Juli/August 2014

PRINTDas Magazin zum Westdeutschen Rundfunk

GLOBAL POP Funkhaus Europa klingt – anders. Funkhaus Europa ist Trendsetter. Funkhaus Europa macht Musik für 180 Nationalitäten. Und hat Erfolg damit.

Quiz, Talk, Comedy Show-Legende „Bio“ wird 80 »Sonntagsfragen« Die neuen Shows Interview mit WDR feiert Grandseigneur Der gepflegte Radio-Talk in im WDR Fernsehen der TV-Unterhaltung WDR 2 WDR-Welten KLAPPT GUT Foto: WDR/HankaFoto:

„Jamaica-Mike“ (links) erzählt ihm in der jüngsten Folge von seiner Dealer-Karriere, Profi-Anglerin Babs Kijewski fischte ihn pitschnass aus dem Rhein und mit Bestatter Christoph Kuckelkorn plauderte er probeliegend im Sarg. Schon dreißig Mal ließ Till Quitmann für die »Lokalzeit aus Köln« interessante Zeitgenossen erst unfallfrei einen Klappstuhl aufstellen und fragte sie dann: „Wie klappt‘s?“. Jamaica-Mike lebt heute von Hartz IV. Seine Antwort und all die anderen schön gefilmten Interviews gibt es auch in der Mediathek des WDR Fernsehen.

2 WDR-Welten

MANN TV Foto: WDR/HankaFoto: Foto: WDR/Görgen

Lisa Ortgies wollte immer schon mal einen Tag lang ein Mann sein. Für »frauTV«- Extra im August wird sie sich – Schritt für Schritt – in einen Kerl verwandeln. „Die Sehnsucht sich neu zu erfinden“ ist das Thema der Sendung am 21. August um 22:00 im WDR TV mit Geschichten von Frauen, die ihr Leben oder ihr Äußeres komplett umgekrempelt haben. Lisa Ortgies fragt sich: Wie ist das Leben als Mann? Entspannter? Voller neuer Rollenerwartungen? Ihre Erfahrung: „Ich kann es nicht anders sagen: ich finde, der Bart steht mir unglaublich gut. Ich fühle mich damit irgendwie unabhängiger ...“

3 WDR-Welten

RADIO STATT MOVIE Foto: WDR/AnneckFoto:

In Köln und nicht in Hollywood? Für das Hörspiel „Die Siedlung“ stand Daniel Brühl gemeinsam mit seinem Kumpel Denis Moschitto am WDR-Mikrofon. In der Krimi-Groteske von Autor Philip Stegers soll Autor Kornfeld (Moschitto) nach einem unglaubwürdigen Exposé von Philip Stegers ein Drehbuch schreiben. Als er mit dem dubiosen „dramatur- gischen Berater“ Schmadtke (Brühl) die real existierenden Figuren des Krimis ausspioniert, geraten die Realitätsebe- nen durcheinander. Brühl und Moschitto sind in mehreren Rollen zu hören: in 1LIVE am 28. August um 23:00.

4 WDR-Welten

TEUFLISCHER ENGEL Foto: WDR/Krüger

Robert Engel (Martin Armknecht) kehrt zurück in die »Lindenstraße«. Der ehemalige Drogen-Dealer (rechts), der hier den armen Frank Dressler fies am Schal zieht, ist nach Olli Klatt (Willi Herren) der zweite Bösewicht, der nach län- gerer Abwesenheit wieder sein Unwesen in der alten Münchner „Hood“ treiben darf. 22 Jahre nach seiner Festnahme hat er auf Pharma-Berater umgeschult, ein Schuft, der Böses dabei denkt. In Folge 1 500, am 28. September, ist der Mann, der Carsten Flöter küsste und dem Beate Sarikakis eine Ratte auf den Hintern tätowierte, erstmalig wieder im Einsatz.

5 WDR-Welten

GROSSES KINO Foto: WDR/FalkeFoto: Foto: WDR/X Filme Creative Pool GmbH

Ein schöner Tag in einer schwierigen Kindheit: Robert sprengt Maulwurfshügel mit dem Opa (Jürgen Vogel). Die ARD zeigt als Premiere die 169-minütige TV-Fassung des Familien-Epos „Quellen des Lebens“. Nicht als Zweiteiler, wie ur- sprünglich geplant, sondern am Stück. Regisseur Oskar Roehler hat für diese Fassung seines autobiografischen Werks einen anderen Einstieg gewählt als für die siebeneinhalb Minuten kürzere Kinoversion. Außerdem sind etliche Szenen ausführlicher erzählt oder hinzugefügt. Eine Zeitreise durch 40 Jahre Bundesrepublik am 19. Juli, 20:15 im Ersten.

6 Inhalt

Titel 36 Funkhaus Europa macht Musik für 180 Natio- nalitäten. Francis Gay hat den Global Pop erfolgreich gemacht Editorial TV Unterhaltung 8 Die neue Comedy: Neun Comedians und ein Prominenter sind die Zutaten der Show»Die unwahrscheinlichen Ereignisse im Leben von …«

Foto: AnneckFoto: 14 Die neue Rate-Show: »Das 24 Stunden Quiz« mit Matthias Opdenhövel 18 Alfred Biolek wird am 10. Juli 80. Der WDR feiert ihn eine Nacht lang; den Auftakt macht der Film „Mensch, Bio!“ von Sandra Maisch- berger und Hendrik Fritzler 23 Bettina Böttinger, Eckart von Hirschhausen und Björn Freitag gratulieren ihrem Vorbild Liebe Leserinnen und Leser, „Bio“ zum Geburtstag 24 Das neue Talk-Format: „Ich stelle mich“ mit it’ s Showtime! In den Sommerferien, wenn Sandra Maischberger viele Sendungen Sendepause haben, bringt »B. sucht«: Bettina Böttinger stellt bei ihren der WDR neue Unterhaltungsformate ins Foto: WDR/Öllermann/Beurle Hausbesuchen Menschen mit bewegenden Programm: Frank Elstner ist Pate der jungen Schicksalen vor Ensemble-Comedy »Die unwahrscheinlichen „Comedy vom TV kompakt Ereignisse im Leben von …«. Matthias Opden- 25 »daheim + unterwegs« trägt ein großes Gartenduell zwischen NRWs Kleingärtnern hövel hat mit dem »24-Stunden-Quiz« etwas Feinsten“ aus Brandneues auf die Beine gestellt. Und Sandra TV Reportage Maischberger knüpft mit dem Talk-Format »Ich 8 Monty Python, »Saturday Night 26 »Monitor«-Redakteur Stephan Stuchlik über stelle mich« an die legendäre Interviewsendung Live«, »Klimbim«: Die neue Comedy- die Recherchen in den USA zum Transatlan- von Politjournalist Claus Hinrich Casdorff an. tischen Handelsabkommen TTIP Im Radio sorgt Funkhaus Europa (FHE) all- Show des WDR hat großartige Vor- TV Dokumentation jährlich mit dem Festival „Summerstage“ für bilder und eine Show-Legende als 30 Die bewegende »Hier und Heute«-Doku- beschwingte Sommerlaune, und wir stimmen Paten: Frank Elstner. Sein Fazit nach mentation „Das letzte Kapitel“ geht der Sie ein mit einer Geschichte über den Sound Frage nach, warum gegen viele Nazi-Verbre- cher erst jetzt ermittelt wird von FHE: Global Pop. der Premiere von »Die unwahrschein- Medienticker Apropos Sommerpause: Die PRINT-Redaktion lichen Ereignisse im Leben von …«: verabschiedet sich mit dieser Doppelnummer 34 WDR streicht 500 Stellen bis 2020 / 1LIVE „Comedy vom Feinsten“. hat im Netz die meisten Hörer Juli/August in die Ferien. Die nächste Ausgabe Radio kompakt erscheint Anfang September. 35 WDR 5 wiederholt das legendäre Radiofea- Bis dahin ein gute Zeit! ture „Die Ästhetisierung des Katzenfutters Maja Lendzian, im ausgehenden 20. Jahrhundert“, und PRINT verantwortliche Redakteurin überlegt, was sich seitdem geändert hat Radio 42 Die WDR 2 »Sonntagsfragen« mit Gisela Steinhauer stehen für „starkes Wortradio“ Online 46 Mit der frei verfügbaren WDR-Software „Pageflow“ können Geschichten fürs Netz REPORTAGE relativ einfach multimedial erzählt werden Regional 48 Warum drei WDR-Studiochefs im Juni Der große Deal Foto: WDR „rotierten“ Sendeplätze TTIP, das Handelsabkommen zwischen EU und den 26 50 Studioleiterin Andrea Benstein stellt ihre Foto: WDR/X Filme Creative Pool GmbH USA, soll von Handelsschranken befreien, Wachstum und Stadt Münster vor Arbeitsplätze schaffen und dabei den Verbraucherschutz Berufsbilder 56 Jobporträt: Sprecherin Katja Ruppenthal nicht tangieren, heißt es. Warum wird dann im Geheimen Im Gespräch verhandelt? Stephan Stuchlik (l.), hier mit Koautor Kim Otto 58 Auf einen Cappuccino mit Philipp Isterewicz in New York, berichtet von ihren Recherchen in den USA. 59 Service / Impressum

7 Die unwahrscheinlichen Ereignisse im Leben von ... FRANK ELSTNER

8 Das neue Comedy-Ensemble des WDR (v. l.): Florentin Will, Johanna Dost, Laura Schwickerath, Samy Challah, Bettina Schwarz (im Hinter- grund), Hendrik von Bültzingslöwen, Ryan Wichert, Ercan Karacayli und Alexander Wipprecht Fotos: WDR/Öllermann/Beurle

Diese neun Comedians haben es auf Ihr Zwerchfell abgesehen und in ihrer ersten Show auf Frank Elstner. Der Erfinder von »Wetten, dass ...?« erlebt die unwahrscheinlichen Ereignisse seines eigenen Lebens und benötigt nur eines, um sie zu überstehen: eine gehörige Portion Selbstironie.

9 TV Unterhaltung

Sie sind zufrieden mit ihrem gelungenen hat die Produktion mit Geld aus seinem Coup. Zwei Tage nach der Aufzeichnung sitzen „Verjüngungstopf“ unterstützt. Offenbar hat WDR-Redakteur Carsten Wiese und Produ- auch der WDR-Chef vollstes Vertrauen in das zent Philipp Käßbohrer im Besprechungsraum Team: Tom Buhrow absolviert zusammen mit der Produktionsfirma Bildundtonfabrik (BTF) Bettina Böttinger sogar einen Gastauftritt im in einem alten Köln-Ehrenfelder Industriege- ersten Einspielfilm. bäude und freuen sich über die gute Arbeit des frisch gecasteten Ensembles. Extra-Spaß fürs Studiopublikum „Der WDR hat uns vertraut. Ich denke, unterm Strich sind beide Seiten überrascht, Die verantwortlichen WDR-Redakteure, dass das so gut funktioniert hat. Alle neun Carsten Wiese, Leiter der Programmgruppe waren super.“ Alle neun, das sind die drei Journalistische Unterhaltung, Talk und Frauen und sechs Männer, die es in einem Comedy, und Annabell Neuhof, kannten aufwändigen Auswahlverfahren aus 160 natürlich die Referenzen der anderen Mitstrei- Bewerbern ins Ensemble der neuen Show »Die unglaublichen Ereignisse im Leben von ...« geschafft haben. Das neue Comedy-Ensemble kommt vor der Kamera ganz ohne prominentes Personal aus. Ein Risiko, das im aktuellen Fernsehge- schäft eher selten in Kauf genommen wird. Die Zutaten der Show: ein hervorragendes Ensemble, „Mitausdenker“ und Produzent Philipp Käßbohrer Comedy vom Foto: imago/Becker&Brede Feinsten und ein prominen- ter Host mit einer großen Portion Selbstironie.

Die Schauspie- ter auf Seiten des Produzenten, sie haben mit lerinnen und der BTF in der Vergangenheit bereits gearbei- Alles ist möglich! WDR- Schauspieler tet. Was vor dem ersten Brainstorming noch Redakteur Carsten Wiese sind keine An- nicht klar war: Käßbohrer, „Mitausdenker“ der Actionszene mit Schusswaffengebrauch live vor Publikum; außerdem lebt die Comedy-Show von witzigen Einspielfilmen. Foto: WDR/Kohr fänger, aber Sendung und Executive Producer, Geschäfts- auch (noch) nicht berühmt. „Ich glaube, das führer Matthias Schulz und Comedian Jan Sicherheitsdenken an der Stelle zu verlassen Böhmermann, hier als Executive Producer und kurz gehalten werden, damit sich das Publi- ist das eigentlich Innovative an dem Ding“, Autor dabei, erhielten im April den Grimme- kum nicht langweilt. Da wird schon mal ein sagt Käßbohrer. Das Ensemble bildet das Preis für das „neo-magazin“. Dazu kommen echtes Taxi auf die Bühne geschoben, und Rückgrat der Show. Einige Mitglieder beteili- bewährte Autoren im Team wie beispielsweise damit das im Fernsehen gut aussieht, bewe- gen sich auch an der Entwicklung der Sketche. Ralf Kabelka („Dr. Udo Brömme“ aus der gen die Helfer Lampen im Hintergrund und »Harald-Schmidt-Show«) und David Kebekus simulieren so die Fahrtbewegung. Ein kleiner Gastauftritt des WDR-Chefs (u. a. »Switch Reloaded« und »Ladykracher«). Extra-Spaß für die Leute im Studio, ein Blick Die Show wird vor Publikum in den hinter die Kulissen des Fernsehens. Und auch Im Mittelpunkt jeder Folge steht jeweils WDR-Studios in Bocklemünd aufgezeich- der Zuschauer vor dem Bildschirm bekommt ein prominenter „Gastgeber“, der eine ver- net, für die Comedians sicher ein Vorteil, nach jedem Sketch das ganze Set zu sehen nünftige Portion Selbstironie mitbringen weil ihr Spiel durch die Interaktion mit den und somit einen Einblick ins Making-of. sollte. Auch eine eher seltene Zutat im deut- Zuschauern mehr Dynamik erhält. Für den Natürlich gibt es in der ersten Folge eine schen Fernsehen. In der ersten Folge ist das Rest des Teams allerdings eine logistische »Montagsmaler«-Parodie. Die übrigens auch Showlegende Frank Elstner. Der Intendant Herausforderung: Die Umbauphasen müssen lustig ist, wenn man Frank Elstners Original

10 TV Unterhaltung

Actionszene mit Schusswaffengebrauch live vor Publikum; außerdem lebt die Comedy-Show von witzigen Einspielfilmen.

nicht mehr kennt. Die Macher haben Wert Generation erreichen wolle, meint Käßboh- Carsten Wiese: „Wir haben eine Lücke darauf gelegt, dass der Humor stets auf meh- rer, Jahrgang 1983, müsse man visuell und gesucht und uns fiel auf: Eigentlich gibt es keine reren Ebenen funktioniert. Freilich geht es inhaltlich schon mit den Amis mithalten klassische Ensemble-Show mehr. Da ist die Ana- nicht um Elstners wahres Leben: „Das hat können. Sonst würden die sich deutsche logie zu >Klimbim<, auch das war ja im Grunde nichts mit einer realistischen Biografie zu Produktionen gar nicht erst anschauen. eine Variety-Show, da konnte alles passieren. Das tun, sondern mit einer fantastischen“, so Käß- ist bei >DUEILV< auch so. Nur zeigen wir keinen bohrer, „die Welt, in der wir uns hier bewe- Die Humor-Vorbilder blanken Busen.“ Christian Gottschalk gen, ist traumhaft überhöht und unwirklich. Ästhetisch haben wir uns an den Kino-Fan- Vorbilder in Sachen Humor sind die gene- tasten Roy und Wes Anderson orientiert.“ rationsübergreifenden All-Time-Favourites: Auf »Die unwahrscheinlichen Die ganze Show wird in der Nachbear- Monty Pythons Flying Circus kann man sich Ereignisse im Leben von ...« beitung einen speziellen „hyperrealistischen“ immer einigen. Auch der US-Klassiker „Saturday Look bekommen. „Hollywoodästhetik“ Night Life“ dient als Referenz. Und irgendwie WDR FERNSEHEN nennt Carsten Wiese das. Wenn man seine erinnert das Ganze auch an »Klimbim«. SO / 20. Juli / 22:15

11 Frank Elstner (71) ist regelmäßig mit der SWR-Sendung »Menschen der Woche« präsent. Bekannt wurde er als Showmaster (»Die Montagsmaler«, »Spiel ohne Grenzen«, »Jeopardy« u. v. a.) und als Erfinder von »Wetten, dass …?«; Europas erfolgreichste TV-Show moderierte er von 1981 bis 1987.

12 TV Unterhaltung Was macht ein Format wirklich INNOVATIV?

Herr Elstner, bei »Die unwahrscheinlichen Ereignisse im Leben von ...« einen alten Hasen wie mich einseift, dann freuen sich natürlich auch geht mancher Witz auf Ihre Kosten. Und Sie hatten offenbar Spaß daran ... die Zuschauer, dass ich mal rasiert worden bin. Das ist doch ganz einfach: Wenn ich jahrelang Unterhaltung mache und keinen Humor habe, dann bin ich falsch besetzt. Wie unterscheidet sich eine gute Unterhaltungssendung von heute und von vor 25 Jahren? Sie sind der erste Protagonist eines nagelneuen Comedy-Formates. Ein Das hat nichts mit guter Unterhaltung zu tun, sondern mit Fernse- Vertrauensbeweis für das Team. Hatten Sie keine Bedenken, dass das hen überhaupt: Es ist schneller geworden. Das liegt natürlich auch schief gehen könnte? am Internet. Wenn Sie heute auf Youtube gehen, können Sie alle fünf Nein, ich war ja schon mal bei Böhmermann im »neo-magazin« und Sekunden lachen, wenn Sie sich das Richtige aussuchen. habe gesehen, dass da gute Leute arbeiten. Außerdem habe ich mich Fernsehen ist schneller im Schnitt geworden, es ist schneller in der erkundigt, wer die Autoren sind, und die sind alle schon recht erfahren. Wirksamkeit geworden, man zappt schneller weg. Wir schauen heute Das Team hat mich überzeugt; da herrscht Teamgeist! Und ich wusste, einfach anders fern. Es ist also nicht so, dass das Fernsehen sich so dass man mich da auch auf den Arm nehmen wird. Ich habe es nicht sehr unterscheidet, sondern wir Menschen unterscheiden uns von bereut und die Sendung mit Freude gemacht. der damaligen Generation.

