Waldgebiet 2013 - Der Solling
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1 Waldgebiet 2013 - der Solling I. Was zeichnet die Arbeit der Forstleute aus? Die Forstleute der Niedersächsischen Landesforsten (NLF) im Solling arbeiten in der 300 jährigen Tradition des braunschweigschen Forstmeisters G. von Langen (1699 bis 1776), der das Waldgebiet wegweisend prägte. Heute folgen sie der Konzeption der „langfristigen ökologischen Waldentwicklung LÖWE“. Sie sehen sich als Partner/Impulsgeber in der/für die Region. Ausdruck hierfür ist das Besucherzentrum Wildparkhaus (Eröffnung 2013). II. Kriterien 1. Nachhaltigkeit 1.1 Soziales 151 MitarbeiterInnen arbeiten in den Forstämter Dassel und Neuhaus für die NLF. Die Personalausstattung beträgt 4,1 Beschäftigten pro 1000 ha. Das Gesundheitspräventionsprogramm der NLF “Fit im Forst“, erhielt 2011 den Personalmanagement-Award für Demografiemanagement. Das im Forstamt Dassel erprobte Arbeitsmodell teilautonomer Gruppenarbeit wird seit über 15 Jahren umgesetzt. Weitere Merkmale: jährlich 12 Azubis Forstwirt, 4-5 Referendare und Anwärter im Vorbereitungsdienst, kontinuierliche Neueinstellungen, Sicherstellung eines Mindestlohns von 10,26€/h bei Auftragnehmern. 1.2 Ökonomie Die Forstämter Dassel und Neuhaus bewirtschaften im Solling ca. 38.500 ha Landeswald. (44 % Buchen, 36% Fichten, 10 % Eichen, 4% Lärchen, 1% Douglasien, 1%, Kiefern, 4% Edellaub- und Weichlaubbäume). Der Vorrat in den NLF beträgt 2012 323 m³ /ha bzw.11,92 Mio.m³ . Stärkeren Vorrats- und Flächenverlusten bei Fichte, Lärche und Kiefer durch die Stürme 2007/2008 (Kyrill und Emma) steht ein Anstieg des Vorrates und der Fläche bei den Laubbaumarten und der Douglasie gegenüber. Der Schwerpunkt des Vorrates liegt mit 5,1 Mio. m³ (43 %) auf Buchen und Fichten (4,5 Mio. m³ = 38 %). Die Betriebsinventur 2011/2012 ergab ertragsgeschichtlichen Zuwachs von ca. 13 m³/p.a. Der Einschlag lag in den vergangenen zehn Jahren mit 8,9 m³/ha/p.a. unter dem festgesetzten Hiebsatzes, wobei kein Abbau des Vorrats durch die Ernte erfolgte. Die Forstämter vermarkten ca. 250.000 m³ Rohholz/p.a., davon knapp 30.000 m³ an örtliche Brennholzkunden. Die lange Tradition der Holzfeuerung als preiswerter Brennstoff ist von großer sozialer und wirtschaftlicher Bedeutung für die Bevölkerung. Ca. 90 % des im Solling eingeschlagenen Holzes findet Abnehmer im Umkreis von ca. 150 km. Durch die Verwertung des Holzes in Form von Schnittholz, Holzwerkstoffe, Papier und Pappe werden jährlich rund 220.000 Tonnen CO2 dem Kohlenstoffkreislauf mit einer positiven Wirkung auf das Klima entzogen. Durchschnittlich vergeben die Forstämter Aufträge an Unternehmen im Umfang von ca. 5,5 Mio €/p.a.. 90% dieser Unternehmen befinden sich in der Region. Damit hängen fast einhundert Arbeitsplätze vom Auftragsvolumen der NLF in der strukturschwachen Region ab. - 1 - 2 Durch Waldumbauinvestition von ca. 2 Mio. € in den letzten fünf Jahren entstanden 600 ha neue Laubmischwälder mit Schwerpunkt standortheimischer Buchenwälder. Nach dem Sturm „Kyrill“ 2007 wurden auf den entstandenen Freiflächen fast 100 ha Eichenwälder neu begründet. Die Forstwege werden als betriebliches Erschließungsnetz im großen Waldgebiet Solling und als unverzichtbares System an Wander- und Freizeitwegen für tausende von Besuchern mit ca. 1 Mio. € /p. a. unterhalten. 