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Inhaltsverzeichnis Grußwort des Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg 5 Grußwort des Oberbürgermeisters der Stadt Heidelberg und Schirmherren 7 Grußwort des Stadtteilvereinsvorsitzenden Rohrbachs 9 Festwochenende 10 Festdorf 11 Festumzug 13 1250 Jahre Rohrbach - „Geschichte ist wenn sich die Dinge ändern“ 15 Kirchliches Leben in Rohrbach 25 Adventgemeinde Rohrbach 29 Heidelberg-Hasenleiser, ein liebenswertes Stadtviertel in Rohrbach 31 CDU Rohrbach 33 SPD Rohrbach 37 Arbeiterwohlfahrt – Ortsverein Rohrbach 41 Förderverein der Eichendorffschule 43 Freiwillige Feuerwehr Rohrbach 45 Gedicht „1250 Jahre Rohrbach“ G. Knauber 48 Das Heimatmuseum Rohrbach 49 Glanzstück der Bahntechnik – Der gläserne Zug 53 Siedlungsgemeinschaft Höllenstein 55 Internationale Gesamtschule Heidelberg 57 Jugendhof Heidelberg 59 Kinder- und Jugendtreff Hasenleiser 61 Rohrbacher Kinderstube 63 Der Bär macht Schwimmübungen in der Rohrbach 65 Stadtteilverein Rohrbach 69 Seniorenzentrum Rohrbach im Hasenleiser 73 Verein Quartier am Turm 75 Identität stiften 77

2 Die Bach, das Wasser und der Wasserturm 83 Athletenclub „Germania“ Heidelberg-Rohrbach 87 Fußballgemeinschaft Rohrbach 2012 91 Kleintierzuchtverein C 33 Rohrbach 93 Obst, Garten und Weinbauverein 95 Sonderbriefmarke zum Jubiläum 100 Erlebniswanderweg Wein und Kultur 101 Der Punker 105 Reit- und Fahrverein Heidelberg-Rohrbach 109 Schachclub Rohrbach-Boxberg 111 Schützen-Gesellschaft Rohrbach 113 Spielmannsverein Rohrbach 115 Das Rohrbacher Schlösschen 117 TBR - Turnerbund Rohrbach 123 TSG - Turn- und Sportgemeinde Rohrbach 127 Strukturwandel in Land- und Forstwirtschaft 131 Weingut Clauer de Chant 135 Weingut Dachsbuckel 139 Weingut Dormenacker 143 Weinbau Klein mit Besenwirtschaft 147 Weingut Winter 151 Männergesangverein Liederkranz Rohrbach 155 Gedicht „Abschied vom Rohrbacher Bächlein“ K. Schädel 156 MGV Sängerbund-Rohrbach 157 Sängereinheit Heidelberg Rohrbach 159 Festansprache „Heimat Rohrbach“ zum Festakt, H.-J. Fuchs 161 Unsere Unterstützer und Spender, Impressum 165 Danke 167

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Grußwort des Ministerpräsidenten

Werde ich gefragt, wo ich herkomme, dann antworte ich meistens: aus Sigmaringen. Natürlich kennt außerhalb von Ba- den-Württemberg und selbst im Land nicht jeder die Stadt, aber viele können sie einigermaßen verorten: Donau, Schwäbische Alb, irgendwo zwischen Stuttgart und dem Bodensee. Dennoch Rohrbach steht heute für das Miteinander von Tradition und Mo- fühle ich mich keineswegs als Sigmaringer. Ich komme aus Laiz, derne. Natürlich ist der Stadtteil in den vergangenen Jahrzehn- meine Heimat ist zwar seit über 40 Jahren eingemeindet, aber ten erheblich gewachsen, aber das Besondere ist, dass Altes und im Herzen bin ich ein Laizer, auch wenn außerhalb von Sigmarin- Neues immer zusammen gekommen sind. Gut zu erkennen auch gen kaum einer weiß, was das bedeutet. am umfangreichen Programm zum Jubiläum 1250 Jahre Rohr- In Rohrbach ist das einerseits eine ganz andere Geschichte. Denn bach. Neben den großen Feierlichkeiten an den ersten Julitagen wenn Sie berichten, dass Sie aus Heidelberg kommen, weiß welt- gibt es übers ganze Jahr fast 300 Veranstaltungen, organisiert weit fast jeder, um was es geht und die meisten werden blitzen- von allen Rohrbachern. de Augen bekommen und so etwas wie „Oh wonderful!“ aus- In diesem Sinne schicke ich Ihnen zu dem Jubiläum die besten rufen. Andererseits wissen außerhalb von Heidelberg vermutlich Wünsche und freue mich als Laizer ganz besonders, wenn es nur wenige, was ein Rohrbacher ist. Dennoch habe ich mir sagen viele Menschen gibt, die heute sagen: Ich bin ein Rohrbacher! lassen, dass viele Bewohner ihres Stadtteils im Herzen nicht Hei- delberger, sondern Rohrbacher sind. Kein Wunder, wenn ein Ort, der heute Ortsteil ist, auf eine be- eindruckende – und wechselvolle – 1250-jährige Geschichte zu- rückblicken kann. Rohrbach wurde im Jahr 766 das erste Mal im Lorscher Codex erwähnt und es liegt auf der Hand, dass die Menschen sich hier an den Hängen des kleinen Odenwalds wohlfühlen. Die Landschaft ist so beschaffen, dass Wein wächst Winfried Kretschmann und der Wein spielt auch heute noch eine große Rolle in Rohr- Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg bach. Es gibt Weinfeste, einen Weinwanderweg und natürlich kommen die Heidelberger Weinköniginnen aus Rohrbach. Sicher auch ein Grund dafür, dass die Rohrbacher eine so ausgeprägte Identität haben – und pflegen. Wenn es um die Identität von Rohrbach geht, darf eines nicht fehlen: Das Gedicht „In einem kühlen Grunde“ von Joseph von Eichendorff. Der romantische Dichter hat als Heidelberger Stu- dent auch Rohrbach besucht und sich, so ist es überliefert, in die Tochter eines Küfers verliebt. Die Liebe blieb unglücklich, aber es ist dann doch eines der schönsten romantischen Gedichte daraus geworden.

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Grußwort des Oberbürgermeisters und Schirmherren

Der Stadtteil Rohrbach feiert ein großes Jubiläum: Vor 1250 Jahren wurde der Ortsname „rorbach” erstmals urkundlich er- wähnt. Wenn auch die Geschichte des ehemaligen, 1927 zur Stadt Heidelberg eingemeindeten Winzerdorfes viel weiter zu- rück reicht, ist die Urkunde aus dem Jahr 766 über die Schen- Die Stadt Heidelberg hat also guten Grund, dem Stadtteil Rohrbach kung eines Weinbergs durch Theuthardus und Richgardis an das besondere Aufmerksamkeit zu schenken; nicht nur hinsichtlich Kloster Lorsch der erste schriftliche Beweis für die Existenz des der Nutzung der so genannten Konversionsflächen. Seit Jahren Ortes. Die Nennung im so genannten Lorscher Codex ist gewis- ist die Sanierung und Erhaltung Alt-Rohrbachs ein wichtiges sermaßen der Geburtsschein von Rohrbach und der Anlass, dem Thema. Es freut mich sehr, dass es gelungen ist, rechtzeitig vor Stadtteil, seinen Bewohnerinnen und Bewohnern sowie all je- dem großen Stadtteiljubiläum die Neugestaltung der Rathaus- nen, die sich Rohrbach verbunden fühlen, im Namen aller Heidel- straße erfolgreich abzuschließen, so dass dieses zentrale Areal bergerinnen und Heidelberger ganz herzlich zum 1250-jährigen um das ehemalige Rathaus in die Jubiläumsfeierlichkeiten ein- Bestehen Rohrbachs zu gratulieren. bezogen werden kann. Unter Federführung des Stadtteilvereins Rohrbach ist einer der großen Heidelberger Stadtteile, der sich haben Rohrbacher Vereine, Gruppen und engagierte Bürgerin- vor allem in den Jahrzehnten nach dem zweiten Weltkrieg rasant nen und Bürger ein umfangreiches und interessantes Programm entwickelt und dennoch im Bereich Alt-Rohrbachs den Charak- zusammengestellt, das sich über das ganze Jahr erstreckt und ter des traditionsreichen Winzerdorfes weitgehend bewahrt hat. das – darüber freue ich mich besonders – die Situation der in Deshalb und wegen der landschaftlichen Lage zwischen Wald, unserer Stadt lebenden Flüchtlinge nicht ausschließt. Feldern und Weinbergen empfinden die mehr als 16.000 Ein- Das breite bürgerschaftliche Engagement, von dem das Jubilä- wohner ihren Stadtteil als Ort zum Wohlfühlen. Das mag bereits umsjahr 1250 Jahre Rohrbach getragen wird, erfüllt mich mit dem Dichter Joseph von Eichendorff so ergangen sein, der dem außerordentlicher Freude. Es ist ein Zeichen des Zusammenge- Kühlen Grund in Rohrbach mit romantischen Versen ein Denk- hörigkeitsgefühls, das unser Gemeinwesen, die gesamte Stadt mal setzte, oder den Angehörigen der kurfürstlich-pfälzischen wie auch ihre Stadtteile prägt. Das ist der beste Garant für die Familie, die das sogenannte Rohrbacher Schlösschen errichteten weiterhin glückliche und erfolgreiche Entwicklung Rohrbachs. und bewohnten. Die Bedeutung Rohrbachs für das kulturelle und wirtschaftliche Leben Heidelbergs lässt sich in drei Superlativen ausdrücken: Im Wohngebiet Hasenleiser steht die Internationale Gesamtschule, die größte allgemeinbildende Schule unserer Stadt. Das geschichtlich bedeutsame Schlösschen ist Sitz der Thorax-Klinik Heidelberg, ei- ner der ältesten und größten Lungenfachkliniken Europas. Und im Prof. Dr. Eckart Würzner Oberbürgermeister Stadt Heidelberg Südwesten des Stadtteils dehnt sich Heidelbergs größtes Gewerbe- gebiet „Rohrbach-Süd” aus. Auf ehemals Rohrbacher Gemarkung entstanden die Bergsiedlungen Boxberg und Emmertsgrund, die längst zu eigenständigen Stadtteilen herangewachsen sind.

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Grußwort des Stadtteilvereinsvorsitzenden Rohrbachs

In seiner Ortschronik „Rohrbach im Wandel der Zeit” schreibt Karl Heinz Frauenfeld: „Dass die Rohrbacher Feste feiern kön- nen, das haben sie am ersten und zweiten Heimattag (1952 und 1957), sowie bei der 1200-Jahr-Feier (1966) gezeigt. Möge das so bleiben.” Ich denke, der Wunsch des damaligen Vorsitzenden Ich danke auch all jenen, die sich mit Veranstaltungen am Jubi- des Stadtteilvereins hat sich erfüllt. Wir können auch 2016 noch läumsjahr beteiligt haben, oder uns dabei unterstützt haben, kräftig feiern! wie die Feuerwehr, das Rote Kreuz und die Polizei. Und ich Als wir 2013 mit den Planungen für das Jubiläum begannen, for- danke nicht zuletzt allen, die mit kleinen und großen Spenden mulierten wir als Ziel, ein Jahr zu gestalten, dass in den Köpfen mitgeholfen haben, dass wir uns all diese Dinge auch leisten bleibt. Wir wollten Bilder erzeugen, Erinnerungen. Das Jubilä- konnten. umsprogramm sollte ein Rahmen sein, den die Rohrbacherinnen Ich wünsche Ihnen nun viel Vergnügen bei der Lektüre unserer und Rohrbacher gemeinsam füllen können. Es sollte Rohrbachs Festschrift. Es ist ein umfangreicher Band geworden voller Ge- Identität widerspiegeln, seine Traditionen und seine Zukunft. schichte und Geschichten. Eine Schrift, die ein Blitzlicht wirft auf Und seine Vielfalt. unser Rohrbach. Im Jahre 2016. Ich denke, das, was wir auf die Beine gestellt haben, kann sich wirklich sehen lassen. Natürlich wird das Festwochenende ein besonderer Höhepunkt. Aber das Jubiläum begleitet uns das ganze Jahr über. Drei Dutzend Veranstaltungen haben statt- gefunden, bzw. werden noch stattfinden. Dabei ging es um Rohrbachs Geschichte, seinen Wein, seine Lieder und Bilder. Die Veranstaltungen wurden bestens angenommen, oft waren die Räume überfüllt. Hans-Jürgen Fuchs Dass das Jahresprogramm und das Festwochenende möglich 1. Vorsitzender des Stadtteilvereins Heidelberg-Rohrbach wurden, ist dem ehrenamtlichen Einsatz sehr vieler Menschen zu verdanken. Und bei denen möchte ich mich von ganzem Herzen bedanken! Zu nennen sind hier natürlich zuerst meine Kollegin- nen und Kollegen im Koordinierungsausschuss. Also die Mitglie- der des Arbeitskreises, der die Aktivitäten geplant und umge- setzt hat, vor allem die Festtage am ersten Juli-Wochenende mit Festakt, Festhalle, Festdorf und Festzug und die Festschrift, die Sie gerade in Händen halten. Mehr als 20mal hat dieser Aus- schuss getagt – nicht gerechnet die vielen Arbeitstreffen zwi- schen den Sitzungen.

9 Das Festwochenende …

Freitag, 1. Juli Sonntag, 3. Juli 19:00 Uhr, Eichendorffhalle 11:00 Uhr, Eichendorffhalle

Der Festakt Ökumenischer Gottesdienst Der Festakt ist der offizielle Start in das Festwochenende. Neben Festdorf viel Prominenz aus Kultur und Politik sind alle Rohrbacherinnen und Start 10:00 Uhr Rohrbacher eingeladen zu einem Abend, an dem Rohrbachs Identi- Volles Programm in der Rathausstraße, in der Heidelberger Straße tät im Mittelpunkt steht, seine Traditionen und seine Zukunft. Und und im Schulhof der Eichendorffschule … seine Vielfalt. Mitwirkende sind u. a. 14:00 Uhr der Spielmannsverein 1956 Heidelberg-Rohrbach e. V. Festzug „1250 Jahre Rohrbach” Dr. Gerner als Vertreter der Stadt Heidelberg Friedrich Weinbrenner Straße die Recyclingband der IGH Die Aufstellung erfolgt um 13:00 Uhr am Nahversorgungszentrum. der Rohrbacher Festchor Der Zug startet um 14:00 Uhr und geht durch die Felix-Wankel-Stra- Gustav Knauber und ße, Fabrikstraße, Kolbenzeil, Freiburger Straße, Christian-Bitter-Stra- der Nachbarschaftskrach ße, Schelklystraße, Friedrich Weinbrenner Straße, Leimer Straße, Den Festvortrag hält Hans-Jürgen Fuchs und das letzte Wort hat Rathausstraße in die Herrenwiesenstraße. Bernd Frauenfeld … Der Festzug unter dem Thema „1250 Jahre Rohrbach” wird ein be- sonderer Höhepunkt des Festwochenendes. Es ist ein großer, bun- Samstag, 2. Juli ter Zug mit mehr als 1.000 Teilnehmenden und über 50 Motivwa- gen und -gruppen. Festdorf Start 17:00 Uhr 19:00 Uhr Eichendorffhalle Volles Programm in der Rathausstraße, in der Heidelberger Straße MaxNix präsentiert: rorcultur und im Schulhof der Eichendorffschule … Schöne Melodien und internationale und nationale Künstler und Artisten! 17:30 Uhr Eichendorffhalle Wer erinnert sich nicht an die legendären rorcultur-Abende im Roten Aus Rohrbach wird Chorbach Ochsen? Nun heißt es also wieder rorcultur. Diesmal quasi 1250 Jah- Rohrbacher Chöre präsentieren sich re rorcultur. Max Nix, fränkischer Optikermeister und vielleicht nicht Rohrbacher Chöre präsentieren sich am Samstagabend. stadt-, dafür aber bundes- und weltweit bekannter und beliebter Ko- Mitwirkende sind miker, tritt normalerweise in Tokio und Rio auf, in und Mon- der MGV Liederkranz 1904 Heidelberg-Rohrbach e. V. treal, in oder Cannes – in über 200 Shows im Jahr. Und der MGV Sängerbund 1856 Heidelberg-Rohrbach e.V. nun auch in Rohrbach. Das ist absolut angemessen! Max Nix hat ein die Sängereinheit Heidelberg-Rohrbach e.V. sehr spezielles Programm mit Elementen aus Comedy, Musik, Zaube- der Chor der IGH rei, Artistik und Rock`n Roll zusammengestellt und segelt wie immer der rorchor äußerst geschmacks sicher am Rande der Peinlichkeit – ohne jemals abzustürzen … Präsentiert werden schöne Melodien und internatio- nale und nationale Künstler und Artisten! Und solche aus Rohrbach.

10 Das Festdorf Samstag + Sonntag, 2. - 3. Juli 2016

Volles Programm in der Rathausstraße, in der Heidelberger Straße, Viele Vereine steuern ihre Ideen und Veranstaltungen bei. Am Al- im Schulhof der Eichendorffschule und im Park der Thoraxklinik … ten Rathaus spielen Bands auf und in der Eichendorffhalle ist auch Das alte Zentrum Rohrbachs wird am 2. und 3. Juli zum Festdorf. jeden Abend etwas los – Rohrbach feiert … Seit Mai ist es mit weißen und blauen Wimpeln geschmückt. Und am Festwochenende füllt es sich mit Ständen von Vereinen und 1. Gasthaus Traube, Tische Gruppierungen, Anliegern und des lokalen Gewerbes mit Rohrba- cher Spezialitäten und unseren Weinen. 2. Jugendtreff Hasenleiser, Melanchthongemeinde, Adventgemeinde, Thoraxwiese 3. Turnerbund Verkaufswagen/ Tische/Kühlwagen Wagen 4. Liederkranz, Infostand/Pavillon Zelt/Sitzbereich 5. Spielmannsverein, Bar + Stehtische 6. Sängereinheit, Bar + Stehtische 7. Metzgerei Sommer/Dachsbuckel 8. Weingut Winter, im Innenhof 9. OGWV Weinbrunnen/ Kühlwagen Stehtische auf dem Platz neben dem Rathaus 10. Gasthaus Roter Ochse, Tische 11. Museum, Hof + Zelte auf der Straße 12. Klein, Besenwirtschaft, Rathausstr. 50, Innenhof 13. FG Rohrbach, Rathausstr. 40, Innenhof 14. TSG Rohrbach, Innenhof Eichendorff-Schule 15. Sängerbund, Rathausstr. 62 16. Punker 17. Eisdiele, Crépes-Stand 18. Karussell 19. Süßigkeitenstand 20. Feuerwehrauto 21. Zentrale Bühne 22. WC Wagen 23. Schützen/Feuerwehr/Sängereinheit 24. Eichendorffhalle 25. Spülmobil 26. CDU Rohrbach, Stand 27. Melodie, Grillstand

11 12 Festumzug Sonntag, 3. Juli 2016, 14 Uhr

Der Festzug steht unter dem Motto „1250 Jahre Rohrbach“ Es wird Programmpunkt Zuständigkeit ein großer, bunter und vielfältiger Zug mit über 50 Programm- 13:45 Uhr Böllerschüsse Rettigheimer Böllerschützen punkten und ca. 1.000 Teilnehmern. 14:00 Uhr Zug setzt sich in Bewegung Die Aufstellung erfolgt ab 12 Uhr am Nahversorgungszentrum Pferde / Steckenpferde Reit- und Fahrverein Rohrbach und der Zug startet nach den Böllerschüssen der Schützen um Rohrbacher Wappen Heimatmuseum Rohrbach; 14 Uhr. Er bewegt sich dann durch die Felix-Wankel-Straße, Fa- Blumen Pfefferkorn brikstraße, Kolbenzeil, Freiburger Straße, Schelklystraße, Fried- Rohrbacher Honoratioren Heimatmuseum rich-Weinbrenner-Straße, Leimer Straße, Rathausstraße und löst Mönch „Kloster Lorsch“ Heimatmuseum sich in der Herrenwiesenstraße auf! Musik Spielmannsverein Rohrbach „Kälblestanz“ Wasser- und Weinweiber Ehrenvorsitzender / Kerweborscht Bernd Frauenfeld „Kerwekättl“ mit Troll Stefan Rostock Bäuerliches Leben in Rohrbach Heimatmuseum „Ein feste Burg ist unser Gott“ Evang. Männerverein Rohrbach Rohrbacher Mühlen Kleintierzuchtverein Rohrbacher „Bachewwer“ Heimatmuseum „Rohrbacher Schlösschen“ CDU Feuerwehrleiter, Fußgruppe und Freiwillige Feuerwehr Rohrbach Gastfeuerwehr und Gastfeuerwehr Rohrbach bei Karlstadt Musik und Fahnen Hendsemer Herolde Weinkönigin Katrin Klein Motivwagen „Weinbau in Rohrbach“ Obst, Garten und Weinbauverein Fußgruppe Schützenverein Rohrbach und Rettig- heimer Böllerschützen Ringen in Rohrbach AC Germania Rohrbach Studenten im Ochsen, MGV Liederkranz Rohrbach Motivwagen / Han David Auf den Spuren von Eichendorffschule Rohrbach Joseph von Eichendorff Jugendverkehrsschule Polizei Heidelberg / Michael Pfeiffer Fußgruppe HCC „Höllenstein“ Heimatmuseum Motivwagen Kirchheim Nachbarstadtteil Kirchheim

13 Fußgruppe MGV Sängerbund Vielfalt des Sports in Rohrbach TSG Rohrbach Physiotherapie+Ayurveda Alice Knauber Fußgruppe mit Musik und Tanz Montessori-Zentrum Die „Traube“ im Wandel Gasthaus „Traube“ Kinder „früher und heute“ Rohrbacher Kinderstube Fußgruppe Kath. Kindergärten St. Benedikt und St. Theresia Turnerbund „damals und heute“ TB Rohrbach Guggenmusik „Knöllsche“ Polizei Heidelberg Fahrradgruppe: Feldschütz, Postler, Heimatmuseum Bäcker und Metzger Historischer Metzgerwagen Metzgerei Peter Sommer „Mode der 20er Jahre“ E. Schulz und K. Willenbacher „100 Jahre Frauenwahlrecht“ SPD Ballett und Tanz Ballettwerkstatt Heidelberg 20 Jahre „ein Kindergarten für alle Kindergärten Pusteblume, Kinder“ Lebenshilfe HD e.V. „Punker“ Historische Betrachtung Punker e.V. / Punkerstraße und Gegenwart Musik / Krach Nachbarschaftskrach Festwagen zum Stadtteil-Jubiläum 1966 Fußgruppe Primarstufe Internationale Gesamtschule HD Seniorenaktivitäten Seniorenzentrum Rohrbach „Ökumene“ Rohrbacher Ökumene „Tradition trifft Moderne“ Sängereinheit Rohrbach Fußgruppe Straßenkatzen e.V. Brauerei Heidelberger Brauerei Brasilianische Kultur, Kampfkunst, Capoeira Rhein-Neckar e.V. Musik Amerikaner in Rohrbach, FG Rohrbach und Herr Rüger Motivwagen, Straßenkreuzer Motivwagen Musik „Wilde Keiler“ / Rohrbacher Alp- traumboys Nachwuchs „Rohrbacher Jungs“ Rohrbacher Jungs Schlusswagen 2 CV / Heimatmuseum

„Zug Ende“ „End(t)e gut – Alles gut“

Ein herzliches Dankeschön an das Rote Kreuz Heidelberg Süd und das Polizeirevier Süd sowie der Freiwilligen Feuerwehr Rohrbach. Anweisung zum Bau eines Festwagens zum Heimattag 1952

14 1250 Jahre Rohrbach „Geschichte ist, wenn sich die Dinge ändern“ Von Ludwig Schmidt-Herb

Es ist hier nicht nötig, eine ausführliche Ich selbst arbeite seit ca. 20 Jahren an schen die Gewissheit geben, zuhause und Geschichte Rohrbachs als Chronik, d. h. einer tabellarischen Rohrbacher Orts- geborgen zu sein im bäuerlichen Jahres- als rein darstellenden und lückenlosen chronik, die nicht nur das Material der lauf, der deshalb auch mit all seinen Festen Ablauf von Ereignissen vorzulegen, da bisherigen Chroniken verarbeitet und er- und Gebräuchen zum kultischen Rahmen dies in den vergangenen 100 Jahren gänzt, sondern die auch das Ortsgesche- des bäuerlichen Lebens wird, an dem die mehrfach geschehen ist. hen der jüngsten Vergangenheit bis zur Menschen ihren geistigen und seelischen Den ersten Ansatz dazu bot der evangeli- Gegenwart mit umfasst. Diese Chronik Halt finden und den sie als gott- und na- sche Rohrbacher Pfarrer Adolf Trautwein, wird als „work in progress“ erstellt, d. h. turgegebene Ordnung empfinden. der in den Jahren vor dem 1. Weltkrieg sie wird ständig aktualisiert, sowohl eine umfangreiche Materialsammlung was Ereignisse in der Vergangen- angelegt hatte, von der er allerdings nur heit als auch in der Gegenwart die ersten 64 Seiten ausarbeiten und in betrifft. Sie kann in ihrer aktuel- Druck bringen konnte, bevor zuerst der len Version über die Homepage Kriegsausbruch und dann sein Tod 1914 des Stadtteilvereins Rohrbach das Projekt unvollendet bleiben ließen. jederzeit gelesen und kosten- los heruntergeladen werden. Von Auf Trautweins Vorarbeiten aufbauen dieser Chronik ist aus Anlass der konnte der Rohrbacher Lehrer Ludwig 1250-Jahrfeier eine kleine Sonderauf- Menzer, der 1926, quasi als Abschiedsga- lage als Buch aufgelegt worden. be vor der Eingemeindung, eine sehr aus- führliche Chronik Rohrbachs vorlegte, die Da in dieser hier vorliegenden Jubiläums- bis heute an Brauchbarkeit und anschau- festschrift zur 1250-Jahrfeier aber ein licher Darstellung nichts zu wünschen üb- Beitrag zur Ortsgeschichte nicht fehlen rig lässt. darf, so möchte ich diesen unter das Mot- to stellen: „Geschichte ist, wenn sich die Schließlich verfasste der Diplom-Biblio- Dinge ändern“. thekar und Gründer des Rohrbacher Hei- matmuseums Karl Heinz Frauenfeld eine Wer wie ich auf dem Land aufgewachsen kurze Ortschronik, die 1965 als Beilage zur ist, weiß, dass ein bäuerliches Dorf ei- „Ruperto-Carola“ erschien und dann ein gentlich keine „Geschichte“ hat, dass dort Jahr später in die Festschrift zur 1200-Jahr- vielmehr das alljährliche Wiederkehren feier übernommen wurde. Um diesen Text der immer gleichen Abläufe von säen und gruppierte er in den folgenden Jahren ernten, geboren werden, sich vermehren weitere Einzeluntersuchungen, die er dann und sterben von Mensch und Vieh das ei- 1981 in einem Buch zusammen fasste und gentliche Leben ausmacht. Es ist dies ein veröffentlichte, das neben den Arbeiten Leben, das nur aus Gegenwart zu beste- von Trautwein und Menzer als dritte Rohr- hen scheint, aus zyklischen und deshalb Urkundentext CL 689 mit der Ersterwähnung Rohr- bacher Ortschronik gelten kann. überschaubaren Abläufen, die den Men- bachs am 30.12.766

15 Erst wenn Eingriffe in dieses Ordnungs- Diese Urkunde ist aber nicht zufällig ent- Das Kloster Lorsch wurde 764 auf Initia- gefüge geschehen, wenn Veränderungen standen, sondern aufgrund einer poli- tive des Bischofs Chrodegang von Metz, und Wandlungen für die bäuerlichen tischen Neuerung. Schon um 500, zur einem Neffen des Königs Pippin, gegrün- Menschen zur Bedrohung werden, dann Zeit der Merowinger, hatten sich erste det und wurde in den folgenden Jahren erleben sie das als „Geschichte“, als „Ge- fränkische Siedler hier als freie Bauern mit Schenkungen geradezu überschüt- schehen“ von außen, das sie nicht selbst niedergelassen und ein Dorf gegründet. tet. In den ersten fünfundzwanzig Jah- verursacht haben, auf das sie aber reagie- Die Bauern waren im Kriegsfall zwar ren nach der Klostergründung sind ca. ren müssen, um ihr Gleichgewicht im zyk- wehrpflichtig, d. h., sie mussten Mann 2000 Schenkungen aus dem Umkreis von lischen Geschehen nicht zu verlieren. Das und Pferd stellen, aber sie waren weitge- weit über 100 km im Lorscher Urkunden- können Naturkatastrophen oder Kriege hend abgabenfrei, d. h., sie konnten über buch verzeichnet. Darunter sind einzelne oder soziale Verschiebungen sein, in den die Erträge ihrer Ernten frei verfügen. So Grundstücke, aber auch Gehöfte bis hin meisten Fällen aber sind es Veränderun- lebten sie über viele Generationen. Da zu ganzen Weilern und Dörfern. Das be- gen im politischen Umfeld, die die zyk- ereignete sich um 750 im fränkischen deutete eine erhebliche Eigentumsver- lischen Abläufe aufbrechen, die Marken Königshaus ein folgenschwerer Staats- schiebung zugunsten des Klosters und zu setzen in der Erinnerung und nachträglich streich: der oberste Hofbeamte Pippin Lasten der freien Bauern in den Dörfern. als „geschichtliche“ Ereignisse in der Ent- setzte den amtierenden König Childerich Genau so ein Vorgang der Eigentumsver- wicklung eines Dorfes gesehen werden III. ab und ließ sich unter Mithilfe des schiebung ist es auch, der Rohrbach vor und im Gedächtnis haften bleiben. Papstes selbst zum König krönen. In der 1250 Jahren zum ersten Mal geschichtlich Ich möchte hier am Beispiel Rohrbachs Folge versuchte der neue König, immer sichtbar werden lässt: das Ehepaar Theut- drei dieser Ereignisse aufzeigen, die sich mehr politische, aber auch wirtschaftli- hardus und Richgardis, die sicher nicht in diesem Sinne als „geschichtliche“ Wen- che Macht in seine Hand zu bekommen. in Rohrbach ansässig waren, schenkte depunkte ausgewirkt und ihre Spuren Ein wichtiges Mittel dafür war die Grün- dem Kloster Lorsch zwei Weinberge, ei- hinterlassen haben. dung von Klöstern, die als „Reichsklöster“ nen davon in Rohrbach, den anderen in direkt dem König unterstanden und nur Nußloch. Dass sie keine Rohrbacher wa- 1. Vom freien Bauern zum unfreien nach außen hin geistliche Orte waren. In ren, geht aus dem Schenkungstext selbst Hintersassen. Wirklichkeit kam ihnen die Funktion heu- hervor, denn sie bezeichnen diese beiden Wenn auch Rohrbach, wie viele ande- tiger Banken zu: wer reich genug war, Weinberge als „rem nostram in pago lo- re Gemeinden in der Kurpfalz, in diesen konnte dort sein Vermögen anlegen. Das bodonensi“ (d.h. „unser Eigentum im La- Jahren seine 1250-Jahrfeier begehen geschah in Form von „Schenkungen“ von denburger Gau“). Dabei handelte es sich kann, so ist dies auf ein solches „Wen- Ländereien „zum eigenen Seelenheil“, wohl um zwei Grundstücke aus Streube- depunkt-Ereignis“ zurück zu führen. Un- d. h. mit Aus sicht auf virtuelle „Wieder- sitz fernab ihres Wohnsitzes, die zu be- mittelbarer Anlass für dieses Jubiläum ist vergeltung“ im Jenseits. Das Kloster konn- wirtschaften sich ohnehin kaum lohnte, die erste Erwähnung Rohrbachs in einer te diese Ländereien dann als Darlehen (= auf die man aber hier „auf göttliche Ein- Urkunde des Klosters Lorsch, datiert auf „Lehen“) zur wirtschaftlichen Nutzung gebung“ verzichten und sie mit großer den 30.12.766, in der festgehalten wird, wieder ausleihen und dafür Zinsen (= Geste „zu unserem Seelenheile und um dass das Ehepaar Theuthardus und Rich- „den Zehnten“) einnehmen. Durch den re- der Wiedervergeltung in der Ewigkeit wil- gardis ihren Besitz im Lobdengau, näm- ligiösen Aspekt dieser Vorgänge wurde der len“ dem Kloster überlassen konnte. lich je einen Weinberg in Rohrbach und weltliche Aspekt verschleiert, dass der Kö- In den nächsten 111 Jahren kommen Nußloch, dem Kloster schenkt. Diese nig und seine Verwaltung durch diese Klös- mit ähnlichen Motivationen weitere 14 Schenkung erfolge „auf göttliche Einge- ter nach und nach immer mehr Macht und Schenkungen aus Rohrbach an Lorsch bung, zu unserem Seelenheil und um der Einfluss bis hinein in die Gaue und Dörfer dazu, darunter allein 5 „Hufen“, also gan- Wiedervergeltung in der Ewigkeit willen“. des Frankenreichs entfalten konnten. ze Bauerngüter mit je etwa 20 ha Grund.

16 Dieser Erfolg hat das Kloster Lorsch im und schon 1092 hatte der Speyerer Bi- wenn wir den Besitzwechsel eines un- Laufe der Zeit zur Gründung weiterer Fi- schof das Kloster Sinsheim gegründet. All scheinbaren Weinberges vor 1250 Jahren lialklöster (= Zweigstellen) ermutigt. Von diesen Klöstern fiel im Lauf der Jahre rei- zum Anlass nehmen für unsere Jubilä- Lorsch aus wurden auf dem Heiligenberg cher Grundbesitz zu, auch aus Rohrbach, umsfeier. das Michaels- und das Stephanskloster so dass bald keine freien Bauern mehr im gegründet, im Neckartal das Kloster Neu- Land lebten, sondern nur noch unfreie 2. Der Herzog und sein Bürgermeister burg. Auch diese Klöster häuften im Lauf „Hintersassen“, die vom Ertrag ihrer Ar- Die beiden großen Kriege des 17. Jahrhun- der Jahre immer mehr Kapital in Form von beit hohe Abgaben an ihre geistlichen derts, der 30-jährige Krieg (1618-1648) Grundbesitz an, auch in Rohrbach. Grundherren zu leisten hatten. Dazu ka- und der französisch-pfälzische Erbfolge- men immer mehr adelige, weltliche Aber wo Erfolg ist, da wächst die Kon- krieg (1688-1697) hatten Rohrbach zwei- Grundherren, die Besitz auf den Dörfern kurrenz: nicht allein das Lorscher Kloster mal völlig in Schutt und Asche gelegt. erwarben und in großen Herrengütern sammelte in großem Stil Grundbesitz. Nach dem Frieden von Rijswijk 1697 wur- zusammen fassten, die von Pächtern be- Der Bischof von Worms, dem es um 1100 den die Zeiten ruhiger, und die Rohrbacher wirtschaftet wurden. nicht gelungen war, Lorsch zu „überneh- Bauern konnten endlich darangehen, ihr men“, gründete daraufhin 1142 das Klos- Diese Entwicklung vom freien zum un- Dorf nach und nach wieder aufzubauen, ter Schönau als Konkurrenz zu Lorsch, freien Bauern sollten wir im Blick haben, die brachliegenden Felder und Weinberge instand zu setzen und zu bewirt- schaften und so versuchen, in ein normales bäuerliches Leben zu- rück zu finden. Aber nicht nur die bäuerlichen Güter lagen brach, auch die Herrengüter hatten unter den Kriegswirren sehr gelitten. Ei- nes dieser Güter, der „Burnhof“ im Süden des Ortes, in dem seit Jahrhunderten die kurpfäl- zischen Herren von Heidelberg ihre Rohrbacher Besitztümer zu- sammengefasst und verwaltet hatten, war wohl so unrentabel geworden, dass es die Kurpfälzer Güterverwaltung um 1750 an ei- nen nahen Verwandten des Kur- fürsten verkaufte: an den Pfalz- grafen Friedrich Michael, Herzog von Pfalz-Zweibrücken. Der hatte sich in Leimen am Gossenbrun- nen eine Jagdhütte gebaut. Um aber in den hiesigen Wäldern Älteste bekannte Darstellung Rohrbachs mit seiner Gemarkung. Die Häuser des Dorfes erstreckten sich damals nur von der Kirche bis zum heutigen Rathaus. Aus einer Karte von 1795, die das Feldlager der vereinigten deutschen Armeen (Reichsarmee) seiner Jagdleidenschaft besser unter dem Oberbefehl des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden – dem „Türkenlouis“ – bei Rohrbach am 23. Juli 1695 zeigt nachgehen zu können, dehnte

17 er seine Besitzungen bis nach Rohrbach so leidenschaftlicher Jäger wie sein Vater. hen gewählt wurde. Der neue Schultheiß aus. So kam in Rohrbach nicht nur das 172 Carl August erbaute sich nun auf dem Frey war kein Rohrbacher, sondern er Morgen umfassende Herrengut in seinen ehemaligen Herrengut in Rohrbach ein kam von außerhalb. Eintragungen in Kir- Besitz, sondern auch im Dorf das Gasthaus komfortables kleines Jagdschlösschen. chenbüchern verweisen auf Spechbach „Zum Hirschen“ (heute Ecke Rathaus- und Dazu ließ er neben dem neuen Schlöss- oder Sinsheim. Vielleicht gehörte Frey Heidelberger Straße), das er umbauen ließ, chen ein großes „Kavaliershaus“ bauen zum Jagdgefolge des Herzogs. um dort seine Diener und Jagdgehilfen und kaufte sich für sein zahlreiches Ge- 2. Der neue Schultheiß war – ebenso wie standesgemäß unterbringen zu können. folge im angrenzenden Dorf weitere Lie- das Zweibrückische Herrscherhaus – ka- Oben im Wald ließ er von Rohrbach nach genschaften dazu, unter anderem das tholisch. Das mag ein Grund dafür gewe- Leimen einen für die Jagd geeigneten Ver- bisherige Rathaus, das in der heutigen sen sein, dass sich bei der Wahl 1764 in bindungsweg anlegen, den „Friedrichs- Amalienstraße stand, außerdem noch Rohrbach kein für den Herzog passender pfad“. (Nicht zu verwechseln mit dem heu- den Thannschen Hof und den Bierhelder Kandidat fand, denn das alte Bauerndorf tigen Friedrichspfad, der Verlängerung der Hof. Und um dafür auch die nötigen kom- war noch immer mehrheitlich reformiert. Karlsluststraße in den Wald. Dieser wurde fortablen Wege zu bekommen, mussten Nur etwa 10% der Bevölkerung waren erst um 1900 angelegt und nach dem Ba- die Rohrbacher auf ihre Kosten und in katholisch, darunter jedoch keine alt- dischen Großherzog Friedrich I. benannt). Fronarbeit die Ortsstraße bis zum neuen eingesessene Familie, aus der ein neuer Als Friedrich Michael am 15.8.1767 starb, Schlösschen pflastern und bis hinauf zum Schultheiß hätte gewählt werden können. fiel dessen Rohrbacher Besitz an seinen Bierhelder Hof einen neuen Weg anlegen. Dieser neue Schultheiß erwies sich in der 21-jährigen ältesten Sohn Carl August. Das alles schmeckte den Rohrbachern Folge als Symbolfigur dafür, wie sich bür- Dieser neue Zweibrücker Herzog war jedoch gar nicht. Zwar brachten die hö- gerliche Willfährigkeit gegenüber einem schon in seinen Jugendjahren aufgefallen fischen Jagdgesellschaften neues Geld absolutistischen Barockfürsten paaren durch Verschwendungs- und Herrsch- ins Dorf, sie forderten aber auch immer kann mit einer korrupten Persönlichkeit. sucht, außerdem erwies er sich als eben- mehr Kosten und fronende Arbeitskraft. Mögen unter Herzog Friedrich Michael Um dem zu erwar- diese Eigenschaften des Schultheißen tenden bäuerlichen noch verborgen geblieben sein, so tra- Widerstand gegenzu- ten sie unter Carl August offen zutage. steuern, hatte schon Wiederholt trat Frey den Bauern gegen- Friedrich Michael, der über als rücksichtsloser Vollstrecker des Vater Carl Augusts, herzoglichen Willens auf, und wenn sich 1764 einen ihm will- die Gelegenheit bot, zweigte er bei Ge- fährigen Schultheißen schäften der Gemeinde dieser zustehen- ins Amt gebracht: de Gelder ab, die entweder unauffind- den erst 27-jährigen bar blieben oder direkt in seine Tasche Johann Christian Frey. und in die beteiligter Mitstreiter flossen. Mit ihm wurden gleich So auch 1772, als die Gemeinde für zwei Neuerungen in Herzog Carl August einen bequemen Rohrbach eingeführt. Fahrweg zum Bierhelder Hof herstellen 1. Bisher war es Tradi- musste. Schultheiß Frey tat sich, um sich tion, dass der hiesige dabei seinem fürstlichen Gönner gefäl- Schultheiß von den lig zu erweisen, dabei als rücksichtsloser Rohrbacher Bürgern Antreiber der zum Bau abkommandier- Carl Augusts Jagdschlösschen in Rohrbach (Foto Dr. W. Ebert) aus ihren eigenen Rei- ten Hand- und Spannfrönder hervor.

18 Zur Finanzierung des neuen Weges, die on 1789 nach dem Tod von Bürgermeis- Hauptschuld trage“ und mit dessen Fami- nach Willen des Herzogs die Gemeinde ter Frey nicht mehr aufgefunden werden. lie inzwischen fast die ganze Gemeinde allein zu tragen hatte, wurde u.a. ein Weder hatte Frey während seiner Amts- zerrüttet war. Und seit Freys Tod 1789 1 ½ Morgen großes gemeindeeigenes zeit einen Neubau in Angriff genommen, war das Schultheißenamt vakant und nur Stück Land auf dem Hahnenbuckel ver- noch konnte das jetzt nach seinem Tod mit einem Stabshalter „besetzt“. Deshalb steigert und fiel an den Hahnenmüller geschehen, denn das dafür vorgesehene stellte Rentmeister Philipp Horchheimer Bernhard Schmidt. Der Handel wurde Geld war und blieb verschwunden. Das im Namen der Gemeinde an die Regie- „bar auf die Hand“ und offenbar „ganz im führte in Rohrbach dazu, dass das Dorf rung in Mannheim den Antrag, „endlich Stillen“ abgetan, aber bei einer oberamt- fast 40 Jahre lang ohne eigenes Rathaus einen Schultheißen zur Abwendung aller lichen Revision stellte sich 1790 heraus, auskommen musste. Erst unter der Badi- beim Gericht zu Rohrbach herrschenden dass der inzwischen verstorbene Schult- schen Regierung kam wieder Bewegung Wider wärtigkeiten“ einzusetzen. heiß den Betrag zwar quittiert, aber nie in die Sache, aber es dauerte noch bis Der Regierungsrat beschloss zwar, „dass in der Gemeindekasse als Einnahme ver- Januar 1813, bis die Gemeinde endlich nach den, durch das Ableben Sr. Herzog- bucht hatte. Der Kaufvertrag wurde vom in ihr eigenes, neues, richtiges Rathaus lichen Durchlaucht von Zweibrücken, Oberamt deshalb rückwirkend als rechts- einziehen konnte. veränderten Umständen nunmehr in der widrig aufgehoben und das Grundstück Mit dem Tod Carl Augusts 1795 hoffte Ordnung verfahren und zur förmlichen der Gemeinde wieder „heimgewiesen“. die Gemeinde, endlich auch das Schult- Schultheißenwahl um so mehr geschrit- Die Hahnenmüller-Erben wurden wegen heißenproblem wieder in den Griff zu be- ten werden solle, als der Ort Rohrbach Rückerstattung des Kaufpreises nebst kommen. Schließlich war es Carl Augusts wegen notorischer Zerrüttungen ein für Zinsen im Gesamtbetrag von 395 fl. an Schützling Christian Frey gewesen, der „an allemal einen rechtschaffenen und tüch- die Rechtsnachfolger von Schultheiß Frey der schlechten gemeinen Haushaltung die tigen Schultheißen erfordere, dass aber und seine 1772 amtierenden dazu des Schultheißen Frey Gerichtspersonen verwiesen. Kinder die geeigneten Per- Als diese nicht bezahlten, sonen nicht seien, da in der musste im Juni 1800 Zwangs- ganzen Gemeinde gegen vollstreckung in Sachen „Hah- diese Familie eine große Er- nenbuckelhandel“ angeord- bitterung obwalte“. Dennoch net werden: die Witwe des setzte die Regierung, wohl ehemaligen Schultheißen Frey auf Betreiben der Witwe Frey, und deren „Consorten“ muss- die im Dorf verwandtschaft- ten dem Hahnenmüller Debus lich vernetzt war, den erst den Preis des seit 1772 zu un- 23-jährigen Sohn des Ver- recht ersteigerten und dann storbenen, Carl August Frey wieder enteigneten Grund- ein. Carl hatte sich durch eine stückes am Hahnenbuckel juristische Ausbildung für die- „an Kapital, Zinsen und Un- ses Amt qualifiziert. kosten“ zurück erstatten. Als der ungeliebte Carl aber Ebenso konnten die 600 Gul- schon nach zwei Jahren starb, den, die die Gemeinde 1774 stellte sich das Problem erneut, von Herzog Carl August für und wieder gelang es der Witwe Im Vordergrund das unter Carl August erbaute Kavaliershaus, dahinter die Fassade den Verkauf des Rathauses des der Gemeinde 1774 abgekauften alten Rathauses (heute Amalienstraße 4), Frey, gegen den Widerstand der erhalten hatte, bei der Revisi- ganz hinten das 1813 fertig gestellte neue Rathaus. Gemeinde einen weiteren ihrer

19 Söhne, den erst 20-jährigen Stephan Chris- Dem wurde am 25.11.1828 vom Großher- geographischen Ort zu bestimmen. Zwei tian Frey, ins Amt zu bringen. Die Regierung zogl. Neckarkreisdirektorium zugestimmt. andere Lorscher Urkunden aus den Jah- begründete diese Entscheidung für Stephan ren 801 und 870 geben die Lage der dort 1831 legten Rohrbacher Bürger gegen die- Frey wie folgt: „Er hat seine studica juridica betroffenen Weinberge, um diese eindeu- se Pensionsregelung Beschwerde ein, da zu Heidelberg vollendet, hat ein Jahr lang tig zu lokalisieren, mit „in rorbachi marca“ ein neues Badisches Gemeindegesetz der praktiziert beim Oberamt, ist katholisch, fä- (Rohrbacher Gemarkung) an. Egal, ob nur Gemeinde eine nicht mehr von Staate bzw. hig und fleißig. Seine Jugend wird durch an- der Name des Ortes oder dessen Gemar- der Obrigkeit bevormundete, sondern eine dere Eigenschaften ersetzt“. Er sollte sich auf kung genannt wird, immer ist damit eine selbstständige Entscheidungskraft inner- Dauer als „etwas besser“ als sein Vater und geographische Zuordnung und zugleich halb ihrer Aufgabengebiete zugestand. sein Bruder erweisen, und er blieb 31 Jahre eine Abgrenzung zu benachbarten Orten Demzufolge erhoben sie Beschwerde ge- im Amt, was dem Dorf in den turbulenten möglich. Das heißt, dass die Bildung klar gen die 1828 dem Altbürgermeister Frey Zeiten diverser Regierungs- und Staatswech- von einander abgegrenzter Ortsgemarkun- auf Gemeindekosten zugestandene Pen- sel eine gewisse Stabilität bescherte. gen im Einzugsgebiet des Klosters Lorsch sion von 100 fl und 2 Klafter Holz jährlich. schon vor dessen Gründung im Jahre 674 Als Stephan Frey sich wegen „kränklicher Begründung: Die Bürger seien dazu nicht, weitgehend abgeschlossen war. Natürlich Umstände“ am 20.3.1828 knapp 51-jährig wie es gesetzlich vorgeschrieben sei, ge- ergaben sich innerhalb dieser festen Struk- in den Ruhestand verabschiedete, schien für hört worden. Die Zahlungen an Frey stellte turen immer wieder Verteilungskämpfe Rohrbach nach 64 Jahren die Aera Frey end- die Gemeinde mit dem 31.12.1831 ein. Sei- zwischen Bauern und Herren, aber die gültig abgeschlossen zu sein. Aber ein uner- ne Beschwerde wurde am 16.3.1832 vom Grundlage sowohl für die Existenzsiche- warteter Rechtsstreit zwang die Gemeinde, Neckarkreisdirektorium zurück gewiesen. rung der Bauern wie auch für die Wert- sich noch weitere siebeneinhalb Jahre mit Und nun folgte ein zäher Rechtsstreit über schöpfung durch die Grundherren war dem „Altvogt Frey“ zu beschäftigen. mehrere Instanzen und Rückverweisun- der zuverlässige Bestand der jeweiligen gen, der erst am 18.11.1835 letztinstanz- Vom Großherzogl. Oberamt Heidelberg Nutzflächen eines Dorfes, seien es Felder, lich entschieden wurde und dahin lautete, erhielt Frey das Zeugnis: „daß er das ihm Wiesen, Weinberge oder Wälder. Deshalb dass die Pensionsregelung von 1828 Gül- seit langen Jahren anvertraute Amt des wurden auch, so lange die Grundlagen tigkeit besitze. So musste die Gemeinde Ersten Ortsvorgesetzten nicht nur zur Zu- dieses bäuerlichen Erwerbssystems funk- ihrem Altvogt noch 15 Jahre bis zu dessen friedenheit seiner Gemeinde, sondern der tionierten, dessen räumliche Strukturen Tod am 4.8.1846 eine Pension bezahlen, ihm vorgesetzten Behörde geführt, und unverändert beibehalten, und es ist nicht die das Doppelte von dem betrug, was sei- man eben deswegen gewünscht hätte, erstaunlich, dass sich, zumindest im länd- ne Nachfolger bei Ausübung ihres Amtes wenn solches noch länger von ihm bei- lichen Bereich, an den damals entstande- verdienten. behalten worden wäre, anstatt daß seine nen Ortsgrenzen bis weit in die Gegenwart kränklichen Umstände ihn dazu bestim- Seitdem kamen bis zur Eingemeindung im Wesentlichen nichts geändert hat. men mußten, diese Stelle freiwillig nieder- 1927 wieder alle Rohrbacher Bürgermeis- zulegen.“ Gerichtsleute und Gemeinde- ter aus der Bürgerschaft des Dorfes. Das gilt auch für Rohrbach, das 1927 bei ausschuss bewilligten ihm, nachdem er im der Eingemeindung mit genau den Gren- 3. „rorbachi marca“ – Amt eine Besoldung von jährlich 145 fl. zen Teil der Stadt Heidelberg wurde, die vom Bauerndorf zum Stadtteil. erhalten hatte, eine jährliche Pension von über tausend Jahre Geltung hatten: „vun 100 fl. aus der Gemeindekasse und einen Bei der Urkunde, die vor 1250 Jahren die de Laamer Grenz drauß bis nei in d‘ Mark- Klafter Buchen- und Eichenholz aus dem Schenkung zweier Weinberge an das Klos- scheid, un vum Bierheller Houf un de Ga- Gemeindewald. Zugleich wurde festge- ter Lorsch dokumentierte, genügte es, berjer Grenz drowwe bis niwwer zum Hel- legt, dass sein Nachfolger im Schulthei- deren Lage mit „in rorbach“ und „in nuz- leschtaa!“ – wie es unser Kerweborscht ßenamt Martin Koppert eine jährliche Be- lohon“ anzugeben. Das wurde offensicht- Gustav Knauber noch bis vor wenigen Jah- soldung von nur 50 fl. bekommen solle. lich als ausreichend empfunden, um deren ren im Prolog seiner jährlichen Kerweredd

20 umriss. Einzig die Grenze am „Helleschtaa“ Heidelberg nach Karlsruhe eröffnet wurde, Rücksicht mehr auf gewachsene Struktu- (Höllenstein) war einmal umstritten und verlief diese zwischen Rohrbach und Kirch- ren, weder landschaftliche noch politische, führte zu Irritationen, die sich in einer alten heim und trennte den Flurstreifen „Am sondern bahnte sich seinen Weg möglichst Sage niedergeschlagen haben: Höllenstein“ so von Kirchheim ab, dass er geradlinig und der geringsten Steigung auf Rohrbacher Seite der Bahn zu liegen folgend durch die Landschaft. Zugleich Nach den Wirren und Zerstörungen des kam. In den 20-er Jahren des letzten Jahr- konnte es unendlich viel mehr Personen dreißigjährigen Krieges soll der genaue hunderts baute man auf diesem Areal eine und Güter viel schneller und viel weiter Grenzverlauf zwischen der Rohrbacher große Wohnsiedlung, die passenderweise transportieren, als das bis dahin möglich und Kirchheimer Gemarkung nicht mehr den Namen „Höllenstein“ bekam. Da sich war. Das hatte zur Folge, dass sich auch im feststellbar gewesen sein. Da auch die aber inzwischen die Eisenbahnlinie als die ländlichen Raum immer mehr Menschen meisten Menschen gestorben oder ge- eigentliche Grenze zwischen beiden Or- vom traditionellen bäuerlichen Erwerb ab- flohen waren und sich niemand mehr an ten ins Bewusstsein eingeprägt hat, wird wandten und in die Städte zur Arbeit fuh- den alten Grenzverlauf erinnern konnte, der „Höllenstein“ heute allgemein als ein ren, und dass die, die weiterhin ihre Felder kam man nach langen Beratungen über- Teil von Rohrbach angesehen, obwohl er bewirtschafteten, dies nicht mehr in erster ein, dass der Rohrbacher Steinmetz Pe- rechtlich und von alters her zu Kirchheim Linie zur Selbstversorgung taten, sondern terhans einen schweren Grenzstein von gehört. zur Belieferung von Märkten (Kartoffeln, Rohrbach im Richtung Kirchheim tragen Vieh, Getreide) und Fabriken (Tabak, Rü- solle, so weit, bis ihn die Kraft verließe, So wurde die Eisenbahn zum ersten Indiz ben). Und die Abgaben an die Grundher- und dort, wo er den Stein fallen lasse, eines durchgreifenden Wandels, der sich ren waren inzwischen durch staatliche solle zukünftig die Grenze sein. Peterhans im Laufe des 19. Jahrhunderts auf alle Steuern in Form von Geld abgelöst. trug den Stein bis weit gegen Kirchheim, Bereiche des Lebens auswirkte. Dieses und als er den Stein fallen ließ, brach er neue Verkehrsmittel nahm plötzlich keine Auf Rohrbach, das alte Winzerdorf, wirk- daneben tot zusammen. Der ten sich diese Veränderun- Stein aber wurde dort als gen zunächst weniger dras- Grenzstein eingesetzt und tisch aus, aber es war dann seitdem „Höllenstein“ ge- ausgerechnet ein unmittel- nannt, ebenso das Flurstück, bar mit der Eisenbahn ver- das durch die neue Grenz- knüpfter Industriebetrieb, ziehung entstand. Noch um der Rohrbach 1902 vom 1960 soll dieser Stein an der Agrar- direkt ins Industrie- Grenze zwischen Rohrbach zeitalter katapultierte. Die und Kichheim zu sehen ge- Fuchs‘sche Waggonfabrik, wesen sein. die seit 1844 in der heu- Die Irritationen um den Höl- tigen Weststadt in unmit- lenstein dauern aber bis telbarer Nähe des alten heute. Ursache dafür sind Heidelberger Bahnhofs lag, jedoch nicht mehr die al- hatte dort auf die Dauer zu ten Grenzstreitigkeiten des wenig Platz. Zudem musste 17. Jahrhunderts, sondern sie befürchten, dass durch die Entwicklung einer neu- die geplante Verlegung en Technologie im 19. Jahr- des Bahnhofs nach Westen ihr Gleisanschluss verloren hundert. Als nämlich 1843 Der Höllenstein, wie er noch um 1960 an der Grenze zwischen Rohrbach und Kirchheim die neue Eisenbahnlinie von zu sehen war. ging. Deshalb hatte sie sich

21 östlich des Kirchheimer Bahnhofs auf Rohrbacher Gemarkung eine neue Fabrikanlage gebaut, die 1902 ihren Betrieb aufnahm. Die- se Fabrik erstreckte sich über eine Fläche von ca. 15 ha, hatte einen eigenen Gleisanschluss zum Kirch- heimer Bahnhof und bald auch zur neuen Straßenbahn. Sie beschäf- tigte über 1000 Arbeiter, deren größter Teil zwar als Pendler von außerhalb kam, jedoch auch viele Rohrbacher. Deshalb entstanden bald in ihrer Nähe neue Straßen- züge mit Wohnhäusern für Arbei- ter und Angestellte der Fabrik. Zur gleichen Zeit machte es sich ein um 1896 gegründeter „Ge- meinnütziger Verein Rohrbach“ (GVR) zur Aufgabe, nördlich des Dorfes zwischen der Landstraße und dem Hang liegende Weinber- ge und Gärten an zahlungskräftige Bürger zu verkaufen, so dass dort bis zum 1. Weltkrieg eine „Villen- kolonie“ entstand, der von der Großdeutschlandkaserne, 1936 auf der Rohrbacher Gemarkungsgrenze erbaut. Nach 1945 Amerikanisches Hauptquartier. Stadt Heidelberg her im Lauf der Jahre ähnlich bebaute Straßenzü- Rohrbach seine Selbstständigkeit aufgab Die eine dieser Kasernen, die „Nachrichten- ge entgegen wuchsen, so dass hier der und zu einem Stadtteil Heidelbergs wur- kaserne“ entstand westlich der Karlsruher Unterschied zwischen Stadt und Land zu- de. Als solcher konnte Rohrbach stolz da- Straße im südlichen Anschluss an die Häu- nehmend schwand. Dieser GVR betrieb rauf verweisen, seine seit über tausend serzeilen, die im Gefolge der Fuchs‘schen auch ab 1907 die Eingemeindung Rohr- Jahren unverändert gebliebene Gemar- Waggonfabrik entstanden waren. bachs nach Heidelberg, ein Anliegen, das kung in vollem Umfang ins Stadtgebiet zunächst von der Stadt hinhaltend beant- Die andere Kaserne, die „Großdeutsch- eingebracht zu haben. wortet und 1914 nach Kriegsbeginn ganz landkaserne“ wurde nördlich Rohrbachs fallengelassen wurde. Einen erneuten An- Der Bau zweier großer Kasernen 1935 / mit ihrer Zentralachse direkt auf der al- trag dazu lehnten die Rohrbacher Bürger 1936 änderte zwar nichts an den Grenzen ten Ortsgrenze zwischen Rohrbach und 1920 zwar per Volksabstimmung noch des Stadtteils, bewirkte aber doch Verän- Heidelberg gebaut und erstreckte sich ab, aber der Trend der Zeit war nicht mehr derungen der Infrastruktur, die nicht nur von da aus zu beiden Seiten nahezu aufzuhalten. Neue Verhandlungen mit der viel Ackerland forderten, sondern die in symme trisch jeweils mehrere Hundert Stadt führten am 5.8.1926 schließlich zu den Jahren nach dem 2. Weltkrieg massi- Meter auf Heidelberger und Rohrbacher dem Ergebnis, dass mit dem 1. April 1927 ve Folgen haben sollten. Gelände.

