Deutschland SCHERL / SÜDDEUTSCHER VERLAG SCHERL / SÜDDEUTSCHER BAYERISCHE STAATSBIBLIOTHEK BAYERISCHE Hitler mit HJ-Kämpfern in *, Neue Reichskanzlei (1939): Widerstand bis zur Selbstvernichtung

ZUM STURM AUF BERLIN überquerten Mitte April 1945 mehr als zweieinhalb Millionen sowjetischer Soldaten Oder und Neiße. Damit ging die schrecklichste Epoche der deutschen Geschichte zu Ende. Hitlers düstere Vision – „Wir können untergehen. Aber wir werden eine Welt mitnehmen“ – war zur grausigen Realität geworden: Millionen Menschenleben waren ausgelöscht, ganze Städte vernichtet, halb Europa lag in Trüm- mern. Der Publizist und Hitler-Biograf Joachim Fest, 75, beschreibt in seinem neuen Buch „Der Untergang“ die Agonie einer zerstörerischen Diktatur, die weder Zukunftsversprechen noch zivilisatorische Idee ent- hielt, nur auf Rassenkrieg und Landnahme hingearbeitet hatte. Bevor die Rote Armee am Nachmittag des 2. Mai 1945 die Ruine der Reichskanzlei erreichte, hatte sich dort, zehn Meter tief im Führerbunker, das personifizierte Ende des Dritten Reichs vollzogen. Endzeitstimmung grassierte neben aberwitzigen Über- lebenshoffnungen, grausame Kampfbefehle ergingen bis zuletzt. Mit dem Selbstmord Hitlers am 30. April und dem Exodus seiner letzten Handlanger schließt das blutige Kapitel – eine Geschichte „voll von Wider- spruch, Verblendung und Drama“, wie Fest bilanziert. Der SPIEGEL veröffentlicht Auszüge seines Buchs. Das Ende Die letzten Tage in Hitlers Reichskanzlei / Von Joachim Fest

m Abend des 30. April, nachdem die Leichen verbrannt Gegen zwei Uhr nachts brach Krebs auf und war rund an- und die Aschenreste verscharrt waren, kam die Runde derthalb Stunden später am Schulenburgring, wo Tschuikow in Ader führerlos Verbliebenen zu einer ausgedehnten Bera- einer Privatwohnung Quartier genommen hatte. Überrascht, wie tung zusammen. Nach einigem Hin und Her schlug Parteikanz- der sowjetische Kommandeur von dem unvermittelten Ge- leichef Bormann einen kriegsmäßigen Massenausbruch mit Hilfe sprächsangebot war, hatte er keine Zeit gefunden, seinen Stab der einigen hundert Angehörigen der „Leibstandarte“ vor, die zusammenzurufen und deshalb beschlossen, die zwei Schrift- zum Schutz der Reichskanzlei kommandiert waren. Doch Waffen- steller, mit denen er sich gerade zu Tisch setzen wollte, sowie SS-General Mohnke wies die Versammelten darauf hin, dass ein seinen Adjutanten und einige untere Chargen als seinen engsten solches Vorhaben aussichtslos und geradezu absurd sei. Schließ- „Kriegsrat“ auszugeben. lich einigte man sich, zunächst Verhandlungen mit dem sowjeti- Unter den Gästen befand sich auch der Komponist Matwej I. schen Oberkommando aufzunehmen und General Krebs zu Blanter, der von Stalin beaufragt worden war, eine Sinfonie über Befehlshaber Tschuikow nach Tempelhof zu entsenden. die Eroberung zu verfassen. Als sich aber herausstellte, dass Blanter keine Uniform besaß und daher nicht als Offizier der * Auszeichnung von Hitlerjungen am 20. März 1945; links: Reichsjugendführer Artur Roten Armee vorgestellt werden konnte, hatte der rabiate Gene- Axmann. © Alexander Fest Verlag, Berlin. Joachim Fest: „Der Untergang. Hitler und das Ende des ral ihn kurzerhand in den Schrank des Sitzungszimmers gesperrt Dritten Reiches“. 208 Seiten; 17,90 Euro. Erscheint am 22. März. und ihm befohlen, nicht den geringsten Laut von sich zu geben.

