190. Nachrichtenbrief

Erstellt von Alfred Kiefer Textredaktion: Hans Schabert Kreisgeschichtsverein e.V.

Liebe Mitglieder des Kreisgeschichtsvereins Calw, 190. Nachrichtenbrief sehr geehrte Leserschaft des Nachrichtenbriefes, April 2017 beim ersten Vereinstreffen in diesem Jahr zur Erkundung eines Stückes Kreisge- schichte vor Ort, trafen sich in in der Staatsklenge 45 Mitglieder und Jahrgang 30 Gäste. Für eine aufschlussreiche Führung gilt dem Technischen Betriebsleiter der Einrichtung, Thomas Ebinger, Dank. Ein Bericht über die Veranstaltung und das dabei Erfahrene aus der Wald- und Klengengeschichte ist auf der nächsten Seite zu finden. In dieser Ausgabe:

Eine erfreuliche Mitteilung durfte ich den Teilnehmern dort in ganz anderem In der Staatsklenge werden Zusammenhang machen: Die Stadt Nagold ist unserem Verein beigetreten, sodass tonnenweise Zapfen gedörrt 2 jetzt alle Kommunen des Landkreises Calw Mitglied sind. Inzwischen ist außerdem Die Luftverteidigungszone das 300. Mitglied zum KGV gestoßen. West führte 1939 durch den Kreis Calw 5

Gleich zu drei weiteren Terminen darf ich heute einladen. Beim nächsten Vereinstref- Alte badisch-württembergische fen heißt die Überschrift, „Im Tal der Hämmer“, wo am 21. Mai 2017 unser Landesgrenze dokumentiert 6 junges Vorstandsmitglied Tobias Roller die Teilnehmer – nachdem ich im Urlaub weile – begrüßen und auch führen wird. Das Hammer-Schmiedemuseum und die Neue Mitglieder 7 Industrieanlagen in Baiersbronn-Friedrichstal bieten einen interessanten Ein- Der neue Band „Das Wildbad blick in die Industriegeschichte Württembergs. Mit den funktionsfähigen alten im Schwarzwald“ 8 Maschinen wird gezeigt, wie aus einem Stück Metall weit über das Land hinaus bekannte und begehrte Sensen gehämmert wurden. Einladung zu den nächsten drei Vereinstreffen 9 Gleich am Tag danach, am Montag, dem 22. Mai 2017 um 19 Uhr, findet im Forum König-Karls-Bad in Bad Wildbad die Vorstellung des Buches, „Das Wildbad im Schwarzwald“, statt, das der KGV herausgibt. Eröffnen wird die Buchpräsentation ebenfalls Tobias Roller. Der Band wird von dem Mitautoren und Heimatforscher Götz Bechtle vorgestellt. Das Begleitprogramm gestaltet die Stadt Bad Wildbad, für die Bürgermeister Klaus Mack ein Grußwort spricht. Den Erwerb des Bandes bietet im Rahmen der Vorstellung die örtliche Buchhandlung „Bücher- fuchs“ an. Es wird für die Teilnehmer auch eine kleine Stärkung bereitgehalten. Die Gesamtorganisation auf KGV-Seite liegt in den Händen meines Stellvertreters Alfred Kiefer. In einem der nachstehenden Beiträge wird auf die Quasi-Fortsetzung un- seres vergriffenen Buches, „Die Bäder im Kreis Calw“, eingegangen.

Am 11. Juni 2017 folgt dann schon die ganztägige Jahresfahrt unsers Vereins, die zum Museum Hohenasperg und nach Bietigheim führen wird. Sie wurde von Alfred Kiefer und mir vorbereitet. Vorgesehen sind ein Besuch des 1536 erbauten Hornmoldhauses mit seinem anschaulichen Museum, weiter bleibt Zeit für einen Stadtrundgang; beides kann jeder Teilnehmer nach seinem Geschmack gestalten, den zweiten Teil auch mit Nutzung einer der Einkehr-Möglichkeiten kombiniert. Anmeldung ist erforderlich und ab sofort – am besten per E-Mail ([email protected]) oder auch telefonisch (07081/3986) – möglich bei Alfred Kiefer. Für Vereinsangehörige entstehen für Bus, Führung und Eintritt keine Kreisgeschichtsverein Kosten. Soweit die Teilnahme von Nicht-Mitgliedern trotz der begrenzten Platzzahl Calw e.V. (Mitglieder haben Vorrang!) möglich ist, fällt eine Kostenbeteiligung für Fahrt und Eintrittsgelder von 20 Euro pro Person an. Näheres zu den Terminen findet sich wie Postanschrift: üblich am Ende dieses Nachrichtenbriefes. Hans Schabert Laienbergstraße 135 Nun wünsche ich viel Spaß beim Lesen dieser 190. Ausgabe, der außer den 75323 Bad Wildbad Veranstaltungsankündigungen diesmal u. A. auch ein interessantes Forscher-Zwi- schenergebnis über die 1939 aufgebaute und durch den Kreis Calw führende Telefon: 07081-3986 Luftverteidigungszone West enthält. Vielleicht kann der eine oder andere Leser dem E-Mail: [email protected] Verfasser die gewünschten Hinweise geben. Diese werden auch an meine E-Mail- Internet: www.kgv-calw.mianba.de 190. Nachrichtenbrief Seite 2

