Der Kreis Höxter - Eine Einführung Von Adolf Schüttler
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KnErs Höxrsn Der Kreis Höxter - eine Einführung von Adolf Schüttler Der Kreis Höxter im Oberen Weserbergland Schilfsandsteinhöhen bei Marienmünster und im reicht von Westen nach Osten von dem Kamm der Osten von dem aus hartem Rätsandstein aufge- Egge bis an die Weser und von Süden nach Nor- bauten, 496 m ü. NN hohen Köterberg überragt. den von der Diemel bis an eine niedrige Schwel- Der größte Teil dieses Hügellandes gehört zu der le, welche die Steinheimer Börde von dem Blom- 1970 gegründeten Stadt Marienmünster mit dem berger Becken im Lipper Land trennt (Abb. l). Verwaltungssitz in Vörden. Die Egge ist ein langgestreckter, fast paßloser Das Wesertal ist im Kreisgebiet mit Terras- Nord-Süd verlaufender Schichtkamm mit steilem senflächen wechselnder Breite zwischen dem Bra- Abfall nach Osten aus harten Sandsteinen der Un- keler Bergland im Westen und dem Sollinggewöl- teren Kreide. Der West-Ost-Verkehr wird er- be im Osten 150 bis 200 m tief eingesenkt. Das schwert, und so mußte für die Eisenbahn nach dem Talprotil ist asymmetrisch: Steil fällt das Brakeler Knotenpunkt Altenbeken ein 1.632 m langer Tun- Bergland, zum Teil sogar mit fast senkrechten, kah- nel gebaut werden. Auf dem Eggekamm liegt die len Kalkklippen zum Wesertal ab, während auf der Rhein-Weser-Wasserscheide. So wird das gesam- anderen Seite der aus hartem Sandstein des Mitt- te Kreisgebiet durch Emmer, Nethe und Diemel leren Buntsandsteins aufgebaute Solling viel sanf- nach Osten zur Weser entwässert. ter allmählich anstei gt. Das im Osten an die Egge anschließende lang- Der Talgrund des Wesertals ist zum größten gestreckte östliche Eggevorland (Sandebecker, Teil in den weichen Tonschichten des Oberen Bunt- Driburger, Willebadessen-Bonenburger Hü- sandsteins (Röt) angelegt. Nur an zwei Stellen, wo gelländer und Rimbecker Platte) ist ein von zahl- der Mittlere Buntsandstein (Hauptbuntsandstein) reichen Störungen durchzogenes Schollenmosaik, bis auf die linke Talseite reicht. fließt der Fluß in vorwiegend aus weichen, leicht ausräumbaren engen, epigenetisch angelegten Durchbruch- Mergeln und Tonsteinen des Keupers, Lias und strecken: einmal zwischen Karlshafen und Her- Oberen Buntsandsteins (Röt). Zwischen vielen stelle, wo er in das Kreisgebiet eintritt, und zum kleinen und größeren Ausräumen ragen kleinere, anderen zwischen Blankenau und Wehrden. etwa meist plattenartige Erhebungen aus härterem Ma- halbwegs zwischen Beverungen und Höxter. terial heraus, meist Muschelkalk, wodurch ein un- ruhiges, unübersichtliches Kleinrelief entstand. Im Auf dem bis zu 3 km breiten Talboden fließt Eggevorland liegen die Stadtkerne von Bad Dri- die Weser in weitgeschwungenen Mäanderbögen burg und Willebadessen. Im Gegensatz zu der ver- mit wechselnden Prall- und Gleithängen dahin, be- kehrshemmenden Egge laufen Nord-Süd gerich- gleitet von einer hochwassergefrihrdeten und da- tete Straßen und Eisenbahnstrecken durch das Vor- her bis heute siedlungsfreien, als Grünland ge- land. nutzten Jungquartären Aue. Darüber folgt mit ei- nem etwa 3 bis 5 m hohen Steilanstieg eine weich- Weiter nach Osten schließt sich an das Egge- selzeitliche