Geschichten

und

Sagen

gesammelt und zusammengestellt von Dieter Friedl 2010 Seite 2 Geschichten und Sagen

Quellenverzeichnis ...... 6

Niederösterreich / Weinviertel ...... 7 Der gefräßige Ziegenbock ...... 7 ...... 7 Das blutige Kirchweihfest in Altlichtenwarth ...... 7 ...... 8 Der Baderlehrling ...... 8 Der erste Schultag ...... 8 Der menschenfreundliche Arzt ...... 8 Der verflixte Perpendikel ...... 8 Der Hexenschuss...... 9 Der Kaspar Müllner-Wetterwinkel ...... 9 Der Wassermann ...... 10 Die erste Religionsstunde ...... 10 Die Geschichte vom Galgen ...... 10 Die Sage von der öden Kirche ...... 11 Das untergegangene Ebenfeld ...... 11 Und lossn’s ma Ihr’n Mau schee griaß’n ...... 11 Geh nit heim! ...... 12 Das uralte Kirchlein ...... 12 Haustaufe im Lahnenschlössel ...... 13 Großkrut (Böhmischkrut) ...... 15 Da Moarischdoaschinder ...... 15 Der Teufelsspuk vom Mühlwald ...... 15 Die kleinen Krebse aus Großkrut...... 16 Geschichte vom Hohen Stoa ...... 18 ...... 19 Die verhexte Kuh ...... 19 Hohenau ...... 20 Das brennende Geld ...... 20 Das weinende Kind ...... 20 Die Klakanica ...... 21 Das verschwundene Kind ...... 21 Über Nacht reich geworden...... 22 Die Milchhexe ...... 22 Die sprechende Katze ...... 23 Tella und Pirtl ...... 23 Zwölfe is(t)’s! ...... 23 Der Wechselbalg ...... 23 Der Wechselbalg (2)...... 24 Blutiger Kirtag 1919 ...... 25 Vom Wassermann ...... 25 Die Erdäpfelsäck fallen um ...... 25 ...... 25

Suničku, vstávaj! (Söhnchen, steh auf!)

Seite 3 Katzelsdorf ...... 26 Der durstige Kamerad ...... 26 Der Meister Peter Martin / Einleitung ...... 26 Der Meister Peter Martin / Der 1. April ...... 26 ...... 26 Der Meister Peter Martin / Das große Weintraubenkörndl ...... 26 DieDer abenteuerlicheMeister Peter Martin Wienfahrt / Warum ...... die Schuhmacher jeden Montag blau machen 27 Die Hausbrunner Pappel...... 27 Die Preußen in Katzelsdorf ...... 28 Die Türken um Hamet oder Wie Katzelsdorf zu seinem Namen kam ...... 28 Eine Flügelbahn nach Katzelsdorf ...... 28 Katzelsdorf / Reintal...... 29 Der Gewitterkauf ...... 29 Walterskirchen/ Großkrut (Böhmischkrut)...... 30 Die Glocke von Walterskirchen ...... 30

Ortsneckereien und Ortsspitznamen ...... 31

Südmähren ...... 37 aus einer unbekannten Grenzstadt ...... 37 ...... 37 ...... 38 DesDobré Teufels ráno, Hufepane ...... S.! ...... 38 Bergen, Burg Waisenstein ...... [Perná, Sirotčí hradek] 39 Die roten Kirchtürme von Dürnholz ...... 39 DürnholzFriedrich [Drnholec] von Teuffenbach ...... 39 Vom Teuffenbach-Läuten in Unter-Tannowitz ...... 40 ...... 41 ...... 41 EisgrubDer flinke [Lednice] Meister von Eisgrub...... 43 DerGeorg schwarze Birk, der Reiter Meister bei von Eisgrub. Eisgrub...... / Das Brünner Rad. 44 Liechtenstein ...... 45 Das Ritterspiel bei Eisgrub-Neudeck...... 45 Die Ohrfeige ...... 49 ...... 50 Der Geist des Grafen von Langendorf ...... 50 FeldsbergGott Vater [Valtice] und die Englein ...... 50 Der Veda ...... 51 Die Sage vom Goldbergl ...... 51 ...... 52 Die Mutter und ihr Kind...... 52 Klentnitz,Die Mutter Katzenstein und ihr Kind (früh. (2) ...... Bottichstein) [Klentnice, Kočičí skala] 52 Die Mutter und ihr Kind (3) ...... 53 Die Mutter und ihr Kind (4) oder Schätze am Bottich ...... 54 Hände im Wein ...... 55 ...... 56 Die schwarze Bestie ...... 56 Klentnitz, Pollauer Berge ...... [Klentnice, Pálava] 57 Das Lundenburger Pestbild...... 57 Lundenburg [Břeclav] Seite 4 Nikols ...... 58 Das Wappen der Fürsten von Dietrichstein ...... 58 Der „Heiligeburg [Mikulov] Berg“ bei Nikolsburg ...... 58 Der kopflose Jäger ...... 58 Der Drache am Heiligen Berg ...... 59 Wassermänner in der Stadt ...... 59 Die Wandermönche ...... 60 ...... 61 Die Hexe am Turold ...... 61 Nikolsburg,Die gute Fee Turold Dobruschka (früh...... Lurlberg) [Mikulov, Turold] 61 ...... 62 Die schwarze Hand ...... 62 Pardorf [Bavory] ...... 62 Die goldene Farnblüte ...... 62 Pollau, Pollauer Berge [Pavlov, Palava] ...... 63 Der Maidenburgkeller ...... 63 Pollau,Der Maidenburgkeller Maidenburg [Pavlov, (2) ...... Děvičky hrady] 63 Die Versteinerten...... 63 Der Mutter Flu ...... 66 ...... 67 Die ungehorsamench, oder drei Die Töchter Töchter auf derder Maidenburg.Maidenburg und(2) die üble Freundin. (4) ...... 67 DieAdelgunde, Mongolenfürstin. Udalrike und ...... Romhilde von Maidenburg. (3) ...... 67 Die Tatarenprinzessin Jasmin. (2)...... 68 Zwei Weiße Burgherrinnen...... 68 Trabaccio und die Zauberschwestern vom Maidberg...... 69 Kunka ...... 69 Die Hockauferln ...... 69 Dank des Weines ...... 70 ...... 71 Die Hexenschmiedin ...... 71 PulgramDer verwunschene [Bulhary] Jäger ...... 71 ...... 73 Die versteinerte Jungfrau bei Rakwitz 1) ...... 73 RakwitzUnter- [Rakvice] ...... 75 Der Löwe von Unter-Tannowitz ...... 75 Der MaulwurfTannowitz und [Dolní der Geizkragen Dunajovice] ...... 75 ...... 76 Warum hier so viele Felberbam stehen ...... 76 UnterwisternitzDer Hexenritt von [Dolní Unterwisternitz Věstonice] ...... 76 Die Hexen beim Dorffest / Der Hexenritt von Unterwisternitz (2) ...... 76 ...... 77 Der grüne Junge ...... 77 Die Feuermännchen an der Thaya Dieter Friedl - aus Geschichten gemachte Gedichte ...... 79 „Abenteuer Wien“ (Katzelsdorf) ...... 79 Der Regenkauf (Reinthal) ...... 80 Der Pferdedieb (Bernhardsthal) ...... 81

Seite 5 Quellenverzeichnis

„„VaterländischeSüdmährische Sagen Sagen, aus Legenden den Pollauer und Mährchen Bergen “, vonAdalbert Emanuel Oberleitner Straube, Wien, und Josef1837. Matzura „RomantischeVerlag Erzählungen und Sagen“, von. Johann Müller, Znaim, 1839. “, von , Alois Bartosch, Nikolsburg 1921 „„HeimatbuchSagen aus Nikolsburg der Marktgemeinde und Umgebung Hohenau“ von a.d.Theo March“,(dor) Verlagvon Anton Alois Schultes, Robert Franz Zelesnik, 1934/57/66. „Heimat Südmähren - R. Seifert, „Heimatbuch derBartosch, Marktgemeinde Nikolsburg 1936. „Das Weinviertel in seinenSonnenland Sagen - an der Thaya“, von Matthias Krebs, 1955. „Hohenau - Bernhardsthal“, von Robert Franz Zelesnik, 1976. Weithin glänzt der Ackerstein“, von Thomas Hofmann, 2000. „950 Jahre Großkrut”ein Heimatbuch“, Crubeten - Böhmischkrut - Groß- „Geheimnisvollevon Anton Schultes, Sagen um Robert die Pollauer Franz Zelesnik, Berge und Ulla aus Kremsmayer, dem Weinviertel“ Mai 2001. Krut, von. Erich Winter, 2005. Die Venerie - La Veneria zu Feldsberg. 2012. sagen.at[Tajemné / katzelsdorf.com pověsti kraje pod Pálavou a Weinviertelu], 2010 Lada Rakovská / Dieter Friedl, Ortsspitznamen / Hotel Pavlov [Pollau] S. 311. Programmheft vom Spannberger „Bernhardsthaler„950 Jahre Großkrut” Heimatbuch“, Crubeten -von Böhmischkrut Robert Franz - Groß Zelesnik,- 1976. S. 410 ff. „Sterzfresser und Gnackwetzer“ - Festumzug,Lexikon der 15. Weinviertler August 1999. Orts- Krut, von Erich Winter, 2005. Spitznamen, aus vonGeschichten Michael Staribacher gemachte und Gedichte Christian Wiesinger, 2018. „Gesammelte Werke 1970 - …“ von Dieter Friedl

ergänzend sei hier ebenfalls erwähnt … „Geschichten und Erzählungen aus im Weinviertel“

, von Helmut Kaufmann, 2011. mein herzlichster Dank für Beiträge und Unterstützung gilt … JOHANN HANDL (1886- -1945 Oberlehrer in Deutsch- /Aschaffenburg. GERHARD ZEIHSEL Bundesobmann der SLÖ (Sudetendeutschen Landsmannschaft in Österreich). Mgr. K AUSTOVÁ1967), 1927 Konitz [Konice]-Bernhardsthal. Mgr. et Mgr. DANIEL, L ATEŘINA , Sedlec [Voitelsbrunn], Tschechischlehrerin an der VS YČKA , Valtice [Feldsberg], Magister für Geschichte und Lehramt. Bei älteren Quellen wurde an der Schreibweise und Rechtschreibung nichts verändert.

Gesammelt und Juli 2010.

zusammengestellt von Dieter Friedl, Letzte Änderung / Ergänzung am 21. April 2020.

Seite 6 Niederösterreich / Weinviertel Der gefräßige Ziegenbock Jost war ein

gewissenhafter Ziegenhüter. Er saß immer unter einem mächtigen Baum, dspielteann tief auf und seiner fest schlief.Pfeife und Nicht beobachtete einmal das seine saftigste Herde, Gras die konnte zufrieden ihn locken. auf der Jost Weide beschloss graste. her- Er bemerkte, dass der alte Ziegenbock jeden Tag verschwand, nach einiger Zeit zurückkehrte und Am nächsten Tag folgte er ihm und fand ihn inmitten dichter Sträucher wieder. Der Ziegen- auszufinden,bock fraß dort wieso sich der Ziegenbock so seltsam benahm.

irgendwelche Kügelchen. Der Hirte kostete sie, und weil sie ausgezeichneteß sichschmeckten, neben den aß Ziegenbocker eine riesige fallen Menge und davon.beide schliefen Sein Bauch bis aber, in die in Abendstunden. dem die Trauben mittlerweile gärten,Jost schwoll hatte zum an. erstenDem Hirten Mal Trunkenheit wurde ganz erlebt. schwindelig Und so und wurde sein das Kopf Geheimnis schmerzte der ihn. Weintrau- Er li ben entdeckt.

Quelle: Geheimnisvolle Sagen um die Pollauer Berge und aus dem Weinviertel S. 64 f. Altlichtenwarth , Das blutige Kirchweihfest in Altlichtenwarth nach Altlichtenwarth. Die Bevölkerung war in die Erdställe geflüchtet und kam erst wieder aus ihrenAls die Schweden in der Gegend um waren, kamen sie auch mordend und sengend – es war gerade der vierte Sonntag nach Ostern – ihr Kirchweihfest. Der Feind war aber noch nicht weitVerstecken genug fortgezogenhervor, als sie und sich konnte sicher den und Glockenklang unbeobachtet der fühlte. Altlichtenwa So feierterther sie Kirchevoll Freude noch hören. Eilends kehrten die Krieger in den Ort zurück und richteten ein derartiges Blutbad in der

Über viele Generationen blieb dieses schreckliche Ereignis bei der Bevölkerung von Alt- Bevölkerunglichtenwarth an,in lebendiger dass das Blut Erinnerung. in Bächen über die Kirchenschwelle herunter rann.

Quelle:

Das Weinviertel in seinen Sagen, S. 216.

Seite 7 Bernhardsthal Der Baderlehrling chem Zustand danieder. Die Frau des Schmiedes holte in Eile den Bader. Dieser kam alsbald mit In jener Zeit, als es noch einen Bader gab, erkrankte der Dorfschmied und lag in bedenkli- elchtes seinem Baderlehrling und untersuchte den Kranken. Schließlich stellte er fest, dass er Lungen- entzündung habe. Daraufhin ordnete er an, die Frau müsse ihm Knödel, Kraut und Ges kochen und der Schmied müsse so lange essen, bis er schwitzt. Die Frau tat so, wie ihr befohlen. Die- worden war, und der Schmied aß, bis er schwitzte, und wurde gesund. Kurze Zeit später erkrankte der Dorfschneider, und seine Frau wollte den Bader holen ser war aber nicht zu Hause. Da der Zustand des Kranken bedenklich aussah,che und ersuchte begab die sich Frau zu den Baderlehrling, er möge doch mitkommen und den Kranken wenigstens untersuchen. Der Baderlehrling zog sich sofort den weißen Mantel an, ergriff die Aktentas dem kranken Schneider. Auf Grund der Untersuchung, stellte er Lungenentzündung fest. Er nahm sein Notizbuch zur Hand, blätterte darin und ordnete an, die Frau müsse Knödel, Kraut undDer Geselchtes Baderlehrling kochen, aber und nahm der Mann seine müsse Aufzeichnungen so lange esse zurn, bis Hand er schwitzt. und notierte Die Frau gewissenhaft tat so, wie ihrbeim angeordnet Stichwort wurde, „Lungenentzündung der Schneider “aß, schwitzte und starb. n Schmied heil

: Knödel, Kraut und Geselchtes für de Eine von Alois Stix an Bgm. Herbert Ellinger weitergegebene Geschichte. Quelle: 315 f. bringend, für den Schneider verderblich! Bernhardsthaler Heimatbuch, S. Der erste Schultag Ein kleiner Schulanfänger wurde am ersten Schultag in der Früh von der Mutter geweckt. Sie heute zeitig aufstehen und in die Schule fahren!“ Der kleine Franzi zeigte sich aber gar nicht zog ihm gleich die Tuchent weg, damit er ja nicht mehr einschlafe und rief: „Franzl, Du musst ja „Ge oa nit aun!“ begeistert, sondern meinte: Quelle: h, Muatta, deck mi wieder zua! I moan, i fang damit erst g Bernhardsthaler Heimatbuch, S. 316. Der menschenfreundliche Arzt er zuEs ihm gab also: einmal „Ich einen bekomme Arzt invon Bernhardsthal, ihnen einen Gulden dem man und nachsagte,Sie müssen wennsterben!“ er einen Kranken untersucht habe, für den es keine Hoffnung gab, dass er noch aufkommen könne, dann sprach Quelle:

Bernhardsthaler Heimatbuch, S. 315. Der verflixte Perpendikel Jeder Geschäftsmann und Handwerker weiß ein Lied über wunderliche Kundschaften zu singen. Da kommt einer zum Uhrmacher ins Geschäft und legt ihm einen Perpendikel auf den Tisch

Der Uhrmacher entgegnete: „Was willst denn mit dem Perpendikel? Ich muss doch die ganze Uhrmit denhaben!“ Worten: „Geh, Meister, richt mir den Perpendikel!“

Quelle: Die Kundschaft: „Na, na! Die Uhr geht eh. Aber der Perpendikel bleibt immer steh’n!“

Bernhardsthaler Heimatbuch, S. 311.

Seite 8 Der Hexenschuss Es war um die Mitte des vorigen Jahrhunderts als eine abends heimwärts eilende Bäuerin in - und her- huschende Gestalt sah. In ihrer Angst alarmierte die aufgeregte Frau sofort die ganze Nachbar- der zwielichtigen Dämmerung auf dem Dach des . Hauses № 9 eine gespenstisch hin schaft und erklärte, auf dem Dach säße eine Hexe Die damals noch sehr abergläubischen Leute liefen vor dem Hause zusammen, tuschelten verängstigtSchließlich und lief beratschlagten, der Hä wie man das Unwesen vertreiben könnte. Mit normalen Mit- welcheteln, so ermeinte statt derman, Schrotkörner könne man einer einige Hexe Perlen nicht eines beikommen. geweihten Rosenkranzes gefüllt hatte. Da- mit schoss er auf die Hexeusler oder Hans zumindest Jörg um in seindie Ric Jagdgewehr und lud es mit einer Patrone, in Während sie sich eben noch mehrmals auf dem Dachfirst aufgerichtet und hinter dem Rauch- htung, in der Ber sie vermutete. er fang hervorgelugt hatte, war sie nach dem Schuss verschwunden. ei den Zuschauern, die noch kurzheimwärts. vorher vor Schreck erstarrt waren und sich mehrmals bekreuzigt hatten, löste sich d Schreck, die ängstlichen Mienen erhellten sich wieder und sichtlich erleichtert begaben sie sich nheiten erzählt und phantasie- vollDas ausgestaltet. Ereignis dieses „Hexenschusses“ wurde noch lange besprochen und im Wirtshaus, beim Kukuruzauslösen,Erst viel später wusstebeim Federnschleißen ein Jäger eine ganz und natürliche ähnlichen ErklärungGelege für diesen Hexenspuk: D nach dem Schuss über die andere Seite des Daches das Weite gesucht habe. ie vermeintliche „Hexe“ sei nichts anderes gewesen als ein aufgeschreckter Marder, der an den ‚Chronisten‘ Alois Stix weitergab. Quelle: f. Eine Geschichte, die der Volksschuldirektor Alfred Schultes, dessen Vater aus Bernhardsthal stammte, Bernhardsthaler Heimatbuch, S. 310 Der Kaspar Müllner-Wetterwinkel Östlich der Straße von Katzelsdorf nach Altlichtenwarth erhebt sich der Mühlberg1 der Flur Wartlüssen auf Katzelsdorfer Gemeindegebiet 221 m Höhe erreicht. Gegen die Erd- ölbohranlage auf dem Bernhardsthaler Gebiet beträgt die A , der in fällt aber gegen den Kessel des einstigen Hamet (Seehöhe 168 m) ziemlich steil ab. Auch west- nhöhe nur noch etwas über 180 m, „Bergen“ trägt und im Volksmund auch „ lich dieser Straße zieht sich am Südrand des Hametkessels eine Anhöhe hin, die den Flurnamen gegen Süden Höhen von 224 bis 236 m. Abhäng“ genannt wird, weil das Gelände zur Hamet- niederungEtwa auf abfällt. der höchsten Diese Anhöhe Stelle wirddes Mühlbergesin ihrem mittleren stand einstTeil 195 eine m Windmühle hoch, erreicht und aber der weiter letzte wussten seinen Familiennamen. Blickte man nun von den Feldern südlich von Bernhardsthal Windmüller wurde nach seinem Taufnamen nur Kaspar Müllner genannt, denn Flurdie wenigsten „Bergen“. - nach Westen, dann sah man rechts die Anhöhe des Mühlberges und links die WetterwinkelDiese zwei Anhöhen ein Gewitter bildeten nach zusammen Bernhardsthal förmlich herein einen Winkel, den man immer „Kaspar aus! Müllner Wetterwinkel“ nannte. Aufgrund alter Erfahrungen heißt es heute noch, wenn von diesem Quelle: zieht, dann gibt es

Bernhardsthaler Heimatbuch, S. 308.

1 Von alten Katzelsdorfern auch „Bubaberg“ genannt, wahrscheinlich ursprünglich „Buhuberg“ (Uhuberg). Seite 9 Der Wassermann

Bernhardsthal Sagen vom Wassermann. Die alten Leute erzählten sie der Jugend und den Wie in umjedem sie Ort,vor denwo FlüsseGefahren und des Teiche Wassers das Leben zu bewahren der Kinder und gefährdeten, sie vom Ufer gibt fernzuhalten. es auch in

Kindern, ließenNächst die dem Örtlichkeit Wehr stand für dasKinder Wehrzieherhäuschen, recht düster und unheimlich in dem der erscheinen. Wehrzieher Die seinen Kinder Dienst des Wehrziehersversah. Wald brachten und Dickicht dem Vater sowie täglich die dunklen das Essen Baumkronen, hinaus. Die unheimlichen die sich im Wasser Geschichten spiegelten, über

Vorstellungenden Wassermann vor. und die düstere Stimmung, die das Betreten der Örtlichkeit auslöste, jagte denAls Kindern eines Tages jedes das Mal Töchterlein Furcht und des Grauen Wehrziehers ein, und wieder ihre Phantasie einmal mit gaukelte dem Essen ihnen ging allerlei und stürztefurchtsam ohnmächtig die düstere zur StelleErde. durchschritt, da war ihm auf einmal, als stünde die grünliche Gestalt des Wassermannes vor ihm. Zu Tode erschrocken verließen das Kind die Sinne, und es Bewusstsein zurü antworteteZufällig kames: „Der der Wassermann Rabensburger war Förster da. Da bin Schwetz ich so vorbei,erschrocken!“ der das Kind fand und es ins ckrief. Als er das Mädchen fragte, wieso sie denn ohnmächtig geworden sei, Quelle:

Bernhardsthaler Heimatbuch, S. 304. Die erste Religionsstunde Es war in der Klasse der Schulanfänger und der Herr Pfarrer kam das erste Mal zu den

KleinenGroßes in denSchweigen Religionsunterricht. herrschte daraufhin Um das Interessein der Klasse. der Kinder Bald zuaber wecken, erhob fragte sich erein sie: kleiner „Was glaubt Ihr, Kinder, warum ich heute zu Euch in die Schule gekommen bin?“ Oarbat hab’n!“ Naseweis und sagte frisch von der Leber weg: „Herr Pforra, i moan holt, Du wirst dahoam koan Quelle:

Bernhardsthaler Heimatbuch, S. 316. Die Geschichte vom Galgen

Ein Ortsfremder, der sich nur vorübergehend im Orte aufzuhalten gedachte, hatte sich ein Gesetzschweres Vergehen zuschulden kommen lassen. Der Dorfrichter oder vielleicht Marktrichter, vor den er gebracht wurde, ließ keine Gnade walten, sondern verurteilte ihn, den strengen en der damaligen Zeit entsprechend, zum Tode durch den Strang. an welchem TageDer und Galgen zu welcher soll auf Stunde dem Platz der Missetäter gegenüber auf dem dem Haus Galgen № 21hingerichtet gestanden werden sein. Wie sollte. es damals Brauch war, ging der Gerichtsdiener von Haus zu Haus und gab allseits bekannt, geplante Hinrichtung auf dem Galgen Protest zu erheben. Sie waren sehr erregt und sprachen zu Dadem kamen Marktrichter die Ortsbewohner zusammen, besprachen sich und beschlossen, gegen die wird! Der Galgen gehört nur für uns und unsere Kinder!!!” also: „Das gibt es nicht, dass ein Fremder auf unserem Galgen aufgehängt Eine weitere Geschichte von Alois Stix. Quelle: f.

Bernhardsthaler Heimatbuch, S. 309

Seite 10 Die Sage von der öden Kirche In

Ort2 - BernhardsthalName wird keiner ist genannt folgende - Tradition gang und gäbe. An dem Orte, den heute ein periodischer Teich, welchen der Damm der Nordbahn durchquert, einnimmt, stand ehemals ein Zeit zugrunde. Und zwar versanken; aufOrt der und Anhöhe, Kirche. welche den Teich gegen Süden abschließt, stand ehedem eine Kirche, die sogenannte „öde Kirche“. Beide gingen in einer unbestimmten

Es sei hier hinzugefügt, daß der große Teich schon 1570 Kirchteich geheißen hat und daß zur Zeit, als der Damm für die Nordbahn gebaut wurde, tatsächlich Grundmauern eines dieserGebäudes Stelle aufgedeckt schließen wurden, lassen. die von einer Kirche gestammt haben können. Noch dazu dürften viele Skelettfunde, die ebenfalls damals ausgegraben wurden, auf einen einstigen Friedhof an Quelle: /

Stephan Wick, „Blätter für Landeskunde von NÖ.“, 1893, S. 82 Bernhardsthaler Heimatbuch, S. 303. Das untergegangene Ebenfeld Die Kirche der verschollenen Ortschaft Ebenfeld bei Bernhardsthal verschwand „einmal zur man an stillen Tagen ein leises Glockengeläute aus den Fluten.“ Nachtzeit, und am Morgen sahen die Bauern einen großen Teich an der Stelle. Manchmal hört Quelle: Franz Thiel Heimat im Weinland S. 148

Dazu R.F. Zelesnik, „ … “, 1963, . / Bernhardsthaler Heimatbuch, S. 303. sichAbgesehen also nur davon, um eine daß Verwechslung die Sage von einer mit der versunkenen Sage von der Kirche öden auch Kirche von handeln. anderen Orten, die un- tergegangen sind, erzählt wird, sei daran erinnert, daß Ebenfeld gar keine Kirche hatte. Es kann Quelle:

Bernhardsthaler Heimatbuch, S. 303. Und lossn’s ma Ihr’n Mau schee griaß’n Diese Anekdote soll sich in der Mitte des ersten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts zugetragen haben.

Nach dem Begräbnis eines lieben Familienmi - oder Kaffeehaus zu einem „Leichenschmaus“ zusammensetzt.tglieds, eines ImOnkels, ländlichen einer Tante,Raum isteines dazu Freun- auch desder Herroder PfarrerVereinsmitgliedes eingeladen. ist es so Brauch, dass man sich nach dem Friedhof in einem Gast trauerabbauende nette Anekdoten und Schwänke über die verstorbene Person untereinander Neben dem Plaudern mit schon lang nicht mehr gesehenenHerr Verwandten, Pfarrer neben werden einer dabei scheinbar auch ihm ausgetauscht. Ähnlich war es auch in diesem Fall, wo der er sichbislang vom verbleibendenunbekannten Dame Rest dersaß, Gesellschaft. mit welcher er schon bald ins Gespräch kam. ZuAls seineres für nettenden Gottesmann Gesprächspartnerin wegen der sagte Abendmesse er: „… und Zeit lossn’s war aufzubrechen, ma Ihr’n Mau verabschiedeteschee griaß’n“. Es war die Gattin des Verstorbenen.

Aufgeschnappt und wiedergegeben von Dieter Friedl.

2 Siehe auch „Bernhardsthal und die »Kaiser-Ferdinands-Nordbahn«“, Seite 28f. und „Mittelalterliche Siedlung mitten im Teich“. Seite 11 Geh nit heim! angeheitertem

Am Abend nach der Musterung saßen die Rekruten des Ortes, und zwar in WirtZustand, schon wie wiederholt es sich eben „Sperrstunde!“ an diesem Tag gerufen nach hatte.altem Herkommen gehörte, noch im Wirtshaus beisammen,Da ging plö obwohltzlich die TüreZeit der auf Sperrstunde, und es erschien nämlich das AugeMitternacht, des Gesetzes längst invorbei der Gestaltwar und eines der

ich jungen Gendarmen, der noch gar nicht so lange im Ort seinen Dienst versah. Einige Rekruten, die trotz Alkoholgenuss noch so weit auf Draht waren und in Türnähe saßen, drückten s natürlichblitzschnell respektiert. beim Hintertürl Nun begann hinaus, die der Amtshandlung. Großteil aber bliebEiner sitzen. nach dem Der GendarmAnderen mussteholte zwar seinen die Entflohenen nicht mehr zurück, aber sein energisches „Niemand verlässt den Raum!“ wurde

Namenund störrisch sagen, wieden die sich andern der Gendarmeriebeamte sagte – fein säuberlich notierte. an Danneinem kam solchen aber einerTag wegenan die Reihe,Überschreitung der auf die der Frage Sperrstunde nach seinem gestraft Namen werden genau sosollten mürrisch - in trotzigem Ton: „Genit-heim!” Der Gendarmdenn schließlich lächelte beruhigend waren sie jaund alle sagte: darüber „Sie erbost, werden dass schon sie heimgehen! Ich frage Sie nochmals: Wie heißen Sie?“ Und wieder war die Antwort: „Genitheim!“

„Im Namen des Gesetzes frage ich Sie zum letzten Mal: Wie heißen Sie?“ Doch die Antwort war auchDa riss diesmal: dem Gendarm „Genitheim!“ die Geduld, Die anderen er wurde Re nun dienstlich und sprach mit gehobener Stimme: Gendarmeriebeamte rot anlief und sie anschrie: „Warum lachen Sie?“ Da schrieen alle zugleich: „Weil er ah wirklich so heißt!“ kruten begannen hellauf zu lachen, so dass der junge

OftQuelle: erinnerten sich die damaligen Rekruten an diese heitere Episode, die sich nach 1955 zugetragen haben soll, aber auch an die Strafe, die sie damals ausgefasst hatten. Nach einer Erzählung von Alois Stix, 1972. Das uralteBernhardsthaler Kirchlein Heimatbuch, S. 308 f. Diese und dem hl. Bernhard geweiht war. Sage erzählt von einem uralten Kirchlein, welches früher an der Stelle der Kirche stand Quelle: Josef Glier „Der politische Bezirk “ 889 S. 52

Dazu Franz Hlawati, … , 1 , / Bernhardsthaler Heimatbuch, S. 303. „Pfarrer Gros hat 1718 welche bis in die Jahre nach dem Weltkrieg über dem Haupteingang der Kirche in einer beschei- denen Nische stand und[ deren] auch sich jene die unscheinbare älteren Ortsbewohner Statue des auch heiligen heute Bernhard sicherlich angeschafft, noch erin- nern. Sie kostete 13 Gulden und trug am Sockel die Inschrift:

HeiligerWollest beschützenBernhard in die dem Pfarre Tal, Bernhardsthal. Amen.Zu Dir rufen1718. wir allzumal,

Daß die Pfarre und die Ortsgemeinde den Namen Bernhardsthal auf den hl. Bernhard zu- Bernhard Wer- kenrückführten die Auffassung und ihn derals Schutzpatron Ortsbewohne verehrten,r mehr oder ist begreiflich.minder zum In Ausdruck Wirklichkeit kommt. hat St. Als der hl. mit der Entstehung des Ortes keinen Zusammenhang, auch wenn in manchen historischen und bevor er Ehren des frän- Bernhardkischen Heiligen von Clairvaux Ägidius geboren*) wurde (1090), gab es bereits ein Bernhardsthal, der heutigen noch (1170) heiliggesprochen wurde, hatte der Ort auch schon seine Kirche zu die Sage eben stark daneben. Bis heute bewahrt. Wenn übrigens man „die das Sage“ Bürgermeisteramt erzählen läßt, vondaß Bernhardsthal an Stelle ein altes GemeindesiegelKirche ein kleines Kirchlein zu Ehren des hl. Bernhard gestanden sei, so schwerfällig greift geschnit- sein Bild über der aus dem Jahre 1623 auf, das im Mittelfeld die etwas Seite 12 tene und eckige Figur des hl. Bernhard enthält. Fast 100 Jahre also, bevor Patron der Gemeinde. Und doch erscheint er nir- Verbindung gebracht; es Kirchentür stand, galt der hl. Bernhard als daß die Gemeinde den Festtaggends, in ihres keiner Schutzpatrons Urkunde und irgendwie in keiner Aufzeichnung,gefeiert hätte. mitAndere dem TageOrte in derfindet Montag sich auch nach nach St. Ägidius)dem Jahre waren 1623 Gemeinde nirgends -eineFeiertage; Andeutung der 20. dafür, August war nie darunter. Heute weiß wohl niemand mehr im Orte etwas von dem seinerzeitigen(z.B. Patron; St. Georg, und St. ohne Florian, daß ch dem Weltkrieg

es irgendein Aufsehen gegeben hätte, konnte na seine Statue, die übrigens *)schon Hl. Ägidiusarg beschädigt war, aus ihrer Nische entfernt werden. “ (auch Aegydius), Einsiedler und später Abt eines von ihm gegründeten Klosters Quelle: Franz Hlawati . in Südfrankreich, starb zwischen 721 und 725; er ist einer der vierzehn Nothelfer. , „Bernhardsthal, Beitrag zur Geschichte eines niederösterreichischen Grenzortes“, 1938, S. 57/58 Haustaufe im Lahnenschlössel burgInfolge und Hohenau der vielen Regengüsse in der ersten Maihälfte des Jahres 1910 schwoll die Thaya ge- waltig an. Bevor sie bei Hohenau in die March mündet, fließt sie durch die, zwischen Lunden- auf Hochwild betrieben.gelegenen, Das damals Jagdgebiet dem regierendenwar mit einem Fürsten viele Liechtenstein Kilometer sich gehörigen hinziehenden Wälder. DrahtzSeit jeher wurde in diesen mächtigen, schönen Forsten vom fürstlichen Jagdherrn die Jagd und Rehen. aun umgeben, und innerhalb dieses Geheges tummelten sich ganze Rudel von Hirschen hen „Auf den Lah- Wenn der Herbst kam, dann pflegte Fürst Johann II. von und zu Liechtenstein jedes Jahr et- licheStrecke Wochen gebracht. in dem inmitten des schönen Waldidylls gelegenen Jagdschlössc nen“ zuzubringen, und so mancher prachtvolle Hirsch wurde da vom fürstlichen Weidmann zur derösterreichischem Gebiet und gehörte als Ha cherDas es Schlösscheneine Stunde entferntlag jenseits und der bei Thaya, Hochwasser unweit schwer der mährischen erreichbar Grenze, war. aber noch auf nie- us № 254 zur Gemeinde Bernhardsthal, von wel- schwemmte die an ihren Ufern sich hinziehenden Wälder und Wiesen. Das Schlösschen „Auf denWie Lahnen” gesagt, war verließ daher Anfang ringsherum Mai 1910 vom die Wasser Thaya eingeschlossen infolge der Regengüsse und man ihrkonnte Bett esund nur über- mit einem Kahn erreichen. Die Obhut über das Jagdschloss war einem Waldheger anvertraut. Diesem brachte der hens auf dem hochragenden dürren Aste einer alten Eiche

Storch, welcher unweit des Schlössc Aufsein demNest lehatte, am 4. Mai 1910 ein kleines Knäblein. Zehn Tage war der Junge bereits alt, und Seinees war zarte hoch Gesundheit an der Zeit, hätte dass dabeier getauft Schaden werde. nehmen Allein, und wie er sollte selbst das am Kind Ende zur in Kircheden schmutzigen kommen? ichten, unsicheren Kahn war die Fahrt für ihn und seine Begleitung zu gefährlich. lieber selbst auf die Lahnen hinauszuwandern und dort den neu- Fluten der Thaya ein unangenehmes Bad verkosten können. Ich entschloss mich daher, geborenenNamen alle WeltenbürgerEhr zu taufen. Für den 14. Mai 1910, Pfingstsamstag, hatte ich seinen Vater, den Heger Johann Baumgartner, zur „hutscherten Brücke“ bestellt. Diese machte ihrem e. Quer über die Thaya waren etliche Drahtseile gespannt und darauf Bretter befestigt, die beim Gange über die Brücke ganz schön schaukelten. Ängstliche Naturen hätten namentlich dann, wenn der Fluss, wie damals, durch die großen Wassermassen recht reißend möglichund angeschwollen war. war, die Thaya auf dieser schwebenden Brücke kaum überschreiten mögen, obwohl allseits Sicherheitsvorkehrungen getroffen waren, so dass ein Sturz ins Wasser kaum herrliche Kahnfahrt durch den überschwemmten Wald. Und was für ein Wald das war! Ein Ur- waldAm ganz jenseitigen eigener Ufer Art! erwarteteWohl wegen mich der der regelmäßigen Waldheger mit Überschwemmungen seiner Barke, und nungeschahen gab es einehier niemals Nachpflanzungen. Die schon stehenden Bäume aber wurde Seite 13 n so lange stehen gelassen, bis sie an Altersschwäche zugrunde gingen. So entstandenden der vomRieseneichen, Hochwasser die zurückgelassene schon mehrere hundert Jahre alt sind mit gewaltigem Stammesumfang. Zwischen den alten, schütter stehen- denamt Bäumenschönen breiteteGewinn. sich saftiger Wiesenboden aus, Schlamm trefflich düngte. Das Gras, das im Lizitationsweg verkauft wurde, brachte dem Forst- Maienschmuck angel Zwischen den hohen Eichen, deren Kronen bereits in einem zarten Laubanflug ihren grünen egt hatten, führte mich Waldheger Baumgartner auf seinem Boote zum haltLahnenschloss. begab ich mic Bish knapp wieder an heimwärts. dessen Mauern Ein imreichte Rücken das drohendesWasser der Gewitter ausgetretenen mahnte Thaya. mich zur Eile.Ich Nach taufte einer den beschleunigten kleinen Sohn des Fahrt Waldes übers auf Wasser den Namen und einem Heinrich, schnellen und nach Gang kurzem auf Waldweg Aufent-

Eine Erzählung von Pfarrer Karl Bock aus dem Jahre 1911. Quelle: ff. und Straße erreichte ich den Pfarrhof, bevor noch der Regen stärker einsetzte. Bernhardsthaler Heimatbuch, S. 306

Seite 14 Großkrut (Böhmischkrut) Da Moarischdoaschinder Vor vielen Jahren soll ein reicher Bauer aus Böhmischkrut in der Nacht bei seinen Äckern die »Moarischdoana« (Grenzsteine) versetzt haben. Jedes Jahr eine Handbreit3 bis er einmal dabei erwischt wurde. der gierige Bauerzum hingerichtet.Nachbar hin, Seither geisterte er im Kruter Gebirg herum und erschreckte spät heimfahrende Bauern des NächtensDa damals mit dieden Bräuche Worten: und „Wo Sitten soll isehr denn streng den Moarischdoawaren, wurde hinsetzen?“ Wenn die Leute die Als wieder einmal spät des Nachts ein Bauer auf dem Heimweg dentiefe MoarischdoaStimme hörten, hinsetzen?“ liefen sie entsetztMutig und davon. ohne lange zu zögern antwortete er: „Wohsdn aus- war, erschiend aerneut hie!“ Daraufder Geist entgegnete und brüllte der den Geist: jungen „Gottseida Mannu an: „Wo soll i denn4 Seitdem war es mit dem nächtlichen Spuk vorbei und man hat nie mehr wieder etwas vom grissnGrenzsteine host, duat bewachenden setztn wie Geist gehört. nk, i bin dalehst!“ Nur manchmal wünscht man sich - auch heute noch – es möge doch der Moarischdoaschin- der wieder auferstehen.

