Ludwig Schneider

Orts- und Gewässernamen im LandkreisLüneburg

Land kreis LWNEBURG ff" \,-v.4/ Orts- und Gewässernamen '( im LandkreisLäneburg (

Vefasser:Dr. Ludwig Schneider Herausgeber:Iandkreis Lüneburg, 1988 Gesamtherstellung:Buchheister KG Lüneburg 1. Auflage

Der Druck dieserDokumentation wurde durch die Bundes- republik Deutschland,das Land Niedersachsenund die lkeis- spärkasseLüneburg geördert. Einleitung ImJahre 1914ist im NiedersachsenverlagCarl Schünemannin Bremendas zweibändige "Lüneburger Heimatbuch"erschienen. Der ersteBand diesesvon Otto und Theodor "land Beneckeaus Harburg herausgegebenenSammelwerks stellt und wirtschaftliches "Volk Leben" dar, der zweite und geistigesLeben". Das ganze!ü7erk wird getragenvon dem Gedanken,daß die Kenntnisder Heimat und die Liebezu ihr durch einesolche eingehendeDarstellung gefürdert werden könnten. "Orts- Zu den Gegenständen,die das!(ierk umfaßt, gehörenauch die und Flurnamen", die ProfessorLudwig Bückmann im zweitenBand erläuterthat. Er hat dabei,dem Rah- men desHeimatbuches entsprechend, den gesamtenRegierungsbezirk Lüneburg be- rücksichtigt. Bückmannhat esauch nicht versäumt,den Sinn einessolchen Beitrages zu erörtern. "Die Namenkunde,ein wichtiger Zweig der Heimatkunde, beschäftigtsich mit der Er- forschungder Eigennamen.Die Eigennamensind Sprachdenkmäler,die ausallen Pe- rioden der Sprache,soweit die geschichtlicheKunde zurückreicht,überliefert sind, die aberauch schon in vorgeschichtlicherZeit entstandensein können. Da dieEigennamen Jahrhunderte,ja Jahrtausendean den Gegenständenhaften, können sie auch als ge- schichtlicheUrkunden gelten;sie können günstigenfallsVerhältnisse und Zuständeaus vorgeschichtlicherZeit bezeugen...Die Ortsnamen(ON), die Namen der menschli- chenSiedlungen, sind gebildetteils von den Personennamen(PN) der erstenAnsiedler oder ihrer Führer,teils von Stamm-und Sippennamen,teils auch von der natürlichen ) Beschaffenheitdes Platzes, z.B. von Berg,Wald, Feld,Sumpf, Bach, Fluß, von Tieren ,t und Pflanzen.- Flurnamen im weiteren Sinne sind alle Namen der natürlichen Teile 'Waldnamen, ,)I desGeländes. Es gehörendazu die Berg-und Hügelnamen, Fluß- und Bachnamen,sowie die Flurnamenim engerenSinne, die Namenvon Heiden,Ackern, I 'STiesen und Weiden.- Alle Arten von Flurnamenwerden auch gelegentlich als Ortsna- men benutzt.- Die altenOrts- und Flurnamenkönnen nicht nur alsSprachdenkmäler angesehenwerden, sondern auch als geographische Qrellen dienen;sie können zuwei- len bezeugen,wie die Gestaltdes Geländes in alterZeit gewesenist, wie weit derBoden mit \7ald oder Sumpf bedecktgewesen ist, wo ein Fluß oderBach seinen Lauf gehabt hat, und ähnliches."

, Mit diesenBemerkungen hat Bückmanngezeigt, welchen Inhalt die Namenkundehat und wodurch sie allgemeinesInteresse erwecken kann. Die vorgebrachtenGe- l I sichtspunktewerden auch in der hier vorgelegtenDarstellung der Orts- und Gewässer- ,i namendes Kreises Lüneburg zur Geltungkommen. Einen Gegenstand, den Bückmann I nicht berücksichtigthat, müssenwir aberdiesen allgemeinen Bemerkungen über die i Beschaffenheitder Ortsnamennoch hinzufiigen:auch die Tätigkeit der Menschen, die in derLandschaft wirken und siedamit auchverändern, findet in den Namen ihren Nie- derschlag.So verrätuns der Name Buendorf(1274 Bunendorpe), daß die Siedlungan der Stelleangelegt wurde, wo zur Befestigungdes Neetzeufers oder zur Förderungdes Fischfangseine Buhne - eineUferbefestigung oder ein Fischwehr- angelegtworden

) ; "Bunerbeck" war, wie es auch aus der Bezeichnung zu schließenist, die Daniel Frese 1576der Oedemeoberhalb des Ortes beilegt;Becklingen war offenbar ein Do{ dasmit "Gebück", einem einemZaun ausineinander geflochtenen Zweigen umgeben war, etwa von Hainbuchen, die in gewisserHöhe gekapptwurden und derenausschlagende Trie- "gebückt" be bis zur Erde und zu einem Dickicht verflochten wurden; ähnlich verhält "Hagen'oder "Häcklingen", es sich mit Orten wie die durch eine Umzäunung einge- "rike" "reke" hegt waren,sowie mit Riecklingen,das von einer oder (von niederdeutsch "rige" "Reihe"), : die einer lebenden (Dornen-) hecke umgebenwar. "Stätte" "quern", Qrarstedt am KateminerMühlenbach war eine mit einer einerMühle. Deutlich zeigt sich die Tätigkeit desMenschen vor allem auch in den zahlreichenOrts- "rode" "rade", namen mit dem Grundwort oder die erkennenlassen, daß der'Waldbo- den gerodetwurde, um neuen !ü?iesen-,Acker- und Siedlungsbodenzu gewinnen;gera- de dafür fehlt uns aber ein Beispiel aus unserem Landkreis. 'Wer sich mit Ortsnamen beschäftigt,muß immer zweierlei im Auge behalten: die sprachlicheForm des (meist seit längerenZeiten überlieferten)Namens und die land- schaftlicheUmgebung desOrtes, an dem der Name haftet. Den Ursprungund die Ent- wicklung der Namensform zu klären,ist einesprachwissenschaftliche Aufgabe, die stets durch den Blick auf die Lage des Ortes in der Natur ergänztwerden muß.

Ludwig Bückmann war alsstudierter Philologe fi.ir die Untersuchungvon Ortsnamen- der Namen von Siedlungen,Gewässern und Fluren - aufs bestegerüstet; mit seinen sprachwissenschaftlichenKenntnissen konnte esihm gelingen,einleuchtende Deutun- gen fiir bis dahin undurchsichtiggebliebene Namen wie Lüneburg oder Oedeme beizubringen.Das Material, daser zu bearbeitenhatte - esumfaßte ja den gesamtenRe- gierungsbezirkLüneburg - war aberso umfangreichund dasgeographische Gebiet so ausgedehnt,daß esihm unmöglich war, in jedem Falle die landschaftlichenGegeben- heitenzu berücksichtigen,so daß seineArbeit überwiegend(oder fast ausschließlich) ei- ne Schreibtischarbeitbleiben mußte. Was er jedoch in den 25 Abschnitten seinerDar- stellungsystematisch geordnet an Namen gesammeltund erklärthat, war ftir seineZeit eineherausragende und in sehrvielenEinzelheiten immer noch gültigeLeistung, flir die (wie fürweitere Forschungen)Bückmann eineAnerkennungvon seitenderUniversität "honoris Göttingen durch die Verleihung des Doktortitels causa"erfahren hat. Auch die vorliegendeDarstellung hatte von der Bückmannschenauszugehen. Da siesich je- doch auf die Orts- und Gewässernamendes Bkeises Lüneburg beschränkt, hatte derVer- fassereher als Bückmann die Möglichkeit, sich in der mit Namen überzogenenLand- "Realprobe" schaftumzusehen und - wie esdie Namenkundegelehrt nennt - die wenn nicht in allen,so doch in sehrvielen Fällenbei der Deutung der Namen anzustellen.

Im allgemeinenbestehen unsere Siedlungsnamen aus zwei Teilen: erstensdem soge- "Grundwort" nannten (GW), dasausdrückt, daß an dieserStelle eine Heimstatt errich- "Heim" tet wurde. Daftir hatte die SpracheBegriffe wie (ein sicheresBeispiel daftir fehlt "Haus", "hüsen", in unseremKreis), niederdeutschin der gebeugtenMehrzahlform oft "-sen": "Hof': "Burg": verki.irztzu Amelinghusen, Boltersen; Einemhof, Vierhöfen;

T "Statt" "stetto: "DorP': Lüneburg; oder Barnstedt; Adendorfund 42 weiterern unserem "Büttel" "bauen"): Kreis, das sind ein Viertel aller Ortsnamen; (zu dem'!ü'ortstamm "Borstel" "Bostel", "bür-stal": rü?ohlenbüttel; oder ältereForm Stelle,auf der ein Ge- "Kate": "Bude": bäudesteht (bür wie in Vogelbauer); Iü?ennekat; 1576Fiskerbot : "Kar" Fischhausen; : Verschlag:Hitzker. "Bestimmungswort" Dazu tritt zweitensein sogenanntes (Blü7)vor dasGrundwort, das die Besonderheitder betreffendenSiedlungsstelle festhält, sie dadurchvon allen ande' "bei ren unterscheidetund somit ihrer Identifizierung dient: Lüders-hausen: den Häu- "der "dig serndes Lüder oder Lutward"; Rehr-hof: Hof am Sumpfbach";Artlenburg: "die'Wohnstätte Burgan demFluß Ertene"; Reppen-stedt: (nach Bückmann) desRep- "die po oderRadbert", vielleicht aber Wohnstätteauf der Höhe"; Oldendorfund Nin- "bei "der dorf : dem alten,bei dem neuenDorf; Wiene-büttel: Bauernhofan der "die Iü7eide(: ylese)"; Syberge-borstelde(später Heiligenthal) : \(/ohnstätte desSigi- "bei "die bert"; Bockel-kathen: der Katedes Bockelmann"; Fisker-bot: Budedes Fi- "der schers";Hitz-ker (kar) : Ziegenverschlag"(bei dem sich dann eine Siedlungent- "Bestimmungswörter" wickelte).- Diese sind entwederPersonennamen - die Namen derGründer oder Besitzer der Siedlung - oderNaturbezeichnungen. Die in denobigen "bei" "zu", Beispielengebrauchte Präposition lautet in Oberdeutschland bei uns in Nie- "to", "thom derdeutschland im Fallevon Olm zum BeispielimJahre 1530 (to dem)Ol- nznm denhave" : alten Hofe".

Neben dieserzweiteiligen Form desSiedlungsnamens, bei der dasGrundwort ausdrück- lich angibt, daß an der benanntenStelle eine Heimstätte angelegt worden ist, habenwir noch eine andereForm der Ortsnamen,bei der ein Flurstückschon einen Namen trug, ehean dieserStelle eine l(/ohnstätte gebautwurde, der Flurnamedann aberan der Sied- lung haften blieb. SolcheNamen lassenuns erkennen,wie die Flur vor Zeiten, als hier gesiedeltwurde, beschaffenwar. So etwaAspelhorn. Der Ort entstandda, wo eine Ge- "Horn" ländestücksich in ein andersbeschaffenes wie ein hinein erstreckte,und eswar mit einemEspengehöl2 (Aspe-loh) bestanden. Dachtmissen wurde an einerStelle be- "Ebensberg", gründet,wo esin tonigem Geländeeinen sumpfigen'Wasserlaufgab. Am einem neuerenStadtteil von Lüneburg,wurden ehemalsSchafe (Ewen) geweidet.Die "Heisterbusch" Siedlung an derElbe bei Bleckedeliegt an einemBusch, in dem Elstern (Heister)ihre Nesterhatten. Hittbergen entstand auf mit Heide bewachsenenHöhen, Radbruch in einem von sumpfigen Bächendurchzogenen Bruchgebiet. Rettmer läßt heute noch die frühere Beschaffenheitdes Geländesals ein mit Ried bestandenes gaufen), Feuchtgebieterkennen. Scharnhop liegt auf einer sumpfigenAnh<;he thOp: "schieren", Schieringenin einem d.h. feuchtenGelände, Sieke in einerfeuchten Senke "sickert"). "'!?'iecheln" (wo das \Tasser Der Siedlung gab eine Stelle den Namen, die durch den Bewuchsmit Weidenbüschencharakterisiert war. - So läßt jederdieser Orts- namen(die hier nur alsBeispiele, nicht vollständigaufgeflihrt sind) vor den Augen des- jenigen,dem sich die Namen erhellen,ein Stück der Landschaftlebendig hervortreten, in die dieseOrte eingebettetsind - oder waren: ihre Umgebung hat sich im Laufe der

ilI Jahrhundertemehr oder weniger starkverändert, so daß die Namen häufig zu Doku- menten der landschaftsentwicklunggeworden sind.

