Beriker Chleeblätter 2019

Kulturverein Gruppe Dorfkultur 1

Grüss Gott, liebe Berikerinnen und Beriker

Ist sie nicht allerliebst, diese Begegnung von Wie aus dem Katholischen Turnverein von kleinen, hoffnungsvollen Kindern aus unserer 1944 der heutige Turn- und Sportverein ent- Gemeinde mit «grossen Tieren von Berikon»? stand, wird als spannende Geschichte von Sicher machen diese auch noch ein wenig den grossen Veränderungen des Turnsports Angst! Wir nennen unser diesjähriges Titelbild hin zum Breitensport beschrieben im Beitrag «Berikon hat noch Wachstum»! Damit weisen «75 Jahre Turn- und Sportverein Berikon. – Ein wir hin auf zwei Artikel in den Chleeblätter Jubiläum von sogar hundert Jahren feiert 2019 2019, die dem Wachstum von Berikon ge- der Velo-Moto-Club Berikon (VMC). Gegrün- widmet sind. det im Jahr 1919 von jungen Berikern wuchs Wie aus den ersten Besitzungen von Freiherren der Club mit der Beliebtheit des Fahrrads und im 12. Jahrhundert unser Dorf entstand und ist bis heute sehr aktiv geblieben. – Im «Anno wer «Herr und Meister» war über Berikon kann dazumal» wird eine Tour des Veloclubs im Jahr man im Artikel «Gründer, Herren und Besitzer 1927 zum Teil recht drastisch beschrieben! von Berikon» nachlesen. – Ebenfalls mit dem Die folgenden Beiträge sind in den Chlee- Wachsen des heutigen Berikon beschäftigt blätter 2019 nachzulesen: sich der Beitrag «Bauliche Entwicklung der – Jahresrückblick 2019 Gemeinde Berikon seit 1950». – Wie unsere Vorfahren die Franzosenzeit Wie gewohnt steht am Anfang der «Jahres- erlebten rückblick». Darin sind wichtige Ereignisse im – 75 Jahre Turn- und Sportverein Berikon Jahre 2019 festgehalten in Wort und Bild. – Gründer, Herren und Besitzer von Berikon Im Jahre 1799 wurde auch der von – Kirchliches Brauchtum: Mit Chrüz und den Truppen Napoleons besetzt. Über diese ­Fahne harte und schwierige Zeit für die Dörfer am – Bauliche Entwicklung der Gemeinde Mutschellen berichtet der Beitrag «Wie unsere ­Berikon seit 1950 Vorfahren die Franzosenzeit erlebten.» – Theres Lepori – ein Leben für die Politik Unter dem Titel «Theres Lepori – ein Leben für – 100 Jahre Veloclub Berikon die Politik» wird uns eine engagierte Politikerin – Anno dazumal von Berikon vorgestellt. Über ihre Verdienste Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen als Gemeinderätin und Grossrätin als CVP- der Chleeblätter 2019! Politikerin können wir uns in diesem Artikel orientieren. Berikon, im März 2020 Vom kirchlichen Brauchtum, das für Berikon Christian Bühler, Edith Karpf, Leen Keesmaat, wichtig war, handelt der Text unter dem Titel Max Welti, Nick Wettstein «Mit Chrüz und Fahne». Bittgänge in der Wo- che vor Christi Himmelfahrt, eine Flurprozes- Wir danken der Einwohner- und Ortsbürgergemeinde sion und die Fronleichnamsprozession hatten Berikon für die finanzielle Unterstützung. Besten Dank an alle, die in irgendeiner Weise zur Entstehung dieser bis in die Achtzigerjahre grosse Bedeutung. «Beriker Chleeblätter» beigetragen haben.

3 Jahresrückblick Berikon 2019

Januar Februar Die Gemeinde Berikon verzeichnet per Die Einführung des neuen Parkregimes be- 31. Dezember 2018 einen Einwohnerbe- wirkt, dass die Quartierstrassen nicht mehr stand von 4785 (Vorjahr: 4730). Dieses wie früher von Autos überstellt sind. Das Ergebnis resultiert aus total 363 (348) Interesse an Parkkarten ist klein. Nur zwei ­Zuzügen, 315 (312) Wegzügen, 42 (46) Jahreskarten, drei Monatskarten und eine Geburten und 35 (27) Todesfällen. Nachtkarte wurden bis anhin verkauft. Gemäss Steuergesetz fällt die Hälfte der Am 1. Februar wird die Staldenbar in Beri- vom Kantonalen Steueramt verfügten kon wieder eröffnet. Miguel José Mendez Ordnungsbussen den Gemeinden zu. Der und Andrea Baur übernehmen von Ueli Busseneingang für Berikon beläuft sich auf Kuster. Offen ist die Bar jeweils ab 17 Uhr, CHF 61‘599.00, womit CHF 30‘799.50 der solange es Gäste hat. Neben Cocktails und Gemeinde überwiesen werden. Drinks mixt Mendez auch exotische und Theres Lepori war Schulpflegepräsidentin, alkoholfreie Cocktails. acht Jahre Gemeinderätin und 18 Jahre In den letzten Monaten wurden diverse Grossrätin. Nun tritt sie aus dem Grossen öffentliche Bauten von Sprayern heimge- Rat zurück. Die CVP-Politikerin findet, dass sucht. Grossflächig wurden Fassaden ille- es Zeit ist, Jüngeren Platz zu machen. Als gal verschmiert. Die dabei verwendeten Mitglied des Erziehungsrates ist sie aber Symbole und Texte sind ehrverletzend nicht ganz aus der Politik verschwunden. und rufen unter anderem zu Gewalt gegen Die Gemeinden müssen sich an den Kosten die Polizei auf. Der Gemeinderat verurteilt für das Angebot im Regional- und Agglo- die Schmierereien und hat Anzeige gegen merationsverkehr mit 40% beteiligen. Die ­Unbekannt erstattet. Kosten werden anhand eines Verteilschlüs- Berikon hat im Jahr 2018 total 723 Tonnen sels auf die Gemeinden verteilt, welcher (Vorjahr 703 t) Haushaltkehricht in die KVA auf der Einwohnerzahl sowie auf den wö- Turgi entsorgt. Dies entspricht 152,48 kg chentlichen Kursabfahrten pro Gemeinde pro Einwohner (Vorjahr 149,5 kg). Auch Alt- basiert. Von 2004 bis 2018 hat die PostAuto kleider wurden etwas mehr eingesammelt, Schweiz AG aufgrund rechtswidriger Um- nämlich 24‘257 kg (23‘908 kg). buchungen den Partnern zu viel verrechnet. Es ist warm im Februar, Temperaturen bis 20 Berikon hat den Betrag von CHF 48‘150.68 Grad lassen das Winter-Gefühl verblassen. zurückerstattet bekommen. Sogar die Störche scheinen den Winter be- Trotz des tieferen Steuerfusses von 89% reits vergessen zu haben. So früh hat man (2017 92%) ergibt sich für 2018 ein bes- sie noch nie auf dem Haus von Familie Groth serer Steuerabschluss als budgetiert. Dazu an der Bahnhofstrasse gesichtet. haben vor allem höhere Einnahmen bei den Mehrere Bilder des Künstlers Otto Dürst Einkommenssteuern beigetragen. schmücken schon seit einigen Jahren die

4 ten Marcel Brumann eine Beschäftigungs- möglichkeit zu bieten. Nach vier Jahren ist dies mit der Teilnahme an der Aar­gauer Meis­terschaft im Luftgewehrschiessen mehr als erreicht. «Die illegale Pfarrerin. Das Leben von Greti Caprez-Roffler 1906–1994», dies der Titel des Buches der in Berikon aufgewachsenen Christina Caprez. Sie schreibt über ihre Grossmutter, sie war die erste reformierte Störche an der Bahnhofstrasse. Pfarrerin in der Schweiz. 1931 wurde die verheiratete 25-jährige Greti Caprez in Räume des Gemeindehauses. Die Bilder ­Furna GR gegen den Willen des kantonalen wurden bisher unentgeltlich zur Verfügung Kirchenrats, welcher keine Frau auf der Kan- gestellt. Nun hat der Künstler der Gemeinde zel sehen wollte, gewählt. Berikon diese Werke geschenkt. Nach 13-jähriger Tätigkeit verlässt Michael Das Dienstleistungsprojekt «Länger dehei» Möller die Jugendarbeit Mutschellen. Unter der Arbeitsgruppe für Altersfragen ist be- seiner Führung wurden Leitbild und Kon- liebt. Letztes Jahr wurden fast doppelt so zept komplett und erfolgreich überarbeitet. viele Einsätze verbucht als 2017. Vor allem Er wird in Zukunft als Jugendbeauftragter Fahrdienste, aber auch Einkaufs- und Haus- der Stadt Kloten beschäftigt sein. halthilfe, sowie technische Unterstützung, Vor zwei Jahren eröffnete der Elternverein Feriendienst und Gartenarbeit wurden rege eine Ludothek. Die Anschaffung des Be- benutzt. stands wurde damals durch die Auflösung einer Ludothek in Kanton Bern ermöglicht. März Wegen der unterschiedlichen Ausrichtung Im Gebiet «In der Rüti» soll ein gemein- des Elternvereins und der Ludothek ist letz- deübergreifendes Quartier entstehen, das tere nun ein eigenständiger Verein. den Standort -Berikon weiter stärkt. Teile des botanischen Gartens in Basel wer- Es liegt zentral an der Schnittstelle der bei- den umgestaltet. Deshalb müssen einige den Gemeinden zwischen der Dorngasse Bäume, darunter auch rare Exemplare, wei- (Widen) und der Kesslernmattstrasse (Be- chen. Roger Ingold hat aus dem Bestand rikon). Die Einwohner werden aufgerufen, eine rund 50 Jahre alte, immergrüne Eiche, sich am Mitwirkungsverfahren des Gestal- die nördlich der Alpen sehr selten anzu- tungsplans zu beteiligen. treffen ist, auf dem Areal der ehemaligen Zwischen 2009 und 2014 schrieb Yvonne Gärtnerei Baumann gepflanzt. Steiner die AZ-Serie «Damals im Freiamt», in der 50 alte Leute aus dem Freiamt über ihre April Jugend erzählten. Damit diese Geschichten Mit drei Teams ist die LA Mutschellen am nicht verloren gehen, sind sie jetzt in einem CH-Final des Kids-Cup-Teamwettbewerbs Buch zusammengefasst. vertreten. Die Knaben U10 gewinnen Gold, Viel Engagement und Zeit hat Philipp Hüb- die Mädchen U14 Silber und das dritte scher investiert, um dem halbseitig gelähm- Team erreicht den 7. Platz.

5 Um den Eltern zu zeigen, wie heute unter- Seit 10 Jahren verkehrt ein Schnellbus zwi- richtet wird, bietet die Primarschule «einen schen Bremgarten und Zürich Enge sowie Tag der Schule» an. Den Eltern werden die Rohrdorf–Berikon–Zürich. Er wird auch von unterschiedlichen Lehr- und Lernformen vielen Berikern benutzt. Seit der Einführung vorgestellt. Zusätzlich kann das neue Schul- hat die Passagierzahl um 50% zugenom- haus «Tilia» besichtigt werden. men, Tendenz noch immer steigend. Am Seniorennachmittag erfahren die 130 Besucher des Waldrundganges hören von Teilnehmer, was man tun kann, wenn ein Förster Christoph Schmid, wie die Auswir- Mensch unheilbar krank ist und die Medizin kungen der Trockenheit dem Wald zuset- keine Abhilfe mehr schaffen kann. Zwei Ex- zen. Tannen treiben nicht aus, Bäume sind perten referieren im Berikerhus über das Ziel von Borkenkäfern befallen. «Eigentlich wäre der Palliative Care: unheilbar kranken Men- für uns die Schlagsaison vorbei, doch jetzt schen Würde, Autonomie und Lebensqua- müssen wir noch während drei Monaten lität bis ans Lebensende zu ermöglichen. Bäume fällen.» Das Bistro in der Sporthalle Burkertsmatt Auf der Sädelstrasse zwischen und wird künftig von einem Team des Alters- Berikon stossen am 20. Mai zwei Autos zentrums geführt. Es bleibt ein Eigenwirt- frontal zusammen. Eine Fahrerin erleidet schaftsbetrieb, jedoch können gewisse Rippenbrüche sowie Schürfungen und Prel- Synergien genutzt werden, wie z.B. das lungen. Auch der Lenker des zweiten Autos Einkaufen von Lebensmitteln. kommt mit Prellungen und Schürfungen Die Mega19 hat alle Erwartungen erfüllt. davon. Die Strasse ist über sieben Stunden 140 Aussteller, 18 Beizen und Verpflegungs- lang gesperrt. stände sowie ein reichhaltiges Programm Nach mehreren Monaten Arbeit hat die haben mehr als 50‘000 Besucher angelockt. Swisscom den Ausbau des Glasfasernetzes abgeschlossen. Somit stehen einem Gross­ Mai teil der Einwohner Internetgeschwindig- Die Spitex Mutschellen feiert ihr 75-jäh- keiten von 500 Mbits/s zur Verfügung. riges Bestehen. Aus dem damaligen Kran- Unbekannte haben im Neubau des Schul- kenpflegeverein Berikon-Rudolfstetten hat hauses «Tilia» grosse Schäden angerichtet. sich eine Organisation mit 37 Angestellten Im Innern des Gebäudes wurden Behälter entwickelt, welche aktuell 370 Klienten be- mit Lösungsmittel und Lacken geöffnet treuen. und mit dem Inhalt Böden, Schränke und Wände verschmiert. Der Schaden wird auf mehrere Tausend Franken geschätzt. Der Bahnübergang Kreuzung Mutschellen wird definitiv mit einer Barrierenanlage ge- sichert. Kanton und Gemeinden konzen- trieren sich nach dem Entscheid des Bun- desverwaltungsgerichtes auf die Sanierung der Kreuzung. Zum einem sind das kurzfri- stig realisierbare Sofortmassnahmen, und zum anderen ist es ein Projekt für die Ent- An der MEGA 19. flechtung von Bahn- und Strassenverkehr.

