österreichischer BURGENVEREIN Austrian Historic Houses Association

März 2015 Eur 8,-

50 Jahre Deutscher Denkmälerverein Stadtmauern als Wertschöpfungspotenzial Indische Garteninspirationen Rettungsaktion für die Oberburg (Clam) Schloßsanierung Wolkersdorf Das Schloß eines Philanthropen

Das ‚Denkmalservice’ profiliert sich Spezialdisziplin Dachdecken Das Töpperschloß ist bezugsbereit Neobarock-Denkmal als Monumentalbau Bayerns Schlösser auf Erfolgskurs Schloß Rosegg im Rosental Gemalte Familiengeschichte Das Jagdschloß Mayerling VERANSTALTUNG:Ex Libris wikimedia common © wikimedia

Dr. Soraya Gräfin Stubenberg lädt Sie herzlich zu einer zeitgenössischen Kunstausstellung mit anschließendem Spanferkelessen ein Freitag, 19. Juni 2015, 18:00 Uhr Schloß Gutenberg, 8160 Gutenberg an der Raabklamm Die Veranstaltung ist kostenlos.

© privat Anmeldungen: [email protected] oder per Post Österreichischer Burgenverein, Schloss 1, 8292 Neudau. BURGENTAG IN DER STEIERMARK Samstag, 20. Juni 2015 09:30 Uhr in Gutenberg an der Raabklamm Führung mit Dr. Soraya Gräfin Stubenberg 11:30 Uhr Abfahrt mit Bus zum Gasthof Ederer in Weiz – Mittagessen 14:00 Uhr Schloss Thannhausen in Thannhausen Führung mit Erwein Baron Gudenus 16:00 Uhr Schloss Frondsberg in Koglhoff, Führung mit Ferdinand Baron Gudenus 18:00 Uhr Ankunft Schloss Gutenberg

Änderungen vorbehalten. Preis: € 70,– pro Person Anmeldung (max. 40 Personen): www.burgenverein.at oder kontaktieren Sie das Sekretariat unter 03383 33291 (Montag bis Freitag von 08:00 bis 12:00 Uhr).

Übernachtungsmöglichkeit besteht im Gasthof Ederer, Weizberg 2, 8160 Weiz 0043 3172 2349 / [email protected]

2 Inhalt März 2015

Eigentümer für Eigentümer 4 Das ‚Denkmalservice’ profiliert sich

Ende des Dornröschenschlafes 6 (Günter) © Tuennes Österreichs Mühlenbesitzer formieren sich Seite 6 Das Töpperschloß ist bezugsbereit 8 Es ist frei zur Vergabe an Jungunternehmer

Bayerns Schlösser auf Erfolgskurs 11 Weiterhin Spitzenplatz unter den deutschen Kulturträgern Peter © Faschingleiter Seite 8 Dachdecken – eine Spezialdisziplin 12 Für eine Firma aus Kärnten gilt: je schwieriger, desto interessanter

Seltenes Neobarock-Denkmal in Wien 14

Die Produktenbörse arbeitet in einem Monumentalbau © R. Greil

Schloß Rosegg im Rosental 16 Seite 12 Ein Denkmalbau mit unterschiedlichster Vergangenheit

Rückkäufe sind identitätsstiftend 20 Ein Zentrum für gotische Kunst in Leogang Familiengeschichte mit dem Pinsel gemalt 22 Immer mehr wollen ihr altes Familienwappen in neuem Glanz EUROPRESS/H. Reindl © EUROPRESS/H. Seite 14 Das Jagdschloß Mayerling 24 warum, wieso, weshalb – ausgerechnet Mayerling? Ex Libris 28 Schloß Rosegg © Schloß Handbuch für das Personal 30 Seite 16

Impressum: Die Zeitschrift „Österreichischer Burgenverein“ erscheint viermal jährlich und ist für Mitglieder kostenlos Eigentümer, Herausgeber, Verleger: Österreichischer Burgenverein, 8292 Neudau 1, www.burgenverein.at Sekretariat: Karen Appleby; Tel. und Fax: +43 3383 33291, [email protected]; Bank: Schelhammer & Schattera, BLZ 19190, Kontonummer 269076 Redaktion: Stolberggasse 31-33/3/17, 1050 Wien; Tel.: +43 1 7132233, Redaktionsleitung: Prof. Helge Reindl; für namentlich gekennzeichnete Artikel ist der Verfasser verantwortlich Lektorat: Gertraud Kotrba Layout: Martin Spiegelhofer; Druck: Druckerei Ferdinand Berger & Söhne GmbH, 3580 Horn Anzeigenleitung: Peter Kromer, Tel.: 0650 606 45 36, [email protected] Grundlegende Richtung: Informationszeitschrift für Mitglieder des „Österreichischen Burgenvereins“ und Freunde des Denkmalschutzes sowie für die Erhaltung historischer Bauten Titelbild: das Töpperschloß in Niederösterreich (Scheibbs), Aufnahme: www.eisenstrasse.info

3 Das ,Denkmalservice’ profiliert sich: Eigentümer für Eigentümer

Dr. Georg Graf Spiegelfeld, Landesdelegat des Österreichischen Burgen- vereines für Oberösterreich sowie Vorstandsmitglied und Kassier beim Verein ‚Denkmalservice’, der im September 2013 mit Sitz auf Schloß Neudau gegründet wurde, zieht im Gespräch mit Helge Reindl ein erstes Resümee. EUROPRESS/H. Reindl © EUROPRESS/H. Dr. Georg Graf Spiegelfeld Dr. Spiegelfeld: Vorab – wir sind ein großen Schäden entwickelt hätten. So Verein von Eigentümern für Eigentü- etwas entsteht meist im Verborgenen, es auch bei uns Mitglied ist. Auch er- mer. Diese Standortbestimmung ist in den verwinkelten Bereichen eines gänzen sich unsere Vorstände großteils mir sehr wichtig. Baudenkmales, weil man die Ursa- im Verein des anderen. Man darf aber che selbst, als Nicht-Fachmann, nicht nicht vergessen worum es uns geht und ÖBV: Nach über einem Jahr des Be- feststellen kann. Interessant ist, daß was für dieses gemeinsame Interesse stehens, wie viele Mitglieder hat das etwa achtzig Prozent der festgestell- unsere gebündelten Kräfte erfordert: ‚Denkmalservice’? ten Schadensbilder sich auf nur fünf beim ‚Denkmalservice’ geht es nicht Zehn. Wir haben auch schon zehn bis sechs Maßnahmen beschränken. allein um unsere Burgen und Schlös- Begutachtungsaufträge in Arbeit. An- Wohlgemerkt: das ‚Denkmalservice’ ser, sondern um das gesamte kulturel- fragen haben wir sehr viele, das Inter- ist nicht für Denkmalleichen gedacht, le Erbe des Landes, um rund 40.000 esse ist wirklich groß und es bestätigt sondern für instandgehaltene Objekte. Denkmalobjekte in Österreich! die Richtigkeit unserer Entscheidung, ein ‚Denkmalservice’ in und für Öster- Gibt es eine konstruktive Zusammenar- Welchen fachlichen Background, abge- reich gegründet zu haben. beit mit dem Österreichischen Burgen- sehen von einem Büro, bietet das ‚Denk- verein? malservice’? Da die Erhaltung eines Denkmals durch Natürlich. Abgesehen von der glei- Wir bedienen uns der Partnerfirmen seinen Besitzer ja auch der Allgemein- chen Adresse als Schaltstelle profitie- OFI, dem Österreichischen For- heit zugute kommt, besteht hinsichtlich ren wir von der vorhandenen Öffent- schungsinstitut für Chemie und Tech- ‚Denkmalservice’ auch eine Förderung lichkeitsarbeit und seinem breiten nik, und dem BTI, dem Bautechni- von den Ländern? Leistungsspektrum. Außerdem bieten schen Institut. Das OFI ist von uns der Es gibt mittlerweile Förderzusagen der wir jedem Mitglied des Österreichi- Ansprechpartner für die Prüfaufträge. Länder Niederösterreich und Ober­ schen Burgenvereines fünfzig Prozent Es ist aber nicht gesagt, daß wir in Zu- österreich, die einen gewissen Prozent- Rabatt auf den Mitgliedsbeitrag, wenn kunft nicht auch mit anderen Fach- satz der Kosten übernehmen.

Von diesen zehn Begutachtungsaufträ- gen, – ist da einer dabei, der besonders bemerkenswert ist? Das kann man so nicht sagen, denn eigentlich ist jeder Auftrag bemer- kenswert. Allein deshalb, weil ein verantwortungsbewußter Eigentü- mer zusätzlich investiert, um bereits eingetretene, meist kleine Schäden umgehend beheben zu lassen, die sich © R. Greil vielleicht schon in kürzester Zeit zu Verborgene Schäden werden durch das ,Denkmalservice’ offenbar

4 organisationen zusammenarbeiten Schnitt gesunken. Diese Zahlen spre- sein Eigentum bautechnisch in Ord- werden, da das OFI zu sehr im Osten chen doch für sich und beweisen die nung bleibt. Bedarf es wirklich des sanf- Österreichs liegt. Schauen Sie, genau Notwendigkeit unseres Vereines. ten Zwanges eines ‚Denkmalservice’? das ist ja auch mit ein Grund, warum Nehmen sie den Begriff der Gesun- wir einen Vereinsstatus gewählt haben, Kann es sein, daß von dieser Privat­ denuntersuchung: jeder ist der Mei- um eben nicht in Abhängigkeiten zu initiative und vom Erstbericht, also der nung, er ist gesund. Dann geht man geraten, sondern ein Verein von Eigen- Schadenserkennung und –aufnahme, doch einmal zum Arzt und der sagt, tümern für Eigentümer zu sein. das Bundesdenkmalamt erfährt und „ändern Sie Ihr Leben, sonst sind Sie daß dann dadurch ein gewisser Zwang bald tot!“ Und genau dieser Betriebs- Wie effizient sind sie im Vergleich zur für den Eigentümer zur Schadensbehe- blindheit am eigenen Objekt – ich Monumentenwacht der Benelux-Län- bung entsteht? nehme mich davon nicht aus - gilt es dern? Nein, – deshalb haben wir das Ganze entgegenzuwirken. Wir stehen erst am Anfang, da kön- ja als Verein ‚Eigentümer für Eigen- nen wir uns wirklich noch keinen Ver- tümer’ organisiert. Aber natürlich ist Könnte man nicht auch Fachleute des gleich erlauben. Aber die Monumen- das Bundesdenkmalamt für die tat- Bundesdenkmalamtes um Hilfe ersu- tenwacht, die in ihren Ländern 80 % sächlich geplanten Maßnahmen, wie chen? der Denkmale betreut, ist für uns ein bisher, vom Eigentümer beizuziehen! Wenn das Bundesdenkmalamt ent- großer Lehrmeister und Wissensgeber. sprechend personell ausgestattet wäre Die Verbindungen sind schon vor Jah- Das heißt, eine Firma kann nicht – wie wir uns das wünschen, wäre das ren geknüpft worden und der Start in lassen Sie mich das mit einem gewissen eine Option. Leider ist unser Bundes- Österreich mit dem ‚Denkmalservice’ ‚Verantwortungsgefühl’ umschreiben – denkmalamt in personeller Hinsicht war ein wohlüberlegter und von langer das Bundesdenkmalamt anrufen und ausgelaugt und gar nicht mehr in der Hand geplanter. Unser Verbindungs- Informationen weitergeben? Lage, die Betreuung von Denkmalen mann zur Monumentenwacht ist Für Oberösterreich kann ich es aus- durchzuführen. Deshalb ist die Exis- Diplomingenieur Doktor Wolfgang schließen. tenz des ‚Denkmalservice’ so wichtig. Kippes, ehemals Geschäftsführer von der Schönbrunn-Betriebsgesellschaft. Wer sind die Handwer- Eine bessere Referenz kann man kaum ker, die Sie als prädesti- erwarten. niert für den Denkmal- WIEN NORD schutz empfehlen? Wir ersparen uns also das Lehrgeld? Das muß ich klar sa- Das wollen wir doch hoffen. gen: die Handwerker sucht sich der Eigen- Wird überprüft, ob ich einen Schadens- tümer selbst aus, Wir bericht erfülle und reparieren lasse? empfehlen keinen, Das Wesen von all unseren Bemühun- wir können höchstens starker gen ist doch die Nachhaltigkeit. Da auf Anfrage jemanden partner. gibt es zum Beispiel den Erstbericht, nennen. Wir wollen, starkes land. der kostet mit drei bis fünftausend daß der Besitzer mit wir schaffen Euro relativ viel Geld, deshalb wird er seinen Vertragshand- auch von der öffentlichen Hand mit werkern weiterhin zu- das. zehn bis zwanzig Prozent gefördert. sammenarbeitet. Danach geht es um die jährliche Evalu- ierung dieser Berichte. Diese sind mit Man muß sich schon fünfhundert Euro schon viel günstiger. die Frage stellen, war- Wir wissen aber aus den Niederlanden, um der Besitzer eines daß über einen Zeitraum von zehn denkmalgeschützten Jahren die normalen Instandhaltungs- Repräsentations- oder kosten eines Objektes zehntausende Wohnobjektes schon al- Euro ausmachen können, aber durch lein aus Kostengründen Inanspruchnahme der Monumenten- nicht selbst größtes In- www.noevers.at Wir schaffen das. wacht sind sie bis zu vierzig Prozent im teresse daran hat, daß