Adresse [email protected] erbeten, damit Neuigkeiten zum Thema an die Leser des Nachrichtenbriefes weitergegeben werden können.

Mit freundlichen Grüßen Ihr

Hans Schabert Erster Vorsitzender

In der Staatsklenge werden tonnenweise Zapfen gedörrt

Seit 150 Jahren Baumsamen fürs ganze Zugseil mit einem Wurfsäckchen, einer großen Art Land aus Nagold Spatzenschleuder oder der Armbrust in die Höhe ge- langt. Die beim Bergsteigen entwickelte Seil-Klettertech- Von Hans Schabert nik ersetzt nämlich heute die Steigeisen. Den ganzen Tag über kommen die saisonbedingt nur wenige Wo- Sie steht mitten in der Stadt Nagold, die Staatsklenge, chen im Jahr in diesem Feld mit einer Zusatzausbildung eine wichtige Einrichtung der Staatsforstverwaltung für wirkenden Fachleute – meist Baumpfleger – zum Ein- die Wälder ganz Baden-Württembergs und darüber satz. Oft die gesamte Arbeitszeit über bleibt der Zapfen- hinaus. Vor 150 Jahren, als sie auf privater Basis ent- pflücker bei der Ernte oben, wechselt von Baum zu stand, hatte des Oberamts-Städtchen 2.429 Einwohner. Baum ohne Bodenberührung. Aus schwindelnder Höhe Der Sitz war damals noch ganz am Rand. Dies erfuhren seilte sich Ebinger zu Demonstrationszwecken vom die Teilnehmer beim jüngsten Vereinstreffen des Kreis- Giebel eines Klengen-Gebäudes ab. geschichtsvereins Calw (KGV). Der Technische Betriebs- leiter Thomas Ebinger der zum Landesforstbetrieb Entstanden sind die Klengen, die großen Samenlager, gehörenden Einrichtung stellte zunächst den 45 Besu- nach dem „hölzernen Zeitalter“ des 18. und 19. Jahrhun- chern den Betrieb und dessen Aufgaben vor. Dann derts, das zur Plünderung der Wälder geführt hatte. folgte eine Besichtigung der technischen Anlagen und Zugweise wurde anschließend das Saatgut herantrans- der Lagerräume bis hin zum Labor. portiert, um Pflanzen zu ziehen und auch Lehrgeld zu zahlen. Denn Erfahrungen um die Bedeutung von Her- Beeindruckend schilderte Ebinger die Arbeit der Zapfen- kunft und Boden sowie Vorgaben der Natur mussten pflücker und zeigte an einem der Gebäude, wie das erst gesammelt und erforscht werden.

Aus 100 Kilo Kiefernzapfen ein Kilo Samen

Zapfen vom Boden nutzen für die Gewinnung der Samen nichts, denn wenn sie gefallen sind, dann sind sie leer. Die noch geschlossenen Zapfen werden in der Warmdarre er- hitzt. Zwischen 50 und 100 Tonnen davon werden jährlich in Nagold zum Aufspringen gebracht, damit sie den Sa- men freigeben. Anschließend werden sie in der Biomasse- Heizung verfeuert. Die Samen wandern zur Aufbewahrung in Kühlräume und können Jahr- zehnte gelagert werden. Aus 100 Kilo Kiefernzapfen lässt sich ein Kilogramm Samen mit 80.000 bis 100.000 Samen- körnchen gewinnen. Auch Laubbaum-Samen gehört zum Viel über Gewinnung und Lagerung von Baumsamen in der Staatsklenge sowie Sortiment in Nagold. Gängige die Geschichte der Einrichtung erfuhren bei einer Veranstaltung des KGV die Teil- wie seltene Arten werden vor- nehmer in Nagold. gehalten. 190. Nachrichtenbrief Seite 3

Mit Zapfenpflücker-Ausrüstung seilt sich Thomas ...und sicher landet der Technische Betriebsleiter Ebinger von einem der Gebäude in der Staatsklen- bei der Demonstration im Hof „seines“ Betriebs. ge ab...