6 Juni soll den Gemeinderat vom Alltagsgeschäft Jedes Jahr führt das Bundesamt für Stati- entlasten. Die Geschäftsleitung nimmt ihre stik die Zählung der leer stehenden Woh- Arbeit im August auf. nungen durch. Per Stichtag 1. Juni sind in Am Fensterglas beim Eingang ins Gemein- Berikon 30 Wohnungen nicht vermietet. Im dehaus klebt der Sticker «Gemeinden ge- Vorjahr waren es ebenfalls 30 Wohnungen. gen Littering». Mit diesem Label werden Der FC Mutschellen ist Sieger des Aargauer Gemeinden und Schulen, die sich aktiv ge- Cup. In Windisch besiegt er Ligakonkurrent gen das achtlose Wegwerfen und Liegen- Othmarsingen mit 2:1. lassen von Abfällen im öffentlichen Raum Brände zu bekämpfen ist sich die Feuer- einsetzen, von der Interessengemeinschaft wehr gewohnt. Aber wie man Waldbrände für eine saubere Umwelt ausgezeichnet. mit Helikopterunterstützung angeht, muss Die «Chäsi» wird abgerissen und soll einem geübt sein. Erstmals hat die Feuerwehr Mut- neuen Gebäude Platz bieten. Peter und schellen dies zusammen mit den Kollegen Asella Wild-Koch haben im Laufe der Zeit aus Rudolfstetten geübt. Da im Wald nur beim Waldhaus ein Hydrant steht, müssen Schläuche für den Wassertransport gelegt werden. In der Nähe des Waldes hat man eine Wassermulde bereitgestellt. Im Ernst- fall würde der Helikopter das Wasser jedoch aus der holen. Der Natur- und Vogelschutzverein feiert sein 50-jähriges Bestehen mit einem Apéro und einem Grillfest. Auch nach 50 Jahren geht dem Verein die Arbeit nicht aus. Peter Wild in seinem Dorfmuseum. Das Bezirksgericht hat den Arzt Ingo Malm zu drei Jahren Haft und fünf Jahren Lan- viele Gerätschaften und Werkzeuge zusam- desverweis verurteilt. Einen vollständigen mengetragen, die das bäuerliche Leben do- Schuldspruch gemäss den Anträgen der kumentieren. Ausgestellt haben sie diese Staatsanwaltschaft gibt es jedoch nicht. im früheren Futterspeicher der alten Chäsi, in einer Art Heimatmuseum. Mit dem Ab- Juli bruch der Chäsi verschwindet auch diese Die Naturschutzkommission hat ihre Vision Ausstellung. Ein neuer Standort ist leider im Konzept Biodiversität festgelegt. Nach- noch nicht gefunden. haltig und ökologisch soll das gemeinde­ eigene Land ohne Kunstdünger und Herbi- August zide bewirtschaftet werden. Die Kommis­ In den letzten drei Jahren waren junge sion will zudem die Bevölkerung animieren, Asylbewerber in der der alte Chäsi unter- in ihren Gärten einheimische Sträucher und gebracht. Wegen dem bevorstehenden Bäume zu pflanzen. Abbruch hat die Gemeinde in einem Teil Der Gemeinderat hat die Mitglieder der des «Felderhauses» an der Bäckerstrasse Geschäftsleitung gewählt. Die Trennung eine neue Unterkunft gefunden, wo acht von operativer und strategischer Führung Männer einziehen werden.

7 Anlagenchef Bruno Stutz. 42 Jahre auf dem Steueramt: Philipp Räber.

September Während nur vier Stunden wurde er damals Das neue Primarschulhaus «Tilia» ist mit eingearbeitet. Dann war er auf sich allein einem Fest eingeweiht worden. Regie- gestellt. Jetzt umfassen die Anlagen 13 Re- rungsrat Alex Hürzeler bezeichnete das servoirkammern, 20 Kilometer Transport- neue Schulhaus als Generationenbau. Das leitungen, zwei Grundwasserpumpwerke, energieoptimierte Gebäude und dessen Kabel, Schächte und viele Pumpen. hochmoderne Einrichtung, wie z.B. Wand- Für das vorgesehene und fast fertig gebaute tafeln mit Touchscreen, begeistern nicht Appartements-Hotel an der Bahnhofstrasse nur Schüler und Lehrpersonen. 8 liegt bereits ein Umnutzungsgesuch auf. Mit einem Anlass für die Mitglieder feiert Hotelzimmer soll es nur noch im EG geben. der TSV Berikon sein 75-jähriges Jubiläum. Auf den anderen drei Stockwerken sollen Speziell gewürdigt wird der 89-jährige Max nun Wohnungen eingerichtet werden. Ackermann, der seit 74 Jahren Mitglied des Philipp Räber hat die Leitung des Steuer- Vereins ist. amts an seine Nachfolgerin Monika Wehrli Die Fasnachtsgesellschaft «Hübelhäxe» hat übergeben. Nach 42 Jahren auf dem Steuer­ sich im Juni aufgelöst. Damit die Fasnacht amt geht er in Pension. in Berikon trotzdem nicht stirbt, will der neu gegründete Verein «Fasnacht Mutschellen» November das Kulturgut Fasnacht erhalten und weiter Die Arbeitsgruppe für Altersfragen Mut- pflegen. schellen hat eine Umfrage zur Wohnsitua­ tion der älteren Menschen, zum sozialen Oktober Netz, zur Selbstständigkeit und zu den ge- Pascal Hügli und Yonghan Lee haben das wünschten Wohnformen gemacht. 2312 Buch «Ignorieren auf eigene Gefahr» he- Fragebogen wurden verteilt, 541 kamen rausgegeben. Die Autoren zeigen darin die zurück. Von den Frauen und Männern, die Entstehung von Blockchain und Bitcoin geantwortet haben, leben gut 30 Prozent auf, erklären auf einfache Art und Weise allein. Gar 47 Prozent haben keine Kinder die Technologie und welche Auswirkungen oder nahe Verwandte auf dem Mutschellen. ­diese haben wird. Jede fünfte Person würde bei Bedarf keine Seit 40 Jahren ist Bruno Stutz verantwort- Unterstützung erhalten. Das sind fast schon lich für die Anlagen des Wasserverbandes. städtische Verhältnisse.

8 Initiantin Nicole Fleury (Mitte). Der Männerchor lädt zum Alterssingen.

Vor zwölf Jahren wurden an die 1470 dem Alterssingen – ein. Dieses jahr sind es Tonnen Grüngut in der Kompostanlage über 70 Personen, die ein Jubiläum feiern. Gunzenbühl verwertet, letztes Jahr bereits Auch Charles Groth, mit 97 Jahre das ältes­ 4560 Tonnen. Angeliefert wird das Mate- te Männerchor-Mitglied, singt mit voller rial hauptsächlich mit Traktor und Anhän- Inbrust bei Lieder wie «Mys Freiamt» oder ger oder mit Lastwagen. Durchschnittlich das «Berikerlied» mit. sind es rund 30 Hin- und Wegfahrten pro Nach 31 Jahre hat sich der EVP Mutschel- Tag. Die Waldstrasse hat unter den vielen len aufgelöst. Die zweijährige Suche nach Fahrten gelitten und soll nun leicht ausge- ­Vorstandsmitgliedern ist erfolglos geblie- baut werden. Der Deckbelag soll nicht mehr ben. aus Mergel bestehen, sondern aus Asphalt. Das Projekt «myball.ch» der Familie Steiner An der Gemeindeversammlung wird dies hat bereits mehr als 28‘000 Bälle an Kin- jedoch abgelehnt. dern in über 30 Länder verteilt, die sonst 2,3 Millionen Tonnen Lebensmittel werden nichts zum spielen haben. Wegen der klei- in der Schweiz jedes Jahr weggeworfen. ne Menge und den Vorgaben bezüglich Seit vier Jahren sammelt der Verein «Aufge- Qualität und Preis werden die Bälle in Chile tischt statt weggeworfen» solche Esswaren produziert und in die Schweiz geliefert. bei Detailhändlern und gibt sie zumeist Inländische Organisationen, die in Entwick- an Sozialhilfebezüger ab. Auf Initiative von lungsländern tätig sind, nehmen die Bälle Nicole Fleury wird das jetzt auch in Berikon mit und verteilen sie dort an die Kinder. gemacht. Das Restaurant «Stalden» ist neu Mitglied 2018 hat Anthony Paine sämtliche Brunnen der «Gilde-Restaurant». Mit 2 von 5 mög- im Bezirk Bremgarten dokumentiert. Jetzt lichen Sternen dekoriert, wird das Gilde- sind alle Brunnen im Freiamt dazugekom- Schild den Besuchern eine Garantie für men. Auf der Webseite www.oeffentliche- feines Essen gewährleisten. brunnen.ch sind sie kartografiert.

Dezember Jedes Jahr lädt der Männerchor sämliche in Berikon wohnhaften Jubilare zu einem Quellen: Bremgarter Bezirks-Anzeiger und Aargauer musikalischen und kulinarischen Abend – Zeitung

9 Wie unsere Vorfahren die Franzosenzeit erlebten

Es stand nicht gut um unser Vaterland in den Landeshauptstadt. Zum neuen Kanton ge- letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts. hörten u.a. die ehemalige Grafschaft Baden, Die Eidgenossenschaft war ein loses Gebil- Dietikon, die freien Ämter, das Kelleramt de aus zänkischen Kleinstaaten. So fielen und eben auch die Munizipalität Berkon im die Gedanken der Französischen Revolution District Bremgarten. In der Gemeinde wirk- Freiheit – Gleichheit – Brüderlichkeit (Liberté – ten dieselben vom Volk gewählten Männer, Egalité – Fraternité) auch hier vielerorts auf die schon zuvor im Ancien Régime dem Dorf fruchtbaren Boden, vor allem in den noch vorstanden. bestehenden Untertanengebieten. 1803 zitierte Napoleon 63 Politiker verschie- dener Couleur aus der Schweiz nach Paris Helvetische Republik (1798–1803) und legte ihnen ein neues, föderalistisches Es waren aber nicht nur die freiheitlichen Grundgesetz vor: die Media­tionsakte. Sie ­Gedanken, die auf die Schweiz über- wurde am 19. Februar 1803 unterzeichnet. schwappten. Das militärisch erstarkte Die neue Verfassung bestätigte die Ab- Frank­reich beanspruchte die Schweiz als schaffung der Leibeigenschaft, die Einfüh- Puffer gegen den Hauptfeind Österreich. rung des freien Warenverkehrs sowie der Bald folgten deshalb auch französische Niederlassungs- und Pressefreiheit. Es gab Truppen. Sie trafen bei den Eidgenossen erstmals helvetische Passausweise, und meist auf wenig Gegenwehr. Doch Inner- der Schweizer Franken wurde Einheits- schweizer und auch Freiämter bezahlten währung. Doch der Kriegsherr Napoleon ihren Widerstand bitter. Ein Wegkreuz bei verlangte gleichzeitig von der Schweiz die Hägglingen erinnert an das blutige Gefecht Bereitstellung von 18‘000 Soldaten für seine auf dem Emmetfeld. Grande Armée. 1812, beim Feldzug gegen Das Landvolk hatte gehofft, dass das ver- Russland, konnte die Schweiz nur mit Mühe hasste Herrschaftssystem nun überwun- und List 9000 Schweizer Söldner rekrutie- den sei. Faktisch aber war die Schweiz in ren, darunter auch Straffällige. Beim Appell dieser Zeit ein Protektorat Frankreichs. In nach der Schlacht an der Beresina meldeten seinem Machthunger benutzte Napoleon sich noch 300 Soldaten, 100 davon Ver- unser Land als Flankenschutz gegen die letzte. Diese erzählten bei ihrer Heimkehr Grossmacht Österreich und machte es zum in die Heimat von ihren Erlebnissen. Erst Kriegsschauplatz. Französische Truppen nach der grossen Niederlage von Kaiser plünderten Staatskassen, lebten auf Kosten Napoleon 1815 bei Waterloo nahm seine der Bevölkerung und brachten Kriegselend­ und grosse Not, auch in unserer Gegend. Das Original der Mediationsakte vom Im April 1798 wurde der Canton Baden ge- 30. November 1803 befindet sich im gründet (Verfügung Frankreichs), zugehö- Bundesarchiv. Sie ist vollständig im rig zur helvetischen Republik mit Aarau als ­Internet einsehbar.

10 Unterschriften auf der Mediationsakte vom 30. November 1803: (Napoleon) Bonaparte, die französischen Minister, die Teilnehmer der Schweizer Delegation.

Macht ein jähes Ende. Er wurde entmach- reich den Kriegsschauplatz in die Schweiz tet und verbannt. Die Schweiz war endlich verlegte. Auf Grund der Verkehrslage war frei von ­ihren Verpflichtungen gegenüber gerade der Aargau wichtiges Auf- und Frankreich. Am Wiener Kongress 1815 wur- Durchmarschgebiet. Die Armee des be- de die bewaffnete Neutralität der Schweiz rühmten Generals Masséna hatte zeitweise erklärt und unser Land verpflichtet, sich 12‘000 Mann auf Aargauer Boden statio- nicht mehr an Kriegen zwischen anderen niert. Ende Juni 1799 musste die Schweiz Staaten zu beteiligen. 70‘000 Franzosen und 10‘000 Pferde un- terhalten. Ein Heer von Franzosen Zur Sicherung des Mutschellen-Übergan­ auf dem Mutschellen ges waren im April 1799 auf der Achse Zu Beginn soll die französische Besatzung Widen-Berikon-Oberwil 600 bis 800 Mann noch einigermassen erträglich gewesen stationiert. Im Welschloh und im Islerfeld sein. Das änderte sich drastisch, als Frank- lagerten Pferde, Wagen und Geschütze.

11 Riedigerkarte 1712

= General Massénas Truppenverschiebung von Bremgarten nach Dietikon.

