Rezensionen Durch Michael Sturm-Berger Seit 1991
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Rezensionen durch Michael Sturm-Berger seit 1991 Die beiden folgenden Buchbesprechungen erschienen in: ur- und frühzeit. Zeitschrift für populäre Archäologie, Hornburg/Harz, Heft 4 / 1991, S. 45f. Seite 45 Buchbesprechungen + Buchbesprechungen + Buchbesprechungen + Buchbesprechungen I. „Knaurs großer Religionsführer - 670 Religionen, Kirchen und Kulte, weltanschaulich-religiöse Schulen", Gerhard J. Bellinger, Droemer-Knaur Verlag München 1986, Neuauflage 1990, 432 S. mit zahlreichen Statistiken und über 400 meist färb. Abb. u. Karten, DM 58, ISBN 3-426-26221-5. Dieses handliche Handbuch ist alphabetisch aufgebaut. Unter jedem der 170 Stichpunkte wird eine Religion oder Gruppierung in jeweils ähnlicher Weise behandelt: Verbreitung, Stifter, Glaubensrichtungen. Lehren. Riten, Feste, Architektur, Kunst und Heilige Schriften sind dabei wesentliche Punkte. Häufig stehen am Ende der Darstellungen eine Zeittafel und immer eine Literatur-Auswahl. Die Abbildungen sind m. E. geschmackvoll ausgewählt und z. T. sehr gut. Großteils zeigen sie Kultarchi- ---------- Seite 46 tektur, die zusätzlich meist auch als Grundriß dargestellt und erläutert wird. Dies ist ein großer Vorteil gegenüber vielen anderen Religions-Lexika. Fremdsprachliche Grundbegriffe der Religionen werden übersetzt und erklärt dargeboten. Auch das Christentum ist in seinen vielfältigen Ausprägungen gleichermaßen wie andere Religionen behandelt, was sonst leider nicht unbedingt üblich ist. Für ur- und frühgeschichtlich Interessierte bieten S. 28f. eine Liste mit über 50 alten Religionen (3000 v. bis 1500 n. Chr.), die alle als eigene Stichpunkte behandelt sind. Ausführlich und doch übersichtlich ist z. B. der Artikel über „Ägyptische Religion“ (S. 9-26). Anders ist m .E. der Artikel über „Urgeschichtliche Religionen“ zu bewerten (S. 404f.): Dieser erscheint kurz und basiert hauptsächlich auf älterer Literatur. Neuere Darstellungen wie etwa die von Hermann Müller-Karpe, „Geschichte der Steinzeit“, München 1976, S. 243- 334, sind nicht berücksichtigt worden. Aber: fehlerfrei ist wohl kein Buch. Das hier besprochene jedoch wird seine Benutzer bestimmt erfreuen. II. „Fundort Schweiz, Band 2: Von den ersten Bronzegießern zu den Helvetiern", Christin Osterwalder/Marc Zaugg, AARE-Verlag, Solothurn 1981, 128 S., 103 Abb., davon 35 farb., DM 49,80, ISBN 3-7260-0176-X. Der zu einer fünfteiligen Reihe gehörige Bandmacht vom Schutzumschlag her den Eindruck eines Kinder- oder Jugendbuches. Tatsächlich sind die Rekonstruktionen Marc Zauggs auch in diesem Stil gehalten, wechseln sich aber mit z. T. ausgezeichneten Fotografien von Funden, Grabungsbefunden, Restaurier-Vorgängen, Fundorten und Kartierungen ab. Auch das Textangebot ist reichhaltig und sprachlich für jung und alt geeignet. Handwerk, Verkehr, Handel, Gesellschaft und Religion der Zeit vom 3. Jt. v. bis kurz v. Chr. sind in lebendiger Form dargestellt, ohne daß die Autorin vom Populären zum Unwissenschaftlichen übergegangen wäre. Häufiger finden sich Hinweise auf Grenzen der Forschung die manche Frage - vor allem im Bereich vorgeschichtlicher Religion - unbeantwortet gelassen