Europäische Medien- und Netzpolitik

Themen – Akteure – Prozesse Impressum

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Herausgeber In Zusammenarbeit mit DLM-Beauftragter für Europa Institut für Europäisches Medienrecht (EMR) Thomas Langheinrich Franz-Mai-Straße 6 c/o ALM GbR 66121 Saarbrücken Gemeinsame Geschäftsstelle Web: www.europaeisches-medienrecht.eu Friedrichstraße 60 E-Mail: [email protected] 10117 Berlin Web: www.die-medienstalten.de E-Mail: [email protected]

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Copyright © 2016 by Alle Rechte vorbehalten die medienanstalten – ALM GbR ISBN 978-3-89158-629-7 Stand: September 2016 2. Ausgabe Inhalt

Vorwort 8 Grußwort 10 Einleitung 12

Die Themenfelder der Europäischen Medien- und Netzpolitik 15 Medien- und Dienstleistungsfreiheiten als Fundamente europäischer Medienpolitik 16 Technikgestaltung 74 Pluralismus als „Wesensmerkmal“ der Europäischen Union und ihrer Mitgliedstaaten 20 Wer schützt meine Daten? 76 Vom Rundfunk zum audiovisuellen Mediendienst – „Medienpolitik“ der EU 23 Netzpolitik – Was ist das? 26 Die politischen Akteure und Verfahren in Brüssel und Straßburg 81 Jugendschutz in der europäischen Medienpolitik 32 Europäisches Parlament 82 Audiovisuelle kommerzielle Kommunikation 35 Rat der Europäischen Union 84 Der Schutz vor „Abzocke“ 39 Europäische Kommission 86 Der Schutz der Leistung von Kreativen und Werkvermittlern 43 Beratende Einrichtungen der Europäischen Union 88 Medienunternehmen im Wettbewerb 48 Rechtsakte der Europäischen Union 89 Mediaagenturen – Die mächtigen Intermediäre zwischen Medien und Werbungtreibenden 50 Die Entstehung von „Gesetzen“ der EU 93 Rechteverwertung bei Sportereignissen 53 Judikatur der Europäischen Union 95 Rechteverwertung bei Filmen 55 Europarat 97 Kultur- und Filmförderung 58 Haftung von Internetdienstleistern 61 Kontaktdaten innerhalb der EU-Institutionen EP und Kommission 101 Regulierung der Telekommunikationsmärkte 64 Der Zugang der Medien zu ihren Übertragungswegen 68 Glossar 111 Netzneutralität 71 Vorstellung des EMR und der Autoren 119 Vorwort Vorwort

Vorwort

Siegfried Schneider Thomas Langheinrich Die Medienanstalten in Deutschland sind Der vorliegende Band bietet Ihnen einen Auch wenn sich die Medienwelt durch der Bedeutung und der Rolle des Rund- stark in die Ausgestaltung der europäi- Überblick über die aktuellen Medien-, immer neue Dienste, Plattformen, Gerä- funks in der konvergenten Medienwelt ist schen Medienordnung eingebunden. Sie Telekommunikations- und Verbraucher- te und Infrastrukturen stetig verändert, essenziell auch auf europäischer Ebene. begleiten die verschiedenen Prozesse auf schutzthemen, die derzeit in Europa dis- eines bleibt gleich: Die Nutzer und ihre europäischer Ebene vor allem durch ih- kutiert werden. Neben der vertiefenden Lebenswelten stehen im Fokus sowohl der Zwar ist nach wie vor die EU-Richtlinie re Beteiligung in der European Regulators Darstellung der einzelnen Themen samt traditionellen als auch der neu hinzutre- über audiovisuelle Mediendienste das Group for Audiovisual Media Services (ERGA) der jeweils einschlägigen Rechtsakte ist tenden Akteure. Aus Sicht der Anbieter zentrale Element der europäischen Rund- sowie ihre Mitgliedschaft in der European sie auch als Wegweiser durch die europäi- gilt es, die Nutzer zu erobern – unterwegs funkregulierung. Hinzu treten aber ver- Platform of Regulatory Authorities (EPRA) schen Instanzen, Zuständigkeiten und An- und zuhause, im beruflichen und im priva- stärkt andere, von europäischem Recht und wirken auch bei der Umsetzung in den sprechpartner konzipiert. ten Umfeld. Und da so gut wie alles mitt- mitgestaltete Bereiche, die für die Auf- nationalen Rechtsrahmen durch die deut- lerweile mit dem Internet verbunden ist gaben der Medienanstalten von Relevanz schen Bundes- und Landesgesetzgeber vor Wir wünschen Ihnen eine spannende Lek- und die Anbieter mindestens europa- und sind. So spielt das Haftungsregime der Ort mit. türe mit vielen Erkenntnissen und Anre- meist weltweit operieren, stoßen regio- E-Commerce-Richtlinie für Mediendien- gungen für Ihre Arbeit. nale Aufsicht, Regulierung und Medien- steanbieter vor allem im Wege der Abgren- politik sehr schnell auf Barrieren und an zung zu reinen Intermediären eine beson- Grenzen. dere Rolle. Daneben verlangt das Thema Netzneutralität den Einsatz der Medien- Darum rücken auch in der föderal ge- anstalten immer dann, wenn es um die Si- ordneten Rundfunkwelt in Deutschland cherung der Meinungsvielfalt geht. Und Siegfried Schneider Thomas Langheinrich zwangsläufig immer mehr die europäi- schließlich ist der Datenschutz beim Ein- Vorsitzender der Direktorenkonferenz der Beauftragter für Europa der Direktorenkonferenz schen Instanzen in den Blickpunkt, die auf satz smarter Endgeräte und dem Angebot Medienanstalten der Landesmedienanstalten Grundlage einheitlicher europäischer Wer- internetbasierter Mediendienste bedeut- Präsident der Bayerischen Landeszentrale für Präsident der Landesanstalt für Kommunikation neue Medien Baden-Württemberg (LFK) te auch einheitliche Standards und Rechts- sam für die Medienaufsicht. normen vorgeben. Gerade die Frage nach

8 9 Grußwort Grußwort

Grußwort Foto: Fritz Schumann Fritz Foto:

Jan Philipp Albrecht

Die Digitalisierung aller Lebensbereiche ne neue Urheberrechts-Richtlinie, die viele politischen Bereich. Es wird daher von gro- und Wirtschaftszweige macht auch vor der Hoffnungen bereits enttäuscht. Dennoch ßer Bedeutung sein, sich stärker der euro- Medienbranche nicht halt. sind wichtige kleine Fortschritte erkenn- päischen Medienpolitik und vor allem auch bar, auf die nun aufgebaut werden muss. den relevanten Regelungsinstrumenten Mit ihren Vorschlägen für den einheitli- Der auch für den Medienbereich immer im Bereich der Digitalisierung zu widmen. chen digitalen Binnenmarkt hat die Eu- wichtiger werdende Bereich der IT-Sicher- Hierfür dient dieser Band als wichtiger Ein- ropäische Kommission erste wichtige Ak- heitsstandards hat mit der sogenannten stieg und Wegweiser. tualisierungen der Rahmenbedingungen NIS-Richtlinie sowie mit den Datensicher- auf dem digitalen Markt von heute und heitsstandards in der Datenschutz-Grund- Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Ar- morgen vorgelegt. Nachdem sowohl die verordnung erste Mindeststandards erhal- beit damit. Datenschutz-Grundverordnung als auch ten. Es wird nun darauf ankommen, dass die Telekommarkt-Verordnung einheit- der Tatendrang für gemeinsame EU-weite liche Standards setzen, soll nun auch im Regeln im digitalen Binnenmarkt nicht nach- Bereich der Verbraucherrechte bei digita- lässt. Nur so wird es gelingen, auch in den len Inhalten, bei den Regeln für die audio- derzeit stattfindenden Verhandlungen auf visuellen Medien sowie bei der Beschrän- internationaler Ebene mit einer gemein- Jan Philipp Albrecht, MdEP kung des Geoblockings und der Regulierung samen starken Stimme aller Europäerinnen Stv. Vorsitzender des Innen- und relevanter Plattformen ein Schritt voran ge- und Europäer zu sprechen und Standards zu Justizausschusses im Europäischen Parlament tan werden. setzen.

Die Fortschritte sind allerdings unterschied- Die Tendenz wird eindeutig weiter in die- lich und fallen häufig deutlich kleiner aus, se Richtung gehen und die Europäische als es zunächst erhofft wurde. Dies zeigt Kommission arbeitet bereits an weiteren sich auch beim vorgelegten Entwurf für ei- Maßnahmen, auch und gerade im medien-

10 11 Einleitung Einleitung

Einleitung

Der Einfluss der Europäischen Union (EU) bereiche „Medien- und Netzpolitik“ hat, bei Politikbereiche und Rechtsmaterien, in de- Betroffenen bindenden Weise festgelegt auf die deutsche Medienordnung und Netz- ihrem Tätigwerden das Subsidiaritätsprin- nen die Europäische Union tätig ist, seien es werden. Eine kurze Darstellung des Europa- politik, wie auch auf diejenigen der weite- zip beachten muss und zudem die kulturel- das Medienrecht im engeren Sinne (mit den rates beschließt diesen Teil des Bandes. ren derzeit noch 28 Mitgliedstaaten, ist in len Besonderheiten in den Mitgliedstaaten Maßgaben für Fernsehen und audiovisuel- den vergangenen Jahrzehnten stetig ge- einer uniformen Durchprägung der natio- le Abrufmediendienste), das Urheber- oder Im dritten Teil werden die wichtigsten wachsen. Inzwischen ist die Medien- und nalen Medien- und Kommunikationsord- das Telekommunikationsrecht, der Daten- Ansprechpartner auf Seiten des Europäi- Kommunikationsordnung in Deutschland nungen Grenzen setzen. oder der Verbraucherschutz, um nur eini- schen Parlaments und der Europäischen in erheblichem Maße durch Vorgaben der ge zu nennen. Zu diesen Themen wurden Kommission benannt und Kontaktdaten EU und des Europarates geprägt. Die in Jedem, der Interesse daran hat, die Grund- Angaben zu ausgewählten Interessenver- der Abgeordneten, Kommissare und in den wesentlichen Bereichen von den Bundes- lagen für die eingangs genannte Entwick- tretern aufgenommen, die gemeinsam mit Generaldirektionen der Kommission Ver- ländern und daneben durch den Bund ge- lung näher kennen zu lernen sowie den den zuständigen EU-Institutionen einen antwortlichen aufgeführt. setzlich ausgestaltete Medien- und Kom- aktuellen Stand der inhaltlichen Ausge- Beitrag zur Entwicklung und Ausgestaltung munikationsordnung im hier verwandten staltung des europäischen Rechts audiovi- der Medienpolitik auf europäischer Ebene Ein Glossar, das einige zentrale medien- weiten Sinne trägt diesem Umstand Rech- sueller Kommunikation nachzuvollziehen, leisten. spezifische Rechts- und Technikbegriffe nung. Die Handlungsspielräume auf nati- oder der bestimmen können will, welche erläutert, rundet die vorliegenden Infor- onaler Ebene sind enger geworden; neue Akteure vor welchem Hintergrund an des- Der zweite Teil des Bandes präsentiert die mationen ab. oder gewandelte politische Vorstellun- sen kontinuierlicher Weiterentwicklung be- Organe und weitere Institutionen der Eu- gen müssen zunehmend in Brüssel und teiligt sind, soll vorliegend ein gleicherma- ropäischen Union in knapper Form und Straßburg artikuliert werden, soweit zu ßen informativer wie prägnanter Einstieg stellt ihre Arbeitsweise dar. Dabei werden ihrer Umsetzung eine Änderung des me- in die Materie geboten werden. Vor allem die wichtigsten Handlungsformen und dienrechtlichen Rahmens der EU erforder- ist uns daran gelegen, anhand konkreter Instrumente, derer sich die Europäische lich ist. Wer nach den verbliebenen Ge- Beispiele aufzuzeigen, welche Regelungen, Union zur Formulierung ihrer medien- staltungsmöglichkeiten der Länder und die in Deutschland für Medienschaffende politischen Ansätze bedient, ebenso auf- der Landesmedienanstalten für die Me- und Mediennutzer gelten, ihren Ursprung gezeigt wie die Rechtsakte – in der Haupt- dienlandschaft in Deutschland fragt, wird in europäischen medienpolitischen Vorga- sache Richtlinien und Verordnungen –, mit dennoch feststellen können, dass manche ben haben. denen die im Kompromiss zwischen Par- Freiräume verbleiben. Sie entstehen insbe- lament, Rat und Kommission definierten sondere dadurch, dass die EU keine umfas- Dieser Band bietet Ihnen in seinem ersten medienpolitischen Zielsetzungen schließ- sende Kompetenz zur Regelung der Sach- Teil einen Überblick über die vielfältigen lich in einer die Mitgliedstaaten und die

12 13 Die Themenfelder der Europäischen Medien- und Netzpolitik

Hier Einkliner einfügen Medien- und Dienstleistungsfreiheiten als Fundamente europäischer Medienpolitik Medien- und Dienstleistungsfreiheiten als Fundamente europäischer Medienpolitik

Einschränkungen sind allerdings nur statt- findet sich in einer spannenden Entwick- Medien- und Dienstleistungsfreiheiten haft, wenn sie eine gesetzliche Grundlage lung. Die Grundrechte-Charta der EU hat haben und die Medienfreiheit nicht über insbesondere bei der jüngsten Rechtspre- als Fundamente europäischer Gebühr beschränken. Die Richtlinie über chung des EuGH zur Stärkung des inner- audiovisuelle Mediendienste (2010/13/EU) europäischen wie des transatlantischen Medienpolitik etwa enthält solche die Medienfreiheiten Datenschutzes eine besondere Rolle ge- beschränkende Vorschriften und verlangt, spielt. Allgemein anerkannt ist, dass die dass die audiovisuellen Mediendienste nicht EU-Grundrechte den Bürger nicht nur vor Medien- und Pressefreiheit gehören zu den wesentlichen Charaktermerkmalen der Euro- zu Hass aufgrund von Rasse, Geschlecht, der Hoheitsgewalt der EU schützen, son- päischen Union und ihrer Mitgliedstaaten. Große Bedeutung für die europäische Medien- Religion oder Staatsangehörigkeit auf- dern auch die Mitgliedstaaten der EU bin- politik kommt darüber hinaus vor allem der Dienstleistungsfreiheit im Binnenmarkt zu. stacheln. den, wenn diese Unionsrecht i. S. von Art. 51 Abs. 1 GRC „durchführen“, indem sie z. B. Das Recht auf freie Meinungsäußerung, die Die Organe der Europäischen Union müs- Verordnungen der EU vollziehen oder Richt- Art. 10 EMRK Presse- und Medienfreiheit sowie die Infor- sen auch selbst im Einklang mit der Grund- linien der EU in nationales Recht umsetzen. (1) Jede Person hat das Recht auf freie Mei- mationsfreiheit sind für demokratische Ge- rechtecharta handeln, insbesondere dann, Wie weit diese Bindung an EU-Grundrech- nungsäußerung. Dieses Recht schließt die sellschaften von zentraler Bedeutung und Meinungsfreiheit und die Freiheit ein, Infor- wenn sie Gesetze erlassen. Für die derzeit te darüber hinaus reicht, ist im Einzelnen werden in allen Verfassungen der Mitglied- mationen und Ideen ohne behördliche Eingrif- noch 28 EU-Mitgliedstaaten ist die GRC im- aber umstritten. Neben den klassischen staaten und in vielen internationalen Men- fe und ohne Rücksicht auf Staatsgrenzen zu mer dann rechtlich bindend, wenn natio- Vollzugs- und Umsetzungskonstellationen schenrechtskatalogen ausdrücklich oder empfangen und weiterzugeben. Dieser Artikel nale Gesetzgeber, Behörden oder Gerichte erkennt der EuGH auch sonstige Fälle als hindert die Staaten nicht, für Hörfunk , Fern- zumindest als Unterfall der Meinungsfrei- im „Anwendungsbereich des Unionsrechts“ vom Anwendungsbereich der GRC erfasst, seh- oder Kinounternehmen eine Genehmi- heit geschützt. Die Charta der Grundrech- gung vorzuschreiben. handeln. Dies ist etwa dann der Fall, wenn in denen mitgliedstaatliches Handeln in te der Europäischen Union (GRC) enthält in eine Behörde ein Gesetz anwendet, das auf den Geltungsbereich des Unionsrechts fällt. (2) Die Ausübung dieser Freiheiten ist mit ihrem Artikel 11 die allgemein gefasste Ga- Pflichten und Verantwortung verbunden; sie einer EU-Richtlinie beruht. In Situationen, Das BVerfG ist diesem extensiven Verständ- rantie der Meinungsfreiheit, welche alle kann daher Formvorschriften, Bedingungen, in denen EU-Recht nicht betroffen ist, findet nis entgegengetreten, ohne dass es bislang Kommunikationsformen betrifft, und kon- Einschränkungen oder Strafdrohungen un- die Charta keine Anwendung, dann gelten allerdings zu einem offenen Justizkonflikt kretisiert dies durch Erwähnung auch des terworfen werden, die gesetzlich vorgesehen in erster Linie die nationalen Verfassungen gekommen wäre. und in einer demokratischen Gesellschaft Rechts auf Empfang und Weitergabe von sowie die Europäische Menschenrechts- notwendig sind für die nationale Sicherheit, Informationen und Ideen. die territoriale Unversehrtheit oder die öf- Konvention (EMRK). Die Praxis hat gezeigt, Es steht weiter zur Debatte, ob die EU der fentliche Sicherheit, zur Aufrechterhaltung so etwa bei den Diskussionen um das polni- Konvention zum Schutz der Menschenrech- Die genannten Freiheiten, und damit auch der Ordnung oder zur Verhütung von Straf- sche und das ungarische Medienrecht, wie te und Grundfreiheiten (EMRK) des Europa- die Medienfreiheit, sind allerdings keine ab- taten, zum Schutz der Gesundheit oder der schwierig es ist, den Geltungsbereich der rates beitreten wird. Sie wäre dann genauso Moral, zum Schutz des guten Rufes oder der soluten Grundrechte, sie müssen im Einzel- Charta im materiellen und institutionellen an die Schutzgarantien der Konvention ge- Rechte anderer, zur Verhinderung der Verbrei- fall mit anderen grundrechtlich geschütz- tung vertraulicher Informationen oder zur Rechtssystem der Europäischen Union ein- bunden wie aktuell schon die Bundesrepublik ten Positionen, wie dem Recht auf Achtung Wahrung der Autorität und der Unparteilich- deutig zu bestimmen. Deutschland. Artikel 10 EMRK, der die Medien- der Privatsphäre, in einen angemessenen keit der Rechtsprechung. freiheiten gewähr-leistet, ist durch die um- Ausgleich gebracht werden oder hinter die- Die Rechtsprechung des Gerichtshofs der fangreiche Rechtsprechung des Europäischen sen sogar zurücktreten. Europäischen Union (EuGH) zur GRC be- Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR)

16 17 Medien- und Dienstleistungsfreiheiten als Fundamente europäischer Medienpolitik Medien- und Dienstleistungsfreiheiten als Fundamente europäischer Medienpolitik

stark ausdifferenziert. Bereits jetzt ist Arbeitsweise der Europäischen Union Uni global union European Center for Press and Media Art. 10 EMRK Auslegungsmaßstab für Art. 11 (AEUV) festgehalten sind. Seit Gründung Media Entertainment and Arts Freedom (ECPMF) GRC. Allerdings erachtet der EuGH in einem der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft Die Uni global union ist ein internationaler Das 2015 gegründete ECPMF wird getragen Gutachten vom 18. Dezember 2014 den Bei- war gerade der grenzüberschreitende Gewerkschaftsverband, der sich unter an- von Presse- und Medienunternehmen so- tritt nach dem damals vorgesehenen Ver- Wirtschaftsverkehr ein wesentliches An- derem für die Interessen der Arbeitnehmer wie Medienforschungseinrichtungen und fahren als unvereinbar mit Art. 6 Abs. 2 EUV. liegen der europäischen Politik. Diese Idee im Mediensektor stark macht. will sowohl international wie national An- der Schaffung eines gemeinsamen Binnen- 31, Rue de l’Hôpital griffen auf Presse- und Medienfreiheit be- Da nach dem Recht der Europäischen Uni- marktes verlangt daher auch für „Medien- B-1000 Brussels/Bruxelles gegnen. Telefon: +32 (0)2 23 45 656 on die unkörperliche Verbreitung von dienstleistungen“ den freien Zugang zu den Fax: +32 (0)2 23 50 870 Menckestr. 27 Medieninhalten als Dienstleistung an- Märkten der anderen Mitgliedstaaten. Zu- E-Mail: [email protected] D-04155 Leipzig Internet: www.uniglobalunion.org Telefon: +49 (0)34 12 00 40 313 gesehen wird, greifen auch die Regelun- gleich effektiviert die Dienstleistungsfrei- Fax: +49 (0)341 56 29 663 gen zur Dienstleistungsfreiheit, wie sie in heit auf diese Weise die Medienfreiheiten. E-Mail: [email protected] den Artikeln 56–62 des Vertrages über die Internet: www.ecpmf.eu Reporter ohne Grenzen Reporter ohne Grenzen ist als Nichtregie- European Union Agency for Fundamental Organisation für Sicherheit und Zusam- rungsorganisation international anerkannt. European Federation of Journalists (EFJ) Rights (FRA) menarbeit in Europa (OSZE) Der Hauptsitz ist in Paris; seit 1994 ist die Die EFJ ist als europäische Teilorganisation Die FRA ist eine von der Europäischen Uni- Zu den wichtigsten Zielen der OSZE gehö- deutsche Sektion von Berlin aus tätig. Die der IFJ die Interessenvertretung von Jour- on eingerichtete Expertenkommission zur ren die Wahrung von Sicherheit, Konflikt- internationale Organisation recherchiert nalistengewerkschaften und -verbänden in Überwachung des Grundrechtsschutzes verhütung und Konfliktmanagement, der und dokumentiert Verstöße gegen die Men- über 30 Ländern Europas. in den Mitgliedstaaten der Europäischen Schutz von Menschenrechten, demokrati- schenrechte der Meinungsäußerungs- und Residence Palace Union. Anknüpfungspunkt sind sämtliche schen und rechtsstaatlichen Standards als Medienfreiheit und unterstützt verfolgte 155, Rue de la Loi B-1040 Brussels/Bruxelles Grundreche der Charta der Europäischen Beitrag zu Sicherheit und Stabilität, Abrüs- Journalisten. Der Verein hat Beraterstatus Telefon: +32 (0)2 23 52 208 Union. Eine wesentliche Aufgabe der FRA tung, vertrauensbildende Maßnahmen so- beim Europarat, beim Menschenrechts- Fax: +32 (0)2 23 52 219 ist auch die Beurteilung des Grundrechts- wie Terrorismusbekämpfung. Die OSZE hat rat der Vereinten Nationen sowie bei der E-Mail: [email protected] Internet: www.europeanjournalists.org standards in den Rechtsordnungen der Bei- eigens einen Beauftragten für Medienfrei- UNESCO. trittskandidaten. heit bestellt. Deutsche Sektion Schwarzenbergplatz 11 OSZE Sekretariat Friedrichstraße 231 A-1040 Wien Wallnerstrasse 6 D-10969 Berlin Telefon: +43 15 80 30 0 A-1010 Wien Telefon: +49 (0)30 60 98 95 330 Fax: +43 15 80 30 699 Telefon: +43 15 14 360 Fax: +49 (0)30 20 21 51 029 E-Mail: [email protected] Fax: +43 15 14 36 69 96 E-Mail: [email protected] [email protected] E-Mail: [email protected] Internet: www.reporter-ohne-grenzen.de Internet: www.fra.europa.eu/de Internet: www.osce.org/fom

18 19 Pluralismus als „Wesensmerkmal“ der Europäischen Union und ihrer Mitgliedstaaten Pluralismus als „Wesensmerkmal“ der Europäischen Union und ihrer Mitgliedstaaten

Unabhängige nationale Regulierungsbe- Meinungsfreiheit und Medienpluralismus in Pluralismus als „Wesensmerkmal“ hörden leisten ebenfalls einen wichtigen besonderem Maße. Im Jahr 2007 hat die Eu- Beitrag zur Gewährleistung der Medien- ropäische Kommission das dreistufige, soge- der Europäischen Union und ihrer vielfalt; neben der Zulassung von Radio- nannte Reding-Wallström-Konzept vorge- und Fernsehsendern sorgen sie im digitalen stellt, mit dem Transparenz, Freiheit und Mitgliedstaaten Bereich dafür, dass Plattformen den Veran- Vielfalt in der europäischen Medienland- staltern einen chancengleichen und diskri- schaft gesichert werden sollen. 2011 rief die minierungsfreien Zugang bieten. In vielen für die Digitale Agenda zuständige Kom- Der Schutz der Medienvielfalt hat wegweisende Funktion für die europäische Medien- Ländern fördern die Regulierungsbehörden missarin und Vize-Präsidentin der Europä- politik. Er findet seine Grundlage unter anderem in Artikel 11 der Charta der Grundrechte auch lokale und regionale Rundfunkveran- ischen Kommission eine High der Europäischen Union (GRC). stalter sowie Bürgermedien und Program- Level Group on Media Freedom and Plura- me zum Erwerb von Medienkompetenz. lism ins Leben. Diese hat im Januar 2013 Medienpluralismus soll Meinungsvielfalt Insofern stellt etwa die Richtlinie über au- Um die Einhaltung der Pflichten, die mit Leitlinien für die künftige europäische Me- unterstützen und so die tragende Funktion diovisuelle Mediendienste verbindliche der Medienfreiheit einhergehen, sichern zu dienpolitik zur Förderung des Medienplu- der Medien in einer freiheitlichen Demokra- Vorschriften zur Förderung europäischer können, agieren sie zugleich als Aufsichts- ralismus präsentiert. Diese hochrangige tie gewährleisten. Medienvielfalt in diesem Werke durch Fernsehveranstalter und Abruf- organe, etwa zur Sicherung des Schutzes Expertengruppe, zu der auch die ehema- Sinne verlangt eine Vielzahl an verschiede- diensteanbieter einerseits und zur Förde- von Minderjährigen oder der Menschen- lige deutsche Bundesjustizministerin Sa- nen Informationsquellen und unterschied- rung unabhängiger Produzenten anderer- würde. Über die Art, wie diese Unabhän- bine Leutheusser-Schnarrenberger gehörte, lichen verfügbaren Inhalten. seits bereit. Solche Werke und Produktio- gigkeit in einer novellierten AVMD-Richtli- fordert darin unter anderem eine intensive nen müssen mit einer Mindestquote in den nie (s. S. 23 f.) abgesichert werden soll, wird Beobachtung der Entwicklung des Medien- Die Europäische Union hat die Wahrung und Programmen der Anbieter von linearen au- aktuell noch kontrovers im Gesetzgebungs- marktes, um problematischen Konzentra- Förderung der kulturellen Vielfalt zu einem diovisuellen Mediendiensten (sprich: im verfahren diskutiert. tionsentwicklungen effektiv begegnen zu Grundwert der europäischen Politik erho- Fernsehen) vertreten sein. können. ben. Sie ist an das UNESCO-Übereinkommen Die Ballung von Meinungsmacht in weni- zum Schutz und zur Förderung der Vielfalt Der effektive Schutz der Meinungs- und gen Händen zu verhindern, ist ein weiteres Die Europäische Kommission hat 2013 zwei kultureller Ausdrucksformen gebunden. Medienfreiheit trägt zu echter Medienviel- Ziel der Sicherung von Medienvielfalt. In- Konsultationen zum Bericht der High Level falt wesentlich bei. Hierfür ist die Freiheit direkt wirken sich das Wettbewerbsrecht Group sowie zur Unabhängigkeit der Re- Artikel 11 GRC von staatlichem Einfluss, etwa mittels der der Europäischen Union und der Mitglied- gulierungsbehörden durchgeführt. Auch Freiheit der Meinungsäußerung und Infor- Garantie redaktioneller Unabhängigkeit der staaten hier schützend aus, indem die Ver- in das Verfahren zur Überprüfung der EU- mationsfreiheit Medienunternehmen, der freien Auswahl stärkung und der Missbrauch einer markt- Richtlinie für audiovisuelle Mediendienste (1) Jede Person hat das Recht auf freie Mei- von Mitarbeitern und der gesicherten, funk- beherrschenden Stellung verhindert wer- hat die Europäische Kommission 2015 u. a. nungsäußerung. Dieses Recht schließt die tionsadäquaten Finanzierung (insbesonde- den (s. S. 48 ff.). Fragen zu den Themengebieten „Stärkung Meinungsfreiheit und die Freiheit ein, Infor- mationen und Ideen ohne behördliche Ein- re bei öffentlich-rechtlichen Rundfunkan- der Medienfreiheit und des Medienplura- griffe und ohne Rücksicht auf Staatsgrenzen stalten), auf Ebene der Europäischen Union, Die Europäische Union widmet sich, unge- lismus“ sowie „Förderung europäischer au- zu empfangen und weiterzugeben. des Europarates wie auch in den nationalen achtet fortdauernder Zweifel an der Kom- diovisueller Inhalte“ einbezogen. Auch bei (2) Die Freiheit der Medien und ihre Pluralität Medienordnungen anerkannt und rechtlich petenz der EU zur Wahrung und Förderung der im November 2015 eingeleiteten öffent- werden geachtet. verankert. des Medienpluralismus, der Sicherung von lichen Konsultation der Kommission zum

20 21 Pluralismus als „Wesensmerkmal“ der Europäischen Union und ihrer Mitgliedstaaten Vom Rundfunk zum audiovisuellen Mediendienst – „Medienpolitik“ der EU

„Regelungsumfeld fur Plattformen, Online- bei der Transparenz von Online-Plattformen Vermittler, Daten, Cloud-Computing und (zum Beispiel im Zusammenhang mit Such- Vom Rundfunk zum audiovisuellen die partizipative Wirtschaft“ spielen As- ergebnissen), eine nicht unerhebliche Rolle. pekte der Medienvielfalt, nicht zuletzt auch Mediendienst – „Medienpolitik“ der EU

Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) Rundfunk macht an Grenzen nicht halt. Fernsehprogramme und sonstige audiovisuelle Die UNESCO ist eine rechtlich selbstständi- Angebote aus der ganzen Welt sind heute in nahezu allen Ländern zu empfangen und ge Organisation der Vereinten Nationen mit Medienunternehmen agieren häufig international. Innerhalb der Europäischen Union soll 195 Mitgliedstaaten. Im Bereich der Medi- für alle Fernsehveranstalter und Anbieter sonstiger audiovisueller Mediendienste ein ein- enpolitik engagiert sie sich wesentlich für heitlicher Rechtsrahmen bestehen, um die Entwicklung des Sektors zu fördern und den die kulturelle Vielfalt. Zuschauern vielfältige Informationen zu bieten. 7, Place de Fontenoy F-75352 Paris 07 SP Zu Beginn der 1980er Jahre widmete sich von Mindestquoten europäischer Werke in und die Europäische Union erstmals dem The- Fernsehprogrammen. Auch die Werbung, das 1, Rue Miollis ma „Rundfunk“. Mit der Richtlinie Fern- Sponsoring und das Teleshopping und der F-75732 Paris Cedex 15 sehen ohne Grenzen (89/552/EWG) wurde Jugendschutz wurden durch die Richtlinie Telefon: +33 (0)1 45 68 10 00 Internet: www.unesco.org der Bedeutung des Rundfunks für den Zu- geregelt. Infolge des technischen Wandels sammenschluss der europäischen Völker verfügbarer Medienangebote finden sich sowie dem wirtschaftlichen und sozialen diese Regelungen wie auch Vorschriften zur Fortschritt Rechnung getragen. Die Förde- Übertragung von sogenannten Großereig- rung eines gemeinsamen Marktes für die nissen sowie zum Gegendarstellungsrecht Herstellung und Verbreitung von Program- heute in der Richtlinie über audiovisuelle men unter fairen Wettbewerbsbedingun- Mediendienste (2010/13/EU). Diese Richtlinie gen standen dabei im Vordergrund. Dieses Ziel sollte durch eine Mindestharmonisie- Einige Regulierungsaspekte des Fernsehens rung der unterschiedlichen mitgliedstaat- und von audiovisuellen Abrufmedien behan- lichen Medienordnungen verfolgt werden. delt die Richtlinie über audiovisuelle Medien- dienste (2010/13/EU), insbesondere solche, die Notwendigerweise gingen mit dieser Rege- sich auf das Programm und die Werbung be- ziehen. lung auch Vorschriften zur Achtung von so- genannten nicht wirtschaftlichen Interessen Die Bestimmungen dieser Richtlinie haben die deutschen Bundesländer vorwiegend (oder: Gemeinwohlbelangen) einher. Die da- im Rundfunk- und im Jugendmedienschutz- malige Europäische Wirtschaftsgemein- staatsvertrag sowie in ihren Mediengesetzen schaft verlangte daher etwa die Einhaltung umgesetzt.

