WILLseRoessEr\

Willebadessen, Stadt von Peter Sedlctcek

I. Lage und Entwicklung gebiet. Der Anteil am Oberwälder Land umfaßt Willebadessen das Brakeler Bergland und die Borgentreicher (Foto: Benno Heuscr. Htjxlcr) Die Stadt Willebadessen gehört im Westen noch Börde. zur naturräumlichen Haupteinheit Eggegebirge, während der größte Teil dem Oberwälder Land zu- Das Bergland wird durch Muschelkalkplatten zurechnen ist, einem Teil des Oberen Weserberg- der Brakeler Muschelkalkschwelle gebildet, die um landes. 250-300 m ü. NN liegen, und durch das Flußsy- stem der zur hin entwässernden Nethe Das Eggegebirge besteht in seinem westli- (Nethegau) zerteilt werden. Die meist engen Täler Einwohner: 8.895 chen Teil aus dem nord-süd streichenden und sind kessel- oder kastenförmig ausgebildet. Auf- Fläche: 128,13 km2 nach Westen einfallenden Eggekamm, der durch grund des Einflusses von adligen Gütern verfügt ElnwonnerJe Km': Sandsteine der Unteren Kreide gebildet wird und das Brakeler Bergland noch über einen größeren Höhen über 400 m ü. NN erreicht (westlich Wille- Anteil von Waldflächen (ca.307c, überwiegend badessen 418 m ü. NN). An seinem Steilhang Laubwälder). Der südöstliche Teil des Stadtgebie- sind Blockhalden zu finden; in Borlinghausen hat tes mit den Gemarkungen von Willegassen, der Sandstein Klippen gebildet. Die hat heu- Schweckhausen, Peckelsheim, Löwen, so- ! te überwiegend Fichtenbestände. Parallel zur Egge wie die westlich der Orte liegenden Flächen von tt = l;l verläuft östlich (Neuenheerse-Willebadessen-Bor- Engar und auch lkenhausen gehören zur Borgen- !:l linghausen) ein Längstal, das durch die Ausräu- treicher Börde. Es handelt sich hier um einen Aus- I mung wenig widerstandsfähiger Juratone und raum des Keupermergels, der durch Löß überdeckt t Keupermergel entstanden ist. Nördlich des Stadt- wurde und eine ausgezeichnete Voraussetzung für I t$ teils Willebadessen schiebt sich keilförmig das die landwirtschaftliche Nutzung bietet. Wie für 69,42 28,06 Neuenheerser Hügelland, südlich von Borling- Lößgebiete typisch, ist dieses Gebiet weitgehend hausen das Bonenburger Hügelland in das Stadt- waldfrei. (LDS NRw, Stand: 30.06.95)

