Erinnerungen an Lager in Frank
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Verlagsbüro v. Brandt Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme Lager in Frankreich: Überlebende und ihre Freunde; Zeugnisse der Emigration, Internierung und Deportation/ hrsg. von Edwin M. Landau und Samuel Schmitt. – Mannheim: v. Brandt, 1991 ISBN 3-926260-15-7 Bildquellen: Die Bildvorlagen stammen – mit einer Ausnahme – aus dem Privatbesitz von S. Schmitt oder wurden ihm für die Veröffentlichung zur Verfügung gestellt. Das Bild auf S. 89 wurde dem Verlag freundlicherweise aus Privatbesitz zur Veröffentlichung überlassen. Diese Publikation wurde dankenswerterweise durch Zuwendungen des Migros-Genossenschafts-Bundes, Schweiz, und der Stadt Koblenz am Rhein gefördert. Titelgestaltung: Franke & Franke, Oftersheim Satz: Fotosatz Walter, Schriesheim Reproduktion: Repro Service, Heidelberg Gesamtherstellung: Druckhaus Beltz, Hemsbach 1. Auflage. Mit 20 Abbildungen © 1991 Verlagsbüro v. Brandt, D-6800 Mannheim 71 Eingescannt mit OCR-Software ABBYY Fine Reader Inhalt Vorwort ................................................................................................ 7 Die Internierungslager in Frankreich in der Vichy-Zeit (1940-1944) – Von Claude Laharie ..................................................... 11 Aus den Protokollen über die Forschungen zum Lager Les Milles – Von André Fontaine ....................................................... 35 Am Abgrund – Tagebuch von Pfarrer Henri Manen .......................... 55 Helfen in Gurs – Bericht des Internierten Arthur Schnierer .. 81 Bericht über das Lager Les Milles – Von Israel Salzer ........................ 95 Oskar Althausen ................................................................................ 104 Interview mit Oskar Althausen .................................................... 108 Josef Brenig ....................................................................................... 114 Ruth Freschel ................................................................................... 117 Alfred Frisch ..................................................................................... 120 Amira Gezow ..................................................................................... 124 Herta Hausmann ............................................................................... 129 Aus den Briefen des Malers Hans Reichel .................................... 132 David Hirsch ..................................................................................... 135 Karl Kunde ......................................................................................... 138 Dr. Edwin M. Landau ........................................................................ 145 Hanna Meyer geb. Moses ................................................................ 154 Gerald F. Newman ........................................................................... 163 Flucht aus dem Lager Les Milles .................................................. 172 -5- Dr. Heinz Peiser ............................................................................... 181 Samuel Schmitt ............................................................................... 184 Barackenkameraden .................................................................... 190 Frédéric Schoenfeld ........................................................................ 201 Dr. Hans Steinitz............................................................................... 207 Der Tod in Gurs ........................................................................... 213 Dr. Oscar Stroh ................................................................................ 220 Karl Urbach ..................................................................................... 221 Erew Schawuot in St-Cyprien ..................................................... 227 Dr. Georg Vadnai ............................................................................. 229 Wilhelm Vogelsinger ........................................................................ 240 Ruth Wertheimer ............................................................................ 242 Dr. Karl Wilczynski ........................................................................... .244 «Bürger wider Willen» ................................................................ 246 George Wronkow ............................................................................. 248 Hugo W. Zarnel ................................................................................ 256 Die Diktatur des Gewissens – Von Samuel Schmitt ........................ 