SOMAK Infobrief 2016
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TheaterSchule -Sommerakademie Brandenburg/Berlin 2016 Die Sommerakademie Theater/Schule Brandenburg 2016 bietet in Kooperation mit dem Bundesverband Theater in Schulen e.V., dem Schultheater der Länder 2017 und der Stiftung Mercator vier Werkstätten zum Thema „Theater. Film“ an. Den TeilnehmerInnen wird die Möglichkeit geboten, ihre Erfahrungen zu diesem Thema auszutauschen, durch die DozentenInnen neue Impulse aufzunehmen und sich praktisch wie theoretisch auf das Schultheater der Länder 2017 zum selben Thema vorzubereiten. Für das SdL 2017 in der Filmhauptstadt Potsdam werden nämlich Theaterproduktionen aus allen Schulstufen und Schulformen gesucht, die sich intensiv mit Bezügen zwischen Theater und Film auseinandersetzen. Gemeint ist die Nutzung von filmischen Darstellungsweisen als ästhetisches Potenzial von Theaterinszenierungen und nicht die bloße Integration von Film/Video in diese. Theater. Film „Beim thematischen Akzent des SDL 2017 geht es um Theaterproduktionen, die sich gezielt hinsichtlich des Kulturphänomens „Film“ positionieren und Anleihen aus dem Film bzw. Kommentare über den Film zum Thema haben, weniger also um den bloßen technischen Einsatz des Mediums (im Sinne von Videoprojektionen auf der Bühne). (...) in den letzten Jahren lässt sich im Schultheater – wie bereits im professionellen Theater, (...) – ein Trend beobachten, dass der Film deutlich Einzug in Inszenierungen hält. So werden bekannte Filmvorlagen anstelle von dramatischen oder epischen Textvorlagen adaptiert oder aufgegriffen, wobei die Bandbreite von Zitaten und Anspielungen auf Filme bzw. deren Rezeptionsgeschichte bis zur Anlehnung an Kultfilme in gegenwärtigen Inszenierungen reicht; Kompositionsmittel aus dem Filmschnitt-/Montage-Bereich werden anstelle klassischer dramaturgischer Gestaltung genutzt (z.B. kurze „Cuts“ anstelle von ausführlicher Figurenentwicklung und viele weitere Mittel) und filmische Formen wie Zeitlupe, Rewind, Fastforward werden als Verfremdungstechniken eingesetzt; zudem wird die Live-Darstellung mit eingespieltem Filmmaterial konfrontiert.“ (Auszug aus der Ausschreibung des Bundesverbands Theater in Schulen) Es soll Aufgabe der Sommerakademie sein, konzeptuelle und methodische Möglichkeiten zu finden, wie Schultheatergruppen heutzutage mit filmischen Gestaltungsweisen umgehen können. Dies reicht vom „Spielen vor der Kamera“ über das theatrale Spielen von Filmen bis hin zum Umgang mit Film und Theater in digitalen Kulturen (Remix, YouTube) Die Sommerakademie Brandenburg 2016 wird unterstützt von: Werkstatt 1: Film. Digital: Remix - Martina Leeker In der Werkstatt soll die Übersetzung von Film auf die Bühne erprobt werden. Dabei berücksichtigen wir, dass unter den Bedingungen digitaler Kulturen sich neue Wege der Distribution und Produktion ergeben haben. Es ist eine Ästhetik des „Remix“ oder „Mashup“ – ursprünglich aus der elektronischen Musik kommend - entstanden, in der an der Grenze zur Verletzung des Copyright unterschiedliche Filmschnipsel exzessiv kopiert und neu gemischt werden. Mit diesen Verfahren entwickelten sich eigene Montagetechniken, die aufgrund der Rekontextualisierung von bekannten Filmen Parodien mit neuen Bedeutungen entstehen ließen. Diese medienreflexive Arbeit ermöglicht eine kritische Aneignung von Bildkulturen und – Politiken sowie von Machtstrukturen der Filmindustrie. In der Werkstatt sollen nun anhand von Star Wars Filmen, Möglichkeiten und Wirkungen des Remix gesichtet und deren Übersetzung auf die Bühne erprobt werden. Wir nutzen die Supercuts, Trailer, Nachempfindungen mit Playmobil-Figuren und Computer-Spiele, die das Internet dicht bevölkern. Dabei ist von besonderem Interesse, dass das Remixen bisher im Theater, z. B. im Sinne der Aneignung und Kopie fremder Inszenierungen, selten vorkommt. Es könnte sein, dass Theater als ein Ort der Authentizität, des Copyrights sowie der „Leibeigenschaft“ in digitalen Kulturen stark gemacht wird. Von diesen Überlegungen ausgehend sollen Ästhetik sowie die spezifische Bedeutung der Verkörperung von Remix auf der Bühne in digitalen Kulturen abgeleitet werden. Martina Leeker: Studium der Theaterwissenschaft, Philosophie und Germanistik in Berlin und Paris; Theaterausbildung in Mime und Theater bei Etienne Decroux und Jacques Lecoq, Paris; wissenschaftlicher und künstlerischer Schwerpunkt im Bereich Theater/ Performance mit Medien; bis Herbst 2010 Juniorprofessur für Theater und Medien an der Universität Bayreuth; 2012 – 2013 Gastprofessorin für Theaterpädagogik an der UdK Berlin, seit 2013 Senior-Researcher für Methoden digitaler Kulturen an der Leuphana Universität Lüneburg (http://projects.digital-cultures.net/dcrl-experiments-interventions/). Mitbegründerin von transARTES und der Sommerakademie