93 WILLge,qoesspN

Grundzentrum in einem Das Eggegebirge bildet nicht nur die Wasser- Bereits 1815 hatte die Stadt die Klosterkirche Gebiet mit überwiegend scheide zwischen den Flußsystemen der Weser und mit deren Vitusschrein aus dem Jahre I2O1 als Er- ländlicher Raumstruktur des Rheins, sondern wirkt auch als Regenbaniere, satz für ihre baufällige Pfarrkirche gekauft. I 829 (LEP NRw 1995, Teil A) die zu geringeren Niederschlägen im Oberwälder brannten große Teile des Stadtkerns ab. Ebenso Land und damit auch in der Börde führt. hinterließen weitere Brände in den Jahren 1838 und 1893 ihre Spuren. Bereits 1860 erfolgte der An- I 975 wurden die Die in der Vergangenheit wenig vorteilhafte schluß des Ortes an die Eisenbahn der Strecke Kas- Stadt Willebadessen und die Gemeinden Alten- Lage der Stadt im Verkehrsnetz ist in den vergan- sel - Altenbeken, die 1853 durch den preußischen heerse, Borlinghausen, genen Jahren durch den Ausbau der B 252 "Ost- König eröffnet worden war. Eissen, Engar, Fölsen, westfalenstraße" von Brakel über nach Helmem, Ikenhausen, Arolsen wesentlich verbessert worden. Der neue Peckelsheim ist erstmals 836/839 in den Cor- Löwen, Niesen, Peckelsheim, Schweck- Verlauf der Bundesstraße führt nicht mehr von veyer Traditionen erwähnt. Im Laufe der Zeit ge- hausen und Willegassen Peckelsheim über Bonenburg, sondern verbindet riet es jedoch unter den Einfluß des Paderborner zusammengeschlossen Peckelsheim direkt mit der A 44 bei der Auffahrt Bischofs. Dieser ließ um 1300 den Burgbereich Warburg. Auch der Ausbau der L 828 bindet den und I 3 I 8 die städtische Plananlage südlich der aus nördlichen und westlichen Teil des Stadtgebietes dem I 1. Jh. stammenden "Villa Pykulesum" und Katasterfläche 1994: besser in das überregionale Straßennetz ein und der östlich gelegenen Burganlage errichten. 128,13 km2 steigert die Eneichbarkeit des Mittelzentrums War- davon burg ebenso wie die des - auch als Beschäfti- Auch die anderen Dörfer der heutigen Stadt 65,6 Vo Landwirr gungsort - noch wichtigeren Oberzentrums Pader- Willebadessen sind teilweise sehr alt. So bestand schaftsfläche born. Von den Stadtteilen Willebadessen und schon 868 zum Zeitpunkt der Gründung eines Da- 26,6 Vo Waldfläche Peckelsheim sind die nächstgelegenen Auto- menstiftes in der Gemarkung "Herisi" im Norden 4,0 Vo Verkehrs- bahnanschlüsse (Diemelstadt bzw. Warburg) je- des heutigen Stadtgebietes bereits eine Siedlung fläche weils etwa zehn Kilometer entfernt. Dagegen hat (Altenheerse). Borlinghausen, unterhalb des Eg- 2,5 7o Gebäude- und sich die Lage der Stadt im Bahnnetz verschlech- gekamms gelegen, findet 1065 erstmalig urkund- Freifläche tert. Der Bahnhof Willebadessen, bis 1994 noch liche Erwähnung, Willegassen 1048 und Eissen 0,6 Vo Wasserfläche Eilzugstation auf der Strecke Altenbeken - Kassel, I 189. Die Ortschaft Engar wird bereits zwischen 0,2 Va Erholungs- wurde im genannten Jahr geschlossen. In Warburg 918 und 936 mehrmals erwähnt, Löwen gegen Ende fläche und Altenbeken besteht die Möglichkeit, an dem des 10. Jh.s und Ikenhausen um I 120. Im 13. Jh. (Qüelle: LDS NRw) Interregio-Verkehr der Strecke Dortmund - Pader- treten auch die Namen der Ortschaften Helmern born - Kassel teilzunehmen. Beide Bahnhöfe sind (1213), Fölsen (1215) und Niesen (1275) auf. im regionalen ÖpNV mit Bussen zu erreichen. Im Rahmen der Neuorganisation des ÖpNV innerhalb Bis zum Jahre 1818 stieg die Bevölkerungszahl des 1996 gegründeten Verkehrsverbundes Pader- auf 5.5 I 9 Personen. I 939 waren 6. I 50 und I 950 - born-Höxter wird jedoch angestrebt, den Bahnhof bedingt vor allem durch die Aufnahme von Flücht- Willebadessen wieder zu öffnen und zu einer lingen zu Ende des Krieges - 8.650 Einwohner zu Schnittstelle zwischen Bahn- und Busverkehr zu verzeichnen. Die folgenden Jahre waren gekenn- machen. Der ÖPNV innerhalb der Stadt Wille- zeichnet durch einen Bevölkerungsverlust, da für badessen ist mit dem Schulbusverkehr zum Schul- die stark angewachsene Zahl der Einwohner nicht zentrum in Peckelsheim gekoppelt. genügend Beschäftigungsmöglichkeiten in der Re- gion vorhanden waren. Zwischen l96l und 1975 Der Ort Willebadessen wird 1066 erstmals als ist eine geringfügige Zunahme der Einwohnerzahl Wilbotissum in einer Urkunde Heinrichs IV. er- Tab. l: Einwohnerzahlen in der Stadt Wille- wähnt. I 149 wird durch Bischof Bernhard I. von badessen 1939 - 1995 bei der bäuerlichen Siedlung ein Bene- diktinerinnenkloster gegründet. I 317 verleiht Bi- Jahr Einwohner lndex schof Dietrich von Ittern dem Kloster das Recht, 939 6.150 00 auf seinem Grund und Boden ein befestigtes Städt- 950 8.650 40 chen anzulegen. Dies erfolgt zwischen dem Klo- 961 1.481 22 ster und dem Nethe-Tor mit einem planmäßigen Grundriß. Die Bewohner der Stadt werden keine 910 7.672 25 .A freien Bürger, sondern sie erhalten Hausstelle und 975 1.653 Gartenland vom Kloster zugeteilt, die erblich und 985 7.500 22 verkäuflich sind, für die jedoch dem Kloster Zins 987 1.822 2l zahlen ist. 1810 wird das Kloster aufgelöst, fünf nt 990 1.989 10 Jahre später das Klostergut verkauft. 1911 über- 995 8.895 44 trug der damalige Besitzer das Klostergebäude an die Stiftung Europäischer Skulpturenpark e.V. Quellen: Angaben der Stadtverwaltung; LDS NRW

