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Masarykova univerzita Filozofická fakulta

Ústav germanistiky, nordistiky a nederlandistiky

Učitelství německého jazyka a literatury pro střední školy

Jaroslava Bartovská

Christian Kracht – Ein bedeutender Autor der Gegenwartsliteratur. Rezeptionsanalyse der Romane und

Diplomová práce

Vedoucí práce: Mgr. Aleš Urválek Ph.D.

2016 Ich erkläre hiermit, dass ich die Diplomarbeit: „ – Ein bedeutender Autor der Gegenwartsliteratur. Rezeptionsanalyse der Romane Faserland und Imperium“ selbständig erarbeitet habe und nur die angeführten Quellen und Materialien benutzt habe.

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Ich möchte mich herzlich bei Herrn Mgr. Aleš Urválek Ph.D. für seine Zeit und seine wertvollen Ratschläge bedanken.

INHALT 1 EINLEITUNG ...... 3 2 CHRISTIAN KRACHT ...... 5 3 FASERLAND ...... 10 3.1 INHALT ...... 10 3.2 REZEPTION DES ROMANS FASERLAND ...... 13 3.2.1 Erste Welle der Rezensionen ...... 14 3.2.2 Zweite Welle der Rezensionen ...... 17 3.2.3 Dritte Welle der Rezensionen ...... 18 3.3 SPRACHE ...... 20 3.4 ÜBERSETZUNGEN IN VERSCHIEDENEN SPRACHEN ...... 22 4 IMPERIUM ...... 24 4.1 INHALT ...... 25 4.2 REZEPTION DES ROMANS IMPERIUM ...... 28 4.3 SPRACHE ...... 36 4.4 ÜBERSETZUNG INS TSCHECHISCHE ...... 39 4.5 ANSICHT DES AUTORS ...... 41 5 ENTWICKLUNG DER REZEPTION VON CHRISTIAN KRACHT ...... 45 6 LITERATURPREISE ...... 50 7 EINSTELLUNGSMÖGLICHKEITEN ZUM KRACHTS SCHAFFEN ...... 52 8 REZEPTION DES AUTORS ...... 57 9 FAZIT ...... 58 10 QUELLENVERZEICHNIS ...... 60

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1 EINLEITUNG

1 EINLEITUNG

Diese Magisterarbeit ist dem gegenwärtigen Schriftsteller Christian Kracht gewidmet. Der Autor hat ein breites Tätigkeitsfeld. Neben seiner literarischen Aktivitäten interessiert er sich für das Reisen, die Reportagen, die Politik und gesellschaftliches Geschehen. Für den Zweck dieser Arbeit wird er vor allem als Schriftsteller betrachtet und der Mittelpunkt meines Interesses in Rahmen dieser Arbeit wird sein Werk.

Das Schreiben von Christian Kracht ist vielfältig, weil der Autor nicht nur als Schriftsteller, sondern auch als Journalist tätig ist. Sein Schaffen wird von seinem Leben beeinflusst – man muss das Milieu, in dem er aufwuchs, die Schulen, die er besuchte, seine Ehe mit seiner Ehefrau, sowie seine Freunde und Länder, in denen er zur Zeit lebt, bei der Analyse seines Schaffens erinnern und berücksichtigen.

Schwerpunkt der Analyse seines Schaffens stellt die Romanschöpfung dar. Mithilfe seines ersten Romans Faserland und letzten Romans Imperium beziehungsweise der Rezensionen dieser zwei Lektüren wird hier untersucht, wie die Gesellschaft den Autor und die Romane nach einzelnen Veröffentlichungen annahm. Die Arbeit geht von der Kritik seiner Romane nicht nur im deutschsprachigen Raum aus, sondern es wird auch dank der Übersetzung des Romans Imperium ins Tschechische der Standpunkt der tschechischen Kritiker den Lesern nahegebracht.

Im ersten Kapitel wird der Schriftsteller Christian Kracht und sein Werk vorgestellt. Dann folgt der vielleicht wichtigste Teil dieser Arbeit und zwar ist es die Analyse der ausgewählten zwei Romane und deren Rezeption. In dieser Analyse werden sowohl die Rezensionen im deutschsprachigen Raum, als auch die Rezensionen in Tschechien untersucht und in einzelnen entsprechenden Kapiteln behandelt. Daraus ergibt sich Christian Krachts Stellung in der Gegenwartsliteratur. Es wird die Veränderung der Wahrnehmung des Schriftstellers und seines Schaffens aufgrund der Rezeption seines Debütromans und seines letzten Romans analysiert. Wählt der Autor immer das gleiche Thema, oder ist in seinen Romanen immer etwas Neues und Unterschiedliches oder Unentdecktes zu finden? Es wird auf die Entwicklung des Schaffens des Schöpfers Christian Kracht hingedeutet. Die Perspektive des Autors und seine Einstellung zu der Kritik werden auch beschrieben. In einem einzelnen Kapitel werden die Einstellungsmöglichkeiten zum Christian Krachts Schaffen erwähnt und im letzten Kapitel

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wird Christian Krachts Rezeption als eines der bedeutenden Schöpfer der Gegenwartsliteratur resümiert.

Das Ziel dieser Arbeit ist das Abbild der Rezeption des ausgewählten Schriftstellers der Gegenwartsliteratur aufgrund der gewählten Romane Faserland und Imperium zu schaffen, wozu die Kritik und die Rezensionen seiner zwei Werke analysiert werden.

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2 CHRISTIAN KRACHT

2 CHRISTIAN KRACHT

Den Autor Christian Kracht kennen vor allem die Leser der Literatur nach der Wende, da der Autor vorwiegend in diesem Zeitraum publiziert. Das Leben von diesem Autor wirkt mehr als interessant. Er wurde am 29. Dezember 1966 in der Schweiz in der Stadt Saanen geboren. Christian Eduard Kracht wurde nach seinem Vater (Christian) und im Falle des zweiten Namens nach seinem Patenonkel Eduard Rhein, der als der berühmte Journalist, Geigenvirtuose und Romancier bekannt ist, genannt. (Birgfeld, 2009)

Der Vater von Christian Kracht war als Redakteur, Geschäftsführer und Generalbevollmächtige im Axel Springer Verlag jahrelang tätig. Zusammen mit seiner Ehefrau Uta Kracht hat er zwei Kinder Christian und Dominique. Christian verbrachte seine Kindheit mit seiner Familie in Berner Oberland und besuchte unregelmäβig ihr Ferienhaus in Südfrankreich. (Birgfeld, 2009)

Im Jahre 1971 begann er die John F. Kennedy International School in Saanen zu besuchen, in der er ausschlieβlich Englisch und Französisch sprach. Die achte und neunte Klasse besuchte er in Kanada - Lakefield College School, die sich in der Nähe von Peterborough befindet. Nach zwei Jahren, die er in Übersee verbracht hatte, kam er im Jahre 1980 wieder nach Europa zurück, wo er nochmal die neunte Klasse in der Schule Schloss Salem besuchte, um keine Komplikationen wegen seiner bisherigen englischsprachigen Sozialisation hatte. Sein Abitur legte Christian Kracht im Jahre 1985 ab. Danach kehrte er wieder in die Vereinigten Staaten von Amerika, wo er am Anfang ein Jahr am College of Liberal Arts an der Pennsylvania State University Film und Literatur studierte. (Birgfeld, 2009)

In den folgenden Jahren studierte Christian Kracht am Sarah Lawrenc College in Bronxville, also nicht weit von City. Die Besonderheit dieses Studiums war das System der Wahl nur eines akademischen Bereiches und die Einzelsitzungen mit den Vortragenden, zu denen während Kracht´s Studiums Harold Bloom, Paul Auster, Nancy Willard, Irini Spanidou, Mary Gordon oder Toni Morrison gehörten. Die Hauptbereiche, die Christian Kracht wählte, beschäftigten sich mit der Thematik der Literatur und des Filmes. Persönlichkeiten, für die sich Kracht im Bereich des Filmes interessierte, waren unter andren Alfred Hitchcock, Yasuriō Ozu oder Kenji Mizoguchi. Krachts Schaffen aus dieser Zeit wurde leider wahrscheinlich nur in studentischen Magazinen veröffentlicht. Das

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Jahr 1989 bedeutete für Christian Kracht das Ende seines Studiums, er wurde Bachelor of Arts. (Birgfeld, 2009)

Noch vor seinem Abitur erschien im Jahre 1983 seine erste Veröffentlichung, die „Yellow Eddie“ genannt wurde. Es handelt sich um eine Erzählung, die die Thematik des Reisens schildert, seine zweite Veröffentlichung erschien in dem Abschlussjahrbuch. Gleich nach der Erhaltung des Titels Bachelor of Arts arbeitete er eine kurze Zeit in Zürich als Banklehrling, später siedelte er aber nach über, um dort in dem Magazin Tempo (Gründungsjahr 1986) als Freiwilliger zu arbeiten. (Birgfeld, 2009)

„Das Zeitgeist-Magazin wurde als Generationenblatt für die 20- bis 40-Jährigen konzipiert, subjektive, individuelle, polarisierende Zugänge favorisierend und auf unorthodoxe Themen, Text- und Bildeinrichtungen setzend. Tempo erprobte den New Journalismus und versammelte ein Autorenteam, das von Jörg Böckem über Helge Timmerberg, Marc Fischer, Michael Althen, , , Christoph Scheuring, Olaf Dante Marx, Moritz von Uslar und Claudius Seidl bis zu Uwe Kopf, Peter Glaser und Maxim Biller reichte.“ (Birgfeld, 2009, S. 273)

Während der Zeit, als Christian Kracht in dem Magazin Tempo wirkte, ging er vom Volontariat, über die Position des Redakteurs (seit 1991) bis die Position eines von zwei Beratern des Chefredakteurs (Jahr 1995) vor. Kurz danach (März 1996) wird die Tätigkeit des Magazins Tempo aufgelöst. In der Zeitschrift Tempo kann man nicht exakt alle Beiträge von Kracht identifizieren, denn einige Beiträge wurden nämlich nicht mit seinem Namen bezeichnet. Zu den Tätigkeiten, denen er sich widmete, könnte man die Aufnahme von Platten und Comics, Literatur und Filmen nennen. (Birgfeld, 2009)

Wegen seines häufigen Reisens schrieb er viele Reisereportagen. Unter anderem berichtete er auch über die Themen Drogen – zum Beispiel über das Leben des 29-jährigen drogenabhängigen Bastian aus München (erschien im Oktober 1993), weitere Themen waren zum Beispiel: Frage der Obdachlosen in London (erschien im Juli 1992), Bürgerkrieg in (erschien im August 1992), Situation in Vietnam (erschien im Juni 1993) oder die Situation in (erschien im März 1996). Im Bereich der Politik war Christian Kracht schon während seines Studiums aktiv. (Birgfeld, 2009)

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Es erschienen auch Reportagen, die sich mit dem Thema des Wahlkampfs von Rudolf Scharping (Jahr 1994) oder mit dem Politiker Jörg Heider (Jahr 1995) befassen. (Birgfeld, 2009)

Im Jahre 1993 bekam Kracht zugleich ein Angebot von dem Verleger Helge Malchow zur Ausgabe seines Buches. Zwei Jahre später, im Jahre 1995, erschien Christian Krachts erster Roman Faserland. Dieser Roman wurde als sein Debütroman sehr besprochen. Kracht arbeitete als freier Autor für mehrere Medien wie DER SPIEGEL (bis 1998), Frankfurter Allgemeine Zeitung (Position eines Kolumnisten) oder Welt am Sonntag (bis 1999), wo er verschieden Posten in verschiedenen Abteilungen wechselte. Seine Reiseberichte aus Indien, Honduras, Sri Lanka oder Venezuela aus dieser Zeitperiode sind als Buch Der gelbe Bleistift den Lesern seit dem Jahr 2000 bekannt. (Birgfeld, 2009)

Nach der Rückkehr nach Deutschland arbeitete er eine kurze Zeitperiode als Berater bei der Boulevardzeitung BZ in Berlin. Dank der Mitarbeit mit Eckhart Nickel, den er schon aus der Zeit des Studiums und aus der Zeit der Mitarbeit bei der Zeitschrift Tempo kannte, entstanden weitere Bücher, von denen das Tristesse Royale. Das popkulturelle Quintett am bedeutendsten wurde. So heiβt das Buch, das im Jahre 1999 als die Aufzeichnung des Treffens von Kracht und seinen Bekannten Joachim Bessing, Eckhart Nickel, Alexander von Schönburg und Benjamin von Struckrad-Barre erschien. Kracht betrachtete dieses Treffen in Berlin als ein Theaterstück, wie er das Treffen später selbst bezeichnete. (Birgfeld, 2009)

Seine Vorliebe für das Reisen setzte sich mit der Fahrt nach Bangkok fort, wohin er übersiedelte. Nach dem Aufenthalt in Bangkok verbrachte Kracht einige Zeit in und Tibet, während dieser Zeit arbeitete er an seinem zweiten Roman 1979. Den zweiten Roman 1979 schrieb er zu Ende und veröffentlichte ihn im Jahr 2001, im denselben Jahr hielt er sich in Sri Lanka auf. Fünf Jahre nach der Veröffentlichung des Debütromans erschien dessen Audiobook, den Kracht selbst las. Die zweite Aufnahme von dem zweiten Roman kam mit kürzerem Abstand den Roman 1979 können sich die Zuhörer seit 2002, wieder vom Kracht gelesen, anschaffen. Die Popularität des Romans Faserland führte ihn zu der Idee ein Drehbuch zu schreiben. Während des Aufenthalts in (im Jahr 2003), wohin Kracht und Eckhart Nickel übersiedelten, schrieben sie dieses Drehbuch

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zusammen. Die Autoren vollendeten dieses Werk aber niemals, denn die Filmproduktionsfirma beendete ihre Tätigkeit. (Birgfeld, 2009)

Zwischen den Jahren 2004 und 2006 arbeitete Kracht zusammen mit Eckhart Nickel (Chefredakteur) als Editor der Zeitschrift . Diese Zeitschrift hatte ihren Sitz in Kathmandu. Gleichzeitig reiste und verweilte Kracht in Nordkorea und Vanuatu und bis 2007 wirkte er an Rafael Horzons privater Wissenschaftsakademie in Berlin mit. Es ist nötig auch die Veröffentlichungen (beide Erscheinungsjahr 2006) eines Fotobandes, der aus den Photographien aus Nordkorea besteht und eines Kompendiums New Wave zu erwähnen. Dieses Kompendium schlieβt das bis zu diesem Zeitpunkt (Jahr 2006) einziges veröffentlichtes Theaterstück „Hubbard“ ein, das Kracht mit Rafael Horzon zusammenfasste. Dasselbe Jahr bestieg Kracht Kilimanjaro, war für FAZ tätig (bis Oktober 2007) und äuβerte sich mithilfe seiner Unterschrift zusammen mit mehreren Autoren und Rechtwissenschaftlern gegen die Rechtschreibreform. Im Jahre 2007 wurde Christian Kracht laut Magazin Cicero auf Platz 101 in der Liste der wichtigsten Intellektuellen in Deutschland platziert. Im Jahr 2007 heiratete er Frauke Finsterwalder in San Francisco. (Birgfeld, 2009)

Kracht war einer der Begründer der Eiger Stiftung (Gründungsjahr 2008), die im Bereich Literatur, Unterstützung von Personen und Organisationen wirkt. Er zog nach um und veröffentlicht im Jahr 2008 seinen dritten Roman Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten. (Birgfeld, 2009)

Der vierte Roman Imperium erschien mit einem Abstand von vier Jahren im Jahre 2012. Dank des Themas des Romans wurde eine rege Diskussion dieses Romans hervorgerufen. Im Jahre 2013 erschien im Kino das Film Finsterworld, an dem Christian Kracht partizipiert. Die Regisseurin des Filmes war seine Ehefrau Frauke Finsterwalder. Zusammen mit Benjamin von Stuckrad-Barre wurden Christian Kracht die Fotomodels für die Werbekampagne der Marke Peek & Cloppenburg, die Bekleidung herstellt. (Birgfeld, 2009)

Zurzeit lebt Christian Kracht zusammen mit seiner Frau Frauke Finsterwalder und mit seiner Tochter wechselnd in Florenz und in einem kleinen Dorf in Kenia. Nach seinen eigenen Worten stecken im Leben in Afrika die Zauber der Ruhe und das Glück, da kein Internet, keine Autos, keine Supermärkte, keine Medien in Reichweite sind. Florenz wird

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von ihm als der Ort der Entdeckungen der modernen Zivilisation geschätzt. Christian Kracht kann nicht kochen. Obwohl er sich nicht für den Fleischesser hält, isst er Fische mit viel Obst und Gemüse, weil sich sein Zuhause in Afrika am Meer befindet. Die Kokosnüsse, um die in seinem letzten Roman auch geht, mag er, aber am liebsten isst er Pistaziennüsse und alle Produkte, wo sie gebraucht werden. Kracht bringt seiner Tochter nur die guten Dingen zu lieben bei und ist vor Stolz geschwemmt, weil sie ihm nachfolgt. Während eines Interviews sprach er über die Vorliebe seiner Tochter für Krteček (eine typische tschechische Zeichentrickfigur, die den Maulwurf symbolisiert), worüber er nicht erstaunt ist, denn seiner Meinung nach spricht diese Zeichentrickfigur der internationalen Kinder-verständlichen Sprache. Was die Literatur betrifft, als ein seiner mehreren Vorbilder nennt Christian Kracht den amerikanischen Schriftsteller Bret Easton Ellis. Die US-Literatur findet er gut und obwohl er in Italien teilweise lebt, mag er die italienische Literatur nicht. Er gibt zu, dass die hochwertige Literatur es dort nicht mehr gibt. (Abramowitz-Fraňková, 2014)

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Der Debütroman Faserland von Christian Kracht wurde im Kiepenheuer & Witsch Verlag im Jahre 1995 in Köln herausgegeben. Im Jahr 2015 sind es zwanzig Jahre seit der ersten Erscheinung dieses Romans. Der Kiepenheuer & Witsch Verlag betrachtet dieses Ereignis als ein wichtiges Jubiläum und bezeichnet dieses Werk als einen Meilenstein der Gegenwartsliteratur. Während dieser zwanzig Jahre äuβerten sich viele Kritiker, Rezensenten, Schriftsteller, Autoren und Leser zu diesem Buch. (Kiepenheuer & Witsch, [o. J.]) Sowie in anderen Krachts Werken, kann man auch in Faserland die Verbindung von Krachts Beruf und Reiseinteresse erkennen. Der Autor stellt die Story eines jungen Deutschen, der durch Deutschland reist, dar.

