BEETHOVEN Piano Concertos Nos
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Ludwig van BEETHOVEN Piano Concertos Nos. 3 & 4 Transcriptions for Piano and String Quintet by Vinzenz Lachner HANNA SHYBAYEVA, piano Utrecht String Quartet Luis Cabrera, double bass LUDWIG van BEETHOVEN (1770–1827) Klavierkonzert Nr. 3 op. 37 in c-Moll 35:08 Piano Concerto No.3 Op.37 in C minor 1 I. Allegro con brio 16:11 2 II. Largo 9:55 3 III. Rondo – Allegro 8:54 Klavierkonzert Nr. 4 op. 58 in G-Dur 34:31 Piano Concerto No.4 Op.58 in G major 4 I. Allegro moderato 19:26 5 II. Andante con moto 5:01 6 III. Rondo vivace 10:04 Total Time: 69:52 Bearbeitungen für Klavier und Streichquintett von | transcriptions for piano and string quintet by: Vinzenz Lachner (1811–1893) Hanna Shybayeva, Klavier | piano Utrecht String Quartet Luis Cabrera, Kontrabass | double bass 8.551400 2 Beethovens Klavierkonzerte Wenn man die Entstehungszeiten der Klavier- immer einem Publikum gefallen wollte, was für konzerte Ludwig van Beethovens betrachtet, wird Beethoven keineswegs ein Anreiz für sein Wir- deutlich, dass dieser als Pianist wie Komponist ken darstellte. so verwegene wie innovative Künstler mehr als nur einfach Klavierkonzerte in geringerer Anzahl Und auch das erste Klavierkonzert, das als seine Vorgänger und von ihm hochgeachte- C-Dur-Konzert op. 15, zeigt Neuerungstenden- ten Kollegen Haydn oder Mozart geschrieben hat. zen: Beethoven erweitert die Orchesterbeset- Vielmehr ist Beethoven – ebenso wie in vielen zung, fügt Klarinetten, Trompeten und Pauken anderen Gattungen – weit über Gattungsideale zu der Orchestrierung von op. 19 hinzu. Zudem seiner Zeit hinausgegangen und hat Vorbilder für lässt er den langsamen Satz in der terzverwand- die kommenden Generationen geschaffen. ten Tonart erklingen, was er als Prinzip auch in den folgenden Klavierkonzerten beibehält. Der Zwar stehen die ersten beiden Klavierkonzerte Klaviersatz wird vollgriffiger und verweist bereits (wir betrachten letztendlich nur die von ihm mit auf die späteren Tendenzen eines virtuosen Kla- Opusnummern versehenen fünf, nicht die frühen vierparts. Versuche WoO 4 und das Rondo WoO 6) formal noch stark im Fahrwasser von Mozart und Haydn, Das dritte Konzert c-Moll op. 37, entstanden lassen aber bereits innovative Ideen erkennen. zwischen 1799 und 1803, stellt dann bereits Entstanden sind die beiden fast zeitgleich in einen Quantensprung im Genre Klavierkonzert den 1790er-Jahren. Doch letztendlich hat er das dar. Beethoven lässt den Pianisten den ersten später als Nr. 2 bezeichnete in B-Dur op. 19 frü- Satz mit vollgriffigen Akkorden gemeinsam mit her begonnen. Dieses Konzert hat Beethoven dem Orchester in fortissimo-Schlägen beenden. mehrfach umgearbeitet und dennoch ist es wohl Das ist ein Modell – der Solist erreicht nach der das Konzert, das sich am stärksten an Mozart Kadenz eine gemeinsame Schlusssteigerung mit orientiert. Und doch erkennt man hier bereits dem Orchester –, das von Komponisten bis hin den Willen zu Innovationen. So beispielsweise zu Schumann, Ravel und Rachmaninow aufge- im langsamen Adagio-Satz, in dem er anstelle griffen wurde. Zudem erkennt man nun einen der einer Kadenz ein Rezitativ mit durchgehaltenem vielleicht