Freie Wähler Gemeinderatsratsfraktion Vaihingen/

Ausführungen zum Haushaltsplan 2016

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Maisch, sehr geehrter Herr Bürgermeister Reitze, sehr geehrte Damen und Herren der Verwaltung, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Zuhörer.

Sehr geehrte Frau Lerche, Ihnen und Ihrem gesamten Team gilt zuerst einmal unser Dank für das Ausarbeiten und Erstellen des Haushaltsplanes 2017.

Ich denke, Ihnen hat es wahrscheinlich auch Spaß gemacht, mit positiven Zahlen zu arbeiten, als mit solchen Zahlen wie zu Beginn Ihrer Amtszeit.

Schon lange nicht mehr gab es bei den Haushaltvorberatungen und den Diskussionen darüber bei der Verwaltung und auch bei uns Gemeinderäten so entspannte Gesichter.

Der Ergebnishalt 2016 wird sich gegenüber dem Plan um voraussichtlich 4,5 Millionen € verbessern. Dadurch steigen auch unsere liquiden Mittel zum 01.01.17 auf 24,6 Millionen €.

Wenn Sie jetzt Frau Lerche, wie im Verwaltungsausschuss aktuell vorgestellt, von einem Gesamtergebnis von nur noch minus ca. 1 Million € ausgehen, dann wird das Ergebnis 2017 sicherlich auch wieder im positiven Bereich enden. Das wünschen wir Ihnen und uns.

Dass es zu solch guten Zahlen gekommen ist, hat verschiedene Ursachen. Deutlich höhere Einnahmen aus dem Gemeindeanteil der Einkommenssteuer, deutlich höhere Schlüsselzuweisungen sowie ein erfreuliches Gewerbesteueraufkommen.

Aus diesem Grund möchten wir auch einmal allen Steuerzahlern und Gewerbetreibenden Dank sagen. Mit diesen Leistungen wird das Gemeinwohl finanziert und abgesichert. Solch gute Zahlen sind verlockend, gerade für Vaihinger Verhältnisse. Doch ich denke, wir tun gut daran, am seitherigen Weg festzuhalten, nämlich Aufgaben und Ausgaben nach Bedarf, Dringlichkeit und Finanzierungsmöglichkeit zu erfüllen.

Lassen Sie mich jetzt auf einzelne Punkte eingehen, die uns Freien Wählern wichtig sind.

Gewerbesteuer Erfreulich ist die positive Entwicklung der Gewerbesteuer. Jedoch liegt diese mit einem Aufkommen von 9‐10 Millionen € noch deutlich unter dem Betrag, den eine Flächenstadt von der Größe von Vaihingen eigentlich benötigt. Mit der geplanten Ausweisung des Gewerbegebietes Fuchsloch 3 wird weiter Raum geschaffen für die Ansiedlung mittelständischen Gewerbes.

Ich möchte die Verwaltung bitten folgenden Vorschlag zu prüfen:

Besteht die Möglichkeit, Flächen preisgünstiger für junge Unternehmensgründer bereitzustellen? Es wäre doch toll, wenn wir jungen Unternehmen, heutzutage auch Startups genannt, damit die Möglichkeit geben könnten, sich anzusiedeln. Sollten wir dadurch junge, innovative Unternehmen erreichen, würde dies die Attraktivität von Vaihingen deutlich steigern. Gerade die unmittelbare Nähe zum Bahnhof ist hier ein nicht hoch genug einzuschätzender Vorteil. Es ist mir sehr wohl bewusst, dass dafür ein längerer Atem benötigt wird, der sich aber auf lange Sicht auszahlen könnte. Manch junger Firmengründer wäre sicherlich froh darüber, in der Region noch bezahlbaren Baugrund zu bekommen. Gerade im IT‐Bereich sind wir in Vaihingen nicht üppig aufgestellt.

