„Private Gespräche“ Schluss Zu Kommen

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„Private Gespräche“ Schluss Zu Kommen Deutschland offen halten wollen, sind sich Möllemann und sein Protektor bereits weitgehend ei- PARLAMENT nig: Wenn die FDP das Zünglein an der Waage spielen darf, soll sie so ihre heimli- che Planung, mit Union und SPD verhan- deln – um dann mit Schröder zum Ab- „Private Gespräche“ schluss zu kommen. Nach einem Wahlsieg, kalkulieren die Der Wirbel um Helmut Kohls Attacke auf Wolfgang Thierse Strategen, sei der Kanzler gegenüber seiner Partei so stark, dass er auf die Linken bei kommt der Union im Wahlkampf höchst ungelegen. Arbeitsmarkt- und Sozialreformen wenig Rücksicht nehmen müsste. Auch könne ein ie so oft erinnerte Helmut Kohl an destagsdebatte zur Flutkatastrophe verun- sozialdemokratischer Regent bei Gewerk- die Vergangenheit. „Dies ist ein glimpfte Kohl Parlamentspräsident Wolf- schaften und Arbeitnehmern derlei Maß- WPlatz, der vieles gesehen hat in gang Thierse im Restaurant des Bundestags nahmen viel leichter durchsetzen als Stoiber. der Geschichte“, verkündete der Altkanz- als „schlimmsten Präsidenten seit Hermann Insbesondere, rechnet Möllemann, be- ler vergangenen Mittwoch vor dem Rat- Göring“ – so laut, dass es zwei SPIEGEL- deutete eine rot-gelbe Koalition im Bund haus im pfälzischen Frankenthal, nicht weit Redakteure am Nebentisch zufällig mithör- zugleich das Ende der Grünen als Regie- von seinem Geburtsort Ludwigshafen. Mit ten (siehe Grafik). Es sei „ein unerträglicher rungspartei in ganz Deutschland. In einem feuchten Augen erinnerte der 72-Jährige Zustand“, tobte Kohl später, dass „private „Dreifach-Schlag“(siehe Interview Seite 32) seine Zuhörer an Trümmerfrauen, bren- Gespräche“ von Reportern „belauscht“ prophezeit er, flögen die Ökos zu Gunsten nende Straßen und „die Barbarei, die die und „abgehört“ würden. der Liberalen auch aus den beiden letzten Nazis über uns Deutsche gebracht haben“. Unfreiwillig rückte damit eine Figur ins verbleibenden Länderbündnissen. In Düs- Als Reichstagspräsident zu Kohls Ju- Rampenlicht des Wahlkampfs, für die nur seldorf wäre er dann womöglich selbst der gendzeiten amtierte Hermann Göring – wo- eine Nebenrolle vorgesehen war. Um die Nachfolger, in Schleswig-Holstein sein all- mit der Altkanzler beim zweiten Teil seiner Erneuerung der Partei nach der Spenden- zeit verlässlicher Kumpel Wolfgang Kubicki. Rede angelangt war. Er schimpfte über die affäre glaubwürdig erscheinen zu lassen, Möllemann und Genscher sind nicht die „üblichen Verleumdungskampagnen“ der hatte sich die CDU-Führung auf ihrem Einzigen im FDP-Präsidium, die solche Sozialdemokraten und über ihre „journalis- Frankfurter Parteitag im Juni mit ihrem Argumente für schlagkräftig halten. Der tisch-publizistischen Helferkolonnen“. Sei- Ex-Vorsitzenden versöhnt – und ihn zu- rheinland-pfälzische FDP-Chef Rainer ne Botschaft: Die anderen halten sich nicht gleich endgültig aufs Altenteil geschickt. Brüderle, einst Mitbegründer der derzeit an die Regeln des Anstands, er schon. „Mei- Doch ausgerechnet in der Woche, als die einzigen rot-gelben Verbindung auf Lan- ne Idee von Wahlkampf war nie die Be- Union die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit desebene, verficht