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WALDBEHANDLUNG, WALDMEHRUNG UND AUENGESTALTUNG UNTERBERÜCKSICHTIGUNG VON HOCHWASSERVORSORGE UND NATURSCHUTZ IMOSTERZGEBIRGE Broschu?re.DV.ku?rz5.1.neu:Broschu#re.DV.kurz5.1.neu 23.03.2009 15:17 Uhr Seite 1 Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 10:06 Uhr Seite 1

WALDBEHANDLUNG, WALDMEHRUNG UND AUENGESTALTUNG UNTER BERÜCKSICHTIGUNG VON HOCHWASSERVORSORGE UND NATURSCHUTZ IM OSTERZGEBIRGE

Abschlussbericht zum DBU-Projekt: Hochwasserschutz- und naturschutzgerechte Behandlung umweltgeschädigter Wälder und Offenlandbereiche der Durchbruchstäler des Osterzgebirges Peter A. Schmidt, Eckehard-G. Wilhelm, Dirk-Roger Eisenhauer (Red.)

Autoren: Wolfram Böhme, Dietrich Butter, Maik Denner, Ingo Dittrich, Norman Döring, Dirk-Roger Eisenhauer, Denie Gerold, Jördis Gorogranz, Steffen Hilpert, Peter Kandler, Torsten Krüger, Karl-Heinz Mayer, Albrecht Münch, Jana Planek, Torsten Roch, Peter A. Schmidt, Dorit Schröder, Sven Sonnemann, Andreas Wahren, Dirk Wendel, Eckehard-G. Wilhelm, Jöran Zocher

Projektträger: Projektbearbeiter: gefördert von:

Sächsisches Staatsministerium für Umwelt und Staatsbetrieb Sachsenforst Landwirtschaft (SMUL) Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 10:06 Uhr Seite 2

Inhaltsverzeichnis

Vorwort 4 Reinhard Stock

1. Vorbemerkung und Danksagung 5 Hans-Jürgen Hardtke

2. Einleitung 6 2.1. Problemstellung und Ziele 6 Peter A. Schmidt, Eckehard-G. Wilhelm 2.1.1. Problemstellung 6 2.1.2. Ziele des Projektes Hochwasserschutz- und naturschutzgerechte Behandlung umwelt- 8 geschädigter Wälder und Offenlandbereiche der Durchbruchstäler des Osterzgebirges 2.2. Projektmanagement 10 Eckehard-G. Wilhelm, Peter A. Schmidt

3. Gebietskulisse 12 3.1. Naturräumliche und standortskundliche Charakterisierung des Projektgebietes 12 Maik Denner, Peter A. Schmidt, Eckehard-G. Wilhelm, Karl-Heinz Mayer 3.2. Potenzielle natürliche Vegetation und aktuelle naturnahe Waldvegetation 21 Peter A. Schmidt, Dirk Wendel, Steffen Hilpert, Eckehard-G. Wilhelm 3.3. Die besondere naturschutzfachliche Bedeutung des Projektgebietes 27 Maik Denner, Norman Döring, Eckehard-G. Wilhelm, Dirk Wendel, Peter A. Schmidt 3.4. Das Projektgebiet als Hochwasserentstehungs- und Hochwasserschadgebiet 32 Dirk Wendel, Eckehard-G. Wilhelm, Torsten Roch, Andreas Wahren

4. Ergebnisse 38 4.1. Waldumbau und Waldpflege 38 4.1.1. Baumartenverteilung und Eigentumsverhältnisse in den Wäldern des Projektgebietes 38 Eckehard-G. Wilhelm, Steffen Hilpert 4.1.2. Mittel- bis langfristige Betriebsplanung 40 4.1.2.1. Grundsätze einer hochwasserschutz- und naturschutzgerechten Waldbehandlung 40 im „Forstbetrieb Landesverein Sächsischer Heimatschutz“ Dirk Wendel, Steffen Hilpert, Eckehard-G. Wilhelm 4.1.2.2. Waldentwicklungstypen als bestandesbezogenes Handlungskonzept 44 Peter A. Schmidt, Dirk Wendel, Steffen Hilpert, Eckehard-G. Wilhelm, Denie Gerold 4.1.2.3. Forsteinrichtung auf Flächen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz 54 Eckehard-G. Wilhelm, Denie Gerold 4.1.2.4. Vorbereitung eines Jagdkonzeptes für den Landesverein Sächsischer Heimatschutz 60 im Projektgebiet Peter Kandler, Torsten Krüger 4.1.2.5. Überarbeitung der Forsteinrichtungsplanung im Landeswald 61 Torsten Roch, Jöran Zocher 4.1.3. Maßnahmenumsetzung 63 4.1.3.1. Maßnahmenumsetzung auf Flächen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz 63 Eckehard-G. Wilhelm, Steffen Hilpert, Torsten Roch, Dietrich Butter 4.1.3.2. Maßnahmenumsetzung außerhalb der Flächen des Landesvereins Sächsischer 69 Heimatschutz Torsten Roch, Jöran Zocher 4.1.4. Wissenschaftliche Begleitung zur Wirkungsanalyse – Untersuchungen auf Waldflächen 70 des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz Eckehard-G. Wilhelm, Steffen Hilpert, Maik Denner, Peter A. Schmidt Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 10:06 Uhr Seite 3

4.1.5. Maßnahmensteckbrief und Informationsblatt Waldumbau 84 4.2. Hochwasserschutz- und naturschutzgerechte Waldmehrung 88 4.2.1. Analyse der Ausgangssituation 88 Jöran Zocher, Sven Sonnemann, Torsten Roch, Dirk-Roger Eisenhauer 4.2.2. Kriterienkatalog für Vorrang- und Ausschlussflächen der Waldmehrung 90 Jördis Gorogranz, Eckehard-G. Wilhelm 4.2.3. Waldmehrungsplanung zum präventiven Schutz vor Hochwasser 98 im Hochwasserentstehungsgebiet der Müglitz Jöran Zocher, Sven Sonnemann, Torsten Roch, Dirk-Roger Eisenhauer 4.2.4. Maßnahmenumsetzung 103 Jöran Zocher, Sven Sonnemann, Torsten Roch, Dirk-Roger Eisenhauer 4.2.4.1. Waldmehrung 103 4.2.4.2. Erfolgskontrolle und Erfolgssicherung in der Initialphase 105 4.2.5. Wirkungsanalyse 109 4.2.5.1. Quantifizierung der Wirkungen von Erstaufforstungen auf den Oberflächenabfluss 109 Jöran Zocher, Sven Sonnemann, Torsten Roch, Dirk-Roger Eisenhauer 4.2.5.2. Vegetationskundliche und naturschutzfachliche Begleitung 114 Eckehard-G. Wilhelm, Steffen Hilpert 4.2.6. Ausblick 118 Jöran Zocher, Sven Sonnemann, Torsten Roch, Dirk-Roger Eisenhauer 4.2.7. Maßnahmensteckbrief und Informationsblatt Erstaufforstung 118 4.3. Auenrenaturierung und -gestaltung 121 4.3.1. Renaturierung von Fließgewässern und deren Auen als Beitrag zum vorbeugenden 121 Hochwasserschutz und Naturschutz Eckehard-G. Wilhelm, Dirk Wendel, Peter A. Schmidt 4.3.2. Offenbereiche in den Auen als Teil der natürlichen Dynamik 124 Jana Planek, Dirk Wendel, Eckehard-G. Wilhelm 4.3.3. Hochwasserschadensbeseitigung und Renaturierung an der oberen Gottleuba 135 Dorit Schröder, Wolfram Böhme 4.3.4. Veränderungen der Vegetation und Gewässerstruktur durch Maßnahmen 140 zur Renaturierung an der oberen Gottleuba Eckehard-G. Wilhelm, Steffen Hilpert 4.3.5. Maßnahmensteckbrief Renaturierung von Fließgewässern 144

5. Einfluss des Waldanteils, der Baumartenzusammensetzung und Bestandes- 147 struktur sowie der Waldbewirtschaftung auf das Abflussregime von Fluss- einzugsgebieten im Osterzgebirge Sven Sonnemann, Albrecht Münch, Ingo Dittrich, Dirk-Roger Eisenhauer

6. Schlussfolgerungen und Fazit 160 Peter A. Schmidt, Eckehard-G. Wilhelm

7. Literaturverzeichnis 165

Anlagen

Anlage 1: Karte der potenziellen natürlichen Vegetation im Projektgebiet nach 32 Anlage 2: Karte der Schutzgebiete im Projektgebiet nach 32 Anlage 3: Karte der Waldentwicklungstypen im Gebiet Oelsen nach 48 Anlage 4: Verzeichnis der im Text enthaltenen Pflanzenarten mit forstlichen Kürzeln für Baumarten 173 Anlage 5: Projektträger und Kooperationspartner 175 Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 10:06 Uhr Seite 4

4 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

VORWORT

Die Durchführung des Projekts „Hochwasserschutz- schutzaspekten besser zu erschließen. Während im und naturschutzgerechte Behandlung umweltgeschä- hier vorgelegten Projekt das Gebiet der Müglitz, Gott- digter Wälder und Offenlandbereiche der Durch- leuba und Seidewitz im Mittelpunkt stand, ging es in bruchstäler des Osterzgebirges“ verlief keineswegs ge- den anderen Projekten um das Einzugsgebiet der Wei- radlinig. Das Vorhaben begann Ende 2001. Im Fokus ßeritz und der vereinigten Mulde, also Flussgebiete ver- eines zunächst durchgeführten Vorprojekts standen die schiedener sächsischer Naturräume unterschiedlicher immissionsgeschädigten Nadelbaumforste, die im Größe. Osterzgebirge auf großer Fläche vorkommen, während naturnahe Wälder fast ausschließlich an steilen, häu- Nachdem die inhaltliche Umgestaltung des Vorhabens fig felsigen Lagen zu finden sind. In dem Projekt wur- gelungen war, traten Probleme in der Finanzierung des de ein Konzept zur Überführung der Nadelbaumforste Vorhabens auf. Erst nach langen Verhandlungen und in strukturreiche Bergmischwälder erarbeitet. Konkrete vielen Gesprächen konnten diese Probleme geklärt wer- Maßnahmen für eine waldbauliche Behandlung wur- den und das Projekt seine Arbeit aufnehmen. den entwickelt. Eine beispielhafte Umsetzung dieser Maßnahmen sollte in einem anschließenden Haupt- Dass jetzt nach fast sieben Jahren intensiver Arbeit mit projekt realisiert werden. Höhen und Tiefen ein ausführlicher Bericht vorgelegt werden kann, ist in erster Linie dem großen Engage- Die Hochwasserereignisse vom August 2002 mit ihren ment des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz e.V. verheerenden Schäden in verschiedenen Flussein- und dem Projektleiter, Prof. Dr. Peter A. Schmidt, vom zugsgebieten Sachsens führten in der Deutschen Institut für Allgemeine Ökologie und Umweltschutz der Bundesstiftung Umwelt zu intensiven Diskussionen TU und seinen Mitarbeitern sowie der gelun- über geeignete Fördermaßnahmen zum Hochwasser- genen Kooperation mit dem Staatsbetrieb Sachsenforst schutz. Höhepunkt dieser Diskussionen war das zu verdanken. Ihnen gilt meine besondere Anerken- 20. Osnabrücker Umweltgespräch „Vorbeugender Hoch- nung. wasserschutz“ im Oktober 2002. Ingenieure, Land- nutzer, Forscher und Fördermittelgeber diskutierten Als inhaltlich bedeutsam – und das gilt nicht nur für die vielfältigen Handlungsbedarfe zur Stärkung des dieses Vorhaben – ist herauszustellen, dass ökologi- vorbeugenden Hochwasserschutzes. Als ein Thema kri- sche Aufwertungen von Wäldern in der Regel mit einer stallisierte sich heraus, die natürlichen Rückhalteme- Erhöhung des Wasserrückhaltepotenzials verbunden chanismen in der Landschaft durch eine in Richtung sind. Das Gleiche gilt für eine Strukturanreicherung Hochwasserschutz optimierte Landnutzung zu stärken. von Offenland und für Boden schonende Bearbei- tungsverfahren in der Landwirtschaft, wie in den an- Für den Landesverein Sächsischer Heimatschutz als deren Vorhaben gezeigt werden konnte. Diese Syner- Antragsteller bedeutete dies, die geplanten Waldum- gien zwischen Naturschutz, vorbeugendem Hochwas- baumaßnahmen auch unter Hochwassergesichts- serschutz, Bodenschutz und Landschaftsästhetik gilt punkten zu optimieren und darüber hinaus das beab- es stärker als bisher im Sinne einer multifunktional sichtigte Projekt um Wasserrückhaltemaßnahmen zu orientierten Landnutzung herauszustellen. ergänzen. Dies gelang u. a. durch Renaturierungs- maßnahmen von Fließgewässern zur Förderung der Eigendynamik und zur Schaffung und Sicherung von Dr. Reinhard Stock Retentionsflächen. Deutsche Bundesstiftung Umwelt

Zwei weitere Förderprojekte der DBU in Sachsen ka- men hinzu, mit dem Ziel, Potenziale der Landschaft für die Wasserrückhaltung zu quantifizieren sowie Maß- nahmen und Methoden zu erarbeiten, um diese Po- tenziale auch unter Berücksichtigung von Natur- Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 10:06 Uhr Seite 5

1. Vorbemerkung und Danksagung 5

1. VORBEMERKUNG UND DANKSAGUNG

Das Projektgebiet um Bad Gottleuba im Osterzgebirge sammenarbeitenden Institutionen fand, die ein solches umfasst eine reizvolle Kulturlandschaft mit einer rei- großes Projekt für einen erfolgreichen Abschluss be- chen Naturausstattung, die auch von nationalem Inter- nötigt. Sowohl der Projektleiter Prof. Dr. Peter A. esse ist. Schmidt als auch der Landesverein arbeiteten eng mit Bereits in den 1920er Jahren des vergangenen Jahr- der Landestalsperrenverwaltung, mit dem Fachbetreuer hunderts erwarb der Landesverein Sächsischer Hei- des Sächsischen Ministeriums für Umwelt und Land- matschutz große Flächen in dieser strukturreichen wirtschaft und den Mitarbeitern des zuständigen Forst- Landschaft im Osterzgebirge mit dem Ziel, durch nach- amtes zusammen. Ihnen allen sei für die stetige und haltige Bewirtschaftung die Vielzahl der Arten (Flora interessierte Mitarbeit gedankt. Es war schon immer und Fauna) und die Struktur der bäuerlich geprägten Prinzip des Landesvereins, eng mit den örtlichen Ver- Kulturlandschaft zu erhalten. Nach der Enteignung der tretern von Forst- und Landwirtschaft, Jagd- und Ge- Flächen des Landesvereins in den Jahren 1945–1949 meindevertretung zusammen zu arbeiten. Die Koordi- und der Intensivierung der landwirtschaftlichen Nut- nation dieser wichtigen Arbeit im Rahmen einer pro- zung kam es zu einer Umnutzung mit großflächigen jektbegleitenden Arbeitsgruppe vor Ort lag in den Intensivgrünlandflächen, Melioration von Feuchtbio- bewährten Händen von Dr. Peter Kandler, Dr. Eckehard- topen, Verrohrung der Oberläufe der Bäche und Be- G. Wilhelm und Astrid Hanetzog. Auch bei der Bear- seitigung von Hecken, Feldrainen und vielen Stein- beitung dieses Projektes hat sich diese Arbeitsweise rücken. Die zunehmenden Immissionsschäden in den bewährt, wie ich mich selbst vor Ort überzeugen konn- 1970er und 1980er Jahren führten zu flächenhaftem te. Da wird von allen Mitarbeitern manche Arbeit in Absterben bzw. der Vitalitätsminderung der reinen Verbundenheit mit dem Landesverein ehrenamtlich ge- Fichtenbestände. Die Forstwirtschaft versuchte, die tan. Auch dafür ein herzliches Dankeschön. Schäden durch Einbringen von fremdländischen, rauch- Beispielgebend wurden Waldflächen umgebaut und unempfindlichen Baumarten (z. B. Picea pungens) zu Aufforstungen vorgenommen. Die Öffentlichkeit wur- minimieren. Als nach der Wiederbegründung des de beizeiten in das Projekt einbezogen. Landesvereins Sächsischer Heimatschutz im Jahr 1990 Nun liegt der gewichtige Abschlussbericht des Pro- dieser seine Flächen und viele darüber hinaus mit jektes in hoher Qualität vor. Er wird dem Landesver- Unterstützung von Sponsoren, des Freistaates Sachsen ein Sächsischer Heimatschutz Handlungsrichtlinie in und Spenden seiner Mitglieder zurückkaufte, stand er dem nächsten Jahrzehnt sein und in enger Zusam- vor einer großen Aufgabe. Satzungsgemäß sollten die menarbeit mit den Naturschutz- und Forstbehörden strukturreichen Bergwiesen gesichert und ein natur- hoffentlich zu angestrebten Erfolgen führen. naher Bergmischwald durch Waldumbau wieder ge- Der Landesverein Sächsischer Heimatschutz wird sei- wonnen werden. Wie das Hochwasser im Jahre 2002 nen übernommenen Verpflichtungen in der Region und entsprechende Ereignisse in der Vergangenheit auch in Zukunft nachkommen. zeigten, muss die Speicherfähigkeit der Landschaft er- So verbinde ich mit meinem Dank und der Freude höht werden und der Waldumbau unter Berücksichti- über den erfolgreichen Projektabschluss auch die Hoff- gung von Hochwasserschutz erfolgen. Durch den Lan- nung, dass das erfolgreiche Zusammenwirken zwischen desverein erfolgte deshalb die Ausarbeitung und Be- Landesverein, Stiftungen, wissenschaftlichen Institu- antragung eines Projektes zur Waldbehandlung, tionen, örtlichen Vertretern und staatlichen Natur- Waldmehrung und Auengestaltung unter Berücksich- schutzstellen im Osterzgebirge noch weitere Jahrzehnte tigung von Naturschutz und Hochwasservorsorge, was fortdauern möge. dankenswerter Weise von der DBU und dem Freistaat Sachsen gefördert wurde. Es war ein Glücksumstand, Prof. Dr. Hans-Jürgen Hardtke dass der Landesverein in der TU Dresden mit Prof. Dr. Vorsitzender Peter A. Schmidt, Institut für Allgemeine Ökologie und Landesverein Sächsischer Heimatschutz e. V. Umweltschutz, und seinen Mitarbeitern und dem Staats- betrieb Sachsenforst mit Prof. Dr. Hubert Braun an der Spitze die fachkompetenten und konstruktiv zu- Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 10:06 Uhr Seite 6

6 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

2. EINLEITUNG 2.1. Problemstellung und Ziele 2.1.1. Problemstellung Peter A. Schmidt, Eckehard-G. Wilhelm

Das vorliegende Sonderheft der Mitteilungen des Lan- ges, da die Böden (besonders über Gneis) eine acker- desvereins Sächsischer Heimatschutz stellt die Ergeb- bauliche Nutzung selbst in der montanen Stufe noch nisse eines von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt zulassen. Naturnahe Wälder überlebten fast aus- geförderten Vorhabens zu „Hochwasserschutz- und na- schließlich an steilen und felsigen, nicht agrarisch nutz- turschutzgerechter Behandlung umweltgeschädigter baren Hanglagen. Wenn auch – wie im Erzgebirge all- Wälder und Offenlandbereiche der Durchbruchstäler gemein – künstlich begründete Reinbestände aus des Osterzgebirges“ dar. Das Projekt ist in den Ein- Fichte (Picea abies) zur Dominanz gelangten, so ist der zugsgebieten von Gottleuba, Seidewitz und Müglitz an- Anteil erhaltener Laub- und Mischwälder im Osterz- gesiedelt. Das Projektgebiet umfasst damit wesentli- gebirge im Vergleich zu anderen sächsischen Land- che Teile des Osterzgebirges, einer durch natur- schaften besonders hoch. Schadstoffeinträge mit ih- räumliche Ausstattung und kulturhistorische ren Nebenwirkungen und Sekundärschäden wie Bo- Entwicklung mannigfaltigen und reizvollen Kul- denversauerung, Nährstoffaustrag, erhöhte Anfälligkeit turlandschaft von unverwechselbarem Charakter. gegenüber biotischen und abiotischen Schadereignis- Trotz Intensivierung land- und forstwirtschaftlicher sen (Pilz- und Insektenbefall, Witterungsextreme etc.) Nutzung sowie hoher Umweltbelastung und enormer führten zu einer Herabsetzung der Vitalität und teil- Waldschädendurch Immissionenin der zweitenHälfte weise flächigem Absterben der Waldbestände, be- des 20. Jahrhunderts blieb eine erstaunliche Biotop- sonders von Fichtenforsten in den höheren Lagen, an und Artenvielfalt erhalten. Reichtum an naturbürti- deren Stelle teilweise Bestände aus nichteinheimischen, gen wie durch den Menschen geschaffenen Lebens- weniger immissionsempfindlichen Baumarten (z. B. räumen sowie Vielfalt, Eigenart und Schönheit der aus Stech- bzw. Blau-Fichte, Picea pungens incl. f. glau- Landschaft bedingen eine Konzentration von Schutz- ca) begründet wurden. Die Landesanstalt für Forsten gütern des Naturschutzes im Osterzgebirge. Neben (heute Staatsbetrieb Sachsenforst) unternahm seit 1990 Bergwiesen, Steinrücken oder Mooren gehören die verstärkte Anstrengungen zu einem Waldumbau der Fließgewässer mit ihren Auen und die naturnahen Wäl- instabilen Fichtenforsten und der „Übergangsbesto- der der Hanglagen zu den markanten und besonders ckungen“ aus gebietsfremden Baumarten (LAF 1999). wertvollen Ökosystemen. Bereits in den 1920–30er Jah- Außerdem wurden Beispielsobjekte zur Waldscha- ren engagierte sich der Landesverein Sächsischer denssanierung im Nichtstaatswald des Immissions- Heimatschutz (LSH) für den Schutz und die Pflege schadgebietes geschaffen. Naturschutzfachliche Ziel- osterzgebirgischer Natur und Landschaft, unter ande- stellungen und Prämissen spielten dabei, sieht man rem schuf er durch Flächenkauf eines der größten da- von der Baumartenwahl ab, eine eher untergeordnete maligen sächsischen Naturschutzgebiete. Heute sind Rolle (vgl. LAF 1998). Ein von der Deutschen Bundes- die rechtlich festgesetzten, einstweilig gesicherten und stiftung Umwelt von 2001 bis 2003 gefördertes Projekt geplanten Naturschutzgebiete des Osterzgebirges nicht ermöglichte die Erarbeitung eines Konzeptes für die nur von sächsischer, sondern von gesamtstaatlich re- Waldbehandlung der Wälder des Landesvereins präsentativer Bedeutung für die Bundesrepublik. Da- Sächsischer Heimatschutz im Osterzgebirge rüber hinaus bilden Fauna-Flora-Habitat-(FFH-)Gebie- (SCHMIDT et al. 2003b), das beispielhaft aufzeigt, wie te und Vogelschutzgebiete wichtige Bausteine von – unter anderem durch Immissionen – geschädigte NATURA 2000, einem Netzwerk von Schutzgebieten naturnahe Wälder und naturferne Forsten unter Be- der Europäischen Union. rücksichtigung betriebswirtschaftlicher Aspekte und Der Waldanteil variiert in den einzelnen Höhenstu- privaten Waldbesitzes naturschutzgerecht bewirt- fen des Osterzgebirges, im Mittel (im Projektgebiet schaftet werden können. etwa 33 %) liegt er zwar über dem des Freistaates Sach- Die geplante Weiterführung und Umsetzung dieses sen, jedoch unter dem des Mittel- und Westerzgebir- als Vorphase eines DBU-Vorhabens konzipierten Pro- Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 10:06 Uhr Seite 7

2. Einleitung 7

jektes (Projektträger LSH, Projektbearbeitung Institut den Hochwasserschutzes) erforderten eine erweiterte für Allgemeine Ökologie und Umweltschutz der TU inhaltliche Konzeption des Projektantrages für die ur- Dresden mit zahlreichen Partnern) erfuhr eine Neu- sprünglich geplante, auf naturschutzgerechte Waldbe- orientierung, als es im August 2002 zu einem außer- handlung der Wälder des LSH ausgerichtete Haupt- gewöhnlichen Hochwasserereignis mit verheeren- phase des Vorhabens. Die beispielhafte Umsetzung von den Folgen für die im Projektgebiet lebenden Men- Maßnahmen sollte so erfolgen, dass gleichzeitig ein schen kam. In den vergangenen Jahrhunderten wurden Beitrag zur Minderung von Hochwassergefahren zwar im Osterzgebirge durch Sommerregenhochwäs- und -folgen im Osterzgebirge geleistet wird. Da Wald- ser mehrfach erhebliche Schäden verursacht (vgl. LSH mehrung, Waldumbau und funktional angepasste Kon- 1927), aber das Hochwasser von 2002 zeigte auf be- zepte für die Waldbewirtschaftung insgesamt ein be- sonders dramatische Art und Weise, dass die Fluss- deutsames Mittel für die Hochwasservorsorge darstel- einzugsgebiete gegenwärtig ein deutlich einge- len können, erfolgte außerdem die Zusammenführung schränktes Vermögen besitzen, hohe Niederschlags- mit einem von der Landesanstalt für Forsten Graupa mengen aufzunehmen, die Entstehung von Hochwasser geplanten Vorhaben im Osterzgebirge zu einem ge- zu mindern oder einem Wasserrückhalt zu dienen. Ur- meinsamen, von der DBU und dem Freistaat Sachsen sächlich daran beteiligt sind die aufgrund der intensi- geförderten Projekt (Projektmanagement vgl. Kap. 2.2.). ven Landnutzung für ein Gebirge und potenzielles Hoch- Zugleich wurde das Vorhaben Bestandteil eines Pro- wasserentstehungsgebiet geringe Bewaldung sowie jektverbundes „Nachhaltiger Hochwasser- und nicht dem Standort angemessene Landnutzungen bis Naturschutz in Sachsen“ aus drei von der DBU in in die Gegenwart. Beispielhaft seien genannt: Sachsen geförderten, der Hochwasservorsorge und dem – Intensivierung landwirtschaftlicher Nutzung im Naturschutz dienenden Projekten: 20. Jahrhundert mit Umwandlung strukturreicher – Vorbeugender Hochwasserschutz durch Wasserrück- Offenlandschaften in großflächige Acker- und In- halt in der Fläche unter besonderer Berücksichti- tensivgrünlandschläge; durch Beseitigung von gung naturschutzfachlicher Aspekte – am Beispiel Hecken, Feldrainen oder Steinrücken, durch Ent- des Flusseinzugsgebietes der Mulde (2003–2007, wässerung und Melioration von Feuchtbiotopen Re- Universität Hannover und Sächsische Landesanstalt duzierung des Wasserrückhalts, für Landwirtschaft), – durch forstliche Bewirtschaftung der Vergangen- – Hochwasser- und Naturschutz im Weißeritzkreis heit und Immissionsschäden bedingter aktuel- (2003–2007, TU Bergakademie Freiberg und Inter- ler Waldzustand in den Einzugsgebieten, denn nationales Hochschulinstitut ), dieser ist trotz erheblicher Anstrengungen zur Um- – Hochwasserschutz- und naturschutzgerechte Be- setzung des sächsischen Waldumbauprogramms seit handlung umweltgeschädigter Wälder und Offen- der zweiten Hälfte der 1980er Jahre noch zu einem landbereiche der Durchbruchstäler des Osterzge- großen Teil von immissionsgeschädigten Fichten- birges (2004–2008, LSH, TU Dresden und Staats- Reinbeständen, Übergangsbestockungen gebiets- betrieb Sachsenforst). fremder Baumarten oder Pionierwäldern geprägt, Die drei Einzelprojekte verfolgten unterschiedliche For- deren Hochwasserschutzfunktion nur eingeschränkt schungsansätze auf verschiedenen räumlichen Ebenen wirksam ist, großflächige Kalamitäten könnten zu (vom Einzugsgebiet eines Flusses bis zur topischen Wirkungseinbrüchen im Bezug zur Abflussregula- bzw. Bestandesebene). Gemeinsames Ziel des Projekt- tion führen, verbundes war es aber, praktikable Konzepte für einen – Verlust naturnaher bach- und flussbegleitender dezentralen, integrierten Hochwasserschutz durch Biozönosen, dadurch steigende Risiken für Unter- nachhaltige Landnutzung unter besonderer Berück- lieger an den Fließgewässern, denn die Wirkungen sichtigung des Naturschutzes zu entwickeln und bei- von Auenökosystemen als potenzielle Retentions- spielhaft Maßnahmen umzusetzen. Im Ergebnis des räume, die wesentlich zur Verzögerung von Ab- Projektverbundes erschienen mehrere gemeinsam er- flussspitzen und zur Reduktion der Abflussscheitel arbeitete Publikationen (JACOB 2005, RICHERT et al. beitragen sowie Ufererosion und Materialum- 2007a). lagerungen mindern können, werden reduziert oder bleiben aus. Die aktuellen Erfordernisse (Hochwasser 2002) und entsprechende Richtlinien der DBU (Orientierung auf Maßnahmen des Naturschutzes und eines vorbeugen- Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 10:06 Uhr Seite 8

8 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

2.1.2. Ziele des Projektes Hochwasserschutz- und naturschutz- gerechte Behandlung umweltgeschädigter Wälder und Offenlandbereiche der Durchbruchstäler des Osterzgebirges Peter A. Schmidt, Eckehard-G. Wilhelm

Hauptanliegen des Projektes ist die Umsetzung sind, zur Hochwasservorsorge und zur Minderung naturschutzorientierter und hochwasserpräventi- von Hochwasserschäden beizutragen. ver Handlungskonzepte. In einem ausgeprägten Hoch- Aus der übergeordneten Zielsetzung ergeben sich Teil- wasserentstehungsgebiet im Osterzgebirge (Teilein- ziele bzw. Meilensteine (Abb. 2.1.-1), die durch spe- zugsgebiete Müglitz, Gottleuba, Seidewitz) sollten bei- zielle Arbeitspakete erreicht werden sollen: spielhaft ökologisch und ökonomisch vertretbare Initial- und Pflegemaßnahmen zur Hochwasser- – Naturschutzgerechte Waldpflege (z. B. Bestandeser- vorsorge mittels naturschutzgerechter Waldbe- ziehung, Durchforstung) und Waldumbau künst- handlung, Waldmehrung und Auenrenaturierung lich begründeter Nadelbaum-Reinbestände (vor durchgeführt sowie wissenschaftliche Rahmenbe- allem aus Gewöhnlicher und Stech-Fichte) auf Stand- dingungen für die langfristige Weiterführung und Über- orten von Hainsimsen-Buchenwäldern, edellaub- tragbarkeit der Maßnahmen geschaffen werden. Es soll baumreichen Schlucht- und Schatthangwäldern so- aufgezeigt werden, dass integrative Maßnahmen der wie Bachauenwäldern (Kap. 4.1.). In ausgewählten, Forstwirtschaft und des Naturschutzes geeignet als repräsentativ für die Zielsetzung des Vorhabens

Wälder und Forsten, die den Ansprüchen eine die Hochwasservorsorge unter- an die „Besondere Hochwasserschutz- stützende Bewaldung durch natur- funktion“ und einer vorbildlichen natur- schutzgerechte Erstaufforstung schutzgerechten Behandlung genügen

Projekt Hochwasserschutz- und naturschutzgerechte Behandlung umweltgeschädigter Wälder und Offenlandbereiche der Durchbruchstäler des Osterzgebirges

naturnahe, für Auen von Mittelgebirgs- bächen charakteristische Offenbiotope wissenschaftliche Rahmenbedingungen und strukturreiche Übergangsbereiche und Handlungsempfehlungen zum Wald

Abb. 2.1.-1: Die Meilensteine Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung sowie wissenschaftliche Begleitung und Schluss- folgerungen als Teilziele des DBU-Projektes Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 10:06 Uhr Seite 9

2. Einleitung 9

eingestuften Wald- bzw. Forstbeständen (Schwer- Dynamik sowie daraus entstehender Lebens- punkt: Waldflächen des LSH), sollen durch Initial- raumtypen mit ihren Wirkungen auf die Abfluss- maßnahmen Entwicklungen eingeleitet werden, die dynamik, Synergieeffekte naturschutzgerechter und dezen- – der Gestaltung oder Wiederherstellung für Ge- traler Hochwasservorsorge dienender Waldbe- birgsbäche und -flüsse typischer Auenbiozönosen handlung zur Wirkung bringen: wie bachbegleitender Erlen-Eschenwälder und Wei- – verbesserter Wasserrückhalt durch kontinuierli- dengebüsche, Staudensäume oder Schotterfluren, che Annäherung an Arten-, Raum- und Altersstruk- – der Abflussverzögerung und Verminderung der turen von Wäldern des natürlichen Vegetations- Energie des abfließenden Wassers sowie verbes- potenzials, serter Effektivität des Wasserrückhaltes in den – Erhöhung des Anteiles naturnaher Waldbestände, Bachauen, – Verbindung und Vernetzung der Schutzgebiete, – der Verringerung des Materialtransports in den Förderung der Lebensräume und Populationen Unterlauf der Nebenflüsse durch biologische Sta- seltener und gefährdeter Tier- und Pflanzenarten, bilisierung natürlicher Bachverläufe und der Be- – Aufbau von Waldökosystemen mit verbesserter seitigung von Treibgutquellen, Elastizität gegenüber regionalen Klimaänderun- – der Vergrößerung und Vernetzung der Populatio- gen bzw. mit Entwicklungspotenzialen, die unter nen an Gewässer bzw. Auen gebundener Arten. den Bedingungen einer Geotopdrift auf neue, quasistabile Zustände von Waldökosystemen ge- – Schaffung von wissenschaftlichen Rahmenbe- richtet sind. dingungen Um eine Übertragung des Handlungskonzeptes und – Waldmehrung auf physiologisch tief- bis mittel- der Einzelmaßnahmen auf vergleichbare Situatio- gründigen Standorten, deren potenzielles Wasser- nen, und damit die Nutzung der Erkenntnisse und rückhaltevermögen durch die aktuelle Vegetations- Erfahrungen über das Vorhaben hinaus, zu gewähr- form und deren Struktur nicht ausgeschöpft wird leisten (Modellcharakter), erfolgt eine fachliche Be- (Kap. 4.2.). Auf Ackerflächen oder Grünland, sofern gleitung und wird ein wissenschaftlichen Ansprü- dieses aus Arten- oder Biotopschutzgründen nicht chen genügender und gleichzeitig praktikabler Kon- offen zu halten ist, soll beispielhaft eine die dezen- trollmechanismus eingerichtet. trale Hochwasservorsorge unterstützende Be- waldung durch Erstaufforstung eingeleitet wer- den. Sie dient – dem langfristigen Aufbau naturnaher Waldstruk- turen (in Abhängigkeit vom Geotop über Pionier- und Zwischenwaldstadien), – dem mittel- und langfristig deutlich verbesserten Wasserrückhalt im Rahmen der bodenabhängigen Speicherpotenziale, – der Reduzierung der schnellen Abflusskompo- nenten, – der Verhinderung von Bodenerosion und Ver- schlämmungen.

– Auenrenaturierung und -gestaltung durch Erhalt, Förderung oder Wiederherstellung naturnaher Fließ- gewässer (Kap. 4.3.). In Tallagen sollen bach- und flussbegleitende, für Auen charakteristische Lebensraumkomplexe aus Offen- und Gehölz- biotopen sowie Retentionsflächen gesichert oder geschaffen werden mit dem Ziel – der Wiederherstellung für Gebirgsbäche und -flüsse typischer Fließgewässerprofile und deren Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 10:06 Uhr Seite 10

10 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

2.2. Projektmanagement Eckehard-G. Wilhelm, Peter A. Schmidt

Der Erfolg eines derart komplexen Vorhabens, das be- partnern sowie die Koordination der Maßnahmen auf zweckt, wissenschaftlich erarbeitete Konzepte prak- den Eigentumsflächen (Bearbeiter: Dr. Peter Kandler tisch in verschiedenen Landnutzungsbereichen bzw. und Astrid Hanetzog). Ökosystemen umzusetzen, hängt wesentlich vom Pro- Als Fachbetreuer seitens des Sächsischen Ministe- jektmanagement ab. Die Koordination des Gesamtpro- riums für Umwelt und Landwirtschaft (SMUL) wirkte jektes und die Kommunikation zwischen einer Viel- Dr. Dirk-Roger Eisenhauer. Diese Funktion nahm er zahl beteiligter Akteure und Interessengruppen („Sta- auch nach Aufnahme seiner neuen Tätigkeit im Lan- keholder“) war nur durch effektive Partnerschaft desforstpräsidium bzw. Staatsbetrieb Sachsenforst wahr, (partizipatives Management) zwischen Projektträger wo er zudem die Projektbearbeitung unterstützte. und -bearbeiter, Projektbegleiter und weiteren Koope- Kooperationspartner mit Auftrag zur Projektbear- rationspartnern möglich. Die sich im Verlaufe des Vor- beitung waren neben dem LSH die Technische Uni- habens wandelnden Rahmenbedingungen (z. B. Ver- versität (TU) Dresden, das Landesforstpräsidium (ab waltungsreform, veränderte Zuständigkeiten nach Bil- 01.01.2006 Staatsbetrieb Sachsenforst) und die Lan- dung des Staatsbetriebes Sachsenforst) erforderten destalsperrenverwaltung. anpassungsfähige Strukturen und Verfahrensabläufe Prof. Dr. Peter A. Schmidt (TU Dresden, Institut für im Projektmanagement (adaptives Management). Trotz Allgemeine Ökologie und Umweltschutz, Tharandt) als gelegentlicher Schwierigkeiten, insbesondere zu Be- Projektleiter zeichnete verantwortlich für die Koordi- ginn des Projektes, konnte der Gesamtprozess so ge- nation des Gesamtprojektes und die Vertretung des staltet werden, dass der DBU und dem Freistaat Sach- Projektes nach außen, so auch im Rahmen des Pro- sen ein Ergebnispaket überreicht werden kann, das von jektverbundes „Nachhaltiger Hochwasser- und Natur- einem erfolgreichen Abschluss des Projektes Zeugnis schutz in Sachsen“. ablegt und 2008 auf einer öffentlichen Tagung der Säch- Projektbearbeiter für die TU Dresden waren Dr. Ecke- sischen Landesstiftung Natur- und Umwelt im Pro- hard-G. Wilhelm sowie (zeitweise) die Dipl.-Forstwirte jektgebiet (Bad Gottleuba) präsentiert wurde. Thomas Glaser und Steffen Hilpert. Ihnen oblagen Ein wichtiger Garant für den Erfolg waren die Akti- u. a. Aufgaben der Durchführungsplanung zur Wald- vitäten der Projektbegleitenden und Geschäftsführen- behandlung und der Vorbereitung zur Forsteinrichtung den Arbeitsgruppen, die in einem diskursiven Prozess nach Prämissen des Hochwasserschutzes und des die Konzepte und Maßnahmen auf den Prüfstand stell- Naturschutzes, der Mitwirkung bei Vertragsverhand- ten, Konfliktpotenziale und Lösungsansätze erörterten. lungen, Fördermittelanträgen und Maßnahmenumset- Die Organisation des Projektes mit Projektträger und zung sowie der naturschutzfachlichen Begleitung, Kooperationspartnern, Geschäftsführender und Pro- Dokumentation und Erfolgskontrolle. Dr. Wilhelm jektbegleitender Arbeitsgruppe ist in Anlage 5 darge- wirkte zugleich bei der Koordination der Geschäfts- stellt und wird nachfolgend erläutert. führenden und Projektbegleitenden Arbeitsgruppe mit und war für Kontakte zu den Projektbearbeitern im Projektträger, Projektbearbeiter und Koopera- sächsischen DBU-Projektverbund zuständig. tionspartner Bis 31.12.2005 wurde das Landesforstpräsidium (LFP) als Kooperationspartner für die Waldbewirt- Der Landesverein Sächsischer Heimatschutz (LSH) mit schaftung und Waldmehrung durch Dr. Jürgen König, dem Vorsitzenden, Prof. Dr. Hans-Jürgen Hardtke, war Abteilungsleiter für Waldökologie/Forsteinrichtung, der Projektträger. Er zeichnete als anerkannter Natur- vertreten. Sven Sonnemann nahm zu der Zeit, in Ver- schutzverband verantwortlich für die Durchführung tretung für Dr. Sven Irrgang, die wissenschaftliche Be- des Projektes mit dem in der Projektbewilligung vor- treuung des Teilprojektes zur Waldmehrung wahr. Pro- gegebenen Rahmen einschließlich der Vorbereitung, jektbearbeiter in dem Teilprojekt war Jöran Zocher. Ihm Vergabe und Betreuung von Verträgen, für die verwal- oblagen die Aufgaben der Unterstützung von Erstauf- tungstechnische Abwicklung gegenüber der Deutschen forstungen im Zuge des Hochwasserschutzes und die Bundesstiftung Umwelt (DBU) und den Kooperations- Betreuung der Versuchsfläche. Er war direkter An- Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 10:06 Uhr Seite 11

Projektmamagement 11

sprechpartner für Eigentümer und Flächenbewirt- tion und eine Bekanntmachung des Projektes vor Ort schafter, die Erstaufforstungen mit dem Ziel des prä- und der breiteren Öffentlichkeit. ventiven Hochwasserschutzes durchführen. Der ab 01.01.2006 neu gegründete Staatsbetrieb Sachsen- Naturschutzbeirat des Regierungsbezirkes Dres- forst (SBS) mit Geschäftsführer Prof. Dr. Hubert Braun den, Arbeitsgruppe „Hochwasserschutz Osterzge- übernahm die Aufgaben des Landesforstpräsidiums in- birge“ klusive der fachlichen Betreuung (Dr. Dirk-Roger Eisenhauer und Torsten Roch). Die Mitglieder der AG Hochwasserschutz beraten den Das Engagement der Mitarbeiter des Sächsischen Regierungspräsidenten zu naturschutzfachlichen Forstamtes Bad Gottleuba (Forstamtsleiter Dr. Lutz Aspekten von geplanten Hochwasserschutzmaßnah- Queck, Mitarbeit Thomas Röder) und ab 01.01.2006 men im Regierungsbezirk Dresden, insbesondere bei des neu gegründeten Forstbezirkes – FB Neustadt Maßnahmen zum technischen Hochwasserschutz wie unter Leitung von Dr. Dietrich Butter und der Mitar- Hochwasserrückhaltebecken und Maßnahmen zum bio- beit von Frank Marschner, Frank Feigel, Kai Noritzsch, logischen Hochwasserschutz wie Waldumbau und -pfle- Thomas Krause und Lutz Winkler war wichtige Vor- ge, Waldmehrung, Erhaltung und Wiederherstellung aussetzung für die Bewältigung der vielfältigen Auf- naturnaher auentypischer Strukturen. Die Mitarbeit gaben im Zusammenhang mit einer auf die Projekt- von Verantwortlichen und Bearbeitern des DBU-Pro- ziele gerichteten Waldbewirtschaftung. jektes war und ist für die Akzeptanz der Zielstellung Die Landestalsperrenverwaltung (LTV) als Koope- und die Ausstrahlung der Erfahrungen und Ergebnisse rationspartner und rechtlich unselbstständiger Teil der über das Projektgebiet und die Bearbeitungszeit hin- Staatsverwaltung, zum Geschäftsbereich des Säch- aus von großer Bedeutung. Es arbeiteten mit: sischen Staatsministeriums für Umwelt und Landwirt- Dr. Peter Kandler (LSH) – Leiter der Arbeitsgruppe, schaft (SMUL) gehörend, wurde durch Wolfram Böh- Prof. Dr. Peter A. Schmidt/Dr. Eckehard-G. Wilhelm (TU me seit der Antragserarbeitung vertreten. Dresden), Dr. Thomas Gröger (Regierungspräsidium – RP Dresden/Umweltfachbereich, jetzt SMUL), Dr. Fried- Geschäftsführende Arbeitsgruppe hart Wertschütz (Untere Naturschutzbehörde – UNB Weißeritzkreis), Dr. Günter Giese (Landesjagdverband), Die sich seit Projektbeginn ständig verändernden Rah- Dr. Karl Dybek – Geschäftsführer, Dr. Hans-Ulrich Sie- menbedingungen für das Projekt machten die Bildung ber, Karen Riedel und Wolfram Böhme (LTV). einer Geschäftsführenden Arbeitsgruppe notwendig. Hier arbeiteten Vertreter der Kooperationspartner mit Weitere Kooperationspartner Auftrag zur Projektbearbeitung gemeinsam mit Pro- jektleiter und -träger sowie Fachbetreuer des SMUL zu- Für die Projektbearbeitung war die Kooperation mit sammen. Es wurden auftretende Probleme beraten so- weiteren Einrichtungen im Zusammenhang mit der wie Entscheidungen zum Projektablauf mit dem Ziel Projektbegleitung und Erfüllung bestimmter Teilauf- effektiver Umsetzung der Maßnahmen getroffen. gaben unabdingbar: – Forsteinrichtung und Schälschadensgutachten: Projektbegleitende Arbeitsgruppe Dr. habil. Denie Gerold (Ostdeutsche Gesellschaft für Forstplanung – OGF Kesselsdorf), Die Erfahrungen der Vorphase nutzend, wurde für das – Planung und Umsetzung von Projekten zur Renatu- Vorhaben eine Projektbegleitende Arbeitsgruppe als rierung an der oberen Gottleuba: Dr. Dorit Schröder Fach- und Beratungsgremium begründet. Die Einbin- (ARCADIS Consult GmbH Freiberg), dung von Vertretern der lokalen Bevölkerung und rele- – Planung und Umsetzung eines Teils der Waldum- vanter Entscheidungsträger einschließlich der Landes- bau- und Waldpflegearbeiten als Ausgleichs- und Er- behörden in der Projektbegleitenden Arbeitsgruppe satzmaßnahmen: Ulrich Möller (Deutsche Einheit (Beschäftigungsgesellschaft – BG , Untere Forst- Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH – DEGES Ber- und Naturschutzbehörde, Schutzgebietsbetreuer, Jagd- lin), pächter sowie Forst-, Wasser-, Naturschutzfach- und – Sicherstellung von Auenflächen und Begleitung von Vollzugsbehörden auf überregionaler und Landesebe- Anträgen für weiterführende Projekte: Falk Sta- ne) erwies sich für die Bewältigung der komplexen Auf- netzky (Sächsische Landesstiftung Natur und Um- gaben der Maßnahmenumsetzung als entscheidend. welt – LANU). Nicht minder bedeutend war dies für die Kommunika- Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 10:06 Uhr Seite 12

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3. GEBIETSKULISSE 3.1. Naturräumliche und standortskundliche Charakterisierung des Projektgebietes Maik Denner, Peter A. Schmidt, Eckehard-G. Wilhelm, Karl-Heinz Mayer

Lage und naturräumliche Einordnung jektgebiet ragende Wuchsbezirke (Östliches Oberes Erz- gebirge, Untere Sächsische Schweiz, Lohmener Sand- Das Projektgebiet umfasst den überwiegenden Teil der stein-Löss-Ebenheiten, Dresdener Elbtalweitung) da- Einzugsgebiete der Flüsse Gottleuba, Seidewitz und runter bleiben. Innerhalb des Projektgebietes wurden Müglitz. Es nimmt etwa eine Fläche von 34 500 ha ein. konkret umrissene kleinere Maßnahmengebiete bear- Die Grenze bilden im Norden die Städte und beitet, die in den jeweiligen Ergebniskapiteln gesondert Pirna sowie die Dörfer Cotta und Langenhennersdorf, vorgestellt werden. Dies betrifft Gebiete, in denen Maß- im Osten Rosenthal-Bielatal und Bahratal sowie im Wes- nahmen zu ten Zinnwald-Georgenfeld, die Stadt Altenberg, Wald- – Waldumbau und -pflege auf bestimmten forstlichen idylle, Falkenhain, Luchau, Hausdorf und Maxen (Abb. Teilflächen (vgl. Kap. 4.1.), 3.1.-1). Im Süden reicht es bis auf tschechisches Terri- – Umwandlung bisher intensiv landwirtschaftlich ge- torium, da es die Erzgebirgshochfläche mit den ent- nutzter Flächen in standortsgerechte Wälder sprechenden Teileinzugsgebieten o. g. Flüsse einbe- (vgl. Kap. 4.2.) und zieht. Die größte Nord-Süd-Ausdehnung beträgt – Auenrenaturierung und -gestaltung (vgl. Kap. 4.3.) 27,5 km, die größte West-Ost-Ausdehnung ca. 24 km. durchgeführt wurden. Neben Repräsentanz und Hand- Das Projektgebiet liegt in Sachsen im Landkreis lungsdringlichkeit spielte bei der Auswahl der Maß- Sächsische Schweiz–Osterzgebirge, während der Be- nahmengebiete vor allem die Flächenverfügbarkeit arbeitungszeit des Vorhabens gehörte es zum eine entscheidende Rolle. Regierungsbezirk Dresden, zu 57 % zum damaligen Landkreis Sächsische Schweiz (11 Gemeinden mit Geologie und Landschaftsformen 61 Gemarkungen) und zu 43 % zum Weißeritzkreis (7 Gemeinden mit 27 Gemarkungen). Es ist Bestand- Das Projektgebiet zählt geologisch überwiegend zum teil der Planungsregion „Oberes Elbtal/Osterzgebirge“ Osterzgebirge, besitzt aber im Norden noch Anteile am und gehört in den Zuständigkeitsbereich der Forstbe- Elbtal-Schiefergebirge sowie im Osten am Elbsandstein- zirke Neustadt und Bärenfels sowie der Talsperren- gebirge. Demzufolge ist die geologische Ausstattung meisterei Gottleuba/Weißeritz. Der weitaus überwie- äußerst vielfältig. Das dominierende Grundgestein ist gende Teil ist dem Naturraum bzw. der Makrogeochore Biotitgneis (Freiberger Grauer Gneis). Diese Gneise Osterzgebirge zuzuordnen (MANNSFELD & RICHTER sind durch Kalk-Natronfeldspat kalziumreicher als die 1995, HAASE & MANNSFELD 2002), lediglich randlich übrigen Silikatgesteine des Osterzgebirges, besitzen reichen angrenzende naturräumliche Einheiten (z. B. ausgeglichene Nährstoffverhältnisse und verwittern zu Östliches Erzgebirgsvorland, Sächsische Schweiz) in mäßig nährstoffreichen und frischen, landwirtschaft- das Projektgebiet. Nach der forstlichen Raumgliede- lich mit Ausnahme von Steilhanglagen gut nutzbaren rung (SCHWANECKE & KOPP 1996) gehören 72,2 % der Böden. Die Nährkraft der Böden über Grauen Gneisen Waldfläche zum Wuchsgebiet Erzgebirge, die Wuchsge- kann lokal auf ebenen bis schwach geneigten Plateau- biete Elbsandsteingebirge sowie Westlausitzer Platte lagen durch Lösslehmanteile aufgebessert sein. Neben und Elbtalzone sind mit je 13,9 % beteiligt. Allein die den Grauen Gneisen besitzen im Projektgebiet im zwei Erzgebirgs-Wuchsbezirke Obere Nordabdachung Süden und Westen Granitporphyr, Teplitz-Altenberger (41,3 %) und Untere Nordostabdachung (24,2 %) des Quarzporphyr und Biotitgranit größere Flächenanteile. Osterzgebirges nehmen etwa 65 % der Fläche ein. Die An zahlreichen Stellen wird der Gneis von Quarzpor- Wuchsbezirke Obere Sächsische Schweiz (10,6%) und phyrgängen durchzogen. Als Besonderheit treten sehr Dresdener Erzgebirgsvorland (11,5 %) haben noch kleinflächig tertiäre Basalte am Geisingberg, Sˇpicˇák einen Anteil über 10 %, während weitere in das Pro- und Cottaer Spitzberg auf. Im Norden wechseln im Elb- Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 10:08 Uhr Seite 13

3. Gebietskulissse 13

Abb. 3.1.-1: Abgrenzung des Projektgebietes mit den Teileinzugsgebieten der Osterzgebirgsflüsse Gottleuba, Seidewitz und Müglitz

tal-Schiefergebirge kleinräumig Grauwacke, Glimmer- Flüsse in den letzten 1–2 Mio. Jahren (WAGENBRETH schiefer, Hornblende, Diabastuff, Granit, Knotenschie- & STEINER 1990, MANNSFELD & RICHTER 1995, fer, Phyllit, Tonschiefer und kristalliner Kalkstein. Im SCHWANECKE & KOPP 1996, SCHMIDT et al. 2000). Osten treten kreidezeitliche Quadersandsteine des Elb- Das Erzgebirge hat die Form einer nach Norden sanft sandsteingebirges hinzu. Am Nord- und Nordostrand geneigten, nach Südosten auf dem Gebiet der Tsche- des Projektgebietes zeugen Lösslehme vom Übergang chischen Republik steil abfallenden Pultscholle. Der zum Lösshügelland. Die jüngsten geologischen Bil- Gebirgskamm im Westen des Projektgebietes liegt in dungen sind die Auensedimente der Talgründe, deren einer Höhenlage von 800–900 m ü. NN und senkt sich Ablagerungen sich teilweise erst nach den Waldro- Richtung Osten auf ca. 600–700 m ü. NN ab. Die höchs- dungen in den Einzugsgebieten bildeten. ten Erhebungen auf deutschem Staatsgebiet sind die Alle Gesteine und tektonischen Strukturen im Traugotthöhe (806 m), der Fuchshübel (813 m), Gei- Gebiet des heutigen Erzgebirges wurden im Erdmittel- singberg (823 m) und Großer Lugstein (892 m). Nach alter abgetragen und eingeebnet. Im Tertiär rissen süd- Norden fällt das Projektgebiet allmählich bis auf 200 m lich des Erzgebirges Südwest-Nordost gerichtete Spal- ü. NN im Raum -Pirna ab. Aufgrund dieses ten auf, an denen der Ohrˇetalgraben einsank, die Erz- Höhengradienten können vier Höhenstufen ausgewie- gebirgsscholle aber in einem Zeitraum von 30 Mio. sen werden: hochkollin (ca. 200–350 m ü. NN), sub- Jahren als Folge der alpinen Tektogenese um mehr als montan (ca. 350–550 m ü. NN), montan (ca. 550–750 m 1000 m hochgehoben und nach Nordwest schräg ge- ü. NN) und hochmontan (ca. 750–900 m ü. NN). Da das stellt wurde. Wesentlichen Einfluss auf die gegenwär- Osterzgebirge Teil der Pultscholle ist, die ganz allmäh- tigen Landschaftsformen hatte die Eintalung der lich nach Norden über 20–30 km Luftlinie abdacht, er- Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 10:08 Uhr Seite 14

