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Steinheim, Stadt von Adolf Schüttler

I. Lage und Entwicklung ter nach Westen folgt das Sandebecker Hügelland Steinheim oder Eggevorland, ein etwas tief'er gelegenes, von (Foto: Stadt Steinheim) Die Stadt steinheim ersrreckt sich mit 314 ih- vielen Störungen durchzogenes Schollenmosaik rer Fläche über die Steinheimer Börde. einem meist mit einem lebhaften Wechsel von weichen Schich- unter 200 m Höhe gelegenen Ausraum aus wei- ten (Oberer Buntsandstein, Unterer Keuper) und chen Keupertonen und -mergeln, die mit fruchtba- härteren Gesteinen (Oberer Muschelkalk). In fla- rem Löß bedeckt sind. Dieses intramontane Becken chen Talungen liegen die Dörfer Sandebeck und wird ringsum von höheren Bergländern überragt, Grevenhagen. Im Westen schließt sich der lang- die aus härteren Gesteinen aufgebaut sind. Nach gestreckte Kamm der über 400 m hohen Egge an, Einwohner: 13.233 Westen greift das Stadtgebiet auf diesen Bergrah- der aus harten Sandsteinen der Unteren Kreide auf'- Fläche: 75,68 km2 men über. gebaut wird, mit dem höchsten Punkt in der Ge- Einwohnerje km2: meinde, der 468 m hohen Velmerstot. Die Egge Im Gegensatz zur Börde, die wegen ihrer gün- und das Eggevorland mit Grevenhagen und San- stigen Lößböden früh besiedelt und entwaldet wur- debeck liegen im Naturpark "Eggegebirge und süd- de, ist das Bergland zum größten Teil mit Wald be- licher Teutoburger Wald". deckt. Die Börde und das Stadtgebiet werden von der Emmer durchflossen, die südlich Hameln in Mitten in der offenen Steinheimer Börde liegt die Weser mündet. In der Börde liegen die Kern- der bewaldete Stoppelberg (Karte I), ein Zeugen- ffiI stadt und alle eingemeindeten Ortschaften, mit Aus- berg aus hartem Steinmergelkeuper und Oberem H:H nahme von Sandebeck und Grevenhasen. Buntsandstein (Röt). Auf dem Gipf-el sind Reste einer mittelalterlichen Wüstung (Stadt oder Burg) Westlich von Vinsebeck ffi ffi und Bergheim erhe- noch gut erhalten. Ein schöner Rundweg am Wald- 174,85 28.06 ben sich die kuppenförmigen Muschelkalkberge rand entlang bietet prächtige Ausblicke auf die des Bergrahmens 50 - 70 m über die Börde. Wei- ganze Steinheimer Börde und ihre Umrandung. Stand:30.06.95)

I) Srerrvusrv

Mittelzentrum in einem Ein gutes Straßennetz garantiert eine günstige Schon im Mittelalter hatte sich in Steinheim ern Gebiet mit überwiegend Anbindung an alle bedeutsamen überregionalen bedeutender Handwerkerstand entwickelt. der im ländlicher Raumstruktur Wirtschaftsräume. Als wichtigste Femstraße durch- 18. Jh. weit über den Bedarf der eigenen Bürger (LEP NRW 1995, Teit A) zieht die Ostwestfalenstraße B 252 von Süden nach hinaus produzierte und seine Waren - zum großen Norden das Stadtgebiet und die gesamte Steinhei- Teil im eigenen Hausierhandel - bis in die Nieder- mer