12 Die Soldaten waren in grossen Zeltlagern untergebracht, Offiziere und Unteroffiziere privat einquartiert. Das regionale Verpflegungszentrum befand sich auf dem Grafenacker, Gebiet vom heu- tigen Gemeindehaus/Bürkihof. Hier wurde das Vieh geschlachtet, welches die Gemein- den wöchentlich stellen mussten. Das von den Frauen gebackene Brot und das Gemü- se wurden angeliefert. Eine Woche waren Berikon und Oberwil, die andere Woche Widen, Rudolfstetten und Bergdietikon für die Bereitstellung zuständig. Die Übergabe wurde von einem Gemeindevertreter an- geführt, unter Bewachung von Soldaten und zwei Offizieren. Es wird erzählt, dass sich Frauen und Töchter nur in Lumpen gekleidet zur Ablieferung einfanden. Sämtliches Gewebe aus Hanf und Flachs wurde requiriert. Die Frauen richteten für An der Limmat, nahe der Bus­haltestelle die Soldaten Fusslappen her. Socken waren Schäflibach, steht der Masséna-Stein. damals noch nicht bekannt. Sie mussten den Truppen die Wäsche reinigen und die Die Schlacht bei Dietikon Instandhaltung der Kleider (Uniformen) ge- am 25. September 1799 währleisten. In unseren ­Wäldern wurden Gegner der Franzosen waren die verbünde- in Fronarbeit Unmengen Holz gefällt. Dies ten Monarchien Österreich und Russland, alles unter sehr strenger Strafe bei Nichtbe- mit der österreichischen Armee unter Erz- folgen. Weil auch die allernotwendigsten herzog Karl und dem Heer der Russen unter Feldarbeiten kaum mehr getätigt werden General Korsakoff. In früheren Gefechten konnten, herrschte zu Anfang des 19. Jahr- mussten sich die Franzosen aus dem Raum hunderts grosse Armut. Zürich über die Limmat zurückziehen. Das Unter den Besatzern gab es aber auch hilfs- sollte unbedingt wieder korrigiert werden. bereite Menschen. So wird berichtet, dass Anfang Juni 1799 begannen die Vorbe- eine Frau am offenen Bach im Unterdorf reitungen für einen Limmatübergang ihre Wäsche besorgte und dabei ohnmäch- bei Dietikon. General Masséna hatte sein tig ins Wasser fiel. Ein Offizier beobachtete Hauptquartier während einigen Tagen im die Situation und rettete die Frau vor dem damaligen Gasthaus «Hirschen» in der sicheren Tod. Dann stellte er fest, dass die Marktgasse in Bremgarten aufgeschlagen. Frau mit sieben Kindern bittere Not litt und Pontons und alle verfügbaren Schiffe wur- kaum das Nötigste zum Leben hatte. Darauf den in den Raum Bremgarten-Rottenschwil veranlasste der Offizier, dass die Familie geschafft und mit Pferdewagen und Och- über eine lange Zeit aus der Soldatenküche senkarren vom Bibenlos (Bremgarten) über versorgt wurde. die Stiegelen, Heinrüti und auf der alten

13 Bremgartenstrasse auf dem Mutschellen von Dietikon durch Schildwachen am Ver- via Rudolfstetten Richtung Dietikon trans- lassen des Ortes gehindert. portiert. Im besetzten Land bediente man Etwa um vier Uhr dreissig begann der laut- sich ohne Ausnahme einheimischer Kräfte. lose Angriff. Innerhalb etwa drei Stunden Pferde, Wagen und Fuhrleute wurden re- hatten die Franzosen den provisorischen quiriert. Die Strassen waren ausgewaschen, Übergang erstellt und rund 15‘000 Mann morastig, holprig. Um möglichst leise vor- übergesetzt. Die Russen waren von Anfang wärts zu kommen, wurden Pferdehufe und an in der Minderzahl und mussten sich Wagenräder mit allen verfügbaren Lumpen über Zürich zurückziehen. Sie hatten sich umwickelt. In den Nächten trugen dann auch von einem von den Franzosen mit die Soldaten die transportierten Kähne in grossem Bluff inszenierten Scheinangriff bei guter Deckung ins Truppenlager nahe beim der Einmündung der Limmat in die Aare Herweg in der Gegend Wolfsmatt Dietikon. täuschen lassen. Dort wurden die Schiffe ausgebessert, auch Für General Masséna wurde die Schlacht mit Holz aus den Wäldern von Berikon. bei Dietikon zu einem grossen Erfolg. Auf Der Angriffstag wurde auf den 25. Sep- der Innenseite des Arc de Triomphe in Pa- tember 1799 frühmorgens festgelegt. Die ris, eine Verherrlichung seiner Siege, ist in Zeit drängte, weil der ebenfalls berühmte Erinnerung an diese Heldentat «Dietikon» russische General Suworoff von den Alpen eingemeisselt. An der Limmat, nahe der her im Anmarsch war. Am 23. September Bus­haltestelle Schäflibach, steht der Mas- wurde schliesslich die Ponton-Brücke in Rot- séna-Stein, und auf dem Plateau ob dem tenschwil eiligst demontiert und auf dem Kloster Fahr erinnert ein Gedenkstein an Wasserweg nach Bremgarten gebracht. die dort gefallenen russischen Kosaken. Mit 60 Bauernwagen, zum grössten Teil mit der Verlegung der französischen Truppen Ochsen bespannt, wurden requiriert. In in andere Stellungsbereiche liess auch der Begleitung eines Detachements Husaren übermässige Besatzungsdruck für die Dör- mussten sie die Pontons ebenfalls an die fer auf dem Mutschellen langsam nach. Limmat bringen. Am 24. September, am Vorabend des An- Erinnerungen an die Franzosenzeit griffs, brachten die Soldaten unbewaffnet aus Überlieferung die Schiffe vom Truppenlager über Gräben Johann Welti, ehemaliger Gemeindeschreiber und durch Hecken, unter Vermeidung jeg- und Friedensrichter, erinnerte sich an die Er- lichen Lärms, an das Limmatufer. Dem rus- zählungen seiner Grossmutter, ehemals Wetli sischen Feind am andern Ufer musste alles aus Oberwil: verborgen bleiben. Im Laufe des Abends Während eines Manövers der Franzosen in traf auch der Transport der Pontons aus Lieli hätten drei Burschen aus Oberwil einen Bremgarten ein. Um Mitternacht war alles Pulverwagen mit Steinen beworfen. Sofort bereit. Die Pontoniere mussten sich in ih- sei Sturm geläutet worden und der ganze ren Booten niederlegen, die Ruder in den Tross der Franzosen sei in Oberwil aufmar- Händen, auf den Einsatzbefehl wartend. Die schiert und habe die Schuldigen gesucht. Trägermannschaften kehrten ins Truppen- Die drei Männer hätten sich während drei lager zurück, um sich zu bewaffnen. Mit Wochen versteckt, obwohl der Bevölkerung dem Feuerbefehl wurde die Bevölkerung strenge Repressalien angedroht wurden. In

14 Marie Welti «Lehnis», Oberberikon, erzählte: Ein Sohn ihrer Vorfahren musste zur Rekru- tierung in den «Hirschen» Lieli. Verpflichtet waren aus jedem Dorf eine gewisse Anzahl volljähriger, lediger Burschen. Kaum einer wollte freiwillig für die Franzosen in den Krieg ziehen. Eines Abends wurde er von zwei Uniformierten abgeholt, um diesen nach Lieli zu bringen. Im dunklen Wald stiess der Jüngling einem der Soldaten die Laterne aus der Hand und verschwand im Dickicht. Tags darauf suchten ihn die Solda- ten überall. Mit tief geducktem Kopf arbei- tete der junge Mann inmitten anderer Feld- arbeiter. Die Soldaten entdeckten ihn auch nach mehrmaligem Suchen nicht und ga- ben schliesslich auf. Immer wieder wurden junge Männer mit List und Gewalt entführt und in Lager gesteckt, um die Kontingente General André Masséna. der Truppen zu ergänzen. Aus Berikon seien so 13 junge Männer verschwunden und nie einer Nacht seien die drei verschwunden wiedergesehen worden. und erst wieder zurückgekommen, als die Die Nachkommen von Brem «Kastoris» vom Franzosen nicht mehr da waren. Im Luzer- Friedlisberg erzählten: nergebiet sollen sie als Knechte gearbeitet Ein Ur-Ahne sei «gwunderhalber» nach Lieli haben. gegangen, dort von den Werbern betrun- Die Urgrossmutter von Johann Welti erzählte: ken gemacht und so zur Unterschrift ver- Ihre Ahnen Rüttimann hatten in Arni eine leitet worden. Er musste später mit dem Bäckerei sowie eine Getreide- und Futter- französischen Heer in den Russlandfeldzug. mittelhandlung betrieben. Die Franzosen Mit Gottes Schutz und viel Glück kam er hätten für ihre zuvor gestohlenen Pferde 1812 an der Beresina nicht ums Leben. Als einfach Futterhafer aus der Scheune ent- einer der wenigen Schweizer Söldner kehrte wendet. Diese Familie hatte neben zwei er nach Hause zurück. Pferden auch noch sechs Zugochsen. Vier davon wurden ihnen bereits weggenom- Quellen: Neujahrsblatt Dietikon, 1952 men. Als ein Familienangehöriger die rest- Bremgarter Neujahrsblätter, 1992. Dr. Eugen Bür- lichen zwei Ochsen schon vor den Pflug gisser: Von der alten Mutschellenstrasse und der Franzosenzeit gespannt habe, hätte man ihm einen der Revolution im Aargau, AT Verlag, 1998: Umbruch – beiden ebenfalls noch wegnehmen wollen. Aufstand – Widerstand 1798–1803. Originalquelle StAAG 9422: Gemeindevermögen und Kriegsschäden Schon wurde mit Erschiessen gedroht. Nur im Kanton Baden 1799 durch zufälliges Dazwischentreten eines Unterlagen zur Helvetik Staatsarchiv Aarau und Bun- ­hohen französischen Offiziers sei Schlimmes desarchiv Bern Freiämterkalender, Dr. Eugen Bürgisser: Wie Kaiser verhütet worden. Napoleon aus dem Freiamt Schweizer Söldner holte.

15 75 Jahre Turn- und Sportverein Berikon

Am 10. September 1944 wurde der Kath. men und beschlossen, einen Eidg. Turnverein Turnverein St. Mauritius Berikon gegrün- zu gründen. Natürlich stellten sich viele Mit- det. Viktor Welti, Max Hunziker und Max glieder zur Verfügung, bis diese drei Herren in Minder waren die Initianten. Die drei Jung- Verbindung kamen mit Hochw. Herrn Pfarrer männer wollten eigentlich einen Eidg. Turn- Rob. Meier. Er liess danach am 30. August verein gründen, wurden aber vom dama- 1944 die Jungmannschaft von Berikon zu ligen Pfarrer ermahnt, dies zu unterlassen einer Versammlung zusammenkommen. Er und einen Kath. Turnverein zu gründen erklärte nun, dass es eine Schande wäre für und sich dem Schweiz. Kath. Turnverband die ganze Gemeinde Berikon die mit 85% anzuschliessen. Katholiken seien, einem Eidg. Turnverein bei- Auszug aus dem Protokoll der Gründungs- zustehen. Man besprach nun die Sache und versammlung: man stellte am Schluss der Versammlung fest, Es standen eines Tages drei Initianten zusam- dass es besser wäre gemeinsam miteinander zusammenzuarbeiten und einen Kath. Turn- verein zu gründen. Zwei Initianten des ETV, die Bereits 1904 ein Turnverein der Versammlung beiwohnten, waren einver- Laut Gemeinderatsprotokoll reicht am standen und es unterschrieben insgesamt 18 19. September 1904 der titl. Turnver- Turner, die dem Verein beitraten. ein Berikon unterzeichnet von Präsident Philipp Groth wurde zum ersten Präsidenten Ernst Welti und Aktuar Alois Welti bei der gewählt. Leo Hirzel KTV Dietikon zum Ober- Gemeinde das Gesuch ein, die Gemein- turner, Viktor Welti Aktuar, Franz Hüsser Kas- de Berikon möchte ihm bei Anschaffung sier. Der KTV Dietikon konnte als Patensektion von nötigen Gerätschaften unterstützen gewonnen werden, der mit Rat und Tat dem und an die Hand gehen. jungen Verein zur Seite stand. Antwort des Gemeinderates: Vorläufig Bereits am 13. September 1944 fand die werden die beiden Schul-Turnplätze und ers­te Turnstunde im Saal des Rest. «Kreuz» die vorfindlichen Geräte (Stemmbalken, statt. Oberturner Hirzel fackelte nicht lange Stäbe) zur Verfügung überlassen. und nahm gleichen Jahres mit der jungen 1910 im Dezember schreibt der Aktuar Riege an der Pendelstaffette in Niederrohr- des Samaritervereins im Protokollbuch: dorf teil. An der ersten Generalversamm- Rückblick auf das 1. Vereinsjahr vom Prä- lung 1945 verlangte Oberturner Hirzel sidenten Peter Koller, Wirt «zum Matten- von allen strikte Ordnung, Disziplin und hof»: Angenehme Abwechslung brachte Pünktlichkeit! Der Monatsbeitrag wurde auch die Turnproduktion des jungen Turn- auf 70 Rp. festgelegt. Max Ackermann und vereins Berikon. Martin Duss wurden zu Saalreinigern ge- In den nachfolgenden Jahren vernimmt wählt. Aufgabe: Einmal pro Monat den Saal man nichts mehr von diesem Verein. reinigen.

16 Erster Höhepunkt des jungen Vereins war 1954 konnte nach zehn Jahren endlich die die Teilnahme am Schweiz. Turnfest 1947 neue Turnhalle benutzt werden. in Basel. Die jüngste Sektion des Verbandes kämpfte mit neun Mann um einen Lor- 1955: Fahnenweihe beerkranz. Dank der neuen Turnhalle wuchs die Turner- An der GV von 1949 äusserte sich Pfarrer schar stetig an und der Wunsch nach einer Notter, dass er mit dem bevorstehenden Vereinsfahne ging in Erfüllung. Die Fahne Bockabend im Rest. «Stalden» nicht ganz wurde von den Klosterfrauen des Klosters einverstanden sei. Erstens sei er in keiner Hermetschwil gestickt. Fahnenpaten waren Weise orientiert gewesen und zweitens Marta Hüsser und Hans Groth. mit dieser jungen Turnerschar könne er 1957 durfte der KTV Berikon vom Schweiz. auf keinen Fall die Verantwortung tragen. Turnfest in Pruntrut unter Oberturner Man ­einigte sich, den Bockabend trotzdem Sepp Attiger den Goldlorbeer zum 1. Rang durchzuführen, jedoch die Turner unter 16 im Sektionsturnen nach Hause bringen. Jahren müssen das Lokal um 22.30 ver­ Stolz trug der Fähnrich die neue Fahne, lassen. geschmückt mit dem Goldlorbeer-Kranz, Bald zeigte sich, dass der Saal im «Kreuz» durchs Dorf. Zwei Jahre später wurde die- für das Turnen nicht geeignet war. So ver- se Glanzleistung am Interkant. Turnfest in legte man die Turnstunde ins Freie, meist Wohlen wiederholt. unter eine Strassenlampe oder ein grosses 1965 wurde die Jugendriege für Knaben ge- Scheunenvordach, bis Jakob Brechbühl sei- gründet, die schnell grossen Zuspruch fand. ne Scheuneneinfahrt zur Verfügung stellte. 1969 darf das 25-jährige Jubiläum gefeiert

TSV Berikon 1947.