Niederterrasse mit ausgedehntem vorland der zentrale Kernraum des Kreises mit Ackerland und den meisten Siedlungen. Hier lie- fruchtbaren Löß- und Kalkböden an, die früh be- gen auch die Stadtkerne von Höxter und Beverun- siedelt wurden: die Steinheimer Börde im Norden. gen. Die angrenzende höhere saalezeitliche Mit- die Borgentreicher und Warburger Börde im Sü- telterrasse ist mit fruchtbarem Löß bedeckt und den und das Brakeler Bergland (Brakeler Mu- wird daher fast ausschließlich als Ackerland se- schelkalkschwelle) zwischen beiden (Abb. 2). Die nutzt. Börden sind mit Löß erfüllte Keupermulden, und das Brakeler Bergland (der Nethegau) ist ein zum Etwa 20 km nordwestlich der Kreisgrenze ver- Ostrand hin stark zertaltes Muschelkalkplateau, das läuft eine bemerkenswerte Siedlungsgrenze quer steil zum Wesertal abfällt. In der Steinheimer Bör- durch das Lipper Land. Sie trennt ein ausgedehn- de liegen die Städte Steinheim und Nieheim, auf tes Streusiedlungsgebiet, das ganz Nordwest- der Muschelkalkschwelle Brakel und in den süd- deutschland umfaßt. von einem südlichen Sied- lichen Börden Warburg und Borgentreich. lungsbereich mit Haufendör1'ern, der über die Hes- sischen Senken bis in die altbesiedelten Land- Im äußersten Nordosten hat der Kreis Höxter schaften Süddeutschlands reicht. Die zugehörigen einen schmalen Anteil an dem leichtwelligen, vor- Feldmarken der Dörfer waren ursprünglich in Ge- wiegend aus weichen Keupertonen aufgebauten wanne gegliedert, die in Dreif'elderwirtschaft mit Köterbergland. Es wird im Westen von den Flurzwang bewirtschaftet wurden. Knt,ts HOrl't,tr 'K".-' 'lr IA:Q-D' ' \,t( ,J===] ).=l; le{-" / rl - \tB[^p:ru t15*u-lf'\.-1H( ,*.- lt s '€Hkc n /-. ,- zl ;- rlt etRJtgr namN-: \: '2 'i {$t"ryd^ ._,_-iryi^.\. I 5 t9l iaoeYo cfndr, ,s. J--,t'a ,-- It _,-, )-l ),'-/, obffil/äche fOr r\l ietoe '--t 'lt'/z'' !i" :€ estf e ri FI Höhenschichten (m ü. NN) Gemeinden (E nw.) Grenzen u^ro-s 000 20 000- .30 oo0 Land 75- 1oo zoo- aoo Q n f, fl -tr Kreis 30000 35000 roo- soo 4oo .irI Höhenpunkt I rso l-l x l;:;*;#. E - 0 5 10km t"vuu 1,,,,r,,,,1 [---l rso- eoo [ +oo- soo [ ,rooo 20ooo E '5uui Abb. l: Höhenschichten und Genleinden Scit clcnr Mittelalter sind viclc clicscr Diirlcr pcr.s(inliche Freihcitcn unil Rechte gewlihltcn. Atts verschwurtrlcn. Abcr das zugchirrigc Ackerlancl Baucrr.r u'urden Ackcrbiilgcr. So Iie-gcn clcutliche wurde wcitcrhirr von den noch bcstchcndcn Siecl- Wiistungsringe Lrnr clic landesherrlichcn (lltin- lungcn uus bcu iltschaftet. Ursachcn dicses Wii- clLrn gsstiiclte. Weitclc Wii st u n gen entstancle n clr.rrch stLlngsprozcssc\ \\ ilren Fehclcrt. clic Pcst und ande- dic flilclung odcr Vcrgli)l3crLrns clcr Rittergiitcr clcs re Seuchcn. dic viclc Bevuohncr dahinral'tien oder AclcIs nrit alls-qedehntcn Ackcrschlä-uen attf' chc- zLrr Flucht in clrc Stiirlte trieben. Dic BaLrern der rnali gcnr Bauernlancl. zosc-rt [,'rngebung -sabcn ihr.c Hijt'e auf uncl hinter rlic schützendcn Muucrtt dcr ncucn. rotr dcn Lart- liin chaluktcristischcs Siccllungselement clct' clcshcrren gegrtinclctcn Stridte. die ihncn uucl.t rnehr Biirdcn llnrlschafien des Obcr.cn Weserberglandcs KnErs Höxrpn Abb. 2: Naturräumliche Gliederung und auch der Brakeler Muschelkalkschwelle sind Grund gelegenen alten Bauerndörfern. Die meisten die Güter des Adels mit ausgedehnten, in große Güter sind im 16. Jh. entstanden. Heute sind die Schläge gegliederten Ackerf'luren. Das repräsen- Güter vorbildlich geführte landwirtschafiliche tative Herrenhaus wird von einem Wassergraben, Großbetriebe, die mit modemem Management und einer "Gräfte", umgeben. Nach außen hin schließen neuzeitlichen Anbaumethoden hohe Erträge er- sich meist ein großer Park an und zur anderen Sei- wirtschaften. te die um einen Hofraum gruppierten Wirtschafts- gebäude. Die Wasserburgen liegen in feuchten Nie- Die jahrhundertealte bäuerliche Struktur der derungen, wo sie durch die Gräften geschützt wa- Dörfer theute Ortschaften der Städte) und Acker- ren, im Gegensatz zu den auf hochwasserfreiem bürgerstädte ist mit der Entwicklung der neuzeit- KnErs Höxrgn lichen Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft Die meisten Städte des Kreises wurden im 12. entscheidend verändert worden. Es gibt im Kreis und 13. Jh. vorwiegend von den Landesherren ge- Höxter keine echten Bauerndört-er mehr. Überall gründet. Besonders zahlreich waren diese Stadt- ist die bäuerliche Bevölkerung heute in der Min- gründungen in Zusammenhang mit den territorial- derheit: Nur rd. 6Vo der Erwerbstätigen waren 1994 politischen Ereignissen des 12. Jahrhunderts. Nach in der Landwirtschaft beschäftist. dem Erwerb des Herzogtums Westfalen im Sauer- land aus den Besitzungen Heinrichs des Löwen im Mit der Zunahme der im Produzierenden Ge- Jahre I 180 versuchten die Erzbischöfe von Köln werbe und in den Dienstleistungsberuf-en Tätigen ihr Territorium nach Osten auszudehnen und da- wuchsen die Dörfer (Ortschaften) durch Wohn- bei das Bistum Paderbom einzukreisen. Gegen die- bauten in den Ortskernen und vor allem an den se Expansionsbestrebungen und zur Stärkung ih- bisher unbebauten Dorfrändern. Hier sind seit rer politischen und wirtschaftlichen Macht grün- I 950 regelrechte Wohnsiedlungen städtischen oder deten die Paderborner Bischöfe auch im Bereich "vorstädtischen" Gepräges entstanden. Ihre Be- des heutigen Kreises Höxter zahlreiche Städte, oft wohner fanden nur zum Teil in den Dörfern eine im Anschluß oder gleichzeitig mit einer landes- Beschäftigung; in der Mehrzahl fahren sie als Ta- henlichen Burg: Beverungen, Borgentreich, Borg- gespendler in die benachbarten Städte, was erst holz, Driburg, Nieheim, Steinheim, Willebadessen durch die neuzeitliche Motorisierung in diesem und, gemeinsam mit den Abten von Marienmün- Ausmaße ermöglicht wurde. Heute nehmen die- ster, Bredenborn und Vörden. Warburg wurde im se nichtbäuerlichen "Dorfviertel" ebenso große 12. Jh. vom Grafen Dodiko gegründet, kam aber oder gar größere Flächen in Anspruch wie die schon kurz danach in Paderborner Besitz. Ende des einst vorwiegend bäuerlich bestimmten Haufen- 19. Jh.s sind die städtischen Befestigungsanlagen dörfer. wie Mauern, Türme, Tore und Burgen überall ab- getragen worden, und die meisten Städte dehnten Während die ländlichen Siedlungen mit Hau- sich mit neuen Stadtteilen über ihre ehemaligen fendörfern, Gewannfl uren und Dreifelderwirtschaft Mauerringe weitflächig aus. Verwandtschaften mit mittel- und süddeutschen Kulturlandschaften