3.1 INHALT Die Handlung des Romans Faserland des Autors Christian Kracht (2015) beginnt auf Sylt, wo der Ich-Erzähler mit seiner Freundin Karin aus Salem beim Essen sind. Karin erzählt ihm einige Sachen, aber der in seiner Barbourjacke angezogene Ich-Erzähler hört ihr nicht zu. Beide zusammen und noch ein paar Freunde fahren nach Kempen, wo alle den Markenalkohol, der das Gefühl der Zufriedenheit bei dem Ich-Erzähler hervorruft, trinken. Bei der Rückkehr fährt Karin ihr Auto trotz ihrer Betrunkenheit und der Ich-Erzähler trifft die Entscheidung nie nach Sylt wiederzukommen.

Nächsten Abend fährt der Ich-Erzähler mit dem Zug nach Hamburg, um den Freund Nigel zu treffen. Während der Reise trinkt er wieder viel Alkohol und denkt über die Veränderung des Reisens nach. Weil er sich immer mehr betrunken fühlt, verbringt er den Rest der Fahrt auf der Toilette erst über das Spülsystem in den Zügen und Flugzeugen nachdenkend später schlafend. In dem Taxifahrer, der ihn und Nigel zu Nigels Wohnung fährt, sieht er einen neidischen Mensch, weil der Ich-Erzähler den Unterschied zwischen ihm und dem Taxifahrer in der Sozialhinsicht sieht. Obwohl Nigel zu den alten Freunden vom Ich-Erzähler gehört, weiβ er eigentlich nicht, womit sich Nigel beschäftigt. Zusammen mit Nigel besucht der Ich-Erzähler eine Party, wo nicht nur Alkohol getrunken wird, sondern die Gäste auch Drogen nehmen. Wie die anderen nimmt auch der Ich-Erzähler eine Pille von Nigel. Der Alkohol und die Zigaretten verstärken die Wirkung der Droge. Während der Ich-Erzähler seinen Freund Nigel auf der Party sucht, ist der

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schon zu Hause mit zwei anderen Menschen in seinem Schlafzimmer Gruppensex praktizierend.

Diese Szene, in der er Nigel findet, verblüfft ihn auf solche Weise, dass er ohne etwas zu sagen seine Sachen nimmt und zum Flughafen fährt. Es wird ihm übel, trotzdem zündet er sich im Nichtraucherbereich seine Zigarette ein und holt sich die Erfrischung. Mit der Erfrischung in seinen Taschen wird er von einem Betriebsvorsitzender beobachtet und weil er solche Beobachtung hasst, nimmt er noch mehr Jogurt und Plastiklöffel, isst alles schnell hintereinander, niest zugleich und so verschmutzt er das ganze Sortiment der Lufthansa. Der Mann war über das Verhalten von dem Ich-Erzähler richtig aufgebracht, aber ihn stört das nicht, denn seine Absicht war erfüllt. Diesen Mann angrinsend, über die Szene mit Nigel denkend, neben einer alten Dame im Flugzeug sitzend zündet er sich wieder im Nichtraucherbereich seine Zigarette ein.

Nach der Ankunft in Frankfurt verbrennt er seine von den Joghurts in den Taschen verschmutzte Barbourjacke und entscheidet sich seinen alten Freund Alexander, mit dem er wegen seiner dummen Freundin Varna Streit hat, zu besuchen. Er ruft Alexander an, aber hat nicht den Mut das Gespräch zu beginnen. Nächsten Tag sieht er Alexander in einer Bar, stiehlt ihm seine Barbourjacke und verlässt die Bar.

Weil er in Frankfurt nichts zu tun hat, fährt er mit dem Zug nach Karlsruhe, aber in Heidelberg entscheidet er sich plötzlich auszusteigen. Er findet Frankfurt und Heidelberg wunderschön. Nach dem Einchecken im Hotel fährt er mit dem Taxi in die Max Bar und denkt über seine Theorie, dass seit bestimmter Alter alle Deutschen als Nazis aussehen, nach. In der Bar betrinkt sich der Ich-Erzähler sehr schnell und lässt sich von einem Jungen namens Eugen zu einer Party einladen. Irgendwo in einem Haus trinkt er weiter und weiter, weil er da niemanden kennt, spricht er nur mit einem Jungen und dann mit einem Mädchen namens Nadja. Eugen bittet ihn um mit ihm nach oben zu gehen um ihm Koks anzubieten. Der Ich-Erzähler lehnt ab und geht Nadja suchen, obwohl ihm immer schlimmer wird. Er geht durch die Kellertür die Treppe hinunter, wo er seinen Freund Nigel und das Mädchen Nadja mit den Wunden in ihren Armbeugen und Knöcheln liegend und eine Spritze in der Hand haltend findet. Diese Szene wollte er lieber niemals sehen. Ihm wird übel, deswegen rennt er mit den geschlossenen Augen raus, wo er an die unsichere Zukunft denkend in Ohnmacht fällt.

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Plötzlich wacht der Ich-Erzähler auf einer Wiese in München auf, neben ihm sitzt sein Freund Rollo und überall sind viele Leute. Wie er nach München geriet, weiβ er nicht. Beide wissen, dass sie zu dieser Party nicht passen, trotzdem reden sie mit einem Hippie, dem Rollo als Gegendienst Valium gibt. Sie trinken Bier und nach kurzer Zeit fahren mit Rollos Porsche ins Zentrum, wo sie die alte Freundin Hannah, die ihn nicht erkennt und andere verschiedene Menschen treffen, die aber der Ich-Erzähler als Nazis betrachtet. Rollo, über den der Ich-Erzähler während der Rückfahrt zur Rollos Luxuswohnung nachdenkt, lädt ihn zu seiner Geburtstagsparty, die am nächsten Tag in Meersburg stattfindet ein.

Nach langer Reise erreichen beide Freunde den Bodensee. Laut dem Ich-Erzähler befindet sich der angenehmste Ort in Deutschland genau am Bodensee. Beide werden von Nostalgie erfasst. Der Ich-Erzähler denkt über seine Kindheit in Deutschland und über Rollos Situation, in der er aufwuchs nach. Rollos Eltern hält er für zwei sehr beschäftigte Hippies, die sehr reich sind und die damals ihren Sohn in die Waldorfschule schickten. Das Grundstück von Rollos Familie befindet sich direkt am See. Das Personal empfängt Rollo mehr als herzlich, worüber sich Rollo freut. Inzwischen Rollo läuft und berührt die Sachen aus seiner Kindheit, fällt dem Ich-Erzähler die Nigels Geschichte mit der Spritze in der Hand wieder ein, die erst mit dem ersten Schluck von Gin und Tonic verschwindet. Mit den Drinks gehen beide in den Garten, wo das Geräusch des Windes die ruhige, wunderbare Atmosphäre am See nur unterstützt. Der Ich-Erzähler glaubt einfach nicht, dass alles zusammen so einfach passt und an Rollo und sein Valium-Konsum denkend bekommt er eine dunkle Vorahnung, dass bald etwas Schlechtes passiert. Am Abend findet die Party im Garten statt. Inadäquat anziehend, vor der Bar stehend, Brandy trinkend und viele Zigaretten rauchend beobachtet der Ich-Erzähler die Partygäste. Die negativen Gedanken und die Vorahnung beunruhigen ihn immer mehr. Da steht plötzlich der betrunkene und mit einer hohen Dosis Valium gedopte Rollo neben ihm vor der Bar. Nur ein kurzer Augenblick fühlt sich der Ich-Erzähler schuldig, weil er irgendwie angreifen sollte. Beide trinken aber nur einen weiteren Drink zusammen. Niemand sagt etwas. Es wird dunkel und die Atmosphäre unterstützt die Zufriedenheit des Ich-Erzählers, der aber gerade Rollos Einsamkeit begreift. Da stehen keine echten Freunde, sonst würde ihm jemand mit seiner Valium und Alkoholabhängigkeit helfen. Die Mehrheit der Anwesenden hält die Freundschaft mit Rollo nur wegen seines Familienvermögens. Nach dem Gespräch

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mit den Gästen geht der Ich-Erzähler lieber zu Rollo, der gerade am See steht und stark zittert wie noch nie. Rollos tiefe Traurigkeit und innere Leere schreibt der Hauptheld Rollos Familie zu und lässt ihn heulend und zitternd da allein stehen. Mit Rollos Auto fährt er die ganze Nacht in die Schweiz.

Zwei Tage später Zürich genieβend erfährt er von Rollos Tod, der im Bodensee ertrank. Den Kopf voll von Erinnerungen an Rollo wägt er die Möglichkeit in der Schweiz, die er als ein besseres Teil Deutschlands hält zu wohnen ab, denn er hier alles schöner, attraktiver, besser, leichter und offensichtlicher als in Deutschland findet. Nach zwei Gläsern Scotch mit Soda in der Lobby des Hotels entscheidet sich der Ich-Erzähler das Grab von , das sich in der Nähe von Zürich befinden soll zu besuchen. Mit dem Taxi fährt er bis zum Friedhof, wo er aber das Grab nicht findet. Es wird dunkel und ziemlich kalt. Auf der Rückfahrt in die Stadt kommt er bis zum Rand des Sees, überredet einen Mann mit dem Ruderboot, steigt ein und der Mann beginnt zu rudern.

3.2 REZEPTION DES ROMANS FASERLAND Nach der Veröffentlichung des Romans im Jahre 1995 entstand eine scharfe Diskussion über dieses Werk, aber in heutiger Zeit gilt der Roman als das Buch, das die Gegenwartsliteratur repräsentiert und als das Buch, das die neue Generation von Lesern erobert. Mit einem Zeitabstand von zwanzig Jahren findet man zu dieser Problematik der Rezeption von Krachts Debütroman Faserland neutrale Ansichten. (Kiepenheuer & Witsch, [o. J.])

Die Veröffentlichung Krachts Debütromans im Jahre 1995 rief eine Welle der skeptischen in manchen Fällen sogar ablehnenden Reaktionen, die sich in den Rezensionen deutlich widerspiegelten. Oft kritisieren die Rezensenten die junge Generation des Haupthelden. Es handelt sich überwiegend um die Kinder von reichen Eltern, die schon von ihrer Kindheit an im Luxus aufwachsen. Nach Meinungen der Kritiker haben diese Leute nicht zu tun, langweilen sich, haben genug Geld und wissen nicht wofür sie das Geld ausgeben sollen. Vielleicht darum erliegen sie der Versuchung von Alkohol- und Drogenkonsum.

Die Rezensionen von Christian Krachts Debütroman Faserland lassen sich in zwei beziehungsweise in drei Etappen einteilen. Diese Einteilung geht aus den Etappen, wann die Rezensionen veröffentlicht wurden hervor. In der ersten Phase der Rezensionen sind

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die Äuβerungen, die dasselbe Erscheinungsjahr als der Roman haben einbezogen. Die folgende zweite Phase der Kritik des Romans Faserland bezieht die Rezensionen, die in späteren Jahren als der Roman erschienen ein. (Grabienski, 2001)

Die Dritte Phase der Äuβerungen zu dem Werk Faserland definiere ich als die Zeitperiode, in der die Rezensenten hauptsächlich den letzten Roman Imperium von Christian Kracht analysieren, trotzdem kommen sie häufig auf das Debütroman von Kracht zurück.

3.2.1 ERSTE WELLE DER REZENSIONEN Erste Phase der Rezeption von Faserland wird durch die negative Kritik des Buches gekennzeichnet. Viele von späteren Rezensionen aus dieser Zeitspanne beziehen sich auf eine der ersten negativen Rezensionen, die in dem Zeitperiodikum DER SPIEGEL veröffentlicht wurde. Die am meisten besprochene Rezension, die die Wahrnehmung von Christian Krachts Debütroman stark beeinflusste, wurde nämlich fast sofort nach der Veröffentlichung des Romans in der Zeitschrift DER SPIEGEL abgedruckt.

Nach der Veröffentlichung bezeichnete der Redakteur des Periodikums DER SPIEGEL Thomas Hüetlin (1995) den Debütroman von Christian Kracht als einen ungewöhnlichen Roman, denn seiner Meinung nach war in Deutschland die Schilderung solches Themas nicht üblich. Kracht solle in seinem Faserland daran hinweisen, dass die Midlifecrisis wesentlich früher kommen kann und schildert den Konflikt der jungen Generation in Deutschland dar.

Weiter wird stark kritisiert, dass der Ich-Erzähler des Romans ab und zu die autobiographischen Merkmale des Schriftstellers trägt. Die Kritik sieht die Reaktion des Ich-Erzählers auf sein Leiden auf der Welt, zu dem er vorausbestimmt ist, in seinem Haβ gegen die Menschen, die als Nazi oder Technofans dargestellt sind und gegen das Land, in dem die gerade erwähnten Menschen nebeneinander existieren. Der Redakteur tendiert zu der Meinung, dass der Ich-Erzähler nicht durch Deutschland reist, sondern dass er getrieben wird. (Hüetlin, 1995)

Hinweise auf die Passivität der Protagonisten in politischen Fragen können nur ihre verlorene Hoffnung in Veränderungen bestätigen. In der Geschichte der Romans Faserland kann man laut Kritikern das Leiden der jungen Schriftstellers merken, das nicht mit Drogen, Luxus oder Liebe zu unterdrücken ist. Viele Situationen werden im Roman

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mit der Flucht gelöst, was die Einsamkeit des Hauptprotagonisten noch vertieft. Noch dazu lässt ihn Kracht die ganze Zeit ahnen, dass kein Entkommen aus seiner Einsamkeit möglich ist. Auf solche Weise könnte man den Eindruck bekommen, als ob Kracht nur bejammert, aber nach der Kritik bilanziert er die Welt, in der viele seine Zeitgenosse an die groβe Veränderungen der Gesellschaft glauben. Einer der Kritiker sieht in Krachts Sarkasmus die Mühe um sozialer Einfachheit und Geborgenheit. Die Auslöschung des Helden, in dem die Todessucht und Selbsthaβ überwogen, erklärt der Kritiker als Krachts Tendenz zur Kunst. (Hüetlin, 1995)

Der Kritiker Olaf Grabienski (2001) (wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Germanistik II der Universität Hamburg, der sich mit der Pop-Literatur allgemein beschäftigt und der an der Publikation, die sich mit der deutschsprachige Pop-Literatur der neunziger Jahre beschäftigt und in der das Schaffen von Christian Kracht als Beispiel benutzt wird partizipierte) ist überzeugt, dass viele Rezensionen sich auf diese gerade erwähnte Kritik, die als eine der ersten in dem Periodikum DER SPIEGEL veröffentlicht wurde beziehen. Er findet spätere Rezensionen nur als Modifikationen und Varianten der Rezension, die in dem Periodikum DER SPIEGEL veröffentlichte wurde. Nach der Untersuchung der vorhandenen Rezensionen die er durchführte, die Anzahl der negativen Rezensionen in der ersten und zweiten Welle der Kritik überwiegt. Nach der Recherche der Rezensionen stimme ich dieser Meinung auch zu, aber es muss gleich zugefügt werden, dass im Laufe der Zeit sich die Rezeption von diesem Werk änderte.

Erste Phase der Rezeption bezieht sich auf das Jahr 1995. In dieser Zeitperiode veröffentlichte Rezensionen des Romans Faserland bezeichnet der Kritiker als die Reaktion auf das neue Phänomen der Literatur. (Grabienski, 2001)

Bei der Analyse der 1995er Rezensionen Krachts Debütroman Faserland werden folgende Behauptungen und Meinungen der Rezensenten am häufigsten angegeben respektive wiederholt. Ein wichtiges Problem in manchen Rezensionen stellt die Vermischung der Kategorien – Autor, Erzähler, Protagonist dar. Am meisten sichtbare Kritik konzentriert sich auf die Anschauungen, Meinungen, beschriebenen Begriffe und Reaktionen auf verschiedene Situationen, die aber nicht den Figuren des Romans sondern dem Autor zugeschrieben werden. Von vielen Rezensenten wird das Benehmen des Ich- Erzählers als unmoralisch verurteilt. So entsteht das Problem, dass das unmoralische

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Benehmen dem Autor des Romans zugesprochen wird. So beschäftigen sich die meisten Rezensionen öfter mehr mit der Kritik des Autors, statt der Kritik seines Romans. Weil die Kritik an die Persönlichkeit von Christian Kracht gerichtet wird, lässt sich verstehen, dass die Verwandtschaft mit dem Herausgeber und seinem Vater in einer Person Axel Springer, unbeachtet bleibt. Kracht soll als der prominente Sohn in den Medien diskutiert und protegiert werden. Während der ersten Welle der Rezensionen des Romans Faserland wird am Christian Kracht die Kritik auch wegen seines literarischen Vorbildes geübt. Kracht sollte nämlich den Bret Easton Ellis nachmachen. (Grabienski, 2001)

Mit dem zunehmenden Zeitabstand von der Veröffentlichung Christian Krachts Debütromans steigt auch die Anzahl der Rezensionen, in den sich ihre Autoren nicht nur auf die Persönlichkeit des Autors konzentrieren, sondern in den auf die Romanhandlung, auf die Sprachweise, auf den Drogenkonsum, auf die Reisestationen, auf die erwähnten Markennamen, auf die autobiographischen Elemente des Ich-Erzählers oder auf die Erzähltechnik des Autors hingewiesen wird.

Eine rege Debatte wird von den Rezensenten wegen der Interpretation der moralischen Tendenz, die Krachts Texte enthalten geführt. Was die Interpretation der in Faserland demonstrierten Warenwelt betrifft, sind die Kritiker nicht der gleichen Meinung. Zahlreiche Analysen sind den Markennamen, dem Konsum der Markenwaren, dem hohen Grad der Qualität der Nahrungsmittel, der Bekleidung, der Verkehrsmittel und der Wohngewohnheiten der Protagonisten gewidmet. Einige Rezensenten finden den Roman als eine gelungene Kritik der Warenwelt und des Zustandes der Gesellschaft. Unter diese Kritik verstehen sie eine indirekte Moral, während der Rest der Kritiker, das heiβt die Majorität der Rezensenten, auβert die Zweifel über die moralische Ebene des Romans. (Grabienski, 2001)

Als Kontrast zu dieser ausführlichen Zergliederung der Markenfrage findet der Leser in den Texten der Kritiker zwar häufige, aber immer nur bloβe Erwähnung von Thomas Mann. Man kann in den Rezensionen meistens nur kurze Bemerkungen zu dem Einfluss Thomas Manns auf das Schaffen von Christian Kracht finden. Umfangreichere Passagen, die die Art und Weise des Einflusses näherbringen, befinden sich in den Kritiken kaum.

