Naturschutzbund Deutschland

Gruppe

Jahresbericht 2017

Nr. 34 , im Dezember 2017 Liebe Mitglieder!

Liebe Freunde und am Naturschutz Interessierte (und vielleicht und hoffentlich auch bald einmal bei uns Mitglied)!

Der Gründer der SOS-Kinderdörfer Hermann Gmeiner (1919 – 1986) hat einmal gesagt „Wir leben nicht nur für uns und unsere Zeit, sondern gestalten mit jedem Gedanken und jeder Tat auch das Dasein der folgenden Geschlechter“. Wenn man bedenkt, von wann dieser Ausspruch stammt, kann man nur staunen. Damals war noch keine Rede vom Raubbau an der Natur, von der Versauerung des Meerwassers, von der Gefährdung des Grundwassers oder gar vom Klimawandel usw. usw.. Nicht dieses Zitat hatte ich im Kopf, wohl aber ganz ähnliche Gedanken, als ich die Nachricht hörte, dass die EU aufgrund deutscher Zustimmung die Verwendung des Total-Herbizids Glyphosat, z.B. im bekannten Unkrautvernichter „Round up“ enthalten, für weitere fünf Jahre genehmigt hat. Ich weiß nicht, was sich der dafür verantwortliche Landwirtschafts-Minister dabei gedacht hat, aber ich halte diese Entscheidung für unverantwortlich. Einmal ganz davon abgesehen, dass dieses Mittel möglicherweise krebsauslösend ist, wird mit seiner Verwendung ganz sicher nicht das von der Bundesregierung angestrebte und vertraglich verpflichtende Ziel erreicht, den Rückgang der Artenvielfalt zu stoppen. Fast tägliche Nachrichten belegen einen weiter zunehmenden Artenschwund. Eine der letzten betraf die Abnahme der Insekten-Fauna um bis zu 90%. Wie sollen die Insekten denn leben oder überleben, wenn ihnen durch ein Total-Herbizid alle Wirtspflanzen abhandenkommen? Der nächste Schritt: Wovon sollen jetzt Vögel sich ernähren, denn auch die Körnerfresser brauchen für ihre Jungen eiweißreiche Insektennahrung? Das ist aus meiner Sicht ja nur die eine Seite. Mit der großzügigen Anwendung von – positiv ausgedrückt – Agrar-Chemikalien reduzieren oder vernichten wir nicht nur Teile von Flora und Fauna, sondern wir belasten auch den Boden und mit Verzögerung auch das Grundwasser. Möglicherweise verringern wir auf Dauer gesehen so auch die Ertragsfähigkeit unserer Ackerböden. Auf alle Fälle aber erhöhen wir die Kosten für die Herstellung von rückstandsfreiem Trinkwasser, die dann wir alle tragen müssen, während die Verursacher noch durch Subventionen der EU gefördert werden. Bei dieser Vorgehensweise kann nun wirklich nicht von voraussehendem Handeln gesprochen werden. Umso wichtiger ist es, dass sich die Naturschutzverbände hier engagieren. Und diese Naturschutzverbände sind Sie und ich als ihre Mitglieder. Daher sollten wir alle uns für eine weniger belastete und damit gesündere Umwelt einsetzen. Für dieses Engagement wünsche ich Ihnen für das kommende Jahr Gesundheit und die Kraft, auch um eventuelle Konflikte auszuhalten.

Ihr – 2 – Eulen in Dithmarschen im Jahr 2017

Dirk Berking

In alter Tradition liefert der Landes- Der Steinkauz beginnt langsam eine verband für Eulen-Schutz in Schleswig- Ausbreitung in die Marsch. Immerhin 14 Holstein auch in diesem Jahr die Zahlen Paare haben sich diesen Lebensraum zum Eulenbestand in Dithmarschen an ausgewählt. Insgesamt wurden 94 die- den NABU-Kreisverband. ser in Schleswig- Holstein recht seltenen Über den Uhu liegen mir keine genauen Art gezählt. Diese brachten 268 Jung- Daten vor, aber ein Bestand von ca. 50 tiere zum Ausflug. Brutpaaren im Kreisgebiet erscheint Der Turmfalke brütete mit 67 Paaren realistisch. Leider waren davon nicht alle (329 Jungvögeln) in unseren Nisthilfen. erfolgreich. Auch wurden mir wieder Dazu kommen noch 60 Dohlenbruten. Todfunde gemeldet. Sollten Sie an einer Nisthilfe interessiert Bei der Schleiereule sah das Bruter- sein, können sie sich gerne melden. gebnis positiv aus. 68 Brutpaare haben Leider ist nicht jeder Garten für eine sol- 300 Jungvögel aufgezogen. Was bei der che geeignet. Einer unserer Mitarbeiter Nässe und den damit sicher abneh- kann die Eignung dann vor Ort ermitteln. menden Wühlmauszahlen aus den Weitergehende Informationen auf der Jungvögeln geworden ist, kann man erst Internetseite www.eulen.de des Lan- im nächsten Jahr beantworten. Erstaun- desverbandes Eulen-Schutz in Schles- lich ist, dass vor allem die Marsch- wig-Holstein. gebiete vermehrt besiedelt werden.

Erstes Jahr Schutzgebietsreferent „Ehemaliger Fuhlensee“ Mit dem Schwerpunkt Erfassung der Fauna.

Gerd Franken

Das NSG besteht aus Röhricht- und Rohrweihen auf Beuteflug. Seit August Feuchtgrünlandbereichen sowie Flä- Rauchschwalben in großer Zahl auf In- chen mit Niedermoor- und Zwischen- sektenfang, 1 Braunkelchen, 1 Ufer- moorvegetation. schnepfe, 1 großer Brachvogel. Ca. 70 Im Jahr 2016 ist die Mahd im östlichen Graugänse rasteten bis Ende Mai in den Teil des NSG „Ehemaliger Fuhlensee“ Feuchtwiesen. Mitte September zeigten breitflächig durchgeführt worden. sich über 200 Kiebitze auf frisch gemäh- Folgende Brutvögel konnten im NSG ten Wiesen an der Zugangsstraße von festgestellt werden, Rohrammern, kommend. Schilfrohrsänger, Wiesenpieper, Feld- schwirl, Stockenten, ggf. auch Rohr- weihen. Festgestellte Rastvögel: Uferschnepfen 1 Paar (Brutversuch?), geringe Zahl Graugänse, Gewölle gefunden: ggf. von einer Sumpfohreule. In der direkten Umgebung des NSG mit extensiv bewirtschafteten Wiesen: Brut- vögel: Kiebitze, Feldlerchen, Austernfi- scher. Weiterhin regelmäßig beobach- tet: Von März bis Ende Oktober bis zu 4 Braunkehlchen NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2017 – 3 –

Kiebitze Rüsselkäfer (Foto von Susann Kalcke)

Zur Beurteilung der Insekten habe ich Ich habe dieses Jahr als Einarbeitungs- Frau Susann Kahlke hinzugezogen, die jahr erlebt und freue mich darauf, meine mir seit Jahren als Insektenfotografin Aufgabe als NABU-Schutzgebietsrefe- bekannt ist. rent des NSG „Fuhlensee und Umge- Meine Frau Monika Franken hat mich oft bung“ 2018 fortzuführen. begleitet und hat viel fotografiert.

Die Lufthansa nun auch in ?

Werner Haack

An einem Märzmorgen hörte ich ihn - dem durch die üppig wuchernden Grau- nicht zum ersten Mal, denn auch in den weiden unübersichtlich gewordenem Jahren zuvor war mir das Rufen Gebiet? aufgefallen und hatte mich erfreut. Aber Ende April traute ich meinen Augen und in diesem Jahr (2017) klang es irgend- Ohren nicht: Hoch am Himmel zogen wie anders - fordernder, anhaltender. fünf Kraniche mit ihrem typischen Diese Jahr musste es einfach klappen: Flugruf kommunizierend und scheinbar Das Wappentier der Lufthansa musste suchend in kleineren Kreisen die Ther- doch endlich heimisch werden in der mik nutzend aus Süden heran. Einige Windberger Niederung, zumal doch aus Tage war nun das Rufen mehrerer unmittelbarer Nachbarschaft (Krum- Vögel in und über der Niederung zu stedter Hochmoor) Sichtungen bestätigt vernehmen, ohne dass ich aber den wurden. Ich sah den „Windberger Kra- Paarungsdoppelruf hätte heraushören nich“ wiederholt im Frühjahr über der können. Auch konnte ich bei einer Niederung fliegen, hörte seinen trom- Beobachtung in Brewisch auf einer petenartigen Ruf, sah ihn auf einem Wiese im Laufe des Frühsommers nur noch nicht wieder bestelltem, angren- ein Tier bestätigen. Trotzdem: Es be- zendem Maisfeld nach Futter suchen ... stand Hoffnung auf Nachwuchs, zumin- Das intensive Cranuh Cranuh (der dest aber auf Verpaarung, denn ein althochdeutsche Name des Vogels lässt Kranichpaar wurde durchgängig von grüßen ...) hielt ca. zwei bis drei einem Jäger beobachtet - allerdings Wochen, dann verstummte es. War eine nicht im östlichen Teil der Niederung, Partnerin gefunden (eher unwahrschein- woher meine Beobachtungen stammen, lich; s. allgemeine Biologie), war eine sondern aus dem Bereich des ehe- Brut angefangen, war er abgezogen maligen Windberger Sees. Dieser (Krumstedter Moor?) oder suchte er Nachweis deckt sich mit Informationen, einfach nur noch alleine sein Futter in die ich von Krumstedter Seite dankens- NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2017 – 4 – werter Weise erhalten habe. Eine Brut- Niederung wäre m.E. z. Z. überzogen, bzw. Jungvogelbestätigung konnte der nicht aber i.w.S. eine bestimmte Für- Jäger jedoch nicht geben, weist doch die sorge: eine Ruhephase während der relativ kurze Distanz von etwa 80 bis etwa 30-tägigen Brutdauer, intensive 100m (Kanzel/Kranichpaar) die Beob- Prädatorenbekämpfung entsprechend achtungen als sehr sicher aus. Weitere der gesetzlichen Regelungen (Fuchs, Beobachtungen zu diesem Kranichpaar Marderhund, Marder; Wildschweine in und anderen Individuen sind von besagten Gebieten, z. Z. noch nicht Krumstedter und Windberger Seite ge- aktuell). Auch landschaftsstabilisierende macht worden und sind deckungsgleich. Maßnahmen z.B. zur Verhinderung Diese in Hinsicht auf eine mögliche einer weiteren Verbuschung und die Etablierung einer Kranichpopulation Neuanlage bzw. der Erhalt extensiver positiven Beobachtungen werden ge- Mähwiesen auf den Stiftungsländereien stützt durch eine weitere Meldung aus zur Schaffung von Äsungsflächen wären : von Vorteil. Nach den bekannten Bruterfolgen im Auch ein erst spät im nächsten Jahr Delver Koog (xxxx1)), dem Dellstedter umgebrochener Maisacker mit Körner- Birkwildmoor (2009) oder im Offen- resten gilt für Kraniche als attraktiv. bütteler Moor - die beiden letztgenann- Eine zunehmende Frequentierung des ten von starken Renaturierungsmaß- Gebietes Windberger Niederung/ehe- nahmen flankiert - liegt für das Jahr 2017 maliger Windberger See durch Fußgän- erstmals ein Bruterfolg für das ehema- ger u./o. Fahrradfahrer ist - zumindest lige Krumstedter Hochmoorgebiet vor! auf Windberger Seite - aufgrund der Braucht der Kranich in der Windberger Gesamtstruktur der Zuwegungen m.E. Niederung einen besonderen Schutz? eher weniger zu erwarten. Die Nicht- Wie den Quellen zu entnehmen ist (z.B. ausweisung im entsprechenden Wan- Grafik und Arbeiten/Berichte Projekt- derwegenetz erweist sich hier als gruppe Seeadler), ist die Bestands- Vorteil. Hingegen ist die Nutzung der entwicklung in Schleswig-Holstein seit Wege als Enduro-Spaß-Strecke bedeut- xxxx1) wieder überraschend positiv. samer. Auch in Dithmarschen werden die Nach- Gleichwohl würde die Etablierung einer weise von Altvögeln - z.T. mit Bruterfolg festen, sich selbst reproduzierenden (s.o.) - häufiger, so dass die Windber- Kranichpopulation in der Windberger ger/Krumstedter Population zur Hoff- Niederung durchgängig von den mir be- nung Anlass gibt, sich halten zu können. fragten Informanden als Bereicherung Als ein Hauptgrund für die Rückkehr des der Biozönose empfunden werden. Kranichs als Brutvogel an die Westküste Schleswig-Holsteins werden die Um- strukturierung in der Landwirtschaft und die Aufgabe der Moornutzung (u.a. Brennstofflieferant nach dem zweiten Weltkrieg) gesehen; für die Zunahme der Populationen wirken sich damit also wohl fördernd aus: Nutzungsaufgabe von Kleinparzellen und Wiedervernäs- sung ehemaliger Moorbereiche, verän- derte Viehhaltung, geringere Frequen- tierung.