wichtigsten Merkmale in Beethovens Pedal einfügt, eine Neuheit, die er erst wieder Musik: Die Themen sind alles andere als mozar- in seiner Klaviersonate op. 31 Nr. 2 im ersten tisch ausgefeilt, sondern eher einfach gehalten, Satz nutzte. Schon in diesem frühen Konzert ja geradezu plakativ. Und Beethoven bringt diese allerdings erkennt man im Rondo den vollkom- Themen, wie das Kopfthema des ersten Satzes, men anders gearteten Witz als man ihn bei Mo- immer und immer wieder. Geradezu obsessiv zart sieht, weitaus derber und weniger ausgefeilt und damit auch eindringlich für den Zuhörer. als bei dem Salzburger, der letztendlich auch Auch das beglückende Ende des Konzerts hat 3 8.551400 Modellcharakter für die kommenden Generatio- 9. Sinfonie nicht übertroffen. Und der Klavierstil nen erreicht. Denn Beethoven wendet das The- wird verändert. Damit das Soloinstrument ein ma am Ende nach Dur, nach einem Kampf, der gleichwertiger Partner des Orchesters sein kann, nun ein glückliches Ende als verdient erkennen muss es sich mit einem großen Klang präsentie- lässt. ren: Arpeggien mit Pedal, Doppelgriffe, Oktaven in beiden Händen, schnelle Tonleitern und selbst Das Klavierkonzert Nr. 4 G-Dur op. 58 aus den Dezimengriffe machen aus den Ecksätzen, die Jahren 1805/06 zeigt im Gegensatz zu seinem als starker Kontrast zum konzentriert einfachen Vorgänger einen insgesamt weitaus lyrischeren Ausdruck des Mittelsatzes stehen, virtuose Bra- Charakter. Und gleich zu Beginn gibt es eine wei- vourstücke. Das Konzert ist ein Virtuosenkonzert tere Innovation: Der Pianist beginnt solistisch mit im besten Sinne, das schon an Liszt gemahnt. einem gesanglichen Hauptthema, das in einen Beethoven hat einen Prototyp geschaffen, der akkordischen Satz eingewoben ist. Hier nun sind lange in dieser Art Gültigkeit behalten sollte. Streicher und Solist vollkommen gleichwertig behandelt, durchwirken ihre Stimmen gegen- Kammermusikbesetzung seitig. Und dann der langsame Satz, der keinen Vorgänger und noch keinen Nachfolger in dieser Es ist bekannt, dass zahlreiche der Mozart’schen Ausarbeitung gefunden hat: wohlklingende The- Klavierkonzerte (neben den Bearbeitungen von mencharaktere wechseln sich mit Aufschreien in Johann Nepomuk Hummel) von einem Herrn Trillern ab, Seufzer sind in Septakkorden zu hö- Lachner für Klavier mit Streichquartett (und bei ren. Beethoven zieht alle Register von Affekten einigen mit zusätzlichem Kontrabass) bearbeitet innerhalb eines Satzes und sprengt damit die bis- wurden. Dabei handelt es sich um Ignaz Lachner, her bekannten Charakterdarstellungen und Kon- den um vier Jahre älteren Bruder des hier zur ventionen. Der Finalsatz schließt sich attacca im Geltung kommenden Vinzenz Lachner. pianissimo an und ermöglicht so einen Übergang ohne Bruch. Beethoven hatte nun endgültig auch Überhaupt war die Familie Lachner mit den drei in dieser Gattung alle Klischees hinter sich ge- Brüdern Franz Paul (1803–1890), Ignaz (1807– lassen und zu einer individuellen künstlerischen 1895) und Vinzenz (1811–1893) eine aus Ober- Ausdrucksform gefunden. bayern stammende fruchtbare Musikerfamilie, deren Originalwerke bislang kaum Beachtung Das letzte der fünf Klavierkonzerte, das Konzert gefunden