Mecklenburg-Vorpommern

Fünftes Symposium 19./20.09. 2019 auf der Insel Foto: Mirko Daus 1

Landeszooakademie Mecklenburg-Vorpommern Fünftes Symposium zu den Themen »One Health – Zur engen Verknüpfung der Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt« und »Zoos als grüne Inseln - Wie sich durch die vegetative Ausstattung neue Impressionen schaffen lassen – Einfluss von Klimaveränderungen auf Gehölzbestände« 19./20.09. 2019 auf der Insel Vilm

Inhalt: 1. Vorwort

2. Thesen zum Themenschwerpunkt »One Health – Zur engen Verknüpfung der Gesund- heit von Mensch, Tier und Umwelt« Prof. Dr. Jens Peter Teifke, FLI Insel Riems, Vorsitzender des Landesverbandes der Tierärzte im öffentlichen Dienst MV

3. Thesen zum Themenschwerpunkt »Zoos als grüne Inseln - Wie sich durch die vegetati- ve Ausstattung neue Impressionen schaffen lassen – Einfluss von Klimaveränderungen auf Gehölzbestände« Prof. Dr. Caroline Rolka, Berlin/Hochschule Neubrandenburg, Landschaftsarchitektin und Gartendenkmalpflegerin, Gartenkonservatorin im Landesamt für Kultur und Denk- malpflege MV, Gernot Hübner, , freier Landschaftsarchitekt und öffentlich bestellter und vereidigter Gehölzsachverständiger

4. Teilnehmer 2

1. Vorwort

Liebe Kollegen und Kolleginnen, sehr geehrte Teilnehmer des Symposiums 2019 auf der Insel Vilm, als ich mich im Sommer diesen Jahres zum inzwischen 5. Symposium der Lan- deszooakademie auf der Insel Vilm mit den Worten anmeldete, das sei immer „so eine schöne Veranstaltung“, ahnte ich nicht, dass mir die Ehre des Vorwortes zu diesem Tagungsheft zuteil wird. Nun bin ich als Amtstierärztin eher nicht mit Vor- und Grußworten befasst, sondern mit Tierseuchenbekämp- fung, Tierschutz und der Leitung des Veterinäramtes des Landkreises Vorpommern-Rügen, doch ich möchte die Gelegenheit gern nutzen, all jenen, die diese Veranstaltung so perfekt und liebevoll organisieren, ganz herzlich Danke zu sagen. Im Herbst 2015 wurde mit der Gründungsveranstaltung das Fundament für diese Plattform geschaffen, mit dem Ziel, den Austausch der Fachkollegen untereinander zu pflegen und gemeinsam mit Wissenschaftlern verschiedener, aber irgendwie „zoonaher“ Disziplinen aktuelle, zukunftsweisende Themen zu diskutieren. Das ist in all den Jahren hervorragend gelungen und hat hochkarätige Referenten auf die Insel Vilm gelockt. Die Veranstaltung 2019 war wiederum geprägt von tagaktuellen Themen: One-Health - Weltgesundheit: ein nachhaltiges, gemeinsames Gesundheitsmanagement, eine Herausforderung in Zeiten des globalen Wandels. Für eine effiziente Gesundheitspolitik braucht es einen ganzheitlichen, interdisziplinären „One Health“-Ansatz, der die komplexen Zusammenhänge von Gesundheit , Mensch, Tier und Umwelt anerkennt. Dazu passend auch der zweite Themenkomplex, der sich der gärtnerisch-botanischen Gestaltung der zoolo- gischen Anlagen widmete. In Zeiten von spürbaren Klimaveränderungen ist dies eine ebenso große Heraus- forderung für die zoologischen Gärten. Freuen Sie sich auf die näheren Ausführungen und Thesen in diesem Heft und freuen Sie sich auf eine Fort- setzung der Vilmer Tradition im nächsten Jahr.

