Netze des Lebens Handbuch für den Waldbiotopverbund

www.bund.net/biotopvernetzung August 2011

BUND > Handbuch > Inhalt 1

INHALTSVERZEICHNIS

GRUSSWORT 3

VORWORT 4

EINLEITUNG 5

1 Das Problem: Deutschlands Waldgebiete sind zerschnitten! 6

2 Die Wildkatze als Zielart für einen Waldbiotopverbund 7

3 Tipps zur erfolgreichen Naturschutzarbeit 9 3.1 Zu Beginn: Ziele formulieren, Methoden eruieren 10 3.2 Betroffenenanalyse - wo regt sich Widerstand? 10 3.3 Welche Ressourcen stehen unserer Gruppe zur Verfügung? 11 3.4 Tipps für die Zusammenarbeit in Ihrer Gruppe 12

4 Aufbau des Rettungsnetzes - empfohlene Projektphasen 13 4.1 Schritt 1 - Orientierungsphase 14 4.2 Schritt 2 - Überprüfungsphase 15 4.3 Schritt 3 - Planungsphase und Kostenkalkulation 16 - Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen für Natur und Landschaft 17 - Spezialfall: Kompensationsflächenpool 17 - Flurneuordnungsverfahren (FNV) 18 - Förderprogramme für Wald und Wiederbewaldung 19 - Landkauf und Projekte in Eigenregie 19 - Kooperation mit Landwirten 20 - Kostenkalkulation und Finanzierungsmöglichkeiten für den Korridor 20 - Anforderungen an einen Korridor 21 - Optimalvariante 21 - Minimalvariante 22 4.4 Schritt 4 - Die Durchführungsphase 23

5 Öffentlichkeitsarbeit 24 5.1 Der „Lebenslauf für die Wildkatze“ 24 5.2 Umweltbildungspaket - für die Wildkatzenretter von morgen 25

6 Gelungene Beispiele von Biotopvernetzungsmaßnahmen 27 6.1 Thüringen, Verbindung Hainich-Thüringer Wald 27 6.2 Niedersachsen, Verbindung -Burgberg- 30 6.3 Rheinland Pfalz, Verbindung Pfälzerwald – Bienwald 32

7 Weiterführendes 34 7.1 BUND-Wildkatzenbüros & Ansprechpartner 34 7.2 Weitere Kontakte 35 7.3 Finanzierungsmöglichkeiten 35 7.4 Quellenangaben & Tipps zum Weiterlesen 36 7.5 BUND Materialien 38 7.6 Impressum 39 2 BUND > Handbuch > Collage BUND > Handbuch > Grußwort 3

GRUSSWORT

Liebe Naturfreundin, lieber Naturfreund, seit Jahrzehnten und besonders als Schwerpunkt seit Lockstockmethode, führen Verhandlungen mit Landbesit- dem Jahr 2004 setzt sich der BUND für den Verbund von zern, Forstleuten, Jägern und Behörden zum Erwerb von Wäldern ein und versucht so, das Überleben der scheuen Grundstücken als Bestandteil neuer Verbindungskorridore Wildkatze und anderer Waldbewohner zu sichern. Das oder zur Änderung der Nutzung, machen Bildungsangebo- „Rettungsnetz Wildkatze“ ist eine Erfolgsgeschichte, ob- te für Kinder und Jugendliche und schreiben Presseartikel. gleich ein sehr ehrgeiziges Ziel gesteckt ist. 20.000 grüne Kilometer können nur entstehen, wenn viele Nur durch die Hilfe dieser Ehren- Menschen Hand in Hand arbeiten. Zahlreiche Allianzen amtlichen kann das Rettungsnetz zwischen Engagierten hat das Rettungsnetz bereits hervor- weiter wachsen und wird zu einer gebracht. Und der Erfolg ihrer gemeinsamen Arbeit gibt sicheren Überlebenschance für die ihnen Recht: Die Mühe lohnt sich! Tiere des Waldes. Ich freue mich, Neben Hauptamtlichen sind es sehr viele Ehrenamtliche, dass Sie sich für das Thema Wald- die sich für den Waldverbund und die Wildkatze einsetzen, verbund interessieren und hoffe, denn es gibt viel zu tun. So erbringen unsere Mitstreiter Sie bald als Helferin oder Helfer in beispielsweise neue Wildkatzennachweise mit Hilfe der unserem Netzwerk zu begrüßen.

Danke, dass Sie dabei sind!

Herzlichst Ihr Hubert Weiger 4 BUND > Handbuch > Vorwort

VORWORT

Willkommen im Rettungsnetz für die Wildkatze.

Die Wiedervernetzung der Wälder ist eine der wichtigsten Dieses Handbuch will Anleitung für die lokale Arbeit am Aufgaben im Naturschutz. Der Grund: Straßen, Siedlungen Rettungsnetz sein. Es liefert Naturschutzakteuren Hinwei- und großflächige Landwirtschaft haben den heimischen se, wie sie ideale Areale für das Anlegen grüner Korridore Lebensraum Wald in immer kleinere und isolierte Parzellen ausfindig machen und realisieren können. Es zeigt auf, unterteilt. Tiere können nicht mehr von einem zum nächs- welche gesetzlichen und naturschutzfachlichen Grund- ten Waldstück wandern und so zum Beispiel auf Klimaver- lagen dabei zu beachten sind. änderungen, Populationsdruck oder auf den Druck ihrer Fressfeinde reagieren. Auch sind ihre Reviere oft zu klein, Berücksichtigen Sie die in diesem Handbuch aufgeführ- oder den verbleibenden Populationen fehlt der genetische ten Empfehlungen, werden Sie in der Lage sein, mit Ihrer Austausch mit Artverwandten. Gruppe eigenständig Korridore für wandernde Tierarten anzulegen. Ziel des BUND-Projektes „Ein Rettungsnetz für die Wild- katze“ ist, unsere zerschnittenen Wälder durch grüne Haben Sie weitergehende Fragen, die in den einzelnen Korridore aus Büschen und Bäumen wieder zu verbinden. Projektphasen auftreten? Kein Problem! Es stehen Ihnen Dieses Netzwerk soll bedrohten Waldbewohnern – allen für alle Schritte geschulte Ansprechpartner in den Lan- voran der scheuen Wildkatze – das Überleben sichern. Wir desverbänden und beim Bundesverband des BUND zur arbeiten daran, ein durchgängiges Waldsystem von 20.000 Verfügung. Diese Expertinnen und Experten greifen auf Kilometern Länge zu schaffen. Wir helfen mit, den vom Erfahrungen aus anderen Korridorprojekten und auf er- Bundesnaturschutzgesetz geforderten „Biotopverbund“ folgreiche Beispiele aus der Kommunikation mit Behörden auf 10 Prozent der Gesamtfläche zu verwirklichen. und der Öffentlichkeit zurück.

Zehn Landesverbände des BUND arbeiten inzwischen an Scheuen Sie sich nicht, uns diesem Projekt. Gemeinsam mit Vertretern aus Politik und anzusprechen. Wir wollen, Gesellschaft, mit Landwirten, Jägern und Raumplanern dass das Rettungsnetz für die sowie mit Unterstützung der Bevölkerung wird an immer Wildkatze, als wohl größ- mehr Stellen dieser Waldverbund geknüpft. Dabei tritt tes Naturschutzprojekt in die zweite Bedeutung des Wortes RettungsNETZ immer Mitteleuropa, gemeinsam mit deutlicher zu Tage. Ein bundesweiter Waldbiotopverbund Ihnen ein Erfolg wird! Lassen wird am Ende nur erfolgreich sein, wenn in den kommen- wir sie laufen. Gemeinsam. den Jahrzehnten möglichst viele Menschen in unterschied- lichen Funktionen gut zusammen arbeiten. Für das gesamte Rettungsnetz-Team

Burkhard Vogel Mark Hörstermann Thomas Mölich BUND > Handbuch > Einleitung 5

EINLEITUNG Das vorliegende Handbuch hat Empfehlungen für die Realisierung von Waldbiotopverbund- projekten zusammen getragen. Wir geben Ihrer Naturschutzgruppe konkrete Hinweise, Instru- mente und wichtige Meilensteine an die Hand, die Sie auf Ihrem Weg zur Vernetzung unserer Wälder hoffentlich hilfreich begleiten.

Auf den folgenden Seiten finden Sie einen Überblick über Außerdem bieten wir an: Material für unterschiedlichste rechtliche und planerische Hintergründe. Das Handbuch Vor-Ort-Aktionen, ein umfangreiches Bildungspaket mit liefert konkrete Tipps zur Umsetzung eines Biotopver- praktischen Übungen für die Arbeit an Schulen, Veran- bundkorridors, zur Arbeit mit den beteiligten Akteuren staltungstipps, ausgearbeitete Vorträge oder Musterpresse- und zur Gewinnung von Fördermitteln. mitteilungen.

Sie finden hier Vorschläge für die Zusammenarbeit mit Zur Verbesserung der Lesbarkeit wird in diesem Handbuch Behörden und Tipps für Ihre Öffentlichkeitsarbeit. Es ver- ausschließlich die männliche Schreibweise verwendet. weist außerdem auf Quellen, in denen Sie mehr über die Diese implizert aber auch die weibliche Form. Wildkatze selbst und ihre Ansprüche erfahren. Nun wünschen wir Ihnen viel Freude und Erfolg beim Zusätzliche Informationen und Materialien erhalten Sie Umsetzen Ihrer Biotopverbundprojekte! über unsere umfangreiche Internetseite (www.bund.net/ biotopvernetzung). Haben Sie selbst Empfehlungen für andere oder möchten Sie uns Rückmeldung zu diesem Handbuch liefern? Mel- den Sie sich beim Wildkatzenteam des BUND unter 030 2758640 oder [email protected]. 6 BUND > Handbuch > 1 Das Problem

1 DAS PROBLEM: DEUTSCHLANDS WALDGEBIETE SIND ZERSCHNITTEN!

Die Zerschneidung von Lebensräumen ist weltweit eine der dert. Intelligent angelegte Korridore helfen, voneinander wichtigsten Ursachen für den Verlust biologischer Vielfalt. isolierte Waldbiotope zu vernetzen (Bennett 1990, Corbett Deutschland gehört zu den am stärksten zersiedelten Län- et al. 1979, Perault & Lomolino 2000, Brotons & Herrando dern. Die Zunahme von Siedlungs- und Gewerbeflächen, 2001). Linienförmige Gehölzstrukturen bieten nicht nur der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur und die Intensivie- für Wildkatzen die notwendige Deckung, auch für Vögel, rung der Landwirtschaft führen dazu, dass die Lebens- Fledermäuse, Amphibien und Insekten stellen sie wichtige räume vieler Arten zu Inseln in einer immer intensiver Leitstrukturen dar. genutzten Kulturlandschaft zusammenschrumpfen. Bereits in den 1970er Jahren wurde die Landschaftszerschneidung Der Fortbestand vieler heimischer Arten hängt davon als gravierendes Umweltproblem diskutiert. Großflächige, ab, ob es gelingt, eine wirkungsvolle Vernetzung ihrer unzerschnittene Lebensräume sind Mangelware. Lebensräume zu etablieren. Seit dem Jahr 2002 sind die Bundesländer in Deutschland zum Aufbau eines Biotop- Die im Wald lebenden Tierarten reagieren auf Land- verbundes auf 10 Prozent ihrer Landesfläche verpflichtet schaftsfragmentierung wesentlich sensibler als Arten des (Bundesnaturschutzgesetz BNatSchG 2002, § 3, Abs. 1). Offenlandes. Abrupte Wald-Feld-Übergänge oder Sied- Zur Umsetzung des Biotopverbundes hat das Bundesamt lungs- und Verkehrsflächen wirken auf die Arten wie un- für Naturschutz (BfN) verschiedene Forschungsvorhaben überwindbare Barrieren. Der für das Überleben von (Teil-) initiiert und die Ergebnisse im Jahr 2010 unter dem Titel Populationen notwendige Austausch innerhalb der Arten „Länderübergreifender Biotopverbund in Deutschland. wird unterbunden. Negative Auswirkungen der Lebens- Grundlagen und Fachkonzept“ publiziert (Fuchs et al. raumfragmentierung sind für Dachs, Rotwild oder Luchs 2010). sowie für viele Brutvogelarten belegt. Auch die Wildkatze leidet unter der Zersiedelung ihrer Lebensräume. Bereits im Jahr 2009 hat der BUND im Rahmen des Pro- jektes „Rettungsnetz Wildkatze“ den Wildkatzenwegeplan Ein großflächiger Biotopverbund steht deshalb weit oben als strategisches Instrument zur Wiedervernetzung von auf der Liste der Forderungen zum Arten- und Biotop- Waldlebensräumen entwickelt (Vogel et al. 2009). Dessen schutz (Jedicke 1994, Reck et al. 2005). Bereits seit den Umsetzung ist auf eine vielfältige ehrenamtliche Arbeit 1980er Jahren wird in Deutschland ein landesweiter Bio- vor Ort angewiesen! topverbund auf 10 bis 15 Prozent der Landesfläche gefor- BUND > Handbuch > 2 Die Wildkatze als Zeilart für einen Waldbiotopverbund 7

2 DIE WILDKATZE ALS ZIELART FÜR EINEN WALDBIOTOPVERBUND Der BUND hat die Wildkatze als Zielart für den Waldbiotopverbund ausgewählt. Als „Zielarten“ werden Arten bezeichnet, welche der Formulierung überprüfbarer Natur- schutzziele dienen und deren politische Durchsetzbarkeit befördern (Vogel et al. 1996).

DIE WILDKATZE ...