Börde. Über sie erreicht man im Norden die lande vertrieb. Noch zu Anfang des 19. Jh.s gab es 1970 wurden die Autobahn A 2 Ruhrgebiet - Hannover bei Herford in Steinheim, außer 138 in der Landwirtschaft Be- Ortschaften Bergheim, Hagedorn, Ottenhausen, und Rinteln und im Süden die Autobahn A 44 Dort- schäftigten und 70 Tagelöhnern, 194 Handwerker, Rolfzen, Sandebeck, mund - bei Warburs. darunter 65 Schuhmacher, 36 Linnenweber und 33 Vinsebeck, Vordereich- Schneider. Dann aber wurde um 1 820 der Hau- holz (1964 neugebildet) durch die Börde und das Stadtgebiet ver- sierhandel durch die preußische Regierung so hoch und Grevenhagen einge- Quer meindet läuft die Eisenbahnstrecke - Bad Pyr- besteuert, daß er sich nicht mehr lohnte; das Hand- mont - Hameln - Hannover. Altenbeken und Han- werk ging schnell zurück und verlor seine überre- nover sind Eisenbahnknotenpunkte mit Anschlüs- gionale Bedeutung. sen in alle Richtungen. Im äußersten Westen der Stadt zieht die Eisenbahnstrecke von Herford durch Wie das Urkataster von 1829 ausweist, hatte das Eggevorland über Sandebeck nach Altenbe- sich die Stadt bis in die erste Hälfte des 19. Jh.s ken. kaum über ihren mittelalterlichen Mauerring aus- gedehnt. Erst um die Jahrhundertwende setzte ein Die heutige Stadt Steinheim besteht aus dem entscheidender Strukturwandel ein. Die Acker- früheren Amt Steinheim. dem bei der kommuna- bürgerstadt entwickelte sich zu einer industriellen len Neugliederung 1970 die ehemals lippische Ge- Kleinstadt und später zu einem Handels- und meinde Grevenhagen zugeordnet wurde. Gleich- Dienstleistungszentrum. Steinheim ist nun der in- zeitig wurde Kempenfeldrom ausgemeindet und dustrielle Mittelpunkt des Steinheimer Beckens. an die lippische Stadt Horn-Bad Meinberg ange- Aus dem bodenständigen Tischlerhandwerk ent- schlossen. Die heutige Kernstadt mit dem mittel- stand die Möbelindustrie. Alle alteingesessenen alterlichen Stadtkern entspricht der ehemaligen Steinheimer Möbelfabriken sind direkt oder indirekt Stadt Steinheim. In der Kernstadt wohnen 8.300 aus einem Steinheimer Meisterbetrieb hervorge- Menschen (1995): 637c der gesamten Bevölkerung. gangen, nämlich aus dem Lehrlings- und Gesel- Die übrigen 3JVo vertellen sich über die Stadtbe- lenreservoir der I 864 gegründeten Tischlerwerk- zirke Vinsebeck, Bergheim, Sandebeck, Otten- statt Anton Spilker. Gefördert wurde diese Ent- hausen, Rolfzen, Hagedorn, Grevenhagen und die wicklung durch den Bau eines eigenen Elektrizi- 1956 aus der Aufteilung von 2 Rittergütern her- tätswerkes durch die Stadt zu Beginn dieses Jahr- vorgegangenen neuen Stadtbezirk Eichholz. Rd. hunderts und durch den wachsenden Bedarf in den 907a der Bevölkerung leben in der Börde und rd. neu entstehenden industriellen Ballungsräumen, l)Va im Sandebecker Hüselland. besonders an Rhein und .

