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gegeben, die zumindest Handels-Beziehungen ermöglichten. Sehr hilfreich erscheinen die sechs gestaffel- ten historischen Karten auf S. 9, welche eine Perioden-Aufteilung peruanischer Kulturen von 4.500 v. Chr. bis 1534 n. Chr. präsentieren. M. Zick wählte den Einstieg ins Thema durch eine Zusammenfassung zum Inkareich über „Die letzte Blüte – Aufbruch ins ‚Gold- land’ Pirú“ (10-19), zum Zustand, in dem Please read the reviews die Spanier unter Pizarro die Andenländer on our website vorfanden, deren Monumental-Architektur, www.RockArtScandinavia.se Kunstfertigkeit und Steinbearbeitung, über ihren Metallreichtum, ihre organisatorischen Leistungen, technischen Kenntnissen usw. Besonders eindrucksvoll erscheint dabei die konzentrische Terrassen-Anlage von Moray (Abb. S. 18), für die es laut Zick bisher keine nachvollziehbare Deutung gibt. Es folgt der gewichtige, weil mit neuen Forschungen zusammen-hängende Abschnitt „Der Urknall“ (20-51), beginnend mit „Caral – Amerikas erste Stadt“ (22-33), an deren Existenz sich Forschung und Verwaltung erst allmählich gewöhnen mussten. Die monumen- talen Anlagen stammen nach heutiger Datie- Michael Zick, Die rätselhaften Vorfahren der rung aus der Zeit um 2.600 v. Chr. Außer ihrem Inka, 160 Seiten mit über 130 farbigen Abbild- hohen Alter ist auch die These der Entstehung ungen und 3 Karten; gebunden mit Schutz- solcher Architektur auf einem Wüstenplateau umschlag; 34,90 Euro (D); ISBN 978 3 8062 der Gewöhnung bedürftig gewesen. Bisher 2329 3; Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2011. wurde aus diesem Zeitabschnitt dort keine gebrannte Keramik gefunden, doch wird der Im Prolog (S. 6-9) wies der Autor auf allge- Ursprung höherer Zivilisation in Peru durch meine Assoziationen im Zusammenhang mit die vorliegenden Befunde um 1.500 Jahre Peru hin: Im Vordergrund stünden die Inka, vorverlegt; bisher hatte man die Chavín-Kultur obwohl diese dort nur 98 Jahre geherrscht als Beginn höherer Zivilisation angesehen. hätten (laut Geschichtskarten auf S. 9: 96 Auf einer Fläche von 66 Hektar befinden sich Jahre = 1438 - 1534). Hingegen wird derzeit Pyramiden-Bauten, etwa gleich alt wie die der Beginn peruanischer Monumental-Archi- ägyptischen (!), mehrere Rundanlagen und tektur bereits etwa ein Jahrtausend vor den ein durch unterirdische Schächte geförderter ägyptischen Pyramiden (demnach noch vor zentraler Feuerplatz mit Resten von Opfer- 3.500 v. Chr.) angesetzt. Kyklopenmauern, gaben. Caral scheint eine Art Hauptstadt im Bewässerungs-Anlagen, bemalte Keramik und Verhältnis zu etwa 20 weiteren Siedlungen im Steinmetzarbeiten seien weitere Höhepunkte Supe-Tal gewesen zu sein. Es lassen sich frühe dortiger Zivilisation gewesen – entstanden in und weit reichende Handels-Beziehungen der Auseinandersetzung mit einer vielfach durch entsprechende Funde belegen. Caral lag rauen Natur – seiner Ansicht nach ohne An- dabei zentral, exportierte farbige Baumwolle regungen von außen. Die Archäologie biete und Flaschenkürbisse, importierte Küstenfische jetzt den Hauptzugang zur alt-peruanischen und –schilf, tierische Produkte aus Andenhoch- Kultur, wenngleich auch Berichte der Inka noch und