5 NV_Anz_Weinberg_75x123,5_I.indd 1 21.11.12 15:45 Österreichischen Gesellschaft der Mühlenfreunde: Ende des Dorn­ © privat röschenschlafes Präsident DI Dr. Richard Fritze

Mit neuem Vorstand und einem umfangreichen Arbeitsprogramm gehen DI Dr. Fritze arbeitet auch aktiv im die Besitzer historischer Mühlen erstmals an die Öffentlichkeit und arbei- Denkmalbeirat mit. (Dieses Gremium ten auf breiter Basis für das Verständnis ihrer nicht immer entsprechend ist ein gesetzlich eingerichteter Beirat, beachteten Kulturgüter. der in allen Fragen des Denkmalschut- zes beratend beigezogen wird.) m Dezember vergangenen Jahres Er ist Statiker und hat in den ver- Sein Mühlenbezug ist durch den fand in der Börse für landwirt- gangenen Jahrzehnten vor allem im Besitz einer 1382 erstmals urkundlich schaftliche Produkte in Wien eine Bereich der denkmal­geschützten Bau- erwähnten Mühle im Waldviertel ge- Iaußerordentliche Generalversamm- ten Schwerpunkte gesetzt. Zu seinen geben, von der er den Arbeitsbereich lung der Österreichischen Gesellschaft bekanntesten Arbeiten zählen der als Museum zugänglich machte. der Mühlenfreunde statt. Zum neuen Umbau der Nationalbibliothek, jener Sein Team ist engagiert, fach- Präsidenten eines Vorstandes mit sie- der Silberkammer in der Wiener Hof- lich versiert und fühlt sich für den ben Mitgliedern wurde DI Dr. Ri- burg oder auch der Römischen Ruine Denkmalschutz und die bestmögliche chard Fritze gewählt. im Schloßgarten von Schönbrunn. Revitalisierung unserer Kulturgüter, zu denen auch die Jahrhunderte alten Mühlen gehören, mitverantwortlich. Für den neuen Vorstand ist es wich- tig, den begonnenen Kurs der Kartie- rung historischer Mühlen, der Auf- bereitung und Veröffentlichung von teilweise längst vergessenen Techniken fortzuführen und den Verein auf eine EUROPRESS/H. Reindl © EUROPRESS/H. breite Basis zu stellen. Durch das Symposion ‚Alte Müh- len – Neue Wege’ – der ‚Österreichi- sche Burgenverein’ berichtete darüber ausführlich in seiner Dezember-Aus- gabe – wurde letztes Jahr ein wichtiger Schritt in die Öffentlichkeit gemacht Es gibt nicht nur in Österreich viele in Erinnerung daran sich ein großes und dieser Weg soll nun weiter be- Gasthöfe und Hotels, die eine ‚Müh- Mühlrad bauen lassen und dieses in schritten werden. le’ im Namen haben. Das ist meist den Speiseraum drapiert. „Die Idee Auch künftighin sind Seminare ge- auch nachvollziehbar, sei es jetzt bekamen wir während eines Besu- plant, um das Wissen um die histori- durch das adaptierte Gebäude selbst ches in einem Kärntner Restaurant, schen Mühlen nicht verschwinden zu oder sonst durch unmittelbare Be- dort stand auch ein Mühlenrad mit- lassen. Verschiedene Veranstaltungen zugsauffälligkeiten. Maria und Franz ten im Haus“, erinnert sich Maria sollen auch die Vernetzung innerhalb Riedlsperger in Leogang (Szbg.) Riedlsperger. Heute hat das Leogan- der Mitglieder stärken und Gelegen- führen schon seit vielen Jahren ihren ger Mühlenrad neben einer gewissen heiten zum Informationsaustausch Gasthof ‚Bachmühle’. Und bei ihnen Gästeattraktion vor allem für Kinder bieten. weist nicht nur der Name auf das einen Erinnerungswert, der sich für DI Dr. Richard Fritze: „Auch wenn frühere Eigentliche hin, – sie haben das Gastwirtepaar bezahlt macht. rei Mühlenerhalter meist Einzelkämp-

6 fer und Idealisten sind, erkennen sie trotzdem immer wieder wie wichtig Mühlenausflug in das Mostviertel es ist, von den Erfahrungen anderer zu lernen, über den Tellerrand zu blicken Auch die Mühlenfreunde machen ihre ‚Dienstreisen’ zu anderen Lehrstät- und trotzdem das verbindende Ganze ten an Flüssen und Bächen. So wird am 25. April die Haslaumühle (Inh.: nicht zu übersehen.“ Josef und Elisabeth Tieber) in Euratsfeld besucht. Danach erfolgt ein klei- 2014 war ein Jahr mit vielen wich- ner Spaziergang zum Mühlenkreisverkehr, bzw. Mühlenlehrpfad. tigen Schritten für die Zukunft des Um 11.30 erfolgt die Abfahrt zum Gasthaus Wagner in Allhartsberg Mühlenvereines. Man hat sich von ei- zum Mittagessen. ner losen Plattform in einen Verein ge- Um14:00 geht es weiter zur nahen Pfaffenlehnermühle, in der eine wandelt, ein eigenes Logo entwickelt, Führung mit einem Schaumahlen geboten wird. Wer möchte, kann sich eine Homepage aufgebaut, ein eigenes anschließend gegen 15.30 Uhr im 2 km entfernten Gasthaus des Johann Periodikum mit dem ‚Mühlenbrief ’ Brandstetter in Neuhofen/Ybbs den Film „Die Mühlen an der Zauch“ (1990) ansehen. installiert und mit einem internatio- Der gesamte Ausflug ist kostenlos. Wer in die Welt der Mühlen blicken nalen Symposion die Öffentlichkeit möchte, meldet sich bis 5. April bei Helmut Wunsch an - 0676 6743164, auf sich aufmerksam gemacht. [email protected] Denn eines sollte man nicht ver- gessen: Mühlen waren die Gewer- beparks des Mittelalters und der grundlage vieler Menschen ins Wan- ihrem Standort sind neben den Ge- beginnenden Neuzeit, sie waren die ken gekommen, hatten sie doch die treide- und Ölmühlen oft Sägewerke, wichtigsten Säulen der wirtschaft­ Technik ausgenützt und mit Was- Schmieden und Walkereien entstan- lichen Entwicklung für viele Jahrhun- ser- und auch Windkraft Technolo - den, die die Antriebskraft einer Müh- derte hindurch. gien entwickelt, die den Menschen le mitverwendeten. Ohne Mühlen wäre die Lebens- viel schwere Arbeit ersparten. An (H. Reindl)

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7 © www.eisenstrasse.info Prachtvoll strahlt die Kassettendecke vom Plafond der Bibliothek

Rechtzeitig zur NÖ-Landesausstellung fertiggestellt: Das Töpperschloss ist her- gerichtet und bezugsbereit

Die Landesausstellung in Niederösterreich findet vom 25. April bis 1. November im Mostviertel statt und steht unter dem Titel ‚Ötscherreich – die Alpen und wir’. Gezeigt werden Ausstellungen in der Laubenbachmühle, in Neubruck (Scheibbs) und das Naturparkzentrum Ötscher-Basis in Wienerbruck. Vor allem Neubruck ist her- vorzuheben, da sich dort das Töpperschloß befindet, - ein seltenes Kulturgut, das aus gegebenem Anlaß saniert wurde und dem nun eine vielversprechende Zukunft beschieden ist. von Helge Reindl

ie Entstehung des Ortes kelte. Aus der wachsenden Werks- Es zeigt sich als vierflügelige und Neubruck in der Gemeinde siedlung entstand schließlich der Ort einen rechteckigen Innenhof um- Scheibbs ist untrennbar mit Neubruck, der nach der von Töpper schließende zweigeschoßige Anlage, Ddem Industriellen und Hammerherren 1830 errichteten ‚Neuen Brücke’ über deren Erscheinungsbild stark von der Andreas Töpper verbunden. Er war die Erlauf benannt wurde. Er machte historischen Umgestaltung Ende des ein Pionier des österreichischen Eisen- sich auch mit einem heute denkmal- 19. Jhdts. geprägt ist. wesens und Erfinder des Walzblechver- geschützen Bauwerk namentlich un- Der älteste Teil des Gebäudes, der fahrens. 1820 gründete er in Scheibbs sterblich: dem Töpperschloß, ein in eigentliche Kernbau, geht auf das ein Eisen- und Walzblechwerk, das sich Neubruck als Herrenhaus errichtetes 17. Jhdt. zurück. Zu Beginn des zum größten in der Monarchie entwik­ Wohngebäude. 19. Jhdts. wurde die Anlage erweitert

8 und Mitte des 19. Jhdts. durch Verbin- dung von Kalk- dungsbauten zu einer geschlossenen, putz und Kalkfar- rechteckigen Anlage ausgebaut. be ohne jeglichen Nach 1890 wurden Verbindungs- Zusatz von Ze- bauten entfernt, und mehrere Räu- ment oder Gips me im Erd- und Obergeschoß mit festgelegt, da die- raumhohen Wand- und Decken­ ses Material eine verkleidungen aus Holz mit textilen diffussionsoffene Wand­bespannungen und auch mit Oberfläche schafft, Wandmalereien ausgestattet. Um 1950 die das Mauerwerk erfolgten Anpassungen an zeitgemäße atmen und sich Bedürfnisse mit neuen Wohnräumen dadurch auch ent- und Büros. Für die künftige Nutzung feuchten läßt. Für als modernes Dienstleistungszentrum den Neuanstrich mit Büroeinheiten und Veranstal- wählte man eine tungsräumlichkeiten wurde das Töp- Leimfarbe, die re- perschloß vergangenes Jahr zum Preis versibel ist und an von knapp 5 Mio Euro generalsaniert. die bestehenden Diese Maßnahmen umfaßten die Wandfarben an- statische Instandsetzung des gesamten schließen kann. Dachstuhls, der Holzdecken und der Im Zuge der tragenden Wände, die Mauertrocken- Baumaßnahmen legung durch die Installation einer wurden kunst- sockelnahen Heizung im Erdgeschoß, historisch wich- den Einbau eines von außen nicht tige Wandma- sichtbaren Aufzugs zur barrierefreien lerei-Fragmente Peter © Faschingleitner Erschließung des Obergeschoßes, bau- entdeckt und diese liche und technische Maßnahmen für durch Restaurato- den Brandschutz sowie die Adaptie- ren gesichert und Die Schloßkapelle vor der Renovierung rung der bestehenden Räumlichkeiten geschützt. In ei- für die Nutzung ab 2016. nem Raum im Erdgeschoß entdeckte die frühere Raumgestaltung wieder zu Aufgrund des hohen Schadensaus- man hinter einer morschen Wand- ahnen ist. maßes bestand ein kostenintensiver verkleidung historische Schablonen- Die Kapelle ist als einziges Bauwerk Handlungsbedarf in der konstrukti- Wandmalereien. Diese Fläche wurde im Originalzustand aus der Grün- ven Instandsetzung des Dachstuhls konserviert und restauriert, so daß die derzeit von Adreas Töpper erhalten und der obersten Holzgeschoßdecke. Malerei sichtbar bleibt und dadurch und wird in den nächsten Jahren sa- Die Dachkonstruktionen waren auf- grund von langzeitigem Wassereintritt Andreas Töp- durch sehr bekannt und durfte sogar und statisch unterdimensionierter per wurde 1784 einen Besuch von Erzherzog Johann Konstruktionen massiv geschädigt in Schwanberg empfangen. 1817 übersiedelte er worden. Es mußte deshalb ein Sanie- (Stmk.) als Sohn nach Niederösterreich und erwarb rungskonzept erarbeitet werden, das eines Hafnermeis- am Rande von Scheibbs ein kleines u. a. den Abbruch und dem Bestand ters geboren, der Hammerwerk, das zur Keimzelle ei- entsprechenden Nachbau von etwa ihm das Schmiedehandwerk erler- nes großen Werkes wurde. Er ließ sich 30% des Dachstuhls vorsah. Dieses nen ließ. Nach seinen Wanderjahren standesgemäß neben seiner Fa­brik Konzept wurde für die Substanzer- als Geselle machte er sich bald als ein Herrenhaus (‚Töpperschloß’) er- haltung im Interesse des BDA und für Werksleiter und Erfinder einen Na- richten, und war von 1867 bis 1872 eine wirtschaftlich sinnvolle Umsetz- men, da es ihm gelang, Eisenblech auch Besitzer des großen Schlosses barkeit von Verstärkungs- und Un- beliebig dünn auszuwalzen. 1814 er- Scheibbs, das heute als Behördensitz terfangungsmaßnahmen durch Holz- hielt er den Meisterbrief und machte dient. 1872 verstarb der Industrielle und Stahlkonstruktionen umgesetzt. sich mit einem kleinen Walzwerk in in einem für damalige Verhältnisse Grundsätzlich wurde die Verwen- Leoben selbständig. Er wurde da- stolzen Alter von 88 Jahren. wikimedia common © wikimedia