68 der spiegel 12/2002 IVAN SHAGIN / AGENTUR FOCUS Rotarmisten beim Kampf um Berlin: Blitze und Feuerstöße über der zerschlagenen Stadt

Krebs kam nach einigen Vorreden zur Sache. Als erstem Aus- man könne, meinte Tschuikow, nur die bedingungslose Kapitula- länder, begann er die Unterredung, teile er dem General ver- tion, sei es Berlins, sei es des Reiches insgesamt erörtern. traulich mit, dass Hitler am Vortag, zusammen mit der ihm kurz Wie in jeder Tragödie, fehlte auch in dieser der komödienhafte zuvor angetrauten Frau, im Bunker unter der Reichskanzlei Selbst- Einschuss nicht. Denn nach einigen Stunden fiel zu aller Überra- mord begangen habe. Doch Tschuikow, der bis dahin weder von schung der vergessene Blanter, der starr und wie angenagelt in sei- der Existenz eines Bunkers auf dem Reichskanzleigelände noch nem Versteck ausgeharrt hatte, polternd aus dem Schrank und der von die geringste Kenntnis gehabt hatte und schon gar Länge nach in den Sitzungsraum. Nachdem man den Ohnmächti- nicht über Hitlers Selbstmord unterrichtet war, gab sich unbe- gen versorgt und in einen der Nebenräume geschafft hatte, ging eindruckt und behauptete, das sei ihm bereits bekannt. Dann las die Verhandlung ohne jede Erklärung zu dem Zwischenfall weiter. ihm Krebs ein von Goebbels aufgesetztes Schreiben vor. Es mel- Ein längerer Streit erhob sich, als Krebs darauf verwies, dass dete die von Hitler getroffene Nachfolgeregelung und regte an- er ohne Rücksprache mit Goebbels oder Dönitz der Kapitula- schließend „Friedensverhandlungen zwischen den zwei Staaten“ tionsforderung nicht nachkommen könne. Am Ende erhielt er ein an, „die die größten Kriegsverluste zu verzeichnen“ hätten. aus fünf Sätzen bestehendes Papier mit den sowjetischen Bedin- Tschuikow zögerte keinen Augenblick. Ohne viele Worte ver- gungen: „1. Berlin kapituliert. 2. Alle Kapitulierenden haben die warf er den allzu durchsichtigen und allzu verspäteten Versuch, die Waffen niederzulegen. 3. Allen Soldaten und Offizieren wird das Alliierten durch eine Sonderabmachung doch noch auseinander zu Leben garantiert. 4. Den Verwundeten wird Hilfe geleistet. bringen. Dann gab es Hinhaltungen. Denn zunächst musste Mar- 5. Es wird die Möglichkeit für Verhandlungen mit den Alliierten schall Schukow in Strausberg benachrichtigt werden, der wieder- über Funk geschaffen.“ um Stalin aus dem Schlaf holen ließ, und der eine wie der ande- Würden diese Forderungen nicht erfüllt, erklärte Tschuikow re lehnten ebenfalls alle zweiseitigen Verhandlungen ab. Auch der dazu, werde die Kampftätigkeit augenblicklich und mit allen Kräf- Vorschlag einer einstweiligen Waffenruhe wurde zurückgewiesen, ten wieder aufgenommen. Nach nahezu zwölf Stunden machte Krebs sich auf den Rückweg in die Reichskanzlei. „Hier LVI. deutsches Panzerkorps! Wir bitten, Goebbels war empört. Er habe, sagte er, Berlin vor Jahren gegen die Roten erobert und werde die Stadt „bis zum letzten das Feuer einzustellen. Um 2.50 Uhr Atemzug gegen die Roten verteidigen. Die wenigen Stunden“, füg- Berliner Zeit entsenden wir Parlamentäre.“ te er hinzu, „die ich noch als deutscher Reichskanzler zu leben

der spiegel 12/2002 69 Deutschland AKG (2) AKG Kapitulierende Wehrmachtsgeneräle Hans Krebs, in Berlin*: „Es gibt nur verzweifelte Männer, keine verzweifelten Lagen“ habe, werde ich nicht dazu benutzen, meine Unterschrift unter Abschied mit der Bemerkung zu ihm hingetreten: „Es gibt nur ver- eine Kapitulationsurkunde zu setzen“. zweifelte Männer, keine verzweifelten Lagen.“ Angesichts der verstörten, aufgeregt durcheinander redenden Am Abend des 1. Mai forderte Weidling seine Truppen auf, die Runde, die sich nur darüber einig war, alle Verhandlungen abzu- Kampfhandlungen zu beenden. Einige Minuten nach Mitternacht brechen und keine weiteren Schritte zu unternehmen, entschloss ließ er fünfmal hintereinander einen offenen Funkspruch über die sich , einer der höheren Beamten des Goebbels- gegnerischen Linien senden: „Hier LVI. deutsches Panzerkorps! Ministeriums und ein bekannter Rundfunkkommentator, zu einem Hier LVI. deutsches Panzerkorps! Wir bitten, das Feuer einzu- Kapitulationsangebot auf eigene Faust. stellen! Um 2.50 Uhr Berliner Zeit entsenden wir Parlamentäre Er ging in sein Büro am Wilhelmplatz hinüber und formulier- auf die Potsdamer Brücke. Erkennungszeichen weiße Flagge vor te ein Schreiben an Marschall Schukow. Noch ehe es fertig gestellt rotem Licht. Wir bitten um Antwort! Wir warten!