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hält es seinen Gebirgscharakter im Wesentlichen durch standorte mit luft- und bodenfeuchten, kühlen Nord- die tief eingeschnittenen Flusstäler der am Kamm ent- hängen (BEER & WEBER 2007). springenden und zur Elbe entwässernden Flüsse. Als Besonderheit ist zu vermerken, dass bei ent- Müglitz, Trebnitz, Seidewitz, Bahre, Gottleuba und Bah- sprechenden Wetterverhältnissen häufig Nebel- und ra mit ihren Nebenbächen prägen durch tiefe Kerb- bis Smogschwaden aus dem böhmischen Becken „über- Kerbsohlentäler und die steilen, felsigen, bewaldeten laufen“, was bis in die 1990er Jahre zu umfangreichen Talhänge das Gebiet. Zwischen den markanten Talsys- Rauchschäden an den Waldbäumen und teils dramati- temen dominieren flachwellige Hochflächen (z. B. Lie- schen Immissionsbelastungen der Waldökosysteme benauer Platte), die von einzelnen Härtlingsrücken und führte (LAF 1999). -kuppen überragt werden. Im Projektgebiet nehmen die Forstlichen Klimastufen Um (Untere Berglagen und Hügelland mit mäßig tro- Klima ckenem Klima, 13,8 % des Projektgebietes), Uf (Untere Berglagen und Hügelland mit feuchtem Klima, Großklimatisch befindet sich das Projektgebiet im 35,4 %) und Mf (Mittlere Berglagen mit feuchtem Kli- Übergangsbereich zwischen subozeanischem und sub- ma, 43,4 %) die größten Flächenanteile ein und spie- kontinentalem Klima. Die subkontinentale Tönung fin- geln die Höhenstufung hochkollin, submontan und det ihren Ausdruck in einem sommerlichen Nieder- montan wider. Nur am Südwestrand in hochmontanen schlagsmaximum, in vergleichsweise hohen Jahres- Lagen werden oberhalb 700 m ü. NN die Klimastufe Hf schwankungen der Lufttemperatur (17,5–18°C), in den (Höhere Berglagen mit feuchtem Klima, 6,9 %) und sehr geringeren mittleren Jahresniederschlägen bei ver- kleinflächig oberhalb 830 m ü. NN bei Zinnwald gleichbaren Höhenlagen, in der Zunahme lokaler Kf (Kammlagen mit feuchtem Klima, 0,3 %) erreicht. Leegebiete und in den phänologischen Terminen Unter den in der Forstlichen Klimagliederung unter- (MANNSFELD & RICHTER 1995). Nicht zuletzt wird schiedenen Makroklimaformen treten die Glashütter dies widergespiegelt durch ein verstärktes Auftreten (Klimastufe Uf) und die Lauensteiner Makroklimaform subkontinental verbreiteter Pflanzenarten (z. B. Pe- (Klimastufe Mf) hervor, die mehr subkontinental ge- rücken-Flockenblume, Sibirische Schwertlilie). Die Aus- prägt sind. Entsprechend der neuen Klimagliederung dehnung über mehrere Höhenstufen bedingt eine Sachsens (SMUL 2007a) kommen im Projektgebiet höhenzonale Abstufung der Klimaparameter. Mit zu- unter Berücksichtigung des Basisklimas (Zeitreihe nehmender Höhenstufe steigen die mittleren Jahres- 1971–2000) folgende Klimaareale vor: intermediär und niederschlagsmengen von ca. 700 mm in der hochkol- mäßig warm, gering subozeanisch und mäßig warm linen bis auf ca. 1 000 mm in der hochmontanen Stu- bzw. mäßig kühl, subozeanisch und mäßig warm bzw. fe und sinken die Jahresdurchschnittstemperaturen von mäßig kühl sowie stark subozeanisch und mäßig kühl. ca. 10°C bis auf 4,8°C (Tab. 3.1.-1). Weiterhin bewirkt Für die Zukunft wird eine beachtliche Klimaerwärmung das Relief, u. a. durch unterschiedliche Expositionen prognostiziert, verbunden mit Temperaturerhöhung, und Inklinationen der Flusstalhänge, die Ausprägung Verlängerung der Vegetationsperiode und Verringe- geländeklimatischer Besonderheiten, die das Wald- rung des pflanzenverfügbaren Wasserangebots in der wachstum entscheidend beeinflussen. So wechseln im Wachstumszeit. Insgesamt soll das Klima im Projekt- häufig gewundenen, tief eingeschnittenen Müglitztal gebiet bis 2100 deutlich wärmer und subkontinentaler windgeschützte, südexponierte thermophile Trocken- werden (u. a. Wechsel der Klimaareale der unteren Berg-

Tab. 3.1.-1: Mittlere Niederschlagssummen (N) und mittlere Lufttemperaturen (T) für die Messstationen Heidenau (Elbtal, unterste Lagen des Projektgebietes) und Zinnwald-Georgenfeld (Erzgebirgskamm; vgl. Abb. 3.1.-1). Messperiode: Heidenau: 1977–2000 für N und 1975–2000 für T; Zinnwald-Georgenfeld: 1971–2006 für N und T (Quelle: BEER & WEBER 2007 nach Daten des LFUG)

Messstation Höhe ü. NN N bzw. T Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jahr Heidenau 112 m N in mm 43 38 51 49 70 76 97 86 62 40 54 54 718 T in °C 1,0 1,4 5,4 9,5 15,3 18,3 20,2 20,0 15,4 10,9 5,0 2,3 10,4 Zinnwald- N in mm 75 59 70 64 83 93 107 115 75 68 85 85 980 Georgenfeld877 m T in ˚C -3,9 -3,4 -0,4 3,7 9,1 11,7 13,9 13,9 9,8 5,3 0,0 -2,7 4,8 Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 10:08 Uhr Seite 15

3. Gebietskulissse 15

lagen zu subkontinental bzw. gering subkontinental die Hochlagen des Mittel- und Westerzgebirges kenn- und sommerwarm, der mittleren Berglagen zu gering zeichnenden Moore sind im Projektgebiet von unter- subkontinental und mäßig warm; SMUL 2007a). Damit geordneter Bedeutung. Auf vernässten Standorten tre- sind Veränderungen der Baumartenanteile der poten- ten jedoch Pseudogleye und Gleye häufiger auf. ziellen natürlichen Waldgesellschaften verbunden, so- Die Waldstandorte werden durch Standortsgruppen dass in Waldbeständen mit dominierender Rot-Buche der Forstlichen Standortskartierung (vgl. KOPP & (in höheren Lagen in Mischung mit Gewöhnlicher Fich- SCHWANECKE 1994) charakterisiert (Tab. 3.1.-2). Ihre te) Trauben- und Stiel-Eiche höhere Bedeutung erlan- Kenntnis ist unverzichtbar für Forstplanung und Wald- gen werden. behandlung, u. a. für Baumartenwahl, Festlegung von Das Erzgebirge, insbesondere das Osterzgebirge, ist Bestandeszieltypen bzw. Waldentwicklungstypen, Er- eines der Hauptentstehungsgebiete für Hochwasser in mittlung der Anbauwürdigkeit auf immissionsbeein- Sachsen. „Vom Genua-Tief nordostwärts ziehende Tief- flussten Standorten und Auswahl standortsabhängiger druckgebiete, ehemals Vb-Wetterlagen genannt, brin- Waldbautechnologien. gen gewöhnlich ergiebige Dauerniederschläge, die ge- Im Projektgebiet dominiert mit weitem Abstand die gen Osten hin am längsten anhalten und, neben plötz- Standortsgruppe TM2, d. h. mittelfrische und mäßig lichen starken Schneeschmelzen, Hauptverursacher nährstoffreiche Böden herrschen auf über 4 400 ha von Schadhochwässern im Erzgebirge darstellen.“ Waldfläche vor (Tab. 3.1.-2). Auf solchen Standorten (MANNSFELD & RICHTER 1995). Die waldarmen Ein- stocken überwiegend nicht standortsgemäße, natur- zugsgebiete der Flüsse im Osterzgebirge mit Ackerbau ferne Fichten-Reinbestände, in extrem immissionsge- bis in die montane Stufe und deshalb hohen oberirdi- schädigten Bereichen auch Jungbestände mit fremd- schen Abflussraten bei Starkregen sind ursächlich an ländischen Nadelbaumarten. Im NSG Oelsen sind TM2- Katastrophenhochwässern (z. B. 1897, 1927, 1957, 2002) Standorte (60 %) und TM1-Standorte (20 %, frisch bis beteiligt. Die große Bedeutung der vorhandenen Wald- feucht und mäßig nährstoffreich) mit überdurch- flächen für den Wasserrückhalt kommt u. a. darin zum schnittlich hohem Flächenanteil vertreten, weshalb die- Ausdruck, dass 100 % der Waldflächen im Projektge- ses NSG aus standortskundlicher Sicht für die Initial- biet im Rahmen der Waldfunktionenkartierung zu maßnahmen zum ökologischen Waldumbau besonde- „Wald mit besonderer Hochwasserschutzfunktion“ er- ren Vorrang hatte. klärt wurden. Einen beachtlichen Anteil von zusammen über 10 % nehmen im Projektgebiet die schwer bewirtschaftba- Böden und Forstliche Standorte ren Hangstandorte bzw. Schutzwaldstandorte der Fluss- talhänge ein. Mit über 6 % Anteil sind nährstoffkräf- Die Böden im Osterzgebirge haben sich vorwiegend aus tige Waldböden im Projektgebiet gegenüber dem ge- pleistozänen Gesteinsverwitterungsdecken oder holo- samten Wuchsgebiet Erzgebirge (< 2 %) häufiger zänen Hangschutten und Auensedimenten gebildet. anzutreffen. Nährstoffreiche Standorte (0,5 %) spielen Über den nährstoffärmsten Gesteinen (z. B. Quadersand- ebenso wie nährstoffarme (2 %) nur eine geringe Rol- stein, Quarzporphyr) und in den Hochlagen sind Pod- le. Dies trifft auch für die wechselfeuchten Waldböden sole und Podsol-Braunerden verbreitet. Den häufigsten (W-Standorte mit < 2 % Anteil) zu, während die mine- Bodentyp stellen jedoch Braunerden dar, die meist als ralischen Nassstandorte mit fast 8 % Flächenanteil, auch basenarme Braunerden über sauren Silikatgesteinen, aufgrund der häufig instabilen aktuellen Bestockung, seltener als basenreiche Braunerden (z. B. über Basalt) von größerer Bedeutung für Maßnahmen zur Waldbe- ausgebildet sind. Die größte Verbreitung erreichen die handlung sind (Tab. 3.1.-2). Gneis-Braunerden, unter ihnen die recht variable Oelsengrunder Gneis-Braunerde. Die sandig-lehmigen Böden mit nur geringem Skelettgehalt sind für eine ackerbauliche Nutzung recht gut geeignet, was eine der Ursachen der relativ geringen Bewaldung des Projekt- gebietes im Vergleich zum sonstigen Erzgebirge dar- stellt. Die Waldanteile liegen im Osterzgebirge in den unteren Berglagen zwischen 20 und 30 %, in den mitt- leren Berglagen zwischen 20 und 35 %. Naturnahe Wäl- der blieben fast ausschließlich an steilen und felsigen, nicht agrarisch nutzbaren Talhängen erhalten. Die für Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 10:08 Uhr Seite 16

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Tab. 3.1.-2: Anteile der Standortsgruppen (SFG), Nährkraft- und Feuchtestufen der Forstlichen Standortskartierung an den Wald- flächen im Projektgebiet, ohne tschechischen Anteil; Differenz zu 100 % durch nicht kartierte (nk) Flächen

SFG Fläche (ha) Anteil (%) Bewirtschaftbarkeit SFG Fläche (ha) Anteil (%) TM2 4407,84 38,84 TM3 1048,88 9,24 T-Standorte 8595,81 75,75 TZ2 999,19 8,81 S-Standorte 1055,50 9,30 TM1 907,43 8,00 N-Standorte 893,44 7,87 NM2 698,85 6,16 W-Standorte 200,64 1,77 TK1 409,48 3,61 X-Standorte 123,90 1,09 SM3 398,82 3,51 B-Standorte 83,64 0,74 nk 386,53 3,41 O-Standorte 8,44 0,07 TZ3 368,55 3,25 SM2 362,87 3,20 TA3 185,54 1,64 SK1 126,96 1,12 WM2 117,79 1,04 Bodennährkraft TK2 104,14 0,92 SFG Fläche (ha) Anteil (%) SZ3 99,22 0,87 NM1 87,68 0,77 M-Standorte 8212,05 72,37 TZ1 80,73 0,71 Z-Standorte 1745,48 15,38 XM 77,17 0,68 K-Standorte 693,04 6,11 SZ2 58,38 0,51 A-Standorte 257,88 2,27 TA2 56,75 0,50 R-Standorte 52,91 0,47 WM1 54,57 0,48 BR2 47,53 0,42 XZ 46,72 0,41 NZ2 36,33 0,32 WZ2 28,28 0,25 Bodenfeuchte NZ1 28,07 0,25 SFG Fläche (ha) Anteil (%) NK2 25,93 0,23 TK3 21,90 0,19 T/S2-Standorte 5993,71 52,82 BM2 14,37 0,13 T/S3-Standorte 2123,76 18,71 BK2 10,93 0,10 T/S1-Standorte 1533,85 13,52 BK1 10,21 0,09 N2-Standorte 768,27 6,77 NK1 9,42 0,08 W2-Standorte 146,07 1,29 SM1 9,25 0,08 N1-Standorte 125,18 1,10 O1 8,44 0,07 X-Standorte 123,90 1,09 NA2 7,16 0,06 B2-Standorte 72,83 0,64 TR2 4,54 0,04 W1-Standorte 54,57 0,48 TR3 0,85 0,01 B1-Standorte 10,81 0,10 BM1 0,60 0,01 O1-Standorte 8,44 0,07

Erläuterungen: T = unvernässte, normal bewirtschaftbare Standorte, B = Bachtälchen-Standorte, N = mineralische Nassstandorte mit Dauerfeuchte, W = Standorte mit Wechselfeuchte, O = organische Nassstandorte, S = unvernässte und schwer bewirtschaftbare Standorte, X = unvernässte Schutzwaldstandorte; Nährkraftstufe A = arm, Z = ziemlich arm, M = mäßig nährstoffhaltig, K = kräftig, R = reich; Feuchtestufe 1 = nass/feucht, 2 = (mittel)frisch, 3 = trocken (vgl. KOPP & SCHWANECKE 1994) Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 10:08 Uhr Seite 17

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Landnutzungsgeschichte die Bewirtschafter dazu, die heute noch in Teilberei- chen landschaftsprägenden Lesesteinrücken anzule- Die ersten, durch Landschaftsveränderungen sich aus- gen. Diese wurden im Zuge der Bodenbearbeitung wirkenden Siedlungswellen im Osterzgebirge erfolg- (Lese von Feldsteinen nach dem Pflügen und Eggen) ten als bäuerliche Landnahme während der Großen entlang der Ackergrenzen aufgeschichtet. Die Grün- Rodungen im 12. und 13. Jh. Dabei wurde das Gebiet landnutzung erfolgte bis etwa 1960 extensiv, es ent- bis in die oberen Lagen erschlossen. Auf den Rodungs- standen sehr artenreiche Bergwiesen. Dies wurde flächen entstanden in Tälern und sich anschließenden bereits Anfang des 20. Jh. erkannt, was erste Schutz- Hangbereichen Waldhufendörfer. Vor dieser Zeit war bestrebungen, u. a. durch den LSH, belegen. Nach 1960 das Erzgebirge von Wäldern bedeckt und lediglich von wurde die landwirtschaftliche Nutzung stark intensi- einzelnen Verbindungswegen nach Böhmen durchzo- viert, artenarme Äcker und Grünländer gelangten zur gen. Der agrarischen folgte die bergbauliche Erschlie- Dominanz. Das Osterzgebirge blieb aber zumindest in ßung (Silber, Eisen und Zinn), im Osterzgebirge u. a. Teilbereichen verschont von Industrialisierung und in den Bereichen Altenberg/Zinnwald und Berggieß- Flurbereinigung (SCHMIDT et al. 2000). Die Kultur- hübel. Mit dem Bergbau waren die Ausweitung der tätigkeit des Menschen trug einerseits zur Entstehung landwirtschaftlichen Nutzung, lokale bis regionale einer hohen Arten- und Biotopvielfalt bei (z. B. arten- Waldverwüstungen und neue Siedlungsgründungen reiche Feucht- und Bergwiesen, Lesesteinrücken), ver- verbunden (THOMASIUS 1995). So gab es beispiels- ursachte andererseits im Zuge der Entwaldungen und weise seit dem 15. Jh. durch Förderung und Verarbei- Nutzungsintensivierungen auch immense Umweltpro- tung von Eisenerzen gravierende Veränderungen der bleme. Zu den größten derartigen Problemen zählen Waldstrukturen um Berggießhübel. Mit dem rapide an- Immissionen, die insbesondere in den Hoch- und steigenden Holzbedarf der aufkommenden Industrie Kammlagen zu dramatischen Schäden führten und sich wurden das Waldbild bestimmende Baumarten wie Rot- bis in die heutige Zeit auswirken, sowie extreme Hoch- Buche, Berg-Ahorn, Weiß-Tanne, Eichen und Hainbu- wasserereignisse. che zunehmend zurück gedrängt und im 18. und 19.Jh. planmäßig durch Gewöhnliche Fichte, in den Sand- Immissionsproblematik steingebieten auch Wald-Kiefer, ersetzt. Dem hohen An- teil an bäuerlichen Kleinprivatwaldbesitz sowie den be- Das Erzgebirge unterlag in der zweiten Hälfte des sonderen Standortsverhältnissen ist es zu verdanken, 20. Jh. einer weiteren Entwaldungswelle, denn durch dass insbesondere in den Tälern von Müglitz, Seide- umfangreiche SO2-Rauchschäden starben in den Kamm- witz, Trebnitz, Bahre und Gottleuba noch weitgehend lagen ganze Waldflächen ab (vgl. NEBE et al. 1998), so naturnahe Laubbaum-Bestockungen erhalten geblie- bis Mitte der 1990er Jahre auch im Osterzgebirge. Die ben sind (SCHMIDT et al. 2003b). Die Wälder wurden SO2-Immissionsbelastung führte v. a. zu akuten und im Laufe der Jahrhunderte weitgehend auf Standorte chronischen Schäden an Fichte und zu tiefreichenden zurück gedrängt, die für eine landwirtschaftliche Nut- Bodenversauerungen. Abgestorbene Bestände wurden zung wenig geeignet waren (Steilhänge der Flusstäler, beräumt und teilweise mit nicht einheimischen Ge- Nassstandorte, nährstoffarme Böden). So steigt der Be- hölzen (z. B. Stech-Fichte, Murray-Kiefer, Hybrid-Lär- waldungsanteil mit zunehmendem Hangneigungsgrad: che) aufgeforstet, die gegenüber SO2 weniger emp- – ebene (0–2°Neigung) und schwach geneigte findlich sind. Der Schadstoffcharakter wechselte in den Standorte (3–5°; zusammen etwa 43 % des Projekt- 1990er Jahren von schwefel- zu stickstoffbetonten Be- gebietes) zu 15–20 % bewaldet, lastungen (NEBE 1996). Der SO2-Gehalt der Luft (Jah- – stark geneigte Hanglagen (11–20°; 30 % des Pro- resmittelwerte) ging nach den Daten der Messstation jektgebietes) zu 56 % bewaldet, Zinnwald nach 1990 stark zurück (von 75 µg/m3 auf – steile (21–30°) und schroffe Hänge (> 30°; zusam- Werte um 10 µg/m3 seit 2000), ein Ergebnis der Aus- men 5,5 % des Projektgebietes) zu über 80 % be- rüstung der Braunkohlenkraftwerke im Böhmischen waldet. Becken mit Entschwefelungsanlagen oder der Still- Die Landwirtschaft diente früher vorwiegend der Eigen- legung von Betrieben. versorgung (auch Nebenerwerb von Handwerkern oder Auswirkungen der Luftverschmutzung zeigten sich Bergleuten). Dabei waren Ackernutzung, ein- oder zwei- im Oelsener Gebiet unter anderem in den Waldbe- schürige Mahd (z. T. mit Nachbeweidung) und Weide- ständen in Grenznähe, wo die Fichtenforste in den betrieb die häufigsten Nutzungsformen. Die steinigen 1970/80er Jahren auf großen Flächen zusammenge- Böden der mittleren und oberen Lagen veranlassten brochen sind. Diese Bereiche wurden entweder mit Lär- Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 10:08 Uhr Seite 18

18 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

chen oder Stech-Fichte aufgeforstet oder der natürlichen Aktuelle Landnutzung und Biotoptypen Sukzession (Vorwaldstadien mit Ebereschen- und Bir- ken-Pionierwäldern) überlassen. Die Reinbestände aus Im Projektgebiet dominiert landwirtschaftliche Nut- der nordamerikanischen Stech-Fichte (einschl. Blau- zung (25 % Grünland inkl. Ruderal- und Staudenflu- Fichte) werden heute als „Übergangsbestockung“ be- ren, Heiden, Magerrasen; 29 % Ackerflächen) gegen- handelt und sind in naturnahe Mischwälder umzu- über Wald, der ca. 33 % einnimmt und damit noch über bauen. dem sächsischen Durchschnittswert (28 %) liegt. Sied- Im Projektgebiet werden die Waldböden und Wald- lungs-, Verkehrs- und sonstige Flächen (z. B. Bergbau- bestände, v. a. im grenznahen Südteil, noch immer halden) besitzen ca. 11 % Anteil am Projektgebiet. Da- durch die Immissionen beeinträchtigt. Auch nach dem von stellen die eigentlichen Siedlungen inkl. Grün- und Jahr 2000 ist das Schädigungsniveau der Wälder im Freizeitflächen sowie Verkehrsinfrastrukturflächen ca. Osterzgebirge hoch (vgl. Waldzustandsberichte SMUL 7 %, was immerhin deutlich unter dem Bundesdurch- 2001, 2007a). Die aktuellen Schäden korrelieren nach schnitt (ca. 13 %) liegt. wie vor mit den 1990 ausgewiesenen Immissions- Eine Auswertung der Landnutzungstypenkartierung schadzonen. Ein Großteil der Waldbestände der mon- zu den Waldbiotoptypen belegt, dass nahezu alle Kar- tanen und hochmontanen Stufe des Untersuchungs- tierungseinheiten vorkommen. Der prozentuale Anteil raumes gehörte den Rauchschadzonen I und II an. Ins- der einzelnen Typen ist allerdings sehr ungleich ver- gesamt lagen 6,8 % des Projektgebietes in der 1990 teilt. Nadelbaum-Reinbestände (hier v. a. Fichtenforste) festgelegten Immissionsschadzone I extrem (katastro- dominieren mit über 35 % Anteil an der Waldfläche. phale Immissionsschäden), 27,7 % in der Zone I (star- Die Laubmischwälder und die reinen Laubwälder (Bu- ke Schäden), 32,8 % in der Zone II (mittlere Schäden) che, Birken, Esche, Erle, Eichen u. a.) besitzen mit und 32,7 % in Zone III (leichte Schäden). In der 2006 20 % bzw. 14 % bemerkenswert hohe Anteile, v. a. inner- neu für Sachsen ausgewiesenen Immissionsschadzone halb der Hangwaldkomplexe der Flusstäler. So ver- befinden sich noch immer 48 % des Projektgebietes. wundert es nicht, dass im Projektgebiet ein bedeuten- Die Kronenverlichtung in Prozent als Maß für den Ein- der Anteil der großflächig naturnahen Waldgebiete fluss von Immissionen zeigte für das Wuchsgebiet Erz- Sachsens lokalisiert ist (Abb. 3.1.-2). Dabei handelt es gebirge seit 1992 bis zum Jahr 2000 eine nahezu gleich sich um zusammenhängende Waldflächen mit natur- bleibend hohe Schädigung über alle Baumarten an naher Baumartenzusammensetzung, die in waldrei- (SMUL 2001). Mit einer Zunahme der deutlich ge- chen Gebieten mindestens 100 ha Größe umfassen schädigten Bäume (Schadstufen 2 bis 4) um 6 % auf (SCHMIDT et al. 2002). Im Projektgebiet befinden sich nunmehr 21 % wurde der in den letzten Jahren spür- davon über 1 500 ha naturnahe Hangwaldkomplexe mit bare positive Trend im Erzgebirge wieder aufgehoben Buchen-, Eichen- und Edellaubbaumwäldern an den (SMUL 2007a). Neben der Gewöhnlichen Fichte sind Flusssystemen von Müglitz und Gottleuba, die durch zunehmend auch Laubbäume wie Eichen und Rot- mehrere Naturschutzgebiete gesichert sind (u. a. die Buche von den Waldschäden betroffen (Anteile stark NSG Trebnitzgrund, Müglitzhang Schlottwitz, Oelsen, geschädigter Bäume bis über 40 %). Mittleres Seidewitztal). Auch die großflächig ausgeprägte Bodenversauerung besteht aufgrund des „chemischen Langzeitgedächt- Das Wirken des Landesvereins Sächsischer nisses“ der Waldböden und der nach wie vor hohen Heimatschutz und des ehrenamtlichen Natur- Stickstoffeinträge, die entscheidend zur Gesamtsäure- schutzdienstes im Projektgebiet belastung beitragen, weiter. Damit verbunden sind ge- ringe bis sehr geringe Basensättigungen (unter 15 %, Der Landesverein Sächsischer Heimatschutz wurde oft unter 5 %), geringe bis sehr geringe pH-Werte (un- 1908 gegründet und engagiert sich seit dieser Zeit für ter 4,2), sehr hohe Blei- und Kupferkonzentrationen in das Osterzgebirge, um diese von Menschen gestaltete, den organischen Auflagen (SMUL 2001) und Nähr- vielfältige, ästhetisch und historisch interessante Kul- stoffverluste bzw. -ungleichgewichte. Die landesweit turlandschaft in ihrer Gesamtheit zu erhalten. So wur- vorliegenden Daten zum ökochemischen Bodenzustand den auf Vorschlag des Landesvereins bereits im Jahre belegen für die letzten 10 Jahre zwar einen vermin- 1911 durch das Sächsische Ministerium des Inneren derten Säureeintrag mit den Niederschlägen, die kri- wertvolle Landschaftsgebiete als „Naturschutzbezirke“ tischen Belastungsraten werden aber weiterhin groß- eingerichtet (z. B. Geisingwiesen). In den 1920er Jah- flächig überschritten (SMUL 2007a). ren erwarb der Landesverein etwa 300 ha Wiesen- und Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 10:10 Uhr Seite 19

3. Gebietskulissse 19

Abb. 3.1.-2: Karte der großflächig naturnahen Waldkomplexe Sachsens nach SCHMIDT et. al. (2002). Im rot umrandeten Projektgebiet liegen v. a. naturnahe Hangwaldkomplexe im Bereich der Flusssysteme. Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 10:10 Uhr Seite 20

20 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

mehrere Waldflächen und schuf im Raum Oelsen mit hinaus wurde er durch Eintrag im Grundbuch zu einer 282,5 ha eines der größten damaligen „Naturschutz- naturschutzgerechten Bewirtschaftung der Wälder ver- gebiete“. Dadurch wurden Voraussetzungen geschaf- pflichtet. fen, in der Folgezeit Naturschutzmaßnahmen so durch- Der ehrenamtliche Naturschutzdienst erbringt für zuführen, wie sie noch aus heutiger Sicht als vorbild- die Gesellschaft Leistungen, deren Wert nicht annä- lich anzusehen sind. Das Naturschutzgebiet „Oelsen hernd geschätzt werden kann, da gerade die Werte be- -Bienhof“ als privates Schutzgebiet wurde nicht in das wahrt werden, die nicht in Geld auszudrücken sind „Reichsnaturschutzbuch“ eingetragen. 1943 befanden (SCHIERBAUM 2001). Der ehrenamtliche Naturschutz- sich 437 ha Naturschutzflächen im Besitz des Landes- dienst im Projektgebiet, der sich als beratende Stimme vereins und wurden entsprechend gepflegt, darunter in der Projektbegleitenden Arbeitsgruppe aktiv ein- 257 ha um Bienhof (einschl. Sattelbergwiesen bei Oel- brachte, soll am Beispiel seines Engagements im Raum sen). 1949 wurde der Landesverein als bürgerlich ge- Oelsen kurz gewürdigt werden. prägter Verein politisch zunehmend unter Druck ge- Außergewöhnliche Umstände im Zusammenhang setzt und schließlich enteignet. Mit der Bodenreform mit dem 2. Weltkrieg und der Nachkriegszeit wie Auf- kam es zur Aufteilung der Flächen und damit zur Zer- hebung des privaten Naturschutzgebietes Oelsen und störung des Schutzgebietes um Oelsen. Wertvolle Berg- Entzug der Arbeitsgrundlagen des Landesvereins Säch- wiesen wurden aufgeforstet oder in Acker und Inten- sischer Heimatschutz (s. o.) sowie Lösung existenziel- sivgrünland umgewandelt, viele Feuchtwiesen wurden ler Probleme im Zusammenhang mit den Umsiedlern entwässert. Seit den 1960er Jahren gelang es, Flächen (SLOBODDA 2001) führten zunächst zur Vernachlässi- um Oelsen als Naturschutzgebiet zu sichern. 1988 um- gung des Naturschutzes. Durch das Engagement von fasste das NSG 15,8 ha Wiesen, etwa 115 ha Wald und Heinz Grundig, dessen Arbeiten zur pflanzengeogra- 1,2 ha Steinrücken. fischen Kartierung (GRUNDIG 1958, 1960) heute von Zwischen 1945 und 1990 war der Landesverein Säch- unschätzbarem Wert sind, wurden 1958 zunächst drei sischer Heimatschutz zwar weder verboten noch hatte Wiesenabschnitte mit insgesamt 3,3 ha als Natur- er sich jemals satzungsgemäß aufgelöst, aber seine denkmale ausgewiesen, 1961 mit 8,0 ha das NSG Oel- Arbeitsfähigkeit ging entscheidend verloren. Dem Lan- sen. Dieses wurde bis 1988 schrittweise auf 132,7 ha desverein war es erst seit der politischen Wende erweitert. Seit 1974 führten Naturschutzhelfer des 1989/90 wieder möglich, sein Engagement im Osterz- Kreises Pirna Pflegearbeiten mit Unterstützung des da- gebirge mit Erfolg fortzusetzen (vgl. JUST 1991, 1995; maligen StFB Königstein, Oberförsterei Gottleuba, Ober- PIETSCH 1996, KLENKE 1999). Der gemeinnützige Ver- flussmeisterei Dresden und der LPG/KAP Gottleuba ein wurde 1991 vom Sächsischen Staatsministerium durch. Ab 1975 erweiterte sich der Kreis der Mitwir- für Umwelt und Landesentwicklung als Naturschutz- kenden. Dr. Peter Kandler gelang es mit Zustimmung verband anerkannt. Er ist anerkannter Naturschutz- von Prof. Dr. Harald Linke (Bereichsleiter Landschafts- verband nach § 59 des Bundesnaturschutzgesetzes und architektur der TU Dresden), ein von 1975 bis 1996 § 56 des Sächsischen Naturschutzgesetzes. Der Erwerb von Prof. Dr. Siegfried Sommer geleitetes Praktikum naturschutzfachlich besonders wertvoller Flächen durch der Studenten im Projektgebiet zu initiieren (JUPPE & einen solchen Verband bietet günstige Voraussetzun- REHN 1976, SOMMER 1979). Neben praktischen Pfle- gen für deren Schutz, Pflege und Entwicklung. Mit gearbeiten waren und sind als wichtige Beiträge des Unterstützung des Freistaates Sachsen und unter der ehrenamtlichen Naturschutzdienstes in der Region zu besonderen Initiative von Dr. Peter Kandler konnte der nennen: Landesverein im Projektgebiet den größten Teil seiner – Erarbeitung wissenschaftlicher Grundlagen für Alteigentumsflächen zurück erwerben und weitere für Pflege und Betreuung ausgewählter Schutzgebiete den Naturschutz bedeutsame Flächen kaufen. Zu Pro- (MAYER 1977), jektbeginn besaß der Landesverein damit über 475 ha – floristische Kartierung (KASTL 1982, MAYER 1989), Waldflächen. Die Landesforstverwaltung stellte weitere Erfassung geschützter Pflanzenarten (KASTL 1985, 150 ha Waldfläche in Form einer längerfristigen Pacht KASTL & HACHMÖLLER 1999) und und 55 ha Wald als Referenzflächen für die Projektbe- – Dokumentation der Avifauna, vegetationskundliche arbeitung bereit. Damit standen insgesamt 680 ha Wald- Bearbeitung naturnaher Wälder ausgewählter NSG fläche für Projektzwecke zur Verfügung. (MAYER & NORITZSCH 2001, MAYER 2005). Als anerkannter privater Naturschutzverband hat der Landesverein ein hohes Eigeninteresse an einer naturschutzgerechten Waldbewirtschaftung. Darüber Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 10:10 Uhr Seite 21

3. Gebietskulissse 21

3.2. Potenzielle natürliche Vegetation und aktuelle naturnahe Waldvegetation Peter A. Schmidt, Dirk Wendel, Steffen Hilpert, Eckehard-G. Wilhelm

Potenzielle natürliche Vegetation standörtlichen Diversität (Kap. 3.1.). Für die Planung und waldbauliche Behandlung der Wälder ist die Kennt- Die Erhöhung des Anteils naturnaher, produktiver und nis der natürlichen Verbreitungsmuster der potenziel- stabiler, den Anforderungen des Hochwasserschutzes len Waldtypen, ihrer standörtlich differenzierten Aus- und Naturschutzes entsprechender Wälder (vgl. Kap. prägungen und vorherrschenden Baumarten bedeut- 4.1.2.1. und 4.1.2.2.) setzt die Kenntnis der regionalty- sam. pischen natürlichen Waldgesellschaften einschließlich Die landschaftsprägenden Waldgesellschaften auf ihrer verschiedenen klimatischen wie edaphischen Aus- den mäßig nährstoffhaltigen Gesteinen wären mit ca. prägungen voraus. Das Osterzgebirge gehört innerhalb 85 % Flächenanteil bodensaure Buchenwälder (vgl. der „Vegetationslandschaften“ Sachsens (Abb. 3.2.-1) Anlage 2), wobei mit fast 65 % und zu etwa gleichen zu den Buchenwaldlandschaften, also den Räumen, Anteilen die kollinen bis montanen Höhenformen des in denen Buchenwaldgesellschaften in der potenziel- Hainsimsen-Buchenwaldes dominieren. Mit Ausnah- len natürlichen Vegetation dominieren. Nur in den un- me des Hainmieren-Schwarzerlen-Bachwaldes der Ge- tersten und höchsten Lagen, abgesehen von Sonder- birgsauen bleibt der Flächenanteil der anderen Vege- standorten, würden andere Baumarten als die Rot-Bu- tationstypen unter 5 %. Landschaftlich bedeutsam sind che im Schlusswald zur Vorherrschaft gelangen. weiterhin ein vernässte Muldenlagen kennzeichnen- Entsprechend der Höhenstufen ergibt sich eine für der Zittergrasseggen-Eichen-Buchenwald sowie Hang- die herzynischen Mittelgebirge typische Abfolge po- waldkomplexe der steilen Durchbruchstäler. Auffällig tenzieller zonaler Waldvegetation (höhenzonale „Leit- für das Projektgebiet ist eine Häufung trophisch an- gesellschaften“des Osterzgebirges; vgl. RUPP 1970, spruchsvoller Waldvegetationstypen (Abb. 3.2.-2), ob- SCHMIDT et al. 2002, SCHMIDT & WENDEL 2007): wohl nur teilweise basenreiche Grundgesteine wie – kolline Stufe: Hainbuchen-Eichenwald und Hochkol- Diabas auftreten. Unter den Baumarten wäre die Rot- liner Eichen-Buchenwald, Buche in weiten Bereichen die vorherrschende Baum- – submontane Stufe: Hainsimsen-Eichen-Buchenwald, art, bedeutende Anteile würde auch die Weiß-Tanne – montane Stufe: Hainsimsen-(Tannen-Fichten-)Bu- einnehmen, unter bestimmten Standortsbedingungen chenwald, Trauben- bzw. Stiel-Eiche und Gewöhnliche Fichte. – Übergang montane zu hochmontaner Stufe: Wollreit- Diese recht geringe Vielfalt an Hauptbaumarten der gras-Fichten-Buchenwald, Schlusswälder sollte bei naturschutzgerechter Wald- – hochmontane Stufe: Wollreitgras-Fichtenwald. bewirtschaftung im Interesse der besonderen Anfor- Das Projektgebiet mit den Einzugsgebieten von Müg- derungen an den Hochwasserschutz, der Arten- und litz, Seidewitz und Gottleuba spiegelt diese Verhält- Habitatvielfalt, der Bestandesstabilität und betriebs- nisse in repräsentativer Weise wider. wirtschaftlichen Sicherheit erweitert werden. Hierzu Nach der Karte der potenziellen natürlichen Vege- ist die Einbeziehung des Potenzials an Baumarten der tation (pnV) Sachsens (Maßstab 1: 50 000; SCHMIDT Pionier- und Zwischenwälder erforderlich (natürliches et al. 2003a), die gedanklich konstruierte natürliche Vegetationspotenzial, vgl. SCHMIDT 1998, SCHMIDT Vegetation in ihrem „höchstentwickelten Zustand“ et al. 2003b). (Schlussgesellschaft) unter den aktuellen Standorts- In der hochkollinen Stufe (von Linie Heidenau– bedingungen wiedergibt, kommen im Projektgebiet Pirna bis Glashütte–Bad Gottleuba, vgl. Anlage 1: Kar- 62 (von 162 sächsischen) Vegetationseinheiten und te der pnV) wäre der Hochkolline Eichen-Buchenwald -komplexe vor, davon hinsichtlich ihrer Fläche 99 % (neben Rot-Buche, in geringen Anteilen Stiel-Eiche, Waldvegetationstypen. Diese Vielfalt ist weniger der Trauben-Eiche, Winter-Linde und Hainbuche) vorherr- Ausdehnung (des sächsischen Teiles) der Einzugsge- schend. Nur in Elbnähe finden sich Hainbuchen- biete (345 km2) geschuldet als der klimatischen und Eichenwälder, darunter als Besonderheit lokal (über Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 10:11 Uhr Seite 22

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Abb. 3.2.-1: Lage des Projektgebietes in den Vegetationslandschaften Sachsens (Quelle: SCHMIDT & WENDEL 2007); wichtigste Waldtypen Sachsens: grün – Buchenwälder, ocker – Hainbuchen-Eichenwälder, gelb – bodensaure Eichenwälder rot – ungefähre Lage des Projektgebietes

Pläner) ein Elsbeeren-Hainbuchen-Eichenwald. Auf mige, stauvernässte Mulden nimmt der Zittergrasseg- Diabasen des Elbtalschiefergebirges könnte je nach gen-Eichen-Buchenwald ein. Nährstoffgehalt Waldmeister- oder Waldgersten- Die montane Stufe (bis zur Staatsgrenze) wird vom Buchenwald größere Flächen bedecken. Hainsimsen-(Tannen-Fichten-)Buchenwald geprägt. Ne- Hangwaldkomplexe treten insbesondere im Müglitz- ben Rot-Buche und Weiß-Tanne kann Gewöhnliche Fich- tal auf, darunter an steilen, durchsonnten Hängen te im kühl-feuchten Klima bedeutende Anteile errei- Ahorn-Sommerlinden-Hangschuttwald und Färbergins- chen, dagegen fehlen wärmebedürftige Arten wie ter-Traubeneichenwald. Während in der Aue der höhen- Eichen, Hainbuche und Hasel weitgehend. Größere stufenübergreifende Hainmieren-Schwarzerlen-Bach- nährstoffreichere Bereiche im Weicholdswald sind wald vorherrscht, werden kleine Seitentälchen vom potenzielle Standorte für Flattergras-(Tannen-Fich- Eschen-Ahorn-Schlucht- und Schatthangwald besiedelt. ten-)Buchenwald. Die Muldenlagen der montanen Die teils nassen, teils trockenen Sandsteinplatten bei Stufe sind nasser, so dass sich zur Zittergrasseggen- Reinhardsgrimma und Bad Gottleuba werden von Pfei- Ausbildung des Buchenwaldes in verstärktem Maß fengras-(Kiefern-)Birken-Stieleichenwald (nass), Hei- Schaumkraut-(Eschen-)Erlen-Quellwald gesellt. Be- delbeer-Eichen-Buchenwald, Kiefern-Eichenwald oder sonders nasse Bereiche bei Liebenau, Fürstenau und Zwergstrauch-Kiefernwald (trocken, arm bis ziemlich im Haberfeld neigen zur Moorbildung. Je nach Nässe arm) eingenommen. und Trophie würden hier Wollreitgras-Fichtenwald Leitgesellschaft der submontanen Stufe (bis zu (Ausbildungen mit Torfmoos bzw. Rasen-Schmiele), Linie Johnsbach–Bärenstein–Oelsen) ist der Submon- Fichten- und Birken-Moorwald, Montaner Sumpfdot- tane Eichen-Buchenwald (Hainbuche und Winter-Lin- terblumen-Erlenwald oder lokal sogar waldfreie Zwi- de wegen geringerer Wärme seltener). Hangwaldkom- schen- und Niedermoorvegetation vorkommen. Im plexe und Vegetationsmosaik über Sandstein ähneln Übergang zur hochmontanen Stufe tritt der Woll- den Verhältnissen in der hochkollinen Stufe. Weiträu- reitgras-Fichten-Buchenwald hinzu. Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 10:13 Uhr Seite 23

3. Gebietskulissse 23

Abb. 3.2.-2: Verbreitung mesophiler Waldtypen in Sachsen (Datenbasis: SCHMIDT et al. 2003a; Naturraumgrenzen und Höhenstufen: HAASE & MANNSFELD 2002)

Naturnahe Waldbestände der aktuellen Vegetation 2. Springkraut-Buchenwald (Galio odorati-Fagetum, Subassoziation mit Impatiens noli-tangere, Die Kenntnis der realen naturnahen Waldvegetation 20 VA), bildet für das Projektanliegen eine wichtige Grundla- 3. Waldschwingel-Buchenwald (Galio odorati- oder ge. Vegetationsaufnahmen aktueller Waldbestände und Luzulo-Fagetum, Festuca altissima-Subassoziation, daraus abstrahierte Waldgesellschaften dokumentie- 22 VA), ren Arten- und Raumstruktur der Wälder, lassen Rück- 4. Submontaner Eichen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum, schlüsse auf die Geotope oder das Vorkommen und die submontane Höhenform, 29 VA), ökologischen Nischen seltener und gefährdeter Arten 5. Eichen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum, hochkolline zu. Unter Berücksichtigung zurückliegender und ak- Höhenform, 12 VA), tueller vegetationskundlicher Arbeiten (z. B. LÖSCHAU 6. Hainsimsen-(Tannen-Fichten-)Buchenwald (Luzu- 1956, GRUNDIG 1958, MAYER 1977, OPFERMANN lo-Fagetum, montane Höhenform, 4 VA), 1992, FRECH 1996, MAYER & NORITZSCH 2001) wur- 7. Linden-Hainbuchen-Traubeneichenwald (Galio syl- den anhand von 185 Vegetationsaufnahmen (VA) aus vatici-Carpinetum, 2 VA), dem Projektgebiet 8 zonale Waldgesellschaften nach- 8. Färberginster-Traubeneichenwald (Genisto tincto gewiesen, von denen 6 zu den Buchenwäldern gehö- riae-Quercetum, 4 VA). ren (OPFERMANN in SCHMIDT et. al. 2003b): Die mesophilen Buchenwälder (1. + 2.) sind mit 61 1. Waldmeister-Buchenwald (Galio odorati-Fagetum, gegenüber 45 VA in der Gesamtzahl der Vegetations- typische Subassoziation, 41 VA), aufnahmen stärker repräsentiert als die bodensauren Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 10:13 Uhr Seite 24

24 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Buchenwälder (4. + 5. + 6.). Letztere weisen zudem dung (meist mit Edellaubbäumen), selten Typische eine anspruchsvollere Flattergras-Ausbildung auf. Brei- AF (meist mit Hänge-Birke) ten Raum nimmt der zwischen beiden vermittelnde Künstlich begründete, nicht dem natürlichen Vegeta- Waldschwingel-Buchenwald ein (3. 22 VA). tionspotenzial entsprechende Bestände (Forsten): Unter den azonalen Waldgesellschaften sind nur – Fichtenbestände. in Bezug auf Nährstoffe und Bodenfeuchte anspruchs- Die Vegetationsaufnahmen belegen, dass die potenziell vollere Gesellschaften belegt: vorherrschende Rot-Buche auch in den aktuellen 9. Hainmieren-Schwarzerlen-Bachwald (Stellario- naturnahen Beständen hohe Anteile erreicht. Die Weiß- Alnetum, 12 VA), Tanne als eine früher bedeutende Anteile an der Wald- 10. Erlen-Eschen-Bach- und Quellwälder (Carici remo- fläche einnehmende Baumart (vgl. REINHOLD 1942) tae-Fraxinetum, 1 AV), war nur in einem einzigen der 180 aufgenommenen 11. Eschen-Ahorn-Schlucht- und Schatthangwald (Ace- Bestände in der Baumschicht präsent. Die seit zwei ri-Fraxinetum, 32 VA), Jahrhunderten massiv geförderte Gewöhnliche Fichte 12. Ahorn-Eschen-Hangfuß- und Gründchenwald (Ado- ist auch in den Probeflächen häufig vertreten, teils xo-Aceretum, 9 VA). dominant. Je nach Höhenlage und Standort kommt Die als wesentlich herausgestellten potenziellen natür- eine breite Palette weiterer Baumarten des natürlichen lichen Waldvegetationstypen konnten damit in der Vegetationspotenzials hinzu. Sie gehören unter- aktuellen Waldvegetation nachgewiesen werden, Be- schiedlichen ökologischen Strategietypen an und sind lege fehlen lediglich für Wollreitgras-Fichten-Buchen- hinsichtlich Nährstoffverfügbarkeit (*) oder Lichtan- wald sowie Sumpf- und Moorwälder. Neben Waldge- gebot (+) großteils anspruchsvoll: Stiel-+ und Trauben- sellschaften, die den Vorstellungen von einer pnV weit- Eiche+, Hainbuche*, Elsbeere*+, Spitz-* und Berg- gehend entsprechen, lassen sich diverse Pionier- und Ahorn*, Winter-* und Sommer-Linde*, Gewöhnliche Zwischenwaldstadien nachweisen, so auf frischen und Esche*+, Berg-* und Flatter-Ulme*, Trauben-* und nährstoffreicheren, potenziellen Buchenwald-Standor- Vogel-Kirsche*+, Wild-Apfel*+, Wild-Birne*+, Hänge- ten edellaubbaumreiche Wälder mit Zwischenwald- + und Moor-Birke+, Schwarz-Erle*+, Wald-Kiefer+, Sil- charakter. Da hier keine Beschreibung aller Vegeta- ber-*+, Bruch-*+ und Sal-Weide+, Aspe+, Eberesche+ tionstypen erfolgen kann, soll dies am Beispiel eines und Eibe. Insgesamt konnte mit einer Artenzahl von landschaftlich bedeutenden Waldtyps dargestellt wer- 28 eine beträchtliche und beachtenswerte Vielfalt an den (weitere in SCHMIDT et al. 2003b): Baumarten erfasst werden. Bei den meisten handelt Bestände auf Standorten des Submontanen es sich um Nebenbaumarten, die jedoch in Pionier- und Eichen-Buchenwaldes Zwischenwäldern, einige auf Sonderstandorten auch Geologie und Standorte: in Schlusswäldern, zur Dominanz gelangen können. – Gneis, mäßig nährstoffversorgte, frische bis mäßig frische Standorte Floristische und vegetationskundliche Bestände, die dem natürlichen Vegetationspotenzial Besonderheiten entsprechen: – Schlusswaldstadium: buchendominierte Bestände Die Artenausstattung der Wälder spiegelt drei Be- – Zwischenwaldstadien: verschiedene Baumartenkom- sonderheiten des Osterzgebirges wider: binationen; vor allem Eschen-Bergahorn-Bestände, – relativ gute Basenausstattung der Böden (z. B. teils mit Hänge-Birke, Rot-Buche, Winter-Linde, Ge- Häufigkeit basiphytischer Arten wie Haselwurz und wöhnlicher Fichte oder Lärchen; auch Birken-Fich- Christophskraut Abb. 3.2.-3, Zwiebel-Zahnwurz, ten-Bestände Wald-Bingelkraut), – Pionierwaldstadien: Birkenbestände, gelegentlich – thermische Begünstigung durch das Elbtal (z. B. mit Aspe, Wald-Kiefer oder vereinzelt Gewöhnlicher Großblütiger Fingerhut), Fichte – subkontinental getöntes Klima (z. B. hohe Stetig- – Bodenvegetation: überwiegend Säurezeiger wie keit von Wald-Reitgras). Draht-Schmiele, Schmalblättrige Hainsimse, Dorni- Auffällig ist die Konzentration trophisch anspruchs- ger und Breitblättriger Wurmfarn, Wald-Reitgras, voller Waldpflanzen (Abb. 3.2.-3), wie sie in Sachsen häufiger Wald-Flattergras, Goldnessel, Gewöhnlicher eher für Gebiete mit großflächigen Vorkommen basi- Wurmfarn, selten Heidelbeere scher Grundgesteine (Vogtländisches Diabasgebiet, – standörtliche Differenzierung: überwiegend Waldreit- Oberlausitzer Basalte) typisch ist. Vegetationskundlich gras-Ausbildung, häufiger auch Flattergras-Ausbil- spiegelt sich dies in einem erhöhten Anteil mesophi- Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 10:13 Uhr Seite 25

3. Gebietskulissse 25

ler Waldvegetationstypen (Abb. 3.2.-2) wider. Da im Roten Liste Sachsens (SCHULZ 1999) nach Zeigerwer- Projektgebiet saure Braunerden über Gneisböden vor- ten von ELLENBERG et al. (2001) ergibt, dass unter den herrschen, erscheint das Ergebnis interpretationsbe- gefährdeten und deshalb aus Naturschutzsicht vor- dürftig, wobei mehrere Aspekte zur Erklärung dazu rangig zu berücksichtigenden Arten ein Großteil an beitragen dürften: basenreiche Böden gebunden ist (16 von 23 mit Zei- – Waldbestände mit einer artenreichen Flora und gerwert für Bodenreaktion > 7, Tab. 3.2.-1). Überwie- naturschutzfachlich interessanten Arten wie Mitt- gend handelt es sich um Arten frischer Standorte mit lerer Lerchensporn oder Silberblatt werden häufiger geringem Lichtbedarf. Weiterhin fallen einige Arten dokumentiert, auch die entsprechenden Arten bei wie Großblütiger Fingerhut oder Gewöhnliches Son- floristischen Kartierungen bevorzugt. nenröschen durch erhöhten Lichtbedarf (Lichtzahl – Bei der Waldbewirtschaftung blieben Laubwälder > 6) auf. Sie besiedeln in den Durchbruchstälern eher auf reicheren als auf sauren Standorten erhal- felsige Waldgrenzstandorte. Wiederholungen von ten (vgl. SCHMIDT et al. 1998), unter anderem wegen Vegetationsaufnahmen auf ehemaligen Probeflächen stärkerer Verjüngungsfreudigkeit entsprechender von LÖSCHAU (1956) durch OPFERMANN (1992) zeig- Baumarten. ten, dass gerade die basiphytischen Arten in den letz- – Im Vergleich zu den dominierenden Fichtenbestän- ten Jahrzehnten einem starken Rückgang unterlagen.

den haben mehrere Laubbaumarten bodenpfleg- Hohe SO2-Immissionen zwischen 1960und 1990 führ- lichere Eigenschaften, so dass sich ein günstigerer ten zur Basenverarmung im Boden und bedingten den Bodenzustand einstellt, z. B. in den edellaubbaum- Artenschwund (13 bis 20 Arten). Die Bodenversaue- reichen Beständen. rung spiegelt sich im Absinken der Reaktionszahl wi- – Graue Gneise gelten unter den sauren Gesteinen der. Am stärksten betroffen waren Wälder reicherer generell als besser mit Basen ausgestattet, sie ent- Standorte (Abnahme Reaktionswert um 1,1), aber merk- halten in der Region verstärkt Kalk und sind gut ver- lich selbst noch solche ohnehin basenarmer Standorte witterbar (PIETZSCH 1919, NEBE 1964, 1970, (Abnahme 0,3; SCHMIDT 1993). OPFERMANN in SCHMIDT et al. 2003, HILPERT Die Vielfalt der Waldgesellschaften in Verbindung 2004), was die verfügbaren Standortsdaten kaum mit dem natürlichen Vegetationspotenzial, noch er- zum Ausdruck bringen. haltene naturnahe Waldbestände und Diversität der Unabhängig von dem Anteil, den mehr objektive Fak- Baumarten sowie die naturraumtypische, überregional toren oder eher subjektive Erfassungsmethoden haben, bedeutungsvolle Waldflora sind ein erhebliches Poten- ist der Artenreichtum der Bodenvegetation und der zial für eine den Projektzielen entsprechende Waldbe- Baumschicht für die forstliche wie naturschutzfachli- handlung und Waldentwicklung sowie Auenrenatu- che Planung und den Projektzielen entsprechende rierung. Einige Aspekte, die in die spezifischen Kapi- waldbauliche Behandlung von besonderer Bedeutung. tel (Kap. 4.1., 4.2., 4.3.) einfließen, sollen hier Die Analyse der in den Wäldern erfassten Arten der hervorgehoben werden:

Asarum europaeum Actaea spicata Aristolochiaceae Ranunculaceae Haselwurz Christophskraut Rote Liste - Rote Liste -

Abb.3.2.-3: Verbreitung von Haselwurz und Christophskraut in Sachsen (HARDTKE & IHL 2000) Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 10:13 Uhr Seite 26

26 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

– Naturnähe der Waldbestände: – Baumartenvielfalt (orientiert am natürlichen a. Naturnähe als Naturschutzkriterium, Vegetationspotenzial): b. naturnahe Bestände mit höherem Potenzial für d. Biodiversität als Naturschutzkriterium, Hochwasserrückhalt in den Einzugsgebieten so- e. größeres Potenzial für Hochwasserrückhalt, wie Standfestigkeit in den Auen, vor allem über Beeinflussung der Bodeneigen- c. naturnahe Zielzustände als eine der Grundlagen schaften, forstlicher Planung (integriert in Waldentwick- f. Erhöhung der Bestandesstabilität, Bodenverbes- lungstypen) und Handlungskonzepte, serung der durch Immissionen und Fichtenan-

Tab. 3.2-1.: Ökologische Charakteristik von gefährdeten und besonders geschützten Pflanzenarten der Wälder des Projekt- gebietes (Datenbasis: OPFERMANN 2003)

Arten Häufigkeit der Arten in den Aufnahmen (%)

Waldtypen reicherer Standorte Waldtypen ärmerer Standorte Stellario-Alnetum Luzulo-Fagetum Zeigerwerte RL, § Fraxino-Aceretum Genisto-Quercetum Adoxo-Aceretum Genisto-Quercetum, Galio odorati-Fagetum thermophil Galio odorati-Fagetum Subass. m. Impatiens Übergang von Galio- zu Luzulo-Fagetum Galio sylvatici-Carpinetum Licht Temperatur Kontinentalität Feuchte Reaktion Stickstoff 6446 85 RL2 Große Sterndolde 10 2524 74 RL2 Bleiches Waldvöglein 100 2535 75 RL2 Nestwurz 6 4445 77 RL3 Quirl-Zahnwurz 69 3 3545 76 RL2 Zwiebel-Zahnwurz 100 6 5 3 6 7 7 RL3 Einbeere 38 40 9 18 4 4 5 7 5 § Seidelbast 13 40 9 18 4644 74 §, RL3 Leberblümchen 25 10 9 6 4625w 7 §, R Eibe 6 9 29 4 5447u 8 7 § Bunter Eisenhut 30 5 5 4 7 5 §, RL3 Türkenbund-Lilie 10 3 4535 87 RL3 Sanikel 10 3 3535 75 RL3 Breitblättriger Sitter 25 6526 86 RL3 Artengruppe Wald-Trespe 66 7543 71 RL2 Gewöhnl. Sonnenröschen 2 6 5 4 6 2 RL3 Schwärzender Geißklee 2 100 7 6 3 4 3 RL3 Gewöhnliche Golddistel 25 7545 55 § Großblütiger Fingerhut 2 6544 23 RL3 Deutscher Ginster 7 5 6 4 3 * 3 RL2 Schwarze Platterbse 6 4 5 2 7 5 6 RL3 Berg-Ehrenpreis 9 3 5 4 4 * 3 RL3 Berg-Segge 3 5 2 5 3 2 RL3 Berg-Platterbse 3 Anzahl Vegetationsaufnahmen je Waldtyp 10 16 10 33 17 23 1 43 14 4 Anzahl gefährdete bzw. geschützte Arten je Waldtyp 18 610621513

Zeigerwerte: ELLENBERG et al. (2001); * kein Zeigerwert zugewiesen, nach ROTHMALER (2005) jedoch basiphil Status: RL = Rote Liste der Gefäßpflanzen Sachsens (SCHULZ 1999); § = geschützt nach Bundesartenschutzverordnung Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 10:13 Uhr Seite 27

3. Gebietskulissse 27

bau beeinflussten Standorte (Duldung gering kriterien; naturschutzfachliche Planungen (z. B. produktiver, aber Boden verbessernder Baum- Pflege- und Entwicklungspläne für Schutzge- arten, BARTELT 1999), Vorteile im Risikoma- biete, FFH-Managementpläne), Maßnahmen des nagement (Klimawandel, Holzmarkt), Arten- und Biotopschutzes, – artenreiche Waldflora, seltene und gefährdete h. Berücksichtigung bei forstlichen Planungen Pflanzenarten: (spezielle Waldentwicklungstypen) und der Wald- g. Vielfalt, Seltenheit/Gefährdung als Naturschutz- behandlung.