Der Grenzstsein-Versetzer Quelle: 950 Jahre Großkrut 405 f.

, eine Erzählung überliefert von Erich Winter. , S. Der Teufelsspuk vom Mühlwald Schodalee«5 namens Simon mit seiner Frau und seinen Kindern. Der Vor mehr als hundert Jahren lebte im Oberort der Gemeinde, im so genannten » , Erhaltungein armer, seinerdoch gottesfürchtiger Lieben fehlten. MannMit Taglohn und sonstigen Heimarbeiten fristete die Familie ihrFamilie einfaches gebrach Leben. es so gänzlich an weltlichen Gaben, dass ihm oft die notwendigen Mittel zur als er um die zwölfte Mittagsstunde zum Holzklauben dem

PolternDa geschah und Sausen es nun gefolgt eines Tages,von einer aus dem Nichts kommenden Stimme empfing. „Armer Mühlwald zu schritt und an die dortige Wegkreuzung kam, als ihm dort ein fürchterliches Der einfache Mann erschauerte und dachte bei sich: „Nein! Das werde ich nicht tun!“ und Mann,machte was eiligst hast kehrt du auf und dieser strebte Welt? fluchtartig Nimm einen seinem Strick Hause und zu. häng dich auf!“ Als sich aber am folgenden Tag um genau dieselbe Stunde das Gleiche mit noch größerem

Geister Teufelsgeschichte vor. Der Pfarrer riet ihm Gepolter zutrug, ging der Mann zum Ortspfarrer. Mit der Bitte um Rat, wie er sich von der Der verfolgungMann tat wie befreien ihm geraten könne, trugwurde er ihmund dieder Spuk nahm tatsächlich sein Ende. In den folgendenganz einfach, Jahren recht erwarb viel zu sich beten. der Mann durch eisernen Fleiß ein ansehnliches Vermögen. Viele die sich in finanzieller Not befanden suchten ihn um Hilfestellung auf. Und

er hat allen geholfen, . Quelle:wobei er immer einfach, arbeitsam und. gottesfürchtig blieb. / Überliefert von Josef Koch, Großkrut Weinviertler Nachrichten, 28. April 1960, S 5, bearbeitet von Dieter Friedl. 950 Jahre Großkrut, S. 406.

3 Längenmaß, welches einen Dezimeter [dm] (= 10 cm) misst und etwa so breit wie eine Handfläche ist. 4 „Wo du ihn ausgerissen hast, dort setzt du ihn wieder hin!“ und die Antwort lautete: „Gott sei Dank, ich bin erlöst!“. 5 Schotterlee, ehem. Ortsteil von Böhmischkrut. Seite 15 Die kleinen Krebse aus Großkrut 1866 – Preußenkrieg6 – „Um Himmöhswühn halbblinde Kathl in ihrer ersten Verzweiflung vor lauter Schreck ausgerufen und Einquartierungihre beiden Hände der über preußischen dem Kopf Soldaten zusammengeschlagen: !“, iwaso hat ahna die Kompanie preißischa Soidohdn soi ma kriagn? Des wean de do ned wiakli woi Schon„A Einquartierung bald darauf von ersten Ankunft gleichn, de Bazimit demde!“ schier unvorstellbaren Befehl überfallen: „Koch sie uns mal „sans wiakli kumman, de Bazi de!“. Fast 20 Mann haben die Kathi bei ihrer großen Hunger.“ schnell ne jute Supp und Fleisch, aber bisschen dalli, dalli, verstehen sie! Wir haben Hunger,

„Für so a Schoa Preißn, Bärenlackln ah no übaranaunda, de Suppn ah soi ned i, dekochn.“ Kathl, kochn?“ Das ist der KathlAber gar die nicht Kathi in wusste ihren sichKopf zu hinein helfen. gegangen. Im Nu ergoss „I hob sich jo auch goa schonned so ein a großKübel Gschia Wasser und in den im Woschtrögl, wo i de BaungatenGebrauch oiwäu stehenden bod, kau Waschkessel. i Mit allerhand zu Hause vorrätigen alten,war mit schon ihrer lange raschen außer Arbeit sehr zufrieden und füllte die Suppe in ein großes Gefäß. Zutaten wurde aus dem Wasser bald eine Suppe. Die Kathi, ein sonst nicht allzu flinkes Wesen, -hungrig über Kathls dampfende SuppeDie ausgehungertenher. Auch die Kathl preußischen wollte sich Soldaten, als »andächtige die sich mittlerweileZuschauerin« auf an alten, der Ver wurmstichigentilgung ihrer Bänken und Sesseln nieder gelassen hatten, machten sich heiß ohne Weiters eine Sonnenfinsternis hätte beobachten können. Suppe„Da!!!“ ergötzen – und blieb bei den Soldaten in der halbdunklen Stube, durch deren Fenster man kam? Der Kathi wurde es bei diesem Anblick es unwohl zu Mute und da es in der Stube etwas was war das dunkle Ding,dem das Suppentopf da beim Herausschöpfen und da hatte sieder esSuppe dann zum ganz Vorschein deutlich le hatte sie dunkel war, näherte sich die Kathl zugesehen. reinigen. „Olle So guadnhat sie Geista! diese bei Nix lebendigem ois Schohm, Leibe hoat mitgekocht. kochte Schohm! Brrr!“ In der Ei nämlich völlig vergessen den alten Waschkessel, in dem sich einige Schaben eingenistetllen hatten, und

Sie griff sich an ihre bereits heiß gewordene Stirn, an die Kehle,Der Todesschweiß ließ ihre Augen begann ro an ihr zumachte treiben im Geist und bereitszu tropfen. ihr Testament, Abwechselnd wobei siekalte schon und den heiße sich zuWellen ziehenden Strick an ihrem Halseschlotternden fühlte. „Kathl, Körper dei und letzte ihre Schdund ganze Umgebung hod heit gschlohng!“begann sich wie ein Ringelspiel zu drehen. Nach einem »Schnuppara« schlürften »de preißischn Saumägn« mit einemjagten mordsmäßigen durch ihren zwischen ihren Zähnen beim Zubeißen nur so krachten. AppetitIm Nu die war Suppe, die rolltenSuppe mitsamt den dem Augen, dunklen wobei Bröckerl die dunklenn bis Dingerauf den Boden der Schüssel ausgelöffelt. Unter ständigem Kopfschütteln der Kathl hatten die Soldaten dann bald die Stube möge. verlassen,Wie von allerdings allen guten mit Geistern der Bitte, verl dassassen sie hatteihnen die morgen Kathl wiederden abmarschierenden »solch jute Supp« Soldaten kochen hat ihn gereinigt und geputzt am nächsten Tag nicht noch einmal so eine Schlamperei passiert. „Goa nix nachgeschaut und sich gleich danach über den Kessel hergemacht, , damit ihr kostetenhaums gsogd, und zwengverzogen de Schohm,dabei unzufrieden gfressn haums ihren wia Mund. dö Saubatln!“ Ein Soldat im höheren Dienstrang Dann kam der nächste Tag. Eine saubere Suppe schöpften die Soldaten in ihre Essschalen, „Wo hat sie denn die kleinen Krebse von gestern gelassen? Die kleinen Krebse wollen wir winkte die zusehende,Krebse!“ sehr erstaunte Kathl zu sich, rollte mit seinen Augen und brüllte sie an: haben, die kleinen 6 Deutscher Krieg oder Siebenwöchiger Krieg (23. Juni - 18. August 1866). Seite 16 dieUnd Hände dann fielen hat in die der Kathl Suppe wieder gekocht von und Neuem den preußischen begonnen ihren Soldaten Kopf frisch zu schütteln, serviert. hatUnd eine sie Schüssel genommen, ist in die muffige Kammer gegangen und hat alle Schaben die ihr gelerntdort in und verkostet zu haben. waren überglücklich, anno 1866 in Böhmischkrut »solch ausgezeichnete Supp« kennen

Übersetzung ins Hochdeutsche:

„Um Himmöhswühn!“ … Um Himmels willen!

Kompanie preißischa Soidohdn soi ma kriagn? Des wean de

„A Einquartierung von iwa ahna do ned wiakli woin, de Bazi de!“ Eine Einquartierung von über einer Kompanie preußischer Soldaten sollen wir kriegen? e Bazi de!“ Das werden die doch nicht wirklich wollen, die Schlawiner! „sans wiakli kumman, d … sind sie wirklich gekommen, die Schlawiner!

„Für so a Schoa Preißn, Bärenlackln ah no übaranaunda, soi i, de Kathl, kochn?“ Für so eine Schar Preußen, kräftige Burschen auch noch dazu, soll ich, die Kathl, kochen? Suppn ah ned kochn.“ „I hob jo goa ned so a groß Gschia und im Woschtrögl, wo i de Baungaten oiwäu bod, kau i de ch die Suppe auch nicht kochen. Ich habe ja gar nicht so ein großes Geschirr und im Waschtrog, wo ich die Kinder immer „Ollebade, guadn kann Geista! i Nix ois Schohm Alle guten Geister! Nichts als Schaben7 , hoat kochte Schohm! Brrr!“ , hart gekochte Schaben! Igitt! te Stunde hat heute geschlagen! „Kathl, dei letzte Schdund hod heit gschlohng!“ … Kathl, deine letz »Schnuppara« … »Verkosten«

»de preißischn Saumägn« … die preußischen Saumägen8

aben sie wie die Schmutzfinken! „Goa nix haums gsogd, zweng de Schohm, gfressn haums wia dö Saubatln!“ Gar nichts haben sie wegen. der Schaben gesagt, gefressen h

Quelle:Überliefert von Josef Koch, Großkrut12. Mai . 6. / / bearbeitet von Dieter Friedl.

Weinviertler Nachrichten, 1960, S 950 Jahre Großkrut, S. 406 ff.

7 Hausschabe: in manchen südlichen Teilen Deutschlands sind die Schaben als Preußen bekannt, im Norden als Schwaben, im Westen heißen sie Franzosen und im Osten werden sie als Russen bezeichnet. 8 ein Magen wie eine Sau (ein Schwein), das (fast) alles frisst. Seite 17 Geschichte vom Hohen Stoa „Geschichte vom Hohen Stoa“ erzählt: In den 20er 62) Als Anekdote jüngeren Datums wird die den Ferien und nach der Schule „mit aufs Feld“ Jahren,fahren. ichWir fuhrenwar damals mit dem ein Bub im schulpflichtigen Alter, musste ich mit meinen Eltern,unser wel- cheFleckerl eine inkleine der Nähe Landwirtschaft des „Hohen betrieben, Stoas“. in Pferdewagen, Traktor gab es in Großkrut noch keinen, Wegkreuzen auf

JesusAuf Christus''. der Fahrt Leiderdorthin, ist sie dieses dauerte fromme mehr Denken als 1 Stunde, heute kamen wir auch an vielen undtoren Marterln rast man vorbei: nur so Beidurch jedem unsere bekreuzigte schöne Landschaft. sich meine Mutter und murmelte ein ,,Gelobt sei Als wir zum „Hohen Stoa“ abgekommen, mit den schnellen Gespann Trak- ganz knapp an dem Stein vorbei und Mutter beugte sich weit hinaus um seine Spitze berühren zu kamen, passierte folgendes: „Stoa Vater“ keine fuhr religiöse mit dem Stätte war. Der Grund: An der Spitze des Steines war (ist) mitkönnen. Wasser Dann füllte. bekreuzigte Nun sagte sie mansich ebenfalls, obwohl der eine kleine Öffnung, eine Mulde, die sich bei Regen vorbei im Volksglauben, dass dieses Wasser heilig war, einetauchen Art undWeihwasser das Kreuzzeichen also, und zujedermann, schlagen. der in der Nähe des Steines zu tun hatte, oder gar an ihm musste, hatte die selbstverständliche Pflicht, seine Finger in dieses Wasser ich dachte zu nach. kaum Wasser in der Mulde am Das tat Vater bei der Heimfahrt, denn dann trocke saß er auf der richtigen Seite und fürDabei Wasser kam ichwährend auf eine, der leider regenlosen keine Zeitgute, sorgen! Idee: Da im Sommer SteinDazu sein erkletterten konnte, die wir Finger den alsoStein meist und ließenins unserne tappten,„Wasser “wollte mit scharfem ich mit meinen Strahl inFreunden die Öff- nung an der Spitze des Steines fließen. Dann versteckten wir uns in den umliegenden Getreide-

knapp an den Stein feldernherangesteuert und harrten wurde der und Dinge, eine die Person da kommen beugte sollten. sich zum „Weihwasser“ um sich anschließend zu Wirbekreuzigen. mussten nichtNachdem lange wir warten, genug da kam schon ein Wagen daher, welcher ter davon. Dieses Ritual zum Verhängnis wurde: Es verbreitetegesehen sich nämlich hatten, übler liefen Gestank wir unter aus lautemder Öffnung Hallo an und der Geläch- Stein- konnten wir noch einige Male beobachten, bis nicht uns dieganz Sommerhitze in Ordnung war. spitzeUnser und Schabernack schon bald hattenblieb also die nichtLeute lange gemerkt, unentdeckt dass das und Weihwasser da wir des öfteren beim „Hohen Stoa“ „nix nutzerten Bångerten“ dabei. Strafgericht auf meinergesehen Sitzfläche worden spürte. waren, Die Lust war aufauch „Weihwasserspiele ich bei den “ war mir und meinen Freunden aber gründlichDen Rest vergangen. besorgte Vaters Leibriemen, den ich noch einige Tage nach dem

62) Erzähler: Leopold Weiss Aufgezeichnet von Erich Winter; siehe auch Kruter Kulturnachrichten 1992/Juni Fol. 3 , Bürgermeister von Großkrut von 1955 bis 1958. Quelle: und Kapitel XIV Besondere Bauten, Denkmäler, Skulpturen, usw.

950 Jahre Großkrut, S. 408 f.

Seite 18 Hausbrunn Die verhexte Kuh Im Orte Hausbrunn besaß eine alte Frau eine Kuh die zuverlässig war und immer viel Milch gab. verkaufen und gab sie der Schwester Eines Tages jedoch wollte die Kuh keine Milch mehr geben und die Frau vermutete sofort, dass die Kuh verhext war. So beschloss sie, die Kuh zu beieiner der Hexe, allerdings die ebenfalls ebenfalls imdie selbenMilch ausblieb. Dorf wohnte. Als nun Und einmal siehe die da: Hexe kaum am hatteHof der die alten Kuh Frau die Besitzerin gewechselt, gab sie auch vollerwieder Verzweiflung: Milch. Die alte » Frau kaufte sich nun eine neue Kuh, da muss ich den Backofen einhauen.« Kuhvorüber der altenging, Frauschrie gab diese von lauthals nun an wieder Milch. Immer wird meine Kuh verschreckt, Als die Hexe diese Worte hörte, kehrte sie um und die rieen wird. Seit dieser Begebenheit bekommt jede neue Kuh, die durch Hausbrunn geführt wird, ein Quelle: rotes Stofffleckerl an die Hörner, damit sie nicht versch Das Weinviertel in seinen Sagen, S. 223.

Seite 19 Hohenau Das brennende Geld

Manchmal sieht man dort in der Nacht einen Feuerschein. Da brennt über dem Geldversteck In der Schottergrube auf der Hausbrunner Straße sei ein großerwieder!“ Schatz vergraben, Mancher herzhaftesagt man. eine stille Flamme, und die Leute sagen: „Schau, das Geld brennt Mann hatte versucht, den Schatz zu heben, aber sobald sich einer näherte, war das Feuer Wortverschwunden, reden und undmüsse der einen Spaten bereitgehaltenen wühlte vergeblich Rosenkranz im Schotter. auf das Es Feuer hieß, werfen. dass es Dann nur seiin derdas HebenKarwoche des gelinge,Schatzes nahe eine leichtean das Sache.brennende Geld heranzukommen, aber dann dürfe man kein

Schrei der Freude; da kam ein mächtiger Stier angerannt und stieß ihn nieder. In der Früh fandenFast ihnwäre die es Leute einmal und einem trugen Manne ihn nachgelungen. Hause. Als er aber das Gold blitzen sah, entfuhr ihm ein Manchmal sieht man noch in schwarzen Nächten den geheimnisvollen Feuerschein.

Illustration zu „Das brennende Geld“ aus dem

1966 von R. F. Zelesnik übernommen ausHeimatbuch der zweiten der Auflage Marktgemeinde von Anton Hohenau Schultes a.d. (1957 March,). 1966. Die Initialen „H B“ könnten möglicherweise für Magdalena Bartosch, Urgroßmutter von Karl Worlitschek, stehen. Quelle: 40 f.

Heimatbuch der Marktgemeinde Hohenau, S. 2 Das weinende Kind Manche haben schon das weinende Kind beim Hause vorüber laufen gehört. Still war’s auf Kinderfüßlein trappeln derdie HerzenStraße. derAuf Lauschereinmal dringt bang ein zusammenziehen. Kinderweinen durch das Fenster, und vorüber. Besonders in der Nähe des Teiches beim Armenhaus klagt es so bitterlich, dass sich gehst du?“ Aber das Kind hat sie nur stumm angeblickt. Der Frau wurde ganz unheimlich. Sie kamEinmal zitternd begegnete nach Hause eine und Frau musste dem kleinen sich ins Mädchen Bett legen. und Sie sprach schrie es und an: weinte „Mein Kleinchen, in hohem Fieber. wohin Das Kinderleid der ganzen Welt klang aus ihren Klagen.

Quelle: Heimatbuch der

Marktgemeinde Hohenau, S. 241 f. Seite 20 Die Klakanica

Die Klakanica warnoch eine auf böse den Fee Gassen die jeden oder Abendaußerhalb nach des dem Dorfes Gebetläuten antraf! Dem ihr Unwesen warf sie einentrieb. War der letzte Ton der Abendglocke verhallt, tauchte sie aus ihrem Schlupfwinkel auf und wehe nichtdem Kinde, fand und das erst sie nach Stunden von der geängstigten Mutter aufgefunden wurde. nassenWenn Schleier es über die Augen und zwickte es und hetzte es, dass es schreckverwirrt sein Heim Ruf: „Die Klakanica kommt!“ zum Gebet läutete hatten es deshalb die Kinder eilig, nach Hause zu kommen. Der trieb die kecksten Gassenbuben ins Haus, und der schlimmste Schreier war sofort still, wenn die Mutter nach der Hexe rief. Aber auch mit erwachsenen Menschen trieb diese ihren Schabernack, wenn sie spät abends vom Feldeen Morgen heimkehrten an ihre oder Tür klopfenim Walde konnten. sich verspätet - Viele Jahrehatten. ängstigte Wie oft führtesie so die sie Menschen.Männer, die spät das Wirtshaus verließen, in die Irre, sodass sie nicht heimfanden zu Weib und Kind und erst am grau

EinesDa kam Ab einmal ein neuer Priester in den Ort, der sehr fromm und klug war. Als man ihm von derdes bösenGebetläutens Fee erzählte, verhallt beschloss war. er,Dann ihrem griff Treiben er mit ein seinen Ende zu geweihten bereiten. Händen nach dem Glockenstrickeends und ging läutete er mit noch dem einmal Kirchendiener kräftig die in Glocke. die Kirche - Am und nächsten wartete, Morgen bis der fand letzte man Ton auf der Wiese hinter der Kirche ein schleierartiges Gewand und wusste damit nichts anzufangen. Die Klakanica hat man aber seit dieser Zeit nicht mehr gesehen.

Quelle:

Heimatbuch der Marktgemeinde Hohenau, S. 242. Das verschwundene Kind Es war in den ersten T

agen des Monats Dezember, in der Zeit also, in der die Erwachsenen unfolgsamenDer kleine KindernFranzl wollte zu drohen an diesem pflegen: Tage „Warte, der Mutter der Nikolaus durchaus horcht nicht schon p draußen. Gib nur Acht, dass er dich nicht holt!“ arieren, und weil es schon dunkel geworden war, drohte sie ihm mehrmals mit dem Nikolaus und dem Krampus. Schließlich riss ihr aber die Geduld. Da sie gerade jemanden von den Hausleuten beim Hoffenster vorbeigehen zu sehen glaubte, öffnete sie das Fenster, packte den schlimmen Buben, hielt ihn zum Fenster hinaus und rief: „Nikolo, nimm den unfolgsamen Franzl mit!“ Sie hörte einAls bejahendes es Zeit wur Brummen, das schreiende und zappelnde Kind wurde ihr aus der Hand genommen, und sie schloss das Fenster. den ganzen Abendde, keiner das Abendessengesehen. Ungläubig einzunehmen, sagte die rief Mutter: die Mutter „Ich habedie Hausleute ihn doch einemherein. von Da Franzl nicht mit ihnen hereinkam, fragte sie, wo sie ihn denn gelassen hätten. Es hatte ihn aber wareuch und beim blieb Fenster verschwunden. hinausgereicht. Ihr habt ja noch so gebrummt wie der Nikolo und ihn mir aus der Hand genommen!“ Niemand von den Hausleuten wusste etwas davon, und das Kind Quelle: Heimatbuch der Marktgemeinde

Hohenau, S. 245 f.

Seite 21 Über Nacht reich geworden Vor Zeiten kamen aus der Slowakei die „Sautreiber“ herüber. Sie trieben eine Herde Schweine mit sich und verkauften sie im deutschen Grenzland. Mit prall gefülltem Geldbeutel kehrten sie zurück und kamen übernachteten. Da ging es dann hoch her; sie ließen Speisen und Getränke auftragen und luden zum Freitisch ein. Nach dem Gelageoft am zogen Abend sie insden Gasthaus Geldbeutel in derund Liechtensteinstraße,ließen die Silbergulden wo aufsie der Tischplatte springen. Das viele Geld weckte die Habgier des Hausknechtes; eines Nachts schlich er sich mit einer

ld gab er in einen Topf und vergrubHacke in ihn die im Scheune, Keller. wo die Gäste nach durchzechtem Abend in tiefem Schlafe lagen und schlug die tot. Die Leichen verscharrte er im Hofe, und das Ge machteNach sicheiniger an dieZeit, Arbeit es waren und schon andere Leute auf dem Wirtshaus, gab der Wirt seinem buckligen Knecht den Auftrag, zur Vergrößerung des Kellers in die Tiefe zu graben. Dieser dabei stieß er auf den Topf. Er rief den Wirt herbei, der sofort ererkannte, das G worum es sich handelte, und den Knecht mit einer anderen Weisung fortschickte: „Nimm dir ein Gabelfrühstück und dann fahr gleich aufs Feld um Klee!“ sagte er, dann brachte eld in Sicherheit. Der Fund hat ihn zum reichen Mann gemacht, und er konnte sich gönnen, was sein Herz begehrte. undenen Sautreiber handleAls manund dass einmal sie einem beim Raubmord Setzen des zum Maibaumes Opfer gefallen auf Menschenknochenwären. Man bezichtigte stieß, den wurde früheren die Vermutung ausgesprochen, dass es sich um die Skelette der verschw er im Angesicht des Todes seine Schuld nicht bekennen könne.9 Wirt der Tat; hieß es doch, dass seine Frau nicht von seinem Sterbebette gewichen wäre, damit Quelle:

Heimatbuch der Marktgemeinde Hohenau, S. 242 f. Die Milchhexe

Der Benedik (Vater von Beliček), der Koß und der Jankowitsch standen spätst abends gerade beim eine Glockenturm und wussten nicht, ob sie schon nach Hause gehen oder noch etwas unternehmen sollten. Kommt der Schneck Vinzenz daher und ruft: „Jožko, bei eurem Hintertürl i Milchhexe hineingehuscht!“ „Sakra, sakra!“ schreit der, „no, der werden wirs zeigen! Kommts!“– „Halt!“ sagt der Schneck, „das müssen wir gescheiter anfangen. Du gehst po ulici (Hauptstraße), duTürl zahumni heraushuschen (hintaus), will. du do kradlowa (Diebsgasse) und ich lauf zum Schlossberg, marsch!“ Und da ist der Schneck Vinzenz gerade zurechtgekommen, wie ein weißes Gespenst bei einem Vorschein. Bei der e Er packt es, reißt ihm das Leintuch herunter, und ein bekanntes Gesicht kommt zum dem Gespenst eine Ohrfeige.rsten Watschen fällt der Frauensperson das Büttel aus der Hand, dass die Milch weiß in den Staub fließt. Und da sind auch schon die anderent Tage dreiim Bett Gesellen, gelegen und ist. jeder Von gibt der Milchhexe hat man nichts mehr gehört. Man hat dann erzählt, daß die ... ikin vom Schlossberg ach Quelle:

Heimatbuch der Marktgemeinde Hohenau, S. 247.

9 Die Sage „Über Nacht reich geworden“ entstand wohl auf Grund der öfter gemachten Skelettfunde; diese sind jedoch Über- reste der im Jahre 1646 an der Pest gestorbenen Schweden, die man hier in einem eigenen Friedhof bestattet hat. Die Sagen „Über Nacht reich geworden“, „Die sprechende Katze“, „Der Wechselbalg“ und „Das verschwundene Kind“ hat Robert Zelesnik nach Mitteilungen von Rudolf Schweinberger, Franz Zuba, Franz Schmidt und Karl Worlitschek - nach Angaben seiner Urgroßmutter Magdalena Bartosch, die zu allen Erzählungen auch noch das betreffende Haus anzugeben wusste, aufgeschrieben. Seite 22 Die sprechende Katze

Sonn- Ein Bauer hatte mehrere Töchter, die auf ihre Sonntagskleider besonders heikel waren. Nach jedem und Feiertag wurden die Kleider gereinigt, gebügelt und sorgsam im ttert. Schrank Da verwahrt. Wie erschraken aber die Mädchen, als sie eines Tages die schönen Kleider anziehen wollten und sahen, dass sie jemand getragen haben musste, denn sie waren arg zerkni niemand im Hause war, wenn sie auf das Feld gingen, und Tür und Tor immer wohl verschlossen gehalten wurden, konnte man sich den Vorfall nicht erklären. NachAls es längereröfter geschah, Zeit – legtenman hattesie sich sich auf inzwischen die Lauer, anum die die immervermeintlichen wieder zerknitterten Einschleicher und auf irgendwiefrischer Tat benutzten zu ertappen. Kleider Doch esgewöhnt war vergeblich, – saß einmal und die die Sache Bauernfamilie konnte nicht und aufgeklärt das Gesinde werden. bei Tisch. Auf einem unbenutzten Stuhle lag die Katze und schlief behaglich schnurrend. Plötzlich machte sie wie im Traume eine Bewegung und rutschte mit der Pfote von der Stuhlkante ab. Mit einem unwillkürlichen Ruck zog sie im Halbschlaf die Pfote wieder zurück und sagte laut

und vernehmlich: „Hoppla, jetzt wär’ ich fast ’nunterpurzelt!“ Was Wunder, dass den Leuten, als sie die Katze wie einen Menschen reden hörten, der Bissen nunim Mund an blieben stecken die blieb, Sonntagskleider so sehr erschraken der Töchter sie. Alle unberührt. waren sich darin einig, dass diese Katze eine Hexe sein müsse, und in ihrer Aufregung erschlugen sie das unheimliche Tier. Und siehe da, vonle haben.Also war die Katze wirklich eine Hexe gewesen! Denn nur sie konnte, wenn al Hausbewohner auf dem Felde waren und das Haus wohl verschlossen war, die Kleider getragen Quelle:

Heimatbuch der Marktgemeinde Hohenau, S. 243 f. Tella und Pirtl Die Verständigung zwischen den slowakischen Dienstleuten und dem deutschen Bauern verständigen; anders freilich war es zwischen Magd und Bäuerin. stieß auf keine Schwierigkeiten, da dieser meist so viel slowakisch konnte, um sich zurring Not anzu – KalbDa (slowakisch sagte einmal tela) die in Bäuerin die Küche. zur SpäterAgnuschka, befahl die die erst Bäuerin: einige „Bring Tage aim Rebbürdel!“ Hause war: (Bündl „B von WeinrebenTella rei(n)!“ zum Die Unterheizen!) Agnes war wohl – Die erstaunt, Agnes steht ging ratlosaber gehorsam im Hof: „Reh? in den Reh? Stall – und brachte ein Ale Pirtl? Pirtl? – – Was ist das?) To je brece srnka! Quelle: Co to je?" (Das erste ist doch ein Reh! Aber Pirtl? Heimatbuch der Marktgemeinde Hohenau, S. 245. Zwölfe is(t)’s! vertraten ihn zwei Männer beim Ausheben der Grube. Sie stellten den Versenkapparat über das Grab und wollten ihn auch Als der Hohenauer Totengräber einmal verhindert war, ihn hinunter. Da blies die Sirene 12 Uhr. „Zwölfe is(t)’s!“ sagte der obere und ging essen. Der in ausprobieren. Nach langem hin und her legte sich der Schwerere hinein, und der andere ließ hörte die Frau des Totengräbers das Geschrei und kurbelte den Mann herauf. der Grube brüllte, daß er herauswolle, doch der andere hörte ihn nicht mehr. Nach einer Weile Quelle: Heimatbuch der Marktgemein

de Hohenau, S. 246. Der Wechselbalg wenigerIn einem usw. Hohenauer Da sich die Bauernhaus Leute das nicht bemerkten e die Bewohner, dass jedes Mal, wenn sie vom Felde heimkamen, allerlei von den Speisen fehlte. Das Brot war angeschnitten, das Schmalz war sei rklären konnten, wandten sie sich an eine weise Frau. Diese meinte zuerst: „Ist wirklich niemand imSeite Hause, 23 wenn ihr weggeht?“ Sie versicherten, es bestimmt niemand im Hause, nur das Kind liege in der Wiege. hts aufgefallen sei. Darauf antworteten die

Da fragte die Frau, ob ihnen an dem Kinde nic Leute: „Es hat ein auffallend altes Gesicht, so wie ein Erwachsener!“ Die weise Frau gab ihnen folgenden Rat: „Ihr müsst in der Stube, in der das Kind liegt, auf der Erde ein Feuerchen anmachen, rundherum stellet halbe Eierschalen, die mit Wasser gefüllt sind, auf, und dann beobachtet durch das Schlüssellochang: das Kind!“ Sie taten so, wie ihnen aufgetragen worden war. Da sahen sie, wie das Kind aus der Wiege stieg, um das Feuerchen herumtanzte und s doch nie sah ich kochen in solchen Töpfelein!“ „So alt ich bin, so lang bin ich ein Teufelein, – Dann ging es hin, schnitt sich Brot ab, bestrich es mit Schmalz und ließute undsich’s baten gut schmecken. um Rat. Da erzählten die Leute der weisen Frau, was sie gesehen und gehört hatten. „Ihr habt einen WegkreuzungWechselbalg“, gehensagte diese. und ihn „Was dort sollen durchprügeln. wir da tun?“ Dann jammerten lasst ihn die liegen Le und geht nach Hause. In aller„Ihr Früh müsst“, vor Sonnenaufgang sagte die weise müsst Frau, ihr „nach aber dem wieder Gebetläuten an dem Kreuzweg mit dem sein. Wechselbalg Dort werdet an eine ihr dann das richtige Kind vorfinden, das allerdings genauso verprügelt sein wird wie der erbärmlichWechselbalg. verprügelt Verschlaft war. aber ja nicht!“ Die Leute taten alles, was ihnen aufgetragen worden war, und fanden wirklich am Morgen an der Wegkreuzung das richtige Kind, das aber Quelle:

Heimatbuch der Marktgemeinde Hohenau, S. 244 f. Der Wechselbalg (2) hatten alle viel zu tun und oftAm ohne Hof Aufsicht. der Stünzels wurde ein wunderschöner Junge geboren. Da gerade Erntezeit war, als die Mutter für alle das Essen zubereitete, ließ sie das Neugeborene r wieder Essen Nach einigen Wochen fiel ihr auf, dass der Junge nicht wuchs, nur sein Kopf wurde größer, und anstatt zu weinen, krächzte er nur schrecklich. Es verschwand auch imme Kindam Hof, ausgetauscht obwohl nur hat. das Ihr Neugeborene habt wohl einenim Haus Wechselbalg.“ war. Da holten So sieriet sich sie denbei der Unglücklichen: Kräuterhexe „Vor Rat. Diese untersuchte das seltsame Geschöpf und sagte: „Es scheint mir, dass die Waldnymphe euer der Mittagsstunde müsst ihr am Küchenboden ein kleinesten Feuerdas schreckliche machen, rundherumSchauspiel. Eierschalen streuen und dann beobachtet ihr durch das Schlüsselloch was geschieht." Die Stünzels taten, wie ihnen gesagt wurde und beobachte Das Kind kroch aus der Wiege, wärmte zuerst seine Hände über dem Feuer und begann dann rund um das Feuer zu tanzen. Es hopste und sang, bis es die Eierschalen bemerkte. Es krächzte: h „So alt bin ich, so lang ein Teuflein, Schnell liefenab die aber Stünzels noch nie zur gesehen, Kräuterhexe dass man um kocht sich innoch so kleineneinen Rat Töpflein.“ zu holen: „Vor dem Abendläuten müsst ihr das Kind in den Graben neben dem Weg hinterm Dorflegen und es mit einer Birkenrute mit aller Kraft verprügeln. Lasst es dort liegen und geht schnell weg. Am nächsten Tag vor dem Morgengrauen findet ihr dort euer echtes Kind.“ verprügelt aus. Die Eltern folgten ihrem Rat und bekamen endlich ihren Sohn zurück. Er sah jedoch ziemlich Quelle: Geheimnisvolle Sagen um die Pollauer Berge und aus dem Weinviertel. S. 50 f.