“ war, stürmte plötzlich der betrunkene General Wilhelm Burg- dorf, Hitlers Chefadjutant, in den Raum und fragte zornbebend, urz darauf meldete sich die andere Seite: „Verstanden! ob Fritzsche tatsächlich die Absicht habe, den Russen die Stadt Verstanden! Übermitteln Ihre Bitte an Chef des Stabes!“ zu übergeben. Als Fritzsche bejahte, schrie Burgdorf, dann müs- KWiederum wenig später ließ Tschuikow sein Einverständ- se er ihn erschießen, da der Führerbefehl, der jede Kapitulation nis funken, und zur angegebenen Zeit traf Weidling in Begleitung verbiete, noch immer gültig und Fritzsche überdies als Zivilist dreier Stabsoffiziere am Schulenburgring ein. Tschuikow bat ihn, ohne jede Verhandlungsbefugnis sei. einen Kapitulationsbefehl zu verfassen, doch Weidling lehnte ab. Mit unsicherer Hand hob er seine Pistole, doch der Rund- Aus der Gefangenschaft, erklärte er, könne er keine Befehle er- funktechniker, der ihn zu Fritzsche geführt und in der Tür gewartet teilen. Als der Streit sich hinzog, erlitt er einen Nervenzusam- hatte, schlug dem General im letzten Augenblick die Waffe aus der menbruch. Schließlich einigte man sich auf einen Aufruf, der mit Hand, so dass der Schuss in die Zimmerdecke ging. Lautsprechern an sämtlichen noch umkämpften Plätzen verkün- Unmittelbar darauf schickte Fritzsche zwei seiner Beamten det werden sollte. Weidling schrieb: über die Linien auf die sowjetische Seite hinüber und folgte kurz „Berlin, den 2. Mai 1945. Am 30. April 1945 hat der Führer danach selbst. Weniges macht die verworrene Lage in der Stadt, Selbstmord begangen und damit alle, die ihm die Treue in der die Kämpfe zumindest stellenweise mit unverminderter geschworen hatten, im Stich gelassen. Getreu dem Befehl des Heftigkeit weitergingen, deutlicher als die Vereinbarung, die er Führers wart ihr, deutsche Soldaten, bereit, den Kampf um binnen kurzer Zeit mit dem sowjetischen Oberkommando traf. Berlin fortzusetzen, obwohl eure Munition zur Neige ging und die Danach sollte er im Namen, wenn auch ohne jede Ermächtigung Gesamtlage den weiteren Widerstand sinnlos machte. Ich ordne der deutschen Regierung, über den Rundfunk bekannt geben, dass die sofortige Einstellung jeglichen Widerstandes an. Jede Stunde, die sowjetische Seite die Kapitulation angenommen habe. Darüber die ihr weiterkämpft, verlängert die entsetzlichen Leiden der Zivilbevölkerung Berlins und unserer Verwundeten. Im Einver- „Am 30. April 1945 hat der Führer Selbstmord nehmen mit dem Oberkommando der sowjetischen Truppen for- dere ich euch auf, sofort den Kampf einzustellen. Weidling, ehe- begangen und damit alle, die ihm die maliger Befehlshaber des Verteidigungsbereiches von Berlin.“ Treue geschworen hatten, im Stich gelassen.“ Erst damit bekam der konfuse, gleichsam nach Freikorpsart fortgesetzte Widerstand das Zeichen zur Aufgabe. Am Vortag hat- hinaus werde er den „Befehl“ erteilen, die Kämpfe einzustellen ten Goebbels und Bormann endlich auch den Marinebefehlshaber und die Truppen samt Waffen und Ausrüstung in Gefangenschaft Karl Dönitz vom Tod Hitlers unterrichtet. Fälschlicherweise war zu übergeben. ihm am Abend des 30. April einzig mitgeteilt worden, dass er an Inzwischen hatte sich jedoch auch der Stadtkommandant von Stelle des abgesetzten Reichsmarschalls zum Führernachfolger er- Berlin, General Weidling, entschlossen, das längst sinnlos gewor- nannt sei. In Wahrheit hatte Hitler dem Großadmiral lediglich das dene Blutvergießen zu beenden. Um keinen Widerspruch her- Amt des Reichspräsidenten sowie das des Obersten Befehlsha- auszufordern, hatte er im Bunker nur wenige Personen seines Ver- bers der Wehrmacht übertragen, nicht hingegen das des Kanzlers. trauens von seiner Absicht unterrichtet. Die Auffassung von Die Absicht, die Goebbels und Bormann leitete, war nicht nur, Goebbels war ihm ohnehin bekannt, und General Krebs war beim Hitlers Tod so lange wie möglich geheim zu halten. Vielmehr setz- ten sie mit ihrer Irreführung auch die gewohnten Machtraufereien * Links: vor Verhandlungen im sowjetischen Hauptgefechtsstand; rechts: bei Verlassen fort. Denn beide befürchteten, der nach Schleswig-Holstein aus- seines Kommandobunkers. gewichene Himmler könnte sich die Tatsache, dass Goebbels in Ber-

70 der spiegel 12/2002 Deutschland

Festung vor dem Fall Schultheiß- Frontverlauf in Berlin am 1. Mai 1945 Brauerei U-Bahn STETTINER

Schönhauser BAHNHOF Allee Fluchtweg aus NATIONAL ARCHIVES NATIONAL BERLIN Invalidenstraße der Reichskanzlei AKG Sowjetbefehlshaber Schukow, Tschuikow Stalin aus dem Schlaf geholt Spree Reichstag Wilhelmstr. FRIEDRICHSTRASSE Unter Brandenburger Tor den Linden Tiergarten Reichskanzlei Landwehr- KAISERHOF Kanal Leipziger Straße Reichsluftfahrtministerium