9 © www.eisenstrasse.info

Oben: Seitenansicht des Töpperschlosses; rechts: zwei großartig renovierte Einheiten des denkmalgeschützten Gebäudes im 1. Obergeschoß. Die Prunkräume (‚Töpper-Räume’) haben eine Fläche von 240 m2. Das Gesamtareal Neubruck (etwa 70.000 m2) wurde von einer Gesellschaft mit 20 regis- trierten Partnern aus den Bezirk Scheibbs erworben. Ziel ist es, bestmögliche Ent- wicklungschancen für Unternehmen in der Region ‚Kulturpark Eisenstraße’ zu bieten. Der Bezirk Scheibbs hat 41.400 Bewohner.

niert und danach der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die historische Parkanlage soll den neuen Unterneh- mern als Erholungsfläche dienen. Die alten Fabrikshallen sind käuf- lich erwerbbar. Das Töpperschloß ist für klein- und mittelständische, aber auch für Ein-Personen-Unternehmen raummäßig hergerichtet. Das Areal Neubruck bietet auf 30.000 m2 nicht nur ein aufgeschlossenes Bauland-Be- triebsgebiet, sondern im Schloß mit ca. 2000 m2 Büroflächen in entspre- chendem Ambiente sicherlich auch eine interessante Alternative zu Her-

kömmlichem. (2) Peter © Faschingleitner

10 Bilanzpressekonferenz in München: bekommt als Pilotprojekt eine Lüf- tungsanlage im Rahmen des Climate For Culture-Programms, im Schloß Neuburg stehen Konservierungsmaß- Bayerns Schlösser nahmen in der Schloßkapelle zur Vor- bereitung der geplanten Sonderausstel- lung ‚Kunst und Glaube’ im nächsten Jahr an, Dach- und Fassadensanierun- auf ­Erfolgskurs gen werden in der Residenz Ansbach weitergeführt und in der Münchener Residenz wird der Herkulessaal behin- „Bayerns Schlösser liegen im Trend und werden bei in- und ausländischen dertengerecht erschlossen.“ Besuchern immer beliebter. Die Arbeit der Schlösserverwaltung ist eine In diesem Jahr wird es wieder einige der wichtigsten Gedächtnisinstitutionen unseres Landes!““ sagte Bernd Sonderveranstaltungen und Ausstel- Schreiber, Präsident der Bayerischen Schlösserverwaltung – das ist Ob- lungen geben. sorge für 45 große Schlösser, Burgen und Gärten – über das vergangene Abschließend betonte Präsident Geschäftsjahr. 5,01 Millionen Besucher zählte man vergangenes Jahr, was Bernd Schreiber: „Die bayerischen einen Zuwachs von 3,6 % bedeutet. Burgen und Schlösser, Gärten und Seen sind nicht nur Zugpferde des uch das Zugpferd Neuschwan- hauptstadt als wichtigste Gründe für örtlichen Tourismus, sie sind In- stein konnte noch einmal um ihren Besuch an. dentifikationsorte und bilden einen 3,26% zulegen und hatte über An der Attraktivität der Schlösser, wohltuenden Gegenpol zu unse- A1,57 Millionen Gäste. Das ist das beste Burgen, Gärten und Seen arbeiten rer schnellebigen Welt. Diese Orte Ergebnis seit dem Start des Besucher- derzeit etwa 850 Mitarbeiter. Bernd in allen Regionen Bayerns spiegeln betriebes im Jahr 1886. Schreiber: „Auch heuer stehen viele die kulturelle Vielfalt des Landes.“ Trotz stabiler Eintrittspreise erwirt- Baumaßnahmen an. Schloß Linderhof Dr. Cordula Mauß schaftete man mit 66,52 Millionen Euro aus Eintrittsgeldern und Vermie- Gartensaal ab Mai Besucherinformation tungen/Verpachtungen einen neuen zugänglich ­erschienen Einnahmerekord, - obwohl die Ausga- ben um 6,2% gestiegen sind, bleibt eine Man arbeitet am Erhalt des Weltkul- Die neue Besucherinformation der Ausgabendeckungsquote von 61,4% – turerbes: voraussichtlich ab Mai wird Bayerischen Schlösserverwaltung für ein Spitzenwert für Einrichtungen am der Gartensaal der Würzburger Re- heuer ist ab sofort gegen eine Schutz- Kultursektor. (Ohne Bauausgaben liegt sidenz wieder öffentlich zugänglich gebühr von 1 Euro nicht nur in den die Kostendeckungsquote sogar bei sein. Derzeit ist alles noch eingerüstet Museumsläden, sondern auch im 101,5 %. Das heißt, daß die Verwaltung und mit Plastikplanen verhüllt, dahin- Onlineshop der Bayerischen Schlös- mehr als die laufenden Betriebs- und ter werden gerade mit Hochdruck die serverwaltung erhältlich. Die Bro- Personalkosten erwirtschaftet.) prächtigen Stukkaturen von Antonio schüre informiert auf rund 60 Seiten 2014 konnte das Niveau des Vor- Bossi und das Deckengemälde von Jo- mit Photos und Kurztexten über 45 jahres (2013) mit über fünf Millionen hann Zick restauriert. Schlösser, Burgen und Residenzen Besuchern sogar um 3% übertroffen Vor allem der Stuck ist an freihän- sowie 32 historische Gärten. Neben werden. Damit wird die Bayerische genden Partien in einem schlechten Öffnungszeiten und Eintrittspreisen Schlösserverwaltung auch weiterhin Zustand und mußte zuletzt durch bietet sie auch einen Überblick bei ihren Spitzenplatz unter den größten kleine Netze gesichert werden. Bei Führungsangeboten, Restaurants und staatlichen Kulturträgern in Deutsch- der Restaurierung wird nichts kom- öffentlichen Verkehrsanbindungen. land gerecht. Eine Untersuchung plett ergänzt oder gar nachgebildet, ergab, daß der Kulturtourismus der als oberstes Prinzip gilt die Sicher- Schöner historistischer Altar aus Stadt München und seiner Umge- heit. Auch bei den Malereien gibt es Tirol mit Maria-Hilf Madonnen- bung boomt: laut der letztjährigen Handlungsbedarf, denn an etlichen bild mit Strahlenkranz, restauriert, TIM-Studie führen 70% der Mün- Stellen löst sich die Farbe ab und der denkmalgeschützt, unentgeltlich chen-Besucher die Tradition und die Putzträger zeigt Risse und Hohlstel- abzugeben. Maße: 2,40 x 1,90 m. Geschichte der bayerischen Landes- len. Kontakt: 0650/6103852

11 Dachdecken - eine Spezialdisziplin © R. (2) Greil

Dächersanieren ist Vertrauensarbeit und auch keine leichte Handwerks­ in Österreich) und wurde 1494–1497 arbeit. Daß sich im Laufe der Jahre dafür eine Firma aus Kärnten beson- von angesehenen Brucker Bürgern ge- ders bewährte, beweist ihr spezielles Leistungsprofil, auf das immer wieder stiftet. Man errichtete das Gotteshaus auch die Bauabteilungen der Diözesen, manchmal auch die Pfarrer selbst, in einer noch nie dagewesenen Form zurückkommen. Daß dieses Unternehmen vom Schwierigkeitsgrad her auf dem Grundriß eines gleichseitigen auch verwinkelte und felswandsteile Burgen- und Schloßdächer meistert, Dreiecks mit abgeschrägten Ecken, ist schon lange bei den Denkmalerhaltern ein offener Geheimtip. die im Inneren durch Arkaden zu Eindrucksvolle Bilder erreichten den ‚Österreichischen Burgenverein’ aus drei Altarnischen ausgegliedert sind. luftiger Höhe von zwei weiteren Baudenkmalen, die die Spezialfirma Greil Dadurch ergibt sich ein sechseckiger, aus Dölsach eindeckte. zentraler Innenraum, dessen Form von

ie beiden jüngsten Baustel- len, für die es galt, ein neu- es Dach zu geben, waren Ddie Pfarrkirche in Kraig (Ktn.) und die Hl. Geist-Kapelle in Bruck/Mur (Stmk.), – eine technische Herausfor- derung aufgrund ihrer Dreiecksform. In Bruck betrug die Dachfläche der Kapelle, die direkt an der Autobahn liegt, ca. 300 m2. Eingedeckt wurde sie mit Naturstein-Serpentin. Ihre Sanie- rung zielte darauf ab, den ursprüngli- chen Charakter des Gebäudes außen und innen wieder herzustellen. Sie gilt als eine Besonderheit der Oben: die Kirche in Kraig während der halsbrecherisch spätgotischen Architektur (nicht nur anmutendenden Eindeckung und (unten) im neuen Glanz

12 einem prachtvollen Sternrippenge- wölbe gekrönt wird. Auf der Basis der bereits abgeschlos- senen Bauforschung wurde gemein- sam mit dem BDA ein umfassendes Konzept erstellt – alle Arbeiten wer- den heuer noch abgeschlossen sein. BDA-Präsidentin Dr. Barbara Neu- bauer: „Qualität und Bedeutung der Heiligen Geist-Kapelle in Bruck sind heute kaum mehr zu erkennen. Die ganz ungewöhnliche Dreiecksform und das sechszackige Sterngewölbe (2) © BDA machen sie aber zu einem einmaligen Das imposante sechszackige Sternengewölbe der Kapelle in Bruck/Mur Juwel der Spätgotik in Österreich und wird von einem Dachreiter mit Zwie- man großteils mit Kupfermaterial. E u r o p a .“ belhelm bekrönt. Im Giebel der West- Die Dacheindeckung erfolgte wie bei Kraig ist der Hauptort der Ge- fassade befinden sich Schießscharten. der Hl. Geist-Kapelle mit Naturstein- meinde Frauenstein in der hügeligen Der Turm am ansteigenden Berghang Serpentin. Insgesamt wurden über 56 Mittelkärntner Landschaft der Wi- nördlich der Kirche ist ein Wehrturm Tonnen Steinschindeln verarbeitet, nitzer Berge nahe St. Veit/Glan. Der des 15. Jhdts. mit Schlüsselscharten was eine Belastung von ca. 90 kg/m2 Ort wurde 1091 erstmals urkundlich und Spitzhelm. ergibt. erwähnt. Die Pfarrkirche ist dem Hl. Die zu sanierende Dachfläche be- Die Rohplatten des Serpentins Johannes dem Täufer geweiht und trug insgesamt 630 m2 und nahm wurden von der Dachdeckerfirma zu- wurde bereits um 1216 erstmals als knapp vier Monate in Anspruch. Zu- gekauft, im Betrieb in Dölsach wurde Patronatskirche der Herrschaft Kraig erst mußte die bestehende Steineinde- jede einzelne Steinplatte zugeschnit- erwähnt. ckung und ihre Schalung abgetragen ten, die Kanten gebrochen und an- Die Anlage besteht aus einer Kir- werden, da man auch mit gravieren- schließend gebohrt; die Befestigung che, einem freistehenden Turm und den Sparren- und Mauerbankschäden von über 56 Tonnen erfolgte durch einer Kapelle, die von einer ehemals konfrontiert war. Die gesamte Flä- manuelle Nagelung … Aufgrund der wehrhaften Friedhofsmauer umgeben che ist mit Lärchenholz neu geschalt langen Haltbarkeit eines Naturstein- sind. Die spätgotische Hallenkirche worden, die Ablaufanlagen erneuerte daches werden die nächsten einschlä- gigen Arbeiten nicht vor 2215 statt- finden. Dachdeckermeister und Denkmal- schutzexperte Reinhard Greil: „Für uns war erschwerend, daß es zu dieser Kirche keine Zufahrt gab. Wir muß- ten eine 230 Meter lange Seilbahn errichten, um sämtliches Altmaterial abtransportieren zu können und um das neue hinauf zu befördern.“ Ähn- lich verhielt es sich bei der Neueinde- ckung von Burg Stein (Ktn.). Nach der Fertigstellung der Dach- anlage ließ es sich Propstpfarrer Mag. Helmut Tuschar nicht nehmen, eine feierliche Dankesmesse für alle Spen- der und Handwerker zu zelebrieren. Die Wimitzer Brauerei hat für die finanzielle Unterstützung des neu- en Kirchendaches sogar ein eigenes Die Heiligen Geist-Kapelle während der Eindeckungsarbeiten ‚Steinplattlbier’ abgefüllt. rei

