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Vogelkdl. Ber. Niedersachs. 45 (2017) 161

Verbreitung und Brutbestand der Uferschwalbe Riparia riparia in Niedersachsen und : Ergebnisse einer landesweiten Erfassung im Jahr 2015

Volker Dierschke

DIERSCHKE , V. (2017): Verbreitung und Brutbestand der Uferschwalbe Riparia riparia in Nieder - sachsen und Bremen: Ergebnisse einer landesweiten Erfassung im Jahr 2015. Vogelkdl. Ber. Niedersachs. 45: 161-177.

Zur Brutzeit 2015 fand in ganz Niedersachsen und Bremen eine Brutbestandserfassung der Uferschwalbe statt. Von etwa 150 Vogelbeobachtern gingen Meldungen zu 300 besetzten Brutkolonien mit insgesamt 13.396 Brutpaaren ein. Da mindestens zwei Kolonien nicht ein - sehbar waren und vermutlich nicht alle als Brutplatz in Frage kommenden Gebiete kontrolliert wurden, sind diese Werte als Mindestbestand zu betrachten. DasVorkommen konzentrierte sich in der Ems-Hunte-Geest mit Dümmer-Geestniederung (35,4 % der Brutpaare) und in der Stader Geest (25,9 %), doch waren auch fast alle anderen Teile Niedersachsens besiedelt. Die Art fehlte dagegen im und im Land Bremen.

Fast der gesamte Bestand war in Sand- und Kiesgruben anderen Bodenabbaugebieten zu finden, nur elf Kolonien (sieben an Flüssen, zwei an Prielen, zwei in Dünen, zusammen 3,7 % aller Kolonien) mit 112 Brutpaaren (0,8 % des Landesbestandes) entfielen auf natürliche Abbruchkanten. In neun EU-Vogelschutzgebieten befanden sich insgesamt 240 Brutpaare, und insgesamt brüteten nur 2,8 % des Landesbestandes in Schutzgebieten nach deutschem und/oder europäischem Recht. Die Anzahl durch Abbauarbeiten und Freizeitnutzung gestörter oder zerstörter Brutkolonien hielt sich den nur elf entsprechenden Meldungen zufolge in Grenzen, doch ist diesbezüglich mit einer höheren Dunkelziffer zu rechnen.

Seit der ersten niedersächsischen Uferschwalben-Erfassung im Jahr 1964 (14.400 Brutpaare) blieben die Ergebnisse vergleichbarer, in jeweils einem Jahr durchgeführter Zählungen leicht unter diesem Ausgangswert (1983: 12.574, 1992: 11.807, 2015: 13.396 Brutpaare), während eine aus mehreren Jahren aggregierte Bestandsangabe (ca. 2000: 15.800 Brutpaare) sowie aus Gitterfeldkartierungen hervorgegangene Werte (um 1985: 12.500, 2005-2008: 15.500 Brutpaare) teilweise höher lagen. In einem Zeitraum von über 50 Jahren hat es demzufolge keine dramatischen Bestandsveränderungen gegeben. Geringer geworden ist jedoch die An - zahl der Kolonien (1964: 450, 2015: 300) bei gleichzeitig steigendem Anteil großer Kolonien von mehr als 100 Paaren. Dies unterstreicht die Schutzbedürftigkeit der Art in den besiedelten Bodenabbaugebieten, auf deren rücksichtsvolle Bewirtschaftung und Nachnutzung Ufer - schwalben in Niedersachsen zwingend angewiesen sind.

V. D., Tönnhäuser Dorfstr. 20, D-21423 Winsen (Luhe), [email protected]

1 Einleitung seeküste, wo verschiedentlich geeignete Steilufer zur Anlage von Brutröhren zur Verfügung stehen Ebenso wie ihre nahen Verwandten Rauchschwalbe (KOOP & B ERNDT 2014, VÖKLER 2014). In Niedersachsen Hirundo rustica und Mehlschwalbe Delichon urbicum fehlen solche Steilufer an den Küsten, so dass von ist die Uferschwalbe Riparia riparia heute hinsichtlich Natur aus nur Abbruchkanten an den Prallhängen ihrer Brutplätze in weiten Teilen Europas als Kul - von Fließgewässern als Brutplätze geeignet sind. turfolger anzusehen. Natürliche Brutvorkommen Im Zuge der Begradigung und Befestigung fast gibt es in Deutschland fast nur noch an der Ost - aller Flüsse sind solche Brutmöglichkeiten schon 162 DIERSCHKE : Verbreitung und Bestand der Uferschwalbe in Niedersachsen und Bremen

seit Jahrzehnten rar, doch fanden die Vögel in den Bestandsangaben lieferten ( HECKENROTH & L ASKE verschiedenen Bodenentnahmegebieten im Land 1997, K RÜGER et al. 2014), lässt sich die Entwicklung Ersatz. Häufigkeit und Verteilung von Uferschwal - des Brutbestandes gut verfolgen. Die Erfassung im benbruten spiegeln daher schon seit Ende des 19. Jahr 2015 diente daher auch dem Zweck, die Jahrhunderts zunehmend die Lage und Intensität aktuelle Verbreitung und Habitatwahl im Hinblick von Sand-, Kies-, Ton- und Kleiabbau wider (vgl. auf eine mögliche Gefährdung zu betrachten und Übersicht bei HECKENROTH & Z ANG 2001). ggf. als Grundlage für Schutzmaßnahmen zu nut - zen. Die Nutzung von Bodenabbaugebieten als Brutplätze bietet der Uferschwalbe aber nicht nur Chancen, 2 Untersuchungsgebiet, Datenmaterial und sondern bringt mitunter auch Probleme mit sich. Methode In der Vergangenheit wurde wiederholt über Be - einträchtigungen durch Störungen oder sogar die In einem im März 2015 per E-Mail und Post an alle physische Schädigung von Brutkolonien in Abbau - Mitglieder der NOV verschickten Rundschreiben gebieten berichtet, sei es durch Aktivitäten im wurde zu einer Mitarbeit an der landesweiten Rahmen der Abbauprozesse selbst oder durch zu - Brutbestandserfassung aufgerufen. Sofern nicht sätzliche Nutzungen als Erholungsgebiet, z. B. ohnehin schon eine Beteiligung an der Erfassung durch Motorradfahrer, Badebetrieb und Spazier - bekannt gegeben worden war, wurden für jeden gänger mit Hunden (z. B. HECKENROTH 1983, HE- Landkreis in Niedersachsen sowie für Bremen lokale CKENROTH & W ENDT 1994). Aufgrund solch „direkter, Koordinatoren gesucht, die vor Ort die Erfassung absehbarer menschlicher Einwirkungen“ stand die steuern oder zumindest für eine Mitarbeit unter Uferschwalbe in Niedersachsen und Bremen auf den Mitgliedern von ornithologischen Arbeitsgrup - der Vorwarnliste ( KRÜGER & O LTMANNS 2007). Obwohl pen oder Naturschutzgruppen werben sollten. sie inzwischen als ungefährdet gilt ( KRÜGER & N IPKOW Diesen Aufrufen wurde eine Kartieranleitung und 2015) ist sie hinsichtlich bestandsreduzierender ein Meldebogen beigefügt. Von vornherein wurde Faktoren im Auge zu behalten. allerdings darum gebeten, die erfassten Uferschwal - bendaten über das vom Dachverband Deutscher Zusammen mit der Konzentration auf Bodenab - Avifaunisten betriebene Internetportal ornitho.de baugebiete ermöglicht das Brüten in Kolonien eine zu melden. Tatsächlich gelangte ein Großteil der vergleichsweise einfache Erfassung des Gesamt - Informationen zu brütenden Uferschwalben über bestandes, wie es bei anderen Singvogelarten ornitho.de an den Verfasser, nur ein kleiner Teil kaum möglich ist. Bereits 1964 fand eine erste wurde ausschließlich auf Meldebögen oder formlos niedersachsenweite Brutbestandserfassung der gemeldet (Tab. 1), und nur sieben Sendungen Uferschwalbe statt ( OELKE 1968), und nach 1983 wurden auf dem Postweg übermittelt. Insgesamt und 1992 ( HECKENROTH & W ENDT 1994) war im Jahr gingen von etwa 150 Personen Meldungen ein. 2015 unter Beteiligung zahlreicher Vogelbeobachter eine synchrone Erhebung in Niedersachsen und Der Aufruf zur Mitarbeit sah vor, aus Vorjahren Bremen möglich. Da zudem zwei Atlaskartierungen bekannte Brutplätze sowie in Frage kommende und eine Zusammenstellung von Einzelnachweisen Gebiete (vor allem Bodenentnahmestellen verschie -

Tab. 1: Meldewege für Uferschwalben-Vorkommen in 466 Gebieten (inklusive Negativmeldungen). – Methods used for supplying 2015 survey results of Sand Martins from 466 sites in (including absence).