Die Reichskanzlei unterirdische Anlagen Gewächshaus „Führerbunker“ Werkstatt Garten Garagen Alte 2 Kilometer Reichskanzlei Wilhelmstraße Hitlers Luftschutz- Arbeitszimmer keller Hermann-Göring-Straße AKG Neue Reichskanzlei 04080 Voßstraße Hitler in der Reichskanzlei-Ruine* Meter Verblendung im Bunker lin so gut wie handlungsunfähig war, zunutze machen und darauf Später fanden sich auch Bormann und ein, und dringen, von Dönitz zum Kanzler ernannt zu werden. Der Groß- forderte sie zum Bleiben auf: „Wir wollen noch admiral würde aber, so rechneten sie, das Amt nicht hergeben, so- einmal so zusammensitzen“, sagte sie, „wie es in der Kampfzeit lange er sich selbst für den von Hitler eingesetzten Kanzler hielt. üblich war.“ Eine Zeit lang saßen sie um den Tisch und tausch- Am Abend ging Magda Goebbels zu ihrer Wohnung im Vor- ten Erinnerungen an die Jahre aus, als sie es noch mit schwachen bunker hinüber. Mehrfach bereits war sie mit Hitlers Begleitarzt Gegnern und großen Hoffnungen zu tun gehabt hatten. Gegen Dr. Stumpfegger und dem Adjutanten der SS-Sanitätsverwaltung halb neun Uhr erhob Goebbels sich unvermittelt und ging zur Gar- Dr. Kunz zusammengetroffen, um in Erfahrung zu bringen, wie derobe hinüber. Er setzte seine Mütze auf, zog die Handschuhe ihre Kinder rasch und schmerzlos getötet werden könnten. Auch an und begab sich schweigend, zusammen mit seiner Frau, vor- hatte sie der prominenten Pilotin ein Schreiben an bei an ein paar Herumstehenden, zum Bunkeraufgang. Magda ihren Sohn aus erster Ehe, Harald Quandt, mitgegeben, das ihre Goebbels hatte Hitlers Goldenes Parteiabzeichen angelegt, das ihr Entscheidung zu begründen versuchte. Sie habe sich entschlossen, drei Tage zuvor von diesem überreicht worden war. Halb schon schrieb sie, ihrem nationalsozialistischen Leben „den einzig mög- im Abgehen fügte er hinzu: „Les jeux sont faits.“ Oben am Aus- lichen, ehrenvollen Abschluss“ zu geben. „Die Welt, die nach dem gang angekommen, verhielt das Paar einen unmerklichen Augen- Führer und dem Nationalsozialismus kommt, ist nicht wert, dar- blick und trat dann im Feuerschein der ringsum lodernden Brän- de ins Freie. Als Goebbels’ Adjutant, der SS-Hauptsturmführer „Jede Stunde, die ihr weiterkämpft, Schwägermann, vom Treppenhaus her einen Schuss zu hören glaubte, gab er den bereitstehenden SS-Männern ein Zeichen, und verlängert die entsetzlichen gemeinsam trugen sie mehrere Benzinkanister die Stufen hinauf. Leiden der Zivilbevölkerung Berlins.“ Da Goebbels verlangt hatte, vor der Verbrennung sicherzustellen, dass er und seine Frau tatsächlich tot seien, ließ Schwägermann in zu leben, und deshalb habe ich die Kinder hierher mitgenom- einen Wachposten kommen, der ein oder zwei Schüsse gegen die men. Sie sind zu schade für das nach uns kommende Leben, und dicht am Ausgang liegenden Leichen richtete. Dann kamen eini- ein gnädiger Gott wird mich verstehen, wenn ich selbst ihnen die ge Ordonnanzen hinzu, übergossen die Toten mit Benzin und Erlösung geben werde.“ Am Abend des 1. Mai brachte Magda steckten sie in Brand. Goebbels ihre Kinder mit einem Schlaftrunk zu Bett, ließ ihnen womöglich noch eine Morphiumspritze geben und träufelte ihnen m die Räume, die während der vergangenen Monate nicht anschließend, im Beisein von Dr. Stumpfegger, Blausäure in die nur die Befehlszentrale des Reiches, sondern auch Hit- aufgehaltenen Münder. Nur die älteste Tochter Helga, die schon Ulers private Behausung gewesen waren, dem Feind nicht in den zurückliegenden Tagen unruhig gefragt hatte, was mit unversehrt in die Hände fallen zu lassen, gab Mohnke den Befehl, ihnen allen geschehen werde, scheint sich gewehrt zu haben, den Führerbunker in Brand zu setzen. Schwägermann und jedenfalls deuten die Prellungen, die der Körper des zwölf Jahre einige SS-Dienstgrade schafften daraufhin noch einmal Benzin alten Mädchens aufwies, darauf hin, dass ihm das Gift nicht ohne herbei, gossen es im Arbeitsraum Hitlers aus und zündeten es Anwendung von Gewalt eingeflößt worden war. Grau im Gesicht an. Da sie aber beim Verlassen des Bunkers die abgedichtete und mit den Worten „Es ist vollbracht!“ kam Magda Goebbels in Stahltür verschlossen hatten und die Ventilation abgeschaltet war, den Tiefbunker, wo ihr Mann sie erwartete, ging mit ihm in seinen Wohnraum und legte weinend eine Patience. * Mit Adjutant Ende April 1945.

