BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT Drucksache 20/9064 20. Wahlperiode 03.09.13

Schriftliche Kleine Anfrage

des Abgeordneten André Trepoll (CDU) vom 26.08.13

und Antwort des Senats

Betr.: Häuserleerstand in wird beendet – irgendwann!?

Neuenfelde ist ein Stadtteil im Bezirk und liegt am Mühlenberger Loch, zwischen Cranz und , dessen Erscheinungsbild durch die Verlängerung der Start-und-Lande-Bahn des nordöstlich gelegenen Airbus- Werkes Finkenwerder mit der Zeit maßgeblich verändert wurde. Insbesonde- re der daraus resultierende jahrelange Häuserleerstand im Umfeld von Has- selwerder Straße und Organistenweg hat der weiteren Stadtteilentwicklung in Neuenfelde wenig genützt. Mittlerweile besteht zwar anscheinend große Einigkeit darüber, dass dieser Zustand dringend verändert werden muss, ers- te Häuser sind auch bereits saniert worden – viele andere Wohngebäude sol- len aber abgerissen und die Grundstücke einem Wohnungsneubau zugeführt werden. Mittlerweile melden sich auch Bewohner des Stadtteils, die eine Vergabe der Grundstücke, die für einen Abriss vorgesehen sind, zeitnah an private Bauwillige fordern, um einen zügigen Wohnungsneubau, der dem Stadtteil gerecht wird, endlich zu erreichen. Wie der aktuelle Sachstand ist, welche Art von Wohnungsbau dort vorgesehen ist und wann dieser endlich erfolgen soll, auch im Hinblick auf den in Hamburg so dringend benötigten Wohnraum, ist derzeit leider nicht absehbar.

Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat:

1. Wer ist der jeweilige Eigentümer der Grundstücke und der durch die damalige Landebahnverlängerung des Airbus-Werkes in Finkenwerder leer stehenden circa 70 Wohnhäuser, insbesondere in der Hasselwerder Straße und im Organistenweg? Eigentümerin ist die Freie und Hansestadt Hamburg (FHH). a. Welche Art der Bebauung liegt im Umfeld insbesondere der Hassel- werder Straße derzeit vor? Im Ortskern Neuenfelde handelt es sich entlang der Hasselwerder Straße um eine Deichhufenbebauung auf historischer Parzellenteilung. Es finden sich sowohl größere Hufnerhäuser, die teilweise saniert wurden und zu Reihenhäusern umgebaut wurden, als auch Handwerkerhäuser und reine Wohnhäuser aus dem vorigen Jahrhundert. Vor allem im Verdichtungsbereich an der Kirche findet man kleinere ehemals Handwerker- oder Fischerhäuser. In der Mehrheit sind es eingeschossige, giebelständige Gebäude mit großen Satteldächern, die entlang der Straße aufgereiht sind. Es gibt somit Einfa- milienhäuser, Doppelhäuser, Reihenhäuser und auch Mehrfamilienhäuser. 2. Wie viele Wohngebäude sind ursprünglich durch die Landebahnverlän- gerung „entwohnt“ worden? (Bitte die jeweilige genaue Liegenschaft mit angeben.) Drucksache 20/9064 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 20. Wahlperiode

Die zwischen 2001 und 2004 abgebrochenen Häuser Rosengarten 40, 42, 42 a, 50, 56 und 58 befanden sich im heutigen Bereich der Landebahn. a. Wie viele Wohngebäude sind seit wann renoviert und bewohnbar gemacht worden, wie viele von diesen werden tatsächlich und seit wann wieder bewohnt? (Bitte die jeweilige genaue Liegenschaft mit angeben.) Ab dem 1. März 2011 wurden nach Sanierung insgesamt 28 Vermietungen zu unter- schiedlichen Zeitpunkten in 26 Objekten durchgeführt. Von weiter gehenden Angaben sieht der Senat mit Rücksicht auf seine Vertragspartner ab. b. Wie viele Wohngebäude wurden bisher noch nicht renoviert, bei wie vielen wird noch eine Renovierung und wann beabsichtigt? (Bitte die jeweilige genaue Liegenschaft mit angeben.) Zum jetzigen Zeitpunkt wurden 14 Wohngebäude, bei denen eine Instandsetzung beabsichtigt ist, noch nicht renoviert. Über den Zeitpunkt, bis wann die Instandsetzung dieser Häuser abgeschlossen sein wird, kann derzeit keine belastbare Aussage gemacht werden, da auf entsprechende Ausschreibungen zum Teil keine ausreichen- de Anzahl bewertbarer Angebote eingegangen ist. Der Senat sieht im Übrigen in ständiger Praxis grundsätzlich davon ab, konkrete Leer- stände (auch zu sanierende) und Details zu Leerstandsobjekten zu benennen. Rechtsgrundlage ist § 3 Absatz 1 des Gesetzes zum Schutz der öffentlichen Sicher- heit und Ordnung (SOG). In der Vergangenheit wurden immer wieder Leerstands- objekte durch Vandalismus beschädigt und besetzt. Um weiterem Vandalismus und Besetzungen vorzubeugen, benennt der Senat keine konkreten Leerstandsobjekte. c. Wie hoch sind die Kosten für die Renovierungen der Wohngebäude bisher im Durchschnitt gewesen und wer trägt die Kosten für die Renovierung? Nach dem bisherigen Stand sind es durchschnittliche Kosten von circa 13.500 Euro pro Objekt. Der exakte Betrag kann zurzeit noch nicht ermittelt werden, da noch nicht alle Schlussrechnungen vorliegen. Die Kosten werden von der FHH getragen. 3. Wie viele der unter 2. benannten noch leer stehenden Wohngebäude sind bereits abgerissen worden beziehungsweise sollen abgerissen wer- den, wann genau und aus welchen Gründen? (Bitte die jeweilige genaue Liegenschaft mit angeben.) Ein möglicher Abbruch von leer stehenden Gebäuden soll erst erfolgen, wenn eine Neubaukonzeption vorliegt, die die inhaltlichen Aussagen der „Baufibel “ berücksichtigt. Entsprechende Gespräche mit dem zuständigen Bezirksamt werden in Kürze geführt. Im Übrigen siehe Antwort zu 2. b. a. Wie ist die Ausweisung des B-Plans für dieses Gebiet? Für das Gebiet gelten folgende planungsrechtliche Grundlagen: Der Baustufenplan vom 20. Juni 1961 Cranz-Neuenfelde weist Außengebiet aus und stellt Dorfgebiet dar. Mit dem Bebauungsplan Neuenfelde 11/Francop 6/Cranz 4 wurde eine Innenbereichs- verordnung (§ 34 – Verordnung vom 2. Dezember 1997) beschlossen. Der überwiegende Anteil der Gebäude unterliegt damit einer planungsrechtlichen Beurteilung nach § 34 BauGB (Zulässigkeit von Vorhaben innerhalb der im Zusam- menhang bebauten Ortsteile). Die Gebäude nördlich der Hasselwerder Straße im Bereich Rosengarten liegen im Außengebiet gemäß § 35 BauGB (Baustufenplan). Die Gebäude westlich der Kirche bis zum Neuenfelder Schleusenfleet liegen im Dorf- gebiet (Baustufenplan).