22 Das hatte zur Folge, dass dadurch nicht mehreren hundert Wohnungen gebaut sie sich der neuen Zeit gefügt und bis nur die Bedeutung dieser Gemarkungs- werden konnten. Die große Forderung auf die wenigen Vollerwerbs-Winzer ihre grenze verloren ging, sondern dass durch nach einem US-Wohngebiet im Süden Höfe ganz oder teilweise aufgegeben die neuen Straßen und Häuser, die dort Rohrbachs wurde ganz fallen gelassen. Im und neue Existenzquellen gesucht. Die in den kommenden Jahren gebaut wur- Ausgleich dafür bekamen die Amerikaner Gewinne aus dem Landverkauf mögen den, sich beiderseits der alten Grenzli- am Hegenichhof Gelände für eine größe- ihnen dabei geholfen haben. nie ein neuer Stadtteil entwickelte, die re amerikanische Siedlung zur Verfügung Das Gewerbegebiet „Rohrbach-Süd“ heutige „Südstadt“, die seit 2003 auch gestellt. Die bekam später den Namen wurde schon im Mai 1967 bei den ersten offiziell als neuer Stadtteil Heidelbergs „Patrick Henry-Village“. Planungen für die Emmertsgrund-Sied- gilt und seit dem bis zur Sickingenstraße Aber auch unter der deutschen Bevölke- lung konzipiert, um für die dort vorge- reicht, die damit zu Rohrbachs nördlicher rung Heidelbergs wuchs in den folgenden sehenen ca. 4-5.000 neuen Bewohner Begrenzung wurde. Jahren des „Wirtschaftswunders“ der schnell erreichbare Arbeitsplätze zu Beide Kasernen wurden nach 1945 von Bedarf an Wohnungen. Deshalb wurden schaffen. der amerikanischen Besatzung übernom- von der Stadt neue Wohngebiete ausge- In Rekordzeit von nur 6 Monaten wurde men und dadurch zum Ausgangspunkt wiesen. In Rohrbach waren dies das Ge- 1968 im Südwesten Rohrbachs das ca. riesiger Geländeforderungen der US- lände des Boxbergs, das ab 1960 baulich 30 ha große Neubaugebiet „Hasenleiser“ Army für den Bau von Wohnungen für erschlossen und ab 1962 bezogen wurde. erschlossen. Es erstreckt sich südlich der ihre Angehörigen. Während in der Süd- So entstand dort ein Wohngebiet, das Viktoriastraße von der Karlsruher Straße stadt entlang der Römerstraße diese Bau- bald als neuer Stadtteil aus Rohrbach aus- bis zur Kirchheimer Grenze am Höllenstein vorhaben reibungslos verwirklicht werden gegrenzt wurde. Ähnlich ging es mit dem und lässt an seinem Südrand am Dohlweg konnten, bewirkten sie in Rohrbach einen Stadtteil Emmertsgrund, der 1969 als nur noch einen etwa 350m breiten Strei- regelrechten „Bauernaufstand“. Auslöser Wohnsiedlung erschlossen und 1972 von fen freien Landes bis zum Gewerbege- dafür waren geheim geführte Verhand- den ersten Bewohnern bezogen wurde. biet Rohrbach Süd übrig. 1970 ziehen die lungen zwischen der US-Besatzung und Auch das Gebiet der Emmertsgrund-Sied- ersten Bewohner ein, und 1974 wohnen der Stadt mit dem Ziel, auf Rohrbacher lung wurde aus Rohrbach ausgegliedert dort ca. 3.500 Menschen. Bald kommen Gelände, sowohl an der Römerstraße wie und zu einem eigenen Stadtteil erklärt. auch aus diesem Neubauquartier Forde- auch an der Karlsruher Straße, gegenüber Die Ausgliederung der Stadtteile auf rungen auf, es als eigenen Stadtteil aus der ehemaligen Nachrichtenkaserne in dem Berg kostete Rohrbach zwar insge- Rohrbach auszugliedern, dem wird aber den Feldern ca. 80 ha Land für amerika- samt ca. 115 ha Gelände, das allerdings nicht stattgegeben. So bleibt der „Hasen- nische Wohnsiedlungen zu beschlagnah- teils aus Wald, teils aus militärischem leiser“ weiterhin beim Stadtteil Rohrbach. men. Dadurch sahen sich die Bauern, die Übungsgelände bestanden hatte und in den vergangenen Jahrzehnten schon Wenige Jahre danach, im Sommer 1978, deshalb landwirtschaftlich weniger ge- große Teile ihres Ackerlandes durch die wurde unmittelbar südlich vom alten nutzt worden war. Fabrik, die neuen Wohnsiedlungen und Ortskern ein weiteres neues Wohnge- durch die Kasernen verloren hatten, dem Anders war es 1967/68 mit den parallel biet erschlossen, das „Gewann See“. Da- endgültigen Ruin ausgesetzt. Zahlreiche dazu unten im Tal entstehenden Neubau- für wurden ca. 6 ha besten Garten- und Petitionen wurden verschickt, eine so- gebieten Rohrbach-Süd und Hasenleiser. Ackerlandes für zahlreiche neue Ein- und gar an den Bundeskanzler nach Bonn. Für sie mussten insgesamt ca. 120 ha Mehrfamilienhäuser aufgegeben. Als Daraufhin lenkten die Amerikaner ein: wertvolles Ackerland geopfert werden. dort bis Mitte der 80-er Jahre die letzten nun wurde nur noch ein Gebiet von ca. Aber anders als noch 1952 erhoben sich Häuser gebaut und ihre Bewohner ein- 8 ha südlich des Hauptquartiers be- dagegen von Seiten der Rohrbacher Bau- gezogen waren, schien der Bauboom in schlagnahmt, auf dem Wohnblocks mit ern keine Proteste mehr. Längst hatten Rohrbach endlich zur Ruhe gekommen

23 Rohrbachs Gemarkung um 1960, noch ohne Bebauung von Hasenleiser, Boxberg, Emmertsgrund, Rohrbach-Süd und Gewann See zu sein. Inzwischen war Rohrbach durch nutzte. Von 2002 bis 2007 wuchs dort entstehen. Die im März 2015 vorgestell- die Abtrennung der Stadtteile Boxberg das neue Wohnviertel „Quartier am Turm“ ten Architektenentwürfe lassen auf ein und Emmertsgrund zwar flächenmäßig heran, in dem auf 100 ha Fläche ca. 600 abwechslungsreich gestaltetes Quartier kleiner geworden, die Einwohnerzahl war Häuser und Wohnungen, zugleich aber hoffen, in dem durch den Erhalt vorhande- aber von 5.163 im Jahr der Eingemein- ca. 500 Arbeitsplätze in Einzelhandel, ner Infrastruktur endlich auch ein größerer dung 1927 auf ca. 13.000 im Jahr 1981 Dienstleistung und Kleingewerbe entstan- Veranstaltungs- und Versammlungsraum gestiegen. den. Heute leben und arbeiten dort etwa für den mittlerweile auf über 16.000 Ein- Aber der Bedarf nach Wohnraum schien 2.000 Menschen. wohner angewachsenen Stadtteil Rohr- bach geschaffen werden kann. ungebrochen. Nur musste er jetzt nicht Als sich am 6.9.2013 nach 68-jähriger mehr durch bisherige Landwirtschaftsflä- Präsenz die amerikanischen Streitkräfte So definiert sich Rohrbach heute nicht chen gestillt werden, sondern zu Beginn endgültig aus Heidelberg verabschiedeten, mehr durch seine geographische Aus- des 21. Jahrhunderts standen zuneh- hinterließen sie als sogenannte „Konversi- dehnung und seine Grenzen („marca“ = mend alte Industrie- und Militärflächen onsflächen“ nicht nur ihre ausgedehnten Gemarkung), sondern durch die Summe zur Verfügung, die durch Strukturwandel Wohnsiedlungen, sondern auch mehrere der Ortsteile, die nach und nach um das frei geworden waren. Kasernengelände, darunter in Rohrbach alte Dorf herum gewachsen sind und die 1995 verkaufte der letzte Besitzer des das zuletzt als US-Hospital genutzte Are- heute in ihrer Gesamtheit einen vielfälti- ehemaligen Fuchs‘schen Fabrikgeländes, al der ehemaligen Nachrichten-Kaserne. gen und abwechslungsreichen Stadtteil der japanische Baumaschinenkonzern Fu- Dort sollen in den kommenden Jahren darstellen, der noch Wachstumspotenzial rukawa, dieses große Areal an die Stadt, in einer Misch-Bebauung Wohnungen, besitzt, inzwischen weniger nach außen, die es nun für städtebauliche Projekte Kleingewerbe-Betriebe und Kulturstätten sondern vielmehr nach innen.

24 Kirchliches Leben in Rohrbach Autoren: Stefan Förster (luth.), Heiko Theißen (ev.), Fritz Ullmer (kath.)

Der Rohrbacher Weinberg, der im Jahr 766 sichtbare Tür eingefügt. Die Kirche war Gedankengut der Reformation breitete dem Kloster Lorsch geschenkt wurde und dem heiligen Benediktus geweiht und sich nach Luthers „Heidelberger Disputa- dabei Rohrbach in der Schenkungsurkun- gehörte als Filialkirche zusammen mit der tion“ von 1518 in der Kurpfalz aus, als de zum ersten Mal erwähnt, gehörte zwei Mutterkirche St. Petrus in Kirchheim den Kurfürst stellte sich aber erst 1545 Fried- Nicht-Rohrbachern, denen dieser Teil ihres Stiftsherren von Neuhausen bei Worms. rich II. dazu, indem er sich Brot und Wein Besitzes „wohl eher lästig als nützlich ge- Die entsprechende Urkunde des Wormser zum Abendmahl reichen ließ. Im Folgejahr wesen sein“ dürfte, so formuliert es Lud- Bischofs von 1286 bringt Rohrbach einmal wurde, wenn auch nur vorübergehend, die wig Schmidt-Herb in der „Rohrbach-Chro- mehr in Verbindung mit auswärtigen Be- Wittenberger Ordnung der „Deutschen nik“. Die meisten anderen Chronik-Einträge sitzern, die aus den Einkünften der beiden Messe“ in der Heidelberger Heiliggeistkir- aus dieser Zeit haben ebenfalls die Übereig- Kirchen den Pfarrer zu unterhalten und die- che eingeführt. Kurfürst Ottheinrich trat nung von Rohrbacher Grundstücken an das sen auch zu bestimmen hatten. Der Pfarrer dann vollends zur neuen Lehre über und Kloster zum Inhalt, Menschen kommen da- wohnte in Kirchheim, hatte aber mehrmals erließ 1556 die Lutherische Kirchenord- rin allenfalls in Betracht, wenn sie als Leib- wöchentlich in Rohrbach die Frühmesse zu nung. Gemäß dem Augsburger Religions- eigene mit übergeben werden. Ein Eintrag halten, was dort den Wunsch nach einem frieden („cujus regio, ejus religio“) gab es fällt allerdings aus der Reihe: Noch vor der eigenen Ortsgeistlichen wachsen ließ. Im bald keine Katholiken mehr in Rohrbach, Gründung des Klosters Lorsch, nämlich um Jahre 1337 wurde ein solcher „Frühmes- 750, errichtete ein Einsiedlermönch seine ser“ vom Pfalzgrafen Rudolf II. bewilligt. Er Behausung, eine sogenannte „Cella“, auf wohnte im alten Heiligenhaus, heute ein einem Felsrücken zwischen den Bachläufen Wohnhaus, an das die Kirchenmauer im- des Rohrbachs, da wo heute die Melanch- mer noch anstößt. Seinen Namen kennen thonkirche steht. Ein Mensch, der sich ein wir allerdings nicht, erst 1439 gibt es Notiz Stück Rohrbach zum Ort für sein Leben auf von einem „Johann Frühmesser“. der Suche nach Gott erwählt: das soll der Nicht unerwähnt bleiben kann, dass es im Ausgangspunkt dieses Artikels sein, der 14. Jahrhundert auch abweichende Glau- das kirchliche Leben in Rohrbach als eine bensüberzeugungen gab. Ein „Bruder Facette der Geschichte in den Blick nimmt, Bert hold aus Rohrbach“ wurde als Ange- vom Eremiten des achten Jahrhunderts bis höriger der Gemeinschaft „Gottesfreun- zur Ökumene im einundzwanzigsten. de“ vom Inquisitionsgericht verurteilt und Die Cella mit ihrer Rundbogenöffnung 1359 in Speyer verbrannt. Wenige Jahre nach Osten ist im heutigen Chorraum später sprach sich auch die theologische noch zu erahnen. Schon gegen Ende des Fakultät an der neu gegründeten Univer- 13. Jahrhunderts war daraus eine Kirche sität Heidelberg gegen religiöse Neuerun- geworden, mit einem im Westen ange- gen aus, so 1390 gegen die Geißelbrüder bauten Langhaus, der Rundbogeneingang auf dem Heiligenberg, und 1406 entfern- im Osten war durch ein Spitzbogenfenster te sie Hieronymus von Prag, einen Freund ersetzt und im Norden eine heute noch Jan Hus’, aus ihren Reihen. Katholische Kirche St. Johannes zu Nepomuk

25 die Kirche gehörte den Evangelischen. Ab Wisbrodt, das jetzt im Chorraum der Me- tholischen, evangelischen und lutherischen 1559 unter Friedrich III. bedeutete evan- lanchthonkirche zu sehen ist. Konfessionen aufgeteilt waren. gelisch aber mehr und mehr calvinistisch, Zu Beginn des dreißigjährigen Krieges denn der neue Kurfürst vollzog eine Ab- In Rohrbach wuchs wieder eine kleine ka- brachte Heerführer Tilly, der Rohrbach wendung vom Luthertum hin zur Lehre tholische Gemeinde heran. Die Besorgung 1622 (ein halbes Jahr vor Heidelberg) ein- des Genfer Reformators Jean Calvin. Das der Seelsorge geschah von Leimen aus nahm, den katholischen Gottesdienst in gipfelte in der Veröffentlichung des refor- oder durch Franziskanerpatres aus Hei- die Kurpfalz zurück, und 1625 wurde die mierten Heidelberger Katechismus, der delberg. 1733/34 erstand in der Rathaus- Messe verpflichtend für alle Untertanen. die innerevangelischen Streitigkeiten in straße ein einfaches barockes Kirchlein mit Auch die später eingreifenden protestanti- der Kurpfalz beenden sollte. In Rohrbach Dachreiter. Kirchenpatron war der heilige schen schwedischen Truppen trugen ihren gab es zwar weiterhin 50 bis 60 Luthera- Johannes von Nepomuk. Einen eigenen Teil dazu dabei, dass Rohrbach, wie andere ner, die aber nur im benachbarten Leimen katholischen Pfarrer gab es hier ab 1771 Pfälzer Dörfer, 1635 vollständig entvölkert eine lutherische Kirche fanden, deren Ge- und das mit Unterbrechungen. Erst 1838 war. Ein Pfarrer ist zuletzt 1617 bezeugt, meinde sich vom Pleikartsförster Hof bis wurde Rohrbach endgültig selbstständige während der Zeit der Verwüstung kön- Wiesloch erstreckte. In Heidelberg wurde katholische Pfarrei mit Kirchheim als Filia- nen Gottesdienste nur improvisiert von erst 1661 eine lutherische Kirche errich- le. Die Zahl der Katholiken nahm immer Wanderpfarrern gefeiert worden sein. Erst tet, die Providenzkirche. In ihrem Inneren mehr zu, so dass das Kirchlein zu klein 1650 war das Rohrbacher Pfarrhaus wie- wurde sie 1885 einer durchgreifenden wurde. Man plante zunächst zwischen der so weit aufgebaut, dass ein Rohrbach Restauration unterzogen, die alle Spuren Rohrbach und Kirchheim für beide Orte und Kirchheim „interimsweise“ zugewie- der lutherischen Vergangenheit tilgte. In eine große gemeinsame Kirche. Dann ei- sener Pfarrer mit seiner Familie darin woh- Rohrbach sind noch Spuren der Zeit um nigte man sich auf die Vergrößerung der nen konnte. Das Kirchheimer Pfarrhaus 1590 erhalten: ein Grabmal der Familie bestehenden Rohrbacher Pfarrkirche mit war in noch schlechterem Zustand gewe- dem Vorhaben, später für Kirchheim eine sen. In der Tat kehrte sich in der Folge das eigene Kirche zu bauen. Die Erweiterung Verhältnis beider Orte um: Rohrbach wur- der Rohrbacher Kirche 1897/98 kam fast de Pfarrsitz und Kirchheim Filial. In dieser einem Neubau gleich: mit neubarockem Zeit musste der Pfarrer mit einem Bruch- Inneren und einem die Rathausstraße prä- teil der früher üblichen Einkünfte (neben genden schönen Turm. Auch Pfarrhaus Geld auch Korn und „Zinswein“ von den und Mesnerhaus kamen damals dazu, Rohrbachern) auskommen, und sein Nach- 1907 dann auch das St. Theresienhaus mit folger erlebte, wie nach dem Tode des re- katholischer Kinderschule und Schwes- formierten Kurfürsten Karl von Pfalz-Sim- ternwohnung für die Ordensschwestern, mern das Land an die katholische Linie der die seit 1904 hier segensreich wirkten. Wittelsbacher überging. Der katholische Philipp Wilhelm beließ die Kirchen in den Im 19. Jahrhundert gab es noch eine be- Händen der Reformierten, katholische merkenswerte Beziehung des Königs Lud- Gottesdienste wurden aber von Mön- wig I. von Bayern zur Rohrbacher katho- chen in kurfürstlichen oder Amtshäusern lischen Gemeinde und ihrem Kirchlein. gefeiert. Erst die französische Besatzung Einige Jahre seiner Kindheit hatte er ja im im Pfälzischen Erbfolgekrieg ab 1688 und Rohrbacher Schlösschen verbracht und in dann die „Pfälzische Kirchenteilung“ un- dieser Zeit hier in der Kirche seine Erst- ter Kurfürst Jan Wellem von 1705 führten beichte abgelegt. Später förderten er und Evangelische Melanchthonkirche dazu, dass die Kirchen zwischen den ka- seine Verwandten mehrmals unsere Kirche.

26 Mancher der Pfarrer, die im 19. Jahrhun- umtriebiger Priester. Da die Gemeinde in- dig-lutherische Gemeinde St. Thomas. Sie dert hier wirkten, starb schon früh. Erst zwischen auf ca. 3.000 Katholiken ange- war und ist geprägt von einer Diaspora-Si- Pfarrer Emil Droll blieb viele Jahre hier bis wachsen war, betrieb er mit Eifer den Bau tuation: In der ersten Hälfte des 20. Jahr- zu seinem Tod (1901–35). In seiner Zeit der neuen Johanneskirche, aber auch der hunderts reichte das lutherische Gemein- entstanden 1908 in Kirchheim die ein- St. Michaelskirche in der Südstadt und des degebiet bis Frankfurt. 1962 erwarb die drucksvolle neuromanische Kirche St. Pe- neuen Kirchenzentrums auf dem Boxberg. Gemeinde in Heidelberg ein erstes Grund- ter, dazu Pfarrhaus, Schwesternhaus und Mehrere junge Männer aus der Gemeinde stück für den Kirchbau in der Ortenauer Mesnerhaus. Aber auch die erweiterte wählten in seiner Wirkungszeit den geist- Straße, 1967 wurde es gegen das jetzige Rohrbacher St. Johanneskirche erhielt erst lichen Beruf, so Robert Berthold, Fritz Ull- Kirchgrundstück in der Freiburger Straße durch ihn ihre reiche Innenausstattung. mer, Edgar Grimm, Manfred Völker und eingetauscht, 1969 erfolgte die Grund- Die Filiale Kirchheim wurde selbstständig. Gerhard Mlitzko. 1977 ging Pfr. Striebel steinlegung für das erste Kirchengebäude Das katholische Vereinswesen blühte so- in den Ruhestand und verließ Heidelberg. der Gemeinde. Pfarrer Günter Hoffleit hat- wohl in Rohrbach wie in Kirchheim auf. Ihm folgte Pfr. Klaus Ries (1977–1983) und te zunächst mit den Architekten Emil und Nach 34 Jahren in Rohrbach starb Pfr. dann 1983 Pfr. Karl Müller. Peter Serini aus Mannheim ein Ensemble Droll. Seine Grabstätte auf dem hiesigen Die neuere Geschichte der Evangelischen bestehend aus Kirche, Pfarrhaus und drei Friedhof ist bis heute erhalten. beginnt 1821 mit der Union der refor- Studentenwohnungen geplant, wegen der Auf Pfr. Droll folgte Pfr. Otto Schneider. Er mierten und lutherischen Gemeinden zur gestiegenen Baukosten konnte aber nur war vorher Dekan im Dekanat Bretten. We- heute noch bestehenden „Evangelischen die Kirche verwirklicht werden. Sie wurde gen seiner Gegnerschaft zum Naziregime Landeskirche in Baden“, denn mit dem in einem Festgottesdienst am Vorabend wurde er hierher nach Rohrbach versetzt. Ende des „Heiligen Römischen Reiches des Reformationstages 1971 geweiht und 17 Jahre lang leitete er die hiesige katho- Deutscher Nation“ war die Kurpfalz 1803 ist seitdem das Zentrum der Gemeinde in lische Gemeinde. Inzwischen gab es hier zu Baden gekommen. Kurz vor der Union auch junge Kapläne, die sich sehr um die machten die Lutheraner in Heidelberg fast Jugend kümmerten. Ihnen oblag auch die ein Drittel der Bevölkerung aus, darum Seelsorge im Tuberkulose-Krankenhaus. wollten sie 1804 sogar eine zweite luthe- Zeitweise bis zu 60 Bühler Ordensschwes- rische Kirche einrichten, in der heutigen tern waren hier Jahrzehnte lang tätig (bis Erlöserkirche. Dazu kam es jedoch nicht, 1973). In der St. Johanneskirche wurden dort ist heute die altkatholische Gemein- Sonntag morgens drei heilige Messen zele- de ansässig – lange haben die Glieder der briert (um 7.00, um 9.00 und um 10.30 jetzigen Evangelisch-lutherischen Kirche Uhr), in der Krankenhauskapelle (1951 neu St. Thomas dort als Gäste jeden Samstag errichtet) waren es zwei Sonntagsgottes- die lutherische Messe gefeiert. dienste (um 6.00 und um 8.30 Uhr). Die Ungefähr zeitgleich zur badischen Union jährliche große Fronleichnamsprozession, betrieb der preußische Staat die Verei- die auch in der Nazi- und Kriegszeit nicht nigung von Reformierten und Luthera- unterbrochen wurde, machte an vier Sta- nern, aus Protest dagegen entstanden tionsaltären Halt und zog auch durch den damals staatsfreie Kirchen wie die Evan- großen Park des Krankenhauses. gelische-Lutherische Kirche in Preußen. Nach dem Tod von Pfr. Schneider (im In diese trat 1851 auch der damals in Priestergrab auf dem Bergfriedhof beer- Nußloch wirkende badische Pfarrer Carl digt) kam 1953 Pfr. Joseph Striebel nach Eichhorn über, in der Kontinuität seiner Rohrbach. Er war ein sehr aktiver und Gemeinde steht die heutige selbststän- Katholische Kirche St. Johannes

27 Gottesdiensten und Veranstaltungen. Viele tei angebaut, das Langhaus nochmals meinde Heidelberg abgegeben (Rohrbach Jahre diente sie auch den benachbarten ka- verlängert und die Treppenhäuser zu trat ihr in den 60er-Jahren bei), und auch tholischen und evangelischen Gemeinden den Emporen hinzugefügt. Die Zahl der parochiale Zusammenschlüsse mehrerer als Gottesdienststätte. Seit 1977 trägt sie Sitzplätze stieg dadurch von 400 auf Pfarrstellen sind derzeit im Gange. In Rohr- den Namen „Evangelisch-lutherische Kir- 850. Der Turm wurde erhöht und erhielt bach gibt es seit 2012 wieder eine einheitli- che St. Thomas“. Seit dem Ruhestand von einen neuen Helm. Im Inneren wurden che Melanchthongemeinde mit aktuell ca. Ekkehard Heicke ist Stefan Förster Pfarrer 20 Glasmalereien evangelischer Persön- 4.800 Mitgliedern, in der beide Pfarrerin- der Gemeinden Mannheim-Ludwigsha- lichkeiten eingefügt, vom Namensgeber nen, Sibylle Baur-Kolster und Monika May- fen und Heidelberg. In Mannheim konnte Philipp Melanchthon bis zum damaligen er-Spraul, gemeinsam arbeiten. schon 1961 die Evangelisch-lutherische Monarchen Kaiser Wilhelm II. 2006 wurde die katholische Seelsorge- Kirche in der Neckarstadt geweiht wer- Die 1960er/70er- Jahre waren eine Zeit einheit Heidelberg-Süd errichtet (mit den den, sie trägt den Namen St. Michael. des Gemeindewachstums, bedingt durch Apos telgemeinden St. Johannes Rohrbach, Die aus der Eremiten-Cella entstandene Neubaugebiete wie den Hasenleiser: 1965 St. Peter Kirchheim und St. Paul Box berg- evangelische Kirche in Rohrbach wurde erfolgte der Bau der neuen großen katho- Emmertsgrund). Schon 1999 war Pfr. Kurt noch zweimal vergrößert: Im Jahr 1742 lischen Johanneskirche. Die bisherige Kir- Faulhaber hierher gekommen und bildete erfolgte eine Erhöhung des Daches so- che in der Rathausstraße wurde zum Ge- zusammen mit Pfr. Müller ein spannendes wie eine Erweiterung des Langhauses meindehaus umgebaut, der schöne Turm Duo von tiefer Spiritualität und pastoraler nach Westen und Süden, weswegen leider abgetragen. Im Jahr darauf wurde Praxis. 2006 kam Pater Bernharde Brinks die Mittelachse heute nicht mehr in die das evangelische Gemeindezentrum in der als Kooperator dazu (bis 2010). 2015 ging Mitte des Chorraums zeigt. Zwischen Heinrich-Fuchs-Straße neu erbaut und eine die Seelsorgeeinheit Heidelberg-Süd in die Pfingsten 1907 und September 1908 zweite Pfarrstelle eingerichtet. Deren erste Stadtkirche Heidelberg über. Pfr. Müller wurden die Querschiffe und die Sakris- Inhaberin Waltraud Sattler war übrigens starb schon 2013 und wurde hier im Pries- die erste badische Gemeinde pfarrerin, ihre tergrab bestattet. Pater Brinks starb 2012, Geschichte wäre einen eigenen Artikel und Pfr. Faulhaber ging 2015 in den Ruhe- wert. 1978 wurde in der Konstanzer Straße stand. Das kirchliche Gemeindeleben im das katholische Nebenzentrum St. Bene- Heidelberger Süden mit 11.000 Katholiken dikt (in Erinnerung an den Namenspatron liegt nun verstärkt in der Hand von haupt- der mittelalterlichen Kirche) eingeweiht: und ehrenamtlichen Laien und einigen mit Gottesdienstraum, Kindergarten, Ge- Priesterpensionären. Ein junger Priester aus meinderäumen und Wohnung. Nach wie Nigeria, Chinedu Nweke, ist hier teilweise vor ist dort reges Leben. Jenseits der Sickin- zugeordnet. Wir leben aus dem Vertrauen, gen- und Eichendorffstraße wurde in der dass Gott unsere kirchliche Zukunft kennt Südstadt die neue evangelische Markus- und für sie sorgen wird. Er will uns wohl gemeinde gegründet. Das Wachstum hielt noch viel mehr öffnen für die Menschen jedoch nicht dauerhaft an, das Neubauge- und für die Welt von heute. Schon vor 50 biet Gewann See in den 90er-Jahren etwa Jahren sagte das 2. Vatikanische Konzil steigerte die Gemeindegliederzahl nicht dazu: „Freude und Hoffnung, Trauer und mehr, und seit dieser Zeit sind alle evange- Angst der Menschen von heute, beson- lischen Heidelberger Pfarrgemeinden auf ders der Armen und Bedrängten aller Art, verstärkte Zusammenarbeit angewiesen. sind auch Freude und Hoffnung, Trauer Ihre rechtliche Selbstständigkeit haben die und Angst der Jünger Christi.“ Sind wir Evangelisch-Lutherische Kirche St. Thomas meisten schon lange an die Kirchenge- schon so weit?

28 Adventgemeinde Heidelberg-Rohrbach

Wir als protestantische Freikirche der Siebenten-Tags-Adven- Die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten besteht in tisten möchten das Jubiläum hier in Heidelberg-Rohrbach nut- Deutschland seit dem Jahre 1863 und im Jahr 2013 konnte zen, um uns bei denjenigen vorzustellen, die uns noch nicht das 150-jährige Jubiläum gefeiert werden. näher kennen. Heute zählen wir als protestantische Freikirche mehr als 17 Wir möchten uns aber auch bei den Anwohnern, Nachbarn Millionen Mitglieder weltweit. 30.000 Adventisten gibt es in und Freunden in Rohrbach bedanken, die es uns als Kirchenge- Deutschland, ca. 200 Mitglieder hier in Heidelberg. meinde möglich gemacht haben, hier in Rohrbach eine Heimat Die Siebenten-Tags-Adventisten teilen mit allen Christen den zu finden. Glauben an Jesus Christus. Er bestimmt das Denken und Am 19. Februar 1906 wurde die Adventgemeinde als eigenstän- Handeln, die Einstellung zum Leben und ihr Engagement für dige Gemeinde mit etwa 15 Mitgliedern gegründet. Das erste Mitmenschen. Deshalb sind wir an vielen sozialen Projekten Domizil dieser jungen Gemeinde war in der Friedrichstraße in der durch die Hilfsorganisation ADRA beteiligt, besitzen weltweit Altstadt von Heidelberg. In der Folgezeit wuchs die Gemeinde Krankenhäuser, Altenheime, Kinder- und Waisenheime, so- stetig, so dass bald nach einem größeren Objekt gesucht werden wie verschiedene Bildungseinrichtungen, Hochschulen und musste, das in der Weststadt von Heidelberg, in der Kaiserstra- Universitäten. ße 4, gefunden wurde. Die Kirchenge- meinde wuchs weiter und fühlte sich dort viele Jahre wohl, bis dann auch hier die Räumlichkeiten zu klein wurden. Am 21.09.1996 konnten wir dann in das neugebaute Gemeindezentrum in der Schelklystraße 102 in Rohrbach ein- ziehen. Nachdem wir viele Jahre in sehr beengten Verhältnissen in der West- stadt Gottesdienst feierten, waren wir als Gemeinde sehr glücklich und wir fühlen uns auch heute noch sehr wohl. In dem hellen ansprechenden Kirchen- gebäude haben wir nun genug Platz für viele Aktivitäten, z.B. mit den Kinder/ Jugend- und CPA-Gruppen (Christliche Pfadfinder), die ein fester Bestandteil unserer Gemeinde sind. Auch haben wir genug Platz für viele Besucher und wir freuen uns über jeden Gast in unse- rer Kirche.

29 Auch vor Ort hier in Heidelberg beteiligen wir uns an einigen sozialen Projekten:

Obdachlosenfrühstück Einmal im Jahr versorgt die Gemeinde eine ganze Woche lang in der Schelklystraße 102 ca. 520 Obdachlose und Bedürftige mit Essen und Kleidung.

Hilfsaktion „Kinder helfen Kindern“ Jedes Jahr werden Weihnachtspakete für benachteiligte Kinder gepackt – Weihnachten 2015 konnten so 200 Weihnachtspa- kete nach Serbien verschickt werden.

Basar und Flohmarkt Die auf dem jährlich stattfindenden Basar und Flohmarkt ein- genommenen Erlöse kommen den Obdachlosen und unserer Kirche in Simferopol, der Partnerstadt von Heidelberg zugute. Wer Näheres wissen möchte, kann unverbindlich unsere Gottes- Selbstverständlich wird auch die Flüchtlingsarbeit in Rohrbach dienste besuchen. Sie finden statt: mit unterstützt. Für die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten ist die Bibel Jeden Samstag größte Autorität. Aus diesem Grund feiern wir am Samstag (Sab- 10.00 Uhr Bibelgespräch bat), den siebenten Tag der Woche Gottesdienst. Auch glauben 11.20 Uhr Predigt (Kinderbetreuung) wir, wie in der Bibel erwähnt, dass Jesus als Retter der Menschen wiederkommen wird. oder besuchen Sie unsere Homepage: www.adventgemeinde-hd.de

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30 Heidelberg-Hasenleiser – ein liebens- und lebenswertes Stadtviertel in Heidelberg-Rohrbach

In der Festbroschüre zur 1200 Jahrfeier Gesamtplanung stattgefunden hat. Es im Jahr 1966 wurde nur mit einem einzi- entwickelte sich ein Ortsteil mit völlig gen Satz darauf hingewiesen, dass in ab- unterschiedlichen Bauformen: es gibt sehbarer Zukunft im Heidelberger Süden vier- bis neungeschossige Wohnblocks, ein neues Wohngebiet entstehen wird. es gibt Reihenhäuser, Doppelhäuser und 1968 wurde dann das Gelände als Stadt- auch ganz normale Einfamilienhäuser. erweiterungsgebiet mit Schwerpunkt Aus heutiger Sicht kaum noch möglich, „Wohnen“ ausgewiesen. Das Ziel war aber insgesamt hat sich der Hasenlei- Wohnraum für 3.500 bis 4.000 Personen ser mit dieser „Flickenteppich-Struktur“ zu schaffen. Neun Jahre nach diesem Be- bestens arrangiert und genießt bei den schluss war das neue Stadtviertel bebaut Einwohnern durch diese Vielfalt einen und es lebten 1973 ca. 3.600 Menschen hohen Wohnwert. Ja, zugegeben, der in diesem Neubaugebiet. Ende des Jah- Hasenleiser hat leider in Heidelberg einen res 2012 waren es über 4.600 Bewohner. nicht so guten Ruf – dies ist aber faktisch Unser Ortsteil entwickelte sich kontinuier- unbegründet. Der Hasenleiser hat eine lich, es wurde 1976 die größte Schule in beständige Bewohnerschaft, das heißt ganz Heidelberg, die IGH (Internationale dass die Fluktuation geringer ist als in der Gesamtschule Heidelberg) eröffnet. Gesamtstadt. Entgegen mancher öffent- lichen Meinung hat der Hasenleiser eine Wenn man heute die städtebauliche geringe Kriminalität, Rohrbach liegt mit Struktur des Hasenleisers ansieht hat man 70 Straftaten pro 1.000 Einwohner und den Eindruck dass niemals eine sinnvolle gesamt Heidelberg mit 84 Straftaten weit Ein gelungener Garten im Hasenleiser vor dem Hasenleiser wo es nur 50 Straftaten pro 1.000 Ein- wohner sind. Man sieht, das begonnen und der Neubau eines ersten schlechte Image entspricht in Bauabschnitts ist beendet. Die TSG hat ihr keiner Weise der Realität. Sportzentrum völlig neu gebaut und wird Viele positive Veränderungen es Ende Juni diesen Jahres eröffnen. Die fanden bzw. finden derzeit im Hospital-Fläche mit 9,3 ha im Hasenleiser Hasenleiser statt. Die Grund- bietet große Entwicklungschancen und schule der IGH und auch die wird einen weiteren Beitrag zur Leben- Gesamtschule wurden kom- digkeit und Attraktivität des Stadtviertels plett saniert. Die neu sanier- Hasenleiser und zur besseren Integration te TSG Gaststätte wird dem- in den Stadtteil Rohrbach leisten. Auch nächst eröffnet. Der Abriss das von der Stadt neu eingerichtete Quar- des gesamten Höllensteins hat tiersmanagement wird die Quartiersiden-

31 tität fördern und für das Gemeinwesen te Kino, die Sporthalle und das kleine Rohrbach (mit 3.200 Mitgliedern der optimierte Sozialstrukturen aufbauen. Kirchengebäude sind eine Bereicherung. größte Heidelberger Sportverein) erken- Das Gebiet des Hospitals, wie der ge- Zusammenfassend kann man immer wie- nen können. Alle Straßen die Sie dann samte Hasenleiser, ist verkehrstechnisch der nur die vielen positiven Punkte für im Hasenleiser belaufen werden sind von mit Bussen, Straßenbahn sowie S-Bahn den Hasenleiser hervorheben. Schatten „Grün“ umgeben, halten Sie doch auch und nahem Autobahnanschluss optimal gibt es immer und überall, aber positive bitte einen Moment inne wenn Sie am erschlossen. Hinzu kommt eine sehr gute Menschen sehen den Sonnenschein und IGH-Schulbau vorbei kommen, man kann Infrastruktur mit Kindergärten, Schule, die Vorteile. Ich selbst wohne seit 1975 verstehen, dass viele Eltern ihre Kinder in Einkaufszentren, Sportvereinen und vie- hier in einer optimalen ruhigen Lage mit der neu renovierten Schule ausgebildet len Grünflächen. Auch der geplante kul- viel Grün, aller Versorgung und guter sehen möchten. Aber auch für alle Gene- turelle Ausbau im ehemaligen US Haupt- Nachbarschaft die man braucht. rationen gibt es im Hasenleiser Möglich- quartier, sollte eine positive Veränderung keiten sich zu engagieren, sei es bei der „Grün“ ist erstaunlicherweise das Zau- und Aufwertung im Süden von Heidel- TSG Rohrbach, dem Seniorenzentrum in berwort im doch angeblich so hoch ver- berg ergeben. der Baden-Badener-Straße, dem Jugend- bauten Quartier, es grünt im Hasenleiser hof an den Hangäckerhöfen, dem Kinder- Die vorgesehene attraktive Wohnbe- an allen Enden und Ecken. Lieber Leser und Jugendtreff im Erlenweg, bei den bauung im Areal des Hospitals soll eine bitte gönnen Sie sich mal einen Spazier- kirchlichen Institutionen oder bei allen im qualitativ hochwertige Architektur zum gang im Hasenleiser unter dieser Maxime, Ortsteil vorhandenen Vereinen. Ziel haben. Diese Konversionsfläche bie- Sie werden erstaunt sein was hier alles tet zahlreiche Möglichkeiten, beispielhaft geboten wird. Lassen Sie diesen Spazier- Mit einem Wort: Ein schöner Ortsteil von nenne ich ein Bürgerzentrum im Hasen- gang am Dohlweg im Süden beginnen, Rohrbach lässt grüßen. leiser, neue Studentenwohnheime, Kin- Sie werden Gärten sehen die beeindru- Werner Pfisterer derbetreuungseinrichtungen und Woh- cken, gut gepflegte Spielplätze laden zur Stadtrat der Stadt Heidelberg und nungen für die junge wie auch für die Pause ein, dann abbiegend werden Sie langjähriger zufriedener Bewohner des ältere Generation. Das denkmalgeschütz- das unglaubliche Sportangebot der TSG Hasenleisers

„Grün ...“ Ein freundlicher Anblick

32 CDU Rohrbach

Die Gründung der CDU Rohrbach lässt sich nur in etwa zeit- Der erste Landtag des Landes Württemberg-Baden wurde am lich eingrenzen. Am 08.11.1945 wurde die CSU Heidelberg 24. November 1946 zeitgleich mit der Volksabstimmung über gegründet. In der RNZ vom 05.01.1946 ist eine Versammlung die Verfassung des Landes gewählt. Die erste Plenarsitzung der CSU Rohrbach für den gleichen Tag angekündigt. Dem- fand am 10. Dezember 1946, die letzte am 15. November nach muss die CSU Rohrbach irgendwann dazwischen ge- 1950 statt. gründet worden sein. In einer öffentlichen Kundgebung der CDU auf dem Friedrich- Am 13. Januar 1946 war der erste Landesparteitag der Christ- Ebert-Platz (Wredeplatz) am 13.08.1949 sprach der Direktor lich-Sozialen Volkspartei Nordwürttemberg in Stuttgart. Hier für Wirtschaft Prof. Dr. Ludwig Erhard. Am 14.08.1949 war wurde die Umbenennung von CSU in CDU beschlossen. Vom dann die Wahl zum 1. Deutschen Bundestag. Direkt gewählt 9. – 10. Februar 1946 fand die Konstituierung des Landesver- wurde der Kreisvorsitzende der CDU Heidelberg Prof. Dr. Edu- bands Nordbaden auf dem Parteitag in Heidelberg mit der ard Wahl. Theodor Heuss wurde am 12.09.1949 zum ersten Umbenennung in Christlich-Demokratische Union statt. Bundespräsidenten gewählt. Der erste 1. Vorsitzen- In einer Bürgerversammlung am 05.04.1952, bei der nicht nur de war von 1945 bis betroffene Rohrbacher, sondern auch der Heidelberger Land- 1953 Prof. Dr. Erich tagsabgeordnete Dr. Carl Neinhaus anwesend waren, protes- Kaufmann-Bühler (1899 – tieren die Anwesenden gegen die in den Feldern gegenüber 1967). Er und seine Frau der Nachrichtenkaserne begonnenen Bauvermessungsarbei- waren jüdischer Ab- ten der Amerikaner. stammung und erlebten Am 13.07.1952 wurde Dr. Carl Neinhaus, trotz seiner NS-Ver- Unterdrückung und Ver- gangenheit erneut zum Oberbürgermeister Heidelbergs ge- folgung in der Nazi-Zeit. wählt. Die Ehefrau und Kinder wurden noch kurz vor Von 1953 bis 1961 führte Johann Kriegsende ins KZ There- Woida die Geschicke der CDU Rohr- sienstadt deportiert, wo- bach. Johann Woida war gelernter bei die Familie diese Zeit Kaufmann und später Mitarbeiter glücklicherweise überlebt der Stadtverwaltung Heidelberg. hat. 1945 wurde Prof. Dr. 1957 wurde die Europäische Wirt- Erich Kaufmann-Bühler rehabilitiert. Von Beruf war er Gymnasial- schaftsgemeinschaft gegründet. lehrer. Am 31. Oktober 1947 wurde Dr. Erich Kaufmann-Bühler Ihm folgte von 1961 bis 1965 Dr. zum Schulleiter des Real-Gymnasiums Heidelberg II (Bunsen-Gym- Heinz-Martin Werhahn. Er war Ar- nasium) berufen. Er war nicht nur der 1. Vorsitzende, sondern spä- chivar und verließ 1965 Heidelberg, ter auch Mitglied des ersten Landtages von Württemberg-Baden. um Direktor des Stadtarchivs Aa- Das Amt der Militärregierung hatte am 30.11.1945 bekannt chen zu werden. In seinem ersten gegeben, dass Parteien auf Landesebene zugelassen werden. Mitgliederbrief schreibt er: „Für uns Johann Woida, Foto: privat

33 Rohrbacher beginnt mit der schon angefangenen Erschlie- mann Burkhard. Osswald Gattner wurde als Schriftführer bestä- ßung des Boxberggeländes und der Durchführung der bisher tigt. (RNZ vom 19.03.1965). beschlossenen Stadtplanung eine weitere Etappe der Einbe- ziehung in die Großstadt Heidelberg“. Otto Hess war einer der am längsten amtierenden Vorsitzen- den. Von 1965 bis 1976 lenkte er die Geschicke des Stadtbe- 1961 wurde Rohrbach Markt im Interesse des zunehmenden zirksverbandes. Autoverkehrs umgebaut. Mit ihm bekam die CDU Rohrbach endlich den lang ersehnten Die RNZ vom 30.10.1961 berichtet über die Mitgliederver- Rohrbacher Stadtrat. Von Mai 1975 bis Dezember 1984 und von sammlung der CDU Rohrbach. Die Verkehrsverbindung Rohr- Januar 1986 bis Dezember 1986 engagierte er sich für die Rohr- bach – Kirchheim, Müllgebühren, Beleuchtungsfragen und bacher Bevölkerung. Aufgrund seiner vielfältigen Verdienste er- Straßenbahntarife wurden ausgiebig diskutiert. nannte die CDU Rohrbach ihn zum Ehrenvorsitzenden. In diese Richtung ging es auch in der Sitzung von Anfang Anfang der 70er Jahre entstand das Gewerbegebiet Rohr- 1961: „Die Ortsgruppe sehe ihre Aufgabe nicht nur in der bach-Süd. politischen Aufklärung, sie werde sich künftighin auch mit er- höhter Aufmerksamkeit in das Interessengebiet um den Stadt- Am 14.09.1968 wurde der bereits 1966 gewählte Oberbür- teil Rohrbach einschalten, wobei die Zusammenarbeit mit den germeister Reinhold Zundel in sein Amt offiziell eingeführt. örtlichen Gremien wünschenswert erscheine“. Zum Schuljahresbeginn 1971 wurde die Grundschule der In- (RNZ vom 28.02.1962). ternationalen Gesamtschule Heidelberg eingeweiht. 1976 Im Juli 1963 ging es in der Sitzung um Themen mit langfris- folgt das Hauptgebäude. tigen Auswirkungen. Woher kommt in Zukunft das Gas? Mit Von 1976 bis 1977 war Erich Ultzhoefer der erste Vorsitzen- welchem Anbieter soll ein Vertrag abgeschlossen werden? de der CDU Rohrbach. Von 1977 bis 1981 übernahm Horst Wie stellt sich die CDU Rohrbach zur Einführung von Bezirks- Pfeifer das Amt. Von 1981 bis 1984 folgte Jochen Emmerich. beiräten? Auch ging es um die Erschließung des Hasenleisers und um den Bau einer großen Schule. (RNZ vom 22.07.1963) Daran schloss sich Werner Pfisterer mit der längsten Amts- zeit von 1984 bis 1996 an. Am 25.09.1964 hat die CDU Rohrbach die Rohrbacher Bevölke- rung zu einem Abend mit den CDU Stadträten Hermann Buh- 1984 bekam Rohrbach seine lange erhoffte und dringend mann, OB-Rat H. Hampe, Alfred Joost, Hans Leinz, und Dr. Bern- notwendige Mehrzweckhalle. hard Vogel eingeladen, um Probleme im Stadtteil zu besprechen. 1989 wurde Werner Pfisterer erstmals in den Gemeinderat Am 15.03.1965 besuchte Prof. gewählt. Dr. Eduard Wahl, MdB, die CDU Im März 1996 kandidierte er zum Rohrbach und berichtete über die ersten Mal für den Landtag von politische Situation in Ägypten. In Baden-Württemberg. Dabei un- der gleichen Veranstaltung for- terstützte ihn die CDU Rohrbach derte die CDU Rohrbach endlich mit mehreren Aktionen. Zur Un- einen eigenen Stadtrat, der auch terstützung Werner Pfisterers in Rohrbach wohnen sollte. Höhe- kamen auch Bundeskanzler und punkt war die Neuwahl des Vor- CDU Bundesvorsitzender Dr. Hel- standes. mut Kohl und Ministerpräsident Zum 1. Vorsitzenden wurde Otto und CDU Landesvorsitzender Er- Hess gewählt. 2. Vorsitzender wur- win Teufel zu einer Veranstaltung de Dietrich Klein und Kassierer Her- Otto Hess nach Heidelberg. Werner Pfisterer

34 1996 fand ein wichtiger Generationenwechsel bei der CDU nauer und die Europäische Integration“ für Februar 2009 ins Rohrbach statt. Der neugewählte Landtagsabgeordnete Wer- Alten- und Pflegeheim Bethanien-Lindenhof nach Rohrbach ner Pfisterer gab nach 12 Jahren sein Amt als Vorsitzender der zu holen. CDU Rohrbach ab. Ihm folgte von 1996 bis 2005 der langjäh- Im gleichen Jahr gab es Kommunalwahlen und der Rohrbacher rige Stellvertreter und ehemalige Kreisvorsitzende der Jungen Thomas Barth zog für die CDU neu in den Gemeinderat ein. Union Heidelberg Christian Kücherer. Am 06.02.2011 hatte die Heidelberger CDU den Baden-Würt- Zur Einführung des Euro ermöglichte die CDU Rohrbach, mit tembergischen Innenminister Heribert Rech zu einer Wahlver- dem Kandidaten zum Europäischen Parlament Eyke Peveling anstaltung in die „Traube“ eingeladen. Der sah sich dort aber eine Informationsveranstaltung „Kommt der Euro?“, mit dem nicht nur mit Parteifreunden, sondern auch mit Demonstran- Ziel, den eigenen Mitgliedern und allen interessierten Bürgern ten konfrontiert, die ihn wegen einer jüngst an der Uni aufge- wichtige Fragen zu beantworten und ihnen die Angst vor der deckten Polizeispitzelaffäre zur Rede stellen wollten. Währungsumstellung zu nehmen. Bei den Landtagswahlen 2011 wurde Werner Pfisterer nach 15 Jahren Engagement im Landtag nicht wiedergewählt, dies war ein herber Verlust für die CDU Heidelberg. In der Jahreshauptversammlung 2012 wurde Karin Weiden- heimer zur Vorsitzenden des Stadtbezirksverbandes gewählt. Eine größere Veränderung für die CDU Rohrbach brachte die am 29. April 2016 vereinbarte Fusion mit der CDU Boxberg-Em- mertsgrund. Beide Stadtbezirksverbände wollen durch den Zu- sammenschluss ihre Kräfte und Kompetenzen bündeln und die administrativen Aufgaben reduzieren. Der neue Stadtbezirksver- band heißt nun CDU Rohrbach-Boxberg-Emmertsgrund. Als Vorsitzende wurde Karin Weidenheimer gewählt

Honoratioren der CDU Rohrbach mit „Perkeo und Adjutant“ beim Sommerfest

1999 war auch Kommunalwahljahr. Am Wahlkampf beteiligte sich die CDU Rohrbach mit Infoständen und weiteren Veranstal- tungen. Als Folge der Wahlen zogen zusätzlich zu Werner Pfiste- rer noch Ernst Gund (1999 – 2014), Klaus Weirich (2000 – 2009) und Yvonne Eismann-Knorr (2001 – 2004) in den Heidelberger Gemeinderat ein. Alle haben sich dort für die Belange des Stadt- teils eingesetzt. 2001 wurde in Leimen mit dem Bau der Nordumgehung begon- nen. Voraus gegangen waren langwierige Verhandlungen, da die Trasse ursprünglich durch die Rohrbacher Weinberge führen sollte. Von 2005 bis 2012 führte Gustav Gregor die Geschicke der CDU Rohrbach. Ihm gelang es die Ausstellung von Prof. Reinhard Schreiner (Konrad-Adenauer-Stiftung) „Konrad Ade- Die CDU Rohrbach engagiert sich beim Stadtteilfest

35 Die CDU Rohrbach-Boxberg-Emmertsgrund macht Politik vor ten, zum Sommerfest, zum Politischen Aschermittwoch oder Ort und versteht sich als Bindeglied zwischen den Bürgern und zu ihrer Nikolausfeier ein, macht Info-Stände und beteiligt sich der Politik auf kommunaler-, Landes- und Bundesebene. am Leben in Rohrbach. Stammtische beim Museumsfest oder der Kerwe sollen es dem Bürger einfacher machen, mit Sor- Um die Bürger zu informieren und mit ihnen ins Gespräch zu gen und Ideen zu den Mandatsträgern zu kommen. kommen, lädt die CDU Rohrbach seit Beginn ihres Bestehens zu Informationsveranstaltungen mit namhaften Persönlichkei- Dies ginge nicht ohne die vielen engagierten Mitglieder. Die einen übernehmen ein Mandat im Land oder der Kommune, andere engagieren sich im Bezirksbeirat, übernehmen inner- halb der Partei ein Amt, helfen mit bei Info-Ständen, verteilen Flyer oder kleben Plakate bei Wahlkämpfen oder arbeiten bei Veranstaltungen unermüdlich in der Küche oder an dem Ge- tränkestand. Ihnen gilt ganz besonderer Dank. Dank gilt auch Herrn Dr. Reinhard Schneider von der Kon- rad Adenauer Stiftung, Herrn Rainer Wesch von der RNZ, Frau Claudia Rink vom Heidelberger Geschichtsverein und Frau Woida für ihre Unterstützung und Überlassung der hier aufgeführten Unterlagen. Karin Weidenheimer Vorsitzende Ehrungen 2015

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36 SPD Rohrbach

Der Ortsverein der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands in In jüngerer Zeit widmet sich die SPD in Rohrbach unter anderem Heidelberg-Rohrbach ist mit seinen heute über 100 Mitgliedern der Aufwertung des Hasenleisers. Mittels Quartiersmanagement im südlichsten Heidelberger Stadtteil seit über 100 Jahren fest und durch Vorschläge für die quartiersbezogene Ausgestaltung verankert. der einzigen komplett auf Rohrbacher Gemarkung liegenden Konversionsfläche „Hospital“ soll eine höhere nachbarschafts- Keimzelle SPD Rohrbach orientierte Wohnqualität erreicht werden. Bei der Gemeinderats- Die Bürgerorientierung ist seit den 1970er Jahren ein wesentli- wahl 2014 erreichte die SPD in Rohrbach 17,26% der Stimmen. ches Kennzeichen der SPD in Rohrbach. Davon war auch Beate Zwei Mitglieder des Ortsvereins sitzen seit der Kommunalwahl 2014 Weber geprägt, der sicher bekannteste Kopf des SPD-Ortsver- im Gemeinderat der Stadt Heidelberg: Mirko Geiger und Karl Emer. eins Rohrbach, dem sie 1970 beigetreten war. Zwischen 1975 Seit Bestehen des Bezirksbeirates ist die SPD dort immer aktiv und 1985 vertrat sie Rohrbach im Heidelberger Gemeinderat. Bei vertreten. Zur Zeit gehören ihm Sibylle Ziegler, Reiner Herbold den ersten Wahlen zum Europäischen Parlament 1979 wurde sie und Bernd Knauber an. Bernd Knauber ist auch Vorsitzender des auf der Liste der SPD gewählt. Die Zeit in Brüssel und Straßburg SPD-Ortsvereins Rohrbach. ging erst zu Ende, als sie 1990 zur Oberbürgermeisterin Heidel- bergs gewählt wurde. Das blieb sie 2 Amtszeiten lang bis 2006. Gründung der SPD Rohrbach 1904 Mit ihr begann eine neue Ära in Heidelberg. Die Kommunalpo- Zur älteren Geschichte der SPD in Rohrbach sind leider keine litik orientierte sich zunehmend auf die Stadtteile. Bürgerämter, schriftlichen Nachweise oder Dokumente bekannt. Vermutlich Bezirksbeiräte und Stadtteilrahmenpläne mit starker Bürgerbetei- sind sie in den Irrungen und Wirrungen der beiden Weltkriege ligung rückten Verwaltung und Politik näher an die Bürgerinnen und Verfolgungen verloren gegangen oder vernichtet worden. und Bürger – auch heute noch. Und auch in Sachen Umwelt setzte sie Maßstäbe, was 2006 Heidelberg zur Europäischen Umwelthauptstadt machte und Beate Weber selbst 2007 den Deutschen Umweltpreis einbrachte.

Initiativen für Rohrbachs Bürgerinnen und Bürger Aber auch Stadträte wie Kai Seehase, Karl Emer oder Mirko Gei- ger müssen genannt werden. Die SPD in Rohrbach hat früh die Belange der Ökologie und der Reduzierung des Individualverkehrs auf ein erträgliches Maß in den Mittelpunkt ihrer Politik gerückt. So wurde – wenn auch erfolglos – gegen den Bau der B 535 protestiert und Alternativvorstellungen zur Sickingenbrücke als Autobrücke wurden entwickelt. Die Neugestaltung von Rohrbach Markt, des Rathausplatzes, die Sanierung der Internationalen Gesamtschule und der Eichendorffschule gehen auf erhebliche Initiativen des SPD-Ortsvereins und seiner Mandatsträger zurück. Das Schlösschen geschmückt zur 100-Jahrfeier der SPD

37 Die Gründung des Ortsvereins Rohrbach wird auf das Jahr 1904 Thoraxklinik – lebten sie in Rohrbach in der Karlsruher Stra- datiert. Vielleicht war die Verlegung der Waggonfabrik Heinrich ße 46. Das Ehepaar und der Vater von Käthe Seitz, Philipp Fuchs von der Heidelberger Weststadt auf ein 140.000 Quadrat- Brunne mer, waren zusammen mit dem KPD-Funktionär Georg meter großes Areal auf Rohrbacher Gemarkung eine Initialzün- Lechleiter, Emma und Jakob Faulhaber und Johann Kupka und dung. Schließlich brachte der 1902 abgeschlossene Umzug die 7 weiteren Widerstandskämpfern an der Herausgabe der Zei- Hauptklientel der Sozialdemokratie, die Arbeiterschaft, nach tung „Der Vorbote – Informations- und Kampforgan gegen Rohrbach: Zunächst waren es 800 Beschäftigte, 1908 bereits den Hitlerfaschismus“ beteiligt. Zum ersten Mal erschien die 1.250 und im Jahr 1923 zählte die Belegschaft 1.875 Menschen. Zeitung im September 1941 in einer Auflage von etwa 70 Ex- Aus dem Wein-, Bauern- und Bürgerdorf Rohrbach war eine Ge- emplaren. Noch weitere 3 Mal schafften sie es, den Vorboten meinde geworden, die zeitweise den zweitgrößten Industriebe- herzustellen und zu verteilen – am Ende etwa 200 Exemplare. trieb im Großherzogtum Baden beherbergte. Kurz vor Fertigstellung der 5. Ausgabe wurde die Gruppe ver- raten und am 24. Februar 1942 verhaftet. Zwar schien die Unternehmensführung zunächst recht arbeiter- freundlich und der Sozialpolitiker Karl Bittmann berichtete 1905 Unter anderem wegen Vorbereitung zum Hochverrat wurden beispielsweise über einen seit „langen Jahren“ bestehenden „Ar- insgesamt 14 Menschen vom 2. Senat des Volksgerichtshofes beiterausschuss“ unter dessen Verwaltung die Kantine gestan- in Mannheim zum Tod durch das Fallbeil verurteilt und am den habe. Und für das Jahr 1923 ist ein Arbeiterrat dokumentiert 15. September 1942 in Stuttgart hingerichtet. Käthe und Alfred (Rohrbacher Chronik). Dieses Jahr stellt sich auch als ein beson- Seitz sind in der Karlsruher Straße 46 in Rohrbach Stolpersteine ders unruhiges in der Geschichte der Waggonbaufabrik dar mit gewidmet. Alfred Seitz wurde zudem in das virtuelle Denkmal Entlassungen, Streiks und Solidaritätsmärschen für Arbeitslose. „Gerechte der Pflege“ aufgenommen. Das Ehepaar Seitz wird Wenngleich nicht dokumentiert, ist es schwer vorstellbar, dass 1950 in der Ehrengrabstätte für die NS-Opfer im Bergfriedhof die Sozialdemokratie und die Gewerkschaften hier unbeteiligt beigesetzt. In Neuenheim erinnert seit 1974 die Seitzstraße gewesen sein sollen. Zumal die Arbeiterschaft aufgefordert wur- ebenfalls an die Widerstandskämpfer aus Rohrbach. de, sich „ihrer gewerkschaftlichen Disziplin“ zu besinnen. Dokumentiert sind hingegen zwei SPD-Verordnete aus Rohr- bach für die Kreisversammlung Heidelberg: Im Jahr 1919 wurde der Rohrbacher Schlosser Valentin Frauenfeld in das Gremium gewählt, und 1927, das Jahr der Eingemeindung Rohrbachs nach Heidelberg, war es der Kassenbeamte Karl Schittenhelm. Bei den Reichstagswahlen im März 1933 gehen in Rohrbach 92 % der Wahlberechtigten zur Wahl. Fast 53 % wählen die NSDAP, rund 16 % erhält die SPD als zweitstärkste Partei. Rohrbach ist der „braunste“ Stadtteil Heidelbergs.