Meldeweg nur ornitho.de ornitho.de und ornitho.de und nur Meldebogen nur formlos Transfer of data only ornitho.de Meldebogen formlos only monitoring only informal ornitho.de and ornitho.de and form monitoring form informal Anzahl Gebietsmeldungen 373 31 4 35 24 Number of reported sites Anteil Gebietsmeldungen 80,2 % 6,7 % 0,9 % 7,5 % 5,2 % Percentage of reported sites Vogelkdl. Ber. Niedersachs. 45 (2017) 163

denster Art) zur Brutzeit, 100 vor allem aber im Zeitraum

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20. Juni bis 10. Juli, zu kon - ( 80 n trollieren. Bei Anwesenheit e r

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Zählung vorhandener Brut - n röhren gebeten, die wie - A 10 derum auf den Grad der 0 Besetzung zu untersuchen 050100150200250300350400450500550600650 waren. Als besetzt Anza hl Brutröhren angeflogene Röhren bzw. Abb. 1: Auftragung des Besetzungsgrades gegen die Anzahl von Brutröhren für solche mit sichtbaren Jung - Uferschwalben-Kolonien im Jahr 2015 in Niedersachsen (n = 191 Kolonien). – Rate vögeln zu gelten. Auf diese of occupancy plotted against the number of breeding holes in Lower Saxony in Weise sollte für jede aufge - 2015 (n = 191 colonies). fundene Brutkolonie die An - zahl besetzter Brutröhren ermittelt werden, die daraufhin mit der Anzahl der eine sehr gute Übereinstimmung der empfohlenen Brutpaare gleichgesetzt wurde. Korrekturfaktoren mit den tatsächlichen Beset - zungsgraden an, bei großen Kolonien könnte der Alternativ konnte auch nur die Anzahl vorhandener Korrekturfaktor dagegen etwas zu niedrig sein. Es Brutröhren gezählt werden, ohne auf deren Beset - sei aber darauf hingewiesen, dass speziellere Un - zungsgrad zu achten (was stellenweise aufgrund tersuchungen auch deutlich höhere Belegungsanteile der Beobachtungsbedingungen oder aus Zeitmangel gefunden haben (bei elf Kolonien im Landkreis nicht möglich war). Um nicht aus Vorjahren vor - 69,4 bis 88,2 %, insgesamt bei 1.641 handene Brutröhren fälschlicherweise als Brutpaare Röhren 78,9 %; LAUMANN 2013). zu werten, wurden Korrekturfaktoren nach SÜDBECK et al. (2005) angewandt, d. h. die Anzahl der Brut - röhren wurde bei 1 bis 50 Röhren mit 0,50, bei 51 3 Ergebnisse bis 120 Röhren mit 0,42 und bei >120 Röhren mit 3.1 Brutbestand 0,36 multipliziert. Bei der Angabe „überwiegender Teil der Röhren besetzt“ wurde ein Korrekturfaktor Im Rahmen der landesweiten Erfassung im Jahr von 0,60 benutzt. Auch wenn es hinsichtlich des 2015 wurden insgesamt 13.396 Bruten gemeldet. Besetzungsgrades starke Schwankungen unter den Das entspricht einer Siedlungsdichte von 0,28 Paa - Kolonien gibt (Abb. 1) und durch die Anwendung ren/km². Bei 11,4 % dieser Bruten wurde die der Korrekturfaktoren für einzelne Kolonien mög - Anzahl der Brutpaare aus der angegebenen Anzahl licherweise zu hohe oder zu niedrige Werte ange - von Brutröhren mit Korrekturfaktoren errechnet nommen werden, so erscheint das Vorgehen be - (s. Abschn. 2), bei allen anderen handelt es sich zogen auf den Gesamtbestand angemessen zu um Angaben zu besetzten Brutröhren von den sein. Im Jahr 2015 in Niedersachsen untersuchte Meldern selbst. Die Brutpaare verteilen sich auf Kolonien, für die sowohl die Anzahl der Röhren 300 Kolonien. Als je eine „Kolonie“ wurden dabei als auch die Anzahl der besetzten Röhren gemeldet auch 17 Einzelbruten gewertet. wurde, ergaben durchschnittliche Besetzungsgrade von 48,4 % (1 bis 50 Röhren, n = 95 Kolonien), Alle Brutkolonien wurden auf niedersächsischem 42,7 % (51 bis 120 Röhren, n = 54 Kolonien) und Gebiet gefunden, während aus dem Land Bremen 44,5 % (>120 Röhren, n = 42 Kolonien). Damit keine einzige Meldung auf eine Brut hinwies. Im deutet sich für kleine und mittelgroße Kolonien Folgenden ist daher zwar stets nur von Nieder - 164 DIERSCHKE : Verbreitung und Bestand der Uferschwalbe in Niedersachsen und Bremen

06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 7° 8°zu 9° 10° 11° 21 Hamburg Mecklenburg- 21 Watten und Marschen Schleswig-Holstein Vorpommern 22 22 1 1 23 23

Hamburg 24 24

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26 26 1 1 27 2 3 27 Branden- burg 28 28

29 5 29 53° 53° 30 30

31 Niederlande Tiefland-Ost 31

32 32 Tiefland-West 33 33

34 34 4 6 Sachsen-Anhalt 35 35

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37 37 8.1 7 38 38 Nordrhein-Westfalen 39 4 39 52° 52° 40 Bergland mit 40 r

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Abb. 2: Verbreitung der Uferschwalbe in Niedersachsen und Bremen 2015 nach Messtischblatt-Quadranten. – Breeding distribution of Sand Martin in Lower Saxony 2015.

sachsen die Rede, doch schließen die Aussagen schwalben brüteten in der Stader Geest sowie in auch das von Uferschwalben unbesiedelte Gebiet der Ems-Hunte-Geest mit Dümmer-Geestniederung, Bremens ein. Nach Landkreisen wurden die meisten wo zusammen fast zwei Drittel der Brutpaare ge - Brutpaare in (1.183), (1.157), funden wurden. Auch Teile der Ostfriesisch-Ol - Vechta (1.114) und (1.052) gefunden. denburgischen Geest, der Lüneburger Heide und des Wendlandes sowie des -Aller-Flachlandes 3.2 Verteilung nach naturräumlichen Regionen wiesen nennenswerte Vorkommen auf. In scharfem Kontrast zur Geest waren die Marschen entlang Mit Ausnahme des Harzes kamen Uferschwalben der Nordseeküste sowie der Unterläufe von Ems, im Jahr 2015 in allen naturräumlichen Regionen Weser und nahezu unbesiedelt. In Südnieder - Niedersachsens als Brutvogel vor (Abb. 2), wobei sachsen konzentrierten sich die vergleichsweise 228 von 1.678 Messtischblattvierteln (13,6 %) be - wenigen Vorkommen entlang der größeren Flüsse setzt waren. Zwischen diesen Regionen gab es je - mit Sand- und Kiesabbaugebieten. doch deutliche Unterschiede. Besonders viele Ufer - Vogelkdl. Ber. Niedersachs. 45 (2017) 165