17 werden. Der Verein zählt nun 44 Aktiv- und Ehrenmitglieder sowie 19 Passivmitglieder sowie eine grosse Schar Jugibuben.

Dorfsporttag Ab 1977 organisierte der Turnverein jedes Jahr einen Dorfsporttag. Er löste das bishe- rige Grümpelturnier der Dorfvereine ab. Er beinhaltete einen Plauschwettkampf für die Bevölkerung sowie den Kinder-Wettkampf um «de schnellscht Beriker». Es war immer ein fröhliches Dorffest mit sehr vielen Teil- nehmenden.

Neuer Name – neue Struktur 1978 wird mit der Statutenüberarbeitung 1994: der TSV hat eine neue Fahne. der KTV zum TSV – Turn- und Sportverein – Berikon. Gleichzeitig werden alle Riegen Der gesellschaftliche Wandel wirkt sich unter dem Begriff Gesamtverein in einer auch im sportlichen Angebot des TSV Be- Dachorganisation zusammengefasst. Sie rikon aus. Geräteturnen und Leichtathletik bleiben jedoch eigenständig mit eigenem verlor an Interesse und so wurde aus der Vorstand, Kasse etc. Ziel war, die gemein- Aktivriege die Fitnessriege Männer, die Tur- samen Anlässe und Aktivitäten besser zu nerinnen heissen nun Beri-Fit/Volley-Riege. koordinieren und die Jugendriegen unter Auch gehören die seinerzeit jährlichen Tur- eine Leitung zu stellen. Der Gesamtverein nershows, die jeweils an zwei Abenden das vertritt nun die einzelnen Riegen mit einer Berikerhus füllten, der Vergangenheit an. Stimme gegen Aussen. An den Dorffesten hingegen engagiert sich 1984 zum 40-jährigen Jubiläum wird auf die Turnerfamilie noch heute immer wieder Initiative einiger Mitglieder die Vereinszei- mit Freude und grossem Einsatz. tung «De Turnschue» geschaffen. Sie er- scheint viermal im Jahr. Die interessanten Gründung Damenturnverein Berichte über die Aktivitäten der einzelnen Am 7. November 1954 wurde der Damen- Riegen finden grossen Anklang bei den Ver- turnverein gegründet. Erste Präsidentin war einsmitgliedern wie auch der Bevölkerung. Margrit Angstmann, erste Aktuarin Martha Sie tragen viel zum Zusammenhang der Hüsser-Koller. Bereits im ersten Vereinsjahr ganzen Turnerfamilie bei. gab‘s nebst der wöchentlichen Turnstun- de ein vielseitiges Programm: Skikurse, 1994: Neue Fahne zum 50-Jahr-Jubiläum Kaum begonnen, gab‘s den ersten Un- Zum 50. Geburtstag «schenkte» sich der fall: Klara Welti brach sich im Turnen TSV eine neue Fahne, auf welcher zeitge- ein Bein. Dieses Ereignis wurde an der mäss auch Damenriege und Turnerinnen folgenden Fastnacht weidlich ausge- aufgeführt sind. schlachtet!

18 Exerzitien, Schulungskurse, Wallfahrt nach vollzogen. Die Mädchenriege wurde fortan Sachseln, Werkwoche in Hertenstein, Mai- von den Turnerinnen betreut. ausflug, Klausabend. Bald folgten weitere In den Folgejahren beteiligten sich beide Aktivitäten wie Vereinsreise, Volkstanzkurs, Vereine sehr rege am Dorf- und Vereins­ Teilnahme an der Bundesfeier. Mit dem an- leben wie Dorffeste, Fastnacht, Dorfsport- geschafften Grammofon folgte der Einstieg tage usw. Turnerinnen wie Damenturn- ins moderne Frauenturnen. verein durften sich auch deshalb immer 1960 nahmen an der Generalversammlung über grosse Mitgliederzahlen erfreuen. 20 Turnerinnen teil. Ein Jahr später zählte Mit viel Initiative wurde z.B. ein Millionen- der Verein 28 Mitglieder und 1970 waren lauf zugunsten der geplanten Turnhalle es bereits 49 turnende Damen. Der Turnbe- «Chlotisberg» organisiert oder ein Kurs für trieb wurde nun in zwei Gruppen aufgeteilt. Selbstverteidigung mit 10 Lektionen. Auch Am Dienstag übten die «Turnerinnen», d.h. die Zusammenarbeit mit dem Aktivverein die jüngeren Mitglieder, und am Donners- gestaltete sich immer problemlos. Gemein- tag die etwas weniger jungen Damen mit sam nahm man an vielen Sporttagen und ihren angepassten Programmen. 1970 er- Turnfesten teil. Stolz berichteten 1991 die folgte die Gründung der Mädchenriege. Sie Turnerinnen, dass sie dieses Jahr kräftig für konnte mit 25 Mädchen starten. Männer-Nachwuchs im TSV gesorgt hät- ten: in ihren Reihen wurde acht Knaben 1974 Damenriege – Turnerinnen geboren! Bald zeigte sich, dass die gemeinsame Füh- Ab 1984 wird in beiden Vereinen auch Vol- rung der beiden Gruppen zu kompliziert leyball gespielt. Aus beiden Vereinen ent- wurde und immer wieder zu Diskussionen stand das «Volleyball», welchem Frauen wie führte. So wurde an der GV die Trennung Männer angehören. Dies wurde fortan von

Männerriege an der Turnershow 2000.

19 den Turnerinnen geführt. Sie nahmen auch gelang der Aufstieg in die 3. Liga. 1979 an den Kant. Mixed-Volley Meisterschaften konnte die erste Junioren-Mannschaft ins teil. 1993 gewannen sie erstmals den Wan- Leben gerufen werden. 1983/84 bestritt derpokal beim internen Volleyball-Turnier. man bereits mit 2 Junioren-Mannschaften Die Turnprogramme werden immer wieder die Sommermeisterschaft in der Region den neuen Trends angepasst wie zum Bei- Aare. 1993 bestand die Handballriege spiel dem «Step-Aerobic». Bei den ­Damen bereits aus 3 Aktiv-Mannschaften und 3 wird ein spezielles Turnprogramm für ältere Junioren-Mannschaften. Mitglieder angeboten. Mit der Eröffnung 1995 erfolgte die Gründung der Handball- der neuen Hallen im Berikerhus konnten riege TSV Berikon als eigenständiger Ver- weitere Ideen verwirklicht werden wie das ein. Wie beliebt der Handballsport ist, zeigt Muki-Turnen. Auch entstand später die das enorme Wachstum des Handballclub neue Riege Gym-Fit-Jazz, welche heute Mutschellen, wie er heute heisst. Es spielen GymFit heisst. zurzeit 3 Herren-, 2 Damen- und 7 Junioren- Mannschaften. Zu diesem Erfolg hat auch Handball die Infrastruktur beigetragen. So steht seit 1971 begann man in der Aktivriege Hand- Jahren bei der Kreisschule eine Dreifach- ball zu spielen, nachdem Kunstturnen und Turnhalle zur Verfügung und seit dem Bau Leichtathletik immer weniger Interessierte des Sportzentrums «Burkertsmatt» eine fanden. Im gleichen Jahr nahm eine Mann- Halle mit internationalen Standards. schaft an den Wintermeisterschaften in der Region Zürich teil. Es war eine sehr lehr- Männerriege reiche Erfahrung, obwohl nur ein einziger Am 20. Oktober 1975 konnte sie endlich Punkt gewonnen wurde! Es wurde weiter dank dem neuen Hallenangebot in der trainiert und gekämpft. Vier Jahre später Kreisschule aus der Taufe gehoben werden.

Die ganze Turnerfamilie auf der Bühne im Berikerhus.

20 2019 wurde im Berikerhus das 75. TSVB-Jubiläum gefeiert. Der Wunsch nach einer Riege für «ältere» und des TV Widen haben 2015 zu einer Männer war schon lange vorhanden, konn- Riege fusioniert. Dies erfolgte zusammen te aber mangels Platzes in der Halle nicht mit der Gründung der «Leichtathletik Mut- realisiert werden. Erster Obmann war Guido schellen», einer neue Riege für Kinder aus Wälchli, Vorturner Georges Ackermann. Sie den drei Mutschellen-Gemeinden. Die Er- ist heute mit 57 Mitgliedern die grösste öffnung der regionalen 3-fach-Sporthalle Riege des TSV. Die Männerriege war Ini­ «Burkertsmatt» bietet zusammen mit dem tiantin des Volleyball-Spiels im TSV. Sie war «Berikerhus» die nötigen Trainingsmöglich- es auch, die das beliebte Volleyball-Turnier keiten. Die Zusammenarbeit dieser Riegen einführte, das jährlich rege Teilnahme fin- erleichtert die Koordination der Hallenbe- det. Seit zwei Jahren nimmt sie an den legungen und der Leiterfunktionen. Sie Easyleague-Spielen Senioren teil. erleben nun einen gewaltigen Mitglieder- Boom. Power Team Seit fünf Jahren sind unter diesem Namen Jubiläumsfest 75 Jahre TSV Frauen und Männer in einem neuen Verein Am Samstag, 7. September 2019 wurde sportlich aktiv mit Fitness und Spielen. Dazu das TSVB-Jubiläum im Berikerhus gefeiert. kommen Aktivitäten in der Freizeit. Es war eine gediegene Zusammenkunft der gesamten Turnerfamilie bei Speis und Trank, Jugi Mutschellen Fotoschau und interessanten Gesprächen, Jüngstes Kind des TSV ist «Jugi Mutschel- freudigen Begrüssungen von Ehemaligen len». Die Jugendriegen des TSV Berikon und Austausch alter Erinnerungen.

21 Gründer, Herren und Besitzer von Berikon

In mündlicher Überlieferung von unseren Stiftung eines Klosters, das 1100–1120 er- Vorfahren wird seit Jahrhunderten über die baut wurde. Später trat er selbst ins Kloster Geschichte der drei Höfe in Berikon berich- ein. Er vermachte viele seiner Besitztümer tet. Daraus soll auch unser Dorfwappen, dem Kloster, so auch den Besitz Berchein. das dreiblättrige Chleeblatt, entstanden sein. Grosse starke Männer aus dem Reppischtal 1153 im Gebiet des heutigen Weilers Hafnerberg Eine schriftliche Namenserwähnung von ob Birmensdorf haben in unserer Gegend Berikon findet wir auf einem Dokument im Wald gerodet und das Land urbar gemacht. Archiv der Stadtkirche Bremgarten. Es geht Die Richtigkeit dieser Überlieferung bestä- um die Schenkung eines Gutes in Wallisellen tigen uns nun u.a. Dokumente im Archiv an die Zelle des h. Martin auf dem Zürich- des Klosters Engelberg. Darin steht: Die berg vom 28. Juni 1153. Freiherren von Sellenbüren, Reginbert, Hein- Der Grund, dass dieser Schenkungsakt auf rich und Konrad am Uetliberg im Reppischtal, dem Mattenhof in Berikon stattfand, ist, besitzen viele Ländereien und Güter u.a. im dass das Gebiet Mattenhof seit Urzeiten Zürich-Gau, im Aare-Gau und in Luzern und Gerichtsplatz und Verhandlungsplatz war. Obwalden. Einerseits für wichtige Geschäfte, die Be- Die Freiherren waren bekannt für ihre wohner des Standes Zürich und der Stadt waldrodenden «Pionierbauern», die in ab- Bremgarten mit ihren Vogteien betrafen. gelegenen, kaum erschlossenen Gegenden So auch 1374: Ulrich Eichiberg, Schultheiss Land urbar machten. Damit wurden sie zu Bremgarten, der anstatt der Herzoge von gleichzeitig zu Eigentümern dieser Gebiete. Österreich an offener Strasse zu Gerichte sitzt So waren sie auch die ersten Besitzer von und 1429: auf offener freien Strasse im Na- Berchein. Freiherr Konrad von Sellenbüren men des römischen Königs Sigmund und im drang später mit seinen Pionierbauern bis Auftrag des Schultheissen Junker Hartmanns ins Engelbergertal vor. In diesem idyllischen von Hünenberg zu Gericht sitzt. Anderseits Tal krönte er seine Anstrengungen mit der tagte auf dem Mattenhof auch das Hohe

Eine schriftliche Namenserwähnung von Berikon auf einem Dokument von 1153.