Seite 24 Blutiger Kirtag 1919

Burschen ihre Mädchen weg undZum schossen Kirtagtanz mit ihren beim Revolvern Marschitz in waren die Luft. auch Es einige wurde Hohenauer, um eine Patrouille die einer der Wiener Volkswehr Platte (Einbrecher)geschickt. Drei angehörten, Volkswehrleute gekommen. eröffneten Sie taten das Feuergroß, nahmenin den Tanzsaal. den Zwei der Pülcher waren

sofort tot, ein dritter versteckte sich verwundet im Stall, doch wurde er herausgezogen und Quelle: erschossen, trotzdem er flehentlich um Gnade bat. Heimatbuch der Marktgemeinde Hohenau, S. 247. habe. Nun eine Sage vom Wassermann, wie ich sie diesseits und jenseits der March erzählen gehört Vom Wassermann

MühleAls dieund alte kämmte Benesch sein wieder Haar. einmal Sie bekreuzigte zur Mühle gingsich umdreimal Korn mahlenund gab zu ihm lassen, eine war schallende ihr klar, dass sie dort den Wassermann treffen würde, Er saß auch schon ganz frech bei der Zufahrt zur

Ohrfeige und schrie: „Rechts aus dem Weg!“. Auf diese Weise war es möglich,al bei ihr böse rächen Folgen, werde. die eine Begegnung mit dem Wassermann nach sich ziehen konnten, zu vermeiden. Der Wassermann aber drohte ihr zornentbrannt, dass er sich das nächste M insAm Wasser nächsten nieder. Tag Schnell ging der ritt Sohn er mit der dem Benesch anderen mit Pferdden Pferden zur Schwemme, um diese zu nochtränken. Opfer Kaum des warrachsüchtigen er aber mit Wassermannes den beiden Pferden zu werden. drinnen, Als da man sank das das ertrunkene eine Tier auchPferd schon dann aus der Schwemme, um nicht auch

Quelle: aus dem Wasser zog, fand man am Hinterfuß die Abdrücke der Wassermannpranken. Heimatbuch der Marktgemeinde Hohenau, S. 248. ein richtiges Bild von Erlebniswelt und Wesen der Grenzbewohner zu geben. – Hier noch zwei solche:Gerade die meist heiteren, unmittelbar aus dem Alltag gegriffenen Geschichten vermögen

Die Erdäpfelsäck fallen um Der Czerwenka Jakob und sein Eheweib ließe wozu sollten sie sparen? Sie aßen schon am Vormittag ein halbes Kilo Gebratenes und begossen n sich’s gut gehen. Kinder hatten sie keine, es„Die mit Erdäpfelsäck einem Liter Wein,’ und beide wetteiferten im Umfang ihres Bauches. Als 1866 die Cholera umging, packte sie zuerst’ die armen Leute, und die Czerwenkas lachten: Cholera erwischte undfallen hinwegraffte. schon um!“ Da sagten Und die jedes Leute: Mal, „Jetzt wenn fallen man auch einige die Specksäu Erdäpfelesser’ um!“ hinausführte: „Ha, ha, wie die Erdäpfelsäck umfallen!“. Und dann geschah es, dass auch sie die Quelle:

Heimatbuch der Marktgemeinde Hohenau, S. 248.

Suničku,seine Mutter vstávaj! aufwecken. (Söhnchen, steh auf!) Als der Sohn unserer Nachbarin anfing, die Schule zu besuchen, musste- Nach ihn jedenfünf Minuten: Morgen t schon Zeit!) - Und das vollzog sich jeden Morgen folgendermaßen: „Suničku, vstávaj!“ „Vinzi, vstávaj, už je čas! (Vinzenz, steh auf, ’s is Nach fünf Minuten: „Ty podvoro, Quelle: nestaneš!“ (Du Mistvieh, stehst nicht auf!) Heimatbuch der Marktgemeinde Hohenau, S. 248.

Seite 25 Katzelsdorf Der durstige Kamerad Zwei Spezi machten sich in Hohenau auf den Weg nach Katzelsdorf. Der eine konnte es nicht gut Deutsch. übers Herz bringen, bei einem Wirtshaus vorbeizugehen. Der andere konnte nicht besonders Der andere setzte sich aber durch und erreichte e - kamen.Der Durstige wollte daher in , Bernhardsthal und Reinthal unbedingt einkehren. s, dass sie ohne Aufenthalt in Katzelsdorf an

Hier erklärte er endlich, er wolle nunGE auch-ME- INeinkehren.-DE-WIRTS Als- HAUS“!ihn der Durstige fragte, wieso er denn gerade jetzt dazu bereit sei, antwortete er: Quelle: „No, konnst nit les’n. Do steht doch: Bernhardsthaler Heimatbuch, S. 306. Der Meister Peter Martin / Einleitung Um den Anfang dieses Jahrhunderts gab es in Katzelsdorf einen Schuhmachermeister na-

Beste zu mensunterhalten. Peter Martin, Er soll der auch ein ein richtiges erfolgreicher Original Rednerund ein gewesenrechter Pfiffikus sein und war. während Mit Anekdoten, des Zweiten Wit- zen und aus dem Stegreif ausgedachten Schnurren wusste er jede Gesellschaft auf das gen und dgl. nötigen Arbeiten spielend im Handumdrehen gemeistert haben. Weltkrieges,Durch seinen als esimmer noch zukeinen Streichen Gemeindesekr aufgelegtenetär Humor gab, die hat durch er m dieanche Lebensmittelrationierun-n arg mitgespielt. Von seinem erhöhten Handwerkssitz sah er seine Kunden immer schon rechtzeitig kommen. Kam

Schuheeiner der gerade schon in länger der Arbeit. auf eine War Schuhreparatur der Mann hatte warten müssen, dann suchte der Meister Bogenflink dessen auf den Schuhzeug Haufen. aus dem Haufen heraus und sagte dem Betreffenden, er habe seine draußen, so flog das Schuhwerk wieder in weitem Der Meister Peter Martin / Der 1. April gesetzt zu haben. Einmal verfasste er für diesen Anlass einen Brief und wartete auf ein geeig- Den 1. April ließ der Meister nie vorbeigehen, ohne eine seiner Eulenspiegeleien in Szene steht!“netes Opfer. Als der Dann Schmied rief er deneinen B jungen Mann herein, gab ihm den Brief mit dem Auftrag, ihn zum Schmiedemeister zu tragen und ihm zu sagen: „Sie sollen mir gleich alles geben, was im Brief Schmied möge dem Burschen anlässlichrief gelesen des hatte, 1. Aprils verabreichte etliche Ohrfeigen er dem Überbringer versetzen. einige Ohr- feigen. Als dieser empört protestierte, ließ ihm der Schmied den Brief lesen, in dem stand, der Der Meister Peter Martin / Meister Peter Martin erklärte dies auf folgende Art. Warum die Schuhmacher jeden Montag blau machen

MontagDer Patron zu feiern! der Schuhmacher ist der Hl. Krispin. Dieser sei an einem Montag den Märtyrertod gestorben. Da man aber nicht wusste, an welchem Montag, so habe man beschlossen, jeden Der Meister Peter Martin / Das große Weintraubenkörndl

Münchhausen ab chemBerühmt naiven warenOrtsbewohner des Meisters als bare Aufschneidegeschichten, Münze genommen wurden. die erHier anscheinend ein Beispiel demseiner Baron Auf- schneidereien. gelauscht hatte. Er wusste sie so anschaulich zu erzählen, dass sie von man-

Seite 26 die

Von dem Weingarten, den der Meister in den Obern Lüssen hatte, war bekannt, dass Körndl,Ein besonders nämlich die großes Weinbeeren, Weintraubenkörndl besonders groß sprang seien. durch Als Witterungseinfluss sie in einem Jahr ganz auf. Weilbesonders diese Beeregroß ausgefallen aber so ungla waren, erfand er folgende Geschichte: überflutet worden wäre. Da führten die Bauern in aller Eile vom Teichberg Erde zusammen und ublich viel Saft enthielt, bestand bald Gefahr, dass fast der ganze Unterort bestehen und es entstand der Katzelsdorfer Teich! errichteten einen Damm, um den Ort vor einer Überschwemmung zu schützen. Der Damm blieb Quelle:

Bernhardsthaler Heimatbuch, S. 312f. Die abenteuerliche Wienfahrt Eine Frau fuhr mit ihrem Söhnchen im Jahre 1956 das erste Mal nach Wien. Als sie in einem

Großkaufhaus den Portier fragte, wo man da einen Schirm kaufen könne, antwortete dieser besuchenkurz: „Erst’n und Stock!“ sie frag Da wich die Frau zurück und sagte zu sich: „Na sowas, wenn man einen Schirm will, muss man erst einen Stock kaufen!“ Später hatte die Frau Lust, einmal ein Kino zu te einen Passanten: „Bitte, wo ist denn das Kino?“ Dieser antwortete:imfah- „Gra- daus!“ Da ärgerte sie sich und 57“. meinte: Das traf„Einmal die Frau möchte wie ich ein in Donnerschlag. ein Kino gehen, Als da sie ist ratlos es grad auf aus!“ der Als sie dann auf den Bahnhof kam und fragte, wann sie einen Zug habe, mit dem sie he ren könne, hieß es: „Erst 19 eil der nächste Zug nach Hause erstGasse 1957 mit demfährt!“ Söhnchen Der Wachmann herumirrte, meinte: fing sie „Ist in das ihrer Ihr Ratlosigkeit Ernst?“ Weil zu erweinen dabei an. ihr Ein Söhnchen Wachmann an- fragte sie teilnahmsvoll, warum sie denn weine. Sie sagte: „W

Quelle: schaute, sagte sie: „Nein, das ist der Franzl. Er hat nur das G’wand vom Ernst an!” Bernhardsthaler Heimatbuch, S. 315. Die Hausbrunner Pappel

DieserAn der wuchtige Straße, Baumriese die von Katzelsdorf trägt den nachNamen Altlichtenwarth „Hausbrunner führt, Pappel“. steht vor dem zum Hamethof führenden Privatweg eine alte Pappel, die etwa 20 m emporragt und einen Umfang von 6 m hat. Es war anno dazumal. Da wurde in Katzelsdorf ein Wiesenverkauf angekündigt. Einige Haus- Wie der Baum zu diesem Namen gekommen ist, darüber berichtet die Sage: auf den Weg dorthin. Wider Erwarten fand aber der Grasverkauf zu dem angesagten Termin brunner Gemeindeväter, die für ihre Gemeindestiere Graskäufe tätigen wollten, machten sich holgenuss samt ihrem großen Durst zu dämpfen suchten. nichtUm statt, auf dem sodass Nachhauseweg die Männer ihrendas Ärger im Gemeindegasthaus durch entsprechenden Alko- - und Herschwanken bewahren sollte. An der Ab- zweigung des Weges zum HamethofGleichgewicht hielten sie Rast. besser Sie stießenhalten zu ihre können, Pappelstöcke nahm sich in dasjeder wei- ei- nen Pappelstock, derhren ihn vor Alkoholdampf zu argem Hin unter freiem Himmel entweichen und suchten sich in che Erdreich, ließen i Wurzelnjeder Hinsicht gefasst Erleichterung und aus ihm zuentwickelte verschaffen. sich in dem feuchten Wiesengrund dieser Baumriese. Als sie weitergingen, dürften sie ihre Stöcke vergessen haben. Der eine aber hatte richtig rerIn Freunde jüngerer und Zeit vertrank soll ein mitHausbrunner ihn die Absicht gehabt haben, die große Pappel zu kaufen. Die Frau gab ihm den entsprechenden Geldbetrag mit, er aber geriet in die Gesellschaft mehre- en in Feldsberg, das damals auch für Hausbrunn Sitz des Be- denzirksgerichtes wäre. Eine war, Zeitlang den ganzen soll der Geldbetrag. Baum den Der Familiennamen Frau erzählte dieses er später, Hausbrunners der Kauf hätte getragen sich nicht ha- gelohnt, da man keine so große Säge auftreiben konnte, mit der man des Baumes Herr gewor-

Quelle: ben, bis er schließlich einfach „Hausbrunner Pappel“ hieß. „Weinviertler Nachrichten“ 1973, № 30. / BernhardsthalerSeite 27 Heimatbuch, S. 305. Die Preußen in Katzelsdorf

öffnetenAls im sieJahre die 1866 Tür gewaltsamdie Preußen und auch bedienten nach Katzelsdorf sich mit denkamen, vorhandenen da hatte der Speisen damalige und Gastwirt Geträn- ken.das Gasthaus geschlossen und war geflüchtet. Als die Preußen das Gasthaus gesperrt fanden, Sie beschädigten aber auch absichtlich einige Einrichtungsstücke und schrieben als Begrün- dung ihrer Handlungsweise auf die Tür des Eiskastens:

hätten wir das nicht getrieben. „Wäre er hier geblieben,

Wirdie tapfere sind keine Krieger Menschenfresser, heißen.“ sondern die noblen Preußen, Nach der Erzählung einer alten Katzelsdorferin. Quelle:

Bernhardsthaler Heimatbuch, S. 312. Die Türken um Hamet oder Wie Katzelsdorf zu seinem Namen kam Als die Türken einmal über die March eingedrungen waren und in die Gegend von Katzels- damals schon verschollenen Stadt Hamet en Hamet-Parzt zurück und öffneten die Schleusen dorf kamen, zogen sich die Katzelsdorfert mit Hab und Gut auf die höchstgelegene-Parzt wie Stelleeine Insel der von einem See eingeschlossen wurde. , d der drei Bäche, die sich hier zum Hame bach vereinigen, sodass der Hamet Türken hierher zu . GanzeAls Scharenes Nacht versanken wurde, zündeten mit Mann sie und ein Ross.großes Feuer an und veranstalteten, um die Am darauflocken, folgenden mit viel Morgen Lärm aberund drangenLachen ein die Fest. überlebenden Die Türken Türken gingen in wirklich Katzelsdorf in die ein Falle und vernichteten in ihrer W

ut alles, was ihnen in den Weg kam. Als die Katzelsdorfer, soweit sie amnoch Leben am Leben gelassen waren, hatten. nach Nach dem dieser Abzug Katze der Türkenerhielt der sich wieder aus ihren aufgebaute Verstecken Ort denwagten Namen und Kat- die zelsdorf.Reste ihrer10 Dorfstätte absuchten, fanden sie als einziges Lebewesen eine Katze, die die Türken

Diese Sage war noch um die Jahrhundertwende vielen Katzelsdorfern in dieser oder ähnlicher Form bekannt. Als man einmal in der Hametniederung nachzugraben

Quelle: anfing, soll man tatsächlich im Sumpfe versunkene Türken, die noch auf ihren Rössern saßen, gefunden haben, überdies Krummsäbel und andere Waffen. „Weinviertler Nachrichten“ 1953, № 30 und 1968, № 36. / Bernhardsthaler Heimatbuch, S. 304f. Eine Flügelbahn nach Katzelsdorf Als 1839 die „Kaiser Ferdinands Nordbahn“ Lundenburg erreichte und schon bald darauf einige Flügelbahnen11 Ort nicht an einer Flügelbahn interessiert wäre. entstanden, wurde auch der Katzelsdorfer Gemeinderatbrauchen gefragt, wir nicht!“ ob der

Der Gemeindratsbeschluss war einstimmig: „Eine Bahn die fliegt, die Mündliche Überlieferung, aufgezeichnet von Dieter Friedl.

10 Diese Sage war noch um die Jahrhundertwende vielen Katzelsdorfern in dieser oder ähnlicher Form bekannt. Als man einmal in der Hametniederung nachzugraben anfing, soll man tatsächlich im Sumpfe versunkene Türken, die noch auf ihren Rössern saßen, gefunden haben, überdies Krummsäbel und andere Waffen. Aus den „Weinviertler Nachrichten“ 1953, № 30 und 1968, № 36. 11 Stichbahn, Stichstrecke; eine von einer (Haupt-) Bahnstrecke abzweigende Nebenbahn. Seite 28 Katzelsdorf / Reintal dass sich hier in der Bevölkerung mehr Geschichten aus früherer Zeit erhalten haben. Die fol- Katzelsdorf ist am weitesten von der Bahn entfernt. Das mag vielleicht der Grund dafür sein, Nachbarortes! gende hat man wohl erfunden, als man den Gemeindediener frotzeln wollte, natürlich den des Der Gewitterkauf

Auchdediener früher nach gab Feldsberg es oft in derin die Gegend Apotheke trockene, zu regenarme Sommer. fürIn 70 einem Kreuzer solchen ein Gewitter Jahr, anno kaufen. dazumal, beschloss der Gemeinderat von Reinthal, den Gemein- Der einfältige Gemeindediener hatte einenschicken, Gulden mit. und Der zwar Apotheker mit dem hatte Auftrag, aber er gerade solle keindort in Gewitter zu kaufen. Er hatte unterdessen eine Biene in eine Zündholzschachtel getan und dem Gemein- Kleingeld, und daher überredete er den Gemeindediener,tel erst in Reinthal gleich zuum öffnen. einen Gulden e Nun machte sich der Mann auf den Heimweg. Dabei hörte er in der Schachtel ein drohendes dediener strengstens aufgetragen, die Schach da in der Schachtel sei. Brummen. Als er sich Reinthal näherte, übermannte ihn die Neugier, und er wollte wissen, was lich rannte er ihr nach und schrie ihr aus Leibeskräften nach: „Nach Reinthal! Nach Reinthal!“ Kaum hatte er die Schachtel etwas geöffnet, da flog die Biene auch schon davon. Augenblick- dasSie des flog Bürgerme auch wirklichi nach Reinthal, und am nächsten Tag entlud sich über Reinthal ein Ge- witter mit einem wolkenbruchartigen Regen, so dass die tiefer liegenden Häuser, darunter auch Bürgermeister einesters, Gemeinderatssitzung arg überschwemmt ein. wurden. Kaum waren die ersten Aufräumungsarbeiten nach dem Gewitter beendet, da berief der Gewitter fürIn das der zu Sitzungstarke Unwetter wurde dem verantwortlich. Gemeindediener Er wurde vorgehalten, zum Ersatz er habeder 30 den Kreuzer Auftrag verurteilt gehabt, undein überdies augenblicklichum 70 Kreuzer entlassen! zu kaufen, er habe aber eines um einen Gulden gekauft und sei daher

Quelle:

Bernhardsthaler Heimatbuch, S. 314.

Seite 29 Walterskirchen/ Großkrut (Böhmischkrut) Die Glocke von Walterskirchen

FrauenAn jener geh Stelle unterhalb von Walterskirchen die Nonnwald genannt wird, befand sich einst ein Nonnenkloster, das von fruchtbaren Feldern umgeben war. Zu dem Besitz der frommen örte auch ein Teich, dessen alte Dämme heute noch sichtbar sind. Zerstört imischenund ver- gemiedenwüstet wurde wurde. die Ansiedlung von den Schweden, die 1645 in das Land einfielen. Später soll es dannEinmal dort gespukthütete ein haben, Hirte so aus dass Walterskirchen der Ort mit dem in verwüsteten der Nähe der Kloster Klosterruinen von den Einhe Schweine. Da ganz besonders heftig und lange mit dem Rüssel im Boden herumwühlte. Schweine gewöhnlich im Boden wühlen, fand er auch nichts Besonderes daran, als eine Sau aus dem Boden ragen. Eilig grub er selber weiter und bald konnte er eine Glocke erkennen. Als er nun doch neugierig wurde und zu derWalterskirchner Sau hinging, fand und er dieein BöhmischkruterStück glänzendes um Metall die

Als der Fund bekannt wurde, stritten die denGlocke, worden. denn Kurzbeide entschlo Orte beanspruchtenssen spannten sie dann für sich.die Kruter Die einen zwei meinten, Pferde vor sie dieliege Glocke genau in der ausMitte dem zwischen Boden beidenzu ziehen. Orten, Doch die sie anderen bewegte hielten sich nicht dagegen, von dersie seiStelle. genau Später an der versuchten Grenze gefun- es die Walterskirchner mit nur einem Pferd; und sie hatten Erfolg. , um sie - kirchen und klingt hell bis nach Großkrut. So hängt die Glocke, die später umgegossen wurde, noch heute am Kirchturm von Walters Quelle: Das Weinviertel in seinen Sagen 213 f.

, S.

Seite 30 Ortsneckereien und Ortsspitznamen seinem Ort

SpitznamenHeute würde Bescheid es niemandem wissen. einfallen, sich über den Spitznamen, den man gegeben hat, aufzuregen. Es sind auch meist nur noch wenige in jedem Ort, die über solche

Oft hörte man auch, dass Nachbarörtler damit gehänselt wurden, ihre Gemeindeväter hätten einmal beschlossen, weil sie überschüssiges Geld in der Gemeindekasse gehabt hätten, den sollte.Teich mit Rohziegeln zu pflastern. Da es aber mehrere Orte sind, die Teiche haben oder hatten, ist man sich heute nicht mehr ganz einig darüber, welchen Ort die Neckerei eigentlich treffen »Sterzfresser und Gnackwetzer«

Die hier angeführten Ortschaften mit ihren Orts-Spitznamen findet man ebenfalls in dem am 13. November 2018 im Verlag Edition Winkler-Hermaden erschienen Buch »Sterzfresser und Gnackwetzer« - Lexikon der Weinviertler Orts-Spitznamen - von Michael Staribacher und

Die mit einem Omega- undChristian wurden Wiesinger, im Jänner wo 2019 auch diesem zahlreiche Sammelband Details und hinzugefügt. Erklärungen nachzulesen sind. Zeichen [Ω] gekennzeichneten Einträge sind diesem Buch entnommen einige Weinviertler »Ortsspitznamen«…

Althöflein ...... Såndhåsen ...... – -Peking Bernhardsthal[Ω] ...... Altlichtenwarth› [Ω]‹ benannt nach Wuchtlpracker,dem „Mischling „Liachtenwoader“ einer im Grenzland Zantorder“, gerne Åltgekochten einfachen Speise. Der „Ur-Mischling“Mischlingjane – laut , Hoadnjodln –Mischlingjane besteht aus geschnittenen Erdäpfeln (Sieglinde), und geschnittenen Semmelnknödeln12 Frau Maria Huber, geborene aungrötzt Stättner ( von № 109 angebraten) werden. Dazu passt für Kinder Joghurt (NöMix) bevorzugen saure Gurkenvom Vortag, (Essiggurken welche gemeinsam) in heißem- Schweineschmalz scharf 13 angeröstet, Im Laufe der Jahre hat sich der Mischling , Erwachsene sender „Restln“ wie Nudeln, grünen und Häuptel Ähnlichem, Gurken von oder Haushalt einen zu Roten Haushalt Rübensalat. sehr unterschiedlich weiterentwickelt. , vermutlich aufgrund übriggebliebener dazu pas- , Kleinhäusler im Marchfeld

BlumenthalDer Spitzname...... Hoadnjodln geht K aufiadreckm die Zeitål erzurück,„Blamath da mancheåler - Kiadreckmåler“ Bullendorf„Hoadn“ ...... (Heiden, Buchweizen) einkauften und die Graupen verkauften...... , [Ω] ...... KrautscheFelberjogel,iß Felbererer Spannberg[Ω] DürnkrutDobermannsdorf ...... [Ω] RuZaunbrunzer,imazuzla (Rübenzuzler Mondlöscher) aufgrund der von 1844 bis 1978 hier ansässigen→ Zuckerfabrik Ebersdorf ...... Steirer ...... an der Zaya , Steirerjogln Eibesbrunn [Ω] Heujodln

12 Bei mehreren Semmeln und Knödeln – laut Karl Valentin: „Semmelnknödeln“; landläufig „Semmelknödel(n)“. 13 Es dauerte 40 Jahre, bis durch diesen „Geschichten & Sagen“-Band das Mischlings-Rezept im Bernhardsthaler Heimatbuch (1976) richtiggestellt werden konnte. Quelle: Ernst Huber, № 111, am 10. März 2016. Seite 31 Eibesthal ...... Schneiderhänger 14 Eibesthal liegt 4 km östlich und außerhalb von Mistelbach und gehört seit 1972 als Katastralgemeinde zur Großgemeinde Mistelbach. , Stricklhänger [Ω]

seines Vermögens geraubt wurde. Da der damalige Schneider Rothenthaler aufgrund einer Im Jahre 1569 geschah es, dass bei Jakob Herberts eingebrochen wurde und ein Großteil Verbindung gebracht. Unter einem falschen Vorwand wurde er zurück nach Eibesthal gelocktErbschaft und nach ohne Tulln ordentliche gezogen war, Anhörung wurde sein in Verschwindenden Kerker gesteckt. sogleich Eigenhändig mit dem Diebstahl wurden in Untersuchungen durchgeführt und der Schneider auf schreckliche Weise gefoltert. Immer

der Herrschaft ging wieder beteuerte er seine Unschuld, was aber seine Peiniger jedoch nicht davon abhielt, ihm mitnoch dem mehr armen zu Schneider quälen. Einverfahren. eigens Als hinzugezogener die Eibesthaler Folterknechtschließlich die Geduld verloren und unverrichteter Dinge, da er nicht mit ansehen wollte, wie die Bauern mit ihrer rohen Gewalt wurde. die Tortur immer härter wurde, verstarb Rothenthaler, ohne dass seine Schuld bewiesen Dokumenten und ohne Anhörung des Beschuldigten wurde vom Richter ein Todesurteil Eilig wurde der herrschaftliche Richter geholt,llte. mit falschen Zeugenaussagen, gefälschten - abverlangt, welches dieser schließlich ausste aberIm Februar auf die 1570 Folter wurde und seinen der Leichnam schlechten gehenkt, Gesundheitszustand damit der Richter schoben. nicht merke, dass Rothen thaler bereits tot war. Es fiel ihm zwar auf, dass dieser sich „wenig“ bewege, was die Peiniger unheimlich und der Prozess durch ein ordentliches Gericht neu aufgerollt. Der wahre Als der tote Körper 11 Wochen und 5 Tage Blut schwitzte, wurde Rothenthaler dies den um Eibesthalern sein Glück aberund

SchuldigeNach dieser wurde peinlichen gefunden Affäre und necktemitsamt man jenen die Leuten, Eibesthaler die indem man einen Strick von Leben gebracht haben, verurteilt. … Eichhorn ...... Stumm leit(e)n; Stummleiter seinemIn der GemeindeWagen hängen Eichhorn ließ. Dochwurde wehe zu Zeiten dem, den als dieder Eibesthaler Wein noch dabei mit dem erwischten Pferdefuhrwerk [Ω] den frühen Morgenstunden einige leicht angeheiterte Bauernburschen aus Windisch Baumgaausgeliefert wurde, immer morgens vom Gemeindediener die Glocke geläutet.Eingeweiht Als einmal über in die Gebräuche der Ortschaft wussten der Burschenrten durch nahm Eichhorn daher seine fuhren, Pelzmütze da hatten und sie einestülpte folgenschwere sie über den Idee. Glockenschwengel. Danach versteckten sich die Burschensie, dass hinter bald dieeiner Glocke Hecke geläutet und werden warteten würde. auf Einer den

heftigstem Ziehen am Seil keinen Ton vernahm und verwundert ins Freie trat um nach der GlockeGemeindediener, der auch schon bald darauf kam um die Glocke zu läuten. Als er trotz

Achhornzu is sehen,ois oans!“ gaben sich die Scherzbolde zu erkennen und riefen: „Seit wann tans in ErdbergAchhorn ...... stumm läuten?“ Der Gemeindediener, Zeis um(e) lberger nichts verlegen, antwortete nur: „In Falkenstein ...... rimmling oder Krimbling Föllim ...... WeltachsschmiererZeis(e)lbären, [Ω] Frättingsdorf ...... Gnackwetzer, G [Ω]

Feldwege zur Kirche nach Hörersdorf.Kotjogln Bei, SchlechtwetterZiaglschlåger [Ω] kamen sie dementsprechend kotig zumIn Zeiten Gottesdienst. als die Wege noch nicht recht befestigt waren, gingen die Frättingsdorfer über die ...... Ginzersdorf ...... Hunnen Gaweinstal [Ω] Glaslscheißer, Gaunersdorfer

14 Nach einer wahren Begebenheit, niedergeschrieben von Hrn. Prälat Fried. Seite 32 Großkrut ...... Die Kruter håm… Ganz Großkrut steht unter dem Motto »Die Kruter håm…«. An den großen Ankündigungstafeln die sich an allen Ortseinfahrten befinden wird damit für örtliche und kulturelle Veranstaltungen geworben. Dieser Spruch geht weit zurück in die Annalen der Gemeinde Großkrut alias Böhmischkrut. Aufgrund ihrer über Jahrhunderte langen Verbundenheit zu geistlichen Grundbesitzern und Orts-oberen waren sie gegenüber vielen anderen Orten des Weinviertels bevorzugt. Die geistlichen Schwestern ha- ben Zehent und, erst Robot zum nichtStift Passauso vehement und in und weiterer genau Folge eingefordert zu den wieTullner ein weltlicherFrauen, Lehens- herr. Auch beim Bemessen sollen sie manchmal ein Auge zugedrückt haben.

ter håm…« wurde zum geflügelten Wort. Der stolze Kruter setzte dem noch hinzu „… schöne MädchenNeidvoll blickten und an guadndamals Wein!“ die Nachbarorte auf Böhmischkrut und der Spruch: »Ja, ja, die Kru- Bis zum Bau der Brünnerstraße im Jahre 1731 war Böhmischkrut eine wichtige Station der Handelsreisenden die von Süden nach Norden und umgekehrt unterwegs waren. Die Stre-

unckenführungd größter Ort der in Brünnerstraße, der Gegend ab. welche vermutlich nicht zuletzt wegen dem Sitz der Liech- Nebentensteiner dem über wirtschaftlichen und Niedergang Poysdorf wurde ging, nahm in der den Folge Krutern die erste den RangBezirkshaupt als wichtigstermann-

ternschaft, spüren. später das Bezirksgericht, diverse wichtige Ämter und Behörden nach Poysdorf ver- legt. Das »große Geld« war nun in Poysdorf zu Hause, und das ließen sie natürlich den Kru- terliches Zeichen: Einen toten Umdas aberwert den– sie »Neureichen« übersandten ihrenur Verachtungdie Hundehaut auszudrücken, als weitere wählten Steigerung die Kruterder Verachtung. ein mittelal- So entstand eine neue Fassung desHund. eingangs Den erwähntenKrutern waren Kruter die Mottos… Poysdorfer aber nicht einmal

und de Ha Hanft„Diehal Kruter ...... håm den Hund daschlohng, Dist(e)lvertrinker ut noch Poysdorf trohng!“ - , DeidalhengstnKiadreckmåler „Haunifthåler, Stingabrunna Die Hanfthaler Bauern hatten einenNixvagunner!“, Brauch der bei den Männern sicher großen Zuspruch fand. Sie vertranken im Wirtshaus [Ω] dern nicht so stark wachsen würden. Harrersdorf ...... „…die und Disteln, außerdem damit hobt’s diese engan im kommenden Gmoastia vasuffa!“ Jahr auf den Fel-

