Und Schwermetallbelasteten Böden Im Rhein-Neckar-Kreis
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Leitfaden Fortschreibung Juni 2021 Anbau von Nahrungs- und Futterpflanzen auf mit Arsen und Schwermetallen belasteten Böden im Rhein-Neckar-Kreis - 2 - INHALT Bodenschutz 3 Verantwortung des Landwirts 6 Lebensmittelrechtliche Vorgaben 7 Futtermittelrechtliche Vorgaben 9 Abfallrechtliche Vorgaben 10 Handlungshilfe der Landwirtschaftsverwaltung 11 Probenahme bei Nahrungsmitteln 13 Probenahme bei Grundfuttermitteln 16 Untersuchungsstellen und Probenahme 20 Herausgegeben vom Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis, Wasserrechtsamt – Untere Bodenschutzbehörde in Zusammenarbeit mit Amt für Landwirtschaft und Naturschutz, Amt für Gewerbeaufsicht und Umweltschutz, Gesundheitsamt, Veterinäramt und Verbraucherschutz sowie Regierungspräsidium Karlsruhe Referat 34 Stand Juni 2021 (3. Fortschreibung) - 3 - Bodenschutz In dem durch historischen Bergbau geprägten Raum im südlichen Rhein-Neckar-Kreis liegen großflächig erhöhte Schadstoffgehalte in Böden vor. Hauptparameter sind Arsen, Blei, Cadmium und Thallium. Die Belastungen sind insbesondere durch die Nutzung der Gewässer zur Erzaufbereitung, durch Überschwemmungen und Wiesenwässerungen sowie die Nutzung der Schlacken beispielsweise für den Wegebau entstanden. Durch den historischen Bergbau wurde eine Fläche von etwa 80 km² (8.000 ha) kontaminiert, das entspricht rund 7,5 % der Fläche des Rhein-Neckar-Kreises, davon etwa 23 km² (2.300 ha) stärker. Von 1996 bis 2021 gab es deswegen abgegrenzte Bereiche mit An- baubeschränkungen auf den Gemarkungen Wiesloch, Wiesloch-Baiertal, Walldorf, Nuß- loch und Leimen. Die genannten Schadstoffe sind relevant für den Anbau von Lebens- und Futtermitteln, weil es zu Überschreitungen der zulässigen Höchstgehalte gemäß Futtermittel- und Le- bensmittelrecht kommen kann. Für Cadmium wurden im bergbaugeprägten Raum bis- lang 173 HM-Überschreitungen (157 Lebensmittel und 16 Futtermittel), für Blei 73 HM- Überschreitungen (nur Lebensmittel) und für Arsen 5 HM-Überschreitungen (nur Futter- mittel) festgestellt. Die Schadstoffbelastung wurde seit den 80er Jahren in mehreren Untersuchungskam- pagnen erkundet. Mit Hilfe von Landesmitteln wurden die Untersuchungen in den letzten Jahren nochmals mit Boden- und Pflanzenuntersuchungen intensiviert. Den überwiegen- den Anteil der Kosten hat das Land Baden-Württemberg getragen. Ab 30.06.2021 bietet der Rhein-Neckar-Kreis zeitgleich mit der förmlichen Aufhebung der Anbaubeschränkungen ein Info-Tool in Form einer webbasierten interaktiven Kartenan- wendung an. Damit können sich die Erzeuger eigenverantwortlich über den Bodenzu- stand und Maßnahmen zur Vermeidung von Höchstmengen (HM)-Überschreitungen in- formieren und durch eine Anpassung der Bodennutzung bzw. der Bewirtschaftung wei- tere HM-Überschreitungen verhindern. Datenauswertung und Erstellung der Schadstoffkarten Das vom Wasserrechtsamt beauftragte Ingenieurbüro Regioplus hat nach Auswertung der Daten von etwa 1.600 Bodenmessstellen 5 Schadstoffkarten erstellt. In den Karten für Arsen, Blei, Cadmium und Thallium (2) sind unterschiedliche Belastungszonen dar- gestellt. Diese sind das Ergebnis einer komplexen