Das Künstlerische Werk Von Johann Georg Müller (1913–1986)
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Wege der Abstraktion – Das künstlerische Werk von Johann Georg Müller (1913–1986) DISSERTATION zur Erlangung des akademischen Grades eines Doktors der Philosophie am Fachbereich 2: Philologie / Kulturwissenschaften der UNIVERSITÄT Koblenz-Landau vorgelegt im Promotionsfach Kunstwissenschaften/ Schwerpunkt: Kunst des 20. Jahrhunderts am 05.11.2015 von Christina Runkel geboren am 17.02.1988 in Linz am Rhein Erstgutachter: Prof. Dr. Dr. hc. Ludwig Tavernier Zweitgutachter: PD Dr. Michael Kausch Christina Runkel Wege der Abstraktion Das künstlerische Werk von Johann Georg Müller (1913–1986) Meinem Großvater, meinem Vater und meiner Schwester „Niemand kann ein Künstler sein, der mit regelmäßigem Einkommen sein Auskommen hat.“ Johann Georg Müller Inhalt VORWORT 1. EINLEITUNG 9 1.1. Thema 9 1.2. Forschungsstand 12 1.3. Quellen, Methoden, Ziele 14 2. ZEIT, UMFELD, BEDINGUNGEN 20 2.1. Ausbildung und Akademiezeit 20 2.2. Soziale Verhältnisse: Vor- und Nachkriegsjahre 26 2.3. Schicksal einer Künstlerkolonie: Aufbruch nach Koblenz 53 2.3.1. Zur Kunstgeografie der Rheinpfalz 58 2.3.2. Müller in den regionalen Künstlerverbänden 63 2.4. Zwischen Ausstellungen und Häuslichkeit 76 2.5. Müllers künstlerische Basis: Ein Zwischenfazit 95 3. WERKGRUPPEN 100 3.1. Das Selbstbildnis 113 3.2. Müller und die Frauen 121 3.2.1. Porträts 124 3.2.2. Akte 130 3.2.3. Liegende 137 3.2.4. Mutter mit Kind 143 3.3. Stillleben 150 3.4. Masken und Maskeraden 156 3.4.1. Fassaden und Inhalte 164 3.4.2. Sonderfall Harlekin 167 3.5. Krieg und Kunst 172 3.5.1. Trümmerbilder der Nachkriegszeit 173 3.5.2. Die späten Brandmale des Krieges 176 3.6. Maschinen und Pflanzen 180 3.6.1. Zwischen Schornsteinen und Industrie 182 3.6.2. Technische Kompositionen 183 3.6.3. Organische Kompositionen 187 3.7. Reisebilder und Traumwelten 190 3.7.1. Reise, Sehnsucht und fremde Welten 191 3.7.2. Phantastische Landschaften 194 3.7.3. Künstliche Traumwelten 198 3.8. Ausbrüche: Abstrakte Kompositionen 201 3.9. Kunst am Bau: Architekturdekorationen 204 4. FOTOGRAFISCHES WERK 213 4.1. Fotografien und Fotoübermalungen 216 4.2. Die Kugelbilder 224 5. HOLZSCHNITTE 228 6. LITERARISCHER NACHLASS 235 6.1. „Zum weissen Elefanten. Aufzeichnungen des Zieharmonikaspielers Jan Keller“ 237 6.2. Lyrische Zeugnisse 249 7. MIMETISCHE DOKUMENTE AUF DEN WEGEN DER ABSTRAKTION 255 ANHANG 268 Zeitzeugeninterviews 268 Quellen und Literatur 280 Abbildungen 291 Bildnachweis 295 Register 296 Tabellarischer Lebenslauf 300 Wege der Abstraktion – Das künstlerische Werk von Johann Georg Müller (1913–1986) Vorwort 2013 fand in Koblenz im Haus Metternich, dem Ausstellungsgebäude der Arbeitsgemeinschaft Bildender Künstler am Mittelrhein, eine Retrospektive zum 100. Geburtstag des rheinland-pfälzischen Künstlers Johann Georg Müller (1913–1986) statt. Ausgestellt waren malerische, grafische und fotografische Werke aus dem künstlerischen Nachlass des Malers, der 1950 durch ein Künstlerstipendium des Landes Rheinland-Pfalz von Ludwigshafen nach Koblenz gekommen war und dort bis zu seinem Tode wirkte. In Müllers künstlerischem Nachlass sind bis heute etwa 2400 farbige Blätter, mehr