Herzlichst

Dr. Leonore Lange Amtstierärztin 3

2. »One Health – Zur engen Verknüpfung der Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt«

Prof. Dr. Jens Peter Teifke, Biorisk Officer am Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, Standort Insel Riems

Am Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) forschen rund Erkrankung, begünstigt durch Bevölkerungs- 850 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die wachstum, internationalen Reiseverkehr und Gesundheit und das Wohlbefinden lebensmit- Klimaerwärmung, beobachten. Die Entwick- telliefernder Tiere. Tiergesundheitsforschung lungen zeigen, dass die Bedeutung von soge- bedeutet ebenso Forschung für den Schutz des nannten „Neglected Tropical Diseases“ (dt.: Menschen vor Zoonosen, also Erkrankungen, vernachlässigte Tropenkrankheiten), darunter die sowohl das Tier als auch den Menschen viele Zoonose-Erreger wie Dengue-, Chikungu- betreffen. Tollwut, SARS, MERS, H1N1-Influenza nya- und Rifttalfieber-Viren, für nichttropische und ganz aktuell das Westnil-Fieber sind bei- Länder zunimmt. spielsweise Erkrankungen, bei denen die kau- Auch Nager können ihren Beitrag zur Verbrei- salen Viren plötzlich für die Humanmedizin zum tung von Zoonoseerregern leisten: Kuhpocken- Problem werden, wenn sie bei uns vorkommen viren in „Schmuseratten“, unterschiedliche Bor- und vom Tier auf den Menschen übertragen naviren in Bunthörnchen Feldspitzmäusen werden. So genannte Vektoren wie Stechmü- und Hantaviren aus Rötelmäusen sind aktuell cken oder Zecken können eine Vielzahl von relevante Beispiele. Aber auch durch Bakterien Erregern für uns neuer Infektionskrankheiten werden Zoonosen verursacht: Obwohl Deutsch- übertragen. Sowohl das Auftreten der Asiati- land offiziell frei von Tuberkulose ist, kommt es schen Tigermücke (Aedes albopictus) und der immer wieder zu vereinzelten Ausbrüchen. Lep- Hyalomma Zecke in unserem Land, als auch tospirose, Brucellose, Rotz und Q-Fieber sind die konstanten Tuberkulosefallzahlen und die weitere Erkrankungen von Tier und Mensch, die Überwinterung des West-Nil-Virus in Deutsch- Forschungsgegenstand am FLI darstellen. land geben Hinweise darauf, dass sich das Ge- fahrenpotenzial durch zoonotische Infektions- Weltweit sterben jährlich 2,2 Millionen Men- krankheiten in Deutschland verändert. schen an solchen zoonotischen Infektionen. 2,4 Milliarden Menschen infizieren sich und Auch global gesehen kann man mit dem Den- erkranken an solchen Erregern. Das ist eine gue-Virus die Zunahme einer zoonotischen immense Bedrohung, vor allem in Ländern 4

mit niedrigem Einkommen. Dabei rücken bei uns einst als „exotisch“ betrachtete Infektionen durch Klimaveränderungen sowie weltweite Reisetätigkeiten und globale Handelsrouten rasant näher. Auf- grund des globalen Personen- und Warentransportes verbreiten sich Viren, Bakterien oder Parasiten heute deutlich schneller. Auch tragen die weltweit wachsende Bevölkerung, die intensive Nutztierhal- tung, der Klimawandel und die Zerstörung von Lebensräumen zur weiteren Verbreitung bei. Die Probleme, die sich hinter der zunehmenden Ausbreitung verbergen, sind holistisch und global ; die menschliche Gesundheit ist eng verbunden mit der von Tieren und mit unserer Umwelt. Gerade aus diesem Grunde ist es erforderlich, dass Experten aus Humanmedizin, Tiermedizin und Umweltwissen- schaften eng zusammenarbeiten, denn die Globalisierung macht auch vor Seuchen nicht halt . 5

Zum Weiterlesen: Magazin forschungsfelder Ausgabe 2/2018, Herausgeber Bundesministerium für Er- nährung und Landwirtschaft (https://www.bmel-forschung.de/fileadmin/SITE_MASTER/content/bilder/ forschungsfelder/2018_2/2018_FF02_RZ_fuer_barrierefrei_CLEAN_GW_29B_DNK20.pdf)

Prof. Dr. Jens-Peter Teifke leitet im Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit die Abteilung für experi- mentelle Tierhaltung und Biosicherheit. In dieser Abteilung wird die gesamte experimentelle Tierhaltung am Standort Insel Riems organisiert, dazu zählen auch die Laboratorien für Pathologie und Bakteriologie. Er ist zugleich Amtstierarzt für den Standort Insel Riems. Als als Biorisk Officer ist er verantwortlich für das

