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Pingusson.Pdf RESONANZEN Architektur im Aufbruch zu Europa Architectures aux origines de l‘Europe 1945–1965 1. Die Französische Botschaft im Saarland L‘Ambassade de France en Sarre von/de Georges-Henri Pingusson INHALT SOMMAIRE 5 Vorwort Avant-propos Christine Streichert-Clivot Christine Streichert-Clivot 8 Die Botschaft Frankreichs L’Ambassade de France im Saarland en Sarre Marlen Dittmann Marlen Dittmann 32 Der Bauherr und sein Architekt Le maître d’ouvrage Marlen Dittmann und et son architecte Volker Ziegler Marlen Dittmann et Volker Ziegler 36 Die turbulente Geschichte Le destin tumultueux eines zum Unikum d’un prototype devenu gewordenen Prototyps unicum Benoît Carrié Benoît Carrié 86 Ein Hauptwerk der Un chef d’œuvre de europäischen l’architecture moderne dans Nachkriegsmoderne l’Europe de l’après-guerre Axel Böcker Axel Böcker 102 Das Schiffsmotiv Le motif du paquebot Marlen Dittmann und Marlen Dittmann et Jean-Marie Helwig Jean-Marie Helwig 110 Der Garten Le jardin Marlen Dittmann Marlen Dittmann 118 Die Kunst in der Botschaft L’art dans l’ambassade Marlen Dittmann und Marlen Dittmann et Oranna Dimmig Oranna Dimmig 132 Schloss Halberg als Le château du Halberg comme Residenz für den Vertreter résidence pour le représentant Frankreichs an der Saar de la France en Sarre Marlen Dittmann Marlen Dittmann 136 Der Deutsche Werkbund und Le Werkbund allemand et die französische Union des l’Union des artistes modernes artistes modernes française Benoît Carrié und Benoît Carrié et Marlen Dittmann Marlen Dittmann 140 Nachwort Épilogue Henning Freese Henning Freese 142 Baugeschichte mit Daten Histoire de la construction – und Fakten faits et chiffres Marlen Dittmann Marlen Dittmann 146 Literaturverzeichnis Biografien VORWORT AVANT-PROPOS CHRISTINE STREICHERT-CLIVOT CHRISTINE STREICHERT-CLIVOT MINISTERIN FÜR BILDUNG UND KULTUR MINISTRE DE L‘ÉDUCATION ET DE LA CULTUR DU LAND DE LA SARRE TRADUCTION LAURA KAY Die vorliegende Publikation zur ehemaligen Französischen Le présent ouvrage est le fruit de recherches scientifiques Botschaft fasst Erkenntnisse und Ergebnisse aus wissenschaft- consacrées à l’ancienne Ambassade de France en Sarre. Une lichen Untersuchungen und Recherchen zusammen. Sie wurden étude approfondie du bâtiment et de son histoire a été menée im Rahmen des vom Deutschen Werkbund Saar initiierten und dans le cadre du projet Sharing Heritage « Résonances – les in Kooperation mit dem Ministerium für Bildung und Kultur grandes ondes de l’utopie », initié par le Deutscher Werkbund sowie dem Institut K8 durchgeführten Sharing Heritage Projektes Saar, en coopération avec le ministère sarrois de l’Éducation et „Resonanzen – die langen Wellen der Utopie“ gewonnen. de la Culture et de l’Institut K8. Im Mittelpunkt dieses saarländischen Beitrags zum Europäischen L’exposition franco-allemande « Architectures aux origines de Kulturerbejahr 2018 stand die deutsch-französische Ausstellung l’Europe 1945–1965 » du 29 septembre au 30 décembre 2018 „Architektur im Aufbruch zu Europa 1945–1965“, die vom dans le ‹ bâtiment Pingusson › a été au cœur de la contribution 29. September bis zum 30. Dezember 2018 im ‘Pingusson-Bau‘, sarroise à l‘Année européenne du patrimoine culturel 2018. der ehemaligen Botschaft Frankreichs im Saarland, stattfand. Sie Cette exposition a mis en lumière le patrimoine architectural dokumentierte das von Planern und Architekten beider Länder transfrontalier entre Sarre et Moselle, conçu par des architectes in einer Schlüsselphase europäischer Entwicklungen geschaffene et urbanistes des deux pays lors d’une période clé pour la Kulturerbe im Grenzraum zwischen Saar und Mosel und lud dazu construction européenne. Elle a été pour de nombreux visiteurs ein, sich intensiv mit den ästhe tischen und politischen Dimen- et spécialistes l’occasion de percevoir la dimension esthétique et sionen dieser Bauten auseinanderzusetzen, ihrem utopischen politique de ces bâtiments, de découvrir leur potentiel utopique Potential nachzuspüren und diesen Architekturen gemeinsam et de souligner la signification particulière de cette architecture. eine neue Bedeutung zu geben. In fünf Themenbereichen legte Déclinée sur cinq thématiques, l’exposition a abordé la question sie die gegenseitige Abhängigkeit zwischen Planen, Bauen und d’interdépendance entre conception, construction et décisions politischen Entscheidungen offen und damit die Durchdringung politiques en illustrant la connexion entre architecture, urbanisme von Architektur, Stadtgestalt und Zeitgeschichte. Geplant ist, die et histoire. Un ouvrage sera publié sur chacune de ces théma- einzelnen Themen der Ausstellung in jeweils eigenen Ergebnis- tiques. Vous tenez en main le premier volume dédié à l’ancienne bänden zu veröffentlichen. Mit der ehemaligen Französischen Ambassade