• ist eine Charakterart naturnaher, störungsarmer Wald- • gehört zur ursprünglichen europäischen Fauna. Deutsch- gebiete mit hohem Strukturreichtum und reichhaltigem land liegt im Zentrum ihres Verbreitungsareals und trägt Totholzangebot. Das Lebensraumspektrum der Wildkatze für den Erhalt dieser Art eine besondere Verantwortung. deckt das mitteleuropäische Naturerbe Wald ab. • benötigt naturnahe Wälder mit ausreichender Vernet- • setzt in der Regel keine Pfote in ausgeräumte Agrarland- zung. Von diesen profitiert eine Vielzahl anderer Arten. schaften und reagiert sehr sensibel auf die Fragmentierung von Waldlebensräumen. Sie ist daher ein Indikator für den • ist ein ausgesprochener Sympathieträger, über den sich Grad der Vernetzung der Wälder. Naturschutzbemühungen in der Bevölkerung und bei ver- schiedenen Interessensgruppen (Jäger, Landwirte, Forst- • hat einen Flächenanspruch, der der Maßstabsebene ent- wirte etc.) gut vermitteln lassen. spricht, auf der ein Biotopverbund für Waldlebensräume in Deutschland und Europa umzusetzen ist. BUND > Handbuch > 2.1 Der Wildkatzenwegeplan 8

DER WILDKATZENWEGEPLAN: 20.000 KILOMETER GRÜNE KORRIDORE

Der Wildkatzenwegeplan des BUND entstand im Jahr Mit dem Wildkatzenwegeplan liegt in Deutschland erst- 2009 auf Basis von radiotelemetrischen Untersuchungen mals eine naturwissenschaftlich begründete Planungs- zu den Lebensraumansprüchen der Wildkatze und deren und Entscheidungsgrundlage für einen länderübergrei- Auswertung mittels statistischer Berechnungen. Grund- fenden Waldbiotopverbund vor. Insgesamt ergibt der lage für den Wildkatzenwegeplan waren tatsächliche Wildkatzenwegeplan ein bundesweites Korridornetzwerk und potentielle Wildkatzenlebensräume sowie mögliche von etwa 20.000 Kilometern. Vernetzungsstrukturen entlang vorhandener Wälder. Weiterhin wurde eine größtmögliche Entfernung von ausgedehnten Ackerflächen und Siedlungsstrukturen einbezogen. Aufgrund dieser Daten wurden deutschland- Mit Hilfe des Wildkatzenwegeplans können Sie vor weit potentielle Biotopverbundkorridore am Computer Ort Ihre Maßnahmen leichter planen und ... modelliert. Ergebnis ist der Wildkatzenwegeplan.

1. die Auswahl von zu verbindenden Kerngebieten treffen

2. die Funktion von Verbindungsflächen identifizieren und diese sichern (Biotopverbundkorridore)

3. helfen, die bestehenden und geplanten Verkehrs- wege zu überwinden (Querungshilfen, Wildbrücken)

4. bedeutende Flächen für Kompensations- und Aus- gleichsmaßnahmen bei Eingriffen in Natur und Landschaft zusammen stellen.

Mit dem Wildkatzenwegeplan verfügen Entscheider, Planer und Naturschützer über eine wissenschaftlich begründete, sehr konkrete Basis für ein überregionales Ausschnitt aus dem Wildkatzenwegeplan, und langfristig planbares Waldbiotopverbundkonzept in Rot: Verlauf einer Hauptachse. mit handhabbarer Erfolgskontrolle. BUND > Handbuch > 3 Tipps zur erfolgreichen Naturschutzarbeit 9

3 TIPPS ZUR ERFOLGREICHEN NATURSCHUTZARBEIT

Das Rettungsnetz für die Wildkatze ist ein ideales Thema topvernetzung´. Hier einige Tipps zur effektiven Vorbe- für die Arbeit einer Naturschutzgruppe und für Umwelt- reitung Ihres Projektes und Hinweise, wie Sie einen guten bildungsprogramme mit Kindern und Jugendlichen. Immer Überblick über die Sachlage erhalten sowie Anregungen mehr Naturschutzgruppen widmen sich dem Thema `Bio- zur erfolgreichen Gruppenarbeit. BUND > Handbuch > 3.1 Ziele formulieren, Methoden eruieren 10

3.1 ZU BEGINN: ZIELE FORMULIEREN, 3.2 BETROFFENENANALYSE – METHODEN ERUIEREN WO REGT SICH WIDERSTAND?

Oft steht zu Beginn eines größeren Projektes eine intensi- Voraussichtlich wird Ihr Projekt von außen mit interessier- ve Recherchearbeit, um die vielen inhaltlichen Fragen zu ten Augen beobachtet. Viele Menschen werden von Ihrer klären. Hier bietet es sich an, den Wildkatzen-Ansprech- Planung direkt oder indirekt betroffen sein und dies als partner im Land (Kontaktdaten am Ende des Handbuches) positiv oder negativ bewerten. Nutzen Sie Ihre Kenntnisse oder eine erfahrende Naturschutzgruppe anzusprechen. über die Lage vor Ort und analysieren Sie im Vorfeld, wo Vielleicht ergibt sich ein spannender Vortrag in geselliger sich Kooperationen anbieten und wo vielleicht Widerstän- Runde, so dass Wissenslücken gefüllt werden und Fragen de zu erwarten sind. Schnell können Sie herausfinden, wo und Tipps zur Arbeit am Wildkatzenkorridor einen Raum sich Verbündete, Partner oder sogar Förderer befinden. bekommen. Grundsätzliche Fragen könnten dann eventu- ell schon beantwortet werden. ZU DEN BETROFFENEN KÖNNEN ZÄHLEN: Der Ansprechpartner in der BUND-Landesgeschäftsstelle kann mit Ihnen zusammen folgende Fragen klären: • Landbesitzer • Landwirte, Pächter, Agrargenossenschaften • Was gibt es an naturwissenschaftlichen, planerischen, • sonstige Landnutzer (Jäger, Winzer, Radfahrer) öffentlichkeitsrelevanten etc. Vorarbeiten zum Thema • Gemeinden, speziell Bürgermeister Wildkatze und Waldbiotopverbund vor Ort? • Untere Naturschutzbehörden, Obere Naturschutzbehörden • Naturschutzgebietsverwaltungen • Welchen Umfang sollte unser Biotopverbund haben? • Flurneuordnungsämter • andere Naturschutzverbände, -Landesverbände • Welche Ressourcen (Finanzmittel, Kontakte zu Behörden, • Presse- und Medienvertreter Presse, planerische, naturschutzfachliche, künstlerische • Universitäten, Fachhochschulen Fähigkeiten, Kenntnisse) stehen uns zur Verfügung? Wer kann uns helfen?

• Mit welchen Mitteln (Öffentlichkeitsarbeit, Fundraising, Denken Sie schon im Vorfeld Ihrer Umset- Kooperationen, Umsetzungsinstrumente) können wir TIPP zungen über die Folgen nach. Sie vermei- dieses Ziel erreichen? den damit unnötige Konflikte.

• Wer könnte ein Interesse haben, das Projekt zu ver- hindern, also ein Gegenspieler werden? FOLGENDE FRAGEN SOLLTEN DABEI • Wer muss noch überzeugt werden? GEKLÄRT WERDEN:

• Welche Arbeitsaufgaben müssen geleistet werden? • Wer ist positiv bzw. negativ betroffen? • Wer hat überhaupt ein Interesse an dem Biotopverbund- • Welche Kompromisse gehen wir in der Umsetzung des korridor? Biotopverbundkorridors ein, und wann ist die „Schmerz- • Wie hoch ist der Grad der Akzeptanz bzw. der Betroffen- grenze“ erreicht? heit Ihres geplanten Biotopverbunds?

• Wo liegen welche Risiken für das Erreichen unseres angestrebten Ziels? BUND > Handbuch > 3.3 Welche Ressourcen stehen unserer Gruppe zur Verfügung? 11

EIN VORSCHLAG ZUR VISUALISIERUNG 3.3 WELCHE RESSOURCEN STEHEN IHRER ERKENNTNISSE UNSERER GRUPPE ZUR VERFÜGUNG?

Hier ist die Kartenabfrage ein praktisches Instrument. Sind die grundlegenden Ziele geklärt, muss die Gruppe Nachdem alle Betroffenen und Interessierten am Projekt herausfinden, wer über welche Kenntnisse, Erfahrungen identifiziert wurden, erfolgt ... oder Kontakte verfügt und wo im Projektverlauf diese Kompetenzen zum Einsatz kommen müssen. 1. die Einordnung nach dem „Grad Ihrer Betroffenheit“ Im Optimalfall bestehen schon länger gute Kontakte zu 2. eine Einordnung entsprechend Ihrer Akzeptanz des von den entscheidenden Akteuren, so dass Sie auf ein stabiles Ihnen formulierten Biotopverbundziels („Zielakzeptanz“). Netzwerk bauen können. Bei einer „negativ belasteten Vorgeschichte“, können Kontakte eventuell von einer Auf der Abszisse eines zweiachsigen Koordinatensystems anderen Person oder Ebene aus neu geknüpft werden. Hier gliedern Sie den „Grad der Zielakzeptanz“ zwischen rechts kann ggf. der Landesverband oder ein anderer Koope- (sehr hoch) bis links (sehr niedrig). Auf der Ordinate kann rationspartner im Projekt einspringen. Sie dürfen nicht der „Grad der Betroffenheit“ der identifizierten Akteure unterschätzen, welche Bedeutung eine zeitgerechte (meist zwischen unten (sehr gering) bis oben (sehr hoch) visuali- frühzeitige) Kommunikation mit den beteiligten Akteuren siert werden. besitzt.

MÖGLICHE RESSOURCEN:

• Berufliche Kontakte

• Private Kontakte (Hobby, Familie, Freundeskreis)

• Berufliche und private Erfahrungen, Kenntnisse und Fähigkeiten

• Unterstützung durch potentielle Förderer, andere Verbände und Landesgeschäftsstellen

• Unterstützung durch Behörden (Untere bzw. Obere Naturschutzbehörden, Straßenbau, Flurneuordnung etc.)

• Unterstützung durch Medien bzw. Presse

• Unterstützung durch lokale, regionale Forschungsstellen (Universitäten, Fachhochschulen, Planungsbüros)

Haben Sie ein Augenmerk auf die durch Ihre geplante Betroffenenanalyse: Einordnung verschiedener Akteure Aktion direkt oder indirekt betroffenen Personen oder in eine Matrix aus „Grad der Zielakzeptanz“ und Institutionen. Im Idealfall ergeben sich aus dieser Ressour- „Grad der Betroffenheit“. cenanalyse (wer von denen weiß was?) bereits Chancen für konkrete Umsetzungswege. BUND > Handbuch > 3.4 Tipps für die Zusammenarbeit in Ihrer Gruppe 12

3.4 TIPPS FÜR DIE ZUSAMMENARBEIT IN IHRER GRUPPE

Von entscheidender Bedeutung für ein effektives Zusam- Ganz wichtig, um eine gute Atmosphäre in menarbeiten sind immer eine gute Arbeitsatmosphäre und TIPP der Gruppe zu schaffen und den Spaß an eine sinnvolle Strukturierung der Treffen. der Arbeit zu erhalten: Feiern Sie Erfolge!

HIER EINE CHECKLISTE FÜR DIE VORBEREITUNG IHRER GRUPPENTREFFEN: CHECKLISTE FÜR DIE TREFFEN SELBST:

Wo stehen wir in der Umsetzungsplanung für den Wo stehen Sie im Projektfahrplan? Biotopverbundkorridor? Was ist schon gemacht wor- den? Was muss im nächsten Schritt erledigt werden? Welche Fortschritte bzw. Aktivitäten gab es seit dem letzten Treffen? Ist es sinnvoll, sich für anstehende Fragen einen Experten einzuladen? Wen? Wo gibt es Probleme?

Welche Arbeitsaufgaben müssten geleistet werden? Welche Aufgaben stehen bis zum nächsten Treffen an? Wer ist verantwortlich dafür? Wer trägt für welchen Bereich die Verantwortung? Fertigen Sie ein kurzes (Ergebnis-) Protokoll von der Welche Aufgaben würde der Einzelne im Gesamt- Sitzung an. projekt „Biotopverbundkorridor“ in welchem Um- fang übernehmen?

Wie arbeiten wir zusammen?

Welche Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit wollen wir umsetzen? BUND > Handbuch > 4 Aufbau des Rettungsnetzes - ganz konkret 13

4 AUFBAU DES RETTUNGSNETZES GANZ KONKRET Ein Netzwerk von Korridoren mit 20.000 Kilometern Länge entsteht nicht über Nacht. Die Lücken im Rettungsnetz können nur Stück für Stück geschlossen werden. Hier ist das Projekt auf Natur- schutzinitiativen vor Ort angewiesen. Im Folgenden finden Sie eine Auflistung der erforderlichen Schritte, Kenntnisse, Qualifikationen und Zeiträume, die für diese Naturschutzarbeit wichtig und einzukalkulieren sind.