Widerstand gegen Nationalsozialismus Aber in Rohrbach entwickelt sich auch sozialdemokratischer Widerstand gegen den Nationalsozialismus: Käthe Seitz stammte aus Ludwigshafen, war seit 1918 Mitglied der SPD und später Stadtverordnete der SPD in Kleve. Nach ihrer Hei- Oberbürgermeisterin Beate Weber mit Gustav und Ernst Knauber bei der Eröff- rat mit Alfred Seitz – er war Krankenpfleger an der heutigen nung des „alten“ Bürgeramts im Rathaus

38 Stärkste Partei im Nachkriegs-Rohrbach Bei der ersten Wahl zum deutschen Bundestag 1949 wird die SPD in Rohrbach mit 34,4 % zur stärksten Partei im südlichen Stadtteil Heidelbergs. Einer der prägenden Köpfe im Nachkriegs-Rohrbach war Hans Feigenbutz. Der gebürtige Rohrbacher erlernte das Schreiner- handwerk und war zuletzt Filialleiter des Konsumvereins in Rohrbachs Rathausstraße. Später wurde daraus der Coop. Bis zum Ende der Selbstständigkeit des heutigen Stadtteils von Heidelberg im Jahr 1927 war Hans Feigenbutz bereits im Bür- gerausschuss Rohrbachs engagiert. Bei den Wahlen zum ers- Rohrbacher Straße 8 ten Nachkriegsgemeinderat 1946 schaffte er für die SPD den Im Carre Sprung in den Heidelberger Gemeinderat. Er blieb bis 1962 69115 Heidelberg Stadtrat. Hans Feigenbutz war nicht nur an der Wiedergrün- dung des Badischen Sängerbundes beteiligt (1947), sondern Fon (0 62 21) 2 7778 auch eine der treibenden Kräfte hinter der Gründung des Stadtteilvereins Rohrbach im Jahr 1956. Dessen Vorsitzender war er bis 1960. Besondere Verdienste erwarb sich der SPD- Karlsruher Straße 80 Mann um die 1200-Jahr-Feier des Stadtteils 1966 sowie um Rohrbach Markt OPTIK VOLZ den Bau der Eichendorffhalle. 1984 – 10 Jahre nach seinem 69126 Heidelberg Tod – wurde im Gewann See in Rohrbach ein Weg nach Hans Fon (0 62 21) 338681 (65 JAHRE) Feigenbutz benannt. Einen weiteren Meilenstein in der Geschichte der SPD Rohrbach GRATULIERT markiert der sogenannte Rohrbacher Bauernaufstand im Jahr Brückenstraße 31 1952. Dabei ging es um die Frage, wieviel Rohrbacher Acker- 69120 Heidelberg ROHRBACH land die amerikanischen Streitkräfte beschlagnahmen dürfen. Fon (0 62 21) 4134 07 Hier hat der Heidelberger SPD-Landtagsabgeordnete Karl Ebert, Sohn von Friedrich Ebert, eine maßgebliche Rolle gespielt. Er (1250 JAHRE) initiierte unter anderem Unterschriftensammlungen und ein Pro- testtelegramm der Heidelberger Bundes- und Landtagsabgeord- Am Petrus neten an Bundeskanzler Adenauer. Dies trug nicht unwesentlich 69221 Dossenheim dazu bei, dass die US-Streitkräfte statt 80 Hektar nur 24 Hektar Fon (0 62 21) 861126 Grund zum Bau von „Besatzungswohnungen“ beschlagnahmen wollten.

Bahnhofstraße 22 Autor: Bernhard Hochlehnert 69151 Neckargemünd Fon (0 62 23) 33 12

39 40 Arbeiterwohlfahrt – Ortsverein Rohrbach

Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) ist ein nicht gewinnorientier- Die AWO in Heidelberg ist ein klassischer Mitgliederverband, ter gemeinnütziger Verband, der zu den fünf großen aner- der in seiner Vielfalt ohne ehrenamtlich Tätige in den Orts- kannten Wohlfahrtsverbänden in der Bundesrepublik zählt. vereinen, Altenclubs, im Vorstand und zum Teil auch in den Wir handeln nach der von Toleranz und Solidarität geprägten Einrichtungen undenkbar wäre. Der Kreisverband hat acht demokratischen Kultur, aus der heraus sich unsere Organisa- Ortsvereine in den Stadtteilen Altstadt/Neuenheim, Ziegel- tion im Jahre 1919 als deutschlandweite Selbsthilfeinitiative hausen/Schlierbach, Pfaffengrund, Wieblingen, Weststadt/ gegründet hat. Wir sind dem Wohl der hilfsbedürftigen und Bergheim/Handschuhsheim, Kirchheim, Boxberg/Emmerts- schwächeren Bevölkerungsgruppen verpflichtet und setzen grund und Rohrbach. Ab Januar 2016 trifft sich der Ortsver- uns für soziale Gerechtigkeit ein. ein Rohrbach Donnerstag nachmittags von 14 – 17 Uhr im AWO Raum in der Eichendorffhalle. An den Nachmittagen 1925 in Heidelberg gegründet, feierte der AWO Kreisverband finden Vorträge statt, oder man trifft sich zu einem gemüt- Heidelberg e.V. im Oktober 2015 sein 90-jähriges Bestehen. Bei lichen Kaffeeplausch. Auch Nicht-Mitglieder sind zu diesen der am 3. Oktober in der Reichpräsident-Friedrich-Ebert-Ge- Veranstaltungen herzlich willkommen. denkstätte begangenen Jubiläumsfeier gehörten auch Ehrun- gen langjähriger Mitglieder zu dem Fest. Die AWO Heidel- berg freute sich über die großzügige Spende des Ortsvereins Rohrbach anlässlich des 90-jährigen Jubiläums als Unterstüt- zung für die gute soziale Arbeit im Kreisverband. Seit 1974 hat sich der Kreisverband Heidelberg e.V. der AWO auf die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen spezialisiert. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt dabei in der Betreuung und Un- terstützung von Kindern und Jugendlichen in verschiedenen Stadtteilen. In fünf Kindertagesstätten betreuen wir derzeit 223 Kinder ab 12 Monaten bis ca. 14 Jahren. Wir betreu- en Kinder unabhängig von deren Weltanschauung, Religion oder Nationalität, und setzen uns aktiv für Chancengleich- heit ein. Zusätzlich ist die AWO Träger von zwei Jugendhäu- sern, dem Psychologischen Zentrum, dem Heilpädagogischen Ins titut, der Schulsozialarbeit, der Sozialberatung sowie des Seniorenzentrums in Wieblingen. Die 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereiten jungen Menschen den Weg in ein erfolgreiches Leben, leisten liebevolle Kinderbetreuung, för- dern Kinder und Jugendliche mit Schulleistungsschwächen, beraten Eltern, befassen sich mit Menschen in akuter Not oder die Gewalt erfahren haben, vermeiden soziale Ausgren- zung, helfen im Einzelfall und tun Vieles mehr.

41 42 Förderverein der Eichendorffschule Heidelberg-Rohrbach e.V.

Wer wir sind? Und wir haben noch weitere Vorhaben: Der Förderverein der Eichendorffschule Heidelberg-Rohrbach Es sollen neue Instrumente für den Schulchor angeschafft wer- e.V. besteht seit 1992 und gehört zu den erfolgreichsten Grund- den und eine Umgestaltung des Schulgartens steht an. schulfördervereinen Baden-Württembergs. Wie können Sie uns dabei helfen? Im Förderverein haben sich Eltern aller Grundschulklassen zu- sammengefunden, um sich gemeinsam für die Schule und die Indem Sie als verantwortungsbewusste Eltern, interessierte Per- Schüler zu engagieren. Wir achten darauf, dass sich die Kinder sonen oder engagiertes Unternehmen: auch klassenübergreifend treffen und sich kennenlernen können. • Mitglied werden (Jahresbeitrag 30,- EUR) Dauerhafte Kontinuität unserer Projekte und Angebote, hohe Ak- • Mitglieder werben zeptanz bei den Kindern, Eltern und Lehrkräften sowie große Iden- • sich aktiv in der Organisation unseres Vereins engagieren tifizierung mit dem Stadtteil Rohrbach – das macht uns aus. Die • uns mit Spenden unterstützen (selbstverständlich mit Schulleitung, der Elternbeirat und wir arbeiten eng zusammen. Spendenquittung) • tatkräftig bei Veranstaltungen des Fördervereins Was ist unser Ziel? und der Schule mithelfen (der Erlös des Kaffee- und Wir möchten die Entwicklungsmöglichkeiten unserer Kinder an Kuchenverkaufs geht an den Förderverein) der Eichendorffschule mit gestalten, sie neugierig machen auf Wir freuen uns über Ihre Mithilfe, Ihre Ideen, Vorschläge und Ihr mehr Wissen, ihnen Spaß am Lernen bereiten, sie auf Entde- Engagement! ckungsreisen schicken, ihre Experimentierfreude wecken und das Miteinander fördern.

Das tun wir, indem wir • die Ausstattung der Schule aufwerten • die Zusammenarbeit zwischen Eltern, Kindern und Lehrern stärken • Kinder motivieren – Lernen fördern • Tauschbörsen organisieren • kostenlose Nachmittagskurse anbieten wie z.B. Ma- len, Nähen, Basketball, Inline-Skaten, Fahrradrepara- tur, Schulgarten, etc.(Die Kurse finden zum größten Teil in den Räumen der Schule statt.) • ein besonderes Augenmerk auf unsere Partnerschule in Zimbabwe (die Primaryschool Chishoeshe der Herz Der Förderverein bei HD Stiftung) richten, und diese finanziell unterstützen. der Arbeit…

43 Wer sind die Ansprechpartner? Förderverein der Eichendorffschule Heidelberg-Rohrbach e.V. Anna Illenseer Böser Christina Schunk 1. Vorsitzende 2. Vorsitzende Schelklystr. 8 A Franz-Kruckenberg-Str. 84 69126 Heidelberg 69126 Heidelberg Tel: 06221-7196517 Tel: 06221-3539009

Email: [email protected] www.foerdervereineichendorffschule.de

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Bernd Frauenfeld • Rechtsanwalt, Fachanwalt für Arbeitsrecht Jan Lüdemann • Rechtsanwalt, Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht

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44 Feuerwehr Rohrbach

140-Jahre Feuerwehr Rohrbach mit gutem Beispiel voran. So wurde im Jahre 1846 in Durlach eine der ersten Wehren in Deutschland ins Leben gerufen. „Feuer! Feuer!“ – schallen die erregten Rufe aufge- schreckter Rohrbacher Bürger durch die kalte Winterluft Dies hatte natürlich Signalwirkung auf andere Gemeinden. Trotz- des 3. Januar 1795. Die Häuser des Mathias Diederich dem dauerte es noch einige Jahre bis sich auch in der Gemeinde und des Peter Eyermann stehen in Flammen. Der Klang Rohrbach die Bemühungen einiger Bürger zur Gründung einer der Sturmglocke ruft die Helfer zusammen, die alles ver- Feuerwehr Früchte trugen. suchen, des Feuers Herr zu werden. Die Tür einer Brun- Der 6. Oktober 1876 wurde dann zum Gründungstag der Frei- nenstube der Traitteurschen Wasserleitung wird einge- willigen Feuerwehr Rohrbach. Das lebhafte Interesse der Bürger schlagen, und das Wasser in ledernen Eimern von Hand zeigte sich darin, dass sich nicht weniger als 97 Aktive in die zu Hand gereicht, um die Habe des Nachbarn zu retten. Stammliste eintragen ließen. Das waren etwa 7% der damali- Doch es ist vergebens. Beide Anwesen brennen bis auf gen Bevölkerung. Zum ersten Kommandanten wurde der spätere die Grundmauern nieder. Vier Familien sind obdachlos. Bürgermeister Peter Mohr, zum zweiten Kommandanten Georg Der Schaden beträgt: 1277 fl 46 gr. Dies entspricht heute Steiger gewählt. etwa 150.000 Euro. Dies alles kann man einem im Gene- rallandesarchiv Karlsruhe liegenden amtlichen Bericht des Zentgrafen Dackert an das Oberamt Heidelberg entnehmen. Herauslesen kann man allerdings auch, dass die Bürger zwar spon- tan bereit waren dem Nachbarn zu helfen, ihre Anstrengungen mussten jedoch fehlschlagen, weil teilweise die notwendigen Hilfsmittel fehl- ten, und die Helfer letztlich in keiner Weise im Kampf gegen das Feuer ausgebildet waren. Aber es gab zu dieser Zeit eben noch keine organi- sierte Feuerwehr, so wie sie heute für jedermann selbstverständlich ist. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts nahm der Gedanke einer organisierten Feu- erwehr konkrete Formen an. Das ba- dische „Musterländle“ ging auch hier Feuerwehr-Kameradschaft Heidelberg Rohrbach

45 Die Wehrleute waren in 4 Gruppen eingeteilt: Beim 25-jährigen Jubiläum 1901 wurde bei einer Schauübung 1. Steigermannschaft bestehend aus ein großes Wasserfest veranstaltet, wobei aus der 5 Jahre zu- vor errichteten Wasserleitung genügend Wasser entnommen • Schlauchführerrotte werden konnte. • Einreißrotte • Retterrotte Das 50-jährige Jubiläum vom 5.-6. Juni 1926 war für die da- 2. Spritzenmannschaft mit vierrädriger und zweirädriger malige Wehr der Höhepunkt der Vereinsgeschichte. Dieses Spritze wurde mit Böllerschüssen, dem großen Zapfenstreich sowie einem Festzug mit etwa 50 befreundeten Wehren gefeiert. 3. Schutzmannschaft Auch die große Teilnahme der Bevölkerung zeigte die Beliebt- 4. Spielleute mit zwei Hornisten und zwei Tambours. heit der Feuerwehr. Das Festbankett fand im Saal des „Roten Der Mitgliedsbeitrag betrug damals 20 Pfennig im Monat. Um Ochsen“ statt. Leider endete das Jubiläum mit anhaltenden der Wehr ein einheitliches Aussehen zu geben wurden Uni- Wolkenbrüchen, die beinahe das Festzelt in der Turnerstraße formen angepasst, welche sechs Rohrbacher Schneider zum wegspülten. Preis von jeweils 10,50 Mark anfertigten. Da in der Gemein- Ein Jahr später am 1.4.1927 erfolgte die Eingemeindung Rohr- dekasse das Geld fehlte um allen eine Uniform zu beschaffen, bachs. Aus dem selbstständigen Kommando wurde die 8. Kom - konnte nur ein Teil der Männer aufgenommen werden. Ein panie der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Heidelberg und Jahr später wurde dann die Anzahl der Feuerwehrmänner der später dann der 8. Löschzug. Noch heute beginnen die Funk- Gemeinde Rohrbach endgültig auf 92 Mann begrenzt. rufnamen der Rohrbacher Feuerwehrfahrzeuge mit der 8. Bei dem denkwürdigen Brand auf dem Bierhelderhof am 5. Der zweite Weltkrieg führte dann zur Auflösung der Wehr. Dezember 1889 hatte die junge Wehr dann einen ihrer größ- Doch in der Phase des Wiederaufbaus fanden sich einige „alte“ ten Einsätze, den sie mit Bravour bestand. Kameraden unter der Führung von Hans Seel zusammen und riefen in der 1. Hauptversammlung am 19. April 1952 mit 24 Aktiven die Rohrbacher Feuerwehr wieder ins Leben. Ein Jahr später erhielt die Wehr das erste motorisierte Feuer- wehrfahrzeug. Seitdem hat sich die Ausrüstung der Wehr kon- tinuierlich verbessert. Im Jahr 1973 konnte das von der Stadtverwaltung zur Verfü- gung gestellte „Brunnenschäfer‘sche Haus“ in der Rathaus- straße in Eigenarbeit renoviert werden. Viele ehrenamtliche Stunden waren notwendig um einen schönen Schulungsraum zu gestalten. Zwei Jahre später beteiligte sich die Feuerwehr dann erstmals an der Rohrbacher Kerwe mit einem Käsepro- bierstand vor dem „Roten Hahn“ in der Rathausstraße. Seit dem ist die Feuerwehr aus dem Kerwegeschehen nicht mehr wegzudenken. Ein weiterer Meilenstein war die Gründung der Jugendfeuer- wehr. Am 24. Juni 1974 trafen sich 11 Jungen unter der Lei- tung von Franz Schneider zur Gründungsversammlung. Seit dem gibt die Jugendfeuerwehr in Rohrbach jungen Menschen Unsere Jugendfeuerwehr eine sinnvolle gemeinnützige Freizeitbeschäftigung und sichert

46 den Nachwuchs für den Feuerschutz. Fast alle heutigen Mit- Löschen von Bränden mittels Eimerketten im Vordergrund, so glieder fanden über die Jugend den Weg zur Feuerwehr. gilt heute das Motto „Retten, Löschen, Bergen, Schützen“. Die Feuerwehr ist inzwischen eine Hilfsorganisation mit der Als 1991 der Gemeinderat beschloss, der Feuerwehr Rohrbach Aufgabe bei Bränden, Unfällen, Überschwemmungen und in der Felix-Wankel-Str. 8 ein neues Gerätehaus zu bauen, war ähnlichen Ereignissen Hilfe zu leisten, d.h. Menschen, Tiere die Freude groß. Es dauerte noch 3 Jahre bis am 25. Februar und Sachwerte zu retten, zu schützen und zu bergen, wobei 1994 das Richtfest und am 4. November 1994 die Einweihung die Menschenrettung natürlich oberste Priorität hat. gefeiert werden konnten. Seitdem ist der „Tag der Offenen Tür“ ein fester Bestandteil im Rohrbacher Feuerwehrgesche- So hat sich auch die Technik vor allem in den letzten Jahr- hen und viele Familien in Rohrbach und im Quartier am Turm zehnten rasant weiter entwickelt und erfordert eine immer bes- freuen sich das ganze Jahr auf diesen Termin. sere und umfangreichere Ausbildung. Dieser Ausbildungsstand wird durch etwa 20 Schulungen und Übungen im Jahr erreicht. Durch die Gründung des Fördervereins am 30. Oktober 2005 Hinzu kommen noch individuelle Ausbildungslehrgänge in der wurde die Abteilung wirtschaftlich unabhängig von der Ge- Feuerwache sowie der Landesfeuerwehrschule. samtfeuerwehr Heidelbergs und ist jetzt eigenständig in der Lage über ihre Finanzen zu entscheiden sowie Spendenbe- So interessant die Ausbildung, der Dienst, die Technik und scheinigungen auszustellen. nicht zuletzt die Kameradschaft auch sind, so muss man sich dennoch bewusst sein, dass das Ehrenamt in der Feuerwehr Ein weiterer Schritt zur hervorragenden Nachwuchsförderung dem Einzelnen besonders viel abverlangt. Schlagworte sind der Abteilung war die Gründung der Bambini Feuerwehr „Die hier: „lange und intensive Ausbildung“, „körperliche Ein- Feuertiger“. Am 11. September 2008 trafen sich die Bambini satztauglichkeit“, „ständige und sofortige Einsatzbereitschaft unter der Leitung von Bettina Zielbauer und Michaela Pfeiffer und Verfügbarkeit“. Diese Faktoren provozieren nicht nur zum ersten Mal. Hier werden die Kinder im Alter von 5 bis im privaten, sondern vor allem auch im beruflichen Umfeld 10 Jahren spielerisch an den Feuerwehrdienst herangeführt. der Kameraden Konflikte, die sie zu lösen bzw. auszuhalten Die Gruppe besitzt in der Zwischenzeit ein eigenes „Lösch- bereit sein müssen. Hinzu kommen Einsätze, die bis an die fahrzeug“ welches auf Basis eines Bollerwagens in liebevoller körperliche und seelische Belastungsgrenze gehen. Wir ver- Eigenarbeit gebaut wurde. langen von jedem Kameraden zu jeder Tages- und Nachtzeit Die Aufgaben der Feuerwehr Rohrbach haben sich seit der sofort eine qualitativ anspruchsvolle Tätigkeit auszuüben und Gründung außerordentlich verändert. Stand zu Beginn das das in einer hohen Regelmäßigkeit bzw. Verlässlichkeit. So erfolgen heute etwa 50 Alarmierungen im Jahr sowie zahl- reiche Sicherheitswachen im Theater, bei öffentlichen Veran- staltungen wie der Schlossbeleuchtung oder dem Rollstuhl- marathon. Daneben ist die Feuerwehr auch ehrenamtlich im Stadtteil aktiv und unterstützt hier das gesellschaftliche Leben. Motiviert werden die Feuerwehrangehörigen alleine durch gesellschaftliche Anerkennung und Wertschätzung sowie die außerordentliche Kameradschaft untereinander, die in unse- rem Leitspruch „Einer für Alle, Alle für Einen“ zum Ausdruck kommt. Dieter Schneider

Die Bambini-Truppe „Feuertiger“

47 1250 Jahre Rohrbach Von G. Knauber Zwelfhunnertfuffzisch Johr, ihr Leit, wird des Johr gfeiert. Un grad heit denke mir an Noud un Glick, an Krieg un Friede oft zurick un domols an die Grindungszeit. Der Blick zurick isch ebbes weit. Domols hat e Ehepaar, des ziemlich gut begiidert war, Theuthard un Richgard, fromme Leit, domit vun Sinde sie befreit, un aa de Herrgott an sie denkt, dem Kloschder Lorsch en Wingert gschenkt. Nooch Lorscher Codex, wohl vermerkt, hot Rohrbach sich gewaldisch gschtärkt, hot sich durch gut´ un schleschdi Zeit rescht gut entwicklt woll bis heit, un isch gewachse alsefort zum ganz beliebte Stadtdaalsort vun Heidelberg. Un rund drum rum guckt mer sich verwunnert um, was aus Rohrbach worre isch mit Weck, Worscht, Wei am Feschtdagsdisch! Zwelfhunnertfuffzisch Johr, des Fescht biet uns vun allem s allerbescht vum Esse, Wei un Bier un Sekt: Mir hoffe blouß, dass Jedem schmeckt! Uff die negschde dausend Johr baue mir ab heit schun vor un winsche, dass´s sou weiter geht un unser Rohrbach ewisch bschteht.

48 Das Heimatmuseum Rohrbach Von Wolfgang Späth

In seiner Chronik „Rohrbach im Wandel die Wiedereröffnung mit Presse, Funk Neben dem Titel „Literarisches Museum” der Zeit“ beschreibt Karl Heinz Frauenfeld und Fernsehen stattfinden. Eine Episode wurde uns vom Regierungspräsidium (1929 – 2005), langjähriger Vorsitzender am Rande: Auf die Anweisung eines Ka- Nordbaden im Mai 2011 auch die Plakette des Stadtteilvereins und Chronist Rohr- meramannes: „Bitte zurücktreten!”, ant- „Vorbildliches Heimatmuseum” zuerkannt. bachs sehr anschaulich die Entstehungs- wortete die damalige Oberbürgermeis- geschichte des Heimatmuseums Rohr- terin Beate Weber sofort: „Aber nicht bach. freiwillig!”. Anlässlich der 1200-Jahrfeier Rohrbachs Inzwischen sind 20 Jahre vergangen. Die 1966 reifte der Plan in einer „Heimatstu- vorderen Räume wurden ergänzt durch be” Erinnerungen und Bewahrenswertes die „Gut-Schloof- und Kinnerstubb” im zu sammeln. Nach anfänglicher Skepsis Hinterhaus und aus dem Kohlenlager der der Rohrbacher Bürger wurde der Stadt- Bäckerei wurde in schweißtreibender Ar- teilverein mit Exponaten aus Handwerk beit ein Winzerkeller vom Feinsten gezau- und Landwirtschaft und Dokumenten so bert. Dass der Hauptkeller und der Dach- reichlich bedacht, dass im alten Rathaus boden noch unzählige Schätze bergen, die unteren drei Zimmer zur Aufbewah- die nach und nach integriert werden, sei Die Verantwortlichen der Jubiläumsausstellung in der rung bereitgestellt werden mussten. nur am Rande erwähnt. Rohrbacher Filiale der Heidelberger Volksbank Freiwillige Helfer und Mitglieder des Vor- standes des Stadtteilvereins kümmerten sich um eine klare Gliederung in Rohr- bach-spezifische Schwerpunkte: Groß- mutters Zeit, Sitten und Gebräuche sowie damalige Erwerbstätigkeiten. Im Juli 1971 eröffnete der Stadtteilverein dann das Heimatmuseum im Alten Rathaus. Die- ses wurde bereits 1981 in den erlauch- ten Kreis der „Literarischen Museen Ba- den-Württemberg“ aufgenommen. 1994 meldete die Stadt Heidelberg Eigen- bedarf an: ein Bürgeramt beanspruchte die Museumsräume. Als Ausgleich stellte die Stadt das Café Berg, Rathausstraße 76, mit den vier unteren Räumen und dem Hintergebäude mit der Originalbackstube zur Verfügung. So konnte am 30.06.1996

49 Im Herbst 2014 erregte eine von Han- urkundlichen Erwähnung und das 500 wesentlich dazu beiträgt, dass um die nah Dziobek, damals 15 Jahre alt, kon- Jahre alte Siegel zeigt. Außerdem zeigt 1.000 Besucher im Jahr die Schätze un- zipierte Ausstellung über „Rohrbach im sie die Rohrbacher Entwicklung von ei- serer Altvorderen bestaunen. 1. Weltkrieg” Aufsehen und Bewunde- nem kleinen Ort zum vor allem für seine Das Heimatmuseum Rohrbach hat jeden rung weit über die Ortsgrenzen hinaus. exzellenten Weine bekannten großen 1. Sonntag im Monat bei freiem Eintritt Stadtteil. Zum Ortsjubiläum 1250 Jahre Rohrbach von 14 – 16 Uhr geöffnet. Spenden sind konzipierte das Heimatmuseum gemein- Abschließend soll noch auf die mehr- erlaubt. Nach telefonischer Vereinba- sam mit der Heidelberger Volksbank mals jährlich wechselnde Schaufenster- rung (06221-315901) ist ein Besuch von eine Ausstellung, die Exponate aus der gestaltung des Heimatmuseums hinge- Kindergärten, Schulen, Vereinen und Pri- Frühgeschichte, Dokumente der ersten wiesen werden, deren Ideenreichtum vatpersonen möglich.

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52 Glanzstück der Bahntechnik aus Rohrbach Von Wolfgang G. Nestler

An einem der interessantesten Fahrzeuge wegweisende Entwicklungen Jahrzehnte gend aus Glas gebaut zu sein. In Wirklich- der Deutschen Bahn zeugt das Fabrika- nach Aufgabe des Unternehmens im Jahr keit bestand er aus Glaswänden auf einem tionsschild der Heinrich Fuchs Waggonfa- 1956 bei vielen Eisenbahngesellschaften selbsttragenden, geschweißten Stahl-Wa- brik von Heidelberg als Fertigungsort. Die noch heute in Betrieb sind. genkasten, wie er auch später im Autobau Waggonfabrik fertigte seit 1902 in Rohr- Ein besonders herausragender Mitarbei- versucht wurde. Sitze und Gepäckroste wa- bach, damit kommt der „Gläserne Zug“ ter der Waggonfabrik war zweifelsohne ren aus einer Leichtmetall-Legierung und aus Rohrbach. Georg Mechtersheimer, der Designer des die Toiletten wurden tiefer gelegt um einer- Die Reichsbahndirektion München gab „Gläsernen Zuges”. Von 1915 bis zu sei- seits Gewicht zu sparen und andererseits 1933 für das „Jubiläum 100 Jahre Deut- nem Ruhestand 1950 war er Konstrukteur einen Rundumausblick zu gewährleisten. sche Eisenbahn 1935“ zwei elektrische bei Fuchs und wohnte, wie viele leitende Deshalb wurde das Gepäck später auch in Aussichtstriebwagen, so die technische Angestellte der Fabrik, in der Kirchheimer einem einachsigen Anhänger, wie man ihn Bezeichnung des „Gläsernen Zuges“, in Straße, der heutigen Heinrich-Fuchs-Stra- von Omnibussen kannte, transportiert. Die Auftrag. Mit ihnen wollte die Deutsche ße. Auf dem Gelände der 1956 aufgelös- schweren Fenster konnten mittels Druck- Reichsbahn einerseits der Konkurrenz der ten Waggonfabrik entstand nach 2002 luft auf und ab bewegt werden. weit verbreiteten Aussichtsbusse auf den das Wohngebiet „Quartier am Turm“, in Mit seiner Gesamtlänge von 20,6 m und voll- Straßen begegnen und andererseits auf dem Georg Mechtersheimer mit einem besetzt mit einem Gewicht von 56 t schaffte der Leistungsschau zum Jubiläum etwas Straßennamen geehrt wird. der Elektromotor mit seinen 350 kW eine Besonderes zeigen. Die Konstruktion des Aussichtstriebwagens Fahrgeschwindigkeit von 74 km/h und die Diese Triebwagen mit den Bezeichnungen erschien damaligen Betrachtern vorwie- Höchstgeschwindigkeit von 110 km/h. elT 1998 und elT 1999 (ab dem Jahr 1940 ET 91 01 und ET 91 02) sollten bald als „Glä- serner Zug“ zu den Vorzeigeobjekten der DRG (Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft) gehören. Der besondere Vorteil der Trieb- wagen war der Ausblick für die Fahrgäste. Mit Panoramafenstern, einem Gewächs- haus ähnlich, war neben dem großzügigen Rundumblick auch die Aussicht nach oben gegeben, die besonders den Blick auf die Berggipfel in den Alpen freigab. Erfunden, konstruiert und gebaut wurden diese Eisenbahntriebwagen in der Heinrich Fuchs Waggonfabrik AG in Heidelberg, die seit seiner Erweiterung 1902 in Rohrbach wirkte. Zur Belegschaft gehörten Techni- Heute ist der „Gläserne Zug“ als betriebsunfähiges Schaustück im Museum in Augsburg zu besichtigen ker, Konstrukteure und Designer, deren (Bild hkl, www.glaesernerzug.de)

53 Die beiden Führersitze an den Enden der gen vorgespannt. Bei den Fahrgästen sehr bung der Deutschen Reichsbahn-Gesell- Fahrgasträume waren von diesen nicht beliebt, sah man die Aussichtstriebwagen schaft (DRG). Von der Deutschen Bundes- besonders abgetrennt und boten damit bald in ganz Deutschland. In seiner Ge- bahn (DB) wurde er ab Dezember 1953 freie Sicht für die Fahrgäste. So wie die burtsstadt Heidelberg war der „Gläserne mit der Farbgebung rot/beige (ähnlich Seitenwände und Dachschrägen wur- Zug“ über zwanzig Mal. Nicht allein für der damaligen TEE-Züge) betrieben. Bei den auch die Zwischenwände als Fenster Durchfahrten mit und ohne längerem Zwi- der Anstricherneuerung im Dezember ausgeführt. Die 35 gepolsterten Fahr- schenhalt, sondern oft auch mit Heidel- 1971 wählte man für den Triebwagen gast-Doppel-Sitze ließen sich umstellen, berg als mehrtägigem Ziel. einen hellblauen Farbton (olympia blau/ so dass alle 70 Fahrgäste immer in Fahrt- weiß-aluminium) in Anlehnung an das Im Zweiten Weltkrieg zerstörte am 9. März richtung sitzen konnten. Insgesamt erga- Farbspektrum der Olympiade in München. 1943 ein Bombenangriff auf das Münche- ben sich bei dieser Anordnung gute Sicht- Ab Juli 1986 erhielt er einen Anstrich in ner Bahnbetriebswerk einen der Triebwa- verhältnisse von allen Plätzen. Dabei war enzianblau/cremeweiß, der die bayerische gen, den ET 91 02. Den verbliebenen ET es notwendig, die elektrische Ausrüstung Heimat als wesentliches Einsatzgebiet des 91 01 evakuierte man daraufhin nach Bichl. soweit irgend möglich unter dem Wagen- Triebwagens betonen sollte. In dem kleinen Ort südlich von München fußboden unterzubringen. überstand er in einem Lokschuppen einge- Am 12. Dezember 1995 stieß ein öster- Die Elektroausrüstung des Triebwagens von mauert unbeschadet den Krieg und konn- reichischer Reisezug im Bahnhof Gar- der AEG stellte damit auch besondere An- te danach von der Deutschen Bundesbahn misch-Partenkirchen frontal mit dem forderungen an den mechanischen Aufbau. übernommen werden. Triebwagen zusammen. Bei der Kollision Für den besonderen Fahrkomfort erfolgte Das Erscheinungsbild des Triebwagens hat wurde ein Reisender aus dem Gläsernen die Aufhängung des Motors im Drehgestell sich, außer in einigen technischen Einzel- Zug getötet, 46 Personen aus den bei- über Gummiplatten. All diese Neukonstruk- heiten und den jeweiligen Betriebsnum- den Zügen zum Teil schwer verletzt und tionen aus der Rohrbacher Waggonfabrik mern der Bahngesellschaften, im Laufe der Triebwagen an seinem Antriebskopf konnten 1935 auf der Jubiläumsausstellung der Jahre vor allem im Anstrich geändert. schwer beschädigt, seit dem ist er nicht der Reichsbahn in Nürnberg der Weltöf- Ist die Farbgebung zur Reichsbahn-Zeit mehr fahrtüchtig. 1997 übernahm ihn fentlichkeit präsentiert werden. nicht genau belegt, so nahm der Modell- das Verkehrsmuseum Nürnberg, ließ ihn Von den Aussichtstriebwagen wurden bahnbauer Märklin für sein limitiertes Son- im Mai 2005 mit einem Tieflader-LKW in zwei Exemplare gebaut. Der wagenbauli- dermodell den Betriebs zustand aus dem den Bahnpark Augsburg transportieren che Teil entstand jeweils bei der Waggon- Fertigungsjahr 1935 an. Die Farben beige/ und stellte ihm im Rahmen seines Projek- fabrik Heinrich Fuchs in Rohrbach und die braungrün entsprachen dabei der Farbge- tes „Rundhaus Europa“ ein Gleis zur Ver- elektrische Ausrüstung kam von der fügung. Eine Restaurierung, bzw. AEG. Beide Triebwagen wurden in Wiederinbetriebnahme erscheint München stationiert und fuhren an- unwirtschaftlich. Die Stiftung BSW schließend von dort aus im Sonder- (Bahn-Sozial werk) und der Verein verkehr auf den elektrifizierten Stre- „Gläserner Zug e.V.“ wollen das cken Süddeutschlands und bald auch Fahrzeug im Rahmen ihrer finanzi- nach Österreich. Beliebte Angebote ellen Möglichkeiten als Schau stück waren damals wie auch nach dem aufarbeiten (www.glaesernerzug. Zweiten Weltkrieg die „Karwendel- de). Damit ging der „Gläserne Zug“ rundfahrt“ oder die „Große Alpen- den Bahnkunden zwar vorerst ver- rundfahrt“. Für Sonderfahrten auf loren, aber ein technisches Meister- nicht-elektrifizierten Strecken wurde In seiner Geburtsstadt Heidelberg war der „Gläserne Zug“ über werk aus Rohrbach ist im Museum ein Dampflok oder ein Dieseltriebwa- zwanzig Mal (Bild Rainer Hartwein, 12.09.85 in Heidelberg Hbf) zu bewundern.

54 Siedlungsgemeinschaft Höllenstein e. V.

Die Geschichte des Höllensteins dass ein Zusammengehörigkeitsgefühl herrscht, wie man es heute in kaum einer anderen Wohnanlage findet. Die wichtigste Wie so oft in der Geschichte der Menschheit gab es einst auch Aufgabe ist hierbei zugleich die schwierigste: Dieses über Jahr- zwischen Rohrbach und Kirchheim Streitigkeiten. Der Geschich- zehnte gewachsene Gefühl auch den neu zugezogenen Nach- te zu Folge hatte der 30jährige Krieg auch die angesprochene barn zu vermitteln. Gegend völlig zerstört und keinerlei Ortsgrenzen mehr erken- nen lassen. Um nun diesen Streit zu beenden, sollte ein Rohrba- cher einen schweren Grenzstein so weit tragen bis er nicht mehr konnte – und eben dort sollte die Grenze verlaufen. Für die schwere Aufgabe wurde der Steinmetz Peterhans erwählt, der sein Bestes gab und den Stein bis zum heutigen Grenzverlauf schleppte – dort brach er tot zusammen. Dieser Stein markierte noch lange die Grenze zwischen Kirch- heim und Rohrbach, bis der Stein irgendwann bei Bauarbeiten abhanden kam. Aber auch noch heute „streiten“ sich Rohrbacher und Kirchhei- mer um den Grenzverlauf. Von der neuen Eisenbahnlinie durch- trennt, liegt auf Rohrbacher Seite das Kirchheimer Wohngebiet „Im Höllenstein“. Höllenstein wie man ihn kennt ... Vereinsgründung Östlich der Eisenbahnlinie hat sich 1952 ein Verein namens „Siedlungsgemeinschaft Höllenstein e. V.“ gegründet, der als einziger Kirchheimer Verein Mitglied im Rohrbacher Stadtteilver- ein ist. Diese Siedlungsgemeinschaft Höllenstein – das sind 60 Jahre gelebte Verbundenheit der Vereinsmitglieder mit einer der ersten großen Wohnprojekte der Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz. Als Bindeglied der Bewohner untereinander, aber auch als vertrauensvoller Gesprächspartner und kritischer Beglei- ter der GGH und der Stadt Heidelberg, hat sich die Siedlungsge- meinschaft schon innerhalb kurzer Zeit nach ihrer Gründung ein hohes Ansehen erarbeitet und bis heute bewahrt. Seit über einem halben Jahrhundert belebt der Verein durch eine Reihe regelmäßiger Aktivitäten die Nachbarschaft im Höllenstein und es ist nicht zuletzt ein Verdienst der Siedlungsgemeinschaft, ... Höllenstein im Jahr 2016

55 Auszug aus einem Protokoll der Gründungsversammlung: In den Gebäuden waren damals 128 Wohnungen und eine ge- werbliche Einheit vorhanden. Wie überliefert wurde war damals Am 29. Januar 1952 fand im Gasthaus „Zur Pfalz“, Hein- im Höllenstein die Welt noch in Ordnung. Kinder konnten auf der rich-Fuchs-Straße 75, Heidelberg-Rohrbach, die sehr zahlreich Straße spielen ohne von einem Auto überrascht zu werden. Auch besuchte, lebhaft diskutierende und gut geführte Gründungsver- Teer brauchten die Eltern nicht von den Füßen der Kinder zu ent- sammlung der Siedlungsgemeinschaft Höllenstein e. V. statt. Bei fernen, denn damals war der Höllenstein noch mit Naturwegen dieser Versammlung wurde eine Gesamtvorstandschaft beste- ausgestattet. Wer heute Bilder betrachtet kann sich vorstellen was hend aus 12 Mitgliedern gewählt. Einziges, aus dieser damaligen sich in über 60 Jahren seit Bestehen alles verändert hat. Vorstandschaft gebliebenes Mitglied, ist unser heute noch aktives Mitglied Fritz Braus als Ehrenvorsitzender und Kassenprüfer. Nach 1948 wurde die Siedlung vergrößert. Es wurden 21 Gebäu- de mit 188 Wohnungen und 3 gewerblichen Einheiten (Läden) Im Gründungsjahr betrug der Jahresbeitrag pro Person 1,50 DM, neu dazu erstellt. 1987 zählte die Siedlung 45 Gebäude, 316 Woh- heute erhebt der Verein einen Jahresbeitrag von 8,00 Euro pro nungen und 4 Läden. Person. Wie fast alle Vereine sind auch wir von Nachwuchssorgen nicht Und nun zur Gegenwart: verschont. Vor 15 Jahren zählten wir noch 350 Mitglieder, heute Im Jahre 2015 wurden im Bereich Höllenstein zahlreiche Häuser sind wir leider nur noch 100 Mitglieder. abgerissen um Platz zu schaffen für moderne Neubauten, die im Satzung vom 08. Mai 1952, überarbeitet im Februar 1999 Passivhausstandard von der GGH gebaut werden. Alle Bewohner der verschwundenen Häuser bekommen, wenn sie wollen, eine § 01 Name und Sitz des Vereins neue Wohnung in den Neubauten zu einem annehmbaren Miet- Die Siedlungsgemeinschaft Höllenstein e. V. ist eine Vereinigung preis wieder zugewiesen. Ob sich jemals eine so gute Nachbar- von Mietern der gemeinnützigen Gesellschaft für Haus- und schaft, in der heutigen schnelllebigen Zeit, wie früher, realisieren Grundbesitz mbH, einer Körperschaft der Stadt Heidelberg. Die lässt muss abgewartet werden. Unser Verein wird sich weiter um Siedlungsgemeinschaft Höllenstein e. V. ist nach § 57 BGB unter die Verbundenheit der Bewohner unseres Höllensteins bemühen der Nummer 466 im Vereinsregister des Amtsgerichts Heidel- und wir hoffen, dass sich möglichst viele neue Einwohner uns berg eingetragen. Ihr Sitz ist Heidelberg-Kirchheim. anschließen und unser Vereinsleben wieder mehr aktivieren. Die Siedlung Höllenstein wurde 1929 mit 24 Gebäuden erstellt. 1. Vorsitzender Manfred Bohne, Heinrich-Fuchs-Straße 112, 69126 Heidelberg

Einer der „alten“ Läden ... fast fertig!

56 Die „Internationale Gesamtschule Heidelberg“ (IGH) in Rohrbach-Hasenleiser

Blickt man auf die letzten 1.250 Jahre zurück, ist eine vielfältige Geschichte und Entwicklung des Stadtteils Rohrbach festzustel- len. Einen ganz kleinen Anteil daran hat seit 1975 eine Schule der besonderen Art, die Internationale Gesamtschule Heidelberg (IGH), die im Herbst 2015 ihr 40jähriges Bestehen feierte. Mit ihren insgesamt ca. 1.640 Schülerinnen und Schülern, von denen ca. 780 aus Rohrbach stammen, davon 320 Primarstu- fenschüler und 460 Sekundarstufenschüler, erfüllt die IGH die Funktion einer Stadtteilschule. Mit dem vielfältigen Bildungsan- gebot unter einem Dach bietet die IGH etwas ganz Besonderes: die allseits geforderte Durchlässigkeit im Bildungssystem wird hier gelebt und es ist ein großes Anliegen, jeden Schüler und Die sanierte Primarstufe jede Schülerin individuell zu dem bestmöglichen Schulabschluss zu bringen. Dies haben viele Rohrbacher Familien genutzt und verantwortlichem Arbeiten in der Orientierungsstufe, welches mittlerweile wird schon in zweiter Generation eingeschult! seit einem Jahr zur klassen- und zugübergreifenden Dalton- Päd agogik fortentwickelt wurde, in der Friedenserziehung Die integrierte Orientierungsstufe in Klasse 5 und 6 mit einer leis- und in der Internationalität. Alle drei Profile haben ihren Ur- tungsheterogen zusammengesetzten Schülerschaft lässt noch sprung in der Gründungsgeschichte der Schule in den 1970er etwas Zeit, bis eine Entscheidung über die weiterführende Schul- Jahren, als eine vom damaligen Heidelberger Landtagsabge- art getroffen werden muss. Denn erst ab Klasse 7 gibt es einen ordneten und Kultusminister Hahn berufene Planungsgruppe herkömmlichen Gymnasial-, Realschul- und Werkrealschulzug. (Oberbürgermeister Zundel, Direktor des Studienseminars, Die Schwerpunkte der IGH-Pädagogik liegen seit Anbeginn Prof. Dr. Römisch, Direktor des Erziehungswissenschaftlichen ihres Bestehens neben dem Gesamtschulcharakter mit eigen- Seminars der Universität, Prof. Dr. Röhrs, Schulleiterin des

57 Hölderlin-Gymnasiums, Dr. Meyer-Krahmer und IGH-Schullei- ter OStD Gund) unter dem Eindruck der Reformpädagogen (z. B. A. Neill, antiautoritäre Erziehung) eine Gesamtschule in der Welt des kalten Krieges zwischen Ost und West mit dem Gegenpol der Erziehung zum Frieden und der internationalen Verständigung gründeten. Später kam unter dem Eindruck des Waldsterbens und der Umweltverschmutzung die Erziehung zur Nachhaltigkeit hinzu. So nahm die IGH ihren Platz als Schule der besonderen Art in der Schullandschaft Heidelbergs ein, den sie bis heute höchst erfolgreich behaupten konnte. Seit 2012 wurde das Gebäude, welches nach 40 Jahren an manchen Stellen arg ramponiert war, für ca. 35 Millionen Euro grundlegend saniert und stellt sich heute in ansehnlichem Ge- wand dar. So übt die IGH durch ein neuwertiges Gebäude und moderne Pädagogik große Anziehung auf die Heidelberger und insbesondere Rohrbacher Eltern und deren Kinder aus. Mit den großen kinderfreundlichen Schulhöfen, einer der Schule ange- gliederten sechsteiligen Sporthalle und dem IGH-Hallenbad spielt die IGH seit vierzig Jahren ihre integrative Rolle im Stadtteil Rohrbach. Trotz der rückläufigen Schülerzahlen im Land können wir uns über die zahlreichen Anmeldungen freuen und stellen fest, dass insbesondere die Rohrbacher von dem breitgefächer- ten Angebot der Schule Gebrauch machen. Schulleiter Werner Giese (Oberstudiendirektor)

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58 Jugendhof Heidelberg e.V.

Auf dem Gelände Hangäckerhöfe 2 in Heidelberg-Rohrbach hat Das pädagogische Fachpersonal legt der Jugendhof Heidelberg seine Heimat. 1994 gegründet von großen Wert auf die Arbeitsprinzi- dem damaligen Pfarrer Werner Wecker feierte der Hof im Okto- pien: Offene Gruppen, Freiwilligkeit, ber 2014 sein 20-jähriges Bestehen. Kostenfreiheit (außer bei Kindergar- tengruppen-, Schulklassen- und Fe- Zwei gemeinnützige Vereine mit unterschiedlichen Angeboten rienangeboten), Mitwirkung bei der leben hier in einer Hofgemeinschaft: Der „Jugendhof Heidelberg Planung von Aktivitäten, Integration e.V.“ und der „Reit-und Fahrverein Voltigierabteilung Jugendhof behinderter Kinder oder von Kin- Heidelberg e.V“. dern mit Migrationshintergrund und Der „Jugendhof Heidelberg e. V.“ ist eine Einrichtung, die es Nachhaltigkeit. gemäß Vereinssatzung Kindern und Jugendlichen ermöglichen Der Verein bietet zudem straffällig gewordenen Jugendlichen die soll, in einer natürlichen und ursprünglichen Umgebung sich Möglichkeit an, auf dem Hof ihre Sozialstunden ableisten und selbst und andere kennenzulernen, das Hofgelände in Berei- sich aussprechen zu können. chen für Spiel gelegenheiten mitzugestalten, durch die Tierhaltung Verantwortung zu übernehmen und von und durch die Tiere zu ler- nen. Schafe, Ziegen, Hühner, Katzen, Kaninchen, Meer- schweinchen, ein Pony und ein Schwein werden artge- recht gehalten, versorgt und gepflegt. Ein Garten und verschiedene Obstbäume bieten die Ge- legenheit für jahreszeitliche gärtnerische Aktivitäten. An- pflanzen, Pflegen, Ernten und Verwerten las sen den Jahres- kreislauf erlebbar werden. Werk-, Bastel- und Kochan- gebote orientieren sich eben- falls am Jahreskreislauf.

59 Öffnungszeiten: Der „Reit- und Fahrverein Voltigierabteilung Jugendhof Montag bis Samstag von 14.00 – 18.00 Uhr (Sommerzeit bis Heidelberg e.V.“ bietet Reitunterricht, Voltigieren, therapeuti- 18.30) für Kinder ab 6 Jahren und Jugendliche. sches Reiten mit dem gesamten Umfang, einschließlich der Pfle- ge von Tier und Material, an. Montag bis Samstag von 14.00 – 18.00 Uhr auch für Kleinkinder in Begleitung der Eltern. Der Reitunterricht hat als Ziel das harmonische Zusammen- Kosten: spiel von Reiter und Pferd. Für Kostenlos, außer bei Schulklassen-, Kindergarten- und Ferienan- Anfänger und Fortgeschrittene geboten. Der Verein erfährt eine große finanzielle Unterstützung wird der artgerechte Umgang durch eine Kooperationsvereinbarung mit der Stadt Heidelberg mit dem Pferd, der sorgfältige und durch einjährige Patenschaften für die Tiere durch Spenden. Umgang mit dem Material und reiterliches Können angeboten. Kontakt / Information: Geschult wird Reiten in den Gangarten, Dressur, Springen Der Hof ist telefonisch erreichbar unter 06221-314401. und Ausreiten. In der Regel be- Weitere Informationen unter: steht der Reitunterricht aus einer wöchentlichen Reitstunde, dem www.jugendhof-heidelberg.org Vorbereiten und Nachversorgen des Pferdes, seiner Pflege und der Pflege der Stallungen. 1. Vorsitzende: Angelika Treiber (Schulrätin) 2. Vorsitzender: Claudio Thunsdorff (Wirtschaftspsychologe M. Sc.) Voltigieren ist gymnastisch-turnerisches Üben am laufenden Pferd. Dazu gehört Mut und Selbstvertrauen. Voltigieren bietet Hangäckerhöfe 2 in besonderem Maße die Chance, sich selbst zu trauen, anderen 69126 Heidelberg in der Gruppenübung zu vertrauen, verlässlich zu sein. Es ist als Fax 06221-337825 heilpädagogische Maßnahme sehr gut geeignet. Der Verein bietet auch therapeutisches Reiten an. Hier ist Einzel- unterricht bei einer Reitlehrerin und Begleitpersonal die Regel. Zur Zeit setzt der Verein 11 Pferde ein. Über Kosten kann man sich auf der o.g. Homepage informieren. Dort findet man auch ein Anmeldeformular. Ansprechperson ist die Reitlehrerin des Vereins Frau Silke Fischer Telefon 0177 3951489.

60 Kinder- und Jugendtreff Hasenleiser

Seit 1974 betreibt die Katholische Kirche Heidel- berg den Jugendtreff Hasenleiser in Rohrbach. Damals wurden im Kindergarten St. Josef im Erlen- weg Kellerräume frei, die fortan von Jugendlichen der katholischen Gemeinde St. Peter genutzt wer- den durften. Mit vielen freiwilligen Helfern wur- den diese Räume renoviert und eingerichtet, so dass schließlich mit einer Kaffeestube, einer Disco und einem Foto-Labor der Betrieb aufgenommen werden konnte. War am Anfang noch alles auf freiwilliger und eh- renamtlicher Basis, so änderte sich dies 1976, als die erste hauptamtliche Stelle eingerichtet wurde, der bis 1987 noch fünf weitere folgen sollten. Mit der Schließung des Kindergartens 1980 beka- men die damaligen Mitarbeiter und Jugendlichen das gesamte Gebäude (sowie den dazugehörigen Garten) zur Verfügung gestellt. Durch die erweiterte Raumka- gendlichen im Alter von 6 bis 21 Jahren, in besonderem Maße pazität wurde die Einrichtung eines Kinderbereichs ermöglicht. für jene, die in unmittelbarer Nachbarschaft im Hasenleiser Seitdem ist der Treff eine Anlaufstelle für alle Kinder und Ju- und Höllenstein wohnen bzw. die angrenzende Internationale Gesamtschule besuchen. Mitte der Neunziger Jahre kam man zu dem Schluss, dass Op- tik und Funktionalität des Gebäudes für eine zeitgemäße Kin- der- und Jugendarbeit nicht mehr ideal seien und entschied sich für eine weitreichende Sanierung und Erweiterung des Hauses. Nach einer dreijährigen, grundlegenden Renovierung erhielt der Jugendtreff 1998 schließlich ein neues, modernes Erscheinungsbild mit zusätzlichen Räumlichkeiten. Seither gibt es einen separaten Raum für die Hausaufgaben, einen Compu- terraum, einen Raum für Musikaufnahmen sowie ein kleines Zimmer für Bastelarbeiten. Heute ist die Einrichtung fest im Hasenleiser etabliert und bietet ihren Besuchern unzählige Freizeitaktivitäten, aber auch inten- sive Unterstützung in schulischen und beruflichen Belangen.

61 Neben den offenen Bereichen, die täglich ab 14 Uhr bzw. 15 Uhr den Kindern und Jugendlichen zur Verfügung stehen und wo Spiele wie Billard, Playstation, Tischtennis und Tischfußball genutzt werden können, gibt es eine große Anzahl weiterer Angebote und Aktivitäten: Malen, Basteln, Kochen/Backen, Fußballspielen, Tanzen, Ausflüge, Turniere, nicht zuletzt auch Hausaufgabenhilfe, Prüfungsvorbereitung und umfangreiche Hilfe bei Bewerbungen. Mit einem breiten Spektrum an Angeboten, den engen Be- ziehungen zwischen Mitarbeitern und Jugendlichen und der Unterstützung in (nahezu) allen Lebenslagen leistet die Einrich- tung einen wichtigen Beitrag zum Erwachsenwerden und bei der Integration ihrer Besucher in die Gesellschaft.

62 Rohrbacher Kinderstube e.V.

Die Rohrbacher Kinderstube wurde im Jahr 1992 als Verein Beide Gruppen besuchen regelmäßig die umliegenden Spiel- „Rohrbacher Kinderstube e.V.“ gegründet. Bei privaten Treffen plätze und erkunden die Umgebung. Ausflüge in den nahen Rohrbacher Mütter und Väter auf einem Spielplatz entstand mit Wald, den Zoo nach Heidelberg oder Naturparks in der Region der Zeit die Idee, gemeinsam eine Kindergruppe zu gründen. stehen ebenso auf dem Plan, wie auch gemeinsame Feste mit Eltern. Das Lichterfest, die Feiern zu Nikolaus und Weihnachten, Im September 1992 startete der Verein mit seiner ersten Gruppe, das Osterfest oder das Sommerfest sind gemeinsame Vereins- die aus fünf Kindern bestand. Betreut wurden die Kinder von aktivitäten. Inzwischen ist der Verein so gar so groß geworden, einer Erzieherin an drei Tagen in der Woche in den Wohnungen dass zum Sommerfest von beiden Gruppen die Eichendorffhal- der Eltern. le genutzt wird. Letztes Jahr erfreute ein Clown- und Ballon- Da die Nachfrage nach Betreuungsplätzen stetig zunahm, wurde künstler die Kinder, Geschwisterkinder, Erzieher und Eltern und nach geeigneten Räumen gesucht. Fündig wurde man zunächst trug somit, trotz des schlechten Wetters, zu einem gelungenen in den Jugendräumen im Hasenleiser. Später zog der Verein in Fest bei. einen großen Raum in der Markusgemeinde in der Südstadt, Die Eingewöhnung der Kinder findet nach dem Berliner Modell welcher den Kindern viel Platz zum Spielen und Toben bot. statt. Gemeinsam mit den Eltern arbeiten die Erzieherinnen da- Die Gruppe wuchs nun auf elf Kinder und wurde dann von zwei ran, jedes Kind individuell an die neue Situation heranzuführen. ausgebildeten Fachkräften betreut. Im Jahr 1999 zog der Verein in die Leimer Straße und eröffne- te aufgrund der steigenden Nachfrage an Betreuungsplätzen im September 2004 eine zweite Gruppe in der Karlsluststraße. Inzwischen werden nun täglich 26 Kinder im Alter von einem Jahr bis zum Kindergarteneintritt von acht Fachkräften betreut. Die Mischung zwischen Jungen und Mädchen ist ausgeglichen. Bei der Aufnahme von neuen Kindern achtet der Verein darauf eine alters- und geschlechtsheterogene Gruppe zu bekommen. In getrennten „Wohnzimmern“ wie die Räumlichkeiten liebevoll von den Erzieherinnen genannt werden, findet die Betreuung täglich von 8-14 Uhr statt. Die Gruppen haben jeweils eine Küche, ein Bad und zwei Gruppen- räume, welche ineinander übergehen und den Kindern viel Platz und Möglichkeiten zum Spielen und Toben bieten. Gemeinsam mit den Kindern findet das Frühstück und auch Mittagessen in der Gruppenküche statt. Vom Frühling bis zum Sommer freuen sich die Kinder über das wöchentlich stattfindende Picknick. Im Herbst und Winter wird einmal wöchentlich mit den Kindern gekocht.