94 WtLLrgRoEssen

Erwerbstätige 1987: 1.8 l7 -"wi,.,,,

8.500

Erwerbstätige 1994: 1.809 8.000 -r"w;

7.500

I F:l,1;T,:13.,'",, | ä:"f:.';:-** 30.06. 31.12. 30.06. oi.n.tt"irtung.n 1993 t993 1994 ffi

(Quellen: Volkszählung I 987; Abb. 1: Bevölkerungsentwicklung 1988 - 1995 ENerbstätigenrechnung 1994)

zu verzeichnen, nach 1975 ein ebenso geringfügi- von Aussiedlern im genannten Zeitraum wurde die ger Schwund (Tab. l). Seit Mitte der 80er Jahre Gemeinde seit November 1992 von weiteren Zu- Berufs- Berufs- weist die Stadt ein erneutes Bevölkerungswachs- weisungen freigestellt. Das abgeschwächte Bevö1- einpendler auspendler tum auf (Abb. l). Zwischen 1985 und 1995 wuchs kerungswachstum nach diesem Zeitpunkt ist wahr- die Bevölkerung um 18,67o. Die Stadt Willebad- scheinlich auf weitere Zuzüge im Rahmen von Fa- r+s'-(tk essen hatte damit im Kreis Höxter (Mittel 9,27o) milienzusammenführungen und die höheren Sozialvers.-pfl ichtig Beschäf- Ge- tigre: Quelld Landesarbeir$ den höchsten Bevölkerunsszuwachs. burtenraten der Neubürger, deren Familien deut- lich höhere Kinderzahlen (2.T. bis zu sieben Kin- Das größte Bevölkerungswachstum in dieser der) als die Einheimischen aufweisen, zurückzu- Phase erfährt die Stadt zwischen August 1989 und führen (vgl. auch Abb. 1). Oktober 1992 durch den Zuzugvon etwa 800 Aus- siedlern aus der ehemalige Sowjetunion, die über- Neben der Herkunft ist nicht zuletzt ihre Zu- wiegend aus dem Bezirk Polewoje im Altai kom- gehörigkeit zur Baptisten-Gemeinde ein gemein- men. Aufgrund der überproportialen Aufhahme sames Band unter den Aussiedlern. die sich in ei-

T ab. 2z Veränderungen der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 1980-1994 und 1991-1994

I 980 l99l t992 I 993 t994 I 995 Verände- Verände- rung 1980 lng l99l -

1995 in 7c 1995 in c/o

Beschäftige insgesamt l.I05 963 1.018 1.0r3 1.007 1.022 6.1 nach Erwerbsbereichen Land-/Forstwirlschafi, Fischerei t03 o) 51 52 50 /t't 5q) 154 Energie, Bergbau 27 26 24 23 L-) 22 rR 5 l -5,4 Verarbeitendes Gewerbe 315 289 306 305 286 291 0,'7 Baugewerbe 225 t09 l2 t26 t52 197 t2,4 80,7 Handel t24 106 lt4 106 l0l 93 ?50 t2,3 Verkehr/Nachrichtenübermittlun g 54 82 86 80 87 83 5t 7 t,2 Kreditinstitute/Versicherungsgew. 28 22 22 L-) 22 al )5n andere Dienstleistungen t49 t79 210 2t6 208 190 6,t Org. o. Erwerbszweck/priv. Haush. 5 ll il ll 9 9 RO r) t8,2 Gebietskörperschaften/Sozial versich. 75 14 76 7l 69 74 -l--) 0.0