Die Sendung wird aus dem „Verjün- Was können junge Showhasen gungstopf“ finanziert. Was ist das von alten lernen und alte von den Innovative an »Die unwahrschein- „Diese Show hat das Potential jungen? lichen Ereignisse im Leben von …«? Ich sage Ihnen, was ich von den Ich bin Mittelpunkt einer Sen- zum Dauerbrenner. Das ist Jungen lernen kann: wie man dung, in der junge Leute zeigen, heute mit Technik umgeht, wie wie sie heute Fernsehen machen Comedy vom Feinsten.“ man heute mit Internet umgeht, möchten. Das Format ist schnell, wie man heute kommuniziert. es ist unterhaltsam, und dem Publikum hat es gefallen. Die kleinen Was die Jungen von den Älteren lernen können, müssen sie die Jun- Kinderkrankheiten, die das Format noch hat, müssen jetzt die Ver- gen fragen. antwortlichen selber ausmerzen. Aber das Wichtigste ist, dass die Heute ist ein Mobiltelefon etwas ganz Normales. Ich kann mich noch teilnehmenden Schauspieler erstklassig gecastet waren. Ich habe sel- erinnern, wie ich vor 30 Jahren das erste Mobiltelefon im Fernsehen ten eine Comedy-Sendung gesehen, in der mir jeder Schauspieler gut gezeigt habe. Diese Technik liefert Comedy-Zutaten, die es früher gar gefallen hat. nicht gab.

Hätte das Format vor 33 Jahren, als Sie „Wetten dass“ erfanden, auch Das Finale mit Ihnen am Flügel ist eine Reminiszenz an die große Sams- schon funktioniert? tagabendshow. Gibt es Dinge, die Sie heute im Fernsehen vermissen? Die meisten guten Sendungen funktionieren immer. Es gab damals Ich persönlich vermisse gar nichts, weil ich mich sehr für die Infor- Formate, denken Sie zum Beispiel an das WDR-Format »Klimbim«, mation im Fernsehen interessiere. Ich bin Journalist und mache jeden die durchaus auch großes Potential hatten. Humor wird immer laufen, Samstagabend eine Talkshow als Journalist. Deswegen interessieren Quiz wird immer laufen, große Events werden immer laufen. Es gibt mich Informationssendungen sehr. Aber es gibt bestimmt Dinge, die einfach so ein paar Dauerbrenner, die laufen, wenn man sie richtig irgendwann wiederbelebt werden. Es ist mit guten Ideen wie mit der macht. Diese Show hat das Potential zum Dauerbrenner. Mode: Mal ist der Minirock in, mal der Maxirock, mal trägt man ‘ne Kurzhaarfrisur, mal lange Locken, mal macht man eine Sendung mit Was macht ein Format wirklich innovativ? Orchester, mal ohne Orchester. Ich glaube, dass die gesamte Musik- Es ist nicht so wichtig, dass ein Format innovativ ist. Viel wichtiger szene im öffentlich-rechtlichen Fernsehen im Moment nicht so behan- ist es, dass es neugierig macht. Und diese Sendung macht neugierig delt wird, wie sie es eigentlich verdient hat. Man sollte das nicht nur auf mehr. Sie hat einen sehr schönen Rhythmus von Gag zu Gag. Das den Musiksendern und dem Internet überlassen. Aber irgendwann ist Comedy vom Feinsten. wird wieder jemand kommen, der den Musik-Guru spielt und dem dann alle folgen. Mit Frank Elstner sprach Christian Gottschalk Was sind die Zutaten für gute Unterhaltung? Es ist die Kurzweil, es ist die Nachvollziehbarkeit, es ist das Maß an Freude, das ausgelöst wird, bei so etwas zuzugucken. Wenn man so

13 QUIZ AROUND THE CLOCK

14 Klug, topfit und aus- dauernd zugleich: wer beim »24 Stunden Quiz« mit Matthias Opdenhövel am Ende ganz vorn sein will, darf sich keine schwa- chen Momente leisten. Heiko Schlierenkamp war in Köln-Bockle- münd dabei, als sich zehn Kandidaten in Deutschlands längster Rateshow tausenden Fragen stellten.

Sophie Spanns Hände führen ein Eigenle- ben. In Sekundenschnelle wandert der rechte Zeigefinger zu den Lippen, verharrt kurz, fällt auf den Tisch vor ihr zurück, klickt die Maustaste. Während parallel die linke Hand zur Stirn fasst, gleich darauf das Ohr krault und sich alsdann die Wasserflasche neben dem PC-Bildschirm greift. Anspannung pur, wie bei einer Examens- klausur, herrscht in dem schwach beleuchteten, von schwarzen Vorhängen begrenzten Raum. Zehn Frauen und Männer blicken konzentriert auf ihre Computer, zu hören ist nichts außer dem Klicken der Maustasten. Fragen sind im Fünf- Sekunden-Rhythmus zu beantworten, 240 in einer Stunde. Wer schnell ist, schafft es in 40 Minuten und hat dann den Rest der Stunde Zeit zum Entspannen. Sophie Spann entspannt sich schon früher, in Minute 22, nach Frage 132. Und holt sich zwei Schokokekse, einen Apfel und ein Mineralwasser vom Buffettisch wenige Meter vor ihr. Der Weg Quizmaster Matthias Opdenhövel ins Finale und zur Siegprämie von 10 000 Euro und seine taufrischen KandidatInnen ist noch lang. Fortsetzung nächste Seite Fotos: WDR/Kohr

15 TV Unterhaltung

Zwischen den Shows müssen die KandidatInnen am Computer Fragen im Sekundentakt beantworten.

Fortsetzung von Seite 22 erfolgreich sein kann, wer klug, topfit und Aber was bedeutet beim »24 Stunden In Köln-Bocklemünd läuft die erste PC- hochmotiviert ist. Müssen doch tausende Quiz« schon schwach? Alle zehn Kandidaten Raterunde des »24 Stunden Quiz«. Für Sophie Fragen in Sekundenschnelle beantwortet sind gestandene Persönlichkeiten, arbeiten Spann und ihre neun Konkurrenten heißt werden. Typische Multiple-Choice-Aufga- als Unternehmerin, Rechtsanwältin oder das ganz großes Programm. Vier Computer- ben und Ja-Nein-Fragen sind darunter. Aber Landwirt. „Jeder von ihnen hat die Wissens- Spielphasen à fünf Stunden sowie vier TV- auch optische Rätsel, Wortanalogien oder tests mit Bravour bestanden“, sagt Wolfgang Aufzeichnungen à 45 Minuten sind zu absol- im Finale offene Fragen. „Praktisch alle Link. „Und natürlich ein ärztliches Attest vieren. Zumindest für die Besten, die das Finale Wissensgebiete werden getestet – Wissen- abgegeben, alle sind fit.“ erreichen. Denn nach jeder PC-Runde und jeder schaft, Politik, Kultur, Sport, Aktuelles aus Doch um auf Nummer sicher zu gehen, Fernsehshow fliegt der jeweils Schwächste raus. den Medien“, sagt Michael Maurer, der als werden die Kandidaten im Studio medizi- nisch betreut. Auch kleine Brandneu Konzentrations-Checks dür- „Wir wollen eine Heldenreise fen nicht fehlen. Die hat sich „Ein Format, das es Prof. Hans-Georg Predel, Lei- in dieser Form noch nie in erzählen, den Weg der vier ter des Instituts für Kreislauf- Deutschland gab“, sagt die forschung an der Sporthoch- verantwortliche Redakteu- Finalisten hautnah erleben.“ schule Köln, ausgedacht. rin Karin Kuhn, Leiterin In 7er-Schritten soll der WDR-Programmgruppe Show, Kabarett freier Producer Redakteurin Karin Kuhn Luda Liebe („Der Nachname ist angeheiratet, & Comedy. Die Produktionsfirma Unique unterstützt. den Vornamen hatte ich schon immer.“) von Media Entertainment (UME) hat es in nur acht Matthias Opdenhövel hat bereits u. a. 100 bis Null laut runterzählen. 22,7 Sekun- Wochen entwickelt – um in der Sommerpause bei »Die Quiz Show« (Sat.1, 2003/2004) und den dauert das. „Und jetzt dasselbe auf einem des »NRW Duells« gesendet zu werden. „Was »Alles auf einen Deckel« (WDR Fernsehen, Bein“, fordert Predel die Frau mit den bunten gibt es in der TV-Quiz-Welt noch nicht? Was 2013) gezeigt, dass er den Quizmaster kann. Fingernägeln und dem grünen Kostüm auf. passt zu unserem Moderator Matthias Opden- Die schwerste Frage stellt er nach gut fünf Das dauert fast doppelt so lang. „Weil fürs hövel? Was kann Bestehendes verbessern?“ Stunden, in der ersten TV-Sendung: „Was einbeinige Stehen weitere Hirnkapazitäten Diese Fragen stellte sich UME-Geschäftsfüh- wiegt mehr – ein Airbus 380 oder eine Gewit- gebraucht werden“, erklärt Predel. Sieben Rät- rer Wolfgang Link. terwolke?“* Die schwierigsten Aufgaben löst sel-Stunden sind zu diesem Zeitpunkt rum. Die Antworten liefert das 24-Stunden- Opdenhövel stets zu Beginn und am Ende „Ein Top-Ergebnis“, findet deshalb Predel. Format, bei dem Wissen und Durchhalte- jeder Show – wenn er jeweils die schwächs- Luda Liebe gehört zu diesem Zeitpunkt vermögen, Esprit und Spontaneität glei- ten Kandidaten verabschieden muss. Bis zum zu den Favoriten. Bei den PC-Test-Phasen ant- chermaßen gefordert werden. Bei dem nur Finale ein Quartett überbleibt. wortet sie stets am schnellsten, liegt bei den

16 TV Unterhaltung richtigen Antworten in der Spitzengruppe. Das belegt die Statistik von Kerstin Kraska- Lüdecke. Sie arbeitet in der Spieletechnik, Das »24 Stunden Quiz«: Die Kandidaten liefert mit ihrer Auswertung Vorlagen für die Joana Susanne Moderationstexte, die während der 24 Stun- Grützen- Riemek- den geschrieben werden. bach (30), Diekmann Im Gegensatz zu den Kandidaten, die sich Ein- und (49), zwischendurch wenige Minuten Ruhe auf bereit- Verkäuferin Rechtsan- stehenden Liegen gönnen können, arbeitet das von Mol- wältin aus kereipro- Dortmund Produktionsteam in Acht-Stunden-Schichten. dukten aus Zumindest größtenteils. Regisseur Dennis Fuß Dülmen bleibt 24 Stunden am Ball, denn „zwischen den Fotos: WDR/Kohr Shows lasse ich proben und bringe den neuen Kamerateams die Sendung bei“. Auf diese Teams kommt es besonders Tom Kai Scho- an. Sie liegen auf der Lauer, sind ständig in Jusch­ka land (44), Bewegung, um die Kandidaten rund um die (47), Kaufmann Cityma- aus Witten Uhr zu filmen und zu interviewen. Jeder Gang nager aus zur Kantine, zum Kaffeeautomaten oder Luft- Rommers- holen nach draußen wird dokumentiert. Wer kirchen kratzt sich ständig am Ohr? Wer ist als erster im PC-Raum fertig? Wer fängt bei den Quiz- Phasen schwach an und steigert sich von Runde zu Runde?

Luda Andreas Das Endprodukt entsteht im Schnitt Liebe (62), Scholl (40), Unterneh- Landwirt „Wir wollen eine Heldenreise erzählen, merin aus aus Rees den Weg der vier Finalisten hautnah erleben. Monheim Es ist so etwas wie ein Leistungsexperiment im Doku-Soap-Stil“, sagt Karin Kuhn. Inter- views, beobachtende Sequenzen, Quiz-Teile, Hintergrundmusik, dazu ein allwissender Erzähler aus dem Off sind die Zutaten. „Das ›24 Stunden Quiz‹ entsteht erst richtig im Schnitt“, so Karin Kuhn. John Sophie Hoch motivierte Kandidaten, das enga- Minah Spann (28), gierte Produktionsteam und ein gut aufgeleg- (34), Gymnasial- Geschäfts- lehrerin aus ter Moderator haben während der 24-stündi- führer Köln gen Drehzeit eine breite Basis gelegt, findet Internet- die verantwortliche Redakteurin. Ob das Startup aus ungewöhnliche Format über die Sommer- Köln pause vom »NRW-Duell« hinaus eine Zukunft hat? „Dazu gebe ich keine Prognose“, so Karin Kuhn. Auch die Prognosen für Sophie Spann bleiben an dieser Stelle im Dunkeln. So wie die Gregor Simone Kamerateams, die sich lautlos um Sophie und Noelle Schulz (35), Mitstreiter im Computer-Testraum bewegen. (66), Polizeibe- *Antwort: Eine Gewitterwolke wiegt rund Unterneh- amtin aus eine Million Kilo, der Airbus etwa die Hälfte. mensbe- Breckerfeld rater aus Herzebrock­

»Das 24 Stunden Quiz« WDR FERNSEHEN MI / 6., 13., 20., 27. August / 20:15

17 TV Unterhaltung

»Mensch Meier«: Alfred Biolek, kocht bei »Alfredissimo« Zwei Grandseigneurs unter sich: Im Dezember hier 1989 mit Paul McCartney, kann das einzige Rezept nach, das er kennt: 2001 ist Karl Lagerfeld der einzige Gast auf auch Quiz – mit Promi-Faktor. Mamas Lauch-Schinken-Gratin. Foto: WDR/Fehlauer „Bios Boulevard“.

2000: CDU-Generalsekretärin Angela Merkel verhandelt in »Boulevard Bio« das Thema „Politik frisst Seele auf“. Foto: WDR/Hohl

Hollywoodstar Sammy Davis jr. ist 1982 zu Gast in »Bios Bahnhof«. Mit »Bios Bahnhof« setzt Alfred Biolek Maßstäbe: eine intelligente Show mit Weltstars, Neuent- deck­ungen, Gespräch und Live-Musik aus einem stillgelegten Bahnhof. Fotos: WDR

Dass Bio auch singen kann, beweist er bei seiner Ray Charles ist 1982 zu Gast in »Bios »Mensch Meier«: Biolek 1986 mit Showeinlage mit den Kessler-Zwillingen. Bahnhof«. Arnold Schwarzenegger.

18 TV Unterhaltung

MENSCH, BIO! Zwei Jahre lang haben Sandra Maisch- berger und Hendrik Fritzler die Fernseh- legende Alfred Biolek mit der Kamera begleitet. Entstanden ist ein sehr per- sönliches Porträt anlässlich seines 80. Geburtstags. Der Film, der viele bisher unbekannte Einblicke in „Bios“ Leben ge- währt, bildet den Auftakt zu einer langen Alfred-Biolek-Nacht: an seinem Ehrentag, am 10. Juli, im WDR Fernsehen.

19 Foto: WDR/Kohr 20 Das Schaufenster ist mit Bildschir- men dekoriert. Auf den Monitoren laufen Szenen mit Paul McCartney, Franz Josef Strauß, Hannelore Kohl, aber auch Köpfe ganz unbekannter Menschen sind zu sehen. Alfred Biolek steht vor der Glasscheibe des Schaufensters, blickt mit verschmitztem Lächeln, dem leicht vorgeschobenen Kinn und seiner markanten runden Brille auf Bildausschnitte seiner langen und erfolg- reichen TV-Karriere, die der Entertainer 2006 beendet hat. Mit dieser Szene vor dem Schaufenster beginnt das 90-minütige Filmporträt über Alfred Biolek. „Die Arbeit an dem Film war auch ein Exkurs durch die deutsche Fernsehgeschichte“, sagt Autorin Sandra Maischberger. Vier Jahrzehnte Bildschirm- präsenz haben Alfred Biolek zwar berühmt gemacht. Der Film zeigt jedoch vor allem die ganz privaten Seiten des großen Fernseh- moderators. „Mein Koautor Hendrik Fritz- ler und ich wollten mehr über die Person und das private Leben hinter den Kulissen erfahren und zeigen“, erklärt die Filmema- cherin. Entsprechend konnte der Filmtitel auch nur „Mensch, Bio!“ lauten.

Den Moment genießen

Am 10. Juli wird Alfred Biolek 80 Jahre alt. Für das Porträt hat er mit dem Filmteam wichtige und prägende Orte seines Lebens besucht und sein privates Archiv geöffnet. Dazu gehören auch Filmaufnahmen, die der Vater in der alten Heimat in Mähren Ende der 30er, Anfang der 40er Jahre gemacht hat. „Interessant ist die Mutter, die große Gesellschaften liebte. Sie ist immer von der Familie und Freunden umgeben, hat große Tafeln gedeckt, mit Blumen dekoriert und für alle gekocht und gebacken.“ Sandra Maischberger erkennt darin den Ursprung jenes Wesenszugs, der bei Alfred Biolek noch viel stärker ausgeprägt ist. „Ich glaube, dass für ihn der gesellschaftliche Teil des Lebens darin besteht, mit vielen Menschen den Moment zu genießen.“ Fotsetzung nächste Seite