Bauen Sie sich rechtzeitig ein Netzwerk von Dieser informiert Sie beispielsweise wie weit der Wild- Unterstützern aus verschiedenen Bereichen katzenwegeplan im eigenen Bundesland bisher realisiert TIPP auf (Förderer, Presse, Behörden, Vereine)! wurde, gibt Tipps zur Umsetzung sowie Kontakte zu Zu Beginn Ihrer konkreten Planung sollten Verbündeten. Außerdem unterstützt er Ihre Gruppe bei Sie zunächst Kontakt mit dem BUND- allen Fragen der Öffentlichkeitsarbeit und der Mittelbe- Wildkatzenkoordinator Ihres Bundes- schaffung. landes aufnehmen (siehe Abschnitt „Ansprechpartner“). BUND > Handbuch > 4.1 Schritt 1 - Orientierungsphase 14

EMPFOHLENE PROJEKTPHASEN

1. Schritt: Orientierungsphase Die Rettungsnetzkoordinatoren der BUND-Landesverbände Wo verläuft in der Nähe unserer Naturschutzgruppe der oder des BUND-Bundesverbandes helfen gern bei jedem Wildkatzenwegeplan? Wo gibt es bei uns Lücken im Wald- dieser Schritte! Zur Orientierung wird nach jedem erfolg- biotopverbund? Karte unter: www.wildkatze.info ten Planungsabschnitt ein genau definierter Meilenstein eingefügt. Dieser dient als Kontrollinstrument für den 2. Schritt: Überprüfungsphase erreichten Stand der Umsetzung. Wie sehen die in der Karte gefundenen Flächen vor Ort tatsächlich aus? Passt der theoretisch ermittelte Verlauf Generell sollte eine Naturschutzgruppe, die ein Korridor- des Korridors oder muss die Kartenvorlage optimiert stück realisieren möchte, im Vorfeld mit den für die Pla- werden? Welche Planungen bestehen auf diesen Flächen nungen zuständigen (Unteren) Naturschutzbehörden und bereits? betroffenen Gemeinden Kontakt aufnehmen. Das Konzept und die Ziele des Biotopverbunds für die Wildkatze sollten 3. Schritt: Planungsphase mit Kostenkalkulation so transparent wie möglich vermittelt werden. In den Welche aktuell anstehenden Programme zur Wieder- Kapiteln 5 und 6 sowie im Internet unter www.bund.net aufforstung, Ersatzmaßnahmen, Flurneuordnungspläne finden sich weitere Tipps und Beispiele für die erfolgreiche usw. eignen sich als Grundlage zur Umsetzung unseres Umsetzung von Waldbiotopverbundkorridoren. Korridors?Welche Kosten entstehen uns und wie können wir sie decken?

4. Schritt: Durchführungsphase Wie komme ich vom Plan zum Ziel?

4.1 SCHRITT 1 - ORIENTIERUNGSPHASE DER REGIONAL ANGEPASSTE WILDKATZENWEGEPLAN Es ist notwendig, den durch statis- tische Methoden erstellten theore- Fragen in dieser Projektphase: Wo verlaufen in der Nähe INFO tischen Wildkatzenwegeplan an die meiner Naturschutzgruppe Flächen des Wildkatzenwege- kleinmaßstäblichen Gegebenheiten plans? Wo gibt es bei uns Lücken im Waldbiotopverbund? vor Ort anzupassen. Vorhandene Landschaftsstrukturen wie Hecken, Unter www.wildkatze.info steht Ihnen der Wildkatzen- Gehölze oder auch Straßen machen eine Abweichung wegeplan als interaktive Karte zur Verfügung. Die auf von der Theorie sinnvoll. Erstere können als „Grund- Google Earth basierende Darstellung erlaubt es, bis auf gerüst“ für den späteren Korridorverlauf dienen. einen sehr detaillierten Maßstab zu vergrößern und damit Letztere machen es notwendig, bestehende Querungs- einzelne Korridorregionen nachzuvollziehen. Damit kann hilfen wie Brücken oder Durchlässe zu nutzen. Kleine- jede Naturschutzgruppe in ihrem Einzugsgebiet prüfen, wo re Waldinseln können als Trittsteine genutzt werden. Lückenschlüsse im Sinne des Rettungsnetzes möglich sind oder Konfliktpunkte bestehen.

Projektfahrplan mit aufeinander folgenden Projektphasen. BUND > Handbuch > 4.2 Schritt 2 - Überprüfungsphase 15

KONKRETE PLANUNG Ausgangspunkt für die konkrete Planung ist eine grob- Am Ende dieser Planungsphase sollte mindestens eine maßstäbliche, regionale Karte (ca. 1:25.000). Hier sind die Korridorvariante vorliegen. Am Besten erarbeiten Sie je- Haupt- und Nebenachsen des Wildkatzenwegeplans einge- doch ein bis zwei weitere Varianten, die Sie in der folgen- zeichnet. Im zweiten Schritt vergrößern Sie die Karte auf den Abstimmungsphase mit Entscheidern als Alternativen einen Maßstab von ca. 1:7.000. So kann der tatsächliche anbieten können. Verlauf eines Biotopverbundkorridors identifiziert werden. Die Frage, die im Raum steht: Wo können wir vor Ort nun einen sinnvollen Lückenschluss umsetzen? 1. Meilenstein: Es liegt mindestens ein Vorschlag für den Biotop- verbund im Maßstab von ca. 1: 7.000 vor.

4.2 SCHRITT 2 - ÜBERPRÜFUNSPHASE VOR-ORT-ANALYSE UND ABGLEICH MIT DER LAND- SCHAFTSPLANUNG

Fragen in dieser Projektphase: Wie sehen die in der Goog- vorgesehen sind. Sollte dies nicht der Fall und eine Kor- le-Karte gefundenen Verbindungswege und -flächen vor ridorvariante grundsätzlich nicht umsetzbar sein, müssen Ort tatsächlich aus? Passt der theoretisch geplante Verlauf Sie auf einen Ersatzkorridorplan zurückgreifen oder erneut oder muss er aufgrund Ihrer Begehung neu beurteilt und die Phase 1 (Regionalisierung) durchlaufen. Dies machen optimiert werden? Welche Raum- und Landschaftsplanun- Sie so lange, bis Sie einen mit der Raumplanung abge- gen sind auf den ausgewählten Flächen vorgesehen? glichenen Korridorverlauf gefunden haben.

Beachten Sie in dieser frühen Phase schon 2. Meilenstein: die spätere Umsetzung! Über mögliche Es existiert ein auf dem Wildkatzenwegeplan Projekte, welche mit dem Wildkatzenkor- basierender, kartographisch festgehaltener TIPP ridor in Konflikt geraten könnten, geben Korridorverlauf im Maßstab von etwa 1:7.000. die Pläne aus Raum- bzw. Landschafts- Dieser wurde durch eine Begehung vor Ort auf planung Auskunft. seine Umsetzbarkeit in der Landschaft hin über- prüft und ist mit den bereits bestehenden Raum- und Landschaftsplänen abgeglichen. In dieser Phase werden zwei entscheidende Kriterien überprüft: a) Die anvisierten Korridore werden vor Ort kontrolliert. Wie in Kapitel 4.3 erläutert wird, sollte er eine Breite von 50 Meter nicht unterschreiten. b) Die anvisierte Korridorvariante wird mit der bestehen- den Raum- und Landschaftsplanung verglichen.

Um zu verhindern, dass der geplante Lückenschluss bald von einer Straße oder einem Baugebiet zerschnitten wird, muss der regional angepasste Wildkatzenwegeplan in die- ser Phase mit den oben erwähnten Planungsinstrumenten in der Region abgestimmt werden. Über konkrete Informa- tionen verfügen die zuständigen Unteren Naturschutzbe- hörden. Mit deren Hilfe sollten Sie sich überzeugen, dass Regionalisierter Wildkatzenwegeplan bei Faulungen (Rhön), im geplanten Korridor keine konkurrierenden Nutzungen in Grün: regionalisierter Korridorverlauf Maßstab 1:7.000). BUND > Handbuch > 4.3 Schritt 3 - Planungsphase und Kostenkalkulation 16

4.3 SCHRITT 3 - PLANUNGSPHASE UND KOSTENKALKULATION INSTRUMENTE ZUR UMSETZUNG DES WILDKATZEN- WEGEPLANS

Zur Phase der Planung und Kostenkalkulation gehört, dass INSTRUMENTE DER UMSETZUNG - ERLÄUTERUNGEN neben dem konkreten Verlauf des Korridors auch dessen Damit Ihre Naturschutzgruppe die Vielfalt möglicher Ausgestaltung festgelegt wird: Breite, Bepflanzung und Maßnahmen leichter einschätzen kann, haben wir eine Nachbetreuung. Wenn eine Fläche in Eigenregie genom- Bewertung der Instrumente nach organisatorischem bzw. men werden soll und Verkaufsverhandlungen anstehen, personellem Aufwand zusammengetragen. Diese basiert kommen zum Teil eine wesentlich langwierigere Recher- auf Erfahrungswerten. Im Abschnitt „Kostenkalkulation“ chearbeit und ein höherer Finanzierungsaufwand hinzu. (Seite 20) finden Sie weitere Hinweise.

Pflegen Sie in jedem Fall eine vertrau- Der Umsetzungsaufwand ist stark abhängig von ... ensvolle Zusammenarbeit mit Akteuren, TIPP (vor allem Behördenvertretern) vor • dem Umfang des geplanten Korridors Ort! Geeignete Umsetzungsmöglich- • den eingesetzten (personellen, finanziellen) Ressourcen keiten ergeben sich oft im persönlichen und dem Know-how Ihrer Gruppe Gespräch. • der Lage vor Ort (Aufgeschlossenheit von Akteuren 3. Meilenstein: dem Thema gegenüber, persönlicher Kontakt usw.)

INSTRUMENTE Umsetzungswerkzeuge für den Biotopverbund bestehen im Rahmen von folgenden behördlichen Verfahren:

• Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen • Kompensationsflächenpools • Flurneuordnungsverfahren

Folgende Möglichkeiten eignen sich besonders im Rahmen einer direkten Ansprache der Grundstückseigentümer:

• Waldaufforstungsprogramme • Eigenprojekte durch Landkauf und Landtausch Beispiel Waldbiotopverbund bei Gerstungen (Thüringen): • Kooperation mit Landwirten auf der Karte sind die Biotopverbundmaßnahmen Flur- stück genau verzeichnet. BUND > Handbuch > 4.3 Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen für Natur und Landschaft 17

AUSGLEICHS- UND ERSATZMAßNAH- MEN FÜR NATUR UND LANDSCHAFT

Beim Bau von Straßen, bei Gewerbeansiedlungen oder bei der Veränderungen der Landnutzung (beispielswei- se Umbruch von Wiesen zu Acker, Erdaufschüttungen, Entwaldung) kommt es zu unvermeidbaren Eingriffen in die Natur und Landschaft. Nach dem Bundesnaturschutz- gesetz (BNatSchG) müssen solche Beeinträchtigungen ausgeglichen werden. Die „beeinträchtigten Funktionen“ müssen wieder hergestellt oder die Natur in dem Gebiet andersartig aufgewertet werden (sogenannte Kompensa- Grünbrücken bei Überlingen (Baden-Württemberg). tionsmaßnahmen). Dies kann, muss aber nicht unbedingt auf derselben Fläche geschehen. Andere Gebiete können SPEZIALFALL: somit von geforderten Ausgleichsmaßnahmen profitieren. Diese Regelung können Sie nutzen! KOMPENSATIONSFLÄCHENPOOL

Die Untere Naturschutzbehörde (UNB) Unvermeidbare Eingriffe in Natur und Landschaft müssen weiß, welche Ausgleichs- und Ersatz- durch geeignete Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen kom- TIPP maßnahmen (A&E-Maßnahmen) in Ihrer pensiert werden (s.o.). Dabei ist es möglich, Eingriff und Region gerade anstehen. Sie kann - Ausgleich zeitlich und räumlich voneinander zu entkop- unterstützt durch Ihre Naturschutzgruppe peln. Entsprechende Maßnahmen können also auch in - entsprechende Ziele eines geplanten Regionen umgesetzt werden, wo vorher überhaupt keine Biotopverbunds formulieren. So können A&E-Maßnahmen Landschaft zerstört oder beeinträchtigt wurde. Anstatt in den Umsetzungsbereich Ihres geplanten Korridors kleine, zerrissene Einzelmaßnahmen zur Kompensation gelegt werden. Ein frühzeitiger Kontakt zur planungsrele- genau am Ort des Eingriffs durchzuführen, können mit vanten Naturschutzbehörde ist für Ihre Arbeit deshalb von Hilfe sogenannter „Kompensationsflächenpools“ oder entscheidender Bedeutung! „Ökokonten“ größere Konzepte vorangebracht werden. Dies könnte beispielsweise Ihr Waldbiotopverbund sein! AUFWAND: Vorbereitung der Argumente für den Wald- biotopverbund gegenüber der Unteren Naturschutzbehör- Ein Ökokonto bzw. Kompensationsflächenpool ist ein de, Abstimmungsprozesse. Naturschutzinstrument auf kommunaler Ebene im Rahmen DAUER: Ca. 1 bis 2 Jahre. der Eingriffsregelung. Flächen werden für Ausgleichs- und Sobald die UNB Ihren Korridor als Ausgleichs- und Er- Ersatzmaßnahmen in einem zentralen Kataster vorgemerkt satzfläche in ihre Planungen übernommen hat, erfolgt die und stehen bei späteren Eingriffen in Natur und Land- Umsetzung durch die Behörde. schaft für Kompensationsmaßnahmen zur Verfügung. Kompensationsflächenpools erleichtern die Umsetzung von Ausgleichsmaßnahmen. In Abstimmung mit ihren Nutzern und Eigentümern werden geeignete Flächen für Ausgleichsmaßnahmen im Naturschutz zur Verfügung gestellt. Dann folgen zwei Wege der Umsetzung: BUND > Handbuch > 4.3 Flurneuordnungsverfahren (FNV) 18

FLURNEUORDNUNGSVERFAHREN (FNV)