Quelle: Strukturatlas für den Kreis Höxter 1995; Arbeitsamt Paderborn, Juli 1996

95 WtLLggRoESsEn

Einwohner in Stadtteilen: nem ehemaligen Supermarkt im Stadtteil Wille- wasserbeseitigung sind auf mehr Schultern verteilt, badessen ein kirchliches Zentrum geschaff'en ha- was sich positiv auf die Kostenanteile aller Bürger Willebadessen 3.013 ben. Da dieses zwischenzeitlich dem Bedarf nicht auswirkt. Peckelsheim 1.915 mehr genügt, plant die Baptisten-Gemeinde 1996 Eissen 114 den Bau einer neuen Kirche. Die Stadt Willebad- Insgesamt waren 1995 in der Stadt Willebad- Niesen 585 essen wurde durch diese Entwicklung vor erhebh- es sen I .022 sozialv ersicherun gspfl ichti ge Perso- Borlinghausen 493 che Probleme gestellt. So mußte etwa die Schule nen beschäftigt. Das sind 83 Personen (7,5Va) we- Löwen 446 um zwei Klassen erweitert werden. Sprach- niger als I 980. Dabei ist in den 90er Jahren ein ge- Altenheerse 429 schwierigkeiten und kulturelle Unterschiede er- ringer positiver Trend festzustellen. Für den Zeit- Fölsen 279 schweren es zumindest den älteren Aussiedlern. raum von 1991 - 1995 ist ein Anstieg um +6,lVc Engar 291 sich in die neue Welt zu integrieren. Allerdings ent- zu verzeichnen. Die Veränderungen in den einzel- Schweckhausen 234 wickeln die Neubürger eine rege Bautätigkeit in nen Erwerbsbereichen zeigt Tab. 2. In der langfrr- Helmern 205 Eigenleistung. Für Grundstücke eines neuen Bau- stigen Entwicklung fällt besonders der Rückgang lkenhausen 1'7-1 gebietes, das 1996 in Planung ist, bewerben sich der Beschäftigten in der Land- und Forstwirtschaft Willegassen 96 auch zahlreiche Aussiedlerfamilien. mit - 59,2Vo sowie der Anstieg im Verkehrs- und (Ang. d. Gem., Standr 30.06.95) Nachrichtenwesen mit +53,17o und bei den Orga- Tab. 3: Arbeitsstätten und Beschäftigte nach nisationen ohne Erwerbscharakter mit +80 7o auf. Größenklassen 1987 Für die 90er Jahre ist der weitere Rückgang der Land- und Forstwirtschaft sowie der Boom bei den Größenklasse nach Arbeitsstätten Beschäftigte Beschäftigten im Baugewerbe bemerkenswert. Wa- Beschäftigten Anzahl Vo Anzahl 7c ren 1993 nur 126 sozialversicherungspflichtige Be- I 106 32,4 r06 7.3 schäftigte im konjunkturell sensiblen Baugewerbe (= 1A 136 4t,6 362 )4q tätig, so stieg deren Zahl bis 1995 auf 191 19,3ok). 5-9 49 15,0 309 tt1 l0- l9 23 1,0 294 )o) Vor diesem Hintergrund dieser Entwicklungen 20-49 4.0 383 13 ist es verständlich. daß im Jahre 1994 1.882 Er- >= 50 werbspersonen aus der Stadt in eine andere Ge- lnsgesamt 321 100 1.454 100 meinde zur Arbeit pendelten. Bei den 1.007 sozi- alversicherungspflichtig Beschäftigten am Ort Quelle: Volkszählung 1987 (1994) betrug die Zahl der Einpendler 348. Mithin Der Ztzug der Aussiedler hat zugleich die Un- ist ein Pendlersaldo von -1.534 festzustellen. Von terschiede zwischen den Bevölkerungsmengen der den Auspendlern fuhren 592 (31,57o) zur Arbeit beiden größten Stadtteile Willebadessen und nach Warburg, 320 (llVo) nach , Peckelsheim deutlich zugunsten von Willebadessen 251(13 ,3Vo) nach Paderborn, I 83 (9 ,7 7o) nach Bra- verschoben. Betrug der Unterschied zwischen den kel. Weitere wichtige Zielorte für Auspendler aus beiden genannten Orten 1985 nur 450 Einwohner, dem Stadtgebiet Willebadessen sind , so macht die Differenz zehn Jahre später 950 Per- Lichtenau und Höxter. Immerhin noch 22 Perso- sonen aus. nen haben einen Arbeitsplatz im ca. 50 km ent- f'ernten Kassel. Die meisten Einpendler nach Wille- Andererseits brachte der Zuzug der Aussiedler badessen kommen aus den benachbarten Städten der Stadt und ihren Einwohnern auch Vorteile. So Warburg (92 = 26,4Vc), Borgentreich (65 =l8,1Vo), erhöhten die jährlichen Schlüsselzuweisungen des Brakel (46 = 13,2 Vo) und Bad Driburg (36 = l0,3oto ). Landes von 1.200 DM/E. die Haushaltsmittel der Stadt um rd. I Mill. DM. und die vorhandenen fi- Dte Zahl der Arbeitslosen in der Stadt hat sich xen Kosten der Wasserversorgung und der Ab- in den letzten Jahren deutlich erhöht. Während im