So wie in vielen FällenFlurnamen auf die in den Fluren entstandenenSiedlungen über- gegangensind, ist esmehrfach auch mit den Namen von Bächengeschehen. Daß orte wie Ehlbeck, Melbech Radenbeck,schamebeck, schwindebeck, Steinbeck oder Sül- beckihren Namen einem Bachverdanken, läßt schondie Zusammensetzungdieser Na- \üfort "beck' men mit dem deutlich erkennen.Sprachlich ist der vorgang so zu erklä- "to ..to ren, daß die lage dieserorte ursprünglichin der Form dem Ehlbeck',, dem Mel- beck" usw. ausgedrücktwurde, dieseFügung aber im laufe der zeit (weil sie fi.ir den Sprecherzu umständlichwar) aufgelöstund auf dasentscheidende Wort reduziertwur- - "Neetze" de. Daß man esauch bei mit einemsolchen Fall zu tun hat, wird jederleicht einsehen;daß man aberauch in oedeme, Radegast,Reesseln, Artlenburg und Erbstorf Gewässernamenerkennen muß, wird man dem Sprachforschererst nach eingehender Begründung abzunehmen geneigt sein.

was die zweiteiligenortsnamen mit den Grundwörtem Heim, Haus(en),Dorf, Büttel, -ede(-ithi) Borstel,auch auf-ing/-ingen und angeht,so hatteLudwig Bückmann einebe- sondereNeigung, in dem zugehörigenBestimmungswort einen langobardischen perso- nennamen zu erkennen.Damit schien dann für den betreffendenOrt ein besonders ehrwürdigesAlter und ein besondersehrwürdiger Gründungsvorgang - durch einen - langobardischenEdeling gesichertzu sein.Viele dieserBestimmungswörter sind aber auf anderelTeise zu erklären,vor allem durch Naturbezeichnungen.Mit einigerSicher- heit kann man wohl in den folgenden Ortsnamen einen personennamenerkennen: Amelinghausen(nach einemAmeling), Barnstedt(nach einem Bardo), Barendorf(Baro oder Bardo, zt"Bäru), Boltersen (Baldari), Diersbüttel (Dietrich), Garlstorf (Garlef), Hungerstorf/Hugerstorf (Hugiher), Lüdersburgund Lüdershausen(Lüder, Liudhari, Liudward), Rolßen (Rodulf), Rrrllstorf (Rodlef),Thomasburg (Todemann), volladorf (volkward), willerding (IüTillihard),allenfalls noch in Göddingen(Godo), Mechtersen (Machtrik) und Marxen (Marklef).

Es zwingt uns aber nichts, dieseNamen der langobardischenSiedlungszeit der ersten Jahrhunderte nach der Zeitwende zuzuweisen; sie können genausolut sächsischen Siedlerngehören, die nach der Abwanderungder langobarden ausunserem Gebiet (im 4.Jahrhundert)von Norden her nachrückten.Daß langobarden um Lüneburgherum einstgelebt haben, ist freilich nicht zu bezweifeln- daftir habenerst in jüngsterZejt ei- nige Ausgrabungenneue Beweisegeliefert. Auf dem ansteigendenAcker oberhalb des GutesSchnellenbergwurden in denJahren1983-85 sieben bronzezeitliche Gräb er (1200 v. chr.) gefunden,um die herum die langobarden in der Zeit ihrer Ansiedlungin unse- rem Gebietmehrere kleine Grabstättenangelegt hatten. In ihrer Nähe vermutet der Be- zirksarchäologeJoost Assendorp das zugehörigeDorf. - Bei den Ausgrabungenauf dem Kronsbergbei Rullstorf (seit 1979),der nachweislichseit der jüngeren Brortzezeit (9.-6.1h.)besiedeltwar, konnten alsjüngere Funde 14 Ianghäuseraus d1r hngobarden- - zeit nachgewiesenwerden weiterenoch jüngereFunde stammen aus sächsis cherZeit.

IV Ob nun eine Siedlung in unserem landlaeis langobardischenoder sächsischenUr- sprungsist, darüberläßt sich aufgrund der überliefertenNamensformen nichts sagen. Sichergibt esFdlle, in denennachrückende Sachsen von den Iangobarden gegründete Siedlungenübernommen haben,und mit den Siedlungenauch deren Namen, aber es gibt für diesefrühe Zeit keineUrkunden, ausdenen wir in dieserHinsicht etwasentneh- men könnten.

Andererseitsdürfen wir aber damit rechnen,daß esauch schon vor der langobarden- - zeit Einzelsiedlungenoder auch Dörfer in unseremBereich gegeben hat ob sieauch "Mode- Namen gehabthaben, wissen wir nicht. Vielleicht reicht aberein Ortsnamewie oModer" storp" (alter Flußname zu idg.mat, mad : fließen) oder Raven(altes nieder- "räm" deutschesWort : Beschluß,altsächs.Verbum ramon: streben,trachten, Raven dahermöglicherweise ein alter Versammlungsort)in diesefrühe Zeit zurück. Das sind allerdingsVermutungen auf rein sprachkundlicherBasis. "Orts- "Lüne- Seit der Darstellung der und Flurnamen" durch Ludwig Bückmann im burger Heimatbuch" hat die Ortsnamenforschungnoch viele weitereErkenntnisse ge- "Die wonnen. Die Ergebnissesind in dem dreibändigenWerkvon Adolf Bach, deut- "Deutschen schen Ortsnamen" (als Teil II seiner Namenkunde") zusammengefaßt 0953-1956).Auf diesesWerkhabeichbeimeinerErklärungderOrts-und Gewässerna- - men im landlaeis Lüneburgimmer wiedermit großem Gewinn zurückgegriffen. Da- oUnsere neben ist mir auch das\/erk von Sturmfels-Bischof Ortsnamen im ABC er- klärt nach Herkunft und Bedeutung" (1961),in vielen Fdllen von Nuoen gewesen. - Da ich in meine Darstellungauch die Gewässemamenmit einbezogenhabe die unser - Interessemindestens in gleichem Maße wie die Siedlungsnamenerwecken können muß ich unter den neueren Ergebnissender Namenforschung diejenigenvon Hans Kra h e hervorheben(die in dem \Terkvon Bachnicht mehr in vollem Umfang berück- sichtigt werden konnten). Krahe hat sich besondersmit den europäischenFlußnamen beschäftigtund seineErkenntnisse in einem Überblick zusammengefaßt,der 1964un- "Unsere ter dem Titel ältestenFlussnameno erschienen ist. Krahehat erkannt,daß esei- ne über dasganze indogermanische (indoeuropäische) Sprachgebietverbreitete Gewäs- semamengebunggegeben hat. Sieist von hoher Altertümlichkeit: siemuß bereitsin der erstenHälfte des zweiten vorchristlichenJahrtausends voll ausgebildetgewesen sein. Das Verbreitungsgebietreicht einerseitsvon Skandinavienbis nach Unteritalien, ande- rerseitsvon'lü?'esteuropa einschließlich der britischenInseln bis zu den baltischenOst- seeländern.Sprachlich gehören diese alten westeuropäischen Gewässemamen der indo- germanischenSprache an. Das ist die von der Sprachwissenschaftaus den Gemeinsam- keiten der großen KultursprachenIndiens (Iranisch,Indisch), der Antike (Griechisch, hteinisch) und des Abendlandes(Germanisch, Keltisch, Slawisch)erschlossene Ur- sprache,die sich dann in die einzelnenSprachstämme aufgegliedert hat. DieseSprach- stämmespalteten sich ihrerseitsdann wieder in die Einzelsprachenauf, das Germani- schez.B. in dasNordische, Gotische, Angelsächsische, Friesische, Niederdeutsche (Alt- sächsische),langobardische, das Fränkische,Alemannische und das Bairische.

V \?'asnun die alteuropäischenFlußnamen betrifft, so hat Krahe gezeigt,daß die urtüm- 'lVasserwörtern" lichste und zweifellos ältesteNamenschicht von sogenannten aus- "(fließendes) "Qlelle", "Bach", "Fluß" geht, dasheißt von Bezeichnungenftir Wasser", "flVasser-) "laufen") (bzw. "fließen"), Laufl' (bzw. und dergleichen,mit zahllosenfeine- ren und feinsten Bedeutungsschattierungen,wie sie von dem früheren Menschen bei seinergenaueren Naturbeobachtung in reichem Maße entwickeltwurden und wie wir - Heutige sie in solchemUmfang kaum noch erkennenoder nachempfindenkönnen. "Sumpfl'. Das gilt etwaauch für die zahlreichenWörter mit der Bedeutung "fließen, Solch ein wurzelhaftes$ü'asserwort ist z.B. el-lol-: strömen",wozu u.a.ein Fluß Ala in Norwegen und Ala in Lettland gehört, eine Alia in Latium (Mittelitalien) und, nebenvielen weiterenGewässern, mit einerentsprechenden Erweiterung auch un- sereIlmenau, mit hinzugeftigtemtypisch deutschen Flußnamengrundwort auch un- "naß, ser E h I b ec k . Zu ned-/nod- : Flut" gehört einenorwegische Neta, ein Nedon in Messenien(auf dem Peloponnes),bei uns die Neetze; zur\(/urzel albh{lat. alba: "reich, weiß) die E I b e ; zur idg. Wurzel oudh- : reichlich" ('qütrasserreichtum")etwa eineAuda (Aude), ein Fluß zum Mittelmeer bei Narbonne in Südfrankreich,aber auch unsereOedeme. Eswird einleuchten,wenn wir sagen,daß essich hier nicht um die Fragehandeln kann, ob dieseNamen bei uns etwavon den Sachsenoder den langobarden erteilt worden sind, sondern daß die Angehörigendieser Stämme solche Gewässemamen bereits vor- fanden,als sieihre Siedlungsräumehier ereichten. SolcheNamen muß man allgemein als germanischoder auch - wie sicherlich die oder die - als vorgerma- nisch ansehen.LetztenEndes gehen sie auf jene Menschenzurüch die um dasJahr 2000 vor Christus bei uns erschienenund in unseremGebiet Ackerbau und Viehzucht begründetenund damit die vorhergehendeBevölkerung ablösten, die alsSammlerund Jägerihren Lebensunterhaltgefunden hatte. Unser landkreis ist reich an solchen alten Namensbildungen- die Luhe, die Ertene (Artlenburg), die Wipperau (im l{ireisUelzen) und weiteregehören dazu, während na- "Mühlenbach", "Vierenbach","Billerbeck" türlich ein Name wie oder ein Flurnamewie "Hippenbrock" wesentlichjüngere Bildungen sind. Für die vorliegendeDarstellung der Gewässernamenin unseremIandkreis waren die Forschungenvon Krahe in zahlreichen Fällen von großer Bedeutung.