als 1000 Ölgemälde, mehrere Hundert Holzschnitte und etwa 600 fotografische Arbeiten verzeichnet. Sie befinden sich mehrheitlich in Privatbesitz, aber auch in öffentlichen Sammlungen, zu denen das Mittelrhein-Museum Koblenz, das Landesmuseum Mainz und die Pfalzgalerie Kaiserslautern zählen. Zuverlässige Verzeichnisse zu Müllers Werken wurden von Werner Scholzen und Urs Roeber vorgelegt. Die begleitenden Essays der Autoren lassen erkennen, dass Müller den Künstlern der sogenannten verschollenen Generation1 zugerechnet werden kann, die zwischen 1890 und 1914 geboren und zu Beginn des 20. Jahrhunderts ausgebildet worden waren, durch die Kunstdiktatur der Nationalsozialisten aber erst nach den Wirren des Zweiten Weltkriegs ihren eigenen Weg suchen konnten. Unbearbeitet blieben in den Publikationen von Scholzen und Roeber die Fragen, unter welchen Voraussetzungen und Bedingungen Müller seinen künstlerischen Weg vollzogen hatte, welche Einflüsse wirksam geworden waren, und wie sein Werk in den künstlerischen und gesellschaftlichen Kontext einzuordnen ist. 2015 hat die Universität Koblenz-Landau die vorliegenden Ergebnisse der Forschungen zu Johann Georg Müller als Dissertation angenommen. Für die Hilfe und die Unterstützung, die ich dabei erfahren habe, danke ich ganz besonders meinem Doktorvater Prof. Dr. Dr. h.c. Ludwig Tavernier. Er hat den Fortgang der Studien 1 Rainer ZIMMERMANN: Die Kunst der verschollenen Generation. Deutsche Malerei des expressiven Realismus von 1925–1975; Düsseldorf u. a. 1980. Überarb. Neuausgabe unter dem Titel: Expressiver Realismus. Malerei der verschollenen Generation; München 1994. Wege der Abstraktion – Das künstlerische Werk von Johann Georg Müller (1913–1986) immer mit großem Interesse begleitet und mit vielen Ratschlägen unterstützt. Für Hinweise bei der Durchsicht des Werkes von Johann Georg Müller schulde ich Dr. Urs Roeber und Werner Scholzen besonderen Dank. Danken möchte ich ebenso Dr. Karl- Jürgen Wilbert (†), der Müller persönlich kannte. Auch Ulrike Weber und Helke Stiebel, die ebenfalls mit Müller bekannt waren, haben viele wertvolle Hinweise beigesteuert. Hilfreiche Unterstützung erfuhr ich auch durch Dr. Matthias von der Bank, Direktor des Mittelrhein-Museums Koblenz, Frau Cornelia Schmitz-Groll, die den Bereich der Öffentlichkeitsarbeit der Handwerkskammer Koblenz steuert und für die Galerie Handwerk zuständig ist, und Elisabeth Sauer-Kirchlinne, Vorsitzende des Freundeskreises des Mittelrhein-Museums und des Ludwig Museums zu Koblenz e.V. Für zahlreiche andere Hinweise, Hilfen und Ratschläge danke ich Elisabeth Hansen, Thomas Hardy, Günter Heinrich, Prof. Ingeborg Henzler, Prof. Dr. Joachim Hofmann- Göttig, René Horre, Jutta Krekel, Andreas Labud, Nora Löhr, Uschi Reuther, Verena Runkel, Gerhard Runkel, Ulrich Runkel, Gabi und Erwin Stoffel und Dr. Klaus T. Weber. Dieter Schwerin unterstützte die Forschungsarbeiten mit einem Stipendium der Schwerin Stiftung zur Förderung der zeitgenössischen Kunst in Duisburg. Bei der Durchsicht des Manuskripts war Florian Blum M.A. ein wichtiger Ratgeber, dem ich dafür sehr herzlich danke. Koblenz, im Oktober 2016 Wege der Abstraktion – Das künstlerische Werk von Johann Georg Müller (1913–1986) 1. Einleitung 