Schulen Mit dem Thema der Schulentwicklungsplanung haben wir uns die letzten Monate gemeinsam mit der Verwaltung und dem Planungsbüro sehr intensiv auseinandergesetzt. Als Ergebnis kann man zusammenfassen, dass die Entwicklung der Schülerzahlen zu denken geben muss. Kritisch zu sehen ist natürlich auch die Konkurrenzsituation um Schüler unter den Schulen im Umland, aber auch innerhalb der Stadt. Das Ergebnis nach unzähligen Sitzungen, nach der Thematisierung bei einer Klausurtagung und nach einer Informationsveranstaltung für Elternvertreter und Lehrer ist jetzt sehr ernüchternd. Alles bleibt wie es war, nur die ehemalige Werkrealschule in Enzweihingen wird saniert. Die Gemeinschaftsschule wird dann während einer Neubauphase teilweise dorthin umgesiedelt. War das alles nur viel Lärm um nichts? War der Druck von Eltern und Lehrern oder auch der staatlichen Schulverwaltung so groß um weitergehende Lösungen auszuschließen? Bei der Umsetzung, so wie sie jetzt geplant ist, hätten wir uns den Gutachter und den Zeitaufwand in großen Teilen sparen können.

Wir wünschen für die Zukunft von allen weiterführende Schulen, offen zu sein für Weiterentwicklungen und noch mehr gemeinsames Denken. Wir werden bei diesem Thema auf alle Fälle sämtliche aufgezeigten Varianten auch in den nächsten Jahren im Blick haben. Bedingt durch höhere Zuweisungen des Landes wird sich das Schulbudget für 2017 weiter erhöhen. Es sind ja schon 150 000 € als erste Rate für die Umsetzung des Fachklassenkonzeptes an der Ferdinand‐ Steinbeiss‐Realschule bereitgestellt.

Allerdings ist bis jetzt noch kein Betrag für die Sanierung der Schule in Enzweihingen eingestellt.

Zu dem Bereich Schulen gehört aus unserer Sicht auch der Neubau einer Sporthalle. Es wird Zeit, dass der Gemeinderat endlich die Grundsatzentscheidung fällt, zumal wir dafür ja bereits Gelder für einen Neubau einplanen. Sonst passt dieses Verhalten ‐ nämlich Gelder einplanen, aber keine Entscheidung treffen ‐ nicht zusammen. Am Tatbestand der Dringlichkeit für Schulen und Vereine, aber auch aus der Notwendigkeit in Hinsicht auf Brandschutz und Sanierungsbedarf, hat sich aus unserer Sicht nichts geändert.

Kindergärten Bis jetzt können wir alle Ansprüche auf einen Kita und Kiga‐Platz erfüllen. Es war die richtige Entscheidung, den Kindergarten Osterwiesenweg in Kleinglattbach zu planen und Geld dafür einzustellen, aber noch nicht in die Umsetzung zu gehen. So sind wir relativ schnell in der Lage, bei Bedarf zu reagieren. Für unsere Kindergärten haben wir 2017 insgesamt ca. 8,8 Millionen € an Aufwendungen eingeplant. Eine stolze Zahl!

ÖPNV, Tourismus, WEG‐Radtrasse Im Bereich ÖPNV müssen wir darauf achten, dass die derzeitige Verbindung nach Mühlacker über das Krankenhaus zügig in eine reguläre Route umgewandelt wird. Im Hinblick auf die Entwicklung der Feinstaubproblematik in Stuttgart muss aus meiner Sicht schnell ein Plan B erstellt werden, sollte Stuttgart für Autos dichtgemacht werden.

Neubau Parkhaus ist der erste Schritt, der sehr schnell umgesetzt werden muss und das mit der Konsequenz einer Parkplatzbewirtschaftung zu akzeptablen Preisen.

Parallel dazu muss aber auch dringend an eine Ausweitung des Busangebotes zu den Hauptverkehrszeiten gedacht werden. Es sollte jede IRE und RE‐ Verbindung morgens zwischen 6.30 Uhr bis 9.30 Uhr und nachmittags von 16.00 bis 19.00 Uhr mit einer passenden Busverbindung gekoppelt werden.

Eine Verbesserung der Bahnpünktlichkeit ist natürlich oberste Voraussetzung für eine Akzeptanz. Dies liegt jedoch leider außerhalb unserer Zuständigkeit.