Den Samen bestimmter Baumarten, beispielsweise der Landesgartenschau angelegt wurde. Ein Blick wur- Buche und Eibe, hat die Natur eine nur durch Kälte zu de auf die Geschichte der Vermarkung und die Aufga- überwindende Keimhemmung „eingebaut“, wohl damit ben der Untergänger, die auch die Zeugen unter den sie nicht zu früh austreiben und erfrieren. Deshalb Marksteinen einlegten, geworfen. Wissenswertes dazu muss vor ihrem Einsatz künstliche Kälte im Kühlraum kann den beiden nachstehend abgebildeten Informati- – oder draußen die kalte Jahreszeit – darüber gehen, onstafeln entnommen werden (von denen eine – ver- bei der Eibe sogar fünf bis sechs Mal. Weitere Informa- mutlich durch Vandalen entfernt – zum Zeitpunkt des tionen finden Interessierte unter www.staatsklenge- Besuchs fehlte). – Viel zu bereden hatten am Ende die nagold.de. Eingangs hatte der Verfasser dieses Bei- Teilnehmer, von denen sich ein guter Teil in der trags in seiner Funktion als KGV-Vorsitzender die Gaststätte „Eisenbahn“ noch zum gemütlichen Aus- Teilnehmer begrüßt. Zu hören war, dass in Nagold klang traf. eines der drei im jungen Königreich Württemberg gebildeten Oberämter saß, die später mit ihren Bezir- ken – die anderen waren Neuenbürg und Calw – den 1938 entstandenen Landkreis Calw bildeten. Das selbst als Ruine noch recht mächtig wirkende Schloss aus dem 12./13. Jahrhundert der Hohenberger, die später Pfalzgrafen waren, wurde 1646 im Dreißigjäh- rigen Krieg beschädigt. In späterer Zeit war es Sitz des Forstmeisters. Ganz allgemein spielten der Wald und der Holzhandel in Nagold lange eine bedeutende Rolle. Im Holzgarten der Stadt landeten noch im vorletzten Jahrhundert Flöße und Scheiterholz.

Blick auf die Marksteinsammlung und Einkehr

Im Anschluss an die Führung in der Staatsklenge Im weitläufigen Areal der Staatsklenge in Nagold gibt führte ein Spaziergang in den weitläufigen und gut Thomas Ebinger (in Forstmanns-Kleidung) der Besu- belebten Stadtgarten von Nagold. Angesteuert wurde chergruppe des KGV Informationen zur Geschichte und die Marksteinsammlung, die im Zusammenhang mit Gegenwart. 190. Nachrichtenbrief Seite 4

Wissenswertes zum Thema Vermarkung kann im Nagolder Stadtgarten bei der Marksteinsammlung den abgebil- deten Tafeln entnommen werden. Bilder: Hans Schabert 190. Nachrichtenbrief Seite 5