- Da der kleine Ort Harrersdorf, der nur von der Schafzucht und den dabei-Landesregierung anfallenden Pro- die dukten lebte, viel morastiger Grund, kein Wein oder Obstbau und nur wenige Kornfelder, alleine nicht lebensfähig wäre, ordnete 1872 die hochlöbliche NÖ stier»Liquidation spießte esdes sich. Ortes Das Harrersdorf« Halterrecht an.für den Gemeindestier aber war den Krutern heilig. Es warEs gab nicht keine nur Probleme mit Ansehen mit verbunder Pfarre oder mit der Landwirtschaft, einzig beim Gemeinde-

den, den sprungfreudigsten Stier der Gegend zu besitzen, tenes war die auchHarrersdorfer eine wichtige den Einnahmequelleihren wohl oder und übel ein verkaufen. sicherer Arbeitsplatz.Obwohl dadurch Und vielda es Geld in einer her- Gemeinde keine zwei Halter und schon gar keine zwei Gemeindestiere geben durfte, muss-

zungeinkam, im Wirtshauswaren die Harrersdorfer nicht gerade glücklich über den Handel, auch sollte das Geld nicht der Kruter Gemeindekasse zugute kommen, so trafen sie sich zu einer Trauersit- . Hier wurde ausgiebig gegessen und getrunken, später nur mehr getrun- sitzungken, denn aufging. die Trauer war sehr groß. So groß, dass der Bürgermeister am nächsten Morgen beim Bezahlen der Zeche feststellen musste,Seite dass 33 der gesamte Verkaufserlös für die Trauer- Seither heißt es ironisch abwertend über die Harrersdorfer: „… und außerdem hobt’s engan Gmoastia vasuffa!“ Hausbrunn ...... Mondlöscher er nach einer durchzechten Ballnacht auf den Heim- h er in der frühen Morgenstunde, Kotlimmeln über einem[Ω] Stadel einen hellen Feuerschein. Vor vielen Jahren, als sich ein Hausbrunn e Feuerwehr. Die aus ihremweg machte, wohlverdienten sa Schlaf gerissenen Feuerwehrmänner kamen sehr schnell zur ver- meintlSchneller als seine Füße ihn tragen konnten, verständigte er die örtlich - helle Schein des bereits über dem Stadel aufgegangenen Mondes... Hauskirchenichen ...... Brandstelle. Aber, dem „Z’ Hauskira trüben Auge schaut des (sunst) Ballbesuchers nix vira blendete nur der grell als/wia die Stoana und die Kira! ...... ogeln [Ω] Sterzj , Sterzer [Ω], Sterzler [Ω], Sterzjanker [Ω] speiseIn Herrnbaumgarten als Wegzehrung wohnten mit auf ihre sehr Wa genügsame Leute, welche mit großer Vorliebe Sterz aßen. Wenn sie nach Mariazell pilgerten, nahmen sie immer eine größere Menge ihrer Leib- stießen. llfahrt. Die Sterzspur, der beim Essen herunterfallen- Hohenauden Brocken,...... wies Nachzüglern den Ruamzuzla Weg auf (Rübenzuzler) dem sie ganz sicherMoaribehm wieder auf ihre Landsleute Mårchfranzosen Mårchkråwådn , [Ω], Erstes aufgrund ,der von 1867 bis 2006 hier ansässigen [Ω] Katzelsdorf ...... Göhb-Fiassler Um in einen mit Eiern bereits gefülltenZuckerfabrik Korb noch → siehemehr Dürnkrut. Eier hineinzubringen stieg man ein- fach mit den Füßen in den Korb und verschaffte, Gstettenkloderer sich mehr Platz für [Ω] weitere Eier. , im nörd- e . Da sich einst Eine zweite Erklärung,Schuhe weniger lustig doch mansehr barfußrealistisch:. Mit Inder Katzelsdorf Zeit nahmen und die auch Füße einen lehmfarbenenlich angrenzenden braun Nachbarort-gelben Farbton Feldsberg an. [Valtic ] gibt es viel Lehm im Boden Ketzelsdorfkaum jemand ...... leisten konnte, gingKlan - Ketzersdorfer Kleinhadersdorf ...... Krautscheißer Spannberg Mistelbach ...... MistelbäckerUngarer, –Ungarn [Ω], Rotungarn [Ω], → „Mistelbacher“Krotnhecker (Gendarmeriebeamter [Ω], Sauzipfler / Polizist) [Ω], In den 20- Kiadreckmåler [Ω], bach eine Siedlung für Südtiroler Flüchtlinge gebaut. Hier wohnten die armen Vertriebenen ein paar Jahreer Jahren im Weinviertel. des vorigen Jahrhunderts, wurde unweit des heutigen Spitals in Mistel-

stehendeAls die Zeit Häu für die Rückkehr in die ursprüngliche Heimat gekommen war, hinterließen die zuSüdtiroler finden. eine große Zahl leerer Wohnungen. Da den Stadtvätern bewusst war, dass leer- ser mit der Zeit nicht besser werden, trachteten sie danach, Bewohner dafür telbach begab und Und wie es der Zufall so spielte, wollte die Wiener Polizei ihre Polizisten auf Erholungsurlaub schicken. So kam es, dass sich eine große Zahl Wiener Polizisten nach Mis dort einige Wochen blieb. Bald entstanden Kontakte zu den Einheimischen,des Polizisten diezu ergreifen.durchaus an den sympathischen ...... Gästen Gefallen Bå( fanden.h)sudler Und (Bachsudler so kam es, dassBå(h) sichbrunzer in darauffolgenden (Bachbrunzer) Jah- ren viele junge Mistelbacher Männertrifft entschlossen,(wie die Krautscheißer) den Beruf auf mehrere Orte zu Neusiedl/ZayaOlgersdorf ...... Lins(e)nwåscher ), Paasdorf ...... Hirnpecker ...... Stoaschädln , Stierwåscher, Oa(n)spanner ...... Bå(h)schKolmschädelwanzler [Ω], (Bachschwanzler) Poysbrunn Seite 34 Poysdorf , Weinpråntscher ...... 3 Orte westlich des Buschbergs

Pyhra, Klement und Au Rabensburg„Pyhra, Klement und Au … haben miteinander Reint(h)al ...... koanGuckamauntza Hund, koa Katz und nur a Sau“ Bezeichnung der Nachbardörfer für das etwasBubilan, eigenartige Messerstecher G’schau der Reinthaler Ruppersthal ...... Lo(h)hagler (Locheinhaker) ...... Spannberg ...... Krautscheißer , Sankt Lohagen [Ω] St. DieUlrich Bezeichnung [Ω] »Krautscheißer«Turayer, trifft gleich Bär(e)nscherer auf mehrere Orte (Drasenhofen. Kleinhaders- usw.) zu. Der Legende nach besaß ein geiziger, Schwedendrossler Pfarrer umfang [Ω] aber von seiner Ernte nichts ab. Die armen Dorfbewohner haben daraufhin die Krauthappeln dorf,ausgerissen und an Ort und Stelle in den verblieben Krautplätschen ihrereiche Notdurft Krautäcker, verrichtet. gab Als der Ortspfarrer d ein Krauthappel hielt: „Krauts Worauf in den vorderen Reihen eineren zu Diebstahl seinem bemerkte,Bank- verkündete er zum Ende des Gottesdienstesßt wiakli!“ mit erhobener Hand, ...... in welcher er cheißer, Amen“. Straudorf ...... Strud(e)Nachbarlwå sagte: „Duck di Michl, der schia SchrattenbergEine Straudorfer [Ω] Bäuerin machteHaunasser, den Strudel Mondlöscher für → Hausbrunn Knecht beinahe daran erstickt wäre. Als aberscher, einmal Quentler die Bäuerin den Knechten und Mägden ihr Gesinde so trocken, dass einmal ein Dreck. Um ihn aber nicht wegwerfen zu brachteeinen Strudel ihn den aufs Feldarbeitern. Feld bringen Diese wollte, fürchteten fiel dieser schon ihr zudie Boden trockene und Mahlzeit wurde voll und Staub waren und so müssen, wusch sie ihn einfach mit Wasser und lobten. (Velmüberrascht - ) Götzendo vom rfsaftigen ...... Strudel, Kletzenbäckerdass sie ihn als (Kletzenpecker) den „den Besten den sie je gegessen hatten“, Wie so viele andere Spitznamen wurde auch dieser Spitzname in der Mundart überliefert. Daher ist es nicht ganz eindeutig ob es nun »Kletzenbäcker« vom Kletzenbrot backen oder »Kletzenpecker« vom Aufsammeln (Aufpecken) von abgefallenem Obst bedeutet. Walterskirchen ...... Brennnesselpölzer Wetzelsdorf ...... Schwammerldirrer Wilfersdorf...... Saumå Schweinfärber Die Wilfersdorfer Burschen stahlen einmal eine Sau. Und damit man diese nicht wieder er- schwarzfleckig angemalt.ler, Saufärber, Wultendorf ...... Wüldsaufånger a) kennt, wurde sie , Bottingstürzer (Bouhdingstürz

Seite 35

Seite 36 Südmähren aus einer unbekannten Grenzstadt

In einer südmährischen Grenzstadt soll sich folgende Szene abgespielt haben Dobré ráno, pane S.! Der tüchtige Meister S. besonders auszeichnete. war schon dadurch allgemein bekannt, weil er allen durch sein Voll- mondgesicht auffiel. Einmal bekam er einen neuen Lehrling, derMeister sich durch und fragte seinen ihn Arbeitseifer auf Tsche-

DerImmer, Meister wenn hatte er eine natürlich Arbeit erledigtmit dem hatte, fleißigen erschien Lehrling er beim große Freude. chisch: „Herr Meister, was für eine Arbeit soll ich jetzt machen?“ chen hätte. Aber schon kam der besagte Lehrling mit seiner üblichen Frage. Unwillig über die StörungEines gabTages ihm bekam der Meister er aber einen einen Auftrag. Besuch, Als mit aber dem der er gerneJunge nachungestört kurzer längere Zeit schon Zeit gespro-wieder m ihn beiseite und zischte ihm ins Ohr: „Häng Deinen Hintern zum Fenster hinaus!“ mit seiner Frage beim Meister erschien, da verlor dieser die Fassung, nah nen. Dabei kam es zu folgendem Gespräch: Meister:Nach geraumer„Hast Du meinen Zeit wagte Auftrag es der ausgeführt? Lehrling wieder,“ beim Meister mit seiner Frage zu erschei-

Meister: „Wo?“ Lehrling: „Ja,„Beim pane Gassenfenster!“ Meister!” Meister: „Haben Dich die Leute gesehen!?“

Meister: „Was haben sie gesagt?“ Lehrling: „Ja, pane Meister!“

Diese Geschichte s Überliefert von Dr. Franz Berger / Lehrling: „Sie haben gesagt: „Dobré. Quelle: ráno, pane S.!“ f. tammt von einem Flüchtling, der längere Zeit in Bernhardsthal lebte. Dobré ráno, pane S. [Guten Morgen, Herr S.] Bernhardsthaler Heimatbuch, S. 313

Seite 37

Des Teufels Hufe Bergen,Der Häusler Burg Pavlun Waisenstein arbeitete in seinem [Perná, Weingarten Sirotčí unterhradek] dem Tafelberg. Weil es am Anfang 15 nahm er sich eine Karaffe guten , iner Arbeit schon fast fertig des Sommers war, vor dem Abend des Heiligen Johannes gekühlten Wein mit. Der Tag neigte sich dem Ende zu, er war mit se Erstund inspät der in Karaffe der Nacht wäre weckten nicht einmal ihn seltsame mehr eine Geräusche Schabe ertrunken. - Der Häusler, müde von Ar- undbeit undhauptsächlich Getränk, legte das Klingelnsich in den von Schatten Geld. Vorsichtig der Felsen sah der er Pollauerauf und erblickteBerge und hinter schlief dem fest Stein ein. ein Murmeln, Schmatzen, Räuspern den Teufel, wie er murmelnd Goldstücke zählte, die im Mondschein glänzten. Zuerst erschrak der Häusler, aber dann fiel ihm ein, dass gerade in der Johannisnacht alles dennmöglich du ist.dies Und so tat er bestärkt vom Wein das, was er in nüchternem Zustand sicherlich nie dengetan löchrigen hätte. Er Sacklief nämlich schnappte zum und Teufel vor und dem rief: Häusler „He, warte, flüchtete. gib mirEr liefauch durch etwas! die Wozu Schlucht brauchst zwi- e Goldstücke?“ Dieser Ausruf in die Nacht erschreckte den Teufel so sehr, dass er die er kerzengerade Felswand hinauf in die Burg und dort verschwand er mit Gepolter und Rauch. schenNur die den Abdrücke Felsen unterseiner der Hufe Burg kann Waisenstein man heute unddort alsnoch er sehen.nicht mehr wusste wohin, lief als der ent Und was ist mit dem Schatz geschehen? In Bergen schlug es eine Stunde nach Mitternacht, täuschte Pavlun zurückkehrte. Vergebens suchte er die verstreuten Goldstücke, er Quelle: Geheimnisvolle Sagen um die Pollauer Berge und aus dem Weinviertel. S. 26. fand nur gelbe Mirabellenkugeln, die im Mondschein glitzerten.

15 vor der Johannisnacht 24. Juni. Seite 38 , die Nacht auf den Johannistag, vom 23. auf den Dürnholz Drnholec Die roten Kirchtürme von Dürnholz Die Kirchtürme[ von Dürnholz] waren bis zu ihrer Erneuerung am Ende der 90er Jahre des

„Rodige“ (Rostige?) einbrachte. Das19. Jahrhundertshatte aber einen rot geschichtlichenangestrichen. Machten Hintergrund. aber nach außen hin den Eindruck, als wären sie verrostet, was den Bürgen den Nachnamen Teuffenbachsches Besitztum und hatten als solches nach den Abmachungen zwischen Rudolf vonDie rotenTeuf Dächer, die die Dürnholzer Türme seit eh und je trugen, bezeichneten

fenbach und Axel Oxenstierna, seinem Studiengenossen und nachmaligen Schwedenkanzler, den Vorteil, von den schwedischen Truppen, die im Dreißigjährigen Krieg Quelle: und Leute. / Heimat Südmähren - . S. 74. auch südmährisches Land durchzogen, verschont zu bleiben. Matthias Krebs, Südmährens Land Sonnenland an der Thaya Friedrich von Teuffenbach Der unglückliche Friedrich von Teuffenbach ren im Kampfe auf der Peterwiese (zwischen Unter-Wisternitz und Tracht) im August 1619 mit Geschick gegen , Herr auf Dürnholz, der die aufständischen mährischen Her- 1621 von kaiserlichen Truppen gefangen und in Innsbruck als Rebell enthauptet. – Von diesem Fried- den kaiserlichen General Dampierre führte und auch sonst gegen die Kaiserlichen kämpfte, darnach in die Schweiz floh, wurde -Prerau und Gutenfeld düstere Geschichten: rich, der sich gegen die Katholischen gestellt hatte, erzählt das Volk in Dürnholz und in den ehemalig Teuffenbach- schenFriedrich drei Kroatendörfern von Teufenbach Fröllersdorf, Neu

konnte durch die Thaya fahren, ohne daß die Räder seines HäckselWagens undnaß Hawurden; er ritt durch tiefe und breite Dies Wässer, geschah ohne alles zu – wiesinken. man Ja, begreift er konnte – weil über er mitdas demWasser Bösen dahinwandeln, im Bunde lebte; ohne daß er sich dabei benetzte. Sein Pferd fütterte er nicht mit fer, sondern mit Schusternägeln. s einer Mus- weil er dem Teufel verfallen war, vermochten die vier Elemente: Erde und Luft, Feuer und Wasser nichts wider ihn. Auch eine gewöhnliche Kugel, au keteauf Dürnholz oder Pistole so vieles abgeschossen, Gutes zu verdankenkonnte ihm hatte. nichts anhaben; er war kugelfest. So erzählen die Feinde Teuffenbachs dem abergläubischen Volke, das noch den Gutsherrn Nach Fachlehrer Karl Kirschner in Dürnholz.

Quelle: Südmährische Sagen aus den Pollauer Bergen. S. 118 f.

Das teuflische Geschenk (2. Version von „Friedrich von Teuffenbach“)

Glauben. Aber in kaufteFriedrich er seine von Seele Teuffenbach, an den Teufel. Rudolfs Bruder, war auch ein gerechter Kämpfer für Freiheit und einem schwachen Augenblick, als er verletzt– und dem Tode nahe war,– ver-ihm r nicht einmal die Räder seines Wa- gensDer wurden Pakt stellte nass. sicher,Er galoppierte dass keines auf seinemder vier Rappen Elemente über Erde,einen Wasser, breiten LuftSee undund nichtFeuer einmal etwas anhaben konnte. Friedrich fuhr durch die Thaya, abe ein Tropfen blieb an ihnen haften. Durch das Feuer fuhr er, als wäre er der Teufel persönlich und in jeder Schlacht war er unverwundbar. Die Kugeln prallten von seiner Brust ab, als wäre Friedrichsie aus Stein. sch Sein Pferd, das mit Nägeln und Steinen gefüttert wurde, brachte ihn auch aus den größten Gefahren im Galopp zurück in die Grafschaft, als würde sie der Wind selbst tragen. oss mit verzauberten Silberkugeln, mit denen er jedes Ziel traf. Doch als seine Zeit Quelle: Geheimnisvolle Sagen um die Pollauer Berge und aus dem Weinviertel. S. 14. gekommen war, verschwand er für immer in der Hölle.

Seite 39 Vom Teuffenbach-Läuten in Unter-Tannowitz Die Bauern der Dürnholzer Herrschaft Rudolf v. Teuffenbach 1 -Tannowitz gehörte damals zum Dominium und Gutbesitz Dürnholz.wurden von ihrem Grundherrn, dem Grafen ) um das Jahr 1630 von den drückendsten Robotlasten befreit, Auch der Markt Unter 2) verfügte. Als einst die dankbaren Tannowitzer ihren Gutsherrn aus einer gefahrvollen Lage befreit hatten, erteilte er 1 ihnen) Rudolfdas noch v. heuteTiefenbach im Gemeindearchiv (1637- verwahrte Robotpatent, das die Aufhebung des Frondienstes sicht 1650), dder. Theresianum letzte T. auf). 16Dürnholz und Eichhorn, Ritter des Goldenen Vließes, Geheimrat,2) vrôn vrônFeldmarschall,e altdeutsch etc., – nahm in seinem Testament die Gründung einer mährischen Ritterschule in Aus- , was 1762 zur Ausführung kam (sp. , Herrschaft, Herrendienst. abends das sogenannte Teuffenbach-Läuten gepflogen. – Dartan knüpft sich folgende Sage: Zum Andenken an diesen menschenfreundlichen Gutsherrn wird noch heute alljährlich am 30. Ostermonds Ein Bürgermeister nam nem Amtsantritt das „Teuffenbach-Läuten“ als überflüssigen und veralteten Brauch ab. ens Bunzl, ein aufgeklärter Mann, wie man so sagt, schaffte bei sei- in der Kirche mit Macht zu tönen – und die Glocken läuteten von selbst – und im Rathause zu UnterAls- derTannowitz 30. April wie kam auch und im abends Schlosse die DürnholzGlocken schweigen sprangen diemußten, Kastentüren begann aufplötzlich und die die Schrif- Orgel ten und Akten wurden wie von unsichtbarer Hand durchwühlt und verstreut. Im Tannowitzer Gotteshause und im Schlosse zu Dürnholz barsten in dieser Zeit sogar die Decken. (Die Sprünge werden noch heute gezeigt.) ausgeschleudert. – Der Spuk fand erst dan tragBürgermeister zum Teuffenbach Bunzl,-Läuten der schon erteilt im hatte. Bette lag, wurde von unsichtbaren Mächten unsanft hin- n sein Ende, als der Bürgermeister wieder den Auf- Wenn auch keitssinn und der dankbaren Anhänglichkeit der Tannowitzer Bevölkerung. in eine allzu gespenstische Umrahmung gehüllt, zeugt diese Sage doch von dem strengen Rechtlich- Nach Mitteilungen des Gemeindeschriftwarts K. Petzina.

Quelle: Südmährische Sagen aus den Pollauer Bergen. S. 119 f.

Das Teuffenbachläuten (Version zwei) Früher gehörte Unter Tannowitz zur Grafschaft Dürnholz. Graf Rudolf Teuffenbach achtete

Die dankbare Bevölkerung gab ihm ein ganz besonderes Geschenk: Jedes Jahr konnte er sich seineam letzten Untertanen Apriltag und dasschenkte sogenannte ihnen eine „Teuffenbachläuten“ Urkunde, welche denanhören. Frondienst Dieser abschaffte. ungewöhnliche Brauch blieb auch nach dem Tod des Grafen erhalten. fen. In diesem Jahr ertönte das Läuten wirklich nicht. Erst in der Nacht wurden die Leute durch en Eines Tages entschied aber der amtierende Bürgermeister Neuman, den Brauch abzuschaf-

tsetzliche Glockenschläge geweckt, da die Glocken von selbst zu schwingender begonnenKirche erloschen hatten. Im Rathaus öffneten sich alle Kästen, die Gemeindeurkunden fielen heraus und drehten sich in würde.einem Wirbel, Der erschrockene bis sie schließlich Bürgermeister durch den Neuman Schornstein wurde davonflogen. von einer mächtigen In Kraft aus dem Bettalle Kerzen gezogen und und die durch Teppiche das Fenster wellten auf sich, das als Straßenpflaster ob unter ihnen geschleudert.ein riesiges Ungeheuer Das Toben kriechen der ge- führt.heimnisvollen Kräfte endete erst, als die Glocken von selbst verstummten. Niemand wollte je- mals wieder so ein Grauen erleben, und deshalb wurde das Teuffenbachläuten wieder einge- Quelle: Geheimnisvolle Sagen um die Pollauer Berge und aus dem Weinviertel. S. 13.

16 Seite 40 species (lat.), Art … eine Art Theresianum, Militärakademie. Eisgrub er Meister von Eisgrub. / Das Brünner Rad. Von dieser[Lednice] Sage gibt es zahlreiche Versionen. Die ausführlichste - und meinen Unterlagen zufolge älteste - VersionGeorg stammtBirk, d aus dem im Jahre 1921 erschienenen Buch „Südmährische Sagen aus den Pollauer Bergen“ von Adalbert Oberleitner und Josef Matzura. Dieser Sage folgt im Buch gleich anschließend unter dem Titel „Der flinke Meister zu Eisgrub“ eine gereimte Version von Georg Simanitsch aus dem Jahre 1860. Unter dem verkürzten Titel „Der Meister von Eisgrub“ veröffentlichte 1955 Eduard Reichel eine Kurz- fassung dieser Sage in der Aufsatzreihe „Heimat Südmähren - Sonnenland an der Thaya. Vermutlich durch die Aufzeichnungen in Frakturschrift mutierte der Name des Stellmachers später von Birk zu ›Birt‹, vereinzelt auch ›Birck‹ geschrieben. In tschechischen Unterlagen findet man auch den Vor- namen des Wagnermeisters in der Landessprache als ›Jiři Birk‹. Aber nicht nur der Name des Wagners hat sich im Laufe der Jahre geändert, auch die Sage verbreitete sich unter dem Titel „Das Brünner Rad“, wobei dem Inhalt ein paar neue Aspekte „hinzugedichtet“ wurden. (fd)

(1921) oft Wetten ZeitGeorgGute zum und Birk,Gegenstande gründliche der Meister hatten. Arbeit erfreute von Eisgrub sich seit jeher einer wohlverdienten Wertschätzung. So kam es auch, daß Von einerabgeschlossen solchen Wette wurden, soll hier welche berichtet die werden.Ausführung einer bestimmten Arbeit in einer unglaublich kurzen Georg Birk 636 mit einigen Bekannten bei einem Glase Wein. Das Gespräch drehte sich um mancherlei; sehr eifrig , ein Wagnermeister aus Eisgrub, saß an einem Maienabend des Jahres 1 Schmied grwurde über Arbeit und Handwerkskunst gesprochen. Jeder lobte sein Tun, besonders ein alter solange es, heißder, zuist Birk– Meister gewendet, Birk erwiderte meinte, die lächelnd: Holzarbeiter „Flinke könnten und dabei sich gute bei Arbeit ihrem wird Schaffen auch beiündlich uns geschätzt. Zeit lassen, Was ein gilt Schmied die Wette? aber, der– Morgen müsse beischnell Sonnenaufgang zugreifen und will das ich Eisen im Waldschmieden, einen Baum fällen; aus seinem Holze will ich ein Rad Brünn rollen und so welche dem ehrsam tüchtigen Wagnermeister schonmachen, seit lanes sofort nach wahr ich Georg Birk heiße, werde ich noch vor Sonnenuntergang am Ziele sein.“ :Die „Die andern, Wette gilt! 12 Reichsthaler sei der Preis!1) – Als die Sonne am nächstengem Morgen das Ansehen, (es war das der er 14. allseits Mai) ihregenoß, ersten nicht Strahlen gerne gönnten, in den Wald freuten sc sich über ein so gewagtes Angebot und riefen er am Stadttore und hatte die Wettehickte, glattweg war gewonnen. Meister Birk – Dasschon alte an Birkenholzrad der Arbeit. Gegen aber Mittag hängt nochaber rollteheute erzum schon Andenken sein Rad an auf diese der bewundernde Straße nach Brünn Leistung dahin unter und einem als der Torbogen Tag sich des neigte, Brünner war

1) Nach anderer Lesart „ein Fäßlein des besten Weines“. Rathauses, wo du es jeden beliebigen Tag sehen kannst. Quelle: Südmährische Sagen aus den Pollauer Bergen. S. 103 f. Heimat Südmähren - . S. 73 f.

Eduard Reichel, Sonnenland an der Thaya (weitere Versionen)

In einem Brünner Fremdenführer endet diese Geschichte folgendermaßen … Georg Birk, der Meister von Eisgrub … ließ das Rad neben dem Drachen anbringen. Birk erhielt überdies eine Belohnung in klingenden Dukaten. Wie hoch seine Es gelang ihm, die Wette zu gewinnen, und der Stadtrat dem Jahre 1636 handeln. Belohnung war, ist nicht bekannt, und die volle Wahrheit erfahren wir wohl nie. Es dürfte sich Quelle: šeks Buchhandlung. Brünn 1991. S. 32. jedoch um eine tatsächllche Begebenheit aus „Brünn und Südmähren, Fremdenführer …“. Dobromysl und Michal Žení

Seite 41 Bei Wikipedia finden wir zum alten Rathaus von Brünn …

… Eine andere Legende erzählt von einem Brünner cher zu sein. Als Beweis seiner Unschuld stellte er in derStellmacher Nacht aus der(Wagner), Bank in der seiner fälschlicher- Zelle das Radweise her. inhaftiert worden war, da er von seiner Zunft beschuldigt wurde, nicht wirklich Stellma-

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Altes_Rathaus_(Brünn)

, abgerufen am 14. November 2019. Im bereits erwähnten Brünner Fremdenführer findet man auch diese Version …

In der

Rathauseinfahrt hängt auch das Brünner Rad. Vom Rad erzählt man, dass eses ein noch Bauer an hergestelltdemselben habe,Tag nach der Brünnzum Tode zu rollen. verurteilt Er schaffte wurde. es Er und wollte ist begnadigt seine Unschuld worden. beweisen und ver- pflichtete sich, frühmorgens einen Baum zu fällen, daraus ein Rad anzufertigen und Quelle: šeks Buchhandlung. Brünn 1991. S. 32.

„Brünn und Südmähren, Fremdenführer …“. Dobromysl und Michal Žení Auf der Internetseite „VisitBrno.cz“ finden wir zum „Brünner Rad“ …

Eines der bekanntesten Brünner Symbole ist das Holzrad (mit einem Durchmesser von 144 cm), das in der Passage des Alten Rathauses hängt. Zum Rad gehört die Legende vom Wagen- machermeisternach Brünn (54 Georgkm) rollen. Birck aus Lednice, der unüberlegt eine Wette einging (um 12 Taler), er könne an einem Tag einen Baum fällen, aus dessen Holz ein Rad herstellen und dieses sogar bis noch aus dem Holz eines einzigen Baumes hergestellt wurde. Dadurch wurde die Wahrhaf- Experten stellten nach einer Untersuchung leider fest, dass das Rad weder aus frischem Holz isttigkeit der Geschichte wesentlich in Zweifel gezogen. Doch durch die alljährliche witzige Ver- anstaltung, nämlich das Rollen des Holzrades von einem Leiterwagen von Lednice nach Brünn, Quelle: https://www.visitbrno.cz/de/das-brunner-rad/23 zumindest bewiesen, dass der Schlussteil von Bircks Wette durchführbar war. , abgerufen am 14. November 2019. In dem Buch „Tschechien: Unterwegs in Böhmen und Mähren“ endet diese Sage …

Es verbreitete sich aber das Gerücht, dass er diese bemerkenswerte Leistung nur geschafft Quelle: Kerstin Micklitza und 2006. S. 415. habe, da er mit dem Teufel im Bunde stehe. Er bekam keine Aufträge mehr und verarmte.

André Micklitza, „Tschechien: Unterwegs in Böhmen und Mähren“,

Seite 42 Der flinke Meister von Eisgrub. (Von Georg Simanitsch.)

der Fortschrittsdrang raubt uns die Ruh’; Die Fähigkeit macht immer dreister, Erfahren hat’s der flinke Meister je mehr man kann, traut man sich zu. Er war berühmt im ganzen Land alszu Eisgrub,Wagner Georgvon gewandter Birk benannt. Kunst. Ihm widerfuhr darob viel Gunst;

Der spricht sich dann wohl höhnisch aus dochund windet wo die zu blüht, gelegner blüht Zeit auch der Neid. die Distel in den Blumenstrauß.

Dergleichen grämt dann einen Helden, solldem ihm würd’ge dann GegnerNiegeschehnes nie sich stellten,glücken. undSo ging’s um die dem Neider Georg zu Birk ersticken, zuletzt; ihn hatte einst ein Wort verletzt. Nun wettet er in wundem Stolze:

bau’ er an einem Tag ein Rad undaus selbstgefälltem,trieb’ es seb’gen frischem Tags nach Holze Brünn

1) Umsechs 12 Meilen Taler WetteWeges will vor er’s sich tun. hin, Das(die warjust ein richt’gerFuchs gemessen Handschlag hat. nun. Die Gegner nehmen gern in auf im Wahn – des Mannes Siegeslauf geh’ hier bergab –

doch mit dem Radeund nur. allerdings, Was ein Mann den– wenn Berg er hinab gereizt zuweilen ist – ging’s, erfuhr zum Schaden und zur Schande der Neid – der selbst zuleisten nichts kann, imstande. Um sechs frühmorgens fällte Birk das Holz sich erst im Waldbezirk. Und abends stand er vor dem Rat in Brünn mit tadellosem Rad. Dies Rad befand man dort zu wert für Alltagsbrauch; damit der Meister sei geehrt weit über seiner Tageman Lauf. hing es auf, Im Brünner Rathaus der Wagnerzunft zu hohem Stolz. hängt’s noch heute, spricht zu der Scheelsucht böser Leute Und wahrlich, sein vermorschtes Holz w

1) Der Weg Eisgrub-Brünn beträgt ungefährwie zu dem45 km. fleiß’gen Biedermann, as jeder rechts und links verstehen kann. Quelle: Südmährische Sagen aus den Pollauer Bergen. S. 105 f.