One Health als Thema für Zoos? Dr. Christoph Langner, Direktor Zoo

Eine hohe Konzentration von Tieren unterschied- Die Praxis zeigt jedoch, dass durch veterinärhygi- lichster Arten, ein immenses Besucheraufkom- enische Maßnahmen, durch die fachlich Betreu- men und ein verhältnismäßig enger Kontakt zwi- ung und Kontrolle des Tierbestandes und durch schen Tieren und Tierpflegern sollten ein hohes Maßnahmen der Biosicherheit dieses Risiko maß- Infektionsrisiko im Zoo vermuten lassen. geblich reduziert werden kann. Unverzichtbar ist dafür die enge Kooperation mit den Veterinärämtern, dem Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fi- scherei Mecklenburg- Vorpom- mern(LALF-MV), dem FLI und anderen Forschungsinstituten sowie mit der Unfallkasse MV.

Es besteht ein hohes gesell- schaftliches Interesse, einen guten Überblick über die Ver- lustursachen in den Zoos zu behalten. Die Tagungsteilnehmer haben in diesem Zusammenhang auf 6

die enge Zusammenarbeit mit den Veterinäräm- einzuschätzende Asiatische Tigermücke (Aedes tern verwiesen und den dringend erforderlichen albopictus) wurde in Baden-Württemberg und Fortbestand der Möglichkeiten einer kostenfrei- Thüringen gefunden. en Untersuchung von Zootieren beim LALF MV In Europa haben in den letzten Jahren zuneh- unterstrichen. In vielen Zoos liegen Untersu- menden Ausbrüche von Krankheiten wie Den- chungsbefunde über einen Zeitraum von mehre- gue-, Westnil- oder Chikungunya-Fieber zuge- ren Jahrzehnten vor. Dieses Material bietet sich nommen. Auch in Deutschland wurden erste hervorragend für eine wissenschaftliche Auswer- Zika-Virus-Fälle gemeldet. Das unterstreicht die tung an. Deshalb sollten geeigneten Absolventen aktuelle Bedeutung von Stechmücken als Krank- der Veterinärmedizin gesucht werden, die ein heitsüberträger. entsprechendes Thema im Rahmen einer Disser- In Deutschland gibt es bisher kein Überwa- tation bearbeiten können. chungs- oder Meldesystem über das Vorkommen medizinisch relevanter Stechmückenarten. Des- Auch die Kooperation der Mitgliedseinrichtun- halb wurden vom Bundesministerium für Ernäh- gen mit dem FLI kann durchaus weiter ausgebaut rung und Landwirtschaft zwei Verbundprojekte werden. Als konkretes Beispiel wäre die Mitwir- zur deutschlandweiten Überwachung und Erfor- kung am „Mückenatlas - Deutschland kartiert die schung von Stechmücken ins Leben gerufen, in Stechmücken“ zu nennen. Dieses typische Ci- die der Mückenatlas integriert ist. tizen Science- Projekt lässt sich sehr gut in die Arbeit der Zooschulen integrieren. Wann, wo Näheres zum Mückenatlas und zur Möglichkeit und mit welchen Arten die Mücken in Deutsch- der Einsendung von Stechmücken finden sich land vorkommen, kartiert mit Hilfe interessierter unter https://mueckenatlas.com Bürger dieser Mückenatlas – ein Projekt, das vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) und vom Friedrich-Loeffler-Institut, Bun- desforschungsinstitut für Tiergesundheit (FLI), etabliert wurde.

Die Wissenschaftler konnten mit Hilfe der Mü- ckenatlas-Einsendungen Ansiedlungen der Asiatischen Buschmücke (Aedes japonicus) in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Nieder- sachsen, Baden-Württemberg, Bayern und Thü- ringen nachweisen. Die als potenzieller Überträ- ger von Krankheitserregern ungleich gefährlicher 7

3. »Zoos als grüne Inseln - Wie sich durch die vegetative Ausstattung neue Impressionen schaffen lassen – Einfluss von Klimaveränderungen auf Gehölzbestände«

Prof. Dr. Caroline Rolka, Landschaftsarchitektin und Gartendenkmalpflegerin, Gartenkonservatorin im Landesamt für Kultur und Denkmalpflege MV

