Zwischen Genf Und Aarau Der Helvetische Religionsfrieden

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Zwischen Genf Und Aarau Der Helvetische Religionsfrieden ZWISCHEN GENF UND AARAU Der helvetische Religionsfrieden Von Joëlle Kuntz m Nachmittag des 11. August 1712 erklingen an eine Miliz erinnert. Wenn die ganze Armee aus solchen Trompetenfanfaren in der Stadt Aarau: Vertreter Truppen bestünde, wäre sie einfacher zu befehligen». der Kantone Zürich und Bern einerseits sowie Die Genfer tragen dazu bei, die Kämpfe zu Gunsten der A der Kantone Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden Protestanten zu entscheiden. Der Preis sind zehn Tote und und Zug andererseits haben den nationalen Frieden sieben Verletzte – wenig im Vergleich zu den Verlusten unterzeichnet und damit einen rechtlichen Strich unter auf Seiten der Katholiken. In der Chronik befindet sich ein die unzähligen Schikanen gezogen, denen sich die beiden Brief an den Genfer Justizsekretär J.-J. Trembley, in dem ein Konfessionsgruppen gegenseitig ausgeliefert haben. Adliger und Teilnehmer der Schlacht schreibt: «Unsere Zwischen den katholischen und den reformierten Orten Deutschen haben mit viel Standhaftigkeit gekämpft, der Eidgenossenschaft wird die konfessionelle Parität die Waadtländer gut, die Neuenburger passabel und die eingeführt. Genfer wie die Löwen. Ihnen gebührt der ganze Ruhm an diesem Tag oder jedenfalls fast der ganze.» Bern zeigt Ein bisschen ist der Frieden von Aarau auch Genf sich dankbar. Trembley selbst berichtet: «Der Ehre und zu verdanken. Der vierte Landfrieden beendet einen Würdigung, die unseren Soldaten zuteil werden, lässt sich kurzen, heftigen Konflikt: Zwischen Frühling und nichts hinzufügen, man spricht nur von denen aus Genf, Sommer 1712 wütet der blutigste Religionskrieg, den welche die Berner Herrschaften seit dem Krieg als ihre die Schweiz je gekannt hat. In Villmergen stehen sich besten Verbündeten betrachten.» katholische Kantone und die zwei protestantischen Kantone, die am meisten Macht im Toggenburg Die Allianz wirkt in beide Richtungen. Oligarchen und ausüben, gegenüber. Genf, durch einen Vertrag an Bern Aristokraten verstehen sich bestens. Genf verfolgt Jacques- und Zürich gebunden, nimmt ebenfalls teil und erfüllt Bathélémy Micheli du Crest, einen kritischen Geist, dem damit das erste und einzige Mal in der Geschichte der vorgeworfen wird, Ideen zu verbreiten, die dem Rat alte Eidgenossenschaft seine militärische Solidarität, der Zweihundert zuwiderlaufen und zwar just, was die zu der die Allianz verpflichtet. Verteidigung und den Festungsbau angeht. Micheli du Crest muss flüchten, genau wie Rousseau sieben Jahre zuvor. Die beteiligten Armeen liefern sich ein erbittertes Gefecht. Im Jahr 1735 wird er in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Zunächst sind die Reformierten erfolgreich und erobern Micheli du Crest flieht nach Frankreich, wo er ebenfalls die Fürstabtei St. Gallen, dann Baden. Sie unterbreiten aufklärerisches Gedankengut verbreitet und damit zur den Katholiken einen Friedensvertrag, den diese jedoch persona non grata wird. Er kehrt zurück in die Schweiz, mit einer Vehemenz ablehnen, die durch apokalyptische irrt von Zuflucht zu Zuflucht. 