Wilhelm Heine

Beiträge zur Kenntnis des Landes und seiner Bewohner

Herausgegeben von Andrea Hirner und Bruno Richtsfeld

J.H. Röll-Verlag Die Deutsche Bibliothek – CIP Einheitsaufnahme Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http:/dnb.d-nb.de abrufbar.

Fotos: Josef Röll, Dettelbach Umschlag: Niphon Bassi (Die Brücke von Nihon Bashi)

Foto: Wilhelm Heine, Eine Schule: Marianne Franke

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Printed in Germany

ISBN 978-3-89754-432-1 Wilhelm Heine Sein Leben und sein Werk Japan. Beiträge zur Kenntnis des Landes und seiner Bewohner

Andrea Hirner Wilhelm Heine (* 30.1.1827 – † 5.10.1885) Biographie

Bernhard Peter Wilhelm Heine wurde am 30. Januar (1802-1871) zu erlernen, bei dem Wagner immer wieder 1827 in eine künstlerische Umgebung hinein geboren, Dekorationen bestellte. die seine ersten beiden Lebensjahrzehnte bestimmte. Heine erhielt dafür ein Stipendium für drei Jahre und Sein Vater Ferdinand (1798-1872) diente als Schauspie- begab sich im Sommer 1846 nach . Die französi- ler am Königlichen Hoftheater in , entwarf aber sche Hauptstadt war in Europa führend in künstleri- auch Kostüme und später Dekorationen. Das damalige scher Hinsicht und zugleich ein Hexenkessel politischer Hoftheater war noch von bescheidenem Äußeren, denn Wünsche und Vorstellungen, die von der Polizei müh- Gottfried Sempers berühmte Hofoper entstand erst viel sam unterdrückt wurden. Anarchisten, Sozialisten und später. andere radikale Erneuerer hatten sich hier versammelt 1832 folgte noch eine Tochter mit Namen Marie, und und entwarfen Ideen für die Erneuerung Europas und die Familie Heine führte ein einfaches, aber glückli- die Emanzipation des Arbeiterproletariats. ches Familienleben mit vielen Bekannten und Kollegen Seinem Auftrag entsprechend arbeitete Heine in der vom Theater. Dazu kam 1842 eine befreundete Familie, Grand Opéra, als er vom Malergerüst stürzte und auf Richard und Minna Wagner, als der Komponist nach dem Marmorboden aufschlug. Mehrere Tage war nicht Dresden zurückkehrte, um hier seinen „Rienzi“ in einer klar, ob er überleben würde. Vielleicht trug der Unfall Uraufführung zu bringen. Das Ehepaar war häufig Gast daran Schuld, dass er bereits im Spätsommer des Jah- der Familie Heine, und Wagner begleitete wohlwollend res 1848 nach Dresden zurückkehrte, vielleicht waren es das Heranwachsen von „Wilm“, wie er den Erstgebore- aber auch die Folgen der Februarrevolution in Paris mit nen nannte. ihren Barrikadenkämpfen. Wilhelm entwickelte sich zu einem hochgewachsenen Im September 1848 wurde Heine als königlicher Hof- jungen Mann. 1843 begann er ein Studium der Archi- theatermaler auf Probe von der Intendanz in Dresden tektur in der Bauschule von Gottfried Semper (1803- angestellt und erhielt im April des nächsten Jahres einen 1873), der 1834 nach Dresden berufen worden war. festen Vertrag mit 400 Talern Jahresgehalt. Als erste Ar- Frühe Entwürfe beweisen seine Begabung für das Kon- beit wurde ihm die Dekoration für die geplante Urauf- struieren und die Architekturzeichnung. Sein Studium führung des „Lohengrin“ von Wagner aufgetragen. Er rundete er bei dem bekannten Landschaftsmaler Julius war mitten in der Arbeit, als die Intendanz den Auftrag Hübner (1806-1882) in Dresden ab, einem Vertreter der stornierte: Wagner war mit polemischen Artikeln und Düsseldorfer Malschule. Äußerungen unangenehm aufgefallen. Der Komponist Es waren Semper und Wagner, die dem Leben von dachte dabei eher an Kunst als an Politik, aber seit März Wilhelm Heine eine entscheidende Richtung gaben. 1849 wohnte unter fremdem Namen der Anarchist Semper hatte 1838 den Auftrag für ein neues Hoftheater Michail Bakunin (1814-1876) Tür an Tür mit ihm, und erhalten, in dem seine Opern auffüh- beide trafen sich in dem Verlangen, die ihrer Meinung ren sollte. Dafür entwickelten beide revolutionäre Ideen: nach alte und verrottete Gesellschaft in einer Revoluti- Semper wollte in seinem Bau Architektur, Ausstattung on zu zerstören. und Bühnendekoration zu einer Einheit verschmelzen, Diese Revolution kam im Mai 1849 nach Dresden, und Wagner plante seine Opern als „dionysisches Fest“, und Semper, Wagner und Wilhelm Heine wurden von nicht als Unterhaltung für Monarchen und Publikum. den Ereignissen überrollt. Semper und Wagner galten Wilhelm wurde dazu ausersehen, für die Dekoratio- wegen ihrer Beteiligung als „Demokraten I. Klasse“ nen der neuen Hofoper im damals führenden Paris die und mussten nach der Niederschlagung des Aufstands Bühnenmalerei im Atelier von Edouard Désplechin über Nacht flüchten. Heine stand nicht auf der Liste