Der Ruf nach besonderen, gesetzlich Bild von Dieter Damschen (NABU) geregelten Artenschutzmaßnahmen oder die Ausweisung eines speziellen 1) Von offizieller Seite wurden keine Naturschutzgebietes in der Windberger Daten geliefert.

NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2017 – 5 – Ein Jahr Vogelwelt im Speicherkoog – Wie vier neue Augen das Gebiet kennen und lieben gelernt haben

Jule Heinz-Fischer

Der Juli 2016 scheint nun, im Dezember auch die häufigen Arten haben uns im 2017, schon sehr lange her zu sein. Herbst mehr und mehr begeistert. Aber der Wechsel der Bundesfreiwilli- An den Anblick von Säbelschnäbler, gendienstleister richtet sich eben nun Sandregenpfeifer, Löffler und Co. hatten nicht nach Kalenderjahren. wir uns so sehr gewöhnt, dass wir sie Im nun nicht mehr letzten, sondern nach ihrem Fortzug gen Süden sehr vorletzten Sommer traten Katrin und ich vermissten. unseren Dienst im Wattwurm an. Für Stetige Begleiter und unsere Gesell- uns war der Sommertermin perfekt, schaft im dann winterlichen, menschen- direkt nach dem Abitur konnten wir uns leeren Koog blieben riesige Scharen an in das neue Abenteuer Freiwilligen- Gänsen und Enten. Nonnengänse und dienst im Speicherkoog begeben. Graugänse, Stockenten und Pfeifenten Dort stolperten wir etwas in unsere neue und weitere sorgten mit ihren großen Aufgabe: Beide quasi ohne nennens- Trupps dafür, dass wir auch im Winter werte Vorkenntnisse waren wir anfangs Vögel zu zählen hatten und keine Lan- von der Menge und Ähnlichkeit der geweile aufkam. Außerdem hat auch der Vogelarten etwas erschlagen. Die er- Winter seine eigenen Arten: Sing- sten Wochen waren zunächst von Un- schwäne, Schellenten, Zwergsäger, verständnis geprägt, wie man die vielen, Wacholder- und Rotdrosseln sollten überwiegend braunen Vögel je unter- bald zu unserem Bild vom winterlichen scheiden können sollte. Doch unser Speicherkoog dazugehören. Und die Vorgänger Henrik und einige Vogel- Singschwäne beeinflussten nicht nur quizze sollten für erste Ansatzpunkte das Bild, sondern auch die Geräusch- sorgen, und es dauert nicht lange, bis kulisse im Speicherkoog: ihr lauter Ge- wir nicht nur Möwen von Enten unter- sang begrüßte uns häufig beim ersten scheiden, sondern auch die ersten paar Schritt vor die Tür. Arten sicher erkennen konnten. Trotz der vielen Gänse und einiger Unsere wachsenden Kenntnisse sollten „Winter-Arten“ gibt es im Speicherkoog aber neuen Aufgaben begegnen: Ab in den Wintermonaten aber insgesamt Mitte August machte sich der begin- weniger Vögel. Das gab uns die Gele- nende Herbstzug bemerkbar, und ein genheit, die Greifvogelwelt besonders Vogelschwarm nach dem anderen kam intensiv zu beobachten. in den Speicherkoog. Die zweiwöchent- So konnten wir am Ende des Winters lichen Vogelzählungen weiteten sich zu einige Mäusebussarde voneinander un- 6-Stunden-Projekten aus und der terscheiden und hatten so herausgefun- Herbstzug wurde zu einer Herausfor- den, dass wir einen Haus-Mäusebus- derung, aber auch zum Start in eine sard hatten, der es sich gerne auf oder Leidenschaft und Begeisterung für Vö- nah am Wattwurm bequem machte. gel bei uns beiden. Dazu trugen auch Eine ebenfalls fast „persönliche“ Bezie- die besonderen Vogel-Ereignisse bei: In hung bekamen wir zum Seeadler-Paar einer Woche kamen gleich drei seltene des Speicherkooges. Dieses war um Vogelarten (Sumpfläufer, Mornellregen- Weihnachten herum eifrig mit der Vor- pfeifer, Odinshühnchen) in den Spei- Balz beschäftigt und die beiden See- cherkoog, die nicht nur durch ihre Sel- adler waren immer und stets zu zweit tenheit, sondern auch durch ihre Schön- irgendwo zu sehen. Ihr plötzliches „Ver- heit einen besonderen Eindruck bei uns schwinden“ schließlich zur Brut läutete hinterließen. die Brutsaison ein. Aber nicht nur die seltenen, sondern NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2017 – 6 – Immer mehr Arten begannen nun mit er Biologen konnten wir die Austern- dem Balz- und Brutgeschäft. Während fischer-Brut besonders gut verfolgen. sich die Singschwäne und Zwergsäger Die traurige Bilanz von nur 2 geschlüpf- still und heimlich wieder verzogen, ten Küken bei über 10 Paaren machte kamen die Sommervögel nach und nach uns deutlich, dass manche Arten be- zurück und belebten den Speicherkoog droht sind und Veränderungen benöti- mehr als je zuvor. gen, um weiter bestehen zu können. Die Balz von Kiebitzen, Austernfischern So wurde unser Bild von der Vogelwelt und anderen konnten wir kaum überse- im Speicherkoog über ein Jahr komplett hen und überhören: mit ständigem - und auch komplex. Wir haben beide Getüte und Gepiepse oder auffälligem über 150 Vogelarten kennen gelernt, Balzkleid erwarben sie nicht nur die und immer noch Lust auf mehr. Aufmerksamkeit der Weibchen, sondern Ein starkes Schutzgefühl hatte sich bei auch unsere. uns entwickelt: Nun da wir unsere Hüter- Bei wieder anderen Arten tauchten Funktion für die Vogelwelt im Speicher- plötzlich einfach Küken auf: So erschie- koog abgeben mussten, schärfte sich nen am Hafenrand auf einmal viele unser Blick für die zahlreichen Proble- gelbe, flauschige Kugeln: Graugans- me, die über die Grenzen des Speicher- küken, deren raschen Wachstumsfort- kooges hinaus Vögel beeinflussen, und schritt wir besonders gut beobachten die uns als Themen weiter begleiten konnten. würden. Das Brutgeschäft sollte uns eigentlich Nun hatten wir nämlich unsere eigenen bis zum Ende unseres Jahres begleiten. „Küken“ gefunden: im Juli 2017 überga- Einige Arten waren noch mit der ben wir den Staffelstab des Freiwilligen- Aufzucht ihrer Küken beschäftigt, als die dienstes im Wattwurm an unsere Nach- Graugansküken schon vollständig aus- folger Daniel und Jelisa, die dann in ihr gewachsen waren. Besondere Freude Jahr Vogelbeobachtung im Speicher- machten uns die Flussseeschwalben koog starteten. auf der neuinstallierten Brutinsel im Katrin und ich werden uns beide immer Odinsloch, bei denen ca. 10 Küken freuen, ihr wieder begegnen zu können. schlüpften, und die vielen Säbelschnäb- Denn auch wenn wir nun andere, ler-Paare unweit davon. spannende Vogelwelten kennen lernen: Aber auch Sorgen bereitete uns das die im Speicherkoog bleibt eine beson- Brutgeschäft, und zeigte uns die Pro- dere. Nicht nur für uns. bleme der Vogelwelt: als Begleiter zwei-

NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2017 – 7 – Mauersegler 2017 in Lohe-Rickelshof

Jörg Heyna

Auch 2017 war bei uns wieder viel Flugverkehr. Nachfolgend die notierten Daten. 01. Mai : Öffnung der Fluglöcher. 15. Mai: 2 Segler umkreisen das Haus. 17. Mai: 4 Segler umkreisen das Haus. 22. Mai: Je 1 Paar in Nest 1 + 2. 27. Mai: 6 Segler umkreisen das Haus. 14. Juni: In Nest 1 liegen Eier und es wird gebrütet. 05. Juli: In Nest 2 kann ich 3 Junge beringen. In Nest 1 werden noch 2 Eier bebrütet. 15. Juli: In Nest 1 sind 2 Junge ca. 1 Woche alt. In Nest 2 sind die 3 Jungen bald flügge. 24. Juli: In Nest 1 kann ich 2 Junge beringen. 03. August: In Nest 2 sind die 3 Jungen ausgeflogen. 14. August: In Nest 1 sind die 2 Jungen bald flügge. 16. August: In Nest 1 ist 1 Junges ausgeflogen, der 2. noch nicht flügge. 19. August: In Nest 1 ist das 2. Junge ausgeflogen, danach habe ich die Einfluglöcher verschlossen. Fazit: Erstmals seit Beginn der Mauerseglerbesiedlung 2011 flogen aus einer Brut 3 Jungsegler aus.

Mal etwas Neues

Uwe Peterson

Im Laufe einer Unterhaltung mit meinem schützenswerte Art gefunden hatte. Sie Nachbar erzählte er mir, dass seine sagte zu, die Larven in einem Eimer mit Pflegetochter in einem Haufen Holz- dem Holzschredder zu überwintern. schredder große Raupen gefunden hät- Jetzt warten wir, ob sich im Laufe des te und fragte mich, ob ich wisse, was das Frühjahrs oder Sommers Käfer zeigen sein könne. Als Reaktion auf meine werden. Antwort, dazu müsse ich sie sehen, tauchte eine gute Stunde später die junge Frau bei mir auf. In der Hand hielt sie ein Marmeladenglas mit den ominösen Raupen, leider mit Wasser bedeckt, da sie diese „ekeligen Viecher“, die aber noch lebten, nicht leiden konnte. Ein erster Blick machte deutlich, dass es keine Raupen waren, sondern Engerlinge, also Käferlarven. Nur konnte ich nicht sofort sagen, um welche Art es sich handelte. Eine Google-Suche und später die Bestätigung durch einen Insekten-Spezialisten ergaben, dass sie Larven des Nashorn-Käfers gefunden hatte, meines Wissens ein für Dith- marschen recht seltener Fund. Mit Mühe konnte ich die junge Frau davon über- zeugen, dass sie eine seltene und

NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2017 – 8 –

Peter Gloe 1941 – 2017

Asmus Lensch

Peter Gloe wurde am 24.1.1941 gebo- Leider hatte Peter große Schwierigkei- ren. Ich nehme an, dass er zumindest ten, eine Arbeit in seinem erlernten Be- einen Teil seiner Kindheit in Wismar ruf zu finden. Er war lange arbeitslos. verbracht hat, denn er berichtete einmal, Schließlich fand er eine Anstellung beim dass er dorthin zu einem Klassentreffen damaligen Amt für Land- und Wasser- gefahren ist. Irgendwann muss er dann wirtschaft in . Dort war er u.a. be- nach Meldorf gekommen sein, denn bei schäftigt mit der Erarbeitung von Grund- den damaligen Stadtwerken erlernte er lagen für die Unterschutzstellung von einen kaufmännischen Beruf. Landschaftsbestandteilen. Hier kamen Er hat sich schon früh für die Vogelwelt ihm seine ausgezeichneten Kenntnisse interessiert. Ich selbst bin 1961 nach von Flora und Fauna sehr zugute. Meldorf gekommen. Mein erster Kontakt Am 23.3.1985, während der Zeit seiner zu Peter bestand in der Information, Arbeitslosigkeit, wurde er Vorsitzender dass er beim alten Meldorfer Hafen Kra- unserer Kreisgruppe. Diesen Posten niche beobachtet habe. Persönlich kann- behielt er bis zum 6.3.1994. In dieser te ich Peter damals aber noch nicht. Zeit erschien aufgrund seiner Initiative Ca. 1971 wurde in Dithmarschen eine auch der erste Jahresbericht. Auch Kreisgruppe des damaligen Deutschen danach blieb Peter dem NABU als Bei- Bundes für Vogelschutz (DBV, heute sitzer im Vorstand treu. Dadurch blieb NABU) gegründet. Dieser Gruppe uns sein umfangreiches Fachwissen er- schloss er sich 1972 an. Als ich Peter halten. Dieses umfasste nicht nur die kennenlernte, bewohnte er mit seiner Vogelwelt, es waren auch gute Kennt- Ehefrau Gisela ein Haus in der Mel- nisse der Pflanzenwelt vorhanden. So dorfer Rolandstraße. Später bezogen entdeckte er im Jahr 1988 die erste beide eine Wohnung in der Greifen- blühende Orchidee im Speicherkoog, berger Straße. Dort wurden sie auch das Breitblättrige Knabenkraut. Eltern ihres Sohnes Malte, der aber Noch vor Erreichen des Rentenalters leider durch einen Verkehrsunfall ums erkrankte Peter schwer. Ornithologische Leben kam. Schließlich erwarben die Beobachtungen konnte er deshalb nur Eheleute Gloe ein Einfamilienhaus in noch vom Auto aus tätigen. Trotzdem der Meldorfer Klaus-Groth-Straße. führten Peter und Gisela noch einige Von seinen vogelkundlichen Aktivitäten Reisen in wärmere Gegenden durch, zeugen seine unzähligen Veröffentli- allerdings musste dann ein Rollstuhl mit- chungen vor allem in der Zeitschrift genommen werden. „Ornithologische Mitteilungen“. Seine Peter war nicht nur im NABU aktiv. Viele dort abgedruckten Arbeiten waren so Jahre war er auch für die Kasse der Or- zahlreich, dass vorgeschlagen worden nithologischen Arbeitsgemeinschaft für ist, sie in „Gloes Mitteilungen“ umzu- Schleswig-Holstein und Hamburg zu- benennen. Er war ein sehr genauer ständig. Beobachter. So zählte er die Vögel nicht Seine Tätigkeit als Beisitzer endete im nur, sondern er versuchte auch immer Februar 2017. Bei der Jahreshauptver- herauszufinden, warum sie sich so ver- sammlung, an der Peter für sein lang- hielten. Dabei fand er z.B. heraus, dass jähriges Engagement für DBV, OAG und die damals auf der Ziegeninsel (heute NABU geehrt werden sollte, konnte er aus Teil des Speicherkooges) brütenden gesundheitlichen Gründen nicht mehr Lachseeschwalben zur Nahrungssuche teilnehmen und trat deshalb nicht mehr nicht zur benachbarten Nordsee, son- zur Wiederwahl an. Im darauf folgenden dern in die Fieler Niederung flogen. Monat ist er dann leider verstorben.

NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2017 – 9 –

Ein nicht alltägliches Jubiläum – der 100. Jungstorch erblickt in Linden-Pahlkrug das Licht der Welt. Beobachtungen am Horst in Linden-Pahlkrug in der Brutsaison 2017

Rolf Zietz

War schon im Jahre 2016 eine sehr lang gottlob immer alleine. Wie würde frühe Ankunft unseres Horstpaares am sich NLA 4682 wohl verhalten, wenn 7. und 8. Februar zu verzeichnen, so sich auf einem anderen Horst ein wurde selbst dieses Ankunftsdatum in Weibchen einfinden würde? Eine Um- 2017 noch einmal getoppt. siedlung auf einen anderen Horst wäre Nämlich schon am 4. Februar - so früh ja durchaus möglich, zumal in der nä- wie noch nie in der 38-jährigen Ge- heren Umgebung auch ab Mitte Februar schichte unseres Horstes - kann ich ge- erste Störche sowie einzeln als auch gen 17.45 Uhr bei fortgeschrittener paarweise gemeldet wurden. Dämmerung einen Storch auf dem Horst ausmachen. Der Ankömmling scheint Ungebetene Besucher kaum scheu zu sein, und ich vermute Am 26.2. steht plötzlich gegen 8.00 Uhr deshalb einen unserer Brutstörche. dann ein Paar auf unserem Horst. Aber Doch wegen der Dunkelheit ist für heute zu früh gefreut. Beide Störche tragen eine Abklärung nicht möglich. Schon einen schwarzen Elsa Ring. Es ist das früh am nächsten Morgen, bei ausrei- unstete Männchen DEW 9X459 mit dem chend Tageslicht, kann ich vom Fahr- Erfder Weibchen DEW 3T485, das un- radweg aus, aus ca. 60 Metern den Me- behelligt unseren Horst anfliegen tallring mit dem Spektiv ablesen. konnte. Es ist unser holländisches Brutmänn- Am 08.03. ist ein unberingter Storch auf chen mit der Ringnummer NLA 4682. dem Horst, der sofort mit reger Aufräum- Ich richte deshalb umgehend den arbeit beginnt und sich anschließend diesem Tier aus den Vorjahren schon auch ins Nest setzt. Dieser Storch wehrt bekannten Futterplatz an alter Stelle einen ebenfalls unberingten Storch ab. wieder ein. Als dieser mit Fischen und Der im Horst weilende unberingte Storch Eintagsküken beschickt ist, steht NLA (unser Vorjahresweibchen?) zeigt kei- 4682 schon 10 Minuten später dort und nerlei Scheu und tut so als wäre er hier stärkt sich ausgiebig. Schon am 6.2.17 zu Hause. Dann fliegt unser Männchen beginnt NLA 4682 mit dem Horstausbau NLA 4682 den Horst an und landet, und schleppt eifrig Zweige auf den während gleichzeitig der/die Unberingte Horst. Die Hoffnung, dass auch das aus dem Horst stürzt und sofort abzieht. Weibchen in den nächsten Tagen ein- Gegen Abend ab 16.30 Uhr ist NLA treffen würde, erfüllte sich nun leider 4682 alleine hier zur Übernachtung, ein nicht. Und so war NLA 4682 bis Ende zweiter Storch taucht nicht wieder auf. März 2017 sehr häufig immer fast den Bei dem Nestbesucher dürfte es sich ganzen Tag unterwegs, wohl immer auf nicht um unser Brutweibchen gehandelt der Suche nach einem Weibchen. In der haben. Regel kam er aber immer am frühen Am 10.3. ist wieder ein Unberingter auf Abend auf seinen Bruthorst zurück. Nur unserem Horst. Der ist wiederum kein einmal am 28.02.17 kam NLA 4682 bisschen scheu, räumt mächtig auf und nicht zur Übernachtung auf seinen packt Nistmaterial hin und her. Nach Horst zurück. Häufig traf ich ihn in geraumer Zeit packt der Unberingte ei- dieser Zeit auf dem benachbarten Horst nen dicken Batzen Heu aus der Nest- in Linden/Dorfmitte (Juhl) an, aber bis- mulde und fliegt mit dem erbeuteten Die- NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2017 – 10 – besgut in Richtung Hennstedt-Apeldör von unserem Männchen NLA 4682 davon. Es handelt sich bei diesem Tier vertrieben wird. vermutlich um das unberingte – auch noch partnerlose Männchen - des Apel- Endlich ist sie da – das Warten hat ein dörer Brutpaares. Ende Am 12. 3. steht ein einzelner Elsa-be- Am 27.3.17 - nachdem NLA 4682 zum ringter Storch auf dem Horst. Es han- Glück in Pahlkrug nesttreu blieb - kam delte sich um den Storch DEW 1T927, nach einer Wartezeit von 52 Tagen auch das ist der männliche Brutstorch aus sein richtiges, das Vorjahresweibchen, dem benachbarten Süderheistedt, der wieder in Pahlkrug an. Diese eindeutige offensichtlich auch auf der Suche nach Aussage ergibt sich aus folgender einer Partnerin ist. Auffällig ist im Chronologie: Um 15.15 Uhr, ich mache Frühjahr 2017, das fast alle eingetrof- gerade eine Pause von der Gartenarbeit fenen Männchen sehr sehr lange auf die und sitze auf der Terrasse, da landet mit Brutpartnerin warten mussten, zum Teil heftigem lang anhaltendem Geklapper über einen Zeitraum von 50 Tagen und ein meiner Meinung nach unberingter länger. Storch im Horst. Ich eile sofort ins Haus Am 25.3. stürzt ein Elsa-Beringter auf um das Spektiv zu holen, doch als ich den im Horst stehenden NLA 4682, nach 1 Minute zurückkehre ist der Horst beide beißen sich heftig, aber es kommt schon wieder leer. Da entdecke ich am dann nicht zu weiteren Kampfhandlun- Futterplatz die unberingte Neuankom- gen. Schon ab den ersten Märztagen merin, die schon um 15.17 Uhr einige tauchen immer wieder Fremdstörche in Futterfische frisst und anschließend Horstnähe auf und einige beringte Ex- wieder auf den Horst fliegt. Um 15.25 emplare – wie oben stehend erwähnt - Uhr kommt das Männchen NLA 4682 konnte ich auch ablesen und dadurch zurück. Es folgt eine lange, laute und ihre Herkunft bzw. auch Nestzugehörig- heftige Begrüßung. Das Weibchen setzt keit klären. sich in den Horst, er duldet sie. Mein Bei den Fremdstörchen, die lediglich Eindruck: Die „kennen sich“, ich bin mir den Horst umkreisten, fielen 2 Störche sicher, das ist unser Vorjahresweibchen. auf, die eine schwarze Feder im Um 15.30 Uhr erfolgt schon die erste Schwanz aufwiesen. Ein Exemplar mit Kopula, und im ca. 15 Minuten Takt der schwarzen Schwanzfeder rechts ist erfolgen bis zur Dunkelheit noch mehr das unstete, vagabundierende Männ- als 15 Paarungen. Unser Brutpaar ist chen DEW 9X459, das wegen der nun offenbar wieder zusammen ge- schwarzen Feder auch sofort im Fluge kommen. erkannt werden kann. Dieses Männchen Am 3.4. taucht hier wieder ein Fremd- war übrigens im Frühjahr 2017 mit nach- paar auf. Ein Exemplar versucht mehr- weislich 3 verschiedenen Weibchen - fach am Futterplatz zu landen. Es ent- alle beringt - schon verpaart, ehe er sich wickelt sich ein kurzer Luftkampf, in dann seinem eigentlichen, unberingten dessen Verlauf unser Männchen das Weibchen in Heide-Süderholm wieder Fremdpaar vertreiben kann. Dieser Vor- zuwandte. Die Herkunft des Exemplars gang vom 3.4. wiederholt sich am Folge- mit der schwarzen Schwanzfeder links tag noch einmal. konnte ich nicht ermitteln. Im nördlichen Dithmarschen kam dieser Storch, den Das Brutverhalten/ Brutgeschäft ich sowohl in Pahlkrug als auch in Dem Verhalten des Brutpaares nach, Linden/Dorfmitte mehrfach beobachten dürfte der Brutbeginn am 4.4.17 gelegen konnte, nicht zur Ansiedlung. Auch am haben. Denn nun ist das typische Wen- 15.3. steht auf der Sirene unseres Nach- den des Geleges zu beobachten, und es barhauses der beringte Storch DEW ist nun auch immer ein Altstorch, meist 0X027, der aber nach ca. 10 Minuten sitzend/brütend, im Horst. Am 4.5. –

NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2017 – 11 – nach ca. 31tägiger Brutdauer – ent- Am 7.6. wurde es auch für unsere 4 decke ich unter dem Horst einen toten Jungen noch einmal kritisch. Schon am kleinen Jungstorch, der noch nicht 6.6. hatte es sehr ergiebig geregnet und einmal abgetrocknet ist. Offenbar hat auch der 7.6., als ursprünglich die Be- dieses normal entwickelte Küken die ringung geplant war, gab es über 30 l Strapazen des Schlupfvorganges nicht Regen pro Quadratmeter. Die Stark- überlebt. regenfälle vom 6/7.6. führten in Am 7.5.17 kann ich dann erstmalig die Schleswig-Holstein leider bei über 40% Wiederaufnahme zu großer Nahrungs- der Storchenbruten zum Totalverlust brocken durch den fütternden Altvogel oder zu einem Teilverlust bei der Anzahl beobachten. Nun sind offenbar weitere der Jungvögel. Jungstörche geschlüpft, denn am 8.5.17 Nun – bei uns ging alles gut, alle vier liegen auch Eierschalen direkt unter waren wohlauf. Vermutlich überlebten dem Horst. sie, weil sie doch schon sehr groß Die nun folgende Zeit der Jungen- geworden waren und ihr Gefieder soweit aufzucht verläuft unproblematisch. entwickelt war, dass eine Schutzfunktion Zunächst konnte ich vom höchsten schon gegeben war. Die Beringung Punkt der Hauskoppel 3 Jungvögel per konnte am 9.6. erfolgen. Die Jung- Spektiv ausmachen, dann nach einigen störche erhielten die ELSA-Ringe: DEW weiteren Tagen 4 gut entwickelte Küken. 5T856, 5T857, 5T857 und 5T859. Die Eine gute Woche später kontrollierte ich Beringung unserer vier Jungstörche die weitere Entwicklung des 4er-Ge- brachte auch das Erreichen einer Re- hecks noch einmal. Ich bin sehr erstaunt kordzahl mit sich. Ende der Storchen- und stelle nun zweifelsfrei fest, dass saison 2016 waren nämlich im Zeitraum sogar 5 (!!!) Jungstörche im Horst vor- von 1979-2016 99 (!!) Jungstörche in handen sind. Das Nesthäkchen ist unserem Horst herangewachsen und allerdings in der Entwicklung gegenüber flügge geworden. Der 100. Jungstorch seinen vier Geschwistern erheblich konnte nun beringt werden. Er erhielt die zurückgeblieben. Es hat höchstens 1/3 Ring Nummer DEW 5T856. Sicherlich der Größe der anderen vier. für einen Storchenhorst eine bemer- Am 27.5. vernehme ich ein merkwürdi- kenswerte Zahl. Die Datenbank des ges Geräusch vom Horst. Das Männ- NABU Schleswig-Holstein konnte nur für chen NLA 4682 hat das Nesthäkchen 3 weitere Horste in diesem Zeitraum kurz hinter dem Kopf gepackt, schüttelt eine annähernd hohe Jungenzahl nach- das Junge heftig, so als wolle es ein weisen, doch die Zahl 100 überschritt großes Nahrungstier töten, und versucht nur der Horst in Linden-Pahlkrug. den Kleinen über den Horstrand zu In den Jahren 1979 – 2016 = 37 Jahre werfen. Das misslingt zwar zweimal und wurde in 30 Jahren erfolgreich gebrütet, der Kleine verfängt sich, erbärmlich und 99 Jungvögel flogen in die weite schreiend, im dichten Nestgestrüpp der Welt hinaus. Das ergibt (99 Junge : 30 Horstumrandung. Aber schließlich ge- Jahre) eine durchschnittliche Jungen- lingt dem Männchen der Rauswurf/ zahl von 3,3 Jungvögel pro erfolgrei- Abwurf des Kükens. Dieses stürzt zwar chem Jahr. in einen Pflaumenbaum direkt unter dem Horst und der Absturz wird dadurch Der Bruterfolg spiegelte sich in erheblich abgebremst, aber schließlich folgenden Zahlen wieder: prallt das Küken aus ca. 2 Metern Höhe auf den Erdboden. Es hat überlebt, und 7 x kein Erfolg, 3 x 5 = 15, 14 x 4 ich lege es zur Beobachtung in eine = 56, 5 x 3 = 15, 5 x 2 = 10, 3 x 1 kleine weich gepolsterte Kiste. Doch = 3, ergibt somit 99 Jungstörche per nach ca. 1 Stunde verendet es leider Ende der Saison 2016 doch.

NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2017 – 12 – Die Brutstatistik für die Jahre 1979 – zum Verhängnis geworden. Der Jung- 2017 sind der folgenden Aufstellung zu storch verfing sich flatternd in dem entnehmen: Schafsdraht, und er bekam auch einige Stromschläge. Sofort wollte ich ihm zur 1979 1 1999 4 Hilfe eilen, doch wie ein Wunder gelang 1981 2 2000 4 es dem Jungtier quasi „zu Fuß“ den Zaun zu überwinden. Was ich kaum für 1982 0 2001 4 möglich gehalten habe: Er ist unverletzt 1983 3 2002 2 geblieben. Und 2 Stunden nach seinem 1984 0 2003 2 ersten Schreckensausflug kreiste er mit 1985 1 2004 4 den Nestgeschwistern schon erstaunlich 1986 2 2005 5 gekonnt in der Thermik über seinem el- 1987 3 2006 4 terlichen Horst. Der vierte Jungstorch ist 1988 4 2007 4 ein „Feigling“, aber auch er, es ist DEW 5T859, wird schließlich am 19.7.17 1989 4 2008 4 flügge. 1990 2 2009 4 Am 23.7. stelle ich fest, dass DEW 1991 0 2010 5 5T859 etwas lahmt. Er sitzt häufig län- 1992 0 2011 4 gere Zeit – einer Gans gleich - in der 1993 4 2012 4 Hauskoppel. Nach einigen Tagen ist es 1994 5 2013 0 aber auskuriert, er kann wieder normal 1995 1 2014 0 laufen und zusammen mit seinen Nest- 1996 3 2015 3 geschwistern weiter die selbstständige 1997 0 2016 3 Nahrungssuche erlernen. 1998 4 2017 4 Gesamt: 103 Jungvögel per 31.12.2017 Ein riesiger Nahrungsbrocken - Eine unglaubliche Geschichte Ähnlich stolze Brutergebnisse brachten Am 24.7.17 hätte ich unserem Männ- die Horste in: Halenbrook/Steinburg 97 chen NLA 4682 fast den Garaus ge- Jungvögel, Witzeeze/Ratzeburg 95 macht, und das kam so: Unsere Haus- Jungvögel und Seeth/Nordfriesland mit katze hatte ein junges Kaninchen erbeu- 90 Jungvögeln hervor. tet und getötet. Das Jungkaninchen hatte in etwa die 2 ½ fache Größe eines Die Jungstörche werden flügge Maulwurfes. Um zu verhindern, dass die Am 13.7. gegen 17.00 Uhr ist der erste Katze ihre Beute im Wintergarten fres- Jungstorch flügge geworden. Es war der sen würde, nahm ich es ihr ab und warf Jungstorch mit der Nummer DEW es hinter dem Carport in die Haus- 5T858, der gut 2 Stunden in der Haus- koppel. Ich hatte allerdings nicht das koppel umher lief und dann schließlich Männchen NLA 4682 gesehen, das sich auch heil wieder auf dem elterlichen wohl hinter einem der Holztürme des Horst landen konnte. Am 17.7. ist Kaminholzes aufgehalten hatte. Es Jungstorch DEW 5T856 (der 100. aus rannte herbei und schnappte sich noch unserem Horst) flügge. Und am 15.7. vor der Katze den viel zu großen Nah- fliegt auch DEW 5T857 aus. Sein erster rungsbrocken. Sofort versuchte es das Ausflug wäre aber bald tragisch verlau- Kaninchen zu schlucken. Als es das fen. Er landete recht unbeholfen in der unter ersichtlich großen Mühen zu zwei Hauskoppel und wollte zu den beiden Dritteln geschafft hatte, flog es mit der schon flüggen Nestgeschwistern und riesigen Beute im Hals sogar noch über dem sie bewachenden Altvogel laufen. einen Schafzaun. Der bedrohlich dick Ein ca. 1 m hoher Schafszaun, der auf gewordene Hals und die unter großen halber Höhe noch zusätzlich mit einem Mühen durchgeführten Schluckbewe- Elektrozaun gesichert ist, wäre ihm fast gungen boten ein schauerliches Bild. Ich

NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2017 – 13 – befürchtete das Schlimmste und dachte, großen Gewölle, bestehend aus Haut, dass es zum Erstickungstod des Männ- Fell und Knochenresten, kommen. chens führen würde. Wie auch immer - Sicherlich hätte noch die Gefahr beste- schließlich war das Jungkaninchen hen können, dass der Jungstorch daran abgeschluckt und auch im Halsbereich ersticken könnte. Aber selbst diese sah man dem Männchen nun nichts Sorge war unbegründet. Alle 4 Jung- mehr von dem übergroßen Nahrungs- störche gingen in den folgenden Tagen brocken an. Deshalb nahm ich an, dass immer gemeinsam auf Nahrungssuche, das Männchen wohl den Brocken nicht machten Flugübungen in der Thermik wieder auswürgen konnte. Doch weit und kehrten stets gemeinsam auf den gefehlt. Plötzlich flog NLA 4682 auf den Horst zurück. Horst zu den vier schon flüggen Jungen. Sofort beginnt es mit dem Fütterungs- Die Zugunruhe setzt ein - Truppbildung vorgang. Was ich kaum für möglich hielt, und Sammeln geschah dann. In relativ kurzer Zeit, Schon ab Anfang August kam es in der nach nur wenigen Kröpfanstrengungen, näheren Umgebung unseres Horstes zu würgte der Altvogel das komplette Ka- Storchenansammlungen. Am 2.8. krei- ninchen seinen Jungen vor. Von den sen hier 10 Störche. Unsere Jungstor- Jungen setzte sofort ein heftiges chtruppe kommt um 21.30 Uhr in Beglei- „Tauziehen“ um die Nahrung ein. Das tung zweier fremder Jungstörche an den ganze Geschehen spielte sich an der Horst zur Übernachtung zurück. Die zur Hofseite hin gelegenen Horstseite fremden Jungstörche dürfen jedoch ab. Sofort lief ich ins Haus um das nicht mit auf dem Horst landen. Sie ver- Geschehen im Foto festzuhalten. Nach suchen es zwar mehrfach, werden aber 1 Minute war ich mit Fotoapparat be- von unserer 4er-Bande abgewehrt und waffnet wieder draußen. Doch der am Landen gehindert. Altvogel war schon nicht mehr auf dem Am 5.8. um 15.00 Uhr kommen unsere Horst. Dafür hatte nun einer der vier Jungstörche wieder an den Horst Jungstörche das Tauziehen wohl für zurück. Drei landen, der Vierte dreht sich entschieden, und saß dort seiner- noch einige Runden, macht einige Lan- seits mit einem erkennbar dicken Hals. deversuche, taucht aber zur Nacht nicht mehr am Horst auf. Es fehlte an diesem Abend DEW 5T857, denn die drei anderen Nestgeschwister kann ich am anderen Morgen alle in der Hauskoppel ablesen. Am 6.8. gegen 10.00 Uhr ist der Jungstorch DEW 5T857 alleine auf dem Horst. Auch das Brutpaar kommt, allerdings füttern sie den Jungstorch nun nicht mehr. So gegen 12.00 Uhr kreisen über unserem Horst 13 Störche. Unsere ganze 6köpfige Familie ist am Horst, jedoch schließt sich kein Familienmit- glied dieser Zugtruppe an. Das 4-er Geheck ist flügge geworden. In diesen Tagen ist das Sammeln der Störche bereits voll in Gange. So wur- Einerseits war ich froh, dass unser den am Glüsinger Weg gleich 26 Tiere Männchen es überlebt hatte. Anderer- auf einer Silagekoppel gesichtet, und seits machte ich mir aber auch Sorgen auch im weiteren Lindener Raum, um den Jungvogel, der nun das dicke Lindenerkoog und , waren Problem haben würde. Denn nach der offenbar mehrere Trupps von bis zu 15 Verdauung des ganzen Kaninchens Tieren unterwegs. müsste es ja auch zu einem extrem NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2017 – 14 – Am 10.8. sind im Lindenerkoog 15 Stör- Eine aus meiner Sicht ereignisreiche che auf einer Wiese. Kurze Zeit später Storchensaison 2017 war beendet. Nun kreisen dann über unserem Horst 11 drücken wir die Daumen und hoffen, Störche. Einer unserer Jungstörche, dass unser bewährtes eingespieltes DEW 5T859, ist alleine gerade am Fut- Brutpaar auch zur Saison 2018 heil und terplatz. Er verleibt sich noch 6 Futter- gesund den Bruthorst wieder erreicht. küken hastig ein. Als er den 11er-Trupp bemerkt, steigt er umgehend auf und Seeadler-Sichtungen über dem Horst in schließt sich diesem Trupp an. Wohl frei der Saison 2017 nach dem Motto “ich will aber auch noch Wie in manchen Vorjahren, so konnten mit“. auch 2017 erneut zahlreiche Sichtungen Am Abend des 10. 8.17 ist das Brutpaar von Seeadlern gemacht werden: Am nur noch allein auf dem Horst. Für die 31.3 waren es 3 Ex., am 3.4. erneut 3 Jungstörche des Jahrgangs 2017 hat Ex., am 4.4. 2 Ex., am 5.4. 2 Ex. Und die erste gefährliche Reise ins Winter- am 7.5. 1 Ex in großer Höhe. Unser quartier begonnen. Männchen NLA 4682 attackiert den Ad- Unsere beiden Altstörche verweilen ler in der Luft. Am 8.5. zieht 1 Ex ziem- noch einige Tage hier. Man hat fast den lich dicht über den Horst. Unser Männ- Eindruck, sie müssten sich von der chen verfolgt den Adler, dabei immer anstrengenden Jungenaufzucht erst wütend im Fluge klappernd. Am 19.5. 1 einmal erholen. Denn trotz schon ein- Ex wiederum nur in geringer Höhe über gesetzter Zugunruhe fressen sie noch dem Horst. Am 4.6. 1 Ex., am 13.6., relativ viel Fisch. Das war in den zurück- 17.6. und 18.6. jeweils 1 Ex.. Am 27.6. liegenden Jahren grundlegend anders. 2 Ex., die von rund 10 Krähen immer Ca. 14 Tage vor dem Abzug fraßen die wieder im Flug angegriffen werden. Störche nämlich so gut wie nichts mehr Dass Seeadler durchaus auch Jung- am Futterplatz, ignorierten auch das nur störche auf den Horsten schlagen, ist in wenige angebotene Futter. Für unseren letzter Zeit mehrfach bekannt geworden Horst ungewöhnlich - so früh wie noch und dokumentiert. Für ganz Dithmar- nie zuvor - begaben sich auch unsere schen ist mir allerdings bislang kein Fall Altstörche auf den Herbstzug. Am bekannt geworden. Abend des 21.8. blieb der Horst leer.