Watten und Marschen wurden nordöstlich von Kirchseelte (Lkr. Diepholz) gezählt, doch waren dort nur 203 Röhren besetzt. Dieser Naturraum stellte 2015 den kleinsten Anteil am niedersächsischen Brutvorkommen und wies Lüneburger Heide und Wendland mit 0,07 Paaren/km² eine geringe Siedlungsdichte auf. Neben einigen Bodenabbaustellen besonders Uferschwalben-Vorkommen existierten 2015 vor in Ostfriesland wurden mit je zwei Brutplätzen in allem im Norden und Westen der Lüneburger den Dünen von Norderney und an Prielen an der Heide, während insbesondere deren Südostteil nur Unterelbe gleich vier natürliche Abbruchkanten vereinzelte Brutplätze aufwies. Im Wendland be - von Uferschwalben besiedelt. fanden sich die Brutkolonien vor allem im zentralen Bereich. Aufgrund größerer Verbreitungslücken in Ostfriesisch-Oldenburgische Geest stark bewaldeten Bereichen lag die Siedlungsdichte mit 0,14 Paaren/km² im unteren Bereich. Innerhalb dieses Naturraums war die Verteilung recht ungleichmäßig. Die Brutkolonien waren vor Weser-Aller-Flachland allem in den etwas höher gelegenen Bereichen der Geest zwischen und sowie In weiten Teilen des Weser-Aller-Flachlandes fehlte im Raum zufinden. Im Jahr 2015 be - die Uferschwalbe als Brutvogel, doch gab es eine trug die Siedlungsdichte 0,17 Paare/km². starke Konzentration von Brutkolonien zwischen und Peine. Zu nennen ist hier be - Stader Geest sonders eine große Kolonie bei Meine, in der 580 Röhren gezählt wurden, von denen jedoch nur Bezogen auf ihren Flächenanteil am Land Nieder - 110 besetzt waren. Mit sieben Brutplätzen an Aller sachsen war die Stader Geest 2015 der mit Abstand und im Heidekreis beherbergt dieser Naturraum am dichtesten besiedelte Landesteil (0,64 Paare/km²). zudem das größte niedersächsische Vorkommen Besonders viele der insgesamt 78 Kolonien befanden an natürlichen Abbruchkanten. Die größte Kolonie sich entlang der Grenzen zu den Marschen entlang an der Aller bei Essel setzte sich aus 55 Brutpaaren von Unterweser bzw. Unterelbe, d. h. in den Geest - zusammen (Abb. 3). Trotz größerer Verbreitungs - randstreifen von Cuxhaven bis -Scharmbeck und von Wingst bis Buxte - hude. Nach Südosten hin lockerte das Vorkommen deutlich auf.

Ems-Hunte-Geest und Dümmer-Geestniederung

Mit 0,55 Brutpaaren/km² war dieser Naturraum eben - falls relativ dicht besiedelt. Mit über 4.700 Brutpaaren wurde hier der größte Anteil am Gesamtbestand festge - stellt (Tab. 2). Nordwestlich von Visbek (Lkr. Vechta) be - fand sich zudem die größte Kolonie, in der 482 Brut - Abb. 3: Abbruchufer der Aller bei Essel (Heidekreis), mit 55 Brutpaaren im Jahr 2015 röhren gezählt wurden und der größte natürliche Brutplatz der Uferschwalbe in Niedersachsen. Foto: Frank- von denen etwa 400 besetzt Ulrich Schmidt. – Steep bank of the Aller near Essel (Heidekreis), with 55 bree - waren. Noch mehr Röhren ding pairs the by far largest natural breeding site in Lower Saxony in 2015. 166 DIERSCHKE : Verbreitung und Bestand der Uferschwalbe in Niedersachsen und Bremen s n

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Tab. 3: Bestandssituation der Uferschwalbe in niedersächsischen EU-Vogelschutzgebieten im Jahr 2015. – Breeding stocks of Sand Martins in Lower Saxon SPAs in 2015.

Nr. EU-Vogelschutzgebiet Fläche [ha] Anzahl Kolonien Anzahl Brutpaare Special Protected Areas Area Number of colonies Number of breeding pairs V01 Niedersächs. Wattenmeer u. 354.881 1 2 angrenzendes Küstenmeer V03 Westermarsch 2.538 1 25 V09 Osfriesische Meere 5.922 1 5 V18 Unterelbe 16.715 2 14 V23 Untere Allerniederung 5.387 5 65 V37 Niedersächsische Mittelelbe 34.028 1 8 V41 Kuppendorfer Böhrde 687 1 47 V47 2.112 1 50 V58 Okertal bei Vienenburg 470 1 24 Summe 14 240

Tab. 4: Verteilung der im Jahr 2015 in Niedersachsen registrierten Uferschwalben-Vorkommen nach Schutzgebietska - tegorien. – Breeding occurrence of Sand Martins inside and outside protected areas in Lower Saxony in 2015.

Raumeinheit/Schutzstatus Anzahl Kolonien Anteil Kolonien Anzahl Brutpaare Anteil Brutpaare Aria/Status of protection Number Percentage Number of Percentage of of colonies of colonies breeding pairs breeding pairs EU-Vogelschutzgebiete 14 4,7 % 240 1,8 % FFH-Gebiete 13 4,3 % 188 1,4 % Natura 2000-Gebiete gesamt 19 6,3 % 306 2,3 % Naturschutzgebiete (NSG) 6 2,0 % 156 1,2 % Natura 2000 und NSG gesamt 21 7,0 % 369 2,8 % außerhalb Schutzgebietskulisse 279 93,0 % 13027 97,2 % Niedersachsen/Bremen gesamt 300 100 % 13396 100 % jenige der Brutpaare (240) war dabei im Vergleich paaren) lagen gleichzeitig in EU-Vogelschutzgebieten, zum Landesbestand unbedeutend (4,7 % der Ko - zwei weitere (mit zusammen 54 Brutpaaren) in lonien bzw. 1,8 % der Brutpaare, Tab. 4). In keinem FFH-Gebieten. Die Schutzgebietskulisse nach eu - der Schutzgebiete wird die Uferschwalbe als wert - ropäischem und nationalem Recht beherbergte bestimmende Vogelart geführt (NLWKN 2014). In damit gerade einmal 7,0 % der Brutkolonien, in FFH-Gebieten, in Bezug auf die Uferschwalben- denen sich nur 2,8 % des Gesamtbestandes fort - Vorkommen größtenteils deckungsgleich mit EU- pflanzten. 93 % der Kolonien und 97 % der Brut - Vogelschutzgebieten, waren Anzahlen und Anteile paare befanden sich außerhalb der Schutzgebiets - ähnlich (Tab. 4). Insgesamt brüteten damit nur 306 kulisse (Tab. 4). Paare (2,3 %) in Natura 2000-Gebieten (Tab. 4). 3.4 Bruthabitat Innerhalb von Naturschutzgebieten befanden sich 2015 nur sechs Kolonien mit zusammen 156 Brut - Mit 0,8 % der Brutpaare bewohnte im Jahr 2015 paaren, was Anteilen von 2,0 % bzw. 1,2 % ent - nur ein sehr kleiner Teil der niedersächsischen Ufer - spricht (Tab. 4). Zwei dieser Kolonien (mit 29 Brut - schwalben natürliche Abbruchkanten (Tab. 5). Elf 168 DIERSCHKE : Verbreitung und Bestand der Uferschwalbe in Niedersachsen und Bremen

Brutplätze mit zusammen 112 Brutpaaren konnten 68 Sand- und Kiesgruben lagen diesbezüglich entsprechenden Lebensräumen zugeordnet werden, keine Angaben vor. wobei zwei Standorte mit zwei bzw. vier Paaren in den Dünen von Norderney und zwei Kolonien mit Andere künstliche Abbruchkanten spielten quantitativ neun bzw. 24 Paaren an Prielen im Deichvorland kaum eine Rolle. So wurden nur drei kleinere Kolo - der Elbe im Landkreis gefunden wurden. nien in Kleientnahmestellen festgestellt, eine Brut Während Bruten an natürlichen Stillgewässern voll - gab es in einem Kalksteinbruch im Landkreis Nort - ständig fehlten, brüteten im Bereich der Südheide heim. Mehrfach wurden Erd- und Sandhaufen be - an Aller und Leine an sieben Stellen 73 Paare, siedelt, z. B. in Mutterbodendeponien oder anderen davon 55 Paare in einer einzigen Kolonie und Gewerbebereichen, aber auch Ufer künstlicher Ge - viermal Einzelpaare. Entlang eines 32 km langen wässer, die nicht dem Bodenabbau dienten (Rück - Abschnitts der Hunte wurden bei einer Kontrolle haltebecken, Spülfelder, Kanalufer). Zu erwähnen vom Kanu aus keine Vorkommen festgestellt (G. sind schließlich zwei Betonwände mit Löchern, die REICHERT pers. Mitt.). Inwieweit andere naturnahe in Westniedersachsen als Nisthilfen aufgestellt und Flussläufe kontrolliert wurden ist nicht bekannt. von 25 bzw. 26 Paaren genutzt wurden. Zumindest liegen zu den noch 1992 als besiedelt genannten Flussabschnitten von Ems, Leine und 3.5 Koloniegröße für 2015 keine positiven Meldungen vor. Bei den meisten der im Jahr 2015 erfassten Brutplätze Der größte Teil der Brutkolonien (89,7 %) und fast handelte es sich um relativ kleine Kolonien mit bis alle Brutpaare (96,1 %) wurden in Sand- und Kies - zu 50 Paaren, die Hälfte der Kolonien bestand sogar gruben gefunden (Tab. 5). Sofern Angaben zum nur aus maximal 25 Paaren (Tab. 6). Nur wenige Status dieser Gebiete vorlagen, befanden sich Kolonien beherbergten über 100 Paare, zehnmal 87 % der Kolonien in aktiven und 13 % in ehe - wurde ein Brutbestand von mehr als 200 Paaren maligen Abbaugebieten (n = 101 Kolonien), wäh - angegeben. Die drei größten Kolonien bestanden rend im Hinblick auf die Brutpaarzahl sogar 90,7 % aus 400, 363 und 301 Paaren in den Landkreisen aktive Abbaugebiete besiedelten (n = 4.335 Brut - Vechta, Peine und Diepholz. In 17 Fällen schritten paare). Die Negativkontrollen verteilten sich dagegen dagegen Einzelpaare zur Brut. Im Durchschnitt um - auf 25 aktive und 45 ehemalige Abbaugebiete, zu fasste eine Kolonie 44,6 Paare (Median: 25 Paare).