1. Die Ausgleichsmaßnahmen werden durchgeführt, bevor Flurbereinigung (oder Flurneuordnung) nennt man ein Eingriff stattgefunden hat. Die durchgeführten Maß- das Bodenordnungsverfahren, das die Neuordnung des nahmen werden anschließend an die Institution, die zum land- und forstwirtschaftlichen Grundbesitzes zum Ziel Zeitpunkt x in die Natur eingreift, als Ausgleich verkauft. hat. Gesetzliche Grundlage für die Arbeit der Flurbereini- In diesem Fall findet die Umsetzung unmittelbar statt. gungsbehörden ist das Flurbereinigungsgesetz (FlurbG). Dafür verantwortlich sind die örtlich zuständigen Unteren 2. Die Flächen werden potentiellen „Eingreifern“ als Flurbereinigungsbehörden. Naturschutzgruppen können mögliche Kompensationsflächen angeboten. Dabei ist die ihre Interessen in der sogenannten Teilnehmergemein- Frage der Flächenverfügbarkeit für den „Eingreifer“ bereits schaft einbringen. In ihr finden sich alle vom Prozess der geklärt. Dem Eingriff folgt dann die Umsetzung der Aus- Flurneuordnung betroffenen Eigentümer und Gemeinden, gleichsmaßnahmen. Bedarfs- und Erschließungsträger, Wasser- und Boden- verbände sowie landwirtschaftliche Berufsvertretung Auf Basis des regionalisierten Wildkat- zusammen. zenwegeplans kann Ihre Naturschutz- TIPP gruppe beteiligten Institutionen oder Die Flurneuordnung kann bei funktionierender Zusam- Behörden konkrete Flächen für den menarbeit der Teilnehmergemeinschaften ein effektives Kompensationsflächenpool vorschlagen. Werkzeug für den Biotopverbund sein. Steht ein Flurneu- Ziel ist, dass diese Flächen in lokale bzw. überregionale ordnungsverfahren an, sollten die ausgewählten Biotop- Kataster an Kompensationsflächen aufgenommen werden. verbundsflächen gebündelt werden. Erster Ansprechpartner für solche Kompensationsflächen sind die sogenannten Flächenagenturen (s.a. „Weitere Naturschutzverbände haben zwei Chan- Kontakte“). Sprechen Sie auch die zuständigen Personen cen, an der Flurneuordnung beteiligt zu in der UNB an. Diese sollten für konzeptionell hinterlegte TIPP werden: Einmal durch eigenen Flächen- Flächenvorschläge aufgeschlossen sein. besitz im Gebiet, in dem eine Flurneu- ordnung durchgeführt wird. Außerdem AUFWAND: Derselbe wie bei A&E-Maßnahmen. durch entstehende Eingriffe im Rahmen DAUER: Ca. 1 bis 2 Jahre. der Flurneuordnung, welche durch A&E-Maßnahmen ausgeglichen werden müssen.

AUFWAND: Die Beteiligten durchlaufen ein genau stan- dardisiertes Verfahren der Flurneuordnung. Die Natur- schutzgruppe begleitet dies und kann naturschutzfachliche Belange einbringen. DAUER: Kann bis zu 10 Jahre und länger dauern. BUND > Handbuch > 4.3 Förderung für Wald und Wiederbewaldung 19

FÖRDERPROGRAMME FÜR WALD LANDKAUF UND PROJEKTE UND WIEDERBEWALDUNG IN EIGENREGIE

Viele Bundesländer fördern (a) die Wiederaufforstung In Verbindung mit einem Landkauf die anvisierten Bio- nach Schadensereignissen, (b) eine naturnahe Waldbewirt- topverbundprojekte in Eigenregie zu realisieren, kann zum schaftung und (c) den Waldumbau. Teil schneller zum Erfolg führen, als andere Instrumente. Grundvoraussetzung ist eine gute Kenntnis über die be- Von der Aufforstung über die Saat bis hin zu Laubbaum- treffenden Flurstücke sowie deren Eigner und/oder Nutzer naturverjüngung und Nachbesserungsmaßnahmen ist (Pächter). hier eine Förderung möglich. Die Länder regeln ihre Das Katasteramt und manchmal die Untere Naturschutz- Wiederaufforstungsprogramme unterschiedlich. So fördert behörde können Ihnen darüber Auskunft geben. Ein durch Rheinland-Pfalz aktuell nur, wenn die Fläche in einem Kauf erhaltenes Grundstück bietet für weitere Verhandlun- NATURA 2000 Gebiet liegt. Ein Blick in die spezielle För- gen einen guten Ausgangspunkt. Mit anderen Flächen- derkulisse der ländereigenen Ministerien für Forsten und eignern kann zum Beispiel über einen Tausch oder Ring- Umwelt hilft hier weiter. tausch von Grundstücken verhandelt werden.

Rufen Sie gezielt zur Flächenspende auf oder zeigen Sie selbst Kaufinteresse. Wo? TIPP Beispielsweise in lokalen Printmedien. Überprüfen Sie, wann eine breite Öffent- lichkeitsarbeit sinnvoll ist, um Ihre Ziele zu erreichen und wann individuelle Überzeugungsarbeit zielführender ist. Führen Sie eine fachlich überzeugende, lokale „Sympathiekampagne“ durch (siehe auch Kapitel 5, „Öffentlichkeitsarbeit“). Bauen Sie sich ein stabiles Netz- werk aus persönlichen Kontakten vor Ort auf. So kommen Sie oft schneller zum Ziel als mit großflächigen, von Ideale Wildkatzenlebensräume: Weiträumig unzer- langer Hand geplanten Maßnahmen. schnittene, reich strukturierte Laubmischwälder. KOSTEN der Fläche: Abhängig von den lokal üblichen Bodenpreisen. Kosten für Bepflanzung und Pflegekosten: Nur der Flächeneigner selbst kann An- das Zweifache des Quadratmeterpreises des Grundstücks. träge stellen! Die bewilligten Kosten für Beim Einsatz von freiwilligen Helfern für Pflanzung und die Wiederaufforstung decken, je nach Pflege lassen sich Kosten minimieren. INFO landeseigener Förderung, etwa drei Vier- AUFWAND: Zu tun: Eigentümerermittlung, Verhandlun- tel der tatsächlichen Kosten. Die Kalkula- gen mit Eigentümer und ggf. Pächtern, Finanzierung der tionen für die erforderlichen Pflanzungen Flächen. sowie die Beantragung erfolgen beim für DAUER: Sehr unterschiedlich (Landkauf, Festschreibung Forsten zuständigen Ministerium. im Kataster, Bepflanzung, Pflegemaßnahmen) und abhän- gig von der Verhandlungsbereitschaft des Flächeneigners.

Ist Ihre Naturschutzgruppe überzeugend genug, kann eine Wiederaufforstung im TIPP Rahmen von Kooperationsverträgen zwi- schen Ihnen und dem Flächeneigner auch ohne Besitzerwechsel erfolgen.

AUFWAND: Bei einer Kooperation mit dem Grundstücks- besitzer sind eine gute Informationsarbeit sowie stringen- te, inhaltliche Abstimmungen nötig. So kann der Aufwand gering gehalten werden. DAUER: Kurz. Nach Beantragung weniger als 1 Jahr. BUND > Handbuch > 4.3 Kooperation mit Landwirten 20

KOOPERATION MIT LANDWIRTEN KOSTENKALKULATION UND FINANZIERUNGSMÖGLICHKEITEN FÜR Die Agrarpolitik sieht einige Förderprogramme für eine DEN KORRIDOR angemessene landwirtschaftliche Bewirtschaftung na- turschutzfachlich wertvoller Flächen vor. Meist handelt Je nachdem welche Umsetzungsvariante Ihre Naturschutz- es sich um freiwillige Maßnahmen der Landwirtschaft gruppe für den geplanten Korridor gewählt hat, entstehen (Agrarumweltprogramme der Länder). Die gesetzlich vor- geringe oder höhere Kosten. Sie haben sich entschieden, geschriebenen Schutzmaßnahmen für besonders wertvolle neben der planerischen Vorarbeit auch die Umsetzung in Flächen sind in den sogenannten Direktzahlungen-Ver- die eigene Hand zu nehmen, ja vielleicht sogar durch Lan- pflichtungen (Cross Compliance-CC) festgeschrieben und derwerb den Biotopverbundkorridor zu sichern und dazu vergleichsweise „weich“. noch eine größere Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben? Dann kommen zum Planungsaufwand - je nach Lage - noch die Derzeit wird die Agrarpolitik der EU reformiert. Für die Kosten von Informationsmaterialien und Informationsver- Biotopvernetzung drängen Umweltverbände darauf, dass anstaltungen, Landkauf, Bepflanzung, mehrjähriger Pflege landwirtschaftliche Betriebe nur die volle Summe an etc. hinzu. Subventionen erhalten, wenn jeder Betrieb mindestens 10 Prozent seiner Fläche unter Beachtung des Artenschutzes Es kommen schnell große Geldsummen bei der Umsetzung bewirtschaftet. Die EU-Kommission hat den Ansatz in ihre von Wildkatzenkorridoren zusammen. Für die Finanzie- Vorschläge für die Agrarpolitik nach 2013 aufgenommen, rung kommen grundsätzlich sowohl Stiftungen als auch wenn auch mit weniger als 10 Prozent. die Förderprogramme von Bund und Ländern in Frage.

ALS GROBE RICHTWERTE FÜR DIE KOSTEN VON Folgende Cross Compliance-Landschaftselemente sind für BEPFLANZUNGEN KÖNNEN GELTEN: den Biotopverbund relevant: Optimalvariante Waldverbundkorridor pro 100 m² • Hecken (Erfahrungswerte): • Knicks (soweit landesüblich) • Baumreihen • Flächenkauf: von ca. 40,-- bis 150,-- € (je nach Bodenrichtwert) • Feldgehölze • Feuchtgebiete • Pachtausfallentschädigung: 0,50 bis 1,50 € pro Jahr • Einzelbäume • Notar: 5-15 % des Flächenkaufpreises (je nach Flurstückzahl) Beispiel Thüringen: Hier kann das Agrarministerium Landschaftselemente bis zu einer Größe von 2.000 Qua- • Bepflanzung: ca. 100,-- € dratmeter ohne Einbußen mitfördern. In Bayern, Baden- Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein, • Auszäunung: ca. 1.200,-- € Rheinlad-Pfalz, Sachsen u.a. bestehen vergleichbare Regelungen. • ca. 4-jährige Nachpflege der Pflanzungen : 180,-- € (meist von den Unteren Naturschutzbehörden gefordert)

Wer pflanzt den Korridor? Bei allen bisherigen Korridorprojekten wurden die Pflanzungen im Rahmen von FINANZIERUNG IN EIGENREGIE: INFO A&E-Maßnahmen durch Landschaftsbau- Bei der Gesamtfinanzierung ergibt sich häufig eine Mi- betriebe vorgenommen. Sollte dafür keine schung aus Eigenmitteln und ein bis mehreren Drittmittel- Finanzierung möglich sein, kann – speziell gebern. Verlieren Sie nicht die Übersicht! Die Prüfung von bei kleinen Korridoren – eine Bepflanzung Anträgen bei Stiftungen und anderen Drittmittelgebern durch Freiwillige nötig werden. Dies muss können manchmal sehr lange dauern. Klären Sie die Mög- für die Einschätzung der eigenen Ressour- lichkeit der Beantragung des sogenannten „vorfristigen cen abgewogen werden. Um die Bevölke- Maßnahmenbeginns“. Möglicherweise kann dadurch viel rung einzubinden, können auch öffent- Zeit und eventuell auch Geld gespart werden. Lesen Sie liche Pflanztage bei größeren Projekten die Zuwendungsvoraussetzungen, um Verwendungsnach- sinnvoll sein. weise bestimmungsgemäß abzugeben. BUND > Handbuch > 4.3 Anforderungen an einen Korridor 21

ANFORDERUNGEN AN EINEN KORRIDOR

Die wandernden Wildkatzen benötigen einen „waldrand- ähnlichen“ Wanderkorridor. Dieser besteht aus Land- schaftsstrukturen bzw. Landschaftselementen, die den Tieren die nötige Deckung bieten.

Neben den Wildkatzen stellen andere Waldbewohner noch höhere Ansprüche an einen Waldbiotopverbund. Laufkäfer beispielsweise benötigen ein besonderes Mikroklima (hohe Luftfeuchtigkeit etc.) und womöglich mehrere Generatio- nen, um die Distanz zwischen zwei geeigneten Waldgebie- ten zu überwinden.

Als Leitbild für den Waldbiotopverbund Radiotelemetrische Untersuchungen zeigen: (a) Wildkat- sollten Sie grundsätzlich einen „waldähn- zen sind in ihrem Wanderverhalten stark an vorhande- TIPP lichen“ Wanderkorridor vor Augen haben. ne, schützende Deckungsstrukturen gebunden. (b) Vom Bei Verhandlungen zur Nutzungsplanung Menschen korrekt angelegte Korridore werden von den empfehlen wir, stets eine „Optimalforde- Wildkatzen auch angenommen. rung“ auszusprechen und diese naturschutzfachlich zu begründen! Mögliche Handlungsspielräume werden sonst allzu schnell vergeben. Jedes Schmälern der Optimalvari- ante bedeutet Einbußen in der Funktionalität der Korridore und könnte das gesteckte Ziel komplett verfehlen.