Zahlen und Fakten zur Storchensaison 2017 im nördlichen Dithmarschen - nördlich der B 203

Rolf Zietz

Nachdem nun auch die Altstörche ca. 14 Bei diesen so früh im Brutgebiet erschei- Tage nach den Jungstörchen bis Ende nenden Störchen handelt es sich um August ihre Bruthorste verlassen haben, sogenannte Weststörche, das sind Tie- um sich auf den Zug in die Winter- re, die einen südwestlichen Zug in das quartiere zu begeben, ist es Zeit für die Winterquartier wählen. ehrenamtlichen Storchenbetreuer, eine Sie überwintern häufig schon in Süd- Bilanz der Brutsaison 2017 zu ziehen. frankreich oder Spanien - hier haupt- Die Storchensaison begann auch 2017 sächlich auf Hausmülldeponien oder auf wiederum sehr früh. So erschien schon Reisfeldern. am 4. Februar das 17-jährige holländi- Ganz anders verläuft der Wegzug der sche Männchen an seinem Horst in sogenannten Oststörche, die einen Linden-Pahlkrug. Und auch das Männ- südöstlichen Zugweg einschlagen. Die chen in Hennstedt-Horst war schon am Oststörche gelangen über die Balkan- 11.2.17 eingetroffen. länder, die Türkei und den Nahen Osten NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2017 – 15 – schließlich auf die Sinai-Halbinsel, über- schließlich noch ein Weibchen. Für eine queren das Rote Meer und folgen dann erfolgreiche Brut war es allerdings dem Nil in Ägypten. Ihr Zug kann durch- jahreszeitlich schon viel zu spät. Es gibt aus bis nach Südafrika gehen. Die Zug- aber nun die berechtigte große Hoffnung strecke kann bis zu 10.000 km betragen, auf eine Rückkehr der Störche an die- während die Zugstrecke der Weststör- sem traditionellen Brutplatz, der in der che mit ca. 1800 bis 2500 km wesentlich Vergangenheit schon viele Jahrzehnte kürzer ist. lang immer besetzt war. Da einige Störche einen Sender auf dem Das oft kühle, nasse Wetter mit zwei Rücken tragen, kann in einem vom Starkregen-Ereignissen machte den NABU-Blog unter: https://blogs-nabu- Störchen auch im nördlichen Dithmar- de/stoerche-auf-reisen/ das interessan- schen sehr zu schaffen, allerdings nicht te Zuggeschehen in einem Tagebuch so gravierend wie in anderen Landes- verfolgen. teilen Schleswig-Holsteins. So wurden Der Senderstorch „Michael“ aus Bar- auf der ersten Sammelberingungstour gen/Erfde trägt bereits seit 7 Jahren auch in Hennstedt-Apeldör, Hollingstedt, einen Sender. Er ist ein klassischer und -Neuenfähre je Ostzieher, der am Tschadsee im Herzen ein toter Jungstorch im Horst vorgefun- Afrikas sein Winterquartier hat. den. Die durch die Starkregenfälle Hier einige Zugdaten ausgewählter Sen- verendeten Jungtiere mussten natürlich derstörche: aus den Horsten entfernt werden. - Michael: Start am 13.8.17 in Bar- Zusätzlich als reine Vorbeugungsmaß- gen/Erfde, am 24.8. am Bosporus/ nahme wurden die überlebenden Türkei, am 27.8. in Syrien, am 28.8. in Jungstörche auf eine Lage trockenen Israel, am 5.9. im Tschad/Tschadsee. Strohs gelegt. Erfolg dadurch: bis auf - Gustav: Start am 27.8.17 in Pahlen, zwei Jungstörche ( und am 30.8. in der Slowakei, am 31.8. in Wrohm-Neunfähre) überlebten alle wie- Ungarn, am 1.9. in Bulgarien, am 4.9. teren Nestlinge. In anderen Landestei- in der Türkei. len waren die Regenmengen am 7.6. - Ronja: Start am 10.8.17 in Bar- und am 30.6. noch größer. Nachweislich gen/Erfde, am 14.8. in Belgien, am starben in den Kreisen Nordfriesland 21.8. in Frankreich/Bordeux, am und Schleswig-Flensburg über 65 30.08. in Spanien/Madrid. Jungstörche den Regentod. Im bekann- - Michael erreichte als Ostzieher in nur ten Storchendorf Bergenhusen überleb- 24 Tagen sein weit entfernt liegendes ten von 42 Nestlingen gar nur 14 Überwinterungsgebiet. Und auch sein Jungstörche, die flügge wurden. Weibchen, die Westzieherin Ronja, Treffen zwei Faktoren zeitgleich so benötigte nur 21 Tage, um ihr spa- unglücklich zusammen, bedeutet dies nisches Winterquartier zu erreichen. häufig den Verlust der gesamten Brut. In diesem Frühjahr mussten die unge- Zu nennen ist da zum einen der Stark- wöhnlich früh eingetroffenen Männchen regen mit Wassermengen zwischen 30 zum Teil mehr als 50 Tage auf ein Weib- und 80 Litern auf den Quadratmeter in chen warten. Das führte in ein oder zwei Tagen, oft auch in leider dazu, dass das dortige Männchen Verbindung mit starkem, kaltem Wind. nach langer Zeit vergeblichen Wartens Zum anderen ein Alter von 4-5 Wochen das Dorf als Brutort verließ und nach der nesthockenden Jungstörche. Sie Kleve zu dem dortigen Weibchen umsie- sind am Unterbauch zu dieser Zeit noch delte. nicht ausreichend befiedert, das Nach vielen Jahren, in dem der Horst in Gefieder ist noch nicht voll ausgebildet St.Annen-Österfeld/Heim verwaist war, und auch noch nicht wasserabweisend. siedelte sich dort, nachdem der Horst In der Folge unterkühlen die Jungstör- wieder hergerichtet war, ein Männchen che, sie verklammen, stellen die Nah- an. Auch es fand erst Anfang Juli rungsaufnahme ein und verenden NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2017 – 16 – schließlich. - Die Jungstorchverluste in versuchten Störche auf den Horst zu Dithmarschen waren im Vergleich zu gelangen, wurden aber stets schon in anderen Landesteilen, in denen ca. 40% der Luft von einem Turmfalkenpaar der Küken nicht überlebten, nicht so daran gehindert. Die Turmfalken selbst hoch. Deshalb ist es eine wichtige Arbeit brüteten im Storchenhorst, sie atta- der Storchenbetreuer, dafür zu sorgen, ckierten die ansiedlungswilligen Störche dass die Horste gut wasserdurchlässig derart hartnäckig, das dadurch wohl die sind. Eine oftmals zeitaufwendige und mögliche Ansiedlung der Störche zum arbeitsintensive Maßnahme im zeitigen Scheitern verurteilt war. In Hennstedt- Frühjahr vor der Ankunft der ersten Brut- Apeldör gelang es einem erst 2-jährigen störche. Weibchen auf Anhieb, zwei Jungstörche Obwohl in der Saison 2017 ein Rück- groß zu ziehen. Eine der ältesten gang der Horstpaare von 20 (in 2016) Störchinnen in Deutschland - die auf 17 (in 2017) zu verzeichnen war, 34jährige Störchin in - wurden immerhin noch 25 Jungstörche hatte in diesem Jahr leider keinen flügge. Ein gut durchschnittliches Bruter- Bruterfolg mehr. Es wurde zwar ge- gebnis. Alle Jungstörche erhielten auch brütet, aber ob überhaupt Junge ge- in diesem Jahr wieder einen Kennring schlüpft waren, oder ob das Gelege der Vogelwarte Helgoland. Bei den wegen des hohen Alters der Störchin Beringungs- und Nestrenovierungsar- ggf. gar nicht befruchtet war, dazu liegen beiten half in vorbildlicher und verläss- nur unterschiedliche Aussagen der licher Weise - wie in vielen Vorjahren Dorfbewohner vor. auch - erneut die Schleswig-Holstein Neben den 17 Paaren hielten sich in der Netz AG, die mit Personal und einem Saison 2017 noch etliche Einzelstörche Hubsteigerfahrzeug zur Stelle war, im Berichtsgebiet auf. Sie übernachte- damit ein sicheres und gefahrloses Ar- ten häufig auf Sirenen wie zum Beispiel beiten an den Horsten möglich war. in Rederstall, Barkenholm, Hägen oder Große Freude bei der Familie Hansen in . Auch der Meierei- Dellstedt/Rethbucht. Nach vielen Jahren schornstein in Hennstedt wurde immer vergeblichen Wartens wurde nun der wieder von Störchen einzeln oder sogar angebotene Horst von einem Paar paarweise angeflogen. Es handelte sich angenommen. um noch nicht voll geschlechtsreife, Dieses Paar war von Dellstedt/Torfwerk meist ein oder zweijährige Rückkehrer, nach Rethbucht umgesiedelt. Obwohl die noch keinen Horst besetzen. Nist- recht spät eingetroffen, erbrütete das hilfen/Storchenmasten für eine Besied- Paar noch Junge, die aber leider auch lung stehen den Störchen in ausreichen- Opfer des Starkregens am 30.6. wur- der Anzahl zur Verfügung. Jedem Brut- den. Das gleiche Schicksal ereilte auch paar würde mindestens ein weiterer die Spätbrut in Hennstedt-Horst. In Platz zur Verfügung stehen. Über 40 Delverort sah es des Öfteren nach einer Nisthilfen stehen dafür im nördlichen Besiedlung des vor zwei Jahren er- Dithmarschen bereit. richteten Mastnestes aus. Immer wieder

Wegen der Starkregenfälle wurden die Jungstörche auf eine Lage Stroh gelegt

NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2017 – 17 – Das Storchenjahr 2017 in Dithmarschen

Uwe Peterson

Wie schon in den letzten Jahren hat Herr Fernsehgerät im Wohnzimmer – eine R. Zietz sowohl über seinen Arbeitsbe- Kamera befindet sich über dem Nest – reich, Dithmarschen nördlich der B 203, miterleben musste, wie ein Altstorch als auch über den Weißstorchhorst auf eines der kleinen Küken aus dem Nest seinem Grundstück sehr ausführlich warf, das den Sturz aber überlebte. Das berichtet (s. S. 9 und S. 14). Daher als Rettungsaktion durchgeführte Zu- sollen hier nur kurz die Ergebnisse rücksetzen in den Horst brachte leider meines Betreuungsgebiets (Dithmar- keinen Erfolg, denn nach kurzer Zeit schen südlich der B 203) und zusam- wurde dasselbe Küken erneut aus dem men gefasst die aus ganz Dithmarschen Nest geworfen. Da es auch diesen Fall dargestellt werden. überlebte, wurde es von Hand aufgezo- Der südliche Teil Dithmarschens beher- gen, später wie seine Nestgeschwister bergt rund ein Drittel der Weißstorch- beringt und ist nach einigen Problemen paare in unserem Kreis. Besetzt waren dann doch artgemäß abgezogen. folgende Horste, die Zahlen dahinter ge- Trotz der beiden Neuansiedlungen hat ben an, wie viele Junge jeweils ausge- die Paarzahl in meinem Bereich nur um flogen sind: eins zugenommen, da erstmals seit den

Brickeln 2 nunmehr 40 Jahren, in denen ich die Farnewinkel neu Weißstörche hier „bearbeite“, der Horst Buchholzer Moor neu bei Lucht in leer blieb. Hochdonn (Mast) 1 In Dithmarschen hat die Zahl der Stor- Dückerswisch (Baum) 3 chenpaare gegenüber dem Vorjahr um 2 -„- (Mast) 3 auf jetzt 26 abgenommen und damit 2 auch der Anteil am Gesamtbestand in Süderhastedt - Schleswig-Holstein von 10,4% auf 9,3%. 3 Insgesamt flogen 39 Jungstörche aus, einer mehr als 2016. In Schleswig- Insgesamt: HPa 9, HPm 6, Holstein hatten wir in diesem Jahr 280 JZG 14, JZa 1,56 Paare (+12 gegenüber 2016), von de- JZm 2,33 nen 167 Bruterfolg hatten (- 3) und ins- Erwähnenswert erscheint mir, dass das gesamt 357 (+ 7) Jungvögel zum Aus- Ehepaar Gülck in Eddelak auf seinem fliegen brachten.