21 TV Unterhaltung

Einerseits Genussmensch, andererseits auch den übelsten Moment der Vertreibung.“ „Das waren oft Abende mit 80 Leuten. Da war versessener Arbeiter. „Diese Mischung ist Während Keith schon sehr viel länger Bios wirklich alles, was Rang und Namen hatte, ein wichtiger Schlüssel, um Alfred Biolek zu tschechische Heimat kennen lernen wollte, inter­na­tional und national.“ Sandra Maisch- verstehen“, folgert Autorin Maischberger. traute sich der ehemalige Talkmaster erst berger war selber öfter zu Gast bei diesen Freunde bezeichnen ihn deswegen auch als während der Dreharbeiten zum Film. Man Abenden. „Er hat immer gemacht, was er vor- Lebenskünstler. sieht ihn dabei, wie er Keith seine Heimat- her in seinem ganzen Berufsleben gemacht Aus der mährischen Heimat wurde die stadt und sein Elternhaus zeigt, in dem hat, nur ohne Kameras. Dann gab es diesen Familie 1946 vertrieben. Das schwäbische sich inzwischen eine Grundschule und ein Sturz, danach hat er für sich entschieden, Waiblingen wurde zum Zufluchtsort, die Hort für sehbehinderte und blinde Kinder dass er nicht mehr die Kraft hat, diese gro- Enge war jedoch für Alfred Biolek unerträg- befinden. „Als wir die Tür zu seinem ehe- ßen Gesellschaften zu geben und durchzuste- lich. In New York lernte er anfangs der 50er maligen Kinderzimmer öffnen, liegen da hen.“ In bleiben und nur für sich privat Jahre die große weite Welt kennen und fand diese Kinder auf kleinen Matratzen beim leben wollte Alfred Biolek aber auch nicht. Gefallen daran. Keine Wie schon bei seinem andere Stadt zog ihn in Abschied vom Bild- seinem Leben öfter an schirm hat er dann als die Metropole am erneut entschieden Hudson, wo Homo- weiterzugehen und sexuelle schon in den auch diese Lebens- 60er Jahren vergleichs- phase dem Lebensalter weise offen leben konn- anzupassen. Seitdem ten. Alfred Biolek lernte lebt er wieder in Köln, dort den jungen Keith wo er ein kleineres kennen. Damals seine Umfeld hat. leidenschaftliche Liebe, heute sein 30 Jahre jün- Wehmütige Note gerer Adoptivsohn. „Er wollte nie ein öffent- „Wenn man den licher Schwuler sein, Biolek am Ende seiner hat sein Leben aber Fernsehkarriere mit auch nicht versteckt. Sandra Maischberger hat Bio auch nach New York begleitet, wo er eine Zeit lang gelebt hat. Foto: WDR/Fritzler dem heute 80-jährigen Der Film gibt mit gro- vergleicht, dann hat ßer Offenheit Einblick das schon eine etwas in dieses Leben“, sagt „Wie behält man seine Würde trotz traurige Note. Aber es Maischberger. ist eben auch ein Film fortschreitenden Alters? Wie schon alles über einen Mann, der Heimatreise nach älter wird und mit 70 Jahren andere zuvor in seinem Leben hat der Frage umgeht: Wie behältst du deine Die Autorin und Alfred Biolek das ebenfalls sehr gut Würde, trotz fort- Alfred Biolek lernten schreitenden Alters? sich kennen, als der hinbekommen.“ Und ich finde, dass er Talkmaster 2003 eine das, wie schon alles Nachfolgesendung für seinen Sendeplatz Mittagsschlaf. Keith und ich hatten Tränen andere zuvor in seinem Leben, ebenfalls sehr von »Boulevard Bio« suchte. Gemeinsam in den Augen. Alfred wusste zu genau, dass gut hinbekommen hat.“ Wolfram Stahl entwickelten und produzierten sie für die da noch eine Kamera ist. Er würde nie so ARD die Sendung „Menschen bei Maisch- weit gehen, dass der Zuschauer teilhat an berger“. Auf der Vertrauensbasis der berufli- einem Moment, der nur ihm gehört“, meint chen Verbindung konnte über Alfred Biolek Sandra Maischberger. ein Porträt von großer Nähe entstehen. Mit Überhaupt trägt Alfred Biolek seine ihm und seinem Adoptivsohn Keith fuhr Geschichte und die schweren Momente sei- Sandra Maischberger dann auch in seine nes Lebens mit Würde und Vernunft. In sei- „Mensch, Bio!“ mährische Heimatstadt Freistadt, die Bio ner Berliner Wohnung war er 2010 die Treppe Auftakt zur seit der Vertreibung der Familie fast 70 hinuntergestürzt und hatte sich dabei einen Alfred-Biolek-Nacht Jahre lang nicht besucht hatte. „Er wollte Schädelbruch zugezogen. Von einem auf nie zurück, weil er dort die wunderbarste den anderen Tag konnte er für die Berliner WDR FERNSEHEN und paradiesischste Kindheit erlebt hat, aber Society keine Gesellschaften mehr geben. DO / 10. Juli / 22:00

22 TV Unterhaltung

Bio, der große Gastgeber Viva Alfredissimo!

Als Alfred Biolek im Jahr 2009 der Lieber Alfred Biolek, oder besser: Alfred, Alfred, Alfredissimo! Deutsche Fernsehpreis für sein Lebens- Clemens Wilmenrod hat zwar als erster deutscher Fernseh- werk verliehen wurde, bat er höflich um koch dem Publikum der Wirtschaftswunderjahre Errungenschaften Verständnis dafür, dass er diesen entge- wie „Toast Hawaii“ oder „Arabisches Reiterfleisch“ beschert. Sie gennahm. Und dies ganz ohne Wutanfall aber, lieber Alfred Biolek, waren mit »Alfredissimo« der Vater der etwa eines Marcel Reich-Ranicki! Alles modernen Kochshows! andere wäre auch enttäuschend gewe- Als die Sendung 1994 startete, hatte ich zwar schon Erfahrung sen, denn der deutsche Zuschauer iden- im elterlichen Betrieb, war aber noch in meiner Kochausbildung – tifiziert den fernsehschaffenden Juristen damals noch „Lehre“ – in Lindau am Bodensee. Und wenn es dann Biolek mit vielen Stationen deutscher bei Ihnen hieß: „Bei mir kann ruhig auch mal was anbrennen!“, Bettina Böttinger moderiert TV-Geschichte: Bei weitem ist dies nicht dachte ich mir: „Na ja, der hat gut reden – der ist ja auch kein Koch …“ den »Kölner Treff«. nur eine Kochsendung, die, wie die andau- Erst später begann ich zu verstehen, dass Sie schon damals Foto: WDR/Fürst-Fastré ernden Wiederholungen von »Alfredis- ganz selbstverständlich die wesentlichen Zutaten für ein gelun- simo« zeigen, anscheinend kein Verfallsdatum hat, Biolek zeichnete genes Essen verkörperten: Zeit, Liebe und Interesse! Sie hatten all auch für andere Fernsehklassiker von »Bios Bahnhof« bis »Boulevard die großen Namen des Showbiz zum so Bio« verantwortlich. Von der Erstauflage des »Kölner Treffs« ganz zu vergnüglichen wie informativen Kochen schweigen! Was ich an ihm bewundere: Dass er ohne journalistischen und Ausprobieren in „Ihrer Küche“. Hintergrund Gespräche führen kann, die nahe am Menschen sind. Es Menschen interessieren sich für hängt vor allem damit zusammen, dass Alfred Biolek ein großer Gast- Menschen, die sich für sie interessieren. geber ist! Vielleicht der Gastgeber in der deutschen Fernsehgeschichte Und Sie hatten immer wirkliches Inter- überhaupt. Er hat mal gesagt, dass er das „Gastgebersein“ von seinen esse an Ihren Gästen. Im sympathischen, Eltern abgeguckt habe und dass für ihn „Unterhaltung mit Haltung“ aber auch bestimmten Plauderton konn- zusammenhänge. Beides war und ist mir ein Vorbild. Ich gratuliere ten Sie so manchem Ihrer Kochpart- herzlichst zum 80.! ner die ein oder andere „persönliche Geheimzutat“ entlocken. Damit haben Sie nicht nur ihnen, sondern vor allem Fernsehkoch Björn Freitag auch dem Publikum etwas gegeben, was Alfred Biolek, das Vorbild Foto: WDR/Fußwinkel heutzutage kaum noch jemand hat: Zeit Lieber Alfred, für mich wirst und Muße für wirklich Interessantes. Eben tatsächlich gute Unter- Du immer ein Held sein, weil Du haltung im besten Sinne! Monty Python für uns entdeckt hast! Einmal durfte ich bei einer Ihrer Aids-Galas für Sie kochen Du brachtest schrägen englischen und konnte persönlich erleben, dass Sie nicht nur für die Sendung, Humor in die deutschen Wohnzimmer sondern wirklich so sind: Frei, amüsant, gemütlich – und, bei allem zu einer Zeit, wo das alles andere als Bestreben nach Harmonie, die Dinge einfach auf den Punkt bringen selbstverständlich war. Deine Freude können. Das scheinen also Ihre Geheimzutaten zu sein, um eine Koch- am Außergewöhnlichen, Skurrilen sendung zwölf (12!!!) Jahre erfolgreich und mühelos zu gestalten. und Unterhaltsamen hat sowohl die In meiner Eigenschaft als Fernsehkoch und zunehmend Mode- Zuschauer als auch das Denken der rator waren und sind Sie mir nach wie vor ein Vorbild, wenn es darum Fernsehschaffenden nachhaltig ver- geht, wie man gute und interessante Interviews führt. Dabei helfen ändert. Du wusstest noch, dass lange Eckart von Hirschhausen, mir zwei Ihrer Grundhaltungen: Erstens: Der Mensch zählt! Und vor dem TV das Theater und die Bühne Arzt, Komiker und Moderator zweitens: Kochen aus und mit Liebe! entstanden waren, hast die Kleinkunst Foto: WDR/Sachs Herzlichst, Ihr Björn Freitag und internationale Showstars geför- dert und wurdest so selber zu einem großen Entertainer. Dein Vorbild spornt uns heute immer wieder an, abseits von Ängsten, Befindlichkeiten und Quoten eigenwillige Sendungen zu machen, die man auch selber sehen möchte. Unterhaltung ernst zu nehmen klingt paradox, ist es aber nicht! Das Leichte ist das Schwerste. Lieber Bio, Du warst nie zynisch Deinen Gästen oder den Zuschau- ern gegenüber. Mögest Du ganz viel von dieser Herzenswärme auch an Deinem 80. Geburtstag empfinden und zurückgeschenkt bekommen!

23 TV Talk

»B. sucht«: Bettina Böttinger Der neue Talk: auf Hausbesuch »Ich stelle mich«

Kritische und hintergründige Fragen hat Moderatorin Sandra Maischberger im Gepäck, wenn sie in der WDR-Sendung »Ich stelle mich« zum Gespräch bittet.

Sahra Wagenknecht (Die Linke), Schau- spieler Heiner Lauterbach, Enthüllungsjour- nalist Günter Wallraff und CDU-Politiker Wolfgang Bosbach stehen im Mittelpunkt jeweils einer Ausgabe. Mit Tiefgang und facettenreich werden sie in den 60 Minuten, die die Moderatorin jedem einzelnen Gast widmet, porträtiert, berichtet Redakteurin Annabell Neuhof. Neben einem Einzelgespräch mit der Moderatorin stellen sich die Gäste einem Bettina Böttinger mit Daniela Brunini (r.) im Café. Sie hat einen eigenen Blog im Internet, in dem sie über „Rede-Duell“ mit einem ihrer Kritiker. Eine ihr Leben mit Mukoviszidose schreibt. Foto: WDR/Encanto andere Seite der Prominenten kommt im Es waren spannende Begegnungen. Mit ungewöhnlichen Menschen. In einem interessanten Gespräch mit langjährigen Wegbegleitern Lebensumfeld. Gute Gründe für Bettina Böttinger, in diesem Sommer ihre neue Reportagereihe zum Vorschein. Außerdem müssen Maisch- »B. sucht« mit vier Folgen fortzusetzen. bergers Gäste beweisen, dass sie nicht nur reden, sondern auch handeln können: Sie So verlässt die Journalistin und WDR-Moderatorin den »Kölner Treff« und besucht Menschen erwartet eine besondere Aufgabe oder mit bewegenden Geschichten, die in jeder Sendung jeweils ein Thema verbindet. Menschen, die Aktion, die sie während der Sendung meis- ihre ganze Hoffnung beispielweise auf ein fremdes Organ setzen, um überleben zu können (24.7.). tern müssen. Wie Björn Jockwig, der auf ein neues Herz wartet. Oder Frank Ulrich, dessen Bruder ihm eine Niere spendete und nun selbst an den Folgen der Operation leidet. Die „Hausbesuche“ (Redaktion Dagmar Kieselbach) haben Bettina Böttinger schon in der ersten Staffel 2013 nachhaltig beeindruckt – wie der im Gefängnis. „Ich hatte nicht damit gerechnet, dass mich die Begegnungen so stark mitnehmen. Nach acht Stunden im Gefängnis war ich ausgelaugt und leer, es waren sehr intensive Gespräche. Gleichzeitig macht das aber den Reiz aus.“ Wohl auch den Reiz, im Donnerstagabendprogramm des WDR eine Reportage anzubieten, die den Zuschauer ebenso bewegt wie unterhält. „Es geht mir und dem Team um das intensive Erleben, um besser ver- stehen zu können.“ Fernseh-Unterhaltung sei eben nicht nur Lachen. „Eine junge Frau zu begleiten, die mit Sauerstoffgerät ins Kino geht, um sich abzulenken, einfach einen spannenden Abend zu erleben und nicht nur daran zu denken, dass dringend eine neue Lunge her muss, weil sie ansonsten Sahra Wagenknecht u.a. stellt sich den Fragen ihre letzten Monate zählen kann – da bin ich als Reporterin, da ist der Zuschauer ganz nah dran.“ Sandra Maischbergers. Foto: WDR/Rigaud Um einen Ausgleich zu schaffen, setzt eine der neuen Folgen auf ein leichteres Thema: So Mit dem Talkformat »Ich stelle mich« begegnet Bettina Böttinger auch Menschen, die ihr „Gartenglück“ (7.8.) gefunden haben, ob direkt knüpft Sandra Maischberger an die legendäre hinter dem Haus oder in der Parkanlage mit Koi-Teich. Interviewsendung mit dem Polit-Journalisten Für viel Diskussionsstoff bei den Zuschauern dürften diesmal die Folgen „Wenn die Seele ver- Claus Hinrich Casdorff an, die das WDR Fern- rückt spielt“ (31.7.) zum Thema Burnout, Depression und Angstattacken sowie „Kriegswunden“ (14.8.) sehen von 1980 bis 1993 ausstrahlte und die zum sorgen. „Im vergangenen Jahr hat die Folge zur Transsexualität hohe Wellen geschlagen“, erinnert Teil auch im Ersten zu sehen war. Bis heute gilt sich Bettina Böttinger. Damals meldeten sich viele Betroffene. „Diese Reportage war Aufklärung »Ich stelle mich« als eine der profiliertesten und ein Aufruf zur Toleranz.“ Und ihr hat die Sendung bewiesen: „Fernsehen kann Menschen das Sendungen im deutschen Talk-Genre. Gefühl geben, dass sie nicht allein gelassen werden von der Gesellschaft.“ Christian Schyma

»B. sucht« »Ich stelle mich«

B. sucht im WDR Fernsehen Netz WDR Fernsehen DO / 24., 31. Juli / 22:00 SO / 27. Juli / 21:45 DO / 7., 14. August/ 22:00 SO / 3., 10., 17. August / 21:45

24 TV kompakt Kampf um goldenen Gartenzwerg

»daheim + unterwegs« hat ein Gartenduell »daheim + unter- unter Kleingärtnern aus ganz Nordrhein- wegs« zu Gast in Westfalen angezettelt: Im Zuschauergarten der Troisdorfer Kleingartenanlage vor dem Funkhaus Düsseldorf messen sich „Maikammer“. die Kandidaten, bewaffnet mit Heckenschere Foto: WDR/Borm und Spaten, in gärtnerischem Geschick. Anke Hühner Maria Wolkows Garten in der Troisdorfer und Christopher Hanisch mit dem „Maikammer“ ist ihr Lebenselixier. Jede freie „Aktions-Maskott- Minute verbringt die 62-jährige Altenpflegerin chen Oskar“. in ihrer grünen Oase. Das Gärtnern liegt Maria Foto: WDR im Blut. Sie war schon in ihrer Heimat, dem heutigen Kasachstan, leidenschaftliche Selbst- Bei Maria Wolkow bekommen Autorin versorgerin. In Marias Garten wächst alles: Franziska Schmidt Kartoffeln, gelbe Himbeeren, Erdbeeren, Knob- und Kameramann lauch, Kohl, Bohnen, Gurken und Tomaten. „Es Benedikt Ahrens ist viel Arbeit, aber ich kann überhaupt nicht Tee aus dem Samo- leben ohne Garten“, erzählt sie. Ganz besonders war. Foto: WDR/Borm freut sie sich, dass ihr Kleingartenverein beim »daheim + unterwegs«-Gartenduell mitmacht (Redaktion: Christopher Hanisch). Gerade ist das WDR-Team in der Anlage, um einen kleinen Vorstellungsfilm (Schnitt: Dominik Antoni) über die Troisdorfer Gar- tenfreunde zu drehen; er wird neben ande- ren Gartenporträts im Juli in »d+u« gesendet. Maria Wolkow bittet Kameramann Benedikt Ahrens, Tontechniker Sasa Mitrovic und Autorin Franziska Schmidt aber erst einmal zum Tee in ihre Laube. Und der wird klassisch russisch serviert. Aus dem Samowar. Lange kann das Team die Pause aber nicht genießen, denn auch die anderen Gärt- nerinnen und Gärtner sind fleißig bei der Arbeit. Sie wienern ihre Gartenhäuschen, ern- ner, die die Idee zum Gartenduell hatte, steht ten Obst und Gemüse und polieren ihr Garten- fest: „Wir wollen mit dieser Aktion 200 Jahre werkzeug. Schließlich soll ihre Maikammer Schrebergarten in Deutschland würdigen. Die im Vorstellungsfilm das beste Bild abgeben. stattlichen 118 000 Parzellen alleine in NRW Und die Troisdorfer haben ein Ziel. Sie sind mittlerweile weit weg von angestaubten wollen beim Finale am 8. August den goldenen Klischees. Sie stehen für Nachhaltigkeit und Gartenzwerg Oskar gewinnen. „Ein absolutes Bio-Produkte aus eigenem Anbau.“ Und dafür Unikat“, wie Autorin Franziska Schmidt betont. ist Maria Wolkow nun wirklich das beste Bei- Doch bevor es soweit ist, müssen sich die Trois- ich keine Angst. Im Garten macht mir keiner spiel. Tobias Zihn dorfer erst einmal am 4. August im Zuschauer- etwas vor“, gibt sich Maria Wolkow schon ein- garten vorm Düsseldorfer Funkhaus gegen ihre mal ganz selbstbewusst. »daheim + unterwegs« KollegInnen vom Aachener Kleingartenverein Auf den Sieger aus diesem Duell wartet WDR FERNSEHEN TUS Tivoli durchsetzen. Unter den strengen dann der Finalgegner. Jedenfalls kann nie- MO – FR / 16:15 – 18:00 Augen einer Fachjury werden die Kontrahenten mand ohne die Unterstützung der Zuschauer beispielsweise Balkonkästen bepflanzen oder das Gartenturnier gewinnen. Denn sie sind Das Garten­ Seerosenteiche anlegen. Außerdem müssen die Teil der Jury und können während der Final- duell im Kleingärtner Fragen rund um Pflanzenpflege runden vom 4. bis 8. August online Punkte Internet und Gartenarbeit beantworten. „Davor habe für ihren Favoriten vergeben. Für Anke Hüh-

25 Das Transatlantische Handelsabkommen zwi- schen der EU und den USA soll die Welthan- DER delsordnung zugunsten des Westens verändern, so heißt es. Stephan Stuchlik und Ko- GROSSE autor Kim Otto reisten mit vielen Fragen nach Übersee. Ihre Recherchen ergaben: „Im Moment DEAL gibt es keinen Anlass zur Beruhigung.“

26 Die Termine in den USA sind eng getaktet. Flug- hafen Washington: Stephan Stuchlik und Kim Otto überfliegen schnell die neuen Papiere, die ihnen gerade übergeben wurden. Ihre Informanten agieren undercover, wollen im Dunkeln bleiben. Fotos: WDR

27 TV Reportage

Handelskammer, Washington: Kim Otto (l.) und Stephan Stuchlik warten auf ihre Gesprächspartner, darunter Lobbyisten von Chemiekonzernen, um ihnen u. a. die Frage zu stellen: „Was ver- sprechen Sie sich von diesem Abkommen?“