22 23 Vom Rundfunk zum audiovisuellen Mediendienst – „Medienpolitik“ der EU Vom Rundfunk zum audiovisuellen Mediendienst – „Medienpolitik“ der EU

erstreckt sich nicht nur auf das „klassische“ Mit dem Vorschlag einer Novelle der AVMD- verbänden, um die Meinungs- und Berufs- European Regulators Group for Fernsehen, sondern auch auf neuartige Me- Richtlinie vom Mai 2016 (eine Synopse von freiheit sowie den Schutz der Hörer zu be- Audiovisual Media Services (ERGA) dien wie audiovisuelle Mediendienste auf geltender Fassung und Novellierungsent- wahren und zu entwickeln. Die 2014 auf der Grundlage von Art. 30 Abruf (sogenanntes Video-on-Demand). wurf ist abrufbar unter http://www.emr-sb. 76, Avenue d‘Auderghem AVMD-Richtlinie gegründete ERGA, die de/tl_files/EMR-SB/content/PDF/AVM-Nor- B-1040 Brussels/Bruxelles Gruppe Europäischer Regulierer für audio- Telefon: +32 (0)2 73 69 131 Gerade mit dieser Richtlinie hat die Europä- men/AVMSD_2010_2016_Synopsis_de.pdf) Fax: +32 (0)2 73 28 990 visuelle Mediendienste, vereinigt Vorsitzen- ische Union in einigen der relevanten Rege- schlägt die Europäische Kommission nun- Internet: www.aereurope.org de und hochrangige Vertreter der unabhän- lungsbereiche einheitliche Regelungen mit mehr vor, den Anwendungsbereich der gigen nationalen Regulierungsbehörden im Geltung in allen Mitgliedstaaten geschaf- Richtlinie, soweit diese Regelungen zum Ju- European Alliance of Listeners and Bereich der audiovisuellen Dienste. Sie be- fen. Das Tabakwerbeverbot oder die Werbe- gendschutz und zum Schutz der Menschen- Viewers Associations (EURALVA) rät die Europäische Kommission mit dem höchstgrenze von 12 Minuten in der Stunde würde, insbesondere vor der Aufstachelung Die EURALVA ist eine unabhängige Orga- Ziel einer konsequenten Umsetzung der sind nur zwei Beispiele der EU-weit einheit- zum Hass enthält, auch auf Video-Sharing- nisation zur Vertretung der Interessen von AVMD-Richtlinie und befördert den Erfah- lichen Anforderungen an Anbieter von au- Plattformen auszudehnen. Zuhörern und Zuschauern im Mediensektor rungsaustausch zwischen den Regulierern. diovisuellen Mediendiensten, also insbe- auf internationaler, insbesondere europäi- Internet: ec.europa.eu/digital-single-market/en/ sondere die Fernsehveranstalter. scher Ebene. audiovisual-regulators Aercon House Alfred Road UK-DA11 7QF Gravesend, Kent Association of Commercial Television in 26, Rue des Deux Eglises Telefon: +44 14 74 35 28 35 European Platform of Regulatory Europe (ACT) B-1000 Brussels/Bruxelles Fax: +44 14 74 35 11 12 Authorities (EPRA) Telefon: +32 (0)2 73 60 052 Der ACT ist der europäische Verband der E-Mail: [email protected] Die EPRA dient der Kooperation und Koordi- Fax: +32 (2)2 73 54 172 Internet: www.euralva.org privaten Fernsehveranstalter. Gegründet E-Mail: [email protected], [email protected] nation der Medienaufsichtsbehörden in Eu- im Jahre 1989, vereint der Verband derzeit Internet: www.acte.be ropa untereinander. Während sie zwar nicht 33 Mitglieder, die in insgesamt 37 europä- Europäische Rundfunkunion (EBU) der Festlegung gemeinsamer Standpunkte ischen Ländern mehrere Tausend sowohl Association Européenne des Radios (AER) Die EBU vertritt die Interessen der öffent- dient, erlauben stetiger Informations- und frei empfangbare und kostenpflichtige Die AER ist eine pan-europäische Vereini- lich-rechtlichen Medien im Fernseh-, Hör- Erfahrungsaustausch unter den Mitglie- Fernsehsender verbreiten als auch sons- gung mit Hauptsitz in Brüssel, die die Inter- funk- und Internetbereich in Europa und dern, nach innen eine enge Verzahnung zu tige (Abruf-)Mediendienste bereitstellen. essen von mehr als 4.500 privaten Hörfunk- darüber hinaus. Sie begleitet aktiv die me- erreichen und nach außen als wichtiger An- Der ACT vertritt die Interessen seiner Mit- betreibern in den EU-Mitgliedstaaten und dienpolitische Entwicklung und dient ihren sprechpartner wahrgenommen zu werden. glieder gegenüber EU-Organen und sons- der Schweiz vertritt. Die Vereinigung wid- Mitgliedern als wichtige Unterstützung bei EPRA Secretariat tigen internationalen Institutionen. Dabei met sich insbesondere den Bereichen Me- Fragestellungen, die in dem jeweiligen Land Emmanuelle Machet 76, Allée de la Robertsau beschäftigt er sich hauptsächlich mit Fra- dien, Telekommunikation sowie Hörfunk- oder übergreifend eine Rolle spielen. F-67000 Straßburg gen rund um Rechtedurchsetzung, digita- übertragung und tritt für die Förderung der Telefon: +33 (0)3 88 41 39 63 le Medien, Werbung, Beihilfen zugunsten Verbreitung und des Nutzens neuer Tech- 17a, L’ancienne-route E-Mail: [email protected] Internet: www.epra.org öffentlich-rechtlicher Veranstalter, Medien- nologien der Hörfunkübertragung ein. Au- CH-1218 Grand-Saconnex Telefon: +41 22 71 72 111 vielfalt und Sport. ßerdem fördert die Vereinigung die Zusam- Fax: +41 22 74 74 000 menarbeit zwischen ihren Mitgliedern und E-Mail: [email protected] anderen europäischen Radiostationen und Internet: www.ebu.ch

24 25 Netzpolitik – was ist das? Netzpolitik – was ist das?

Staaten Einfluss auf die Regulierung des In- Datenverkehrs im Internet zu koordinieren Netzpolitik – Was ist das? ternets haben, sondern auch andere Inter- sind. Hierbei geht es vor allem um die Zu- essenträger aus Wirtschaft, Wissenschaft, teilung von weltweit eindeutigen IP-Adres- technischer Community und Zivilgesell- sen und Domainnamen (z. B. die-medien- schaft. Dieser Ansatz war in der Vergangen- anstalten.de) sowie um die Registrierung heit nicht immer unumstritten: Noch 2012 von Zahlen und Bezeichnern in Internet- hatten einige Staaten im Rahmen der Inter- protokollen. Diese Funktionen, die in der nationalen Fernmeldeunion (ITU) eine rein Internet Assigned Names Authority (IANA) So wie die Medienpolitik ein Begriff ist, der zahlreiche und entwicklungsbedingt nicht zwischenstaatliche Regulierung gefordert, zusammengefasst sind, werden seit 1998 abschließend definierbare Regelungsbereiche umfasst, so fällt auch bei dem neueren Be- die den Staaten auch das Recht zugestan- von der Internet Corporation for Assigned griff der Netzpolitik eine Ein- und Abgrenzung nicht leicht. Hinzukommt eine in den letz- den hätte, auf ihren eigenen Territorien die- Names and Numbers (ICANN), einer Non- ten zwanzig Jahren immer stärker zu beobachtende technische, wirtschaftliche und in se Fragen umfassend selbst zu regeln. Profit-Organisation nach kalifornischem der Folge auch rechtliche Konvergenz der Übertragungswege, Übertragungsformen und Recht, ausgeübt. Da das Internet histo- übertragenen Inhalte. Was heute Medienpolitik ist, kann morgen schon unter der Be- Parallel zu diesen Diskussionen hatte die risch aus einem von der US-Regierung seit zeichnung Netzpolitik auch für Inhalte, Dienste und Anwendungen diskutiert werden, ITU auf Beschluss der Vereinten Nationen den 1960er Jahren entwickelten Netz ent- die traditionell nicht zu den Medien im engeren Sinne gezählt wurden. Klar ist: Was im- jedoch bereits 2003 mit der Veranstaltung standen ist, stand diese Tätigkeit bis 2016 mer Bestandteil des Internets ist oder über dieses „Netz der Netze“ übertragen wird, ist eines für alle Interessengruppen offenen unter der Aufsicht der USA. Zuletzt wurde potenziell ein Gegenstand der Netzpolitik. Weltgipfels zur Informationsgesellschaft diese Aufsicht von der National Telecommu- (WSIS) in Genf den Multi-Stakeholder- nications and Information Administration Allgemein versteht man unter dem Begriff zum einen die Frage, wie das Internet selbst Prozess angestoßen. Bei der Folgeveran- (NTIA), einer dem US-Handelsministerium der Netzpolitik die politische Befassung als technische Infrastruktur funktionieren staltung in Tunis 2005 beschlossen die unterstellten Behörde, wahrgenommen. mit Fragen der Regulierung des Internets – soll. Mit den daraus erwachsenden Prob- etwa 17.000 Delegierten aus 175 Ländern Nach den Enthüllungen über die massen- seiner technischen Infrastruktur, der darü- lemstellungen befasst sich die Internet- die Fortführung der Debatten im Internet hafte Überwachung der Internetkommu- ber angebotenen Dienste und der darüber Governance. Zum anderen müssen auch Governance Forum (IGF), einer fortan jähr- nikation durch den US-Geheimdienst NSA übertragenen Inhalte. Teilweise wird Netz- die über diese Infrastruktur angebotenen lich von den Vereinten Nationen zu organi- gewann auch die langjährige Debatte über politik auch als besondere Form des „Poli- Dienste, Anwendungen und Inhalte gewis- sierenden Multi-Stakeholder-Konferenz. Mit die Rolle der USA bei der Internetverwaltung tikmachens“ begriffen, nämlich als Gestal- sen Regeln unterworfen sein. Dies war bis- zeitlichem Vorlauf finden jeweils regionale erneut an Fahrt. Diese mündete in Verein- tung der politischen Prozesse mithilfe des her hauptsächlich die Aufgabe der Staaten und nationale Vorbereitungskonferenzen barungen über eine Stärkung der Multi-Sta- Netzes, sei es über Dienste wie E-Govern- (bzw. der EU), die Vorgaben für die von ih- statt, so etwa in Europa der European Dia- keholder-Einflüsse in der ICANN, in deren ment und E-Voting oder über die zivilge- rem Hoheitsgebiet ausgehenden Angebo- logue on Internet Governance (EuroDIG) und Rahmen die USA ihren Verzicht auf die Auf- sellschaftliche Teilhabe am demokratischen te machten. in Deutschland das Internet Governance sicht erklärten und der ICANN diese Aufga- Meinungsbildungsprozess, etwa durch Forum Deutschland (IGF-D). ben zur Selbstverwaltung ab dem 1. Oktober Kampagnen oder politische Blogs. Regulierung der technischen Architektur 2016 übertrugen. des Internets Ein wesentlicher Aspekt der Debatten um Sofern mit Netzpolitik jedoch ein Themen- Ein wichtiger Baustein der Internet-Gover- die Internet-Governance ist die Frage, wer Neben der Verwaltung der technischen feld der Politik – nämlich die Regulierung nance ist der sogenannte Multi-Stake- die zentralen Ressourcen verwaltet, die Funktionen des Internets ist auch der Auf- des Netzes – gemeint ist, umfasst dieses holder-Ansatz. Danach sollen nicht nur die für das störungsfreie Funktionieren des bau und die Regulierung der Infrastruktur-

26 27 Netzpolitik – was ist das? Netzpolitik – was ist das?

elemente Inhalt der Netzpolitik. Die EU- len sich überhaupt nur oder zumindest in beschlossenen Rechtsakte gehen diese He- Wichtige Gremien der Internet Governance Kommission hat sich hierzu Ziele zur För- besonderer Schärfe im Zusammenhang mit rausforderungen teilweise an, indem sie Internet Governance Forum (IGF): Seit 2006 derung des Aufbaus von Breitband- und den Möglichkeiten, die das Internet bietet: sich auch auf Anbieter außerhalb der EU jährlich tagende Versammlung von Vertretern aus verschiedenen Interessengruppen (Regie- drahtlosen Internetzugängen im Rahmen Wie kann der Staat seinen Schutzpflichten für anwendbar erklären, soweit die Dienste, rungen, Privatsektor, Wissenschaft, techni- der Strategie Connectivity for a European etwa hinsichtlich der Persönlichkeitsrech- Anwendungen und Inhalte auch innerhalb sche Community, Zivilgesellschaft), die nach Gigabit Society sowie europäischer Cloud- te und der personenbezogenen Daten, aber der EU verfügbar gemacht werden (so etwa dem Multi-Stakeholder-Ansatz zusammen- dienste im Rahmen der European Cloud auch des Zugangs von Kindern und Jugend- die Rechtsrahmen zum Wettbewerbsrecht arbeiten, um Fragen der Regulierung des In- Initiative gesetzt. Die Regulierung der eu- lichen zu bestimmten Inhalten in einer der- und Datenschutzrecht). Teilweise finden ternets zu erörtern. Das IGF kann selbst keine völkerrechtlich verbindlichen Beschlüsse fas- ropäischen Netzinfrastruktur richtet sich art grenzenlosen Kommunikationsumge- sich Ansätze zur technischen Durchsetzung sen, gilt aber als das wichtigste ständige Fo- nach dem technologie- und dienstneutra- bung nachkommen (s. hierzu S. 76 ff. und rechtlicher Ansprüche, etwa im Bereich des rum zu diesem Themengebiet. len Rechtsrahmen für elektronische Kom- S. 32 ff.)? Darf der Netzbetreiber Dienste in Urheberrechts, wo die geschützten Inhalte Internationale Fernmeldeunion (ITU): 1865 munikation (s. hierzu S. 64 f.). unterschiedlicher Geschwindigkeit über- nur Nutzern in bestimmten Regionen be- gegründete internationale Organisation tragen (s. hierzu S. 71 f.)? Wer kann für die reitgestellt werden können, während sie für (heute eine Sonderorganisation der Verein- Regulierung von Diensten, Anwendungen im Netz verfügbar gemachten Inhalte haft- Nutzer aus anderen Regionen gesperrt blei- ten Nationen), in der sich 191 Staaten zur Ver- und Inhalten im Internet bar gemacht werden (s. hierzu S. 61 f.)? Wie ben (sogenanntes Geoblocking). waltung der weltweiten Telekommunikation zusammengeschlossen haben. Da in der ITU Grundsätzlich steht die Regulierung von sollen Nutzungsrechte für urheberrecht- nur Staatenvertreter sitzen, können die Orga- Angeboten im Internet vor denselben He- lich geschützte Werke in einem Netz aus- Wegen des grenzüberschreitenden Cha- ne dieser Organisation keine geeignete Platt- rausforderungen wie die Regulierung von sehen, das verlustfreie Kopien des Origi- rakters der Probleme werden mittlerweile form für den Multi-Stakeholder-Dialog bereit- Angeboten in anderen Netzen. So sind der nals ermöglicht und in dem die Nutzung auch viele dieser Fragen im Rahmen der In- stellen. Jugend- und der Verbraucherschutz Aufga- gleichzeitig durch technische Maßnahmen ternet-Governance diskutiert im Bemühen, Internet Corporation on Assigned Names and ben, die nicht nur bei der Verbreitung au- auf bestimmte Zeiträume, Standorte oder eine globale Lösung zu finden. Solange hier- Numbers (ICANN): Non-Profit-Organisation diovisueller Medien über die traditionel- Endgeräte beschränkt werden kann (s. hier- bei jedoch keine völkerrechtlich verbind- nach kalifornischem Recht, die unter ande- rem für die Verwaltung der IANA-Funktionen len Verbreitungswege – terrestrisch, per zu S. 43 ff.)? lichen Vereinbarungen getroffen werden, zuständig ist. Soweit ihr Aufgabenbereich be- Kabel oder Satellit – von Bedeutung sind. bleibt es vorerst dabei, dass jeder Staat – troffen ist, diskutiert sie auf ihren öffentlichen Der Schutz der Privatsphäre ist nicht nur bzw. die EU als Ganzes im Rahmen ihrer Treffen auch Fragen der Internet Governance. In ihrer Mitteilung COM(2014)72 hat die EU- bei der Individualkommunikation über lei- Kommission niedergelegt, welche Ziele sie bei Kompetenzen – grundsätzlich selbst für die Internet Technical Organisations (auch „I*“ ge- tungsgebundene Telekommunikationsnet- der Regulierung des Internets verfolgt. Insge- Regulierung dieser Angebote auf seinem nannt): Damit sind neben der ICANN die Inter- ze sicherzustellen, und der Schutz der Urhe- samt basiert ihre Internetpolitik auf der Ver- bzw. ihrem Territorium verantwortlich ist. net Society (ISOC, www.internetsociety.org), berrechte muss nicht nur in den klassischen teidigung und Förderung der Grundrechte die Internet Engineering Task Force (IETF, www. und demokratischen Werte. ietf.org), das Internet Architecture Board (IAB), Medien gewährleistet werden. Die techni- die Regional Internet Registries (RIRs) und das schen Besonderheiten des Internets und World Wide Web Consortium (W3C) gemeint. seine Natur als digitales, offenes, globa- In vielen Fällen ist erst zu klären, welchen Sie stellen die technische Funktionsfähigkeit les und grenzüberschreitendes Netz, über Weg die Daten im Netz nehmen und wo sie des Internets sicher, z. B. durch die Erarbei- das viele Inhalte parallel übertragen wer- gelagert werden. Dann geht es wesentlich tung technischer Standards und die Über- nahme von Verwaltungsaufgaben. den können, machen es aber erforderlich, um die Frage, welches Recht wann Anwen- sich mit diesen Problemkreisen erneut aus- dung findet und wie der Staat dieses wirk- einanderzusetzen. Bestimmte Fragen stel- sam durchsetzen kann. Die auf EU-Ebene

28 29 Netzpolitik – was ist das? Netzpolitik – was ist das?

Internationale Fernmeldeunion (ITU) Internet Corporation on Assigned Names European Association of European European Digital Rights (EDRi) Die ITU ist eine 1865 gegründete internati- and Numbers (ICANN) Internet Services Providers Associations EDRi ist eine internationale Vereinigung onale Organisation (heute eine Sonderor- ICANN ist eine Non-Profit-Organisation (EuroISPA) von Bürgerrechtsorganisationen und stellt ganisation der Vereinten Nationen), in der nach kalifornischem Recht, die unter ande- EuroISPA ist eine pan-europäische Vereini- die gemeinsame Dachorganisation für sich 191 Staaten zur Verwaltung der welt- rem für die Verwaltung der IANA-Funktio- gung der nationalen Verbände der Inter- 31 Vereinigungen aus 17 europäischen Län- weiten Telekommunikation zusammenge- nen zuständig ist. Soweit ihr Aufgabenbe- netdienstleistungsunternehmen mit Sitz dern dar. Sie wurde im Juni 2002 gegrün- schlossen haben. reich betroffen ist, diskutiert sie auf ihren in Brüssel. Gegründet im Jahr 1997, reprä- det, hat ihren Sitz in Brüssel und widmet International Telecommunication Union (ITU) öffentlichen Treffen auch Fragen der Inter- sentiert die Vereinigung mehr als 2.300 Un- sich vorrangig dem Schutz der Privatsphäre Place des Nations net Governance. ternehmen aus den Mitgliedstaaten der EU und der Freiheit der Bürger in der Informa- CH-1211 Genf 20 Telefon: +41 2 27 30 51 11 6, Rond Point Schuman, Bt. 1 und der Europäischen Freihandelsassoziati- tionsgesellschaft. Fax: +41 2 27 33 72 56 B-1040 Brussels/Bruxelles on (EFTA – Mitglieder: Island, Liechtenstein, 20, Rue Belliard Telefon: +32 (0)2 89 47 400 E-Mail: [email protected] Norwegen, Schweiz). Die Vereinigung küm- B-1040 Brussels/Bruxelles Internet: www.itu.int E-Mail: [email protected] Telefon: +32 (0)2 27 42 570 Internet: www.icann.org mert sich vor allem um EU-Politik und -Ge- E-Mail: [email protected] setzgebung und erleichtert den Austausch Internet: edri.org von Best-Practices zwischen den jeweiligen Internet Society (ISOC) European Dialogue on Internet nationalen Verbänden. Die ISOC ist eine globale Vereinigung von Governance (EuroDIG) 124/5, Rue du Commerce Einzelpersonen mit dem Ziel, die Entwick- EuroDIG ist ein 2008 gegründeter Verein B-1000 Brussels/Bruxelles Telefon: +32 (0)2 50 32 265 lung des Internets als einer offenen Platt- nach schweizerischem Recht, der eine pan- E-Mail: [email protected] form, die den wirtschaftlichen, sozialen europäische offene Plattform für Multi-Sta- Internet: www.euroispa.org und ausbildenden Bedürfnissen der Men- keholder-Diskussionen über politische Fra- schen dient, voranzutreiben. Ihr gehören ca. gen der Internet Governance bereitstellt. 80.000 Einzelmitglieder und -unterstützer, EuroDIG Association European Digital Media Association (EDIMA) 113 Ländersektionen und 143 Unternehmen Rue Jehanne-de-Hochberg 16 Die EDIMA ist ein Interessenverband für CH-2000 Neuchâtel und Organisationen an. Telefon: +49 (0)341 30 12 827 die Rechte von Diensteanbietern im Inter- Switzerland Office E-Mail: [email protected] net und sonstigen neuen Medien. Sie ist Galerie Jean-Malbuisson 15 Internet: www.eurodig.org tätig in den Bereichen E-Content, Medien, CH-1204 Genf Telefon: +41 22 8 07 14 44 E-Commerce, Kommunikations- und Infor- Fax: +41 22 8 07 14 45 mationsdienste sowie Suchmaschinen. E-Mail: [email protected] (Europa) 60, Rue du Trône Internet: www.internetsociety.org B-1050 Brussels/Bruxelles Telefon: +32 (0)2 62 61 990 Fax: +32 (0)2 62 69 501 E-Mail: [email protected] Internet: www.europeandigitalmedia.org

30 31 Jugendschutz in der europäischen Medienpolitik Jugendschutz in der europäischen Medienpolitik

Ferner sind diese Inhalte mit eingeblendeten Die Europäische Union hat ferner die Safer- Jugendschutz in der europäischen Symbolen und/oder akustischen Warnhin- Internet-Programme entwickelt, die auf ei- weisen als entwicklungsbeeinträchtigend ne sicherere Nutzung der neuen Online- Medienpolitik zu kennzeichnen. Technologien sowie auf die Bekämpfung illegaler und jugendgefährdender Inhalte Inhaltliche und organisatorische Konzep- abzielen und entsprechende Initiativen auf te für den Jugendschutz in audiovisuel- nationaler und europäischer Ebene mit För- len Diensten und im Internet behandeln dermitteln unterstützen. Am Safer Internet Der Schutz der Jugend bei audiovisuellen Mediendiensten ist neben der Gewährung ei- die EU-Empfehlungen aus den Jahren 1998 Day finden jeweils im Februar in ganz Euro- ner möglichst freien Medienordnung ein wichtiges Ziel der europäischen Medienpolitik. und 2006, die die Schaffung von „sicheren pa Veranstaltungen zum Thema Internet- Surfbereichen“ für Kinder und Maßnah- sicherheit statt. Zum Schutz von Kindern und Jugendlichen halte, die die Entwicklung von Kindern men zur Steigerung der Medienkompetenz vor schädlichen und ungeeigneten Me- und Jugendlichen ernsthaft beeinträchti- bezwecken. Mit der Errichtung nationaler Mit der Richtlinie zur Bekämpfung des se- dieninhalten wie Pornografie oder Gewalt- gen können (Pornografie und „grundlose Co-Regulierungssysteme und der Erarbei- xuellen Missbrauchs und der sexuellen darstellungen hat die Europäische Union Gewalt“) dürfen überhaupt nicht ausge- tung von Verhaltenskodizes auch auf euro- Ausbeutung von Kindern sowie der Kin- Maßnahmen ergriffen. Ziel ist es dabei, die strahlt werden. Potenziell entwicklungs- päischer Ebene wird ein Mischmodell aus derpornografie (2011/93/EU) hat die Euro- körperliche, geistige und sittliche Entwick- beeinträchtigende Inhalte sollen entweder staatlicher Kontrolle und privater Selbstre- päische Union den Jugendschutz (für den lung von Minderjährigen vor beeinträchti- Sendezeitbeschränkungen beachten oder gulierung gefördert. Onlinebereich) weiter spezifiziert. Die genden Medieninhalten zu bewahren. Ver- durch technische Mittel wie Verschlüsse- Richtlinie sieht vor, unter welchen Voraus- schiedene Rechtsakte der Union, politische lung und Vorsperrung dem Zugang durch Einen ähnlichen Ansatz verfolgt die Idee, setzungen kinderpornografische Websei- Initiativen, Förderprogramme und Co- bzw. Minderjährige weitgehend entzogen sein. die Möglichkeiten zur elterlichen Kontrol- ten gesperrt werden können, und verlangt, Selbstregulierungsmaßnahmen sollen der le zu verstärken. Hierzu haben selbstre- das Anbieten von kinderpornografischen Erreichung dieses Ziels dienen. Maßnahmen der Europäischen Union zum gulierende Einrichtungen, in Deutschland Inhalten und Vorbereitungshandlungen Jugendmedienschutz beispielsweise die Freiwillige Selbstkontrolle zum sexuellen Missbrauch von Kindern Die Richtlinie über audiovisuelle Medien- • Empfehlung des Rates der Europäischen der Filmwirtschaft (FSK), die Freiwillige im Internet (sogenanntes Grooming) un- dienste (2010/13/EU) hält grundlegende Union zum Jugendschutz und zum Schutz Selbstkontrolle Fernsehen (FSF), die Freiwilli- ter Strafe zu stellen. Vorschriften über den Jugendschutz bereit, der Menschenwürde (1998) ge Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbie- • Empfehlung des Europäischen Parlaments die sowohl für das Fernsehen, als auch für ter (FSM) oder die Unterhaltungssoftware Am 14. Juli 2014 hat die Europäische Kom- und des Rates über den Schutz Minderjäh- audiovisuelle Abrufmediendienste gelten. riger und den Schutz der Menschenwürde Selbstkontrolle (USK), Bewertungssysteme mission zudem eine (rechtlich unverbind- Entwicklungsbeeinträchtigende Inhalte (2006) für verschiedene Medien (Kino/DVD, Fern- liche) Empfehlung mit Grundsätzen für müssen danach in einer Art und Weise ver- • Safer-Internet -Programme (seit 1999) sehen, Onlineinhalte, Computerspiele) ein- den Schutz von Verbraucherinnen und breitet werden, die sicherstellt, dass Min- • Make the Internet a better place (Selbst- geführt. Die Empfehlungen der EU schla- Verbrauchern sowie Nutzern von Online- regulierungsinitiative unter Ägide der Kom- derjährige unter gewöhnlichen Umständen gen auch weitere Maßnahmen vor, etwa Glücksspieldienstleistungen und für den mission, 2012) keinen Zugang haben. besondere Verschlüsselungsmethoden für Ausschluss Minderjähriger von Online- Die zentralen Regelungen zum Jugendme- neue Digitaltechnologien, die dem Jugend- Glücksspielen (2014/478/EU) verabschie- dienschutz in Deutschland finden sich im Für das lineare, also „klassische“ Fernsehen Jugendmedienschutz-Staatsvertrag der Län- medienschutz dienen (etwa durch eine det. Die Mitgliedstaaten sollen v. a. auch gelten dabei strengere Anforderungen: In- der und im Jugendschutzgesetz des Bundes. Jugendschutz-PIN oder Filtersoftware). durch eine verantwortungsvolle Werbung

32 33 Jugendschutz in der europäischen Medienpolitik Audiovisuelle kommerzielle Kommunikation

ein hohes Maß an Schutz insbesondere für Minderjährige, aber auch für sonstige Ver- Audiovisuelle kommerzielle braucher und Spieler vor Online-Glücks- spielen erzielen. Kommunikation

Association of Internet Hotline-Providers Insafe in Europe (INHOPE) Insafe wurde auch auf Initiative der Euro- INHOPE wurde gegründet, um die Koopera- päischen Kommission gegründet und ver- Das Arbeitsfeld der werbetreibenden Wirtschaft ist durch umfassende Maßgaben auf tion von europäischen Internet-Hotlines zur netzt Jugendmedienschutzorganisationen EU-Ebene reguliert. Die zahlreichen Richtlinien dienen im Grundsatz dem Schutz der Ver- Meldung schädlicher Inhalte zu erleichtern. aus allen 28 EU-Mitgliedstaaten. braucher und harmonisieren die mitgliedstaatlichen Rechtsordnungen. Die Etablierung Entsprechende Meldungen greifen die na- Insafe Coordinator eines EU-weit einheitlichen Schutzniveaus erleichtert zugleich den grenzüberschreiten- tional angeschlossenen Einrichtungen auf, European Schoolnet den Handel mit (Medien-)Produkten und Dienstleistungen. 61, Rue de Trèves prüfen die Beschwerden und wirken auf ei- B-1040 Brussels/Bruxelles ne zeitnahe Entfernung von nicht akzepta- Telefon: +32 (0)2 79 07 575 Die Richtlinie über audiovisuelle Medien- sollen die Fernsehveranstalter allerdings blen Angeboten hin. Gegebenenfalls geben Fax: +32 (0)2 79 07 585 dienste (2010/13/EU, AVMD-RL) legt in ers- nun freier entscheiden können, wann im E-Mail: [email protected] sie den Vorfall an Ermittlungs- und Straf- Internet: www.saferinternet.org ter Linie werberechtliche Grundsätze Tagesverlauf sie Werbung zeigen. verfolgungsbehörden weiter. und Prinzipien fest, etwa die Trennung Jozef Israëlskade 46 von Programm und Werbung, die Erkenn- Die wesentlichen Vorschriften in diesem Be- NL-1072 SB Amsterdam barkeit von Werbung sowie verschiedene reich fanden sich zunächst in der Richtlinie Telefon: +31 20 57 00 296 „Fernsehen ohne Grenzen“ (89/552/EWG) aus E-Mail: [email protected] Diskriminierungsverbote. Sie enthält zu- dem Jahr 1989 (mit Änderungen 1997), bevor Internet: www.inhope.org/gns/home.aspx dem sektor- (z. B. Jugendschutz) und pro- 2007 deren Anwendungsbereich vom reinen duktspezifische Vorschriften (z. B. Alko- Fernsehen („lineare Dienste“) auch auf Abruf- hol, Tabak, Medizinprodukte). Ferner regelt medien („nicht lineare Dienste“) ausgeweitet die Richtlinie auch die stündliche Höchst- und der Titel in Richtlinie über audiovisuelle dauer von Werbe- und Teleshoppings- Mediendienste geändert wurde (neu bekannt pots im Fernsehen (12 Minuten) sowie die gemacht als 2010/13/EU). maximale Anzahl von Werbeunter- Der Begriff der „audiovisuellen kommerz- brechungen. Bezüglich dieser quantitati- iellen Kommunikation“ ist weiter zu verste- hen als der der „Werbung“. Um den Regeln der ven Werbevorschriften sieht der Reform- genannten Richtlinie zu unterfallen bedarf es vorschlag der Europäischen Kommission nicht zwingend der Absicht, den Absatz von zur Änderung der AVMD-RL vom 25. Mai Waren oder Dienstleistungen zu fördern (Wirt- 2016 eine Liberalisierung und Flexibili- schaftswerbung). Vielmehr wird jede Form der sierung vor: Die Obergrenze eines Sende- Öffentlichkeitsarbeit unter den Begriff gefasst, solange sie im Zusammenhang mit einer wirt- zeitanteils von 20 % zwischen 7 Uhr und schaftlichen Tätigkeit erfolgt (ausgenommen 23 Uhr soll erhalten bleiben; anstelle der ist daher die Öffentlichkeitsarbeit von Parteien derzeit zulässigen 12 Minuten pro Stunde oder gemeinnützigen Organisationen).