Tab. 5: Verteilung der im Jahr 2015 in Niedersachsen registrierten Uferschwalben-Vorkommen nach Lebensräumen. – Breeding habitats of Sand Martins in Lower Saxony in 2015.

Habitat Anzahl Kolonien Anteil Kolonien Anzahl Brutpaare Anteil Brutpaare Number of Percentage of Number of Percentage of colonies colonies breeding pairs breeding pairs See, Weiher, Altarm 0 0,0 % 0 0,0 % Fluss 7 2,3 % 73 0,5 % Priel 2 0,7 % 33 0,2 % Düne 2 0,7 % 6 0,0 % Natürliche Abbruchkanten gesamt 11 3,7 % 112 0,8 % Sand-/Kiesabbau 269 89,7% 12.873 96,1 % Kleiabbau 3 1,0 % 48 0,4 % Steinbruch 1 0,3 % 5 0,0 % Erd-/Sandhaufen 8 2,7 % 79 0,6 % Betonwand 2 0,7 % 51 0,4 % Rückhaltebecken, Spülfeld, Kanal 6 2,0 % 228 1,7 % Künstliche Abbruchkanten gesamt 289 96,3 % 13.284 99,2 % Vogelkdl. Ber. Niedersachs. 45 (2017) 169

In den großen Kolonien (>100 Paare) brütete da - eine Steilwand mit Brutröhren verschwand. gegen fast die Hälfte des niedersächsischen Be - standes, während drei Viertel der Kolonien (bis 50 Häufig werden die Gewässer in Abbaugebieten Paare) nur ein Drittel des Brutbestandes beher - von Menschen in ihrer Freizeit genutzt. Dennoch bergten. In den vielen kleinen Kolonien (bis 25 wurden Badebetrieb, Spaziergänger und allgemeine Paare) waren sogar nur 12 % der Brutpaare zu fin - Freizeitnutzung nur je einmal als Problem genannt. den (Tab. 6). Eine durchschnittliche niedersächsische Je einmal wurden zudem Quad- bzw. Motocross - Uferschwalbe brütete 2015 in einer Kolonie mit fahrer in einer Sandgrube angetroffen, wobei 121 Paaren ( x²/ x mit x als Koloniegröße, nach letztere unmittelbar neben der Brutwand an Hängen Σ Σ PIERSMA et al. 1990). hinabfuhren.

Angaben zur Koloniegröße sind auch von den vo - Prädation in Brutkolonien wurde von den Mitar - rangegangenen landesweiten Erfassungen vorhan - beitern viermal erwähnt, davon einmal ohne Nen - den. Die durchschnittliche Koloniegröße stieg von nung des Prädators. Angriffe eines Turmfalken 32,0 Paaren (1964, OELKE 1968) über 34,4 Paare (1983) und 38,3 50 % Paare (1992, HECKENROTH & W ENDT 1964 1983 1992 2015 1994) auf nun 44,6 Paare. Zugleich 40 % ist aus Abb. 4 ersichtlich, dass der n e

Anteil großer Kolonien (>100 Paa - i

n 30 % o re) noch nie so hoch war wie l o K

2015 und sich zuvor deutlich ge - l i

e 20 % t

ringere Teile des Bestandes in die - n sen Großkolonien konzentrierten. A 10 % 3.6 Gefährdung der Brutplätze 0 % Wie aus Abschnitt 3.4 und Tab. 5 1-10 11-25 26-50 51-100 101-200 >200 ersichtlich, brüteten 2015 fast alle Größe der Kolonie (Brutpaare) niedersächsischen Uferschwalben in Bodenabbaugebieten, besonders 50 % in noch aktiven Abbaustätten. In 1964 1983 1992 2015 der Vergangenheit wurden gra - 40 % vierende Probleme beschrieben, e r

wenn in unmittelbarer Nähe zu a

a 30 % den Kolonien gearbeitet wurde p u r B oder die Bereiche mit Brutröhren l i

e 20 % sogar weggebaggert wurden ( HE- t n CKENROTH 1969, H ECKENROTH & A WENDT 1994). Die Mitarbeiter der 10 % Erfassung 2015 haben dagegen nur neun Fälle gemeldet, in denen 0 % Steilwände mit Brutwänden in Ab - 1-10 11-25 26-50 51-100 101-200 >200 baugebieten verloren gingen oder Größe der Kolonie (Brutpaare) stark beschädigt wurden. Viermal geschah dies direkt durch den Ab - Abb. 4: Koloniegröße (oben) und Verteilung der Brutpaare (unten) von Ufer - baubetrieb, zweimal gab es Ab - schwalben auf unterschiedlich große Kolonien bei den landesweiten Erfas - rutschungen durch Starkregen, sungen in Niedersachsen 1964 ( OELKE 1968), 1983, 1992 ( HECKENROTH & einmal durch Wind und einmal WENDT 1994) und 2015. – Proportions of colony sizes and breeding pairs per durch natürliches Abrutschen. In colony size in Sand Martins according to state-wide surveys in Lower Saxony einem Fall blieb unklar, warum in 1964 ( OELKE 1968), 1983, 1992 ( HECKENROTH & W ENDT 1994) and 2015. 170 DIERSCHKE : Verbreitung und Bestand der Uferschwalbe in Niedersachsen und Bremen

zweimal von Mitarbeitern aufgesucht wurden und Störungen bzw. deren Folgen zwangsläufig nur zufällig zu entdecken waren.