13 Prachtbau in der Leopoldstadt: Börse arbeitet in einem Neobarock-Denkmal

schen und Girlanden. Über dem Ge- bälk besitzt die hohe Attika eine be- krönende Figurengruppe: Kybele mit Löwengespann (von Theodor Friedl). Der Zugang zum großen Börsen- saal erfolgt durch eine gewölbte Vor- halle, eine dreiläufige Podesttreppe mit wuchtiger Steinbandbalustrade in einem pilastergegliederten und mit Oberlichten versehenen Treppen- haus. Das Vestibül mit seiner Pfeiler- stellung, den Balkenunterzügen und ebenfalls den Oberlichten ist ausge- sprochen repräsentativ. Der dahinter- liegende Saaltrakt zeigt einen basilika- len Schnitt. Es gibt zwei Börsensäle von unter- er von der Wiener In- Die Steinfassade besitzt ein genu- schiedlicher Größe. Der kleinere ist nenstadt kommt und in tetes Erdgeschoß und rhythmisch dreischiffig, dreijochig mit Lichtgaden die Taborstraße geht, gegliederten, durch eine kolossale und einer Flachdecke, ist aber durch wirdW nach wenigen Häusern auf der korinthische Säulenordnung zusam- eine dreiachsige Arkatur zum großen rechten Seite einen Monumentalbau mengefaßten Obergeschoßen mit Ser- Saal hin geöffnet. Dieser ist ebenfalls erblicken. Dort, auf Hausnummer 10, lianen. Beeindruckend ist das reiche ein dreischiffiger, basilikaler Raum ist die ‚Produktenbörse’ beheimatet. Reliefdekor mit Karyatiden, Kartu- – allerdings von eindrucksvoller Di- Beides ist interessant - das historische Bauwerk und vielleicht auch die wö- chentliche Preisgestaltung für land- wirtschaftliche Produkte vor allem aus Ostösterreich. (Aber das ist an dieser Stelle doch ein anderes Thema.) Kaum jemand Fremder wird sich in das imposante Innere verirren, weist ja kaum etwas auf die architektonischen Schönheiten hin. Dabei handelt es sich um einen späthistorischen Monumen- talbau mit Palastfassade zur Straßen­ front, der 1887 bis 1890 von Karl König erbaut (und erweitert) wurde. Dieses Bauwerk ist auch eines der wenigen Beispiele des noch erhaltenen

monumentalen Neobarock in Wien. (4) Reindl © EUROPRESS/H.

14 mension. Die Seitenschiffe sind vom staltungen (Empfänge, Feierlichkei- sende Einwohnerzahl von Wien mo- Hauptschiff durch korinthische Kollo- ten) und bietet sich sogar als Drehort derne Großhandelsformen durchsetz- naden getrennt. Auch hier sparte man an. Es sind Räume zwischen 30 m2 ten, bei denen die Händler nicht mehr nicht mit verschenderisch stuckiertem und 50 m2 zu mieten sowie der große die Ware vor Ort und Stelle prüften, Gebälk, Obergaden und einer Kasset- Börsensaal mit 400 m2. sondern nach Mustern und Warenbe- tendecke in Neorenaissanceform. Daß die Warenbörse sich ausge- schreibungen bestellten, kam es bald Im Obergeschoß des Straßentraktes rechnet in der Taborstraße befindet, zu Streitfällen. Für Schlichtungen findet man die Direktionszimmer und hat einen besonderen Grund: durch wurde 1835 die ‚Wiener Frucht- und die Sitzungsräume mit schlichtem De- die Nähe zur Donau und die Bahnan- Mehlbörse’ geschaffen. Im Sinne des ckenstuck und Lisengliederung. schlüsse wurde seinerzeit der Zweite Liberalismus wurde aus ihr 1869 eine Obwohl einem in der Produkten- Bezirk zu einem bevorzugten Um- autonome Börse. Sechs Jahre später börse bei Anfragen nicht immer kons- schlagplatz für landwirtschaftliche entwickelte sich daraus die heute noch truktiv begegnet wird, wirbt das Haus Produkte, insbesondere für Getreide. bestehende ‚Börse für landwirtschaft- mit seinen Räumlichkeiten für Veran- Als sich im 19. Jhdt. durch die wach- liche Produkte’. rei

Ein kleiner Sitzungssaal und die noch original eingerichteten Büroräume der Präsidialabteilung von Seinerzeit

15 ine alte Lindenallee führt heute noch zum fürstlich Liechtenstein’schen Schloß, Ehinter dem sich, getrennt durch ei- nige Ackerbreiten, ein waldreicher Wildpark um den alten Burghügel EUROPRESS/H. Reindl © EUROPRESS/H. erstreckt. Darin gesellt sich zur Rui- ne ein schönes schloßartiges ‚Stöckl’, das schon bestand, als die Herrschaft Rosegg, unter deren Eignern man die Grafen von Reitenau, die Freiherren von Aichelburg und die Grafen von Orsini-Rosenberg findet, an Peter Ritter von Bohr überging, der sie an Johann Fürst v. u. z. Liechtenstein nach nur zwei Jahren weiter ver­ kaufte. Man sollte jetzt einen Moment lang die k. u. k. Kriminalgeschichte Revue passieren lassen. Wer war dieser Peter von Bohr? 1773 in Luxemburg geboren, 1847 im Gefängnis im Wien verstorben. Er war Unternehmer, Maler, Erfinder und ein skrupelloser Geldfälscher. Ein geschickter, neuen Ideen aufgeschlos- sener Geschäftsmann mit ausgezeich- neten gesellschaftlichen Kontakten bis hin zu Fürst Metternich und, als sein Finanzberater, zu Kaiser Franz I.. Er beteiligte sich auch an verschiede- nen industriellen Unternehmungen; v. Bohr war auch Mitbegründer der DDSG und der Ersten Österr. Spar- Zwischen Hallstattkultur, Raubritter, Irrgarten, wilden Tieren und Casse. einem Geldfälscher: Über ihn berichtet die Chronik, daß er in Rosegg schöne Gebäude und die Umfassungsmauer des Hirsch- parks zu Beginn des 19. Jhdts. restau- rieren, bzw. herstellen ließ. Diese Mau- er, die den Tierpark begrenzt, ist heute im Rosental noch im Originalzustand vorhanden und erfüllt ihren Zweck. Blühen hier die Rosen so zahlreich, daß sie dem Tal ihren Namen gaben? Man erfährt aber auch, daß er ‚ein Keineswegs. Die Gegend um den Felshügel der Ruine Rosegg hieß einst ganz arger Mann gewesen, der durch Ras. Diese Bezeichnung tauchte erstmals zwischen 875 und 883 auf, zählt zum ältesten Namensgut Kärntens, und ging dann auf die damaligen Burg- viele Jahre äußerst geschickt Falsch- leute, die Ritter von Ras, über. Es waren Raubritter, die den Kaufleuten geld aus Papier herstellte und in von Villach im 13. Jhdt. hart zusetzten. Und nur auf sie, die Rasen, geht Umlauf brachte, bis er nach eifrigem der Name des Tals zurück, das hier in schöner Breite die Drau aufnimmt. Fahnden des Polizeibeamten Rudolph Kärnten besitzt mehr als ein Diadem juwelenhafter Schönheiten, aber eine Köpp von Felsenthal bei seiner ver- davon ist der liechtensteinische Besitz Rosegg, der in vorbildlicher Weise brecherischen Arbeit festgenommen von Emanuel Prinz v. u. z. Liechtenstein geführt wird. wurde.’

16 EUROPRESS/H. Reindl (2) Reindl © EUROPRESS/H. Die Privatresidenz des Managers Emanuel Prinz v. u. z. Der Prinz in seinem Element: der Tiergarten Liechtenstein mit dem angebauten Waldrapp-Freigehege ist ein wahres Besuchermagnet der Region

Kärnten ist vor allem ein optisches ließ: eine reizvolle zweigeschoßige Jahre in Italien und wollte mit diesem und seelisches Erlebnis, das nicht nur Anlage mit Mittelrisalit, Trakten und Sommersitz im Herzen von Kärnten den Gast des Landes, sondern auch Walmdächern, die etliche Alleen in italienisches Flair schaffen. Das Mo- den Kärntner selbst auf viel Sehens- die Landschaft ausschickt. Da dieser bilar und viele Teile der Ausstattung wertes aufmerksam macht. Dazu ge- Herrschaftssitz vom Fürst selbst liebe- stammen noch aus dieser Zeit. Der hört auch das heutige Schloß Liech- voll als ‚Lucretiobiza’ (ein Diminutiv Mitteltrakt ist durch zwei ebenerdige tenstein (Schloß Rosegg) das 1772 des slowenischen Kosewortes) be- Verbindungstrakte mit den Seitenhälf- unter dem Reichsfürsten Franz Or- zeichnet wurde, dürfte vielleicht doch ten verbunden. In ihm befindet sich sini-Rosenberg als Ersatz für die im in diesen ‚anderen Quellen’ Wahres ein ovaler Saal mit Tiermotiven an der Tiergarten verfallene Burg errichtet verborgen sein. Decke. wurde. Andere Quellen sprechen von Das Schloß erinnert in seiner Ar- Seit 1831 ist das Schloß im Besitz einem Lustschloß, das er für seine ita- chitektur sehr an die ‚Brentavillen’. der fürstlichen Familie v. u. z. Liech- lienische Geliebte Lucrezia erbauen Immerhin verbrachte der Fürst einige tenstein. Fürst Johannes erwarb es von Peter Ritter von Bohr für einen seiner Söhne. Dr. Claudia Fräss von Ehrfeld, hochdekorierte Präsidentin des Geschichtsvereins für Kärnten und mit diesem Land wie kaum je- mand anderer verbunden, befaßte sich in der letzten Ausgabe der Zeitschrift des Geschichtsvereines auch mit dem liechtensteinischen Wirken in Ro- segg: „Der Fürst ließ engagierte Gar- tengestalter arbeiten, die mit großem Aufwand eine sogar für Vierergespan- ne benützbare Straße auf die roman- tische alte Burg Rosegg anlegten, die mittlerweile zur noch romantischeren Ruine adaptiert worden war …“ Die gesamte Anlage – Schloß, Tierpark und Irrgarten – als Ange-

© Rosegg botskonzept, die nur fünf Minuten Eine andere Attraktion ist das Wachsfigurenkabinett mit berühmten vom Wörther See entfernt liegt, ist ­Persönlichkeiten der vergangenen zweihundert Jahre – von Napoleon in den vergangenen Jahrzehnten ein bis zum TV-Entertainer Thomas Gottschalk ausgesprochenes Besuchermagnet für

17 EUROPRESS/H. Reindl © EUROPRESS/H. Die original erhaltene Tiergartenmauer, die Ritter von Bohr mit seinem Falschgeld errichten ließ

Touristen dieser Seenregion gewesen. Zweifellos ist der Tierpark mit sei- sich im Schloß das erste ,Wachsfi- In den letzten Jahren haben Tages- nen 400 Tieren (35 Arten) ein beson- gurencabinett‘ (von Napoleon über gäste aus Slowenien und Oberitalien derer Anziehungspunkt für mehr als Ritter von Bohr bis zu Thomas Gott- einen eigenen Stellenwert erhalten, 100.000 Besucher im Jahr; hier wird schalk) Österreichs; Bildausstellun- der sich in den Besucherzahlen be- auch an einem nach wissenschaftlichen gen zeitgenössischer Künstler und im merkbar machte. Rosegg, unter der Vorgaben entsprechenden Waldrapp- Sommer Konzerte und Theaterauffüh- Führung von Emanuel Prinz v. u. z. Forschungsprojekt zur Wiederansie- rungen runden ein Programm ab, das Liechtenstein, hat sich nicht nur zu delung dieser Vögel in Europa gear- das Unmögliche möglich macht: es einer Kärntner Sehenswürdigkeit ent- beitet. Direkt an den Wohnsitz von ist für jeden Geschmack etwas dabei. wickelt, ihm ist es vor allem gelungen, Emanuel Prinz v. u. z. Liechtenstein, Rund 40.000 Besucher jährlich, allein einen verläßlichen Spitzenplatz im im ehemaligen ‚Stöckl’ (Pfleghaus) auf im Schloß, beweisen es. Kärntner Tourismus schon seit sehr einem Hügel, ist die Freiflugvoliere für Im zweiten Stock des Schlosses vielen Jahren zu halten, was letztlich die Waldrappen angebaut. wurde vor kurzem eine Dauerausstel- auch der umliegenden Region zugute Neben einer gut sortierten Vino- lung installiert, die Faksimile von sehr kommt. thek von fürstlichen Rieden befindet hübschen Originalzeichnungen des Ritter von Bohr zeigen. Er war wahr- lich ein talentierter Künstler. Offenbar werden er und Schloß Rosegg, sein beliebtester Tatort, noch lange eine Zweckgemeinschaft aufrecht erhalten. Derzeit wird der originale Parkett- boden aus 1772 restauriert und das Gebäude als barrierefreies Ausflugsziel adaptiert – eine starke Herausforde- rung für jeden Besitzer eines ähnli- chen historischen Denkmals. Zwischen dem Schloß und dem Tierpark wurde vor 14 Jahren das größte Garten’labyrinth’ – es ist in Wirklichkeit natürlich ein ‚Irrgarten’ – Österreichs eröffnet. Über 3000 Hainbuchen bilden auf einer Fläche von 2400 m2 eine von Gang zu Gang