Folgen illegaler Winterfütterungen

Dieter Grade

Die Bayerische Landesanstalt für Wald Wintern in Schleswig-Holstein zu einem und Forstwirtschaft berichtet auf der Überangebot an Futter und dadurch zu Internetseite „www.waldwissen.net“ einer unnatürlichen Vermehrungsrate. über die Probleme der massiv zuneh- Das Futter wird i.d.R. von Jägern ausge- menden Wildschweinbestände. Einen legt, die dadurch ihren menschlichen Grund sehen die Fachleute in der weit Geruch auf das Futter übertragen. Da- verbreiteten Tradition der Winterfütte- durch lernen die Wildschweine, dass rung. Was in einem kalten und schnee- Menschengeruch und Nahrung „zusam- reichen Winter durchaus sinnvoll sein mengehören“ – sie verlieren ihre Scheu. mag, führt in den überwiegend milden Das kann dramatische Folgen haben,

NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2017 – 18 – z.B. kommt es immer häufiger vor, dass (Fruchtbarkeit) wird gesteigert und Wildschweine in Siedlungen vordringen, Bestandsexplosionen (s. Wildschwei- um dort nach Nahrung zu suchen – der ne) sind die Folge. Die Fütterung führt Menschengeruch lässt die Tiere dort zudem über kurz oder lang zur „Ver- Nahrung erahnen (am 20.10.2017 wer- hausschweinung“ und zur Domesti- den in Heide 4 Menschen z.T. schwer kation der Wildarten. Weitere Auswir- verletzt). kungen können sein: Werden die Tiere im Winter gefüttert, dann fehlt zum einen die natürliche Aus-  Verdauungsstörungen, lese und durch das erhöhte Nahrungs- Übersäuerung, Tod (Rehe), angebot steigen auch die Vermehrungs-  erhöhter Verbiss an Waldbäumen raten. Schon vor vielen Jahren hat man (Kompensation trockener, ener- diesen Zusammenhang erkannt und giereicher Nahrung), entsprechend die Wildfütterung gesetz-  Schäden in der Landwirtschaft lich geregelt. (Kompensation: Aufnahme von Das Füttern von Schalenwild ist in tierischem Eiweiß), Schleswig-Holstein lt. Landesjagdge-  Beeinträchtigungen des Natur- setz § 18 verboten. Das gelegentliche haushalts, Anlocken mit geringen Futtermengen  Manipulation eines natürlichen, zum Zweck der Bejagung (Kirrung) von gesunden Lebensmittels (BSE- Schwarzwild gilt nicht als Fütterung. Risiko, Antibiotika, Entwur- Dabei muss das Futter so dargeboten mungsmittel usw.) werden, dass es anderem Schalenwild nicht zugänglich ist. Dem unwissenden Bürger gegenüber Ökologische Jagdverbände fordern wird oftmals von Jägerseite vertreten, schon seit vielen Jahren das generelle dass durch die Wildfütterung Tiere „ge- Verbot der Wildfütterung. Da an den rettet“ werden, insbesondere die Tiere, Kirrungen nicht nur „unbedenkliche“ Fut- die in den Augen der „Tierliebhaber“ termittel verabreicht werden, sondern eine besondere Stellung einnehmen: auch verderbliche Nahrungsmittel Hasen, Rehe, Hirsche u.a. Den Jägern (Backwaren, Schlachtabfälle usw.), ist wird aus diesen Kreisen nur zu gern im Sinne des Verbraucherschutzes, des abgenommen, dass diese die „lieben Tierschutzes aber auch im Sinne der Tiere“ retten. Jäger, die sich an Recht und Gesetz hal- Die Politik hat inzwischen erkannt, wel- ten, die Fütterung des Wildes nicht wei- che Folgen diese Wildfütterungen ha- ter "billigend in Kauf" zu nehmen. Es ben, die Jäger beharren jedoch hart- kann nicht sein, dass ein Verkehrsteil- näckig auf ihrem vermeintlichen Recht, nehmer, der die Straßenverkehrsord- Wildtieren im Winter zu helfen und set- nung missachtet, mit Bußgeldern und zen sich damit rücksichtslos über die evtl. mit Fahrverboten belegt wird, ein Gesetze hinweg. "Waidmann und Heger" jedoch, der Seit einigen Jahren sind immer wieder verbraucherschutz-, tierschutz- und Wölfe in Deutschland zu beobachten. jagdrechtliche Bestimmungen verletzt, An sich sind diese Tiere sehr scheu. keinerlei Sanktionen zu befürchten hat. Immer wieder kommt es aber vor, dass sie Wildfütterungen oder Kirrungen auf- Auf der Seite http://www.nabu- suchen und sich dort mit Nahrung akademie.de/berichte/03_jagd.htm fand (Schlachtabfälle) versorgen. Da diese ich folgende Aussage: Abfälle durch Menschen ausgebracht und damit auch von diesen berührt wur- Die Folgen dieser Hegepraxis sind den, verknüpfen auch die Wölfe den ausgesprochen negativ. Die Bestände Menschengeruch mit einer positiven Er- der jagdlich attraktiven Arten werden fahrung, nämlich dem Fund von Nah- gezielt gefördert. Die Fertilität rung. Dadurch verliert sich zunehmend NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2017 – 19 – die Scheu vor dem Menschen. Kritiker des Wolfsschutzes beschreiben das da- durch verursachte Verhalten der Wölfe als untypisch und fordern die Tötung solcher durch den Menschen selbst manipulierter Tiere. Seit 2012 muss ich immer wieder beob- achten, dass (zumindest in Dithmar- schen) die Winterfütterung des Wildes nahezu uneingeschränkt fortgesetzt wird. Die Untere Jagdbehörde reagiert nicht auf Anzeigen. Die Oberste Jagdbehörde behauptet, dass es sich bei den Wildfütterungen um Niederwild- fütterungen handelt und sie somit zu- lässig seien. Dass das Futter auch dem Schalenwild frei zugänglich ist, wird in diesem Zu- sammenhang ignoriert. In den beige- fügten Bildern ist zu erkennen, dass die Wildfütterungen für Schalenwild frei zugänglich sind. Es handelt sich dabei nur um einen sehr kleinen typischen Ausschnitt aus dem gesamten Bild der Winterfütterungen. Offensichtlich hat weder die Untere noch die Oberste Jagdbehörde in Dithmar- schen und Schleswig Holstein ein Inte- resse daran, illegale Wildfütterungen zu unterbinden.

NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2017 – 20 – Eine vielfach übersehene Pflanze: der Scheidige Goldstern in Dithmarschen

Volker Arnold

Der Scheidige Gold- oder Gelbstern sam, aber mancherorts, vor allem in (Gagea spathacea) ist eine Zwiebel- Dithmarschen, sehr erfolgreich. pflanze aus der Familie der Lilienge- wächse. Der lateinische Artname heißt so wegen des Tragblatts der Blüte in Form eines Schwertes („Spatha“). Er ist vermutlich eine in der Nacheiszeit ent- standene Hybride zweier bisher unbe- kannter Arten, die die Fähigkeit zur ge- schlechtlichen Vermehrung eingebüßt hat, also keine fruchtbaren Samen mehr ausbilden kann, obwohl die Blüte Pollen produziert, der von Insekten gerne ge- fressen wird. Es zeigte sich übrigens, dass 136 von 138 gentechnisch unter- suchten Scheidigen Goldsternen Klone der gleichen Ursprungspflanze sind! Nur zwei Pflanzen (eines aus der Gegend von Wismar und eine aus dem Kauka- sus) wichen in ihrem genetischen Fin- gerabdruck davon ab (Schnittler u. a. 2009, Pfeiffer u. a. 2013). Der Scheidige Goldstern vermehrt sich ausschließlich vegetativ über die Bildung zahlreicher Tochterzwiebelchen (Bulbillen), die sich in kurzer Zeit in Dauerformen verwan- Waldgoldstern (Gagea lutea) an einem deln und mit Maßen um 2,5 x 1,5 mm Quellbereich am Südrand des Riesewohlds kleiner als ein Pfefferkorn sind. Diese Vermehrung geschieht, wenn unge- stört, flächenmäßig wohl äußerst lang-