4 Diskussion 4.1 Vollständigkeit der Erfassung 2015

Das Prinzip dieser Erfassung beruhte auf der Mel - dung zur Brutzeit 2015 entdeckter bzw. bestätigter Brutvorkommen durch ehrenamliche Mitarbeiter. Zwar wurden insgesamt auch 164 nicht von Ufer - schwalben besetzte Gebiete gemeldet, doch geht daraus nicht hervor, wie vollständig die Erfassung tatsächlich war. Angesichts der eher spontanen Brutplatzwahl der Uferschwalbe, die mehr auf der Nutzbarkeit vorhandener Steilwände als auf Ort - streue beruht, ist für die Frage der Vollständigkeit ein Vergleich mit den in früheren Jahren besetzten Lokalitäten wenig hilfreich. Eine gewisse Unvoll - ständigkeit deutet sich aufgrund der Zahl von nur 228 besetzten TK25-Quadranten an, da dieser Wert im Rahmen der 2005 bis 2009 in ganz Nie - dersachsen und Bremen durchgeführten Gitter - feldkartierung bei 311 und damit um 36 % höher lag ( KRÜGER et al. 2014). Allerdings ist auch bei die - sem Vergleich zu bedenken, dass bei einer mehr - jährigen Erfassung Ortswechsel der Brutvögel zu Abb. 5: Ausgeraubte Uferschwalbenkolonie im Landkreis einer Überschätzung des Besetzungsgrades führen Lüneburg, 31.08.2017. Anhand der Kratzspuren ist zu können. Zudem ist für einen längeren Zeitraum erkennen, dass ein Waschbär Urheber dieses Brutverlustes deutlich geworden, dass es bei der Uferschwalbe war. An der Steilwand waren auch abgebissene Flügel - in Niedersachsen einen Trend zu weniger, im Durch - spitzen zu finden. Foto: Mathias Holsten. – Depredated schnitt aber größeren Kolonien gibt (s. Abschnitt Sand Martin colony near Lüneburg, 31st August 2017. 4.2 und Abb. 4), was sich auch auf den Beset - Claw marks indicate Racoon as the predator causing zungsgrad auswirken dürfte. So hat sich der Be - breeding failure. In addition, bitten wing tips were found setzungsgrad bei Atlaskartierungen von 22,8 % at the slope. im Zeitraum 1981 bis 1985 ( HECKENROTH & L ASKE 1997) auf 18,5 % in den Jahren 2005 bis 2009 (Krüger et al. 2014) verringert, in den Einzeljahren Falco tinnunculus auf eine große Kolonie wurden 1992 (13,8 %, HECKENROTH & W ENDT 1994) und im Landkreis Diepholz beobachtet. Im Landkreis 2015 (13,6 %) lag er deutlich niedriger. Hildesheim waren in zwei Kolonien Grabspuren an den Röhren zu sehen, als deren Urheber Fuchs Aufgrund der Auffälligkeit von Brutvorkommen, Vulpes vulpes bzw. Waschbär Procyon lotor im die zudem größtenteils auf einen bestimmten Le - Verdacht standen. Ein Beispiel für eine von einem bensraumtyp (Bereiche mit Bodenabbau) beschränkt Waschbär ausgeraubte Kolonie aus dem Jahr 2017 sind, wäre eine Vollständigkeit der Erfassung im zeigt Abb. 5. Vergeich z. B. zu Wälder bewohnenden Arten theoretisch leicht zu erzielen. Allerdings haben die Bei allen vorgenannten Kategorien von Störungen ehrenamtlichen Mitarbeiter vermutlich nicht in des Brutgeschäfts ist von einer hohen Dunkelziffer allen Teilen Niedersachsens sämtliche Bodenab - auszugehen, weil fast alle Kolonien nur ein- bis baubereiche kontrolliert, zumal es in mindestens Vogelkdl. Ber. Niedersachs. 45 (2017) 171

zwei (gemeldeten) Fällen nicht möglich war, einen Den vorliegenden Zahlen zufolge war der Bestand offenbar von Uferschwalben besiedelten Bereich in den 1980er Jahren und Anfang der 1990er Jahre einzusehen. Auch wenn sich die Betreiber von knapp 15 % niedriger als bei der ersten Erfassung Sand- und Kiesgruben in der Regel kooperativ 1964. Wann jedoch ein Rückgang auf Landesebene zeigten, so gab es auch Fälle, in denen das Betreten stattgefunden hat ist schwer nachprüfbar, zumal nicht gestattet wurde. bei den überlieferten lokalen Zeitreihen eher Zu - nahmen beobachtet wurden ( HECKENROTH & Z ANG Grundsätzlich schwieriger ist die Erfassung von 2001). Über einen Zusammenhang mit der 1967 brütenden Uferschwalben an Fließgewässern, da einsetzenden Dürre in der Sahelzone ( BAUER et al. meist nicht alle Abschnitte eines Flusslaufs begangen 2005), dem Winterquartier deutscher Uferschwalben werden können. Die Alternative, von einem Kanu (BAIRLEIN et al. 2014), kann daher nur spekuliert aus nach Uferschwalben-Bruten Ausschau zu halten, werden, auch wenn für die Jahre 1992 bis 2005 wurde nur entlang eines Abschnitts der Hunte ge - für die Größe des tschechischen Brutbestandes ein wählt. Auch wenn nicht alle noch in den letzten Zusammenhang mit der Niederschlagsmenge in Jahrzehnten zeitweise besiedelten Flussabschnitte der Sahelzone gefunden wurde ( HENEBERG 2007) kontrolliert wurden, so ist der Fehler bezüglich und auch Bestandsschwankungen in den Nieder - übersehener Bruten angesichts des ingesamt sehr landen und in England mit den Bedingungen im geringen Anteils solcher Vorkommen, aber auch Winterquartier erklärbar waren ( BIJLSMA et al. 2001, im Hinblick auf die Regulierung der meisten Was - NORMAN & P EACH 2013). Ebenso ist unklar, inwiefern serläufe, mit wenig verbliebenen natürlichen Ab - ein für ganz Deutschland angenommener Bestands - bruchkanten, als gering einzuschätzen. Dennoch rückgang ab den 1950er Jahren ( BAUER et al. 2005) ist der hier als Brutbestand für 2015 angegebene auch für Niedersachsen gilt. Wert von 13.396 Paaren als Mindestbestand an - zusehen. Zwei auf unterschiedliche Weise ermittelte Werte deuten an, dass der niedersächsische Bestand zu 4.2 Bestandsentwicklung in Niedersachsen und Bre- Beginn des 21. Jahrhunderts bei über 15.000 Brut - men paaren gelegen haben könnte. Wie schon in Ab - schnitt 4.1 erläutert mag es aber auch hier eine Nachdem zuvor entweder nur allgemeine oder Überschätzung gegeben haben, weil es sich nicht lokale Angaben zum Brutbestand der Uferschwalbe um synchrone, sondern über mehrere Jahre verteilte in Niedersachsen und Bremen vorlagen, fand 1964 Erfassungen gehandelt hat. Der Mindestbestand erstmals eine landesweite Erhebung statt ( OELKE aus dem Jahr 2015 liegt mit 13.396 Paaren zwar 1968). Seitdem erfolgten in unregelmäßigen Ab - etwas niedriger als die vorgenannten Werte, doch ständen weitere Angaben zur Bestandsgröße in ist angesichts der zuvor diskutierten Überschätzung Niedersachsen (Tab. 6; in Bremen hat die Art zwi - und der 2015 sicherlich nicht ganz erreichten Voll - schen 1980 und 2001 in drei Jahren mit bis zu 80 ständigkeit davon auszugehen, dass sich der Bestand Paaren gebrütet: 1981, 1983 und 1998; SEITZ & bei landesweiter Betrachtung nicht wesentlich ver - DALLMANN 1992, SEITZ et al. 2004). Aufgrund un - ändert hat. Aus oben genannten Gründen mag terschiedlicher Erfassungs- und Berechnungsme - dies auch für die gesamte Zeit seit 1964 gelten, thoden ist die Vergleichbarkeit jedoch eingeschränkt. aber auch ein Bestandstief vor etwa 25 Jahren ist Hinzu kommt die Verwendung von Korrekturfak - nicht auszuschließen. Datenreihen auf Landkreis - toren für den Besetzungsgrad der in den Kolonien ebene zeigen beträchtliche Schwankungen z. B. gezählten Brutröhren. Zum einen sind nicht immer zwischen 846 und 1.783 Paaren im Großraum die gleichen Faktoren verwendet worden (z. B. Hannover innerhalb der 1980er/1990er Jahre ( HE- 0,65 bei OELKE 1968, niedrigere und nach Kolonie - CKENROTH & Z ANG 2001) oder zwischen 414 und größe abgestufte Werte bei späteren Arbeiten), 781 Paaren im Landkreis Stade in den Jahren 2000 zum anderen können bei großen Kolonien von bis 2015 (G. SEEMANN , pers. Mitt.). mehreren hundert Röhren allein schon durch die unbekannte Treffsicherheit des Korrekturfaktors Die Lage in Niedersachsen entspricht in etwa der - recht große Abweichungen von der tatsächlichen jenigen in Deutschland insgesamt. Über einen Zeit - Brutpaarzahl auftreten. raum von 25 Jahren (1985 bis 2009) gilt der 172 DIERSCHKE : Verbreitung und Bestand der Uferschwalbe in Niedersachsen und Bremen

Tab. 6: Anzahl Kolonien und Anzahl Brutpaare der Uferschwalbe in Niedersachsen und Bremen 1964-2015. – Data on the numbers of colonies and breeding pairs of Sand Martin in Lower Saxony and Bremen 1964-2015.