Von Stephan Stuchlik trade agreement?“, fragt sie in die Kamera. Tja, denke ich, das ist genau die Frage, Ihre Geschichte ist erzählenswert, das weiß mit der Kim Otto und ich losgezogen sind, Anfang Juni sitze ich mit Sheri Farley sie, aber für einen Film über ein Handels- die Frage, die wir uns schon in einigen an einem Plastiktisch vor ihrem umgebau- abkommen? Das soll ihr der Reporter aus »Monitor«-Beiträgen gestellt haben. Wird ten Wohnwagen irgendwo in North Carolina, Deutschland doch mal erklären. Ich wedele das Handelsabkommen Standards wie etwa USA. Hundert Meter weiter eine Landstraße, mit den Armen, vielleicht geht es ja so: Ihr Fall die Europäische Regelung für chemische Pro- auf die sich ab und zu mal ein Auto verirrt, sei in der EU unwahrscheinlich bis undenk- dukte ändern? Oder welche anderen Regeln im Zwinger hinter uns toben vier Rottweiler, sonst ist da nichts. Wie bin ich hier gelandet? Die geheimen Verhandlungen über das große Eigentlich wollen wir einen Film über das große Handels- Handelsabkommen zwischen der EU und den abkommen (TTIP) zwischen der Europäischen Union und USA werfen viele den USA machen, jetzt sitzt das ganze Team (Koautor: Kim Otto, Fragen auf, Fragen, die Kamera: Detlef Hohlmann, Ton: Frank Emonds) in der amerikani- misstrauisch machen. schen Provinz und schwitzt. Von wegen Brüssel oder Washington. werden betroffen sein? Denn dieses Handels- Sheri ist 46 Jahre alt, hat abkommen soll alles bisher Dagewesene in Kopfschmerzen, Konzentrations- den Schatten stellen: Nicht nur, dass zwei schwächen und hinkt, sie geht mit der größten Wirtschaftsräume der Erde mit- einem unförmigen Holzstock über einander verhandeln, das Abkommen soll den Rasen. Jahrelang hat sie in einer Möbelfa- bar. In der europäischen Union gebe es eine auch so ziemlich jeden Lebensbereich umfas- brik mit giftigem Kleber gearbeitet, die Ärzte Liste mit den gefährlichsten Chemikalien, ihr sen: Arbeitsrecht, Finanzdienstleistungen, sagen, sie sei schleichend vergiftet worden. Giftstoff sei darauf, er dürfe in Europa nicht öffentliche Daseinsvorsorge, Datenschutz Sie erzählt ruhig und anfangs gefasst, wie sie mehr eingesetzt werden, ein offener Kontakt und, und, und – am Ende eben auch Che- ohne Schutzkleidung nicht nur mit, sondern am Arbeitsplatz sei verboten. mikalien. förmlich mitten im Kleber gearbeitet hat, wie Die offiziellen Erklärungen auf beiden das langsam, aber unumkehrbar ihr Leben Sheri ist verblüfft Seiten des Atlantiks hören sich beruhigend ruiniert hat. Ganz am Ende des Interviews an: Wenn Standards oder Regularien geän- wundert sie sich dann aber doch: „And you „Und das soll jetzt geändert werden oder dert würden, dann sicher nicht zum Nachteil guys are doing this for a documentary on a wie?“, fragt Sheri. des Verbrauchers.

28 TV Reportage

Fachabkürzungen versteckt. Nach vielen Telefonaten, Analysen und Fachgesprächen steht für uns fest: Im Moment gibt es keinen Grund zur Beruhigung. In den meisten Ver- handlungskapiteln ist zu sehen, wie gut die North Carolina: verschiedenen Lobbygruppen aus der Wirt- Sheri Farleys schaft gearbeitet haben – in ihrem Sinne Fall – laut Ärzten natürlich. Wer sich im Moment noch über ist sie bei ihrer Chlorhühnchen oder Genmais aufregt, könnte Arbeit in einer noch unliebsamere Überraschungen erleben. Möbelfabrik schleichend vergiftet worden Wem bringt TTIP wirklich etwas? – wäre in der EU noch „unwahr- Beim Kapitel „Chemie“ haben die gro- scheinlich bis ßen Chemiefirmen der USA und der EU schon undenkbar“. gefordert, man solle die Zulassungsverfahren für Chemikalien gegenseitig anerkennen, die EU die amerikanischen, die USA die europä- ischen. Und das bringt uns letztlich zu Sheri Farley nach Taylorsville in die US-Provinz. Der Stoff, der sie vergiftet hat, ist in den USA New York: noch zugelassen. Jagdish Bhagwati, einer der führenden Noch ist es so, dass Chemikalien, die in Wirtschaftswissen- den USA erlaubt sind, nicht automatisch auch schaftler, Architekt auf den Europäischen Markt dürfen. von Freihandels- „Und das soll jetzt geändert werden oder abkommen und wie?“, fragt Sheri. Verfechter des Globalisierungs- „Darüber wird gerade verhandelt“, sage prozesses, warnt ich, und dann lassen wir eine vollständig diesmal: die EU verblüffte Sheri Farley zurück. Denn wir solle das Ab- müssen doch noch nach Washington und kommen nicht nach Brüssel. Und die Verhandlungsführer unterzeichnen. fragen. Wem eigentlich TTIP wirklich etwas bringen wird. Das klingt gut, aber wenn das stimmt, sollen sie fordern, nur: Das sagt uns niemand. warum ist alles geheim? Warum verhandeln Stattdessen versuchen uns die Lobbyisten »Exclusiv im Ersten« nur 100 bis 150 Menschen aus der US-Regie- in schöner Eintracht davon zu überzeugen, rung und der EU-Kommission über die Inte- dass es vor allem für uns, die Bürger, Vorteile „Der große Deal“ ressen von 800 Millionen Bürgern diesseits haben wird. Und: Sie zitieren alle dasselbe MO / 4. August / 21:45 und jenseits des Atlantiks? Warum hat das Beispiel: Dank des Abkommens werde es in EU-Parlament nur die Möglichkeit, das einmal den USA und der EU bei den Autos in Zukunft ausgehandelte Gesamtpaket als Ganzes abzu- einheitliche Blinkerfarben geben. segnen? Warum können sie die Verhandlungen Stephan Stuchlik nicht einzeln bewerten und kritisch begleiten? Zurzeit kein Grund zur Beruhigung ist seit drei Jahren Fragen, die einen misstrauisch machen. »Monitor«-Redakteur. Also haben wir den Lobbyisten der Jahrelange Verhandlungen, höchste Zuvor arbeitete er u.a. Chemiebranche, der Computerunternehmen Geheimhaltungsstufe und das alles für die als Korrespondent in oder der Dienstleistungsbetriebe die Frage Angleichung von Blinkerfarben? Brüssel und Mos- gestellt: „Was versprechen Sie sich von die- Die Papiere, die Kim Otto und mir zuge- kau. 2013 sorgte der sem Abkommen?“ Es gäbe viele Antworten, spielt werden, sprechen eine andere Sprache: Grimmepreisträger Foto: WDR/Dahmen denn all diese Wirtschaftszweige erhoffen Es sind Zwischenergebnisse von Verhand- für Schlagzeilen, als sich mehr unternehmerische Freiheiten, bes- lungen oder geheime Briefe, in denen die ihn Ministerpräsident Horst Seehofer sere Gewinne, weniger Vorschriften, weniger EU-Regierungen über den Stand informiert wegen unbequemer Fragen an Landtags- von dem, was in einem ihrer Positionspapiere werden. Lesbar sind sie nur für Fachleute, präsidentin Barbara Stamm am liebsten offen „übertriebener Schutz der Bürger“ die wichtigsten Details sind meist in einem hatte aus Bayern ausweisen lassen wollen. genannt wird. Das ist ihr gutes Recht, das Gemisch aus EU-Bürokratenenglisch und

29 Oradour-sur-Glane: 1944 ermordete die SS 642 Männer, Frauen und Kinder und brannte das Dorf nieder. Die gespenstischen Ruinen – hier die Kirche – stehen noch heute als Mahnmal. Fotos: WDR (Zu) späte Suche nach den MÖRDERN Viele Deutsche wollten schon wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg am liebsten einen „Schlussstrich“ unter die NS-Vergangenheit ziehen – mit ein Grund, warum die juristische Aufarbeitung allzu schleppend

Autorin Astrid Schult verlief. Astrid Schult hat für »Hier und Heute« einen Foto: Kollmer erschütternden Film über die Ermittlungen nach den letzten noch lebenden Tätern gemacht.

30 TV Dokumentation

Konzentrationslagers Auschwitz namentlich film über traumatisierte US-Soldaten, brachte erfasst sind, wurde erst jüngst in Ludwigsburg ihr 2009 einen Adolf-Grimme-Preis ein. abgearbeitet. Die „Zentrale Stelle“ hat das ver- Schon in ihrer Studienzeit an der Film-aka- gangene Jahr über geprüft, wer davon noch demie in Ludwigsburg hatte sie von der „Zen- lebt und wegen Beihilfe zum Mord belangt tralen Stelle“ gehört und wollte „immer mal werden kann. Auschwitz war zwar das größte was darüber machen“. Für „Das Letzte Kapi- „Vernichtungslager“, allein hier wurden über tel“ reiste die 35-Jährige außerdem mit ihrem eine Million Menschen ermordet. Doch Filmteam an zwei Orte, die beispielhaft für weil es auch als Durchgangs- oder Arbeits- die Greueltaten der Nazis stehen: Auschwitz lager genutzt wurde, beschloss der Bundes- und Oradour-sur-Glane. „Diese Eindrücke gerichtshof vor 30 Jahren, dass es für eine haben uns alle tief bewegt“, erzählt Schult. Anklage nicht ausreicht, dort gearbeitet zu Überrascht habe sie die Offenheit und Herz- haben. „Damit war für die Juristen das Thema lichkeit von Renée Maneuf ausgerechnet Auschwitz erledigt“, sagt der Leiter der Lud- gegenüber einem deutschen Fernsehteam. wigsburger Behörde, Dr. Kurt Schrimm. Ein Als 14-Jährige hat die Französin 1944 das Umdenken setzte erst ein, als John Demjanjuk Massaker in Oradour überlebt und ihre vier 2011 wegen Beihilfe zum Mord in tausenden Brüder sowie ihren Vater verloren. Die SS Fällen verurteilt wurde, denn hier hatte allein ermordete 642 Männer, Frauen und Kinder der Dienst im Todeslager Sobibor ausgereicht, und brannte das Dorf nieder. Die gespensti- ohne Nachweis einer konkreten Tat. schen Ruinen stehen noch heute als Mahn- mal. „Frau Maneuf hat ihre Geschichte noch nicht oft erzählt“, erklärt Schult, „es hat sie sehr mitgenommen, mit uns darüber zu spre- chen und noch einmal in die Kirchenruine zurückzukehren, in der sie damals zwischen den Leichen nach ihren Brüdern gesucht hat.“

Massaker bislang ungesühnt

Die BRD zog niemanden wegen des Massakers in Oradour zur Verantwortung Oradour-sur-Glane: 1944 ermordete die SS 642 Männer, Frauen und Kinder und brannte das Dorf nieder. Die gespenstischen Ruinen – hier die Kirche – stehen noch heute als Mahnmal. Fotos: WDR Zeitzeugin Renée Maneuf. Sie überlebte das und überstellte auch niemanden an die fran- Massaker der Nazis in Oradour-sur-Glane. zösische Justiz. Erst im Januar dieses Jahres „Es ist wichtig für die Zukunft zu wissen: „Jetzt werden alte Männer, die schon am erhob die Dortmunder Staatsanwaltschaft Wenn man sich so benimmt, geht man nicht Rollator gehen, vor Gericht gestellt“, sagt Astrid Anklage gegen einen mutmaßlich beteiligten, aus dem Leben ohne Strafe“, sagt die Holocaust- Schult. Die heutigen Mitarbeiter in den heute 88-jährigen Kölner. Überlebende Eva Erben im ersten Teil des Doku- Ermittlungsbehörden seien oft dem Vorwurf Kriminalhauptkommissar Stefan mentarfilms „Das letzte Kapitel“ (Koautor Gun- in der Öffentlichkeit ausgesetzt, sie seien Willms vom Landeskriminalamt Düsseldorf ther Merz, Redaktion: Maik Bialk und Dorothee allein verantwortlich für die Versäumnisse berichtet, er habe noch nie erlebt, dass ein Pitz). Zu viele Nazi-Verbrecher sind schon ohne der vergangenen 30 Jahre. Dieser Vorwurf NS-Verbrecher wenigstens am Ende seines Strafe aus dem Leben gegangen. Derzeit wird greife aber zu kurz: Andere Möglichkeiten der Lebens seine Taten gesteht. Eine Dienstreise gegen 30 ehemalige Wächter des KZ Auschwitz Aufklärung – Recherchen im Internet etwa nach Oradour habe Willms in seiner Arbeit ermittelt; drei davon stammen aus NRW. oder in Archiven, die früher nicht zugänglich noch bestärkt: „Die können so alt werden „Warum wurden sie nicht früher zur waren –, trügen dazu bei, dass jetzt Zug in wie sie wollen, die müssen jeden Tag damit Rechenschaft gezogen?“, fragte sich die die Sache kommt. Es sei aber vor allem einer rechnen, dass wir irgendwann vor der Türe Filmemacherin Astrid Schult und begab geänderten Rechtsauffassung und -ausle- stehen.“ Christine Schilha sich in die „Zentrale Stelle zur Aufklärung gung geschuldet, dass nun doch noch Leute von NS-Verbrechen“ nach Ludwigsburg. Sie vor Gericht gestellt werden, die man bis jetzt sprach mit Ermittlern, Opfern und mit einem hat unbehelligt leben lassen. „Die Auseinan- mutmaßlichen Täter von der so genannten dersetzung mit dem NS-Regime war in der „Auschwitz-Liste“. frühen Bundesrepublik nicht gewollt, viele Behörden hätten sich dann mit ihrer eige- »Hier und Heute« „Auschwitz-Liste“ umfasst 6 000 Namen nen Vergangenheit und ihrer eigenen Schuld „Das letzte Kapitel“ befassen müssen“, ist Schult überzeugt. Dieses über die Jahre entstandene Leichte Themen sind nicht ihr Ding. WDR FERNSEHEN Dokument, in dem rund 6 000 Aufseher des „Der innere Krieg“, Astrid Schults Abschluss- SA / 19. und 26. Juli /18:20

31 Sport

Foyer, Funkhaus Düsseldorf: Henry Bischoff in seiner mit Fußball-Devotionalien eingerichteten WM-Studio-Ecke. Fotos: WDR/Langer PUBLIC VIEWING Eins, zwei, drei, vier – rund 10 000 Fans bejubelten beim Public Viewing an der Jahrhunderthalle in Bochum die Tor-Gala der deutschen Nationalmannschaft in ihrem ersten Gruppenspiel gegen Portugal. Mittendrin Henry Bischoff, Live-Reporter der »Aktuellen Stunde«.

32 Sport

Geschichte zu verknüpfen. „Die Nationalspieler twittern und face- booken sich um den Verstand“, schmunzelt Henry Bischoff. „Das können wir auch.“ Podolski und Özil haben mit Schülern gekickt. Natürlich ein Thema für Henry seine WM. „Wir wollen die Ereig- nisse abseits des Feldes, die schö- nen Seiten der WM beleuchten“, sagt Redakteurin Sabine Kuenzel. Das passiert spontan, tagesaktuell und gerne mit viel Improvisation. Die Homepage www.aktuelle- stunde.de wird täglich mit Hen- rys WM-Häppchen gefüllt, über Twitter, Facebook und die App Am Tag der »Henry seine WM«-Premiere moderierte Thomas Heyer die »Aktuelle Stunde«. »Aktuelle Stunde« werden Ak- tionen angestoßen. Die User sind diskutiert die Fußballnation in den WM-Wochen fleißig, schicken jede nicht nur die Siege, sondern Menge Fan-Selfies, Fotos ihrer fußballver- mit Begeisterung auch gerne rückten Haustiere und kleine WM-Clips. darüber, wer mit dem Auto Henry Bischoff kann sich freuen: Wichtig zu schnell unterwegs ist und is’ wohl auch neben dem Platz. in die Hotel-Lobby gepinkelt Christian Schyma hat. Und wann Poldi sich im WM-Quartier ein Nickerchen genehmigt. Oder ein Foto mit der Kanzlerin um die »Henry seine WM« Welt schickt. „Wir präsentie- in »WDR aktuell« und in ren, worüber gerade geredet, der »Aktuellen Stunde« gelacht, gelästert, gejubelt und getwittert wird“, sagt WDR FERNSEHEN Henry Bischoff. Der 42-Jährige Bei „Henry seine WM“ ist auch »WDR aktuell« ist allerdings kein Fußball- wichtig neben dem Platz. MO – FR / 12:45 / 16:00 / 21:45 Maniac. „Mich interessiert die Stimmung bei der WM, das »Aktuelle Stunde« Gemeinschaftsgefühl.“ Natürlich stehen da MO – SO / 18:50 erst einmal die Partien der Nationalmann- schaft im Mittelpunkt. Denn am Tag davor, Für das sportliche Spektakel in Brasilien am Spieltag selbst und am Tag danach gibt‘s hat sich die Redaktion ein besonderes Format jede Menge Diskussionsstoff. ausgedacht: „Henry seine WM“ heißt die Rub- rik, in der Anekdötchen rund um Jogis Jungs „Henry seine WM“ im Netz serviert werden. Aus dem kleinen, aber feinen WM-Studio, extra für die FIFA-WM im Foyer So beleuchtete Henry Bischoff bei des Düsseldorfer Funkhauses eingerichtet. einer Umfrage die beziehungstechnischen Oder auch mal draußen per Live-Schalte direkt Auswirkungen der Fußball-WM, lässt sich von der Fanmeile. Für »WDR aktuell« (12:45, auch mal von den Zuschauern ins heimi- 16:00, 21:45), die »Aktuelle Stunde« (18:50) und sche Wohnzimmer einladen. Um die Stim- online. mung dann für das Programm von »WDR Natürlich, wichtig is‘ auf’m Platz. aktuell« und »Aktuelle Stunde«, auch fürs Gerade bei einer Fußball-Weltmeisterschaft. Netz aufzubereiten. Fotos und Kommen- »Henry In Zeiten von Twitter, Facebook und App ist tare der Zuschauer sind da stets willkom- seine WM« aber mindestens genauso interessant gewor- men, der interaktive Austausch ein wich- im Netz den, was sich neben dem Spielfeld tut. So tiger Bestandteil, um die Elemente einer

33 Medienticker

1LIVE hat die meisten User

Mit 7,37 Millionen Abrufen bei 1LIVE und 1,51 Millionen Abrufen bei 1LIVE diggi im ersten Quartal 2014 landen die beiden Sender auf Platz 1 und 3 der meistgehörten Einzelprogramme im Netz.