63 Bei der täglichen Arbeit mit den Kindern, achten die Erzieherin- Die „Großen“ besuchen gemeinsam mit einer Erzieherin den nen darauf die Kinder in ihrer Persönlichkeit zu stärken, positive Kindergarten, den Sie in Zukunft besuchen werden. Ein gemein- Erfahrungen in den Gruppen eigenständig sammeln zu lassen samer Ausflug und ein Kinderstubenabend aller großen Kinder, und durch viele verschiedene Aktivitäten wie Basteln, Singen, findet jährlich für alle zukünftigen Kindergartenkinder statt. Tanzen und Musizieren, über Malen, Lesen und Freispiele ganz- Da die Rohrbacher Kinderstube e.V. als Elterninitiative geführt heitliche Sinneserfahrungen zu ermöglichen. wird, ist die Zusammenarbeit von Erzieherinnen und Eltern ein Ebenso ist ein wichtiger Teil der pädagogischen Arbeit regelmä- besonders wichtiger Punkt. Die Erzieherinnen geben im tägli- ßige individuelle Elterngespräche zu führen und gemeinsam mit chen Zusammensein mit den Kindern und ihrer pädagogischen den Eltern einen leichten Übergang in den Kindergarten zu er- Arbeit die Impulse, die die Kinder in ihrer Entwicklung innerhalb möglichen. der Kinderstube benötigen. Der äußere Rahmen dazu wird von den Eltern mitgestaltet, was sich in verschiedenen, regelmäßig und unregelmäßig wiederkehrenden, Aufgaben niederschlägt: Hierzu zählen Aufgaben wie das Mitbringen des Frühstücks, Waschen der anfallenden Wäsche, Planung und Mitgestaltun- gen von anstehenden Festen, Teilnahme an Elternabenden und notwendigen Reparatur- und Renovierungsarbeiten. Einmal jährlich findet die Vollversammlung aller Vereinsmitglie- der statt. Hier erhalten die Mitglieder einen Überblick über das vergangene Kindergruppenjahr, gleichzeitig wird hier auch der neue Vorstand gewählt. Die Rohrbacher Kinderstube e.V. ist seit Jahren ein fester Be- standteil von Rohrbach und freut sich den Familien ein zentraler Ansprechpartner in der Betreuung ihrer Kinder sein zu dürfen. Wir, die Kinder, Erzieherinnen und Eltern gratulieren dem Stadt- teil Rohrbach zum 1250-jährigen Bestehen ganz herzlich!

64 Der Bär macht Schwimmübungen in der Rohrbach Von Hans-Dieter Dyroff

Rohrbach November 1939. Kurz hinter dem Und so nimmt es nicht Wunder, dass nach Nr. 8, die damals nach Wiesloch fährt, Eichendorff-Platz ergibt sich, wenn der aus dem Ausstieg und Abmarsch von der Stra- alle sehenswerten Dinge zeigt. Schon an dem Stadtzentrum kommende Triebwagen ßenbahnhaltestelle Rohrbach Markt auf der Haltestelle Kronprinzenstraße, wie die in die langgezogene Kurve einbiegt, für dem Weg zur Nähschule von Schwester Dantestraße in der Bevölkerung damals den jungen Straßenbahnfan ein romanti- Maria im Pfarrhaus der Melanchthonkirche noch immer hieß, wurde die Instruierung sches Bild: Die evangelische Kirche Rohr- manches heitere Lied angestimmt wird. des Bären unüberhörbar vorangetrieben. bachs, am oberen Rand der alten Ortsbe- Und es kann natürlich auch passieren, Auch über den Straßenbahnwaggon, in bauung stehend, erhebt sich keck über die dass die Zwei die romantische herzzerrei- den die Drei dann schon bald einsteigen Häuser des Dorfes. Man hat den Eindruck, ßende Weise „In einem kühlen Grunde“ konnten, erfuhr der Begleiter alle nötigen dass sie abhebt, dem dunklen Tannengrün intonieren, ohne dass die lokalen Zusam- Details. Und dann ging es während der des Königstuhlmassivs entgegenschwebt. menhänge zutage getreten wären. Das Fahrt unablässig weiter. Nicht zuletzt tragen die munteren Jugend- bleibt zunächst unerkannt. Aber Aufklären Sozusagen Information über die Welt- stilarchitekturformen des Turms zu derlei war sowieso nicht die Stärke dieser Gene- wunder auf der Strecke. Der Tunnel, Impressionen bei. ration. Vater hätte so etwas Mutter über- der hinter der Franz-Knauff-Straße in lassen, und die stand in diesem Fall nicht Aber wenn Mutter und Sohn damals in den Gaisberg gebohrt worden ist und darauf. Schon gar nicht gegenüber ihrem erst am Karlstor wieder herauskommt. den Enddreißigern über die Rathausstra- vier- oder fünfjährigen Sohn. Das war auch ße bergwärts eilen, dann relativiert sich Weiter Einiges über den angrenzenden in Rohrbach damals einfach ein Volkslied Bergfriedhof. Die Gräber der Familie be- dieser Eindruck. Die Kirche kehrt zuse- für den Knaben. hends wieder stärker in das Dorf zurück. sucht der Sohn gelegentlich mit seiner Das Wort eilen trifft für die Beiden wahr- Erklärungen waren in diesen frühen Kin- Mutter. Hierbei war ihm bedeutet wor- lich zu, denn Mutter ist guten Mutes, gut derjahren, um die es hier geht, nicht zu den, dass hier noch viele sehr alte Grab- zu Fuß und mitunter auch gut bei Stim- erwarten. Der Knabe zeigte sich auch viel stätten von bedeutenden Leuten ver- me. Das heißt die Beiden singen mit Lust zu sehr abgelenkt, war ohne Zweifel in den sammelt sind. Und an der Marktscheide bei jeder Gelegenheit die Lieder der deut- kleinen kuschligen Bären verknallt, den er erkennt man am Ende der Querstraße schen Wanderjugend. In einer Zeit, da die am Armgelenk mitschleppte. Der liebte die Einfahrt zur Großdeutschlandkaser- Wehrmachtlieder den absoluten Vorrang sein Bärlein über alles. Er ging schon lange ne mit ihrem Flakturm. Das bedeutet in haben. nirgends mehr hin, ohne dass Bär ihn be- jenen unruhigen Zeiten ein wichtiges gleitete. Und das Gespräch zwischen den Element, das Verteidigung und Sicher- Vater und Mutter sind stolz auf ihre Zeit im Beiden war mitunter heftig und nachhaltig. heit signalisiert. Und dann fährt der Jugendbund, der für sie ein rettender An- Straßenbahnzug kurz vor dem Ausstei- ker in schlimmen Zeiten war. Am meisten Straßenbahnfahren erweist sich für den gen noch über den offen verlaufenden kommt die Aufbruchstimmung der evan- Sohn eines Straßenbahnangestellten zeit- Rohrbach an der Herrenwiese. Die Bach gelischen Jugend wohl in ihrem Gesang lebens als aufregend und Wissbegier we- erweist sich für das Kind als besonders zum Ausdruck. Vater besitzt zwei Lieder- ckend, Neugier erzeugend. So nimmt es faszinierend – ihr begegnet es kurz vor bücher, die reiches Liedgut für den Alltag nicht Wunder, dass er seinem Lieblingstier, dem Rathaus wieder – auch hier in ih- bereitstellen. dem Bären, vom Fenster der Straßenbahn rem alten offenen Bett.

65 Die Haltestelle Rohrbach Markt hat in die- werden mussten. Schon bald schwenkt über dem Gewässer mit seinen kleinen ser Kindheit eine Schlüsselrolle. Hier tren- die Rohrbach, so heißt das Gewässer hier Händen fest. Wobei es schwierig wird, mit nen sich die verschiedenen Linien. Hier nun mal gegen jede neudeutsche Sprach- der rechten Hand Bär und Gittereisenrohr gibt es Umsteigaufenthalte, die zu inten- regel, unter der Rathausstraße nach links zu umspannen. Mutter hilft und über- siverem Kennenlernen des Umfeldes ein- in die Herrenwiesen ein. Ein senkrecht mit nimmt fürs erste den kleinen Plüschlieb- laden. Hier verlassen die Weststädter die Buntsandstein hochgemauerter Bachlauf, ling. Sie erklärt dem Sohn, wo die Bach Straßenbahn, wenn sie die Buchers besu- der den Knaben fasziniert. So etwas gibt herkommt und wo sie hinstrebt. Auf dem chen. Für die Fahrten zu den Großeltern es ja auch weder in der Weststadt noch Königstuhlmassiv entspringend, steuert sie Elise und Ernst Ringer in Kirchheim kann in Kirchheim. Manchmal in Regenzeiten erst einmal Kirchheim an. Dort gab es in der Enkel hier in die Linie Nr. 6 umsteigen. soll die Bach mächtig Wasser führen. der langen Geschichte der beiden Dörfer Und wenn Mutter nicht dabei ist, und als Aber heute fließt nur ein dürftiges Rinnsal viele heftige Auseinandersetzungen um Begleiterin fehlt sie schon bald zumeist, neben den Beiden durch das urwüchsige das Wasser. Dies ist aber ein weites Feld... dann stellt sich der neugierige Knabe in die Winzerdorf. Aber nichtsdestotrotz und al- Mutter bringt viel Geduld auf. Und dabei linke Einbuchtung der Frontinnenseite des ledem – die Bach zieht an. hat die Frau es ein wenig eilig. Sie will ja Triebwagens neben den Fahrer. So glaubt möglichst lange Zeit in der Nähgruppe zu- er am besten die Ereignisse auf der Straße bringen, um ihr neues Projekt in den Griff mitverfolgen zu können. Natürlich auch zu bekommen. Großmutter Friederike Dy- die Arbeit des Fahrers an Schaltkurbel und roff hat aus ihren Beständen ein Kleid aus- Bremsrad. gesondert, dem die Schwiegertochter nun Und wenn ihm das Glück zuteil wird, dass zu einem eigenen neuen Outfit verhelfen Ellen mit demselben Ziel in die 6 steigt, will. Solche englischen Modewörter exis- dann erschallen Jubel- und Freudenschreie tieren damals natürlich noch nicht – davor der beiden Kinder. Das Temperament der schrecken „gute“ Deutsche zurück wie Cousine kann durchdringend werden. Und der Teufel vor dem Weihwasser. Ebenso der stille, zwei Jahre jüngere Knabe lässt wie vor der neuen Musik, dem Jazz etwa, sich unverhofft zu eigenen Lustschreien dem man seine Herkunft aus Afroamerika anreizen. vorhält.

In solchen Fällen erweist es sich es immer Aber Textilien werden mehr und mehr als sinnvoll, sich ein Stückchen weiter nach zum Beschaffungsproblem. Man be- hinten auf der Plattform zu positionieren, kommt keine mehr in den Läden zu kau- so dass der Fahrer nicht in seiner verant- fen. Und dafür empfiehlt sich eben der wortungsvollen Aufgabe gestört wird. Umweg zur Schwester Marie nach Rohr- Aber heute ist die Fahrt am Rohrbach bach, Am Heiligenhaus 14. Die Nähschule Markt sowieso zu Ende. Hinter der kleinen ist im dortigen Pfarrhaus untergebracht. Geschäftszeile an der Haltestelle biegen die Die Diakonisse hat in Mutter Susanna Beiden sogleich in die Rathausstraße ein. eine große Verehrerin. Die eigene Ferti- An der Südseite der Straße, den schmalen gung der Familiengarderobe durch Nut- Ein Straßenzug von bescheidenen Häusern Häusern zugeneigt, wurden Übergänge zung älterer Kleidungsstücke zeigt sich als gesäumt, die in den vergangenen Jahr- für die Hausbewohner erforderlich. Und eine Notwendigkeit angesichts der durch hunderten Opfer zahlreicher Kriegswirren auf die zieht der in das urtümliche Rohr- den Krieg steigenden Mangelerscheinun- wurden, die die Kurpfalz heimsuchten, bach eintauchende junge Städter seine gen in der zivilen Wirtschaft. Ein weiterer immer wieder erneuert und aufgebaut Mutter. Klammert sich an dem Geländer Vorteil für Mutter: Auch den Sohn darf

66 sie mitbringen.Der Kleine ist unterwegs Am Ende der Rathausstraße sind es dann hof auf der Anhöhe über der Weststadt. kaum vom Blick auf das Neue in seinem nur noch wenige Minuten, bis die Bei- Und dort, zwischen dem Speyrer Hof und Leben abzubringen. Der abwechslungs- den die prachtvolle Melanchthonkirche, dem Bierhelder Hof blühen in diesen Ta- reiche Weg zum Pfarr- und Gemeinde- das Pfarrhaus und den Raum der Näh- gen wunderschöne Narzissen und Kro- haus fasziniert ihn... Dicht gedrängt ste- schule erreichen. Es wird für den Knaben kusse. Sie zu sammeln und zu Mutter- hen die Bauern- und Winzerhäuser zu Zeit, dass er sich mal wieder setzen kann. tagsgeschenken zu binden ist die Absicht. beiden Straßenseiten. Schwester Marie freut sich über die etwas Die leuchtend bunten Blumen schmücken verspätet, aber lernbereit eintreffenden dann wenig später Mutters Gabentisch. Und nach einem ersten Lied erreichen Weststädter. Im Nähkurs der Rohrbacher Und einige ältere Damen im Umfeld, wie die Beiden auch schon das schmucke evangelischen Gemeinde sind die Beiden Frau Stellfeld und Tante Volz in der Blu- Rathaus. Eine Variante der badischen gern gesehen. Mutter und Sohn blicken menstraße bekommen ein Sträußchen ab. Rathäuser, die der Karlsruher Architekt stolz auf das, was schließlich bei der Arbeit Natürlich auch die nette Spenderin der Weinbrenner entworfen und gebaut hat. herauskommt. Die Teilnehmerinnen ler- Perlen. Die Linie 6 endet in Kirchheim an einem nen bei Schwester Marie jedes Mal etwas etwas größeren äußerst verwandten Ge- Am Ende des Nähschulnachmittages kann dazu. Und für den jungen Begleiter bleibt bäude, das als Rathaus aus demselben der Knabe bereits das von seiner Mutter zwar nicht allzuviel Zeit für Zuwendungen, Entwurfsbüro kommt. geschneiderte und heute fast fertig ge- aber Schwester Marie zaubert immer et- stellte Kleidungsstück anprobieren. Bis Der Herr Sohn verlangt eine weitere kleine was aus ihrer großen Schublade. Da gibt zur endgültigen Vollendung braucht es Rast auf einer der Bachbrücken und wid- es meist ein Fleißkärtchen für Ruhe und nur noch einen Besuch bei Schwester Ma- met sich der aufmerksamen Beobachtung Stillhalten oder einen kleinen Bastelbogen. rie. „Wenn du brav bist...“ Diesen Spruch des bergabwärts fließenden Wassers. Die Und mitunter hat auch die eine oder an- hält nicht nur Mutter stets bereit, sondern Beiden entdecken bei diesem Einblick in dere Nähschülerin etwas Anreizendes für auch die Leiterin der Veranstaltung. die Rohrbach, dass es sich beileibe nicht den Knaben zu bieten. Da zeigt sich dann nur um das reine Quellwasser handelt, zur Überraschung, dass auch noch 1939, Nun, das scheint voraussichtlich zu klap- das da von den Drei Eichen und anderen 1940 oder 1941 Kostbarkeiten zuhause pen. Manchmal ist die Obrigkeit freilich Rinnsalen über den Königstuhlhang her- lagern, die Freude machen können. nicht so ganz mit dem Betragen des Zaun- abfließt. Hier zeigen sich eindeutig auch gastes zufrieden. Aber die Drohungen mit Heute schenkt eine ältere Dame ein Beu- Abwässer aus anliegenden Küchen der dem Keller bedrücken das Kind von Zeit telchen mit Perlen, aus dem ein Unter- Privathäuser und am Rande ebenso wie zu Zeit. Sie wurden auch schon einmal setzer für Mutter werden soll. Und in der mittendrin findet sich mancher Abfall, der verwirklicht. Und für einen Vierjährigen Tat: Der beigefügte Faden heftet Reihe für hier nicht hin gehört. Darüber sind die ist so ein mittelalterlicher Gewölbekeller Reihe zusammen. Beachtet das vorgese- beiden sich einig. Aber Mutters Umwelt- schon ganz schön kühl und gruselig. Also hene Muster. Und mit kontinuierlicher Un- bewusstsein, das sie auf regelmäßigen schön brav bleiben, dann gibt es auch kei- terstützung gelingt die Fertigstellung des Familienwanderungen, aber auch schon nen Ärger und den allgemein so beliebten Deckchens. Es ist ein buntes kleines Stück gemeinsam mit Vater im Jugendbund bunten Russenkittel, den Mutter aus al- Kunsthandwerk geworden. vermittelt bekommen hat, entspricht ten Resten zaubert. Sie könnte ja auch ihr noch lange nicht allgemeiner Ansicht und Bald steht der Muttertag an, auf den die neues Projekt, das wiederbelebte Kleid der schon gar nicht gültiger Politik. Dafür NS-Regierung so großen Wert legt. Und Heidelberger Großmutter, das sie heute müssen noch Jahrzehnte intensiver Öf- es findet die eigentliche Überreichung des begonnen hat, vorziehen... Wohlverhalten fentlichkeitsarbeit vergehen. Mit anderen Geschenkes statt. Mit etwas Geduld aller- wird also dringend empfohlen. Für heute Worten, kurz gesagt, die Bach war ver- dings. Denn am ganz frühen Morgen des beendet Schwester Marie die heutigen dreckt. Und an manchen Stellen roch sie Muttertages veranstaltet Mutter mit ihrem Nähstunden. Die Beiden freuen sich auf unangenehm. Sohn einen Spaziergang zum Ehrenfried- den Besuch bei Buchers.

67 Wenig später biegen sie schon wieder auf Erst allmählich beruhigt sich das Kind. wie sie einen neuen Bärengespielen be- dem Rückweg in die Rathausstraße ein. Und als die Beiden dann die Rathaus- schaffen könnten. Die Zeiten sind schwer, Und Bär, der während der Nähstunden straße verlassen, über die Amalienstra- aber nach einigen Wochen gibt es dann etwas zu kurz kam, erfährt nun einige De- ße die Parkstraße erreichen, freut sich trotz schlechter Versorgungslage einen tails über all die Vielfalt eines solchen Ge- der Knabe, dass er schon bald sei- Nachfolger. schehens. Und während der Junge noch ne Tante und seine Cousine in der Doch die Überraschung ist auf allen Seiten erzählt, rutscht ihm sein Lieblingstier aus Valentin-Winter-Straße 1 treffen kann. Ju- groß: Der Neue wird von dem Kind igno- der Hand, fällt in die Bach und schwimmt bel, Freude und lange Geschichten bringen riert. rasch davon. Ein Wehgeschrei hebt an, das seelische Gleichgewicht bei Mutter das Mutter lange nicht stillen kann. Dann und Sohn Schritt für Schritt wieder ins Lot. Dieser Bär bekommt nie Rohrbach zu aber hört sie sich erzählen, dass der Bär sehen... dabei ist, endlich schwimmen zu lernen. Und je länger das Familientreffen Und mehr und mehr werden sich die bei- anhält, um so mehr verwindet den einig, dass der sich bald aus Kirchheim der Knabe den schmerzlichen zurück melden wird. Denn dort kann er Verlust. Und insgeheim über - leichter an Land gehen... legen die beiden Schwestern,

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68 Der Stadtteilverein Heidelberg Rohrbach e.V.

Wie in vielen anderen Heidelberger Stadtteilen wurde auch in zu verbessern (Straßenbahn, Gasanschluss, Gehwege, Jauche- und Rohrbach nach der Eingemeindung (1.4.1927) die Notwendig- Müllabfuhr, Post, Apotheke) und im nahen Wald Wege, Bänke keit erkannt, einen Stadtteilverein zu gründen. Seine Aufgabe und Steinwegweiser zu errichten. Aber auch die Ausrichtung des war es, die Interessen der Rohrbacher Bürger gegenüber der Sommertagszuges ist seit 1909 Aufgabe des Vereins. Außerdem Stadtverwaltung und anderen Institutionen zu sammeln, zu machte es sich der GVR zur Aufgabe, im Norden Rohrbachs eine bündeln und in geeigneter Form zu artikulieren. Außerdem sogenannte „Villenkolonie“ zu fördern, die es wohlhabenden Städ- sollte er die kulturellen und traditionellen Werte und Gepflo- tern ermöglichen sollte, sich hier günstige Baugrundstücke zu kau- genheiten des Stadtteils in gebührender Form pflegen und fen. Gleichzeitig versuchte der Verein ab 1907, die Eingemeindung erhalten. Rohrbachs nach Heidelberg zu betreiben. Am 1.8.1928 wurde dieser neue Verein gegründet (siehe Auszug Der 1. Weltkrieg und die Inflationszeit unterbrachen das Wirken des Gründungsprotokoll). Allerdings handelte es sich dabei nicht um „Gemeinnützigen Vereins Rohrbach“ für ca. 10 Jahre, bis er sich eine völlige Neugründung, vielmehr konnte der neue Verein Per- 1924 unter alter Vorstandschaft wieder neu formierte und dann sonal und Aufgaben des schon seit über 30 Jahren bestehenden 1928 zum „Stadtteilverein” umbenannte. Bis zum letzten Eintrag „Gemeinnützigen Vereins Rohrbach“ (GVR) übernehmen und im Protokollbuch am 4.8.1932 bleibt Architekt Bozung Erster Vorsit- unter dem Namen „Stadtteilverein“ fortführen. zender, mit Beginn der Nazi-Zeit löste sich der Verein auf. Dieser GVR wurde um 1896 Nach dem 2. Weltkrieg wurde 1946 unter Aufsicht der in der damals noch selbst- amerikanischen Besatzung der „Kultur- und Sportring ständigen Gemeinde Rohr- Rohrbach“ gegründet, in dem mehrere ortsansässige bach gegründet. Leider be- Vereine eine gemeinsame Organisation und Vertretung sitzen wir über dessen erste fanden. Eine der herausragenden Aktivitäten dieses 11 Jahre keine schriftlichen Zeugnisse. Erst ab 1907, als der Erste Vorsitzende Dr. Philipp Roser zurück trat und der Architekt Jakob Johann Bozung zu seinem Nachfol- ger gewählt wurde, gibt es ein kontinuierlich geführtes Protokollbuch (siehe Aus- zug Protokoll v. 29.5.1907). Daraus ist zu entnehmen, dass sich der Verein in ers- ter Linie darum kümmerte, die Infrastruktur des wach- senden, stadtnahen Dorfes „Die Bach“ um 1960 Es ist wieder „Kerwezeit“

69 Dachvereins war 1952 die Planung und Durchführung der ers- Heimatmuseums sowie 1983 dessen Anerkennung als „Literari- ten Rohrbacher Heimattage. Am 16.3.1956 formierte sich dieser sches Museum des Landes Baden-Württemberg“. Das Museum Verein dann wieder zum „Stadtteilverein“, in dem neben dem war bis 1995 in den Räumen des Alten Rohrbacher Rathauses amtierenden Vorstand nun auch 16 Rohrbacher Vereine und wei- untergebracht, musste aber dann dem städtischen Bürgeramt tere Organisationen aus Kirchen, Schulen, Gewerbe und Freien weichen. Das neue Heimatmuseum konnte dann im folgenden Berufen als „Beirat“ organisiert waren. Seit diesem Termin exis- Jahr am 30.3.1996 in der ehemaligen Bäckerei Gröschl einge- tieren wieder kontinuierliche Protokolle über die Aktivitäten des weiht werden, jetzt schon unter dem neuen Vorsitzenden Ernst Vereins. Dazu gehörten – neben traditionellen Veranstaltungen Knauber. Das Heimatmuseum ist jeden ersten Sonntag im Monat wie den Sommertags- und Martinszügen und der Rohrbacher geöffnet. Das Museumsteam führt außerdem unter der Leitung Kerwe – vor allem die 2. Rohrbacher Heimattage 1957 und die von Gustav Knauber den „Verzähldisch” durch, bei dem sich 6x 1200-Jahr-Feier 1966. Dieses große Fest gab dem Verein auch jährlich Alteingesessene und Neubürger treffen und vom Leben sein historisch ausgerichtetes Profil für viele Jahre. in Rohrbach früher und heute erzählen. 1967 wurde Karl Heinz Frauenfeld, der maßgeblich an der Ge- In den Jahren um die und kurz nach der Jahrtausendwende musste staltung dieses Festes beteiligt war, zum Ersten Vorsitzenden sich der Verein neben seinen traditionellen Aufgaben neuen Heraus- des Stadtteilvereins gewählt und behielt dieses Amt für 28 Jah- forderungen stellen – vor allem städtebaulicher Natur. 1997 wurde re. Seiner Initiative verdankt Rohrbach 1971 die Gründung eines der Stadtteilrahmenplan öffentlich diskutiert, 2002 ging es – inzwi- schen unter dem Vorsit- zenden Bernd Frauenfeld (seit 24.3.2000) – um die Planungen zum Umbau von Rohrbach-Markt und um die Einrichtung eines Wochenmarkts vor dem Rathaus, 2003 stand der Bebauungsplan für das „Quartier am Turm“ (ehe - malige Fuchs-Waggon- Fabrik) zur Debatte, 2006 wurden die Pläne zur Orts- kernsanierung vorgestellt, ab 2008 wurde die Kar- lsruher Straße in mehre- ren Abschnitten erneu- ert, 2010 standen Pläne für das neue Nahversor- gungszentrum zur Dis- kussion. Der Verein hat auch sei- ne Funktion „Dachorga- nisation” der Rohrbacher Vereine zu sein bewahrt. Protokoll GVR vom 29.5.1907 Gründungsprotokoll Stadtteilverein vom 16.4.1928 Er koordiniert und unter-

70 stützt deren Arbeit und gibt zum Beispiel einen jährlichen Veranstaltungs kalender heraus mit wichtigen öffentlichen Ter- minen aller Rohrbacher Vereine und Organisationen. Auch der jetzige Vorsitzende Hans-Jürgen Fuchs (seit 5.4.2013) steht in der Tradition dieser vielfältigen Aufgaben. Obwohl Rohr- bach seit fast 100 Jahren nach Heidelberg eingemeindet ist, sieht es der Stadtteilverein als seine Aufgabe an, den eigenständigen Charakter des Stadtteils zu wahren. Eine wesentliche Aufgabe ist die Mitsprache und Einflussnahme bei politischen Entscheidun- gen, die Rohrbach betreffen – der Stadtteilverein will Stimme Rohrbachs sein im Bezirksbeirat, in Presse und Öffentlichkeit. Er hat es sich auch zum Ziel gesetzt, die Vielfalt der Stadtteilkultu- ren zu unterstützen und sie bewahren zu helfen. Die Kultur in Eröffnung der Kerwe 2015 der Stadt wird nicht nur von den großen Institutionen getragen, des Stadtteils spielt insgesamt eine deutlich größere Rolle in der sondern auch von den Vereinen vor Ort und von den kleineren Arbeit unseres Vereins. Wir sind Mitglied am „Runden Tisch“ für Initiativen. Die Leistung dieser Gruppen wird nach unserer Mei- den Hasenleiser und kooperieren mit dem neu eingerichteten nung noch zu wenig gewürdigt. Quartiersmanagement. In den letzten Jahren wurden auch die städtebaulichen An- Die große Zahl an Flüchtlingen, die vor allem aus den Kriegsge- forderungen an den Stadtteilverein noch umfangreicher. Nach bieten im Nahen und Mittleren Osten nach Deutschland kom- dem Abzug der Amerikaner wartet das Gelände des ehemaligen men, beschäftigt auch den Stadtteilverein. In Rohrbach sollen Hospitals auf seinen Umbau und neue Bewohner. Der Stadt- 2016/2017 bis zu 300 Menschen untergebracht werden. Mitzu- teilverein arbeitet intensiv bei der Bürgerbeteiligung mit, unter helfen, dass dies so gestaltet wird, dass alle Betroffenen, Ge- anderem bei den Schlüsselpersonengesprächen. Der Westen flüchtete wie Nachbarn, gut damit leben können, betrachten wir

Rohrbacher Sommertagszug Schluss mit „Winter“

71 als wichtige Aufgabe. Dazu arbeiten wir im lokalen Asylarbeits- Friedhof mit Weihnachtsbaum. Als neue Traditionsveranstaltung kreis mit und organisieren gemeinsam mit dem punker die Ver- wurde vom Stadtteilverein das jährliche Pogromnachtgedenken anstaltungsreihe „Flucht hat viele Gesichter”. am 9. November initiiert. Die traditionellen Veranstaltungen führt der Stadtteilverein fort, Seit 2013 verwaltet der Stadtteilverein auch das Alte Rathaus, den Sommertagszug zum Beispiel nun schon im 107. Jahr. Wei- das von Vereinen genutzt werden kann und in dem auch ein tere traditionelle Veranstaltungen, die der Stadtteilverein orga- kleines Kulturprogramm angeboten wird. nisiert sind das Osterbrunnenfest, das Museumsfest, die Kerwe, Eine ganz besondere Herausforderung für den Verein und seine der Seniorenherbst, der Martinszug, der Volkstrauertag, der vor- Aktiven ist natürlich in diesem Jahr die Planung und Durchfüh- weihnachtliche Markt und das Weihnachtsliedersingen auf dem rung der 1250-Jahrfeier Rohrbachs. Dazu ist bereits ein umfang- reiches Jahresprogrammheft erschienen. Die Festschrift, die Sie gerade in Händen halten, ist ebenfalls ein Projekt des Stadtteil- vereins. Im Mittelpunkt der Feiern steht das Festwochenende vom 1.- 3. Juli 2016 mit einem Festakt, einem Festzug und einem Festdorf in der Rathausstraße. Die Artikulation und Vertretung der Interessen der Rohrbacher Bürger und Gewerbetreibenden gegenüber Bezirksbeirat, Ge- meinderat und Stadtverwaltung gelingt aber nur, weil der Verein unparteiisch und überparteilich geblieben ist und sich um eine möglichst breite Basis in der Bevölkerung bemüht. Derzeit sind fast 700 Einzelmitglieder und ca. 50 Vereine und Gruppierungen im Stadtteilverein Rohrbach organisiert. Ludwig Schmidt-Herb und Hans-Jürgen Fuchs

Seniorenherbst in der Eichendorffhalle

Vorweihnachtlicher Markt Osterbrunnenfest

72 Seniorenzentrum Rohrbach im Hasenleiser

Als noch recht junge Einrichtung in der 1250 Jahre langen Ge- Lernen ist möglich und wird von den MitarbeiterInnen gefor- schichte Rohrbachs ist das Seniorenzentrum in der Baden-Ba- dert und gefördert. Mit Hilfe der Programmangebote wird die- dener-Str. 11, im Stadtteil Hasenleiser in direkter Nachbarschaft sem Ziel Rechnung getragen und eine Erhaltung und Förderung von evangelischem Kindergarten und der Internationalen Ge- der körperlichen, geistigen und seelischen Gesundheit ermög- samtschule Heidelberg gelegen. Im Oktober 2002 wurde das licht. Unsere Begegnungsstätte ist immer „in Bewegung“, d.h. Seniorenzentrum in Trägerschaft des Diakonischen Werkes der unsere Angebote richten sich nach den Interessen unserer Be- Evangelischen Kirche Heidelberg als Anlaufstelle für alle Men- sucherInnen. schen ab 60 Jahren im Stadtteil Rohrbach eröffnet. Das Seniorenzentrum bietet ein vielfältiges Angebot an akti- Die hellen und freundlichen Räumlichkeiten sowie ein großer vierenden Maßnahmen. Diese sind der Mittagstisch von Mon- Garten mit Terrasse laden zum Begegnen und Wohlfühlen ein. tag bis Freitag, verschiedene Kurse zur Gesundheitsprophylaxe, Das Seniorenzentrum ist Teil des ambulanten Hilfesystems für wie beispielweise Gymnastik, Yoga, Tanzen, Atemkurse, Ge- Senioren der Stadt Heidelberg. In mittlerweile elf Heidelberger dächtnistraining oder der Lauftreff. Weiterhin gibt es Bildungs- Stadtteilen gelegen, haben die Seniorenzentren die Aufgabe, angebote wie Sprachkurse, Diavorträge oder Lesungen sowie älteren Menschen durch die vielfältigen sozialen Aktivitäten die gesellige Angebote, zum Beispiel den Stammtisch, die Skatrun- Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft auch bei Einschränkun- de oder Ausflüge. Die Senioren können Sozialberatung durch gen zu ermöglichen. Konkret bedeutet dies die Förderung von die hauptamtlichen Mitarbeiterinnen in der Einrichtung in An- aktivierenden Angeboten, die der Selbstständigkeit dienen, von spruch nehmen. Kooperationen und Vernetzung Unser Zentrum für Senioren zwischen den Institutionen und die Koordination der vorhande- nen Angebote im Stadtteil. Ziel aller Angebote ist ein selbstbe- stimmtes, würdevolles Leben bis ins hohe Alter zu ermöglichen. Wissenschaftliche Untersuchun- gen haben ergeben, dass der größte Teil der Menschen den Wunsch hat, so lange wie mög- lich in den eigenen vier Wänden zu wohnen. Das Seniorenzen- trum und viele andere ambu- lante Dienste versuchen diesen Wunsch zu respektieren und nach ihren Möglichkeiten be- hilflich zu sein. Ein lebenslanges

73 Darüber hinaus gibt es Kommune Heidelberg-Süd“, bei der das Seniorenzentrum die generationsübergreifen- Federführung hat. de Angebote. Ein Com- Dass auch SeniorInnen mit der Zeit gehen, zeigt die Einrich- puterkurs von Schülern tung einer „Smartphone-Kommunikationsgruppe“, die auf Ini- der in der Nachbarschaft tiative von Ehrenamtlichen ins Leben gerufen wurde und sich gelegenen Internationa- regen Interesses erfreut. Hier bekommen ältere Menschen von len Gesamtschule (IGH) Gleichaltrigen viele Tipps rund um die neuen Medien. für Senioren und die unter Dreijährigen Klein- Wenn Sie diese Informationen neugierig gemacht haben, freu- kindbetreuung durch en sich die Mitarbeiterinnen Gabriele Riedke-Dschangaei und ehrenamtliche Seniorin- Malgorzata Kytzia darüber, wenn Sie einmal im Seniorenzen- nen sowie ehrenamtli- trum Rohrbach hereinschauen! ches Engagement von Nach dem Motto „Gemeinsam statt einsam“ gibt es auch im Seniorinnen im evangeli- Alter viel Neues zu entdecken und mit Anderen zusammen schen Kindergarten und kreative Ideen zu entwickeln, wie das eigene Leben bunt und der IGH mit Vorlesen vielfältig gestaltet werden kann. und Spielen.

Ein spezielles Angebot richtet sich an Menschen mit Demenz Seniorenzentrum Rohrbach bzw. deren Angehörige. An jedem 2. Sonntag im Monat ha- Baden-Badener-Str. 11 ben die pflegenden Angehörigen die Möglichkeit, sich in ei- 69126 Heidelberg ner Gruppe mit Gleichgesinnten auszutauschen und so neue 06221 334540 Kraft zu tanken. Die an Demenz erkrankten Angehörigen Mail: [email protected] werden in dieser Zeit betreut. Über das Thema Demenz im Internet: www.seniorenzentren-hd.de Stadtteil und der Gesellschaft zu informieren und zu sensibi- www.diakonie-heidelberg.de lisieren, ist Aufgabe der Arbeitsgruppe „Demenzfreundliche

74 Verein Quartier am Turm e.V.

Der Verein Quartier am Turm wurde am 26.3.2006 gegründet. Hervorgegangen ist er aus verschie- denen Bürgerinitiativen, die sich nach dem Bezug des Quartiers am Turm in Rohrbach zusammen gefunden haben. Hauptanliegen waren ursprüng- lich der Erhalt der Grün- und Ballspielflächen und eine sichere Verkehrssituation. Der Vereinszweck ist nach wie vor die Förderung der Wohn- und Lebensverhältnisse im Wohnge- biet der ehemaligen Waggonbaufabrik Fuchs in Heidelberg-Rohrbach. Der Verein bündelt Initi- ativen und regt Diskussionen über das Quartier betreffende Themen an. Dazu gehören sowohl regelmäßige Quartiersfeste als auch die Erarbei- tung von Grünflächen und Verkehrskonzepten. Der Verein setzt sich so für den Erhalt der Spiel- und Aufenthaltsflächen im Quartier ein und hat in diesem Rahmen auch den Bürgerbeteiligungs- prozess zum „Verkehrskonzept Rohrbach West“ mit initiiert. „Der Treff“

Relikte aus der „Guten alten Zeit“

75 Seit 2010 war der Verein zunächst Teil einer Trägergemein- schaft des Treff am Turm, und seit Anfang 2015 ist er alleini- ger Träger des Treff am Turm. Das Treff am Turm, kurz: TaT bietet Familien, Senioren, Ein- zelpersonen, Kindern und Jugendlichen ein vielfältiges Ange- bot an offenen Treffs, Kursen, Information und vielem mehr. Hier treffen sich Quartiersbewohner zum gemeinsamen Mu- sizieren, Tanzen und Spielen, tauschen Ideen aus, helfen sich gegenseitig im „Repair Café“ und im „Computerclub“ und entwickeln neue Projektideen für eine lebendige Nachbar- schaft. Das „TaT“, ist damit ein Ort für alle, die ein lebendiges Miteinander aktiv gestalten wollen.

Oberbürgermeister Dr. Würzner eröffnet das Quartier am Turm Weitere Informationen sind im Internet verfügbar unter: http://www.quartiersverein.de/ http://www.treffamturm.info/

Eröffnung des Spielplatzes

Quartiersfrühstück Quartiersfrühstück

76 Identität stiften Von Uwe Bellm, Freier Architekt

Bewaldete Hügel, Weinberge in den un- teren Hanglagen, blühende Obstgärten in der Ebene und dazwischen ein paar Häuser, ein Kirchturm und ein kleines Schloss. Wir kennen die alten Abbildun- gen des Weindorfs Rohrbach. Ein be- schaulicher Ort an der Kante zum Klei- nen Odenwald, an der Stelle wo sich der Kühle Grund in der Weite des Rheintals verliert. In verschiedenen Ortschroniken kann man den wechselvollen Werdegang von Rohrbach nachlesen. Viele Jahrhunderte hat sich der eingebettete Bezug des Or- tes zur Landschaft in der beschriebenen Art erhalten. Im historischen Gemar- kungsplan des Vermessungsamtes von 1866 lässt sich diese stabile Veranke- rung noch gut ablesen. Die Entwicklung der folgenden 150 Jahre hat dazu geführt, dass sich dieses gefes- tigte Bild in unmerkbaren, fast homöo- pathischen Schritten in eine „instabile Gemarkungskarte Rohr- Seitenlage“ manövrierte. Viele erklärba- bach 1866 (Quelle: Vermessungsamt re Zwischenschritte sind vollzogen wor- Stadt Heidelberg) den. Industrielle Ansiedlungen führten zu zunehmenden Bevölkerungswachs- tum. Aus einstigen Gemarkungen wur- den neue Straßen- und Quartiersnamen. Der daraus resultierende zunehmende Verkehr veränderte alte Erschließungs- wege, die Eingemeindung und das „Ver- wachsen“ mit anderen Stadtteilen ergab wegen der Randlage zum Heidelberger Zentrum einen erheblichen Durchgangs- Rohrbach Markt, verkehr. Kerwe ca. 1930

77 Diese Belastungen, weiteres Wachstum, Die Initiative des „punkers“ und des die sternförmig ankommenden Straßen nur noch ein Teil einer über die deutschen Stadtteilvereins, diesen Wochenmarkt den Bereich zu queren hatten, wähnten Grenzen hinaus bekannten Universitäts- zum alten Rathaus zu verlegen, hat aus sich in einem Parcour aus der Sendung stadt zu sein, haben zu einem gewissen meiner Sicht eine Zeitenwende ausge- „Spiel ohne Grenzen“ bzw. „Takeshi´s Identitätsverlust geführt. Struktureller löst, deren Tragweite sich vielleicht der Castle“. Wandel führte in den 90er Jahren zuneh- ein oder andere bei so viel zurück ge- mend zu einem Rückgang der ortsansässi- kehrter Lebendigkeit, die man heute auf Der Platz sollte freigeräumt werden, zu- gen Geschäfte und Betriebe. Ein Aderlass der Rathausstraße erlebt, gar nicht mehr künftig alle denkbaren Wege für Fuß- vollzog sich, der unbedingt gestoppt wer- vorstellen kann. gänger und Radfahrer zulassen und den sollte. Nur einmal im Monat das mit vor allen Dingen viel „sicheren Raum“ viel Detailliebe geführte Stadtteilmuseum Der reinen Verlagerung einer Funktion, in der unmittelbaren Nachbarschaft zu zu besuchen, um sich auf diese Weise an folgte nach der Jahrtausendwende eine den unzähligen Fahrzeugen bieten. Die den Bildern der vergangenen Dorfidylle zu weitere verstärkte Initiative um den Straßenbahnhaltestellen wurden in die erinnern, konnte viele Rohrbacher nicht Rohrbach Markt, einen unattraktiven, Karlsruher Straße Richtung Norden ver- mehr befriedigen. Samstag morgens fuhr verkommenen, von der Nord-Süd Magis- legt, bis zum Eichendorffplatz wurde mancher weit weg, um sich das Gemüse trale durchschnittenen Flecken Erde wie- die Karlsruher Straße heute mit einem für die kommende Woche zu besorgen, der zu beleben. Über 20.000 Fahrzeuge Saum von über 20 Säulenulmen ver- das Straßenleben in der Rathausstraße war am Tag waren damals wie heute der sehen. Rohrbach Markt selbst hat ein fast zum Erliegen gekommen. Der Wo- Rahmen. Unübersichtliche Straßenbahn- „Dach“ aus 31 Platanen erhalten. Das chenmarkt auf dem „Kerweplatz“, abseits und Bushaltestellen konkurrierten mit verwendete Bodenmaterial besteht aus der Dorfmitte gelegen, darbte vor sich hin von Rosen bepflanzten Rest-Rabatten. den alten ausgebauten Pflastersteinen und drohte ebenfalls zu erlöschen. Fußgänger und Radfahrer, die hier über aus Dioritstein und weil das Material

Ehemalige Tankstelle auf der westlichen Platzseite (Foto ap88) Rohrbach Markt vor dem Umbau, 2005 (Foto ap88)

78 nicht reichte, aus ein paar Hundert Qua- sitznahme der Bevölkerung Rohrbachs nächst in der Karlsruher Straße festzustel- dratmeter in Basalt, die beim Umbau hatte den Handlungsdruck erhöht. Das len, dass einige private und gewerbliche des Friedrich-Ebert-Platzes in der Alt- von „Abstandsgrün“ eingewachsene Hauseigentümer ihre Gebäude reno- stadt angefallen waren. Eine Idee, die Rathaus wurde als Perle im Dorfmittel- vierten. Hat ein Immobilienwirt mir vor die Reminiszenz zur früheren „Rohrba- punkt freigestellt. Die parallele Innensa- Jahren beim Umbau des eigenen Hauses cher Chaussee“ fördert und zu dem den nierung nach der Verlagerung des Bür- in der Karlsruher Straße noch mit Kopf- bewussten Ressourcenumgang bedient. geramtes ins benachbarte Gebäude im schütteln eine Fehleinschätzung diag- Für Heidelberg hat Rohrbach als Tor zum Seckenheimer Gässchen 1, hat zwei zu- nostiziert, ist spätestens nach dem Ende Süden nun einen urbanen Auftakt ge- sätzliche Räume für Rohrbach entstehen der Laufzeit des Sanierungsgebietes in leistet, einen Stadteingang gestellt. Für lassen, die vom Stadtteilverein verwaltet Rohrbach und den unzähligen wach ge- die Bewohner Rohrbachs sind der Wes- werden. Einmal ums Rathaus herum auf- küssten Privathäusern klar, welche Kraft ten und der Osten nun einander wieder gestellt, hat der an Marktständen stän- solchen Initiativen zuzuschreiben ist. näher gerückt. dig gewachsene Wochenmarkt nun eine stabile Grundlage, die Schlange an der Der in den 90er Jahren ins Wanken gerate- Am Ende des Verfahrens des Sanierungs- Eisdiele im Sommer hat schönes Natur- ne Einzelhandel im Dreieck zwischen Rohr- gebietes „Alt Rohrbach“, das die Stadt steinpflaster unter den Füßen und 2015 bach Markt, dem Eichendorffplatz und der Heidelberg ebenfalls in Folge einer Initi- ist ein Öffentliches Bücherregal beim Dorfmitte hat sich wieder stabilisiert. Auch ative aus dem Stadtteil aufgelegt hatte, Sitzrondell in der Amalienstraße aufge- die Gastronomie ist fester Bestandteil im fiel noch die Neugestaltung der Bereiche stellt worden. Dorfbild. Eine Renovierung und zwei Wie- um das „Alte Rathaus“ in der Rathaus- derbelebungen in letzter Zeit geben An- straße. Die nach zehn Jahren Marktum- Nach den Sanierungen der öffentlichen lass zur Freude und zeigen die Früchte für legung hier entstandene intensive Inbe- Straßenzüge und Platzflächen war zu- bürgerliches Engagement mit Langmut.

Rohrbach Markt nach dem Umbau. Blick von der Heinrich-Fuchs-Straße Richtung ... ein wenig „Alte Pflasterkunst“ (Foto ap88) Osten, 2010

79 In den kommenden Jahren muss diese Entwicklung nun auf die Konversionsflä- chen, auf die Westseite Rohrbachs, hin- über schwappen. Auch hier im ehemaligen „Hospital“, so- wie im Hasenleiser aus den 60er Jahren, als auch im Quartier am Turm, ein Kind aus dem letzten Jahrzehnt, ist Identifika- tion schaffen ein hehres Ziel – mit einem Blick in die Vergangenheit aber auch mit der Orientierung am Hier und Jetzt und an den aktuellen Bedürfnissen. Rohrbach ist inzwischen fest verankerter Bestandteil Heidelbergs. Als Stadtteil ist es aber auch in Zukunft wichtig, sich den Raum anzueignen, zu beleben und zu prägen. Dann ist garantiert, dass auch in Rathausplatz im Bereich der „Alten Synagoge“ 2016 (Foto ap88) den kommenden Jahrzehnten durch En- gagement, Aktionen und Teilnahme neue Bilder für die Chroniken von morgen ent- stehen! Ich freue mich auf die Bilder des Jubilä- umsjahrs und des Festwochenendes!

Samstagsmarkt 2016 (Foto ap88)

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82 Die Bach, das Wasser und der Wasserturm Von Wolfgang G. Nestler

Rohrbach trägt schon im Ortsnamen und geographischen Gegebenheiten beson- so zeichneten sich erst mit der vom Bau- in seinem Wappen eine Art von Wasser. ders eng mit dem Bach verbunden. Trotz ausschuss der Stadt Heidelberg 2009 Fünf blaue Wellenlinien symbolisieren Verträgen aus dem Jahr 1737, die stun- beschlossenen Sanierungsmaßnahme im den Bach im geteilten Wappenschild. Da- dengenau die Nutzung des Bachwassers Zentrum von Alt-Rohrbach Lösungsmög- rüber stehen auf gelbem Grund die Buch- regelten und genau definierte Strafen bei lichkeiten ab. staben „r o r“. Der Bach oder „Die Bach“ Verstößen vorsahen, war der Bach immer Es galt divergierende Interessen zu be- wie die Mundartbezeichnung ist, hat sei- wieder Quelle massiver Streitigkeiten. rücksichtigen. Durch die Freilegung des nen Namen nicht, wie heute oft irrtüm- Neben wechselseitigen Vorwürfen zur Bachs in der Rathausstraße erhofft sich lich angenommen, von seinem im Orts- Nutzung ist belegt, dass sich die Rohr- ein Teil der Bürger eine Aufwertung des bereich weitgehenden Verlauf in Rohren, bacher beschwerten, dass nach einem Stadtbildes um das alte Rathaus und einen sondern vom Schilfrohr, das am Bachufer Hochwasser die Kirchheimer nicht helfen, freien Blick auf die historische Bebauung. wuchs. Das Bachwasser floss vom kleinen den Bach zu putzen. Odenwald in einen der nacheiszeitlich Mit zunehmender Industria- stark mäandrierenden Schwemmarme lisierung verlor der Bach, der von Rhein oder Neckar, die früher bis ins einigen Mühlen als Energie- Gebiet des heutigen Rohrbach und Kirch- quelle diente, an Bedeutung. heim reichten. Der „Kerchemer See“ ge- Er wurde den Rohrbachern nannte Altarm, der Rohrbach und Kirch- im alten Teil des Ortes sogar heim trennte, war noch bis etwa 1920 mit zu einem Hindernis, das den Wasser gefüllt. Nach seinem vollständi- Straßenraum einengte und gen Verlanden erinnert allein der Verlauf das aus der damaligen Sicht der „Oberen-“ und „Unteren Seegasse“ den immer stärker werden- in Kirchheim an dieses Gewässer. den Straßenverkehr behin- Neben Nutzen und Segen des Wassers derte, bis er 1963 schließ- im Rohrbach machte es auch seit je her lich überbaut wurde. Diese Probleme. Nach langjährigen Nachbar- Verdolung des Rohrbaches schaftsstreitereien um Wasserrechte veränderte das Ortsbild und Reinigungspflichten am Landgraben derart, dass die Rohrbacher übernimmt das Kloster Schönau 1558 ihre „Bach“ bald wieder die Reinigung des Landgrabens gegen haben wollten. Schon seit jährlichen Zins von den Dörfern Leimen, den 1990er Jahren kam der Nußloch, St.Ilgen, Sandhausen, Kirchheim Wunsch nach einer Freile- und Rohrbach. Daraus ist zu schließen, gung auf. Machten anfangs dass der Rohrbach damals noch in den noch die Landesaktivitäten Landgraben floss. Die beiden Gemeinden zur Renaturierung von Flüs- Solch ein Idyll war der Rohrbach noch um 1955 zwischen der Win- Kirchheim und Rohrbach waren durch die sen und Bächen Hoffnung, zerstraße und der Ölgasse (Bild Heimatmuseum Rohrbach, Kubitza)

83 Ein anderer Teil befürchtete das vorhan- und Maßnahmen die Arbeit der Mül- bacher Rathaus einen „Steinsarg“ wie dene Parkangebot zu verlieren. Neben den ler, ängstigte die Rohrbacher, dass ih- v. Traitteur seine ca. 1x1m großen Revi- Einschränkungen für den Verkehr, Pro- nen nicht genug Trinkwasser bleibt und sions- und Sink-Kästen (Sandabscheider) blemen mit dem Oberflächen- und Abwas- auch, dass der Zugang zum damals so aus einem massiven Sandsteinblock in ser verhinderten vor allem die finan ziellen notwendigem Löschwasser nicht mehr seinen Plänen nannte. Möglichkeiten großzügige Lösungen. ausreiche. Gab es da anfangs noch Pro- So floss alles überflüssige Wasser aus dem bleme bis hin zu juristischen Auseinan- Statt der Freilegung des Bachs erinnert Rohrbach weiter dem Kirchheimer See zu, dersetzungen, so freute es die Rohrba- jetzt seit 2015 eine Wasserrinne als Kom- bis der Bach mit dem Bau der Bahnstrecke cher umso mehr, dass die Bauarbeiten promiss an den weiterhin verdolten Rohr- Heidelberg-Karlsruhe auf Rieselfelder nach an der Traitteur'schen Wasserleitung, bach. Diese Rinne aus Granit beginnt in Norden umgeleitet wurde. Bis dahin gab wie an anderen Stellen schon ausführlich der oberen Rathausstraße und verläuft es durch Hochwasser in Kirchheim große beschrieben, wegen Streitigkeiten, Krieg über den Rathausplatz und wird an der Schäden an den Gebäuden und Mitte des und Geldmangel 1798/99 eingestellt „Quelle“ und an der „Mündung“ durch 19. Jahrhunderts gefährdete zu viel Was- und nie fertig wurden. Noch 2014 fand kleine Wasserbecken begrenzt. In den ser auch den Damm der im April 1843 in man bei Baggerarbeiten vor dem Rohr- Anfang und Ende begrenzenden Granit- Betrieb genommenen Bahnstrecke nach blöcken erinnern die erste und zweite Karlsruhe. In trockenen Jahren Strophe des Gedichts „In einem kühlen dagegen benötigten die Rohr- Grunde“ von Joseph von Eichendorff an bacher selbst zusätzliches Was- seine Zeit in Heidelberg (1807/1808) und ser und auch die inzwischen seine unerfüllte Liebe zu Käthchen Förster, gebaute Waggonfabrik konnte Tochter eines Rohrbachers. Überall dort, nicht mehr ausreichend ver- wo Überfahrten erforderlich sind, hat die sorgt werden. Schlussendlich Wasserrinne eine Abdeckung mit Gitter- erfuhr der Rohrbach an seinem rosten. Jetzt fließt „Die Bach“ wieder auf westlichen Ende weitere Ein- der Oberfläche, zumindest von 11 bis 22 schränkungen mit dem Bau der Uhr. Er wird vom öffentlichen Wassernetz Heinrich Fuchs Waggonfabrik, gespeist und kann, nach dem das Ganze die neben dem eigenen auch als ein Wasserspiel ausgeführt ist, nach Be- teilweise Rohrbacher Abwasser darf, z.B. im Winter bei Frostgefahr, auch in der firmeneigenen Versitz- ganz abgestellt werden. grube entsorgte. Erst nach der Eingemeindung 1927 wurde Rohrbacher Wasser weckte sehr früh hö- der Bach bei der Waggonfa brik hererseits Begehrlichkeiten es auch als Fuchs abgefangen und über die Trinkwasser zu nutzen. Als erste Siedler Heidelberger Kanalisation in wussten vermutlich Germanen, Kelten den Neckar geleitet. Sollte bei und Römer das frische Quellwasser zu starkem Regen die Kanalisa tion schätzen. Verbrieft ist, dass bereits 1790 überfordert sein, fängt auch die Kurfürstliche Residenz nach dem heute noch das Regenüber- Umzug von Heidelberg nach Mannheim laufbecken im Bosseldorn alles großes Interesse an dem guten Wasser überschüssige Wasser auf. aus Rohrbach hatte. Die dafür vorgese- Jetzt fließt „Die Bach“ wieder auf der Oberfläche, zumindest als hene „v. Traitteur´sche Wasserleitung“ Wasserspiel das wie ein Brunnen vom öffentlichen Wassernetz ge- Die Eingemeindung Rohrbachs beeinträchtigte durch restriktive Regeln speist und nach Bedarf an und abgestellt werden kann (Bild Autor) 1927 nach Heidelberg brachte

84 auch Unruhe in die Diskussionen um das Die Akten zur Wasserversor- Rohrbacher Trinkwasser. Die Stadt versuch- gung Rohrbachs geben den ent- te 1929, vermutlich aus wirtschaftlichen scheidenden Hinweis, warum Gründen die Rohrbacher Brunnen nicht der Wasserturm gebaut wurde. mehr zu nutzen und statt dessen Wasser 1911 eskalierte der Streit um die aus der Ebene bei Mannheim herbei zu füh- Wasserversorgung der Wag- ren. Dagegen gab es aus Rohrbach heftigs- gonfabrik. Seitens der Gemein- te Proteste und es blieb vorerst alles beim de Rohrbach war der Waggon- Alten. Ein weiterer starker Schlag gegen fabrik seit 1901 ein Wasserzins das Wasser des Rohrbachs ergab sich 1961 von 4 Pfennig je Kubikmeter aus den Erschließungs- und Bauarbeiten zugesagt, solange die Fabrik im der neuen Waldparksiedlung auf dem Box- Gegenzug neben dem eigenen berg-Gelände. Die Arbeiten waren durch ei- Abwasser auch teilweise das nen stark verregneten Herbst in „Baugrund- Rohrbacher Abwasser entsor- schwierigkeiten“ geraten. Als Lösung sah ge. Diese Vereinbarung wurde man nur „die Fassung und Ableitung des im Februar 1912 durch die Ge- Bei Baggerarbeiten vor dem Rohrbacher Rathaus fand man 2014 von der Bergseite zufließenden Wassers“. meinde einseitig aufgekündigt. einen „Steinsarg“ wie v.Traitteur seine großen Sandabscheider in Damit wird dem Rohrbach für immer das Im trockenen Vorjahr bezog die seinen Plänen von 1798 nannte. Aus einem etwa 1x1m massiven Sandsteinblock gehauen steht er jetzt frei zugänglich neben dem Wasser aus diesem Einzugsgebiet entzogen. Gemeinde Rohrbach Wasser von Eingang zum Rohrbacher Bürgeramt (Bild Autor) Die zunehmend eingeschränkte Ergiebig- Kirchheim und berechnete dies keit Heidelberger Quellen veranlasste 2007 ohne Absprache vollständig der Waggon- Es ist anzunehmen dass er in der Nähe der die Stadtverwaltung mehrere Brunnen, da- fabrik zu 25 Pf. je Kubikmeter. Mehr als das Baugenehmigung vom 1. April 1913 zu su- runter auch die Rohrbacher „Forstquelle“ sechsfache! Gleichzeitig strebte die Ge- chen ist. Der Wasserturm wurde dann im von der städtischen Trinkwasserversor- meinde Rohrbach durch Errichtung eines Auftrag des Mannheimer Unternehmens gung zu trennen und dafür „Grundwasser Pumpwerkes eine eigene Wasserversor- Bopp & Reuther von der Dampfkessel- und aus der Ebene“ einzuspeisen. Seit dem gung an, mit der auch die Waggonfabrik Gasometer-Fabrik Akt.-Ges., vorm. A. Wil- erhält auch Alt-Rohrbach vorwiegend er- versorgt werden sollte. Dabei sollte der ke & Co., in wenigen Wo- heblich härteres Trinkwasser aus dem Wasserzins erst 10 Pf. und nach Einspruch chen erstellt. seitens der Waggonfabrik 8 Pf. einbringen, Wasserwerk Rauschen (bei Wieblingen). Etwa 40 m südlich des Turms entstand paral- statt der in diesem Fall zugesagten 6 Pf. Ein Schicksal, das auf Grund der extremen lel zum Turm ein Brunnen von 38,20 m Tiefe Der Vertrag kam nicht zustande. Der Streit Trockenheit 2015 auch andere Heidelber- mit einer Bohrweite von 100 cm. Über der gipfelte in dem gegenseitigen Vorwurf der ger Stadtteile ereilte. Brunnenbohrung stand ein Pumpenhaus, Verschleppung von Entscheidungen und dessen Fundamente noch 2002 zu sehen Neben der bisher beschriebenen öffent- führte zu dem Entschluss der Fuchs Wag- waren. Nachdem das Wasserrechtsbuch lichen Wassersituation und der wechsel- gonfabrik, ein eigenes Wasserwerk zu er- durch Kriegseinwirkung verloren ging und haften Geschichte des Rohrbachs begann richten. Mit der Übergeordneten Landesbe- das Amt für Öffentliche Ordnung keinen Ein- mit der Ansiedlung der Fuchs Waggonfa- hörde kam man schnell zur Sache und die trag im Wasserrechtsbuch vornahm bemühte brik Anfang des 20. Jahrhunderts in Rohr- Vereinbarungen wurden dem Gemeinderat sich der erste Nachbesitzer, die Fa. Harvester bach ein besonderes Kapitel der privaten Rohrbach am 20. September 1912 nur noch vergeblich darum, den Brunnen wieder zu Wasserversorgung. Noch heute zeugt der zur Kenntnis gegeben. weithin sichtbare Wasserturm von dem nutzen. Mit der Erschließung des Geländes zusätzlichen Wasserbedarf und der indus- Der Baubeginn des Brunnens und des als Wohnquartier wurde der Brunnen 2002 triellen Vergangenheit Rohrbachs. Turms kann nicht genau bestimmt werden. zugeschüttet, d.h. fachgerecht verfüllt.

