dokumentierte grenzüber- ken Protesten und zu mehr oder weniger emo- schreitende Aktion.48 tionalen und unsachlichen Wortmeldungen. Die Festschrift der Freiwilligen Feuerwehr in Den Antragstellern wurde vorgeworfen, mit Leutschach hält für die Zeit seit den siebziger ihrer Antragstellung alte Wunden wieder auf- Jahren fest, dass „sich ein sehr guter Kontakt gerissen und damit Unfrieden nach geschaffe- mit einigen Feuerwehren von Slowenien ange- nen gutnachbarlichen Beziehungen gestiftet bahnt [hat]. Dieser Kontakt drückt sich auch zu haben. Nach weiteren verbalen Attacken an in gegenseitiger Hilfe aus, wenn größere Brän- die beiden vorgen[annten] Abgeordneten ver- de es erfordern.“49 ließen diese vorzeitig die Gemeindeversamm- Ebenfalls in den siebziger Jahren wurden „die lung, da sie sich nach ihren eigenen Angaben bis zum Zweiten Weltkrieg üblichen grenzü- bedroht fühlten.“45 Daraufhin distanzierten berschreitenden Wallfahrten nach Hl. Geist sich die Gemeindevertretungen der beiden Ge- wieder aufgenommen.“50 Allerdings waren meinden „mit aller Entschiedenheit von Aus- diese nicht immer frei von Schikanen durch sagen über ,Hitler, Rauswatschen etc.’“46. jugoslawische Zöllner, wie der Leutschacher Sozusagen unter der Hand wurde dem Verfas- Pfarrer dem Verfasser erzählte. ser von einem Bürgermeister erzählt, dass der Als sich Mitte der achtziger Jahre in Jugosla- Umstand, dass er einen Slowenischkurs be- wien (beziehungsweise in Slowenien) politi-

256 Und sie bewegt sich doch … sche Veränderungen abzeichneten, kam auch staatlichen u[nd] kirchlichen Obrigkeit“ de- die grenzüberschreitende Zusammenarbeit nunziert.54 Am 20. April 1992 wurde erstmals Schritt für Schritt in Gang. Ein Meilenstein gemeinsam der „Georgiritt“ durchgeführt, der war zweifelsohne die Renovierung der Kirche mittlerweile fixer Bestandteil des grenzüber- von Sv. Duh na Ostrem vrhu/Hl. Geist am schreitenden Zusammenlebens ist. Osterberg in den späten achtziger Jahren. Trei- Für das Schuljahr 1993/94 vermerkt der Jahres- bende Kraft auf österreichischer Seite war der bericht der Hauptschule Leutschach „enge Be- Leibnitzer Bezirkshauptmann Johann Seiler, ziehungen zu slowenischen Schulen in Selni- der im Winter 1989 ein Komitee zur Rettung ca und Ptuj“. Im Oktober 1993 besuchten die der Hl. Geist-Kirche gründete, dem vor allem Schüler/innen der Hauptschule Leutschach die Bürgermeister der Nachbargemeinden dies- die Hauptschule in Ptuj, der Gegenbesuch in seits und jenseits der Grenze angehörten. Ins- Leutschach fand am 3. Juni 1994 statt. In die- gesamt wurden für die Aktion „Kirche ohne sem Schuljahr wurde für die Hauptschule in Grenze/Cerkev ne pozna meja“ die beträcht- Selnica gesammelt, weiters standen der Be- liche Summe von rund 1,5 Millionen Schil- such einer Dichterlesung in Maribor und der ling durch verschiedene Benefizaktionen, wie Besuch einer Ausstellung in Jurij auf dem Pro- eine Bausteinaktion (Werke der Künstler Ger- gramm.55 In den Schuljahren 1995/96, 1996/97 ald Brettschuh, Gert Christian und Willibald und 1997/98 wurden Slowenischkurse an Karl), Liederabende usw. aufgebracht. Und die der Hauptschule Leutschach durchgeführt.56 Festschrift anlässlich der hundertjährigen Pfar- Die Schülerinnen und Schüler der Volksschu- rerhebung von Sv. Duh wurde bemerkenswer- le Großwalz führte im Schuljahr 1995/96 ein terweise zweisprachig verfasst.51 Wandertag erstmals nach Slowenien, wo sie Überhaupt scheint die Kirche eine nicht zu die Jugendherberge Dom Škorpion aufsuchten.57 unterschätzende Triebkraft für eine neue Am 10. Juni 2001 feierten die 3. und 4. Klas- Nachbarschaft(spolitik) gewesen zu sein. Am sen der Volksschule Langegg mit Schülern der 7. September 1991 – im Jahr der slowenischen Nachbargemeinde Kungota gemeinsam am Unabhängigkeit – führte die Dekanatswall- Eory-Kogel, wobei auch ein slowenisches Lied fahrt nach Sv. Duh, was „von vielen Menschen gemeinsam gesungen wurde.58 als Zeichen besonderer Solidarität“52 aufgefasst 1989 wurde in Leutschach erstmals eine Lie- wurde. Am 9. Juli 1995 statteten „Pfarrbewoh- dertafel unter slowenischer Beteiligung durch- ner von St. Georgen an der Peßnitz […] mit ih- geführt. Neben dem Frauensingkreis Leutschach, ren Pfarrer Branko Macek [Maček]“ der Pfarre dem Arnfelser Gesangsverein nahm auch das Leutschach einen Besuch ab. „Alle Gläubigen Mariborksi Oktet daran teil.59 Damit war der sangen und beteten in ihrer Muttersprache.“53 Anstoß für eine Kooperation gegeben, die sich Nur zum Vergleich: Als knapp fünf Jahrzehnte – abgesehen von gegenseitigen Einladungen – zuvor Dechant Reiter die Abnahme der Beich- nicht zuletzt in den gesanglichen Benefizak- te in slowenischer Sprache durch den Pfarrer tionen zur Sanierung der Kirche von Hl. Geist von Gamlitz in der Pfarrkirche Leutschach an- mehr als bewähren sollte.60 kündigte, wurde dieser deshalb von einigen Aber auch auf wirtschaftlichem Gebiet kam Gemeindebürgern „als Slowenenfreund bei der es zunehmend zu Kooperationen. So war der

257 Und sie bewegt sich doch …

Georigiritt am 26. April 1998 ein gemeinsames Nachbarlandes lässt hingegen von österreichi- Projekt der Tourismusverbände Rebenland Leut- scher Seite stark zu wünschen übrig. Wäh- schach und Jurij-Kungota.61 rend die meisten slowenischen Bürgermeister Am 24.01.1992 fand in der Hauptschule Leut- deutsch sprechen, sind bei den österreichi- schach die Eröffnungsveranstaltung des vom schen Bürgermeistern Slowenischkenntnisse Ländlichen Fortbildungsinstitut in Zusammen- lediglich rudimentär (wenn überhaupt) vor- arbeit mit dem Beratungsring in der Republik handen. Wollte man Promitzers Diktum von Slowenien und den Gemeinden Arnfels, Eich- den „verlorenen Brüdern“ geographisch umdre- berg-Trautenburg, Glanz, Gaj, Hl. Geist, Jurij, hen, so ist von österreichischer Seite kein Ge- Oberhaag, Schloßberg, St. Johann i. Saggautal fühl des Verlustes wahrzunehmen. Der Lauf und Svecina initiierten Projekts „Grenzraum der Geschichte hat wohl sein abschließendes – Lebensraum, Slowenien – Steiermark“ unter Urteil gesprochen. großer Beteiligung der Bevölkerung aus beiden Teilen des Grenzraumes statt.62 Am 1. August 1999 wurde schließlich der Grenz-Panoramaweg – ein 130 Kilometer langer Wanderweg von der Soboth bis nach Radkers- burg dies- und jenseits der Grenze – im Rah- men eines „Grenzenlosen Bergfestes“ offizi- ell eingeweiht. Planung und Umsetzung des Projektes wurden aus Mitteln des Interreg-Pro- gramms der EU maßgeblich gefördert.63

Werfen wir abschließend noch einen Blick auf die Gegenwart. Derzeit wird laut Gemeinde- amt Glanz am grenzüberschreitenden Weg- projekt Radweg R 54 – Panoramaweg gearbeitet. Starke Verbindungen gebe es mit dem Projekt Wirtschaftsinitiative Pößnitz-Saggautal, das „auf- grund möglicher Interreg-Mittel mit dem Be- reich Ptuj (Pettau) vertieft werden“ soll. Anlässlich des EU-Beitritts Sloweniens am 1. Mai 2004 gab es bei den Grenzübergängen Langegg und Großwalz grenzüberschreiten- de Feierlichkeiten. Slowenien wird vor Ort als nachbarschaftlicher, aufstrebender Wirt- schaftspartner gesehen.64 Demnach sind die nachbarschaftlichen Be- ziehungen vor allem wirtschaftlich orientiert. Das Interesse an der Sprache und der Kultur des

258 Und sie bewegt sich doch …

ANMERKUNGEN 34 DAG, Schulakten, Dechantliche Schulvisitationen Leutschach, 4622/49, S. 1900ff. 1 Vgl. Heinz P. Wassermann, Das 20. Jahrhundert, in: Alexander Wilhelm 35 DAG, Pfarre Leutschach, Bischöfliche Visitationen: Fb Seckauer Ordinariat (Hg.), Die Rebenlandchronik. Graz 2004, S. 191–348. an Kreisdekanat St. Florian an der Lassnitz, 5.6.1922. 2 Den Begriff „Region Leutschach“ hat der Grazer Historiker Christian 36 DAG, Pfarrakten Leutschach, Pfarre (1560) – Besetzung (S. 1900ff), Anton Promitzer geprägt und auch überzeugend argumentiert. Waude an fb. Ordinariat, 6.2.1932. 3 Vgl. Manfried Rauchensteiner, Der Tod des Doppeladlers. Österreich- 37 Ebd., Schreiben der Kapläne von Leutschach an das bischöfliche Ordinariat, Ungarn und der Erste Weltkrieg. Graz 1993. 28.10.1953. 4 Franz Josef Schober – Eduard Staudinger, Dr. Brodmann und das 38 Ebd., Viktor Ferdinand Krainer an fb. Ordinariat, 15.10.1953. Untersteirische Bauernkommando (1919–1922), in: Gottfried Almer – 39 Ebd., Alois Hoinig an fb Ordinariat, 29.10.1953. Norbert Müller (Hg.), 800 Jahre Pfarre Straden 1188–1988. Straden – Graz 40 Ebd., Peter Reiter an bischöfliches Seckauer Ordinariat, 14.10.1953. 1988, S. 466–473 (hier S. 466). 41 Promitzer, Brüder, S. 357. 5 Chronik der Gemeinde Glanz. 42 Die Unterlagen wurden dem Verfasser freundlicherweise von Univ.-Prof. Dr. 6 Christian Promitzer, Verlorene Brüder. Geschichte der zweisprachigen Christian Brünner zur Verfügung gestellt. Region Leutschach in der südlichen Steiermark (19.–20. Jahrhundert), Phil. 43 Sammlung Brünner/Steirische Slowenen. Reinhold Lopatka an Peter Diss. Graz 1996, S. 199. Kutschi, 30.5.1997. 7 Ebd., S. 201f.. 44 Sammlung Brünner/Steirische Slowenen. Statement zur Minderheitenfrage 8 Ebd., S. 221f.. in unserer Gemeinde anläßlich der Gemeindeversammlung am 27.06.1997, 9 Ebd., S. 223. 23.6.1997. 10 Ebd., S. 232. 45 Bürgerversammlung der Gemeinden Glanz und Schloßberg zum Thema 11 Vgl. Helmut Kanzler, Die volkspolitische Lage und Aufgabe im Großraum „Slowenische Minderheit“, in: ´s Rebenblattl, 2/1997, S. 6. Ratsch-Lieschen. Graz o. J. [1939]. Lebensfragen der Grenzbevölkerung, 46 Sammlung Brünner/Steirische Slowenen; Gemeindeversammlung zur untersucht an der steirischen Südgrenze, S. 334. Minderheitenfrage am 27.06.1997 im GH Mahorko in Glanz; Distanzierung 12 Promitzer, Brüder, S. 205. von manchen Äußerungen, 18.7.1997. 13 StLA (Steiermärkisches Landesarchiv), Statth. Präs. A5B-113/11919: 47 Hlg. Geist – Sv. Duh, in: s´ Rebenblattl, 4/1995, S.6. Gemeinde Schloßberg an Landesregierung, 4.1.1919. 48 Vgl. Chronik der Volksschule Großwalz. 14 Vgl. Wassermann, Jahrhundert, S. 316f. 49 Hans Georg Zach, 111 Jahre Freiwillige Feuerwehr Leutschach, in: 111 15 Promitzer, Brüder, S. 205. Jahre Freiwillige Feuerwehr Leutschach. 1877–1988, hg v. Freiwillige 16 Stefan Karner, Die Steiermark im Dritten Reich 1938–1945. Aspekte ihrer Feuerwehr Leutschach. Leutschach 1988, S. 21. politischen, wirtschaftlich-sozialen und kulturellen Entwicklung, 2. Aufl. 50 Promitzer, Brüder, S. 325. Graz – Wien 1986, S. 123. 51 Vgl. Heimatbuch des Marktes Leutschach u. Hlg. Geist – Sv. Duh, in: s´ 17 Vgl. in diesem Zusammenhang die amüsanten und berührenden Rebenblattl, 4/1995, S.6. Lebenserinnerungen von Fritz Körbler: Vom Leben an der Grenze. 52 Heimatbuch des Marktes Leutschach. Besinnliche und heitere Kurzgeschichten aus entschwundener Zeit. O. O. 53 Chronik der Gemeinde Glanz. o. J. [1994] u. ders.: Unvergessene Heimat an der Grenze. Besinnliche und 54 Chronik der Dekanatspfarre Leutschach. heitere, aber auch tragische Geschichten aus entschwundener Zeit., O. O. o 55 Vgl. Jahresbericht der Hauptschule Leutschach 1993/94. J. [1997]. 56 Vgl. Jahresberichte der Hauptschule Leutschach 1995/96, 1996/97, 18 Chronik der Volksschule Langegg. 1997/98. 19 Vgl. Wassermann, Jahrhundert, S. 238–240. 57 Vgl. Chronik der Volksschule Großwalz. 20 Vgl. Promitzer, Brüder, S. 284–289. 58 Vgl. Chronik der Volksschule Langegg. 21 DAG (Diözesanarchiv Graz), Dechantliche Visitationen, Dekanat 59 Vgl. Heimatbuch des Marktes Leutschach. Leutschach, Kirchenvisitationen 1900–1955: Dekanatsamt Leutschach an 60 Vgl. Heimatbuch des Marktes Leutschach; Hildgard Nagy, Musik kennt fb. Ordinariat, 14.2.1945. keine Grenzen, in: s´ Rebenblattl, 1/1991, S. 4; Christl Zach, Benefizkonzert 22 DAG, Dechantliche Visitationen, Dekanat Leutschach, Kirchenvisitationen für die Hl.-Geist-Kirche, in: s´ Rebenblattl, 3/1991, S. 15. 1900–1955: Dekanatsamt Leutschach an fb. Ordinariat, 11.5.1946. 61 Vgl. Georgiritt nach Jurij/St. Georgen, in: s´ Rebenblattl, 1/1998, S. 21. 23 Vgl. Chronik des Gendarmerieposten Leutschach. 62 Vgl. Karlheinz Wirnsberger, Grenzraum – Lebensraum, in: s´ Rebenblattl, 24 Promitzer, Brüder, S. 303. 1/1992, S. 4. 25 DAG, Dechantliche Visitationen, Dekanat Leutschach, Kirchenvisitationen 63 Der Grenz-Panoramaweg, in: s´ Rebenblattl, 2/1999, S. 3. 1900–1955: Dekanatsamt Leutschach an fb. Ordinariat, 10.6.1947. 64 E-Mail von AR Karl Peitler an den Verfasser, Juni 2005. 26 Vgl. Wassermann, Jahrhundert, S. 322–324. 27 Vgl. Ebd., S. 319–322. 28 Vgl. Helmut Liedermann, Österreichs Image im ehemaligen Jugoslawien, in: Oliver Rathkolb [u. a.] (Hg.), Mit anderen Augen gesehen. Internationale Perzeption Österreichs 1955–1990. Wien [u. a.] 2002. Österreichische Nationalgeschichte, Bd. 2, S. 523–562. 29 Vgl. Wassermann, Jahrhundert, S. 333–342. 30 Matjaž Klemenčič, Im Lichte der sprachlichen Statistik. Slowenisch- und Deutschsprachige in der Süd- und Untersteiermark 1830–1991, in: Slowenische Steiermark. Verdrängte Minderheit in: Christian Stenner (Hg.), Österreichs Südosten. Wien [u. a.] 1997. Zur Kunde Südosteuropas, II/23, S. 69–105 (hier S. 96). 31 Ebd., S. 97f.. 32 Auf die Auswertung der Schulchroniken wird platzbedingt verzichtet. Aus ihnen geht eindeutig hervor, dass nach 1918 auch Unterricht in slowenischer Sprache erteilt wurde. 33 Vgl. DAG, Schulakten, Dechantliche Schulvisitationen Leutschach: Dekanatsamt Leutschach an fb Ordinariat, 3.11.1923; Dekanatsamt Leutschach an fb Ordinariat, 9.9.1924; Dekanatsamt Leutschach an fb Ordinariat, 1.10.1926; Dekanatsamt Leutschach an fb Ordinariat, 29.8.1927; Dekanatsamt Leutschach an fb Ordinariat, 14.9.1928; Dekanatsamt Leutschach an fb Ordinariat, 6.9.1929.

259 In vendar se premika …

In vendar se premika … Mejni spori – določanje meje – prekoračitve Čezmejna sosedska politika s pomočjo pooblastil in obmejna dežela. Da je Habsburška monarhija – ne zgolj, a tudi zaradi vztrajanja „Lučanske regije“ „nemškega elementa“ pri nadaljnji dominaciji – s koncem prve svetovne vojne razpadla, lahko Ko je avtor tega prispevka pred nekaj predpostavimo, da je splošno znano.3 leti opravljal raziskave o zgodovini štirih Novembra 1918 je prišlo med republiko južnoštajerskih občin – Eichberg-Trautenburg, Nemško Avstrijo in nastajajočo južnoslovansko Klanci ob Vinski cesti (Glanz an der državo do sporazuma, ki je urejal predvsem Weinstraße), Lučane (Leutschach) in Gradišče gospodarske interese. V njem sta se strani tudi (Schloßberg)1, je dobil vseskozi dobronameren dogovorili, da bo natančna določitev meje ena nasvet: „Ne zanetite mi tukaj nobene vojne!“ od tem prihodnje mirovne konference. Kar Da se zgodovinarji načeloma gibljemo po zadeva to točko, sporazum ni bil vreden niti miniranih območjih, ni samo po sebi nič papirja, na katerem je bil napisan. „Še pred novega. A večinoma mislimo pri tem na 3. novembrom 1918 sklenjenim premirjem obdobje nacizma; to obdobje smo sicer tudi med Avstro-Ogrsko in antanto […] je general nameravali vključiti v raziskavo, a k temu smo Maister s svojimi južnoslovanskimi enotami morali dodati še „oteževalno okoliščino“, da so 1. novembra zasedel mesto Maribor. 25. po delih „Lučanske regije“2 tako po letu 1918 kot novembra je sledila zasedba Šentilja (Spielfeld) po letu 1945 bile izražene ozemeljske zahteve in 1. decembra Radgone (Radkersburg). Po s strani države SHS oziroma Jugoslavije, češ zavzetju Cmureka (Mureck) 3. in Halbenraina da gre za slovenski teritorij. Še drugi preblisk: 7. decembra ter še nekaj vasi so Južni Slovani ko sem kot avtor v okviru seminarja, ki ga je praktično že nadzirali linijo reke Mure, pripravil FH Joanneum, raziskoval na kraju predvsem pa med Šentiljem in Radgono samem in pripravljal videoprojekt, mi je neki – speljano železniško progo.“4 sicer povsem dobrohotni – občinski uslužbenec V začetku decembra jim je uspelo zasesti tudi svetoval nekaj v smislu: „Ampak slovenskega „Lučansko regijo“ (vendar brez severne občine ne poudarjajte preveč.“ In tako smo označili Eichberg-Trautenburg). 14. januarja 1919 je drugo konfliktno polje, namreč vsaj delno „Nemška ljudska straža“ izvedla „totalni „slovensko preteklost“ dveh občin, Klancev napad na zasedbene sile […]. Hkrati so začeli ob Vinski cesti in Gradišča. Torej lahko streljati z vseh strani obroča okrog trga. […] izhajamo iz dveh (zgodovinskih) „prelomov“: Po štiriurnem silovitem streljanju je prišlo na eni strani je to problematika določanja po posredovanja pogajalcev z obeh strani do razmejitvene črte, skupaj s časovno omejeno prekinitve ognja.“5 V okviru te lokalne praske zasedbo s strani jugoslovanskih enot, na drugi je bil ubit tudi neudeleženi poštni uradnik pa delna „slovensk(ojezičn)a preteklost“, ki Alois Huber. je bila v teku asimilacijskega procesa po letu Napad na Lučane je bil kamen(ček) v mozaiku 1918 sicer vedno bolj zatirana, a deloma – kot vse ostrejšega odpora proti južnoslovanski bomo pokazali kasneje – še vedno vredna zasedbi, ki je vpletene izpostavil zadostnim zgodovinskega proučevanja. pritiskom, da so 14. februarja 1919 določili

260 In vendar se premika … demarkacijske črte. V zvezi s tem ne smemo je ameriška komisija zavzela stališče, da naj bi pozabiti na razvoj sočasnih dogodkov na celo prebivalci južnega dela Dravske doline ne Koroškem, kjer je bil odpor mnogo bolj hoteli niti slišati za Jugoslavijo.“ Trg Lučane je množičen – čeprav vojaško v glavnem enako bil iz v teku pogajanj izločen iz zmanjšanih neučinkovit. ozemeljskih zahtev. „S tem bi pripadli državi Za štiri občine „dežele vinskih goric“ (oz. SHS vsaj večinoma slovenskogovoreči deli severnega, zdaj avstrijskega dela Slovenskih občin Gradišče in Klanci. […] A v nasprotju goric, op. prev.) je ta sporazum pomenil s tem je vrhovni odbor sledil predlogu začasno delitev. „V območju Lučanske regije ozemeljske komisije, da naj bi prihodnjo je potekala južna demarkacijska črta znotraj državno mejo med Koroško in Sv. Duhom na polkroga, kilometer oddaljenega od trga. Ostrem vrhu (Hl. Geist am Osterberg) zarisali Avstrijskonemška demarkacijska črta pa je po meji razvodja (prevladujoče smeri izlivanja na nasprotni strani potekala po severnem manjših vodotokov v večje, op. prev.). Naprej robu regije. S tem sta bili skoraj izključno do Mure naj bi meja potekala po dotedanjih nemškogovoreči občini Lučane in Eichberg- mejah političnih okrožij Lipnica (Leibnitz) in Trautenburg v celoti v nevtralni coni. […] Maribor. […] Ta navedek naj bi bil vključen Občini Klanci in Gradišče sta se večinoma tudi v dokončni mirovni sporazum.“7 To je nahajali znotraj južnega demarkacijskega pomenilo, da naj bi štiri občine „dežele vinskih območja in sta bili tudi v civilnih zadevah goric“ – z izjemo cerkve Sv. Duha, pa tudi podrejeni državi SHS. […] Do 20. februarja bi majhnega dela katastrske občine Gradišče – morale zasedbene enote izprazniti trg Lučane. ostala v Avstriji. […] A delitev Lučanske regije naj bi trajala še Med postopkom dokončnega določanja meje naslednje leto in pol.“6 (od decembra 1920) pa je vendarle prišlo do Na pariški mirovni konferenci so bile določene neznatnih popravkov. „Skupaj je bilo v mejnem meje s Čehoslovaško, Madžarsko, Italijo odseku Sv. Duh-Šentilj državi SHS dodeljenih in seveda tudi z državo SHS. Za Štajersko dodatnih 585,8 hektarja ozemlja, od česar je je to pomenilo izgubo tretjine prebivalstva kar 583,2 hektarja odpadlo na južni del in ozemlja nekdanje vojvodine. Sprva so Velikega Boča (Großwalz). V zameno je Avstrija jugoslovanske ozemeljske zahteve obsegale pridobila 514,2 hektarja ozemlja. Ker pa je „skoraj celotno Lučansko regijo in poleg nje še Avstrija tako zamenjala večinoma nerodovitno Radgono, Halbenrain, Purklo, Cmurek, Straß, ozemlje za bogato vinorodno območje, kjer so Ehrenhausen in Eibiswald. […] V začetku mnogi Avstrijci imeli odmaknjene posesti, je marca so v okviru teritorialnega dela mirovne osrednji deželni urad to menjavo označil kot konference razpravljali o ozemeljskih zahtevah ugodno. […] Navdušenje na regionalni ravni države SHS na območjiu Štajerske. Pri tem (občinski glavar Gradišča, občinski odbor so morali slovenski predstavniki zgroženo Arneža [Arnfels]...) pa je bilo bolj zadržano.“8 ugotoviti, da je znotraj komisije prevladala Za razliko od „Lučanske regije“ pa je bila težnja, ki je, sledeč predlogom ameriške razmejitev na zahodnem delu bolj sporna. delegacije, opredelila Dravsko dolino južno od Konkretno je šlo za cerkev, pokopališče in šolo Lučan kot ‚najboljšo naravno mejo‘. Poleg tega pri Sv. Duhu. 8. julija 1921 je medzavezniška