Tab. 4: Entwicklung des Fremdenverkehrs 1976 - 1994

Jahr Ubernachtungen Gäste Verweildauer in Taeen Betriebe Betten Auslastune in 7o

976 53.545 +.J^!-3 12,3 39 550 26,1

981 50.971 10.39l 49 26 415 )q4 986 38.463 9.873 ?o 2l +-1 | )7) 989 41.129 9.444 A? t2 308 14) 993 34.345 l r.020 3,1 9 253 44,9 994 24.990 1.391 J.+ 8 288 29.0

ab l98l nur Betriebe mit 9 und mehr Betten; Quellen: Kurverwaltung Willebadessen; LDS NRW

96 WtrLEgenEsspN

Juni l99l nur 157 Personen als arbeitslos registriert Großen Anteil am Tagungstourismus hat die wurden. sind es 402 im März 1996. Von den Ar- B ildungsstätte der Auslandsgesellschaft Nordrhein- beitslosen waren zum gleichen Zeitpunkt 2l ,4 ck Westfalen (früher: Rheinisch-Westfälische Aus- länger als ein Jahr ohne Beschäftigung (Kreis Höx- landsgesellschaft), die 1916 in dem ehemaligen ter: 26. lVc). Die Zahl der arbeitslosen Aussiedler Schulgebäude im Stadtteil Willebadessen begann hat sich in den vergangenen Jahren recht konstant und seit 1995 auch ein weiteres Gebäude rnit 25 zwischen 70 und 75 bewegt. Nur 1994 waren es Betten in der Ackerscheune des ehernaligen Guts- etwas mehr als 100. Durch die steigende Arbeits- hof'es unterhält. Durch diese Erweiterung ist be- losigkeit insgesamt sank der Anteil der arbeitslo- reits 1995 eine neuerlicher Zuwachs zu erwarten. sen Aussiedler an den arbeitslosen Deutschen von 31,1% im Juni 1992 auf 19,4 7o im Juni 1996. Auch die Entwicklung der Landwirtschafi ist durch einen Rückgang der Betriebe um32,7Vc zwi- Die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt ist ge- schen 1979 und 1993 gekennzeichnet (vgl. Tab.5). prägt durch den Rückgang der landwirtschaftlichen Dabei findet eine Umschichtung statt: Während die Beschäftigung, das Fehlen mittlerer und gröf3erer In- Zahl der kleineren Betriebe abnirnmt, steigt die der dustriebetriebe sowie geringem Frerndenverkehr im größeren an. Die Tab. 6 zeigt für die Vergangenheit Stadtteil Willebadessen. einem staatlich anerkann- zugleich einen Rückgang der Vollerwerbsbetrie- ten Luftkumrt, und in den Eggerand-Ortsteilen. be. während der Anteil der Zuerwerbs- und der Ne- benerwerbsbetriebe zunimmt. Die letzte Volks- und Arbeitsstättenzählung 1987 ergab 327 Arbeitsstätten in der Stadt, davon Mit der Umschichtung zwischen den Betriebs- waren 37 (= ll,7c/c) Zweigniederlassungen. Auf- typen geht eine Vergrößerung der Betriebsflächen schluf3reich ist eine Gliederung nach Größenklas- einher. So stieg die durchschnittliche Fläche je Voll- sen (vgl. Tab. 3). Demnach befand sich in der Stadt erwerbsbetrieb von 36,4 ha auf 53,6 ha (davon keine Arbeitsstätte mit 50 und mehr Beschäfiigten; 41.3clc Pachtland), die der Übergungsbetliebe von al,lein 32,4o/c hatten nur einen, weitere 136 (= 17 ,6 auf 22,8 ha (davon 30,34lo Pachtland) und die 41.6'l) nur 2-4 Beschifiigte. der Zuelwerbsbetriebe von 14.2 auf 21 .3 ha (da- von 43,5Vo Pachtland). Auch der Fremdenverkehr ist nicht fiei von Pro- blemen. Tab. zl gibt einen Überblick über die Ent- Die wirtschafiliche Situation der Stadt findet wicklung der letzten Jahre. Mit Ausnahme des Jah- ihren Niederschlag auch in der Realsteuerkrafi, die res 1994 lag die Zahl der Gäste seit l98l bei rd. mir321.3 DM/E. (Kreismittel 7ltl,I DM/E.) we- WasscrschlolJ 10.000 pro Jahr. Im Vergleich zu den Anfiingen niger als die Hälfte des Wertes von Nordrhein- Schweckhausen des Urlaubstourismus im "Lufikurort Willebad- essen" in den 50er Jahren hat dieser Teil an Be- deutung verloren. Neben den allgemeinen Verän- derungen im Frerndenverkehr seitjener Zeit liegen lokale Ursachen sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite. Für die in fiüheren Jahren zahlreichen, privaten Zimrneranbieter ist es z.B. einfacher und rentabler. die Flächen als Wohnraum ganzjührig zu vermieten, als saisonal Gäste aufzu- nehmen. Auch die Lage der Stadt in einer Ziel 5b- Region, die eine 20-25 c/r'ige Förderung von Inve- stitionen irn Fremdenverkehr aus Mittel der Eu- ropäischen Union erlaubt, wird die E,ntwick- lungstendenzen derzcit kaum grundsätzlich verän- dern.