72 der spiegel 12/2002 Deutschland STRENGHOLT TELEV. INT. / SPIEGEL TV INT. TELEV. STRENGHOLT SÜDDEUTSCHER VERLAG SÜDDEUTSCHER ULLSTEIN BILDERDIENST ULLSTEIN Goebbels-Familie*, tote Goebbels-Kinder, Goebbels-Leiche: Patience nach dem Mord konnte sich das Feuer nicht ausbreiten und hinterließ nur einige die überwiegend aus Mannschaftsgraden und dem Personal der geschwärzte Möbel sowie zahlreiche Brandflecken. Reichskanzlei bestand und an die hundert Personen umfasste. Unterdessen teilte Mohnke den zusammengerufenen Kom- Schon unmittelbar nach dem Einstieg in den U-Bahn-Schacht mandeuren der im Regierungsviertel stationierten Einheiten die riss der Zusammenhalt ab, und wenig später fielen in der licht- wichtigsten Ereignisse der vergangenen Stunden mit. An- losen Tunnelwelt auch die einzelnen Gruppen auseinander. Ei- schließend schickte er die bestürzte Offiziersrunde, die von die- nige der Ausgebrochenen lösten sich aus ihrem Verband und sen Vorkommnissen allenfalls gerüchteweise gehört hatte, mit versuchten an einem der Stationsaufgänge ins Freie zu kommen, dem Bemerken zu ihren Einheiten zurück, dass der Stadtkom- wurden aber vom fortdauernden Beschuss und den Steinschau- mandant General Weidling verfügt habe, die Kämpfe eine Stun- ern überall in die Schächte zurückgetrieben. Der Plan, durch de vor Mitternacht einzustellen. Jeder Verband, setzte er hinzu, die russischen Linien hindurchzusickern und sich im Norden solle versuchen, sich nach Norden durchzuschlagen, um, wenn der Stadt einer vermeintlich weiterkämpfenden Einheit anzu- möglich, den Befehlsraum der Regierung Dönitz zu erreichen. schließen, erwies sich angesichts der Umstände als vollkommen widersinnig. urz vor elf Uhr begann der Auszug der Bunkerbewohner. Im Herumirren stießen einige der am Ausbruch Beteiligten ir- Krebs und Burgdorf blieben zurück. Mohnke hatte zehn gendwo wieder aufeinander. Andere schlugen sich auf Trampel- KGruppen zu jeweils 20 oder mehr Personen gebildet. Im pfaden, durch Kellerfluchten und über Hinterhöfe zu der Schult- Abstand von wenigen Minuten kamen sie aus dem Kellerfenster heißbrauerei an der Schönhauser Allee durch, die als einer der unterhalb des Führerbalkons an der Reichskanzlei hervorge- vorläufigen Sammelpunkte bezeichnet worden war. Viele kamen krochen, überquerten den verwüsteten, von Bränden taghell in den noch immer anhaltenden, oftmals Panzer gegen Panzer erleuchteten Wilhelmplatz und verschwanden dann, rutschend geführten Straßenschlachten oder Häuserkämpfen um. Walter und stolpernd, im schuttüberhäuften Eingang zum U-Bahnhof Hewel, Verbindungsmann des Auswärtigen Amtes in der Reichs- „Kaiserhof“. An den Gleisen entlang machten sie sich gleichsam kanzlei, verübte – womöglich auf Grund eines ihm von Hitler unter den russischen Linien auf den Weg zur Station „Friedrich- abverlangten Versprechens – in der Weddinger Brauerei Selbst- straße“ und von dort, so war es geplant, im U-Bahn-Tunnel unter mord. Eine größere Gruppe, zu der Mohnke mitsamt seinem Stab der Spree zum Stettiner Bahnhof. Der blasse Schein der sowie der SS-Adjutant Günsche, Baur, Hitlers Kammerdiener Taschenlampen fiel auf Tote, Verwundete oder Schutzsuchende, Linge, Rattenhuber und andere gehörten, geriet im Lauf des fol- genden Tages in sowjetische Gefangenschaft, wieder anderen wie „Die Welt, die nach dem Führer Reichsjugendführer Axmann oder den Sekretärinnen des Bunkers gelang es, sich nach Westen durchzuschlagen. und dem Nationalsozialismus kommt, Als die Russen die Reichskanzlei besetzten, stießen sie im Tief- ist nicht wert, darin zu leben.