Jahr(e) Methode Quelle Year(s) Method Source

1964 Brutpaarzählung mit Hochrechnung 450 14.400 OELKE 1968

1983 Brutpaarzählung 365 12.574 HECKENROTH & W ENDT 1994

1985 Berechnung aus halbquantitativer Gitterfeldkartierung 12.500 HECKENROTH & L ASKE 1997

1992 Brutpaarzählung 308 11.807 HECKENROTH & W ENDT 1994

ca. 2000 Hochrechnung aus Einzelquellen 15.800 KRÜGER et al. 2014

2005-2008 Mittel aus halbquantitativer Gitterfeldkartierung 15.500 KRÜGER et al. 2014 2015 Brutpaarzählung 300 13.396 diese Arbeit

Tab. 7: Häufigkeit und Anteil von Bruten an Flussufern bei Uferschwalben in Niedersachsen. – Abundance and proportion of breeding at river banks of Sand Martins in Lower Saxony.

Jahr Anzahl Kolonien Anteil Kolonien Anzahl Brutpaare Anteil Brutpaare Quelle Year Number of colonies Percentage of Number of Percentage of Source colonies breeding pairs breeding pairs 1964 19 6,5% 300 3,1% OELKE 1968

1983 20 5,5% 350 2,8% HECKENROTH & W ENDT 1994

1992 3 1,0% 90 0,8% HECKENROTH & W ENDT 1994 2015 7 2,3% 73 0,5% diese Arbeit

deutsche Brutbestand der Uferschwalbe als stabil, sind lokale Bestandsrückgänge mit nachlassendem doch wird für die Jahre 1998 bis 2009 eine Bodenabbau verknüpft (z. B. FLADE & J EBRAM 1995). Abnahme konstatiert – jeweils beruhend auf ag - Große Bauprojekte wie Autobahnen können infolge gregierten Expertenmeinungen ( SUDFELDT et al. ihres Bedarfs an Sand und Kies großräumig, aber 2013). Regional sind in gleichen Zeitfenstern sowohl mitunter auch nur vorübergehend, zu hohen lokalen gleichbleibende Bestände als auch Abnahmen zu Brutbeständen führen ( HECKENROTH & W ENDT 1994). verzeichnen ( GEDEON et al. 2014), letztere insbe - Bei bereits starker Besiedlung können vorhandene sondere im östlich an Niedersachsen angrenzenden Kolonien wegen des Wettbewerbs um Brutplätze Binnenland ( RYSLAVY & M ÄDLOW 2008, V ÖKLER 2014). mitunter nicht noch weiter wachsen. Dies wurde Letztlich müsste mit einer Metaanalyse geklärt bei Untersuchungen an einem englischen Brutbe - werden, inwiefern variierende lokale oder regionale stand deutlich, wobei Schwankungen in der Brut - Angebote an geeigneten Brutplätzen für entspre - paarzahl auch von der Überlebensrate der Altvögel chende Bestandsschwankungen verantwortlich sind bestimmt werden, die wiederum mit den Bedin - oder ob übergeordnete Faktoren in Brut-, Durch - gungen im Winterquartier (Niederschlagsmenge, zugs- und/oder Überwinterungsgebieten das Bild Individuendichte) zusammenhängt ( NORMAN & P EACH bestimmen. So lässt sich im niedersächsischen 2013). Landkreis Grafschaft Bentheim die Zunahme des Uferschwalben-Bestandes von 107 bis 125 Paaren Voneinander abweichende Trends sind auch in ver - (1992) auf 680 bis 880 Paare (2001) auf eine schiedenen Teilen Europas zu beobachten. Neben wachsende Zahl von Sandabgrabungen zurück - langfristigen Abnahmen (z. B. Fennoskandien, Bal - führen (J.-H. MÜLSTEGEN , pers. Mitt.), andererseits tikum, Südost-Europa) und stabilen Beständen Vogelkdl. Ber. Niedersachs. 45 (2017) 173

(z. B. Deutschland, Weißrussland, Ukraine) gibt es genommen, in einigen Fällen wird die Art sicherlich auch Zunahmen, beispielsweise in Großbritannien, sogar absichtlich gefördert. Im Vergleich zur Situation in den Niederlanden und in der Türkei ( BIRD LIFE IN- zu Beginn der 1990er Jahre (und sicherlich auch TERNATIONAL 2015). davor) ist damit offenbar eine Verbesserung ein - getreten, denn Schilderungen über abbaubedingte 4.3 Habitatwahl oder gar vorsätzliche Zerstörung von Brutkolonien gab es 2015 nur vereinzelt. Obwohl sich solche Bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts brüten Ufer - Fälle durchaus auf lokale Brutbestände auswirken schwalben in Niedersachsen mehrheitlich in Bo - können, erscheint der Einfluss auf die Gesamtgröße denabbaugebieten, während Bruten an natürlichen des niedersächsischen Bestandes gering. Somit ist Abbruchkanten entlang von Flussufern immer sel - gegenüber der letzten entsprechenden Erfassung tener auftraten. Diesbezüglich sei auf die ausführ - im Jahr 1992, als durch den laufenden Betrieb 24 lichen Schilderungen von HECKENROTH & Z ANG (2001) Kolonien (7,8 %) gestört wurden und elf Kolonien verwiesen. Aktuell ist dazu festzustellen, dass sich (3,6 %) Zerstörung von Brutröhren und Brutverluste die Rolle der Uferschwalbe als Kulturfolger in Nie - hinnehmen mussten ( HECKENROTH & W ENDT 1994), dersachsen nicht verändert hat, während sie an offenbar eine Verbesserung eingetreten. der Ostseeküste weiterhin in großer Zahl in sandigen Steilküsten brütet und dort sogar ihren Verbrei - Auch auf natürliche, wetterbedingte Abbrüche tungsschwerpunkt innerhalb von Deutschland hat und Abrutschungen von Steilufern gab es 2015 (GEDEON et al. 2014). wenig Hinweise. Ob dies in anderen Jahren un - günstiger war, ist nicht bekannt, wenngleich in Nicht unerwähnt soll der fortschreitende Rückgang Jahren mit starkem Regen mit hohen Brutverlusten von Bruten an niedersächsischen Flussufern bleiben, zu rechnen ist (vgl. HENEBERG 2007). Der normaler - die damit einen immer kleineren Bruchteil des Ge - weise räumlich fortschreitende Bodenabbau sorgt samtbestandes ausmachen (Tab. 7). Gab es 1964 ansonsten ebenso wie erodierende Flussufer für noch 19 Kolonien mit 300 Brutpaaren (3,1 % des immer wieder neu entstehende Steilwände, die Bestandes, OELKE 1968) und 1982 20 Kolonien mit den Bedürfnissen der Uferschwalbe sehr entgegen 350 Paaren (2,8 %, HECKENROTH & W ENDT 1994), so kommen. wurden 1992 nur noch 90 Paare (0,8 %, HECKENROTH & W ENDT 1994) und 2015 73 Paare (0,5 %) an Häufige Begleiterscheinungen des Bodenabbaus Flussufern gefunden. Die wenigen Paare an Prielen sind verschiedene Freizeitnutzungen, die auch vor und Dünen erhöhten den Anteil von Bruten an na - aktiven und selbst umzäunten Abbaugebieten nicht türlichen Abbruchkanten nur unwesentlich (Tab. 5). Halt machen. Je nach räumlicher Konstellation kann es dadurch zu Unruhe im Koloniebereich Im europäischen Binnenland ist das Vorherrschen kommen, die mechanische Zerstörung von Brut - von Abbaugebieten als Brutplatz und die geringe plätzen dürfte dagegen eher selten sein. Gebiets - Bedeutung von Fließgewässern typisch. So befanden weise können aber Verluste von bis zu 80 % der sich auch in der Tschechischen Republik nur 3 % Bruten auftreten ( BRÄUNING 1981). Für 2015 wurden der Kolonien an Flussufern ( HENEBERG 2007). Aller - nur wenige Fälle berichtet, doch stellen diese sicher dings gibt es in Europa gebietsweise auch noch nur die Spitze eines Eisbergs dar. Möglicherweise sehr hohe Anteile von Kolonien und Bruten an wurde z. B. der Badebetrieb von Mitarbeitern der Flussufern, z. B. in Nord-England ( STOTT et al. 2002). Erfassung als „obligatorisch“ angesehen und daher gar nicht erst gemeldet. Andererseits fanden 4.4 Beeinträchtigungen und Gefährdungsursachen Besuche der Abbaubereiche wahrscheinlich vor - zugsweise zu Tageszeiten statt, zu denen nicht mit Als hinsichtlich der Brutplatzwahl recht speziell ausgiebiger Freizeitnutzung zu rechnen war. An - ausgerichtetem Kulturfolger hängt das Schicksal gesichts der für 1992 angegebenen Störungsrate der Uferschwalbe in Niedersachsen stark von Aus - von 30,2 % der Kolonien ( HECKENROTH & W ENDT maß und Methoden des Bodenabbaus ab. In vielen, 1994) ist schwer vorstellbar, dass dieses Problem vielleicht sogar den meisten aktiven Abbaugebieten heute nicht mehr besteht. Bislang fehlen allerdings wird auf Brutplätze der Uferschwalbe Rücksicht auch Untersuchungen, die derartige Störungen 174 DIERSCHKE : Verbreitung und Bestand der Uferschwalbe in Niedersachsen und Bremen

gewiesen sind, sind Schutz - maßnahmen so zu gestalten, dass der Abbau in möglichst wenig störender Form erfolgt. Diese Grundvoraussetzung sowie nachfolgend aufge - führte Maßnahmen wurden u. a. von HÖLZINGER (1987) und HECKENROTH & Z ANG (2001) zusammengefasst.

