HN 763 Vorwort.Fm
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V Vorwort den außerordentlichen Erfolg der Wal- zusammengehörig durch alle Contrast der zerfassung für Klavier solo weitere Empfindung. Ein solcher Mephisto kann Kompositionen dieses Sujets, Mephisto- nur aus einem derartigen Pudel entsprin- gen!“ Walzer Nr. 2 bis 4 und eine Mephisto- (Franz Liszt am 29. August 1862 aus Zeit seines Lebens begeisterte sich Polka; diese Werke reichen jedoch nicht Rom an Franz Brendel, zitiert nach: La Franz Liszt (1811–1886) für Goethes an die Genialität des „Ersten“ Mephisto- Mara, Franz Liszts Briefe, Bd. 2, Leipzig Faust. Kennengelernt hatte er die Tra- Walzers heran. 1893.) gödie nach Hector Berlioz’ Bericht als Über die besondere Beziehung zwi- Noch elf Jahre später kam Liszt anläss- junger Mann im Jahr 1830: „Am Abend schen der Faust-Symphonie und den lich einer Aufführung der Orchesterwer- zuvor stattete Liszt mir einen Besuch Episoden erfahren wir in einem bisher ke darauf zurück: ab. Wir kannten uns noch nicht. Ich er- unveröffentlichten Schreiben Liszts an zählte ihm von Goethes Faust, den er, seinen Verleger Schuberth vom 10. Ja- „Besonders ist mir erwünscht, dass die zwei Faust-Episoden ungetrennt produ- wie er mir gestand, nicht gelesen hatte, nuar 1861 (Autograph in der Pierpont zirt werden – selbst auf die Gefahr hin, der ihn aber bald darauf ebenso begeis- Morgan Library, New York), dass die bei- das Publikum durch den ‚nächtlichen terte wie mich“ (Hector Berlioz, Mé- den Episoden – in Anlehnung an Scho- Zug‘ einige Minuten zu langweilen.“ moires de Hector Berlioz, comprenant penhauer – als „Parerga [= Beiwerke] (Franz Liszt am 16. September 1873 aus ses voyages en Italie, en Allemagne, en zur Faust-Sinfonie“ zu verstehen sind. Weimar an den Sondershausener Hofka- Russie et en Angleterre 1803–1865, Einige Wochen später, am 13. März pellmeister Max Erdmannsdörfer, zitiert nach: La Mara.) Bd. I, Paris: Calmann-Lévy 1878, 1861, übersendet der Komponist die S. 168; im Original Französisch). Schon Stichvorlagen für die Lenau-Stücke: Für Klavier solo hatte Liszt allerdings bevor er sich 1848 in Weimar nieder- „Anbei überreich ich Ihnen als Dessert nur, wie oben bereits berichtet, ein ließ, wo bis 1861 die bedeutenden sym- zur Faust Sinfonie – die 2 Episoden aus „Conzertstück“ des Mephisto-Walzers phonischen Kompositionen zum Faust- Lenau’s Faust verfasst. (Erst 1872 veröffentlichte o Thema entstehen sollten, hatte Liszt 1 „Der nächtliche Zug“ (Partitur und Schuberth auch Den nächtlichen Zug in 4händige Clavier Bearbeitung) Vertonungen einiger Lieder aus Goethes 2o Mephisto Walzer (Partitur, 2, und einem zweihändigen Arrangement von Meisterwerk für verschiedene Besetzun- 4händige Pianoforte Transcription Robert Freund, das von Liszt vor gen veröffentlicht, so etwa das Studen- NB. letztere sind als Conzertstücke von Drucklegung überarbeitet wurde; Stich- tenlied „Es war eine Ratt’ im Keller- mir bearbeitet – und wenn ich einmal gut vorlage im Nederlands Muziek Instituut, nest“ für Chor und Orchester oder Mar- aufgelegt bin, spiele ich sie Ihnen vor) Den Haag.) Obwohl Liszt selbst die Fas- Bescheinigen Sie mir den Empfang der garetes Lied „Es war ein König