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Die am meisten wiederholten und gemeinsamen Aspekte, die in der Mehrheit der Rezensionen, Kritiken, Äuβerungen und Texten analysiert oder mindestens erwähnt werden, lassen sich in dieser Phase der Reaktionen auf den Roman Faserland in drei Schwerpunkten einteilen. Erster Schwerpunkt umfasst die Verwendung von zahlreichen Markennamen im Krachts Roman, was nach Olaf Grabienski (2001) auf dem deutschsprachigen Buchmarkt eine Innovation darstellt, der zweite Schwerpunkt umfasst das Thema des literarischen Vorbilds von Christian Kracht und unter dem dritten Schwerpunkt wird die Thematik der Beschreibung der von dem Ich-Erzähler dargestellten Welt zu finden.

3.2.2 ZWEITE WELLE DER REZENSIONEN Während sich die Erste Welle der Rezensionen von Christian Krachts Debütroman überwiegend auf die erwähnte am meisten diskutierte Rezension beruft, die zweite Zeitspanne der Reaktionen, zu der die späteren nach dem Jahr 1995 veröffentlichten Rezensionen gehören, bearbeitet nicht nur die erwähnten Stichpunkten der ersten Phase, sondern konzentriert sich auf die weitere Begriffe, die bei dem Spiegel-Rezensenten noch nicht vorkommen. Folgende Aspekte sind als Beispiele zu nennen: der repräsentative Gesellschaftsausschnitt, ungewöhnlich alltagsnahe Erzählersprache, oder Krachts Bekanntheitsgrad als Journalist und die positiven Rezensionen. (Grabienski, 2001)

Laut der Meinung des wissenschaftlichen Mitarbeiters Olaf Grabienski (2001) lassen sich gerade genannte Aspekte in einen vierten potenziellen Schwerpunkt zusammenfassen, wovon ich auch persönlich nach dem Lesen der Rezensionen überzeugt bin. Interessant ist, dass unter diesem neuen Stichpunkt wieder die eher mit der Herkunft und Soziallstellung des Autors zusammenhängende Bewertungen zu finden sind, stattdessen der Romanstoff noch näher analysiert wird.

Diese Phase der Rezensionen und folgende Rezeption des Romans Faserland lässt sich immer überwiegend als ein negativ gelauntes Stadium der Wahrnehmung von Faserland charakterisieren. Es muss aber zugefügt werden, dass im Vergleich mit der ersten Phase der Rezeption des Debütromans immer mehrere Rezensenten neue positive Zusammenhänge in Krachts Schaffen suchen.

Eine der vielsagenden Rezensionen, die das Buch Faserland bewerten, wurde in Frankfurter Allgemeine Zeitung veröffentlicht. Der Schreiber dieser Rezension äuβert sich

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über den Roman Faserland im Sinne als handle es sich um ein „am meisten miβverstandenes Buch der neunziger Jahre“. Gleichzeitig wird auf das Erstaunen der Leser, die nicht bereit dieses Buch anzunehmen sind hingewiesen. Die Kritik des Werkes wird als haltlos gefunden. Sowohl wird nicht der Zuordnung von Krachts Schaffen der Popliteratur zugestimmt. Die Form, wie Christian Kracht das Leiden des Helden darstellt und die Form, die zu mehreren Varianten von Verstehen des Buches führt, kann man in der zärtlichen Beschreibung der Oberfläche der Dinge finden. Von einigen Rezensenten wird der Roman Faserland als ein rein deutsches Buch, in dem sich die versteckte Angst im Hintergrund befindet betrachtet. Die Kombination von dunkler Dynamik und von dem Haβ das Landes, die im Roman der Kritik nach zu finden ist, wird von einigen Kritikern als das Ergebnis des Überdrusses betrachtet. Kracht nähert sich auf solche Weise der Welt und mithilfe des Ressentiments drückt er die Romantik aus, so die Kritik. Krachts Schaffen wird als die Beschreibung der Welt, die sich eigentlich am Ende der Existenz befindet, obwohl die Mehrheit der Menschen überhaupt noch nicht weiβ, dass diese Welt eigentlich existiert resümiert. Krachts Kunst steckt in der Verbindung von seiner zeitnahen Darstellung und von der Empfindung der existenziellen Einsamkeit. Die Geschichte im Roman Faserland wurde in faz.net als die Mühe um die Möglichkeit frei zu sein charakterisiert. (Frankfurter Allgemeine Zeitung, © 2002)

Bemerkenswertes Beispiel der Zersplitterung der Meinungen nach Krachts Debütroman in dieser Zeitperiode sind die radikalen Äuβerungen. Einen Auszug aus einer Äuβerung dieser Art benutzt der Verlag Kiepenheuer & Witsch auf den Webseiten. Krachts Debütroman und seine Analyse eigener Generation, die aber innerlich nur die Unzufriedenheit und die Leere findet, soll man nicht als die Entstehung der Literatur, sondern als ihren Verfall betrachten. (Kiepenheuer & Witsch, © [o. J.])

3.2.3 DRITTE WELLE DER REZENSIONEN Eine dritte Welle der Rezensionen, Kritiken und Äuβerungen Christian Krachts ersten Romans Faserland darf man nach der Erscheinung von Krachts letztem Roman Imperium identifizieren. Obwohl es schon lange her ist, als der Debütroman Faserland veröffentlicht wurde und der Zeitabstand zwischen Krachts erstem und letztem Roman wesentlich ist, kommt die Kritik seiner neuen Lektüre auf den Debütroman oft zurück. Manche Rezensenten vergleichen beide Romane miteinander und versuchen neue Ansichten und Möglichkeiten der Interpretation von Faserland präsentieren. Die Leser der

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Rezensionen, die dem neuen Roman Imperium gewidmet sind, können die Entwicklung der Ansichten merken. Die Wahrnehmung von Krachts Faserland wirkt anders, obwohl es sich ebenfalls um Kritik des Werkes handelt. Die Rezensionen aus dieser Zeitperiode umfassen einen neuen Aspekt, der in den früheren Kritiken, Rezensionen oder Äuβerungen nicht vorkommt. Es ist nämlich die Bemühung um den Debütroman und seine Kritik wieder noch einmal nachzuprüfen. Manchmal bekommt der Leser dieser Rezensionen den Eindruck, als ob die erste und die zweite Welle der Rezensionen zu kritisch waren und als ob beide Wellen nur unter der Euphorie als die Reaktion auf ein heikles Thema entstanden. Neue Einreihung des Debütromans und die Veränderung der Wahrnehmung von Faserland ist sichtbar. Ich bin überzeugt, dass es mit der Entwicklung der Literatur allgemein, mit der Entwicklung von Gesellschaft und mit den Gewohnheiten und Toleranz der Leser zusammenhängt. Die Themen, denen sich Christian Kracht in diesen zwei besprochenen Lektüren widmet, bleiben weiter delikat. Den Grund, der zur Nachprüfung der Kritik Krachts Schaffens und zur Veränderung der Wahrnehmung seiner Bücher führt, sieht man gerade in Veränderung der Gesellschaft. Als Beispiel kann man die Äuβerung von einem Rezensenten erwähnen, der in seinem Text auf die fehlende ernsthafte Kommunikation des Hauptprotagonisten hindeutet. Solches Verhalten von dem Ich-Erzähler ist durch sein Null-Interesse für das Geschehen um ihn herum zu begründen. Er betont, dass Kracht sich in seinem Buch um keine psychologische Studie oder Analyse der Gesellschaft bemüht, sondern dass Kracht den Lesern nur den Abbild der Gesellschaft bietet. Die Zersplitterung der Rezensionen des Romans Faserland ist aber immer in der Frage des Vorbildes zu sehen. Einerseits existiert die Tendenz, die in der Lektüre von Christian Kracht seine Literatur-Vorbilder sucht, anderseits ist das Schaffen von Christian Kracht als das Vorbild in der Literatur dargestellt. (Wunderlich, © 2012) Manche Kritiken, die in dieser Zeitperiode veröffentlicht wurden, befassen sich mit dem Fakt, dass sich die Abfolge der Reise in Krachts Geschichte fast nur im Raum des ehemaligen Westdeutschland abspielt, als ob keine Wiedervereinigung gab. Beim Lesen des Romans kann der Leser keine Sehnsucht nach Lösungen der darstellten Gesellschaftssituation spüren, laut der Kritik ist das Buch mit dieser Absicht geschrieben. Weiter ist bei diesem Werk die Darstellung der Befindlichkeit einer dekadenten Generation

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positiv bewertet. Diese Generation lässt sich als oberflächlich charakterisieren, denn nebenbei betrachtet diese Generation die Markennamen in einer Konsumwelt als wichtig. Deswegen ist der Ich-Erzähler als der Hauptstellvertreter dieser Generation wegen seiner inneren Leere, Trostlosigkeit und Verlorenheit in seinem Leben mit Drogen und Markenalkohol konfrontiert, er versucht seine Lebenssituation auf solche Weise zu überwinden. In manchen Rezensionen ist auch die Meinung, dass die Wiederholungen der Situationen in diesem Roman die Eintönigkeit des Lebens vertiefen und dass sie die Atmosphäre der Sinnlosigkeit und Überdrusses verstärken, im positiven Sinne erwähnt. (Wunderlich, ©2012)

Die Tatsache, dass viele Kritiker zu diesem Roman immer zurückkehren, ist nach dem Durchlesen vieler Rezensionen klar. Es werden immer die gemeinsamen Merkmale von Faserland und von anderen Werken verschiedener Autoren gesucht.

Aber seit Ende der zweiten Phase und im Laufe der dritten Phase der Rezensionen des Romans Faserland kann der Leser der Rezensionen anderer Romane verschiedener Autoren die Tendenz Kracht als Vorbild darzustellen beobachten. Als Paradebeispiel zu dieser Problematik erbietet sich Erwähnung der Äuβerung des Journalisten Elmar Krekerel (2009), der in seiner Bewertung von Thomas Klupp Roman Paradiso - noch vor der Erscheinung Krachts letzten Romans Imperium - den Debütroman indirekt anpries.

3.3 SPRACHE Die Kritik des Debütromans lieβ die Sprache, die sich Kracht auswählte, nicht aus. Den Erzählstil von Kracht findet Thomas Hüetlin (1995), der als einer der ersten die Kritik zu diesem Werk schrieb, als voll von Zweifel und Angst, als ob sich Kracht vor den Lesern fürchte, weil er nicht mit der Wahrnehmung seines Debüts sicher ist.

Der Schriftsteller versucht sich den Lesern annähern, aber die Weise der Annäherung wirkt sehr spezifisch. Kracht benutzte nämlich sehr oft die Ausdrücke der Ungewissheit oder der Unwissenheit, so könnte der Roman genau umgekehrt verstanden werden, denn der Leser könnte das Gefühl der Distanzierung bekommen. (Hüetlin, 1995)

Dem ersten Teil der Behauptung von diesem Rezensent kann man nicht zustimmen, denn vor allem vertauscht der Leser der Erzählung den Autor mit dem Ich- Erzähler im Voraus nicht. Der Hauptheld wirkt in bestimmten Situationen verzweifelt zu sein, aber über den Autor des Romans kann man das analogisch nicht erklären. Hier stöβt

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man auf das schon erwähnte Problem der richtigen Identifizierung der Kategorien - Autor, Erzähler, Protagonist, die seit der ersten Phase der Kritik zur Kollision in Wahrnehmung des Romans führt.

Dem zweiten Teil der Behauptung würde ich mich nur teilweise anschlieβen, weil der Leser die Ausdrücke der Ungewissheit und der Unwissenheit wirklich oft im Text findet. Aber zugleich bin ich der Meinung, dass genau diese Wendungen Krachts Schreibstil und seine Mühe um die bündige Abbildung seiner Generation und der gesellschaftlichen Situation darzustellen unterstützen. Diese Wendungen stören manche Leser, ich neige aber zu der Gruppe der Leser, denen diese Wendungen das Lesererlebnis noch vertiefen.

Manchmal sind die Situationen und das Verhalten von den Gestalten zu realistisch dargestellt, in bestimmten Szenen würde ich sogar den Begriff naturalistisch benutzen, weil das dargestellte Lebensverfahren des Hauptprotagonisten dank der präzisen Beschreibung der Szenen noch verstärkt wird. Manchmal wirkt diese Genauigkeit als übermäβig und deswegen steigt der Grad der Abscheu einiger Szenen zu stark.

Einerseits widmet Kracht den glaubwürdigen und so genau wie möglich präzis beschriebenen Szenen manchmal zu viel Raum, bis diese Beschreibungen die Leser stören können, andererseits charakterisieren diese Szenen die Situation sehr treffend.

„Ich fühle mich scheiβe. Mein Gott, fühle ich mich scheiβe. Aber es kommt noch schlimmer: […]. In der Ecke des Kellers, neben einer Kiste mit Weinflaschen, liegt Nadja. Sie stützt sich mit einer Hand auf die Kiste, und mit der anderen Hand hält sie eine Spritze fest. Die Spritze steckt in ihrem Knöchel, knapp oberhalb der Schuhs. Neben ihr liegt Nigel. Er hat den rechten Arm mit einem Ledergürtel abgebunden, und aus einer kleinen Wunde in seiner Armbeuge rinnt ein dünner Streifen Blut.“ (Vgl. Kracht 2015, S. 108,109)

„[…], und ich merke, daβ die immer noch breit sind, also müssen die noch mehr von diesen Pillen genommen haben. […] Das kann doch nicht wahr sein. Nigel macht da tatsächlich mit irgendwelchen Leuten herum, und er ist so breit, daβ er gar nicht merkt, daβ ich zur Tür hereingekommen bin. Er grunzt nur ab und zu, und schleckt dann weiter zwischen den Beinen von diesem schwarzen Model herum. […] In diesem Moment sehe ich noch einiges mehr: Das löcherige Bastrouleau, das im offenen Fensterrahmen hin und her

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weht, das Bettlaken mit den Blutflecken darauf, die zwei benutzten Kondome auf dem Parkettfuβboden, […].“ (Vgl. Kracht 2015, S. 51,52)

Ein anderer Kritiker bezeichnete die von Kracht benutzte Sprache als eine ungewöhnlich alltagsnahe Erzählsprache, dem man zustimmen kann, denn das Buch kann sehr schnell gelesen werden. Die Sätze sind manchmal als längere Satzverbindungen oder Satzgefüge konzipiert, aber als Kompensation dazu, Kracht benutzt wirklich die Ausdrücke, die häufig in der gegenwärtigen Sprache beziehungsweise in Alltagssprache oder Umgangssprache benutzt werden. (Grabienski, 2001)

Das Geschehen wechselt sich mit den Erinnerungen des Ich-Erzählers, wobei das Wechseln der Zeitebenen und Szenen deutlich ist, so kann der Leser die Veränderung im Text leicht identifizieren und verliert sich in der Erzählung nicht. Man braucht nicht so viel Zeit um sich in der Geschichte zu orientieren, weil die Einleitung der Situation in einzelnen Kapiteln oder in einzelnen Szenen verständlich bearbeitet ist.

Das Buch ist in acht einzelnen Kapiteln aufgeteilt, die aber nur mit den entsprechenden Ziffern der Reihenfolge benannt sind. So erfährt der Leser nichts im Voraus, was den Inhalt der Kapitel betrifft und die Erzählung lockt weiter zu lesen. Meine eigene Erfahrung nach dem Lesen dieses Buches entspricht dem gerade erwähnten Prinzip, deswegen bewerte ich diese Entscheidung des Autors sehr positiv und halte die Benennung der Kapitel für einen Vorteil des Buches.

3.4 ÜBERSETZUNGEN IN VERSCHIEDENEN SPRACHEN Christian Kracht gehört zu den modernen deutschsprachigen Autoren, deren Schöpfung nicht nur in ihren Heimatländern sehr diskutiert und nachgefragt wird, sondern zu denen, deren Werke auch im Ausland in verschiedene Sprachen übersetzt sind. Der Kiepenheuer & Witsch Verlag, in dem alle Romane dieses Autors herausgegeben wurden, hat angegeben, dass es sich um 20 Sprachen handelt. (Kiepenheuer & Witsch, © [o. J.])

Für bessere Vorstellung der Leser könnten folgende Sprachen aufgezählt werden: das Arabische, das Bulgarische, das Dänische, das Englische, das Französische, das Hebräische, das Italienische, das Rumänische, das Russische, das Schwedische, das Spanische oder das Tschechische. (Birgfeld, 2009)

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Es gelang dem Autor sich auf dem deutschen Buchmarkt mit seinem ersten Roman durchzusetzen. Obwohl die Rezensionen am Anfang eher negativ waren, viel mehr bedeutend war die Welle der Diskussion, die den Debütroman hervorrief.

Für den Zweck dieser Arbeit wäre die Übersetzung des Romans Faserland ins Tschechische interessant, leider in diesem Fall stimmt die schon erwähnte Tatsache in Erfüllung und zwar, dass nicht alle Romane, die Christian Kracht geschrieben hat, jeweils nach der Herausgabe des Werkes in alle Sprachen übersetzt werden. Bis jetzt existiert die Übersetzung dieses Romans ins Tschechische leider nicht, obwohl paradoxerweise einige später herausgegebene Werke von Christian Kracht ins Tschechische schon übersetzt sind.

In der tschechischen Presse wird das Schaffen von Christian Kracht meistens sehr oft erst mit der Erscheinung von seinem letzten Roman Imperium erwähnt und deswegen wird in der Bewertung des Debüts die Entwicklung der Wahrnehmung Krachts Schaffens spürbar. Die Einstellung zu Christin Krachts Debüt lässt sich in Tschechien für neutral oder eher positiv halten. Die Herausgabe und die folgende Debatte über den Roman Faserland wurden in den tschechischen Massenmedien nicht so viel besprochen wie in Deutschland.