34 35 Audiovisuelle kommerzielle Kommunikation Audiovisuelle kommerzielle Kommunikation

Fernsehveranstaltern und Anbietern von Produktplatzierung im Sinne der Richt- sponsoringverbot (RL 2003/33/EG) und führende und aggressive Geschäftsprak- Abrufdiensten soll zudem mehr Flexibilität linie im Grunde verboten ist. Erst eine Fül- Werbeverbote und -einschränkungen für tiken von Gewerbetreibenden gegenüber beim Einsatz von Produktplatzierung und le von Ausnahmen und einschränkenden Arzneimittel (RL 2001/83/EG). Einschrän- Verbrauchern (B2C) zu unterbinden. Insbe- Sponsoring eingeräumt werden, solange Bedingungen (etwa zum zulässigen Grad kungen für die Vermarktung von Lebens- sondere verweist eine Ziffer im Anhang der die Zuschauer darüber informiert werden. der Hervorhebung eines Produktes oder mitteln ergeben sich zusätzlich aus der Richtlinie auf das Verbot der Schleichwer- zu Kennzeichnungspflichten) sollen es den EG-Verordnung über nährwert- und ge- bung. Dagegen ist die Richtlinie 2006/114/ Die AVMD-RL benutzt den Oberbegriff „au- EU-Mitgliedstaaten ermöglichen, die Platz- sundheitsbezogene Angaben über Lebens- EG auf das Verhalten der Wirtschaftstrei- diovisuelle kommerzielle Kommunikation“ ierung von Produkten vor allem in Filmen mittel (Verordnung (EG) Nr. 1924/2006). benden untereinander (B2B) ausgerichtet. und meint damit insbesondere klassische und Serien zu erlauben. Über die Frage, ob Ebenso verbraucherschutzgeprägt ist die Sie enthält das Verbot von irreführender Fernsehwerbung, Teleshopping, Sponsoring das Kriterium der zu starken Herausstel- Richtlinie 2005/29/EG über unlautere Ge- Werbung sowie Vorgaben zum Einsatz ver- und Produktplatzierung. lung zur Abgrenzung unzulässiger Pro- schäftspraktiken, die darauf abzielt, irre- gleichender Werbung. duktplatzierung beibehalten werden soll, Medienpolitische Entwicklungen in Reak- wird derzeit im Gesetzgebungsverfahren tion auf praktische Problemlagen sind be- zur Novelle der AVMD-Richtlinie kontro- European Advertising Standards Alliance Association of Television and Radio Sales sonders gut am Beispiel der Produktplatzie- vers diskutiert. (EASA) Houses (egta) rung erkennbar: Das EU-Regelwerk kennt Die EASA, gegründet im Jahr 1992, ist ein Die egta ist eine internationale Vereinigung das generelle Verbot von Schleichwerbung pan-europäischer Zusammenschluss der zahlreicher Werbezeitenvermarkter (so- Deutschland ist den europarechtlichen Vor- bereits seit der ersten Version der Richtlinie gaben durch entsprechende Regelungen im nationalen Einrichtungen zur Selbstkont- wohl öffentlich-rechtliche als auch private aus dem Jahr 1989. Dessen Anwendung auf Rundfunkstaatsvertrag, im Jugendmedien- rolle der Werbung mit Sitz in Brüssel. Der- Rundfunkanbieter) mit Sitz in Brüssel. Die die Darstellung von Waren und Dienstleis- schutz-Staatsvertrag, im Telemediengesetz zeit umfasst der Verband u. a. 27 nationale Vereinigung, gegründet im Jahr 1974, hat tungen in Filmen und Serien warf jedoch und im Gesetz gegen den unlauteren Wett- Einrichtungen aus 25 europäischen Ländern derzeit 142 Mitglieder (TV und Hörfunk) aus schwierige Abgrenzungsfragen auf. Gera- bewerb nachgekommen. Die jeweiligen sek- sowie weitere Einrichtungen aus den Berei- 39 europäischen und 7 außereuropäischen tor- und produktspezifischen Vorschriften fin- de Produktplatzierungen, die in US-ameri- den sich im 2016 verabschiedeten Gesetz über chen Werbung, Agenturen und Medien u. a. Ländern, die insgesamt mehr als 75 % des kanischen audiovisuellen Werken enthal- Tabakerzeugnisse und verwandte Erzeugnisse aus Indien, der Türkei, Kanada, Neuseeland europäischen Werbemarktes für das Fern- ten sind, führten zu der Überlegung, diese sowie im Heilmittelwerbegesetz und im Arz- und Südafrika. Die EASA versteht sich als sehen sowie 50 % des Werbemarktes für Praxis unter bestimmten Voraussetzungen neimittelgesetz. Werbeverbote für Glückspie- gemeinsames Sprachrohr der Werbewirt- Hörfunk repräsentieren. Die egta widmet zu legalisieren. Hierdurch soll auch den in le ergeben sich aus dem Glücksspielstaatsver- schaft, der Medien und Agenturen in Euro- sich insbesondere den Bereichen Regulie- trag. Daneben konkretisieren die Werbericht- der Europäischen Union tätigen Produzen- linien der Landesmedienanstalten die gesetz- pa für sämtliche Fragen der Selbstregulie- rung, Reichweitenmessung, Vertriebswege, ten und Fernsehveranstaltern die Nutzung lichen Werberegelungen für den Rundfunk; rung, deren Förderung und Durchsetzung. Interaktivität und technische Standards. dieser Form der kommerziellen Kommuni- Verhaltenskodizes des Deutschen Werberates 26, Rue des Deux Églises/Tweekerkenstraat 26 22, Rue des Comédiens kation eröffnet werden. regeln bestimmte Aspekte der kommerziellen B-1000 Brussels/Bruxelles B-1000 Brussels/Bruxelles Kommunikation auf co- und selbstregulatori- Telefon: +32 (0)2 51 37 806 Telefon: +32 (0)2 29 03 132 scher Basis. Fax: +32 (0)2 51 32 861 Fax: +32 (0)2 29 03 139 Die grundlegende Skepsis gegenüber ei- E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] ner solchen Werbepraxis, die unweigerlich Internet: www.easa-alliance.org Internet: www.egta.com eine Vermischung von redaktionellen und Zu berücksichtigen sind daneben auch wei- werblichen Inhalten mit sich bringt, er- tere produkt- und sektorspezifische Vor- kennt man jedoch immer noch daran, dass schriften, wie z. B. das Tabakwerbe- und

36 37 Audiovisuelle kommerzielle Kommunikation Der Schutz vor „Abzocke“

European Association of Communication International Chamber of Commerce (ICC) Agencies (EACA) Die Internationale Handelskammer ist ei- Der Schutz vor „Abzocke“ Unter der EACA ist die europäische Werbe- ne nicht staatliche Organisation zur Unter- und Handelsindustrie vereinigt, um inter- stützung und Förderung des weltweiten nationale Erfahrungen auf europäischer Handels. Ihre (rechtlich unverbindlichen) Ebene auszutauschen und die Interessen Richtlinien bilden eine gemeinsame Grund- der Industrie gegenüber der Politik zu ver- lage für den grenzüberschreitenden Ge- treten. schäftsverkehr und für Selbstregulierungs- 152, Boulevard Brand Whitlock kodizes der Werbung treibenden Wirtschaft Ein effektiver Verbraucherschutz ist eines der zentralen Ziele der EU. Dieses Ziel wird B-1200 Brussels/Bruxelles in den europäischen Ländern. angesichts wachsenden Online-Handels, neuer Kommunikationswege und grenzüber- Telefon: +32 (0)2 29 03 131 Fax: +32 (0)2 74 00 717 33–43, Avenue du Président Wilson schreitenden Ein- und Verkaufs aktiv verfolgt. E-Mail: [email protected] F-75116 Paris Internet: www.eaca.be Telefon: +33 (0)1 49 53 28 28 Fax: +33 (0)1 49 53 28 59 Der Schutz der Interessen des Verbrau- konkrete Vorgaben für die Zulässigkeit von E-Mail: [email protected] chers zählt zu den wichtigsten Aufgaben Produktplatzierungen und Sponsoring und Internet: www.iccwbo.org europäischer Politik. Das EU-Verbraucher- verbietet jede Form der Schleichwerbung schutzprogramm 2007–2013 zielte z. B. da- in audiovisuellen Mediendiensten (Fern- rauf ab, das Vertrauen der Verbraucher in sehsendungen und Abrufdiensten). den grenzüberschreitenden Handel zu stär- ken und zu fördern. Verbraucher verfügen Auch im Telekommunikationssektor kommt meist über weniger Fachkenntnisse als Un- der Verbraucherschutz zum Tragen. So soll ternehmer. Sie sollen vor etwaigen, aus die- etwa die Universaldiensterichtlinie die Er- sem Ungleichgewicht resultierenden Nach- schwinglichkeit der Tarife, die Möglichkeit teilen geschützt werden. Mittel hierfür sind zur Rufnummernmitnahme und die zügige zum Beispiel die Auferlegung von Informa- sowie reibungslose Abwicklung beim An- tionspflichten, Widerrufsrechte (etwa bei bieterwechsel gewährleisten. Mit dieser Fernabsatz- oder Haustürgeschäften) und Richtlinie soll auch die Transparenz bei Te- Regelungen zu Allgemeinen Geschäftsbe- lefon- und Internetdienstleistungen für die dingungen (AGB). Verbraucher verbessert und sollen deren Rechte gestärkt werden. In Deutschland ist Ein Teil des Verbraucherschutzes in der es insbesondere Aufgabe der Bundesnetz- EU-Medienpolitik sind die Maßnahmen, agentur, über die Einhaltung dieser Vorga- die Einschränkungen für die Werbung und ben zu wachen. Eine verbraucherschütze- kommerzielle Kommunikation beinhal- rische Bedeutung kommt im Übrigen auch ten (s. hierzu S. 35 f.). Der Verbraucher soll der EU-Datenschutz-Grundverordnung (s. durch Werbemaßnahmen der Unternehmer S. 76) zu, in dem sie z. B. die Mitnahme von nicht in die Irre geführt oder unterschwel- Daten beim Anbieterwechsel regelt. lig beeinflusst werden. Daher macht die EU

38 39 Der Schutz vor „Abzocke“ Der Schutz vor „Abzocke“

Unstimmigkeiten über vertragliche Ver- Use“-Klausel, die eine Nutzung im Über- Die Europäische Union hat zum Verbraucher- Zur Bekämpfung der sogenannten „Online- pflichtungen aus Online-Kaufverträgen maß verhindern soll. Die Bedingungen die- schutz eine Vielzahl von Rechtsakten erlassen. Abzocke“ wurde beispielsweise die Verbrau- oder Online-Dienstleistungsverträgen zwi- ser Klausel sind von der EU-Kommission Die Verbraucherrechtsrichtlinie (2011/83/EU) cherrechtsrichtlinie (2011/83/EU) erlassen. schen einem in der EU wohnhaften Ver- gesondert auszugestalten. Der aktuelle regelt umfassend die Pflichten der Unterneh- In Deutschland ist sie mit dem Gesetz zum braucher und einem in der EU niederge- Vorschlag der EU-Kommission (Stand Sep- mer zur Information des Verbrauchers, des- besseren Schutz der Verbraucherinnen und lassenen Unternehmer sollen so leichter tember 2016) sieht vor, dass Mobilfunknut- sen Widerrufsrecht sowie Einzelheiten zur Lieferung, zur Kommunikation mit dem Ver- Verbraucher vor Kostenfallen im elektroni- gelöst werden können. Unter anderem zer ab Mitte 2017 Roaming kostenfrei und braucher u. v. m. Die Verbraucherkreditricht- schen Geschäftsverkehr umgesetzt. Bei kos- müssen Online-Händler einen Link zur ohne zeitliche Begrenzung im EU-Ausland linie (2008/48/EG) harmonisiert das europä- tenpflichtigen Verträgen im Internet soll Plattform der Online-Streitbeilegung leicht nutzen können. Das Anliegen, Missbrauch ische Kreditwesen, indem sie für das Darle- der Verbraucher unmittelbar vor Abgabe zugänglich auf ihren Websites einstellen. verhindern zu können, bleibt weiterhin be- hensrecht der EU-Mitgliedstaaten einheitli- seiner Bestellung deutlich auf die Kosten- stehen. Für die Zeit bis zum geplanten Weg- che Grundsätze aufstellt. Die AGB-Richtlinie (93/13/EWG) verbietet die Verwendung von pflichtigkeit des Angebots hingewiesen Zum Schutz der Verbraucher vor aus- fall der Roaming-Entgelte ist am 30. April überraschenden und irreführenden Klauseln werden. Erfolgt die Bestellung durch das ufernden Kosten beim mobilen Telefonie- 2015 eine sogenannte Übergangsregelung in vorformulierten Verträgen. Die Verordnung Anklicken einer Schaltfläche (sogenannter ren und Surfen im EU-Ausland, wurde als in Kraft getreten. Kunden zahlen demnach über die Zusammenarbeit im Verbraucher- Button oder Bestellbutton), muss diese gut politisches Ziel in der Verordnung (EU) bei Reisen in der EU für das Telefonieren in schutz (Nr. 2006/2004) organisiert die Ko- lesbar und mit nichts anderem als den Wör- Nr. 531/2012 festgelegt, dass der Unter- den Heimatstaat oder die mobile Internet- operation der Verbraucherschutzbehörden in sämtlichen Mitgliedstaaten der EU. Die Uni- tern „zahlungspflichtig bestellen“ oder ei- schied zwischen Roaming- und Inlandsta- nutzung den Inlandspreis plus einen Roa- versaldiensterichtlinie (2002/22/EG) regelt ei- ner entsprechenden eindeutigen Formulie- rifen gegen Null gehen sollte. Mit der Ver- ming-Aufschlag. Die Höhe dieses Aufschla- ne nutzerfreundliche Ausgestaltung und Ab- rung (z. B. „Kaufen“) beschriftet sein. Fehlt ordnung (EU) 2015/2120 vom 25. November ges ist reguliert. Der Inlandspreis und der wicklung der Verträge zwischen Nutzern und eine Beschriftung des Bestellbuttons oder 2015 wurde beschlossen, dass die Roaming- Aufschlag dürfen zusammen nicht mehr Telekommunikationsdiensteanbietern. ist diese falsch, kommt kein wirksamer Ver- Entgelte bis zum 15. Juni 2017 abgeschafft kosten als die bisher geltenden Obergren- trag zustande. werden sollen. Zum Schutz vor Missbrauch zen für Roaming. In den letzten Jahren hat der Online-Han- beinhaltet die Verordnung jedoch eine „Fair del beträchtlich zugenommen. Das Internet Um das Vertrauen von sowohl Verbrauchern ist zu einer wesentlichen Verkaufsplattform als auch Unternehmern bei Online-Ein- geworden, die auch den grenzüberschrei- käufen zu stärken, wurde die Möglichkeit The European Consumer Organisation European Consumer Centre (ECC) tenden Einkauf bei ausländischen Anbie- der Online-Streitbeilegung von Rechtsge- (BEUC) Das ECC ist das durch die Europäische Kom- tern vereinfacht hat. Im Rahmen der digi- schäften eingeführt. Seit Januar 2016 gilt Die BEUC vertritt die Interessen von 40 un- mission errichtete europaweite Netz von talen Agenda der EU-Kommission soll ein die Verordnung (EU) Nr. 524/2013 über die abhängigen Verbraucherverbänden aus insgesamt 29 nationalen Informationsbü- digitaler Binnenmarkt geschaffen werden. Online-Beilegung verbraucherrechtlicher 30 europäischen Ländern sowie aller euro- ros, zu dem auch das ZEV gehört. Seine Zu- Im Vordergrund steht dabei die Beseitigung Streitigkeiten. Diese Verordnung muss in päischen Verbraucher. ständigkeit umfasst vor allem die Koordi- nationaler Beschränkungen für den Online- Verbindung mit der Richtlinie 2013/11/EU 80, Rue d’Arlon, Bte 1 nation der nationalen Informationsbüros Handel. Zum Aufbau eines gemeinsamen über die alternative Beilegung verbraucher- B-1040 Brussels/Bruxelles und Verbraucherschutzfragen im grenz- Telefon: +32 (0)2 74 31 590 Marktes ohne Handelsbarrieren wurden rechtlicher Streitigkeiten gesehen werden. Fax: +32 (0)2 74 02 802 überschreitenden Handel. Zu erreichen ist bereits verschiedene Richtlinien und Ver- Die Regelungen sind auf die außergerichtli- E-Mail: [email protected] das ECC über die nationalen Verbraucher- ordnungen erlassen, um europaweit die ge- che Beilegung von inländischen wie grenz- Internet: www.beuc.org zentren. setzlichen Regelungen zu vereinheitlichen. überschreitenden Streitigkeiten gerichtet.

40 41 Der Schutz vor „Abzocke“ Der Schutz der Leistung von Kreativen und Werkvermittlern

Zentrum für Europäischen Verbraucherschutz e.V. (ZEV) Bahnhofsplatz 3 Der Schutz der Leistung von Kreativen D-77694 Kehl Telefon: +49 (0)78 51 99 14 80 Fax: +49 (0)78 51 99 14 811 und Werkvermittlern E-Mail: [email protected] Internet: www.cec-zev.eu

Das Urheberrecht soll dem Schöpfer eines Werkes der Literatur, Wissenschaft und Kunst dessen wirtschaftliche Verwertung ermöglichen. Im Zuge des technischen Fortschritts ist die Vervielfältigung und Verbreitung von urheberrechtlich geschützten Werken jedoch nahezu grenzenlos möglich, was die tatsächliche Durchsetzung des Urheberrechts in der Praxis vor eine Vielzahl von Problemen stellt. Darüber hinaus kann das Urheberrecht in Konflikt mit datenschutzrechtlichen Bestimmungen, den Medienfreiheiten und dem In- teresse des Verbrauchers an der freien Benutzung eines erworbenen Werkes geraten, et- wa bei der Erstellung von Privatkopien.

Die Kreativwirtschaft ist nicht nur national, verkehr (sogenannte Verwertungs- und sondern auch für den Binnenmarkt der Eu- Nutzungsrechte). ropäischen Union in wirtschaftlicher, aber auch kultureller Hinsicht von großer Bedeu- Der Stand der Harmonisierung des Urhe- tung. Daher ist das heutige Urheberrecht berrechts auf EU-Ebene ist durch mehrere durch eine Vielzahl von Rechtsakten der Eu- Richtlinien dokumentiert, die verschiedene ropäischen Union geprägt, die das geistige Werkarten und Nutzungsformen betreffen. Eigentum auch in ihre Charta der Grund- Die Rechtsprechung des EuGH übernimmt rechte (GRC) aufgenommen hat (Artikel 17 daneben eine zunehmend ausgestaltende Abs. 2). Rolle, bis hin zu der in den Richtlinien kaum behandelten Frage, welche Anforderungen Das Urheberrecht (umfassender: das an den Schutzgegenstand „Werk“ zu stel- „Recht des Geistigen Eigentums“ oder „Im- len sind. materialgüterrecht“) schützt in erster Linie die Beziehungen des Urhebers zu dem von Zurzeit steht unter anderem die Durch- ihm geschaffenen Werk. Erfasst ist neben setzung des Urheberrechts im Internet im der persönlichen Beziehung (sogenanntes medienpolitischen Fokus. Ein wichtiger As- Urheberpersönlichkeitsrecht) auch und pekt ist bei alldem die Reichweite der Ver- gerade die wirtschaftliche Dimension der antwortung von Diensteanbietern („Inter- Einbringung des Werks in den Geschäfts- mediäre“ wie Internet Service Provider und

42 43 Der Schutz der Leistung von Kreativen und Werkvermittlern Der Schutz der Leistung von Kreativen und Werkvermittlern

Plattformanbieter), deren Dienste im Zu- in allen Mitgliedstaaten zu schaffen; sind den Kabelnetzbetreibern gleichgestellt Die Richtlinie zum Urheberrecht in der In- formationsgesellschaft (2001/29/EG) regelt ge der (unerlaubten) Werkvermittlung im doch die Vervielfältigung, Verbreitung und werden sollen und ob das Regime der Satel- die durch neue technische Entwicklungen Internet genutzt werden (zu dieser soge- Nutzung von Werken wirtschaftliche Vor- liten- und Kabel-Richtlinie auch auf nicht- bedingten Rechte der Urheber im Online- nannten Providerhaftung, s. S. 61 f.). gänge, die sich längst nicht mehr auf ein lineare Angebote ausgeweitet werden bereich und darüber hinaus. Die Richtlinie nationales Gebiet beschränken. kann und soll. Die Europäische Kommission über die Nutzung verwaister Werke (2012/28/ Auch die mögliche Einführung eines Leis- schlägt insoweit (Stand: September 2016) EU) ermöglicht die Nutzung von Werken, de- ren Urheber nicht mehr auszumachen ist. tungsschutzrechts für Presseverleger wird Im Mai 2015 hat die Europäische Kommis- vor, das Herkunftslandprinzip auf den On- Unionsweit einheitliche Vermiet- und Verleih- auf europäischer Ebene derzeit disku- sion ihre Strategie für einen digitalen Bin- line-Bereich, soweit Rundfunkübertragun- rechte von Werken werden durch die Richt- tiert. Das Leistungsschutzrecht, das es in nenmarkt vorgestellt und angekündigt, das gen via Internetprotokoll in geschlossenen linie 2006/115/EG gewährleistet. Die Richt- Deutschland bereits gibt, räumt Pressever- Urheberrecht zu modernisieren. Hierfür hat Netzwerken betroffen sind, zu übertragen. linie 2011/77/EU verlangt eine urheberrecht- legern das Recht ein, für die Verwendung die Kommission bereits mehrere Gesetzes- Die erweiterten Nutzungen über die Abru- liche Schutzdauer von 70 Jahren über den Tod des Urhebers hinaus. Die Richtlinie zur von Ausschnitten ihrer Texte (z. B. durch pakete vorgestellt, die derzeit durch das fe müssen nach Ansicht der Kommission in Gewährleistung von Urheber- und Leistungs- Suchmaschinen) Geld zu verlangen. Europäische Parlament beraten werden. die Lizenzpreise etwa für Filme oder ande- schutzrechten im Satellitenrundfunk und in Die Kommission schlägt u. a. vor, die grenz- re Sendungen abhängig vom Online-Dienst, der Kabelweiterverbreitung (93/83/EWG) Die Rechte der Urheber sind Beschränkun- überschreitende Nutzung digitaler Inhalte dem Publikum und der Sprachversion ein- widmet sich spezifischen Problemen dieser gen unterworfen, soweit berechtigte (All- zu ermöglichen (Portabilität), und weitere gepreist werden. Rechteinhaber sollen zu- Verbreitungsformen. Die Folgerechtsricht- linie (2001/84/EG) gewährt ein Recht des bil- gemeinwohl-)Interessen dies erfordern, z. B. für alle Mitgliedstaaten verpflichtende Be- dem Ausschüttungen über Verwertungsge- denden Künstlers auf Erlösbeteiligung an je- aus Gründen der Berichterstattung über schränkungen des Urheberrechts zum Bei- sellschaften erhalten. Die Sender könnten der Weiterveräußerung des Originals eines aktuelle Ereignisse, zum Zwecke des Zitats spiel zugunsten von Bildung und Forschung im Gegenzug auf Geoblocking im Netz wei- Werkes. Die Richtlinie 2009/24/EG soll den oder für Bildung und Forschung. Das Span- und behinderter Personen einzuführen. testgehend verzichten. Offen bleibt nach Rechtsschutz von Computerprogrammen im nungsverhältnis des Urheberrechts zu an- dem aktuellen Stand der Regelungsüber- europäischen Binnenmarkt verbessern. Die Datenbank-Richtlinie (96/9/EG) schafft urhe- deren Rechten ist Ursache mancher kontro- Im Mittelpunkt der Debatte zur Reform der legungen der Kommission die Wechselwir- berrechtlichen Schutz für die Leistungen bei vers geführten Debatte: Der Schutz der In- SatCab-Richtlinie 93/83/EWG stehen insbe- kung zu anderen, noch nicht abschließend der Errichtung von Datenbanken. Die Richt- teressen der Urheber gerät häufig in Kon- sondere die Fragen, für welche Angebote beratenen EU-Maßnahmen wie der Porta- linie zur Durchsetzung der Rechte des Eigen- flikt mit entgegenstehenden Interessen, das Herkunftslandprinzip zukünftig gelten bilität von Inhalten sowie der Territorialität tums (2004/48/EG) verpflichtet die Mitglied- wie der Achtung der Meinungsäußerungs-, soll, welche Anbieter von Online-Diensten beim Rechteerwerb. staaten, wirksame und abschreckende, aber auch verhältnismäßige Sanktionen gegen Medien- und Informationsfreiheit, des Da- Nachahmer und Produktpiraten zu schaffen. tenschutzes, eines freien und unverfälsch- Die Richtlinie 2014/26/EU über die kollektive ten Wettbewerbs sowie den Warenver- Society of Audiovisual Authors (SAA) European Writers’ Council (EWC) Wahrnehmung von Urheber- und verwand- kehrs- und Dienstleistungsfreiheiten. Wie Die SAA ist ein Zusammenschluss von eu- Der EWC ist der Dachverband der Schrift- ten Schutzrechten schafft einen Rechtsrah- schwierig ein Ausgleich zwischen diesen In- ropäischen Verwertungsgesellschaften für steller- und Übersetzerverbände für Europa men für die grenzüberschreitende Tätigkeit von Verwertungsgesellschaften. teressen zu finden ist, wurde am Scheitern Autoren audiovisueller Werke. und benachbarte Regionen. des ACTA-Abkommens (Anti-Counterfeiting 87B, Rue du Prince Royal General Secretariat: Myriam Diocaretz In Deutschland sind diese Richtlinien über- Trade Agreement – „Anti-Produktpiraterie- B-1050 Brussels/Bruxelles 75–77, Rue d’Arlon wiegend im Urheberrechtsgesetz (UrhG) Telefon: +32 (0)2 89 49 330 B-1040 Brussels/Bruxelles und im Urheberrechtswahrnehmungsgesetz Handelsabkommen“) deutlich. Die Europäi- Fax: +32 (0)2 89 49 334 E-Mail: [email protected] (UrhWG) umgesetzt. sche Union ist bestrebt, in diesem diffizilen E-Mail: [email protected] Internet: www.europeanwriterscouncil.eu Bereich möglichst einheitliche Regelungen Internet: www.saa-authors.eu

44 45 Der Schutz der Leistung von Kreativen und Werkvermittlern Der Schutz der Leistung von Kreativen und Werkvermittlern

European Composer and Songwriter Groupement Européen des Sociétés Federation of European Film Directors European Internet Foundation (EIF) Alliance (ECSA) d’Auteurs et Compositeurs (GESAC) (FERA) Die EIF ist ein Verein von Abgeordneten des Die ECSA vertritt europaweit die Interessen Die GESAC vertritt Verwertungsgesellschaf- Die FERA vertritt die Interessen der Film- Europaparlaments, die sich zur Einfluss- von Komponisten sämtlicher Genres. ten in ganz Europa im Bereich Musik, bil- regisseure insbesondere vor den Institu- nahme auf die europäische Netzpolitik zu- 60c, Avenue de la Toison d’Or dende Künste, Literatur und Dramaturgie tionen der Europäischen Union. sammengeschlossen haben. Auch Inter- B-1060 Brussels/Bruxelles wie auch audiovisueller Werke und Musik- 60c, Avenue de la Toison d’Or essenvertreter aus der Wirtschaft können Telefon: + 32 (0)2 54 40 333 verlagen. B-1060 Brussels/Bruxelles Mitglieder des Vereins werden. Neben dem E-Mail: [email protected] Telefon: +32 (0)2 54 40 333 Internet: www.composeralliance.org General Secretariat E-Mail: [email protected] Urheberrecht widmet sich die EIF auch Fra- 23, Rue Montoyer Internet: www.filmdirectors.eu gen der Internetregulierung. B-1000 Brussels/Bruxelles Telefon: +32 (0)2 51 14 454 56, Avenue des Arts European Federation of Joint Management Fax: +32 (0)2 51 45 662 B-1000 Brussels/Bruxelles Telefon: +32 (0)2 88 07 880 Societies of Producers for Private E-Mail: [email protected] World Intellectual Property Organization Internet: www.authorsocieties.eu Fax: +32 (0)2 88 07 884 Audiovisual Copying (EUROCOPYA) (WIPO) E-Mail: [email protected] EUROCOPYA ist ein europaweit agierender Die WIPO fördert als Teilorganisation der Internet: www.eifonline.org Zusammenschluss der Verwertungsgesell- Vereinten Nationen (UN) die Rechte an schaften von Film- und Fernsehproduzen- Federation of European Book Publishers geistigem Eigentum sowie deren Durch- ten für den Bereich der sogenannten Gerä- (FEP) setzung im weltweiten Kontext. Neben der teabgabe (oder: Privatkopieabgabe). Die FEP ist der Dachverband von derzeit Funktion als Plattform für diplomatische c/o Zenab 28 Verwertungsgesellschaften von Buch- Konferenzen hat sie auch exekutive Funkti- 19, Rue des Chartreux, boîte 30 verlegern in der Europäischen Union. onen, wie Patentanmeldungen, Mediation B-1000 Brussels/Bruxelles Telefon: +32 (0)2 64 30 134 Director General Mrs Anne Bergman-Tahon und schiedsrichterliche Streitschlichtung Fax: +32 (0)2 64 30 139 31, Rue Montoyer – Box 8 und beratende Begleitung von nationalen B-1000 Brussels/Bruxelles E-Mail: [email protected] Gesetzgebungsverfahren u. a. im Urheber- Internet: www.eurocopya.org Telefon: +32 (0)2 77 01 110 Fax: +32 (0)2 77 12 071 rechtssektor. E-Mail: [email protected] 34, Chemin des Colombettes Internet: www.fep-fee.eu CH-1211 Genf Telefon: +41 22 33 89 111 Association of European Performers’ Fax: +41 22 73 35 428 Organisations (AEPO-ARTIS) International Federation of the Internet: www.wipo.int AEPO-ARTIS vertritt derzeit 35 europäische Phonographic Industry (IFPI) Verwertungsgesellschaften für ausübende Die IFPI ist ein weltweiter Verband der Künstler aus 26 europäischen Staaten. Musikindustrie. 116, Avenue de Cortenbergh IFPI European Office B-1000 Brussels/Bruxelles 40, Square de Meeûs Telefon: +32 (0)2 28 01 934 B-1000 Brussels/Bruxelles Fax: +32 (0)2 23 03 507 Telefon: +32 (0)2 51 19 208 E-Mail: [email protected] Fax: +32 (0)2 50 23 077 Internet: www. aepo-artis.org E-Mail: [email protected] Internet: www.ifpi.org