hat. Entgegen dem national formulierten Titel des Buches findet man doch immer wieder Hinweise auf Befunde und Abbildungen von Gegenständen aus benachbarten Ländern und 1 Kulturen. So erscheinen die Bronze- und Eisenzeit-Kulturen der Schweiz in mittel- und südeuropäische Zusammenhänge eingebettet, was dem heranreifenden Geschichtsbild jüngerer Leser besonders zugute kommen dürfte. Einige Gymnasialschüler der Jahrgänge 1971-76, denen das Buch vorgelegt wurde, waren allerdings der Meinung, daß es stärker hätte gegliedert werden sollen, um einen größeren Anreiz zum Lesen zu bieten. Dem ausführlichen Bildnachweis ist eine kurze Liste weiterführender Literatur angeschlossen. Ein Fundortregister mit Seitenverweisen beendet den eindrucksvollen, allerdings nicht für alle erschwinglichen Band. ---------- Anschließende Rezension erschien in: Adoranten. Årsskrift 1992 för Scandinavian Society for Prehistoric Art – Tanums Hällristningsmuseum Underslös, Tanumshede / Bohuslän (Schweden) 1993, S. 49f. 49 Fritz Horst (+)/Horst Keiling (Herausgeber), BESTATTUNGSWESEN und TOTENKULT in UR- und FRÜHGESCHICHTLICHER ZEIT. Beiträge zu Grabbrauch, Bestattungssitten, Beigabenausstattung und Totenkult, Berlin 1991. Akademie-Verlag, Leipziger Str. 3/4, D/O-1086 Berlin. 386 Seiten mit 141 Textabbildungen. DM 148,- Dieser Sammelband ist das Ergebnis einer Tagung von Ur- und Frühgeschichtlern der DDR, die im September 1987 in Neubrandenburg stattfand. Er enthält 27 Aufsätze von 28 Autor/inn/en über Forschungsergebnisse, die sich zeitlich vom Paläolithikum bis zur Neuzeit erstrecken. Die untersuchten Gebiete sind dabei vor allem Eurasien und Neuguinea (im einzelnen: Ost- Deutschland, Polen, Skandinavien, Ost-Baltikum, Frankreich u. a.). Die Aufsätze nähern sich den gestellten Fragen mit den Mitteln der Archäologie, des Textquellenstudiums, ethnologisch, anthropologisch, zoologisch und interdisziplinär. Der wichtigste Aufsatz für an vorgeschichtlicher Kunst Interessierte dürfte der von Martin Albrecht sein: "Das bronzezeitliche Grab von Bredarr-Kivik in Schweden. Ikonographische Beziehungen seiner Bilder" (S. 119 - 130). Dabei zog der Autor zunächst skandinavische Parallelen (bildliche Darstellungen und Funde) heran, um schließlich die Verbundenheit der Kivik-Bilder mit spätminoisch / -mykenischen Bildwerken aufzuzeigen. Darstellungen von Amazonen bzw. zugehörige Textquellen und archäologische Befunde interpretierte Edith Hoffmann in "Amazonen - Mythos oder Wirklichkeit?" (S. 317 - 343), wobei ihr anhand von "Amazonengräbern" der Nachweis gelingt, daß es sich hier nicht um einen bloßen Mythos handeln kann. Ethnologische Befunde und Schnitzfiguren der Küsten-Austronesier präsentiert Frank Tiesler in seinem Aufsatz über "Sozio-religiöse Grundlagen und materielle Erscheinungsformen von Bestattung und Totenkult bei Kulturen spätneolithischen Typs in Neuguinea" (S. 345 - 369). Hierbei scheint sich das gebotene Material als Vergleichsstoff für entsprechende früh- eurasiatische Erscheinungen zu eignen. 