Dauerformen der Tochterbulbillen des Scheidigen Goldsterns. Sie messen etwa 2,5 x 1,5 mm Scheidiger Goldstern an einem Weg bei der Heider Kaserne am 4. April. Hier lag früher Sehr charakteristisch sind die Blätter das Hammholz des Scheidigen Goldsterns, die keine Blüten tragen: Sie sind ganz schmal und NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2017 – 21 – lauchartig drehrund, aber nicht hohl. Un- Kleinere Vorkommen finden sich auch kundige können die heimischen Gold- an Knick bestandenen Wegrändern au- sternarten leicht mit dem Scharbocks- ßerhalb der Wälder und an ehemaligen kraut verwechseln, einem Hahnenfuß- Waldstandorten, z. B. im ehemaligen gewächs, dessen Blüten nur auf den Hammholz bei Heide (nun Kaserne / ersten Blick ähnlich erscheinen, das Heider Schanze), im ehemaligen Borg- aber ganz anderen Blütenbau und Blät- holz bei wie auch im Be- ter hat. Leichter lässt sich der Scheidige reich ehemaliger Wälder östlich von Sü- Goldstern mit dem heimischen Wald- derholm und südlich von Tensbüttel. Goldstern (Gagea lutea) verwechseln, Hier scheint die Pflanze sogar von der dessen blühende Pflanzen von Grund immer häufigeren und intensiveren auf breitere Blätter mit „Kahnspitze“ "Pflege" der Wegränder zu profitieren, haben. Auch er bildet an nicht blühen- da die nicht vor Ende ihrer Vegetations- den Pflanzen schmale Blätter aus, die periode beginnt und ihre Konkurrenz aber nie drehrund sind. Er blüht früher offenbar schwächt. In der trockenen, und üppiger als der Scheidige Gold- offenen sandigen Geest und in den Auf- stern, erzeugt neben Tochterzwiebeln forstungen wie "Kreistannen", Kreisforst auch fruchtbare Saat und gedeiht eher Welmbüttel, Krumstedter Vierth, Guden- außerhalb des dichten Waldes. Nicht dorf oder Christianslust wird man ihn selten sind allerdings gemischte Vor- vergebens suchen. Auch in den kommen von Wald- und Scheidigem trockeneren Wäldern um Goldstern. wurde er bisher nicht gefunden. Das weltweite Vorkommen des Schei- digen Goldsterns beschränkt sich bis auf einige "Ausreißer" (der entfernteste im Kaukaus) auf das nördliche Mitteleuropa und das südlichste Skandinavien und hat seinen Schwerpunkt in Nord- deutschland. Deswegen haben Schles- wig-Holstein und Mecklenburg-Vorpom- mern eine besondere Verantwortung zur Erhaltung der Art. Die Beobachtungen des Scheidigen Goldsterns in Schles- wig-Holstein gingen vor allem im öst- lichen Hügelland in den letzten Jahr- zehnten zurück, allerdings gilt er auf der aktuellen Roten Liste (noch?) nicht als gefährdet. Der Rückgang trifft allerdings Verbreitung des Scheidigen Goldsterns in für Dithmarschen nicht zu. Dort wie auch Schleswig-Holstein (nach ag-geobotanik.de, im übrigen Schleswig-Holstein be- Stand 2015). Eingeblendet: Weltweite schränken sich die größeren Vorkom- Verbreitung des Scheidigen Goldsterns men weitgehend auf historisch alte, (nach wilde.planten.nl), etwas ergänzt. feuchte Waldgebiete, vor allem auf de- ren Randbereiche, aber auch auf Weg- Außerhalb des Kartenausschnittes fand ränder unter Knickhecken. In den zen- D. Grade ein kleines Vorkommen an ei- tralen Bereichen der größeren Bauern- nem Wegrand am Großenrader Holz, ei- wälder (Riesewohld, Norderwohld) fehlt ner Stelle, an der auch urgeschichtliche er weitgehend, trotz geeignet erschei- "Celtic Fields" nachweisbar sind und die nender Standorte. 1878 noch mitten im Wald lag. Die bundesweit, vielleicht weltweit um- Wie gelangte der Scheidige Goldstern fangreichsten Vorkommen des Schei- auf die Geest? Man nimmt an, dass er digen Goldsterns liegen im Süderhei- ursprünglich im Auwald vorkam, dessen stedter und im Wiemerstedter Gehölz. oft staunassen, gelegentlich überfluten- NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2017 – 22 – den und nährstoffreichen Böden ihm ein im Verlauf des Aprils zur Blüte. Spätes- Gedeihen sicherten. Zwar bieten ihm tens im Mai gehen vor allem die nicht historisch alte Feuchtwälder wie das blühenden Goldsterne in der sich aus- Wiemerstedter oder Süderheistedter breitenden Vegetation regelrecht unter, Gehölz ähnliche Boden- und Nässever- und Ende des Monats sind alle ober- hältnisse, nur: rein vegetativ durch Anla- irdischen Pflanzenteile abgestorben. Die ge immer neuer Tochterzwiebeln kann Pflanze überlebt die nächsten acht die Pflanze nicht auf größere Entfer- Monate bis zum Wiederaustrieb in Form nungen bergauf wandern, sondern al- von Zwiebelchen und Tochterbulbillen. lenfalls bergab durch Abschwemmen Eine keimende Bulbille erzeugt zu- von Zwiebelchen. Eine Möglichkeit des nächst ein einziges drehrundes Blätt- "bergauf Wanderns" wäre suhlendes chen. Erst ab den folgenden Vegeta- Wild, das auf seinen Zügen Bulbillen im tionsperioden sind zwei grundständige Fell mitgeschleppt haben kann. Die Blätter pro Pflanze die Regel. Blühende zweite Möglichkeit sind menschliche Pflanzen können bis zu vier Blätter ent- Aktivitäten, besonders das Einbringen wickeln, darunter das "Spatha"-förmige von Streu in die Ställe und dessen spä- Tragblatt der Blüte, einer Scheindolde. teres Austragen auf die Äcker – hierzu- In einem Projekt der Universität Lüne- lande archäologisch belegt seit ca. 3000 burg wird u. a. die Bestandsdichte des Jahren! Scheidigen Goldsterns sowie sein Ver- halten bei Auspflanzungsversuchen er- forscht. Über mehrere Jahre wird die Bestandsdichte stets an den gleichen Stellen gezählt (Anzahl der grünen Blät- ter). Hartnäckiges Nachfragen, aber auch die Mithilfe des Verfassers bewirk- te, dass zwei Dithmarscher Fundpunkte in das noch nicht abgeschlossene Pro- jekt einbezogen wurden. Auch zeigten die bisherigen Untersuchungen, dass der Goldstern am besten auf nährstoff- haltigen Feuchtböden gedeiht. Ein erster eigener Versuch 2016 zur Ermittlung der (Wieder-) Ausbreitungs- geschwindigkeit misslang, weil im Fol- gejahr die Stellen nicht wiederzufinden waren. Immerhin wurden so erste Schät- zungen der im Boden befindlichen Bul- billen möglich. Hochgerechnet wurden Verbreitung des Scheidigen Goldsterns in Dithmarschen. Laserdaten: © LVermGeo dort 3300 Pflanzen und 16300 Bulbillen SH pro Quadratmeter gezählt! 2017 wurde der Versuch am Westrand des Riese- Um den ersten März zeigen sich erste wohld mit einem größeren und genau Blattspitzen des Scheidigen Goldsterns. positionierbaren Rohr wiederholt. In Am Ende des Monats sind die Bätter zwei Bäume eingedrehte Haken und die unzähliger Goldsterne im Süderhei- beiden am Rohrstück befestigten Seile stedter Gehölz besonders auffällig und ermöglichen die genaue Wiederpositio- können durch das geübte Auge schon nierung und die Ermittlung des Betra- von Weitem an dem charakteristischen ges, um den sich der Goldstern seit sei- Olivton von gleichzeitig aufkommenden ner Entfernung im Rohr wieder ausbrei- Gräsern unterschieden werden. Nur ten wird. Die ersten Ergebnisse 2018 ganz wenige dieser Pflanzen kommen werden mit Spannung erwartet.

NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2017 – 23 – Einen ersten Anhalt für die Ausbrei- Fazit: Der Scheidige Goldstern liebt tungsgeschwindigkeit liefern uns zwei staunassen und nährstoffreichen Boden kleine Goldsternvorkommen auf einem im Laubwald der Geest, kommt aber hohen Dammstück der ehemaligen auch auf frischen Böden längs von Kleinbahn im Norderwohld bei Welm- Wegen oder Knicks vor, besonders im büttel. Hier dürfte beim Aufschütten des Bereich früherer Wälder. Er hat im Bahndamms zufällig eine oder wenige Süderheistedter und vielleicht auch im Zwiebeln so in den Boden gelangt sein, Wiemerstedter Gehölz seine zahlen- dass sie keimen und sich vermehren mäßig wohl weltweit größten Bestände. konnten. Heute nach 115 Jahren hat der Nahezu alle Pflanzen sind genetisch Bestand jeweils maximal etwa einen gleich (Klone) und unfähig, sich ge- Meter Breite erlangt. Das entspräche schlechtlich durch Samenbildung zu ver- etwa einem seitlichen Wachstum von mehren. Stattdessen vermehrt sich der 4.5 mm im Jahr. Scheidige Goldstern durch zahlreiche Im Süderheistedter Gehölz wurde die charakteristische Brutzwiebeln (Toch- Verbreitung der Goldsternflächen so terbulbillen). Zwar kommt er überwie- genau wie möglich per GPS kartiert. gend im Zusammenhang mit beste- Eine genaue Auswertung steht noch henden und auch ehemaligen histo- aus, da die Kartierung noch ergänzt risch alten Waldstandorten vor. werden muss. Der Scheidige Goldstern, Trotzdem dürfte er eher nicht zum der hier ausschließlich vorkommt, nimmt ursprünglichen Artinventar dieser Wäl- eine Fläche von insgesamt etwas über der gehören, da er überwiegend in der einem Hektar ein. Eine grobe Schätzung Nähe der Waldränder oder in Wald- kommt auf einen Bestand von weit über flächen auftritt, die in urgeschichtlicher dreißig Millionen Pflanzen und das fünf- Zeit oder im Mittelalter beackert wurden. bis zehnfache an Bulbillen. Hier liegen Die Ausbreitungsgeschwindigkeit des die Hauptvorkommen des Scheidigen Scheidigen Goldsterns dürfte ansatz- Goldsterns inmitten von Spuren urge- weise zwischen 4 mm und knapp einem schichtlicher Ackerfelder, die vor ca. cm pro Jahr liegen, wenn nicht Bulbillen 2900 Jahren angelegt und mehrere zusätzlich durch Menschen, Maschinen, Jahrhunderte existiert haben müssen. Tiere oder Erosion verschleppt wurden. Der Goldstern hat inzwischen Flächen Es muss unklar bleiben, auf welche Wie- von bis zu 45 m Breite erreicht, was se der Scheidige Goldstern die Geest (ungestörte Ausbreitung vorausgesetzt) erreicht hat. Er kann vor langer Zeit einer Ausbreitungsgeschwindigkeit von durch Tiere oder – wahrscheinlicher – knapp 8 mm pro Jahr entspräche. menschliche Aktivitäten verbreitet wor- Am Westrand des Riesewohlds hat der den sein. Goldstern eine Breite von ca. 11 m Der Scheidige Goldstern ist in Dithmar- erreicht – mitten zwischen Äckern mittel- schen derzeit nicht gefährdet. Trotzdem alterlichen Typs, die vermutlich nach der sollten seine offenbar weltweit größten Pestzeit vor 1400 brachfielen. Der Be- Vorkommen geschützt werden. stand ist hier besonders dicht, wie die Literatur: Auszählung im oben beschriebenen Tanja Pfeiffer, Anja Klahr, Angela Peterson, Testrohr zeigt: hochgerechnet auf den Igor G. Levichev, Martin Schnittler: No sex at Quadratmeter finden sich hier 6800 all? Extremely low genetic diversity in Gagea Pflanzen und 80.000 Bulbillen! Unge- spathacea (Liliaceae) across Europe. Flora 207 (2012), 372– 378 (online einzusehen). störtes Wachstum auch hier vorausge- Martin Schnittler, Tanja Pfeiffer, David Harter, setzt, könnte das eine seitliche Ausbrei- Anne Hamann: Bulbils contra seeds: tung von knapp 7 mm/Jahr bedeuten. reproductive investment in two species of Natürlich sind die genannten Maße gro- Gagea (Liliaceae). Plant Systematics and be Richtwerte, die einer wissenschaft- Evolution 279 (2009), 29–40 (online einzusehen). lichen Überprüfung noch bedürfen.

NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2017 – 24 – Einige ausgewählte Frühjahrspflanzen und Wald-Orchideen unserer Dithmarscher Bauernwälder.

Heinke Arnold

Die Bauernwälder Norderdithmar- Nähe von Erlen mit etwas Glück den schens, so der Norderwohld bei Gaus- Schuppenwurz (Lathraea squamaria) horn, das Wiemerstedter Gehölz, der entdecken. Er blüht Mitte März bis in den Krusenbusch bei Hollingstedt und der April hinein in kleineren oder größeren Stern bei Lüdersbüttel sowie der Süder- Gruppen. Als Schmarotzer bildet er kein dithmarscher Riesewohld, sind durch Blattgrün aus. So ist er mit den etwas ihre feuchten bis quelligen Bereiche und verwaschenen rosalila traubigen Ra- durch teilweise eher moderate oder feh- chenblüten und ca. 10 cm Höhe nur bei lende Bewirtschaftung botanisch sehr genauem Hinsehen auszumachen. interessant. Wir haben uns in den letz- Außerdem hat er die Eigenart, sich auch ten Jahren vermehrt die Wälder in der mal ein oder zwei Jahre nicht blicken zu nördlichen und mittleren Dithmarscher lassen und wenn man meint, das war´s Geest zur Kartierung von Wildpflanzen dann wohl, ist er plötzlich wieder da. vorgenommen, vor allen Dingen den Die geschützte Stengellose Primel (Pri- Riesewohld. mula vulgaris) hat in Schleswig-Holstein Die ersten Pflanzen des Frühjahres sind neben Angeln ihren Schwerpunkt in die beiden Goldsternarten Scheidiger Dithmarscher Wäldern. Deshalb hat Goldstern (Gagea spathacea) und der Dithmarschen eine besondere Verpflich- größere Wald-Goldstern (Gagea sylva- tung für diese selten gewordene Pflan- tica). Sie werden in diesem Heft speziell ze. Große Vorkommen stehen im behandelt. Wiemerstedter Gehölz, westlich von Odderade und im Riesewohld. Man kann sie sehr bequem vom Weg aus von der Fünffingerlinde zum Ganzenbeker Weg bewundern, wenn die vielen gelben Blüten im April aus der grünen Blattrosette leuchten.