Die Luftverteidigungszone West führte 1939 durch den Kreis Calw

Flak-Bauwerke als Zeugen der Ver- terstände. Je nach Ausbaustand der Flugabwehrstel- gangenheit lung kamen noch drei betonierte Munitionsbunker dazu. Munitionsniederlagen existierten in Althengstett und Kehrhau bei Jettingen (knapp außerhalb der Cal- Von Friedrich Wein wer Kreisgrenze bei Jettingen). In diesen wurde der Munitions-Nachschub für die Flugabwehrstellungen Ab 1939 wurden von Bruchsal im Norden bis an den eingelagert. Sie bestanden aus zehn bis 15 Munitions- Bodensee im Süden Befestigungsanlagen der sogenann- häusern für unterschiedliche Lagermengen, einem ten "Luftverteidigungszone West" (LVZ West) als Be- Packgebäude sowie einem Wachgebäude in Massivbau- standteil der Westbefestigungen gebaut. Sie sollten weise. feindliche Flugzeuge abwehren und gleichzeitig eine rückwärtige Verteidigungslinie des Westwalls bilden. Im Verlauf dieser Befestigungslinie wurden im Landkreis Die Nagolder Flak-Kaserne Calw ebenfalls Flugabwehrstellungen, eine Flak-Kaser- ne, Versorgungseinrichtungen, Flugplätze und Scheinan- Auf dem Eisberg bei Nagold gab es eine „Flak-Kaserne“, lagen errichtet. die spätere Eisberg-Kaserne des Fallschirmjägerbatail- lons 252 der Bundeswehr. Die Flak-Kasernen dienten Nach bisherigem Kenntnisstand gab es in folgenden der Ausbildung und der Unterbringung eines Flak-Regi- Orten im Landkreis Calw und der näheren Umgebung ments, das die Bedienungen für die Flugabwehrstellun- Flugabwehrstellungen und Bauwerke der LVZ West, die gen der LVZ West stellte. Im Gegensatz zu den 1939/40 während der Anfangsphase des Zweiten Welt- Flak-Kasernen in Ludwigsburg, Leonberg und Friedrichs- kriegs auch belegt waren: Langenbrand, Oberkollbach, hafen wurden bei Zimmern ob Rottweil und auf dem Althengstett-Calw, Breitenberg, Zwerenberg, Oberhaug- Eisberg die Soldaten nicht in massiven Gebäuden, son- stett, Wart und . – Die Flugabwehrstellun- dern in Baracken untergebracht. Auf dem Eisberg befan- gen bestanden normalerweise aus vier betonierten den sich diese auf der ebenen Fläche in der Nähe der Geschützstellungen, zwei betonierten Befehlsstellen, späteren Standortschießanlage der Bundeswehr (heute Unterbringungsmöglichkeiten für die Bedienungen (so Hochseilgarten). Der technische Bereich wurde stattdes- wurden die Soldaten der Bedien-Mannschaften ge- sen mit langgestreckten Hallen ausgestattet, in denen nannt) in der Nähe der Geschütze sowie einem Batterie- die Fahrzeuge, die Geschütze und sonstiges Material beständelager. Dieses Beständelager war eine große abgestellt wurden. Auf dem Eisberg wurde dieser dort Halle zum Abstellen von Fahrzeugen, Geschützen und errichtet, wo auch die Bundeswehr ihren technischen sonstigem Material. Im Obergeschoss befanden sich Bereich hatte. Aufenthaltsräume für die Soldaten. Flugplätze bestanden in Mötzingen nahe der Calwer Zumindest in Egenhausen und in Wart sind diese Kreisgrenze und in Obertalheim. Da in der Literatur Beständelager jedoch nicht gebaut worden. Bei den immer wieder der Begriff „Flugplatz Nagold“ verwendet Unterbringungsmöglichkeiten für die Bedienungen in wird, dort aber kein Flugplatz bekannt ist, kann eine der Nähe der Geschütze gab es drei Möglichkeiten: Verwechslung mit dem Flugplatz bei Mötzingen vorlie- Blockhäuser in Holzbauweise, betonierte Bunker sowie gen, der sich zwischen dem Steinbruch und dem Dorf an die Geschützstellungen angehängte betonierte Un- befand. Der Flugplatz bei Obertalheim wird als Notlande- platz bezeichnet und ist bis heute mit (Segel-) Flugzeu- gen belegt.

Scheinanlage Spielberg/Egenhausen wurde angegriffen

Scheinflugplätze existierten zwischen Spielberg und Egenhausen sowie auf dem Höhenrücken zwischen dem heutigen Haiterbacher Industriegebiet und Tal- heim (Landkreis ). Scheinanlagen dienten der Täuschung des Gegners. Sie sollten ihm entweder Fabriken und Industrieanlagen vortäuschen oder seine Flugzeuge vor die Rohre der Flugabwehr- stellungen locken. Aus dem zweiten Grund wurden die beiden genannten Scheinanlagen im Nahbereich der beiden Flugabwehrstellungen Egenhausen und Salz- stetten (Landkreis Freudenstadt) errichtet. Die Schein- anlage bei Egenhausen wurde 1939/40 auch Eines der Blockhäuser zur Unterbringung der Bedien- tatsächlich mit Bomben angegriffen, die Scheinanlage Mannschaft in der Flugabwehrstellung Egenhäuser bei Salzstetten war in dieser Zeit mit Flugzeugattrap- Kapf pen ausgestattet. 190. Nachrichtenbrief Seite 6

Eine der Geschützstellungen der schweren Flugabwehrstellung „Egenhausen“ auf dem Egenhäuser Kapf Fotos (2): Friedrich Wein

Wer kann ergänzende Informationen geben?