Die neuesten Entwicklungen im Hinblick auf die Entwidmung der WEG‐Trasse lösten ja nicht nur bei uns Kopfschütteln aus. Hat sich doch der Gemeinderat nach langem hin und her letztendlich doch für die Umnutzung zur Radtrasse entschlossen, müssen wir jetzt zur Kenntnis nehmen, dass private Unternehmen und Gesellschaften das Recht auf eine Schienenstrecke erhalten könnten. Ich hätte kein Verständnis dafür, wenn die zuständige Behörde jemanden für die Ausübung eines Hobbys Recht gibt und viele andere dafür in die Röhre schauen. Wir sind auf jeden Fall nicht bereit, auch nur einen Cent städtischen Geldes in eine mögliche Ertüchtigung der Schienen auf dieser Trasse zu stecken.

Im Bereich Tourismus ist Vaihingen gut aufgestellt. Vielleicht gelingt mit dem Projekt ILEK an der Enz ein weiterer touristischer Anziehungspunkt. Steillagenweinbau und Tourismus, ein spannendes Thema, das hoffentlich zu einer Win‐Win‐Situation für alle führt. In diesem Zusammenhang sollte auch für das Weinmuseum Horrheim über die weitere Vorgehensweise gesprochen werden.

Sehr geehrte Herr Oberbürgermeister Maisch, liebe Kolleginnen und Kollegen. Ich möchte die Haushaltsrede dazu nutzen um einen Antrag zu stellen.

Die Freien Wähler beantragen die Einrichtung von Wohnmobilstellplätzen im Bereich Egelsee neu zu planen und zu beraten. Außerdem beantragen wir für den Nachtragshaushalt die Bereitstellung der dafür notwendigen Summe.

Begründung: Im Bereich des Caravanings ist eine steigende Nachfrage gerade im Städtetourismus zu erkennen, siehe auch erneuter Ausbau der Stellplätze z.Bsp in Besigheim und Bietigheim.

Unser touristisches Angebot ist sehr gut. Wir müssen diese Chance einfach nutzen. Wir würden uns freuen, wenn sich eine Mehrheit des Gemeinderates unserem Ansinnen anschließen könnte.

Sollte sich neben dem Bereich Egelsee ein weiterer Standort, der ja auch schon andiskutiert wurde, als umsetzbar erweisen, müssen wir beide gegeneinander gründlich abwägen.

Straßenbau Die im Haushaltsplan genannten Maßnahmen können wir mittragen. Zuerst muss nach dem Sanierungsbedarf der Abwasser und Wasserleitungen geschaut werden, erst danach kommt die Fahrbahnsanierung. Wir sind in den letzten Jahren mit dieser Vorgehensweise gut gefahren.

B10 Umfahrung Enzweihingen Hoffen wir, dass es mit der Planfeststellung 2017 klappt. Ich wurde misstrauisch, als das RP plötzlich den 4‐spurigen Ausbau von Zuffenhausen bis Enzweihingen in den Fokus stellte. Ich hoffe, dass aber zuerst die Umfahrung umgesetzt wird. Bei dem vierspurigen Ausbau besteht noch dringender Gesprächsbedarf.

Innenstadtentwicklung Uns allen ist eine positive Entwicklung der Innenstadt wichtig. Durch das Sanierungsprogramm Innenstadt und der Überplanung des Enssle‐Areals wird versucht positive Akzente zu setzten. Hoffen wir, dass die bereits angestoßenen oder begonnenen Projekte auch Wirkung zeigen. Entscheiden wird aber aus meiner Sicht sein, dass sich die Händler trotz Konkurrenz zu Internet, Breuningerland oder Millaneo gemeinsam auf den Weg machen. Vai‐Card und die Aktionen in der Vorweihnachtszeit waren ein positives Signal. Schon letztes Jahr habe ich das Thema City‐Manager angesprochen. Leider habe seither nichts mehr davon gehört. Ich halte es für dringend geboten, dieses Thema an einem runden Tisch mit WGV , BdS, Verwaltung und Gemeinderat zu diskutieren. Nur mit konzertierten Aktionen bringen wir die Innenstadt nach vorne. Vielleicht kann sich jeder in vergleichbar großen Städten, bei denen die Innenstadt lebt, einmal umschauen. Welche Konzepte funktionieren dort? Wir müssen flexibler werden.