diese Idee seit langem – schimpfung politisch Andersdenkender“, anprangern wollte, war er wieder da – und zumal er dann leichter Bundeswirtschafts- brüstete sich der Ex-Regierungschef. mit ihm die Dreistigkeit eines Mannes, der minister werden könnte als unter Stoiber, Dabei war er es, der eine Woche zuvor schon in der Affäre um die schwarzen Par- der Lothar Späth favorisiert. den zweithöchsten Repräsentanten der Re- teikassen sein Ehrenwort über das Gesetz Und auch der finanzpolitische Experte publik übel attackiert hatte. Nach der Bun- stellte. Geweckt wurde auch die Erinnerung der FDP, Hermann Otto Solms, scheint nicht abgeneigt: „Stoibers nebulöse Ziel- vorstellungen lassen mich zweifeln, ob Wer wo saß im Bundestags-Restaurant nicht vielleicht trotz allem die SPD der bes- sere Koalitionspartner wäre.“ Ein SPD-Mi- nisterpräsident ist nach diskreter Tuchfüh- lung überzeugt: „Der alte Fuchs Genscher will noch mal ein großes Ding drehen.“ andere andere Gäste Gäste Fest an ihrer Seite dürfen Stoiber und andere Merkel lediglich die konservativen FDP- Gäste Landesverbände aus Hessen und Baden- Württemberg mit ihren Spitzenleuten Wolf- gang Gerhardt und Walter Döring buchen. 5 Die beiden stehen freilich für den Großteil SPIEGEL- 4 der FDP-Mitgliedschaft, die noch immer Redakteur 1 davon ausgeht, dass die Union der natürli- che Partner ihrer Partei ist. SPIEGEL- Angesichts der Machtverhältnisse unter Redakteur den FDP-Hierarchen setzt Edmund Stoiber 3 2 in den verbleibenden Tagen bis zur Wahl darum auch ganz auf die eigene Kraft, statt für ein schwarz-gelbes Bündnis zu werben. Er verspüre bei seinen Wahlkampf-Auf- tritten „einen Optimismus, wie wir ihn aus den siebziger Jahren kennen“, verriet er vergangenen Donnerstag in Berlin. Was der Kandidat wohl vergessen hat: In den siebziger Jahren fuhr die Union zwar A. VARNHORN; DARCHINGER; S.HUSCH/TERZI; S. RHEKER/ATTENZIONE DARCHINGER; R. BRAUN; A. VARNHORN; gute Wahlergebnisse ein – aber sie stellte 1 2 3 4 5 kein einziges Mal den Kanzler. Horand Knaup, Ralf Neukirch, Helmut Kohl Willy Wimmer Bernd Schmidbauer Helmut Haussmann Ronald Pofalla Ex-Bundeskanzler, Ex-Parlamentarischer- Ex-Geheimdienst- Ex-Wirtschafts- – stehend – Barbara Schmid CDU Staatssekretär, CDU koordinator, CDU minister, FDP CDU-Abgeordneter 34 der spiegel 37/2002 daran, dass Kohl 1986 den damaligen so- Dem Unionskanzlerkandidaten bescher- wjetischen Parteichef Michail Gorbatschow te Kohls Attacke ein Dilemma. Durch ei- mit Hitlers Propagandaminister Joseph nen Kommentar würde Edmund Stoiber Goebbels verglichen hatte. entweder treue Fans des Altkanzlers ver- Für die SPD war Kohls Göring-Äuße- prellen oder als Verharmloser der Nazi-Zeit rung eine unverhoffte Wahlkampf-Vorla- dastehen. Stoiber drückte sich vor einer kla- ge. Bundeskanzler Gerhard Schröder for- ren Stellungnahme. derte wegen der „unannehmbaren Be- Die Unionsführung klammerte sich statt- schimpfungen“ eine Entschuldigung. dessen an den letzten Satz in Kohls offi- Doch Kohl legte nach. Thierse sei der AP (L.); (R.) DPA zieller Note. Es liege ihm fern, hatte der Parlamentspräsident, „der sein Amt am par- Parlamentspräsidenten Thierse, Göring Altkanzler eingeräumt, einen demokrati- teiischsten ausübt“. Unerwartete Schützen- Unannehmbare