DIE OPTIMALVARIANTE

In Thüringen konnte der BUND bisher die meisten Erfah- ZENTRALER BEREICH (ZB) rungen bei der Umsetzung von „Korridorprojekten“ ent- BREITE: Ca. 35 Meter. lang des Wildkatzenwegeplans sammeln. Die Maßnahmen BEPFLANZUNG: Standortgerechte, einheimische Laub- – als Modellprojekte gedacht - decken ein relativ breites baumarten. Spektrum von Verbundmaßnahmen ab: Je nach Region müssen Baumarten in Abhängigkeit von der natürlichen Vegetation ausgewählt werden. Es sollte Mit dem ersten Lückenschluss im Korridor „Hainich – Thü- darauf geachtet werden, Pflanzenmaterial aus ökologisch ringer Wald“ konnte das Optimumszenario des hier 50 Me- arbeitenden, möglichst lokalen Baumschulen zu beziehen. ter breiten und 1,2 Kilometer langen Waldstreifens durch Lassen Sie sich von Baumschulen beraten, wenn es um eine ausgeräumte Ackerlandschaft, genau wie eingangs Fragen zum sinnvollen Alter der Bäume, der optimalen beschrieben, realisiert werden (vgl. Mölich & Vogel 2007). Pflanzzeit und der notwendigen Pflegemaßnahmen geht. BUND > Handbuch > 4.3 Minimalvariante 22

GESTALTUNG: Durchmischter Bestand; keine Reihen- pflanzung. Anreicherung mit bodennahen Kleinstrukturen (große Reisighaufen, Steinhaufen, unruhiges Relief).

MANTEL (M) BREITE: Ca. 5-6 Meter auf beiden Seiten des zentralen Bereichs. BEPFLANZUNG: Standortgerechte, heimische, möglichst autochthone Sträucher: Weißdorn (30 %), Schlehe (30 %), Hundsrose, Schwarzer Holunder, Hartriegel (40 %). Schnitt durch Wildkatzenkorridor (schematisiertes, GESTALTUNG: Kombination aus Strauchpflanzung und idealtypisches Entwicklungsziel). Hier ein Beispiel aus Benjes-Hecken entlang des Korridorverlaufs zu etwa Thüringen: Esche (40 %), Linde (20 %), Feldahorn, gleichen Teilen. Dornensträucher nach Arten getrennt Spitzahorn, Bergahorn (30 %), andere Laubbaumarten als Heckenelemente pflanzen. Am Boden: Steinhaufen, (Vogelkirsche, Eiche) (10 %). ZB (Zentraler Bereich), Steinwälle, unruhiges Relief. Ziel ist die Entwicklung eines M (Mantel), K (Krautsaumbereich). Nach: „Lebensraum strukturreichen Waldmantels. Waldrand“ aus Merkblatt der forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden–Württemberg, 48/1996, KRAUTSAUMBEREICH (K) verändert. BREITE: Ca. 2 Meter, auf beiden Seiten dem Heckenbereich vorgelagert. BEPFLANZUNG: Dauerbrache oder Ackerrandstreifen oder Extensivgrünland. GESTALTUNG: Eben, für Maschinenmahd geeignet (um den Pflegeaufwand zu minimieren).

Als optimal im Rahmen des in der Praxis Machbaren betrachtet der BUND einen TIPP etwa 50 Meter breiten Streifen aus standorttypischen Baum- und Strauch- arten. Es ist quasi ein „doppelter Wald- rand“ mit zentralem Bereich, in dem sich über die Jahre ein waldähnliches Mikroklima entwickeln kann.

MINIMALVARIANTE Am unteren Ende der zu akzeptierenden Skala von Vernetzungsstrukturen stehen einreihige Obstbaum- pflanzungen.Sie bieten - für sich genommen - keinen Blick von den Hörselbergen - sie bilden einen sogenannten Beitrag zu einem überregionalen Waldbiotopverbund. „Trittstein“ - zum Thüringer Wald.

Nicht akzeptabel: Die Realisierung eines Waldbio- topverbunds durch Beweidungsprojekte. Der Faktor 3. Meilenstein: Deckung wäre für die Wildkatze nur minimal erfüllt, ein Für den geplanten Biotopverbund sind die Pla- akzeptables Waldmikroklima besteht darin jedoch kei- nungen für die Korridorbreite, die Bepflanzung nesfalls. Nachhaltige Ausbreitungsvorgänge, besonders und die Nachbetreuung der Flächen abgeschlos- bei „langsamen“ Tierarten, benötigen oft Zeit (u.U. 10 sen. Die entstehenden Kosten wurden errechnet Jahre und mehr). Auch Kurzumtriebsplantagen - oft als und Finanzierungspläne erstellt. Betroffene Be- mögliche Verbundstrukturen für den Wald vorgeschla- hörden, Flächeneigentümer bzw. Flächennutzer gen – sind im Normalfall wenig geeignet. Es ist aber wurden kontaktiert. denkbar und eine Herausforderung für die Zukunft, die Bewirtschaftung von Energieholzplantagen mit Blick auf die Waldbiotopverbundfunktion zu optimieren. BUND > Handbuch > 4.4 Schritt 4: Die Durchführungsphase 23

4.4 SCHRITT 4 - DURCHFÜHRUNGSPHASE

Basis: Planerische Voraussetzungen Evaluation per Lockstockproben In der Durchführungsphase kommen die im Vorfeld ge- Wollen Sie langfristig überprüfen, ob Ihr neu geschaffe- planten Maßnahmen und Instrumente zum Einsatz. Ziel ner Biotopkorridor tatsächlich von Wildkatzen genutzt dieser Phase ist, die vorhandenen Planungen innerhalb wird, können Sie das über das Verfahren der genetischen des gegebenen Rahmens von Kosten und Zeit umzusetzen. Analyse mittels Haarproben ermitteln. Bedenken Sie aber dabei, dass es einige Jahre dauern kann, bis der Korridor Aus den Phasen 1-3 sind folgende Voraussetzungen gegeben: ausreichend Deckung bietet und er genutzt wird. Ihre Ansprechpartner in den BUND-Landesverbänden helfen • Vorhandene Ressourcen und Know-how wurden Ihnen hier gerne weiter. Durch Forschungskooperationen identifiziert mit Universitäten und Fachhochschulen können hierdurch • Ein Netz von Unterstützern wurde gespannt sogar neue Erkenntnisse über das Verhalten und die regio- • Korridorverlauf und Korridorbreite steht fest nale Verbreitung der Wildkatze gewonnen werden. • Umsetzungsinstrumente stehen fest • Bepflanzungskonzept steht fest Stellungnahmen/Einflussnahme • Kosten- und Finanzierungsplan stehen fest Durch naturschutzfachlich begründete Expertise werden Sie auch ein Partner von politischen und behördlichen Akteuren. Hier können Sie Ihre Kenntnisse und Überzeu- Begleitend: Öffentlichkeitsarbeit gungskraft dafür einsetzen, dass auch auf überregionaler Wenn Sie diese Phase erreicht haben, ist in der Regel Ebene ein Biotopverbund fachlich festgeschrieben wird, die meiste Arbeit bereits getan. In den meisten Fällen beispielsweise im Landschaftsplan, auf Gemeindeebene werden die eigentlichen Pflanzmaßnahmen durch Dritte oder sogar auf Landesebene im Landesentwicklungsplan. vorgenommen. Möglicherweise haben Sie sich jedoch entschieden, Pflanzungen - zumindest teilweise – selbst Umweltbildung zu organisieren und durchzuführen. In beiden Fällen ist in Nutzen Sie die vielfältigen BUND-Materialien zur Umwelt- dieser Phase die Öffentlichkeitsarbeit besonders wichtig, bildung. Mehr dazu im Kapitel 5.2. um die weitere Unterstützung des Projektes zu sichern. Feiern Sie Ihre Erfolge! Schauen Sie, was Das Wissen über die eigenen Ressourcen innerhalb und Sie schon erreicht haben. Feiern steigert außerhalb Ihrer Gruppe und über vorhandene Akteure hin- TIPP die Motivation. Vergessen Sie dabei nicht, sichtlich ihrer Einstellung zum Projekt ist die Basis für die immer einmal neu zu analysieren, wo Sie Planung Ihrer Öffentlichkeitsarbeit. Im Kapitel 6 erfahren in der Durchführung stehen, ob es neue Sie mehr über die möglichen Werkzeuge dieser Öffent- Konstellationen von Betroffenen oder lichkeitsarbeit, seien es nun Vorträge, Informationsblätter, Ressourcen gibt und in wieweit Ihre an- Führungen oder öffentliche Pflanztage. fänglichen Finanzierungs- und Zeitpläne noch mit der Realität übereinstimmen. Im Rahmen der Umsetzung des regionalen Waldbiotopver- bunds können Ihnen neue Sympathie- und Wissensträger Rückenwind geben. Knüpfen Sie durch Ihre gut platzierte 4. Meilenstein: Öffentlichkeitsarbeit, Ihre professionellen Umweltbildungs- Der Waldbiotopverbundkorridor wurde gemäß angebote und Ihre fundierte fachliche Expertise ein Netz den Planungen umgesetzt. Die Finanzierungs- von Akteuren, sei es in Schulen, Universitäten, Behörden, pläne wurden erfüllt. Eine Informationskam- Kommunen, Vereinen oder in den Medien. pagne ist umgesetzt worden. Ein kooperatives Netzwerk von Personen und Institutionen ist Neben der reinen Öffentlichkeitsarbeit bieten sich für die entstanden. Zeit während und nach der Entstehung „Ihres“ Korridors auch folgende Aufgaben für Sie und Ihre Gruppe an: Wenn Sie diesen Meilenstein erreicht haben, gratulieren • Evaluation per Lockstockproben (genetische Analyse) wir Ihnen ganz herzlich und wünschen Ihnen viel Erfolg • Stellungnahmen zu Eingriffen in die Landschaft/Ein- bei allen weiteren Projekten für einen flächen- flussnahme auf die Landschaftsplanung deckenden Waldbiotopverbund für die Wildkatze und • Umweltbildung (Umweltbildungspaket) andere waldgebundene Tierarten. 24 BUND > Handbuch > 5 Öffentlichkeitsarbeit

5 ÖFFENTLICHKEITSARBEIT

Die Bedeutung der Öffentlichkeitsarbeit für den Erfolg des In diesem Handbuch geben wir darüber hinaus Anregun- Rettungsnetzes für die Wildkatze ist nicht hoch genug ein- gen und Hilfestellungen, die speziell für das Rettungsnetz zuschätzen! Dies gilt nicht nur für die bundesweite Ebene, für die Wildkatze entwickelt wurden. Im Kapitel 6 stellen sondern besonders für Ihre lokale Arbeit. wir Beispiele für eine erfolgreiche Umsetzung vor.

Wichtige Zielgruppen sind Projektbetroffene (= Stake- holder) und die Bevölkerung. Zu den Projektbetroffenen 5.1 DER „LEBENSLAUF FÜR DIE WILDKATZE“ zählen alle, die in irgendeiner Phase der Korridorumset- zung an der Entscheidungsfindung beteiligt oder davon Der „Lebenslauf für die Wildkatze“ ist ein Volkslauf – betroffen sind (Personen aus Politik und Behörden, Land- möglichst entlang der Strecke eines geplanten Korri- schaftsplaner, Landbesitzer und -nutzer). Mithilfe einer dors. Die Idee wurde erstmals im Jahr 2006 in Thüringen rechtzeitigen und gut vorbereiteten Ansprache lassen sich umgesetzt – zur Eröffnung des ersten Wildkatzenkorridors viele Widerstände auflösen und Unterstützer gewinnen. zwischen dem Nationalpark Hainich und dem Thüringer Gute Öffentlichkeitsarbeit kann Zeit und Energie sparen! Wald. Seitdem gab es weitere Läufe.

Der BUND stellt unterschiedliche Handbücher für die Je nach Budget bzw. Größe der Veranstaltung wurden Öffentlichkeitsarbeit bereit. Diese können über www. bisher 200 bis 500 Läufer und 1.000 bis 3.000 Besucher bund-intern.net (nur für BUND-Miglieder) oder via Ver- begrüßt. Ziel dieser Maßnahme ist eine öffentlichkeitswirk- sand beim BUND angefordert werden. Hier bekommen Sie same Darstellung der Biotopvernetzung mit sehr regiona- allgemeine Vorschläge für die Arbeit mit der Presse, für lem Bezug. Die Öffentlichkeit wird zum einen indirekt über Infostände und andere Veranstaltungen und die Gewin- Medien (Vor- und Nachberichterstattung) sowie unmittelbar nung von Unterstützern. Bitte bedenken Sie: Der Versand während der Veranstaltung durch verschiedene Informati- einiger Materialien ist kostenpflichtig. onsangebote erreicht. BUND > Handbuch > 5.1 Der „Lebenslauf für die Wildkatze“ 25

Die Verbindung von Sport mit Natur- und Hintergrundberichte (zum Beispiel mit einer Ortsbege- schutz im Rahmen einer Veranstaltung hung mit Experten) angeboten werden. Zur Fernsehbericht- TIPP bietet für regionale Medien und lokale erstattung steht als Ergänzung bei vielen Landesverbänden Bevölkerung einen sehr interessanten An- und beim Bundesverband Filmmaterial über die Wildkatze lass, sich mit dem Thema Wildkatze und zur Verfügung. Waldbiotopverbund auseinander zu setzen. Für die Bewerbung der einzelnen Veranstaltungen wur- den Vorlagen für individualisierbare (Zeit und Ort) Banner Die Information der Bevölkerung erfolgt an einem und Plakate vorgefertigt, die über den Bundesverband zu Infostand mittels Broschüren und den Erklärungen durch beziehen sind. Diese werden im Vorfeld der Veranstal- fachkundiges, geschultes Personal. Viele Landesverbände tungen an öffentlichkeitswirksamen Stellen angebracht verfügen bereits über spezielle Wildkatzenausstellungen, (Plakatwände, Geschäfte etc.). die für solche Veranstaltungen ausgeliehen werden können (siehe unten). Als weiterer Blickfang kann vom Bundesver- band eine 2,5 x 6 Meter große, aufblasbare Wildkatzenfigur VERBINDENDES ELEMENT ZWISCHEN ALLEN REGIO- ausgeliehen werden. NALEN VERANSTALTUNGEN