Eine wichtige Voraussetzung für einen effektiven Schutz ist die Kooperation zwischen Abbaubetrieben und Natur - schutzbehörden, Naturschutz - verbänden und/oder dort tä - tigen Ornithologen (vgl. Abb. 6: Betonwand als Nisthilfe für Uferschwalben an einem kleinen Gewässer bei BERNDT et al. 1994). Bereits Schüttorf (Grafschaft Bentheim). In zwölf Winkelstützen sind jeweils acht Löcher bestehende Brutwände sollten eingelassen. Von diesen 96 Brutmöglichkeiten wurden 2015 26 von Uferschwalben geschont werden, und wenn genutzt. Foto: Günter Niehaus. – Concrete wall as nesting facility for Sand Martins deren Beanspruchung aus be - at a small pond near Schüttorf (W Lower Saxony). Eight holes each are drilled into trieblichen Gründen notwen - twelve angle brackets. In 2015, 26 out of the total of 96 holes were used for bree - dig erscheint, so müssen ent - ding by Sand Martins. sprechende Arbeiten außer - halb der Brutzeit (01. Mai bis mit der Besetzung von und dem Bruterfolg in 31. August) stattfinden, da nach § 44 BNatSchG solchen Kolonien in Verbindungung bringen. ein Tötungsverbot (betrifft Individuen in den Brut - röhren) und ein Verbot der Beschädigung oder Es sieht also so aus, als hätte sich die Situation der Zerstörung von Fortpflanzungsstätten besteht. Zu - Uferschwalbe im Hinblick auf Beeinträchtigungen mindest in großen Abbaugebieten kann es sinnvoll und Gefährdungen verbessert, sodass in der nie - sein, Ersatzwände abseits des aktiven Abbaus zu dersächsischen Roten Liste die Streichung von der schaffen, um die Vögel von den eher konflikt - Vorwarnliste mit dem derzeitigen Status „unge - trächtigen Bereichen abzulenken. Mitunter reichen fährdet“ ( KRÜGER & O LTMANNS 2007, K RÜGER & dafür an einer Seite steil angeschnittene Sand- NIPKOW 2015) nachvollziehbar ist. Dennoch ist die oder Erdhaufen ( KUHNEN 1983). Der in der Tsche - Situation im Auge zu behalten, Schutzmaßnahmen chischen Republik festgestellte Trend zu sinkender sind wünschenswert. Anzahl von Kolonien bei gleichzeitig wachsender Koloniegröße wird auf ein geringer werdendes 4.5 Erforderliche Schutzmaßnahmen Angebot an Steilwänden zurückgeführt ( HENEBERG 2007). Sollte dieser Kausalzusammenhang auch Da angesichts der in den letzten Jahrzehnten er - für den ebenfalls in Niedersachsen beobachteten folgten Regulierungen von Flussläufen in Nieder - Trend gelten, so kommt der Erhaltung der einzelnen sachsen kaum noch natürliche Brutplätze zur Ver - großen Kolonien besondere Bedeutung zu. Neben fügung stehen, sollten sich Schutzmaßnahmen auf einem umsichtigen Abbau ist vor allem dafür Sorge die anthropogenen Brutgebiete, d. h. vor allem zu tragen, dass legale oder illegale Freizeitnutzung Sand- und Kiesabbaugebiete fokussieren – auch keine Schäden verursachen kann, z. B. durch Ab - wenn eine Renaturierung von Fließgewässern mit zäunung von Koloniebereichen. nachfolgenden Möglichkeiten zur Besiedlung durch Uferschwalben ebenfalls wünschenswert ist. Da Dies gilt um so mehr, als es in der Regel schwierig Uferschwalben letztlich auf den Bodenabbau an - ist, selbst langjährig besetzte Brutplätze nach Ein - Vogelkdl. Ber. Niedersachs. 45 (2017) 175

stellung des Abbaus als Brutplatz für Uferschwalben G. Gülker, A. Guth, E. Harms, A. Heitmann, T. zu erhalten. Es ist gängige Praxis und meist auch Hellberg, L. Hesselink, M. Heydemann, A. Hill, K. aus Sicherheitsgründen vorgeschrieben, die noch Hinsch, M. Hintze, H.-H. Holsten, M. Hommes, H. vorhandenen Steilwände abzuflachen oder anzu - Ihnen, C. Janku, S. Jeske, U. Jürgens, H.-J. Kalisch, schütten, wodurch sie für Uferschwalben unbrauch - M. Kandolf, H.-J. Kelm, R. Kempe, H.-G. Klinger, bar werden. Gleichzeitig beginnt oft eine Nach - A. Knipping, K. Knofflock, C. König, V. Konrad, G. nutzung, doch selbst wenn diese dem Naturschutz Kooiker, S. Kransel, A. Kreusel, S. Krüger, J. Kühl, gewidmet ist, sind die Ansprüche für Uferschwalben H.-W. Kuklik, T. Kuppel, L. Landwehr, E. Liebl, J. zwar zu erfüllen (z. B. durch o. g. Sand- oder Erd - Linnhoff, K. Löhmer, H. C. Löwe, J. Ludwig, R. haufen), aber nur aufwändig dauerhaft aufrecht - Maares, R. Mayen, J. Melter, W. Menke, N. Menze, zuerhalten. Ein Ansatz dafür könnte zwar die Er - H. Meyer, M. M. Meyer, A. Michalik, N. Molzahn, richtung von Betonwänden mit Löchern als Aus - J.-H. Mülstegen, F. Närmann, G. Niehaus, H. gangspunkte für Uferschwalben-Röhren sein Niehaus, H. Nieske, T. Obracay, W. Oppel, M. (s. Abb. 6), doch sind solche Nisthilfen höchstens Otten, W. Paszkowski, B. Patrowski, A. Paul, S. als Notlösung, nicht aber als allgemeines Ziel des Paul, G. Penkert, K.-H. Penkert, T. Penkert, V. K. Artenschutzes anzusehen. Prüter, U. Quante, H. Rahlfs, B. Rathjen, H. Rauls, H. Rebling, G. Reichert, J. Richert, U. Rinas, M. Während das Nahrungsangebot im Winterquartier Risch, R. Rochau, H.-J. Ropers, M. Schaaf, K.-H. längst als wichtiger Einflussfaktor für die Bestands - Schepka, A. Schiewe, F.-U. Schmidt, W. Schott, M. größe europäischer Uferschwalben identifiziert Schulz, E. Schulze, J. Schumann, C. Schwegmann, wurde ( NORMAN & P EACH 2013), blieb dieser Aspekt G. Seemann, C. Siems-Wedhorn, D. Singer, J. Strei - im europäischen Brutgebiet weitgehend unbeachtet. chert, R. Strewe, M. Stuckenberg, W. Stühring, J. Wie für andere Insekten fressende Vögel gilt auch Taphorn, B. Ten Thoren, J. Thiemann, K. Thye, V. für die Uferschwalbe, dass ein ausreichendes Nah - Tiemeyer, H.-M. Trautnitz, M. Trzoska, W. Vogeley, rungsangebot für erfolgreiches Brüten unabdingbar U. Voß, B. Waschkowski, J. Weber, M. Weinhold, ist. Außer geeigneten Brutplätzen ist demnach L. Wellmann, J. Westing, I. Wichelmann, J. Wild - dafür zu sorgen, dass im Umfeld geeignete Ernäh - berger, H.-J. Winter, H. Witte, H. Zang, A. Zinke. rungsbedingungen herrschen. Andernfalls könnte Einige dieser Personen, aber auch V. Bohnet, J. der Aufwand, die für die Versorgung der Jungen Grützmann, K. Herrmann, K. Obracay, U. Reimers, benötigte Nahrung zu fangen, zu groß werden, J. Rösler, A. Torkler und W. Wimmer agierten um den Nachwuchs erfolgreich aufzuziehen. darüber hinaus als Koordinatoren auf Landkreisebene und/oder trugen auf andere Weise erheblich zur Mobilisierung so vieler Beobachterinnen und Be - 5 Danksagung obachter bei. Gedankt sei auch zahlreichen Mitar - Diese Arbeit basiert als Gemeinschaftsprojekt der beitern von Bodenabbaubetrieben, die den Zugang Niedersächsischen Ornithologischen Vereinigung zu potenziellen Brutplätzen gestatteten und oft e. V. vor allem auf dem Einsatz zahlreicher ehren - zusätzliche Informationen gaben. Für logistische amtlicher Mitarbeiter, die im Sommer 2015 bekannte Unterstützung danke ich W. Kaufmann, K. Obracay, oder potenzielle Brutgebiete der Uferschwalbe C. Peerenboom und J. Wübbenhorst. kontrolliert und ihre Beobachtungen per Melde - bogen, über ornitho.de oder formlos mitgeteilt haben. Großer Dank gebührt dafür H. Ackermann, 6 Summary – Numbers and distribution of F. Allmer, R. Alpers, F. Bachmann, B. Bartsch, F. Be - Sand Martins Riparia riparia breeding in Lo- chinger, S. Beuger, S. Beyer, S. Bischoff, V. Blüml, wer Saxony and Bremen (NW ): re- T. Brandt, V. Brock, G. Brombach, J. Bryant, W. sults of a survey in 2015 Burkart, G. Busche, G. Busmann, R. Carstens, M. During the breeding season 2015, a survey of Dankelmann, P. Derpmann-Hagenström, H. Dex - breeding Sand Martins covered the entire area of heimer, W. Dierk, K.-H. Dorge, H. H. Dörrie, H. the German federal states of Lower Saxony and Drebing, H. Düllberg, T. Eichler, D. Ertel, H. Evers, Bremen in NW Germany. About 150 bird observers H. Feuchter, W. Fiebig, L. Frye, K. Fuhrmann, K. reported a total of 300 breeding colonies inhabited Gerdes, R. Gerken, D. Goy, R. Gritzka, K. Großberger, by 13,396 pairs. As at least two colonies were not 176 DIERSCHKE : Verbreitung und Bestand der Uferschwalbe in Niedersachsen und Bremen