„Garten- und Landschaftsarchitektur vertritt zwei flache, endlose Wiesenlandschaft präsen- Gegensätze, sie ist ein dialektisches Spiel zwi- tieren oder als zerklüftete, von tiefen Tälern schen Kultur- und Natur. Sie ist Ausdruck einer eingeschnittene Berglandschaft. Je nach „Wahlverwandtschaft“, wie Goethe das treffend Gestaltung wird ein Bild der Weite oder der nennt, bei der Natur und Kunst zu einer neuen Enge erzeugt. Schöpfung zusammenfließen. In der klassischen 2. Die angelegten Wege, die je nach Gestal- Naturlyrik spricht man von „Metamorphosen“, tungsansatz in einem landschaftlich, ge- der Verschmelzung von Natur und Kunst als äs- schwungenen oder in einem architektonisch, thetisches, aber auch technisches Prinzip.“ (Erik axialen System angelegt sein können, geben A. de Jong, 1999). dem Ort einen natürlich anmutenden oder „strengen“, berechenbaren Charakter. 1. Landschaftsarchitektur als Gestaltungsfaktor 3. Die rahmende Vegetation prägt durch ihre in Zoologischen Anlagen unterschiedliche Textur und Struktur, durch Gestaltete Landschaften und so auch zoologi- unterschiedliche Farbgebungen, durch ver- sche Anlagen stellen eine, wie in dem Zitat dar- schiedene Gerüche und Geräusche. Dadurch gestellt, Symbiose aus Natur und Kunst dar. Sie werden beim Menschen Assoziation hervor- dienen in erster Linie dazu, Tiere aus- bzw. dar- gerufen, die mit bestimmten Orten verbun- zustellen. Die die Tiere umgebende Landschaft den sind. dient dabei als virtueller Rahmen, der der Insze- 4. Die baulichen Elemente, die einem be- nierung des einzelnen Individuums dient. stimmten Nutzungsanspruch folgen (u.a. als Dieser strukturierte und inszenierte Rahmen Ruhebänke, Unterstellmöglichkeiten, Pick- entwickelt sich aus den in der Landschaftsarchi- nickplätze, Spielplätze etc.) oder durch eine tektur gängigen Elementen zur Gestaltung. Dazu besondere Gestaltungsqualität den Raum zählen aufwerten sollen. 1. Die natürlich ausgenutzte oder auch künst- lich gebaute Topographie: Sie kann sich als 8

Nicht zu vergessen ist der Mensch innerhalb Mosaik an der Westwand der sogenannten dieses Rahmens, der in einem Zoologischen Stanza di Re Ruggero Palermo im Palazzo Re- Garten wie ein Zaungast das Geschehen als ale aus dem Jahr 1160 sind realgroße (vermut- Besucher betrachtet, ihn aber nicht dominie- lich) Hirsche, Löwen und Tiger, jeweils unter ren sollte. Denn in der tiergärtnerischen Anla- Bäumen, dargestellt. ge steht das Tier im Mittelpunkt. Der jagende Mensch steht dabei am Rande des Dieses Prinzip - im Mittelpunkt steht das Tier Geschehens. - kann man schon auf verschiedenen histori- schen Kunstwerken seit dem Beginn der künst- lerischen Darstellung beobachten. Auf einem

Bild Palazzo Reale, Ausschnitt mit Hirschen 9

2. Funktionale Aufgaben von Zoologischen (z.B. dichte Waldbestände, offen Wiesen- Anlagen landschaften, Waldrandbereich mit He- cken- und Strauchbestanden) geschaffen. Die Hauptaufgabe von zoologische Anlagen besteht in erster Linie in der Haltung und der Zoologische Anlagen leisten einen wichti- Präsentation von Tieren, die oft aus aller Welt 2. gen Beitrag im Hinblick auf die Aus- und Wei- stammen. Darüber hinaus erfüllen Zoos und terbildung aller Altersgruppen in der Bevölke- Tiergärten weitere Funktionen innerhalb des rung. So wird Aufklärungsarbeit zu folgenden urbanen, städtischen Raumes: Aspekten in der Tierhaltung und Vegetations- kunde geleistet: 1. So sind zoologische Anlagen in jedem Fall • Vermittlung von Wissen zu artgerechter als ‚grüne Inseln‘ innerhalb des städtischen, Tierhaltung also gebauten Raumes anzusehen. Solche • Vermittlung von Wissen zu Tierarten, die Grünflächen leisten einen hohen Beitrag zur vom Aussterben bedroht sind Klimastabilisierung, bzw. bezüglich des Er- • Vermittlung zum Wissen über Pflanzen, in- haltes der Artenvielfalt, u.a. aus folgenden dem z.B. Baumarten gekennzeichnet und Gründen: auch erklärt werden (Arboretum) • Sie weisen in der Regel einen hohe florale Diversität auf. Neben den bereits genannten Aspekten zu • Sie bieten als in weiten Bereichen nicht 3. ökologischen und pädagogischen Fragstel- versiegelte Flächen ein hohes Maß an lungen erfüllen zoologische Anlagen einen Regenversickerungsmöglichkeiten und wichtigen Beitrag als Erholungsorte mit einer leisten damit einen wichtigen Beitrag zum gezielt intonierten Freizeitqualität. Das be- Klimaschutz. sondere Angebot, das zoologische Anlagen • Neben der weitreichenden Sammlung bieten, der Umgang und bzw. das direkte Erle- von diversen Tieren, die bewusst auf die- ben von Tieren, kann einen hohen Freizeitwert sen Flächen gehalten werden, bieten die aufweisen, der von vielen Stadtbewohnern, Grünflächen von Zoologischen Anlagen alt wie jung, intensiv genutzt wird. außerdem der heimischen Tierwelt ein breites Spektrum an Aufenthaltsmöglich- keiten und Lebensräumen. Diese Raum- vielfalt wird insbesondere durch unter- schiedliche Raumstrukturen geschaffen 10

