Die Dialypetalen Der Nebroden Siziliens
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© Zool.-Bot. Ges. Österreich, Austria; download unter www.biologiezentrum.at 434 Julius Wiesner. Über ontogenetisch-phylogenetische Parallelorscheinungeo. nach und nach Umstände schuf, welche zur Vergrößerung der äußeren Blätter führten, also Umstände schuf, welche sich vererbten und schließlich sich so weit verstärkten, daß sie eine Vergrößerung der äußeren Blattanlagen im Vergleiche zu den inneren selbst dann noch hervorrufen, wenn das Licht direkt keinen der- artigen Einfluß mehr auszuüben vermag. Die Anisophyllie ist hier die Folge vorhergegangener und vererbter äußerer Einwirkungen. Die Dialypetalen der Nebroden Siziliens. Von Prof. P. Gabriel StroM in Adinont. (Eingelaufen am 1. März 1903.) Weitaus den höchsten Gebirgszug Siziliens (vom isolierten Ätna abgesehen) bilden die Nebroden oder Madonie. Sie erheben sich mit ihren Vorbergen im Norden direkt aus dem tyrrhenischen Meere; im Westen begrenzt sie dei- Fiume grande (Hymera septentrionalis), im Osten der Fiume di Pollina (Monalus), im Süden aber umlagert den Fuß derselben ein tiefes Tal (Valle di Polizzi). Der Hauptstock erhebt sich südlich von Castelbuono und besitzt ungefähr einen elliptischen Umfang von 3'8 geographischen Meilen Länge und 2'4 geographischen Meilen Breite; die höchsten Spitzen desselben sind: Pizzo Antenna (1975 m), Pizzo Palermo (1950m), Pizzo delle case (1904m); doch ragen noch viele andere Höhen über 1700 m auf. — Geognostisch bestehen die Höhen größten- teils aus einem grauen Kalke der unteren Kreideperiode, doch finden sich auch zahlreich Sandstein und Mergel derselben Periode; in den Tälern" und Vorlagen überwiegen natürlich die Gebilde der Alluvialperiode. — Nach der vertikalen Erhebung unterscheidet man am besten drei Regionen: 1. Die Tief- oder Olivenregion (0—700m), ausgezeichnet durch das massenhafte Auftreten immergrüner Bäume und Gesträuche, das Vorwiegen annueller Kräuter und durch eine südlich gemäßigte Kultur. Hieher gehören alle Vorlagen des Haupt- stockes und die beiden Täler, welche denselben im Norden und Süden umrahmen (Valle di Castelbuono und Valle di Polizzi). 2. Die Waldregion (700—1800 m), an den riesigen Beständen sommergrüner Bäume erkennbar. 3. Die Hoch- region (1800—1975 m), in welcher Bäume gänzlich fehlen und perennierende, oft den Alpenpflanzen analoge Kräuter vorherrschen. Durch viermaligen längeren Aufenthalt in diesen Gebirgen, durch liebens- würdige Unterstützung tüchtiger Kenner dieses Gebirges, besonders des in allen Zweigen der Naturgeschichte wohlbewanderten Dr. Mina-Palumbo, praktischer Arzt in Castelbuono, des Dr. Philipp Pariatore, Direktor des botanischen © Zool.-Bot. Ges. Österreich, Austria; download unter www.biologiezentrum.at Die Dialypetalen der Nebroden Siziliens. 