Schon im 8. Jh. war die Taufkirche zu Stein- Mit der wirtschaftlichen Entwicklung nahm die heim ein Schwerpunkt der von Würzburg ausge- Zahl der Bevölkerung beachtlich zu. Im heutigen henden Missionierung des südlichen Sachsenlan- Stadtbereich konnte sie sich zwischen 1905 und des geworden und 123 l wurde Steinheim Sitz ei- 1995 von 6.292 auf 13.233 mehr als verdoppeln. nes Paderborner Diakonats. Die zugehörigen mehr als 30 Pfarreien mit ihren Kirchen und Kapellen In der im Zweiten Weltkrieg von den Kriegs- erstreckten sich über die gesamte Steinheimer Bör- zerstörungen verschonten Stadt fanden viele Eva- de und darüber hinaus bis Blomberg, Lügde und kuierte, Vertriebene und Flüchtlinge eine neue Hei- Bad Pyrmont. Damit hatte Steinheim schon früh mat. 1948 lebten im heutigen Stadtgebiet I 1.014 eine beachtliche zentrale Bedeutung erlangt. Menschen, davon waren 7.600 Alteingesessene und 3.361 Flüchtlinge und Vertriebene (30,57o). Die Zum Schutze gegen den Erzbischof von Köln, Kernstadt hatte damals 6.300 Einwohner. darunter der nach dem Erwerb des Herzogtums Westfalen 2.400 Flüchtlinge und Vertriebene (38Vo). sein Territorium weiter auszudehnen versuchte. be- festigte der Paderborner Bischof Simon I. im Jah- Für die angewachsene Bevölkerung mußte rc 1275 das Dorf Steinheim und verlieh ihm Stadt- Wohnraum geschaffen werden. 1949 wurden die rechte. Die Bauern der umliegenden Dörfer ver- ersten Siedlungshäuser weit außerhalb am nord- legten ihre Höfe in den Schutz der neuen Stadt und westlichen Stadtrand gebaut. bewirtschafteten von hier aus ihre Felder. Aus Bau- ern waren Ackerbürger geworden. So umgibt heu- Durch den großen Bedarf in der Nachkriegs- te ein Kranz von Dorfwüstunsen die Stadt. zeit konnte sich die Möbelindustrie weiter ent-

14 StErNHEru wickeln. Alteingesessene Betriebe vergrößerten Eine neue landwirtschaftliche Dorfsiedlung ent- Erwerbstätige 1987: sich und neue Firmen wurden gegründet. Dabei stand 1952 durch die Aufteilung der beiden Güter 4.390 wurde die Produktion erweitert. Zu den Möbelfa- Vorder- und Hintereichholz zwischen Steinheim 4.8Vo briken kamen ein Furniermesserwerk, eine Span- und Bergheim nach dem Bodenreformgesetz von plattenfabrik und eine Matratzenfabrik. Gleichzei- 1949. Auf einer Fläche von 250 ha wurden 24Yol1- ""wu)*,,," tig entwickelte sich auch der Möbeleinzel-, Groß- erwerbsbetriebe und 20 Nebenerwerbsbetriebe ge- und Versandhandel sowie der Furnierhandel. Von gründet. Die vollbäuerlichen Höfe liegen in weiten der Möbelindustrie profitierten das Speditionsge- Abständen zu Ringen aufgereiht westlich der Ei- werbe und der Karosserie- und Fahrzeugbau. Außer senbahnstrecke Altenbeken-Hannover und östlich Erwerbstätige 1994: 4.-132 der noch immer vorherrschenden Holz- und Mö- der Ostwestfalenstraße. Zwischen Eisenbahn und belwirtschaft siedelten sich andere Industrie- und Straße entstand ein neuer Ortskern mit umliegen- 4,8Vo Gewerbezweige an: Fahrzeugbau, Maschinenbau, den Nebenerwerbsbetrieben. Die neuen Hofstellen Großküchenbedarf, Fabrikation von Kunststoff- wurden an heimatvertriebene Bauern und enteig- "'"w.