geostatistischen Datenauswertung. Aufgrund der unterschiedlichen Untersuchungsdichte musste Regioplus ein fachlich ver- tretbares Verfahren zur Abschätzung der Schadstoffgehalte auch für die nicht untersuch- ten Flächen entwickeln. Denn trotz zahlreicher Bodenuntersuchungen gibt es innerhalb des bergbaugeprägten Gebietes auch nicht untersuchte Bereiche. Um Werte für diese Bereiche anzusetzen, wandte das Büro ein so genanntes Regression-Kriging-Verfahren an, bei dem die Schadstoffgehalte nicht untersuchter Flächen aus umliegenden Mess- werten durch räumliche Interpolation berechnet wurden. - 4 - Zur Bildung von gleichartigen Grundgesamtheiten wurden vor der Interpolation 9 „homo- gene Raumeinheiten“ mit ähnlichen Schadstoffgehalten oder gleichen Belastungsursa- chen gebildet. Zu deren Abgrenzung wurde die Belastungshöhe zu digitalen Bodendaten wie z.B. der Bodenschätzung und der Bodenkarte BK50 in Beziehung gesetzt. Auch außerhalb des Untersuchungsgebietes liegende Bodenmesswerte wurden berück- sichtigt, um eine bessere Berechnung innerhalb des Gebietes zu erzielen. Nach mehrstufiger geostatistischer Auswertung konnte eine Abgrenzung der Belastun- gen im Untersuchungsgebiet und eine Untergliederung in spezifische Belastungszonen erreicht werden. Die Einstufungen von „normal“ bis „am höchsten“ dienen in Verbindung mit der jeweiligen Farbe einer gängigen Information über den Grad der Belastungen. Die Schadstoffkarten erstrecken sich auf das bergbaugeprägte Gebiet mit einem 500 m- Puffer und decken somit eine Fläche von jeweils rund 100 km² ab. Im RNK umfassen die Schadstoffkarten ganz oder teilweise die Gemeinden Dielheim, Gaiberg, Leimen, Malsch, Nußloch, Mühlhausen, Sandhausen, St. Leon-Rot, Walldorf, Wiesloch und Oftersheim. Durch den Puffer erstrecken sich die Karten mit einem Anteil von fast 7 km² auch auf Gemarkung Heidelberg. Wie bereits dargestellt, enthalten die Karten Schätzwerte: In den Ortslagen ist die prog- nostizierte Schadstoffbelastung aufgrund einer geringeren Beprobungsdichte und der Be- einflussung der Böden durch Siedlungsaktivitäten mit großen Unsicherheiten behaftet. Und auf bereits untersuchten Flächen können die Gehalte verfahrensbedingt in begrenz- tem Umfang von den tatsächlich ermittelten Bodengehalten abweichen. Interaktive Kartenanwendung Die interaktive Kartenanwendung „Schwermetallbelastung von Böden in Folge histori- schen Bergbaus“ des LRA RNK wurde nach konzeptionellen Vorgaben des Wasser- rechtsamtes vom Eigenbetrieb Bau, Vermögen und IT, Geschäftsbereich Informations- technik / Geo- und Umweltinformation aufgebaut. Die Anwendung ist leicht zu bedienen, ermöglicht andererseits aber auch nur einfache Funktionalitäten. Da 5 Schadstoffkarten und 3 Nutzungen (Ackerbau, Gemüse und Grün- land) zu berücksichtigen waren, mussten die Informationen auf mehrere Registerkarten verteilt werden. Weiterführende Informationen bieten die verlinkten Merkblätter an. Über die je nach Nutzung relevanten Schadstoffe und Merkblätter informiert eine Tabelle in der Registerkarte „Einführung“. Die Karten ermöglichen es, im Untersuchungsgebiet bis hin zur einzelnen Anbaufläche die berechnete Schadstoffbelastung und die daraus resultierenden Empfehlungen für die Erzeugung von