Beschimpfungen schen Politiker mit einem Mitglied einer hilfe erhielt er von Unionsfraktionschef totalitären Partei zu vergleichen. Damit, Friedrich Merz, der den SPD-Vizevorsit- Abgeordneter zu spät gegen Zwischenrufer sagte CDU-Chefin Angela Merkel, sei das zenden als „schlechtesten Bundestagspräsi- aus den Regierungsfraktionen ein. Kapitel beendet. denten, den wir je hatten“, abkanzelte. Doch der wahre Grund für Kohls Ab- Nicht aber für den Ältestenrat des Bun- Ihre Kritik am zweithöchsten Mann im neigung gegen Thierse liegt weiter zurück. destags. Dort stehen am Mittwoch zwei Staat begründeten die Christdemokraten Der Ex-Kanzler fühlt sich ungerecht be- Rügen auf der Tagesordnung: eine für mit dem Verhalten Thierses während der handelt, weil der ranghöchste Abgeordne- den Hamburger Innensenator und Rechts- Sondersitzung zur Flutkatastrophe. Tatsäch- te von der CDU wegen der Spendenaffäre populisten Ronald Schill, der in der Flut- lich schritt der Parlamentspräsident auch staatliche Zuschüsse in Höhe von 41 Mil- debatte am Rednerpult herumgepöbelt hat- nach Meinung einiger SPD- und Grünen- lionen Mark zurückforderte. te. Die andere für Kohl. Christoph Schult Einlassungen Adenauers, die Rühl durch eine eidesstattliche Erklärung Der Mann hinter der Säule bezeugte. „Ein weltpolitisches Gespräch“ Wie ein SPIEGEL-Reporter Ohrenzeuge wurde, habe Rühl da protokolliert, schrieb die als Kohl-Vorbild Konrad Adenauer in London freimütige Reden hielt „Süddeutsche Zeitung“ hernach. Der Regierungssprecher Felix von m 28. September 1954 trug sich „Wenn ich einmal nicht mehr Eckardt räsonierte, ob der SPIEGEL- gegen 23.30 Uhr im Foyer des da bin, weiß ich nicht, was aus Reporter wohl als Kellner verkleidet ALondoner Luxushotels Clarid- Deutschland werden soll“, barmte gewesen und so an die Informationen ge’s folgende Szene zu: Der Pariser der Alte aus Rhöndorf, „glauben Sie gekommen sei. Obwohl, welche Infor- SPIEGEL-Korrespondent Lothar Rühl, mir, die Gefahr des deutschen Na- mationen? zur Berichterstattung über eine Au- tionalismus ist viel größer, als man Von vielen gefragt, was an dem ßenminister-Konferenz in die britische denkt.“ Bericht denn nun dran sei, erklär- Hauptstadt gereist, saß bei einem gu- Klare Worte, die bis da- te von Eckardt: Dass die ten Glas Wasser in der Hotelhalle – hin nur wenige so offen Darstellung nicht stimmen alkoholische Getränke wurden nach von Adenauer gehört hat- könne, ließe sich schon 23 Uhr im Claridge’s nur an ebendort ten und die zu belegen aus der einfachen Tatsache abgestiegene Gäste ausgeschenkt. schienen, dass dem Kanz- schließen, dass der belgi- Wie an jene Herren, die bald am ler weniger die Wieder- sche Außenminister Spaak Nachbartisch Rühls – nur durch eine vereinigung am Herzen an dem Gespräch gar nicht Säule von ihm getrennt – Platz nah- lag als vielmehr eine enge teilgenommen habe. men und Whisky mit Eis orderten. Es europäische Einbindung „Demnächst wird das waren Luxemburgs Ministerpräsident der Bundesrepublik. Nun Bundespresseamt uns noch Joseph Bech, der belgische Außenmi- vernahm – nolens volens eröffnen, der Kanzler sei nister Paul-Henri Spaak sowie Bun- – auch Rühl, der Mann CHARGESHEIMER gar nicht in London ge-
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