261 In vendar se premika … komisija sprejela sklep, „da na spornem manj pa je pričakovati dobavo iz jugoslovanske mejnem območju velja meja razvodja. Deset države, saj smo po zadnjih volilnih rezultatih z mejo presekanih domačij je bilo dodeljenih pri Južnih Slovanih še bolj osovraženi.“13 Avstriji, pet jih je pripadlo Jugoslaviji. Glede Dejansko se je jugoslovanska stran poskušala pokopališča pri Sv. Duhu je bilo nadalje pri dobavah življenjskih potrebščin ravnati določeno, da pripade državi SHS, a avstrijski glede na naklonjenost prebivalstva; kdor se je prebivalci so obdržali pravico do obiskovanja upiral, je ostal temu primerno praznih rok. grobov svojih mrtvih na določenem odseku.“9 Hišne preiskave so bile sprva na dnevnem redu Ljudska šola je ostala v Avstriji in so jo leta v enaki meri kot zaplembe, šikaniranja pri 1944 – ker je služila kot postojanka gestapa – obiskovanju šole oziroma cerkve, odrekanja partizani razstrelili. zdravniške pomoči, trpinčenja in prekoračitve Tako je bila na tem področju procedura pooblastil s strani organov prisile, deloma zaključena 1. novembra 1921; s tem celo s smrtnimi posledicami.14 A v resnici vsi datumom bi morali obe strani tudi zapustiti „napadi“ le niso bili dejanski napadi, ampak so zamenjana področja. Iz tega izhaja tudi status izhajali tudi iz povsem legitimne potrebe po „dvolastnikov“, torej kmetov, ki so imeli zemljo (samo)obrambi – ne glede na to, ali so bile meje in posest to- in onstran meje. 23. februarja 1922 dokončno določene ali le začasne demarkacijske je bila med Avstrijo in južnoslovansko državo črte. V zvezi s tem je treba spomniti, da so sklenjena ureditev „maloobmejnega prometa“, „jugoslovanski organi 4. aprila 1919 […] zaprli od katere naj bi v „političnem okrožju Lipnica demarkacijsko črto, ker so hoteli tihotapcem imelo koristi 147 lastnikov“ (na drugi strani in sovražnim agentom preprečiti infiltracijo v pa 47 jugoslovanskih posestnikov, ki so Jugoslavijo.“15 razpolagali z lastništvom zemlje na avstrijskem teritoriju).10 Po poizvedbah študentov graške Ena od posledic določanja meje po prvi univerze so jugoslovanski kmetje v občini svetovni vojni je bila, da se je tako tostran Klanci posedovali 33,85, v občini Gradišče pa kot onstran meje – v okrožjih „Lipnica, 26,63 hektarjev zemlje; zemljiški posestniki iz Radgona, Ljutomer in Maribor – izoblikovala občine Klanci so v Jugoslaviji obdelovali 63,16, ‚mrtva meja‘. Dežela je postala obrobje, ki ga iz Gradišča pa 10 hektarjev.11 je postopna modernizacija v prihodnjih letih obšla v velikem loku.“16 Konkretno se je to v Christian Promitzer je obnašanje južnoslovan- obmejnem pasu – in torej samoumevno tudi v skih (zasedbenih) enot med letoma 1919 in 1921 štirih občinah „dežele vinskih goric“ – odražalo prepričljivo in natančno povzel kot „oviranje in kot odsotnost pomembnih središč, dolge poti zatiranje“.12 V začetku januarja 1919 je vodstvo do graškega osrednjega območja, visok delež občine Gradišče, ki je zbežalo v Arnež, pisalo agrarne in obagrarne dejavnosti, podpovprečna deželni vladi, da so odtlej „slovenske enote v velikost proizvodnih obratov, vodenje obratov Lučanah zaprle blagovni promet z Nemško od zunaj, podpovprečni dohodki, pa tudi visok Avstrijo, tako da občine Lučane, Gradišče in delež dnevnih in tedenskih migrantov – kar je Klanci ne dobijo ničesar več; dobava moke, bilo od takrat značilno za to območje in velja sladkorja, petroleja, tobaka itn. je prenehala, še še danes.

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Glede na to je treba opozoriti na okoliščino, da „Sodeč po namigih […] se lahko mi tukaj v v glavah ljudi nova meja v nobenem trenutku bližnji prihodnosti pripravimo na vse mogoče; ni bila sprejeta. To bi lahko utemeljili predvsem v vsakem primeru pa bi bilo zavračanje s tem, da je bila z v Saint Germainu določeno mnogo boljše od sprejemanja. Poudariti pa je in nato pred hišnim pragom zarisano mejo treba, da se – vsaj za zdaj – z nobene strani prekinjena prastara prometnogeografska in ni zgodilo nič hudega nobenemu župniku gospodarska usmeritev proti Mariboru. Ena ali duhovniku.“21 Prve tuje čete, ki so zasedle od posledic tega je bila, da so tihotapstvo, če območje župnije, so bile bolgarske enote, ki so sploh, opravičevali tako rekoč kot nujen ukrep se borile v sklopu (sovjetske) Rdeče armade. samoohranitve, v katerega so bili prisiljeni.17 Sledile so jim partizanske enote, o katerih je lučanski dekan poročal, da so sprva prihajale Ob napadu nacistične Nemčije na Jugoslavijo iz območja Maribora in so jih sestavljali „borci so v šolsko kroniko Langegga zapisali, da so za svobodo v pravem pomenu besede in versko bile „velike enote Wehrmachta pripravljene v naravnani. A ko so jim sledili komunistični neposredni bližini državne meje. 6. aprila 1941 partizani iz ljubljanskega območja in z Balkana, je okrog 4. ure prišlo do sprostitve napetosti. so se morali [katoliški] partizani mnogokrat Nemška vojska je po kratkem spopadu na spet umakniti in zaradi svojega branjenja meji prodrla v Jugoslavijo. Napredovanje je [katoliških] interesov celo bežati čez mejo, če potekalo hitro in mnoge oddelke ujetnikov so si hoteli rešiti življenje.“22 Žandarmerijska so vodili mimo šole. Tako je tukajšnja šola iz kronika poroča poleg ropanja in plenjenja tudi šole ob meji postala šola v zaledju.“18 Čeprav o posilstvih, katerih domnevni obseg pa ni meja z Jugoslavijo od 6. aprila 1941 ni več znan niti približno.23 obstajala, je regija – za razliko od prve svetovne Sredi maja so prišle v Lučane enote 14. udarne vojne – mnogo bolj občutila učinke vojne. divizije Jugoslovanske armade, z njimi pa Če zanemarimo občasna bombardiranja, so konec koncev tudi slavno-zloglasni „lučanski ostale prebivalcem od leta 1944 v neizbrisnem komisar“.24 spominu predvsem aktivnosti partizanov.19 Z Ta je razglasil, da ima nalogo pripraviti vse dekanom in poštnim upravnikom so partizani za pripojitev območja k Jugoslaviji. To je med dokazano navezali stike, ki pa niso obrodili drugim pomenilo, da je slovenščina od tistega nobenih sadov. Konec koncev je poveljnik trenutka postala uradni jezik. V času, ko je tako imenovane „partizanske drhali“ trezno opravljal funkcijo „lučanskega komisarja“ ugotovil, da si z Avstrijci ni mogoče prav nič Fišinger, in ki ga lahko lokalno brez nadaljnjega pomagati.20 označimo kot obdobje najhujšega terorja – torej Posebnost Štajerske v času takoj po vojni, kombinacije stalnih groženj s smrtjo, ropanj, namreč petkratna zasedba od Američanov, zaplemb, posilstev ipd. -, je bilo 22. maja 1945 Britancev, Sovjetov, Bolgarov in partizanskih pobitih tudi več kot štirideset vojakov; veliko enot, je zapustila neposredne, dasiravno kratke večino so sestavljali hrvaški ustaši, ki so jih iz sledi. lazareta v nekdanji samostanski šoli odvedli Lučanski dekan Johann Stoff je februarja 1945 do nekega jarka in jih, deloma na zverinski pisal knezoškofijskemu ordinariatu v Gradcu: način, postrelili ali dotolkli. V začetku julija so

263 In vendar se premika … partizanske enote zamenjale sovjetske, te pa (umazane) igrice, postavili „področje obmejne so se spet – v skladu s prvotnim sporazumom dežele“ v središče svojih aktivnosti, iz tega o nadzoru – 22. julija 1945 umaknile izpeljane zgodbice o „slovanski infiltraciji“ pa britanskim. v središče svoje duhovne drže.29 Dve leti kasneje je lučanski dekan v nekem Seveda je treba ob tem upoštevati (lokalno) pismu zapisal, da „želi podati poročilo o relevantno oceno oziroma interpretacijo, saj so položaju v tem nemirnem in skoraj vojnemu te aktivnosti sledile tudi socialno usmerjenim stanju podobnem mejnem območju.“25 S tem ciljem, kar vsled neverjetne revščine v tej je hotel povedati, da je bila obmejna regija obmejni regiji dopušča možnost, da se nam prizorišče znotrajjugoslovanske državljanske zazdijo vprašanja o svetovnih nazorih vojne med belo- in rdečegardisti.26 drugotnega pomena. Jugoslovanske ozemeljske zahteve, ki so se dotikale tudi „dežele vinskih goric“, so bile v „Slovenska preteklost“. Če želimo določiti začetku 1947 umaknjene, kar je med domačini delež slovenskogovorečih prebivalcev, sprožilo vzneseno odobravanje.27 Temu pa so tako podatki ljudskih štetij oziroma je nemudoma sledilo hermetično zaprtje popisov prebivalstva v stari monarhiji kot v meje, ki je popustilo šele s sporazumom republikanski Avstriji uporabni le deloma. iz Bad Gleichenberga (1953), ko je bil Kakor so bili v monarhiji predvsem izraz zakonsko urejen, kasneje pa še razširjen, tudi socialnoekonomskih razmerij nadvlade, so bila „maloobmejni promet“. Na kraju samem je bil etnografska razmerja tudi pri ljudskih štetjih sporazum pomemben predvsem za avstrijske v prvi republiki prikazana le skrajno površno. dvolastnike, ki so lahko šele od takrat naprej Nobenega dvoma namreč ne more biti, da so na spet gospodarili s svojo lastnino na državnem področju Štajerske po letu 1918 (in tudi 1945) ozemlju Jugoslavije. Če zanemarimo občasne živeli (in živijo) ljudje s slovenskim občevalnim prekoračitve pooblastil, ki pa seveda niso več jezikom. Leta 1934 so na primer spraševali dosegale „svinčene kakovosti“ iz let takoj ljudi po jeziku, „katerega kulturnemu krogu po vojni, je na meji poslej vladal mir, kar pa se čutijo pripadni“. Ohranjeni so podatki „na je resnici na ljubo pomenilo tudi zastoje na ravni političnih okrožij […]. Na celotnem mnogih področjih. področju avstrijske Štajerske je bilo […] 3.838 Z izjemo s strani Republike Avstrije – če prebivalcev s slovenskim občevalnim jezikom, se izrazimo zelo zadržano – več kot le od tega 1.756 v političnem okrožju Lipnica, neodločnega uveljavljanja manjšinskih h kateremu so spadale tudi vasi Radgonskega zakonov v skladu z Državno pogodbo (7. člen), kota skupaj z Radgono.“30 Nacionalsocialistično bi lahko medsosedske odnose označili kot ljudsko štetje v letu 1939 – za dajanje napačnih povsem korektne.28 V zvezi s tem pa ne smemo podatkov je bila zagrožena kazen – je izkazalo pozabiti, da ta meja (ki je ostala nespremenjena) „skupaj 3.607 prebivalcev, ki so se izjasnili ni razmejevala le državnih teritorijev, ampak za pripadnike nenemških jezikovnih skupin je bila tudi ideološka ločnica. Na kraju samem (‚slovenske‘, ‚nemško-slovenske‘, ‚vindišarske‘, je to pomenilo, da so „zadevni“ krogi, ki so se ‚nemško-vindišarske‘).“ Od tega je 1444 oseb tam že pred letom 1938 igrali svoje „zadevne“ živelo v okrožjih Radgona in Lipnica. Ljudsko

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štetje leta 1951 je v obmejnem območju Lučan ne bi predstavljali težave.“38 Enako velja ugotovilo skupaj 580, leta 1961 229, 1971 pa za prav tako neuspešno vlogo, ki jo je podal 257 Slovencev. Leta 1991 se je – resda v celotni kaplan iz Eggelsdorfa Alois Hoinig in v kateri je zvezni deželi – število oseb s slovenskim med drugim zapisal, da naj bi „tam še bili stari maternim jezikom dvignilo na 1500.31 Zaradi ljudje […], ki sploh ne razumejo niti besede natančnosti in odprave nejasnosti pa je k temu nemškega jezika.“39 Samoumevno je, da je na treba dodati pojasnilo, da je ta popis štel osebe svoja tozadevna jezikovna znanja opozoril s stalnim prebivališčem v Avstriji ne glede na tudi na koncu uspešni kandidat Peter Reiter.40 njihovo državljanstvo. Christian Promitzer suhoparno ugotavlja, Preostanejo torej drugi indikatorji, ki dovoljujejo da danes v Lučanski regiji ni več Slovencev. vsaj približne ocene – konkretno šolske „Slovenskogovoreče prebivalstvo“ se je znašlo kronike32 in kot viri eminentnega pomena „med kladivom ponemčenja in nakovalom dokumenti Škofijskega arhiva v Gradcu. stigmatizacije.“41 Vizitacijska poročila iz 20-ih let pogosto Končno moramo opozoriti še na to, kako opozarjajo, da nekateri učenci sploh niso močna čustva v tistih krajih še dandanes obvladali nemškega jezika.33 Še leta 1951 je bilo vzbuja načenjanje teme slovenstva. Leta 1996 v nekem poročilu o šolski vizitaciji zapisano, je štajerski deželni zbor ustanovil pododbor da učne težave nekaterih otrok med drugim ustavnega odbora, ki naj bi razčistil vprašanje izhajajo iz dejstva, da so njihovi starši pogosto štajerskih Slovencev.42 Med avgustom 1996 in „slovenski“.34 januarjem 1997 se je pododbor sestal sedemkrat. Obvladovanje obeh jezikov je v župniji Lučane Deloma kot „fact-finding mission“, a tudi zato, do neke mere veljalo za pogoj pri prevzemanju da bi „skozi pogovore s prebivalstvom, ki je s tem cerkvenih služb, češ da je tamkajšnje vprašanjem komajda kaj seznanjeno, odstranili prebivalstvo „po naravi sestavljeno iz Nemcev (tudi) nesporazume“43, so v juniju 1997 v in Slovencev“.35 Tako je Anton Waude, kasneje okrožju Radgona-okolica (Bad Radkersburg- izbrani naslednik dekana Ribitscha, v svojem Umgebung) ter občinah Sobote (Soboth) prijavnem dopisu omenil, da je „zelo uspešno in Klanci/Gradišče izpeljali informativne obiskoval oba tečaja slovenskega jezika in torej shode ali zbore občanov, ki so se jih udeležili obvlada slovenščino.“36 tudi poslanci vseh petih v deželnem zboru Leta 1953 je lučanski kaplan pisal ordinariatu, zastopanih strank in predstavnik Slovenskega da v župniji „mnogo ljudi le slabo govori kulturnega društva 7. člen za (avstrijsko) nemško ali pa sploh ne“37, zaradi česar bi moral Štajersko. prihodnji župnik obvladati tudi slovenščino. Kako sta potekali prireditvi v Radgoni-okolici Takrat so izbirali naslednika Johanna Stoffa in Sobotah, se je vedenju avtorja izmuznilo. (župnika od 1942 do 1953), ki se je umaknil Dejstvo pa je, da je prireditev 27. junija 1997 v v Gradec. V svoji vlogi je Viktor Ferdinand gostilni Mahorko v Klancih potekala izredno Krainer iz Groß St. Floriana zatrdil, da zaradi burno. Zastopstvo občine Klanci je vnaprej svoje prejšnje „dejavnosti na Spodnjem pripravilo izjavo in resolucijo, ki so se jima Štajerskem […] slovenski jezik“ obvlada, torej pridružili tudi zastopniki občine Gradišče. Med mu „tudi stiki s slovensko govorečim delom drugim je bilo v teh dokumentih zapisano, da

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„je 19 med ljudskim štetjem 1991 ugotovljenih slovenščine, ter da ga je to spravilo v precej oseb iz nekdanje Jugoslavije (18 Slovencev, 1 neprijeten položaj. Hrvat) tukaj bivalo na osnovi dela za določen čas in stalno zamenjevalo dovoljenja za stalno Sosedska politika na kraju samem. Če še prebivališče. Dejstvo je, da je DANES pri nas enkrat na hitro povzamemo. “Lučanska prijavljenih 13 Slovencev in 6 oseb iz preostale regija” se sooča vsaj z dvema zgodovinskima Jugoslavije (vklj[učno] s Hrvaško), večinoma v prelomnicama. Ena je meja, druga pa za pridobitno dejavnost primerni starosti,“ a “slovenska preteklost” vsaj dela regije in njenega še ti so se priselili med letoma 1990 in 1997. prebivalstva. S teh zgodovinsko utemeljenih Zgodovinsko so to utemeljevali s kopijami vidikov je treba gledati (tudi) na regionalno kronik, ki so izhajale v ´s Rebenblattlu sosedsko politiko. 1995 je lokalni brezplačni („Vinskogoriški list“, op. prev), brezplačnem časopis ´s Rebenblattl zapisal, da so odnosi regionalnem časopisu – a v primerjavi z med to in ono stranjo meje “medtem prerasli v dosegljivimi originali so bili prikazi v njih zelo resnično prijateljstvo”.47 S tem so bile mišljene selektivni.44 čezmejne aktivnosti v okviru obnavljanja Zborovanje se je sprevrglo v škandal. cerkve v Svetem Duhu – a o tem kasneje. “Medtem ko sta poslanca Lopatka (ÖVP – 21. januarja 1967 so učenke in učenci osnovne Avstrijska ljudska stranka) in Wiedner (FPÖ šole Gornja Radgona sodelovali na šolskem – Svobodnjaška stranka Avstrije) to jasno smučarskem dnevu ljudske šole Veliki Boč – to izraženo mnenje sprejela, poslanca Brünner je prvo dokumentirano čezmejno dejanje.48 (Lib[eralni] forum) in Zitz (Zeleni) trditvam Slavnostni zbornik prostovoljnih gasilcev o neobstoju narodnostnih skupnosti nista ugotavlja za 70-a leta in naprej, da se je utirilo hotela povsem verjeti. Nejevoljo je sprožila zelo dobro sodelovanje z nekaj gasilskimi predvsem izjava poslanca Brünnerja, da naj bi društvi v Sloveniji. Ti stiki se odražajo tudi bili Sloveniji še nekaj dolžni. To je privedlo do v medsebojni pomoči, kadar je ta potrebna glasnih protestov in bolj kot ne emocionalnih zaradi večjih požarov.”49 besednih izbruhov, ki s tematiko shoda niso Prav tako od 70-ih let naprej so “spet začeli imeli mnogo skupnega. Predlagateljem so prirejati čezmejna romanja k Svetemu Duhu, očitali, da s svojimi stališči ponovno odpirajo kot so bila običajna do druge svetovne vojne.”50 stare rane in s tem vnašajo nemir v dosežene A kot je avtorju tega zapisa povedal lučanski dobrososedske odnose. Po nadaljnjih besednih župnik, so jugoslovanski cariniki udeležence napadih nanju sta oba prej imen[ovana] romanj občasno šikanirali. poslanca predčasno zapustila zbor občanov, Ko so se sredi 80-ih v Jugoslaviji (oziroma saj sta se po njunih lastnih navedbah počutila v Sloveniji) začele zarisovati politične ogroženo.”45 Zaradi tega so se predstavniki spremembe, se je postopoma krepilo tudi obeh občin “z vso odločnostjo” ogradili od izjav čezmejno sodelovanje. Mejni kamen je bil “v zvezi s ‘Hitlerjem, klofutami itd.’”46 Nekako predvsem obnavljanje cerkve Svetega Duha na na uho je eden od tamkajšnjih županov avtorju Ostrem vrhu v poznih osemdesetih. Gonilna tega zapisa povedal, da del prebivalstva sploh sila na avstrijski strani je bil nedvomno lipniški ni odobraval njegovega obiskovanja tečaja okrajni glavar Johann Seiler, ki je “pozimi 1989

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[ustanovil] komite za rešitev cerkve Sv. Duha, s slovenskima šolama v Selnici in Ptuju.” v katerega so se vključili predvsem župani Oktobra 1993 je sledil šolski obisk na Ptuju, ki sosednjih občin tostran in onstran meje.” so ga ptujski šolarji lučanskim vrnili 3. junija Skupaj je bila v okviru akcije “Kirche ohne 1994. V tem šolskem letu so zbirali prispevke Grenze/Cerkev ne pozna meja” s pomočjo za šolo v Selnici, v letnem poročilu pa sta različnih dobrodelnih akcij, kot na primer z zabeležena še obiska literarne prireditve v gradbenim kamnom (svoja dela so prispevali Mariboru in razstave v Juriju.55 V šolskem letu umetniki Gerald Brettschuh, Gert Christian in 1995-1996 so v splošni šoli prvič izpeljali tečaj Willibald Karl), pevskimi večeri in podobnim, slovenskega jezika; taka tečaja sta zabeležena zbrana impozantna vsota okrog 1,5 milijona še v dveh naslednjih šolskih letih.56 Učenci in šilingov (26 milijonov sedanjih tolarjev oz. učenke ljudske šole Veliki Boč so v šolskem 108 tisoč evrov, op. prev.). In – kar je prav letu 1995-1996 na pohodniškem dnevu prvič tako vredno še posebne omembe – slavnostni obiskali Slovenijo, kjer so si za cilj izbrali zbornik ob stoti obletnici ustanovitve župnije mladinski dom Škorpion (pri Sv. Duhu).57 Sv. Duha je bil pripravljen v dvojezični izdaji.51 10. junija 2001 sta 3. in 4. razred ljudske šole Nasploh se zdi, da je bila Cerkev gonilna sila na Eory-Koglu proslavljala skupaj z učenci iz novega sosedstva (in njegove politike), ki je ne sosednje občine Kungota; na slavju so učenci kaže podcenjevati. 7. septembra 1991 – v letu obeh šol skupaj zapeli tudi slovensko pesem.58 slovenske osamosvojitve – je bilo dekanijsko Leta 1989 so pevsko srečanje v Lučanah prvič romanje na Sv. Duh “s strani mnogih ljudi pripravili z udeležbo slovenskega zastopstva. razumljeno in sprejeto kot znak posebne Poleg Krožka pojočih žena Lučane in Pevskega solidarnosti.”52 9. julija 1995 so “prebivalci društva Arnež se ga je udeležil tudi Mariborski župnije Sv. Jurij ob Pesnici (St. Georgen an der oktet.59 S tem je bilo spočeto sodelovanje, ki se Peßnitz) […] s svojim župnikom Brankom je – poleg medsebojnih povabil – ne nazadnje Mačkom” obiskali župnijo Lučane. “Vsi verniki več kot izkazalo ob pevskih dobrodelnih so peli im molili v svojem maternem jeziku.”53 nastopih za sanacijo cerkve Sv. Duha.60 Zgolj za primerjavo: slabih pet desetletij A tudi na gospodarskem področju je prihajalo predtem je župnik iz Gomilice (Gamlitz) do vse tesnejšega sodelovanja. Jurijevo jahanje v župnijski cerkvi v Lučanah napovedal 26. aprila 1998 je bilo na primer skupni projekt spovedi tudi v slovenskem jeziku. Dekana občinskih turističnih zvez Lučan in Jurija- Reiterja so nekateri občani zato “pri državnih Kungote.61 i[n] cerkvenih oblasteh ovajali kot prijatelja “Pod geslom ‘Obmejno območje – življenjski Slovencev. Nikomur drugemu,” tako piše Reiter prostor, Slovenija-(avstrijska) Štajerska’ je bila v župnijski kroniki, “ne bi bilo ljubše […], če bi v splošni šoli Lučane 24. 01. 1992 otvoritvena bilo vse v njegovi župniji nemško.”54 prireditev, ki so se je v velikem številu udeležili 20. aprila 1992 je bilo prvič prirejeno skupno prebivalci iz obeh delov obmejnega območja.” “jahanje na jurijevo” z blagoslovom konj, ki je Deželni izobraževalni inštitut je pripravil medtem postalo stalnica čezmejnega sožitja. program skupaj “s Svetovalnim centrom V šolskem letu 1993-1994 je letno poročilo Republike Slovenije in lokalnimi skupnostmi splošne šole Lučane zabeležilo “tesne stike Arnež, Eichberg, Trautenberg, Klanci, Gaj, Sv.

