Naturschutzbund Deutschland

Gruppe

Jahresbericht 2010

Nr. 27 , im Dezember 2010

Liebe Mitglieder! Liebe Freunde und am Naturschutz Interessierte (und vielleicht und hoffentlich auch bald einmal Mitglieder)!

Von Theodor Heuss, unserem ersten Bundespräsidenten, stammt der bedenkenswerte Satz „Das Talent des Menschen, sich einen Lebensraum zu schaffen, wird nur durch sein Talent übertroffen, ihn zu zerstören.“ Leider habe ich nicht das Jahr in Erfahrung bringen können, in dem er diesen Ausspruch tat, auf alle Fälle muss er aber mindestens 50 Jahre alt sein, denn Theodor Heuss starb schon 1963. Ich weiß nicht, was er sagen würde, sähe er, wie unsere Welt und Umwelt heute aussieht.

Zu jener Zeit lebte ich auf einem Bauernhof. Ich kann mich noch erinnern, dass wir bei Feldarbeiten einmal eine Wachtelfamilie aufscheuchten, die mit ihren kleinen Küken, die mir kaum größer als eine große Hummel erschienen, rasch flüchtete. Ich kann mich aber nicht mehr erinnern, wann ich hier zum letzten Mal eine Wachtel gehört habe. Ganz ähnlich geht es mir mit Rebhühnern oder den früher alltäglichen Feldlerchen. Selbst noch vor gut einem Jahrzehnt waren Lerchen fast überall in der Feldmark zu hören. In den letzten Jahren aber ist es dort im Frühjahr recht still geworden.

Den Grund für diese Abnahme bis hin zum fast völligen Verschwinden kennen wir alle: die gravierenden Veränderungen in der Landschaft. Früher hielt der Bauer eine Fruchtfolge von Sommer- und Wintergetreide, Hackfürchten (wer kennt heute den Ausdruck überhaupt noch?) und Rotklee als Untersaat ein. Heute dagegen haben wir neben Winterweizen und Raps auf dem größten Teil der Ackerfläche Mais, Mais und noch einmal Mais. In dieser verarmten Landschaft finden die oben genannten beispielhaften Tierarten keine Nahrung mehr und verschwinden. Neben dieser Arten des Ackers lebten in den Knicks Goldammer, Buchfink und Co. Einen Teil der Knicks hat man gerodet, und ein nicht gerader kleiner Teil der noch vorhandenen Knicks wird durch das – leider wieder erlaubte – senkrechte Hochschlegeln zu Hecken degradiert, die keine Blüten und Früchte mehr tragen. Damit fehlt die Nahrungsgrundlage für Insekten und andere Kleintiere und somit auch wieder direkt und indirekt die für die genannten Vogelarten.

Was ich hier für unsere nächste Umgebung beschrieben habe, trifft auch im großen Maßstab zu, von der zunehmender Versteppung weiter Landstriche über die Rodung tropischer Regenwälder und Zerstörung von Korallenriffen bis hin zur Klimaveränderung. Dass damit auch neue Arten einen neuen Lebensraum finden – so haben wir jetzt z.B. Löffler, Silberreiher und Stelzenläufer hier -, kann aber den Verlust von sehr viel mehr Arten nicht ersetzen. Entsprechendes gilt für alle anderen Lebensräume auch.

All diese Tatsachen belegen die Richtigkeit der Aussage von Theodor Heuss. Ich bin so vermessen zu behaupten, dass es nicht noch schlimmer mit unserer Umwelt aussieht, ist auch ein Verdienst der Naturschutzverbände. Und deren Aufgabe wird bestimmt nicht kleiner, wir müssen einfach weiter kämpfen, um den kleinen Rest von noch halbwegs natürlicher Umwelt zu erhalten, so wie bei uns das Weiße Moor oder den Riesewohld. Wir müssen auch um die Vergrößerung solcher Flächen kämpfen, um unseren Nachkommen wenigstens noch Ansätze einer Umwelt zu hinterlassen, wie wir Älteren sie als Kinder erlebt haben. Dabei sind wir auf die Mithilfe aller unserer Mitglieder angewiesen. Helfen Sie uns dabei und werben Sie auch für uns.

Im Namen des Vorstandes unserer NABU-Kreisgruppe wünsche ich Ihnen ein gesundes und erfolgreiches neues Jahr. Ihr

NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2010 – 2 – Die Reptilien im Naturschutzgebiet Kleve mit Umgebung

Ernst-Otto Pieper

besonders angetan. BOIE schrieb 1840/41, dass sie auf den Heiden Dithmarschens „in größter Menge“ vorkommt. Das ist heute leider nicht mehr der Fall. Die Ursache für die zu verzeichnende Bestandsabnahme ist vor allem im Rückgang und der quali- tativen Verschlechterung vieler Zaunei- dechsenhabitate zu sehen (HARBST, 2005). Bei dieser Reptilienart bestehen sowohl zwischen den Geschlechtern als auch zwi- Der Spiekerberg im NSG Kleve

Die ehemalige Steilküste zwischen Bis- marckstein und Spiekerberg wurde am 08.11.1962 per Verordnung zum Natur- schutzgebiet erklärt – bis dahin das 35. in Schleswig-Holstein. Mit seinen 13,07 ha ist es sicherlich eines der kleinsten in unse- rem Bundesland; wenn es aber um die Pflanzen- und Tierwelt geht, ist es eines der größten. In Fachkreisen ist dieses Gebiet insbeson- dere durch seine Vielzahl an Reptilien bekannt geworden, ist es doch das einzige Männchen der Zauneidechse während der Paarungszeit in Schleswig-Holstein, wo alle heimischen Reptilienarten vorkommen: Zauneidechse schen Jung- und Alttieren große Unter- (Lacerta agilis), Waldeidechse (Zootoca schiede in Färbung und Zeichnung, beson- vivipara), Blindschleiche (Anguis fragilis), ders während der Paarungszeit. Zaunei- Ringelnatter (Natrix natrix), Kreuzotter (Vi- dechsen ziehen sich über Nacht und unter pera berus) und die Schlingnatter (Co- bestimmten Bedingungen auch tagsüber, ronella austriaca). Letztere hat im Zusam- z.B. bei ungünstigen Witterungsbedingun- menhang mit dem Bau des Hopener Golf- gen, in Rückzugquartiere zurück. Legebe- platzes über lange Zeit für Schlagzeilen reite Weibchen suchen regelmäßig in ein- gesorgt. Die Vorkommen der Europäischen zelnen Grabintervallen Mauselöcher oder Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) sind in auch selbst gegrabene Erdlöcher auf. S-H nach dem heutigen Kenntnisstand Die Paarungszeit beginnt nach der Früh- wohl alle auf Aussetzungen zurückzu- führen. Die Zauneidechse bevorzugt warme Regionen und sandige Böden. Ihre Vor- zugstemperatur liegt bei 38°C. Hier bieten die oft nach Süden und Südwesten ausge- richteten Steilhänge des Klev ideale Bedin- gungen. Und so ist es nicht verwunderlich, dass diese Echsenart zwischen der Jägers- burger in Elpersbüttelerdonn bis zum Papenknüll in Burg am häufigsten anzutreffen ist. Hier haben es die Sand- trockenrasen, Heiden und Bahndämme ihr Gelege der Zauneidechse NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2010 – 3 – jahrshäutung, meist Ende April und endet und ein gewisses Maß an Bodenfeuch- etwa Mitte Juni. Bald nach der Paarung tigkeit. Der Vorteil des Lebendgebärens bzw. den Paarungen setzt ein vermehrtes besteht zum einen darin, dass die Keime Wachstum der Eier ein, so dass nach 8 bis vor negativen Umwelteinflüssen geschützt 10 Tagen 4 bis 15 weichschalige Eier in sind. Zum anderen können die Weibchen vom Weibchen gegrabenen Röhren sich und damit ihre Eier aktiv wärmeren abgelegt werden. Manche Weibchen kön- Temperaturen aussetzen und dadurch ins- nen sich 10 bis 14 Tage nach der Eiablage gesamt kühlere Habitate besiedeln als die ein zweites mal paaren und kurz darauf Zauneidechse. ein weiteres Gelege absetzen. Die Embryo- Nach einer Tragezeit von 38 bis 90 Tagen nalzeit ist stark temperaturabhängig und werden 2 bis 12 weichschalige Eier in liegt zwischen 53 und 75 Tagen. Der meist oberirdischen Verstecken abgelegt. Schlupf muss so rechtzeitig erfolgen, dass Die Jungen schlüpfen dann wenige Minu- den Schlüpflingen genügend Zeit zur ten bis Stunden später, selten findet der Sammlung von Energievorräten bis zur Schlupf schon im Mutterleib statt. Überwinterung bleibt. Waldeidechsen überwintern gesellig, oft Wie fast alle Amphibien und Reptilien kann zusammen mit Kreuzottern, Blindschlei- auch die Zauneidechse bis zu ihrem chen und Erdkröten in trockenen Erdlö- Lebensende wachsen. Die meisten Tiere chern. sind im 3. Lebensjahr geschlechtsreif. Beutespektrum, Geschlechtsreife und Zauneidechsen können 10 bis 12 Jahre alt Höchstalter wie bei der Zauneidechse. werden. Sie ernähren sich fast aus- schließlich carnivor. Der Großteil ihres Beutespektrums besteht aus Spinnentieren und Insekten. Der Beginn der Winterruhe ist abhängig von der Ernährungssituation; Männchen beginnen damit vor den Weibchen und Alttiere vor den Schlüpflingen.

adulte Blindschleiche

Der Name Blindschleiche soll nach PETZOLD aus dem Althochdeutschen stammen und nach dem bleiernen Glanz der Tiere in etwa „blendende Schleiche“ (Plintslicho) geheißen haben. Das zu den Echsen gehörende Tier ist nicht blind. Von der Blindschleiche bevorzugte Lebensräu- Waldeidechse bei der Sonnung me sollen eine dichte, bodennahe Vege- Auch die meist bräunlich gefärbte tation haben und die wichtigsten Beutetie- Waldeidechse, die bei uns auch Moor- re, nämlich Regenwürmer und kleine eidechse genannt wird, kommt in den Nacktschnecken, müssen verfügbar sein. oben genannten Gebieten flächendeckend Sie kommen in dem oben angesprochenen vor, jedoch nicht ganz so häufig wie die Areal häufig vor, wenngleich auch bei Zauneidechse. Ähnlich wie bei dieser gibt weitem nicht so häufig wie die vorgenan- es auch bei der Waldeidechse große nten Echsen. Unterschiede in der Färbung und Zeich- Ausgewachsene Tiere können sehr nung. Da die gesamte Embryonalentwick- variabel gefärbt sein, während die Jung- lung im Körper des Weibchens stattfindet, tiere eine einheitliche Färbung und Zeich- reicht der Waldeidechse ein Lebensraum nung haben. Die Körperlänge liegt durch- mit geschlossener, deckungsreicher Vege- schnittlich bei 17 cm; auffällig ist dabei, tation mit exponierten Stellen zum Sonnen dass häufig das Schwanzstück fehlt oder NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2010 – 4 – regeneriert ist. Paarungszeit ist Mai/Juni und etwa 3 Monate danach gebiert das Weibchen 6 bis 15, etwa 35 bis 50 mm lange Junge, die noch von einer dünnen Eihaut umgeben sind. Die Jungtiere sind aber nach wenigen Sekunden frei und beginnen ihr selbstständiges Dasein. Ein Lebensalter von 30 Jahren ist mehrfach beschrieben worden. Die Nahrung der Blindschleichen besteht zu über 90% aus Nacktschnecken und Regenwürmern, die im ganzen verschluckt werden. Kreuzotter mit grauer Grundfarbe Von den Schlangen ist die Ringelnatter Keine der heimischen Schlangenarten die am häufigsten vorkommende Art. Ihr variiert in Färbung und Zeichnung so stark typischer Lebensraum, nämlich gewässer- wie die Kreuzotter. Die Oberseitenfärbung und grünlandreiche Landschaften, grenzen reicht bei den Männchen von grau über ja unmittelbar am Klev und so ist es nicht braungrau bis zu gelbbraun; bei den verwunderlich, dass sie die Hänge nach Weibchen von gelbrot, rotbraun bis zu Eidechsen und Mäusen absucht. Die dunkelbraun. Ganz helle und schwarze meisten der gefangenen Exemplare hatten Exemplare konnten bei uns bisher noch eine Länge von 50 bis 75 cm und nur in nicht nachgewiesen werden. Die Pupille ist Ausnahmefällen werden 100 cm über- senkrecht schlitzförmig. Das Zickzackband schritten. In Färbung und Zeichnung sind ist nicht immer deutlich von der Ringelnattern sehr einheitlich. Die Unter- Grundfarbe abgehoben, so dass eine scheidung der Geschlechter ist schwierig. Verwechslung mit der Schlingnatter In Ausnahmefällen können bei günstiger durchaus möglich ist. Die Körperlänge Witterung bereits Ende März Paarungen beträgt selten mehr als 60 cm. beobachtet werden, die meisten Paa- Paarungszeit ist, je nach Witterung, von rungen sind aber Ende April. Im Zeitraum Ende April bis Mitte Mai. Auch bei der Juni bis August werden dann von den Kreuzotter findet die gesamte Weibchen 10 bis 30 Eier abgelegt. Dazu Embryonalphase im mütterlichen Körper suchen diese gerne solche Plätze auf, an statt. Die von weichhäutigen und denen durch Gärungswärme höhere durchsichtigen Eihüllen umgebenen Temperaturen herrschen als in der Um- Jungtiere werden zumeist im August im gebung. Die Jungtiere schlüpfen nach 4 Verlauf von 1 bis 2 Stunden tagsüber bis 10 Wochen – je nach Temperatur. geboren. Nach wenigen Sekunden Ringelnattern ernähren sich vor allem von durchstoßen sie die Eihülle und ziehen Amphibien (Frösche und Molche, sowie davon. Die Wurfgröße liegt zwischen 4 deren Larven). Daneben werden Fische, und 20. Das Höchstalter wird bei Eidechsen, Kleinsäuger und sogar Klein- Kreuzottern auf 15 Jahre geschätzt. vögel gefressen. Die Beute wird lebend Kreuzottern ernähren sich vor allem von gefressen. Ringelnattern werden bei uns Eidechsen, Fröschen und Kleinsäugern. selten älter als 10 Jahre. Das Hauptvorkommen der Kreuzotter liegt im Bereich des NSG Kleve. In den angrenzenden Flächen konnte sie bisher noch nicht nachgewiesen werden. Beson- ders im Bereich des Spiekerberg konnten in 2010 neben ausgewachsenen Tieren auch mehrere Jungtiere nachgewiesen werden, so dass der Eindruck entsteht, dass die Gesamtstärke der Population zunimmt. Ein Nachweis hierzu ist aber schwierig. Schlingnattern sind leicht mit grau gefärbten Kreuzottern zu verwechseln NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2010 – 5 – Von besonderer Bedeutung ist das statt. Hierzu wurden 20 Verstecke ausge- Vorkommen der Schlingnatter; konnten legt, die, außer in den Wintermonaten, doch in den letzten 4 Jahren in Schleswig- wöchentlich mindestens einmal kontrolliert Holstein nur noch vier Vorkommen fest- wurden. Dabei wurden wichtige Daten gestellt werden. über Anzahl, Körpergröße, Aufenthalte Die Schlange wird selten länger als 70 cm. usw. festgehalten und an zentraler Stelle Ihre Grundfarbe kann grau, rötlich oder ausgewertet. Es wurden in dieser Zeit 23 rostrot sein. Die Pupille ist rund. Anhand Tiere registriert, die zum Teil jedoch der dunklen Streifung und Punktierung auf 10fach oder noch häufiger wieder gefun- der Oberseite und an den Kopfseiten kön- den wurden. Einige Exemplare wurden nur nen die einzelnen Tiere immer eindeutig einmal gesichtet. erkannt werden. Männchen haben in der Da der Verfasser im Forst Christianslust Regel längere Schwänze als die Weibchen, auch eine Schlingnatter fangen konnte, lag jedoch ist eine hundertprozentig sichere die Vermutung nahe, dass die Bahntrasse Geschlechtsbestimmung nur durch das Burg- als „Wanderstrecke“ benutzt Ausstülpen der Hemipenes oder eine Sek- wird. tion möglich. Paarungen können angeblich 2009 wurde dann in allen Heideflächen bereits in den Winterquartieren stattfin- entlang der Bahnlinie, von der Jägers- den. In der Regel läuft das Paarungsge- burger Heide bis zum Papenknüll, eine schehen jedoch in den Frühjahrsmonaten Vielzahl von Verstecken ausgelegt und ab. Nach einer Tragzeit von 3 bis 4 Mo- regelmäßig kontrolliert. Erfreulicherweise naten werden, ähnlich wie bei der Wald- konnten in allen Flächen alle drei genann- eidechse, 3 bis 15 von einer dünnen Eihül- ten Echsenarten festgestellt werden. Der le umgebene Jungtiere geboren. Sie be- Nachweis der Schlangen beschränkte sich ginnen schon wenige Tage nach der allerdings auf die Ringelnatter. Geburt mit der Suche nach Nahrung. Hauptnahrung für Schlingnattern sind Blick in die Zukunft: Eidechsen. Daneben stehen Jungschlan- Soll der Artenreichtum der genannten gen, auch die der eigenen Art, Spitz- Reptilien erhalten bleiben, was ja unser mäuse, Mäuse, Insekten und Regenwür- aller Ziel ist, kommt es in erster Linie mer auf der Speiseliste. Vor dem Ver- darauf an, deren Lebensräume zu erhalten schlingen wird die Beute mit dem Körper und, wo möglich, zu verbessern. An allen umschlungen und so lange gewürgt, bis in Frage kommenden Fundplätzen ist eine der Erstickungstod eintritt (Name). Das deutliche Verschlechterung durch Verbu- Höchstalter der Schlingnattern liegt bei 20 schung festzustellen. Vor allem die Spät- Jahren. blühende Traubenkirsche (Prunus sero- tina) aber auch Kiefern (Pinus sylvestris), Fichten (Picea rubens), Faulbaum (Fran- gula alnus) und Eichen (Quercus sp.) ha- ben sich sehr breit gemacht. Vorbildliche Lebensraumerhaltung ist im NSG Kleve festzustellen, wo die Untere Naturschutzbehörde des Kreises Dithmar- schen regelmäßig die Eichen am Spieker- berg auf den Stock setzten lies; allerdings hat in den beiden vergangenen Jahren der Heideblattkäfer (Lochmaea suturalis) grö- ßere Schäden an der Besenheide hinter- Anhand der dunklen Streifung und Punktierung auf der lassen. Oberseite und an den Kopfseiten können die einzelnen Tiere immer eindeutig erkannt werden Beispielgebend sind auch die Erhaltungs- maßnahmen am Papenknüll in Burg, wo In den Jahren 2007/2008 fand im Natur- auf Initiative des Fördervereins für das schutzgebiet Kleve und dessen unmittel- Burger Waldmuseum „BurgNatur“ mit Un- barer Umgebung ein Schlingnatter-Monito- terstützung durch die UNB die total mit ring im Auftrag des LANU (jetzt LLUR) Adlerfarn überwucherte ehemalige Heide- NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2010 – 6 – fläche maschinell abgeplaggt wurde und wieder ein hervorragender Lebensraum für durch Impfung mit entsprechender Saat Reptilien entsteht.