3. Gestaltungskonzepte für Zoologische An- schreiben und diese Beschreibung dann auf lagen die Möglichkeiten der Gestaltung in Mecklen- Wie der Rahmen für die Präsentation der Tiere burg-Vorpommern, mit seiner charakteristi- gestaltet wird, ist letztlich eine Frage des Ge- schen Eigenart und Schönheit zu übersetzen. samtkonzeptes der Einrichtung. Die Extreme Eine solche Adaption der natürlichen Umge- schwanken hier zwischen einer artifiziellen, bung kann sich folgendermaßen darstellen: künstlichen Präsentation der Tiere und einer naturhaften Inszenierung. Tiere wie der Elefant oder die Giraffe sind in der Savanne beheimatet. Die Savanne ist eine weite, steppenartige Trockenlandschaft, Die artifizielle Gestaltung von Zoologischen in der die Bäume zumeist im Einzelstand Anlagen ist eine Thematik, die insbesondere oder in kleineren Gruppen (Clumbs) stehen, durch den Gestaltungswillen der Architek- die eine schirmartig ausgebildete, hoch im ten und Landschaftsarchitekten oder ande- Stamm ansetzende Krone aufweisen. Die- rer Protagonisten geprägt ist. Hierzu sei auf se Landschaften weisen in der Regel wenig die einschlägigen und zumeist künstlerisch Buschwerk auf. hochmotivierten Anlagen weltweit verwiesen. Foto: Rolka An dieser Stelle soll viel- mehr auf das Potential der weniger spektakulären Ge- staltungs- variationen eingegangen werden, bei denen die Tiere der zoologischen Anlagen in ihrer natürlichen Umge- bung gezeigt werden. Um eine solche ursprüngliche Gestaltung so autentisch wie möglich zu erzeugen, ist es notwendig, die natür- liche Umgebung der Tiere zu kennen, diese Umgebung in ihrem Charakter zu be- 11

Treffend dargestellt ist diese Charakteristikum der Landschaft mit den Tieren auf verschiedenen Skizzen des Zoos Zürich.

Image Zoo Zürich - Quelle: Zoo Zürich, www.zoo.ch 12

Wird dieses Bild auf den Vegetationsraum Mecklenburg- Vorpommern übertragen, kommt eine Pflan- zung zum Beispiel mit der heimischen Kiefer Pinus silvestris oder mit der Eberesche Sorbus aucuparia in Frage, die in der zumeist flachen Topograhie des Landes angesiedelt ist.