„Wir sind sehr stolz, dass 1LIVE sein Publikum auch im Inter- net findet“, sagte 1LIVE-Programmchef Jochen Rausch zu den von der Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse (ag.ma) erhobenen Zahlen. Die sechs zusätzlich angebotenen Webchannels von 1LIVE – die Musiksparten wie HipHop anbieten – wurden insgesamt knapp 160 000 Mal im Monat gehört. Rausch: „Das Publikum erwartet auch im Internet mehr als Hit auf Hit von der Festplatte – nämlich einen Die Geschäftsleitung des WDR (v. l.): Hörfunkdirektorin Valerie Weber, Ver- erstklassigen Musik-Mix, authentische Menschen am Mikrofon, waltungsdirektor Hans W. Färber, Intendant Tom Buhrow, Fernsehdirektor Jörg ein kreatives Programm aus Information und Unterhaltung: also Schönenborn, Justiziarin Eva-Maria Michel, stellvertretende Intendantin, und modernes, qualitativ hochwertiges Radio.“ Produktionsdirektor Wolfgang Wagner. Foto: WDR/Sachs Die ag.ma erfasst für die Erhebung insgesamt 165 Radios und analysiert bei der Livestream-Auswertung – anders als bei der telefoni- WDR streicht 500 Stellen bis 2020 schen Media-Analyse der Radionutzung – ausschließlich technische Daten. In den nächsten Jahren sollen beide Messmethoden zusammen- Der WDR wird in den kommenden Jahren 500 Planstellen abbauen. geführt werden. Bei den zuletzt im März 2014 publizierten Media- Das teilte Intendant Tom Buhrow den Mitarbeiterinnen und Mit- Analyse erreichte 1LIVE ebenfalls einen Rekordwert: Danach hören arbeitern des Senders Mitte Juni mit. das Radiopro- gramm täglich Von 2016 an fehlen dem WDR durchschnittlich 100 Millio- vier Millionen nen Euro pro Jahr im Etat. Steigende Ausgaben zum Beispiel durch Menschen. EB Tariferhöhungen oder steigende Produktionskosten können laut Intendant Tom Buhrow durch den Rundfunkbeitrag, der zudem ab 2015 noch sinkt, nicht mehr aufgefangen werden. Ohne die Per- Ob am Rechner sonalkosten deutlich zu reduzieren, seien die dringend notwen- oder mit dem digen Einsparungen nicht zu leisten. Zu dem Ergebnis kommt die Smartphone: Online hören Geschäftsleitung des Senders am Ende sorgfältiger Prüfungen. Radionutzer Tom Buhrow: „Der Stellenabbau ist eine schmerzhafte, aber zwingende häufig 1LIVE. Entscheidung. Nur so bleiben wir aus eigener Kraft handlungsfähig Foto: WDR/Fußwinkel und können den WDR steuern. Deshalb handeln wir jetzt. Um den Personalabbau zu beschleunigen, haben wir schon mit den Gewerk- schaften Modelle für Altersteilzeit und Vorruhestand verabredet.“ Bis 2020 wird der WDR 500 Stellen nicht nachbesetzen, die zum Beispiel durch Verrentungen frei werden. Die meisten baut der WDR Embedded Player in der Verwaltung und in der Produktion ab. Außerdem wird der Der Start für den „Embedded Player“ ist geglückt. Die Übertra- WDR seine Aufgaben reduzieren, Sachkosten senken und die Effi- gung des Festivals „Birlikte“ auf den Internetseiten des Kölner zienz steigern. Buhrow: „Für die Menschen ist unser Programm das Stadt-Anzeigers und des „Stern“ verlief technisch einwandfrei Wichtigste. Deshalb streichen wir dort so wenig wie möglich. Aber und wurde von den UserInnen gut geklickt. wir werden nicht mehr alles tun können, was wir heute tun. Ich sehe Intendant Tom Buhrow hatte den Verlegern auf dem Medi- auch die Chance, dass wir uns neu und zukunftsfähig aufstellen.“ enforum NRW einen Video- oder Audio-Livestream des WDR Tom Buhrow informierte auch die Gremien des WDR über den für ihre Webauftritte angeboten. Derzeit gibt es Gespräche mit Stellenabbau. Ruth Hieronymi, Vorsitzende des Rundfunkrats: „Der weiteren Medien, darunter Süddeutsche Zeitung und FAZ. WDR muss diesen schwierigen Weg gehen, um sich fit für die Zukunft Hintergrund der WDR-Initiative ist es u. a., mit WDR-Inhalten zu machen. Ich unterstütze Tom Buhrow und die gesamte Geschäfts- möglichst viele Menschen zu erreichen. Beispielsweise dürfen viele leitung in dieser Sache ausdrücklich.“ Und Ludwig Jörder, Vorsitzender Sendungen der Öffentlich-Rechtlichen den Beitragszahlern nur des Verwaltungsrats, betonte: „Wir sehen die Notwendigkeit für Spar- sieben Tage im Netz zur Verfügung stehen. Landesregierung, Ver- maßnahmen und stehen der Geschäftsleitung mit Rat und Tat zur Seite.“ leger, Produzenten aus NRW und WDR beraten das Thema derzeit Unterdessen stellte Personalratsvorsitzender Heri Stratmann gemeinsam. Tom Buhrow auf dem Medienforum: „Wir haben alle kurzfristig eine außerordentliche Personalversammlung in Aussicht. die Herausforderung, die nächste Generation für unsere Inhalte zu Er kritisiert u.a., den Abbau von 500 Stellen anzukündigen, „ohne begeistern. Lassen Sie uns Gemeinsamkeiten ausloten.“ EB einen Strategieplan über Aufgabenreduzierungen zu haben“. EB

34 Radio kompakt Was Luxusmiezen wirklich wollen

Katzen brauchen genussorientierten Luxus. hat eine Modelfigur, versteht sich auf erotischen Auch und gerade beim Futter. Diese Erkennt- Tanz und hat noch dazu das nötige Kleingeld, nis brachte vor fast 25 Jahren das legendäre um sich eine großzügige Designerwohnung zu Radiofeature „Die Ästhetisierung des Kat- leisten. Warum also kriegt diese bedauerns- zenfutters im ausgehenden 20. Jahrhundert“, werte Frau einfach keinen Mann ab? das der WDR im August nochmals ins Pro- Einigen der vielen Fragen, die den unbe- gramm nimmt. Aber was hat sich in einem fangenen Zuschauer beim zufälligen Genuss Vierteljahrhundert geändert? Wenig, stellt von Katzenfutterwerbung eiskalt überfallen WDR PRINT-Autorin Daniela Wakonigg fest. können, ist Hörfunk-Legende Walter Filz vor Glauben wir der Werbung, so ist der typi- einem knappen Vierteljahrhundert auf höchst sche Katzenbesitzer weiblichen Geschlechts, unterhaltsame Weise nachgegangen in seinem lebt in einer modernen Großraumwohnung und preisgekrönten Radiofeature „Die Ästhetisie- räkelt sich zu stimmungsvoller Musik und zum rung des Katzenfutters im ausgehenden 20. Augenschmaus des flauschigen Vierbeiners Jahrhundert“ (WDR 1990). gern leicht bekleidet auf teuren Designermö- Foto: WDR / imago/AFLO Seitdem hat sich in der Welt einiges verän- beln. Höhepunkt des erotischen Tanzes: die dert. Eine erstaunliche Erfindung, genannt „das Darreichung einer Fertigpastete mit Kräuterstängel-Garnitur. Internet“, hat Einzug gehalten in deutschen Wohnstuben und Hosen- Wenn sich beim Anblick eines solchen Werbespots in der Fan- taschen und wurde umgehend von der Katzen-Mafia gekapert. Millio- tasie langsam die Düfte von zartem Frauenparfum und glibberigen nenfach hüpfen und purzeln Miezekatzen in lustigen YouTube-Filmchen Fleischbröckchen vermischen, mag es sein, dass die exquisite Duftmi- durchs Netz der Netze. In puncto Futter hat sich bei der modernen Katze schung im Hirn auch ein paar Fragen erwachen lässt, die lieber weiter des Internetzeitalters dagegen wenig verändert. Noch immer räkeln sich geschlummert hätten: Warum nur bekommt das arme Tier gequirlte durch die Katzenfutterwerbung laszive Frauchen ohne menschlichen Fleischabfälle aus der Alubox, obwohl Frauchen sich doch locker Bindungspartner und einen Fünf-Sterne-Koch für ihren Luxus-Liebling leisten könnte? servieren ihrem rassigen »Tiefenblick« Warum ist Frauchens Liebling immer eine wertvolle Rassekatze? Liebling Fleischpastete „Die Ästhetisierung des Katzenfutters Passt eine adoptierte rumänische Straßenkatze vielleicht nicht zum mit Kräuterstängel. Was im ausgehenden 20. Jahrhundert“ übrigen Interieur? das Essen angeht, sind Und warum um alles in der Welt sitzt bei diesem atemberaubend Katzen offenbar äußerst WDR 5 gut aussehenden Katzenfrauchen nie ein Kerl auf dem Sofa? Frauchen konservativ. SO / 10. August / 07:30 und 22:30 KiRaKanal-Tour: Leinen los für junge Reporterinnen

In den NRW-Sommerferien schickt der Witzel und Lea Auffarth, die federführend die Kinderradiokanal KiRaKa sechs Reporte- redaktionelle Planung übernahmen. rinnen auf Erkundungsreisen. Das Beson- Annika Witzel schippert vom 11. bis 17. dere daran: Die jungen Frauen werden aus- Juli auf dem Nord-Ostsee-Kanal von Kiel bis schließlich auf dem Wasser unterwegs sein, Hamburg. Containerschiffe und Umschlaghä- jede eine Woche lang. fen – da bot sich die Wirtschaftsperspektive Auf Last- und Transportkähnen, Schlepp- an. Witzel verbindet das mit einem Selbsttest: kähnen, Fahrgastschiffen, Tretbooten, Kanus, Sie will mit 100 Euro auskommen. Ruderbooten, mit der Wasserpolizei oder Feu- Ausgerüstet mit Laptop, Smartphone »KiRaKa« ist sechs Wochen auf dem Wasser erwehr erkunden sie verschiedene Regionen und Mikrofon wollen alle Reporterinnen von unterwegs. Foto: Mauritius Deutschlands. Jede Kanaltour steht unter unterwegs Audios, Videoclips, Bildergalerien, »KiRaKa« einem Thema wie Umwelt, Wirtschaft oder Blogeinträge oder eine interaktive Karte für Freizeit. Radio beziehungsweise Internet liefern. „Wir WDR 5 Die Idee zu dem Projekt hatte die stell- probieren da einfach mal aus“, sagt Witzel. Do / 10., 17., 24., 31. Juli vertretende KiRaKa-Chefin Ulla Illerhaus. Auf eines können sie und ihre Kolleginnen und 7., 14. August / 14:05 „Ich wollte in den Sommerferien eine größere außerdem gespannt sein: Die jungen KiRaKa- KiRaKanal-Tour Programmaktion mit unseren Volontären Hörerinnen und -Hörer dürfen abstimmen, multimedial www.kiraka.de machen.“ Sechs Programmvolontärinnen hat- was für Aufgaben die Reporterinnen auf ihrer Ab Anfang Juli ten Lust sich einzuschiffen. Darunter Annika Reise meistern sollen. Barbara Buchholz

35 Titel

Weltempfänger des

POPDie WDR-Welle Funkhaus Europa ist vielfäl- tig und international – gerade in der Musik. Bei rund zwei Dritteln Musikanteil im Pro- gramm können Radiohörer große und kleine Sensationen aus aller Welt entdecken. Und manchmal auch die „Poesie des Lokalen“.

36 Eine „Global Player“- Clubnacht im Kölner „Roxy“: „Akwaaba Sessions“ mit A-Lo (Anne Lorenz, l.) und Ida (Ida- Sophie Rühl). Fotos: WDR/Zanettini

37 Super Stimmung im „Roxy“ bei der „Global Player“-Clubnacht „Diaspora Live“ mit dem franzö- sischen Rapper Gaël Faye

38 Mit lautem Zischen strömt weißer Nebel über den Dancefloor. Der dicke Teppich steigt langsam empor, sodass das DJ-Pult nur noch in Konturen zu erkennen ist. Rote, blaue und gelbe Spots flackern rhythmisch zu den kräfti- gen Beats, während ein Beamer den Schriftzug „Global Player“ an die Wand wirft. Darunter schimmert das Logo von Funkhaus Europa. Es ist Samstag gegen Mitternacht im Kölner Musikclub Roxy. Langsam füllt sich die kleine Location. Erst nur mit vereinzel- ten 20- bis 30-Jährigen, die sich mitwippend vor dem DJ-Pult platzieren. Dann werden es mehr, die schließlich ausgelassen groovend und verteilt über die ganze Tanzfläche bis in den frühen Morgen feiern. Die Clubnacht „Global Player“ gehört zum regelmäßigen Veranstaltungsprogramm von Funkhaus Europa und findet wöchentlich abwechselnd in den NRW-Städten Köln, Dort- mund, Düsseldorf und Krefeld statt. „Top-DJs kommen heute nicht mehr nur aus New York, London und Berlin, sondern man findet sie auch in Rio, Lagos und Nairobi“, sagt Redak- teur Uh-Young Kim, der die Session im Roxy redaktionell betreut. Dieses Mal reiste der Gast DJ BBRAVE aus Ghanas Hauptstadt Accra an. Der gebürtige Franzose taucht tief in die regio- nalen Spielarten afrikanischer Clubstyles wie Azonto, Coupé Décalé und Kuduro ein, die die wuchtigen Dancefloorbeats mit afrikanischen Gesängen und Rhythmen zu einem neuen Mix verweben. Am 20. Juli wird die Clubnacht von 0:00 bis 2:00 auch in der Radiosendung „Global Player Selector“ zu hören sein.

Moderatoren mit hörbarer Herkunft

Funkhaus Europa ist zwar der kleinste der WDR-Radiosender, doch hat er die wohl empfangsstärksten Antennen, schließlich spürt er bislang ungehörte Klänge und Stim- men aus aller Welt auf. Seit gut 15 Jahren macht die internationale Welle diese Sounds zum Programm, das der WDR mit und Radio Berlin Brandenburg produziert. Tagsüber sendet das globale Heimatradio über UKW, Digitalradio, Satellit und als Livestream auf Deutsch, abends und nachts spricht das Moderatorenteam mit hörbarer Herkunft in 14 weiteren Sprachen. Die Zielgruppe des Tagesprogramms lässt sich als kosmopoliti- sches Publikum zwischen 30 und 50 Jahren beschreiben, das an Internationalität, kultu- reller Vielfalt und am „Global Pop“ interessiert ist. Fortsetzung nächste Seite

39 Titel

Fortsetzung von Seite 33 cis Gay. Im vergangenen Jahr Rund 40 Minuten pro Stunde gehören kundschaftete er privat die tagsüber in den Magazinsendungen dieser lokale Musikszene in Nigerias besonderen Musikfarbe, während in der Hauptstadt Lagos aus, zu deren Nacht und teilweise am Wochenende reine jüngeren Talenten Nneka und Musikformate laufen. In den Muttersprachen- Adé Bantu zählen. Natürlich Magazinen am Abend steht die Musik ganz im orientiere sich die dortige Pop- Zeichen der jeweiligen Sprache, etwa Türkisch kultur größtenteils an anglo- oder Italienisch. amerikanischen Vorbildern, auch die Produktionsmittel Globale Trends frühzeitig aufspüren glichen sich durch die Glo- balisierung immer mehr an, Das „Global Sounds Radio“ für Men- stellte er fest. In Lagos suchte schen aus aller Welt kann von sich behaup- er aber nicht die Kopie einer ten, Strömungen und Trends zum Beispiel aus Kopie von einem Musiker Afrika oder Lateinamerika und natürlich aus wie etwa Justin Timberlake, Europa zu spielen, bevor sie andere aufgreifen. sondern nach der „Poesie des Vor 15 Jahren bot die Welle Patrice die erste Lokalen“. Und die drücke sich große Bühne, der heute zu den bedeutendsten in bestimmten Instrumenten, deutschen Reggae-Interpreten zählt, erinnert anderen Rhythmen und vor sich Francis Gay, Musikchef von Funkhaus allem in der Sprache aus. Daher Europa. Auch der Brasilianer Michel Teló habe gebrauche man statt des über- schon vor seinem Durchbruch auf der Play- holten Begriffs „Weltmusik“die list gestanden, ebenfalls die Berliner Combo neue Bezeichnung „Global Pop“ Culcha Candela. Auch der Song „I Need A für die Sounds aus aller Welt, Dollar“ von US-Rapper Aloe Blacc gehörte zu wenn sie denn Popmusik mit den Frühentdeckungen. Als einen der magi- erkennbar lokalen Wurzeln schen Momente bezeichnet Gay den Auftritt sind oder in anderen Sprachen „Francis Gay macht als Musikchef von Radio Funkhaus Europa ein erstaunliches Pro- Gezi-Park oder der Arabische Frühling wur- gramm für 180 Nationalitä- den immer wieder nicht nur mit Wortbeiträ- gen, sondern auch musikalisch abgebildet. ten. Und hat damit Erfolg.“ Nicht nur als Radio schaut Funkhaus Europa über den musikalischen Tellerrand, Süddeutsche Zeitung vom 17. Mai 2014 sondern holt die besten Künstler der Welt in die kleinen Clubs und auf die großen Bühnen als dem allgegenwärtigen Englisch gesungen in NRW, besonders im Juli unter freiem Him- werden. mel. Das Festival „Summerstage“ im Kölner Francis Gay, Musikchef von Funk- Weite Reisen sind die eine Quelle für die Tanzbrunnen, das der Sender am 12. Juli live haus Europa Foto: WDR/Fürst-Fastré Klangvielfalt, doch die andere Quelle sitzt in überträgt, steht unter dem Motto „Hy Brasil“ der argentinischen Sängerin La Yegros, die im Köln. In der Musikredaktion gibt es für jede und präsentiert mit Sergio Mendes den interna- Mai 2013 beim Festival „Big Up!“ in Mülheim Region einen Spezialisten, der wiederum tional erfolgreichsten Musiker Brasiliens („Mas a. d. Ruhr ihre Europapremiere gab. Sie sei mit einem bestens informierten Netzwerk que nada“). Dazu gesellen sich der scharfzün- völlig „baff“ gewesen, als das Publikum laut verknüpft ist, erläutert Uh-Young Kim. Jeder gige Rapper Emicida und Flavia Coelho als erste mitsingen konnte. Das war nicht verwun- Song wird vorab übersetzt und inhaltlich Liga der sogenannten Luso-Szene. „Summers- derlich, denn ihre Songs gehörten längst zur genau gecheckt, wie auch die Verquickung tage“ hat sich als Familienfestival etabliert, bei Musikrotation von Funkhaus Europa. von Musik und Politik zum Thema gemacht dem Show und Stimmung seit dem Jahr 2000 Um diese Trends möglichst frühzeitig wird. Aktuell steht Brasilien im Fokus, aber bis zu 6 000 Besucher anziehen. aufzuspüren, sei man wie ein umtriebiger auch die brisante Lage in Nigeria beschäftigt Ein weiterer Sommerhöhepunkt folgt mit Globetrotter viel unterwegs, berichtet Fran- die Radioleute. Die Proteste um den Istanbuler der Roadshow „Odyssee 2014“. In vier Ruhr-