Wie die Tabelle 4 zeigI, ist die Zahl der Be- triebe. der Bctten und der Übemachtungen sL.it lgll I gesunken. Mit durchschnittlich 3.4 Tagen ( 1994) ist Willebadessen demnach vor allern für Kurzur- lauber interessant. Die durchschnittliche Betten- auslastung ist rnit 2c)% (1994) gering. Wegen der geringen Zahl der Betriebe schlagen sich im übrr- gen bereits vereinzelte betriebliche Ereignisse in der Statistik nieder.

9'7

Wrr-r-EgaopssEN

straße und der relativen Nähe zur A 44 soll vor- Tab. 5: Landwirtschaftliche Betriebe 1979 rangig hier Industrie- und Gewerbe angesiedelt und 1993 bzw. weiterentwickelt werden. Im seit 1975 staat- Betriebsgröße 1919 I993 Veränderung lich anerkannten Luftkurort Willebadessen sowie 1919-93 in 7o den anderen am Rande des Naturparks Eggegebir- ge gelegenen Stadtteilen sollen demgegenüber Er- < l0 ha t19 95 -46,9 holung und Fremdenverkehr vorrangig entwickelt 10ha-30ha t82 96 -41 \ werden. Für den Fremdenverkehr dienen ern 30ha-50ha 50 55 r0,0 60.000 qm umfässender Kurpark mit dem Haus des >50ha l4 40 285.1 Gastes und dem Rosengarten, ein Wildgehege, die Gesamt /,1'l < 286 -32.1 Eggequelle, die Stiftung Europäischer Skulptu- renpark e.V. und die bereits erwähnte Bildungs- Strukturatlas für den Kreis Höxter I 995 Quelle: stätte der Auslandsgesellschaft Nordrhein-West- gewerbliche Tab. 6: Landwirtschaftliche Betriebstypen fälen. Die Entwicklung ist im Stadt- > 5 ha 1977 und 1988 teil Willebadessen. wo sich auch eine Nebenstelle der Stadtverwaltung befindet, auf nicht störende Betriebstyp 1977 I 988 Betriebe beschränkt. abs. I c;/a abs. I o/c Haupterwerbsbetriebe 233 80,9 t16 13,0 Die Infrastrukturausstattun g übertrifft die For- davon derungen der Landesplanung für Grundzentren. So gibt es in Peckelsheim ein Schulzentrum mit einer Vollerwerbsbetriebe 170 59,0 9'7 10.2 jeweils zweizügigen Grund- und Hauptschule, ei- Übergangsbetricbe 59 20.5 73 30,3 ner zweizügigen Realschule und einer einzügigen l4 Zucrwerbsbetriebe 1 6 )5 Sonderschule für trmbehinderte. im Stadtteil Wille- Nebenerwerbsbetriebe 55 19. l 65 27.O badessen eine zweizügige Grundschule. Für den