3.3. Die besondere naturschutzfachliche Bedeutung des Projektgebietes Maik Denner, Norman Döring, Eckehard-G. Wilhelm, Dirk Wendel, Peter A. Schmidt

Das Osterzgebirge ist als Kulturlandschaft mit jahr- der FFH-Richtlinie der EU oder Anhang I-Arten der hundertelanger Nutzung durch eine hohe Biotopviel- Vogelschutzrichtlinie der EU eine über Sachsen und falt gekennzeichnet und zählt aus floristischer und fau- Deutschland hinausreichende Naturschutzrelevanz. nistischer Sicht zu den wertvollsten Gebieten Sachsens. Entsprechende Arten konnten im Projektgebiet auf- Die Sicherung wesentlicher Teile des Projektgebie- grund folgender Gegebenheiten bis heute überleben: tes als Schutzgebiete nach verschiedenen Kategorien – äußerst vielfältige Biotopausstattung, des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) bzw. nach – hoher Anteil vergleichsweise naturnaher bzw. nur EU-Recht, die Existenz zahlreicher bundes- und sach- extensiv genutzter Lebensräume, senweit seltener und gefährdeter Arten sowie das Vor- – Störungsarmut weiter Teile infolge Abgeschieden- kommen von schutzwürdigen Teilen von Natur und heit und Grenzlage, Landschaft mit gesamtstaatlich repräsentativer Be- – Sicherung der Populationen und Habitate der ge- deutung (vgl. STEFFENS & GREBEDÜNKEL 2007) fährdeten Arten in Schutzgebieten, unterstreichen den herausragenden naturschutzfach- – jahrzehntelange Schutzbestrebungen des staatlichen lichen Wert. Teile des Projektgebietes zählen zu den und v. a. ehrenamtlichen Naturschutzes. unzerschnittenen verkehrsarmen Räumen Deutsch- Im Projektgebiet vorkommende Arten des Anhangs II lands, d. h. zu Gebieten mit mindestens 100 km2 Grö- der FFH-Richtlinie, denen aufgrund ihrer Repräsen- ße, die u. a. frei von Straßen mit einer durchschnitt- tanz und Gefährdung im Rahmen der EU eine beson- lichen täglichen Verkehrsmenge von über 1000 Kfz dere Bedeutung zukommt, sind u. a. Kleine Hufeisen- sind. Die Bedeutung und Endlichkeit dieser Ressource nase, Großes Mausohr, Bechsteinfledermaus und wird daran ersichtlich, dass in Sachsen die Zahl der- Mopsfledermaus, die an naturnahe Gewässerhabitate artiger unzerschnittener verkehrsarmer Räume von gebundenen Arten Westgroppe, Fischotter, Kammmolch 1998–2003 von 28 auf 14 zurückgegangen ist (BFN und Grüne Keiljungfer, weiterhin der Luchs als Durch- 2004). zügler sowie das Firnisglänzende Sichelmoos und die Die Ausführungen beziehen sich auf den deutschen Schmetterlingsart Spanische Flagge. Zu den im An- Teil des Projektgebietes mit einer Fläche von 345 km2. hangI der Vogelschutzrichtlinie aufgenommenen, in der EU besonders gefährdeten bzw. geschützten Vogel- Naturschutzfachlich bedeutende Artvorkommen arten gehören u. a. im Projektgebiet als Brutvögel nach- gewiesene Arten wie Uhu (Abb. 3.3.-1), Schwarzstorch, Im Projektgebiet kommen zahlreiche hochgradig Rauhfußkauz, Schwarzspecht, Grauspecht, Eisvogel, schutzwürdige und schutzbedürftige Arten vor. Viele Rotmilan, Wachtelkönig und Birkhuhn. von ihnen sind entsprechend der Bundesartenschutz- Von den bisher genannten Arten sind die Kleine Huf- verordnung besonders oder streng geschützt, finden eisennase, Mopsfledermaus, der Fischotter und das sich in den Roten Listen der gefährdeten Arten Deutsch- Birkhuhn deutschland- und sachsenweit vom Ausster- lands und Sachsens bzw. besitzen als Anhang II-Arten ben bedroht (BFN 1996, 1998, RAU et al. 1999). Eben- Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 10:14 Uhr Seite 28

28 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Abb. 3.3.-1: Der Uhu ist noch gelegentlicher Brutvogel im Abb. 3.3.-2: Alte, etwa 450-jährige Eibe in den Steilhang- Projektgebiet wäldern des NSG Müglitzhang bei Schlottwitz

falls zutreffend ist dies für den Karpaten-Enzian, der ckenblume, Ausdauerndes Silberblatt und Zwiebel- im Projektgebiet auf extensiv genutzten Bergwiesen Zahnwurz vor (vgl. Kap. 3.2.). sogar das bundesweit einzige Vorkommen besitzt (hier Unter den Tierarten sind zahlreiche an Altbäume ge- an seiner nordwestlichen Arealgrenze, HARDTKE & bundene Vogelarten wie Hohltaube und Zwergschnäp- IHL 2000, UHLIG & MÜLLER 2001, WILHELM 1993) per sowie viele seltene totholzbewohnende Käfer (z. B. und für den Deutschland und Sachsen eine besondere Sägebock) zu nennen. Verantwortlichkeit für die weltweite Erhaltung wahr- Für den Artenschutz im Projektgebiet besitzen des zunehmen haben (LUDWIG et al. 2007). Eine weitere Weiteren die extensiv genutzten bzw. naturschutzge- in Sachsen vom Aussterben bedrohte Pflanzenart, die recht gepflegten Bergwiesen in Verzahnung mit Borst- Eichenmistel, weist im Projektgebiet bei Dohma ihr ein- grasrasen, Pfeifengras- und Feuchtwiesen, Quellfluren, ziges Vorkommen in Deutschland auf. Zu den Pflan- Kleinseggensümpfen und Steinrücken mit Gebüschen zenarten des Projektgebietes, die in Sachsen vom Aus- und Säumen eine immense Bedeutung (vgl. HACH- sterben bedroht sind, gehören z. B. Kugelorchis, Statt- MÖLLER 2000, HACHMÖLLER et al. 2008). liches Knabenkraut, Mücken-Händelwurz, weiterhin Naturschutzfachlich bedeutende Artvorkommen be- Kugelige Teufelskralle, Feuer-Lilie, Preußisches Laser- herbergen auch die unverbauten strukturreichen Fließ- kraut, Dorniger Schildfarn, Gebirgs-Rose. gewässer (u. a. Feuersalamander, Wasseramsel), die Habitate für schutzbedürftige und gefährdete Arten Moorflächen (u. a. Karpaten-Birke, Rundblättriger Son- bieten insbesondere die großflächigen naturnahen Wäl- nentau, Kreuzotter) und basenreichen Halbtrockenra- der. Auf basenreicheren Standorten kommen hier u. a. sen (u. a. Sonnenröschen, Wiesen-Schlüsselblume). die Orchideen Weißes Waldvöglein, Braunrote Sitter, Nicht unerwähnt bleiben soll das größte sächsische Nestwurz und Großes Zweiblatt, weiterhin Frühlings- autochthone Vorkommen der Eibe an den Müglitzhän- Platterbse, Leberblümchen, Einbeere, Weiße Zahnwurz, gen bei Schlottwitz (Abb. 3.3.-2, SCHMIDT 1994, Großblütiger Fingerhut, Seidelbast, Breitblättrige Glo- SCHRÖDER 1994). Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 10:14 Uhr Seite 29

3. Gebietskulissse 29

Besonders geschützte und weitere wertvolle hen können und die oftmals aus unterschiedlichen Bio- Biotope toptypen zusammengesetzt sind. Die flächenhaften naturschutzfachlich bedeutsamen Biotope bedecken ca. Im Projektgebiet wurden im Zuge der Ausweisung von 3 935 ha (§ 26-Biotope ca. 1 500 ha), was etwa 11,5 % FFH-Gebieten und der erfolgten Managementplanung (§ 26-Biotope 4,38 %) der Projektgebietsfläche ent- mehr als 30 FFH-Lebensraumtypen (LRT) nach An- spricht und damit wesentlich über dem sächsischen hang I der FFH-Richtlinie nachgewiesen (Tab. 3.3.-1), Durchschnittswert von (§ 26-Biotope) 2,75% liegt davon sieben prioritäre, in der EU besonders vom Flä- (LFUG 2008). Die flächigen Biotoptypen mit der größ- chenverlust betroffene Lebensraumtypen. Insgesamt ten Verbreitung im Projektgebiet sind in Tab. 3.3.-2 ent- weisen in den FFH-Gebieten die Wald-LRT und die Grün- halten. Dazu kommen noch ca. 645 km linienförmige land-LRT die größten Anteile auf. Von Bedeutung sind Biotoptypen, von denen im Projektgebiet die Stein- weiterhin die Lebensraumtypen der Fels- und Schutt- rücken, Hecken und naturnahen Abschnitte der Mittel- haldenbiotope an den Talhängen der Flüsse, die Moor- gebirgsbäche am bedeutendsten sind. biotope und naturnahe Fließgewässerbiotope. Die meisten der naturschutzfachlich wertvollen Bio- Im Projektgebiet kommen 81 verschiedene Biotop- tope sind sachsen- oder sogar bundesweit im Rückgang typen vor (Selektive Biotopkartierung 2. Durchgang), und daher in den entsprechenden Roten Listen ver- die als naturschutzfachlich wertvolle Biotope erfasst zeichnet (BUDER 1999, RIECKEN et al. 2006). wurden (LFUG 2000). 65 davon sind nach § 26 des Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass das SächsNatSchG besonders geschützt. Insgesamt wur- Projektgebiet für den Schutz, die Pflege und Entwick- den über 4 200 Einzelflächen als wertvolle Biotope kar- lung naturnaher Wälder (vgl. Kap. 3.2. u. Abb. 3.1.- tiert, die jeweils noch aus mehreren Teilflächen beste- 2), für frische bis nasse extensive Grünlandbioto-

Tab. 3.3.-1: Beispiele für im Projektgebiet vorkommende FFH-Lebensraumtypen (LRT) des Anhangs I der FFH-Richtlinie

Biotopgruppe LRT-Code Bezeichnung des LRT

Wälder 9180* Schlucht- und Hangmischwälder 91E0* Erlen-Eschen- und Weichholzauenwälder 91D1* Birken-Moorwälder 9110 Hainsimsen-Buchenwälder 9130 Waldmeister-Buchenwälder 9170 Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald 9410 Montane Fichtenwälder Grasland 6230* Artenreiche montane Borstgrasrasen 6210* Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien 6510 Magere Flachland-Mähwiesen 6520 Berg-Mähwiesen 6410 Pfeifengraswiesen 6430 Feuchte Hochstaudenfluren Fels- und 8160* Kalkhaltige Schutthalden Schutthalden- 8220 Silikatfelsen mit Felsspaltenvegetation biotope 8230 Silikatfelsen mit Pioniervegetation 8150 Silikatschutthalden 8210 Kalkfelsen mit Felsspaltenvegetation Moore 7220* Kalktuffquellen 7140 Übergangs- und Schwingrasenmoore 7230 Kalkreiche Niedermoore Gewässer 3260 Fließgewässer mit Unterwasservegetation

* prioritäre LRT der FFH-Richtlinie Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 10:14 Uhr Seite 30

30 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

pe, naturnahe Fließgewässer mit ihren Auen, für ständig in Landschaftsschutzgebieten (LSG). Diese Fels- und Blockhaldenbiotope sowie Steinrücken, Schutzgebietskategorie nach § 19 des SächsNatSchG Hecken und Streuobstwiesen eine herausragende Be- hat u. a. zum Ziel, Gebiete aufgrund der Vielfalt, deutung besitzt. Eigenart oder Schönheit ihres Landschaftsbildes oder wegen ihrer besonderen Bedeutung für die Erholung Schutzgebiete nach Naturschutzrecht unter Schutz zu stellen. Folgende drei LSG kommen im Projektgebiet vor bzw. reichen in dieses hinein: Säch- Bis auf geringe Anteile im Norden und die davon aus- sische Schweiz, Unteres Osterzgebirge und Oberes genommenen Ortschaften liegt das Projektgebiet voll- Osterzgebirge (vgl. Anlage 2: Karte der Schutzgebiete).

Tab. 3.3.-2: Naturschutzfachlich wertvolle, flächenhafte Biotoptypen der Selektiven Biotopkartierung (2. Durchgang) und ihre Flächenanteile im Projektgebiet. Dargestellt sind nur Biotoptypen, die mindestens 5 ha des Projektgebietes umfassen. Daten- quelle: LFUG (2000), Rote Liste-Angaben nach BUDER (1999).

Biotoptyp der Selektiven Biotopkartierung Fläche im Projekt- Rote Liste bes. geschützt gebiet in ha Sachsen §26 SächsNatSchG

Bodensaurer Buchen(misch)wald 849,4 3 – Sonstige, extensiv genutzte Frischwiese 474,9 3 – Ahorn-Eschen-Wald felsiger Schatthänge und Schluchten 348,6 3 § Eichen-Hainbuchenwald280,1 3 – Bergwiese 183,8 2 § Bodensaurer Eichen(misch)wald 175,5 3 – Feldgehölz 153,3 3 – Offene Felsbildung 143,4 3 § Laubwald trockenwarmer Standorte 141,5 2 § Erlen-Eschenwald der Auen und Quellbereiche 138,9 2 § Streuobstwiese 128,0 2–3 § Magere Frischwiese 122,1 1 § Sonstiges Feuchtgrünland97,1 3 – Sonstiger wertvoller 3 Gehölzbestand90,7– Mesophiler Buchen(misch)wald78,6 3 – Nasswiese 67,9 2 § Binsen-, Waldsimsen- und Schachtelhalmsumpf 55,7 3 § Zoologisch/botanisch wertvoller Bereich 47,1 – – Strukturreicher Waldbestand 38,6 – – Hochstaudenflur sumpfiger Standorte 33,0 3 § Seggen- und binsenreiche Feuchtweiden und Flutrasen 23,1 2 § Sumpfwald18,8 3 § Offene natürliche Block- und Geröllhalde 14,1 3 § Borstgrasrasen 13,1 1 § Sonstige Stillgewässer 11,9 – – Naturnahes, ausdauerndes Kleingewässer 11,6 2 § Kiefernwald trockenwarmer Standorte 11,5 3 § Ahorn-Linden-Schutthaldenwald 11,1 3 § Kleinseggenried11,0 2 § Moor- und Sumpfgebüsch 10,6 3 § Staudenflur feuchter Standorte 8,8 3 (§) Birken-Moorwald6,3 2 § Teich 5,8 3 – Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 10:14 Uhr Seite 31

3. Gebietskulissse 31

Zehn Naturschutzgebiete (NSG) mit einer Gesamt- tere FFH-Gebiete reichen mit geringeren Anteilen in fläche von ca. 1 460 ha (4,2 % des Projektgebietes) lie- das Projektgebiet hinein (Bergwiesen bei Dönschten, gen ganz (NSG Weicholdswald 102 ha, Trebnitzgrund Separate Fledermausquartiere im Großraum Dresden, 41 ha, Oelsen 128 ha, Müglitzhang bei Schlottwitz Bergwiesen um Schellerhau und Altenberg, Georgen- 78 ha, Hochstein-Karlsleite 18 ha, Grenzwiesen Fürs- felder Hochmoor). In den FFH-Gebieten besteht das Ziel, tenau und Fürstenauer Heide 507 ha, Mittleres Seide- die Lebensraumtypen nach Anhang I der FFH-Richtli- witztal 187 ha, Geisingberg 314 ha) oder teilweise (Spar- nie sowie die Habitate und Vorkommen der FFH-Arten gründe bei Dohna 37 ha, Am Galgenteich Altenberg des Anhangs II in einem günstigen Erhaltungszustand 14 ha) innerhalb des Projektgebietes (vgl. Anlage 2; langfristig zu sichern (Verschlechterungsverbot!). Um Hektar-Angaben entsprechen der Gesamtfläche der dieses anspruchsvolle Ziel auf eine solide fachliche NSG laut Schutzgebietsverordnung). Die von Natur- Grundlage zu stellen, werden Managementpläne erar- schutzgebieten eingenommene Fläche umfasst damit beitet bzw. liegen bereits abgestimmte Management- weniger als 5 %, aber in den NSG sind die für den Ar- pläne vor. ten-, Biotop- und Ökosystemschutz wertvollsten Land- Zum Schutzgebietssystem Natura 2000 zählen ne- schaftsteile unter Schutz gestellt. Als NSG gesichert ben den FFH- auch die Vogelschutzgebiete der EU sind insbesondere naturnahe Waldgebiete (z. B. NSG (SPA-Gebiete). Der Kohärenzgedanke dieses EU-wei- Weicholdswald, mit Felsen durchsetzte Hangwälder der ten Schutzgebietssystems, also die Vernetzung der NSG Müglitzhang bei Schlottwitz oder im Mittleren Sei- Lebensräume und Arthabitate durch Maßnahmen des dewitztal), aber ebenso extensiv genutzte Offenland- Biotopverbunds, kommt in der Karte der Schutzgebiete bereiche mit artenreichen Bergwiesen, Borstgrasrasen (Anlage 2) u. a. durch die Einbeziehung der Flusstäler und Steinrücken, oft wiederum in landschaftstypischer zum Ausdruck. 25,5 % des Projektgebietes sind Vogel- Weise verzahnt mit naturnahen Wäldern (z. B. die NSG schutzgebiete, von denen drei (Fürstenau, Weicholds- Geisingberg, Oelsen, Grenzwiesen Fürstenau und Fürs- wald sowie Geisingberg und Geisingwiesen) komplett tenauer Heide). Bisher weisen erst vier der NSG eine und eines (Osterzgebirgstäler) fast komplett im Pro- neue Verordnung nach SächsNatSchG auf, die restlichen jektgebiet liegen. Weitere zwei SPA-Gebiete (Kahleberg sechs besitzen aus dem DDR-Recht übergeleitete Ver- und Lugsteingebiet sowie Linkselbische Fels- und Wald- ordnungen. Das NSG Weicholdswald wurde 1961 aus- gebiete) reichen in das Projektgebiet hinein. In den gewiesen, das jüngste NSG wurde im Jahr 2007 fest- Vogelschutzgebieten sollen die Populationen bestimm- gesetzt (bisheriges NSG Fürstenauer Heide wesentlich ter einheimischer Brutvogelarten des Anhangs I der erweitert zum NSG Grenzwiesen Fürstenau und Fürs- Vogelschutzrichtlinie und ihre Lebensräume (Brutge- tenauer Heide). Teile des NSG Weicholdswald sind seit biete, Nahrungsräume, Ruhezonen) wirksam geschützt 1997 Naturwaldzelle nach SächsWaldG und unterlie- werden. Weiterhin sind die Rastgebiete der regelmä- gen einer eigendynamischen Entwicklung mit wissen- ßig wiederkehrenden Zugvögel zu bewahren. schaftlicher Begleitung. Bei einer Bilanzierung der Schutzgebietsflächen ist Weiterhin befinden sich 55 flächenhafte Natur- es nicht möglich, die Anteile der verschiedenen Schutz- denkmale (FND) im Projektgebiet, die eine Fläche von gebietskategorien zu addieren, da diese sich mehrfach 71,5 ha einnehmen (ca. 0,2 % des Projektgebietes). überlagern können (z. B. NSG, FFH- und SPA-Gebiete). Durch FND, die bis zu 5 ha Größe aufweisen dürfen, Die große naturschutzfachliche Bedeutung des Pro- sind z. B. kleinere besonders schutzwürdige Gewässer, jektgebietes kommt jedoch bereits darin zum Ausdruck, Waldflächen, Feldgehölze, Halbtrockenrasen, extensive dass die betrachteten Schutzgebietsanteile jeweils deut- Wiesen, Moore, Quell- und Felsbereiche geschützt. lich über dem sächsischen Durchschnitt und dem Etwa 15 % (5 166 ha) des Projektgebietes sind als FFH- Bundesdurchschnitt liegen (Tab. 3.3.-3). Gebiete Bestandteile eines Schutzgebiets-Netzwerkes Die in diesem Kapitel dokumentierten herausra- der EU (Natura 2000). Von den vierzehn FFH-Gebieten genden Naturschutzwerte des Projektgebietes, eine liegen sechs komplett im Projektgebiet (Mittelgebirgs- nicht zu unterschätzende aktuelle und potenzielle Ge- landschaft um Oelsen, Trebnitztal, Geisingberg und fährdung dieser Werte sowie die besondere, auch über Geisingwiesen, Weicholdswald, Fürstenauer Heide und die Landesgrenzen Sachsens und Deutschlands rei- Grenzwiesen Fürstenau, Bahrebachtal). Vier FFH-Ge- chende Verantwortung zur Bewahrung der einzigarti- biete befinden sich zu überwiegenden (Müglitztal, Sei- gen Natur und Landschaft im Osterzgebirge unter- dewitztal und Börnersdorfer Bach) bzw. wesentlichen streichen den Handlungsbedarf einer Naturschutzziele Teilen (Gottleubatal und angrenzende Laubwälder, integrierenden Landnutzung. Feuchtgebiete am Brand) im Projektgebiet. Vier wei- Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 10:14 Uhr Seite 32

32 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Tab. 3.3.-3: Anteile ausgewählter Schutzgebietskategorien im Projektgebiet im Vergleich zu Sachsen und der BRD

Schutzgebiets- Anteil an der Fläche Anteil an der Fläche Anteil an der Fläche kategorie des Projektgebietes Sachsens in % der BRD in % in %

LSG 89,0 29,5 30,0 NSG 4,2 2,7 3,3 FFH-Gebiet 15,0 9,2 9,3 SPA-Gebiet 25,5 13,5 9,4

3.4. Das Projektgebiet als Hochwasserentstehungs- und Hochwasserschadgebiet Dirk Wendel, Eckehard-G. Wilhelm, Torsten Roch, Andreas Wahren

Die Gebirgsregionen Sachsens sind aufgrund ihrer geo- schutzes (Überlaufen der Talsperren Malter, Klingen- morphologischen und klimatischen Bedingungen berg; Dammbruch Brießnitz/oberhalb von Glashütte, typische Hochwasserentstehungsgebiete (Abb. 3.4.-1). Zerstörung von Stützmauern an Fließgewässern). Oft Das Osterzgebirge fällt durch häufige Stark- bis war eine schadfreie Wasserableitung auch durch ver- Extremniederschlagsereignisse auf, die zu Hochwäs- klauste und zerstörte Brücken nicht mehr möglich. Men- sern mit zerstörender Wirkung führen. Großflächige schen kamen zu Schaden, Siedlungen, Industrieanla- Ereignisse traten in den Jahren 1703, 1799, 1897, 1954 gen und Infrastruktur wurden in katastrophalem Maß und 2002 auf. Hinzu kommen lokale Hochwässer, die überflutet, beschädigt bzw. zerstört (Abb. 3.4.-3). Schon jedoch wesentlich häufiger sind und sich im Bereich seit über einem Jahrhundert wird durch ausführliche von Müglitz und Gottleuba konzentrieren (vgl. Abb. Beschreibungen auf die verheerenden Schäden nach 3.4.-2). Das Osterzgebirge, insbesondere das Pro- extremen Hochwasserereignissen und Möglichkeiten jektgebiet, kann als ein ausgeprägtes Hochwasser- der Hochwasserprävention aufmerksam gemacht entstehungs- und zugleich -schadgebiet bezeichnet (AUTORENKOLLEKTIV 1897, LSH 1927, FICKERT 1934). werden. Detaillierte Analysen und Schlussfolgerungen enthält Das Hochwasser 2002 wurde durch das Genua-Tief die „Ereignisanalyse – Hochwasser August 2002 in den „Ilse“ und damit – wie die meisten Sommerhochwäs- Osterzgebirgsflüssen“ (LFUG 2004), deren wichtigste ser – von einer „Vb-Wetterlage“ verursacht, die durch Ergebnisse unter dem Blickwinkel der Projektzielstel- das Aufgleiten feucht-warmer, stark wassergesättigter lungen kurz angerissen werden. Mittelmeeresluft auf von Norden einströmende Kalt- luft und damit einhergehenden Starkniederschlägen Schadfaktoren geprägt ist. Die Lage des Erzgebirges quer zur Zugrich- tung der Tiefdruckgebiete verstärkte die Niederschlags- Die „Ereignisanalyse“ verdeutlichte, dass bei Hoch- bildung durch orographische Hebungsprozesse mit ver- wasser komplexe Prozesse wirken, bei denen neben heerenden Folgen. Das Ereignis 2002 war besonders unmittelbaren Einwirkungen des Wassers durch Über- lang anhaltend und brachte z. B. in Lauenstein und schwemmung auch Feststoffbewegungen eine große Zinnwald innerhalb von 72 Stunden Niederschläge von Rolle spielen, die von Geschieben und Treibgut verur- 325 bzw. 406 mm. Die enormen Wassermassen konn- sacht werden. Allein an der Müglitz wurden an den ten durch Bäche und Flüsse nicht mehr schadfrei ab- Schwerpunkten der Treibgutablagerung 6 000 Raum- geführt werden und führten zur Überlastung oder Zer- meter abgelagertes Material (Holz/Abfälle/Autos) er- störung von Anlagen des technischen Hochwasser- mittelt. Anlage1+Rückseite 24.02.2009 13:55 Uhr Seite 1

Anlage 1: Karte der potenziellen natürlichen Vegetation im Projektgebiet Anlage1+Rückseite 24.02.2009 13:55 Uhr Seite 2

Anlage 1: Karte der potenziellen natürlichen Vegetation im Projektgebiet - Legende Anlage2 24.02.2009 13:59 Uhr Seite 1

Anlage 2: Karte der Schutzgebiete im Projektgebiet Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 10:16 Uhr Seite 33

3. Gebietskulissse 33

Abb. 3.4.-1: Hochwasserentstehungsgebiete in Sachsen (lila; SMUL 2007b)

Die Schadintensität war in den Siedlungen und im te bzw. abgeschwemmte Bäume, Dachstühle, Bret- Bereich der Infrastruktur aufgrund der Konzentration ter aus Sägewerken) sowie zu Verklausungen an und Exposition hoher Werte in der Aue, aber auch auf- Brücken und Durchlässen (einschließlich steigen- grund von Mängeln in Bau und Instandhaltung der der Wasserstände und Folgeschäden). Letzteres setz- Fließgewässer, erheblich höher als in der freien Land- te eine Vielzahl von Prozessen in Gang. Das Gewäs- schaft. Andererseits ist der Zustand der freien Land- ser verließ endgültig sein Bett, das Bett wurde schaft eine wesentliche Größe für die Schadprozesse zusedimentiert, Stützmauern wurden hinterspült in Siedlungen und an der Infrastruktur. Wasserabfluss, und stürzten ein, neue Gewässerbetten – teils in Sied- Erosion und Sedimenteintrag in Gewässer werden vom lungen – entstanden. Anteil Wald, Grünland, Acker, von Baumartenmi- – Die im Wasser mitgerissenen Sedimente wirkten je schungen und dem Anteil erosionsfördernder Feld- nach Größe ebenso zerstörend. Von Feldern abge- früchte, dem Vorhandensein flächiger Meliorationen tragener Feinboden setzte Durchlässe an Straßen zu etc. wesentlich mitbestimmt. mit der Folge, dass diese überströmt oder unterspült, Im Zusammenspiel mit örtlichen Eigenheiten (Durch- erodiert und letztlich zerstört wurden. Gerade Sedi- lassfähigkeit von Brücken, Standfestigkeit von Stütz- mente, insbesondere Geschiebe, bewirkten in Kom- mauern und Brücken, Bauten und Infrastruktur im bination mit Strömungshindernissen (verklauste Auenbereich etc.) ergaben sich mehr oder minder kata- Brücken) das Zusedimentieren ganzer Flussbetten strophale Schäden. Neben den Schadfaktoren Hoch- sowie die Entstehung von Schotterflächen (Übersa- wasserspitze,-geschwindigkeit und -fülletreten zwei rung) außerhalb des Gewässerbettes. weitere Faktoren besonders hervor: – Treibgut führte zu unmittelbaren Zerstörungen durch die Wucht des Aufpralles (Autos, entwurzel- Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 10:17 Uhr Seite 34

34 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Abb. 3.4.-2: Übersicht lokaler sommerlicher Starkregenereignisse in Sachsen (SMUL 2002 in LFUG 2004)

Rechtliche Aspekte berg/Geising). Es dient der Erhaltung sowie Verbesse- rung des natürlichen Rückhaltevermögens und umfasst Infolge der immensen Schäden und der detaillierten elf Gemarkungen im Umfeld von Falkenhain, Liebenau, Analyse des Hochwasserereignisses 2002 wurde die Georgenfeld und Fürstenwalde. Weiterhin wurden auf sächsische Hochwasserschutzstrategie überarbeitet. 19 % der Auenfläche „Überschwemmungsgebiete“ durch Sie beschreibt zusammengefasst die Begrenzung von Rechtsverordnung (§ 32 SächsWG i. V. m. §§ 100 Abs. Hochwasserschäden durch ein sinnvoll verknüpftes 1 u. 5 sowie § 139 ) ausgewiesen. Hier steht der schad- Maßnahmenbündel für lose Abfluss von Hochwasser durch Freihaltung des – den natürlichen Hochwasserrückhalt auf der Flä- Gebietes von Hindernissen im Vordergrund. Seitens che des Einzugsgebietes sowie in Gewässern und des Staatsbetriebes Sachsenforst wurden unabhängig Auen, davon in Auen und Einzugsgebieten „Waldflächen mit – den technischen Hochwasserschutz durch Deiche, besonderer Hochwasserschutzfunktion“ ausgewiesen Rückhaltebecken und Talsperren sowie (LFP 2004a). Maßnahmen dienen hier insbesondere – die weitergehende Vorsorge, wie Flächen-, Bau-, der Pufferung von Niederschlagsspitzen in unwetter- Verhaltens- und Risikovorsorge. gefährdeten Gebieten und sollen somit für eine Stetig- Die sächsische Hochwasserschutzstrategie als zu- keit der Wasserspende und eine Erhöhung von Nied- kunftsweisender Hochwasserschutz ist in Abbildung rigwasser sorgen. Wald mit besonderer Hochwasser- 3.4.-4 dargestellt. Als eine Konsequenz aus dem Hoch- schutzfunktion schützt dadurch vor Hochwasser über wasser 2002 wurde im Projektgebiet (erstmals in Deut- das in den gesetzlichen Schutzgebieten inhaltlich und schland) ein Hochwasserentstehungsgebiet auf Basis räumlich festgelegte Maß hinaus. des SächsWG § 100 b rechtlich festgesetzt (Alten- Die genannten rechtlichen Instrumente einschließ- Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 10:18 Uhr Seite 35

3. Gebietskulissse 35

Abb. 3.4.-3: Hochwasser 2002 an der Müglitz in Schlottwitz

lich der sächsischen Hochwasserschutzstrategie zei- dern mit Nadelbäumen (Weiß-Tanne, Gewöhnlicher gen eine große Zahl an Handlungsoptionen, die alle zu Fichte) als Mischbaumarten (pnV, Kap. 3.2.). Der aktu- einem verbesserten Hochwasserschutz beitragen kön- elle Waldanteil liegt bei 33 % und damit knapp über nen. Die einzelnen Optionen können dabei eine unter- dem Landesdurchschnitt. Hohe Anteile haben Äcker schiedliche Gewichtung haben (Talsperren als wirk- (29 %) und Siedlungsbereiche (11 %). Bestände flach samste und sicherste Lösung), aber auch scheinbar klei- wurzelnder Fichten dominieren im Waldbereich. Das ne Beiträge (Vermeidung von Treibgut) können zur eingeschränkte Wasserrückhaltevermögen der Land- Vermeidung lokaler, u. U. aber erheblicher Schäden schaft (Näheres in Kap. 5.) und der hohe Anteil ero- bedeutend sein. In Anbetracht der komplexen Schad- sionsgefährdeter Bereiche sind wesentliche Defizite. wirkungen ist von einer Summation einzelner Schad- Auen nehmen etwa 6 % des Projektgebietes ein (po- komponenten auszugehen, der erst durch einen Kom- tenzielle Auenwaldstandorte: 2 059 ha; vgl. Kap. 3.2.). plex von (auch unbedeutend erscheinenden) Hand- Natürlicherweise würden Erlen-Bachwälder flächig lungsoptionen effektiv begegnet werden kann. Neben vorherrschen, teils auch Quellwälder, Weidengebü- dem klassischen, stark rechtlich bzw. technisch orien- sche, Schotterflächen und deren Vegetation sowie tierten Hochwasserschutz (Schutzgebiete, Umgestal- lokal Bruchwälder. Der aktuelle Anteil naturnaher Wald- tung der Gewässerbetten in den Siedlungen, Rückhalte- biotoptypen an der Auenfläche beträgt weniger als becken etc.) müssen raumgreifende Maßnahmen durch 7 % (nach Waldbiotopkartierung Biotoptyp „Erlen- die Landnutzer – projektspezifisch beispielhaft durch Eschenwald der Auen und Quellbereiche“ 139 ha, nur den LSH und den Staatsbetrieb Sachsenforst – ergrif- teilweise in Auen gelegen), Schotterflächen sind kaum fen werden. Mit dem Projekt wurde deshalb ein inte- präsent (vgl. Kap. 4.3.2.). Es dominieren stark anthro- grierter landschaftsökologischer Ansatz verfolgt, der pogen überprägte Bereiche. Für den Teilbereich der auf einen möglichst hohen Niederschlagsrückhalt in „Überschwemmungsgebiete“ liegen detaillierte Infor- der Fläche, eine zeitliche Abflussverzögerung und mationen vor (Daten: SBS 2007): einen schadfreien Hochwasserabfluss in den Auen ab- – Zu 78 % werden Auen als Acker, Grünland, Sied- zielt (vgl. Kap. 2.). lungs- und Verkehrsfläche genutzt (nur zu 22 % bewaldet). Zustand der Einzugsgebiete und Auen – Im bewaldeten Bereich beträgt der Anteil natur- ferner und -fremder Baumarten 38 %. Dabei han- Die osterzgebirgischen Flusseinzugsgebiete wären delt es sich überwiegend um die flachwurzelnde natürlicherweise außerhalb der Flusstäler von zonalen Gewöhnliche Fichte, aber auch Stech-Fichte nimmt Laubmischwäldern bedeckt, überwiegend Buchenwäl- bedeutende Anteile ein. Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 10:19 Uhr Seite 36

36 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

– In den Überschwemmungsgebieten kommt die etwa 500 Festmetern(!) mitgerissener Fichten (LFUG Schwarz-Erle als tiefwurzelnde, in den Grund- 2004). wasserbereich eindringende, an Auen besonders angepasste und standfeste Hauptbaumart auf Schlussfolgerungen lediglich 5 ha vor. Unter den für Gebirgsauen typi- schen Baumarten erreicht nur noch der Berg-Ahorn Die aktuelle Landnutzungsstruktur in den Außenbe- mit 6 ha Bedeutung, Esche hingegen ist selten, eben- reichen begünstigt die Hochwasserentstehung und ist so Begleitbaumarten wie Hainbuche, Winter-Linde zugleich für eine schadlose Hochwasserableitung weit- und Rot-Buche. Unter den Begleitbaumarten auffäl- gehend ungeeignet. Der seit 1927 geforderten Hoch- lig hoch ist der offensichtlich forstlich geförderte An- wasserschadensminderung (LSH 1927) wird bis heute teil der ebenfalls tiefwurzelnden, aber eher für Tief- zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet (z. B. flächige Ver- landsauen typischen Eichen (17 ha). siegelung durch A17, Grenzübergang Zinnwald). Die Durch geringen Anteil und ungünstige Baumarten- Analyse von Schadfaktoren und Defiziten zeigt, dass struktur sind die Waldbestände in der Aue kaum in der eine Reihe wesentlicher Handlungsoptionen besteht, Lage, wesentliche Beiträge zur Verringerung von Fließ- die im Rahmen des Projektes aufgegriffen wurden (vgl. geschwindigkeiten und zum Treibgut- und Sediment- Tab. 3.4.-1) und einen integrierten landschaftsökologi- rückhalt zu leisten. Es dominieren flachwurzelnde schen Ansatz darstellen. Baumarten, die in exponierten Bereichen bei Hoch- wasser besonders unterspülungsgefährdet sind und als Treibgut zugleich das Gefahrenpotenzial flussabwärts Seite 37 erhöhen (vgl. Kap. 4.3.1.). So bestand die Verklausung Tab. 3.4.-1: Schadfaktoren, Defizite sowie wesentliche einer Brücke oberhalb der Gottleubatalsperre aus Konsequenzen für das Projekt

Abb. 3.4.-4: Systematik der sächsischen Hochwasserschutzstrategie nach den Regelungen des sächsischen Wassergesetzes (SächsWG), aus SMUL (2007b) Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 10:19 Uhr Seite 37

3. Gebietskulissse 37 in den Auen (vgl. Kap. 4.2.) Kap. (vgl. von Ausschluss (unter (unter Ausschluss von von Ausschluss (unter (vgl. Kap. 4.3.): Kap. (vgl. zu einer naturnäheren Baumartenmischung Baumartenmischung zu einer naturnäheren und Waldmehrung in siedlungsfernen Auenbereichen in siedlungsfernen Stech-Fichte) Fichte, (Gewöhnliche Waldumbau (s.o.), Waldumbau Auenrenaturierung s. o.) (außerhalb des Siedlungsbereiches, Waldumbau und räumlichen Struktur (vgl. Kap. 4.1.) Kap. (vgl. Struktur und räumlichen Feldgehölzen Grabensysteme bzw. Drainage- Fließgewässern von Regeneration bzw. Renaturierung Auen und deren – Maßnahmen gestaltende – Zulassen einer Auendynamik – Gerinnen mit Sedimenten von Verfüllung natürliche Waldumbau Fließgewässern von Regeneration bzw. Renaturierung Auen: und deren – flachwurzelnder Baumarten Beständen von Umbau – (Schwarz-Erle) Förderung tiefwurzelnder Baumarten naturschutzfachlich wertvollem Grünland!) wertvollem naturschutzfachlich Fließgewässern von Regeneration bzw. Renaturierung Auen: und deren – – naturschutzfachlich wertvollem Grünland!) wertvollem naturschutzfachlich – projektspezifische Handlungsoptionen projektspezifische der Defizite zur Minderung – Waldmehrung langfristige – Steinrücken, Hecken, Erhalt und Etablierung von – der Rückbau bzw. Entwässerungen von Unterlassung – – – – Waldmehrung langfristige – – Waldmehrung langfristige Forsten im Offenbereich Querschnitt) Gerinne, häufigeingetiefte zu geringer Defizite Einzugsgebiete: veränderte ungünstig – Waldanteil zu geringer – der überwiegenden Stabilität ökologische geringe – abflusshemmende zu wenig Strukturen – Grabensysteme bzw. Drainage- ausgedehnte Auenmorphologie: veränderte ungünstig – und (begradigte Gewässerbett ungeeignetes – in den Auen Retentionsflächen fehlende – in den Auen Waldanteil zu geringer Waldanteil und zu geringer Bestockung ungeeignete in den Auen: – Gehölzpflege mangelnde an Gewässerrändern – flachwurzelnder Gehölze in der Aue Verwendung – Treibgutfilterung mangelnde Auenmorphologie: veränderte ungünstig – Gewässerbett ungeeignetes Landnutzung: ungeeignete – in den Auen anthropogene Ablagerungen Waldanteil und zu geringer Bestockung ungeeignete in den Auen: – flachwurzelnder Gehölze in der Aue Verwendung – Treibgutfilterung mangelnde Schadfaktoren Hochwasserspitzen starke große Abflussvolumen Hochwasserspitzen starke hohe Abflussgeschwindig- keiten Treibgutbelastung starke Sedimentfreiset- starke zung Geschiebedynamik Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 10:19 Uhr Seite 38

38 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

4. ERGEBNISSE 4.1. Waldumbau und Waldpflege 4.1.1. Baumartenverteilung und Eigentumsverhälnisse in den Wäldern des Projektgebietes Eckehard-G. Wilhelm, Steffen Hilpert

Stabile, elastische, gemischte naturnahe Wälder mit Immissionsschäden in den 1960er bis 1990er Jahren gut strukturiertem Kronendach und Wurzelgefüge sind zurückzuführen (vgl. Kap. 3.1.). Die in der Alters- am besten geeignet, die besondere Hochwasserschutz- klassenverteilung (Abb. 4.1.1.-1) zu erkennende Domi- und Naturschutzfunktion zu erfüllen (vgl. Kap. 5.; nanz der bis 60jährigen Bestände ist auch meist ein Re- IRRGANG 2002a, SCHMIDT et al. 2003b, IRRGANG & sultat der immissionsbedingten Waldschäden. EISENHAUER 2004, SCHÜLER 2005, RICHERT et al. Die Eigentumsverhältnisse im Projektgebiet sind in 2007a). Auf ca. 19 % der Waldfläche des Projektgebie- Abbildung 4.1.1.-2 dargestellt. Etwa zwei Drittel des tes konnten bei der Waldbiotopkartierung wertvolle Waldes sind Privat- und Körperschaftswald, knapp ein naturnahe Waldbiotope erfasst werden. Damit liegt der Drittel ist Landeswald. Der Anteil an Privat- und Körper- Anteil weit über dem sächsischen Durchschnitt. Dies schaftswald liegt im Projektgebiet über dem Landes- bedeutet aber andererseits, dass vier Fünftel der aktu- durchschnitt (Privatwald 45 %, Körperschaftswald 8 %). ellen Wald- und Forstbestände ein erhebliches Ent- Vergleichsweise gering ist der Anteil des Landeswal- wicklungspotenzial hinsichtlich des Hochwasser- und des, der in anderen Teilen des Erzgebirges deutlich Naturschutzes aufweisen (vgl. Kap. 3.1.). mehr als 50 % der Waldfläche beträgt. Diese Eigen- Die in Tabelle 4.1.1.-1 wiedergegebene Baumarten- tumsverhältnisse ergeben sich aus der besonderen verteilung belegt die Dominanz der Nadelbäume, ins- Landnutzungsgeschichte (vgl. Kap. 3.1.). Bereits SIE- besondere die der Gewöhnlichen Fichte, im Projektge- GEL (1927), KIENITZ (1932) und REINHOLD (1942) do- biet. Der relativ hohe Anteil an gebietsfremden Baum- kumentierten den vergleichsweise geringen Anteil des arten (ELA, JLA, PFI, OFI) ist auf die Pflanzung vormals kursächsischen Waldes. Ein Großteil der Wäl- immissionstoleranter „Ersatzbaumarten“ in Folge der der im Projektgebiet waren in früherer Zeit Bauern-

Tab. 4.1.1.-1: Baumartenverteilung in den Wäldern des Projektgebietes über alle Eigentumsformen (hier Anteile über 1 % dargestellt; Quelle: SBS 2005)

BAUMART FLÄCHE (ha) ANTEIL (%)

Gewöhnliche Fichte (GFI) 5017,46 48,78 Trauben-Eiche (TEI) 1070,79 10,41 Europäische Lärche (ELA) 815,40 7,93 Gewöhnliche Birke (GBI) 690,60 6,71 Rot-Buche (RBU) 545,72 5,31 Gewöhnliche Kiefer (GKI) 512,62 4,98 Stech-Fichte (PFI) 370,43 3,60 Stiel-Eiche (SEI) 182,50 1,77 Gewöhnliche Esche (GES) 164,36 1,60 Japanische Lärche (JLA) 164,71 1,60 Berg-Ahorn (BAH) 141,72 1,38 Gewöhnliche Eberesche (GEB) 112,35 1,09 Omorika-Fichte (OFI) 103,05 1,00 Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 10:20 Uhr Seite 39

4. Ergebnisse 39

wälder. Aus der extensiven, kleinbäuerlichen Nutzung sammenhang mit vorbeugendem Hochwasserschutz unter meist schwierigen Standortsverhältnissen erklärt und Naturschutz auf das hier vorgestellte Projekt. sich auch der relativ hohe Anteil naturnaher Wälder Eine Umsetzung in solchen Projekten entwickelter Kon- im Gebiet. zepte zu Hochwasservorsorge und Naturschutz (z. B. Auf dem forstpolitischen Programm des Freistaates SCHMIDT et al. 2003b) wird u. a. durch die große An- Sachsen basierende Grundsätze schreiben für den zahl der privaten und körperschaftlichen Waldbesitzer Staatswald eine naturnahe Waldbewirtschaftung fest. (Tab. 4.1.1.-2) erschwert. So liegt im Projektgebiet die Damit wird ein Waldzustand angestrebt, der dem All- durchschnittliche Waldeigentumsfläche im Privatwald gemeinwohl in besonderem Maße dient und über die bei ca. 2,2 ha. Grundpflichten aller Waldbesitzer hinausgeht (vgl. Im Folgenden werden Ergebnisse, Erkenntnisse und SMUL 1999). Diese Grundsätze haben für den Privat- Erfahrungen bei der Umsetzung und wissenschaftlichen wald lediglich empfehlenden Charakter. Hier setzt der Begleitung eines Konzeptes zur hochwasserschutz- und Freistaat auf Beratung und ggf. Betreuung, auf För- naturschutzgerechten Waldbehandlung umweltge- derinstrumente und Beispielprojekte (z. B. Projekt schädigter (Hochwasser, Luftschadstoffe) Wälder und „Sanierung von Waldschadensflächen im extremen Im- Forsten unter besonderer Berücksichtigung der Be- missionsschadgebiet unter besonderer Berücksichti- dingungen privaten Waldbesitzes dargelegt. gung des Nichtstaatswaldes“, LAF 1998) bzw. im Zu-

Abb. 4.1.1.-1: Flächenanteile der Altersklassen in den Wäldern Abb. 4.1.1.-2: Waldeigentumsverhälnisse im Projektgebiet des Projektgebietes (Quelle: SBS 2005) (Quelle SBS 2005)

Tab. 4.1.1.-2: Anzahl der privaten und körperschaftlichen Waldbesitzer (nach Eigentumsform) im Projektgebiet

Eigentumsform PrivatwaldKommunalwald Kirchenwald sonst. Körperschaften

Anzahl der Waldbesitzer 2 846 73 29 23 Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 10:20 Uhr Seite 40

40 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

4.1.2. Mittel- bis langfristige Betriebsplanung 4.1.2.1. Grundsätze einer hochwasserschutz- und naturschutz- gerechten Waldbehandlung im „Forstbetrieb Landes- verein Sächsischer Heimatschutz“ Dirk Wendel, Steffen Hilpert, Eckehard-G. Wilhelm

Der Landesverein Sächsischer Heimatschutz (LSH) hat tungsstrategien, die sich als Wald-Ökosystem-Manage- seit 1990 insgesamt 1 200 ha Waldfläche in verschie- ment verstehen, entgegenkommen und sich an den je- denen Teilen Sachsens erworben. Er knüpft damit an weils gegebenen naturräumlichen Bedingungen (z. B. die Tradition aus der Zeit vor seiner Enteignung an, als Naturdargebot an Leistungspotenzialen, natürliches er mit seinen Flächenkäufen und naturgerechter Bewirt- Biodiversitätspotenzial) orientieren (SCHMIDT 2007a, schaftung zu einem Vorreiter des Naturschutzes in 2007b). Deutschland wurde (vgl. Kap. 3.1.). Eine besondere Be- Das Wald-Entwicklungsziel einer hochwasser- deutung kommt heute dem Waldeigentum im Osterz- schutz- und naturschutzgerechten Waldbehandlung ist gebirge zwischen Oelsen und Mordgrund zu. Hier, in ein räumlich und zeitlich vielfältig strukturiertes Verzahnung mit artenreichen Bergwiesen, liegen Wald- Bestandes- bzw. Biotopmosaik, das sich an der Baum- flächen, denen vielfältige Schutzfunktionen zukommen artenzusammensetzung des natürlichen Vegetations- (WILHELM & GEROLD 2007). Die finanzielle Förde- potenzials (nVp; SCHMIDT 1998) ausrichtet (Kap. 3.2.). rung des Erwerbs der Waldflächen durch den Freistaat Bei der Waldbehandlung wird größtmögliche Natur- Sachsen ist an die Grunddienstbarkeit einer „natur- nähe bei gleichzeitiger Berücksichtigung nachhaltiger schutzgerechten Bewirtschaftung“ geknüpft worden. Nutzungsmöglichkeiten (Stetigkeit von Wirkungen, Was aber darunter zu verstehen ist, wurde nicht aus- z. B. Abflussregulation) angestrebt. Generell sind flexi- geführt. Zudem liegen die Waldflächen des LSH in ble Vorgehensweise bei Bewirtschaftung und Pflege so- einem ausgesprochenen Hochwasserentstehungsge- wie Detailplanung auf Bestandesebene unter Beach- biet (vgl. Kap. 3.4.). Daraus ergibt sich die Forderung, tung der speziellen Schutz- und Nutzungsinteressen bei der Waldbehandlung dem Hochwasserschutz be- erforderlich, wobei die Schutzziele generell Vorrang ha- sondere Beachtung zu schenken. Gleichzeitig besteht ben. So liegt der wesentlichste Unterschied zu anderen für den LSH die Notwendigkeit, zumindest kosten- ökologisch orientierten Bewirtschaftungssystemen vor deckend zu wirtschaften. allem in der Gewichtung der Ziele. Eine hochwas- serschutz- und naturschutzgerechte Waldbehandlung Grundlagen und Ziele bedeutet, die Belange des Hochwasserschutzes und des Naturschutzes über die gleichzeitig notwendigerweise Die vielfältigen Anforderungen von Hochwasserschutz vorhandenen ökonomischen Ziele zu stellen, ohne die und Naturschutz sowie betriebswirtschaftliche Aspek- Liquidität des Forstbetriebes LSH zu gefährden te geben den Rahmen für die mittel- bis langfristige (SCHMIDT et al. 2003b). Planung auf der Ebene von Waldbeständen und für die Umsetzung von Maßnahmen vor. Voraussetzung für Anforderungen und waldbauliche Empfehlungen die Planung ist ein Konzept, das Ziele, Anforderungen und Grundsätze einer hochwasserschutz- und Im Folgenden werden Anforderungen an die Waldbe- naturschutzgerechten Waldbewirtschaftung enthält. stände des LSH, bezogen auf Hochwasserschutz und Seit den 1980er Jahren finden Waldbehandlungs- Naturschutz sowie kostendeckende Bewirtschaftung, konzepte wie „Ökologische“ oder „Naturgemäße“ Wald- aufgezeigt und wichtige waldbauliche Empfehlungen wirtschaft und „Ökologisch orientierte“ oder „Ökoge- abgeleitet. rechte“ Waldbewirtschaftung verstärkt Anwendung. Allen gemeinsam ist, dass sie auf dem Ökosysteman- satz basieren bzw. den Prinzipien von Bewirtschaf- Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 10:20 Uhr Seite 41

4. Ergebnisse 41

Hochwasserschutzanforderungen Anforderungen des Naturschutzes

Alle Waldflächen des Forstbetriebes LSH liegen in Die Anforderungen des Naturschutzes sind komplex. einem ausgesprochenen Hochwasserentstehungs- und Zu den prioritären Schutzzielen gehören neben der -schadgebiet und ihnen kommt die „besondere Hoch- Naturnähe von Standort und Vegetation (Naturwälder wasserschutzfunktion“ zu. Diese Funktion zu erfüllen, und naturnahe Wirtschaftswälder, Schutz und Nutzung bedeutet, das Wasserspeicherpotenzial in der Fläche natürlicher Prozesse) die Vielfalt an Populationen, maximal auszunutzen, den Abfluss zeitlich zu verzö- Arten und Biozönosen (Biodiversität) – damit die Viel- gern und die Abflussspitze sowie die Abflussenergie falt an ökosystemaren Strukturen (Artenstruktur, ver- zu verringern, die Flächen vor Bodenerosion zu schüt- tikale und horizontale Raum-, Alters-, Kleinstrukturen), zen und das Gefahrenpotenzial durch Feststoffe an Funktionen und Entwicklungsstadien (z. B. arten- (Treibgut, Geschiebemassen) zu verringern. Daraus er- reiche Waldmeister-Buchenwälder und deren edel- geben sich folgende waldbauliche Empfehlungen (vgl. laubbaumreiche Zwischenwaldstadien), die Bewahrung auch SMUL 2004a, IRRGANG & EISENHAUER 2004): gefährdeter, seltener und gesetzlich geschützter – Dauerbestockung für den verbesserten Schutz vor Arten und Ökosystemtypen (z. B. Orchideen wie Wei- Bodenerosion, die Vermeidung von Kahlflächen mit ßes Waldvöglein, Vögel wie Schwarzstorch und Uhu, hohem Oberflächenabfluss sowie die Erhöhung der Biotoptypen wie Hangschutt- und Schluchtwälder) so- Interzeption, wie die Repräsentanz natürlicher Waldökosystemty- – Erhalt bzw. Begründung von Mischbeständenaus pen und naturraum- und ökosystemtypischer Pflanzen- standortsgerechten Baumarten mit einem ange- und Tierarten aber auch gebietsspezifischer Nutzungs- messenen Anteil immergrüner Nadelbaumarten formen des Waldes. Waldbauliche Empfehlungen für (z. B. Weiß-Tanne, Gewöhnliche Fichte) sowie tief- die umfangreichen Anforderungen an eine natur- wurzelnden Baumarten (z. B. Rot-Buche, Berg-Ahorn) schutzgerechte Waldbehandlung sind: zur Erhöhung der Interzeption bzw. Minderung des – Erhalt bzw. Begründung von Mischbeständen mit Bodenwasserabflusses im Winterhalbjahr, zur in- Baumarten des natürlichen Vegetationspotenzials tensiven Bodenerschließung durch das Wurzelsys- zur Verbesserung der Naturnähe und zur Erhöhung tem mit den Effekten einer Vergrößerung der Was- von Arten- und Strukturvielfalt, serspeicherkapazität und der Verbesserung der In- – Schaffung eines geeigneten Waldinnenklimas filtrationseigenschaften des Bodens durch Erhöhung (z. B. durch Auflichtungen) zur Förderung be- des Porenvolumens und zur Vermeidung von kala- stimmter gefährdeter, seltener und gesetzlich ge- mitätsbedingten Freiflächen durch Erhöhung der schützter Arten, Stabilität der Waldbestände, – Einbringung bzw. Bevorzugung tiefwurzelnder – stufiger Bestandesaufbau zur Erhöhung der Inter- Baumarten wie Berg-Ahorn zur Minderung der ak- zeption und zur Verringerung von Bodenerosion und tuellen Bodenversauerung, zur Förderung gefähr- Abflussenergie durch Unterstand und Bodenvege- deter Arten bzw. einer Artenstruktur, wie sie für tation, nährstoffreichere Waldstandorte charakteristisch ist, – Verhinderung stärkerer Rohhumusauflagen – Erhaltung von Zeugen historischer Nutzungsfor- durch geeignete Baumartenwahl sowie Abbau vor- men (z. B. Nieder- oder Mittelwaldwirtschaft) oder handener Rohhumusauflagen durch Auflockerung ihre Wiederaufnahme auf geeigneten Flächen zur des Kronendaches mit dem Ziel einer Verbesserung Erhöhung der Vielfalt an ökosystemaren Strukturen der Infiltration und damit Verringerung des Ober- und zur Bewahrung gefährdeter, seltener und ge- flächenabflusses, setzlich geschützter Arten, die an entsprechende – Umbau flachwurzelnder Nadelbaumbestände im Habitatstrukturen gebunden sind, Auenbereich zu stabilen Auen- und Bachwäldern – Zulassen von natürlich ablaufenden Prozessen zur Minderung des Gefahrenpotenzials durch ent- der Walddynamik (z. B. Etablierung von Pionier- wurzelte Bäume, zur Nutzung von Waldbeständen wäldern nach Störungen, Naturverjüngung) zur För- als Sediment- und Treibgutfang und zur Verringe- derung der Naturnähe, rung der Abflussenergie, – Erhalt und ggf. Mehrung von Altbäumen stärkerer – Einsatz bodenschonender Technik zur Verhinde- Dimension (Höhlenbäume) und von Totholz zur rung von Bodenverdichtung und der damit verbun- Erhöhung der Vielfalt an Kleinstrukturen und zur denen Zunahme des schnellen Oberflächenabflus- Förderung an diese Strukturen gebundener Arten. ses. Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 10:20 Uhr Seite 42