-,. spritzgeräten. Die Nahrungsmittelindustrie wurde nete Rücksiedler aus dem deutschen Osten verseben. durch eine Fleisch- und Wurstwarenproduktion und einen Mineralbrunnen mit Flaschenvertrieb ergänzt. Der Fremdenverkehr hat nur in dem bergigen, Von altersher war Steinheim auch Standort von Be- waldreichen Westen der Stadt, der im Naturpark trieben des Landhandels und der Landtechnik. Eggegebirge 1iegt, Bedeutung erlangt. Insgesamt /i:l$;i,x1,",, bot Steinheim 1994 in 5 Betrieben mit 9 und mehr ä:"J:.'J:*** Seit 1950 wurde die industrielle Entwicklung Gästebetten 129 Betten an, in denen rd. 14.000 / entscheidend durch die Anlage von Industrie- und Übernachtungen gezählt wurden. Mit einer durch- ot.n.tt"irtung.n Gewerbegebieten gefördert. Zwei große Flächen schnittlichen Bettenauslastung von 3l,3Vo liegt ffi wurden im Westen der Kernstadt und in der Ort- Steinheim weit unter dem Kreisdurchschnitt von (Quellen: Volkszählung 1987; Erwerbstätigenrechnung I 994) schaft Bergheim ausgewiesen, beide mit eigenen 5l,5Vo. Mehr als 314 aller Betten befinden sich in Bundesbahnstammgleisen. Hinzu kamen kleinere Sandebeck. dem Urlaubszentrum der Stadt. Wahr- Areale im Norden und Osten der Kernstadt und an zeichen des Ortes ist der Eggedom, eine 1862 er- Berufs- Berufs- der Eisenbahn in Sandebeck. richtete Pfarrkirche. In weitem Abstand folgen einpendler auspendler Bergheim am Rande der Börde und am Fuß des ------>{v H Die neuzeitliche Entwicklung von der Acker- Berglandes und in der Börde das Wasserschloß t.892' 2.306 Sozialvers.-pfl ichtig Beschäf. bürgerstadt zum Industrie-, Gewerbe-, Handels- Thienhausen. In der Stadt Steinheim sind einige ti gte; Quelle: Landesabeits- und Dienstleistungszentrum machte eine Neuord- renommierte Hotels infolge Generationswechsels amt NRW 1994 nung und Sanierung des mittelalterlichen Stadt- aufgegeben worden. Hier werden nur relativ we- kerns notwendig. Hier konnten sich die bäuerli- nige Betten angeboten. chen Betriebe in der Enge der Altstadt nicht der notwendigen Modernisierung und Intensivierung Auch in Gebieten mit überwiegend ländlicher anpassen. Gleich nach der Währungsreform wurden Raumstruktur (LEP NRW 1995, Teil A) hat der die ersten Höfe in die Feldflur verlegt. Weitere allgemeine Trend von der Industrie- zur Dienstlei- Höfe folgten als die Bundesregierung aus dem Grü- stungsgesellschaft nicht haltgemacht. Von 1970 nen Plan Mittel zur Aussiedlung zur Verfügung bis 1994 ist die Zahl der in der Landwirtschaft stellte. Inzwischen sind alle Höfe aus der Innen- Tätigen um die Hälfte, von 107o auf 57a, zurück- stadt verschwunden. Die neuen landwirtschaftli- gegangen. Das Produktionsgewerbe verzeichnete chen Betriebe liegen in einem breiten Ring um dre einen Verlust von 497c auf 35Vo. Der tertiäre Sek- Kernstadt herum. tor aber, Handel, Verkehr und Dienstleistungen,

Tab. 1: Erwerbstätige nach Wirtschaftsbereichen 1970 und 1994

Wirtschaftbereich Beschäftigte t970 t994 Veränderung l9l0 - 1994 Anzahll 7o Anzahll vo Anzahll Vo I. Land- u. Forstwirtschaft 444 t0,2 226 4,8 -218 -49,1 II. Produzierendes Gewerbe 2.122 48,9 1.641 74 1 -481 aa1 III. Handel, Verkehr, Dienstleistungen 1.116 40,9 2.864 60,5 + I .088 +61,3 davon Handel und Verkehr 981 22.1 1.442 30,5 +455 +46,1 übrige Dienstleistungen 789 18,2 1.423 30,0 +634 +80,4

Insgesamt +.-)+L 100,0 4.132 100,0 +358 +8,2

Quelle: LDS NRW

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Einwohner in Stadtteilen: nahm von 4l%o aü über 60Vo zu, was eine Stei- 1985 vom Autoverkehr befreite Geschäfts- und gung um 6l7abedeutet. Dabei stieg der Anteil im Einkaufsstraßen geworden. I 829 (Urkatasterkar- Steinheim 8.291 Handel und Verkehr um 467o von 237c auf 3lo/o te) waren die meisten Häuser des Stadtkerns frei- Vinsebeck 1.247 und die übrigen Dienstleistungen um 807o von l8 stehende, giebelständige Ackerbürgerhäuser vom Bergheim 1.080 auf 307o. Innerhalb des gesamten tertiären Sektors Typ des niederdeutschen Hallenhauses, wobei der Sandebeck 1.012 treten aber auffallende Differenzen zum Kreis- Wohnteil zu beiden Seiten der großen Deelen an Ottenhausen 553 durchschnitt auf: So