Inwieweit diese Auflistung abschließend ist, kann zum jetzigen Zeitpunkt insbesondere in Bezug auf die Flugplätze und die Scheinanlagen nicht gesagt werden. Um die Geschichte dieser Flugabwehrstel- lungen und Bauwerke im Landkreis Calw im Zu- sammenhang mit den anderen im Landkreis Freudenstadt und im Enzkreis errichteten Flugab- wehrstellungen und Bauwerken der LVZ West zu erforschen, sucht der Verfasser nach Angaben und Unterlagen über die Bau- und Belegungspha- se dieser Einrichtungen in den Jahren 1939/40 sowie deren weiteren Nutzung in der zweiten Kriegshälfte und nach dem Zweiten Weltkrieg. Über einen Informationsaustausch würde er sich freuen. Kontakt kann gerne unter der Adresse Friedrich Wein, Fachplanungsbüro für Brand- und Denkmalschutz, Seeblickstraße 6, 72160 Horb- Grünmettstetten (Telefon: 07486 / 964434; E-mail: [email protected]) aufge- nommen werden.

Die Informationstafel auf dem „Zwerenberger Dorfgeschichte(n)-Weg“ zeigt nicht nur die Fir- mengeschichte der Firma Veyhl auf. Es ist darauf auch zu sehen, wie die dortige, typische Flakhalle ausgesehen hat, in der das Unternehmen mit heute über 400 Beschäftigten gleich nach Kriegs- ende seine Anfänge nahm, um 1951 zu „Veyhl“ zu werden. Bild: Archiv Schabert

Alte badisch-württembergische Landesgrenze dokumentiert

Gotthold Genthner und Günter Obrecht gischen Grenze an den von ihm und Günter Obrecht spüren 20 alte Markierungen auf aufgespürten Grenzsteinen im dortigen – zumindest heute – unwegsamen, teils steilen Waldgelände. Genth- ner hat sich der Heimatgeschichte und besonders den Von Hans Schabert Kleindenkmalen verschrieben. Schon ehe im Kreis Calw die im Bereich seiner Heimatgemeinde Höfen von ihm Einfach wird es nicht, die Idee von Gotthold Genthner tatkräftig unterstützte Kleindenkmalerfassung erfolgte, umzusetzen: Er denkt an einen Pfad zwischen Calmbach hat er ehrenamtlich im Enzkreis zum benachbarten und Höfen entlang der ehemaligen badisch-württember- Neuenbürg hin mitgewirkt. 190. Nachrichtenbrief Seite 7

Keine Ruhe ließen ihm Beschreibungen des Höfener Historikers Friedrich Fick (1888 1970) zum Thema, von denen allerdings nur Fragmente auffindbar waren. Hinweise gaben Vorträge und Ausarbeitungen, besonders das Buch, „Aus der Waldgeschichte des Schwarz- waldes“, vom früheren Landesforstpräsi- denten Max Scheifele. Im Höfener Gemeindearchiv und im Kartenmaterial des Landkreises Calw fand Genthner Unterlagen bis hin zu alten Grenzpunkten in der Urkarte der Landesvermessung. Zusammen mit Ob- recht – als Fachwart für Naturschutz und Heimatpflege des Schwarzwaldvereins Höfen und Vermessungsfachmann der ideale Partner – machte er sich auf die Suche. Am Steilhang, unter und neben Wurzeln, einmal auf einem Felsen, ein anderes Mal in der bekannten Form eines Marksteins fanden sie 20 von 30 der ehemaligen Markierungen, die heute mit- ten im Wald „nur“ noch historische Bedeutung haben. An der Markierung 43, einem schon 1558 als Grenzkennzeichnung genutzten Felsen, stehen (von links) Bürgermeister Holger Wahrscheinlich überwiegend Buchelt, Günter Obrecht, Gotthold Genthner und Jörg Krax. 1571 gesetzt Bild: Hans Schabert