Neben diesemWerk, das uralte europäischeSprachzusammenhänge aufcleckt, in die sich so mancher Flußnameunserer Heimat einreiht, ist ftir den Namenforscherein an- deresWerk ein garu unentbehrlichesHilfsmittel, dasdem engerenKreis unsererHei- mat gewidmet und mit bewundernswerterSachkenntnis und Gelehrsamkeiterarbeitet ist:dasdreibändige"Lüneburger\7örterbuch"vonEduardKück. DasWerkenthält nicht nur die Erklärung von Wörtern der niederdeutschen(plattdeutschen) Sprache (nachdem Standvom Anfang unseresJahrhunderts),sondern auch eineFülle von Flur- namen,Sachmitteilungen und RedewendunSen,so daß man mit dem Wörterbuch zu- gleich ein volkskundlichesSachbuch in der Hand hält. Ich habe darausmehrfach zi-

VI tiert, um auch meiner Darstellungein bißchen Farbigkeitund einengewissen Sachhin- tergrundzuverleihen.EinNamewie'\üü'agenhorst,dereinealteFlurbezeichnet,auf der in jüngster Zeit ein Ortsteil von Embsen erwachsenist, wäre ohne das Küclache rü(/örterbuchgar nicht zu erklärengewesen. Die Sacherläuterungen,die Kück dem dabei "Wäd" in Fragestehenden Stichwort mitgegebenhat, lassenein Stück alter ländlicher Flur und einen ganzenBereich früherer ländlicher Handwerkstätigkeit vor unserenAu- gen lebendigwerden. "Celler Das Flurnamenbuch"(1941/1952) von Paul Alpers und Friedrich Baren- sc h e er konnte ich mehrfachmit großemNutzen heranziehen,um sprachlicheBelege ausdem Kreis Lüneburg durch Beispieleaus der südlichenLüneburger Heide zu ergän- zen; dabei gab es auch Gelegenheitenzu kritischer AuseinandersetzunS. "Kurhanno- Außerordentlich wertvoll ftir die Erforschungunserer Ortsnamen ist die verscheIandesaufnahme des l8.Jahrhunderts", ein Kartenwerk,das - ursprünglichaus strategischenGründen - in denJahren1764 - 1786von Offizieren desKufirstentums Hannover geschaffenwurde. In diesemKartenwerk ist das Geländesehr genaumit all seinenEinzelheiten dargestellt und neben den Siedlungs-und Gewässernamenmit ei- ner Fülle von Flurbezeichnungenversehen. Die an der Kartierungbeteiligten Offiziere warenmit der plattdeutschenSprache offensichdich gut vertraut,und siehaben glückli- cherweisedie Namen überwiegendin der sprachlichenGestalt auf den Kartenblättem - eingetragen,wie siesie von ihren Gewährsleuten- den ortsansässigenBewohnem ge- hört haben; die Verhochdeutschungenhalten sich in Grenzen.Für die Flurnamenfor- scher ist das Kartenwerk eine unendlich reiche Qrelle. Einen großenlüfert besitztes aber des weiteren dadurch, daß esunsere Landschaft in ih- rer Beschaffenheitvor zweihundertJahren festhält und damit in einem Zustand, der dem noch weiterzurückliegenden, man darfwohl sagen:teilweise umJahrhunderte zu- rückliegendennäher ist als dem heutigen,denn die Veränderungen,die die Landschaft in den vergangenenzweihundertJahren erfahren hat, sind weit größerals die in den vie- len davorliegendenJahrhunderten.Das bedeutetfiir den Namenforscher,daß er in die- sen.Kartenden Namen einerFlur oder einerSiedlung in vielenFällen noch in seinem Zusammenhangmit der Landschaftzu erkennenund entsprechendzu deutenvermag. AlsBeispieldieneunsderOrtsnameRettmer.DerPhilologefindetihnzusammenge- "Ret" "Mari": setztaus (Ried,Schilfrohr) und wässerigesGelände. Die Landesaufnah- me liefert den Beweisfiir die Richtigkeit dieserDeutung: auf ihr ist bei dem Ort ein "Moorbruch" "Mari, "Mrir Brock', ein gezeichnet;dieser Name gibt dasältere Mere" wieder und war vor zweihundertJahrennoch eine lebendigeFlurbezeichnung. Heute '.'Moo/'weitgehend ist dieses ausgetrocknet,heißt auch nicht mehr so, sondern trägt 'qViesengrund" "Osterwiese"' die Bezeichnung oder auch "Das offene, zur Besiedlunggeeignete land lag inselartigin dem gewaltigenMeer des \7ild-und \Taldlandes.Im alten Moränengeländeder niederdeutschenTiefebene wech- seltentrockene und besiedeltesandige Höhenrücken und Höhenplateausmit sumpfi- gen oder seenerftilltenNiederungen, das Ganze war durchzogen von dünnen Laub- und Nadelwäldern."(Helbok). Auch in dieseBeschreibung des Urzustandes unserer

VII engerenHeimat läßt sich wiederum Rettmer einordnen. Die Siedlung lag natürlich "Meer", nicht in dem mit Ret bewachsenen sondernan seinemtrockenen Rande, auf dem sich auch Ackerbau treiben ließ. Die Stellewar aberwohl geradedarum zum Sie- "Ret-mar" deln ausgesuchtworden, weil sich das Feuchtgebiet als weideland ftir das Vieh nutzen ließ, mit der Zeit wohl auch verbessernließ. Denn feuchtes1(/eideland, lü7ald, trockenesAckerland und dazu möglichst Laubwald,waren die drei Grundlagen ftir eine dauerhafteSiedlung, der Laubwaldals zusätzliche rJfeidemöglichkeit durch das Gras,das auf seinemBoden wuchs,und durch die Früchte,die von den Bäumenfielen (Eicheln und Eckern), außerdemals Holzlieferant. Diesevorbedingungen warenvor allem auchin unserenFluß- und Bachtälerngegeben, so daß wir hier sichereinige unserer ältesten Siedlungen zu suchenhaben. Ist doch mit 'Aue" dem germanischen\ü'ort nicht nur dasfließende Gewässer, sondern vor allem "feuchte "Iand die wieseo,das am Fluß" gemeint.Entlang der Luhe zum Beispielrei- hen sich die siedlungen aneinander:Hützel, steinbeck, Grevenho{, Schwinäebeck, Thansen, Sodersto{ wohlenbüttel, oldendorf, putensen, Luhmühlen, Bahlburg, Luhdod, rJfinsen.

Um auch in der vorliegenden Darstellung den Zusammenhangzwischen der land- schaft und den Namen, die man in ihr antrifft, zu wahren, sind die siedlungsnamen nicht in alphabetischerReihenfolge angeordnet, sondem nach ihrer lage im Bereich der Flüsseund größerenBäche von der Qrelle bis zur Mündung in ein größeresGewäs- ser.Ein Namenregistersorgt aber dafür, daß man die Orte im Text leicht finden kann. Daß die Erörterungender Namen teils recht verschiedenlang ausgefallensind, hängt mit den mehr oder wenigergroßen Schwierigkeitenzusammen, die bei der Erklärung der Namen auftraten. EinigeDeutungen, bei denenich mich nicht aufbereitsvon der NamenkundeErforsch- tesstützen konnte und die auseigenen Überlegungen hervorgegangen sind, müssenals vorschläge betrachtetwerden, die von der zunft der Namenforscherzu prüfen sind. Wenn man mit einem Buch wie diesem,das eigentlich ein sprachwissenschaftliches \ü7erk ist, ein allgemeinesInteresse erwecken will, so darfman esnicht mit rVissenschaft überlasten.Ich habe esdaher in zwei Teile geteilt.Der Hauptteil bringt rüTissenschaftli- chesnur in dem Maße,wie eszur Begründungder Namenerklärungenunbedingt erfor- dedich ist; eingehendereErörterungen und Hinweise auf wissenschaftlicheLiteratur sind in die Anmerkungen verwiesenworden. Im weitestensinne sind nicht nur siedlungen,sondern auch Flüsseund Bäche,Moore "ortsnamen'. und Seen,wälder und Felder'orte", ihre Namen sind Doch hat sich im allgemeinenSprachgebrauch der Begriff"ort" ftir eineSiedlung - einestadt, ein Dorf- *ortsnamen" herausgebildet.So sind auch in dieserDarstellung mit siedlungsnamen gemeintund von Gewässemamenunterschieden. Bei der Erklärunghabe ich bezüglich der Ortsnamenunseres IGeises Vollständigkeit angestrebt, nicht so bei den Gewässerna- men. Hier wärewohl noch der Name so manchenBaches und Bächleins,so manchen Morastesund Tümpels zu erläuterngewesen; aber abgesehendavon, daß mir die Na- uII men nicht alle erreichbarwaren, mußte ich mir hier doch eine Beschränkungauferle- gen,um nicht allzu sehrins Weite zu geraten.Die Formulierung desBuchtitels: "Orts- und Gewässemamenim landkreis Lüneburg'(und nicht: deslandkreises L.) will diese Beschränkungzum Ausdruck bringen. Die dem Text beigegebenenBilder sollen nicht nur dazu dienen,das Buch zu schmük- ken, sondernsie sollen auch zeigen,daßman den Grund ftir eine Namengebungin der Iendschaft mit den Augen wahrnehmenkann. Dem Fotografen,Herm Hans Leru, ge- bührt mein Dank dafrir, daß er bei der Anfertigung der Aufnahmen in so liebenswürdi- ger'Weiseauf meine Wünsche und Vorstellungenbezüglich der Motive eingegangen ist. Dank schuldeich auch Herrn MuseumsdirektorDr. EckhardMichael, der ausBestän- den desMuseums ftir dasFürstentum Lüneburg zwei Bilder zur viedergabe zur vefü- gung gestellthat: die Gouacheaus derZeit um 1820,die mirwegen desdaraufabgebilde- ten Kalkbergswichtigwar, und dasölgemiilde einesunbekannten Meisters aus derZeit um 1860mit dem Turm der Hasenburg,das in seinerfarbigen wiedergabe unserem Buch gewß zu einer besonderenZierde gereicht.Die Aufnahmen ftir die Reproduktio- nen hat Herr J. Makovec angefertigt. ZumZeichnen der Gewässerübersichtskarteerklärte sich HenJens von Dein freundli- cherweisebereit. Dank sageich - last not least- Herm Klaus Harries,dem früheren Oberlreisdirektor unseresLandkreises, ohne dessenAnregung dieseArbeit wohl nicht entstandenwäre.

Lüneburg, im August 1988. Ludwig Schneider

x ist seinerseitsaus zwei wörtern gebildet:bür: Gehäuse,Ansiedlung, Gemeinde (zu "bauen") und stal: Stelle,Ort, Platz.So meint denn dasganze'Wortgebilde, daß hier ein Sigibergo. ä. sicher ein Anwesen erstellt hat. Die imJahre 1975renovierte Gutskapelle ist übrigenskeine Erinnerung an dasKloster; sie wurde erst im Jahre 1568 errichtet. Aber eine sprachlicheErscheinung hat lange überlebt: In dem Verzeichnis"Getaufte und Getraute1596-1620 st. Lamberti" (aufbewahrtbei St.Johannis)heißt esnoch zum "heine 10.3]607: alersvom hilligen Dahle bordich", ebensoin dem verzeichnis "Gebo- "Meinke reneund Getraute1585-1655 St. Michaelis nm7.l0.1598 Schwalenvom Hil- "Kersten gendal",2um26.12.1678 Tile zum Helligenthal",und so nochmalszumJahre *von,/zu 1624und 1638.- In dieserKostruktion dem heiligenTal" mit dem Artikel vor 'Tal", dem Hauptwort die die Herkunft ausdrückt,ist die Erstarrungzu dem Namen "Heiligenthal" noch nicht eingetreten. Embsen "Hasenburger An der Qrelle des Baches"liegt Embsen(1330 Emmessen, Emptzen). NachBückmann sollte diesem Ortsnamen der Personenname Immid/Immi, langobar- dischImmo/Emmo zugrundeliegen. - Ich glaubeeher, daß wir esauch hier mit einem "Embsen" Gewässernamenzu tun haben und im Zusammenhangmit Emmen bei Moisburg(tor Emmen), Emmen bei Isenhagen(1296 Emene) am Emmerbach,wohl auchmit Eimkeim KreisUelzen (1148 Embike), vielleicht auch mit Emmendorfan der Ilmenau(Ift. ) zu sehenhaben (1006 Emmendorphe). wir kämendann zu einer "em-", "am-": Sprachwurzel die letztenEndes auf die Form Flußbett,Graben zurück- ginge.Embsen wäredann ein Emme(n)-husen. "oedeme" Daß dasGewässer, das weiter nördlich heißt,hier an seinemursprung, wo ebenfallseine Siedlungentstand, seinen eigenen Namen hat, darfnicht verwundern.In derältesten zeit gabes keinen Grund, die Gewässermit einem durchgehendenNamen von derQrelle bis zur Mündung auszustatten- selbstfür diegroßen und größtenFlüs- sehat sich dieserZustand erst allmählich herausgebildet- notwendig war eineBezeich- nungfiir die Siedlungan ort und stelle,und bei solchen,die an einemBach begründet wurden,lag esnahe, darauf den Namen zu gründen- besser:ihre Lagezubezeichnen. - Der Bach ist in seinem oberstenLauf - wie in seinem ganzenLauf - sichereinmal mächtigergewesen als heute; als fließendes Gewässer ist er innerhalbdes Dorfes immer noch deutlichgenug zu sehen. vasserläufe,deren Namen auf diean ihnen liegendenSiedlungen übergehen, verlieren späterhäufig ihren Namen.In derGrenzbeschreibung von 1803(v. Hammerstein333) "springs heißt der lü(/asserlaufbei Embsen Riehe",was Kück (2,641)zu ..Spring-rihe.: "Emme" Qrellbach berichtigt.Daß dieseinmal eine war, war längstvergessen, aber das Bedürfnis,sich im Gelände zu orientieren, schuf dem Bach eine neue Benennung. !(/agenhors t DasNeubaugebietrü(/agenhorst beiEmbsenhatseineBezeichnungvoneinemalten "Horst" Flurnamenerhalten, was deutlich ausdem Grundwort zu erkennenist. Damit

