Landeszooakademie 2019

Landeszooakademie 2019

Mecklenburg-Vorpommern Fünftes Symposium 19./20.09. 2019 auf der Insel Vilm Foto: Mirko Daus 1 Landeszooakademie Mecklenburg-Vorpommern Fünftes Symposium zu den Themen »One Health – Zur engen Verknüpfung der Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt« und »Zoos als grüne Inseln - Wie sich durch die vegetative Ausstattung neue Impressionen schaffen lassen – Einfluss von Klimaveränderungen auf Gehölzbestände« 19./20.09. 2019 auf der Insel Vilm Inhalt: 1. Vorwort 2. Thesen zum Themenschwerpunkt »One Health – Zur engen Verknüpfung der Gesund- heit von Mensch, Tier und Umwelt« Prof. Dr. Jens Peter Teifke, FLI Insel Riems, Vorsitzender des Landesverbandes der Tierärzte im öffentlichen Dienst MV 3. Thesen zum Themenschwerpunkt »Zoos als grüne Inseln - Wie sich durch die vegetati- ve Ausstattung neue Impressionen schaffen lassen – Einfluss von Klimaveränderungen auf Gehölzbestände« Prof. Dr. Caroline Rolka, Berlin/Hochschule Neubrandenburg, Landschaftsarchitektin und Gartendenkmalpflegerin, Gartenkonservatorin im Landesamt für Kultur und Denk- malpflege MV, Gernot Hübner, Greifswald, freier Landschaftsarchitekt und öffentlich bestellter und vereidigter Gehölzsachverständiger 4. Teilnehmer 2 1. Vorwort Liebe Kollegen und Kolleginnen, sehr geehrte Teilnehmer des Symposiums 2019 auf der Insel Vilm, als ich mich im Sommer diesen Jahres zum inzwischen 5. Symposium der Lan- deszooakademie auf der Insel Vilm mit den Worten anmeldete, das sei immer „so eine schöne Veranstaltung“, ahnte ich nicht, dass mir die Ehre des Vorwortes zu diesem Tagungsheft zuteil wird. Nun bin ich als Amtstierärztin eher nicht mit Vor- und Grußworten befasst, sondern mit Tierseuchenbekämp- fung, Tierschutz und der Leitung des Veterinäramtes des Landkreises Vorpommern-Rügen, doch ich möchte die Gelegenheit gern nutzen, all jenen, die diese Veranstaltung so perfekt und liebevoll organisieren, ganz herzlich Danke zu sagen. Im Herbst 2015 wurde mit der Gründungsveranstaltung das Fundament für diese Plattform geschaffen, mit dem Ziel, den Austausch der Fachkollegen untereinander zu pflegen und gemeinsam mit Wissenschaftlern verschiedener, aber irgendwie „zoonaher“ Disziplinen aktuelle, zukunftsweisende Themen zu diskutieren. Das ist in all den Jahren hervorragend gelungen und hat hochkarätige Referenten auf die Insel Vilm gelockt. Die Veranstaltung 2019 war wiederum geprägt von tagaktuellen Themen: One-Health - Weltgesundheit: ein nachhaltiges, gemeinsames Gesundheitsmanagement, eine Herausforderung in Zeiten des globalen Wandels. Für eine effiziente Gesundheitspolitik braucht es einen ganzheitlichen, interdisziplinären „One Health“-Ansatz, der die komplexen Zusammenhänge von Gesundheit , Mensch, Tier und Umwelt anerkennt. Dazu passend auch der zweite Themenkomplex, der sich der gärtnerisch-botanischen Gestaltung der zoolo- gischen Anlagen widmete. In Zeiten von spürbaren Klimaveränderungen ist dies eine ebenso große Heraus- forderung für die zoologischen Gärten. Freuen Sie sich auf die näheren Ausführungen und Thesen in diesem Heft und freuen Sie sich auf eine Fort- setzung der Vilmer Tradition im nächsten Jahr. Herzlichst Dr. Leonore Lange Amtstierärztin 3 2. »One Health – Zur engen Verknüpfung der Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt« Prof. Dr. Jens Peter Teifke, Biorisk Officer am Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, Standort Insel Riems Am Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) forschen rund Erkrankung, begünstigt durch Bevölkerungs- 850 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die wachstum, internationalen Reiseverkehr und Gesundheit und das Wohlbefinden lebensmit- Klimaerwärmung, beobachten. Die Entwick- telliefernder Tiere. Tiergesundheitsforschung lungen zeigen, dass die Bedeutung von soge- bedeutet ebenso Forschung für den Schutz des nannten „Neglected Tropical Diseases“ (dt.: Menschen vor Zoonosen, also Erkrankungen, vernachlässigte Tropenkrankheiten), darunter die sowohl das Tier als auch den Menschen viele Zoonose-Erreger wie Dengue-, Chikungu- betreffen. Tollwut, SARS, MERS, H1N1-Influenza nya- und Rifttalfieber-Viren, für nichttropische und ganz aktuell das Westnil-Fieber sind bei- Länder zunimmt. spielsweise Erkrankungen, bei denen die kau- Auch Nager können ihren Beitrag zur Verbrei- salen Viren plötzlich für die Humanmedizin zum tung von Zoonoseerregern leisten: Kuhpocken- Problem werden, wenn sie bei uns vorkommen viren in „Schmuseratten“, unterschiedliche Bor- und vom Tier auf den Menschen übertragen naviren in Bunthörnchen oder Feldspitzmäusen werden. So genannte Vektoren wie Stechmü- und Hantaviren aus Rötelmäusen sind aktuell cken oder Zecken können eine Vielzahl von relevante Beispiele. Aber auch durch Bakterien Erregern für uns neuer Infektionskrankheiten werden Zoonosen verursacht: Obwohl Deutsch- übertragen. Sowohl das Auftreten der Asiati- land offiziell frei von Tuberkulose ist, kommt es schen Tigermücke (Aedes albopictus) und der immer wieder zu vereinzelten Ausbrüchen. Lep- Hyalomma Zecke in unserem Land, als auch tospirose, Brucellose, Rotz und Q-Fieber sind die konstanten Tuberkulosefallzahlen und die weitere Erkrankungen von Tier und Mensch, die Überwinterung des West-Nil-Virus in Deutsch- Forschungsgegenstand am FLI darstellen. land geben Hinweise darauf, dass sich das Ge- fahrenpotenzial durch zoonotische Infektions- Weltweit sterben jährlich 2,2 Millionen Men- krankheiten in Deutschland verändert. schen an solchen zoonotischen Infektionen. 