Die alte Grenze und ihre Markierungen verliefen zwi- und Kaufvertrag zwischen dem badischen Markgrafen schen markgräflich-badischem und württembergischen und württembergischen Herzog beendete dies mit dem Territorium. Sie wurden wahrscheinlich überwiegend im Übergang des badischen Liebenzeller Amts an Württem- Jahr 1571 gesetzt. Genthner und Obrecht haben alles berg. Damit hängt zumindest teils zusammen, dass die dokumentiert und fotografiert. Die Dokumentation er- Steine nach dreierlei Systemen nummeriert sind. hielt jetzt Bürgermeister Holger Buchelt für das Höfener Gemeindearchiv ausgehändigt. Das Ortsoberhaupt ließ Die Nummernfolge 189 bis 217 ist die jüngste. Sie es sich nicht nehmen, aus diesem Anlass auf Stippvisite kennzeichnet im Höfener Wald die Forstgrenze zwischen im Wald einen der Fundorte am Hang oberhalb vom dem Heim des Calmbacher Schwarzwaldvereins und dem Jakobsweg/Schreinerweg – die Markierung Nummer 43 Förtelbachtal. Als älteste Bezeichnung sind die Nummern – mit aufzusuchen. Mit von der Partie war auch Forstre- 34 bis 63 teils noch erkennbar. Umgekehrt – warum auch vierleiter Jörg Krax, der alle gefundenen Standorte immer – ist die Zählung 141 bis 112 zu finden. Eingemei- sichern wird, damit sie nicht etwa bei Holzerntearbeiten ßelt sind die Länderwappen. Manchmal ist das badische in Mitleidenschaft gezogen werden. Wappen ausgeschlagen, manchmal auch beide Symbole. Dann ist ein „H“ für Höfen, ein „ZV“ für Zeller oder ein Viele stutzen, wenn sie hören, dass Baden bis 1603 weit „W“ für Wildbader Forst – früher mit V geschrieben – zu in die heutige Höfener Markung hinein reichte, die lesen. Nicht mehr auffindbar war die von Fick beschrie- damals im Übrigen zu Calmbach gehörte. Ein Tausch- bene Jahreszahl 1558 am Grenzstein 43.

Neue Mitglieder: Jetzt 300er-Grenze überschritten

Mit Beitritt Nagolds alle Kreisgemeinden Gremien bedankt – sind alle 25 Calwer Kreisgemeinden dabei Mitglied des KGV und unterstützen somit die Arbeit. Zusammen mit dem Landkreis, Firmen und Vereinen gehören dem KGV jetzt 42 juristische Personen an. Sie Am 20. März 2017 ist dem Kreisgeschichtsverein Calw werden natürlich – wie Einzel- bzw. beitragszahlende Thomas Bühler aus Nagold beigetreten. Er ist das 300. Familienmitglieder – nur einmal gezählt. Mitglied. Bei nächster Gelegenheit wird er mit dem – eigentlich vergriffenen – Buch, „Die Bäder im Kreis Calw“ Als neue Mitglieder seit Erstellung des Nachrichten- (aus einem Rückkauf durch den KGV), beglückwünscht! briefes vom März heißen wir außerdem im KGV willkom- men: Mit dem Beitritt der Stadt Nagold – über den sich der KGV-Vorstand bei seiner jüngsten Sitzung freute und Dr. Hannelore Treiber, Bad Wildbad bei Oberbürgermeister Jürgen Großmann und seinen Roland Günther, Nagold 190. Nachrichtenbrief Seite 8

Der neue Band „Das Wildbad im Schwarzwald“

Bei der Vorstellung am 22. Mai erhältlich tungsweisende Ereignis, das Landes- und Stadtge- schichte eng verbindet. Von Hans Schabert