1746 wird Micheli du Crest Prophezeiungen angeheizt wird. in Neuenburg auf Befehl von Genf und Bern verhaftet und in die Festung Aarburg gebracht. Er bleibt ein Gefangener Im Juli greifen die Katholiken die Berner mit 9000 Mann Berns bis wenige Monate vor seinem Tod im Jahr 1765. an, verwunden General von Diesbach und erzwingen den Rückzug. Die Truppen stehen kurz vor der Auflösung, Während seiner Aargauer Haftzeit beschäftigt sich der als der bereits betagte Samuel Frisching, Präsident des Genfer, der bereits ein Thermometer entwickelt hat, Berner Kriegsrates, das Oberkommando übernimmt und mit barometrischen Höhenmessungen. Ohne Höhe sie mit einem leidenschaftlichen Appell noch einmal und Entfernung messen zu können, zeichnet er ein zusammentrommelt. Die Genfer gehören zu den ersten, die Alpenpanorama, das er in Leder gravieren lässt. Er sieht reagieren. Mit dreihundert Mann ziehen sie in die Schlacht, und zeichnet die neue Welt, die nach und nach die alte Seite an Seite mit Neuenburgern und Waadtländern, ersetzt. Mehr als vierzig Jahre nach seinem Tod befreit darunter Abraham Davel. General Tscharner ist der sich der Aargau im Zuge der französischen Revolution Meinung, dass «diese Truppe wohlgeordnet ist und nicht von Bern. Schuld ist Rousseau. ZWISCHEN GENF UND ALTDORF Eine Geschäftsidee Von Joëlle Kuntz m 14. Jahrhundert ist Genf ein Zentrum für einen weiteren Genfer engagiert, Daniel Colladon, internationale Märkte. Uri verwaltet die Brücke den Erfinder der Druckluftbohrmaschine, der in der Schöllenen-Schlucht, die dem Warenhandel bereits mit seinen Bohrungen am Mont-Cenis für I über den Gotthard dient. Urner und Genfer schlagen Aufmerksamkeit sorgte. Zwischen 2000 und 4000 gleichzeitig in der Geschichte eine kaufmännische Italiener arbeiten auf den Baustellen. Ihre Arbeits- und Richtung ein. Sie sind von gleichem Schlag. Uri besitzt Lebensbedingungen sind prekär. Favre hat Gebäude inzwischen die neuen Alpentransversalen. Genf die für fast eintausend Arbeiter errichten lassen, aber Welthandelsorganisation. Eine Kultur verbindet sie: das reicht nicht aus. Vor allem in Göschenen hausen der Güteraustausch. Eine Geschichte verbindet sie: viele Italiener zusammengepfercht in schmutzigen die Verteidigung der wirtschaftlichen und politischen Privatunterkünften, für die sie horrende Preise zahlen. Voraussetzungen für den Handel sowie Strassen und Im Tunnel selbst ist der Sauerstoff knapp, die Luft mit Steuern. tödlichen Gasen durchsetzt. Dynamit und Erdrutsche führen immer wieder zu Unfällen. Im Jahr 1876 bricht Ein Mann verbindet sie: der Genfer Tunnelbauer Louis auf der Baustelle Göschenen ein Streik aus. Die Miliz Favre, der den ersten Eisenbahntunnel durch den wird gerufen und von den Arbeitern mit Steinwürfen Gotthard baute. Die dramatische Geschichte seines empfangen. Die Streitkräfte schiessen. Vier Tote. Ein Unternehmens zeugt von rücksichtslosem Wettbewerb, eidgenössischer Kommissar wird ernannt und mit der technischem Genie, Mut, Ausdauer, Geldgier, Lügen und Untersuchung beauftragt. Sein Bericht belastet Favre, Neid – Tugenden und Laster einer Epoche, in der die Alpen der sich energisch verteidigt und vermutet, dass erobert wurden. Favre wagt alles, um sich den Auftrag zu Ingenieure der Gotthardbahngesellschaft hinter den sichern: Er will den Tunnel in acht Jahren