“ bunker auf die Generale Burgdorf und Krebs, die, eine Vielzahl halbgeleerter Flaschen vor sich, tot am Kartentisch saßen. die dicht zusammengedrängt an den Schachtwänden oder auf galt lange als verschollen. Doch schon bald den Schwellen kauerten, überall lagen Uniformteile, Gasmasken, nach dem Krieg gingen Hinweise um, dass er zusammen mit dem Munitionskästen und Unrathaufen herum. SS-Arzt Dr. Stumpfegger in der Nähe des Lehrter Bahnhofs Selbst- Die erste Gruppe führte Mohnke selbst, die zweite Hitlers obers- mord begangen habe. Zu Beginn der siebziger Jahre bestätigte ein ter Leibwächter Rattenhuber, und der dritten Gruppe, die Goeb- Skelettfund die Aussage. Später wurden die inzwischen einge- bels’ Staatssekretär Naumann übernommen hatte, gehörten Hitlers äscherten Überreste über der Ostsee verstreut. Pilot Baur und der in der Uniform eines SS-Generals erschienene Trotz der „Aufforderung“ Weidlings, den Widerstand einzu- Martin Bormann an, der noch am Morgen Dönitz in einem Funk- stellen, gingen an einigen Punkten der Stadt die Kämpfe während telegramm mitgeteilt hatte, dass er „so schnell wie möglich“ zu ihm des ganzen 2. Mai weiter und endeten auch am darauf folgenden kommen werde. Hitlers Fahrer führte eine Gruppe, Tag noch nicht. Einige verlorene, im Ganzen immerhin nach ein paar Tausen- * Josef Goebbels (l.), Magda Goebbels (M.), Stiefsohn Harald Quandt (r.). den zählende Haufen betrachteten alle Verhandlungen als „Ver-

74 der spiegel 12/2002 Deutschland AKG Bormann (1942), mutmaß- licher Bormann-Schädel* Tod am Lehrter Bahnhof SÜDDEUTSCHER VERLAG SÜDDEUTSCHER Alliierte Militärs bei Inspektion der Reichskanzlei (Juli 1945): „Historische Eroberung“ rat“ und waren zum Weiterkämpfen entschlossen. Noch am 2. Mai die nun irgendwo herumstanden, bis die Tiere eins ums andere sprengte eine dieser Einheiten den Tunnel unter dem Landwehr- geschlachtet und von tanzenden oder singenden Mannschaften kanal, in den sich ungezählte Verwundete und Schutz suchende über offenen Feuern gebraten wurden. Und überall, gezogen Zivilisten geflüchtet hatten. Doch die große Katastrophe blieb von zottigen Steppenpferden, die kleinen Panjewagen, behängt aus, weil die Wassermassen sich rasch verliefen: Selbst die Natur mit billigem Beutegut: mit Töpfen und Kleidungsstücken, Gieß- sei des ewigen Mordens müde, sagten die Leute. kannen, Akkordeons, Puppen oder was sonst alles mitgegan- Gespenstischerweise waren eines Morgens, kurz vor der gen war. Manchmal auch Hundegespanne. An jeder grö- Einnahme des Regierungsviertels durch die Sowjettruppen, alle ßeren Straßenkreuzung waren Schilder in kyrillischer Schrift auf- Gebäude und Mauerreste im Umkreis der Reichskanzlei mit gestellt. Hakenkreuzfahnen behängt. Der zuständige Abschnittskom- Gleichzeitig strömten an ausgewiesenen Sammelplätzen Tag mandant, der 27 Jahre alte, hochdekorierte Oberst Erich Bären- und Nacht die Gefangenen zusammen. Heruntergekommen und fänger, hatte ein Lager mit Fahnen entdeckt und beschlossen, sie übermüdet, oftmals mit weißen Armbinden, kamen sie aus dem Gegner als eine Geste der Todesbereitschaft entgegen- Kellern, Erdlöchern oder Kanalisationsschächten hervor, viele zuhalten. „Wir haben in guten Zeiten unter dieser Flagge alte Volkssturmmänner darunter, 15-jährige Flakhelfer sowie gekämpft“, erklärte der junge Offizier, und er wisse nicht, Verwundete auf Krücken oder mit Blut durchtränkten Verbän- warum er sich „schämen sollte, sie jetzt, wo es uns dreckig geht, den. Stumm reihten sie sich irgendwo ein und zogen dann, ge- zu zeigen“. trieben und eskortiert von siegesstolzen, vielfach bereits or- Zu den verbissensten Verteidigern der Stadt zählten die Reste densgeschmückten Sowjetsoldaten, in riesigen, grauen Heer- der französischen SS-Division „Charlemagne“, die vor allem im haufen ab. Bereich des Luftfahrtministeriums erbarmungslosen Widerstand Allein die Schlacht um Berlin hatte die Rote Armee 300000 Tote leisteten. Aber auch niederländische und skandinavische SS-Ver- gekostet. Auf deutscher Seite waren an die 40000 Soldaten ge- bände sowie ein inzwischen kaum hundert Mann starkes lettisches Korps setzten sich schon deshalb bis nahe an die Selbstvernich- „1. Berlin kapituliert. 