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OPOMBE Duh, Jurij, Oberhaag, Gradišče, St. Janez v 62 1 Prim. Wassermann, Heinz P.: 20. stoletje. V: Kronika Vinske dežele. Izd. Seggauski dolini in Svečina […].” Alexander Wilhelm. Gradec 2004. str. 191-348. 2 Pojem “Lučanska regija” je skoval in tudi prepričljivo argumentiral graški 1. avgusta 1999 je bila v okviru “planinskega zgodovinar Christian Promitzer. praznika brez meja” končno tudi uradno 3 Prim. Rauchensteiner, Manfried: Smrt dvoglavega orla. Avstro-Ogrska v prvi svetovni vojni. Gradec 1993. posvečena obmejna panoramska pot. To je 4 Schober, Franz Josef in Staudinger, Eduard: Dr. Brodmann in spodnještajerska kmečka komanda (1919-1922). V: 800 let župnije Straden pešpot med Sobotami in Radgono, ki poteka 1188-1988. Izd. Gottfried Almer in Norbert Müller. Straden in Gradec 1988. str. 466-473 (tu str. 466). to- in onstran meje. “Projekt je bil v veliki meri 5 Kronika občine Klanci. načrtovan in izveden ob podpori sredstev iz 6 Promitzer, bratje, str. 199. 7 Prav tam, str. 201f.. 63 programa Interreg.” 8 Prav tam, str . 221f.. 9 Prav tam, str. 223. 10 Prav tam, str. 232. 11 Prim. Kanzler, Helmut: Narodnopolitična situacija in naloge na območju Ozrimo se končno še za trenutek na sedanjost. Ratsch-Lieschen. Gradec o. J. [1939] (= Del Življenjskih vprašanj obmejnega Da bi se seznanili s pregledom trenutne situacije, prebivalstva, raziskanih ob južni štajerski meji). S. 334. 12 Promitzer, bratje, str. 205. smo s štirimi občinami “dežele vinskih goric” 13 Štajerski deželni arhiv (StLA), Stat. predst. A5B-113/11919; Občina Gradišče deželni vladi, 4. januar 1919. skušali navezati stike s pomočjo elektronske 14 Prim. Wassermann, Stoletje, str. 316f.. pošte. Odgovorila je le občina Klanci ob Vinski 15 Promitzer, bratje, str. 205. 16 Karner, Stefan: Štajerska v Tretjem rajhu 1938-1945. Vidiki njenega cesti. Tačas – tako piše v odgovoru na naša političnega, gospodarsko-socialnega in kulturnega razvoja, 2., razširjena izdaja. Gradec in Dunaj 1986. str. 123. dopis – se ukvarjajo s projektom čezmejne poti 17 Prim. v tej zvezi vseskozi zabavne in ganljive življenjske spomine Fritza Körblerja: O življenju ob meji. Zamišljene in vznesene kratke zgodbe iz “Kolesarska pot R 54 – panoramska pot”. Močne izginulega časa. O.O. o. J. [1994] in sodelavci: Nepozabna domovina ob povezave so tudi s projektom “Gospodarska meji. O.O. o. J. [1997]. 18 Kronika ljudske šole Langegg. pobuda Pesnica-Seggauska dolina”, ki pa bi ga 19 Prim. Wassermann, Stoletje, str. 238-240. 20 Prim. Promitzer, bratje, str. 284-289 bilo “treba zaradi možnosti pridobitev sredstev 21 Škofijski arhiv Gradec (DAG), Dekanijske vizitacije, Dekanat Lučane, Cerkvene vizitacije 1900-1955; Dekanijski urad Lučane škofijskemu. iz programa Interreg razširiti še na območje ordinariatu, 14. februar 1945. Ptuja (Pettau).” 22 Dekanijske vizitacije, Dekanat Lučane, Cerkvene vizitacije 1900-1955; Dekanijski urad Lučane škofijskemu. ordinariatu, 11. maj 1946. Ob vstopu Slovenije v Evropsko unijo so na 23 Prim. Kronika žandarmerijske postaje Lučane. 24 Promitzer, bratje, str. 303. mejnih prehodih Jurij-Langegg in Sv. Duh- 25 Dekanijske vizitacije, Dekanat Lučane, Cerkvene vizitacije 1900-1955; Dekanijski urad Lučane škofijskemu. ordinariatu, 10. junij 1947. Großwalz potekale čezmejne slovesnosti. 26 Prim.. Wassermann, Stoletje, str. 322-324. “Na Slovenijo v (avstrijskih) obmejnih krajih 27 Prim. prav tam, str. 319-322. 28 Prim. Liedermann, Helmut: Podoba Avstrije v nekdanji Jugoslaviji. V: poslej gledamo kot na dobrososedskega in Videno z drugimi očmi. Mednarodna percepcija Avstrije 1955-1990. Izd. Oliver Rathkolb [idr.] . Dunaj [idr.] 2002 (= Avstrijska nacionalna zgodovina, 64 vzpenjajočega se gospodarskega partnerja.” zv. 2), str. 523-562. 29 Prim. Wassermann, Stoletje, str. 333-342. S tem so medsosedske povezave usmerjene in 30 Klemenčič, Matjaž: V luči jezikovne statistike. Slovensko- in nemškogovoreči določene predvsem na gospodarskih osnovah. v južni in spodnji Štajerski 1830-1991. V: Slovenski Štajerec. Zatirana majnšina na avstrijskem Jugovzhodu. Izd. Christian Stenner. Dunaj [idr.] A medtem ko večina slovenskih županov 1997 (= K dediščini jugovzhodne Evrope, II/23). str. 69-105 (tu str. 96). 31 Prav tam, str. 97f.. govori nemško, je znanje slovenščine pri 32 Obdelavi šolskih kronik se bomo zaradi pomanjkanja prostora odpovedali. Iz njih pa lahko nedvoumno razberemo, da jim je bil po letu 1918 dodeljen avstrijskih županih kvečjemu rudimentarno tudi pouk v slovenskem jeziku. (če sploh). Če bi želeli Promitzerjevo izjavo o 33 Prim. DAG (Škofijski arhiv Grdec), Šolski dokumenti, Dekanijske šolske vizitacije, Lučane 1900ff; Dekanijski urad Lučane škofovskemu ordinariatu, “izgubljenih bratih” geografsko preobrniti, na 3. november 1923; 9. september 1924; 1. oktober 1926; 29. avgust 1927; 14. september 1928; 6. september 1929. avstrijski strani ne bi zaznali nobene izgube. 34 DAG, Šolski dokumenti, Dekanijske vizitacije, Lučane 1900ff; 4622/49. 35 DAG, Župnija Lučane – škofovske vizitacije; Seckauski škofijski ordinariat Tok zgodovine je najbrž že izrekel dokončno okrožnemu dekanatu St. Florian an der Lassnitz, 5. junij 1922. sodbo. 36 DAG, Župnijske karte Lučane, Župnija (1560) – Zasedba (1900ff); Anton Waude ordinariatu; 6. februar 1932. 37 DAG, Župnijske karte Lučane, Župnija (1560) – Zasedba (1900ff); pisanje kaplanov iz Lučan škofijskemu ordinariatu, 28. oktober 1953.

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38 DAG, Župnijske karte Lučane, Župnija (1560) – Zasedba (1900ff); Viktor Ferdinand Krainer ordinariatu; 15. oktober 1953. 39 DAG, Župnijske karte Lučane, Župnija (1560) – Zasedba (1900ff); Alois Hoinig ordinariatu; 29. oktober 1953. 40 Prim. DAG, Župnijske karte Lučane, Župnija (1560) – Zasedba (1900ff); Peter Reiter škofijskemu ordinariatu Seckau; 14. oktober 1953. 41 Promitzer, bratje, str. 357. 42 Dokumente je avtorju prijazno dal na razpolago univ. prof. dr. Christian Brünner. 43 Zbirka Brünner/Štajerski Slovenci. Reinhold Lopatka in Peter Kutschi; 30. maj 1997. 44 Zbirka Brünner/Štajerski Slovenci. Izjava o manjšinskem vprašanju v naši skupnosti ob zboru občanov 27. 06. 1997, 23. junij 1997. 45 NN: Zbor občanov občin Klanci in Gradišče na temo slovenska manjšina. V: ´s Rebenblattl, 2/1997. str. 6. 46 Zbirka Brünner/Štajerski Slovenci; zbor občanov 27. 06. 1997 v Gost. Mahorko v Klancih o manjšinskih vprašanjih; distanciranje od nekaterih zahtev, 18. julij 1997. 47 NN, Hlg. Geist-Sv. Duh, v: s´Rebenblattl, 4/1995. S. 6. 48 Prim. Kronika ljudske šole Veliki Boč. 49 Zach, Hans Georg: 111 let prostovoljnega gasilstva v Lučanah. V: 111 let prostovoljnega gasilstva v Lučanah 1877-1988. Izd. Prostovoljno gasilsko društvo Lučane. Lučane 1988. str. 16-23 (tu str. 21). 50 Promitzer, bratje, str. 325. 51 Prim. Domovinska knjiga trga Lučane in NN, Sv. Duh, str. 6. 52 Domovinska knjiga trga Lučane. 53 Kronika skupnosti Klanci (Glanz). 54 Kronika dekanijske župnije Lučane. 55 Prim. Letno poročilo splošne šole Lučane 1993/94. 56 Prim. Letno poročilo splošne šole Lučane 1995/96, 1996/97, 1997/98. 57 Prim. Kronika ljudske šole Veliki Boč. 58 Prim. Kronika ljudske šole Langegg. 59 Prim. Domovinska knjiga trga Lučane. 60 Prim. Domovinska knjiga trga Lučane; Nagy, Hildgard: Glasba ne pozna meja. V: s´Rebenblattl, 1/1991. str. 4. Zach, Christl: Dobrodelni koncert za cerkev Sv. Duha. V: s´Rebenblattl, 3/1991. str. 15. 61 Prim. K. N.: Jurijevo jahanje v Jurij/St. Georgen. V: s´Rebenblattl, 1/1998. S. 21. 62 Wirnsberger, Karlheinz: Mejni prostor – življenjski prostor. V: s´Rebenblattl, 1/1992. str. 4. 63 NN: Mejna panoramska pot. V: s´Rebenblattl, 2/1999. str. 3. 64 Elektronsko pismo predstavnika občine Klanci Karla Peitlerja avtorju.

ZUR PERSON – O AVTORJU Heinz P. Wassermann

Heinz P. Wassermann, Mag. Dr., geb. 1964, Studium der Betriebswirtschaftslehre, Ge- schichte und Sozialkunde, Philosophie, Psy- chologie und Pädagogik an der Universität Graz. Diplom 1991, Promotion 1999. Mitar- beiter am Studiengang Journalismus und Unternehmenskommunikation der FH Joan- neum in Graz. E-Mail: heinz.wassermann@ fh-joanneum.at – Heinz P. Wassermann, Mag. Dr., roj. 1964, študij ekonomije, zgodovine in spoznavanja družbe, filozofije, psihologije in pedagogike na univerzi iz Gradca. Diplomiral 1991, doktoriral 1999. Sodelavec študijske smeri novinarstva in podjetne komunikacij na FH Joanneum iz Gradca.

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Protestantizem na slovenskem štajerskem Kratek zgodovinski pregled o razvoju protestantizma na Spodnjem Štajerskem od svojih začetkov do prve svetovne vojne.

� Text: Dr. Anja Zalta

V Mariboru in okolici se je število protestantov povečalo takrat, ko so dobili protestanti leta 1578 na deželnem zboru v Brucku skoraj popolno deželno svobodo. Pred tem Maribora in Spodnje Štajerske v celoti ne moremo primerjati z razmahom protestantizma na Kranjskem in Koroškem. Šele v drugi polovici 16. stoletja je nova vera našla plodna tla tudi v Mariboru: leta 1587 je dal baron Viljem Herberstein protestantom na voljo svojo graščino Betnavo, kjer so ustanovili pro- testantsko občino, šolo, cerkev in pokopališče, vendar pa se val protireformacije tudi Štajerske ni izognil. Leta 1599 je Maribor obiskala protireformacijska komisija, ki je mariborskemu mestnemu svetu in sodniku dala navodila, kako naj meščani ravnajo v verskem pogledu, nato pa je razdejala protestantsko molilnico in pokopališče na Betnavi, kar je bil začetek konca reformacijskega giban- ja v Mariboru. Že 8. januarja tega leta je bila v Mariboru požgana evangeličanska cerkev in šola. Protestanti so še istega leta pokopališče obnovili in ga uporabljali vse do leta 1620. Ko se je val protireformacije polegel, so se evangeličanski verniki, ki so ostali oziroma ki niso bili pregnani in ne rekatolizirani, po letu 1784 in tolerančnem patentu Jožefa II. ponovno organizirali tudi na Štajerskem, v Mariboru in okolici. V prvi polovici 19. stoletja se je mesto Maribor naglo širilo: leta 1851 je štelo 6.706 prebivalcev, v desetletju in pol se pa je število prebivalcev povečalo na 12.670, predvsem zaradi odprtja južne železnice leta 1846, koroške železnice in leta 1863 železniške strojne tovarne.1 Železnica in indus- trija sta postali glavni faktor mestnega razvoja, velika večina mariborskega uradništva pa je prišla iz avstrijskih nemških krajev. Tako je Maribor postal nemški otok sredi slovenskega podeželja. V mesto so prišli tudi tisti s protestantskimi koreninami in so se vanj naselili kot delavci, obrtniki, trgovci ali uradniki ter se kasneje pridružili evangeličanski občini Gradec. Maribor je leta 1890 štel 19.898 ljudi, od tega 15.950 Nemcev in 2.650 Slovencev; na prelomu sto- letja pa je bilo že 24.601 prebivalec, od tega 19.298 Nemcev in 4.602 Slovenca, 24.183 katolikov in 326 protestantov. Po podatkih, ki jih navaja Arnold Suppan, se je po ljudskem štetju med leti 1880 do 1910 nemško govoreče prebivalstvo na Spodnjem Štajerskem povečalo iz 46 734 na 73 148, tj. iz 10,7 % na 15 %.2

270 Protestantizem na slovenskem štajerskem

Proč-od-rimskega gibanja (Die Los-von-Rom- Avstrijski katoliški tabor je pročodrimsko gi- Bewegung) in začetek 20. stoletja. 19. stoletje banje razumel kot gibanje, ki se želi odcepiti je bila rojstna doba modernega nacionalizma. od Avstrije (Los von Österreich), in zanimivo Težnje po zedinjenju vseh Nemcev je zagovar- je tudi, da se je od gibanja distanciral tudi vr- jala predvsem Vsenemška stranka (Alldeutsche hovni cerkveni svet (Oberkirchenrat) na Du- Partei) Georga Ritterja von Schönererja, ki je naju.6 od začetka 80. let 19. stoletja vse bolj obvlado- Razcvet protestantske vere v tem času je ne- val nacionalno gibanje na Dunaju. Schönerer dvomno posledica vpliva pročodrimskega gi- je v glavnem propagiral združitev z nemškim banja. rajhom in rasni antisemitizem. Novembra leta 1898 izide Schönererjev poziv k prestopan- Pojav organizacije Südmark, vloga ju v protestantizem in tudi spodnještajerski evangeličanskega duhovnika Ludvika Mah- nemški tisk (predvsem Marburger Zeitung in nerta in borba za Podravje. Poseben problem, Deutsche Wacht) začne z močno agitacijo za ki je mučil spodnještajerske Nemce, je bilo izstopanje iz rimskokatoliške cerkve, glavno ozemlje Dravske doline in Slovenskih goric, ki propagandno delo pa v svoje roke vse bolj prev- je bilo – razen Maribora in Ptuja – poseljeno zemata vikar Fritz May v Celju in pastor Lud- z večinskim slovenskim prebivalstvom: delež wig Mahnert v Mariboru. Nemcev na jezikovno mešanem območju med Spodnještajerski tisk v propagandni kampanji Špiljem in Mariborom je padel na vsega 25 %.7 za izstopanje iz rimskokatoliške cerkve sprva Za obrambo fevdalnih gospodarskih in kul- poudarja, da gre v prvi vrsti za politično in turnih postojank na slovenskem Štajerskem nacionalno, nikakor pa ne za religiozno (kar in za zaviranje nadaljnjega napredovanja Slo- poudarja Schönerer) ali celo protiavstrijsko za- vencev so avstrijski Nemci dali že leta 1880 devo.3 Predvsem z delovanjem mariborskega pobudo za ustanovitev nemške šolske družbe pastorja Ludwiga Mahneta, ki je bil leta 1903 v – »Schulverein« –, graški Nemci pa so leta 1889 Mariboru izvoljen za evangeličanskega duhov- ustanovili organizacijo za gospodarsko utrje- nika, pa se v pročodrimski propagandi pojavl- vanje slovenještajerskega nemštva – »Süd- ja tudi verski moment. V svojem romanu „Die mark«. »Namen Schulvereina je bil pomaga- Hungerglocke“ med drugim zapiše, da so prav ti slovenještajerskim Nemcem povsod, kjer Slovenci (die Windischen) najlepši, a tudi na- so prebujeni Slovenci terjali slovenski šolski jbolj žalosten dokaz nesposobnosti Rima, da pouk; namen Südmarke pa ‘varovati ogroženo bi neko ljudstvo popeljalo do kulturnega nivo- nemško zemljiško posest, pridobivati nazaj iz- ja.4 Čeprav so na Spodnjem Štajerskem obsta- gubljeno in gojiti med ljudmi zavest nemške jali politični pogoji za uspeh pročodrimskega skupnosti’.«8 gibanja, pa opaznejše uspehe gibanje doseže Organizacija Südmark je s podporo duhovnika šele v letih 1904-1910, ko v Lavantinski škofiji Ludwiga Mahnerta v letih med 1906 in 1914 zabeležijo 1.126 od skupaj 1.653 izstopov iz izvedla kolonizacijo okolice Šentilja in Dravske rimskokatoliške cerkve do konca leta 1913.5 doline, da bi na tak način vzpostavila »nemško Nedvomno so so odnosi med katoliško in mostišče« do Maribora. Od skupaj 75 družin s evangeličansko cerkvijo v tem času zaostrili. 443 člani, ki so se priselile do julija leta 1914, so

271 Protestantizem na slovenskem štajerskem kar 64 družin s 368 člani – v glavnem je šlo za podatkih evangeličanskega župnijskega urada evangeličane iz Württemberga – naselili v oko- jih je v prevratnem obdobju iz Maribora odšlo lici Šentilja, ostale nemške družine (iz Ogrske) okrog 2.000.13 pa so naselili po Dravski dolini.9 Pastor Mahnert je za Slovence poosebljal zagri- Nemški seniorat in evangeličanska skupnost zenega nemškonacionalističnega hujskača, ki je v Mariboru v obdobju med obema vojnama. zaradi izrazito protidržavnega govora ob gro- Kmalu po letu 1918 je nova oblast številna bu smrtno ranjenega nemškega vojaka dravske nemška društva razpustila. Razpuščena so vojašnice, poročnika Emila Gugla, ki je padel bila stanovska in kulturna društva, društva de- ob Maistrovi razorožitvi Schutzwehra, postal lavcev in uradnikov, rezervnih oficirjev, upo- trni v peti slovenskih oblastnikov. 28. decem- kojencev, vojaška in policijska združenja itd.14 bra 1918 so ga aretirali: Mahnert je bil obso- Slovenska oblast ni prepovedala le dela društev jen na dva meseca strogega zapora, vendar mu Deutscher Schulverein in Südmark, temveč sodišče obsodbe ni izreklo osebno, saj je sredi tudi razpečevanje njunih glasil in propagand- pomladi leta 1919 pobegnil v Avstrijo.10 Mari- nih sredstev. borska evangeličanska občina je nato razpisala V tem obdobju je mariborska gmajna štela prosto mesto duhovnika, na katerega se je pri- 900 duš in njihova nacionalnost je bila – po javil Johann oziroma Janez ali Ivan Baron. besedah evangeličanskega duhovnika J. Baro- na – nemška, zato so nanjo leteli očitki, da je Prevratni časi ob koncu prve svetovne voj- nacionalistična, kar se je čez dobrih deset let ne. Protestanti v Sloveniji so bili po razpadu tudi pokazalo. Avstro-Ogrske odrezani od svojih avstrijs- O težkem položaju nemških vernikov v kih in madžarskih verskih predstojništev. Sloveniji je na 29. generalnem zasedanju Prevratniški časi so bili usodni za mnogo Evangeličanske zveze junija 1925 v Königsber- nemških uslužbencev. Ob začetku 1. svetovne gu govoril bivši mariborski, takrat innsbruški vojne so imeli Nemci v rokah vse vajeti gos- duhovnik L. Mahnert, ki je ostro obsodil »slo- podarstva in politične oblasti, delež slovenske- venski teror«, ki da je popolnoma ohromil kul- ga prebivalstva pa je padal, zato se je sprožil turno življenje Nemcev, jim razpustil društva, pogrom nemških ekstremistov proti slovensko ukinil šole in zdaj nad njimi izvaja prisilno usmerjeni inteligenci in tudi duhovščini. Ve- slavizacijo. Število vernikov je prav na račun liko jih je bilo aretiranih, zaprtih in deležnih tega pritiska drastično padlo, zato Mahnert hišnih preiskav, zaslišanj in drugih šikaniranj.11 navaja primerjave med podatki o številu ver- Kot odgovor na to početje so bili maja 1919 nikov za leti 1918 in 1925: Celje je imelo leta iz države izgnani vsi odpuščeni nemški 1918 640 evangeličanov, leta 1925 pa le še 270. železničarji iz Spodnje Štajerske, razpustili so Šentilj jih je imel najprej 300, potem 260, Ma- nemška društva, v kolikor niso bila humani- ribor prej 1.800 in nato 900, Ptuj jih je imel tarnega značaja, istočasno pa je deželna vlada prej 200 in potem 110, Marenberg (Radlje ob za Slovenijo (naslednica narodne vlade) skleni- Dravi) pa najprej 180 in nato 90. Slovenci naj la poslati vsem občinam dopis o prepovedi po- bi onemogočali prestope v luteranstvo, vendar deljevanja domovinske pravice Nemcem.12 Po se je versko življenje gmajn v odporu zoper slo-

272 Protestantizem na slovenskem štajerskem venski pritisk le še okrepilo. Takrat so bile z iz- ne Evrope, se je uveljavil izraz »folksdojčer« jemo Ljubljane vse ostale gmajne še vedno pov- (Volksdeutscher), ki so si ga izmislili nacisti in sem nemške.15 je imel politični poudarek.19 Seniorja Barona pa je med drugim navduševalo tudi delo z mladino in postal je predsednik Pojav zveze Kulturbund in njena povezanost deželnocerkvenega mladinskega sveta (lan- z evangeličansko cerkvijo v Sloveniji. Po 1. deskirchlicher Jugendrat), njegovo delo pa je, svetovni vojni so se Nemci na slovenskem po Zajškovih besedah, v marsičem spomin- Štajerskem strnili v pevskih društvih, športnih jalo na nacistične koncepte mladinskega gi- organizacijah in denarnih zavodih 1. oktobra banja, saj je na veliko poudarjala pomen na- leta 1922 pa so ustanovili svoje Politično in cionalne zavesti.16 Evangeličanska mladina gospodarsko društvo Nemcev v Sloveniji (Po- v Jugoslaviji se je podobno kot drugod orga- litischer und wirtschaftlicher Verein der Deut- nizirala v mladinskih združenjih in skupinah schen in Slowenien) s sedežem v Mariboru. “križarjev”, svojo aktivnost pa je udejanjala ob Namen društva je bil ozaveščanje Nemcev raznih družabnih in športnih srečanjih.17 Po- na Slovenskem o političnih, gospodarskih in membno vlogo v deželni cerkvi pa je imel tudi kulturnih zadevah ter izboljševanje splošnega Gerhard May, ki je po besedah Georga Wilda položaja nemškega prebivalstva v družbi.20 Po- veljal celo za »najpomembnejšega teološkega leg svoje politične dejavnosti (sodelovanje pri vodjo nemškega protestantizma v Jugoslavi- državnozborskih in občinskih volitvah) pa je ji.«18 Leta 1934 je v Göttingenu izšla njegova društvo delovalo tudi na kulturnem področju, knjiga o nemškem poslanstvu cerkve v dias- saj je odprlo čitalnico, kjer so bili na razpola- pori (Die volksdeutsche Sendung der Kirche), go jugoslovanski, nemški in avstrijski časopisi ki predstavlja najpomembnejše delo kakega ter revije, septembra 1928 pa je pričela delovati jugoslovanskega evangeličanskega teologa. tudi ljudska in otroška knjižnica.21 Društvo je Knjiga je doživela velik odziv v vsej nemško- opravljalo tudi socialno poslanstvo, saj je vsa- evangeličanski diaspori. Cerkev mora po kemu nemškemu rojaku, ki je bil brez sredstev, Mayevem mnenju ohranjati nemške elemente nudilo zdravniško in pravno pomoč. evangeličanskega duha ter skrbeti za to, da si Prvi poskusi združitve nemštva v Kraljevini bodo Nemci v diaspori medsebojno pomagali SHS so se začeli že leta 1919. Takrat je bilo v in tako krepili svoj politično-gospodarski in Zrenjaninu ustanovljeno Nemško gospodarsko kulturni položaj. in kulturno društvo (Deutscher Wirtschafts- V obdobju med leti 1934 in 1941 se je v ok- und Kulturverein), leta 1920 pa so Nemci v viru t.i. jugovzhodne konference (Südostkon- Novem Sadu osnovali še svojo matično or- ferenz) vršil poskus združevanja nemških ganizacijo švabsko-nemško kulturno zvezo evangeličanskih cerkva v diaspori. Kot vemo, (Schwäbisch-Deutscher Kulturbund), kasneje se je po razpadu tako nemške kot avstroogrske imenovano preprosto Kulturbund. Kulturbund monarhije leta 1918 njun teritorij razdelil na je bil zasnovan kot nepolitična organizacija, z več držav in nemško govoreče prebivalstvo je nalogo ustanavljanja knjižnic, promoviranja ostalo v manjšini. Za pripadnike te manjšine, knjig, filmov, glasbe, organiziranja predavanj, predvsem v državah vzhodne in jugovzhod- skrbi za vzgojo nemških učiteljev in duhov-