Der Papenknüll in Burg vor (links) und nach (rechts) dem Abplaggen

Das Storchenjahr 1010 in Dithmarschen

Uwe Peterson

Mit ”Es ist ein stetiges Auf und Ab...” hatte 2 (1) ich den Bericht über die Weißstörche in Pahlen (Bäckerei) – (–) unserem Kreis im letzten Jahresbericht Pahlen (Schwimmbad) 4 (–) eingeleitet. Genau so hätte ich auch dies- 3 (3) mal anfangen können, nur dass ich in die- – (n.b.) sem Jahr wieder von einem kleinen Plus Schlichting n.b. (–) von zwei Paaren berichten kann, womit 3 (2) wir exakt den Stand von 2007 erreicht 4 (1) haben. Genau gleich ist mit 44 auch die – (1)

Zahl der ausfliegenden Jungen, im letzten n.b. = nicht besetzt Jahr waren es dagegen nur 21. Von den diesjährigen 21 Paaren waren 14 (in 2007 In hielt noch ein einzelner Storch 15) erfolgreich, 7 (6) blieben ohne Nach- einen Horst besetzt, das letztjährige Weib- wuchs. Daher ist auch der JZa-Wert, der chen war in verpaart. die durchschnittliche Jungenanzahl aller Wie unterschiedlich der Bruterfolg bei den Paare angibt, mit 2,10 auch gleich, nur der Störchen im ersten Jahrzehnt dieses Jahr- JZm-Wert – die durchschnittliche Zahl der tausends war, macht die folgende Grafik Jungen pro erfolgreichem Paar – ist 3,14 deutlich. Sie zeigt den JZa-Wert in etwas geringfügig größer gegenüber den 2,93 anderer Darstellung, denn ich habe JZa = aus 2007. 2,0, den Wert, der nach Expertenmeinung Im Einzelnen sah es auf den Nestern in für einen stabilen Bestand einer Population den verschiedenen Orten so aus: notwendig ist, gleich null gesetzt, um zu zeigen, dass in Dithmarschen in den mei- Burg 3 (1) sten Jahren dieser Wert deutlich unter- Delve – (2) schritten wird, was übrigens auch für ganz Eddelak – (2) Schleswig-Holstein gilt. Glüsing 4 (–) Insgesamt war es gutes Storchenjahr, was Heide-Süderholm 2 (–) auch die Zahlen für ganz Schleswig- Hennstedt-Hochfeld – (2) Holstein belegen: 207 Paare, davon nur 34 Hennstedt-Horst 2 (–) (= 16,4 %) ohne Junge, die 173 (Lucht) 2 (n.b.) erfolgreichen Paare brachten 444 Junge Hochdonn (Meierei) 3 (3) zum Ausfliegen, das ergibt einen JZa-Wert Hohenhörn 3 (–) von 2,13, also geringfügig besser als in Kleve 4 (n.b.) Ditmarschen, und einen JZm-Wert von Linden – neu 2010 2,54, deutlich weniger als unser Wert von Linden-Pahlkrug 5 (4) 3,14. NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2010 – 7 – Im letzten Jahresbericht hatte ich etwas gewählt und hält sich jetzt im Tschad auf. Allgemeineres über die Besenderung von Über das Leben und Erleben in diesem drei Störchen aus Dithmarschen geschrie- Jahr von Hobor können Sie mehr im Artikel ben, und Herr Zietz hatte ausführlich von von Herrn Zietz erfahren. „seinem“ Storchenmännchen „Hobor“ be- Zusätzlich wurden noch drei weitere Stör- richtet, über den Sie auch diesmal einiges che mit Sendern versehen: Gustav und lesen können. Hier nun will ich Ihnen kurz Anni, ein Brutpaar aus Pahlen sowie Mi- über den weiteren Verlauf dieses chael aus Bargen, also von der anderen Experiments bis heute (November 2010) Seite der Eider und damit, wenn auch berichten. Seinerzeit hatte ich mit den räumlich in der Nähe, außerhalb Dithmar- Winteraufenthalten der Störche geendet, schens. Alle diese Störche sind auf dem und da beginne ich auch wieder. Das beschriebenen Weg in den Tschad geflo- Weibchen Gertrud aus Eddelak kam im gen, wo sich auch andere, mit Sendern Januar wahrscheinlich durch einen großen versehene Weißstörche: aus Loburg (Sach- Adler zu Tode, denn der Kadaver wurde sen-Anhalt, der Heimat von „Prinzess- locker auf einer Akazie liegend gefunden, chen“), aus Schweden (von den zwei dort Ring und Sender konnten geborgen besenderten Tieren ist einer direkt über werden. Helmut, der Brutpartner, kam wie die Ostsee nach Polen geflogen, für einen erwartet früh aus Spanien zurück und hat Segelflieger wie den Storch eine enorme sich neu mit dem Weibchen verpaart, das Leistung, der andere ist in Spanien) und 2009 in Kuden Brutvogel war. Dieses aus Ungarn aufhalten. Einzelheiten kön- inzwischen 8jährige Weibchen wurde auch nen Sie im Internet auf der Seite des mit einem Sender versehen und „Romy“ NABU bzw. den der anderen Länder getauft, es hat die normale Ostroute über finden. den Balkan, die Türkei, Israel und Ägypten JZa-Wert (2,0 = 0) Dithmarschen 2001-2010

0,6

0,4

0,2

0,0 2001 2004 2007 2010 -0,2

-0,4

-0,6

-0,8

-1,0

Jahr

Saatkrähen in – wo sind ihre Nester geblieben?

Asmus Lensch

Wer im Frühjahr durch Hemmingstedt fuhr, gefallen waren, hätte man eigentlich sehen konnte beobachten, dass sich rechts der B 5 müssen, ob die Anzahl der Nester noch ge- zwei Saatkrähenkolonien entwickelten. Eine wachsen war. Erfahrungsgemäß sind Saat- befand sich gleich am südlichen Ortseingang krähennester sehr lange in den Bäumen zu in einer Baumgruppe. Eine zweite befand sehen. Das war aber in Hemmingstedt nicht sich ein klein wenig abseits der Straße in der Fall. Bei der Kolonie an der Ortseinfahrt einer kleinen Gruppe höherer Bäume. Am sind keine Nester zu sehen, bei der anderen 2.4.2010 befanden sich in jeder der Kolonien ca. 3. Man kann nicht davon ausgehen, dass ca. 15 Nester. alle Nester durch Stürme von den Bäumen Nach dem Laubaustrieb waren die Nester gefegt worden sind. Man muss wohl eher vom vorbeifahrenden PKW nicht mehr zu se- davon ausgehen, dass hier jemand die Ne- hen. Aber im Herbst, nachdem die Blätter ster einer geschützten Vogelart beseitigt hat.

NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2010 – 8 – Mauersegler - die Meister der Lüfte-Bericht über eine private Ansiedlungsinitiative in Heide Teil 3

Stefan Heuseler

Kurzer Rückblick seit 2007 tagen führte dazu, dass viele Segler im Im Winter 2006/2007 habe ich 4 Nist- Vergleich zu den Vorjahren um ca. 10 kästen für Mauersegler im Giebel meines Tage verspätet eintrafen. Den ersten Ein- Hauses installiert. Durch den Einsatz eines flug eines der Brutvögel in einen der Nist- CD-Players und das Abspielen von Mauer- kästen sah ich am 11.05.2010. Am seglerlockrufen von einer speziellen CD 14.05.2010 konnte ich dann bereits 4 konnte ich im Sommer 2007 das erste Segler aus den Vorjahren in die Kästen Mauerseglerpaar anlocken. Im Jahr 2008 einfliegen sehen. Somit waren zwei Paare hat dieses Paar nach der Rückkehr aus wieder komplett. Von dem dritten und Afrika einen der damals 4 Nistkästen vierten Paar war zunächst keiner zurück- besetzt, ein Nest gebaut und erfolgreich gekehrt. Die bereits eingetroffenen Segler gebrütet. Weitere nistplatzsuchende Mau- hatten in diesem Jahr zu Beginn der Brut- ersegler konnte ich in dem Jahr durch CD- zeit wetterbedingt keinen guten Start. Die Lockrufe auf die Nistkästen aufmerksam kühle und nasse Witterung führte dazu, machen. Im Frühjahr 2009 habe ich die dass der Insektenflug an vielen Tagen Anzahl der Nistkästen vor der Rückkehr schwach war und die Segler erst spät am der Segler im Mai auf 8 erhöht. Das erste Vormittag ihre Kästen verließen, um Flug- Brutpaar hat wiederum erfolgreich in „ih- insekten zu jagen. Auch abends kehrten rem“ Kasten gebrütet. Drei weitere Paare sie oft früher in ihre Nistkästen zur Über- nahmen Nistkästen in Besitz, von denen nachtung zurück als in anderen Jahren. zwei 2009 ebenfalls erfolgreich Junge Die Vögel mussten Energie sparen und flo- großzogen. Das vierte Paar blieb ohne gen daher nur aus, wenn das Wetter auch Brut. Der Aufbau einer Mauerseglerkolonie genügend Nahrung versprach. In dieser an meinem Einfamilienhaus ist damit ge- Zeit konnte ich insbesondere über den glückt. Gewässern im Ostroher und Süderholmer Moor und über den Kreistannen, wo sich Das Jahr 2010 viele Mücken aufhalten, einige Segler tief- Nach diesem kurzen Überblick möchte ich fliegend bei der Jagd beobachten. Für nun darüber berichten, was sich in diesem Mensch und Tier hieß es abwarten und auf Jahr in meiner Giebelkolonie ereignete. besseres und vor allem wärmeres Wetter Den langen und für unsere Verhältnisse hoffen. Am 22.05.2010 waren dann auch harten Winter 2009/2010 mit seinen beide Brutpartner aus dem im Vorjahr langen Frostperioden und dem vielen besetzen 3. Nistkasten wieder da. Die Schnee habe ich dazu genutzt, 3 weitere Segler, die im letzten Jahr einen Brutplatz Nistmöglichkeiten im Giebel meines in Besitz genommen, aber noch nicht ge- Hauses zu schaffen, so dass den Seglern brütet hatten, waren noch nicht einge- jetzt 11 Brutplätze zur Verfügung stehen. troffen. Ich vermute, dass Ihre Nistplatz- Zwei dieser neuen Kästen habe ich mit bindung noch nicht so stark ausgebildet Infrarotkameras ausgestattet, um im Falle war wie bei den Seglern, die bereits er- einer Annahme und Brut das Geschehen folgreich Junge aufgezogen hatten. Die am Fernseher hautnah mitzuerleben. „ V e r m is s t e n “ h i e l t e n s i c h w a h r s c h e i n l i ch in Nicht nur der Winter, sondern auch das Gebieten auf, in denen das Wetter und Frühjahr fiel in diesem Jahr ungewöhnlich das Nahrungsangebot in dieser Zeit besser kalt aus. Dieser Umstand führte dazu, dass waren als in Heide. Das kann viele hun- sich auch die Rückkehr der Mauersegler derte Kilometer entfernt sein. So habe ich aus ihren afrikanischen Überwinterungs- zum Beispiel im Internet erfahren, dass gebieten verzögerte. Insbesondere die riesige Mauerseglerschwärme von mehre- sehr kühle Witterung an fast allen Mai- ren hundert bis tausend Tieren tagelang

NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2010 – 9 – im Rheingebiet und in der Nähe von und Anfang August konnte ich regelmäßig Freiburg bei der Nahrungssuche beob- bis zu 15 Mauersegler bei ihren Vorbei- achtet werden konnten. Diese sogenannte flügen an den Giebelnistplätzen beobach- Wetterflucht kommt auch bei den Brut- ten. Unter ihnen waren neben den Brut- vögel vor, wenn diese wetterbedingt nicht vögel auch weitere nistplatzsuchende Seg- genügend Nahrung für sich und ihre Jun- ler. Dass das so sein musste, war daran zu gen finden. Sie fliegen dann ebenfalls erkennen, dass sich einige von Ihnen an mehrere Tage in Gebiete mit besserem die Nistplatzöffnungen der besetzten und Nahrungsangebot. Sie weichen gezielt unbesetzten Kästen hängten und kurz großen Schlechtwettergebieten aus. Man hineinschauten ohne einzufliegen. Sie hiel- vermutet, dass Mauersegler in der Lage ten nach freien und geeigneten Nistplätzen sind, starke Luftdruckveränderungen Ausschau. Brutvögel fliegen immer sofort wahrzunehmen und entsprechend darauf ein. Am 07.08.2010 sah ich, wie ein einzel- zu reagieren. Ältere Jungvögel fallen bei ner Segler in den bisher unbesetzten Nist- Schlechtwetterfluchten ihrer Eltern in ei- platz direkt unter dem Giebel einflog und nen sogenannten Hungerschlaf, bei dem dort mindestens 10 Minuten verblieb. Ein ähnlich wie beim Winterschlaf alle Körper- weiterer Segler folgte ihm nicht. Ich funktionen auf ein Minimum herunterge- vermute daher, dass dieser Segler noch fahren werden. In diesem Zustand können keinen Brutpartner gefunden hat. Sollte ältere Jungvögel bis zu ca. 9 Tage ohne dieser Segler Gefallen an diesem Nistplatz Nahrung und Wasser überstehen. Sie gefunden haben, wird es sich in seinem bauen in dieser Zeit Fett- und Muskelge- Überwinterungsgebiet oder im Frühjahr webe ab. Sobald das Wetter es wieder auf dem Rückflug nach Europa eine/n zulässt, kehren die Altvögel zu ihren Partner/in suchen und mit ihr/ihm zusam- Nestern zurück und versorgen ihre Jun- men zum Nistplatz zurückkehren. Im Mai gen. Wetterfluchten während der Brutzeit oder Juni 2011 werde ich schlauer sein. sind in unserer Gegend aber die absolute Nach dem 07.09.2010 konnte ich keine Ausnahme. Mauersegler mehr in die Hausgiebelkästen Am 25.06.2010 - also fast zwei Monate einfliegen sehen. Es wurde somit wieder nach der sonst üblichen Ankunftszeit - still und die 8-monatige Wartezeit bis zur konnte ich von dem verschollenen 4. Brut- Rückkehr der Segler im Frühjahr 2011 hat paar einen Mauersegler in den im Vorjahr begonnen. angenommenen Nistkasten einfliegen se- Sehr gefreut habe ich mich darüber, dass hen. Einige Tage später stellte ich fest, sich nach meinem Bericht 2009 zwei Ver- dass auch dieses Paar wieder komplett einsmitglieder im Frühjahr 2010 bei mir war. Sie führten eine Spätbrut durch, die gemeldet haben, die Interesse an einer bis ca. 06.09.2010 dauern sollte und damit Ansiedlung von Mauerseglern an ihren ca. 1,5 Monate später endete als Normal- Häusern zeigten. In ersten Fall aus Mel- bruten, die Anfang Mai beginnen. dorf konnte der Hausbesitzer vorhandene Auch in diesem Jahr habe ich wieder per runde Öffnungen an beiden Giebeln dazu CD-Player und 2 Lautsprechern in der nutzten, zwei unauffällige Nistplätze für Nähe der Nistkästen Mauerseglerrufe ab- Mauersegler zu schaffen. Anlockversuche gespielt und so nistplatzsuchende Mauer- mit CD-Lockrufen waren bereits insofern segler angelockt. Am 15.07.2010 konnte erfolgreich, dass 2 - 3 Mauersegler auf die ich dann das erste Mal beobachten, wie Öffnungen zuflogen und kurze Anhängver- ein neues Paar in einen bisher unbesetzten suche unternahmen. Bei einem erneuten Nistkasten einflog. Dieses Paar übernach- Einsatz von CD-Lockrufen ist eine Annah- tete seitdem regelmäßig für ca. 3 Wochen me in 2011 wahrscheinlich. in diesem Kasten und hat ihn höchst- In zweiten Fall aus Lohe-Rickelshof wurde wahrscheinlich angenommen. Eine Rück- ein selbstgebauter Doppelnistkasten in kehr in 2011 und eine Brut dieser Neuan- Giebelnähe installiert. Der Einsatz der siedler sind damit sehr wahrscheinlich. Lei- Lockruf-CD führte hier nach einer gewis- der handelt es sich bei dem neubesetzten sen Wartezeit dazu, dass einer der Nist- Kasten nicht um einen der Kameranist- kästen schon im ersten Jahr von einem kästen. In der Zeit um den 20.07.2010 Mauerseglerpaar angeflogen und später NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2010 – 10 – auch angenommen wurde! Eine Kasten- ich gerne für weitere Auskünfte und Hilfe- kontrolle nach Wegzug der Segler im stellungen zur Verfügung. August hat ergeben, dass das Paar mit Nicht nur die Mauersegler haben etwas dem Nestbau begonnen hat. Eine Rück- davon, sondern auch Ihnen bieten sich kehr und Brut im nächsten Jahr ist sehr beeindruckende Beobachtungsmöglichkei- wahrscheinlich. ten und faszinierende Flugschauen. Für weitere Interessenten, die auch etwas Es lohnt sich! für unsere Dithmarscher Mauersegler tun Auf dem Foto ist die Giebelkolonie an möchten und z.B. Nistkästen an Ihrem meinem Haus (ca. 7,5 m Höhe) in ihrer Haus anbringen wollen oder auf andere aktuellen Form zu sehen. Die besetzten Weise Nistplätze schaffen möchten, stehe Nistkästen 2010 sind nummeriert.

1: Kasten seit 2007 besetzt; 2008, 2009 und 2010 6 Bruterfolg 2: Kasten seit 2009 besetzt; 2009 und 2010 Bruterfolg

3: Kasten seit 2009 besetzt; 2009 und 2010 1 Bruterfolg 4: Nistplatz seit 2009 besetzt; 2009 keine Brut; 2010 erfolgreiche Spätbrut 5 4 5: Nistplatz seit 2010 besetzt; wahrscheinliche Rückkehr und Brut in 2011 2 3 6: 2010 Einflug eines einzelnen Mauerseglers in diesen Nistplatz gesehen; mögliche Rückkehr in 2011 7 7: Kasten in 2010 besetzt durch ein

Feldsperlingspaar mit Bruterfolg

Das liebe Kind soll selber essen!

Ursula Peterson

Ich habe schon viele kleine, interessante seinen Hakenschnabel richtig einzusetzen. Beobachtungen während unserer See- Nach gut 30 Minuten erbarmt sich diesmal adlerwochen im Wohnwagen direkt in Mama und füttert. Sichtlinie zu einem Horst machen können. Tag 3: Mutter kommt zum Horstbaum. Der In diesem Jahr konnte ich miterleben, wie Jungvogel steht sofort auf, aber sie hat ein verwöhntes Kind vom gefüttert werden keine Beute mitgebracht. Ich kann es nicht zum Selber-Fressen erzogen wird. hören, aber so wie er den Kopf hält und Tag 1: Mutter bringt einen Fisch, legt ihn den Schnabel öffnet, scheint er zu betteln. im Horst ab und setzt sich zum Männchen Nach einer Weile fliegt das Weibchen in den Horstbaum, um das weitere Ge- wieder ab. Wir konnten den ganzen Tag schehen zu beobachten: Der Jungvogel ist über keine Fütterung beobachten. hungrig, tapst zu der Beute, pickt daran Tag 4: Mutter kommt und bringt Beute. herum und wartet. Nach 10 Minuten er- Der Jungvogel ist jetzt so hungrig, dass barmt sich Papa, springt in den Horst und ihm ungeahnte Fähigkeiten wachsen. Er füttert. schafft es endlich, die Fischhaut aufzu- Tag 2: Mutter bringt einen Fisch, legt ihn reißen, um an das eiweißreiche Fleisch zu in die Horstmulde, fliegt in den Horstbaum kommen. Hurra, er weiß jetzt, wie es funk- und wartet. Der Jungvogel kommt, pickt tioniert und wird es wohl nicht wieder die Beute an, kann sie aber offensichtlich vergessen! nicht „öffnen“, anscheinend ist die Fisch- So werden bei den Adlern Kinder zum haut sehr fest und er muss erst lernen, „Selber-Essen“ erzogen.

NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2010 – 11 – Mein schöner Garten

Ernst Gloe

Es begann vor rund 30 Jahren. Meine Frau Außerdem haben sich ohne großes Zutun und ich hatten ein Baugrundstück in der Kreuzblume, Kleine Brunelle, Kriechender Schleswiger Straße in Meldorf erstanden. Günsel und Gundermann breit gemacht Der Boden, wie sich dann herausstellte, und auch der Dreifingersteinbrech und das war sehr lehmig und bedurfte einer Hungerblümchen fühlten sich eine Zeit reichlichen Sandzufuhr, um den Ablauf des lang wohl, mussten aber stärkerer Konkur- Oberflächenwassers zu gewährleisten. renz, wie z. B der Walderdbeere oder dem Nachdem das Haus stand, war es an der Pfennigkraut, weichen. Zeit, den Garten zu planen und anzulegen. Natürlich ist auch der Löwenzahn vom So wie damals üblich stand zunächst die Rasen her ausgewandert. Den muss ich Rasenfläche im Vordergrund und rundhe- leider mir Rücksicht auf meinen Nachbarn rum wurde dann etwas Blühendes gesetzt. jedes Jahr in die Schranken verweisen. Die Grundstücksgrenze wurde zum Schutz Neben der Spurbahn dürfen auch etwas gegen neugierige Nachbarn mit Krüppel- höhere Pflanzen gedeihen, wie Prachtnel- kiefern und Serbischen Fichten bepflanzt. ke, Karthäuser Nelke, Heidenelke, Felsen- Aber bald gefiel mir das Ganze nicht mehr. nelke, Pechnelke, Tripmadam, Nickendes Ich bin auf dem Land groß geworden und Leinkraut, Feldmannstreu, Echtes Gülden- wünschte mir mehr Natürlichkeit im Gar- kraut, verschiedene Laucharten, Johannis- ten. So mussten die Kiefern und Tannen kraut, Wiesenraute und Golddistel, um nur weichen und Platz machen für viele hei- einige zu nennen. mische Sträucher und eine Eibenhecke, Grundsätzlich habe ich die Erfahrung um so auch mehr Vögel in den Garten zu gemacht, dass manches für immer ver- locken. schwindet oder nach Jahren an anderer Meine Zufahrt zum Carport wollte ich Stelle im Garten wieder auftaucht. Das schon damals nicht zupflastern und so macht das Ganze erst spannend. wurde nur eine Spur mit Betonplatten ge- Recht bald keimte bei mir auch der legt und die Freiflächen wurden mit Sand Wunsch nach einem Gartenteich auf und und größeren Kieseln ausgefüllt. Anfangs so machte ich mich an die Arbeit. Der habe ich den Kampf mit der sich schnell Aushub wurde zum kleinen Erdwall als verbreitenden Saat vieler damals für mich Grenze zu einem anderen Nachbarn und noch Unkräuter aufgenommen und die zu einem Hügel im Rasen. Der Wall wurde Kiesel frei gehalten. Bald war der Aufwand schnell zum Knick mit Flieder, Felsenbirne, einfach zu groß und so ging ich daran, Haselnussstrauch, Weißdorn, Traubenkir- gezielt kleine und flachwachsende Pflan- sche, und Eiche. Die Vögel trugen kräftig zen zwischen den Spurbahnen einzubrin- dazu bei, dass sich dort auch Holunder, gen. Die Bedingungen sind für Trockenra- Eiben und Ilex ansiedelten. Irgendwann senpflanzen ideal, weil die Auffahrt direkt habe ich dann die Brombeere und die in der Sonne liegt und sich Sand und Himbeere eingeschleppt. Zur Reifezeit Steine schnell erwärmen. Von meinen kann ich mich dann über die Früchte freu- Exkursionen in den Osten Deutschlands en, die meine Frau vorwiegend zur Grütze und den Norden Europas brachte ich verarbeitet. immer häufiger Saat mit und so fand Die ausgehobene Grube wurde mit Folie manch seltene Pflanze eine neue Heimat. ausgelegt und über Nacht entstand der Sehr stark hat sich in der Mitte der Gartenteich. Wie durch ein Wunder Thymian ausgebreitet, der zur Blütezeit siedelte sich dort sehr viel Wassergetier ein hübscher Anblick ist und zudem dem an. Jetzt war es an der Zeit, den Teich mit Sohn meiner Nachbarn, der als gelernter seinen verschiedenen Zonen auch zu Koch ein Restaurant betreibt, die Küche bepflanzen. Heute haben die üblichen bereichert. Teichpflanzen, vor allem die Seerose im tiefen Teil, schon reichlich Besitz ergriffen.

NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2010 – 12 – Auch die Randbepflanzung mit Fieberklee, mittels Folie angelegt, auf der einen Seite Sumpfblutauge, Sumpfdotterblume, Ku- mit Torf und auf der anderen Seite mit ckuckslichtnelke hat bis heute schon fast dem Sand vom Spülfeld aufgefüllt. In das überhand genommen und muss ständig Torfbeet kamen das breitblättrige Knaben- bearbeitet werden. kraut und auf die andere Seite die Echte Heimisch wurden bald Erdkröte, Gras- Sumpfwurz. Dabei habe ich mir dann auch frosch sowie Teichmolch. Zwischenzeitlich den seltenen kleinen Schachtelhalm einge- sorgte auch ein Teichfrosch für schlaflose schleppt, der sich sehr schnell ausge- Nächte. Die Vielfalt wurde noch um einige breitet hat. Bitterlinge ergänzt. Um für Nachwuchs bei Über den Bach werden sowohl der Teich diesen kleinen Fischen zu sorgen, mussten als auch die Sumpfbeete mit Regenwasser Teichmuscheln her, in denen sie ihre Eier versorgt. Das Moorbeet beheimatet heute ablegen. Das klappte hervorragend und noch die Sibirische Schwertlilie, die Troll- bald tummelten sich dort an die fünfzig blume, den Wiesenknöterich und die Fischkinder. Schachbrettblume. Im kalkhaltigem Be- Aber ich wollte noch mehr Naturgarten. reich wächst neben der Sumpfwurz als Das hat nicht immer die Zustimmung seltene Art noch die Sumpfsiegwurz. meiner Frau gefunden. So habe ich ihr auf Im Laufe der Jahre wurde die Artenvielfalt der Eingangsseite des Hauses ein großes an Orchideen immer größer und so musste Staudenbeet angelegt, das über das Jahr wieder ein Rasenstück daran glauben. Der prachtvolle Blüten hervorbringt und wo Boden wurde teils mit Schreddergut, mit denn auch halbwegs Ordnung herrscht, Muschelkalk ( Hühnerfutter) und mit Krei- während ansonsten den Pflanzen kaum de von der Steilküste Moens vorbereitet. Einhalt geboten wird. Zunächst habe ich meine Orchideen dann Mit dem Teich machte ich dann die über einen deutschen Züchter in Frank- Erfahrung, dass ständig Wasser fehlte. Da reich mit entsprechendem Zertifikat bezo- ich zu der Zeit noch keinen eigenen gen. Brunnen hatte, war nun die Frage, wie So haben Purpur-Knabenkraut, Zungen- kann ich für Wasserzufuhr sorgen, ohne stendel, Holunder-Knabenkraut, Ragwurz, meine Wasserrechnung über Gebühr zu Helm-Knabenkraut, Fuchsiges Knaben- strapazieren. Kurzerhand wurde ein Re- kraut und Waldhyazinthe sowie der Gelbe genfallrohr angezapft und darunter ein Frauenschuh Einzug gehalten. halbes Weinfass aus Holz gestellt. Dann Aus Versehen ist dann auch die Puppen- wurde von dort ein Bach aus Folie zum orchis mit einer Sendung gelandet. Teich hin angelegt und mit Kieseln und im Die Erfahrung hat aber gezeigt, dass Laufe der Jahre mit etwas größeren sehr einigen Arten das Klima und mögli- farbenprächtigen Steinen ausgelegt, die cherweise der Boden nicht zugesagt jedes Jahr im Urlaub am Südstrand der haben. So sind nach ein oder zwei Jahren dänischen Insel Moen gesammelt wurden Zungenstendel, Ragwurz, Puppenorchis und unser Fahrzeug an den Rand eines und Frauenschuh wahrscheinlich auf im- Achsenbruchs brachten. mer verschwunden. Wie der Zufall es will, standen zur der Zeit Einer weiteren Rettungsaktion aufgrund umfangreiche Baggerarbeiten im Nord- der Kanalverbreiterung im Raum Grünental Ostsee-Kanal an und prächtige Orchideen- habe ich die Breitblättrige Stendelwurz flächen auf einem alten Spülfeld in Fi- und das Große Zweiblatt zu verdanken. scherhütte standen vor der Vernichtung. Nachdem sich die robusteren Arten nach Da kam auf Initiative eines bekannten Na- und nach sogar über Saat verbreiteten, turfreundes die Idee auf, doch wenigstens habe ich so das Fleischfarbene Knaben- einen kleinen Teil zu retten und unter kraut, das Gefleckte Knabenkraut, das anderem auch bei mir im Garten anzu- Übersehene Knabenkraut und die Mücken- siedeln. Das war die Geburtsstunde meiner händelwurz mit Erfolg angesiedelt. In Orchideenleidenschaft. Jetzt musste aber manchen Jahren kann ich mich vor Orchi- noch das Feld für die abgetragenen Soden deen gar nicht retten. Vor allem das bereitet werden. Also wurde rechts und Breitblättrige Knabenkraut, das sich aus links des Bachlaufes ein Sumpfbeet wieder dem Torfbeet fast zurückgezogen und den NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2010 – 13 – Teichrand erobert hat, und das Überse- bockskraut, Buschwindröschen, Gelbes hene Knabenkraut ergreifen zunehmend Windröschen, Leberblümchen, Wiesen- Besitz von meiner Auffahrt und meiner Schlüsselblume, Stengellose Schlüsselblu- Rasenfläche. Aber auch andere Arten me, Schneeglanz, Traubenhyazinthe und haben schon „Ableger" bekommen, wie vieles andere mehr flächendeckend be- das Purpur-Knabenkraut, das Fuchsige herrscht. Knabenkraut, das Helm-Knabenkraut, die Rund ums Haus habe ich von Anfang an in Mückenhändelwurz und das große Zwei- einem 40 cm breiten Streifen größerer blatt. Das Gefleckte Knabenkraut macht Steine gelegt. Hier wachsen gerade zum sich mit über 30 Pflanzen im saurem Süden wärmeliebende Pflanzen, wie Mo- Sumpfbeet ordentlich breit. Darunter ist schusmalve, Wegmalve, Wegwarte, Nacht- auch ein weißes Exemplar, das aber nicht kerze, Königskerze, Wiesensalbei und Nat- in jedem Jahr zur Blüte kommt. Von der ternkopf. Im schattigen Bereich hat sich Echten Sumpfwurz konnte ich inzwischen der gelbe Lerchensporn breit gemacht. fast hundert Pflanzen zählen. Die Breit- In einer andere Ecke meines kleinen blättrige Stendelwurz ist auch schon beim Areals finden sich Maiglöckchen, Bärlauch Nachbarn aufgetaucht. Um die Orchideen und Waldmeister, hohler Lerchensporn wurden nach und nach Knöllchen-Stein- und Alpenveilchen. brech, Graslilie, Gelber Einzian, Türken- Viele Rosensorten, darunter auch einige bundlilie, Nieswurz, Vielblütige und Wohl- alte Rosen, die dringend um Asyl nach- riechende Weißwurz, Wilde Tulpe, gesucht haben, konnten noch ein Plätz- Lungenkraut, Küchenschelle, Orangefar- chen in meinem Garten ergattern. benes Habichtskraut und Aronstab, um nur Einen englischen Rasen sucht man bei mir einige zu nennen, angesiedelt. vergebens. Der ist inzwischen zur blühen- Im Lauf der Jahre sind ein Steinbeet mit den Wiese verkommen. angrenzender Steinmauer entstanden, wo u. a. Blauroter Steinsame, verschiedene Besucher sind jederzeit willkommen. Mauerpfefferarten, Mauer-Zimbelkraut und Mauerraute gut gedeihen. Ernst Gloe Ein weiterer Teil des Gartens wird von Schleswiger Str. 8 Frühblühern, wie Winterling, Wildkrokus, 25704 Meldorf Schneeglöckchen, Märzbecher, Schar- Tel. 04832/1277

Jagdstrecken in Dithmarschen

Asmus Lensch

Alljährlich wird vom Ministerium für In dem Bericht für das Jahr 2009, der Landwirtschaft, Umwelt und ländliche 2010 erschienen ist, werden die Jagd- Räume des Landes Schleswig-Holstein der strecken für die Zeit vom 1.4.2008 bis „Jahresbericht Jagd und Artenschutz“ her- 31.3.2009 für die einzelnen Landkreise ausgegeben. Diese Berichte sind lesens- und kreisfreien Städte dargestellt. Für wert, es finden sich u.a. Abhandlungen Dithmarschen ergeben sich darin folgende über verschiedene Tier- und Pflanzen- Zahlen (einschließlich Fallwild): arten.

Art Anzahl Bemerkungen Damwild 1 Rehwild 2993 Schwarzwild 21 Hasen 9733 Nur in Nordfriesland höhere Strecke Kaninchen 1422 Füchse 917 Dachse 59 NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2010 – 14 –

Art Anzahl Bemerkungen Baummarder 47 Steinmarder 310 Iltisse 408 Nur in Schleswig-Flensburg höhere Strecke Hermeline 229 Höchste Strecke in Schleswig-Holstein Mauswiesel 91 Höchste Strecke in Schleswig-Holstein Marderhunde 12 Wildernde Katzen 769 Fasanen 7569 Höchste Strecke in Schleswig-Holstein Ringeltauben 3646 Höchste Strecke in Schleswig-Holstein Höckerschwäne 3 Graugänse 1102 Blässgänse 18 Kanadagänse 21 Weißwangengänse 34 Nilgänse 21 Stockenten 6396 Nur in Nordfriesland höhere Strecke Pfeifenten 481 Krickenten 136 Reiherenten 8 Waldschnepfen 797 Nur in Nordfriesland höhere Strecke Bleßrallen 54 Lachmöwen 9 Silbermöwen 21 Rabenkrähen 2499 Elstern 612

Eine Bewertung der Zahlen mag jeder Le- Unverständlich ist auch die Bejagung der ser für sich vornehmen. Waldschnepfe. Nach der Roten Liste der Ich will hier nicht dafür plädieren, die Jagd Brutvögel Schleswig-Holsteins aus dem abzuschaffen. Die Jagd auf bestimmte Jahr 1995 gilt diese Art zwar nicht mehr Tierarten ist sicher notwendig, um ihre als gefährdet. Die Anzahl der Brutpaare Bestände in einer vertretbaren Höhe zu wird für Schleswig-Holstein jedoch nur mit halten. Ein Beispiel dafür ist das Schwarz- ca. 300 Paaren angegeben. wild, dessen Bestand sicher auch bedingt Im Brutvogelatlas für Schleswig-Holstein durch die Vermaisung der Landschaft stark wird für die Erfassungsjahre 1985 – 1994 angewachsen ist. ein Bestand von 609 Brutpaaren genannt. Es fragt sich aber, ob alle genannten Tier- Wenn nun für Schleswig-Holstein im Jagd- arten bejagt werden müssen. Viele gejagte jahr 2008/2009 eine Gesamtstrecke von Tiere werden nach Ansicht des NABU- 3438 Waldschnepfen angegeben wird, Schleswig-Holstein (http://schleswig-hol kann das nur bedeuten dass hier vor allem stein.nabu.de/themen/jagd/landesjagdzeit Durchzügler aus Ost- und Nordeuropa er- enverordnungundartenschutz/) nicht ver- legt werden. Die neueste EU-Vogelschutz- wertet wie Mauswiesel, Steinmarder, richtlinie erlaubt zwar in Artikel 7 die Jagd Dachs, Bleßralle, Lach- und Silbermöwen. auf Waldschnepfen (Art des Anhangs II Hinzu kommt, dass trotz der Bejagung bei Teil A). Es fragt sich aber, ob durch die einigen Tierarten der Bestandsverlauf nicht hiesige Bejagung die Anstrengungen, die beeinflusst wird wie z.B. beim Stein- in ihrem Verbreitungsgebiet zu ihrer Erhal- marder, beim Marderhund oder bei der tung unternommen werden, nicht zunichte Elster. Insoweit sieht der NABU keinen gemacht werden (Art. 7 Abs.1). vernünftigen Grund für das Töten dieser Naturschützer beklagen oft, dass in südeu- Tiere. ropäischen Ländern bei uns heimische NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2010 – 15 – Vögel erlegt und z.T. auch verzehrt wer- Weg stellte und er gefragt wurde, warum den. In der hiesigen Bejagung der Wald- er den Hirsch jagen wolle, entsagte er der schnepfen sehe ich irgendwie Parallelen zu Jagd. Vor diesem Hintergrund dürfte es der Jagd auf Singvögel oder auch auf eigentlich gar keine Jäger mehr geben. Turteltauben in Südeuropa. Das ist aber nicht der Fall. Und solange in Gelegentlich werden Hubertusmessen in den Jagdstrecken Tiere enthalten sind, die den Kirchen gefeiert, so auch im No- nicht verwertet werden oder sinnlos vember 2010 im Meldorfer Dom. Diese getötet werden, sollten solche Messen Messe war allerdings keine Veranstaltung auch nicht gefeiert werden. der hiesigen Kirchengemeinde, sondern der Jägerschaft. Grundlage dafür ist eine Literatur: Sage, nach der der heilige Hubertus ein Berndt, R.K., B. Koop & B. Struwe-Juhl leidenschaftlicher Jäger gewesen sein soll. (2002): Vogelwelt Schleswig-Holsteins, Als sich ihm eines Tages ein Hirsch mit Band 5, Brutvogelatlas. Wachholtz Verlag, einem Kreuz zwischen dem Geweih in den Neumünster.