Übereinstimmung von Format und Farbe des Buches Uhlands Versen Fotos der Bildhauerkunst weisen darauf hin: „Das Wildbad im Schwarzwald“ mit zugeordnet dem Untertitel, „Seit mehr als 650 Jahren baden und heilen“, ist gewissermaßen eine auf die Stadt zuge- Nicht fehlen darf natürlich die Ludwig-Uhland-Ballade schnittene Fortsetzung des 2012 erschienenen, vom vom „Überfall im Wildbad“. Den Versen haben der Hei- Kreisgeschichtsverein Calw herausgegebenen, vergrif- matforscher Götz Bechtle und die Stadtarchivarin, Marke- fenen Bandes „Die Bäder im Kreis Calw“. Das Werk wird tings-Chefin Dr. Marina Lahmann, passend die Fotos der am 22. Mai 2017 um 19 Uhr der Öffentlichkeit im Forum kunstvollen Bildhauereien aus dem Wildbader Ratssaal König-Karlsbad in Bad Wildbad vorgestellt (bei Anfahrt zugeordnet. Mit dem „Wasserschatz“ Thermal- und Mine- mit dem Pkw werden das Parkhaus 4 gleich nach der ralwasser und seiner Herkunft befasst sich wie schon im seitlichen Ausfahrt aus dem Tunnel oder das näher Bäderbuch – in einer zu Bad Wildbad ergänzten Gesamt- gelegene Nummer 3 - allerdings recht teure – im schau des unterirdischen Vorkommens zwischen Baden- Quellenhof empfohlen; bei Anfahrt mit der S-Bahn liegt Baden und Bad Cannstatt – der Experte Ernst Ammer. das Veranstaltungslokal ganz kurz vor der Endhaltestel- le „Kurpark“). Der Entstehung des Kurparks, dem Kulturquadrat, dem bis vor gut hundert Jahren fast unberührten Die Herausgabe des neuen Wildbader Heimatbuches Sommerberg und der Stadtentwicklung überhaupt fällt nicht zufällig mit dem 650jährigen Jubiläum zu- widmen sich Abschnitte des Bad Wildbader Heimatfor- sammen, das mit dem Überfall auf den Grafen Eber- schers Götz Bechtle. Der Vorsitzende des Heimat- und hard II. die Badegeschichte der Stadt belegt. Von Geschichtsvereins Oberes Enztal, Wolfgang Plappert, sechs Autoren werden in den Texten des neuen beschreibt das historische und aktuelle Badeleben und Buches und mit 180 Fotos und Abbildungen Historie die Entwicklung des Gesundheitswesen aus der Ver- und Gegenwart verbunden. Wissenschaftlich fundierte, gangenheit heraus bis in die Gegenwart. Eine Abrun- auf einander abgestimmte Beiträge dazu stammen dung bilden Beiträge des Verfassers dieses Beitrags von Dr. Karl Konrad Finke und dem Referatsleiter im unter der Überschrift, „Die Stadtkirche und andere Stuttgarter Hauptstaatsarchiv, Professor Dr. Peter Wildbader Gotteshäuser“, sowie über das Verkehrswe- Rückert. Sie weisen auch nach, dass mit dem Wildbad sen auf Wasser, Schiene und Straße bis hin zum 1467 kein anderes, als das zur Bäderstadt im Enztal Tunnel- und gegenwärtig in der Endausbauphase be- gewordene gemeint sein kann. Deutlich wird das rich- findlichen Fluchtstollenbau.

Verkauf des Buchs für 15 Euro

Bei der Vorstellung im Forum König-Karls-Bad wird das Buch zum regulären Verkaufspreis von 15 Euro auch gleich durch die benachbarte Buchhandlung Bücherfuchs angeboten. Den günstigen Ausgabepreis ermöglichen die Förde- rung durch die Sparkasse Pforzheim Calw und den Landkreis Calw sowie nicht zuletzt die eh- renamtliche Mitwirkung von Freunden der Hei- matgeschichte und Vereinsmitgliedern.

Der stellvertretende KGV-Vorsitzende Alfred Kie- fer hat auch für diesen Band – wie schon für eine Reihe anderer Druckwerke des Vereins – wieder Satz und Layout bewerkstelligt. Die Na- men des Redaktionsteams lauten: Alfred Kiefer, Götz Bechtle, Wolfgang Plappert und Hans Scha- bert. Korrektur gelesen wurde das gesamte Buch von Isolde und Helmut Klein. Das Druck- werk erhielt die ISBN-Nummer 978-3-86595- 529-6, hat 132 Seiten, ist ein fadengebundener Farbdruck auf 170-Gramm-Papier und hat einen Hardcover-Umschlag. Im Bücherregal gibt es mit dem Buch, „Die Bäder im Kreis Calw“, ein Titelseite des neuen Buches einheitliches Bild ab. 190. Nachrichtenbrief Seite 9

Einladung zu den drei nächsten Vereinstreffen

Besuch im „Tal der Hämmer“

Fabrikanlagen, ein Bergwerk und ein ganzes zugehöriges Dorf bildeten in Zeiten des württembergischen Königs- reichs die große Sensenschmiede des heutigen Baiersbronner Ortsteils Friedrichstal, dem „Tal der Hämmer“. Die Wurzeln gehen noch weiter zurück. Für Besucher werden die historischen Anlagen teilweise in Gang gesetzt, und damit wird anschaulich, wie früher aus einem Stück Metall eine der berühmten württembergischen Sensen entstanden ist.

➢ Datum: Sonntag, 21. Mai 2017 ➢ Uhrzeit: 13.45 Uhr ➢ Treffpunkt: Parkplatz am „Königs-Hammer“ in Baiersbronn-Friedrichstal, Am Königshammer 9 ➢ Organisation: Tobias Roller ➢ Abschluss: „Flößer-Schänke“, Sankenbachstraße 35 in Baiersbronn (http://www.floesser-schaenke.de)

Gleich neben dem „Königs-Hammer“ ist der Parkplatz und Treffpunkt.