273 Protestantizem na slovenskem štajerskem nikov itd. Društvo, ki naj bi razvijalo nemško boru razpuščen, kar pa ni pretrgalo delovan- kulturo, se je v naslednjem desetletju izkazalo je nacistično usmerjenih Nemcev v Mariboru, za najpomembnejši člen utiranja hitlerjanstva saj se je njihovo delovanje strnilo v legalno do- pri nas, kulturna društva pa so vse bolj posta- voljenih pevskih društvih, športnih organiza- jala podaljšana roka Kulturbunda, ki je prek cijah in v nemških evangeličanskih cerkvenih njih širil nacistično ideologijo. občinah ter v vrsti ilegalnih nacističnih orga- nizacij. Po priključitvi Avstrije k nemškemu Kulturbund je po vzponu nacizma posta- rajhu leta 1938, po sudetski krizi in razbitju jal vse bolj politična organizacija, ki je s pre- Češkoslovaške, se je Nemcem v Sloveniji povr- davanji, ljudskimi večeri, materinskimi dne- nilo upanje po obnovitvi Kulturbunda. vi, spoznavanji nemške kulture in nemških Leta 1939 je postal Kulturbund osrednja pesmi ter folklore, s socialnimi podporami nemška organizacija, njegov razmah pa so revnejšim, z gostovanji, športnimi igrami itd. spremljale občasne protestne demonstracije širila nacionalistično ideologijo. Kulturbund si in kritike slovenskih rodoljubov, ki so želeli je močno prizadeval ustanoviti nemške šole, zatreti uničujočo petokolonaško dejavnost še posebej po izdanem odloku prosvetnega v Mariboru. Vsi napori so bili zaman in ob ministrstva 1. septembra 1930, po katerem se priključitvi slovenske Štajerske k nemškemu vpisujejo otroci v nemške šole po želji in izjavi rajhu so Nemci v Mariboru pričeli ustanavljati staršev. Tako so si z vsemi napori prizadeva- polvojaške formacije (Deutsche Mannschaft). li, da bi zbrali v raznih krajih primerno število Jeseni leta 1940 so v Mariboru na sestanku otrok. »Ker pravih Nemcev in nemških otrok okrajnih vodij Kulturbunda izvedli organiza- razen v Mariboru nikjer ni bilo dovolj, so se z cijo »obveščevalnega in informacijskega siste- vsemi sredstvi lotili finančno in gospodarsko ma« in se dogovorili o izdelavi alarmnega sis- odvisnih slovenskih staršev, da bi vpisali svoje tema, »da bi bila čimbolj zagotovljena zaščita otroke v nemške manjšinske šole.«22 nemške krvi in premoženja.«24 Ob okupaciji se Leta 1933 je v Kulturbundovih prostorih med je velika večina mariborskih Nemcev povezala drugimi predaval tudi Johann Baron o po- z okupatorjem, predvsem nemški lastniki ma- menu Luthra, ob koncu leta pa je bil svečan riborskih tovarn. Okupatorjevi ukrepi v Mari- sprejem novih članov (kameradov), na kate- boru leta 1941 so bili večinoma posledica de- rem je Rudolf Holzer v govoru novincem že lovanja nemške manjšine, ki je že pred vojno nakazal smernice delovanja društva. Med dru- pripravila gradivo, ki je bilo na voljo okupator- gim je poudaril: »Naš narod mora živeti, tudi ju ob njegovem prihodu v Maribor.25 če moramo zato umreti. Hvaležni moramo Evangeličanska cerkev na Štajerskem je biti, da smo v materinskem naročju našli hrb- sčasoma prevzela vlogo glasnika nemške tenico manjšine, pa naj gre za bojevanje proti manjšine pri nas, saj je simbolično že od brezposelnosti ali čiščenje nemške kulture od časov pročodrimskega gibanja predstavlja- židovske umazanije.«23 la čisto nemštvo ter vztrajno skrbela za ohr- Po sklepu banske uprave je bil zaradi vse anjanje nemškega videza: vsak poskus vdora bolj očitnega nacionalsocialističnega delo- slovenščine v Cerkev je bil preprečen. vanja 15. oktobra 1935 Kulturbund v Mari- V tridesetih letih pa so evangeličanski du-

274 Protestantizem na slovenskem štajerskem hovniki naredili še en odločilni korak: pou- agitacijo in akcijami pritegnile tukajšnje prebi- darjanje pomembnosti narodnosti in boj za valstvo, ki naj bi bilo do pred vojne po njunih večjo enakopravnost nemštva sta jih zbližala z besedah Nemcem naklonjeno.28 nacionalsocialističnimi strujami. Posebej očitno Baronovo odkrito ogorčenje nad početjem je to postalo, ko so se povezali s Kulturbun- nemških okupacijskih sil ga je stalo funkci- dom. Če so bili do srede 30. let kulturbundovci je v Kulturbundu, ki se je maja 1941 v Mari- še zvesti državi, pa so po razpustu društva leta boru preimenovala v Steirischer Heimatbund: 1936 radikalizirali svojo politiko ter jo povsem J. Barona so izključili iz kroga ljudi, na kate- približali nacizmu: pričeli so uporabljati gesla o re se je opirala nacistična oblast, in med kate- enem narodu in enem vodji. rimi je bilo mnogo evangeličanov, med njimi tudi Gerhard May iz Celja, ki je bil pred letom Po vnovični obnovitvi Kulturbunda leta 1939 1941 predsednik Kulturbunda v Celju in nato je prav nemška evangeličanska duhovščina za- okrožni kulturni referent Heimatbunda, ki je sedla vodilna mesta v društvu, predsednik po- še naprej aktivno sodeloval pri germanizaci- krajinskega vodstva za Dravsko banovino pa je ji Spodnje Štajerske.29 Za svoje početje je bil postal mariborski pastor J. Baron.26 jeseni leta 1944 nagrajen: postal je duhovnik Zajšek pravi, da je J. Baron svojo vlogo vodje graške cerkvene občine, nato pa je v Avstriji Kulturbunda vzel resno, saj je v letu 1940 banu postal celo škof in po vojni predsednik avstrijs- Dravske banovine poslal več dopisov, v katerih kega Oberkirchenrata.30 opozarja na težek položaj nemške manjšine in našteva konkretne primere, ko si bili Nem- Življenje Mariborske evangeličanske cerkve- ci zaradi svoje nacionalne pripadnosti tako ali ne občine med in po okupaciji. Slovenske cerk- drugače šikanirani, dotaknil pa se je tudi mno- vene občine so po okupaciji postale del avstrijs- go primerov verbalnega šikaniranja Nemcev, ki ke evangeličanske cerkve, tako kot so bile do so bili deležni zbadljivk, groženj in psovk kot leta 1919. Preko avstrijske evangeličanske cerk- npr. »nemčur« ali »prekleti švaba«.27 ve so bile vključene v nemško evangeličansko Vendar pa je J. Baron že dobro leto potem, ob cerkev, naslednico Kirchenbunda. Dunajski drugem valu nemškega preseljevanja štajerskih Oberkirchenrat je jeseni leta 1941 sestavil preg- Slovencev, skupaj s tovarnarjem Franzem led stanja protestantskih gmajn v bivši Dravski Tscheligijem sestavil javno izjavo, v kateri sta banovini. izrazila ogorčenje nad nasiljem, ki so ga nemške Življenje mariborske verske občine se je pri- okupacijske sile izvajale nad štajerskim prebi- lagodilo spremembam, ki jih je narekoval no- valstvom nenemške narodnosti, nad ropan- vonastali politični položaj. Bogoslužja so bila jem in zaplenjanjem njihovega premoženja itd. vsako nedeljo, razen prve nedelje v mesecu, ko Avtorja izjave sta za teroristične protinemške so bila na Ptuju. Po njih so sledila bogoslužja akcije okrivila okupacijske sile same, njihovo tudi za otroke. brutalnost in nespamet ter svojeglavo posto- V svojem poročilu, ki ga je avgusta leta 1945 panje brez posvetovanja z domačimi Nemci. napisal za štajersko deželno vlado (potem ko je Na ta način naj bi panslavistom in komunis- v Gradcu dobil zatočišče), je J. Baron predsta- tom dale priložnost, da so s svojo protinemško vil nemško manjšino na slovenskem v obdobju

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1933–1941 kot nacizmu nenaklonjeno: zavrnil sklepamo, da je v Mariboru in okolici kar ne- je očitke, da bi imel on in njegovi sonarodnjaki kaj sto evangeličanov, ki pa so se svoji veroiz- zveze z genocidnim preganjanjem Slovencev povedi odtujili.34 Bogoslužja se odvijajo vsako na Štajerskem, saj so se (z izjemo nekaterih) nedeljo ob 9:30 uri, vodi pa jih duhovnica Vla- zavzemali za krščansko-socialno nacionalno dimira Mesarič. politiko. Heimatbund pa naj bi jim bila vsi- lila okupacijska oblast.31 Na njegovo žalost mu niso verjeli ne zavezniki in tudi ne jugoslo- vanska oblast. Že novembra 1944 je AVNOJ sprejel odloke, ki so določili povojno politiko do folksdojčerjev v Jugoslaviji: njihova lastnina je po vojni prešla v državno lastnino.32 Po odhodu J. Barona in večine nemških evangeličanov iz Slovenije so se za mariborsko evangeličansko cerkveno občino ponovili težki časi, ki so spominjali na obdobje po koncu prve svetovne vojne: Kristusova cerkev v Trubarje- vi ulici je bila skupaj z župniščem in drugim premoženjem podržavljena, cerkev je bila izro- pana, orgle so odpeljali na Primorsko, porušena pa je bila tudi betonska ograja ob cerkvi in župnišču.33 Leta 1952 je bilo evangeličanom dovoljeno opravljati obrede v svoji cerkvi, ven- dar v souporabi z verniki pravoslavne veroizpo- vedi, saj je bila pravoslavna cerkev v Mariboru porušena. Da cerkev ne bi popolnoma propad- la, so evangeličani ob pomoči vernikov iz Prek- murja in iz tujine v letih 1985–1992 cerkev v celoti obnovili in elektrificirali. V letu 1994 je bil cerkveni občini vrnjen del podržavljenega premoženja (cerkev, župnišče). K mariborski cerkveni občini, ki je danes del Evangeličanske cerkve v Sloveniji, katere škofijski sedež je v Moravskih Toplicah, še da- nes spadajo verniki iz bližnje in daljne okolice, ki so do konca druge svetovne vojne imeli svo- je bogoslužne in druge pripadajoče objekte, ki pa so jim bili odvzeti ali porušeni. Mariborska gmajna trenutno šteje okoli 100 članov, čeprav lahko na podlagi odseljevanja iz Prekmurja

276 Protestantizem na slovenskem štajerskem

OPOMBE 16 Zajšek, str. 93. 17 Wild, Georg: Die deutsche evangelische Kirche in Jugoslawien 1918–1941, 1 Baš, Franjo: Prispevek k zgodovini Severovzhodne Slovenije, Založba Verlag des Südostdeutschen Kulturwerkes, München, 1980, str. 177. Obzorja Maribor, 1989, str. 139. 18 Ibid., 196. 2 Suppan, Arnold: Deutsche Geschichte im Osten Europas – Zwischen Adria 19 Enciklopedija Slovenije, 14, U-We, Mladinska knjiga, Ljubljana 2000, str. und Karawanken, Siedler Verlag, Berlin, 1998, str. 297. 359. 3 Cvirn, Janez: Trdnjavski trikotnik, Založba Obzorja Maribor, 1997, str. 238– 20 Nemci na Slovenskem 1941–1955, Zbornik, Znanstveni inštitut Filozofske 239. fakultete, Ljubljana 1998, str. 83. 4 Mahnert, Ludwig, Die Hungerglocke, str. 142, v: Cvirn, Janez: Trdnjavski 21 Potočnik, Dragan: Kulturno dogajanje v Mariboru v letih 1918–1941, trikotnik, Založba Obzorja Maribor, 1997, str. 241. Študentska založba Litera, Maribor, 2003, str. 332–333 . 5 Kovačič, Fran, Zgodovina Lavantinske škofije (1228–1928), Maribor 1928, 22 ibid., str. 88. str. 419. 23 Holzerja navaja Potočnik, Dragan: Kulturno dogajanje v Mariboru v letih 6 Karl Amon – Maximilian Liebmann, Kirchengeschichte der Steiermark. Graz 1918–1941, Študentska založba Litera, Maribor, 2003, str. 334. – Wien – Köln 1993, str. 495. 24 Ferenc: Nacistična raznarodovalna politika, str. 106, navaja: Potočnik, 7 Kirchengeschichte der Steiermark, Styria, Graz, 1993, str. 505. Dragan: Kulturno dogajanje v Mariboru v letih 1918–1941, Študentska 8 Baš, Franjo: Prispevki k zgodovini severovzhodne Slovenije, Založba založba Litera, Maribor, 2003, str. 91. Obzorja Maribor, 1989, str. 195. 25 Žnidarič, Marjan: Prispevek k zgodovini Nemcev v Mariboru med obema 9 Več v: Cvirn, Janez: Trdnjavski trikotnik, Založba Obzorja Maribor, 1997, str. vojnama, ČZN, 19=54, št. 1–2, Maribor, 1984, str. 219. 305. 26 Enciklopedija Slovenije, 11, Savs-Slovenska m, Mladinska knjiga, Ljubljana, 10 Zajšek, Boštjan, str. 38–39. 1997, str. 18 in pravi, da je pod Baronovo pristojnostjo delovalo pet okrožnih 11 Ožinger, Anton: Maribor 1848–1914: Od multietičnega do multireligioznega, vodstev (v Mariboru, Celju, Kočevju, Ljubljani in na Ptuju) z več kot 50 V: Od Maribora do Trsta, 1850–1914, Zbornik referatov, Pedagoška fakulteta krajevnimi skupinami in z 12.268 člani. Maribor, 1997, str. 346, glej tudi: Pleterski, Janko: Politično preganjanje 27 Zajšek, str. 103–104. Slovencev v Avstriji 1914–1917, Poročili vojaške in vladne komisije, Viri 1, 28 PAM, osnutek javne izjave s popravki, neavtorizirano, nedatirano, fond Ljubljana 1980, str. 31–50. Evangeljska verska občina Maribor, škatla 61, navaja Zajšek, str. 105, in pa 12 Sejni zapiski narodne vlade Slovencev, Hrvatov in Srbov v Ljubljani in »Nemci« na Slovenskem 1941–1955, Zbornik, Znanstveni inštitut Filozofske deželnih vlad za Slovenijo 1918–1921, 2. del: Od 28. februarja 1919 do 5. fakultete, Ljubljana 1998, str. 112. novembra 1919, Arhiv Republike Slovenije, Ljubljana 1999, str. 218., navaja 29 Baš, Franjo: Prispevki k zgodovini severovzhodne Slovenije, Založba Zajšek, str. 40. Obzorja Maribor, 1989, str. 117. 13 PAM (Pokrajinski arhiv Maribor), pismo Der Pfarrsprengler Maribor, fond 30 Kirchengeschichte der Steiermark, Styria, Graz, 1993, str. 573. Evangelijska verska občina Maribor, škatla 37, navaja: Zajšek, str. 41. 31 Nemci na Slovenskem (1918–1955), Kratek oris, Znanstveni inštitut 14 Potočnik, Dragan: Kulturno dogajanje v Mariboru v letih 1918–1941, Filozofske fakultete, Ljubljana, 1998, str. 75. Študentska založba Litera, Maribor, 2003, str. 331. 32 Več o tem: Nemci na Slovenskem (1918–1955), Kratek oris, Znanstveni 15 PAM, Ludwig Mahnert, Die evangelische Kirche in Oesterreich, Vortrag inštitut Filozofske fakultete, Ljubljana, 1998, str. 76. gelegentlich der 29. Generalversammlung des Evangelischen Bundes, 33 Kerčman, Vili: Evangeličanska Cerkev na Slovenskem, založba 1925, fond Evangeljska verska občina Maribor, škatla 9, navaja Zajšek, str. Evangeličanske Cerkve v Sloveniji, Murska Sobota, 1995, str. 276. 67. 34 Ibid., str. 276.

277 Protestantismus in der Steiermark

Protestantismus in der Steiermark nicht verbannt und nicht rekatholisiert wor- Ein kurzer historischer Überblick den waren, auch in der Untersteiermark wie- der. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wuchs Kurzer historischer Überblick über die Ent- die Stadt Maribor schnell: Im Jahre 1851 zählte wicklung des Protestantismus in der Unter- sie 6.706 Einwohner, innerhalb von eineinhalb steiermark von seinen Anfängen bis zum Jahrzehnten erhöhte sich die Zahl der Einwoh- ersten Weltkrieg. Nachdem die Protestanten ner auf 12.670. Das war vor allem eine Folge im Jahre 1578 auf dem Landtag in Bruck an der Eröffnung der Südbahn im Jahre 1846, der der Mur die fast vollständige Landesfreiheit er- Kärntner Eisenbahn und der Maschinenfabrik halten hatten, nahm ihre Zahl in Maribor und für Eisenbahngüter im Jahre 18631. Eisenbahn Umgebung in der Folge zu. Bis zu diesem Zeit- und Industrie waren die Hauptfaktoren für die punkt kann man die Situation in Maribor und Stadtentwicklung, und; die große Mehrheit in der Untersteiermark mit dem Aufschwung der Beamten in Maribor kam aus den deutsch- des Protestantismus in Krain (Kranjska) und sprachigen Gebieten Österreichs. So wurde Kärnten (Koroška) nicht vergleichen. Erst in Maribor eine deutschsprachige Insel inmitten der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts kam des slowenischen Landes. In die Stadt kamen die neue Religion auch nach Maribor: Im Jah- auch Menschen mit protestantischen Wurzeln re 1587 stellte Baron Wilhelm Herberstein den und ließen sich dort als Arbeiter, Handwerker, Protestanten das Schloss Betnava zur Verfü- Händler oder Beamte nieder. gung, wo diese eine protestantische Gemein- Im Jahre 1890 zählte Maribor 19.898 Ein- de gründeten und eine Schule, eine Kirche und wohner, davon waren 15.950 „Deutsche“ und einen Friedhof errichteten. Doch die Welle der 2.650 Slowenen; um die Jahrhundertwende be- Gegenreformation erfasste in weiterer Folge trug die Einwohnerzahl schon 24.601, wovon auch die Steiermark. Im Jahre 1599 besuchte 19.298 „Deutsche“ und 4.602 Slowenen wa- eine gegenreformatorische Kommission Ma- ren – 24.183 Katholiken und 326 Protestanten. ribor, die dem Stadtrat und dem Stadtrichter Gemäß den Ergebnissen von Volkszählungen Anweisungen gab, wie sich die Bürger im Sin- hat sich die Zahl der deutschsprachigen Be- ne der Religion zu verhalten haben. Dann zer- völkerung in der Untersteiermark in den Jah- störte die Kommission den protestantischen ren zwischen 1880 und 1910 von 46.734 auf Beetsaal und den Friedhof in Betnava, was den 73.148, d. h. von 10,7% auf 15% der Gesamtbe- vorläufigen Anfang vom Ende der reformatori- völkerung erhöht2. schen Bewegung in Maribor bedeutete. Schon am 8. Jänner desselben Jahres wurden in Mari- Die Los-von-Rom-Bewegung und der Beginn bor die evangelische Kirche und die Schule nie- des 20. Jahrhunderts. Im 19. Jahrhundert be- dergebrannt. Aber noch im selben Jahr setzten gann die Zeit des modernen Nationalismus. die Protestanten den Friedhof wieder instand Die Vereinigung aller „Deutschen“ wurde vor und nutzten ihn dann bis 1620. Nach dem To- allem von der Alldeutschen Partei von Georg Rit- leranzpatent Josephs II im Jahre 1871 organi- ter von Schönerer, der seit den 1880er Jahren sierten sich die evangelischen Gläubigen, die einer der wichtigsten Vertreter der nationalen

278 Protestantismus in der Steiermark

Bewegung in Wien war, gefordert. Schönerer reichische katholische Lager verstand die Los- propagierte vor allem die Vereinigung mit dem von-Rom-Bewegung als eine Los-von-Österreich- Deutschen Reich und den Antisemitismus. Bewegung, und es ist sehr interessant, dass sich Im November 1898 wird Schönerers Auffor- auch der Evangelische Oberkirchenrat in Wien derung zum Übertritt zum Protestantismus von dieser Bewegung distanzierte6. veröffentlicht, und auch die deutschsprachigen Das Aufblühen der protestantischen Religion Zeitungen in der Untersteiermark (vor allem zu dieser Zeit ist indessen zweifellos die Folge die Marburger Zeitung und die Deutsche Wacht) der Los-von-Rom-Bewegung. beginnen mit einer starken Agitation für den Austritt aus der römisch-katholischen Kirche. Der Verein Südmark, die Rolle des evange- Die Propagandaarbeit wird immer mehr von lischen Priesters Ludwig Mahnert und der Vikar Fritz May in Celje und Pastor Ludwig Kampf um das Draugebiet (Podravje). Eine Mahnert in Maribor übernommen. Quelle des Unmutes für die deutschsprachige In der Kampagne für den Austritt aus der rö- Bevölkerung der Untersteiermark stellten die misch-katholischen Kirche heben die unter- Landschaft der Windischen Bühel (Slovenske steirischen Zeitungen hervor, dass es sich Gorice) und das Drautal (Dravska dolina) dar, hierbei in erster Linie um eine politische und wo – außer in Maribor und Ptuj – vornehm- nationale, keineswegs aber um eine religiöse lich slowenische Bevölkerung lebte: Der Anteil (wie auch Schönerer betont) oder gar um eine der deutschsprachigen Bevölkerung in diesem antiösterreichische Sache handle3. Doch vor al- gemischtsprachigen Gebiet zwischen Spiel- lem der Pastor Ludwig Mahnert, der im Jah- feld (Špilje) und Maribor betrug nur 25%7. Um re 1903 in Maribor zum evangelischen Pries- die feudalen wirtschaftlichen und kulturellen ter geweiht worden war, betonte auch einen Bollwerke in der slowenischen Steiermark zu religiösen Faktor in der Los-von-Rom-Propagan- schützen und um die Emanzipation der Slowe- da. In seinem Roman „Die Hungerglocke“ er- nen zu behindern, gründeten die „Deutschen“ wähnt er unter anderem, dass gerade die „Win- im Jahre 1880 den so genannten Schulverein. dischen“ die schönsten Menschen seien, doch In Graz wurde im Jahre 1889 die Südmark, seien sie leider auch ein trauriger Beweis für die ein Verein zur wirtschaftlichen Stärkung des Unfähigkeit Roms, ein Volk auf Kulturniveau „Deutschtums“ in der Untersteiermark, ge- zu heben4. Obwohl es in der Untersteiermark gründet. Dessen Aufgabe bestand in der Un- gute politische Voraussetzungen für den Erfolg terstützung der deutschsprachigen Grundbe- der Los-von-Rom-Bewegung gab, erreichte diese sitzer und in der Schaffung eines „deutschen erst in den Jahren 1904–1910 beachtliche Er- Bewusstseins“ in der deutschsprachigen Bevöl- folge, als in der Diözese Lavant bis zum Ende kerungsgruppe8. des Jahres 1913 1.126 von insgesamt 1.653 Aus- Der Verein Südmark setzte sich mit Unterstüt- tritten aus der römisch-katholischen Kirche in zung des Priesters Ludwig Mahnert in den Jah- Österreich verzeichnet wurden5. ren zwischen 1906 und 1914 die Kolonisierung Zweifellos haben sich zu dieser Zeit die Be- der Umgebung von Spielfeld und des Drautals ziehungen zwischen der katholischen und der zum Ziel, um auf diese Weise eine „deutsche evangelischen Kirche verschärft. Das öster- Brücke“ zur Stadt Maribor zu schaffen. Von

279 Protestantismus in der Steiermark insgesamt 75 Familien mit 443 Mitgliedern, aufgelöst, und die Landesregierung für Slowe- die bis zum Juli 1914 zugezogen waren, wur- nien sandte an alle Gemeinden ein Schreiben den 64 Familien mit 368 Mitgliedern – meis- betreffend das Verbot der Erteilung des Hei- tens handelte es sich um Protestanten aus matrechtes an „Deutsche“.12 Nach Angaben Württemberg – in der Nähe von Spielfeld an- des Evangelischen Pfarramtes verließen in der gesiedelt, während deutschsprachige Familien Umbruchzeit rund 2.000 „Deutsche“ die Stadt aus Ungarn im Drautal angesiedelt wurden9. Maribor.13 Pastor Mahnert war für das slowenische Volk ein fanatischer deutsch-nationalistischer Het- Das Deutsche Seniorat und die evangelische zer. Nach einer gegen den SHS-Staat gerichte- Gemeinde in Maribor während der beiden ten Rede am Grab des „deutschen“ Leutnants Weltkriege. Bald nach der Gründung des Staa- Emil Gugl, der bei der Entwaffnung der Schutz- tes löste die neue Staatsmacht viele „deutsche“ wehr durch General Maister gefallenen war, Vereine, darunter Wohn-, Kultur-, Arbeiter- wurde er am 28. Dezember 1918 verhaftet und und Beamtenvereine, Vereine von Reservenof- zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt. Mah- fizieren und Pensionisten, Militär- und Polizei- nert floh allerdings vor Haftantritt im Früh- vereinigungen, auf.14 Der Deutsche Schulverein jahr 1919 nach Österreich.10 Die Evangelische und der Verein Südmark sowie deren Zeitschrif- Gemeinde Maribor schrieb dann die freie Stel- ten wurden verboten. le aus, um die sich Johann Baron mit Erfolg be- Zu dieser Zeit zählte die evangelische Gemein- warb. de in Maribor 900 Mitglieder, deren Nationa- lität nach Angaben des evangelischen Priesters Umbruchzeiten am Ende des ersten Welt- Johann Baron „deutsch“ war. Man warf diesen kriegs. Nach dem Zerfall der Donaumon- Personen Nationalismus vor, was sich dann archie hatten die Protestanten in Slowenien auch in einem guten Jahrzehnt bewahrheiten keinen Kontakt mehr zu ihren österreichi- sollte. schen und ungarischen Glaubensvorständen. Auf der Generalversammlung des Evangelischen Die Umbruchzeit hatte für viele „deutsche“ Bundes in Königsberg im Juni 1925 verurteilte Beamte negative Folgen. Am Beginn des Ers- der bereits erwähnte Ludwig Mahnert, der da- ten Weltkriegs hatten die Deutschsprachigen mals Priester in Innsbruck war, in seiner Rede die Zügel der Wirtschaft und der politischen über die schwierige Lage der „deutschen“ Gläu- Macht fest in ihrer Hand. Der Anteil der slo- bigen in Slowenien den „slowenischen Terror“. wenischen Bevölkerung sank, und „deutsche“ Dieser habe durch die Auflösung der Vereine Extremisten lösten einen Pogrom gegen die und Schulen das kulturelle Leben der „Deut- slowenische Intelligenz und Geistlichkeit aus. schen“ gelähmt, und darüber hinaus werde Viele wurden verhaftet, eingesperrt, verhört, eine Zwangsslawisierung durchgeführt. Auf es fanden Hausdurchsuchungen statt u. dgl. Grund dieses Drucks sei die Zahl der Gläubi- mehr.11 Als Folge darauf wurden im Mai 1919 gen drastisch gesunken. Mahnert führte ei- alle deutschsprachigen Stahlarbeiter in der Un- nige Beispiele über die Zahl der Gläubigen in tersteiermark entlassen und des Landes ver- den Jahren 1918 und 1925 an: In Celje habe es wiesen, nicht-humanitäre „deutsche“ Vereine im Jahre 1918 640 Protestanten gegeben, 1925