l1 ist ein niedrigesGestrüpp, die abgeholzteStelle im lü7alde,wo junge Schößlingenach- wachsen,Gebüsch, Krüppelbusch gemeint. Es ist ein von Lothringen, Baden,vom Nie- derrhein bis Ostpreußengeläufiges Orts- und Flurnamenwort.- Aber was besagtdas 'qü/agen-"? Bestimmungswort Es hat weder mit dem Gefährt, noch, wie Bückmann "tü7oge" meinte erwägenzu können, mit der etwaszu tun, sondernmit einem'tü?'ort,das *die bei Kück (3,653-55) sehrausftihrlich behandelt ist, mit Wäde(e)" fem., zum Binden oder auch zum Flechtenbenutzte Gertegewisser lüTeiden (2. B. der Korbweide) oder der Birke, gelegentlichauch der Erle, der Eiche, der jungen Tanne." - Das \(/ort geht nach Kück aufmnd. wödefem. (Nebenform wedde):6srt., Rute zurück und ge- "widano 'Ding hört zu gotisch : binden; esbedeutet also zum Binden, Band" (zur idg. "wio Iü(/urzel drehen, flechten). 'Iüfäd(e)" 'rü7äden" Der Plural von heißt - und dieseForm geht in einemziemlich wei- " " 'W'agenJ' ten Verbreitungsgebietin W äg e n über - wovon nun wiederunser eine Variation oder eine Entstellung ist, die zustandekam, weil man daslü(lort schließlich nicht mehr verstand. " Ein Wa gen h o rs t" ist demnachein Bereich,in dem Gerten,Ruten von bestimmten Bäumengeschnitten wurden, an denensie auch immer wiedernachwuchsen, um sieals Verbindungsstückean Gebrauchsgegenständenund bäuerlichen Gerätenzu verwen- den - z. B. um beim Dachbau die latten an den Sparen festzubindenoder um an den Sparrendie sogenanntenDeckerschächte und an diesendie einzelnenStrohlagen zu be- festigen; um Brennholz zusammenzubinden,Mulden - einem Backtrog ähnliche, länglich-hohleGefäße - zu flechten;um Besenzu binden.In Ochtmissenbedeutete "Wäd" auch dasVerbindungsstück, das beim Dreschflegelden eigentlichenFlegel mit dem Stiel verband,ferner die Kette, die beim alten Pflug die Verbindung zwischendem eigentlichenPflug und dem Rollgestellherstellte und fri.iheraus gedrehten jungen Ei- chenzweigenoder Weidenruten bestand.- Man sieht,welch reicheVorstellungen vom früheren Bauernlebenhervorgerufen werden, wenn man (mit Hilfe deshervorragenden Kück'schenWörterbuchs) einen solchenalten Flurnamen,der nun alsOrtsname erhal- ten ist, erklärenkann. Die Vorstellung geht vom Schneidender Ruten im Horst bis zur Arbeit desDach- und Rethdeckers,des pflügenden Bauern, bis zur Drescharbeitauf der Tenne.- Im übrigen ist dieseFlurbezeichnung zwar selten,aber nicht einmalig: frir A1- "'Wagenhost" tenhagenim KreiseCelle ist ein (L647)überliefert, für Hohne I/lachen- "Wagenhorst" dorf ()ein (1663),und in allendrei Fällensagt uns das,daß es da in der Landschafteinmal eine Stellegegeben hat, wo man Gerten schneidenkonnte, die fiir die Arbeiten im Dorf von größter Bedeutungwaren - ein ausder Natur gewonne- nes, unentbehrliches,IangeZeit durch nichts andereszu ersetzendesMaterial. Oerzen "Südergellerser Oerzen liegt zwischenden heute so genanntenGewässern Bach" und "Hasenburger Mühlenbach" (: Oedeme),das heißt, die Fluren grenzenan die beiden QrellbächederOedeme an.-lTTflautetderName Oertze (mitzehnFeuerstellen). "Ohe Der Ort ist da umgebenim Norden vom Feld", im Osten und Südostenvon den "Rebackern" "Grasackem". "Grevenhorns und den im Süden von Feld". im rJ7esten t2 '!(i'ester von der Heideo.- Die ältesteerreichbare Form desDorfnamens finden wir im EbstorferUrkundenbuch; sie lautet hier 1298 O r d i ss e n . In einerUrkunde desLüne- burgerMichaelisklosters vom Jahre1310 Ordessen. Bückmann sahin dem Namen eine Bildung mit dem Grundwort -hüsenund mit dem PersonennamenOrdulf/Ort alsBestimmungswort. Da die Ortsnamenauf-hüsen über- wiegendmit einem Personennamenals Bestimmungswort gebildet sind, kann man die- seDeutung nicht ohne weiteresbeiseite schieben. Ich möchte dennoch eineandere Er- klärung erwägen. Ein \7ort, dasin der Orts- und Flumamenforschungunserer engeren Heimat bisherun- berüclsichtigt gebliebenist, ist dasWort ört, ursprünglich ärt, weiblichen,zuweilen auch männlichen Geschlechts.Wir begegnenihm in den Flurnamen auf den Blättern der Landesaufnahmedes 18.Jhs. in den KreisenLüneburg und Uelzen sowie in dem Flurnamenbuchdes Kreises Celle in großerZahl,dabeiauffallendoft in derZusammen- setzungmit"Feld": OrtfeId. BückmannundAlpers-Barenscheer(CellerFlurn.)ken- "Ort" *Spitze, nen nur in der Bedeutung Ecke,Ende, Gegend",woftir wir in der Stadt Lüneburg ein Beispielhaben in den'Vier Orten" (by den veer orden), jener Stelle,wo "ort" vier Straßeneckenzusammenstoßen. (Daneben steht noch in Ortstein und in mit- "ort" telniederdeutsch : Fäkalien.)

*ort" "art" Bei diesemWort oder handelt essich aber um einender ältestenund wichtig- stenBegriffe des bäuerlichen Lebenskreises: Es ist der Acker, alsTätigkeit das Pflü- gen oderdieBestellungdesFeldes(altsächsischerian,späterären,ören).InderZusam- mensetzungOrt-Feld liegt wohl jedesmaleine Verdeutlichung des veraltenden W'ortes "ort" "feld" durch das sinngleiche,in lebendigem Gebrauchbefindliche'Wort vor. Esist nun hervorzuheben,daß in deraltsächsischenSprache, also in dem Sprachgebiet, "ard" 'AuF zu dem auch das Lüneburger Land gehörte, diesesWort die Bedeutung enthaltsort, Wohnung" angenommen hat. Man darf das \ü7ort in dieserBedeutung wohl in unseremOrdissen (1298)erkennen und den Namenin dieBestandteile Or- "hüsen" des-hüsen zerlegen.Auch in diesemFall ist dasangeftigte wohl eineVer- "Ord", deutlichung von das Ganze gewissermaßeneine Doppelbenennung. uort/ard" Dafi.ir, daß Siedlungsnamenmit diesem gebildetwurden, haben wir ein zu- verlässigesBeispiel in dem OrtsnamenMordfleck in Thüringen,der entstandenist "am aus der Fügung Ortfleck . Da der Name dieserSiedlung einen so eindeutigenaltsächsischen Charakter hat, darf man wohl schließen,daß auch ihre Entstehungin dieseZeit zu setzenist (und nicht et- wa in die vorhergehendelangobardische Zeit). - Als ältesteNamensform darfwohl "ar- des-hüsen"gelten. Gellersen Von den drei Gellersen-Dörfernliegen Kirchgellersen und Südergellersenim Gewässer- bereich der Oedeme. Am Ostrand von Kirchgellersen entspringt der sogenannte "Osterbach", "Osterbruch" der seinen(nicht sehr alten?) Namen wohl vom erhalten

13 lesenist. Er ist aberin unsererengeren Heimat rechtselten; über sein Vorkommen sonst "Esch"' unterrichtet das Kück sche Wörterbuch 1,424 untet

Tellmer

866 T elm eri , späterTellingmere, Telligmer. Auch in diesemNamen liegt ein sehral- "Land, tesW'ort frir das dasbebaut wird" vor: althochdeutschtöI, dazu tölen, erzeugen, bebauen;auch telge: Pflänzling,junger Baum, gehört dazu; demnach wohl auchbei Kück 3,411Tiln, Tilg'n : Zweig. "Tellmer" Bückmann hat sicherrecht, wenn er als eine Zusammensetzungaus diesem "meri": "Tele"mit dem Grundwort stehendesGewässer ansieht. Name und Siedlung sind gewißsehr alt.

Der Süsing

östlich Tellmer, Hohenesch,Glüsingen, Betzendorf erstrecktsich dasgroße \Taldge- biet des Süsing in unserenKreis hinein. Bückmannverzeichnet unter den l7aldna- men auf -ing: uppe Susinge1537 und fragt,ob der Name zu süsen: sausen'rauschen gehörenkönnte. So hübsch die Vorstellung ist, daß ein Wald seinenNamen vom Rau- schender Baumwipfel haben könnte, so wenig wahrscheinlichdünkt mich ein solcher im Grunde doch mehr poetischerName fiir einenlfald. Die Fluren im Arbeitsbereich der frühen Siedlererhielten ihre Namen ausder Beobachtungcharakteristischer Eigen- - tümlichkeiten, und dazu kann dasRauschen eines \(/aldes nicht gezähltwerden. Den nächstliegendenAnknüpfungspunkt fiir den Namen des Süsing seheich in dem bei " !ü(/eidegut,ei- Bach$ 367 (S.381) angefiihrten althochdeutschen'W'ort sioza", das ein nen im Wald gelegenenlVeideplatz fiir Rinder bezeichnetund in hessischenFlurna- men zwischenFulda und \7erra häufigals Siesse, Seese, Soesse oder Süss(e)erscheint. Zwischenhessischen und niederdeutschenFlurnamen gibt esauch sonstnicht selten Gemeinsamkeiten,die ethnischeGründe habenwerden.

Drögenindorf

1776Nindorf (mit siebenFeuerstellen). - Mit demZusatz dröge erstseit etwa Mitte sicherlichaus des19. Jhs. (freundlicher Hinweis von Pastor'Wesenickin Betzendorf), verwaltungstechnischemGrund, um diesenOrt von den vielen anderenmit gleichem "trockenes" Namenzu unterscheiden.- Daß esgerade ein Dorf ist,mag sich darin spie- "auf geln, daß auf der Karte von 1776 nördlich und östlich desOrtes die Fluren den "Heidackern" - Sand Bergen" und verzeichnetsind allerdingssüdlich desOrtes auch "Mur ein Bruch" (Mur: Moor) und ein'lvell Camp" (rürell: Qrelle)' So mag denn lü(zillkür auch bei der amtlich eingefiihrten Neubenennungdes Ortes eine gewisse ge- herrschthaben.

Welchem älterenOrt gegenüberdieses Nindorp (: to deme nien dorpe) das neue Dorf war, muß offen bleiben.