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Der bisher letzte und zugleich der letzte Roman Imperium von Christian Kracht wurde im Jahre 2012 im Verlag Kiepenheuer & Witsch herausgeben. Der Zeitabstand zwischen dem ersten und dem letzten Roman beträgt siebzehn Jahren. Im Laufe dieser Zeit hat Christian Kracht noch zwei Romane geschrieben, im Jahre 2001 wurde der Roman 1979 herausgegeben und 7 Jahre später im Jahre 2008 wurde der Roman Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten veröffentlicht. Es ist nötig zu ergänzen, dass auch diese zwei restlichen Romane in demselben Verlag herausgegeben wurden. (Birgfeld, 2009)

Schon kurz vor der Erscheinung des Romans Imperium erschienen die ersten Artikel, die den potenziellen und zukünftigen Lesern über die Thematik, die Kracht in diesem Roman bearbeitet berichten. Zum Thema drückten sich verschiedene Nachrichtenmagazine, sowie die Zeitungen oder online Portals aus.

Bevor man die Reaktionen, Rezensionen, Kritiken oder Äuβerungen, die sich mit dem neuesten Roman Imperium beschäftigen näher analysiert, muss man die Veränderungen in der Gesellschaft und ihre Entwicklung wahrnehmen. Wie schon erwähnt wurde, der Zeitabstand zwischen dem ersten und letzten Roman von Cristian Kracht beträgt siebzehn Jahre. Im Laufe dieser Zeit veränderten sich auch die Wahrnehmung des Schriftstellers Christian Kracht, deswegen veränderte sich auch die Ausgangsituation der Bewertung seines Schaffens. Die Bewertung von seinem vierten Roman ist im Vergleich mit dem Roman Faserland mehr positiv.

Die Vorlage des Romans Imperium geht von der wahren Geschichte eines Deutschen namens , der 1875 in Nürnberg geboren wurde, aus. Im Alter von 27 Jahren (im Jahre 1902) traf Engelhardt die Entscheidung Deutschland zu verlassen. In Deutsch-Guinea kaufte er eine kleine Insel namens Kabakon, um dort eine neue Kommune, die die Kokosnuss für göttlich hält, zu gründen. Er wurde Nudist und Vegetarier und sonderte sich von dem Rest der Zivilisation ab. Er ernährte sich von Kokosnüssen. Im Laufe der Zeit wurde er krank und verrückt. Ganz allein starb er auf seiner Insel im Jahre 1919. (Vogel, 2012)

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4.1 INHALT Die Geschichte des Romans Imperium des Schriftstellers Christian Kracht (2013) beginnt auf einem deutschen Schiff namens Prinz Waldemar, das von Hongkong nach Sydney jede zwölf Wochen fährt und das in einigen deutschen Kolonien im Pazifik ankert. Unter verschiedenen Reisenden – meistens handelt es sich um reiche Deutsche – ist ein Nudist und Vegetarier August Engelhardt aus Nürnberg, der die Welt verändern möchte. Die Handlung dieses Buches abspielt sich kurz vor dem ersten Weltkrieg ab. August Engelhardt hält die Kokosnuss für das Perfekteste auf der Welt und vergleicht und verehrt die Kokosnuss mit dem Gott. Er selbst sieht sich als ein Missionar, der Kokovorismus, was seine Ideologie ist, verbreiten muss. Er kann die Bay namens Blanche kaum erwarten. Nach der Übernachtung im Hotel entscheidet sich Engelhardt den nächsten Tag mit dem Zug nach Kandy zu fahren. Während der Reise trifft er einen Mann namens K.V. Gowindarajan, der auf Engelhardts Frage, ob er Vegetarier ist, antwortet ganz ruhig, dass er sich schon lange nur mit Obst ernährt. Engelhardt beginnt die bestimmte Euphorie zu fühlen und deswegen ist bald der Gedanke, über den Engelhardt schon lange nachdenkt, ausgesprochen – nämlich die Kokosnuss sei Leib des Gottes, das Fruchtfleisch sei der Kelch und die Milch sei der Blut des Gottes. Der Rest der Reise nach Kandy verläuft im Zeichen der richtigen Euphorie. Die Unterkunft in einem gemeinsamen Zimmer findet das Personal des Hotels in Kandy merkwürdig, alles wird aber mit einem Bestechungsgeld gelöst. Gowindarajan überzeugt Engelhardt einen Dom zu besuchen. Fast gleich nach dem sie den Dom betreten, nutzt Gowindarajan die Dunkelheit des Domes zum Verschwinden. Nach Engelhardts Rückkehr ins Hotel ist aber Gowindarajan mit Engelhardts Geld schon weg. Ermüdend und von dem gerade passierten Betrug träumend schläft Engelhardt auf dem Rückweg nach Herbertshöhe ein.

Während seines Aufenthaltes im Pazifik schreibt Engelhardt ungefähr ein Dutzend Briefe, die er in seiner ehemaligen Heimat seinen Verwandten schickt, in denen er sie lockt ihm nachzufolgen. Auβerdem befreundet er sich beim Schachspielen in Herbertshöhe mit einem jungen sympathischen Seemann namens Christian Slütter und mit der Frau , von der Engelhardt eine Kokosplantage auf einer Insel namens Kabakon teilweise kauft und mit der er handeln möchte, denn er würde gern die Kokosnüsse und die aus den gepflanzten Kokosnüssen hergestellten Produkte nach Europa schicken. Er stellt ihr seine Absicht eine neue Kommune zu begründen, deren Hauptprinzipien in der

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Verehrung der Kokosnuss stecken würden vor. Auf der Insel Kabakon erbaut er eine Hütte um dort zu leben und die Gewohnheiten der einheimischen Bewohner zu lernen. Aus den Reihen dieser Bewohner sucht er Arbeiter, die für ihn auf seiner Plantage arbeiten und die er seine Gewohnheiten, wie z.B. das Fleisch nicht zu essen, lehrt. Engelhardt gewinnt einen einheimischen Jungen namens Makeli lieb und weil ihm Engelhardt die deutschen Bücher, mit denen er nach Pazifik kam und deren Anzahl wirklich hoch wird, vorliest, versteht Makeli bald Deutsch.

Erst im vierten Kapitel erfährt man nähere Informationen, wer August Engelhart eigentlich ist. Anfangs immer im weiβen Gewand angezogen und später auf der Insel Kabakon ganz nackt lebender Mensch, der sich überhaupt nicht in der Zeit der unsicheren Zukunft für Politik interessiert, will mit der Gesellschaft nichts zu tun haben und die Welt wird ihm immer mehr fremd. Sein Freund aus München, der der gleichen Meinung wie Engelhard war aber zu faul mit ihm irgendwohin zu übersiedeln. Engelhardt trifft diese definitive Entscheidung nach der Prügelei von drei Offizieren, deren Sucht nach seiner Entwürdigung mit dem Fakt, dass es sich nur um deutsche Untertannen handelt, begründet.

Die Lokalzeit auf der Insel Kabakon unterscheidet sich in bestimmter Weise von der Zeit anderer deutschen Kolonien, denn der Zeitbestimmung wird die meiste Aufmerksamkeit nicht zugewendet. Engelhardt bestimmt dank der Uhr, die er regelmäβig aufzieht, trotzdem geht die Uhr nach.

Während des Aufenthalts auf der Insel Kabakon wird Engelhardt dünner, sehniger und seine Haut wird jeden Tag dunkler braun und seine Harren bekommen dank des Kokosöls und dank der Sonnenstrahlung goldenen Farbton. Was die Briefe, mit denen Engelhardt die Gesellschaftskontakte anknüpfen beabsichtigte betrifft, die liest eigentlich niemand, weil im Prinzip keine Nachfrage nach seinen Produkten und Kokosnussöl existiert.

Nach einiger Zeit, der Engelhardt auf seiner Insel verbrachte, trifft er einen Mann namens Aueckens, der Ideologie von Engelhardt nachfolgt, der das erste Mitglied des Kokovorismus wird, der Engelhardt verehrt, der ein Homosexueller ist und dem Engelhard als Mann sehr gefällt. Engelhardt weiβ darüber und stört es ihn, denn er weiβ auch, dass Aueckens versuchte schon früher in Helgoland einen Juden verführen, aber als Antisemit ächtete er später diesen Juden. Nach 6 Wochen seines Aufenthaltes im Pazifik vergewaltigt

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Aueckens Makeli - den einheimischen Jungen, den Engelhard mag. Gleich danach wird Aueckens im Dschungel tot gefunden. Man weiβ nicht, wer ihn umbrachte, zugleich interessiert es aber niemanden.

Nach einiger Zeit erfährt Engelhardt von einem in Fidschi lebenden Mann namens Mittenzwey, den er besucht, denn dieser Mann solle nur die Essenz des Lichtes zum Leben benutzen. Voller Hoffnung entscheidet sich er seinen zukünftigen Alliierten zu besuchen. Natürlich handelt es sich um Betrug, den Mittenzwey zusammen mit Gowindarajan, der den Engelhard damals in Kandy bestahl, begehen. Von ihren Verhalten enttäuscht fährt Engelhardt zurück auf die Insel Kabakon.

Nach ungefähr vier Jahren, die August Engelhardt in Pazifik lebt, schlieβt sich ihm ein Klaviervirtuose namens Lützow aus Berlin mit seinem Piano an. Angeblich leidet Lützow an vielen verschiedenen Krankheiten, die aber alle in Pazifik plötzlich verschwinden. Ohne es zu wissen, infizieren sich Engelhardt und Lützow mit Lepra. Engelhardt isst nämlich ein kleines Stück der Haut, die Zwischen zwei Pianotasten bleibt und die dem infizierten Häuptling der einheimischen Bewohner gehört, weil er die für seine eigene betrachtet. Eigene Haut ist nämlich das einzige, was er essen kann.

Je länger Engelhardt auf der Insel lebt, desto mehr sondert er sich von der Auβenwelt und von der Gesellschaft. Die Krankheit, an der er leidet, paralysiert ihn, verursacht merkbare Nervenstörungen, die auch der Rest der Menschen, mit denen Engelhardt noch kommuniziert, bemerkt. Engelhardt verwirrt sich langsam und weil die rationale Verständigung mit ihm nicht mehr möglich ist, wird sein Freund - Kapitän Slütter - überredet um Engelhardt auf seiner Insel Kabakon zu töten. Als er aber den verwirrten und kraftlosen Engelgart sieht, statt ihm zu erschieβen, hilft ihm aufzustehen und vergisst seine Aufgabe.

Dank Engelhardts Verrücktheit und dank Engelhardts Verwandlung im Laufe der Zeit in einen Antisemiten, verlasen ihn alle auβer Makeli, der aber schlieβlich auch verschwindet, weil er nichts mehr mit den Weiβen zu tun haben möchte, auf seiner Insel.

Vereinsamt, nicht in der Lage sich an jemanden oder etwas zu erinnern, inkohärent sprechend, ab und zu von ihn verspotteten Menschen besuchend lebt August Engelhardt auf der Insel wie ein wildes Tier im Zoo.

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Seit diesem Moment dauert es nicht lange und der erste Weltkrieg verbreitet sich schnell und betrifft auch die Kolonien in Pazifik. Überall herrscht Chaos, die Menschen versuchen zu überleben. Eine Truppe von australischen Soldaten erreicht die Insel Kabakon und bietet dem ganz nackten Engelhard das Geld für seine Plantage und den Transport nach Deutschland an. Nach der Ablehnung dieses Angebotes läuft Engelhardt von keinem verfolgt in Richtung Dschungel weg.

Während die Schicksale der Menschen, von denen Engelhard am Anfang im Pazifik umgeben war, aus dieser Zeit bekannt sind, Engelhardt wird erst nach dem zweiten Weltkrieg auf einer verwüsteten Insel von amerikanischen Truppen gefunden. Er sieht wie ein Greis aus und die Erkrankung – die Lepra – an dir er Jahrelang litt, verschwindet spurlos wie ein Wunder. Engelhardt wird nach Militärstützpunkt Guadalcanal transportier, wo er nach fast einem halben Jahrhundert Tierfleisch probiert. Die ganze Zeit wundert er sich über das Abbild des Imperiums herum. Der Leutnant, der ihn die ganze Zeit für eine Zeitschrift ausfragt, verbirgt seine Begeisterung nicht, denn Engelhart erinnert sich und fängt nicht über den zweiten Weltkrieg, der gerade endete, sondern über die Zeiten vor dem vorigen Krieg auf Englisch zu sprechen an. Der Leutnant hört zu, notiert sich alles, was Engelhart sagt und wiederholt immer, dass seine Geschichte in Hollywood ein Blockbuster wird. Dieser Leutnant hat Recht. Nach ein paar Jahren läuft in amerikanischen Kinos ein Film, der auf einem Schiff beginnt.

4.2 REZEPTION DES ROMANS IMPERIUM Der Roman Imperium wurde schon lange erwartet. Schon vor der Veröffentlichung wurde über dieses Buch diskutiert und nach der Herausgabe dieses Buches erschienen die zahlreiche Rezensionen und Kritiken sofort.

Die Rezeption des Romans Imperium ist durch die eine der ersten rein negativen Rezensionen, die der Kritiker Georg Diez in dem Periodikum DER SPIEGEL veröffentlichte charakteristisch. Georg Diez äuβert sich sowohl über die Persönlichkeit von Christian Kracht als auch über Krachts Schaffen im negativen Sinne. Er erklärt seinen Standpunkt zum Krachts Schaffen aufgrund Argumente und Gegenstände, die seiner Meinung nach das ganze Werk von Christian Kracht von Anfang an beeinflussen.

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Der Titel der Rezension von Georg Diez - „Die Methode Kracht“ und die Hauptfrage des Rezensenten „Was will Christian Kracht?“ entsprechen der kritischen Laune des restlichen Textes. (Diez, 2012)

„Was will Christian Kracht mit dieser kruden Geschichte erzählen? Er ist ja nicht irgendwer. Er ist in Deutschland einer der wenigen Schriftsteller seiner Generation, die ihre Bedeutung nicht ein paar von Kritikern erdachten und vergebenen Buchpreisen oder Stipendien verdanken, sondern tatsächlich wichtig sind, weil es Menschen gibt, die das Leben anders sehen, weil sie seine Romane gelesen haben. Kracht wurde groβ gegen die Literatur-Claqueure. Das macht ihn nicht zum Guten Menschen.“ (Diez, 2012, http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-83977254)

Im ersten Schwerpunkt kritisiert Diez, dass Christian Kracht dem rechten Gedankengut sehr nah ist. Seine Überzeugung begründet er mit den Argumenten, dass in allen vier Romanen von Kracht immer das Gleiche nacherzählt wird: Kritik an Deutschland, das Reisen nach Ende des Ichs, Vernichtung und Erlösung, oder lässige Menschenverachtung. Starke Kritik wird auf die Beschreibung der Charakteristik des Deutschlands am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts gezielt. Als Beispiel benutzt der Kritiker folgende Passage, an der er seiner Meinung nach die politische Orientierung von Christian Kracht demonstriert und „Die Methode Kracht“ erläutert sein soll: „…,als würde es das Jahrhundert der Deutschen werden, das Jahrhundert, in dem Deutschland seinen rechtmäβigen Ehren- und Vorsitzplatz an den Weltentischrunde einnehmen würde.“ (Diez, 2012, http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-83977254)

Diez setzt die Begründung seiner Behauptung fort und aufgrund folgendes Auszuges weist er auf den Raum, der sich dem Leser beim Lesen eröffnet und der ihm zum Nachdenken zwingt hin: „Deutschlands rechtmäβiger “Ehren- und Vorsitzplatz“? Wer spricht da? Wer sagt, dass dieser Platz rechtmäβig sei? Wer denkt so? Durch den schönen Wellenschlag der Worte scheint etwas durch, das noch nicht zu fassen ist. Das ist die Methode Kracht.“ (Diez, 2012, http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-83977254)

Georg Diezs Kritik des Romans Imperium beziehungsweise seine Kritik dessen Autors enthält mehrere seiner Bemerkungen - Christian Kracht schreibe indirekt über , den er als einen Romantiker, Künstler und Vegetarier betrachten soll. Der Roman Imperium soll mit den rassistischen Anspielungen in der verhüllten Bedeutung

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geschrieben werden, weil im Text man die Bezeichnungen wie die Herren und die Diener oder die Schwarzen und die Weiβen findet. Mithilfe des Schaffens testet der Schriftsteller die Widerstandsfähigkeit seiner Gegenwart, so Diez. Als der Höhepunkt der Beweise, dass Kracht rechtsorientiert ist, wird die E-Mail-Korrespondenz zwischen Christian Kracht und seinem amerikanischen Freund und Komponist , der auch als ein Anhänger der rechtsradikalen Gedanken präsentiert wird angeführt. Der sich später entwickelte E- Mail-Austausch zwischen diesen Künstlern soll die Art und Weise Christian Krachts Denken und Schreiben nahebringen und die dunkle Seite von dem Roman Imperium bestätigen. (Diez, 2012)

„Dieser E-Mail-Wechsel funktioniert wie ein Weihnachtskalender des Teufels: Hinter fast jeder Tür, die man öffnet, hinter fast jedem Namen, den die beiden nennen, tauchen satanistische, antisemitische, rechtsradikale Gedanken auf.“ (Diez, 2012, http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-83977254)

Im Laufe der Zeit tendiert Kracht in seinen Werken immer mehr zur Schilderung des Totalitarismus, des Terrors, oder der Menschverachtung. Schon in Krachts früheren Romanen kann man nach Diez die potentielle Verbindung der geschilderten Dunkelheit und der Wirklichkeit finden. Obwohl die Erkundigung der dunklen Seite der Gegenwart aufklärerisch sein konnte, begründet dies der Kritiker Georg Diez durch das Argument, dass der Nihilismus zum Mittelpunkt der Prosa von Christian Kracht wurde. Die Ansicht mancher Rezensenten, dass alles in Krachts Schaffen nur als ein Spiel deklariert ist, denn es soll sich um die Literatur handeln, wird von dem Kritiker Georg Diez genauso ablehnt. Christian Kracht soll in seinem Roman Imperium die Barbarei anpreisen, in der der Hauptprotagonist seine Rettung der menschlichen Seele zerstörenden Gesellschaft findet, obwohl er mit seinem Traum als ein Wahnsinniger, der vernichtet ist, endet. Das Buch könnte man wie eine Satire des heutigen Vegetarismus oder der Sehnsucht nach Erlösung betrachten. Auf solche Weise äuβerte sich der Kritiker über die Frage des Spieles in Krachts Roman Imperium. (Diez, 2012)

Georg Diez (2012) unterzog das Schaffen von Christian Kracht scharfer Kritik. Die ganze Handlung des Romans Imperium soll sich um nichts anderes als um die Thematik des Nazideutschlands, die der Gegenwart angepasst ist handeln. Georg Diez beschlieβt seine Kritik mit der Antwort auf seine in der Einleitungszeile der Kritik gestellte Frage:

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„Was also will Christian Kracht? Er ist, ganz einfach, der Türsteher der rechten Gedanken. An seinem Beispiel kann man sehen, wie antimodernes, demokratiefeindliches, totalitäres Denken seinen Weg findet hinein in den Mainstream.“ (Diez, 2012, http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-83977254)

Manchmal könnte der Leser die Analogie mit der ersten Phase der Rezensionen des Debütromans Faserland sehen. Das gemeinsame Merkmal von beiden Romanen steckt nämlich in der Tatsache, dass alle später publizierten Rezensionen und Kritiken in meisten Fällen auf diese erste hinweisen. Den Unterschied findet man aber in der Stimmung der Rezensionen und Kritiken. Die Reaktionen auf den Roman Imperium sind eher positiv gelaunt und gemeint, im Falle von Faserland war das in der ersten Etappe umgekehrt.