280 Protestantismus in der Steiermark hingegen nur noch 270. In Spielfeld habe es zu- Minderheit, vor allem in ost- und südosteuro- erst 300, später nur noch 260, in Maribor 1800 päischen Staaten, wurden in der nationalsozi- und dann 900, in Ptuj 200, später 110 und in alistischen Terminologie „Volksdeutsche“ ge- Marenberg ursprünglich 180, dann aber nur nannt.19 noch 90 Protestanten gegeben. Außerdem hät- ten die Slowenen Übertritte zum Luthertum Der Kulturbund und seine Verbindung mit unmöglich gemacht haben, jedoch habe sich der evangelischen Kirche in Slowenien. Nach das religiöse Leben durch den Widerstand ge- dem Zweiten Weltkrieg organisierten sich die gen den slowenischen Druck gestärkt.15 Deutschsprachigen in der Untersteiermark in Johann Baron wurde er der Vorsitzende des Gesangvereinen, Sportorganisationen u. Ä. landeskirchlichen Jugendrates. Seine Arbeit und gründeten am 1. Oktober 1922 den po- wies indessen – nach Ansicht von Zajšek – na- litisch-wirtschaftlichen Verein der Deutschen zistische Zügen auf, da er stets die Wichtigkeit in Slowenien mit Sitz in Maribor. Der Zweck des nationalen Bewusstseins betonte.16 Die dieses Vereins war es, die „Deutschen“ in Slo- evangelische Jugend in Jugoslawien organi- wenien über die politischen, wirtschaftlichen sierte sich in Jugendvereinigungen und Kreuz- und kulturellen Angelegenheiten zu informie- rittergruppen und veranstaltete verschiedene ren und die allgemeine Lage der deutschspra- gesellschaftliche Aktivitäten und Sportfes- chigen Bevölkerung in der Gesellschaft zu ver- te.17 Eine wichtige Rolle in der Landeskirche bessern.20 Neben der politischen Tätigkeit war spielte auch Gerhard May, der nach Worten man auch im kulturellen Bereich sehr aktiv. So von Georg Wild als „der wichtigste theologi- wurde ein Lesesaal eröffnet, wo jugoslawische, sche Führer des deutschen Protestantismus in deutsche sowie österreichische Zeitungen und Jugoslawien“ galt.18 Im Jahre 1934 wurde in Zeitschriften auflagen, und im September Göttingen sein Buch über die deutsche Missi- 1928 wurde auch eine Volks- und Kinderbibli- on der Kirche in der Diaspora (Die volksdeut- othek gegründet.21 Der Verein leistete darüber sche Sendung der Kirche) veröffentlicht. Diese hinaus soziale Arbeit, indem man jedem mit- Publikation gilt als das wichtigste Werk ei- tellosen „Deutschen“ kostenlose ärztliche und nes evangelischen Theologen aus Jugoslawien rechtliche Hilfe zukommen ließ. und fand in der gesamten deutschen evangeli- Die ersten Versuche, die Deutschsprachigen schen Diaspora großen Anklang. Nach Mays im Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen Ansicht müsse die Kirche die deutschen Ele- (SHS) zu vereinigen, gehen auf das Jahr 1919 mente des evangelischen Geistes bewahren zurück. In diesem Jahr wurde in Zrenjanin der und dafür sorgen, dass sich die Deutschen in Deutsche Wirtschafts- und Kulturverein gegründet der Diaspora gegenseitig unterstützen und auf und 1920 der Schwäbisch-Deutsche Kulturbund diese Weise ihre politisch-wirtschaftliche und in Novi Sad, der später einfach Kulturbund ge- kulturelle Lage stärken. In der Zeit zwischen nannt wurde. Dieser war ursprünglich eine 1934 und 1941 erfolgte im Rahmen der so ge- unpolitische Vereinigung, die sich den Betrieb nannten Südostkonferenz ein Versuch, die deut- von Bibliotheken sowie die Herausgabe von schen evangelischen Kirchen in der Diaspora Büchern, die Produktion von Filmen und Mu- zu vereinigen. Die Angehörigen der deutschen sik, die Organisation von Vorträgen, die Aus-

281 Protestantismus in der Steiermark bildung von deutschsprachigen Lehrern und keit oder um die Säuberung der deutschen Kul- Priestern u. a. zur Aufgabe gemacht hatte. Der tur vom Judenschmutz.23 Verein, der ursprünglich zur Förderung der Gemäß dem Beschluss der Banschaftsverwal- deutschen Kultur gegründet worden war, er- tung (Provinzverwaltung) wurde der Kultur- wies sich im folgenden Jahrzehnt als die wich- bund am 15. Oktober 1935 wegen seiner immer tigste Stütze des Nationalsozialismus in die- offensichtlicheren nationalsozialistischen Tä- sem Gebiet. tigkeit aufgelöst. Doch die nazistischen „Deut- schen“ in Maribor schien das in keinster Wei- Der Kulturbund wurde nach dem Aufstieg des se zu hindern. So begannen sie sich sowohl in Nationalsozialismus immer mehr zu einer po- legalen Gesangs- und Sportvereinen sowie in litischen Organisation, die durch verschiedene deutsch-evangelischen Kirchengemeinden als Vorträge, Lieder- und Folkloreabende, durch auch in einer Reihe von illegalen nazistischen soziale Unterstützung der Armen, Sportereig- Organisationen zu vereinigen, wo sie dann nisse usw. seine nationalistische Ideologie ver- ihre Tätigkeit fortsetzten. Nach „Anschluss“ breitete. Der Kulturbund setzte sich die Grün- Österreichs an das Deutsche Reich im Jahre dung deutscher Schulen zum Ziel, vor allem 1938, nach der Sudetenkrise und dem Angriff nachdem das Schulministerium am 1. Sep- auf die Tschechoslowakei, hegten die „Deut- tember 1930 eine Verordnung erlassen hatte, schen“ die Hoffnung, dass der Kulturbund wie- derzufolge Kinder auf Wunsch der Eltern in der zum Leben erweckt würde. eine deutsche Schule eingeschrieben werden Im Jahre 1939 wurde der Kulturbund tatsäch- konnten. So setzte man alle Hebel in Bewe- lich eine zentrale Organisation, deren rascher gung, um in den verschiedenen Städten genü- Aufschwung von gelegentlichen Protest-De- gend Kinder zu finden. „Da es außer in Ma- monstrationen und Kritiken slowenischer Pa- ribor nirgendwo anders genug echte Deutsche trioten, die dessen destruktive Tätigkeit ein- und deutsche Kinder gab, versuchte man die dämmen wollten, begleitet wurde. Doch alle finanziell und wirtschaftlich abhängigen slo- Anstrengungen waren vergeblich, und mit der wenischen Eltern zu veranlassen, ihre Kinder Annexion der slowenischen Untersteiermark in eine deutsche Schule einzuschreiben“.22 begannen die „Deutschen“ in Maribor die so Im Jahre 1933 hielt auch Johann Baron in genannten Deutschen Mannschaften zu grün- den Räumen des Kulturbundes über die Bedeu- den. tung Luthers eine Rede, und am Ende des Jah- Im Herbst 1940 wurde im Rahmen einer Sit- res fand ein feierlicher Empfang für die neuen zung der Bezirksleiter des Kulturbundes in Ma- Mitglieder (Kameraden) statt, auf dem Ru- ribor ein so genanntes „Kommunikations- und dolf Holzer in seiner Rede den Neukömmlin- Informationssystem“ eingeführt, und man ei- gen die Ziele des Vereins darlegte. Unter ande- nigte sich auf die Einrichtung eines Alarmie- rem betonte er: „Unser Volk muss leben, auch rungssystems, „damit der Schutz des deut- wenn wir dafür sterben müssen. Wir müssen schen Blutes und Besitzes so gut wie möglich dankbar sein, dass wir in diesem mütterlichen beschützt wird“.24 Bei der Besetzung stell- Schoß das Rückgrad der Minderheit gefunden te sich die große Mehrheit der „Deutschen“ haben, sei es im Kampf gegen die Arbeitslosig- in Maribor, vor allem die Fabriksbesitzer, auf

282 Protestantismus in der Steiermark die Seite der Besatzungsmacht. Die darauf le nannte, in denen die „Deutschen“ auf Grund folgenden Unterdrückungsmaßnahmen im ihrer Nationalität schikaniert, bedroht oder Jahre 1941 wurden durch die Aktivitäten der mit Schimpfwörtern, wie „nemčur“ (verächt- deutschsprachigen Minderheit bereits vor dem liche Bezeichnung für Deutsche) oder „prekleti Krieg vorbereitet.25 švaba“ (verdammter Schwabe), bedacht wur- Im Laufe der Zeit übernahm die Evangelische den.27 Kirche in der Untersteiermark die Rolle des Doch schon ein gutes Jahr später, bei der zwei- Sprachrohrs der „deutschen“ Minderheit. Das ten Umsiedlung der untersteirischen Slowe- war auch nicht weiter verwunderlich, hatte nen durch die Deutschen, gab Johann Baron die Kirche doch schon seit der Zeit der Los- gemeinsam mit dem Fabrikanten Franz Tsche- von-Rom-Bewegung das „reine Deutschtum“ be- ligi eine öffentliche Erklärung ab, in der sie ihre tont und sich beharrlich für die Erhaltung der Empörung über die Gewalt der deutschen Be- „deutschen“ Kultur eingesetzt: Jeder Versuch, satzungsmacht ausdrückten. Deren Brutalität, die slowenische Sprache im Gottesdienst ein- Unvernunft und eigenmächtiges Handeln – zuführen, wurde sofort vereitelt. ohne sich mit den einheimischen „Deutschen“ In den dreißiger Jahren näherten sich die evan- abzusprechen – hätten es den Panslawisten gelischen Priester durch die Betonung der Nati- und Kommunisten erst ermöglicht, die Bevöl- onalität und durch den Kampf um die Rechte kerung, die vor dem Krieg den „Deutschen“ des „Deutschtums“ den nationalsozialistischen wohlgesinnt gewesen sei, auf ihre Seite zu zie- Ideen weiter an. Besonders offensichtlich wur- hen.28 de dies, als sie sich mit dem Kulturbund verban- Barons Kritik an der Besatzungsmacht kostete den. Waren dessen Anhänger noch bis Mitte ihn seine Stelle im Kulturbund, der im Mai 1941 der dreißiger Jahren dem Staat gegenüber loy- in Steirischer Heimatbund umbenannt wurde. al, radikalisierten sie ihre Politik nach der Auf- Johann Baron wurde aus dem Kreis der Perso- lösung der Organisation im Jahre 1936, die im- nen, auf die sich die Nazi-Herrschaft stützte, mer offener nazistisch wurde. So begannen sie ausgeschlossen. Dazu zählten viele Protestan- die Parole von „einem Volk und einem Führer“ ten, u. a. Gerhard May aus Celje, der ehemalige zu verwenden. Präsident des Kulturbundes in Celje (bis 1941) Nachdem der Kulturbund im Jahre 1939 wieder und nachmalige Kreiskulturreferent des Heimat- gegründet worden war, besetzten evangelische bundes, der an der Germanisierung der Unters- Geistliche die leitenden Stellen. Der Präsident teiermark maßgeblich beteiligt war.29 Für seine der Regionalleitung für die Drau-Banschaft Taten wurde er im Herbst 1944 ausgezeichnet: wurde Johann Baron, der ehemalige Pastor in Er wurde zum Priester der Grazer Kirchenge- Maribor.26 meinde geweiht, später wurde er Bischof und Gemäß Zajšek nahm Johann Baron seine Rolle schließlich sogar Präsident des Evangelischen als Leiter des Kulturbundes sehr ernst: Im Jah- Oberkirchenrats in Österreich.30 re 1940 sandte er dem Banus (Statthalter) der Drau-Banschaft mehrere Schreiben, in denen Das Leben der evangelischen Kirchenge- er auf die schwierige Lage der deutschsprachi- meinde in Maribor während und nach der gen Minderheit hinwies und konkrete Beispie- Besatzung. Die slowenischen Kirchengemein-

283 Protestantismus in der Steiermark den wurden nach der Besatzungszeit ein Teil ins slowenische Küstenland abtransportiert. der österreichischen evangelischen Kirche, wie Ebenso wurde der Betonzaun um die Kirche bereits im Jahre 1919. Über die Österreichische und das Pfarrhaus niedergerissen.33 Ab 1952 Evangelische Kirche waren sie in die Deutsche durften die Protestanten in ihrer Kirche Got- Evangelische Kirche, die Nachfolgerin des Kir- tesdienste abhalten, doch mussten sie diese chenbundes, eingegliedert. mit den orthodoxen Gläubigen teilen, weil die Das Leben der Gemeinde in Maribor passte orthodoxe Kirche in Maribor abgerissen wor- sich den neuen politischen Verhältnissen an. den war. In den Jahren 1985–1992 wurde die Gottesdienste fanden jeden Sonntag, außer Kirche mit Hilfe von Gläubigen aus dem Über- den ersten im Monat, an dem die Messe in murgebiet (Prekmurje) und aus dem Ausland Ptuj abgehalten wurde, statt. renoviert. Im Jahre 1994 bekam die Kirchenge- In seinem Bericht, den Johann Baron im Au- meinde die Kirche und das Pfarrhaus aus dem gust 1945 für die steirische Landesregierung verstaatlichen Besitz zurück. verfasste (nachdem er in Graz Zuflucht gefun- Zur Kirchengemeinde Maribor, die heute zur den hatte), bezeichnete er die deutschsprachige Evangelischen Kirche Sloweniens mit dem Bi- Minderheit in Slowenien in der Zeit von 1933– schofssitz in Moravske Toplice gehört, zählen 1941 als nazifeindlich. Er wies die Vorwürfe auch die Gläubigen aus der näheren und weite- zurück, dass er und seine Landsleute je etwas ren Umgebung, die bis zum Ende des Zweiten mit dem Genozid an den Slowenen in der Un- Weltkriegs ihre eigenen Kirchen gehabt hatten, tersteiermark zu tun gehabt hätten, denn sie die aber später zerstört oder enteignet wurden. hätten sich (mit wenigen Ausnahmen) für eine Die Gemeinde Maribor zählt heute rund 100 christlich-soziale und nationale Politik einge- Mitglieder, obwohl man auf Grund der Ab- setzt. Zum Beitritt zum Heimatbund seien sie wanderung aus dem Übermurgebiet folgern von der Besatzungsmacht gezwungen wor- kann, dass es in Maribor und Umgebung eini- den.31 Das glaubten ihm aber weder die Alliier- ge Hundert getaufte Protestanten gibt, die sich ten noch die jugoslawische Staatsmacht. Schon aber von der Religion entfremdet. haben und im November traten die AVNOJ-Beschlüsse in der Gemeinde nicht angehören34 Gottesdienste Kraft. Diese regelten die Nachkriegspolitik ge- finden jeden Samstag um 9:30 statt und wer- genüber den „Volksdeutschen“ in Jugoslawien: den von der Pfarrerin Vladimira Mesarič gelei- Ihr Besitz wurde vom Staat beschlagnahmt tet. und ging in dessen Eigentum über.32 Nachdem Johann Baron und die Mehrheit der „deutschen“ Protestanten Slowenien verlassen hatten, kehrten für die Evangelische Kirchen- gemeinde Maribor schwierige Zeiten zurück, wie sie schon nach dem Ersten Weltkrieg be- standen hatten. Die Christuskirche in der Tru- bar-Straße wurde zusammen mit dem Pfarr- haus und anderen Besitztümern verstaatlicht, die Kirche wurde geplündert und die Orgel

284 Protestantismus in der Steiermark

ANMERKUNGEN

1 Franjo Baš, Prispevki k zgodovini Severovzhodne Slovenije. Maribor 1989, O AVTORJU – ZUR PERSON S. 139. Anja Zalta 2 Arnold Suppan, Deutsche Geschichte im Osten Europas – Zwischen Adria und Karawanken. Berlin 1998, S. 297. Anja Zalta, rojena l. 1973 v Mariboru je na 3 Janez Cvirn, Trdnjavski trikotnik. Maribor 1997, S. 238–239. Filozofski fakulteti v Ljubljani študirala soci- 4 Ludwig Mahnert, Die Hungerglocke, S. 142, in: Janez Cvirn, Trdnjavski ologijo kulture in etnologijo. V Indiji je l. 1996 trikotnik, S. 241. nastala diplomska naloga iz etnologije in 5 Fran Kovačič, Zgodovina Lavantinske škofije (1228–1928). Maribor 1928, S. kulturne antropologije (Varanasi – trdnjava 419. hinduizma). Leta 1998 je diplomirala na 6 Karl Amon – Maximilian Liebmann, Kirchengeschichte der Steiermark. Graz – Wien – Köln 1993, S.495. Oddelku za sociologijo FF z nalogo „Pro- 7 Ebd., S.505. dor drugačne misli – gnostični elementi v 8 Franjo Baš, Prispevki k zgodovini, S. 195. herezijah 11. in 12. stoletja“. Leta 2002 je 9 Janez Cvirn, Trdnjavski trikotnik, S. 305. doktorirala s temo „Gnostični elementi v kabali 10 Boštjan Zajšek, Evangeličanska cerkvena občina v Mariboru (1862–1945), in njen vpliv na evropsko kulturno zgodovino“. phil. DA. Maribor 2002, S. 38f. Strokovno-potopisne prispevke je 11 Anton Ožinger, Maribor 1848–1914. Od multietičnega do multireligioznega, objavljala v časnikih Delo in Večer, in: Od Maribora do Trsta 1850–1914. Maribor 1997, S. 346; siehe auch: pripravila je dve fotografski razstavi in Janko Pleterski, Politično preganjanje Slovencev v Avstriji 1914–1917. prevedla knjigo analitičnega psihologa Poročili vojaške in vladne komisije. Ljubljana 1980, S. 31–50. 12 Arhiv Republike Slovenije (Hg.), Sejni zapiski Narodne vlade Slovencev, Edwarda F. Edingerja (Jaz in arhetip). – Anja Hrvatov in Srbov v Ljubljani in Deželnih vlad za Slovenijo 1918–1921, 2. Zalta, 1973 in Maribor geboren, studierte an del: Od 28.2.1919 do 5.11.1919. Ljubljana 1999, S. 218. Zit. nach Zajšek, der Philosophischen Universität in Ljubljana Evangeličanska cerkvena občina, S. 40. Soziologie und Ethnologie. In Indien entstand 13 PAM (Pokrajinski arhiv Maribor), Brief: Der Pfarrsprengler Maribor, ihre Diplomarbeit im Fach Ethnologie und Fonds Evangelijska verska občina Maribor, Sch. 37. Zit. nach: Zajšek, Kulturantropologie (Varanasi – Festung des Evangeličanska cerkvena občina, S. 41. Hinduismus). Im Jahr 1998 legte sie ihre Di- 14 Dragan Potočnik, Kulturno dogajanje v Mariboru v letih 1918–1941. Maribor plomprüfung zum Thema „Vormarsch anderer 2003, S. 331. Gedanken – das gnostische Element in der 15 PAM, Ludwig Mahnert, Die evangelische Kirche in Österreich, Vortrag gelegentlich der 29. Generalversammlung des Evangelischen Bundes, Häresie des 11. und 12. Jahrhunderts“. 2002 1925, Fonds Evangelijska verska občina Maribor, Sch. 9. Zit. nach Zajšek, verfasste sie die Dissertation zum Thema „Das Evangeličanska cerkvena občina S. 67. gnostische Element in der Kabbala und sein 16 Boštjan Zajšek, Evangeličanska cerkvena občina, S. 93. Einfluss auf die europäische Kulturgeschichte“. 17 Georg Wild, Die deutsche evangelische Kirche in Jugoslawien 1918–1941. Sie veröffentlichte wissenschaftliche Reisebe- München 1980, S. 177. richte in den Zeitungen Delo und Večer, gestal- 18 Ebd., S. 196. tete zwei Photoausstellungen und übersetzte 19 Enciklopedija Slovenije, Bd. 14 (U–We). Ljubljana 2000, S. 359. das analytische Werk von Edward F. Edinger 20 Dušan Nećak (Hg.), „Nemci“ na Slovenskem 1941–1955. Ljubljana 1998, S. (Ich und der Archetyp) ins Slowenische. 83. 21 Dragan Potočnik, Kulturno dogajanje, S. 332–333. 22 Ebd., S. 88. 23 Zit. nach Dragan Potočnik, Kulturno dogajanje, S. 334. 24 Tone Ferenc, Nacistična raznarodovalna politika, S. 106. Zit. nach Potočnik, Kulturno dogajanje, S. 91. 25 Marjan Žnidarič, Prispevek k zgodovini Nemcev v Mariboru med obema vojnama, ČZN, Nr. 1–2. Maribor 1984, S. 219. 26 Gemäß der Enciklopedija Slovenije (Bd. 11, S. 18) befanden fünf Kreisleitungen (Maribor, Celje, Kočevje, Ljubljana und Ptuj) mit mehr als 50 Ortsgruppen und 12.268 Mitgliedern in Barons Zuständigkeitsbereich. 27 Boštjan Zajšek, Evangeličanska cerkvena občina, S. 103–104. 28 PAM, Entwurf einer öffentlichen Erklärung mit Korrekturen, nicht autorisiert, undatiert, Fonds Evangelijska občina Maribor, Sch. 61. Zit. nach Zajšek, Evangeličanska cerkvena občina, S. 105 u. Dušan Nećak (Hg.), „Nemci“ na Slovenskem 1941–1955, S. 112. 29 Franjo Baš, Prispevki k zgodovini, S. 117. 30 Karl Amon – Maximilian Liebmann, Kirchengeschichte der Steiermark, S. 573. 31 Dušan Nećak (Hg.), „Nemci“ na Slovenskem, S. 75. 32 Ebd., S. 76. 33 Vili Kerčman, Evangeličanska Cerkev na Slovenskem. Murska Sobota 1995, S. 276. 34 Ebd..

285 Dejavniki razvoja Slovenije

Dejavniki razvoja Slovenije Analiza

� Text:Jernej Zupančič

Prispevek obravnava dejavnike razvoja Slovenije v Evropski uniji. Uvodni predstavitvi nekaterih ključnih procesov v razširjeni EU sledi analiza dejavnikov, ki pomembneje vplivajo na nacionalni razvoj Slovenije. Predstavljene temeljne cilje Slovenije je mogoče doseči le ob skrbno premišljeni strategiji. Ta mora upoštevati predvsem dejavnike, ki imajo na nacionalni razvoj največji vpliv. Prispevek podaja analizo notranjih in zunanjih dejavnikov ter zaključuje z oceno razvojnih možnosti in pasti Slovenije v Evropski uniji.