© Rosegg begrenzende und abschirmende He- In unmittelbarer Nähe zum Schloß befindet sich der großzügig angelegte cke von einen Kilometer Länge. Ein Irrgarten, aus dem Besucher oft stundenlang nicht herausfinden massiver hölzerner Aussichtsturm

18 im Zentrum dient als Orientierungs- punkt, – manchmal müssen trotzdem Rosegg Gäste, die es über eine Stunde und Das Gebiet um das heutige Rosegg war, wie hallstattzeitliche Gräberfelder in manchmal auch länger erfolglos ver- Frög vermuten lassen, schon vor etwa 3000 Jahren besiedelt. Diese Grablagen, sucht haben den Irrgarten zu bewäl- die 1882 zufällig entdeckt wurden, stammen aus der Zeit von 750 bis 400 v. tigen, mit Hilfe von Parkbedienste- Chr. und sie sind nach Hallstatt das zweitgrößte Gräberfeld in Österreich. ten ‚gerettet’ werden. (Der Irrgarten Rosegg wurde erstmals 1106 urkundlich erwähnt, als Patriarch Ulrich I. von verzeichnet fast dieselbe Besucher- Aquileia die Pfarre Ras dem Chorherrenkapitel des Stifts Eberndorf schenkte. zahl wie das Schloß, denn er ist sehr 1478 wird das gesamte Rosental durch die Türkenkriege in Mitleidenschaft professionell angelegt, besitzt eine gezogen. große Attraktivität und darf land- 1809 wurde das heutige Gemeindegebiet als Teil der illyrischen Provinzen auf, landab, als einzigartig bezeichnet an Frankreich angegliedert; ab 1825 unterstand das Land, wieder vereint, der werden.) Laibacher Regierung. 1831 erwarb Johann I. Fürst v. u. z. Liechtenstein jene Apropos Landschaft: in Rosegg Besitzungen, die bis heute der Familie gehören. Das heißt: das Schloß und das bestand ab 1776 auf einer Insel in der umliegende Areal gehören Stefan Prinz v. u. z. Liechtenstein, Botschafter des Drau, die zum Schloß gehörte, eine Fürstentums in Berlin, der Tierpark, die Burgruine und das ehemalige Pfleg- große Parkanlage nach englischem haus gehören seinem Bruder, Emanuel Prinz v. u. z. Liechtenstein. Für die Vorbild. Sie wurde um 1825 von ei- Vermarktung des gesamten Besitzes, der gesamten Angebotspalette, ist Prinz nem Hochwasser zerstört und nicht Emanuel zuständig. mehr aufgebaut. Ein noch immer ge- Nach Aufhebung der Grundherr- und Leibeigenschaft wurde 1849 die Ge- pflegter Park von gut 2ha Größe er- meinde Rosegg gegründet. 1933 erhielt sie ein eigenes Wappen, das die Rose streckt sich rückwärts vom Schloß und der Familie Orsini-Rosenberg in einem Dreieck zeigt – eine Anspielung auf wird ausschließlich privat genutzt. das Wappen der Burgherren von 1686 bis 1833, die auch das Schloß Lucrezia errichten ließen. Helge Reindl

 Dachstuhlreparatur  Schindeldeckung  Kupferdeckung  Natursteindeckung  Bleideckung  Putzrenovierung  Malerarbeiten  Vergoldungen  Turmschmuckanfertigung  Turmschmuckmontage

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Greil_Inserat_Burgenverein_210x148.indd 1 29.05.13 08:21 diesen Schrank dürft ihr nie verkau- fen!“ Dieses Gefühl für Geschichte, für das Erkennen kulturhistorischer Re- levanz und das Bewahren, hat sich auf den Sohn übertragen. „An jedem Ort ist die Kulturgeschichte sehr eng an die lokale Geschichte geknüpft!“ Sein neues Ziel, das es zu Bewah- ren gilt, steht vor der Haustüre: es ist das denkmalgeschützte Turmhaus in Hütten, ein mittelalterlicher Wohn- und Wehrturm. Später wurde es als Getreidespeicher (im Eigentum des Salzburger Fürsterzbischofs) für die Bergknappen verwendet. Dieses Haus ist prägend für das Ortsbild von Hüt- ten und ein Abbruch wäre ein großer

Gotikmuseum Leogang © Gotikmuseum Schaden gewesen. Dies wußte auch Prof. H. Mayrhofer übergibt das Limoges-Kreuz an Adam Graf Zamoyski Mayrhofer und ließ es von seinem Museumsverein im vergangenen Jahr erwerben. „Die Gefahr bestand, daß Leogang, ein Zentrum des Bergbaus und der Gotik: ein Spekulant das Gebäude aus dem 12. oder 13. Jahrhundert erworben hätte, denn dieses Gemeindegebiet Rückkäufe sind hier ist sehr vom Tourismus geprägt und ein Abriß wäre keinesfalls auszu- schließen gewesen.“ identitätsstiftend­ Das Haus hat meterdicke Stein- mauern mit Steingewinden. 1693 Es ist meist die persönliche Zivilcourage, die Eigeninitiative, die etwas erfolgte an der Nordseite ein hölze- verändert. Was den Denkmalschutz und die Bewahrung seltenster Kul- ner Anbau, der als Zimmerstube für turgüter betrifft, hat man im Salzburgischen einen Namen parat: Prof. den Verwalter diente. Bis vor kurzem Hermann Mayrhofer. Er gründete zwei Museen, die europaweit im oberen gehörte das Turmhaus einer bäuerli- Drittel placiert sind, publiziert Bücher, ist am Kontinent einer der wenigen chen Familie, die sechs Ferienwoh- gotischen Madonnen-Fachleute und hat ein Netzwerk zu allen bedeuten- nungen einrichten ließ. Mayrhofer den Sammlern weltweit gesponnen. Im Leoganger Gemeindegebiet Hütten ließ das Haus entkernen und alle Ein- kämpft er derzeit um die Renovierungsfinanzierung des unter Denkmal- bauten entfernen. Erst danach ergab schutz stehenden Turmhauses aus dem 12./13. Jhdt., das er vor möglichen sich ein Überblick über die Qualität Spekulanten und einer Abrißgefahr rettete. und Schönheit der alten Räume. Ge- dacht ist an eine Zweckwidmung für von Helge Reindl „Die Wertschätzung von Kulturgü- ein Museum mit Schwerpunkt mit- tern ist mir von meinen Eltern schon telalterlicher Kunst. „Diese Adaption eit 300 Jahren ist die Familie in die Wiege gelegt worden, weil wir wird etwa 2,5 Millionen Euro kosten. von Prof. Hermann Mayrho- zuhause eine wunderschöne Stube Es gibt bereits Gespräche mit dem fer in Leogang (Szbg.) ansäs- hatten, mit vielen Kunstgegenstän- Bundesdenkmalamt, dem Land und Ssig. Beruflich war er der Leiter der den der Umgebung und einem herr- der Gemeinde – und ich hoffe auch Gemeindeverwaltung, seitdem er in lichen Pinzgauer Schrank, der war auf private Sponsoren, eine steuerli- Pension ist, kann er sich ganz seiner so etwas wie ein Familienheiligtum“, che Absetzbarkeit ist gegeben.“ Über Lebensaufgabe widmen: dem Denk- erinnert sich der jugendliche Siebzi- die Rauminhalte braucht man sich malschutz und dem Auffinden und ger. „Mein Vater war ‚nur’ ein Bauer, keine Gedanken zu machen, denn Bewahren von gotischen Madonnen. aber eines hat er uns mitgegeben – große mittelalterliche Kunstsamm-

20 Auktionshäusern, wie etwa ‚Im Kins- ky’, die seine Expertisen schätzen. „Die Gotik ist mir deshalb eine Herzensangelegenheit geworden, weil sie für mich die ausdrucksstärk­ ste Kunstrichtung mit der größten Mystik darstellt. Da wird eine Ver- innerlichung geschaffen, die mich begeistert“ sagt Hermann Mayrhofer. Zu seinen Prunkstücken zählt die ‚Löwenmadonna’, eine ausgespro- chen seltene Mariendarstellung mit dem Jesuskind im Arm und den Fuß auf einen Löwen gesetzt. Dies soll den Übergang vom Alten zum Neu- en Testament bekunden. Demnächst erwirbt er ein weiteres Stück aus den EUROPRESS/H. Reindl (2) Reindl © EUROPRESS/H. Das unter Denkmalschutz gestellte Turmhaus in Hütten (Leogang) USA für die Leoganger Sammlung. Denn, so Hermann Mayrhofer: „Sol- che Maßnahmen sind sehr identitäts- lungen als Leihgaben und Legate ernhauses’ entdeckt der Besucher stiftend!“ warten bereits auf den Umzug. dann den Höhepunkt eines Lebens- Weltbekannt wurden er und Leo­ Früh erkannte er die historische werkes: die veritable Madonnen- und gang durch die Rückgabe des etwa Bedeutung der über 3000 Jahre zu- Heiligenfigurensammlung aus der 800 Jahre alten Limoges-Kreuzes an rückreichenden Bergbautradition Gotik. Seit dem Jahr 2000 gibt es den ursprünglichen Besitzer. Es war seiner Heimat und initiierte 1989 dieses ‚Gotik-Museum’, das über 100 NS-Raubgut aus Polen und wurde vor die Errichtung eines mittelalterlichen wertvolle Exponate verfügt. Viele neun Jahren in einem Müllcontainer Schaubergwerkes in Hütten (Leo- Sonderausstellungen, u. a. die Go- in Zell/See im Zuge einer Entrümpe- gang) und später (1992) ein eigenes tiksammlung von Rudolf Leopold, lung entdeckt. Das Kunstwerk stamm- Bergbaumuseum. Dieses konnte sich beweisen die ihm entgegengebrachte te aus der Sammlung der Fürstenfami- unter all den anderen im deutschspra- Wertschätzung. Es gibt auch eine gute lie Czartoryski, die es bis 1941 besaß. chigen Raum sehr bald ein eigenes Zusammenarbeit mit internationalen Im Mai 2008 kam es dann in einem Profil erwerben. „Durch das Altar- kleinen Festakt zur Rückgabe im Berg- bild und andere Gemälde von Heili- baumuseum an Adam Graf Zamoyski, gen und Fürsprechern für den Berg- dem Präsident der Fürst Czartoryski- bau in der einen Steinwurf entfernten Stiftung, für die Czartoryski-Samm- St. Anna-Knappenkapelle bin ich auf lung in Krakau. die Idee gekommen, noch viel mehr Einen Herzenswunsch hat er: „Ich Darstellungen dieses Genres aus dem möchte die gotische Leoganger Ma- Mittelalter zu sammeln“, erinnert er donna wieder finden und sie zurück- sich. bringen. Hierher, und nur nach Leo- Das hat dann, wie bei Sammlern gang, gehört sie. Bis 1960 wußte man, üblich, andere Dimensionen ange- daß sie sich im Pfarrhof der Kirche nommen und bald wurden eigene zum Hl. Leonhard befand, seither ver- Räume dafür notwendig. Die Ge- lor sich die Spur.“ Höchstwahrschein- meinde erwarb ihm ein sehr schönes lich gelangte sie auf unreelle Weise in Bauernhaus, das finanziell durch ein die Hände eines Sammlers. Vielleicht EU-Projekt, vom Staat, dem Land ist es eine Frage der Zeit, bis sie am in- und der Gemeinde sehr schön reno- ternationalen Kunstmarkt auftaucht. viert wurde und in dem hervorragend Prof. Hermann Mayrhofer ist weltweit strukturiert zwei Museen Platz haben. Das ist die Löwenmadonna – eine gut vernetzt und hat die Hoffnung Im stahlgeschützten Keller des ‚Bau- der größten Raritäten Österreichs nicht aufgegeben.