42 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Betriebswirtschaftliche Anforderungen Grundsätze einer hochwasserschutz- und natur- schutzgerechten Waldbehandlung Eine nachhaltige und stetige Holzproduktion mit hohen kontinuierlichen Erlösen ist wichtige Finanzie- Die nachfolgenden Grundsätze haben ihre Basis in den rungsgrundlage für Naturschutzleistungen im Wald aufgezeigten vielfältigen Anforderungen an die Wald- und zur Sicherung der Liquidität des Forstbetriebes. bestände und den daraus abgeleiteten waldbaulichen Dabei kommt der Minimierung von Produktions- Empfehlungen. Diese Art der Waldbewirtschaftung risiken (biotische Schaderreger wie Borkenkäfer, An- dient der Entwicklung ungleichaltriger Mischwälder, fälligkeit gegen Windwurf) eine besondere Rolle zu. deren Struktur und Baumartenzusammensetzung sich Wichtige betriebswirtschaftliche Ziele sind außerdem am natürlichen Vegetationspotenzial sowie den Erfor- Flexibilität in Bezug auf die schwankenden Anforde- dernissen einer rationellen und gemessen an den Pro- rungen des Holzmarktes durch Vielfalt an Baumarten jektzielen, dauerhaft erfolgreichen Bewirtschaftung und Sortimenten und hohen Wertholzanteilen sowie orientiert. Die Aufzählung der Grundsätze ist thema- Aufwandsminimierung durch gezieltes Ausnutzen tisch gegliedert (WALCZAK 2003). von Naturprozessen (biologische Rationalisierung). Zu Waldbau: den ökonomischen Zielen kann durchaus auch die Ab- – Bestandeserziehung, Durchforstung und Erntenut- flussregulation gehören, nur schlägt sich diese zurzeit zung sind auf die Entwicklungspotenziale und Ent- noch nicht in der Liquidität von Forstbetrieben nieder. wicklungsziele des jeweiligen Bestandes ausgerich- Entsprechende Berechnungsalgorithmen gibt es, die- tet. se könnten zu einer Grundlage für eine wirkungsbe- – Für Pflege und Nutzung im Sinne permanenter Aus- zogene Förderung entwickelt werden. lese und Vorratspflege sind vorrangig einzelbaum- Aus den genannten Anforderungen leiten sich fol- bezogene Pflege- und Durchforstungskonzepte an- gende waldbaulichen Empfehlungen ab: zuwenden. – Erhalt bzw. Begründung von Mischbeständen aus – Kleinflächige Standortsunterschiede müssen durch standortsgerechten Baumarten mit hohem Wider- Förderung entsprechender Baumarten berücksich- standspotenzial gegenüber biotischen und abioti- tigt werden. schen Schadereignissen (biozönotische Stabilität) – Vorrangige Anwendung langer Verjüngungszeit- zur Minimierung von Produktionsrisiken sowie zum räume und Integration der Naturverjüngung ist Erhalt der Bodenfruchtbarkeit als Grundlage für geboten, sofern dies die Bestandessituation, ein- eine nachhaltige und stetige Holzproduktion, schließlich Entwicklung von Produktions- und Wir- – Berücksichtigung einer dem Standortspotenzial ent- kungsrisiken, sowie die Wirtschaftsziele des Flä- sprechenden Vielfalt an Baumarten zur Erhöhung cheneigentümers ermöglichen, d. h. auch Verzicht der Vielfalt an Holzsortimenten (Holzmarktflexibi- auf Pflanzung bei ausreichendem Naturverjün- lität), gungspotenzial der Zielbaumarten. – einzelbaumbezogene und am aktuellen Bestan- – Auf Kahlhieb wird weitgehend verzichtet. Flächen- deszuwachs ausgerichtete Konzepte für die hafte Nutzungen sind nur in Ausnahmefällen zu- Bestandeserziehung und Durchforstung für eine lässig, z. B. kleinflächig beim Umbau naturferner/ hohe Ertragskontinuität über die gesamte baum- -fremder Bestände in den Auen aus Gründen der Ge- artenspezifische Sortimentsstruktur, bei hoher Fle- fahrenabwehr (Gefahr der Treibgutbildung durch In- xibilität des Produktionskonzeptes und geringen Pro- stabilität der Bestände). duktions- bzw. Wirkungsrisiken (vgl. auch Richtli- – Auf die Neuanlage von Reinbeständen und Planta- nie zu den Bestandeszieltypen im Landeswald, LFP gen wird verzichtet. 2005a), – Auf das Einbringen gebietsfremder Arten sowie gen- – Integration von Naturverjüngung und natürlicher technisch veränderter Organismen wird verzichtet. Selbstdifferenzierung im Jugendstadium zur Auf- – Die natürliche Sukzession ist fester Bestandteil der wandsminimierung in Abhängigkeit vom Bestan- Waldentwicklung und -behandlung, insofern diese deszustand, seiner Entwicklungspotenziale und den ganz oder teilweise auf die Entwicklungsziele für Entwicklungszielen des Eigentümers (z.B. LSH). den konkreten Bestand gerichtet ist. – Dem natürlichen Standortspotenzial und Biotoptyp angepasste, artenreiche, stufig aufgebaute Wald- ränder sind in angemessener Breite zu erhalten oder zu gestalten und zu pflegen. Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 10:20 Uhr Seite 43

4. Ergebnisse 43

Boden, Technik, systemfremde Stoffe Wild – Forstliche, wasserbauliche oder sonstige Maßnah- – Die Umsetzung der spezifischen Grundsätze men, die zu langfristigen Störungen des Ökosystems erfordert die Minderung von Verbiss-, Schäl- und führen können, sind zu unterlassen. Fegeschäden durch eine Reduktion der Populations- – Auf flächiges Befahren der Waldböden und auf Ein- dichte vorkommender Schalenwildarten auf biozö- griffe in die gewachsene Bodenstruktur wird ver- notischer Grundlage unter vollständiger Ausschöp- zichtet. Der Einsatz von Rückepferden und schonend fung des gesetzlichen Handlungsrahmens und dem arbeitender Forsttechnik erfolgt unter Berück- Waldbesitzer zur Verfügung stehender Rechtsmittel. sichtigung der Richtlinie zur Anwendung von Holz- – Auf Ansiedlung und Hege nicht gebietsheimischer erntetechnologien im Landeswald (SBS 2006). Tiere sowie auf die Fütterung von Wildtieren wird – Das vorhandene Wegenetz wird genutzt und die verzichtet (vgl. Kap. 4.1.2.4.). Wegedichte möglichst gering gehalten. Auf Neuan- lage von Wegen wird weitgehend verzichtet. Für den Referenzflächen Forstbetrieb LSH wurde entsprechend der Projekt- Die Realisierung der Grundsätze ist durch praxis- zielstellung ein Wegekonzept erarbeitet, in der PAG orientierte wissenschaftliche Untersuchungen zu be- beraten und dem LSH am 09.05.2007 übergeben gleiten. Dazu sind Referenzflächen auszuweisen, die (MARSCHNER et al. 2007). der Beobachtung der natürlichen Waldentwicklung – Pflege oder Neuanlage von Entwässerungsanlagen und dem Vergleich mit genutzten Beständen dienen. auf hydromorphen Standorten wird unterlassen. Die Ergebnisse der Untersuchungen sind bei der – Auf das Einbringen von Bioziden, Düngemitteln, Weiterentwicklung und Überarbeitung der hoch- Kalk und sonstigen systemfremden Substanzen wird wasserschutz- und naturschutzgerechten Waldbe- weitgehend verzichtet (Ausnahmen z. B. Pflanz- wirtschaftung zu berücksichtigen. lochkalkung als Starthilfe bei Voranbau oder Be- kämpfungsmaßnahmen bei Massenvermehrungen Abschließender Hinweis von Mäusen in Laubbaum-Voranbauten). Die Grundsätze fanden sowohl bei der forstlichen Planung (Kap. 4.1.2.3.) als auch bei der Maßnahmen- Arten- und Habitatschutz umsetzung im „Forstbetrieb LSH“ Berücksichtigung – Anliegen des Arten- und Habitatschutzes sind durch (Kap. 4.1.3.). entsprechende waldbauliche Maßnahmen besonders zu fördern. Insbesondere sollen alte Bäume und Baumgruppen als Habitate für Arten, die auf starke Altbäume spezialisiert sind, aber auch aus Gründen der Seltenheit und Schönheit erhalten werden. – Stehendes und liegendes Totholz, sofern dies der Ver- kehrssicherungspflicht nicht entgegensteht, ist prin- zipiell zu belassen. – Seltene Faunen- und Florenelemente werden auf der gesamten Betriebsfläche geschützt und gegebenen- falls gefördert.

Biodiversität – Die Erhaltung und Entwicklung einer dem jeweili- gen Biotoppotenzial entsprechenden biologischen Vielfalt ist besonders zu fördern. – Folgen natürlicher Störungen wie Windwurf, Schnee- bruch, Insektenfraß werden zur Bereicherung der Biotopausstattung zugelassen, wenn ihre Auswir- kungen kein Gefahrenpotenzial für benachbarte, nicht im Eigentum des Landesvereins befindliche Bestände darstellen und grundsätzliche Ziele des Hochwasser- und Naturschutzes nicht in Frage ge- stellt werden. Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 10:20 Uhr Seite 44

44 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

4.1.2.2. Waldentwicklungstypen als bestandesbezogenes Handlungskonzept Peter A. Schmidt, Dirk Wendel, Steffen Hilpert, Eckehard-G. Wilhelm, Denie Gerold

Waldentwicklungstypen und ihre Herleitung und die Festlegung flächenkonkreter Entwicklungs- ziele erforderlich. Der LSH verfügte weder über eine Die „Grundsätze einer hochwasserschutz- und natur- aktuelle Erhebung des Waldzustandes noch über flä- schutzgerechten Waldbewirtschaftung“ für die Wälder chenkonkrete Planungen. Dieser Mangel an Entschei- des LSH im Projektgebiet (vgl. Kap. 4.1.2.1.) stecken dungsgrundlagen konnte durch eine Forsteinrichtung den Handlungsrahmen für die mittel- bis langfristige behoben werden (vgl. Kap. 4.1.2.3.). Bereits im Vorfeld Planung auf der Ebene von Waldbeständen ab. Be- wurden für die Betriebsfläche des LSH repräsentative standesbezogene Handlungskonzepte setzen eine Syste- Bestandestypen ausgewählt und in einem diskursiven matisierung und Typisierung von Ausgangs- und Ziel- Prozess mit allen Beteiligten abgestimmte flächen- zuständen der Bestände voraus. Langfristige Entwick- konkrete Leitbilder entwickelt. In gemeinsamen Bege- lungsziele wurden in der Vergangenheit meist als hungen mit der Projektbegleitenden Arbeitsgruppe Bestandes- oder Betriebszieltypen beschrieben. Diese wurde an konkreten Waldbeständen verschiedenen stellen eher statische Planungskategorien dar. Eine Ausgangszustandes (Baumartenmischung, Alter, Natur- stärkere Einbeziehung natürlicher Prozesse bei der nähe) diskutiert, welche Zielzustände aus Sicht des Waldbewirtschaftung und die Berücksichtigung sich Hochwasser- und Naturschutzes, aber auch aus be- ändernder Umweltbedingungen erfordern, Zielprojek- triebswirtschaftlicher Sicht, angestrebt und gegenein- tionen und Wege dorthin bewusst flexibel bzw. varia- ander abgewogen (Leitbildfindung) und welche Maß- bel zu halten und die Waldbehandlung dynamisch neu- nahmen zur Erreichung des Zieles ergriffen werden en Gegebenheiten anzupassen (OTTO 1995, SCHMIDT müssen. 1998). Da „Waldentwicklungstypen“ diesem Anliegen besser gerecht werden, bilden sie hier die Grundlage Bestandeszustandstypen (Abb. 4.1.2.2.-1) für das zu erarbeitende Handlungskonzept. Waldent- Der Ausgangszustand aller Bestände der Betriebsflä- wicklungstypen, wie sie in einigen Bundesländern und che des LSH wurde im Rahmen der Forsteinrichtung für die Bundesforsten eingeführt wurden, basieren auf analysiert. Die aktuellen Bestände werden nach Haupt- vergleichbaren, aber nicht identischen Ansätzen. Des- baumarten zu 19 Bestandeszustandstypen zusammen- halb soll der Waldentwicklungstyp, wie er für das Pro- gefasst. Diese können nach der Naturnähe der Baum- jektgebiet angewandt wurde, definiert werden artenzusammensetzung und sukzessionalen Entwick- (SCHMIDT et al. 2003b, in Anlehnung an LFV 1999): lungsstadien gruppiert werden: – naturnahe bis bedingt naturnahe Bestände, die Der Waldentwicklungstyp (WET) ist eine Zusam- Schlusswaldstadien natürlicher Waldgesellschaften menfassung von Waldbeständen mit vergleichbarem entsprechen: neun Bestandeszustandstypen mit Flä- Ausgangszustand und vergleichbarer Zielsetzung. Er chenanteil von etwa 25 %, beschreibt die zweckmäßigsten waldbaulichen Verfah- – naturnahe bis bedingt naturnahe Bestände, die Pio- ren zum Erreichen dieser Zielsetzung unter Beachtung nier- und Zwischenwaldstadien der natürlichen Wald- der Funktionsvielfalt des Waldes, projektspezifisch gesellschaften repräsentieren: je sechs Bestandes- unter besonderer Beachtung hochwasserschutz- und zustandstypen mit jeweils etwa 10 % Flächenanteil, naturschutzgerechter Waldbewirtschaftung. – (bedingt) naturferne bis naturfremde Zustandsty- pen, d. h. künstlich begründete, nicht dem natür- Ausgehend vom aktuellen Zustand (Bestandeszu- lichen Vegetationspotenzial entsprechende Bestän- standstypen) und angestrebten Zielzuständen (Ziel- de („Forsten“): vier Bestandeszustandstypen mit typen) werden Handlungsempfehlungen (Behand- etwa 50 % Flächenanteil. lungstypen) zur Erreichung des definierten Zieles ge- Zusätzlich wurden drei durch das Vorkommen natur- geben. Für die Herleitung von Waldentwicklungstypen schutzfachlich relevanter Zielarten gekennzeichnete sind also zunächst eine Analyse der Ausgangssituation Bestandestypen ausgewiesen. Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 10:21 Uhr Seite 45

4. Ergebnisse 45

Abb. 4.1.2.2.-1: Anteile der Bestandeszustandstypen an der Betriebsfläche des LSH

Zieltypen (Abb. 4.1.2.2.-3, Abb. 4.1.2.2.-4) daten nach Forstlicher Standortskartierung – FSK) er- Nächster Schritt für die Herleitung der Waldentwick- arbeitet. Den auf der Betriebsfläche vorkommenden lungstypen ist die Festlegung der Zieltypen, d. h. flä- Schlusswäldern wurden Pionier- und Zwischenwald- chenkonkreter Zielzustände. Generelles Ziel ist die Er- stadien (nach SCHMIDT et al. 2002, KIENITZ 1935, haltung oder Entwicklung regionaltypischer naturnaher HILPERT 2004, MAYER mdl.) zugeordnet. Zielzustände Waldbeständemit hoher Strukturvielfalt und Stabilität mit ähnlicher Baumartenkombination wurden zu Ziel- gegenüber biotischen und abiotischen Schadereignissen typen zusammengefasst. Bei der Forsteinrichtung wur- sowie Anpassungsfähigkeit an sich ändernde Umwelt- den für jeden Einzelbestand unter Berücksichtigung bedingungen (vgl. Kap. 2.1.2.). Dem natürlichen Geo- der lokalen Verhältnisse, insbesondere des kleinräumi- top- und Vegetationspotenzial entsprechende Wälder gen Mosaiks von Standorten (z. B. Quellbereiche) und erfüllen sowohl Ziele des Naturschutzes als auch sol- der standortsweisenden Vegetation (z. B. Nährstoff- che von Forstwirtschaft (z. B. Holzmarktflexibilität, Er- zeiger wie Goldnessel), alternative Zieltypen ausge- tragssicherheit) und Hochwasserschutz (Standfestig- wählt. Die letztendliche Entscheidung, ob z. B. ein keit der Bäume in Auen, günstige Interzeption in Laub- Schluss- oder ein Zwischenwald angestrebt wird, hängt baum-Nadelbaum-Mischbeständen) in besonderem von übergeordneten Zielen (Betriebs- bzw. Projektziele; Maße (vgl. Kap. 4.1.2.1.). Für die Formulierung der Ziel- z. B. Erhöhung der Baumartenvielfalt, Erhaltung edel- zustände werden nicht nur Schlusswälder (pnV, Kap. laubbaumreicher Bestockungen oder Lebensraum- 3.2.), sondern alle Waldentwicklungsstadien (natür- schutz für eine Orchidee wie das Weiße Waldvöglein) liches Vegetationspotenzial, SCHMIDT 1998, 2005), ab. herangezogen. Daraus ergeben sich für einen Standort Die Ausdehnung über drei Höhenstufen, Standorts- drei optionale Zielzustände: vielfalt und mehrere optionale Zielzustände je Stand- – Pionierwald, z. B. Ebereschen-Birkenbestand, ort erklären die hohe Zahl möglicher Zieltypen im Pro- – Zwischenwald, z. B. Edellaubbaumbestand und jektgebiet. Beispielhaft soll dies für die submontane – Schlusswald, z. B. Montaner (Tannen-Fichten-) Höhenstufe verdeutlicht werden. Aus dem Ökogramm Buchenwald. (Abb. 4.1.2.2.-2) der potenziellen natürlichen Waldge- Für das Projektgebiet wurden Ökogramme der Wald- sellschaften ist ersichtlich, dass neben der höhenzo- gesellschaften (nach SCHMIDT et al. 2002, Standort- nalen Leitgesellschaft, dem Submontanen Eichen- Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 10:22 Uhr Seite 46

46 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Abb. 4.1.2.2.-2: Ökogramm der potenziellen natürlichen Waldgesellschaften auf unvernässten Standorten in der submontanen Höhenstufe des Projektgebietes; AF = Ausbildungsform, hier standörtlich differenzierende Ausprägungen im (durch gleiche Farbe erkennbaren) Bereich der jeweiligen Waldgesellschaft

* Standorte im Auenbereich häufig als K1+n kartiert Abb. 4.1.2.2.-3: Zieltypen für die submontane Höhenstufe des Projektgebietes (unvernässte Standorte) Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 10:24 Uhr Seite 47

4. Ergebnisse 47

Buchenwald, zehn weitere Waldgesellschaften vor- ereignissen. Außerdem wurden drei Zieltypen für Flä- kommen, darunter artenreiche und produktive wie der chen ausgewiesen, auf denen die Förderung bestimm- Waldmeister-Buchenwald. Selbst die diversen stand- ter Zielarten des Naturschutzes im Vordergrund steht. örtlichen Ausprägungen der einzelnen Gesellschaften Die höchsten Flächenanteile (Abb. 4.1.2.2.-4) nehmen können durchaus entscheidungsrelevant sein, z. B. folgende Zieltypen ein: Potenzial für hohe Edellaubbaumanteile widerspiegeln. – Montaner (Tannen-Fichten-)Buchenwald 197,11 ha Die Zieltypen wurden ebenfalls in ein Ökogramm (30,4 % der Betriebsfläche), eingeordnet (Abb. 4.1.2.2.-3). Fallweise fanden betei- – Submontaner/Hochkolliner Eichen-Buchenwald ligte und zu fördernde Mischbaumarten besondere 153,06 ha (23,6 %), Berücksichtigung, vor allem für kräftige und frische – Edellaubbaumreicher (Tannen-Fichten-)Buchenwald Standorte. Hier ergibt sich durch Edellaubbäume ein 66,27 ha (10,2 %), breiteres, Vielfalt und Stabilität erhöhendes Baumar- – Edellaubbaumreicher Eichen-Buchenwald 58,88 ha tenspektrum. Sie bieten außerdem Optionen zur Wert- (9,1 %). holzproduktion, tragen zur Minderung von Oberflä- chenabfluss durch intensive Durchwurzelung des Grundtypen der Bestandesbehandlung Bodens und verbesserte Infiltration oder zur günstigen (Abb. 4.1.2.2.-5, Abb. 4.1.2.2.-6) Beeinflussung des Bodenzustandes bei. Alternativ zum In den WET fließt außer Ausgangs- und Zielzuständen Schlusswaldtyp kann auch ein Zwischenwaldtyp ge- ein, wie der Zielzustand erreicht werden soll. Prinzi- wählt werden (Abb. 4.1.2.2.-3 in kursiver Schrift). piell fanden folgende Grundtypen der Bestandesbe- Für die Betriebsfläche des LSH wurden zwölf Ziel- handlung Berücksichtigung: typen ausgewiesen, davon entsprechen neun einem 1. ohne Maßnahmen: Bestände bleiben der Sukzes- Schlusswald- und drei einem Zwischenwaldstadium. sion überlassen (Selbstregulation), Weitere Zwischenwaldstadien oder auch Pionierwald- 2. mit Maßnahmen zur Förderung ausgewählter Pflan- stadien wurden nicht explizit als Zieltyp für einzelne zen- und Tierarten bzw. zur Erhaltung ihrer Lebens- Waldbestände benannt, was aber nicht ausschließt, dass räume (Bestandesbehandlung orientiert sich an den sie bei der zukünftigen Waldbehandlung eine Bedeu- Ansprüchen der Arten), tung haben könnten, z. B. nach Auftreten von Stör- 3. mit forstlichen Maßnahmen bei Erhalt des aktuel-

Abb. 4.1.2.2.-4: Anteile der Zieltypen an der Betriebsfläche des LSH Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 10:24 Uhr Seite 48

48 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

len naturnahen Zustandes, der dem Schlusswald- Waldentwicklungstypen stadium entspricht, Die Kombination von Ausgangszustand (Bestandeszu- 4. mit forstlichen Maßnahmen zur Förderung der Ent- standstyp), Zielzustand (Zieltyp) und Verfahren (Maß- wicklung von Pionier- und Zwischenwäldern zum nahmeart und -intensität) zur Erreichung des Zielzu- Schlusswaldstadium, standes (Grundtyp der Bestandesbehandlung) ergibt 5. mit forstlichen Maßnahmen bei Erhalt eines Ent- den Waldentwicklungstyp (WET). In der Regel enthält wicklungsstadiums (z. B. Zwischenwald), die Benennung des WET neben Ausgangs- und Ziel- 6. mit forstlichen Maßnahmen zum Waldumbau zustand eine symbolische Verschlüsselung des Grund- naturferner in naturnahe Bestockungen. typs der Bestandesbehandlung: – bei Förderung der Entwicklung eines Sukzessions- Dieser Abfolge entspricht in der Regel eine zunehmende stadiums (Pionier- oder Zwischenwald) zum Schluss- Eingriffsintensität. waldstadium (Grundtyp 4): „©“, z. B. WET Eber- Auf der Betriebsfläche des LSH bilden „forstliche eschen-Birkenbestand © Montaner (Tannen-Fich- Maßnahmen zum Waldumbau“ (Grundtyp 6), also die ten-)Buchenwald, höchste Intensitätsstufe, den Schwerpunkt mit einem – bei Erhalt des Zwischenwaldstadiums (Grundtyp 5): Flächenanteil von 48 % (Abb. 4.1.2.2.-6). Aber im Ver- „↵“, z. B. Edellaubbaumbestand auf Standorten Mon- gleich zu anderen Waldgebieten und Betrieben neh- taner (Tannen-Fichten-)Buchenwälder: WET Edel- men Grundtypen der Bestandesbehandlung mit gerin- laubbaumbestand ↵, ger Eingriffsintensität (Grundtypen 3 und 4, etwa 33 % – bei Waldumbau naturferner Bestockung (Grundtyp Flächenanteil) sowie der Sukzession überlassene Wäl- 6): „➾“, z. B. Umbau Fichtenreinbestand durch Vor- der (Grundtyp 1, etwa 11 % Flächenanteil) relativ hohe anbau von Rot-Buche und Weiß-Tanne: WET Fich- Flächenanteile ein. tenbestand ➾ Montaner (Tannen-Fichten-) Buchenwald.

Waldentwicklungstypen

ohne Maßnahmen: Bestände bleiben der Sukzession mit Maßnahmen überlassen (Selbstregulierung)

mit Maßnahmen zur Förderung mit forstlichen ausgewählter Pflanzen- und Tierarten Maßnahmen bzw. Erhaltung ihrer Lebensräume

… bei Erhalt des … zur Förderung der … zum Waldumbau aktuellen naturnahen Entwicklung von … bei Erhalt eines naturferner Zustandes, der dem Pionier- und Entwicklungsstadiums in naturnahe Schlusswaldstadium Zwischenwäldern zum (z.B. Zwischenwald) Bestockungen entspricht Schlusswaldstadium

Abb. 4.1.2.2.-5: Übersicht der Grundtypen der Bestandesbehandlung Anlage3+Rückseite 24.02.2009 14:01 Uhr Seite 1

Anlage 3: Karte der Waldentwicklungstypen im Gebiet Oelsen Anlage3+Rückseite 24.02.2009 14:02 Uhr Seite 2 Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 12:48 Uhr Seite 49

4. Ergebnisse 49

Abb. 4.1.2.2.-6: Flächenanteile der Grundtypen der Bestandesbehandlung an der Betriebsfläche des LSH

Naturnahe Schlusswald-Bestände, bei deren Nutzung tet werden können (z. B. Teile des NSG Müglitzhang der Bestandeszustandstyp erhalten bleibt (Grund- bei Schlottwitz). Maßnahmen erfolgen nur im Rahmen typ 3), erhalten kein Symbol, z. B. WET Montaner der Verkehrssicherungspflicht oder aus Waldschutz- (Tannen-Fichten-)Buchenwald. Haben Erhaltung oder gründen, sofern benachbarte Waldbestände anderer Förderung von Zielarten des Naturschutzes Priorität Eigentümer gefährdet sind. Einen Flächenanteil von bei der Waldbehandlung (Grundtyp 2), werden die ent- über 20 % nehmen der WET Fichtenbestand ➾ Mon- sprechenden Arten (Zielarten oder Zielartengruppen) taner (Tannen-Fichten-)Buchenwald (77,68 ha, 12 %) im Namen des Waldentwicklungstyps explizit ausge- und der WET Fichtenbestand ➾ Submontaner/Hoch- wiesen, z. B. WET Linden-Hainbuchen-Eichenwald kolliner Eichen-Buchenwald (70,04 ha, 10,8 %) ein. mit Orchideen. Für den Forstbetrieb des LSH wurden Als Ergebnis der Forsteinrichtung liegt eine Karte 51 Waldentwicklungstypen ausgewiesen. Sie werden der Waldentwicklungstypen vor, in der die Zieltypen nach Ausgangszustand und Behandlungsprinzip wie und das sich aus Ziel- und Ausgangszustand ableiten- folgt gegliedert: de grundsätzliche Prinzip der Bestandesbehandlung – Sukzessionswald: Selbstregulation (WET 0), dargestellt sind (vgl. Anlage 3: Karte der WET für das – Waldbestände mit Schlusswaldcharakter: Erhalt des Gebiet Oelsen). Schlusswaldes (WET 1–9), – Waldbestände mit Pionierwaldcharakter: Entwick- Ableitung eines Handlungskonzeptes auf Basis der lung in Richtung Schlusswald (WET 10–19), Waldentwicklungstypen – Waldbestände mit Zwischenwaldcharakter: Entwick- lung in Richtung Schlusswald (WET 20–23, 26, 27), Für die Umsetzung natur- und hochwasserschutzge- – Waldbestände mit Zwischenwaldcharakter: Erhalt rechter Waldbehandlung wurde ein auf den Waldent- Zwischenwald (WET 24, 25, 28), wicklungstypen aufbauendes Handlungskonzept erar- – Nadelbaum- und Pappelforsten: Waldumbau (WET beitet. Es gibt Auskunft über die Priorität der Maß- 30-48), nahmen hinsichtlich ihrer räumlich-zeitlichen Abfolge, – Waldbestände mit Vorrang des Artenschutzes: För- der Art und Weise der Umsetzung (Behandlungstypen) derung der Zielarten (WET 50–52). und zu erwartender Aufwendungen. Im Sinne der Pro- Der WET 0 hat mit 10,9 % einen relativ hohen Anteil. jektziele und für eine betriebliche Schwerpunktsetzung Es handelt sich um Waldbestände, die als Referenzflä- war die Festlegung des Handlungsbedarfs notwendig, chen der natürlichen Sukzession überlassen bleiben. um finanzielle und personelle Ressourcen zielgerich- Hierzu gehören aber auch Bestände, die aufgrund der tet und effektiv einsetzen zu können. Die Waldent- schwierigen Geländebedingungen nicht bewirtschaf- wicklungstypen wurden nach den Kriterien Naturnähe, Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 12:48 Uhr Seite 50

50 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Tab. 4.1.2.2.-1: Handlungsbedarf für Initialmaßnahmen einer hochwasserschutz- und naturschutzgerechten Waldbehandlung (nach SCHMIDT et al. 2003b, verändert)

Gruppen von Waldentwicklungstypen (WET) Natur- Stabilität Elastizität Handlungs- (Schwerpunkte nach Repräsentanz im Projektgebiet) nähe biotisch abiotisch bedarf

mit Schlusswaldcharakter Buchenwälder 1 sehr hoch hoch mittel gering Edellaubbaumwälder 1 sehr hoch hoch sehr hoch gering Eichenwälder 1 nicht bekannt sehr hoch sehr hoch gering Erlen-Eschen-Bachwälder 1 sehr hoch sehr hoch sehr hoch gering mit Zwischenwaldcharakter Edellaubbaumbestände auf Buchenwaldstandorten 2 sehr hoch sehr hoch hoch gering Eichenbestände auf Buchenwaldstandorten 2 sehr hoch sehr hoch sehr hoch gering mit Pionierwaldcharakter Birken-dominierte Pionierwaldbestände 2 nicht bekannt nicht bekannt mittel gering Ebereschen-dominierte Pionierwaldbestände 2 mittel mittel sehr hoch gering Umwandlungstypen – WET Fichtenbestand ➾ Ziel Buchen-Mischwälder (Mf) 3 mittel hoch mittel hoch (Uf) 4 Edellaubbaumwälder 4 mittel mittel mittel hoch Eichen-Mischwälder 4 sehr gering gering gering hoch Erlen-Eschen-Bachwälder (Mf) 3 gering gering gering sehr hoch (Uf) 4 – WET Stechfichtenbestand ➾ Ziel Buchen-Mischwälder 5 nicht bekannt gering gering hoch Edellaubbaumwälder 5 nicht bekannt nicht bekannt gering hoch Erlen-Eschen-Bachwälder 5 nicht bekannt gering gering sehr hoch – WET Lärchenbestand ➾ Ziel Buchen-Mischwälder 5 gering mittel gering mittel – hoch

Stabilität und Elastizität bewertet und daraus der Hand- Eibe oder Orchideen) kann u. U. den Handlungsbedarf lungsbedarf abgeleitet. Der Aspekt „Stabilität gegen- erhöhen. Dies kann, obwohl naturschutzfachlich be- über Hochwassereinwirkung“ fand hierbei im Sinne deutend, nicht in ein allgemeines Bewertungsschema der Projektzielstellung besondere Berücksichtigung. aufgenommen werden. Die Auswahl geeigneter Flä- Ungünstig sind Fichten- und Stechfichten-Reinbestän- chen zur Durchführung von Initialmaßnahmen kon- de in allen Standortsbereichen zu bewerten (Tab. zentrierte sich auf die Waldentwicklungstypen mit dem 4.1.2.2.-1). Sie weisen eine geringe Stabilität und Elas- höchsten Handlungsbedarf. tizität auf, bergen ein hohes betriebswirtschaftliches Die waldbauliche Behandlung hängt nicht nur von Risiko in sich und müssen bevorzugt durch Baumar- der Baumartenstruktur, sondern auch von der Wuchs- ten des natürlichen Vegetationspotenzials abgelöst wer- klasse des Ausgangsbestandes ab. Somit ergeben sich den. Sehr hoher Handlungsbedarf ergibt sich insbe- für jeden WET mehrere mögliche Behandlungstypen. sondere in den Auen – hier vor allem aus Sicht der Ge- Die Behandlungstypen wiederum lassen sich für Be- fahrenabwehr bezüglich Hochwasser (starke Erosion, stände verschiedener WET mit gleichem Ausgangszu- Treibgutbildung, vgl. Kap. 3.4.). Geringer Handlungs- stand (Baumartenanteile, Wuchsklasse) anwenden, da bedarf besteht bei allen Laubbaumbeständen, die den sich eine forstliche Behandlungsmaßnahme, wie Jung- Schluss-, Zwischen- oder Pionierwäldern zuzuordnen bestandspflege in einem Fichtenstangenholz, hin- sind. Artenschutz (z. B. Erhaltung oder Förderung von sichtlich der Art und Weise des Eingriffes nur wenig Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 12:48 Uhr Seite 51

4. Ergebnisse 51

Tab. 4.1.2.2.-2: Übersicht der Behandlungstypen mit hohem bis sehr hohem Handlungsbedarf (nach SCHMIDT et al. 2003b, verändert)

Behandlungstyp für folgende WET relevant

1. Reinbestände Gewöhnliche Fichte, bedingt naturfern – naturfern Gewöhnliche Fichte – schwaches Stangenholz Fichtenbestand ➾ Edellaubbaumreicher (Tannen-Fichten-) Buchenwald Gewöhnliche Fichte – starkes Stangenholz Fichtenbestand ➾ Edellaubbaumreicher Eichen-Buchenwald bis schwaches Baumholz Fichtenbestand ➾ Montaner (Tannen-Fichten-)Buchenwald Gewöhnliche Fichte – mittleres Fichtenbestand ➾ Submontaner Eichen-Buchenwald bis starkes Baumholz Fichtenbestand ➾ Erlen-Stieleichenwald Fichtenbestand ➾ Edellaubbaumwald

2. Reinbestände Gewöhnliche Fichte, naturfern (Auenstandorte) Gewöhnliche Fichte – starkes Stangenholz Fichtenbestand ➾ Erlen-Eschenwald bis schwaches Baumholz Fichtenbestand ➾ Edellaubbaumwald

3. Reinbestände Stech-Fichte, naturfremd Stech-Fichte – schwaches Stangenholz Stechfichtenbestand ➾ Edellaubbaumreicher (Tannen-Fichten-) Stech-Fichte – starkes Stangenholz Buchenwald Stechfichtenbestand ➾ Montaner (Tannen-Fichten-)Buchenwald Stechfichtenbestand ➾ Submontaner Eichen-Buchenwald Stechfichtenbestand ➾ Erlen-Eschenwald Stechfichtenbestand ➾ Edellaubbaumwald 4. Reinbestände Lärchen, naturfremd Lärche – schwaches bis starkes Stangenholz Lärchenbestand ➾ Edellaubbaumreicher (Tannen-Fichten-) Buchenwald Lärchenbestand ➾ Montaner (Tannen-Fichten-)Buchenwald Lärchenbestand ➾ Submontaner Eichen-Buchenwald

zwischen solchen WET wie „Fichtenforst ➾ Submon- Fazit taner Eichen-Buchenwald“ und „Fichtenforst ➾ Erlen- Eschenwald“ unterscheidet. Die Unterschiede liegen Das für die Betriebsfläche des LSH angewandte Kon- im Wesentlichen in den zu fördernden Mischbaum- zept der Waldentwicklungstypen präzisiert und opera- arten. tionalisiert die allgemeinen Grundsätze zur hochwas- Für Behandlungstypen nicht standortgerechter Rein- serschutz- und naturschutzgerechten Waldbewirt- bestände aus Gewöhnlicher Fichte, Stech-Fichte und schaftung. Es geht von Bestandeszustandstypen aus, Europäischer Lärche mit hohem bis sehr hohem Hand- die auf ein definiertes Entwicklungsziel hin behandelt lungsbedarf (Tab. 4.1.2.2.-2) wurden Vorschläge ihrer werden und gibt Handlungsempfehlungen zur Errei- waldbaulichen Behandlung (Pflege und Umbau) erar- chung des Zieles. Die Waldentwicklungstypen wurden beitet. Eine beispielhafte Beschreibung eines Wald- gebiets- und projektspezifisch für die Betriebsfläche entwicklungstyps mit Darstellung möglicher waldbau- des LSH erarbeitet. Das Konzept lässt sich bei ent- licher Behandlungstypen gibt Tabelle 4.1.2.2.-3 wieder sprechender Anpassung auch auf andere Gebiete, Forst- (vgl. auch RÖSLER 2002, WALCZAK in SCHMIDT et al. betriebe oder Projekte anwenden. 2003b). Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 12:48 Uhr Seite 52

52 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

WET 34: Fichtenbestand ➾ Montaner (Tannen-Fichten-)Buchenwald

Entwicklungsziel Naturferne labile Reinbestände aus Gewöhnlicher Fichte in der montanen Höhenstufe werden durch Pflege, Voranbau und Naturverjüngung in strukturreiche, elastische und stabile naturnahe Buchenwälder mit einem hohen Anteil an Mischbaum- arten, einschl. Pionier- und Zwischenwaldbaumarten überführt.

Standortsspektrum Höhe über NN: 460–644 m Forstliche Klimastufe: Mf feuchte Mittlere Berglagen Geologie: überwiegend Freiberger Grauer Gneis Relief: meist mäßig bis stark geneigte, z. T. steile Hänge verschiedener Exposition Forstliche Standorte: überwiegend M1–M3 mäßig nährstoffversorgte, frischere bis trockenere unvernässte Standorte; auch SM1–SM3, Z1–Z3, SZ1–SZ3; selten NM2

Angaben zum natürlichen Vegetationspotenzial Schlusswaldgesellschaft (pnV nach SCHMIDT et al. 2002): • Hainsimsen-(Tannen-Fichten-)Buchenwald (Luzulo-Fagetum, montane Höhenform) in verschiedenen Ausbildungs- formen • stellenweise Waldschwingel-(Tannen-)Buchenwald (Luzulo-Fagetum, Festuca altissima-Untergesellschaft) Weiserarten in der Bodenvegetation: Draht-Schmiele (Deschampsia flexuosa), Heidelbeere (Vaccinium myrtillus), Schmalblättrige Hainsimse (Luzula luzuloides), Quirl-Weißwurz (Polygonatum verticillatum), Fuchssches Greiskraut (Senecio ovatus), Purpur-Hasenlattich (Prenanthes purpurea), Wolliges Reitgras (Calamagrostis villosa) Wichtige Baumarten des Schlusswaldstadiums: Rot-Buche, Gewöhnliche Fichte, Weiß-Tanne, Berg-Ahorn (auf kräftigeren Standorten) Baumarten der Pionier- und Zwischenwaldstadien: Eberesche, Hänge-Birke, Gewöhnliche Fichte; auf kräftigeren Standorten Berg-Ahorn und Zitter-Pappel; seltener auch Sal-Weide, Vogel-Kirsche

Ausgangszustände • meist Fichten-Reinbestände mit geringem Mischbaumartenanteil (v. a. Rot-Buche, Hänge-Birke, Lärchen, Berg-Ahorn) • überwiegend 30- bis 50-jährige sowie 70- bis 80-jährige Bestände • jüngere Bestände mit starken Pflegerückständen, dadurch geringe Stabilität der Einzelbäume (hohe h/d-Werte, geringe Kronenprozente) • Reinbestände mit hoher Anfälligkeit gegenüber Insekten-Kalamitäten; besonders in 1970–80er Jahren Vitalitäts- beeinträchtigungen durch Immissionen • infolge zu hoher Wilddichten starke Schälschäden und dementsprechend hohe Anteile an Rotfäule, dadurch erhöhte Windbruchgefahr und fortschreitende Holzentwertung

Naturschutzfachliche Bewertung: • naturferne bis bedingt naturferne Waldbestände • ausgesprochen strukturarm (arm an Arten-, Alters, Raum-, Kleinstrukturen) • fördert durch Nadelstreu und Flachwurzeligkeit Bodenversauerung, dadurch insbesondere auf reicheren Standorten Rückgang anspruchsvoller Arten der Laubwälder • geringe Stabilität und Elastizität der Bestände • aufgrund der Pflegerückstände in jüngeren Beständen Bodenvegetation infolge Lichtmangels kaum ausgebildet • regional müssen Artenschutzaspekte beachtet werden (Sperlingskauz, Sperber) Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 12:48 Uhr Seite 53

4. Ergebnisse 53

Bedeutung für den Hochwasserschutz: positive Effekte von Fichtenforsten auf den Landschaftswasserhaushalt: • Verzögerung der Schneeschmelze und damit glättende Wirkung auf den Abfluss • hohe Interzeptions- und Evapotranspirationswerte bei Regenniederschlag negative Effekte: • gegenüber naturnahen Waldbeständen um Größenordnungen geringerer Wasserrückhalt und geringere Verzögerung der Abflussspitze • Wirkung der Nadelstreu auf den kurzen und steilen Hängen wie eine Folienbahn • geringe Stabilität und Elastizität der Bestände • gegenüber naturnahen Waldbeständen erhöhte Gefahr der Bodenerosion

Zielzustand • Montaner (Tannen-Fichten-)Buchenwald; Hauptbaumarten: Rot-Buche, Gewöhnliche Fichte, Weiß-Tanne • Mischbaumarten: Berg-Ahorn, Trauben-Eiche, in Quellbereichen auch Gewöhnliche Esche • strukturreiche Bestände mit mosaikartigem Wechsel der Altersphasen (inkl. Alters- und Zerfallsphase) auf der Bestandesfläche und hohen Anteilen an wertvollem Starkholz • in größeren Bestandeslücken auch Pionier- und Zwischenwaldstadien Baumartenanteile: RBU 60–100%, sLb 0–20%, Nb 0–40% Mischungsform: einzeln bis gruppenweise Struktur: vertikale Bestandesgliederung durch trupp- bis gruppenweise Ungleichaltrigkeit

Grundsätze der Bestandesbehandlung • Stabilisierung der Bestände durch konsequente Einzelbaumförderung • Erhöhung der Baumartenvielfalt durch Förderung bereits vorhandener und natürlich ankommender Laubbaum- arten • allmähliche Absenkung des Bestockungsgrades, dadurch Förderung von Bodenvegetation und Naturverjüngung sowie Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit durch bessere Bodenbelichtung und -erwärmung • Konzentrierung des Wertzuwachses auf einzelne Individuen, damit Erreichen von Zieldurchmessern, bevor eine zu starke Entwertung durch fortschreitende Rotfäule eintritt

Behandlungstypen

Behandlungstyp Gewöhnliche Fichte – Jungwuchs Die Bäume in diesen Beständen stehen meist gedrängt. Vereinzelt ist Naturverjüngung von Laubbaumarten vorhanden. • bereits vorhandene beigemischte Laubbäume werden durch Entnahme bedrängender Fichten gefördert • Auflockerung des Bestandes zur Förderung ankommender Naturverjüngung von Laubbäumen und Standraum- regulierung der Fichten, in sehr dichten Beständen zunächst Entnahme jeder zweiten bis dritten Reihe • alternativ kurzfristige Umwandlung durch streifenweise Entnahme der Fichte (möglichst mäandrierender Verlauf, um ungleichmäßigere Strukturen zu schaffen) und Pflanzung von Laubbäumen (Rot-Buche, Berg-Ahorn, Trauben-Eiche)

Behandlungstyp Gewöhnliche Fichte – schwaches Stangenholz Die Bestände sind geschlossen und enthalten bereits stellenweise Laubbaumbeimischungen, v. a. der Rot-Buche. Sie bedürfen kurzfristig einer Jungbestandspflege. • Ziel der Jungbestandspflege ist v. a. die Mischungsregulierung und dabei insbesondere die Erhöhung des Laub- baumanteils • bereits vorhandene beigemischte Laubbäume werden durch Entnahme bedrängender Fichten gefördert • Auflockerung des Bestandes zur Erziehung stabiler Einzelbäume mit hohem Kronenprozent, gleichzeitig wird das Aufkommen von Mischbaumarten erleichtert Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 12:48 Uhr Seite 54

54 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Tab. 4.1.2.2.-3: Darstellung eines Waldentwicklungstyps am Beispiel WET Fichtenbestand ➾ Montaner (Tannen-Fichten-) Buchenwald mit waldbaulichen Behandlungstypen

Behandlungstyp Gewöhnliche Fichte – starkes Stangenholz bis schwaches Baumholz Die Bestände sind meist gedrängt und labil, Laubbaumbeimischungen fehlen weitestgehend. • vorrangiges Ziel ist eine Verbesserung der Einzelbaumstabilität und Kronenausbildung (50 % Kronenlänge angestrebt) durch allmähliche Auflockerung der Bestände unter Beachtung der Bestandesstabilität • aufgrund der hohen Bestockungsgrade sind in der Regel zwei Eingriffe im Jahrzehnt erforderlich • Auswahl von maximal 200 Z-Bäumen je Hektar unter Berücksichtigung von Vitalität, Bekronung und h/d-Verhältnis, Förderung der Z-Bäume durch Entnahme von 1–3 Bedrängern je Eingriff • Förderung bereits vorhandener Laubbäume durch Entnahme bedrängender Fichten

Behandlungstyp Gewöhnliche Fichte – mittleres bis starkes Baumholz Die Fichte kommt meist als Reinbestand ohne horizontale Differenzierung vor. Vereinzelt sind Überhälter der Rot-Buche zu finden. An lichteren Stellen tritt Naturverjüngung von Rot-Buche, Gewöhnlicher Fichte, Berg-Ahorn, Hänge-Birke, Eberesche und Trauben-Eiche auf. • Förderung eines bereits vorhandenen Unterstandes und weiterer Naturverjüngung durch vorsichtige Auflichtung des Kronendaches (femel- bis schirmschlagartig) • mit Erreichen des Zieldurchmessers Beginn femelschlagartiger Nutzung über vorhandener Naturverjüngung • bei ausbleibender Naturverjüngung Femelung mit anschließendem gruppenweisen Voranbau von Rot-Buche, Weiß-Tanne und Berg-Ahorn, auf frischeren, nähstoffreicheren, quelligen Standorten auch Gewöhnliche Esche • schrittweise Nutzung des Altbestandes durch Lichtungshiebe unter Erweiterung der Femellöcher

4.1.2.3. Forsteinrichtung auf Flächen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz Eckehard-G. Wilhelm, Denie Gerold

Mit Stichtag 01. Januar 2006 (Planungszeitraum wickelten Waldentwicklungstypen (vgl. Kap. 4.1.2.2.) 01.01.2006–31.12.2015) erfolgte eine mittelfristige Forst- gebietsspezifisch angewendet werden. Die ausführ- betriebsplanung. Diese Forsteinrichtung stellt die Er- lichen Ergebnisse der Forsteinrichtung wurden im Wirt- fassung des Waldzustandes, die mittelfristige Planung schaftsbuch, Betriebswerk, Tabellenwerk und Karten- und die damit verbundene Kontrolle der Nachhaltig- werk dargestellt. keit auf der Ebene des Forstbetriebes dar. Gegenstand der Forsteinrichtung waren die vom Zustandserfassung Landesverein Sächsischer Heimatschutz bewirtschaf- teten Waldflächen im Osterzgebirge und einige Refe- Die forstliche Betriebsfläche beträgt 680,67 ha, davon renzflächen im Landeswald des (ehemaligen) Säch- wurden 647,42 ha als Holzboden und 33,25 ha als Nicht- sischen Forstamtes Bad Gottleuba. holzboden ausgewiesen. Eine Holzbodenfläche von Neben der Erfassung von hochwasserschutz- und 56,20 ha wurde aufgrund der vorherrschenden Gelände- naturschutzfachlich bedeutsamen Zusatzmerkmalen verhältnisse sowie aus naturschutzfachlichen Gründen wird die Einarbeitung von FFH-Managementplanung als Wirtschaftswald in außerregelmäßigem Betrieb ein- und besonderen Vorgaben zur Verwirklichung von gestuft. Entsprechend der Eigentumsverhältnisse und Naturschutzzielen gefordert. Des Weiteren sollen die territorialen Lage wurden drei Betriebsreviere und sie- Richtlinie zu den Bestandeszieltypen im Landeswald ben Waldteile gebildet. Das vorhandene Abteilungsnetz (LFP 2005a) und die in der Vorphase des Projektes ent- wurde nicht verändert. Unterabteilungen und Teilflä- Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 12:49 Uhr Seite 55

4. Ergebnisse 55

Abb. 4.1.2.3.-1: Waldfunktionen des Forstbetriebes

Abb. 4.1.2.3.-2: Baumarten- verteilung im Oberstand

chen wurden ebenfalls beibehalten. Das Teilflächen- – Eichen-Hainbuchenwald, netz sollte erhalten bleiben, damit die Vergleichbarkeit – Laubwald trockenwarmer Standorte §, zu bestehenden naturschutzfachlichen Planungen nicht – Ahorn-Eschen-Wald felsiger Schatthänge und verloren geht. Schluchten §. Die Waldfunktionenkartierung erfasst die Wald- Diese äußerst vielfältige Biotopausstattung ist Spiegel- funktionen, welche gesetzlich festgelegt sind oder bild der Verhältnisse im Projektgebiet (vgl. Kap. 3.3.). eine über das normale Maß hinausgehende, besondere Der aktuelle Stand der FFH-Managementplanung wur- Schutz- bzw. Erholungsfunktion erfüllen. Eine Be- de wie folgt in die Forsteinrichtung teilflächenweise sonderheit des Forstbetriebes ist die Vielzahl der fest- eingearbeitet: gestellten Waldfunktionen und Waldbiotope. Der Über- – Erfassung von „FFH-Gebiet“ oder „FFH-Lebens- lagerungsfaktor beträgt 4,5. Das bedeutet, ein Hek- raumtyp“ als Waldfunktion, tar Waldfläche muss im Durchschnitt mehr als vier – Entschlüsselung der FFH-Maßnahmen-ID und Über- verschiedene gesetzlich festgeschriebene oder beson- trag in die textliche Planung. dere Waldfunktionen erfüllen. Für den Gesamtbetrieb Insgesamt liegen etwa 71 % der Forstbetriebsfläche ergeben sich die in Abbildung 4.1.2.3.-1 ausgewiese- (483,7 ha) in FFH-Gebieten, ca. 65,7 ha wurden bisher nen Waldfunktion. als FFH-Lebensraumtypen ausgewiesen. Herausragenden Flächenanteil neben den Funktionen Im Hinblick auf die Standortsverhältnisse gibt es „Besonderer Hochwasserschutz“ und „Naturschutz“ be- drei wesentliche Standortsformengruppen: sitzt der „Bodenschutzwald“. Viele Flächen befinden – Mf-M2 (mäßig nährstoffhaltig, mittelfrisch) sich in Wasserschutzgebieten. Die Talsperre Bad Gott- 312,24 ha leuba grenzt unmittelbar an den Forstbetrieb an. – Mf-M1 (mäßig nährstoffhaltig, frisch) 112,49 ha Die Waldbiotopkartierung aus dem Jahr 1999 weist – Uf-SM3(mäßig nährstoffhaltig, trockener, schwer- im Bereich des Forstbetriebes zahlreiche geschützte bewirtschaftbar bzw. schutzwaldartig) 55,65 ha. Biotope (§) und seltene naturnahe Waldgesellschaften Der größte Teil der Forstbetriebsfläche ist gut bis über- aus. Im Rahmen der Forsteinrichtung erfolgte für jede durchschnittlich gut mit Wasser versorgt. Bedeutend betroffene Teilfläche die Angabe des vorrangigen Bio- ist auch der Anteil schwer bewirtschaftbarer bzw. toptypes. Wesentliche Biotoptypen sind: schutzwaldartiger Standorte in steilen, z. T. felsigen – Bodensaurer Buchen(misch)wald, Hanglagen. Rund zwei Drittel der Forstbetriebsfläche Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 12:49 Uhr Seite 56

56 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Abb. 4.1.2.3.-3: Verteilung der Holz- bodenfläche nach Altersklassen und Baumartengruppen

besitzt starke bis steile Hangneigung. 42 % der Be- 60 Jahren (Altersklassen II und III) bestockten Fläche triebsfläche ist als nicht oder nur eingeschränkt be- zumeist starke Schälschäden aufweisen. fahrbar eingestuft. Verbissschäden traten vor allem bei Buche im Unter- Insgesamt sind im Forstbetrieb im Oberstand stand und anderen Hartlaubbaumarten auf. Das Aus- 13 Nadel- und 21 Laubbaumarten mit messbaren Pro- maß der Verbissschäden ist im Forstbetrieb jedoch noch zentanteilen vertreten (Abb. 4.1.2.3.-2). weitaus größer als aufgenommen wurde. Die Naturver- Die häufigste Nadelbaumart ist die Gewöhnliche jüngung von Buche und anderen Laubbäumen ist ex- Fichte, gefolgt von Europäischer Lärche und Stech- trem durch Verbiss gefährdet. Auf zahlreichen Flächen Fichte. Bei den Laubbaumarten sind Rot-Buche, Trau- erreicht die Verjüngung aufgrund des Verbisses nicht ben-Eiche, Hänge-Birke sowie Berg-Ahorn und Gewöhn- einmal Kniehöhe und wurde daher nicht mit taxiert, liche Esche wesentlich vertreten. Im Unterstand weist sondern nur in der textlichen Bestandesbeschreibung die Rot-Buche mit 19,5 ha den größten Flächenanteil erwähnt. auf. Im Zuge der bestandesweisen Taxation wurden hoch- Der Forstbetrieb hat eine unausgeglichene Alters- wasserschutz- und naturschutzfachlich bedeutsame struktur (Abb. 4.1.2.3.-3). Auffällig ist der geringe An- Zusatzmerkmale eingeschätzt, erfasst und in Ergän- teil der Altersklasse I. Die 20- bis 60-jährigen Waldbe- zung zu jedem Teilflächenblatt dem Wirtschaftsbuch stände sind demgegenüber vollkommen überreprä- beigefügt. Dazu zählen Daten zur Ausprägung von Tot- sentiert. Die ältesten Bäume sind 222-jährige Buchen. holz, Waldrand sowie weitere Bestandes- und Klein- Der Vorrat des Betriebes beträgt 266 m3/ha (Vfm = Vor- strukturen (Lücken, Wur-zelteller, Quellbereiche, Hang- ratsfestmeter) im Oberstand. Das mittlere Alter beträgt Blockbereiche, freistehende Felsen und Steinrücken). 65 Jahre und der durchschnittliche Zuwachs rund 9,9 m3/a/ha (Vfm). Betriebsplanung Im Forstbetrieb wurden folgende fünf wesentliche Waldschäden erfasst: Die Schwerpunkte der künftigen Waldbehandlung lei- ten sich aus den Grundsätzen einer hochwasserschutz- Schälschaden 128,41 ha und naturschutzgerechten Waldbehandlung im „Forst- Rotfäule 41,08 ha betrieb LSH“ ab (vgl. Kap. 4.1.2.1.). Danach richtet sich, Schnee- und Eisschaden 20,92 ha anders als in anderen privaten Forstbetrieben, die künf- Verbissschaden 8,00 ha tige Waldbehandlung nach Erfordernissen des Natur- Sturmschaden 0,45 ha schutzes und des Hochwasserschutzes unter Berück- sichtigung betriebswirtschaftlicher Aspekte. Am häufigsten kommen Schälschäden vor, wobei 88 % Zudem wurde ein umfangreicher Kriterienkatalog davon an Fichten auftraten. Das bedeutet, dass rund vorgegeben. Viele der Kriterien beziehen sich nicht auf drei Viertel der mit Fichten im Alter zwischen 21 und die Forsteinrichtungsplanung, sondern betreffen die Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 12:49 Uhr Seite 57