2. Alle Kapitulierenden tung zur Wehr, weil sie nie Gefangene gemacht hatten und jetzt nichts anderes als ihr eigenes Schicksal erwarteten. haben die Waffen niederzulegen. 3. Allen Soldaten Die Nächte der zerschlagenen Stadt waren erfüllt von beängs- und Offizieren wird das Leben garantiert.“ tigenden Geräuschen: dem fernen, von gewitterähnlichen Blitzen begleiteten Grollen der Geschütze, unvermittelt hochjagendem fallen. Keine verlässliche Zahl nennt die zivilen Opfer. Fast eine Motorenlärm, vereinzelten Feuerstößen und, nahebei, den Schrei- halbe Million zog in die Gefangenschaft. en der Frauen. Gefallene Soldaten und Zivilisten lagen zu Hun- Kurz vor Mitternacht donnerten in Moskau 24 Artilleriesalven derten in den Trümmern, doch kümmerte sich niemand darum. aus über 300 Geschützen in den Nachthimmel, gefolgt von einem Patrouillierende Rotarmisten in erdbraunen Kitteln zogen durch pompösen Feuerwerk. Die Stadt feierte die „historische Eroberung die Straßen, vorbei an ausgeglühten oder im Schwelbrand rau- Berlins“. Der Lärm hielt tagelang an. Er war bis in die Zellen chenden Trümmern, dessen Schwaden noch tagelang ganze Stadt- des Butyrka-Gefängnisses zu hören, in das Weidling, zwei seiner teile verdunkelten. Auf vielen Plätzen lagerten biwakierende Stabsoffiziere und einige ehemalige Bunkerinsassen eines ersten Truppen, häufig auch weibliche Soldaten darunter, die sich zwi- Gefangenentransports eingeliefert worden waren. Auch ein Ge- schen verbranntem oder umgestürztem Kriegsgerät zum Erinne- freiter des Volkssturms war unter den Häftlingen. Zu seinem Un- rungsfoto aufstellten und ihre Lederpeitschen über das Pflaster glück hatte er den Verdacht der Sowjets erregt, weil er, ähnlich dem knallen ließen. neuen amerikanischen Präsidenten, Trumann hieß. Er war aber ein Zigarrenhändler aus Potsdam. ndernorts warteten Gefangene in langen Reihen auf ihr Am frühen Nachmittag des 2. Mai, kurz nach drei Uhr, hatte die Verhör, während aus einiger Entfernung noch das Auf- Rote Armee, ohne auf nennenswerten Widerstand zu stoßen, die Ablitzen der Mündungsfeuer kam. Auf ihrem Vormarsch Reichskanzlei besetzt. Anders als die zahlreichen, bis in die hatten die sowjetischen Einheiten ganze Kuhherden requiriert, Memoirenliteratur reichenden Darstellungen angeben, ist sie nicht im Sturm genommen worden. * Kriminaltechnisch identifizierte Knochenteile aus einem Skelettfund in West-Berlin Morgens gegen neun Uhr hatte der zurückgebliebene Chef- (1972). techniker des Tiefbunkers, , vom Verbin-

76 der spiegel 12/2002 Deutschland NOVOSTI STAATSBIBLIOTHEK BAYERISCHE Hitler-Geliebte Eva Braun, verwüstetes Braun-Zimmer Kriegsbeute aus der Kommode

Falsche Hitler-Leiche auf Propagandafoto* Trophäe für die Weltöffentlichkeit dungstunnel her weibliche Stimmen vernommen. Beim Heraus- treten aus dem Schalterraum sah er sich zu seiner Überraschung etwa zwölf uniformierten Russinnen gegenüber, die, wie sich alsbald herausstellte, einem Sanitätskorps der Roten Armee angehörten. Ihr aufgeregt übermütiges Durcheinanderreden machte Hent- schel klar, dass er nichts von ihnen zu befürchten hatte. Bei sei- nem Erscheinen wandte sich eine der Frauen, die offenbar die An- führerin der Gruppe war und fließend Deutsch sprach, an ihn und liche Überreste gefunden. Eine vergleichsweise wohl erhaltene wollte wissen, wo Hitler sei. Doch schon die folgende Frage nach Leiche präparierten sie, womöglich mit Hilfe eines Maskenbild- „Hitlers Frau“ deutete an, was sie hergeführt hatte. Denn kaum ners, zum toten Hitler. Sie legten den Körper dekorativ zwischen hatte Hentschel ihr die