Theater/Schule, Brandenburg. Werkstatt 2: Theater wie ein Film - Michael Wolf In seinem Workshop vermittelt Michael Wolf, wie man eine Filmästhetik auf die Bühne zaubert. Er nutzt seine TV-Regie-Erfahrung und die Techniken des Improvisationstheaters, um Antwort auf folgende Fragen zu geben: - Wie gestalte ich Szenenwechsel und welche Techniken bieten sich an? - Wie übertrage ich die Schuss-/Gegenschuss-Einstellung auf die Bühne? - Wie schaffe ich auf der Bühne die Illusion einer Überblendung? - Wie kann ich die Einstellungsgrößen des Films im Theater anwenden? - Wie etabliere ich Zeitsprünge auf der Bühne und wie die Kontinuität des zeitlichen Ablaufs? - Wie schaffe ich ein imaginäres Bühnenbild und wie sind imaginäre Kulissen zu nutzen? - Wie nutze ich die Technik des „Stage-Painting“ ? - Wie gelingt es mir, imaginäre Gegenstände auf der Bühne zu benutzen? - Welche Möglichkeiten bietet mir ein Erzähler und wie kann ich ihn wirkungsvoll einsetzen? - Wie kann ein „Cliffhanger“ auf der Bühne umgesetzt werden. Michael Wolf: geboren 1960,Studium 1983-87 Schauspiel-Regieschule Renato Cibolini Basel , Regieassistent bei Renato Cibolini und Ephraim Kishon, verschiedene Produktionen als Schauspieler und Regisseur im Piccolo Theater Basel, Improvisationsarbeiten mit Jango Edwards und Carlos Repetto, 1994-97 Drehbuch /Storieline / Regie (Grundy- Ufa TV Produktions GmbH): Gute Zeiten, schlechte Zeiten, seit 1997 Ensemble Mitglied bei Theatersport Berlin und Gründungsmitglied der Gorillas (Improvisationstheater Berlin), seit 2000 Organisation und Durchführung des Internationalen Improvisationsfestivals in Berlin, seit 2004 Lehrbeauftragter an der Hochschule für Musik und Theater Leipzig für das Fach Improvisation, 2013- 15 Internationales Filmprojekt „Should I stay or should I go“ Slovenien, Frankreich, Deutschland, Slovenien, Austria. Werkstatt 3: Die Kunst des Schauspielers - Irm Hermann Wir gehen wir davon aus, dass das Schauspielen auf der Bühne in unmittelbarer Beziehung zum Publikum anderer Strategien bedarf als das Schauspielen vor einer Kamera. In der Anwesenheit des Zuschauers spürt der Akteur die Wirkung seines Spiels und kann während der Aufführung darauf eingehen, in minimalen Improvisationen auf die Antwort des Publikums reagieren. Der direkte Kontakt mit dem Gegenüber gibt dem Spieler Sicherheit und dient ihm als Kompass für sein Spiel. Die Kamera jedoch reagiert nicht auf das Spiel und zeigt keine Wirkung. Welcher Techniken muss sich ein Spieler vor der Kamera also bedienen, damit die Zuschauer vor der Leinwand sich angesprochen fühlen und sie von der Wirkung des Schauspielens erfasst werden? In der Produktion der beiden Medien muss der Akteur zudem auf die verschiedene Zeitstruktur eingehen. Während im Theater der Spieler in einem Fluss wie einer inneren Linie folgend seine Figur darstellen kann, muss der Filmschauspieler in der Lage sein, kleine Szenen unabhängig von dem Erzählstrang einer Geschichte abzurufen. Schließlich erfordern auch die Kameraeinstellungen des Films ein anderes Schauspielen als die Bühne. Denn während der Schauspieler auf der Bühne zumeist in der ganzer Körpergröße zu sehen ist, arbeitet der Film mit Totale, Nahe, Details als Aufnahmeformaten sowie mit verschiedenen Kamerawinkeln (Vogel- oder Froschperspektive), die unabhängig von Schauspiel je eine völlig andere Wirkung erzeugen. Die Untersuchungen in der Werkstatt gehen mithin der Frage nach, ob man vor der Kamera anders spielt und wenn ja, in welcher Weise. Anhand von kleinen Szenen werden die Teilnehmer gemeinsam mit der Bühnen- und Filmschauspielerin Irm Hermann Unterschiede und Gemeinsamkeiten des Spielens auf der Bühne und vor der Kamera recherchieren und erproben. Von ausgewählten Filmszenen mit Irm Hermann werden Umsetzungsmöglichkeiten auf die Bühne unternommen. Die Werkstatt wird begleitet von Thomas Wehling. Irm Hermann: ist eine deutsche Film-, Fernseh- und Theaterschauspielerin. 1966 zufällig bei einem Dramenwettbewerb der Jungen Akademie München lernt sie Rainer Werner Fassbinder kennen. Mit ihm und u. a. Hanna Schygulla gründete sie das spätere antitheater, in dem sie bis 1969 zahlreiche Rollen übernahm. Danach wirkte sie bis 1975 in 18 Fassbinder-Produktionen mit, unter anderem in Katzelmacher , Händler der vier Jahreszeiten und Angst essen Seele auf. Im folgenden Jahr emanzipierte sie sich aus der Beziehung mit Fassbinder und wechselte von München nach Berlin. Dort spielte sie für Regisseure wie Percy Adlon, Werner Herzog und Hans W. Geißendörfer. Irm Hermann erwies sich dabei als vielseitige Schauspielerin. So spielt sie auch in komischen Rollen an der Seite von Gerhard Polt in Germanikus oder bei Loriot und Hape Kerkeling. Auch war sie regelmäßig unter der Regie von Christoph Schlingensief zu sehen. Thomas Wehling: Theaterpädagoge und Mitbegründer der Sommerakademie