38 Orte im Bereich der Ilmenau

42 Die Ilmenau und ihre größerenZuflüsse im südlichenAbschnitt (bis Uelzen) Sieheißt im 10.Jh.die Elmanau, späterdie Ilmenau. Bückmannhat bereitsdie Grundstrukurdieses Flußnamens erkannt. Er zerlegtihn in "die 'Wurzel Ef und -manaund vermutet in El- gemeineuropäische al-: nähren". In mana(mina, meni) hat er richtig dassehr alte Namenselement fiir einen'W'asserlauf erkannt;es ist auch in lat. manare: fließenerhalten. 'Was denersten Teil anbelangt,so finden wir dierichtige Erklärung bei Klahe, der unsere Ilmenauzu der idg. Wurzel el/ o1: fließen,strömen stellt. Die beidenTeile unseres "die Flußnamensbesagen also dasselbe. Es ist Strömende",El-mina. Daß Elmina/llmi- nazu Ilmen-augeworden ist, erldärt er so (S. 69, Anm. l), daßdas Schluß-a von"mana/ mina"volksetymologisch zu"^t)" (ahd.ouwa) umgestaltet worden ist. Der Nameist al- so heutedreiteilig: Ellll-man(a)-au. Überden Ursprung des Flusses lesen wir beiManecke (Beschreibung des Amtes Boden- "Zwischen teich1770): denAmts gifhornschenHolze Bredenheesund derHerrschaftli- chenJsenhagenschen Schäferey zur günden(heute Hof Günne),nimmt ein geringer Bachseinen Ursprung, läuft von da überBockeln, wo selbster die Günnegenannt wird "Günne" undweiter anhero ins Amt Röhrsennach Lüder" usw. Diese ist dieeigentliche "Qrellteich Qrelle der Ilmenau, ein in einer steilwandigenErdsenke" (Bückmann). "mehrfach Bückmannstellt das in Niedersachsenvorkommende" günne/gönne (femi- "gin": "gin": ninum)zur Sprachwurzel"gin":klaffen, altnord. Rachen,angels. Ad1. "öffne" klaffend(während das von ihm dazugestellteahd. inginnu: etymologischda- vonverschieden ist) - eineDeutung, die einleuchtet. - Doch halteich esfür möglich, "Günne" daßsich in ein bishernicht erkanntes'Wasserwortverbirgt. "Ilmenau" "Nachdem Überdie Geltungdes Namens heißt esbei Manecke: er (der Bach)sich. . . mit dem ausder BodenteicherSee kommenden Arm, der Seehalsge- "eigent- nandt,vereiniget hat, heißet er die I lm en au odereigentlich die Aue." Dieses lich" kannnur bedeuten,daß der Fluß auchhier im allgemeinenSprachgebrauch noch "Aue". nichtdie Ilmenauheißt, sondern einfach die Das bestätigtauch die Landesaufl nahmedes 18. Jhs., die dem Gewässer von derMündung an nur einmalsüdlich Boden- "Namen""die "llmenau teichden Beck"zuerteilt und eserst kurz vor Niendorf Flus" "Aue", nennt.Auch unsereheutigen Karten kennen bis Stederdorfnur die für denal- "Bokeler "Röhrser leroberstenLauf den Bach"und den Bach". Esist nicht anzunehmen,daß der Name der Ilmenauim Bereichdes Oberlaufes nach und nachin Vergessenheitgeraten wäre; ihr Name ist ihr sichereinmal im nördlichen "Ehlbeck" Bereichzuerteilt worden. - Übrigenssteht er nicht vereinzeltda: Der (zur "Ohlberg" "Ohlsbeck" Lopau),der (beiWetzen), der bei Graulingen/Suderburg(Ma- "ellol". necke1770) enthalten ebenfalls dieses sehr alte Gewässernamenselement Und "Elm" natürlichist esin der"llm", dem Nebenflußder Saale, auch in der im ostpreußi- schenKreis Heilsberg, enthalten. "Boranwalla": "Brunnquell" Bückmannvermerkt, daß fiir dasJahr1004 ein alsName derIlmenauquelle überliefert ist. - Am Ursprungdes Bornbachs, eines Qrellflusses der

1+J Von der Ilmenau als dem Zentralfluß unseresKreises, der in seinem unteren Drittel schon früh einen wichtieen Wasserwegnach Norden darstellteund an dem, noch ehe Lüneburs sich hervörtat, ein so bideutender Handelsplatz wie Bardowick lag, sollte in diesä Buch ein Bild nicht fehlen. Hier sieht man sie zwischendem Bockels- berg und der Roten Schleuse.Ihre im IGeis Uelzen bei Bockel.geleg:ne_Qrelle "Günneo. heiöt Der etwa 100 km lange Fluß mündet im lGeis Harburg bei Hoopte in die Elbe, nachdem er kurz davor als linken Nebenfluß bei Stöckte die Luhe auf- genommen hat.

44 B!.:.-3 '.t i ,.1: ,i i'$ ,i "Ekkiswindibrunno": Ilmenau, ist der der Qrell der Ekkiswind zu finden (Bückmann r07/16). Gerdau Ich halte diesenNamen nicht fiir einen ursprünglichenBach- oder Flußnamen,son- dernfiir einenSiedlungsnamen, für dessenBildung allerdings die Lage am'W'asser maß- gebendwar. Die ältesteForm desNamens findet sich im Urkundenbuchdes Klosters Michaelis. Darauserfahren wir, daß dasKloster am 25.Juli 1004den bevorrechtetenMaierhof (curtem) Gerdauge erwarb.1322 lautet die Form villam Gerdowe,1372dat dorp to der Gherdowe. "Geschichte In seiner desKreises Uelzen" (1931) zitiert Karl Meyer-Jelmstorf(S.68) den SuderburgerVogtSchwerdfeger, der im Lagerbuchdes Amtes Bodenteich 1757 von den "remercabelsten Sachen"in seinerVogtei schreibt:"Daß Kiehnmohr lieget hier im Ambte undt ist ein Klein Mohr dabey,welches das Gernmohr genandt wird, davonhat "Das die Gerdauden Nahmen."Dazu bemerktMeyer-Jelmstorf: kann stimmen.Nach Förstemannist Ger,Geren ein keilfürmigesStück in Kleidernund auchein keilflormiges Stück Land." Der Namedes Moores ist damitwohl richtiggedeutet - nicht jedochder Name des Or- tesund FlussesG erd au . Hätte der SuderburgerVogt recht,so müßte esheißen Ger- nau, nicht Gerdau.Das -d- in dem Namen darf man fiir ursprünglichnehmen. rüVirhaben es in dem Siedlungsnamen1004 Gerd-auge mit einemzweiteiligen Na- "Au(e)", men zu tun, dessenzweiter Teil klarzu deutenist. Es ist dasbekannte'lfort das denBereich um ein fließendesGewässer und dasGewässer selber meint. Kück (1,85)be- "Ohe" "gern trachtetdie alseine Nebenform davon, verkürztzu'O"',und diesbezeich- "eine "Vasserland", net im Bardengau am W'assergelegene Stelle", wozu er Beispiele "Oghe" anführt.Dazu ist wieder eineNebenform, die Kück alsNamen mehrererKop- peln und W'iesenin Südlüneburgkennt. - Nehmenwir dieseBedeutung auch für das "Auge" "Land 1004an, so ist die nicht dasfließende Gewässer, sondern das am Jahr'Wasser".

In demvorderen Namensteil Gerd- vermuteich dasalte niederdeutsche Wort Gret, mit Umstellungdes -r- (wie in Born stattBron oderBernstein statt Brennstein), was sich "gret" leichterspricht. Dieses definiertdas Mittelniederdeutsche Wörterbuch als Wiese, "angewachsenes Weideland;Kück (1,609)beschreibt es als oderbewachsenes, begrün- tesLand". Es gehörtzu dem Verbum "gröen": wachsen,wozu auch "Gras"gehört.

Sowäre denn die Bedeutung des zweiteiligen Namens Gerdauge, dessenbeide Teile "grüne sichinhaltlich berühren, das Weidelandam W'asser"- fiir den Ort einedurch- auszutreffende Charakterisierung. Nicht der Flußnamewäre also das Ursprüngliche, sondernder Siedlungsname, der dannaber im LaufederZeit sich als Flußname verbrei- "owe" tet hat,wobei dann derzweite Teil in derForm auchals Bezeichnung fiir dasflie- "curtem ßendeW'asser gemeint ist. 1004 Gerdauge"undl322 "villam Gerdowe"meinen

+o die Siedlungohne Bezugauf den Fluß,während1372"dat dorp to der Gherdowe"das "Dorf am Fluß" im Auge hat. '\üTeiter am Oberlaufdes Flusses liegt ,1148 Embike, eineSiedlung, die unab- "Gerdau" hängigvon dem Namen einenSiedlungsnamen aufgrund von zwei Gewässer- "am" "Flußbett, namen gebildet hat: aus der uralten Sprachwurzel fiir Graben" (vgl. "beke": "Bach". Embsen)und Doch liegt auch diesesDorf heutean der "Gerdau", "am" während esan einer Stellegegründet wurde, wo ein war; dasspäter durch "beke" etgänztwurde. "Gerdau" "Gehöftefluß" \JfasBückmann dazu gefiihrt haben mag, die den zu nennen, "curtem vermagich nicht zu erkennen.Etwa dasurkundliche Gerdauge"(lat. curtis: Ho[ Gehöft)? Die Hardau Die aus Südsüdwestenkommende, bei Hösseringenentspringende Hardau vereinigt sichsüdlich Veerßen mit deraus W'esten kommenden Gerdau. die kurz danachin dieIl- menaumündet. Das-d- in dem Namen ist nicht alt. Es beruht auf der Einwirkungvon Ger-d-au.Ma- "Herra neckenennt den Fluß 1770die oder Harau", die LandesaufnahmeBlatt Holdenstedtnennt siedreimal die "Harrau" (1777). "Waldfluß" Der Fluß kann alsonicht, wie Bückmannes wollte, als (nachhart: \(lald) gedeutetwerden. "ln Die Deutungvon Meyer-Jelmstorfleuchtet eher ein: altenurkunden wird derFluß übereinstimmendHarau genannt.Dem W'ort liegt wohl horu : Sumpf zugrunde." (s.68.) Möglicherweisemuß man sichaber bei derErklärung des Namens an densiedlungsna- menHösseringen,1296 Hoseringe, halten.Er istvermutlich dreiteilig: Hos-er-inge. In dem erstenTeil Hos- kann dasim Umkreisvon Lüneburgnicht seltene"Has" vor- liegen(Hasenburger Bach). Wir findenes in demNebenfluß der Ems, der Hase; man er- "isk": kenntdarin die uralte Sprachwurzel treiben,jagen, also: das eilende'Wasser, oder "häs": "hasa": dasWort dunkel, dunkelfarbiges,mooriges Wasser. - Siehtman in -er- "ar" von Hos-er-ingedas alte : fließen,eilen (vgl. die Aar, dieAre usw.),so erhältman denFlußnamen Has-ara, das sich zu Hes-ara,Hesra, Herra entwickelt hätte. Die "Herra" "eilende" "sumpfige" "Harau" alsoder oder der Fluß.In 1770läge dann schoneine "Herra" Umdeutungdes End-a zu,"av" vor, wäredie legitimsteForm diesesFließge- wässers.