1.1. Thema Der Weg, den die Moderne bis zur Abstraktion durchlaufen hat, ist in einer Vielzahl von Abhandlungen dargestellt und in die Kunstgeschichte eingeordnet worden. Das Hauptaugenmerk liegt hierbei meist auf denjenigen Werken, die mit Traditionen brechen und neue Richtungen aufzeigen. Zu den Künstlern, die diese Entwicklung begleitet haben, gehört der rheinland-pfälzische Maler Johann Georg Müller (1913–1986), der nie den Weg der Massen zur künstlerischen Abstraktion nehmen sollte. Ein großer Teil seiner Arbeiten befindet sich im Mittelrhein-Museum Koblenz2, in weiteren Ausstellungshäusern3, in Betrieben, aber auch in privaten Sammlungen. Es liegen zwei zuverlässige Werkverzeichnisse4 vor, jedoch lässt die Forschung zu Müllers Werk dessen Position innerhalb der künstlerischen Entwicklung der Moderne im Rheinland und der Pfalz vielfach ungeklärt. Das Dissertationsvorhaben will in Form einer Künstlermonografie diese Lücke schließen. Insgesamt bieten Johann Georg Müller und dessen künstlerisches Schaffen ein stark bearbeitungswürdiges Themenfeld, das durch die vorhandene Sekundärliteratur nicht ausreichend erschlossen werden kann. Daher erschien im Rahmen des Dissertationsvorhabens zunächst eine kritische Bearbeitung von authentischem Quellenmaterial notwendig. Dies wurde von entsprechenden Zeitzeugen, die mit Müller in persönlichem Kontakt gestanden haben, geliefert.5 Ebenso konnten durch eine differenzierte kunsthistorische Analyse der Werke die Einflüsse geklärt werden, die Müllers Schaffen bestimmt haben und die seine Arbeiten untereinander aber auch mit denen namhafter Künstler in Bezug setzen und die Inspirationen und Rezeptionen aufdecken. Durch den direkten Kontakt zum Mittelrhein- Museum Koblenz war es möglich, freien Zugang zu den Beständen an Werken des Künstlers zu haben. Dies ermöglichte die Forschung durch kritische Sichtung der 2 Der Bestand des Mittelrhein-Museums Koblenz zu Johann Georg Müller beläuft sich auf rund 200 grafische und druckgrafische Arbeiten und mehr als 20 Ölgemälde. 3 Hauptsächlich in Ludwigshafen, Mainz, Wiesbaden und Kaiserslautern. 4 Werner SCHOLZEN/Urs ROEBER: Johann Georg Müller 1913–1986. Verzeichnis der Malerei und Druckgraphik, Erweiterte Neuausgabe, Droste: Düsseldorf 2009 und Werner SCHOLZEN/Urs ROEBER: Johann Georg Müller 1913–1986. Verzeichnis der Arbeiten auf Papier. Bd. 1: Die farbigen Arbeiten, Kerber: Bielefeld/Berlin 2013. 5 Siehe Anhang, Zeitzeugeninterviews und Informanten. 9 Wege der Abstraktion – Das künstlerische Werk von Johann Georg Müller (1913–1986) Arbeiten und den Vergleich zu den Werken seiner Zeitgenossen. Auch der Zugang zu den hauptsächlich in privatem Besitz befindlichen Werken des Künstlers war gegeben. Müller, dessen Geburtsstadt Ludwigshafen am Rhein durch ihre industrielle Prägung den Schwerpunkt nicht auf Kunst- und Kulturförderung gelegt hat und daher die Vita des Künstlers als für die Stadt untypische und große Ausnahme zeigt, erfuhr während seines Lebens tiefgreifende Ereignisse. Er war Zeuge beider Weltkriege, musste ein Ausstellungsverbot durch die Nationalsozialisten über sich ergehen lassen und erlebte nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges einerseits das deutsche Wirtschaftswunder,