Manche Rezensenten empfanden die Notwendigkeit auf den Artikel von Georg Diez zu reagieren, deswegen äuβern sie sich nicht nur zu dem Roman, sondern auch zu der Kritik von Georg Diez. Am meisten befassen sie sich mit den Schwerpunkten Diezs Kritik, die ihrer Meinungen nach manchmal strittig sind und deswegen halten sie für ihre Pflicht die im Text kritisierten Tatsachen und in der Kritik erwähnten Beschuldigungen ins rechte Gleis bringen.

Die Position von Christian Kracht als einer der modernen Schriftsteller gegenwärtiger Literatur ist unbestreitbar. Dieser Behauptung stimmen die meisten Kritiker zu. Nach der Veröffentlichung der Rezension, in der Krachts Roman Imperium bewertet wird, wurde Georg Diez wegen dieser Behauptung in vielen Rezensionen von anderen Kritikern, die anderer Meinungen sind kritisiert, weil Diez (2012) nämlich noch seine Meinung veröffentlichte, dass sich Kracht bewusst und absichtlich von dem demokratischen Diskurs distanziert.

Mehrere Journalisten von zahlreichen deutschen Periodika reagierten schlagfertig in kurzer Zeit auf die gerade oben erwähnte Kritik des Romans Imperium.

Die Kritiker schreiben dem Rezensenten Georg Diez die Humorlosigkeit zu und sind von keiner rassistischen Absicht im Krachts Roman Imperium überzeugt, da der Schriftsteller ihrer Meinung nach durch seine Vorliebe für kontroverse Themen berühmt ist. (Küveler, 2012)

Die Georg Diez Kritik des Romans Imperium hat bedeutendere Folgen, als es auf den ersten Blick scheinen mag, weil zum Beispiel die Premierenlesung des Romans

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Imperium, die am 22. Februar 2012 im Deutschen Theater Berlin geplant wurde, wurde nach der Publikation der Georg Diezs Kritik abgesagt. Christian Kracht lieβ den Kiepenheuer & Witsch Verlag die Öffentlichkeit von der Absage offiziell informieren, denn nach den Worten des Verlegers konnte der Autor nicht nach Deutschland kommen. Die gerade erwähnte Entscheidung des Schriftstellers erregte das Interesse bei den Medien. Es entstanden Artikel, wo sich die Journalisten mit den neu entstandenen Fragen beschäftigen, denn erstens kann man fragen, warum eigentlich Georg Diez als der Autor desselben Verlags seinen Kollegen Christian Kracht durch seine Kritik angreift, zweitens darf man fragen, warum Georg Diez erst den Roman Imperium und nicht auch die früheren Werke von Kracht so stark kritisiert. Es wird auch auf die Empfindlichkeit von Kracht, der als der Autor der Provokation bekannt ist und der sich nach der Kritik nicht imstande die Lesung zu absolvieren fühlte hingewiesen. Die Journalisten sehen aber in der verhüllten Bedeutung der Kritik von Georg Diez nur den Rassismus-Vorwurf, der in den Medien immer das erhöhte Interesse erregt. (Bartels, 2012)

Der Höhepunkt der Reaktionen auf der Kritik von Georg Diez kam nicht lange nach der Ausgabe des diskutierten Romans Imperium von Christian Kracht. Die scharfe und negative Rezension von Georg Diez lieβ eine Gruppe von bekannten Schriftstellern und Kollegen von Christian Kracht nicht in Ruhe und deswegen beschlossen sie einen offenen Brief zu schreiben, den der Kiepenheuer & Witsch Verlag und die Literaturagentur Landwehr & Cie. an den Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL richten. Wortlaut wurde der Brief im Internet veröffentlicht:

„Sehr geehrter Herr Mascolo, mit dem Spiegel-Artikel „Die Methode Kracht“ hat der Literaturkritiker Georg Diez für uns die Grenzen zwischen Kritik und Denunziation überschritten. Äuβerungen von literarischen Erzählern und Figuren werden konsequent dem Autor zugeschrieben und dann als Beweis einer gefährlichen politischen Haltung gewertet. Wenn diese Art des Literaturjournalismus Schule machen würde, wäre dies das Ende jeder literarischen Phantasie, von Fiktion, Ironie und damit von freier Kunst.“ (Finsterwalder, 2012, http://www.boersenblatt.net/513014/)

Der Offene Brief wurde von bedeutenden Schriftstellern unterschrieben, deren Liste der Öffentlichkeit ebenfalls auf der Webseite wie der erwähnte Brief zugänglich ist:

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„Katja Lange-Müller, , , Peter Stamm, Monika Maron, Thomas von Steinaecker, Kathrin Schmidt, Thomas Hettche, , Rafael Hozorn, Stefan Beuse, Carmen Stephan, Benjamin von Stuckrad-Barre, Carl von Siemens, Eckhart Nickel, David Schalko, Feridun Zaimoglu.“ (Finsterwalder, 2012, http://www.boersenblatt.net/513014/)

Die bedeutsame Grundsatzerklärung der Literaturvertreter löste sowohl bei der Öffentlichkeit als auch bei den Journalisten das erhöhte Interesse aus. Die Aufmerksamkeit wurde auf die aufgrund des Briefes neu entstandenen Fragen konzentriert. So findet man unter den Lesern die Ansichten, dass es sich nicht um das Ende der Literatur handelt, wie es in dem Brief geschrieben ist, sondern es handelt sich um das Ende des Literaturjournalismus, falls sich dieser Still bei der Kritik durchsetzen sollte. Es entstand die Diskussion der Frage, ob die Autoren in ihren Werken wirklich ihre eigenen Ansichten bewusst oder unbewusst wiederspiegeln und diese den Helden und Figuren zuschreiben. Diese Diskussion verursachte sogar die Spekulation unter den Lesern und führte zum Meinungsaustausch, denn einige Teilnehmer dieser Diskussion sind von der Angst der Schriftsteller vor der Konfrontation ihrer in den Geschichten entweder bewussten oder unbewussten wiederspiegelten negativen Ansichten mit der Gesellschaft überzeugt. Eine andere Gruppe der Leser ist der Meinung, dass die Autoren mithilfe der Literatur vor der Öffentlichkeit ihre eigenen Einstellungen verbergen und dass sie sich darauf verlassen, dass die Kritik ihre Schöpfung nicht auf politischen, sozialen oder moralischen Ebenen interpretieren und analysieren wird. Die Gegenargumente der Opponenten aus den Reihen der Leser fördern die Unterscheidung zwischen den Einstellungen der Romanfiguren und den Autoren, sonst könnte sich im Laufe der Zeit das Ende der Literatur verwirklichen. (Finsterwalder, 2012)

Christian Kracht musste nach der Veröffentlichung des letzten Romans noch mit einer anderen Anschuldigung zurechtkommen, denn vor der Herausgabe des Buches Imperium wurde der historische Roman von dem Schriftsteller Mark Buhl Das Paradies des August Engelhardt veröffentlicht. Der Name von Christian Kracht wurde in Verbindung mit dem Plagiat erwähnt, denn die Romane von beiden Autoren derselben Stoff bearbeiten. Aufgrund dieser Situation wurde auf die Einstellung beider Autoren hingewiesen. Einer der Kritiker findet die bezogenen Einstellungen beider Autoren unterschiedlich. Mark Buhl geht eher von den biographischen Fakten aus und basiert auf

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der psychologischen Deutung, im Gegenteil Christian Kracht widmet sich mehr als den individuellen Vorgeschichten der Protagonisten dem Entwurf von ironisch gemeinten historischen Panorama, in dem die Geschichte von August Engelhardt eingepasst ist. Er benutzt keine melodramatischen Wendungen im Imperium, deswegen wirkt sein Schaffen mehr spielerisch, unbekümmert, unernst und manchmal sogar wilder. Die Verbindung der Kunst und der Wirklichkeit wird bei Kracht positiv bewertet. Der Hinweis auf die Selbstbestimmung des Helden August Engelhardt, der sich als seine eigene Originalschöpfung betrachtet, eröffnet den Raum zum Nachdenken über das konventionelle realistische Erzählen, das Mark Buhl vertritt und über dessen Gegenpol, dem das Schaffen von Christian Kracht eingeordnet sein könnte. In beiden Romanen wird derselbe Stoff fesselnd bearbeitet, die Form der Bearbeitung ist aber unterschiedlich. Die Analyse und das Vergleichen von beiden Romanen brachten interessante Ergebnisse, zwar beide nacheinander gelesenen Romane ermöglichen dem Leser mehr über die Relation der Form und des Themas oder über die Relation der historischen Fakten und der Fiktion erfahren und Krachts Schreibstil besser verstehen. (Kämmerlings, 2012)

Der Schriftsteller Mark Buhl gab seine Stellungnahme zu der Problematik des Plagiates öffentlich ab. Es wird von ihm eine Liste der Parallelstellen ausgearbeitet und dem Nachrichtenmagazin Focus vorgelegt. Während in der Verbindung mit Christian Kracht über die Übernahme gesprochen wird, handelt es sich nach Buhl um das Plagiat. Zehn kurze Abschnitte von beiden Romanen wurden miteinander konfrontiert. Mark Buhl weist aber auf weitere deutlich sichtbare Parallelen, die es laut ihm im Text gibt. Die wörtliche Abschrift ist in beiden Romanen nicht zu finden, aber Buhl weist auf die Vorkommnisse, die er für seinen Roman erfand, die von den biographischen Quellen zu Engelhardts Leben nicht ausgehen und den historischen Ereignissen nicht entsprechen hin. Trotzdem sind diese Ereignisse im Krachts Roman zu finden, deswegen behauptet Buhl, dass Kracht sich in anderen Romanen inspirieren lieβ. Im Falle des Romans Imperium soll sich um ein Plagiat, wo nur die Namen der Autoren und die Titel abgewandelt werden handeln. Die Collage, in der die Wirklichkeit und Fiktion verbindet werden und an der charakteristische Merkmale verschiedener Genres angepasst sind, umfasst alles, was Kracht, in letzten Jahren gefesselt hatte, so Krachts Gegner. Mark Buhl entschied sich keine rechtlichen Schritte zu ergreifen. Interessanterweise werden in diesem Kontext die Thomas-Mann-Still ähnlichen und in Krachts Imperium benutzten komplexen

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Satzstrukturen erwähnt, für die bisher noch niemand das Urheberrecht einklagte. (Platthaus, 2012)

Einerseits findet man unter den verschiedenen Reaktionen auf die Artikel, die den Roman Imperium sowohl negativ als auch positiv kommentieren die Kommentare der Publizisten, die von dem medialen Aufbauschen dieser Problematik überzeugt sind. Ihrer Meinung nach ist der Roman nicht so weltbewegend, wie es dank der Massenmedien den Lesern scheinen kann. (Vogel, 2012)

Anderseits wird Kracht in anderen Artikeln als Spezialist, der das Komische in der tragischen Geschichte heraussuchen und hervorheben kann, denn sein Genre Parodie sei, beschreibt. Dazu soll ihm die Absurdität der Wirklichkeit helfen, denn das Thema, das er nur ausschmückte, auf der Realgeschichte aufgebaut ist. Kracht hat seinen eigenen Stil. Bei ihm geht es vor allem um Prinzip, deswegen findet man in seinen Romanen eher die Freude an Darstellung der Komik von einzelnen Situationen und Figuren statt der Lust an der Schilderung der tragischen und grotesken Story von August Engelhardt allgemein. Sein Stil ist auch bei öffentlichen Auftritten zu merken – Christian Kracht übernimmt die Rolle eines Gecken, was aber einige Kritiker nur seiner Stellung zuschreiben, denn Kracht wird als der „Weltbürger unter den deutschsprachigen Literaten“ (Magenau, 2012, http://www.tagesspiegel.de/kultur/christian) bezeichnet. Es muss aber gleich zugegeben werden, dass seine Position eines der wichtigsten Schriftsteller im deutschsprachigen Literaturbereich solches Verhalten ermöglicht. (Magenau, 2012)

Die Kritiker denken über die Prinzipien und Möglichkeiten, wie die Autoren und Künstler die Popularität gewinnen nach, deswegen versuchen sie auch den Zweck, warum die negativen Rezensionen entstehen zu analysieren. Im Zusammenhang mit dem diskutierten Thema des Romans Imperium und mit daran angeschossene Welle der Reaktionen entstanden die Artikel, in denen die Möglichkeiten und Formen, wie man heutzutage einen Literaturskandal hervorrufen kann erwähnt werden. Als die wirkungsvollste Methode gilt nach einem der Kritiker der Plagiatsvorwurf, von anderen Methoden, die den Autor mindestens in Mittelpunkt der Debatte, meistens aber in den Verruf bringen, wird die Vernichtung einer literarischen Neuerscheinung in Rahmen anderer als literarischen Kontext erwähnt.

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Der Roman Imperium wurde mit beiden Methoden konfrontiert, denn Kracht wurde von Mark Buhl wegen des Plagiats anschuldigt und weil die Kritik von Georg Diez auf dem zweiten genannten Prinzip aufgebaut ist, weil dem Kritiker Georg Diez das ironische Spiel, um das sich Kracht in seiner Schöpfung bemüht entgeht. Genau deswegen nimmt die Mehrheit der Rezensenten diese Methoden nicht in Kauf und sind überzeugt, dass Kracht seine Popularität durch die Qualität seiner Literatur gewinnt.

Die negative Kritik des Romans Imperium wird oft als übertrieben betrachtet, weil nach den Rezensenten die historischen Zusammenhänge mit den aus dem Kontext gerissenen Passagen des Romans Imperium verwechselt werden. (Lovenberg, 2012) Die starke Welle der Reaktionen auf die rein negative Kritik des Romans Imperium gilt als der Beweis, dass die Wahrnehmung des Autors zum Gutem ausschlägt, dass der Schriftsteller Christian Kracht von der Öffentlichkeit positiv rezipiert wird und die Kritik und Mehrheit der Rezensenten von der Qualität seiner Literatur überzeugt ist. Kracht sollte sich während seiner Karriere als Schriftsteller neu erfunden, als Argumente dazu werden oft die Abwendung von bisher benutzte Ich-Erzähler oder die positiv gelaunte Erzähllust als der Ersatz für den existenziellen Schmerz und für den Hass angeführt. In einigen Texten ist Imperium als der beste und als der ausgereifteste Roman Christian Krachts Karriere bezeichnet. (Soboczynski, 2012) 4.3 SPRACHE Der Ich-Erzähler wurde durch den auktorialen Erzähler ersetzt. Die Geschichte des Romans Imperium wird nicht mehr mithilfe der Ich-Form nacherzählt, sondern dem Ich- Erzähler, der in früheren drei Romanen die Geschichte schildert und der als „Der rollenprosahafte Ich-Erzähler mit begrenztem Ausblick und dümmlichem Horizont“ (Soboczynski, 2012, http://www.zeit.de/2012/07/L-Kracht) in einer der Kritiken bezeichnet wurde, machte Kracht mit der Gestalt von Engelhardt zum Objekt des Romans Imperium, während den Gott, dem von dem Ich-Erzähler erfolglos gesuchten Objekt, zum Erzähler. (Soboczynski, 2012)

Die Sprache, die Kracht auswählte, wird von der Kritik sehr positiv geschätzt, denn die Sprache wird an die historischen Vorbilder gut angepasst und zugleich enthält die Aspekte der Parodie und der heutigen Sprache. Christian Krachts Schaffen respektive der Stil dieses Schriftstellers weist mehrere Vorzüge auf, häufig wird auf die Situationen, in denen man die Parodie in der Luft spürt hingewiesen. Man muss dann über deren Urheber

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nachdenken, ob vielleicht der Autor über sich selbst lustig macht, oder auf wen eigentlich der Spott gezielt wird und warum das eigentlich der Urheber macht. (Magenau, 2012)

Wie schon erwähnt wurde, die Mehrheit der Rezensenten findet die Sprachauswahl des Schriftstellers und seinen Stil dem Roman angemessen, denn er benutzt keine melodramatischen Wendungen im Imperium, deswegen wirkt sein Schaffen mehr spielerisch, unbekümmert, unernst manchmal sogar wilder. (Kämmerlings, 2012)

Die Frage des Vergleichens der Sprachauswahl in den Bearbeitungen derselben Vorlage von zwei verschiedenen Autoren findet man in den sich primär mit dem Roman Imperium von Christian Kracht beschäftigenden Artikeln nur selten.

Wenn man aber im Text auf dieses Thema stöβt, sind die Journalisten meisten einig, weil sie beide Romane ganz unterschiedlich finden. Während Mark Buhl auf Dramatisierung setzt, benutzt Christian Kracht den stilisierten und ironisch gelaunten Ästhetizismus. Seit diesem Moment sind aber die Rezensenten nicht einig, weil obwohl die meisten Bewertungen Krachts Romans eher positiv gelaunt sind, die Opponenten des Schriftstellers sind anderer Meinung. Einer der Kritiker sieht in diesem Ästhetizismus nur leblose Aspekte, dank denen man in einigen Passagen der Geschichte nur die bizarre Staffage sowie den Rollenprosa-Kitsch finden kann. Die Symbolisierung der Entfremdung von der Welt durch das gewählte Stilmittel betrachtet sie als misslungen. Zu der Sprache fügt diese Kritik nur hinzu, dass die vermutlich Thomas Mann nachahmende Sprache den Leser sehr bald nervt. (Vogel, 2012)

Die negative Kritik der Sprache, die im Roman Imperium benutzt wird, schlieβt an die vorigen Äuβerungen zu der Sprachauswahl in restlichen drei Romanen an. Sowie in den früheren Romanen soll Kracht in Imperium den nihilistischen Unterton verwenden. In der Kritik der Sprache wird wieder auf den stillen Pathos der Affirmation in Krachts Schaffen hingedeutet. Beim Lesen der Geschichte des Romans Imperium ist nach einem der Kritiker die dunkle Melodie deutlich merkbar und der unangenehme Ton, der sich in die Geschichte einschleicht, unterstreicht und vollendet die negative Stimmung des Werkes. Kracht solle in seiner Prosa semantische Mittel, mit denen er den Inhalt seiner Texte kaschiert benutzen, deswegen könnten die wichtigsten Mittelungen der Geschichte den Lesern entgehen. (Diez, 2012) „Und schon ist man mittendrin in dem semantischen

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Strudel, den Kracht bislang immer genutzt hat, um den Kern seines Schreibens und Denkens zu kaschieren…“ (Diez, 2012, http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-83977254)

Die im Roman Imperium benutzte Sprache kommentieren fast alle Rezensenten und Kritiker, die öffentlich in Medien ihre Stellungnahme zum letzten Roman von Christian Kracht abgeben.