Die Breitenwirkung erhält die Veranstaltung vor allem So wie Ihr Projekt selbst, sind auch die begleitenden durch die begleitende Pressearbeit. So wird zum einen Veranstaltungen sehr regional ausgerichtet. Als gemeinsa- über das Projekt und dessen Inhalte berichtet, zum anderen me Klammer für alle geplanten Veranstaltungen dient das für die Veranstaltung geworben. Je nach lokaler Medien- Motto „20.000 km laufen für die Wildkatze“. Dies ist die situation sollten im Vorfeld der Veranstaltung ein bis drei Zielmarke, die von allen Teilnehmern gemeinsam erreicht Pressemeldungen verschickt werden (Musterpressemittei- oder besser noch übertroffen werden soll. Dies entspricht lung im BUND-Intranet). Auch eine zusätzliche Pressekon- der Gesamtlänge des vom BUND geplanten, deutschland- ferenz ist sinnvoll, besonders wenn die Veranstaltungsform weiten Korridornetzes. Als sichtbare Umsetzung dieses erstmals in einer Region organisiert wird. Bei Vorbereitung Mottos steht eine spezielle Tafel bereit, die die bereits und Durchführung der Pressearbeit müssen Presseverant- gelaufenen Kilometer in einer Art Fieberthermometer wortliche und Fachexperten eng zusammenarbeiten. Presse- anzeigt. mitteilungen und Pressekonferenzen sollten gemeinsam mit den Partnern (Sportverein, eventuell Sportbund) abge- stimmt werden und Aussendungen parallel zu den eigenen EINE LISTE DER VERFÜGBAREN BUND-MATERIALIEN über deren Verteiler laufen. FÜR DIE „LEBENSLÄUFE“:

• Kontakte und Ansichten der Ausstellung (Tipi-Ausstellung) • Powerpoint-Mustervorträge über das Projekt • Musterpressemitteilungen für verschiedene Anlässe • Aufblasbare Wildkatzenfigur

Die ausleihbare, aufblasbare Wildkatze.

Um eine mehrfache Berichterstattung zu erreichen, ist für jede Veranstaltung eine Medienkooperation mit einem lokalen Anbieter (Tageszeitung und/oder regionaler TV- Die ausleihbaren Ausstellungmodule „Wildkatzen-Tipis“ Sender) anzustreben. Diesem Medienpartner können Fotos des BUND. 26 BUND > Handbuch > 5.2 Umweltbildungspaket - für die Wildkatzenretter von morgen

5.2 UMWELTBILDUNGSPAKET - FÜR DIE WILDKATZENRETTER VON MORGEN

Schüler und Jugendliche sind eine sehr wichtige Ziel- gruppe für das Thema Wald und Waldverbund: Kurzfristig gesehen, weil Kinder spannend aufbereitete Informatio- nen rasch in ihre Familien tragen und Veranstaltungen für Kinder oder mit Kindern auch für Journalisten (gute Multiplikatoren) attraktiv sind. Langfristig gesehen, weil das Rettungsnetz Wildkatze ein Generationenprojekt ist. Schließlich wird es Jahrzehnte dauern, bis alle nötigen Korridore gepflanzt und gewachsen sind.

Um Kinder und Jugendliche für die Natur und ihre Belan- ge begeistern zu können, hat der BUND ein umfangreiches Bildungspaket zu den Themen Wildkatze und Biotopver- Umweltbildnerin mit dem gefüllten Wildkatzen-Rucksack. netzung entwickelt. Dieses enthält folgende Bausteine:

• Unterrichtsmaterial (Kindergarten bis Sek. II) • Wildkatzenkoffer (Kindergarten bis Sek. II) • Lockstockaktion (Klasse 5 bis 12) • Computersimulation (Sek. I und II)

Das Bildungspaket enthält Bausteine für den (a) schuli- schen und (b) außerschulischen Bereich. Es gibt Lernkom- ponenten für draußen und für drinnen. Stellen Sie sich eine für Sie passende Variante zusammen!

Kinder bei einer Lockstockaktion in Thüringen zum Nachweis der Verbreitung von Wildkatzen.

Möglichkeiten, im Bereich Umweltbildung für den Wildkatzenbiotopverbund aktiv zu werden:

• Werben Sie in Kindergärten, Schulen und Bildungsein- • Stellen Sie die Materialien bzw. Infos dazu auf Ihrer richtungen intensiv für die Materialien und sorgen eigenen Website bereit (falls vorhanden). Sie dafür, dass möglichst viele junge Menschen damit arbeiten können. • Bieten Sie selbst Bildungsveranstaltungen für Kinder und Jugendliche an. Sie können dafür direkt in Kin- • Informieren Sie an Infoständen über das Material und dergärten, Schulen und Umweltbildungseinrichtungen den Bezugsweg. Ideen zur Gestaltung Ihres Standes bie- gehen oder laden zu Veranstaltungen in anderen Räum- tet Ihnen das BUND-Handbuch „Infostände eindrucks- lichkeiten ein. voll gestalten“ (www.bund-intern.net). • Bieten Sie Lehrern und Umweltbildnern an, ihnen • Verfassen Sie Presseinformationen und schicken Sie das Material vorzustellen (beispielsweise in Infoveran- diese an regionale Zeitungen, Radio und TV. Tipps zum staltungen oder Workshops). Hierbei lernen potentielle Erstellen der Info bietet Ihnen das BUND-Handbuch Multiplikatoren den Umgang mit dem Material. Sie „Wege in die Presse“ (www.bund-intern.net). können es ausprobieren, bekommen wertvolle Hinweise und können Fragen stellen. • Bieten Sie Bildungsplattformen im Internet das Material an (zum Beispiel Bildungsservern der Länder). BUND > Handbuch > 6 Gelungene Beispiele von Biotopenvernetzungsmaßnahmen 27

6 GELUNGENE BEISPIELE VON BIOTOPVERNETZUNGSMAßNAHMEN

Der BUND hat bisher acht Korridorprojekte initiiert bzw. Darüber hinaus laufen zurzeit Vorbereitungen für zumindest diese gemeinsam mit Partnern umgesetzt. Drei dieser fünf weitere Korridorprojekte des BUND. Mehr über diese Pilotprojekte finden Sie hier beschrieben. Sie können – Projekte findet sich auf www.bund.net/biotopvernetzung nach Vereinbarung – mit einer fachkundigen Führung besichtigt werden. Wenden Sie sich dafür bitte an die im Anhang aufgelisteten Ansprechpartner.

6.1 THÜRINGEN, VERBINDUNG HAINICH-THÜRINGER WALD

DAS VOM BUND GESTECKTE ZIEL: Wildkatzenbiotopverbund zwischen Nationalpark Zu Beginn des Waldkorridors Hainich-Thüringer Wald Hainich und Thüringer Wald. gab es bundesweit noch kein vergleichbares Projekt. Das Länge: 20 Kilometer, Breite: 50 Meter. Thema Biotopverbund war zuvor in dieser Größenordnung Gestaltung: Waldähnlich. deutschlandweit noch nie Grundlage von Ausgleichs- und Umsetzungsinstrumente: Ausgleichs- und Ersatzmaßnah- Ersatzmaßnahmen der Straßenverkehrsplanung. men, Flurneuordnungsverfahren. BUND > Handbuch > 6.1 Thüringen, Verbindung Hainich-Thüringer Wald 28

DIE ERGEBNISSE EINER BETROFFENEN- ANALYSE IM VORFELD: AUSGANGSLAGE Hoch komplexes Vorhaben, hohes Konfliktpotential. Durch die Verlegung der Bundesautobahn 4 im Jahr 2000 Nach Einschätzung der meisten Prozessbeteiligten galt waren Ausgleichs- und Ersatzflächen im Rahmen eines das Projekt zu Beginn als „nicht realisierbar“. Planfeststellungsbeschlusses bereits geplant worden, aller- dings ohne Biotopverbundaspekt. Ausgleichsflächen gab HAUPTAKTEURE es viele, sie waren jedoch in der Fläche verstreut und ohne • Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Naturschutz zusammenhängendes Konzept benannt worden, das heißt und Umwelt für einen Biotopverbund ungeeignet. Durch den Umfang • DEGES - Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und des Straßenbauprojektes waren sehr viele Pächter sowie -bau GmbH Grundstückseigentümer betroffen. • BUND Landesverband Thüringen • Nationalpark Hainich UMSETZUNG • Gemeinde Behringen und Wenigenlupnitz Der BUND forderte eine Bündelung der Ausgleichs- und • Thüringer Landgesellschaft Ersatzmaßnahmen im Bereich des anvisierten Korridors. • Agrargenossenschaft Großenlupnitz Vor Ort gab es bereits seit dem Jahr 2004 ein „Wildkat- • Teilnehmergemeinschaft Flurneuordnung Wenigenlupnitz zenbüro“ und damit einen festen lokalen Ansprechpartner • Amt für Landentwicklung und Flurneuordnung Meiningen für Behörden und Gemeinden. Es erfolgten viele Gesprä- che mit dem zuständigen Amt für Landentwicklung und FÖRDERER Flurneuordnung Meiningen (ALF) und dem Ministerium Ab dem Jahr 2004 wurde das Projekt fünf Jahre lang von für Landwirtschaft, Forsten, Umwelt und Naturschutz. Sie Stiftungen und Naturschutzorganisationen gefördert: unterstützten die Idee des BUND, was letztendlich zu einer • Deutsche Bundesstiftung Umwelt insgesamt weitgehenden Akzeptanz auf Behördenseite • Frankfurter Zoologische Gesellschaft führte. Als ein operationaler Schlüssel für die zeitnahe • Deutsche Umwelthilfe Umsetzung des Projekts erwies sich die Zusammenarbeit • Naturstiftung David mit dem Thüringer Amt für Landentwicklung. Es verfügte über das erforderliche Instrumentarium und die Kontakte VORARBEITEN zur Herstellung der Flächenverfügbarkeit. Gemeinsam mit der Naturschutz- und Forstverwaltung bemühte sich der BUND seit vielen Jahren darum, mög- Ab dem Jahr 2006 gelang es in Folge dieser Zusammenar- lichst viele Exemplare tot aufgefundener Wildkatzen beit, Flächen für den Biotopverbund zu sichern. Im Herbst wissenschaftlichen Untersuchungen zuzuführen. Auf die- 2006 wurde damit begonnen, einen 50 Meter breiten und ser Grundlage entstand eine tragfähige Basis der Zusam- 1.200 Meter langen Gehölzstreifen zu bepflanzen. Bis zum menarbeit zwischen Behörden, Planern und Naturschutz. Herbst 2007 wurde die größte Lücke zwischen den beiden Es bestanden gute Kontakte bis in die oberen Ebenen der Wäldern durch Pflanzung von insgesamt 20.000 Büschen Naturschutzverwaltung (Ministerium, Minister). Mit Un- und Bäumen geschlossen. Im Jahr 2010 erfolgte im zwei- terstützung des Ministeriums war bereits ein Forschungs- ten Korridorabschnitt ein Flurneuordnungsverfahren mit projekt zu den Wildkatzenvorkommen im Nationalpark der betroffenen Gemeinde Kälberfeld, in dessen Rahmen Hainich und den Wanderbewegungen der Tiere durch- auch der Biotopverbund für die Wildkatze Berücksichti- geführt worden (Mölich 1999). gung fand. Im Jahr 2011 wurden die Planungen für den zweiten und letzten Korridorteil abgeschlossen. IDEE UND ZIEL Ende 1999 entstand die Idee, einen Biotopverbundkorridor zwischen dem Nationalpark Hainich (als nachgewiesenem Wildkatzenlebensraum) und dem Thüringer Wald (als potentiellem Wildkatzenlebensraum) zu schaffen. BUND > Handbuch > 6.1 Thüringen, Verbindung Hainich-Thüringer Wald 29

Blick auf die Biotopverbundachse Hainich-Thüringer Wald im Tal der Nesse.