22 Gericht (Blutgericht). Deshalb stand hier während Jahrhunderten der Galgen. Die Bezeichnung war «Weidhub». 1153 wird Berchheim nochmals in einem Dokument als Gerichtsplatz erwähnt. Bis heute be- stehen die Flurnamen «Galgenacher» und «Bänkliacher». Also die Felder, wo der Gal- gen stand und bei Verhandlungen Sitzbän- ke für die Hohen Herren aufgestellt wurden. Rekonstruktion der Burg Schönenwerd. 4. Mai 1184 Papst Lucius III. bestätigt die klösterlichen Es erhält 1240 von den Habsburgern um- Besitzungen Engelbergs in Berchein. fassende Lehen im Gebiet Altstetten und Dietikon, also links der Limmat. Wann sie 18. März 1236 unser Dorf als Lehen von den Habsburgern Papst Gregor IX. bestätigt die klösterlichen erhielten, ist nicht bekannt. Die Schönen- Besitzungen Engelbergs in Berchem. werder waren immer Vasallen der Habsbur- ger. Sie besassen eine um 1100 von den 2. Juli 1256 Grafen von Lenzburg erbaute Burg auf der Arnold von Rotenburg und seine Söhne über- damaligen Halbinsel der Limmat. Von dort nahmen aus einem Tauschhandel mit dem aus kontrollierten sie die Warentransporte Kloster Engelberg verschiedene Vogteien, auf der Limmat sowie auf dem Verkehrs- so auch das Gut Berchein. Die Rotenbur- weg Baden–Zürich. Dies war eine wichtige ger, ein Luzerner Adelsgeschlecht, besassen Einnahmenquelle. Eigenbesitz und Reichsgüter am Vierwald- 1334 wurde ihre Burg Schönenwerd durch stättersee sowie die Vogtei über die Ding- die Zürcher zerstört, von den Schönenwer- höfe des Klosters Luzern. Im 13. Jh. gewan- dern aber wieder aufgebaut.1371 wurde nen die Grafen von Habsburg-Österreich sie nochmals ein Raub der Flammen. Da die immer mehr an Einfluss und übernahmen Freiherren von Schönenwerd inzwischen die Luzerner Kastvogteien. Aufgrund von verarmt waren, konnten sie sich einen Wie- Konflikten mit dem Kloster Luzern und de- deraufbau nicht mehr leisten. In der Folge ren Bürgern begann Mitte des 13. Jh. der waren sie gezwungen, nach und nach ihre allmähliche Niedergang der Rotenburger. Besitztümer zu verkaufen. Mit dem Tode Arnold IV. sind sie 1285 ausgestorben. In diesem Zeitraum ist unser 1312/1322 Dorf in den Besitz der Habsburger über- Im Cist. Kloster Frauenthal wird 1312 unter gegangen. Ein genaues Datum ist nicht den Klostergütern ein Lehen «in dem Hofe» bekannt. in Ober-Berkon erwähnt und 1322 das Me- dersgut in Nider-Berkon. 1240 Die Freiherren von Schönenwerd werden 1348 1240 erstmals urkundlich erwähnt. Es han- Mit der Offnung vom 5. Dezember 1348 be- delt sich um ein Zürcher Adelsgeschlecht. schreibt und bestätigt Hartmann II. von

23 Ruine der Burg Schönenwerd in Dietikon.

Schönenwerd die Rechte und Pflichten von Mellingen über den Heitersberg Richtung Berchheim. Diese Originalurkunde wurde Zürich. Dieser war sehr beschwerlich und nun restauriert und liegt im Staatsarchiv in verlor bald an Bedeutung. Vor allem Zürich Aarau. Mit diesem Dokument werden die war an einer gut funktionierenden Stras- Schönenwerder erstmal als Herren unseres senverbindung interessiert und zahlte u.a. Dorfes erwähnt (siehe «Beriker Chleeblät- an eine neue Brücke über die Reppisch im ter» 2010). Reppischhof. Berikon war somit eine Vogtei der Stadt 9. September 1374 Bremgarten. Als später die Stadt Bremgar- Schultheiss, Rat und Bürger von Bremgarten ten ihr Herrschaftsgebiet in zwei Verwal- kaufen von Hartmann II. von Schönenwerd tungsbezirke aufteilte, das Kelleramt und Twing und Bann (niedere Gerichtsbarkeit) das Niederamt, wurde Berikon Teil des zu Bergheim als Lehen von Graf Rudolf IV. Niederamts. Das Amt des Obervogts übte von Habsburg-Laufenburg. Der Kaufpreis ist ein Mitglied des Bremgarter Rates aus. Der nicht bekannt. Dies war für Bremgarten ein Untervogt war ein Dorfbewohner und wur- strategischer Kauf, der vor allem verkehrs- de von der Dorfgemeinschaft gewählt und politsch wichtig war. Der ganze Verkehr vom Obervogt bestätigt. Somit zahlte Be- von Luzern über das Freiamt nach Zürich rikon an Bremgarten eine Vogtsteuer. Jedes führte über den Brückenkopf Bremgarten. Haus entrichtete jährlich zwei Schilling (1 Mit dem Bau der Teufelsbrücke um 1230 Schilling entsprach etwa dem Wert von und der damit geschaffenen Nord-Süd- 7,5 kg Kernen, d.h. entspelzter Dinkel). Verbindung via Gotthard, gewann ­diese Berikon, Zufikon und Rudolfstetten zahlten Verbindung massiv an Bedeutung. Der Weg zusammen 4 Pfd. 16 Schilling (1 Pfund = 20 von Bremgarten nach Zürich führte entwe- Schilling). Dazu kamen die vom Vogt ver- der über den Mutschellen oder über den Sä- hängten Bussen. Über deren Höhe fehlen del Richtung Lieli nach Birmensdorf. Beide Angaben. Militärisch bedeutet die Vogtei, Routen gingen durch das Gemeindegebiet dass jedes Dorf einige Mann stellen musste, von Bergheim. Vor dem Bau der Brücke wenn die Tagsatzung beschloss, Truppen in Bremgarten ging der Verkehrsweg via auszuheben.

24 Hartmann II. von Schönenwerd soll seinen der südliche Teil, also Ober-Berikon, an die Lebensabend in Bremgarten verbracht ha- Stadt Zürich, die nördlichen Gebiete, sprich ben. Mit seinem Tod ist dieses Geschlecht Unter-Berikon, fielen an die Grafschaft Ba- ausgestorben. den. Die Appellationen an Zürich wurden jeweils rasch behandelt. Im Gegensatz dazu 1. August 1376 scheinen diese Geschäfte bei der Tagsat- Schultheiss und Rat von Bremgarten ver- zung der acht alten Orte in Baden arg ver- kaufen die Güter zu Nidren und Obren nachlässigt worden zu sein. Auf Druck von Berkein , die sie von Junker Hartmann von Bremgarten verpflichteten sich die Ratsbo- Schönenwerd für vogtbar eigen erworben ten am 1. März 1539, die Appellationen von haben, an das Spital der Stadt Bremgarten Bremgarten jeweils an der nächsten Sitzung zu 322 Goldgulden. zu behandeln.

23. Mai 1412 1798–1803 Herzog Friedrich erneuert Rat und ganzer Zeit der Helvetik oder auch Franzosenzeit Gemeinde Bremgarten Twing und Bann der genannt. Das war das Ende der Vogteien. dorffer Berkheim. Die Gemeinde wurde nun von einem Mu- nizipalitätspräsidenten geleitet. In Berikon 1415–1798 war dies der frühere Untervogt von Unter- Mit dem Zusammenbruch der Habsbur- Berikon, Ulrich Koch. Ansonsten änderte gischen Macht um 1415 übernahmen die sich wenig in der Gemeinde. acht alten Orte die Lehensherrschaft über Unter-Berikon, Zürich über Ober-Berikon. Die Lehensrechte wurden in der Folge re- gelmässig erneuert. Die Offnung von 1348 wurde von den Siegermächten respektiert. Die letzte Anpassung der Offnung fand 1663 statt. Speziell erwähnt ist wieder die Weidhub mit dem Galgen. In dieser Zeit fanden keine grossen Verände- rungen der Besitzerrechte statt. Höfe wech- Siegel der Municipalität Berkon von 1798. selten jedoch oft den Eigentümer. So wer- den u.a. auch das Kloster Einsiedeln und der Hof Luzern als Lehensherren von Bercheim Ab 1803 erwähnt. Vor allem die Stadt Bremgarten Mit der neuen Kantonsverfassung tritt die und die Klöster Muri und Wettingen sowie neue Gemeindeorganisation mit Gemein- das Spital Bremgarten erwarben Höfe und derat, Gemeindeammann und Gemeinde- sicherten sich so regelmässige Einkünfte aus versammlung in Kraft. Erster Gemeindeam- Zinsen und Abgaben. mann war Ulrich Koch.

Gerichtsbarkeiten: Mit der Eroberung des Quellen: Aargaus von 1415 änderte jedoch die hohe Eugen Bürgisser, Die Geschichte der Stadt Bremgarten im Mittelalter Gerichtsbarkeit. Für das Untertanengebiet Sven Wahrenberger, Die Regensbergr Fehde Bremgartens fiel sie nun an zwei Herren: Aloisia Näpflin Koch, Höfe in Berikon

25 Kirchliches Brauchtum: Mit Chrüz und Fahne

Bittgänge und Prozessionen sind in der gen: die Oberwiler kamen über den Mat- ­Katholischen Kirche seit dem Mittelalter tenhof die Sädelstrasse hinunter. Die Beri- fester Bestandteil kirchlicher Traditionen ker ab der Kreuzstrasse in die Sädelstrasse. und Riten. Die Bittgänge wurden im 5. Jahr- Bei der Einmündung beim Moritzenkreuz hundert aufgrund von Missernten und Erd- ging es nun darum, welche Gemeinde beben von Bischof Mamertus von Vienne voraus und wer hinter der andern bis nach (Frankreich) eingeführt. Dazu wurde die Bremgarten pilgerte. Für viele Beriker war Woche vor Christi Himmelfahrt bestimmt, es Ehrensache, dass man nicht hinter den also in der Phase des Wachstums der Feld- Oberwilern herlaufen wollte. Die Oberwiler früchte. und Beriker warfen einander vor, immer Den Namen erhielten die Bittgänge, weil früher zu starten, um Erster zu sein … zu Beginn die Allerheiligenlitanei gesungen Die Woche vor Christi Himmelfahrt war und auf den Rundgängen der Rosenkranz die «Bittwoche». Montag, Dienstag und gebetet wurde. Man bittet Gott um Seg- Mittwoch waren die sogenannten Bitttage. nung der Fluren und Früchte der Felder An diesen Tagen ging man mit Kreuz und sowie der Tiere, damit alle den Menschen Fahne auf die Bittgänge. Die Kinder hatten Nahrung geben. Gebetet wird auch um schulfrei, waren aber gehalten, an den Gän- Verschonung vor Unwettern und Hagel. gen teilzunehmen, inkl. Lehrerschaft! Mancherorts fanden gar eigentliche Ha- Die Gläubigen versammelten sich jeweils gelprozessionen statt. bereits um fünf oder sechs Uhr früh in der Die Bittgänge mussten immer unter Füh- rung des Klerus stattfinden. Auch ausser- Im Protokoll der Gemeindeversamm- ordentliche Bittgänge und Prozessionen lung vom 23. Oktober 1852 wird ge- waren üblich, zum Beispiel mit der Bitte schrieben: um Regen oder während der Pestzeit um Bezüglich des alt üblichen Bittgangs zum Verschonung vor der Seuche. Alle Bittgän- heiligen Synesius nach Bremgarten wurde, ge und Prozessionen standen unter dem da Pfarrer Gilg in Oberwil mit der Pfar- Begriff «Mit Kreuz und Fahne». Zuvorderst rei diese Procession nicht halten will und trugen zwei Jugendliche ein Kreuz auf einer auf die vom Gemeinderat schon erwirkte langen Stange sowie eine Fahne mit dem Bewilligung von hochwürden Bischof in Bild des Osterlamms. Solothurn, dass es billig und recht und der Gemeinde Berikon erlaubt sei an dieser Beriker Bittgänge Procession zu Bremgarten teilzunehmen Am 25. April war jeweils der Markus-Bitt- und unter Vortragen von Kreuz und Fah- gang nach Bremgarten. Alle umliegenden ne mit dem Kaplan dorthin zu gehen, Pfarreien nahmen daran teil. Dabei kamen einstimmig beschlossen, diesen Bittgang die früheren Dorfrivalitäten offen zum Tra- zu halten.

26 auf diese Route infolge des Autoverkehrs verzichtet werden musste. Darauf besuchte man bis Ende der 70er-Jahre die Kapelle auf dem Friedlisberg. Auf die Bittgänge nach Zufikon und Oberwil wurde ab Ende der 60er-Jahre verzichtet. Aus mündlicher Überlieferung wissen wir, dass Anfang des 20. Jahrhunderts infolge grosser Trockenheit in Berikon ein Bittgang für Regen nach Bremgarten stattfand. Schon auf dem Heimweg soll ein kräftiges Gewitter mit viel Regen die Bittgänger über- rascht haben. Altar vor dem Riegelhaus an der Schulstrasse. Prozessionen Kirche. Bei den Bittgängen besuchte man Im Unterschied zu den Bittgängen fanden die Nachbar-Pfarreien. Dort wurden die die Prozessionen im Dorf und den umlie- Bittgänger mit Glockengeläute em­pfangen. genden Fluren statt. Deshalb war die oft Es wurde jeweils eine Messe gelesen, dann übliche Bezeichnung «Flurprozession». Be- gabs eine halbe Stunde Znünipause und rikon pflegte die Tradition der Fronleich- danach folgte die Rückwanderung. Auch namsprozession und diejenige an Christi die Gläubigen unserer Nachbardörfer be- Himmelfahrt bis in die 1980er-Jahre. suchten unsere Pfarrkirche St. Mauritius. Am Montag führte der Bittgang nach Zufi- Flurprozession an Christi Himmelfahrt kon, am Dienstag besuchte man Oberwil. Immer an Christi Himmelfahrt, auch Auf- Dieser Bittgang war bei der Jugend der fahrt genannt, fand eine Flurprozession Beliebteste, erstens weil er der Kürzeste war statt. Sie führte über vier Stationen: Weg- und zweitens, weil die Kirchenglocken in kreuze von Unter-Berikon und Ober-Beri- Oberwil noch von Hand an den langen Sei- kon, zum Pestkreuz beim Mattenhof und len geläutet werden durften/mussten. Dies zum Moritzenkreuz am Sädel. Bei jedem passierte wie folgt: kurz vor dem Dorfein- Kreuz sang der Kirchenchor ein Marienlied, gang spurteten einige grössere Knaben darauf folgte ein Evangelium mit anschlies- weg, quer durch die Wiesen und zwischen sendem Gebet um Segen für Feld und Flur. den Häusern Richtung Kirche und sorgten Zum Schluss erteilte der Priester den Segen für den Glockenempfang der Beriker. Der mit der Wettersegen-Monstranz, auch Wet- schnellste Läufer durfte die grösste Glocke terkreuz genannt. zum Klingen bringen. Später wurde mehrere Jahre der Gottes- Bis 1942 führte der Mittwoch-Bittgang dienst an Christi Himmelfahrt beim Wald- nach Eggenwil. Mit der Zunahme des Ver- haus gefeiert mit anschliessendem gemüt- kehrs auf der Bernstrasse wurde dieser Weg lichem Beisammensein bei Speis und Trank. zu gefährlich. Deshalb nahmen die Bittgän- Heute wird der Auffahrtsgottesdienst in der ger neu die Strasse nach unter die Kirche gefeiert und das gemütliche Zusam- Füsse. Dies bis Ende der 50er-Jahre, bis auch mensein beim Pfarreizentrum organisiert.