Unsere Seeadler: Was lange währt wird endlich gut

Ursula und Uwe Peterson

Wie Sie sich vielleicht erinnern, begann andere Position geben möchte, damit es bzw. endete unser letzter Bericht mit dem danach mit einer anderen Seite beim Brü- weihnachtlichen Lied „Alle Jahre wieder ten an die warme Bauchseite des Altvogels ...... wart`n wir auf `ne Brut“. Und dies gelangt. Nach einer einmonatigen Abwe- taten wir dann auch. Die Adler waren im senheit führte uns am 24.4. die erste freie Revier, aber sonst tat sich nichts. Im Fe- Zeit zu den Adlern. Aufgrund des jetzt bruar stellten wir erstaunt fest, dass das anderen Bewegungsablaufs vermuteten Paar innerhalb von 14 Tagen einen neuen wir eine Fütterung, was zeitlich gut zu Horst im gleichen Wäldchen gebaut hatte. dem von uns festgelegten Brutbeginn Er befindet sich in einer großen, unserem passte. Am 1. Mai glaubten wir an zwei Gefühl nach stabilen Astgabel einer Pappel verschiedenen Stellen Köpfchen auftauch- – andere große Bäume gibt es im Koog ja en zu sehen, was sich drei Tage später auch nicht. Der Horst ist im Herbst, Winter beim Beobachten bestätigte. Der Speicher- und Frühjahr – ohne Laub – auch von koog scheint ein gutes Nahrungsrevier zu Weitem gut zu sehen, aber wenn die er- sein, denn beide Junge wurden problemlos sten Blätter sprießen, wird es schwierig. groß und verließen zwischen dem 20. und Auch wir – als „Vor-Ort-Betreuer“ – dürfen 23. Juni den Horst. Die Jungadler wurden nicht dichter als alle anderen an das im Laufe des Jahres mehrfach gesehen Horstgebiet heran gehen. Trotzdem konn- und z. T. auch von Reimer Stecher ten wir in der Zeit der wahrscheinlichen fotografiert. Eiablage durch regelmäßige Kontrollen Zum Schluss noch ein Blick in die Zukunft. sagen, dass der Brutbeginn um den Spannend zeigt sich die Situation in 13.3.2010 liegen müsste. Der Horst wird Dithmarschen weiter: Den Sommer über nämlich mit Brutbeginn ständig besetzt, wurden des Öfteren zwei Seeadler im oder damit das Gelege warm gehalten und auch in der Umgebung des Riesewohld(s) gegen Eier liebende Krähen verteidigt gesehen, und auch an der Eider im werden kann. Bereich Horst - Bergewöhren sind zwei Am 16.3. konnte eine Bewegung des Adler gesichtet worden. Warten wir ab, Altvogels dahin gehend gedeutet werden, was das Jahr 2011 uns bringt. dass „Eierwenden“ statt findet. Er oder sie beugt sich dabei mit dem Kopf so tief in den Horst, als ob er oder sie einem Ei eine

NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2010 – 16 – Das Bündnis Naturschutz in Dithmarschen e.V. und seine Arbeit am FFH-Gebiet „Weißes Moor“

Dr. Inken Mauscherning

Das Bündnis Naturschutz in Dithmarschen torften Randgebiet abhebt. Im 17. Jh. hat- e.V. wurde als Lokale Aktion im Dezember te das Moor noch eine Ausdehnung von 2007 gegründet und ist mit Ausnahme der 245 ha, die sich bis zum Einstellen des Eider-Treene-Sorge-Region, dem südlichen Torfabbaus 1976 kontinuierlich verringer- Speicherkoog und dem Elbästuar vor te. Die geplanten Maßnahmen zielen vor Brunsbüttel in ganz Dithmarschen aktiv. allem auf die Verbesserung der hydrolo- Der paritätisch besetzte 6-köpfige Vor- gischen Verhältnisse im Moor ab. Es wur- stand setzt sich aus je einem Vertreter der den bereits einige Staubretter auf dem Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, Hochmoorkörper und ein Grabenstau am des Deich- und Hauptsielverbandes, Dith- Rande des Gebietes etabliert, um das marschen Tourismus e.V., der Gruppe Wasser innerhalb des Gebietes zurück- Ämter und Städte, der Gruppe Naturschutz zuhalten. Eine deutliche Verbesserung der und Landschaftspflege und der Gruppe Wasserhaltung verspricht man sich aber Land- und Forstwirtschaft oder Grundei- von der geplanten Randverwallung. Dazu gentümer zusammen. Der ehrenamtlich soll vor der alten, bereits stark durch- tätige Vorstand wird durch eine hauptamt- lässigen Torfverwallung im Westen, ein liche Geschäftsführung unterstützt. Finan- neuer Kleiewall aufgesetzt werden. Ebenso ziell getragen wird das Bündnis durch För- wird im Norden des Moores verfahren, wo derung des Landes Schleswig-Holstein, der bisher noch kein Wall existierte. Die EU sowie durch Beiträge und Zuwendun- Einwilligung der angrenzenden Landeigen- gen seiner Mitglieder. tümer ist dabei unabdingbar, da die Hoch- Insgesamt betreut die Lokale Aktion 14 moorfläche zum Teil unmittelbar an die der im Kreis gelegenen FFH- bzw. Vogel- landwirtschaftlichen Nutzflächen angrenzt schutzgebiete, die in ihrem Lebensraum- und ein Flächenbedarf für die Maßnah- typen- und Arteninventar sehr unter- menumsetzung erforderlich ist. Zurzeit schiedlich ausgeprägt sind. So reicht das werden Gespräche über Landerwerb oder Spektrum vom einzigen Hochmoor in der Langzeitpacht geführt, die bisher positiv Marsch, über Niederungsgebiete und Wäl- verlaufen sind. Im Osten wurde bereits im der hin zu Dünenresten, alten Kliffs und Rahmen des Ausbaus der Bundesstraße dem maritim geprägten Gebiet des nörd- ein Wall errichtet, der immer noch eine lichen Speicherkoogs. Für jedes Gebiet gute Funktionstüchtigkeit aufweist. Durch wird ein Runder Tisch gegründet, an dem die geplanten Maßnahmen wird ange- das Flächenmanagement und die Maßnah- strebt, dass sich die typische Hochmoor- menumsetzung auf Grundlage der gebiets- bulten-Vegetation wieder ausbreitet und spezifischen Erhaltungsziele mit den ört- es punktuell zu einem „wachsenden“ lichen Interessensvertretern diskutiert und Hochmoor mit stärkerer Etablierung von abgestimmt werden. Torfmoosen kommen wird. Der aufgestellte Managementplan für das „Weiße Moor“ nordöstlich von Heide wurde Ende 2009 vom Ministerium für Landwirt- schaft, Umwelt und ländliche Räume (MLUR) genehmigt. Das FFH-Gebiet „Wie- ßes Moor“ ist das einzige erhaltene Hoch- moor in der Marsch Schleswig-Holsteins und hat eine Größe von 69 ha. Im Zentrum auf einer Fläche von 25 ha befin- det sich der Hochmoorkörper, der sich mit einer ca. 2 m hohen Kante von dem abge-

NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2010 – 17 – Möwenbeobachtungen in Büsum

Jörg Heyna

Wenn die Störche in ihren Winterquar- Büsum, roter Ring „H351“, Silbermöwe, tieren sind, schaue ich gerne einmal nach beringt 2008 auf der Amrumer Odde. den beringten Möwen, und da ist der Büsum, gelber Ring „H27X“, Silbermöwe, Hafen von Büsum für mich am schnellsten beringt 2006 am Hafen von Eckernförde. erreichbar. Hier habe ich schon Möwen- Büsum, gelber Ring „VOM6“, Silbermöwe, ringe verschiedener Länder abgelesen. beringt 2002 auf Insel Tjörneholm, Däne- Neben den Vogelwartenringen tragen auch mark. einige einen zusätzlichen Farbring, der be- Büsum, gelber Ring „VRX5“, Silbermöwe, sonders leicht mit einem Spektiv abzulesen beringt 2001 auf Insel Lilleager, Däne- oder mit einer guten Digitalkamera zu mark. fotografieren und dann am heimischen PC Büsum, gelber Ring „H953“, Silbermöwe, zu vergrößern ist. beringt 2010 an der Schwentinemündung Ein paar Beispiele über Herkunft einiger in Kiel. der Möwen: Büsum, gelber Ring „H09X“, Silbermöwen, Hohenhörn, weißer Ring „CJ1E“, Lachmö- beringt 2005 am „Kleiner Kiel“ in Kiel. we, beringt 2001in Rautalampi, Finnland. Büsum, gelber Ring „H801“, Silbermöwe, Hohenhörn, Metallring „6400754“, Lach- beringt 2009 auf der Düne von Helgoland. möwe, beringt 2001 in Malmö, Schweden. Farbberingte Vögel melden Sie bitte direkt Brunsbüttel, Metallring „5346784“, Lach- an die jeweiligen Programmkoordinatoren möwe, beringt 2005 in Brunsbüttel. mit einer Kopie an das Institut für Vogel- Büsum, schwarzer Ring, „JL64“, Mantel- forschung ([email protected]). Bei möwe, beringt 2006 auf Insel Sandöy, der Suche nach dem zuständigen Pro- Südspitze Norwegen. grammkoordinator bin ich gerne unter Büsum, grüner Ring „X70T“, Silbermöwe, Tel. - Nr. 0481-7890789 behilflich. beringt 2005 auf Beuchel, Insel Rügen. Als Dank erhalten Sie von der Vogelwarte Büsum, Metallring „4072059“, Silbermöwe, oder dem zuständigen Beringer den kom- beringt 2005 auf Katholm, Insel Alsen, pletten Lebenslauf des Vogels, darin ent- Dänemark. halten sind der Beringungsort, Datum und Büsum, roter Ring „HX28“, Silbermöwe, Beringer. beringt 2010 auf der Möweninsel vor Weitere Möwenansammlungen gibt es in Schleswig. Brunsbüttel an den Schleusen, Hochdonn Büsum, roter Ring „HA86“, Silbermöwe, und Hohenhörn an der Kanalfähre sowie beringt 2010 auf dem Großmarkt in Ham- am Eidersperrwerk. Wer Lust hat, fährt am burg-Klostertor. besten mal bei Hochwasser an die Küste.

Mais und kein Ende

Bernd Koop

Am 20. Oktober 2010 widmete die KN 1. Nach den landwirtschaftlichen Betrie- (Kieler Nachrichten) dem Thema Biogasan- ben, die die Anlagen zum Stromverkauf lagen in Schleswig-Holstein eine Doppel- errichten, beginnen Kommunen mit der seite und einen Spitzenkommentar von R. Abnahme von Nahwärme - wodurch ein Barthelme. Das Thema spitzt sich erheb- weiterer Anreiz entsteht. lich zu, die (Bundes)Politik hat hier völlig 2. Da 2012 das Energie-Einspeise-Gesetz versagt oder betreibt bewusst eine Klien- (EEG) geprüft und ggf. angepasst werden telförderung: "Wenige profitieren- alle soll, dürfte es noch schnell einen Ausbau- anderen bezahlen"! boom 2011 geben, so wie die Solaran- lagen in diesem Jahr, als eine Subven- NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2010 – 18 – tionskürzung angekündigt worden war. wenn Kahlstellen vorhanden sind, denn Zurzeit bestehen fast 400 Anlagen im ansonsten wächst der Mais zu schnell. Wir Lande (Anmerkung der „Redaktion“: In werden weiterhin erleben, wie die positi- Dithmarschen sind zurzeit 22 Biogasan- ven Auswirkungen der Marktordnungsstill- lagen im Betrieb und 5 Anlagen im Bau). legungen sich wieder umkehren: verstärk- Auf 28% der Ackerflächen wachsen in- te Algenblüten in den Seen, weitere Ver- zwischen Energiepflanzen – Tendenz stei- armung der Restnatur durch immer mehr gend! Monotonie bis hin zum nahezu stummen 3. Bodenpachtpreise schnellen in die Frühling in den ausgedünnten Knicks in Höhe, so dass Pachtpreise bis zu 1000,- Maisschwerpunktgebieten. Das Land €/ha entstehen – für Viehbetriebe, die auf Schleswig-Holstein wird Schwierigkeiten Grünland angewiesen sind, sind solche bekommen, wenn Wasserrahmenrichtlinie Pachtpreise nicht mehr zu zahlen - mit der und NATURA 2000 erfolgreich umgesetzt Folge, dass ebenfalls die Maismafia diese werden sollen. Verschlechterungen des Flächen pachten kann (weil sie mehr Geld Erhaltungszustandes sind dabei untersagt. bietet) und Viehhaltungsbetriebe aufgeben Die Landesregierung wäre gut beraten, müssen. Dadurch droht eine weitere zusammen mit anderen Mais geschädigten Erosion im Grünlandbestand! Ebenso ist es Bundesländern auf eine umgehende Än- für Naturschutzprojekte kaum noch mög- derung des EEG zu drängen. lich, Flächen zu kaufen. Während die Maisproduktion mit bis zu 4. Die Wildschweinpopulation explodiert 1000 € pro ha subventioniert wird, laufen geradezu im Mais-Schlaraffenland, so dass selbst andere Wirtschaftszweige Gefahr, die Schäden immens werden, für die die unter die Räder zu kommen: Ob Touristen Jäger aufzukommen haben. Die Bauern auf Dauer bereit sind, sich im größten nehmen die Schadenszahlungen als 4. Maislabyrinth Mitteleuropas zu tummeln, Fruchtfolge dankbar an - so einer der mit immer weniger Ausblick auf die Textbeiträge. Landschaft oder höchstens auf immer 5. Es bahnt sich an, dass die bis 2005 neue Windkraftanlagen, wird sich zeigen. gesunkenen Nährstoffkonzentrationen in Die Möglichkeiten, einen Naturtourismus den ostholsteinischen Seen wieder erheb- auch nur in Ansätzen zu entwickeln, von lich steigen werden. Eine Ausstellung des dem der Naturschutz profitieren könnte, Projektes "Living Lakes Deutschland" in werden weitgehend auf das Wattenmeer Plön zeigte u.a. Ergebnisse aus dem beschränkt. Seenbeobachtungsprogramm im Kreis Wir bezahlen: Nicht nur mit unseren Steu- Plön, wo sich 2007 diese Nährstoffzu- ergeldern diesen Schwachsinn, sondern nahme bereits andeutete. wir bezahlen mit unserer Lebensqualität! Meine Einschätzung: Wir werden in den nächsten Jahren einige gravierende Verän- Ob die Stilllegungsprämien der 1990er derungen in der Vogelwelt erleben – wie- Jahre volkswirtschaftlich nicht doch testgehend negativer Art, denn auf sinnvoller waren?? Maisschlägen brüten nur dann Vögel,

NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2010 – 19 – Die ereignisreiche Brutsaison des Senderstorches „Hobor“ 2010 in Linden-Pahlkrug/Schleswig-Holstein

Beobachtungen rund um Hobors Horst von Nestbesitzer und Ehrenamtlichen Betreuer Rolf Zietz, Linden-Pahlkrug

Jede Storchensaison verläuft anders und einen Zweig zum Horst herauf und be- auch jedes Jahr gibt es wieder neue und gann sogleich mit weiterer Bautätigkeit. interessante Beobachtungen an den Stor- Doch schon vor seiner Ankunft gefiel ei- chenhorsten. Das Frühjahr 2010 war für nem anderen Storchenmännchen, dem mich schon deshalb unwahrscheinlich Ringstorch DEW 1X049, Hobors Nest wohl spannend, weil ja unser Brutmännchen so gut, dass er beabsichtigte, sich dort „Hobor“ schon ab Juli 2009 einen 30 anzusiedeln. Das Männchen DEW 1X049 Gramm leichten GPS-Solarsender trägt. hatte mehrere Jahre in Kleve/Dith- Wie würde wohl sein Rückflug aus der marschen mit seiner ebenfalls beringten Sahelzone des Tschad und des Sudans Partnerin DEW 1X716 gebrütet. Im Jahre verlaufen? Würde er überhaupt den ge- 2009 siedelte er ins benachbarte Schlich- fahrvollen Zug erneut überstehen? Nun – ting um, und verpaarte sich mit dem dor- auf diese Fragen gab die Satellitentele- tigen unberingtem Weibchen. Die Jungen metrie ausreichend Auskunft durch eine des Paares gingen jedoch nach einem exakte Datenübermittlung. extremen Regentag (50-70 Liter pro Nach mehreren Rastplätzen wurde am Quadratmeter) leider ein. Danach war 27.02.10 von Hobor der Golf von Suez im DEW 1X049 sehr häufig auf einem neu Bereich des Gabal el Zayt überquert. Am errichteten Mastnest in der Ortsmitte von 05.03. befand er sich bei Iskende- Linden anzutreffen. Obwohl DEW 1X049 run/Türkei und überflog schon am 09.03. bis Ende März 2010 ein recht unstetes den Bosporus bei Istanbul. Hobor umflog Leben führte, suchte er nie den Horst in am 19.03. die Karpaten östlich und Linden/Dorfmitte auf. Dieser Storch er- ereichte über die Ukraine und Polen sei- scheint seit Jahren stets sehr früh, oft nen Horst in unserem Garten bereits am schon in den letzten Februartagen, im 26.März um kurz nach 13.00 Uhr, und Brutgebiet und besucht dann fast sämt- damit sehr früh für einen Ostzieher. liche Horste in der Umgebung. Er wurde Hobor muss auf seinem Frühjahrszug im Frühjahr 2010 an den Horsten in 2010 sehr gutes Zugwetter mit ent- Kleve, Delve, Glüsing und hier in Linden- sprechend guter Thermik gehabt haben. Pahlkrug mehrfach abgelesen. Während Er benötigte von der ukrainisch-polni- der noch häufig starken Nachtfröste flog schen Grenze bis an seinen Bruthorst er sogar bis in den Westküstenpark nach lediglich drei Tage. An seinem Ankunfts- St.Peter-Ording und nutzte das dortige tag gab es um 12.00 Uhr noch eine Futterangebot. Schon am 02.03.2010 war Ortung, nach der Hobor noch 100 Kilo- er zusammen mit seiner alten Partnerin meter Zugstrecke zu bewältigen hatte. DEW 1X716 auf Hobors Nest und machte Diese 100 Kilometer legte er in einer alle Anstalten, dieses auch Nest zu be- Stunde und 15 Minuten zurück. halten. Doch schon am 17.03. hatte sich Hobor stand also wohlbehalten, gesund das Paar getrennt, nun hatte DEW 1X049 und munter auf seinem langjährig benut- plötzlich ein unberingtes Weibchen. Diese zen Horst. Die Senderantenne war gut Liaison hielt aber nur bis zum 22.03., sichtbar und der Elsa-Vogelwartenring denn ab diesem Datum waren DEW ebenfalls, allerdings war der Ring an der 1X049 und DEW 1X716 wieder auf Hobors Außenseite ziemlich bekotet, ansonsten Nest zusammen und paarten sich recht aber leicht ablesbar. Er ruhte sich kurze häufig. Ab 24.03. blieb das Paar dann Zeit aus und putzte sein Gefieder. Schon Hobors Nest fern, und ich hatte die große 15 Minuten nach seiner Ankunft holte er Hoffnung, dass es bei der nunmehr wohl

NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2010 – 20 – kurz bevorstehenden Ankunft von Hobor auf dem Dach des Nachbarhauses ein keine Streitigkeiten mit dem fremden Storch. Der Ankömmling klapperte flügel- Nestbesetzer geben würde. Doch weit ge- pumpend mehrfach zu dem im Nest ste- fehlt. Hobor war gerade mal eine Stunde henden Paar hinüber. Hobor und – wie am heimatlichen Horst, als er plötzlich sich herausstellen sollte — die neue Part- heftig attackiert wurde. Es kam zu einem nerin unternahmen keinen Versuch, die- kurzem Kampf und beim zweiten Angriff sen Storch zu vertreiben. Der Ankömm- des Angreifers stürzte Hobor vom Nest. Er ling auf dem Nachbarhaus war nämlich floh vor dem Angreifer, dabei war im Flug Hobors langjährige Partnerin. Sie suchte und in der Verfolgungsjagd deutlich die am nächsten Tag zielstrebig den Futter- Senderantenne zu sehen. Wie sich her- platz auf und stellte sich nun sogar auf ausstellte, handelte es sich bei dem An- unser Hausdach, nur ca. 15 Meter vom greifer um DEW 1X049, der nun in den Horst entfernt. Sie musste sogar einige nächsten Tagen alleine wieder Hobors Paarungen des untreuen Hobors mit an- Nest besetzt hielt. sehen. Am Morgen des 02.04. griff sie Hobor ward nicht mehr gesehen und dann das fremde Weibchen an und ero- machte auch keinerlei Anstalten, seinen berte so Hobor und ihr Nest zurück. Nun Horst zurückzuerobern. Am Abend des war also unser altes, so bewährtes Brut- 26.03. kam dann ein Anruf aus Heide- paar doch wieder auf, seinem angestam- Süderholm, dass dort ein beringter Storch mten Nest zusammen gekommen. eingetroffen sei. Ich hatte gleich die Schon innerhalb der nächsten acht Tage Vermutung, dass Hobor auf diesen nur kam es zur Eiablage. Das Brutgeschäft gut 7 Kilometer entfernten Horst geflüch- verlief gottlob unproblematisch. Auch der tet sein könnte. Denn schon Ende Au- frühe Nestbesetzer DEW 1X049 - bei gust/Anfang September 2009 war er eini- dem es sich wohl um einen Westzieher ge Tage auf diesem Horst, bevor er sei- handeln dürfte - ließ sich hier während nen Herbstzug antrat. der ganzen Brutsaison nie wieder sehen. Ein Kamerateam des NDR III hatte sich Das Männchen DEW 1X049 zog mit einer angesagt, um bei uns in Linden-Pahlkrug unberingten Partnerin auch 4 Junge in zu filmen. Mit diesem Team fuhr ich nach Kleve/Dithmarschen erfolgreich auf. - Am Heide-Süderholm, und siehe da.: Hobor 10.05. konnte ich die erste Fütterung der stand dort auf dem Horst. Er war Jungen beobachten. Drei Junge stellte ich allerdings im Brustbereich ziemlich ver- am 22.05. fest, und einen Tag später letzt und wies deutliche Blutspuren auf. war ich sicher, dass vier Jungstörche vor- Die Verletzung war in dem später handen sein müssten. Am 28.05.10 gesendeten Fernsehbeitrag gut zu sehen. meinte ich einen fünften Jungstorch ge- Während DEW 1X049 nach dem Kampf sichtet zu haben, war mir aber noch nicht mit Hobor nun dessen Nest alleine einige zu 100 % sicher. Ab 30.05. gab es aber Tage besetzt hielt, trat am 30.03. erneut keinen Zweifel mehr. Hobor hatte tatsäch- eine Wende ein. lich 5 Junge im Nest, allerdings ist das Nun war Hobor wieder auf seinem Nest. Nesthäkchen deutlich kleiner. Ob er um seinen Horst kämpfen musste, Am 07.06. kann ich schon die Beringung oder ob er vielleicht sogar kampflos sein vornehmen. Vier Jungstörche sind präch- altes Terrain zurückerhielt, kann ich nicht tig entwickelt und können problemlos be- sagen. Ich war den ganzen Tag nämlich ringt werden. Sie erhalten die Ringe der ortsabwesend und auch sonst hatte es Vogelwarte Helgoland DEW 5X058/059/ offenbar keiner beobachtet. Aber die 060/061. Das fünfte Junge ist allerdings Überraschungen waren damit noch kei- im Wachstum deutlich benachteiligt. Es ist neswegs beendet. Schon am 31.03. nur ein Drittel so groß wie seine vier stand um 7.30 Uhr ein Weibchen mit in Nestgeschwister. Ich entschließe mich Hobors Horst. Das Weibchen war aller- deshalb, es auszuhorsten. Der Kleine dings deutlich kleiner und machte auch kommt in die Auffangstation zu Herrn während des ganzen Tages keinerlei H.G. Dierks nach Süderstapel, wo er am Versuche, den Futterplatz aufzusuchen. 24.06.10 den Ring DEW 5X090 erhält. Am Abend desselben Tages landete dann Zunächst war eine Wiedereinhorstung des NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2010 – 21 – Nesthäkchens geplant, doch die vier ausgeprägt. Am 24.07. um 22.30 Uhr Nestgeschwister waren in so kurzer Zeit kann ich sogar wieder eine Fütterung norm gewachsen – hatten schon fast die durch Hobor beobachten. Er kann also Größe der Altvögel erreicht –, dass der trotz Behinderung noch Beute machen. Plan der Wiedereinhorstung aufgegeben Gut 8-10 Tage nach dem Unfall ist Hobor wurde. wieder fit, allerdings hängt im Flug das Deshalb wuchs DEW 5X090 weiter in der verletzte Bein etwas herab, scheint ihn Station auf. Am 24.07.10 wurde er frei- aber keineswegs zu behindern. Noch gelassen. Er schloss sich problemlos der einmal am 13.08. tritt das starke Lahmen Bergenhusener Population an. Der Jung- wieder auf. Auch jetzt schont sich Hobor storch „ Heini“- von Herrn H.G. Dierks so und sitzt auffallend viel im Nest. Auch getauft - wurde schon am 04.09. in Tirat diese Verletzungsphase hat er nach ca. Zvi in Israel vom Ornithologen Helmut Eg- 10 Tagen auskuriert. Ein Einfangen vor gers aus Lübthen in einem Zugtrupp von Beginn der Zugzeit scheint nicht ange- ca. 200 Störchen abgelesen. Die Entfer- bracht zu sein. nung Beringungsort-Ableseort beträgt Schon ab 27.07. erfasste die Zugunruhe 3205 Kilometer. unsere Jungstörche. Der Jungstorch DEW Hobors Jungen werden flügge: 5X061 (Ältester) fehlte an diesem Abend. Am 08.07.10 fliegt DEW 5X061, er ist der Er hatte sich wohl einem Zugtrupp von 15 zuerst Geschlüpfte, das ist auch im Störchen angeschlossen, der an diesem Fernsehbeitrag der Beringungsaktion vom Tag eine Weile über Hobors Nest kreiste. 07.06. deutlich zu sehen. Die Beringungs- Auch die anderen Jungstörche waren sehr aktion und das Aushorsten des Nesthäk- unruhig, oft waren sie tagelang in wech- chens wurden vom NDR III gesendet. selnder Anzahl schon fort, kamen aber Am 09.07. fliegt auch DEW 5X060. mehrfach wieder auf den elterlichen Horst Am 10.07. ist DEW 5X058 flügge. zurück. Hobors nähere Nestumgebung Am 12.07. ist DEW 5X059 auch endlich schien außerdem in diesem Jahr ein be- flügge. liebter Treffpunkt für Jungstörche der nä- Glück im Unglück!!!!!! heren und weiteren Umgebung gewesen Viel Glück hatte Hobor am 22.07.. Auf zu sein. So am 04.08., als neben unseren dem Flug in sein Nahrungsrevier muss er 4 Jungen noch zusätzlich DEW 5X066 stets die Landstraße, die in ca. 60 Meter aus Hennstedt-Horst und die 4 Nestge- Entfernung zum Horst verläuft, über- schwister DEW 5X080/081/082/083 aus fliegen. Er ist wohl zu tief gekommen und dem benachbarten Glüsing in der Haus- streift vermutlich eine Antenne auf dem koppel in ca. 80 Meter Entfernung vom Dach des Linienbusses. Der Fahrer des Horst standen. Am 08.08. hielten sich Busses hatte deutlich ein Anprallgeräusch DEW 7X014 aus Rott/Kreis Nordfriesland, vernommen. Am Abend kann ich ziemlich DEW 7X042 aus Wohlde, Kreis Schleswig- schnell feststellen, dass Hobor der Pech- Flensburg, sowie zwei weitere unberingte vogel war. Er steht auf dem unberingtem Jungstörche auf den Dächern der Nach- Bein , und als er versucht zu laufen, kann barhäuser auf und verbrachten dort die er das Ringbein kaum auf- bzw. ansetzen. Nacht. Am 09.08.10 waren DEW 7x044 Er scheint große Schmerzen zu haben, aus Wohlde und DEW 5X062 aus Tel- aber es scheint nichts gebrochen zu sein. lingstedt/Dithmarschen auf Dächern und Auch seinen Horst fliegt er zur Nachtruhe Straßenlaternen zur Nacht versammelt. an, das Landen bereitet ihm dabei keine Am 13.08. hatten die bei uns noch ver- Schwierigkeiten. In den nächsten Tagen bliebenen Jungstörche DEW 5X058/059/ steht Hobor stundenlang nur in der nahe 060 den Zug angetreten. DEW 5X061 dem Horst gelegenen Wiese immer nur hatte sich schon ab 30.07. einem Zug- auf dem gesunden Bein. Auch sitzt er oft trupp angeschlossen. Hobors Weibchen und lange - einer Gans gleich - in der trat den diesjährigen Herbstzug am Wiese. Hinsetzen und Aufstehen scheinen 25.08. an, und auch Hobor ging dann am ihm keine Probleme zu bereiten. Er läuft 27.08. nach erfolgter Ausheilung seiner nach einigen Tagen schon deutlich bes- Verletzung auf seine große Reise gen ser, das Lahmen ist nicht mehr so stark Afrika. NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2010 – 22 – Zusammenfassung: herunter. Es scheint Hobor jedoch nicht Hobors Nest wird ab 28.02. schon von weiter zu behindern, er hat auch beim einem Westzieher besetzt. Starten und Landen keine Schwierig- Dieser Westzieher, das Männchen DEW keiten. Den Herbstzug 2010 kann er 1X049, war auf Hobors Nest nachweislich antreten. mit zwei verschiedenen Weibchen, DEW Ein weiterer Jungstorch aus Hobors 1X716 und einem unberingtem, später zahlreicher Nachkommenschaft erbrachte nochmals wieder mit DEW 1x716 ver- zwei Nachweise von der Westroute. Der paart. Jungstorch DEW 3X929 wurde lebend am Ungewöhnlich früh für einen Ostzieher 12.05.10 in Briancon (Entfernung =1056 erreicht Hobor schon am 26.03. seinen km) und am 13.05.10 in Embrun/Frank- Bruthorst. reich(Entfernung 1095 km) abgelesen. Es Eine Stunde nach seiner Ankunft verliert handelt sich bei diesem Tier um einen er bei einem kurzem heftigen Kampf sei- Jungstorch des Jahrganges 2007. nen langjährigen Horst. Er trägt blutige Hobors Herbstzug 2010 – Reisetagebuch Blessuren davon und erholt sich anschlie- Quelle = Internetseite des NABU, siehe ßend einige Tage auf dem Horst in Heide- www.nabu.de. Süderholm. 27.08.10 Am Vormittag dieses Tages zieht Ab 30.03. ist Hobor wieder auf seinem Hobor los. Es liegen jedoch keine Sen- angestammten Horst. Der bisherige Nest- derortungen für diesen Tag vor. besetzer DEW1X049 wird in der gesamten 28.08. Hobor ist schon in Polen, südlich Saison 2010 nicht wieder an Hobors Horst von Zielona Gora (Grünberg). Er hat mehr gesichtet. als 500 Kilometer zurückgelegt. Ab dem frühen Morgen des 31.03. ist Ho- 31.08. Hobor ist in Schlesien, 25 km bor mit einem neuen unberingten Weib- südöstlich von Opole (Oppeln). Am Abend chen verpaart. rastet er an einem Waldrand. Am Abend des 31.03. trifft Hobors 05.09. Hobor hat offenbar den asiatischen langjährige Partnerin (bisher 8 Jahre) in Teil der Türkei erreicht. Dabei hat er Linden-Pahlkrug ein. Sie lässt sich nicht wohl die etwas ungewöhnliche westliche vertreiben, übernachtet sogar in nur ca. Route über die Dardanellen gewählt. Sei- 15 Meter vom Horst auf dem Dach unse- ne letzte Ortung aus Europa stammte res Hauses. vom 04.09. aus Siebenbürgen in Rumäni- Am 02.04.10 kommt es zum kurzen en. Er hat also wie die meisten Ostzieher Kampf der Weibchen. Hobors altes Weib- die Route mit dem Überflug über die Kar- chen siegt, erobert Nest und Hobor zu- paten gewählt. Im Herbst 2009 hatte Ho- rück. bor dagegen die Karpaten östlich um- Es schlüpfen 5 Jungstörche. Das Nest- flogen. häkchen ist nur ein Drittel so groß wie 12.09. Heute morgen ist Hobor in Syrien seine vier Geschwister. Es wird ausge- gestartet, um weiter Richtung Israel zu horstet und wächst in den Auffang- fliegen. Er war am Abend zuvor (11.09.) stationen Süderstapel und Bergenhusen etwa 35 Kilometer südlich von Damaskus zu einem stattlichem Jungstorch heran. in der Nähe des Golan gelandet und hatte Nesthäkchen, Jungstorch „Heini“, Ring Nr. die Nacht dort verbracht. Gestern Abend DEW 5X090, wird am 24.07. in Bergen- befand er sich dann schon 285 Kilometer husen ausgewildert, von dort zieht südlich in Israel in der Negev Wüste. „Heini“ artgerecht fort. Wahrscheinlich wird er heute den Golf Der Jungstorch „Heini“ wird schon am von Suez überqueren und dann schon 04.09. in Tirat/Zvi, Israel (Entfernung Afrika erreichen. Beringungsort - Ableseort = 3205 Kilom- 14.09. Hobor ist nun schon in Ägypten. Er eter) abgelesen. legte eine Strecke von 380 Kilometer Hobor kollidiert mit einem Linienbus und zurück. Am Abend war er dann in der verletzt sich am Ringbein. Es ist nichts ge- Wüste zwischen Om Kombo und Assuan brochen und nach einigen Tagen kann auf der Westseite des Nils zum Rasten Hobor auch wieder laufen. Allerdings gelandet. hängt im Flug das verletzte Bein etwas 20.09. Hobor befand sich schon bei sei- NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2010 – 23 – ner letzten Ortung heute am frühen Tschad befinden, dürften ergiebige Re- Nachmittag im Sudan. Er scheint etwas genfälle schon im Juli gewesen sein. Der langsamer zu sein, aber offenbar wohlauf, Regen lässt die Pflanzen wachsen, die denn die anstrengende Etappe hat er gut sind Nahrung für die Heuschrecken und überstanden. Am 13.09. morgens war er an den Heuschrecken wiederum fressen in der Negev Wüste gestartet und hatte sich die Störche satt. die Sinai-Berge umflogen, um dann bei El 27.09. Hobor scheint noch nicht den rich- Tor den Sprung über das Wasser nach tigen Platz zum Rasten gefunden zu ha- Afrika/Ägypten zu wagen. Dafür brauchte ben. Er flog heute gut 70 Kilometer nach er fast genau eine Stunde. Offenbar war Süden um dann noch weitere 50 Kilome- das aber sehr anstrengend, denn als er ter weiter westlich zu landen. Am 30.09. gegen 16.00 Uhr den Gabal el Zayt/ ging es dann noch mal 25 Kilometer Ägypten erreicht hatte, ist er nur noch weiter Richtung Westen. Die Plätze, die wenige Kilometer geflogen und verbrach- Hobor in den letzten Tagen aufsuchte, te die Nacht fast direkt am Golf von Suez. waren zuvor auch schon von anderen Ziemlich genau 400 Kilometer hatte Hobor Senderstörchen angesteuert worden. heute zurückgelegt. Jedoch direkt aus der 08.10. Hobor hat nun im Tschad offen- Nil Oase liegen leider keine Ortungen vor. sichtlich ein gutes Nahrungsrevier gefun- 21.09. Alle Oststörche wollen in den den. Mit 5 x 4 Kilometer hat er den klein- Tschad. Hobor ist vom Nil in Richtung sten Aktionsraum aller Senderstörche. Nur Westen abgebogen. Er befindet sich zur Mittagszeit macht er einen größeren heute schon im Tschad. Hobor hat, seit er Ausflug von sieben Kilometern nach Nor- den Nil Richtung Westen verließ, recht den. Das Satellitenfoto zeigt eine Senke. ansehnliche Tagesetappen zurückgelegt. Ist diese Senke jetzt immer noch mit Am 18.09. legte er dabei sage und schrei- Wasser gefüllt? Ein kühlendes Bad in der be 580 Kilometer zurück. Bei Sonnen- Mittagshitze scheint Hobor von seinem schein und entsprechender Thermik über Nahrungsgebiet weiter weg zu locken. der Nubischen Wüste ist das scheinbar 19.10. Hobor macht nur relativ kurze kein Problem für unsere Störche. Flüge. Die Gegend, in der er nun rastet, 23.09. Hobor hat im Tschad ein „Revier“ müsste er noch aus dem Vorjahr kennen. von zwei mal drei Kilometer Größe. Er ra- Dort war er Ende September 2009 ganz stet in einem baumbestandenen Flussbett. in der Nähe auf Nahrungssuche. Von 25.09. Hobor hat von allen 5 Sender- 2009 auf 2010 blieb er die ganze Zeit in störchen die größten Flüge unternommen. der Sahelzone des Tschad und später des Er ist heute etwa 110 Kilometer weiter Sudans. Ob er in diesem Winter ganz im nach Westen in den Tschad geflogen, um Tschad bleiben wird?? dann an den darauf folgenden Tagen Danksagung: Ich danke der Vogelwarte noch einmal 100 Kilometer nach Süden zu Helgoland für die Bereitstellung der Berin- fliegen. Er blieb dann jeweils nur für gungsdaten. Dem NABU sei für die aktu- kurze Zeit in einem Gebiet, das sich nur ellen Internetseiten gedankt, die sicher- wenige Kilometer ausdehnte. Der Grund lich viele Natur- und Storchenfreunde er- dafür, das sich alle ostziehenden Sender- freuen wird. störche auf relativ engem Raum im

Keine Arbeitseinsätze im Jahr 2010

Asmus Lensch

Für das Jahr 2010 waren eigentlich wieder geplant war, musste kurzfristig abgesagt Arbeitseinsätze zur Pflege von Orchideen- werden. Durch den in den Tagen davor standorten vorgesehen. Der Einsatz im NSG einsetzenden Frost und dem vorhergehenden „Ehemaliger Fuhlensee“ konnte nicht Regen war das Mähgut am Erdboden stattfinden (siehe Bericht über das NSG). Aber festgefroren, so dass ein Einsatz nicht sinnvoll auch der Einsatz auf dem Spülfeld bei gewesen wäre. Dieser Termin soll aber Schafstedt, der zusammen mit dem NABU nachgeholt werden, und ich hoffe, dass sich Hanerau-Hademarschen für den 27.11.2010 dann auch wieder einige Helfer melden. NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2010 – 24 – Mauersegleransiedlungsversuch in Lohe-Rickelshof Jörg Heyna