40 Titel

Hanggai aus China verbindet traditionelle mongolische Instrumente wie Morin Chuur und Obertongesang (chöömii) mit modernen Musikformen. Die Band trat auf dem SOMA FESTIVAL 2010 auf. Foto: WDR/ Zanettini

Der Reggae-Sänger und Songwriter Patrice – hier auf dem Summerjam- Festival 2011 – gehört zu den Musikern, die schon zu Beginn ihrer Karriere auf den Playlists von Funkhaus Europa standen.

gerade den südamerikani- SummerStage live schen Kontinent begeistern. Natürlich verstehe man Funkhaus Europa sich weiterhin als Musikre- SA / 12. Juli / 18:00 – 22:00 daktion und nicht als Kon- zertveranstalter, sagen Fran- „World Live“ mit Odyssee 2014 cis Gay und Uh-Young Kim. Alle Sessions und Konzerte Funkhaus Europa nähmen mit Vor- und Nach- Batucada Sound Machine berichten und Interviews FR / 25. Juli / 23:00 einen breiten Raum im Pro- Hety & Zambo gramm ein. Und über das FR / 1. August / 23:00 positive Echo vor allem auch NORAA und Josué Avalos im Netz merke man immer DO / 7. August / 23:00 WDR-Redakteur Uh-Young Kim Foto: WDR / Zanettini wieder, auf welchen großen Mariama & Moh! Kouyaté Anklang das sichere Gespür FR / 8. August / 23:00 gebietsstädten treten umsonst und draußen für Trends und Talente stoße. Peter Reuter drei Wochen lange populäre Bands und New- Live vom Juicy Beats Festival funkhaus- summer- comer aus Westafrika, Kolumbien und dem europa.de/ stage.de events Südpazifik auf. Darunter mit Hety & Zambo Funkhaus Europa zwei erfolgreiche kolumbianische MCs, die SA / 26. Juli / 18:00 – 2:00

41 Philosophie zum FRÜHSTÜCK

42 Gisela Steinhauer

Wenn es sonntag- morgens im Radio um philosophische Fragen geht, hört keiner zu. Falsch. Die »Sonntagsfragen« mit Gisela Steinhauer haben viele Zuhörer und einen Grimme- Preis für „starkes Wortradio“.

Tiefsinn statt Frohsinn: Mit Höhner- Frontmann Henning Krautmacher als Gast wird in den „Sonntagsfragen“ über Lebenskrisen und über Pilgern als Weg zu sich selbst getalkt. Fotos: WDR/ Brill

43 Radio

Der Bart ist exakt gezwirbelt, die gute Laune auf dem markan- ten Gesicht wie festgezurrt. Gemeinsam mit Gisela Steinhauer betritt „Höhner“-Frontmann Henning Krautmacher das WDR-Radiostudio im Kölner Funkhaus. Vor dem Interview möchte er noch „einen schwarzen Kaffee haben, weil der bekanntlich schöner macht“. Doch um Schönheit oder gar männliche Eitelkeit wird es in diesen »Sonntagsfragen« auf WDR 2 nicht gehen. Gisela Steinhauer will in der jüngsten Ausgabe ihrer Sendung – die Zahl von 400 Gästen ist längst zum Greifen nahe – über das Thema Lebenskrise reden und und darüber, dass man auf dem Jakobsweg verborgene Facetten der eigenen Persönlichkeit entdecken und erfahren kann. Der Kölner Rock-Pop-Barde – Gitarrist, Texter, Spaß- vogel, kurzum, strahlender Publikumsliebling – ist den Pilger-Klassiker schon zwei Mal gegangen. Dabei hat der 57-Jährige festgestellt, „dass man auf dem Jakobsweg alles hinter sich lassen und dem Alltag entfliehen kann, das heißt, dass man sich mit den wirklichen Problemen des Lebens beschäftigt“. „Beten mit den Füßen“, nennt er diese ebenso anstrengende wie intensive Prozedur und betont, dass er nicht von Hape Kerkeling und dessen Bestseller zu diesem „inneren Abenteuer“ inspiriert worden ist.

Fragen, die den Nerv der Zeit treffen

Gisela Steinhauer, Journalistin und Radiomoderatorin, braucht keine Sekunde Anlaufzeit, um durch Henning Krautmachers bewegtes Leben zu pilgern. Ihre mehr als 20-jährigen Radioerfahrungen sind wie Flügel, die sie durch die knapp einstündige Sendung tragen. Erfunden hat sie das Format 2007 auf einem Rhein-Restaurant-Schiff in Köln- Rodenkirchen. Ausgangspunkt war die klassische Sonntagsfrage „Was würden Sie wählen, wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahlen wären?“. Doch von Anfang an war der WDR-Frau klar, dass ihre »Sonn- tagsfragen« in eine ganz andere Richtung gehen müssen: „Ich wollte und will Dinge thematisieren, die jeden von uns beschäftigen, die den Nerv der Zeit treffen.“ Ein wenig selbstironisch stellt sie fest, dass sie sich mit einer Art „Massengeschmack“ vermählt habe: „Ich rede über Schmerz, über Scheitern, über Trauer, über Trennung, über Lebens- freude, auch über das große Glück, einen super Job zu haben bezie- hungsweise zu machen.“ Eine Seite ihres Konzepts sei es, „elementare „Starkes Wortradio mit Gesprächen, die von mitreißender Neugier, tragfähiger Leichtigkeit und kritischem Humor getragen werden.“ (Grimme-Jury 2012)

Dinge unseres Daseins darzulegen“. Die andere sei, „Leute einzuladen, am Sonntagmorgen.“ Für viele sei es inzwischen ein Ritual, mit der die etwas aus ihrem Leben gemacht haben, die auch schon mal am Tasse Kaffee im Bett und den »Sonntagsfragen« in den Tag zu starten. Boden waren, sich dann aber wieder hochgearbeitet haben. Stichwort Auf- und Umbrüche.“ Mit diesem Ansatz erreichen die »Sonntagsfra- Radiopreis für Interviewführung gen« durchschnittlich 1,1 Millionen Zuhörer. Es gebe jedoch keine Sendung mit „Einschaltrekord“, weil die Quoten im Hörfunk nicht Auch die Kritik hat die WDR 2-Interview-Reihe längst entdeckt nach jeder Sendung gemessen werden, sagt Gabi Hufnagel-Mertens, und gewürdigt. Steinhauers Gespräch mit Bas Kast wurde 2012 mit Redakteurin der »Sonntagsfragen«. „Doch eins wissen wir: Wer die dem Deutschen Radiopreis in der Kategorie „Bestes Interview“ aus- Sendung einmal gehört hat, bleibt dabei – trotz der frühen Sendezeit gezeichnet. Darin ging es um die „Qual der Wahl“ und das Unver-

44 Radio

Für die »Sonntagsfragen« im WDR 2-Studio: Gisela Steinhauer mit Henning Krautmacher zeichnen die Sendung auf.

mögen vieler Menschen, sich im Dschungel der Wahlmöglichkei- manöver fragte: „Es muss doch zwischen Himmel und meinem U-Boot ten zurechtzufinden und verbindlich zu entscheiden, ein Thema, noch etwas anderes geben?“ Irgendwann kam die Inspiration: Er ent- womit sich der Psychologe und Bestseller-Autor bestens auskennt. deckte (s)eine Zwischenwelt und ließ sich zum Schamanen ausbilden. Aus der Begründung der Grimme-Jury: Gisela Steinhauer weiß, Nach dem Auftritt in den »Sonntagsfragen« rannten ihm die Leute die was sie will: starkes Wortradio, das die Hörer mitnimmt, weil es Türen ein. So schrieb er an Gisela Steinhauer einen Dankesbrief: „Sie in ihre Welt hineinreicht. Getragen wird das Gespräch von mitrei- haben mein Leben verändert!“ Reiner Brückner ßender Neugier, tragfähiger Leichtigkeit und kritischem Humor.“ Auch an das Interview mit dem Künstler respektive Kunstfälscher Wolfgang Beltracchi im Mai erinnert sich Gisela Steinhauer noch gern. Dabei erfuhr sie, woran man im Leben scheitern kann, nämlich an »Sonntagsfragen« Die »Sonn- winzigen Kleinigkeiten: „Manchmal reicht schon eine falsch gewählte tagsfragen« Tube weißer Ölfarbe.“ Imposant fand sie auch die Vita des ehemaligen im Netz WDR 2 U-Boot-Kommandanten Ulrich Gottwald, der sich bei jedem Auftauch- SO / 8:05

45 STORY mit freier Wahl

Für multimediale Reportagen im Netz – das Bild zeigt ein Webspecial über das Musikfestival Haldern Pop – hat der WDR eine eigene Produktionssoftware entwickelt. Die fertigen Multimedia-Reportagen passen sich an Bildschirmgrößen von Smartphones, Tablets und Desktops perfekt an. Foto: WDR/Dahmen

46 Online

Natürlich nutzen weiterhin WDR- Gute Geschichten müssen gut erzählt wer- Journalisten „Pageflow“ und berichteten über die Internet-Konferenz „re:publica 14“ den. Gerade im Internet. Für multimediales in Berlin oder über Mountainbike-Abfahrer, die in Höchstgeschwindigkeit bewaldete Storytelling hat der WDR die Software Abhänge hinunterrasen. Die »Rockpalast«- Reportage „Pop auf’m Dorf“ über das Festival „Pageflow“ entwickelt. Das Tool steht als „Haldern Pop“, die mit Unterstützung von Stefan Domke und David Ohrndorf umge- freie Software zur Verfügung. setzt wurde, erhielt sogar eine Nominierung für den Grimme Online Award Diese Trendsetter publizieren seit 1821 2014. Da Fotos und Videos bild- und 1851: Die Tageszeitungen The Guardian schirmfüllend angezeigt werden, und The New York Times sind eher mit dem verlange das erhöhte Qualität des Papier vertraut, setzen aber Maßstäbe auf Ausgangsmaterials, erläutert einer ganz anderen Oberfläche: Ihre Repor- David Ohrndorf. Daher am bes- tagen „Firestorm“ und „Snowfall“ führen ten Full-HD-Auflösung bei Videos eindrucksvoll vor, wie sich gute Geschich- und hochauflösend fotografierte ten modern und multimedial im Internet Bilder verwenden. erzählen lassen. Die Pläne Das packende Webspecial „Snowfall“ Die »ARD Sportschau« plant, Das 2012 publizierte „Snowfall“ erzählt David Ohrndorf Foto: WDR/Heisch Stefan Moll Foto: WDR/Sachs verrät Redakteur Frank Finkbei- die Geschichte von 16 Extrem-Skifahrern, die ner, den DFB-Pokal-Außenseiter in ein Lawinenunglück geraten waren. Das „CSS-Animation“, „SVG und Dombibliothek SpVGG Gau-Algesheim zu por- viel beachtete Webspecial verknüpft Inter- jQuery“. „Solche multimedialen Webspecials trätieren. Und unter dem Motto „Wie funk- views, Naturaufnahmen und Reportagetexte individuell zu programmieren ist sehr zeit- tioniert das?“ will man den Stabhochsprung zu einem unter die Haut gehenden Bericht. So und kostenintensiv“, weiß Moll. und Prothesen im Behindertensport multi- lässt sich das Interview eines der Lawinenop- medial erklären. fer mit dem Titel „Ich konnte plötzlich nicht Pageflow ist quelloffen und frei Aber auch das WDR-Archiv bietet mehr atmen“ ansteuern. Eines der Videos Potenzial. „Wir probieren aus, wie man das zeigt aus der Helmkameraperspektive, wie Die vom WDR entwickelte Software Material von bereits fertiggestellten Fern- ein Freeskier die tief verschneiten steilen „Pageflow“ verbindet nun die notwendigen sehreportagen in ‚Pageflow‘ verwenden Hänge hinunterrast und jeden Moment eine Werkzeuge zu einem Programm, das relativ kann“, berichtet Ohrndorf. Man müsste es Lawine lostreten könnte. einfach zu bedienen ist. Bilder, Videos und dann wohl mit 360-Grad-Fotos, interaktiven Auch online ist die packend geschrie- Audios können direkt im Editor hochgela- Datendiagrammen und Video-Loops aufbe- bene Reportage der Dreh- und Angelpunkt. den und automatisch in die entsprechenden reiten. Aber so könne man die Möglichkei- Das „Interactive Storytelling“ verknüpft den Formate umgewandelt werden. Bilder und ten, die das Storytelling im Netz bietet, auch Text mit Bildern, Audios und Videos. Über- Videos in Bildschirmgröße gehören zur Lay- wirklich ausreizen und sinnvoll nutzen. laden wirken die vielgeklickten Webspecials out-Philosophie von „Pageflow“: „Die Vollbild- Peter Reuter trotzdem nicht, weil der Nutzer an vielen Stel- darstellung von Videos und Bildern steht im len wählen kann, welchem Handlungszweig Vordergrund und soll für sich wirken und den er folgt. Verlaufen kann man sich aber nicht, Leser in die Geschichte ziehen“, sagt Mitent- denn der Pfad führt immer wieder zum Haupt- wickler Jörg Runkel vom Kölner Unterneh- erzählstrang zurück. „Wir haben als WDR men Codevise. „Aufwändige Animationen eigentlich auch alle Zutaten dafür bereits im und überladenes Interface lenken da nur ab.“ Haus: tolles Video- und Audiomaterial und „Ideen zu teilen und gemeinsam wei- versierte; crossmedial denkende Autoren“, terzuentwickeln ist eine Grundidee des Net- sagt Stefan Moll, Leiter von WDR.de. zes“, sagt Moll. Deshalb habe sich der WDR Doch so optisch leicht solche Online- zudem kürzlich dazu entschieden, das Tool Reportagen daherkommen – dahinter ver- der Öffentlichkeit, zum Beispiel Bloggern, birgt sich viel Arbeit. Wenn Webworker Verbänden und Studenten, zur Verfügung zu Zur Software Die von der technischen Umsetzung mit einem stellen. Das sei möglich gewesen, weil keine „Pageflow“ Multimedia- Reportagen sogenannten Content Management System weiteren Lizenzgeber darin involviert gewe- des WDR sprechen, fallen Begriffe wie „HTML5-Video“, sen seien.

47 Regional DIE ROTATION der Studiochefs

Tilman Rauh (45) kehrt nach acht Jahren als Studio- Klaus Beck (59) arbeitet seit Juni als stellvertre- Georg Kellermann (56) wechselte von Bonn an chef von Bielefeld nach Bonn zurück. Dort hatte tender Studiochef in Bielefeld. Sein Weg führte die Spitze des WDR-Studios in Duisburg. Bevor er 2006 als zweiter Mann begonnen, bevor er in ihn bislang in derselben Funktion nach Wuppertal er 2006 Studioleiter in der Bundesstadt am gleicher Funktion die Geschicke in Bielefeld lenkte. (1997) und Dortmund (2000). Seit 2006 war er Rhein wurde, hatte er u. a. als Korrespondent in Fotos: WDR/Heckl/Meiers/Jacobi Studioleiter in Duisburg. Washington und Paris gearbeitet.

Rotation an der Spitze der WDR-Studios: Haben Sie sich schon eingelebt, Herr Rauh? Wie waren die ersten Tage in Bonn? Drei von elf Studio-Chefs wechselten im Da gab es erst einmal viele Kartons, die ich auspacken musste, viele Gespräche mit Juni ihren Arbeitsplatz. Gabi Ludwig, die den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und eine bewegende Übergabe mit Georg Keller- Chefredakteurin der Landesprogramme, mann, dem ich und das Studio viel zu ver- danken haben. Und sonst hatte ich natürlich verspricht sich von den Versetzungen viele Déjà-vus in meinem neuen, alten Studio. Viele Erinnerungen wurden wach an meine neue Impulse für die journalistische Ar- Zeit damals in Bonn. beit (siehe Kasten). Maja Lendzian sprach Sie haben schon einmal von 2006 bis 2009 in der Bundesstadt gearbeitet: als stellvertre- mit Tilman Rauh, der von Bielefeld nach tender Studioleiter. Hat sich im Team, an der Sendung, in der Stadt viel verändert? Bonn zurückkehrte, über Vor- und Nach- Natürlich gibt es einige neue Gesichter im Team, aber auch viele alte Bekannte. Aber teile eines regelmäßigen Jobtauschs. wie sich Menschen weiterentwickeln, so hat

