Die Edelkastanie Im Burgenland
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ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Naturschutzbund Burgenland - diverse Veröffentlichungen Jahr/Year: 2013 Band/Volume: 2_2013 Autor(en)/Author(s): diverse Artikel/Article: Die Edelkastanie im Burgenland. 1-56 ©Naturschutzbund Burgenland, download unter www.biologiezentrum.at Die Edelkastanie im Burgenland MIT UNTERSTÜTZUNG VON LAND UND EUROPÄISCHER UNION ©Naturschutzbund Burgenland, download unter www.biologiezentrum.at Vorwort Andreas Liegenfeld Landesrat für Naturschutz Die Genussregion „Kästn und Nuss“ ist unverkennbar Zeichen für die Tradition und die hohe Qualität der Edelkastanien im Burgenland, im speziellen im Mittelburgenland. Unabhängig von der Frage, ob die Edelkastanie im Burgenland autochthon ist, ist ihre Tradition und ihre Verbreitung lange überliefert. Ihre Bestände, durch Kastanienrindenkrebs stark beeinträchtig, werden durch Pflanzaktionen, Kastanienrindenkrebsbekämpfungen, Schulungen und Öffentlichkeitsarbeit aktiv unterstützt. Zu Recht, gilt es doch eine der eindrucksvollsten und landschaftsprägenden Bäume unserer Heimat zu schützen. Mit der vorliegenden Broschüre wollen wir das Wissen über die Edelkastanie und ihre Geschichte als solche weiter geben aber auch die Standorte des Burgenlands aufzeigen und dazu animieren, den Bestand künftig zu erweitern. Eine Aufgabe von der auch in Zukunft die Genießer heimischer Spezialitäten profitieren sollen. 2 ©Naturschutzbund Burgenland, download unter www.biologiezentrum.at Vorwort Mag. Dr. Ernst Breitegger Obmann Naturschutzbund Burgenland Verglichen mit anderen Baum- vor einem abbrechenden Ast und Schädlingsbefall bedroht. arten hatte es die Edelkastanie lässt die Motorsäge aufheu- Diese Broschüre gibt einen um- leicht in unseren Regionen. Sie len. Wir haben die Ehrfurcht fassenden Einblick in die mo- liebt hier saure Böden, warmes vor alten Bäumen verloren. Sie mentane Situation. Ich möchte Klima und Lagen in colliner sind lästig, werfen Schatten den Fachleuten zu ihrer Arbeit und submontaner Höhe. Kli- und das Schlimmste: sie lassen gratulieren und hoffe, dass eine matische Umbrüche verträgt im Herbst die Blätter fallen. positive Stimmung gegenüber sie ganz schlecht; genauso we- „Wer räumt das weg?“ Diese Bäumen gefördert wird. Bei den nig längere Trockenperioden Ansicht zieht sich leider durch Vorständen der LAGs nord-, oder Staunässe. Jung und Alt. Auf diesem Weg mittel- und südburgenland plus In unserem Sympathieemp- werden Dorf- und Stadtzentren sowie den Mitarbeitern der finden ist die Edelkastanie sehr baumleer, die Häuserzeilen kahl Abt. 5/III und der Abt. 4a und positiv besetzt. Sie liefert im- und öd und die Ansichten steril der Biologischen Station Neu- merhin Früchte (Nüsse), die und gleichtönig. Ist es nicht ein siedler See bedanke ich mich an kalten Herbstabenden den tolles Erlebnis, an heißen Som- für ihre Unterstützung. Großer Gaumen und die Geselligkeit mertagen im Schatten eines Dank gilt dem Projektkoordina- erfreuen. Wenn man sie lässt, Baums zu sitzen? Haben wir tor DI Dr. Anton Stefan Reiter, dann bildet sie Baumformen noch immer nicht begriffen, der Expertin für den Kastanien- mit gewaltiger Mächtigkeit. Be- dass diese komischen Zeltpla- rindenkrebs Mag. Ursula Kude- sonders das Mittelburgenland nen nur das Licht wegnehmen ra und DI Dr. Helmut Höttin- kann manche Beispiele liefern. und die Wärme durchgeht? ger, der bei der Kartierung, der Ein Hain oder eine Allee aus Der Edelkastanie geht es Projektentwicklung und bei der Edelkastanien besitzt einen be- nicht gut. Genauso wie die Öffentlichkeitsarbeit – nicht sonderen Erlebniswert. Diese Rosskastanien, die Ulmen, die nur bei diesem Thema – we- Bäume stehen aber oft jeman- Platanen und die Eichen ist sie sentlich mitgewirkt hat. dem im Weg, oder die Angst ganz schlimm von Krankheiten 3 ©Naturschutzbund Burgenland, download unter www.biologiezentrum.at Inhalt Allgemeines zur Edelkastanie ................................ 7 Historische Verbreitung und Nutzung . 8 Der Niedergang der Kastanienkultur . 10 Eine Baumart – zwei Nutzungsarten . 11 Der Stellenwert der Edelkastanie im Burgenland .............. 12 Edelkastanienprojekte des Naturschutzbundes Burgenland 2005–2013 .................. 16 Zur Situation der Edelkastanie im Burgenland . 18 Die Verteilung der Bestände . 19 Wo stehen die dicksten Bäume? . 20 Der Kastanienrindenkrebs – tödliche Gefahr ................. 24 Zur Situation im Burgenland . 28 Wehret den Anfängen! . 30 Behandlung von Befallsstellen . 31 Notfalls befallene Äste entfernen . 32 Einschulungen im Gebrauch der Paste gegen den Kastanienrindenkrebs . 33 Edelkastanien-Pflanzaktionen .............................. 34 Wie eine Edelkastanie richtig pflanzen? . 