21 Der Fenstergucker

Jutta Gräfin Auersperg ist eine von ih- Familiengeschichte nen. Zuhause im ersten Stock in ihrem traditionsbewußt eingerichteten Ein- mit dem Pinsel gemalt familienhaus in Graz läßt sie kleine Kostbarkeiten entstehen. In oft wo- chenlanger Arbeit fertigt sie ehema- lige Erkennungssymbole geadelter Familien. „Ich entwerfe keine neuen Wappen, ich mache sie nur für Fa- milien, die schon eines haben. Nicht selten wird der Wunsch nach einem Phantasiewappen an mich von Leuten herangetragen, die meist schon alles haben. Aber das ist für mich absolut kein Thema.“ Wenn jemand berechtigt ist, ein Familienwappen zu führen, kann es trotzdem recht schwierig werden, denn dann beginnt jener Bereich, der die Honorarhöhe bestimmt. „Viele Fa- milien haben kaum mehr ein Original Jutta Gräfin von Auersperg zeichnet gerade für einen slowenischen Verlag vorliegen, das ist vielleicht irgendwann im oder nach dem Zweiten Weltkrieg ie Lehre von den Wappen auch den Wandel der Zeiten mit sei- verloren gegangen. Nun beginnt eine (Heraldik) ist eine histo- nen Stilauffassungen. Glücklicherwei- Recherchearbeit, die unter Umstän- rische Hilfswissenschaft. se bedeuteten weder die Französische den sehr viel Zeitaufwand und auch DDurch ihre Beziehungen zu anderen Revolution, noch das Ende des Hei- Reisen bedarf, um das Originalwap- Fachgebieten, wie Sphragistik, Ge- ligen Römischen Reiches Deutscher pen zu entdecken.“ nealogie, Numismatik, Vexillogie Nation das Ende der Heraldik. Eine Kontrolle der Arbeit gibt es (Flaggenkunde), Territorial-, Kunst- Seit einigen Jahren erfreut sich die kaum, deshalb ist es ein ungeschrie- und Kirchengeschichte sowie der Wappenmalerei, auch die Gestaltung benes Gesetz und eine Ehrensache, Geschichte überhaupt, besitzt die von Stammbäumen mit den dazuge- das Wappen authentisch darzustellen, Heraldik einen hohen Stellenwert als hörigen Wappen, steigender Beliebt- gewissermaßen als ein Faksimile. Hier historisches Zeugnis. Denn die Wap- heit. Es gibt in Österreich nicht viele ist ein Gedanke von Oscar Wilde tref- pen überdauerten das Mittelalter und Künstler, die diese Kunst beherrschen. fend: ‚Das Durchschnittliche gibt der EUROPRESS/H. Reindl (3) Reindl © EUROPRESS/H.

22 Der Fenstergucker

Welt ihren Bestand. Das Außerge- dann so gut gefallen, daß er sich davon wöhnliche ihren Wert’. sogar Abziehbilder machen ließ.“ Vorbilder gibt es nicht. Albrecht Begonnen hat es, als sie so um die Dürer ist wahrscheinlich der berühm- 25 Lenze zählte und Edmund Baron teste Wappenmaler gewesen. Es ist Hammer den Lazarusorden in Öster- vorwiegend Mundpropaganda, die die reich revitalisierte. Von ihm ereilte sie Auftragslage bestimmt. Der Bedarf ist der Ruf, für die prominentesten Mit- für persönliche Drucksorten gegeben, glieder Wappen für ihre Ordenskirche für Aschenbecher und Schüsseln für ‚Maria Geburt’ (Waisenhauskirche) Hochzeitsgeschenke, für Verlage mit in Wien anzufertigen. (Im 13. Jhdt. Reindl © EUROPRESS/H. einem Sortiment an Fachbüchern mit errichtete der Lazarusorden an die- Ein beliebtes Geschenk bei Hoch- genealogisch-heraldischem Inhalt, auf ser Stelle, wo heute die große Kirche zeiten sind handgemalte Familien- wappen in Aschenbechern Keramik ebenso wie auf Holz, Lein- steht, ein Spital und eine Kapelle.) wand oder Papier – und manchmal Damals entdeckte sie ihr Talent zum man malt auf Lindenholz vom Dun- auch für Außergewöhnliches. „Für Zeichnen, zum Malen. Inzwischen kel in die Helligkeit hinein. Genau einen Patriarchen der Ostkirche muß- hat sie als Ikonenmalerin Höhen der genommen heißt es, daß man ja nicht te ich das Wappen für die Standarte Kunst erreicht. „Dabei handelt es sich selbst malt, sondern durch die Gnade seines Autos herstellen. Das hat ihm wirklich um ganz alte Darstellungen, Gottes“, sagt Gräfin Auersperg. rei

Beitrittserklärung für eine Mitgliedschaft beim Österreichischen Burgenverein

Einzelmitgliedschaft: Partnermitgliedschaft:

Vorname: ...... Vorname: ......

Zuname: ...... Zuname: ......

Titel: ...... Titel: ...... geboren am: ...... geboren am: ......

Straße: ...... Familienmitgliedschaft (für Personen im gleichen Haushalt)

PLZ/Ort ...... Name geboren am

Telephon: ......

Fax: ......

E-Mail: ...... Ihr historisches Objekt (Bezeichnung und Adresse): ......

Mitgliedsbeitrag jährlich: Ort, Datum Unterschrift

 Einzelmitgliedschaft (€55,00) Bitte senden Sie das ausgefüllte Formular an:  Partnermitgliedschaft (€75,00) Österreichischer Burgenverein, Schloß 1, A - 8292 Neudau, oder per Fax an +43 3383 - 33291  Familienmitgliedschaft (€100,00) Ein Erlagschein wird Ihnen nach Eingang des Formulars zugesandt. 23 ‚Jagdschloss’ Mayerling

Burgen und Schlösser haben in noch höherem Maße Symbolcharakter als alltägliche Nutzbauten. Die durch Umbau, Zubau, Ausbau veränderten oder durch Vernachlässigung zur Ruine gewordenen Monumente bewah- ren neben ihrem Zweck immer auch einen Symbolgehalt. In besonderem Maße gilt dies vom ehemaligen „Jagdschloß“ des Thronfolger-Erzherzogs Rudolf in Mayerling, das durch neu gestaltete Schauräume an Bedeutung gewonnen hat.

Ein Exklusiv-Bericht von Besitzthum des Stiftes Heiligenkreuz Dr. Rudolf Novak vorüber in den freundlich grünen Thalkessel von Alland, die andere, Gasthof mit Gastgarten für die Wall- er Kronprinz schreibt dar- nach Nordwest abzweigende passiert fahrer befand. über in seiner Schilderung ein enges waldiges Thal, an dessen Der Hl. Laurenzius, der auf dem des Wienerwaldes im Band nördlichem Ende das Stift Heiligen - Feuerrost zu Tode gemartert worden D„Niederösterreich“ seines mehrbändi- kreuz liegt.’ ist, sollte nicht nur vor dem ‚ewigen gen Werkes ‚Die Österreichisch-Unga- Von einem ‚schloßartigen Besitz- Feuer“’ bewahren, sondern war auch rische Monarchie in Wort und Bild’: tum’ ist die Rede. Es war jedoch die der Schutzpatron für alle Handwer- ‚Beim Sattelbach-Wirthshaus theilen im Jahre 1412 geweihte, nach Brand ker, die mit dem Feuer zu tun hatten. sich die Straßen, die eine führt an den und Zerstörung mehrmals wieder auf- Das waren die Köhler, die Glasbläser Felsen des Ungersteines und an dem gebaute Laurenziuskirche mit einem (heute noch in der Ortsbezeichnung reizend gelegenen Mayerling mit der danebengelegenen Wirtschaftshof des Glashütten erkennbar), die Pechsie- großen Kirche und dem schloßartigen Stiftes Heiligenkreuz, wo sich auch ein der, die Kalkbrenner und die Schmie- wikimedia common (2) common © wikimedia

24 de der Umgebung. Und mit der Pest- hin sogar sein Vater im Winter 1885 legenheit. Ein Konfidentenbericht im epidemie kamen noch die Pestheiligen einmal zur Jagd gekommen ist. Dem Polizeiakt des Wiener Polizeipräsiden- Sebastian und Rochus hinzu, um de- Thronfolger gefiel die Gegend so sehr, ten behauptet sogar, daß Rudolf dort ren Verehrung sich eine eigene Bru- daß er in der Umgebung von Mayer- von übler Nachrede und von Erpres- derschaft angenommen hatte. 1746 ling Grundstücke und Wälder ange- sung bedroht worden sei. Er bat daher wurde auch eine Hl. Grab-Kapelle kauft hat. Aber wie kam er dann zum Graf Leiningen, ihm dieses Gut zu ver- errichtet (ähnlich wie heute noch in stiftlichen Gutshof? kaufen und woanders hin zu ziehen. Maria Lanzendorf bei Schwechat und So geschah es auch und der Thron- in Imbach bei Krems erhalten), deren Ein pikanter Besitzwechsel folger wurde unmittelbarer Nachbar frommer Besuch mit einem Ablaß ver- des Stiftsbesitzes in Mayerling. Um bunden war, der einer Wallfahrt nach Dahinter stand eine pikante, wenn sein Anwesen zu vergrößern, bat er das Jerusalem gleich kam. nicht anstößige Geschichte. Rudolf Stift, ihm den Gutshof zu verkaufen, Durch die Reformen von Kaiser Jo- hatte auf seiner Brautfahrt nach Brüs- wozu man1886 eingewilligt hat. sef II. hat der Wallfahrtsort aber seine sel - es war eher eine Brautschau mit Die Bereitschaft dafür lag offenbar Bedeutung verloren. ungewissem Ausgang - eine intime nicht nur in der hochrangigen Stel- Thronfolger Rudolf kannte diesen Begleiterin mitgenommen, Mina lung des Käufers, sondern weil das kleinen Weiler, denn nur drei Kilo- Pick, angeblich Soubrette am Badener Stift bereits seit Jahrhunderten mit meter davon entfernt, in Alland, hatte Stadttheater. Da der Thronfolger am dem Kaiserhaus in enger Verbindung sein Onkel, Erzherzog Karl Ludwig 10. Mai 1881 die belgische Prinzessin stand. Kaiser Leopold I. und Karl VI. (Bruder von Kaiser Franz Joseph) ein Stephanie ehelichte, mußte Frau Pick mit ihrem Gefolge waren mehrmals altes Jagdhaus, das der junge Neffe nut- entsprechend ‚versorgt’ werden: Es war zur Jagd in den stiftlichen Wäldern; zen konnte. Karl Ludwig, an der Jagd Ernst Ritter von Böhm, der als Ehe- Kaiser Franz I. erbat sich sogar die desinteressiert, hatte in Reichenau mit mann vermittelt wurde. Der starb aber Bestände der alten Rüstkammer des dem Schloß Wartholz seinen eigenen schon nach zwei Jahren, worauf sie eine Stiftes für seinen Waffensaal in der Sommeraufenthalt geschaffen. neue Ehe mit dem Grafen Reinhardt in Laxenburg, - die ihm Rudolf besaß zwar Schloß Orth an von Leiningen-Westerburg eingegan- natürlich abgetreten worden sind. der Donau, aber die Auwälder hatten gen ist. Die Trauung fand in Mayerling Und auch Rudolf war den Mönchen einen anderen Charakter, als die Berg- statt, wo der Graf neben dem Gutshof nicht unbekannt. Bereits eine Woche welt des südlichen Wienerwaldes, des Stiftes Heiligenkreuz, ein landwirt- nach seiner Hochzeit machte er mit die von seinem Sommersitz aus, dem schaftliches Gut mit einer im Schweizer seiner jungen Braut einen Ausflug Schloß Laxenburg, leicht erreichbar Stil gebauten Villa besaß. nach Heiligenkreuz. Dort wohnten sie war. Vor allem nach der Rückkehr von Wenn der Kronprinz nach Alland einer Hl. Messe bei und besichtigten seiner Prager Militärzeit im Septem- fuhr und beim Ehepaar Leiningen ste- das Stift ber 1883 war das Forsthaus in Alland hen blieb, war das für seine Gemahlin Die Mönche kannten also den für ihn ein beliebter Ausflugsort, wo- Stephanie stets eine peinliche Ange- jungen, sympathischen Kronprinzen persönlich und waren fünf Jahre spä- ter bereit, seinem Wunsch nach einem Verkauf des Gutshofes in Mayerling zu entsprechen. Die Laurenziuskirche blieb aller- dings im Besitz des Stiftes, das sich für einen allfälligen Wiederverkauf ein Vorkaufsrecht für das Gut hat sichern lassen. Rudolf ließ das Anwesen zu einem kleinen „Jagdschloss“ umgestalten, wofür das vorhandene Gasthaus um- gebaut, einige Gebäude demoliert, andere um- und neu gebaut worden sind, um ein einigermaßen geschlosse-