27 Altar an der Waldstrasse.

Fronleichnamsprozession Auf vielen Strassenabschnitten wurden Blu- Bis etwa 1930 wurde die Bevölkerung be- men gestreut. Ganz besonders war jeweils reits morgens um fünf Uhr mit sechs Böl- der Teppich aus gefärbtem Sägemehl, den lerschüssen geweckt und auf den Feiertag Zimmermeister Hans Groth im Oberdorf aufmerksam gemacht. auf die Strasse zauberte. An der Umzugs- Es gab eine klare Prozessionsordnung: route errichteten viele Gläubige an Fenstern Kreuz- und Fahnenträger führten die Pro- kleine Altärchen oder platzierten auf kleinen zession an, dann folgten Schuljugend, Tischchen vor dem Haus Kerzen, Kreuze Jungfrauen, Kirchenchor, Musikverein, oder Heiligenbilder. Der Priester segnete Erstkommunikantinnen in weissen Kleid- chen, Ministranten. Dann kam der Balda- chin (Himmel), getragen von vier Männern aus der Kirchenpflege. Darunter schritt der Pries­ter mit der Monstranz, begleitet von vier Laternenträgern. Anschliessend folgten die Erwachsenen, zuerst die Jungmänner, dann die Männer und die Frauen. Auf dem Umgang wurde der Rosenkranz gebetet, der Musikverein spielte zwischen- durch Choralmärsche. Bei jedem der vier Altäre (je einen für jeden Evangelisten) sang der Kirchenchor eine Motette (latei- nischer Kirchengesang), dann folgte das Evangelium und anschliessend der Segen mit der Monstranz mit dem Allerheiligsten. Baldachin.

28 diese beim Vorbeigang und damit Haus und Familie. Die Fronleichnamsprozession führte über Ober-Berikon. Der 1. Altar stand bei Sieg- fried Angstmann, gerade oberhalb der Kirche. Der 2. Altar befand sich bei der Familie Hafner am Bach. Der 3. Altar war am Anfang der Waldstrasse und der 4. Altar hattte die Familie Suter beim Mattenhof erstellt. Die Altäre wurden oft von zwei, drei Familien gemeinsam angeschafft. Der Altar der Familie Hafner übernahm später Alois Blunschi, und derjenige von Suters Anton Nussbaumer. Der Altar an der Waldstrasse wurde später auf den Hausplatz der Familie Keller verlegt. Am Sonntag nach Fronleichnam fand eine kurze Prozession durch Unter-Berikon statt. Sie führte über die Schulstrasse, Unter- dorfstrasse, Bäckerstrasse via Bahnhofstrasse zurück zur Kirche. Auf diesem Umzug gab es nur die kleinen Hausaltärchen. Als die Prozession über Ober-Berikon aufgehoben wurde, übernahm die Familie Koch, Försters, den Altar von Alois Blunschi und ­errichtete ihn vor ihrem schönen Riegelhaus. Als auch diese Feier mangels helfender Wettersegen-Monstranz. Hände nicht mehr stattfinden konnte, übernahm es Göpf Näpflin bis 2004, zu- Wettersegen sammen mit einigen Schützenkameraden, Der Wettersegen wird seit dem 12. Jh. einen Feldgottesdienst beim Schützenhaus zelebriert. Dazu dient eine eigene, kleine zu organisieren. Dies wurde zu einem regio­ Monstranz, auch Wetterkreuz genannt. nalen Anlass, an dem auch die Gläubigen Der Wettersegen wird vom Priester am von Rudolfstetten und Widen teilnahmen. Ende der heiligen Messe gespendet, ab Der zunehmende Strassenverkehr sowie dem Markustag vom 25. April bis zum die auswärtigen Arbeitsplätze erschwerten Tag der Kreuzerhöhung vom 14. Sep- zunehmend die Pflege dieser alten Traditio­ tember. Dieses Reliquiar der Pfarrei St. nen. Dem Musikverein fehlten die Spieler. Mauritius enthält eine Reliquie des Hl. Die Teilnehmerzahlen gingen stark zurück. Sebastian, die uns von Rom mit einer So wurde an einer Pfarreiversammlung An- Urkunde vom 27. April 1771 übergeben fang der 80er-Jahre entschieden, künftig wurde. Der Hl. Sebastian wird auch in auf alle Bittgänge und Prozessionen zu ver- vielen Bauernregeln erwähnt. zichten.

29 Bauliche Entwicklung der ­Gemeinde Berikon seit 1950

Dass unsere Gemeinde bis vor 70 Jah- AG, inzwischen jedoch zahlreiche Ge- ren ein reines Bauerndorf war, wurde in schäfte. Die Statistiken weisen 354 Betriebe den ­«Chleeblätter» schon mehrmals ge- mit 1536 Arbeitsplätzen aus, vor allem im schildert. 1955 gab es 67 Landwirtschafts- Dienstleistungssektor. betriebe. Heute sind es noch neun, davon Im Plan und in der ergänzenden Legende sechs mit Tierhaltung. Unser Dorf hat sich sind die grösseren Bauvorhaben und die in den letzten Jahrzehnten zur eigentlichen damit verbundene, steigende Einwohner- Wohngemeinde entwickelt. Seit Jahren gibt zahl aufgeführt. es nur einen Industriebetrieb, die Printcolor

Zeitraum Standort ca. Anzahl Einwohner 1 1954–56 Hexe (Höhenweg) einzelne EFH 1950: 900 2 1954–56 Im Feld 11 EFH 3 1960–69 Junkholz 20 EFH 1960: 1169 4 1964–65 Staldenrain 5 MFH 5 1966–73 Eggäcker 10 EFH 1965: 1434 6 1967–69 Bühlfeld 10 EFH 7 1972 Bürkihof 3 MFH 1970: 1618 8 1972 Gubelweg 5 EFH 9 1973 Gartenweg (RWD) 120 Whg. 1975: 1860 10 1978–82 Staldenweg 40 REFH 11 1978–84 Unterzelg-Höhenweg 90 EFH 1980: 2273 12 1981–86 Chörenmattstrasse/ 20 MFH/ Grundackerweg 60 RFH/EFH 13 1981–88 Kesslernmattstrasse/ 14 MFH/ Steinhügelstrasse 42 RFH/DEFH 14 1984 Staldenweg 4 MFH 1985: 3036 15 1989–93 Moosstrasse 10 MFH 16 1993–2006 Bodenfeld 13 MFH/22 EFH 1990: 3793 17 1993 Oberdorf 3 MFH 18 1994–96 Stattgatter 30 Whg. 19 1995 Wassermatte 3 MFH/12 RFH 1995: 4127 20 1996–97 Rummelbach 1 MFH/24 RFH 21 1997 Im Gehren 8 RFH 2000: 4408 22 2002–04 Lielisloo-Höhenweg 90 Whg. 2010: 4600 23 2014–15 Wald-/Moosstrasse 1 MFH/3 EFH 2015: 4611 24 2015–16 Zimmereiweg 3 MFH/7 EFH 2019: 4746

30 13

Bahnhof

9 22

6 Plansponsor Portmann + Partner, 3

12 Bremgarten Ingenieurbüro, Vermessung 11

1

21

7 18 Gemeindehaus 2 14

Kirche 10 19

5

4 24 17 8 16 20

15 23

31 Wichtige raumplanerische Gemeindeversammlungsbeschlüsse, … 15.12.53 erste Bauordnung 12.09.56 erster Zonenplan 02.07.65 Überbauungspläne Welschloh-Kesslern, Zelg-Chörenmatte, Junkholz 25.06.70 Revision Zonenplan, Bauordnung, Zonenordnung 19.12.75 Überbauungsplan Unterzelg abgelehnt 25.06.76 Überbauungsplan Unterzelg angenommen 26.09.76 Überbauungsplan Unterzelg Referendumsabstimmung angenommen 15.06.84 Überbauungsplan Stalden (Bodenfeld) abgelehnt 29.11.85 Überbauungsplan Stalden (Bodenfeld) abgelehnt 11.06.87 Dorfzonen Ober- und Unterdorf 07.06.90 Gestaltungsplan Bahnhof 05.12.91 Revision Zonenplan, Bau- und Nutzungsordnung, Kulturlandplan 25.11.11 Revision Nutzungsplanung: alle Änderungsanträge abgelehnt (Aufhebung Reservierungsbestimmung Bühlfeld, Entwicklungszone Riedacker, Zone Gewerbe mit Wohnen Mutschellen) 30.11.12 Zone Gewerbe mit Wohnen Mutschellen (Belano) 07.05.15 Gesamtrevision Bauzonen- und Kulturlandplan, Bau- und Nutzungs- ordnung 17.11.16 Regionaler Sachplan Zentrumsentwicklung Mutschellen

… ihre speziellen Geschichten… – Beides machte der Kanton im Genehmi- • Bei Vorlagen zur Ortsplanung gingen die gungsverfahren rückgängig. Emotionen meistens hoch. Nicht so 1953 • Die ersten Überbauungspläne (1965) bei der ersten Bauordnung. Der Beschluss ­gaben nicht viel zu reden, spätere schon. wurde mit nur zwei Sätzen protokolliert: Für das Unterzelg brauchte es zwei Ver- Der Gemeinderat stellt Antrag, die Bauord- sammlungen und ein Referendum. Der nung auf das gesamte Gemeindegebiet aus- Überbauungsplan Stalden (Bodenfeld) zudehnen. Auch diesen Antrag erhebt die wurde gar an zwei Versammlungen und in Versammlung zum Beschluss. der Referendumsabstimmung abgelehnt, • Aber schon 1956 wird der Zonenplan in die Überbauung später im privatrechtlichen der ersten Abstimmung abgelehnt. Noch Verfahren aber doch realisiert. an der gleichen Versammlung wurde die • Im Nachgang an die Revision 1991 muss­ Abstimmung wiederholt (Wiedererwä- ten verschiedene Ergänzungen gemacht gung) und der Zonenplan genehmigt. werden. • Bei der ersten grossen Revision der Orts- – An der Zopfstrasse hatte ein Grundeigen- planung im Juni 1970 wurde auf Antrag tümer einen Einzonungsantrag gestellt, den eines Grundeigentümers dessen grosse der Gemeinderat ablehnte. In Unkenntnis Baulandfläche in der Chörenmatte aus- eines Verwaltungsgerichtsentscheides wur- gezont, was eine unnatürliche Form der den von den Einzonungen profitierende Bauzone ergab. Zudem wurde im Gebiet Personen bei der Abstimmung in den Aus- Zelgrank (oberhalb Schützenhaus) eine stand geschickt. Das war ein Fehler. Die Industrie- und Gewerbezone beschlossen. Beschwerde gegen diese Ausstandregelung

32 Foto: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Foto: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv Stiftung Luftbild Schweiz / Fotograf Werner Friedli Stiftung Luftbild Schweiz / Fotograf Werner

Luftaufnahme von Berikon1947. wurde vom Kanton gutgeheissen. Die Ab- Beschwerde des Grundeigentümers gegen stimmung musste aber nicht wiederholt den Entscheid des Verwaltungsgerichtes werden. Der Einzonungsantrag wurde in- gut. Die materielle Enteignung war damit zwischen zurückgezogen. – Im Rahmen bestätigt. Die Gemeindeversammlung vom dieser Nachbesserungen fand auch die 27. November 2002 nutzte die Möglich- Spezialzone Kompostieranlage Gunzen- keit, die Parzelle wieder einzuzonen, womit bühl Aufnahme in den Kulturlandplan. nun auch der Kanton einverstanden war. • Ebenfalls im Rahmen der Revision 1991 Damit musste die geforderte Enteignungs- gelangte ein Fall bis vor Bundesgericht. Die entschädigung von einer Million nicht be- Parzelle 137, Sonnenbergstrasse (im Bel- zahlt werden. Gemeinde und Kanton mus- védère) liess man, entgegen dem Vorprü- sten aber für recht grosse Verfahrenskosten fungsentscheid des Kantons, im Zonenplan. aufkommen. – Die Parzelle ist bis heute Dagegen erhob ein Nachbar Beschwerde, nicht überbaut. die vom Kanton gutgeheissen wurde. Das Grundstück war damit ausgezont. Der … und Probleme mit der Infrastruktur­ Grundeigentümer wehrte sich nicht gegen Schon vor Beginn des grossen Baubooms die Auszonung, reichte aber bei der Kant. hatte die Gemeinde Mühe mit der Versor- Schätzungskommission eine Forderung gung mit Trinkwasser. Es gab immer wieder wegen materieller Enteignung ein. Diese Jahre mit Wasserknappheit. Aktuell fliesst hiess die Forderung gut. Dagegen machte nur aus der Quelle Altisbach eigenes Wasser. die Gemeinde ihrerseits Beschwerde, die Ab 1954 wurde Wasser aus dem Reusstal­ vom Verwaltungsgericht gutgeheissen wur- (Zufikon und später Unterlunkhofen) ge- de. Das Bundesgericht wiederum hiess die pumpt. Aber erst in den 70er-Jahren konnte

33 Foto: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Foto: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv Stiftung Luftbild Schweiz / Fotograf Werner Friedli Stiftung Luftbild Schweiz / Fotograf Werner

Luftaufnahme vom Mutschellen von 1952. das Problem mit der Gründung des regio- Auch der Schulraum musste mit den stei- nalen Wasserverbandes und dem Anschluss genden Einwohner- und Kinderzahlen an die Wasserversorgung Zürich gelöst wer- immer wieder erweitert werden. Das hat den, welche unter anderem auch Wasser aber auch mit den Klassengrössen zu tun. aus dem Zürichsee bezieht. Sassen früher gut und gern 40 Kinder in Auch die Stromversorgung musste laufend einem Schulzimmer, sind es heute höchs­ erweitert und modernisiert werden. Gab tens 25. Auch das Fächerangebot mit ent- es in den 50er-Jahren je eine Trafostation sprechenden Spezialräumen ist grösser. im Gebiet Mutschellen (Corneliaweg) und 1954 wurde das Schulhaus Linde mit der im Dorf (Oberwilerstrasse), sind es heute ersten Turnhalle eingeweiht. Früher gab es 13 Stationen. Freileitungen gibt es nicht kleine Schulhäuser in Ober- und Unterbe- mehr und die Starkstromeinspeisung ins rikon. Anfangs der 70er-Jahre kamen das Dorf erfolgt von zwei Seiten. Schulhaus Birke, 1985 das Berikerhus mit Die Abwasserbeseitigung (Kanalisation) ist in Doppelturnhalle und später das Schulhaus Berikon speziell, weil der natürliche Abfluss Ahorn dazu. Im letzten Herbst wurde das aus dem Gemeindegebiet in Richtung Lim- Schulhaus Tilia eingeweiht. Es beherbergt mat- und Reusstal erfolgt. Die Gemeinde auch grosszügige Betreuungsräume (Mit- hat entschieden, sich der regionalen Klär- tagstisch, usw.). anlage (ARA) in Bremgarten anzuschliessen Die Schule führt auch sechs Kindergartenab- und das Abwasser aus dem Rummelbachtal teilung, davon zwei Doppel-Kindergärten. ab Marrengasse auf die Reusstalseite zu Seit 1975 ist Berikon Bezirksschulstandort. pumpen. Die erste Kanalisation wurde 1952 In der Kreisschule ist inzwischen die ge- (Einleitung in den Pflanzerbach) gebaut und samte Oberstufe der Mutschellengemein- die ARA 1975 in Betrieb genommen. Inzwi- den untergebracht. schen gibt es drei Regenrückhaltebecken.

