Schlösserwelt Frühjahr/Sommer 2020
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Frühjahr/Sommer 2020 Bis 30.8.2020 geöffnet. Editorial Wild.Wächst.Blüht. Farbenpracht, die Freude macht. Liebe Leserinnen und Leser, liebe Freunde der Schlösser und Gärten, mit einer großen Vielfalt an Themen warten wir in dieser Ausgabe der „Schlösserwelt Thüringen“ auf. Sie spiegelt die Bandbreite des- sen, was Sie beim Besuch unserer Bau- und Gartendenkmale erleben können. Von der Steinrestaurierung bis zur Pflege von Schlossgärten in Zeiten des Klimawandels reicht auch das Spektrum unserer span- nenden täglichen Arbeit, bei der wir von vielen Seiten unterstützt werden. Besonders dankbar sind wir für das bürgerschaftliche Engagement, ohne das viele kleine und größere Projekte nicht möglich wären. Das in diesem Frühjahr fertiggestellte Schallhaus auf Schloss Hei- decksburg in Rudolstadt ist so ein Beispiel. Vom eigens gegründeten Förderverein ins Rollen gebracht und über zehn Jahre mit Spenden- mitteln vorangetrieben, konnte dank einer großzügigen Förderung durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz binnen Kurzem die Sanierung zum Abschluss gebracht werden – ein großartiges Zusam- menwirken von lokaler Initiative und bundesweiter Aufmerksamkeit. Haben Sie viel Vergnügen beim Lesen und beim Besuch unserer Monumente und Veranstaltungen. Und vielleicht begegnen ja auch Sie der einen oder anderen Aufgabe, bei der Sie uns unterstützen möchten. Dr. Doris Fischer Direktorin der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten www.egapark-erfurt.de Spendenaufruf Inhalt In diesem Heft Editorial 1 Ein berühmter Belgier zu Gast im Schwarzatal. Henry van de Velde, das letzte Fürstenpaar und ein Die ehemalige Klosterkirche St. Peter und Paul ist ein Juwel der mittel- Im Fokus Frühstücksservice für Prinzessin Mathilde 32 alterlichen Baukunst. Die Fassadenrestaurierung hat es zum Funkeln Himmel aus Gips. gebracht … S. 14 Stuck – eine Raumkunst der Frühen Neuzeit und ihre Akteure 4 Farbklang und Klangfarbe. Das Schallhaus auf Schloss Heidecksburg ist restauriert 35 Baureport Vom Dachfirst bis unter das historische Hofpflaster. Teilen und Haben. Bauprojekte der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten 2019 10 Ein Thema der Gegenwart für Kunst am historischen Ort 36 Themen Laissez-faire dank Fernost-Import. Strahlende Stadtkrone. Sonderausstellung zur Teekultur in Weimar 37 Fassaden der Erfurter Peterskirche sind restauriert 14 Blick fürs Detail Brücke in die Geschichte. Kann Spuren von Kurfürsten enthalten. Etappenschritt bei der Sanierung von Schloss Schwarzburg 15 Reliefporträts an den Fassaden von Schloss Friedenstein 38 Die Greifenbank im Schlosspark Altenstein Mit Säge, Reißbrett und Skalpell. Johann & Caroline Der große Landschaftspark um Schloss Altenstein in Bad Sichtbare und weniger sichtbare Arbeiten auf Schloss Friedenstein 16 Kunst aus Gips. Einem Schlossgeheimnis auf der Spur 40 Liebenstein ist reich an gartenkünstlerischen Höhepunk- Paradiese allerorten. Gartenkunst im Klimawandel. ten. Zu den Raritäten gehört der Blumenkorbfelsen mit Schon die Herzöge des 19. Jahrhunderts kauften gern nach Katalog ein. Vorbereitungen für die BUGA 2021 18 Forschungen und Konzepte der