46 47 Medienunternehmen im Wettbewerb Medienunternehmen im Wettbewerb

erneuerten Mitteilung zur Anwendung der bewerb zu wahren und zu fördern. Die Ver- Medienunternehmen im Wettbewerb Vorschriften über staatliche Beihilfen auf hinderung von marktbeherrschenden Stel- den öffentlichen Rundfunk reagiert und lungen einzelner Medienunternehmen ist die Grundsätze des Amsterdamer Protokolls dabei neben der allgemeinen Verhinderung für neuartige audiovisuelle Mediendienste von wettbewerbswidrigen Absprachen (Kar- präzisiert. Bereits 2007 wurde der deut- tellen) ein Ziel ihrer Politik. Deutlich zeigt sche Gesetzgeber durch die Europäische sich dies auch an den Urteilen zu den Exklu- Kommission angehalten, dem öffentlich- sivrechten an der Übertragung von Sport- Medienunternehmen müssen sich den Gesetzen des Wettbewerbs und der Marktwirt- rechtlichen Rundfunk Grenzen für die Zu- ereignissen (S. 53 f.). In jüngster Zeit ist hier schaft stellen. Dieser Wettbewerb wird von der Europäischen Union überwacht. Die Kon- lässigkeit neu einzuführender Telemedien- zu beobachten, dass sich die EU-Kommissi- trolle von Fusionen, die Verhinderung von Kartellen und des Missbrauchs einer markt- angebote vorzugeben, welche sich in dem on der Rolle großer IT-Unternehmen auch beherrschenden Stellung ist bei den Medien im Hinblick auf die Medienvielfalt von Drei-Stufen-Test manifestiert haben. für die Medienlandschaft bewusst ist und besonderem Interesse. diese, allen voran Google bzw. Alphabet, Das europäische Wettbewerbsrecht zur Ver- besonders beobachtet. Erst im Juli 2016 Die Europäische Union ist bestrebt, im EU- Union (AEUV) ist dies nicht ganz unproble- hinderung von Kartellen und Absprachen zwi- hat die Kommission das dritte Kartellver- weiten Binnenmarkt einen funktionieren- matisch. Staatliche Beihilfen sind danach schen Unternehmen, von Marktmachtmiss- fahren gegen die Google-Konzernmutter brauch und unzulässigen Beihilfen ist vor al- den Wettbewerb zu erhalten und zu för- nur ausnahmsweise erlaubt, da sie durch lem in den Art. 101 ff. des Vertrages über die Alphabet eröffnet. Sie untersucht, ob das dern. Jeder Verhinderung, Einschränkung die Begünstigung einzelner Unternehmen Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV) Unternehmen durch eine dominante Markt- oder Verfälschung des Wettbewerbs soll den freien Wettbewerb verfälschen können. geregelt. Unternehmenszusammenschlüsse position die Werbemöglichkeiten von Wett- durch die Politik der Union wie auch der Die staatliche Finanzierung des öffentlich- behandelt die EG-Fusionskontrollverordnung bewerbern bewusst einschränkt und Google- Mitgliedstaaten begegnet werden. Dieses rechtlichen Rundfunks wird nach dem so- (Nr. 139/2004). eigene Werbung bevorzugt. Im Zusammen- Wettbewerbsrecht spielt auch für die Me- genannten Amsterdamer Protokoll von 1997 Auf nationaler Ebene greifen vor allem die hang mit der Messung der Marktmacht von dienpolitik eine wichtige Rolle. jedoch grundsätzlich als unter bestimm- Bestimmungen des Gesetzes gegen Wettbe- IT-Konzernen wird zudem angedacht, ob werbsbeschränkungen (GWB). ten Voraussetzungen zulässig angesehen, neue Beurteilungsmaßstäbe wie der Zugang Deutlich zeigte sich dies an den Diskus- da sie mit „den demokratischen, sozialen zu und die Hoheit über Daten herangezogen sionen um die sogenannte duale Rund- und kulturellen Bedürfnissen jeder Gesell- Als einen Verstoß gegen das Beihilfever- werden sollten, um einen effektiven Schutz funkordnung, wie sie auch in Deutsch- schaft sowie mit dem Erfordernis verknüpft bot wiederum werteten die Europäische des Wettbewerbs gewährleisten zu können. land besteht, also dem Nebeneinander ist, den Pluralismus in den Medien zu wah- Kommission wie auch das Gericht und der von privatem und öffentlich-rechtlichem ren“. Die Grenzen dieser zulässigen Finan- Gerichtshof der Europäischen Union die Zur Wettbewerbspolitik gehört auch die Fu- Rundfunk. Letzterer erhält durch den zierung geraten immer wieder in den Fokus konkrete Ausgestaltung der staatlichen sionskontrolle. Der Zusammenschluss von Rundfunkbeitrag der Bürger (ehemals u. a. häufig auch dann, wenn private Rund- Unterstützung privater Rundfunkanbieter großen Medienunternehmen bedarf bei Rundfunkgebühr) eine gesicherte Finan- funkveranstalter sich gegen die zunehmen- beim Umstieg auf die digital-terrestrische großem Umfang der Genehmigung der Eu- zierung, während die privaten Rundfunk- den Aktivitäten der öffentlich-rechtlichen Übertragung (DVB-T). ropäischen Kommissionen, wie es etwa bei veranstalter ihre Einnahmen ganz überwie- Medien im Internet (als Web-Dienst oder der Übernahme von WhatsApp durch Face- gend aus der Werbung generieren müssen. als App über mobile Devices) zur Wehr set- Doch auch im Verhältnis zwischen privaten book der Fall war (bei „kleineren“ Fusionen Angesichts des Beihilfeverbots des Vertra- zen. Die Europäische Kommission hat im Medienunternehmen ist die Europäische bleiben die nationalen Wettbewerbsbehör- ges über die Arbeitsweise der Europäischen Jahr 2009 auf diesen Konflikt mit einer Kommission bestrebt, einen freien Wett- den zuständig).

48 49 Mediaagenturen – Die mächtigen Intermediäre Mediaagenturen – Die mächtigen Intermediäre

Ihre umstrittene Rolle im Mediageschäft, Es gibt zurzeit keine europäischen Rechts- Mediaagenturen – Die mächtigen die europaweit zu intensiv geführten De- akte, welche spezifisch die Geschäftstätig- batten und teils heftigen Diskussionen keiten der Mediaagenturen betreffen. Diese Intermediäre zwischen Medien und geführt hat, rührt aus ihrer strukturellen Situation gilt auch in den meisten Mitglied- Marktstellung her. Mediaagenturen besit- staaten der Europäischen Union. Die große Werbungtreibenden zen ein großes Know-how, das auf jahre- Ausnahme hiervon ist Frankreich, wo das langer Erfahrung mit Verträgen zu allen „Loi Sapin“ seit den 1990er Jahren des ver- Marktseiten hin oder auch auf großen Da- gangenen Jahrhunderts das Handeln der Mediaagenturen sind spezialisiere Intermediäre zu deren Leistungen die Mediaberatung, tenmengen aufbauen kann. Dadurch ha- Agenturen auf eigene Rechnung sowie Tra- -analyse und -planung für die Werbungtreibenden, aber auch der Mediaeinkauf und die ben sie einen Informationsvorsprung vor dinggeschäfte verbietet und sicherstellt, Mediaabwicklung gehören. Sie sitzen damit an einer entscheidenden Schnittstelle mit den Werbungtreibenden, denen oft ent- dass die Rechnungsstellung über die Wer- erheblichen Auswirkungen auf die Finanzierungsmöglichkeiten von Medien. In Europa sprechende interne Abteilungen fehlen, beschaltung von den Medien direkt an die teilen sich wenige große internationale Mediaagenturholdings den Großteil des Werbe- und den Medien, vor allem lokalen und Werbungtreibenden erfolgt. Jedoch waren geschäfts untereinander auf. regionalen Anbietern, die nicht über die die Mediaagenturen bereits Gegenstand nötige Infrastruktur und das Finanzvolu- wettbewerbsrechtlicher Entscheidungen Die Medienvielfalt ist ein wichtiger Wert der werbungtreibenden Unternehmen ste- men verfügen, um entsprechendes Wis- auf europäischer Ebene. So untersuchte die auch auf Ebene der Europäischen Union, der hen und diese in der Markenkommunikation sen aufzubauen. Dies führt zu einer Infor- Europäische Kommission in den Fusions- hier ausdrücklich durch Art. 11 Abs. 2 CGR an- beraten. Doch ob diese selbstgegebene Rolle mationsasymmetrie, die den Intermediär kontrollverfahren WPP/Grey und Omnicon/ erkannt wird. Als ein Teilbereich des weiten der Realität entspricht, ist umstritten. Fest dazu bringen kann, Vorteile aus seinem Publicis die Mediaagenturmärkte ausgiebig und interpretationsfähigen Begriffes Medi- steht nur: Die großen Mediaagenturen sind überlegenen Wissen zu ziehen (Principle- und stellte insbesondere wichtige Kriterien enpluralismus, spielt auch die Finanzierung Wirtschaftsunternehmen, die auf einer eige- Agent-Konflikt). Diese Informations- für die Abgrenzung der hier existierenden von Medien eine wichtige Rolle. Die Media- nen Marktstufe stehen und hier auch eige- asymmetrie verstärkt sich insbesondere relevanten Märkte auf. Auch in der Ent- agenturen spielen für die Finanzierung von ne wirtschaftliche Interessen durchsetzen. im Rahmen der digitalen Aussteuerung scheidung Google/DoubleClick finden sich werbefinanzierten Medien und den Geld- von Werbung (in Echtzeit) mittels Pro- wichtige Feststellungen zu den Geschäfts- fluss von werbungtreibenden Unterneh- Auf Ebene der Europäischen Union existie- grammatic Advertising. Die technischen bereichen von Mediaagenturen. men zu den Medien eine Schlüsselrolle. Sie ren bislang keine gesetzgeberischen Maß- Parameter sowie die vertraglichen Kon- agieren im Spannungsverhältnis zwischen nahmen, die sich speziell mit den Media- struktionen sind hier so kompliziert und Mit der zunehmenden Bedeutung der digi- agenturen befassen. Lediglich im Bereich des Medien, die das ihnen zur Verfügung ste- intransparent, dass viele Marktbeteilig- talen Aussteuerung von Werbung, insbe- Kartellrechts hat die Europäische Kommissi- hende Werbeinventar möglichst teuer ver- on zwei Entscheidungen erlassen, die tiefere ten nicht mehr wissen, was der genaue sondere des Programmatic Advertising und treiben und den Werbungtreibenden, die Einblicke in die Mediaagenturmärkte geben Inhalt der von ihnen hier abgeschlosse- der hierdurch zunehmenden Bedeutung mit ihrem investierten Geld eine möglichst und grundsätzliche kartellrechtliche Bewer- nen Verträge ist. Know-how und Infra- von Daten und passenden IT-Infrastruktu- hohe Werbewirkung erzielen wollen. Noch tungskriterien hierfür aufstellen: struktur, solche Verträge im Einzelnen zu ren drängen neue Player auf den Media- vor wenigen Jahren beschrieben sich die Me- • Entscheidung der Kommission vom 24. Janu- überblicken und deren praktische Konse- agenturmarkt und lassen alte Markttrenn- diaagenturen daher selbst als vermittelnde ar 2004, COMP/M. 3579 – WPP/Grey quenzen abzuschätzen, ist aktuell noch linien diffundieren. Hierzu gehören vor • Entscheidung der Kommission vom 11. März Dienstleister zu beiden Marktseiten hin. nur bei wenigen werbungtreibenden Un- allem große IT-Unternehmen wie Google, 2008, COMP/M. 4741 – Google/DoubleClick Heute betonen sie im Zuge einer breit an- • Entscheidung der Kommission vom 9. Janu- ternehmen und Medien vorhanden. Facebook, SAP, IBM und Oracle. Der Eintritt gelegten Imageoffensive, dass sie im Lager ar 2014, COMP/M. 7023 – Omnicon/Publicis dieser Unternehmen in das Mediaagentur-

50 51 Mediaagenturen – Die mächtigen Intermediäre Rechteverwertung bei Sportereignissen

geschäft wird vermutlich zu Marktmacht- betreffend, aufwerfen. Es wird daher da- verschiebungen führen und hierdurch von ausgegangen, dass dieses Geschäfts- Rechteverwertung bei Sportereignissen neue Fragen, die Finanzierung der Medien feld auch auf europäischer Ebene weiter- und die Sicherung des Medienpluralismus hin intensiv beobachtet wird.

European Association of Communication Agencies (EACA) EACA repräsentiert mehr als 2.500 Kommu- Von enormer wirtschaftlicher Bedeutung ist die exklusive Übertragung von Sportereig- nikationsagenturen und Agenturverbände nissen. Damit die Berichterstattung über die Fußballwelt- und -europameisterschaft, die aus 30 europäischen Ländern mit mehr Champions League oder die Olympischen Spiele ein breites Publikum erreicht, setzt die als 120.000 Angestellten. Hierzu gehören Europäische Union den Exklusivverträgen der Rundfunkveranstalter, insbesondere den Werbeagenturen, Mediaagenturen, Digi- Betreibern von Bezahlfernsehen, Grenzen. talagenturen, Markenagenturen und PR- Agenturen. Bei der Verwertung von Sportereignissen begrenzt zu berichten. Es schließt das Recht 152, Boulevard Brand Whitlock spielt Exklusivität eine herausragende Rol- zum Zugang, zur kurzfristigen Direktüber- B-1200 Brussels/Bruxelles le. Hohe Lizenzgebühren lassen sich nur er- tragung, zur Aufzeichnung, zu deren Aus- Telefon: +32 (0)2 74 00 710 E-Mail: [email protected] wirtschaften, wenn Sportveranstalter oder wertung zu einem einzigen Beitrag und Internet: www.eaca.eu deren Verbände in der Lage sind, dem ent- zur Weitergabe unter bestimmten Voraus- sprechenden Medium ein weitestmögli- ches Alleinstellungsmerkmal einzuräumen. Hierbei verlangt die Europäische Union je- Die Europäische Kommission untersagte der Deutschen Fußball Liga (DFL) mit ihrer Ent- doch ein Mindestmaß an Medienvielfalt, scheidung vom 19. Januar 2005, ein gesamtes um eine allzu weitreichende Exklusivität Rechtepaket auf exklusive Ausstrahlung von der Übertragungsrechte einzuschränken. Live-Übertragungen, zeitversetzten Zusam- menfassungen und zugehörigen Zweit- und So enthält etwa die Richtlinie über audio- Drittverwertungen an einen einzigen Anbie- ter zu vergeben. Auch bei Vergabe an mehrere visuelle Mediendienste (2010/13/EU) Vor- Anbieter darf darüber hinaus die Dauer sol- schriften, die eine ausreichende Versor- cher Rechtepakete nicht mehr als drei Jahre gung der Öffentlichkeit mit Informationen betragen. zu bedeutenden (Sport-)Ereignissen sicher- Daneben sind vertragliche Klauseln unzuläs- stellen sollen. Das sogenannte Kurzbe- sig, nach denen ein Sendeunternehmen die richterstattungsrecht ermöglicht es Fern- Sportereignisse nur in bestimmten Mitglied- sehveranstaltern, die keine vertraglichen staaten ausstrahlen darf, da sie eine wettbe- werbswidrige territoriale Aufteilung des Bin- Übertragungsrechte erworben haben, et- nenmarktes bezwecken (EuGH, Urt. v. 4. Ok- wa über ein Sportereignis kurz und auf den tober 2011, verb. Rs. C-403/08 und C-429/08, nachrichtenmäßigen Informationsgehalt Murphy u. a.).

52 53 Rechteverwertung bei Sportereignissen Rechteverwertung bei Filmen

setzungen ein (z. B. Einhaltung einer maxi- Besondere Auswirkung auf die Geschäfts- malen Dauer, Zahlung eines angemessenen modelle im Bereich der exklusiven Verwer- Rechteverwertung bei Filmen Entgelts, Archivierungsfristen). tung von höchst attraktiven Inhalten (hier: Liveberichterstattung von Sportereignis- Daneben sind die EU-Mitgliedstaaten auf- sen) hatte das sogenannte Murphy-Urteil gefordert, eine Liste mit Ereignissen von des Gerichtshofs der Europäischen Union erheblicher gesellschaftlicher Bedeutung vom 4. Oktober 2011. Der EuGH erachtete es aufzustellen, die im Wege direkter oder dabei als mit dem Unionsrecht nicht verein- zeitversetzter Berichterstattung in einer bar, wenn die Sportveranstalter territorial Für eine bestmögliche wirtschaftliche Verwertung von audiovisuellen Werken wurde bis- frei zugänglichen Fernsehsendung emp- begrenzte Übertragungsrechte veräußern. lang das Modell verfolgt, die verschiedenen Verwertungsformen (Kino, DVD, Pay-und Free- fangbar sein müssen. Hierunter können Bis zu dem Urteil war es vertragsrechtlich TV) in eine zeitlich nachgelagerte Kette einzuordnen („Verwertungsfenster“ oder „Medien- z. B. die Olympischen Sommer- und Win- nicht gestattet, sogenannte Decoderkar- chronologie“). In Zeiten der unmittelbaren Verfügbarkeit von digitalen Inhalten kann ein terspiele, einzelne Begegnungen der Fuß- ten ausländischer Anbieter zu verwenden, striktes Festhalten an starren Verwertungsabläufen dem illegalen Filesharing allerdings balleuropa- und -weltmeisterschaften mit um die Übertragung von Sportereignissen mitunter Vorschub leisten. entsprechender nationaler Beteiligung oder zu empfangen. Solche territorial exklusiven besonders bedeutende nationale Kulturver- Lizenzen begegnen mit Blick auf die Waren- Vor dem Hintergrund, dass die Europäische Rechtsakte wie die AVMD-RL oder die Film- anstaltungen fallen. und Dienstleistungsfreiheit wie das Wett- Union jede Art von Beschränkungen der Bin- mitteilung der Europäischen Kommission bewerbsregime des europäischen Binnen- nenmarktfreiheiten grundsätzlich kritisch in begnügen sich mit einem Verweis auf Ver- marktes erheblichen rechtlichen Bedenken. den Blick nimmt, finden sich nur noch ver- einbarungen zwischen den Wirtschaftsak- einzelt gesetzlich verankerte Regelungen teuren, ohne inhaltliche Aussagen zu den zu sogenannten Verwertungsfenstern. Die- Verwertungsfenstern zu treffen. Die Me- se regeln eine zeitliche Abfolge der verschie- dienchronologie bleibt daher durch vertrag- denen Verwertungsformen. Solche Regelun- liche Vereinbarungen der Rechteinhaber gen finden sich in Deutschland zum Beispiel mit den jeweiligen Verwertern (Medien- in § 20 Filmförderungsgesetz (FFG). Auch EU- unternehmen) geprägt.

In der Medienpraxis kommt es häufig zu so- Im digitalen Zeitalter sind die Regelungen genannten Output-Deals. Dabei handelt es über die Dauer der einzelnen Verwertungs- sich um mehrjährige Lizenzverträge zwi- fenster jedoch umstritten. Gerade im Hin- schen Rundfunkveranstaltern und bestimm- blick auf die veränderten technischen Mög- ten Film- und Serienproduzenten. Hierdurch erhält der Rundfunkveranstalter das exklusive lichkeiten und die Zunahme der Nutzung Recht zur Ausstrahlung der Produktionen des von Video-on-Demand-Diensten, gibt es Vertragspartners (so etwa derzeit zwischen Anregungen, die Verwertungsfenster zu der ProSiebenSat.1 Media AG und Warner Brot- verkürzen – auch um der illegalen Verviel- hers Pictures Inc.). Diese sind z. T. Gegenstand fältigung von Filmen und deren nicht er- wettbewerbsrechtlicher Untersuchungen der Europäischen Kommission aufgrund ihrer Ex- mächtigtem Vertrieb entgegenzuwirken. klusivitätsvereinbarungen. In Abstimmung mit den Rechteinhabern

54 55 Rechteverwertung bei Filmen Rechteverwertung bei Filmen

wurden bereits Versuche gestartet, be- unterschiedlichen Preisen angeboten wer- European Film Companies Alliance (EFCA) Motion Picture Association of America stimmte Verwertungsformen wie die Ki- den. Daher ging die Kommission z. B. ge- Die EFCA bietet eine Plattform für Informa- (MPAA) no- und Video-on-Demand-Auswertung gen den Apple iTunes Store vor, in dem Mu- tionsaustausch und geschäftliche Netzwer- Die MPAA ist der Verband der sechs größ- gleichzeitig laufen zu lassen. Hierzu trägt sik- und Videoinhalte in unterschiedlichen ke für die Herstellung und den Vertrieb von ten amerikanischen Filmproduktionsgesell- sicherlich auch bei, dass das Interesse der Mitgliedstaaten zu unterschiedlichen Prei- europäischen Filmen. schaften. Sie sieht sich selbst als Interessen- Zuschauer an einem möglichst frühzeiti- sen heruntergeladen werden konnten. Erst 51, Rue du Trône 51 vertretung der gesamten amerikanischen gen, legalen Zugang zu neuen Produktio- nachdem Apple seine Preise einheitlich ge- B-1050 Brussels/Bruxelles und weltweiten Filmindustrie. Telefon: +32 (0)2 28 92 600 nen abseits der Kinos stärker wahrgenom- staltet hatte, stellte die Kommission das Fax: +32 (0)2 28 92 606 Brussels Office men wird. Noch nicht beantwortet ist die Verfahren gegen das Unternehmen ein. In E-Mail: [email protected] 46, Avenue des Arts, Box 8 Internet: www.efcasite.org B-1000 Brussels/Bruxelles Frage, ob für den Gesamterfolg einer Film- Frage kommen bei der Inhaberschaft ex- Telefon: +32 (0)2 77 82 711 auswertung, auch bei Betrachtung des klusiver Rechte stets der Missbrauch einer Fax: +32 (0)2 77 82 700 / +32 (0)2 77 82 750 europäischen Markts insgesamt, die Pro- marktbeherrschenden Stellung, Verstöße E-Mail: [email protected] Internet: www.mpaa.org motions- und Publikationswirkung des Ki- gegen das Kartellverbot durch unzulässige International Federation of Film Producers nostarts im jeweiligen Markt – und damit Absprachen sowie Beschränkungen bei Un- Association (FIAPF) unterschiedliche nationale Startfristen für ternehmenszusammenschlüssen im Rah- Die FIAPF ist ein Dachverband von Interes- die gesamte Medienchronologie – unab- men der Fusionskontrolle (s. zum Wettbe- senvertretungen der Film- und Fernsehpro- dingbare Voraussetzung ist. Auch um das werbsrecht allgemein S. 48 ff.). duzenten in 27 Ländern und fünf Kontinen- Kino als Kulturort bewahren zu können ten. scheinen jedenfalls bei öffentlich, insbe- 9, Rue de l’Echelle sondere bei staatlich geförderten Filmen F-75001 Paris Telefon: +33 (0)1 44 77 97 50 gesetzlich vorgesehene Sperrfristen nach Fax: +33 (0)1 44 77 97 55 wie ein bevorzugter Weg zu sein. E-Mail: [email protected] Internet: www.fiapf.org Ebenfalls ein Thema der Auswertung von Rechten an audiovisuellen Produktionen ist der Zugang von interessierten Verwer- tern zu (besonders) massenattraktiven In- halten, z. B. sogenannte Blockbuster oder erfolgreiche Serienformate. Im Prinzip ist diesbezüglich zwar die Geltung der Ver- tragsfreiheit anzuerkennen. Allerdings sind auch insoweit wettbewerbsrecht- liche und den Binnenmarkt betreffende Grundsätze der EU zu beachten. So ist es etwa nicht mit Unionsrecht zu vereinba- ren, wenn Filme auf Abruf von einem An- bieter in verschiedenen Mitgliedstaaten zu

56 57 Kultur- und Filmförderung Kultur- und Filmförderung

Es vereint die bisherigen Programme gliedstaaten, sondern z. B. auch mit Austra- Kultur- und Filmförderung KULTUR (2007–2013), MEDIA (2007–2013) lien und Russland. und MEDIA Mundus. Während das Teilpro- gramm MEDIA beispielsweise eine Pro- Für die Filmförderung unter beihilferechtli- duzentenförderung und Verleih- und Ver- chem Blickwinkel bedeutsam sind nament- triebsförderung vorsieht, beinhaltet das lich: Teilprogramm KULTUR zum Beispiel euro- • Art. 54 der Verordnung (EU) Nr. 651/2014 der päische Kooperationen der verschiedensten Kommission vom 17. Juni 2014 zur Feststel- Im Unionsrecht kommt Kultur als Integrationsfaktor eine zunehmende Bedeutung zu. Kultureinrichtungen, europäischen Plattfor- lung der Vereinbarkeit bestimmter Gruppen von Beihilfen mit dem Binnenmarkt in An- Die Aktivitäten der EU im kulturpolitischen Bereich sind zahlreich und vielfältig. Im Be- men und Netzwerke. wendung der Artikel 107 und 108 des Vertra- reich der Medien ist die Kultur- und insbesondere die Filmförderung ein wichtiges Thema. ges über die Arbeitsweise der Europäischen Parallel gibt es noch zahlreiche bilatera- Union (Allgemeine Gruppenfreistellungsver- Anfänglich war die kulturelle Ausrichtung Förderung des audiovisuellen Mediensek- le und auch trilaterale Filmabkommen der ordnung – „AGVO“), der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft tors in der Europäischen Union mit dem EU-Staaten untereinander. Damit soll ge- • die Verordnung (EU) Nr. 1407/2013 der Kom- mission vom 18. Dezember 2013 uber die im EWG-Vertrag nicht ausdrücklich festge- Programm Kreatives Europa. Das EU-Pro- sichert werden, dass Koproduktionen zwi- Anwendung der Art. 107 und 108 des Ver- legt. Im Laufe der Jahre begannen sich die gramm für die Kultur- und Kreativbran- schen den Vertragsparteien in jedem am trags über die Arbeitsweise der Europäi- Mitgliedstaaten und die Einrichtungen der che hatte die Europäische Kommission am Abkommen beteiligten Land wie inländi- schen Union auf Deminimis-Beihilfen (De- EWG mit der Bedeutung der Kultur für den 23. November 2011 vorgeschlagen. Die vor- sche Produktionen behandelt werden (Ge- minimis-VO), Integrationsprozess stärker zu befassen. gesehene Laufzeit reicht von 2014 bis 2020. währung der sogenannten Inländerbe- • die Mitteilung der Kommission über staat- liche Beihilfen für Filme und andere audio- Ein wichtiger Meilenstein war die 1983 in handlung) und Zugang zu den jeweiligen visuelle Werke (2013/C 332/01). Stuttgart abgegebene Feierliche Erklärung Die Europäische Kommission hat im Sep- nationalen Förderungssystemen erhalten. des Europäischen Rates über die Europäi- tember 2016 entschieden, dass auch Video- sche Union. Dort wurde u. a. die Förderung on-Demand-Anbieter mit Sitz im Ausland Zu den bilateralen Abkommen zählt z. B. Auch Filmförderung bewegt sich in einem konkreter kultureller Maßnahmen wie der zur Filmabgabe nach dem Filmförderungs- das Filmabkommen zwischen der Regie- beihilferechtlich relevanten Umfeld. Euro- gesetz (FFG) herangezogen werden können. Schutz des kulturellen Erbes und die Ver- rung der Bundesrepublik Deutschland und pas Filmindustrie darf nach der Mitteilung Es wird erwartet, dass sich diese Entschei- breitung der Kultur (insbesondere über au- dung auf die zukünftige Finanzierung der der Regierung der Französischen Republik der Kommission über staatliche Beihilfen für diovisuelle Mittel) festgelegt. Der Maast- deutschen Filmförderung auswirken wird. von 2001. Dieses Filmabkommen wurde Filme und andere audiovisuelle Werke von richter Vertrag über die Europäische Union Schon das geltende Filmförderungsgesetz 2015 um den Deutsch-Französischen Pro- 2013 mehr staatliche Förderung erhalten als im Jahre 1992 brachte die Kulturförderung beinhaltet eine Regelung, nach der auch Vi- jektentwicklungsfonds erweitert. Dessen zuvor. So kann ein Staat neben der eigentli- deo-on-Demand-Anbieter (VoD) mit Sitz im einen großen Schritt voran. Erstmalig wur- Ziel ist die Förderung der Entwicklung neu- chen Produktion auch die Konzeption bis hin Ausland zur Filmabgabe nach dem FFG her- de der Kultur ein eigener Artikel (128 EGV; angezogen werden und in den Kreis der För- er Projekte junger Produzenten. Zum Bei- zum Filmverleih unterstützen und Kinos ein- nunmehr: Art. 167 AEUV) gewidmet. derungsberechtigten nach dem FFG aufge- spiel mit Österreich wurde ein Abkommen beziehen. Förderfähig ist auch die Moderni- nommen werden sollen. Diese wurden je- zur Förderung des Absatzes von Filmen aus sierung von Kinos, etwa die Umstellung auf Die heutigen Anstrengungen der EU im kul- doch auf Grund des von der Europäischen der Gemeinschaft und aus der nationalen digitale Technik. Europäische Ko-Produktio- Kommission eingeleiteten beihilferechtli- turpolitischen Bereich sind von der Rechts- Produktion geschlossen. Abkommen über nen dürfen künftig Zuschüsse von 60 % des chen Prüfverfahrens nicht angewendet. Auch natur wie dem Regelungsgegenstand her der neue Regierungsentwurf des Gesetzes die Gemeinschaftsproduktion von Filmen Produktionsbudgets bekommen – bis 2013 mannigfaltig. Beispielsweise erfolgt die sieht entsprechende Vorschriften vor. bestehen im Übrigen nicht nur mit EU-Mit- lag die Höchstgrenze bei 50 %.

