Die Entwicklung Von Ottobeuren Seit 1800
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DIE ENTWICKLUNG VON OTTOBEUREN SEIT 1800 ZULASSUNGSARBEIT zur Wissenschaftlichen Prüfung für das Lehramt an den Gymnasien im Jahr 1965 P. Vitalis Altthaler Dozent: Prof. Dr. Hans Fehn Geographisches Institut Universität München DIE ENTWICKLUNG VON OTTOBEUREN SEIT 1800 INHALTSVERZEICHNIS Einleitung ………………………………………………………………………….. 1 1. Teil OTTOBEUREN VOR DER SÄKULARISATION I) Das ehemalige Herrschaftsgebiet der Abtei …………………………… 2 1) Lage und Naturlandschaft ……………………………………………. 2 2) Wirtschaft ………………………………………………………………. 4 3) Siedlungsbild …………………………………………………………... 5 II) Ottobeuren um 1800 …………………………………………………….. 8 1) Das Siedlungsbild …………………………………………………….. 8 a) Die Klosteranlage ………………………………………………….. 8 b) Der Marktort und seine nächste Umgebung ……………………. 9 2) Die Wirtschaftsverhältnisse ………………………..………………… 11 a) Das Kloster als Arbeitgeber ……………………………………… 11 b) Das Kloster als Verbraucher …………………………………….. 21 c) Ottobeuren als zentraler Ort ……………………………………... 23 c1) Ottobeuren als kirchlicher Mittelpunkt ……………………… 23 c2) Ottobeuren als Behördenort …………………………………. 26 c3) Ottobeuren als Marktort ………………………………………. 30 c4) Verkehrslage …………………………………………………… 31 c5) Einrichtungen sanitärer Art …………………………………… 32 c6) Schulwesen …………………………………………………….. 32 3) Die Sozialstruktur um 1800 ……………………………………………. 33 2. Teil DIE SÄKULARISATION UND IHRE AUSWIRKUNGEN AUF OTTOBEUREN I) Aufhebung des Klosters und Schicksal des bisherigen Klosterbesitzes ……………………………………………………………… 35 II) Auswirkungen der Säkularisation auf das Siedlungsbild …………………… 40 1) Umgestaltung des Marktplatzes ………………………………………. 40 2) Veränderungen in der nächsten Umgebung des Ortes ……………. 41 3) Verwendung des Klostergebäudes …………………………………… 41 III) Wirtschaftliche Auswirkungen der Säkularisation auf Ottobeuren ……….. 42 1) Verlust des Klosters als Arbeitgeber und Verbraucher …………….. 42 2) Entwicklung ehemals klösterlicher Gewerbebetriebe ………………. 43 3) Auswirkungen der Säkularisation auf die zentralen Funktionen des Ortes …………………………………………………… 44 a) Kirchliche Verhältnisse ………………………………………………. 44 b) Wochenmarkt …………………………………………………………. 45 c) Staatliche Behörden ………………………………………………….. 48 3. Teil DIE ENTWICKLUNG VON OTTOBEUREN BIS ZUR GEGENWART I) Das Kloster ……….………………………………………………………………. 48 1) Wiedererrichtung ..………………………………………………………. 48 2) Die Entstehung des neuen Klostergutes ……………………………… 51 3) Aufgaben des neuen Klosters und deren Auswirkungen auf Ottobeuren …………………………………………………………… 52 II) Der Markt Ottobeuren …………………………………………………………… 53 1) Wirtschaftsverhältnisse ………………………………………………….. 53 a) Ottobeuren als kirchlicher Mittelpunkt ………………………………. 53 b) Ottobeuren als kultureller Mittelpunkt ………………………………. 58 c) Ottobeuren als Behördenort ……………….…………………………. 61 d) Sanitäre Einrichtungen in Ottobeuren ………………………………. 62 e) Ottobeuren als Marktort ………………………………………………. 63 f) Wirtschaftliche Beziehungen zur ländlichen Umgebung in der Gegenwart …………………………………………. 67 g) Handwerk und Industrie in Ottobeuren ………………………………. 72 h) Landwirtschaft ……………………………………..……………………. 78 i) Fremdenverkehr ……...…………………………………………………. 91 2) Sozialstruktur ………………………………………………………………. 