4. Ergebnisse 57

Art und Weise der konkreten Maßnahmenumsetzung nen Bestandesklassen sind in Tabelle 4.1.2.3.-2 zu- vor Ort (jährlicher Betriebsvollzug). Dies betrifft z. B. sammengestellt. Bei der Zusammenstellung der wald- die aufgeführten Anforderungen zum Einsatz von Forst- baulichen Einzelplanung wurden die Nutzungsmen- technik. Bei der künftigen Waldbewirtschaftung soll gen der Jungbestandespflege berücksichtigt. Es ergibt insbesondere der Erhalt von Biotopbäumen, Totholz sich eine jährliche Nutzung von 2 938 m3 (Efm D.o.R.) und Kleinstrukturen berücksichtigt werden. Für alle bzw. 4,5 m3/ha (Efm D.o.R.). Das geplante Verhältnis Flächen des Forstbetriebes erfolgten intensive Planab- Vornutzung/Endnutzung beträgt dabei 77 % zu 23 %. sprachen. Der waldbauliche Hiebssatz von jährlich 4,5 m3/ha (Efm Grundvoraussetzung für die Realisierung der formu- D.o.R.) liegt sowohl unter dem laufenden Zuwachs als lierten Zielsetzungen ist eine ökologisch tragbare Wild- auch unter dem Nutzungssatz der Gehrhardt’schen For- dichte. Ein erfolgreicher langfristiger Waldumbau mit mel. Letztere wird als Formelsatz für die Bemessung der Nutzung ankommender Naturverjüngung und der des steuerlichen Nutzungssatzes bei der Forsteinrich- Entwicklung stabiler, strukturierter Mischbestände tung von Privatforstbetrieben verwendet (SPEIDEL kann im Forstbetrieb nur mit einer deutlichen Redu- 1972). Diese beiden Weiser stellen derzeit die Ober- zierung des wiederkäuenden Schalenwildes erreicht grenze der Nutzungsmöglichkeiten dar. Der jährliche werden (vgl. Kap. 4.1.2.4.). Hiebssatz für den Forstbetrieb Landesverein Sächsi- Verjüngungsmaßnahmen wurden mit insgesamt scher Heimatschutz wird für den Zeitraum 01.01.2006 vier Bestandeszieltypen auf 23,50 ha geplant. Dies ent- bis 31.12.2015 wie folgt festgelegt: spricht etwa der Hälfte der geplanten Endnutzungs- fläche. Als Bestandeszieltypen wurden „Buche-Nadel- Jährlicher Hiebssatz: bäume“, „Edellaubbäume“, „Eiche-Hainbuche-Linde“ 4,5m3/ha (Efm D.o.R.) bzw. 2 938 m3 (Efm D.o.R.) und „Erle“ ausgeschieden (Tab. 4.1.2.3.-1). Die Natur- verjüngung nimmt reichlich zwei Drittel der Verjün- gungsfläche ein. Ergänzend zur üblichen Forsteinrichtungsplanung wur- Die Holzbodenfläche, auf der im Oberstand eine Be- den Waldentwicklungstypen ausgewiesen. Sie stellen standespflege oder Erntenutzung im nächsten Jahr- Zusammenfassungen von Waldbeständen mit ver- zehnt geplant ist, beträgt in der Summe 472,54 ha. Das gleichbarem Ausgangszustand und vergleichbarer Ziel- bedeutet, auf einer Fläche von 174,87 ha (fast 30 %) setzung dar. Sie beschreiben die zweckmäßigsten wald- sind keine Eingriffe im Planungszeitraum vorgesehen. baulichen Verfahren und Technologien zum Erreichen Bei üblichen Forsteinrichtungen sind Bestände ohne dieser Zielsetzung unter Beachtung der Funktionen- Maßnahmenplanung die Ausnahme. vielfalt des Waldes (ausführlich in Kap. 4.1.2.2.). In Ab- Die Bestandespflegefläche beträgt 423,90 ha. Für bildung 4.1.2.3.-5 ist die Anwendbarkeit der Waldent- die Erntenutzung ist im Planungszeitraum eine Hiebs- wicklungstypen in der Forsteinrichtung dargestellt. fläche von 48,64 ha vorgesehen. Es wurden die drei Hiebsmaßnahmen Kahlhieb, Einzelstammnutzung und Zusammenfassende Wertung Femelhieb geplant. Die Maßnahmen sind überwiegend nicht dringlich. Bei einer Gesamtendnutzungsmenge Die Forsteinrichtung im Rahmen des Projektes Hoch- von 6 688 m3 (Efm D.o.R = Erntefestmeter Derbholz wasserschutz- und naturschutzgerechte Behandlung ohne Rinde) beträgt die durchschnittliche Nutzungs- umweltgeschädigter Wälder und Offenlandbereiche in menge 137 m3/ha (Efm D.o.R). Neben der Planungsvor- den Durchbruchstälern des Osterzgebirges stellte gabe, Fichten-Reinbestände vorrangig durch Femelung eine große Herausforderung für die Bearbeiter dar. Bei umzubauen, wurde eine einzelstammweise Pflege und den Zielstellungen für die künftige Waldbehandlung Nutzung im Sinne permanenter Auslese und Vorrats- war der Vorrang des Hochwasser- und Naturschutzes pflege gefordert. Eine Einzelstammnutzung wurde auf mit betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten zu ver- einer Fläche von 14,69 ha geplant. Die Hiebsmaßnah- binden. me betrifft hauptsächlich Buchenbestände (95 %). Abweichend von üblichen Forsteinrichtungen wur- Der waldbauliche Hiebssatz leitet sich aus der wald- den folgende Kriterien beachtet: baulichen Einzelplanung ab. Die Einzelplanung erfolgte – Die herkömmliche Waldeinteilung wurde grund- bestandesweise unter Abwägung des gegenwärtigen sätzlich übernommen, um die Vergleichbarkeit zu Pflegezustandes und der waldbaulichen Zielstellung bestehenden naturschutzfachlichen Planungen zu (s. o.) auf der jeweiligen Fläche. Die Ergebnisse der ob- gewährleisten. jektiven waldbaulichen Einzelplanung für die einzel- – Die Flächengröße der ausgewiesenen Bestände lag Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 12:49 Uhr Seite 58

58 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Tab. 4.1.2.3.-1: Flächenanteile der Verjüngungsarten und -baumarten innerhalb der Bestandeszieltypen (BZT)

Bestandeszieltyp Anbau Voranbau Naturverjüngung Gesamt (BZT) (alle BZT)

Baumart Fläche Baumart Fläche Baumart Fläche Baumart Fläche (ha) (ha) (ha) (ha) Buche- RBU 0,20 RBU 3,20 RBU 8,18 RBU 11,58 Nadelbäume GES 0,10 WTA 0,90 BAH 1,72 BAH 2,06 BAH 0,10 BAH 0,24 GFI 0,54 WTA 0,90 RER 0,20 GES 0,50 GES 0,70 TEI 0,17 GBI 0,10 GFI 0,54 GES 0,10 RER 0,10 RER 0,30 TEI 0,17 GBI 0,10 0,40 4,81 11,14 16,35 Edellaubbäume GES 0,54 GES 0,40 GES 1,18 GES 2,12 BAH 0,30 BAH 0,35 RER 0,97 RER 1,27 RER 0,30 BUL 0,15 RBU 0,65 BAH 1,01 WLI 0,05 BAH 0,36 RBU 0,65 SWE 0,30 SWE 0,30 BUL 0,15 WLI 0,05 1,14 0,95 3,46 5,55 Eiche-Hainbuche- RBU 1,30 RBU 1,30 Linde 1,30 1,30 Erle RER 0,15 RER 0,15 GES 0,07 GES 0,07 SWE 0,08 SWE 0,08 0,30 0,30 Gesamt 1,54 5,76 16,20 23,50

Tab. 4.1.2.3.-2: Ergebnisse der zehnjährigen waldbaulichen Einzelplanung

Bestandesklasse Fläche Vornutzung Endnutzung Gesamtnutzung (ha) (Efm) (Efm) (Efm) (Efm/ha) Blöße 5,68 - - - - Fichtentypen 268,22 13 371 2 162 15 533 58 Kieferntypen 0,65 - - - - Lärchentypen 59,71 3 031 - 3031 51 Typen sonst. Nadelb. 2,40 192 - 192 80 Eichentypen 94,32 807 - 807 9 Buchentypen 80,60 1 802 4 464 6 266 78 Typen sonst. Hartlaubb. 64,23 1 830 - 1830 28 Typen sonst. Weichlaubb. 71,61 1 656 62 1 718 24 Gesamt 647,42 22 689 6 688 29 377 45 Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 12:49 Uhr Seite 59

4. Ergebnisse 59

Integration der Waldentwicklungstypen in die Forsteinrichtung

Standortsgruppe Waldbestand Bestandeszustandstyp (Ergebnis StOE) (Waldeinteilung der FE) (Zuweisung durch FE)

Zielzustand Eingriffsintensität Ausgangszustand (Zieltypen) (Zustandstypen)

Waldentwicklungstyp (WET)

Behandlungstyp BHT BHT BHT Behandlungstyp 1 2 3 4 5

Behandlungskonzept

Handlungsbedarf

Bestandesbehandlung/Planungsmaßnahme der FE

Abb. 4.1.2.3.-5: Integration der Waldentwicklungstypen in die Forsteinrichtung

teilweise unter den üblichen 0,2 ha. Bei der Taxa- zung vorzuziehen und Waldumbau von Fichten-Rein- tion wurden auch Baumarten mit einem Flächen- beständen durch Femelung und Voranbau. Zur Maß- anteil von weniger als 5 % als Zeile erfasst. nahmenplanung anderer Forsteinrichtungen gibt es fol- – Sämtliche vorkommende weitere Baumarten im Ober- gende Unterschiede: und Unterstand wurden auf den Teilflächenblättern – Einbeziehung natürlicher Waldentwicklungspro- in der textlichen Bestockungsbeschreibung erwähnt. zesse in stärkerem Maße; keine Maßnahmenpla- – Für alle taxierten Bestände fand eine Erfassung der nung im Forsteinrichtungszeitraum für fast 30 % Zusatzmerkmale statt, die für Naturschutz und der Fläche, Hochwasserschutz wichtig sind. – konsequente Förderung von Laubmischbaumarten – Im Gegensatz zu anderen Forsteinrichtungen für den in den Nadelbaumreinbeständen und Orientierung Privatwald wurde für alle taxierten Bestände eine am natürlichen Vegetationspotenzial (Kap. 3.2.), Bestandeszieltypenplanung nach der neuen Richt- – höhere Durchforstungsmengen in den Fichten-Rein- linie der Landesforstverwaltung vorgenommen. beständen zur Förderung des Abbaus von starken Sowohl für das Verfahren zur Waldzustandserfassung Rohhumusauflagen, Zurückdrängen der Fichten von als auch für die künftige Waldbehandlung wurden den Bachläufen. Vorgaben präzisiert bzw. formuliert: vorrangige ein- Eine weitere Besonderheit für das Bearbeitungsgebiet zelstammweise Nutzung, Naturverjüngung ist der Pflan- war die Einarbeitung der FFH-Managementplanung Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 12:49 Uhr Seite 60

60 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

und die in Sachsen erstmalige Anwendung des Kon- lich anspruchsvoller und verlangte einen erheblichen zeptes von Waldentwicklungstypen. Insgesamt be- Mehraufwand, erwies sich aber im Hinblick auf die Pro- trachtet war zwar diese Form der Forsteinrichtung deut- jekterfordernisse als zielführend.

4.1.2.4. Vorbereitung eines Jagdkonzeptes für den Landesverein Sächsischer Heimatschutz im Projektgebiet Peter Kandler, Torsten Krüger

Eine naturschutz- und hochwasserschutzgerechte Be- Hierzu war es nötig, die Bejagung der in den Gemar- wirtschaftung von Waldflächen ist ohne eine dieser kungen Bienhof, Oelsen, Oelsengrund und Breitenau Zielstellung angepassten Bejagung nicht denkbar. Am gelegenen Eigentumsflächen des Projektträgers neu Beispiel der zum Projektgebiet gehörenden Eigen- zu ordnen. Es wurde eine neue Eigenjagd gebildet, so tumsflächen des Projektträgers wurden erste gründ- dass die in Frage kommenden Flächen nunmehr zu drei liche Überlegungen zur Organisation der Jagd in einer Eigenjagdbezirken gehören und nur noch zu einem ge- Beratung (2007) angestellt, zu der der Landesverein ringen Teil einer Jagdgenossenschaft angegliedert sind. Sächsischer Heimatschutz und der Forstbezirk Neu- stadt eingeladen hatten. Analysiert wurden insbeson- Jagdpachtvertrag als Mittel zur Umsetzung dere: – die Ergebnisse der Verbiss- und Schälschadenser- Voraussetzung für die Umsetzung eines Jagdkonzep- hebung 2006, tes und eines Interessenausgleiches zwischen Eigen- – das forstliche Gutachten zum Abschussplan, tümer und Jagdpächter sowie eines guten Miteinanders – die Schadenserhebung innerhalb der Forsteinrich- sind rechtlich saubere Pachtverträge. Deshalb wurde tung, ein Musterpachtvertrag erarbeitet und einem Volljuris- – das von der OGF Kesselsdorf erstellte Schälscha- ten zur Prüfung übergeben. Ein wesentlicher Punkt ist densgutachten in den Wäldern des LSH um Oelsen, die Gestaltung der Übernahme der Wildschäden. Der Bienhof und Oelsengrund. Grundsatz, dass die Wildschäden auch durch Wieder- Im Ergebnis der Beratung wurde festgestellt, dass auf- herstellung des ursprünglichen Zustandes (z. B. Wie- grund des vorhandenen Wildbestandes eine ökono- senschäden durch Schwarzwild) ersetzt werden kön- misch ausgeglichene, den Zielstellungen des Projektes nen, bleibt bestehen. Ebenso kann der Pächter Schutz- verpflichtete Bewirtschaftung nicht möglich ist (vgl. maßnahmen durchführen oder durchführen lassen. Er Kap. 2.1.2., Kap. 4.1.2.3). Die Schälung führt zu einer verpflichtet sich im Pachtvertrag, die Überwachung und drastischen Verringerung der Erlöse, welche bei der Instandsetzung aller in seinem Jagdgebiet befindlichen Vermarktung der anfallenden Holzsortimente erzielt Zäune zu übernehmen, in der Art, dass er sie wilddicht werden können. Infolge des dokumentierten hohen und die eingezäunte Fläche wildfrei hält. Im Pachtver- Fraßdruckes (Verbiss) ist Natur- und Kunstverjüngung trag wurde ebenfalls festgeschrieben, dass sich die Par- ohne kostspielige Gatterung nicht möglich. Eine Ver- teien über die Höhe des aufgetretenen Wildschadens änderung dieser nicht tragbaren Situation war drin- anhand der Feststellungen eines ehrenamtlichen Wild- gend geboten. Der Wildbestand soll soweit reguliert schadensschätzers festlegen und nicht Gutachter und werden, dass es entsprechend den Zielstellungen des Gerichte bemühen. Ebenso ist genau festzulegen, für Projektes möglich ist welche Schäden ein Ersatz zu zahlen ist. – eine naturschutz- und hochwasserschutzgerechte Der Pachtzins wurde auf einen angemessenen Be- Bewirtschaftung der Waldbestände über Finanzie- trag pro Jahr und Hektar festgelegt. Die Pachtzeit wur- rung (neben Fördermitteln) durch Holzverkauf zu de auf die gesetzlichen 12 Jahre festgeschrieben, eine realisieren und Verlängerungsklausel wurde nicht eingearbeitet. – Kunst- und Naturverjüngung ohne Gatterung durch- Weiterhin sollte festgeschrieben sein, dass alle Flächen, zuführen. welche im Zeitraum des Pachtvertrages zur Eigenjagd Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 12:49 Uhr Seite 61

4. Ergebnisse 61

hinzugefügt werden können, zu denselben Konditio- Aufstellen von jagdlichen Einrichtungen erfolgt nur in nen mitzupachten sind. Eine Klausel zur Kündigung Absprache mit dem Verpächter. des Pachtvertrages bei Verstößen gegen geltende jagd- In diesem Zusammenhang wurde ein Jagdkonzept liche Gesetze und Verordnungen wurde eingearbeitet. erarbeitet (KRÜGER 2007), in dessen Mittelpunkt die Ein Mitspracherecht des Landesvereins Sächsischer neue Ausgestaltung rechtssicherer Pachtverträge steht. Heimatschutz bei der Gestaltung des Abschussplanes Sie beinhalten sowohl die Interessen des Bewirtschaf- wurde festgeschrieben. Das Ziel der Reduzierung der ters als auch die Interessen der Jagdpächter. aktuellen Wildschäden wurde im Pachtvertrag deutlich Zwei der Eigenjagdpächter haben inzwischen den vor- herausgearbeitet. Auch über die Art und Weise der Be- gelegten, für sächsische Verhältnisse neuartigen Pacht- jagung wurden Festlegungen getroffen, um auf diese vertrag akzeptiert und unterschrieben. Weise die Wildschäden ebenfalls zu reduzieren. Das

4.1.2.5. Überarbeitung der Forsteinrichtungsplanung im Landeswald Torsten Roch, Jöran Zocher

Im sächsischen Waldgesetz (§§ 16 ff) ist die nachhal- sich nach dem Zustand der Wald- bzw. Forstökosysteme tige und planmäßige Waldbewirtschaftung unter sowie der Entwicklung von Wirkungspotenzialen (Tab. Beachtung ökologischer Grundsätze für alle Waldei- 4.1.2.5.-1). gentümer verpflichtend festgeschrieben. Der Bewirt- Die Evaluierung der Forsteinrichtung auf einer Flä- schaftung des Landeswaldes kommt dabei eine Vorbild- che von 1 743,4 ha ergab für die verbleibende Forst- funktion zu (§ 45 SächsWaldG). Seit Beginn der 1990er einrichtungsperiode (bis 2009 bzw. 2011) die Notwen- Jahre wird bei der Bewirtschaftung des Landeswaldes digkeit der Anpassung der Bestandeszieltypen auf dem Waldaumbau und der Waldschadenssanierung 6 ha sowie eine zusätzliche Verjüngungsfläche von ca. eine hohe Priorität eingeräumt (SMUL 2002, 2005a). 30 ha. Daraus ergibt sich im Bezug zur bisherigen Ver- Nicht zuletzt bilden deshalb die dafür notwendig wer- jüngungsplanung eine Erhöhung der Waldumbauflä- denden Maßnahmen Schwerpunkte in den 10-jährigen che von 11 %. Vor dem Hintergrund der Dominanz jun- Betriebsplänen (Forsteinrichtung) und den daraus ab- ger bis mittelalter Bestände (1–60 Jahre) sowie deren geleiteten jährlichen Wirtschaftsplänen. Dies gilt ins- Verteilung auf überwiegend stark geneigten (11–20°) besondere im Hinblick auf die Bestandesverjüngung. bis schroffen (> 30°) Hangstandorten war kein höhe- Bei der Erstellung der Forsteinrichtung in den ehe- res, kurzfristig realisierbares Waldumbaupotenzial zu maligen Forstämtern Altenberg (Stichtag 01.01.2000) erwarten (vgl. Kap. 3.1., Kap. 4.1.1.). und Bad Gottleuba (Stichtag 01.01.2002) wurde bei der Bei den zusätzlichen Waldumbaumaßnahmen nimmt Planung von waldbaulichen Maßnahmen der präven- die Rot-Buche mit einem Anteil von 50 % den größten tive Hochwasserschutz als Vorrangfunktion nicht be- Flächenumfang der geplanten Verjüngung ein (vgl. Tab. rücksichtigt. Vielmehr ist davon ausgegangen worden, 4.1.2.5.-2). dass eine ökologisch orientierte (naturnahe) Waldbe- Neben der regional und standörtlich differenzierten wirtschaftung an sich dementsprechende Wirkungen Forcierung des Waldumbaus erfolgte in Verbindung bedingt. Auf der Grundlage dieser Annahme erfolgte mit der Vorrangfunktion präventiver Hochwasserschutz eine Überprüfung der vorliegenden Forsteinrich- bei der Waldbewirtschaftung die Anpassung von Be- tungswerke. Das Hauptaugenmerk lag dabei auf der standeserziehung und Durchforstung, des Abfuhrwege- funktional begründeten Intensivierung des Waldum- netzes sowie von Holzernte- und Bringungstechnolo- baus in Wald- bzw. Forstökosystemtypen mit hoher Be- gien (SMUL 2004a, LFP 2005a, SBS 2006). deutung für den präventiven Hochwasserschutz (SMUL 2004a, IRRGANG & EISENHAUER 2004). Die Kriterien für die Anpassung der Verjüngungsplanung richteten Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 12:49 Uhr Seite 62

62 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Tab. 4.1.2.5.-1: Kriterien für die Anpassung der Verjüngungsplanung der Forsteinrichtung (zu den Abkürzungen der Forstlichen Klimastufen und Standortsgruppen vgl. Kap. 3.1, hier zusätzlich: w = Wechselfeuchte im Unterboden, z = zügig)

Kriterien Beschreibung

Standorte – Klimastufen: Kf, Hf, Mf, Uf – Relief: 1. Plateaus und Flachhänge, 2. Hänge bis 11° Neigung, Unterhänge und Mulden auf mittelgründigen Lokalbodenformen mit einem Solum von mindestens 40 cm Tiefe; konkave, abflusssammelnde Bereiche wie Bachtäler, Auen und Grabenkomplex-Standorte – Nährkraftstufen: Rangfolge hinsichtlich Trophie R-K-M+-M-Z+-Z – Bodenfeuchtestufen und Substrate: 1. sickerwassergeprägte Bereiche (T 1, T 1w, T 2, T 2w) 2. grund- und stauwassergeprägte Bereiche (B 1-2, N 2, N 2z) 3. stauwassergeprägte Bereiche (W 1, W 1z, W 2, W 2z)

Wald- bzw. Forst- 1. Hoch- und Kammlagen Ökosystemtypen – Pionierwälder aus Eberesche und Birke – Bestände von Übergangsbaumarten (z. B. Lärchen, Stech-Fichte, Murray-Kiefer, Omorika-Fichte) – vergraste Fichtenreinbestände mit fortgeschrittenen Auflösungserscheinungen (Überschirmungsgrad < 0,8) • Bestandeszieltypen: (Fichten-Bergwald), Fichten-Bergmischwald (FI-BMW), auf klimatisch und edaphisch begünstigten Standorten Buche-Nadelbäume (BU-NB) 2. Mittlere bis unteren Berglagen – Fichtenreinbestände auf physiologisch tiefgründigen Standorten – Fichtenreinbestände geringer Vitalität mit fortgeschrittenen Auflösungserscheinungen • Bestandeszieltypen: in Anlehnung an die forstlichen Klimastufen FI-BMW, BU-NB, Buche-Edel- laubbäume (BU-ELB), Eichen-Typen in den unteren Berglagen – Fichtenbestände auf mineralischen Nassstandorten • Bestandeszieltypen: Fichten-Bergwald (FI-BW)

Tab. 4.1.2.5.-2: Übersicht der zusätzlichen Verjüngungsflächen nach Baumarten

Baumart Fläche (ha) Rot-Buche 15 Gewöhnliche Fichte 6 Weiß-Tanne 5 Rot-Erle 2 Stiel-Eiche 1 Berg-Ahorn 1 Gesamt 30 Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 12:49 Uhr Seite 63

4. Ergebnisse 63

4.1.3. Maßnahmenumsetzung 4.1.3.1. Maßnahmenumsetzung auf Flächen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz Eckehard-G. Wilhelm, Steffen Hilpert, Torsten Roch, Dietrich Butter

Ein wichtiges Teilziel des Projektes ist die beispielhafte Die Flächenauswahl für die Waldbehandlungs- Umsetzung von Maßnahmen zur hochwasserschutz- maßnahmen erfolgte in Abstimmung mit dem Eigen- und naturschutzgerechten Waldbehandlung. Nachfol- tümer sowie Naturschutz- und Forstbehörden. Krite- gend werden das methodische Herangehen und die Ar- rien für die Auswahl der Flächen waren hoher bis sehr beitsschritte zur Maßnahmenplanung und -umsetzung hoher Handlungsbedarf bezüglich Hochwasserschutz- erläutert sowie auftretende Probleme angesprochen. und Naturschutzerfordernissen, Flächenverfügbarkeit Das methodische Herangehen ist in Abbildung und Repräsentanz hinsichtlich der naturräumlichen 4.1.3.1.-1 zusammengefasst. Handlungsgrundlage ist Bedingungen und aktuellen Bestockungssituation im das Konzept für die naturschutzgerechte Behandlung Projektgebiet (Abb. 4.1.3.1.-2, vgl. SCHMIDT et al. umweltgeschädigter Wälder eines privaten Natur- 2003b). schutzverbandes in den Durchbruchstälern des Ost- Die wichtigste Voraussetzung für die Umsetzung erzgebirges (SCHMIDT et al. 2003b, 2005), das Hoch- des Konzeptes ist die Flächenverfügbarkeit. Der Lan- wasserschutzkonzept des Freistaates Sachsen sowie desverein als Projektträger stellte sein Eigentum für das Konzept Waldmehrung des Freistaates Sachsen projektdienliche Maßnahmen zur Verfügung. Weitere (Waldmehrungsplanung, vgl. Kap. 4.2.). Flächen wurden durch den Freistaat Sachsen mit

Konzept naturschutz- Hochwasserschutz- und hochwasserschutz- Konzept Waldmehrung konzept des gerechte Behandlung des Freistaates Sachsen Freistaates Sachsen …Wälder …(Vorphase)

Flächenauswahl Flächenverfügbarkeit Durchführungsplanung Mittelbeantragung Maßnahmenumsetzung

Bewertung/Erfolgskontrolle

hydrologisch naturschutzfachlich forstwissenschaftlich

Abb. 4.1.3.1.-1: Methodisches Herangehen – Arbeitsschritte zur Maßnahmenplanung und -umsetzung Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 12:50 Uhr Seite 64

64 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Flächen mit hohem und sehr hohem Handlungs– Flächenauswahl für Initialmaßnahmen bedarf (rot) (rot – durchgeführte Maßnahmen, gelb – für 2008 geplante Maßnahmen)

Abb. 4.1.3.1.-2: Handlungsbedarf und Flächenauswahl (Gebiet Oelsen, grau – Waldflächen des LSH)

einem Vertrag und eine Kooperationsvereinbarung zwi- aller Maßnahmen nach Leistungsart, Menge und schen LSH und LFP (ab 01.01.2006 SBS) sowie durch Mengeneinheit; Aufstellen von Arbeitsparametern Gewinnung weiterer privater Waldbesitzer (vgl. Kap. und Normativen für reelle Kostenkalkulation, 4.1.3.2.) bereitgestellt. – Ermittlung des erwarteten finanziellen Umfangs der Planung, Vorbereitung und Durchführung der Maßnahmen; Kostenkalkulation, praktischen Arbeiten beanspruchten im Projekt – Kontaktaufnahme mit Unternehmern; Angebotsbei- naturgemäß den größten Teil der verfügbaren Arbeits- ziehung, kapazität aller an diesem Arbeitspaket Beteiligten. – Auftragsvergabe; Durchführung und Kontrolle der Durchführungsplanungen mussten zunächst ohne aktu- Maßnahmen; Rechnungslegung. elle, ab 01.01.2006 dann mit bestätigter Forsteinrich- tung (vgl. Kap. 4.1.2.3.) erstellt werden. Folgende vertragliche Vereinbarungen waren Grund- Wichtige Ergebnisse aus den Erfahrungen mit der lage für die Erfüllung der Aufgaben dieses Arbeitspa- praktischen Umsetzung gingen in Maßnahmensteck- ketes im Projektzeitraum: briefe und in Empfehlungen für private Waldbesitzer – Kooperationsvereinbarung zwischen dem LSH und (vgl. Kap. 4.1.5.) ein. Die Organisation und Durchfüh- dem Freistaat Sachsen, vertreten durch das LFP (ab rung der praktischen Arbeiten wurden generell nach 2006 SBS), einschließlich Vereinbarung über Be- folgendem Muster vorgenommen (LAF 1998) und part- treuungsleistungen durch das FA Bad Gottleuba (ab nerschaftlich in der PAG (Unterarbeitsgruppe Wald) be- 2006 FB Neustadt), sprochen: – Werkvertrag zur Forsteinrichtung nach Prämissen – Erstellung von Arbeitsplänen für die zu bearbeiten- Hochwasserschutz und Naturschutz unter Einbe- den Flächen mit Festlegung der Behandlungsver- ziehung naturschutz- und hochwasserschutzrele- fahren und Bearbeitungstechnologien; Einteilung vanter Zusatzmerkmale, der FFH-Managementpla- Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 12:50 Uhr Seite 65

4. Ergebnisse 65

nung und eines erstmalig in Sachsen angewandten – Voranbau/Naturverjüngung in Altbeständen aus Ge- Konzeptes der Waldentwicklungstypen (WET; vgl. wöhnlicher Fichte (3,2 ha; weitere 14 ha Voranbau Kap. 4.1.2.2. u. 4.1.2.3.), für 2008 geplant), – Vertrag über Lohnanzucht von Pflanzen aus Saatgut – Umbau von Jungbeständen aus Stech-Fichte (10 ha; eigener Saatgutbestände (autochthone Rot-Buche), dazu 1 ha für 2008 geplant), – Lieferverträge für nach dem Forstvermehrungsgut- – Maßnahmen zur Förderung seltener, gefährdeter und gesetz (FoVG) zugelassenes Vermehrungsgut. besonders geschützter Pflanzenarten (ca. 1 ha). Durch die Forsteinrichtung wurden für die Betriebs- Grundlage für die Planung von Initialmaßnahmen fläche des LSH in einem Zeitraum von 10 Jahren Maß- bildeten die in der PAG diskutierten und abgestimm- nahmen auf einer Fläche von ca. 420 ha geplant. Der ten waldbaulichen Behandlungsverfahren für die unter- innerhalb der letzten 2 Jahre bearbeitete Flächenum- schiedlichen Bestandestypen. fang entspricht damit den Vorgaben der mittelfristigen Die zunächst für ausgewählte Bestände entsprechend Betriebsplanung. Bei weiterhin konsequenter Umset- der abgestimmten Behandlungsverfahren, nach Fertig- zung der vorliegenden Planungen ist somit auch die stellung der Forsteinrichtung im Zusammenhang mit Kontinuität der Waldbehandlung gewährleistet. den jährlichen Wirtschaftsplänen vorgenommene Im Rahmen der Verjüngungsmaßnahmen (Voran- Durchführungsplanung umfasste folgende Schwer- bau und Umbau von Beständen) sind insgesamt ca. punkte: 28 000 Pflanzen ausgebracht worden. Den höchsten – Erfassung der Flächenmerkmale (Bestandesadres- Anteil hatten dabei Rot-Buche, Trauben-Eiche und Berg- se, ökologische Ausgangslage, Waldzustand), Ahorn. In Abhängigkeit von den kleinstandörtlichen – Waldbauplanung (Pflegeplanung, Bestandesziel, Verhältnissen wurden elf weitere Baumarten berück- Walderneuerungsplanung, Forstschutzplanung), sichtigt. Aufgrund des überaus hohen Verbissdruckes – mittelfristige Behandlungsvorschläge sowie war eine kostenintensive Zäunung der Verjüngungs- – eine detaillierte Kostenplanung. flächen zwingend erforderlich (insgesamt ca. 5 000 m So wurden unter Berücksichtigung der Bestandes- und Zaun). Geländeverhältnisse und von Restriktionen im Zu- sammenhang mit Kurzbeschreibung der durchgeführten waldbau- – Hochwasserschutz (besondere Hochwasserschutz- lichen Maßnahmen funktion), – Trinkwasserschutz (Trinkwasserschutzzone I und Jungbestandespflege II) und Hierzu erfolgen eine positive Phänotypenauslese, Stand- – Naturschutz (Brut- und Aufzuchtzeiten von Schwarz- raum- und Mischungsregulierung und, soweit erfor- storch, Uhu, Sperlingskauz) derlich, eine negative Phänotypenauslese (insbeson- Entscheidungen zu Eingriffsstärke, Arbeitsverfahren, dere in Laubbaumbeständen). Ziel ist die Verbesserung einzusetzender Technik, den bei Verjüngungsmaß- der Einzelbaum- und Bestandesstabilität sowie die Er- nahmen einzubringenden Baumarten und Pflanzen- haltung und Förderung vorhandener Mischbaumarten. zahlen sowie Hiebsblockbildung und Arbeitszeitraum Gepflegt wurden überwiegend Bestände aus Stech-Fich- getroffen. Da für Jungbestandespflege und Verjün- te, Omorika-Fichte und Lärchen (Übergangsbesto- gungsmaßnahmen öffentliche Fördermittel in Anspruch ckungen im Immissionsschadgebiet, vgl. Kap. 3.1.). Die genommen werden sollten (Forstförderung nach RL Bestände enthalten zumeist Beimischungen von Laub- 52/2004, vgl. SMUL 2004b), wurden zeitnah flächen- bäumen (insbesondere Hänge-Birke, aber auch Rot-Bu- bezogene Förderanträge bei der zuständigen Bewilli- che, Eichen und Berg-Ahorn) sowie Gewöhnlicher Fich- gungsstelle in gestellt. Während der Projekt- te, die gezielt gefördert wurden. laufzeit wurden auf einer Fläche von über 80 ha Wald- behandlungsmaßnahmen durchgeführt, wobei sich die Durchforstung von Nadelbaum-Reinbeständen Umsetzung auf die Jahre 2006 und 2007 konzentrier- Die Durchforstung erfolgt zur Standraumregulierung, te. Im Einzelnen handelte es sich dabei um folgende positiven (Jungdurchforstung, Förderung vitaler Bäu- Maßnahmen: me) bzw. negativen (in älteren Beständen, Entnahme – Jungbestandespflege (12,7 ha), wenig vitaler oder geschädigter Bäume) Phänotypen- – Durchforstung von Nadelbaum-Reinbeständen auslese und ggf. Mischungsregulierung. (52,7 ha), Die betroffenen Waldbestände gehören überwiegend – Entnahme von Fichten am Gewässerlauf (4,3 ha), zu den Altersklassen II (21–40 Jahre) und III (41–60 Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 12:51 Uhr Seite 66

66 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Jahre), welche fast die Hälfte der Betriebsfläche ein- Vorhandene Laubbäume blieben dabei zur Uferstabili- nehmen (vgl. Kap. 4.1.2.3.). Gerade in diesen Alters- sierung und als Samenquelle erhalten. Die durch das klassen sind Eingriffe besonders dringlich, da viele Be- Hochwasser 2002 vorgeschädigten Fichtenbestände stände aufgrund ungeklärter Eigentumsverhältnisse wiesen nach dem Trockenjahr 2003 starken Borken- oft mehr als 20 Jahre nicht mehr gepflegt wurden. käferbefall auf. Die Entnahme der teils bis ans Ufer rei- Die Durchforstungsmaßnahmen betrafen fast aus- chenden Fichtenbestände diente vor allem der Gefah- schließlich Waldbestände aus Gewöhnlicher Fichte. renabwehr (Treibgutbildung) (vgl. Kap. 3.4.). Die Flä- Laubbaumbeimischungen sind kaum vorhanden. Die chen wurden anschließend größtenteils der natürlichen Bestände weisen zudem häufig starke Schälschäden Sukzession zur Entwicklung einer naturnahen Auen- auf, daraus resultierende Stammfäule führt zu einer vegetation überlassen. In ausgewählten Abschnitten erhöhten Gefahr von Windbruchschäden (Abb. 4.1.3.1.- erfolgten im Rahmen von Renaturierungsmaßnahmen 4) sowie einer fortschreitenden Holzentwertung. Vor- Initialpflanzungen mit Schwarz-Erle, Gewöhnlicher rangig ist hier zunächst die Verbesserung der Einzel- Esche und Weiden (vgl. Kap. 4.3.3.). baumstabilität und Kronenausbildung der Fichten durch eine Standraumregulierung unter Förderung der Voranbau und Naturverjüngung in Altbeständen vitalsten (bzw. am wenigsten geschädigten) Individuen. aus Gewöhnlicher Fichte Die Bestände mit hohem und sehr hohem Handlungs- Voranbau und Naturverjüngung sind waldbauliche Mög- bedarf stocken fast ausnahmslos auf Flächen mit star- lichkeiten, um vor der vollständigen Ernte des vor- ker bis steiler Hangneigung (11–30 %). Dies erforderte handenen Bestandes die bestimmenden Baumarten der eine auch nach Gesichtspunkten der Wirtschaftlichkeit nächsten Generation bereits zu etablieren. Durch lang- besonders boden- und bestandesschonende Technolo- fristige Verjüngungsverfahren mit ungleichmäßiger gie. So war an steilen Hängen motormanuelles Arbei- Auflichtung und die schrittweise Nutzung des Ober- ten mit Seilkran geboten. Die zusätzlichen Kosten be- standes kann eine naturnahe Alters- und Raumstruk- trugen ca. 20 Euro/Festmeter (und werden z. Z. nicht tur des Folgebestandes erreicht werden. gefördert). Die Eingriffsstärke wurde so gewählt, dass Hierzu wurden: mit möglichst wenigen Eingriffen sowohl Bestandes- – durch femel- bis schirmschlagartige Eingriffe die für stabilität erreicht (Erosionsschutz) als auch die starke eine Verjüngung nötigen Lichtverhältnisse geschaf- Nadelstreuauflage (stark hydrophob: Hochwasser- fen (Abb. 4.1.3.1.-5), schutz) schneller abgebaut werden kann. – vorhandene Laubbäume als potenzielle Samen- spender gefördert. Entnahme von Fichten am Gewässerlauf Im weiteren Verlauf sollen die Altbestände durch schritt- In einem ca. 10 m breiten Streifen entlang des Gewäs- weise Lichtungshiebe bei Wahrung des Waldinnenkli- serlaufs der Gottleuba oberhalb der Talsperre wurden mas genutzt werden. Dadurch wird eine zunehmende im Winter 2003/04 alle Fichten (v. a. Gewöhnliche Fich- Lichtversorgung für den heranwachsenden Unterstand te, aber auch Stech- und Omorika-Fichte) entnommen. einschließlich aufkommender Naturverjüngung ge- währleistet. Die Pflanzung erfolgte in Abhängigkeit vom Standort mit Baumarten des natürlichen Vegeta- tionspotenzials (v. a. Rot-Buche, Berg-Ahorn, Weiß-Tan- ne). Mischbaumarten wurden unter Beachtung klein- standörtlicher Unterschiede trupp- bis gruppenweise eingebracht. Bei ausreichender Naturverjüngung konn- te auf Pflanzungen verzichtet werden. Wo die Ge- wöhnliche Fichte Bestandteil der natürlichen Waldge- sellschaften ist, findet sie sich über Naturverjüngung in ausreichender Zahl ein.

Umbau von Jungbeständen aus Stech-Fichte (Abb. 4.1.3.1.-6) Die Umbaudringlichkeit ergab sich aus dem von uns festgestellten großen bis sehr großen Handlungsbedarf Abb. 4.1.3.1.-4: Windbruch an einer Gewöhnlichen Fichte mit im Zusammenhang mit Hochwasserschutz und Natur- Schälschaden schutz sowie den Ergebnissen zur Beurteilung der Um- Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 12:51 Uhr Seite 67

4. Ergebnisse 67

baudringlichkeit gemäß den Empfehlungen der LAF Finanzierung (1998, 1999). Beim Umbau der Bestände wurde(n) Für die Finanzierung der Maßnahmen zum Waldum- – auf exponierten, stark wind- und strahlungsbeein- bau standen Mittel aus folgenden Quellen zur Verfü- flussten Standorten der Umbau erst ab einer Be- gung: standeshöhe > 5 m begonnen, – Fördermittel nach Richtlinie 52/2004 des Freistaa- – bestehende Bestandeslücken ausgenutzt und Lücken tes Sachsen (Förderung der naturnahen Waldbe- von 400–500 m2 geschaffen, wirtschaftung und der Forstwirtschaft), – Baumarten der natürlichen Waldgesellschaften in – Mittel für Ersatzmaßnahmen im Zusammenhang mit den Lücken gepflanzt (Abb. 4.1.3.1.-7), dem Bau der Bundesautobahn 17 (DEGES) sowie der – im verbleibenden Bestand eine Jungbestandspflege Errichtung des Vorbeckens Oelsen (LTV), mit Förderung vorhandener Mischbaumarten durch- – Erlöse aus Verkauf des eingeschlagenen Holzes. geführt. Durch die gruppenweise Pflanzung in Lücken soll Probleme eine bessere Strukturierung der zukünftigen Waldbe- stände erreicht werden (Vermeidung gleichaltriger ein- Nachfolgend werden stichpunktartig Probleme aufge- schichtiger Bestände). Da durch diese Vorgehensweise führt, die die Maßnahmenumsetzung wesentlich be- jedoch kein flächiger Umbau der Bestände erfolgte, wur- einflussten: de bei den nach RL 52/2004 geförderten Maßnahmen – Änderungen der Richtlinie zur forstlichen Förderung zur möglichst vollumfänglichen Inanspruchnahme der und der damit verbundenen erneuten Antragstel- Fördermittel ein Verfahren gewählt, welches die wald- lung sowie längeren Bearbeitungszeit, baulichen Empfehlungen, die fördertechnischen An- – komplizierte Antragstellung und Abrechnung bei In- forderungen sowie die Projektziele am besten vereint. anspruchnahme von Fördermitteln oft mit einem Dieses beinhaltete eine starke Auflichtung des gesam- hohen Aufwand verbunden, ten Bestandes bzw. eine streifenweise Entnahme der – lange Bewilligungszeiträume bis zur konkreten Um- Stech-Fichten. Bereits vorhandene Laubbäume (v. a. setzung, Hänge-Birke, vereinzelt auch Rot-Buche und Eichen) – wechselnde Ansprechpartner im Rahmen der Ko- wurden größtenteils belassen und ggf. gefördert. Stel- operation (seit einigen Jahren laufende Umstruktu- lenweise war bei Dichtstand der Birken eine Stamm- rierung der Behörden), zahlreduktion erforderlich. Der verbleibende Bestand – Zwang zu ungeplanten Nutzungen: verstärkter aus Stech-Fichte und Hänge-Birke dient dem Schutz Borkenkäferbefall 2006 (Buchdrucker, Kupferste- der Verjüngung vor Frostschäden und starker Vergra- cher), Sturmschäden (Kyrill). sung. Auf den aufgelichteten Flächen wurden Baum- arten des natürlichen Vegetationspotenzials (Rot- Buche, Trauben-Eiche, Berg-Ahorn u. a.) gepflanzt, wo- bei die Einbringung der Mischbaumarten gruppenweise erfolgte.

Maßnahmen zur Förderung seltener, gefährdeter und besonders geschützter Pflanzenarten In ausgewählten forstlichen Teilflächen standen Arten- schutzmaßnahmen im Mittelpunkt der Umsetzung von Initialmaßnahmen (vgl. SCHMIDT et al. 2003b), wie – Erhaltung und Förderung der in Sachsen stark ge- fährdeten (Rote Liste 2), lichtbedürftigen Sibirischen Schwertlilie durch Auflichtung eines Bestandes aus Schwarz-Erle, – Förderung von Weiß-Tanne, Eibe, Wild-Apfel und Wild-Birne im Rahmen der Waldumbaumaßnahmen durch Pflanzung. Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 12:52 Uhr Seite 68

68 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Abb. 4.1.3.1.-5: Femelartiger Eingriff zur Förde- rung der Naturverjüngung in einem Altbestand aus Gewöhnlicher Fichte

Abb. 4.1.3.1.-6: Jungbestand aus Stech-Fichte (Ausgangszustand)

Abb. 4.1.3.1.-7: Pflanzung von Rot-Buche nach Entnahme der Stech-Fichten Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 12:52 Uhr Seite 69

4. Ergebnisse 69

4.1.3.2. Maßnahmenumsetzung außerhalb der Flächen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz Torsten Roch, Jöran Zocher

Im Projektgebiet sind der Privat- und Kommunalwald Waldumbaumaßnahmen unter den Gesichtpunkten des mit zusammen rd. 67 % der Waldfläche die vorherr- präventiven Hochwasserschutzes und des Naturschut- schenden Waldeigentumsformen (vgl. Kap. 4.1.1.). zes auf insgesamt 7,18 ha abgerechnet werden. Dafür Durch die Privat- und Körperschaftswaldreviere der erhielten die Waldbesitzer Fördermittel gemäß För- Forstbezirke Neustadt und Bärenfels, die innerhalb des derrichtlinie 52/2004 (SMUL 2004b) in Höhe von Untersuchungsgebietes liegen, werden insgesamt mehr 14 571,37 € ausgezahlt. Auf weiteren 40,61 ha wurden als 2 800 Waldeigentümer vor Ort beraten und bei der innerhalb des Projektgebietes Maßnahmen zur Be- Waldbewirtschaftung unterstützt (Tab. 4.1.3.2.-1). standeserziehung und Durchforstung durchgeführt und Zusätzlich zu den Maßnahmen auf den Waldflächen über die forstliche Förderung abgerechnet (insgesamt des LSH (vgl. Kap. 4.1.3.1.) konnten im Projektzeitraum 13 984,52 €).

Tab. 4.1.3.2.-1: Übersicht der privaten und körperschaftlichen Waldbesitzer in den Forstbezirken Neustadt und Bärenfels (Quelle: SBS 2007)

Privatwald Kommunalwald Kirchenwald sonst. Körperschaften Revier (Anzahl) (Anzahl) (Anzahl) (Anzahl)

Altenberg 900 15 9 15 Bad Gottleuba 333 6 5 7 Dippoldiswalde 886 24 6 1 Weesenstein 727 28 9 Gesamt 2 846 73 29 23 Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 12:52 Uhr Seite 70

70 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

4.1.4. Wissenschaftliche Begleitung zur Wirkungsanalyse – Untersuchungen auf Waldflächen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz Eckehard-G. Wilhelm, Steffen Hilpert, Maik Denner, Peter A. Schmidt

Erste Ergebnisse zur Analyse der Waldstruktur und Waldwachstum, ihrer Dynamik auf Dauerbeobachtungsflächen Totholz N In repräsentativen Waldbeständen (Tab. 4.1.4.-1) wur- den Dauerbeobachtungsflächen (DBF) zur Erhebung waldbaulich-ertragskundlicher und vegetationskund- lich-naturschutzfachlicher Daten eingerichtet. Die An- 17,84m lage der Dauerbeobachtungsflächen erfolgte in Anleh- 10 m nung an das Verfahren zur Aufnahme von Naturwald- zellen im Freistaat Sachsen (LFP 2005b). Nach dem in Vegetationsaufnahme Abbildung 4.1.4.-1 dargestellten Schema wurden inner- (400m2) halb der Dauerbeobachtungsflächen Erhebungen zu Waldwachstum, Vegetation, Verjüngung und Totholz durchgeführt. Kriterien zur Auswahl der Dauerbe- obachtungsflächen waren: – Repräsentanz der Standorts- und Bestockungsver- hältnisse für das Projektgebiet, – Bestände mit hohem bis sehr hohem Handlungsbe- Aufnahme der Verjüngung darf, (10 m 2, r = 1,78m) – Flächen im Eigentum des LSH, – Flächen mit Verjüngungsmaßnahmen (keine reinen Abb. 4.1.4.-1: Schema der Aufnahmen zu Waldwachstum, Durchforstungen), Vegetation, Verjüngung und Totholz in den Dauerbeobach- – Verfügbarkeit geeigneter naturnaher Referenzflä- tungsflächen (0,1 ha) chen mit vergleichbaren Standortsbedingungen, – geeignete Flächengröße und Flächenform. Insgesamt wurden im Jahr 2006, verteilt über die in Sicht besonders wichtigen Auenstandorte (vgl. Tab. der Tabelle 4.1.4.-1 angegebenen Einheiten der pnV, 13 4.1.4.-1). Insgesamt berücksichtigt die Auswahl der DBF DBF eingerichtet und vor Beginn der waldbaulichen beispielhaft die für einen Waldumbau wichtigsten Maßnahmen aufgenommen. Diese DBF repräsentieren Standorts- und Bestandestypen des Projektgebietes un- einen Naturnähegradienten von naturfremd (Reinbe- ter Einbeziehung geeigneter Referenzbestände. Die Ab- stände der Stech-Fichte) über (bedingt) naturfern (Rein- bildung 4.1.4.-2 verdeutlicht die unterschiedliche Struk- bestände der Gewöhnlichen Fichte auf Standorten tur und Baumartenzusammensetzung ausgewählter bodensaurer submontaner und montaner Buchenwäl- DBF des Naturnähe- und Standortsgradienten. der) bis zu naturnah (Buchenmischwälder). Weiterhin In der Tabelle 4.1.4.-2 sind wesentliche Bestandes- beschreiben sie einen Standortsgradienten, da ver- strukturmerkmale des Oberstandes (OST) und Unter- schiedene Höhenstufen einbezogen sind. Als DBF, wel- standes (UST) der DBF dargestellt. Die Nadelbaumfors- che die naturnahen Waldbestände repräsentieren, wur- ten, Pionier- und Zwischenwälder sowie die naturna- den nicht nur Schlusswälder mit dominierender Rot- hen Buchenmischwälder unterscheiden sich in der Buche ausgewählt, sondern ebenso Pionier- und Alters-, Raum- und (Baum-)Artenstruktur sehr stark Zwischenwälder vergleichbarer Standorte. Weiterhin voneinander. Anhand ausgewählter Beispiele soll dies erfolgte die Integration der aus naturschutzfachlicher nachfolgend näher erläutert werden. Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 12:52 Uhr Seite 71

4. Ergebnisse 71

Tab. 4.1.4.-1: Übersicht der Waldbestände mit Dauerbeobachtungsflächen

1. Standorte der Submontanen Eichen-Buchenwälder mit Maßnahmen: • Bestand aus Gewöhnlicher Fichte mit Femelung und Voranbau (Abt. 25a1) Referenzflächen: • Bestand mit Schlusswaldcharakter (Abt. 27a2) • Bestand mit Zwischenwaldcharakter (Abt. 25b7)

2. Standorte der Montanen Buchen(misch)wälder mit Maßnahmen: • Bestand aus Stech-Fichte mit Umbaumaßnahmen (Abt. 630a5) • Bestand aus Gewöhnlicher Fichte mit Femelung und Naturverjüngung (Abt. 633a6) Referenzflächen: • Bestände mit Schlusswaldcharakter (Abt. 22b2, Abt. 633a2) • Bestand mit Pionierwaldcharakter (Abt. 22b6)

3. Standorte der Montanen Hangwaldkomplexe mit Maßnahmen: • Bestand aus Gewöhnlicher Fichte mit Femelung und Voranbau (Abt. 217a8) Referenzflächen: • Bestand mit Schlusswaldcharakter (Abt. 23b12) • Freiflächen-Sukzession (Windwurffläche, Abt. 23b10)

4. Standorte der Erlen-Eschen-Bachwälder (Auenwälder) mit Maßnahmen: • Bestand aus Stech-Fichte mit Umbaumaßnahmen (Abt. 216a14) Referenzflächen: • Bestand aus Winter-Linde und Berg-Ulme mit naturnaher Bodenvegetation (Abt. 216a15)

Abb. 4.1.4.-2: Strukturprofile ausge- wählter Dauerbeobachtungsflächen Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 12:52 Uhr Seite 72

72 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Die Stechfichten-Stangenhölzer und der 37-jährige Win- fläche (49 m2/ha) und Volumenleistung (670 m3/ha terlinden-Bergulmen-Mischbestand der Aue weisen im Derbholz) nehmen die älteren, 93- bis 115-jährigen Be- Oberstand mit Abstand die höchsten Stammzahlen auf, stände der Gewöhnlichen Fichte den Spitzenplatz ein. die Buchenaltbestände dagegen die geringsten (im Die Gewöhnliche Fichte ist damit bezüglich ihrer Er- Mittel noch 140 Stämme pro ha). Die mittleren Brust- tragsleistung im Gebiet nach wie vor interessant, soll- höhendurchmesser in den über 110- bis 180-jährigen te aber weder in der submontanen Stufe (hier auch in Buchen-Schlusswäldern sind am höchsten (54,1 cm), Anbetracht der erwarteten Klimaänderung), noch in im Ebereschen-Birken-Pionierwald und den o. g. jün- der montanen Bergmischwaldstufe, wo sie als natür- geren Beständen (PFI-Forste, WLI-BUL-Bestand) am ge- liche Mischbaumart auftritt, als Reinbestand erzogen ringsten (13–19 cm). Starkbäume mit einem Brusthö- werden. Mischbaumartenarme oder -freie Fichtenfors- hendurchmesser (BHD) über 60 cm, die u. a. für die te weisen ein hohes Sturmwurfrisiko auf und erfüllen höhlenbrütende Avifauna eine große Bedeutung besit- nicht die Vorgaben einer hochwasserschutz- und natur- zen, treten nur in den alten Buchenmischwäldern auf. schutzgerechten Waldbehandlung. Die Buchenmisch- Während der stärkste vermessene Baum in den über wälder liegen im Derbholzvolumen mit durchschnitt- 90-jährigen Fichtenforsten (Picea abies) einen BHD von lich 571 m3/ha um ca. 100 m3/ha hinter den Fichten- 60 cm aufwies, waren es in den Buchenmischwäldern forsten zurück (vgl. Tab. 4.1.4.-2), doch muss hierbei immerhin 102 cm (Tab. 4.1.4.-2). beachtet werden, dass die Buchenaltbestände teilweise Die älteren naturnahen Buchenmischwälder sind auf bereits altersbedingte Bestandeslücken aufwiesen. den unvernässten Standorten mit mittlerer Trophie die Durch den in den Lücken aufwachsenden Unterstand stabilsten Bestände im Projektgebiet, worauf ein hohes repräsentieren die Aufnahmeflächen jeweils mehrere Kronenprozent (Kronenlänge im Verhältnis zur Baum- Wuchsklassen. Einzig bei den untersuchten Fichten- höhe) sowie der niedrigste h/d-Wert aller untersuch- beständen handelt es sich ausschließlich um Altbe- ten Bestandestypen hinweisen. Bezüglich der Grund- stände (mittleres bis starkes Baumholz). Die noch jun-

Tab. 4.1.4.-2: Ausgewählte Strukturmerkmale der Baumschicht für die DBF (höchste Werte jeweils fett gedruckt, OST = Oberstand, UST = Unterstand, BHD = Brusthöhendurchmesser, h/d = Verhältnis Höhe zu Durchmesser)

Standortsbereich Auen-Standorte Standorte bodensaurer Buchen(misch)wälder Naturnähestufe natur- (bedingt) natur- (bedingt) (bedingt) naturnah fremd naturnah fremd naturfern Bestandestyp PFI- WLI-BUL- PFI- GFI- Pionier- Zwischen- Buchenmisch- Forst Bestand Forst Forst wald wald wald Abteilungen 216a14 216a15 630a5 217a8 22b6 25b7 23b12 25a1 22b2 633a6 27a2 Strukturmerkmal 633a2 Alter 2006 OST 29 37 30 93–115 59 56 116–180 Stammzahl OST 980 1 120 1 720 447 570 580 140 (St./ha) UST 260 20 460 20 220 310 58 ø BHD OST 19,4 17,7 12,7 36,1 19,2 25,9 54,1 (cm) UST 12,1 7,0 8,3 17,1 11,1 10,4 11,4 Max. BHD (cm) OST 29 28 20 60 35 50 102 Mittelhöhe OST 13,1 17,1 8,5 28,5 14,0 23,8 30,8 (m) UST 8,7 10,3 5,6 17,4 8,5 12,9 11,2 ø Kronen-% OST 51 49 65 45 53 50 63 ø h/d-Wert OST 69 100 69 81 79 97 58 Grundfläche (m2/ha) ges. 33 29 25 49 21 36 37 Derbholzvolumen (m3/ha) ges. 221 239 108 670 126 420 571 Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 12:53 Uhr Seite 73

4. Ergebnisse 73

gen, zum Zeitpunkt der Erfassung unter 40-jährigen Bestände der Auenstandorte wiesen in den Dauerbe- obachtungsflächen und auch außerhalb dieser kein starkes Totholz über 20 cm Durchmesser auf. Im 30- jährigen Stechfichtenforst der Abt. 630a5 kommt stär- keres Totholz bereits vor, allerdings nur in Form von Stubben (Abb. 4.1.4.-3), die für Totholzzönosen eine ge- ringere Bedeutung besitzen. Ein höherer Stubbenan- teil, wie er in den Beständen der Stech-Fichte und Ge- wöhnlichen Fichte, aber auch in den Buchenwäldern gefunden wurde, kennzeichnet bewirtschaftete Wald- bestände, da solche Sägestubben im Zuge der Holz- entnahme entstehen. Das größte Volumen an starkem Totholz (hochgerechnet für ha-Flächen), welches für die an und in Totholz lebenden Arten die höchste Be- deutung besitzt, weisen die naturnahen Buchen- mischwälder auf (durchschnittlich 20,3 m3/ha), gefolgt Abb. 4.1.4.-3: Volumen des starken Totholzes von den Fichtenforsten (17,6 m3/ha). Hier zeigt sich er- (> 20 cm Durchmesser), angegeben in m3/ha und neut, dass insbesondere alten Waldbeständen eine differenziert in stehendes und liegendes Totholz hohe naturschutzfachliche Bedeutung zukommt, da sie sowie Stubben (ohne den PFI-Forst und den WLI-BUL-Bestand höhere Starkbaum- und Totholzanteile besitzen. Die er- der Aue, deren DBF jeweils kein starkes Totholz aufwies) mittelten Totholzvolumina zwischen 4 und 20 m3/ha (ohne Berücksichtigung des schwachen Totholzes) cha- kungen unterliegen, sinken sie auch in der totholz- rakterisieren die untersuchten Bestände als typische ärmsten Reifephase kaum unter 50 m3/ha und errei- totholzarme bewirtschaftete Wälder. Obwohl in Buchen- chen in der fortgeschrittenen Zerfallsphase Werte bis Naturwäldern die Totholzmengen starken Schwan- über 300 m3/ha (EßBACH et al. 2007).