Seite 43 Der schwarze Reiter bei Eisgrub. Wenn der altdeutsche Gott Wodan (Wode) mit Breithut und fliegendem Mantel in den zwölf Nächten an der Spitze der „wilden Jagd“ erzählt man sich in der Umgebung von Eisgrub von einem gespensti- die Lüfte durchzog, so folgten ihm außer den Geistern Gestorbener auch Gestalten ohne Kopf. Anlehnend an diesen uralten Glauben, schen schwarzen Reiter, der noch manchesmal gesehen wird, folgendes: ging um Mitternacht nach Hause. In die Nähe von Eisgrub a Ein Jägerbursche, der sich in einem nahen Dorfe verspätet hatte, ngelangt, hörte er hinter sich das Traben eines Pferdes. Sich diesemumblickend, unhe imlichengewahrte Anblicke er einen bemächtigte Reiter, dessen sich Kopf des von Burschen einem großegroßen, Furcht breitrandigen und er eilte Hute rascher ver- –deckt aber wurde, der Reiter so daß folgte sein ihm Gesicht auf dem nicht Fuße. zu sehen Da der war. Weg Das an Pferd einem aber Fischerhäuschen hatte nur drei mit Füße. einem Bei tenzaunkleinen Garten zu überspringen. vorbeiführte, In derso öffnete Angst schoßder Jäger der rasch Jäger dieauf Gartentür das gespenstische und trat ein,Trugbild. hoffend, Da derer- Reiter werde seinen Weg geradeaus fortsetzen; dieser aber machte ein großer Miene, Stein den aus niedrigen der Höhe Gar- in den nahen Teich gefallen. Der Reiter aber war verschwunden. – Auch Müller und Wildschützen wollenfüllte ein ihn entsetzliches manchmal gesehen Getöse die haben. Luft und es schien, als wäre

Im schwarzen Reiter lebt entweder eine Erinnerung an Wodan wandernden Seelen und ihm in mitternächt’ger Stunde entsteigen. oder vielleicht an jene (Solches, von und denen ähnliches erzählt berichten wird, daß auchsie, weil die inSagen schweren vom Kubingraben Sünden gestorben, bei Groß im- Grabe keine Ruhe findenpiren können zu

Kreises sowie zu Leipnik und Bodenstadt.) Ullersdorf, von den Vam EibenschitzWodan und Liebau, vom letzten Ritter von Butschowitz, vom Mann ohne Kopf in einem Dorfe des Hradischer ckenserregender Gestalt. Auf Wogen des Sturmwindes brauste er dann mit seinem „wütenden Heere“ unter schrecklichem, der Getöse Göttervater dahin. –bei den heidnischen Deutschen, erschien den Menschen manchmal auch in schre- iefhängenden Hut in die Stirn gedrückt und den weiten Mantel Wenn er aber in den heiligen zwölf Nächten (um Weihnachten) die Lüfte durchzog, saß er auf feuersprühenden Rosse, den breiten, t ihn anzurufen. um die Schultern geworfen. Wer diesem Zuge begegnete, warf sich platt auf die Erde, um nichts zu sehen und zu hören; denn jedem drohte Vernichtung, der ihn da betrachten wollte oder es gar wagte, alteWenn „Seßhaftigkeit“ die vorstehende der heimischen Sage, auf Wodan bezogen, auch nur ein verblaßtes Bild von ihm zu geben vermag, so bilden einzelne Züge doch einen untrüglichen Hinweis für die weit in die heidnische Vorzeit zurückreichende, ur- tige Sagen nicht mehr bilden können.deutschen Bevölkerung, die nicht erst im 13. Jahrhundert „eingewandert“ sein kann, wie manche ohne hinreichende Beweise behaupten wollen. In so später, christlicher Zeit hätten sich derar- Quelle: Südmährische Sagen aus den Pollauer Bergen. S. 106 f.

Auf „sagen.at“ findet man von Theodor Vernaleken diese Kurzversion des schwarzen Reiters … In der Umgegend von Eisgrub hörte einer ein Pferdegetrapp hinter sich. Er sah sich um und erblickte einen Mann zu drei Füße. Pferde, dessen breiter Hut sein Gesicht verdeckte. Das Pferdntsetzliches hatte nur Nach einer Strecke Wegs flüchtete er sich in ein Gitterthor hinein, aber sein Begleiter folgte ihm. Und als der gespenstige Reiter ihn nicht verließ, schoß er nach ihm. Ein e schwarzenGetöse erfüllte Reiter die oft Luft, gesehen. und es1 )schien als ob ein großer Stein aus der Höhe in den nahen Teich gefallen wäre. Nach kurzer Zeit begegnete zweien Müllern dasselbe; die Wildjäger haben den 1) Derselbe Reiter erscheint anderwärts als Todesbote.

Quelle: sagen.at http://www.sagen.at/texte/sagen/oesterreich/allgemein/vernaleken/wuotan_16.html Mythen und Bräuche des Volkes in Österreich. Theodor Vernaleken, Wien 1859. S. 38. → →

Seite 44 Liechtenstein Im herrlichen Eichfelde in der grünen Steiermark Gerold1) mit seiner Mutter ein festes Steinhaus. Ein Avarenschwarm warf die Brandfackel in die Wohnstätte und bewohnte der junge derverwandelte frischaufgeworfenen sie in einen ErdeTrümmerhaufen. einen herrlich Der glänz Jünglingenden aber Stein griff zum Pfluge, um für sich und alsseine der Mutter Stein ZauberglanzBrot zu schaffen. in der Als schlichten er einst mit Stube seinen daheim Stieren verbreitete! das Feld pflügte, bemerkte er in . Wie staunten Mutter und Sohn, der Deutschen nach Aachen zu ziehen und dem seinen Fund als GeschenkEin anzubieten.Klausner, dem Als derGe- Jüngling den Stein wies, riet ihm, sich mit dem Schwerte seiner Väter zu umgürten, zum Kaiser und roldfocht in heldenmü die Nähe tigder in kaiserlichen ihrer Mitte. Pfalz In dem kam, Entscheidungskampfe zogen eben bewaffnete wogte Scharen das zumSchlachtgetümmel Kampfe gegen heidnischebis in die Dunkelheit Grenzvölker hin. aus. Da zogDer Geroldjunge Fremdling den „liëchten schloß stein sich“ kampffroh aus dem Wamse den Kriegern und befestigte an ich der Feind zurück; der Sieg war errungen. – ihn auf seinem Helme, wo er glänzte wie ein riesiges Feuerauge. In abergläubischer Furcht w ger vor sich. Dieser legte den leuchtenden Karfunkel zu des Kaisers Füßen. Der Kaiser nahm ihn an Dersich Kaiser, und sagte: der die„Ich Märe, nehm vone das dem Geschenk Feuerauge in Gnaden vernommen an und hatte, erhebe beschied dich zum dem Ritter fremden meines Krie- Reiches. Dein Haus soll den Namen „Liechtenstein“ führen und der Ruhm deines Stammes soll glänzen wie dieser Stein!“ – Gerold kehrte in seine schöne Alpen-Heimat zurück und erbaute dort die Burg Liechten- stein von Liechtenstein. – So die Sage. . Er ist der Ahnherr eines ruhmreichen Geschlechtes, der Herren und späteren Fürsten Erzählt von Dir. K. Höß in Feldsberg.

1) Gerol -walt.

Quelle: Südmährischet bedeutet: Sagen der mit aus dem den Speer Pollauer (Ger) Bergen. Waltende, S. 11 Ger4 ff.

Das Ritterspiel bei Eisgrub-Neudeck. (Erzählt von Josef Matzura.)

Der Mai und Pfingsten, das liebliche Fest, waren für die ritterlicheRitter und Gesellschaft Frauen recht im Kreislauf öde und deshart Jahres verlief. die – Zeit beginnender Freudentage mach den langen, trüben Monaten der Winters, derDem in den Reitersmann steingehauenen, vornehmlich zugigen begannen und einsamen in der Burgen „lichten für Maienzeit“ sonnig-frohe Tage. Da seiner erwählten Herzensfrau ruhmvoll zu die zog er aus zu Gastereien und Ritterspiel, um in solchem Turnier Ehre zu erlangen und damit nen. Denn der höfischen Gesellschaft jener Tage lagenEin ritterliche solcher fahrender Taten und und unverhoffte abenteuersuchender Abenteuer Ri vor allem am Herzen. Schmuck und Pracht, Seltenes, Unerhörtes und MärchenhaftesUlrich von erfreuten Liechtenstein ihre Gedankenbilder.-Murau genannten steirischen Geschlechte. Dieser Hauptheldtter, unserer der alten Erzählung Brauch unternahm und Sitte romantisch auf seiner wunderlichenerneuern wollte, Turnierfahrt war auch Herr im Jahre 12 als die griechisch, aus einem-römische damals viel-Lie- besgöttin Venus Venedig über Kärnten und Steiermark nach 27,Wien verkleidet ritt und von da über Mistelbach bis Felds- berg bei Nikolsburg, eine kam. berühmte Herr UlrRitterreise,ich hatte indem sich in er Venedig unter großem in reiche Aufsehen Frauenkleider und Zulauf gehüllt; von

Königin Venus eine lichte Krone; sein geheimnisvolles Wesen barg sich hinter dichtem erSchleier trug lange,und die perlendurchwirkte waffeng Zöpfe, auf dem Haupte einen großen Pfauenhut oder als schuhe.. Seine Begleiter und Knechte waren an den und durften ihn nur alsewohnten, Frau Königin starken (Venus)Häne hüllte– nie er beständigmit seinem in Namen seidene ansprechen; Damenhand- er ein strenges, respektvolles Zeremoniell gebun- Seite 45 , wollte (sich h alles mit feierlichem Ernst und Ehrbarkeit in großer Selbstüberwindung und viel Anstrengung – das alles zuehlend) Ehren unerkannteiner hochadeligen und ungenannt Frau bleiben. Das tat unser dreißigjähriger Er tat damitRitter

Dank. Wenn er auf dieser Kampffahrt eine Herberge, derenerreichte Namen und erdie nie Ritter verriet. der Gegend zum nur, wie es damals noch Brauch und Sitte an den adeligen Höfen war. Und mane wußte lustig ihmdrängend dafür

LeutenTurnier voll herausfordern und kein Fenster ließ, machten blieb leer! Ritter und Frauen bei dieser Maskerad mit.So Als hatte die Frau „Königin Venus Venus“ an vielen in Wien Orten einritt, manchen waren Zweikampf alle Gassen mit in herbeieilenden der lebensfrohen waffenfrohen Stadt von

– bis er endlich bis Feldsberg Hier erwartete man ihn mit HerrenUngedu ld;mit denn Geschick das Gerüchtund Glück, seiner in seltener Rittertugenden Waffenkunst war ihmund vorausgeeilt.Ausdauer meisterlich Prunkvoll. bestanden Prächtig bei stolz rauschenden Weisen erfolgte, dem Ziel der seiner Einzug. Reiterfahrt, kam. Feldsberg dahin bei Ritterspielen und i köstlichem Mahl und Hochgelage mit kreisendem Willkom- Rasch, nur zu flüchtig gingen die Maientage in Stadt „höfischHern Kadoltedlem Frauendienst, von Velsperc be Kreisemenbecher, mit prunkvollem Kirchgange und zarter Liederkunst im Feldsberger Schlossehrbar bei “ aus dem Hause der reichen Herrn von Seefeld, im glänzenden vornehmer Frauen, die über reine, feine Sitte und Zucht wachten, Frauen von e dranggehaltener und ihrFreundlichkeit, rosenfarbner gewandt lächelnder und Mund sinnvoll entzündeten treffend inunsern Rede Herrnund Gegenrede. Ulrich in hellsteDer edlen Be- Hausfrau vornehm schöne Gebärde, ihr leuchtendes Auge,– dessen Schein bis auf Herzensgrund Und wenn die höfisch-feine Gesellschaft mit der gesamten männlichen kampffrohen und lustbereitengeisterung, so Jugend daß er der sich weiteren in ritterlichem Nachb Tunarschaft überbot. zum Tanzreigen in edelstem Anstand mit deutschen Züchten selbst ersonnen hatte:und Ehrbarkeit antrat, dann durften aller Augen in hellem Vergnügen auf- leuchten. Man schritt zum Tanzplatz, indem man die Tanzweise anstimmte, die Herr Ulrich »Wól m ch der s r ië ger ê daz ich irí êre ínne, die mí íeten die lére, daz ich sie minne von herzen je länger sêre je m re, êre.« reht als ein wunder, sû sunder, sô Wie die minneSonne undevor den meine, Sternen sie reine, schritt sie beherrschendsaelic, sie h in re ifer, blendender Schönheit die Schloßherrin, die Verkörperung aller Frauenwürdigkeit, an der Hand eines erlesenen Ritters voran, in langem Zuge gefolgt von einem bunten, blütenreichen Kranz von Edelfrauen und Rit- terfräulein:Unter diesen reinster allen Reinheit wieder erglänzteein Insiegel, in mädchenhaftliebster Lieb einaufknospender voller Schrein, Schöne treuester – geleitet Treu vonein fester Riegel, hellster Lust ein heller Schein. … – das Schloßfräulein von der benachbarten einem sanften, tapferen, schmucken Edelknecht Nikelsburg, im reichen Goldblond ihrer Haarflechten, alle Welt gewinnend mit den– in hellensolcher Blau- Er- strahlen ihres holden Auges, dem ungetrübten Spiegel ihres Herzens, wie leichtbeschwingt ein- herschwebend in blütweißem Festgewand, voll Zucht und edelster Haltung, mitscheinung dem Schleier ein unwiderstehlich der Züchtigke Dreifarb mildiglichster, minniglichster– Unwillkürlich Sinnbilder gedachtevon Jugend- da mancherreiz, Treusinn sinnige und Degen Unschuld. der Worte So trug des sie Minnesängers zur Freude aller Reinmar: ihr holdes Mädchenantlitz geschmückt it, unter Lilienkrone der Tugend.

und mag gar gerne leben!“ – „Ich meine, daß man nie dein Lob ausreden kann. WieWem sanft du in er Treu zu vernehmen ergeben bist, und der zu ist nennen ein sel’ger ist.“ Mann „Heil dir, o Weib, welch Name rein! Seite 46 mi Frühling und Frauen gegeneinander abwägendUnd wie und man wertend: die Tanzfreude mit einem heiteren Liede begonnen hatte, so schloß die Jugend t Herrn Walthers von der Vogelweide froher Weise,

Wo ein edles Fräulein, hold zu schauen, wohlgekleidet und das Haar geschmücket, nursich zuweilenunter Leuten etwas heitern um sich Sinns blicket ergeht, undsittsam wie froh, die Sonne vereint über mit Sternen andern Frauen,steht:

alsda bring’ihr viel der minniglicher Mai uns alle Leib? Wunder, – Wirwas lassenwohl wär’ alle soBlumen Wonnereiches stehn – drunter, und schaun nur an das schöne Weib.“ –

harten Strauß17 mit „hern Sîfrît Waise einenHier Puneiz in Feldsberg, (Anlauf) wo so kunstgerechter 22 Speere undglücklich ebenbürtig verstach, gegen hatte ei Herr Ulrich einen besonders ihre Freude daran fanden. – (Orphanus), dem biderben man, zu bestehen; sie ritten Feldsberg und seinen trefflichen Gastfreunden. – Zum Abschiednander, veranstaltete daß alle der Verständigen von Ulrich geladene mährische Adel1)Aber ein letztes es mußte Speerstech geschiedenen werden und zwar von auf dem mährischem schönen, freudigen Boden in den wiesen- und baumgeschmückten . Die Königin Venus (Ulrich) hatte den mährischen , Auen an dera) eintreffen unteren werde. Thaya Frau Venus nahm also in FeldsbergHerrn in Urlaub; einem beimdeutschen Scheiden Briefe segnete ankündigen sie da lassen,mancher daß schöne Frau Venus am 29. Tage ihrer Reise enhalp der Tye (Thay allerwege bewahren!“ – Mund: „Frau Königin, Gott laß Euch immer glücklich sein! Möge Euch der mächtige Christus 1) Damals lebten in der Gegend Ritter Hadmar und Lippert von Eisgrub Orphani (Waisen) auf Nikolsburg die edlen Herren von Mödlau (die Ahnen der Pern- Dürnholz der Sitz adeliger, vielleicht Geschlechter auch die usw. Neudeck und Waisenstein (Rosenburg), in der Burg von Insteine), stattlichem ebenso war die Reiterzuge Laventenburg (Lundenburg) und cke umhüllt – zufrieden ob seiner Rittertaten und, mit d neuem Mantelkragen und Kapute und neuem– mit Frauenro- kostbar alles in Weiß und Silber, ritt Frau Venus (Ulrich)Eisgrub recht hochgestimmt und selbst- zehant; da stount ein owe (Aue) wunnicler hohenî Ehren von Herren und Frauen, Herrengekleidetem Gelegenheit Gefolge und von zahlreichem Adel geleitet, gen ; über „die Thye zog er Als erster spornte Herr Otte von Schönenkirchch.“ Hier ritten dieein FrauRitter Königin „für daz holz“, um den zu bieten, den Preis im Kampfspiel mit18 bliebenihr zu Ehren die Speerenden der Frauen beider zu erjagen. Geg- ner in ihren Schilden abgebrochen stecken. Hier in der Eisgruber, stolz,Au waren mit eingelegtem an hundert Speer treff- sein schweres Streitroß gegen Ulrich an; bei dieser Tjost Königin ward da nig noch erlebt hatte. liche Ritter geschart, alle mit reichster Helmzier, in vollem Schmuck an Mann und Roß. Der Frau mit Waffen und Kampf so reich gedienet, wie sie es we fähnleinJa, Ulrich- geschmückteklagt mit leisem Speer Tadel, an ihm daß entzwei mitunter gestoc bis drei Herren auf einmal im hitzigen Wetteifer flogen.gegen ihn Die anritten, Kampfbegier um ihn entbrannte aus dem Sattelimmer zu heller; werfen. von Es allen ward Seiten an diesem erscholl Tage der gar Kampfruf: mancher „Wîchâ îchâ wî hen, daß rings die Speersplitter hoch davon- Reitersmann!“ , herre, w ch! Laßt hier tjostieren um der Frauen willen gar manchen biderben

17 Ritterkämpfe wurden auch als „Strauß“ bezeichnet – weil es erstens um den Federstrauß auf dem Helm des Harnischs und zweitens um eine Blume der umworbenen Dame ging. Zuerst aber um Profilierung. 18 Lanzenstechen. Seite 47 Mitten in dem Waffenlärm kam der tugendreiche Domvogt von Regensburg Otto von

15 Speere Lengenbach (der freiwilligherangeritten als Reisemarschall und auch sie rannten der Frau gegen Königin einander die reisige in vorbildlich Fahrt mitmachte, ritterlicher da er dazu auch reich genug war) auf gar schöne Weise an die Frau Königin, die bereits vollverstochen vor die hatte,Königin hin und sprach: „Ich gestatte Euch weiteren Kampf nicht mehr; denn nie- Kunstfertigkeit und guter Sitte. Dann band Ritter Lengenbachmehr leisten seinen Helm!“ Und ab, der trat Domvogt ehrfurchts- zog das Streitroß der Frau Königin (Ulrichs) am Zügel vom Kampfplatz hindann. Nur um seiner mand, auch der stärkste nicht, könnte im Kampfspiel Herzens Maienscheins wegen gab Ulrich endlich nach. Er gab abhochverehrten Herrin, des süßen, seligen, reinen Weibes, der Schönen, Tugendreichen, seines Venus unerkannt zu bleiben – und beobachtete durch diesen Schleierseinen Schild den weiteren hin, band Verlauf den Helm des und warf den weiten Hängeärmel seines Frauenrockes über sein Gesicht, um als Frau Göttin möglichglänzenden an derKampfspieles. Rüstung der Man Turniergenossen rannte sich mit zu großen zerstoßen. Speeren Man an, warb daß hier weithin auf grünem in der Au Anger das wahrhaftigSchildkrachen um erscholl;Ehre und manWürdigkeit. wetteiferte Die Herren in lebhaftem riefen immerHerausfordern, wieder ihre um Knappen so viele nach Speere neuen als f demSpeeren Ruf: und Her Schildenâ Herr! –an. Der Speere Krachen war so groß, daß man die Musik der Holunder- löten, der Pauken, Posaunen und Schalmeien weniger hörte, als die Herausforderungen ltenmit immer wilder durcheinander;Gebrochene aus Staubwolken Speere, Schilde erdröhnten und Helme Waffenklang lagen da und genug erregte auf den Zurufe; zer- stampftenaus Geschrei Wiesen. und Getöse Trompeten erscholl und derPfeifen, mächtige Pauken Schall und Trommelndes Heroldsrufes. schmetterten Aber auch und wirbemanchen wöhnt war! „Denn – die beiden: „Freud und Leid“ sind des TjostiererRitters Los; sah er manmuß fallenum die auf vielwerten das grüne Frauen Gras, mancher,Gut und Leben der das wagen. gar nicht ge umWährend Ritterschaft dieses steht „guten es also: Turniers“ hiute liep,trat dermorgen Domvogt leit“ abermals an die Königin heran mit den Eure Fahrt ist wohl und würdig vollbracht!“ Zugleich erbat sich der DonauMahnworten: führen „Herrin,zu dürfen. viel Nachdem edle Königin! die Frau Königin noch 19 goldene Fingerringe als Preis Domvogt die Gunst, das Hofgesinde der Frau Königin heimwärts an die– den Ring sollte der Ritter an die anfesseln jene –Ritter dann verteilteilte sie hatte, ins nahe die Gehölzgegen sieund geritten kleidete und sich nicht allda aus zum dem Ritter Sattel Ulrich gestürzt von Liechten- waren senden, die ihm die Liebste war und sie so ohne Falsch an sich nur von dem Edelknappen Kol von Vronhoven gegen Wien hin begleitet. steinIndes um brachteund verließ der Kammerdienernach liebenswürdigem Ulrichs Abschied von den Vertrauten „verholen“ das Land, pferde seines Herren mit allen den teuren Kleidern und dem Putz der Frau Venus zu den uner- , in höfischer Sitte wohlerfahren, die drei Hand- Königin bereits das Land geräumt habe. Pferdemüdlich und kampffrohen Gewänder hat Herren sie zurückgelassen auf die Au, die erst jetzt zu ihrem Staunen erfuhren, daß die entgegnete der hochgemute Domvogt Der Kammerdiener aber sich verstellend, sprach: Diese Fahrenden den und ich weiß leider nicht, was damit anfangen. Da die sich auch heute hier : Mir dünkt es gut, wenn ihr das alles in hohem Mute den , wandernden Liedersängern, Spaßmachern und Gauklern und Musikanten,iese reiche Gabe leichthin verschmerzen.“so zahlreich eingefunden – Und mit haben,Zustimmung hier in dervornehmer gesamten Weise Ritterschaft schenket. ver- Ist Eureteilte Herrin,der Kammerherr die Königin wertvolle Venus, so Geschenke reich und vorhoch, allem als sie an sich die Musikerhier sehen und ließ, Liedersänger so kann sie d das Herz des Volkes erfreuten und erlabten mit ernsten und heiteren Volksliedern und die da , die denso schön Gotenhelden aus der deutschen Dietrich undHeldensage seinen Waffenmeisterzu sprechen wußten Hil über der Nibelunge Not, über die Königschöne Rother Gudrun, und die inso harter viele Gefangenschaft lieber ihr Leben als ihre Treue lassen mochte, über bekannt und lieb und teuer sind. – Der Festtag von Eisgrubdebrand, über den liederkundigen zweier Nachbarreiche nach deutscherdeutsche Sitt Lieblingsgestalten,e und Brauch Manneskraft die euch, und liebe Reitergewandtheit Leser gewiß auch in Seite 48 , wo von so erlesener Ritterschaft so glänzender dauernder Erinnerung würdige Freudentag neigte sich mit der scheidenden Sonne sei- nem Ende zu. Daund setzte erhebender sich der Weise treffliche sich inDomvogt Eintracht an und die VornehmheitSpitze der ganzen erprobt Gesellschaft hatten, dieser und seltene, Feldsberg in Österreich. Und nochmals öffnete sich Herrn Kadolts sie zogen Met über und die Wein Thaya und abermals Liederfreude gegen in Fülle bot. … „Des andern tages si riten dan.“ – ihnenWir das aber reiche, möchten gastliche mit den Haus Worten aus Grimms, der Märchen ihnen hierschließen: zu würdigem „Wären Abschied wir doch gute ein WeilchenSpeise, auch dabei gewesen!“ … bei solcher liedumrauschter Ritterromantik!

Quelle: Südmährische Sagen aus den Pollauer Bergen. S. 158 f.

Die Ohrfeige Von den möglicherweise insgesamt Fürst Alois von Liechtenstein angelegten 17 Meter breiten und 4 Kilometer langen Doppelallee von Eisgrub nach Prittlach 1798 von Joseph Hardtmuth errichtetsechs Obelisken wurde. Er existiert erinnert heute an die nur Friedensschließung mehr jener, welcher in aufCampo der 1796Formio unter am 17. Oktober 1797 zwischen Kaiser Napoleon und dem österreichischen Erzherzog Franz Joseph Karl. Seine Höhe beträgt 23 Meter. Vermutlich dieser heute – fälschlicherweise – tschech. Jener Obelisk , weil er als einziger erhalten geblieben ist, trägt (westlich) von der denFürstenallee Beinamen von „Ohrfeige“ Eisgrub [ nach Feldsberg„Facka”]. nach dem dieser Beiname eigentlich- und galt, Weingärtenbefand sich die auf Waage halber halten. Strecke, Er wurderechts 1810 ebenfalls von , auf einem Hügel ungefähr 300 Meter südlich der Abzweigung musste.Bischofswarth, Bei diesem wo sichObelisk landschaftsmäßigen soll sich einer Obst alten Erzählung nach Folgendes zugetragen haben. Joseph Hardtmuth errichtet und 1868 durch einen Blitzschlag so stark beschädigt, dass er abgetragen werden beim Karten- spiel ein ganzes Dorf verspielt haben soll. Als sie auf der Fürstenallee mit ihrem Fürstgemahl in derWährend Kutsche unterwegseiner fürstlichen war Jagd erfuhr die Fürstin, dass ihr und Mann zur erstRede jüngst gestellt . Dabei war sie so sehr er dass sie ihm gleich eine schallende Ohrfeige verabreichte. Einige hundert Jahre später, hat und sie ihn darauf angesprochen hat Joseph Hardtmuthzürnt undfür Fürst verärgert, Johann I. Joseph von Liechtenstein einen Obelisken aufgrund dieser uralten Überlieferungjust bei an jenemder Bevölkerung Ort, wo sich den einst Beinamen dies ereignet „Ohrfeige“ haben bekam. soll, Um welches „verspielte“ Dorf es sich dabei gehandelt haben soll gibt uns dieseerrichtet, Geschichte der leider nicht preis.

gibt es auch in die- sem Fall Fürstin eine Ohrfeige eingehandelt haben soll. WieSo wie bei der solch alten und über zahlreiche Generationen weitererzähltenso sehr war er Geschichtenauch dem weiblichen üblich, Geschlecht zuge- tan. Dahereinen könnte weiteren auch seine Grund, Untreue warum der sich Anlass der Fürst einer von Ohrfeige gewesen sein. Oder war garFürst beides dem „ausschlaggebend“ ausgelassenen Kartenspiel? frönte,

Quelle: -Feldsberg- http://friedl.heimat.eu/Wanderwege/Beitraege/2013_Unbekannte_Bauwerke_EFA.pdf Dieter Friedl und Daniel Lyčka, Unbekannte Bauwerke im Eisgrub Areal, 2013.

Seite 49 Feldsberg Der Geist des Grafen von Langendorf Aus der Jahrhundertwende[Valtice] 18./19. Jahrhundert gibt es eine Erzählung von einem verarmten Grafen namens Langendorf19 der in der fürstlichen Wache seinen Dienst versah und im Schlösschen „La Veneria“ beherbergt war. , des Schlössls seine besten, demWein fürstlichen Hundezwinger, ObhutDer wähnte.Graf, nicht gerade ein Kostverächter des guten Weines, lagerte in den weitläufigen Kellern Es waren recht unruhige unde, kriegerische welche er unterhalb Zeiten als des der fürstlichen Graf eines Hundezwingers Abends wieder in einmal bester seine Weine verkostete. Mit der nötigen Bettschwere versehen suchte er danach seine

den Schlaf der Gerechten. Liegestatt auf, vergewisserteich sichallerdings noch, ob auch sein eine Schwert hungrige für den und Fall durstige des Falles Horde auch indesertierter Griffweite Soldatensei, und schlief auf der schon Suche bald nach recht Speis tief und und Trank fest im Ort herum. Mit der Sicherheit beim fürstlichen In jener Nacht trieb s brachen sie in das Schlösschen ein. Mit lautem Gebell meldeten die Hunde zwar sofort die Hundezwinger gutes Fleischder Graf vorzufinden, schlief aber welches an die edlen Jagdhunde verfüttert wurde, in sein Schlafzimmer eindringende Horde vernahm. Mit dem zu des Grafen eigenem Schutze bereitfremden liegendem Eindringlinge, Schwert durchbohrten sie denso tief Körper und fest,des Sdasschlafenden. er weder die Hunde, noch die Niemand in Feldsberg kam in dieser Nacht zu seinem Schlaf., Die Hunde fingen so verzweifelt aberan zu keinen heulen, der dass Deserteure schon bald fangen. die fürstliche Wache herbei geeilt kam, die jedoch dem Grafen nichtDer mehr Leichnam helfen des konnte. Grafen Die wurde Wachsoldaten in einen Sargdurchsuchten gelegt und zwar in seinem das gesamte Familiengrab Gelände, bestattet. konnten Aber schon bald danach w nun wie ein Fluch am Schlösschen „La Veneria“ hängt. Ruhelos auf der Suche nach seinem Mörder wandelt seitdem der Geist des Grafen Langendorfar es durch gewiss, das dass Gebäude. diese schreckliche Tat , , Gott Vater und die Englein Man schrieb das dem der ehrsame SattlerJahr 1866,- und Die Tapezierermeister Preußen waren inAnton Feldsberg Pund mitund Frauin den und einzelnen Kindern Häusern hauste. Wievieluntergebracht. So auch in dem kleinen Hause neben der Gaststätte „Zum Schwarzen Adler“, in bekannt; im ganzen waren es elf. e von letzteren damals schon oder noch am Leben waren, ist dem Schreiber dieses nicht bedankte sich für das freundliche Entgegenkommen und sagte unter anderem: „Die EngleinAls die gehen ungebetenen mit mir und Gäste Gott wieder Vater zumbleibt Abmarsch hier.“ rüsteten, trat einer auf das Hausbesitzer- paar zu, Als sie aber zufällig einen Blick Die Insassen wunderten sich, verstanden dass es unter sie den den Sinn Soldaten der gottgefälligen so fromme Kerle Worte: gab. die „Englein“ - diedas LeberStroh,- dasund den Blutwürste Kriegern - warenals Lager mit gedient dem Helden hatte, aufräumten und dabei Presswurstin die Nebenkammer - „Gott Vater“ warfen, - war zurückgeblieben. gegangen und nur der dicke Dudelsack, die Quelle: Mitteilungen der „Feldsberg-

Garschönthaler Gmoa in Wien“. 2. Jahrgang | Wien, Juni 1957 | 4. Folge; Seite 8.

19 Die Venerie – La Veneria zu Feldsberg von einem Grafen Langendorf.

Frau Lada Rakovská schreibt in z.B. http://www.valtice.cz/default.aspx?id=56 Bei Erich Kippes „Feldsberg und das Haus Liechtenstein vom 18. bis zum 20. Jahrhundert“ (Verlag Manz, Wien,Hardtmuth 2000), eine wie Fasanerie auch auf Feldsbergerund 1802 das Internetseiten, Belvedere errichtete. Von Langendonc war oberster Befehlshaber, ist von der einem fürstlichenObristwachtmeister Leibgarde von und Langendonc Commandeur die des Rede, „La von Veneria welchem Schlössls“. der Fürst auch den Fuchsberg gekauft hat und Joseph La Veneria Seite 50 Weitere Informationen über die Freiherren von Langendonc → „ “, S. 11. Der Veda 1876 fanden in Feldsberg die Kaisermanöver statt. Das Militär zog von Wien kommend durch Schrattenberg. Aufgeregt warteten die Dorfbewohner schon in den frühen

Morgenstunden, da man ja doch einmal den Kaiser sehen wollte.“ Da meldete sich der Kaiser selbst mitEndlich, den Worten nach stundenlangem Warten kamen ein paar Reiter. Ein Weiblein brachte den Mutzu auf, diese zu fragen: „Reiter, waunn kimmt denn der Kaiser? -Veda20 nie- der!“ : „Ja, der Kaiser ist ja schon da!“ Daraufhin rief das Weiblein ganz aufgeregt der angesammelten Volksmenge: „Leidln, weichts aus, sunst reit’t eng der Kaiser Quelle: Berta Esch- Heimatgemeinde Feldsberg-Garschönthal. S. 6.

