Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 13 / 2027 13. Wahlperiode 28. 04. 2003

Kleine Anfrage des Abg. Mario Capezzuto SPD und

Antwort des Sozialministeriums

Entwicklung der ambulanten Hilfe und stationären Pflege im Wahlkreis Schwäbisch Gmünd

Kleine Anfrage

Ich frage die Landesregierung:

1. Wie haben sich der Bedarf und die Plätze der ambulanten Hilfe und der stationären Pflege in den vergangenen 4 Jahren bis heute im Altkreis Schwäbisch Gmünd entwickelt?

2. Wie schätzt die Landesregierung die zukünftige Entwicklung und den Be- darf in diesen Bereichen ein?

3. Welche Möglichkeit sieht die Landesregierung, die steigende Nachfrage an ambulanter Hilfe und stationärer Pflege weiter zu unterstützen?

25. 04. 2003

Capezzuto SPD

Antwort

Mit Schreiben vom 19. Mai 2003 Nr. 44–0141.5/13/2027 beantwortet das So- zialministerium die Kleine Anfrage wie folgt:

Ich frage die Landesregierung: 1. Wie haben sich der Bedarf und die Plätze der ambulanten Hilfe und der stationären Pflege in den vergangenen 4 Jahren bis heute im Altkreis Schwäbisch Gmünd entwickelt?

Nach der Kreispflegeplanung des Ostalbkreises hat sich bezogen auf den Alt- kreis Schwäbisch Gmünd mit den Gemeinden Bartholomä, Böbingen, Dur-

Eingegangen: 28. 04. 2003 / Ausgegeben: 28. 05. 2003 1 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 13 / 2027

langen, Eschach, Göggingen, Gschwend, , Heuchlingen, , , , Mögglingen, , Obergröningen, Ruppertshofen, , Schwäbisch Gmünd, , Täferrot und der Bestand an teil- und vollstationären Pflegeplätzen wie folgt entwickelt:

1998 2001 Langzeitpflege 716 Plätze 908 Plätze Kurzzeitpflege 46 Plätze 22 Plätze Tagespflege 32 Plätze 40 Plätze

Darüber hinaus sind im o. g. Kreisgebiet derzeit weitere 54 Langzeit- und 18 Tagespflegeplätze in Bau oder Planung. Andererseits wird möglicherweise eine bestehende Einrichtung mit rd. 70 Pflegeheimplätzen geschlossen wer- den.

Hinsichtlich der ambulanten Pflegeeinrichtungen liegen für den Altkreis Schwäbisch Gmünd keine gesonderten Zahlen vor. Es ist daher auf die Pfle- gestatistik des Statistischen Landesamtes zurückzugreifen, die lediglich die Stadt- und Landkreise erfasst. Daher werden nachfolgend die Daten für den dargestellt. Da die Pflegestatistik nur alle zwei Jahre erhoben wird und bisher zwei Erhebungen durchgeführt wurden, stehen ausschließ- lich Ergebnisse für die Stichtage 15. Dezember 1999 und 15. Dezember 2001 zur Verfügung.

Im Zeitraum vom 15. Dezember 1999 bis 15. Dezember 2001 hat die Zahl der durch ambulante Pflegeeinrichtungen Versorgten im Ostalbkreis um 14,9 % von 1233 auf 1417 Personen zugenommen. Die Zahl der Pflegediens- te ist mit 26 konstant geblieben. Beim Vergleich der beiden Berichtszeit- punkte im Hinblick auf die ambulant versorgten Personen sollte beachtet werden, dass der Stichtag der Erhebung zur Pflegestatistik am 15. Dezember 2001 auf einen Samstag fiel. Da die ambulanten Dienste am Wochenende weniger Pflegebedürftige versorgen als an Werktagen, ist verglichen mit der Erhebung 1999 von einer gewissen Untererfassung bei der aktuellen Er- hebung durch diesen Stichtagseffekt auszugehen.

2. Wie schätzt die Landesregierung die zukünftige Entwicklung und den Be- darf in diesen Bereichen ein?

Nach der auf der Grundlage des Landespflegeplans fortgeschriebenen Kreis- pflegeplanung des Ostalbkreises wird für den Altkreis Schwäbisch Gmünd bis zum Jahr 2010 von einem Bedarf von 852 Langzeit-, 30 Kurzzeit- und 57 Tagespflegeplätzen ausgegangen. Die derzeitige Platzzahl im Bereich der Langzeitpflege übersteigt bereits den Prognosewert für das Jahr 2010. Die Schätzung des künftigen Bedarfs im Rahmen der Landes- und Kreispflege- planung bezieht sich allerdings nur auf die Grundversorgung der Bevölke- rung und dabei vorrangig auf den Pflegebedarf i. S. des SGB XI und aus- schließlich auf Pflegeangebote in Einrichtungen der Altenhilfe. Sie bezieht sich zudem ausschließlich auf die Bevölkerung des Kreises und berücksich- tigt mögliche kreisübergreifende Einzugsbereiche der Pflegeeinrichtungen nicht. Weiterhin ist zu bedenken, dass auch rückläufige Verweilzeiten in den Heimen den stationären Platzbedarf erheblich beeinflussen können.