Tab. 4.1.4.-3: Baumartenanteile (in %) in den untersuchten DBF, berechnet anhand der Grundflächenanteile, separat für Ober- und Unterstand

Standortsbereich Auen-Standorte Standorte bodensaurer Buchen(misch)wälder Naturnähestufe natur- (bedingt) natur- (bedingt) (bedingt) naturnah fremd naturnah fremd naturfern Bestandestyp PFI- WLI-BUL- PFI- GFI- Pionier- Zwischen- Buchenmisch- Forst Bestand Forst Forst wald wald wald Schicht OST UST OST UST OST UST OST UST OST UST OST UST OST UST BAH ...... 2,3 0,8 ..50,2 85,0 12,3 9,9 BUL ..25,7 ...... ELA ...... 11, 3 . GBI .. . .2,6 . 3,3 . 28,7 . 36,6 ..0,5 GEB ...... 50,9 83,0 .. .8,0 GES ...... 2,5 3,1 . 11, 4 GFI 13,3 13,7 ..2,8 . 94,4 99,2 ..10,8 11,9 5,3 . PFI 86,7 86,3 ..90,0 99,8 ...... RBU .. . .2,4 0,2 .. .2,3 ..65,3 69,2 SAH ...... 1,0 SEI .. . .1,5 . ..2,3 . .. 0,8 . TEI .. . .0,7 . ..18,1 14,7 .. 5,0 . WLI ..74,3 100 ...... Summe 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 12:54 Uhr Seite 74

74 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Die Tabelle 4.1.4.-3 zeigt die prozentualen Baumarten- sich auf die Beurteilung des Naturnähegrades der Baum- anteile im Ober- und Unterstand der untersuchten Be- artenzusammensetzung auswirkt. standestypen. Dabei ist das Fehlen der Weiß-Tanne auf- In der Verjüngung (Höhenbereich bis 5 m) stellen fällig, ebenso die absolute Dominanz der Stech-Fichte fünf Baumarten im Durchschnitt aller DBF 90 % der bzw. Gewöhnlichen Fichte in den entsprechenden Jungpflanzen. Jeweils etwa ein Viertel aller Verjün- Nadelbaumforsten. Die Mischbaumartenkomponente gungspflanzen stellen Rot-Buche und Esche, 17 % Eber- wurde in diesen Beständen gezielt im Zuge der Pflege- esche, mit jeweils ca. 10 % treten Gewöhnliche Fichte eingriffe entfernt bzw. die Bestände als Reinbestände und Berg-Ahorn bereits seltener auf (Abb. 4.1.4.-4). In begründet. Deutlich höhere Anteile an Mischbaumarten der Kategorie Sonstige sind zehn weitere Gehölzarten weisen die naturnahen Pionier-, Zwischen- und Schluss- zusammengefasst (z. B. Eichen, Berg-Ulme, Gewöhn- wälder auf. Im Pionierwald dominiert im Oberstand die liche Birke, verschiedene Sträucher wie Hasel und Faul- Eberesche (51 %), gefolgt von der Gewöhnlichen Birke baum). (29 %). Der „Zwischenwald“ wurde als solcher be- Aus der Tabelle 4.1.4.-4 ist ersichtlich, dass die Ge- zeichnet, weil seine Baumschicht eine Mischung aus samtzahl der Verjüngungspflanzen pro Hektar stark Pionier- bzw. Lichtbaumarten (z. B. Gewöhnliche Bir- schwankt (zwischen 1 000 und 59 500). Generell ist ke) und Halbschattbaumarten (z. B. Berg-Ahorn, Ge- eine starke Abnahme der Anzahl mit zunehmender wöhnliche Fichte) darstellt. Es fehlt allerdings die Kli- Höhenklasse ausgeprägt. Über 2 m hohe Jungpflanzen, maxbaumart Rot-Buche, auch das Alter des Bestandes die aus dem Äserbereich des Schalenwildes herausge- ist mit dem Pionierwald vergleichbar. Die Buchen- wachsen sind, treten in ungezäunten Probeflächen nur mischwälder werden von der Rot-Buche dominiert, die selten auf. Die Artenzusammensetzung in der Verjün- hier im Durchschnitt 65 % Anteil am Oberstand hat. gung bzw. die Häufigkeit der Arten ist in den ver- Auffällig ist der nur geringe Anteil der Gewöhnlichen schiedenen Bestandestypen sehr differenziert (vgl. Fichte von durchschnittlich 5 %, obwohl drei der vier Kreisdiagramme in Tab. 4.1.4.-4). Nur in den älteren DBF in der montanen Höhenstufe liegen. Die Lärche Fichtenforsten weist die Gewöhnliche Fichte ein nen- wurde künstlich eingebracht. Sie ist eine gebietsfrem- nenswertes Verjüngungspotenzial auf, in den Buchen- de Baumart im Osterzgebirge und ganz Sachsen, was mischwäldern ist die Rot-Buche in der Verjüngung

Tab. 4.1.4.-4: Anzahl der Verjüngungspflanzen (Stück/ha) in verschiedenen Höhenklassen und gesamt sowie prozentuale Baumartenanteile in der Verjüngung der DBF

Standortsbereich Auen-Standorte Standorte bodensaurer Buchen(misch)wälder Naturnähestufe natur- (bedingt) natur- (bedingt) (bedingt) naturnah fremd naturnah fremd naturfern Bestandestyp PFI- WLI-BUL- PFI- GFI- Pionier- Zwischen- Buchen- Höhenklasse Forst Bestand Forst Forst wald wald mischwald 0–20 cm 2 500 56 500 750 15 333 11 250 17 000 6 188 21–50 cm 0 3 000 0 4 167 1 250 250 3 938 51–130 cm 0 0 0 1 333 0 250 1 375 131–200 cm 0 0 0 0 0 0 63 201–300 cm 0 0 0 0 0 0 0 301–500 cm 0 0 250 0 0 0 63 gesamt 2 500 59 500 1 000 20 833 12 500 17 500 11 625 Baumartenanteile in % über alle Höhenklassen

BAH GEB GES GFI PFI RBU Sonstige Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 12:54 Uhr Seite 75

4. Ergebnisse 75

– Strauchschicht (SS): Bäume und Sträucher (inkl. Ru- bus) mit 0,5–5 m Höhe, – Verjüngungsschicht (VS): Bäume und Sträucher (inkl. Rubus) mit Höhen < 0,5 m, – Krautschicht (KS): alle krautigen Pflanzen und Zwergsträucher, – Moosschicht (MS): Moose und Flechten, die auf Mineralboden und Humus wachsen. Der Gesamtdeckungsgrad der Schichten wurde in 5 %-Stufen, bei einer Deckung < 5 % in 1 %-Stufen, ge- schätzt. Für die Vegetationsvergleiche wurden folgende Be- Abb. 4.1.4.-4: Mittlere Baumartenanteile (in %) in der Verjün- standestypen berücksichtigt, die einen Naturnähegra- gung der DBF (alle Höhenklassen bis 5 m) dienten auf Standorten mit der pnV Luzulo-Fagetum abbilden: dominant, was den Übergangscharakter zwischen sub- – Stechfichtenforst, naturfremd, montan und montan sowie die klimatisch begünstigte – Fichtenforst (Gewöhnliche Fichte), schwaches Stan- Lage des östlichen Erzgebirges widerspiegelt, wo das genholz bis schwaches Baumholz (schw. Stgh.– schw. natürliche Verjüngungspotenzial der Fichte niedriger Bmh.), (bedingt) naturfern, als im West- und Mittelerzgebirge ist. – Fichtenforst (Gewöhnliche Fichte), mittleres bis star- Auffällig ist die geringe Anzahl von Verjüngungs- kes Baumholz (mitt. – st. Bmh.), (bedingt) naturfern, pflanzen in den dicht bestockten, ca. 30-jährigen Stech- – Birken-Ebereschen-Pionierwald, (bedingt) naturnah, fichtenbeständen, die deutlich geringere Pflanzenzah- – Zwischenwald mit Berg-Ahorn und/oder Gewöhn- len pro Hektar als die anderen Bestandestypen auf- licher Esche, (bedingt) naturnah, weisen (Tab. 4.1.4.-4). Der notwendige Umbau dieser – Schlusswald mit Rot-Buche, (bedingt) naturnah. naturfremden Forsten erfordert starke Auflichtung und Insgesamt wurden über diese Bestandestypen verteilt nachfolgende Pflanzung. 46 repräsentative Vegetationsaufnahmen für die wei- Für die Verjüngungspflanzen wurde der Wildverbiss tere Bearbeitung ausgewählt. Die Aufnahmeflächen be- bonitiert (Verbiss des Leittriebes). Dabei ergab sich im finden sich im Höhenbereich von 440 bis 600 m ü. NN. Durchschnitt aller DBF, dass folgende Gehölzarten be- Die mittleren Gesamtartenzahlen liegen zwischen vorzugt und stark (77–67 % aller Jungpflanzen) vom 6,4 im Fichtenforst (Wuchsklasse schwaches Stangen- Schalenwild verbissen werden: Berg-Ahorn, Trauben- holz bis schwaches Baumholz) und 31,9 im Birken-Eber- Eiche, Eberesche und Hasel. Mäßig häufig (56–25 % eschen-Pionierwald (Tab. 4.1.4.-5). Weder weisen die aller Jungpflanzen) verbissen sind Faulbaum, Rot- naturnahen Buchenaltbestände (Referenzwälder) die Buche, Vogel-Kirsche, Berg-Ulme und Holunder. Nur höchsten, noch die naturfremden Stechfichtenforste die gering verbissen (um 10 %) waren Gewöhnliche Esche geringsten Pflanzenartenzahlen auf. Die lichten Pio- und Gewöhnliche Fichte, völlig ohne Verbiss Gewöhn- nierwaldbestände sind auch bezüglich der mittleren liche Birke, Stech-Fichte und Rot-Eiche. Artenzahlen an Gehölzen sowie krautigen Arten am ar- tenreichsten, die dicht bestockten Fichten-Stangenhöl- Erste Ergebnisse zur Analyse der Vegetation zer jeweils am artenärmsten. Es zeigt sich für die hier untersuchten, bezüglich der Trophie und Bodenfeuch- Die Vegetationsaufnahmen erfolgten nach der Metho- te mittleren Standortsbereiche eine klare Abhängigkeit dik von BRAUN-BLANQUET, wobei eine erweiterte Ska- der Pflanzenartenvielfalt vom Lichtangebot (vgl. auch la zur Schätzung der Artmächtigkeit zur Anwendung OHEIMB 2003, DENNER 2007). Die lichteren, weniger kam (vgl. DIERSCHKE 1994, DENNER 2007). dicht bestockten Pionier- und Zwischenwälder sowie Die Größe der Aufnahmeflächen betrug in den Wald- älteren Fichtenforste mit Licht- und Halbschattbaum- beständen 400 m2. Dabei wurde die Vegetation nach arten in der Baumschicht sind artenreicher als schat- folgenden Schichten getrennt erfasst: tigere Buchenmischwälder und Stangenhölzer aus – 1. Baumschicht (B1): Bäume, die die obere Kronen- Stech-Fichte und Gewöhnlicher Fichte (Tab. 4.1.4.-5). schicht bilden (> 2/3 der Oberhöhe), Dies bedeutet, dass eine hohe Pflanzenartenvielfalt – 2. Baumschicht (B2): Bäume (und Sträucher) über nicht automatisch mit einer hohen Naturnähe der Wald- 5m bis 2/3 der Oberhöhe, bestände korreliert sein muss. Gerade für bodensaure Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 12:54 Uhr Seite 76

76 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Buchenwälder ist eine vergleichsweise Artenarmut der Geißbart, Igel-Segge, Wald-Schwingel, Quirl-Weißwurz). Bodenvegetation typisch, so dass Ersatzgesellschaften Die mittleren ungewichteten Reaktionszahlen nach wie Fichtenforste sogar artenreicher sein können. Ein ELLENBERG et al. (2001) kennzeichnen die Böden der anderes Bild würde sich jedoch abzeichnen, wenn untersuchten Bestände als sauer bis mäßig sauer. Be- neben den krautigen Pflanzenarten und Moosen wei- züglich der Lichtzeigerwerte treten die Fichten-Stan- tere Organismengruppen in den Vergleich einbezogen genhölzer und älteren Buchenmischwälder als schat- würden, denn naturnahe alte Laub-(Nadel-)Mischwäl- tigere Bestandestypen hervor. Der Stechfichtenforst der sind aufgrund des Altbaum- und Totholzreichtums weist die höchste mittlere Lichtzahl (5,5; halbschattig) insgesamt artenreicher als Nadelbaumforste, v. a. an auf, verursacht durch einige Lücken im sonst dicht ge- holzbewohnenden Insekten, Pilzen, Flechten und Moo- schlossenen Stangenholz. Die mittleren Feuchtezahlen sen, ebenso an höhlenbrütenden Vogelarten (z. B. liegen mit Ausnahme des Fichten-Stangenholzes im Be- DETSCH 1999). reich 5,1 bis 5,4 und weisen auf mittelfeuchte (frische) In den untersuchten Beständen auf mittleren Stand- Böden hin. Auffällig ist die große Spannweite der mitt- orten treten insgesamt vergleichsweise wenige ge- leren Zeigerwerte bei den Nährstoff-(Stickstoff-)zahlen. fährdete Pflanzenarten der Roten Listen Sachsens Die stickstoffärmsten Verhältnisse unter den Bestan- (SCHULZ 1999, MÜLLER 2008) auf. Während in den destypen zeigt die Vegetation der Stechfichten-Stan- dicht bestockten Stechfichten- und Fichten-Stangen- genhölzer an. Hier ist ein Großteil des Stickstoffs hölzern überhaupt keine gefährdeten Arten in den Pro- offensichtlich in der Rohhumusauflage gebunden. beflächen kartiert wurden, kamen in den älteren Fich- In Tabelle 4.1.4.-6 sind die Stetigkeiten ausgewähl- tenforsten sowie den Pionier- und Zwischenwäldern ter Arten der Bodenvegetation in den verschiedenen unter den Gefäßpflanzen jeweils drei gefährdete Arten Bestandestypen aufgeführt. Die älteren Bestände der bzw. Arten der Vorwarnliste vor, in den Buchenmisch- Gewöhnlichen Fichte und die naturnahen Referenzbe- wäldern vier Arten (RLS 3: Wild-Apfel, RLS V: Berg-Ul- stände zeigen viele Gemeinsamkeiten bezüglich des me, Schwarze Heckenkirsche, Christophskraut, Wald- Arteninventars. Charakteristische Arten der Buchen-

Tab. 4.1.4.-5: Mittlere Artenzahlen (bezogen auf 400 m2), Anzahl Arten der Roten Liste sowie mittlere unge- wichtete Zeigerwerte nach ELLENBERG et al. (2001) für die sechs Bestandestypen (Rote Liste - Angaben für die Gefäßpflanzen nach SCHULZ 1999, für die Moose nach MÜLLER 2008; KS = Krautschicht, MS = Moosschicht; höchste Werte jeweils fett gedruckt, geringste kursiv)

Bestandestyp PFI-Forst GFI-Forst GFI-Forst Pionier- Zwischen- Buchen- schw. Stgh.- mitt.-st. wald wald mischwald Merkmal schw. Bmh. Bmh. Anzahl Aufnahmen 10 9 6 9 5 7 mittlere Artenzahl Gehölze (aller Schichten) 6,3 3,3 11, 0 11,9 10,8 8,1 mittlere Artenzahl KS (ohne Verjüngung) 9,9 1,3 14,3 16,1 16,0 11,3 mittlere Artenzahl MS 4,7 1,8 5,3 3,9 4,0 3,9 mittlere Gesamtartenzahl (alle Schichten) 20,9 6,4 30,6 31,9 30,8 23,3 Anzahl Arten Rote Liste Sachsens (in Klammern: 0 0 0 (3) 1 (2) 1 (2) 0 (4) Vorwarnliste) mittl. Lichtzahl 5,5 4,5 5,2 5,1 5,0 4,6 mittl. Temperaturzahl 4,1 3,9 4,3 4,8 4,7 4,4 mittl. Kontinentalitätsz. 3,8 4,2 3,9 3,7 3,8 3,9 mittl. Feuchtezahl 5,1 4,7 5,4 5,3 5,2 5,2 mittl. Reaktionszahl 3,2 3,7 3,5 3,8 4,1 3,6 mittl. Nährstoffzahl 4,3 5,8 5,3 5,2 5,4 5,0 Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 12:55 Uhr Seite 77

4. Ergebnisse 77

wälder wie Purpur-Hasenlattich, Schmalblättrige Hain- von Grünlandarten (z. B. Wolliges Honiggras, Kanten- simse und Wald-Sauerklee sowie das Große Kathari- Hartheu, Bärwurz), des Weiteren sind auch einige Ar- nenmoos und das Rauhe Kurzbüchsenmoos sind mit ten mit höheren Ansprüchen an die Nährstoffversor- hoher Stetigkeit anzutreffen. In den naturnahen Wald- gung vorhanden (Dreinervige Nabelmiere, Knoten- beständen treten jedoch einige anspruchsvollere Ar- Braunwurz, Rote Lichtnelke). ten, z. B. Gewöhnlicher Wurmfarn und Goldnessel, hin- zu. Die jüngeren Fichtenbestände weisen nur einzelne Naturschutzfachliche Bewertung der durchgeführ- dieser charakteristischen Arten auf, auch die Haupt- ten Maßnahmen baumarten der bodensauren Buchenwälder sind in der Verjüngung nur mit geringer Stetigkeit vorhanden. Die Durchführung der Initialmaßnahmen erfolgte Bei stärkerem Lichteinfall zeigt sich in den Fichten- überwiegend in den Jahren 2006 und 2007. Daher konn- beständen eine Tendenz zur Ausbreitung des Wolligen ten nur zum Teil Wiederholungsaufnahmen nach Ab- Reitgrases, welches dann nicht nur hochstet, sondern schluss der Maßnahmen realisiert werden. Des Weite- auch mit hohen Deckungsgraden auftritt. Außerdem ren handelt es sich um mittel- bis langfristig wirken- kommen häufiger Störungszeiger mit höherem Licht- de Maßnahmen, deren Auswirkungen auf die Vegetation bedarf (z. B. Rot-Straußgras, Roter Fingerhut, Gewöhn- zum Ende des Projektzeitraums höchstens in Ansät- liches Knäuelgras) vor, die auch in den Pionier- und zen sichtbar waren. Die Datengrundlage ist deshalb für Zwischenwäldern vorhanden sind, in den schattigen einen Vorher-Nachher-Vergleich unzureichend. Die Buchenwäldern jedoch fehlen. Die Ausbreitung des Wol- Gegenüberstellung (bedingt) naturnaher und (bedingt) ligen Reitgrases und Vorkommen von Arten wie Land- naturferner sowie naturfremder Waldbestände ermög- Reitgras, Rasen-Schmiele oder Kriechender Hahnen- licht jedoch eine Auswertung. Auf der Grundlage die- fuß können ein Hinweis auf bewirtschaftungsbeding- ses Soll-Ist-Vergleichs kann eine Prognose zur Wirkung te Bodenverdichtungen und Auflichtungen sein. Die der durchgeführten Maßnahmen abgegeben werden. Pionier- und Zwischenwälder unterscheiden sich von Kriterien für die naturschutzfachliche Bewertung der den anderen Bestandestypen durch das Vorkommen Maßnahmen (vgl. Kap. 4.1.2.1.) sind:

Naturnähe der Baumartenzusammensetzung – Gebiet Oelsen

aktuell Veränderung durch Initialmaßnahmen (langfristig)

Abb. 4.1.4.-5: Erwartete langfristige Veränderung der Naturnähe der Baumartenzusammensetzung auf den Waldflächen des LSH im Gebiet Oelsen Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 12:55 Uhr Seite 78

78 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Tab. 4.1.4.-6: Stetigkeitsklassen ausgewählter Arten in der Bodenvegetation der untersuchten Bestandestypen (schw. Stgh. = schwaches Stangenholz, schw. Bmh = schwaches Baumholz, mitt.-st. Bmh. = mittleres bis starkes Baumholz)

Bestandestyp PFI-Forst GFI-Forst Pionier- Zwischen- Buchen- schw. Stgh.- mitt.-st. wald wald mischwald schw. Bmh. Bmh. Rot-Buche II V V VV Berg-Ahorn + II V V IV III Trauben-Eiche II V V IV III Gewöhnliche Fichte + V III II III Purpur-Hasenlattich + I IV V VV Schmalblättrige Hainsimse I III IV IV V Wald-Sauerklee I IV IV IV Wald-Flattergras II I III II Quirl-Weißwurz I II I III Zweiblättr. Schattenblume II III III IV Großes Katharinenmoos I III III III III Rauhes Kurzbüchsenmoos I IV III III II Gewöhnlicher Wurmfarn II IV III Goldnessel I I IV Nickendes Perlgras I I I Zypressen-Schlafmoos I II III Wald-Schwingel I III Wolliges Reitgras IV IV II I III Fuchssches Greiskraut III I V V V III Rot-Straußgras III II IV II Roter Fingerhut II IV IV I Gewöhnliches Knäuelgras + II III I Weiches Honiggras + II III IV Schmalbl. Weidenröschen + III I I Land-Reitgras I I I Rasen-Schmiele I I Kriechender Hahnenfuß + I Kleiner Knöterich I Heide-Schlafmoos III I Rotstängelmoos II II Grünstängelmoos II Rentierflechte II Stechender Hohlzahn III I Wolliges Honiggras II I Tüpfel-Hartheu I I Kanten-Hartheu I Bärwurz I Dreinervige Nabelmiere + II I Knoten-Braunwurz I I Rote Lichtnelke I Wald-Ziest I Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 12:55 Uhr Seite 79

4. Ergebnisse 79

– Naturnähe (von Baumartenzusammensetzung und Zur Bewertung der Naturnähe der Bodenvegetation Bodenvegetation), (Kraut-, Moos- und Verjüngungsschicht) wurde der An- – Vielfalt (Artenvielfalt, Strukturvielfalt), teil an Wald- und Nichtwaldarten (M. SCHMIDT et al. – Seltenheit und Gefährdung. 2003) sowie der Anteil typischer Buchenwaldarten (Anlehnung an DENNER 2007) in den Vegetationsauf- Naturnähe: nahmen bestimmt (Tab. 4.1.4.-7). Bei den hier betrach- In Abbildung 4.1.4.-5 ist die erwartete Veränderung des teten Aufnahmeflächen handelt es sich ausschließlich Naturnähegrades der Baumartenzusammensetzung für um potenzielle Standorte bodensaurer Buchen(misch)- die Waldflächen des LSH im Gebiet Oelsen dargestellt. wälder. Grundlage für die Zuordnung der aktuellen Naturnähe Für die jüngeren Bestände der Gewöhnlichen Fich- sind die Ausgangszustände der Waldentwicklungsty- te (GFI-Forst, schw. Stgh.–schw. Bmh.) wurde auf eine pen (vgl. Kap. 4.1.2.3.). Berechnung der Anteile verzichtet, da aufgrund der ge- Durch die Einbringung standortsgerechter, ein- ringen Artenzahlen (durchschnittlich 4,2 Arten in der heimischer Baumarten und die Schaffung günstiger Be- Bodenvegetation) die Ergebnisse zu sehr verfälscht wer- dingungen für Naturverjüngung wird sich mittel- bis den. langfristig die Naturnähe der Baumschicht erhöhen. In den Fichtenaltbeständen (GFI-Forst, mitt.–st. Bmh.) Voraussetzung dafür sind weiterführende Maßnahmen sowie den Pionier- und Zwischenwäldern sind die An- zur Unterstützung der eingeleiteten Verjüngung und teile der verschiedenen Artengruppen sehr ähnlich. zur Förderung der Baumarten des angestrebten Ziel- Gegenüber den schattigeren Buchenmischwäldern liegt zustandes. der Prozentsatz vorwiegend im Wald vorkommender

Tab. 4.1.4.-7: Anteile an Wald-/Nichtwaldarten und typischen Buchenwaldarten in der Bodenvegetation (einschl. Moose und Verjüngung) verschiedener Bestandestypen (B = Baumarten, S = Straucharten, K = Arten der Kraut- u. Moosschicht, 1.1 = vorwiegend im geschlossenen Wald, 1.2 = vorwiegend an Waldrändern u. auf Waldverlichtungen, 2.1 = im Wald wie im Offenland, 2.2 = auch im Wald, aber Schwerpunkt im Offenland, 3 = Arten der Offenbiotope, n. b. = nicht berechnet)

Naturnähe der Baumschicht naturfremd (bedingt) naturfern (bedingt) naturnah

Bestandestyp PFI-Forst GFI-Forst Pionier- Zwischen- Buchen- schw. Stgh.- mitt.–st. wald wald mischwald schw. Bmh. Bmh. durchschnittliche Artenzahl der Bodenvegetation 18,2 4,2 29,5 30,0 29,4 22,1 Anteil Wald-/Nichtwaldarten (nach M. SCHMIDT et al. 2003, Moose nach DENNER 2007) B 8% n. b. 21% 21% 20% 19% S1.1 - n. b. ---- S1.2 - n. b. ---- S2.1 10% n. b. 13% 12% 13% 12% S2.2 - n. b. ---- K1.1 16% n. b. 19% 19% 22% 32% K1.2 4% n. b. 6% 5% 4% 2% K2.1 59% n. b. 39% 39% 39% 35% K2.2 2% n. b. 2% 3% 2% - K3 1% n. b. - 1% - - Summe 100% n. b. 100% 100% 100% 100% Anteil typischer Buchenwaldarten (nach DENNER 2007, verändert u. ergänzt) typisch 71% n. b. 71% 71% 70% 82% typisch in Lücken 18% n. b. 23% 23% 22% 17% nicht typisch 11% n. b. 6% 6% 8% 1% Summe 100% n. b. 100% 100% 100% 100% Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 12:55 Uhr Seite 80

80 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Arten (K1.1) niedriger. Sie weisen jedoch einen höhe- Bezüglich der Artenvielfalt besonders ungünstig zu ren Anteil lichtbedürftigerer Arten auf, welche an Wald- bewerten sind die dicht bestockten, jüngeren Bestän- rändern und auf Waldverlichtungen vorkommen (K1.2) de aus Gewöhnlicher Fichte. Nach erfolgter Auflichtung bzw. die als typische Arten in Lücken naturnaher im Zuge der Durchforstungsmaßnahmen kann mit Buchenwälder vorkommen können. Wählt man als Be- einem starken Anstieg der Artenzahl in der Bodenve- zugsbasis der Naturnähe das natürliche Vegetations- getation gerechnet werden, da sich zuvor aufgrund des potenzial (nVp, Berücksichtigung natürlich vorkom- Lichtmangels nur sehr wenige Arten ansiedeln konn- mender Pionier- und Zwischenwaldstadien), so sind die ten. Gleichzeitig wird durch den stärkeren Lichteinfall in Lücken vorkommenden Arten genauso zu bewerten der Abbau vorhandener Rohhumusauflagen gefördert, wie solche, die typisch für geschlossene Buchenwälder die damit verbundene Bodenverbesserung schafft eben- sind. Entscheidend für die Bewertung der Naturnähe falls Bedingungen für die Ansiedlung eines breiteren ist deshalb der Anteil nicht typischer Arten. Dieser ist Artenspektrums. Gleiches gilt auch für den Umbau der in den Buchenmischwäldern mit 1 % am geringsten. Stechfichtenbestände. Die dort höhere mittlere Arten- Demnach sind die Stechfichtenforsten mit einem An- zahl beruht vor allem auf dem Vorhandensein von teil nicht typischer Arten von 11 % bezüglich der Natur- Lücken in den ansonsten ebenfalls sehr dichten Bestän- nähe der Bodenvegetation am schlechtesten zu bewer- den. Daraus erklären sich auch die großen Unterschiede ten. Sie weisen auch den geringsten Anteil stark an den in der Artenzahl der einzelnen Aufnahmeflächen. Wald gebundener Arten (K1.1) sowie den geringsten Ältere Bestände der Gewöhnlichen Fichte weisen Anteil an Gehölzen in der Bodenvegetation auf. Durch ebenso hohe Gesamtartenzahlen auf wie Pionier- und den Umbau dieser naturfremden Bestände aus Stech- Zwischenwälder. Auch die Zahl der vorhandenen Ge- Fichte zu naturnahen Buchenmischwäldern kann mit hölzarten ist vergleichbar, allerdings kommen viele einer Verbesserung der Naturnähe der Bodenvegeta- Baumarten nur in der Verjüngungs- und Strauchschicht tion gerechnet werden. vor, in der Baumschicht ist der Anteil an Mischbaum- arten hingegen sehr gering. Vielfalt: Für eine umfassende Beurteilung der Struktur- Für die Vielfalt an Pflanzenarten ist, bei vergleich- vielfalt von Waldbeständen muss eine ganze Reihe von baren Standorten, der Lichtfaktor die entscheidende Merkmalen herangezogen werden (Baumartenstruk- Größe (s. o.). In Abbildung 4.1.4.-6 sind die Artenzah- tur, horizontale und vertikale Raumstruktur, Alters- len in den untersuchten Bestandestypen noch einmal struktur, Kleinstrukturen). Da hier nicht alle Struk- in grafischer Form dargestellt. turmerkmale detailliert betrachtet werden können, soll

Abb. 4.1.4.-6: Artenzahlen in den Vegetationsaufnahmen der unter- suchten Bestandestypen (Säulen = mittlere Artenzahlen, Enden der Linien = Minima bzw. Maxima) Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 12:56 Uhr Seite 81

4. Ergebnisse 81

Abb. 4.1.4.-7: Schichtungsdiagramme zur Darstellung der Vertikalstruktur der untersuchten Bestandestypen (B1 = 1. Baumschicht, B2 = 2. Baumschicht, SS = Strauchschicht, KS = Krautschicht, MS = Moosschicht)

im Folgenden vor allem auf die Vertikalstruktur der Be- zierung auf als Pionier- und Zwischenwälder sowie die stände näher eingegangen werden, welche auch für den älteren Fichtenforsten. Bei den von der Rot-Buche domi- Hochwasserschutz große Bedeutung hat. nierten Waldbeständen handelt es sich häufig um Hal- Die Vertikalstruktur der untersuchten Bestandesty- lenbestände mit geschlossenem Kronendach und dem- pen lässt sich anhand der bei den Vegetationsaufnah- zufolge nur gering entwickelter 2. Baumschicht und men ermittelten Deckungsgrade der Vegetations- Strauchschicht. Ihr Wert liegt vor allem in dem hohen schichten gut veranschaulichen (Abb. 4.1.4.-7). Deut- Anteil an alten, starken Bäumen und dem damit ver- lich erkennbar ist die Abhängigkeit der Vertikalstruktur bundenen Potenzial an Kleinstrukturen („Biotopbäu- vom Deckungsgrad der oberen Baumschicht. Bei den me“, Totholz). Mit dem Übergang der sich gegenwär- dicht bestockten, jüngeren Beständen der Gewöhnlichen tig zumeist in der Reifephase befindlichen Buchen- Fichte fallen alle anderen Schichten praktisch aus. Wie wälder in die Alters- und Zerfallsphase werden sich bereits dargestellt, hat dies erhebliche Auswirkungen deutlich vielfältigere Strukturen von selbst ausbilden. auf die Artenvielfalt. Zwar tritt dieser Effekt auch in Voraussetzung dafür ist der Verzicht auf wirtschaft- jungen Buchenbeständen mit ihrer Schattwirkung auf, liche Maßnahmen, um natürliche Alterungsprozesse allerdings sind diese innerhalb der Betriebsfläche nur zuzulassen. Eine kurz- bis mittelfristige Erhöhung der kleinflächig vorhanden. Die 20- bis 60-jährigen Fich- Strukturvielfalt kann alternativ jedoch auch durch wald- tenbestände dagegen weisen von allen Bestandestypen bauliche Eingriffe (Öffnung des Kronendachs) erfolgen den größten Flächenanteil auf, sodass sich hier ein er- (vgl. EßBACH et al. 2007). hebliches Verbesserungspotenzial hinsichtlich Struk- Der größte Teil der Waldflächen des LSH ist mit ein- tur- und Artenvielfalt ergibt. schichtigen, gleichaltrigen Beständen bestockt (s. Abb. Eine nur geringe Differenzierung der Gehölzschich- 4.1.4.-8). Auch in der Baumartenzusammensetzung ten zeigen auch die Jungbestände aus Stech-Fichte. Die naturnahe Waldbestände weisen häufig nur eine ge- Bodenvegetation ist in diesen Beständen jedoch stär- ringe Altersdifferenzierung auf. Bei Waldumbau und ker entwickelt, was vor allem auf Lücken infolge von Waldpflege sollen deshalb langfristige Verjüngungs- Ausfällen in der Baumschicht (v. a. durch Hallimasch- verfahren zur Verbesserung der Altersstruktur und da- Befall) zurückzuführen ist. Die Buchenmischwälder mit auch der Vertikalstruktur beitragen. Der Erhöhung weisen meist eine etwas geringere vertikale Differen- der Strukturvielfalt der Waldbestände dienen außer- Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 12:57 Uhr Seite 82

82 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Vertikalstruktur der Waldbestände – Gebiet Oelsen

aktuell Veränderung durch Initialmaßnahmen (langfristig)

Abb. 4.1.4.-8: Erwartete langfristige Veränderung der Vertikalstruktur der Baumartenzusammensetzung auf den Waldflächen des LSH im Gebiet Oelsen

dem die Förderung und künstliche Einbringung von Laubstreu ergeben sich ebenfalls bessere Bedingungen Mischbaumarten (trupp- bis gruppenweise Mischung) für die Entwicklung der Bodenvegetation. sowie Erhalt und Förderung von Totholz und Biotop- Einzelne geschützte und gefährdete Arten wurden bäumen. besonders gefördert, vor allem durch Pflanzung selte- ner Baumarten wie Weiß-Tanne und Eibe (Abb. 4.1.4.- Seltenheit und Gefährdung 9). Es erfolgten aber auch Eingriffe zugunsten be- Die höchste Anzahl an gefährdeten Arten bzw. Arten stimmter Zielarten der Bodenvegetation (z. B. zur För- der Vorwarnliste Sachsens fand sich in den Buchen- derung der Sibirischen Schwertlilie). Entsprechend der (misch)wäldern. In jüngeren Fichtenbeständen (Picea potenziellen natürlichen Vegetation ist für den größ- abies und Picea pungens) dagegen wurden gar keine ten Teil der Maßnahmeflächen ein Hainsimsen-Bu- Arten der Roten Liste Sachsens angetroffen (vgl. Tab. chenwald das Entwicklungsziel. Hainsimsen-Buchen- 4.1.4.-5). Viele der in Rote Listen aufgenommenen wälder sind ein Lebensraumtyp von gemeinschaftlicher Arten haben höhere Ansprüche an die Nährstoff- oder Bedeutung (Anhang I der FFH-Richtlinie), sie werden Basenversorgung oder sind auf Sonderstandorte ange- zudem in Sachsen als gefährdet eingestuft (Rote Liste wiesen. Eines der Ziele der Waldumbaumaßnahmen ist Pflanzengesellschaften – Kategorie 3, BÖHNERT et al. die Verbesserung des Bodenzustandes in den dicht be- 2001). Alte Buchen(misch)wälder haben eine beson- stockten jüngeren Fichtenbeständen durch Erhöhung dere Bedeutung als Lebensraum für gefährdete und ge- des Laubbaumanteils und Verbesserung der Lichtver- schützte Tierarten wie totholzbewohnende Käfer oder hältnisse. Durch die damit verbundene Aktivierung der an Alt- und Höhlenbäume gebundene Vogelarten (z. B. Nährstoffkreisläufe wird die Ansiedlung anspruchs- Hohltaube, Rauhfußkauz, Schwarzspecht). Da die meis- vollerer Arten der Bodenvegetation gefördert. Auf fri- ten Waldflächen des Landesvereins Sächsischer Hei- schen und kräftigeren Standorten wurden bei den Wald- matschutz in Schutzgebieten liegen, hat der LSH als umbaumaßnahmen Zwischenwaldbaumarten (insbe- privater Naturschutzverband eine besondere Verant- sondere Edellaubbaumarten) stärker berücksichtigt. wortung nicht nur für die Erhaltung, sondern auch für Durch geringere Schattwirkung und bodenpfleglichere die Entwicklung solcher Lebensräume. Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 12:58 Uhr Seite 83

4. Ergebnisse 83

Abb. 4.1.4.-9: Im Zuge der Waldumbaumaßnahmen gepflanzte Eibe (Nachkom- men autochthoner Eiben aus dem Projektgebiet)

Schlussfolgerungen Laubmischwaldarten nur in naturnahen Beständen auf (z. B. Goldnessel, vgl. Tab. 4.1.4.-6). Sich natürlich entwickelnde Wälder sind als Refe- Der höhere Anteil an Störungszeigern und wald- renzflächen für vergleichende langfristige Untersu- fremden Arten in (aufgelichteten) Beständen der Stech- chungen zur Wirksamkeit und Beurteilung der Initial- Fichte und Gewöhnlichen Fichte unterstreicht deren maßnahmen von herausragender Bedeutung. Die nicht geringere Naturnähe. Demgegenüber besitzen die mehr genutzten Referenzbestände in Wäldern des LSH naturnahen Schlusswälder den höchsten Anteil von weisen zwar bereits heute eine geringere anthropoge- Charakterarten und weiteren typischen Arten der poten- ne Beeinflussung auf, werden sich jedoch erst im Ver- ziell natürlichen Buchenmischwälder. lauf vieler Jahrzehnte der Struktur und Dynamik von Werden Ergebnisse der Untersuchungen der Dauer- langfristig unbewirtschafteten Naturwäldern annähern. beobachtungsflächen kombiniert mit der Anwendung Die ersten Ergebnisse zur Analyse der Waldstruktur des Konzeptes der Waldentwicklungstypen und den Er- und ihrer Dynamik auf Dauerbeobachtungsflächen gebnissen der Forsteinrichtung, so lassen sich bei vor- dokumentieren den hohen Wert naturnaher Bestände. sichtiger Interpretation Prognosen zur langfristigen Insbesondere wurden gegenüber den (bedingt) natur- Wirkung der Initialmaßnahmen erstellen. Naturnähe fernen und naturfremden Beständen der Baumartenzusammensetzung, Vertikalstruktur der – vergleichsweise hohe Stabilität, Bestände und Baumartenmischung sowie der Anteil – größere Anzahl an Starkbäumen mit BHD > 60 cm, wertvoller Biotoptypen und von Lebensraumtypen von – höherer Totholzanteil und gemeinschaftlicher Bedeutung werden sich erhöhen. – höherer Anteil an Mischbaumarten in der Baum- Anhand der erhobenen Daten lässt sich feststellen, dass schicht festgestellt. die älteren Bestände der Gewöhnlichen Fichte vor Die vegetationskundlichen Untersuchungen belegen, allem in der Zusammensetzung der Baumschicht dass weniger die mittlere bzw. absolute Artenzahl Defizite aufweisen. Da meist ein ausreichendes Ver- der Gefäßpflanzen und epigäischen Moose für Rück- jüngungspotenzial der standortstypischen Baumarten schlüsse zum Erfolg der Maßnahmen bzw. zur Natur- (Ausnahme Weiß-Tanne) vorhanden ist, sind die Aus- nähe geeignet sind als vielmehr die Qualität der Arten- gangsbedingungen für einen erfolgreichen Waldum- zusammensetzung. So treten einige anspruchsvollere bau als günstig anzusehen. Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 12:58 Uhr Seite 84

84 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Anders ist die Situation in den jüngeren Beständen der kann die Naturnähe der Bestände deutlich verbessert Gewöhnlichen Fichte. Diese weisen große Mängel ins- werden. Die Erhöhung des Laubbaumanteils wirkt sich besondere hinsichtlich der Arten- und Strukturvielfalt dabei positiv auf die Bodenfruchtbarkeit aus. auf. Wegen ihres Alters und der Instabilität aufgrund Aus der regelmäßigen Wiederholung der Aufnah- von Pflegerückständen muss der Umbau dieser Be- men in Dauerbeobachtungsflächen kann man auf die stände langfristig erfolgen. Die Maßnahmen dienen Richtung, die Geschwindigkeit und das Ausmaß zu- seiner allmählichen Verbesserung der Bestandes- künftiger Veränderungen durch Waldbehandlungs- strukturen. maßnahmen Rückschlüsse ziehen. Diese sind sowohl Ungünstig zu bewerten sind die naturfremden Be- der Weiterentwicklung von Leitbildern und der Quali- stände der Stech-Fichte, insbesondere hinsichtlich des fizierung von Handlungsgrundsätzen des Naturschut- Humuszustandes und der Naturverjüngung einheimi- zes und des Hochwasserschutzes förderlich als auch scher Baumarten. Durch einen Umbau mit Einbringung der Abschätzung von Auswirkungen des Klimawandels von Baumarten des natürlichen Vegetationspotenzials auf unterschiedlich behandelte Waldbestände dienlich.

4.1.5. Maßnahmensteckbrief und Informationsblatt Waldumbau

Maßnahmensteckbrief Waldumbau Informationsblatt Waldumbau

Die Handlungsoptionen bei der Bewirtschaftung einer Neben der Umsetzung von praktischen Maßnahmen Fläche sind vielgestaltig und konkurrieren i. d. R. unter- (vgl. Kap. 4.1.3. und 4.2.4.) lag ein wesentliches Ziel einander. Anhand objektiver Kriterien sollte daher ab- des DBU-Projektes in der Erarbeitung konkreter Hand- geleitet werden, auf welchen Flächen die unterschied- lungsempfehlungen für die Waldeigentümer. lichen Nutzungsarten mit welcher Intensität die höchs- Mit dem anwenderfreundlichen Informationsblatt te Wirksamkeit für den Hochwasser- und Naturschutz Waldumbau werden den Waldbesitzern nicht nur unter- entfaltet. schiedliche Handlungsoptionen aufgezeigt, sondern Auf der Grundlage der in der Gebietskulisse vor- auch wichtige Grundlagen zur aktuellen Rechtslage, handenen Waldflächen wurde gemeinsam von allen zur Maßnahmenumsetzung, zu Kosten und Erträgen Projektbearbeitern eine Checkkarte und ein Maßnah- sowie zur öffentlichen Förderung an die Hand gege- mensteckbrief für den Waldumbau erarbeitet. Für ben. Überdies sind die wichtigsten Kontaktadressen zu eine Gesamtabschätzung möglicher Handlungsoptio- Behörden zusammengefasst. nen sind diese mit den Ergebnissen der DBU-Projekte Das Informationsblatt baut auf den von der Landes- im Rahmen des Verbundes „Nachhaltiger Hochwasser- forstverwaltung erarbeiteten „Leitfäden für den Säch- und Naturschutz in Sachsen“ zusammengeführt wor- sischen Privatwaldbesitzer“ (SML 1996b) auf und soll den (vgl. nachfolgende Seiten, RICHERT et al. 2007a, an deren Stelle ab 2008 vom Staatsbetrieb Sachsen- http://www.dbu.de/wasser-landschaft). forst an interessierte Personen herausgegeben werden. Des Weiteren wird seitens des Staatsbetriebes Sach- senforst beabsichtigt, die Informationsbroschüre als Grundlage für ein Beratungsgespräch zwischen dem Privat- und Körperschaftswaldrevierleiter und dem Waldeigentümer zu nutzen. Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 13:00 Uhr Seite 85

4. Ergebnisse 85 Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 13:00 Uhr Seite 86

86 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung … Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 13:01 Uhr Seite 87

4. Ergebnisse 87 Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 13:01 Uhr Seite 88

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4.2. Hochwasserschutz- und naturschutzgerechte Waldmehrung 4.2.1. Analyse der Ausgangssituation Jöran Zocher, Sven Sonnemann, Torsten Roch, Dirk-Roger Eisenhauer

Die Abflussdynamik von Flusseinzugsgebieten wird lung der Flächenverfügbarkeit und andererseits die gerade nach Niederschlagsereignissen entscheidend Bedeutung der einzelnen Fläche für einen dezentra- durch das Mosaik der unterschiedlichen Landnut- len präventiven Hochwasserschutz auf der räumlichen zungsformen und insbesondere durch das Bewal- Skala von Teileinzugsgebieten. dungsprozent beeinflusst. Hochwasser lösen damit vor Die Landwirtschaft ist im Projektgebiet mit ca. allem in relativ waldarmen Gebieten, zu denen das Ost- 18 680 ha bzw. 54 % die dominierende Nutzungsart erzgebirge wie auch das Projektgebiet im engeren Sin- (vgl. Kap. 3.1.). ne zu zählen sind (vgl. Kap. 3.1., Kap. 3.4.), massive Abbildung 4.2.1.-1 zeigt, dass der Waldanteil im Ein- Forderungen nach einer Intensivierung der Waldmeh- zugsgebiet der Müglitz flussabwärts leicht bzw. der rung in Hochwasserentstehungsgebieten aus (SMI Gottleuba deutlich ansteigt, während er im Einzugs- 2003, RÖDER & BEYER 2002). gebiet der Seidewitz mit ca. 20 % nahezu konstant bleibt. Grundlage für eine funktional ausgerichtete Wald- Im Gegensatz zu den westlich angrenzenden Einzugs- mehrung ist die Abschätzung von Wirkungspotenzialen gebieten von Wilder und Roter Weißeritz überwiegt hier der Einzelfläche für den präventiven Hochwasserschutz. die landwirtschaftliche Flächennutzung auch noch in Das gilt vor allem dann, wenn wegen vielfältiger Inte- den Hoch- und Kammlagen, und dies trotz der ver- ressenüberlagerungen (Landwirtschaft, Naturschutz) gleichsweise ungünstigen klimatischen und standört- eine Güterabwägung zu treffen ist. Ein weiterer Aspekt lichen Voraussetzungen (vgl. Kap. 3.1., Abb. 4.2.1.-2). ist der effiziente Einsatz von Fördermitteln für die Er- Die landwirtschaftlichen Flächen werden mehrheitlich bringung gemeinwohlorientierter Leistungen im Bezug als Ackerland bewirtschaftet (Tabelle 4.2.1.-1). Mit zu- zu einer konkreten funktionalen Flächeneinheit. Da- nehmender Höhenlage und/oder Hangneigung (vgl. mit zeichnen sich zwei grundlegende Richtungen Abb. 4.2.1.-2) steigt traditionell der Anteil der Grün- einer Potenzialanalyse für eine Waldmehrung ab, die landwirtschaft an. Erst ab Hangneigungen > 21° nimmt das vorrangige Ziel verfolgt, den präventiven Hoch- die landwirtschaftliche Flächennutzung rapide ab. wasserschutz zu verbessern – einerseits die Feststel- Der Obstanbau ist dagegen auf die nördlichen, tie-

Abb. 4.2.1.-1: Waldanteile in Ab- hängigkeit von der Einzugsgebiets- fläche (aus MÜNCH et al. 2005) Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 13:01 Uhr Seite 89

4. Ergebnisse 89

fer gelegenen sowie klimatisch und standörtlich be- sind i. d. R. langfristig gepachtet (Laufzeiten 15-20 Jah- günstigten Regionen (Elbtalzone) des Projektgebietes re). Die Gesamtsituation in der Landwirtschaft gestal- beschränkt. Hier ist auch die Bodengüte wesentlich tet sich insbesondere nach den klimatischen Extremen höher als in den Quellregionen am Erzgebirgskamm der zurückliegenden Jahre (Hochwasser 2002, Trocken- (z. B. Ackerwertzahlen um Altenberg ca. 20, um Doh- heit/Dürre 2003) schwierig. Die Unternehmen sind aus na bis zu 57). wirtschaftlichen und sozialen Gründen zur Erhaltung einer bestimmten Betriebsfläche gezwungen. In eini- gen Unternehmen ist die notwendige Mindestgröße be- Tab. 4.2.1.-1: Übersicht der landwirtschaftlichen Flächen reits erreicht bzw. schon unterschritten (vgl. Kap. 4.2.3.). (Quelle: AFL PIRNA 2007) Agrargenossenschaften und einzelbäuerliche Unter- nehmen sind in hohem Maße auf die landwirtschaft- Ackerland Grünland Obstbau Summe liche Förderung angewiesen. Vor allem im Vorfeld der Fläche in km2 98,4 86,8 1,6 186,8 Änderungen in der landwirtschaftlichen Förderpolitik Fläche in % 53 46 1 100 (GAP) ab 2005 wurde daher ungeachtet der fachlichen Argumente jeder weitere Flächenverlust skeptisch ge- sehen. Eine wesentliche Rolle spielt hierbei, dass eine funktional ausgerichtete Waldmehrung mit einem hohen Maß an Gemeinwohlorientierung den Ertrags- verlust für den Betrieb zumindest kompensieren muss. Es bleibt daher zu konstatieren, dass nur eine geringe Bereitschaft zur Nutzungsartenänderung allgemein und zur Waldmehrung im Besonderen besteht. Das dargestellte Konfliktpotenzial zwischen Land- wirtschaft und Forstwirtschaft hinsichtlich der Flä- chenverfügbarkeit wird durch den hohen Anteil an Flä- chen, die für den Naturschutz von besonderer Bedeu- tung sind, zusätzlich erhöht. Im Projektgebiet kommt es zu einer Konzentration von Schutzgebieten verschiedener Kategorien (FFH-, SPA-Gebiete, NSG, LSG) sowie nach § 26 SächsNatSchG Abb. 4.2.1.-2: Landbewirtschaftung in Abhängigkeit von der geschützten Biotopen. Insbesondere in den höheren Hangneigung (GL = Grünland, AL = Ackerland) Lagen und der Kammregion überlagern sich die ge- schützten Flächen verschiedener Schutzgebietskate- Ein Großteil der landwirtschaftlich genutzten Flä- gorien mehrfach (vgl. Kap. 3.3.). Zudem sind mehrere chen des Projektgebietes weist eine landwirtschaftliche Schutzgebietserweiterungen und -neuausweisungen Vergleichszahl (LVZ) ≤ 45 Punkten auf und zählt damit vorgesehen bzw. in Erarbeitung. Die Bedeutung des Ge- zu den benachteiligten Gebieten, was sie wiederum für bietes für den Naturschutz wird auch daran deutlich, die Waldmehrung besonders attraktiv macht (vgl. Maß- dass bis auf wenige Ausnahmen das gesamte Projekt- nahmensteckbrief, Kap. 4.2.6.). Allerdings relativiert gebiet im Regionalplan „Oberes Elbtal/Osterzgebirge“ die landwirtschaftliche Förderung durch die Gewäh- entweder als Vorbehalts- oder als Vorranggebiet für rung von Ausgleichszulagen in benachteiligten Ge- Natur und Landschaft ausgewiesen ist. bieten diese standörtlichen Gegebenheiten wieder. Ein Die nach der Hochwasserkatastrophe erarbeiteten weiterer Aspekt ist die steigende Nachfrage nach land- Hochwasserschutzkonzepte (SMUL 2005c) zeigen zur wirtschaftlichen Produkten (STATISTISCHES BUN- Erhöhung der Sicherheit vorrangig Möglichkeiten des DESAMT 2008, LFL 2008). Zudem könnten sich in den technischen Hochwasserschutzes auf. Zwar wird auf nächsten Jahrzehnten die Produktionsbedingungen für die besondere Notwendigkeit und Dringlichkeit von die Landwirtschaft durch den prognostizierten Tem- Maßnahmen zur Erhöhung des Wasserrückhaltever- peraturanstieg auch in den Mittelgebirgen verbessern mögens in der Landschaft z. B. durch Änderung der (SMUL 2005b). Flächennutzung verwiesen, auf der Prioritätenliste des Die Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Flä- Freistaates Sachsen der Maßnahmen zum vorbeugen- chen erfolgt zu einem hohen Prozentsatz durch Agrar- den Hochwasserschutz finden diese jedoch keine Be- genossenschaften und Wiedereinrichter. Die Flächen rücksichtigung. Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 13:01 Uhr Seite 90