48 Regional sich auch die »Lokalzeit« aus Bonn weiter- Wohnort angeht. Wir haben immer noch entwickelt. Die Sendung ist jung, kreativ viele Freunde in Bonn, sodass der Umzug und innovativ. Und sie thematisiert natür- für uns als Familie auch so etwas wie eine Der Neue im Team lich auch die Veränderungen in Bonn. Die Rückkehr ist. Probleme sind nicht kleiner geworden: die Schulden sind hoch, die Wohnungsnot hat Es gibt aber sicherlich auch Nachteile einer sich verschärft und es gibt teilweise chaoti- ständigen Rotation. Journalisten brauchen sche Verkehrsverhältnisse, denn die beiden gute Kontakte und die bauen sie sich in einer großen Rheinbrücken müssen saniert wer- neuen Region nicht von heute auf morgen auf. den. Viel Stoff für gute Sendungen. Welche Nachteile sehen Sie? Mein Team hier in Bonn hat natür- Erstaunt war ich über die Nachricht, dass lich beste Kontakte in allen Bereichen. Das gleich drei Studioleiter gewechselt haben. ändert sich ja nicht. Aber natürlich braucht Die Chefredaktion in Düsseldorf fördert die ein Wechsel Zeit. Bis wirklich wieder Alltag Rotation an der Studiospitze. Als einziges einkehrt, werde ich Monate brauchen. Auch triftiges Argument für einen Wechsel fällt für die Teams in den drei Studios ist das mir die Gefahr allzu großer Nähe der Jour- eine Zeit der Ungewissheit. Meine Aufgabe nalisten zu Honoratioren und Firmenchefs ist nun, erst einmal Ruhe hineinzubringen, Tobias Reckmann Foto: WDR/Fußwinkel ein, was unkritische Hofberichterstattung Vertrauen zu schaffen und viel zuzuhören. zur Folge hat. Chefredakteurin Gabi Ludwig Kürzlich gab er seinen Einstand: führt andere Gründe an: Mobilität bringe fri- Mit welchen neuen Ideen haben Sie Ihre Kolle- Tobias Reckmann (29) ist neuer Modera- schen Wind und Kreativität mit sich. Haben gen schon überrascht, was werden Sie ändern? tor der »Lokalzeit Südwestfalen«. Denis Sie andere Ideen, wenn der Schreibtisch nicht Die größte Herausforderung wird sein, Stephan, der die Sendung neben Micha- in Bielefeld, sondern in Bonn steht? Online und die sozialen Medien noch bes- ela Padberg und Anne Willmes bislang Wenn wir von unseren Mitarbeiterin- ser als bisher in die Arbeitsabläufe zu inte­ moderierte, wird verstärkt als Reporter nen und Mitarbeitern in den WDR-Studios grieren. Und trotz knapper Finanzmittel ein in der Region unterwegs sein. Mobilität und Wandel verlangen, dann müs- gutes Programm zu machen. Wir in Bonn „Egal ob in Freudenberg über die sen wir das als Führungskräfte auch vorle- sind eine verhältnismäßig kleine Redaktion. Grundsteuer gestritten wird, die Lift- ben. Für mich ist Veränderung ein wichtiger Da kommt es darauf an, Aufgaben klug zu Betreiber in Winterberg Saisonbilanz Bestandteil meines Berufslebens. Und ich verteilen, damit keine Überlastung entsteht. ziehen oder in Altena ein vieldiskutiertes glaube, das tut auch den jeweiligen Sendun- Regionalprojekt eröffnet wird. Wir sind gen gut. Neue journalistische Impulse kann Alle NRW- jeden Tag ganz nah dran und bieten wich- Studios auf jede Redaktion nach ein paar Jahren gebrau- einen Blick tige Informationen für die Region und chen. Darüber hinaus hat mein Wechsel auch im Netz spannende Geschichten von nebenan“, privat gepasst. Meine älteste Tochter kommt berichtet der Neue. „Diese Teamleistung nach den Sommerferien in die Schule und abends zu präsentieren ist eine tolle Her- meine Frau betreibt von zu Hause aus eine ausforderung!“ Internetfirma – ist also flexibel, was den Tobias Reckmann wuchs im Ruhr- gebiet und im ostwestfälischen Det- mold auf, wo er auch erste Schritte als „Mobilität sorgt für frischen Wind“ Reporter beim Lokalsender Radio Lippe „Die Mobilität von Redakteurinnen und Redakteuren hat im unternahm. Er studierte Politische Programmbereich der Landesstudios generell einen hohen Wissenschaft, Neuere Geschichte und Stellenwert. Mobilität sorgt für frischen Wind und Kreativi- Staatsrecht in Bonn sowie Journalismus tät in den Redaktionen. Beides ist für unsere journalistische in Washington D.C. Parallel zum Studium Arbeit immens wichtig. Das Programm profitiert, wenn es in arbeitete Reckmann für n-tv in Köln und den Redaktionen eine ausgewogene Mischung von erfahre- Washington, für RTL und das ZDF. Sein nen und jüngeren Kolleginnen und Kollegen gibt, wenn es Volontariat absolvierte er in Köln beim ein ausgewogenes Verhältnis von Frauen und Männern gibt WDR. und wenn Menschen zusammen arbeiten, die sich in unter- Im »Lokalzeit«-Team arbeitet er schiedlichen Lebensphasen befinden. Was für Redakteu- bereits seit einem Dreivierteljahr: Tobias rinnen und Redakteure gilt, zählt auch im Bereich der Füh- Reckmann kam als Fernsehredakteur ins rungskräfte. Auch hier gibt ein Wechsel der journalistischen WDR-Studio Siegen und ist mit den The- Arbeit neue Impulse. Deshalb freue ich mich, dass Klaus men und der Region inzwischen bestens Gabi Ludwig, Chefredakteurin der Beck, Tilman Rauh und Georg Kellermann jetzt rotieren und vertraut. EB Landesprogramme Foto: WDR/Fürst-Fastré ihren Erfahrungsschatz an neuer Stelle einbringen können.“

49 Im Herzen der Altstadt zwischen Lambertikirche und Prinzipalmarkt: Andrea Benstein, Leiterin des WDR-Studios Münster, hat ihren „Hackenporsche“ gegen ein Fahrrad eingetauscht. Fotos: WDR/Anneck

50 Münster ist schick, trendy, »Tatort«- Kulisse. Einerseits, denn für viele wird die Stadt unbezahlbar. Studioleiterin Andrea Benstein schreibt über beide Seiten der Medaille und zeigt uns schon einmal das neue Landes- museum, das im Herbst seine Pforten öffnet.

Es ist Samstagmorgen, 7 Uhr, die schönste Zeit in meiner Stadt Münster, so schön, dass ich freiwillig früh aufstehe. Der Wochenmarkt am Dom öffnet, Stand für Stand, mit lauten Rufen und scheppernden Gemüsekisten. Die Luft ist klar, der Parkplatz noch leer, die Blumenstände quellen über vor Pink, Blau und Gelb. Bergeweise Gemüse, Obst und Brot werden hin- und hergekarrt, ein alter Bauer in grauem Kittel stapelt lebende Hühner und Kaninchen in niedrige Käfige, mein Lieblings- Kaffeemann brummelt irgendetwas unter sei- ner Schiebermütze und dekoriert konzentriert die Mettbrötchen.

Charmante Marktmänner

Andrea Benstein Bei ihm ist der Cappuccino „zum Mit- nehmen“, to go darf man nicht sagen, sonst gilt man als Tourist. Mit einem Rollwagen an der Meine Stadt Hand holpere ich im Zickzack über den riesigen Markt. Münster ist die einzige Stadt weltweit, in der eine Mittvierzigerin mit einem Hacken- porsche über das Pflaster poltern kann, ohne einen ernsthaften Imageverlust zu erleiden. MÜNSTER Fortsetzung nächste Seite

51 Sendeplätze

Fortsetzung von Seite 51 Wenn es der richtige ist, ein Trendteil mit Blümchen oder ein Markengerät mit Deichsel. Beim Blumenstand aus Holland lasse ich mich wieder vom Rudi-Carrell-Timbre des Verkäufers überzeugen, drei Stauden später fällt mir ein, dass mein Garten eigentlich wegen Überfüllung geschlossen hat.

Teures Pflaster

Der Wochenmarkt – das ist das reiche Münster, mediterran, bunt, eine Touristenat- traktion. Keine hundert Meter entfernt steht eine dunkelhaarige, kleine Frau mittleren Alters am Eingang der Post. Sie verkauft aus einem braunen Bollerwagen die „draußen“, eine Zeitung von Obdachlosen. Ich kaufe sie seit Jahren regelmäßig bei ihr und frage sie, wie es ihr geht. Sie erzählt stolz: „Ich habe fünf Kinder. Fünf Kinder! Alle gesund!“ Viel mehr sagt sie nicht, sie spricht kaum Deutsch. Und ich kein Rumänisch. Münsters Obdachlosen- zahl steigt ständig, mittlerweile sind es auch viele junge Menschen, die der Arbeit wegen kommen und in Wohnungslosenunterkünf- ten landen. Arme Menschen, Studenten und Familien mit Kindern haben hier ein gemein- sames Problem: Günstigen Wohnraum suchen sie vergebens.

WDR Fernsehens haben den Prinzipalmarkt Münster ist die einzige Stadt weltweit, in mit seinen historisch anmutenden Giebeln vor einiger Zeit sogar zu ihrem Lieblingsort in der eine Frau ohne Image- NRW gewählt. Ich gebe zu, dass ich im Laufe meiner insgesamt rund 20 Jahre in Münster verlust mit einem „Hacken- ein gutes Dutzend Absatzschuhe auf dem alten Kopfsteinpflaster ruiniert habe, beim Shoppen porsche“ herumlaufen kann. oder Schlendern. An diesem Samstag führt mich mein Weg chen Sinn des Bauhauses gar nichts zu tun. In in einen kleinen Seiteneingang einer Boutique. Münster kaufen Investoren ganze Mietblöcke FB69 steht darauf, eine Kunstgalerie. Ich wan- auf, sanieren sie und verkaufen sie zu absur- dere die schmalen Stiegen hinauf und treffe Der Oleander den Preisen. Wir berichten im WDR-Studio auf Kolja Steinrötter. Mit Baseballkappe und muss mit! Markt regelmäßig darüber, in der »Lokalzeit Müns- T-Shirt wirkt er wie Anfang 20, aber er ist Ende mediterran terland«, im »WDR 5 Stadtgespräch« und auf 30. Er verkauft Kunst, die sich nur schwer ver- in Münster. WDR 2. Und hoffen, dass es sich ändert. kaufen lässt. Werke von unbekannten Künst- lern, sperrige Konzeptkunst mit abstrakten Münster hat Köln mittlerweile abge- Allein unter Frauen Landschaften aus Acryl, auch einige Bilder hängt; die Immobilien- und Mietpreise sind von Frauen, die niemals eine Kunstakademie die zweithöchsten in Nordrhein-Westfalen, Aber Münster ist eben schick, trendy, von innen gesehen haben. Kolja Steinrötters kommen direkt nach denen in Düsseldorf. 10, »Tatort«-Kulisse. Über den Prinzipalmarkt Vater hat eine gut gehende Kunstgalerie einige 12 Euro Kaltmiete sind nicht selten, gebaut rattert Kommissar Thiel mit dem Fahrrad, Pro- Häuser weiter, ist einer DER Kunsthändler wird vor allem schick, teuer, mit bodentie- fessor Börne lenkt ein Luxus-Cabrio Richtung Münsters. Doch Sohn Kolja macht etwas völ- fen Fenstern, im Bauhausstil wird jede Ecke Lambertikirche. Diesen schönen Bildern kann lig Neues; Kunst ist etwas Persönliches für zugeklotzt. Dabei hat das mit dem ursprüngli- sich niemand entziehen, die Zuschauer des ihn. Mir fällt auf, dass er nur Frauen vertritt.

52 Sendeplätze

men fertig gestellt. Claudia Miklis ist die Pressesprecherin des Museums und zählt gemeinsam mit ihrem Chef Hermann Arn- hold die Tage bis zur Eröffnung im Herbst. Die beiden lassen mich schon jetzt hinein und erzählen von der Zeit, als ihnen während der Bauzeit in einer großen Halle der Putz in meterbreiten Fetzen von der Wand rutschte. „Wir haben uns gesagt, hier zählt Qualität und nicht Geschwindigkeit. Wir arbeiten so lange daran, bis es perfekt ist.“ Und sie haben die Bauzeit nur um ein paar Monate über- zogen, das kennt man bei Projekten dieser Größenordnung ganz anders. Nach jahrelan- ger Arbeit auf der Baustelle, Ausstellungen in Behelfsgebäuden und Krisenmanagement freuen sie sich jetzt: Müns- ters Innenstadt bekommt ein neues Herz.

Vier Euro extra

Langsam füllt sich die Stadt mit Touristen und Samstags-Shoppern, Zeit für die Flucht ans Wasser. Ich fahre an den Aasee, einen künstlichen See mitten in der Stadt. Der Segellehrer kommandiert gerade einige Zehnjährige Sie zählen die Tage: Claudia herum, die vernünftig Backbord und Steuer- Miklis und Dr. Hermann bord auseinanderhalten sollen. Arnhold erwarten den Ich treffe auf den wahren Münster- 20. September, wenn der spektakuläre Neubau des Promi, nicht Börne, nicht Thiel, nein. Es ist Landesmuseums eröffnet wird. das weiße Tretboot in Schwanenform, in das sich einst ein schwarzer Schwan namens Kolja Steinrötter verkauft junge Petra verliebt hatte. Die schwarze Petra hat Kunst am alten Prinzipalmarkt. nach ein paar Jahren enttäuscht aufgegeben Wieder solo: Tretbootschwan und ist verschwunden. So kann ich jetzt auf dem Aasee unbehelligt meine Runden treten. Ich stelle fest: Der weiße Schwan kostet vier Euro Der alte Industriehafen ist mehr als die anderen Tretboote hier. Petra- die neue Flaniermeile mit Aufschlag eben. Münster … Restaurants, Bars, Ateliers und einem echten Strand. Nicht so hip wie am Rhein, aber jünger! Andrea Benstein (47) ist gebürtige Rheinlän- derin und gelernte Münsteranerin. Sie hat hier Er geht die Namen durch und sagt: „Stimmt. Jeder achte Münsteraner studiert und ist als Studentin und WDR-Reporterin ihre 20er Das war mir gar nicht so klar. Aber es sind in den Zwanzigern. Viele bleiben nach dem und 30er Jahre verbracht, war zwischendurch Frauen, die Kunst studieren, warum sollen nur Studium hier und verwirklichen wie Kolja Chefin in den Studios Bielefeld und Wuppertal die Männer bekannt werden?“ Gerade denke ihren Traum: zum Beispiel meine Kommili- und ist nun seit sechs Jahren Studioleiterin des ich, da habe ich einen echten Frauenversteher tonin Claudia Miklis. Seit gut sechs Jahren WDR in Münster. Ihr Team berichtet in Radio, Fernsehen und Internet über alles, was in den kennen gelernt, da schimpft er über die Haus- wird das neue Landesmuseum am Domplatz rund 70 Städten und Gemeinden des Münster- frauen und ihre dekorative Farbfeldmalerei, gebaut, mittlerweile ist das riesige Gebäude landes passiert. – Und über das ehrwürdige, die seinen Künstlern die Preise verderben. Ich aus Beton und Stahl mit ungewöhnlichen junge, schicke und teure Münster. muss lachen, das ist eben Münster: Geradeaus. Sichtachsen und enormen Ausstellungsräu-

53 Medienmenschen

Herr Grätz, Chefredakteurin Sonia die Privatisierung von Wasserwer- Mikich nennt Sie „gewitzt und ken ging, haben den »Monitor«-Bei- modern“ und attestiert Ihnen „Spaß trag etwa eine Million Menschen an neuen Wegen“. Wie ist denn Ihre im Netz abgerufen. Der Bedarf an Vision für die PG Inland? investigativem politischen Jour- Es gibt nicht den Riesenbedarf, alles nalismus ist da. Das erkennt man neu, alles anders zu machen. Es gibt auch an dem Erfolg von Satire- einige Rädchen, an denen man drehen Plattformen wie „Der Postillon“. kann und muss. Das Investigative, Die Millionen Nutzer sind politisch Dokumentationen und Reportagen, informiert und interessiert, sonst also das, was wir in der Programm- könnten die über die Geschichten gruppe Inland machen, das ist das gar nicht lachen. Tafelsilber des WDR. Meine Aufgabe Das Neue für uns Programmma- ist es, dass das Silber gut geputzt im cher ist, dass Programm heute keine Fenster steht. Und vielleicht – um im Einbahnstraße mehr ist: Sie treten Bild zu bleiben – dass das ein oder bereits während einer Sendung mit andere Besteck hinzugefügt wird. dem Zuschauer in einen Dialog, sei es über Facebook oder Twitter. Das Silberbesteck hört sich nicht unbe- können wir nutzen, indem wir zum dingt nach jüngerem Publikum an? Beispiel von einem interessanten „Spaß an neuen Wegen“: Udo Grätz, der neue Chef der Programmgruppe Doch, wir sehen, dass gerade auch Film vorab schon mal Ausschnitte Inland Fernsehen Foto: WDR/Sachs das jüngere Publikum gern Doku- ins Netz stellen. Das Wichtigste mentationen und Reportagen sieht. dabei ist, dass dieses Produkt Wir sind da richtig gut und stehen immer mit der Marke WDR iden- mit unseren Stücken in einer gro- „Entscheidend tifiziert wird. Wenn der Zuschauer ßen, langen WDR-Tradition. Des- das Gefühl hat, dass er investigati- wegen müssen wir schauen, dass ven politischen Journalismus oder wir immer State of the Art anbieten. ist: Haben wir eine aufwändige Dokumentation oder eine tolle Reportage überall War „#waszurwahl“ ein Versuch in bekommen kann und uns nicht mehr diese Richtung? etwas bewegt?“ aufsucht, dann haben wir was falsch Das ist nur ein Weg. Zur Europa- gemacht. wahl war es eine Magazinform Er war Leiter von „Zeitgeschehen Aktuell“, jetzt wechselt mit großer Anlehnung an Social Warum? Konkurrenz belebt das er zu den längeren Formaten: Am 1. Juli hat Udo Grätz (52) Media, die mit ihrem Keller-Look Geschäft. als Chef der Programmgruppe Inland die Nachfolge von eher jüngeres Publikum anspricht. Mein Hauptjob wird die crossme- Sonia Mikich angetreten. Zugleich bleibt Grätz stellver- Der andere Weg ist die längere Form, diale Vernetzung der investigativen tretender Chefredakteur. »Monitor«, »Menschen hautnah«, mit der wir inhaltlichen Mehrwert Inhalte sein. In dem Feld herrscht »die story« sowie »ARD exclusiv« gehören nun zu den und Vertiefung bieten. großer Wettbewerb, was ich auch gut Aufgaben des erfahrenen Fernsehmanns – in einer sich finde, weil es eine Rückbesinnung rasant verändernden Medienlandschaft. Die zurzeit gerne gestellte Gretchen- auf alte journalistische Tugenden frage: Hat Fernsehen in der herkömm- mit sich bringt. Wir haben einen lichen Form denn überhaupt Zukunft? sehr hohen Qualitätsanspruch Ich glaube sehr wohl an die Zukunft des Die wird sich verändern. Die Quote bleibt und müssen die erste Adresse mit unseren Fernsehens. Die Zeiten sind vorbei, in denen weiterhin die Leitwährung, aber man muss Recherchen und Filmen sein. sich das Publikum um 20:15 Uhr einzufinden die reine Fernsehquote mit anderen Daten Mit Udo Grätz sprach Ute Riechert hatte, um einen bestimmten Film zu sehen. anreichern. Die Frage ist letztlich: Haben wir Aber das ändert erstmal nichts am Produkt etwas bewegt? Haben die Zeitungen darüber selbst. Was sich ändert ist die Vermarktung. geschrieben, ist es in den sozialen Netzwer- Es gibt heute so viele verschiedene Ausspiel- ken Thema, hat der Hörfunk darüber berich- wege, egal ob Mediathek, Livestream oder tet, kommt es bei WDR.de vor? mobil auf dem iPhone. Entscheidend ist, dass die Zuschauer sich für uns entscheiden. Ist »Monitor« bei dieser Vielzahl von Platt- formen noch ein Leitmedium? Wird sich dadurch die Diskussion um die Quote Ja, da gehört eine Marke wie »Monitor« verändern? sicher mit dazu. Als es zum Beispiel um