1.3 Ökologie 90% des Sollings sind Landschaftsschutzgebiet. Desweitern sind 16 Naturschutzgebiete, 12 FFH - Gebiete, und 2 Vogelschutzgebiete im Solling ausgewiesen. 60% des Gebietes sind überwiegend mit Laub-Mischwald bedeckt. Im Rahmen des LÖWE-Programms werden die Wälder des Sollings auch aus naturschutzfachlicher Sicht weiterentwickelt. Diverse Waldgesellschaften werden mittels eines Waldschutzgebietskonzeptes geschützt und bewirtschaftet (Bodensaurer Buchenwald, Mesophiler Buchenwald, Orchideenbuchenwald, Moorbirkenwälder). Kalkmagerrasenflächen von landesweiter Bedeutung werden durch Beweidung (Schafe, Ziegen) und Entbuschung offen gehalten (Bestandsmonitoring besonders bedrohter Arten). Das Hochmoor Mecklenbruch (50 ha), mehrere kleinere Moore und das Ahlemoor, eines der naturnahesten Quellmoore bundesweit, wurden zum Teil aufwändig renaturiert. Die Struktur und Qualität des dichten Netzes von Bächen und Kleingewässern wird durch Pflegemaßnahmen gesichert und weiterentwickelt. Im Landeswald wurde ein Netz von Habitatbaumgruppen entwickelt (1.522 ha). Zusätzlich werden 424 ha Naturwald nicht genutzt. Insgesamt werden dadurch ca. 500.000 m³ Holz der natürlichen Entwicklung überlassen. Seit 2000 werden im Reiherbachtal ca. 180 ha Hutewald (lichte Eichenwälder) mit Heckrindern und Exmoorponys beweidet um herauszufinden, wie die dort vorkommenden Arten und Lebensräume am besten erhalten werden können. Bisher wurden ca. 600 Tier-, und Pflanzenarten der Roten Liste nachgewiesen. Seltene Tiere und Pflanzen sind: Wildkatze, Schwarzstorch, Uhu, Wanderfalke, Mittelspecht, Eisvogel und Sperlingskauz, seltener Wolf und Luchs. Eremit, Hirschkäfer und Veilchenblauer Wurzelhalsschnellkäfer (in Nds. nur im Solling) leben ebenfalls im Solling. Orchideen, Berg-Steppenfenchel (in Deutschland nur im Solling). Für den Erhalt dieser Pflanze werden spezielle Pflegemaßnahmen sowie eine „Sicherheitszucht“ im Bot. Garten in Göttingen durchgeführt. 2. Zusammenarbeit mit Partnern vor Ort, Projekte Naturpark Solling - Vogler (NLF und Kommunen): Finanzierung durch Landkreise Holzminden und Northeim sowie 17 (Samt)Gemeinden Verein „Rotes Höhenvieh“, Naturpark und Universität Göttingen: Landschaftspflege durch Beweidung inkl. Vermarktung der Fleischprodukte Naturpark Solling-Vogler, NLWKN und Landwirte aus der Region: Landschaftspflegeprojekte, Beweidung mit mind. 100 Tieren. Gründung Weidegenossenschaft mit Landwirten (wesentl. Unterstützung durch Forstleute). Pflege und Vermarktung der Tiere. (Regionale Produkte aus dem Fleisch der Tiere auf Hutefesten, Auerochsenmärkten) - 2 - 3 Tourismusverband Solling-Vogler e.V . (NLF und Naturpark): Entwicklung/Vermarktung von naturnahen Angeboten Lokale Aktionsgruppe Leader (LAG) (ca. 50 Mitgl.