Amazonastiefland. Die aufgefundene vorhanden seien. Innerhalb des peruanischen Keramik ist ungebrannt und beschränkt sich Großraumes habe es schon früh Vernetzungen auf kleine Tonfiguren mit auffälligem Haar- Adoranten 2011 1 schmuck, deren kultische Bedeutung vermutet wird. Ebenso wird eine Beziehung zur etwa 800 Jahre älteren, aber mindestens 1.000 km entfernten Valdivia-Kultur Süd-Ecuadors er- schlossen, welche bereits gebrannte Gefäß- und Figuren-Keramik gekannt hatte. Diese könnte demnach die geistige Vorläuferin Carals gewesen sein. Gesellschaftliche Hie- rarchien sind dort – im Gegensatz zur sehr wahrscheinlich vorhandenen Arbeitsteilung – eher schwach zu belegen gewesen, obwohl es vermutlich einen Planer für die Gesamtanlage gab. Entsprechende Friedhöfe, in denen eine zu erwartende Schichtung erkennbar wäre, sind bislang nicht gefunden worden. Ebenso fehlen bisher militärische Anlagen und Waf- samt wurde von Nachbewohnern im Supe-Tal fen! Dafür aber sind kultische Überreste wie nicht mehr aufgegriffen. Tempel, Altäre, Opferreste usw. umso klarer Anschließend führt das Buch in noch wei- belegt. Diese hatten vermutlich auch mit dem ter zurück liegende Zeiten. Zunächst folgt Zusammenhalt der damaligen Gemeinschaft „Amerikas ältester Kultbau – Sechín Bajo“ (34- zu tun, welche vielleicht sogar das Urbild der 37), wobei sich die Aussagen „5500 Jahre alt, Inka-Zivilisation dargestellt haben mag, zu- erbaut zwei Jahrtausende vor den ägyptischen mal bestimmte Kultdetails anscheinend bis in Pyramiden“ (34) zunächst zu widersprechen die Inkazeit bewahrt blieben (z. B. Trapezni- scheinen und etwas verwirren. Berliner For- schen, Andenkreuze und Quipus). Doch sind scher deckten seit 1992 Reste einer Großanlage diese Theorien vorläufig und bedürfen noch mit Tempel-Pyramide für Feste, Riten und - wie gründlicherer Überprüfung. Die ältesten Daten ich vermute - auch für Prozessionen im Tal des für Caral stammen aus dem 29./28. Jh. v. Chr.; Casma-Flusses auf, etwa 370 km nördlich von interdisziplinäre Zusammenarbeit vor Ort ist Lima. Dieses Tal gilt als direkte und einfache erst in Entstehung begriffen. Ausgräberin Verbindung zwischen Küste und Hochland. Es Carals ist die peruanische Archäologin Ruth beherbergt etwa 50 bis heute aufgefundene Shady; sie legt neben dem Fortschritt der For- archäologische Komplexe mit Großbauten, schungen größten Wert auf Konservierung der die den Archäologen voraussichtlich noch viel alten Baureste für touristische Zwecke, Ausbau Einsatz abverlangen werden! Die Anlage von der Infrastruktur und Wirtschaft, weiterhin Sechín Bajo dehnt sich über etwa 30 ha aus des Kunsthandwerkes der Region. Derzeit ist und grenzt an die Wüstenzone. Diese große sie selber durch die dortigen Ausgrabungen Fläche war planiert und mit einem Lehme- größte Arbeitgeberin vor Ort! Es scheint aber strich überzogen, auf dem Kultbauten errichtet leider einen Urheberrechts-Skandal mit zwei wurden. Im Jahre 2006 durchgeführte elektro- US-amerikanischen Archäologen und eine Kon- magnetische Messungen zeigten, dass eine 40 kurrenz-Situation zu den Berliner Ausgräbern m x 40 m große ummauerte Plattform dreimal in Sechín Bajo zu geben. Seit 2007 werden die schrittweise vergrößert