54 Medienmenschen

„Hate Radio“ gewinnt Hörspiel-“Oskar“ Kamerapreis Der 63. Hörspielpreis der Kriegsblinden geht Bei „Hate Radio“ hat die Jury jetzt aus- in diesem Jahr an die WDR/ORF-Produktion drücklich den medienkritischen Ansatz „Hate Radio“. Leichte Unterhaltung ist das Hör- gelobt. Das Stück zeige, zu welcher Manipu- spiel nicht: Autor Milo Rau (37) und Regisseurin lation Radio fähig sein kann. „Es hinterlässt Milena Kipfmüller (33) stellen in ihrem Hörspiel die Frage, wie schnell ein solcher Zivilisa­ Radiosendungen des populären ruandischen tionsbruch auch anderswo möglich wäre“, so Senders RTLM nach, der 1994 mit zum Völker- die Jury. mord an den Tutsi anstachelte. Das Verstörende am Stück ist, dass dieses Radioprogramm keine Fiktion ist, Bislang hatte sie bei Wettbewerben sondern in dieser Form tatsächlich gesen- häufiger mit zweiten Plätzen vorliebnehmen det wurde. Das vermeintliche „Nebenbei- müssen. „Meine Hörspiele waren zwar in End- Programm“ wurde zum grausamen Akteur runden, haben aber nie den Preis bekommen“, im Genozid: Zwischen aktueller Musik, erzählt Kipfmüller. Mit „Hate-Radio“ haben Höreranrufen und albernem Geplauder hetz- sie und Autor Milo Rau nun gleich die Jury ten die Moderatoren und wiegelten zu Hass überzeugt, die den Gewinner des renommier- und Mord auf. Das grausige Ergebnis: Zwi- ten Preises des Bundes der Kriegsblinden und schen April und Juni 1994 wurden in Ruanda der Film- und Medienstiftung NRW kürt; er schätzungsweise 800 000 bis 1 000 000 gilt in der Branche als der deutsche „Hörspiel- Menschen ermordet. Dem Radiosender Oskar“. RTLM wird heute eine wesentliche Mitver- Ulrike Tortora freut sich über den Preis für den Kipfmüller hat in Gießen Angewandte antwortung am Völkermord zugeschrieben. Besten Schnitt. Foto: WDR/Görgen Theaterwissenschaft studiert und ihr Diplom Kipfmüller hofft, dass ihr Hörspiel „Hate mit einem Hörspiel gemacht. Zum Projekt Radio“ in diesem Zusammenhang auch eine Für ihre herausragenden Leistungen in „Hate Radio“ war sie 2011 gestoßen. Autor aufklärerische Wirkung haben wird. Sie Bildgestaltung und Schnitt hat der DEUT- Milo Rau hatte es damals als Theaterstück auf wünscht sich, dass das Publikum sensibilisiert SCHE KAMERAPREIS am 21. Juni zehn den Weg gebracht. Rau ist inzwischen schon wird, genauer zuzuhören: Wer spricht da wie Kamerafrauen und -männer sowie vier wieder in Afrika bei der Recherche zur nächs- und mit welcher Intention? Denn: „Das alles Editorinnen und Editoren in Köln ausge- ten Arbeit, die sich um das Kongo-Tribunal sagt ja ganz viel aus, wie wir etwas interpre- zeichnet. Drei Preise gingen an den WDR. drehen wird. tieren sollen.“ Ute Riechert Kameramann Thomas Benesch gewann in der Kategorie Fernsehfilm/Dokudrama mit seiner Arbeit für die WDR-Koproduktion „Mord in Eberswalde“. Er lasse den his- torischen Fall des Kindermörders Erwin Hagedorn authentisch wiedererstehen und erzeuge mit subtilen Mitteln eine hohe emo- tionale Spannung, lobte die Jury. In der Kate- gorie Journalistische Kurzformate wurde Tanja Häring ausgezeichnet für die »Hier und Heute/tag7«-Reportage „Die Insel“. Mit ungeschönten und doch sehr empathischen Bildern, so die Juroren, öffne die Kamerafrau eine Tür in die unbekannte Welt rumäni- scher Zuwanderer. Der Preis für den Besten Schnitt ging an Ulrike Tortora für ihre Montage von „Der Kapitän und sein Pirat“, einer Dokumentation (WDR-Koproduktion) über das Geiseldrama auf dem deutschen Frachter Hansa Stavanger. Ihr sei das Kunst- stück gelungen, eine klassische Opfer-Täter- Moderator Max von Malotki, Dramaturgin Isabel Platthaus, Hörspielchefin Martina Müller-Wallraf, Hörfunk- Struktur aufzulösen und die Zuschauer ganz direktorin Valerie Weber, Regisseurin Milena Kipfmüller, Moderatorin Bianca Hauda und Regieassistent Fahri in die Welten der Protagonisten eintauchen Sarimese (v. l.). Max von Malotki, Uwe Wassermann, Bianca Hauda und Ill-Young Kim sprachen die Moderationen, zu lassen, lobte die Jury. EB die in zwei Durchläufen aufgenommen und nur an wenigen Stellen geschnitten wurden. Foto: WDR/Sachs

55 „Irgendwas mit Medien“, antworten viele Jugendliche auf die Frage nach ihrem Berufswunsch. Hier stellen wir sie vor, die Jobs im WDR. Katja Ruppenthal ist Sprecherin. Eine von uns: KATJA RUPPENTHAL

Abends hat sie schon mal keine Lust mehr zu reden. Das sei pri- unter einem Komma, das im gesprochenen Satz nicht zu hören sein vat nicht immer ganz einfach. Auch in der Natur unterwegs mit ihrem soll. Auf einer großen Leinwand sieht sie die Bilder. Groß eingeblendet Hund genieße sie vor allem eines sehr: zu schweigen! Verständlich, ist auch der Timecode, die Zeitanzeige. Bei 4.20 Minuten ist ihr erster wenn man weiß, dass sie das Sprechen zu ihrem Beruf gemacht hat: Einsatz und sie liest: „Der Fernsehjournalist Manuel Andrack hat Katja Ruppenthal ist Sprecherin im WDR-Sprecherensemble. offiziell die Patenschaft für den 2013 eröffneten Neanderland-Steig Gerade arbeitet sie in einem Studio im Filmhaus am Kölner übernommen … “ Appellhofplatz. Sie trägt einen Kopfhörer und vor ihr liegt das Manu- Bei dieser Sendung von Autorin Anja Koenzen spricht Katja skript der Sendung „Das neue Neanderland“ aus der Reihe »Wunder- Ruppenthal sämtliche Einspielfilme. 90 Minuten Sendezeit – da schön!« An einigen Stellen hat sie mit dem Kugelschreiber kleine ist das Manuskript umfangreich. Aber Katja Ruppenthal hat nur Zeichen gesetzt – einen Strich für eine sprachliche Pause, einen Bogen eine knappe halbe Stunde gebraucht, um es durchzuarbeiten und

56 Berufsbilder

ein Gefühl für Filmmate- WDR und SWF und arbeitete als freie Sprecherin. Sie übernahm rial und Sprecherrolle zu viele Nacht- und Frühschichten, sprach häufig die Nachrichten, die bekommen. „Sehr schön, ihr zunächst schwer fielen: „Ich musste mich als Sprecherin sehr vielen Dank“, sagt Anja zurücknehmen. Aber genau das macht heute den Reiz aus.“ Jetzt ist Koenzen nach den ersten sie fest angestellt im Sprecherensemble, dem derzeit 16 Feste und Minuten. „Jetzt folgt ein rund 25 Freie angehören. anderer Duktus, es wird Katja Ruppenthals Stimme ist heute an ganz unterschiedlichen energiegeladener.“ Stellen im Programm zu hören: vom kleinen Veranstaltungshinweis Die Bilder zeigen in WDR 5 über Fernsehbeiträge bis hin zu den Nachrichten, die sie nun keine Landschaft regelmäßig präsentiert. Dann sitzt sie im neuen Newsroom in den mehr, sondern das Feuer- Kölner WDR-Arkaden, spricht die Hörfunknachrichten für WDR 3, wehrmuseum Heiligen- 4 und 5 und schreibt dafür auch. „Wir sind als Sprecher redaktionell haus. Katja Ruppenthal eingebunden. Immerhin sind wir die ersten Rezipienten.“ spricht etwas schneller Etwas Besonderes für sie ist die Sendung »WDR 3 TonArt«, die und bewegter, kleine Ges- sie seit 2008 moderiert. Eine anspruchsvolle Aufgabe mit Live-Musik ten, auch mal eine Kopf- und Interviews, vor der sie immer noch Respekt hat. „Eine gewisse bewegung unterstreichen Anspannung brauche ich.“ ihre Worte. Ihr ganzer Nebenher coacht Katja Ruppenthal journalistischen Nachwuchs Körper ist vor dem Mi- im Haus. Sie hilft bei Fragen wie beispielsweise: Wie willst du am krofon präsent. Mikrofon klingen? Kommst du über die „Rampe“ – also beim Publi- „Die Stimme ist kum „an“? „Wir sehen die Hörer ja nicht, aber sie müssen trotzdem mein Instrument“, sagt ganz präsent für uns sein“, erklärt die Sprecherin. die 47-Jährige. Wie eine Ein typischer Arbeitstag ist bunt gemischt, Katja Ruppenthal Musikerin kann sie mit ist viel im Haus unterwegs. So auch heute. Das Filmhaus ist bereits ihrem Instrument spielen, ihre vierte Station. Morgens war sie schon in mehreren kleinen WDR- es in unterschiedlichen Studios im Einsatz. Für die Sendung »Scala« (WDR 5) hat sie ein Tönen und Stimmungen Gedicht von Morgenstern eingesprochen, für WDR 3 kleine „Pro- klingen lassen. „Reduziert mos“ – Einspieler mit Kulturtipps –, für WDR 4 das Regiowetter im sein auf die Stimme fas- Autarkstudio. Den Nachmittag wird „Das neue Neanderland“ füllen. ziniert mich – Menschen Katja Ruppenthal: „Nachrichten, Literatur, Reportage – jedes Genre dazu zu bekommen, gerne hat eigene Anforderungen. Ich muss variabel sein und genau diese zuzuhören und dranzu- Vielfalt ist es, die mir an meinem Beruf so gefällt.“ Ina Sperl „Die Stimme ist mein Instrument.“ bleiben.“ Ähnlich wie eine Sprecherin Katja Ruppenthal Musikerin ist sie als Spre- Foto: WDR/Anneck cherin sehr sensitiv: „Nur so können wir auch die Hörer berühren.“ Eigene Stimmungen dürfen sich jedoch nicht in der Arbeit niederschlagen: „Als Profi muss ich das verhindern können“, sagt Ruppenthal. „Privates bleibt außen vor.“ Wie werde ich Sprecherin im WDR? Schwierig wird es allerdings, wenn ihr Themen nahe gehen, wie Wer ins Sprecherensemble des WDR aufgenom- zum Beispiel bei einem Bericht über das Schicksal eines Pflegekin- men werden will, muss eine große stimmliche des. „Dann habe ich schon einen Kloß im Hals und muss mich fünf Vielseitigkeit und hohe gestalterische Fähigkeiten Minuten sammeln. Denn die Stimme lügt nicht.“ mitbringen. „Eine schöne Stimme allein macht noch keine gute Sprecherin oder einen guten „Die Hörer müssen ganz präsent für uns sein“ Sprecher“, sagt Dieter Schiffer, Chefsprecher und Leiter des Sprecherensembles. „Neben einer pro- Dass ihr das Sprechen liegt, hat Katja Ruppenthal schon als Chefsprecher fessionellen Sprechausbildung erwarten wir ein Schülerin gemerkt. „Der Lehrer unseres Schultheaters hat sehr gro- Dieter Schiffer abgeschlossenes Hochschulstudium, eine breite ßen Wert auf gutes Sprechen gelegt. Mir hat das Spaß gemacht.“ Sie Foto: WDR/Fußwinkel Allgemeinbildung, journalistischen Sachverstand studierte Sprecherziehung, schloss ein Magisterstudium in Germa- und ausgeprägte musische und (fremd-)sprachliche Kompetenzen.“ nistik und Sport an. Doch schon im Studententheater, in dem sie Wichtig seien außerdem Belastbarkeit und hohe Flexibilität. Schif- mitspielte, hörte sie immer wieder von Kommilitonen: „Du hast eine fer: „Wir arbeiten für Hörfunk, Fernsehen und Internet, sind mit den Radiostimme.“ jeweiligen Programmen bestens vertraut und können uns so vom Zunächst arbeitete Katja Ruppenthal als Sprecherzieherin mit Trailer über Nachrichten bis zur Moderation optimal einbringen.“ Schauspielern, doch dann, in den 1990ern, bewarb sie sich beim

57 Im Gespräch

1LIVE-Radiomoderator Philipp wir mit unsern Hörern im Café Isterewicz lebt seit einem Jahr in sitzen und reden. So wie wir jetzt Köln. Er scheint angekommen zu Kaffee trinken und uns unterhalten. sein. Einen Lieblingsitaliener hat Der Hörer muss das Gefühl haben, er jedenfalls schon. Bei „Distinto“ da spricht kein Roboter zu mir. Ich in Köln-Junkersdorf, wo er schon kann zum Beispiel eine Geschichte mal gern mit Freunden bei der aus meinem Leben erzählen. Und „dicksten Pizza des Hauses“ sitzt, der Hörer denkt: Wow, der Mensch treffen ihn Ute Riechert (Text) und hat auch Probleme. Ludolf Dahmen (Foto) und erfahren, warum der 22-Jährige Radio zwar Reicht das? Ist das nicht der Mehr- „old school“ findet, aber trotzdem wert einer Radiosendung, dass der für das Medium „brennt“. Mann im Radio mehr weiß als ich? Warum sollte ich sonst zuhören? Herr Isterewicz, was trinken Sie? Ja, das ist schon so. Aber Fakt ist: Es Einen Cappuccino. Die Location ist muss immer authentisch bleiben. jetzt gerade nicht so schön, aber das Klar ist man als Journalist informiert Essen ist sehr, sehr lecker. Und der und weiß mehr. Aber es darf nicht so Wein auch. hochgestochen rüberkommen.

Wie kam es eigentlich, dass Sie als Was wäre denn hochgestochen? Münchner nach Köln kamen? Foto: WDR/Dahmen Sich über den Hörer zu stellen! Oh, ich war bei big FM, einer priva- Warum den Hörer anlügen und ten Radiostation in Baden-Württem- Auf einen Cappuccino mit sagen: Ich weiß alles. Natürlich berg. Und dann hieß es irgendwann, erwarte ich bei der »Tagesschau«, 1LIVE castet gerade für das interak- dass die alles wissen. Aber beim tive Digitalradio 1LIVE DIGGI. Und Radio – bei 1LIVE zumal – ist es das hat geklappt. Ich brenne immer Philipp doch viel sympathischer, mit dem noch für DIGGI, auch wenn ich jetzt Hörer auf einer Ebene zu sein. Da im großen Becken schwimmen darf muss ich mich als Moderator prü- bei 1LIVE. Isterewicz fen: Frage ich das, was meine Hörer interessiert – oder frage ich das jetzt Dafür, dass Sie erst 22 sind, haben nur, weil man das halt üblicher- Sie schon eine erstaunliche Karriere „Radio kann trösten, weise fragen sollte? hingelegt. Ach, das kann morgen schon wieder unterhalten, es ist Was machen Sie eigentlich, wenn vorbei sein. Aber ja, ich war schon bei Sie mal richtig schlecht drauf sind? ungefähr sieben Sendern. Eigentlich unglaublich schnell und Man darf Ihnen das im Radio ja nicht habe ich meine Kindheit ein bisschen anmerken. verpasst. Mit zwölf fing ich bei einem ehrlich. Ich mag das.“ Ich gehe ja nicht direkt ins Studio offenen Kanal in München an. Und mit schlechter Laune. Da habe ich dann habe ich tatsächlich neben der schon mal vier Stunden Redaktions- Schule am Wochenende nicht mehr Fußball Als Musik-Streaming-Dienste wie Spotify auf- vorbereitungszeit mit Konferenzen und Tele- gespielt, sondern Radio gemacht. kam, sind wir alle in Schockstarre verfallen fonaten. Dann sieht das schon anders aus. und dachten, niemand hört mehr Radio. Aber Außerdem ist Radio meine große Liebe! Früher War damit die Liebe zum Radio geweckt? Oder das stimmt nicht. Es liegt an uns, das Radio wollte ich mal Pilot werden. Vielleicht hängt hätte es auch Fernsehen sein können? schmackhaft zu machen. Social Media und die das damit zusammen, dass ein Radiostudio Nein, Fernsehen zieht mich gar nicht an. Verbindung mit dem Hörer ist extrem stark. so viele Knöpfe hat. Vom Radio könnte ich Radio ist so ein bisschen „old school“ – es kann Wir sind inzwischen unfassbar interaktiv. stundenlang schwärmen. in einem Moment trösten, dann wahnsinnig unterhalten und es ist unglaublich schnell. Und wodurch wird es dann „schmackhaft“? Und ehrlich. Ich mag das. Radio kann besser auf die Menschen eingehen als Fernsehen, weil es leichter eine Beziehung 1LIVE diGGi Warum sollten junge Leute heute Radio hören? aufbaut. Wir schleimen uns nicht an unsere im Netz Es gibt doch inzwischen ganz andere Möglich- Hörer ran, sondern sind immer auf Augen- keiten. höhe. Ich glaube, das Bild ist ganz schön, dass

58 Service

Hotlines

1LIVE Hotline + 49 (0) 221 567 89 111 ARD / ZDF / Deutschlandradio 1LIVE DIGGI Faxline + 49 (0) 221 567 89 110 BEITRAGSSERVICE WDR @wdr.de Service-Hotline +49 (0) 185 999 555

WDR 2 Hotline + 49 (0) 221 567 89 222 DasErste Zuschauerredaktion +49 (0) 89 5900 3344 Faxline + 49 (0) 221 567 89 220 [email protected] Verkehrsinfo (Sprachserver) + 49 (0) 221 168 030 50

WDR 3 Hörertelefon + 49 (0) 221 567 89 333 Radioprogramminformation + 49 (0) 221 220 29 60 Faxline + 49 (0) 221 567 89 330 [email protected] Technische Information Hotline + 49 (0) 221 567 89 090

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59 Bei uns springt der Funke üBer DeutschlanDs faszinierenDstes feuerwerksspektakel

wir sind live mit dabei, wenn mehr als eine Million Besucherinnen und Besucher am rheinufer den konvoi aus 50 beleuchteten schiffen bestaunen, der die szenerie an der kölner altstadt und dem weltkulturerbe kölner Dom passiert.

kölner lichter 2014 19.7.14 | 20.15 Bis 0.15 uhr

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