Lebens- und Futtermitteln zu entnehmen. - 5 - Die interaktive Kartenanwendung hat den Vorteil, dass sich Nutzer online über den Bo- denzustand ihrer Anbaufläche(n) hinsichtlich der 5 ausgewählten Schadstoffkarten infor- mieren können. Da sich dieser vermutlich auch in Zukunft nicht wesentlich verändert, ein einmaliger Vorgang für jede Anbaufläche. Und die interaktive Kartenanwendung funktio- niert auf verschiedenen Endgeräten. Die Nutzung ist bedienungsfreundlich: Beim Wechsel von einer Registerkarte zur ande- ren bleibt der ausgewählte Kartenausschnitt erhalten. Zu jeder Schadstoffkarte sind nicht nur die Gehaltsstufen, sondern permanent auch die jeweiligen Empfehlungen in einer tabellarischen Legende zu sehen. Die interaktive Kartenanwendung hat 12 Registerkarten. Die Auswahl einer Registerkarte führt jeweils zu genau einer Belastungskarte mit entsprechender Legende zu diesem Schadstoff. Dabei wird jeweils auf die ergänzenden Informationen hingewiesen: wenn z.B. die Karte Gemüse-Cadmium geöffnet ist, wird angezeigt, dass auch die Registerkar- ten Gemüse-Blei und Gemüse-Thallium zu beachten sind. Die links zu den Merkblättern befinden sich unterhalb der Einstufungs-Legende. Bei den Grünlandflächen müssen also 4 Schadstoffkarten und die zugehörigen Empfehlungen beachtet werden. Bei mehreren Schadstoffen ist derjenige prioritär, dessen Gehaltsstufe am wahrscheinlichsten eine HM- Überschreitung auf der Fläche erwarten lässt. Bei Aufruf der Schadstoffkarten wird zunächst der gesamte bergbaugeprägte Bereich im südlichen RNK einschließlich eines 500 m-Puffers dargestellt. Die unterlegten Hinter- grundkarten wechseln je nach Maßstab und sind in Graustufen gehalten, damit die Be- lastungszonen gut erkennbar sind. Das stufenlose Zoomen in die Karte (+ oder Mausrad) führt bis zur parzellenscharfen Darstellung. Auch die Gewannnamen sind hinterlegt. Je nachdem, ob Lebensmittel oder Futtermittel erzeugt werden sollen, ist jede Gehalts- stufe ist mit speziellen Empfehlungen verbunden. Sowohl den Karten wie auch den Merk- blättern sind nutzungsorientierte Empfehlungen zu entnehmen. Es wird auf Einschrän- kungen bei der pflanzenbaulichen Erzeugung hingewiesen und es werden Hinweise zur Einhaltung der zulässigen Höchstmengen (HM) sowie zur Notwendigkeit einer Vor-Ernte- Untersuchung bei der Erzeugung von Lebens- und Futtermitteln gegeben. Diese Empfehlungen und weitere Informationen haben die Untere Landwirtschaftsbe- hörde und die Untere Bodenschutzbehörde gemeinsam entwickelt. Sie sind in 5 verknüpf- ten Merkblättern dargestellt. Für die Beratung der Landwirte stehen das Amt für Landwirtschaft und Naturschutz sowie für den Gemüsebau die überregionale Gemüsebauberatung zur Verfügung. Der link zur Anwendung: https://arcg.is/1rDuP51 - 6 - Empfehlungen für Kleingärtner Bitte nutzen Sie das Info-Tool, es enthält auch viele Empfehlungen für Kleingärtner. Außerdem wird empfohlen, bodennah gewachsenes Obst und Gemüse vor dem Verzehr gründlich zu waschen bzw. Wurzelgemüse zu schälen. Bei pflanzlichen Lebensmitteln wird das Risiko einer Arsenbelastung aus dem Boden eher als gering eingestuft, es sei denn die Produkte sind mit Bodenmaterial verschmutzt. Falls sich Kleinkinder im Garten aufhalten, sollte vorsorglich