85 Der Turm selbst steht auf einem Funda- antwortung des Tiefbauamtes der Stadt sche Landmarke und Namensgeber für das ment aus 8 miteinander verbundenen Heidelberg übergegangen. Ein Turm in der umliegende Wohnquartier. Zusammen mit Einzelpfeilern aus Stampfbeton auf dem Verantwortung des Tiefbauamtes verwun- den wenigen erhaltenen, in die moderne eine achteckige 35 m hohe Stahlgitterkon- dert. Wenn er aber eine Stahlgitterkon- Wohnbebauung integrierten Klinkermau- struktion, die neben der senkrechten Last struktion ist, ähnlich wie viele Brücken im ern der früheren Werkshallen prägt er den des mit Wasser gefüllten Behälters auch vorhergehenden Jahrhundert, dann ist es besonderen Charakter des Rohrbacher die waagerechten Kräfte durch Winddruck Tiefbau. Nach Feststellung der Standfestig- Ortsteils „Quartier am Turm“. aufnimmt. Der Wasserbehälter selbst ist keit der Gitterkonstruktion des Turms galt nur knapp 3 m hoch bei einem Durch- es die Holzverschalung dauer- messer von 5 m, wobei der Blechzylinder haft zu sichern. Mit Bereitstellen 2,4 m hoch ist und sein Boden auf 0,5 m der erforderlichen Gelder durch gewölbt ist. Die Seiten des Behälters sind die Stadtverwaltung konnten die in 5 mm und der Boden in 6 mm dickem Bauarbeiten im August 2014 be- Stahlblech ausgeführt. Die sichtbare Pro- gonnen und mit Jahresbeginn portion erhielt der Turm erst durch seine 2015 abgeschlossen werden. Holzverkleidung, die mit seinen fast 5 m Der Wasserturm steht nicht unter Höhe den Behälter nahezu doppelt so Denkmalschutz, sondern ist, wie hoch erscheinen lässt als er wirklich ist. auch die historischen Klinker- Zusammen mit seinem Blechdach ist der mauern im Wohnquartier, nur als Turm insgesamt ungefähr 40 m hoch und erhaltenswert eingestuft. Er kann hält 50 m³ Wasser auf 35 m Fallhöhe. Er also bei gleichem Aussehen ver- versorgte das Unternehmen bis zum Ende ändert werden. Deshalb wurden der Waggonfabrik mit Trink-, Brauch- und die bisherigen Proportionen zwar Löschwasser. erhalten, der Mantel jedoch aus Nach dem Verkauf an die Maschinen- wirtschaftlichen Gründen nicht baufirmen Harvester und dann an die Fa. mehr in Holz, sondern in Metall Dressler, die die Wasserversorgung nicht ausgeführt und im gleichen Blau nutzten, fungierte der Turm für den dritten angestrichen. Die besondere Nachbesitzer, dem Baumaschinenherstel- Ingenieurleistung steckt in der ler FURUKAWA, nur noch als Werbeträger Entwicklung und Konstruktion mit dem Firmennamen. Mit der Erschlie- der neuen Verkleidung des er- ßung des Fabrikareals als Baugelände wur- heblich kleineren Stahlbehälters. de der Turm im Auftrag der Firma Hochtief Sie widersteht künftig den Wit- Der Industriewasserturm in Rohrbach steht seit 1913 an seinem schnell aufpoliert; die Ockerfarbe samt terungseinflüssen besser und ist Platz (nach GOOGLE Earth 49° 22´54´´ Nord und 8°40´41´´ Ost). Schriftzug FURUKAWA entfernt und die mit seinen Aluminium-Trägern Er hat zwei Weltkriege überstanden, versorgte die Fuchs Wag- Turmverkleidung mit königsblauer Farbe und -Blechen erheblich leichter gonfabrik bis 1956 mit Brauch- und Trinkwasser, fungierte als gestrichen. Ein Sturm vom 4. auf den 5. als die frühere Holzverkleidung. Werbeträger für die nachfolgenden Unternehmen und ist seit der Erschließung des ehemaligen Werksgeländes zu einem mo- Dezember 2011 riss einige Bretter aus der Damit ist die Belastung der alten dernen Wohnviertel der Namensgeber des Quartiers. Das kleine hölzernen Turmverkleidung und erforderte Stahlgitterkonstruktion erheblich Gleisstück davor in der Felix-Wankel-Straße war der letzte Rest schnell eine provisorische Sicherung. geringer. vom Gleisanschluss der Fabrik an das öffentliche Bahnnetz, der im Juni 2013 beim Bau eines neuen Fahrradweges verschwand. Mit Feststellung des Sanierungsbedarfs ist Heute enthält der Behälter kein Mit ihm verlor das Quartier am Turm auch den letzten Zeugen der Wasserturm in die Unterhaltungsver- Wasser mehr. Er ist allein opti- seiner Eisenbahnvergangenheit. (Bild Autor)

86 AC „Germania“ 1889 Heidelberg-Rohrbach e.V.

Dem Bedürfnis Rohrbacher Gemeindemitglieder nach körperlicher Im Jahre 1940 muss- Ertüchtigung verdankt unser Verein seine Gründung im Jahre 1889 te der Verein seinen unter dem Namen Athletenclub „Germania“ Rohrbach. Grün- Vereinsbetrieb auf- dungsmitglieder waren u.a. Philipp Scherz und der damalige Ad- grund des Ausbru- lerwirt Philipp Kaltschmitt. Der Athletenverein „Germania“ pflegte ches des 2. Weltkrie- neben dem Ringen und Gewichtheben auch den Pyramidenbau. ges einstellen sowie sämtliche gewonne- 1893 wurde, auch dank der Unterstützung durch die Familie nen Silber- und Gold- Kaltschmitt, eine Vereinsfahne angeschafft und eingeweiht. Im pokale als Kriegs- Laufe der nächsten Jahre nahmen Mitglieder unseres Vereins er- anleihe abgeben. In folgreich an verschiedenen Wettkämpfen in der Region teil. diesem Krieg hatte Eine starke Truppe Während des ersten Weltkrieges ruhte der Vereinsbetrieb von der Verein wieder 20 Mitglieder verloren. Nach Kriegsende 1914-1918. 20 Mitglieder, also ein Fünftel der Vereinsmitglieder, wurde der Sportbetrieb wieder aufgenommen. hatte der Verein zu beklagen. Nach Kriegsende nahm der Verein Unser Vereinslokal mussten wir innerhalb kurzer Zeit mehrmals seine Arbeit wieder auf. Unsere Mitglieder besuchten eine Viel- wechseln. Vom „Gasthaus zum Adler“ wechselte der Verein zahl von Wettkämpfen. über das „Gasthaus zur Traube“ in das Ein besonders erfolgreiches Jahr in unserer „Gasthaus zum Ochsen“. Vereinsgeschichte war 1925. Die Ringer- 1953 war für unsere Ringer auf Kreis- mannschaft sicherte sich die Bezirks- und und Landesebene wieder ein sehr er- Kreismeisterschaft. Vier Ringer behaup- folgreiches Jahr. Hervorzuheben sind teten sich bei den Auswahlkämpfen des dabei die Erfolge von Fritz Schahn mit Bundes in Halle und qualifizierten sich für seinem 1. Platz beim Nordbadischen Tur- die Arbeiter-Olympiade in Frankfurt. nier in Ladenburg sowie Herbert Sauters Einen herausragenden Erfolg verzeich- 4. Platz bei der Gesamtdeutschen Meis- nete Leonhard Kaltschmitt 1932. Er terschaft in Stuttgart. 1953/54 errang nahm an den Olympischen Spielen in unser Verein die Nordbadische-Landes- Wien teil und belegte dort einen beacht- liga-Meisterschaft. Leider musste die lichen 6. Platz. junge Mannschaft nach einem Jahr die 1933 schlossen sich der Turnerbund und Oberliga wieder verlassen. der Athleten-Club unter dem Namen 1962 folgte für ein Jahr der Abstieg in die „Turn- und Kraftsportverein“ zusammen. unterste Klasse. 1965 wurde wieder eine Diese Verbindung hielt nur drei Jahre. Schülermannschaft aufgestellt. Danach gingen beide Vereine wieder ge- trennte Wege, und unser Verein hieß ab 1968 wurde unser Jugendringer Willi 5. April 1936 wieder Athleten-Club „Ger- Heckmann 2. Deutscher Meister. Im fol- mania“ Rohrbach. genden Jahr wurde er zweifacher Deut-

87 wächst aber in den letzten Jahren eine hoffnungsvolle Schü- lermannschaft heran. Diese kämpft zurzeit als Kampfgemein- schaft Ladenburg/AC Rohrbach sehr erfolgreich in der NBRV Schülerverbandsrunde. Unsere Jugendringer nehmen an vielen Wettkämpfen in Süd- deutschland teil und tragen den Namen unseres Stadtteiles, z.B. durch die Teilnahme bei den Deutschen Meisterschaften im Rin- gen in 2014 und 2015, auch in entferntere Teile Deutschlands. Zum Training sowie zu den Wettkämpfen laden wir Interessierte und Ringersportbegeisterte herzlich ein! Die aktuellen Trainings- zeiten der Schülerringer in der IGH-Halle sind: Montag: 18:00 – 20:00 Uhr Donnerstag: 18:00 – 20:00 Uhr Verdiente Sieger Das Gesicht unseres Vereins hat sich im Laufe seines Bestehens scher Meister (im griechisch-römischen und Freistil) und errang verändert. Viele der aktiven Sportler kommen nicht nur aus be- damit die ersten Meistertitel seit dem Bestehen des Vereins. nachbarten Stadtteilen zu uns. Sie stammen heute auch aus ver- schiedenen Nationen. Dennoch fühlen wir uns als AC „Germa- 1975 beschloss die Generalversammlung, dass Frauen in den nia“ 1889 Heidelberg-Rohrbach e.V. in Rohrbach zu Hause. Ein Verein aufgenommen werden können. Erstes Frauenmitglied Zeichen dafür ist unser alljährliches Grillen zu Christi Himmelfahrt war Ursula Winkler. 1980 wurde die Abteilung Gymnastik ins in der Schutzhütte „Waldhaus“ für wanderfreudige Rohrbacher. Leben gerufen. Diese bot den Angehörigen der Athleten die Möglichkeit, sich durch Ausdauer-, Herz-Kreislauf- und gezieltem M. Elembaev, Schriftführer Muskeltraining fit und beweglich zu halten. 1987 errang die Jugendmannschaft bei einem internationalen Turnier in Weingarten den 2. Platz, ein toller Erfolg. Die Nord- badische Mannschaftsmeisterschaft wurde gewonnen und die erste Mannschaft errang den 2. Platz. 1988 war unsere erste Mannschaft wieder für ein Jahr in der Oberliga vertreten. Der Jugendringer Andreas Goth errang im griechisch-römischen und Freistil zwei Deutsche Meistertitel. Seit dem 4. März 1988 ist unser Verein im Vereinsregister ein- getragen und heißt Athletenclub „Germania“ 1889 Heidel- berg-Rohrbach e.V. 2012 hat der langjährige Vorsitzende unseres Vereins, Herr Wer- ner Neuner, die Leitung in die Hände seines Nachfolgers, Herrn Zajrbek Elembaev, übergeben. Er steht diesem aber weiterhin beratend zur Seite. In den letzten Jahren ist es ruhiger um den Athletenclub ge- worden. Unter der Leitung des Trainers Alexander Hörner Unsere Jüngsten beim Ausflug

88 89 Metzgerei Peter Sommer Rathausstraße 39 · 69126 Heidelberg Tel.:06221/7258559 www.metzgerei-petersommer.de [email protected]

90 Fußballgemeinschaft Rohrbach 2012 e.V.

Die FG Rohrbach 2012 – Rohrbachs jüngster Verein stellt Saison 2013/14 sich vor Im Herbst 2013 gelingt der Vereinsführung pünktlich zum Sai- Die Geschichte der FG Rohrbach 2012 beginnt am 9. Juni sonbeginn ein besonderer Coup: Der erfahrene Trainer Bernd 2012 im Rohrbacher Lokal „Erbprinzen“. Dort versammeln Egner erklärt sich zur Betreuung der jungen Herrenmannschaft sich an diesem Tag 40 engagierte Sportlerinnen und Sportler, bereit und die FG startet mit neuer Heimstätte und neuem Trai- die vor allem ein Anliegen zusammen bringt: Die Zukunft des ner in die Saison 2013/2014. Fußballs als Breitensport im Heidelberger Süden zu sichern. Das formulierte Saisonziel einer einstelligen Platzierung erfüllen Mit diesem Ziel vor Augen gründen sie die Fußballgemein- die Spieler der 1. Mannschaft dann auch prompt. Am Ende der schaft Rohrbach 2012 e.V.! Saison stehen beachtliche 51 Punkte und der 6. Tabellenplatz zu Buche, die A-Jugend landet auf dem 8. Platz. Gründungsphase und erste Saison War die Anfangssaison noch geprägt von Auswärtsspielen und Bereits wenige Wochen nach der Gründung folgt der erste Mei- dem Sammeln neuer Erfahrungen, stabilisiert sich die FGR in der lenstein in der Geschichte der FG: Der Badische Fußballverband zweiten Saison zusehends. Der Verein ist im Heidelberger Fuß- erteilt eine vorläufige Spielgenehmigung und gestattet dem jun- ballbetrieb angekommen und hat sich unter Trainer Bernd Egner gen Verein, dessen Mitgliederzahl in wenigen Tagen auf über und Kapitän Tobias Häußler auch sportlich zu einer ernst zu neh- 100 gestiegen ist, den Einstieg in den aktiven Fußballbetrieb. Die menden Größe entwickelt. mehr als 60 aktiven Spieler, verteilt auf Herren, A- und B-Jugend starten ihre Gründungssaison 2012/13 jedoch unter erschwerten Saison 2014/2015 Bedingungen: Da dem Verein eine Heimspielstätte fehlt, treten Mit Trainer Bernd Egner, drei erfahrenen Vorstandsmitgliedern und die Teams als reine Auswärtsmannschaften zu sämtlichen Spie- einem unveränderten Spielausschuss startet der Verein personell len auf den Plätzen ihrer jeweiligen Gegner an. Diese mutige und bestens besetzt in die neue Saison. Um für die künftigen Aufgaben – rückblickend gesehen – richtige Entscheidung der Vereinsfüh- gewappnet zu sein wird der Vorstand außerdem um zwei Mitglie- rung ermöglicht der FG eine rundum spannende und erfolgreiche der erweitert. Besonders das Thema Integration rückt angesichts Gründungssaison. Neben ordentlichen Platzierungen zeichnen steigender Flüchtlingszahlen zunehmend in den Vordergrund. sich die Mannschaften vor allem durch hohes Engagement und Dank des eigens geschaffenen Amtes des Integrationsbeauftrag- konstante Trainingsbeteiligung aus und verhelfen dem Verein ten und der Initiative einiger aktiver Spieler wird die FG Rohrbach trotz widriger Umstände bereits in den Anfangsmonaten zu Sta- bereits früh aktiv und übernimmt innerhalb des Projektes Sport für bilität. Dies zeigt sich besonders deutlich, als Trainer Sven Boch Vielfalt des Heidelberger Sportkreises Verantwortung. seine Tätigkeit aus gesundheitlichen Gründen zur Winterpause aufgeben muss und mit Andreas Hagmann schnell vereins intern Auch sportlich geht es voran. Die um einige Neuzugänge verstärk- ein starker Ersatz gefunden wird. ten Mannschaften spielen ab Beginn der Rückrunde auf dem Ge- lände der FT Kirchheim und kommen damit der Rohrbacher Heimat Auch als erster Erfolg abseits des Rasens wird der FG Rohrbach einen großen Schritt näher. Für die angestrebte Topp-Platzierung nach anfänglicher „Heimatlosigkeit“ das Sportgelände Heidel- reichten die 57 Punkte jedoch leider nicht. Die Herrenmannschaft berg Ost als vorübergehende Heimspielstätte zugewiesen. musste sich mit Platz 8 zum Saisonende zufrieden geben.

91 Saison 2015/16 sammen. Vorurteile und unterschiedliche Herkunft oder soziale Klassen spielen angesichts einer geteilten Leidenschaft für Fuß- Mittlerweile ist die FG Rohrbach 2012 eine feste Adresse in der ball, Handball, Boxen oder Rugby keine Rolle mehr, gelten doch Heidelberger Fußballlandschaft. Neben dem Spielbetrieb beher- auf den Sportplätzen die selben Regeln für alle. Im Mittelpunkt bergt der Verein regelmäßig Hallenspieltage der Heidelberger des Geschehens steht dabei nicht die Herkunft der Beteiligten, Jugendmannschaften und versorgt die jungen Kicker und ihre sondern die Freude an der gemeinsamen sportlichen Betätigung. begeisterten Zuschauer mit einem bunten gastronomischen An- gebot. Die Herrenmannschaft bringt Spieler mit den verschiede- In Sportvereinen begegnen sich die unterschiedlichsten Men- nen kulturellen Hintergründen zusammen, das Team ist so bunt schen vorbehaltslos, lernen sich kennen und schätzen. Sport ist wie die Heidelberger Gesellschaft selbst. Neben alteingesessenen daher ein außerordentlich wirkungsvolles integratives und wer- Rohrbacher Jungs spielen hier Studenten aus ganz Deutschland, tebildendes Hobby. andere Spieler sind aus beruflichen Gründen nach Heidelberg Die FG Rohrbach 2012 e.V. misst dem Thema Integration daher gekommen, wieder andere sind als Flüchtlinge in der Kurpfalz seit ihrer Gründung im Jahr 2012 einen besonderen Stellenwert gelandet und finden nun ihre sportliche Heimat bei der FG. zu. Das federführende Engagement bei der Organisation der „Weltliga“ für die Flüchtlingsunterkünfte auf dem Heidelberger FG Rohrbach 2012 – aktiv für Integration durch Sport Stadtgebiet ist dabei ebenso Ausdruck dieser Philosophie wie Besonders ab der zweiten Hälfte der Saison 2014/15 wird für unsere aktive Mitarbeit am Projekt „Sport für Vielfalt“ des Sport- den Verein das Engagement für eine aktive Integrationsarbeit kreises Heidelberg. Sport kann in der Gesellschaft viel Positives immer wichtiger. Die Arbeit im Heidelberger Integrationspro- bewirken. An diesen Veränderungen arbeitet die FG Rohrbach jekt „Weltliga“ wird von den Spielern und der Vereinsführung 2012 e.V. aktiv mit und wurde im Jahr 2015 für dieses Engage- gleichermaßen getragen, die Idee dahinter ist denkbar einfach: ment mehrfach ausgezeichnet. So wurde dem Verein der Aner- Sport im Team bringt wie kein anderes Hobby Menschen zu- kennungspreis der „Sterne des Sports“ verliehen, der Präsident des badischen Fußballverbandes zeichnete die FG Rohrbach für ihre Integrationsarbeit aus und das Projekt „Sport für Vielfalt“, an dem der Verein ebenfalls beteiligt ist, erhielt die Bronzeme- daille des Heidelberger Präventionspreises. Wofür die FG Rohrbach 2012 steht, ist daher leicht zusammen- zufassen: Wir stehen für… … Fussball aus Freude am Teamsport! … Fussball, um sportliche Ziele zu erreichen! … Fussball für Alle! … Fussball für ein Miteinander! In diesem Sinne wünschen wir allen Rohrbachern eine rauschen- de 1250-Jahrfeier und freuen uns darauf, auch in Zukunft an der Gestaltung dieses tollen Stadtteils mitwirken zu dürfen.

Der Präsident des Badischen Fußballverbandes zu Gast

92 Kleintierzuchtverein C 33 e.V. HD-Rohrbach

Kurzer Rückblick auf eine Idylle der Gemeinde Rohrbach aus Auf der Mitgliederversammlung am 7. Juni 1955 wurde be- der Sicht des Kleintierzüchters: schlossen, eine eigene Zuchtanlage zu erstellen. Mitglied Phi- lipp Rodemer stellte dem Verein ein Gelände in der Leimer Der Rohrbacher Marktplatz, auch Drehscheibe genannt, war Straße zur Verfügung. Unter der Leitung von Vorstand G. Win- eine riesige Grünfläche auf der die Gänse weideten. Auf jedem kenbach wurde in harter Arbeit, wenig Geld aber großem Eifer Bauernhof wurden Gänse gehalten. Der Federn und des Weih- und guter Kameradschaft die Anlage erstellt. nachtsbratens wegen. Morgens konnte man in der Hauptstra- ße, heute Rathausstraße, eine Gänsewanderung erleben, die 1959 war es dann soweit und die Anlage konnte bezogen wer- den Marktplatz als Weide zum Ziel hatte. Den weitesten Weg den. Auch konnten in diesem Jahr die ersten Ausstellungskäfi- hatten die Gänse von Kästels (Hofmannn) aus der Winzerstra- ge zum Preis von DM 1.654,00 gekauft werden. Bisher wurden ße; es kam manchmal vor, dass diese den Weg fliegend zurück- die Käfige von Kirchheim ausgeliehen. Am 08. August 1964 legten. Die Enten von Hafners in der Turnerstraße gründelten wurde die Anlage den Rohrbacher Bürgern bei Bier, Wein und in der Rohrbach. Für die frechen Buben war es ein besonderer Wurst vorgestellt. Spaß, die in Ufernestern gelegten Eier aufzustöbern. Am 11. September 1965 wurde von den Züchtern das erste Droben im Heiligenhaus, wo der Bach über den Pflasterweg floss, Sommernachtsfest organisiert. Es wurde beschlossen, jedes bevor er sich über einen kleinen Wasserfall in sein Bett am Mül- Jahr ein Fest durchzuführen, um den Bürgern die Anlage na- lenberg entlang stürzte, bewunderte jeder, der dort vorbei ging, hezubringen und die Geselligkeit zu pflegen. Am 27. Juni 1966 die blitzsaubere Pekingentenherde des Bäckermeisters Filsinger. fand dann das erste Gockelfest statt, das sich seit dieser Zeit bis zum heutigen Tag großer Beliebtheit erfreut und immer zum Auf der Hahnenmühle thronten die fahlen Hessenkröpfer vom gleichen Zeitpunkt stattfindet. “Erleine Peter”. Ableger davon hatte Ludwig Reinhardt am Rohrbach unweit der Römerstraße. Rassehühner konnte man Am 16. Januar 1967 führten wir den ersten Clubkampf gegen an verschiedenen Stellen bewundern. Im Hofe des Schuh-Clau- die Kleintierzüchter aus Leimen durch. Es folgten jährlich wei- ers machten sich die Deutschen Zwerghähne durch ihr schrilles tere Clubkämpfe, bei denen Rohrbach erfolgreich war. Voller Krähen bemerkbar. Zuversicht und Ausdauer wurde die Zuchtarbeit gepflegt. Trotz allem zog eine dunkle Wolke über den Verein. Im Jahr 1994 Ein paar Häuser weiter hatte der Alt-Adlerwirt Kaltschmitt in forderte die Stadtverwaltung einen Abbruch der notdürftigen der Hofeinfahrt eine Voliere mit Goldfasanen und Pfautauben. Anlage. Es kam eine kritische Zeit. Die damalige Vorstandschaft Der Vater von Hans Seel in der Heidelberger Straße hatte eine hatte große Pläne, aber kein Geld, und es entstand eine gewis- Herde japanischer Höckergänse, deren Stammplatz vor dem se Interessenlosigkeit. alten Schulhaus war und um die Schulkinder ängstlich einen großen Bogen machten. Am 4. März 1996 wurde eine neue Vorstandschaft gewählt. Erster Vorsitzender wurde Erich Schmitt, ein Mann aus der Ganz oben über dem Roten Buckel war die “Goaßewoad” (Wie- ersten Jugendgruppe. Er übernahm den Verein mit 85 Mit- sen), wo allmorgendlich die Geißen hinauf getrieben wurden. gliedern und dem Motto: „Es gibt nichts schöneres als Aufga- Im Jahre 1927 wurde Rohrbach zu Heidelberg eingemeindet. Es ben, die man übernommen hat, mit bescheidenen Mitteln zu begann eine neue Zeit. ermöglichen.“

93 Er schritt zur Tat. sanitäre Anlagen vorhanden. Die Bergbrauerei Leimen stellte den größten Teil der Ausstattung zur Verfügung. Es ging wie- Ziel 1: Züchterheim und Anlage zu verschönern der aufwärts. Ab diesem Jahr fand zum ersten Mal das 1. Mai- Ziel 2: Tierbestände verbessern. Fest statt. Auch wurde regelmäßig Ende Juni das Gockelfest, Als Bauleiter mit zuverlässigen, fleißigen Mitarbeitern konnte das über drei Tage dauert, durchgeführt. Im Oktober findet er das Gebäude errichten und am 5. März 1997 einweihen. immer eine Lokalschau statt. Für diesen Zweck wurde unter Der Raum verfügt über 60 Sitzplätze, eine Getränketheke und dem Lokal eine unterkellerte Terrasse gebaut, die dann später eine voll ausgestattete Küche. Auch waren ordnungsgemäß überdacht wurde. Über dem Lokal baute man das Dach aus, im dem die Käfige untergebracht werden. Jedoch die Arbeit geht nicht aus. Die Außenanlage und Außentheke müssen in Ordnung gehal- ten werden. Auch wurde ein kleiner Arbeitsraum für Hähn- chenvorbereitung erstellt. An Silvester findet alljährlich eine Sil- vesterparty mit Kalt-Warmem Buffet statt. Auch kann das Lokal für Veranstaltungen gemietet werden. An jedem Sonntagmor- gen treffen sich Züchter, Mitglieder und Freunde des Vereins zum gemütlichen Frühschoppen. So konnte man im Jahr 2002 auf unser 50-jähriges Bestehen mit Freude und Erfolg zurück- blicken und verpflichtende Tradition mit Erfolg weiterführen, denn unser Spruch gilt nach wie vor:

„Wo Hähne krähen, da lass Dich nieder, Böse Menschen züchten keine Hühner!“

Mittlerweile ist der Kleintierzuchtverein C 33 e.V. Rohrbach in vielen Stadtteilen Heidelbergs bekannt. Wir erfahren dies durch die vielen Besucher unserer Maifeiern und unserer Gockelfeste.

Gründungsurkunde vom 29.5.1952

94 Obst, Garten und Weinbauverein Heidelberg-Rohrbach e.V.

Rohrbach lebte über Jahrhunderte hinweg fast ausschließlich verlieren. Vereint sind alle diese Weinfreunde im Obst, Garten von der Landwirtschaft. Neben Ackerbau war vor allem auch und Weinbauverein Heidelberg-Rohrbach e.V. der Weinbau hier zuhause. Das Rebgelände umfasste rund 175 Der Verein blickt auf ein traditionsreiches fast neunzigjähriges Morgen Land. Mitte des 19. Jahrhunderts brach sich jedoch Bestehen zurück. In den Anfangsjahren der Vereinsgeschichte das Maschinenzeitalter immer mehr Bahn, so dass sich von nun stand die fachliche Weiterbildung und Interessenvertretung der an viele Rohrbacher in den Fabriken ihr Brot verdienten. Die ansässigen Landwirte im Vordergrund. Bedingt durch die Neu- Landwirtschaft als Haupterwerbszweig wurde abgelöst durch ordnung und Reduzierung der landwirtschaftlichen Nutzflächen die Beschäftigung in Industrie und Handel. Ein hoher Prozent- auf Rohrbacher Gemarkung entwickelten sich immer mehr Ne- satz dieser Arbeiter, Angestellten oder Beamten betrieb jedoch benerwerbsbetriebe. Mit dem Wandel der Zeit und der Bedürf- nebenbei noch Landwirtschaft und Weinbau, was teilweise nisse änderten sich auch die Aufgaben des Vereins. Heute stehen heute noch der Fall ist. Nachdem ab Mitte des 20. Jahrhun- Themen wie Heimatpflege, das Erleben des Rohrbacher Land- derts durch Bebauung von Kasernen, Wohn- und Industrie- schaftsbildes und die damit verbundene Tradition des Weinbaus gebieten der Erwerbslandwirtschaft im wahrsten Sinne des im Mittelpunkt der Vereinstätigkeit. Wortes der Boden entzogen wurde, wird heute einzig noch der Weinbau von drei Weingütern im Haupterwerb betrieben. Chronik des Vereins Diese werden jedoch nach wie vor von einigen engagierten „Feierabendwinzern“ unterstützt, um die große Tradition des 1927 war Rohrbach noch eine selbstständige Gemeinde mit vor- Rohrbacher Weinbaus zu erhalten und mit ihrem „Hobby“ wiegend ländlicher Bevölkerung. Außer der „Fuchs Waggonfa- dazu beizutragen, dass die Menschen in unserer technisierten brik“ war keine größere Industrie angesiedelt, sondern Bauern und hektischen Welt den so wichtigen Kontakt zur Natur nicht machten den größten Teil der Bevölkerung aus. Die Rohrbacher Ortsgruppe des Bezirks-, Obst- und Gartenbauvereins war der Vorläufer des Rohrbacher Obst- und Weinbauvereins. Kreisbau- ernrat Brucker hielt bereits 1919, nach seiner Versetzung nach Heidelberg, als er seinen ersten Flurgang über die Rohrbacher Gemarkung machte, in seinem Tagebuch fest, dass der Obstbau auch damals schon sachkundig und erfolgreich betrieben wurde. Weinbau war ebenfalls vorhanden, allerdings wurde noch kei- ne Sortenauswahl betrieben. Und Edelreben im heutigen Sinne wurden noch kaum angepflanzt. Im Februar 1927 wurde nach mehreren vorbereitenden Beratungen anlässlich einer gut be- suchten Obsterzeuger-Versammlung, die im Bürgersaal des Rat- hauses von Herrn Bürgermeister Christian Bitter geleitet wurde, der Obst- und Weinbauverein Rohrbach ins Leben gerufen. Zum Vorstand wurde Bürgermeister Christian Bitter gewählt.

Weinlese in Rohrbach Mitte des 20. Jahrhunderts: Wofür heute größtenteils Mit der Gründung des Vereins erfuhr die Obst- und Weinbauför- Maschinen genutzt werden, kam früher die komplette Familie zum Einsatz. derung einen starken Auftrieb. Im Jahre 1928 zählte man auf

95 der Rohrbacher Gemarkung 21.000 Obstbäume, im Jahre 1951 waren es fast 49.000. Daraus erkennt man den Tatendrang und den Eifer, den die Pioniere in Rohrbach entwickelt haben, um den ansässigen Bauern zu höherem Einkommen zu verhelfen. Diese Tradition setzte der Obst- und Weinbauverein zum Wohle seiner Mitglieder und der Gemeinde fort. Im Jahre 1933 wurde vom Kreis Heidelberg die Gemarkung Rohrbach zur Abhaltung der geplanten Lehrgänge für Baumwarte ausgewählt. Dies konn- te nur geschehen, weil vorbildliche Anlagen vorhanden waren. Dass die Vorbereitungslehrgänge für die Baumwartprüfung und die Prüfung selbst über ein Jahrzehnt hier in Rohrbach stattfan- den, war für die Rohrbacher Obstbauern in vielerlei Hinsicht vor- teilhaft, schon weil für sie die Anfahrten fortfielen. Viele tüchtige Rohrbacher Baumwarte wurden damals mit Unterstützung des Vereins hier ausgebildet. Weinstand des Obst- und Weinbauvereins in den 80er Jahren.

de Herr Stief gewählt. 1949 folgte Herr Sauder als Vereinsvorsit- zender. Er gab nach drei Jahren den Vorsitz an Herrn Kirsch ab, der den Verein bis 1958 führte. Nach einer kurzen Übergangszeit von einem Jahr – als Vorsitzender wurde Ludwig Kriechbaum bestätigt – übernahm Hans Kaltschmitt 1959 den Verein als 1. Vorsitzender und so sollte es viele Jahrzehnte bleiben. Der Verein erlebte mit Hans Kaltschmitt einen bemerkenswer- ten Aufschwung und konnte einen starken Mitgliederzuwachs verzeichnen. Man erkannte vor allen Dingen, dass durch die zwangsläufige Einfuhr von ausländischem Obst und auch Wein eine Situation entstanden war, die dem einzelnen Erzeuger Schwierigkeiten bereitete, die er alleine zu überwinden nicht in der Lage war. Außerdem waren die Ansprüche der Verbraucher gestiegen, und der Erzeuger musste eine besonders sorgfältige Motiv-Wagen und Fußvolk des Obst- und Weinbauvereins anlässlich des Fest- Sortenauswahl treffen, um die Kundenwünsche befriedigen zu umzugs zur 1200-Jahrfeier von Rohrbach 1966. können. Der Verein stand immer als Vorbild und Leitstern im hiesigen Obst- und Weinbau allen Interessenten zur Verfügung. Nach Bürgermeister Bitter, der den Verein fast sieben Jahre lei- Für den Verein war es selbstverständlich, dass er sich den ver- tete, und Philipp Förster, der fünf Jahre 1. Vorsitzender war, hat ändernden Verhältnissen anpassen musste. Neue Erkenntnisse am 26. Januar 1938 Leonhard Heck die Vereinsführung über- beim Baumschnitt mussten den Mitgliedern demonstriert wer- nommen. Herr Heck leitete den Verein in einer besonders be- den. Jährliche Schnittkurse, auch für Nichtmitglieder, wurden wegten und spannungsreichen Zeit. Trotzdem waren in seiner zum festen Jahresprogramm und in vorbildlichen Anlagen in un- fast 10-jährigen Vorstandstätigkeit ein großer Aufschwung und serer Gemarkung abgehalten. Auch eine Herbstordnung wurde hervorragende Aktivitäten festzustellen. Als Herr Heck nach dem durch den Verein vorangetrieben. Heute tragen die Weinberge Krieg als Landesverbandsvorsitzender der Badischen Obst- und in der Rohrbacher Gemarkung hochwertige Traubensorten, die Gartenbauvereine größere Aufgaben übernehmen musste, wur- sich mit den besten in Deutschland messen können.

96 Ausflug des Obst- und Weinbauvereins nach Asbach in den 80er Jahren. Ausflug des Obst, Garten und Weinbauvereins nach Breisach/Schwarzwald 2015

Durch den Zuwachs an Mitgliedern in den 60er Jahren wurde Kerweplatz gab und sich andere Vereine beteiligt haben. Nach- es möglich, größere Lehrfahrten zu bekannten Obst- und Wein- dem in den frühen 80er Jahren die Eichendorffhalle eingeweiht baugebieten zu organisieren. Zahlreiche Fahrten z.B. nach Gei- wurde, hat der Verein jeweils im November große festliche Wein- senheim, Augustenberg, Weinsberg und in die Ortenau sowie proben organisiert, die anfangs sogar über drei Tage verliefen. Limburgerhof, Klein-Karlbach und vieles mehr zeugen von dem Und im Sommer wurde das Rohrbacher Weinfest an der Eichen- Interesse der Mitglieder sich weiterzubilden, um neue Erkennt- dorffhalle gefeiert, das auch heute noch sehr beliebt ist. Zum nisse im eigenen Obst- und Weinberg in die Tat umzusetzen. 60-jährigen Vereinsjubiläum haben die Frauen des Obst- und Auslandsfahrten in die Schweiz, nach Frankreich, Südtirol, Un- Weinbauvereins den großen Weinbrunnen gestiftet, der bis heu- garn und in andere Länder dienten dem Zweck, den Mitgliedern te das Markenzeichen des Vereins ist. Vergleichsmöglichkeiten mit den Anbaumethoden und Absatz- intensivierungen der besuchten ausländischen Kollegen zu bie- Im Jahr 1989 wurde Katja Clauer aus Rohrbach zur ersten Heidel- ten. Es konnten gleichzeitig viele menschliche Bande geknüpft berger Weinkönigin gewählt. Die Familie Clauer ist seit Jahrzehn- und dadurch ein Beitrag zur Völkerverständigung geleistet wer- ten im Verein engagiert und eng mit dem Wein verbunden. Diese den. Aber auch innerhalb des Vereins haben die Lehrfahrten und Tradition sollte auch in der Folge fortgeführt werden. Nachdem mehrtätigen Ausflüge das Gemeinschaftsgefühl in der Gruppe Katja Clauer 1997 ihr Amt nach acht Jahren niedergelegt hatte, enorm gestärkt. Die Mitglieder sind zu einer großen Familie zu- setzte sich Hans Kaltschmitt dafür ein, dass Heidelberg wieder sammengewachsen. Es entstanden enge Freundschaften, die eine Weinkönigin erhält. So wurde im Jahr 2000 Larissa Winter, zum Teil bis heute noch bestehen. ebenfalls aus den Reihen des Obst- und Weinbauvereins, anläss- lich des großen Weinfestes im Thann’schen Hof zur neuen Hei- Wahrscheinlich hat dieses Gemeinschaftsgefühl, dieser Zusam- delberger Weinkönigin gekrönt. menhalt, den Verein dazu ermutigt, beginnend mit dem 50-jäh- rigen Vereinsjubiläum große Veranstaltungen durchzuführen 2002 wurde mit einem großen Bankett in der Festhalle von Hei- – nicht nur für die eigenen Mitglieder, sondern für die breite delberg Cement in Leimen das 75-jährige Bestehen des Obst- und Öffentlichkeit zugänglich. So hat der Obst- und Weinbauverein Weinbauvereins gefeiert. In diesem Jahr gab Hans Kaltschmitt, ein paar Jahre auf dem Gelände der Volksbank Kurpfalz (Rat- der den Verein über 40 Jahre lang geführt und geprägt hat, aus hausstraße Ecke Herrenwiesenstraße) vor der Neubebauung die gesundheitlichen Gründen den Vorsitz ab und Dr. Günter Fuhr- Rohrbacher Kerwe ausgerichtet, noch bevor es einen eigenen ken wurde als sein Nachfolger zum 1. Vorsitzenden gewählt.

97 eingesetzt: Waren es unter Hans Kaltschmitt beispielsweise die Pflege der Schulgärten der Eichendorffschule und der Interna- tionalen Gesamtschule, so hat Dr. Erich Dickler sich stark enga- giert, als die Maßnahmen im Rahmen des Sanierungsgebietes Rohrbach erarbeitet wurden. Ihm haben wir die grünen Brücken im Ortskern zu verdanken, die gepflanzt wurden, um Rohrbachs Charakter eines Weindorfes wieder herzustellen. Und als in der Vorstandschaft die Idee geboren wurde, einen Weinwanderweg in Rohrbach zu entwickeln, war er sofort Feuer und Flamme und hat das Projekt angestoßen. Da sich der Gesundheitszustand von Dr. Erich Dickler leider überraschend zum Schlechten gewandelt hatte, hat er Larissa Winter mit diesem Projekt betraut. Sie war damals noch im Amt der Heidelberger Weinkönigin und als Bei- rätin auch im Vorstand des Obst, Garten und Weinbauvereins vertreten. Als Graphik-Designerin war sie prädestiniert für die Umsetzung des Erlebniswanderwegs Wein und Kultur – wie ihn Inthronisierung der Heidelberger Weinkönigin Larissa I. im Dr. Erich Dickler getauft hat. In Kooperation mit der Stadt Hei- Rahmen des Rohrbacher Weinfestes 2000 im Thannschen Hof. delberg und dem Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald und vor allem durch die Unterstützung zahlreicher Sponsoren konnte im Mit den neuen Strukturen in Rohrbach wurde auch der Verein Mai 2013 bereits der erste Abschnitt des Erlebniswanderwegs vor eine neue Aufgabe gestellt: Viele bäuerliche Betriebe sind realisiert werden. verschwunden und neue Wohngebiete sind entstanden. Kaum Larissa Winter ist schließlich ganz in die Fußstapfen von Dr. Erich ein Einfamilienhaus oder sogar Wohnblock kommt heute ohne Dickler getreten und hat ab 2013 den Vorsitz des Vereins über- Vorgarten oder Rasenanlage aus. Bepflanzungen mit Zierbäu- nommen. Das Amt der Heidelberger Weinkönigin hat sie nach men und Ziersträuchern sind in der Regel überall vorhanden. So kam auch das Interesse auf, über Pflege und Schnitt von Garten- gehölzen zu unterrichten, um die grüne Lunge der Stadt leben- dig zu erhalten. Dr. Günter Fuhrken stand altersbedingt nur für eine Wahlperi- ode als 1. Vorsitzender zur Verfügung und so wurde 2006 Dr. Erich Dickler zum 1. Vorsitzenden des Obst- und Weinbauvereins Heidelberg-Rohrbach gewählt. Zwei Jahre zuvor war er bereits zum 1. Vorsitzenden des Kreisverbandes für Obst, Garten und Landschaft gewählt worden. Nachdem das Thema Garten bereits Einzug in die Aktivitäten des Obst- und Weinbauvereins gehalten hatte, wurde der Begriff „Garten“ im Jahr 2007 offiziell in den Vereinsnamen mit aufge- nommen. Dieser lautet seit dem Obst, Garten und Weinbauver- ein Heidelberg-Rohrbach e.V.

Über alle Jahrzehnte hinweg hat sich der Verein nicht nur zum Inthronisierung der Heidelberger Weinkönigin Katrin I. durch OB Dr. Eckart Würzner Wohl seiner Mitglieder, sondern zum Wohl von ganz Rohrbach im Rahmen des Rohrbacher Weinfestes 2013 an der Eichendorffhalle.

98 die zeit ist ein augenblick

2015 wurde der dritte und letzte Abschnitt des Erlebniswanderwegs Wein und Kultur eingeweiht.

13-jähriger Amtszeit abgegeben und im Rahmen eines großen Weinfestes wurde Katrin Klein, deren Familie ebenfalls stark im Obst, Garten und Weinbauverein verwurzelt ist, zur neuen Hei- delberger Weinkönigin gekrönt. 2014 wurde der zweite Abschnitt und 2015 der dritte und letzte Abschnitt des Erlebniswanderwegs eingeweiht. Der Wanderweg umfasst nun rund acht Kilometer, fünf Einstiegspunkte und 27 Informationstafeln. Mittlerweile erfreut er sich reger Beliebtheit in der Bevölkerung: Besucher von nah und fern wandern in den Rohrbacher Weinbergen, das Veranstaltungsprogramm „Natürlich Heidelberg“ bietet Themenführungen an und einmal jährlich kom- men mehrere tausend Besucher zur großen Weinwanderung, bei der zahlreiche Informations-, Aktions- und natürlich auch Wein- stände die Strecke beleben. (siehe Seite 95) 2016 ist ein besonderes Jahr für Rohrbach und damit auch für den Obst, Garten und Weinbauverein Heidelberg-Rohrbach e.V. Wie schon vor 50 Jahren engagieren wir uns mit Freude am Fest- wochenende und haben auch über das ganze Jahr hinweg ein paar besondere Veranstaltungen anlässlich des Stadtteiljubilä- ums organisiert.

.de

grafische dienstleistungen

99 Sonder-Briefmarke zum Jubiläum

Der Briefmarken-Sammlerverein Heidelberg und Rohrbach Die Marke erscheint im Format 54 x 32 mm und hat eine Auf- 1891 e.V. gibt anlässlich der 1250-Jahr-Feier von Rohrbach lage von 500 Stück. Sie ist nicht bei der Post erhältlich, sondern eine Sonder-Briefmarke heraus. nur am Festwochenende am 3. Juli 2016 am Stand des Brief- marken-Sammlervereins Heidelberg und Rohrbach 1891 e.V. im Das Motiv der Briefmarke stammt vom Künstler Stephan Foyer der Eichendorffhalle. Ewich, der 1971 in Mannheim geboren und heute in Zirndorf bei Fürth lebt. In seinen Bildern verbindet Stephan Ewich klare Die Marke ist nicht einzeln erhältlich, sondern ausschließlich in Linien mit lebendigen, farbenfrohen Elementen und viel Hu- Verbindung mit einem Erinnerungs-Briefumschlag und mit pas- mor. „Tohuwabohu-Bilder“ nennt er seine Kreationen. Aber sendem Sonder stempel. Der Sonder stempel wird nicht vor Ort auch seine alte Heimat hat er im Bild festgehalten: Sowohl abgeschlagen, sondern ist ein zurückgezogener Sonderstempel die klassische Heidelberger Ansicht mit Alter Brücke, Altstadt, (Abstempelungen in Weiden/Oberpfalz). Der Erinnerungs-Be- Schloss und Heiliggeistkirche, als auch ein Mannheim-Motiv leg ist nur am 3. Juli 2016 im Rahmen der Feierlichkeiten zur mit Wasserturm, Hauptbahnhof und Schloss gibt es im kunter- 1250-Jahr-Feier im Foyer der Eichendorffhalle in Heidel- bunten „Ewich-Stil“. berg-Rohrbach erhältlich. Dort werden auch Briefsendungen (Briefe und Postkarten) entgegen genommen und nach Weiden Zur 1250-Jahr-Feier hat er auch Rohrbach in Szene gesetzt. weitergeleitet, die mit dem Rohrbacher Sonderstempel versehen werden sollen.

Der Künstler Stephan Ewich

100 Erlebniswanderweg Wein und Kultur Von Larissa Winter-Horn

Das Große Fass im Heidelberger Schloss Welt den so wichtigen Kontakt zur ist weltweit bekannt – dass in Heidelberg Natur nicht verlieren. Vereint sind alle im herausragende Weine produziert wer- Obst, Garten und Weinbauverein Heidel- den, eher weniger. Dies mag daran lie- berg-Rohrbach e.V. gen, dass Heidelberg eben nur ein kleines, Aus Respekt vor der Geschichte hat der allerdings ein sehr feines Weinbaugebiet Obst, Garten- und Weinbauverein Heidel- ist: Das Klima der Badischen Bergstraße berg-Rohrbach e.V. das Projekt „Erlebnis- gehört mit zu den mil desten aller deut- wanderweg Wein und Kultur“ initiiert. In schen Weinbauregionen. Heidelberg Kooperation mit dem Geo-Naturpark Bergs- selbst zählt zu den wärmsten Städten in traße-Odenwald und mit Unterstützung Deutschland, eine gute Verteilung der der Stadt Heidelberg ist der Geopark-Pfad Nieder schläge und milde Wintertempe- „Erlebniswanderweg Wein und Kultur“ in raturen sorgen für hervorragende Bedin- Wiesloch vermarkten, und Weingüter, Heidel berg-Rohrbach entstanden. gungen für den hiesigen Weinbau. Aber die ihre Weine selbst ausbauen und als auch die geologische Vorgeschichte der Flaschenwein verkaufen. Um die Tradi- Im Rahmen des Erlebniswanderwegs wird Badischen Bergstraße ist eine heraus- tion des Rohrbacher Weinbaus zu erhal- in den Rohrbacher Weinbergen Wissens- ragende Besonderheit, die für die Struk- ten, werden sie von einigen engagierten wertes zu den Themen Wein, Rebsorten, tur des Landschaftsbildes, aber auch Feierabendwinzern unterstützt. Diese Geologie, Klima, Geschichte und Lebens- für die unterschiedlichen Bodenarten tragen dazu bei, dass die Menschen in kultur sowie Flora und Fauna der Region verantwortlich ist, die letztendlich den unserer technisierten und hektischen präsentiert. Kern des Erlebniswanderwegs Charakter und das Geschmacksbild der Heidelberger Weine be stimmen. Der Heidelberger Wein wird vornehm- lich in Rohrbach angebaut, dass auf eine lange Weinbautradition zurückblicken kann: Die älteste urkundlich belegte Er- wähnung von Rohr bach war die Schen- kung eines Weinbergs am 31. Dezember 766, vermerkt im Codex des Klosters Lorsch. Damit ist Rohrbach eine der ältesten Weinbaugemeinden an der Ba- dischen Bergstraße. Aktuell erstreckt sich die Rebfläche in Rohrbach über 60 ha. Es gibt Weinbaubetriebe, die ihre Trauben über die Winzergilde Berg- straße oder die Winzergenossenschaft

101 ist ein Rundweg von gut zwei Kilometern, Im Frühjahr 2013 wurden auch die ers- Weinbau, die Tier- und Vogelwelt in auf- der aus fünf verschiedenen Richtungen ten zehn Informationstafeln mit folgen- gelassenen Weinbergen sowie das Jahr begangen werden kann. Alle Einstiegs- den Themen realisiert: Das Rohrbacher des Winzers. Schließlich umfasst der punkte besitzen eine gute Anbindung an Schlösschen, Wein und Kultur, die Ge- Erlebnis wanderweg eine Strecke von gut den Öffentlichen Personennahverkehr. Die schichte des Weinbaus in Rohrbach, acht Kilometern und neben den fünf Ein- Umsetzung des Projekts Erlebniswander- Integrier ter Pflanzenschutz im Weinbau, stiegspunkten gibt es insgesamt 27 Infor- weg erfolgte in drei Etappen. Im Mai 2013 eine Übersicht der Rebsorten in Deutsch- mationstafeln. Für die Finanzierung der wurden zunächst drei Einstiegspunkte land, die Prognose-Wetterstation für Informationstafeln konnten erfreulicher zum Erlebnis wan der weg Wein und Kul- den Pflanzenschutz, der Rohrbacher Weise zahlreiche Sponsoren gefunden tur umgesetzt: Im historischen Ortskern Steinbruch, Pilzkrankheiten der Rebe werden. Und mittlerweile schmücken von Rohrbach, am Soldatenweg oberhalb und Streuobstwiesen. 2014 kamen neun bereits drei Kunstwerke die Strecke des der ÖPNV-Haltestelle Rohrbach-Süd und weitere Informationstafeln mit folgen- Erlebniswanderwegs. an der Seniorenresidenz Augus tinum auf den Themen hinzu: der Leimener Stein- Entlang der Wanderwege durch mehrere dem Emmertsgrund. Im Mai 2014 kam ein bruch, Dauerbegrünung im Weinberg, Weinlagen laden Ruhebänke und herrli- zusätzlicher Einstiegspunkt an der L 600 Schädlinge im Weinbau, Pheromone, che Panoramablicke über die Rebstöcke hinzu. Er stellt gleichzeitig den Übergang Biotope zwischen Wald und Wein, der hinweg in die Rheinebene zum Verweilen zum Leimener Lehr- und Wanderweg dar. Bauernsteinbruch, Hohlwege und der ein. Führungen durch den Obst, Garten Im Frühjahr 2015 wurde der fünfte und Jahreszyklus der Rebe. Im Frühjahr 2015 und Weinbauverein Heidelberg-Rohr- letzte Einstiegspunkt im Heidelberger wurde der Wanderweg um acht weitere bach e.V., die Geopark Vor-Ort-Begleiter, Stadtteil Boxberg realisiert. An den Ein- Tafeln mit folgenden Themen ergänzt: Natürlich Heidelberg und den Heidelber- stiegspunkten befinden sich jeweils drei Joseph von Eichendorff und Rohrbach, ger Biotopschutz e.V. sind zu festen Pro- Tafeln mit Informationen zum Geo-Na- das Rohrbacher Heimatmuseum, Rohr- grammpunkten für den Stadtteil Rohr- turpark Bergstraße-Odenwald, zur Geolo- bacher Persönlichkeiten, Wildkräuter der bach geworden. Es wurde Kontakt zu gie der Region sowie eine Übersichtstafel Weinberge, Löss – der fruchtbare Mantel den Schulen in Rohrbach und Umgebung zum Erlebniswanderweg. der Gaisbergscholle, Mechanisierung im aufgenommen, die bereits ihr Interesse

102 signalisiert haben, den Erlebniswander- weg in verschiedene Unterrichtskon- zepte mit aufzunehmen. Und einmal im Jahr laden die Rohrbacher Winzer gemeinsam mit anderen Beteiligten zur großen Weinwanderung ein, bei der viele Informationen und Aktionen, ku- linarische Leckerbissen aus der Kurpfalz und natürlich der gute Rohrbacher Wein angeboten werden. Der „Erlebniswanderweg Wein und Kul- tur“ ist eingebunden in die Lernland- schaft Südliche Gaisbergscholle: Spuren in der Landschaft erzählen Geschichten – wenn wir mit offenen Augen die Um- welt betrachten. Die „Lernlandschaft Südliche Gaisbergscholle“ liefert das Hintergrundwissen zu Fragen, wie und warum der Mensch die Landschaft ge- prägt hat, was uns Namen erzählen, wel- che Auswirkungen die Besiedlung auf die Landschaft hatte und vieles mehr. Neben dem Weinbau werden Ihnen die fol- genden Themen begegnen: Geologie / Landschaftsgeschichte, Hydrologie, Kli- ma, Wald und Waldgeschichte, Wein- bau, Altwege, Namensgut, Wirtschaft, Siedlungen und Militärische Orte. Unter www.weinwanderweg-rohrbach.de präsentiert sich der Erlebniswanderweg Wein und Kultur im Internet. Dort ste- hen diverse Informationen zum Projekt und den aktuellen Veranstaltungen zur Verfügung.

103 Parkplätze vorhanden

104 „der punker“ e.V.