Zu der Sprache könnte man auch die Äuβerungen in den tschechischen Medien finden. Man könnte zwei Etappen dieser Kommentare unterscheiden. Erste Gruppe der Äuβerungen wird von den Artikeln, die noch vor der Herausgabe der tschechischen Übersetzung entstanden gebildet. Trotz der langen Sätze, die die deutsche Kritik mit dem Thomas-Mann-Still vergleicht, wird die Sprache voller Adjektive in Tschechien gelobt. Die Bewertungen der Sprache sind in diesem Intervall eher positiv. Kracht solle über die melodische und angenehme Stimme disponieren, dank der seine Erzählung natürlich und logisch wirkt. (Rozhlas.cz, © 2012)

Um die zweite Etappe der die Sprache kommentierenden Aufsätze handelt es sich seit der Herausgabe der Übersetzung des Romans ins Tschechische. Von dem Übersetzer Tomáš Dimter wird die komplizierte Ausdruckweise des Schriftstellers als zum Übersetzen sehr schwierige Diktion betrachtet. Die Sprachauswahl wurde von verschiedenen Umständen beeinflusst. Nach eigenen Worten verfiel Kracht beim Schreiben dem Studium der damaligen Texte. Als über eine Neuigkeit für ihn selbst sprach der Schriftsteller über den auktorialen Erzähler, den er als Ersatz für die Ich-Form benutzte. Auf solche Weise erweiterte der Autor nach seinen Worten die Figur des Erzählers. (Hospodářské noviny, © 2014)

Während des Besuchs in Tschechien wurde der Autor Christian Kracht gefragt, warum er als Erzählform seines Romans die Sprache, die an die Vermerke alter Chroniken erinnert, benutzte. Mit alten Chroniken solle die Sprache nichts zu tun haben. Kracht versuche durch die Verbform, die er normalerweise verwende, den Abstand von dem realen Geschehen zu zeigen. Obwohl es seinen Worten nach ironisch wirkt, handle es sich nur um einen Versuch das Schlimme im Leben zu beschreiben. (Cinger, 2014)

Ich persönlich verstehe die oben erwähnte negative Kritik der Sprache als nur einen misslungenen Versuch die Leser zu überzeugen, dass es sich im Fall von Christian Kracht um keinen demokratischen Schriftsteller handelt. Die ganze negative Kritik finde ich nur

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als Fortsetzung der Kritik der Persönlichkeit des Autors, wo dem Leser die Vergleiche der Erzählung mit den realen Ereignissen aus der Vergangenheit unterschoben werden.

4.4 ÜBERSETZUNG INS TSCHECHISCHE Der vierte Roman von dem schweizerischen Autor Christian Kracht wurde als erster seiner Romanen ins Tschechische übersetzt. Aufgrund dieser Tatsache lässt sich der Grad und die Länge der Bekanntheit des Schriftstellers in Tschechien erklären. Kracht wurde als der deutsch schreibende Autor schon in der Zeit der Veröffentlichung des Romans Imperium in den tschechischen Massenmedien erwähnt, die wesentlich gröβere Welle des Interesses an diesem Autor kommt in der Tschechischen Republik erst mit der Herausgabe der tschechischen Übersetzung dieses Buches.

Kurz nach der Veröffentlichung des Romans Imperium erschienen die Artikel, die den Roman den tschechischen Lesern vorstellen. Gleichzeitig wurde eine Sendung im tschechischen Rundfunk übertragen, in der der Roman der Öffentlichkeit auch präsentiert wurde. Die Situation, von der die Herausgabe und die Rezeption des Romans in Deutschland begleitet wurden, wurde den tschechischen Lesern und Hörern ebenso nahegebracht.

Der Roman Imperium wurde fast gleichzeitig mit der Kritik von Georg Diez publiziert. Wenn man sich dieser Tatsache näher widmet und denkt näher darüber nach, muss man zu der Feststellung kommen, dass eigentlich bis diesem Zeitpunkt kaum jemand, auβer wenigen Journalisten, die Chance den Roman zu lesen hatte. Ich persönlich finde es interessant, dass ich an diese eigentlich ganz einfache Erwägung erst in einem der tschechischen Artikel zu dem Roman geriet. In der deutschen Presse beschäftigen sich die Kritiker und die Journalisten eher erst mit dem Inhalt der Kritik von Georg Diez und vielleicht deswegen wurde diese Tatsache nicht früher erwähnt. Die Affäre um den Roman Imperium herum erzeugte bei tschechischen neutralen Betrachtern das Gefühl, dass die Welle des Wiederstandes gegen Diezs Kritik das erhöhte Interesse an dem Roman Imperium verursachte und zu der Erhöhung Krachts Popularität führte. Den tschechischen Lesern wurden die Tatsachen folgend übermittelt. Zuerst reagierte der Schriftsteller auf die scharfe Kritik von Georg Diez überhaupt nicht. Er kommentierte die Debatte nicht und äuβerte sich während der Autorenlesungen über keine Anschuldigungen. Dieses reaktionslose Verhalten von Christian Kracht komplizierte den Auslandsjournalisten die

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Präsentation des Romans Imperium im Ausland. Aber mit dem Zeitabstand von einigen Monaten und nach einigen Interviews und Autorenlesungen wurde die Kritik des Romans in Tschechien, wie in Deutschland als völlig unberechtigt präsentiert. (Rozhlas.cz, © 2012)

Dank der Präsentation der Romanübersetzung ins Tschechische wird dem Roman Imperium in Tschechien erhöhte Aufmerksamkeit gewidmet. Die tschechische Übersetzung wurde zwei Jahre nach der Herausgabe des Romans vorgestellt. Anlässlich der Buchmesse „Svět knihy“, die 16.5.2014 in Prag stattfand, las Christian Kracht einige Leseproben aus seinem letzten Roman und zusammen mit dem Übersetzer Tomáš Dimter diskutierte er kurz über das Buch.

Der Übersetzer Tomáš Dimter findet die Rezeption von Christian Kracht im Ausland und in der Tschechischen Republik sehr unterschiedlich, denn nach seinen Worten ist der Autor in Deutschland neben dem Schreiben auch als Journalist bekannt und beliebt. In der Tschechischen Republik wird der Autor vor allem als Schriftsteller betrachtet und noch dazu ist er hier kürzer als im Ausland bekannt. Deswegen zeigen die tschechischen Leser nicht so groβes Interesse an seinen Werken wie in Deutschland. (Hospodářské noviny, © 2014)

Bei der Suche nach der Interpretation des Romans Imperium wird in Tschechien auf verschiedene Varianten der Romandeutung gestoβen. Zu erwähnen ist die Romaninterpretation, in der erstens die Figur von August Engelhard als die verlorene Existenz, die wegen eigener idealistischen und utopischen Überzeugung als die Wahnsinnige endet und in der erst danach das Thema der Deutschen allgemein analysiert wird. Es wird aber in dieser Romaninterpretation zugegeben, dass Christian Kracht sich nicht um die Verbreitung der nazistischen Ideologie bemüht, sondern er versucht über den Gedanke, dass jeder Deutsche ein zukünftiger Hitler sein sollte lachen. Dieser Deutung folgt die Frage, ob die utopische Gesinnung und einseitige Ideologie in allen Fällen zu einer Katastrophe führen müssen. Nach den tschechischen Kritikern ist der Roman Imperium rein intellektualistisches aber zugleich künstlerisches Werk, in dem Nihilismus nur abstrakt und absurd dargestellt wird. (Fischer, 2014)

Nach der Buchmesse in Prag im Mai 2014 wurden die Meinungen, Äuβerungen oder die Kommentare des Romans allgemein immer öfter zu lesen. Die Zusammenfassung der Ansichten tschechischer Rezensenten und Kritiker lässt sich folgend interpretieren.

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Falls in Deutschland ein Ereignis im Bereich Literatur stattfinden sollte, muss das Thema unbedingt mit der Nazigeschichte Deutschland verknüpft werden. Dies scheint in Deutschland fast eine Regel zu sein. Es führt aber natürlich meistens zum riesigen Skandal. Dieses heikle Thema wird immer noch in Deutschland diskutiert, so die tschechischen Journalisten. (Fischer, 2014)

4.5 ANSICHT DES AUTORS Die Autorenlesung wurde im Rahmen der Prager Buchmesse „Svět knihy“ im Jahre 2014 von den Massenmedien mit Interesse verfolgt. Man hatte nämlich die einzigartige Gelegenheit Krachts eigene Äuβerung zu der Kritik zu bekommen. Danach erschienen verschiedene Artikel, die über den Verlauf der Lesung berichten. Als einer der wichtigsten Aufsätze finde ich den, in dem genau über Krachts Meinungen berichtet wird.

Anlässlich seines ersten Besuchs in Prag im Mai 2014, gab Christian Kracht den Medien ein Interview. Sofort betont er aber den Fakt, dass er seit einiger Zeit keine Interviews mehr geben wollte, und dass seine Äuβerung für die tschechische Presse eine Ausnahme ist. (Cinger, 2014)

Am Anfang fasste er seine Inspiration für sein Werk in einem Satz zusammen. Alles sei im Buch – es gibt nichts nachzutragen. Das, was drin steht, steht da und umgekehrt. Nach eigenen Worten kann der Autor hier nichts mehr ergänzen. Doch dann begann er weiter zu sprechen. (Abramowitz-Fraňková, 2014)

Der Roman Imperium entstand aufgrund einer Photographie, die Christian Kracht von einem seinen Freunden bekam. Die Idee ein Roman, der eine historische Persönlichkeit behandelt zu schreiben, entstand während der Reise nach Neuseeland. (Cinger, 2014)

Am Ende des neunzehnten Jahrhunderts gab es in Deutschland mehrere esoterischen Lehren, die mehr oder weniger im Roman Imperium mit bestimmtem Humor dargestellt sind. Die Absicht war das Verhältnis, das voll von Spannung ist, zwischen der sich am Ende des neunzehnten Jahrhunderts befindenden Welt und dem Menschen, der nach und nach irrsinnig wird und der sich rasant psychisch ändert zu erfassen. Obwohl dieser Mensch aus dem humorlosen Land kommt, wurde alles in einer Komödie verändert. Die Transformation des Vegetariers und zugleich des Gegners des Nationalismus und Rassismus in einem Antisemit erkläre Kracht als ein Versuch um durch die Figur des

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Helden eine Parallele des Deutschtum zu erschaffen. Der Antisemitismus dient im Roman als eine bestimmte Form der Entwürdigung, was der Autor an dem Beispiel der einseitigen Ernährung und folgendes Irrsinn vorführe, denn was sich in einem menschlichen Körper abspielt, widerspiegelt sich auch auf seiner geistigen Ebene. Diese Umwandlung ist laut dem Autor in bestimmter Form im damaligen Kern des Deutschtums zu spüren. (Cinger, 2014)

Christian Kracht ist nämlich von dem Verfall der westlichen Zivilisation völlig überzeugt. Sein Roman Imperium handelt von dem Untergang der westlichen Zivilisation, aber wie er selbst zugibt, noch bevor dieser Prozess begonnen hatte, denn die Handlung des Romans spielt sich am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts ab. Nach eigenen Worten wollte der Autor die Entstehung des Totalitarismus oder sogar des Faschismus aufgrund der Utopie, des Okkultismus oder der esoterischen Konzepte beschreiben, denn laut ihm der Mythos der perfekten Weltordnung gilt oft als der Vorwand der Entstehung des totalitären Systems. Grundsätzlich glaubt er nicht, dass die Utopien anders als mit tragischen Konsequenzen realisierbar sind. Auf jeden Fall ist die Gesellschaft vom Leben unbefriedigt, deswegen wird immer nach neuen Utopien gesucht. Während der Autor in Indien lebte, suchte er nicht nach neuen Utopien oder nach idealer Welt. Der Schriftsteller suchte nach erträglicherem Lebensstand, denn laut ihm kann man in Europa nicht leben. Das Leben in Deutschland und in der Schweiz war nicht mehr zu ertragen. Mithilfe dieser Feststellung erklärt Kracht seine Flucht nach Asien, und bemerkt noch, dass die Situation immer gleich aussieht und im Prinzip sich bisher nichts veränderte. In die Schweiz, die er vor dreiβig Jahren verlieβ, will er nie wieder zurück. Er hasst dieses Land. Man findet dort nur immer gröβere Ballungsgebiete, die voneinander nicht zu unterscheiden sind. (Varyš, 2014)

Den passenden Ort für das Leben fand der Autor bisher nicht. Zurzeit lebt er in Florenz und jedes Jahr verbringt er ein paar Monate in einem kleinen Dorf in Afrika, wo man laut ihm auf keine widerlichen Eingriffe der modernen Zivilisation oder auf keine totalitären Merkmale, dank deren der Mensch als unbedeutende Figur aussieht, stoβen kann. Bei dem Interview in Tschechien demonstriert Kracht seine Behauptung mithilfe des tschechischen Nationaltheaters, respektive des Gebäude der neuen Szene. Laut ihm soll diese totalitäre Architektur den Menschen nur deprimieren und sein Selbstbewusstsein unterdrücken, denn es soll sich um Feindesästhetik handeln. (Varyš, 2014)

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Die weiteren Themen, die im Roman Imperium erwähnt sind, kommentiert Christian Kracht folgend: Der Nudismus sei wahrscheinlich eine bestimmte Form der Flucht und wird von dem Autor besonders dem Ostdeutschland zugordnet und zugleich als die Auswirkung der Massenpsychose betrachtet. Persönliche Erfahrungen mit Nudisten hat er aber keine. Seiner Meinung nach ist Nudismus nicht die richtige Wahl und lässt sich mit dem Alptraum vergleichen. Aufgrund dieser Diskussion schweifte er von den Romanthemen ab und demonstrierte die Folgen der Massenpsychose noch am anderen Beispiel – an der Vorliebe der Deutschen für das Biertrinken. Kracht betrachtet sich nicht als Bierfan, denn er trinkt kein Bier, weil er überzeugt ist, dass beim Biertrinken die Deutschen undiszipliniert werden. Was die Kokosnüsse betrifft, vertritt Christian Kracht die Meinung, dass die monotone Ernährung lässt sich auch nicht dauerhaft praktizieren, denn nach bestimmter Zeit verursacht solcher Lebensstil nur Probleme. (Abramowitz- Fraňková, 2014)

Im Zusammenhang mit den Plagiatsvorwürfen wurde Kracht oft nach seinen literarischen Vorbildern gefragt. Diese Fragen beantwortete er folgend. Er betrachte den Amerikaner Bret Easton Ellis als ein seiner literarischen Vorbilder, in dessen Stil er die Eingebungen für den Roman Faserland suchte. Gleichzeitig widerlege er aber alle negativen Vorwürfe und deklariere seine Erklärung, dass er sich mit dem amerikanischen Schriftsteller am Anfang der neunziger Jahre noch vor der Herausgabe Ellis Romane traf. Obwohl Kracht das Schaffen des amerikanischen Autors bewundert, die Inspiration zu dem ersten Roman Faserland wurde nach seinen Worten auch in anderen verschiedenen Quellen gesucht. (Varyš, 2014)

Nach seiner Erklärung der Umstände der Entstehung des Romans und nach Erklärung der Absicht, mit der der Roman geschrieben wurde, lehnt Christian Kracht alle Anschuldigungen, ob es sich um die Plagiatsvorwürfe oder ob es sich um die Faschismusvorwürfe handelt rasant ab. Die Entstehung der Situation des Plagiatsvorwurf lässt sich nach Christian Kracht durch das Studium derselben Unterlagen erklären und in rechte Bahnen bringen. (Hospodářské noviny, © 2014)

Also weil er die Nazi- und Faschismusvorwürfe als haltlos betrachtet, weil solche sinnlose Anschuldigungen weder mit ihm, noch mit seinem Schaffen nichts zu tun haben, wovon Christian Kracht fest überzeugt ist und weil er seine Einstellung zu dieser Situation

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schon äuβerte, entschloss er sich keine weitere Interviews zu dieser Problematik den deutschen Medien zu geben, denn seiner Meinung nach dreht sich alles, was die Medienwelt betrifft im Kreise. Schlieβlich handelt es sich um virtuelle Medienrealität, wo der Grad der Vereinfachung die Isolation der Wirklichkeit verursacht. (Varyš, 2014)

Obwohl Kracht lange Zeit als Journalist tätig war, hat er vor den deutschen Medien Abscheu. Die deutsche Journalistik findet er völlig humorlos und deswegen behauptet er, dass Journalismus seine Erfahrungen auf gar keinen Fall bereichert. Seiner Meinung nach lässt sich in Deutschland nur eine Zeitschrift lesen, die würde er als linksradikal bezeichnen. Was die Medienwelt betrifft bekennt er sich öffentlich zu der radikalen Linke. (Varyš, 2014)

Obwohl Krachts Antworten manchmal dank des Ernstes der besprochenen Themen pessimistisch wirken könnten, die Interviews, die Kracht in Prag gab, waren sehr positiv gelaunt. Laut dem Autor gilt nämlich der Roman Imperium als ein ziemlich humoristisches Werk, aber nicht auf den ersten Blick. Der Humor ist nämlich nachträglich zu entdecken. Obwohl einige Kritiker im Roman die Botschaften und wichtige Mitteilungen finden, handelt es sich grundsätzlich um einen humoristischen Roman, aber nur unter der Voraussetzung, dass man den gleichen Sinn für Humor wie der Autor hat. Christian Kracht wirkt immer humorvoll zu sein. (Abramowitz-Fraňková, 2014)

Wie zu Hause fühlt er sich überall, wo die Menschen humorvoll sind. In Tschechien sei es ebenso, weil ihm nach die Tschechen ziemlich guten Sinn für Humor haben. Seiner Meinung nach mögen die Deutschen die humorvollen Menschen, deswegen ist es nach ihm wert sich in einem Land, wo das ironische Denken seinen Platz hat, aufzuhalten. (Abramowitz-Fraňková, 2014)

Christian Kracht wurde oftmals während der Interviews nach der Prager Buchmesse in Mai 2014 gefragt, was er eigentlich dazu sagt, dass er seit neunziger Jahren als der Star der Literatur bezeichnet wird. Zugleich sollte er die Frage beantworten, was er zu den Theaterstücken, deren Vorlagen seine Romane wurden und die in zahlreichen Metropolen aufgeführt waren, sagt. Diese Fragen beantwortete Kracht sachlich. Die Theaterstücke sah er nicht, weil er Theater hasst. In der Rolle des Zuschauers würde er sich nicht wohl fühlen, obwohl es sich um seine eigenen Werke handeln sollte. (Varyš, 2014)

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5 ENTWICKLUNG DER REZEPTION VON CHRISTIAN KRACHT

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Im Jahre 1995 wurde dem Leser ein Roman namens Faserland vorgelegt. Dieser Roman wurde von einem Journalisten geschrieben. Die Reaktionen, in den die Rezensionen und Bewertungen des Romans zu finden sind, erschienen sofort nach der Herausgabe des Buches. Wer positive Kommentare zu diesem Werk erwarten würde, würde sich irren. Dieser Roman wurde einer scharfen Kritik unterworfen, denn der Schriftsteller Christian Kracht wählte nämlich ein in damaliger Zeit ungewöhnliches und zugleich heikles Thema aus. Heutzutage mit dem Zeitabstand könnte man die Gründe der Kritik nachprüfen und beurteilen, ob die adäquat und gerechtfertigt waren. Derzeit waren solche Themen nicht üblich und die Gesellschaft war nicht bereit sich mit ihrer Kritik auseinandersetzen, deswegen wurden die im Roman einbezogenen Hinweise, dass die Midlifecrisis wesentlich früher kommen kann oder die offene und öffentliche Beschreibung des Lifestyles der jungen Generation, deren Einzelpersonen innerlich jeden Tag ihrer Existenz mit sich selbst kämpfen und sich dem Drogen- und Alkoholkonsum vor Langweile widmen, von der Gesellschaft nicht akzeptiert.