Gartendenkmalpfleger 42 der Greifenbank, ein klassizistisch-sentimentales Denk- Auf Schloss Altenstein finden sich gut erhaltene Zeugen dafür … S. 24 mal für Herzogin Charlotte Amalie von Sachsen-Meinin- Zimmerleute im Landgrafengemach. Kulturkalender gen. Die Bank hat in mehr als 200 Jahren stark unter der Sanierung am Westflügel von Schloss Wilhelmsburg 20 Veranstaltungswoche zur Saisoneröffnung Witterung gelitten und ihren bildhauerischen Schmuck Tag des offenen Denkmals 44 verloren. Um sie wiederherzustellen, soll die Bank rekon- Lusthaus mit sagenhaftem Wasseranschluss. Thüringer Schlössertage 46 struiert werden. Das Brunnenhaus im Schleusinger Schlossgarten 22 Sonderausstellungen 48 Veranstaltungen 54 Helfen Sie mit Ihrer Spende, ein einzigartiges Kleinod Feuerfeste Schmuckstücke. Kinderveranstaltungen 66 der Gartenkunst in einem weit über Thüringen hinaus Historische Ornamentfliesen in Schloss Altenstein 24 bekannten Park wieder erlebbar zu machen! Heiraten in Schlösser und Burgen 70 Hilfe für die Nothelfer. Restaurierung der Malerei in der Heldburger Burgkapelle 26 Neuerscheinungen 71 Spendenkonto der Komponist im Knast. Publikationen 72 Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten Die Weimarer Bastille als Lebensstation Johann Sebastian Bachs 28 Schlösser, Gärten, Burgen und Klöster IBAN: DE62 8208 0000 0611 8999 00 Trutzig ohne Ecken und Kanten. der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten 74 Ein historischer Klangverstärker ist wieder in Aktion. Mit großzügigen BIC: DRESDEFF827 Burgen der Schwarzburger im 14. Jahrhundert 30 Spenden wurde das einzigartige Schallhaus auf Schloss Heidecksburg Stichwort: Greifenbank Altenstein Impressum 91 restauriert … S. 35 Himmel aus Gips Stuck – eine Raumkunst der Frühen Neuzeit und ihre Akteure Endlich zu den Großen gehören – Gustav Adolf Graf Raumausstattungen ging, überließ der Bauherr nichts dem von Gotter maß sich an den Fürsten in seiner Umgebung. Zufall – der obligatorische Stuck sollte unter der Leitung Immerhin stieg er durch diplomatische Dienste und von Giovanni Battista Pedrozzi ausgeführt werden, der zu persönliche Vernetzung vom Gothaer Bürgersohn erst dieser Zeit gemeinsam mit Krohne an Schloss Heidecks- zum Reichsfreiherrn, später zum Reichsgrafen auf. Diese burg in Rudolstadt arbeitete. Karriere innerhalb der Reichshierarchie musste sichtbar dokumentiert werden. 1734 erwarb Gotter in Molsdorf Mit dem Gespann Krohne-Pedrozzi sicherte sich Gotter bei Erfurt eine Wasserburg und ließ sie zum barocken zwei Künstler, die schon durch ihre Namen seinem Schloss Schloss umbauen. Worauf es ihm dabei ankam, zeigt schon ein gewisses Renommee unter den Zeitgenossen verliehen. die Auswahl derer, die er mit Planung und Ausführung Wer den Landbaumeister der Herzöge von Sachsen- beauftragte. Als Baumeister gewann er Gottfried Heinrich Weimar und Architekten der Fürsten von Schwarzburg- Krohne, zu dieser Zeit Stararchitekt der umliegenden Rudolstadt planen ließ, zeigte deutlich seinen Anspruch. Fürstenhöfe. Damit konnte er sicher sein, sich hinsichtlich Ähnliches gilt für das Engagement Pedrozzis, für den der Entwürfe auf der Höhe der Zeit zu bewegen. Und Molsdorf ein Intermezzo während seiner mehrjährigen auch als es in den 1740er Jahren an