Majewski. 3. Jahrgang | 2. Folge | Wien, Dezember 1957; Die Sage vom Goldbergl Feldsberg und Kastanien be Eisgrub ErinnerungJedem Wanderer, bleiben. Sie der wurde das hübsche schon Städtchen besucht hat, wird die herrliche, aus uralten Linden und Eisgrub zu verbindenstehende Allee, welche von hier in schnurgerader Richtung nach führt, in dauernder Flur den Namen Allachfeld. Dieserim Flurname 17. Jahrhundert erinnert von an denLiechtensteinen verschollenen angelegt, Weiler umAllach die Schlösser Feldsberg 1571 in einem Robotbriefe. Außerhalb des Herrn des Hartmann Wäldchens, von welches Liechtenstein das Jagdschlösschen von Nikolsburg Belvedere erwähnt umgibt, wird. führt Es dieist , der noch im Jahre wurde. Die Volkssage Dorf Allach in der Nähe des Goldbergleins wahrscheinlich, daß das Dörfchen zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges in den „böhaimbischen unruhen“ zerstört nimmt an, daß das , eines unscheinbaren, mit- GrundeGras bewachsenen ruht. (Wir vermutenHügels, in inunmittelbarer dem Hügel eine Nähe Opfer der Eisgruber- oder Grabstätte Allee gelegen aus der war Urzeit und vorunseres urdenklichen Volkes.) AmZeiten Fuße in die Tiefe versunken sei. Noch heute klingen dann undGoldbründln wann die Glocken herauf wie in Vineta, das am Ostsee blumigen Wiesen und struppigen Weidenbäumen den nahen Teichen zufließt. Ihren Namen sucht die Volkssage des Bergleins liegen einige in Stein gefaßte Quellen, die , aus denen ein klares Wässerlein zwischen daraus zu erklären, daß man in ihrem Sande einst nach Gold gesucht habe. Auch sei ihr kühles Naß in dürren Jahren,An dadas alle Goldberglein Quellen weit und sbreitelbst versiegten, knüpft Goldessich folgende wert gewesen. hübsche Sage: An einem Palmsonntag schritt eine Bäuerin mit ihrem Kinde an dem Hügel zu. Erstaunt sah sie den Goldberg offen. Sie ging durch eine beträchtliche Öffnung wo gleiße ausgebreitet vorüber,lagen. der Feldsberger Pfarrkirche Die Bäuerin setzte ihr Kind ffte von den Schätzen soviel inihre das Schürze Innere, fassen konntendes Gold, Perlen und und eilte Edelgestein ins Freie. Kaum war sie aber schloß sich der Berg – auf den Boden, ra im Berge, zurück. All ihr , zusammen merkte. Trostlos schrittherausgetreten, sie mit ihrem so Schatz e dem Heimatorte undzu. ihr Kind, das sie in ihrer Hast vergessen hatte, blieb JammenEin kummervolles war vergebens, Jahr als verging. sie das AlsUnheil sie am nächsten Palmsonntag wieder zu dem Hügel wieder offen. Das arme Weib stürzte hinein und erblickte ihr Kind friedlich auf dem Boden sitzen. Sie schloß es in ihre Arme und trug es eilig hinaus. kam,Das fand Kind sie er ihn daß ihm täglich eine wunderschöne Frau im weißen Kleide erschienen sei ein Stückchen weißes Brot und einen Apfel gereicht habe. Als die beiden Glücklichen ihrezählte, Hütte betraten und nach den welche die Frau in ihrer und ihm jedesmal chwunden waren. Schätzen sehen wollten, Quelle: / Südmährische Sagen aus den Pollauer Bergen. S. 112 ff. Kammer verborgenSagen hatte, aus Nikolsburg bemerkten und Umgebung sie, daß. die/ Heimat vers Südmähren - . S. 73. Erzählt von Karl Höß, Bürgerschuldirektor in Feldsberg. Theo R. Seifert, Sonnenland an der Thaya

20 - Seite 51 Veda (Vejda) Bezeichnung für eine unbekannte Person, aber durchaus freundlich gemeint. früh. Die Mutter und ihr Kind Klentnitz, Katzenstein ( Bottichstein) [Klentnice, Kočičí skala] cheint seinen Ein Sagenzug, nämlich der von einer Mutter, die im Berge ihr Kind zurückgelassen, welches einAlpenland Jahr darauf und im zu Fichtelgebirge derselben heiligen finden 21 Zeit. wieder zum Vorschein kommt, s Hauptsitz in Mähren und Böhmen zu haben, obgleich wir ihn auch im österreichischen. Bottichstein (auch vonAuf drei der verschiedenen Straße von Personen Nikolsburg der nachUmgegend Klentnitz erzählt. steht ein Fels, der unter dem Namen Bodingstein und Budingstein) bekannt ist, die folgenden drei Sagen wurden Die Mutter und ihr Kind. Unweit der mährischen Stadt Nikolsburg und am Abhange des Pollauer-Gebirges liegt das Dorf Klentnitz. Die Verzweigungen dieses Gebirgszuges sind mit einem Walde bedeckt. Mitten eiin diesem Walde auf einem schönen Hügel stund einst eine kleine Jägerhütte, von einer gottesfürchtigen Familie bewohnt. Sie hatten ein einziges Kind, das sie ungemein liebten. An nem Morgen begab sich der Jägersmann in den Wald, um ein Wild zu erlegen, und verirrte sich zufällig, indem er auf einen ihm unbekannten Weg kam. Sein Weib war sehr besorgt um das Leben ihres Mannes. Da es bereits der dritte Tag war, so machte sie sich auf den Weg, und dessennahm ihr Öffnung Kind mit, mit um Gold ihn- und aufzusuchen. Silberstücken Sie ging gefüllt zu allenwar. Soglejenenich Stellen, legte siedie ihrihr KindMann bei am Seite meisten und besuchte. Jammernd durchkreuzte sie nun den Wald und kam auf einmal zu einem Felsen, sie ihr Kind vergaß und mit ihren Schätzen nach Hause eilte. Mitten auf dem Wege erinnerte sie sichfing anihres ihre verlorenen Taschen mitKindes; diesem sog willkommenen Funde zu füllen. Sie war so in Gedanken, dass

Unglück. Was halfen ihr nun die gefundenenleich eilte sie Schätze? zurück, Nach allein kurzer ihr Kind Zeit war ging verschwunden. sie an einem Abend Unter imlauter Walde weinen kehrte sie in ihre Hütte zurück, traf dort ihren Gatten und erzählte ihm das

spazieren und kam zu jenem Felsen. dieseHier Kunde weinte ihrem und Manne. jammerte Der sie, ersehnte da erschien Tag erschien ihr ein und weißer sie begab Geist, sich und in befahl den Wald; ihr, denselben dort fand Tag ihr Kind abzuholen, an welchem sie es verloren habe. Freudig kehrte sie um, und brachte

Siesie denerhob Felsen ih offen, und ihr Kind saß lustig am Rasen. Voll Freude sprang sie ihm nach und zerschmettertewollte es umarmen. den bösenDa erschien Geist. einIhr schwarzerKind aber hatteGeist, sie der wieder. zielte als wollte er sie niederschießen. re Hände gegen Himmel; es entstand ein heftiges Gewitter, und der Blitz Die Mutter und ihr Kind (2) er dasIn einige Klentnitz Monate lebte alte ein Kind armer zu ernähren.Landmann, Am der heiligen sich und Abend sein Weibvor dem nur Weihnachtsfeste kärglich durch Taglohn ging er nährte, und oft nicht wusste, woher er einen Groschen nehmen sollte, um sich, sein Weib und um für den künftigen Tag doch etwas zu haben. Aber trotz aller Aufmerksamkeit konnte er in größter Verzweiflung in den nahen Wald, um zu sehen, ob er nicht ein Wild schießen könne, nichts erblicken. Unzufrieden wollte er schon den Rückweg einschlagen, als sich plötzlich, er wusste nicht woher, ein Mann in schwarzem Gewande zu ihm gesellte, und ihm befahl nach einem Hasen zu zielen, den er ihm llein derer nicht Ferne beten zeigte. und Er vondrückte dem los Geschehenen und das Tier seinem fiel. Doch Weibe ein geheimes Grauen überfiel den Bauer, als der schwarze Mann ihm sagte, er werde ihn mit allem versorgen, was er bedürfe, nur so nichts21 sagen, einst werde er ihm schon eröffnen, welchen Lohn er dafür begehre. ite 241

Bei Franz Xaver Schönwerth findet man im Buch(nach „Aus einer der Oberpfalz.”,Erzählung aus Sitten den und1890er Sagen. Jahren) Band eine 2, 1858, weitere auf Seidentische Geschichte„Die Hankerlgrube“, über den beiEulenberg Josef „Sepp“ und auch Zwölfer in Feldsberg im Heft „Sagenauszüge „Die Sage vom aus Goldbergl dem Raume“. Litschau“, Sparkasse in Litschau, 1978, auf Seite 6 „Die weiße Frau zu Litschau“ Seite 52 ihn erlangte. Der Landmann ging nach Hause und brachte seinem erfreuten Weibe den Hasen, aber beide ahnten nicht, um welchen Preis er Des andern Tages ging die Frau mit ihrem Kinde von Klentnitz Fässer gegen mit GoldNikolsburg, und Silber und gefüllt. als sie in die Nähe des Bottichsteins kam, ertönte das Glöcklein von Nikolsburg zur Wandlung, und siehe da, es öffnete sich der Bottichstein und es schimmerten füllteIn ihrem ihre freudigen Schürze mitErstaunen Silbe glaubte die Frau hierin einen Fingerzeig Gottes zu erkennen, sich von der drückenden Armut zu befreien, eilte rasch hinzu, setzte ihr Kind auf eines der Fässer, geschlossen hatte. Drinnen befandr und eilte sich angstvoll das Kind aus der dem nun Felsenreichen hinaus. aber dennoch Erst jetzt unglücklichen gedachte sie Mutter.ihres Kindes, W wollte zurückkehren, doch mit Entsetzen bemerkte sie, dass der Fels sich

ankendes Schrittes ging sie mit ihrem Gelde beladen nach Hause, allein Ruhezen undihm Friede war aus ihrem Herzen gewichen, selbst bei ihrem Manne fand sie keinen Trost, sondern hartsie musste traf. von ihm die bittersten Vorwürfe hören, obgleich er auch oft an den schwar unbekanntenEin Jahr verging Mann und dachte; es kehrte im geheimen der heilige hielt Weihnachtsabend er ihn für die Ursache wieder. des Die Unglückes, unglückliche das Mutter ihn so fasste den Entschluss noch einmal die Stätte zu besuch

en, wo sie ihr Kind verloren hatte. Ihr KnieMann nieder. begleitete sie, denn sie fürchtete sich den Weg allein zu machen. Wieder ertönte das Glöcklein von Nikolsburg zur heiligen Wandlung, und Vater und Mutter sanken diesmal auf die

Als sie aufblickten, sahen sie, wie der Bottichstein sich wieder öffnete und ihr Kind ihnen die schlosseHändchenn nun entgegenstreckte. ihr lange beweintes Doch Kind auch wieder der schwarzein die Arme Mann und dankten stand nicht Gott für ferne, seine legte Rettung. sein Geschoß auf sie an, allein ein Blitz aus heiterem Himmel zerschmetterte ihn. Die Eltern es getröstet. Das Kind erzählte seinen Eltern, ein Engel habe ihm täglich Speise und Trank gebracht und Die Mutter und ihr Kind (3) Zu Klentnitz in Mähren lebte eine in stiller Zurückgezogenheit. Nur selten verließ sie ihre ärmliche Wohnung; doch versäumte sie Witwe Namens Marthe mit ihrem dreijährigen Söhnchen Gottesdienste beizuwohne inihrem keinem Söhnlein Jahre nach am Ostersonntagealter Gewohnheit nach ihr dem Häuschen. Städtchen Schon Nikolsburg hatte sie den zu gehen, Friedhof um des dort Dorfes dem n. Wiederum war der Ostertag angebrochen, und Marthe verließ mit ihre Werhinter schildert sich, als aber das Geläuteihr Erstaunen der Osterglocken als sie diesen von von Nikolsburg oben bis untenherüber gespalten tönte. Marthe fand. Schon verdoppelte früher Schritte und bald hatte sie jenen Felsblock erreicht, der jetzt der Bottichstein genannt wird. hatte Marthe gehört, dass dieser Fels die sonderbare Eigenschaft besitze, dass er jedes Mal, so mitoft die dem Glocken letzten zu Glockenschalle Nikolsburg zum sich Hochamte wie geläutet werden, sich öffne und demjenigen, der sich zu jener Zeit ihm nähere so lange die Glocken tönen, seine Schätze darbiete, dass er aber der verschließe. Sie hatte jedoch nicht daran geglaubt, ungeheueremdaher wunderte sie sich umso mehr, da sie den- Felsund Silbermünzen. wirklich geöffnet fand. Voll Neugierde näherte sie sich der Felsspalte, schaute in das Innere der Höhle, und erblickte einen Bottich von Umfange, voll von blinkenden Gold OsterglockenMarthe wusste vo nicht, ob sie träume oder ob es Wirklichkeit sei, was sie vor sich erblickte. Endlich fasste sie Mut und trat in die Höhle. Eine tiefe Stille herrschte in derselben, nur die n Nikolsburg konnte man darin vernehmen. Da dachte Marthe, es könne wohl ueinnd Wink füllte des ihre Himmels Schürze sein, mit Goldwelcher- und sich Silbermünzen. ihrer doch erbarme So beladen und eilteden Felssie aus geöffnet der Höhle habe, undum ihr zu helfen. Nach längerem Zaudern setzte sie das Kind beim Bottich auf den Boden nieder, Male in die Höhle eilen schüttete ihren Schatz auf die Erde. Noch einmal kehrte sie freudig in die Höhle zurück, um ihre Schürze zu füllen, und noch ein drittes Mal.Seite Als 53sie aber zum vierten wollte, verstummten plötzlich die Glocken und der Fels schloss sich unter furchtbarem Gekrache. Voll Angst und Schrecken sank sie neben den Haufen Goldes nieder. Nach einiger Zeit raffte sie sich wieder auf, rannte gegen den Felsblock und schrie, denselben umklammernd: verschlossen.Mein Kind! Heiliger Erschöpft Gott, und gib mirstumm mein raf Kind!fte sie Nimm die Münzen alles, alles zusammen zurück, ich und will schleppte arm bleiben sich meinnach KlentnitzLeben lang, zurück. nur gib mir wieder mein Kind zurück. Vergebens, der Fels war und blieb

PriesteDer Verlust ihres Kindes ließ Marthe jedoch keine Ruhe finden, am nächsten Morgen schon eilte sie nach Nikolsburg, wo sie sich einem Priester vertraute und ihn um Rat anging. Der verwandter ermahnte den Schatz sie, sichzum mit Baue Geduld einer und Kirche Demut in Nikolsburgin die Fügungen und lebte des Herrn hinfort zu gottes schicken,fürchtig den undgefundenen in der Hoffnung Schatz aber ihr zumKind Baue doch eines noch Gotteshauseseinmal zu sehen. zu verwenden. So verschwand Marthe ein befolgte Jahr und den Ostern Rat, kam wieder heran. Da fasste Marthe den Entschluss am Ostersonntage sich wieder zum sie doch auf christliche Weise begraben würden. Sie machte sich wirklich an dem bestimmten Tage auf den Felsblocke zu begeben, um die Gebeine ihres Kindes daraus zu holen, damit e ihr Kind lebend und unversehrtWeg und erreichte neben dem mit Bottich schwerem auf Herzender Erde den sitzen. Fels, Außer welcher sich abermals vor Freude von und oben der bis Sprache unten unfähiggespalten reißt war. sie Mutig das Knäblein trat sie an hinein, ihre Brust aber stattund überschüttet der Gebeine es fand mit siTränen. Endlich gewinnt

Höhle nicht umgekommen sei. Marthe ihre Sprache wieder und befragt das Kind, wie es möglich gewesen sei, dass es in der

Da erzählt ihr das Knäblein, dass während der Nacht, welche es in der Höhle zugebracht, eine umschöne es abzuholen. Frau gekommen Da klangen sei, die die Glocken habe ihm heller Äpfel als sonst und Spielzeugund fast wie gebracht, mit mahnendem und ihm Tone. auch Eiligversprochen, fasste Marthe dass wennihr Kind es rechtund verließ fromm die sei Höhle.und bete, Sie diewar Mutter aber kaum bald etlichewieder Schritte kommen entf werde,

ernt, da schwiegen die Glocken, und mit furchtbarem Gekrache schloss sich der Fels. Marthe führte Knienmit ihrem für dieKnäblein wunderbare hinfort Rettungein frommes, ihres gottesfürchtigesKindes. Der Bottichstein Leben und aber dankte soll sichnoch seit oft dieserin der BegebenheitKirche, die sie nicht in Nikolsburgwieder geöffnet erbaut haben. hatte, und die zu St. Lauretta genannt wurde, auf ihren

Quelle: Versionen 1 bis 3 von „Sagen.at“ - S. 129 ff. Mythen und Bräuche des Volkes in Österreich. Die MutterTheodor Vernaleken, und ihr WienKind 1859. (4) oder Schätze am Bottich

Sohn Martin auf den Weg zur Morgenmesse nach Nikolsburg. Gerade als sie am Fels Bottich Wie jedes Jahr machte sich die arme Witwe Marta am Ostersonntag mit ihrem vierjährigenckte ein vorbeikamen, läuteten in Nikolsburg die Glocken. Da öffnete sich der Fels und sie erbli seigroßes brav!“ Fass Der voll Bub mit setzte Gold, sichSilber, auf wertvollen einen Stein Bestecken in der Höh undle Pokalen,und seine Edelsteinen Mutter begann und Goldbarren.die Schätze „Martin, unsere Armut hat ein Ende. Da hast du ein goldenes Glöckchen, spiel schön leise und bensaus der hämmerte Höhle hinauszutragen. sie gegen den kalten Als sie das vierte Mal wieder hineingehen wollte, hörten die ReichtümernTurmglocken hatteauf zu sie läuten, nun keine der Fels Freude krachte mehr zu und und spendete darin blieb sie das für armeden Bau Kind einer gefangen. neuen Verge-Kirche in Klentnitz. Stein, vergebens bat sie Gott um Barmherzigkeit. An den Nach einem Jahr kehrte Marta zum Bottich zurück und wartete bis die Glocken zur Messe läutete

n. Der Fels öffnete sich wieder und sie trat ein. Sie staunte, als sie anstatt des toten Kin- des ihren Sohn gesund und munter wiederfand. In der Hand hielt er das gleiche Glöckchen, das holensie ihm kommst.“ gegeben hatte. „Mama, die gute Feenkönigin hat mir Essen gebracht, sie hat für mich gesungen und hat mich getröstet, als ich traurig war. Sie hat mir versprochen, dass du mich Seite 54 in Nikolsburg verhallten gerade die Glocken und der Fels schloss sich. Marta aber war schon Die Witwe zögerte nicht lange, schnappte ihren Buben und lief aus der Höhle. Am Kirchturm mit ihrem Martin am Heimweg und drehte sich nicht mehr um. Sie war glücklich, dass sie den Quelle: Geheimnisvolle Sagen um die Pollauer Berge und aus dem Weinviertel. S. 57f. größten Schatz wiedergefunden hatte, ihren Sohn. Hände im Wein war. Er blickte hinein und sah dort die unermesslichen Reichtümer. Er dachte sich: „Wenn’s Auch unser Uropa Holub ging i’seinst net zu mitnehmen.“ Ostern am Bottich vorbei und sah, dass er geöffnet scho duat herumliegt, wieso sollt merkteEr nahm er ein Gold Fass und Wein. Silber, soviel er tragen konnte und brachte es vor die Höhle. Dann kehrte er noch einmal zurück, um Edelsteinehmeckt. I nehm’ zu holen. mir Alsno a er bisserl zum dritten Geld und Mal dann in die nehm’ Höhle i an eintrat, Schluck.“ be- Also stopfte er sich die Taschen mit Münzen voll und tauchte seine Hände in das Fass. Er wollte „I wüsst’ gern, wia der sc sich nicht mehr bewegen konnte. „I werd’ do ned für immer hier eing’sperrt bleih’m!“ Mit aller Kraftvon dem befreite köstlichen er sich Getränk im letzten kosten. Moment Aber undwas liefgeschah! entsetzt Der hinaus. Wein warHinter so dick,ihm schloss dass der sich Uropa der denFels Weinmit dem getaucht letzten hatte. Glockenschlag. Die Schätze, die er hinausgetragen hatte, verwandelten sich in Blätter und Äste. Nur ein goldener Taler war ihm geblieben, nämlich in der Hand, die er in

Viele machten sich seitdem auf, den Schatz am Bottich zu bergen, aber niemand hatte den Quelle: Geheimnisvolle Sagen um die Pollauer Berge und aus dem Weinviertel. S. 59. Mut, hineinzugehen.

Seite 55

Die schwarze Bestie Klentnitz,Auf der Burg Pollauer erschien immerBerge wieder [Klentnice, ein riesiger Pá schwarzerlava] Hund mit feurigen Augen. Eines Tages begegnete

er dem Mesner von Klentnitz. Zuerst dachte der Mesner, es wäre ein gewöhn-ihm. licher streunender Hund, aber als er ihm in seine teuflischen Augen sah, sprühten aus ihnen Funken. Zu Tode erschrocken ergriff er die Flucht, der Hund aber blieb immer dicht hinter Der Flüchtende war schon am Ende seiner Kräfte, da drehte er sich plötzlichöllische Kreaturum und wurdeerhob seine Hand gegen die Bestie. Der Hund fletschte blutrünstig seine Zähne und sprang. Als er je- dochNur die der Hand Dorflehrer des Mesners lachte berührte,über diese löste Geschichte er sich inund Dampf glaubte auf. sie Die nicht. h Er wettete im Wirts- vom Weihwasser vertrieben, in welches der Mesner jeden Morgenerbringen seine würde. Finger So tauchte.machte er sich in der Johannisnacht auf den Weg. Genau zur mitternächtlichen Stunde ertönte ein schreckli- haus mit seinen Freunden, dass er eine Nacht auf der Burg v Niemand im Dorf aber hatte genügend Mu ches Gebrüll. Die Frau des Lehrers bat die Männer, sie mögen doch ihrem Mann zu Hilfe eilen. t. Erst in der Früh gingen sie ihn suchen, und das, was sieschwarze sahen, Haare.konnte Er niemand hatte sie jemals wahrscheinlich wieder vergessen. der teuflischen Besti sichDer gegen Körper ihre deshöllischen Lehrers Zähne war wehrte. zerfleischt, nur seine Hand umklammerte noch ein Büschel e aus dem Fell gerissen, als er Quelle: Geheimnisvolle Sagen um die Pollauer Berge und aus dem Weinviertel. S. 34.

Seite 56

Das Lundenburger Pestbild. LundenburgIn der Straße in [LundenburgBřeclav] Marien-Bild , die an der Zuckerraffinerie vorbei zum nahen sehenswerten Ringwall und Jagdschloß Pohanska führt, steht ein altes , das aus der Zeit einer großen Pest stammen soll.rbliche

StandortAls man zurückgebracht einst das Bildnis wurde. ohne – zwingenden Grund entfernte, kamen wieder verde ScheuKrankheiten und Ehrfurcht über die gehütet.Stadt. Und sie hörten erst auf, als das Bild wieder an seinen früheren alten Es steht noch heute da, von der Bevölkerung mit frommer Mitgeteilt von Karl Petzina meindeschriftwart in Unter-Tannowitz.

Quelle: Südmährische Sagen aus den Pollauer Bergen. S., Ge111 f.

Seite 57 Nikolsburg Das Wappen der Fürsten von Dietrichstein Otto von Dietrichstein[Mikulov] schloss sich im Jahre 1096 einer Fahrt nach dem gelobten Lande an.

SklavenmarktVon seinem getreuen gebracht Diener und dort Gotthard dem Sultan begleitet, von gerietIconium er22 unterwegs verkauft. Sieben in die GefangenschaftJahre arbeitete griechischerOtto in den Gärten Seeräuber. des Sultans Da sich und beide er hatteGefangene schon als zwei Gärtner Gartenmesser ausgaben, an wurden Bäumen sie und auf Reben dem abgenutzt. erlernten. Als sie einmal in der Küche aushelfen mus Die übrigen Sklaven waren Italiener, von denen Otto und Gotthard die italienische Sprache sten, hörten sie, wie sich die italienischen derKöche Sultan verschworen, den beiden den SklavenSultan zu vergiften. Otto verriet seinem Herrn den verbrecherischen Anschlag, und der Sultan ließ die Verschwörer köpfen. Zum Danke für seine Rettung schenkte und groß war die Freude über die Wiederkehrdie Freiheit. der Er längst ließ ihnenVerschollenen. ein Schiff Otto ausrüsten, von Dietrichstein gab den führteScheidenden aber noch 1000 Goldbyzantiner als Reisegeld mit. Glücklich erreichten sie die Heimat, seinem Wappen. seit jener Zeit zwei mit dem Rücken gegeneinander gekehrte Winzermesser in Quelle: Theo R. Sagen aus Nikolsburg und Umgebung. / Heimat Südmähren - . S. 72.

Seifert, Sonnenland an der Thaya Der „Heilige Berg“ bei Nikolsburg Die Fürstin auf Schloss Nikolsburg lag längere Zeit an einer schweren Krankheit darnieder.

uch ärztliche Kein Arzt konnte ihr Heilung bringen. Da verlangte die hohe Frau nach dem Schlossgeistlichen, sprachder ihr zu die ihr: Tröstungen „Wenn Sie am der Morgen Religion von bringen Ihrem Fenster sollte. Der den Priester,Tanzberg welcher23 sehen und a denselben Kenntnisse besaß und den Gipfelpunkt der Krisis im KrankheitszustandIhrer Genesung der Fürstin sein. erkannte,“ von goldenem Morgenrot bestrahlt finden, möge dies ein Zeichendie Schlossfrau 24 desUnd Berges wirklich, ein Kirchlein in der Nacht zu erbauen wich die und böse dortselbst Krankheit, die und eifrigste am Morgen Beterin erstrahlte zu sein. Bald der Bergerstand im goldenen Purpurlichte. Dem Priester innig dankend, gelobte , auf dem Scheitel

Quelle: Theo R. Seifert Sagen aus Nikolsburg und Umgebung. / Heimat Südmähren - . S. 72. auch schon das Kirchlein, dessen Glocken die Gläubigen zu frommer Andacht luden. Der kopflose Jäger Sonnenland an der Thaya

Am Rande der Stadt Nikolsburg, nahe am Hinrichtungsplatz,lebten sie mehr stand schlecht einst das als kleinerecht. Häuschen des Holzfällers Teodor. Er hatte viele Kinder, aber die Arbeit im herrschaftlichen Wald brachte nicht genug ein, um seine Familie zu ernähren. So waldEinmal, gehen als und plötzlich wenigstens schrecklicher ein paar Frost hereinbrach und überall Schnee lag, ging ihnen das nahmHolz zum seine Heizen Säge undaus. seineDa beschloss Axt und Teodor: ging in die „Es dunkle geht nicht Nacht mehr hinaus. anders, Sobald ich musser ein in paar den trockene Schloss- Holzstückchen holen, sonst werden wir alle erfrieren.“ Er Mensche Äste gefunden hatte, erschien vor ihm der grausame Schlossjäger. Er hatte kein Mitleid mit den n, nicht einmal Bitten oder Tränen konnten ihn erweichen.

22 23 Damals stand der Tanzberg (Venusberg) nicht in gutem Rufe; besonders in der 1. Maiennacht gab man sich hier Iconiumsündhaften (türkisch: Tanzvergnügen Konya) ist und eine Festlichkeiten Stadt in Kleinasien, hin. Oder einst dachte Hauptstadt man gar des noch unabhängigen an tanzende Sultanats Hexen der Iconium. Walpurgis- nacht? Quelle: Südmährische Sagen aus den Pollauer Bergen. S. 21. 24 Maximilians II. v. geb. Fürstin v. Liechtenstein.Fußnote 1, DasQuelle: geschah Südmährische um 1630, Sagennach einer aus den Pest; Pollauer vielleicht Bergen. war die krankeS. hohe 22. Frau die Gemahlin Dietrichstein, Anna Marie FußnoteSeite 58 1, gebe.„Gib Das mir kann deine ich Säge doch und nicht deine zulassen!“ Axt und bezahl die Strafe, wenn du hier Holz nimmst, sonst kommstEr riss du sich in den los Kerker.“und flüchtete. Teodor Er war musste entsetzt: aber „Meine durch Kinderknietiefen verhungern, Schnee und wenn so hatteich euch ihn alles der Jäger bald eingeholt. Er zielte mit seinem Gewehr auf den unglücklichen und entsetzten Holz- der Jäger schwankte und aus seinem Gewehr schahfäller. undDer liefschwang verwirrt mit nach letzter Hause. Kraft seine Axt, löste sich plötzlich ein Schuss. Der Jäger fiel leblos zu Boden. Teodor wusste nicht, wieen hatte. ihm ge- In

DiesemErst später fehlte aberfiel ihm der ein, Kopf. dass er sein Werkzeug an der Unglückstelle zurückgelass derVon Früh da kehrte an streift er derzurück kopflose um seine Jäger Sachen durch diesezu holen, Gegend. die nebenAls Strafe dem für Körper seine Grausamkeitdes Jägers lagen. und Unmenschlichkeit findet er auch nach dem Tode keine Ruh. Von diesem Fluch wird er erst er-

löst, wenn er seine Sünden abgebüßt hat Er wurde schon lange nicht mehr gesehen, vielleicht Quelle: Geheimnisvolle Sagen um die Pollauer Berge und aus dem Weinviertel. S. 29. hat seine Seele ja endlich Frieden gefunden. Der Drache am Heiligen Berg Vor langer Zeit stand einst eine Burg am Heiligen Berg bei Nikolsburg. Es lebte dort der ge- heimnisvolle Graf Konrad mit seiner Tochter Dorothe. Eines Tages kam der alte polnische Graf erhaltenOleg in die sollte. Burg. Sobald dieser Dorothe erblickte, hielt er bei ihrem Vater um ihre Hand an. Sie wurdenDorothe sich konnte schnell es einig und Konrad freute sich auf das Vermögen, das er vom reichen Grafen

kaum glauben, dass ihr Vater sie verheiratet hatte. Sie weinte und bate ihn, ich sie nicht zur Heirat zu zwingen, aber alles war vergeblich. Als der polnische Graf das Schloss verließ, sagte er: „In drei Jahren komme ich um dich zu holen, Dorothe, und dann nehm dich zur Frau, auch gegen deinen Willen. Dein Vater hat mir sein Wort gegeben und er darf es nicht brechen, sonst ergeht es euch schlecht.“ mitJedoch dieser kehrteTatsache der nicht Graf abfinden auch nach und sieben so sandte Jahren er Boten nicht in zurück. die umliegenden Dorothe war Länder erfreut, aus und glaubte fest daran, dass es nicht mehr zur Heirat kommen würde. Ihr Vater aber, konnte sich In einer finsteren Nacht verbündete sich Graf Konrad mit überirdischen Kräften und ver- fluchteließ nach in ihmseinem suchen. Zorn Niemand seine Tochter fand ihn, mit er dem war mächtigsten wie vom Erdboden Zauberspruch: verschluckt. „Du sollst so lange au demein Drache Heiligen bleiben, Berg gewachsenbis ein tapferer war.“ Jüngling dir deine Krone vom Kopf nimmt. Es muss ein Junge s einer guten Familie in Nikolsburg sein, in einer Wiege aus Eichenholz gewiegt, welches auf

überDie das arme, Land. zum Drachen verfluchte Dorothe hörte man nur von Zeit zu Zeit, aber sie fügte den Menschen kein Leid zu. Manchmal, wenn sie sich bewegte, ertönte ein Rasseln und Stöhnen verbrenViele Jünglinge haben bereits vergebens versucht die Prinzessin zu befreien, niemandem ist es jedoch gelungen dem Drachen die Krone abzunehmen. Sein Atem ist so feurig, dass er jeden Dorothent. bis Und heute es istnoch auch auf unmöglich, ihren Befreier. eine Wiege aus einer Eiche zu bauen, die auf dem Heiligen Berg wächst, denn auf dem steinigen Hügel gedeihen keine Bäume. Und so wartet Prinzessin Quelle: Geheimnisvolle Sagen um die Pollauer Berge und aus dem Weinviertel. S. 38 f. Wassermänner in der Stadt In Nikolsburg sitzen die Wassermänner an den Brunnenrändern. Sie haben sich in schwarze

deltKatzen sich oder unter Hunde seinen verwandelt, Händen in und ein lassenkleines sich grünes von Männchender Sonne denund Pelz zieht wärmen. ihn in den Sie Brunnen. bieten den Vorbeigehenden ihren Rücken zum Streicheln an, aber wehe dem, der das tut! Das Tier verwan- Seite 59 eine schwarze

Als der stramme Jüngling Hans den Stadtplatz in Nikolsburg querte, sah er chelteKatze amsie. Brunnenrand Da wurde aus sitzen, der Katzedie sich plötzlich dort in derein SonneWasserman wärmte. Sie umschmeichelte ihn auch gleich, schnurrte und zeigte ihm das glänzende Fell. Hans konnte nicht widerstehen und strei- n, der den Jungen gleich in den WassermannBrunnen zog. ließDieser den konnte Jungen sich fauchend gerade los noch und am drohte Brunnenrand ihm aus dem festhalten, Wasser. berührteSeitdem streichelte das Kreuz an seinem Hals und rief: „Lass los du grünes Luder, meine Seele kriegst nicht so leicht!“ Der Seele kämpfen musste. Hans keine unbekannten Tiere mehr, damit er nicht wieder mit einem Wassermann um seine Quelle: Geheimnisvolle Sagen um die Pollauer Berge und aus dem Weinviertel. S. 52. Die Wandermönche Zur Zeit des 30- schwedischen Truppen nicht verschont. Die Schweden hofften die Stadt einfach zu erobern - da hatten sie sich aberjährigen geirrt. Sie Krieges hatten wurde mit dem auch starken Nikolsburg Widerstand von den de rerbitterten Verteidiger Angriffen zu kämpfen. der tigenDer und schwedische mit Schießpulver Befehlshaber füllen. TorstensonNach dem Anzünden verlor viele sollten seiner diese Männer, explodieren die Belagerung und so unter dau- denerte Verteidigernbereits sehr lange, in Nikolsburg und deshalb ein Chaos überlegte verursachen. er sich eine Diese List. Verwirrung Er ließ zwei würden hohle Kerzen die schwedi- anfer- schen Soldaten ausnützen um in die Stadt einzufallen. Er sagte zu zwei Soldaten: „Verkleidet euch als Wandermönche und gebt die Kerzen in der Lauretaner Kapelle als Geschenk eines un- bekannten Grafen ab.“ Und so geschah es auch. Die Soldaten versteckten ihre Pferde und Waffen in den Büschen unweit des Tores und be- traten in ihren Mönchsgewändern die Stadt. Die Menschen in Nikolsburg nahmen das Geschenk dassan, aber ihre etwas List durchschaut war ihnen an worden den Kerzen war und nicht ergriffen geheuer. die Sie Flucht. waren Sie viel sprangen zu schwer. auf Derihre KaplanPferde unduntersuchte es gelang sie, ihnen und zustellte fliehen. fest, dass sie voll mit Schießpulver waren. Die Schweden erkannten, In der Eile verlor aber einer der schwedischen Soldaten seinen Helm und eines der Pferde ein Hufeisen. Zum Spott wurden diese Gegenstände am Stadttor aufgehängt. Sie erin cken und ihre Stadt schützen. nern daran, dass in Nikolsburg Menschen leben, die tapfer und gescheit sind, die rechtzeitig Fallen aufde- und auch auf der Stadtmauer und in Häusern erscheinen. Es sind die Seelen der verkleideten Bis heute erzählt man sich von Mönchen, die in den Kellergewölben der Stadt umherirren

Quelle: Geheimnisvolle Sagen um die Pollauer Berge und aus dem Weinviertel. S. 60 f. Schweden, die keine Ruhe finden, bis alle Kerzen in der ganzen Stadt niedergebrannt sind.

Seite 60 Nikolsburg Die Hexe am Turold In einer Höhle, Turold am Turold (früh. hauste Lurlberg) die alte und [Mikulov, böse Hexe Brulanda.Turold] Bis zum heutigen Tage erzählt man sich Legenden über ihre schrecklichen Taten. In einer regnerischen Oktobernacht versteckten sich einst Weinbergwächter in der Höhle.