2 Sehr nützlich ist der Aufsatz von Heinz Grünert: "Ur- und Frühgeschichtliche Bestattungssitten in der Sicht antiker und mittelalterlicher Autoren" (S. 285 - 316), in dem die überlieferten Berichte von Herodot (um 450 v. Chr.) bis zu Šchams ad-Din ad-Dimašqi (um 1300) sorgfältig ausgewertet und ihr Bezug zu archäologischen Befunden dargestellt werden. Hinzuweisen wäre noch auf eine Sandstein-Stele mit Ritz-Zeichnungen aus der Bernburger Kultur, die S. 58 f. von Detlev W. Müller behandelt wird. Ein großer Teil der übrigen Aufsätze beschäftigt sich mit der Kartierung und Auswertung 50 von Gräberfeldern und versucht so dem Geheimnis näher zu kommen, von dem Sokrates gesagt haben soll: "Der Tod ist das Ziel des Philosophen". Die Textabbildungen sind ausnahmslos schwarz-weiß und gliedern sich in Fotografien, Zeichnungen, Lagepläne, Karten, Tabellen und Statistiken. Unserem Zeitalter schadet es - auch im Hinblick auf mögliche ethische Auswirkungen – wahrscheinlich nicht, sich öfter mit der Frage nach den letzten Dingen zu befassen. Insbesondere wenn wir erkennen, welche große Rolle das Ende des irdischen Lebens für die Menschen der Ur- und Frühzeit spielte. Was berechtigt uns, den "Tod" als festen Bestandteil des "Lebens" aus unserem Bewußtsein zu verdrängen? Das besprochene Buch leistet in dieser Hinsicht einen beachtlichen Beitrag, der es uns erleichtern kann, die "Wandlungen in der Einstellung zum Tod" besser zu erfassen. 3 ---------- Beide nachfolgenden Rezensionen erschienen in: Adoranten, Tanumshede / Bohuslän (Schweden) 1993/94, S. 56 f. & 59-61 56 I. Amei Lang, Hermann Parzinger und Hansjörg Küster (Herausgeber): KULTUREN zwischen OST und WEST. Das Ost-West-Verhältnis in vor- und frühgeschichtlicher Zeit und sein Einfluß auf Werden und Wandel des Kulturraums Mitteleuropa, Berlin 1993. Akademie-Verlag, Postfach 270, D-10107 Berlin. 499 Seiten, einschließlich über 100 schwarzweißer Abbildungstafeln. DM 228,-. Dieser Sammelband verschiedener deutscher Forscher entstand aus dem Bewußtsein der neuesten Entwicklung zwischen Ost und West. Anhand ausgewählter Beispiele werden nachweisbare oder wahrscheinliche Einflüsse von der einen in die andere Richtung (und umgekehrt) im Bezug auf Mitteleuropa behandelt. Von der 4 Jungsteinzeit führen die Beiträge bis ins Hochmittelalter hinein. Zwei Aufsätze über Vegetati- onsgeschichte, Kulturpflanzen eingeschlossen, bilden den Abschluß des umfangreichen Bandes (S. 473 - 499). Der erste Beitrag, von D. Ellmers verfaßt, behandelt "Zwei neolitische Bootsmodelle donauländischer Kulturen" (S. 9 - 17), in dem er Bootskonstruktionen von Mesopotamien über Niedersachsen bis zu den Britischen Inseln nachspürte. Beziehungen nach Frankreich, Dänemark und Polen beschreibt M. Menke in "Häuser der Megalithgräberzeit" (S. 89 - 102). G. Wetzel bespricht in seinem Artikel "Schlange oder Vogel?" (S. 103 – 113) den 1974 aus einer Kiesgrube bei Koschendorf, Landkreis Cottbus / Brandenburg, geborgenen Inhalt eines Urnengrabes der Lausitzer Kultur (Stufe Ha A 2 / B1). Eines der dort beigegebenen Gefäße (Abb. 3,10.11) hat Schulterverzierungen in Form von Schlangen oder stark stilisierten Wasservögeln. Als Schlangendarstellung der Lausitzer Kultur wäre das Stück bisher einzigartig, nicht jedoch für die nordische Bronzezeit. Donauländischen Einfluß urnenfelderzeitlicher Darstellungen von Wasservögeln hält der Autor ebenfalls für erwägenswert. Eine etwas jüngere "szenische" Vogeldarstellung