liegt der Anteil der Organi- der Straße lag. Bei größeren Einzelhandelsunter- Rolfzen 512 sationen ohne Erwerbszweck und der Gebietskör- nehmen besteht eine Tendenz zu längeren Laden- Grevenhagen 292 perschaften/S oz i al versicherungen mit | 2,4Vo aller fionten mit möglichst vielen Schaufenstern. Daher Eichholz 25'7 Erwerbstätigen weit unter dem Kreisdurchschnitt wurden bei Neubauten mehrere zweistöckige Hagedorn I 18 von 23,77o. Ausgeglichen wird dieser negative Ackerbürgerhäuser durch ein traufständiges größe- (Ang. d. Gem., Shrd:31.12.95) Wert durch ein überdurchschnittliches Ergebnis res, oft dreistöckiges Geschäftshaus ersetzt. des Handels: 25,3Vc [egeniber 15,1Vo im Kreis- durchschnitt. Die übrige Altstadt ist nach der Aussiedlung Katasterfläche 1994: der Ackerbürger zur Zeit in Umwandlung. Es ent- 75,68km2 Die größten Arbeitgeber am Ort sind heute das stehen Mischviertel vorwiegend mit Wohngebäu- davon Spanplattenwerk Kronospan in Sandebeck mit 320 den, aber auch mit eingelagerten Handelsunter- 65,0 Va Landwirt- Arbeitnehmern. die Möbelfabrik Schieder-Möbel nehmen und Dienstleistungsangeboten. Im Verlauf schaftsfläche im Industriegebiet Steinheim mit etwa 280 Be- der Altstadtsanierung wurde um 1968 parallel zur 22,0 Vo Waldfläche schäftigten, das Fahrzeugwerk Spier im Industrie- ehemaligen Stadtmauer mit Hilfe einiger Straßen- 5,8 7o Gebäude- und gebiet Bergheim mit 160 Mitarbeitern und die Fa. durchbrüche ein innerstädtischer Straßenring um Freifläche R. Müller Möbel-Import mit 170 Arbeitnehmern. das eigentliche Geschäftsviertel mit dem Füßgän- 5,5 7a Verkehrs- gerbereich angelegt (Karte fläche II). O,8 7o Wasserfläche II. Gefüge und Ausstattung 0,3 9o Erholungs- Ausgedehnte neue Wohnviertel wurden in der fläche Der kreisrunde mittelalterliche Stadtkern liegt Zwischenkriegszeit außerhalb der ehemaligen Stadt- (Quelle: LDS NRW) auf einer hochwasserfreien Lößplatte, die nach mauer im Norden und Westen gebaut. Weitflächig Osten und Süden zu der hier recht breiten feuch- herrschen einzeln stehende, meist 2 oder 2 1/2 ten Aue der Emmer abfällt. Daher dehnte sich die stöckige, von Gärten umgebene Wohnhäuser vor, Stadt im 19. und 20. Jh. zunächst nur nach Norden darunter viele Einfamilienhäuser. und Westen hin aus. Die Stadtmitte wird durch die alte St. Marienkirche mit ihrem massigen, von weit Infolge der starken Bevölkerungszunahme, be- her sichbaren Turm bestimmt. Daneben liegt das sonders durch die zahlreichen Flüchtlinge und Hei- 1948 und 1987 durch Anbauten erweiterte Rathaus. matvertriebenen. kam es nach dem Zweiten Welt- Von hier führen drei Radialstraßen zu den ehema- krieg wieder zu einer erheblichen Ausweitung der ligen Stadttoren. Die nach Nordwesten gerichtete bebauten Flächen. Neue Wohnviertel verschieden Marktstraße erweitert sich zur Kirche hin zu einem großer Ausdehnung entstanden zwischen 1949 und dreieckigen Straßenmarkt, der repräsentativen Mit- l9l6 in einem Außenring um das überbaute Stadt- te der Stadt mit dem "Kump", einem mächtigen gebiet, besonders im Nordwesten und Norden. Ver- Wasserschlolj Thienhau- runden Stadtbrunnen (Karte II). Die Marktstraf3e stärkt griff die städtische Bebauung auch über die sen; Weserrenaissance und die nach Osten führende Höxterstraße sind seit Emmerniederung nach Osten aus, wo sich auf dem Schorrberg in den dreißiger Jahren nur eine kleine Siedlung gebildet hatte. Die Niederung selbst blieb auch bei der weiteren Bebauung ausgespart. Ein- gefügt in diesen Außenring sind die o.g. drei Ge- werbegebiete, das größte im Westen jenseits der Bundesbahn. die beiden anderen im Norden und im Osten.