erbetene Auskunft gegeben und sie, wie die Trümmerbrocken und boten ihn am 4. Mai der Weltöffent- verlangt, in den Ankleideraum Eva Brauns geführt, rissen sie den lichkeit als spektakuläre Trophäe dar. Schrank sowie die große Kommode auf und stopften, was immer Bald darauf widerriefen sie die selbst verfertigte Sensation, ihnen brauchbar schien, in mitgeführte Taschen und Beutel. „Mit sprachen zunächst von einem „Double“ des Führers und schließ- einem Freudengeheul“, so hat der Ingenieur berichtet, kamen die lich von einer „Fälschung“. Eine Zeit lang wurde offenbar erwo- Frauen wenig später zurück, schwenkten „mindestens ein Dut- gen, einen weiteren Toten als Körper des deutschen Diktators zu zend Büstenhalter“ sowie andere spitzenbesetzte Wäschestücke präsentieren, doch fiel einem der hinzugezogenen Experten recht- durch die Luft und zogen schließlich ausgelassen von dannen. zeitig auf, dass der Mann gestopfte Socken trug, was denn doch Auf ihrem Weg aus dem Bunker begegneten sie zwei inzwischen Zweifel an der Identität der Leiche hätte wecken müssen. Ende eingetroffenen sowjetischen Offizieren, die aber keine Notiz von April 1946 erschien am Gartenausgang des Führerbunkers eine ihnen nahmen. Auch sie fragten Hentschel nach dem Verbleib Hit- Kommission der Roten Armee, um nach den durchsichtigen, all- lers und hörten seinem Bericht von der Hochzeit des Führers, dem mählich auch die eigene Seite verwirrenden Farcen die unzwei- Selbstmord und der Verbrennung der Leichen ebenso gespannt deutigen Tatbestände festzustellen. In ihrer Begleitung befanden wie verblüfft zu. Anschließend ließen sie sich die Räume der Fa- sich einige Überlebende aus dem Bunker, die während der Er- milie Goebbels zeigen und schlugen nach einem kurzen Blick auf oberung der Stadt aufgegriffen worden waren. Filmkameras wurden aufgebaut und die Szene von der Ver- „Die Überreste vollständig verbrannt, brennung Adolf Hitlers und seiner Lebensgefährtin noch einmal in den Einzelheiten nachgestellt. Doch das Material verschwand dann zusammen mit ebenso wie die in endlosen Verhören von Günsche, Linge, Rat- Kohlestücken zu Aschepulver zerstampft.“ tenhuber und anderen erlangten Auskünfte ungenutzt in irgend- welchen geheimen Archiven. die toten Kinder entsetzt die Tür wieder zu. Später stellte sich her- Die angeblichen Überreste Hitlers, Eva Brauns und einiger wei- aus, dass sie, aller begründeten Vermutung nach, den Verbänden terer Bunkerinsassen hatte man Ende Mai 1945 zunächst am Marschall Konjews angehörten, die Stalin Tage zuvor angehalten Dienstsitz der Abteilung Gegenaufklärung im Raum Berlin-Buch hatte, weil Berlin Schukow gehören sollte. Aber das eine Vor- verscharrt. Mit der Einheit zogen die Holzkisten, in denen sie ver- kommnis verriet zu viel menschliche Schwäche, das andere zu viel wahrt wurden, zunächst nach Finow, von dort nach Rathenow Eigenmächtigkeit für die „Geschichte des Großen Vaterlän- und schließlich nach Magdeburg. Auf eine Anfrage hin entschied dischen Krieges“. Beide tauchen daher bis heute in keiner der im März 1970 das Politbüro der KPdSU, die Überbleibsel „streng sowjetischen Darstellungen über die Schlacht um Berlin auf. konspirativ“ auszugraben und „durch Verbrennung endgültig In der Nähe des Bunkerausgangs hatten die Eroberer, neben zu vernichten“. In dem Abschlussbericht über die „Operation zahllosen Toten im weiteren Bereich des Gartengeländes, Archiv“ heißt es: „In der Nacht zum 5. April 1970“ wurden „die annähernd 15 meist verbrannte oder verstümmelte mensch- Überreste vollständig verbrannt, dann zusammen mit Kohle- stücken zu Aschepulver zerstampft, anschließend in den Fluss * Sowjetische Inszenierung mit einem präparierten Toten im Garten der Reichskanzlei. geworfen.“ ™

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