Aus einem solchen Stück Metall wird Blick auf eine der informativen Tafeln in Friedrichstal eine Sense, erläutert der Fachmann Bilder: Hans Schabert und führt es am „Königs-Hammer“ vor. 190. Nachrichtenbrief Seite 10

Buchvorstellung „Das Wildbad im Schwarzwald“

➢ Datum: Montag, 22. Mai 2017

➢ Uhrzeit: 19.00 Uhr

➢ Veranstaltungslokal: Forum König-Karls-Bad in der König-Karl-Straße kurz vor der S-Bahn-Endhaltestelle Kurpark in Bad Wildbad

➢ Ablauf: Der Begrüßung durch das KGV-Vorstandsmitglied Tobias Roller folgt ein Grußwort von Bürger- meister Klaus Mack; das Buch stellt Mit-Autor Götz Bechtle vor.

➢ Organisation: Dr. Marina Lahmann (Stadtverwaltung Bad Wildbad - Rahmenprogramm), Alfred Kiefer (KGV), Tobias Roller/ Götz Bechtle (Begrüßung/eigentliche Buchvorstellung), Bücherfuchs (Buchverkauf)

➢ Näheres zu dem neuen Band kann dem vorstehend abgedruckten Beitrag entnommen werden.

Titel der einzelnen Abschnitte

Bad Wildbad Das Wildbader Kulturquadrat

Rose von Wildbad Der Sommerberg

Der „Überfall im Wildbad“ 1367 Wege die nach und durch (Bad) Wildbad führ(t)en

Die Grafen von Württemberg im Wildbad Der Wildbader Urquell

Der Kurpark – schon immer ein Kleinod Umfassendes Gesundheitswesen

Die Stadtkirche und andere Wildbader Gotteshäuser Heil- und Mineralwässer – der Wasserschatz im Landkreis Calw

Im Forum König-Karls-Bad in Bad Wildbad zwischen Quellenhof und Sana-Klinik – im neubarocken Stil 1890- 1892 ursprünglich als Bad errichtetes Kulturdenkmal – findet am 22. Mai 2017 um 19 Uhr die Vorstellung des Buches, „Das Wildbad im Schwarzwald,“ statt. Foto: Hans Schabert 190. Nachrichtenbrief Seite 11

Busexkursion zur Festung Hohenasperg und nach Bietigheim

➢ Datum: Sonntag, 11. Juni 2017

➢ Zeitplan: 09.00 Uhr Abfahrt in Hirsau im Betriebshof der Firma Volz 10.00 Uhr Ankunft des Busses bei der Festung Hohenasperg und kleiner Spaziergang von einigen Minu- ten zum Museum (es kann nicht in die Festung gefahren werden) 10.30 Uhr Führung 1. Gruppe im Museum auf dem Hohenasperg 10.45 Uhr Führung 2. Gruppe im Museum auf dem Hohenasperg ------Nach Führungsende Spaziergang, Aussicht genießen, Studium der Geschichtstafeln vor dem Zugang zur Festung 12.50 Abfahrt des Busses 13.00 Uhr Mittagessen im Gasthaus „Bären“ in Asperg 14.30 Uhr kurze Fahrt nach Bietigheim; nach Ankunft Gang zum Hornmoldhaus; Besichtigung des Muse- ums und uralten Gebäudes mit Wand- und Deckenmalereien aus dem 16. Jahrhundert auf eigene Faust; anschließend Freizeit zur Besichtigung der sehenswerten Altstadt (s. Rundgangplan auf der letzten Seite), die auch Einkehrmöglichkeiten bietet. 17.30 Uhr Rückfahrt nach Hirsau 18.30 Uhr ungefähre Rückkunft

➢ Kosten: Fahrtkosten sowie Eintritts- und Führungsgelder in der Landesausstellung sind für die Mitglieder frei bzw. mit dem Jahresbeitrag abgegolten. Der Eintritt ins Hornmoldhaus ist frei. Soweit Platz vorhan- den, können Nicht-Mitglieder bei einer Kostenbeteiligung von 20 Euro pro Person an der Fahrt teilnehmen. ➢ Anmeldung ist erforderlich bei Alfred Kiefer, am besten per E-Mail ([email protected]) oder auch telefonisch (07081/7740). ➢ Organisation: Alfred Kiefer, Hans Schabert

Übersichtlich sind beim Zugang zur Festung Hohenasperg die Geschichte nicht nur von dieser, sondern auch die der Umgebung und des Landes Württemberg dargestellt.

Nach einem Spaziergang wartet am Ende des Wegs durch die Festung das Museum und ein weiter Blick übers Land. Bilder: Hans Schabert 190. Nachrichtenbrief Seite 12