7 benannt), das der Potomac-Armee zugeordnet war. Für diese fehlende Einheit in Deutschland als Grund für seine Verdienste wurde er (zusammen mit vielen an- seine Flucht angegeben. deren Offizieren) am 13. März 1865 zum „Brigade-Ge- Ende September 1871 bestieg er zusammen mit sei- neral“ ernannt, ein nur nomineller Titel, den er voller ner nun 12jährigen Tochter Katherine einen Dampfer, Stolz trug. um in die Dresdner Heimat zurückzukehren. Katheri- Der amerikanische Außenminister William H. Se- ne musste erst mühsam Deutsch lernen, eine Sprache, ward (1801-1872), den Heine gut kannte, entsprach sei- die sie nie besonders schätzte. Beide lebten im Wald- nen Wünschen und schickte ihn als Ersten Attaché nach park in Dresden-Blasewitz, wo Heine versuchte, auch Paris, zuerst unter dem Gesandten John Bigelow (1817- wieder als Maler Beschäftigung zu finden. Gelegentlich 1911), einem Freund der Familie, dann unter General konnte er Bilder ausstellen, daneben veröffentlichte er John Adams Dix (1798-1879), den Heine vom Bürger- als Ergebnis seiner Aufenthalte und als Zeitzeuge tief- krieg her kannte. greifender historischer Entwicklungen in Japan Reise- Ein großes Ereignis für Heine war die Pariser Welt- berichte und zahlreiche Beiträge über Japan und seine ausstellung 1867, auf der sich zum ersten Mal auch Ja- Geschichte. pan präsentierte. Die Anwesenheit der Gesandtschaft 1878 erkrankte Heine wieder schwer und wurde für wurde überschattet von den Auseinandersetzungen in einige Zeit in ein Erholungsheim für Invalide in den der japanischen Heimat, wo das Shōgunat ums Über- USA geschickt. Nach seiner Rückkehr blieb er allein, leben kämpfte, und die Nationalisten die Rückkehr des denn im September 1882 heiratete seine Tochter Edgar Kaisers vorbereiteten. Hanfstaengl (1842-1910) und zog nach München. Heine Der Gesandte General Dix und Heine gaben 1869 ihr gab seinen Wohnsitz in Dresden auf und lebte von da Abschiedsbankett in Paris. Während der General nach an in der Nähe in Kötzschenbroda, wo er als amerika- Amerika zurückkehrte, wurde Heine anschließend zum nischer Brigadegeneral a.D. gemeldet war, obwohl die amerikanischen Konsul in Liverpool ernannt, ein Amt, amerikanischen Behörden ihm inzwischen diese Be- das er 1871 aufgab. zeichnung untersagt hatten. Auch seiner Bitte um Erhö- Das Jahr war entscheidend für ihn, denn das Deut- hung seiner Dollarrente wurde nicht entsprochen. Sein sche Kaiserreich war im Spiegelsaal von Versailles aus- Gesundheitszustand verschlechterte sich zusehends. gerufen worden, die auch von Heine ersehnte nationale Am 5. Oktober 1885 endete Heines wechselvolles und Einheit damit erreicht. In seinem Abschiedsbrief an den nicht immer glückliches Leben in Kötzschenbroda. Intendanten von Lüttichau im Juni 1848 hatte Heine