2 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 20. Wahlperiode Drucksache 20/9064

Die Gebäude westlich des Neuenfelder Schleusenfleets liegen im Bereich der §34- Verordnung (Hasselwerder Straße und Neuenfelder Fährdeich 7 und 9). Hier gelten für die Gebäude weitere Vorgaben aus der Verordnung. Darüber hinaus liegen die Gebäude östlich der Einmündung des Neuenfelder Fähr- deichs im Bereich des Milieuschutzgebiets Cranz-Neuenfelde-Francop. Der Bebauungsplan Neuenfelde 10 vom 06. Dezember 2001 im Bereich östlich des Arp-Schnitger-Stiegs weist allgemeines Wohngebiet (WA I, GRZ 0,3) aus. Das Gebäude Arp-Schnitger-Stieg Nummer 62 ist mit einer bestandsbezogenen Baukör- perausweisung versehen und liegt außerdem im Bereich einer Festsetzung als Erhal- tungsgebiet gemäß § 172 BauGB. b. Was ist hier jeweils im Falle eines erfolgten Abrisses bisher an Woh- nungsneubau geplant? Bislang liegt weder ein Abrissantrag noch eine Neubaukonzeption vor. i. Gibt es bereits Interessenten für das Gebiet, ist ein (Teil-)Ver- kauf bereits erfolgt? ii. Welche Art von Wohnungsbau wird hier jeweils präferiert? iii. Wie viele Wohneinheiten sind insgesamt geplant beziehungs- weise beabsichtigt? iv. Wird dabei der durch den Senat im Rahmen seiner Wohnungs- politik eingeführte sogenannte 1/3-Mix (aus gefördertem und frei finanziertem Wohnraum) auch hier beabsichtigt? c. Welche Art der Neubebauung ist im betrachteten Abschnitt Neuen- feldes aus Sicht des Senats sinnvoll und angemessen? d. Teilt der Senat die Ansicht der Bürger vor Ort, dass die für eine Neubebauung vorgesehenen Grundstücke zeitnah an private Bauin- teressierte veräußert werden sollen, um eine zügige Wohnraumrea- lisierung zu erreichen, die dem Stadtteil gerecht wird? Wenn ja, wie und wann soll dieses geschehen? Wenn nein, wieso nicht? Ja. Allerdings ist mit Blick auf die rechtliche Situation ein Verkauf nicht beabsichtigt. Im Übrigen sind die Planungen noch nicht abgeschlossen. Der Vertrag für Hamburg sieht vor, dass auf der Grundlage einer Betrachtung aller Wohnungsbauvorhaben im Bezirk, die im Geschosswohnungsbau errichtet werden und über 30 WE umfassen, 30 Prozent der WE im öffentlich geförderten Wohnungsbau errichtet werden sollten. Im Wohnungsbauprogramm 2013 wird dargelegt, dass diese Quote im Bezirk Harburg in den kommenden Jahren erreicht werden wird. e. Wie erklärt sich der Senat, dass trotz akuten Wohnraummangels die Neubaupläne im Bereich des bisherigen Leerstandes, insbesondere der Hasselwerder Straße und im Organistenweg in Neuenfelde, an- scheinend bisher kaum vorangekommen sind? Mit der Entscheidung zum Verzicht von Immobilienverkäufen, zur Wiedervermietung und zur Sanierung der unter Neubaukosten sanierbaren Häuser wurden die wesentli- chen Rahmenbedingungen definiert, um das Dorf Neuenfelde neu zu gestalten. Ergebnisse hierzu liegen noch nicht vor. f. Befinden sich die betroffenen Grundstücke im Wohnungsbaupro- gramm für Harburg, wenn ja, mit welchen Aussagen und welcher Kategorisierung? Wenn nein, wieso nicht? Im Wohnungsbauprogramm Harburg 2013 sind die betroffenen Grundstücke nicht enthalten. Das Wohnungsbauprogramm 2014 wird zurzeit erstellt und befindet sich insoweit noch nicht in der Abstimmung.

3