Kremayr u. Scheriau © Kremayr nes Ganzes zu erhalten, das von einer Mauer umgeben war. Ein schon zuvor Lageplan des Jagdschlosses 1889 (Rekonstruktion: Dr. Fritz Judtmann) 25 Das neue Informationszentrum am Gelände des Karmels wikimedia common © wikimedia bestehender barocker Pavillon wurde der Kaiser das Anwesen und schenk- Im Erdgeschoß des rechten Teiles be- in die Gartenmauer integriert. Unter- te es mit einem Stiftungskapital dem finden sich die 2014 neu gestalteten halb davon war der zuvor angekaufte Orden. Gedenkräume. ‚Mayerlinger Hof ’, wo sich Personal- Für das Klosterleben mußten aber Der Altar der Kirche steht genau an und Gästezimmer, Stallungen und Re- Umbauten erfolgen, da die Kirche an der Stelle des Bettes, wo die beiden To- misen befanden sowie die ‚Leiningen der Stelle des Todesortes des Kron- ten aufgefunden worden sind. Hinter Villa’, – jetzt das ‚Coburg Schlössl’. prinzen stehen sollte, die sich der dem Altar wurden die vorhandenen Dort hatte der oftmalige Jagdgefährte strengen Ordensregel nach in der Räume abgetragen und ein nur von und Schwager Rudolfs, Philipp Prinz Mitte des Klosters zu befinden hatte. der Klausur aus zugänglicher Betchor von Sachsen-Coburg und Gotha, sei- Die alte Laurenziuskirche konnte da- geschaffen, der ebenso hoch wie die ne Zimmer. Er war mit Louise, der her nicht erhalten werden und wurde Kirche ist und mit zwei vergitterten älteren Schwester von Kronprinzessin abgebrochen. Der Luftraum über dem Fenstern den Blick in den Kirchen- Stephanie, verheiratet. Todesort sollte unverbaut bleiben, raum zuläßt. Die übrigen Teile des Eine Vorstellung der gesamten An- weshalb das Schlafzimmer im 1. Stock Jagdschlosses blieben in ihrer Substanz lage gibt die abgebildete Skizze von abgebrochen wurde, um einen hohen erhalten, wurden aber in ihrer inneren Dr. Fritz Judtmann aus dessen Buch Kirchenraum zu gewinnen. Auch Einteilung durch Zwischenwände zu ‚Mayerling ohne Mythos’ (s. Seite 25). das dort gelegene Schreibzimmer der Klosterzellen umgestaltet. Diese be- Am 19. und 20. Oktober 1887 Kronprinzessin wurde entfernt und finden sich auch im neu gebauten hin- wurde das Jagdschloß in Anwesenheit mit dem darunterliegenden ehemali- teren Trakt, der ein Geviert bildet, mit der beiden Majestäten, Elisabeth und gen Zimmer des Kammerdieners zur je einem Innenhof links und rechts Franz Joseph, feierlich bezogen. Es hat Josephikapelle umgestaltet. von der Kirche. aber nur für 13 Monate seinem Zweck Das daneben liegende ursprüng­ Der linke Hof war ehemals Teil des gedient, insgesamt fanden hier bis liche Stiegenhaus mit dem Platten- oberen Schloßgartens. Der rechte Teil zum Tod des Kronprinzen am 30. Jän- pflaster und einer massiven Eichen- befindet sich teilweise an der Stelle ner 1889 zehn Jagden statt. holzstiege sind im Klausurbereich des alten Dienertraktes mit der seiner- noch erhalten. zeitigen Haupteinfahrt des Osttores, Der Karmel zur Die neue Klosterkirche steht nun dem sogenannten ‚Badener Tor’. Sühne­leistung entsteht an der Stelle des Schlafzimmers des Am 9. Oktober 1889 sind sieben Kronprinzen, das – von Süden her Schwestern aus dem Karmel in Wien- Kaiser Franz Joseph und Kaiserin gesehen – an der rechten Ecke des Baumgarten in das neue Kloster ge- Elisabeth willigten kurz nach dem er- ehemaligen Schlosses lag. Es war 7 x 7 zogen, am 1. November wurde die schütternden Ereignis dem Vorschlag m groß und wurde weitere 7 m nach Kirche eingeweiht. Am 2. November des Wiener Erzbischofs Josef Gruscha vorne verlängert, so daß die Kirche wohnte Kaiser Franz Joseph in Be- ein, zur Sühne der Tat das Jagdschloß markant aus der Fassade herausragt. gleitung seines Generaladjutanten in ein Kloster der unbeschuhten Kar- Daran wurde rechts ein neuer Kloster- Eduard Graf Paar einer Messe bei und meliterinnen umzuwandeln. Um das trakt angebaut, der links mit dem al- besichtigte das neue Kloster sowie die Erbe von Rudolfs Tochter, Elisabeth, ten Teil des eingeschoßigen Gebäudes Schloßanlage. uneingeschränkt zu erhalten, kaufte nun einen symmetrischen Bau ergibt. Die Gebäude im unteren Teil des

26 stellung von der Anlage zur Zeit des sem Pavillon bis zur Höhe der heuti- Kronprinzen gibt. gen Kirche erstreckt hat. Vom Besucher- bzw. Empfangszen- Bei den Restaurierungsarbeiten trum geht man einen kleinen Hügel 2014 entdeckte man in ihm eine hinauf zur Klosterkirche mit den an- Deckenmalerei aus 1887, dem Jahr schließenden Gedenkräumen. Hier der Erbauung des Jagdschlosses. In ist ein schönes Modell des früheren der späteren Literatur über das Schloß Schlosses zu sehen, und die mit dem wird er oft als ‚Teepavillon’ bezeichnet, Kronprinzen in Mayerling zusam- was eher die Phantasie der Besucher menhängenden Personen werden anregt, denn es ist kaum anzunehmen, beschrieben. Von der ursprünglichen daß er tatsächlich diesem Zweck je ge- Schloßeinrichtung sind leider keine dient hat. Heute erinnern einige Jagd-

© privat originalen Möbel ausgestellt, man fin- objekte an die ursprüngliche Bestim- Dr. Rudolf Novak det das eine und andere Stück jedoch mung des Ortes. im Hofmobiliendepot in Wien. Mit dem neu geschaffenen Besu- Areals wurden teilweise demoliert, Unter den zahlreichen Exponaten cherzentrum und den erweiterten Ge- auch die ehemalige ‚Leiningen-Villa’, sind auch ein Armeerevolver vom ver- denkräumen hat Mayerling zweifellos teilweise auch umgebaut, wie etwa mutlichen Typ der Tatwaffe und ein gewonnen. Die Dotation der kaiserli- der Mayerlinghof, wo ein ‚Asyl für Stück Teppich, auf dem sich angeblich chen Stiftung ist längst der neuen Zeit erwerbsunfähige Jäger und Forstar- einmal Blutspuren des unglücklichen zum Opfer gefallen, das Kloster muß beiter, vornehmlich aus dem Wiener- Rudolf befunden haben, zu sehen. sich heute aus den Besuchereinnah- wald’ eingerichtet wurde. 1893 wurde (Solche Stücke sollen wohl Grauen men und aus Spenden erhalten. es der Kongregation der Schwestern beim Besucher erwecken ...) Der Symbolgehalt dieses Ortes ist des Ordens vom Hl. Franziskus in Am Ende des Rundganges ist jener jedoch unverändert geblieben. Er ist Wien (‚Hartmannschwestern’) über- Kupfersarg ausgestellt, in dem Mary eine Stätte des Gedenkens und des Ge- tragen und existiert bis heute als ein Baronin Vetsera 1889 bestattet wor- dächtnisses an ein Ereignis, mit dem Altersheim. Auch ein zweites Kloster- den ist. Er stammt von der gleichen der Verlauf der österreichischen Ge- gebäude für die Hartmannschwestern Wiener Sargfirma (Matthias Beschor- schichte eine verhängnisvolle Wende wurde seinerzeit in Mayerling errich- ner), die auch den Sarkophag von genommen hat. tet, das mangels Ordensnachwuchs Kronprinz Rudolf in der Kapuziner- aber seit einigen Jahren nicht mehr in gruft fertigte. Marys Sarg wurde 1945 Der ‚Österreichische Burgenverein’ Verwendung steht. von sowjetischen Grabräubern aufge- erhielt als einziges Medium vom rissen, die in ihm Schmuck vermute- Historiker und Diplomaten a. D., ten. Sie wurde 1959 in einen neuen Das Besucherzentrum – Dr. R. Novak, Wien, die Erlaubnis, Sarg gebettet. 2007 wurde der alte und leider nur ­laienhaft gestaltet einen Vorabdruck seines heuer er- beschädigte Kupfersarg vom Stift Hei- scheinenden Fachbuches zum The- An der Straßengabelung zum Karmel ligenkreuz (als Inhaber des dortigen ma ‚Mayerling’ zu veröffentlichen. hinauf befindet sich das ‚Gasthaus Friedhofes) dem Karmel übergeben, Der Autor gilt als wahrscheinlich zum alten Jagdschloß’, das zur Zeit des der hier nun an die ursprünglich ge- einziger ausgewiesener Kenner Kronprinzen schon als ein ‚Gasthaus leugnete Begleiterin Rudolfs erinnert. und fundierter Historiker zu dieser Gratzer’ bestand. Unmittelbar dahin- Nach dem Verlassen der Gedenk­ noch immer aktuellen Geschichte. ter wurde mit maßgeblicher Hilfe des räume gelangt man am Rückweg Nachdem ich bereits das gesamte Landes Niederösterreich im Vorjahr zu dem barocken Pavillon, der nun Buchmanuskript lesen durfte, er- ein neues Empfangszentrum errichtet. durch das Zurücksetzten der Mauer laube ich mir, auch als Präsident der Dort wird der Versuch unternommen, des Klostergartens für die Besucher ‚Kronprinz Rudolf-Gesellschaft’ einen Abriß über das Leben des Thron- zugänglich ist. Er stand einst in der die Bemerkung, daß es bislang kei- folgers Rudolf zu geben, der jedoch Mitte der Mauerbefriedung des unte- ne zweite annähernd wissenschaft- leider ein einseitiges Klischeebild ver- ren Schloßgartens und stammt wahr- liche Arbeit gibt, die vergleichbar mittelt und mit wenigen historischen scheinlich aus dem 18. Jahrhundert. penibel recherchiert wurde und Informationen sehr sparsam operiert. Man muß sich vorstellen, daß sich der eine Vielzahl neuer Erkenntnisse So muß man auch erst die kleine Skizze untere Garten (heute Klostergarten) bietet. suchen, die in Kniehöhe (!) eine Vor- des ehemaligen Jagdschlosses von die- Prof. Helge Reindl