Diesem Fakt entsprechen die Rezensionen und Kritiken. Oder besser gesagt, es handelt sich in diesem Fall um eine der ersten Rezensionen und um folgende Rezensionen, die aber nur den Inhalt der gerade erwähnten ersten Kritik mehr oder weniger umschreiben.

Kracht wurde für die Projektion seiner autobiographischen Merkmale in seinem Roman stark kritisiert. Der im Roman von dem Ich –Erzähler dargestellte Hass gegen Menschen, die Unerträglichkeit des Aufenthaltes in Deutschland, die Abneigung gegen die Interaktion mit Einzelpersonen der Gesellschaft, die verlorene Hoffnung in Veränderung der gesellschaftlichen Situation und die Passivität in den politischen Fragen sollen die Ansichten und Stellungsnahmen des Schriftstellers Christian Kracht sein. In der nacherzählten Geschichte sollte nur die Welt bejammert werden, was das Gefühl der inneren Leere und der Einsamkeit, die dem Held beziehungsweise indirekt dem Autor zugeschrieben werden, noch vertieft. Die Flucht des Hauptprotagonisten als Lösung der Situationen wurde ebenso kritisiert. Das Werk wurde nach dieser Kritik als das Leiden der Persönlichkeit des jungen Schriftstellers auf der Welt bezeichnet.

In diesen ursprünglichen Rezensionen werden eher die Stellungnahme und die Ansichten des Autors kommentiert, bewertet und vor allem dem Leser unterschoben,

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obwohl man erwarten würde, dass die Kritik den Romaninhalt wie bei den anderen Werken verschiedener Autoren bewerten würde. Der Medienbekanntheitsgrad des Schriftstellers als Journalisten lieβ die Kritik nicht ich Ruhe, deswegen wurde Kracht bei der Öffentlichkeit mehrmals wegen der Protektion in den Massenmedien angeschwärzt. Die Erwähnung des literarischen Vorbildes des Schriftstellers ist in der Kritik nicht im positiven Sinne zu finden.

Nach der Welle der negativ gelaunten Modifikationen der kritisierenden Rezension erschienen die Äuβerungen, die sich mehr dem Inhalt des Debütromans von Christian Kracht widmen. In diesen Kommentaren wird auf den Gedanken des neuen Phänomens in dem Literaturbereich – auf die Darstellung und auf die Bearbeitung neuer ungewöhnlichen Themen gestoβen. Das Negative wird in den Kritiken als Reaktion auf dieses Phänomen betrachtet. Meiner Meinung nach kann genau auf solche Weise die mangelnde Bereitschaft und Bereitwilligkeit der Gesellschaft das Neue und das Unbekannte zu akzeptieren, bestätigt werden.

Im Laufe der Zeit kann man immer öfter die Kritik dieser negativen ursprünglichen Kritik finden. Mit anderen Worten gesagt, in den Rezensionen wurden immer öfter auch die Vorteile des Romans enthüllt und hervorgehoben. Es wurde auf die Vermischung der Kategorien der Autor - der Erzähler – der Protagonist hingewiesen. Dank der Diskussion über Krachts Schaffen erweiterte sich die Skala der neuen Ansichten über seine Romanschöpfung.

Es wird auch dem Autor seine markant positive Auffassung von seinem literarischen Vorbild vorgehalten, wobei Kracht die Suche nach Inspiration bei anderen Autoren zugab, die Nachahmung aber deutlich dementierte. Nach und nach wird der Autor selbst als Literaturvorbild betrachtet und präsentiert. Demzufolge wird wegen der im Roman angedeuteten Warenwelt der Interpretation der moralischen Tendenz Aufmerksamkeit gewidmet.

Anfangs wurde auch an der moralischen Ebene Krachts Schaffens von mehreren Rezensenten gezweifelt, aber später entwickelte sich aus dieser Behauptung die Meinung, dass es sich eigentlich eher um eine gelungene Kritik des Markenkonsums in der Gesellschaft handelt und es wurde auch auf die mögliche Interpretation der indirekten Moral hingewiesen. Schlieβlich wird die Verwendung von Markennamen als einer der

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wesentlichen Gründe, die die Innovationen auf dem deutschsprachigen Buchmarkt verursachten, betrachtet.

Die negativen Anfangsäuβerungen, von denen der Debütroman Faserland begleitet wurde, legten sich allmählich. Es wurde immer nach neuen Zusammenhängen der Interpretation des Buches gesucht. So wurde der Roman wegen der Umstände als rein deutsches Buch, das nach der Herausgabe in den neunziger Jahren missverstanden blieb, bezeichnet. Im Fall dieses Schriftstellers wurde immer öfter über die zärtliche Beschreibung der Oberfläche der Dinge gesprochen und der Hass und das Leiden auf der Welt wurden als Ergebnis des Überdrusses erklärt. In Krachts Schaffen wird die Mühe um frei zu sein zu sehen. Nach der Kritik wurde in diesem Werk sogar die Romantik gefunden, deren Darstellung Kracht mithilfe des Ressentiments in seinen Roman einbeziehen sollte.

Dank dieser gerade erwähnten Tatsachen, die aus den Rezensionen hervorzuheben sind, bin ich der Meinung, dass die Rezensenten ihre Ansichten und Stellungsnahmen nachprüfen und deswegen wird heutzutage das Schaffen von Christian Kracht positiv bewertet. Es soll aber beachtet werden, dass der Prozess der Veränderung der Wahrnehmung beziehungsweise der Bewertung Krachts Schaffens nicht nach ein paar Tagen vollendet wurde, denn solche wichtigen Sachen, zu denen die Meinungsänderung ohne Zweifel gehört, passieren nicht zufällig, sondern dauern ihre Zeit.

Das Wachstum der Popularität des Autors war nicht zufällig .Während dieser Zeit wurden von Christian Kracht zwei andere Romane publiziert, die auch diskutiert wurden und dank deren der Prozess der Transformation der Wahrnehmung durchgeführt werden konnte. Die Themen wurden auf ähnliche Weise wie in dem ersten und im letzten Roman gewählt, denn in Krachts Schaffen ist die Tendenz das Auβergewöhnliche darzustellen merkbar. In seinen Romanen widerspiegelt sich seine Vorliebe für das Reisen und die Atmosphäre der besuchten Orte ist in seinen Büchern auch zu finden.

Die Kritik und die Rezeption dieser zwei Romane, die zwischen dem Debütroman und dem letzten vierten Roman veröffentlicht wurden, werden aber in dieser Arbeit nicht analysiert. Es ist aber wichtig daran zu erinnern, dass auch diese Romane im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der Kritik gestanden haben. Die Rezensionen dieser zwei Romane wurden in der Frage der Rezeption des letzten Romans Imperium von groβer Bedeutung, weil die Leser immer mehr über das Schaffen des Schriftstellers erfuhren.

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Während der Entwicklung der Rezeption Christian Krachts Schaffen passierten grundlegende Tatsachen, die die Stellungnahmen und Anschauungen über den Schriftsteller beeinflussten und später veränderten, weil es sich um einen groβen zeitlichen Abstand zwischen dem ersten und dem letzten Roman handelt. Dieses Intervall beträgt zwanzig Jahre und deswegen lässt sich voraussetzen und schätzen, dass die Ausgangsituation der Bewertung des letzten Romans ganz anders aussehen wird.

Auf den ersten Blick ist schon zu sehen, dass sich die Situation bei dem letzten Roman wiederholte. Die erste Kritik, die zu diesem Werk veröffentlicht wurde, war sehr scharf. Kracht wurde falsch beschuldigt, dass er rechtsorientiert ist und dass er seine Gesinnung mithilfe seiner Schöpfung verbreite, weil er in seinem Roman Imperium Adolf Hitler bewundern sollte. Kracht musste auch dem Plagiatsvorwurf gegenüberstehen, denn dem Stoff, den er in seinem Roman Imperium bearbeitete, widmet sich noch ein anderer Autor. Der Unterschied zwischen der Wahrnehmung des ersten und des letzten Romans steckt in der Länge der Zeit, die für die Veränderung der Meinungen nötig war. Während der Prozess der Transformation von den negativen Meinungen zu den positiven Meinungen bei dem Roman Faserland lange Zeit dauerte, dauerte derselbe Prozess bei dem Roman Imperium nur einige Wochen. Den Beweis zu dieser Behauptung kann man in der Welle der positiven Reaktionen und Rezensionen, die fast gleich nach der Veröffentlichung der ersten negativen Kritik entstanden, sehen. In den positiven Rezensionen wurden alle diese Anschuldigungen widergelegt. Der Autor Christian Kracht selbst dementiert alle diese Anschuldigungen von Anfang an.

Es existiert bestimmt eine groβe Anzahl der Gründe, die zu der Transformation der Wahrnehmung Christan Krachts Schaffen führten, aber ich lege den gröβten Wert auf die Entwicklung der Gesellschaft. Im Laufe der Zeit wurden natürlich alle Bereiche, die den Menschen umgeben zur Entfaltung gebracht. Man kann dagegen einwenden und die Frage stellen, warum das in diesem Zusammenhang erwähnt wird. Die Erklärung folgt. Dank der Entwicklung der Wissenschaft und der Technik, wurde das Leben – glaube ich – für die Mehrheit der Menschen bequemer und leichter.

Dank des Fortschritts allgemein wird das Leben um neue Erfahrungen bereichert, dank deren die Menschen ihre Weltanschauung und ihr Verhalten gegenüber anderen Menschen ändern können und vor allem in der Lage ihre Meinungen zu überprüfen sind. In

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der Interaktion der Leute, die in dem gerade erwähntem Milieu miteinander wirken, sehe ich die Entwicklung der Gesellschaft. Ich bin überzeugt, dass die Entwicklung der Gesellschaft die Erhöhung der menschlichen Toleranz in allen Richtungen – in der Richtung Literaturbereich ebenso, beinhaltet. Darum könnte solche markante Wendung in der Christian Krachts Rezeption beziehungsweise in seiner Wahrnehmung bemerkt werden. Ohne diese beschriebene Entfaltung der Gesellschaft wäre diese positive Wende Krachts Bewertungen nicht möglich, davon bin ich völlig überzeugt.

Man könnte sich an den Stil und an die Themenauswahl von Christian Kracht gewöhnen. Ich glaube, dass eben darum im Falle dieses Autors im Laufe der Zeit auf die Besonderheiten in seinem Schreiben hingewiesen wurde und genau deswegen die folgenden Kommentare immer öfter im positiven Kontext erwähnt wurden. Die Gesellschaft gewöhnt sich an Krachts Schreibstil und dieser Schreibstil wird von der Gesellschaft positiv geschätzt. Diese Behauptung wird auch von verschiedenen literarischen Anpreisungen, mit denen Christian Kracht ausgezeichnet wurde, bestätigt.

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6 LITERATURPREISE

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Christian Kracht wurde noch vor der Herausgabe seiner Romane als Journalist ausgezeichnet. Am Anfang der neunziger Jahre nach dem einjährigen Aufenthalt in Somalia erhielt er den Axel Springer Preis für sein Werk Less then Zero: Die Heimatslosen in London. Dieser Preis wird regelmäβig jungen Journalisten erteilt, in der Welt des Journalismus wird der Preis als die wichtigste Auszeichnung für Nachwuchsjournalisten geschätzt. (Axel Springer Preis, [2015])

Das Jahr 2009 wurde für den Schriftsteller weitaus erfolgreicher als die vorigen Jahre, zumindest was die Auszeichnungen betrifft. Christian Kracht erhielt den Phantastik- Preis der Stadt Wetzlar für seinen dritten Roman Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten. Der Preis wird seit 1983 jedes Jahr den Schriftstellern für ihre deutschsprachigen Neuerscheinungen im Genre der phantastischen Literatur erteilt. (Literaturpreis Gewinner, [o.J.])

Drei Jahre nach Krachts letzter Anpreisung kam sein vierter Roman Imperium heraus. Dieses Buch wird am meisten seiner Romane kritisiert, aber auch im positiven Sinne hervorgehoben und deswegen wurde der Schriftsteller im Jahre 2012 zweimal ausgezeichnet. Kracht erhielt den Literaturpreis des Kantons , womit Krachts Verdienste als Schriftsteller geschätzt wurden. Solche Anerkennung ist umso wertvoller, als es aus seiner Heimat kam. Die Literaturpreiskommission fand den Roman Imperium für ein sehr gelungenes Werk. Die Gründe der Erteilung dieses literarischen Preises sind zum Beispiel auf der Webseite des Kiepenheuer & Witsch Verlags zu finden:

„[…], Kracht sei es meisterhaft gelungen, das Ineinandergreifen von Utopie und Apokalypse in der Geschichte des 20. Jahrhunderts als Tragikomödie nachzuzeichnen. Er habe sich einer glasklaren, streng durchkomponierten und zugleich durchwegs ironisch gebrochenen Sprache bedient.“ (Kiepenheuer & Witsch, 2012, http://www.kiwi- verlag.de/)

Einen weiteren literarischen Preis erhielt Kracht im Herbst im gleichen Jahr. Der Wilhelm-Raabe-Literaturpreis wird regelmäβig jährlich von der Stadt und von Deutschlandfunk für einen gegenwärtigen, modernen Roman verliehen. Die Jury des Wilhelm-Raabe-Literaturpreises begründete ihre Entscheidung der Vergabe des Preises an Christian Kracht mithilfe folgender Argumente. Die Schilderung der Geschichten der

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deutschen Kolonialwelt sei bisher nie „so farbig schillernd, so böse komisch, phantastisch realistisch, pathologisch weltbeglückend, so schräg verzerrt“. (Braunschweig, 2015, http://www.braunschweig.de/literaturzentrum/literaturpreis/)

„Man kann diesen Kern des Romans in Geschichtsbüchern nachlesen, um in einen erkenntnisfördernden Wettbewerb zwischen Realität und literarischer Irrealität einzutreten. [… ] Auf dieser Grenze zwischen Komik und Schrecken balanciert der Roman mit groβer Sicherheit und bildet so einen bedeutenden Knoten im Gewebe der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur.“ (Braunschweig, 2015, http://www.braunschweig.de/literaturzentrum/literaturpreis/)

Kracht sollte „das ironische, anspielungsreiche, mitunter uneindeutige Schreiben“ beherrschen, wofür nur wenige deutschsprachige Autoren bewundert werden können. (SPIEGEL ONLINE, 2012, http://www.spiegel.de/kultur/literatur/)

Die Wilhelm-Raabe-Literaturpreiskommission beendete ihre Begründung der Anpreisung mit den Worten: Im Falle des Schriftstellers Christian Kracht handelt es sich um den ersten wirklich wichtigen Literaturpreis, um die erste groβe Anpreisung seines Schaffens, obwohl er schon lange damit kokettierte. Alle erwähnten Würdigungen seines Schaffens könnte man als den Beweis nicht nur der steigenden Popularität des Autors, sondern auch vor allem der immer steigenden Qualität seines Schreibens betrachten.

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7 EINSTELLUNGSMÖGLICHKEITEN ZUM KRACHTS SCHAFFEN

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Wie in anderen Bereichen hat man auch im Literaturbereich die Möglichkeit eigene Stellung zu der dargestellten Problematik, zu dem Schreibstil des Autors, zu den Umständen, unter denen die Bücher entstehen, beziehen. Es existieren viele Alternativen, wie beide für diese Arbeit ausgewählten Romane interpretiert werden können. Die Interpretation des Schaffens und die Einstellung zu den Werken von Christian Kracht geben die Richtung der Rezeption des Schriftstellers ab. Es ist selbstverständlich, dass alles nicht nur schwarz oder weiβ ist. Im Falle der Rezensionen Krachts Werke und in der Frage folgender Rezeption dieses Autors wird es nicht anders. Es wird der allmähliche Übergang von der negativen Einstellung zu seiner Arbeit bis zu der positiven Wahrnehmung seiner Aktivitäten demonstriert.