ScharDer älteste Fledermäuse sagte: „Der flogen Wind in jaultdie Höhle. und heult Sie fielenwie diese über Brulanda, sie her und die fuhren sich hier den irgendwo Wächtern ver- in steckt.“ Sobald er das aber ausgesprochen hatte, ertönte ein schreckliches Getöse und eine hauchtenGesicht und und Haare. dann Die schleuderte Hexe kam gleichsie die hinter Wächter ihnen in hereingeflogen,den Schlamm vor drehte der sichHöhle. mehrmals Es dauerte und schnappte kreischend die Wächter am Kragen. Sie schüttelte sie, bis sie fast ihre Seele aus- wilange,e vielen bis sie anderen wieder Unglücklichen. zu Bewusstsein kamen. Dann liefen sie, so schnell sie nur konnten, zurück nach Hause und waren froh, dass Brulanda ihnen nicht Hände und Beine gebrochen hatte, so Quelle: Geheimnisvolle Sagen um die Pollauer Berge und aus dem Weinviertel. S. 7. Die gute Fee Dobruschka

Patronin der Natur und der Weinbauern. Sie beschützt die Wein- Man erzählt sich, dass am Turold nicht nur Hexen, Kobolde und Teufel leben, sondern auch schendie gute fröhlich Fee Dobruschka, sind und schön die singen. Guten und fleißigen Weinbauern gönnt sie immer eine gutegärten, Ernte. Weinkeller W und den Wein, damit er köstlich schmeckt. Sie erscheint dort, wo die Men-

enn sie aber Betrunkene und grobe Trunkenbolde sieht, macht sie eine finstere schränktMiene, verschwindet sie ihre Hände und un besucht diesen Weinkeller nie wieder. Sie schützt auch Reisende vor Unglück, sie lächelt sie an, gibt ihnen Ratschläge, dann- Hexen ver- d löst sich wie ein Wölkchen auf. Einmal rettete sie Kinder, die am TuroldBu spielen wollten. „Buben, geht nach Hause, heute werden hier böse Kräfte wüten und Teufel. Wer ihnen in die Quere kommt, der verliert sein Leben.“ Zum Glück gehorchten die sieben, gehabt und hatten. als sie es am nächsten Tag wagten zu der Höhle hinzuschauen, wo sie spielen woll- ten,Dobruschka war sie von kann riesigen man Steinen auch heute verschüttet. noch sehen. Sie konnten Ist ma nes ein gar guter nicht Menschglauben, und was liebt für ein man Glück die

strahlen.Natur, dann Man erscheint muss nur sie richtig einem hinschauen sicherlich .. .zwischen den Weintrauben, in den Baumkronen oder in den aufblühenden Blumen, über den Gipfeln der Pollauer Berge oder in den Sonnen- Quelle: Geheimnisvolle Sagen um die Pollauer Berge und aus dem Weinviertel. S. 55 f.

Seite 61

Die schwarze Hand Pardorf [Bavory]

Der schwarze Hund wacht auch über die Schätze der Pollauer Berge. Eines Tages, als das Tantchen Císařovská bei Pardorf Gras schnitt, hatte sie plötzlich das Gefühl, den Kopf heben zu bemerktmüssen. Da sah sie einen riesigen Haufen goldener Münzen, die über die ganze Wiese strahlten. Sie stürzte sich auf sie, breitete ihr Tuch aus und begann den Reichtum einzusammeln. Plötzlich e sie einen riesigen Hund, der schrecklich knurrte. Einmal noch wollte sie nach denf Goldstücken greifen, aber die Bestie fletschte die Zähne und biss sie in die Hand. In Pardorf ertönten die Glocken, der Schatz verschwand und es blieb nur das übrig, was au dem Tuch lag. Da wartete das Tantchen nicht länger, sie packte das Geld und lief nach Hause. schwarzSie war froh, und dassverkümmert. sie das Treffen mit der teuflischen Bestie überlebt hatte. Mit den Goldmünzen kaufte sie sich ein Häuschen, aber die Hand, in die sie der Hund gebissen hatte, blieb für immer

Quelle: Geheimnisvolle Sagen um die Pollauer Berge und aus dem Weinviertel. S. 35. So ist das eben auf der Welt, Glück und Pech gehen Hand in Hand.

Die goldene Farnblüte Pollau, Pollauer Berge [Pavlov, Palava] bei

In Pollau lebten zwei Brüder, die armen Waisener Jura Bergen und wächst. Matthäus. Bei Sie der dienten Kräuterhexe in Pollau holten einem Bauern, und obwohl sie sehr fleißig waren, hatten sie wenig Geld. Sie hatten die Idee, die goldene Farnblüte zu finden, welche in den Pollau sie sich Rat. Die alte Janásová warnte sie aber: „Die goldene Blüte könnt ihr in der Johannisnacht betetfinden, bis aber zum da erwachenMorgengrauen. auch böseIhr dürftGeister, ihn Dämonen unter keinen und Hexen. Umständen Habt ihr verlassen. aber genug Außerdem Mut und Glauben, malt mit einer geweihten Kreide einen Kreis auf den Boden, kniet euch hinein und Erwartungsvoll braucht ihr noch ein weißes Seidentuch, das von einem ehrbaren Mädchen bestickt wurde.“ und ungeduldig machten sie sich auf den Weg, über den Hügel nach Maiden-d burg, bis sie endlich die Wiese fanden, wo der wundersame Farn wuchs. Dort breiteten sie ihr weißes Tuch aus, malten auf den Boden den Kreis mit der geweihten Kreide, knieten nieder un kamenbegannen Teufel zu beten. und abstoßende Dann begann Kreaturen. die Stunde Sie der krümmten Geister, diesich Herrschaft in einem grauenhaftender bösen Mächte. Tanz. Um Da bemerktenMitternacht sie zog die aus entsetzen heiterem Jungen Himmel und ein versuchten Gewitter auf, sie die mit Erde allen dröhnte möglichen und Mitteln von überall aus dem her Kreis zu ziehen. Die Brüder hielten sich aber an den Händen fest und beteten still weiter. Plötzlich schleppten die Dämonen den Pfarrer und den Mesner sogar die Bäume stürzten mitsamt ihren Wurzeln um. Matthäus wurdeher, bauten von so innerhalb einer Angst kurzer ge- Zeit einen Galgen auf und begannen die zwei zu hängen.cht mehr Das länger Gewitter zusehen wurde konnte. immer Er stärker, sprang wandeltenpackt, dass sicher dieser in dem schrecklichen Augenblick in Vorstellung Teufel und ni verfolgten den Jungen. Schnell hatten sie ihn gefangenaus dem Kreisund in und die lief Schluchten so schnell geschleppt davon, wie und er nie nur wieder konnte. ward Der er Pfarrer von einem und derMenschen Mesner gese- ver- hen. machteJura aberer betete weiter, er sah und hörte nichts von dem, was um ihn herum geschah. In den Morgenstunden begann die goldene Blüte des Farns aufzublühen. Als in Pollau der Hahn krähte, das Kreuzzeichen, bückte sich zu dem Tuch und entdeckte einen Haufen vonttler reinem be- schenkteGold. Jura er kaufte und so sich brachte darum die ein goldene bescheidenes Farnblüte Haus, vielen heiratete Menschen die fleißige Glück. Janka und widmete den Großteil seines Reichtums der Kirche. Wer Hilfe brauchte, dem half er, jeden Be

Quelle: Geheimnisvolle Sagen um die Pollauer Berge und aus dem Weinviertel. S. 18 f. Und ihr? Macht ihr euch auf, die goldene Farnblüte zu suchen? Seite 62 Maidenburg Der Maidenburgkeller Pollau,Auch vom Keller in der[Pavlov, Maidenburg Děvičky hrady] zukommenden seine in Scheffeln aufgehäuftenerzählt Schätze die Sage, darbiete daß. sich sein Tor alljährlich am Ostermontage, beim ersten Wandlungsläuten im nahen Dorfe Pollau öffne und jedem eben Hin- Nur müsse man trachten, mit Kellergewölbedem Läuten, das als den Gefangener Schluß der zu bleiben.heiligen Handlung anzeigt, wieder im Freien zu sein, da sich dann das Tor des Kellers sofort schließe und man Gefahr läuft, ein volles Jahr dort im finstern Nach Mitteilung meiner Mutter Josefine Oberleitner.

Quelle: Südmährische Sagen aus den Pollauer Bergen. S. 64.

Der Maidenburgkeller (2) Unter der Burg war ein Schatz verborgen der von einem schwarzen Hund bewacht wurde. Eines Tages entdeckte eine Bürgerin von Pollau diesen Schatz beim Sicheln auf den Hängen des die Hand worauf die die gebissene Hand sofort schwarz wurde. Der Schatz und der Hund ver- Maidbergs. Als sie das Gold auf eine Plache legte, erschien der schwarze Hund und biss sie in schwanden als die Kirche in Pollau 12 Uhr schlug. Ein Stückchen Gold, welches schon einge- Quelle: unbekannt. packt worden war, blieb der Frau. Ihre Hand blieb jedoch für immer gelähmt. Es gibt viele Sagen über die Maidenburg. Die meisten erzählen von den drei Steinen die heutzu- tage nur von Unter-Wisternitz sichtbar sind.

Die Versteinerten. Dieser Sage nach wurden drei ungehorsame und faule Töchter von ihrer Mutter, der Burgherrin, zu Stein verwan- delt. An stillen Nächten kann man ein leises Jammergeschrei von den Felsen hören.

HänGar ein strenges Regiment führte die Schloßfrau von Maidenburg, hielt das Gesinde knapp im Zaume, und sah es, selbst bei ihren Töchtern, nicht mit günstigen Augen an, wenn sie; doch die de läßig im Schooße ruhen hatten. „Zwar seid Ihr,“ sprach sie oft zu ihnen,s „zwar Blättlein seid sich Ihr edlen Stammes und bedürft des Erwerbes nicht, um von der Hand in den Mund zu leben Thätigkeit läßt jedem Stande und jedem Alter fein, auch mag leicht einmal da also wenden, daß unser, von Feinden umstelltes Haus verarmte, oder ausginge, und dann wird schmeideEuch die Gewohnheit und eitel Firlefanz zur Arbeit zu gewöhnen.“ baß gedeihen, wie auch wohl Eurer ehelig Gemahl dereinst die MutterDen dreisegnen Fräulein dürfte, behagte so Euch solche zu wirthlichen Rede nicht Hausfrauen absonderlich; erzog, weil anstatt sie aber Euch die anStrenge Prunk des und Müt- Ge- u lange lebest und es Dir wohlergehe auf terleins kannten und des heiligen Gebotes: „Du sollst Vater und Mutter ehren, auf daß D Erden,“ immerdar eingedenk waren, fügten sie sich in Allem willig, und walteten so emsiglich in Küche und Keller, mit der Spindel und am Webstuhl, daß es eine Lust war, zu sehen, wie handlich sie zu jeglichem Geschäfte thaten, und wie die Schreine sich füllten mit schneeigem Linnen, guterzogenen das sie bereitet, Fräulein mit goldfadigem auf der Maidenburg. Flachs, den sie gesponnen, und mit anderem nützlichen Hausrathe, so ihr Fleiß erzielte; auch war weit und breit im Lande groß Aufhebens von den sittigen, BesuchDa geschah bei den es einmal, weil denn der Erbfeind stets ein arg Gelüsten verspürt, Unkraut unter den Weizen zu streuen, daß ein Fräulein, daß ein Fräulein von der nahen Veste Rosenstein zu ein Gewerbe derMaidenburgern Mägde und Frohnweiber war und vielfältig bleib. gewahrte, wie die drei Töchter des Schloß-t herrn in scharfer Zucht gehalten wurden und Mancherlei schaffen mußten, so daheim bei ihr „Ei,“ raunte sie den Jungfäulein zu, als sie mi ihnen allein war, „ei, das nenn’ ich mir ein wunderseltsamSeite 63 Beginnen von Eurer Mutter, daß sie – Euch den Dirnen gleichhält, Dinge heischend; so besser den Töchtern Eurer Mannen und Troß- knechte zugewiesen seyn sollten! Wie könnt Ihr das auch nur dulden,indeß I hrAndere lieben Euresgleichen Freundinnen, amund Hoflager muß nicht und der im ganze Mummenschanz Gau Eurer spotten,25 dieweil Ihr, wienieren niedrige sich erlustigen?Mägde, am Waschbecken schwitzet, in der Spinnstube hantiert und am– Backtroge knetet, , auf Jagen und Tur Ihr seyd nicht klug, Ihr lieben Genossinnen! Elternrecht ist keine Leibeigenschaft, und Jugend will ihre Freude haben, nichtdaß kein hinter Heil dem von Pferch solcher eines Lehre Sclavenzwingers zu gewarten sei; versauern!“ so ließ selbe dennoch Wie nichtig nun auch dergleichen Reden waren und wie leicht auch die jungen Herrinnen auf MaidenburgIhr thatenfreudiges erkannten, Leben schier unerträglich und die Strenge der Mutter nicht anders denn als ein Tröpflein gar schlimmen Wermuthes in ihren Seelen zurück, darob ihnen, von Stunde an. grausamliche Tirannei bedünken wollte, Griesgrämig fügten sie sich seitdem Allem, was die mütterliche Herrin von ihnen erheischte, finsterblickend begaben sie sich an ihr Tagewerk, und Schicksalwenn sie sichwenden desselben und der mit rauhen widerwilligem Zwingherrschaft Thun entledigt, ledig gehen saßen möchten. sie wohl im schweigsamen Kämmerlein selbander, die Köpfe zusammensteckend, über Entwürfen sinnend, wie sie ihr

Fräulein Adelgunde, die Älteste der Mägdlein, meinte, schier sei es am gerathensten, der Heimkehr des Vaters zu warten, welcher von der Reise in das gelobte Land ehestens zurück- Mutter;kehren müsse;doch werde dagegen binnen war Kurzem Udalrika, Bruder die Zweitgeborne, Engelhart aus des dem Erachtens, Heereszuge von gegen solcher die Vermitte- Wenden lung sei wenig zu hoffen, inmaßen Väterchens Denkweise völlig geartet scheine, wie jene der Unbill heimkommen, ihm, als dem künftigen Stammhalter, dürfte die seinen Schwestern angethane leicht schwerer zu Herzen gehen, denn dem Vater, von seiner Bruderliebe aber werde Allesmerkt zu gewärtigen seyn. Fräulein Romhilde, die Jüngste, wollte von keinem Aufschube wissen. „Fügen wir uns,“. Da-be- e sie, „länger noch der mütterlichen Zwingherrschaft, so möchte es wohl also kommen,e wir daß wir der argen Bedrängniß erlägen, ehedennVater oder Bruder als Retter erscheinen rum, so wäre mein Rath, daß wir, morgenden Tages noch, Frau Agnesen vermeldeten, wi nicht länger gewillt seien, unsere Nacken ihrer Zuchtruthe zu beugen und somit erheischten, wirdaß ihruns ernstlich eine, freisamen Widerpart Ritterstöchtern halten; und schlägtbillige Behandlung sich nachmals zu Theilgar der werde. Vater Gebt oder Acht, Engelhart Ihr lieben un- Schwestern, die harte Mutter wird von Stunde an ein ander Liedlein pfeifen, so sie gewahrt, daß Mancherlei Gegenreden; zwar ließen sich wider sothanes Wagniß vernehmen; doch das mut- serem Vortheile zu, so wird sich der Sieg um so leichter auf unsere Seite wenden!“ einehige bessereFräulein Weise wußte im sie Hause alle mit zu kecken Worten niederzuhalten, und als die drei Mägdlein end- lich den weichen Pfühl bestiegen, waren sie völlig darüber eins, daß, vom nächsten Morgen an, vernehmen seyn sollte. chesEs Linnenzeug war aber der des nächstfolgende Schlosses gesäubert Tag eben wurde; derjenige, der Waschtag wo das Gewerbe aber pflegte der weiblichendie Burgherrin Burgin- im- sassen mit doppelter Last auf sie drückte; es war nämlich Mittwoche, wo gewöhnlich sämmtli- mer finsterer als gewöhnlich, immer geneigter26 erwa zu unliebsamer Herbheit, zu finden. demHeute ersten war Anlasse dieß ganz Gelegenheit besonders zum der Ausbruche Fall: eine ihresschwere Widerstandes Wolke furchte zu nehmen. die Stirne Also der ungeber- Mutter, als die Fräulein, auf den Ruf der Schnurre chend, heraustraten, festiglich gemeint, aus Töchtern der Muth sank und sie sic Mutterdig aber ihnen blickte zuherrschte. die Burgfrau Bescheidentlich und also bedrohlich trugen umdräutesie das mächtige ihre Brauen Becken der auf Sturm, den Felsplandaß den zunächst des Burgthores und fegtenh diegar Lakenwillig erfindenund Tüchlein ließen, mit das einer Geheiß Emsigkeit zu vollziehen, wie nimmer. so die

25 iel. 26 verächtlich für altes Weib. Maskerade, Maskensp Seite 64 „So behagt Ih

r mir, Ihr lieben Kinder!“ rief die Herrin den Mägdlein zu, nachdem siear stattli-ein er- chenklecklich Brotkuchen Stück der bereiten Arbeit lassenhinter sich gebracht, „so schaue ich Euch– denn mit Wohlgefallender Arbeiter ist und seines die- Lohnesweil Ihr werth heut mit und sonderbarlicher erworben Brot gesegnetLiebe wirket Gott!“ und schaltet, so will ich Euch einen g , der Euch weidlich munden soll;

Da winkten sich die drei edlen Wäscherinnen freundlich zu und freuten sich baß, daß sie lichernicht gethan,Imbiß ein wi solchere ihre Absicht Kuchen gewesen sei. Und sieund fuhren Romhilde fort in lächelte ihrem Thunmild, mitdenn reger es war Obachtsamk ihnen wohl bekannt, wie trefflich das Mütterlein mit dem Brotbacken umzuspringen wisse, und welch köst- eit, flink und wohlgemuth, schäkerten und waren guter Dinge, nur bat Fräulein Einflisterungen Romhilde ihre derSchwesterlein Rosensteinerin gar beweglich, hafte. reinen Mund zu halten ob des bösen Vermessens, deß sie sich erdreistetUnter den hatte rührigen und dessen Händen Schuld schwand ja ohnehin zusehends lediglich die Wuchtauf den der unbedachten Arbeit; schier die Flocken das Glöcklein der Burgkapelle die Spä des winterlichen Schnee’s beschämend, trieb das Linnenzeug in der reinigenden Flut und als tmesse27 verkündigte, trockneten sich die drei Mägdlein desjubelnd Frühmals die Hände gewärtig und rastetenseien. Alsbald auf der dampfte schwellenden ihnen auch Moosbank der süße von Brei der entgegen überstandenen Müh- sal, nachdem sie zuvor der Gürtelmagd bedeutet, wie sie allbereits ihrer Aufgabe ledig und , den die Kü- undche ihnenverlangten alltäglich laut bescherte,nach dem Brotkuchen. dem sie jedoch nur kärglich zusprachen, des leckeren Imbisses harrend,Wundernd so ihnen blickte verheißen das worden war. Verächtlich wiesen sie bald das Gericht von dannen wollte von keinem Kuchen etwas wissen; weil aber Jene stürmisch auf dem Versprochenen be- Frohnweib, so das Mus gebracht, den Jungfrauen in’s Gesicht und um der standen, immer ungestümer den Kuchen heischend, begab die Magd sich endlich in das Schloß, BereitungHerrin des Kuchensdie Forderung nicht einmalzu vermelden. ansichtig Zuversichtlich geworden war. verhofften Tausend nun Schnurren die Fräulein,28 trieben alsbald sie vondas Lieblingsgebäckwegen solcher Stumpfheit erscheinen und zu sehen, Fräulein hellauflachend Romhilde machte ob der eben blödsinnigen die Geberden Dirne, der welche Staunen- der Hor- chenden herniederrief: den gar ergetzlich nach, als die Mutter auf den Söller der Veste heraustrat und nach den – ihn„Seid morgen bedankt, oder sonstIhr wackeren einen Tag Wäscherinnen, treulich bekommen! daß Ihr Bis so dahin rühmlich bescheidet Eures AmtesEuch in gepflogen! Geduld!“ Für heute war der Zeit zu wenig, um den verheißenden Kuchen gar zu machen; doch sollt Ihr stellteDieß sich vernehmend, ihrem Gedächtnisse erglühten nun die zwiefach Jungfrauen in häßlichem Zorne; alle Erniedrigung, aller Mägdedienst, alle Unbill, so sie von dem harten Mütterlein erduldet zu haben vermeinten, zu gehen. Schluchzend kreischten sie ob der unerwartetenbitter dar, und Kunde es bedünkte auf und sie Romhilde ein schmählicher schrie in überwallendemTrug und ruchlose Grimme: Willkür, „P des sauer erworbenen Lohnes ihrer heutigen Anstrengung verlustig gelte Dir Dein fui über Dich, Du Rabenmutter! Des Himmels strafende Geißel ver- nimmer versehend;lügenhaft, als aber grausames auch die und beiden entmenschtes a Thun!“ Starr vor Entsetzen stand die Herrin der Burg, solchen Vermessens von ihren Kindern sich nderen Fräulein, das Antlitz nach ihr wendend, in den grausamen Ruf einstimmten:en Kinder! „Pfui dreifaches über Dich, Du Rabenmutter!“ da überwältigte sie Ent- rüstung und mit dem Donner des Fluches zeterte sie zu den entarteten Töchtern herab: „Wehe, wehe Euch, Ihr unnatürlich Wehe über Euch! Erlahmen müsse die Zunge, dochso gegen beredtestes der Mutter Warnungsmal heiligen Namen von gefrevelt;der Züchtigung versteinern des Himmels!“ möge der Leib, so dieser gottverlas- senen Zunge zur Herberge dient, und dastehen sollet Ihr für alle Jahrtausende als stummes und

27 28 Kammerjungfer. Seite 65 Scherze, Possen. Und kaum war das Wort den Lippen entflohen, als ein dumpfer Schlag Burg und Fels und Wald erschütterte. Der Tag verfinsterte sich, heulend wimmerte die Windsbraut über die An- ger, Blitze leuchteten und als es endlich wieder heller wurde, gewahrte man die drei Fräulein, vein rschiedenenSteinklumpen Größe verwandelt, leichtlich vor erkennbar. dem ebenfalls versteinerten Waschtroge stehend, in dersel- ben Stellung, wie sie gereiht gewesen: zuerst Adelgunde, Udalrika und zuletzt Romhilde, an der hunderteSeitdem sind wich über der den Segen Trümmern vom Schlosse hin Maidenburg; der Stamm erlag den Rosensteinern, ging ausaus, dem die Veste benachbarten zerbröckelte Dorfe in Polau Schutt oder und vonselbst Klentnitz ihr Name oder ist fast aus spurlos anderen verschwunden. Ortschaften der Jahr- Ge- gezogen, nur selten noch wallen einzelne Pilger zu ihnen ihnen noch heut zu Tage weiset und in denen das unkindliche Vergehen gegen die Mutter so herbgend, zur und Rechenschaft mit Schauder gezogen gehen siewurde. vorüber an den versteinerten Fräulein, welche der Führer

Quelle: Emanuel Straube Vaterländische Sagen Legenden und Mährchen“

, „ , , Wien, 1837. S. 11 ff. (2) Eine beinah identische Sage erschien 1839 im zweiten Band „Romantische Erzählungen und Sagen“ von JohannDer Mutter Müller. Fluch, oder Die Töchter der Maidenburg. Unterschiede gibt es beim Namen der Schlossherrin, statt Agnesen heißt sie „Idislawa“, die zweitgebo- rene Tochter statt Udalrika „Udalricke“ und der Sohn – statt Engelhart – „Engelbert“. Neben den unterschiedlichen Namen endet bei Johann Müller die Fassung folgendermaßen …

kein… Die Lächeln unglückliche Mutter sank betäubt zu Boden, eine furchtbare Krankheit hatte sich ihrer bemächtigt, und als sie vom Krankenlager aufstand, blieb sie traurig ihr ganze Lebenhr freudloses hindurch, erheiterte ihr Antlitz, keine Freude vermochte ihre tief betrübte Seele zu beleben, schauerlichsie blieb stets Bestraften traurig und mit einsilbig,den heißesten eine abzehrendeThränen mütterlichen Krankheit Mitleids.endete endlich i Leben. Oft schlich sie zu den Steingestalten, umschlang sie und benetzte die so schwerinde unddie-

Der Segen Gottes wich von der Maidenburg, die Rosensteiner, welche heimliche Fe schwandses Stammes fast waren,spurlos. begannen Jahrhunderte mit den sind Maidenburgern über die Ruinen eine der blutige Maidenburg Fehde, die Burg wurde im Sturme erobert, und von den Siegern zerstört; ihre Mauern fielen in Trümmer, ihr Andenken Dörfern hinweggezogen, nur gesselten sieht wallet man hie noch und daden ein versteinerten einzelner Wanderer Waschtrog zu ihnen, und dderie ebenfallsWeg führt in aus Stein den benachbartenverwandelten Polau und Klentnitz, und mit innern Grauen gehen alle vorüber, denn bis heutigen Ta-

Maidenburger Fräuleins, denen ihr unkindliches, ruchloses Benehmen gegen die Mutter zwar eine so entsetzliche, aber gerechte Strafen zugezogen hatte. gegen die freilich alsDas sie dieRosensteiner Nachricht Fräulein,dieser Umwandlung welches die vernahm;Herzen der doch Maidenburger trug ihr unedles Töchter Beginnen nicht den etwas strenge Mutter zuerst erbittert hatte, war einet heimlicheVerderben Feindin und den der Tod. Burgfrau Gewissensbisse und lachte, geringsten Nutzen, ihre böse Rache, nur ihr selbs zogquälten man die mit falsche Seilen Schlange den Körper Tag des und unglücklichen Nacht, und in einemFräuleins Anfalle aus vonder FelsenkluftRaserei stürzte herauf. sie sich von dem Felsen, auf dem die Burg Rosenstein steht, in den tiefen Abgrund herab, und zerschmettert

– ihren WohnsiAuchtz. Burg Die Rosenstein Sage aber spricht: fiel bald darauf in Trümmer, die Bewohner zerstreuten sich in fremde Länder, und ein neues Geschlecht nahm auf dem Berge, dessen Stirne Rosenstein ziert daß zu Zeiten, besonders in den stillen Stundenhung der ihrerheimlichen Härte Nacht sollen Seufzer und Wimmern den Steinen vor der Maidenburg entfliehen. Auch eine weiße, blasse Gestalt im Mondesschimmer dieselben umfassen, als wolle sie Verzei wegen, von den Steingestalten erflehen. Seite 66 So hat sich um Polau und Klentnitz

die Sage von Maidenburg und dessen Burgtöchtern, von der strengen Schloßfrau und deren Fluche, im Munde der Dorfbewohner erhalten. Ist Maidenburg zu schauen. In Trümmern, Nacht und Grauen,

Dort, wo der Fluch gescheh’n, InKann dreifacher man die Gestalt Felsen –seh’n, Jahrtausende schon alt,

Erfaßt vom Todesarm, Quelle: Jetzt Stein, einst lebenswarm.9. S. 13 ff.

Johann Müller, „Romantische Erzählungen und Sagen“, Znaim, 183 von Maidenburg. (3) Bei der dritten ist als Quelle die (erste) Version von Emanuel Straube29 angegeben. Inhalt und Ende sind daherAdelgunde, im Wesentlichen Udalrike völlig und ident Romhilde der Fassung aus dem Jahre 1837. Unterschiede gibt es auch hier bei den Namen: Die Schlossherrin heißt statt Agnesen „Irmgard“ und die zweitgeborene Tochter statt Udalrika „Udalrike“. Als Abschlussbemerkung finden wir in Klammern …

Quelle: Emanuel Straube (1837). / Südmährische Sagen aus den Pollauer Bergen. S. 75 ff. (Die Sage will wissen, daß die Maidenburg von diesen drei Jungfrauen ihren Namen erhalten habe.) Die ungehorsamen drei Töchter auf der Maidenburg und die üble Freundin. (4)

Der Inhalt dieser vierten Version ist ebenfalls ident mit E. Straubes „Urversion“. Das Ende der Sage stammt aus Johann Müllers Fassung aus dem Jahre 1839.

Quelle: Südmährische Sagen aus den Pollauer Bergen. S. 78.

Die Mongolenfürstin. die Tochter der Mongolenkaisers Batu mit zwei Gewohnheiten dieser christlichen Länder Vor langen, langen Jahren bereiste – Auf ihrer Reise Dienerinnen und Gefolge Europa, um die Sitten und Maidenburg cheund Flurenihrer Ritterschaft. kennenrtherzige zu lernen, Burgherr die man ihrempfing als gar sie löblich ebenfalls schilderte. mit großen Ehren. Die kamen sie, überall wohl empfangen, auch auf die in Südmährens sonnige, fröhli- Der finstere,der Heidin ha die Schätze zu rauben. – Eine stürmische Nacht schien ihm zur Ausführungvielen Kostbarkeiten seines verbrecherischen aber, welche die VorhabensPrinzessin anwie Perlen, geschaffen. erweckten Mit Hilfe seine der sündhafte Knechte Habgierüberfiel und er beschloß, zum Fenster der hohen Burg hinab. Ein gleiches Schicksal widerfuhr dem Hündchen der Prin- er die Prinzessin und ihre beiden Dienerinnen im Schlafe, ermordete sie und war ihre Körper nächsten Morgens aufbewahrt. Am Berghange aber richteten sich die erstarrten Leiber in zessin. Ein trauriges Schauspiel, ewiger Nacht und Vergessenheit würdig, dem Anblick des sem Entsetzen gewahrte. Und in drei hohe Steinklippen henfinsterer sie noch Nacht heute drohend da als gegen dauerndes die Fenster Warnungsmal des Burgherrn des gebrochenen empor, der Gastsie amrechtes. Morgen – Des mit Burg- blas- und einen Steinklotz verwandelt, ste- herrenGefahren Geist nach war Asien seit jenerflohen Freveltat und ihrem von Kaiser Wahnsinn die Kunde umnachtet. von dem schrecklichen Ende seiner TochterDem schmählichenüberbrachten. Verrate In überwältigendem entrannen nur Schmerze zwei mongolische schwur derDiener, Mongolen die unter-Khan Ängsten furcht- und bare Rache

29 Straube waran 1801 dem in Nikolsburg Lande zu geboren; nehmen, gestorben in dem ist seiner 1872 Kind in Salzburg. so jämmerlich Er diente alsermordet Ministerialbeamter worden inwar.

Quelle: Südmährische Sagen aus den Pollauer Bergen. S. 75. Wien. Straube war ein sorgfältig arbeitender ErzählerSeite und 67 guter Schilderer (Novellen, verm. Schriften). von den Hufen der Mongolenrosse zertreten werden. Mit gewaltiger Heeresmacht kam Batu baldTausende ins Mährerland und Tausende gezogen sollten und mit seine ihrem Horden Leben verwüsteten und Gut dafür und verheertenbüßen und esjeder erbärmlich Halm sollte mit Feuer und Schwert.1)

1) Mongolen-Einbruch im Jahre 1241. 30

Quelle: Südmährische Sagen aus den Pollauer Bergen. S. 65 ff.

Die Tatarenprinzessin Jasmin. (2) die gerne reiste und fremde Länder und Sitten erkundete. Als sie eines Tages mit ihrem Gefolge Der berühmte Tatar Khan Batu hatte eine wunderschöne und kluge Tochter namens Jasmin, ein zauberhaftes Schloss und entschloss sich dort zu übernachten. durch die fruchtbare Gegend unter den Pollauer Bergen reiste, entdeckte sie auf einem Hügeler an und bereitete ein Festmahl für sie zu. Obwohl er von der Prinzessin Jasmin großzügig beschenkt Der Burgherr Udalrich empfing sie mit offenen Armen, bot ihnen die schönsten Gemäch wir sie und sperren sie im Kellerwurde, ein. trachtete Wir kümmern er nach unsden dann Schätzen, später die um auf sie. den Wir Wagen überfallen geblieben die Prinzessin waren. Er und befahl ihre beidenseinen Dienern: „Zuerst machen wir das Gefolge betrunken, dann fesseln

Dienerinnen in ihren Gemächern, nehmen ihren Schmuck und töten sie. Niemand darf am Le- ben bleiben!“ Wie er befahl, so geschah es auch. In jener düsteren Nacht sahen die Bauern aus Pollau,In den wie Morgenstunden aus den Fenstern erfreute der Burg sich drei Udalrich leblose an Körper seinen fielen, neue auch der Hund, der die Prin- zessin begleitet hatte, wurde tot aus dem Fenster geworfen. n Reichtümern, als er jedoch aus dem Fenster blickte, fiel er totenbleich zu Boden. Unter der Burg erblickte er nämlich drei davonversteinerte und ließen Körper, die zu Schätze deren Füßen der schönen ein Hund Prinzessin aus Kalkstein liegen. saß. Udalrich Von da verloran irrte seinen er wie Verstand ein Geist undumher, starb die nach Burg kurzer verfiel Zeit. langsam und die Diener, die sich an dem Mord beteiligt hatten, liefen und ihren Hund derWenn tatarischen ihr einmal Mädchen an den in Steinen ihr Land vorbeigeht, zurückkehren die an können. Jasmin, ihre Gefährtinnen erinnern, dann verbeugt euch vor ihnen und seht still in Richtung Osten. So werden die Seelen Quelle: Geheimnisvolle Sagen um die Pollauer Berge und aus dem Weinviertel. S. 32 f.

Zwei Weiße Burgherrinnen.

Für Frauen war diese Burg wahrscheinlich schicksalhaft, weil es hier nicht nur eine, sondern diezwei im Weiße Jahre Burgherrinnen1645 bei der Belagerung gibt. Man dersagt, Burg dass von diese General zwei weißTorstensson gekleideten in einen Damen Geheimgang seit dem mitDreißigjährigen Steinen eingeschlossen Krieg die Burg wurden. bewachen. Nach dieser Sage sind es die Töchter des Burgherrn,

Quelle: unbekannt.

30 ‚Das Gedicht „Jaroslaw” in der Königinhofer Handschrift gibt als Ursache des Mongolenzuges gegen den Westen Fußnote(1241) wirklich81 aus: „Die die ErmordungMarkgrafschaft einer Mähren“, tatarischen II. Band Pr Brünner Kreis, II. Abtheilung, Gregor Wolny, 1837, S. 209:

inzessin,Seite 68 ihrer Schätze wegen an, nur wird der Ort nicht be- zeichnet, wo diese Unthat verübt wurde.’ Trabaccio und die Zauberschwestern vom Maidberg. In dieser Sage stellen die drei Steine drei Töchter von Fürst Arnulf dar. Er verlobte seine älteste Tochter mit Teufel Trabaccio. Sie wollte aber eher sterben als Trabaccio zu heiraten. t lebte danach wie ein Einsiedler in einer Hütte bei den Felsenriffen bis ans sein Lebensende. Also verwandelte sie sich und ihre Schwester zu Stein. Man sagt, der Fürs Quelle: unbekannt. / Südmährische Sagen aus den Pollauer Bergen. S. 79 ff.