fertigstellen, Anschuldigungen stecken. ein Jahr weniger und mehr als 12 Millionen Franken günstiger als sein Hauptkonkurrent. Jede Verzögerung Die Gesellschaft sucht den Konflikt und hindert Favre geht zu seinen Lasten. Damit wird die Zeit zu seinem daran, mit den Maurerarbeiten im Tunnel fortzufahren, grössten Feind. Doch es gibt noch andere Feinde: Die obwohl er sie für unerlässlich hält. Der Genfer wendet sich Gotthardbahngesellschaft, gegründet 1871 unter Alfred an den Bundesrat – erfolglos. Am 1. August 1879, mitten Escher mit Kapital aus der Schweiz, Deutschland und im Tunnel und umgeben von seinen Arbeitern, bleibt sein Italien, die möglichst rentabel wirtschaften muss, Herz stehen. Favre stirbt mit 53 Jahren. Dabei hat er erst immer darauf bedacht, die Kosten für die ergänzende grad vom deutschen Verkehrsminister einen Brief erhalten, Infrastruktur, inklusive Sicherheit, möglichst gering der ihn hätte trösten sollen: «Damit ist eine wichtige zu halten. Oder die Ingenieure, allzeit bereit, Favres Etappe in diesem grossen Unternehmen geschafft, in dem Entscheidungen anzufechten, in der Hoffnung, seinen bislang einzig Ihr Genie der Schlüssel zum Erfolg gewesen Platz einnehmen zu können. Oder die Techniker aus ist.» Die Arbeiten werden mit zwei Jahren Verspätung Zürich, deren Anliegen bei der Bundesverwaltung auf abgeschlossen. Der Preis sind 177 Tote und 500 bis 800 offene Ohren stossen und die davon profitieren, um Arbeiter, die an sogenannten Mineurkrankheiten leiden, das Vorgehen Favres zu diskreditieren. Oder die kleine, verursacht durch die giftigen Gase im Tunnel. Favres ländliche Gemeinde Göschenen, die in beschämender Unternehmen wird hochverschuldet aufgelöst. Noch Jahre Weise mit den Bedürfnissen der Arbeiter spekuliert. danach betreibt die Gotthardbahngesellschaft Favres Und dann ist da noch der Fels: unberechenbar, Erben. widerspenstig, gefährlich. Uri und Genf verbindet die ganze Geschichte des Im Oktober 1872 eröffnet Favre die Baustellen in 19. Jahrhunderts, Fortschritt und Misere, in dieser Göschenen und Airolo. Er ist 46 Jahre alt. Favre hat Reihenfolge. ZWISCHEN GENF UND APPENZELL Patriotische Unstimmigkeiten Von Joëlle Kuntz icht zum ersten Mal treffen Genf und Appen- und bedrohlich für den französischen Thron, dass König zell aufeinander, trotz der geografischen und Heinrich IV. jede mögliche Unterstützung bereitstellte, um kulturellen Distanz, die sie zu trennen scheint. den Herzog von Savoyen zum Frieden zu zwingen. Auch N Im Jahr 1515, nach der Schlacht bei Marignano, Appenzell gehörte dazu. Der Kanton war 1513 in die trafen sich die Abgesandten aus der Schweiz, darunter auch Eidgenossenschaft aufgenommen worden unter der Beding- Vertreter des frisch in die Eidgenossenschaft aufgenomme- ung, in allen Konflikten, die nicht die Eidgenossenschaft nen Appenzells, mit den Botschaftern von König Franz I. als Ganzes betrafen, neutral zu bleiben. Daher konnte in Genf, um ein Friedensabkommen zu unterzeichnen. Als er zusammen mit Solothurn, Basel, Schaffhausen und Vermittler amtete des Königs Onkel, der Herzog von Savoyen. Glarus eine durchaus glaubwürdige Vermittlerrolle Am 7. November einigte man sich über den Wortlaut zwischen Genf und Savoyen übernehmen.
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