Für den Zweck dieser Arbeit erbietet sich das Vergleichen beider Bücher, denn das Schaffen von Christian Kracht einbezieht sowohl einige gemeinsame Merkmale, als auch eigene Besonderheiten, die die Bücher voneinander unterscheiden und die ihre Originalität unterstreichen. Meiner Meinung nach sind diese Merkmale von der Persönlichkeit des Schriftstellers, von seinem Lebensstil, von dem Land, wo der Autor im Moment der Entstehung des Romans lebte abhängig und der Einfluss allen dieser genannten Aspekte aus einzelnen Romanen ist stark zu spüren.

Weil jede Person ihre eigene Stellungnahme zur Christian Krachts Schaffen haben kann und ganz bestimmt auch wirklich hat, bleibt die Liste der Gemeinsamkeiten und der Unterschiede, die in dem ersten und in dem letzten Roman zu finden sind eigentlich immer offen, damit das Fehlende in diese Liste eingetragen werden kann.

Als eines der gemeinsamen Merkmale, das am markantesten ist, würde ich das Reisen des Hauptprotagonisten hervorheben. Im Faserland reist der Ich-Erzähler durch Deutschland von Norden nach Süden und im Roman Imperium wird die Situation ähnlich, nämlich der Hauptheld reist nach der Kolonie Deutsch-Neuguinea, wo er sein neues Leben anfangen will. Die Thematik des Reisens ist auch in anderen Romanen von Christian Kracht zu finden, denn im 1979 reisen der Ich-Erzähler und sein kranker Freund durch den Iran, in der Geschichte des Romans Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten reist der Kommissar dank seiner Beauftragung durch die Schweiz.

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Darunter sehe ich Krachts Vorliebe für das Reisen und gleichzeitig bin ich überzeugt, dass genau an diesem simplen Beispiel am besten der Einfluss des Landes, wo die einzelnen Werke entstanden zu verstehen ist.

Als ein weiteres bedeutungsvolles gemeinsames Merkmal, den Krachts Werke aufweisen, würde ich die Sprache, die bei diesem Autor sehr spezifisch wirkt, nennen. Am Anfang wurden beide untersuchten Romane wegen der Sprache stark kritisiert, nach und nach wuchs die Beliebtheit der Sprache und der Erzählstil des Autors gilt heutzutage als einer der hochgeachteten.

Gemeinsam ist auch das Abbild von Deutschland. Während im Faserland der Hauptprotagonist durch Deutschland reist und bei den Lesern den Eindruck der ständigen Suche nach Verständnis hervorruft, im Imperium ist die Suche nach Selbstverwirklichung vom Anfang an ganz eindeutig von dem Autor bestätigt. Von beiden Helden wurde das Gesuchte in Deutschland nicht gefunden, beide verlieβen Deutschland und versuchen anderswo zu suchen. Ich kann mich nicht des Gedankens erwehren, dass nach dem Durchlesen der Äuβerungen und der Interviews, die der Schriftsteller den Medien gab, genau dieser Aspekt die Einstellung des Autors zu Deutschland repräsentiert. Meiner Meinung nach ist die Begründung dieser Behauptung deutlich in seinen Interviewantworten spürbar, denn laut Christian Kracht sei Deutschland nicht der richtige Ort zum Leben.

Als über ein gemeinsames Merkmal, wodurch beide Romane gekennzeichnet sind, darf man auch über den Verlauf der Kritik der einzelnen Bücher sprechen. Am Anfang erschien eine negative Rezension, auf die im Laufe der Zeit immer hingewiesen wurde, jedoch die Intensität der negativen Kritik sank. Unterschiedlich wurde die Dauer der negativen Kritik. Der Debütroman wurde längere Zeit kritisiert, die positiven Kommentare zu dem jüngsten Roman von Kracht sind wesentlich früher nach der Veröffentlichung des Romans zu finden.

Die Themen der Romane von Christian Kracht sind unterschiedlich und originell und die Handlungen knüpfen nicht aneinander. Dies gilt als ein gemeinsames Attribut der Romane. Im Gegenteil handelt es sich aber um verschiedene Verwicklungen, denn der Autor wählt immer ein anderes Thema, so eröffnet er dem Leser einen völlig neuen Bereich in dem der Leser etwas Neues entdecken kann. Die Unterschiedlichkeit der

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Themen wird sowohl von Krachts Vorliebe für das Reisen, als auch von seiner Tätigkeit als Journalist im Ausland beeinflusst, deswegen sind Krachts Texte durch die ästhetischen und inhaltlichen Konzepte gekennzeichnet. Krachts Bücher weisen auf die Orte, die von der Gesellschaft vergessen wurden auf und entwerfen die Erscheinungen der Welt, die aber die Gesellschaft nicht kennen will. (Kracht, 2013)

Die Romane sind auch dank der Figur des Erzählers unterschiedlich. Die ersten drei Romane sind aus der Sicht des Hauptprotagonisten nacherzählt, aber in dem Roman Imperium ist es anders, denn die Geschichte wird von dem auktorialen Erzähler geschildert. Diese Veränderung schreibe ich der persönlichen Entwicklung des Schriftstellers zu. Meiner Meinung nach bestärkt diese Innovation die Leser in ihrer Hoffnung, dass das Schaffen von Christian Kracht nicht in der Zukunft stagniert und alltäglich wird und man könnte darunter in gewisser Weise ein Versprechen für die Zukunft, dass das Schaffen von diesem Autor noch immer überraschen kann, finden.

In einer anderen Einstellung zu Krachts Schaffen wird der Hauptheld des Romans Imperium als nur ein Verwandter des „gesellschaftsmüden, menschenfeindlichen, am eigenen Bewusstsein leidenden“ (Kämmerlings, 2012, http://www.welt.de/kultur/literarischewelt) Ich-Erzählers des Debütromans Faserland, der auf die Konvention noch im Rahmen der verachteten Kultur verzichtete, betrachtet. Die Vertreter dieser Anschauung sind überzeugt, dass der Schriftsteller wollte, dass dieser Gedanke niemals entdeckt wird. Ihre Behauptung wird mithilfe folgender Beispiele erklärt. Im Roman Imperium handelt es sich nicht mehr um die Barbourjacke, sondern um das Adamkostüm, statt Koks steht im Mittelpunkt des Interesses des Haupthelden die Kokos und es wird nichts anderes als die Kolonie des alten deutschen Faserlands, eines fiktiven nur in den literaturexistierenden Kunststaates, der von dem Autor selbst wiederholt verspottet wird, dargestellt. (Kämmerlings, 2012)

Unter den Eistellungen zum Krachts Schaffen sind unter anderem die Anschauungen, die sich nur mit der Kritik Georg Diezs Textes beschäftigen zu finden. Die Georg Diez Kritik und die Verwendung von politischen Vorwürfen respektive Faschismus- Vorwürfen im Literaturbereich beunruhigen unter anderem auch die Journalisten, die sich eigentlich nicht primär in seinen Artikeln der Literatur widmen und die auf die Gefahr und den Gebrauch von Faschismus-Vorwurf im öffentlichen Diskurs hinweisen. Die Anhänger

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dieser Einstellung sind der Meinung, dass die Kritik, die Georg Diez schrieb, das Feld der Literatur verlieβ und dass darin ein Missverständnis, was die Kultur und Politik betrifft steckt. Die kritische Rezension von diesem Kritiker verdreht das Verhältnis zwischen Kunst und Politik, was am Ende zur Unterwerfung der Kultur der Politik, deren Regeln in der Kultur einzuhalten werden sollen, führen kann. Solche Kritik vernichtet die Freiheit der Kunst aber zugleich fördert nicht die Freiheit in der Politik. Während sich die Politik um die Repression der Gewalt und um die Verhinderung der Gewalt bemühen soll, kann die Kunst die Gewalttätigkeit befolgen. Die Schriftsteller haben nämlich keinen Bildungsauftrag und sind keine Sozialkundelehrer, deswegen können sie im Rahmen der Kultur in ihren Werken solche Themen bearbeiten. Und deswegen werden die Faschismus- Vorwürfe, die an den Schriftsteller Christian Kracht adressiert sind, als leere betrachtet. Beunruhigend wäre die Situation, wenn Kunst zum Verbrechen führen würde und wenn die Kunst im Verbrechen das Werk sieht, obwohl es genau umgekehrt sein soll, denn im Werk das Verbrechen zu finden sein sollte. (Augstein, 2012)

In Bezug auf die erwähnte Kritik der Georg Diezs Rezension liegt eine beachtenswerte Tatsache nahe, und zwar dass der Kritiker Georg Diez das Buch von Mark Buhl in seinem Text überhaupt nicht erwähnte. Man würde erwarten, dass man in solcher scharfen Kritik den Hinweis auf den Roman mit gleichem Thema findet. Nach der Recherche der Rezensionen sind solche Kritiken, in denen man die Hinweise auf den Roman von Mark Buhl oder in denen man mindestens die Bemerkungen zu der Bearbeitung desselben Stoffes lesen kann, zu finden Die Fragen warum dies so ist und was führte den Kritiker Georg Diez zu der Auslassung dieser Möglichkeit weiter zu kritisieren führte, bleibt für mich persönlich offen, denn ich bin überzeugt, dass auf diese Fragen nur der Kritiker Georg Diez eine relevante Antwort geben kann. Ohne seine deutliche Erklärung dieser Fragen könnte nur spekuliert werden.

Universalstandpunkt zum Christian Krachts Schaffen existiert nicht. Jeder Einzelne, der sich mit dem Schaffen von Christian Kracht irgendwann beschäftigt, bezieht seine eigene Stellung zu seinen Werken und zu seiner Persönlichkeit und unter dieser Einstellung bewertet er die Bemühung des Schriftstellers.

Einige Leser veröffentlichen ihre Meinungen – im Fall der Journalisten und Literaturkritiker handelt es sich um ihre Pflicht, die die Quintessenz ihres Beruf bildet –

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und könnten die Meinungen der zukünftigen Leser, die die Werke des Autors noch nicht lasen, beeinflussen. Einige andere Leser behalten ihre Ansichten für sich selbst.

Auf solche Weise entwickelt sich die Rezeption des Autors. Bei der Rezeption eines Autors handelt es sich um das Ergebnis der Zusammenfassung der Einstellungen einzelner Leser zum Autors Schaffen. Diese Rezeption wird entweder positiv oder negativ. Ich bin der Ansicht, dass eine neutrale Haltung gegenüber dem Autor und seinen Werken nur kurzfristig dauern kann, denn mit längerem zeitlichen Abstand überwiegt immer entweder die positive oder die negative Rezeption des Autors und seines Schaffens.

Glücklicherweise sind aber die Einstellungen zu den Autoren, die Evaluationen ihrer Werke und die Rezeption der Autoren veränderbar. Dies wird von vielen Faktoren, die auf den ersten Blick überhaupt nichts mit dem Literaturbereich zu tun haben, beeinflusst. Als Beispiele können die schon in einem der vorherigen Kapitel erwähnte Entwicklung der Gesellschaft oder der technischer Fortschritt angeführt werden. Der Begriff „Glücklicherweise“ wurde bewusst gewählt, weil nicht jeder Autor seit dem Beginn seiner literarischen Tätigkeit positiv bewertet wird. Das ist der Fall des Schriftstellers Christian Kracht.

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8 REZEPTION DES AUTORS

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Heutzutage wird Christian Kracht als einer der führenden Vertreter der deutschen Gegenwartsliteratur betrachtet. Sein Schaffen lässt sich als verschiedenartig klassifizieren, denn es ist von seinem eigenartigen Lebensstil, der auch in seiner Romanschöpfung reflektiert wird, beeinflusst. Am Anfang seiner Karriere als Schriftstellers wurde seine Wahrnehmung bedroht. Die Kritik seines Debütromans war negativ und erst im Laufe der Zeit begann die Negativität nachzulassen und umgekehrt die Vorliebe für sein Schaffen potenzierte sich. Mithilfe der in dieser Arbeit vorgelegten Romane ist die Entwicklung der Rezeption des Schriftstellers Christian Kracht zu sehen. Es handelt sich um einen Autor, der trotz der scharfen negativen Kritik seiner Romanschöpfung am Anfang dank seiner Originalität, Überzeugung und dank seiner Ausdauer ein gefeierter Autor wurde.

Die Rezensenten erregten mit ihren Diskussionen und Debatten über Krachts Schaffen das Interesse der Leser und weckten deren Neugierde. Als Ergebnis dieser Neugierde fasse ich die Entwicklung der Gesellschaft auf. Die heiklen Themen, über die Kracht in seinen Romanen schreibt, beziehungsweise die Form in der er die Themen darstellt, finde ich adäquat.

In gewisser Weise zwingen seine Romane die Leser zur Aktivität, zum aktiven Nachdenken über die dargestellten Themen aber auch über die Kritiken und Rezensionen, mit denen die Werke versehen sind. Der Mehrwert seiner Romanschöpfung zeigt sich in der Bearbeitung der heiklen Leitmotive der Geschichten, über die nicht so oft geschrieben wird, weil es sich oft um unangenehme Themen handelt. Die Darstellung der Probleme der jungen Generation oder die Darstellung der gesellschaftlichen Situation, mit der ihre Mitglieder nicht zufrieden sind, dient in gewisser Weise als Warnung, dass solche Probleme immer noch in unserer Gesellschaft existieren können. Deswegen ist es höchst wichtig und vor allem notwendig, immer wieder auf diese Probleme aufmerksam zu machen, um ihre Lösung zu finden. Ohne diese Themenkonfrontation wird die Gesellschaft in ihren Ansichten starr und ihre Entwicklung wird gestoppt. Christian Kracht als Schriftsteller zeigt sein Interesse an der Entwicklung der Gesellschaft mithilfe seines Schaffens, deswegen ist es kein Wunder, dass er als einer der bedeutendsten Schriftsteller seiner Zeit bezeichnet wird.

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9 FAZIT

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Christian Kracht war vor dem Beginn seiner Romanschöpfung vor allem als Journalist bekannt. Seine ersten Texte veröffentlichte er schon während seines Studiums, obwohl nicht alle dieser Texte unter seinem Namen publiziert wurden. Seit der Erscheinung seines ersten Romans Faserland im Jahre 1995 zieht er die Aufmerksamkeit der Medien auf sich. Seit dieser Zeit veröffentlichte er auβerdem noch drei andere Romane, von denen der letzte Roman Imperium sowie der schon erwähnte Debütroman für diese Arbeit wichtig sind, noch einen Fotoband, ein Kompendium und viele Reiseberichte. Da er ein breites Spektrum der Interessen hat, sind auch die Aufnahmen von Platten, Comics, Literaturwerken oder Filmen zu erwähnen. Für seine Literaturschöpfung wurde dieser Autor mehrmals ausgezeichnet.

Dank der Analyse der zwei Romane und ihren Rezensionen wurde demonstriert, dass man den Autor Christian Kracht wirklich den modernen Schöpfern der Gegenwartsliteratur zuordnen kann und dass man in seinem Fall über keine platte oder inhaltslose Literatur sprechen kann. In seinen Romanen wird auf die wichtigen gesellschaftlichen Themen und Probleme hingewiesen, manche dieser Themen haben sozialkritischen und historischen Hintergrund. Durch die Themenauswahl wird von dem Schriftsteller auf die überdauernden, vergessenen oder absichtlich unberücksichtigten Probleme heutiger Gesellschaft aufmerksam gemacht. Christian Kracht ist eine starke Persönlichkeit, die sich nicht entmutigen lässt und zu ihren Meinungen steht. Seine Qualitäten stecken auch im Umgang mit der Sprache, die dem Thema der Geschichte immer angemessen ist.

Trotz der scharfen Kritik seines Schaffens am Anfang seiner Karriere setzt er die Darstellung seiner Meinungen fort. Anfangs wurde er paradoxerweise nicht nur wegen der benutzten Sprache kritisiert, sondern er wurde auch Plagiatsvorwürfen gegenübergestellt und im Zusammenhang mit dem letzten Roman Imperium wurde er sogar der Nazigesinnung angeschuldigt. Es wird auch die Situation der Wahrnehmung des Schriftstellers und dessen Romane in Tschechien erwähnt. Die unterschiedlichen Einstellungen zu Krachts Schaffen in Tschechien und in Deutschland werden ebenso begründet, denn die Rezeption des Autors ist in Tschechien von der Länge seiner Bekanntheit auf dem tschechischen Buchmarkt beeinflusst.

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Die in einzelnen Romanen bearbeiteten Themen sind unterschiedlich, weil sie aus verschiedenen Bereichen stammen. Während der Debütroman den Lesern die Thematik des Reisens durch Deutschland und dann der Unzufriedenheit der jungen gegenwärtigen Generation nahebringt, wird im letzten Roman Imperium die Geschichte eines Menschen, der am Anfang des 20. Jahrhunderts nach einer der deutschen pazifischen Kolonien übersiedelte, dargestellt. Natürlich wird auch in dieser Arbeit die Einstellung des Autors zu den negativen Anschuldigungen erwähnt. Christian Kracht lehnt alle negativen Vorwürfe ab. Der Schriftsteller erklärt sowohl seine Vorbereitung vor dem Schreiben als auch sein Verfahren bei der Entstehung der Romane.

Mit dem Zeitabstand sind immer mehr Rezensionen, die die Romane bewerten und in den immer öfter auf die positiven Merkmale Krachts Schaffens hingewiesen wird, zu finden. Es ist auch die Tendenz der Nachprüfung der negativen Kritik der Romane zu merken, denn es wird immer nach den neuen Interpretationsmöglichkeiten der Romane gesucht. Dank der Entwicklung der Literatur und der Gesellschaft wird der Autor Christian Kracht heutzutage als einer der bedeutendsten Autoren der Gegenwartsliteratur betrachtet und sein Schaffen wird sehr positiv geschätzt. Seine Ausdauer und sein Mut die heiklen Themen darzustellen bestätigen seine Position unter den gegenwärtigen Literaturschöpfern und wirken zugleich als Zusage, dass Christian Krachts Werk in der Zukunft nicht stagnieren wird und immer originell bleibt. Es ist angenehm zu wissen, dass die führenden Schöpfer der Gegenwartsliteratur wie Christian Kracht entschlossen und bereit sind, um die Entwicklung der Literatur zu kämpfen.

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10 QUELLENVERZEICHNIS

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Primärliteratur

KRACHT, Christian. 2015. Faserland. Frankfurt am Main: FISCHER Taschenbuch. ISBN 978-3-596-18532-0

KRACHT, Christian. 2013. Imperium. 3. Auflage Frankfurt am Main: FISCHER Taschenbuch. ISBN 978-3-596-18535-1

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