Insgesamt 288 200,0 241 100,0 Besuch eines Gymnasiums werden vor allem die benachbarten Städte Brakel, Wzuburg und Bad Dri- Quelle: Sozialökonomische Betriebserhebung dcr Landwirr burg aufgesucht. Im Schulzentrum in Peckelsheim schafiskammer Westfalen-Lippe 1977 u. 1988 ist auch eine Zweifach-Sporthalle und ein Hallen- bad geleg. Ein zweites, recht großzügiges Hallen- Westfalen eneicht (816, l7 DM/E.). Entsprechend bad im Stadtteil Willebadessen wurde 1993 aus gering ist auch die Steuereinnahmekraft der Stadt Kostengründen geschlossen. mit 668,65 DM/E. Im Vergleich dazu betragen die Werte für den Kreis 1.116.94 DM/E. und für Nord- Auch im Bereich des Einzelhandels und der

rhein-Westfalen 1 .3 8-5,67 DM/E. (Stand 3 1 . 1 2.9 4). Dienstleistungen ist die Grundversorgung gege- ben. Dieses gilt ebenso für die primärärztliche Ver- sorgung der Bevölkerung. Das ehemalige Kran- II. Gefüge und Ausstattung kenhaus im Stadtteil Willebadessen wurde schon Die Stadt Willebadessen ist in der Landespla- 1956 in ein Altenpflegeheim umgewandelt. In näch- nung als Grundzentrum ausgewiesen und sied- ster Zeit soll es von einem privaten Träger in ein lungsstrukturell eine zweipolige Großgemeinde modernes Seniorenzentrum mit betreutem Woh- mit den beiden Schwerpunktorten Willebadessen nen umgestaltet werden. Jeweils eine Apotheke be- und Peckelsheim. Die übrigen elf Stadtteile haben flndet sich in Willebadessen und Peckelsheim. jeweils nur eine geringe Einwohnerzahl - Eissen mit ca. 110 E. ist der größte, Willegassen mit ca. Das Kulturangebot umtaßt neben Stadtbüche- 100 E. der kleinste. Hierbei handelt es sich um rei und Musikschule auch eine Volkshochschule überwiegend landwirtschaftlich geprägte Dörfer und das Christliche Bildungswerk "Die Hegge". mit einer geringen infrastrukturellen Ausstattung. Auch die Kerne der Schwerpunktorte Willebad- III. Perspektiven und Planung essen und Peckelsheim sind durch dörfliche Ge- mengelagen von landwirtschaftlichen und ge- Die weitere Siedlungsentwicklung in der Stadt werblichen Betrieben. Läden. Praxen und Wohn- Willebadessen soll auf die Schwerpunktorte Wille- gebäuden gekennzeichnet ohne eigentliches Ge- badessen und Peckelsheim konzentriert bleiben. schäfiszentrum. Um die Attraktivitiit und Funktionsfähigkeit der beiden Schwerpunkte zu verbessern und Konflik- Peckelsheim ist Standort der öffentlichen te, wie sie in dörJlichen Gemengelagen gelegentlich Dienstleistungen mit Verwaltungs-, Schul- und vorkommen, zu vermeiden, ist sowohl in Wille- Sportzentrum. Wegen der Lage an der Bundes- badessen als auch in Peckelsheim eine Sanieruns