106 3) Bevölkerungsentwicklung ………………………………………………… 109 4) Das Siedlungsbild in der Gegenwart ……………………………………. 111 III) Zusammenfassung ………………………………………………………………. 118 Quellen- und Literaturverzeichnis ………………………………………………..… 122 - 1 - Einleitung Mächtig erhebt sich über dem Markt Ottobeuren das Kloster mit einer der größten und schönsten Barockkirchen Deutschlands. Aber obgleich dieses Kloster in seiner barocken Gesamtanlage beinahe vollständig erhalten ist, so ist es heute doch nicht mehr das, was seine Architektur ausdrückt. Denn das Kloster des 18. Jahrhunderts ist mehr als die Wohnung einer klösterlichen Gemeinschaft. Das Kloster, das nach alter Tradition im Jahre 764, zu der Zeit also, als die Franken Alemannien in ihr Reich einzugliedern versuchten 1), gestiftet wurde, war von Anfang an auf eine Landschaft hingeordnet, sei es, um sie erst zu erschließen, sei es, um die Bewohner zu christianisieren und zu kultivieren. „Man wird Ottobeuren nicht gerecht, ohne es in seiner Landschaft zu sehen“ 2). Geschichtliche Entwicklung führte zu einer engen Verflechtung zwischen dem Kloster und den Bewohnern der Landschaft. Ottobeuren war freie Reichsabtei, eine um 1800 genau abgegrenzte Umgebung sein Territorium. Das findet sichtbaren Ausdruck in der heutigen Klosteranlage. Sie ist Zeichen der zentralistischen Ordnung auch einer politischen Gemeinschaft. Der Abt von Ottobeuren war Oberhaupt einer Mönchsfamilie und zugleich Landesherr, die Klosteranlage dementsprechend Kloster und Residenz in einem. Mit Recht weist Heider darauf hin, dass die Untertanen des Reichsstiftes ebenso, wenn auch in anderer Lebenssphäre, zur Abtei gehörten wie der Abt und sein Konvent, die Beamten und die Dienerschaft 3). Ganz besonders galt das für die Bewohner des Klostermarktes, dessen Geschichte auf das engste mit der des Klosters verknüpft ist. Wenn also im Folgenden der Versuch gemacht werden soll, die Entwicklung des Marktortes Ottobeuren seit 1800 zu be- ________________________________________________________________ 1) Vgl. Schwarzmaier H., Gründungs- und Frühgeschichte der Abtei Ottobeuren, Ottobeuren, Festschrift zur 1200-Jahrfeier der Abtei, S. 1 - 72 2) Raffalt W., Rundfunkvortrag am 5.7.1964, in: Gehört, gelesen Nr. 8, Aug. 1964 3) Heider J., Grundherrschaft und Landeshoheit der Abtei Ottobeuren, Stud. Mitt. OSB Bd. 73, 1962, S. 69 - 2 - schreiben, so ist dies nicht möglich, ohne ihn in einer untrennbaren Verbundenheit mit dem Kloster einerseits und auf dem Hintergrund des ehemaligen klösterlichen Territoriums andererseits zu sehen. Ottobeuren nahmen teil an der zentralen Stellung des Klosters. Es entwickelte sich dank der Förderung von Seiten des Klosters zum wirtschaftlichen Mittelpunkt des klösterlichen Herrschaftsgebietes. Diese geschichtliche Erbmasse musste auch die weitere Entwicklung des Ortes beeinflussen, nachdem das Kloster durch die Säkularisation längst seine alte Bedeutung für Ottobeuren verloren hatte. 