Hoser-ing(e) ist dann die Siedlergemeinschaftan diesem Fluß. "Esterau" und "Stederau" "Beschreibung Maneckesagt in seinerschon mehrfach zitierten desAmts Bodenteich" 1770:"DieEsterau auch Steterau entspringet zwischen Soltendieck und Kakau,und flie- ßet über Hoyersdorf und Könau . . . hinter Emern Esterholzund Steter-Dorfweg,

47 woselbstsie in die Ilmenau fillt." Die Benennungscheint also zu ManeckesZeit einigermaßenunsicher gewesen zu sein. - Einmal stimmtder Bachnamezu dem letzten Dorfvor der Mündung in die Ilmenau - Esterholz - einmal zu dem Dorf an der Mündung Stederdorf' Die Landesaufnahmevonl777 kennt fiir den gesamtenBachlauf keinen Namen; nur "Krötz oberhalbvon Könau verzeichnetsie den Beck" nach der unterhalb von Könau "Krötz gelegenen Mühle". - Die heutigen Karten nennen den Bachlauf,wie ihn Ma- "Esterauo "stederau'dem iecke beschriebenhat, durchgehenddie und weisendie Il- menauabschnittzwischen Stederdorf und Niendorf zu' BeideNamen sind erstin jüngererZeit gebildetworden, aberManecke kennt sieschon' Die Esterauhat ihren Namen von dem Dorf Esterholz,und da herum wird der Bachna- zuerstgültig gewesensein. Das Dorf hat seinenNamen von einem Eschenge- me auch "Stederdorf' hölz. Für die Stederauwar dasan der Mündung desBaches gelegene na- mengebend,wie Bückmann bereitsangenommen hat. Das Dorfheißt 1337Stedderdor- "Dorf p., tä43 Stederdoqpe,und Bückmanndeutet den Namen als derUferleute"(stat "Dorf : Uf.r, Gestade)oder als der Platzinhaber"(stat : Stelle,Ort, Hofstelle). Das "Dorf' Grundwort dürfte aberspäterer Zusatz zu det Bezeichnungder siedlungsstelle "Gestade" "Hofstelle" als oder als sein. "Stederau" Die als Teil der Ilmenau ist wohl eine reine Erfindung der Kartenzeichner' Nach Manecke tritt der Name ja allenfalls frir (einen Teil der) Esterauauf. Die rüTipperau Die nördlich von suhlendo4 zwischenNöventhien und Nestau entspringende\rip- perau (1384Wipperov), die sich in einem großen Bogen nordwärtsund westwärtsbis - - zur Ilmenau nOrJtch lron Uelzen schwingt,trägt wie die Ilmenau einenalten Bach- oder Flußnamen,dem wir nicht nur in unseremBereich begegnen: Es gibt einewipper zur Ostseein Hinterpommern, eine zur Saale,eine zur Unstrut und in der heutigen 'qü(/upper"(abei 1166rüTippere) einen Nebenfluß zum Rhein. Hier liegt uns wohl Form "wip- der einleuchtendstenBezeichnungen eines fließenden Gewässers vor, denn eine "sich pen", daswir in dem Namen erkennendürfen, heißt nicht nur auf und niederbe- "vorwärts i.g*, schaukeln",sondern auch schnellen".In dem Wort ist die Vorstellung - voir schnellenFließen des rü(/assers und seinenzitternden Wellen enthalten. Die Lan- 'qüi/ipperau desaufnahmehat die Beischrift Fluß" nicht nur am Unterlauf bei Olden- - stadt, sondernauch am Mittellauf bei Süttorf. Maneckebemerkt zum Ursprung der "Die \Tipperau: \7. nimmt ihren eigentlichenAnfangin dem Grabauer-und Dalldorfer Moore, nachdem aber die göldenstedte(r)Mühle welche sie ehedemtriebe eingegan- gen,ist siebis dahingrößesten Theils zugewachsen und bemerketman iezodenAnfang derselbenallererst oberhalb des Dorfes Göddenstedt'" Das -au in unsererVipper-au ist als spätererZusatz anzusehen; wie die anderenFlüsse .tvipper" hat auchuni.r Fluß zunächstnur dieseForm fVipp-er) gehabt,und dasist ei- ne Wipp-ara.

48 Melbeck 1296inMelbeke. 1300in villa Melbike.1303 in villa Melbeke.1360 to Melbeke,to Mol- beke.1450 Melbeke. 1774 Mellbeck. Bückmann "Der bemerkt zu diesemNamen: Bachnamehaftet heute sehr oft an dem Dorfe, während der Bach selbstwieder nach dem Dorfe benannt wird. so liegt jetzt Melbeck am Melbeker Bach, während ursprünglich natürlich das Dorf am Melbeck "schwarzer" lag)'- Er deutet den Bachnamenals od,er..sanfter,,Bach. Der ersteTeil desNamens ist althochdeutscherhalten in dem Adjektiv ..mil/mel,,: schwarz,moorig, sumpfig. Es ist sicherzutreffend, wenn man in dem "Moorbach" "Sumpfbach" Melbeck einen oder sieht. In dem fiir "Melinchude" dasJahr1124 belegten oN meinte Bückmann einenalten Na- men flir Melbeck gefundenzu haben.G. Osten (Nr. a5) hat aberausfiihrlich dargetan, daß essich bei Melinchude um einewüst gewordeneSiedlung handelt, die wahrschein- lich zwischenThomasburg, Radenbeckund Wennekath gelegenhai. Der Bach, an dem Melbeck liegt, kommt aus dem Gebiet westlichBarnstedt, fließt an Kolkhagen ,.Heinsener vorbei, wo er den von Heinsen kommenden Bach,,aufnimmt, fließt dann nach Melbeck und mündet etwa 1 km östlich davon in die Ilmenau. Die Karte 1:50000 (Ausgabe1981) gibt dem Bachlaufden Namen ..Barnstedter-Mel- becker Bach". Einen solchenNamen hat esaber gewiß nie gegeben.Auf der Landesauf- nahmevon1774 findet sich davonnichts. Statt dessen u.t.i.hn.t sieetliche, auf das Feuchtgebiet des Bachesbezügliche Flurnamen. Das wiesengelände "in am südlichen Dorfrand nennt sie der oh" (Aue), in dem r7inkel "Brewisch südlich äer Mündung liegt der Brock" (großer oder breiter viesenbruch), gegenüberliegt der ..Hippen Brock", "Dicken nördlich Kolkhagen gibt es den Brock,'lTeichbruch)ind den ,.Rahr Brock" (wohl rW'esten zu radde/redder,radderig: sumpfig),von kommt ein Zufluß aus dem "Meltzen "Tennen Brock" (auch zu dem Adj. mel?), ein andereraus dem Brock,,, "Tennen "denne/danne"ist er heißt Born". Eine einevertiefung, eineNiederung (Mit_ telniederdeutscheslüförterbuch), derTennen Born alsodas durch ein niedrigesGelände fließende Gewässer(Born nicht nur die erelle, sondernauch der Bach).- schwieriger zu deuten "Hippen ist der Brock". Es könnte sein,daß essich in'.Hippe(n) um die Frucht der Hundsroseoder Heckenrose(die Hagebutte)handelt, die "hiopo" in der alten Spra- che der sachsen hieß und im "Heliand", "Heiland" dem altsächsischenGedicht vom (9.Jh') alsDornstrauch aufzufassen ist. Eswäre demnach in diesemFlurna- men \üfort ein sehraltes erhalten,das in dermittelniederdeutschen Zeit nicht lebendig gebliebenzu seinscheint, in dergleichzeitigenoberdeutschen Sprachform (mittelhoch-- "hiefe" deutsch) aber noch als vorhanden war. - Aus diesenBefunden auf der Landesaufnahmedürfen wir schließen,daß esgegen Ende "Melbeck" "Beclc des 18.Jhs. wohl einen ort gab, aber keinen diesesNamens. Iü(/enn "ursprüngrich Bückmann satt, daß dasDorf am Melbeck lag,,,so darf man das meinesErachtens nicht so verstehen,als sei zunächst der Name desBaches dagewesen,

49 und dann hätte der Ort seinen Namen danach bekommen. Die Namenfindung ge- "to schah um der Siedlung willen - nicht um des Gewässerswillen; die Siedlung lag dem Melbeke" und war damit topographischbestimmt; den Gewässernamenweiter auf den gesamtenLauf auszudehnen,bestand offenbar kein Bedürfnis- wichtig warendie einzelnenStellen am Lauf, wo die Bauernwirtschafteten: ackerten, das Vieh weideten, "Hippen Heu machtenusw., und dieseStellen wurden benannt: an Namen wie Brock", "Brewischo, "Tennen Brock", "Dicken Brock", "Meltzen Brock", "Rahr Brocld konnte man sich in seinemArbeitsbereich orientieren. Selbstdie Melbeker lebten in "am "Aue", "in jüngererZeit offenbar nicht Melbeck", sondernan der wie der Flurname der Oh" gleich beim Ort erkennenläßt. Diesesalte germanischetüfort (dem gegenüber '!?'asser". "Bacho jünger ist) bezeichnetvon Haus aus das "Land am "Tennen Im übrigen kann, wer dasGebiet um den Brock" aufsucht,heute noch feststel- len, wie dunkelfarbigdie moorigen Wässerdort sind - die starkeEisenhaltigkeit verleiht 'Wasser ihnen diesesAussehen. So wird das zur Zeit der Gründung oder der Namensge- bung auch bei Melbeck ausgesehenhaben, und so bestätigtsich wohl BückmannsDeu- tung, daß diesder "Ort am schwarzenSumpfbach oder Moorbach" ist. SeinAlter ist ge- wiß höher anzusetzenals die ersteurkundliche Erwähnung anno 1296. "zu Kück sagtvon "Melbäk" (2,370),daß es den drei bestenDörfem im Lande" gehöre (nach welcher Qrelle?) und zitiert aus dem Uelzer Heimatbuch von Meyer-Jelmstorf (S. 517)eine Redewendung,die in dem nicht fem gelegenenHohenbünstorf zuhause "Se war: stöt't sik ans de Melbäker Böck", wenn nämlich zwei Spielerdenselben Stich durch einen Trumpf bekommen wollen - was man aber sicherins Leben übertragen muß, um es richtig zu verstehen. ZwischenEmbsen und Melbeck entspringtals Nebenbachdes Melbeck die Biller- b eck. Siehat ihren Namen nach einerheute seltengewordenen Pflanze, der Bilseoder dem Bilsenkraut, einem stark giftigen Nachtschattengewächs,das auch Teufelsauge, Tollkraut und Zahnkraut hieß und zu den ältestenGift- und Zauberpflanzender Indo- germanengehört, auch ein wichtiger Bestandteilder'Hexensalben" war. Es ist ver- ständlich, daß ein Bach, an dem man diesebemerkenswerte Pflanze fand, seinenNa- men nach ihr erhielt. Die Namensform leitet sich von "bilse" oder "billen", genauer: "biller-sät', von der Form "billef her; sieerscheint im mittleren Niederdeutschenin der die den Samen dieserPflanze bezeichnet. Der Name desBaches ist nicht einmalig.Aus dem Heimatkalenderfür Stadt und IGeis Uelzen1988, S. 81, kann man entnehmen,daß es imJahre 1856 einen Schmiedemeister J. H. Bätckein dem Ort Billerbeckgab. Ein weiteresBillerbeck liegt im Kreis Coesfeld/ Nordrhein-\üTestfalen.Die Namen beiderOrte dürften so zu erklärensein wie der unse- resBaches. Barnstedt "Bamstedter-Melbecker Südlich Melbech am sogenannten Bach", liegt, etwasöstlich seinerQrelle, Barnstedt , L230/52to Bemstede(nach v. Hammerstein,Bardengau: Bardonstete1162). Bückmann erkanntein dem Namen den langobard.Personennamen

50 Bardo. - Das Dorfliegt nicht unmittelbar an dem Bach,sondern an einemkleinenZu- fluß, der eine breiteAue bildet. Man könnte daherauch an den indogerm. Gewässema- "ber" menstamm denken (vgl. Bern in der Schweiz),womit Sumpfiuiesenbezeichnet werden (vgl. auch Barendor{, Barftirde, Barskamp). Heinsen "Heinsener SüdwestlichMelbeck liegt H ei n se n, dasdem Bach' seinenNamen gege- ben hat, 1261decimam in Heynsen,1330 Heynsum, 1368to Hennigessen,1450 Heyn- sen (mit zwei Gehöften). Nach Bückmann hat die Siedlungihren Namen von einem Mann namensHago oder Hagan, eskann aber ebensogut dasaltsächsische Wort "ha- go' : Einfriedigung, Hecke, lebendigerZaun zugrundeliegen. Kolkhagen "Melbecker An diesemBach, der gleich hinter Kolkhagenin den Bach'mündet, liegt "Kolkh auch agen, 1325in Colichagene,in Kolchhagen,1330 to Kolchagen,1450 Kolkhagen.Hier liegt dasdem Niederdeutschengehörige (mit Kehle venvandte)Wort Kolk vor,das"einemitwassergeftillteVertiefung,besonderseindurchdieGewaltdes 'Wassers eingerissenesErdloch'(Mittelniederdeutsches V7örterbuch) bezeichnet. Kück "Kulk'. Q,242) hat es unter Näher liegt esvielleicht, bei Kolkhagen eine seichteStelle im Bach anzunehmen,die "Kolk man durchwatenund durchfahrenkonnte; Bach $ 392 bemerkt, daß der auch "Durchfahrt die Bedeutung durch ein Gewässe/'habe. Deutsch Evern (mit Petersbergund Timmeloh) und Vendisch Evern (mit Göxe und tüTillerding) Deutsch Evern:1322litonis nostri in Everinghe.1450 Dudeschen Everinge. 1576Du- desk Evering. 1774Teutsch Evern. "slavi" Wendisch Evem: 1274 werden in Wendisch Evem vier genannt (UB Braun- 'Wendeschen schweig-Lbg.I, Nr. 79). 1450 Everinge.1576 Wendisk Evering.l774Wen- disch Evem. Das NamenspaarDeutsch Evern und'V(i'endischEvern ist eine deutlicheErinnerung an die Tatsache,daß im Gebiet rechtsder Ilmenau - teilweiseauch linls desFlusses - in füiherer Zeit einmal (seit dem 9.Jh.) neben der germanischenauch eine slawischeBe- völkerung gewohnt hat. Zu der Namengebungftihre ich an, wasBückmann S. 103und S. 130über dasNeben- einanderder sächsischenund wendischenBevölkerung und über den Namen "Evering" 'Das sagt: Neben- und Durcheinanderder beidenVölker zeigt sich . . . besondersdeut- lich in dem Vorhandenseinvon Dorfraaren desgleichen deutschen Namens, die durch den Zusatzvon Groß und Klein, Deutsch und rüTendischunterschieden werden. Nach dem Ausweisdes Vinsener Schatzregisters(1450/51) ist die Bevölkerungdermit'Groß' bezeichnetenDörfer sächsisch,die der'Klein' genanntenwendisch. Beispiele: rJTester oder DudeschenEveringe, Oster oder WendeschenEveringe ... Schonv. Hammer- 'Pflughöfe' stein hat daraufaufmerksam gemacht (Der Bardengau1869), daß die dieses 'Hakenhöfe' Registers sächsisch,die um die Hälfte kleineren wendisch seien."