Kiefer Pinus silvestris - Quelle: privat 13

Solche Gestaltungsansätze für Zoologische An- geeignet für den innerstädtischen Raum / Stra- lagen lassen sich auf alle Lebensräume über- ßenraum erwiesen haben und somit auch den tragen, die den Tieren entsprechen, die in der Ansprüchen zoologischer Anlagen genügen. In jeweiligen Anlage gezeigt werden. dieser Liste ist jeweils der botanische und der Um den geeigneten Baum in seiner gewünsch- deutsche Name in Art und Gattung, die zu er- ten Kubatur, Farbe, den benötigten ökologi- wartende Höhe und die Breite des ausgewach- schen Ansprüchen etc. auszuwählen, sind senen Baumes, die Lichtdurchlässigkeit, der Kenntnisse zu den verschiedenen Bäumen und Lichtbedarf und die Eignung im Straßenraum Sträuchern notwendig. Eine erste Entschei- aufgeführt. Zudem werden Angaben zu Wuchs- dungshilfe für die Auswahl der entsprechen- formen (z.B. kompakte, rundliche Krone, locker den Vegetation bietet die Liste der Deutschen verzweigte Äste‘ etc.) oder zur Standortwahl Gartenleiterkonferenz (GALK e.V.) zu den Stra- (z.B. auf geschützten Standorten ausreichend ßenbäumen (GALK-Straßenbaumliste), die im frosthart, gebietsweise frostempfindlich, für Internet abgerufen werden kann. Hier sind auf enge Straßenbereiche geeignet, etc.) gemacht. mehreren Seiten Bäume aufgeführt, die sich als

Dr.-Ing. Caroline Rolka ist seit 2017 an der Hochschule Neubrandenburg Professorin für Gartenge- schichte/Gartendenkmalpflege. Gleichzeitig übernahm sie die wissenschaftlichen Arbeitsaufgaben als Gartenkonservatorin im Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern, in dieser Funktion steht sie unter anderem auch dem Zoo Rostock bei der Gestaltung der denkmalge- schützten Rhododendronanlage beratend zur Seite. In Berlin ist Caroline Rolka in einer Bürogemein- schaft als freiberufliche Gartendenkmalpflegerin tätig. 14

Verkehrssichere, vitale Bäume und der Klimawandel – Ein Plädoyer für regelmäßige Baumpflege und –kontrolle Gernot Hübner – Landschaftsarchitekt + ÖBV-Sachverständiger für Gehölze, Schutz und Gestaltungsgrün

In dubio pro arbore - Im Zweifel für den Baum“ der „grüne Rahmen“ – gebildet und gestaltet durch – So sollte heute ein wichtiger Leitsatz in unserer Bäume und Sträucher. Umso wichtiger ist es, auf Gesellschaft lauten. Er wirbt für einen respektvol- vitale und zukunftsfähige Bäume zu setzen. Solch len Umgang mit Bäumen, denen eine so große Be- ein Bestand ist nur mit kontinuierlicher, nachhalti- deutung in Brauchtum und Wertevorstellungen in ger Entwicklung und Baumpflege zu haben. Nicht Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zukommen. zuletzt ist der Betreiber des Zoos oder Tiergarten für die Verkehrssicherungspflicht zuständig, um In öffentlichen Anlagen wie den Zoos, Heimat- seine Besucher (und Mitarbeiter) vor herabfallen- tiergärten oder Naturerlebnisparks richten sich den Ästen oder schlimmstenfalls umstürzenden die Erwartungen der Besucher nicht nur auf den Bäumen zu schützen. Tierbestand. Zum Gesamteindruck gehört ebenso

Verkehrssicherung nötig?

nein ja 15

Gerade in Anlagen wie Zoos und Tiergärten können auch Altbäume eine große Rolle spielen. Denn an ihnen lässt sich hervorragend darstellen, wie neue Biotope entstehen.

Ein Baumbestand ist langfristig nicht nur funktional, sondern auch in großer Biodiversität, in einem gesunden Altersspektrum sowie klimatolerant zu entwickeln. Regelmäßige, das heißt jährliche Baumkontrollen und in speziellen Fällen auch Baumbegutachtungen liefern genormte Datengrundlagen. Sie ermöglichen eine ganzheitliche Landschaftsplanung, sind Voraussetzung für sinnvolle Baumneupflanzungen (beispielsweise durch Sponsoren) bis hin zu Park-Pflegewerken. 16

Quelle: https://naturschutz-und-denkmalpflege.projekte.tu-berlin.de/pages/leitfaden-biotopholz/ biotopholzstrukturen.php 17

Aktuelle Baumbestandspläne werden dafür durch Baumkataster ergänzt, die Baumschäden erfassen. Zu den Daten, die dafür erhoben werden, gehören Baum-Gattungen und –arten sowie Subspezies, vorhan- dene oder nicht vorhandene Verkehrssicherheit, die Art von notwendigen Baumpflegearbeiten sowie unumgängliche Baumfällungen. Gut für den Auftraggeber: Diese Daten sind allgemein nachvollziehbar und eine hervorragende Arbeitsgrundlage. Mit solchem einen Datenwerk können bei der Pflege des „Zoogrüns“ aktuelle, aber auch künftige „Angriffe“ durch Krankheitserreger und Schädlinge

Das Eschentriebsterben sowie der Befall mit Ulmen-Splintkäfern sind keine Klimafolge: 18

Dagegen gehören der Befall durch die Kastanienminimiermotte (Foto: G. Hübner), den Eichenprozessionsspinnner (Foto), Dürreschäden an Bäumen wie auch oft der Fremdbewuchs (Foto G. Hübner) zu den Klimafolgen.