ÖFFENTLICHKEITSARBEIT ERFOLGSFAKTOREN Im BUND-Thüringen war die Wildkatze seit dem Jahr • Hohe zeitliche Kontinuität im Engagement 1996 als Thema fest verankert und Bestandteil der Öf- • Hohe fachliche Kompetenz und Glaubwürdigkeit beim fentlichkeitsarbeit. In Zusammenarbeit insbesondere mit Thema Wildkatze dem Nationalpark Hainich wurde die Wildkatze in dieser • Ein gutes fachliches Konzept und eine sachorientierte Zeit als Sympathieträger und Leitart für den Verbund von Verhandlungsführung Waldlebensräumen etabliert und vielen Menschen weit • Forderungen nach Bündelung der Ausgleichs- und über die Region hinaus nahe gebracht. Ersatzmaßnahmen in einem Wildkatzenbiotopverbund • Kombination von notwendigen Ausgleichs- und Ersatz- Im Jahr 2004 gab es zum Auftakt des Rettungsnetzes maßnahmen mit zwei parallel erfolgenden Flurneuord- Wildkatze im Thüringer Landtag eine Landespressekonfe- nungsverfahren in der Region renz zusammen mit dem damaligen Thüringer Umweltmi- • Einbeziehung der Akteure vor Ort durch eine gezielte nister und dem Bayerischen Landesamt für Umweltschutz. Öffentlichkeitsarbeit Im Jahr 2006 wurde mit Unterstützung des Bundesver- • Nutzung des guten Images der Wildkatze, die dem bands mit „Running Wild – Der Lebenslauf für die Wild- unattraktiven Thema „Biotopverbund“ ein sympathi- katze“ (Halbmarathon entlang des geplanten Biotopver- sches Gesicht gab bunds) eine Mitmach-Veranstaltung mit Eventcharakter geboren. Die Menschen der Region sowie die lokalen ERGEBNIS Behörden und Institutionen wurden stark eingebunden. Wildkatzenbiotopverbund zwischen Nationalpark Hainich Der BUND erreichte eine hohe Präsenz in regionalen und und Thüringer Wald: überregionalen Leitmedien (Titelseite einer landesweiten Länge: 20 Kilometer, Breite: 50 Meter. Zeitung, Spiegel, ZDF). Das Thema wurde hierbei positiv Gestaltung: Waldrandähnlich. besetzt, und neue Unterstützer konnten gewonnen werden. Parallel dazu wurden seit dem Jahr 2004 in regelmäßigen Rundbriefen Unterstützer und Interessierte über den Pro- jektfortschritt informiert. Die Website www.wildkatze.info präsentierte aktuelle Informationen und Hintergründe. BUND > Handbuch > 6.2 Niedersachsen, Verbindung Solling-Burgberg-Vogler 30

6.2 NIEDERSACHSEN, VERBINDUNG SOLLING–BURGBERG–VOGLER

ZIEL DES BUND: FÖRDERER Pacht von Flächen für einen Wildkatzenbiotopverbund im • Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung Landkreis . • Naturschutzstiftung Landkreis Holzminden Länge: 3,5 Kilometer, Breite: 20 bis 50 Meter. • Jagdabgabe des Ministeriums für Landwirtschaft Gestaltung: Breiter Gewässerrandstreifen. • Volkswagen AG Umsetzungsinstrumente: Ausgleichs- und Ersatzmaßnah- men, Landkauf. UMSETZUNG Anfang des Jahres 2009 begann die BUND-Kreisgruppe IDEE UND ZIEL im Landkreis Holzminden die konkrete Vorarbeit für einen Im Jahr 2007 ist im BUND-Niedersachen das erste Wild- Biotopverbundkorridor im Bereich Solling. Im potenti- katzenprojekt gestartet. Langfristiges Ziel ist die Vernet- ellen Korridorgebiet hatte ein Grundstückseigner – ihm zung der Regionen Harz und Solling. Auch soll der neu gehörten 50 Prozent der Gesamtlänge des angestrebten entstehende Biotopverbund mit der Lüneburger Heide Korridors – Verkaufsabsichten geäußert. Mit diesen Infor- geschaffen werden. mationen trat die BUND-Kreisgruppe im Laufe des Jahres an den BUND-Landesverband heran. In Zusammenarbeit AUSGANGSLAGE mit diesem, der landesweiten Wildkatzenbeauftragten Solling und Harz sind sogenannte Quellgebiete („Source im NLWKN und den lokalen BUND-Aktiven wurde eine Area“) für die Wildkatzen. Einige der dort lebenden Tiere Begehung durchgeführt und weitere geeignete Flächen verlassen diese Gebiete, um andere Lebensräume zu besie- ausgewählt. deln. Im Landkreis Holzminden wurde ein Wanderkorridor in einem FFH-Gebiet entlang eines Bachlaufs geschaffen. Dann erfolgte die Suche der anderen Grundstückseigen- Dieser war die einzige Verbindungsstruktur zwischen zwei tümer. Die Ansprache war allerdings oft schwierig, da es weit voneinander entfernt liegenden Waldbereichen. abgesehen von einer Handvoll Grundstückseigentümern noch mehrere Pächter gab. Außerdem verzögerte sich der DIE ERGEBNISSE EINER BETROFFENENANALYSE Kaufabschluss des bereits sicher gewähnten Grundstücks IM VORFELD aufgrund erbrechtlicher Regelungen erheblich. Einige der Flächeneigner standen dem geplanten Biotop- verbundkorridor anfangs skeptisch gegenüber. Dadurch Durch die gute und enge Zusammenarbeit mit der UNB schien der geplante Korridors zunächst in Frage gestellt. konnte parallel zu den Kaufverhandlungen bewirkt wer- den, dass die weiteren angesprochenen Grundstückseigner HAUPTAKTEURE im Rahmen von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen ihre • BUND-Kreisgruppe vor Ort, BUND-Landesverband Flächen für den Biotopverbund zur Verfügung stellten. Niedersachsen • Säugetierbeauftragte des Niedersächsischen Landes- betriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) • Niedersächsische Landesforsten und lokales Forstamt • Untere Naturschutzbehörde • Lokale Landbesitzer • Jägerschaft • Lokale Vereine BUND > Handbuch > 6.2 Niedersachsen, Verbindung Solling-Burgberg-Vogler 31

ÖFFENTLICHKEITSARBEIT Um den Erfolg der Verhandlungen zu sichern, erfolgte eine intensivere Öffentlichkeitsarbeit (Vorträge, loka- le Begehungen) erst nach erfolgreichem Abschluss der Verhandlungen. Seit dem Jahr 2010 wurde über Lokalzei- tungen gezielte nach geeigneten Grundstücken entlang des niedersächsischen Wildkatzenwegeplans gesucht. Im April 2011 konnte die Bepflanzung des ersten Korridorstücks beginnen. Im Juni 2011 liefen 550 Sportler beim ersten niedersächsischen „Lebenslauf für die Wildkatze“ mit.

Sehr beliebt sind die seit dem Jahr 2008 vom BUND-Lan- desverband im Harz angebotenen Wildkatzenwanderun- Pflanzaktion im ersten Wildkatzenkorridor in Niedersach- gen. Diese hatten zwar keine unmittelbare Auswirkungen sen (v.l.n.r.: Landrat des Landkreises Holzminden Walter auf die Korridorgestaltung im konkreten Bereich Solling, Waske / Leiter Referatsgruppe Naturschutz des Ministe- förderten jedoch die öffentliche und politische Wahrneh- riums für Umwelt Bernd Karl Hoffmann / Vorstandsmit- mung im gesamten Bundesland. glied BUND-Niedersachsen Evelyn Gustedt).

ERFOLGSFAKTOREN Weitere Infos unter www.bund-niedersachsen.de. • Hohe persönliche Präsenz und Kompetenz vor Ort • Stabiles Netzwerk zwischen Interessierten und Akteuren WEITERE BEISPIELE des Biotopverbunds www.wildkatze.info/index.php?id=71 • Die Untere Naturschutzbehörde hatte Interesse an der www.bund.net/biotopvernetzung Umsetzung von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen • Bei einem Grundstückseigentümer war die Verkaufs- absicht bereits bekannt

ERGEBNIS Kauf einer Teilfläche des Korridorgebietes im Landkreis Holzminden, Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen auf dem Rest des anvisierten Korridors. Länge: 3,5 Kilometer, Breite: 15 bis 50 Meter. Gestaltung: Biotopverbund mit einer 100 Meter Lücke. BUND > Handbuch > 6.3 Rheinland-Pfalz, Verbindung Pfälzerwald-Bienwald 32

6.3 RHEINLAND PFALZ, VERBINDUNG PFÄLZERWALD – BIENWALD

UMSETZUNG Die Wildkatzenpopulation im Pfälzerwald wird auf etwa Um den neuen Waldbiotopverbund zu planen, wurde 200 bis 600 Tiere geschätzt. Die Vorkommen konzentrieren zunächst eine ausführliche Studie zum Wildkatzenkorridor sich auf drei Gebiete: den inneren Pfälzerwald, den süd- für den Bereich Südpfalz erstellt. Zu Beginn des Jahres lichen Pfälzerwald (Wasgau) und den Bienwald. 2009 wurde eine lokale BUND-AG „Wildkatze“ gegrün- det. Die sieben bis acht Aktiven hatten sich zum Ziel ZIEL DES BUND gesetzt, den Pfälzerwald mit dem Bienwald zu verbinden. Durch Landkauf Schaffung eines Biotopverbunds für Um möglichst viele Menschen im Gebiet in die Planung Wildkatzen um Oberotterbach. des Korridors einzubinden, knüpften die Aktiven in der Länge: 9 Kilometer, Breite: 50 Meter. Südpfalz vielfältige und wichtige Kontakte. Mit dabei: die Gestaltung: Lückiger Korridor. Untere Naturschutzbehörde, die Bürgermeister der betrof- Umsetzungsinstrumente: Flächenkauf und -tausch, Pacht. fenen Ortsgemeinden, die betroffenen Bauern, das Jugend- amt sowie die Schulen. Letztere wurden gebeten, bei den HAUPTAKTEURE Pflanzungen zu helfen. Außerdem arbeiten die Akteure • Lokale BUND-Arbeitsgruppe, BUND-Landesverband eng mit dem Naturschutzverband Südpfalz zusammen. Rheinland Pfalz • Kreisverwaltung, Bürgermeister UMSETZUNGSINSTRUMENTE • Untere Naturschutzbehörde Ein gutes Werkzeug für die Planung des Biotopverbund- • Universität korridors war das digital verfügbare öffentliche Land- • Weitere Verbände (Sportvereine, Jägerschaft, Winzer, schaftsinformationssystem (LANIS). Darüber erschloss Freie Wähler, Feuerwehr) sich der Gemarkungscode. Das Katasteramt ermittelte mit diesem Code später die Grundstückseigner. Der BUND FÖRDERER informierte diese per Post über das Projekt und bat um Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz, Kooperation. Bei Interesse der Eigner, fand eine gemeinsa- Sparda-Bank Südwest. me Begehung der Fläche statt.

IDEE UND ZIEL Wichtig für den Projekterfolg war es, dass zu Anfang ein Ausbreitungsmöglichkeiten für Wildkatzen zwischen den landwirtschaftlich wertvolles Grundstück zum Tausch an- Kerngebieten südlicher Pfälzerwald und Bienwald. geboten werden konnte und die Verhandlungsführer nicht mit „leeren Händen“ dastanden. Das war der Einstieg, etwa DIE ERGEBNISSE EINER BETROFFENENANALYSE 10 von 20 Flächen zu kaufen bzw. zu tauschen. IM VORFELD Es gab, neben unklaren Eigentumsverhältnissen, noch ÖFFENTLICHKEITSARBEIT mehrere Pachtverträge zu klären. Angesprochen wurden Dank der guten Fördermittelsituation konnte die Öffent- etwa 20 Grundstücksbesitzer. Weiterhin war zu klären, lichkeitsarbeit sehr intensiv, kontinuierlich und vielfältig wie und von wem die neuen Korridorflächen gepflegt betrieben werden. Großen Wiedererkennungswert bot ein werden sollten. Besonders die „Nachbarn“ des anvisierten eigens für das Projekt entwickelte Wildkatzenlogo und ein Korridors sorgten sich um mögliche negative Auswirkun- spezielles Design aller Infomaterialien. Diese fanden sich gen auf ihre eigenen Flächen. Außerdem bestand die auch auf der Projektwebsite wieder. Angst, die Initiative würde die Bodenpreise in der Region hochtreiben. BUND > Handbuch > 6.3 Rheinland-Pfalz, Verbindung Pfälzerwald-Bienwald 33

Im Sommer 2009 wurde der Startschuss für das Projekt gefeiert, weitere Veranstaltungen, wie beispielsweise das Kinderfest „Tanzen für die Wildkatze“ in Landau, das Wildkatzenfest in Kandel und die Kinderolympiade im Goethepark in Landau folgten. Zahlreiche Bürger konn- ten sich hier über Wildkatzen und Wildtierkorridore informieren.

Ein Höhepunkt war der Wildkatzenlauf „Mer rennen fer die Katz“ am 10. April 2010 in Oberotterbach mit etwa 1.000 Besuchern.

Aus dem Obst der Streuobstwiesen im Korridorgebiet stell- te der BUND im Herbst 2010 zum ersten Mal den „Pälzer Beeresaft“ unter dem Motto: „Hier kommt nicht nur die Wildkatze auf ihre Kosten“ her. Auch wurden Radtou- ren entlang des Korridors angeboten. An verschiedenen Haltepunkten erhielten die Radler Infos zum Projekt.

Außerdem wurden für Interessierte regelmäßig Vorträge mit einem Kurzfilm und Berichte über eine besondere Wildkatze mit Namen „Löwenherz“ angeboten. Einzel- ne Akteure wurden zum Telemetrieren von Wildkatzen eingeladen. Übersicht über die Waldbiotopverbundplanungen zwi- Um auch Kinder und Jugendliche anzusprechen, wurde die schen Bienwald und Pfälzer Wald in Rheinland-Pfalz. Umweltbildungsmappe „Auf den Spuren der Wildkatze“ erarbeitet.