in Thu- vollständigen Faust-Manuscripte Sinfo- sung des Walzers für Soloklavier als le“ für Gesang und Klavier (1843). In nie, und Episoden – durch ein paar genia- „Transkription“ bezeichnete, stellt das Weimar verfolgte er zunächst Pläne zu le Zeilen Ihrer weltberühmten Feder – Autograph klar, dass die Komposition einer Oper über den Goethe-Protagonis- NB. Wie ich es in den Partituren ange- zunächst in dieser Fassung entworfen ten, die er allerdings zugunsten sympho- merkt habe, müssen die Gedichte „der wurde und die Ausarbeitung für Orches- nächtliche Zug“ und „der Tanz in der nischer Werke verwarf. Zu seiner Berli- Dorfschenke“ nach einem gedruckten Ex- ter zeitlich nachgeschaltet erfolgt sein oz gewidmeten Faust-Symphonie in drei emplar des Lenau’schen Faust, sowohl muss (siehe die Quellenbeschreibung in Charakterbildern (1854–57/1861) ge- den Partituren, als den Pianoforte Aufla- den Bemerkungen). Der Erstausgabe sellten sich die Zwei Episoden aus Le- gen, vorangedruckt werden. Es wird Ih- von 1862 folgten viele weitere Auflagen, nau’s Faust für Orchester (1857–61). nen wenig Mühe kosten sich in Leipzig die bald das aufwendig gestaltete Titel- den Faust von Lenau zu verschaffen!“ Aus der 24 Szenen umfassenden Dich- blatt der frühen Auflagen (siehe die Ab- (Faksimile in: Zur Geschichte des Musik- tung Nikolaus Lenaus, die 1836 erschie- bildung links) durch einen Serientitel verlags J. Schuberth & Co Leipzig, Leipzig nen war, vertonte er Der nächtliche Zug 1926, S. 8 f.) ersetzten, der die Ausgaben in den ver- und Der Tanz in der Dorfschenke (Me- schiedenen Besetzungen verzeichnete. Auch die Zusammengehörigkeit der bei- phisto-Walzer). Die Partituren beider Zu den Hinweisen auf die authentischen den Episoden für Orchester war Liszt Stücke überreichte Liszt dem Leipziger Fassungen für Orchester, Klavier solo ein Anliegen: Verleger Schuberth 1861 zusammen mit und vierhändig gesellte sich 1885 ein Fassungen für Klavier vierhändig, zum „Die Herausgabe der 2 Lenau’schen Eintrag zu einem Arrangement von Faust-Episoden […] mag Schuberth nach Mephisto-Walzer auch für Klavier solo. seinem Dafürhalten vornehmen; ob zuerst Fritz Stade für zwei Klaviere. Ein ent- Die Klavierkompositionen erschienen das Klavier-Arrangement oder die Parti- sprechendes Titelblatt trägt das für die im Folgejahr, die symphonischen Stücke tur erscheint, ist mir ziemlich indifferent; vorliegende Edition als Hauptquelle be- mit einiger Verzögerung erst 1866. Mehr nur müssen die beiden Stücke gleichzeitig nutzte Exemplar dieser in Liszts letztem als zehn Jahre später, ab 1878 bis in veröffentlicht werden, der nächtliche Zug Lebensjahr gedruckten Auflage des Me- als Nr. 1 und Mephisto’s Walzer als Nr. 2. Liszts letztes Lebensjahr 1885/86 hin- Ein thematischer Zusammenhang ist frei- phisto-Walzers (Anzeige in Hofmeisters ein, entstanden schließlich für den Ber- lich zwischen den beiden Stücken nicht Monatsberichten vom Dezember 1885). liner Verleger Fürstner als Reaktion auf aufzuweisen; nichtsdestoweniger sind sie Sie weist gegenüber der ersten Auflage VI von 1862 einige kleinere Änderungen aber ansonsten für eine eindeutige Zu- Erstausgabe überein. Nach den Takten am Notentext auf (siehe zum Beispiel ordnung zu unspezifisch. 