36 Hainpflegemaßnahmen .................................... 38 Hier lebe ich! ............................................. 40 Nicht nur bei Eulen beliebt . 42 Viele Schutzbemühungen – ein Ziel ......................... 44 Viel ist noch zu tun! . 47 Ansprechpartner im Burgenland ............................ 48 Literatur . 50 Fußnotenverzeichnis . 55 4 ©Naturschutzbund Burgenland, download unter www.biologiezentrum.at Gepflegter Hain bei Forchtenstein, Juli 2007 5 ©Naturschutzbund Burgenland, download unter www.biologiezentrum.at Hier saugt ein Distelfalter (Cynthia cardui) an den Blüten einer Edelkastanie. 6 ©Naturschutzbund Burgenland, download unter www.biologiezentrum.at Allgemeines zur Edelkastanie ie Edelkastanie (Castanea Dsativa MILL.) gehört zur Familie der Buchengewächse (Fagaceae). Die nächsten Verwandten sind die Rotbuche und die Eichen. Die Rosskastanie hingegen, deren Früchte für den Menschen ungenießbar sind, gehört zu einer ganz anderen Pflanzenordnung und -familie, steht ihr somit verwandtschaftlich nicht nahe. Die Gattung Castanea umfasst weltweit, je nach Zuordnung, 10 bis 12 Arten – wie zum Beispiel die Amerikanische Edelkastanie (Castanea dentata), die Chinesische Edelkastanie (Castanea molissima) oder die Japanische Edelkastanie (Castanea crenata). Aus: Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz 1904 7 ©Naturschutzbund Burgenland, download unter www.biologiezentrum.at nsere Edelkastanie ist Seehöhe. Bedingt durch ihre späte man jedenfalls eine andere Sorte eine Halbschattenart. Sie Blüte im Juni ist die Edelkastanie oder „wilde Edelkastanien“ als Be- bevorzugt bodensaure vor Spätfrösten sicher. fruchter. Fällt die Blüte der Weib- UStandorte. Einmal angewachsen, Die Edelkastanie ist einhäusig, chen mit der Blüte fertiler Männ- kommt sie mit Trockenheit gut das heißt, männliche und weibliche chen zusammen, sollen einzelne zurecht. Zu viel an Feuchtigkeit Blüten sind auf ein und demselben Sorten zu einem geringen Grad (z. B. Überflutungen, Staunässe) Baum. Die Blüten bilden partielle selbstfruchtbar sein, doch liefern hingegen verträgt sie nicht. Junge Blütenstände. Diese organisieren sie bei Fremdbestäubung einen Pflanzen haben eine vorwüchsige sich in Blütenständen mit verlän- deutlich höheren Fruchtertrag. Die Polwurzel („Tiefwurzler“), ältere gerter Achse, den sogenannten Bestäubung übernehmen der Wind Bäume hingegen meist ein „Herz- „Kätzchen“. Alle Blütenstände wer- und Insekten. wurzelsystem“. In der Schweiz geht den auf dem Jahrestrieb gebildet. Die Frucht ist von einer stacheli- die Edelkastanie bis auf 1.250 m Obwohl die Edelkastanie also ein- gen Hülle (Cupula) umgeben. Diese Seehöhe, obgleich die Hauptvor- häusig ist, kann sich ein Baum nicht Fruchthülle wird auch als „Igel“ be- kommen hier zwischen 400–800 m oder bloß wenig selbst befruchten. zeichnet. Die Frucht hat einen gro- Seehöhe liegen. Im Burgenland Es gibt zahlreiche (oftmals regio- ßen Nährwert. Ihr Gehalt an Stärke konzentrieren sich die Vorkommen nalspezifische) Sorten. Bei vielen und Eiweiß entspricht jenem von von Hainen, Baumgruppen und Sorten blühen die Männchen zu Getreide bzw. Erdäpfeln, ihr Zu- solitären Einzelbäumen außerhalb unpassender Zeit, sind verküm- ckergehalt ist aber deutlich höher. des Waldes zwischen 240–550 m mert oder steril – hier benötigt Kastanien haben einen geringen Fettgehalt, enthalten essenzielle Aminosäuren und wirken basisch. Ihnen fehlt das Gluten (Kleberei- weiß). Demnach können sie auch bei Zöliakie (Glutenunverträglich- keit) konsumiert werden. Historische Verbreitung und Nutzung In Europa war die Edelkastanie bereits vor der Eiszeit weit verbrei- tet. Im Zuge der letzen Eiszeit zog sie sich auf klimatisch begünstigte Gebiete (Refugialräume) zurück. Man vermutet heute diese Rück- zugsgebiete vorrangig im Bereich des Schwarzen Meeres mit einem Schwerpunkt in der Transkaukasi- schen Region und einem zweiten in Nordwestanatolien, ferner in Reifende Edelkastanien Mittel- und Süditalien (Hinterland Ende September der Tyrrhenischen Küste sowie im 8 ©Naturschutzbund Burgenland, download unter www.biologiezentrum.at Kampanischen Apennin), in Ober- italien (die Region Emilia-Romagna, die Hügel im Hinterland von Vene- dig) sowie auf der Iberischen Halb- insel die Kantabrische Küste bis ins französische Baskenland. Von hier aus dürfte die nacheiszeitliche Wie- derbesiedelung Europas mit Edel- kastanien begonnen haben, wobei später der Mensch wesentlich zu ihrer Verbreitung beigetragen hat. Hatte die Edelkastanie in der alten griechischen Kultur noch eine untergeordnete Bedeutung, spielten in der Folge die Römer bei der Kultivierung und Verbreitung der Edelkastanie eine sehr wich- tige Rolle. Zum einen hatten sie viele Kolonien außerhalb Italiens, eroberten große Gebiete und glie- derten