Angeregt durch die interessanten Schilde- durch die Schreie „kündigen sie sich an“, rungen in den vorherigen Jahresberichten man schaut hoch und kann die Vögel durch Stefan Heuseler aus Heide machte zählen und sehen, was sich abspielt. Am ich mir Gedanken, ob es wohl auch mög- 26. Juni beobachte ich, wie erstmalig ein lich sei, Mauersegler nach Lohe-Rickelshof Segler im rechten Einflugloch ver- zu locken, damit sie sich dort ansiedeln. schwindet. Ich stelle die Beschallungen Ein Ortstermin zur Begutachtung wurde ein. Am 28. ist auch ein Partner mit im schnell gefunden und dann begann ich mit Kasten. Bis zum 6. August ist der Kasten meinem Vater im April einen Nistkasten für besetzt, dann hat das Paar uns verlassen. 2 Paare zu bauen. Vorher informierte ich Am 9. August habe ich die Lautsprecher meinen Nachbarn, ob er wegen der aus dem Kasten entfernt und dabei gese- künstlichen „Lärmbelästigung“ durch die hen, dass sie sich ihre vorgefertigte Nist- im Nistkasten eingebauten Lautsprecher mulde mit eigenen Federn ausgepolstert Einwände habe. Er gab seine Zusage und haben. Ich habe nichts daran verändert war skeptisch, ob meine Idee sich so und die Einfluglöcher gegen andere Vögel einfach realisieren ließe. Ende April wurde bis zum nächsten Frühjahr verschlossen. der Kasten am Südseitengiebel meines Jetzt hoffe ich auf eine Rückkehr „meiner“ Hauses montiert, und ab 10. Mai begann Mauersegler, und vielleicht kommt es dann ich mit den Lockrufbeschallungen von ja auch zu einer erfolgreichen Brut und einer CD. Die Wartezeit begann und ich einer Besetzung des linken Nestes. Mein wurde ungeduldig, aber am 4. Juni höre Nachbar ist auch schon auf dem Ge- ich die ersten schrillen Schreie der ums schmack gekommen, sodass wir einen Haus kreisenden Segler. Schon am weiteren Kasten bauen und an seinem Folgetag schaut ein Segler in das Haus montieren werden. Auf meiner Einflugloch. Ich kann das gar nicht glau- Homepage habe ich das Geschehen ben, was ich da sehe. Bis zum 23. Juni ist dokumentiert: jeden Tag Flugverkehr mit bis zu 5 Seglern zu beobachten. Das Schöne daran ist, www.Mauersegler-Lohe-Rickelshof.jimdo.com

Das Naturschutzgebiet „Ehemaliger Fuhlensee“ im Jahr 2010

Asmus Lensch

Im Jahr 2009 ist der Ostteil des Natur- räumten Flächen sagten auch den Kie- schutzgebietes (NSG) mit Ausnahme von bitzen zu. Bis Ende Mai hielten sich einige zwei Parzellen von der Stiftung Natur- dort auf. Gebrütet haben sie zwar nicht, schutz, die Eigentümerin der Flächen ist, aber vielleicht geschieht das in den näch- gemäht worden. Die Mahd erfolgte mit sten Jahren einmal wieder. einer Raupe. Dadurch war es auch mög- Gebrütet haben im NSG Rohrammern, lich, sehr nasse Bereiche zu mähen. Davon Schilfrohrsänger, Wiesenpieper, Rohrwei- profitierten die Bekassinen, die sich im he, Braun- und Schwarzkehlchen. Gele- März und April dieses Jahres vorwiegend gentlich beobachtete ich eine Sumpf- in diesen Bereichen aufhielten. Einige ohreule, Wiesen- und Kornweihen, Feld- machten auch Balzflüge. Bis zu ca. 10 lerchen, Mäusebussarde, Stock-, Schnat- Bekassinen konnten gezählt werden. ter- und Brandenten, einen Teichrohr- Die nun großflächig gemähten und abge- sänger und einen Seeadler. Am 16.6. hielt

NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2010 – 25 – sich 1 Paar Blaukehlchen im Gebiet auf. Naturschutz in Dithmarschen“ betraut wor- Ich habe es später aber nicht mehr gese- den. In einem Managementplan sollen die hen. Maßnahmen aufgezeigt werden, die zur Das Waldläusekraut zeigte sich 2010 nur Erhaltung des betreffenden Naturraums mit wenigen Pflanzen. Der Bestand der Ar- erforderlich sind. Ein erster „Runder Tisch“ nika war mit 13 Pflanzen etwa so hoch wie für das Gebiet fand am 6.10.2010 in Sarz- in den Vorjahren. Vom Gefleckten Knaben- büttel statt. kraut fand ich am 23.6. 109 Pflanzen. Am 26.8. begann dann wieder die Mahd Durch die lange anhaltende Trockenheit im östlichen Teil des NSG. Wegen des kamen leider nur wenige Pflanzen zu Blü- guten Ergebnisses aus dem Vorjahr wurde te. noch eine Parzelle, die 2009 ausgespart Am 28.5.2010 fand eine Begehung des wurde, mit gemäht. Das Mähgut wurde zu Ostteils des NSG statt. Dabei sollten die Rundballen gepresst. Es dürften ca. 180 Auswirkungen der Mahd im Vorjahr beur- Rundballen angefallen sein. Wenn die teilt werden. Seitens der Vertreter des Mahd in den folgenden Jahren weiter- LLUR wurde das Ergebnis der Mahd als geführt wird, dürfte es zu einer gewissen positiv beurteilt. Nicht so gut fand man, Aushagerung der Flächen kommen, was dass zwischen den Bulten des Pfeifen- dann auch zu einer geringeren Anzahl von grases noch Mähgut aus den Vorjahren Rundballen führen wird. liegt. Das sind die Folgen der unzurei- Die Orchideenfläche ist viele Jahre von chenden Arbeit des Landwirts, der die Mitgliedern des NABU Dithmarschen ge- Flächen früher gepachtet hatte. mäht und abgeharkt worden. In diesem Eine Begehung des westlichen Teils des Jahr war das vor allem aus gesundheit- NSG fand am 15.7.2010 statt. lichen Gründen leider nicht mehr möglich. Das NSG (ca. 24 ha) ist Bestandteil des Die Fläche wurde deshalb auch von der Flora-Fauna-Habitats-Gebietes 1820-303 Stiftung Naturschutz gemäht. Im kommen- „Ehemaliger Fuhlensee“ (ca. 86 ha). Für den Jahr wird sich zeigen, ob es Auswir- derartige Gebiete muss das zuständige kungen des Einsatzes der Mähraupe auf Ministerium regelmäßige Meldungen an die die Vegetation gibt. Europäische Union über deren Zustand ab- Wer sich jetzt im Bereich des NSG aufhält, geben. Der FFH-Kartierung wegen machte wird feststellen, dass sich am Weg in den ich Ende Juli noch eine weitere Begehung Ostteil eine neue Pforte befindet. Außer- mit dem Mitarbeiter eines Planungsbüros. dem gibt es jetzt einen sehr guten Steg Für Natura-2000-Gebiete sollen so ge- über den „Mittelgraben“, wodurch der nannte Managementpläne erstellt werden. Westteil des NSG besser erreichbar ist. In Dithmarschen ist damit das „Bündnis

Der Riesewohld, ein Gebiet mit besonders hoher Biodiversität

Hans-Jürgen Meints

1. Lage und Geschichte des Waldes Deutung leitet den Namen von „Ries“ (Rei- sig) als Bezeichnung für einen über- Von Nordhastedt bis Tensbüttel erstreckt nutzten Wald hin (V. Arnold). sich auf einer Länge von etwa 6 km und Dieser Wald – Wohld bedeutet Wald – einer Breite zwischen 500 m und 2,5 km existiert als solcher seit Jahrhunderten, Dithmarschens größtes Waldgebiet, der wenn auch nicht stets im heutigen Um- Riesewohld. Seinen Namen trägt er von fang. Er wurde großenteils als Bau- dem einstigen Gut Riese, das östlich von ernwald bewirtschaftet. Die älteste Karte, Nordhastedt lag, dessen ehemalige die ein recht genaues Bild dieses Waldes Ländereien um 1958 vom Bund erworben vermittelt, ist die Varendorf’sche Karte von wurden, um sie zu einem militärischen 1792. In älteren Karten ist zwar die Übungsgelände zu machen. Eine andere Existenz eines Waldes in unserem Gebiet

NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2010 – 26 – eingezeichnet, auch Neocorus erwähnt Riesewohld der ökologisch vielfältigste den Riesewohld, die große Ungenauigkeit Wald der Schleswig-Holsteinischen West- erlaubt aber keine Aussage über Größe küste, wenn nicht ganz Schleswig-Hol- und Ausdehnung des Waldes zu jener Zeit. steins, ist. Untersuchungen zur Insekten- Sehr viel weiter – und zwar bis in die fauna (Stefan Gürlich: Totholzkäfer, Dr. Nacheiszeit – reichen hingegen die Belege Detlef Kolligs: Nachtfalter) und der zurück, die durch pollenanalytische Unter- Pilzflora von Mathias Lüderitz haben suchungen erbracht wurden. Wald gibt es Ergebnisse von überregionaler, ja zum Teil im Bereich des Riesewohlds also schon seit deutschlandweiter Bedeutung und Belege etwa 1500 Jahren, wenn auch nicht in der für eine sehr lange Waldkontinuität er- Zusammensetzung wir heute. bracht. Die Grundlage der Pilzflora und Diese lange Geschichte, die Bewirt- allen Tierlebens ist natürlich die Pflanzen- schaftungsweise sowie die klimatischen welt, über die in dem folgenden Artikel und bodenkundlichen Verhältnisse des näher berichtet werden soll. Gebiets haben dazu geführt, dass der

Nordhastedt

Riese-

wohld

2. Die Beschaffenheit des Riesewohlds, Der dithmarscher Höhenzug verdankt seine geographischen und ökologischen seine Entstehung den Gletschern der vor- Charakteristika letzten, also der Saaleeiszeit und hier dem späten Warthestadium (vor etwa 120.000 Von Welmbüttel im Norden bis hinunter Jahren). Die Gletscher schoben nicht nur nach Tensbüttel im Süden erstreckt sich die Erdmassen des Höhenzuges als der bedeutendste Höhenzug Dithmar- Stauchmoräne zusammen, sondern in die- schens, der mit 79 m bei seine sen Sand, Kies, Steine, Findlinge und gan- größte Höhe erreicht. Auf seinem Kamm ze Lehmlinsen. Während der letzten, der im Nordteil sind es noch 56 bis 67 m. Auf Würmeiszeit, herrschte auch in Dithmar- diesem Höhenzug – und zwar im Wesent- schen Eisrandklima mit Tundrenvege- lichen an seinem Westabhang zur Fieler tation. Der ständige, vom Inlandeis her- Niederung, liegt der Riesewohld. Dithmar- abwehende Fallwind blies aus den Kuppen schen gehört ohnehin zur regenreichsten die feinen Bodenpartikel aus und ver- Region des Landes. U. Peterson hat für frachtete sie als Löß bis an den Mittel- Nindorf ein Jahresmittel von 907 mm (seit gebirgsrand. So kommt es, dass besonders 1982, 13 m über NN) ermittelt. Angesichts auf der Höhe und den Kuppen sandiges des bedeutsamen Anstiegs des Gelände Material vorherrscht. auf 50 und mehr Meter kommt noch er- Der Boden im Riesewohld (Bodenart, höhter Steigungsregen hinzu, so dass für Grundwasser) ist daher mosaikartig von den Riesewohld mit 950 mm/Jahr zu sehr unterschiedlicher Beschaffenheit. Er rechnen ist. Der Maximalwert für Nindorf bietet die Möglichkeit der Entwicklung ver- betrug 1998 1233 mm! schiedener Waldgesellschaften. Nicht nur die Bäume (Holzgewächse) sind es, NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2010 – 27 – sondern auch die Krautflora ist von den angelegten Nadelholzpflanzungen, die Bodenverhältnissen abhängig, wie im Ein- aber immerhin etwa 45 % des Bestandes zelnen noch dargelegt wird. Unser Gebiet ausmachen und jetzt teilweise in Laubwald ist zum größeren Teil ein Laubmischwald umgewandelt werden. mit vor und nach dem Zweiten Weltkrieg

Abb. 2. Nasse, feuchte und trockene Wälder im südlichen Riesewohld. Weiße Flächen sind Weide, Acker oder Nadelwald

Der Wald gehört zu den beständigsten Flächen nicht lagescharf abgebildet. Ja, es Lebensräumen in unserer Landschaft. Es ist sogar mit gröberen Fehlern zu rech- ist daher zulässig, die mosaikartige Vertei- nen. Ferner erscheinen die Waldtypen lung der Waldtypen am Beispiel einer scharf voneinander abgegrenzt. Das ist Kartierung aus dem Jahre 1968 zu natürlich nur in Ausnahmefällen der Fall, verdeutlichen. Die Karte zeigt den südlich- wenn z. B. die Bodenart plötzlich wechselt sten Teil unseres Gebiets. Da der Ausdruck (von Lehm zu Sand) oder wenn das der Karte nur in Graustufen möglich ist, im Gelände stark ansteigt oder abfällt (an Riesewohld aber 13 Waldgesellschaften Kuppen oder Bachrinnen). Normalerweise vorkommen (wenn man die Untertypen finden fließende Übergänge zwischen den mitzählt), mussten diese zu drei Gruppen Waldtypen statt. Bei den weißen Flächen zusammengefasst werden. Es sind dies handelt es sich um Weiden oder Nadel- nasse Wälder, feuchte Wälder und tro- holzpflanzungen, die hier außer Betracht ckene Wälder. Die jeweils dazu gehörigen sind. Dennoch ist die Waldtypenkarte Gesellschaften werden dann innerhalb der ziemlich aussagekräftig. Sie zeigt neben Gruppen behandelt. der mosaikartigen Anordnung Häufigkeit Da die Orientierung im Wald vielerorts und Verteilung der Gruppen nasser, schwierig ist und für die Ortsbestimmung feuchter und trockener Wälder sowie die und Abgrenzung keine Messgeräte zur ungefähre Größe der jeweiligen Flächen. Verfügung standen, die Lagebestimmung Vielfalt und mosaikartige Anordnung der und Größe der Fläche also nur mit Schrit- Waldtypen hängen außer von der ten oder durch Schätzung erfolgen konnte, Geländeform vor allem von zwei Faktoren wenn keine markanten Geländemarken ab: der Bodenart und dem Grundwasser- vorhanden waren, sind die einzelnen stand. Der Grundwasserstand wird maß- NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2010 – 28 – geblich von der Bodenart bestimmt. Unter Lehm immer noch recht gut, schlecht bei Bodenart versteht man die Zusammenset- lehmigem Ton und Ton. Diese Angaben zung des Mineralbodens aus groben sind zum Verständnis der Bodeneigen- (Sand, Kies) und feinen Partikeln (Tonmi- schaften unserer Waldgesellschaften not- nerale). Sandkörner messen im Durchmes- wendig. ser 0,2 bis 2 mm, Tonpartikel 0,0001 mm! Durch die hohen Niederschlagsmengen Enthält die Bodenprobe weniger als 10 % haben sich am Westabhang mehrere teil- Feinmaterial, spricht man von Sand. weise fast schluchtartige Rinnen gebildet, Anlehmiger Sand enthält 10-13%, lehmi- in denen ganzjährig oder zeitweise Bäche ger Sand 14-18%, stark sandiger Lehm fließen. Auf den nach Westen geneigten 19-23%, sandiger Lehm 24-29% und Flächen sind die Grundwasserstände un- Lehm 30-44%. Lehmiger Ton (45-60%) terschiedlich. Während sie in den sandigen und Ton (über 60%) kommen in unserem Bereichen meist mehr als 1 m unter Flur Gebiet nicht vor. Sand kann im Gegensatz liegen, sind sie an quelligen Stellen oder zu Tonmineralen weder Wasser noch am Westrand des Waldes stellenweise Nährsalze binden. Sandboden besitzt eine ganzjährig oberflächennah. Von Grund- hohe Wasserdurchlässigkeit, Lehmboden wasser und Bodenart hängt damit das eine geringe Sickerfähigkeit. Die Durch- Vorkommen der verschiedenen Waldge- lüftung von Sandböden ist sehr gut, bei sellschaften ab.

3. Die Waldgesellschaften des Riesewohlds

Übersicht (siehe auch Abb. 2.) Die Waldtypen: Gruppe der Erlen-Eschenwälder: 1 = Erlenbruch, 2 = Erlenwald, 3 = Erlen-Eschenwald, 4 = Bentgras- Eichenmischwald, 5. Eschenreicher Eichenmischwald, Gruppe der Eichen-Hainbuchenwälder: 6 = Bingelreicher Eichenmischwald, 7 = Artenreicher Eichen-Hain- buchenwald, 8 = Feuchter Eichen-Hainbuchenwald, 9 = Frischer Eichen-Hainbuchenwald, Gruppe der trockenen Wälder: 10 = Perlgras-Buchenwald, 11 = Reicherer, trockener Eichenmischwald, 12 = Armer Adlerfarn-Eichenmischwald, 13 = Armer Drahtschmielen- Eichenmischwald

3.1. Nasse Wälder Am Rande der Fläche fließt ein Bach a. Der Erlenbruch (1) entlang, der bei starken Regenfällen über die Ufer tritt und zusätzlich Nährstoffe in Nicht jeder Erlenwald ist ein Bruchwald. die Fläche bringt. Die Humusschicht Fachleute verstehen darunter einen infolge besteht aus einer etwa 50 cm mächtigen hohen Wasserstandes meist von Sockel- Schicht von Niedermoortorf (Anmoor). Der erlen gebildeten Wald, in dem außer vielen Grundwasserstand ist ganzjährig oberflä- Sumpfpflanzen drei charakteristische Arten chennah, die Nährstoffverhältnisse sind vorkommen: eine horstig wachsende mittel bis reich. Das ist überraschend, da Segge (Sauergras, Carex elongata), der doch im nicht völlig zersetzten Anmoor Sumpffarn (Thelypteris palustris) und der Nährstoffe gebunden bleiben. Die Bittersüße Nachtschatten (Solanum Schwarzerle besitzt aber, ähnlich wie die dulcamara). Im Riesewohld gibt es nur ein Leguminosen (Schmetterlingsblütler) an Vorkommen des Erlenbruchwaldes. Neben ihren Wurzeln Knöllchen, in denen Bakte- den genannten Arten kommen dort rien leben, die imstande sind, den Luft- Wasserminze (Mentha aquatica), Mädesüß stickstoff zu binden. Davon profitieren (Filipendula ulmaria), Sumpf-Labkraut nicht nur die Erlen selbst, sondern auch (Galium palustre), Kleiner und Großer die übrigen Pflanzen der Krautschicht, Baldrian (Valeriana dioica, V. procurrens) z. B. die Stickstoff liebende Große und etliche weitere Sumpfpflanzen vor. Brennnessel (Urtica dioica). NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2010 – 29 –