258 -6- Vorwort Vor einigen Jahren schrieb mir ein Herr Fontaine aus Aix-en- Provence: «Wenn Sie Sammy Schmitt sind, der im Lager ,Les Mil- les’ Jugendchef war, möchte ich Sie gerne kennenlernen. Ihre Adresse habe ich von der Witwe des Pfarrers Manen.» Da ich mit Pfarrer Manen und seiner Frau befreundet war, antwortete ich und trat mit André Fontaine in Verbindung. Ich fuhr zu ihm nach Aix. Wir besuchten die Ziegelei in Les Milles, in der während des Vichy- Regimes ein Internierungslager war – eine von vielen Leidenssta- tionen für rassisch und politisch Verfolgte, zu denen auch ich ge- hört hatte. Viele Erinnerungen wurden wieder wach ... André Fontaine betrieb die Nachforschungen über das ehemalige Lager, die damaligen Lebensverhältnisse und die Überlebenden mit grossem, man kann sagen fanatischem Eifer. Jedem noch so kleinen Hinweis ging er nach; er fand auch immer wieder neue Spuren und vergessene Ereignisse. Sein Beitrag aus den Protokollen dieser Forschungen (S. 35 ff.) dokumentiert dieses Engagement wie auch die Schwierigkeiten und Widerstände bei der Ermittlung von 40 Jahre zurückliegenden Ereignissen. In dieser Zeit wurde auch die «Association européenne pour le souvenir du Camp des Milles» gegründet. Zusammen mit einigen anderen ehemaligen Internierten wurde ich als Ehrenmitglied in die Vereinigung aufgenommen. – Bei einer Jahresversammlung dieser Gesellschaft erlebte ich eine heftige Auseinandersetzung. Man stritt um die voraussichtliche Leitung eines Museums. Im Neben- gebäude der Ziegelei hatte man Fresken gefunden, die von den ehe- maligen Internierten für den Essraum des Wachpersonals gemalt worden waren. Dieser Raum sollte als Museum eingerichtet wer- den. Heftigen Streit gab es auch um den Text einer kleinen Stele, die zur Erinnerung an die Deportation beim Bahnhof von Les Milles errich- -7- tet war. Es wurde beanstandet, dass der Text ungenau sei: Die er- wähnten Kinder seien nicht deportiert, sondern von den Quäkern und jüdischen Pfadfindern gerettet worden. Vor allem seien 1942 aus dem Lager Les Milles keine Franzosen, sondern ausschliesslich Juden deportiert worden. Damals vertretene Meinungen, das Bild vom Lager beruhe mehr auf Gerüchten als auf Tatsachen – ja, das Lager habe gar nicht exi- stiert – veranlassten mich, einen Plan zu entwickeln. Ich schlug vor, ein Buch herauszugeben, in dem französische Historiker und wirk- liche Freunde der Internierten zu Wort kommen sollten. Auf alle Fälle müssten aber auch Beiträge der überlebenden Internierten aufgenommen werden. – Dieser Vorschlag fand die Zustimmung al- ler. Nach meiner Rückkehr in die Schweiz begann ich sofort mit der Arbeit. Es war mein Ziel, die jeweiligen Biografien bis in die Gegen- wart zu dokumentieren, um zu zeigen, dass auch nach der Rettung vor der Deportation das Leben für alle noch sehr schwierig war. Die Kontaktaufnahme mit den Beteiligten war ein zeitraubendes Unterfangen. Aber viele meiner Freunde und Leidensgenossen aus den Lagern Gurs und Les Milles schickten mir ihre Texte, die alle zwischen 1985 und 1990 entstanden sind. Es handelt sich jeweils um die kurze Lebensbeschreibung und z.T. Erlebnisberichte. Wir wollten hiermit kein wissenschaftliches Werk schaffen; jeder weiss, dass Erinnerungen nach 40 Jahren verblassen können und im Rückblick auch Fehleinschätzungen möglich sind. Solche Fehler und Widersprüche aus den einzelnen Beiträgen zu eliminieren, wäre die Aufgabe eines Historikers gewesen und hätte die Entste- hungsgeschichte dieses Buches unendlich verlängert. Ich glaube al- lerdings, dass dieses Buch mit seinen Zeugnissen durchaus einen Beitrag zur wissenschaftlichen Forschung, auch zur Korrektur der einschlägigen deutschen Literatur leistet. So zitiert z.B. Michael Philipp in seiner Arbeit «Gurs – ein Internierungslager in Südfrank- reich 1939 – 1943», Hamburg 1991, aus dem Tagebuch Henri Ma- -8- nens und ordnet dieses Zeugnis dem Lager Gurs zu. Dabei stützt er sich auf die Tatsache, dass die New Yorker jüdische Zeitschrift «Aufbau» vom 18. Dezember 1942 dieses Textfragment ebenfalls dem Lager Gurs zuordnet. Es besteht jedoch kein Zweifel, dass das in diesem Buch vollständig veröffentlichte Tagebuch (S. 54 ff.) Henri Manens seine Erlebnisse und Bemühungen im Lager Les Mil- les schildert. Die Arbeit war langwierig und die Suche eines Verlegers nicht ein- fach, da hier kein Bestseller angeboten werden konnte. Viele Texte mussten übersetzt werden, auch dafür sollte eine kostengünstige Lösung auf Freundschaftsbasis gefunden werden. Und da viele Autoren inzwischen hochbetagt, z.T. sehr krank sind, war die End- phase dieser Edition von (verständlicher) Ungeduld geprägt. Der Leser möge daher über sprachliche, historische und editori- sche Mängel hinwegsehen – Herausgebern und Verlag kam es dar- auf an, ein authentisches Zeugnis vorzulegen; und das so rechtzei- tig, dass die beteiligten Freunde die Herausgabe auch noch erleben konnten. Unser Buch soll sich nicht im kritischen Urteil über das Regime von Vichy erschöpfen,