Zwei neue, ganz anders geartete Viertel liegen in diesem peripheren Ring im äußersten Norden und Süden. Im Norden ein Schul- und Sportzen- trum mit dem Gymnasium mit Dreifach-Sporthal- le und Sport- und Leichtathletikstadion (Kunstra- senplatz und Flutlichtanlage) und mit einer Real- schule. zu der eine Theater- und Konzerthalle und eine Sporthalle mit zwei Spielfeldem und ein Sport- platz gehören. Alle Sporteinrichtungen stehen auch

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für außerschulische Veranstaltun gen zur Verfü- Hummersen, dazu die Stadtgebiete Nieheim und gung. Im Süden wurde ein Erholungs- und Sport- Marienmünster und nördliche Teile der Stadt Bad zentrum entwickelt mit Leichtathletikeinrichtun- Driburg. gen, Freibad, Tennishalle, Tennisplätzen, Schieß- stand, Reithalle, Reitbahn und einer 1987 umge- Perspektiven und Planung bauten und vergrößerten Stadthalle und einem III. Schützenhaus. In unmittelbarer Nachbarschaft lie- Die im lahre l9l2 begonnene Sanierung der gen das St. Rochuskrankenhaus und ein Alten- und Innenstadt ist abgeschlossen. In der zweiten Hälf- Pflegeheim. Alle diese Einrichtungen sind in aus- te des Jahres 1995 wurde mit dem Bau eines Tun- gedehnte Grün- und Parkanlagen eingebettet nels zur Beseitigung des höhengleichen Bahnüber- ganges begonnen. Mit der Fertigstellung wird vor Obwohl 1978 das Amtsgericht aufgelöst wurde, Ende 1998 gerechnet. Der Bahnhofsvorplatz wird verfügt die Stadt Steinheim über alle öffentlichen zu einem Verknüpfungspunkt (Schiene/Bus) für und privaten Einrichtungen und Dienstleistungs- den ÖPNV neu gestaltet. angebote, die nach einem Kriterienkatalog der Lan- desregierung zur Mindestausstattung eines Mittel- Die abnehmende Bedeutung der Landwirtschaft zentrums gehören: Stadtverwaltung, Katholische stellt die Planung für die Kernstadt und die Ort- und Evangelische Kirchengemeinde, Gymnasium, schaften vor neue Probleme und Forderungen, wie Realschule, Hauptschule, Grundschulen, Sonder- schon 1981 in einem Gutachten festgestellt wur- schule für lernbehinderte Kinder, Schulkindergar- de: "Aussiedlung oder Stillegung von Hofanlagen, ten, Musikschule, Volkshochschule, Arbeitsamt, Funktionsänderungen zum reinen Wohnen und da- Gesundheitsamt. Krankenhaus. mit einhergehende Konflikte zwischen der ver- bleibenden Landwirtschaft und der Wohnbevölke- Das 1975 vollendete Mittelpunktkrankenhaus rung und die Auflösung der typischen Dorfbilder. enthält vier Abteilungen (Chirurgie, Innere Medi- Ein Beispiel dafür sind leerstehende bzw. funkti- zin, Gynäkologie/Geburtshilfe, Anästhesie), In- onslose ehemalige landwirtschaftliche Gebäude, tensivstation und Unfallstation. oft von hohem Kulturwert und Dorfbild bestim- mend, die abgerissen und durch langweilige Neu- Das Angebot an öffentlichen und privaten bauten ersetzt werden, wenn nicht Nutzungen und Dienstleistungen wird auch von den benachbarten Finanzierungsmöglichkeiten für deren Umbau und Orten in Anspruch genommen. Das gilt besonders Modemisierung gefunden werden. Außerdem