90 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

4.2.2. Kriterienkatalog für Vorrang- und Ausschlussflächen der Waldmehrung Jördis Gorogranz, Eckehard-G. Wilhelm

Waldmehrung auf landwirtschaftlich genutzten Böden Methodisches Vorgehen ist ein agrarpolitisches Instrument, dem positive Wir- kungen auf Umwelt, Natur und Landschaft zuge- Als erster Schritt wurde aus rechtlich verankerten Nor- schrieben werden können und das mit öffentlichen Mit- men wie Gesetzen, Verordnungen sowie Richtlinien teln gefördert wird (KLAUSNITZER et al. 1992, KLEIN und fachlichen oder fachwissenschaftlichen Erkennt- 1997, WILHELM 1998, GÜTHLER et al. 2002). Zudem nissen, Planungsunterlagen und Studium der Strate- hat das Hochwasser im August 2002 der Waldfunktion gien zu Hochwasserschutz, Naturschutz und Wald- „besonderer Hochwasserschutz“ neue Aufmerksamkeit mehrung Kriterien herausgearbeitet und in einem Kol- verschafft, insbesondere im Zusammenhang mit Erst- loquium an der TU Dresden zur Diskussion gestellt. aufforstungen in den Hochwasserentstehungsgebieten Die Erarbeitung und Begründung des Kriterienka- (z. B. SMUL 2003a, KLEIN & IRRGANG 2003, ROCH & taloges stützt sich des Weiteren auf die Ergebnisse von ZOCHER 2007). Andererseits ist nach wie vor trotz der Expertenkonsultationen folgender Institutionen und allgemein anerkannten positiven Wirkungen des Wal- Einrichtungen: TU Dresden, Staatsbetrieb Sachsenforst, des die Bereitschaft der Landwirte zur Aufforstung ge- RP Dresden – Umweltfachbereich, Forstbezirke Neu- ring (vgl. Kap. 4.2.1., Kap. 4.2.3.). stadt und Bärenfels, LSH und Hydro-Consult Banne- Konfliktfelder mit dem Naturschutz entstehen meist, witz. Auf Anwendbarkeit überprüft wurde der Krite- indem Planungen zur Waldmehrung und Eigentümer- rienkatalog (vgl. Tab. 4.2.2.-1) in einem ausgesproche- bereitschaft zu Neuaufforstungen oft dort bestehen, wo nen Hochwasserentstehungsgebiet des Osterzgebirges, durch extensive Landnutzung und Grenzertragsstand- dem Einzugsgebiet der Seidewitz. Anhand der erar- orte wertvolle Grünlandbiotope erhalten blieben, die beiteten Kriterien wurden potenzielle Waldmehrungs- aus Naturschutzgründen offen gehalten werden müs- flächen zum Hochwasserschutz herausgefiltert, die Er- sen (RÖTHIG 2002, SCHMIDT 2003). Nach dem Hoch- gebnisse mittels des Geoinformationssystems ArcView wasserereignis 2002 kamen die Konflikte mit dem 3.2 kartographisch aufgearbeitet und in der Projekt- Naturschutz mit z. T. unverminderter Härte wieder auf begleitenden Arbeitsgruppe am 09.11.2006 diskutiert. die Tagesordnung. In dieser misslichen Situation woll- Das methodische Vorgehen ist in Abbildung 4.2.2.-1 zu- ten sowohl die Landesforstverwaltung des Freistaates sammengefasst. Sachsen als auch der Landesverein Sächsischer Hei- matschutz als anerkannter Naturschutzverband ge- Kriterien zum Hochwasserschutz meinsam nach Möglichkeiten einer Konfliktminimie- rung suchen. Dazu wurde im Rahmen einer Diplom- Der Effektivniederschlag ist der Teil des Gebietsab- arbeit (GOROGRANZ 2006) ein Kriterienkatalog flusses, der als Direktabfluss wirksam wird. Dabei ist entwickelt, der sowohl die räumlichen Gegebenheiten D100 die Differenz aus dem Zustand nach Waldmehrung als auch die naturschutzfachlichen Belange berücksich- und dem Ist-Zustand des Effektivniederschlages in Pro- tigt. Zielstellung war ein Kriterienkatalog mit mög- zent vom Gesamtniederschlag bei einem 100-jährigen lichst validen, reliablen und objektiven Kriterien für Hochwasserereignis. Da der größte Effekt einer Wald- die Auswahl potenzieller Waldmehrungsflächen und mehrung bei einem hundertjährigen Hochwasserer- deren beispielhafte Anwendung im Einzugsgebiet der eignis erreicht werden könnte (GOROGRANZ 2006, Seidewitz. MÜNCH et al. 2005), wird für dieses Ereignis der ein- Damit sollten wichtige Voraussetzungen für eine zugsgebietsspezifische Grenzwert Ge bestimmt. Er be- sachorientierte Güterabwägung im Zusammenhang mit trägt im Einzugsgebiet der Seidewitz -20 %. Folglich einer weiterreichenden Waldmehrung und anderen wird Waldmehrung auf allen Flächen empfohlen, Schutzgütern von überregionaler Bedeutung geschaf- wo mit der Wiederbewaldung bei einem 100-jähri- fen werden (Projektantrag 2004, S. 18). gen Hochwasserereignis eine Reduzierung des Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 13:01 Uhr Seite 91

4. Ergebnisse 91

Grundlagen Arbeitsschritte

Recherche zu möglichen Kriterien der Waldmehrung im Zusammenhang mit Fachliteratur sowie Hochwasserschutz und Naturschutz Gesetze, Verordnungen, Richtlinien Planungsunterlagen (Landesentwicklungsplan, Kolloquim zum methodischen Vorgehen Regionalplan, Landschaftspläne) und zur Auswahl der Kriterien (2005) Strategien und Konzepte zu Hochwasserschutz, Naturschutz und Erstellen und Begründung des Kriterien- Waldvermehrung katalogs für Vorrang- und Ausschlussflächen der Waldmehrung

Expertenkonsultation Anwendung der Kriterien im Einzugsgebiet (TUD, SBS, RPDD-Umweltfach- der „Seidewitz“ zur Ermittlung potenzieller bereich, FoB, LSH, Hydro-Consult) Waldmehrungsflächen eigene Kenntnisse kartographische und textliche Darstellung Erstellen einer Grundkarte der Ergebnisse Kartenanalyse an Hand der Kriterien Ergebniskarten Vorstellung und Diskussion der Ergebnisse Geländearbeit in der Projektbegleitenden Arbeitsgruppe (09.11.2006)

Abb. 4.2.2.-1: Methodisches Vorgehen bei der Erstellung und Prüfung des Kriterienkataloges

Direktabflusses um mehr als 20 % erreicht wird. die den Pflanzen zur Verfügung steht. Sie hängt von Unter Physiologischer Gründigkeit bzw. Durchwur- Bodenaufbau, Korngröße, Stein- und Humusgehalt, zelbarkeit wird die Tiefe verstanden, bis zu der die Lagerungsdichte und Durchwurzelungstiefe ab. Ein Pflanzenwurzeln unter den gegebenen Verhältnissen wichtiger Indikator zur Kennzeichnung der Wasser- tatsächlich in den Boden einzudringen vermögen. speicherfähigkeit ist die nutzbare Feldkapazität (nFK). Ihre Grenzen werden durch Festgestein, Zersatz und Bei einer wesentlichen Verbesserung der Wasser- sehr skelettreichen Schutt, verfestigte oder verdichtete speicherfähigkeit (Stufen mittel bis hoch) wird Bodenhorizonte oder Horizonte mit stark wechselnden Waldmehrung empfohlen. chemischen Eigenschaften festgelegt. Die Wasserdurchlässigkeit kennzeichnet die Fähig- Wp = Kurzzeichen für Einstufung der physiologischen keit eines Bodens, Wasser in tiefere Schichten zu infil- Gründigkeit (Durchwurzelbarkeit) nach AG BODEN trieren. Deren Ausmaß wird neben dem Gefüge von der (1994). Dabei gilt: Körnung, die eine charakteristische Porengrößenver- – Wp1 bis Wp3 = sehr flachgründig bis mittelgrün- teilung hat, bestimmt. Diese entscheidet über die In- dig und tensität der Wasserdurchlässigkeit und ist hinsichtlich – Wp4 bis Wp6 = tiefgründig bis äußerst tiefgründig. der Primärporen von Körnung und Kornform, bezüg- Waldmehrung wird empfohlen, wenn dadurch lich Sekundärporen vom Bodengefüge und damit von eine wesentliche Erhöhung des Speicherpotenzials der Bodenentwicklung abhängig. Wird eine wesent- erreicht wird: Physiologische Gründigkeit Wp4 bis liche Verbesserung der Infiltrationseigenschaften Wp6. erwartet (Wasserspeicherdurchlässigkeitsstufe sehr Die Wasserspeicherfähigkeit beschreibt die maxi- gering bis gering), wird Waldmehrung empfohlen. mal mögliche Wasserspeichermenge in einem Boden, Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 13:01 Uhr Seite 92

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Unter Erosionsgefährdung durch Wasser wird hier Ersetzbarkeit (Wiederherstellbarkeit) wird die Fähig- das Ausmaß der Bodenerosion durch Wasser verstan- keit eines Ökosystems verstanden, sich nach einer spe- den. Sie ist abhängig von bodenspezifischen Faktoren zifischen Störung wieder zum ursprünglichen Zustand wie Bodenart, Humus- und Skelettanteil, des Weiteren hin zu regenerieren (BASTIAN & SCHREIBER 1999, von der Höhe des mittleren Sommerniederschlages so- BIEDERMANN et al. 2008). Grundlage für die Analyse wie der Hangneigung und -länge, Oberflächenform und der Ersetzbarkeit war die jedem Biotoptyp spezifische Nutzungsart. Waldmehrung wird da empfohlen, wo Entwicklungsdauer, die der Fachliteratur entnommen eine Erhöhung des Erosionswiderstandes zu er- wurde (Autoren vgl. Tab. 4.2.2.-1: Kriterienkatalog, aus- warten ist (Gefährdungsstufe mäßig bis sehr groß). führlich in GOROGRANZ 2006). Nicht für die Wald- mehrung empfohlen werden Biotoptypen, deren Ent- Kriterien zum Naturschutz wicklungsdauer mindestens 50 Jahre beansprucht.

Schutzgebiete und Einzelobjekte des Naturschutzes Isolationsgefährdung von Biotoptypen Die Unterschutzstellung von Landschaftsausschnitten Der von MC ARTHUR & WILSON (1967) geprägte Be- ist eines der wichtigsten und bekanntesten Instrumente griff der Habitatinseln bezeichnet Lebensräume, die des Naturschutzes (BLAB 2002). Ein Blick in das Bun- von andersartigen, aber nicht radikal verschiedenen desnaturschutzgesetz und in das Sächsische Natur- Habitaten umgeben sind, die isolierend wirken, jedoch schutzgesetz zeigt die Vielzahl möglicher Schutzge- sich ausbreitenden Arten noch eine Chance zur Über- bietsformen und -begriffe. Daneben gibt es weitere windung bieten. Eine Möglichkeit zur Minimierung der Schutzgebietskategorien zu berücksichtigen, die auf Habitatverinselung ist die Erhaltung von Verbindun- internationalen Verträgen und Konventionen basieren gen zwischen vorrangig gleichen bzw. ökologisch sowie Schutzgebiete nach EU-Recht. Unabhängig von nahe verwandten Biotopen. Sogenannte Trittsteine, die dieser Vielfalt und z. T. Überschneidung von Schutz- über Korridore miteinander verbunden sind und so in gebietskategorien ist die Notwendigkeit der Auswei- Kontakt zu großflächigen Lebensräumen stehen, er- sung von Schutzgebieten wissenschaftlich anerkannt möglichen in Biotopverbundsystemen den Individuen- und naturschutzrechtlich verankert. Demnach kann und Genaustausch zwischen Biotopen (JEDICKE 1994). Waldmehrung in Schutzgebieten empfohlen wer- Waldmehrung kann sowohl zur Verbesserung der Aus- den, deren Schutzziel Waldmehrung beinhaltet bzw. tauschbeziehungen zwischen Biotopen führen als auch nicht ausschließt und wo keine Gefahr für benach- deren Isolation bewirken. barte Schutzgebiete besteht. Wird demgegenüber Die Analyse und Bewertung des wertbestimmenden in einer Rechtsverordnung oder in einer gleich- räumlichen Kriteriums Isolationsgefährdung von Bio- wertigen Verordnung Waldmehrung ausdrücklich topen (BASTIAN 1997) wird in Anlehnung an aner- verboten, ist es rechtlich nicht möglich, dem Schutz- kannte Verfahren der Landschaftsplanung vorgenom- ziel konträre Maßnahmen durchzuführen. men (Autoren: siehe Kriterienkatalog). Liegt eine ge- ringe Isolationsgefährdung der Biotoptypen vor, Gefährdungsgrad/besonderer gesetzlicher Schutz wird Waldmehrung empfohlen. Bei hoher Isola- von Biotoptypen tionsgefährdung dagegen wird Waldmehrung nicht Die Beurteilung der Gefährdungssituation erfolgt so- empfohlen. wohl nach der Gefährdung durch direkten Flächen- verlust (FL) als auch nach der Gefährdung durch qua- Wahrung des typischen Landschaftsbildes litative Veränderung (QU). Für die Bewertung des Ge- Unter dem als Landschaftsbild bezeichneten Schutz- fährdungsgrades der Biotoptypen wird sowohl die gut werden alle Sinneseindrücke verstanden, die sich regionale als auch die sachsenweite Gefährdungssitu- dem Menschen in Natur und Landschaft bieten (WIN- ation herangezogen. Dabei wird die jeweils höchste Ge- KELBRANDT 1997 in AUGENSTEIN 2002). Rechtlich fährdungseinschätzung berücksichtigt und die nach sind unter dem Terminus Landschaftsbild die Begriffe § 26 SächsNatschG geschützten Biotope in die Bewer- Vielfalt, Eigenart und Schönheit zusammengefasst tung integriert. Bei nicht gefährdeten und nicht be- (GASSNER 1995). Daraus muss geschlossen werden, sonders geschützten Biotoptypen kann Waldmeh- dass zu einer nachhaltigen Landschaftsentwicklung rung empfohlen werden. neben der Beachtung von biotischen und abiotischen Aspekten die gleichrangige Berücksichtigung des ästhe- Ersetzbarkeit von Biotoptypen tischen Potenzials der Landschaft gehört (AUGENSTEIN Unter dem naturschutzfachlich anerkannten Kriterium 2002). Zentrale Frage der Bewertung dieses Kriteriums Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 13:02 Uhr Seite 93

4. Ergebnisse 93

war, ob die Erhöhung des Waldanteils sich harmonisch men Osterzgebirge, Östliches Erzgebirgsvorland, Dres- in das Landschaftsbild eingliedert oder nicht. Dazu wur- dener Elbtalweitung und Sächsische Schweiz (HAASE den die Auswirkungen einer Waldmehrung auf Viel- & MANNSFELD 2002). Es ist mit einem Waldflächen- falt und Eigenart der Landschaft sowie bedeutende anteil von 17 % ausgesprochen waldarm, durch land- Sichtbeziehungen analysiert. Wichtige Quellen waren: wirtschaftliche Nutzung geprägt und besitzt ein viel- – die im Regionalplan „Oberes Elbtal/Osterzgebirge“ gestaltiges Relief. Tief eingeschnittene Täler der Sei- aufgestellten regionalisierten Leitbilder für Natur dewitz und Bahre, aber auch breite flachhängige und Landschaft (vgl. RPV 2007), Talauen sind kennzeichnend. Des Weiteren werden die – das Recherchesystem „Naturräume und Naturraum- im Hügelland liegenden Bereiche bestimmt durch potenziale des Freistaates Sachsen“ (Sächsische breite und flache Rücken, getrennt durch Mulden und Akademie der Wissenschaften - SAW, AS Natur- Sohlenmuldentälchen, sowie Lehn- und Flachhänge. haushalt und Gebietscharakter Dresden 2003) Im unteren Bergland und im Bergland prägen riedel- und artige Plateaus mit konvexen Plateauflanken, Härt- – (ergänzend) eigene Geländebegehungen (ausführ- lingsrücken und Kleinkuppen sowie verstreuten klei- lich in GOROGRANZ 2006). neren und größeren Dellen, die durch Talanschnitte ge- gliedert sind, die Landschaft. Häufig gliedern Hochraine Waldmehrung wird empfohlen, wenn sie dem land- und Lesesteinrücken die Landschaft und Hangdellen schaftlichen Leitbild entspricht. Dagegen wird mit Quellgewässern gehen in Tälchen über. Insbeson- Waldmehrung nicht empfohlen, wenn sie dem land- dere im Quellgebiet der Seidewitz herrscht Grünland- schaftlichen Leitbild nicht entspricht, wenn nega- und Ackerbewirtschaftung vor. In Abbildung 4.2.2.-2 tive Einflüsse auf Vielfalt und Eigenart der Land- ist deutlich die Erosionsanfälligkeit zu erkennen. Die schaft zu erwarten sind sowie wichtige Sichtbezie- Art und Weise der Landnutzung erfüllt weder die be- hungen beeinträchtigt werden. sondere Hochwasserschutz- noch die Naturschutz- funktion. Diese Fläche wurde schon von PAUSE (1927) Anwendung des Kriterienkatalogs im Einzugs- zur Aufforstung empfohlen und gehört auch heute gebiet der Seidewitz unter Anwendung des Kriterienkataloges zu den poten- ziellen Waldmehrungsflächen. Die Seidewitz entspringt ca. 1,5 km südwestlich von Für die Anwendung des Kataloges auf das Einzugs- Breitenau in einer Höhe von 592 m ü. NN und mündet gebiet der Seidewitz wurden zunächst aus der CIR-Bio- nach 26,1 km in einer Höhe von 118 m ü. NN in Pirna toptypen- und Landnutzungskartierung die Biotop- bzw. in die Gottleuba. Das 92,32 km2 große Einzugsgebiet Nutzungstypen erfasst und mit der Selektiven Biotop- gilt als Hochwasserentstehungsgebiet und hat auf der kartierung abgeglichen. Mittels der Karte der poten- Ebene der Makrogeochoren Anteil an den Naturräu- ziellen natürlichen Vegetation (SCHMIDT et al. 2002)

Abb. 4.2.2.-2: Maisacker oberhalb des Quellgebietes der Seide- Abb. 4.2.2.-3: Die in der Nähe liegende A17 witz im Hochwasserentstehungsgebiet oberhalb des Quellgebietes der Seidewitz Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 13:02 Uhr Seite 94

94 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Tab. 4.2.2.-1: Kriterienkatalog für Vorrang- und Ausschlussflächen

Kriterium Waldmehrung Waldmehrung Anmerkung empfohlen nicht empfohlen

Anwendung der Kriterien immer in Abhängigkeit von den einzugsge- 1. Aspekte des Hochwasserschutzes bietsspezifischen Eigenschaften, ins- besondere den Bodenverhältnissen im Einzugsgebiet Effektiv- Verringerung keine Verringerung Empfehlung: Bestimmung eines ein- niederschlag D100 ≤ -20 % D100 > -20 % zugsgebietsspezifischen Grenzwertes Ge; Angabe hier: für das EZ Seide- witz, vgl. MÜNCH et al. 2005 Physiologische wesentliche Erhöhung keine wesentliche Erhöhung Ermittlung mit Hilfe der Bodenkon- Gründigkeit des Speicherpotenzials des Speicherpotenzials zeptkarte, vgl. auch AG BODEN 1994, (Stufen der physiologischen (Stufen der physiologischen THOMASIUS & SCHMIDT 1996, Gründigkeit: Wp4 bis Wp6) Gründigkeit: Wp1 bis Wp3) BASTIAN & SCHREIBER 1999, GROTTKER 1999, MÜNCH et al. 2005 Wasserspeicher- wesentliche Erhöhung keine wesentliche Erhöhung Bestimmung der Wasserspeicherfä- fähigkeit des Speicherpotenzials des Speicherpotenzials higkeitsstufe anhand der Bodenarten- (Wasserspeicherfähigkeits- klassen nach BASTIAN & SCHREIBER stufe mittel bis hoch) 1999, GROTTKER 1999, MÜNCH et al. 2005 Wasserdurch- wesentliche Verbesserung keine wesentliche Erkundung der Wasserdurchlässig- lässigkeit der Infiltrationseigen- Verbesserung der keitsstufe mittels der Bodenarten- schaften Infiltrationseigenschaften klassen nach AG BODEN 1994, (Wasserdurchlässigkeits- BASTIAN & SCHREIBER 1999, stufe sehr gering bis gering) MÜNCH et al. 2005 Erosions- Erhöhung des keine Erhöhung des Ermittlung mit Hilfe gefährdung Erosionswiderstandes Erosionswiderstandes – der universellen Bodenabtrags- durch Wasser (Gefährdungsstufe gleichung nach WISCHMEIER & mäßig bis sehr groß) SMITH 1978, spezifiziert von SCHWERTMANN et al. 1987 – des bodenartbedingten Erosions widerstandes – des naturbedingten Bodenabtrags- und Erosionswiderstandes nach AG BODEN 1994, BASTIAN & SCHREI- BER 1999, SCHEFFER & SCHACHT- SCHABEL 2002 Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 13:02 Uhr Seite 95

4. Ergebnisse 95

Tab. 4.2.2.-1: Fortsetzung von S. 94

Kriterium Waldmehrung Waldmehrung Anmerkung empfohlen nicht empfohlen

2. Aspekte des Naturschutzes

Schutzgebiete mit Schutzzielen nicht mit Schutzzielen nach SächsNatSchG, BArtSchV, und Einzel- vereinbar vereinbar CITES, FFH-RL objekte des Naturschutzes Gefährdungs- keine Gefährdung Gefährdung bzw. Gefährdung nach Rote Liste grad/besonderer bzw. kein besonderer besonderer Biotoptypen Sachsens, besonderer gesetzlicher gesetzlicher Schutz gesetzlicher Schutz gesetzlicher Schutz nach Schutz von SächsNatSchG (BUDER 1999) Biotoptypen Ersetzbarkeit kurz bis mittel- langfristig bis nicht nach AG STADTBIOTOPKARTIERUNG von Biotoptypen fristig ersetzbar ersetzbar 1985, KAULE & SCHOBER 1985, MARKSTEIN 1985, BIERHALS et al. 1986, KAULE 1991, BASTIAN & SCHREIBER 1999, RIECKEN et al. 1994, 2006, KNOSPE 1998, RICHERT et al. 2007b Isolations- geringe Isolations- hohe Isolations- nach MADER 1980, 1984 in JEDICKE gefährdung von gefährdung gefährdung 1994, FOSTER 1980, JEDICKE 1994, Biotoptypen durch RIECKEN et al. 2006 Waldmehrung Wahrung des entspricht dem entspricht nicht hier: Ableitung aus dem regionali- typischen Leitbild dem Leitbild sierten Leitbild von Natur und Landschaftsbildes Landschaft, s. Regionalpläne; vgl. auch GASSNER 1995,WINKEL- BRANDT 1997, DEMUTH 2000, AUGENSTEIN 2002, SYRBE 2004

können Bereiche abgegrenzt werden, in denen Wald schlag“, „Isolationsgefährdung“ und für alle Kriterien natürlich vorkommen würde. Außerdem wurden ge- abgebildet (Abb. 4.2.2.-5 bis 4.2.2.-7). plante Aufforstungen aus den Karten Arten- und Bio- Die Basiskarte spiegelt die aktuellen Landnut- topschutz (Entwicklung) der Landschaftspläne Stadt zungsverhältnisse wider. Wald stockt meist auf den Liebstadt und Gemeinde (2002) eingetragen. stark geneigten Hängen des Seidewitz- und Bahretals, Auf Grundlage dieser Daten wurde dann eine Basis- während in Bereichen mit geringerer Hangneigung karte mit den Signaturen „Offenland mit Waldentwick- überwiegend Acker- und Grünlandnutzung vorherr- lungspotenzial“, „Wälder und Forsten inkl. Gehölze und schen. In den Auenlagen wechseln sich Wald, Grün- Gebüsche“, „geplante Aufforstungen“, „Gewässer“, land und Acker ab. Der Waldanteil ist mit 17 % sehr ge- „Siedlungsflächen“ und „Sonstiges“ im Maßstab ring. 1 : 50 000 erstellt (Abb. 4.2.2.-4). Unter den Kriterien zum Hochwasserschutz bewirkt Die Ergebnisse der Analyse jedes Einzelkriteriums der „Effektivniederschlag“ die stärkste Reduzierung des Kataloges wurden in zehn thematischen Einzel- möglicher Waldmehrungsflächen im Untersuchungs- karten dargestellt. Neben der Basiskarte sind beispiel- gebiet. Durch die Kriterien zum Naturschutz erfolgte haft Ergebniskarten für die Kriterien „Effektivnieder- eine weitere Minimierung potenzieller Waldmeh- Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 13:03 Uhr Seite 96

96 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

rungsflächen. Während durch Anwendung des Krite- Fazit riums „Isolationsgefährdung“ sich kaum die poten- ziellen Aufforstungsflächen verringern, wirkt das Die nach Gesichtspunkten der Objektivität und Validi- Naturschutzkriterium „Wahrung des typischen Land- tät erarbeiteten und im Ergebnis von Expertenkonsul- schaftsbildes“ am stärksten. Dabei spielt die land- tationen ausgewählten Kriterien zum Hochwasser- schaftstypische Struktur des Einzugsgebietes der Sei- schutz und zum Naturschutz wurden in einem Katalog dewitz eine große Rolle, die durch einen Wechsel von zusammengestellt. Die Überprüfung des Katalogs in Wald und Offenland, Plateau-, Riedelflächen und Tal- einem ausgesprochenen Hochwasserentstehungsge- bereichen geprägt wird. Darüber hinaus wurden die biet – dem Einzugsgebiet der Seidewitz – erbrachte vielerorts typischen weiten Sichtbeziehungen in die dessen Anwendbarkeit. Insgesamt konnten selbst bei Landschaft, wie z. B. von Burkhardswalde in die Säch- rigider Anwendung aller Kriterien zum Hochwasser- sische Schweiz oder zwischen Seitenhain und Ber- schutz und zum Naturschutz 1089 ha für die Wald- thelsdorf in den Trebnitzgrund, berücksichtigt. mehrung im Einzugsgebiet empfohlen werden. Mit dem vorgestellten, auch von der Projektbegleitenden Arbeits- gruppe akzeptierten Kriterienkatalog steht ein wichti- ger Baustein für eine sachorientierte Güterabwägung einer weiterreichenden Waldmehrung mit anderen Schutzgütern von überregionaler Bedeutung zur Ver- fügung.

Abb. 4.2.2.-4: Basiskarte Teileinzugsgebiet Seidewitz Abb. 4.2.2.-5: Ergebnis der Bewertung des Kriteriums „Effektivniederschlag“ Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 15:56 Uhr Seite 97

4. Ergebnisse 97

Legende

Wälder und Forsten inkl. Siedlungsfläche Gehölze und Gebüsche Offenland mit Waldentwicklungs- Sonstiges potenzial (Basiskarte/Ergebniskarten)

geplante Aufforstung Ortschaft

Gewässer BAB 17

Empfehlung Waldmehrung Biotopverbund frischer Standorte keine Empfehlung Waldmehrung Waldverbund

Verbund der Fließgewässer und Uferbereiche

Abb. 4.2.2.-6: Ergebnis der Bewertung des Kriteriums Abb. 4.2.2.-7: Ergebnis der Bewertung aller Kriterien „Isolationsgefährdung von Biotoptypen“ Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 15:56 Uhr Seite 98

98 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

4.2.3. Waldmehrungsplanung zum präventiven Schutz im Hoch- wasserentstehungsgebiet der Müglitz Jöran Zocher, Sven Sonnemann, Torsten Roch, Dirk-Roger Eisenhauer

Für den Freistaat Sachsen liegt eine flächendeckende und forstwirtschaftlichen Landnutzung in konkreten Waldmehrungsplanung vor, die als forstlicher Rah- Flusseinzugsgebieten für den Hochwasserschutz. menplan (§ 6 SächsWaldG) Bestandteil der Raumord- nungsplanung ist. In den ehemaligen Forstämtern Methode Altenberg und Bad Gottleuba erfolgte die Waldmeh- rungsplanung in den Jahren 1999 bzw. 2000. Dabei Die fachliche Planungsgrundlage bildete die „Verfah- sind 372 Flächen mit einer Gesamtfläche von etwa rensvorschrift Waldmehrung zum präventiven Schutz 1 828 ha als potenzielle Aufforstungsfläche eingestuft vor Hochwasser in Hochwasserentstehungsgebieten“ worden (LFP 1999 und 2000). Eine Spezifizierung der (LFP 2004b). Entscheidendes Planungsmerkmal für Waldmehrungsplanung im Bezug auf die Wirkungs- eine funktional auf die Verbesserung des Hochwas- potenziale von Einzelflächen für den dezentralen prä- serschutzes gerichtete Waldmehrung war dabei das ventiven Hochwasserschutz ist bisher generell nicht Abflussregulationsvermögen. erfolgt. Gleiches gilt für die Abschätzung der Flächen- Die Abflussregulationsfunktion, auch als Retentions- verfügbarkeit. Beide Fragestellungen wurden beispiel- bzw. Rückhaltevermögen bekannt, ist ein wichtiger haft für das Einzugsgebiet der Müglitz durch das LFP Landschaftsindikator für Abflussprozesse in Bezug auf gemeinsam mit dem INGENIEURBÜRO FÜR LAND- die Hochwasserbildung (RÖDER & BEYER 2002). Da- SCHAFTSPLANUNG UND ÖKOLOGISCHE SANIERUNG runter wird das Vermögen der Landschaft verstanden, SCHMIEDEBERG (2004a, 2004b) bearbeitet. durch Verringerung der schnellen Abflusskomponen- Neben der Ermittlung aller für den präventiven ten (Oberflächenabfluss, Interflow) zu ausgeglichenen Schutz vor Hochwasser in Frage kommenden poten- Abflussverhältnissen zu kommen (MARKS et al. 1992). ziellen Erstaufforstungsflächen sollten insbesondere Durch ihre flächenhafte Ermittlung können Relativ- die Eigentums- und Nutzungssituation festgestellt und aussagen zur Pufferung möglicher Hochwasserereig- darauf aufbauend die Möglichkeiten einer zeitnahen nisse gegeben werden. Zusätzlich erlaubt eine ab- Realisierung der Waldmehrung geprüft werden. flussbezogene Bewertung der Flächennutzung in Ver- bindung mit der Direktabflusshöhe Aufschlüsse über Untersuchungsgebiet den Handlungsbedarf bei der Planung abflussmin- dernder Nutzungsmosaike (RÖDER & BEYER 2002). Das Einzugsgebiet der Müglitz erstreckt sich auf einer Aufgrund einer relativ einfachen Methode, leicht zu Fläche von 214,32 km2. Die detaillierte Charakterisie- beschaffenden Daten und des vergleichsweise gerin- rung dieses Flusseinzugsgebietes erfolgte in Kapitel gen Arbeitsaufwandes wurde bei der Beurteilung des 3.1. Als Eingangsinformationen für die Entwicklung Abflussregulationsvermögens auf einen empirischen einer Waldmehrungsplanung, die funktional auf den Ansatz zurückgegriffen (vgl. RÖDER & BEYER 2002, präventiven Hochwasserschutz gerichtet ist, wird auf RÖDER & ADOLPH 2006). Das verwendete Punktbe- ein Bewaldungsprozent von 35 % und einen Anteil land- wertungsverfahren ist an das Verfahren von ZEPP (in wirtschaftlich genutzter Flächen von 51 % (9 950 ha, MARKS et al. 1992) angelehnt. Eingangsparameter für davon 26 % Ackerflächen, 74 % Grünland und Rude- die Bewertung waren die Art der Flächennutzung, Hang- ralflächen) verwiesen. Siedlungs- und Verkehrsflächen neigung, Wasserdurchlässigkeit im wassergesättigten nehmen einen Flächenanteil von 8 % ein (Quelle: CIR- Boden (Kf-Wert), nutzbare Feldkapazität (nFK) sowie Landnutzungstypenkartierung 1992/93). die Gründigkeit (Tab. 4.2.3.-1). Als zusätzliches Krite- Hervorzuheben ist, dass der Waldanteil in einem Ein- rium im Hinblick auf den Hochwasserschutz wurde der zugsgebiet die Abflussdynamik bei Hochwasserereig- Parameter Jahresniederschlag in Form eines Abschla- nissen weitaus stärker beeinflusst als die Art der Wald- ges auf die Gesamtpunktzahl eingeführt. Die Ermitt- bewirtschaftung (vgl. Kap. 5.). Diese Tatsache ver- lung des flächenkonkreten Abflussregulationsvermö- deutlicht die Bedeutung der Flächenanteile der land- gens erfolgte durch den Verschnitt von verschiedenen Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 15:56 Uhr Seite 99

4. Ergebnisse 99

Tab. 4.2.3.-1: Bewertungsschema zum Abflussregulationsvermögen

Einflussfaktor Punktzahl Einflussfaktor Punktzahl

Flächennutzung Kf-Wert Versiegelte Flächen 0 1 – 10 (gering nach KA 4) 1 Acker mit Hackfrüchten, Mais 1 10 – 20 (mittel nach KA 4) 2 Acker mit Getreide 2 20 – 30 (mittel nach KA 4) 3 Dauergrünland 3 30 – 40 (mittel nach KA 4) 4 Sukzessionsflächen, Buschwerk 4 40 – 50 (hoch nach KA 4) 5

Hangneigung nFK* 0– 2° 5 220 – 300 (hoch nach KA 4) 5 2– 5° 4 140 – 220 (mittel nach KA 4) 4 5–10° 3 100 – 140 (gering nach KA 4) 3 10–20° 2 60 – 100 (gering nach KA 4) 2 > 20° 1 < 60 (sehr gering) 1

Gründigkeit (ab 1,1 m) Jahresniederschlag (Abschlag) bis 12 dm 0,5 550 – 650 mm 1 bis 15 dm 1 650 – 750 mm 2 > 15 dm 1,5 750 – 850 mm 3 850 – 950 mm 4 950 – 1050 mm 5

Klassifizierung nach Punkte Wertstufe Ablussregulationsfunktion bis 4,5 sehr geringes Abflussregulationsvermögen I 4,5 – 6,0 geringes Abflussregulationsvermögen II 6,5 – 8,0 geringes bis mittleres Abflussregulationsvermögen III 8,5 – 10,0 mittleres Abflussregulationsvermögen IV über 10 mittleres bis hohes Abflussregulationsvermögen V

* berechnet aus den synoptischen Leitprofilen des LfUG

Tab. 4.2.3.-2: Fragenkatalog für Eigentümer und Landbewirtschafter

Eigentümer Landbewirtschafter

➾ Name, Adresse des Eigentümers ➾ Name, Adresse des Unternehmens ➾ Kontaktmöglichkeit ➾ Kontaktmöglichkeit ➾ Angaben zu Eigentumsverhältnissen ➾ Angaben zur Betriebsform und zur Betriebsgröße ➾ Angaben zu den Pachtverhältnissen ➾ Angaben zu den Eigentums- und Nutzungsarten- ➾ Diskussionsschwerpunkte zur Aufforstungs- verhältnissen problematik/Konfliktpotenzial ➾ Diskussionsschwerpunkte zur Aufforstungs- ➾ Grundhaltung zur Erstaufforstung problematik/Konfliktpotenzial ➾ Zustimmung bzw. Ablehnung von Aufforstungen ➾ Grundhaltung zur Erstaufforstung ➾ Verfügbarkeit von Flächen/Umsetzungszeitraum ➾ Flächenvorschläge zur Erstaufforstung Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 15:57 Uhr Seite 100

100 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

digital vorliegenden Boden-, Klima-, Relief- und Nut- zungsdaten mittels GIS. Zur Realisierung der eingangs formulierten Ziele er- folgten auf der Basis der flurstücksbezogenen Analy- sen zum Abflussregulationsvermögen separate Befra- gungen von Eigentümern und Landbewirtschaftern (vgl. Tab. 4.2.3.-2). Dabei lag der Schwerpunkt in Be- reichen mit hohen Flächenanteilen der Wertstufen I (sehr geringes Abflussregulationsvermögen) und II (ge- ringes Abflussregulationsvermögen) sowie in größe- ren Teileinzugsgebieten mit geringem Waldanteil und intensiver landwirtschaftlicher Nutzung.

Ergebnisse und Diskussion

1. Analyse des Abflussregulationsvermögens Die Ergebnisse bezüglich des Abflussregulationsver- mögens sind Tabelle 4.2.3.-3 und Abbildung 4.2.3.-1 zu entnehmen. Der vereinfachte Bewertungsansatz gibt Aussagen darüber, welche Wirkungen die aktuelle Flä- chennutzung auf das Abflussregulationsvermögen aus- übt. Die landwirtschaftlichen Nutzflächen mit einem sehr geringen bis geringen Abflussregulationsver- mögen weisen die größte Diskrepanz bezüglich der realen und potenziellen Abflussminderung aus. Gleich- zeitig resultiert hieraus auch der höchste Handlungs- bedarf zur Nutzungsartenänderung (vgl. BEYER 2001, RÖDER & BEYER 2002).

2. Funktionsorientierte Erstaufforstungsplanung Abb. 4.2.3.-1: Abflussregulationsvermögen im Einzugsgebiet Aus der Zusammenführung der Erhebungen bei Eigen- der Müglitz nach Wertstufen tümern und Landnutzern ergab sich ein Flächenpool für die Waldmehrung von insgesamt 225 ha mit einem geschlagen wurden, nehmen lediglich einen Anteil von Ackeranteil von 82,24 ha. 11 % des Flächenpools ein (25,65 ha). Berücksichtigung fanden auch Erstaufforstungsvor- Letztendlich erfolgten bis 2007 Erstaufforstungen schläge der Flächeneigentümer bzw. -bewirtschafter. auf insgesamt 8,36 ha (vgl. Kap. 4.2.4.1.). Daraus wird Vor allem daraus resultiert, dass vom Gesamtflächen- deutlich, dass unter den aktuellen Rahmenbedin- pool nur etwa 28 % auf Flächen mit dem höchsten Wir- gungen eine wirksame Verbesserung des präventi- kungspotenzial für den Hochwasserschutz entfallen ven Hochwasserschutzes durch Waldmehrung min- (Tab. 4.2.3.-4). Flächen, die sowohl vom Eigentümer als destens auf der räumlichen Skala des Einzugsge- auch vom Flächenbewirtschafter zur Aufforstung vor- bietes der Müglitz und ihrer Teileinzugsgebiete

Tab. 4.2.3.-3: Flächenanteile nach Wertstufen bezüglich des aktuellen Abflussregulationsvermögens

Wertstufe ha % 1 bis 4,5 Punkte sehr geringes Abflussregulationsvermögen 295 3 2 4,5 – 6,0 Punkte geringes Abflussregulationsvermögen 2 142 22 3 6,5 – 8,0 Punkte geringes bis mittleres Abflussregulationsvermögen 3 032 31 4 8,5 –10,0 Punkte mittleres Abflussregulationsvermögen 2 247 24 5 über 10 Punkte mittleres bis hohes Abflussregulationsvermögen 1 887 20 Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 15:57 Uhr Seite 101

4. Ergebnisse 101

Wertstufe ha % Tab. 4.2.3.-4: Flächenan- 1 und 2 sehr geringes bis geringes Abflussregulationsvermögen 63,17 28 teile nach Wertstufen des 3 geringes bis mittleres Abflussregulationsvermögen 77,79 35 Abflussregulationsvermö- 4 mittleres Abflussregulationsvermögen 35,40 16 gens der potenziellen 5 mittleres bis hohes Abflussregulationsvermögen 41,48 19 Erstaufforstungsflächen

ausgeschlossen ist (vgl. auch RÖDER & ADOLPH 2006). Fruchtfolge, Sicherung vertraglich festgelegter Gül- Mit dem verfügbaren Flächenpotenzial bzw. der bis- leausbringungsflächen in geringer Transportentfer- herigen Waldmehrung können bestenfalls kleinräu- nung), mige Effekte – unterhalb der räumlichen Ebene von – Sicherung von Arbeitsplätzen, Teileinzugsgebieten – erreicht werden. Die Verbesse- – Flächenverknappung (Trassenführung Autobahn rung des natürlichen Gebietsrückhaltes sollte deshalb BAB A 17, Ausgleich- und Ersatzflächen, keine Pacht- nicht nur über die Art der Landnutzung, sondern auch erneuerung, Umgehungsstraßen u. ä.), über die Form der Bewirtschaftung gesteuert werden – fehlender finanzieller Anreiz bei Ausnutzen aller (ZIMMERLING & SCHMIDT 2002, SIEKER 2007). Es ist Fördermechanismen der Landwirtschaft. daher verstärkt auf die Anpassung der Landwirtschaft an die Erfordernisse der Stabilität und Funktionalität Eigentümerbefragung der sächsischen Kulturlandschaft zu drängen (vgl. Da die Landbewirtschafter überwiegend nicht die Flä- RÖDER & ADOLPH 2006) und/oder eine funktional auf cheneigentümer sind (vgl. Kap. 4.2.1.), ist für die kon- den präventiven Hochwasserschutz ausgerichtete Wald- krete Umsetzung der Waldmehrung die Haltung der mehrung weit über das bisherige Maß hinaus durch Eigentümer von entscheidender Bedeutung. ordnungspolitische Maßnahmen zu forcieren (prin- Um eine repräsentative Aussage zur Aufforstungs- zipiell vgl. VOLZ 1995, 1997). bereitschaft zu erhalten, erfolgte in den Gemarkungen Fürstenwalde, Glashütte und Luchau eine flächende- 3. Grundhaltung zur Erstaufforstung, Eigentums- ckende Befragung der Eigentümer von landwirtschaft- und Nutzungssituation lichen Nutzflächen größer 1 ha (Mindestfläche Erst- Befragung der Landbewirtschafter aufforstungsförderung nach RL 93/2003, SMUL 2003b). In die Befragung konnten 22 landwirtschaftliche Unter- Zusätzlich wurden die Eigentümer der Vorschlagsflä- nehmen einbezogen werden, die über eine Gesamtflä- chen, die nicht in den genannten Gemarkungen liegen, che von 10 692 ha verfügen. Dabei wurden auch Flä- befragt. Insgesamt konnte somit eine Fläche von ca. chen berücksichtigt, die außerhalb des Einzugsgebie- 761 ha, verteilt auf 246 Flurstücke, in die weiteren Be- tes der Müglitz lagen. trachtungen einbezogen werden (Tab. 4.2.3.-5). Es handelt sich überwiegend um kombinierte Pflan- Erwartungsgemäß liegt das Durchschnittsalter der zen- und Tierproduktionsbetriebe mit Betriebsgrößen Eigentümer in den drei Gemarkungen zwischen 55 und zwischen 40 ha und 2 150 ha landwirtschaftlicher Nutz- 60 Jahren. Die Mehrzahl der Flächeneigentümer lebt fläche. Die Bewirtschaftung erfolgt meist durch Agrar- im Umkreis von 50 km. genossenschaften. In den letzten Jahren nahm die An- Die grundsätzliche Position der Eigentümer zur Auf- siedlung landwirtschaftlicher Kleinunternehmen forstungsproblematik ist in Tabelle 4.2.3.-6 dargestellt. (Familienbetriebe/Wiedereinrichter) zu. Der Anteil der Eigentümer, die eine aufgeschlossene Das Spektrum der Haltungen zu Erstaufforstungen Haltung gegenüber der Erstaufforstung insbesondere reicht von „aufgeschlossen“ (36 % der Befragten) über aus Gründen des Hochwasserschutzes einnehmen, ist „skeptisch“ (46 %) bis hin zu „ablehnend“ (18 %) und mit ca. einem Drittel vergleichsweise gering. Die nach wird sowohl von den wirtschaftlichen Rahmenbedin- oben abweichende Zahl für die Gemarkung Glashütte gungen als auch von der subjektiven Meinung des Be- ist durch die Existenz einiger Erbengemeinschaften mit wirtschafters bestimmt. Die wichtigsten Gründe für positiver Aufforstungshaltung begründet, was nicht eine skeptische bzw. ablehnende Haltung gegenüber einem repräsentativen Meinungsbild entspricht. Die der Erstaufforstung sind im Folgenden dargestellt: grundsätzlich positive Haltung zur Erstaufforstung – Refinanzierung von Investitionen, führte damit nicht in allen Fällen zu einer flurstücks- – Auslastung der vorhandenen Anlagen, bezogenen Aufforstungsbereitschaft. – Versorgung der Tierbestände, Nicht festlegen konnten sich vor allem Erbenge- – Einhaltung von Bewirtschaftungsvorgaben (z. B. meinschaften oder juristische Personen, die für die Mei- Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 15:57 Uhr Seite 102

102 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

nungsbildung längere Zeiträume benötigen. Überdies Verkaufshindernis erweist sich die langfristige Flächen- sind ca. 15 % der Eigentümer entweder nicht ortsan- verpachtung (vgl. Kap. 4.2.1.). sässig bzw. konnten aufgrund fehlender oder veralte- Flächenkäufe wurden in den zurückliegenden Jah- ter Daten nicht kontaktiert werden. Die häufigsten Ab- ren verstärkt von großen Landwirtschaftsbetrieben ge- lehnungsgründe sind in Tabelle 4.2.3.-7 aufgeführt. Sie tätigt, die dazu Finanzmittel aus den Entschädigungs- treten nahezu immer in Kombination auf (Mehrfach- zahlungen im Rahmen des Autobahnbaues einsetzten. nennungen). Auch Umwelt- und Naturschutzorganisationen traten Die zusätzlich durchgeführte Eruierung der Ver- als Käufer auf, wobei die erworbenen Flächen vorran- kaufsbereitschaft ergab, dass Eigentümer grundsätz- gig für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen zur Verfü- lich am Verkauf ihrer landwirtschaftlichen Flächen gung stehen. interessiert sind. Dabei handelt es sich vor allem um Überdies wird deutlich, dass beim Verkauf den orts- Personen im hohen Alter, Ortsfremde und Erbenge- ansässigen Landbewirtschaftern (Pächter) zumeist der meinschaften. Insgesamt ist der Flächenpool von zum Vorrang eingeräumt wird. Eine Bereitschaft der Flä- Verkauf stehenden Flächen sehr begrenzt. Als größtes cheneigentümer zum Verkauf an den Freistaat Sach-

Tab. 4.2.3.-5: Analyse der landwirtschaftlichen Nutzfläche (LN)

Gemarkung Anteil am UG Ant. LN Fläche > 1 ha Flurstücke Flurstücksgröße (ha) (ha) (%) (ha) (ha) Min. Max. ø Fürstenwalde 888,4 4,5 507,1 430,5 111 1,06 23,40 4,88 Glashütte 493,0 2,5 128,3 81,8 34 1,01 13,43 2,99 Luchau 309,8 1,4 226,1 202,0 43 1,01 19,53 4,70 Gesamt 1691,2 8,4 861,5 714,3 188

Tab. 4.2.3.-6: Eigentümerposition zur Erstaufforstung

Gemarkung Position zur Erstaufforstung (%) Kein Kontakt (%) aufgeschlossen ablehnend nicht festgelegt Fürstenwalde 33 37 15 15 Glashütte 58 32 8 2 Luchau 20 37 23 20

Tab. 4.2.3.-7: Häufige Ablehnungsgründe für die Erstaufforstung

Kategorie Ablehnungsgrund Etwaanteil (%) aller Nennungen

persönlich • dauerhafte Nutzungsartenänderung 35 • hoher Arbeits-, Kosten- und Organisationsaufwand, Altersgründe 30 • Eigenbewirtschaftung 25 • fachliche Gründe (Bewirtschaftung; Standort, Klima, Wildverbiss) 10 juristisch • Erstaufforstung von Pachtflächen 25 • Waldeigentümerpflichten 10 • Uneinigkeit innerhalb von Erbengemeinschaften 7 Förderung • Unsicherheit bezüglich der Kontinuität der Förderpolitik 30 • zu aufwändiges Antrags- und Abrechnungsverfahren 20 • zu geringer finanzieller Anreiz für Privatleute 15 Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 15:57 Uhr Seite 103

4. Ergebnisse 103

sen besteht faktisch nicht. Die ca. 127 ha landwirt- mittelten Hinderungsgründe entsprechen im Wesent- schaftlicher Nutzflächen (davon sind etwa 112 ha lichen denen, die bereits bei der Waldmehrungsplanung Acker- oder Grünlandflächen), welche sich im Unter- für den Freisaat Sachsen (bspw. LAF 2000–2003) oder suchungsgebiet im Eigentum des Freistaates Sachsen durch Erhebungen der Stiftung Wald für Sachsen (SWS befinden, sind in der Regel langfristig an Agrarbetriebe 2003a, 2002–2004) herausgearbeitet wurden. Die Ste- verpachtet und stehen somit kurzfristig für eine Auf- tigkeit der Argumente zeigt zudem, dass sich die Rah- forstung nicht zur Verfügung. Überdies ist nach Maß- menbedingungen nur unwesentlich verändert haben. gabe des SMUL (2004c) die Kündigung oder das Aus- Durch die stufenweise Einführung der flächenbe- laufen des Pachtvertrages mit dem Ziel der anschlie- zogenen EU-Agrarförderung bis 2013 ist gegenwär- ßenden Aufforstung nur dann möglich, wenn die tig nicht davon auszugehen, dass sich die Bedin- wirtschaftliche Existenz des davon betroffenen Agrar- gungen für eine auf den präventiven Hochwasser- betriebes nicht gefährdet wird. Somit kann der Frei- schutz gerichtete Waldmehrung verbessern (vgl. staat Sachsen im Hinblick auf die Waldmehrung nur RÖDER & ADOLPH 2006). bedingt seine Vorbildfunktion auf landeseigenen Flä- chen ausüben. Die bei den Gesprächen mit den Eigentümern und Landbewirtschaftern bezüglich der Waldmehrung er-

4.2.4. Maßnahmenumsetzung Jöran Zocher, Sven Sonnemann, Torsten Roch, Dirk-Roger Eisenhauer 4.2.4.1. Waldmehrung

Aufbauend auf dem im Einzugsgebiet der Müglitz bei- funktional auf den präventiven Hochwasserschutz aus- spielhaft entwickelten Verfahren sowie den durchge- gerichtete Waldmehrung geleistet worden. Aufgrund führten Flächenanalysen (INGENIEURBÜRO FÜR der räumlichen Lage der Flächen und den Eigenschaf- LANDSCHAFTSPLANUNG UND ÖKOLOGISCHE SANIE- ten der konkreten Geotope können lokal Wirkungen RUNG 2004a, 2004b) wurde für den Gesamtunter- auf das Abflussregime im Bereich der betroffenen Flä- suchungsraum ein Waldmehrungspotenzial von etwa chen erwartet werden. 573 ha ermittelt. Dabei handelt es sich um insgesamt Für weitere 20,5 ha liegen konkrete Erstauffors- 132 Flächen in 28 Gemarkungen von 158 Eigentümern. tungsplanungen vor (Tab. 4.2.4.1.-1). Die Aufforstun- Dieses Flächenpotenzial resultiert in erster Linie aus gen werden voraussichtlich in den Jahren 2008 und der persönlichen Kontaktaufnahme mit den Flächen- 2009 durchgeführt, sodass dann fast die Hälfte aller eigentümern und den Landbewirtschaftern sowie de- genehmigten Waldmehrungsflächen aufgeforstet sein ren intensiver Beratung und Betreuung. wird. Es konnten während der Projektlaufzeit für ca. Maßgeblich dafür, dass es in der Kürze der Zeit zu 102 ha landwirtschaftlich genutzte Flächen Erst- dieser vergleichsweise hohen Waldmehrungsfläche ge- aufforstungsanträge beim Amt für Landwirtschaft kommen ist, waren vor allem das Eigeninteresse und (AfL) Pirna gestellt werden. Von diesen wurden 72 ha die Überzeugung der Eigentümer bzw. Bewirtschafter genehmigt. Auch für das gesamte Projektgebiet bleibt sowie der engagierte Einsatz des Projektmitarbeiters. festzustellen, dass eine Aufforstungsbereitschaft nicht Die Waldmehrungsbilanz hätte noch besser ausfallen zwangsläufig in einem Erstaufforstungsantrag bzw. können, wenn nicht kurzfristig eine 15,9 ha große Flä- einer Maßnahmenumsetzung mündet (vgl. Kap. 4.2.3.). che mit bereits vorliegender Erstaufforstungsgeneh- migung und Fördermittelzusage an einen Landwirt ver- Ergebnisse und Diskussion kauft worden wäre, der wiederum kein Interesse an Mit der Aufforstung von 15 ha bisher landwirtschaft- der Durchführung der Maßnahme hatte. Des Weiteren lich genutzter Flächen ist ein erster Beitrag für eine halten sich viele Flächeneigentümer bzw. -bewirt- Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 15:57 Uhr Seite 104

104 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

schafter die Erstaufforstungsoption gegenwärtig noch offen. Ob es in den nächsten Jahren in der Region zu einer weiteren Waldmehrung kommt, wird vielfach von der betrieblichen Situation der Landwirte sowie den Förderbedingungen abhängig sein. Die hochwasserschutz- und naturschutzgerechte Waldmehrung erfolgte mit 18 verschiedenen stand- ortsgerechten Baumarten. Mit einem Gesamtanteil von 80 % lag der Fokus auf dem Anbau von Laubbaum- arten und diversen Sträuchern (vgl. Abb. 4.2.4.1.-1). Die Baumarten der natürlichen Waldgesellschaften wur- den bevorzugt. Die Pflanzung von introduzierten Baum- arten (z. B. Douglasie) erfolgte nach einer Güterabwä- gung zwischen den Belangen des Naturschutzes und den betrieblichen Interessen des Landnutzers. Für alle Waldmehrungsflächen nahmen die Eigentümer bzw. Flächenbewirtschafter öffentliche Fördermög- lichkeiten in Anspruch (SMUL 2003b, 2005d). Abb. 4.2.4.1.- 1: Baumartenzusammensetzung der Waldmehrungsflächen

Tab. 4.2.4.1.-1: Umsetzung der Erstaufforstung

Gemarkung Fläche (ha) Baumarten Cunnersdorf 4,75 RBU, TEI, HBU, DGL, GES, BAH, BUL, GEB, Sträucher Löwenhain 0,90 RBU, GES, DGL, GFI Quohren 0,71 SEI, RER, DGL, ELA, SWL Fürstenwalde 06 1,00 SWE, GBI, GES, Sträucher Fürstenwalde 07 1,00 GES, BAH, RBU, Sträucher Summe 8,36

Börnersdorf 2,55 HBU, ROB, REI, GES, BAH, GFI, WLI, RBU, Sträucher Hartmannsbach 3,80 ROB, REI, GES, BAH, GKI, GFI, DGL, Sträucher Summe 6,35 Gesamtsumme 14,71

Umsetzung nach Projektlaufzeit mit neuer Förderperiode ab 2008

Großröhrsdorf 20,00 Luchau 0,54 Summe 20,54 Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 15:57 Uhr Seite 105

4. Ergebnisse 105

4.2.4.2. Erfolgskontrolle und Erfolgssicherung in der Initialphase

Die Baumarten auf Erstaufforstungsflächen sind in den spielhaft die Ergebnisse der Anwuchskontrolle sowie ersten Jahren einer Vielzahl unterschiedlicher abioti- die Maßnahmen zur Erfolgssicherung dargestellt wer- scher (z. B. Trockenheit, Dürre, Frost) und biotischer den. Die Fläche ist vor allem hinsichtlich ihrer Baum- (z. B. Insekten, Pilze, Mäuse, Wild) Gefahren ausge- artenzusammensetzung repräsentativ für die bisher setzt (ALTENKIRCH et al. 2002). Neben dem Eigenin- im Projektgebiet realisierten Erstaufforstungen (vgl. teresse des Waldbesitzers am Kulturerfolg bestehen bei Tab. 4.2.4.1.-1). der Inanspruchnahme öffentlicher Fördermittel maß- Im Vorfeld wurden dem Flächenbewirtschafter nahmebezogene Zweckbindungen und Fristen (vgl. sowohl die Erhöhung der Begründungspflanzenzahl SMUL 2003b, 2005d). als auch der Anbau von Pioniergehölzen (Birke, Aspe) Um die Risiken für die gepflanzten Baumarten auf zur Etablierung eines Vorwaldes empfohlen. Dadurch der zuvor landwirtschaftlich genutzten Freifläche zu sollten vor allem mögliche Pflanzenausfälle kompen- minimieren, kommen je nach Ausgangssituation ver- siert und der ausgeprägten Konkurrenz der Bodenvege- schiedene Maßnahmen in Betracht, insbesondere (BUR- tation gegenüber den Aufforstungsbaumarten sowie SCHEL & HUSS 2003): der Entstehung von Mäusehabitaten entgegengewirkt – die Erhöhung der Ausgangspflanzenzahlen, werden. Gleichzeitig sollte der Vorwald eine Milderung – die Begründung eines Vorwaldes („kleine Schirm“), der Wirkungen des Freiflächenklimas übernehmen. – die Sicherung der Kultur durch Zaunbau, Aufgrund fehlender Fördermöglichkeiten (vgl. SMUL – die Kulturpflege zur Begleitwuchsregulierung, 2003b, 2005d) entschied sich der Bewirtschafter ge- – weitere Maßnahmen zur Schadensabwehr (z. B. gen eine Vorwaldbegründung. Des Weiteren wurden gegen Nagetiere, Insekten). die in der Förderrichtlinie vorgegebenen Mindeststück- Für die Erstaufforstungsfläche auf dem Flurstück 395 zahlen bei den Baumarten RBU, TEI und DGL über- der Gemeinde Reinhardtsgrimma, Gemarkung Cun- schritten (Tab. 4.2.4.2.-1). Bei den genannten Baumar- nersdorf (vgl. Kap. 4.2.5.1.) sollen im Folgenden bei- ten orientieren sich die Stückzahlen pro Hektar an den

Tab. 4.2.4.2.-1: Baumartenzusammensetzung Erstaufforstung Gemarkung Cunnersdorf

Fläche Pflanzverband Gesamtstückzahl Herkunfts- Bemerkungen (ha) (m x m) schlüssel Trauben-Eiche 0,98 2 x 0,7 7 000 81812 Rot-Buche 1,14 2 x 0,7 7 350 81013 Douglasie 1,11 2 x 2 2 750 500 85306 2 250 Ersatzherkunft Gadow Reg.Nr. 123853020262 Gewöhnliche Esche 0,40 2 x 1 1 750 81106 Berg-Ahorn 0,37 2 x 1 2 250 80106 Hainbuche 0,20 2 x 1,25 800 80603 als jede 5. Reihe in TEI Berg-Ulme 0,21 2 x 1,25 830 Gewöhnliche über Fläche Eberesche 0,05 verteilt 200 einzelbaumweise Sträucher 0,31 2 x 2 800 Weißdorn 200 Schlehe 200 Hunds-Rose 200 Holunder 200 Summe 4,75 Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 15:58 Uhr Seite 106

106 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Mindestpflanzenzahlen der Bestandeszieltypen-Richt- linie für den Staatswald des Freistaates Sachsen (LFP 2005a). Im Herbst 2005 konnte der erste Teil der Aufforstung vollzogen werden, die im Frühjahr 2006 ihren Ab- schluss fand. Das Pflanzenmaterial stammt aus der Baumschule Großthiemig. Die Pflanzung und der Zaun- bau sowie die erste Kulturpflege wurden durch die Fir- ma Waldwirtschaft Erzgebirge durchgeführt.