51 Den Namen unseresDorfes hat Bückmann im Anschluß an die Namen der Siedehäuser "In der LüneburgerSaline gedeutet. einigen Siedehausnamendarf man die Namen ge- schichtlicher Personen mit Wahrscheinlichkeit vermuten. Die älteren Siedehäuser stammennoch auslangobardischerZeit, andere aus der sächsischen.So finden wir die langobardischenHerzoge Ajo und Ibor vertreten . . . Das SiedehausEveringe war ver- mutlich Besitzdes Ibor (Ever)und seinerSippe, der Everinge,die vielleicht in den Dör- fern \Tester-und Oster-Everinge,heute Deutsch und Wendisch Evern,ihren Wohnsitz hatten." "Evern" "Ebur": Demnach wäre der Name desDorfes mit dem Personennamen der Eber gebildet,und dasAlter dieserSiedlung reichte in die langobardischeZeit zuück Petersberg NikolausPeters (1795-1875)ließsichum1830inLüneburgniederundwurdeeinan- "Die gesehenerPorträtmaler. Erinnerung an die Familie Petersist in Lüneburg nicht ganzerloschen. W'enn man der ÜberlieferungGlauben schenken dad so hat derPeters- berg die Erinnerung an Nikolaus Petersbewahrt" (G. Körner). Was ihn allerdingsmit - diesemPunkt an der Ilmenau verband - zumal er kein Landschaftsmalerwar bleibt dunkel. Timeloberg zwischenDeutsch Evern und WendischEvern Der Timmeloberg ist seit dem 4.Mail945 mit einer Erinnerungvon großerTragweite ausder jüngstenGeschichte behaftet. An diesemTag nahm der britischeFeldmarschall Montgomery von einerAbordnung der deutschenTruppen unter der Leitung desGe- neraladmiralsvon Friedeburgdie Kapitulationserklärungentgegen. Das bedeutetedas Ende des Zweiten Weltkriegs. Der Berg ist aberauch seinesNamens wegen bemerkenswert. In ihm eröffnet sich eine mindestenstausendiährige sprachliche Tradition. Die neuerenKarten schreiben den Bergalle als Timelo. Danebenkommt aucheine Form mit einem-r- vor: dasDorf Timmerlo nördlich Soltau(tho dem Timmer lo tho). Timmerlo heißt auch ein Geländebei Neu Oertzen naheder B 209,dasden Rest eines ehemalsgrößeren Feuchtgeländesdarstellt. Timmerlah ist ein Ort bei Braun- schweig.- Gelegentlichhat sichauch noch ein -b- eingeschlichen,wie in Timber in "Großen Ostpreußen, das an einem Moor" liegt. "timber/timmer" Das verfi.ihrt dazu, in dem Timmerlo/Timberlo dasalte rVort zu se- "Bauholz, "Zimmer" "Zimrner- hen, das Holzbau, rü(/ohnung"bedeutet (unser und mann"). So hat Bückmann unserenTimeloberg erklärt.tü7ir hätten esdemnach mit ei- nem Bergzu tun, wo Bauholz geschlagenwird - eineVorstellung, die wohl keineforst- wirtschaftliche Realität trifft. "Timelo" Die rechte Deutung von ermöglicht ein gewiß sehr alter Flumame in Mel- "am beck: hier gibt eseine Stelle,die Diemel' heißt. Darunter verstehendie Melbecker heute ein Gehölz. Es liegt an einer Stelle,wo ein starkzurückgebildeter Bach, der zeit- weilig noch'!ü'asserfiihrt und dessenRand mit Bäumen bestandenist, von der Straße

52 nach Embsen abwärtsfiihrt und vor der Straßenach Heinsen in einen Teich mündet; ehemals,als der Bach noch stärkerwar, ging er in die Melbec( wie die KartevonlTT4 "Has noch erkennenläßt. Die Ackern" liegen an diesem Bachlauf. "Diemel" DiesemBach - und nicht dem Gehölz- kommt ursprünglichder Name zu. Es ist derselbeName, den der 80 km langeFluß trägt, der bei Karlshafenin die \7eser mündet. F. tü7itthat in diesemFlußnamen das altsächsische Adiektiv "thimm" : "dunkel" erkannt. Es handelt sich also um einen dunklen, d. h. moorigen Bach- oder Flußlauf, wie er auch bei Neu Oertzen vorhanden gewesensein wird. Der Timelo ist alsowohl eigentlichein Diemelo, ein Gehölz(lo) an einemmoori- gen Gewässeroder in einem bruchigen Gelände. "am "Timelo" Bemerkenswertsind dieseFlurnamen: Diemel" und - (berg),weil daszu- "thimm" grundeliegende altsächsische wort (literarischs00-1000) derlebendenSpra- che offenbar schon in mittelniederdeutscherZeit verloren gegangenist, in diesenFlur- namen abermindestens ein Jahrtausendüberlebt hat. Aber auch der Name der Diemel, die am Fluß desTimeloberges entsprang und von der der Berg seinenNamen hatte, war spätestensgeten Ende desls. Jhs. schonvergessen; die Landesaufnahmevonl774 hat ihn nicht mehr. Statt dessenheißt dasauf der Karte in grüner "Reinbomo. Farbe angelegteQrellgebiet diesesBaches Das ist eine erelle 'Räin'kommt, "Räin" oder ein Gewässer(Born), dasaus einem und ein ist nach Kücks 'wörterbuch "ein Lüneburger Q,615) am Bach (Born) gelegener,etwa mit Erlen, Faul- bäumen und mit Fliegenbuschbestandener untergrund, früher als \feide benutzt, dann oft in \Tiesenlandumgewandelt'. Eine solche'Räin" zeichnet die Karte auch et- *Gopse" wasnördlicher bei (Göxe) und lü(rendischEvem, allerdingsohne hier eineBei- "Räino schrift hinzuzufügen. Aus beiden fließen westwärtskleine Bäche,die sich bald "Thun vereinigen und als Brock" weiter westwärtsin die Ilmenau münden. Dieser "dün(e)", Brock war d. h. angeschwollen:In seinerMitte hatte er einen streifen fließen- den wassers.In mancherleiwindungen fließt dieserbruchige Bach heute noch durch dasTiergartengelände; auf einem seinenlüTindungen folgenden pfad kann man an ihm entlanggehen.An seinemMittellauf hat dasLüneburger Straßenbauamt ihm zwischen Tiergarten und der neuen ostumgehung seinenursprünglichen Verlauf im Frühjahr 1988zurückgegeben; er war durch füihere Maßnahmen zerstört worden. Der einstelligeHof Göxe Der ungewöhnlicheName führt vermutlich in eineaußergewöhnlich frtihe Zeit zurück. Nach G. Osten lassensich zwei Höfe nachweisen,die im Lehnregistervon 1330 / 52 auf- "to geführt sind. w'asmerKynt hatte einenHof Gokesen",Hermen Kynt den Meyerhof "to Goktzen".'weitereBelege: 1298 urkundenbuch Scharnebeck in bonis(in dem Be- sitz) Ghokessen.1299 filiam villici nostri de Ghokessen(die Tochter unseresVerwalters - Meiers- von G.). - 1576(Daniel Freese)Gocks. - 1774Gopse. Hierherauch Gockenholz (IG. celle), 1235Gakenholte, 13 l7 Gockenholte,und Gokels bei Husum?

53 Dies ist ein Stück des Bachbs,der bei Deutsch Evem am Fuß des Timelobergesent- "Teufelsbrücke" sprinst und bei der in die Ilmenau mündet. Der Unterlauf desBaches fii.ßt"h.ut. durch den Tiersarten.Im Iahre 1774(Landesaufnahme) lief er am Nord- "Dirgartens" "Thun.Brock"' rand des entläng und trug hier die Bezeichnung Das "düne" ist ein Brock, d"er - geäu.ts.tt,au-fgeschwollen - ist, dasheißt, esist ein Bruch, in dessenMittellinie das tV-asserzu einem Bach anschwillt. Brocks_sich. in jüngerer Zeit durch die Während die morastigeBeschaffenheit dieses "düne" Absenkungdes Grun-dwassersweitgehend verloren hat, ist dem.Brock das Element iä seinerMitte durchausierblieben: der Bach schlängeltsich wie eh und je munter durch das einstmalsbruchige Gelände dahin. UnsereAufnahme ist etwa einen halben Kilometer vor der Einmündung des Baches entstanden.Sie ist ein augenfilliger Beleg frir die Beschaffenheitdes in die Ilmenau "Ttun Bruchgebietes,das im 18. Jahrhundert-als Brock" charakterisiertwurde. Dieseiezeichnung stammt äber sicher schon aus füiheren Jahrhunderten'

54 i.lir,{;,: "Inmitten DerNamekommtnocheinmalsüdwestlichHannovervor.H.Kuhnbeziehtihnaufwar' *Vorbevölkerung", die vor den Germanenda die d. ;. il Bevölkerung, #ata.r" desDeisters und dem Leinebogen, deskleinen GauesMerste;,;;;ü;.n Burg und in dem offenen Lande dem GehrdenerBerg eine vorgermanische liegt auf diesenNamen nennt "i*rttiÄlichsten Namen." Unter ringsum eine dichte c-pi'.1".. Bück- "Göxe Namens versucht er nicht' auch (Gokesse)"'Eine Deutung.des KuLn "God"?) vorliege,kann nach den ä..-p.rrorr.rrn".rre CätA (zu mannsVermuturrg, d.ß mit dem nicht zutreffen' und Bahlows Deutung von Kuhn dargestelltenÜ;;;" "gäk-' einer Annahme' ;;;;fir;" b.-ht nur auf (abgesehenvon denen mit lassensich die Namen unsererSiedlungen Im allgemeinen herleiten.Folgen wir ""r;;;il;nd germanischervrortformen slawischenNamen) vor der germa- Nä*t"'fot- "or uns' die in die Zeit H. Kuhn, so hättenwir i" ät;tt ti"t nischenLandnahme""ütttttitft'unddamitindemOrtGöxeeinederältestenSied- lungen in unserem Kreise' \üTillerding

MehrereBelegedes14.Jhs.0315_1395)ind.erFormwilrezinge,\Tillerdinghe,.Wilder-sie- partielleVüstung' ursprünglich mindestens singheborstelle)'Nach ä' öt;t" eine ben Höfe. DerNamenachBückmannzudemPersonennamen\Tillihardoder.Willerad'_Viel-"Kloster ,,weder,, gibt es r774 ein Holtz"' reicht zu : w"iJi-g.i \üi[erding Hagen das eingehegte ein Gebüsch,eine Einfriedigung, Hagen ist ein alter Flurname, der Karte von 1774gibtftir dasDorf "o.n .irr.., v.iaephtz bezeichn.i-öi. Grundstück, "Hageneroh", alsodie Hagener örtriJ däso.tes lagdamals die sechsFeuerstellen an. "im südlich' es diJ Flur BarckJ:im Birkengehölz; Aue, ein Feuchtgebieti;;iiJ gab Holtz"' ,,..i 'urrn.tainE zu, das Junckern Lüneburg und ModestorPe