58 59 Kultur- und Filmförderung Haftung von Internetdienstleistern

Die Beauftragte der Bundesregierung für Filmförderungsanstalt (FFA)/ Kultur und Medien German Federal Film Board Haftung von Internetdienstleistern In der Bundesrepublik Deutschland ist die Die FFA ist die nationale Filmförderung Kulturförderung in erster Linie Sache der Deutschlands. Sie finanziert sich nach eige- Länder und Gemeinden. Die Zuständigkeit nen Angaben über die sogenannte Filmab- für die Medien liegt bei den Ländern. Der gabe. Der Aufgabenbereich umfasst die För- Bund hat die Verantwortung für weite Berei- derung von Kinofilmen in allen Phasen des che von Kultur und Medien. Als Beauftragte Entstehens sowie deren Verwertung von der der Bundesregierung für Kultur und Medien Drehbuchentwicklung über die Produktion Das Aufkommen des Internets und dessen zunehmende Nutzung durch Unternehmen hat Frau Staatsministerin Monika Grütters bis hin zu Verleih, Vertrieb und Video. Wei- wie auch Private führten dazu, dass sich die Verbreitung medialer Inhalte und geschäftli- ein breit gefächertes Aufgabengebiet. Die- tere Mittel werden für die Förderung von cher Verkehr immer weniger innerhalb einer einzigen nationalen Rechtsordnung abspie- ses umfasst neben der Weiterentwicklung Kinos, die Erhaltung des filmischen Erbes, len. Auf europäischer Ebene führte der diesbezüglich erkannte Regelungsbedarf im Jahr und Verbesserung der rechtlichen Rahmen- für die Wahrnehmung und Verbreitung des 2000 zur Verabschiedung der E-Commerce-Richtlinie (2000/31/EG), die eine Harmonisie- bedingungen für den Kultur- und den Me- deutschen Films im Ausland und für die Ver- rung des Binnenmarktes vornimmt, indem vor allem Hindernisse für grenzüberschreiten- dienbereich über die Bundesgesetzgebung mittlung von Filmbildung verwendet. de Online-Dienste beseitigt werden. auch die Förderung von Kultureinrichtungen FFA Filmförderungsanstalt und projekten von nationaler Bedeutung. vertreten durch den Vorstand Peter Dinges Ein zentraler Aspekt der E-Commerce- Große Präsidentenstraße 9 In Deutschland finden sich die entsprechen- Dienstsitz der Staatsministerin D-10178 Berlin Richtlinie ist das Haftungsregime für je- den Vorschriften derzeit im Telemediengesetz, Bundeskanzleramt Telefon: +49 (0)30 27 57 70 ne Dienstleister, die den Nutzern entwe- durch dessen Verabschiedung im Jahr 2007 Willy-Brandt-Str. 1 Fax: +49 (0)30 27 57 71 11 der den Zugang zum Internet verschaffen das bis dahin geltende Teledienstegesetz des D-10557 Berlin E-Mail: [email protected] Bundes außer Kraft trat. Internet: www.bundesregierung.de Internet: www.ffa.de (sogenannte Access-Provider) oder ihnen durch das Bereitstellen von Speicherplatz eine inhaltliche Nutzung des Internets Im Sinne der Richtlinie haften Access- und ermöglichen (sogenannte Host-Provi- Host-Provider nämlich grundsätzlich nicht der). Diese europäischen Vorgaben erlan- für von Nutzern übermittelte bzw. gespei- gen ihre Bedeutung vor allem in den Dis- cherte Daten, sondern können erst ab ei- kussionen um die Einbeziehung solcher nem gewissen Grad an Beteiligung haftbar Dienstleister in die Verfolgung von Urhe- gemacht werden. Für Access-Provider ist berrechts- oder Persönlichkeitsrechtsver- dies etwa eine tatsächliche Veranlassung letzungen, aber auch anderer Rechtsver- der Übermittlung oder ein verändernder stöße im Internet, etwa in Bezug auf die Eingriff in die zu übermittelnde Informa- Einführung von Zugangssperren, Warnhin- tion. weismodellen oder technischen Maßnah- men zur (vorbeugenden) Verhinderung des Ein Host-Provider haftet erst dann für durch Hochladens sowie Abrufs urheberrechtlich Nutzer gespeicherte Daten, wenn er Kennt- geschützter Werke. nis von einer rechtswidrigen Tätigkeit hat und nicht unverzüglich tätig wird, um die

60 61 Haftung von Internetdienstleistern Haftung von Internetdienstleistern

Daten zu entfernen oder den Zugang zu Katalogisierung, Filterung oder das Be- European Association of European European Digital Media Association ihnen zu sperren. Die Haftungsregeln er- treiben von besonderen Kanälen), um- Internet Services Providers Associations (EDIMA) lauben es den EU-Mitgliedstaaten jedoch so weiter entfernt sich der Dienst von ei- (EuroISPA) Die EDIMA ist ein Interessenverband für ausdrücklich, ihren Gerichten und Verwal- nem neutralen Anbieter und bewegt sich EuroISPA ist eine pan-europäische Vereini- die Rechte von Diensteanbietern im Inter- tungsbehörden zu ermöglichen, vom Dien- näher in Richtung eines audiovisuellen gung der nationalen Verbände der Inter- net und sonstigen neuen Medien. Sie ist steanbieter zu verlangen, die Rechtsverlet- Mediendienstes – mit allen dazugehörigen netdienstleistungsunternehmen mit Sitz tätig in den Bereichen E-Content, Medien, zung abzustellen oder zu verhindern. Zu Rechten und Pflichten. Eine ähnliche Ent- in Brüssel. Gegründet im Jahr 1997 reprä- E-Commerce, Kommunikations- und Infor- den Maßnahmen, die dem Anbieter dazu wicklung lässt sich auch bei sozialen Netz- sentiert die Vereinigung mehr als 2.300 Un- mationsdienste sowie Suchmaschinen. durch innerstaatliche Anordnung abver- werken, Suchmaschinen und File-Hosting- ternehmen aus den Mitgliedstaaten der EU 60, Rue du Trône langt werden können, kann auch – so ent- Diensten (z. B. Dropbox) feststellen. Zurzeit und der Europäischen Freihandelsassoziation B-1050 Brussels/Bruxelles Telefon: +32 (0)2 62 61 990 schied der EuGH kürzlich für das Angebot ist es vor allem die Aufgabe des EuGH, in (EFTA – Mitglieder: Island, Liechtenstein, Fax: +32 (0)2 62 69 501 eines WLAN-Zugangs – die Vergabe eines Einzelfällen und bestimmte Konstellatio- Norwegen, Schweiz). Die Vereinigung küm- E-Mail: [email protected] Passwortes an Nutzer, die zuvor ihre Iden- nen betreffenden Fragen für Klärung zu mert sich vor allem um EU-Politik und Ge- Internet: www.europeandigitalmedia.org tität offengelegt haben, gehören. Es ist den sorgen. Im Rahmen einer Evaluation des setzgebung und erleichtert den Austausch Mitgliedstaaten jedoch untersagt, die- Rechtsrahmens bei der Ausarbeitung der von Best-Practices zwischen den jeweiligen se Anbieter zu verpflichten, die von ihnen Strategie zum Digitalen Binnenmarkt er- nationalen Verbänden. übermittelten und gespeicherten Informa- wägt die Kommission nunmehr auch eine 124/5, Rue du Commerce tionen zu überwachen oder aktiv nach Um- Anpassung der E-Commerce-Richtlinie vor- B-1000 Brussels/Bruxelles Telefon: +32 (0)2 50 32 265 ständen zu forschen, die auf eine rechts- zuschlagen. Ob über eine entsprechende E-Mail: [email protected] widrige Tätigkeit hinweisen. Revision seitens der europäischen Medien- Internet: www.euroispa.org politik generelle Antworten auf die aufge- Die Haftungsprivilegierungen sind immer zeigten und weitere Anwendungsproble- dann problematisch, wenn Internetdienst- me gegeben werden, lässt sich momentan leister mehrere Geschäftsbereiche gleich- noch nicht abschätzen. zeitig abdecken. In solchen Fällen erweist sich eine eindeutige Zuordnung zu einer der von der Richtlinie mit Erleichterungen ver- sehenen Providerfunktionen mitunter als schwierig. So stellen beispielsweise Online- Video-Portale in ihrer Grundausrichtung „nur“ einen Speicherplatz zur Verfügung, der von Nutzern für die Verbreitung eige- ner Inhalte eingesetzt werden kann (z. B. YouTube). Insofern kommt die Eigenschaft als Host-Provider in Betracht. Je stärker ein solches Portal jedoch in die Übermittlung der Inhalte eingreift (beispielsweise durch

62 63 Regulierung der Telekommunikationsmärkte Regulierung der Telekommunikationsmärkte

Auf diesen Märkten tätige Unternehmen Die Regulierungsbehörde kann insbesonde- Regulierung der können also – ergänzend zu den Eingriffs- re Netzbetreibern gegenüber anordnen, ihr möglichkeiten nach dem allgemeinen Netz mit anderen Kommunikationsnetzen Telekommunikationsmärkte Wettbewerbsrecht – zusätzlichen Maß- zusammenzuschalten oder Dienstanbietern nahmen unterworfen werden, mit denen den Zugang zu ihrem Kommunikationsnetz, zu Netzbestandteilen oder zu zugehörigen die besonderen Wettbewerbsprobleme Einrichtungen, wie etwa Leerrohren oder An- im Telekommunikationssektor effektiv(er) tennenmasten, zu gewähren. Reicht dies nicht beseitigt werden sollen. Die sektorspezifi- aus, kann die Behörde darüber hinaus auch In kaum einem anderen Wirtschaftssektor verlangt die Natur des gehandelten Guts so schen Abhilfemaßnahmen werden dem be- die Entgelte, die ein Netzbetreiber für der- sehr nach einem grenzüberschreitenden Regelungsansatz wie in der Telekommunikati- treffenden (meist einem besonders markt- artige Zugangs- und Zusammenschaltungs- dienstleistungen verlangen kann, kontrollie- on. Vor allem die Regulierung der drahtlosen und somit grenzüberschreitenden Kommu- mächtigen, z. B. ehemaligen Monopol-) ren und gegebenenfalls neu festlegen. Einige nikation ist nur in internationaler Zusammenarbeit möglich. Die weltweiten Standards Unternehmen durch eine in jedem Mit- der Maßnahmen können unabhängig davon, hierfür setzt seit 1865 die Internationale Fernmeldeunion (ITU, früher: Internationaler gliedstaat einzurichtende, unabhängige ob das betroffene Unternehmen auf dem re- Telegraphenverein), eine der ältesten internationalen Organisationen überhaupt. Inner- Regulierungsbehörde auferlegt. In Deutsch- levanten Markt eine wirtschaftlich besonders halb der EU wird die Regulierung der Telekommunikationsmärkte durch den Rechtsrah- land nimmt diese Funktion die Bundesnetz- gewichtige Position (sogenannte „beträchtli- che Marktmacht“) besitzt, angeordnet wer- men für elektronische Kommunikation harmonisiert. agentur wahr. den. Bei anhaltenden Wettbewerbsverzerrungen, Die ersten Anläufe zu einer gemeinsamen braucherschutz und Nutzerrechte fördern. Mit einer unmittelbar in den Mitgliedstaa- die nicht anders auszuräumen sind, kann europäischen Regelung des Telekommu- Umfangreiche Änderungen, mit denen ten anwendbaren Verordnung wurden 2015 die Regulierungsbehörde seit 2009 als Ulti- nikationssektors reichen bis in die spä- die zwischenzeitlichen technischen und Regeln geschaffen, die sicherstellen sollen, ma Ratio sogar die Ausgliederung von Netz- ten 1980er Jahre zurück. Ein Hauptziel marktbezogenen Entwicklungen nachvoll- dass Internetzugangsanbieter bei der Be- zugangsdienstleistungen in einen separaten der zu Beginn der 1990er Jahre schließ- zogen wurden, erfuhr das Regelwerk Ende handlung des Datenverkehrs nicht einzel- Geschäftsbereich des betreffenden Unterneh- mens anordnen (sogenannte „funktionelle lich verabschiedeten Richtlinien war die 2009. Diese Änderungen beinhalten u. a. ei- ne Anwendungen oder Dienste bevorzugen Trennung“). Liberalisierung der bis dato von staatli- ne weitere Liberalisierung der Frequenzver- oder benachteiligen. Endnutzer sollen da- chen Monopolen beherrschten Telekom- waltung, neue Regeln zur Beteiligung Zu- mit in die Lage versetzt werden, auf Inter- munikationsmärkte. Nach der vollstän- gang begehrender Dienstanbieter an den netdienste ihrer Wahl zuzugreifen und in digen Öffnung der Märkte zum 1. Januar Kosten, die Netzbetreiber für Investitio- nicht diskriminierender Weise, insbesonde- 1998 wurden die Bestimmungen 2002 er- nen in schnellere Netze zu tragen haben, re in der gleichen Geschwindigkeit, zu nut- setzt durch einen neuen Rechtsrahmen, sowie die Stärkung von Endnutzerrechten zen (sogenannte Netzneutralität; s. hierzu dessen Schwerpunkt nun weniger in der (Verbrauchern), etwa hinsichtlich der anzu- S. 71 f.). Darüber hinaus ändert die Verord- schrittweisen Schaffung als vielmehr in bietenden Mindestdienstqualität, der Ver- nung Bestimmungen, die eine schrittwei- der Aufrechterhaltung und Stärkung des tragstransparenz und der beschleunigten se Abschaffung der Roaming-Gebühren im Wettbewerbs liegt: Die Maßnahmen zie- Nummernübertragung. Mobilfunk (s. hierzu S. 41) innerhalb der len vor allem darauf ab, die Regulierung EU vorsehen. Die Bestimmungen werden der Märkte zu verbessern. Darüber hinaus Die Telekommunikationsmärkte unterlie- bis zur Erreichung dieses Ziels regelmäßig sollen sie den Binnenmarkt für elektroni- gen gemäß dem EU-Rechtsrahmen der so- entsprechend der Marktentwicklung ange- sche Kommunikation vollenden und Ver- genannten sektorspezifischen Regulierung. passt.

64 65 Regulierung der Telekommunikationsmärkte Regulierung der Telekommunikationsmärkte

Body of European Regulators for European Telecommunications Network European Satellite Operators Association Electronic Communication (BEREC) Operators’ Association (ETNO) (ESOA) BEREC, (dt.: Gremium Europäischer Regu- Die ETNO vertritt die Interessen der Betrei- Die ESOA ist die Interessenvertretung von lierungsstellen für Elektronische Kommu- ber von Mobilfunk- und Festnetzen in 35 eu- 21 Satellitenbetreibern aus Europa, dem Na- nikation (GEREK)) ist ein 2009 neu einge- ropäischen Ländern. Wesentliches Ziel der hen Osten und Afrika. richtetes Gremium, in dem die nationalen ETNO ist es, die rechtlichen und wirtschaft- Bastion Tower, 20th floor Regulierungsbehörden für Telekommunika- lichen Rahmenbedingungen für qualitativ 5, Place du Champ de Mars B-1050 Brussels/Bruxelles tion der Mitgliedstaaten und die Kommis- hochwertige und innovative Telekommuni- Telefon: +32 (0)2 55 03 575 sion vertreten sind. Es soll die Koordinati- kationsdienstleistungen – auch und gera- E-Mail: [email protected] on der Regulierungspraxis auf europäischer de im Sinne der Verbraucher – zu schaffen. Internet: www.esoa.net Ebene verbessern und die Zusammenarbeit 54, Avenue Louise der nationalen Regulierungsbehörden un- B-1050 Brussels/Bruxelles Telefon: +32 (0)2 21 93 242 tereinander und mit der Europäischen Kom- Fax: +32 (0)2 21 96 412 European Competitive mission stärken. Das GEREK ersetzt die bis Internet: www.etno.eu Telecommunications Association (ECTA) 2009 bestehende Gruppe Europäischer Die 1998 gegründete ECTA vertritt mehr als Regulierungsstellen (ERG). 100 Kommunikationsdienstleister und setzt Zigfrīda Annas Meierovica bulvāris 14 Cable Europe sich insbesondere gegenüber den staatli- 2nd floor, Cable Europe ist der Wirtschaftsdachver- chen Regulierungsbehörden für den Erhalt LV-1050 Rīga Telefon: +371 66 11 75 90 band der führenden europäischen Breit- eines freien Wettbewerbs ein. Fax: +371 67 11 75 60 bandkabelnetzbetreiber und deren natio- 49–51, Rue de Trèves, Office 5A E-Mail: [email protected] naler Verbände. B-1040 Brussels/Bruxelles Internet: berec.europa.eu Telefon: +32 (0)2 29 00 100 Cable House Fax: +32 (0)2 29 00 105 41, Avenue des Arts E-Mail: [email protected] B-1040 Brussels/Bruxelles Internet: www.ectaportal.com Telefon: +32 (0)2 52 11 763 European Conference of Postal and Tele- Fax: +32 (0)2 52 17 976 communications Administrations (CEPT) E-Mail: [email protected] Internet: www.cable-europe.eu Die 1959 gegründete CEPT koordiniert die Tätigkeit der im Post- und Telekommuni- kationswesen tätigen Organisationen aus 48 Nationen und ist auch mit der Standar- disierung von Technologien befasst. European Communications Office (ECO) Nyropsgade 37, 4th floor DK-1366 Kopenhagen Telefon: +45 33 89 63 00 Fax: +45 33 89 63 30 E-Mail: [email protected] Internet: www.cept.org

66 67 Der Zugang der Medien zu ihren Übertragungswegen Der Zugang der Medien zu ihren Übertragungswegen

nannte Technologie- und Dienstneutralität), mengen und dadurch bedingter, erhöhter Der Zugang der Medien zu ihren sind die Genehmigungserfordernisse mög- Anforderungen an die Übertragungsge- lichst einfach zu gestalten und Frequenznut- schwindigkeiten könnte sich die Auslegung Übertragungswegen zungsrechte handelbar. Jedoch sind bei der dieses Begriffs jedoch wandeln. Vergabe von Frequenzen an den Rundfunk dessen besondere Bedeutung für die Mei- Erstmals soll nach einem Vorschlag der nungsvielfalt und den Medienpluralismus EU-Kommission vom September 2016 im zu berücksichtigen. Dies führt dazu, dass die EU-Recht ein Breitbandzugang zum Uni- Um bestimmte inhaltliche Angebote verbreiten zu können, benötigen die Medienunter- für den Rundfunk vorgesehenen Frequenzen versaldienst zählen: Die Mitgliedstaaten nehmen Übertragungswege. Anders als die Presse sind Rundfunkveranstalter und An- vor einer Nutzung bzw. vor störenden Beein- sollen sicherstellen, dass jedermann ne- bieter von audiovisuellen Mediendiensten bei analogen Verbreitungswegen wie UKW flussungen durch andere Dienste geschützt ben einem Telefonanschluss einen Basis- oder im Kabel auf die Zuweisung von Übertragungskapazitäten angewiesen. Bei Über- sind. Internetanschluss zu einem erschwingli- tragungswegen mit begrenzter Kapazität soll so freier Wettbewerb gefördert und die chen Preis haben kann. In diesem Zusam- Meinungsvielfalt geachtet werden. Um sicherzustellen, dass der Endnutzer die menhang hat die Kommission das nicht im Netz verfügbaren Inhalte und Dienste in bindende Ziel formuliert, dass bis 2025 je- Gleichermaßen muss jedem Endnutzer der Zugang zu einem flächendeckenden Tele- freier Auswahl sowie in angemessenem Um- der Haushalt, ob in der Stadt oder auf dem kommunikationsnetz gewährt werden. Der Zugang zu solchen Netzen soll außerdem fang nutzen kann, trifft der EU-Rechtsrah- Land, einen Internetanschluss mit einer möglichst „ungefiltert“ geschehen, um zu verhindern, dass unerwünschte, einseitige men auch einige Regelungen zu bestimmten Empfangsgeschwindigkeit von mindestens „Meinungsmacht“ entsteht. Aspekten der sogenannten „Netzneutrali- 100 Megabit pro Sekunde haben soll, der tät“ (s. hierzu S. 71). auf 1 Gigabit/s aufgerüstet werden kann. Ein Themenfeld mit besonderer medienpo- die Europäische Union teils besondere Teil des Reform-Pakets der Kommission ist litischer Relevanz stellt der Zugang audio- Maßnahmen vorgesehen, die der herausra- Eine Grundversorgung mit Telekommuni- ferner eine Initiative, die Gemeinden darin visueller Mediendienste, also klassischer genden Bedeutung des Rundfunks für die kationsdienstleistungen stellt darüber hi- unterstützen soll, z. B. in Parks oder öffent- linearer Fernsehangebote und Abrufdienste Allgemeinheit gerecht werden sollen. Seit naus der sogenannte Universaldienst her: lichen Gebäuden kostenlos Wireless-Inter- (z. B. Video-on-Demand), sowie des Hör- Langem bereits besteht die Möglichkeit, Nach den EU-Vorgaben muss in jedem net-Zugänge (WLAN) zur Verfügung zu stel- funks und anderer Audiodienste zu den Netzbetreibern Pflichten zur Übertragung Mitgliedstaat mindestens ein Unterneh- len. Hierzu soll es Zuschüsse der EU geben. notwendigen Verbreitungswegen dar. Die bestimmter Radio- und Fernsehkanäle (so- men flächendeckend verpflichtet werden, Dienste erreichen den Nutzer auf verschie- genannte „Must-Carry“-Pflichten) aufzuer- jedem Endkunden auf Antrag einen Fest- denen Wegen: per Kabel, Satellit, terres- legen, wenn dies im allgemeinen Interes- netzanschluss bereitzustellen, über den trisch über Antenne, über das offene In- se liegt. dieser Telefongespräche führen und Tele- ternet oder über geschlossene IP-basierte faxe verschicken kann. Außerdem muss Netze, wie etwa beim IPTV, das über den Auch die Regelungen zur Frequenzverwal- über den Anschluss ein „funktionaler In- DSL-Anschluss des Telekommunikations- tung enthalten spezifische Bestimmungen ternetzugang“ möglich sein. Als solcher ge- netzbetreibers empfangbar ist. für den Rundfunk. Grundsätzlich können nügte bisher bereits die Möglichkeit einer nach den EU-Vorgaben die meisten Fre- Schmalband-Einwählverbindung. Im Zeit- Um sicherzustellen, dass der Einzelne auf quenzen in jeder Übertragungstechnologie alter des flächendeckenden Breitbandaus- diese Mediendienste zugreifen kann, hat und für jeden Dienst genutzt werden (soge- baus, angesichts zunehmender Daten-

68 69 Der Zugang der Medien zu ihren Übertragungswegen Netzneutralität

Gruppe für Funkfrequenzpolitik (RSPG) International Telecommunication Union Die RSPG wurde von der Europäischen (ITU) Netzneutralität Kommission als gemeinsame Plattform Die ITU (dt. Internationale Fernmeldeunion) der Mitgliedstaaten eingerichtet, um die ist eine Sonderorganisation der Vereinten gemeinsame Frequenzpolitik zu koordi- Nationen (mit 191 Mitgliedstaaten) und nieren. beschäftigt sich weltweit mit technischen Aspekten der Telekommunikation. Die Or- ganisation geht auf den im Jahr 1865 ge- Europäische Kommission gründeten Internationalen Telegraphen- Das Internet ist neben den traditionellen Rundfunk-Verbreitungswegen Terrestrik, Kabel Generaldirektorat für Kommunikationsnet- verein zurück. Die ITU ist zuständig für die und Satellit ein immer bedeutsamer werdender Übertragungsweg für Hörfunk und Fern- ze, Inhalte und Technologien (CNECT), Elect- internationale Zuweisung und Registrie- sehen. Für dem Rundfunk vergleichbare Telemedien ist es bereits heute der wichtigste Ver- ronic Communications Networks and Services rung von Sende- und Empfangsfrequen- breitungsweg. Zur Sicherung von Meinungsvielfalt und Pluralismus ist Netzneutralität vor Directorate zen sowie von Rufzeichenblöcken, inter- dem Hintergrund dieser technologischen Entwicklungen unverzichtbar. Spectrum – Unit B4 nationale Regelungen für die Nutzung von B-1049 Brüssel Frequenzen, die Koordinierung von Bemü- Netzneutralität gewährleistet kommunikati- ralität. Die nationalen Regulierungsbehör- Telefon: +32 (0)2 29 21 261 Fax: +32 (0)2 29 68 395 hungen zur Störungsbearbeitung im in- ve Chancengleichheit: Datenpakete werden den sind nach der Verordnung verpflichtet, E-Mail: [email protected] ternationalen Funkverkehr sowie für die auf der Grundlage dieses Prinzips im Inter- die Einhaltung der Regelungen genau zu Koordinierung der Entwicklung von Fern- net gleichwertig behandelt, unabhängig da- überwachen und die kontinuierliche Ver- meldeanlagen. von, woher sie kommen oder wohin sie ge- fügbarkeit von nicht diskriminierenden In- Place des Nations hen. Angebote von finanzstarken Anbietern ternetzugangsdiensten zu fördern. CH-1211 Genf 20 werden nicht allein auf der Grundlage ihrer Telefon: +41 22 73 05 111 Fax: +41 22 73 37 256 Marktmacht prioritär zu Lasten von Angebo- Das Gremium Europäischer Regulierungs- E-Mail: [email protected] ten kleinerer Anbieter behandelt. Netzneu- stellen für elektronische Kommunikation Internet: www.itu.int tralität sichert damit zugleich auch die Sou- (BEREC) hat am 30. August 2016 Leitlini- veränität des Verbrauchers bei der Nutzung en zur Netzneutralität veröffentlicht. Die- des Internets ab. Netzneutralität ist zudem se Leitlinien konkretisieren die Vorschriften innovations- und wachstumsfreundlich: Sie der Verordnung, um sie in der Praxis mög- fördert diskriminierungsfreien Marktzugang lichst einheitlich anwenden zu können. für neue Ideen und Geschäftsmodelle im In- Wichtige Themenbereiche sind Zero-Rating, ternet. Netzneutralität unterstützt damit Regelungen zum Verkehrsmanagement, Be- Angebots- wie Anbietervielfalt unter den dingungen für die Erbringung von Spezial- Bedingungen der Digitalisierung. diensten sowie die erweiterten Transpa- renzverpflichtungen für die Anbieter von Die im November 2015 in Kraft getretene Internetzugangsdiensten. Telekom-Binnenmarkt-Verordnung (Ver- ordnung 2015/2120, s. hierzu S. 65) legt die Auch bei der Anwendung dieser Leitlinien Grundlage für die Wahrung der Netzneut- ist der kulturellen Querschnittsklausel des-

70 71 Netzneutralität Netzneutralität

Art. 167 Abs. 4 AEUV sowie Art. 11 Abs. 2 der der Konkretisierung von Regulierungsvor- Body of European Regulators for Grundrechtecharta Rechnung zu tragen. gaben zur Vielfaltssicherung zu. Daher Electronic Communication (BEREC) Hieraus ergibt sich die unionsrechtliche besteht bei der Anwendung der Telekom- Zigfrīda Annas Meierovica bulvāris 14 Pflicht zur Achtung der Freiheit der Medien Binnenmarkt-Verordnung im Allgemeinen 2nd floor LV-1050 Rīga und ihrer Pluralität. wie bei der Anwendung der BEREC-Leit- Telefon: +371 66 11 75 90 linien zur Netzneutralität im Besonde- Fax: +371 67 11 75 60 E-Mail: [email protected] Der Begriff Netzneutralität meint, dass ein ren ein guter Anknüpfungspunkt für eine Internet: berec.europa.eu Netz die zu übertragenden Daten grundsätz- Zusammenarbeit der Landesmedienan- lich unabhängig vom Inhalt (und anderen Fak- stalten mit der Bundesnetzagentur, die toren, wie Absender und Adressat) gleich be- in Deutschland für die Telekommunikati- handeln muss. Der Betreiber darf also nicht bestimmte Dienste „ausbremsen“ oder ande- onsregulierung zuständig ist. Zielführend re bevorzugen. erscheint dabei ein ganzheitlicher Ansatz Best Effort kennzeichnet bei der Datenüber- der Sicherung von Netzneutralität, der mit tragung in Netzen (z. B. Internet), dass die- Blick auf Gefährdungen für einen neutra- se mit „größten Bemühungen“ erfolgt. Die len Transport meinungsbildungsrelevanter Übertragung wird dabei „so gut wie möglich“ Inhalte im Netz sämtliche Akteure in den durchgeführt, was lediglich die Zusicherung Blick nimmt, die Standards für den Trans- einer minimalisierten Dienstgüte (Quality of Service, QoS) bedeutet. In paketvermittelten port von audiovisuellen oder Audio-An- Netzen werden bei Best Effort alle eintreffen- geboten setzen können – wie z. B. CDN- den Datenpakete weitergeleitet, solange im Anbieter, DRM-Anbieter, Hersteller von Netz noch freie Übertragungskapazität vor- Endgeräten und Anbieter von Plattformen. handen ist. Eine vollständige und fehlerfreie Auch im Zusammenhang mit Fragestellun- Übermittlung der Informationen ist dadurch nicht garantiert. Ist nämlich an einer Stelle gen der Netzneutralität sind Gesetze der im Netz Auslastung gegeben, dann kommt es Marktlogik nicht ausschließlich geeignet, unweigerlich zu einem Datenstau, der durch den verfassungs- wie unionsrechtlich ge- geeignete Steuerungsverfahren wieder auf- forderten Schutz der Meinungsvielfalt zu gelöst werden muss. Das führt zu Störeffek- gewährleisten. So darf z. B. der Einsatz von ten bei Übertragungen in Echtzeit (realtime). Mischkalkulationen bei Entgeltgestaltun- Beim Zero-Rating werden bestimmte Daten gen auf der Ebene der für die Sicherung nicht auf den verbrauchten Traffic angerech- net. Der Sicherung von Meinungsvielfalt ent- der Netzneutralität relevanten Akteure spricht es, dass über solches Zero-Rating nicht nicht in Marktzutrittsschranken für neue in den publizistischen Wettbewerb eingegrif- Anbieter von meinungsrelevanten Inhalte- fen wird. angeboten oder für Anbieter von regiona- len oder lokalen meinungsrelevanten In- Den Medienanstalten kommt laut dem halteangeboten münden. Bericht der Bund-Länder-Kommission zur Medienkonvergenz eine wichtige Rolle bei

72 73 Technikgestaltung Technikgestaltung

European Telecommunications Standards Comité Européen de Normalisation Élec- Technikgestaltung Institute (ETSI) trotechnique (CENELEC) Das ETSI ist zuständig für die europaweite Das CENELEC ist zuständig für die euro- Normierung im Bereich der Telekommuni- paweite Normierung im Bereich der Elek- kation, insbesondere für Technologien der trotechnik. Seine Mitglieder sind die nati- Festnetz- und Mobiltelefonie, bei Radio, onalen elektrotechnischen Komitees von Rundfunk, Internet und multimedialen 32 europäischen Staaten. Diensten. Das ETSI wurde 1988 auf Initiati- CENELEC Ein fairer Wettbewerb kann den Einsatz einer standardisierten Technik bei Netzen, ve der Europäischen Kommission gegrün- 17, Avenue Marnix B-1000 Brussels/Bruxelles Diensten und Endgeräten verlangen, die der Vermittlung und dem Empfang von Me- det. Es setzt sich aus über 700 Mitgliedern Telefon: +32 (0)2 51 96 871 diendiensten dienen. aus 62 Nationen, auch von außerhalb Euro- Fax: +32 (0)2 51 96 919 pas, zusammen. E-Mail: [email protected] Die EU-Bestimmungen sehen vor, dass durch Elektronischen Programmführern (EPG), zu ETSI Secretariat die technische Gestaltung der Zugang zu fairen und einheitlichen Bedingungen mög- 650, Route des Lucioles F-06921 Sophia-Antipolis Cedex Endgeräten und bestimmten anderen Ein- lich ist. Dies setzt „kooperative Geräte“ vor- Telefon: +33 (0)4 92 94 42 00 richtungen, wie etwa Zugangsberechtigungs- aus. So müssen Geräte verschiedener Herstel- Fax: +33 (0)4 93 65 47 16 systemen für Bezahlfernsehdienste, Soft- ler miteinander funktionieren. Man spricht in E-Mail: [email protected] Internet: www.etsi.org wareschnittstellen für Set-Top-Boxen oder diesem Zusammenhang davon, dass die ent- sprechenden Geräte und Einrichtungen „in- teroperabel“ sein müssen. Dadurch soll ver- So müssen z. B. Digitalfernseher ab einer be- stimmten Bildschirmgröße mit europaweit hindert werden, dass einzelne Unternehmen standardisierten Buchsen zum Anschluss eine sogenannte „bottleneck“-Stellung auf von Set-Top-Boxen ausgestattet sein. Außer- einem Markt ausnutzen können. Eine solche dem müssen Digitalfernsehgeräte unver- kann dadurch entstehen, dass ein Unterneh- schlüsselte Signale darstellen können und men eine proprietäre Technologie auf dem den einheitlichen europäischen Verschlüsse- lungsalgorithmus „verstehen“. Damit der An- Markt durchsetzt, so dass vor- und nachgela- bieter oder Verwender eines Zugangsberech- gerte Dienstleister (z. B. Fernsehveranstalter tigungssystems seine Position nicht wettbe- oder Netzbetreiber) auf Zugang angewiesen werbswidrig ausnutzen kann, verlangt der sind, um ihre Dienste anbieten zu können. EU-Rechtsrahmen ferner, dass er sein System sowohl dem Inhalteanbieter (z. B. dem Fern- sehveranstalter) als auch dem Netzbetreiber Die Scart-Steckverbindung basiert auf einem zu fairen und nicht diskriminierenden Bedin- europaweiten Standard für Fernseher und Vi- gungen anbietet. Ähnliche Zugangsregeln deorekorder, dessen Vereinbarung das Europä- darf der nationale Gesetzgeber im Einklang ische Institut für Telekommunikationsnormen mit den EU-Vorgaben auch für die Anbieter (ETSI) zurückgeht. Diese schafft sogenannte von Anwendungsprogrammier-Schnittstellen EN-Normen, die in der Folge national umge- (sogenannten APIs) und elektronischen Pro- setzt werden, in Deutschland in der Regel mit- grammführern (sogenannten EPGs) vorsehen. tels der bekannten DIN-Normen.