Schuppenwurz (Lathrea squamaria). Stengellose Primel (Primula vulgaris) vor Sämtliche Aufnahmen wurden im einer Flatterulme Riesewohld gemacht Wenn die Blütenteppiche des Busch- Im Riesewohld, im Norderwohld und am windröschens (Anemone sylvatica) un- unwegsamen Randweg am Gieselautal sere Laubwälder verschönern, hat man östlich der Fallohfurt kann man in der den Eindruck, dass hier kein Rückgang NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2017 – 25 – zu verzeichnen ist. Auch die beiden Bei den Wald-Orchideen haben wir im Veilchenarten, das Wald-Veilchen (Viola Mai eine Überraschung erlebt. In den reichenbachiana) mit dem dunkelviolet- letzten Jahren verstärkte sich der ten Sporn, das im April zuerst erscheint Eindruck, dass ein ständiger Rückgang und - bis in den Mai folgend - das Hain- dieser besonderen Pflanzen nicht aufzu- Veilchen (Viola riviniana) mit dem halten wäre. So haben wir dann, ohne weißlichen Sporn, sind noch häufig zu uns große Hoffnung zu machen, mit der finden. Nur das Sumpf-Veilchen (Viola Kartierung im Riesewohld angefangen palustris) ist in seinen Beständen stark und standen plötzlich vor einer großen zurückgegangen. Es unterscheidet sich Gruppe des Fuchsschen Knabenkrautes von den anderen Veilchenarten durch (Dactylorhiza fuchsii), die sich mit ihren die spätere Blühzeit, den feuchten bis wunderschönen karminrosa Blütenker- nassen Standort und die fast runden zen über den Unterwuchs empor- Blätter. reckten. In sämtlichen oben erwähnten Wäldern waren mehr oder weniger gute Bestände dieser Orchideenart zu verzeichnen.

Blütenteppich des Buschwindröschens (Anemone nemorosa)

Fuchssches Knabenkraut (Dactylorhiza fuchsii) Wald-Veilchen (Viola reichenbachiana) Das Fuchssche Knabenkraut war häufig Der seltene Kleine Baldrian (Valeriana vergesellschaftet mit der Wasser-Minze dioica) hat im Riesewohld in feuchtem (Mentha aquatica), die offensichtlich die Gelände noch einige Rückzugsgebiete. gleichen Bedingungen braucht. Unver- Die Pflanze ist zweihäusig mit verschie- mutet gab es noch eine andere Über- denem Habitus und unterschiedlicher raschung, als sich die goldfarbenen Blütenfarbe. Die weiblichen Blüten sind Schmetterlinge in dem hellen Sonnen- rosa, die männlichen weißlich. Beide fleck als Kaisermäntel entpuppten, die haben teils gefiederte, teils ungefiederte sich auf den Minzen vergnügten. In Blätter, die bei der weiblichen Pflanze Dithmarschen hatten wir sie bisher noch größer ausgebildet sind. nicht beobachtet. NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2017 – 26 – Die zweite große sehr schöne Wald- wächst vorwiegend unter Eschen, die Orchidee ist die Grünliche Waldhya- jetzt leider durch den Falschen Eschen- zinthe (Platanthera chlorantha). Sie ist Stielbecherling zum Absterben gebracht gar nicht so grünlich, sondern leuchtet werden. Da sie keine Blätter mehr bil- fast weiß aus dem Unterwuchs. Es gab den, kann mehr Sonnenlicht auf den Bo- einige gute Bestände, aber oft waren die den fallen und davon profitieren momen- Pflanzen mehr oder weniger weit ver- tan nicht nur die Orchideen. streut. Im Riesewohld und im Holling- Eine andere Orchideenart, die leicht stedter Krusenbusch war ein starker übersehen werden kann, ist der Breit- Rückgang dieser Art festzustellen. blättrige Sitter (Epipactis helleborine). Er verträgt auch schattige Standorte und fällt durch die grünlich rosapurpurne Blütenfarbe nicht sehr auf, obwohl es oft stattliche Exemplare sind. Auf der Kanalkippe war er häufig vertreten und ist es vielleicht noch, wenn sich nicht die Wildschweine auch darüber hergemacht haben. Am Albersdorfer Horstenmoor- weg standen etliche am Wegrand. Dann wurden aus Unwissenheit Baumstämme dort abgelagert, aber trotzdem sind immer noch Pflanzen vorhanden. Im Riesewohld steht am Weg vom Was- serwerk nach Quellental auch eine Anzahl. 2005 fand der Pilzspezialist Matthias Lüderitz eine Nestwurz (Neottia nidus avis) im südlichen Riesewohld, die sich als Schmarotzer ohne Chlorophyll braun bis graubraun kaum vom Untergrund abhebt. Trotz mehrmaliger Suche haben Grünliche Waldhyazinthe (Platanthera wir sie in den folgenden Jahren nicht chlorantha) mehr entdecken können. Der starke Rückgang der Wildpflanzen Das Highlight war das Große Zweiblatt im Offenland, vom trostlosen intensiv (Listera ovata), eine nicht besonders bewirtschafteten Ackerland, überwu- auffällige Orchidee mit gelbgrünen Blüt- cherten Magerrasen, verödeten Weg- chen, die wir vor Jahren noch gesehen und Straßenrändern macht mutlos. haben und dann plötzlich nirgends Pflanzen-Vielfalt war es einmal, Pflan- mehr. Was wir jetzt im Stern fanden, zen-Armut ist übrig geblieben. In unse- waren wenige Exemplare, die in sehr ren Wäldern sieht es vielfach erfreulich versteckter Lage wohl überlebt haben. anders aus, da ist noch Vielfalt vor- Die plötzliche Vermehrung, besonders handen, wenn auch nicht immer augen- des Fuchsschen Knabenkrautes, fällig. Man kann nur hoffen, dass es scheint mit den veränderten Lichtver- noch lange so bleibt. hältnissen zusammenzuhängen. Es

NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2017 – 27 – Impressum:

Herausgeber: Kreisgruppe Dithmarschen im Naturschutzbund Deutschland

Vorstand: 1.Vorsitzender: Uwe Peterson, Dorfstraße 12, 25704 Nindorf, Tel.04832-5485 2.Vorsitzender: Stefan Heuseler, Heimkehrerstraße 13, 25746 Heide, Tel.: 0481- 7889783 Schriftführer: Torsten Drechsler, Nordholz 12, 25725 , Tel.: 04805 - 1287 Kassenführer : Ernst Gloe, Schleswiger Str. 8, 25704 Meldorf, Tel.: 04832 - 12 77 Beisitzer: Dieter Grade, , Jörg Heyna, Lohe-Rickelshof, Malte Reichert, Albersdorf, Reimer Stecher, Meldorf

Alle Vorstandsmitglieder helfen Ihnen gerne bei Fragen zur Natur und zum Naturschutz.

Darüber hinaus haben wir „Spezialisten“ für die Gebiete:

Botanik allgemein: Reimer Stecher, Eulen: Rainer Berlin (Tel. 04833-2663), Dirk Berking (Tel. 04833-1354), Fledermäuse: Ursula und Uwe Peterson (Tel.04832-5485), Mauersegler: Stefan Heuseler (Tel. 0481-7889783), Hornissen, Bienen & Co. Stefan Heuseler (Tel. 0481-7889783), Weißstorch: Uwe Peterson (Tel.04832-5485), Seeadler Ursel und Uwe Peterson (Tel.04832-5485), Schriftleiter Jahresbericht: Dieter Grade (Tel.04825-1466).

Anträge um Aufnahme als Mitglied, Adressenänderungen sowie Beitrags- und Spendenzahlungen nimmt der Kassenführer entgegen.

Konto der Kreisgruppe: Kto.-Nr. 154 849 bei der Sparkasse Westholstein BLZ 222 500 20 IBAN DE78222500200000154849 BIC NOLADE21WHO

Mitglieder, die den Jahresbericht nach Erscheinen als PDF-Datei zugeschickt haben möchten, teilen dies bitte per E-Mail an folgende Adresse mit: [email protected]

Internet-Präsentation der Kreisgruppe Dithmarschen: www.nabu-dithmarschen.de

NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2017 – 28 – Vom NABU im Kreis Dithmarschen betreute Naturschutzgebiete und die Referenten:

— Delver Koog: Beate Hansen, Süderstraße 80, 25788 Delve, Tel. 04803-601891 oder 015224880298, — Dithmarscher Eidervorland: Sibylle Stromberg, Katingsiel 14, 25832 Tönning, Tel. 04862-8004, — Fuhlensee und Umgebung: Gerd Franken, Hermann-Börger-Str. 9, 25746 Lohe- Rickelshof — Insel Trischen: jährlich wechselnd, Vogelinsel Trischen, 25718 , — Kronenloch und Wöhrdener Loch Tanja Matthies, Wasserholm 30, 25761 Büsumer Deichhausen, Tel. 04834-9848858 in Zusammenarbeit mit dem NABU–Landesverband Schleswig–Holstein, dem Landesamt für den Nationalpark „Schleswig–Holsteinisches Wattenmeer“, dem Kreis Dithmarschen, dem Amt für ländliche Räume, Husum, dem staatlichen Umweltamt, Schleswig, und dem Deich– und Hauptsielverband Dithmarschen.

Weiterhin bietet der NABU

 monatliche Informationsveranstaltungen in Nindorf (s. Jahresprogramm),

 Führungen in interessante Lebensräume unter fachkundiger Leitung,

 Mitwirkungsmöglichkeiten an Biotoppflege– und gestaltungsmaßnahmen,

 Anleitung zu selbständiger naturkundlicher Betätigung in und außerhalb unserer Betreuungsgebiete,

 die Möglichkeit, selbst Initiativen zu praktischer und informativer Naturschutzarbeit zu entwickeln und durchzuführen.

Bitte nehmen Sie teil und bereichern Sie unsere Arbeit durch Ihre Mitwirkung!

NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2017 – 29 – Jahresprogramm 2018

der KG Dithmarschen im Naturschutzbund Deutschland Landesverband Schleswig-Holstein

1. Informationsabende:

Sie finden jeweils am ersten Donnerstag im Monat statt; ausgenommen ist in diesem Jahr nur der Februar, in dem wegen der Jahreshauptversammlung kein Informations- abend stattfindet. Für den späten Frühling bzw. den Frühsommer planen wir eine Exkursion in das Naturschutzgebiet Nordoe, einem ehemaligen Truppenübungsplatz. Zusätzlich kann in diesem Zeitraum, witterungsabhängig, kurzfristig statt des Vortrages eine Abendexkursion, z.B. zur Verbesserung der Kenntnis von Vogelstimmen oder von Pflanzen angesetzt werden. Beginn ist stets um 19.30 Uhr im „Nindorfer Hof“, 25704 Nindorf, Hauptstr. 55. Diese Termine werden mit einer Inhaltsangabe des Referats auf der Web-Site der Kreis- gruppe, der Internet-Seite des NABU-Bundesverbandes unter „Termine“ sowie in der örtlichen Presse auf der Meldorf-Seite i.d.R. am direkt vorhergehenden Mittwoch bekannt gegeben. Gäste dürfen gerne mitgebracht werden, der Eintritt ist frei.

2. Jahreshauptversammlung:

Findet, wie auch in den Vorjahren, im Februar statt, und zwar am Sonntag, den 4. Februar 2018 um 15.00 Uhr ebenfalls im „Nindorfer Hof“. Auf der Tagesordnung stehen die üblichen Regularien wie Tätigkeits- und Kassenbericht. Den Abschluss bildet ein Lichtbildervortrag von Dr. Peter Borkenhagen über Neophyten und Neozoen in Schles- wig-Holstein.

3. Wanderungen und Exkursionen

Sie sind als mögliche Ausnahmen vom üblichen Informationsabend unter Punkt 1 dieser Seite aufgeführt.

4. Arbeitseinsätze

Arbeitseinsätze sind nicht geplant, da wir unsere Flächen der Stiftung Naturschutz des Landes Schleswig-Holstein übereignet haben. Sollte wider Erwarten doch ein Arbeitseinsatz notwendig sein, wird er wie unter „1. Informationsabend“ beschrieben bekannt gegeben.

5. Weitere, überregionale Veranstaltungen

5.1. Stunde der Wintervögel: 5. – 7. Januar 2018 5.2. Stunde der Gartenvögel: 10. – 13. Mai 2018 5.3. Fledermaus-Nacht: Bad Segeberg 25. August 2018 5.4. Westküsten-Vogelkiek: steht noch nicht fest

NABU Naturschutzbund Deutschland – Kreisgruppe Dithmarschen Jahresbericht 2017