Quelle: wikipedia 19

Für Baumneupflanzungen steht übrigens eine über liste nicht nur die einzelnen Baumarten, Daten zur mehrere Jahrzehnte in mehreren Städten Wuchshöhe und -form, zu Lichtdurchlässigkeit und Deutschlands getestete Baumliste zur Verfügung. Mit -bedarf und Besonderheiten auf. In einer Karte ihrer Hilfe können passende, klimatolerante Bäume kann zudem nach dokumentierten Baumbeständen für Neupflanzungen ausgewählt werden. Planungs- gesucht werden. So beteiligen sich auch mehrere fehler, die sich später teuer auswirken, können schon norddeutsche Städte an Straßenbaumtests, deren im Ansatz vermieden werden. In der Onlineversion Ergebnisse wiederum in die Liste einfließen. (Button „Zur Anwendung“) führt die Straßenbaum- Die Liste steht auch als Download zur Verfügung.

GALK-Straßenbaumliste Abfrage vom 30.10.2019 Arbeitskreis Stadtbäume

Botanischer und Höhe Breite L1* L2* Verwend- Bemerkungen Auf der Internetseite der deutscher Name (m) (m) barkeit Acer buergerianum 8-10 (15) 4-6 mittel 2 noch im Test kompakte, rundliche Krone, locker verzweigte Äste, auf Forschungsgesellschaft syn. A. trifidum, geschützten Standorten ausreichend frosthart, Dreizahn-Ahorn, gebietsweise frostempfindlich, für enge Landschaftsentwicklung Dreispitz-Ahorn Straßenbereiche geeignet, im Straßenbaumtest 2 seit 2007/08 Landschaftsbau e.V Acer campestre, 10-15 (20) 10-15 mittel 2 geeignet mit E. eiförmige, unregelmäßige, im Alter mehr rundliche Feldahorn, Maßholder Krone, verträgt trockene Böden und hohen (www.fll.de) finden sich weitere Versiegelungsgrad, guter Bodenbefestiger für Ufer bzw. Hanglagen Acer campestre 6-12 (15) 4-6 mittel 2 geeignet wie die Art, jedoch gerader durchgehender Stamm, im Links unter anderem zu Baum- 'Elsrijk', Feldahorn Wuchs schmaler und gleichmäßiger, gebietsweise Frostschäden in der Krone, mehltaufrei kontroll-Richtlinien, Acer campestre 6-10 3-5 mittel 2 noch im Test sehr regelmäßiger, aufrechter Wuchs, gilt als 'Huibers Elegant' mehltaufrei, im Straßenbaumtest 2 seit 2007/08 zu zertifizierten syn. A. campestre 'Elegant', Feldahorn Baumkontrolleuren oder Acer 5-8 (11) 4-7 (9) mittel 2 noch im Test breit eiförmige, rundlicher Krone, auf geraden, monspessulanum, durchgehenden Stamm achten; zu Weiterbildungen. Französischer Ahorn, wärmeliebend, für trockene Standorte geeignet Burgen-Ahorn, (Weinbauklima), gebietsweise Frostschäden, langsam Dreilappiger Ahorn wachsend, im Straßenbaumtest 2 seit 2005 Acer opalus, 8-10 (20) 5-8 mittel 1 noch im Test offene, breite, kegelförmige Krone, stadtklimafest, im Schneeball-Ahorn Straßenbaumtest 2 seit 2007/08 Acer platanoides, 20-30 15-22 gering 2 geeignet mit E. rundliche, dicht geschlossene Krone, blüht vor dem Spitzahorn Blattaustrieb, sehr frosthart, empfindlich gegen Bodenverdichtung und Streusalz, Honigtauabsonderung Acer platanoides 15-20 -10 gering 2 geeignet stark verzweigte, dichte, geschlossene Krone, gut 'Allershausen', geeignet für frostgefährdete Lagen, Spitzahorn Honigtauabsonderung, im Straßenbaumtest 2 seit 2005 Gernot Hübner fühlt sich mit seiner kleinemAcer platanoides seit 199514-18 existierende10-15 gering Planungs-2 geeignet mit E. undwie die Art, Gutachterfirma jedoch aufrechter und schneller wachsend, für 'Apollo', gebietsweise frostempfindlich, Honigtauabsonderung, Landschafts-architektur und BaumuntersuchungenKegelförmiger besonders der Entwicklungim Straßenbaumtestder Kulturlandschaft 2 seit 2005 Spitzahorn Vorpommerns mit seinen historischen ParkanlagenAcer platanoides 10-15 und dem7-9 altengering Baumbestand2 geeignet ovale, imzuständig. Alter breit eiförmige, regelmäßige Regelmä Krone, - 'Cleveland', Austrieb leuchtend rot, stadtklimafest, frosthart, ßig veranstaltet er auch Weiterbildungen Kegelförmigerfür Baumkontrolleure. Kontakt [email protected] Spitzahorn Acer platanoides -10 (16) 2-7 gering 2 geeignet schmaler als die Art, säulenförmig wachsend, sehr 'Columnare', frosthart, hitzeverträglich, trockenheitsverträglich, Säulenförmiger windfest und schattenverträglich, Spitzahorn Honigtauabsonderung, guter Kompartimentierer Acer platanoides 15-20 10-15 gering 2 geeignet mit E. kegel- bis eiförmige Krone, Äste aufrecht wachsend, 'Deborah', Spitzahorn gerader durchgehender Stamm, in der Jugend gebietsweise Trocken- und Frostschäden, Honigtauabsonderung, Ergebnisse aus Straßenbaumtest 1 beachten Acer platanoides -15 8-10 gering 2 geeignet mit E. ovale Krone, in der Jugend betont aufrecht, hitze- und 'Emerald Queen', trockenheitsverträglich, gebietsweise frostgefährdet, Spitzahorn windfest, geeignet für engere Straßenräume, Honigtauabsonderung Acer platanoides 13-15 -10 gering 2 noch im Test aufrechte ovale Krone; anspruchslos und 'Fairview', Spitzahorn anpassungsfähig, hitzeverträglich und frosthart, Honigtauabsonderung, im Straßenbaumtest 2 seit 2007/08