wurde. Eine Lehm- Caral-Ausgrabungen vom peruanischen Staat ziegeltreppe (!) führte zu einem vertieften intensiv gefördert, was in diesem Land fast als Rundplateau von 16 m Durchmesser. Kultplätze neue Errungenschaft bezeichnet werden kann. dieser Form gab es anscheinend später noch Viele Fragen zur „ersten Stadt Amerikas“ sind bei den Inkas; sie würden also eine sehr lange noch ungeklärt und um 2.100 v. Chr. wurden Tradition aufweisen. Gut abgesicherte Mu- die Kultanlagen von Caral geradezu unter scheln und Feuerstellen vom ältesten bisher Sand, Geröll und Steinen beerdigt, sodann aufgefundenen Bauwerk erbrachten zehn von ihren Nutzern zurück gelassen. Auch das Radiocarbon-Daten aus der Zeit zwischen 3.500 Errichten von Monumental-Architektur insge- und 3.000 v. Chr. Es könnte darunter ein noch älteres liegen, das derzeit aber nicht unter- 2 Adoranten 2011 suchbar ist. Käme man damit vielleicht doch Nicht weit davon wurde aus Zarpán ein weite- auf die Zeit 2.000 Jahre vor den ägyptischen rer kleiner Tempel bekannt. Insgesamt scheint Pyramiden? das Vorkommen von Kunst in dieser Region Bekanntlich sind Großbauten nicht der häufiger als in Caral gewesen zu sein. Beginn menschlicher Zivilisation in Amerika. Tom D. Dillehay fahndete auch in Nord-Peru Deshalb ging unser Autor noch weiter zurück gezielt nach alten Fundstätten, untersuchte in „Die Besiedlung Amerikas – Waren die er- deshalb den schon 50 Jahre zuvor ausgegra- sten Amerikaner Südamerikaner?“ (38-41). Seit benen Fundort Huaca Prieta erneut. Die Da- 1937 hielt man die Clovis-Kultur aus New Me- tierung dortiger Feuerstellen wies auf ihre xico, datiert in die Mitte des 10 Jt.s v. Chr., für Anlage um 5.000 v. Chr. Von dort stammen u. a. die älteste menschliche Spur. 1977-87 erfolgte Textilien und bild-reliefierte Flaschenkürbisse; Forschungen von Tom D. Dillehay in Monte eine Wohnplattform hatte bei 3 m Höhe 50 m Verde (Chile) wurden erst 1997 anerkannt: x 50 m Ausmaße, kann demnach als schlichte Zelt aus Pfählen und Tierhäuten, Feuerstel- Monumental-Architektur bezeichnet werden. len, menschliche Fußabdrücke, Holzspeere, Real Alto, eine ausgegrabene Siedlung der Steinwerkzeuge, Pflanzenreste usw. aus der süd-ecuadorianischen Valdivia-Kultur, bestand Zeit um 12.500 v. Chr. Die dortige Verwendung aus mehreren hundert Häusern „in parallelen von 13 Algenarten scheint auf eine intensive Reihen“. Zwei ca. 10 m durchmessende Hügel Beziehung zur etwa 60 km entfernten Mee- innerhalb dieser Siedlung „für sakral-festliche resküste hinzuweisen. Demnach wäre es nach Ereignisse und Beerdigungen“ erbrachten u. jetzigem Forschungsstand wahrscheinlich, a. „ein Frauengrab mit mehreren geopferten dass die menschliche Besiedlung Amerikas und zerstückelten Männern. Im anderen Hügel über die Beringstraße oder/und Grönland - die kamen Tierknochen und sehr viel besonders Küsten entlang nach Süden - bereits im 18. Jt. hochwertige, absichtlich zerbrochene Keramik v. Chr. begonnen haben könnte. Gelegentlich zum Vorschein. Daraus hat man auf große gemachte Funde an den Küsten könnten diese Trink- und Essgelage geschlossen, wie man These stützen. Im Norden und Süden Perus sie aus dem Amazonas-Tiefland kennt“ (47). wurden Fundkomplexe aus der