„Die Punker“ oder „Punks“ wie man sie auch nennt, gehören im Frühsommer 2001 die Entscheidung, einen gemeinnützigen mittlerweile der Geschichte an. Man trifft sie noch gelegent- Verein zu gründen mit dem Ziel, eine breitere Basis zu schaf- lich, vereinzelt auch in Heidelbergs Gassen. Der Stil jedoch ist fen, ein breiteres Spektrum an Veranstaltungen und Themen der gleiche geblieben: Zerrissene, unproportionierte Kleidung, und mehr Rohrbachern lokalpolitische Partizipationsmöglich- grellbunt gefärbte und gezuckerte Haare, mit Metallketten keiten zu bieten. und Rasierklingen geschmückt, durch Ohren und Wangen Zweck des Vereins ist es „die lokale Identität und kulturelle gestochene Sicherheitsnadeln. In ihrer (politischen) Haltung Vielfalt im Heidelberger Stadtteil Rohrbach“ zu fördern, „loka- eher indifferent und diffus, mehr links als rechts, auf jeden Fall le Initiativen (zu) bündeln und Diskussionen über den Stadtteil anti bürgerlich. Mit der sogenannten „Punkwelle“, die 1977 in betreffende Themen an(zu)regen und zu moderieren“. So ist den westlichen Industriegesellschaften als eine Protestbewe- es dem Verein ein Anliegen Stadtteilaktionen, Diskussions- und gung von Jugendlichen gegen Arbeitslosigkeit und Langeweile Informationsveranstaltungen zu Themen rund um Rohrbach zu einsetzte, die ihr Ausdrucksmittel in der oben beschriebenen initiieren und Bereiche wie Kultur und Geschichte, Kinder, Ju- äußeren Aufmachung und in hektisch aggressiver Rockmusik gendliche, Senioren, Verkehr und neue Bauvorhaben in und fand, hat „der punker“ (die Aussprache ist Deutsch) allerdings um Rohrbach ins öffentliche Bewusstsein zu bringen. überhaupt nichts zu tun. Der Verein ist, darauf legen seine Mitglieder und sein Vorstand Der Ursprung des Vereins „der punker“ liegt in einer Stadt- immer großen Wert, parteipolitisch neutral. Er will Ansprech- teilzeitung „der punker – Leben in Rohrbach“, die sich als Ge- partner sein für alle Bewohner Rohrbachs. Er will kein Ersatz genentwurf zur Rohrbacher Berichterstattung der hiesigen und auch keine Konkurrenz zu schon bestehenden Vereinen dominierenden Tageszeitung verstand. Hans-Jürgen Fuchs und im Stadtteil sein, sondern man will, wo es möglich und nötig Gernot Hois waren die Herausgeber. Die erste Ausgabe des ist, miteinander am gleichen Strang ziehen. „punker“ erschien im Spätsommer 2000 mit dem erklärten Ziel, sich „treffsicher einzumischen in die inneren Angelegen- heiten des Stadtteils“. Hauptthema damals war die Schulweg- sicherheit und Verkehrsführung in der Rathausstraße. Wenig später am 11.11.2000 folgte die Aktion „Pappnasen für Geh- wegnasen“. Der Preis „Pappnase des Jahres“ wurde zweimal verliehen für den „Verlust des Spürsinns für die Belange der Rohrbacher Bevölkerung“. Seit Januar 2001 ist der punker online. Unter www.derpun- ker.de findet der Interessierte, sehr viel ausführlicher als es dem Papierpunker je möglich war und vor allem immer auf aktuellem Stand, Informationen zu Rohrbach. Einige Hundert Seiten und Tausende von Bildern dokumentieren mittlerweile die Punkeraktivitäten. Da sich die Zeitung großer Resonanz er- freute und Bewegung in festgefahrene Debatten brachte, fiel Einweihung des öffentlichen Bücherregals

105 So gibt es häufig Überschneidungen mit Themen, die auch an- grenzender Straßenzüge und Straßenbahnhaltestelle, zu einem dere Rohrbacher Vereine beschäftigen und man kämpft Seite positiven urbanen Platz entwickelt. an Seite um etwas durchzusetzen. Ein weiteres Thema, an dem sich Stadtteilverein und Obst, Gar- So geschehen bei der Bebauung des ehemaligen Furuka- ten und Weinbauverein zusammen mit dem „punker“ betei- wa-Geländes (ehemals Heinrich Fuchs Waggonfabrik, heute ligten, war die einst geplante Erdgasleitung, die eine 34 Meter Quartier am Turm), wo man für die West-Rohrbacher für einen breite Trasse durch das Rohrbacher Feld schlagen sollte und Park stritt, von dem dann noch ein Eckchen aus dem „Bermu- damit, ökologisch hochwertige Strukturen, wie Kleinparzellie- da-Dreieck“ gerettet werden konnte. rung, Streuobstflächen und Weinberge, die ein Winzerdorf wie Rohrbach noch auszeichnen, zerstört hätte. So stellte man un- Des Weiteren erzielte man einen großen Erfolg bei der Verle- ter dem Motto „Gras statt Gas“, „Weinbau statt Rohrbau“ im gung des Wochenmarktes am Samstag vom unwirtlichen, ab- Juli 2004 eine Protestaktion mit Sternmarsch durch Rohrbach seits gelegenen Kerweplatz, Achim von Arnim Platz, ins Zen- auf die Beine. Viele Mitglieder örtlicher Vereine waren dem trum von Rohrbach an das Rathaus. Ein Projekt, das von der Aufruf gefolgt. Die Presse berichtete ausgiebig darüber. Die Rohrbacher Bevölkerung und den Marktbetreibern mit Freude RNZ meinte sogar, „seit den Bauernaufständen gegen den Bau angenommen wurde und das den Mittelpunkt von Rohrbach von Mark Twain Village in den 50er Jahren habe es nicht mehr aufwertet, gleichzeitig den Samstagseinkauf freundlicher und so heftige Proteste gegen Eingriffe in die Landschaft gegeben“. attraktiver gestaltet. Des Weiteren gab es regelmäßig Podiumsdiskussionen zu Ein wichtiges gemeinsames Projekt war die Umgestaltung von OB- und Gemeinderatswahlen und eine neue Art der Politi- Rohrbach Markt. So erarbeitete der Architekt Uwe Bellm auf kerbefragung fand in Form eines Speeddating statt. Einen viel Initiative des Stadtteilvereins und des punkers ein interessantes besuchten Infomarkt veranstalteten wir zum Thema „Sanie- Konzept „Wider die Verödung“. So hat sich in städtebaulicher rungsgebiet“ in der Eichendorffhalle. Nicht nur dass Rohrbach Hinsicht die Aufenthaltsqualität dieses, einst noch ganz den wieder seinem Namen gerecht wird und ein „Bach“ durch den Charme der Nachkriegszeit versprühenden, Dreiecks samt an- Ort fließt, auch die Verkehrsberuhigung der Rathausstraße war eine unserer Forderungen. Die immens gewonnene Lebens- qualität konnte man im Sommer 2015 erstmals genießen. Zum Thema Konversion ließen wir nicht locker und steuerten immer wieder unser Positionspapier bei, aus dem nach jetzi- gem Informationsstand einiges in die Planung übernommen wurde; es lagen uns vor allem die Bereiche Lebensqualität, Freiflächen und Wasser sehr am Herzen. Eine gut besuchte Veranstaltung zu einem derzeit politisch bri- santen Thema war ein Vortrag über die Freihandelsabkommen TTIP, CETA und TISA, die mit einer lebhaften Diskussion endete. Eine neue Arbeitsgruppe hat sich zum derzeit brennenden Thema Flüchtlinge gebildet, die AG Asyl in Rohrbach. Unter dem Titel „Flucht hat viele Gesichter“ wurde innerhalb kurzer Zeit eine ganze Veranstaltungsreihe auf die Beine gestellt. Hier kommen ehemalige Flüchtlinge zu Wort, denen Rohrbach zur Heimat geworden ist. Sternmarsch gegen die Erdgasleitung

106 Neben diesen politisch aktuellen Themen ist die Aufarbeitung Rohrbacher Schaufenstern statt: So wurde die Rathausstraße von Geschichte ein Anliegen des Rohrbacher „punkers“. Un- zum ersten Mal zu einer Kunstmeile. Und im Sommer 2004 ter dem Motto „Leben in Rohrbach – erzählt“ fand im Januar wurde in Kooperation mit der Thoraxklinik eine Ausstellung 2002 zur Fuchsschen Waggonfabrik, die sich auf dem späte- von Objekten der Künstlerin Caroline Laengerer im Foyer und ren Furukawa-Gelände befand, ein Lichtbildvortrag statt. Zu im Park der Thoraxklinik verwirklicht. diesem Zeitpunkt war diese gerade erst abgerissen worden, Musikveranstaltungen aber auch Kabarett und Kleinkunstveran- mittlerweile steht dort der neue Stadtteil „Quartier am Turm“. staltungen gab es seit punker-Bestehen, im Schnitt vier Veran- Hohe Emotionen löste der Bericht aus, dass im Nationalsozialis- staltungen im Jahr. Dazu zählt das mittlerweile eine Tradition mus Zwangsarbeiter in der Fabrik wegen Brotdiebstahl erhängt begründende Benefizkonzert, „Licht in der Dunkelheit“, das wurden. Mittlerweile wurden für die fünf jungen Männer zwi- jeweils im Winter zusammen mit der evangelischen Gemeinde schen 18 und 23 Jahren, deren Namen wir heute auch kennen, veranstaltet und in der Regel von Rohrbacher Künstlern gestaltet an diesem Ort Stolpersteine verlegt und ein Denkmal gesetzt. wird. Mit dem Erlös werden üblicherweise Rohrbacher-Projekte Eine weitere Veranstaltung in dieser Reihe fand zum Thema „Jü- unterstützt und im Jubiläumsjahr wird der Erlös an den Arbeits- disches Leben in Rohrbach“ statt. Die zusammengetragenen kreis Asyl Heidelberg gehen. Seit dem wir diese Veranstaltung Materialien wurden in einer viel beachteten Führung von Claudia ins Leben gerufen haben, wissen wir auch, wie viel gute Musiker Rink im März 2003 der Öffentlichkeit vorgestellt und fanden ih- im Verborgenen in Rohrbach leben. Das zweite Musikereignis ren schriftlichen Niederschlag im Jahrbuch des Geschichtsvereins dieser Art, die „rorcultur“, findet immer um den 3. Oktober im 2003/2004 in dem Aufsatz „Jüdisches Leben in Rohrbach“. 2014 Roten Ochsen statt. Bundesweit bekannte Künstler, – wie Ar- gab es die erste Gedenkveranstaltung zur Pogromnacht am neu nim Töpel, Madeleine Sauveur, die Nachtigallen, Jutta Glaser, gestalteten Synagogenplatz am Rathaus. 2016 werden für sieben Olli Roth – hatten wir teils schon mehrfach zu Besuch. ehemalige jüdische Rohrbacher Familien Stolpersteine verlegt. Zu einer weiteren Tradition ist auch das Stadtteilfrühstück im Auch der zeitgenössischen Kunst – bildende Kunst wie auch Juni geworden, das 2016 dann bereits zum 15. mal stattge- Musik – hat sich „der punker“ verschrieben. Im November funden haben wird, und nur einmal wegen schlechten Wetters 2002 fand die „Ratart“ mit Bildern von Markus Daum in den ausfallen musste.

Ausstellung „Caroline Laengerer“ rorcultur, 2004

107 Mit dem Wanderkino haben wir ein völlig neues Format aufge- und Kurfürsten Ludwig III. zurückgehen, bis wir auf diesen his- stellt, das auf der anderen Seite von Alt-Rohrbach stattfindet: torischen Punker stoßen, der ein ausgezeichneter Schütze ge- Open Air Stummfilm mit Livemusik der Profi Künstler Tobias wesen sein soll. Seiner hervorragenden Treffsicherheit wegen Rank und Günthardt Stefan aus Leipzig. In diesem Sommer mit hat man ihm übernatürliche Kräfte nachgesagt. Bei der Bela- ca. 180 Zuschauenden unsere größte Veranstaltung jemals. gerung des Schlosses Lendenbrunnen (es ist wohl die heutige Ruine Lindelbrunn bei Annweiler gemeint) habe er allein fast In diesem Frühjahr konnten wir endlich, nach langen Planun- die gesamten Verteidiger durch Pfeilschüsse getötet, wo durch gen und nach Fertigstellung der sanierten Rathausstraße, das der Pfalzgraf ohne eigene Verluste das Schloss erobern konnte. öffentliche Bücherregal, Ecke Rathaus- und Amalienstraße, Als Siegestrophäe nahm Punker sich den Torring des Schlos- einweihen. Der ständige Bücherwechsel zeigt wie gut es ange- ses mit, den er an die Tür seines Hauses in Rohrbach häng- nommen wird und wie hoch der Lesebedarf ist. te. Punker, vom Pfalzgrafen als Vogt in Rohrbach eingesetzt, Nach dem schmerzlichen Vorstandswechsel 2013, bei dem der soll von diesem anlässlich einer Visitation gezwungen worden langjährige Vorsitzende Hans-Jürgen Fuchs sein Amt abgab, sein, vom Kopf seines Sohnes eine Münze mit einem Pfeil he- führte Gerhard Peters den Verein. Seit Sommer 2015 leitet ein runterzuschießen. Er legte jedoch einen zweiten Pfeil bereit, Frauenquartett, bestehend aus: Valentina Schenk, Chris Mench, um, wie er sagte, nach einem Fehlschuss den Pfalzgrafen zu Birgit Roos und Claudia Rink, die Geschicke des punkers. erschießen. Die Ähnlichkeit mit der Schweizer „Tell-Sage“ ist Natürlich ist es naheliegend bei einem Verein mit solch einem augenfällig. Da Punker anscheinend ein herrischer, unduldsa- Namen die Verbindung zu der eingangs beschriebenen sozia- mer Mann war, der die Bauern schikanierte und drückte, soll er len Jugendbewegung der 70er Jahre herzustellen und natür- von ihnen erschlagen worden sein. Diese Geschichte wird im lich wird die Verbindung im realen Leben auch immer wieder „Malleus maleficarum“ (Der Hexenhammer), herausgegeben hergestellt. Aber der Rohrbacher „punker“ hat seinen Na- im Jahre 1487, erzählt. mensgeber und sein Vorbild in einer historischen Gestalt. Wir Kein rühmliches Ende fand der historische Punker, und wie müssen bis ins Jahr 1430, in die Regierungszeit des Pfalzgrafen der geneigte Leser sicher schon vermutet, enden hier natürlich schlagartig die Gemeinsamkeiten. Solange der Spürsinn für die Belange Rohrbachs nicht verloren geht und mit „Treffsicher- heit“ für Rohrbach gestritten wird, besteht hier allerdings auch keine Gefahr.

Infoausstellung zum Sanierungsgebiet 2010

108 Reit-und Fahrverein e.V. Heidelberg-Rohrbach

Der Name des Vereins wurde mit „Reitheil“ gutgeheißen. Hans Bauer sen., Robert Clauer, Georg Vogel, Ludwig Frauen- feld, Georg Klein und Werner Lücking. Die reiterlichen Aktivitä- Schon am 25.5.1930 wurde das erste gemeinsame Reiten abge- ten von 1948 bis 1956 wurden durch die Erfolge der Reitkame- halten. Energisch und ohne langen Zeitverlust wurde nach einem raden Hans Clauer und Willi Engelhorn geprägt. Die beliebten geeigneten Reitplatz zu Übungszwecken gesucht und im Bagger- Hubertusjagden, die bis in die sechziger Jahre stattfanden, wa- loch hinter der Waggonfabrik Fuchs gefunden. In der folgenden ren große sportliche und gesellschaftliche Ereignisse im Leben Zeit wurde ein reges Vereinsleben und auch Beteiligungen an des Vereins. Dr. Kurt Hack, der den Vorsitz im Verein seit 1948 Veranstaltungen und Festzügen befreundeter Vereine verzeich- führte, übergab diesen an Karl Auster, der den Vorsitz von 1952 net. Auch der Fanfarenzug des Vereins fand Anerkennung und bis 1962 innehatte. Die Sorge um ein geeignetes Gelände für Beifall. Am 8.5.1932 fand dann das erste interne Turnier statt. einen Reitplatz zu bekommen war groß. Zuerst der Reitplatz hin- Diesem folgten rege Teilnahmen an Turnieren bei befreundeten ter der Dreschhalle auf dem Platz im Zementwerk Leimen, von Vereinen mit wachsenden Erfolgen. Zahlreiche Siege und Platzie- dort wieder nach Rohrbach zum Grundstück Klein (Kolbenzeil) rungen wurden von den Reitern des RV Rohrbach errungen. Von und von dort für 6 Jahre auf den Bierhelderhof. Es wurde von 1933 – 1948 wurde die bisherige, sportlich-reiterliche Aktivität Platz zu Platz gezogen. Jeder Platz wurde mit großen Kosten durch die Kriegswirren unterbunden. und Mühen eingerichtet. Dann wurde 1965 von der Familie Förs- Aber 1948 wurde die alte Liebe zu Pferd und Reitsport wieder ter das heutige Gelände gepachtet (jetziger Dressurplatz). Auch neu entfacht. Der Verein wurde unter dem geänderten Namen der Fanfarenzug unter der Leitung von Reinhold Stief wurde neu „Reit-, Fahr- und Pferdezuchtverein Rohrbach-Leimen“ erneut aufgebaut und fand große Anerkennung. In den Jahren 1962 bis aktiv. Die sportliche Initiative übernahmen die Reitkameraden 1965 leitete Dieter Ziegler als 1. Vorsitzender den Verein.

Ein geglückter Start ... Sieger des „Großen Preises der TSG Rohrbach“ 2015

109 1965 wurde Artur Stotz 1. Vorsitzender und führte den Verein Vereinsstandarte wurde geweiht. Das Jahr 1986 war reiterlich 21 Jahre. Um das Können von Reiter und Pferd zu steigern, wur- sehr erfolgreich. Reiner Engelhorn wurde „Ringmeister“. 1990 den 1965 unter Reitlehrer Wilhelm Hoffmann wieder regelmäßig wurde Hans Bauer jun. 1. Vorsitzender und Reiner Engelhorn 2. Reitstunden abgehalten. Auch das Fahren wurde nicht verges- Vorsitzender. Es wurden jedes Jahr Reitturniere abgehalten und sen. Nach dem der Kauf eines Kutschenwracks für DM 20,00 Reiner Engelhorn wurde erneut Ringmeister und Barbara Astor gelang, wurde dieses mit aller Anstrengung restauriert, in eige- Vize-Springmeisterin bei den Junioren. Der Springplatz wurde ner Arbeit auf Hochglanz gebracht und bei der 1200-Jahrfeier im vergrößert. Von 1992 bis 1996 war Klaus Mader 1. Vorsitzen- Jahre 1966 unter großem Beifall vorgestellt. Viele Hochzeitspaare der. Bei den Neuwahlen im März 1996 wurde Elke Roth-Weidig wurden mit dieser Kutsche zur Kirche gefahren. Das 1. vereinsei- 1. Vorsitzende und Hans Wandt 2. Vorsitzender. Am 19. Januar gene Schulpferd „Adonis“ wurde erworben. Zum 40-jährigen trat dann die 1. Vorsitzende mit sofortiger Wirkung zurück. Hans Vereinsjubiläum mit großem Reit-und Springturnier am 8. und 9. Wandt wurde zum 1. Vorsitzenden ernannt und im März 2000 August 1970 konnte der Verein erstmals mehr als 100 Mitglieder einstimmig gewählt. Dieses Amt hat er bis zu seinem frühen Tod nachweisen. 1971 wurde der Verein in das Vereinsregister aufge- am 13. Mai 2011 gewissenhaft ausgeübt. Annette Stackmann nommen. 1974 stellte Frau Elisabeth Clauer großzügig und unei- die 2. Vorsitzende übernahm dann das Amt bis zum März 2012. gennützig dem Verein das Grundstück Hangäcker zum Bau einer Es wurde neu gewählt. 1. Vorsitzende wurde Barbara Astor und Reithalle zur Verfügung. Im November 1975 wurde die Reithalle 2. Vorsitzende Karin Wandt, beide besetzen ihre Ämter bis heu- den aktiven Reitern zur Nutzung übergeben. Die Reithalle trägt te. Der Verein besitzt zur Zeit 2 Schulpferde, die jeden Tag ein- den Namen „Georg Clauer“ ihm zu Ehren. gesetzt werden. Im Jahre 1977 gab es eine erneute Satzungsänderung und Für die kommenden Jahre haben wir es uns zum Ziel gesetzt gleichzeitige Namensänderung in „Reit- und Fahrverein e.V. noch mehr Jugendliche an den Reitsport heranzuführen. Mit die- Heidelberg-Rohrbach“. 1980 wurde dann das 50-jährige Be- sen Bemühungen hofft der Verein, den Reitsport weiterhin zu stehen im katholischen Gemeindezentrum gefeiert und die fördern und zu erhalten.

Die Kunst des Voltigierens So sehen zufriedene Reiter aus ...

110 Schachclub1949 Rohrbach-Boxberg e.V.

1250 Jahre – auf eine so lange Geschichte kann unser Schach- club natürlich nicht zurück blicken, aber schon seit über 60 Jah- ren spielen wir in unserem „Schachclub 1949 Rohrbach-Boxberg e.V.“ Schach in Rohrbach. Dabei kann der Schachclub auf eine ereignisreiche Zeit zurück blicken. Größter Erfolg war sicherlich der Gewinn der Badischen Meisterschaft im Jahr 1956. Aktuell spielt die erste Mannschaft des Rohrbacher Traditionsvereins in der Heidelberger Bezirksliga, nach dem sie im Jahr 2014 den ers- ten Platz in der Heidelberger Kreisklasse A erreichte. Die zweite Mannschaft des Clubs, in der in erster Linie die Kinder und Ju- gendlichen des Vereins zum Einsatz kommen, spielt mit Freude Konzentrierter in der Heidelberger Kreisklasse D. Die Jugendarbeit war und ist Blick aufs Brett dem Schachclub ein besonderes Anliegen. Jeden Freitag um 17 Uhr findet im Rohrbacher Rathaus das Schachtraining für Kinder und Jugendliche statt. Der Spielabend für Erwachsene ist freitags ab 19 Uhr. Gäste sind jederzeit herzlich willkommen!

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112 Schützen-Gesellschaft Rohrbach 1924 e.V.

Aus unserer Chronik Der Vater des Urgedankens war der Gastwirt Albert Hoffmann (Zum Hirsch, Kirchheim). Bei einem Treffen mit seinem Berufs- kollegen Georg Maaß (Zur Pfalz, Rohrbach), empfahl er diesem doch zu seinem wirtschaftlichem Vorteil, die Gründung eines Schützenvereins. Mündlich wurden alle Interessierten zur Gründungsveranstal- tung am 1. April 1924 in das Gasthaus „Zur Pfalz“ eingeladen. Unter Vorsitz von Gärtnermeister Karl Pfefferkorn wurde an die- sem Abend durch einstimmigen Beschluss der Verein unter dem Namen Schützen-Gesellschaft Rohrbach aus der Taufe gehoben. An der Gründerversammlung hatten teilgenommen: Wilhelm Back (Verwaltungssekretär) Jakob Brenner (Friseurmeister) Als Vereinslokal diente das Gasthaus „Zur Pfalz“. Erster Schützenmeister wurde Friedrich Bucher (Schreinermeister) Karl Friedrich Pfefferkorn. Willi Christ (Färber) Jakob Dellinger (Zugschaffner) Martin Feigenbutz (Schmiedemeister) Hans Frauenfeld (Verwaltungsangestellter) Albert Hoffmann (Gastwirt), Georg Maaß (Gastwirt) Karl Friedrich Pfefferkorn (Gärtnermeister) Karl Friedrich Pfisterer (Steuersekretär) Fritz Reich (Techniker) Ferdinand Sandmaier (Polizeiwachtmeister) 1945 wurde durch Beschluss der Besatzungsmächte der Verein aufgelöst, der Schießstand wurde beschlagnahmt, die Anla- Gründungsmitglieder v.l.n.r. Jakob Brenner, Willi Neugebauer, Hans Frauenfeld ge zerstört und die Waffen eingezogen. Vier Jahre später, am 8.10.1949 trafen sich die ehemaligen Schützenbrüder im Gast- Am 25. Juli 1954 erfolgte die Grundsteinlegung für den Bau eines haus „Zum Adler“, um eine Wiedergründung ins Auge zu fassen. neuen Schützenhauses und Ausbau der Anlage in dem zwischen- Da Schützenvereine in diesen Jahren noch verboten waren, wur- zeitlich in Hangäcker Höfe umbenannten Gewann Hangäcker. de die Gesellschaft 1924 gegründet. Nach Aufhebung des Ver- Bereits 1956 konnte der gesamte Schießbetrieb in die Hangäcker bots wurde der Name dann wieder in den ursprünglichen Na- Höfe verlegt werden. In der Bevölkerung wurde das Gelände men, die Schützen-Gesellschaft 1924 e.V., umbenannt. schnell in das „Schützenloch von Rohrbach“ umbenannt.

113 Der Verein heute Die Schützen-Gesellschaft zählt heute 124 Mitglieder. Der Geschäftsführende Vorstand setzt sich wie folgt zusammen: 1. Vorsitzender, Oberschützenmeister Harry Mohr 2. Vorsitzender, Schützenmeister Bruno Winkler Hauptkassiererin Martina Hofmann Schriftführer Gotthard Bodammer Sportleiter Klaus Hofmann Jugendleiter Sascha Henny Vergnügungsausschuss Ingrid Mohr Standarte des Vereins (Vorder- und Rückseite) Jedes Jahr nehmen wir erfolgreich an Rundenwettkämpfen, Kreis- und Landesmeisterschaften teil. Folgende Disziplinen können auf unseren Ständen geschossen werden: Luftpistole, Luftgewehr 10m Steinschlosspistole Sportpistole 25m Kleinkalibergewehr 50 m Schnellfeuerpistole 25 m Selbstladegewehr 50 m Zentralfeuerpistole 25 m Selbstladegewehr Zielfernrohr 50 m Großkaliberpistole 25 m Ordonnanzgewehr 50 m (bis 1500 Joule) (bis 4000 Joule) Perkussionsrevolver Freie Pistole 50 m Perkussionspistole

Unsere Schießzeiten: Mittwoch von 17.30 bis 20.00 Uhr Duellanlage auf dem Pistolenstand Samstag von 14.00 bis 17.00 Uhr Sonntag nur nach Absprache

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Schützen-Gesellschaft Rohrbach 1924 e.V. Hangäckerhöfe 1, 69126 Heidelberg Telefon 06221 303116 E-Mail [email protected] Internet www.sg-rohrbach.de

Die Bevölkerung ist herzlich eingeladen zu unserem jährlichen Osterschießen am Palmsonntag und zum traditionellen Okto- berfest im Festzelt, bei bayrischen Spezialitäten und Musik. Wir freuen uns auf Sie! Kleinkalibergewehr-Stand – 50m

114 Spielmannsverein 1956 Heidelberg Rohrbach e.V.

Zeitliche Zusammenfassung der Vereinsgeschichte Neue Schwierigkeiten ergaben sich, als die bisherigen Übungs- Der Spielmannszug wurde am 1. März 1952 als Sparte beim Tur- räume im Gasthaus „Zum Lamm“ zum 31.12.1969 geschlos- nerbund Heidelberg-Rohrbach von den Herren Nikolaus Schuh- sen wurden. Nach vielen Gesprächen mit der Stadt Heidelberg macher, Georg Winkenbach und Walter Watz gegründet. Nach konnten mehrere Klassenzimmer sowie die Turnhalle der Eichen- den ersten schweren Jahren der Aufbauarbeit stellten sich zu- dorffschule bis zum Jahr 1980 genutzt werden. Bedingt durch nehmend die Erfolge bei den Auftritten ein. Im Jahr 1956 wuchs den Abriss der alten Eichendorffturnhalle und den Neubau der der Wunsch nach Eigenständigkeit. Dies führte dazu, dass am 07. Mehrzweckhalle bekam der Verein ein Ausweichquartier in der Juli 1956 im Nebenzimmer des Gasthauses „Zum Erbprinzen“ Internationalen Gesamtschule im Hasenleiser. Seit 1982 bis zum die Gründung des Spielmannsvereins 1956 Heidelberg-Rohrbach heutigen Tag hat der Spielmannsverein seine Proberäume in der vollzogen wurde. Erneut begann der Neuaufbau des jetzt selbst- neuen Eichendorffhalle. ständigen jungen Vereins. Bereits zu den Rohrbacher Heimatta- Ende der 80er Jahre wurde die dritte zukunftweisende Entschei- gen an Pfingsten 1957 konnte man mit 20 Spielleuten in Uniform dung der Vorstandschaft beschlossen. Das fast 40-jährige Ausbil- sowie einer Standarte aufmarschieren. dungssystem mit Hilfsnoten wurde auf die allgemein gültige No- Die folgenden Jahre waren durch zahlreiche musikalische Erfolge tenlehre umgestellt. Musiklehrer übernahmen die Ausbildung und geprägt. Die Mitgliederzahl erhöhte sich auch im passiven Bereich unterstützten den Stabführer bei den Proben. Zusätzlich zu den und so konnte man 1966 das 10-jährige Jubiläum feiern. Bis zu Märschen konnten nun auch modernere Stücke gespielt werden. diesem Zeitpunkt waren Die dann kommenden beim Spielmannsverein Jahre waren geprägt von nur Männer im aktiven musi kalischen Erfolgen Bereich zugelassen. Die aber auch von schwierigen zunehmende Nachfrage Jahren. Spielleute die aus von Frauen veranlasste familiären oder beruflichen die Vorstandschaft im Gründen ihren aktiven Jahr 1967 den Beschluss Dienst aufgaben konnten zu fassen auch weibliche nicht mehr ersetzt werden. Spielleute zuzulassen. Die Jugendliche konnten auch erste Spielerin war Hei- nur bedingt begeistert di Nowak. Diese damals werden. Dies war auch auf lange und viel diskutierte die Instrumentenauswahl Entscheidung erwies sich der Spielmannszugbeset- aus heutiger Sicht als ein- zung zurück zu führen. zige richtige Entscheidung Zur Auswahl standen da- und sicherte dem Verein mals Spielmannszugflöte, das weitere musikalische Marschtrommel, Pauke, Bestehen. Becken und Lyra.

115 Im Jahr 2010 wurde die bedeutendste Vereinsentscheidung Entscheidungen getroffen. Die musikalische Neuausrichtung von der Spiel- 1956 eigenständiger Verein mannszugbesetzung zur Blasmusik. Für den Verein war es eine 1967 Musiker und Musikerinnen weitere Herausforderung in der Vereinsgeschichte. Nun hatten 1989 Noten alle Interessenten die Möglichkeit aus einer Vielzahl von Holz- 2010 Blasmusikinstrumente und Blechblasinstrumenten zu wählen und je nach Schwierig- keitsgrad können Polka, Walzer, Marsch, oder auch Stücke aus Vereinsvorsitzende Pop & Rock und Schlager gespielt werden. 1956 -1961 Nikolaus Schuhmacher 1961 -1963 Rudolf Rob 1963 -1985 Klaus Kuhn 1985 -2010 Dieter Allgeier 2010 - lfd. Peter Faus In diesem Jahr feierte der Verein sein 60-jähriges Vereinsjubilä- um! Durch die wegweisenden Entscheidungen der Vorstand- schaft und der Mitglieder wurde ein Fundament geschaffen auf dem es nun gilt den Verein zu erhalten und weiter aufzubauen.

Peter Faus 1. Vorsitzender Spielmannsverein 1956 Heidelberg-Rohrbach e.V.

Alt Rohrbach – der Jubiläumsmittelpunkt

116 Das Rohrbacher Schlösschen Von Prof. Dr. W. Ebert

In der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts die Kamine aus schwarzem Marmor mit und der Maler Johann Conrad Seekatz zeichnete sich ab, dass Prinz Carl August Eckrosetten. Sie stammen aus Clermont mehrere Gemälde. Überliefert sind auch von Pfalz-Zweibrücken einziger Erbe aller in Frankreich. Die Parkettböden in den ein 86-teiliges „Rohrbacher Silber“ und Wittelsbacher Länder werden würde. Der Salons und Seitenkabinetten wurden un- ein „Dejeuner“ (Service) aus Meißener Prinz suchte deshalb die Nähe seines On- ter Verwendung verschiedener Holzarten Porzellan mit Motiven von François Bou- kels, des Pfälzer Kurfürsten Carl Theodor, in Marketerie-Technik detailliert gestaltet. cher und dem Monogramm von Carl Au- dessen Nachfolger er werden sollte. Carl Von den diversen Ausstattungsgegen- gust. August hätte die Zweibrücker Apparte- ständen künden nur noch Rechnungen 1774 beauftragte der Prinz die in Schwet- ments in den Schlössern von Mannheim und Liefer- oder Inventarlisten. Danach zingen tätigen Gartenkünstler Johann und Schwetzingen nutzen können, doch stammte die Mehrzahl des Mobiliars von Ludwig Petri und Friedrich Ludwig von er wollte ein eigenes Zuhause. Seine Pariser Möbelkünstlern. Aber auch Kur- Sckell mit der Anlage eines Landschafts- Wahl fiel auf Rohrbach. Auf dem Gelän- pfälzer Künstler steuerten erlesene Stücke gartens im Englischen Stil. In Fronfuhren de der ehemaligen Herren von Rohrbach bei. Beispielsweise lieferten der Mannhei- Rohrbacher Bauern wurden die Setzlinge besaß sein Vater, Pfalzgraf Friedrich Mi- mer Hofbildhauer Konrad Linck marmor- der zu pflanzenden Bäume und Sträu- chael, bereits eine Jagdhütte. Hier ließ ne Konsoltische mit reichen Verzierungen cher von der kurpfälzischen Forstmeisterei Carl August um 1770 ein nach Rohrbach gebracht. „Maison de Campagne“ Insgesamt waren es 5850 (Landhaus) im damals mo- Pflanzen. Zentrum des Parks dernen frühklassizistischen bildete ein ausgedehnter Stil („Louis seize“) errichten. Weiher („Spiegelsee“), der Den Architekten kennen wir um 1780 angelegt wur- nicht. Man vermutet ihn im de. Er wurde mit Wasser Umkreis des Mannheimer gespeist, das über die so- Hofes. Auch das ursprüng- genannte „Traitteur’sche liche Interieur ist nur noch Wasserleitung“ von mehre- in der bauseitigen Ausstat- ren, zwischen dem Bierhel- tung erkennbar. Die aus der derhof und dem Stadtteil Werkstatt des Mannheimer Box berg gefassten Quellen Hofstuckateurs Joseph Poz- talwärts geführt wurde. zi stammenden Stuckaturen Wie der Rohrbacher Schloss- unter Verwendung reicher park ca. 20 Jahre nach Ornamente wie Akanthus- seiner Fertigstellung aus- blattfriesen, Eier- und Perl- gesehen hat, vermittelt stäben oder Blattkonsolen das Aquarell des Zwei- zeugen von der einstigen „Vue de la Maison de Campagne à Rohrbach“ (Rohrbacher Schlösschen). Aquarell von brücker Hofmalers Philipp Pracht. Original sind auch Philipp Le Clerc, 1797, Kurpfälzisches Museum Heidelberg Le Clerc aus dem Jahre

117 1797. Im gleichen Jahr besuchte der Maler- Gleich seinem Vater Friedrich Michael 11. Februar 1793: „In Oggersheim musste architekt Johann Christian von Mannlich war Carl August ein passionierter Jäger. der Herzog wieder durch neufränkisches Rohrbach. In seinen „Lebenserinnerun- Der Prinz stand damit in der Tradition der Militär (die Franzosen okkupierten die lin- gen“ schrieb er voller Begeisterung von Pfälzer Wittelsbacher, deren legendä- ke Rheinseite) passieren, blieb jedoch un- Rohrbachs „schönem Garten“. Besonders res Schattenbild bekanntlich „der Jäger erkannt. Gegenwärtig ist der Herzog mit angetan war er von seinem Ambiente: aus Kurpfalz“ ist. Und Rohrbach war ein seiner Gattin und seinem Hofstaat nach „ … Der Anblick auf die prächtige Kette idealer Standort für die Jagd, denn der Rohrbach bei Heidelberg unterwegs, wo der Vogesen (Haardt), die sog. Bergstraße, wildreiche Odenwald mit seinen Hirschen er ein schönes Schloss besitzt.“ und auf eine durch Wälder und Dörfer be- und Sauen lag vor der Haustür! Als Carl Carl August hielt wieder Hof in Rohr- lebte Ebene, die sich vor unseren Augen bis August später Herzog von Pfalz-Zwei- bach. Im August des gleichen Jahres ins Endlose erstreckte, entzückte mich, ja brücken wurde, fand er immer wieder kam sein angeheirateter Cousin, der es kam mir vor, als ob ich nie ein liebliche- den Weg nach Rohrbach, um hier seiner preußische König Friedrich Wilhelm II., res Bild geschaut hätte …“. Jagdleidenschaft zu frönen. nach Rohrbach. Der König hegte den Um seinen Rohrbacher Besitz abzurunden, 1793 trat ein Ereignis ein, das Carl Au- Wunsch, dem damals schon berühmten erwarb Carl August das alte Rohrbacher gust veranlasste, seinen Wohnsitz wieder Mannheimer Nationaltheater von Rohr- Rathaus, das er als Remise nutzte, das An- nach Rohrbach zu verlegen. Französische bach aus, einen Besuch abzustatten. wesen der Freiherren von Thann in der Jun- Revolutionstruppen bedrohten mit der Doch zum Leidwesen Carl Augusts war kergasse und den Bierhelder Hof hoch über Losung „Krieg den Palästen, Friede den der hohe Besuch überschattet von eini- Rohrbach. Aus dem bereits im Besitz sei- Hütten“ sein Schloss Karlsberg oberhalb gen Pannen. Es ging damit los, dass bei nes Vaters befindlichen Gasthaus „Hirsch“ von Homburg, von dem es in Dehios Tisch die Dienerschaft das Besteck für den wurde das sog. „Kavaliershaus“. Die Dorf- Handbuch der deutschen Kunstdenkmä- König vergessen hatte. Friedrich Wilhelm straße wurde gepflastert. Hinzu kam die ler heißt: … „nicht nur das letzte, sondern musste längere Zeit warten, bis die Gast- Stationierung von sechs Dragonern und zugleich auch das weiträumigste und zu geber merkten, dass er nicht essen konn- einem Wachtmeister. So wundert es nicht, phantastischer Großartigkeit gesteiger- te, und den Fauxpas korrigieren ließen. dass in einem Brief an den Kurfürsten Carl te Residenzschloss des Alten Reiches.“ Als man dann nach Mannheim fuhr, brach Theodor zu lesen stand: Carl August habe Die Sansculottes zwangen den Herzog kurz vor Erreichen des Zieles ein Rad der … „das im Laufe der letzten 20 Jahre ei- zur panikartigen Flucht auf die vor den Kutsche, und König und Herzog – beide nem Räubernest ähnliche Rohrbach em- Franzosen sichere rechte Rheinseite. Die recht korpulent – mussten staubbedeckt porgebracht.“ Mainzer Nationalzeitung berichtete am das letzte Stück Weges zum Theater zu

Der Speisesaal im EG Kabinett im EG Der große Salon im OG

118 Fuß zurücklegen, begleitet von einer – der älteste, Ludwig, sollte einmal der 2. – auf dieses neuvermählte Paar, – wo großen Schar Neugieriger. Nur zwei Jah- Bayernkönig werden, – an Schwindsucht seltner Herzensgüte wegen – der Fürst re nach seiner Rückkehr nach Rohrbach erkrankte. Auguste Wilhelmine konnte der Fürstin würdig war“. starb Carl August. Offensichtlich konnte dieser heimtückischen Krankheit we- Nach den Hochzeitsfeierlichkeiten wurde er den Verlust seines Herzogtums nicht nig entgegen setzen. Ihre Abwehrkräfte in Rohrbach eifrig Politik betrieben. Für verwinden. Sein jüngerer Bruder Max schwanden schnell. Eine Schilderung ihres Max Joseph ging es um den Ersatz für sein Joseph war jetzt Herzog von Pfalz-Zwei- Zustandes stammt von Pfarrer Joseph An- Herzogtum. Gleichzeitig wurden auch die brücken. Er war ein Herzog ohne Land ton Sambuga aus Walldorf, Religionsleh- Grundlagen geschaffen, aus Pfalz-Bayern und ohne Brücken, wie ihn böse Zungen rer der beiden ältesten Kinder: „Ich sah beim absehbaren Regierungsantritt einen titulierten. Max Joseph blieben als Besitz auf ihrem so guten Angesichte und an den modernen Verfassungsstaat zu machen. nur ein Stadtpalais in Mannheim (B4) und Händen die deutlichen Spuren der Auflö- Der sog. „Hausvertrag von Rohrbach“ das Rohrbacher Schlösschen. Das Schick- sung. Ihre Haut war wie das Aussehen ei- vom 30. Juni 1797 beinhaltet nicht nur sal meinte es in jenen Jahren wahrlich nes verblühenden Rosenblattes, wenn die hausrechtliche Bestimmungen zwischen nicht gut mit dem Zweibrücker Herzog. Rose zu welken anfängt. Sie hatte noch Max Joseph und dem einzigen Agna- Nicht nur, dass die Franzosen, die sich an rote Wangen, aber es war eine Fieberröte, ten seines Hauses, Herzog Wilhelm von der Rheingrenze festgesetzt hatten, sein die sie zu zerstören drohte. Der Übergang Birkenfeld, sondern auch eine rechtli- Mannheimer Palais bombardierten, so von einer zusammengedrängten Röte zur che Trennung zwischen dem Eigentum dass er 1795 seinen Wohnsitz nach Rohr- elfenbeinernen Bleiche war zu schnell, als des Staates und dem der Dynastie. Am bach verlegen musste. Hinzu kam, dass dass ich es für Gesundheit halten konnte. 16. Februar 1799 starb in München der seine über alles geliebte Gemahlin Augus- Die Adern waren ganz durchsichtig und pfalz-bayerische Kurfürst Carl Theodor. te Wilhelmine, die ihm vier Kinder gebar, schienen nicht Blut, sondern rötliches Für Max Joseph trat damit ein, was Wasser zu enthalten.“ Auguste Wilhelmi- ne starb im Rohrbacher Schlösschen. Die „schöne, engelhafte Prinzessin von der Pfalz“, wie Königin Luise von Preußen sie einmal nannte, wurde nur 30 Jahre alt. Ihr Schicksal war wie ein Menetekel für die spätere Rolle des Schlöss chens. Max Joseph heiratete bereits ein Jahr später Caroline Friederike, Tochter sei- ner Cousine, der Markgräfin Amalie von Baden. Die Hochzeit fand in Karlsruhe statt, gefeiert wurde jedoch mit einem rauschenden Ball im Rohrbacher Schlöss- chen. Überliefert sind auch ein Fackel- zug der Heidelberger Studenten und ein rührseliges „Gedicht der Rohrbacher Ju- gend“. In ihm finden sich die Worte: … „Wir reichen mit der frohsten Miene – die Kränze, welche unsere Hand – für Friede- Herzog Carl II. August von Pfalz-Zweibrücken. Kup- ferstich von Charles Langlois, nach Nikolaus Lauer, rike Caroline – aus Erstlingen des Lenzes König Max I. Joseph von Bayern. Unbekannter Maler, Mannheim, 1794. Museum Rohrbacher Schlösschen wand. – Es fließe reicher Himmels-Segen Kurpfälzisches Museum Heidelberg

119 Carl August nicht vergönnt war. Ihm fie- größten Bedauern seines Sohnes Ludwig sen-Darmstadt. Um dem Schlösschen ein len sämtliche Wittelsbacher Länder zu. 1803 seiner Cousine und Schwieger- repräsentativeres Aussehen zu geben, Er wurde in einer stolzen Reihe, die 1214 mutter Amalie. In Rohrbach hatte Lud- ließ Amalie durch den Karlsruher Archi- ihren Ausgang nahm, der 21., aber auch wig prägende Jahre seiner Kindheit ver- tekten Friedrich Weinbrenner die Garten- der letzte Kurfürst von Pfalz-Bayern und bracht. In der katholischen Kirche in der fassade des Schlösschens umbauen. Der 1806 von Napoleons Gnaden König von Rathausstraße empfing er die Erste Kom- Mittelrisalit erhielt einen auf vier dori- Bayern. munion. In einem Gedicht hielt er später schen Säulen ruhenden Balkon und einen seine Erinnerung an Rohrbach fest. Es Dreiecksgiebel mit Terrakotta-Fries. Mit der französischen Revolution ging endet mit den Zeilen: „ … Friedlich liegst der Stern Napoleons auf. Der Franzosen- Ihre Hofdame, die Freiin Karoline von du in heiterer Ruhe, – mein ländliches kaiser ordnete bekanntlich die politische Freystedt, die in dieser Funktion Amalie Rohrbach – An dem Fuße des Berges, Landkarte Mitteleuropas neu. Das Heilige über 30 Jahre begleitete, kennzeichnete – unfern Heidelbergs Schloss, – meiner Römische Reich Deutscher Nation wur- das Schlösschen als „freundliches Haus“. Vorfahren Sitz!“. de aufgelöst, die rechtsrheinische Pfalz Aus den „Erinnerungen aus dem Hofle- wurde Baden zugeschlagen. Max Joseph Die neue Besitzerin des Schlösschens, die ben“, die von Freystedt nach Amaliens schenkte das Rohrbacher Anwesen zum Markgräfin Amalie von Baden, wird gerne Tod verfasst wurden, erfahren wir von als „Schwiegermutter Europas“ bezeich- den Aufenthalten in Rohrbach. Im Jahre net: fünf der insgesamt sechs Töchter aus 1805 ist erstmals ein Besuch der Mark- der Ehe mit dem Erbprinzen Karl Ludwig gräfin in Rohrbach erwähnt. Dazu schrieb von Baden, dem ältesten Sohn des ba- Karoline von Freystedt: „Jenen Sommer dischen Markgrafen und ersten Großher- zogs von Baden, Karl Friedrich, machten dank geschickten Handelns ihrer Mutter glänzende Partien. So heiratete Prinzes- sin Luise den späteren russischen Zaren Alexander I., wobei sie den Vornamen Elisabeth annahm, oder Prinzessin Frie- derike König Gustav IV. von Schweden und – wie vorstehend beschrieben – Prin- zessin Karoline König Max Joseph von Bayern. Amalie kam häufig nach Rohrbach, auch ihre Töchter und Schwiegersöhne wa- ren immer wieder dort, wie auch andere europäische Fürsten. Das bescheidene Schlösschen war zur Hofhaltung im Ver- ständnis Amaliens zwar wenig geeignet, da zog sie das Barockschloss im nahen Bruchsal vor. Was Rohrbach für die Mark- gräfin aber anziehend machte, war das Auguste Wilhelmine mit ihren Kindern Ludwig und ländliche Ambiente und die Nähe zu Auguste Amalie. Gemälde von Johann Joseph Lan- Markgräfin Amalie von Baden. Unbekannter Maler, genhöffel, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, ihrer hessischen Heimat, denn sie war Freiherr von Gayling’sche Familienportrait-Samm- München eine geborene Erbprinzessin von Hes- lung, Freiburg

120 brachte die Markgräfin meistens in ihrem tet auf der Straße nach kleinen Landhaus in Rohrbach bei Hei- Heidelberg. Es handelte delberg zu. Sie machte mehrere Ausflüge sich um die Truppen des in der Umgebung. … Was den Sommer- Marschalls Ney, die in aufenthalt noch angenehmer machte, Heidelberg einzogen – als war die Nähe der Gräfin Apraxin, einer Verbündete, denn Kur- liebenswürdigen Russin, Jugendfreundin fürst Karl Friedrich war in- der Markgräfin, welche in Petersburg zwischen Alliierter Napo- Hoffräulein der Kaiserin Katharina war. leons geworden.“ Amalie Der österreichische Gesandte (am badi- hielt dagegen Distanz zu schen Hof), Baron Schall, wohnte eben- Napoleon, auch wenn er falls in der Nähe. Es war dies ein recht ihr gegenüber Charme angenehmer, geselliger Kreis, wo unter aufbot und sie als geist- einem Zelte Theaterstücke gelesen wur- reiche Dame bezeichnete: den, wobei jedes eine Rolle las … Der „Vous êtes une femme heitere Sommer endigte mit dem an- d’esprit, vous avez bien genehmen, gemütlichen Aufenthalt im marié vos filles“. Napole- Genesungsheim Rohrbach im Jubiläumsjahr 1908. Museum Rohrbacher freundlichen Rohrbach, der sich bis in den on war es, der ihrem ein- Schlösschen Oktober verlängerte. An einem nebligen zigen Sohn Karl die Ehe Morgen dieses Monats erschien eine Pa- mit Stéphanie de Beauharnais aufzwang, trouille französischer Kavallerie unvermu- einer Nichte von Kaiserin Josephine. Die Markgräfin wehrte sich vehement, doch letztlich vergebens. Und sie weigerte sich lange, ihre Schwiegertochter zu empfan- gen. Karl musste sie hierzu erst in Rohr- bach abholen, doch die Begegnung ver- lief wenig herzlich. Später besserte sich das Verhältnis. Seinen Höhepunkt erlebte das Schlöss- Genesungsheim Rohrbach, Speisesaal im EG. Museum Rohrbacher Schlösschen chen am 19. Juni 1815. Nach der Nie- derlage in der Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 wurde Napoleon von den Siegermächten auf die Insel Elba verbannt. Doch nicht allzu lange hielt es der Korse auf dem kleinen Eiland vor der Küste Italiens aus. In einer Nacht- und Ne- belaktion floh Napoleon und setzte sich nach Frankreich ab. Auf dem Weg nach Paris strömten ihm treu ergebene Solda- ten in Scharen zu. Die in Wien (Wiener Königin Karoline von Bayern. Porträt von Joseph Stie- Kongress) tagenden Monarchen der Al- Genesungsheim Rohrbach, Großer Schlafsaal im OG. ler, Bayerisches Hauptstaatsarchiv, München lianz gegen Napoleon mussten reagie- Museum Rohrbacher Schlösschen

121 ren. Zar Alexander I. von Russland und Amalie starb hochbetagt im 78. Le- der arbeitenden Klassen“ einzurichten. Kaiser Franz I. von Österreich sammelten bensjahr. Großherzog Ludwig nannte Nach einer kurzen Episode als Lazarett ihre Heere rechts des Rheins und wähl- sie einmal „die hohe Zierde ihres Zeital- im 1. Weltkrieg wurde das Schlösschen ten Heidelberg als Hauptquartier. Mark- ters“ und sprach vom „Schlussstein der zur Keimzelle des Tuberkulosekranken- gräfin Amalie eilte sofort von Karlsruhe Familie“. Mit dem Tod Amaliens endete hauses Rohrbach. Die Tuberkulose war in ihre Sommerresidenz nach Rohrbach, die Zeit des Hochadels im Rohrbacher die große Volksseuche in der damaligen um ihren Schwiegersohn zu begrüßen. Schlösschen, auch wenn Großherzog Zeit! Auf dem Parkgelände wurde flei- Caroline von Freystedt schilderte diese Friedrich I. und die Großherzoginnen ßig gebaut, um dem großen Andrang an Begegnung: „Bei ihrer Ankunft daselbst Luise und Hilda zu einem späteren Zeit- Patienten Herr zu werden. Nach dem 2. empfing der Zar sie am Wagen und punkt wiederholt Besuche abstatteten. Weltkrieg, als man die Tuberkulose medi- öffnete den Kutschenschlag. Er rief ihr kamentös erfolgreich therapieren konn- Das Schlösschen samt Park erwarb der entgegen: „Elisabeth arrivera le 19“. Es te, fand eine Neuorientierung statt. Aus königlich-englische Hofschneidermeis- war nämlich im Juni und der 19. der Vor- dem Tuberkulosekrankenhaus wurde ein ter Georg Brown Stulz. Nach dessen abend des Geburtstages der Markgräfin. modernes Zentrum zur Behandlung von Tod heiratete seine Witwe ihren Gärtner (Alexander wollte mit der Ankündigung Lungenkrankheiten verschiedener Prove- Ulrich Schelkly. Von den Schelkly-Erben der Ankunft der Zarin seiner Schwie- nienz. Die Thoraxklinik am Universitäts- kaufte 1898 der Mannheimer Kommer- germutter eine Freude machen.)… Die klinikum Heidelberg ist heute die größte zienrat Carl Haas vom Verein für Gene- Markgräfin lud beide Kaiser ein, bei ihr Lungenfachklinik Deutschlands. sungsfürsorge das Rohrbacher Anwesen, in Rohrbach zu essen. … Den andern Tag um ein Genesungsheim für die „Rekon- Prof. Dr. W. Ebert fand das Mahl der beiden Kaiser statt. valeszenten und Erholungsbedürftigen Jeder der Monarchen erschien, nur von einem Herrn gefolgt. Graf Hardegg, ös- terreichischer General, begleitete den Kaiser Franz. Die Tischgesellschaft be- stand aus höchstens acht Personen. Die Markgräfin wollte, wie angerichtet war, beide Kaiser führen, aber Alexander rief: „Allons donc, maman, traitez-moi comme l’enfant de maison!“ („Lass es gut sein, Mama, behandelt mich wie ein Kind des Hauses!“ – sinngemäß: Ich las- se Kaiser Franz den Vortritt!). „Also ging sie mit dem schlichten, einfa- chen Kaiser Franz voraus, und der ritterli- che Alexander bot mir als einziger Dame die Hand und gab mir einen schönen Nelkenstrauß, den er eben vom Gärtner erhalten hatte. Bei Tisch sprach er viel von der Tapferkeit und den Taten seines Heeres, worauf Kaiser Franz gleichfalls den Mut des seinigen geltend machte.“ Das Rohrbacher Schlösschen nach der Umgestaltung durch Friedrich Weinbrenner

122 Turnerbund 1889 Rohrbach e.V.

Vereinschronik des Turnerbundes im Zeitraffer Die Suche nach einem Ausgleich in Jahren der Not und Entbeh- rung nach dem Krieg 1870/71 und bei einem Zehn- oder Mehr- stundentag war am 06.07.1889 wohl der Anlass zur Gründung des Turnervereins Rohrbach. Die Einigkeit hielt jedoch nicht lange vor, bereits am 11.09.1889 gründeten 55 Männer und Jugend- liche in der „Linde“ den Turnerbund. Der Versuch es bei einem Verein zu belassen scheiterte. Der neue Verein „Turnerbund“ nahm eine gute Entwicklung und zählte recht bald schon mehr als 200 Mitglieder, die 1914 ihr 25-jähriges Jubiläum mit einer Fahnenweihe feiern konnten. Der 1. Weltkrieg setzte allerdings ein jähes Ende, erst 1919 konn- te der Turnbetrieb wieder aufgenommen werden. 1924 wurde eine Handballabteilung angegliedert, ein Jahr später erfolgte der Eintrag ins Vereinsregister. Dem Wunsch nach einem Sportplatz für die Ausübung von Ra- Unser Vereinsheim senspielen konnte 1933 entsprochen werden. Durch diese Ent- Jubiläum im Jahre 1964, das AC Germania, TSG und Turner- wicklung war auch die Gründung einer Fußballabteilung möglich. bund gemeinsam feierten. Die zunehmende Besiedlung des Der von den damaligen NS-Machthabern verfügte Zwangszusam- Boxberges brachte einen spürbaren Aufschwung in nahezu menschluss der Sportvereine setzte jedoch allen Aktivitäten ein allen Bereichen, zumal ab 1968 auch die Sporthalle der Wald- vorläufiges Ende. Erst 1950 wurde der Verein erneut aus der Tau- parkschule für den Übungsbetrieb zur Verfügung stand. Die fe gehoben und nahm nach Herrichtung des Sportgeländes auf Gründung einer Basketballabteilung ließ die Mitgliederzahl auf dem Boxberg den Turn- und Handballbetrieb wieder auf. Auch über 50 anwachsen. 1968 konnte auch die Erstausgabe der die Fußballer wurden wieder aktiv und entwickelten sich zu einer Vereinsnachrichten ausgeliefert werden. Der Umzug aus Wirts- tragenden Säule des Vereins. Hinzu gesellte sich eine Tischtennis- haus-Sälen in die Waldparkschule brachte besonders für die abteilung, die besonders im Damenbereich erfolgreich war. Tischtennisspieler neue Impulse, so dass das Jahr zum bisher erfolgreichsten seit der Wiedergründung werden sollte. Verfügte man nun über eine passable Sportanlage, so war der nächste Wunsch, eine wettergeschützte Ablage für die Trai- War man mit dem provisorischen Vereinsheim beim Sportplatz ningsbekleidung zu schaffen. Dieses Problem löste man zu- zunächst zufrieden, so wurde schon wenige Jahre später der nächst mit der Aufstellung eines ausrangierten Eisenbahnwa- Wunsch nach einer endgültigen Lösung mit modernen Sanitär- gens, dem 1959 ein bescheidenes Vereinsheim mit Wohnung anlagen laut. Ein sehr ehrgeiziges Vorhaben, das aber trotz an- für den Platzwart folgte. So hielten auch die ersten Bewoh- fänglicher Skepsis bereits 1970 realisiert werden konnte. 1972 ner Einzug auf dem Berg. Ein eindrucksvolles Bild sportlicher schafften die Basketball-Damen den Aufstieg in die Oberliga, Gemeinschaft über Vereinsgrenzen hinweg bot das 75-jährige leider stiegen die Fußballer in die B-Klasse ab.

123 Eine positive Entwicklung nahm die 1973 gegründete Abteilung Wandern & Ski, die zu ihrem ersten Rohrbacher Volkswandertag einlud und über 500 Teilnehmer begrüßen konnte. Im Sommer 1975 konnte die Fußballabteilung mit einem ein- drucksvollen Festabend und einer Reihe sportlicher Veranstal- tungen ihr 25-jähriges Jubiläum feiern. Der weitere anhaltende Anstieg der Mitgliederzahl führte zur Ausweitung des Sportan- gebotes, hinzu kamen eine Judo- und eine Volleyballabteilung. Die erfolgreiche Arbeit der Basketballer schlug sich 1977 in der Landespokalmeisterschaft der weiblichen D-Jugend nieder. Immer größere Resonanz fanden die Volkswandertage, inzwi- schen folgten mehr als 2.000 Volkssportler der Einladung. Es gab aber noch weiteren Grund zum Feiern: Die Basketball-Damen schafften den Aufstieg in die Regionalliga, ein Erfolg der bislang Festzug mit TBR Turnabteilung 1935 noch nicht gelungen war. Basketball-Herren sowie die Damen und Herren der Volleyballer, Doch es sollte noch viel besser kommen! Ein Jahr später, am die Wanderer steigerten die Teilnehmerzahl beim Rohrbacher 03.06.1978, holte die weibliche C-Jugend der Abteilung die erste Volkswandertag inzwischen auf über 3.500. Deutsche Meisterschaft auf den Boxberg. Ende der 70er Jahre feierte auch die Turnabteilung in der Gauliga schöne Erfolge. Riesenpech hatten hingegen die Basketball-Herren, die punkt- gleich mit der KuSG Leimen mit einem einzigen Korbpunkt we- Am 17.11.1979 wurde mit einem glanzvollen Festabend das niger den Aufstieg in die Bundesliga verfehlten. Mehr Glück 90-jährige Vereinsjubiläum gefeiert. hatten die Tischtennisspieler. Sie schafften den Aufstieg in die Und noch einmal schlugen die Basketball Mädchen zu und er- A-Klasse. Am 13.08.1983 feierte die Abteilung Wandern & rangen die Deutsche Vizemeisterschaft. Aufstiege feierten die Ski ihr 10-jähriges Bestehen. Höhepunkt dieses Jahres war im Oktober jedoch die Übergabe der neuen Boxberg-Sportanla- ge durch Oberbürgermeister Zundel und Erstem Bürgermeister Dr. Karl Korz. Mit etwas Glück wäre fast noch der Aufstieg der Basketball-Damen in die Bundesliga dazu gekommen. Doch es sollte wohl nicht sein! Hingegen kehrten die Volleyballerinnen in die A-Klasse zurück. Am 08.12.1984 feierte der TBR in der neuen Rohrbacher Mehrzweckhalle sein 95-jähriges Bestehen. Die Tischtennis-Herren sicherten sich nach 2 packenden Rele- gationsspielen den Aufstieg in die Kreisliga. Sagenhafte 4.141 Wanderer machten den Rohrbacher Volkswandertag 1987 zur mit Abstand größten Veranstaltung, die der Verein je auf die Beine gestellt hatte. Die erstmals in eigener Regie durchge- führte Teilnahme an der Rohrbacher Kerwe wurde auf Anhieb ein voller Erfolg. Im folgenden Jahr war Premiere des Neujahrsempfanges, der heute aus dem Jahresprogramm nicht mehr wegzudenken ist.

Turnfest in Offenburg 1951 Durch die erstmalige Anstellung einer Vereinssportlehrerin konn-

124 te nicht nur das Übungsangebot erweitert sondern auch die Zu- sammenarbeit mit den örtlichen Schulen intensiviert werden. Ein wahrer Coup gelang den Basketball-Damen, die den Aufstieg in die 2. Bundesliga schafften und damit die höchste Spielklasse erreichten, in der unser Verein jemals gespielt hat. Leider konnte die Klasse nicht gehalten werden. Das Jahr 1989 Stand ganz im Zeichen des gemeinsamen 100-jäh- rigen Jubiläums des Sportes in Rohrbach, in dessen Rahmen Ober- bürgermeister Reinhold Zundel den beiden Jubelvereinen TSG und TBR die Sportplakette des Bundespräsidenten überreichte. Höhe- punkt aus Sicht des TBR war das Festbankett mit MdB Udo Ehrbar als Festredner, – bei dem nach einer Fülle Ehrungen durch Fachver- bände – bis in die Morgenstunden gefeiert wurde. In den Jahren danach kehrte dann wieder sportliche Normalität ein, wobei un- seren Fußballern endlich der langersehnte Aufstieg in die A-Klasse Neue Sportanlage TBR Boxberg gelang und mit den Karatekas eine weitere Sportabteilung zum Turnerbund fand. Ab 1993 integrierte sich dann der Rugbysport in unseren Reihen, der sich erstaunlich gut entwickelte. Schließlich hieß es 1995 er- neut feiern, denn unser Clubhaus auf dem Boxberg wurde 25 Jahre alt. Feiern konnten auch unsere Fußballer, denn ihnen ge- lang der Aufstieg in die Bezirksliga. Bei den Basketballern erran- gen die Seniorinnen bei den „Deutschen“ den 4. Platz und die Herren rückten in die Oberliga auf.