Eine Vorausrechnung der Gesamtzahl der Pflegebedürftigen auf Kreisebene durch das Statistische Landesamt wird im Rahmen des statistisch-prognos- tischen Berichtes veröffentlicht werden. Auf einen getrennten Ausweis der Pflegebedürftigen auf Kreisebene nach den Leistungsarten wird in dieser Veröffentlichung jedoch verzichtet, da zu große Unsicherheiten bestehen. Die Gründe hierfür sind erhebungstechnischer Natur und darauf zurückzuführen,

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dass vor allem der ambulante Pflegemarkt noch Fluktuationen und Konzen- trationstendenzen ausgesetzt ist, die zu relativ großen Schwankungen der Zahl der versorgten Personen auf Kreisebene führen.

Abgesehen von einer im Augenblick noch recht bescheidenen Datengrund- lage mit bisher nur zwei Berichtszeitpunkten ist eine getrennte Vorausrech- nung von stationär Pflegebedürftigen, Pflegegeldempfängern und durch am- bulante Dienste versorgte Personen auch aus einem weiteren Grund auf Kreisebene zum jetzigen Zeitpunkt schwierig. Es ist nämlich keineswegs klar, wie groß der Anteil der Pflegebedürftigen zukünftig sein wird, die vor allem durch Angehörige versorgt und wie viele Personen auf professionelle Hilfe angewiesen sein werden. Angesichts sich verändernder familiärer und gesellschaftlicher Strukturen ist es aus heutiger Sicht eher unwahrscheinlich, dass zukünftig der Anteil der durch Angehörige versorgten Pflegebedürftigen ansteigen wird. Stattdessen ist eher davon auszugehen, dass die Bedeutung der professionellen Pflege zunimmt.

3. Welche Möglichkeit sieht die Landesregierung, die steigende Nachfrage an ambulanter Hilfe und stationärer Pflege weiter zu unterstützen?

Das Land stellt für die Förderung für ambulante Hilfen im Vor- und Umfeld der Pflege im Landeshaushalt für dieses Jahr rd. 2,7 Mio. Euro zur Verfü- gung. Ein besonderes Augenmerk gilt den Hilfen zur Selbsthilfe. Nach dem seit dem 1. Januar 2002 geltenden Pflegeleistungs-Ergänzungsgesetz können weitere niedrigschwellige Hilfen für Demenzkranke aufgebaut und gemein- sam mit professionellen Hilfen im Sinne eines "Pflegemix" weiterentwickelt werden (vgl. Stellungnahme des Sozialministeriums zum Antrag der Abge- ordneten Katrin Altpeter u. a. SPD, Niedrigschwellige Betreuungsangebote und Modellvorhaben zur Weiterentwicklung der Versorgungsstrukturen für demenzkranke Pflegebedürftige, Drucksache 13/556). Es kommt allerdings darauf an, dass die Demenzkranken die zusätzlichen Betreuungsleistungen tatsächlich in Anspruch nehmen und die zusätzlichen Mittel der Pflegekassen sinnvoll für eine Weiterentwicklung der ambulanten Infrastruktur einsetzen.

Im stationären Pflegebereich unterstützt das Land den notwendigen Ausbau der Pflegeinfrastruktur und die Modernisierung der bestehenden Pflegeein- richtungen im Rahmen der Pflegeheimförderung nach dem Landespflegege- setz. Besonders wichtige Zielsetzungen sind dabei der wohnortnahe Ausbau der Versorgungsangebote, der Ausgleich regionaler Versorgungsdefizite und die Sicherstellung einer möglichst gleichmäßigen und gleichwertigen Versor- gung in allen Landesteilen. Durch die gezielte Förderung von Modernisie- rungsmaßnahmen soll die Anpassung der bestehenden Pflegeeinrichtungen an die sich ändernden Anforderungen einer zeitgemäßen und zukunftsorien- tierten Pflege erreicht werden. Dabei sind insbesondere die Bedürfnisse des stark ansteigenden Anteils demenziell erkrankter Pflegebedürftiger in Hei- men zu berücksichtigen.

Dr. Repnik Sozialminister

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