die Ausführung von Tätigkeit in Thüringen war. Dornburger Schlösser, Rokokoschloss, Stuck im Festsaal, um 1740 Großes Bild: Giovanni Battista Pedrozzi und/oder Gottfried Heinrich Krohne, Entwurf von Stuckdetails in Rocailleform, um 1743 Im Fokus Im Fokus Erfurt, Schloss Molsdorf, Marmorsaal, um 1745 Rudolstadt, Schloss Heidecksburg, Festsaal, um 1745 Pedrozzi stammte aus dem Tessin. Bewährt hatte er sich als Baustelle zu Baustelle durch Europa und sammelten dabei Treue gegenüber dem Plan, sondern dass die Vorstellungen politische Handlungsfähigkeit gefährdet, wenn er die Ge- Lehrling im Kloster Ottobeuren und später als Geselle an Erfahrungen und Anregungen, die ihre technologischen des Bauherrn erfüllt wurden. pflogenheiten der Prachtentfaltung nicht eingehalten hätte. der Würzburger Residenz, bevor er nach Thüringen kam. und künstlerischen Fähigkeiten noch weiter befeuerten. Sein größter zusammenhängender Auftrag war hier zwi- Und dabei ging es nicht in erster Linie um persönlichen Zu den Austragungsfeldern von Konkurrenz und Balance schen 1742 und 1746 die Ausstattung mehrerer Räume im Oft agierten sie ziemlich eigenständig. In ihrer gründ- Geschmack oder individuelle Prunksucht, wie man ange- mit den Mitteln visueller Pracht gehörten „Ornamentum“ Westflügel von Schloss Heidecksburg. Danach avancierte lichen und kaum reglementierten Ausbildung lernten sie sichts mancher Saalausstattung glauben könnte. Dass Graf und „Zierathen“ in den Räumen. Veränderte politische er in Bayreuth zum Hofstuckateur, später wirkte er für das das Entwerfen und Zeichnen, außerdem verfügten sie Gotter seine Schlossräume nach seiner Erhebung in den Repräsentationsbedürfnisse waren deshalb oft der An- preußische Königshaus am Neuen Palais in Potsdam und oft über Musterbücher mit einem großen Motivschatz, Fürstenstand durch Pedrozzi aufwerten ließ, hatte nicht lass für das Engagement entsprechender künstlerischer als Modelleur an der Königlichen Porzellan-Manufaktur so dass sie vor einem weiten Horizont eigene Vorschläge nur mit seinem sicher nicht geringen Ehrgeiz zu tun. Mit Spezialisten. So war auch der Aufstieg der Grafen von in Berlin. machen konnten. Wie weit die Entwürfe des Architekten einem bestimmten Rang waren entsprechend abgestufte Schwarzburg-Rudolstadt in den Fürstenstand die politische gingen und wo der Verantwortungsbereich des Stuckateurs Erwartungen verbunden, denen der Aufsteiger Gotter ge- Bühne, auf der Krohne und Pedrozzi ihr gemeinsames Dass ein Stuckateur mit italienischem Namen wesentlich zu begann, lässt sich deshalb oft nicht pauschal bestimmen. nauso ausgesetzt war wie ein geborener Graf, ein Herzog Meisterstück ablieferten – den Hauptsaal von Schloss Hei- einem Schlossbau in Deutschland beitrug, war nichts Unge- Zudem hing vieles davon ab, ob der leitende Stuckateur oder ein König. Diese Erwartungen bezogen sich auf viele decksburg mit den angrenzenden Prunkgemächern. Auch wöhnliches. Eher schon gehörte es zu den Selbstverständ- bei der Ausführung gemeinsam mit seinen „Fratelli“, den Lebensbereiche, ihren dauerhaften Niederschlag fanden sie wenn dabei die konkreten Motive und Ausformungen lichkeiten unter den Bauherren, die etwas auf sich hielten Werkstattkollegen, beste künstlerische Qualität