Abb. 3. Sumpffarn Abb. 4. Kleiner Baldrian Abb. 5. Gilbweiderich Sporenpflanze Blüten weiß Blüten gelb b. Der Schaumkraut Erlenwald (2) Bakterien zersetzt werden, die ohne Sauerstoff im Wasser auskommen und Den Schaumkraut-Erlenwald trifft man an ihren Sauerstoffbedarf aus dem Pflanzen- quelligen Stellen, aber auch in den material decken. Das Ergebnis ist eine Bachtälern an. Typisch für ihn ist das oft Torfbildung, also des schlammartigen An- vorherrschende Bitter-Schaumkraut (Car- moortorfs, denn der organische Abfall wird damine amara). Es ähnelt unserem Wie- nur unvollkommen zersetzt. sen-Schaumkraut, die Blüten sind eben- Der Schaumkraut-Erlenwald kommt im falls weiß, aber deutlich größer. Weitere Riesewohl an mehreren Stellen vor. Charakterarten dieser Gesellschaft sind die Waldsimse (scirpus sylvatica), das Gegen- c. Der Erlen-Eschenwald (3) blättrige und das Wechselblättrige Milz- kraut (Chrysosplenium alternifolium, C. Während man die beiden Erlenwaldfor- oppositifolium), Sumpfveilchen (Viola palu- men als sumpfig bezeichnen kann, trifft stris) und Sumpf-Weidenröschen (Epilobi- für den Erlen-Eschenwald eher die Be- um palustre). Im übrigen kommt die gan- zeichnung nass zu. Das Grundwasser ist ze Palette an Sumpfpflanzen vor, die auch im Winter zwar meist oberflächennah, im Erlenbruch anzutreffen ist, außer den sinkt bei längerem Frost aber um 10 bis 20 oben genannten z. B. Sumpf-Kratzdistel cm ab. Im Sommer liegt er tiefer, um nach (Cirsium palustre), Sumpf-Reitgras (Cala- starken Regenfällen sofort kräftig bis in magrostis canescens), Kriechender Hah- Oberflächennähe anzusteigen. Der nenfuß (Ranunculus repens) u.a. Die Schwankungsbereich beträgt 3 bis 65 cm. durchschnittliche Artenzahl in der Kraut- Charakterisiert wird er durch das be- schicht beträgt 15. In der Baumschicht herrschende Vorkommen von Waldschach- können neben der dominanten Erle ver- telhalm (Equisetum sylvaticum) und Win- einzelt auch Eschen auftreten. kelsegge (Carex remota), aber auch als Der Grundwasserstand ist stets ober- Standort des Fuchsschen Knabenkrauts flächennah, sinkt allenfalls bei sehr langer (Dactylorhiza fuchsii). Trockenheit etwas ab (Schwankungs- Die Sumpfpflanzen des Erlenwaldes sind bereich 1 - 10 cm). Der Mutterboden be- auch in dieser Waldgesellschaft anzu- steht aus einem Annmoor-Horizont von 30 treffen, ihren Schwerpunkt haben hier bis 50 cm, der Mineralboden im Unter- aber Bachnelkenwurz (Geum rivale), Krie- grund aus Feinsand bis lehmigem Sand. chender Günsel (Ajuga reptans), Riesen- Die Nährstoffverhältnisse gleichen denen schwingel (Festuca gigantea) und des Erlenbruchs. Frauenfarn (Athyrium filix femina). Ferner Zur Anmoorbildung kommt es, weil im treten hier auch bereits Arten auf, die in Boden wegen des hohen Wasserstandes den beiden folgenden Waldtypen vorkom- Sauerstoffmangel herrscht. Die anfallende men, als da sind Hexenkraut (Circaea organische Substanz kann daher nur von lutetiana), Wald-Gilbweiderich (Lysimachia NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2010 – 30 – nemorum, Gold-Hahnenfuß (Ranunculus ficaria) und der Sumpf-Pippau (Crepis pa- auricomus), Ruprechtskraut (Geranium ro- ludosa). bertianum), Scharbockskraut (Ranunculus

Abb. 6. Milzkraut Abb. 7. Sumpf-Kratzdistel Abb. 8. Bachnelkenwurz Blüten grünlich-gelb Blüten rosa Blüten rosa

Die Nährstoffverhältnisse im Erlen-Eschen- Springschwänze, Fadenwürmer und Sau- wald sind gut bis sehr gut. Das ist bereits erstoff benötigende Bakterien einen voll- erkennbar an der großen Artenzahl der ständigen Abbau der Laubstreu ermög- Krautschicht. 20 Arten sind der Durch- lichen. Regenwürmer treten auf, die durch schnitt pro Aufnahmefläche, 30 insgesamt. ihre Gänge die Durchlüftung des Bodens In der Strauchschicht treten Hasel (Corylus noch verbessern und für eine Durch- avellana), Himbeere (Rubus idaeus) und mischung des Mutterbodens mit dem Mi- Faulbaum (Frangula alnus) auf. Die gute neralkörper sorgen. Das Ergebnis ist ein Nährstoffversorgung ist darauf zurückzu- 25-30 cm mächtiger „Mull“, Humus mit führen, dass der Mutterboden nicht mehr frischem Erdgeruch. Der Mineralboden aus Anmoor besteht, sondern aus sog. besteht aus sandigem Lehm bis Lehm. Mull (Humusboden). Der Grundwasser- stand ist im allgemeinen so niedrig und Vorkommen: häufig und auch großflä- der Boden so gut durchlüftet, dass chiger.

Abb. 9. Waldschachtelhalm Abb. 10. Fuchs. Knabenkraut Abb. 11. Mädesüß Sporenpflanze Blüten hellrot Blüten gelblich

NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2010 – 31 – d. Der Bentgras-Eichenmischwald (4) Er ist etwas nasser als die folgenden Gesellschaften, hat mit diesen aber viele Die Krautschicht dieses nassen Waldtyps Arten gemeinsam, weshalb hier nicht wird beherrscht vom Bentgras (Pfeifen- näher auf ihn eingegangen wird. gras, Molinia coerulea). Es bildet mit seinen Bulten so dichte Bestände, dass nur 3.2. Feuchte Wälder wenige andere Arten sich darin behaupten a. Der Bingelreiche Eichen-Hainbuchen- können. Es sind Jelängerjelieber (Lonicera wald (6) periclymenum) und Efeu, die ja ranken, oder Arten wie Siebenstern (Trientalis An manchen Stellen dieses feuchten bis europaea), Schattenblume (Maianthemum nassen Waldtyps tritt das Bingelkraut bifolium) und Sternmiere (Stellaria holo- (Mercurialis perennis) als beherrschende stea), die im Frühjahr vor dem Austrieb Art auf. Es wächst in Herden und dichten des Pfeifengrases blühen. Die Baumschicht Beständen und wird etwa 40 cm hoch. Da- besteht aus Stieleiche und Hainbuche, in her können sich darin nur wenige andere der Strauchschicht sind Vogelbeere (Sor- Arten behaupten. Vor allem der Waldziest bus aucuparia) und Faulbaum vertreten. (Stachys sylvatica), der ebenfalls eine Alle drei Waldschichten enthalten nur Kennart dieses Waldtyps ist. Sonst sind wenige Arten, die Krautschicht durch- Frauenfarn, Rasenschmiele (Deschampsia schnittlich 7. Das deutet schon auf den caespitosa), Riesenschwingel und Schar- geringen Nährstoffgehalt des Mutterbo- bockskraut vertreten. Die Artenzahl ist dens hin. Dieser besteht aus faulig rie- aber mit durchschnittlich 12 relativ gering. chendem anmoorigem Moder, der sich bei Der Bingelreiche Eichen-Hainbuchenwald einem Grundwasserstand von 15 bis 75 kommt nicht selten an oft etwas quelligen, cm bildet. Der niedrige pH-Wert erschwert leicht geneigten Stellen und im Talbereich die Zersetzung der organischen Substanz der Bäche vor. Der Grundwasserstand und fördert die Anmoorbildung. schwankt zwischen 10 und 70 cm. Der Vorkommen: Vor allem am Westrand des Mutterboden ist meist kein gut riechender Riesewohld, nicht selten. Mull, sondern leicht modrig, die Nährstoff- verhältnisse sind weniger gut als bei den e. Der Eschenreiche Eichenmischwald (5) folgenden beiden Waldgesellschaften. Unter dem 15-20 cm mächtigen Mutter- Zur immer noch dominanten Esche treten boden liegt ein Mineralboden mit einer die Stieleiche und Rotbuche auf. Damit ist lehmigen Stauwasserschicht. dieser Waldtyp weniger nass als der Erlen- Ähnlich wie das Bingelkraut bildet auch Eschenwald, obwohl die Schwarzerle noch der Winter-Schachtelhalm (Equisetum vertreten ist. Ausgesprochene Nässezeiger hiemale) geschlossene, fast einartige wie Wasserminze und Mädesüß fehlen. Bestände an besonders schattigen Stellen. Der Eschenreiche Eichenmischwald leitet Seine dicht stehenden Triebe und sein über zu den Eichen-Hainbuchenwäldern. Wurzelwerk verhindern zusammen mit Seine Zuordnung zu den nassen Waldty- dem Lichtmangel, dass andere Feuch- pen ist berechtigt durch das Vorkommen tigkeit liebende Arten in den Bestand von noch etlichen Nässe liebenden eindringen. Der Boden ist saurer als bei Krautpflanzen, als da sind Ruprechtskraut, den anderen feuchten Waldtypen, der Scharbockskraut, Sumpfpippau, Bachnel- Grundwasserstand entspricht dem des kenwurz, Kriechender Günsel und Wald- bingelreichen Waldtyps. Da der Winter- segge (Carex sylvatica). Schachtelhalm – wie sein Name verrät – Esche und Eiche treiben im Frühjahr zwei im Herbst nicht abstirbt sondern während bis drei Wochen später aus als Rotbuche des ganzen Winters seine grünen, wenn und Bergahorn. Daher erhalten die auch durch trockene Spitzen oft unan- Bodenpflanzen eine längere Lichtperiode. sehnlichen Triebe behält, kann er auch in Das nutzen vor allem die Frühblüher wie der kalten Jahreszeit Photosynthese be- Scharbockskraut, Buschwindröschen und treiben und ist daher an seinem Standort Goldstern. Sie können den größten Teil konkurrenzlos. ihrer Vegetationsperiode vor dem Laub- ausbruch abschließen. NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2010 – 32 –

Abb. 12. Scharbockskraut Abb. 13. Winter-Schachtelhalm Abb. 14. Bingelkraut Blüten gelb Sporenpflanze Blüten gelb

b. Typischer Artenreicher Eichen-Hain- der Stengellosen Primel, die im Riesewohld buchenwald (7) einen, wenn nicht den Hauptschwerpunkt in Schleswig-Holstein hat. Neben Stieleiche, Hainbuche, Bergahorn Etwas geringere Ansprüche an den Feuch- und Rotbuche sind in der Baumschicht te- und Nährstoffgehalt stellen Hexen- auch Esche und Schwarzerle noch ver- kraut, Gold-Hahnenfuß, Scharbockskraut treten. In der Strauchschicht dominieren und Waldziest, Rasenschmiele, Goldnessel Hasel, Weißdorn (Crataegus laevigata), (Lamium galeobdolon) und Buschwind- Pfaffenhütchen ( Evonymus europaeus) röschen (Anemone nemorosa). Mit durch- und Himbeere. schnittlich 22 Arten pro Aufnahmefläche Der artenreiche Eichen-Hainbuchenwald ist und 31 insgesamt ist diese Waldgesell- gekennzeichnet durch eine Reihe an- schaft die artenreichste und gleichzeitig spruchsvoller Kennarten. Dazu zählen die nährstoffreichste. Waldsegge (Carex sylvatica), die stets und Der Mutterboden besteht aus einer 25 bis reichlich auftritt, Sanikel (Sanicula euro- 30 (35) cm mächtigen Mullschicht, der paea), Waldzwenke (Brachypodium sylva- Mineralboden ist Lehm. Bei einem ticum), ein Gras, die Walderdbeere (Fra- Grundwasserstand von im Winter 15 cm garia vesca) und besonders auch die Grün- unter Flur, der im Sommer bis 85 cm ab- liche Waldhyazinthe (Platanthera chloran- sinken kann, aber nach Regenfällen tha), eine weiß blühende, sehr formschöne schnell wieder ansteigt, ist sowohl die Orchidee. Wasser- als auch die Nährstoffversorgung Hinzu kommt die ganze Palette der Arten, der feuchtigkeitsliebenden und anspruchs- die Feuchtigkeit lieben, nämlich Bach- vollen Arten gewährleistet, denn die nelkenwurz, Frauenfarn, Kriechender Gün- Tonmineralien des Lehmbodens speichern sel, Waldschachtelhalm, Sumpf-Pippau sowohl das Wasser als auch die Nährsalze. und Ruprechtskraut. Diese Arten fehlen in Der Artenreiche Eichen-Hainbuchenwald der folgenden Waldgesellschaft. Von be- ist im Riesewohld sehr verbreitet und tritt sonderer Bedeutung ist das Vorkommen oft auch großflächig auf.

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Abb. 15. Kriechender Günsel Abb. 16. Buschwindröschen Abb. 17. Waldhyazinthe Blüten blau Blüten weiß Blüten weiß An dieser Stelle wird eine Graphik der Grundwasserstände eingefügt.

Abb. 18 c. Feuchter Eichen-Hainbuchenwald (8) schiede. Die Kennarten entsprechen denen der artenreichen Waldform. Auf das Feh- Die geringere Feuchtigkeit dieses Waldtyps len der zweiten Gruppe wurde bereits hin- gegenüber dem vorigen wird bereits durch gewiesen. Der Feuchte Eichen-Hain- das Fehlen von Erle und Esche in der buchenwald unterscheidet sich vom ar- Baumschicht erkennbar. In der Strauch- tenreichen besonders auch durch das Auf- schicht gibt es keine markanten Unter- treten von Trennarten, die nicht so viel NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2010 – 34 – Feuchtigkeit benötigen. Es handelt sich um d. Der frische Eichenmischwald Maiglöckchen (Convallaria majalis), Stern- miere (Stellaria holostea) und Wald-Haar- Als frisch bezeichnen Fachleute den simse (Luzula pilosa). Feuchtigkeitsgrad zwischen feucht und Die durchschnittliche Artenzahl liegt mit 18 trocken. Diese Waldgesellschaft weist in niedriger als die der vorigen Form. Der ihrem Artengefüge eine weitere Ver- Grundwasserstand ist etwa 10 cm schiebung zu Arten auf, die keine Feu- niedriger. Meist hat der Mineralboden chtigkeitszeiger sind. Buschwindröschen, einen etwas geringeren Tongehalt, ist aber Sternmiere, Goldnessel, Vielblütige Weiß- dennoch nährstoffreich. Der Mutterboden wurz (Polygonatum multiflorum), Sauer- besteht ebenfalls aus 25-30 cm Mull. Der klee, Buchenfarn (Dryopteris phegopteris) feuchte Waldtyp ist ziemlich verbreitet. und Wald-Flattergras gehören hier hin. Die Nährstoffverhältnisse sind mäßig gut, der Mutterboden besteht noch aus Mull, der Mineralboden aus stark sandigem bis sandigem Lehm. Das Grundwasser liegt tiefer als 50 cm unter Flur.

Abb. 19. Waldsegge Abb. 20. Abb. 21. Sternmiere Blüten grün Buschwindröschen Blüten weiß Blüten weiß

3.3. Trockene Wälder a. Der Perlgras-Buchenwald (10) b. Der Trockene, Reiche Eichenmischwald (11) Zu den seltenen Waldtypen im Riese- wohld gehört der Perlgras-Buchenwald. Feuchtezeiger fehlen dieser Waldge- Die Baumschicht besteht überwiegend aus sellschaft ganz. Stieleiche, Rotbuche und Rotbuchen. Die Strauchschicht ist meist Bergahorn beherrschen die Baumschicht. nur schwach ausgebildet, da die Rotbuche In der Strauchschicht fällt der Ilex (Ilex ein Schattholz ist mit sehr dichtem Kro- aquifolium) auf. nenschluss. Schattenblume, Weißwurz, Sternmiere, Charakteristisch für die Krautschicht sind Maiglöckchen, Jelängerjelieber, Busch- außer dem namengebenden Perlgras die windröschen und Sauerklee bestimmen die Arten des frischen Eichenmischwalds, an Krautschicht. An manchen Stellen bildet feuchteren Stellen auch der Waldmeister der Buchenfarn größere Bestände. Die (Asperula odorata) und allgemein der Efeu Artenzahl ist mit 12-16 deutlich geringer (Hedera helix). als bei den feuchten Waldformen. Milder Humus (Mull) bildet den Mut- Der trockenere Charakter dieses Typs ist terboden, der Mineralboden ist ein san- vor allem auf den magereren Mine- diger Lehm bis Lehm. ralboden zurückzuführen, der keinen zu niedrigen pH-Wert hat, so dass sich als Humusform noch Mull bilden kann. Im Riesewohld kommt er häufig vor. NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2010 – 35 –

Abb. 22. Perlgras Abb. 23. Buchenfarn Abb. 24. Sauerklee Blüten bräunlich Sporenpflanze Blüten weiß-rötlich c. Der Adlerfarn-Eichenmischwald (12) Wo der Standort wegen des sandigen Bodens noch trockener ist und die Neben der Eiche tritt in der Baumschicht Lichtverhältnisse häufig ungünstiger sind, die Moorbirke verstärkt auf, in der ist die Drahtschmiele die beherrschende Strauchschicht Himbeere, Jelängerje- Art der Krautschicht. Sie besitzt als lieber, Faulbaum und Vogelbeere. Anpassung an die Trockenheit borstliche, Den Aspekt der Krautzone bestimmt der leicht fettige Blätter (Verdunstungsschutz). mannshohe Adlerfarn. In ihm können sich Begleitarten sind die bereits beim Sternmiere und Wald-Haarsimse neben Adlerfarn-Eichenmischwald genannten Jelängerjelieber, Schattenblume und anspruchslosen und sauren Boden Drahtschmiele (Avenella flexuosa) behaup- vertragenden Pflanzen. Gelegentlich ten. Als neue Arten treten Heidelbeere kommt die Besenheide hinzu, besonders, (Vaccinium myrtillus), Siebenstern (Trien- wenn Nadelbäume eingestreut sind. Auch talis europaea) und Wiesen-Wachtelweizen hier besteht die schlecht zersetzte (Melampyrum pratense) auf. Geringe Vor- Humusschicht aus Moder. Wegen der kommen von Bentgras und Rasenschmiele fehlenden Regenwürmer ist sie nicht mit zeigen an, dass dieser Waldtyp deutlich dem sandigen Mineralkörper vermischt nasser ist als die vorigen. sondern bildet eine etwa 15 cm mächtige Dieser Waldtyp hat deutlich schlechtere Auflage. Stieleiche und Birke bilden die Nährstoffverhältnisse als die zuvor be- Baumschicht. schriebenen. Das wird an der schlecht zersetzten Humusschicht erkennbar. Sie Vorkommen: verbreitet, meist auf Kuppen besteht nicht aus Mull mit Erdgeruch, sondern aus moderig riechendem Material. Der pH-Wert ist so niedrig, dass der Abbau biologischer Substanz nicht mehr durch Bakterien sondern durch Milben und Pilze erfolgt. Vorkommen: häufig d. Der Arme Drahtschmielen Eichen- mischwald (13)

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Abb. 25. Siebenstern Abb. 26. Besenheide Abb. 27. Tannenbärlapp Blüten weiß Blüten rot Sporenpflanze

4. Besondere Pflanzenarten des Riese- Gefährdet sind auch die bereits erwähnten wohlds Orchideen Fuchs’sches Knabenkraut und Grünliche Waldhyazinthe (RL 3). Beide Von den mehr als 130 Pflanzenarten, die Arten sind in den letzten Jahrzehnten im Riesewohld vorkommen, sind wohl die deutlich zurückgegangen. Eine Ursache wichtigsten, aber nicht alle genannt. Vor liegt darin, dass beim Ausbau der Straßen allem bei der Baumschicht, aber auch in Sarzbüttel-Röst, Gnadenhof-Osterwohld der Strauchschicht werden nicht alle und des Feldwegs am Südrand tiefe erfasst, da die Aufnahmeflächen mit 4 mal Randgräben gezogen wurden, die zu einer 4 m Holzgewächse nur zufällig enthalten. Austrocknung der benachbarten Bereiche Daher müssen zwei Baumarten noch be- führten. Auch an einer anderen Stelle sonders erwähnt werden. Es handelt sich wurden Gräben gezogen. Noch vor 15 um die Flatterulme (Ulmus laevis, Rote Jahren gab es nordöstlich von Odderade Liste 3 = gefährdet), die in unserem einen Bestand von mehreren hundert Gebiet ein bemerkenswertes Vorkommen Waldhyazinthen. Heute findet man dort hat. Sie gehört mit ihren brettartigen nur noch vereinzelte Exemplare. Auch am Wurzeln als Nässe liebende Art in den Weg von Süden zur Fünffingerlinde ist der Erlen-Eschenwald. Die andere Art ist die Bestand stark zurückgegangen. Die normalerweise aus unseren Wäldern durch Gründe hierfür sind nicht bekannt. Es forstwirtschaftliche Benachteiligung ver- scheint, dass an diesen Stellen der Wald schwundene Winterlinde (Tilia cordata). auch trockener geworden ist. Die Zahl der Sie ist ein Vertreter des Eichen-Hainbu- Vorkommen des Fuchs’schen Knaben- chenwaldes. Auch sie kommt im Riese- krauts ist in der genannten Zeit deutlich wohld an etlichen Stellen noch vor. zurückgegangen. Um diese beiden Arten Eine Waldgesellschaft wurde bei unseren muss man sich also Sorgen machen. Eine Untersuchungen überhaupt nicht berück- weitere Orchidee, von der es einst im sichtigt. Es handelt sich um Brombeerge- Riesewohld nur zwei bekannte, inzwischen sellschaften, die bei trockeneren Stand- erloschene Vorkommen gab, ist die Vogel- orten an manchen Stellen vorkommen. Nestwurz (Neottia nidus avis, vom Aus- Hier sind die Brombeeren dominant und sterben bedroht, RL 1). Die Vogel-Nest- werden oft durch die Brombeerarten Wald- wurz ist eine Pflanze, die von biologischem Brombeere (Rubus sylvaticus), Träufelspit- Abfall lebt (Saprophyt), besitzt also kein zen-Brombeere (Rubus pedemontanus) Blattgrün. Das große Zweiblatt (Listera und Sprengels Brombeere (R. sprengelii) ovata), eine weitere Orchidee, wurde in vertreten. unserem Gebiet nur einmal beobachtet.

NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2010 – 37 – Das gilt auch für die Breitblättrige Sumpf- im feuchten Eichen-Hainbuchenwald vio- wurz (Epipactis helleborine). lette, etwa 8-10 cm lange, schuppige Vom Aussterben bedroht ist auch der Blüten hervor (Abb. 28). Grüne Triebe und Tannenbärlapp (Huperzia selago). Im Blätter gibt es nicht. Es handelt sich um Riesewohld gibt es im Südteil ein seit den die vor allem an Hasel schmarotzende dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts Schuppenwurz (Lathraea squamaria). Die bekanntes Vorkommen, das einst mehrere eigentliche Pflanze lebt im Waldboden und Quadratmeter groß war, jetzt aber bis auf ist darauf angewiesen, Photosynthesepro- eine kleine Fläche geschrumpft ist und dukte mit ihren Saugwurzeln von der wohl kaum überleben wird. Wirtspflanze zu beziehen. Die Schup- Im April brechen aus dem Frühblüher- penwurz kommt an mehreren Stellen vor, teppich oder auch dem kahlen Waldboden ist aber nicht häufig.

Abb. 28. Schuppenwurz Blüten rötlich/violett

Der Wiesenschachtelhalm (Equisetum pra- Das für Dithmarschen einzige Vorkommen tense) besitzt an mehreren Stellen noch z. der Dünnährigen Segge (Carex strigosa) T. etwas reichlichere Vorkommen. Auch er befindet sich ebenfalls im Riesewohld. gehört zu den gefährdeten Arten, für die der Wald sehr wichtig ist.

Abb. 29. Großes Abb.30. Wiesen-Schachtelhalm Abb. 31. Vogel-Nestwurz Zweiblatt Sporenpflanze Blüten hellbraun Blüten weißlich

NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2010 – 38 – Damit hat sich gezeigt, dass der Riese- Einzelangaben von V. Arnold und W. wohld nicht nur hinsichtlich der Vielfalt Denker seiner Waldgesellschaften, sondern auch Literatur: als wichtiger Wald für seltene und BLV-Bestimmungsbuch: Bäume und bedrohte Arten eine außergewöhnliche Sträucher, München 1978 Rolle spielt. Christiansen, Willi: Neue kritische Flora Heute sind große Teile des Waldes im von Schleswig-Holstein, Kiel 1953 Besitz der Stiftung Naturschutz. Damit sind Conert: Pareys Gräserbuch, Berlin 2000 sein Erhalt und seine Entwicklung Ellenberg, Heinz: Vegetation Mitteleu- gesichert. Als erste Maßnahmen wurden z. ropas mit den Alpen, Stuttgart 1978 B. die Stengellose Primel, die Flatterulme Ellenberg, Heinz et al.: Zeigerwerte von und die Winterlinde zusätzlich angesiedelt. Pflanzen in Mitteleuropa, Göttingen 2001 Da der Riesewohld Natura 2000-Gebiet ist, Landesamt für Natur und Umwelt: Die wird sich das Bündnis Naturschutz in Farn- und Blütenpflanzen Schleswig- Dithmarschen auch mit der Erstellung Holsteins Bd. 1, Kiel 2006 eines Managementplans befassen. Oberdorfer, Erich: Pflanzensoziologische Exkursionsflora, Stuttgart 1983 Bildnachweis: Fotos und Grafiken Hans Straßburger, E.: Lehrbuch der Botanik, Jürgen Meints Stuttgart 1983 Quellen: Ergebnisse der Biologie- Weber, Heinrich: Die Gattung Rubus im Arbeitsgemeinschaft der Meldorfer Mit- nördlichen Europa, Kiel 1972 telschule, Kartierung des Verfassers,

Schöne und interessante Tage im Speicherkoog

Karin Lensch

Da wir uns auch für Pflanzen interessieren, Am 21.9. suchte dann dort eine Rostgans waren wir im Laufe des Sommers nicht im Odinsloch nach Futter. sehr oft im Speicherkoog. Am 8.8.2010 Ebenfalls am 11.9.2010 trafen wir Jens unternahmen wir jedoch eine Tour in den Klinker, der früher in Dithmarschen aktiv Speicherkoog-Süd und wir freuten uns, war, beim Naturschutzgebiet Wöhrdener dort ca. 110 Löffler zu entdecken. Am Loch. Er beobachtete dort mit Mitgliedern 28.8.2010 war die Zahl noch auf ca. 120 des NABU Pinneberg Vögel. Er konnte uns angewachsen. An diesem Tag fanden wir noch 2 Trauerseeschwalben zeigen. Er auch das erste Odinshühnchen auf einem berichtete auch von Ohren- und Schwarz- der neuen Spülfelder im Speicherkoog- halstauchern, die seine Gruppe vorher im Süd. Im Wöhrdener Loch beobachteten Kronenloch beobachtet hatte. Unsere wir dann noch 6 Weißwangengänse. Nachsuche dort an diesem Tag war leider Am 5.9. wollten wir noch einmal die Löffler erfolglos. Dafür konnten wir dann aber ei- beobachten. Ihre Anzahl hatte sich auf ca. nen männlichen Gartenrotschwanz beob- 80 verringert. Sie waren wohl z.T. schon achten, der gegenüber dem „Wattwurm“ weitergezogen. Aber dafür gab es noch Futter suchte. einen Seeadler im Speicherkoog-Süd. Die Suche nach diesen Tauchern hatten Nachdem von mehreren Beobachtern wir aber nicht aufgegeben. Und wir hatten schon größere Zahlen von Odinshühnchen Erfolg. Am 18.9. entdeckten wir einen gesehen worden waren, hatten wir das Ohrentaucher und am 21.9. 2 Schwarz- Glück, am 5.9.2010 im Odinsloch (benannt halstaucher im Kronenloch. nach den Odinshühnchen) 7 Vögel zu Ende September zogen häufig Weißwan- finden. 7 Odinshühnchen fanden wir dort gengänse über Meldorf nach Westen. auch noch am 11.9. und dann am 13.9. Folglich waren nun im Speicherkoog auch noch 5. Es waren für uns die letzten in größere Mengen von Rastvögeln dieser Art diesem Herbst. zu erwarten. Am 30.9. sahen wir dann ca. 1000 Gänse im Wöhrdener Loch. NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2010 – 39 – Am 10.10. konnte man während der Fahrt mit Kennzeichen aus fast ganz Schleswig- zum neuen Meldorfer Hafen sehr viele Holstein, aus Hamburg, Niedersachsen, Blässgänse sehen. Die größte Attraktion Baden-Württemberg und sogar aus waren aber wohl 4 Silberreiher, die sich Schweden. Das zeigt auch, welche Bedeu- am alten Hafenpriel aufhielten. Und so tung der Speicherkoog für die Vogelwelt ganz nebenbei gelang dann noch die hat. Und viele der Beobachter haben si- Beobachtung eines Raubwürgers, der in- cher auch in dessen Umgebung übernach- zwischen nur noch selten gesehen wird. tet. Interessant waren allerdings nicht nur die Auf dem Speicherbecken waren leider Vögel, sondern auch die vielen Vogel- auch immer wieder viele Kitesurfer zu beobachter im Speicherkoog. Wir trafen sehen. Es gelingt den zuständigen Behör- einen Bayern, der mit dem Fahrrad den offenbar nicht, diese nach EU-Recht unterwegs war und ganz stolz von einem im Speicherkoog nicht erlaubte Sportart zu Eissturmvogel berichtete. Wir sahen Autos unterbinden.

Eulen in Dithmarschen 2010

Dirk Berking unter Beteiligung von Georg Kaatz und Torsten Nummsen

Von den, zumindest zeitweise, in Dithmar- nächsten Jahre sollte die verstärkte Kon- schen brütenden sechs Eulenarten wurden trolle bekannter Brutgebiete bilden. Noch vom Landesverband Eulen-Schutz Daten immer kommt es zu nicht genauer für 4 Eulenarten erhoben. geklärten Brutaufgaben. Folgende Zahlen wurden ermittelt: In dem 70 km² großen Reverenzrevier für Für die Schleiereule konnten 34 Bruten in den Waldkauz im Norden Dithmarschens den Nisthilfen ermittelt werden. Erstaun- kam es zu 16 erfolgreichen Bruten mit 53 lich ist dabei die Tatsache, dass 22 Bruten Jungvögeln. Dieses ist ein überdurch- in der Marsch stattfanden. Zum Vergleich schnittliches Ergebnis und lässt darauf wurden im Jahr 2004 186 Bruten fest- schließen, dass es in den Wäldern genug gestellt. Zum einen dürfte der Winter Mäuse gab. 2009/10 den Bestand an Altvögeln Für die Sumpfohreule und die Waldohreule erheblich verringert haben und zum ande- wurden keine Daten gesammelt. ren hat sich durch den Maisanbau doch in Der Landesverband bittet aber alle Natur- einigen Kreisgebieten die Landschaft interessierten, Winterschlafplätze von erheblich verändert. Trotzdem bleibt die Waldohreulen zu melden. Frage offen, warum gerade in der Neben diesen Nachtgreifvögeln profitierte grünlandarmen Marsch die Schleiereule besonders der Turmfalke wieder von den den Winter so gut überstanden hat. Schleiereulennisthilfen oder den extra für Beim Steinkauz sieht die Situation für 2010 ihn angebrachten Kästen. Immerhin 80 erheblich positiver aus. 114 Bruten konn- Paar dieses kleinen Greifes brüteten in den ten festgestellt werden. Damit bildet Dith- Nisthilfen und zogen häufig sogar 6 Jung- marschen weiterhin den Schwerpunkt der vögel groß. Verbreitung des Steinkauzes in Schleswig- Als Resümee kann festgehalten werden, Holstein. dass 2010 als ein erfolgreiches Jahr des Dabei zeigt sich deutlich, dass eine ge- Eulenschutzes in Dithmarschen gesehen zielte und geplante Ausbringung von Nist- werden kann, sofern man die Schleiereule hilfen den Bestand in geeigneten Habita- nicht in die Betrachtung einbeziehen wür- ten erheblich ansteigen lässt. de. Sehen wir mal, wie die Nachgreife den Beim Uhu gab es in diesem Jahr 68 Bruten jetzt schon wieder sehr schneereichen (U. Robitzky briefl. am 12.12.2010), die Winter 2010/11 überstehen. aber nicht alle erfolgreich waren. Dieses entspricht in etwa der Zahl der letzten Jahre. Ein besonderer Schwerpunkt der NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2010 – 40 – Impressum:

Herausgeber: Kreisgruppe Dithmarschen im Natur- schutzbund Deutschland, Landesverband Schleswig-Holstein Vorstand: 1.Vorsitzender: Uwe Peterson, Dorfstraße 12, 25704 Nindorf, (Tel.04832/5485) 2.Vorsitzender: Hans-Jürgen Meints, Klaus-Groth-Str. 26, 25704 Meldorf (Tel.04832/7547). Schriftführer: Dieter Grade, Papenknüll 12, 25712 (Tel.04825/1466) Kassenführer : Asmus Lensch, Gravensteiner Straße 1e, 25704 Meldorf (Tel.04832/3432). Beisitzer: Peter Gloe, Meldorf; Stefan Heuseler, Heide; Dirk Leiberger, Meldorf; Reimer Stecher, Nordhastedt

Alle Vorstandsmitglieder helfen Ihnen gerne bei Fragen zur Natur und zum Naturschutz. Darüber hinaus haben wir „Spezialisten“ für die Gebiete:

Botanik allgemein: Hans-Jürgen Meints, (Tel.04832-7547), Reimer Stecher (Tel. 04804-602 oder 04832/2301) Eulen: Reimer Berlin (Tel. 04833-2663) Fledermäuse: Ursula und Uwe Peterson (Tel.04832/5485), Manfred Schuldt (Tel.04832/2386) Orchideen: Asmus Lensch (Tel.04832/3432) Wattenmeer u. Speicherköge: Peter Gloe (Tel.04832/3942) Weißstorch: Uwe Peterson (Tel.04832/5485) Bienen, Wespen, Hummeln und Hornissen: Stefan Heuseler (Tel. 0481-6850210 oder 7889783) Schriftleiter (Jahresbericht): Dieter Grade (Tel.04825/1466)

Anträge um Aufnahme als Mitglied, Adressenänderungen sowie Beitrags- und Spenden- zahlungen nimmt der Kassenführer entgegen. Konto der Kreisgruppe: Nr. 154 849 bei der Sparkasse Westholstein (BLZ 222 500 20).

Weitere Informationen finden Sie auf der Internetseite der Kreisgruppe Dithmarschen:

www.nabu-dithmarschen.de

NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2010 – 41 – Die NABU–Kreisgruppe Dithmarschen betreut folgende Gebiete:

– Elendsmoor ...... 1 ha Eigentum – Mieleniederung ...... 0,5 ha Eigentum – Eggstedter Moor ...... (4 Teilflächen ) .... 4,15 ha Eigentum – Süderholmer Moor ...... 2,5 ha Pacht

Vom NABU im Kreis Dithmarschen betreute Naturschutzgebiete und die Referenten:

— Delver Koog: Heike Jeromin, Goosstroot 1, 24861 Bergenhusen (Michael Otto Institut im NABU), Tel. 04885-570 — Dithmarscher Eidervorland: Sibylle Stromberg, Katingsiel 14, 25832 Tönning, Tel. 04862/8004 — Fuhlensee und Umgebung: Asmus Lensch, Gravensteiner Str. 1e, 25704 Meldorf, Tel.04832/3432 — Grüne Insel mit Eiderwatt: Sibylle Stromberg, Katingsiel 14, 25832 Tönning, Tel. 04862/8004 — Insel Trischen (2010): Monika Dorsch, Insel Trischen, 25718 , Tel.: 0170-3346646 (bis Februar, ab März: Janina Spalke) — Kronenloch: Dirk Leiberger, Klaus-Groth-Str. 15, 25704 Meldorf, Tel.: 04832/979493 — Wöhrdener Loch: Dirk Leiberger, Klaus-Groth-Str. 15, 25704 Meldorf, Tel.: 04832/979493 in Zusammenarbeit mit dem NABU–Landesverband Schleswig–Holstein, dem Landesamt für den Nationalpark „Schleswig–Holsteinisches Wattenmeer“, dem Kreis Dithmarschen, dem Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN-SH), Husum, dem staatlichen Umweltamt, Schleswig, und dem Deich– und Hauptsielverband Dithmarschen.

Weiterhin bietet der NABU

· monatliche Informationsveranstaltungen in Nindorf (s. Jahresprogramm),

· Führungen in interessante Lebensräume unter fachkundiger Leitung,

· Mitwirkungsmöglichkeiten an Biotoppflege– und –gestaltungsmaßnahmen,

· Anleitung zu selbständiger naturkundlicher Betätigung in und außerhalb unserer Betreuungsgebiete,

· die Möglichkeit, selbst Initiativen zu praktischer und informativer Naturschutzarbeit zu entwickeln und durchzuführen.

Bitte nehmen Sie teil und bereichern Sie unsere Arbeit durch Ihre Mitwirkung !

NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2010 – 42 – Jahresprogramm 2011 Der KG Dithmarschen im Naturschutzbund Deutschland Landesverband Schleswig-Holstein

1. Informationsabende: Finden jeweils am ersten Donnerstag im Monat statt; ausgenommen ist in diesem Jahr nur der Monat Februar, wo wegen der Jahreshauptversammlung kein Infor- mationsabend stattfindet. Im Mai oder Juni kann, witterungsabhängig, kurzfristig statt des Vortrages eine Abendexkursion z.B. zur Verbesserung der Kenntnis von Vogelstimmen oder von Pflanzen angesetzt werden. Beginn ist stets um 19.30 Uhr im „Nindorfer Hof“, 25704 Nindorf, Hauptstr. 55. Gäste dürfen gerne mitgebracht werden, der Eintritt ist frei.

2. Jahreshauptversammlung: Findet, wie schon im Vorjahr, im Februar statt, und zwar am Sonntag, den 6. Februar 2011 um 15.00 Uhr ebenfalls im „Nindorfer Hof“. Nach den üblichen Regularien wie Tätigkeits- und Kassenbericht bildet ein Lichtbildervortrag von Herrn Florian Gloza-Rausch, Flintbek, mit dem Titel „Faszination Fledermausforschung“ den Abschluss.

3. Wanderungen und Exkursionen

3.1. Frühjahrswanderung: Geplant ist ein Besuch des „Weißen Moores“, einem kleinen Hochmoor. Der Termin ist witterungsabhängig und wird am Informations- abend genannt und in der lokalen Tageszeitung auf der Meldorf-Seite veröffentlicht werden.

3.2. Besuch der Großgewächshäuser in Hemmingstedt für Tomaten und Paprika ist vorgesehen, der Termin steht aber noch nicht fest und wird wie unter 3.1. beschrie- ben veröffentlicht werden.

4. Weitere Veranstaltungen

4.1. Naturerlebnistage: „Lina Hähnle-Haus“, Katinger Watt 7. und 8. Mai 2011

4.2. Stunde der Gartenvögel: 13. – 15.Mai 2011

4.3. Nacht der Fledermäuse: Bad Segeberg 28. August 2011

NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2010