Z vstopom v Evropsko unijo Slovenija zapušča – v zgodovinski perspektivi nedvomno izjemno pomembno, toda kratko in očitno prehodno – vmesno obdobje obstoja neodvisne državnosti. Ponovno se vključuje v zelo raznorodno in kulturno ter jezikovno pestro skupnost. To je velik strateški premik, saj tako obsežna, ekonomsko močna, pravno urejena in v temeljih demokratična skupnost držav na starem kontinentu še ni obstajala. Združevalni proces pomeni tudi zapuščanje in postopno zabrisovanje sledov postblokovske Evrope, ki je potrebovala pol stoletja za izgradnjo in porušitev berlinskega zidu. Zapuščanje na eni strani te, med socialistični in kapitalistični družbeni ustroj razpete Evrope, na drugi pa tudi poslavljanje od modela klasične nacionalne države evropskega tipa, sta vsekakor procesa, ki zahtevata trezen premislek in (sorazmerno) hitro odločanje. Veliki geopolitični premiki so v prvi vrsti posledica spoznanja, da je evropske gospodarske, kulturne in tudi politične dominacije v svetu konec. Celo več: z integracijskimi procesi mora vzpostavljati ravnovesje, če hoče obdržati in razvijati ekonomske in družbene pridobitve preteklosti. Te pridobitve je mogoče postaviti na skupni imenovalec kakovosti življenja. Slovenija je vstopila v Evropsko unijo v fazi njene največje prostorske in prebivalstvene širitve. Širitev je velikanski izziv za vse: za stare članice, za novinke in za evropsko vzhodno obrobje. Stare članice morajo sprejeti izziv ekonomske teže združitve in določena tveganja, ki jih prinašajo (še vedno) neznanke tranzicijskih procesov v nekdanjih socialističnih sistemih, preteča recesija (ki je tudi strukturni problem ter obenem odsev globalizacije), birokratizacija in s tem tudi rastoča javna poraba in neučinkovitost, do ne nazadnje tudi iskanja vloge močne Evrope v svetu. Prav slednje se zdi, da je bilo v pretekli dekadi prava polomija v neposredni – namreč balkanski – soseščini. Nove članice

286 Dejavniki razvoja Slovenije se morajo prilagoditi sprejetim (večinoma Značilnosti razvoja Evropske unije. Evropska dobrim) normam in dosegati kakovosti na vseh unija je zveza sedaj petindvajsetih držav, ki področjih. Vzhodna in Jugovzhodna Evropa, združuje 451 milijonov ljudi. Petindvajset ki bosta ostali večinoma zunaj Evropske unije, držav, devetnajst uradnih jezikov, a precej več bosta morali najti »modus vivendi« v poizkusu jezikov in kultur ter kolektivnih (narodnih) vstopanja v Unijo v naslednji fazi (če in kadar identitet. Poleg nazivnih narodov-nacij bo), predvsem pa iskati povezave na različnih sestavljajo pestro evropsko družbo tudi ravneh in področjih. Predvsem pa nastopa čas številni priseljenci in njihovi potomci ne le mnogo tesnejšega povezovanja in sodelovanja, iz evropskega prostora, temveč tudi iz Azije, izpolnjevanja izzivov lastne promocije in Afrike in Latinske Amerike. Danes predstavljajo afirmacije, širine in svetovljanstva, pa tudi v večini razvitih držav Evropske unije znaten razvojnih pasti in tveganj, ki jih nosi v sebi delež prebivalstva, ki se po svoji kulturi, tako spremenjena Evropa, ki jo bo treba veri, načinu življenja, vrednotah in drugih nadvse odgovorno tudi soupravljati, ustvarjati lastnostih opazno razlikuje od staroselcev. V in spreminjati. mešanju generacij se potem stapljajo v novo V desetletni fazi vključevanja Slovenije v EU evropsko prebivalstveno stvarnost. Nacionalne so se v prvi vrsti izpostavljali problemi pravne ideologije so v preteklosti stremele k etničnemu in stvarne-strukturne prilagojenosti. Vrsta poenotenju na ozemlju svojih držav in pri študij na različnih področjih je opozarjala na tem uporabile različne asimilacijske politike šibkosti slovenskega prostora in družbe, kakor od pritiskov na področju šolstva in kulture tudi temeljne strateške cilje, ki jih je potrebno do nasilnih množičnih preseljevanj ali celo doseči, ob njih pa vrednote, ki bi jih ne smeli genocida. Vendar je evropski etnični in kulturni spregledati. Med temi je bila tudi široko zemljevid ostal pester. zastavljena raziskava »Slovenija in nadaljnji Tako številčna, jezikovno in kulturno raznolika razvoj Evropske unije«, ki je tudi podlaga evropska družba, sestavljena iz nacionalnih tega prispevka. Seveda je obširno tematiko držav in državnih narodov, narodov in nemogoče podati v skopo odmerjenem skupnosti brez držav, velikega števila prostoru članka, niti ne želimo obremenjevati avtohtonih narodnih manjšin in priseljencev bralcev z analitičnimi podrobnostmi. Zato ter njihovih potomcev, je po eni strani zelo smo se usmerili zlasti k temeljnim parametrom zahtevna in tudi draga za upravljanje, po slovenskega nacionalnega razvoja v okviru in drugi strani pa zahteva zelo strpne odnose pogojih razširjene Evropske unije, upoštevajoč in vrsto sprotnih kompromisov vseh pri tem okoliščine, procese in pojave v Sloveniji udeleženih v medsebojnem sporazumevanju in v svetu, ki pomembneje vplivajo na ta razvoj. in komunikaciji. Dokumenti Sveta Evrope in S tem želimo nadaljevati kritično razpravo o Evropskega parlamenta ter drugih formalnih perspektivah in pasteh razvoja Slovenije in organov EU, vsaj na deklarativni ravni, Slovencev v multietnični evropski skupnosti, podpirajo kulturno raznolikost Evrope, tako še posebej, kar zadeva obstoj in razvoj narodne klasične-avtohtone, kakor tudi različnih identitete, jezika in kulture. priseljenskih skupnosti. Varovanje narodne identitete, jezika in kulture je imelo in ima v

287 Dejavniki razvoja Slovenije sodobni Evropi izjemen strateški pomen, zato in se razmeroma pogosto (čeprav ne vedno ga vidno izpostavljajo nacionalne ustave in skupaj) navajajo kot pomembne prioritete v različni strateški dokumenti držav članic. različnih strategijah. To so predvsem: Poleg raznolikosti evropskega prostora in družbe je treba posebej upoštevati ključne • ohranitev teritorialne celovitosti pojave in procese, za katere na podlagi • ohranitev in razvoj narodne in drugih preteklih izkušenj utemeljeno sodimo, da bodo identitet pomembneje vplivali na slovenski nacionalni • ohranitev in razvoj kulturne dediščine in razvoj. To so predvsem: njene institucionalne organizacijske sheme • premik »periferije« proti vzhodu ter kulturne pokrajine • naraščajoča periferizacija nekaterih • ohranitev in razvoj človeškega potenciala: območij demografske strukture, vitalnosti, • močan imigracijski pritisk iz Azije in delovne sposobnosti in učinkovitosti Afrike ter stabilne poselitve celotne kulturne • zelo šibka rodnost in naravno zmanjševanje pokrajine; posebno mesto ima pri tem prebivalstva vzgojnozobraževalni sistem • problemi demografske strukture prebivalstva • ohranitev biotske raznovrstnosti in biotske perifernih območij vitalnosti • zelo močna emigracija z nekaterih območij • ohranjanje in izboljšanje okolja ter • močna koncentracija moči v nekaj največjih odpravljanje že povzročenih škod jedrih • ohranitev in razvoj gospodarskih • asimilacijski pritiski zlasti na manjše potencialov: proizvodnih možnosti, skupnosti tehničnih, tehnoloških in prostorskih • naraščajoča socialna stratifikacija kapacitet na področju industrije in • močna regionalistična gibanja obrti, razvojnih možnosti storitvenega • regeneracija manjšin sektorja, konkurenčnih pogojev kmetijstva • naraščajoča multikulturnost evropskih ob zagotavljanju strateških rezerv in družb ohranjanju kakovosti okolja ter negovanju • birokratizacija upravljanja kulturne pokrajine • povečevanje medregionalih razlik. • infrastrukturna opremljnost: zajema fizično (prometno) infrastrukturo (ceste, Temeljni cilji razojva Slovenije v Evropski železnice, letališča, pristanišča); energetsko uniji. Vključitev v Evropsko unijo pomeni infrastrukturo (električno omrežje, izjemno spremembo geopolitičnega položaja plinovodi, toplovodi ipd.), komunikacijsko Slovenije. Ob tem, strateško nedvomno zelo infrastrukturo (telefonsko, kabelsko, pomembnem cilju ne gre prezreti drugih ciljev, internetno omrežje, mobilna telefonija) in ki so pravzaprav vrednote, katerih izpolnitev tudi družbeno infrastrukturo (organizacije zagotavlja kakovost življenja naroda, države in ustanove na državni in nižjih ravneh, in družbe na različnih področjih. Navedene so javni zavodi, organizacije civilne družbe, samo tiste, ki so izraz družbenega konsenza organizacije in ustanove kot zasebne

288 Dejavniki razvoja Slovenije

iniciative ipd.) Notranji dejavniki. Med notranje dejavnike • kakovost prostora: bivalnega in razvoja Slovenije sodijo vsi tisti, ki neposredno funkcionalnega okolja, ki ga sestavljajo izhajajo iz slovenskega prostora in družbe. neposredno naseljen sistem poselitve Nanje lahko pomembneje vplivamo. To so: ter pripadajoče površine za sprostitev in • fizične lastnosti prostora; kot so prehodnost, rekreacijo prometna odprtost, dostopnost, obseg in • kakovost življenja stalnega in začasno razporeditev naravnih virov, klimatske prisotnega prebivalstva, ki poleg bivalnih poteze, reliefne značilnosti, gostota rečne kvalitet zajema še zlasti sistem socialnega mreže in vodnatost, pa tudi nekatere in zdravstvenega varstva družbene poteze, kot sta na primer gostota • socialna varnost in pravičnost ter in tip poselitve. Slovenija je stična, zelo zagotavljanje enakih možnosti za različne pestra in slikovita, a tudi ranljiva pokrajina skupine prebivalstva po spolu, starosti, s precej omejitvami socialnem položaju, verski in narodni • infrastrukturna opremljenost; obsega pripadnosti ipd. gostoto in kakovost ter medsebojno • dobri družbeni in medčloveški odnosi povezljivost prometne, energetske, • enakopravnost in nediskriminatornost do komunikacijske in družbene infrastrukture. različnih skupin državljanov in začasno Slovenija ima solidno razvit avtocestni prisotnega prebivalstva sistem, toda nezadostno razporejeno • osebna, premoženjska, pravna in socialna omrežje druge infrastrukture, ki je preveč varnost; v tem okviru so pomembni podrejena lokalnim interesom. Nekatera, razvitost, organiziranost in usposobljenost zlasti obmejna periferna območja, so varnostnih sil (policije, vojske), ki skrbijo infrastrukturno zelo slabo opremljena tako za raven osebne kakor kolektivne • gospodarska struktura; obsega razmerja (nacionalne) varnosti. med različnimi sektorji dejavnosti, lastniške odnose, učinkovitost in Dejavniki razvoja Slovenije v Evropski uniji. večfunkcionalnost. Slovenija se je v dobrem Predstavljeni strateški cilji razvoja Slovenije desetletju spremenila iz tipične industrijske v EU so zelo kompleksni in dolgoročni. v storitveno gospodarstvo, medtem ko je Uresničevati jih je mogoče z usklajeno politiko pomen kmetijstva, razen kot vzdrževalca različnih dejavnikov, upoštevaje pri tem vse podeželske kulturne pokrajine, močno domače in mednarodne okoliščine. Slovenija nazadoval. Opazen je trend povezovanja lahko aktivneje vpliva le na nekatere segmente podjetij, zapiranje malih obratov, selitev razvoja, drugod pa se predvsem strukturno proizvodnje v druge države, prihod tujih prilagaja ter išče zavezništva in partnerstva podjetij ipd. Lastniška struktura se je ter se izogiba poljem s premočno konkurenco močno spremenila (privatizacija; tuji ali prikritim hegemonističnim težnjam. nakupi). Gospodarska struktura velja za Dejavniki, ki jih predstavljamo v nadaljevanju, dokaj ranljiv člen so torej prehodni in povratni: proces lahko • prostorska kohezivnost; označuje torej poteka v obe smeri. povezanost različnih predelov države v

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teritorialno in družbeno skupnost, ki jo identifikacijo. Močna Ljubljana je torej omogočajo infrastrukturna opremljenost in dejavnik povečevanja strateške teže povezanost, moč državnega in regionalnih slovenske države. Njena vloga je predvsem središč, zavest prebivalstva in drugi pogoji. zagotavljati storitve nacionalnega pomena Slovenija je močno notranje integrirana le v za prebivalstvo Slovenije ter privlačna tudi osrednjeslovenskem prostoru, medtem ko so za druge. S tem nikakor ne zanemarjamo obsežna obmejna območja infrastrukturno pomena regionalnih in lokalnih središč šibka, s prešibkimi regionalnimi središči (in • etnična struktura in medetnični odnosi; so močnimi konkurenti), zato so že prisotne pomembni zaradi stabilnosti ter kot človeški centrifugalne težnje v smislu gravitacije razvojni potencial. Slovenija sodi z manj nekaterih predelov. Značilne in obenem kot 90 % naslovnega naroda med etnično razvojno slabe so različne paritete v razmeroma heterogene države. Zgledna slovenskem prostoru od medlokalnih (med skrb za avtohtone manjšinske skupnosti vasmi) do medregionalnih Italijanov, Madžarov, nekoliko manj pa • odnosi med središčem in obrobjem: tudi za Rome, se srečuje s podobni pritiski zajemajo vse interakcije politične, kulturne, tudi imigrantskih skupnosti iz nekdanjega ekonomske in upravne (administrativne) jugoslovanskega prostora. Slednje so narave, ki se vzpostavljajo med populacijsko se zaradi jezikovne bližine razmeroma in ekonomsko močnimi urbanimi območji hitro integrirale v slovensko okolje. Pri v osredju države ter praviloma šibkejšimi gospodarskem prodoru proti jugovzhodu območji (regijami) v robnih in obmejnih so lahko pomemben povezovalni dejavnik predelih. Lokalizmi in regionalizmi, • lastnosti narodne identitete in drugih naslonjeni na odpor do »središča«, so v identitet; narodno identiteto sestavlja vrsta slovenskem prostoru precej močni objektivnih in subjektivnih elementov, • moč in vpliv državnega središča; ki jih je mogoče razvrstiti v pet skupin: prestolnice so praviloma največja mesta in kulturno-jezikovne, zgodovinske, zaradi koncentracije kapitala, prebivalstva prostorske, socialnogospodarske in kot človeškega potenciala (znanje, politične. Posameznik si jo pridobi in jo sposobnosti, institucije), infrastrukturnega razvija v procesu socializacije, ki poteka vse vozlišča in drugih lastnosti s prevlado življenje. Narodna identiteta je dokaj trajna, tendenc koncentracije izjemno razvojni ni pa nespremenljiva. Slovenska identiteta dejavnik celotne države. Središča nudijo ima močno poudarjeno jezikovno plat, kar najrazličnejše storitve od delovnih mest je zlasti med pripadniki manjšin, izseljenci najrazličnejših profilov in zahtevnosti, in njihovimi potomci dejavnik ločevanja. bogato oskrbo (trgovine, gostinsko- Močno prisotne so tudi regionalne in hotelske in turistične kapacitete, zabavo in lokalne identitete, ki podčrtavajo močno sprostitev, zdravstvo, družbene dejavnosti), navezanost na prostor obsežno in raznovrstno kulturno ponudbo • kulturna aktivnost in organiziranost: je ipd., so privlačna in razpoznavna in kot predvsem integracijski dejavnik navznoter, taka olajšujejo prostorsko in narodno ki utrjuje družbo v povezano skupnost,

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krepi narodno identiteto (pa tudi regionalno znanstvenoraziskovalne sfere. Poleg tega in lokalno), zavest in občutek pripadnosti je treba upoštevati še različne neformalne • odnos do Slovencev po svetu in povezanost oblike izobraževanja in usposabljanja, kot z njimi: slovenske manjšine v »zamejstvu«, so npr. različne jezikovne šole, glasbene izseljenci in njihovi potomci predstavljajo šole, tečaji, športne in rekreacijske šole/ pomemben del slovenskega naroda in tečaji, programi dodatnega usposabljanja kulturnega zaledja. Dragoceni so zaradi in različne druge oblike izobraževanja, svojih izkušenj, poznavanja lastnega usposabljanja in vzgoje, ki pripomorejo in slovenskega okolja, kot dejavniki k večji delovni učinkovitosti, osebni mednarodnega povezovanja ipd. Odnos do razgledanosti, kulturni dejavnosti, boljši manjšinskih ustanov in organizacij mora zdravstveni, športni in rekreativni zavesti biti celovit, upoštevajoč lokalne in državne ter podobno. Pomembna je tako kakovost posebnosti ter upoštevajoč lojalnost do šol in programov kakor tudi njihova držav, v katerih prebivajo, obenem pa naj dostopnost. Slovenija ima razvejan šolski bi spodbujali čimveč stikov na različnih sistem, ki pokriva celoten državni teritorij. ravneh. Potrebno je tudi usposabljanje Zaradi infrastrukturne opremljenosti je prebivalstva za čezmejno komunikacijo na dostop do izobraževalnih možnosti otežen obeh straneh meje oziroma je že opazna gravitacija k središčem • upravno-administrativna organiziranost; je v sosednjih državah v prvi vrsti namenjena delovanju različnih • varnostni sistem: je namenjen varovanju služb na različnih ravneh. Pomembna je ozemeljske celovitosti, gospodarskih medsebojna povezanost prebivalstva v objektov, splošnih in skupnih kulturnih administrativnih enotah in oblikovanje dobrin, varovanje zasebnega premoženja, ter ohranjanje identitete, obenem pa zdravja in življenja prebivalstva. Varnostni tudi konkurenčnost s primerljivimi sistem sestavljajo vojaške (obrambne) in enotami v sosednjih državah. Slovenija policijske sile ter različne oblike civilne je administrativno razdrobljena (majhne zaščite, pa tudi zasebne (ali družbene) občine) in zaradi tega sorazmerno varovalne agencije in ustanove. Vojska centralizirana (med državno in lokalno in policija sta v večini držav tudi temelja ravnijo ni vmesnih stopenj); to je državnosti in pomembna nosilca nacionalne neugodno identitete • izobraževalni sistem; povečuje in • demografski razvoj in struktura: človek vzdržuje človeški potencial, dviga delovne je najpomembnejši razvojni dejavnik. sposobnosti in močno vpliva na kakovost Ohranjanje števila prebivalstva, stalne življenja, oblikuje pa tudi narodno zavest in poselitve, primerne starostne sestave, so identiteto. Sistem šolstva zajema formalne zato med najpomembnejšimi izhodiščnimi stopnje od predšolske vzgoje, osnovne šole, vrednotami in cilji. Prebivalstvena politika, poklicnih in srednjih šol, šol za osebe s ki jo sestavljajo različni gospodarski, posebnimi zahtevami, višjih in visokih šol, zdravstveni, socialni in pravni ukrepi za univerze, umetnostnih akademij, pa tudi povečanje rodnosti na eni ter urejanje

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selitvene dinamike na drugi strani, mora na račun nacionalnih držav) in uvaja voditi k zagotavljanju stabilne demografske čedalje več programov, ki se prek njih strukture. Slovenija sodi med države z zelo izvajajo. Obenem so se v evropskih državah nizko rodnostjo in negativnim naravnim močno razmahnila različna regionalistična prirastkom, zato pa tudi med države, ki gibanja, bodisi kot odpor proti centralizmu bodo morale bistveno večjo pozornost bodisi kot t.i. »etnoregionalizem« namenjati ukrepom prebivalstvene politike • individualizacija: urbani način življenja (Malačič, 1993; Šircelj, 1998) postavlja posameznika, njegove pravice • delovne sposobnosti prebivalstva: gre in potrebe na čedalje vidnejše mesto, za doseganje formalne in funkcionalne obenem pa ga zaradi načina življenja usposobljenosti za opravljanje del in služb vodi tudi v določeno odtujenost. Učinki v gospodarstvu, kulturi, upravi, socialnih individualizacije so zato zelo opazni na dejavnostih, zdravstvu, storitvah in na področju socializacije in komunikacije. drugih področjih, kar navsezadnje vodi k Individualizacija ovira družbeno višji kakovosti življenja domačega kohezivnost (Mlinar, 1994) prebivalstva (Kajzer, 1998), ki ustvarja • informatizacija: proces tehničnega in vabljivo okolje tudi za npr. tuje strokovnjake, tehnološkega razvoja, ki temelji na ki bi to raven še dvigali. razvoju komunikacijske in informacijske tehnologije. Določa družbene odnose, vpliva Zunanji dejavniki. Nabor zunanjih na lokacijo dejavnosti in poselitve, odloča dejavnikov vpliva na družbeni in prostorski o kakovosti bivanja, skratka je odločilni razvoj Slovenije, zajema pa vse okoliščine, dejavnik prostorskega razvoja. Stopnja procese in pojave zunaj teritorija Slovenije in informatizacije je že sedaj eno temeljnih slovenske družbe. Večina dejavnikov izhaja meril standarda in stopnje družbene in iz širše slovenske soseščine (Srednja Evropa, gospodarske razvitosti. Informacijska Jugovzhodna Evropa) oziroma Evrope nasploh, družba je družba komunikacij; hitrost in nekaj pa je svetovnih-globalnih. Nanje je težje kakovost prenosa informacij, spoznanj in vplivati. Mednje sodijo: znanja ter storitev, je temeljna konkurenčna prednost in razvojna zahteva (Trček, • globalizacija: splet procesov in odnosov na 2000). Informatizacija (tehnična stopnja) področjih gospodarstva, politike, kulture, in vsebina (kakovost) informacij je tudi znanosti, družbenih odnosov in informacij, izjemno pomembnega kohezivnega značaja kjer ima dogodek lahko odmeve v širokem tako v smislu družbe tako skupnosti kakor prostoru ali družbi (Boyd, 1999). Slovenije teritorija, ki ga obvladuje in upravlja ni mogoče gledati izolirano, temveč v močni • tranzicija: proces gospodarskega, političnega povezanosti in soodvisnosti z globalnimi in družbenega spreminjanja nekdanjih gibanji socialističnih držav v kapitalistične. Proces • regionalizacija: prizadevanja, da bi imele je zlasti na gospodarskem in tudi družbenem regije večje upravne pristojnosti. EU podpira področju počasnejši kot na političnem oblikovanje regij in njihovo krepitev (tudi (demokratizacija) (Boehm, 1997)

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• fizične lastnosti širšega zaledja Slovenije: sosednjih območij: tri od štirih sosednjih Slovenija je reliefno omejena proti Avstriji držav so članice Evropske unije, dve vojaške (gorato ozemlje) in proti delu Hrvaške, zveze NATO. Nič manj niso pomembne medtem ko je proti Madžarski, Italiji in regionalne iniciative, kot so na primer večjemu delu Hrvaške odprta. Ti elementi Delovna skupnost Alpe-Jadran in pobude so pomembni predvsem kot osnova za Severni Jadran; programa, ki zadevata gostote poselitve, gospodarske usmeritve predvsem alpski prostor (Euromontana, in moči, poteka prometa in infrastrukture. Alpska konvencija), ali pa za Podonavje in Ti elementi imajo sorazmerno skromno srednjo Evropo (program CADSES), ali pa veljavo, če ni tudi ustrezne družbene ne nazadnje tudi pobude za Jugovzhodno organizacije in moči; če jih torej družba ne Evropo (Pakt stabilnosti) obvladuje učinkovito • gospodarska struktura širšega zaledja: • značilnosti poselitve širšega zaledja: je pomembna zaradi gospodarske moči poselitvene značilnosti kažejo na partnerskih oziroma konkurenčnih prebivalstveno in posredno tudi na območij. Gospodarska struktura usmerja gospodarsko in kulturno moč izbranih prometne tokove, obenem pa je medij, območij. Okolica je povprečno, ponekod predmet ali celo sredstvo prodora v slovenski bolj in drugod manj gosto naseljena kot prostor, pri čemer obstajajo možnosti vpliva Slovenija. Odločilnejši pomen kot gostota tudi na identiteto slovenskega prostora poselitve pa ima omrežje mest in njihova in različne vidike kakovosti življenja v funkcija v ožjem in širšem zaledju. V njem. Gospodarsko zelo močna in v tem tem pogledu so večinoma neugodne večje pogledu konkurenčna je zlasti severna koncentracije prebivalstva v bližnji soseščini, Italija, regionalno pa še območji Gradca ker predstavljajo konkurenčna gravitacijska in Zagreba; druga območja v sosedstvu jedra, čeprav lahko (redkeje) pomenijo tudi so v večji meri lahko partnerska kot pa dragoceno podporo slovenskemu omrežju konkurenčna. Gospodarska usmerjenost mest območji v sosedstvu se od slovenskega • infrastrukturna opremljenost širšega prostora precej razlikuje zaledja: Infrastruktura ima izjemen pomen • etnična struktura in mednacionalni odnosi predvsem zaradi tega, ker omogoča boljšo v širšem zaledju: Slovenija je na etničnem (hitrejšo, cenejšo) komunikacijo in usmerja stičišču precej večjih, jezikovno in kulturno prometne in druge tokove k središčem zelo raznolikih sosedov z močnimi in (pospešuje ali zavira centrifugalne težnje). zgodovinsko utrjenimi in uveljavljenimi Prav tako pa je pomembna tudi druga, narodnimi identitetami. Ta širši prostor je še posebej informacijska tehnologija torej po eni strani soočen z večetničnostjo in infrastruktura. Območja v Italiji in in večkulturnostjo, ki je sestavni del Avstriji so na splošno infrastrukturno bolje zgodovinske dediščine, po drugi strani pa še opremljena kot območja v Sloveniji, na vedno obremenjen tudi z določeno latentno Hrvaškem in Madžarskem pa slabše konfliktnostjo. Trije od štirih sosedov so • oblike povezanosti in organiziranosti imeli v preteklosti določeno oblast nad