341–448 der Erstausgabe sollten also die Bemerkungen zu T. 1–8, 123 f., die 123 Takte des zweiten Abschnitts 216–218 und 682), die vermutlich auf Zum Anhang auf dem Notenblatt gespielt werden. den Komponisten zurückgehen. Zu den Schätzen des Goethe- und Schil- Dieser endet mit einem Doppelstrich Für die Orchesterfassung existierte ler-Archivs in Weimar gehört ein Brief- samt Fermate, ohne einen weiteren Ver- bereits in den Manuskripten ein Alter- kuvert mit einem autographen Noten- weis auf eine erneute Anschlussstelle in nativschluss mit der Überschrift Und blatt von Liszt, das der Kustos des da- der Erstausgabe. Nimmt man Liszts brausend verschlingt sie das Wonne- maligen Liszt-Museums, Peter Raabe, Verweise und Raabes Notiz ernst, so meer, der in die Erstausgabe von 1866 zu einem Zeitpunkt zwischen 1910 und stellt diese „Variante zum Mephistowal- übernommen wurde. Dieser nach Liszts 1914 leihweise von Olga Baronin von zer“ eine verkürzte Fassung dar, bei der Bezeichnung Zweite Schluss ist erstaun- Meyendorff erhalten hatte. Bisher wurde die beiden auf dem Blatt notierten Teile licherweise der einzige, der 1862 in der angenommen, dass es sich bei dem auf den auf S. 11 bis 13 gedruckten Ab- Fassung für Klavier vierhändig ab- dem Blatt Notierten um zwei Einschübe schnitt der Erstausgabe umrahmen. gedruckt wurde, obwohl im zugehöri- in die gedruckte Fassung des Mephisto- Für diese These und gegen die Ver- gen Autograph nur der ursprüngliche Walzers handelt (siehe z. B. Franz Liszt. mutung bisheriger Ausgaben, es handele Schluss notiert ist. Erst nachdem die Neue Ausgabe Sämtlicher Werke, Serie sich lediglich um Einschübe in die Fas- Erstausgabe des vierhändigen Mephis- I, Bd. 15, oder die Ausgabe von Leslie sung der Erstausgabe, sprechen einige to-Walzers erschienen war, wünschte Howard aus dem Jahr 2007, Edition Pe- weitere Indizien in der Quelle: Für das sich Liszt für zukünftige Auflagen der- ters EP 7987). Der erste Einschub erste Notat wird kein Hinweis gegeben, selben beide Schlüsse. Es existiert ein (T. 1–30 der Fassung im Anhang) stellt nach welchem Takt der Erstausgabe Druckexemplar mit autographen Kor- demnach eine alternative Überleitung dieser „Einschub“ beginnen würde. rekturen und einem von ihm verfassten zum langsamen Mittelteil dar (statt Auch wenn die Neue Ausgabe Sämtli- Ergänzungsblatt im Goethe-Schiller- T. 329–340 der Erstausgabe); der zwei- cher Werke ohne weitere Erläuterung Archiv in Weimar (Signatur GSA 60/ te (T. 138–260 der Fassung im An- behauptet, dass sich der „genaue Ort V 30); Liszt notierte dort den ursprüng- hang) erweitert den langsamen Mit- der Einfügung ermitteln“ ließe (Vorwort lichen Schluss und dazu folgenden telteil um einen weiteren, großen Ab- S. XIV), so stellte schon Leslie Howard Wunsch, dem allerdings in keiner spä- schnitt mit einer neuen Überleitung zum fest, dass der bisher vorgeschlagene teren Auflage entsprochen wurde: Presto T. 457 und wird anstelle der T. 329 nur dann in Frage kommt, wenn „(NB. Dieser Schluss muß auch dem Überleitungstakte 448–456 der Erst- man aus strukturellen Gründen entge- 4händigen Clavier Arrangement – so ausgabe gespielt. gen der Quelle die Generalpause ver- wie in