visible and probably not all potential breeding sites gelzugs. Ringfunde deutscher Brut- und Gastvögel. were actually visited, these numbers have to be Wiebelsheim. treated as minimum values. Breeding Sand Martins BAUER , H.-G., E. B EZZEL & W. F IEDLER (2005): Das Kompen - were concentrated in moraine landscapes in the dium der Vögel Mitteleuropas. 2. Aufl. Wiebelsheim. northern and western part of the study area, but BERNDT , R. K., K. H EIN & T. G ALL (1994): Stabile Brutbestände occurred in nearly all parts of Lower Saxony and der Uferschwalbe Riparia riparia in Schleswig-Holstein were missing only in the Harz Mountains and in zwischen 1979 und 1991. Vogelwelt 115: 29-37. Bremen. BIJLSMA , R. G., F. H USTINGS & C. J. C AMPHUYSEN (2001): Al - gemene en schaarse vogels van Nederland (Avifauna Nearly all breeders were found on aggregate ex - van Nederland 2). GMB Uitgeverij/KNNV Uitgeverij, traction sites, mostly in sand and gravel pits. Only Haarlem/Utrecht. eleven colonies were located at natural steep walls BIRD LIFE INTERNATIONAL (2015): European Red List of Birds. such as river banks (seven sites), tidal creeks (two Office for Official Publications of the European Com - sites) and dunes (two sites), making up only 3.7% munities, Luxembourg. of all colonies found and holding only 112 breeding BRÄUNING , C. (1981): Die Vogelwelt der Leineaue südlich pairs (0.8% of the total stock). Nine SPAs hosted a von Hannover. Hannover. total of 240 breeding pairs, and only 2.8% of all FLADE , M. & J. J EBRAM (1995): Die Vögel des Wolfsburger Sand Martin pairs were present at sites protected Raumes im Spannungsfeld zwischen Industriestadt by German and/or European law. The number of und Natur. Naturschutzbund Deutschland, . colonies disturbed or destroyed by the operation GEDEON , K., C. G RÜNEBERG , A. M ITSCHKE , C. S UDFELDT , W. of aggregate extraction or by recreational activities EIKHORST , S. F ISCHER , M. F LADE , S. F RICK , I. G EIERSBERGER , was lower than during earlier surveys, as only B. K OOP , M. K RAMER , T. K RÜGER , N. R OTH , T. R YSLAVY , S. eleven cases were reported. However, there may STÜBING , S.R. S UDMANN , R. S TEFFENS , F. V ÖKLER & K. W ITT be a number of unreported cases and observers (2014): Atlas Deutscher Brutvogelarten. Stiftung Vo - may have visited the colonies not often enough to gelmonitoring Deutschland und Dachverband Deut - recognize disturbance. scher Avifaunisten, Münster. HECKENROTH , H. (1969): Die Uferschwalbe (Riparia riparia) Since the first state-wide survey in Lower Saxony im Großraum Hannover. Vogelkdl. Ber. Niedersachs. in 1964 (14,400 breeding pairs), the results of 1: 83-85. comparable counts, each conducted within one HECKENROTH , H. (1983): Zur Situation der Uferschwalbe year only, remained below that value (1983: 12,574, (Riparia riparia) in Niedersachsen am Beispiel Groß - 1992: 11,807, 2015: 13,396 breeding pairs). Part raum Hannover. Beih. Veröff. Naturschutz Land - of the estimates based on the aggregation of re - schaftspfl. Bad.-Württ. 37: 61-68. ported numbers from several years (c. 2000: 15,800 HECKENROTH , H. & V. L ASKE (1997): Atlas der Brutvögel Nie - breeding pairs) or obtained from atlas mapping (c. dersachsens 1981-1995 und des Landes Bremen. Na - 1985: 12,500, 2005-2008: 15,500 breeding pairs) turschutz Landschaftspfl. Niedersachs. 37: 1-329. referred to higher numbers. However, it appears HECKENROTH , H. & D. W ENDT (1994): Zum Brutbestand der that there were not any dramatic changes of bree - Uferschwalbe ( Riparia riparia ) in Niedersachsen. Vo - ding numbers over a period of more than 50 gelkdl. Ber. Niedersachs. 26: 1-6. years. In contrast, the number of colonies declined HECKENROTH , H. & H. Z ANG (2001): Uferschwalbe Riparia strongly in the same period (1964: 450, 2015: riparia (L., 1758). In: ZANG , H. & H. H ECKENROTH (Hrsg.): 300), underlining the need for protection in occupied Die Vögel Niedersachsens und des Landes Bremen – extraction sites. The fate of the Lower Saxony Lerchen bis Braunellen –. Naturschutz Landschaftspfl. Sand Martin population relies on a respectful ma - Niedersachs. Sonderr. B 2.8: 65-79. nagement during the periods of extraction works HENEBERG , P. (2007): Sand Martin ( Riparia riparia ) in the and any follow-up usage. Czech Republic at the turn of the millenium. Linzer biol. Beitr. 39: 293-312. HÖLZINGER , J. (1987): Die Vögel Baden-Württembergs. Bd. 7 Literatur 1 Gefährdung und Schutz, Teil 2 Artenschutzpro - BAIRLEIN , F., J. D IERSCHKE , V. D IERSCHKE , V. S ALEWSKI , O. G EITER , gramm Baden-Württemberg: Artenhilfsprogramme. K. H ÜPPOP , U. K ÖPPEN & W. F IEDLER (2014): Atlas des Vo - Stuttgart. Vogelkdl. Ber. Niedersachs. 45 (2017) 177

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