ERFOLGSFAKTOREN VORLÄUFIGES ERGEBNIS • Die BUND-Gruppe vor Ort hatte gute Kontakte Wildkatzenbiotopverbund im Landkreis Landau durch (Sportverein, Jägerschaft, Winzer) und Kenntnisse über Kauf und Pacht. lokale Prozesse Länge: 9 Kilometer, mit bisher größeren Lücken. • Frühzeitig wurden Kontakte zu Behörden und beteiligten Breite: 50 Meter. Akteuren geknüpft Gestaltung: Trittsteinlösung, teilweise mobile Grünstreifen. • Es gab landwirtschaftlich wertvolle Grundstücke zum Gegentausch Der BUND besitzt eine Fläche im Gebiet des Wildwander- • Auf Ängste der Betroffenen (Bodenrichtwerterhöhung, weges, die mit Pappeln bewachsen ist. Weitere Flächen negative Auswirkungen auf Nachbarflächen) wurde wurden zusätzlich gekauft oder gepachtet. Im April 2010 nachhaltig eingegangen fand die erste Pflanzaktion zusammen mit einigen Schü- • Eine intensive Öffentlichkeitsarbeit begleitete das Projekt lern, FÖJlern, Landwirten, Jägern, Förstern und Natur- über die gesamte Laufzeit und schuf Anknüpfungs- schützern statt. Weitere Flächen werden folgen! punkte für weitere Kontakte Mehr Informationen unter www.wildkatze-rlp.de BUND > Handbuch > 7 Weiterführendes 34

7 WEITERFÜHRENDES

7.1 BUND-WILDKATZENBÜROS & WEITERE ANSPRECHPARTNER

DIE BUND-WILDKATZENBÜROS

Wildkatzenbüro Thüringen Wildkatzenbüro Nordrhein-Westfalen Thomas Mölich (Behringen) Dr. Jochen Behrmann (Düsseldorf) Tel.: 036254 85962 Tel.: 0211 30200514 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] Alexandra Schubert (Erfurt) www.bund-nrw.de Tel.: 0361 5550318 E-Mail: [email protected] Wildkatzenbüro Saarland www.wildkatze.info Martin Lillig (Saarbrücken) Tel.: 0681 813700 Wildkatzenbüro Niedersachsen E-Mail: [email protected] Janina Philipp (Hannover) www.bund-saar.de Tel.: 0511 9656912 E-Mail: [email protected] Wildkatzenbüro Sachsen-Anhalt www.bund-niedersachsen.de/wildkatze Ralf Meyer (Halle an der Saale) BUND-Regionalverband Halle-Saalekreis Wildkatzenbüro Baden-Württemberg E-Mail: [email protected] Laura Bollwahn (Stuttgart) Tel.: 0391 5630780 Tel.: 0711 62030612 www.bund-sachsen-anhalt.de E-Mail: [email protected] www.bund-bawue.de/wildkatze Wildkatzenbüro Rheinland Pfalz Sabine Yacoub (Mainz) Wildkatzenbüro Hessen Tel.: 06131 627060 Sarah Friedrichsdorf (Frankfurt am Main) E-Mail: [email protected] Tel.: 069 67737616 www.bund-rlp.de E-Mail: [email protected] www.bund-hessen.de/wildkatze

Wildkatzenbüro Bayern Dr. Kai Frobel (Nürnberg) Tel.: 0911 8187819 (Sekretariat) E-Mail: [email protected] www.bund-naturschutz.de/wildkatze BUND > Handbuch > 7.2 Weitere Kontakte 35

7.2 WEITERE KONTAKTE

Flächenkataster Rheinland-Pfalz LANIS – Landschaftsinformationssystem http://map1.naturschutz.rlp.de/mapserver_lanis/

Flächenpools www.verband-flaechenagenturen.de

7.3 FINANZIERUNGSMÖGLICHKEITEN

Bundesweit Berlin BfN – Bundesprogramm biologische Vielfalt: www.biolo- www.stiftung-naturschutz.de gischevielfalt.de/bundesprogramm.html Rheinland-Pfalz www.bfn.de/0205_foerderprogramm.html www.umweltstiftung.rlp.de www.stiftungen.org Saarland www.nls-saar.de (private Stiftung) Naturschutzstiftungen der Länder Schleswig-Holstein Baden-Württemberg www.stiftung-naturschutz-sh.de www.stiftung-naturschutz-bw.de (Achtung: frühe Fristen!) Niedersachen www.bingo-umweltstiftung.de Thüringen www.stiftung-naturschutz-thueringen.de Nordrhein-Westfalen www.sue-nrw.de Sachsen www.lanu.de/de/Naturschutzfonds Es gibt lokale, z.T. überregionale Stiftungen von Banken (Sparda, Volksbank) Sachsen-Anhalt www.sunk-lsa.de Erstaufforstung Hessen www.wibank.de/de/Foerderprogramme/Wirtschaft/Foerde- Bayern-Linksammlung rung-Erstaufforstung.html www.stmug.bayern.de/umwelt/naturschutz/foerderung/ index.htm

Brandenburg www.naturschutzfonds.de BUND > Handbuch > 7.4 Quellenangaben & Tipps zum Weiterlesen 36

7.4 QUELLENANGABEN & TIPPS ZUM WEITERLESEN

QUELLENANGABEN

Bennett, A.F. (1990): Habitat corridors and the conservation of small mammals Mölich, T. & Vogel, B. (2007): in a fragmented forest environment. - Landscape Ecology Wie ein Brückenschlag für die Wildkatze gelang. In: 4, S. 109-122. Leitschuh-Fecht, H., Holm, P., Hrsg.: Lebensräume schaf- fen, Artenschutz im Verkehrsnetz. - Umwelt und Verkehr Brotons, L. & Herrando, S. (2001): 5, Haupt, Bern/Stuttgart, S. 129-138. Factors affecting bird communities in fragments of se- condary pine forest in the north-western Mediterranean Perault, D.R. & Lomolino, M.V. (2000): basin. - Acta Oecologica-International Journal of Ecology Corridors and mammal community structure across a frag- 22, S. 21-31. mented, od-growth forest landscape. - Ecol. Monographs 70, S. 401-422. Fuchs, D., Hänel, K., Lipski, A., Reich, M., Finck, P. & Riecken, U. (2010): Reck, H. et al. (2005): Länderübergreifender Biotopverbund in Deutschland. Lebensraumkorridore für Mensch und Natur. Teil I – Grundlagen und Fachkonzept. - Naturschutz und Biolo- Initiativskizze. - Naturschutz und biologische Vielfalt 17, gische Vielfalt 96, 194 S. S. 11-53.

Corbett, L. K. (1979): Vogel, B., Mölich, T., Klar, N. (2009): Feeding ecology and social organisation of wildcats (Felis Der Wildkatzenwegeplan- Ein Strategisches Instrument silvestris) and domestic cats (Felis catus) in Scotland. - des Naturschutzes. - Naturschutz und Landschaftsplanung PhDthesis, University of Aberdeen. 41, S. 333-340.

Jedicke, E. (1994): Vogel K., Vogel B., Rothhaupt G. & Gottschalk E. Biotopverbund – Grundlagen und Maßnahmen einer neu- (1996): en Naturschutzstrategie. - Eugen Ulmer, Stuttgart, 2. Aufl. Einsatz von Zielarten im Naturschutz – Auswahl der Arten, Methode von Populationsgefährdungsanalyse und Mölich, T., BUND Thüringen (1999): Schnellprognose, Umsetzung in die Praxis. - Naturschutz Unveröffentlichter Bericht an das Thüringer Ministerium und Landschaftsplanung 28: 179-184. für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt. - Abschluss- bericht mit Maßnahmenteil, S. 57.

TIPPS ZUM WEITERLESEN Crooks, K.R. (2002): Birlenbach, K. & Klar, N. (2009): Relative Sensitivities of mammalian Carnivores to habitat Aktionsplan Wildkatze. In: Fremuth, W. et al, Hrsg.: Fragmentation. - Conservation Biology 16, S. 488-502. Zukunft der Wildkatze in Deutschland - Ergebnisse des internationalen Wildkatzen-Symposiums 2008 in Wiesen- Denk, M. et al. (2004): felden. - Initiativen zum Umweltschutz 75, Erich Schmidt, Gutachten zur gesamthessischen Situation der Wildkatze Berlin, S. 155-216+CD-Rom. (Felis silvestris, Schreber 1777) zur Vorbereitung des Monitorings im Rahmen der Berichtspflichten zu FFH- Büttner, I. et al. (2005): Anhang-IV-Arten. - Forschungsinstitut Senkenberg, Verbreitung der Wildkatze in Deutschland. In: Symposium Biebergemünd, 64 S. on the Biology and Conservation of the European Wildcat (Felis silvestris silvestris), Fischbach, Germany. Herrmann, M. (1990): Verbreitung und Bestandssicherung der Wildkatze (Felis Herrmann, M. & Klar, N. (2007): silvestris, Schreber 1777) im Saarland. - Verh. Ges. Ökol., Wirkungsuntersuchung zum Bau eines wildkatzensicheren S. 200-205. Wildschutzzaunes im Zuge des Neubaus der BAB A 60, Bittburg-Wittlich. - Landesbetrieb Mobilität Rheinland- Pfalz, Koblenz, 100 S. BUND > Handbuch > 7.4 Weitere Informationen 37

Iuell et al. (2003): Pott-Dörfer, B. & Raimer, F. (2004): Wildlife and Traffic: A European Handbook for Identify- Zur Verbreitung der Wildkatze in Niedersachsen. - ing Conflicts and Designing Solutions. - COST 341 Habitat Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen 6/2004, Fragmentation due to Transportation Infrastructure, KNNV S. 279-281. Publishers. Simon, O. (2006): Libois, R.M (1992): Die Wildkatze als Leitart für den Lebensraumverbund Le Chat Sauvage, Felis Silvestris, Schreber 1777. - Council Kellerwald-Burgwald-Rothaargebirge. Kleine Tatzen – of Europe, ed. Seminar on the biology and conservation Große Räume. - Naturschutz-Akademie Hessen, Wetzlar, of the wildcat (Felis silvestris), Nancy, France, Vol. 16, S. S. 53-67. 26-33. Stubbe, M. & Stubbe, A. (2001): Mölich, T. & Klaus, S. (2003): Wiederbesiedlung des nördlichen Harzvorlandes durch die Die Wildkatze (Felis silvestris) in Thüringen. - Land- Wildkatze. - Beitr. Jagd- und Wildforsch. 26, S. 179-180. schaftspflege und Naturschutz in Thüringen 4, S.109-134.

WEITERE INFORMATIONEN

Ökokonten im Wald http://oekokonto-im-wald.de/recht.html

Flächenpools (Thüringen) www.thueringen.de/de/publikationen/pic/pubdown- load774.pdf

FLURBEREINIGUNGSVERFAHREN

Flurbereinigungsgesetz (FlurbG) (http://bundesrecht.juris. Dienstleistungszentren Ländlicher Raum Rheinland-Pfalz de/flurbg/index.html) (www.dlr.rlp.de)

Flurneuordnungsverwaltung Baden-Württemberg Verband der Teilnehmergemeinschaften Rheinland-Pfalz (www.landentwicklung-mlr.badenwuerttemberg.de) (www.vtg-rlp.de)

Bundesverband für Teilnehmergemeinschaften e.V. (BTG) Verband für Landentwicklung und Flurneuordnung (VLF) (www.btg-bund.de) Thüringen (www.vlf-thueringen.de)

Verband der Teilnehmergemeinschaften Baden-Württem- Verband für Landentwicklung und Flurneuordnung (vlf) berg (VTG) (www.vtg-bw.de) Brandenburg (www.vlf-brandenburg.de)

Bund-Länder-Arbeitsgemeinschaft Landentwicklung Verbände der Teilnehmergemeinschaften in Niedersachsen (www.landentwicklung.de) (www.vtg-web.de)

Siedlungsgesellschaft Bayern (www.bbv-LS.de) BUND > Handbuch > 7.5 BUND-Materialien 38

7.5 BUND-MATERIALIEN

Auf der Internetseite www.bund-intern.net können Sie weitere hilfreiche BUND-Handbücher herunterladen. Achtung: Um sich auf dieser Seite zuvor registrieren zu können, müssen Sie BUND-Mitglied sein.

Eine Auswahl der Titel:

• Handbuch zur Projektdatenbank „AktionsNetz Naturschutz“ • Handbuch „Druckportal“ • Handbuch „Überzeugen argumentieren“ am Beispiel des Themas Biologische Vielfalt • Handbuch „Naturführungen aufwerten“ • Handbuch „Erfolgreich online campaignen“ • Handbuch „Der eigene Internetauftritt“ • Handbuch „Fotografie und Bildbearbeitung“ • Handbuch „Freiwillige gewinnen“ • Handbuch „Infostände eindrucksvoll gestalten“ • Handbuch „Mitglieder werben“ • Handbuch „Wege in die Presse - Pressearbeit“ • Handbuch „Mittel und Wege der Öffentlichkeitsarbeit“ BUND > Handbuch > 7.6 Impressum 39

7.6 IMPRESSUM

HERAUSGEBER: BUND-Landesverband Thüringen e.V.

Redaktion: Dr. Burkhard Vogel, Alexandra Schubert, Thomas Mölich, Mark Hörstermann, Nehle Hoffer, Christiane Bohn V.i.S.d.P.: Dr. Burkhard Vogel

KONTAKT: Bundesgeschäftsstelle des BUND Wildkatzenteam Am Köllnischen Park 1 10179 Berlin Tel.: 030 2758640 [email protected]

FOTOS UND GRAPHIKEN: Thomas Stephan, Thomas Mölich, Alexandra Schubert, Klaus Fink, Merkblatt der forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden – Württemberg, 48/1996, Thomas Norgall, Mark Hörstermann, Janina Philipp

LEKTORAT UND GESTALTUNG: GreenMediaNet. Medienbüro für ökologisch tragfähige Entwicklungen, Berlin DRUCK: Lokay Druck JAHR: 2011

FÖRDERUNG: Dieses Handbuch ist Bestandteil der Kampagne „Biotopvernetzung - Netze des Lebens“. Diese wurde mit EU-Mitteln aus dem Finanzierungsprogramm LIFE+ finanziert. Weitere Unterstützer sind die Naturstiftung David sowie die Manfred-Hermsen-Stiftung. 40

NOTIZEN 41

NOTIZEN BUND-Bundesgeschäftsstelle Dieses Handbuch wurde Ihnen übereicht durch: Wildkatzenteam Am Köllnischen Park 1 10179 Berlin, 030 2758640 [email protected]

Biotopvernetzung - Netz des Lebens www.bund.net/biotopvernetzung eine Initiative von: mit finanzieller Unterstützung von: