gegeben, die zumindest Handels-Beziehungen ermöglichten. Sehr hilfreich erscheinen die sechs gestaffel- ten historischen Karten auf S. 9, welche eine Perioden-Aufteilung peruanischer Kulturen von 4.500 v. Chr. bis 1534 n. Chr. präsentieren. M. Zick wählte den Einstieg ins Thema durch eine Zusammenfassung zum Inkareich über „Die letzte Blüte – Aufbruch ins ‚Gold- land’ Pirú“ (10-19), zum Zustand, in dem Please read the reviews die Spanier unter Pizarro die Andenländer on our website vorfanden, deren Monumental-Architektur, www.RockArtScandinavia.se Kunstfertigkeit und Steinbearbeitung, über ihren Metallreichtum, ihre organisatorischen Leistungen, technischen Kenntnissen usw. Besonders eindrucksvoll erscheint dabei die konzentrische Terrassen-Anlage von (Abb. S. 18), für die es laut Zick bisher keine nachvollziehbare Deutung gibt. Es folgt der gewichtige, weil mit neuen Forschungen zusammen-hängende Abschnitt „Der Urknall“ (20-51), beginnend mit „ – Amerikas erste Stadt“ (22-33), an deren Existenz sich Forschung und Verwaltung erst allmählich gewöhnen mussten. Die monumen- talen Anlagen stammen nach heutiger Datie- Michael Zick, Die rätselhaften Vorfahren der rung aus der Zeit um 2.600 v. Chr. Außer ihrem Inka, 160 Seiten mit über 130 farbigen Abbild- hohen Alter ist auch die These der Entstehung ungen und 3 Karten; gebunden mit Schutz- solcher Architektur auf einem Wüstenplateau umschlag; 34,90 Euro (D); ISBN 978 3 8062 der Gewöhnung bedürftig gewesen. Bisher 2329 3; Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2011. wurde aus diesem Zeitabschnitt dort keine gebrannte Keramik gefunden, doch wird der Im Prolog (S. 6-9) wies der Autor auf allge- Ursprung höherer Zivilisation in durch meine Assoziationen im Zusammenhang mit die vorliegenden Befunde um 1.500 Jahre Peru hin: Im Vordergrund stünden die Inka, vorverlegt; bisher hatte man die Chavín-Kultur obwohl diese dort nur 98 Jahre geherrscht als Beginn höherer Zivilisation angesehen. hätten (laut Geschichtskarten auf S. 9: 96 Auf einer Fläche von 66 Hektar befinden sich Jahre = 1438 - 1534). Hingegen wird derzeit Pyramiden-Bauten, etwa gleich alt wie die der Beginn peruanischer Monumental-Archi- ägyptischen (!), mehrere Rundanlagen und tektur bereits etwa ein Jahrtausend vor den ein durch unterirdische Schächte geförderter ägyptischen Pyramiden (demnach noch vor zentraler Feuerplatz mit Resten von Opfer- 3.500 v. Chr.) angesetzt. Kyklopenmauern, gaben. Caral scheint eine Art Hauptstadt im Bewässerungs-Anlagen, bemalte Keramik und Verhältnis zu etwa 20 weiteren Siedlungen im Steinmetzarbeiten seien weitere Höhepunkte Supe-Tal gewesen zu sein. Es lassen sich frühe dortiger Zivilisation gewesen – entstanden in und weit reichende Handels-Beziehungen der Auseinandersetzung mit einer vielfach durch entsprechende Funde belegen. Caral lag rauen Natur – seiner Ansicht nach ohne An- dabei zentral, exportierte farbige Baumwolle regungen von außen. Die Archäologie biete und Flaschenkürbisse, importierte Küstenfische jetzt den Hauptzugang zur alt-peruanischen und –schilf, tierische Produkte aus Andenhoch- Kultur, wenngleich auch Berichte der Inka noch und Amazonastiefland. Die aufgefundene vorhanden seien. Innerhalb des peruanischen Keramik ist ungebrannt und beschränkt sich Großraumes habe es schon früh Vernetzungen auf kleine Tonfiguren mit auffälligem Haar-

Adoranten 2011 1 schmuck, deren kultische Bedeutung vermutet wird. Ebenso wird eine Beziehung zur etwa 800 Jahre älteren, aber mindestens 1.000 km entfernten Valdivia-Kultur Süd-Ecuadors er- schlossen, welche bereits gebrannte Gefäß- und Figuren-Keramik gekannt hatte. Diese könnte demnach die geistige Vorläuferin Carals gewesen sein. Gesellschaftliche Hie- rarchien sind dort – im Gegensatz zur sehr wahrscheinlich vorhandenen Arbeitsteilung – eher schwach zu belegen gewesen, obwohl es vermutlich einen Planer für die Gesamtanlage gab. Entsprechende Friedhöfe, in denen eine zu erwartende Schichtung erkennbar wäre, sind bislang nicht gefunden worden. Ebenso fehlen bisher militärische Anlagen und Waf- samt wurde von Nachbewohnern im Supe-Tal fen! Dafür aber sind kultische Überreste wie nicht mehr aufgegriffen. Tempel, Altäre, Opferreste usw. umso klarer Anschließend führt das Buch in noch wei- belegt. Diese hatten vermutlich auch mit dem ter zurück liegende Zeiten. Zunächst folgt Zusammenhalt der damaligen Gemeinschaft „Amerikas ältester Kultbau – Sechín Bajo“ (34- zu tun, welche vielleicht sogar das Urbild der 37), wobei sich die Aussagen „5500 Jahre alt, Inka-Zivilisation dargestellt haben mag, zu- erbaut zwei Jahrtausende vor den ägyptischen mal bestimmte Kultdetails anscheinend bis in Pyramiden“ (34) zunächst zu widersprechen die Inkazeit bewahrt blieben (z. B. Trapezni- scheinen und etwas verwirren. Berliner For- schen, Andenkreuze und Quipus). Doch sind scher deckten seit 1992 Reste einer Großanlage diese Theorien vorläufig und bedürfen noch mit Tempel-Pyramide für Feste, Riten und - wie gründlicherer Überprüfung. Die ältesten Daten ich vermute - auch für Prozessionen im Tal des für Caral stammen aus dem 29./28. Jh. v. Chr.; Casma-Flusses auf, etwa 370 km nördlich von interdisziplinäre Zusammenarbeit vor Ort ist Lima. Dieses Tal gilt als direkte und einfache erst in Entstehung begriffen. Ausgräberin Verbindung zwischen Küste und Hochland. Es Carals ist die peruanische Archäologin Ruth beherbergt etwa 50 bis heute aufgefundene Shady; sie legt neben dem Fortschritt der For- archäologische Komplexe mit Großbauten, schungen größten Wert auf Konservierung der die den Archäologen voraussichtlich noch viel alten Baureste für touristische Zwecke, Ausbau Einsatz abverlangen werden! Die Anlage von der Infrastruktur und Wirtschaft, weiterhin Sechín Bajo dehnt sich über etwa 30 ha aus des Kunsthandwerkes der Region. Derzeit ist und grenzt an die Wüstenzone. Diese große sie selber durch die dortigen Ausgrabungen Fläche war planiert und mit einem Lehme- größte Arbeitgeberin vor Ort! Es scheint aber strich überzogen, auf dem Kultbauten errichtet leider einen Urheberrechts-Skandal mit zwei wurden. Im Jahre 2006 durchgeführte elektro- US-amerikanischen Archäologen und eine Kon- magnetische Messungen zeigten, dass eine 40 kurrenz-Situation zu den Berliner Ausgräbern m x 40 m große ummauerte Plattform dreimal in Sechín Bajo zu geben. Seit 2007 werden die schrittweise vergrößert wurde. Eine Lehm- Caral-Ausgrabungen vom peruanischen Staat ziegeltreppe (!) führte zu einem vertieften intensiv gefördert, was in diesem Land fast als Rundplateau von 16 m Durchmesser. Kultplätze neue Errungenschaft bezeichnet werden kann. dieser Form gab es anscheinend später noch Viele Fragen zur „ersten Stadt Amerikas“ sind bei den Inkas; sie würden also eine sehr lange noch ungeklärt und um 2.100 v. Chr. wurden Tradition aufweisen. Gut abgesicherte Mu- die Kultanlagen von Caral geradezu unter scheln und Feuerstellen vom ältesten bisher Sand, Geröll und Steinen beerdigt, sodann aufgefundenen Bauwerk erbrachten zehn von ihren Nutzern zurück gelassen. Auch das Radiocarbon-Daten aus der Zeit zwischen 3.500 Errichten von Monumental-Architektur insge- und 3.000 v. Chr. Es könnte darunter ein noch älteres liegen, das derzeit aber nicht unter-

2 Adoranten 2011 suchbar ist. Käme man damit vielleicht doch Nicht weit davon wurde aus Zarpán ein weite- auf die Zeit 2.000 Jahre vor den ägyptischen rer kleiner Tempel bekannt. Insgesamt scheint Pyramiden? das Vorkommen von Kunst in dieser Region Bekanntlich sind Großbauten nicht der häufiger als in Caral gewesen zu sein. Beginn menschlicher Zivilisation in Amerika. Tom D. Dillehay fahndete auch in Nord-Peru Deshalb ging unser Autor noch weiter zurück gezielt nach alten Fundstätten, untersuchte in „Die Besiedlung Amerikas – Waren die er- deshalb den schon 50 Jahre zuvor ausgegra- sten Amerikaner Südamerikaner?“ (38-41). Seit benen Fundort erneut. Die Da- 1937 hielt man die Clovis-Kultur aus New Me- tierung dortiger Feuerstellen wies auf ihre xico, datiert in die Mitte des 10 Jt.s v. Chr., für Anlage um 5.000 v. Chr. Von dort stammen u. a. die älteste menschliche Spur. 1977-87 erfolgte Textilien und bild-reliefierte Flaschenkürbisse; Forschungen von Tom D. Dillehay in Monte eine Wohnplattform hatte bei 3 m Höhe 50 m Verde (Chile) wurden erst 1997 anerkannt: x 50 m Ausmaße, kann demnach als schlichte Zelt aus Pfählen und Tierhäuten, Feuerstel- Monumental-Architektur bezeichnet werden. len, menschliche Fußabdrücke, Holzspeere, Real Alto, eine ausgegrabene Siedlung der Steinwerkzeuge, Pflanzenreste usw. aus der süd-ecuadorianischen Valdivia-Kultur, bestand Zeit um 12.500 v. Chr. Die dortige Verwendung aus mehreren hundert Häusern „in parallelen von 13 Algenarten scheint auf eine intensive Reihen“. Zwei ca. 10 m durchmessende Hügel Beziehung zur etwa 60 km entfernten Mee- innerhalb dieser Siedlung „für sakral-festliche resküste hinzuweisen. Demnach wäre es nach Ereignisse und Beerdigungen“ erbrachten u. jetzigem Forschungsstand wahrscheinlich, a. „ein Frauengrab mit mehreren geopferten dass die menschliche Besiedlung Amerikas und zerstückelten Männern. Im anderen Hügel über die Beringstraße oder/und Grönland - die kamen Tierknochen und sehr viel besonders Küsten entlang nach Süden - bereits im 18. Jt. hochwertige, absichtlich zerbrochene Keramik v. Chr. begonnen haben könnte. Gelegentlich zum Vorschein. Daraus hat man auf große gemachte Funde an den Küsten könnten diese Trink- und Essgelage geschlossen, wie man These stützen. Im Norden und Süden Perus sie aus dem Amazonas-Tiefland kennt“ (47). wurden Fundkomplexe aus der Zeit zwischen Ein bekanntes Merkmal der Valdivia-Kultur 12.000 und 10.000 v. Chr. aufgedeckt. Noch sind gebrannte Tonstatuetten von Frauen mit älter als die Monte Verde-Befunde sind viel- üppigem Haarschmuck, die in ungebranntem leicht die von Pedro Furada an der Ostküste Zustand bis nach Caral hin nachgewiesen wur- Brasiliens. Andere Fundorte Nordamerikas sind den – und das aus etwa 800 Jahre jüngeren umstritten, doch scheint die „erste Besiedlung Schichten. Amerikas“ heute ein verbreitetes und span- Die für Süd-Ecuador typischen großen nendes Forschungsthema zu sein. Dorfsiedlungen fehlen bisher in Nord-Peru. „Die Vorgänger der Vorfahren“ (42-51) In dieser Hinsicht mehr Erfolg hatte man in heißt der letzte größere Abschnitt des „Ur- Süd-Peru, wo das Deutsche Archäologische knalles“. Institut in Pernil Alto grub: Dort fand man 20 Unter einer Müllhalde beim Dorfe Ventar- Gräber mit Schmuck- und Werkzeug-Beigaben rón (Lambayeque-Tal/Nord-Peru) wurde 2007 in 18 kleinen Ovalbauten von 2 m x 3 m, die ein 3.000 -4.000 Jahre alter Tempel mit 2 m als ehemalige Schlafhütten angesehen wer- hohem farbigem Wandgemälde aufgedeckt, den; drei der Gräber wurden auf Grund von daneben eine Brandopferstelle mit verrußtem Schilfabdeckungen in die Zeit um 3.800 v. Chr. Rauchabzug (Schornstein?). Die Deutung der datiert. Die Funde aus der auf 50 m x 40 m bildlichen Darstellung ist unsicher, könnte ergrabenen Fläche sprechen für eine Freiland- aber einen Hirsch, gefangen in einem Netzt, siedlung mit gemischter Wirtschaftsform (Sam- gemeint haben. Ein weiterer Tempel von 150 meln und Anbau von Pflanzen, Jagd) – eine m x 70 m Ausmaßen mit bemaltem Wandrelief Gemeinschaft im Übergang zur Pflanzenzucht. wurde 2008 auch im benachbarten Collud Auch Grabmatten aus Binsen und geflochtene freigelegt – diesmal mit altbekannten Bild- Behälter blieben durch die Trockenheit vor motiven: „übernatürliches Mischwesen aus Ort erhalten. Einstweilen konnte in Süd-Peru Raubkatze, Vogel, Spinne und Mensch“ (43). kein weiterer ähnlicher Fundort erschlossen

Adoranten 2011 3 werden. Ein Rätsel bleibt den Forschern vorerst aufweisen. M. Zick erwähnte, dass der Lehm der Übergang vom Dorf zur Monumental- „’Katzengold’, ein Hämatit“ enthalte und Architektur. daher mittags golden glänze (57). Allerdings Der nächste größere Abschnitt heißt: „Die ist das goldgelbe ‚Katzengold’ ein Eisensul- Kultur erblüht“ (S. 52-73) und führt zunächst fid (Pyrit), während Hämatit (Eisenoxid) eher auf „Casma – das Tal der Pyramiden“ (54-61). schwarze und rote Farbtöne aufweist. Im Dort wurden bisher drei archäologisch beson- Lehmfries erhaltene Holzstäbchen werden ders bedeutsame Stätten untersucht: Cerrro als Maß-Befestigungen angesehen und auf Sechín, Sechín Bajo und Sechín Alto. Die mitt- 1.600 v. Chr. datiert. In der ca. 800 Jahre spä- lere Fundstelle wurde bereits oben als ältester teren Moche-Kultur erschienen vergleichbare Kultbau Amerikas angesprochen. In Cerro mythische Wesen dann als „Enthaupter-Gott“. Sechín gibt es „Amerikas älteste Steinreliefs“ Man mag sich die zugehörigen Kulte nicht (54f.). Die ältesten dortigen Reliefs aus der gerne vorstellen! Zeit um 2.200 v. Chr. waren allerdings noch Sechín Alto entstand zwar ab etwa 2.000 aus Lehm - sie zeigten katzenartige Wesen v. Chr. als die jüngste, aber wohl größte Kult- und Riesenfische, vermutlich in Verbindung anlage im Casma-Tal. Die so genannte Haupt- mit Menschenopfern. Die um 300 Jahre jün- Pyramide mit Nebengebäuden ist etwa 500 m geren Steinreliefs scheinen dann vor Grau- lang, 200 m breit und bis zu 60 m hoch. Die samkeiten nur so zu strotzen (Opfer oder/und Berliner Ausgräber verglichen die zugehörige Krieg). Solche Darstellungen befinden sich Prozessionsstraße von 2 km Länge mit „Unter auf 400-500 bis zu 4 m hohen Steinplatten, den Linden“ in ihrer Heimatstadt. Diese monu- die eine Tempelplattform umgeben. Schon mentale Gesamtanlage wurde auf 1.200 v. Chr. 200 Jahre später, um 1.700 v. Chr., wurden datiert (58). Ob sich hier eine Art Verwaltungs- diese Gewaltszenen zum Teil verdeckt und Hauptstadt des Tales befand, ist umstritten. An nochmals 400 Jahre danach verschüttete eine einem einige km entfernten Fundort wurden Geröll- und Schlammlawine die Anlage – bis neben dem Tempel zahlreiche Gebäude ge- zur archäologischen Untersuchung. Man ver- funden, die als Lagerhäuser für große Waren- mutet, dass der Hauptkult bereits um 1.700 v. mengen angesehen werden. Auch dort gab es Chr. von Cerro Sechín um 800 m nach Sechín Reliefs mit zwei riesigen Großkatzen; jedoch Bajo verlegt wurde, also dort hin, wo schon erscheint die Datierung der Fundstelle unsicher im 4. Jt. v. Chr. eine Kultanlage bestanden (59). Vor allem nord-amerikanische Forscher hatte. Beide Fundstätten werden u. a. von scheinen nach frühen Stadt- und Flächenstaa- Berliner Forschern (Renate Patzschke u. Peter ten zu fahnden (60). Entsprechend steht die Fuchs) untersucht. Der dortige „Bau 2“ mit Frage im Raum, wer wohl die Großbauten von einst 14 m Höhe und Treppenaufgang wies Sechín Alto errichtete. Die deutschen Forscher auf einer 34 m langen Lehm-Außenmauer 122 bevorzugen eine religiöse Deutung – ähnlich Ritzzeichnungen (Graffiti) auf, die vermutlich wie im fernen und viel früheren Göbekli Tepe zur Zeit der Gebäude-Aufgabe um 1.300 v. Chr. (Ost-Türkei, 10./9. Jt. v. Chr.). „Zusammen- entstanden: „geometrische Muster, Masken, künfte, Riten, Tanz, Vorführung“ hätten die Köpfe, Strichmännchen und Tiere“, darun- Gruppenidentität dortiger Menschen immer ter „ein Mischwesen aus Mensch, Raubkatze wieder gefestigt. Eine der Theorien besagt, mit Reißzähnen und Vogel oder Spinne mit dass bauliche Änderungen in Tempeln z. B. Zangen und Wurmfortsatz“ (56) – ein „Misch- auf rituelle Änderungen hindeuten könnten Monster“, das um 1.100 v. Chr. in der Chavín- (61). In Sechín Bajo scheint es eine Elitisierung Kultur wieder auftauchte. „Bau 3“ war einst des Kultes gegeben zu haben, der vermut- 20 m hoch, wurde um 2.100 v. Chr. errichtet lich eine gestuft fortschreitende Hierarchisie- und hatte eine komplexe Neben-Architektur rung folgte. Nischen deuten auf ehemalige mit vier Höfen. Dieses Bauwerk wurde um Kultfiguren hin. Ein Umbau war durch eine 1.300 v. Chr. planmäßig aufgegeben. 2008 fand „Wetterkatastrophe“ notwendig geworden, man in „Hof 1“ große Teile eines unbemal- so dass man Anti-Katastrophen-Rituale als ten Lehmfrieses mit offenkundig mythischen Folge vermutet, die dann einer Priesterkaste Wesen, die wieder eher erschreckende Details als Abgrenzung „von der Gesellschaft“ ge-

4 Adoranten 2011 dient haben könnten. Insgesamt sieht es jetzt metz-Kunsthandwerk“, charakterisierte der so aus, dass die vor wenigen Jahren noch als Autor. Auch der Kaiman (Krokodilart) kommt „Urkultur“ bezeichnete Chavín-Zivilisation in Mischwesen-Darstellungen vor. „Chavín- offenkundig langjährige Wegbereiter hatte, Keramik“ ist im Andenraum in einem über 800 wobei man die Dörfer und Gräber der einfa- km Nord-Süd-Ausdehnung messenden Gebiet chen Bevölkerung aus diesen Kulturen bisher nachweisbar gewesen. Politisch-militärische nicht aufgefunden hat! Gründe dafür waren bisher nicht erkennbar, „Chavín de Huántar – Kultplatz zwischen was für religiös-kultisch-künstlerische spre- den Welten“ folgt sogleich (S. 62-78). Über chen dürfte (64). Seit 2007 existiert beim Dorfe diese 3.400 m hoch in den Anden gelegene Chavín d. H. ein umfassendes Museum zum Kultstätte gibt es Nachrichten bereits aus der Fundplatz. Zwei Kultanlagen sind vor Ort Zeit kurz nach der spanischen Eroberung. Nach erkennbar: Der so genannte „Alte Tempel“ ihrer Untersuchung durch den peruanischen - U-förmig, mit vertieftem Rundplatz – und Archäologen Julio C. Tello zwischen den bei- der größere, so genannte „Neue Tempel“ mit den Weltkriegen wurde die Ausgrabungsstätte Quadratplatz und zwei Nebenplattformen, so durch Natur-Katastrophen stark beschädigt. dass dabei der Eindruck einer Stufen-Pyramide Die Darstellung eines ihrer „Misch-Monster“ zu entstehen scheint (65); an dieser Stelle hat ist im Relief einer sehr gut erhaltenen Stein- sich aber der Autor meines Erachtens nicht tafel deutlich erkennbar (Abb. S. 62): es zeigt wünschenswert klar ausgedrückt. Das Bauma- Züge von Mensch, (Raub-)Katze, Schlange terial für den „Neuen Tempel“ wurde zum Teil und (Raub-)Vogel. „Figuren der Chavín-Kultur einem 1.000 m höher gelegenen Bergmassiv sehen selten freundlich aus“, ist im Bildtext entnommen! Das „Portal“ dieses Tempels zeigt zu lesen. „Die Chavín-Kultur zeichnet sich aus je ein weibliches und ein männliches Mischwe- durch feine Goldarbeiten, Textilkunst, aus- sen (Mensch-Raubkatze-Raubvogel), außerdem gefeilte Keramik und hochstehendes Stein- „mythische Vogeldarstellungen“ (66).

Adoranten 2011 5 Als „Die Götter von Chavín de Huántar“ (66- Fundort in den Nordanden wurde seit 1946 68) werden etwa die Bildwerke „El Lanzon“ untersucht und von den Bewohnern des an- (= ‚Der Lanzenförmige’), die so genannte Rai- grenzenden Dorfes La Conga für die Forschung mondi-Stele und der so genannte Tello-Obelisk gesichert, was angesichts bedeutsamer Kunst- bezeichnet. Ersterer bildet auf einem 4,5 m handwerkfunde aus Gold auch notwendig hohen Granitpfeiler im Untergeschoss des „Al- gewesen ist. Darstellungen von Mischwesen ten Tempels“ ein Mensch-Jaguar-Schlangen- sind denen von Chavín vergleichbar (Mensch- Mischwesen ab. Das zweite Objekt ist eine Raubkatze), dazu kommt der „Enthaupter- Steinplatte, jetzt im Nationalmuseum Lima, mit gott“. Es gibt dort „eine große, 12 m hohe Mensch-Jaguar-Schlangen-Vogel-Mischwesen Plattform“ auf einem Hügel (73), in die neun und stabartigem Gegenstand, weshalb es auch reich ausgestattete Gräber eingetieft waren, als „Stabgott“ bezeichnet wird. Etwas älter soll und einen vertieften viereckigen Platz mit der Tello-Obelisk sein, worauf die Darstellung Seitentreppen. Die Anlage wurde anscheinend eines hoch stilisierten Doppel-Kaiman-Wesens etwa 1.100-700 v. Chr. kultisch verwendet. mit Raubvogelschwanz, umgeben von essbaren Nach 250 Jahren Unterbrechung entstand an Pflanzen und Tieren, zu sehen sei, was viel- dieser Stelle ein großer Platz, unter dem man leicht Rückschluss auf eine Leben spendende ein Kanalsystem für Regenwasser anlegte. Gottheit der Natur zulässt. „Um 250 v. Chr. wurde Kuntur Wasi zerstört „Die Unterwelt in den Bergen“ (68-71) und verlassen.“ befindet sich als mannshohes gemauertes „Das Goldene Zeitalter“ heißt die nächste Gangsystem unter den Chavín-Tempeln, wo größere Texteinheit (74-109) und handelt auch ansehnliche Reste von „Weihegaben“ von der nord-peruanischen, nach einem Fluss angetroffen wurden. Man hält die Anlage benannten Moche-Kultur, welche von etwa für ein Hochwasser-Ableitungssystem und für Christi Geburt bis ins 8. Jh. dauerte, ungefähr den Hintergrund kultischer Inszenierungen. zeitgleich mit der Paracas-Nazca-Kultur in 4 m tief unter dem „Ruinengelände“ wurde Südperu. Die kunst- und bildreiche Moche- ein Hüttenwohnplatz aus der Zeit um 6.000 v. Zivilisation, welche das Umfeld von Flusstä- Chr. entdeckt, ebenso bis zu 4.500 Jahre alte lern großflächig bewässerte, war offenkundig Vorgänger-Kultanlagen. Mittlerweile stehen wirtschaftlich gut situiert und wirkt wie ein die Bezeichnungen „Alter/Neuer Tempel“ in Staatenbündnis mit regem Handel und verbin- Frage, weil anscheinend beide Gebäude mehr- dender Ideologie oder Religion, denn Keramik fach umgebaut wurden. Funde vor Ort seien und Rituale weisen anscheinend große Einheit- teilweise „von sehr weit her gekommen“ (70), lichkeit auf. Noch heute ist die Kernlandschaft was für ein sehr wichtiges Ritualzentrum, wo- der Moche grün und fruchtbar. An ihrem Rand möglich mit Orakelstätte, spreche. Warum M. stehen die Überreste der so genannten Mond- Zick dort eine Orakelstätte vorausgesetzt hat, und Sonnen-Pyramide ( und schrieb er leider nicht. Anscheinend wurden ). Letztere war Mitte des 5. Jh.s auch zugehörige Siedlungsflächen aufgedeckt. das größte bisher bekannte Bauwerk Ameri- Da es mindestens drei weitere ähnliche Fund- kas (345 m lang, 160 m breit und mit 48 bis stätten in Peru gibt (Kuntur Wasi, 62 m rekonstruierter Höhe). Es bestand aus und ) geht man davon aus, dass es Lehmziegeln, sein Verwendungszweck ist bis damals eine Konkurrenz dieser Kultstätten heute unerforscht und es wurde durch die gab, welche wohl auch Handelszentren wa- spanischen Kolonialisten etwa zur Hälfte be- ren und im Austausch mit einander standen. seitigt (77). Die so genannte Mondpyramide Trotz martialischer Bildwerke fehlen bislang (280 m x 210 m, 32 m hoch wird hingegen „seit Spuren kriegerischer Auseinandersetzungen, über 20 Jahren systematisch“ erforscht (78). Befestigungs-Anlagen und strategische Plätze! Auch bei diesem Projekt ist auf Touristik und Diese Merkmale findet man anscheinend erst lokale Wirtschaftsförderung geachtet worden, nach dem allmählichen Verschwinden der so dass die Bewohner dieser Gegend von der Chavín-Kultur um 200 v. Chr. Fundstätte profitieren können. Allerdings wird Auch der „Konkurrent Kuntur Wasi“ war die Hälfte der Grabungs- und Restaurierungs- dem Autor einen Abschnitt wert (71-73). Dieser Kosten von einer Bierbrauerei getragen, was

6 Adoranten 2011 im Hinblick auf die massive Bewerbung alko- erbringen (82). Einzelheiten der Moche-Kultur holischer Getränke hoffentlich keinen Schaden lassen sich vielleicht mit Hilfe der zahlreichen anrichtet! Die „Mondpyramide“ ist in Rampen, kunstvoll bemalten Keramiken erschließen. Plattformen, Kammern, Tempel und Höfe ge- Darauf sind anscheinend häufig gewalttätige gliedert. Ihre „Freiluftgalerie“ zeigt über 60 Szenen belegt; jedoch wusste man lange nicht, m Länge farbige Tonreliefs mit epischen (oder ob diese Darstellungen damaliger Realität gar historischen?) und mythischen Motiven, entsprachen (83). Auch wurde ein ausgepräg- die der Autor als „atemberaubend“ beschrieb ter Sinn für komplementären Dualismus aus (79). Wieder spielen dabei Mischwesen mit den Bildwerken erschlossen. Seit etwa 25 Jah- Reißzähnen und „Tentakel-Haaren“, stilisierte ren legte man Funde und Befunde frei, die Fische und der „Köpfergott“ (El Degollator) besagen, dass Menschenopfer und gewisse eine gewisse Rolle. Auf einer Plattform glaubt schmerzhafte Praktiken aus wahrscheinlich man „Überreste von Menschenopfern“ gefun- „religiösen“ Gründen durchgeführt wurden. den zu haben. Die etwa 500 m lange Fläche Reste solcher Bräuche werden angeblich bis zwischen beiden Pyramiden ist fast leer, wurde heute in den peruanischen Bergen geübt, wo- einst aber wohl von Häusern, Werkstätten bei der Tod Beteiligter nicht nur in Kauf ge- und einem Friedhof bedeckt. Ausgegrabene nommen wird, sondern nach Beobachtungen Teile der Mondpyramide werden anschließend der Forscher sogar erwünscht zu sein scheint! restauriert und danach Besuchern zugänglich Als Begründung für solche Rituale wird haupt- gemacht. Krieger, Tänzer, Spinnenmonster und sächlich die Abwehr von Natur-Katastrophen weitere mythische Wesen finden sich darge- angeführt. Schließlich aber wurde die Moche- stellt, z. B. zweiköpfige Raubkatzen und eine Zivilisation genau durch diese Katastrophen Schlange mit Fuchskopf! Die Abbildung auf Schritt für Schritt zerstört. In der Zeit zwischen S. 78 zeigt „Das komplexe Thema“, eine mit 550 und 800 wurden Opferpraktiken dieser Art Symbolen und/oder Zierelementen überfüllte wohl auch deshalb nicht mehr durchgeführt, „Szene“, in der auch ein Kronenträger erkenn- weil man deren Wirkungslosigkeit einsehen bar ist. Zwischen den zahlreichen pflanzlichen, konnte! (85) tierischen und menschlichen Motiven scheinen „Der erste Senor, ‚King bling-bling’ und tote sich auch Ball- und vielleicht sogar Badmin- Priesterinnen – die Moche-Gräber“ (86-93): In tonspieler (!) zu befinden (80). Huaca Rajaca, nahe dem nordperuanischen Ein angeschlossener Text behandelt „Die Dorfe Sipán, wurden 1987 bei Raubgrabungen kleine Schwester “ (80-88), eine nörd- Gold und andere Metall-Beigaben in Gräbern licher gelegene Fundstelle mit einem Komplex gefunden, die zur regulären Ausgrabung in von drei Kultpyramiden, wovon eine absicht- einer über 15 m dicken Lehmziegel-Plattform lich unter Lehmziegeln „begraben“ wurde führten, wobei ein sehr reich ausgestattetes (Huaca Cao Viejo). Die dort ausgezeichnet Fürstengrab der Zeit um 300 gefunden wurde. erhaltenen Bildmotive (Wandgemälde und Daraus ergab sich, dass viele von Keramik- –reliefs) scheinen denen der Huaca de la Luna Malereien bekannte Ausstattungsdetails tat- sehr ähnlich zu sein (Krieger, Tänzer); sogar sächlich existierten: „religiöse, militärische und das „komplexe Thema“ war dort anscheinend staatliche Autorität“ scheinen in einer Hand einst vorhanden (81), ebenso eine noch engere gelegen zu haben (88). „Drei Männer, drei Vermischung von Einzelmotiven. Unter einer Frauen, ein Hund und ein Lama begleiteten Seitenplattform wurden 2004 fünf Bestattun- ihn in die andere Welt“. Die Funde wurden gen entdeckt, wobei die zentrale aus einer im RGZM (Mainz) restauriert, dann am Aus- etwa 25 Jahre alten Frau bestand, welche mit grabungsort ausgestellt und sind heute ein großem Reichtum ausgestattet worden war, Gewinn bringender Touristenmagnet (89). Die darunter sogar Waffenbeigaben! Sie war um Forschungen in Sipán werden fortgesetzt und 450 mit Zinnober und Quecksilber konserviert haben mittlerweile auch über ein Dutzend wei- worden; die vier anderen Bestattungen wer- terer reicher Gräber erbracht, wobei das bisher den als geopferte Begleiter/innen ins Jenseits älteste, in etwa 12 m Tiefe, aus der Zeit um 100 angesehen. Die Forschung vor Ort ist noch im v. Chr. zu stammen scheint (90f.). Auch „Die Fluss und könnte weitere Überraschungen Konkurrenten des ‚Fürsten von Sipán’“ aufzu-

Adoranten 2011 7 finden, ist wohl zum Teil gelungen, andernteils Muna, welche etwa 200-400 von Bedeutung noch in Arbeit. Eindrucksvoll erscheint dabei war und ebenfalls Fürstengräber erbrachte. das Grab des „Herrn von Ucupe“ (veröffent- Beide Städte scheinen durch starke Regenfälle licht 2008), dessen Ausstattung ungewöhnlich und eventuell auch Bergrutsche bedroht ge- reich und glänzend war, so dass er auch „King wesen und untergegangen zu sein. bling-bling“ genannt wird (91). Ähnlich reiche Besonders bemerkenswert kommt mir das Gräber wurden bereits 1997-99 in der Pyramide Ergebnis der Untersuchungen von etwa 100 von Dos Cabezas gefunden, wobei – wie in Steinhaufen an den Rändern der Großrit- Ucupe – auch „Menschenbeigaben“, vor allem zungen von Nazca vor: Demnach waren es anscheinend Witwennachfolge ins Grab, üblich einst rechteckige, gemauerte Plattformen, waren (92). In San José de Moro fand man aus denen „Überreste von Textilien, Meer- bisher sieben reiche Gräber von „Moche-Pries- schweinchen, Pflanzen, Krebsen und Spondy- terinnen“ - ebenfalls mit „Menschenbeigaben“ lusmuscheln“ geborgen und als Opfergaben -, wobei die Grabausstattungen wieder deut- interpretiert wurden. Waren es „Minitempel liche Übereinstimmungen mit Darstellungen für einen Fruchtbarkeits- und Wasserkult, der auf Moche-Keramiken zeigen: “Opferkelch“ an oder in den Bodenzeichnungen zelebriert bzw. „Blutpokal“ und die Kleidung. Zwischen wurde“ (102)? Besonders die aus Nordperu den Gräbern der Priesterinnen lag nach den und Ecuador importierten Spondylusmuscheln Befunden das eines Herrschers (93). Da mitt- scheinen diese These zu stützen. lerweile zahlreiche Lehmziegel-Pyramiden in Eine zentrale Frage südamerikanischer Nordperu bekannt wurden, dokumentierte Archäologie ist im Hinblick auf Nazca „Der der deutsche Archäologe Markus Reindel die Ursprung der Erdzeichnungen“ (102-107). 154 größten von ihnen und brachte sie in eine „Siedlungen, Gräber und identische Motive chronologische Abfolge. auf Keramiken und Textilien“ weisen darauf Eine kurze Darstellung mythologischer hin, dass Vorläuferin der Nazca- die Paracas- Zeugnisse schließt sich an: „Der besondere Kultur war (102). Noch älter ist eine dort nach- Blick - die Moche- und Nazca-Keramik“ (94-97), gewiesene Zivilisation, welche „Initialzeit“ wobei einige recht komplexe Szenen ansatz- genannt wird, bis um 1.500 v. Chr. zurück zu weise gedeutet wurden, insgesamt aber viele gehen scheint und bereits gebrannte Gefäßke- Hinweise darauf zu finden sind, dass es hierbei ramik erzeugte (103). Das Katzenmotiv wurde noch viel zu entdecken gibt ... von damals bis in die Nazca-Kultur verwen- „Das Rätsel ist gelöst – die Nazca-Linien“ det. Spuren einer anscheinend noch älteren, (98-109) handelt von jenen großformatigen bisher unbenannten Zivilisation, die bis ins Bildern der süd-peruanischen Küstenwüste, 4. Jt. v. Chr. zurück reichen soll, wurden bei welche seit 1947 allgemein bekannt wurden. Pernil Alto gefunden (103f.), wozu der Autor Sie werden einer Kultur zugeschrieben, welche uns leider keine Details mitteilte. Archäologe zum Teil mit Moche zeitgleich war. Jahrzehnte Reindel gewann für das Nazca-Projekt eine spekulierte man über die Bedeutung von riesi- Reihe von inter-disziplinär ausgerichteten gen geometrischen und Tier-Bildern, förderte Forschern in Deutschland und der Schweiz, dadurch den Tourismus. M. Reindel begann welche sich an der Erforschung von Ursprung erst 1997 mit der Erforschung zugehöriger und Bedeutung der Nazcalinien beteiligten. Sie Siedlungen, die durch Bewässerungs-Feldbau fanden heraus, dass die Austrocknung dieser möglich waren. Dortige Keramiken zeigen in Gegend in Südperu schrittweise erfolgte und Malereien Bauern und Krieger, dazu wohl auch sie deshalb ab etwa 600 unbewohnt blieb so etwas wie Schamanen (100). Eine große (104). Bemerkenswert, dass in dieser Zeit auch Tempelanlage wird seit 1984 von italienischen die Maya einen Niedergang erlebten. Erste Kollegen in ausgegraben und M. eingepickelte Bilder stammen anscheinend Reindel fand bei Palpa – Los Molinos „eine schon aus der „Initialzeit“ - und zwar vor al- veritable Stadt“ der Zeit um 100, die aber lem aus dem benachbarten Gebirge - bis auf bereits um 200 aufgegeben wurde, indem man etwa 3.200 m Höhe, in Tagestour-Abständen! alles noch Brauchbare mitnahm (101f.). Nicht Waren es „Hinweise“ für Karawanen“? (105) weit entfernt entstand die Großsiedlung La Wohl die Menschen der frühen Paracas-Kultur

8 Adoranten 2011 begannen später, auch an den Hängen nach einem noch 17 m hohen Pyramiden-Hügel, der Nazca hinunter „Petroglyphen“ anzubringen: sich in Ausgrabung befindet. Das seit 2000 zum etwa 100 Tiere, Menschen und Mischwesen UNESCO-Weltkulturerbe zählende Gebiet ist mit jeweils 10 bis 30 m Ausdehnung könnten bisher nur zum kleinen Teil untersucht und aus dieser Zeit stammen. Die um 200 v. Chr. soll nach Schätzungen ½ Million Menschen folgende Nazca-Kultur bevorzugte anschei- beherbergt haben! Es gibt Belege für eine nend geometrische Formen wie „Linien und verbindende Ideologie oder Religion („Stab- Flächen“. So kann es kaum verwundern, dass gott“), für ausgeprägten Fernhandel, bislang die deutsch-peruanische Mathematik-Lehrerin aber keine für gravierende kriegerische Akti- Maria Reiche besonders um deren Erhaltung vitäten (112-115). bemüht war. David Johnson erforschte die Noch schlechter erforscht erscheint „Huari Gegend ab 1996 und schloss, dass es sich bei – das Diktat des rechten Winkels“ (115-117). den Nazca-Linien um Hinweise auf unterirdi- Neben ausgeraubten Gräbern und einem sche Grundwasser-Kanäle für die Bewässerung Palast fand man „eine riesige Bierbrauerei“ gehandelt habe, wobei verschiedene geome- (116); ob wie später aus Mais gebraut wurde, trische Formen unterschiedliche Botschaften teilte der Autor nicht mit. Die Bevölkerung zu deren Verlauf übermittelt hätten. (105f.). umfasste mindestens zwei ethnische Gruppen Nachweisbar war, dass der Boden in den Linien und wuchs nach heutiger Einschätzung derart, „extrem verdichtet“ war und diese immer dass sie ihre Lebensweise umstellen musste. wieder verändert und erweitert wurden. Auch Handwerklich zwar innovativ, übernahmen sie erkannte man, dass zwei Drittel der Petrogly- ihre Religion anscheinend von Tiwanaku im phen allgemein gut einsehbar waren bzw. sind Rahmen friedlicher Koexistenz (117). 90-Grad- (107). Tempel wurden in den bisher untersuch- Winkel scheinen bei ihren Bauten eine au- ten Siedlungen nicht gefunden, da vermutlich ßerordentlich große Bedeutung gehabt zu die ganze Landschaft als Kultbereich fungierte. haben. Trotz gewalttätiger Darstellungen gibt Wahrscheinlich weil das Wasserproblem sich es – wie in Tiwanaku - bisher keine Hinweise ausweitete, wurden Siedlungen und Kult im auf kriegerische Aktivitäten der Huari! Nazca-Gebiet aufgegeben. S. 108f. sind „Die „Sicán und Chimú – eine glanzvolle Re- Lady der Linien – Maria Reiche“ betitelt. Sie naissance“ (118-121) handelt von zwei Kul- handeln davon, wie eine offenkundig allein turen, deren erste, auch Lambayeque-Kultur stehende Natur-Wissenschaftlerin (sie lebte genannt, aus Huari und noch älteren Moche- 1903-98) unter großen Entbehrungen sich Motiven schöpfte. Ihre Metall-Verarbeitung schließlich erfolgreich bis ins hohe Alter für erreichte „einsame Meisterschaft. Fast alles, Erforschung und Erhaltung der Nazca-Linien was … unter ‚Inka-Gold’ firmiert, stammt von einsetzte (seit 1994 UNESCO-Weltkulturerbe). Sicán-Kunsthandwerkern“ (118). Als Grund „Wegbereiter der Inka. Tiwanaku und dafür führte M. Zick an, dass die meisten Huari – die ersten Imperialisten“ heißt das „Inka“-Goldobjekte aus Raubgrabungen ohne nächste große Kapitel (110-125) und behan- Fundzusammenhang geborgen und demnach delt die Kulturen bzw. Reiche von Tiwanaku falsch datiert wurden. Der Fundort Sicán war (Tihuanaco; ca. 500 – 1100), Huari (etwa 500 anscheinend Kultzentrum und weist etwa 12 – 1000), Sicán-Lambayeque (ca. 750 – ca. 1375; (Plattform-?)Pyramiden auf; in der Region letzteres Datum fehlt bei M. Zick und wird Poma-Batán Grande wurden „weit über 30 hier aus anderen Quellen ergänzt) und Chimú Plattformpyramiden“ nachgewiesen. Unklar (1250 – 1470). bleibt im Text das geographische (und zeit- „Tiwanaku – Zentrum am Titicacasee“ ist liche) Verhältnis von Sicán und Poma; hier eine bekannte Kultanlage in etwa 4.000 m hätte eine Karte oder ein Lageplan geholfen. Höhe. Sie wird geprägt durch bis zu 7 m hohe Die Sicán-Pyramide Huaca Loro soll einst 40 m Figuren-Stelen aus von etwa 300 km Entfer- hoch gewesen sein, umschließt „20 ‚normale’ nung herbei transportiertem Gestein, die sich Gräber“, dazu in fast 12 m Tiefe eine Fürs- in der Umgebung einer 130 m im Quadrat ten- oder Priester-Bestattung mit 1.200 kg (!) messenden, erhöhten Zeremonial-Plattform Beigaben, darunter Gold und Halbedelsteine, befinden, umgeben von großen Mauern und dazu „zwei Frauen und zwei Knaben“ (119).

Adoranten 2011 9 Sollte diese Pyramide nachträglicher Überbau an anderer Stelle – vergleichbar den späteren gewesen sein, wie der japanische Ausgräber Inka-Bräuchen in Cuzco. Kultanlagen wurden glaubt, wäre dies „Hinweis auf einen starken durch hohe Mauern verdeckt, waren anschei- Ahnenkult“, zumal es dort mindestens 20 Op- nend nicht mehr für alle zugänglich (124). ferschichten zu geben scheint. „Irgendwann Die erhaltenen Berichte der Inka und Spanier während oder nach einer 30-jährigen Dür- überliefern 21 Chimú-Herrscher, welche aus- reperiode, die 1020 n. Chr. begann, wurden schweifend gelebt hätten. Allein „aus einer die Tempel auf den Huacas in Sicán niederge- kleinen Chan-Chan-Pyramide“ seien 500 kg brannt“. Weil nun die Hauptgottheit nicht Gold geborgen worden, obwohl die Königsgrä- mehr dargestellt wurde, könnte damit eine ber großteils beraubt waren. „Übrig ließen die Religions-Änderung einhergegangen sein. Die Grabräuber die Überreste der mitbestatteten Spätphase der Sicán-Kultur um 1100 konnte im jungen Frauen, die dem Toten reichgeschückt 5 km entfernten Túcume – das eindrucksvolle ins andere Leben folgen mussten.“ Das einfa- Gesamtbild siehe S. 121 - mit mindestens 25 che Volk lebte bescheiden vom ausgeprägten Pyramiden erfasst werden; die größte davon Bewässerungs-Feldbau. Um 1470 eroberten hatte eine Ausdehnung von 700 m x 280 m, ist die Inka das Chimú-Reich und integrierten es aber derzeit kaum zugänglich (120). Ursprung offenkundig in ihre; „ wurde kurz der Sicán-Kultur könnte der Kultkomplex Hu- nach Ankunft der Spanier endgültig aufgege- aca Chotuna gewesen sein, wo „eine reale ben.“ (125) Außer über Ahnen- und Grabkult Opferstätte von 33 Frauen“ und ein „Thron in erfahren wir im Buche leider nichts von der allerbestem Zustand, ganz dicht an der Pyra- Chimú-Religion. Andere Quellen berichten mide“ (120f.) entdeckt wurden. über Sonnen-, insbesondere aber von Mond- Ähnlich wie die Sicán-Leute glaubte das kulten und –festen der Chimú. Volk der „Chimú – die Letzten vor den Inka“ Schlicht „Die Nachbarn“ heißt der vorletzte (121-125), dass der Gründer ihrer Zivilisation größere Textabschnitt (126-143), wobei als ein auswärtiger Kulturbringer gewesen sei, erstes Bild der Blick auf eine gepflegte, weiß welcher einst mit einem Floß übers Meer kam getünchte Kirche mit Nachbargebäuden und und erheblichen Fortschritt im Lande bewirkt einer Parkanlage zu sehen ist – leider ohne habe (Sicán: Naymlab; Chimú: Taycanomo). Von jeden Kommentar -, so dass hier – im Gegen- wissenschaftlicher Seite bestehen hieran bei satz zu allen anderen Einleitungsbildern – der den Chimú jedoch Zweifel (122). Könnten sie Bezug zum nachfolgenden Text nicht erkenn- das Motiv von den Sicán-Leuten übernommen bar ist! Es geht nämlich im ersten Unterab- haben? Denn auch darin stimmte Chimú mit schnitt um „Chachapoya – die ‚Nebelkrieger’“ Sicán überein, dass sich beide aus Resten der (128-137), deren Hinterlassenschaften in Gran Moche-Kultur entwickelten. Um 1250 begann Pajatén im nord-peruanischen Regenwald Chimús Ausdehnung von Trujillo zu der monu- 1963 entdeckt und ab 1965 unter schwierigen mentalen Hauptstadt Chan Chan hin. Letztere Expeditions-Bedingungen erschlossen wurden. soll mit „geschätzten 60 000 Einwohnern die Diese Ruinenstätte weist an ihren Außenwän- größte Stadt ihrer Zeit“ (meint wohl: in Süd- den komplizierte Ornamente aus Mäandern amerika!) gewesen sein (125). Die dortigen und Zickzacklinien auf. „Das häufigste Motiv Lehmreliefs zeigen eher Dekoratives (Geome- sind tanzende Menschen mit rautenförmigen trisches, Meerestiere und Vögel; 123, Bild S. Körpern, hochgezogenen Knien, erhobenen 124 oben). Obwohl seit 1986 UNESCO-Welt- Händen und einem riesigen Kopfschmuck. kulturerbe und finanziell gut ausgestattet, … Die Wirkung dieser Friese ist überwälti- zerstört „El-Nino“ die Denkmäler allmählich; gend. Im gleißenden Tropenlicht scheinen die 2009 legte diese Wettererscheinung einige steinernen Figuren tatsächlich zu tanzen …“ meterhohe Holzfiguren in Mauernischen frei (128). Leider fehlt im Buch die Abbildung eines (vgl. Bild S. 124 unten), wobei diese Figuren solchen Tänzerfrieses! (Wir finden sie z. B. im absichtliche Beschädigungen aufzuweisen Internet unter www.tierra-inca.com/album/ scheinen. Mit dem Tod eines Chimú-Herrschers photos/view.php?lg=es&id=2014.) Innerhalb wurde dessen alter Wohnsitz zum Ahnen- der Ruinenstätte, auf einem Felssporn, sind Un- schrein erhoben und sein Nachfolger residierte terteile von 26 runden Steinhäusern, Treppen,

10 Adoranten 2011 Pflasterwege und Terrassenmauern erhalten. Karajia stehen mindestens sechs bis zu 3 m Die als Erbauer geltenden Chachapoya wurden hohe Menschenfiguren „aus Ton, Steinen und von den Inka unterworfen und scheinen heute Stroh“ unter einer Nische in einer Felswand fast ausgestorben zu sein (130). Sie werden (siehe Bild S. 137). Darin befinden sich aufrecht zeitlich zwischen 800 und 1500 angesetzt, stehende Sarkophage mit jeweils einer Mumie. auch wenn dort wohl Siedlungsspuren schon Tourismus, hauptsächlich aber Fernsehsendun- aus der Zeit um 200 v. Chr. existieren. In alten gen und andere Veröffentlichungen scheinen Quellen galten sie als “begnadete Schamanen bisher auf einer Art „Abenteuer-Schiene“ zu und furchtbare Krieger” (131), dazu als lei- fahren. denschaftliche Kopfjäger. Baumwolle, Koka, „Kreise im Urwald und die Kunst im Fels – Pfeffer, Mais, Bohnen und Kürbis scheinen im die Anrainer in Amazonien“ (138-142) greift Anbau nachgewiesen zu sein, „in den Flus- über das peruanische Staatsgebiet hinaus bis sauen ausgefeilte Bewässerungssysteme. Die in den bolivianisch-brasilianischen Grenzbe- Keramik war bescheiden und für den Alltag reich, wo man „vor drei Jahren am Südrand bestimmt … Ihre Webkunst allerdings schätz- des Amazonas rätselhafte Ringwallanlagen“ ten sogar die Inka.“ (132) „Die Götter der (also um 2008) fand bzw. wieder entdeckte, da Chachapoya kennt man nicht, aber die spekta- ein Teil von ihnen „seit 50/60 Jahren bekannt“ kulären Grabhäuser und Mumienfunde lassen gewesen sei, „Strukturen mit mehreren 100 auf einen starken Ahnenkult schließen.“ Doch m Durchmesser … meist rund, oft aber auch könnte es gerade jene (noch) unbekannte quadratisch oder vieleckig.“ (138) Das einzige Religion gewesen sein, welche die Stämme Radio-Kohlenstoff-Datum, das am Purus-Fluss und Häuptlinge der Chachapoya vereinte. zu existieren scheint, weist aufs 13. Jh.; es Erheblich früher als Gran Pajatén, nämlich gibt die Neigung, solche Anlagen als „Garten- 1843, wurde die Chachapoya-Anlage städte“ zu rekonstruieren (139). Etwa 1.200 entdeckt, welche in ca. 3.000 m Höhe liegt. km östlich gibt es ähnliche Fundstätten, deren Dort fand man eine „Oberburg“ mit „Unter- Daten zwischen 600 und 1500 liegen. Ihre Häu- stadt“ vor, in der sich noch Grundmauern von figkeit deutet auf die einst dichte Besiedlung etwa 460 Gebäuden befinden (133). Ob dies im heutigen Dschungel hin – also doch kein eine Festung, Verwaltungs- oder Zeremonial- „Urwald“? Teilweise bilden diese Anlangen Anlage mit Vorratslager war, ist ungeklärt. Verbundsysteme, wie etwa in der Nähe von Neben den beiden ausführlich beschriebenen Trinidad/Bolivien (140f.), wo Aufgliederung in Fundstätten soll es mehrere Hundert weitere Funktions-Bereiche anzunehmen ist (zwischen Chachapoya-Anlagen geben, deren Zahl sich 1200 und 1400, also kurz vor der Inkazeit). jährlich erweitert (134). Eine engere Zusammenarbeit der aus Brasi- „Mumien im Fels“ (134-137): Die „Nebel- lien, Deutschland und den USA stammenden krieger“ galten auch als „Wolkenmenschen“, Forscher scheint bislang aus ideologischen (?) anscheinend wegen ihrer sehr schwer zugäng- Gründen nicht erreicht worden zu sein – man lichen Bestattungs-Anlagen „an den Osthän- kann da nur auf Besserung hoffen! gen der Anden“ – bekannt seit 1996. Die in Das Phänomen eines „Kultberges“ fand steile Felshänge eingearbeiteten Grabhäuser man „am Ostabhang der Anden in Bolivien … (chullpa – welche Sprache das ist, steht nicht Samaipata“: „Der 300 m x 50 m große Fels ist im Buch, anscheinend Aymara) enthalten oft geritzt, gelöchert und gekerbt. Wie ein pock- Mumien(-Bündel), für die ein eigenes Mu- enübersäter gestrandeter Wal liegt er in der seum in Leymebamba (vgl. www.leymebamba. grünen Berglandschaft. Gläubige Menschen org mit spanischer, deutscher und englischer schlugen hier die ersten Tierdarstellungen, Textauswahl! Angabe fehlt im Buch.) einge- Ornamente, Kanäle, Becken, Stufen, Nischen richtet wurde (135). Die besondere Lage der und Treppen in den rötlichen Sandstein und Bestattungsplätze und Konservierung durch machten den Bergrücken zur größten Stein- die Hinterbliebenen führten zu recht guter skulptur Amerikas.“ (141) Der Fundort wurde Erhaltung von Haut und Knochen, Textilien zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt, auch und organischen Beigaben. Teilweise belegten wenn seine Deutung unsicher ist. Da er zwi- Inkas die alten Grabstätten erneut (136). In schen Gebirge und Regenwald liegt, könnte

Adoranten 2011 11 er Stätte des Austausches, Versammlungsort gigkeit von Spanien und Portugal zu streben, und Zeremonial-Anlage gewesen sein. M. so dass Peru 1821 selbständig wurde; doch Zick wies auf tanzende Kompassnadeln „in jetzt erst wird dort das Bewusstsein für eine seiner Nähe“ hin, was doch wohl am ehesten uralte kulturelle Identität allmählich wach. auf Eisenerz-Vorkommen hinweist(, die aber Es folgt ein kurzer „Epilog – Peruanische in alt-amerikanischen Kulturen allenfalls als Erfahrungen“, der als eine erweiterte Danksa- Farbstoffe Verwendung finden konnten, da gung an Fachleute gelten darf, welche bei der ihnen Eisenverhüttung unbekannt war). Ab Entstehung des Buches beteiligt waren (152f.). 1300 wurde die Stätte von Inkas übernommen, Der „Anhang“ besteht aus Glossar (154f.), welche deutlich in ältere Strukturen eingriffen einer Zeittafel „Chronik Alte und Neue Welt“ und ein Verwaltungszentrum daraus mach- (156), einem Quellen-Verzeichnis mit dem Titel ten. Es könnte „die Hauptstadt der östlichsten „Mehr zum Thema“, das Bücher, Internet- Provinz des Inka-Reiches“ gewesen sein (142). Adressen, Museen auflistet und kurz bewer- Die letzte Seite dieses Großabschnittes ist tet (157f.); Orts- und Namensregister (159), „Chanquillo – Tod durch Tourismus?“ gewid- Bildnachweis und Impressum (160) folgen. met (143). Diese merkwürdige 3-Mauern-Ring- Den angegebenen Büchern würde ich zwei anlage „mit den 13 Turmzacken“ in der Nähe ältere, antiquarisch erhältliche Werke über scheint bereits 2.300 Jahre alt zu sein, „ist noch peruanische Archäologie hinzufügen, die M. nicht einmal richtig erforscht“ und bereits Zick nicht auflistete: erkennbar durch Tourismus beschädigt, denn 1. Hans Dietrich Disselhoff, Oasenstädte ihre Mauern zerbröseln durch ungeschütztes und Zaubersteine im Land der Inka. Archäo- Betreten. Sie Anlage wird als Sonnen-Observa- logische Forschungsreisen in Peru, Berlin 1968 torium und „befestigter Tempel“ angesehen. (2. Auflage: Frankfurt/M. / Berlin / Wien 1981); „Ein Abgesang“ titelt der letzte etwas grö- 2. Die großen Abenteuer der Archäologie, ßere Abschnitt des Buches (144-151) – mit hrsg. … v. Hans Georg Niemeyer und Rudolf dem Untertitel „Europas Vormacht Spanien Pörtner, Bd. 8 (Archäologie in Amerika), Salz- verliert“. Es geht dabei darum, dass die Über- burg u. a. 1986 (besonders S. 2983-3121: Wolf- lieferung der Inka und Spanier über Vorinka- gang W. Wurster, Die Entdeckung der andinen Zeiten mit großer Vorsicht zur Kenntnis ge- Kulturen; mit zahlreichen Farbbildern). nommen werden sollten, was anscheinend Insgesamt darf man sagen, dass Autor und oft nicht geschehen ist (146). Als Francisco Verlag das Buch gut lektorierten, denn wir Pizarro 1531-33 ins Inkareich eindrang, be- finden kaum Rechtschreib- oder Grammatik- fand sich dieses im Bürgerkrieg, was er und fehler darin. Es vermittelt - unter besonderer seine Leute gewaltsam ausnutzten und das Berücksichtigung von Architektur, Kunst und Reich eroberten (147). Erst allmählich wurde Religion - einen umfangreichen Einblick zum den Forschern deutlich, wie viel die Inka von aktuellen Stand archäologischer Erforschung ihren offenkundig absichtlich ausgeblendeten der Vor-Inkazeit in Peru und ist daher als Über- Vorgängern übernommen hatten (148). Ein blickswerk sehr zu empfehlen. Grund für die Ansammlung unglaublicher Gold- und Silberschätze war z. B., dass die Inka - wie vor ihnen die Chimú - Schätze der verstorbenen Herrscher samt dessen Palast als Grabbeigabe behandelten. Es ist bekannt, welche Welle von Gewalt und Unterdrückung diese immensen Schätze bei den Eroberern auslösten (149). Das viele Silber, Gold und andere Reichtümer Mittel- und Südamerikas verhinderten überdies eine Modernisierung Spaniens, was etwa Niederländer und Briten zu Nutznießern dieser Tatsache machte (150f.). Die latein-amerikanischen Nachfahren der Eroberer begannen ab 1810 nach Unabhän-

12 Adoranten 2011 can be divided into notches, line structures, human and animal figures, signs and symbols, bowls, cup marks and inscriptions. Learned volume which would appeal to everyone in touch with rock art. Written by one of the foremost writers in the field. Es- sential for scientists.

Gerhard Milstreu

Mandl, Franz – mit Beitrag von Gerhard W. Mandel. 2011: Felsbilder Österreich – Bayern. Nördlichen Kalkalpen. 360 pages, fully illus- trated, colour print. A-8967 Haus i.E. Available: [email protected].

Die Nördlichen Kalkalpen befinden sich in Ös- terreich und im Süden Bayerns (Deutschland). Sie erstrecken sich 500 km vom Wienerwald bis nach Voralberg und weisen eine Breite von 20 bis 70 km auf. Die Felsbilder dieses Alpenteiles wurden beinahe ausnahmslos in Felswände oder in mehreren Jahrtausenden von Wänden herabgefallene Sturzblöcke ger- itzt. Daher müssen sie eigentlich als „Felsritz- Vogt, David, 2012: Østfolds Helleristninger. bilder bezeichnet werden. Bislang sind uns an 491 sider, gennemillustreret, farveprint. ISBN die 1200 Bildstellen mit etwa 40.000 Einzel- 978-82-15-01914-7. Kontakt: www.universitets- darstellungen bekannt. Die Darstellungen kön- forlaget.no. Oslo. nen in Kerben, Liniengefüge, Menschen- und Tierdarstellungen, Zeichen und Symbole, Scha- Helleristningerne i Østfold er den nordlige del lengruben und Inschriften unterteilt werden. af de store felter i Bohuslän, Sverige og danner tilsammen et ca.150 km sammenhængende This wonderful and important book is – un- kulturområde i Bronzealderen. I Østfold er fortunately – not in English. But with English 470 felter registreret og dokumenteret i dette abstract. monumentalværk, som for første gang giver et The Nördlichen Kalkalpen are located in samlet overblik over de kendte ristninger med Austria and southern Bavaria (Germany). They detaljerede beskrivelser af figurerne, landska- extend over a length of 500 km from the Wie- bet og glimtvis den arkæologiske kontekst. nerwald to Voralberg and have a width of Bronzealderens monumentalkunst gengives 20-70 km. The petroglyphs of this region of i et væld af illustrationer repræsenteret med the Alps were carved, almost without excep- forskellige tekniker fra de første optegnelser tion, of rock faces or of boulders fallen down for omkring 160 år siden, til moderne doku- from the walls several thousand years ago. mentationsmetoder. Therefore they must be properly described as Et værdifuldt grundforskningsmateriale, “Felsritzbilder”. So far we know 1200 sites with som også den alment interesserede kan få about 40.000 monographs. The representation stort udbytte af.

Adoranten 2011 13 This beautiful and important book is – un- The discipline of archaeology is widely used in fortunately – not in English. But written with the evaluation of cultural sites who wants to picture-language, which everybody can read. be listed as world heritage. Throughout this Østfold in Southern Norway is the area argumentation, archaeology is reproducing with the biggest concentration of Bronze Age a euro centric discourse. This is due to the carvings in Norway. So far 470 sites with about fact, that cultural scientific power is widely 10,000 images are known. The representa- a concept of European thought. Though this tion can be divided into human and animal is old news, the world heritage is still a bril- figures, ships, chariots, signs and symbols and liant example of how archaeologists are not cup marks. aware of their political power and why they Learned volume which would appeal to have got it. As a case this article will study the everyone in touch with rock art. Written by world heritage in southern Scandinavia and one of the foremost writers in the field. Es- especially the rock art site of Tanum. sential for scientists. Available from [email protected] Gerhard Milstreu

ANDREAS BONDE HANSEN

ENESTÅENDE UNIVERSEL VÆRDI?

ARKÆOLOGISK DISKURS OG PRAKSIS I VERDENSKULTURARVEN I ET NORDISK PERSPEKTIV

Undertitel på afhandling

Hansen, A. B. 2011: Enestående universel værdi? Arkæologisk diskurs og praksis i ver- denskulturarven i et nordisk perspektiv. Magi- sterkonferens. Københavns Universitet.

Outstanding Universal Value? – Archaeological discourse and practice within the World Herit- age in a Nordic perspective. Magisterkonfer- ens. University of Copenhagen. English summary

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