435 Gartens zu Florenz, Dr. To darò und Dr. Cesati, Direktoren der botanischen Gärten zu Palermo und Neapel, sowie durch eingehende Besichtigung der größeren Herbarien dieses Gebietes war ich in die Lage versetzt, mir eine hinreichende Einsicht in die Flora dieses hochinteressanten Gebietes zu verschaffen. Ausführ- liche Schilderungen dieses Gebietes und meiner dort gemachten Exkursionen finden sich in meinen „Reiseerinnerungen aus Sizilien", Graz, Styria, 1878 (jetzt leider schon vergriffen). Pflanzengeographische Schilderungen, ferner die Gefäßkryptogamen, Monocotyledonen, Apetalae und Gamo- petalae publizierte ich in der „Regensburger Flora", 1878—1887; es erübrigt also nur noch, um meine Nebrodenarbeiten abzuschließen, die Veröffentlichung der Diatypetalae (Banunculaceae—Papilionaceae nach Endlicher). Literatur und Herbarien. Eine ausführliche Angabe derselben findet sich bereits in der „Regensburger Flora", 1878, S. 3—9 und S. 505—507, so daß es hier genügt, nur das Wichtigste nebst den angewendeten Abkürzungen anzuführen. Bert., Fl. it. = Bertoloni, Flora italica, 10 Bände, 1833—1854. Biv., Cent. I, II = Bivona, Sicularum plant,, Cent. I, II (1809). Biv., Man. I—IV = Bivona, Stirpium rariorum descript., Manipulus I—IV (1813—1816). Cesati, Comp. = Compendio della Flora ital. per Cesati, Passerini, Gabelli. Von 1867 an. G us s., Prodr. = Gussone, Florae siculae Prodromus, 1827; reicht nach dem Systeme Lin nés bis inklusive Geum. Guss., Syn. = Gussone, Florae siculae Synopsis, 1842—1844, 3 Bände. Herb. Guss.! = Herbarium siculum von Gussone, 103 große Faszikel im botanischen Museum zu Neapel; außerdem 3 Faszikel Nachträge von Tineo (= Herb. Guss., Nachtr.!). Herb. Mina! = Herbarium nebrodense von Dr. Mina-Palumbo; ca. 50 Faszikel, fast ausschließlich Nebrodenpflanzen. Herb. Presi! in Prag, aus welchem ich durch Dr. Celakovsky viele sizilianische Arten zur Ansicht erhielt. Herb. Strobl in Admont, eine separate Sammlung von ca. 3000 italienischen Arten in 42 Bänden. (Außerdem benützte ich mein allgemeines Herbar, 21.000 Arten, das großartige Herbar R. v. Kerners etc.) Pari., Fl. it. = Pariatore, Flora italiana, 1848—1868, 4 Bände. Pari., Fl. Pal. = Pariatore, Flora Palermitana, 1845. Presi, PI. sic. = Presi, Flora sicula, 1826, gleich den beiden Fl. Pari, un- vollendet. Ten., Syll. = Tenore, Florae Neapolitanae Sylloge, 1831. Tineo, rar. = Tineo, Piantar, rar. Siciliae, Pug. I, 1817. Tineo fil. = Tineo fil., Plantar, rar., Faszikel III, 1846. Tod., exs. = Flora sicula exsiccata von Dr. Ag. Tod aro; viele Centurien. © Zool.-Bot. Ges. Österreich, Austria; download unter www.biologiezentrum.at 436 Gabriel Strobl. Von Manuskripten benützte ich Cat. Mina = einen von Mina und Po rea ri 1847 verfaßten Katalog der Nebrodenpflanzen. Das Zeichen ! hinter einem Namen oder Herb, bedeutet, daß ich die be- treffende Pflanze gesehen, ! ohne Angabe eines Namens, daß ich die Pflanze an der genannten Lokalität selbst gesammelt habe. Das Zeichen * oberhalb eines Autornamens bedeutet, daß der Autor die Art speziell aus unserem Gebiete anführt. Das Zeichen f vor einer Art bedeutet, daß ich die Art aus unserem Gebiete noch nicht gesehen habe.