74 75 Wer schützt meine Daten? Wer schützt meine Daten?

grenzüberschreitend zu übermitteln. Ge- meinsames, in der gesamten EU gleiches Wer schützt meine Daten? stützt auf ihre Kompetenz, das Recht in den Schutzniveau festgeschrieben. Die Verord- Mitgliedstaaten zur Gewährleistung eines nung sieht unter anderem ein „Recht auf freien Binnenmarktes zu vereinheitlichen, Vergessenwerden“ bzgl. im Internet veröf- verabschiedete die EG deshalb 1995 die so- fentlichter Daten sowie ein Recht der Nut- genannte Datenschutzrichtlinie. Mit dieser zer vor, ihre Daten leicht von einem zu ei- wurden die Datenschutzbestimmungen in nem anderen Anbieter zu übertragen. den Mitgliedstaaten einander angeglichen Außerdem sollen die neuen Bestimmun- Wer bargeldlos bezahlt, einen Flug über das Internet bucht, einen Mobilfunkvertrag ab- und so zum ersten Mal ein gemeinschafts- gen künftig auf alle Dienstleister Anwen- schließt oder einem sozialen Netzwerk beitritt, teilt anderen – Vertragspartnern, Nutzern weit einheitliches (Mindest-)Schutzniveau dung finden, die ihre Dienste innerhalb der oder sonstigen Dritten – Informationen über seine Person mit. Diese Daten sollen weder vorgeschrieben. Explizit macht die Richtli- Union anbieten, auch wenn sie – wie z. B. in falsche Hände gelangen noch für falsche Zwecke verwendet werden. Um dies sicherzu- nie deutlich, dass es für die Errichtung und Facebook – die Daten in einem Nicht-EU- stellen, schafft der europäische Rechtsrahmen zum Datenschutz für alle Bürger innerhalb das Funktionieren des Binnenmarktes nicht Mitgliedstaat verarbeiten sollten. In einer der Europäischen Union ein einheitliches Schutzniveau. ausreicht, dass personenbezogene Daten gleichzeitig verabschiedeten Richtlinie wur- grenzüberschreitend übermittelt werden den erstmals auch Regeln für die Verarbei- Der Schutz personenbezogener Daten ist 1990er Jahre teils stark davon abweichende können, sondern dass die Grundrechte der tung personenbezogener Daten im Bereich ein Menschenrecht, das seit 2000 auch Schutzvorschriften. betroffenen Personen dabei gewahrt blei- der Verhütung und Verfolgung von Straf- durch die Charta der Grundrechte der Euro- ben müssen. taten festgelegt. päischen Union gewährt wird. Bereits 1983 Die Europäische Kommission sah dies als hatte das Bundesverfassungsgericht das potenzielles Hindernis für die Verwirkli- Ein besonderer Konflikt besteht zwischen Das „Medienprivileg“ (Art. 85 der Daten- Grundrecht auf informationelle Selbstbe- chung eines gemeinsamen Binnenmarktes der freien Tätigkeit der Medien und der schutz-Grundverordnung) stimmung im sogenannten Volkszählungs- an, da ein abweichender – und insbeson- Beschränkung der Verwendung persön- „Für die Verarbeitung, die zu journalistischen urteil anerkannt. In den übrigen Mitglied- dere ein geringerer – Schutz den Einzel- licher Informationen durch das Daten- Zwecken […] erfolgt, sehen die Mitgliedstaa- staaten der EU galten jedoch bis Mitte der nen davon abhalten könnte, seine Daten ten Abweichungen oder Ausnahmen […] vor, schutzrecht; sind die Medien doch ge- wenn dies erforderlich ist, um das Recht auf rade auf einen möglichst unbegrenzten Die Datenschutz-Grundverordnung (Verordnung grundsätzlich nicht für einen anderen Zweck Schutz der personenbezogenen Daten mit der Umgang mit Informationen angewie- (EU) 2016/679 zum Schutz natürlicher Personen verarbeitet werden dürfen (Zweckbindungs- Freiheit der Meinungsäußerung und der Infor- sen. Daher sieht Art. 85 der Datenschutz- mationsfreiheit in Einklang zu bringen. bei der Verarbeitung personenbezogener Daten grundsatz). Betroffenen stehen umfangreiche Grundverordnung das sogenannte Medi- und zum freien Datenverkehr und zur Aufhebung Informations-, Auskunfts- und Widerspruchs- enprivileg vor. Danach können die Medien der Richtlinie 95/46/EG) verlangt für jede Verar- rechte sowie Rechtsbehelfe zur Verfügung. Die 2016 erfolgte der nächste Schritt zur Har- zur Gewährleistung der Meinungs- und beitung personenbezogener Daten eine der darin Einhaltung der datenschutzrechtlichen Bestim- aufgezählten Rechtsgrundlagen. Eine solche mungen ist in jedem Mitgliedstaat von einem monisierung der Datenschutzvorschriften Informationsfreiheit in gewissem Umfang kann sich z. B. aus einer gesetzlichen Vorschrift, Datenschutzbeauftragten oder einer anderen innerhalb der EU: Mit der ab 2018 unmit- von datenschutzrechtlichen Vorschriften die eine Datenverarbeitung explizit zulässt, unabhängigen Kontrollstelle zu überwachen. telbar in den Mitgliedstaaten anwendbaren freigestellt werden. Der deutsche Gesetz- oder einer ausdrücklichen Einwilligung der be- Bei Nichteinhaltung können Bußgelder in Höhe Datenschutz-Grundverordnung wurde der geber hat dieses Medienprivileg umge- troffenen Person ergeben. Die Richtlinie ver- von bis zu 20 Mio. EUR bzw. 4 Prozent des welt- Rechtsrahmen den schnellen technischen setzt, indem er Presse, Rundfunk und Te- langt zudem, dass jede Datenverarbeitung ei- weiten Jahresumsatzes (je nachdem, welcher nem besonders benannten Zweck dienen muss Betrag der höhere ist) und andere Sanktionen Entwicklungen im Bereich der Datenver- lemedien beim Umgang mit persönlichen und dass die für einen Zweck erhobenen Daten gegen den Datenverarbeiter verhängt werden. arbeitung angepasst und zugleich ein ge- Daten zu publizistischen Zwecken von der

76 77 Wer schützt meine Daten? Wer schützt meine Daten?

Anwendung des Datenschutzrechts weit- Mit der zunehmenden Datenübertragung Artikel-29-Arbeitsgruppe der Europäischer Datenschutzbeauftragter gehend ausschließt. über Kommunikationsnetze und insbeson- Datenschutzbeauftragten (EDPS) dere das Internet wurde auch der Schutz Die Artikel-29-Datenschutzgruppe ist ein Der EDPS ist eine unabhängige Stelle, die der diesen Bereich betreffenden Daten unabhängiges Beratungsgremium, beste- den Schutz personenbezogener Daten und Wichtigster Grundsatz der Datenschutzricht- immer wichtiger. Die Datenschutzricht- hend aus den Datenschutzbeauftragten der der Privatsphäre in der EU-Verwaltung ge- linie für elektronische Kommunikation (Richt- linie wurde deshalb 1997 um spezifische Mitgliedstaaten, dem Europäischen Daten- währleisten soll. Dazu überwacht er die linie 2002/58/EG über die Verarbeitung per- sonenbezogener Daten und den Schutz der Schutzvorschriften für Telekommunikati- schutzbeauftragten und einem Vertreter Datenverarbeitung in den EU-Organen Privatsphäre in der elektronischen Kommu- onsvorgänge ergänzt, die sich heute in der der Europäischen Kommission. Die Gruppe und Institutionen, berät diese bei Recht- nikation, die sogenannte E-Privacy-Richtlinie) Datenschutzrichtlinie für elektronische wurde auf der Grundlage der Datenschutz- setzungsverfahren und sonstigen Maßnah- ist die Pflicht zur Löschung der sogenannten Kommunikation finden (E-Privacy-Richt- richtlinie eingerichtet und erarbeitet Emp- men mit Auswirkung auf die Privatsphäre Verkehrsdaten, also der Daten über die äu- linie). Die zuletzt 2009 aktualisierten Be- fehlungen und Stellungnahmen zum Daten- und kooperiert mit anderen Datenschutz- ßeren Umstände einer Kommunikation (Da- tum, Zeit, Dauer, ggf. Standort bei Mobilkom- stimmungen sollen nach der Verabschie- schutz in der EU. behörden in der Europäischen Union. munikation, Telefonnummer oder IP-Adres- dung der Datenschutzreform von 2016 nun Giovanni Buttarelli se von Sender und Empfänger), sobald diese ebenfalls überarbeitet werden. Directorate C (Fundamental Rights and Citizenship) Der Europäische Datenschutzbeauftragte Data Protection Unit 60, Rue Wiertz nicht mehr für die Kommunikation selbst oder B-1049 Brussels/Bruxelles B-1047 Brussels/Bruxelles für Abrechnungszwecke benötigt werden. Ei- Zwecks Beratung bei spezifischen Daten- Telefon: +32 (0)2 29 69 408 Telefon: +32 (0)2 28 31 900 ne Ausnahme galt seit dem Inkrafttreten der schutzfragen hat die Europäische Union die Fax: +32 (0)2 29 98 094 Fax: +32 (0)2 28 31 950 Richtlinie 2006/24/EG zur Vorratsdatenspei- E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] cherung, wonach bestimmte Verkehrsdaten von den sonstigen Organen unabhängige Internet: ec.europa.eu/justice/data-protection/ Internet: www.edps.europa.eu für mindestens sechs Monate und höchstens Artikel-29-Datenschutzgruppe eingerichtet. article-29/index_de.htm zwei Jahre von den Telekommunikationsun- Diese setzt sich zusammen aus dem Euro- ternehmen zu speichern waren, damit sie den päischen Datenschutzbeauftragten und European Digital Rights (EDRi) Strafverfolgungsbehörden für die Aufklärung schwerer Straftaten zur Verfügung stehen. Vertretern der nationalen Datenschutzbe- EDRi ist eine internationale Vereinigung Diese Richtlinie wurde jedoch vom EuGH we- hörden. Sie kann initiativ Stellungnahmen von Bürgerrechtsorganisationen und stellt gen umfassender Grundrechtsverstöße für und Empfehlungen zur Verbesserung des die gemeinsame Dachorganisation für nichtig erklärt und bislang nicht durch eine Datenschutzes in der Europäischen Uni- 31 Vereinigungen aus 17 europäischen Staa- neue Richtlinie ersetzt. Weitere Änderungen on abgeben, die zwar keinen verbindlichen ten dar. Sie wurde im Juni 2002 gegründet, erfuhr die Richtlinie 2002/58/EG mit dem In- krafttreten des Reformpakets von 2009. Erst- Charakter besitzen, aber politische Maß- hat ihren Sitz in Brüssel und widmet sich mals wurde darin geregelt, dass die Speiche- nahmen der Europäischen Union im Bereich vorrangig dem Schutz der Privatsphäre und rung von oder der Zugriff auf Informationen des Datenschutzes häufig vorzeichnen. der Freiheit der Bürger in der Informations- (z. B. Cookies) in Endgeräten nur nach Einwil- Nach der Datenschutz-Grundverordnung gesellschaft. ligung des Endnutzers zulässig ist. Außerdem werden diese Behörden künftig noch enger 20, Rue Belliard sind Diensteanbieter nun verpflichtet, über im Europäischen Datenschutzausschuss zu- B-1040 Brussels/Bruxelles Datenlecks unverzüglich die zuständige Be- Telefon: +32 (0)2 27 42 570 hörde und in bestimmten Fällen auch die be- sammenarbeiten und eine einheitliche Aus- E-Mail: [email protected] troffene Person zu informieren. legung der neuen Vorschriften in der ge- Internet: www.edri.org samten EU sicherstellen.

78 79 Die politischen Akteure und Verfahren in Brüssel und Straßburg Europäisches Parlament Europäisches Parlament

Im Vergleich zu nationalen Parlamenten Europäisches Parlament besteht beim Europäischen Parlament die Besonderheit, dass es nicht eigenständig ein Gesetzgebungsverfahren in Gang set- zen kann. Diese Befugnis hat allein die Eu- ropäische Kommission. Das Parlament hat jedoch die Möglichkeit, die Kommission um die Einbringung eines Gesetzentwurfs Das Europäische Parlament entscheidet gemeinsam mit dem Rat der Europäischen Union zu ersuchen. Ebenso kann es selbststän- über die Vorschläge der Kommission für Richtlinien und Verordnungen. Dabei kann das dig sogenannte Entschließungen fassen Parlament genauso wie der Rat auch Änderungsvorschläge einbringen. Das Europäische und Initiativberichte verabschieden. Die- Parlament setzt sich derzeit aus 751 Abgeordneten zusammen – 96 davon stammen aus se Entschließungen sind zwar nicht rechts- Deutschland. verbindlich, sie sollen aber zumindest po- litische Wirkung erzielen. Häufig dienen Ein wesentlicher Teil der inhaltlichen Ar- Den Ausschüssen kommt im Gesetzge- sie als Wegbereiter für spätere Gesetzge- beit findet dabei nicht im Plenum des bungsverfahren eine tragende Rolle zu. bungsverfahren. In diesem Sinne hat das Parlaments, sondern in seinen Ausschüs- Vorschläge der Europäischen Kommissi- Europäische Parlament etwa im November sen statt. Die Abgeordneten des Europä- on werden dem zuständigen und daher 2012 eine Entschließung zum Schutz von ischen Parlaments spezialisieren sich auf als federführend bezeichneten Ausschuss Kindern in der digitalen Welt und im Juli bestimmte Themen, die in den jeweiligen zugewiesen. Werden Zuständigkeitsbe- 2013 eine Entschließung zu Connected-TV Ausschüssen fachkundig bearbeitet und für reiche von anderen Ausschüssen berührt, verabschiedet. Plenarsitzungen vorbereitet werden. wirken diese beratend mit (sogenannte mitberatende Ausschüsse). Innerhalb des Für die europäische Medien- und Netzpolitik federführenden Ausschuss wird der Vor- bedeutende Ausschüsse sind insbesondere: schlag der Kommission dem jeweils zu- • der Ausschuss für Kultur und Bildung (CULT ständigen Berichterstatter zugewiesen. – Vorsitzende derzeit: Silvia Costa, Italien), Dieser einzelne Abgeordnete erarbeitet • der Ausschuss für Binnenmarkt und Verbrau- sodann Änderungsvorschläge, denen sich cherschutz (IMCO – Vicky Ford, Vereinigtes erfahrungsgemäß das Plenum des Europä- Königreich), ischen Parlaments anschließt. Jede im Aus- • der Rechtsausschuss (JURI – Pavel Svoboda, Tschechien), schuss vertretene Fraktion hat das Recht, • der Ausschuss für Industrie, Forschung und dem Berichterstatter einen sogenannten Energie (ITRE – Jerzy Buzek, Polen), Schattenberichterstatter zur Seite zu stel- • der Ausschuss für Internationalen Handel len, der in die Erarbeitung der Änderungs- (INTA – Bernd Lange, Deutschland) sowie vorschläge eingebunden wird. • der Ausschuss für bürgerliche Freiheiten, Jus- tiz und Inneres (LIBE – Claude Moraes, Verei- nigtes Königreich).

82 83 Rat der Europäischen Union Rat der Europäischen Union

bungsbefugnisse der Länder betroffen sind, über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk Rat der Europäischen Union ein Vertreter des Bundesrates den Mitglied- bekräftigt, dass aufgrund der besonderen staat Deutschland im Rat repräsentieren. Bedeutung des Auftrags der öffentlich- rechtlichen Rundfunkanstalten eine staat- Für die Medien- und Netzpolitik bedeut- liche Finanzierung nicht nur zulässig, son- same Ratsformationen sind etwa der Rat dern sogar geboten sei. für Bildung, Jugend, Kultur und Sport (BJKS), der Rat für Verkehr, Telekommunikation und Im ordentlichen Gesetzgebungsverfahren Der Rat der Europäischen Union (nicht zu verwechseln mit dem Europarat, s. S. 97 f.; und Energie (TTE) oder der Rat für Justiz und erarbeitet der Rat der Europäischen Union dem Europäischen Rat, s. u.) vertritt die Interessen der Regierungen der EU-Mitgliedstaa- Inneres (JI). Die jeweiligen Ratsformationen darüber hinaus stets einen sogenannten ten. Er ist besetzt mit Vertretern der Regierungen auf Ministerebene. Der Rat wird dem- treten in der Regel im dreimonatigen Tur- Standpunkt, mit dem er sich den Änderungs- zufolge häufig auch als Ministerrat bezeichnet. Jeder der derzeit 28 Mitgliedstaaten ent- nus zusammen. Soweit im wesentlichen vorschlägen des Parlaments anschließt oder sendet ein Mitglied. Einigkeit besteht, ist die Beschlussfassung eigene Änderungsvorschläge einbringt. auch durch einen nicht zuständigen Rat Ohne die Zustimmung des Rates können Obgleich der Rat der Europäischen Union möglich, damit die Bearbeitung der Vor- Eine andere Institution stellt indes der Eu- keine bedeutenden politischen Maßnah- ein einheitliches Organ ist, tagt er in unter- gänge innerhalb des Organs beschleunigt ropäische Rat dar. Dieser ist ein Gremium men ergriffen oder Rechtsakte erlassen schiedlichen Zusammensetzungen, den so- behandelt werden. der Staatsoberhäupter aller Mitgliedstaa- werden. So ist im praktisch wichtigsten genannten Ratsformationen. So treffen sich ten, der am Gesetzgebungsverfahren nicht ordentlichen Gesetzgebungsverfahren ei- stets die für die jeweiligen Ressorts zustän- Die Sitzungen werden von den insgesamt unmittelbar beteiligt ist. Er kommt regel- ne Zustimmung des Rates mit qualifizier- digen Minister der Mitgliedstaaten in der mehr als 150 sogenannten Ratsarbeits- mäßig zu sogenannten EU-Gipfeln zusam- ter Mehrheit erforderlich (mindestens 55 % entsprechenden Ratsformation. Auf der Ba- gruppen vorbereitet. Die Kernfragen poli- men, um auf politischer Ebene Kompro- der Mitgliedstaaten, die mindestens 65 % sis der grundgesetzlichen Bestimmungen tischer Entscheidungen werden in diesen misse zu schließen und so die Weichen der der EU-Bevölkerung repräsentieren). Dem zur Zusammenarbeit von Bund und Ländern auf bestimmte Bereiche spezialisierten Ar- künftigen EU-Politik zu stellen. Der Präsi- Rat steht auch das Recht zu, Änderungsvor- in Angelegenheiten der Europäischen Union beitsgruppen vorab erörtert und weitest- dent des Europäischen Rates, seit Dezem- schläge zu machen und so die Interessen wird, soweit – wie bei den vorliegend inte- möglich geklärt. ber 2014 Donald Tusk, nimmt eine leitende der Mitgliedstaaten gebührend in das Ge- ressierenden Themen des Öfteren der Fall – Funktion bei der Festlegung der allgemei- setzgebungsverfahren einzubringen. im Schwerpunkt ausschließliche Gesetzge- Auch der Rat der Europäischen Union nen politischen Ausrichtung und der Prio- kann selbst kein Gesetzgebungsverfah- ritäten der EU in Zusammenarbeit mit der ren in Gang setzen. Wie das Europäische Kommission ein. Den Vorsitz im Rat der EU, auch als Ratspräsi- Um trotz der regelmäßigen Vorsitzwechsel eine dentschaft bezeichnet, der halbjährlich wech- gewisse Kontinuität zu ermöglichen, erstellen Parlament kann er aber die Europäische selt, üben aus: seit 2007 jeweils drei Länder, die formal nachei- Kommission ersuchen, einen bestimmten nander die Ratspräsidentschaft einnehmen, ein 2017: Malta und Estland Rechtsakt vorzuschlagen oder mittels ei- gemeinsames „Achtzehnmonatsprogramm“. 2018: Bulgarien und Österreich ner sogenannten Entschließung einen po- Diese Zusammenarbeit wird auch als Trio- oder 2019: Rumänien und Finnland litischen Prozess innerhalb der Europä- Team-Präsidentschaft bezeichnet. Teil dieses 2020: Kroatien und Deutschland Programms sind auch medien- und netzpoliti- ischen Union einleiten oder fortführen. 2021: Portugal und Slowenien sche Akzente, z. B. durch entsprechende thema- So hat der Rat der Europäischen Union im 2022: Frankreich und Tschechien tische Konferenzen. Jahr 1999 im Zuge einer Entschließung

84 85 Europäische Kommission Europäische Kommission

cherweise wettbewerbsverfälschenden Bei- Europäische Kommission hilfen, die Unternehmen aus staatlichen Mitteln gewährt werden.

Im medien- und netzpolitischen Bereich wich- tig sind insbesondere die Generaldirektionen für: • Bildung und Kultur (EAC), Der Europäischen Kommission kommt in der Medienpolitik der Europäischen Union eine • Binnenmarkt, Industrie, Unternehmertum zentrale Bedeutung zu. In der Regel kann allein von der Kommission die Initiative ausge- und KMU (GROW), • Wettbewerb (COMP), hen, ein Gesetzgebungsverfahren einzuleiten (sogenanntes Initiativrecht). Darüber hinaus • Justiz und Verbraucher (JUST), obliegt ihr die Überwachung der Einhaltung des Unionsrechts durch die Mitgliedstaaten. • Handel (TRADE) sowie Die Kommission wird daher auch als „Hüterin der Verträge“ bezeichnet. Die Kommissi- • Kommunikationsnetze, Inhalte und on setzt sich aktuell zusammen aus 28 Mitgliedern (je ein Mitglied pro Mitgliedstaat). Technologien (CNECT).

Jedem Kommissionsmitglied ist dabei ein Für die europäische Medien- und Netzpolitik Die Europäische Kommission bedient sich Ressort zugewiesen, eines der Mitglieder ist von besonderer Bedeutung sind die Kommis- ferner diverser Beratungsgremien und Ex- der Präsident der Kommission, derzeit Jean- sarinnen und Kommissare für: pertengruppen, die etwa zu bestimmten Claude Juncker. • Digitale Wirtschaft und Gesellschaft (Gün- Themenfeldern Aktionspläne entwickeln ther Oettinger, Deutschland, voraussichtlich sollen. Speziell für den Bereich der audiovi- Den einzelnen Kommissaren arbeiten wie- bis Januar 2017), suellen Mediendienste hat die EU-Richtlinie derum sogenannte Generaldirektionen zu, • Wettbewerb (Margrethe Vestager, Däne- 2010/13 einen Kontaktausschuss eingerich- mark), die ähnlich wie die Kommissare für be- • Bildung, Kultur und Jugend (Tibor Navrac- tet. Er setzt sich zusammen aus Vertretern stimmte Fachbereiche zuständig sind. sics, Ungarn), der Mitgliedstaaten, hierbei teilweise auch • Binnenmarkt und Dienstleistungen (Andrus von nationalen Medienregulierungsbehör- Neben der Befugnis zur Einleitung von Ansip, Estland), den, und erörtert mit der Kommission Fra- Gesetzgebungsverfahren hat die Euro- • Justiz, Verbraucher und Gleichstellung (Vera gen zur Umsetzung und Anwendung der Jourová, Tschechien), päische Kommission auch eigene Rechtset- • Inneres und Bürgerschaft in der Kommissi- Richtlinie, z. B. in Bezug auf die Regulierung zungs- und Exekutivbefugnisse insbeson- on (, Griechenland), audiovisueller kommerzieller Kommunika- dere in der Wettbewerbsaufsicht. So kann • Handel (Cecilia Malmström, Schweden). tion oder mit Blick auf Listen, in denen die sie etwa Zusammenschlüsse von Unter- Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker Mitgliedstaaten solche von ihnen als gesell- nehmen untersagen, wenn diese aufgrund hat bei Amtsantritt 2014 die Schaffung ei- schaftlich besonders bedeutsam angesehe- des Umsatzvolumens europaweite Bedeu- nes Digitalen Binnenmarktes zu einem der ne Ereignisse aufführen, die nicht exklusiv tung erlangen und sofern von der Fusion Schwerpunktthemen seiner Kommission ge- im Bezahlfernsehen gezeigt werden dürfen. macht. die Gefahr einer (Verstärkung der) markt- beherrschenden Stellung ausgeht. Ebenso kontrolliert sie die Zulässigkeit von mögli-

86 87 Beratende Einrichtungen der Europäischen Union Rechtsakte der Europäischen Union

Beratende Einrichtungen der Rechtsakte der Europäischen Union Europäischen Union

Neben den „Organen“ der Europäischen Union bestehen weitere Einrichtungen („Institu- Die wichtigsten Instrumente, derer sich die Europäische Union zur Verfolgung ihrer tionen“), die in beratender Funktion und mit dem Recht zur Stellungnahme in Bezug auf medienpolitischen Ziele bedient, sind geplante Rechtsakte der Europäischen Union tätig werden. Dies sind vor allem der (Euro- • die Verordnung, • das Grünbuch, päische) Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA) sowie der Ausschuss der Regionen (AdR). • die Richtlinie, • das Weißbuch, • der Beschluss, • die Folgenabschätzung sowie Im EWSA sind Arbeitgeberverbände, Ge- • die Empfehlung, • die Arbeitsunterlagen der In seiner im Dezember 2015 verabschiedeten werkschaften und sonstige Interessengrup- Stellungnahme zur Strategie für einen digita- • die Mitteilung, Kommissionsdienststellen. pen vertreten, die einen Querschnitt der eu- len Binnenmarkt für Europa befürwortet der ropäischen Zivilgesellschaft repräsentieren Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss Mit einer Richtlinie formuliert die EU auf Richtlinienbestimmungen nicht wörtlich und diese in das Gesetzgebungsverfahren (EWSA) zwar die Absicht der Kommission, die verschiedenen Rechtsgebieten Zielvorga- übernehmen, darf aber nicht hinter den fragmentierten digitalen Strategien in einem einbinden sollen. ben und setzt hierbei einen Rahmen (z. B. Vorgaben der Richtlinie zurückbleiben. europäischen Ansatz zusammenzuführen. Dem EWSA zufolge sollte die EU ihr Handeln die Richtlinie über audiovisuelle Medien- Zumeist kann er aber für seinen Bereich Der AdR setzt sich aus Vertretern der re- allerdings auf Kreativität ausrichten und sich dienste, siehe S. 23 f.). Die Bestimmungen (genauer: die seiner Rechtshoheit Unter- gionalen und kommunalen Gebietskör- nicht auf die reine Nutzung von Digitaltech- einer Richtlinie müssen die Mitgliedstaa- worfenen) abweichende Regelungen (de- perschaften sämtlicher Mitgliedstaaten nik beschränken. Er schlägt dazu als prakti- ten – an ihr jeweiliges nationales Recht tailliertere oder strengere) vorsehen, soweit sche Maßnahmen u. a. digitale Früherziehung zusammen (in Deutschland Vertreter der angepasst – so übernehmen, dass die mit das Unionsrecht dies nicht ausschließt. sowie Barrierefreiheit für alle Bürger vor. 16 Bundesländer und der kommunalen ihr verfolgten Ziele vollständig und effek- Wenn die Richtlinie etwa zu bestimmten Der Ausschuss der Regionen betonte in sei- Spitzenverbände). Durch seine beratende tiv erreicht werden. Hierdurch wird eine Aspekten keine Vorgaben macht, bleibt die ner Stellungnahme vom Oktober 2015 zu die- Funktion bringt der AdR die Standpunkte ser Strategie u. a. seine Forderung nach einem Harmonisierung der Unterschiede in den Ausgestaltung dem Mitgliedstaat vorbehal- regionaler und lokaler Identitäten in das Vorschlag für ein Verbot von Geoblocking im mitgliedstaatlichen Rechtsordnungen an- ten, solange dieser dadurch nicht die sons- Gesetzgebungsverfahren der Europäischen digitalen Binnenmarkt, wobei den kulturellen gestrebt, von denen ansonsten Hindernis- tigen EU-Bestimmungen konterkariert. Union ein. Besonderheiten audiovisueller Inhalte Rech- se im Binnenmarkt, insbesondere für die nung zu tragen sei. Wahrnehmung der Grundfreiheiten, aus- Für die Praxis der Interessenartikulation gehen würden. (Lobbyarbeit) spielt damit der Zeitpunkt ei- ne wichtige Rolle, zu dem Richtlinien (und In Deutschland geschieht die Umsetzung andere Rechtsinstrumente) vorbereitet und vor allem durch Bundes- und/oder Landes- beraten werden, denn von ihnen abwei- gesetze bzw. Staatsverträge der Bundes- chende Vorstellungen können im späteren länder. Der nationale Gesetzgeber muss deutschen Gesetzgebungsverfahren nicht

88 89 Rechtsakte der Europäischen Union Rechtsakte der Europäischen Union

mehr durchgesetzt werden. Die Richtlinien der Europäischen Kommission über die Zu- die Mitteilung über die Anwendung der fen werden könnten, als entscheidend an- sind das am häufigsten verwandte Instru- lässigkeit der Filmabgabe für Video-on-De- Vorschriften über staatliche Beihilfen auf gesehen werden. Ebenso wie dies bei Mit- ment, dessen sich die Europäische Union mand-Anbieter mit Sitz im Ausland: Mit Be- den öffentlich-rechtlichen Rundfunk vom teilungen der Fall sein kann, bereiten sie zur Gestaltung der europäischen (Medien-) schluss vom 1. September 2016 genehmigte 2. Juni 2009; die Mitteilung der Kommissi- oftmals eine Befragung der Mitgliedstaaten Rechtsordnung bedient. die Kommission die deutsche Regelung im on an den Rat, das Europäische Parlament, (und ihrer Fachbehörden), der Wirtschafts- Filmförderungsgesetz über eine verpflich- den Wirtschafts- und Sozialausschuss und unternehmen in den betroffenen Sektoren, Eine Verordnung hingegen gilt unmittel- tende Filmabgabe für Video-on-Demand- den Ausschuss der Regionen zu bestimmten von zivilgesellschaftlichen Akteuren und bar für die Bürger sowie juristischen Per- Anbieter mit Sitz im Ausland. Rechtsfragen im Zusammenhang mit Kino- einzelnen Bürgern vor (Konsultationen). sonen und somit letztlich wie ein Gesetz, filmen und anderen audiovisuellen Medien 2013 etwa veröffentlichte die Kommission das der jeweilige Mitgliedstaat selbst er- Rechtlich unverbindlich sind hingegen (sogenannte Kinomitteilung) vom 26. Sep- (nach einem ersten Grünbuch zu diesem lassen hat (z. B. die Datenschutz-Grund- Empfehlungen, mit denen die Europäische tember 2001; die Mitteilung der Kommis- Thema von 1997 erneut) ein Grünbuch, das verordnung, siehe S. 76 ff.). Abweichungs- Union auf eine Harmonisierung der Rechts- sion zu Auslegungsfragen in Bezug auf be- sich den durch die Konvergenz der Medien, möglichkeiten für die Mitgliedstaaten ordnungen der Mitgliedstaaten hinwirken stimmte Aspekte der Bestimmungen der Netze, Plattformen und Endgeräte aufge- sieht eine Verordnung in aller Regel nicht kann. Gelegentlich, so etwa für den Bereich Richtlinie „Fernsehen ohne Grenzen“ über worfenen Fragen zur künftigen Gestaltung vor. Verordnungen sind im europäischen der elektronischen Kommunikationsnetze die Fernsehwerbung vom 28. April 2004, der europäischen Medienordnung wid- Medienrecht seltener vorzufinden als und -dienste, schreibt das EU-Recht jedoch welche durch die Richtlinie über audiovisu- met. Ergebnis einer Konsultation zu einem Richtlinien. Als ein Beispiel geplanter Ver- vor, dass die nationalen Regulierungsbe- elle Mediendienste überarbeitet wurde. Die Grünbuch, aber auch erstmalige Diskussi- ordnungs-Regulierung kann z. B. der „Ver- hörden die von der Kommission erlassenen Mitteilungen dienen aber auch zur Skizzie- onsgrundlage für die Gestaltung eines Poli- ordnungsvorschlag zur Gewährleistung Empfehlungen „weitestgehend“ zu berück- rung von Überlegungen, wie künftig die eu- tikbereichs kann ein Weißbuch sein, in dem der grenzüberschreitenden Portabilität sichtigen haben. ropäische Politik in einem Sektor ausgestal- die Kommission konkrete Vorschläge zum von Online-Inhalten im Binnenmarkt“ ge- tet werden kann. In der Mitteilung an das weiteren Vorgehen veröffentlicht. nannt werden, welchen die EU-Kommissi- Ebenso wenig rechtsverbindlich sind die Europäische Parlament, den Rat, den Wirt- on am 9. Dezember 2015 zusammen mit Mitteilungen und Grünbücher der Europäi- schafts- und Sozialausschuss und den Aus- Mit dem Instrument der Folgenabschät- ihrem Konzept für eine Reform des EU- schen Union. Bedeutsam sind sie jedoch schuss der Regionen vom 6. Mai 2015 hat die zung (Impact Assessment), teils auch un- Urheberrechts in der Kommissionsmittei- insoweit, als sie die Marschroute europäi- Kommission ihre Strategie für einen digita- ter Zuhilfenahme externen Sachverstands lung Schritte zu einem modernen, europäi- scher Medienpolitik häufig vorzeichnen len Binnenmarkt vorgestellt. im Wege von Studien, bereitet die Kom- scheren Urheberrecht öffentlich vorgestellt und Entwicklungen vorgreifen, denen spä- mission die weitere Rechtsetzung vor, in- hat. ter mit einer rechtsverbindlichen Maßnah- Zu ähnlichen Zielen – aber in deutlich um- dem sie die Auswirkungen konkreter Re- me begegnet wird. Mitteilungen dienen fassenderer Form – veröffentlicht die Eu- gelungsoptionen prüft, bevor sie einen Darüber hinaus stehen der Europäischen dazu, eine bestimmte Ansicht eines Or- ropäische Kommission Grünbücher. Sie konkreten Vorschlag für einen Rechtsakt Union die Rechtsaktformen Beschluss und gans der Europäischen Union kund zu tun. dienen zunächst dazu, den bestehenden unterbreitet. Empfehlung zur Verfügung. Der Beschluss Mitteilungen nutzt die Kommission häu- rechtlichen Rahmen und den Diskussions- regelt einen Einzelfall in abschließender fig, um Leitlinien über die Anwendung und stand auf Ebene der EU und der Mitglied- In sogenannten Arbeitsunterlagen der und verbindlicher Form, sei es gegenüber Auslegung von Vertragsbestimmungen und staaten zu bestimmten politischen The- Kommissionsdienststellen (Staff Working einem Mitgliedstaat, gegenüber einem Richtlinien zu definieren. Im Medienrecht men darzustellen und Fragestellungen zu Documents) finden sich weiterführende Unternehmen oder einer Einzelperson. Ein weisen die Mitteilungen häufig Bezug zum formulieren, die für die Entscheidung, ob Informationen zu einem Vorhaben; sie Anwendungsfall ist etwa die Entscheidung Beihilferecht und den Grundfreiheiten auf: und, wenn ja, welche Maßnahmen ergrif- enthalten die Ergebnisse vorbereitender

90 91 Rechtsakte der Europäischen Union Die Entstehung von „Gesetzen“ der EU

Arbeiten wie etwa von Evaluationen oder Folgenabschätzungen. Zumeist werden Die Entstehung von „Gesetzen“ der EU die Dokumente gemeinsam mit einem Vorschlag für einen Rechtsakt oder einer Mitteilung der Kommission veröffent- licht, um die Hintergründe für das Han- deln zu erläutern.