34 Theres Lepori – ein Leben für die Politik?

Auf diese Frage bestätigt Theres, dass die acht Amtsjahren in der Beriker Schulbe- Politik in ihrem bisherigen Dasein eine hörde war die Rückkehr in den Beruf als grosse Rolle spielte, aber nicht das Wich- Krankenschwester geplant. Da kam vom tigste war. In ihrem Leben, so auch in der FDP-Gemeindeammann die Bitte und An- Politik, stand immer das Wohl des Men- frage für ein Gemeinderatsmandat. Schon schen im Mittelpunkt. Das hat viel mit ihrer kurz zuvor hat sich Theres entschieden, als Zweitausbildung als Krankenschwester zu Kandidatin an den Grossrats-Wahlen teil- tun. zunehmen. Nach der Kant. Wirtschafts-Diplommittel- schule verdiente sich Theres ihr erstes Geld Denkwürdiger Sonntag, 4. März 2001 in der Wirtschaft. Nach 10 Jahren erfolgte An diesem Sonntag, an dem ebenso die der berufliche Wechsel ins Gesundheitswe- Grossratswahlen stattfanden, wurde Theres sen. Politik hatte schon in der Jugendzeit am in einer Ersatzwahl mit ausgezeichnetem CVP-Familientisch in Luzern und Winterthur Resultat in den Beriker Gemeinderat ge- einen festen Platz. wählt. An der Wahlfeier zur Gemeinderätin waren auch die Namen der wieder- und CVP Berikon sucht Schulpfleger neu gewählten Grossräte bekannt; Theres Theres Lepori ist vor 29 Jahren, im Herbst war nicht dabei. 1990, mit ihrem Mann Sandro und mit Als sie kurz vor Mitternacht nach Hause ihrem Sohn Tobias nach Berikon gezogen. kam, rief der CVP-Parteisekretär an mit Bald kam auch Tochter Francesca zur Welt. der Botschaft, dass auch sie als Grossrätin Familie Lepori hat Berikon nicht als Schlaf- gewählt sei. Ihr Mandat wurde zunächst gemeinde gewählt. Engagement und In- fälschlicherweise einem SVPler zugeteilt. tegration in der neuen Gemeinde waren Die Korrektur erfolgte, weil die Stimmen immer das Ziel. der beiden Bezirks-Gemeinden mit Dop- Als die CVP Berikon Sandro Lepori als Mit- pelnamen, Rudolfstetten-Friedlisberg und glied in die Schulpflege werben wollte, Hermetschwil-Staffeln, irrtümlich doppelt nahm Theres in Abwesenheit ihres Mannes gezählt wurden. den Anruf entgegen. Sie sagte klar, dass ihr Mann beruflich und wegen häufigen Zwei Amtsperioden im Gemeinderat, Auslandaufenthalten zu engagiert sei. Sie 18 Jahre im Grossen Rat kenne aber eine Person, die sich in der Jetzt ging das politische Leben für Theres so Schulpflege gerne einsetzen möchte, näm- richtig los. Das gleichzeitige Doppelmandat lich sie selber. Gemeinderat und Grosser Rat war eine He- Nach erfolgreicher Wahl trat sie der CVP rausforderung. Auch die vierköpfige Familie Berikon bei. Schon ein Jahr später wur- galt es nach den verankerten Grundsätzen de sie Präsidentin der Schulpflege. Nach zu betreuen.

35 Als bereichernde Fortsetzung ihrer bishe- erungswahlen die höchste Stimmenzahl al- rigen Tätigkeit als Schulpflegepräsidentin ler Grossrätinnen und Grossräte im Bezirk. übernahm sie im Gemeinderat das Bil- Gesundheit und Bildung waren stets ihre dungswesen. In diese Zeit viel die Um- Hauptthemen, mit entsprechender Kom- strukturierung der Volksschule Aargau zur missionsarbeit. Von 2008 bis 2012 präsi- geleiteten Schule und der damit verbun- dierte sie die kant. Bildungskommission. dene Neubau des Schulhauses Ahorn. Auch Sie leitete auch erfolgreich den Abstim- das Behindertengesetz musste in der Schule mungskampf pro Fachhochschule Nord- umgesetzt werden, die Flüchtlingskinder westschweiz (FHNW). aus dem Balkankrieg versorgt und geför- dert, die Realschule in die Kreisschule inte- Führungsaufgaben in andern Gremien, griert werden, ein langer Prozess. Abseits aber auch Ehrenhexenmeisterin vom Platzspitz Zürich hatte das Thema Dro- Bald wurden auch andere Organisationen gen auch den Mutschellen erreicht. Aufklä- auf die initiative, kreative Powerfrau auf- rung und griffige Präventionen waren die merksam, so der Stiftungsrat Spital Muri, grossen Anliegen von Theres Lepori. die Klinik Barmelweid und die Schulthesskli- Ganze 18 Jahre war Theres im Kantonsparla- nik. Und im Bildungsbereich arbeitete sie im ment und in der CVP-Fraktion eine wichtige Verwaltungs-, resp. Stiftungsrat Careum- Stütze. Zwei Mal erreichte sie bei den Erneu- Weiterbildung Aargau und Careum Zürich

Die Inpflichtnahme in den Erziehungsrat, flankiert von einem Staatsweibel.

36 mit. Aber auch das langjährige Engage- ment als Präsidentin «Höhere Fachschule Gesundheit und Soziales Kanton Aargau» (HFGS), sei erwähnt. Mit dem Flügge wer- den von Sohn und Tochter nahm sie ihre berufliche Tätigkeit als dipl. Pflegefachfrau HF wieder auf. Und für 4 Jahre (bis 2022) ist Theres Lepori vom Grossen Rat des Kan- tons Aargau in den Erziehungsrat gewählt worden. Auf das Grossratspräsidium hat sie bewusst verzichtet und damit jüngeren CVPlern eine Förderbasis ermöglicht. Für den Nationalrat hat Theres zwei Mal kandidiert. Beim ersten Mal erreichte sie auf Anhieb den ersten Ersatzplatz. System und Modell Schweiz findet sie nach wie vor gut. Am Kanton Aargau schätzt sie die vielseitigen Regionen und den guten Mix von Stadt und Land. Stets interessierte sich Theres auch für das kulturelle Leben in Berikon. So wurde sie 2009 oberste Beriker Fasnächtlerin und hat spontan das Amt als Ehrenhexenmeisterin übernommen. Sie bedauert es sehr, dass der Theres Lepori erhält von Max I. die Urkunde schöne Brauch in Berikon nun möglicher- zur Ehrenhexenmeisterin. weise endgültig Vergangenheit ist. Beruflich ist Theres seit drei Jahren nicht Das machte Eindruck mehr aktiv. Sie hofft auf eine weiterhin Befragt nach besonderen Erlebnissen in den gute Gesundheit, auf ruhigere und schöne vielen Politjahren und nach den Wünschen Zeiten in Berikon und in der Zweitheimat für die Zukunft erwähnt Theres in der Zeit Capriasca. Vermehrt will sie sich wieder dem ihrer Gemeindetätigkeit die Jugendlichen Musizieren widmen. Die ersten Klavierstun- in Anzahl einer Klassengrösse, denen sie den, zur Erneuerung des Repertoires, sind in schwierigen Situationen des Familien- gebucht. Und inzwischen erfreuen sich Umfeldes und der Berufsentscheidung hel- auch zwei Enkelkinder der Betreuung ihrer fen konnte, besonders auch Jugendlichen lieben «Nonna». mit Migrationshintergrund. Speziell wa- ren auch immer die Diplomfeiern und Di- plomübergaben an der höheren Fachschu- le. Speziell beeindruckt haben sie immer die Inpflichtnahmen und ganz besonders die Inpflichtnahme in den Erziehungsrat, flankiert von einem Staatsweibel.

37 100 Jahre Veloclub Berikon

Das Jubiläumsjahr 2019 den Weg mit Muskelkraft. Es war eine sport- Im Frühling dieses Jahres, rechtzeitig zum liche Herausforderung. So kam es, dass Start der neuen Velosaison, konnte Präsi- ­einige junge Burschen, die in der «Wagi» dent René Alder im Clublokal «Grüene- Schlieren» arbeiteten, jeweils gemeinsam bode» vierzig Vereinsmitglieder zur 100. den Weg unter die Räder nahmen. Nach 5½ Generalversammlung des VMC begrüssen. Arbeitstagen hatten sie oft Lust, sonntags Neben den üblichen Traktanden unter- zum Vergnügen eine gemeinsame Ausfahrt hielten sich die Mitglieder darüber, wie das zu machen. grosse Jubiläum würdig gefeiert werden Zurück von einer Ausfahrt im Frühling könnte. Dem Vorschlag zu einer gemein- 1919 und bei einem Most im «Kreuz» samen dreitägigen Flussfahrt auf dem Rhein ­wurde beschlossen, einen Veloclub zu von Basel bis Colmar wurde mit Begeiste- ­gründen. Bereits am 16. September 1919 rung zugestimmt. Die Teilnehmer feierten trafen sich im Schulhaus Unterberikon elf dann Ende März gebührend bei einer schö- Jungmänner und legten den Grundstein nen Schifffahrt und einem feinen Festessen zum ­neuen Verein. Gewählt wurden als auf dem Schiff. Präsident Franz Brunner (1895), Vizepräsi- Ein weiteres Highlight war der gemütliche dent Josef Christen, Aktuar Paul Wiederkehr Abend im Bürgisserhus, zu dem nicht nur (1899) und Kassier Josef Welti «Wagners» die Vereinsmitglieder, sondern auch Sym- (1899). Fahrwart und zuständig für alle pathisanten und Interessierte aus nah Ausfahrten und Versammlungen war Wil- und fern willkommen waren. Gemeinde- helm Brunner. rat Otto Eggimann beglückwünschte den Der junge Verein schloss sich dem SRB Verein im Namen des Gemeinderates zum an. Der Schweiz. Radfahrerbund wurde 100-jährigen Bestehen und lobte ihn für 1883 als Velocipedistenbund gegründet. sein grosses Engagement für den Radsport. Ein ­Monatsgeld von 50 Rappen wurde In einer Ausstellung wurden ehemalige ein­gezogen, Bussengelder bei Abwesen- Trikots, Auszeichnungen, ein Film aus den heit waren obligatorisch! Die Mitglieder 80er-Jahren, Fotos und Zeitungsartikel ge- mussten eine Fahrschule besuchen und zeigt und erinnerten die Besucher an die an den Vereins­tourenfahrten mitmachen. Zeiten von damals. Drei der vier Füllhörner Es herrschte strenge Disziplin. Als Vereins­ aus der Zeit um 1920 waren zu sehen. lokal wählten die Mitglieder das Restaurant «Bahnhof» im Mutschellen. Monatliche Wie es 1919 zur Gründung des Sitzungen des Vorstandes gab es jeweils ­«Veloclub Berikon» kam auch bei Wirten, die nebenbei auch Club­ Industrielle Arbeitsorte unserer Region be- mitglieder waren, z.B. im «Mattenhof», fanden sich vorwiegend im nahen Züribiet. in der «Schmiedstube» oder «Kreuz» in Wer fit war und ein Velo besass, bewältigte ­Zufikon.

38 Der Veloclub nimmt Fahrt auf … mit feldgrauer Sporthose und Sporthemd Als Veloclub-Mitglied war man damals ge- vorgeschrieben. Sportliche Höhepunkte sellschaftlich «jemand», war angesehen und waren auch die zweitägigen Passfahrten, stolz! Bereits am 21. September 1919 fand die 1927 über den Klausenpass und 1928 ein erstes Radrennen statt auf der Strecke zum Gotthardpass führten. In spannender Mutschellen–Birmensdorf–Urdorf–Rudolf- Schilderung nimmt uns der Aktuar mit auf stetten–Mutschellen. Bei weiteren Rennen die Velotour und erzählt von Raddefekten von 1921 bis 1925 wurden als Auszeich- und Stürzen, die wohl zu Schürfungen, aber nung auch die noch heute vorhandenen nicht zu schweren Verletzungen führten. Elf vier Füllhörner gewonnen. Touren und beinahe 1000 km in einem Jahr 1925 schaffte der Verein die erste Fahne waren eine grosse sportliche Herausforde- an, ganz aus freiwilligen Spenden finan- rung der Fahrer, zu denen damals auch eine ziert. Die Standarte von damals wurde Frau gehörte. 1946 im Kloster Hermetschwil überholt. Sie ist noch heute in tadellosem Zustand «Stägeli uf, Stägeli ab» und wird im Fahnenkasten des Vereinslokals Die anfängliche Begeisterung und Disziplin aufbewahrt. Im Juni fand im Mattenhof nahm in den 1930er-Jahren etwas ab. Auch das Einweihungsfest statt, an dem die Pa- fehlte es an Nachwuchs. Grosse sportliche tensektion VC Bremgarten und zahlreiche Anlässe in der Region wurden jedoch vom befreundete Vereine aus der Region teil- Club immer mit Postenstehen unterstützt, nahmen. Zu diesem Anlass wurde für die so zum Beispiel, als die Tour de Suisse über Mitglieder eine einheitliche Sportkleidung den Mutschellen fuhr. Schon bald erholte

Velorennen mit Ziel vor der Scheune von Kaspar Groth.