de France en Sarre. Botschaft stellen wir den ersten Band vor. Nous avons pu combler de nombreuses lacunes, mais d’autres Wir konnten Wissenslücken schließen, während sich gleich- ont été mises à jour. Il est évident que nous sommes au point zeitig neue Unbekannte zeigten. Damit ist klar, dass wir erst am de départ d’un retour palpitant vers le passé commun de notre Anfang einer spannenden Reise in die Vergangenheit unseres patrimoine culturel franco-allemand et donc européen. Nous gemeinsamen deutsch-französischen, und damit auch europä- espérons que les recherches futures combleront les vides. Nous ischen, Kulturerbes stehen. Wir hoffen, dass künftige Bearbei- considérons ce travail comme une stimulation de réflexions sur tungen weitere Leerstellen schließen werden. Vor allem aber l’histoire sarroise d’après-guerre, une période palpitante mais sehen wir diese Schrift als Anregung, sich mit einer spannenden, encore peu connue. 1951 est non seulement l’année de la pose aber weithin unbekannten Zeit der saarländischen Nachkriegs- de la première pierre du bâtiment Pingusson mais aussi celle geschichte zu beschäftigen. 1951 wurde nicht nur der Grund- de la naissance de la Communauté européenne du charbon et stein für das Pingusson-Gebäude gelegt, auch Europa erlebte in de l’acier (CECA). Depuis, la Sarre se repose sur trois éléments diesem Jahr mit der Gründung der Montanunion seine Geburts- essentiels : l’industrie minière et sidérurgique, les relations stunde. Hier zeigt sich die für das Saarland so wichtige Verflech- particulières avec la France et l’idée européenne. Chacun de tung dreier identitätsstiftender Elemente: die Montanindustrie, ces éléments est une part fondamentale de notre patrimoine die besondere Beziehung zu Frankreich und die europäische Idee. culturel. En revanche, actuellement ces éléments sont soumis Jedes dieser Elemente ist für sich genommen Teil unseres kultu- à des pressions importantes diverses. Définie par notre histoire, rellen Erbes. Gleichzeitig steht jedes Element von verschiedenen notre mission ne peut être que de protéger et de développer Seiten unter Druck. Unser Auftrag aus der Geschichte kann nur notre culture sarroise, franco-allemande et européenne. sein, unsere saarländische, deutsch-französische und europäische Vive l’amitié franco-allemande ! Kultur zu bewahren und Partnerschaften weiter auszubauen. Vive l’amitié franco-allemande! 5 6 7 DIE BOTSCHAFT FRANKREICHS IM SAARLAND Wir schreiben das Jahr 1951. Die politische Struktur des Saar- gebiets ist ein Provisorium, die Zukunft noch ungewiss, wirt- L’AMBASSADE DE FRANCE EN SAARE schaftlich ist das Land mit Frankreich verbunden. Mit den Saarkonventionen wurde 1950 die Autonomie anerkannt. MARLEN DITTMANN 1 Die Saarfrage soll endgültig im Zuge einer Europäisierung des Landes gelöst werden. Vorerst ist das Land assoziiertes Mit- glied im Europarat, bemüht sich um die Vollmitgliedschaft sowie die Aufnahme in die Montanunion, deren Hauptstadt Saarbrücken werden könnte. Bis 1955 wird man für einen künftigen Hauptstadtsitz planen und einen internationalen Architektenwettbewerb ‚Montanhauptstadt Saarbrücken’ durchführen. Diese Aufgabe wird hinfällig, als die Saarländer sich 1955 gegen das im Jahr zuvor zwischen Frankreich und der Bundesrepublik aus gehandelte Saarstatut aussprechen. In der Folge wird das Saarland elftes Bundesland. Eine wichtige Rolle bei allen Entscheidungen spielt der Vertre- ter Frankreichs, der Hohe Kommissar Gilbert Grandval, dessen ‚Haut-commissariat’ 1951 in die ‚Mission diplomatique de la République française en Sarre’ umgewandelt wird. Grandval hatte zuvor schon den Architekten Georges-Henri Pingusson mit dem Bau einer Botschaft beauftragt. Pingusson zählte zur Elite der französischen Architekten, war ein Freund und Geistesver- wandter Le Corbusiers, Gründungsmitglied der Union des artistes modernes (UAM) und der Congrès internationaux d’architecture moderne (CIAM) sowie Hochschullehrer an der Pariser École des beaux-arts. 2 Die städtebauliche Planung für Saarbrücken konnte Pingusson nicht umsetzen und so war er 1949 resigniert nach Paris zurückgekehrt. Gleichwohl sah er im Auftrag, eine Bot- schaft zu bauen, den Auftakt zur Realisierung seiner Pläne. „Der Bau der Botschaft Frankreichs in Saarbrücken ist ein Baustein zur Verwirklichung der städtebaulichen Planung.“ 3 Gleichzeitig symbolisierte die Botschaft in seinen Augen ein Zeichen des Friedens zwischen den Völkern, vor allem aber repräsentierte sie die ‚Grande Nation’ und deren Kultur. Als Pingusson 1955 den Grand prix d’architecture des Cercle d’études architecturales erhielt, äußerte er sich auch zur Bot- schaft: „Was ich mit dem Bau der Botschaft, diesem Stück Frankreich an der Saar, wollte, war das Gefühl dieser ruhenden Ordnung, dieser ungebundenen Kraft,
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