(Kommunen, Vereine, Verbände, BürgerInnen): Die LAG wählt Projekte aus, die mit EU-Mitteln in der Region umgesetzt werden. NLF unterstützen durch inhaltliche Mitarbeit/Finanzierung von Projekten. Wirteworkshop: NLF, Naturpark, Verein Rotes Höhenvieh, Tourismusverband Solling - Vogler e.V., Leader LAG, div. Gastronomen: regionale kulinarische Fleischprodukte der Beweidungstiere Deutsche Bundesstifung Umwelt (DBU), Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt (NW-FVA), Hochschule Eberswalde, NABU und NLF sowie weitere Institutionen: Renaturierung/Wiedervernässung von drei Niedermooren im Solling (2008). BINGO - Lotto, Naturschutzbehörde, viele weitere Akteure: das gesamte Bachsystem der Ilme mit allen Nebenbächen wurde in einen guten ökologischen Zustand versetzt (2000). BUND, NLF: Genetische Untersuchung an Wildkatzen (Wanderbewegungen/Verwandtschaftsbeziehungen der Katzen). Schaffung eines Wildkatzenkorridors unter Einbindung vieler BürgerInnen bei Pflanzaktionen (2011) NABU, BUND, NLF und ehrenamtlichen Naturschutzfachleute: gemeinsame Exkursionen/ Projekte, Austausch Naturschutzfachleuten/Forstämtern zum Artenschutz, Anlage eines „Klimawaldes“ durch NLF und NABU Mit verschiedenen Partnern : Fledermauskinderfest, Fledermausexkursionen, Moorwanderungen, Tierkinder im Wildpark, Meilerfest (Holzkohle), Kräutermarkt, Führungen zu archäologischen Stätten, Tag des offenen Denkmals, Tag der Regionen, etc. 3. Waldpädagogik und Öffentlichkeitsarbeit Das Waldpädagogikzentrum (WPZ) Eine Leiterin (Dipl.-Ing. FH), drei Forstwirte, ein FÖJler und zwei Wirtschafterinnen betreuen mehr als 1000 Gäste p.a. in den mit Holzhackschnitzeln beheizten Gebäuden. Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald organisiert die Belegung. Das WPZ bietet Veranstaltungen und Projekte mit zertifizierten WaldpädagogInnen für Kindertagesstätten und alle Schulstufen ortsnah im Wald. Mit dem Wildpark, dem Erlebniswald und den Lebensraumrouten vernetzte Freizeitangebote werden im jährlichen Veranstaltungsprogramm angeboten (Broschüren/Internet). Der Wildpark mit Waldmuseum und das neue Besucherzentrum Der von den Förstern betriebene Wildpark zeigt auf ca. 50 ha in großen Gehegen viele einheimische und in der freien Natur bereits ausgestorbene Wildarten. Wölfe und die Falknerei sind Attraktionen. Eng verbunden damit ist das Waldmuseum (120 km², Waldökologie). Ab Frühjahr 2013 werden in dem von den NLF neu errichteten Besucherzentrum die Wildparkleitung, die Tourismusorganisation, die Verwaltung des Naturparks und das Waldmuseum in einem modernen, ökologisch ausgerichteten Gebäude zu einem Zentrum für Information, Kommunikation und Bildung zusammen gefasst. Im Eingangsbereich werden Ausstellungen zur Waldökologie und Gastronomie geboten. Ein Außengelände mit naturnahen Spielanlagen ergänzt das Gebäude, von dem aus Besucher Einblick in einen erweiterten Wildpark haben werden. Zertifizierte Waldpädagogen sind ein wichtiger Baustein der Waldpädagogik der NLF und übernehmen auch Führungen im Wildpark. - 3 - 4 Elf Lebensraumrouten In Kooperation mit dem Naturpark werden elf Lebensräume in Flyern und im Internet vorgestellt. Die Lebensräume sind: Burgberg, Mittelgebirgsbach Hasselbach, Wiesental Hellental, Hochmoor Mecklenbruch, Fichtenwald, Eichenwald und Buchenwald im Solling, Neuer Teich und Lakenteich, Laubmischwald Kathagenberge, Hutewald, Steinbruch Hannoversche Klippen. Auf den ausgeschilderten Routen erfahren Besucher etwas über die Entstehung der Lebensräume, Wüstungen und Reste von Burgen, die Bedeutung des Waldes für Wirtschaft und Kultur der Region, Herstellung