bringt für die weiterführenden Schulen, das Gymnasium die hohe Nachfrage nach Baugebieten Dorferwei- und die Realschule, das Krankenhaus, für die nie- terungen mit sich, die häufig nicht nach dorfstruk- dergelassenen Arzte, Apotheken und für das große turerhaltenden Gesichtspunkten erfolgen, sondern Warenangebot des Einzelhandels, insbesondere ausschließlich nach Baulandangebot und Er- der SB-Läden und Möbelmärkte. Zu diesem Ein- schließungseffizienz. Dadurch können typische zugsbereich gehören die Stadt Nieheim, aus dem Elemente des Dorfbildes zerstört werden" (Dt. Ge- Süden der Stadt Horn-Bad Meinberg die Ortstei- sellschaft für Landesentwicklung: Agrarstruktu- le (OT) Belle und Billerbeck, aus dem Westen der relle Vorplanung, 1981, S.47). Stadt Schieder-Schwalenberg die OT Brakelsiek, Lothe, Ruensiek, Schieder, Schwalenberg und In den letzten drei Jahren sind die Siedlungs- Wöbbel, aus der Stadt Lügde die OT Elbrinxen, gebiete "Am Billerbecker Wege" und "Jüttenplatz" Rischenau und Sabbenhausen sowie aus dem We- nach erfolgtem Baulandumlegungsverfahren fast sten der Stadt Marienmünster die OT Born, Bre- vollständig bebaut worden. Im Bebauungsplange- denbom, Münsterbrok und Vörden. Das 1973 eröff- biet "Bornebrucher Weg/Billerbecker Straße" ist nete Gymnasium hat 1996 690 Schüler. 437 die Erschließung und Bebauung begonnen worden. Schüler besuchen die Realschule. Etwa die Hälf- Das gesamte Gebiet umfaßt ca. 150 bebaubare te der Schüler kommt aus den o.s. Nachbarstäd- Grundstücke, die zu einem Drittel verkauft sind; ten. für die restlichen Grundstücke lieeen Bewerbun- gen vor. Der große Einzugsbereich der Raiffeisen- und Warengenossenschaft Egge-Weser e.G. (Handel Im näheren Stadtbereich ("Beinegärten") wird mit landwirtschaftlichen Produkten und Bedarfs- eine Wohnsiedlungsfläche für ca. 25 Baup\ätze artikeln) umfaßt die gesamte Steinheimer Börde, nach erfolgter Baulandumlegung noch 1997 er- einschl. des Nordrandes im Kreis Lippe mit Bil- schlossen. Des weiteren sollen im Umfeld des lerbeck, Belle und Wöbbel, und darüber hinaus das B ahnhofes vorhandene städtebaulich ungeordnete im Osten an die Börde angrenzende Bergland mit Gemengelagen verstärkt der Wohnbebauung zu- Schwalenberg und Elbrinxen bis Wörderfeld und geführt werden. Die weitere Wohnbauentwicklung 1l c ,J,/ '12,.'E' gt =o : F= E 9E i-\E' S ä ta äs;i ttc 9=8 iiä* E cP EE9 o=-L oy!2 9or : E< :. E\, i x(o*o €äeäe$E EF ! 9)C 2/ \T o-Q E.v 600 F=^ g F€5er; 6t (0o)a < *.q s* sö FiF€ .E ö'

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(1977 wird im Anschluß an den vorhandenen Wohnsied- Heimatverein der Stadt Steinheim (HC.) ff.): Jahres- hefte. Steinheim lungsbereich der Schorrberg-Siedlung erfolgen. Keyser, E. (1954): Deutsches Städtebuch, Bd. 3: Nordwest- Auch in den Stadtbezirken werden kleinere Wohn- deutschland. Stuttgart-Berlin siedlungsbereiche dem Bedarf entsprechend ange- Leesch, W.P. (1966): Verzeichnis der untergegangenen mit- boten. telalterlichen Ortschaften (Wüstungen) im Kreis Höxter. In: Leesch, W.P. u. P. Schubert (Hg.): Heimatchronik des Krei- Im Bereich der Gewerbegebietsausweisung ste- ses Höxter, S. 341-347 hen in der Kernstadt noch umfangreiche Ansied- Lucas, O. (1960 u. 1966): Planungsgrundlagen für den Krers Höxter. Münster lungsflächen aus städtischem und privatem Eigen- tum zur Verfügung. Das Hauptentwicklungsgebiet Maasjost, L. (1973): Südöstliches Westfalen. = Sammlung geographischer Führer 9. Berlin-Stuttgart für Industrie- und Gewerbeansiedlungen liegt im Meisel, S. (1957): Oberwälder Land. In: Handbuch der na- Bergheim, verkehrsgünstig gelegen an Stadtbezirk turräuml. Gliederung Deutschlands, S. 567 - 576. Remagen der B 252. Es stehen Flächen in einer Größe von Meisel, S. ( 1959): Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 98 ca. 300.000 qm zur Verfügung, die im überwie- I : 200 000. Bad Godesberg genden Teil in städtischem Eigentum sind. Dem Müller-Wille, W. (1952, 19812;: Westfalen. Landschaftliche Dienstleistungsgewerbe sollen für die Ansiedlung Ordnung und Bindung eines Landes. Münster großflächiger Handelsbetriebe mit nicht stadt- Potthast, W. (1982): Das Steinheimer Becken - Geologische kerntypischen Warensortimenten im Bereich Wöb- Übersicht. In: Heimatbuch Steinheim, S. 15 ff. Steinheim beler Straße/Ostwestfalenstraße Sonderbaufl ächen Preywisch, K. u. W. Wiesenmeyer (1968): Erläuterungen angeboten werden. zur Heimat- und Landschaftsschutzkarte des Landkreises Höxter I : 50 000. Bad Godesberg Schüttler, A. (1990): Die Steinheimer Börde. Landschafts- führer des Westfälischen Heimatbundes 13. Münster Schüttler. A. (1991): Die Städte der Steinheimer Börde: Literatur Steinheim und Nieheim. In: Soieker 35 - Südostwestfalen, S. 231-244. Münster Balzer, M. (1983): Grundlagen der Siedlungsgeschichte. In: Stadt Steinheim (Hg.) (1982): Heimatbuch Steinheim. Het- Westfälische Geschichte, Band I, S. 231 - 275. Münster matgeschichtliche und volkskundliche Schriften der Stadt Dehio, G. (1960): Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Steinheim Bd. 3. Steinheim Westfalen. München Stadtverwaltung Steinheim (1977): Stellungnahme zum Deutsche Gesellschaft für Landesentwicklung (1981): Entwurf des Landesentwicklungsplanes I / II. Steinheim (Ma- Deutsche Bauernsiedlung: Agrarstrukturelle Vorplanung für nuskript) das Stadtgebiet Steinheim. Düsseldorf Tewes, R. (1965): Steinheim. ln: Ber. z. d. Landeskunde, 34. Gellhaus. H. (1982): Chronik der Stadt Steinheim 1945 bis Bd., S. 287. Remagen l98l.In: Heimatbuch Steinheim. S. 83-138. Steinheim Waldhoff. J. ( 1979/80): Zur Geschichte der Steinheimer Rit- Gellhaus. H. (1982-1988): Chronik der Stadt Steinheim tersitze. In: Mitt. d. Kulturausschusses der Stadt Steinheim. 1982-1995. In: Jahreshefte d. Heimatver. Steinheim H. 24 u. 25. Steinheim Handbuch der historischen Stätten Deutschlands Bd. III: Waldhoff, J. (1986): Die Emmer. Heimatgeschichtliche Nordrhein-Westfalen ( I 970). Stuttgart Schriften der Stadt Steinheim, Bd. 8. Steinheim

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