LüneburgverdanktseinenNamendemherausragendenNaturgebilde,andessenFußdiesemaus der sl.arrng entwickelt"h.t'd.* Kalkberg, und in dessenschutz ,i.rrü. und dt' "' dt' Zeit' alsLüneburg entstand' Ebene emporr"g.,'at"7t;steinfehln' war als heute' und der' wie \7' danach,"i" ä nof"r und umfangreicher noch lange Zeiten kriegerischer ..c.r.rri.rra. der Stadt Lüneturg" schreibt,''in Reineckein seiner Billung (gest' konnte in seinen SÄutz"' Als Hermann Gefahr Tausendet"ft"irnt" "Lüneburg" zu seiner erhielt, erwählteer die 973) um 950 die ,ä.h;ir.^h. H;ogswürde HauPtburg. 795heißt .Wie diesesBerges, dieser Burg? ImJahre lautetein deräItesten Zeit derName diebillung,scheBurgheißtiidemJahr956,-al1Königottoden dieste'e,.Hliuni,,, des Kalkbergs des AJekklosters aui halber Höhe Zoll des Salzwerkesä*-r"r.".f"" "Liuniburg"' schenkt,die

56 "Schnellenberg" S.8: Die urkundlichenBelege bei: \Tilhelm Reinecke,Die StraßennamenLüneburgs, 153 f' "Puttbarg": Gerhard Osten, SlawischeSiedlungsspuren im Raum um Uelzen, Bad Be- vensenund Lüneburg.Uelzener Beiträge H.7,1978, S' 69' "Pottberg" Ein weiterer an der Oetzmühle im Kreis Uelzen: Hans Grün, Oetzen' Uns "heißt Dörp. Heuerstorf1919, S. 175: Der Pottberg seit altersherPottbarg, und mit RecÄt,den., nicht nur Urnengräber,sondern auch zahlreicheWohn- und Abfallgruben und Eisenschmelzstätten,die zahllosevorgeschichtliche Scherben enthalten", sind dort gefundenworden. "Putt Schließlichein Kamp" auf der Landesaufnahmevonl775 Blatt Uelzenzwischen Groß und Klein Liedern. Über zwei Höfe in Schnellenberg:osten,'wüstungen Nr. 61.Landesaufnahme Blatt Lüneburg1774: Schnellenberg Adl. Hoff' S.l1: Embsen Emmen bei Moisburg(tor Emmen),Emmen bei Isenhagen(1296 Emene), Bückmann 158. Eimbeke,Eimke (Bückmann106), zuagrl,agin: Schrecken'Diese Deutung ist abzu- lehnen.Emmendorf (Bückmann142). "b" Idg. am- (I1,ahe 42). - Das in Embsen stellt einen Übergangslautdar. S. 12: Oertzen "art-acker", art/ort: Bach 369 kennt den mhd. : Pflugland.Mnd. \7b.: art (zu aren, $ - eren),f. 1. dasPflügen, die Ackerbestellung,2.das geackerte Land, Land überhaupt. "das Kück, 2,484 Ord, f. Art; mnd. ärt, eigentlich Pflügen , die Bestellungdes Feldes", "pflügen", got. arjan urverwandt lat. aro. KlugeunterAlJ; hier:altsächs. ard:Aufenthalt,'J(ohnung. wenn dasMnd. wb' und "art" Mnd. Handwb. sowie Kück angeben,daß dieses identisch sei mit dem wort das "Art" *art": Natur, Beschaffenheit,Herkunft, so irren sie.Zu diesem sieheKluge unter Artr. Ort-feld: 1ggAl776 zwischenOerzen und Heiligenthal, bei Embsen,bei Westergeller- sen,bei Südergellersen,bei Eyendorf(or1 Feldfiir ort Feldverschrieben?), bei Patten- sen,bei Scharnebeck,bei Böddenstedt, bei Linden (Kr. Uelzen), Ohrt Feldbei Luhdo4 Ortbusch östlich Rehlingen. -Zahheichsind die Belegeim Kreis Celle: zehnmal Ort- "ort,, -barg,-busch, -beek, -heide, -holt, -kamp feld, 3lmal mit den Grundwörtern und weiteren.- Nur vereinzeltwird essich dabei um Felderhandeln, die an einerSpitze lie- gen oder eine Spitzebilden. "Heliand" "Aufenthaltsort"(Behag- Der enthältdas Wort ard, stm.,in der Bedeutung "bodal" *bü": hel), ebensowie die Wörter : Grundbesitz,und W'ohnung' Daß es nicht wenige -hüsen-Namenmit einem Landschaftsbegriffals BW gibt, kann man in der Bückmann'schenSammlung leicht feststellen' Mordfleck: ABC 183 unter Ortenau.

118 S.38: Süsing FrühereErwähnungen hat dasUb. Kloster Ebstorf:298/1368 in dem Susinghe;ebenso 327/1372,331/1372,551/1473 des Suzinge s.590/1492 des holtes de Susinggeheten. 591/ "ftir 1493in deme Suszinge.596/1496pro ligneto vulgariter dicto Susingk, den'W'ald, den die Leute hier Susingknennen", was wohl zum Ausdruck bringt, daß der Name dem Schreiberungewöhnlich vorkam. S.46: Ilmenau, Gerdau, Hardau, Stederau, \(/ipperau "ger":Bach$291 Gerdau: DerGehren,ahd.göro,keilförmigesStückZeugoder[and, verwandt mit ahd. gEr:I-arurc. - Während der Drucklegung stoßeich noch auf eine andere,bemerkenswerte Deutungsmöglichkeit frir die Gerdau.- Im Anschluß an Ed- ward SchröderhatJost Trier imJahre 1960ausgefiihrt, daß aus dem Namen der Stadt Gersfeld(an einemZufluß zum Oberlauf der Fulda) auf einen Flußnamen G ers e (aus Garisa)zu schließensei, und darin steckeein Gewässername'Garo,dessen Grundfor- "Garda, men im Nordgermanischen Gord, Gerdr, Gerda"lauteten. Im Englischenent- "Yar" "gear", sprechedem der Gewässername (in Yarmouth) und dasaltenglische W'ort das eine zaunartigeSpere in einem Fluß, ein W'ehr bezeichnet.Auch dasfranzösisch- '!7ort "gord" normannische : Fischzaunschließe sich hier an, ebensoder ftir das8. Jh. "Gartach" bezeugteFlußname (zum Neckar). Bei diesenErörterungen geht esum die Tatsache,daß eine Einrichtung von Menschenhand,nämlich ein ausZweigengefertig- ter Fischzaun,der dem Fischfangdient, einemFluß den Namen gegebenhat. Esmöchte wohl sein, daß auch der Name unsererGerdau auf dieseWeise zu erklärenist. Auch nach dieserErklärung wäre der Flußname,der heuteftir den gesamtenlauf gilt, bei der Siedlung Gerdau entstanden.In unseremBereich finden wir eine gleicheNamensbil- dung in dem OrtsnamenBuendorf , 1274Bunendod den man nacheinem am Ufer befestigtenZaun oder Schlengenwerkwird erklärenmüssen. (Jost Trier, Versuch über Flußnamen,Arbeitsgemeinschaft fiir Forschungdes Landes Nordrhein-Westfalen. Gei- steswissenschaften,H. 88, 1960). "am": Krahe 90 f. "isko S. 47: Hardau: ABC 106Hase und Krahe 91. Zu Stederau": Da in diesemGebiet rechts derllmenau auch mit slawischenSiedlun- gen zu rechnenist (PreZier,Kroetze usw.), will ich anmerken,daß man auch in Steder- dorf einen ursprünglichslawischen Namen erkennenkann: Trautmann 205 f. villa Ste- der,l453/79, eingeg.Ort an der Krajinke, und villa Stedra1314: Stedarauf Rü8en,zu "freigebig, einem sl. lVort in der Bedeutung reichlich". \?ichtiger als dieserHinweis ist vielleicht der auf die Forschungenvon Hans Kuhn in "'WestfäI. "Göxe"), den Forschungen"S. 35 (vgl. zu wo unter den Ortsnamen einer "Vorbevölkerung"(vor den Germanen)auch Stedere aufgefrihrtist. "W'ippe". S.48: \Tipperau: vgl. Klugeunter S. 52: Petersberg: Die Bemerkungvon GerhardKörner findet sich in einemvom Museumsvereinfi.ir das Fürstentum Lüneburg herausgegebenenBegleitheft zu einer "Nikolaus Gemäldeausstellungvom 6. April bis zum 10. Mai 1974mit dem Titel und Otto Peters".

t22 S.5l ff.: Deutsch/IüTendischEvern, Timeloh, Göxe Namensform Deutsch/Wendisch Evern 1575:Abriß der landwehren um Lüneburg. Die Karte ist von Daniel Frese(1540-161 I ) gezeichnet.Er war jahrzehntelangals Maler und Kartographin Lüneburg tätig und maßgeblichan derAusgestaltungdes Rathauses beteiligt. Die Karte ist als Nummer 50 wiedergegebenin: Heiko Leerhofi Niedersachsenin alten Karten. Vlg. ITachhoIz 1985. Timelo: Diemel: F. tü7itt, Beiträgezur Kenntnis der Flußnamen Nordwest- Deutschlands.Diss. Kiel 1912. Siehedazu: Bach $ 246/47:-l-Sufüxe. Die altenFormen der Diemel lauten:anno797 Timella, 1066Dimila, l252Dfutella. - Den Formen kommt diejenigesehr nahe, die un- "Tummerlas serTimelo imJahre 1774auf derl-andesaufnahmehat: Berg",woraus man "Tummerla" auf die Form wird schließendürfen, mit unorganischem-r-und einerVer- dumpfung von -i- zu -u-.Ob T i m eI o wirklich immer ein zusammengesetztesTimel-lo (Diemel-lo)ist oder eineFortftihrung der altenFormen wie797 Timella,1066 Dimila, "thimm". läßt sichwohl schwerentscheiden. - Dasaltsächsische Adjektiv, das \(ritt "Heliand" "dim" anftihrt, lautet im des9. Jhs. und wird in der Ausgabedes Gedichtes "finster" von Behaghel1933 mit übersetzt.In mittelniederdeutscherZeit (1200-1650) ist es in der schriftlichen Überlieferung nicht mehr vorhanden. In der gleichzeitigen "timelo oberdeutschenÜberlieferung (mhd.) habenwir aberdas Wort : dunkel, trübe "Dunkelheit, als Substantivfemininum in der Bedeutung Tiefe (des\üTassers)", wie es "dim": dasMhd. Wb. definiert.Im Englischenist es düster.Timber in Ostpreußen frihrt Bahlow 483 an. Göxe: Hans Kuhn, Vor- und frühgermanischeOrtsnamen in Norddeutschlandund den Niederlanden.In: Westfilische Forschungen.Mitteilungen desProvinzialinstituts frir'\ü7estfil.landes- und Volkskunde.12. Bd. 1959.S. 35: Göxe.Stedere. S.56: Lüneburg BückmannsErklärung des Namens Lüneburg ist gedrucktin demJahresberichtdes Johanneumszu Lüneburg vomJahre 1909(Programm Nr. 418).Auf S. 7 hat er die Er- "hohen gebnisseseiner Untersuchungen, denen er einen Gradvon lVahrscheinlichkeit" "Der beimißt,zusammengefaßt. Name Lüneburgist mit dem Namen'Hliuni'zusam- 'Hliuni'ist mengesetzt.Dieser haftete an dem lGlkbergmit nächsterUmgebung. eine 'hleo, Erweiterungdes altsächsischen W'ortes got. hlija' durch dasSuffix -ni. Die Grund- 'Obdach', bedeutung des Stammesist sie entfaltet sich in den Einzelbedeutungen: 'Hütte, Zelt, laubftrone, laube, \üTaldesschatten,\Taldesschutz, Schutz, Schirm, Be- 'Zufluchtsort' schirmer,Burg'. Als Name frir den Kalkbergwird Hliuni bedeutethaben. 'hle6-burh' Am nächsten kommt dieserBenennung das angelsächsische :'Schutz- 'Hliuni' burg'. Der Name stammt wahrscheinlichnoch aus langobardischerZeit. Der 'Liuniburg' zusammengesetzteName ist wohl zu einer Zeit entstanden,als man den Sinn deseinfachen Namens nicht mehr deutlich fi.ihlte;andernfalls wäre er zu beurtei- lenwie jene angelsächsische Zusammensetzung. Übersetzt kann erwerden mit'schirm- burg'."

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