- Die bisweilen vorkommende unterste Höhenangabe „10 m" bedeutet, daß die Pflanze fast bis zum Meere hinabsteigt, ohne eigentliche Strandpflanze zu sein. Die Angabe „non. Sic." bei Bertoloni, Parlatore oder Cesati bedeutet, daß diese Autoren die Art nicht aus Sizilien anführen; wo diese Angabe fehlt, wird sie von den genannten Autoren ausdrücklich aus Sizilien angegeben. Von größeren Werken, die nichts aus dem Nebrodengebiete enthalten, be- nützte ich besonders: L. = Linné, edit. Ill (1764); L., edit. IV, curante Willdenow (1797); Dsf., Flora atlantica, 1800; DC, Prodromus; Rchb., D. PI. = Reichenbach, Deutschlands Flora, 19 Bände Abbildungen mit Text; Koch, Synopsis; Gren. et Godr., Flore de France; Willk. et Lge., Prodromus Florae Hispanicae, 1870—1880. In meiner Flora des Etna (Österr. botan. Zeitschr., 1880—1888) wurden selbstverständlich zahlreiche Arten charakterisiert oder ausführlich beschrieben, die auch im Nebrodengebiete vorkommen; das Zitat „Strobl, Etna" bedeutet stets, daß die betreffende Pflanze schon dort besprochen wurde, eine genauere Be- schreibung also hier überflüssig wäre. I. Fam. Ranunculaceae Juss. 1. Clematis VitalbaL., Sp. pl., 766; Presi, FI. sic; Guss., * Syn. et Herb. !; Rchb., D. Fl., 4667 !. Variiert: a. grosse serrata : Blättchen grob gesägt, ß. inte- grata DC, Prodr., I, 4: Blättchen gezähnt oder ganzrandig, Segmente spärlich; ß. stimmt in der Blattform genau mit bellojocensis Gndg. (Rhone, leg. Gandoger!), die nach meiner Überzeugung ebenfalls nur eine ganzrandige Varietät der Vitalba ist. An Zäunen, Hainrändern, zwischen Gesträuch vom Meere bis 1300 m gemein, besonders var. a: Um Castelbuono überall (!, Herb. Mina!, Mina in Guss., Syn. Add.), Geraci, Passoscuro, Bocca di Cava, Isnello, von Ferro zum Passo della Botte, von Polizzi zu den Fa vare di Petralia! Juni bis August, ft. 2. CI. cirrhosa L., Sp. pi., 766; ß. concolor Guss., * Syn. et Herb.!; Tod., exs. ! Blätter beiderseits grün. Vide Strobl, Etna, 1848, S. 296. An Zäunen, Gartenmauern, zwischen Gesträuch (in Sizilien und) im Gebiete bis 600m ziemlich selten: Liccia bei Bergi ob Castelbuono (Mina in Guss., Syn. Add.), Felsen bei Castelbuono (Herb. Mina c. spec. !),. S. Guglielmo, von Castelbuono zur Fiumara, gegen Bocca di Cava !. Februar, % In Sizilien nur diese Varietät. © Zool.-Bot. Ges. Österreich, Austria; download unter www.biologiezentrum.at Die Dialypetalen der Nebroden Siziliens. 437 3. Thalictruni calabricum Spr., Pug. 1813; Presi, PI. sic; G us s., Prodr., Syn. et *Herb. !; Bert., Tod., exs., Nr. 384!; Strobl, Etna, 1884, S. 297. In Bergwäldern, an buschigen, krautigen oder steinigen Abhängen, am Fuße von Felswänden (500—1400 m) sehr häufig: Eegion Pomieri, Fiumara, Barraca, Gonato (Herb. Mina !), Bocca di Cava, von S. Guglielmo bis zum Bosco di Castelbuono (!, Herb. Mina!), Region Milocca, von Isnello bis zur Region Comonello, Fuß des Mt. Scalone, besonders häufig an Feldrändern zwischen Ferro und dem Passo della Botte, von Polizzi zum Salto della Botte !. April bis Juni, %. t Hepatica triloba Chaix in DC, Prodr., I, 22 wird von Presi, FI. sic. in der Eichenregion der Nebroden angegeben, wurde aber seither nicht mehr aufgefunden. 4. Anemone apennina L., Sp. pl., 762; * Presi, FI. sic; *Guss., Prodr., Syn. et *Herb. !; Rchb., D. FL, 4645!. Ganz blaue Blüten, wie sie noch am Mt. S. Angelo bei Neapel auftreten, fand ich in den Nebroden fast niemals, wohl aber ganz weiße oder weiße mit rosenrotem bis blauem Anfluge an der Außen- seite; daher var. ß. albiflora m. In Berghainen und auf fetten Triften der Wald region (800—1400 m) sehr häufig, besonders auf der Spitze des Mt. S. Angelo und von Monticelli bis zum Bosco (hier