10 Bruno J. Richtsfeld Wilhelm Heine und sein Werk Japan. Beiträge zur Kenntniss des Landes und seiner Bewohner

Heines letztes großes Werk war der zwischen 1873 und den Fachkollegen während der Reise von zunehmender 1875 erschienene aufwändige Folioband „Japan. Beiträge Abneigung geprägt war. Heine schloss sich daher mehr zur Kenntniss des Landes und seiner Bewohner.“ Man den Fotografen an, denen er Hinweise auf vielverspre- darf vermuten, dass er ihn als Krönung seiner langjäh- chende Szenerien gab, die er später für seine Studien des rigen Bestrebungen ansah, das Inselreich dem deutsch- „Volkslebens“ verwenden wollte. sprachigen Bildungsbürgertum näher zu bringen. Denn Während der Zeit der Vorbereitung seines Buches litt als er im Oktober 1871 nach Deutschland zurückgekehrt Heine unter den Nachwirkungen eines Schlaganfalls war, musste er feststellen, dass in dem offiziellen Rei- und bemühte sich vermutlich deshalb um die Mitar- sebericht der Preußischen Ostasien-Expedition (1859- beit von vier seiner ehemaligen Malerfreunde aus der 1862) seine eigenen Skizzen und Fotografien nicht be- Studienzeit bei Julius Hübner: Es waren dies die Brüder rücksichtigt worden waren. Mühlig, Guido Hammer und Ludwig Albrecht Schu- In seinem Vorwort des Foliobandes (ohne Paginie- ster. Meno (bzw. Menno) Mühlig (1823-1873), Vater des rung, 2. Seite), das auf den 1. März 1875 datiert ist, geht berühmteren Malers Hugo Mühlig (1823-1929), war Heine kurz auf die Entstehung des Werkes ein: gleich seinem Bruder Bernhard (Benno; 1829-1910) als „Als ich im Jahr 1871 nach Deutschland zurückkehrte, Genre- und Landschaftsmaler tätig, Benno auch als fand ich, dass in dem von der Königlich Preussischen Tiermaler. Auch (Edmund) Guido Hammer (1821-1898) Regierung veröffentlichten umfangreichen Werke über hatte sich einen Namen als Tiermaler gemacht; er war die Expedition nach Ostasien nicht ein Blatt meiner zudem Zeichner und Radierer, Jagdschriftsteller und Il- ethnographischen Darstellungen, sondern nur ein lustrator für die „Gartenlaube“ und die Leipziger „Illu- Cyclus sehr guter landschaftlicher Darstellungen des strierte Zeitung“. Ludwig Albrecht Schuster (1824-1905) Herrn Carl Berg veröffentlicht war. hingegen war Schlachtenmaler. Meine Platten [d.h. die von Heine während der Eu- Die den Abbildungen des Foliobandes zu Grunde lie- lenburg-Mission angefertigten Fotografien] waren den genden fünfzig Gemälde waren eigens für das Fotostu- Händen des Malers Carl Berg übergeben, welcher von dio angefertigt und sind daher nicht farbig, sondern in jeder einen Abdruck hatte nehmen lassen; ein in dem Grisaille, d.h. in unterschiedlichen Grautönen gemalt. Archiv des auswärtigen Ministeriums befindlicher Brief Nach ihrer einzelnen Ablichtung im Fotostudio wurden giebt die Kosten dafür, wenn ich nicht irre, auf 480 sie auf Albuminpapier reproduziert und auf die entspre- Thaler an, die Originalplatten, deren Benutzung mir chenden Seiten aus Kartonpapier geklebt. contractlich zugesagt worden, waren aber spurlos ver- Als man Mitte des 19. Jahrhunderts begann, Fotore- schwunden. produktionen von Gemälden für Kunstbände anzufer- Um meine Arbeit nicht gänzlich verloren gehen zu tigen, konnte man die farbigen Originalgemälde infolge lassen, benutzte ich fünfzig der noch in meinem Besitze der ungenügenden Farbempfindlichkeit der Fotoplat- befindlichen, meist sehr unvollkommenen Abdrücke. ten nicht direkt reproduzieren. Künstler mussten daher Meine alten akademischen Freunde, die Maler Mühlig, Kopien, oder, wie im Falle von Heines Impressionen, Schuster und Hammer, sowie ich selbst malten darnach von vorne herein Gemälde in Grisaille- oder Schwarz- Bilder von etwa 50 Centimeter Länge, Grau in Grau, Weiß-Technik anfertigen, die dann als Vorlage für die und nach diesen wurden die Photographien des Werkes Fotoaufnahmen der Abbildungen in den Kunstbüchern angefertigt.“ dienten. Albert (nicht Carl) Berg (1825-1884) begleitete als of- Die auf kartonierte Seiten geklebten Fotoreproduk- fizieller Maler die Gesandtschaft. Heines obige spitze tionen in Heines Folioband sind nach fünf Themenbe- Bemerkung verdeutlicht, dass das Verhältnis der bei- reichen „Religion“, „Geschichte“, „Ethnologie“, „Na-