Die wissenschaftliche Analyse und Aufbe- Die Mehrzahl der Rechtsakte der Europäischen Union (insbesondere Richtlinien und Ver- reitung eines Themas, zu dem die Kommis- ordnungen) wird im sogenannten ordentlichen Gesetzgebungsverfahren erlassen. Die sion plant, in Zukunft tätig zu werden, leis- zentrale Rolle nimmt dabei das Europäische Parlament ein. ten extern vergebene Studien. Die Initiative zu einem Gesetzgebungsver- Das Europäische Parlament berät im nächs- fahren geht grundsätzlich von der Europäi- ten Schritt im federführenden Ausschuss schen Kommission aus, die – bis auf wenige über den Kommissionsvorschlag. Dabei ist Ausnahmen – die alleinige Kompetenz in- der Ausschuss des Parlaments federfüh- nehat, einen Rechtsakt vorzuschlagen. Wol- rend, der dem jeweiligen Sachbereich am len der Rat der Europäischen Union oder ehesten zugeordnet werden kann. Berührt das Europäische Parlament ein Gesetzge- die Angelegenheit auch die Gebiete ande- bungsverfahren in Gang setzen, können rer Ausschüsse, wirken diese als beratende diese die Kommission zu einem Vorschlag Ausschüsse mit. Im federführenden Aus- auffordern. Im Zuge einer Bürgerinitiative schuss wird ein Berichterstatter bestellt. ist dies auch den Unionsbürgern möglich. Dieser ist verantwortlich dafür, dass gege- benenfalls Änderungsvorschläge entwickelt Innerhalb der Kommission erarbeitet der und diese dem Ausschuss und schließlich für das betroffene Sachgebiet zuständige dem Plenum vorgestellt werden. Das Parla- Kommissar den Entwurf eines ausformu- ment kann den Vorschlag der Kommission lierten sogenannten Vorschlags (entspricht entweder ohne Änderungen mit einfacher etwa einem Ministerialentwurf). Wesentli- Mehrheit annehmen oder Änderungsvor- che Vorarbeit wird dabei durch die thema- schläge unterbreiten (Erste Lesung). Parallel tisch zuständige Generaldirektion geleis- berät auch der Rat der Europäischen Union tet, die sich mit weiteren, von der Materie über den Vorschlag. Er kann sich, nach Vor- betroffenen Generaldirektionen abstimmt. lage der Entschließung des Europäischen In der Folge ist die Kommission als Kolle- Parlaments in Erster Lesung, mit qualifizier- gialorgan mit dem Vorschlagsentwurf be- ter Mehrheit (s. S. 84) der Ansicht des Parla- fasst; findet er Zustimmung, so wird der ments anschließen oder eigene Änderungs- Vorschlag dem Parlament unterbreitet. vorschläge in das Verfahren einbringen.

92 93 Die Entstehung von „Gesetzen“ der EU Judikatur der Europäischen Union

Dieser Standpunkt wird durch eine soge- Zeigen sich infolge der Ersten (oder wäh- nannte politische Orientierung vorbereitet, rend der Zweiten) Lesung deutliche, aber Judikatur der Europäischen Union mit der die wesentlichen Kompromisslini- als überwindbar angesehene Divergenzen en der Ratserörterung beschrieben werden in den Auffassungen von Kommission, Rat und die auch der (informellen) Vorabinfor- und Parlament, kommt es in der Praxis häu- mation des Parlaments über Beratungs- fig zu einem sogenannten Trilog. Dabei be- stand und -richtung dienen. mühen sich alle drei Institutionen um ei- ne Einigung; das Parlament wird dabei in Folgt der Rat der Ansicht des Parlaments, ist der Regel durch die/den Vorsitzende/n des Die Rechtsprechung insbesondere des Gerichtshofs der Europäischen Union (EuGH) ge- der Rechtsakt erlassen: Bei Änderungsvor- zuständigen Ausschusses, dessen Bericht- staltet das europäische Medienrecht entscheidend mit aus. Dies gilt sowohl mit Blick auf schlägen des Parlaments in der durch das erstatter und die Schattenberichterstatter die Auslegung von Rechtsakten der EU als auch mit Blick auf den Schutz der Kommunika- Parlament geänderten Fassung oder, falls vertreten. Hierdurch soll das langwierige tionsfreiheiten sowie nicht zuletzt auch den Datenschutz innerhalb der EU. das Parlament keine Änderungsvorschläge und aufwändige Verfahren im Vermitt- macht, in der ursprünglichen Version des lungsausschuss vermieden werden. So In der Praxis von großer Bedeutung ist das Weil Deutschland die europäische Richtli- Kommissionsvorschlags. billigte das Europäische Parlament am Vorabentscheidungsverfahren beim EuGH: nie zur Vorratsdatenspeicherung von 2006 29. November 2006 ohne Änderungen ei- Dabei kann bzw. muss das nationale Ge- nicht umgesetzt hatte, wurde es von der Hat der Rat jedoch eigene, abweichende nen Standpunkt des Rats zur Richtlinie über richt eines Mitgliedstaats den Gerichtshof EU-Kommission vor dem Europäischen Ge- Änderungsvorschläge, kommt es zur Zwei- audiovisuelle Mediendienste, obgleich eine der Europäischen Union anrufen und die- richtshof in Luxemburg verklagt. Von der ten Lesung. Hierzu werden dem Parlament Vielzahl von Regelungen in dieser Richtli- sen um eine Auslegung des Unionsrechts Zahlung einer millionenschweren Geldstra- die Änderungsvorschläge des Rates samt nie zwischen den drei Institutionen (noch) im konkreten Einzelfall ersuchen, wenn fe blieb Deutschland aber verschont, weil Stellungnahme der Kommission zugelei- umstritten war. Durch Kontakte zwischen eine Frage des Europarechts zur Entschei- die EU-Kommission ihre Klage zurückzog tet. Die Änderungsvorschläge des Rates den Institutionen konnte jedoch ein letzt- dung eines Falles erheblich ist. Weiterhin (Rechtssache C-329/12). kann das Parlament mit einfacher Mehr- lich konsensfähiger Regulierungsrahmen entscheidet der Gerichtshof im Vertrags- heit annehmen. Dann wird der Rechtsakt in geschaffen werden. Näheres zum Trilog- verletzungsverfahren, ob die Rechtsord- Der Gerichtshof der Europäischen Union dieser Fassung erlassen. Kommt es auch in verfahren regelt die Geschäftsordnung des nung eines Mitgliedstaats mit dem Uni- trägt mit seinen Entscheidungen ganz er- Zweiter Lesung zu keiner Einigung, wird der Parlaments. onsrecht in Einklang steht. Ein in der heblich zur Harmonisierung und einheitli- Vorschlag an einen Vermittlungsausschuss Praxis häufiger Fall ist die Prüfung, ob ein chen Auslegung der für die Medien gelten- weitergeleitet. Der Vermittlungsausschuss Von entscheidender Bedeutung ist – auch Mitgliedstaat eine Richtlinie hinreichend den Rechtsvorschriften bei. ist zu gleichen Teilen mit Vertretern des Ra- in Bezug auf diesen Verfahrensschritt – das (vollständig und korrekt) in seine natio- tes und des Parlaments besetzt und muss Recht der Kommission, durch Einbringung nale Rechtsordnung umgesetzt hat und/ Dem EuGH ist das Gericht der Europä- innerhalb von sechs Wochen eine Entschei- eines geänderten Vorschlags für den zu er- oder anwendet. So drohte etwa der Bun- ischen Union (EuG) nachgeordnet. Es dung treffen, die in der Dritten Lesung mit lassenden Rechtsakt jederzeit die Beratun- desrepublik Deutschland ein solches Ver- entscheidet über direkte Klagen natür- qualifizierter Mehrheit im Rat und absolu- gen in eine von ihr als zielführend angese- tragsverletzungsverfahren, nachdem sie es licher und juristischer Personen (Unions- ter Mehrheit im Parlament angenommen hene Richtung zu leiten. versäumt hatte, innerhalb der vorgesehe- bürger und Unternehmen), während der werden muss. Anderenfalls ist der Rechts- nen Frist eine Richtlinie umzusetzen, die EuGH von den staatlichen Regierungen und akt gescheitert. ein umfassendes Tabakwerbeverbot in den Gerichten oder der Kommission angerufen Medien vorsah. wird.

94 95 Judikatur der Europäischen Union Europarat

Will etwa ein Pressevertreter einen Aus- gerichtlich geltend machen, muss er sich an kunftsanspruch auf Zugang zu Dokumen- das Gericht wenden. Europarat ten von Organen der Europäischen Union

Eine Vielzahl von Urteilen des EuGH (wie auch erklärte eine umfassende Belegungsvorgabe des EuG) prägt die europäische Medienpolitik, für analoge Kabelfernsehnetze („Must-Carry“- indem sie die Vorschriften des Unionsrechts Verpflichtung für der Vielfalt dienende Fern- konkretisiert: Mit dem Sacchi-Urteil vom 30. Ap- sehprogramme) durch das Landesrecht bzw. ei- ril 1974 wertete der EuGH die Ausstrahlung von ne Entscheidung der Landesmedienanstalt für Fernsehsendungen als Dienstleistung und trug rechtmäßig. Die Begrenzung der zu erstattenden Noch deutlich früher als die Europäische Union widmete sich der am 5. Mai 1949 gegrün- so mit dazu bei, die Einflussnahme der Europäi- Kosten für die Ausübung des Rechts auf Kurzbe- dete Europarat der medienrechtlichen Grundordnung in Europa. Ziel des Europarats ist schen Union auf die nationalen Medienordnun- richterstattung wurde im Urteil Sky Österreich es, einen gemeinsamen europäischen Rechtsrahmen zu schaffen, der die Achtung der gen zu ermöglichen. Im Urteil ARD gegen Pro- gegen Österreichischer Rundfunk vom 22. Januar Menschenrechte, der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit sicherstellt. Hierzu gehö- Sieben vom 28. Oktober 1999 hielt der EuGH 2013 als rechtmäßig erachtet. Nach dem Urteil ren ganz wesentlich die Meinungsäußerungs-, Informations- und Medienfreiheiten und fest, dass es das europäische Recht zulässt, bei des EuGH in Sachen New Media Online GmbH der Berechnung der maximal zulässigen Anzahl gegen den Bundeskommunikationssenat vom die Persönlichkeitsrechte des Einzelnen. von Unterbrechungen die Dauer der Werbeblö- 21. Oktober 2015 kann auch das Anbieten von cke mit einzubeziehen (sogenanntes „Brutto- kurzen Videos auf der Internetseite einer Zei- Mit 47 Mitgliedstaaten hat der Europarat Meinungsäußerung zu der auch Presse-, prinzip“). Mit seinem Urteil im Verfahren RTL tung unter die Regelungen über audiovisuelle einen deutlich größeren Wirkungskreis Rundfunk- und sonstige Medienfreiheiten gegen Niedersächsische Landesmedienanstalt Mediendienste fallen. In den Verfahren der FIFA als die Europäische Union. Allerdings hat gehören. Demgegenüber ist in Art. 8 das vom 23. Oktober 2003 verlangte der EuGH eine und der UEFA gegen die Europäische Kommissi- enge Auslegung der Begriffe „Reihen“ und „Seri- on stellte das EuG mit Urteil vom 17. Februar 2011 er keine eigene Rechtsetzungsbefugnis. Recht auf Achtung des Privat- und Fami- en“, die nach Unionsrecht häufiger mit Werbung fest, dass es mit dem Unionsrecht vereinbar ist, Anders als die Europäische Union ist der lienlebens verbrieft. unterbrochen werden dürfen als Spielfilme. Das wenn ein Mitgliedstaat die freie Empfangbarkeit Europarat kein Staatenverbund, sondern Urteil Kabel Deutschland gegen Niedersächsische sämtlicher Endrundenspiele der Fußballeuropa- „lediglich“ eine internationale Organisa- Landesmedienanstalt vom 22. Dezember 2008 und -weltmeisterschaft vorschreibt. tion. Er ist daher auf die Mitwirkung sei- Verschiedene Prozesse von Caroline von ner Mitgliedstaaten angewiesen, um ver- Hannover gegen unterschiedliche Medi- en wegen unzulässiger Berichterstattung bindliche Rechtssätze zu schaffen. Der aus ihrem Privatleben zogen sich erfolglos Europarat erwirkt Abkommen und Kon- durch sämtliche Instanzen der deutschen ventionen zwischen seinen Mitgliedstaa- Gerichte bis hin zum Bundesverfassungsge- ten, die nach Unterzeichnung für die Mit- richt. Mit Urteil vom 24. Juni 2004 hat der gliedstaaten völkerrechtlich verbindlich EGMR der Rechtsprechung der deutschen Gerichte widersprochen und dem Persön- werden. lichkeitsrecht der Klägerin Vorrang vor der Meinungsfreiheit der Medienunternehmen Die wichtigste dieser Konventionen des eingeräumt. Die Rechtsprechung zur Veröf- Europarates ist die Europäische Menschen- fentlichung von Fotos aus dem Privatleben rechtskonvention (EMRK) aus dem Jahre Prominenter ist von europaweiter Bedeu- tung: Das Urteil prägt das Verhältnis von 1950. Sie ist von allen Mitgliedstaaten un- Medienfreiheiten und Persönlichkeitsrech- terzeichnet und innerstaatlich verbindlich. ten in den Rechtsordnungen sämtlicher Eu- In Art. 10 sichert die EMRK die Freiheit der roparatsmitgliedstaaten.

96 97 Europarat Europarat

Sieht sich ein Bürger in einem dieser Rech- über audiovisuelle Mediendienste 2007 Steering Committee on Media and Europäische Audiovisuelle te verletzt, kann er – nach Ausschöpfung vorgesehene Reform des Fernsehüberein- Information Society (CDMSI) Informationsstelle (EAI) des nationalen Rechtswegs, etwa nach ei- kommens des Europarates letztlich nicht Das CDMSI wurde 2012 als Nachfolgegre- Die im Dezember 1992 gegründete EAI be- nem Urteil des Bundesverfassungsgerichts, verwirklicht, weil die EU-Kommission die mium für das Steering Committee on Media schäftigt sich mit der Erfassung und Ver- Bundesverwaltungsgerichts oder Bundes- ausschließliche Zuständigkeit für wesent- and new Communication Services (CDMC) breitung von Informationen über die euro- gerichtshofs – den Europäischen Gerichts- liche Regelungsbereiche bei der EU sah beim Europarat gegründet, um die Freiheit päische Audiovisionsindustrie. Sie ist eine hof für Menschenrechte (EGMR) anrufen. und die EU-Mitgliedstaaten daher nicht der Meinungsäußerung, die Informations- europäische Einrichtung des öffentlichen Dessen Urteile sind in jedem Mitgliedstaat gesondert Vertragsstaat des Übereinkom- freiheit und die Freiheit der Medien im Sin- Rechts und hat 39 Staaten sowie die Euro- unmittelbar verbindlich. mens werden könnten. Die EU selbst hin- ne der Europäischen Menschenrechtskon- päischen Union als Mitglieder. Die Informa- gegen beabsichtige dem Übereinkommen vention zu schützen und zu fördern. Hierzu tionsstelle ist im Zuge des „Audiovisuellen Der Europarat hat das europäische Me- nicht beizutreten, um ihre eigene Rechts- treffen sich halbjährlich Vertreter sämtli- Eureka“ entstanden und wurde im Rahmen dienrecht bereits in den 1960er und fortbildung nicht zu behindern. cher Mitgliedstaaten des Europarates. Das des Europarates etabliert. Sie arbeitet mit 1970er Jahren wegen dessen Bedeutung CDMSI unterhält ein Büro und zwei Unter- Partnereinrichtungen, einschlägigen Be- für eine funktionierende demokratische In einem gewissen Kontrast hierzu steht, ausschüsse: das Committee of experts on rufsorganisation sowie einem Netz von Kor- Gesellschaft geprägt. Meilensteine wa- dass der EGMR verstärkt dazu übergeht, Media Pluralism (MSI-MED) und das Com- respondenten zusammen. ren die 1989 unmittelbar vor Erlass der zur Auslegung der Grundrechte der EMRK, mittee of experts on Internet Intermediaries 76, Allée de la Robertsau Fernsehrichtlinie verabschiedete Euro- insbesondere der Meinungsäußerungs-, (MSI-NET). F-67000 Strasbourg Telefon: +33 (0)3 90 21 60 00 päische Konvention über grenzüberschrei- Informations- und Medienfreiheit des Ar- Internet: www.coe.int/en/web/freedom- Fax: +33 (0)3 90 21 60 19 tendes Fernsehen (Europäisches Fernsehü- tikel 10, diejenigen Instrumente heranzu- expression/committees E-Mail: [email protected] bereinkommen) und das Übereinkommen ziehen, auf die sich die Mitgliedstaaten Internet: www.obs.coe.int zum Schutz des Menschen bei der auto- als Ausdruck ihres politischen Verständ- matischen Verarbeitung personenbezo- nisses der Grundrechte verständigt ha- gener Daten (Konvention Nr. 108 vom ben, insbesondere Empfehlungen und 28. Januar 1981). Auch das Ministerkomi- Entschließungen zu den unabhängigen tee hat durch Empfehlungen, etwa zu Me- Medienaufsichtsbehörden oder den öf- dienpluralismus und Inhaltevielfalt (CM/ fentlich-rechtlichen Medien. Rec(2007)2) oder zu Menschenrechten für Internetnutzer (CM/Rec(2014)6), medien- politische Entwicklungen in Europa we- sentlich mitgestaltet.

Seine einstige Vorreiterrolle in der europä- ischen Medienpolitik hat er durch den viel- fältigen und stetig wachsenden Einfluss der Europäischen Union inzwischen je- doch in vielen Feldern eingebüßt. So wur- de die nach Inkrafttreten der EU-Richtlinie

98 99 Kontaktdaten innerhalb der EU-Institutionen EP und Kommission Kontaktdaten Kontaktdaten

Deutsche Abgeordnete in medienpolitisch relevanten Ausschuss für Binnenmarkt und Verbraucherschutz (IMCO) Ausschüssen des Europäischen Parlaments Jan Philipp Albrecht (Bündnis 90/Die Grünen) Andreas Schwab (CDU) Telefon: +32 (0)2 28 45 060 Telefon: +32 (0)2 28 45 938 Fax: +32 (0)2 28 49 060 Fax: +32 (0)2 28 49 938 [email protected] [email protected] Die nachfolgende Auflistung umfasst auch die stellvertretenden deutschen Mitglieder in ASP 05 F 343 ASP 15 E 205 diesen Ausschüssen. Mit Hilfe der ASP-Nummer sind alle Abgeordnete postalisch unter folgender Anschrift erreichbar: 60, Rue Wirtz, B-1047 Brussels/Bruxelles. Birgit Collin-Langen (CDU) Jutta Steinruck (SPD) Telefon: +32 (0)2 28 45 826 Telefon: +32 (0)2 28 45 563 Fax: +32 (0)2 28 49 826 Fax: +32 (0)2 28 49 563 [email protected] [email protected] Ausschuss für Kultur und Bildung (CULT) ASP 15 E 253 ASP 12G102

Petra Kammerevert (SPD) Helga Trüpel (Bündnis 90/Die Grünen) Evelyne Gebhardt (SPD) Ulrike Trebesius (ALFA) Telefon: +32 (0)2 28 45 554 Telefon: +32 (0)2 28 47 140 Telefon: +32 (0)2 28 45 466 Telefon: +32 (0)2 28 45 498 Fax: +32 (0)2 28 49 554 Fax: +32 (0)2 28 49 140 Fax: +32 (0)2 28 49 466 Fax: +32 (0)2 28 49 498 [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] ASP 12G165 ASP 05F361 ASP 12 G 306 ASP 06M107

Dietmar Köster (SPD) Sabine Verheyen (CDU) Thomas Händel (Die Linke) Sabine Verheyen (CDU) Telefon: +32 (0)2 28 45 607 Telefon: +32 (0)2 28 47 299 Telefon: +32 (0)2 28 45 658 Telefon: +32 (0)2 28 45 299 Fax: +32 (0)2 28 49 607 Fax: +32 (0)2 28 49 299 Fax: +32 (0)2 28 45 658 Fax: +32 (0)2 28 49 299 [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] ASP 12G210 ASP 15E116 ASP 03M063 ASP 15 E 166

Martina Michels (Die Linke) Hermann Winkler (CDU) Marcus Pretzell (AfD) Jakob von Weizsäcker (SPD) Telefon: +32 (0)2 28 45 834 Telefon: +32 (0)2 28 45 306 Telefon: +32(0)2 28 45772 Telefon: +32 (0)2 28 45 267 Fax: +32 (0)2 28 49 834 Fax: +32 (0)2 28 49 306 Fax: +32(0)2 28 49772 Fax: +32 (0)2 28 49 267 [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] ASP 03M033 ASP 14E246 ASP 06M037 ASP 12 G 346

Martin Sonneborn (Die PARTEI) Julia Reda (Piratenpartei Deutschland) Kerstin Westphal (SPD) Telefon: +32 (0)2 28 45 756 Telefon: +32(0)2 28 45732 Telefon: +32 (0)2 28 45 534 Fax: +32 (0)2 28 49 756 Fax: +32(0)2 28 49732 Fax: +32 (0)2 28 49 534 [email protected] [email protected] [email protected] ASP 07M093 ASP 05F158 ASP 12 G 355

102 103 Kontaktdaten Kontaktdaten

Rechtsausschuss (JURI) Petra Kammerevert (SPD) Udo Voigt (NPD) Telefon: +32 (0)2 28 45 554 Telefon: +32 (0)2 28 45 122 Evelyne Gebhardt (SPD) Julia Reda (Piratenpartei Deutschland) Fax: +32 (0)2 28 49 554 Fax: +32 (0)2 28 49 122 [email protected] [email protected] Telefon: +32 (0)2 28 45 466 Telefon: +32 (0)2 28 45 732 ASP 12G165 ASP 02F154 Fax: +32 (0)2 28 49 466 Fax: +32 (0)2 28 49 732 [email protected] [email protected] ASP 12 G 306 ASP 05F158 Sylvia-Yvonne Kaufmann (SPD) Beatrix von Storch (AfD) Telefon: +32 (0)2 28 45 788 Telefon: +32 (0)2 28 45 836 Sylvia-Yvonne Kaufmann (SPD) Axel Voss (CDU) Fax: +32 (0)2 28 49 788 Fax: +32 (0)2 28 49 836 [email protected] [email protected] Telefon: +32 (0)2 28 45 788 Telefon: +32 (0)2 28 45 302 ASP 12G218 ASP 06M121 Fax: +32 (0)2 28 49 788 Fax: +32 (0)2 28 49 302 [email protected] [email protected] ASP 12G218 ASP 14 E 116 Ska Keller (Bündnis 90/Die Grünen) Axel Voss (CDU) Telefon: +32 (0)2 28 45 379 Telefon: +32 (0)2 28 45 302 Dietmar Köster (SPD) Rainer Wieland (CDU) Fax: +32 (0)2 28 49 379 Fax: +32 (0)2 28 49 302 [email protected] [email protected] Telefon: +32 (0)2 28 45 607 Telefon: +32 (0)2 28 47 545 ASP 05F349 ASP 14E116 Fax: +32 (0)2 28 49 607 Fax: +32 (0)2 28 49 545 [email protected] [email protected] ASP 12G210 ASP 14 E 102 Birgit Sippel (SPD) Telefon: +32 (0)2 28 45 559 Angelika Niebler (CSU) Fax: +32 (0)2 28 49 559 [email protected] Telefon: +32 (0)2 28 45 390 ASP 12 G 257 Fax: +32 (0)2 28 49 390 [email protected] ASP 15 E 206

Ausschuss für Internationalen Handel (INTA)

Ausschuss für Bürgerliche Freiheiten, Justiz und Inneres (LIBE) Reimer Böge (CDU) Daniel Caspary (CDU) Telefon: +32 (0)2 28 45 326 Telefon: +32 (0)2 28 45 978 Jan Philipp Albrecht (Bündnis 90/Die Grünen) Karl-Heinz Florenz (CDU) Fax: +32 (0)2 28 49 326 Fax: +32 (0)2 28 49 978 [email protected] [email protected] Telefon: +32 (0)2 28 45 060 Telefon: +32 (0)2 28 45 320 ASP 15E254 ASP 15 E 107 Fax: +32 (0)2 28 49 060 Fax: +32 (0)2 28 49 320 [email protected] [email protected] ASP 05 F 343 ASP 14E242 Klaus Buchner (CDU) Alexander Graf Lambsdorff (FDP) Telefon: +32 (0)2 28 45 739 Telefon: +32 (0)2 28 45 118 Cornelia Ernst (Die Linke) Monika Hohlmeier (CSU) Fax: +32 (0)2 28 49 739 Fax: +32 (0)2 28 49 118 [email protected] [email protected] Telefon: +32 (0)2 28 45 660 Telefon: +32 (0)2 28 45 191 ASP 04E205 ASP 08G130 Fax: +32 (0)2 28 49 660 Fax: +32 (0)2 28 49 191 [email protected] [email protected] ASP 03M021 ASP 15 E 157

104 105 Kontaktdaten Kontaktdaten

Ska Keller (Bündnis 90/Die Grünen) Joachim Schuster (SPD) Rebecca Harms (Bündnis 90/Die Grünen) Angelika Niebler (CSU) Telefon: +32(0)2 28 45379 Telefon: +32 (0)2 28 45 413 Telefon: +32 (0)2 28 45 695 Telefon: +32 (0)2 28 45 390 Fax: +32(0)228 49379 Fax: +32 (0)2 28 49 413 Fax: +32 (0)2 28 49 695 Fax: +32 (0)2 28 49 390 [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] ASP 05F349 ASP12G317 ASP 05F247 ASP 15 E 206

Bernd Lange (SPD) Joachim Starbatty (ALFA) Hans Olaf Henkel (ALFA) Markus Pieper (CDU) Telefon: +32 (0)2 28 45 555 Telefon: +32 (0)2 28 45 354 Telefon: +32 (0)2 28 45 132 Telefon: +32 (0)2 28 45 305 Fax: +32 (0)2 28 49 555 Fax: +32 (0)2 28 49 354 Fax: +32 (0)2 28 49 132 Fax: +32 (0)2 28 49 305 [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] ASP 12 G 205 ASP 06M039 ASP 06M025 ASP 15 E 217

Godelieve Quisthoudt-Rowohl (CDU) Martina Werner (SPD) Constanze Krehl (SPD) Herbert Reul (CDU) Telefon: +32 (0)2 28 45 338 Telefon: +32 (0)2 28 45 782 Telefon: +32 (0)2 28 45 134 Telefon: +32 (0)2 28 45 244 Fax: +32 (0)2 28 49 338 Fax: +32 (0)2 28 49 782 Fax: +32 (0)2 28 49 134 Fax: +32 (0)2 28 49 244 [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] ASP 14E158 ASP 12G309 ASP 12G258 ASP 14E103

Helmut Scholz (Die Linke) Bernd Lange (SPD) Martina Werner (SPD) Telefon: +32 (0)2 28 45 893 Telefon: +32 (0)2 28 45 555 Telefon: +32 (0)2 28 45 782 Fax: +32 (0)2 28 49 893 Fax: +32 (0)2 28 49 555 Fax: +32 (0)2 28 49 782 [email protected] [email protected] [email protected] ASP 03M013 ASP 12G205 ASP 12G309

Werner Langen (CDU) Hermann Winkler (CDU) Telefon: +32 (0)2 28 45 385 Telefon: +32 (0)2 28 45 306 Ausschuss für Industrie, Forschung und Energie (ITRE) Fax: +32 (0)2 28 49 385 Fax: +32 (0)2 28 49 306 [email protected] [email protected] ASP 15E108 ASP 14E246 Reinhard Bütikofer (Bündnis 90/Die Grünen) Cornelia Ernst (DIE LINKE). Telefon: +32 (0)2 28 45 816 Telefon: +32 (0)2 28 45 660 Gesine Meissner (FDP) Fax: +32 (0)2 28 49 816 Fax: +32 (0)2 28 49 660 Telefon: +32 (0)2 28 45 578 [email protected] [email protected] Fax: +32 (0)2 28 49 578 ASP 05F369 ASP 03M021 [email protected] ASP 08G310 Christian Ehler (CDU) Jens Geier (SPD) Telefon: +32 (0)2 28 45 325 Telefon: +32 (0)2 28 45 874 Fax: +32 (0)2 28 49 325 Fax: +32 (0)2 28 49 874 [email protected] [email protected] ASP 15E130 ASP 12G154

106 107 Kontaktdaten Kontaktdaten

Medienpolitisch relevante Mitglieder der Europäischen Kommission

Kommissar für Digitale Wirtschaft und Kommissar für digitalen Binnenmarkt Kommissarin für Handel Gesellschaft Andrus Ansip Cecilia Malmström Günther Oettinger European Commission European Commission European Commission Rue de la Loi 200/Wetstraat 200 Rue de la Loi/Wetstraat 200 Rue de la Loi/Wetstraat 200 B-1049 Brussels/Bruxelles B-1049 Brussels/Bruxelles B-1049 Brussels/Bruxelles Telefon: +32 (0)2 29 55 434 Telefon: +32 (0)2 29 86 366 Telefon: +32 (2)2 98 20 25 [email protected] [email protected] [email protected] Kabinettschef: Juhan Lepassaar Kabinettschefin: Maria Åsenius Kabinettschef: Michael Hager Telefon: +32 (0)2 29 57 500 Telefon: +32 (0)2 29 59 592 Telefon: +32 (0)2 29 -58 977 / -50 597 [email protected] [email protected]

Kommissarin für Wettbewerb Kommissarin für Justiz, Verbraucher und Margrethe Vestager Gleichstellung European Commission Vĕra Jourova Rue de la Loi/Wetstraat 200 European Commission B-1049 Brussels/Bruxelles Rue de la Loi/Wetstraat 200 Telefon: +32 (0)2 29 55 136 B-1049 Brussels/Bruxelles [email protected] Telefon: +32 (0)2 29 55 144 [email protected] Kabinettschefin: Ditte Juul-Jørgensen Telefon: +32 (0)2 29-62 496 / -53 081 Kabinettschefin: Renate Nikolay [email protected] Telefon: +32 (0)2 29 99 033 [email protected]