39 1954: Mitglieder des VMC am Umzug bei der Einweihung des Schulhauses «Linde». sich der Verein und ging nach den Kriegs- wurde, war es Ehrensache, beim Umzug jahren gestärkt in die Zukunft. Das 25-Jahr- vom alten Schulhaus Oberberikon bis zum Jubiläum wurde erst 1945 gefeiert. Unter Neubau dabei zu sein. den Besuchern waren viele auswärtige Beim Freiämter Mannschaftsfahren im Veloclubs, so auch Rudolfstetten, Wohlen, Vorjahr ging der VC Berikon mit seiner Lenzburg. Mannschaft aus Rohrdorf unter Captain Am 1. August 1948 machten sich 19 Ver- Paul Heimgartner als Sieger hervor. 1954 einsmitglieder als Patensektion zu Fuss auf organisierte Berikon den Anlass und hoffte den Weg zur Fahnenweihe des Veloclubs auch diesmal das Beste. Der Anlass brachte Rudolfstetten, das Velo zur Seite. Einheit- nebst den Sportlern viel Volk ans Rennen lich gekleidet und begleitet von vier Eh- und an das anschliessende grosse Dorffest. rendamen in hübschen langen Kleidern, Auch das Bergrennen ab Restaurant jede ein blumengeschmücktes Füllhorn «Schmiedstube» in der Heinrüti über Widen auf den Schultern tragend, erreichten sie auf den Hasenberg war sehr erfolgreich. rechtzeitig die Kapelle, um dort den Tag der Erfreulich war zu dieser Zeit auch die Neu- Fahnenweihe mit dem Besuch des Festgot- aufnahme von sportbegeisterten jungen tesdienstes zu beginnen. Velofahrern. In diesem Jahr wechselte auf Als im Sommer 1954 das neue Schulhaus Wunsch der Mitglieder das Clublokal vom mit einem grossen Dorffest eingeweiht «Mutschellen» ins «Kreuz».

40 Das Auto macht sich breit Club organisierte in den folgenden Jahren Die zunehmende Motorisierung veranlasste die kantonale Bergmeisterschaft, leistete 1961 die inzwischen zahlreichen Mitglieder, einen Beitrag zur Verkehrssicherheit und den Vereinsnamen der neuen Zeit anzu- führte ein Jugend-Geschicklichkeitsfahren passen. Aus dem Veloclub wurde nun ein für Velos-und Motorradfahrer durch. Unter Velo-Moto-Club mit über 100 Mitgliedern. der Leitung von Nationaltrainer Carlo Lan- Sportliche Tätigkeit und Kameradschaft franchi eröffnete der VMC die erste aargaui­ wurden wie seit jeher gepflegt. Ausflüge mit sche Quer-Radsportschule in Berikon für dem Auto führten die Mitglieder an schöne Jugendliche ab 13 Jahren. Die Durchfüh- Orte. 1966 lösten sich einige Mitglieder rung der Aargauischen Bergmeisterschaft vom alten Verein und gründeten den RMB in Berikon mit Sieger Roland Salm war ein Mutschellen. voller Erfolg. Die Strecke führte ab Brem- 1966 ist auch das Geburtsjahr des Ver- garten, Sädel zum Waldhaus Berikon. Auch einsblatts «Freie Fahrt», das bis 2012 alle das Angebot zum Jugendgeschicklichkeits- wichtigen Ereignisse festhält. Alle Ausgaben fahren wurde rege genutzt. werden nebst den alten Protokollbüchern Am Pfingstsamstag 1974 wurde der sorgfältig im «Bürgisserhus-Archiv» aufbe- schweizweit vierte markierte Radwander- wahrt. Seit 2012 erscheinen die Nachrich- weg «Reuss­tal « mit einer Volksradtour eröff- ten digital. net, nach Wahl mit einer Strecke von 20, 30 1969 feierte der VMC an einem Augustwo- oder 40 km Länge. Der markierte Radweg chenende seine Gründung vor 50 Jahren wurde von der SRB-Sektion Velo-Moto-Club mit einem neuen Banner und einem grossen Berikon ausgewählt und mit den bekannten Unterhaltungsprogramm in der Turnhalle, roten SRB-Wegweisern signalisiert. unterstützt durch viele Dorfvereine. Am Am 4./5. Juni 1994 feierte der Verein sein Sonntagvormittag wurde in der Pfarrkirche 75-jähriges Bestehen mit einer grossen gemeinsam der Festgottesdienst mit Fah- Abendunterhaltung im Berikerhus. Zum nenweihe besucht. Martha Hüsser-Koller sechsten Mal wurde am Samstag und am und Beat Koch waren die Paten der neuen Sonntag die beim Volk sehr beliebte Volks- Vereinsfahne. Am Nachmittag erfreute ein radtour durchgeführt, sowie am Samstag Festumzug durch Unterberikon die Bevöl- ein Bike-Rennen für jedermann in verschie- kerung. denen Kategorien. Im Grusswort schrieb

Der VMC bekommt neuen Auftrieb Anfangs der 70er-Jahre begann mit der staatlichen Jugendsport-Förderung der Aufbau des aktiven modernen Sports. Das Velo fand wieder einen Platz neben und im motorisierten Verkehr. Das zeigte sich auch recht augenfällig an der Zunahme der Mitgliederbestände. Im Jahre 1966 zählte der VMC 113 Mitglieder, zehn Jahre später waren es sogar 224 Mitglieder, wohl die 1948: Die Ehrendamen Margrith Angstmann Höchstzahl in der Geschichte des VMC. Der und Hilda Koller.

41 Plausch-Paarzeitfahren 2019. der damalige Gemeindeammann Rainer den Bike-Touren für jedermann am Sams- Huber: «Der VMC ist einer der vielen eta- tagnachmittag statt, dies bei jedem Wetter. blierten Dorfvereine. Er leistet einen we- Auch die Geselligkeit kommt nicht zu kurz, sentlichen Beitrag zum gesellschaftlichen etwa beim Kegeln im «Grüenebode» oder Leben unserer Gemeinde. Ich wünsche beim Jassen. ihm auch in Zukunft treue Mitglieder, viele Durch den Erfolg der Mountain-Bikes ist Jungmitglieder, genügend stille Helfer im der Club für junge Mitglieder aufgewertet Hintergrund und gute, unfallfreie Fahrt bis worden und er hat eine eigene aktive Biker- zum 100. Geburtstag.» Gruppe. Diese wird geführt von Leitern, die von «Jugend und Sport» ausgebildet Der VMC Berikon heute werden. Leider wollen viele Junge keine län- Inzwischen ist der Velo-Moto-Club Berikon gere Verpflichtung mehr eingehen und tre- bei seinem hundertsten Geburtstag an- ten nach ihrer Ausbildung aus dem Verein gekommen! Der Vorstand besteht heute aus. aus Präsident, Aktuar, Kassier, Cup-Chef, Das Velo hat in den letzten Jahrzehnten Touren-Chef und Bike-Chef. René Alder ist immer mehr an Bedeutung gewonnen. seit 2010 Präsident des VMC Berikon mit Velofahren ist heute ein anerkannter und seinen 80 Mitgliedern. sehr beliebter Volkssport. Für den Verein hat Das Jahresprogramm ist sehr umfangreich sich das aber nicht nur positiv ausgewirkt, mit Ausfahrten und Tagestouren, mit Stras- denn er hat seine Bedeutung als «Pionier» senrennen und sogar einem Bergrennen. der Anfangszeit verloren. So bleibt die Ge- Sieben Cup-Anlässe führen zur Meister- winnung von neuen und ganz besonders schaft innerhalb des VMC. Dazu kommt jungen Mitgliedern für den Präsidenten ein jede Woche am Donnerstagabend vom ständiges Anliegen. April bis September eine Ausfahrt mit dem Auszüge aus Protokollbüchern, «Freie Fahrt» und Rennvelo. Während dem ganzen Jahr fin- «Bremgarter Bezirks-Anzeiger»

42 Anno dazumal …

Klausentour 30./31. Juli 1927 Flecken Glarus, wo im Hotel «Löwen» abge- des Velo-Club Berikon stiegen wird, um ein Mittagessen einzuneh- Auf morgens 4 Uhr war zu dieser Tour Abfahrt men, denn die Uhr zeigte bei der Ankunft angesagt ab Mutschellen. Als der Unterzeich- 11 Uhr. Hier gab es längeren Aufenthalt. nete bei dichtem Nebel zu dieser Zeit auf den Um 12 Uhr wird plötzlich alt Präsident Ernst Höhen des Mutschellen erschien, war Jost Buchwalder sichtbar, der sich als dreizehnter Bühlmann der Erste, der auf dem Platze war. der Gesellschaft anschloss. Dem Präsidenten Um 4.30 Uhr konnte mit 9 Mann abgefahren­ Fritz Beerli machen sich hier die ersten Anzei- werden, beim Herrenweg Dietikon war es chen bemerkbar, wo der Sattel am mensch- ­unserem Präsidenten schon geglückt, Reifen- lichen Körper am meisten reibt, und er ist schaden zu erhalten, in Schlieren schloss sich besorgt, um sein Familienglück nicht ganz noch Berger Karl der Gesellschaft an. dem Ruin entgegen zu führen. Beim Ausgang von Zürich erschienen weiter Um 1 Uhr wird weitergefahren durch das als Nachzügler Koller Josef II und Hüsser Adolf. stets steigende Glarnerland gegen Schwan- In Herrliberg bei Zollinger konnte die Kontrolle den, Luchsingen. Unser Präsident bemerkt mit 12 Mann gemacht werden. Nun ging’s weiter, dass er seine Sportsmütze samt S.R.B- unter teilweisem Sonnenschein auf wunder­ Abzeichen als Andenken den Glarnern auf schöner Strasse dem See entlang gegen Rap- der Strasse zurückgelassen habe. Um 5 Uhr perswil, ca. 2 km vom letztgenannten Orte, wird Urnerboden auf 1390 Meter erreicht. jedoch noch Hans und Adolf gemeinsam einen Somit ist der erste und strengste Tag der Reise Sturzflug vollführten. Das Resultat war, dass zurückgelegt. Hans mit einer 8 im Vorderrad der Sonne Im Hotel «Tell» wird Kontrolle gemacht, so- entgegensehen konnte. wie ist auch hier für Nachtquartier gesorgt: Nach vollführter Reparatur ging’s dem Städt- Strohlager à 1 Franken pro Person. Einige chen zu, wo im Hotel «Post» die 2. Kontrolle jüngere Theilnehmer haben sich schon gut gemacht wurde. Zwei Theilnehmer mussten amüsiert mit den Schönen des Ortes. Um hier noch den Barbier aufsuchen, um die 12 Uhr waren sämtliche ins Strohlager er- vorhandenen Gesichtsunschönheiten entfer- schienen, was aber hierseits & jenseits der nen zu lassen. Nun ging’s ohne jeden Defekt über Hurden Kanton Schwyz gegen Lachen, Die Teilnehmer waren: Siebnen, wo im Clublokal «zum Kreuz» die Fritz Beerli, Eugen Koller «Cölestins», Fri- 3. Kontrolle gemacht wurde. Auch Hans lässt dolin Duss + Frau Duss, Walter Brunner, seine Überresten vom defekten Vorderrad hier Josef Koller I, Josef Koller II, Leo Zubler, beseitigen. Hans Münger, Adolf Hüsser, Karl Berger, Nach kurzem Aufenthalt geht es weiter gegen Ernst Buchwalder, Jost Bühlmann, Otto Reichenburg dem Kt. Glarus zu. Nach Nä- Hauser, Alex Juchli. fels und Netsal nach dem Kantonshauptort-­

43 Bretterwand alles zur Sprache kam, geht ins Nachzügler. Hier wird das Mittagessen ein- Unbeschreibliche & es blieb für den Schlaf genommen und zwar zum Preis von drei nicht viel übrig. Nachts 1 Uhr erschienen wei- ­Franken pro Person, was etwas hoch erschien. ter als Nachzügler Otto Hauser & Alex Juchli, Immerhin war genügend Material vorhan- die den Urnerboden bei schönstem Sternen- den, so dass alle vollgesättigt den Tisch ver- himmel erreichten. Jetzt war die Gesellschaft lassen konnten. Dem Fremdenort Brunnen auf 15 angewachsen. wird kein weiterer Besuch mehr zuteil, einige Von morgens 4 Uhr an wird bereits das Lager vergnügten sich mit Kegelschieben, andere wieder allmählich verlassen, um die Bergrie- mit Jassen bis 1.15 Uhr zur Abfahrt gerufen sen beim Erwachen des Tages zu besichtigen. wird. Es war ein Morgen, den man nicht schöner Jetzt geht die Fahrt gegen Seewen-Lauerz- wünschen könnte. 5½ Uhr gab es Morgen­ Goldau, Arth, wo sich Adolf als Alleinfahrer essen, um alsbald die Höhen des Klausen- verirrt & über Immensee, Küsnacht fährt, die passes zu erklimmen. Gesellschaft aber über Walchwil dem See ent- Dem einten & andern war es geglückt, sich lang gegen Zug zu steuert. Auf dieser Strecke von Autos auf die Passhöhe schleppen zu haben es sich einige nicht nehmen lassen, ein ­lassen. Als der Schreibende als Letzter um Fuss- oder Vollbad im erfrischenden Zugersee 7.35 Uhr auf der Passhöhe eintraf, war die zu nehmen. In der Stadt Zug vollführte Alex jüngere Garde bereits schon wieder gegen Juchli noch einen Flug, über dessen er sich sehr Altdorf abgefahren. Es wurde nur ein halb- empörte. Auch hier gaben die Fieber alsbald stündiger Halt gemacht, um alsbald dem wieder nach. Kantonshauptort zuzusteuern. Auf der 24 km Jetzt geht die Fahrt gegen Maschwanden-Ob- langen Talfahrt gab es wieder Stürze, wovon felden nach Ottenbach, wo im Hotel «Post» Otto Hauser am rechten Arm eine ziemliche die letzte Kontrolle gemacht wurde, auch hier Schürfung davontrug. dauerte der Aufenthalt nicht lange & es ging Um 9.30 Uhr sind sämtliche Fahrer im ­Hotel alsbald den heimatlichen Gauen zu. Alles war «Krone» in Altdorf, um den Kehlen eine Er- befriedigt, in 2 Tagen bei schönstem Wetter frischung zuzuführen. Um 10.15 Uhr wird bei Durchstreifung von 7 Kantonen viel gese- abgefahren gegen Flüelen, auf der belebten hen zu haben und es wird allen zur bleibenden Axenstrasse gegen Brunnen, wo 11.30 Uhr Erinnerung sein. 12 Mann im «Rosengarten» eintrafen. Drei Der Berichterstatter: Fridolin Duss, Aktuar Mitglieder kamen infolge Reifendefekt als Auszug aus dem Protokollbuch Veloclub Berikon

Titelbild Berikon hat noch Wachstum. Satz und Gestaltung: Albin Koller Druck: Schumacher Druckerei AG Auflage: 900 Exemplare 14. Ausgabe

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