11 Literatur

Zur 150sten Wiederkehr der Vertragsunterzeichnung schenbroda, 2009. Für diese Biographie konnten auch zwischen Preußen und Japan im Jahr 1861 wurde ein tagebuchartige Notizen seiner Tochter herangezogen reich illustriertes Werk herausgegeben: werden.

Dobson, Sebastian und Sven Saaler (Hg.): Unter den Hirner, Andrea: Wilhelm Heines Bilder aus dem alten Augen des Preußen-Adlers. Lithographien, Zeichnun- Japan im Münchner Völkerkundemuseum, in: Unser gen und Photographien der Teilnehmer der Eulenburg- Bayern, Jg. 58, Nr. 11 (Beilage der Bayerischen Staats- Expedition in Japan, 1860-1861, München, 2. Aufl. 2012. zeitung)

Dabei beschäftigt sich Dobson S. 125-150 sowie S. 166- Richtsfeld, Bruno J.: Wilhelm Heines Japan-Gemälde 185 besonders mit der Außenseiter-Rolle von Heine bei im Staatlichen Museum für Völkerkunde München, in: dieser Expedition. Münchner Beiträge zur Völkerkunde, 13, 2009, S. 211- 236. Heß, Helmut: Der Kunstverlag Franz Hanfstaengl und die frühe fotographische Kunstreproduktion. Das Richtsfeld, Bruno J.: Impressionen aus Japan. Die Wil- Kunstwerk und sein Abbild. München 1999. helm Heine zugeschriebenen Japan-Gemälde im Staat- lichen Museum für Völkerkunde München, in: Mer- Diese Monographie beschreibt die Probleme und Tech- genthaler, Markus (Hg.): Streifzüge durchs alte Japan - niken der frühen Kunstreproduktion. Philipp Franz von Siebold, Wilhelm Heine, Dettelbach 2013, S. 52-73. Hirner, Andrea: Das Leben und die Reisen des Wilhelm Heine, in: Mergenthaler, Markus (Hg.): Streifzüge In Amerika hat sich Frederick Trautmann eingehend durchs alte Japan - Philipp Franz von Siebold, Wilhelm mit der Perry-Expedition beschäftigt und sich dabei auf Heine, Dettelbach 2013 (Ausstellungskatalog), S. 76-90 Heines Werke berufen. Allerdings sind seine biographi- (enthält auch einige von Heines Bildern und Skizzen schen Angaben zu Heines frühem Leben fehlerhaft. Er während seiner Reisen) hat aber als Erster auf Heines Verdienste hingewiesen.

Hirner, Andrea: Wilhelm Heine – Ein weltreisender Trautmann, Frederick: With Perry to Japan. A Memoir Maler zwischen Dresden, Japan und Amerika, Kötz- by William Heine. Honolulu, 1990.

Zu: Ethnologisches, 4.

Eine Schule Wilhelm Heine, gemalt 1. Hälfte 70er Jahre des 19. Jahrhunderts Öl auf Leinen, 37,4 x 52,7cm, SMV München, Inv. 88.68 Foto: Marianne Franke

Nachdem diese Abbildung im Prachtband des Mu­seums Fünf Kontinente fehlt, haben wir uns ent­schlossen, im Nachdruck das dazugehörige Ölgemälde aus dem Museumsbesitz an dieser Stelle abzubilden. Der dazugehörige Text wurde nach der oben auf Seite 12 erwähnten, 1880 erschienenen Volksausgabe ergänzt.