1. Teil OTTOBEUREN VOR DER SÄKULARISATION I) Das ehemalige Herrschaftsgebiet der Abtei 1) Lage und Naturlandschaft Das ehemalige Territorium des Reichsstiftes Ottobeuren lag, von einer nahe gelegenen Exklave abgesehen, als geschlossenes Gebiet rings um Ottobeuren und somit im Westen des heutigen bayerischen Schwaben, am Nordrand des Allgäus. Es umfasste eine Gesamtfläche von 4 ¾ Quadratmeilen (266 qkm). Die Südgrenze fiel ungefähr zusammen mit dem Nordrand der Endmoränen der Risseiszeit nördlich des Obergünzburger Beckens. Ost- und Westgrenze verliefen weitgehend parallel, die Nordgrenze quer zu den Tälern und Höhenriedeln der Iller-Lech-Platte. Diese Grenzen umschlossen also keineswegs eine geographische Raumeinheit. Vom Relief her gesehen hätten sie auch irgendwie anders verlaufen können. Sie waren nicht durch die Natur, sondern durch Schenkungs- und Kaufverträge festgelegt. Eine genügende Ausstattung mit Grundbesitz war eine wichtige Voraussetzung für die Existenz eines Klosters. Wie die meisten alten Landklöster 4) suchte Ottobeuren seinen ___________________________________________________________________ 4) Huttenlocher Fr., Die ehemaligen Territorien des deutschen Reiches in ihrer kulturlandschaftlichen Bedeutung, Erdkunde Bd. 11, 1957, S. 98 -3- Urbesitz im Lauf der Jahrhunderte durch Schenkungen, Kauf und Tausch zu vergrößern und abzurunden 5). Noch im 18. Jahrhundert kam durch Kauf je ein Teil der angrenzenden ehemaligen Herrschaften Stein und Ronsberg dazu. Das Gebiet zeigt „die typischen Landschaftselemente der Iller-Lech-Platte: Deckenschotter, die zu N-S Riedeln schmal aufgelöst und von einem Schachtelsystem jüngerer Terrassen abgetreppt sind“ 6). Weckbecher, der letzte Kanzler von Ottobeuren, unterscheidet zwischen der oberen, südlich von Ottobeuren gelegenen, und der unteren Herrschaft 7). Diese Unterscheidung ist durchaus berechtigt: denn wenn auch das ganze Herrschaftsgebiet innerhalb der Schotterfelder der Iller-Lech-Platte liegt, so besteht doch eine Reihe von Unterschieden zwischen dem südlichen und dem nördlichen Teil des Territoriums. Diese Zweiteilung des Gebietes steht übrigens auch im Einklang mit der von Jahn 8) angenommenen Nordgrenze des Allgäus, die von ihm nicht als Linie, sondern als Grenzgürtel angegeben wird. Der äußere Saumrand dieses Grenzgürtels fällt ungefähr zusammen mit der Grenze zwischen der oberen und der unteren Herrschaft, sodass die obere Herrschaft in diesen Grenzsaum zu liegen kommt. Nach der von Graul 9) vorgenommenen Einteilung der Iller-Lech-Platte in vier Viertel käme die obere Herrschaft in das SW, die untere dagegen bereits in das NW Viertel zu liegen, wodurch wiederum der Unterschied zwischen den beiden Gebietshälften bestätigt wird. Als wichtiges Unterscheidungsmerkmal ist zunächst einmal eine Verschiedenheit morphologischer Art zu beobachten. Die einstige obere Herrschaft weist mit Höhen bis 850 m nicht nur ein höheres, sondern auch ein unruhigeres Gelände auf als die untere Herrschaft. Die Deckenschotter sind stark zerschnitten durch zahlreiche kleine Bäche, die zur Westlichen Günz oder zur Schwelk, weniger zur östlichen Günz entwässern. Die West- ___________________________________________________________________ 5) Heider J., a.a.O., S. 63 ff. 6) Fehn Hans, Thorbecke – Fehn – Terhalle, Luftbilder aus Bayern, S. 81 7) StN Reg. 3155, v. Weckenbecker J., Statistische Übersicht des Reichsstifts Ottobeuren 8) Jahn W., Strukturwandel und Abgrenzung der voralpinen allgäuer Kulturlandschaft, Mitt. Geogr. Ges.