100 WILLggeopssEN der Ortskerne durchgeführt worden. Wie auch in Literatur den kleineren Dörfern innerhalb der neuen Stadt Deutsche Stadtentwicklungsgesellschaft mbH/argeplan Willebadessen. in denen Maßnahmen der Dorfer- Hannover ( I 987): Bericht über das Ergebnis der vorbereiten- neuerung teilweise noch vor den beiden Schwer- den Untersuchungen Willebadessen. Sanierung des Ortskerns. punktorten durchgeführt wurden, wird dabei die Hannover Standortsicherung von gewerblichen und land- Deutsche Stadtentwicklungsgesellschaft mbH/argeplan Hannover (1987): Bericht über das Ergebnis der vorbereiten- wirtschaftlichen Betrieben angestrebt. Entsprechend den Untersuchungen Peckelsheim. Sanierung östlicher Stadt weisen auch die Bauleitpläne Dorfgebiete (MD) kem. Hannover aus. Gesellschaft für Wirtschaftsförderung im Kreis Höxter mbH (Hg.) (1995): Strukturatlas für den Kreis Höxter. Höxter Das dezentralisierle Siedlungsgefüge der Stadt, Landesentwicklungsgesellschaft Nordrhein-Westfalen für die bei nicht einmal 9.000 Einwohnern und einer Städtebau, Wohnungswesen und Agrarordnung GmbH-Ge- schäfisbereich Westfälen-Ost im Autirag der Stadt Willebad- Einwohnerdichte von 65 E./qkm über die Flächen- essen ( 1979): Flächennutzungsplan der Stadt Willebadessen. größe der Stadt verfügt, macht für die Ab- Erläuterungsbericht. Willebadessen wasserbeseitigung und -klärung hohe Aufwen- Landwirtschaftskammer Westfalen-Lippe/Höhere Forst- dungen notwendig. Dabei wurde ein Anschlußgrad behörde (197U): Die land- und fbrstwirtschafiliche Struktur von 95 qa erreicht. Große finanzielle Belastungen und ihre Entwicklungstendenzen in der Stadt Willebadessen, Kreis Höxter (bearb. v. d. Bezirksstelle für Agrarstruktur bestehen ebenso für den kommunalen Straßen- und Lage, Kreisstelle Höxter u. Staatl. Forstamt Neuenheere). Wegebau. Durch Privatisierung und Übertragung Münster (= Land- und lbrstwirtschaftlicher Fachbeitrag I l2) von Einrichtungen und Aufgaben an Trägerverei- Maasjost, L. (1965): Willebadessen. Kreis Warburg, Reg.-Bez. ne konnten jedoch verschiedene Einrichtungen für Detmold. In: Berichte zur deutschen Landeskunde 35. S. 3 l9 die Stadt kostensparend erhalten werden. Maasjost, L. (1965): Peckelsheim, Kreis Warburg, Reg.-Bez. Detmold. In: Berichte zur deutschen Landeskunde 35. S. 252 Nichtsdestoweniger kann die zukünftige Ent- Maasjost, L. (1968): Das Paderbomer Land. Landeskundli- cher Überblick. In: Landesvermessungsamt Nordrhein- wicklung nicht frei von Problemen sein, die ins- Westfalen (Hg.) (1968): Topographischer Atlas Nordrhein- besondere die lokale Beschäftigung und Wirt- Westf alen. S. 296-299. Düsseldorf schaftsentwicklung betreffen. Im Rahmen der in Maasjost, L. (196U): Das Eggegebirge und seine Vorländer. der heutigen Zeit stattfindenden Globalisierung von In: Landesvermessungsamt Nordrhein-Westfalen (Hg.): Wirtschaft und Gesellschaft zeichnet sich für die Topographischer Atlas Nordrhein-Westfalen, S. 300. Düssel- dorf weitere Entwicklung der Stadt Willebadessen über- Maasjost, L, (1913): Südöstliches Westfalen. Berlin-Stuu- wiegend die Perspektive einer Wohngemeinde im gart (= Slg. Geographischer Führer 9) ländlichen Raum ab mit guter Erreichbarkeit der Schoppmeier, H. ( 198 I ): (Willebadessen-)Peckelsheim. naheliegenden Mittel- und Oberzentren. Dortmund (= Westfälischer Städteatlas Lfg. 2, Nr. 12, 4 Bl.)

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