Schüler – unsere Zukunft

Aus den Reihen der Turnabteilung konnten sich Melanie Hor- nung und Mirona Duda über die Berufung in den Bundeskader des DTB freuen. Einen schönen Erfolg konnten die Rugbyschüler einheimsen, sie gewannen das Peter-Bach-Turnier des SC Neuenheim und waren als Schulmannschaft der Grundschule auch bei den Stadtschul- meisterschaften siegreich. Im Jahr 2000 feierte die Fußball- wie auch Tischtennisabteilung ihren 50. Geburtstag, die Fußballer mit einem Festabend in der Eichendorffhalle, die Tischtennis- spieler mit einer Festveranstaltung im „Gasthaus zum Ochsen“,

125 zu der sie den Ersten Bürgermeister unserer Stadt, Dr. von der stellen müssen. Hingegen wurde der Badmintonsparte wieder Malsburg, begrüßen konnten. Auch schloss sich der ehemali- neues Leben eingehaucht und sie trifft sich nun wieder zum ge SFC Emmertsgrund der Tennisabteilung unseres Vereins an. regelmäßigen Übungsbetrieb, gleiches ist auch von den Volley- Und nach dem es gelungen war, die notwendigsten Sanie- ballspielern zu sagen, die sich zu einem festen Bestandteil des rungsmaßnahmen an der Tennisanlage durchzuführen, nahm Sportgefüges entwickelt haben. die Abteilung schon bald an den Medenspielen des Tennis- 2014, im Jahr des 125-jährigen Vereinsjubiläums, konnte sich verbandes teil. Hingegen klappte der Versuch, dem Handball- der Turnerbund bestens präsentieren und deutlich machen, sport wieder eine Heimstatt in unseren Reihen zu geben, auf- dass auch in der Zukunft mit ihm zu rechnen sein wird. Dies um grund fehlender Trainingsmöglichkeiten leider nicht. Ein voller so mehr, als mit der Boxberg-Sportanlage inzwischen eine mo- Erfolg war die in Spielgemeinschaft mit dem HRK errungene derne Sportstätte mit Kunstrasenspielfeld zur Verfügung steht. Deutsche Rugby-Jugendmeisterschaft. Immerhin standen 6 TBR-Spieler im Meisterteam. Erfreulicherweise konnten wir unseren Vereinsmittelpunkt, das Clubhaus, mit einem modernen Profildach versehen, so dass es Allmählich warf nun das Deutsche Turnfest 2013 seine Schatten auch künftig den Stürmen trotzen kann. Beste Wünsche gel- voraus. Hier klappte die Betreuung von 400 Teilnehmern aus ten auch unserem Kind, dem „Parkour-Sport“, der auf Anhieb dem Rheinland in der Waldparkschule bestens, was besonders gut eingeschlagen hat. Gleiches gilt unserem „CEG“ dem losen der tollen Zusammenarbeit der Abteilungen zu danken war. Club der Ehrenmitglieder, Goldnadelträger und Inhaber des Eh- Im Wanderbereich trat unser Verein mit dem Angebot „Be- renkruges, der sich regelmäßig trifft und mit Aktivitäten zum wegung tut Not“ an die Öffentlichkeit und konnte eine Reihe Vereinsleben beiträgt. von Interessenten an den Verein heran führen. Nach einigen Schwierigkeiten gelang auch den Basketballern ein eindrucks- voller Neustart. Der sofortige Aufstieg unterstreicht dies. Bes- tens etabliert hat sich der eingeführte Ehrungsabend, bei dem verdienten Mitgliedern Dank und Anerkennung gezollt wird. Leider haben die Sparten Judo und Karate ihren Betrieb ein-

Badminton – ein Sport für alle

126 TSG Heidelberg-Rohrbach e. V.

Ein Sportverein für Alle Unter dem Motto „Etwas Fitness braucht der Mensch“, begann sich die TSG Rohrbach nach außen zu öffnen und konnte durch Die Turn- und Sportgemeinde Heidelberg-Rohrbach e.V. wurde die Einrichtung neuer Angebote im Bereich des Freizeitsports einen am 6. Juli 1889 zunächst als Turnverein TV Rohrbach gegründet. großen Mitgliederzuwachs erreichen. Schwerpunkt des Vereins war zu Beginn das Turnen. Im Jahr 1934 schlossen sich der TV Rohrbach und die Fußballgesellschaft von 1919 Mitte der 90er Jahre begann eine Phase der Integration beste- zur Turn- und Sportgemeinde Rohrbach 1889 e.V. zusammen. Von hender Vereine und Gruppierungen unter dem Dach der Turn- 1938 bis 1950 schloss sich auch der Turnerbund von 1889 der TSG und Sportgemeinde. In den Jahren 1995 bis 1997 stießen der Rohrbach an. Im Laufe der Jahre kamen zahlreiche neue Angebo- Hockey Club Englisches Institut, der Heidelberger Fecht-Club und te hinzu. Neben den traditionellen Sportarten Turnen und Fußball die Base- und Softballspieler der Heidelberg Hedgehogs zur TSG. wird heute bei der TSG Rohrbach in folgenden Abteilungen Sport Durch verstärkte Anstrengungen in der Öffentlichkeitsarbeit ge- getrieben: Badminton, Beachvolleyball, Base- und Softball, Boule, lang es dem Verein, das Image des Vorort- bzw. Fußballvereins Capoeira, Cricket, Fechten, Fitness & Gesundheit, Hockey, Kampf- abzustreifen und als attraktiver Mehrspartenverein wahrgenom- kunst, Kindersportschule, Leichtathletik, Rehabilitationssport, men zu werden. Sport-Kindertagesstätte mit Bewegungskrippe & Sport-Kinder- Durch den Bau und die Inbetriebnahme des vereinseigenen Fit- garten, Tanzstudio „Jump“ für Kids, Teens & Erwachsene, Tennis, ness-Studios FiTROPOLIS mit computergesteuertem Gerätetrai- Tischtennis, Outdoor ning, Kursbereich, Sauna und Bistro im Jahre 2004 wurde der (inkl. Triathlon) und Grundstein dafür gelegt, dass weit über 3.000 Bürgerinnen und Volleyball. Bürger im Heidelberger Süden bei der TSG aktiv sind. Hatte der Verein Ein weiterer Meilenstein war die Eröffnung der Sport-Kinderta- Mitte der 80er Jahre gesstätte. Unter der Trägerschaft der TSG wurde im Jahr 2007 der um die 1.000 Mit- glieder, wurde durch die Einrichtung einer Geschäftsstelle und die Anstellung ei- nes hauptamtlichen Sportlehrers im Jahre 1985 eine neue Ent- wicklung eingeleitet.

Gründungsurkunde des TV 1889 Rohrbach vom Ein Meilenstein in der Vereinsgeschichte, der Spatenstich des Kinder-, Jugend- 6. Juli 1889 und Seniorensportzentrums mit Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner (mi.)

127 erste Sport-Kindergarten in der Metropolregion Rhein-Neckar und Der Bedarf an neuen Sportstätten ist groß und wird in den kom- die bundesweit erste Bewegungskrippe eröffnet. Im Jahr 2011 menden Jahren weiter anwachsen. Mit dem Spatenstich zum wurde eine weitere Bewegungskrippe eingeweiht und in Betrieb neuen Kinder-, Jugend- und Senioren-Sportzentrum im Erlenweg genommen. wurde am 4. Mai 2015 der Grundstein für die weitere Entwick- lung des Vereins gelegt. Einer Ausweitung unseres Sportangebo- Heute versteht sich die TSG Rohrbach als „Ihr Freizeit-, Fitness- tes steht mit der Fertigstellung des neuen Kinder-, Jugend- und und Gesundheitsverein im Heidelberger Süden“, der im Jahr Seniorensportzentrums im Sommer 2016 nichts mehr im Wege. über 10.000 Stunden Sport für Alle anbietet. Die TSG Rohrbach ist der größte Sportverein in Heidelberg und ge- Die Vereinsphilosophie hört mit über 3.200 Mitgliedern zu den zehn größten Sportver- Die TSG Rohrbach soll „Ein Sportverein für Alle“ sein. Alle Be- einen in Nordbaden. Über 40% der Gesamtmitglieder (mehr als völkerungsschichten und Altersgruppen werden, ihren Bedürf- 1.300) sind unter 18 Jahren. Damit belegt die TSG auch beim Anteil nissen entsprechend, ein passendes Angebot bei uns finden. Die Kinder und Jugendlicher eine Spitzenposition in Heidelberg. Auf TSG versteht Sport als Mittel zur Förderung und Erhaltung der Grund der demographischen Entwicklung liegt ein Arbeitsschwer- körperlichen, geistigen und seelischen Gesundheit. Der Sport- punkt des Vereins auf dem Bereich „Sport für Ältere“. Bereits jetzt verein soll ein Ort der Begegnung, der Kommunikation und der hat der Verein mehr als 600 Mitglieder über 60 Jahre, die noch sozialen Integration sein. Die TSG möchte ihren Mitgliedern aber sportlich aktiv sind. Kein Wunder, dass die Mitgliederstruktur auch nicht nur eine sportliche, sondern vor allem auch eine „soziale ein interessantes Abbild der Gesellschaft darstellt. Vom Kleinkind Heimat“ bieten. bis zum Senior, vom Freizeit- bis zum Leistungssportler. Alle sind Sport ist mehr als Bewegung. Sport ist vor allem Begegnung. Wir willkommen. fördern den Spitzen- und Leistungssport ebenso wie den Brei- Der Vereinsvorstand glaubt fest daran, dass der Verein mit dem ten- und Wettkampfsport. Über den Verein hinaus nimmt die TSG Zulauf von Mitgliedern in den zurückliegenden Jahren nicht am Rohrbach an nationalen und internationalen Sportveranstaltungen Ende, sondern erst am Anfang seiner Möglichkeiten steht. und Austauschmaßnahmen teil, und ermöglicht so ihren Mitglie- dern ein besseres Verständ- nis unserer multikulturellen Gesellschaft. Mit dem neuen Kinder-, Jugend- und Senioren- sportzentrum, das wir bis Mitte 2016 beziehen werden, bieten sich für alle Altersklassen neue Möglichkeiten des Sporttrei- bens im Verein. Wir sind stolz auf unser ver- einseigenes Leitbild und auf un- sere Nachhaltigkeitsstrategie. Als erstem Sportverein in Nord- baden wurde uns ein Nachhal- tigkeitszertifikat überreicht.

Im Jahre 2014 feierte die TSG Rohrbach unter dem Motto „1889-2014: 125 Jahre Sport I Qualität I Verantwortung“ ihr 125-jähriges Vereinsjubiläum

128 TSG Rohrbach – Ein Sportverein für Alle

Turnen/Gymnastik FiTROPOLIS – Das Vereins-Fitness-Studio Fußball Volleyball

Kindersportschule Hockey Fechten Tennis Leichtathletik

Baseball / Softball Badminton Tischtennis Kampfkunst Beachvolleyball

Rehasport Boule KiGa-Sport Tanzstudio Jump

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130 Strukturwandel in Land- und Forstwirtschaft – der Heidelberger Biotopschutz bewahrt die Zeugnisse der Kulturlandschaft Von Dr. T. Trabold, B. Gabel, J. Clauer

Kein anderer Heidelberger Gemarkungs- Einige Zahlen geben uns zu denken: Zur gekreuzung, an der noch eine der Drei teil hat in einer so kurzen Zeitspanne einen 1200-Jahrfeier 1966 gab es noch über Eichen aus kurfürstlicher Zeit bewundert derartigen Strukturwandel wie Rohrbach 40 „echte“ landwirtschaftliche Betriebe, werden kann. Dem Weg folgend erreicht erlebt! Um 1960 waren die ursprünglichen und 375 Haushalte bauten noch eigenen man die Waidhaushütte, mit ihrem mar- Strukturen des beschaulichen Weindorfs Wein an. Um 1980 verfügten immerhin kanten turmartigen Dach. Eine Wiese, an der Badischen Berg straße mit frucht- noch 100 Rohrbacher über eigenen Wein Bänke und Obstbäume laden hier zum baren Äckern, tausenden von Obstbäu- im Keller, und 10 Landwirte bestellten Verweilen ein. Das bunte Mosaik eines men und einem fast 500 ha großen Wald ihre Felder. Zum Herbst 2016 betreiben schlagweisen Altersklassenwaldes, das noch klar erkennbar. – Um 1980, nur 20 drei Betriebe Weinbau im Haupterwerb, mit Kahlschlägen, Kulturen, Dickungen, Jahre später, war die Gemarkung bereits drei weitere im Nebenerwerb, die Zahl Stangen- und Althölzern die Hochebene nicht wieder zu erkennen, und einer ste- der Hobbywinzer liegt bei gut gerechnet des Rohrbacher Waldes prägte, ist in der tig wachsenden Stadt geopfert worden. 10. Vier Betriebe betreiben noch ein we- Nacht vom 28. Februar auf den 1. März Nicht genug, dass die Amerikaner unter nig Ackerbau, und das letzte Großvieh 1990 durch den Orkan Wiebke auf ei- Nutzung der in den 1930er Jahren gebau- hat die Ställe in der Rathausstraße und nen Schlag „hinweggefegt“ worden. Im ten Kasernen die gesamte nördliche Feld- Weingasse längst verlassen – Rinder gibt Rohrbacher Wald gab es auf ca. 100 ha gemarkung bereits in den 1950er Jahren es nur noch auf dem Bierhelderhof zu se- Schäden in einem bis dahin nicht bekann- für „Mark-Twain-Village“ verschlangen, hen. Was Worte und Zahlen nur schwer ten Ausmaß. Innerhalb des Stadtwaldes es mussten auch noch über 110 ha Wald, sagen können, verdeutlichen Luftbilder, lag in etwa der 8,5-fache Jahreseinschlag Streuobstwiesen und Gärten im heutigen beispielsweise von Lossen oder Brugger, am Boden, auf das Revier Rohrbach be- Landschaftsschutzgebiet der Bergstraße deren Betrachtung wir sehr empfehlen. zogen lag dort sogar der 17-fache Jahres- geopfert werden, um zwei neue Siedlun- einschlag. Insbesondere die alten Fichten- Trotz dieser explosionsartigen Entwick- gen „in die Höhe schießen“ zu lassen: bestände entlang des Wieslocher Weges lung der Bebauung gibt es aber heute in Die heutigen Stadtteile Box berg und Em- sind verschwunden. Es wurden damals Rohrbach immer noch ansehnliche Be- mertsgrund entstanden. Aber auch die selbst winterkahle Eichen und Buchen- reiche, die von Landwirtschaft, Weinbau südliche Feldgemarkung sollte es hart bestände großflächig geworfen, ein bis und Wald geprägt werden. Viele Struktu- dahin unvorstellbarer Vorgang. Als Folge treffen: 95 ha in direkter Grenzlage zu ren werden insbesondere auch aus land- dieses Sturmes nahm der Laubholzanteil Leimen wurden zum Industriegebiet Rohr- schaftspflegerischen Gründen erhalten auf diesen Flächen zu. Heute sind die bach Süd, die südlichen Siedlungsränder und bewahrt, und im Rahmen von Erho- Schäden kaum noch erkennbar, die Natur Rohrbachs rückten mit den Baugebieten lungseinrichtungen und Besucherlenkung hat mit Hilfe des Menschen die Wunden Hasenleiser und Gewann See bedrohlich den Bürgern und Gästen näher gebracht. geheilt. weit in die Feldgemarkung hinein. Auch der Bestand um den einst romantisch im Der Rohrbacher Wald erschließt sich dem Weiter führt der Weg entlang dem Wald gelegenen Bierhelder Hof wurde Betrachter am besten bei einer Wan- Hochfirst über die Hirschplatthütte hin nicht verschont: MPI, Alex-Möller-Heim derung von Nord nach Süd entlang des zur Hand, einer ebenfalls historischen und EMBL umschlingen heute das histo- Wieslocher Weges, beginnend am Park- Wegekreuzung an der Grenze zu Lei- rische Anwesen. platz Drei Eichen, einer historischen We- men. Die artenreiche offene Landschaft

131 als Verbindung zwischen Kraichgau und Vom Dormenacker geht es hinunter in det wurde. Manche Grundstücke waren Rheinebene entstand ab 1922, als eine das eigentliche Rohrbacher Feld oder das, auch durch eine Baumreihe in der Mitte Schneise für eine Freileitung des Ba- was davon übrig geblieben ist. So wie der geprägt. In einigen Gewannen wurde denwerks geöffnet wurde, die seit den Wieslocher Weg den Wald von Nord nach durch Landtausch und Zusammenlegung 1960er Jahren gleich drei Leitungstras- Süd erschließt, so ist gewissermaßen die die Bewirtschaftungsrichtung um 90° ge- sen bündelt. Jahrzehnte prägten Christ- Leimer Straße die „Magistrale“ im Rohr- dreht, auf „großen“ Schlägen von bis zu baumkulturen und eine Forstbaumschu- bacher Feld. In alten Zeiten war es übri- 2 ha läuft nun die Bewirtschaftungsrich- le die Flächen unter den Leitungen. Im gens auch die Hauptverbindung von Nord tung parallel zur Leimer Straße, was das Zuge des Strukturwandels änderte sich nach Süd, erst um 1850 spielte sich der Gesicht der Landschaft „gedreht“ hat. die Nutzung: Streuobstwiesen und Na- Durchgangsverkehr zunehmend auf der Nicht wie vielerorts auf dem Lande war turschutzflächen des Heidelberger Bio- Karlsruher Straße, der (alten) B 3 ab, um es die Flurbereinigung, die zu den „gro- topschutzes und auch Damwildgehege schließlich in unseren Tagen noch weiter in ßen“ Schlägen führte, im Gegenteil, der und Weinberge des Weinguts Bauer die Ebene, auf die Trasse der „neuen“ B 3 Flurbereinigung ist es zu verdanken, dass (Heidelberger Dachsbuckel) tragen heute zu weichen. Der Grund, weshalb unsere es noch einige wenige Flurstücke alten dazu bei diesen wertvollen Korridor zwi- Vorfahren die Hauptverbindungswege an Zuschnitts gibt, die als Baumstücke heute schen Bergstraße und Kraichgau offen zu den Hangfuß „quetschten“ war übrigens vom Verein Heidelberger Biotopschutz er- halten. Die dauerbegrünten Weitraum- der Rhein. Neckar und Rhein durchström- halten werden. Eine Flurbereinigung wur- anlagen von Heinrich Bauer prägen seit ten mit wechselnden Mäandern, Betten de übrigens überhaupt nur deshalb erfor- den 1970er Jahren diese Lage, die nun und Mündungen bis zur Regulierung der derlich, weil das Rohrbacher Feld zu allem mit Ferienwohnungen und Brennerei in Flüsse die Ebene, Kiesgruben und Sandlö- Siedlungsdruck auch noch die Fläche für die dritte Generation übergehen. cher sind Relikte dieser Epoche. die L 600 (Ortsumgehung Leimen) abge- ben musste. Folgt man der Leitungstrasse nach un- Zurück in unsere heutige Zeit. Die Leimer ten, schließen sich den Weinbergen des Straße ist der „Hauptweg“ im Rohrba- Folgen wir der Leimer Straße weiter nach Dachsbuckels die der Eigenlage Dor- cher Feld, dem wir nun vom Dormena- Norden durch die Gewanne. Bei „Obe- menacker des Weinguts Clauer an. Der cker kommend nach Norden folgen. Der re- und Untere Unrechtshelden“ fällt auf, Dormenackerhof war die erste und lan- enorme Bevölkerungsdruck, der sich auf dass oberhalb der Leimer Straße nahezu ge Zeit auch einzige landwirtschaftliche diesen Restflächen der zersiedelten Ge- alle Grundstücke mit Weinreben bestockt Aussiedlung in Rohrbach (siehe auch markung entlädt, dokumentiert sich in sind, was auf weinbaurechtliche Bestim- Seite 139). Familie Clauer zog 1959 aus stetig steigenden Zahlen von Radfahrern, mungen zurückzuführen ist. Ein markan- dem engen Ortskern von Rohrbach mit Joggern und auszuführenden Hunden, ter Punkt ist die Kreuzung Soldatenweg/ Pferden, Kühen, Schweinen, Hühnern die den landwirtschaftlichen Straßenver- Leimer Straße. Der Soldatenweg trägt und – schon damals – mit einem Unimog kehr zu einem Hindernisparcours werden seinen Namen, weil auf ihm die Solda- hinaus in den damals noch abgelegenen ließen. Auch die Gewanne entlang der ten der Heidelberger Kasernen bzw. Süden der Gemarkung. Philipp Clauer Leimer Straße haben sich drastisch ge- nach dem Krieg die Amerikaner durch wandelte den Hof vom Gemischt-Be- wandelt: Die Schläge (Bewirtschaftungs- das Emmertsgrund-Tal hinauf zu den trieb mit Wein und Vorzugsmilch zu ei- einheiten) waren meist gleich den Flur- Schießanlagen zogen (heute Emmerts- nem (fast) reinen Weinbaubetrieb, sein stücken, nämlich 6 - 18 m breit, und ca. grund-Siedlung). Seit der Umgestaltung Sohn Jörg letztlich zum selbstvermark- 100 m lang, und damit 6 - 18 ar groß. der Haltestellenanlage Rohrbach-Süd tenden Weingut mit Weinverkauf und Am oberen und unteren Ende eines jeden (1979) dienen Soldatenweg und Leimer Veranstaltungsräumen. Wiesen, Äcker, Ackers stand ein Baum, um den herum Straße auch dem Linienbus-Verkehr. Naturschutzflächen und ein kleiner bei der Bestellung oder Ernte der Felder An diesem Abschnitt der Leimer Straße Wald runden den Betrieb ab. mit dem Schlepper oder Pferd gewen- liegt als Teilaussiedlung auch die Halle

132 Rohrbach um 1950 ... von Hans Winter, dem letzten Voll- diese sind am nächsten Morgen eben- sorgungsmeile“ verkommen ist...für den erwerbsbetrieb, der seinen Sitz mit Kel- falls „umgespritzt“ was einige Rohrba- Mais kein Problem, für Wiesen und ins- ler und Weinverkauf noch im Zentrum, cher Landwirte bereits erleben durften... besondere für die den Wiesenaufwuchs in der Weingasse hat. Spätestens ab der Im weiteren Verlauf der Leimer Stra- verzehrenden Tiere unter Umständen „Boxberg-Brücke“ hat die Leimer Straße ße „Richtung Dorf“ kommt man beim eine tödliche Erkenntnis... urbanen Charakter: Graffiti-Sprayer ma- Kleintierzuchtverein vorbei, der nicht nur chen regelmäßig regen Gebrauch von durch Feste auf sich aufmerksam macht, Zwischen der „alten B 3“ und der Bahnlinie der Möglichkeit, hier Wände ungestraft sondern auch versucht der Jugend noch gibt es noch ein weiteres Reststück Rohr- nutzen zu dürfen. Leider hatte dies zur eine Beziehung zu Geflügel und Kanin- bacher Feld: Die Hangäckerhöfe! Wäre Folge, dass seither auch keine Anhänger chen („Stallhasen“) zu vermitteln. Spä- dieser Grüngürtel nicht als Kaltluftschneise mit Heu, Stroh, oder Getreide bei dro- testens beim Erreichen der Ortstafel aus Klimaschutzgründen im Flächennut- hendem Regen unter der Brücke über „Heidelberg“ fällt uns wieder ein, dass zungsplan festgeschrieben, wäre hier si- Nacht abgestellt werden können, denn hier die Feldgemarkung zur „Hundeent- cher längst die Lücke zwischen Hasenleiser

133 und Gewerbegebiet geschlossen. Recht Neben Zahlreichen Berg- und Baumwie- telalter (vergleichbar mit der Strahlenburg spät, erst Anfang der 1970er Jahre mach- sen sind dies insbesondere: in Schriesheim) hier stand, und nur noch ten die vier Landwirte Astor, Heft, Kalt- im Gewann- und Lagenamen „Burg“ bis Die Gasewaod – Auf diese Fläche unter- schmidt und Klein von der Möglichkeit heute weiterlebt. Eventuell war die Burg halb des Boxbergs brachte vor 100 Jahren Gebrauch, aus dem Ortskern auszusie- auch ein mittelalterlicher „Wohnturm“, ein amtlicher Gemeindehirte allmorgend- deln und die Hangäckerhöfe entstanden. wie auch der „Bosseltorm“ dessen Name lich die Ziegen der Rohrbacher; heute ist sie Als letzter Hof wird der von Thomas Klein im Gewann (heute Gewerbegebiet) Bos- mit einem hervorzuhebenden Mispel- und noch im Nebenerwerb bewirtschaftet, seldorn fortbesteht. Die Geschichte von Pfeifengrasbestand ein Rückzugsgebiet für und Barbara Astor hat den elterlichen Be- Schtoomaierle und Burg ist leider un- Rehe, Vögel und Amphibien, direkt unter trieb in eine bei der Jugend beliebte Reit- bekannt und unerforscht – die Mauern den Wohnhäusern der Berg halde. anlage umgestaltet. jedoch sind wertvolle Lebensräume be- Das Schtoomaierle – Markante Sand- drohter Pflanzen und Tiere. Trotz allen diesen Veränderungen finden steinmauern und Felswände prägen die wir in Rohrbach noch Relikte aus der Ver- Historische Hohlwege, wie Gabelsgasse, Abbruchkante der „Boxberg-Scholle“ un- gangenheit, die vom Verein Heidelberger Wolzelsgasse und Staig-Hohle, genießen terhalb der Siegelsmauer. Vermutlich war Biotopschutz seit über 25 Jahren erhalten bis heute einen besonderen Schutz. es ein Schutzwall der „Burg“ die im Mit- und gepflegt werden. Um das Bewusstsein und den Respekt für diese letzten Juwelen in der Landschaft zu schärfen, tragen wir mit Aktionstagen, Lehrpfadtafeln, Gesprächen und Foto- ausstellungen zur Information der Bürger und Gäste in Rohrbach bei. So bleibt die Vielfalt der Arten in den Streuobstwiesen, Trockenmauern und Hohlwegen weiter- hin so groß wie im tropischen Regenwald – auch wenn sie täglich mit Füßen getre- ten wird und für viele unerkannt bleibt. Dr. Thomas Trabold, Heidelberger Biotopschutz e.V. Bruno Gabel Revierleiter Stadtwald Heidelberg-Rohrbach Jörg Clauer Ortsobmann im Landesbauernverband

... und 2016

134 Weingut Clauer de Chant

Das Weingut Clauer de Chant befindet sich zentral im Heidel- Bei der Umgestaltung der Hofstelle wurde auf eine harmoni- berger Stadtteil Rohrbach. Es wird in der Rathausstraße 15 in sche Gestaltung und auf ein zukunftsweisendes Energiekon- Heidelberg-Rohrbach als Familienbetrieb geführt. Der Name zept Wert gelegt. leitet sich von den Familien Clauer und de Chant ab, den El- tern von Hans Martin Clauer. Hans Martin Clauer ist gelernter Das Nachhaltigkeitskonzept bei der Umgestaltung der Hofstel- Winzer und leitet die Geschicke des Unternehmens seit 2008, le wurde 2010 von der Europäischen Union sowie der Deut- tatkräftig unterstützt vom Seniorchef. schen Energieagentur als GreenBuilding ausgezeichnet. An der Hofstelle in der Rathausstraße 15 gruppieren sich um Eine einzigartige Prämierung die den Brückenschlag zwischen einen Innenhof mit mediterranem Flair, Wohn- und Produk- jahrhunderte Altem, Gegenwärtigem und Zukünftigem auf- tionsgebäude sowie eine Vinothek und ein Verkostungsraum. zeigt. Diese Voraussetzungen ermöglichen so das Leben und Arbei- In unserem Weingut produzieren wir traditionelle autochthone ten an einem Platz im Mehrgenerationen-Familienverbund. Weißweine. Ganz besonders gut reifen die Burgundersorten, Neben der in der Außenwirtschaft und im Keller herrschen- wie Weißburgunder, Grauburgunder, Auxerrois, ebenfalls Ries- den Tradition werden Innovationen und Nachhaltigkeit groß- ling, Müller-Thurgau und Silvaner zu höchster Qualität. Dies ist geschrieben. belegt durch nationale und internationale Auszeichnungen wie u.a. im Gault & Millau Weinführer 2016 beschrieben.

Rosé- und Rotweine aus Portugieser- und Regent-Trauben sowie spritzige Secco`s ergänzen das Produktspektrum.

Besonders stolz sind wir auf unsere dicht bestockten Anlagen, welche mit ca. 7.200 Rebstöcken pro Hektar bepflanzt sind.

Die Sorten sind regionaltypisch gewählt und auf die einzelnen Standorte optimiert.

Unser Rebbestand liefert durch die Kombination des hohen Alters, das Durchschnittsalter beträgt 43 Jahre, und der ge- ringen Einzelstockbelastung mineralisch dichte und fruch- tige Weine mit intensiver und komplexer Struktur. Im Weinberg um 1960

135 Der Weinausbau erfolgt im Edelstahltank oder im Barrique- fass, üblicherweise mit einer langen, häufig bis kurz vor der Abfüllung dauernden, Voll- oder Feinhefekontaktzeit. Pump- oder Filterprozesse werden, wo möglich, vermieden. Auf Schönungen wird, wenn möglich verzichtet. Einer der weltweit letzten erhaltenen Mischsatz-Rebanlagen befindet sich auf der Gemarkung unseres Weinguts. Ein wur- zelechter Weinberg ist ein Weinberg der vor mind. 200 Jah- ren gepflanzt wurde. Die Kultivierung von Weinpflanzen als Gemischter Satz ist eine autochthone Agrarform bei der in einem Weinberg verschie- dene Rebsorten gepflanzt, zusammen gelesen und verarbeitet werden; Grundlage eines vielschichtigen und komplexen Wei- nes. Die Ernte aus dem historischen Mischsatz wird seinem Ur- sprung entsprechend sensibel verarbeitet, traditionell und natürlich.

Handarbeit im Wingert ...

Selbst die Jüngsten helfen ...... Maschinen übernehmen den Transport

136 Clauer De Chant

Weingut Clauer De Chant Rathausstraße 15 Durch spontane Ver- 69126 Heidelberg gärung entsteht unser Telefon 06221/5 99 11 00 CODEX. Für diesen Wein www.clauer-dechant.de bekamen wir 2010 mit [email protected] Genehmigung der Uni- versitätsbibliothek Hei- Geöffnet: delberg die Bildrechte Freitag von des Codex Manesse 16:00 bis 18:00 Uhr zur Etikettengestaltung sowie nach telefonischer zugestanden. Absprache Das „Codex-Etikett“ 2010

Weingut Clauer de Chant Rathausstraße 15 D-69126 Heidelberg-Rohrbach Öffnungszeit Vinothek: Bernd Trauth jeden Freitag 16:00-18:00 sowie nach Vereinbarung Sanitär-Service www.clauer-dechant.de [email protected] Tel: 06221- 599 11 00

Telefon: 06221 630490

Clauer De Chant E-Mail: [email protected]

Weingut Clauer De Chant www.klempner.de Rathausstraße 15 69126 Heidelberg Telefon 06221/5 99 11 00 www.clauer-dechant.de 137 [email protected]

Geöffnet: Freitag von 16:00 bis 18:00 Uhr sowie nach telefonischer Absprache Wir danken unseren tüchtigen Helfern . . .

Schlosserei · Metallbau WEESE GmbH Telefon: 06221-300702 www.weese-gmbh.de

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138 Der Heidelberger Dachsbuckel

Vom Ödland zum Weinberg Nach einem Jahr harter Arbeit konnten 1958 endlich die ersten Weißburgunder- und Müller-Thurgau-Reben gepflanzt werden. Blickt man heute auf das Weingut Bauer inmitten der 7 Hektar Im darauf folgenden Jahr wurden weitere Flächen mit Reben Weinberge des Heidelberger Dachsbuckels, ist kaum vorstell- bepflanzt und im Herbst konnten die ersten Trauben mit 102° bar, wie es hier vor nicht einmal 60 Jahren aussah. Oechsle geerntet werden. Nach und nach war die Wildnis am Im Jahre 1956 war der Heidelberger Dachsbuckel eine unüber- Dachsbuckel verschwunden und das junge kultivierte Acker- sichtliche Wildnis von Hecken, Dornen, Bäumen und Sand- land versprach ein gutes Weinland zu werden. Seit 1971 ist die steinblöcken. An eine Kultivierung dieses Stück Landes war zur Weinlage Heidelberger Dachsbuckel offiziell als Weinbergslage damaligen Zeit und mit den zur Verfügung stehenden techni- erfasst und somit in jedem Wein-Atlas zu finden. schen Mitteln eigentlich nicht zu denken. Trotz dieser widrigen Umstände fasste der Rohrbacher Heinrich Bauer zusammen mit Der erste Dachsbuckel-Wein und seine Erfolge seiner Familie 1957 den Entschluss die ersten Flächen von circa Nachdem die Ernte Jahr für Jahr größer wurde, benötigte 3 Hektar am Heidelberger Dachsbuckel zu erwerben und dort Familie Bauer einen geeigneten Partner zum Weinausbau. Wein anzubauen. Für diese Entscheidung wurden sie von vielen Diesen fand sie in der Kellerei Mannsperger aus Heidelberg, Rohrbacher Landwirten bedauert und sogar ausgelacht. die ebenfalls ein kleines Stück Weinberg am Heidelberger Dachsbuckel bewirtschaftete. Es wurde vereinbart die Trau- ben sorgfältig zu Wein auszubauen und unter dem Namen „Heidelberger Dachsbuckel“ zu vermarkten. Zum Schutz die- ses Markennamens wurde er 1962 in das Warenregister des Deutschen Patentamtes eingetragen. In den weiteren Jahren stellten sich auch die ersten Erfolge der Dachsbuckel-Weine ein: 1964 wurde eine Beerenauslese mit dem Ehrenpreis aus- gezeichnet und im Jahre 1966 konnten Müller-Thurgau-Trau- ben mit einem Mostgewicht von 249° Oechsle geerntet wer- den. Bundesrekord! Da die Firma Mannsperger ab dem Jahr 1968 den Ausbau der Weine nicht mehr fortführte, übernahm dies von da an die Kellerei Fehser aus Heidelberg und ab dem Jahrgang 1976 der Winzerkeller Wiesloch. Diese Partnerschaft besteht bis heute.

Fortschrittlicher Weinbau Heinrich Bauer war schon immer an einem fortschrittlichen und modernen Weinbau gelegen. Deshalb führte er auch ab 1968 als einer der ersten Winzer Versuche mit einer Dauerbegrünung im Weinberg durch. Als er 1989 zusammen mit seinem Sohn Ödland vor dem Start Werner, der nach seiner Ausbildung zum Weinbautechniker

139 1986 in den Betrieb eingestiegen war, die ersten Pheromone in auszupressen und noch flexibler zu ernten. Um auf ein wei- den Weinbergen des Heidelberger Dachsbuckels aushing, war teres – vor allem wetterunabhängiges – Standbein zu setzen, er auch hier ein Vorreiter. Durch die Anwendung der Phero- erweiterte Familie Bauer 1994 ihren Betrieb um drei Ferien- mone konnte ein umweltschonender Weinbau ohne Insektizide wohnungen. Von da an wurden Gäste aus aller Welt auf dem praktiziert werden. Weingut beherbergt. 2013 wurden weitere vier moderne Fe- rienwohnungen mit einem herrlichen Blick über die Rhein- Das Weingut entsteht mit Ferienwohnungen und Brennerei ebene gebaut. Ein weiterer großer Schritt für die gesamte Familie Bauer war Werner Bauer und seine Frau Ingrid erweiterten den Betrieb die Aussiedlung von der Leimer Straße in Rohrbach auf den im Jahre 1996 um den dritten Betriebszweig: Die Brennerei. Heidelberger Dachsbuckel im Jahre 1974. Dadurch wurde die Seitdem werden auf dem Heidelberger Dachsbuckel auch tägliche Arbeit im Weinberg enorm erleichtert, da man auf hochwertige Geiste, Liköre und Brände produziert. Zahlreiche dem Weingut direkt vor Ort war. Im folgenden Jahr wurde Auszeichnungen auf Landes- und Bundesebene bestätigen eine eigene Weinkelter angeschafft um die Trauben selbst den Anspruch an eine sehr hohe Qualität.

Der Weinbaubetrieb Bauer auf dem Dachsbuckel

140 Seit 2013 arbeitet auch der Enkel von Heinrich Bauer, Andreas Bauer, auf dem Weingut mit. Nach seinem Weinbau- und Oe- nologie-Studium, sowie Praktika in der Pfalz und Kalifornien, bringt er frische Ideen mit in den Betrieb.

HEIDELBERGER DACHSBUCKEL

Drei Generationen Fachverstand

Heute arbeiten 3 Generationen Hand in Hand und ergänzen sich gut mit Innovation und Altbewährtem. Die gesamte Fa- milie Bauer blickt mit Stolz zurück auf 60 Jahre Heidelberger Dachsbuckel, der heute für mehr als nur Weinbau steht.

Genießen Sie Weine der Spitzenlage Hei- delberger Dachsbuckel, feine und fruchti- ge Edelbrände aus unserer hauseigenen Brennerei oder entspannen Sie bei einem Urlaub in unseren Ferienwohnungen.

www.heidelberger-dachsbuckel.de

141 142 Der Dormenackerhof – die erste landwirtschaftliche Aussiedlung in Rohrbach

1250 Jahre Rohrbach, das sind auch 60 Jahre Idee, Aufbau und zum letzten Mal mit dem Ochsen auf das Feld fuhr. Etwa dort, Führung eines landwirtschaftlichen Betriebes, der Geschichte wo heute die Haltestelle Rohrbach Süd ist, wurde er dann Opfer geschrieben hat! eines heimtückischen Tieffliegerangriffes. Er überlebte schwer Die Geschichte beginnt aber schon früher, eigentlich mit der Ge- verwundet und verstarb noch am gleichen Tag während der Not- burt des Rohrbacher Bauernsohns Hans Clauer am 27.06.1914, operation in Heidelberg. Wenige Wochen später war der Krieg und mit der Geburt des Zweibrückener Hengstfohlens „Achill“ zu Ende, und nach seiner Entlassung zog es Hans Clauer vor, am 01.06.1935. Was haben beide mit dem Dormenackerhof zu statt (wie angeordnet) mit dem Bus heimzukehren, seinen treuen tun, und was verband beide? Dies wäre eine buchfüllende Ge- Freund Achill und ein weiteres Pferd zu erwerben, und mit diesen schichte, die hier zur Einführung in das Thema “Dormenacker- den Heimweg mit einem kleinen „Panjewagen“ anzutreten. hof“ nur in Kurzfassung wiedergegeben werden soll. Es grenzt an ein Wunder, wenn man an die hier in wenigen Sät- Kaum hatte Hans Clauer den Wehrdienst bei der Kavallerie in zen angerissenen Plagen, Gefahren und Entbehrungen denkt, Bad Cannstatt endlich beendet und wollte sich fortan dem elter- dass Ross und Reiter sechs Jahre Krieg nahezu unverletzt über- lichen Betrieb im Seckenheimer Gässchen in Rohrbach widmen, lebt hatten. Als Folge der schlimmen Kälte in Stalingrad hatte da brach der 2. Weltkrieg aus, und er wurde zum 6. Kavalle- allerdings Achill seine Sehfähigkeit im rechten Auge eingebüßt. rieregiment nach Darmstadt einberufen. Nichtsdestotrotz hat er als agiles Tur- Als guter Reiter und hingebungsvoller nierpferd seinem Reiter und dem Reiter- Pferdefreund, schloss er dort sofort den verein in den 50er Jahren zu manchem Wallach Achill in sein Herz. Das, was Sieg verholfen. Was hat dies aber alles Pferd und Reiter verband, und was bei- mit der Aussiedlung eines Hofes zu tun? de erlebten, lässt sich kaum in Worte Auf den weiten Wegen durch halb Eu- fassen: Immer an der Front, ging es nach ropa hatte Hans Clauer gesehen, dass Einsätzen in Frankreich und dem Balkan Betriebe wie sein elterlicher Hof Ent- 1941 nach Lublin, weiter nach Stalin- wicklungsmöglichkeiten brauchen, die grad, von dort knapp entkommen über eine enge Ortslage nicht bieten kann So die Krim und Rumänien nach Ungarn. reifte in den 50er Jahren der Entschluss, Die letzten Überlebenden der Einheit einen Aussiedlerhof zu bauen. Bereits mussten nochmals nach Westen, nach schon vor dem Krieg gab es in Heidel- Luxemburg, um dann in Österreich 1945 berg Gruppenaussiedlungen (Neurott) in Gefangenschaft zu geraten. In diesen und angefangene Aussiedlungsvorha- sechs schrecklichen Jahren hat mehr als ben (Pfisterer) doch die große Welle der einmal das Pferd dem Reiter, und der Aussiedlungen stand in Heidelberg erst Reiter dem Pferd das Leben gerettet! bevor. Als Pionier mit dieser Idee stand Ironie des Schicksals: Auf dem Rückzug er zunächst alleine da, selbst die Land- machte die Einheit am 23. März 1945 wirtschaftsverwaltung stand dem Vor- ausgerechnet an dem Tag in Heidelberg haben skeptisch gegenüber. Im Norden Quartier, als der Vater von Hans Clauer Dormenacker, alter Hof, vor dem Umzug von Rohrbach besetzten die Amerikaner

143 alle Flächen bis zur Gemarkungsgrenze und darüber hinaus. Der Nun konnte gebaut werden! Die Landsiedlung Baden wollte „Rohrbacher Bauernaufstand“ von 1952 (Hans Clauer läutete einen Eindachhof bauen, doch Hans Clauer konnte sich durch- dazu sogar die Sturmglocke im ehemaligen Rathaus) konnte im- setzen, dass ein moderner „Mehrdachhof“ gebaut wurde, der merhin verhindern, dass die Felder und Bäume noch vor der Ern- übrigens in den folgenden Jahren als „Vorzeigeobjekt“ der te „platt gemacht“ wurden, den Bau von „Klein Amerika“ (heu- Landsiedlung für zahlreiche Exkursionen ausgewählt wurde. te Mark-Twain-Village) konnten sie allerdings nicht verhindern. Am 17. März 1959 war Nach dem der Norden dadurch „verloren“ war, gab es eigentlich es dann soweit: mit Kü- nur den „Süden“ als Entwicklungsmöglichkeit. hen, Schweinen, Hüh- Im Süden von Rohrbach gab es (wie auf dem Boxberg) ein gro- nern, Pferden konnte ßes zusammenhängendes Wiesengelände, das vermutlich im der ganze Betrieb um- Zuge der Säkularisation vom Kloster Schönau zur Gemeinde ziehen. Natürlich mit Rohrbach und somit zur Stadt Heidelberg kam. Ferner gab es dabei: Achill, der in dort die Steinbrüche von Heidelberger Zement und bereits ei- den Jahren nach dem nen Weinberg von Familie Clauer. So lag es nahe, dass mit der Krieg nicht nur Tur- Stadt Heidelberg Verhandlungen bezüglich Flächentausch und nierpferd war, sondern Aussiedlung geführt wurden. Letztlich ist es der Weitsicht von noch eine „Zweitkar- Das neue „Zug-Pferd“ Oberbürgermeister Dr. Neinhaus zu verdanken, dass die Chan- riere“ mit (für ihn bis ce zur Aussiedlung auf diesem Gelände erkannt wurde. Die 1945 eigentlich fremden Geräten) Pflug und Wagen machte. Ar- Stadt stimmte dem Tausch von insgesamt 10 ha Gelände zu, beiten musste er allerdings zu dieser Zeit bereits nicht mehr, da ein allerdings nur unter der Bedingung, dass die Familie Clauer die UNIMOG 1956 ihm bereits die Zugarbeiten abgenommen hatte. Wasserversorgung selbst übernimmt und finanziert. Nachdem Zur Freude und Überraschung fanden sich alle Rohrbacher Bauern 1957 drei Wünschelrutengänger unabhängig von einander an der alten Hofstelle ein, um den Umzug mit Fuhrwerken, Pferden eine Wasserader aufspürten, wurden keine Kosten und Mühen und Traktoren zu unterstützen. Achill hat übrigens den Umzug nie gescheut, und 1958 wurde der Brunnen gebohrt und gefasst. ganz verkraftet, und lief, wenn immer er die Möglichkeit hatte, zu- rück ins Dorf und wollte in die alte Der Dormenackerhof heute Hofstelle zurück. Nach einem be- wegten und erfüllten Pferdeleben verstarb Achill am 19.11.1960 auf dem Dormenackerhof. Der Hof hatte übrigens zunächst von der Landsiedlung Baden den Namen „Rohrbacherhof“ be- kommen und ging in zahlreichen Publikationen als „Hanghof bei Heidelberg“ in Forschung und Lehre im landwirtschaftlichen Bauen ein. Interessant war, dass unter Nutzung der Hangstufe Heu vom Wagen in den Heubo- den, und Grünfutter und Heu von der Durchfahrt über Abwurf- klappen in den Stall geworfen

144 werden konnten. Im Stall standen bis zu 17 Milchkühe dazu ei- nige Jungrinder und Bullen. Die Milch erlangte auf der höchsten Qualitätsstufe als Vorzugsmilch mehrfach Große Preise bei der DLG und durfte als Frischmilch für Patienten der TBC-Klinik in Kannen angeliefert werden. Unter der Leitung von Philipp Clau- er wandelte sich der einstige Gemischtbetrieb zum Weinbaube- trieb, die Weinbauflächen wurden ausgedehnt, die Milchvieh- haltung und letztlich die Großviehhaltung aufgegeben. In den 80er Jahren waren nach wie vor einige Hühner und Schweine zur Selbstversorgung auf dem Hof. Der Weinbau wurde seit 1968 konsequent auf dauerbegrünte Weitraumanlagen (2,80 m Zeilenabstand) umgestellt, und im Jahr 1981 schrieb das Regie- rungspräsidium Karlsruhe „Heidelberger Dormenacker“ als ein- getragene Eigenlage im Weinbaukataster fest. Machten Irmgard und Philipp Clauer den Hof vom Gemischtbe- trieb mit Modellcharakter zum überregional bekannten Wein- baubetrieb mit angeschlossener Gastronomie im alten Ortskern (Traube), so war es ihr Sohn Jörg, der den Schritt zum selbst- vermarktenden Weingut vollzog. Fruchtbare Lössböden, das Kleinklima der Bergstraße, und unterschiedliche Expositionen lassen hier die verschiedensten Rebsorten gedeihen. Die La- gen bringen spritzigen Riesling, rassigen Weißburgunder und gehaltvollen Spätburgunder hervor. Neben den Lagen und den klimatischen Veränderungen sind es aber vor allem die Verbrau- chergewohnheiten, die das Sortiment beeinflussen: War in den 70er Jahren beispielsweise der Kerner eine Moderebe, waren es in den 90er Jahren vor allem Rotweine, wie Spätburgunder und Schwarzriesling. In der örtlichen Gastronomie, im eigenen Weinverkauf, aber zunehmend auch in höherwertigen speziali- sierten Abteilungen des Lebensmittel-Einzelhandels finden sich heute Weine vom Weingut Clauer. Besonders beliebt sind auch Weinlese Op de Brugg Weinproben, Festlichkeiten, und die mittlerweile fest in den „Heidelberger Jahresablauf“ eingeflossenen Veranstaltungen wie Hoffest, Rotweinfest oder Jazzfrühschoppen – schade, dass Weingut Clauer Hans Clauer „seinen“ Dormenacker so nicht mehr erleben durf- Dormenackerhof · 69126 Heidelberg te – wünschen wir uns alle, dass dieser einmalige Hof noch für Telefon: 06221-382439 viele Generationen in Rohrbach ein „Wohlfühlort“ bleiben darf! Sie können uns auch eine E-Mail an die Adresse Dr. Thomas Trabold mit Irmgard, Jörg und Philipp Clauer [email protected] senden. nach handschriftlichen Aufzeichnungen von Kätchen Clauer Ö nungszeiten: Montag – Freitag von 9:00 – 12:30 Uhr und 13:30 – 18:00 Uhr Samstag 9:00 – 16:00 Uhr · Sonntag Ruhetag

145 Steinmetz- und Bildhauermeister

Grabmale Steinmetz- und Bildhauermeister

Im Beind 11 · 69126 HD-Rohrbach Tel. 0 62 21 / 30 19 81

146 Besenwirtschaft und Weinbau Klein

Der Weinbau der Familie Klein reicht über mehrere Generationen Auf dem neuen Hof waren die Begebenheiten gerade zu ge- zurück. Bereits die Familie von Elisabeth Klein, geb. Hoffmann, schaffen, um eine Besenwirtschaft zu eröffnen. Im Jahre 1988 betrieb in der Winzerstraße in Rohrbach, einen vom Weinbau hatte Hans-Peter Klein die Idee, mit den eigenen Produkten geprägten, landwirtschaftlichen Betrieb. Das Halten von Tieren „Schwein und Wein“ eine Besenwirtschaft zu eröffnen. und das Arbeiten auf dem Feld wurden durch den Wandel der Schon im Oktober desselben Jahres öffnete der „Besen“ das Zeit, im Herzen Rohrbachs immer schwieriger, so dass eine Aus- erste Mal seine Türen. Die Idee hierzu kam nicht von ungefähr, siedlung des Betriebes im Jahre 1969 von Georg Klein („Kleine bereits in der Winzerstraße betrieb Familie Hoffmann eine Schorsch“) beschlossen wurde. Durch den Wandel und den Um- „Straußwärtschaft“ (übrigens die Erste ihrer Art nach dem zug wurde nicht nur ein neuer Hof nach den Bedürfnissen der 2. Weltkrieg in Rohrbach). Damals noch als kleiner Weinaus- Familie gebaut, auch die Kühe fanden nach dem Umzug keinen schank mit belegten Broten im Wohnzimmer der Familie. Die Platz mehr auf dem Hof. Statt dessen wurde nun eine Schwei- Besenwirtschaft heute ist ein beliebtes und regional bekann- nemast und Zucht betrieben. Mit dem neuen Hof kamen viele tes Ausflugsziel in den Hangäckerhöfen. Aus der damaligen neue Aufgaben auf die Familie zu. Auch die Arbeit im Weinberg Zeit stammt auch der Weinspruch, der die Familie begleitet, er und auf den Feldern änderte sich stark, die Technik kam immer ist heute noch an der Fassade der Winzerstraße 2 zu sehen: mehr zum Einsatz und erleichterte viele Aufgaben. „Seit alters her gab Gott uns guten Wein, wir bitten nur es

Georg und Elisabeth Klein Die Besenwirtschaft in den Hangäckerhöfen

147 mög weiterhin so sein“. Auch ein Lied gab es über die alte Be- det sich für jeden Geschmack der passende Wein. Um das senwirtschaft in der Winzerstraße: „Solang die alte Rohrbach Angebot abzurunden wird seit einigen Jahren auch Sekt und am Haus vorbei marschiert, solang der alte Peter die Winzer- Secco hergestellt. stroß regiert, solang die alten Reben uns bringen guten Wein, Für die Familie Klein gab es bereits einige Gründe zum Feiern, solang soll die Gemütlichkeit bei uns im Hause sein.“ Getreu 1998 wurde das erste Hoffest in den Hangäckerhöfen gefei- diesem Motto wurde die neue Besenwirtschaft geboren. ert zu Ehren des 10 jährigen Bestehen der Besenwirtschaft. Heute ist der „Besen“ zweimal im Jahr für je 6 Wochen geöff- 2008 folgte dann das 20 jährige Jubiläum und war natürlich net. Im Herbst nach der Weinlese und im Frühjahr nach der Ar- der Anlass für ein weiteres großes Fest. Mit Musik, gutem beit im Feld. Oft hört man in Rohrbach: Wir gehen nicht in die Essen und Wein wurde 2 Tage lang gefeiert. Die damals noch Besenwirtschaft, sondern wir gehen zum „Kleine Schorsch“. aktiven Alptraumboys ließen es sich nicht nehmen an diesen Das Familienoberhaupt entschied damals die Aussiedlung und Tagen gemeinsam mit der Familie Klein die Gäste zu unterhal- stimmte der Eröffnung der Besenwirtschaft sofort zu. Er war ten und für eine unvergessliche Stimmung zu sorgen. nicht nur für die Gäste der Wirt der Besenwirtschaft, er war Die Geschichte der Alptraumboys und die der Familie Klein auch für die Familie bei allen Fragen der richtige Ansprech- sind sehr eng verbunden. Bereits die Jagdhornbläser kamen partner. Geboten werden heute in der Besenwirtschaft vor jeden Donnerstag im Weinkeller der Familie Klein zusammen allem regionale Speisen, um hier einige zu nennen: Rippchen um zu proben. Aus dieser Gemeinschaft gründeten sich spä- oder Leberknödel mit Kraut, Hausmacher Wurst und natürlich ter die beliebten und weit über Rohrbachs Grenzen hinaus auch Weine aus eigenem Anbau. bekannten Alptraumboys. Da war es natürlich klar, dass ein Seit etwa 2000 wird der Hof von Thomas Klein geführt. Der Jahr nach dem großen Fest wieder gefeiert werden muss- Weinbau der Familie Klein umfasst heute etwa 3 Hektar. Auf te, der Anlass diesmal: 10 Jahre Alptraumboys und 40 Jah- dieser Fläche wird eine große Sortenvielfalt angeboten, die re Hangäckerhöfe. Bei diesem bisher größten Fest in den von Müller-Thurgau über Riesling und Weißburgunder, bis hin Hangäckerhöfen feierte auch Familie Astor Hand in Hand mit zu Dornfelder, Spätburgunder und Portugieser reicht. Es fin- der Familie Klein und den Alptraumboys ihre Aussiedlung in die Hangäckerhöfe. In der Reitanlage Astor wurden viele Gäste mit Kaffee und Kuchen begrüßt und den Kindern mit Ponyreiten und Kutschfahrten viele vergnügliche Stun- den beschert. Auch Familie Astor zog es da- mals aus der Weingasse in die Hangäcker- höfe. Erst in den Hangäckerhöfen wurde dort der landwirtschaftliche Betrieb in eine Reitanlage geändert. In den Hangäckerhö- fen wird der Zusammenhalt der Aussiedler- höfe sehr groß geschrieben, was besonders bei diesem Fest beobachtet werden konnte. Am 06. Juli 2013 kam es zu einem weite- ren Ereignis, welches die Besenwirtschaft und mit ihr die Familie Klein noch näher mit Rohrbach verband. Katrin Klein wurde als 3. Heidelberger Weinkönigin vor der Eichen- dorffhalle in Rohrbach gekrönt und begann Alptraumboys beim Hoffest

148 Ihre Amtszeit mit dem Weinspruch aus der Winzerstraße. Seit diesem Tag vertritt Sie die Rohrbacher Winzer, aber auch den Stadtteil Rohrbach, als Katrin I. Familie Klein freut sich darauf in Zukunft noch viele weitere Feste zu feiern und natürlich noch viele Freunde, Bekannte und Gäste in den Hangäckerhöfen begrüßen zu können. Denn wie bereits erwähnt gilt nach wie vor das Lied der Winzerstra- ße als Motto für vergnügliche Stunden in der Besenwirtschaft: „Solang die alte Rohrbach am Haus vorbei marschiert, solang der alte Peter die Winzerstroß regiert, solang die alten Reben uns bringen guten Wein, solang soll die Gemütlichkeit bei uns im Hause sein!“

Krönung Katrin Klein, rechts, links Larissa Winter, Mitte Marie Höfler

Katrin I. Weinspruch zur Eröffnung des Festdorfes im Jubiläumsjahr!

Im Wein sind Mühe, Winzers Fleiß, im Wein sind Sonne, Sorg´ und Schweiß. Im Wein ist Erde neu erstanden, im Wein ist Geist aus Vaters Landen. Im Wein sind Schöpfung, Hoffen, Bangen, im Wein sind Jahre eingefangen. Im Wein sind Wahrheit, Leben, Tod, im Wein sind Nacht und Morgenrot und Jugend und Vergänglichkeit im Wein der Pendelschlag der Zeit. Wir selbst sind Teil von Wein und Reben, im Weine spiegelt sich das Leben.

149 1945 und danach... „Der erzwungenen Wander- rorkunst 1250 schaft von Millionen Deut- rorgeschichte rorgeschichte 1250 schen nach Westen folgten Millionen Polen (...) und Russen. Menschen, die Rohrbach im nicht gefragt wurden...“

- Richard v. Weizsäcker, Rede am 08. Mai 1985 1. Weltkrieg

am 15.10.2015 um 19.00 Uhr Zwischen Industriebrache und Neubeginn im Alten Rathaus, Rathausstrasse 43 Fuchswaggon artwalk 1945 - Von nach Heidelberg Unsere Gäste Karl Bellm (Jhrg. 1937) und Der artwalk im Rahmen des sein Bruder Helmuth Bellm (Jhrg. 1929) berichten Furukawa Jubiläumsjahrs gibt Gelegenheit, in Rohrbach lebende Künstlerinnen über Ihr Leben nach dem Krieg und Künstler und ihre Arbeiten Musik: Raphael Messmer und Wolfgang Döther Quartier am Turm näher kennenzulernen. Moderation: Annette Bellm Fotos von Uwe Bellm und Hans-Jürgen Fuchs

Wir besuchen die Ateliers von Arvid Boecker, 7254926 | [email protected] 06221. Telefon Hans-Jürgen Fuchs | V.i.S.d.P.: Musikalische Begleitung: Quartiersorchester.