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slovenskim ozemljem in imajo še sedaj zaledje Slovenije je v glavnem nekonfliktno, predvsem v robnih območjih sorazmerno razen na prostoru nekdanje Jugoslavije močan vpliv zaradi medetničnih vojaških spopadov, • prisotnost agresivnih ideologij: čeprav se zdi in je treba ta prostor opredeliti kot manj v 21. stoletju v kontekstu združene Evrope stabilen in vrste deklaracij o varnosti, miroljubnosti, • mednarodne selitve: Evropska unija je dobronamernosti... nekoliko nenavadno v celoti imigracijsko dokaj privlačna za omenjati obstoj agresivnih ideologij, ne potrebno delovno silo ne le iz Vzhodne in moremo mimo dejstva, da te vendarle še Jugovzhodne Evroope, temveč v čedalje obstajajo. Pri tem ne gre toliko za namere večji meri iz Afrike in Azije. Prostorska o vojaških podvigih in ozemeljskih mobilnost prebivalstva se povečuje in pričakovanjih, temveč za ideologije, ki ustvarja še bolj multikulturna okolja in skušajo na različne načine efektivno situacije (Verlič Christensen, 2002). obvladovati slovenski prostor gospodarsko in kulturno; uperjene so najprej zoper Prostorski, gospodarski, družbeni in slovenske manjšine etnični razvoj Slovenije je odvisen od niza • kulturna moč in vplivnost sosednjih regij, med seboj prepletajočih se dejavnikov. Na držav in nacij: je sorazmerna številčnosti nekatere je mogoče neposredno vplivati in jih in ustvarjenemu dohodku, ki skupaj spreminjati sebi v prid, pri drugih je smiselno prispevata k večjemu ali manjšemu vplivu izbirati partnerje in zaveznike, pri tretjih je izbrane etnije (naroda, nacije, države) najprimernejše izogibanje ali pa nasprotovanje. v sosedstvu. Država ima na razpolago Uspešen slovenski razvoj v evropskih okvirih vrsto pomembnih institucij, ki pomagajo ne more biti samoumevna posledica vključitve oblikovati, razvijati in tudi širiti narodno v to naddržavno skupnost, temveč le rezultat (nacionalno) identiteto. Slovenija je v tem zavestnih, premišljenih in vztrajnih dejanj. pogledu v položaju šibkejšega: vsi sosednji Ne smemo pozabiti obdobij, ko so bila za narodi so številčnejši, imajo starejšo neuspehe na zgoraj imenovanih področjih državniško tradicijo in daljši čas vplivanja kriva močna središča v jedru večetničnih na slovenski prostor (zlasti na obmejna državnih sistemov (Dunaj v času Habsburške območja) monarhije, Beograd v času obeh Jugoslavij in • upravno-administrativna organiziranost: skoraj bi nekateri videli v podobni vlogi tudi je najprej pomembna zaradi doseganja Bruselj). Čeprav ni mogoče zanikati obsežnih notranje kohezivnosti, racionalnosti in področij, kjer je in bo vpliv drugih, še posebej učinkovitosti delovanja in zagotavljanja sosednjih držav, izredno pomemben, ima storitev na različnih ravneh. Območja v na drugi strani Slovenija na razpolago vrsto sosednjih državah imajo v povprečju večje institucij države in nižjih upravnih ravni ter administrativne enote, predvsem pa bolj možnosti organizacije in institucij civilne dograjen sistem hierarhije administrativnih družbe. Razpolaga tudi z vrsto izkušenj enot številnih generacij, ki so živele v okviru • politična stabilnost širšega okolja: širše različnih državnih sistemov. To je pomembna

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295 Entwicklungsfaktoren Sloweniens

Entwicklungsfaktoren Sloweniens schen und der kapitalistischen Gesellschafts- Eine Analyse ordnung innerhalb Europas, andererseits den Abschied vom Modell des klassischen europä- ischen Nationalstaates. Diese Prozesse erfor- Der vorliegende Beitrag behandelt die Ent- dern auf jeden Fall nüchterne Überlegungen wicklungsfaktoren Sloweniens in der Europä- und relativ rasche Entscheidungsprozesse. Die ischen Union. Der einleitenden Darstellung großen geopolitischen Veränderungen sind in einiger Schlüsselprozesse der EU-Erweiterung erster Linie eine Folge der Erkenntnis, dass die folgt eine Analyse der Faktoren, die die nati- wirtschaftliche, kulturelle und politische Do- onale Entwicklung Sloweniens bedeutend be- minanz Europas in der Welt vorüber ist. Wenn einflussen. Die hier vorgestellten Grundziele die ökonomischen und gesellschaftlichen Er- Sloweniens kann man nur mit einer sorgfältig rungenschaften der Vergangenheit beibehal- durchdachten Strategie erreichen. Diese muss ten und weiterentwickelt werden sollen, muss vor allem Faktoren berücksichtigen, die auf daher durch Integrationsprozesse ein europäi- die nationale Entwicklung größten Einfluss sches Gleichgewicht hergestellt werden. Diese haben. Der Beitrag gibt die Analyse innerer Errungenschaften können auf den gemeinsa- und äußerer Faktoren wieder und schließt mit men Nenner „Lebensqualität“ gebracht wer- der Bewertung der Entwicklungsmöglichkeiten den. Slowenien ist der Europäischen Union Sloweniens in der Europäischen Union und in der Phase ihrer größten räumlichen Erwei- der damit verbundenen Risiken. terung und der damit verbundenen enormen Vergrößerung ihrer Einwohnerzahl beigetre- Mit dem Beitritt zur Europäischen Union be- ten. Diese Erweiterung stellt eine ungeheure endet Slowenien eine – aus historischer Pers- Herausforderung für alle Beteiligten – für die pektive zweifellos äußerst wichtige, aber kur- alten und für die neuen Mitglieder sowie für ze und offensichtlich vorübergehende – Periode die im Osten angrenzenden Staaten – dar. Die des Bestehens einer unabhängigen Eigenstaat- alten Mitgliedsstaaten müssen die ökonomi- lichkeit. Erneut gliedert sich Slowenien in eine sche Last der europäischen Integration tragen. sehr heterogene und sowohl kulturell als auch Hinzu kommen bestimmte Risiken, die die sprachlich vielfältige Gemeinschaft ein. Dies Transformationsprozesse in den ehemaligen bedeutet eine große strategische Veränderung, kommunistischen Staaten mit sich bringen, denn eine so große, ökonomisch starke, recht- drohende Rezession (die die Strukturproble- lich reglementierte und in den Fundamenten me und Globalisierung reflektiert), Bürokratis- demokratische Staatengemeinschaft hat in Eu- mus (damit verbunden: steigender Verbrauch ropa in dieser Form noch nicht existiert. Die- öffentlicher Mittel bei zunehmender Ineffizi- ser Prozess der Vereinigung bedeutet auch die enz) und nicht zuletzt die Suche nach einer Überwindung und die Verwischung der Spu- stärkeren Rolle Europas in der Welt. Gerade ren des durch feindliche Blöcke geteilten Eu- Letzteres erscheint im vergangenen Jahrzehnt ropas, das ein halbes Jahrhundert bestanden in Bezug auf die unmittelbaren Nachbarregio- hat. Dies bedeutet einerseits die Auflösung nen auf dem Balkan als regelrechte Bauchlan- der Spannungen zwischen der kommunisti- dung. Die neuen Mitglieder müssen sich den

296 Entwicklungsfaktoren Sloweniens akzeptierten und überwiegend bewährten von mittlerweile fünfundzwanzig Staaten mit Normen anpassen und in allen Bereichen ent- 451 Millionen Einwohnern. Fünfundzwanzig sprechende Qualität erreichen. Der Zeitpunkt Staaten, neunzehn Amtssprachen, tatsächlich eines engeren Zusammenschlusses und einer aber wesentlich mehr Sprachen, Kulturen und intensiveren Zusammenarbeit ist gekommen. kollektive (Volks-)Identitäten. Neben den un- Das bedeutet die Betonung von Offenheit und terschiedlichen Ethnien und Nationen setzt Weltbürgertum, birgt aber auch die Entwick- sich die heterogene europäische Gesellschaft lungsfallen und Risiken, die das so veränderte auch aus zahlreichen Einwanderern und de- Europa in sich trägt. Dieses Europa muss ver- ren Nachkommen nicht nur aus dem europä- antwortungsvoll gestaltet, verändert und ver- ischen Raum, sondern auch aus Asien, Afrika waltet werden. und Lateinamerika zusammen. Heute stellen In der zehnjährigen Phase der Annäherung die Immigranten in den meisten Ländern der Sloweniens an die EU haben sich in erster Li- Europäischen Union einen beträchtlichen An- nie Probleme rechtlicher und struktureller An- teil der Bevölkerung und unterscheiden sich passungen gezeigt. Verschiedene Studien war- in Bezug auf Kultur, Religion, Lebensweise, nen vor Unzulänglichkeiten Sloweniens und Wertvorstellungen und andere Eigenschaften dessen Gesellschaft. Darunter befindet sich deutlich von den Altansässigen. Die Durchmi- die sehr breit angelegte Untersuchung „Slowe- schung über Generationen hinweg führte zur nien und die Weiterentwicklung der Europäi- Verschmelzung und zu einer neuen Realität schen Union1“, die auch die Grundlage dieses der europäischen Einwohnerschaft. Die natio- Beitrages darstellt. Natürlich kann man diese nalen Ideologien strebten in der Vergangenheit umfassende Thematik weder in einem kurzen eine ethnische Vereinheitlichung auf dem Ter- Artikel wiedergeben, und der Leser soll nicht ritorium der betreffenden Staaten an und üb- mit analytischen Einzelheiten belastet wer- ten dabei verschiedene Formen von Assimilati- den. Deshalb haben wir uns insbesondere an onsdruck – von Pression im Bereich Schule und den grundlegenden Parametern der nationalen Kultur bis hin zu gewaltsamen Massenumsie- Entwicklung Sloweniens im Rahmen einer er- delungen oder sogar bis zum Genozid – aus. weiterten Europäischen Union orientiert. Wir Trotzdem ist Europa ethnisch und kulturell berücksichtigen dabei die Umstände, Prozesse inhomogen geblieben. und Phänomene in Slowenien und in der Welt, Diese sprachlich und kulturell vielfältige euro- die die Entwicklung grundlegend beeinflussen. päische Gesellschaft, bestehend aus National- Damit wollen wir die kritische Diskussion staaten, Staatsvölkern, ethnischen Gemein- über die Perspektiven und Gefahren der Ent- schaften ohne eigenen Staat, einer großen Zahl wicklung Sloweniens innerhalb der multieth- autochthoner nationaler Minderheiten sowie nischen Europäischen Union fortsetzen, vor Zuwanderern ist einerseits sehr aufwändig allem was Volksidentität, Sprache und Kultur und teuer zu verwalten und verlangt anderer- betrifft. seits ein hohes Maß an Toleranz und ständig neue Kompromisse aller Beteiligten. Die Sat- Merkmale der Entwicklung der Europäischen zungen des Europarates und des europäischen Union. Die Europäische Union ist ein Verbund Parlaments sowie der anderen EU-Behörden

297 Entwicklungsfaktoren Sloweniens unterstützen zumindest deklamatorisch die der Europäischen Union. Der Beitritt zur Eu- kulturelle Vielfalt Europas, sowohl in Bezug ropäischen Union bringt eine wesentliche Ver- auf autochthone ethnische Gemeinschaften änderung der geopolitischen Lage Sloweniens als auch auf die verschiedenen Einwanderer- mit sich. Neben dieser strategisch bedeuten- gruppen. Der Schutz der Volksidentität, der den Tatsache darf man die Wertvorstellun- Sprache und der Kultur besaß und besitzt in gen nicht übersehen, deren Erfüllung die Le- Europa auch weiterhin eine wesentliche stra- bensqualität einer Nation, eines Staates und tegische Bedeutung, die durch die nationalen einer Gesellschaft in verschiedenen Bereichen Verfassungen und verschiedene Grundsatzdo- sichert. Angeführt werden nur diejenigen, die kumente der Mitgliedsstaaten deutlich hervor- Ausdruck des gesellschaftlichen Konsenses gehoben wird. sind und verhältnismäßig oft – wenn auch Neben der Vielfalt des europäischen Raumes nicht immer gemeinsam – als wichtige Prio- und der Gesellschaft ist es notwendig, speziel- ritäten in Zusammenhang mit verschiedenen le Schlüsselerscheinungen und Prozesse zu be- Strategien angegeben werden: rücksichtigen, die erfahrungsgemäß wesentli- • Bewahrung der territorialen Einheit, chen Einfluss auf die nationale Entwicklung in • Bewahrung und Entwicklung nationaler Slowenien haben werden: und anderer Identitäten, • Bewahrung des Kulturerbes, • Verschiebung der „Peripherie“ in Richtung • Erhaltung und Entwicklung des menschli- Osten, chen Potenzials: demografische Struktur, • wachsende Peripherisierung bestimmter Vitalität, berufliche Qualifikation und Leis- Gebiete, tungsfähigkeit sowie stabile Besiedelung der • starker Immigrationsdruck aus Asien und gesamten Kulturlandschaft; eine besondere Afrika, Rolle spielt hierbei das Erziehungswesen, • sehr geringe Natalität und damit verbunde- • Bewahrung der biotischen Vielfältigkeit ner Rückgang der Bevölkerungszahl, und Vitalität, • demografische Strukturprobleme in peri- • Schutz der Umwelt und die Beseitigung be- pheren Gebieten, reits eingetretener Schädigungen, • starke Konzentration der Macht in einigen • Erhaltung und Entwicklung der wirt- großen Zentren, schaftlichen Potenziale: Produktionsmög- • Assimilationsdruck, vor allem auf kleinere lichkeiten, technische, technologische und Gemeinschaften, räumliche Kapazitäten auf den Gebieten • wachsende soziale Stratifikation, Industrie und Gewerbe, Entwicklung des • starke regionalistische Bewegungen, Dienstleistungssektors, Konkurrenzfähig- • Stärkung der Minderheiten, keit der Landwirtschaft bei Sicherung der • wachsende Multikulturalität der europäi- strategischen Reserven sowie Schutz der schen Gesellschaften, Umwelt und Pflege der Kulturlandschaft, • Vergrößerung interregionaler Unterschie- • Qualität der Infrastruktur: Verkehrsinfra- de. struktur (Straßen, Eisenbahnen, Flughä- Grundziel der Entwicklung Sloweniens in fen, Fluss- und Seehäfen), Energie-Infra-

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struktur (Strom-, Erdgas-, Fernwärmenetz kann sich aber anderswo vor allem strukturell u. Ä.), Kommunikationsinfrastruktur (Te- anpassen, indem es Verbündete und Partner lefonnetz, Internet, Mobilfunknetz) sowie sucht. Im Folgenden werden die inneren und gesellschaftliche Infrastruktur (Organisa- äußeren Faktoren der Entwicklung dargestellt: tionen und Einrichtungen auf staatlicher bzw. lokaler Ebene [öffentliche Ämter], pri- Innnere Faktoren. Zu den inneren Entwick- vate Initiativen als Faktoren der Zivilgesell- lungsfaktoren Sloweniens zählen diejenigen, schaft u. Ä.), die unmittelbar aus dem slowenischem Raum • Qualität des Lebensraumes, die sowohl das und der slowenischen Gesellschaft hervorge- unmittelbar besiedelte Gebiet als auch die hen: dazugehörigen Erholungsgebiete betrifft, • Die physischen Eigenschaften des Gebietes: • Lebensqualität der Bevölkerung, die neben verkehrtechnische Bedingungen, Klima, der Wohnqualität insbesondere auch das Landschaftsformen, aber auch verschiede- System der Sozial- und Gesundheitsfürsor- ne gesellschaftliche Merkmale, wie Dichte ge umfasst, und Typus der Besiedelung. • soziale Sicherheit, Gerechtigkeit und Zusi- • Die infrastrukturellen Bedingungen umfas- cherung gleicher Möglichkeiten für die ver- sen Dichte und Qualität sowie die wechsel- schiedenen Bevölkerungsgruppen hinsicht- seitige Verbindung von Verkehrs-, Energie-, lich Geschlecht, Alter, sozialer Position, Kommunikations- und gesellschaftlicher Religions- und Volkszugehörigkeit u. Ä., Infrastruktur. Slowenien besitzt ein gut • gesellschaftlicher Zusammenhalt, ausgebautes Autobahnnetz, das System der • Gleichberechtigung und Nichtdiskriminie- übrigen Infrastruktur ist hingegen unzu- rung der verschiedenen gesellschaftlichen reichend und in hohem Maße lokalen In- Gruppen, teressen untergeordnet. Einige, vor allem • persönliche, soziale, Vermögens- und grenznahe, periphere Gebiete sind infra- Rechtssicherheit; in diesem Zusammen- strukturell sehr schlecht ausgestattet. hang ist die Effizienz der Sicherheitskräfte • Die Wirtschaftstruktur setzt sich aus dem (Polizei, Armee) von Bedeutung, die sowohl Verhältnis zwischen den verschiedenen auf persönlicher als auch auf kollektiver Wirtschaftsbereichen, Eigentumsverhält- (nationaler) Ebene die Sicherheit garantie- nissen und Produktivität zusammen. Slo- ren sollen . wenien hat sich in einem guten Jahrzehnt von einer typisch industriellen Wirtschaft Entwicklungsfaktoren Sloweniens in der Eu- hin zur Dienstleistungswirtschaft entwi- ropäischen Union. Die vorgestellten strate- ckelt. Unterdessen ist die Bedeutung der gischen Ziele der Entwicklung Sloweniens in Landwirtschaft, abgesehen von der Pflege der EU sind langfristig und sehr komplex. Ver- der ländlichen Kulturlandschaft, stark zu- wirklichen kann man sie durch eine alle heimi- rückgegangen. Sichtbar ist der Trend zum schen und internationalen Umstände berück- Zusammenschluss von Unternehmen, die sichtigende Politik. Slowenien kann nur einige Schließung von Kleinbetrieben, die Abwan- Bereiche der Entwicklung aktiv beeinflussen, derung der Produktion in andere Länder, die

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Ansiedlung ausländischer Betriebe u. Ä. Die hohe Konzentration der Versorgung (Han- Eigentumsstruktur hat sich stark verändert del, Gastgewerbe, Hotel- und Tourismus- (Privatisierung, Erwerb durch Ausländer). kapazitäten, Unterhaltung und Regenera- Die Wirtschaftsstruktur gilt als relativer tion, Gesundheitswesen, gesellschaftliches Schwachpunkt. Leben), ein umfangreiches und vielfältiges • Die räumliche Kohäsion bezeichnet den kulturelles Angebot u. dgl. mehr. Es übt eine Zusammenschluss verschiedener Gebiete hohe Anziehungskraft aus und begünstigt des Landes zu einer territorialen und ge- damit die Entstehung von staatlicher Iden- sellschaftlichen Gemeinschaft, die ein in- tifikation und Volksidentität. Mit dem Ge- frastrukturelles System und die Einheit sagten wollen wir aber in keiner Weise die des Staates, das Staatsbewusstsein der Ein- Bedeutung regionaler und lokaler Zentren wohner u. a. ermöglicht. Slowenien ist nur vernachlässigen. im Zentrum stark integriert, während wei- • Die ethnische Struktur und zwischenethni- te Grenzgebiete infrastrukturell unzurei- sche Beziehungen spielen für die staatliche chend ausgestattet sind, mit zu schwachen Stabilität eine wichtige Rolle. Mit weniger regionalen Zentren, weshalb in einigen Ge- als 90 % Slowenen in der Gesamtbevölke- bieten zentrifugale Tendenzen vorhanden rung zählt das Land zu den ethnisch ver- sind. hältnismäßig heterogenen Staaten. Einem • Die Beziehungen zwischen dem Zentrum vorbildlichen Status der autochthonen Min- und der Peripherie umfassen alle Interakti- derheiten der Italiener und Ungarn – etwas onen politischer, kultureller, ökonomischer eingeschränkter gilt dies auch für die Roma und administrativer Natur, die zwischen – steht ein Drängen der Immigrationsge- den bevölkerungsreichen und ökonomisch meinschaften aus dem ehemaligen jugosla- entwickelten urbanen Gebieten und in der wischen Raum nach ähnlichen Rechten ge- Regel wirtschaftlich rückständigeren Ge- genüber. Die Letzteren können sich wegen bieten in grenznahen Regionen erfolgen. der sprachlichen Verwandtschaft rasch in Die auf lokaler und regionaler Ebene vor- die slowenische Lebensumwelt integrieren. handene Abneigung gegenüber dem „Zen- Bei wirtschaftlichen Kontakten mit dem trum“ ist in Slowenien stark ausgeprägt. südosteuropäischen Raum können sie ei- • Die Dominanz der städtischen Zentren: Die nen bedeutenden verbindenden Faktor dar- Hauptstadt ist in der Regel die größte Stadt stellen. des Landes und ist wegen der Konzentra- • Die Eigenschaften der Volksidentität und tion von Kapital, Bevölkerung als mensch- anderer Identitäten: Die Volksidentität be- liches Potenzial (Wissen, Fähigkeiten, steht aus einer Reihe objektiver und sub- staatliche Institutionen), infrastruktureller jektiver Elemente, die sich in fünf Gruppen Knotenpunkte und anderer Eigenschaften (kulturell-sprachliche, historische, geogra- führend bei herausragenden Entwicklun- phische, soziale und wirtschaftlich-politi- gen und Errungenschaften des Staates. Das sche) einordnen lassen. Der Einzelne erlangt Zentrum bietet die meisten Arbeitsplätze und entwickelt sie im Prozess seiner Soziali- unterschiedlicher Anforderungsprofile, eine sation, der ein ganzes Leben lang andauert.

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Die Volksidentität ist relativ beständig, je- keit mit vergleichbaren Einheiten in den doch nicht unveränderbar. Die slowenische benachbarten Staaten. Slowenien ist admi- Identität betont stark die sprachliche Kom- nistrativ in kleine Gemeinden zersplittert, ponente, was insbesondere für Angehörige andererseits jedoch relativ zentralistisch or- von Minderheiten und Einwanderern einen ganisiert, weil es zwischen der staatlichen ausgeprägten Ausgrenzungsfaktor bedeu- und der lokalen Ebene keine Zwischenstu- tet. Stark ausgeprägt sind auch regionale fen gibt, was sich als nachteilig erweist. und lokale Identitäten, die die starke Ver- • Das Bildungswesen steigert die Chancen des bundenheit mit der Region unterstreichen. Einzelnen auf dem Arbeitsmarkt und beein- • Das kulturelle Leben stellt einen wesentli- flusst maßgeblich die Qualität des Lebens, chen Integrationsfaktor nach innen dar, der formt aber auch nationales Bewusstsein die Gesellschaft zu einer stabilen Gemein- und Identität. Das System des Schulwesens schaft verfestigt und (auch regionale und umfasst die Stufen der Vorschulerziehung, lokale) Volksidentität und das Staatsbe- Grundschulen, Berufschulen und Mit- wusstsein stärkt. telschulen, die Schulen für Personen mit • Die Beziehungen zu den Slowenen im Aus- besonderen Bedürfnissen, Akademien, land: Die slowenischen Minderheiten jen- Fachhochschulen, Universitäten, Kunsta- seits der Grenze sowie Auswanderer und kademien und Forschungseinrichtungen. deren Nachkommen stellen einen wichti- Hinzu kommen noch Weiterbildungsein- gen Teil des slowenischen Volkes und des richtungen, wie z. B.Sprachschulen, Mu- slowenischen Kulturraumes dar. Bedeutend sikschulen, Sport- und Freizeitvereine, die sind sie vor allem als Faktoren in den inter- durch verschiedene Formen der Bildung nationalen Beziehungen. Die Beziehungen und Weiterbildung zu größerer Arbeitseffi- zu Minderheitenorganisationen müssen auf zienz, persönlicher Allgemeinbildung, kul- allen Ebenen stattfinden und lokale und turellem Engagement, besserem Gesund- staatliche Besonderheiten sowie die Loyali- heitsbewusstsein u. Ä. verhelfen. Wichtig tät zu den Ländern, in denen sie ansässig sind sowohl die Qualität der Schulen und sind, berücksichtigen. Zugleich sollte aber die Bildungsinhalte als auch ihre Zugäng- ein möglichst enger Kontakt auf verschie- lichkeit. Slowenien hat ein differenziertes denen Ebenen angeregt und die Voraus- Schulsystem, das das gesamte Land ab- setzungen für eine grenzüberschreitende deckt. Auf Grund der infrastrukturellen Be- Kommunikation der Bevölkerung auf bei- dingungen ist allerdings der Zugang zu Bil- den Seiten der Grenze geschaffen werden. dungsmöglichkeiten erschwert, und es lässt • Die Organisation der Verwaltung bezieht sich ist bereits die Anziehungskraft von sich in erster Linie auf die Tätigkeit ver- Zentren in den Nachbarstaaten feststellen. schiedener Ämter auf unterschiedlichen • Das Sicherheitssystem soll den Schutz der Ebenen. Wesentlich ist die Verbundenheit territorialen Einheit, der Wirtschaftsobjek- der Bevölkerung mit den eigenen Adminis- te, der kulturellen Güter, des Privatvermö- trationseinheiten und die Identitätsbildung, gens, der Gesundheit und des Lebens der zugleich aber auch die Wettbewerbsfähig- Bevölkerung gewährleisten. Das Sicher-