Kommissar für Bildung, Kultur, Jugend Kommissar für Migration, Inneres und und Sport Bürgerschaft Tibor Navracsics Dimitris Avramopoulos European Commission European Commission Rue de la Loi/Wetstraat 200 Rue de la Loi/Wetstraat 200 B-1049 Brussels/Bruxelles B-1049 Brussels/Bruxelles Telefon: +32 (0)2 29 55 357 Telefon: +32 (0)2 29 54 616 [email protected] [email protected]

Kabinettschefin: Adrienn Kiraly Kabinettschefin: Diane Schmitt Telefon: +32 (0) 2 29 62 622 Telefon: +32 (0)2 29 60 736 [email protected] [email protected]

108 109 Kontaktdaten Glossar

Medienpolitisch relevante Generaldirektionen der Europäischen Kommission Glossar

Generaldirektion Kommunikationsnetze, Generaldirektion für Justiz, und Inhalte und Technologien (CNECT) Verbraucher Generaldirektor Roberto Viola Generaldirektorin Tiina Astola 25, Avenue de Beaulieu/Beaulieulaan 25 59, Rue Montoyer/Montoyerstraat 59 Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB) Platform (MHP) gehört) spezifizieren die B-1160 Brussels/Bruxelles B-1000 Brussels/Bruxelles Als Allgemeine Geschäftsbedingungen Übertragung und Darstellung insbeson- Telefon: +32 (0)2 29 60 240 Telefon: +32 (0)2 29 -20 678 / -73 758 E-Mail: [email protected] Internet: ec.europa.eu/justice (AGB) werden vorformulierte Bestandtei- dere interaktiver Inhalte im digitalen Fern- Internet: ec.europa.eu/dgs/connect le von Verträgen bezeichnet, derer sich ei- sehen, die einen Rückkanal benötigen, wie ne Vertragspartei (meist Unternehmer) z. B. Umfragen, Abstimmungen, Quiz oder bedient, um eine Vielzahl von Vereinba- unmittelbares Homeshopping. Die Schnitt- Generaldirektion Wettbewerb (COMP) Generaldirektion für Migration und rungen unter einheitlichen Bedingun- stellen ermöglichen es Programmierern, Generaldirektor Johannes Laitenberger Inneres (HOME) gen abschließen zu können, ohne mit je- entsprechende Applikationen zu entwi- 1, Place Madou/Madouplein 1 Generaldirektor Matthias Ruete dem Vertragspartner individuelle Abreden ckeln, die an die Bedingungen und Gege- B-1210 Brussels/Bruxelles 46, Rue du Luxembourg/Luxemburgstraat 46 treffen zu müssen (umgangssprachlich: benheiten des Systems angepasst sind und Telefon: +32 (0)2 29 -65 745 / -56 798 B-1000 Brussels/Bruxelles das „Kleingedruckte“). Die Klauseln in All- über dieses abgerufen werden können. Internet: ec.europa.eu/dgs/competition Telefon: +32 (0)2 29 -50 734 / -92 627 Internet: ec.europa.eu/dgs/home-affairs gemeinen Geschäftsbedingungen dürfen nicht missbraucht werden; sie dürfen die Audiovisueller Mediendienst Generaldirektion für Bildung und Kultur Generaldirektion für Handel (TRADE) Rechte des Vertragspartners daher nicht Die Europäische Union hat mit der gleich- (EAC) Generaldirektor Jean-Luc Demarty über Gebühr beschränken. Ebenso wenig namigen Richtlinie den Begriff des „au- Generaldirektorin Martine Reicherts 170, Rue de la Loi/Wetstraat 170 zulässig sind überraschende oder irrefüh- diovisuellen Mediendienstes“ eingeführt. 70, Rue Joseph II/Josef II-straat 70 B-1000 Brussels/Bruxelles rende Klauseln. Die vorangegangene Begrifflichkeit „Fern- Telefon: +32 (0)2 29 59 485 B-1000 Brussels/Bruxelles sehen“ war angesichts der modernen Telefon: +32 (0)2 29 87 121 Internet: ec.europa.eu/trade Internet: ec.europa.eu/dgs/education_culture Anwendungsprogrammierschnittstelle (API) Medienlandschaft als nicht weit genug Eine Anwendungsprogrammierschnittstel- angesehen worden. Der Begriff des audio- le (API – engl.: application programming in- visuellen Mediendienstes umfasst daher Generaldirektion Binnenmarkt, Industrie, Generaldirektion für Gesundheit und terface) ist der Teil eines Softwaresystems, sowohl Fernsehprogramme, die entlang ei- Unternehmertum und KMU (DG GROW) Lebensmittelsicherheit (SANTE) der die Einbindung anderer Programme in nes Sendeplans ausgestrahlt werden (line- Generaldirektorin Lowri Evans Generaldirektor Xavier Prats Monne das Softwaresystem ermöglicht. Im Medi- are audiovisuelle Mediendienste), als auch 45, Avenue d’Auderghem/Oudergemselaan 45 4, Rue Breyde/Breydelstraat 4 enbereich sind derartige Schnittstellen ins- audiovisuelle Abrufdienste wie Video-on- B-1040 Brussels/Bruxelles B-1040 Brussels/Bruxelles besondere beim Einsatz von sogenannter Demand (nicht lineare audiovisuelle Me- Telefon: +32 (0)2 29 65 029 Telefon: +32 (0)2 29 -61 230 / -59 144 Internet: ec.europa.eu/growth/index_en.htm Internet: ec.europa.eu/dgs/health_consumer Middleware für den HbbTV-Standard rele- diendienste). Für diese beiden Arten von vant. Solche Systeme (zu denen unabhän- Diensten gelten gemeinsame Grundvor- gig von HbbTV auch die Multimedia Home schriften.

110 111 Glossar Glossar

Beihilfe Bottleneck Digitale Agenda Elektronischer Programmführer (EPG) Die Beihilfe ist nach dem Recht der Europäi- Bottleneck (engl.: Flaschenhals) bezeichnet, Die Digitale Agenda für Europa (DAE) ist ei- Elektronische Programmführer sind elek- schen Union eine staatliche oder aus staat- insbesondere in den Sektoren der Informa- ne Initiative der Europäischen Union zur tronisch übertragene Informationen über lichen Mitteln gewährte Begünstigung an tions- und Kommunikationstechnologien, Unterstützung der digitalen Wirtschaft, das Rundfunkprogramm („elektronische bestimmte Unternehmen oder Produkti- die Situation, in der durch strukturelle und/ insbesondere des Internets, um deren Po- Programmzeitschrift“) und werden häu- onszweige, die den freien Wettbewerb ver- oder technische Maßgaben ein bestimmtes tenzial für Innovation und Wachstum im fig von den Sendern selbst ausgestrahlt. In fälschen oder zu verfälschen drohen. Sie Netz oder eine bestimmte Technologie un- Binnenmarkt auszuschöpfen. Der hierfür rechtlicher Hinsicht müssen elektronische sind grundsätzlich unzulässig. Das Regel- abdingbar genutzt werden muss, um als zuständige Kommissar ist derzeit Günther Programmführer allen Veranstaltern von werk der Europäischen Union kennt jedoch Anbieter von Medieninhalten Zugang zu Oettinger aus Deutschland. Fernsehdiensten chancengleichen, ange- Ausnahmen für bestimmte Arten von Bei- den Nutzern zu erlangen, und umgekehrt. messenen und diskriminierungsfreien Zu- hilfen (z. B. soziale Unterstützungen oder Um am Wettbewerb effektiv teilnehmen DVB-C/-S/-T gang gewähren. Zahlungen zur Beseitigung von Schäden zu können, bedarf ein neues Unternehmen Die Abkürzungen DVB-C, DVB-S und DVB-T durch Naturkatastrophen) und sieht für an- des (offenen, diskriminierungsfreien) Zu- bezeichnen Standards für die digitale Fern- EMRK dere Beihilfen (z. B. zur Förderung der Kul- gangs zu Netzkomponenten und zugehö- sehübertragung Digital Video Broadcas- Die Konvention zum Schutz der Menschen- tur oder gewisser Wirtschaftszweige) ein rigen Einrichtungen, wozu auch der feste ting mittels Kabel, Satellit oder Terrestrik. rechte und Grundfreiheiten (kurz: Europäi- Notifizierungs- und Genehmigungsverfah- oder nicht feste Anschluss von Geräten ge- Während DVB-T terrestrisch, also per erd- sche Menschenrechtskonvention, EMRK) ist ren vor. hören kann. Nur über diesen „Flaschenhals“ gebundener Funkwellen, übertragen wird, ein Katalog von Grundrechten, der seitens kann das neue Unternehmen seine Dienste gibt es auch digitale Technologien, die sich aller Mitgliedstaaten des Europarates zu Binnenmarkt über den Teilnehmeranschluss erbringen. der Satelliten- (DVB-S) oder Kabelübertra- beachten ist. Zu diesen zählen auch alle Der Europäische Binnenmarkt beschreibt gung (DVB-C) bedienen. Die Situation in Mitgliedstaaten der Europäischen Union. den gemeinsamen Handels- und Ge- Connected TV/Hybrid-TV/Smart-TV den einzelnen europäischen Ländern hin- Die Europäische Union selbst ist der EM- schäftsverkehr zwischen den (aktuell) 28 Fernsehgeräte, die sowohl über die klas- sichtlich der jeweiligen Bedeutung der ver- RK noch nicht beigetreten, obwohl sie da- Mitgliedstaaten der Europäischen Union. sischen Übertragungswege via Kabel, Sa- schiedenen Übertragungsformen ist sehr zu nach dem Vertrag von Lissabon berech- Nach den Gründungsverträgen umfasst tellit oder DVB-T verbreitete Fernsehsig- heterogen. tigt ist. Der Europäische Gerichtshof für dies insbesondere die Dienstleistungsfrei- nale, als auch Informationen über eine Menschenrechte (EGMR), der die Einhal- heit, die Personenfreizügigkeit, die Wa- Internetverbindung empfangen und ent- E-Commerce tung der EMRK überwacht, kann bereits renverkehrsfreiheit und die Kapital- und sprechend besondere Dienste wie Video- E-Commerce (dt.: elektronischer Geschäfts- jetzt, in bestimmten Konstellationen, (in- Zahlungsverkehrsfreiheit. All diese wirt- on-Demand oder spezielle Applikationen verkehr oder Handel) bezeichnet Vorbe- direkt) Rechtsakte der Europäischen Union schaftlichen Vorgänge sollen innerhalb („Apps“) anbieten können, werden auch reitung, Zustandekommen und Abwick- auf ihre Vereinbarkeit mit der Konvention der Europäischen Union durch keine Maß- als Hybrid-TV oder Smart-TV bezeichnet. lung von Verträgen, die zumeist über das überprüfen. nahmen der Mitgliedstaaten gehemmt Für dieses Segment wurde ein einheitli- Internet als Plattform vereinbart werden. werden. Die Förderung des Gemeinsamen cher europäischer Standard geschaffen, Zur Sicherstellung des gemeinsamen Bin- Exklusivvertrag Marktes war seit Gründung der Europäi- der als hbbTV firmiert (hybrid broadcast nenmarktes sollen die nationalen Rechts- Exklusivverträge sind von erheblicher wirt- schen Wirtschaftsgemeinschaft im Jahre broadband television). ordnungen – auch infolge der E-Commerce- schaftlicher Bedeutung bei der Verwer- 1957 ein grundlegendes Anliegen europä- Richtlinie – an die Besonderheiten des elek- tung von Rechten etwa an bestimmten Fil- ischer Politik. tronischen und häufig auch grenzüber- men oder Sportereignissen. Sie bedeuten schreitenden Handels angeglichen werden. das alleinige Recht zur Übertragung unter

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Ausschluss anderer Rundfunkveranstalter. zugänglichen Informationsquellen, also nes/mehrerer Medienunternehmen/s auf Must-Carry Die Europäische Union setzt diesen Exklu- insbesondere auch den Empfang von Me- den Medienmärkten. Prägend ist hierbei Must-Carry-Vorschriften (dt.: Belegungs- sivverträgen bestimmte Grenzen, um si- diendiensten. der Ansatz über die wirtschaftlich-unter- pflichten) gelten in erster Linie für Kabel- cher zu stellen, dass Großereignisse für die nehmerische Betrachtungsweise. Die Wett- netzbetreiber. Sie sind in der Auswahl, mit Bevölkerung frei empfangbar sind, um den IPTV bewerbspolitik der Europäischen Union und welchen Fernsehangeboten sie die verfüg- freien Wettbewerb und die Grundfreiheiten IPTV (Internet Protocol Television) bezeich- der Mitgliedstaaten greift Medienkonzent- baren Kanäle oder Übertragungskapazitä- im Binnenmarkt zu schützen. Darüber hi- net die Übertragung von Filmen und Fern- ration unter dem Aspekt auf, Gefahren für ten belegen, nicht völlig frei, sondern es naus darf mit Exklusivverträgen das soge- sehprogrammen auf der Basis des Internet- den freien und unverfälschten Wettbewerb werden ihnen Pflichten im Sinne der Siche- nannte Kurzberichterstattungsrecht nicht protokolls, im Gegensatz zur Übertragung zu verhindern. Da wirtschaftliche Macht- rung der Meinungsvielfalt auferlegt. Insbe- ausgeschlossen werden. via Funk, Satellit oder Kabel. Während die stellung zugleich mit Meinungsmacht ein- sondere der öffentlich-rechtliche Rundfunk, Übertragung von Fernsehinhalten über das hergehen kann, ergänzt die Medienkonzen- private Vollprogramme mit Regionalfens- Gründungsverträge (freie) Internet auch „Webcasting“ und „Si- trationsregulierung die Instrumente der tern sowie lokale und regionale Angebote Als Gründungsverträge werden der Vertrag mulcasting“ umfasst, meint IPTV zumeist Vielfaltssicherung. müssen übertragen werden. Durch zuneh- über die Europäische Union (EUV) und der die in einem dedizierten Teil des Internets mende Nutzung des digitalen Kabelange- Vertrag über die Arbeitsweise der Europäi- für geschlossene Benutzergruppen erfol- Medienprivileg botes verliert die Must-Carry-Vorschrift fak- schen Union (AEUV) bezeichnet. Als soge- gende Verbreitung in sogenannten „gema- Das Medienprivileg bezeichnet zunächst tisch an Bedeutung. nanntes Primärrecht regeln sie Grundsätz- nagten Netzwerken“. die „Freistellung“ von Medienunterneh- liches, wie etwa die Zuständigkeiten der men und Journalisten von spezifischen da- Netzneutralität Europäischen Union und die Zusammen- Kommerzielle Kommunikation tenschutzrechtlichen Vorschriften bei ihrer Das (uneinheitlich definierte) Konzept der setzung der Organe. Der Begriff der „audiovisuellen kommerzi- publizistischen Tätigkeit. In einem weiteren Netzneutralität umfasst zum einen inhalt- ellen Kommunikation“ ist weiter zu verste- Verständnis werden als Medienprivilegien liche Neutralität durch Abwesenheit von Harmonisierung hen als der der „Werbung“. Um den Regeln auch sonstige Vorschriften verstanden, die Maßnahmen, die an die Inhalte von Über- Unter dem Stichwort der Harmonisierung der Richtlinie über audiovisuelle Medi- Medienschaffenden einen Sonderstatus tragungen im Internet anknüpfen. Zum ergreift die Europäische Union Maßnah- endienste zu unterfallen, bedarf es nicht einräumen (etwa besondere Auskunftsan- anderen setzt die Netzneutralität die tech- men, um die unterschiedlichen Rechtsord- zwingend der Absicht, den Absatz von Wa- sprüche gegenüber Behörden oder Zeugnis- nisch neutrale Übermittlung von Inhalten nungen der Mitgliedstaaten anzugleichen ren oder Dienstleistungen zu fördern (Wirt- verweigerungsrechte von Journalisten vor voraus. Gerade letzteres bedeutet insbe- und so den Europäischen Binnenmarkt zu schaftswerbung). Vielmehr wird jede Form Gericht). sondere für ein „offenes Internet“, dass die- fördern. der Öffentlichkeitsarbeit unter den Begriff ses weltweit grundsätzlich für jedermann gefasst, solange sie im Zusammenhang Meinungsäußerungsfreiheit zugänglich ist und dass sämtliche Daten- Informationsfreiheit mit einer wirtschaftlichen Tätigkeit erfolgt Die Meinungsäußerungsfreiheit ist in der pakete grundsätzlich unterschiedslos von Die Informationsfreiheit ist in der Charta (ausgenommen ist daher die Öffentlich- Charta der Grundrechte der Europäischen Rechner zu Rechner übermittelt werden. der Grundrechte der Europäischen Union, keitsarbeit von Parteien oder gemeinnüt- Union, der Europäischen Menschenrechtskon- in der Europäischen Menschenrechtskon- zigen Organisationen). vention und auch im deutschen Grundgesetz Nutzungs- und Verwertungsrechte vention und auch im deutschen Grund- verankert. Sie schützt die freie Äußerung und Das Urheberrecht als solches, d. h. als Aus- gesetz als Grundrecht festgehalten. Die Medienkonzentration Verbreitung von Meinungen, auch mittels der druck der persönlichen Verbindung des Ur- Informationsfreiheit gewährt dem Bür- Die Regulierung der Medienkonzentration Medien, und darf nur unter engen Vorausset- hebers zu dem von ihm geschaffenen Werk, ger einen freien Zugang zu allgemein widmet sich dem Ausmaß der Stellung ei- zungen eingeschränkt werden. verbleibt nach deutschem Recht stets beim

114 115 Glossar Glossar

Urheber und kann nicht veräußert werden. Provider betroffenen Branchen. Die Co-Regulierung Komponisten, Textdichter und Verleger von Zur wirtschaftlichen Auswertung kann der Im Mediensektor wird als Provider (lat.: pro- wiederum kombiniert Aspekte der staatli- Musikwerken die Gesellschaft für musikali- Urheber aber Nutzungs- und Verwertungs- videre – versorgen) ein Diensteanbieter be- chen Regulierung mit jenen der Selbstre- sche Aufführungs- und mechanische Verviel- rechte einräumen. Auf Grundlage solcher zeichnet. Das Medienrecht unterscheidet gulierung. fältigungsrechte (GEMA), für Schriftsteller Lizenzen können die Lizenznehmer sodann zwischen Access-Providern, Host-Providern die Verwertungsgesellschaft Wort (VG Wort) das urheberrechtlich geschützte Werk und Content-Providern. Die Unterschei- Set-Top-Box sowie die Verwertungsgesellschaft der Film- (kommerziell) ausverwerten. dung ist insbesondere bei inhaltsbezoge- Set-Top-Boxen (auch Decoder oder Receiver und Fernsehproduzenten (VFF). nen Haftungsfragen relevant. Die Leistung genannt) dienen dem Empfang von digital Pornografie des Access-Providers erschöpft sich in der verbreiteten Programmen auf Fernsehgerä- Werbeformen Obgleich das EU-Recht wie auch das deut- Bereitstellung einer Verbindung zum In- ten. Die Set-Top-Box empfängt die digita- Das EU-Recht regelt neben der klassischen sche Medienrecht den Begriff der Porno- ternet, der meist via drahtlosem Zugang len, codierten oder verschlüsselten Signa- Fernsehwerbung verschiedene Arten von grafie verwenden und konkrete Rechtsfol- oder festen Breitbandzugängen erfolgt. Als le, reichert sie mit weiteren Angeboten und verkaufsfördernden Maßnahmen in audio- gen an deren Darstellung knüpfen (etwa Host-Provider werden solche Dienstleister Funktionalitäten an, wie etwa EPGs oder visuellen Mediendiensten. Die Schleichwer- das absolute Ausstrahlungsverbot in li- bezeichnet, die Platz auf Servern zur Ver- auch Apps, und stellt sie auf dem TV-Gerät bung ist die Erwähnung oder Darstellung nearen Fernsehprogrammen), wird dieser fügung stellen, um anderen das Einstellen dar. Je nach Übertragungssystem wird zwi- insbesondere von Waren und Dienstleis- gesetzlich nicht definiert. Der Bundesge- von Inhalten zu ermöglichen. Der Content- schen einer Satelliten-, Kabel-, DVB-T- oder tungen eines Unternehmens in Sendungen, richtshof erachtet Inhalte als pornogra- Provider (auch Inhalteanbieter) wiederum IPTV- Box unterschieden. wenn sie vom Mediendiensteanbieter ab- fisch, wenn sie unter Hintansetzung sonsti- hält eigene redaktionelle Beiträge und In- sichtlich zu Werbezwecken vorgesehen ist ger menschlicher Bezüge sexuelle Vorgänge halte zum Abruf bereit. Universaldienst und die Allgemeinheit über ihren eigent- in grob aufdringlicher Weise in den Vorder- Der Universaldienst beschreibt das recht- lichen Zweck irreführen kann. Schleich- grund rücken und ausschließlich oder über- Regulierung lich erforderliche Mindestangebot an öf- werbung ist generell unzulässig. Demge- wiegend auf die Erregung sexueller Reize Mit (Medien-)Regulierung bezeichnet man fentlichen Telekommunikationsdienstleis- genüber ist Produktplatzierung in engen abzielen. diejenigen Maßnahmen, die den kommu- tungen, zu denen jeder Nutzer an jedem Grenzen möglich. Sie liegt vor, wenn gegen nikativen Prozess steuern, also Einfluss auf Ort zu einem angemessenen Entgelt Zu- Entgelt oder eine ähnliche Gegenleistung Pressefreiheit die Tätigkeiten eines Medienunternehmens gang haben muss. ein Produkt, eine Dienstleistung oder eine Die Pressefreiheit ist in der Charta der als Anbieter, der Leser/Zuhörer/Zuschauer Marke in eine Sendung einbezogen wird. Grundrechte der Europäischen Union, in als Nutzer und der beteiligten Dienstleister Verwertungsgesellschaft Mit Sponsoring bezeichnet das europäische der Europäischen Menschenrechtskonven- als Vermittler haben. Mit der Regulierung Verwertungsgesellschaften nehmen insbe- Medienrecht Beiträge zur Finanzierung von tion und auch im deutschen Grundgesetz wird üblicherweise auf staatliche Eingrif- sondere die wirtschaftlichen Interessen der Sendungen durch Unternehmen, mit dem als Grundrecht garantiert. Sie umfasst al- fe Bezug genommen, wenngleich Gestal- Urheber und Leistungsschutzberechtigten Ziel deren Namen, Marke, ihr Erscheinungs- le zur Verbreitung an die Allgemeinheit be- tungs- und Förderinstrumente ebenfalls wahr, indem sie deren Rechte „in deren Na- bild, ihre Tätigkeiten oder ihre Leistungen stimmten Druckerzeugnisse und schützt hinzugezählt werden können. Auch von men“ geltend machen. Sie achten darauf, zu fördern. Teleshopping meint das Senden diesbezüglich den gesamten Vorgang von Wirtschaft und Industrie kann Regulierung dass urheberrechtlich geschützte Werke von direkten Angeboten für den Kauf von der Beschaffung, über die redaktionelle ausgehen: Nach dem Konzept der Selbst- nur gegen Vergütung genutzt werden, und Waren oder die Erbringung von Dienstleis- Verwertung bis hin zur Veröffentlichung regulierung werden Regulierungsaufgaben verteilen die so erzielten Einnahmen nach tungen. von Informationen sowie die zugehörigen durch ein nicht staatliches Gremium über- einem festgelegten Schlüssel an die Rechte- Hilfstätigkeiten. nommen, meist besetzt mit Vertretern der inhaber. In Deutschland sind dies etwa für

116 117 Glossar Vorstellung des EMR und der Autoren

Zugangskontrollierter Dienst Das Recht der Europäischen Union schützt Vorstellung des EMR und der Autoren Vorrichtungen von (Mediendienste-)An- bietern, die den unrechtmäßigen Zugang zu ihren Inhalten unterbinden. Als Zu- gangskontrolle wertet es jede technische Maßnahme, die den Zugang zu einem ge- schützten Dienst in verständlicher Form von einer vorherigen individuellen Erlaub- Das Institut für Europäisches Medienrecht Medieninhalte und allgemein das Wettbe- nis abhängig macht. Ein in der Praxis häu- e. V. (EMR) mit Sitz in Saarbrücken wurde werbs- und Kartellrecht. figes Beispiel sind etwa die Decoder für das 1990 als gemeinnütziger Verein eingetra- Bezahlfernsehen (Pay-TV). Nach dem EU- gen und zählt zu den renommierten For- Aufgrund seines über die Jahre aufgebau- Recht sind Geräte oder Programme, die der schungs- und Beratungseinrichtungen auf ten, umfassenden Netzwerkes steht es in Umgehung einer solchen Zugangskontrolle dem Gebiet von Medienrecht und -politik ständiger Verbindung mit rund 180 Korre- dienen, illegal. in Europa. spondenten in 40 europäischen Staaten, was es zu rechtsvergleichenden Gutachten Es ist Partner vieler nationaler und eu- besonders befähigt. Das Feld des europä- ropäischer Institutionen, unter anderem ischen Medienrechts entwickelt sich ähn- der deutschen Landesmedienanstalten lich schnell wie die dazugehörigen Tech- und der Europäischen Audiovisuellen In- nologien, weshalb das EMR zusätzlich zu formationsstelle. Das EMR ist Dienstleis- dieser Informationsbroschüre und neben ter und versteht sich als neutrale Plattform der Erstellung von Gutachten zu aktuellen für Information, Austausch und Beratung medienrechtlichen Fragestellungen regel- im Mediensektor. mäßig europaweit Informationsveranstal- tungen durchführt. Gemeinsam mit der Als medienrechtliches Fachinstitut deckt Europäischen Rechtsakademie (ERA) orga- es die Bereiche des klassischen Rundfunk- nisiert das EMR beispielsweise eine jähr- rechts, des Telekommunikationsrechts, liche Konferenz zu aktuellen Entwicklun- aber auch alle angrenzenden Rechtsgebie- gen im Europäischen Medienrecht (Annual te wie Urheber-, Presse-, Film- und Daten- Conference on European Media Law). Die Ta- schutzrecht ab. Neben diesen Themen ge- gung hat das Ziel, Praktiker im Bereich des hören zum Kern der Tätigkeitsbereiche des Medienrechts auf dem neuesten Stand zu Instituts auch Aspekte der Rechtsentwick- halten, indem sie einen Überblick über die lung der Neuen Medien, beispielweise E- jüngsten politischen Entwicklungen, Geset- Commerce und E-Government, sowie die zesinitiativen und Rechtsprechung bietet. Prinzipien der Zugangsoffenheit von Über- Die EMR-Schriftenreihe, in der zwischen- tragungs- und Vertriebsplattformen für zeitlich mehr als 40 Bände herausgegeben

118 119 Vorstellung des EMR und der Autoren Vorstellung des EMR und der Autoren

wurden, dient wie die übrigen Publikatio- Gianna Iacino, LL.M., studierte Rechtswis- GmbH, Köln, für die Akquise und Koordi- Medienrecht. Ihr Interessenschwerpunkt nen der Kommunikation mit der interes- senschaften an der Justus-Liebig-Universi- nation von EU-finanzierten Projekten der liegt insbesondere im rechtlichen Bereich sierten (Fach-) Öffentlichkeit. Darin werden tät in Gießen. Von 2010 bis 2012 absolvierte Entwicklungszusammenarbeit in den Berei- der digitalen Medien. Gutachten, Ergebnisse der Veranstaltun- sie das Rechtsreferendariat am Landgericht chen Europäische Integration/Legal Appro- gen, Dissertationen und Sammelbände zu Hanau. Anschließend arbeitete sie im Be- ximation, Justiz und Menschenrechte zu- Ein besonderer Dank gilt aktuellen Themen des Medienrechts veröf- reich des Vertragsmanagements bei der ständig. Am EMR ist Schweda überwiegend • Cristina Bachmeier, LL.M., fentlicht. Ausstellungs- und Messe GmbH in Frank- mit der projektbezogenen Akquise und Er- • Peter Matzneller, LL.M. Eur., furt/Main und von 2013 bis 2014 als Rechts- stellung von Studien und der Durchführung • Tobias Raab und Nähere Informationen zum EMR finden sich anwältin bei der Kanzlei Nümann + Lang von Forschungsvorhaben zu Fragen des Eu- • Dr. Martin Rupp, auf der Webseite www.emr-sb.de. in Karlsruhe. Im Sommer 2015 absolvier- ropäischen Telekommunikations- und Da- die an der Erstellung der ersten Ausgabe te sie den Weiterbildungsstudiengang im tenschutzrechts befasst. dieser Publikation beteiligt waren. Redaktionelle Gesamtverantwortung Medienrecht an der Johannes-Gutenberg- Dr. Jörg Ukrow, geschäftsführendes Vor- Universität in Mainz. Seit März 2015 arbei- Martina Viviane Totz, Ass. jur., LL.M. stu- standsmitglied des EMR tet sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin dierte Rechtswissenschaften an der Johan- am Institut für Europäisches Medienrecht. nes-Gutenberg-Universität in Mainz. Im Weitere Autoren Ihr Interessenschwerpunkt liegt im Urhe- Anschluss an die Zweite juristische Staats- Dr. Silke Hans studierte Rechtswissenschaft berrecht. prüfung im Jahre 2007 absolvierte sie den an der Universität des Saarlandes mit dem Masterstudiengang Urheber- und Medien- Schwerpunkt internationales Vertrags- und Sebastian Schweda ist Rechtsanwalt mit recht am Mainzer Medieninstitut, welchen Wirtschaftsrecht. Neben dem Studium war Schwerpunkten im Medien-, Telekommu- sie erfolgreich mit dem Abschluss eines sie Stipendiatin der Journalistischen Nach- nikations- und Datenschutzrecht und seit Masters of Laws (LL.M.) im Frühjahr 2009 wuchsförderung der Konrad-Adenauer- 2007 als wissenschaftlicher Mitarbeiter beendete. Parallel war sie von 2008 bis Stiftung und arbeitete für den Saarlän- am Institut für Europäisches Medienrecht 2010 als freie Mitarbeiterin für eine Rechts- dischen Rundfunk. Ihr Referendariat am (EMR) tätig. Er studierte Rechts- und Wirt- anwaltskanzlei tätig. Von April 2010 bis OLG Saarbrücken mit Stationen in Köln schaftswissenschaften an den Universitä- September 2016 arbeitete sie als juristische und New York beendete sie erfolgreich ten Bayreuth, Murcia (Spanien) und Erlan- Fachberaterin bei der Verbraucherzentrale im März 2016. Dr. Hans promovierte bei gen-Nürnberg. Im Anschluss an die Erste Rheinland-Pfalz e. V. in Mainz, im Referat Te- Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Michael Martinek über juristische Staatsprüfung 2003 absolvierte lekommunikation und Digitale Medien. Ih- die „Auswirkungen des Medienwandels auf er das Referendariat am Oberlandesgericht re dortigen Tätigkeitsschwerpunkte waren das Werbevertrags- und Werbekartellrecht“. Nürnberg mit Stationen beim Ausschuss neben der speziellen Verbraucherrechtsbe- Ihre 2015 erschienene Dissertation wurde für Binnenmarkt und Verbraucherschutz ratung auch die interne Rechtsberatung der mit dem Dr. Friedrich-Feldbausch-Preis aus- des Europäischen Parlaments und in der Mitarbeiter im Referatsbereich, die Erstel- gezeichnet und von der Konrad-Adenauer- Wirtschaftsabteilung der Ständigen Vertre- lung von externen und internen Informa- Stiftung gefördert. Dr. Hans ist Lehrbeauf- tung Deutschlands bei den Vereinten Na- tionen sowie sonstiger Dokumente sowie tragte an der Universität des Saarlandes tionen in New York. Nach der Zweiten ju- die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Seit und war im Zeitraum der Erstellung dieser ristischen Staatsprüfung war er von 2006 September 2016 ist Totz wissenschaftliche Publikation juristische Referentin beim EMR. bis 2007 bei ICON-Institute Public Sector Mitarbeiterin am Institut für Europäisches

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