2,4 Milliarden Menschen infizieren sich und Auch global gesehen kann man mit dem Den- erkranken an solchen Erregern. Das ist eine gue-Virus die Zunahme einer zoonotischen immense Bedrohung, vor allem in Ländern 4 mit niedrigem Einkommen. Dabei rücken bei uns einst als „exotisch“ betrachtete Infektionen durch Klimaveränderungen sowie weltweite Reisetätigkeiten und globale Handelsrouten rasant näher. Auf- grund des globalen Personen- und Warentransportes verbreiten sich Viren, Bakterien oder Parasiten heute deutlich schneller. Auch tragen die weltweit wachsende Bevölkerung, die intensive Nutztierhal- tung, der Klimawandel und die Zerstörung von Lebensräumen zur weiteren Verbreitung bei. Die Probleme, die sich hinter der zunehmenden Ausbreitung verbergen, sind holistisch und global ; die menschliche Gesundheit ist eng verbunden mit der von Tieren und mit unserer Umwelt. Gerade aus diesem Grunde ist es erforderlich, dass Experten aus Humanmedizin, Tiermedizin und Umweltwissen- schaften eng zusammenarbeiten, denn die Globalisierung macht auch vor Seuchen nicht halt . 5 Zum Weiterlesen: Magazin forschungsfelder Ausgabe 2/2018, Herausgeber Bundesministerium für Er- nährung und Landwirtschaft (https://www.bmel-forschung.de/fileadmin/SITE_MASTER/content/bilder/ forschungsfelder/2018_2/2018_FF02_RZ_fuer_barrierefrei_CLEAN_GW_29B_DNK20.pdf) Prof. Dr. Jens-Peter Teifke leitet im Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit die Abteilung für experi- mentelle Tierhaltung und Biosicherheit. In dieser Abteilung wird die gesamte experimentelle Tierhaltung am Standort Insel Riems organisiert, dazu zählen auch die Laboratorien für Pathologie und Bakteriologie. Er ist zugleich Amtstierarzt für den Standort Insel Riems. Als als Biorisk Officer ist er verantwortlich für das One Health als Thema für Zoos? Dr. Christoph Langner, Direktor Zoo Stralsund Eine hohe Konzentration von Tieren unterschied- Die Praxis zeigt jedoch, dass durch veterinärhygi- lichster Arten, ein immenses Besucheraufkom- enische Maßnahmen, durch die fachlich Betreu- men und ein verhältnismäßig enger Kontakt zwi- ung und Kontrolle des Tierbestandes und durch schen Tieren und Tierpflegern sollten ein hohes Maßnahmen der Biosicherheit dieses Risiko maß- Infektionsrisiko im Zoo vermuten lassen. geblich reduziert werden kann. Unverzichtbar ist dafür die enge Kooperation mit den Veterinärämtern, dem Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fi- scherei Mecklenburg- Vorpom- mern(LALF-MV), dem FLI und anderen Forschungsinstituten sowie mit der Unfallkasse MV. Es besteht ein hohes gesell- schaftliches Interesse, einen guten Überblick über die Ver- lustursachen in den Zoos zu behalten. Die Tagungsteilnehmer haben in diesem Zusammenhang auf 6 die enge Zusammenarbeit mit den Veterinäräm- einzuschätzende Asiatische Tigermücke (Aedes tern verwiesen und den dringend erforderlichen albopictus) wurde in Baden-Württemberg und Fortbestand der Möglichkeiten einer kostenfrei- Thüringen gefunden. en Untersuchung von Zootieren beim LALF MV In Europa haben in den letzten Jahren zuneh- unterstrichen. In vielen Zoos liegen Untersu- menden Ausbrüche von Krankheiten wie Den- chungsbefunde über einen Zeitraum von mehre- gue-, Westnil- oder Chikungunya-Fieber zuge- ren Jahrzehnten vor. Dieses Material bietet sich nommen. Auch in Deutschland wurden erste hervorragend für eine wissenschaftliche Auswer- Zika-Virus-Fälle gemeldet. Das unterstreicht die tung an. Deshalb sollten geeigneten Absolventen aktuelle Bedeutung von Stechmücken als Krank- der Veterinärmedizin gesucht werden, die ein heitsüberträger. entsprechendes Thema im Rahmen einer Disser- In Deutschland gibt es bisher kein Überwa- tation bearbeiten können. chungs- oder Meldesystem über das Vorkommen medizinisch relevanter Stechmückenarten. Des- Auch die Kooperation der Mitgliedseinrichtun- halb wurden vom Bundesministerium für Ernäh- gen mit dem FLI kann durchaus weiter ausgebaut rung und Landwirtschaft zwei Verbundprojekte werden. Als konkretes Beispiel wäre die Mitwir- zur deutschlandweiten Überwachung und Erfor- kung am „Mückenatlas - Deutschland kartiert die schung von Stechmücken ins Leben gerufen,

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