14 Andrea Hirner Heine – Glossar und Anmerkungen

Wilhelm Heine hat in seinen Texten japanische Na- Nur die Abteilung „Naturgeschichtliches“ wurde dabei men oder Bezeichnungen in der Transkription so tran- ausgelassen. skribiert, wie er sie hörte, also phonetisch. Damit ist Dafür wurde die Hepburn-Umschrift gewählt. Die er keine Ausnahme. Auch andere Japanreisende und Aussprache japanischer Wörter bietet in diesem System Schriftsteller im frühen 19. Jahrhundert bedienten sich keine besonderen Schwierigkeiten. Die Vokale haben der gleichen Methode. Eine offizielle Umschrift gab es deutschen Lautwert, die Konsonanten englischen. Vo- damals noch nicht. kalkombinationen wie ae, ie, oe und ue sind als ge- Nur so ist zu erklären, weshalb in Schriften über Ja- trennte Vokale zu sprechen. pan bis zum Ende des 19. Jahrhunderts die Hauptstadt Edo als Yedo bzw. Yeddo oder der Herrscher Tokugawa Für die Konsonanten gilt folgende Aussprache: Ieyasu als Yeyasu bezeichnet werden. Selbst die Bezeich- ch = tsch wie im englischen „child“ nung für die japanische Währung „En“ wird aus dieser j = dsch wie im englischen „just“ Tradition heraus bis heute als „Yen“ bezeichnet. sh = sch wie im deutschen „Schule“ Manche Vokale werden im Japanischen länger ausge- y = j wie im deutschen „jagen“ sprochen, weshalb viele westliche Ausländer die Vokal- z = s wie im deutschen „sagen“ kombination „ou“ wählten oder ein deutsches „h“ an die Vokale anfügten. Für japanische Namen gilt: erst der Familienname, als Erst ein amerikanischer Missionar in Japan, Dr. Ja- zweites der Personenname. mes Curtis Hepburn (1815-1911), nahm sich dieses Problems an und schuf für sein japanisch-englisches Wörterbuch eine lateinische Umschrift, die bis heute allgemein anerkannt ist. Sie ist ebenfalls phonetisch Erste Abteilung ausgerichtet, gibt aber die Aussprache japanischer Wör- ter genau und standardisiert wieder. Allerdings beruht sie auf dem englisch-amerikanischen Alphabet, weshalb „Religiöses“ (1) länger gesprochene Vokale mit einem Strich oder einem Dach darüber (wie im Französischen) geschrieben wer- Hier bedient sich Heine der mythischen Überlieferung den, was für die deutsche Sprache ungewöhnlich wirkt. in den frühen Geschichtskompilationen Kojiki (712) Auch die Hepburn-Umschrift hat deshalb ihre Schwie- und Nihongi (720) über den Ursprung und seine rigkeiten. Doch heute gilt das Hepburn-System als das ersten Herrscher. Er erwähnt das Urelternpaar Izanagi allgemein gebräuchliche und praktisch anwendbare. und Izanami, die das Land Japan erschaffen. Sie zeugen Heine traf während seiner zweiten Japanreise das die Sonnengöttin Amaterasu-ō-mikami, den Mondgott Ehepaar Hepburn zu einem gemeinsamen Picknick in und schließlich Susano-ō, den Gott der Stürme. Kamakura. Aber das war zu früh, und wahrscheinlich Der Enkel der Sonnengöttin mit Namen Ninigi-no- hatte er bei der Abfassung seines Werkes noch keine mikoto erhält die Aufgabe, über Japan zu herrschen, Kenntnis von der Arbeit des Dr. Hepburn. sein Nachkomme ist der erste japanische Kaiser Jimmu- Da viele japanische Namen, die Heine in diesem tennō (Heine schreibt seinen Namen Dzin-Mu). Mit Buch benutzt, in seiner phonetischen Umschrift für Hat-Si-Man ist der populäre Kriegsgott Hachiman ge- Laien schwierig zu enträtseln sind, wurden diesem meint. Den Legenden nach war Hachiman Verkörpe- Neudruck ein Glossar und einige Anmerkungen ange- rung des Kaisers Ōjin (lebte und regierte angeblich von fügt, die die Lektüre für den Leser erleichtern sollen. 200 bis 310 n. Chr.). Mit dem Aufstieg des Ritteradels

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