Kunka Nahe bei Maidenburg stand einst ein mächtiges Grafenschloss. Als die

Schweden, die Dörfer und Städte plünderten, zu den Pollauer Bergen kamen,ss imbelagerten Schloss einsie wertvollerauch dieses Schatz Schloss einge- und versuchten lange es einzunehmen. Die Verteidiger gaben erst auf, als ihre Vorräte zu Ende gin- gen. Der Oberst des schwedischen Heeres erfuhr, da mauert war. Er forderte den Schlossherren auf, ihm den Schatz herauszugeben. Er versicherte ihm, dass niemandem etwas geschehen und er mit ihm teilen würde. Der Graf aber sagte: „Meine Ehre erlaubt es mir nicht, meine Freunde, die hier ihre letzten Ersparnisse versteckt inhaben, den Kerkerzu meinem gesperrt. persönlichen Vorteil zu verraten. Und ihr, meine liebe Tochter Kunka und meinDer Sohn schwedische Sáva, ihr solltOberst lieber ließ sterben Kunka bringen.als den Schatz Er drohte preiszugeben!“ ihr mit dem Danach Tod ihres wurde Vaters der Grafund endlich ein Ende hat.“ ihres Bruders, aber Kunka verriet nichts. „Bringt uns lieber um, ihr Mörder, dass unser Leiden

Als der kleine Sáva ihre Worte hörte, begann er zu weinen: „Ich will aber nicht sterben, liebe Kunka, bitte sag ihnen, wo der Schatz versteckt ist.“ rte die Söldner in den Keller und Die Todesangst ihres Bruders berührte das Mädchen, die Liebe zu ihrem Bruder war stärker als das Versprechen, das sie ihrem Vater gegeben hatte. Sie füh Brunnenzeigte ihnen und das warf Versteck. ihr die HälfteDer Graf des sah, wie die Feinde die Reichtümer in den Hof trugen und rückgelassenes war ihm klar, hatten. dass Dann seine stürzte Tochter er ihn sich verraten von den hatte. Felsen Er hinunter. verfluchte Die Kunka, Erde öffnetestieß sie sich in undden Schatzes hinterher, den die Schweden wie vereinbart zu- Kunka lebt von da an in den dunklen Schluchten unter den Pollauer Bergen. Sie hat sich in eineverschluckte goldene dasHenne Schloss, verwandelt die Diener und undlebt dievon Schweden. goldenem Korn. Jedes halbe Jahr legt sie ein gol-

eigenen Leben bezahlen würde. denes Ei. Finden kann es aber nur jemand, der den magischen Spruch kennt und so vom Gold besessenQuelle: Geheimnisvolle ist, dass Sagen er dafür um die mit Pollauer seinem Berge und aus dem Weinviertel. S. 42.

Die Hockauferln diesen Hohlräumen sind nicht nur S wachtDie Hügelwerden der sie Pollauer von Zwergen Berge sindmit weißenvoller weitverzweigter Kapuzen. Früher Gänge, erschienen Höhlen sie und in Grotten,den Mäandern und in chätze versteckt, sondern auch unterirdische Quellen. Be- Vorbeigehende anlockt und Buchten der Thaya, wo sie in den Sümpfen mit ihren Lampen wie Irrlichter leuchteten und en. Dann übersiedelten sie in die Pollauer Berge. Zur Thaya kehrten sie einur zurück um Wasser zu holen, wenn es lange nicht geregnet hatte und ihre Felsenteiche aus- getrocknet waren. Wenn man an den Kalksteinfelsen der Pollauer Berge horcht, dann kann man nEines leises Tages Geplätscher ging unser hören. Urgroßvater Das ist, wenn Janský die Zwerge von Ober das WasserWisternitz aufwirbeln nach Nikolsburg. und säubern. Am Man Rü- nennt sie Hockauferln. Den Menschen tun sie nichts, nur manchmal ärgern sie sie. - ein Zwerg. cken trug er einen Weidenkorb, wie man ihn früher eben trug. Auf einmal sprang ihm etwas auf den Rücken. Er drehte sich um, und siehe daSeite 69 Männchen schlug ihm mit seinen kleinen Fäustchen auf den Kopf und zog an seinen Haaren. „Geh runter du …“ wollte er ausrufen, aber er konnte nicht zu Ende sprechen. Das kleine

Der UropaZwerg hatteHockauferl keine Lustlachte mehr kreischend sich umzudrehen und schlug und ihn er nochmals. murmelte Uropanur: „Warte Janský nur, eilte in inNiko- die lsburg, dort werde ich dich abschütteln und du bekommst eine ordentliche Tracht Prügel …“ wie eine Katze und verschwand. Stadt, als er sich jedoch dem Neuen Wirtshaus näherte, sprangrg nur der Zwerg hinunter, kreischte

Quelle: Geheimnisvolle Sagen um die Pollauer Berge und aus dem Weinviertel. S. 44. Heute wissen wir, dass es reicht, wenn man zum Zwe „Hopp, runter!“ sagt. Dank des Weines Einst stand auf den Pollauer Bergen eine mächtige Burg. Dort lebte der grausame Raubritter auch er bekam seine gerechte Strafe. Eines Tages belagerten fremde Truppen seine Burg und Chotěš. Mit seinem Gefolge brannte er Dörfer nieder, mordete und bestahl die Menschen. Aber Burg. Da setzten sie in Flammen. Sein Gefolge metzelten sie nieder und Chotěš schleiften sie aus der befahl der Anführer: „Bindet ihn an einen Baum, nur eine Hand soll frei bleiben. Damit erVergeb die wilden Vögel abwehren kann, wenn sie ihm die Augen auspicken wollen.“ Chotěš jaulte vor Hunger und Durst, weit hinaus ins Land wurde sein Jammern getragen. ens bat er um Barmherzigkeit, niemand half ihm. Kurz vor seinem Tod bliebnter ein den Bettler Men- vor ihm stehen, ein Mensch, dem er einst alles genommen hatte. „Jetzt kann dich nichts mehr retten“, sprach dieser. „Aber wenn du deine Strafe zu Ende gelitten hast und u schen viel Liebe und Vergebung herrscht, dann vielleicht wird die menschliche Gnade auch dich erlösen.“Viele Jahre Chotěš später wurde eilte zu der Stein, Waise seine Vratislav Hand war zu seinemzum Himmel Mädchen gestreckt über die und Pollauer von Moos Berge bewach- nach sen. Kein Vogel, kein Schmetterling setzte sich darauf.

Pardorf. Er blieb bei einer seltsamen Steinsäule stehen, um zu rasten und als er sie so betrach- tete, erblickte er eine bittende Hand. „Was möchtest du denn? Ich habe nichts, ich bin arm. winkteDoch! Hier, fröhlich da hast mit seinemdu! Wenn Hut ich und das ging nächste weiter Mal nach vorbeikomme, Po gibst du’s mir zurück!“ Der junge Mann legte ein kleines Geldstück in die Hand, es war eine Erinnerung an seine Eltern. Er llau, ohne sich umzudrehen. hatteDie er Steinsäule schon seine erstrahlte Tochter in Janiška der Sonne, bei sdie Hand erhob sich zum Himmel und auf einmal setz- tenmals sich stehen bunte geblieben Schmetterlinge war. Aus auf der sie. steinernenNach einigen Hand Jahren wuchs kam ein Vratislav Strauch wieder mit breiten dort vorbei, Blättern da ich. Von weitem schon sah er den Ort, an dem er da- Wunder nicht genug bekommen. Die Menschen aus den umliegenden Dörfern schnitten sich Stecklingeund darunter von hingen dem wundersamen goldene Trauben. Strauch Sobald ab und er vermehrtendavon gekostet sie aufhatte, den konnte dortigen er Hängen.von diesem Die

dass im Wein die Wahrheit liegt. Pflanze nannten sie Wein. Bis heute versöhnen sich Feinde beim Wein, Traurige werden fröh- Quelle: Geheimnisvolle Sagen um die Pollauer Berge und aus dem Weinviertel. S. 63 f. lich und man sagt,

Seite 70

Die Hexenschmiedin PulgramIn Pulgram [Bulhary] lebte einst ein Schmied mit seiner Frau. Sie beschäftigten den Arbeiter Jan und den

Gesellen Břetislav. Dieser wurde aber von Tag zu Tag dünner und müder.e Jannicht konnte lange seinem Freund nicht mehr zusehen und so fragte er ihn: „Ich beobachte dich jetzt schon eine längere Zeit. Was ist der Grund für deinen erbärmlichen Zustand?“ Břetislav zögert ichund verwandle verriet ihm mich sein dann Geheimnis: in ein Pferd. „Ich Die weiß Schmiedin nicht, setzt ob dusich mir dann glauben auf mich wirst, und lässt aber sich unsere von mirSchmiedin nach Maidenburg ist eine Hexe. in denJede PollauerNacht kommt Bergen sie tragen. zu meinem Dort bindetBett, zieht sie michmir ein an Halftereinen Baum über und nimmt sie mir das Halfter ab und ich werde wieder zum Mensch.“ wütetJan dannüberlegte mit ihren nicht Gefährtinnen lange und fasste herum. einen Erst Entschluss: in der Früh „Da kehren müssen wir wir nachhause etwas machen. zurück, Heute dann werde.“ In dieser Nacht kam die Hexe wieder in das Schlafzimmer. Sie legte dem Jungen das Halfterwerde ichan und in deinem sie eilten Bett nach schlafen. Maidenburg. Du wirst Dort schon verwandelte sehen, wie sich ich die es Schmiedin der Hexe in heimzahlen eine Hexe und schwang mit den Anderen das Tanzbein bis zum Morgengrauen. Inzwischen gelang es Jan aber sich mithilfe eines Astes von dem ver warf er ihr das Halfter über den Hals und sie wurde zum Pferd. Er saß auf und ritt nach Pollau hexten Halfter zu befreien. Als die Hexe zurückkam, Halfter wieder ab und die Schmiedin lief heulend in die Stube. zu einem bekannten Schmied, um sie beschlagen zu lassen. Zuhause in Pulgram nahm er ihr das sie krank sei. Die Jünglinge verrieten ihm schlussendlich das Geheimnis des Halfters. Als sie Zwei Tage kam sie nicht ausen dem sie Bett die Hufeisenheraus und an behaupteteihren Händen dem und Schmied Füßen. gegenüber, Sie mussten dass die diedann Hexe die fürBettdecke immer. hoben, Wahrscheinlich sah nach Maidenburg. Hexe in ein Pferd verwandeln, um ihr die Hufeisen wieder abzunehmen. Danach verschwand Quelle: Geheimnisvolle Sagen um die Pollauer Berge und aus dem Weinviertel. S. 4.

Der verwunschene Jäger In den Wäldern bei Pulgram geht nachts von 12-1 Uhr ein verwunschener Jäger umher. Für seine im Leben gegangenen Schlechtigkeiten ist er als ruheloser Geist zum Nachtwandeln ver- urteilt. Einst fuhr ein Nikolsburger Bauer mit seinem Sohne in die Frauenmühle bei Pulgram an um dort sein Mehl abzuholen der Thaya, . Spät vom Hause aufbrechend, mußte er bei Nachtger denbe- Wald durchqueren. Der Bauer glaubte nie an Gespenster und solches Zeug, hatte daher auch keine Furcht. Zur Vorsicht sagte er jedoch zu seinem Sohne, er möge, falls ihnen ein Jä Gespanngegne, diesen ein bißchen ja nicht aufzumuntern;ansprechen. Die dann Pferde saß waren er wieder schon still müde und und träumte kamen vor nur sich langsam hin. Da vor- riß ihnwärts. ein Mittlerweile lautes Singen war und es Pfeifen Mitternacht aus seinem geworden. Schlummer. Der Bauer Auch knallte hörte ermit ein der Brechen Peitsche, von um Zwei- das gen und rauschendes Laub. Das Singen kam näher und näher und kurz darauf schritt ein großer den Stock in der Hand. Vor dem Wagen

Jäger über den Weg, das Gewehr auf der Schulter und stehen bleibend, hielt er im Singenzu richten;inne und denn blickte sonst den wäre Bauer der mit Jäger starren erlöst Augengewesen an, und darauf der Bauerwartend, hätte ob stattman seinerihn anspreche. die nächtliche Der Bauer Runde aber, im Waldeder jetzt machen an den müssen. verwunschenen Eine Weile Jäger noch glaubte, stand derhütete Verwünschte sich wohl, einvor Wort dem anWagen ihn – pfiff seinem Hund und verschwand wieder im Walde. Der Bauer aber erreichte ohne einund weiteres als das Abenteuer erlösende die Wort Mühle. nicht kam, drehte er sich um,

Nach einer Mitteilung des Herrn Ignaz Grünn aus Nikolsburg.

Seite 71 Nach einer Sage „Der tolle Jäger“1) muß die Seele des (wegen eines gotteslästerlichen Flu- reitetches) erin dieStein Gegen verwandelten tollen Jägers, eines Gutsherrn, Ruhe suchend bis zur Stunde der oderErlösung sonst als in Gespenstein Versteck herumirren. bei Seite. Nur In Jägertracht, einer Jungf auf einem schwarzen Rosse sitzend, durch- Bei allen germanischend. Wer zur Stämmen Nachtzeit ist dieden Sage tollen von kommen der wilden hört, Jagdstellt undsich vomhinter wilden einem JäBaumger verbreitet. Manchmal ist die wilde Jagd eine Straferau für istden es Jäger vergönnt, wegen den schonungslosen Ruhelosen zu erlösen. Jagens. Die meisten dieser Sagen aber werden wohl auf alten manchmal viele Züge durch die spätere Verschriftlichung bis zur Unkenntlichkeit verändert wurden. Wodansmythen beruhen, wenn auch Auch unsere Sage scheint ihre heutige Form erst nach zahlreichen Wandlungen erhalten zu haben.

1) Bei Stein im Krainerland.

Quelle: Südmährische Sagen aus den Pollauer Bergen. S. 101 ff.

Seite 72

Die versteinerte Jungfrau bei Rakwitz 1) RakwitzDa der wohlgepflegte [Rakvice] Wildstand auf den Herrschaften Eisgrub und Lundenburg besonders in früheren Jahren unter dem Volke auch verschiedene Jäger-S gebung von Eisgrubso stammt. manchen Wildschützen anlockte, haben sich in den dortigen Gegenden

1 agen gebildet, von denen die folgende aus der Um- derten deutsche Bewohner. ) Rakwitz ist heute wohl ein tschechisches Dorf, hatte aber gleich Kostel und Schakwitz in früheren Jahrhun- Im Dorfe Rakwitz nächst Eisgrub lebte vor vielen Jahren ein Wildschütz Jäger des benachbarten Reviers schwere Sorgen machte. Trotz alles Aufwandes an Zeit und , welcher dem zu schlau und verwegen war. Als der Jäger sich endlich Mühe, und obwohl ihm der Schädiger seines Wildstandes gar wohl bekannt war, konnte er ihn doch nicht fangen, da der Frevler viel nicht mehr andersSteins helfenäule konnte, nahm er seine Zuflucht zu übernatürlichen Mächten und brachte es mit Hilfe eines ZauberersHemd und zuwege, Hose versehen; daß der Wilddieb, denn diese wie Verpflichtung er eben von hatteder Jagd der heim- Jäger kehrte,auf sich in nehmen eine müssen. verwandelt wurde. So stand er dort am Walde viele Jahre lang, all- jährlichEines von Abends dem warenJäger mit Mädchen des Dorfes in einer Spinnstube beim Rocken31 versammelt und erzählten einander (wie gebräuchlich) allerlei und auch schaurige Geschichten. Da kam denn die Rede auch auf den verwünschten Raubschützen und sein trauriges Ende. in die Stube und machte sich auch sofort auf den Weg. Atemlos und in banger Er- wartungEin etwas harrten übermütiges, indes die Zurückgebliebenenstarkes Mädchen erbot. Da erschallen sich, den Steinmann schwere auf ihren Schultern bis und herein trittzu bringen, – nen Finger tief in den keuchenden Busen des Mädchens eingekrallt hatte.Tritte, die Tür öffnet sich das Mädchen, den Raubschützen auf dem Rücken tragend, der seine steiner- – So kehrte sieEntsetzt denn um. fuhren alle in die Höhe und forderten, als sie die Sprache wiedergefunden hatten, das Mädchen auf, den unheimlichen Gast sofort auf seinen Platz zurückzubringen.– denn noch immer ließ das steinerne Ungetüm das Mädchen nicht los – Als sie aber zur Stelle gelangt war, öffnete sich plötzlichangefüllt die Erde war. und Über beide alle diese Särge mußte das Mädchen mit ihrer schweren Last hinwegschreiten.fuhren Wie hinabes beim in dieletzten Tiefe, angelangt wo sich ein großes Gewölbe aus vorihm ihnen ein uralter auftat, Greis das dicht mit schneeweißem mit Särgen Haar und Bart; der sprach: „Du (und damit wies er auf den Versteinerten) bist erlöst; dagegen nimm du (und er streckte seine hagerenwar, erhob Finger sich gegen das Mädchen aus) als Strafe für den frevlen Übermut und weil du die – So geschah es auch. Als beide derübernatürlichen gähnende Schlund. Mächte Der verspottet erlöste hast, seine Stelle als Statue ein!“ der Körper des un- wieder an die Oberfläche zurückgekehrt waren, schloß sich mit fürchterlichem Getöse starrer und endlich ganz versteinert wurde.Wilderer ging von dannen, während glücklichen Mädchens, das ohnehin vor Schrecken mehr tot als lebend war, immer kälter und

31

ein meist stabförmiges Gerät, an dem beim Spinnen dieSeite noch 73 unversponnenen Fasern befestigt werden. dankbaren Wildsc felsbannerSo mußte vermochten es viele Jahre nichts in diesem auszurichten. verwünschten – Da hörte Zustande der Mann stehen, über da den alle PfarrerBemühungen in der desbe- hützen, seine Erlöserin zu befreien, nichts fruchteten. Die erprobtesten Teu- ber nicht widerstehen könnte. Er wendete sich nun an diesen Pfarrer. Allein auch der machte nachbarten Stadt Auspitz erzählen, daß diesem auch der ärgste Spuk und der mächtigste Zau- zweimalAber froh vergebliche wurde das Versuche, Mäd bis es endlich beim drittenmale der Kraft seiner beschwören- denNacht Sprüche waren undzu groß Gebete gewesen gelang, und den bald Zauber nahte zu ihm brechen. der erlösende Tod. chen Zeit seines Lebens nimmer; die Schrecken jener furchtbaren Von Franz Kraetzl. (Lundenburg.)

Quelle: Südmährische Sagen aus den Pollauer Bergen. S. 108 ff.

Seite 74 Unter-Tannowitz Der Löwe von Unter-Tannowitz Dem Besitzer des Hauses[Dolní Nr. Dunajovice87 wurde bei der] Geburt der Tochter prophezeit schlechten Scherz und machte sich darüber lustig. , sie werde, noch jung, durch einen Löwen umkommen. Der glückliche Vater hielt diese Vorsehung für einen hauses eine lustige Zusammenkunft statt. Während man beim Mahle saß und sich frohgelaunt Als das Mädchen zur hübschen Jungfrau erwachsen war, fand einmal im Zimmer des Eltern- herab und erschlug die unter ihr sitzende Tochter des Hauses. So soll das blühende Mädchen einden frühzeitiges Tafelfreuden Ende hingab, gefunden fiel die haben. gipserne Löwenfigur, welche an der Decke angebracht war,

Quelle: Karl Heimat Südmähren - . S. 73.

Petzina, Sonnenland an der Thaya Der Maulwurf und der Geizkragen

In Unter Tannowitz lebte der geizige Bauer Toufar. Er half niemandem, auch seinen eigenen Kindern nicht. Am meisten tat es ihm leid, dass er schon alt war und das angehäufte Geld nicht insin die Jenseits Hölle. mitnehmen konnte. Als er fühlte, dass er bald sterben würde, vergrub er die Truhe mitEines seinen Tages Reichtümern zur Erntezeit in Lehmboden ging Toufars der Tochter Stube. StefanieSein Geiz durch brachte die ihnStube jedoch und bemerktenach dem einenTode Maulwurf angehäuft hatte. Sie holte einen Spaten und wollte den kleinen Erdhaufen, den ein GeHügel ausstechen, als sie auf ein hartes Hindernis stieß. Sie grub immer weiter, bis sie eine Ei- chentruhe entdeckte. Gleich erinnerte sie sich, dass es jene war, in der ihr Vater immer sein ld aufbewahrt hatte. Sie zog sie bereits aus der Erde, alson sie unten plötzlich ertönte ein eine Klopfen düstere hörte. Stimme: „Wer ist da?“, fragte Stefanie. Aber das hätte sie nicht tun sollen. Die Truhe rutschte aus ihren Händen Erdeund der gelassen Boden habe.“ ebnete sich, als hätte sie ihn nie berührt. V „Weh mir! Ich Armer muss noch lange warten, bis ich alles verteilen kann, was ich unter der aber das Klopfen Alle zehn Jahre gibt der Maulwurf ein Zeichen, wo gegraben werden soll. Jedes Mal ertönt des Teufels und jener, der die Truhe findet, fragt immer, sodass es bisher nie- mandem gelungen ist, den Schatz zu bergen. Die Seele des Geizkragens bleibt so zehn weitere Quelle: Geheimnisvolle Sagen um die Pollauer Berge und aus dem Weinviertel. S. 16. Jahre in Höllenqualen und seine Reichtümer verborgen unter der Erde.

Seite 75 Unterwisternitz Warum hier so viele Felberbam stehen [Dolní Věstonice] über die Äcker nach Oberwisternitz. Petrus fragte: „Wos gehma den Oberwisternitzern?“ Da- raufAls antwortete der Herrgott der mitHerrgott Petrus „Große in Südmähren Felder“. dasSo erhielten Land verteilte, die Oberwisternitzer kam er von Untertannowitz große Felder

Sie gingen weiter nach Unterwisternitz und wieder fragte Petrus: „Wos gehma den Unter- zwischen Thaya und Berg. “32. So er- wisternitzern?“, worauf der Herrgott ebenfalls „Große Felder“ -Asagte.u eine Petrus, große der Menge entweder an „Fel- er berschonbam“. schlecht hörte oder grade unaufmerksam war, verstand aber „große Felber hieltenTatsächlich die Unterwisternitzer liegt das Gemeindegebiet wenig Felder von aber Unterwisternitz in der Thaya eingezwängt zwischen den Ge-

Quelle: (fd) meinden Pollau, Tracht und Oberwisternitz. Der HexenrittEine uralte und von über GenerationenUnterwisternitz erhalten gebliebene Erzählung, überliefert von Heinrich Fischer. Besten Dank! Die Kirchtagsfreude in Unterwisternitz erfuhr einmal vor langen Jahren zum Beginn der der Mitternachtsstunde eine empfindliche und schaurige Störung. dreimal um die Kirche herumtummelten und dann ihr Hexenwesen auf dem von den Tanzlus- tigenDie verlassenen Turmuhr schlug Tanzplatz die Geisterstunde, trieb. als plötzlich drei auf Ofenschüsseln reitende Hexen U lassenes Mädchen betrat aber trotz aller Warnungen von Eltern und Freundinnen den Tanzbo- m diese Zeit, zwischen 12 und 1 Uhr, wagte niemand den Tanzplatz zu betreten. Ein ihr ausge- sogar über das verschlossene Tor nachklettern wollte. den, wo es sofort von einer der Hexen bis zu ihrem Elternhaus verfolgt wurde, die

Endlich schlug es Eins vom Turm, die Geisterstunde hatte ihr Ende, die Macht der Hexe war Quelle: Theo R. Seifert Sagen aus Nikolsburg und Umgebung. / Heimat Südmähren - . S. 72 f. vorbei, und mit Drohungen zog sie ab. Sonnenland an der Thaya Die Hexen beim Dorffest / Der Hexenritt von Unterwisternitz (2) drei Hexen erschienen. Sie flogen dreimal um sie herum und stürzten sich dann hinunter zu den Tanzgästen.In Unter Wisternitz Diese liefen war entsetzt das Tanzfest davon und gerade der amDorfplatz Höhepunkt war wie angelangt, leergefegt. als Nurüber die der Musiker Kirche schafften es nicht rechtzeitig und mussten für die Hexen zum Tanz aufspielen. Die neugierige Annie aber schlich sich von ihnen entdeckte sie aber und rief ihre Gefährtinnen. Sie schwangen sich auf ihre Besen und aber vor das Gasthaus, wo die alten Hexen tobten. Eine Riegel vorzusch stießenjagten wild sie um. hinter Aber dem da Mädchenschlug die her. Turmuhr Nur knapp Mitternacht gelang es und Annie ihre dieMacht Tür war zuzuschlagen zu Ende. Sie und fauch- den ten und flogen inieben. Richtung Die HexenTurold flogenweg. wütend um das Haus herum, sogar den Schornstein In Unter Wisternitz begannen seit dieser Begebenheit die Tanzfeste schon am Nachmittag

Quelle: Geheimnisvolle Sagen um die Pollauer Berge und aus dem Weinviertel. S. 10. und endeten vor Mitternacht, damit die Hexen nicht wieder Lust zum Tanzen bekamen.

32 Felberbam … Weidenbäume. Seite 76

Auch auf den Wiesen ru Die Feuermännchen an der Thaya nd um die Thaya bei Unter Wisternitz sah man oft Feuermännchen. kleiIn der Nacht stellten sie alles Mögliche an, sprangen auf den Steinen herum, tanzten wild und nachhausekreischten. undImmer kamen wenn nachts sie am lieber anderen nicht Ufer mehr einen zum Menschen Fluss. erblickten, setzten sie sich in ein nes Boot, um ihn mit ihren Lichtern zu erschrecken. Die Menschen liefen meist angsterfüllt hätte er lieber nicht tun sollen. Die Feuermännchen warfen mit glühenden Steinchen nach ihm Onkel Joschi war aber neugierig und wartete deshalb einmal, bis das Boot näher kam. Das und kreischten so schrecklich, dass er fast taub wurde. Der arme Joschi lief mit blauen Flecken übersät und durchlöchertem Mantel ins Wirtshaus. Dort erzählte er allen, was ihm am Fluss geschehen war, aber niemand wollte ihm glauben. Die Feuermännchen tun keinem Mensch etwas zu leide, sie mögen es nur nicht, wenn sie Quelle: Geheimnisvolle Sagen um die Pollauer Berge und aus dem Weinviertel. S. 49. jemand beobachtet und keine Angst vor ihnen hat. Der grüne Junge

„WerEines hatTages dich ging denn Onkel hier Salajka sitzen von lasse Wisternitz nach Tracht und sah an der Thaya einen hüb- schenRichtung Jungen Tracht. sitzen, der heftig weinte. n?“ Der Junge antwortete nicht, sondern zeigte nur in leicht Da sagte der Onkel: „Na dann komm, spring auf meinen Rücken. Ich trage dich dorthin, viel- kennt dich dort jemand.“ Aber Schritt für Schritt wurde der Junge schwerer und schwerer. Der Onkel dachte sich: „Ein Stückchen noch, bis zum Fluss und dann ruhe ich mich aus.“ An der Thaya verwandelte sich der Junge aber in einen Wassermann und verschwand im Wasser.“ Und Der Wassermann Alfred tauchte aus dem Wasser auf: „Onkelchen, hätt’st mi' nid hertrohng, daunn wär i aunders mit dia vafoahn. Ins Wossa hätt’ i di zogn! Aber da host, für d’Plog ... er reichte ihm einen prächtigen Karpfen. Seitdem geht der Onkel lieber nicht mehr zur Thaya, Quelle: Geheimnisvolle Sagen um die Pollauer Berge und aus dem Weinviertel. S. 53. und wenn schon, dann nur mit seiner Frau.

Seite 77

Seite 78 Dieter Friedl - aus Geschichten gemachte Gedichte „Abenteuer Wien“ (Katzelsdorf)

ImIn Katzlsdoaf Siemafufzgajoah a Frau domit soi zwa sei Gschroppm gwesn, SoDe kauwoit mas midn zumindest Jüngstn amoi im Heimatbuach Weanaluft schnoppm. lesn,

Ausschdeing tans aum Brodaschdean. UndDrum weus foahns grod mit faungd da Bauhn zum eineRegnan noch au Wean, Frohngs fua an Gschäft an öhdan Mau Wo ma si do an Schiam kaufm kau. „Easchdn Schdohg“

sogt der drauf glei, De Frau denkt si, bei Gott, jo mei, Komische Sittn san des scho in dera Schdohd, WiasWaunn daunn an Schiam so weidagehn nua der duachkriagt, Weander an Schdohg scho hod! Sechadns hoid ah an Fühm recht gean. Se frohng an Mau da Polizei Wo denn do a Kino sei. „Grodaus“

sogd drauf da Polizist, De guade Frau denkt si nua „Mist, Do wüh ma amoi in a Kino gehn, Mit Glick goa de Sissi endlich sehn, KaDaunn Me hod ma dazua goa ka Schaus, DrumWeu da weama Fühm gleigrod zum jezd Brodaschdean is aus. foahn!“ nsch hoit uns jezd fia Noann,

Schdohdn Oh-Wong kumd dauand da Nulla dahea. UndSchlu schoss passiat is nexde Mallea, Haumsas daunn do bis zum Brodaschdean gschofft. Bei sofühendlich Gleis foitund mit letzta Kroft, Waunn und wo foaht a Zug noch Bernhardsthoi. A Eisnbauhna hühfdschwa und sogd de Woi, drauf glei: “

„Neinzehnochtafufzig, auf Gleis zwei“ , „Neinzehnochtafufzig, a Joah Woatn, Do fafoit jo unsa Rückfoahkoatn! Siechd de beidn so A Polizist, glei in da Näh, Se schaun mi goa sotraurich traurich schdeh, au?“ „Wos isn mit eahna passiat, gnä Frau, “ „Is„Neinzehnochtafufzig, des Ihr Ernst?“ easchd in an Joah, Soi sei, dos is wieda hahmzua foah! “ frogt drauf da Mau, „Na, da Fraunz hod nua in Ernst'l sein Janka au! Februar 1991 fd, Seite 79 Der Regenkauf (Reinthal)

Iwa a zweite hob i ma ah meine Gedaunkn so gmocht. AUnd Gschicht zwoa is ausn gfoin Heimatbuach mei schware hob Woi i scho brocht,

FuaAufn launga Regnkauf, Zeit awoas Gschicht so oag aus Reinthoi. Dos d´Bauan in da Gmoa beinaundahockn trockn, Wos kau ma tuan geng so a Hitzn? Und iwalehng, berohdn, schwitzn,

Do foid an Bauan plötzlich ei, MitIn Föhdsberg sowos wah soi de a FruchtApotheka scho sei, xengd. DaDer Gmoadien hod wos damit´sa soi hoid wieda schnöh rengd, laufm Und um siebzg Hölla des glei kaufm.

Mocht si da Gmoadiana noch Föhdsberg auf. InUm da siebzg Fruah, Hölla aum falaungda nexdn Tog duat glei daunn drauf, an Reng – Retourgöhd auf an Guidn is no kans im Ladl gleng – So iwaredt eam d Do brauchta eam ka Göhd meah schuidn. a Apotheka zu an Reng fia an Guidn,

Dreißg Hölla meah kau ned so tragisch sei, De Hauptsoch is, es regnd glei. GaunzWeu kumd hamlich ea gibt da Apotheka a Bea in a Schachtal nei, SoErklärt gibts eam kan no,zweitn recht bei fuasichtich eam z’Haus. sei, m da Reng scho fria aus,

ErBis kau kuazz dem fua Zauba Reinthoi ned isarecht no traunkumman, UndImma wü schdeaka nua kuazz wiad ins des Schachtale Brumman, schaun. ss Sei Aungsd fua daham wiad auf amoi recht groß. Do, mid an Schu , fliagt d´Bea drauf glei los,

Do schickns eam weg, glei mid an Guidn,

Wauns jezd kan Reng gibt, schdeckta in Schuidn. Aum nexdn Muang brichts Gewitta scho aus. Hamlich in da Nocht schleichta si z´Haus, Wia ma A Reng, wiakli scho ohne an End, Und easchdn do descho Frucht laung schaut ned hod no kennt,trauricha aus. Iwaschwemmt ollas, ah in Buagamasta sei Haus, Dos ois umadum im Wossa dasauft?“ Jetzt frohngs in Diena „Wos hosdn do kauft, Jetzt hob i miassn um an Guidn in Regn hoid nehma.“ „Jo, der hod ma auf mei Göhd ned aussagehm kenna,

Wer Schuid aun oi dem Unheu woa. Auf des hinauf woa ollan kloa, Is schnöhsdens aus da Uatschoft graunnt! Februar 1991 Und da Gmoadiena, mit Schimpf und Schaund, Seite 80 fd, Der Pferdedieb (Bernhardsthal) Do gibts no so a Gschicht aus fagaungana Zeit

VonDem an Gaunzn Zuagrasdn, woitn der d'Bernhardsthola woa ned gaunz an gscheid, Riegl fuamochn. Der hod Pfead gschdoin, glohng und lauta so Sochn,

Hod eam da Oats-Schandahm moi eikassiat. FoFias duat easchde, isa boid damit scho ned kumman no meah fuas passiat, Gricht Und ah da Richta mocht ka launge Gschicht.

Dos ma sowos gaunz afoch ned mochn kau. ErFia kumt imma au soitanan sis meakn da Mau, ss Ah d'Leit haum nochand kan Fadruss. Goign, aus und Schlu , So bauns hoid daunn noch kuazza Zeit

WosAn Goign des denn auf, de fia Haundweaksleit. a Mode waa: De Fraun die des sehng owa mochn a Gschraa,

Ned fia so an zuagrasdn Rasslbinda!“ „Unsa Goign is nua fia uns und unsre Kinda, März/April 1991

fd,

Seite 81