V.i.S.d.P.: Hans-Jürgen Fuchs | Telefon 06221. 7254926 | [email protected] 06221. Telefon Hans-Jürgen Fuchs | V.i.S.d.P.: Grete Werner-Wesner und Bodo Bremer. 13.9. – 11.10.2014 Ausstellung im Heimatmuseum Rohrbach, Rathausstraße 76 Eröffnung | 13. September, 17:00 Uhr im Alten Rathaus Rohrbach, Rathausstraße 43 2016 | sa | 14:45 Uhr | Öffnungszeiten | do: 14:00 bis 16:00 Uhr | sa: 10:30 bis 13:00 Uhr und 15:00 bis 17:00 Uhr | so: 14:00 bis 17:00 Uhr 2016 | sa | 16:00 Uhr | TaT · Treff am Turm Treffpunkt: Atelier Arvid Boeker | Führungen und Kleingruppen auch nach Vereinbarung.Eintritt und Führungen sind kostenlos, Spenden sind gerne gesehen. Franz-Kruckenberg-Straße 54 | rohrbach Viktoriastraße 12 | rohrbach Stadtteilverein Rohrbach Veranstalter: Quartiersorchester in Kooperation mit dem Stadtteilverein Rohrbach Flucht hat viele Gesichter ist eine Veranstaltungsreihe des punker e. V. und des Stadtteilvereins Rohrbach.Geplant und organisiert Stadtteilverein Rohrbach Verein Quartier am Turm und dem Stadtteilverein wird sie von Annette Bellm, Derek Cofie-Nunoo, Paul Gail, Jürgen Ripplinger, Valentina Schenk (AG Asyl in Rohrbach). Rohrbach 23.4. V.i.S.d.P.: Hans-Jürgen Fuchs | Telefon 06221. 7254926 | [email protected] 5.3.

rorkonzert rorgeschichte 1250 Rohrbacher Kerwe rorgespräch

Stadtteilverein Rohrbach, die Festplatzvereine Freiwillige Feuerwehr, TSG und TBR und die Schausteller freuen sich auf Ihren Besuch rund um den Kerweplatz (Achim-von-Arnim-Straße). 5.-7.9.2015 Jüdisches Leben Samstag, 5.9.2015 ■■Ab 13 Uhr Basar Straßenkatzen e. V. (Eichendorffhalle) Oberbürgermeister ■■Kerwezug – 15:15 Uhr Aufstellung – 15.45 Uhr Abmarsch mit Spielmannsverein, Kerwekindern in Rohrbach des HCC, Fahnenabordnungen der Festplatzvereine Dr. Eckart Würzner (Burnhofweg - Schelklystraße - Weinbrenner-Straße - Leimer Straße - Rathausstraße) zum Rathaus Führung mit Claudia Rink ■■16:15 Uhr Eröffnung Rohrbacher Kerwe (Rathausplatz) – Begrüßung: Hans-Jürgen Fuchs (1. Vors. Stadtteilverein) im Gespräch Rohrbacher – Grußwort der Stadt Heidelberg – Prolog der Heidelberger Weinkönigin Katrin Klein – die etwas andere Kerweredd von Bernd Frauenfeld, Bürgerinnen und Bürgern. begleitet durch die „Wasser-Wein-Weiber“ – Gemeinsames Singen des Rohrbacher Liedes ■■Bunter Zug zum Festplatzgelände ■■17:00 Uhr Bierfass-Anstich, Salut-Schießen der Rohrbacher Schützen

■■20:00 Uhr auf dem Kerweplatz: Red Nose Band Sonntag 6.9.2015 ■■10:30 Uhr Ökumenischer Gottesdienst (Kerweplatz) ■■11:00 – 17:00 Uhr Basar Straßenkatzen e. V. (Eichendorffhalle) ■■14:00 – 16:00 Uhr Heimatmuseum geöffnet, Rathausstraße 76, Eintritt frei! ■■Kälbelestanz unter der Regie der „Wasser-Wein-Weiber“ – 15:30 Uhr Empfang der Tanzpaare im Alten Rathaus – festlicher Zug zum Kerweplatz mit dem Spielmannsverein – 16:00 Uhr Kälbelestanz mit dem Nachbarschaftskrach Olé, Olé! AWC! ■■ab 18:00 Uhr Abendprogramm mit Moderation: Der ALLERWELTSCHOR präsentiert ein Sonderprogramm zur Fußballweltmeisterschaft mit Liedern aus aller Herren Christopher Wüst Bernd Frauenfeld, und Damen Länder … und die Zugaben erfolgen recht- Montag 7.9.2015 Gerhard Peters und

zeitig vor dem Anpfiff zum Halbfinalspiel um 22.00 Uhr! ■■ab 10:00 Uhr Jahrgangstreffen (Kerwegelände) Druck mit freudlicher Unterstützung durch WMXDesign GmbH · www.wmxdesign.de ■■15:00 – 17:00 Uhr Kinder- und Familiennachmittag Hans-Jürgen Fuchs – Kinderbetreuung durch die TSG-Kindersportschule: Schminken, Luftballon-Wettbewerb – Streichelzoo des Kleintierzuchtvereins Fotografi e: © Steffen Diemer e: Fotografi 2014 | mi | 19:30 Uhr 7254926 | [email protected] 06221. Telefon Hans-Jürgen Fuchs | V.i.S.d.P.: ■■21:00 Uhr Abholung der Kerweschlumpel am Alten Rathaus durch die Kerwemagd einlass 19:00 Uhr · € 8,– – Trauerzug mit dem Fanfarenzug des HCC und der Freiwilligen Feuerwehr zum Kerweplatz 2014 | Donnerstag | 20:00 Uhr altes rathaus | rohrbach – 21:30 Uhr Verbrennung der Kerweschlumpel 2016 | So | 15:00 Uhr | Treffpunkt: Altes Rathaus Abschied von der Kerwe und Ausklang. karten bei schreibwaren hoffmann und in der eichendorff-buchhandlung Altes Rathaus Rohrbach 9.7. Rathausstraße 43 | Rohrbach 2.10. 10.4. Veranstalter: in Kooperation mit dem 1250 Stadtteilverein Rohrbach Stadtteilverein Rohrbach Heidelberger Geschichtsverein und dem Stadtteilverein Rohrbach V.i.S.d.P.: Hans-Jürgen Fuchs | Telefon 06221. 7254926 | [email protected] V.i.S.d.P.: Hans-Jürgen Fuchs | Telefon 06221. 7254926 | [email protected]

rorpolitik rorkonzert 1250 rorkonzert 1250 Gemeinderatswahl 2014

Töpelkings Weiberkram Mundart Grooves mit Michael Herzer, Arnim Töpel, Erwin Ditzner Diesmal Schneewittchen!

2014 | fr | 19:00 Uhr 7254926 | [email protected] 06221. Telefon Hans-Jürgen Fuchs | V.i.S.d.P.:

Eichendorffhalle 2016 | fr | 20:00 Uhr | roter ochsen | rohrbach 2016 | sa | 20:00 Uhr | altes rathaus | rohrbach Kandidierende der Parteien und Wählervereinigungen16.5. für die Kommunalwahlen einlass 19:30 Uhr · € 15,– einlass 19:30 Uhr · 15,– € am 25. Mai stellen sich Fragen und Anregungen mit Schwerpunkt Rohrbach. karten ab 28.12. bei schreibwaren hoffmann und in der eichendorff-buchhandlung 15.1. 20.2. karten bei schreibwaren hoffmann und in der eichendorff-buchhandlung Stadtteilverein Rohrbach Stadtteilverein Rohrbach V.i.S.d.P.: Hans-Jürgen Fuchs | Telefon 06221. 7254926 | [email protected] Stadtteilverein Rohrbach V.i.S.d.P.: Hans-Jürgen Fuchs | f: 7254926 | [email protected] | Gerhard Peters Kontakt: Gerhard Peters ([email protected] · f: 393659)

150 Weingut Hans Winter

Das Weingut Hans Winter liegt mitten im historischen Ortskern werden: Buntsandstein und Eichenholz – auf moderne Art und des Heidelberger Stadtteils Rohrbach, dessen Weinbautradition Weise kombiniert – laden hier zum Probieren der edlen Trop- bis ins Jahr 766 n. Chr. urkundlich belegt ist. Die Familie Winter ist fen ein. 2014 hat Hans Christian Winter, Weinbautechniker und bereits seit dem Mittelalter in Rohrbach ansässig. Seit jeher ist sie Küfermeister, den Betrieb von seinem Vater Hans-Werner Win- eng mit dem Weinbau verbunden und erzeugt selbst Wein, der in ter übernommen. „Der Heidelberger Jungwinzer Hans Christian ihren Gewölbekellern seit dem 15. und 16. Jahrhundert zur Rei- Winter sorgt in der Fachwelt mit interessanten Terroir-Weinen für fe gebracht wird. In der Familie befinden sich seit Generationen Aufsehen“ (Rhein-Neckar-Zeitung). Und der renommierte Wein- Winzer, Landwirte und Küfer. Wegen der Brandschatzungen, die journalist Gerhard Eichelmann hat das Weingut im November unsere Region im Pfälzer Erbfolgekrieg erleiden mussten, gingen 2005 als erstes Heidelberger Weingut in seinen „Weinführer der viele amtliche Dokumente und Kirchenbücher verloren. Daher ist besten deutschen Weinerzeuger“ aufgenommen. der Besitz eines Weinbergs erst im Jahr 1749 urkundlich belegt. Die Familie Winter bewirtschaftet derzeit 15 ha Weinberge und Auch so kann die Familie auf eine lange Weinbautradition zurück- 25 ha Ackerland. Die Weinberge befinden sich in den Lagen Hei- blicken und ist damit das älteste Weingut in Heidelberg. delberger Burg und Heidelberger Herrenberg. Hierbei handelt es Mit dem Wechsel der Generationen hat sich der Betrieb der Fa- milie Winter, der stets auch Ackerbau und Obstbau betrieben hat, immer mehr auf den Weinbau konzentriert. Und so hat sich auch das Anwesen der Familie in der Wein- gasse im Rohrbacher Ortskern im Laufe der Jahre verändert. Die his- torischen Gewölbekeller sind nunmehr dem Rot- weinausbau vorbehal- ten und wurden durch einen großen Keller für die Bereitung des Weiß- weins ergänzt. Die ehe- malige Scheune wurde für die Lagerung der Weinflaschen ertüch- tigt und 2012 konnte mit der Vinothek auf dem Weingut eine neue Perle im Rohrbacher Alles „Handverlesen“ Ortskern eingeweiht Eingang in das „Weinreich“ ...

151 sich um uralte Weinbergslagen, deren Bewirtschaftung sich bis gassen gesät. Diese sorgt in Verbindung mit dem regelmäßigen in das Jahr 766 n. Chr. zurück verfolgen lässt. Hier produziert Mulchen für eine gleichmäßige und natürliche Nährstoffzufuhr. die Familie Winter Weine von höchster Qualität, was zahlreiche Im Spätsommer gilt es durch Entblättern der Traubenzone die Auszeichnungen belegen. Beeren vor Fäulnis zu schützen, um bei einer möglichst späten Lese gut ausgereifte Trauben zu erhalten. Die Bezeichnung der Lage Heidelberger Burg geht auf eine Burg zurück, die einst hier stand. Diese Lage befindet sich Bei den Weißweinen wird auf eine langsame und kühle Gärung direkt über dem Heidelberger Stadtteil Rohrbach und er- geachtet, dadurch wird die ausgeprägte Frucht erreicht, die die streckt sich von dort in Richtung Süden. Am Hangfuß stehen Winter’schen Weine auszeichnet. Bei Rotwein wird voll auf tra- die Reben auf fruchtbarem Lössboden, weiter oben herrscht ditionelle Verfahren gesetzt. Dazu gehören die Vergärung auf Sandsteinverwitte rungs boden vor. Die Lage Herrenberg schließt der Maische und der Ausbau in alten Eichenholzfässern oder im sich südlich an die Lage Burg an und besteht im Hangfuß eben- Barrique. Bei allen Weinen wird für eine möglichst schonende falls aus Löss. Der eigentliche Hang besteht jedoch aus Kalkstein, Verarbeitung vom Weinberg bis in die Flasche gesorgt. welcher die Weine sehr gehaltvoll werden lässt. Folgende Rebsorten baut die Familie Winter an: Hier in Heidelberg, mitten an der Badischen Bergstraße, herrscht Weiß: Riesling, Müller-Thurgau, Weißburgunder, Grauburgun- ein sehr mildes Klima. Die Region ist mit dem Kaiserstuhl die der, Chardonnay, Auxerrois wärmste in Baden und damit auch in Deutschland. Zusammen Rot: Spätburgunder, Dornfelder, Portugieser, Regent mit den ausreichenden und gut verteilten Niederschlägen ergibt sich somit ein optimales Klima für den Weinbau. Heidelberger Weinkönigin – Larissa I. Weinanbau und -ausbau Das Amt der Heidelberger Weinkönigin besitzt noch kei- Qualität entsteht im Weinberg – daran glaubt die Familie Win- ne all zu lange Tradition. Das ter fest und deshalb kümmert sie sich intensiv um die optimale mag wohl daran liegen, dass Versorgung ihrer Reben. Die Winters sind davon überzeugt, dass Heidelberg ein eher kleines, man im Keller nur die Qualität erhalten kann. Erarbeitet wird sie aber sehr feines Weinanbau- während der Vegetationsperiode im Weinberg. Die Arbeit in den gebiet ist. So war Larissa Win- Weinbergen beginnt in den Wintermonaten mit dem Rebschnitt, ter nach Katja Clauer, die das während die Weine der vergangenen Ernte im Keller reifen. Amt von 1989 – 1997 inne- Dabei werden alle Rebstöcke auf eine bzw. zwei Ruten zurück- hatte, erst die zweite Heidel- geschnitten. So wird der Ertrag für das kommende Jahr bereits berger Weinkönigin. begrenzt. Nach dem Austrieb, der hier in Rohrbach meist schon Mitte April beginnt, wachsen die Am 8. Juli 2000, nachdem Reben sehr rasch. Es ist viel Arbeit, sie gerade ihr Abitur am Kur- ihnen zu einem aufrechten Wuchs fürst-Friedrich-Gymnasium in zu verhelfen, der für die optimale Heidelberg bestanden hatte, Sonneneinstrahlung notwendig ist. wurde sie zur neuen Heidel- Bei der Bewirtschaftung der Wein- berger Weinkönigin ernannt. Neben der etwas längeren Amtszeit berge wird größter Wert auf eine unterscheidet sich das Amt der Heidelberger Weinkönigin auch in optimale Versorgung der Rebstö- anderen Bereichen von traditionellen Weinköniginnen. So gilt es cke gelegt. Damit dies auch im nicht nur die hiesigen Weine, sondern auch die Stadt Heidelberg Einklang mit der Natur geschieht, als solche zu repräsentieren. Diese Aufgabe im Dienste einer der wird bereits seit den 60er Jahren schönsten Städte Deutschlands auszuüben, hat Larissa Winter mit eine Dauerbegrünung in die Reb- Stolz erfüllt. Es war ihr aber auch wichtig, dazu beizutragen, die

152 Bekanntheit der Heidelberger Weine zu fördern – sie haben es ver- dient, können sie sich doch mit den besten Tropfen aus deutschen Landen messen. Die Repräsentanz der Heidelberger Weinkönigin erstreckte sich während ihrer Amtszeit zwar vorrangig auf die hiesige Region, sie blickt jedoch gerne auf Auftritte, wie beispielsweise jene in der Deutschen Botschaft in London oder bei der Heidelberg-Wo- che in der japanischen Partnerstadt Kumamoto, zurück. Aber auch die Auftritte in der Region, wie der Heidelberger Herbst und die Rohrbacher Kerwe haben ihr stets große Freude bereitet. Gerne hat sie den Rohrbacher Spielmannsverein beim Winzer- umzug zum Deutschen Weinfest in Neustadt begleitet, bei dem sie als einzige rechtsrheinische Weinkönigin vertreten war. Natürlich war das Amt der Weinkönigin auch mit Anstrengun- gen verbunden, aber im Inland wie im Ausland wurde ihr immer Freundlichkeit und Interesse entgegen gebracht. Sie konnte viele interessante Menschen kennen lernen und Erfahrungen sam- meln dürfen, die sie nicht missen möchte. Am 10. Juli 2013 hat sie das Amt der Heidelberger Weinkönigin an Katrin Klein übergeben, die ebenfalls aus Rohrbach stammt. Larissa Winter hat mittlerweile geheiratet, trägt den Nachnamen Winter-Horn und engagiert sich als 1. Vorsitzende des Obst, Gar- ten und Weinbauvereins Heidelberg-Rohrbach e.V. weiterhin für den Rohrbacher Wein. Spitzenweine aus Heidelberg

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154 MGV Liederkranz 1904 Heidelberg-Rohrbach e.V.

Der Männergesangverein „Liederkranz“ Heidelberg-Rohrbach e.V. Seit Jahren sind große gemeinsame Auslandsreisen mit chorischen wurde 1904 gegründet und ist seit dem ein reiner Männerchor Auftritten fester Bestandteil des Vereinslebens. 1984 ging’s in den geblieben. Mit seinen fast 90 Sängern ist er einer der größten Män- Osten der USA, 1988 nach Ungarn, 1992 nach Kalifornien, 1997 nerchöre in der Region um Heidelberg. nach Kanada, 2000 nach England und Schottland. 2003 fand eine In vielen Konzerten stellte der Chor sein großes Können unter Be- Flusskreuzfahrt von St. Petersburg nach Moskau statt, 2006 flog weis und erzielte bei Sängerwettbewerben herausragende Erfolge. man nach Südafrika und 2008 war Italien das Ziel. 2010 besuch- ten wir die goldene Stadt Prag und 2011 machten wir eine Flan- 1999 bestand der Liederkranz seine Meisterprüfung mit Bravour. Sechs dern-Rundreise. 2012 weilten wir in Wien, 2013 in Luxemburg und Jahre durfte er sich „Meisterchor im Badischen Sängerbund“ nennen. 2015 in Nord-Polen und Masuren. Der Chor hat ein breit gefächertes Repertoire, das von traditionel- lem deutschem Liedgut über klassische Stücke bis hin zu interna- Zudem wurde 1997 die erste CD unserer Heimatstadt Heidelberg tionalen Liedern reicht. zum 800jährigen Jubiläum mit dem Titel „Ich hab‘ mein Herz in Heidelberg verloren“ gewidmet. Jedes Jahr ist bei uns geprägt von bestimmten Veranstaltungen. Dazu gehören die „Fasenacht“ mit Darbietungen der Vereinsmit- Danach entstanden noch 9 weitere CD‘s, z. B. mit Weihnachtslie- glieder, das „Mai-Ansingen“ vor oder in der Eichendorffhalle und dern, Opernchören oder vom großen Festkonzert zum 100jährigen die Weihnachtsfeier mit vielen Chordarbietungen und Ehrungen Jubiläum, bei dem wir mit mehr als 100 Sängern auftraten. verdienter Mitglieder, die das Jahr abrundet.

155 Abschied vom Rohrbacher Bächlein, Im April 1965 – Von Katharina Schädel

Voll Wehmut vernahm ich die traurige Kunde, Wieviel Kannen voll Wasser, es ist nicht zu sagen Und‘s Bächlein plätscherte: „Mich hat‘s gefreut, dass wahr wird, was längst schon in aller Munde: haben fleißige Frauen in die Gärten getragen, das war mein schönstes Erlebnis heut”, Das Rohrbacher Bächlein soll verschwinden, um die keimende Saat und die Blumen zu gießen, und eine lustige Schneeballschlacht es soll sich durch dunkle Rohre winden. die sich wachsend und blühend dankbar erwiesen. hat alles wieder gutgemacht. Wenn der heut‘ge, moderne Mensch beschließt: Das Bächlein ist ein Verkehrshindernis, Nach der Arbeit wurden Eimer und Kannen, Doch im Winter war schneller der Abend da, erreicht ohne Widerstand er sein Ziel. Kübel und gebrauchte Wannen, da rief auch schon die Großmama: Das Bächlein muss weichen, obgleich es nicht will. Spaten und Hacken und andere Sachen „Ihr Kinder, hört ihr, dass Nachtglock leit? Es muss in die leblose Tiefe steigen, an‘s Bächlein getragen zum Saubermachen. Eich halt noch de Nachtkrabb, auf jetzt werd´s Zeit wo nur noch Finsternis und unheimliches Schweigen; Für Mensch und Tier zu jeder Zeit Und´s Nachtgebet endete: „Lieber Gott! kein Licht – und kein Sonnenstrahl erhellt war´s Bächlein immer dienstbereit. Lass schneiche, dass morje noch mehna Schnee i hot.” ihm den Lauf in der dunklen Unterwelt. So war man so ziemlich dem Abend nah; Seitdem sind schon viele Jahre verstrichen, Mir war‘s Bächlein von frühester Jugend an es war ein Erlebnis, was dann geschah. es hat sich so vieles geändert inzwischen. wie ein getreuer Freund zugetan. Ein kräftig Ho – Ruck, und der Stau brach entzwei, Großeltern, Eltern, Brüder, Verwandte, Als Spielgefährte in den Kinderjahren wir machten zuvor den Weg noch frei; liebe alte und junge Bekannte durften wir manchen Spaß erfahren. ein mächtiges Poltern und Brausen erscholl gingen; `s war immer zu früh an der Zeit; Es kam uns entgegen so heiter und froh, wie fürchterlicher Donnergroll. uns blieb die Trauer, das Heimweh, das Leid. wenn durch die Räume irgendwo Es gab so manche schlaflose Nacht, Wann ein „schwer Wetter” am Himmel hing, auch´s Bächlein hat sich bemerkbar gemacht; ein früher Sonnenstrahl schnell es geküsst ein Wolkenbruch hernieder ging, und nickende Sträucher es freundlich gegrüßt. sein Plätschern war traurig, es raunte mir zu: da schwoll doch‘s Bächleins Zornesader an, „Auch ich habe Heimweh, genau so wie du.” Wir Kinder wateten froh und munter es fürchteten sich Maus und Mann, immer durchs Bächlein mal rauf und mal runter, wenn es, was in den Weg ihm kam, Jetzt sind wir die Alten in unseren Gassen, und die selbstgebastelten Schiffchen fuhren einfach alles mit sich nahm. seitdem sie uns für immer verlassen. auf seinem Rücken in vollen Touren. manchen Abend, bevor ich ging zur Ruh, Und manchmal ist es dem Bächlein gelungen, schaut ich so gern noch dem Bächlein zu. Die größeren Buben hüpften mit Stangen s‘ist über sein eigenes Bett gesprungen quer über den Bach, um sich einzufangen. Der Anblick bot ein bezauberndes Bild: und manchem Bürger wutentbrannt Der Mondschein legte sich weich und mild Es gab keins von uns Kindern – ja, das ist wahr, in den tiefergelegenen Keller gerannt. das nicht in den Bach gefallen war; auf die kleinen Wellen; so malerisch schön und Eltern und Großeltern sagten zum Trost: Doch wenn es dann wieder Morgen war, hab ich selten die Natur geseh‘n. Wer net in die Bach fällt, werd a net groß. war‘s Bächlein wieder frisch und klar, Ein romantisches Fleckchen aus alter Zeit und aus dem Plätschern hört man‘s raunen: muss sinken in die Ewigkeit. Am Millebergswegl war ein Wasserfall, „Heut bin ich wieder guter Launen.” – 20 cm hoch – doch konnten wir all Das Plätschern des Bächleins ist nur noch ein Klagen: im Gegensatz zu anderen vielen Doch auch im Winter, wenn es geschneit, „Ich muss den Schritt in die Tiefe wagen, hohen Wasserfällen, dort spielen. war‘s Bächlein zu manchem Spaß bereit. ich erlebe nicht mehr die Jahreszeiten, Hier wurde meistens ein „Neckar” gebaut, Vor unserem Haus war `ne Schlittenbahn, ich höre nie wieder die Glocken läuten, mit Säcken und Steinen das Wasser gestaut; sie war nicht so lang, stieg nicht so steil an, kein Sonnenstrahl streift mich auf meinem Gang, von ganz oben hüpften unsere Bälle so richtig für uns Kinder gedacht; es erfreut mich nicht mehr der Vöglein Gesang, lustig tanzend von Welle zu Welle. hier wurde gefahren, getummelt, gelacht. und von Gärten, blühenden Blumen und Bäumen Da hatten wir Kinder viel größere Freude Dabei wurde ein Schneemann gebaut, darf ich nur noch träumen – träumen.” als im modernsten Schwimmbad heute. der immer so schelmisch zugeschaut; Und ich tröste das Bächlein, indem ich ihm sag: inzwischen schnell mal durchgeschwärmt, „Sieh Bächlein, für Dich wird es auch wieder Tag, Dann sind mal Enten; mal Gänse gekommen doch hat‘s ständig gelockt wenn‘s draußen gelärmt. und in den gestauten See geschwommen; irgendwo, an einem anderen Orte im Gänsemarsch kam die schnatternde Schar, Damals gab‘s keine „Davoser” wie heute, öffnet sich Dir wieder die Pforte, um ein Bad zu nehmen, weil es nötig war, und „Rodeln”, das kannten nur „bessere Leute”, dann wird Dir die Sonne wieder scheinen, und dann in die warme Sonne unsere niederen Schlitten, Rutscher genannt Du wirst Dich mit vielen Tropfen vereinen sich tüchtig geschüttelt, getrocknet, gepflegt. waren als unentbehrlich bekannt. zu einem großen gewaltigen Strom; Und das Lied aus dem Plätschern konnt‘ keinem entgeh‘n: mit ihnen mussten schon unsere Eltern es grüßt Dich manch‘ Schloss und manch‘ herrlicher Dom. „Hier ist es doch herrlich, hier ist es doch schön!” als Kinder in den verschneiten Wäldern Du wirst mithelfen, ganz große Schiffe zu fahren, Säcke voll Späne beim Holzhauer holen; wie Du keines gesehen in all den Jahren. Manch‘ lechzender Hund hat am Bach sich ergötzt, sie waren billiger als Kohlen. manch‘ Vöglein die „singende Kehle genetzt, Du bist, wie wir, im großen Getriebe Der Bub obendrauf, der Sack darunter, ein winziges Rädchen – der Technik zuliebe. die Rehlein im Walde spähten und lauschten, so sauste der Rutscher den Berg hinunter. wenn nur noch die Blätter der Bäume rauschten Vielleicht darfst Du einmal aus Himmelshöhen s‘ Millebergswegl wurde auch ausprobiert; als ersehnter Regen hier niedergehen; dann schnell mal, ans Bächlein zum frischen Trank die meisten hatten mit ihren Schlitten und freundlich genickt: Hab Dank, hab Dank! die Gärten, die Gräber der Freunde begießen doch die richtige Kurve geschnitten; und die veränderte, liebe Heimat grüßen.” doch ab und zu sauste der Rutscher, – o Pein – schnurstracks in die nasskalte Bach hinein.

156 MGV Sängerbund 1856 Heidelberg-Rohrbach e.V.

Ein Gesangverein für die ganze Familie. Zu ihnen gehört der Sängerbund Rohrbach, der mit seinen Breites Chorangebot für Jung und Alt beim Sängerbund Jagdmusik-Konzerten auf der Thingstätte und dem Heidelber- Rohrbach ger Schloss sowie den Hubertus-Messen unter seinem genialen Gegründet 1856 in der Hoch- und Gründungszeit der Laienchö- Dirigenten Reinhold Stief musikalische Höhepunkte in der Regi- re in Deutschland gleicht die wechselvolle Geschichte des MGV on setzte. Dem gesellschaftlichen Wandel der letzten 50 Jahre Sängerbund 1856 Heidelberg-Rohrbach e.V. derjenigen vieler mit der Individualisierung der Lebensstile, einem wachsenden Männergesangvereine. Der stürmischen Aufwärtsentwicklung alternativen Freizeit- und Kulturangebot und abnehmendem Bin- nach der Gründung folgten der Niedergang in zwei Weltkriegen dungswillen an Vereine konnte sich aber auch der Sängerbund und ein neuerlicher Aufschwung mit einem Mitgliederboom bis nicht entziehen. Doch hat der Verein in den letzten zehn Jahren hinein in die 1970er Jahre. Heute gelten die MGVs, mit überal- kräftig gegen gesteuert: 2004 gesellte sich ein Kinderchor zum terten Männerchören und ohne ausreichenden Nachwuchs, eher traditionellen Stammchor der Männer. „Die Kleinen Strolche“ als „Dinos“ der Chorszene – vom Aussterben bedroht. Doch so verzauberten fortan mit ihren Konzerten, so mit dem Musical mancher dieser Vereine erzielt auch gute Erfolge im Kampf ums „Felicitas Kunterbunt“ in 2011, die Rohrbacher Bevölkerung. Überleben und gewinnt neue Kraft. Aber damit nicht genug, denn 2006 wurde „Modern United“

Der Sängerbund im Jubiläumsjahr des Stadtteils

157 gegründet, ein gemischter RockPop-Chor mit einem eher mo- Steckbrief: dernen, internationalen Repertoire. Abgerundet wurde das MGV Sängerbund 1856 Heidelberg-Rohrbach e.V. Chorangebot des Sängerbunds schließlich Ende 2014 mit der Männerchor: Errichtung eines neuen Jugendchors. Chorproben jeweils Montag, 20.00 Uhr, Heidelberg-Hasenleiser, Kinder- und Jugendchor, Modern United für die „Generation Baden-Badener-Str. 11 (Seniorenzentrum); Mitte“ und der Männerchor – in der Tat ein Gesangverein für Repertoire: eher traditionell die ganze Familie! Der Vereinsvorstand sowie Dirigent Armin RockPop-Chor „Modern United“: Seitz, der im vergangenen Jahr sein „10-jähriges“ als Chorlei- Chorproben jeweils Donnerstag, 20.30 Uhr, Treff am Turm (TaT), ter des Sängerbunds feierte, heben denn auch gerne die breite Franz-Kruckenberg-Str. 54 im HD-Ortsteil Quartier am Turm; musikalische Ausrichtung des Vereins hervor. Repertoire: rockig, poppig, fetzig! Zur Verstärkung seiner Chöre sucht der Verein ständig san- Kinder- und Jugendchor: gesbegeisterte Frauen und Männer, der Männerchor aktuell Chorproben jeweils Donnerstag, 16.30 Uhr (Kinderchor) bzw. vor allem Zuwachs im Tenor. Dem Erlebnis des gemeinsamen 17.15 Uhr (Jugendchor), ebenfalls Treff am Turm; Singens in einem der Sängerbund-Chöre geht dabei keine Repertoire: alles was Spaß macht! förmliche Anmeldung oder gar Vorsingen voran. „Rein“ kommt man vielmehr so: reinschauen, reinschnuppern, reinfühlen und Kontakt/Ansprechpartner: mitsingen. Das Einzige, was Neuankömmlinge dazu mitbringen Dirigent: Armin Seitz Tel. 0176/22932099 + 0176/64343335 sollten – ihre Stimme und die Lust zu Singen … . Vorstand: Dr. Hartmut Lutschewitz Tel. 06221/339400 Emil Winnewisser Tel. 06221/332901 Internet: www.saengerbund-hd-rohrbach.de eMail: [email protected]

158 Sängereinheit Heidelberg Rohrbach e.V.

Jeden Dienstagabend wird das Alte Rathaus zum Beben gebracht, wenn die drei Chöre der Sängereinheit zusammen kommen und mit ihrem Gesang den Ortskern von Rohrbach beschallen. Zunächst erklingen die Stimmen der Chorlibris, unseres Kin- derchors, mit fetzigen Liedern. Danach trifft sich der Gemischte Chor zum Singen traditioneller Lieder und Evergreens. Last but not least erschallen die 50 Stimmen der POPCHORn`s mit einem Mix aus Pop, Rock und Gospels. Seit Januar 2015 schwingt Christoph Engelsberger bei allen drei Chören den Taktstab. Mit seiner Freude an der Musik, mitrei- ßender Dynamik und seiner unnachahmlichen Art versteht er es, nicht nur individuell auf die Bedürfnisse der einzelnen Chöre einzugehen, sondern auch jede Probe zu einem Highlight wer- Der Gemischte Chor besteht aus derzeit 20 Sängerinnen und Sängern. den zu lassen. Nach den Proben des Pop- chors lassen wir den Abend bei gemütlichem Beisammen- sein und manch gesungenem Lied ausklingen; denn neben der Musik wird auch die Ge- selligkeit bei uns großge- schrieben. Dies gilt auch bei unseren Veranstaltungen, wie Theater- nachmittagen, Liederaben- den, Konzerten, unserem Va- tertagsfest oder bei Auftritten der verschiedensten Feierlich- keiten, bei denen wir nicht nur die Geselligkeit innerhalb unseres Ortes mitgestalten, sondern auch die Kultur in Rohrbach fördern möchten. Der Popchor der Sängereinheit besteht derzeit aus 50 Sängerinnen und Sängern.

159 Diese Ziele verfolgen wir bereits seit langer Zeit, denn die Sän- gereinheit ist ein alteingesessener Verein in Rohrbach, der am 10. April 1910 im Gasthaus „Eiche“ (heutiger Standort der Ei- chendorffhalle) als „Arbeitergesangverein“ gegründet wurde; damals waren wir noch ein reiner Männerchor. Unter dem Vorsitz von Valentin Frauenfeld erlangte unser Verein durch eine schnell wachsende Mitgliederzahl großes Ansehen. Dieser Aufschwung wurde durch den Ersten Weltkrieg unterbro- chen. Nur eine kleine Anzahl Sänger war 1919 bei der Wieder- aufnahme der Singstunden zurückgekehrt. Es folgten die Vorstände August Zeller von 1919-1921, Valentin Frauenfeld von 1921-1929 und Hans Feigenbutz von 1930-1933. Trotz der widrigen Umstände wurde während des Zweiten Welt- kriegs weiterhin fleißig gesungen. 1946 begann mit dem Vorsitzenden Wilhelm Rubner eine neue Die Chorlibris Ära unter dem Namen „Chorvereinigung“. Wenn diese Kurzvorstellung unseres Vereins Sie neugierig ge- Von 1948-1974 leitete Josef Reichling als 1. Vorsitzender die macht hat, dann schauen Sie sich gerne unsere Homepage an, Geschicke unseres Vereins. In dieser Zeit wurde aus dem reinen kommen Sie zu einer unserer Veranstaltungen, wie zum Beispiel Männerchor einer der ersten gemischten Chöre in der Region. einem Konzert im Oktober 2016 in der Eichendorffhalle oder Seit dem heißt unser Verein „Sängereinheit“. schauen Sie, ganz unverbindlich, bei der Probe einer unserer Chöre vorbei. Sie sind jederzeit herzlich willkommen. Nachfolger im Amt des 1. Vor- sitzenden wurde 1974 Erwin Möge der Chorgesang in Rohrbach noch lange die Sinne und Heinzerling, der dieses Amt Herzen der Menschen erfreuen. bis 2008 innehatte. 1978 wurde der Kinderchor www.saengereinheit-heidelberg-rohrbach.de gegründet, der 2015 den Namen „Chorlibris“ bekam. 2008 übernahm Konstan- tin Waldherr den Vorsitz der Sängereinheit. Auf- grund seiner Initiative wur- de Ende des Jahres 2011 der Popchor gegründet, der sich seit dem Jahr 2013 „POPCHORn`s“ nennt. Die Vorstandschaft im Jubiläumsjahr Dieser hat sich durch eine stetig wachsende Anzahl von Sänge- rinnen und Sängern, vor allem im Jahr 2015, zum größten Chor der Sängereinheit entwickelt.

160 Heimat Rohrbach Ansprache zum Festakt 1250 Jahre von Hans-Jürgen Fuchs, 1. Vorsitzender des Stadtteilvereins Heidelberg-Rohrbach

Ein Ortsjubiläum ist eine gewichtige Sache. Wunden gelegt und gezeigt, wie stark Aus: Bloch, Ernst: Das Prinzip Hoffnung. Das können diejenigen bestätigen, die auch aktive Politiker und Wirtschaftsfüh- Bd. 3., Frankfurt/Main 1969, S. 1628. das Jubiläum vor 50 Jahren schon erlebt rer in die Machenschaften der Nazidikta- Er schrieb es … im US-amerikanischen haben. Und ein Jubiläum ist natürlich tur verstrickt gewesen waren. Die Liebe Exil … immer auch Anlass, Bilanz zu ziehen, zur „Heimat” erschien nicht nur mir in sich die Vergangenheit und die Gegen- diesem Zusammenhang als konserva- „Heimat” ist hier etwas durchaus Positi- wart anzusehen und ein bisschen in die tiv, wenn nicht gar als reaktionär. Dafür ves, das allerdings nicht wirklich existiert, Zukunft zu blicken … und das ist meine bitte ich um Nachsicht. Man kann sich jedenfalls nicht im Hier und Jetzt, sondern Aufgabe heute. das damalige Leben heute eigentlich gar eine Art säkulares Himmelreich darstellt. nicht mehr vorstellen. Vieles, was heu- Ich möchte diese Gedanken zum 1250. Rohrbach Jubiläum um zwei Begriffe spinnen: te völlig normal ist, war damals verpönt Zum einen natürlich um „Rohrbach” und und wurde manchmal sogar strafrecht- Kommen wir zum zweiten Pol meiner zum anderen um den Begriff „Heimat”. lich verfolgt. Selbstverständlich bekamen Ausführungen und nun endlich nach unverheiratete Paare keine Wohnungen Rohrbach. Und da steht naturgemäß der Heimat und man diskutierte ernsthaft die Frage, Anlass am Anfang, warum wir heute 1250 ob Frauen Hosen anziehen dürfen. Und Jahre Rohrbach feiern und nicht 2000 Beginnen wir mit dem Begriff „Heimat”. Filme, die heute im Vorabend-Programm Jahre oder 7000 Jahre. Denn Rohrbach ist In meiner Kindheit kam Heimat meist in laufen, zwischen Werbung für Granufink natürlich viel älter als 1250 Jahre. Ausgra- Verbindung mit dem Wort Film vor. Da- und Thermacare, hätten auf dem Index bungen zeigen, dass bereits in der Stein- mals gab es im Fernsehen nur zwei Sen- gestanden ... zeit, vor mehr als 7000 Jahren, hier Men- der und wenig Wiederholungen. Die wa- schen lebten. Und schon damals floss der ren in den Zeitschriften extra markiert. Viele Gedanken über diese „Heimat” Rohrbach. Nur haben die Steinzeitmen- Heute ist es umgedreht, da sind die Erst- machten wir uns damals allerdings nicht. schen uns nichts Schriftliches hinterlassen ausstrahlungen extra markiert. Trotzdem habe ich interessanterweise – keine alte Urkunde, in Stein gemeißelt, Und Wiederholungen damals – waren meine Magisterarbeit, die sich mit den auf der „Rohrbach” und vielleicht „5000 gar nicht gut. Wenn es dann doch mal Fremden und der Fremde beschäftigte, vor Christus” steht. Also müssen wir die eine gab, schimpfte meine Mutter und mit einem Zitat des Ludwigshafener Philo- erste nachgewiesene schriftliche Erwäh- wünschte sich stattdessen „einen schö- sophen Ernst Bloch beendet. Bloch, Vor- nung Rohrbachs zugrunde legen, wenn nen deutschen Heimatfilm”. Und deut- denker der 68er, schrieb in seinem Prinzip wir ein Jubiläum feiern. Hoffnung: sche Heimatfilme waren meistens mit Und das ist eine Urkunde aus dem Lor- Luis Trenker oder Lieselotte Pulver und „Die wirkliche Genesis ist nicht am An- scher Codex vom 31. Dezember 766. spielten vorzugsweise in den Alpen oder fang, sondern am Ende … Hat er (der Dort schreibt ein Wiglarius. L., logo pu- in Ungarn. Mensch) … das Seine … in realer Demo- blico, dass ein Richgard Theuthard aus Später, in meiner Jugend, war „Heimat” kratie begründet, so entsteht in der Welt Rohrbach „unter König Pippin und Abt durchaus ambivalent besetzt. Die 68er- etwas, das allen in die Kindheit scheint Gundeland” einen Weinberg an das Klos- Bewegung hatte ihre Finger in offene und worin noch niemand war: Heimat.” ter stiftete. Diese milde Stiftung „ erfolgt

161 auf göttliche Eingebung, zu unserem See- Wir schreiben das Jahr 2016 und gucken hatte. Boxberg und Emmertsgrund sind lenheile und um der Wiedervergeltung in uns zunächst einmal um: Waldgebiete, sie werden erst ab 1960 der Ewigkeit willen. … Wir bestätigen, für das Wohnen erschlossen. Das Gebiet Hier ist Rohrbach, der südliche Stadt- dass unsere Vergabung auf ewige Zei- gehört dafür noch zur Rohrbacher Ge- teil der Universitätsstadt Heidelberg. ten Gültigkeit haben soll, und erklären, markung. Der Rohrbach läuft noch of- Alt-Rohrbach mit seinen verschachtelten dass sie aus vollkommen freiem Willen fen. Erst 1956-1967 wird er verdolt. Die Häusern, das Gewann See, der Hasen- erfolgt.” Römerstraße ist noch ganz schmal und leiser, Rohrbach-West, das Quartier am Rohrbach Markt noch kein Verkehrskno- Das Ganze war bemerkenswert juristisch Turm, das Eichendorffforum und nicht tenpunkt. abgesichert. So heißt es in der Urkunde zuletzt Heidelbergs größtes Gewerbege- weiter: „Wenn aber künftig jemand, was biet, Rohrbach-Süd. 16.000 Einwohner, Und ein viertes Mal 25 Jahre weiter in die wir allerdings am allerwenigsten glau- ein Stadtteil, der größer ist als die meisten Vergangenheit. 1916. Wilhelm II. ist noch ben möchten, wenn wir selbst oder ei- Städte im Umkreis. deutscher Kaiser, wenn auch nicht mehr ner unserer Erben oder Nacherben oder lange. Das Gebiet der Großdeutschland- Und nun drehen wir uns um und gehen sonst ein missgünstiger Mensch gegen kaserne (das spätere Headquarter) ist 25 Jahre in die Vergangenheit. Dort wo diese von uns gemachte Schenkung an- Ackerland und Rohrbach ist noch selbst- heute das Quartier am Turm steht und zukämpfen versuchen sollte oder diesel- ständig. In einer Volksabstimmung über das Eichendorffforum ist teilweise Indus- be brechen wollte, so hüte er sich, dass Eingemeindung lehnen die Rohrbacher triebrache, teilweise wird das Gelände er nicht den Zorn des allmächtigen Got- 1920 diese ab. Doch am 1.4.1927 ist es wirtschaftlich genutzt, von Furukawa und tes auf sich herabziehe. Außerdem aber so weit: Rohrbach wird mit 5.227 Ein- Nanz. komme er vor das öffentliche Gericht wohnern nach Heidelberg eingemeindet. und, von diesem verurteilt, entrichte er Und noch einmal 25 Jahre zurück. Wir Rohrbach und Kirchheim sind durch eine zugunsten dieser Stätte eine Buße in schreiben das Jahr 1966. Rohrbach hat Straßenbahn verbunden, die 1901 in Be- der Höhe von zwei Pfund Gold und drei etwas mehr als 10.000 Einwohner. Noch trieb ging. Rohpfund Silber. Seine Einwendungen sind der Hasenleiser und Rohrbach-Süd Weitere 25 Jahre … 1891 … Rohrbach aber sollen für die Beurteilung dieser nicht bebaut, die IGH wird erst in 10 Jah- hat ca. 2.650 Einwohner … und kein Angelegenheit gar nicht berücksichtigt ren eingeweiht werden, das alte Heiligen- elektrisches Licht, das kommt erst 1902, werden. …” haus steht noch und beim heutigen EMBL und auch kein Gas, das kommt 1911. Und ist nichts als Wald. Auch das Gewann See Ich könnte nun eine historische Vorlesung auch mit dem Verkehr sieht es anders aus ist noch mehr als 10 Jahre Ackerland und aus dieser Ansprache machen, aber das als heute. Dort wo jetzt zehntausende in der Rathausstraße gibt es noch keinen würde den Rahmen des Abends spren- Fahrzeuge täglich fahren, tuckerte gerade Beton-Penny. gen. Deshalb verweise ich hier auf Lud- ein einsames Gefährt durch die Römer- wig Schmidt-Herbs Chronik Rohrbachs, Weiter geht die Reise. Noch einmal 25 straße: Am Steuer Bertha Benz bei der die Sie ganz neu aufgelegt auf dem Ver- Jahre zurück, ins Jahr 1941. Keine gute ersten automobilen Fernreise. kaufstisch im Foyer finden, ebenfalls die Zeit. Auch in Rohrbach marschieren die Warum erzähle ich Ihnen das alles? Ich Ortschronik von Karl-Heinz Frauenfeld, Schergen der Nazis. Die Synagoge wird finde es wichtig, dass wir uns der enor- die Sie im Museum erhalten oder in der in Brand gesetzt, die jüdischen Mitbürger men Veränderungen bewusst werden, Eichendorffbuchhandlung. deportiert und ermordet. die in relativ kurzer Zeit stattfanden. Der Aber ein Stück weit möchte ich dann Rohrbach hat ca. 6.700 Einwohner. We- älteste Mensch im Saal ist, na, sagen doch mit Ihnen auf eine Art Zeitreise in nige Jahre später sollen es schon fast wir mal 90 Jahre alt, also 1926 geboren. die Vergangenheit gehen … 9.000 sein. Folge der Flüchtlingsströ- Rohrbach ist zu dieser Zeit ein Dorf mit me, die das Ende des Regimes erzeugt etwa 5.000 Einwohnern. Heute leben

162 hier auf einer 5x so großen bebauten bach durch eine Haltestelle, die mit- Heimat Fläche 3x so viele Menschen. Menschen, ten auf dem Fußweg lag, voneinander Womit wir wieder bei dem Thema Heimat deren Wurzeln in vielen Dutzend Län- trennte. Viele Geschäfte standen hier wären. Nun aber nicht mehr bei einem dern liegen. Das ist ja nicht nur ein quan- leer. Trotzdem versuchten einzelne Ge- Begriff, der eng und spießig ist. Und auch titatives Problem, sondern verändert alle werbetreibende die Pläne zum Umbau bei keinem, der eine fast religiöse Utopie sozialen Zusammenhänge – nicht nur die noch in letzter Minute zu vereiteln. Zum postuliert. Sondern bei einem ganz konkre- der Neubürger. Glück ist das nicht gelungen. Der Umbau ten Bild von Heimat, bei dem es um etwas Besonders rasant verlief die Entwicklung fand statt, und heute ist Rohrbach Markt geht, das genau hier ist – und genau jetzt. in den letzten 50 Jahren. In dieser Zeit wieder ein lebendiges Zentrum unseres „Heimat ist Tiefe, nicht Enge”, sagt der sind die Neubaugebiete entstanden und Stadtteils. konservative österreichische Kulturpo- die Einwohnerzahl Rohrbachs hat um Der dritte große Schritt war schließlich litiker und Volkskundler Hanns Koren. über 60 % zugenommen. Die Folgen die- der Umbau des Rathausplatzes. Damit Koren war Nationalratsabgeordneter der ser Entwicklung zeigten sich meines Er- bekam das Gebiet das Aussehen, dass ÖVP, steirischer Landesrat und Landtags- achtens vor allen Dingen im letzten Jahr- seiner Bedeutung schon lange zukam. präsident. Er setzte sich in vielen Reden zehnt des 20. Jahrhunderts. Das war eine und Schriften mit dem auseinander, was Zeit, in der überall die Gefahr bestand, Der vierte Schritt schließlich war die „Heimat” in Zeiten der Globalisierung be- dass Stadtteile mehr oder minder zu Wiederbelebung der Idee, Rohrbach als deuten kann. In Zeiten, in denen das, was Schlafstätten werden. Hier bei uns droh- Weinort zu positionieren. Hierzu haben heute state-of-the-art ist, morgen schon te nicht nur der Rohrbach Markt zu ver- die Aktivitäten sehr Vieler, nicht zuletzt retro heißt. Koren sagt: waisen. Dass diese Entwicklung nicht zu die des Obst, Garten und Weinbauver- einem Verlust der Identität des Stadtteils eins beigetragen. „Fortschritt natürlich muss sein. Aber führte, hat damit zu tun, dass es gelang, man muss auch wissen, von wo aus man rechtzeitig gegenzusteuern. Durch all diese Schritte wurde das Ge- werbe in Rohrbach gesichert und auf die fortschreitet, wo man steht, wo man Tritt fassen kann … aber es ist ebenso gegen Der erste Schritt war meines Erachtens Straßen im Zentrum kehrte das Leben die menschliche Natur, sich in Traditio- die Verlegung des Wochenmarktes vom zurück. Diese Erfolge waren nur deshalb nen zu fixieren, jeden Schritt in geistiges, Kerweplatz an das alte Rathaus. Der möglich, weil in Rohrbach, im Gegen- künstlerisches und gesellschaftliches Neu- Wochenmarkt fristete dort ein trauri- satz zu manch anderem Stadtteil, Alt- land als Treulosigkeit und Landesverrat zu ges Dasein. Es gab nur noch einen ein- und Neubürger in dieser Frage an einem verdammen”. zigen Stand und wenig Kunden. Viele Strang zogen. Ein Stück weit ist es uns Marktbesucher kauften am Samstag gelungen, hier ein Konzept zu leben, das Heute wird niemand mehr in Heimat hin- in anderen Stadtteilen ein. Die Verle- Stadtteile als lebendige Einheit sieht. Als ein geboren, man muss sie sich erarbei- gung des Wochenmarkts an das alte Einheit, in der eine Vielfalt von Kulturen ten – derjenige, der Heimat sucht genau- Rathaus brachte einen unglaublichen zusammenlebt, ohne das Ganze aus den so wie jene, die Heimat sein möchten. Aufschwung. Seither gibt es ein halbes Augen zu verlieren, für das sie sich ge- Diana Kinnert, die gerade mal 24 Jahre Dutzend Stände, die bestens besucht meinsam verantwortlich fühlen. Dieser alt ist und bereits das Büro von Peter sind, was auch mehr Leben in die Rat- Gedanke der Stadtteilkulturen ist eine Hintze in Berlin leitet, meint: „Heimat hausstraße bringt und so auch den an- Sache, die interessanterweise an zwei entsteht nicht durch Geburt. Sie entsteht sässigen Geschäften hilft. sehr unterschiedlichen Orten ganz ähn- nicht in Abgrenzung zu etwas … Heimat Der zweite Schritt war dann der Umbau lich diskutiert wird: in eher konservativen ist Verbundenheit in Freiheit. Heimat am Rohrbach Markt – vorher ein trost- Kreisen in Österreich und in rot-grünen meint Verantwortung, Anteilnahme, loses Gebilde, das Ost- und West-Rohr- Kreisen im Ruhrgebiet. Mitwirkung.”

163 Und Friedrich von Weizsäcker sagte in Ich habe ihn nicht gefragt, nehme aber Was für ein schönes Bild. Auch wenn Bloch seiner Antrittsrede 1984: „Heimat ist der an, dass Rohrbach für ihn ganz selbstver- „Heimat” in ein noch-nicht-irdisches Para- Ort, wo man in Verantwortung genom- ständlich Heimat ist. dies verlegt, so denkt er doch, dass Heimat men wird und wo man verantwortlich Aber wie ist das mit dem SAP-Ange- uns allen in die Kindheit scheint. sein kann”. stellten, der einige Jahre im Ausland zu- Aber auch für Kinder ist das heute nicht Dass man sich heute Heimat erarbei- brachte und nun mit seiner Familie im mehr selbstverständlich. Apps und Com- ten muss, ist nicht nur ein Nachteil. Es Quartier lebt? Wie empfindet das der puterspiele vermitteln keine Heimat. Das heißt auch, dass man sie sich erarbeiten Architekt, der versucht, alte Gebäude in tun die Vereine, der Sport, der Sommer- kann. Wie viel ist geschehen, seit wir hier Rohrbach behutsam umzubauen oder tagszug … Und auch deshalb müssen das letzte Jubiläum feierten. 1966 war neue einzufügen? Und wie sieht das der diese am Leben gehalten werden. Deutschland ein anderes Land. Heute Schneider, dessen Wurzeln in der Türkei hat jeder Fünfte einen Migrationshinter- liegen und der seit Jahrzehnten bei uns Das ist unsere Aufgabe hier und heute: grund. Damals gab es kaum Fremde im lebt? Und wie erst ein Flüchtling, den die die Gesellschaft offen zu halten. Und sie Land. „Gastarbeiter” nannte man sie und Not aus seinem Heimatland zu uns ge- zusammenzuhalten, nicht sie zu spalten. dachte, diese würden bald wieder gehen. trieben hat? Dass wir mithelfen, dass Heimat für die- jenigen Heimat bleibt, die schon immer Winfried Kretschmann, selbst Kind Hei- Aras Ören, einer von ihnen, schrieb 1978: hier leben. Und dass die, die neu dazu matvertriebener, sagt: „Weil wir heimat- „Wenn du jetzt zurückschaust auf die kommen, hier eine Heimat finden kön- verbunden sind, können wir in besonde- sechziger Jahre, stellt sich heraus, dass nen, wenn sie das wollen. Vor allem aber rem Maße nachvollziehen, was es heißt, deine Gedanken über uns falsch wa- dafür zu sorgen, dass unsere Kinder eine vertrieben zu werden.“ ren. Die weggehen, gehen. Die bleiben, Heimat finden, die sie stark macht. schlagen hier Wurzeln … Es ist die Wirk- lichkeit, die sich leise unter dem Wasser Heimat Rohrbach Der Dichter Gorch Fock beschrieb das so: fortbewegt. Auf eine neue Wirklichkeit Kommen wir zum Schluss noch einmal „Mit der Heimat im Herzen die Welt um- bewegen wir uns zu, und ihr mit uns.” zu dem eingangs zitierten Wort von Ernst fassen”. Ja, es ist viel geschehen, seit wir das letzte Bloch und lenken wir unsere Aufmerk- In diesem Sinne wünsche ich uns allen, Jubiläum feierten. Kann das Rohrbach von samkeit auf einen Teil, den man leicht dass es uns gelingt, unsere Geschichte, heute Heimat sein? Für sehr viele ganz überliest: unsere Traditionen und unsere Identität sicher. Ich denke an jemanden, der hier „… so entsteht in der Welt etwas”, sagt zu wahren und zugleich offen sein und aufwuchs, seit seiner Kindheit im Chor Bloch, „das allen in die Kindheit scheint zu bleiben für Neues und neue Menschen singt. Und nun selbst den Chor leitet. und worin noch niemand war: Heimat.” in unserer Mitte.

164 Unsere Unterstützer und Spender

Unser besonderer Dank für die intensive und gute Zusammen- der Volksbank Kurpfalz. Ohne Sie hätten wir viele Highlights des arbeit gilt dem Hauptsponsor dieser Festbroschüre, der Heidel- Jubiläumsjahres den Rohrbacher Bürgern nicht anbieten können. berger Volksbank, ohne deren großzügiges Engagement die Wir danken Herrn Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner Drucklegung nicht möglich gewesen wäre. für die Übernahme der Schirmherrschaft für das Jubiläumsjahr, Xenia Hirschfeld vom Gebäudemanagement der Stadt Heidel- berg für ihre wohlwollende Hilfe und der Schlosserei Weese, dem Maler Hauck, Johannes Bär und Bruno Winkler von WMX- Design für ihre Unterstützung beim Umwandeln der Halle. Ebenfalls gilt unser Dank den folgenden Spendern die uns mit einer finanziellen Spende geholfen haben. Allen Inserenten der Festschrift, die durch das Schalten einer An- zeige auch dazu beigetragen haben eine interessante, unterhalt- Claus Becker same und lehrreiche Broschüre zu ermöglichen, sei Dank. Christine und Horst Blei Irene Kalusniak Wir danken den Stadtwerken Heidelberg für die große Unter- Dr. Judith Leiner-Schormann stützung unseres Festakts und der Festhalle und der Badischen Reinhold Meyer Beamtenbank für ihren Beitrag zur rorcultur. Hans-Jürgen Pabelick Eyke Peveling Peter Sommer Johanna Struve Hans Theurer Wieland Orthopädie und Rehatechnik Auch allen anderen, die uns finanziell unterstützt haben, danken wir herzlich: der Stadt Heidelberg, der Sparkasse Heidelberg und

Impressum

Alle in dieser Broschüre veröffentlichten Artikel wurden durch Die Umschlaggestaltung lieferte das graphische Atelier „grafux“, die Verfasser legitimiert, die Redaktion übernimmt deshalb H.-J. Fuchs, Heidelberg keine Verantwortung für die Inhalte. Die Gesamtherstellung der Broschüre erfolgte durch die Firma Die Redaktion lag in den Händen von Hans-Peter Droste, Dietz Druck, Heidelberg Ludwig Schmidt-Herb und Hans-Jürgen Fuchs.

165 Vielleicht bekommen Sie im Internet Visiten karten, Flyer und Poster günstiger als bei uns. Aber bietet Ihnen das Internet auch Konzepte und Layoutvorschläge an oder diskutiert es Lösungswege mit Ihnen? Kontaktieren Sie uns, sonst werden Sie es nie erfahren. Telefon 06221 / 1 45 20 oder [email protected] www.dietzdruck.de

166 Danke

Das Programm, das in Rohrbach im Jubiläumsjahr auf die Beine Viele Rohrbacher Vereine und Institutionen haben uns intensiv gestellt wurde, kann sich sehen lassen. Sehr viele Menschen unterstützt und sich auch mit Veranstaltungen am Jubiläumsjahr haben dazu beigetragen. beteiligt Der Koordinierungsausschuss für das Festjahr Freiwillige Feuerwehr Heidelberg-Rohrbach Heidelberger Dienste Uwe Bellm (Umgestaltung der Festhalle, Rohrbacher Kirchengemeinden Wimpel in der Rathausstraße) MGV Liederkranz 1904 Hans-Peter Droste (Festschrift) MGV Sängerbund 1856 Erica Dutzi (Protokolle) Obst, Garten und Weinbauverein Rohrbach Thomas Fischer (Management der Festhalle) Polizeirevier Heidelberg-Süd Bernd Frauenfeld (Sponsoring) der punker Hans-Jürgen Fuchs (Gesamtorganisation) Rohrbacher Jungs Michael Gail (Finanzen) Rotes Kreuz Heinz Kaltschmidt (Festdorf) Schützengesellschaft 1924 e.V. Michael Kraft (Organisation Festdorf) Sängereinheit Chris Mench (Chorabend) Spielmannsverein 1956 Siegfried Michel (Organisation) Turnerbund 1889 Rohrbach (TBR) Josef Scherhaufer (Festzug, Jubiläumsausstellung) Thoraxklinik Ludwig Schmidt-Herb (Festschrift) Turn- und Sportgemeinde 1889 (TSG) Wolfgang Späth (Festzug, Jubiläumsausstellung) Karin Weidenheimer (Koordination) Ohne ein hohes Maß an ehrenamtlicher Hilfe ist ein solches Ju- Peter Weidenheimer (Festzug und -dorf) biläum nicht zu bewerkstelligen. Wir danken den vielen Men- Jürgen Ziegler (Organisation Festzug, Jubiläumsausstellung) schen, die uns bei der Vorbereitung vor allem des Festwochen- endes tatkräftig unterstützten. Es ist leider nicht möglich, alle zu nennen. Stellvertretend für alle bedanken wir uns bei Konstantin Waldherr, Peter Faus und Sven Kröhnert. Wir danken auch jenen, die uns Artikel für die Festschrift zur Verfügung gestellt haben, sich beim Festwochenende einbrin- gen – sei es als Teilnehmer des Festaktes, des Festumzuges oder aktiv unser Festdorf unterstützen.

167 www.swhd.de

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»Wer glaubt, etwas zu sein, hat aufgehört, etwas zu werden«, heißt es. Wir berücksichtigen das in unserer Strategie Stadtwerke Heidelberg 2020 und bleiben o en und unterwegs.

AZ_Image Laeufer_224x214_4c.indd 1 11.01.16 11:46 UNSERE REGIONALE VERANTWORTUNG: Wir gratulieren dem Stadtteil Rohrbach herzlich zum Jubiläum.

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