Als weiteren wichtigen Punkt ist uns eine Außensanierung des Vaihinger Rathauses wichtig. Wir fordern die Verwaltung auf, entsprechende Gelder bereitzustellen. Wir sehen am Sockel und an der Außenfassade dringenden Handlungsbedarf. Hier geht es nicht nur um Optik, es geht um Substanzerhalt.

Sehr geehrte Damen und Herren, die Themen gehen nicht aus.

Letztes Jahr war zu dieser Zeit das Thema Flüchtlinge und deren Unterbringung das große Thema. Ich möchte mich an dieser Stelle bei all denen bedanken, die sich ehrenamtlich bei dieser Arbeit einbringen. Die Raumproblematik ist fürs erste gelöst. Jetzt geht es um Integration. Gerade die neuesten Vorkommnisse zeigen ganz deutlich, wie wichtig Integration ist.

Ein weiteres wichtiges Thema wird in Zukunft der Ausbau des schnellen Internets in allen Stadtteilen sein.

Bei dem Thema Bauschutt aus dem AKW Neckarwestheim unterstützen wir den Antrag des Ortschaftsrates Horrheim und bitten um baldige Beschlussfassung im Gremium. Auch der Hochwasserschutz in Aurich, Enzweihingen und Riet mit und , sowie der Hochwasserschutz an der Metter sind Themen die anstehen und die wir im Blick haben.

Trotz all der vielschichtigen Themen sollten wir als Gemeinderat darauf drängen, dass Projekte ihrer Priorität nach abgearbeitet werden. Zu viele Maßnahmen einzuplanen, bei denen schon zu Beginn klar ist, dass diese nicht zeitnah umgesetzt werden können, führen zu einem unrealistischen, sprich schlechterem Planergebnis. Dieses führt dann zu finanziellen Überträgen und damit automatisch zu deutlichen Ergebnisverbesserungen als im Plan vorhergesagt. Ich bin gespannt, wie 2017 sich entwickelt.

Zum Bereich städtischer Versorgungsbetrieb möchte ich derzeit keine Ausführungen machen. Wir als Gemeinderäte sind ja vor kurzem zum Thema „rentierliche Schulden“ geschult worden. Aber trotz des enormen Betrages von 24,6 Millionen € rentierlicher Schulden müssen wir die Entwicklung kritisch beobachten, auch im Hinblick auf die geplante Umsetzung der Neukonzeption Kläranlage Strudelbach mit immensen Kosten.

Unsere Sozialstation macht eine hervorragende Arbeit. Ich möchte mich im Namen der Freien Wähler an dieser Stelle bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ganz herzlich für Ihr Wirken an all den hilfsbedürftigen Menschen an 365 Tagen im Jahr bedanken.

Die leichten Dellen im Betriebsergebnis trüben zwar etwas die Bilanz. Wir als Freie Wähler denken jedoch, dass bei konsequenter Umsetzung der Vorschläge des Gutachters wir in Bälde wieder ein positives Ergebnis erzielen können.

Lassen Sie mich zum Schluss kommen.

Wir Freien Wähler bedanken uns bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, egal in welcher Position oder in welchem Amt, ganz herzlich für die gute Arbeit Auch den Feuerwehren gilt unser Dank, die dieses Jahr bei drei Großbränden noch Schlimmeres verhütet haben. In diesen Dank möchte ich natürlich alle Kolleginnen und Kollegen des Gemeinderates, aber auch die ausscheidenden Jugendgemeinderäte mit einschließen. Wir alle haben versucht, das Beste der Stadt zu erreichen. Wir alle haben versucht, das Beste für Vaihingen und seinen Bürgern zu erreichen.

Die Stadt Vaihingen steht gut da, mit einem großen Entwicklungspotenzial. Wir müssen dieses Potenzial nutzen und es zum Wohle aller weiter ausbauen.

Der Haushaltssatzung und dem Haushaltplan 2017, der Finanzplanung 2017, dem Wirtschaftsplan 2017 des Städtischen Versorgungsbetriebes, des Enztalbades sowie der Sozialstation stimmen wir Freien Wähler einstimmig zu.