L1=Lichtdurchlässigkeit, L2=Lichtbedarf Weitergehende Informationen zur GALK-Straßenbaumliste unter www.galk.de Seite 1/13 20

4. Teilnehmer des Symposiums Vilm 2019 (in alphabetischer Reihenfolge)

Mirko Daus, Tierpark Prof. Dr. Caroline Rolka, Landschaftsarchitektin René Gottschalk, Zoo Rostock und Gartendenkmalpflegerin Gernot Hübner, Landschaftsarchitek und Heidi Schönherr, Heimattierpark Greifswald Baumsachverständiger Hans-Joachim Schreiber, Ministerium für Dr. Constanze Köbing, Tiergarten Neustrelitz Landwirtschaft und Umwelt Dr. Leonore Lange, Landkreis Vorpommern-Rügen Katrin Schüler, Zoo Rostock Dr. Christoph Langner, Zoo Stralsund Kerstin Schulz, Tierpark Sassnitz Ines Martin, Deutsches Meeresmuseum Prof. Dr. Jens Peter Teifke, FLI Insel Riems Stefanie Manecke, Landkreis Vorpommern-Rügen Frank Tetzlaff, Heimattierpark Greifswald Oliver Mojecki, Zoo Stralsund Christin Trapp, Tierpark Andrea Nagel, Müritzeum Klaus Tuscher, Wildpark MV Udo Nagel, Zoo Rostock Marianne Tuscher, Wildpark MV Dr. Brigitte Rohrhuber, Tierpark Ueckermünde Vera Fickers, Natur ErlebnisPark Gristow

Foto: Mirko Daus 21

Foto: K. Schüler Impressum: Redaktion, Satz und Layout: Landeszooakademie Mecklenburg-Vorpommern Katrin Schüler, Andrea Bergmann, Ein Projekt des Landeszooverbandes, Rennbahnallee 21, 18059 Rostock Zoo Rostock Gefördert durch das Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern

www.landeszooverband-mv.de