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yy zur Baugeschichte des Abtritts, gungsöffnungen ein Sicherheitsrisiko yy der Umgang mit Fäkalien in der rö- dargestellt haben, ist nachvollziehbar. mischen Antike, Möglicherweise könnte dies dazu ge- yy technische und kulturgeschichtli- führt haben, daß Abortschächte ab che Aspekte der Entsorgung, dem 12. Jahrhundert nicht mehr an- yy zur Konstruktion von Latrinen in zutreffen sind. Eine größere Sicherheit Burgen und Wehrbauten im 10. dürften Aborterker geboten haben, und 13. Jhdt., obwohl auch hier ein gezielter Schuß yy Latrinen auf Burgen – reine Funkti- mit Bogen oder Armbrust zum Tod onalität oder funktioneller Luxus?, des Benutzers führen konnte. yy Aborte in Wohntürmen, Aborte sind nach wie vor ein yy Abortanlagen in frühneuzeitlichen Randthema bei der ganzheitlichen Be- Adelssitzen, trachtung von Schloßanlagen. Proble- yy das Handwerk der Nachtkärrner matisch für eine Untersuchung ist der oder Abtritt-Räumer in Nürnberg, Erhaltungszustand, denn gerade die yy Latrinenanlagen in Klöstern, optisch störenden Erker(reste) wurden yy Hygiene in islamischen Festungs- meist schon im Barock abgebrochen Aborte im Mittelalter und bauten, und Abortschächte verfüllt. Im Inne- der frühen Neuzeit yy und viele andere Beispiele an kon- ren blieben Nischen, oder eingebaute kreten Burganlagen und in Städten Wandschränke als Relikte übrig. Bis s ist zweifellos ein außerge- Deutschlands. heute sind Aborte, bzw. deren außen wöhnliches Buch, das von Der erste Hinweis auf eine Abort- sichtbaren baulichen Überreste gern vielen Burgenforschern und anlage in mittelalterlichen Wehrbau- ein Opfer von Fassadensanierungen. EWissenschaftern erwartet wurde. Aus- ten liegt von der Kaiserpfalz Karl des Keinesfalls unterhaltend gemeint gerechnet ein ‚Diplom-Rechtspfleger’ Großen in Aachen vor. Bereits die ist das seitenlange Kapitel ‚Die Kul- aus Deutschland hat sich der Sache Wohntürme des 11. Jhdts. verfügen tur- und Sozialgeschichte des Sitzens’ angenommen: zu den Schwerpunkt- über Abtritträume, die keinesfalls (Siegrid Schmidt), gewissermaßen themen Bauforschung, Archäologie immer als Erker ausgebildet waren. eine Untersuchung über die architek- und Kulturgeschichte schrieben er Mit-Autor Johannes Grabmayr: „Ab tonischen und literarischen Zeugnis- und viele andere Fachautoren insge- dem 12./13. Jhdt. umgab man den se von sanitärer Vormachtsstellung samt 32 Beiträge – wissenschaftlich Abortsitz mit geschlossenen Wänden. – der andere Thron des Herrschers. recherchiert und verschwenderisch Damit war ein Häuschen entstanden, Untersucht wurden auch die Aborte illustriert. in Österreich umgangssprachlich als auf fürsterzbischöflichen Burgen, die Die Bandbreite der Beiträge zieht ‚Häusl’ bezeichnet, wohin sich die Ös- ‚Throne’ in der Literatur des Mittelal- den Bogen von der Antike bis in die terreicher noch heute zurückziehen, ters . frühe Neuzeit und umfaßt aktuelle auch wenn es sich mittlerweile um ein Auch das Kapitel von Patricia Forschungen aus den Disziplinen der modernes Wasserklosett handelt.“ Tesch-Mertens – ‚Aborte und die Kunstgeschichte, der allgemeinen Ge- Daß frühe Abortanlagen auch menschliche Verdauung in der früh- schichte, der Bauforschung, der Ger- Tücken aufweisen, belegt 1076 die mittelalterlichen Historiographie’ manistik und der Archäologie. Die Ermordung von Herzog Gottfried – macht neugierig: darin beschreibt Entsorgung der Fäkalien im städti- IV. von Lothringen während der Ver- sie die Rückschlüsse auf Krankheiten schen Bereich wie auch in Burgen und richtung seiner Notdurft in der Burg einiger Monarchen, beschreibt Aborte Klöstern wird genauso behandelt, wie Vlaardingen (Südholland) durch als Orte des Unglücks. Rechtsstreitigkeiten, die Wahrneh- einen Stich in sein Gesäß. Mehrere Das Buch, das sich höchstwahr- mung von Dreck und Gestank, oder Chronisten berichteten von der ab- scheinlich als Standardwerk etablie- auch das Sterben am Abort. scheulichen Tat. Könnte es sich hier ren wird, erschien im Verlag Michael Daß das Thema von großem Inter- um einen Abortschacht gehandelt ha- Imhof, Petersberg (Deutschland), hat esse ist, belegt nicht nur die themati- ben? Daß diese, besonders bei außer- stolze 304 Seiten und 219 Abbildun- sche Vielfalt, so u. a.: halb der Ringmauer liegenden Entsor- gen; der Preis: 70,95 Euro. rei

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braucht? Vor allem als ein Rettungs- gerät bei der Feuerwehr, oder, man möchte es nicht glauben, als Freizeit- gerät mit steigender Beliebtheit. Wie handgefertigte Reitstiefel, Trachten-Accessoires, ‚unverlierbare’ Regenschirme, markante Pfeifen für das männliche Antlitz oder gar Zinn- figurenwelten entstehen, Visitenkar- ten von einem Kupferstecher manuell gestochen werden, natürlich alles in feinster Handarbeit made in , das sollte nicht nur als mögliche Be- Alte Handwerkskunst zugsquelle, sondern ganz einfach des or einigen Ausgaben haben Interesses wegen den Erwerb dieses wir im ‚Österreichischen Buches rechtfertigen. Burgenverein’ den ersten Karl Prinz Hohenlohe widmete der eine wissenschaftliche Publikation TeilV besprochen, nun ist aufgrund ‚Handwerkskunst’ ein Vorwort und ihrer Kooperationsarbeiten mit dem entsprechender Nachfrage ein neuer er betonte, daß dieses Buch ein Stück Kunsthistorischen Museum vor Ort. erschienen, der diesmal auch schwer- Österreich darstellt; ein vergangenes Schwerpunkte wurden mit Artikel gewichtigeres Handwerk beschreibt. Stück Österreich, das nicht nur lebt, zu den Themen ‚Der Gurker Dom als Zum Beispiel die Fahrzeugsattlerei des sondern auch Zukunft hat. Dem ist Synthese hochromanischer Baukunst Adalbert Koloszar in Potzneusiedl, nichts hinzuzufügen. All diese familiä- in Kärnten’, zu den Türreliefs selbst eine gute Adresse für jeden Oldtimer- ren Handwerksbetriebe, auch jene, die und zu ihrer Bedeutung für die typo­ Fan, oder die Glockengießerei der nicht in diesem Buch stehen, gehören logischen Programme hochmittelal- Familie Grassmayr aus Innsbruck, die zu einem Lokalkolorit, zur Geschich- terlicher Kunst, zum Westportal, zu nicht nur so ziemlich alle Kirchen- te, zur Überlieferung, zur Tradition den Buchstaben und Zeichen an den türme ausstattet, sondern auch Bau- - und sind mit Familiengeheimnissen Türen und Reliefs, über die natur­ ern mit Rinderhaltung begeistert, die gebeizt. wissenschftlichen Untersuchungen zur nicht allein auf die wohltemperierten Mark Perry beschrieb und Gregor Polychromie­ des Westportals, über die Lautäußerungen ihrer meist glückli- Semrad photographierte ‚Alte Hand- Holzartenbestimmung und die dendro­ chen Kühe Wert legen. werkskunst in Österreich’ auf 160 Sei- chronologische Datierung des West­ In unmittelbarer Nachbarschaft ei- ten zum Preis von 22,90. Erschienen portals sowie über die Konservierung ner Kirchturmglocke steht meist auch ist das Buch im Leopold Stocker Ver- und Restaurierung des Westportals eine Orgel. Die könnte, wenn sie nicht lag. rei gesetzt. Die Holzreliefs an den Tür- älteren Ursprungs ist, von Josef und flügeln dieses Domes gehören zu den Philipp Pemmer aus dem Waldviertel Die romanischen Portal­ Zimelien der österreichischen Kunst- stammen. Beide sind Orgelbauer, bzw. geschichte und gelten als besondere für ihren Service landauf landab zu- reliefs aus dem Dom zu Gurk Werke der romanischen Schnitzkunst ständig. Ein hochinteressantes Gewer- n unserem vergangenen Heft (De- aus dem frühen 13. Jhdt. Vor knapp be für meist eine Jahrhundertanschaf- zember 2014) haben wir einen Ar- 800 Jahren sind sie entstanden und fung wird hier erklärt, das nicht viele tikel über die Forschungsarbeiten dem ständigen Gebrauch der Türen ausüben. Nicht zu vergessen auf die Izu diesem Thema am Dom zu Gurk ausgesetzt gewesen; dennoch haben Pfeifenmacherin im Betrieb, die ganz gebracht, der entsprechende Beach- sie die bewegten Zeiten überdauert. entscheidend für den guten Ton sorgt. tung fand. Nun veröffentlichte das Die Publikation ist in der Serie ‚Fokus Ein interessantes Kapitel bekam Bundesdenkmalamt unter der Leitung Denkmal’ des BDA mit 184 Seiten und Anton Witti aus Wesenufer, der Zillen seines Fachdirektors für Restaurierung ausgesprochen reichlicher Illustrierung und andere Holzboote in Maßarbeit und Konservierung, Dr. Bernd Euler- im Verlag Berger, Horn, zum Preis von herstellt. Wozu man heute eine Zille Rolle, und mehreren Mitarbeitern 21,90 erschienen. rei

29 Handbuch für Personal ... aus 1903 von Reinildis van Ditzhuyzen Waschen Sie sich ordentlich und küm- mern Sie sich immer um frische Un- or kurzem war ich als Reprä- terwäsche, gekämmte Haare, saubere sentantin von ,Europa Nostra’ Hände und gepflegte Nägel. einige Tage im französischen Der Hausangestellte redet immer SchloßV De la Barre (Val de Loire). Die in der dritten Person, d. h., daß er sich Besitzer, Graf und Gräfin de Vanssay, zu seinem Herren oder Herrin wen- haben hier einige elegante Bed-and- det, als ob er über einen anderen re- Breakfast-Zimmer mit modernem det. Beispiele: Man sagt nicht ,Wollen Komfort eingerichtet. Auch organi- Sie?’, sondern ,Möchte Herr Graf …?’ siert das Ehepaar im Groβen Speise- oder ,Möchte Frau Gräfin..?’. Nicht: saal traditionelle ,aristrokratische“ ,Wie Sie wünschen’, sondern: ,Wie Abendessen mit alten Silberbestecken, Herr Baron / Frau Baronin wünscht Tischdecken, Speiseservice und mit (oder wünschen)’. Dies kommt Ihnen den korrekten Umgangsformen. vielleicht schwierig vor’, mahnt der „Ach ja“, sagte Guy de Vanssay zu Autor des Buches, ‘aber das gehört sich mir, „Die Zeiten haben sich geändert. so und Sie werden sich rasch daran ge- Früher klingelten wir und dann kam wöhnen.’ das Personal. Das kümmerte sich um das Essen, Kaminfeuer, Bedienung, auf! Sie müssen noch vieles lernen: „Vivement et posément“ Abwasch und ähnliches. Jetzt sind die höflich reden, sich anständig beneh- Rollen vertauscht: meine Frau Marnie men, korrekt bedienen. Das ist gar ,Zur täglichen Arbeit des Personals und ich sind selbst das Personal’. nicht so einfach, und deswegen ist die- gehören unter anderem abstauben, Am selben Abend fand ich auf mei- ses Büchlein geschrieben.’ fegen, aufwischen, den Boden glän- nem Nachtschränkchen eine kleine zen, Zimmer aufräumen, Teppiche Überraschung von meinem Gastgeber Haltung, Benehmen, klopfen, Betten machen, servieren, hingelegt: Es war ein winziges Büch- Äußeres, Ausdrucksweise Silber und Kupfer putzen, für Besu- lein, herausgegeben in Paris 1903, cher die Tür öffnen, usw. Als Ange- mit einem sehr langem Titel: „Ma- Es fängt an mit Haltung und Beneh- stellter müssen Sie frühmorgens an- nuel du valet / femme de chambre men der Bediensteten: ,Er (oder sie) fangen’, so das „Manuel“. ,Sie müssen (...) indispensable aux jeunes gens qui soll immer senkrecht stehen, die Bei- das Kaminfeuer anzünden, die Holz- veulent entrer en service ... etc. etc.“ ne nebeneinander, die Ärme seitlich vorräte ergänzen, Ihren Hausherren / [Handbuch für Hausangestellte ... neben dem Körper. Beim Warten oder Ihrer Hausherrin beim Anziehen hel- unentbehrlich für junge Leute die in Sprechen darf er sich nicht anlehnen, fen und vieles andere. Zwischendurch Schlössern und Herrenhäusern dienen weder gegen die Wand noch gegen können Sie selbst essen, aber nicht zu möchten …]. ein Möbelstück. Er muß gehen, nicht lange, denn sie sollen das Frühstück Die Worte zu Beginn laden ein: rennen, und langsam die Stiege hinauf für die Familie machen und auftra- ,Das Fach des Hausangestellten hat ei- und hinunter gehen, ohne die Lehne gen.’ nen sicheren Reiz: man braucht keine zu berühren. In den Räumen der Fa- Das Büchlein beschreibt sehr präzi- Vorbildung, der Verdienst ist gut und milie darf er nicht laut sprechen, rau- se, wie der Tisch zu decken ist: ,Sobald Unterkunft und Verpflegung sind kos- chen, singen oder pfeifen. In Kürze: er Sie damit fertig sind, gehen Sie zum tenlos.’ ist diskret und geräuschlos. Salon, öffnen die Tür, bleiben auf der Es wundert daher nicht, das zahl- Sauberkeit ist besonders wichtig. Schwelle stehen und sagen laut und reiche junge Leute die Arbeit auf dem Der Angestellte sieht ja seine Arbeit- deutlich „Madame est servie“, als Zei- Land verließen, um in städtischen geber in intimen Momenten und soll chen für den Beginn des Essens’. An- Herrenhäusern oder Schlössern zu ar- ihn/sie durch einen unangenehmen schließend wird ausführlich beschrie- beiten. Sie gehen fort, ohne genau zu Anblick oder Geruch keine Ungele- ben, wer wo sitzen soll, und wen und wissen, was sie erwartete. ,Aber paß genheiten bereiten. Deswegen gilt: wie man servieren muß.

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