haben. Nun kann man sich immer wie- Es-Dur op. 73, komponierte Beethoven 1808 der fragen, warum es überhaupt Komponisten bis 1809 und es wurde erstmals von Friedrich gab, die den Versuch der Reduzierung des Or- Schneider im 7. Gewandhauskonzert in Leipzig chestermaterials von Konzerten auf eine kleine gespielt. Hier nun sprengt Beethoven allein mit Streicherbesetzung vorgenommen haben. Zur dem ersten Satz den herkömmlichen Rahmen. Beantwortung muss man die Zeit betrachten, in Die 582 Takte sind in der Dauer selbst in seiner der diese Bearbeitungen entstanden. Es ist die 8.551400 4 Epoche des sogenannten Biedermeier, die in der Studienausgabe, denn die Solostimme ist zwar Musik meist mit dem Begriff der Frühklassik beti- im Original abgedruckt, aber ebenso bearbeitet telt wird. Neben der Oper als wichtige Gattung für mit kleineren Noten zu lesen. Und dass es dem das Bürgertum, hatte sich das Klavier als Haupt- Studenten freigestellt wird, ob er diese Konzerte instrument in den bürgerlichen Häusern seinen nun mit der Begleitung eines zweiten Klaviers Platz erobert. Und da in diesem Raum kaum oder mit Streichquintett spielen wolle (oder aber orchestrale Werke aufgeführt werden konnten, mit Orchester), zeigt ebenfalls, dass es eine Aus- man aber dennoch die großen Meisterwerke hö- gabe zum Zwecke des Studierenden sein soll. ren wollte, kam es verstärkt zur Bearbeitung von Kein Geringerer als Franz Liszt wurde engagiert, Klavierkonzerten für kammermusikalische Beset- um die Bearbeitung des Orchesterparts für das zungen. Kammermusikbesetzungen mit Klavier zweite Klavier zu übernehmen. Dabei hat er aller- waren die Hauptwirkungsbereiche der bearbei- dings auch dem Solisten eine intensive Rolle für tenden Komponisten, um die berühmten Werke den Orchesterklang zugewiesen, denn das erste stärker zu verbreiten. Klavier soll nicht nur die Beethoven’sche Solo- stimme spielen, sondern auch ins famos von Liszt Die hier erklingende kammermusikalische Bear- auf das Klavier umgesetzte Tutti des Orchesters beitung der Beethoven’schen Klavierkonzerte ist eingreifen. Vinzenz Lachners Beitrag aber ist die dem Engagement des deutschen Pianisten und Bearbeitung der Orchesterstimmen für Streich- Pädagogen Sigmund Lebert (1821–1884) ge- quintett (zwei Violinen, Viola, Violoncello und schuldet. Er hatte sich als Ziel gesetzt, für seine Kontrabass). Dass das Klavier außerhalb des Studenten Ausgaben zu erarbeiten, die spielbar Soloparts für den Gesamtklang durchaus auch und aufführbar waren. So hat er Bearbeitungen Tuttistellen des Orchesters übernehmen kann, von Mozart’schen Werken vorgenommen, eben- steht dem Solisten frei. Dabei sollte man sich so wie er 1881 gemeinsam mit Hans von Bülow dann allerdings an Liszts Bearbeitung in dersel- die berühmte Cotta-Ausgabe der Klaviersonaten ben Ausgabe orientieren, wo es nötig erscheint. Ludwig van Beethovens initiierte. Und im glei- chen Jahr tat Lebert sich mit dem Komponisten Dass diese Kammermusikversionen von Lachner Vinzenz Lachner zusammen, um die Klavierkon- und Lebert bislang nicht als Einspielung existier- zerte Beethovens für Kammermusikbesetzung ten, ist wohl dem Umstand geschuldet, dass die zu bearbeiten. „L. v. Beethovens Klavier-Concerte meisten