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heitssystem besteht aus Militär und Polizei, Staates und der slowenischen Gesellschaft verschiedenen Formen des Zivilschutzes, umfassen, wirkt auf die gesellschaftliche und aber auch aus privaten Sicherheitsdiensten. räumliche Entwicklung Sloweniens zurück. Armee und Polizei stellen in den meisten Die Mehrheit der Faktoren geht aus der Nach- Staaten auch das Fundament der der nati- barschaft in Mittel- und Südosteuropa bzw. onalen Souveränität dar und sind wichtige aus Europa im Allgemeinen hervor, einige Fak- Träger der nationalen Identität. toren sind auch global bedingt: • Die demographische Struktur: Der Mensch stellt den wichtigsten Entwicklungsfaktor • Globalisierung: Auf Grund der Verflechtun- dar. Die Erhaltung der Bevölkerungszahl gen von Prozessen und Beziehungen inner- und eine günstige Altersstruktur sind des- halb von Wirtschaft, Politik, Kultur, Wissen- halb als die wichtigsten Ziele zu betrach- schaft und Gesellschaft kann ein Ereignis ten. Die Bevölkerungspolitik beinhaltet Folgeeffekte im breiten Raum oder in der verschiedene Maßnahmen auf wirtschaft- Gesellschaft hervorrufen.4 Man kann Slo- lichem, gesundheits- und sozialpolitischem wenien nicht isoliert, sondern nur in engem sowie rechtlichem Gebiet. Zum Zweck Si- Zusammenhang und in Wechselbeziehung cherung einer stabilen demographischen mit globalen Entwicklungen betrachten. Struktur wird eine Erhöhung der Geburten- • Regionalisierung: Bestrebungen nach grö- rate angestrebt, und auf der anderen Seite ßeren Verwaltungskompetenzen der Regi- soll eine Regulierung von Landflucht und onen: Die EU unterstützt die Stärkung der Verstädterung erreicht werden. Slowenien Regionen (auch auf Kosten der National- zählt zu den Staaten mit einer sehr niedri- staaten) und führt immer mehr Program- gen Geburtsrate und einem damit verbun- me ein, über die sich diese Bestrebungen denen Bevölkerungsrückgang und muss realisieren lassen. Gleichzeitig haben sich in daher bevölkerungspolitischen Maßnah- europäischen Staaten verschiedene regiona- men wesentlich größere Aufmerksamkeit le Bewegungen stark entfaltet, entweder als schenken.2 Widerstand gegen den Zentralismus oder • Die berufliche Qualifikation der Bevölke- als Form eines so genannten „Ethnoregio- rung: Hierbei geht es um die Erlangung der nalismus“. formalen und funktionalen Befähigung zur • Individualisierung: Die urbane Lebensweise Ausübung von Tätigkeiten in Wirtschaft, stellt den Einzelnen, seine Rechte und Be- Kultur, Verwaltung, im Sozialbereich, im dürfnisse immer deutlicher in den Vorder- Gesundheitswesen, im Dienstleistungssek- grund, gleichzeitig aber führt diese Lebens- tor und in anderen Bereichen, was schließ- weise auch zu einer gewissen Entfremdung. lich zu einer höheren Lebensqualität der Die Auswirkungen der Individualisierung heimischen Bevölkerung führt.3 sind deshalb auf dem Gebiet der Sozialisati- on und Kommunikation deutlich sichtbar: Äußere Faktoren. Die Einschätzung der äuße- Sie beeinträchtigt den gesellschaftlichen ren Faktoren, die alle Umstände, Prozesse und Zusammenhalt.5 Erscheinungen außerhalb des slowenischen • Informatisierung: Der Prozess, der auf der

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Entwicklung der Kommunikations- und In- zenden Gebiete spiegeln die Bevölkerungs- formationstechnologie basiert. Er bestimmt zahl und indirekt auch die wirtschaftliche die gesellschaftlichen Beziehungen, nimmt und kulturelle Stärke ausgewählter Gebie- Einfluss auf Wirtschaftsstandorte und Be- te wider. Die Nachbargebiete sind durch- siedelung, bestimmt über die Lebensqua- schnittlich dicht besiedelt, stellenweise lität und ist ein entscheidender Faktor der dichter und anderswo weniger dicht als in räumlichen Entwicklung. Der Grad der Slowenien. Entscheidendere Bedeutung als Informatisierung ist schon jetzt einer der die Besiedelungsdichte haben hingegen die grundlegenden Maßstäbe für den Standard Städte mit ihren Funktionen in der unmit- der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen telbaren und in der weiteren Umgebung. In Entwicklung. Die Geschwindigkeit und die dieser Hinsicht sind größere Bevölkerungs- Qualität der Informationsübertragung so- konzentrationen in der näheren Nachbar- wie die übermittelten Informationen sind schaft zumeist ungünstig, weil sie konkur- grundlegende Konkurrenzvorteile und Ent- rierende Gravitationskerne darstellen. wicklungsvoraussetzungen6 und spielen eine • Die infrastrukturellen Bedingungen in den wesentliche Rolle im Sinne des Zusammen- Nachbarstaaten: Die Infrastruktur hat vor haltes der Gesellschaft und des Staates. allem deshalb besondere Bedeutung, weil • Die Transformation ist der Prozess des wirt- sie schnellere und billigere Kommunika- schaftlichen, politischen und gesellschaft- tion ermöglicht und die Verkehrsströme lichen Übergangs ehemaliger kommunis- in die Zentren lenkt, was die Zentrifugal- tischer in kapitalistische Staaten. Dieser tendenzen beschleunigen oder mindern Prozess verläuft im wirtschaftlichen und kann. Die Gebiete in Italien und Österreich im gesellschaftlichen Bereich langsamer als sind im Allgemeinen infrastrukturell besser im politischen (Demokratisierung).7 ausgestattet als diejenigen in Slowenien, • Die landschaftliche Beschaffenheit der an während in Kroatien und Ungarn oftmals Slowenien angrenzenden Gebiete: Sloweni- schlechtere Bedingungen herrschen. en ist gegen Österreich und teilweise gegen • Formen der Integration und der internatio- Kroatien durch Gebirge begrenzt, während nalen Zusammenarbeit in den Nachbarstaa- es gegen Ungarn, Italien und den größeren ten: Drei von den vier Nachbarstaaten Slo- Teil Kroatiens hin offen ist. Diese Faktoren weniens sind Mitglieder der Europäischen sind vor allem als Grundlage für die Besie- Union, zwei des Militärbündnisses NATO. delungsdichte, die wirtschaftliche Ausrich- Nicht weniger wichtig sind allerdings regi- tung sowie den Verkehr und die Infrastruk- onale Initiativen, wie zum Beispiel die Ar- tur wichtig. Diesen Elementen kommt aber beitsgemeinschaft Alpe-Adria, die Initiativen nur eine verhältnismäßig geringere Bedeu- für die nördliche Adria, Programme für den tung zu, wenn es nicht auch eine entspre- Alpenraum (Euromontana, Alpenkonventi- chende gesellschaftliche Organisation und on), für den Donauraum und Mitteleuropa eine politische Macht gibt, die diese Fakto- (CADSES) und nicht zuletzt auch die Initi- ren kontrolliert. ativen für Südosteuropa (Stabilitätspakt). • Die Besiedelungseigenschaften der angren- • Die Wirtschaftsstruktur der Nachbarstaa-

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ten Sloweniens: Die Wirtschaftsstruktur das Bestehen aggressiver Ideologien zu er- lenkt die Verkehrsströme und ist zugleich wähnen, können wir nicht an der Tatsache Mittler, Gegenstand oder sogar Mittel des vorbei, dass diese dennoch existieren. Dabei Vordringens in den slowenischen Raum. geht es weniger um kriegerische Pläne und Dies hat auch Einfluss auch auf die Identität territoriale Ansprüche, sondern um Ideolo- Sloweniens und auf verschiedene Aspekte gien, die versuchen auf verschiedene Wei- der Lebensqualität. Eine starke Konkurrenz se den slowenischen Raum wirtschaftlich stellt vor allem der norditalienische Raum und kulturell zu beherrschen. dar, was auf die übrigen Nachbarstaaten • Der kulturelle Einfluss der benachbarten weniger zutrifft. Von regionaler Bedeutung Regionen, Staaten und Nationen steht in sind noch die Ballungsräume Graz und Zusammenhang mit Bevölkerungszahl Zagreb; die anderen Gebiete in der Nach- und Bruttonationalprodukt, die gemeinsam barschaft können mehr als Partner denn zu größerem oder kleinerem Einfluss in der als Konkurrenten betrachtet werden. Die Nachbarschaft beitragen. Der Staat verfügt wirtschaftliche Ausrichtung in den Nach- über eine Reihe von Institutionen, die die bargebieten unterscheidet sich maßgeblich nationale Identität formen und verbreiten. von der im slowenischen Raum. Slowenien ist in dieser Hinsicht in der Po- • Ethnische Struktur und Beziehungen zu sition des Schwächeren: Alle Nachbarna- den angrenzenden Gebieten: Slowenien be- tionen sind bevölkerungsreicher, besitzen findet sich an einer ethnischen Schnittstel- eine ältere Staatstradition und haben über le zwischen größeren sprachlich und kultu- einen gewissen Zeitraum hinweg Einfluss rell ungleichartigen Nachbarn mit starken auf den slowenischen Raum (vor allem auf und historisch gefestigten Volksidentitä- die Grenzgebiete) ausgeübt. ten. Dieser Raum ist also auf einer Seite • Die Verwaltungsstruktur ist für den inne- mit Multiethnizität und Multikulturalität, ren Zusammenhalt und die Effizienz bei die Bestandteil des historischen Erbes sind, der Gewährleistung staatlicher Leistungen konfrontiert, auf der anderen Seite hinge- auf verschiedenen Ebenen bedeutend. Die gen immer noch mit latenten Konflikten Gebiete in den Nachbarstaaten haben in belastet. Drei von den vier Nachbarstaa- der Regel größere administrative Einheiten, ten haben in der Vergangenheit in unter- vor allem aber eine besser entwickelte Ver- schiedlicher Form Macht über das heuti- waltungshierarchie. ge slowenische Staatsgebiet ausgeübt und • Die politische Stabilität der Nachbarstaa- beeinflussen auch weiterhin vor allem die ten: Die Verhältnisse in den an Sloweni- Randgebiete relativ stark. en angrenzenden Gebiete sind größtenteils • Die Existenz aggressiver Ideologien: Ob- konfliktfrei, abgesehen von den Gebieten wohl es im 21. Jahrhundert vor dem Hin- des ehemaligen Jugoslawiens, die man auf tergrund eines vereinten Europas und zahl- Grund der vergangenen militärischen Aus- reichen Deklarationen über Sicherheit, einandersetzungen als weniger stabil be- Frieden und gute nachbarschaftliche Bezie- zeichnen muss. hungen ein wenig ungewöhnlich erscheint, • Internationale Migration: Die Europäische

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Union ist für Arbeitsimmigranten insge- ständigen slowenischen Gemeinschaft inner- samt sehr attraktiv, nicht nur aus der Ost- halb Europas. Es geht auch um die Verantwor- und Südosteuropa, sondern in immer grö- tung gegenüber Entwicklungen in der neuen, ßerem Ausmaß auch aus Afrika und Asien. gemeinsamen europäischen Gesellschaft. Des- Die Mobilität der Völker steigt und schafft halb ist die Mitgliedschaft Sloweniens in der in verstärktem Ausmaß multikulturelle EU nicht nur als Möglichkeit der wirtschaft- Umwelten.8 lichen und gesellschaftlichen Entwicklung, sondern auch als Mitverantwortung für das Die räumliche, wirtschaftliche, gesellschaft- Schicksal des alten Kontinents zu sehen. Auf liche und ethnische Entwicklung Sloweniens diese Weise kann auch eines der größten bis- ist von einer Reihe miteinander verflochte- herigen Hindernisse beseitigt werden: Der un- ner Faktoren abhängig. Bei manchen besteht zureichende Bekanntheitsgrad Sloweniens im die Möglichkeit, direkt Einfluss zu nehmen europäischen und noch mehr im globalen Kon- und sie zum eigenen Nutzen zu verändern, text. Vor allem aber kann Slowenien sowohl bei anderen ist es sinnvoll, Partner und Ver- innere als auch äußere Entwicklungsfaktoren bündete zu suchen, bei dritten erscheint eine wesentlich erfolgreicher zugunsten der eigenen Ausweichstrategie oder die Konfrontation am wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, räumli- besten geeignet. Die erfolgreiche slowenische chen, ethnischen und kulturellen Entwicklung Entwicklung im europäischen Rahmen ist kei- beeinflussen. ne selbstverständliche Folge der Eingliederung in diese übernationale Gemeinschaft, sondern das Resultat bewusster, durchdachter und ausdauernder Vorgangsweise. Die Zeiten sind vorbei, in denen für Misserfolge in den oben genannten Bereichen die Zentren multiethni- scher Staatssysteme verantwortlich gemacht werden können (Wien zur Zeit der Habsbur- ger-Monarchie, Belgrad zur Zeit der beiden ju- goslawischen Staaten; manche befürchten dass nun Brüssel eine ähnliche Rolle einnehmen könnte). Obwohl Einflüsse von außen – vor ENDNOTEN – ANMERKUNGEN allem von den Nachbarstaaten – unbestreit- 1 Milan Bufon – Boris Jesih – Dubravko Škiljan – Jernej Zupančič (Red.), Slovenija in nadaljnji razvoj Evropske unije, zaključno poročilo, raziskovalna bar sind, besitzt Slowenien auf der anderen naloga. Ljubljana 2003. 2 Janez Malačič, Prebivalstvo Slovenije danes in jutri. Slovenci in prihodnost. Seite eine Reihe von Institutionen auf staat- Ljubljana 1993; Milivoj Šircelj, Demografski razvoj Slovenije, in IB revija, Jg. 32, H. 1–3 u. 4–5, 1998. licher und lokaler Ebene und Organisationen 3 Alenka Kajzer, Človeški dejavnik in trg dela. Strategija RS za vključitev v der Zivilgesellschaft. Das Land verfügt auch EU. Ljubljana 1998. 4 Gavin Boyd – John H. Dunning (Hg.), Structural change in and cooperation über vielfältige Erfahrungen mehrerer Genera- in the global economy. Cheltenham – Northhampton 1999. 5 Zdravko Mlinar, Individualizacija in globalizacija v prostoru. Ljubljana 1993. tionen, die in verschiedenen staatlichen Syste- 6 Franc Trček, Problemi informatizacije Slovenije, in: Teorija in praksa, Jg. 37, H. 6, 2000. men gelebt haben. Das ist ein wichtiges Erbe 7 Andreja Böhm (Hg.), Privatization in Central and Eastern Europe 1995. auf dem Weg der Herausbildung einer eigen- Ljubljana 1996. 8 Barbara Verlič Christensen, Evropa v precepu med svobodo in omejitvami migracij. Ljubljana 2002.

305 Zukünftig erscheinende und bisher erschienene Publikationen

Wissenschaftliche Reihe Legionäre aus dem Süden Znanstvena zbirka Pavlove hiše Fußballer aus Exjugoslawien in der Vom Leben an der Grenze Steiermark Aufsätze zur Zeitgeschichte der A: Wolfgang Kühnelt südoststeirisch-slowenischen Der Autor erarbeitet in einem historischen Teil Grenzräume das Gewesene und geht der Frage nach, was A: Franz Josef Schober aus ihnen wurde.

Ein Sammelband mehrjähriger Beschäftigung mit der Geschichte der südoststeirisch-slowe- Diskurs und Erinnerung an der nischen Grenze im 20. Jahrhundert steirisch-slowenischen Grenze. Auswahl: Vom Leben an der Grenze im 20. Jahrhundert, Der Kampf um die neue Grenze Eine Analyse anlässlich des EU-Beitritts im Raum MureckApače/Abstall, Ocinje/Gui- A: Elisabeth Schober zenhof, Kramarovci/Sinnersdorf und Fikšinci/ Füchselsdorf, Erinnerungen an die Jahre 1938 Die Autorin untersucht anlässlich des EU-Bei- bis 1945, Dr. Julius Matthèy-Guenet, Dr. trittes Sloweniens mit Hilfe von Tiefengesprä- Sergej Kapralov, Anton Festl, Krieg um Slowe- chen Unaufgearbeitetes und Verschüttetes. nien 1991 …

Audio Compact Disc Die steirischen Slowenen Tagungsband zum Symposium Ljudska pesem na Štajerskem Hg.: Katalin Munda Hirnök & Susanne Eine Bestandsaufnahme der Weitlaner südsteirischen zweisprachigen Sammelband mit Vorträgen zur Konferenz Liedkultur „Ethnologisches Erbe und Kulturkreis der stei- rischen Slowenen“ mit Fachexkursion, 23. – A: Eva Maria Hois 24. September 2004 in Zusammenarbeit mit der Slowenischen ethnologischen Gesellschaft / Slo- Basierend auf Feldforschungsaufnahmen aus vensko etnološko društvo aus dem Jahr 2001 erscheint im Jahr 2006 in Zusammenarbeit mit dem Steirischen Volks- liedwerk ein Tonträger mit Dokumentarmate- rial slowenischen Liedgutes aus dem Südsteiri- schen Grenzgebiet.

306 Bodoče izdane publikacije Pavlove hiše

Literarische Reihe Kunst und Gesellschaft Literarna zbirka Pavlove hiše Umetnost in družba

Schengenblick Gedichte in dt. und slowenischer A: Michael Petrowitsch, V.A. Sprache Themenbeiträge zum Projekt / zbornik k projektu A: Vencelslav Šprager DE 98 S. A5+ EURO 10.- 2003 Pavelhaus – Pavlova hiša Der umtriebige Künstler veröffentlicht erst- ISBN 3-9501567-2-0 mals in der Pavelhausreihe.

Bukaka spat here Lyrikband A: Alexander Brener/Barbara Schurz A: Rezka Kanzian Katalog zur Ausstellung/katalog k razstavi E 136 S. A5 EURO 5.- Neue Gedichte der in Graz lebenden Kärntner 2002 Pavelhaus – Pavlova hiša Slowenin ISBN 3-9501567-1-2

„Leb ich mein Schicksal aus“ A: Josefa Prelog Josefa Prelog – Lebensgeschichte einer steirischen Slowenin – Življenska zgodba Štajerske Slovenke Jožice Prelog DE-SL 168 S. A5 EURO 10.- 2001 Pavelhaus – Pavlova hiša ISBN 3-85013-889-5

Machen Sie mir dieses Land wieder … Naredite mi to deželo spet… Make this country…again V.A. Steirischer Herbst 2001, Katalog zur Ausstellung/ zbornik k razstavi DE-SL-E 58 S. A4 EURO 10.- 2001 Pavelhaus – Pavlova hiša —

307 Bisher erschienene Publikationen in den Reihen der Pavelhaus-Schriften

Wissenschaftliche Reihe Drugačna Radgona / The hidden Znanstvena zbirka Pavlove hiše side of Bad Radkersburg

Plan zum Rundgangsführer Ardigata! Krucinal! A: Heimo Halbrainer Ein slowenisches Schimpfwörterbuch basierend auf DT, SL, E — — EURO 2.- Arbeiten von Josef Matl (1897-1074) zum deutsch- 2004 Pavelhaus – Pavlova hiša slawischen Sprach und Kulturkontakt DT: ISBN 3-9501567-6-3 A: Michael Reichmayr SL: ISBN 3-900181-05-5 E: ISBN 3-900181-06-3 DE–SL 424 S. A5 EURO 25.- 2003 Pavelhaus – Pavlova hiša Band/Knjiga 1 ISBN 3-9501-5673-9

Auf den Spuren der Protestanten, Juden, Roma und Slowenen in und um Bad Radkersburg Rundgangsführer, 2.Auflage A: Heimo Halbrainer DE 103 S. A5 EURO 10.- 2003 Pavelhaus – Pavlova hiša Die Natur des Sollens... Band/Knjiga 2 ISBN 3-9501567-4-7 Erstdruck der mit dem Wartinger-Preis ausge- zeichneten Dissertation des steirischen Philosophen Franz Weber (1890-1975) Po sledeh protestantov, Judov, Prvi natis disertacije štajerskega filozofa Franceta Romov in Slovencev v Radgoni in Vebra (1890-1975), odlikovana z Wartingerjevo nagrado okolici A: Franz Weber Vodnik za obhod DE-SL 181 S. A5 EURO 15.- A: Heimo Halbrainer 2004 Pavelhaus – Pavlova hiša SL 99 st. A5 EURO 10.- Band/Knjiga 4 ISBN 3-900181-01-2 2003 Pavelhaus – Pavlova hiša Band/Knjiga 2a ISBN 3-9501567-5-5

308 Do sedaj izdane publikacije Pavlove hiše

Drinnen und draußen, wir und ihr. Vom Erleben und Deuten Fremdenfeindlichkeit als soziale Praxis der Zugehö- Srečko Kosovels Integrali: Ein herausgeberisches rigkeit – Eine Feldstudie im Radkersburger Winkel Artefakt und sein Rang als herausragende Erschei- Sovražnost do tujcev kot socialna praksa priprad- nung der slowenischen Avantgarde. nosti – Raziskava na terenu Radgonskega kota A: Erwin Köstler A: Sonja Ebner DE-SL 223 S. A5 EURO 15.- DE-SL 227 S. A5 EURO 15.- 2005 Pavelhaus – Pavlova hiša 2005 Pavelhaus – Pavlova hiša Band/Knjiga 7 ISBN 3-900181-04-7 Band/Knjiga 5 ISBN 3-900181-02-0

Von Ajda bis Žuži Die Sprache im Dorf lassen Eine kulturhistorische und sprachwissenschaftliche Festhalten und Aufgeben der slowenischen Sprache Studie über österreichische Rindernamen. in Radkersburg und Umgebung. A: Michael Reichmayr A: Andrea Haberl-Zemljič DE-SL 199 S. A5 EURO 15.- DE-SL 327 S. A5 EURO 15.- 2005 Pavelhaus – Pavlova hiša 2004 Pavelhaus – Pavlova hiša Band/Knjiga 8 ISBN 3-900181-11X9 Band/Knjiga 6 ISBN 3-900181-03-9

309 Bisher erschienene Publikationen in den Reihen der Pavelhaus-Schriften

Literarische Reihe Unsere Jahresschrift Literarna zbirka Pavlove hiše Naš letni zbornik

Mein grimmiges Jahrhundert Eine Auswahl an Gedichten von Avgust Pavel in ungarischer, slowenischer und deutscher Sprache A: August Pavel Signal 2004/2005 DE-SL-H 127 S. 120 x 210 EURO 10.- Inhalt/vsebina: Hallo EU – Hallo Slowenien / 2005 Pavelhaus – Pavlova hiša Halo EU – Halo Slovenija; Avstrijski konvent in Band/Knjiga 1 ISBN 3-900181-12-8 manjšinske pravice / Der Volksgruppenschutz im Österreichkonvent; Roma in Europa / Romi v Ev- ropi; Judje v Prekmurju / Juden im Prekmurje und vieles mehr / in drugo V.A. DE-SL 115 S. 216 x 280 EURO 10.- 2004 Pavelhaus – Pavlova hiša ISBN 3-900181-08-X

Signal 2003/2004 Inhalt/vsebina: Josef Schleich – Der Judenschlepper – tihotapec judov; Alois Hergouth – Ein Abend in Sladka Gora – Večer na Sladki Gori; ZeitzeugIn- nen und Jugendliche im Dialog – Priče časa v di- alogu z mladino; Die Minoriten in Graz und Ptuj – Minoriti v Gradcu in na Ptuju; Fremdenfeind- lichkeit als soziale Praxis– sovražnost do tujcev kot socialna praksa und vieles mehr / in drugo V.A.

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DE-SL — 216 x 280 EURO 10.- Kunstkataloge 2003 Pavelhaus – Pavlova hiša Umetnostni katalogi —

Signal 2002/2003 Inhalt/vsebina: Abstall – aus der Zeitgeschichte eines Grenzraumes / Apače – sodobna zgodovina v obmejnem prostoru; Grußwort Judith Simon-Pa- vels / Pozdravne besede Judith Simon Pavel; Der „Brückenbauer“August Pavel / „Graditelj mostov“ Avgust Pavel ; Das Gebiet um Radkersburg in der Josephinischen Landesaufnahme Področje Radgone v »Jožefinski izmeri« und vieles mehr / in drugo In Passing V.A. Katalog der Sommerausstellung 2003 des Pavel- DE-SL — A4 EURO 5.- hauses u. a. mit Sabine Bittner/Helmut Weber, 2002 Pavelhaus – Pavlova hiša Plamen Dejanoff, Luka Dekleva, Sarah Dis, Petra — Gerschner. Kurator: Walter Seidl E 16 S. 190 x 270 EURO 10.- 2003 Pavelhaus – Pavlova hiša Signal 2001/2002 Band / Knjiga 1 ISBN 3-900181-00-4 Inhalt/vsebina: Portrait des Slavisten und Balka- nologen Josef Matl (1897-1974) / portret slavista in balkanologa Jožeta Matla; Die Deutschen in Slowenien 1918-1941 Nemci v Sloveniji 1918-1941; Die Štajerc-Partei 1914-1918 „Štajerčeva“ stranka 1914-1918; Neue Nachbarn – novi sosedi; Steirer & Štajrer: Ein Sprachenfest – praznik jezikov V.A DE-SL — A4 EURO 5.- 2001 Pavelhaus – Pavlova hiša — Radical Positioning Katalog zur Sommerausstellung 2004 des Pavel- hauses u. a. mit Barbara Casper, Irwin, Tanja Ostojič, Transparadiso. Kuratorin: Marina Gržinič E 20 S. 190 x 270 EURO 10.- 2004 Pavelhaus – Pavlova hiša Band / Knjiga 2 ISBN 3-900181-07-1

311 Bisher erschienene Publikationen in den Reihen der Pavelhaus-Schriften

Breaking the visual Katalog zu der im Rahmen des Steirischen Herbs- tes; 2004 im Pavelhaus gezeigten Ausstellung; Mitwirkende Künstler: Tomo Brejc, Richard Crow, Nikolaus Gansterer, N.I.C.J.O.B. u. a.; Kurator: Walter Seidl E 16 S. 190 x 270 EURO 10.- 2004 Pavelhaus – Pavlova hiša Band / Knjiga 3 ISBN 3-900181-10-1

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Artikel-VII-Kulturverein für Steiermark Društvo člen 7 za avstrijsko Štajersko Elisabethinergasse 34 8020 Graz, Austria Telefon/Fax 0043-316-771383

Pavelhaus – Pavlova hiša Laafeld/Potrna 30 8490 Bad Radkersburg, Austria Telefon/Fax 0043-3476-3862 [email protected] www.pavelhaus.at

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