Anwuchskontrolle Die Bonitierung erfolgte im August 2006, d. h. inmit- ten der ersten Vegetationsperiode. Baumartenweise wurden der Vitalitätszustand der Pflanzen anhand der Blattverfärbung sowie das Ausfallprozent angeschätzt. Abb. 4.2.4.2.-1: Ergebnisse der Anwuchskontrolle 2006 Dazu wurden in allen Parzellen repräsentative Reihen Erstaufforstungsfläche Cunnersdorf ausgewählt und innerhalb der Reihe i. d. R. auf einer Länge von 50 m alle Pflanzen begutachtet. Mit Aus- gestellt werden musste, wie sie sonst erst im Herbst nahme der Esche, bei der augenscheinlich keinerlei typisch ist (vgl. SMUL 2006). Vitalitätsverluste bzw. Ausfälle zu verzeichnen waren, erfolgten bei allen anderen Aufforstungsbaumarten Er- Maßnahmen zur Erfolgssicherung hebungen. Zur vereinfachten Darstellung sind die Er- gebnisse dreistufig nach „vital, fraglich, ausgefallen“ 1. Mäusemonitoring und -bekämpfung zusammengefasst worden (Abb. 4.2.4.2.-1). Unter „frag- Da Mäuse – und hier vor allem die Arten der Unter- lich“ wurden alle Pflanzen eingestuft, die noch lebens- familie der Wühlmäuse (Microtinae) = Kurzschwanz- fähig waren, zum Zeitpunkt der Aufnahme aber Blatt- mäuse – erhebliche Schäden in Forstkulturen verur- verfärbungen von über 50 % aufwiesen. Da diese Pflan- sachen können (BUTIN et al. 1985), fand seit Beginn zen Chancen haben, bei der nächsten Aufnahme als der Erstaufforstungsmaßnahme eine Kontrolle der Ent- „vital“ eingestuft zu werden, gelten sie im Rahmen der wicklung der Mäusepopulation statt. Dies ist zum Gesamtinterpretation als „angewachsen“. Als „ausge- einen wichtig, um einen unnötigen Einsatz chemischer fallen“ sind alle trockenen bzw. nicht ausgetriebenen Mittel zu vermeiden und zum anderen rechtzeitig Pflanzen eingestuft worden. Regulierungsmaßnahmen durchführen zu können (HEI- Entsprechend des Hanggradienten steigt mit zu- DECKE & PELZ 2003a, TRIEBENBACHER 2007). nehmender Wasserverfügbarkeit (Bodenfeuchte) vom Dementsprechend wurden in den Jahren 2005–2007 Ober- zum Unterhang das Anwuchsprozent an. Die im Frühjahr und Herbst Probefänge mit anschließen- stärksten Ausfallraten waren am Oberhang in den Par- der Berechnung des Besiedlungsindexes für 100-Fal- zellen der Trauben-Eiche und der Douglasie (vgl. Abb. lennächte (MLUV 2007) durchgeführt. Das Ergebnis 4.2.4.2.-1) zu verzeichnen. Im Gegensatz dazu war die sind Aussagen zum Artenspektrum, zur Populations- in den Eichenparzellen reihenweise beigemischte Hain- dichteentwicklung sowie zum Migrationsverhalten. buche deutlich weniger geschädigt. Auf der Erstaufforstung kommen fast ausschließlich Der Anwuchserfolg einer künstlichen Verjüngung Feldmäuse (Microtus arvalis) vor. Die Schermaus ist von vielen Faktoren abhängig (z. B. Pflanzengröße, (Arvicola terrestris), als extremer Schädling in Erstauf- Pflanzenqualität, Qualität der Pflanzung, weitere Be- forstungen, konnte bisher nicht nachgewiesen werden. handlung). Aufgrund der Tatsache, dass die in verschie- Überdies migrierten die Mäuse während der Trocken- denen Parzellen gepflanzten Baumarten am stärksten heit im Sommer 2006 in die unteren, feuchteren und am Oberhang in Mitleidenschaft gezogen wurden, kühleren Bereiche der Erstaufforstung. kommt als Hauptursache der Witterungsverlauf im Ausgehend von der Dokumentation der zum Teil Juni 2006 in Betracht, der durch einen sprunghaften hohen Populationsdichte sind im Oktober 2005 bzw. Temperaturanstieg, einhergehend mit einer 14-tägigen September 2006 intensive Bekämpfungsmaßnahmen Trockenphase, gekennzeichnet war (Daten der Klima- durchgeführt worden. Beide führten zum Zusammen- station Schlottwitz). Dies wird zudem daran ersicht- bruch der Mäusepopulation (Abb. 4.2.4.2.-2). lich, dass bereits im August eine Blattverfärbung fest- Die Bekämpfungsmaßnahmen mit Mäusegiften wur- Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 15:58 Uhr Seite 107

4. Ergebnisse 107

den gleichzeitig für Wirkungsanalysen von unter- Dies entspricht dem normalen Reproduktionsverlauf. schiedlichen Wirkstoffen, Präparaten und Ausbrin- Die vergleichsweise geringen Fangzahlen der Herbst- gungsmöglichkeiten genutzt (vgl. TZSCHOPPE & und Wintermonate 2006 ließen eine Massenvermeh- OTTO 2005). Folgende Aussagen können daraus abge- rung 2007 nicht erwarten, was die Fänge im Frühjahr leitet werden (vgl. Abb. 4.2.4.2.-3, Abb. 4.2.4.2.-4): 2007 auch bestätigten (vgl. Abb. 4.2.4.2.-2). – Die Populationsdichte war 2005 in den mit Chlor- Aufgrund der rechtzeitigen Bekämpfungsmaßnah- phacinon-Präparaten (Ratron Feldmausköder) be- men, des Fehlens der Schermaus sowie des Witte- köderten Fangflächen geringer als auf Flächen mit rungsverlaufes 2007 waren an den Erstaufforstungs- Zinkphosphidködern (Ratron Giftlinsen). baumarten kaum Mäuseschäden festzustellen. Es ist – Die Wirkungsgrade von Mäusegiften, die gemäß Zu- bei der Realisierung des Zielsystems Hochwasser- und lassung sowohl verdeckt als auch frei ausgebracht Naturschutz durchaus zu hinterfragen, ob in kritischen werden dürfen, sind – unabhängig vom Wirkstoff – Systemzuständen ein differenzierter Biozideinsatz nicht in der freien Ausbringungsvariante (Streuverfahren) nur toleriert werden kann, sondern zu einer zielkonfor- höher als in der verdeckten (Köderbox). men Zustandsänderung beiträgt (vgl. TRIEBENBACHER – Die biologisch abbaubaren Köderboxen aus Press- 2007, HEIDECKE & PELZ 2003b). Die bisherige Entwick- stroh bzw. Pappe besitzen eine hohe Attraktivität für lung der Begleitvegetation zeigt keinen Trend zu einer die Mäuse und bleiben in der Bekämpfungszeit voll rasant voranschreitenden Flächenvergrasung (vgl. Kap. funktionsfähig. Zudem erbringen sie gegenüber den 4.2.5.2.). In Kombination mit Maßnahmen zur Begleit- herkömmlichen Köderboxen aus Plastik eine Zeit- wuchsregulierung liegen darin Möglichkeiten, Mäuse- bzw. Kostenersparnis, da sie verrotten und nicht schäden vorzubeugen (MÜLLER-KROEHLING 2001). wieder eingesammelt werden müssen. – Durch die Köderbox wird die Aufnahme der Köder 2. Nachbesserung durch Nicht-Zielorganismen eingeschränkt, was nicht Bedingt durch die Pflanzenausfälle im Begründungs- zuletzt unter Artenschutzaspekten positiv zu be- jahr mussten im Jahr 2007 bei der Trauben-Eiche und werten ist. der Rot-Buche Nachbesserungen durchgeführt werden. Anhand biometrischer Maße, wie Gewicht und Ge- Die geplante Nachbesserung der Douglasie kam nicht schlecht der gefangenen Feldmäuse, leitete WOLF zustande, da im Frühjahr 2007 und 2008 kein geeig- (2007) populationsökologische Parameter ab. So konn- netes Pflanzgut erhältlich war. Sie ist somit auf den ten im Gradationsjahr 2005 auf der Erstaufforstungs- Herbst 2008 verschoben. Dabei werden auch die Pflan- fläche noch bis in den November hinein Weibchen mit zenausfälle bei der Douglasie aus dem Jahr 2007 nach- Trächtigkeitsmerkmalen (ca. 30 %) gefangen werden. gebessert. Damit war auch für 2006 von einer hohen Popula- Die Firma Waldwirtschaft Erzgebirge hat eine 2-jähri- tionsdichte auszugehen. Im Jahr 2006 endete die Re- ge Anwuchsgarantie abgegeben und führt deshalb die produktion bereits im September, da im Oktober nur Nachbesserungen als Garantieleistung durch. Weibchen mit Uterusnarben nachgewiesen wurden.

Abb. 4.2.4.2.-2: Mäuseentwicklung in der Erstaufforstung Schlottwitz Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 15:59 Uhr Seite 108

108 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

3. Kulturpflege Pflegeeingriffe notwendig werden, wird zukünftig Die Entwicklung der Bodenvegetation (vgl. Kap. 4.2.5.2.) eine motormanuelle Kulturpflege (z. B. mit Freischnei- machte im Jahr 2006 die erste Kulturpflege notwendig. der) in der Pflanzreihe empfohlen. Nicht zuletzt auch Diese wurde maschinell mit einem landwirtschaftlichen deshalb, um die Pionierbaumarten gezielt am Bestan- Schlepper mit Mulcher durchgeführt. Die Pflege er- desaufbau zu beteiligen. folgte zwischen den Reihen. Auch im folgenden Jahr Zusammenfassend bleibt festzustellen, dass die Kul- fand eine Kulturpflege zwischen den Reihen statt (Klein- tursicherung in der Initialphase für den Waldeigentü- traktor mit Mähwerk). Diese sehr effiziente Methode mer einen hohen zeitlichen und finanziellen Aufwand hat jedoch den Nachteil, dass die flächig durch die darstellt, der darüber hinaus umfassende Fachkennt- natürliche Sukzession aufgelaufenen Pionierbaum nisse voraussetzt. Die finanziellen Risiken werden arten (Sal-Weide, Hänge-Birke) auf den Stock gesetzt gegenwärtig bei der Finanzierung durch öffentliche wurden. Die von diesen Baumarten insbesondere in Fördermittel nur zum Teil ausgeglichen. Die Erhöhung den ersten Jahren nach der Kulturbegründung ausge- der Ausgangspflanzenzahlen, die Begründung eines henden positiven Wirkungen konnten somit nicht voll Vorwaldes oder der Mitanbau von Pionierbaumarten ausgeschöpft werden. Aufgrund des Regenerationspo- sollten zukünftig bei der Überarbeitung der Förder- tenzials der Baumarten (Stockausschläge) ist dieser richtlinien Berücksichtigung finden. Die im Vergleich Nachteil zum Teil in der nächsten Vegetationsperiode zur landwirtschaftlichen Nutzung erhöhten Risiken der ausgeglichen worden. Da die Höhenentwicklung der Aufforstung dürfen der Agrarförderung zumindest nicht Baumarten standortsspezifisch stark variiert und in nachstehen, um eine Erhöhung der Waldmehrung zu einzelnen Baumartenparzellen auch zukünftig noch erreichen.

Abb. 4.2.4.2.-3: Vergleich von verschiedenen Mäusegiften und Ausbringungsvarianten 2005

Ausgangssituation

Erfolgskontrolle 3 Wochen nach Bekämpfung

Abb. 4.2.4.2.-4: Vergleich von verschiedenen Mäusegiften und Ausbringungsvarianten 2006 Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 16:00 Uhr Seite 109

4. Ergebnisse 109

4.2.5. Wirkungsanalyse 4.2.5.1. Quantifizierung der Wirkungen von Erstaufforstungen auf den Oberflächenabfluss Jöran Zocher, Sven Sonnemann, Torsten Roch, Dirk-Roger Eisenhauer

Charakterisierung der Fläche

Die Erstaufforstung befindet sich auf dem Flurstück Tab. 4.2.5.1.-1: Kriterien für die Erstaufforstung zur 395 der Gemeinde Reinhardtsgrimma, Gemarkung Cun- Versuchsflächenanlage nersdorf und erfüllt die vom LFP bei der Flächenson- dierung vorgegeben Mindestanforderungen (vgl. Tab. Kriterien Anforderungen 4.2.5.1.-1). Forstorganisatorisch ist sie dem Forstbezirk Flächengröße 5–10 ha oder darüber Bärenfels/Revier Dippoldiswalde zugeordnet. Sie liegt Wasserregime möglichst ungestört im Einzugsgebiet der Müglitz in einer Höhelage von Nutzungsform langjährige landwirtschaftliche 355-410 m ü. NN. Die Fläche wurde für 25 Jahre vom Vornutzung Eigentümer an die Agrargenossenschaft Cunnersdorf Entwässerung über ein möglichst kleines Territorium verpachtet, die wiederum die Erstaufforstung vollzo- eines Teileinzugsgebietes gen hat (Abb. 4.2.5.1.-1).

Abb. 4.2.5.1.-1: Luftbildkarte mit Erstaufforstungsfläche (rot) Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 16:02 Uhr Seite 110

110 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Standortskartierung Baumartenzusammensetzung Die Standortskartierung ist eine wesentliche Voraus- Um repräsentative Aussagen für eine möglichst große setzung für eine geeignete Baumartenwahl bei der Erst- Gebietskulisse zu erlangen, wurden bei der Baumarten- aufforstung. Da für die ehemals landwirtschaftlich ge- auswahl folgende Prämissen gesetzt: nutzte Fläche keine forstliche Standortskartierung exis- – möglichst breites Baumartenspektrum, tiert, wurde diese im Zuge der Versuchsvorbereitung – eine für die Region im Rahmen des Waldumbaus und -planung durchgeführt. Für die Klassifizierung des bzw. der Waldmehrung typische Baumartenzusam- Standortes erfolgte die Anlage von mehreren Tastgru- mensetzung. ben sowie von drei Bodengruben am Unter-, Mittel- und Bei der Baumartenauswahl erfolgte ein Ausgleich zwi- Oberhang (Abb. 4.2.5.1.-2). schen den Belangen des Hochwasser- und Naturschut- Kartiert wurde eine Oelsengrunder Gneis-Braunerde zes mit den betrieblichen Interessen des Landnutzers (OgGn) mit einer mittleren Trophie und einer mäßig (vgl. Tab. 4.2.4.2.-1). Grundlage waren die Bestandes- trockenen bis mäßig frischen Wasserversorgung zieltypen-Richtlinie für den Staatswald des Freistaates (Stammstandortsformengruppen Uf-TM 2/OgGn-5 und Sachsen (LFP 2005a) sowie die Herkunftsempfehlungen Uf-TM 3/OgGn-6). Aufgrund der langjährigen acker- des Freistaates Sachsen für die Verwendung von Forst- baulichen Bewirtschaftung inklusive Düngung weist vermehrungsgut (LFP 2004c). Ausgehend von der der Bodenzustand eine kräftige Nährstoffversorgung Standortsamplitude der jeweiligen Baumart (DENGLER aus. Die physiologische Gründigkeit (durchwurzelbare 1992) und dem Standortsgradienten (Oberhang TM 3, Bodentiefe) beträgt am Oberhang 45 cm bzw. am Mittel- Mittel- und Unterhang TM 2) sowie zur Quantifizierung und Unterhang zwischen 55 und 75 cm. der baumartenspezifischen Wirkungen auf den Ober- Die Oelsengrunder Gneis-Braunerde repräsentiert mehr flächenabfluss wurden die verschiedenen Baumarten als 50 % der Gneisbraunerden im Wald in der säch- parzellenweise auf der Erstaufforstungsfläche verteilt sischen Standortsregion Mittelgebirge und kommt in (Abb. 4.2.5.1.-2). Die Ergebnisse der Erfolgskontrolle selbiger Standortsregion auf ca. 16 % der unvernässten sowie die Maßnahmen zur Erfolgssicherung sind Kapi- Waldstandorte vor. tel 4.2.4.2. zu entnehmen.

Abb. 4.2.5.1.-2: Flächengliederung Erstauf- forstung mit Klimastation und Messfeldern Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 16:03 Uhr Seite 111

4. Ergebnisse 111

Messkonzept Über die Erstaufforstungsfläche wurden drei Messfel- Um die mittel- bis langfristigen Untersuchungen über der verteilt (vgl. Abb. 4.2.5.1.-2). Sie sind in den Par- die Auswirkungen einer Aufforstung auf das Abfluss- zellen der Baumarten Trauben-Eiche, Rot-Buche und regime einer Fläche, die für eine funktional auf den Douglasie angelegt. Das vierte Messfeld liegt in der an- Hochwasserschutz gerichtete Waldmehrung repräsen- grenzenden, weiterhin landwirtschaftlich genutzten tativ ist, abschätzen zu können, erfolgte der Aufbau Ackerfläche. Es dient somit als Referenzmessfeld. einer hoch auflösenden Klimastation (Abb. 4.2.5.1.-3) Für die Untersuchung des Oberflächenabflusses wur- mit integrierter Messung des Oberflächenabflusses den drei Messanlagen mit je 10 qm Probefläche und (vgl. FEICHTINGER & SCHEIDL 2001, BIEGER 2002, einer Auffangeinrichtung mit einem Zählvolumen von LÜTKE ENTRUP 2003). Die Klimastation Schlottwitz 0,1 l in der Rotbuchenparzelle, der Douglasienparzelle ist Bestandteil des landesweit vom Staatsbetrieb Sach- und der Ackerfläche installiert (Abb. 4.2.5.1.-4). senforst unterhaltenen Netzes von Klimastationen. Fol- Da die Daten sowohl auf der Ackerfläche als auch in gende Parameter werden gemessen und mittels Funk- der Aufforstung ermittelt werden, sind vergleichende GSM übertragen: Aussagen zur Wirkung unterschiedlicher, i. d. R. auch – Windgeschwindigkeit, Windrichtung untereinander konkurrierender Landnutzungsformen (in 10 m Höhe), bei quasi-vergleichbaren Geotopmerkmalen möglich. – Lufttemperatur (in 2 m, 10 cm und 50 cm Höhe), Des Weiteren können die Versuchsergebnisse zukünf- – Globalstrahlung, PAR-Strahlung, tig für die Parametrisierung und Validierung von Ab- – Niederschlag, flussmodellen genutzt werden. – Bodentemperatur (in 10 cm und 30 cm Tiefe), Die Klimastation liefert Daten seit dem 22.04.2006. – Bodenfeuchte (in 30 cm Tiefe), Der Oberflächenabfluss wird seit dem 30.08.2006 auf- – Bodensaugspannung (in 30, 60, 80 cm Tiefe), gezeichnet. – Oberflächenabfluss.

Abb. 4.2.5.1.-3: Klimastation Schlottwitz Abb. 4.2.5.1.-4: Referenzmessfeld auf Ackerfläche Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 16:04 Uhr Seite 112

112 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Erste Ergebnisse 2007 und Diskussion nen (vgl. HOYNINGEN-HUENE 1983). Die Saugspan- nungswerte unter der Aufforstungsfläche nähern sich Der Temperatur- und Niederschlagsverlauf des Jahres nach den Trockenperioden im April und Juni denen 2007 zeigt deutliche Unterschiede zu den langjährigen unter dem Weizenbestand an und überschreiten diese Mittelwerten (Abb. 4.2.5.1.-5, Abb. 4.2.5.1.-6). Vor im Juli erheblich. Trotz der Niederschläge im Mai, die allem die vergleichsweise hohen Temperaturen und das deutlich über dem langjährigen Mittel lagen, und enorme Niederschlagsdefizit im April bewirkten ab Niederschlägen im Bereich des langjährigen Mittels im Mitte April einen angespannten Bodenwasserhaushalt Juli und August, wurde während des überwiegenden (Abb. 4.2.5.1.-7). Die Bodensaugspannung unter dem Teils der Vegetationsperiode eine für Forstpflanzen als Weizenbestand der Ackerfläche liegt deutlich über den kritisch angenommene Bodensaugspannung von in der Aufforstung gemessenen Werten. In dieser Ent- 500 hPa überschritten. Die Folge waren z. T. erhebliche wicklungsphase schöpft der Weizenbestand den Boden- trockenheitsbedingte Pflanzenausfälle, insbesondere wassergehalt weitaus stärker aus als die Forstpflanzen am schlechter wasserversorgten Oberhang (vgl. Kap. in ihrer Etablierungsphase. Zudem ist auch mit höhe- 4.2.4.2.). ren Interzeptionsraten des Weizenbestandes zu rech-

Abb. 4.2.5.1.-5: Niederschlag des Jahres 2007 im Vergleich zum langjährigen Mittel

Abb. 4.2.5.1.-6: Temperatur des Jahres 2007 im Vergleich zum langjährigen Mittel Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 16:05 Uhr Seite 113

4. Ergebnisse 113

Abb. 4.2.5.1.-7: Vergleich der Bodensaugspannungen zwischen Acker und Erstaufforstung

Abb. 4.2.5.1.-8: Vergleich des Oberflächenabflusses zwischen Acker und Erstaufforstung 2007

Wie Abbildung 4.2.5.1.-8 zeigt, war der Oberflächen- Cunnersdorf sei an dieser Stelle ausdrücklich für die abfluss auf der Ackerfläche im Jahr 2007 vor allem in vorbildliche Zusammenarbeit gedankt, ohne die ein sol- den Herbst- und Wintermonaten höher als auf der Auf- ches Experiment unmöglich wäre! forstungsfläche. Zu dieser Zeit lag der Boden unge- pflügt in Stoppeln und somit weitgehend vegetations- frei. Zur Ableitung von quantifizierbaren Aussagen (Trends) zwischen den beiden Nutzungsarten (Acker/Wald) ist jedoch ein längerer Versuchszeitraum notwendig (vgl. TOLDRIAN 1974, BUNZA 1978, LÜTKE ENTRUP 2003, FEICHTINGER 2007). Die vor- liegenden Ergebnisse bestätigen zunächst die Funk- tionalität der Versuchsanlage. Der Agrargenossenschaft Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 16:05 Uhr Seite 114

114 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

4.2.5.2. Vegetationskundliche und naturschutzfachliche Begleitung Eckehard-G. Wilhelm, Steffen Hilpert

Je nach Standort, Klima und „Startbedingungen“ kön- 80 %) und hohe Artenzahlen. Die Artenzahlen sind nen Vegetationsentwicklungen auf Erstaufforstungs- von 2006 zu 2007 im Mittel der einzelnen Aufnahme- flächen in völlig verschiedener Weise verlaufen (REIF flächen zwar von 31,8 auf 30 leicht abgesunken, aber 1997). Um festzustellen, welche Vegetationsverände- in der Summe aller Flächen von 54 auf 60 Arten ge- rungen sich nach Aufforstung des in Kapitel 4.2.5.1. stiegen. beschriebenen Ackerstandortes innerhalb von zwei Jah- Bei den Vegetationsaufnahmen wurde auch der An- ren vollzogen, wurden floristisch-vegetationskundliche flug der Gehölze in der Begleitvegetation der Auffors- Begleituntersuchungen durchgeführt. tung berücksichtigt. Bereits im 2. Jahr nach Anlage sind Die Aufforstung entstand auf einem zuvor konven- Hänge-Birke und Sal-Weide in der Strauchschicht mit tionell bewirtschaften Getreideacker. Nach der letzten hoher Stetigkeit vertreten. In der Naturverjüngung wur- Ernte (2005) vor der Pflanzung (Herbst 2005 und Früh- den weiterhin Berg-Ahorn, Esche, Sommer-Linde und jahr 2006) wurde die Fläche nicht umgepflügt. Es Zitter-Pappel nachgewiesen. erfolgte lediglich die Pflanzbettvorbereitung. Bemerkenswert ist das Auftreten von gefährdeten Die Vegetationsaufnahmen wurden im Sommer 2006 Pflanzenarten Sachsens (nach Roter Liste, SCHULZ und 2007 durchgeführt (Methodik wie in Kap. 4.1.4. 1999) in beiden Aufnahmejahren (Kategorie 3: Flug- beschrieben, aber Größe der Aufnahmeflächen 100 m2). Hafer, Acker-Filzkraut, Acker-Gipskraut), die als ein- Die Aufnahmeflächen wurden an den drei Bodengru- jährige Arten bei fortschreitender Sukzession aber wie- ben des Ober-, Mittel- und Unterhangs in den Pflanz- der zurückgedrängt werden. quartieren TEI/HBU, RBU, GES und zusätzlich im Die Auswertung der Zeigerwerte (nach ELLENBERG Pflanzquartier DGL angelegt. Die erhobenen Daten dien- et al. 2001; Tab. 4.2.5.2.-2) bestätigt die bei den Boden- ten zur Charakterisierung der Vegetationsentwicklung. untersuchungen festgestellte kräftige Nährstoffversor- Folgende Parameter wurden ausgewertet: Deckungs- gung (Reaktions- und Nährstoffzahlen > 6). Zum Ver- grad, Individuenzahl, Zeigerwerte, Verhältnis Wald- gleich beinhaltet die Tabelle weitere von HILPERT und Nichtwaldarten, Lebensformen, ökologische Stra- (2004) ausgewertete Daten einer von KIENITZ (1935) tegietypen, Hemerobiespektren. angelegten und beschriebenen Versuchsfläche, welche Die Ergebnisse (Tab. 4.2.5.2.-1, Tab. 4.2.5.2.-2) bele- nach vorheriger landwirtschaftlicher Nutzung (zunächst gen ein Jahr nach Aussetzen der landwirtschaftlichen Acker-, danach noch einige Jahre Grünlandnutzung) ab Nutzung hohe Deckungsgrade der Krautschicht (über 1929 einer natürlichen Sukzession überlassen wurde.

Tab. 4.2.5.2.-1: Artenzahlen und Deckungsgrade auf den untersuchten Flächen (gefährdete Arten nach Roter Liste, SCHULZ 1999)

Mittelwert Summe Baumart TEI/HBU DGL RBU GES alle Flächen Aufnahmejahr 2006 2007 2006 2007 2006 2007 2006 2007 2006 2007 2006 2007 Gesamtartenzahl 29 30 28 29 37 35 33 26 31,8 30,0 54 60 Artenzahl Gehölze 4 43344564,04,3910 Anzahl gefährdete Arten Sachsen 2 11121101,50,823 Deckung SS (%) 2 21112101044 Deckung KS (%) 90 90 80 85 90 95 90 100 88 93 Deckung MS (%) 3 5 1055210274 Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 16:07 Uhr Seite 115

4. Ergebnisse 115

Aufnahmejahr 2006 2007 1933 1935 2003 Tab. 4.2.5.2.-2: Mittlere ungewichtete mittl. Lichtzahl 6,8 6,7 6,5 6,3 5,3 Zeigerwerte (nach ELLENBERG et al. mittl. Temperaturzahl 5,7 5,7 5,1 5,1 5,0 2001) in den Aufnahmejahren 2006 mittl. Kontinentalitätszahl 3,7 3,6 3,6 3,6 3,5 und 2007 (jeweils Mittelwert aus den mittl. Feuchtezahl 5,2 5,5 5,4 5,4 5,4 vier Aufnahmen) im Vergleich zu Aus- mittl. Reaktionszahl 6,3 6,1 5,1 4,9 4,1 wertungen von Versuchsflächen von mittl. Nährstoffzahl 6,2 6,3 4,4 4,3 5,2 KIENITZ (1935, aus HILPERT 2004)

Bis auf die Höhenlage („Kienitz“-Flächen in der mon- 2006 tanen Stufe) sind die Standortsbedingungen der Flä- 11,2% chen vergleichbar. 1,5% Das in den 1920er Jahren abweichende Bewirt- -0,0% schaftungsregime (keine Pestizidanwendung, gerin- B gere Düngergaben, Wechsel Acker/Grünland) spiegelt K1.1 14,3% sich auch in den Zeigerwerten wider. Die Reaktions- K1.2 und Nährstoffzahlen der aktuellen Aufforstungsflächen K2.1 liegen aufgrund des Düngungseffektes deutlich höher. K2.2 Die unterschiedliche Höhenlage zeigt sich in der Abwei- 7,0% K3 chung der Temperaturzahlen. Die Analyse der Anteile an Wald- und Nichtwald- arten (Zuordnung nach M. SCHMIDT et al. 2003) er- 66,0% gab, dass die Arten der Offenbiotope (K3) in beiden Aufnahmejahren den höchsten Anteil einnehmen (Abb. 4.2.5.2.-1, Abb. 4.2.5.2.-2). Im Aufnahmejahr 2007 sind gegenüber 2006 jedoch folgende Veränderungen er- Abb. 4.2.5.2.-1 und 4.2.5.2.-2: Qualitative Gruppenspektren kennbar: für den Anteil an Wald- und Nichtwaldarten in den Aufnah- – deutlicher Rückgang des Anteils an Arten der Of- mejahren 2006 und 2007 (B = Baumarten, K = Arten der fenbiotope (K3; z. B. Ausfall von Floh-Knöterich), Kraut- u. Moosschicht, 1.1 = vorwiegend im geschlossenen – Zunahme des Anteils an Arten, die auch im Wald- Wald, 1.2 = vorwiegend an Waldrändern u. auf Waldverlich- vorkommen, aber ihren Verbreitungsschwerpunkt tungen, 2.1 = im Wald wie im Offenland, 2.2 = auch im Wald, im Offenland haben (K2.2; z. B. Glatthafer, Vogel- aber Schwerpunkt im Offenland, 3 = Arten der Offenbiotope) Wicke), – starke Zunahme des Anteils an Arten, die im Wald wie im Offenland vorkommen (K2.1; z. B. Draht- 2007 Schmiele, Ruprechtskraut, Kriechender Hahnenfuß), – Zunahme des Anteils an Baumarten (B; z. B. Som- 13,8% mer-Linde). -1,0%

1,0% Für eine artenübergreifende Darstellung des Vegeta- B tionswandels eignen sich die qualitativen Lebensfor- K1.1 menspektren, die für die beiden Untersuchungsjahre K1.2 vergleichend analysiert wurden (Abb. 4.2.5.2.-3, Zu- K2.1 ordnung nach FRANK & KLOTZ 1990). Die Erstauffors- K2.2 tungs-Begleitvegetation zeichnet sich in den ersten bei- K3 den Jahren durch einen raschen Lebensformenwech- 25,7% sel aus. Während der Anteil sommerannueller Arten (Therophyten) von 44 % im Aufnahmejahr 2006 auf 30 % 47,5% im Jahr 2007 zurück ging (z. B. Ausfall von Gewöhn- 11,1% lichem Erdrauch, Hirtentäschel, Weißem Gänsefuß), er- höhte sich der Anteil zwei- und mehrjähriger sowie aus- dauernder krautiger Arten (Hemikryptophyten) im glei- Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 16:07 Uhr Seite 116

116 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Abb. 4.2.5.2.-3: Qualitative Lebensformenspektren in den Abb. 4.2.5.2.-4: Qualitatives Spektrum der Strategietypen in Aufnahmejahren 2006 und 2007 (t = Therophyten; g = Geo- den Aufnahmejahren 2006 und 2007 (c = Konkurrenz-Strate- phyten; h = Hemikryptophyten; p = Phanerophyten) gen; r = Ruderal-Strategen; cr = Konkurrenz-Ruderal-Strate- gen; cs = Konkurrenz-Stress-Strategen; sr = Stress-Ruderal- chen Zeitraum von 31 % auf 46 % (u. a. Hinzutreten von Strategen; csr = Konkurrenz-Stress-Ruderal-Strategen (inter- Rot-Straußgras). Die Veränderungen bei den Geophy- mediärer Typ)) ten (von 12 % auf 9 %) und Baum- und Straucharten (Phanerophyten; von 13 % auf 15 %) fielen erwar- Werden die Spektren der Hemerobiestufen (nach tungsgemäß deutlich geringer aus. FRANK & KLOTZ 1990) der Aufnahmejahre 2006 und Vegetationsentwicklungen lassen sich auch durch 2007 (Abb. 4.2.5.2.-5, Abb. 4.2.5.2-6) verglichen, sind die Abfolge verschiedener ökologischer Strategiety- deutliche Veränderungen sichtbar. Während sich der pen (Abb. 4.2.5.2.-4, Zuordnung nach FRANK & KLOTZ prozentuale Anteil der Arten oligo- und mesohemero- 1990) beschreiben. Das Vorherrschen einer bestimm- ber Biotope vergrößert (z. B. Sommer-Linde, Draht- ten Strategie ist dabei unter anderem besonders von Schmiele) und der Anteil der β-euhemeroben Stufe der Produktivität des Standortes abhängig (GRIME nahezu gleich bleibt, verringern sich die Anteile von 1979). Für den aufgeforsteten, nicht umgebrochenen Arten der α-euhemeroben und polyhemeroben Bioto- Ackerstandort kann eine hohe Produktivität aufgrund pe (z. B. Saat-Gerste, Weißer Gänsefuß). Damit weisen des Nährstoffreichtums infolge der vorherigen Nutzung die Ergebnisse bereits zwei Jahre nach Aufforstung auf unterstellt werden. Aber anders als erwartet (vgl. eine Abnahme des Kultureinflusses hin. DIERSCHKE 1994, REIF 1997) dominieren im ersten Für die Naturnähebewertung der Gehölzschicht Aufnahmejahr nicht die Ruderal-Strategen, sondern wurden die Baumartenanteile der Pflanzung lt. Pflanz- konkurrenzstarke Ruderal-Strategen und Konkurrenz- plan und der von DENNER (2007) in Anlehnung an Strategen. Bereits im darauf folgenden Jahr treten die SCHMIDT et al. (1994), LAF (1996b), SCHIRMER (1998), Ruderal-Strategen (z. B. Floh-Knöterich, Hirtentäschel) BARTHA (2003) und WINKEL et al. (2005) entwickelte zugunsten der Konkurrenz-Strategen (z. B. Gewöhn- Bewertungsschlüssel verwendet. Als naturnah wurde liche Quecke, Schweden-Klee, Vogel-Wicke) zurück. die Gehölzartenzusammensetzung des Hainsimsen- Die Zuordnung von Hemerobiestufen (Grad des Kul- Eichen-Buchenwaldes angenommen, der für Uf-TM2 tureinflusses der von den Arten besiedelten Standor- und Uf-TM3-Standorte (vgl. Kap. 4.2.5.1.) typisch ist. te) basiert auf dem Vorkommen bzw. dem Fehlen der Der Bewertungsschlüssel fokussiert nicht ausschließ- Arten in mehr oder weniger naturnahen bzw. natur- lich auf die pnV, sondern berücksichtigt das natürliche fernen Biotopen bzw. Pflanzengemeinschaften. Dies ist Vegetationspotenzial nach SCHMIDT (1998) und damit möglich, da die Hemerobiestufen durch anthropogene auch die Pionier- und Zwischenwaldgehölze (vgl. DEN- Merkmale und typische Lebensgemeinschaften cha- NER 2007). rakterisiert werden. Die Auswertung der Hemerobie- Nach diesem Ansatz ist die Aufforstung zum jetzi- stufenamplituden erfolgte über eine Gewichtung der gen Zeitpunkt als bedingt naturfern einzuschätzen. jeweiligen Hemerobiestufe nach deren Anteil an der Werden andere Bewertungsschlüssel herangezogen, er- Gesamtamplitude einer Art. Wurden einer Art zwei geben sich davon abweichende Ergebnisse. So würde Hemerobiestufen zugeordnet, erfolgte die Wichtung je- die Aufforstung nach LAF (1996b) als „ziemlich natur- der Hemerobiestufe mit 0,5 (KLOTZ & KÜHN 2002). nah“, nach BMVEL (2004) als „naturnah“ oder nach Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 16:08 Uhr Seite 117

4. Ergebnisse 117

LWF und LU (1996) als „mäßig naturfern, aber in Ent- wicklung“ einzustufen sein. Ausschlaggebend dafür ist die unterschiedliche Bewertung des Anteils der nicht- einheimischen, wenn auch als standortsgerecht zu be- urteilenden Baumart Douglasie (24 %). Die Ergebnisse der standortskundlichen (Kap. 4.2.5.1.) und vegetationskundlichen Untersuchungen lassen erkennen, dass die Aufforstung zum überwie- genden Teil zu naturschutzfachlich wertvollen Bestän- den bis hin zu FFH-Lebensraumtypen (9110 Hainsim- sen-Buchenwald, LFUG 2005a) entwicklungsfähig ist.

Fazit Mit den vorliegenden Untersuchungen konnten nur die Auswirkungen der Ackeraufforstung auf die Gefäß- pflanzen und epigäischen Moose im Verlaufe von zwei Jahren analysiert werden. Festgestellt wurden deutliche Abb. 4.2.5.2.-5 und 4.2.5.2.-6: Qualitative Spektren der Veränderungen in den Deckungsgraden, Artenzahlen Hemerobiestufen in den Aufnahmejahren 2006 und 2007: und der Artenzusammensetzung der Vegetation. Her- o = oligohemerob (schwacher Kultureinfluss) vorzuheben sind die Entwicklung einer nahezu ge- m = mesohemerob (mäßiger Kultureinfluss) schlossenen Bodenvegetation sowie Anflug und Etab- b= β-euhemerob (starker Kultureinfluss) lierung von Baumarten der Pionier- und Zwischen- c=α-euhemerob (anhaltend starker Kultureinfluss) waldstadien bodensaurer Buchenmischwälder. Solche p = polyhemerob (sehr starker Kultureinfluss) Entwicklungen müssten zukünftig wesentlich stärker in die zeitliche Einordnung von Erstaufforstungen in- tegriert werden. Bei entsprechenden Potenzialen wür- den damit Risiken der zuvor landwirtschaftlich ge- nutzten Freifläche von einer ausgeprägten Konkurrenz der Bodenvegetation gegenüber den gepflanzten Baum- arten über die Entstehung von Mäusehabitaten bis zur Milderung von Wirkungen des Freiflächenklimas – „kleiner Schirm“ – wesentlich vermindert (vgl. Kap. 4.2.4.2.). Vegetationsökologische Gruppenspektren (Wald- und Nichtwaldarten, Lebensformen, ökologische Strategie, Hemerobie) bringen zum Ausdruck, dass die Vegeta- tion in den ersten beiden Jahren nach der Aufforstung einem raschen Wandel unterliegt, der den verringer- ten Kultureinfluss dokumentiert. Darauf lassen z. B. der Rückgang typischer Offenlandarten und die Zu- nahme von Arten, die im Wald wie im Offenland vor- kommen, der Rückgang von Therophyten zu Gunsten der Hemikryptophyten, die Zunahme konkurrenzstar- ker Arten und der Rückgang an Arten, die Standorte höherer Hemerobie besiedeln, schließen. Es sind jedoch längerfristige Begleituntersuchungen zur Auswirkung der Erstaufforstung auf die Vegetation notwendig, wenn weitergehende und gesicherte Aus- sagen zur Vegetationsdynamik und zum Naturschutz- wert getroffen werden sollen. Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 16:08 Uhr Seite 118

118 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

4.2.6. Ausblick Jöran Zocher, Sven Sonnemann, Torsten Roch, Dirk-Roger Eisenhauer

Sechs Jahre nach der verheerenden Hochwasserkata- Aufgrund des erheblichen Konfliktpotenzials zwischen strophe an der Elbe und ihren Nebenflüssen konnten und zu den Interessen der verschiedenen Landnutzer im Rahmen des DBU-Projektes im Einzugsgebiet von muss unter den gegenwärtigen Rahmenbedingungen Müglitz, Gottleuba und Seidewitz durch die Umsetzung konstatiert werden, dass eine auf den präventiven Hoch- konkreter Maßnahmen wichtige Initiale für eine hoch- wasserschutz gerichtete Waldmehrung großflächig wasserschutz- und naturschutzgerechte Waldmehrung nicht realisierbar ist. Damit ist die Waldmehrung vor geschaffen werden. Darüber hinaus sind durch die wis- allem ein Instrument einer lokal eng begrenzten Ab- senschaftliche Begleitung kurz- bis langfristig quanti- flussregulation (vgl. Kap. 5., Kap. 6.). fizierbare Aussagen über deren Wirkungspotenziale möglich.

Aus den vorhandenen Ergebnissen wurden für Land- eigentümer und -bewirtschafter einzelne Handlungs- leitlinien (z. B. in Form von Merkblättern, Informa- tionsbroschüren, vgl. Kap. 4.2.7.) erstellt, die sie von der Planung bis zur konkreten Umsetzung unterstüt- zen.

4.2.7. Maßnahmensteckbrief und Informationsblatt Erstaufforstung

Maßnahmensteckbrief Erstaufforstung vertretern und anderen an Erstaufforstung interes- sierten Personen gewonnen werden konnten. Wie im Kapitel 4.1.5. für den Waldumbau beschrieben, Neben rechtlichen und fördertechnischen Fragen wurde im Rahmen des DBU-Projektverbundes eine werden auch konkrete Umsetzungshinweise nebst zu Checkkarte sowie ein Maßnahmensteckbrief zur Erst- erwartenden Kosten gegeben. Überdies liegt ein Schwer- aufforstung erarbeitet (vgl. nachfolgende Seiten, punkt auf der Erläuterung von hochwasserschutz- und RICHERT et al. 2007a, http://www.dbu.de/wasser-land- naturschutzrelevanten Fragestellungen. Ein Informa- schaft). tionsblatt wird durch den Staatsbetrieb Sachsenforst ab 2008 herausgegeben und ist die Grundlage für be- Informationsblatt Erstaufforstung ratende Gespräche durch die im Privat- und Körper- schaftswald tätigen Revierleiter. Wesentliches Ziel des DBU-Projektes war die Erstel- lung von speziellen Handlungsleitlinien für eine kon- krete Maßnahmenumsetzung durch die Flächenbe- wirtschafter bzw. Eigentümer (vgl. Kap. 4.1.5.). Auf- bauend auf dem „Leitfaden Erstaufforstung“ (SML 1996a) wurde eine Informationsbroschüre zur „Erst- aufforstung“ erarbeitet. Bei der inhaltlichen Gestaltung flossen Ergebnisse mit ein, die aus den Gesprächen mit Landwirten, Eigentümern, Naturschützern, Behörden- Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 16:08 Uhr Seite 119

4. Ergebnisse 119 Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 16:09 Uhr Seite 120

120 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung … Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 18:31 Uhr Seite 121

4. Ergebnisse 121

4.3. Auenrenaturierung und -gestaltung 4.3.1. Renaturierung von Fließgewässern und deren Auen als Beitrag zum vorbeugenden Hochwasserschutz und Naturschutz Eckehard-G. Wilhelm, Dirk Wendel, Peter A. Schmidt

Die Auen als natürliches Hochwasserbett von Fließge- rialreichen, silikatischen Mittelgebirgsbächen und den wässern (SCHÜLER 2003) sind durch das verheeren- silikatischen, fein- bis grobmaterialreichen Mittelge- de Hochwasser im August 2002 wieder in den Blick- birgsflüssen. Ihr Oberflächenwasserkörper wird nach punkt des öffentlichen Interesses gerückt. Deutlich der mit dem Bewertungssystem der WRRL abge- wurde, dass ein ausschließlich auf die technische stimmten Bestandsaufnahme des Zustandes der Ge- Sicherung ausgelegter Hochwasserschutz nicht aus- wässer als teils natürlich bzw. teils erheblich verändert reichen wird, Hochwasserschäden dauerhaft zu mini- eingeschätzt (LFUG 2005b). mieren (vgl. Kap. 2., Kap. 3.4., DICKHAUT et al. 2005). Die Bestandsaufnahme ergab weiter, dass die Errei- Eine Renaturierung von Fließgewässern und ihrer chung der Umweltziele der WRRL bis zum Jahr 2015 Auen dient sowohl dem präventiven Hochwasserschutz in Sachsen ohne zusätzliche Maßnahmen nur für (Flächenvorsorge) als auch dem Naturschutz (z. B. 15 % der Oberflächenwasserkörper wahrscheinlich, für Arten-, Biotopschutz, Biotopverbund). Unter den ent- 54 % dagegen unwahrscheinlich und im Falle von 31 % scheidenden positiven Wirkungen, wie sie für ver- wegen fehlender Daten noch unklar ist. Während die schiedene Flusssysteme (vgl. GUNKEL 1996, GÖTTLE Gewässergüte in den meisten Fließgewässern in den 2006, KONOLD 2006, SCHABER-SCHOOR 2007) letzten Jahren deutlich verbessert werden konnte, ist Deutschlands herausgestellt wurden, seien beispiel- der Zustand des Gewässerbettes, der Sohle, des Ufers haft genannt: und besonders der Aue in der Regel noch mangelhaft. – erhöhter Wasserrückhalt in den Auen und Dämp- Die Situation verbesserte sich nur teilweise durch Re- fung des Hochwasserspitzenabflusses, naturierungsmaßnahmen, wie die Recherche von – Rückhaltung von Treibgut (Kap. 3.4.), verringerte HEBEL (2007) für Sachsen zeigte. Die Ursachen für die- Fließgeschwindigkeiten sowie Erosions- und Sedi- sen unbefriedigenden Zustand sind vielfältig (vgl. mentationsprozesse, RICHERT et al. 2007b, WERTH 2008), u. a.: – höhere Struktur- und Funktionsvielfalt gewässer- – fehlende Flächenverfügbarkeit, und auentypischer Lebensräume. – vielfältige Eigentums- und z. T. seit Jahrhunderten Die Renaturierung von Fließgewässern und ihrer bestehende Nutzungsrechte, Auen sind zwar Bestandteil von Hochwasserschutz- – geringe Akzeptanz von Renaturierungsmaßnahmen konzepten (SOCHER et al. 2006) und der Hochwasser- bei den Anliegern, schutzstrategie des Freistaates Sachsen (SMUL 2007b), – Überlagerung und Unsicherheiten bei behördlichen was sich jedoch z. Z. in der Prioritätenliste des Frei- Zuständigkeiten, staates Sachsen unzureichend widerspiegelt (SMUL – zu wenige und oft schwer zugängliche finanzielle 2007b, LFUG 2005b). Mittel. Fließgewässer und deren Auen wieder in einen Während der Projektlaufzeit sollte eine Verbesserung naturnäheren Zustand zu versetzen, ist ebenfalls zen- des oben kurz dargestellten unbefriedigenden Zustan- traler Ansatz der Europäischen Wasserrahmenricht- des durch das Arbeitspaket „Auenrenaturierung“ ini- linie (WRRL), die das anspruchsvolle Ziel verfolgt, bis tiiert werden. Es beinhaltete die folgenden vier Maß- zum Jahr 2015 für alle Gewässer in der Europäischen nahmenkomplexe, die sich an den Hochwasserschutz- Gemeinschaft einen „guten ökologischen Zustand“ konzepten (z. B. PROWA INGENIEURE DRESDEN 2003) zu erreichen (vgl. TILLICH 2005). und den Leitlinien der DBU orientierten (STOCK 2003). Die (im Rahmen der EU-WRRL erfassten) Fließge- wässer im Projektgebiet gehören zu den grobmate- Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 18:32 Uhr Seite 122

122 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

1. Sicherung der Flächen mit (wiederentstandenen) – Aufnahme in den Regionalplan Oberes Elbtal/Osterz- auentypischen Strukturen gebirge als Prioritätenliste (Beteiligungsentwurf, 1. Gesamtfortschreibung, Stand 7/2007), Es zeigte sich, dass ein ökologisch günstigerer Zustand – Sicherung naturnaher Auenbereiche durch zahlreicher Gewässer schon allein dadurch erreicht Schutzgebietsausweisungen (HACHMÖLLER et al. werden kann, wenn die von der Natur gegebenen Ent- 2002) und durch Grunderwerb. Ein Vertrag zwischen wicklungsmöglichkeiten genutzt und nicht kosten- der Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH intensiv ausgeschaltet werden (DRL 1989, SCHLEGEL (BVVG) und der Sächsischen Landesstiftung Natur 2002, WILHELM & KRAMER 2002). Durch die Eigen- und Umwelt (LANU) steht kurz vor der Unterschrift dynamik der Gewässer entstehen dann vielfältig struk- (STANETZKY 2008 mdl.). turierte Fließgewässer einschließlich ihrer Auen (Kap. 4.3.2.). Dies setzt allerdings voraus, dass die natür- 2. Gewährleistung von mehr Raum für die Fließ- lichen Prozesse zumindest in wesentlichen Teilen wie- gewässer der zugelassen werden (z. B. geschiebeverursachtes Zu- sedimentieren bestimmter Abschnitte des Gewässer- Steht dem Gewässer mehr Raum zur Verfügung, kann bettes als Voraussetzung für eine Furkation). Während es sein Bett selbst ausbilden. Entstehung und Entwick- der Projektlaufzeit wurde die Sicherung entsprechen- lung der Auen werden in bestimmten Bereichen des der Flächen durch ein Bündel von Maßnahmen einge- Fließgewässers der Natur weitgehend selbst überlas- leitet: sen. In Abhängigkeit vom Gewässertyp kann das Ge- – Erfassung von neu entstandenen, seit Jahrzehn- wässer zur Furkation, zur Streckung bzw. zur Mäan- ten erstmals wieder vorkommenden auentypi- drierung neigen. Dieser Schritt ist mit erheblichen Ein- schen Strukturen (HACHMÖLLER et al. 2002, griffen in die in Kultur genommenen Flächen verbunden SCHMIDT et al. 2003b, vgl. Kap. 4.3.2.), und verlangt nicht nur gezielte Bodenpolitik (u. a. An- – Aufnahme in das Hochwasserschutzkonzept kauf, Pacht), sondern auch angemessene Ausgleichs- (PROWA INGENIEURE DRESDEN 2003), und Entschädigungsregelungen. Je größer der Flä-

Abb. 4.3.1.-2: Die Wassermassen im Mordgrund flossen über das benachbarte Grünland (das ursprüngliche Gewässerbett) ab und hinterließen großflächig Schotter- flächen –zumindest in dieser Ausdehnung seit Jahr- zehnten im Osterzgebirge nicht mehr beobachtete Biotoptypen.

Abb. 4.3.1.-1: Das im 19. Jahrhundert künstlich verlegte Bachbett des Mordgrundbaches wurde vollständig zugeschottert. Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 18:32 Uhr Seite 123

4. Ergebnisse 123

chenpool, umso höher ist der Beitrag für eine nach- – Rückbau von Verrohrungen, haltige Sicherung der Funktionsfähigkeit des Natur- – Schaffung natürlicher Gewässersohlenstruktur, haushaltes und sind die Wirkungen für den präven- – Erhöhung ausgespülter Gewässersohlen, tiven Hochwasserschutz und den Naturschutz. – Anbindung ehemaliger Mühlgräben und Altarm- Der Landesverein Sächsischer Heimatschutz hat strukturen an das Gewässerbett sowie Profilierung dafür Eigentumsflächen zur Verfügung gestellt, z. B. einer Ausgleichsstrecke, zur Wiederherstellung des natürlichen Gewässerlau- – Fällung von einzelnen Fichtenbeständen am Gott- fes und zur Wiedervernässung von Grünland am Mord- leubaufer und Entwicklung zu naturnahen Bestän- grundbach (Abb. 4.3.1.-1, Abb. 4.3.1.-2) oder zur Durch- den (Sukzession). führung von Maßnahmen an der oberen Gottleuba. 4. Forstliche Maßnahmen zur Entwicklung von 3. Hochwasserschadensbeseitigung und Renatu- Bachauenwäldern rierung an der oberen Gottleuba Abbildung 4.3.1.-3 vermittelt einen Eindruck poten- Durch die frühzeitige Einbeziehung des LSH als Eigen- zieller Geschiebe-, Abfluss- und Überschwemmungs- tümer, der LTV als Bauherr, der projektbegleitenden dynamik in den Auen mit künstlich begründeten Fich- Arbeitsgruppe sowie der zuständigen Behörden/Fach- tenbeständen. Die durch das Hochwasser abgetriebe- ämter (Forst, Naturschutz, Wasser) konnten konkrete nen Fichtenstämme führten zu Verklausungen an Lösungen zur Hochwasserschadensbeseitigung unter Brücken (vgl. Kap. 3.4.) und sind teilweise bis in die Beachtung des präventiven Hochwasserschutzes und Trinkwassertalsperre Gottleuba transportiert worden. dem Ziel einer Renaturierung geplant und teilweise Sie waren ein immenses Gefahrenpotenzial. Anders umgesetzt werden (Kap. 4.3.3.). Dazu gehörten folgende stellt sich die Situation bei den wenigen naturnahen Maßnahmen: Fließgewässerabschnitten mit Baumarten des natür- – Abflachung von Böschungen, lichen Vegetationspotenzials dar, wo es zu deutlich ge-

Abb. 4.3.1.-3: Die Wucht des Wassers ließ ganze Fichtenbestände an der Gottleuba abtreiben. Deutlich zu sehen sind Ufer- abbrüche am Prallhang und im Vordergrund großflächige Schotterinseln.

Abb. 4.3.1.-4: Renaturierter Bachlauf der oberen Gottleuba Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 18:32 Uhr Seite 124

124 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

ringeren Schäden durch das Hochwasser 2002 ge- Bei Pflanzungen kam insbesondere in Gewässernähe kommen ist. die Schwarz-Erle zum Einsatz. Das fein verzweigte Wur- Die Entwicklung von Bachauenwäldern wurde durch zelnetz der Schwarz-Erle dringt mit kräftigen Senker- folgende Maßnahmen initiiert (vgl. Kap. 4.1., Kap. wurzeln tief in den Boden ein, oft bis unter den Saum 4.3.4.): des geschlossenen Grundwasserstandes. Es verankert – Sukzession nach kompletter Entnahme bachnaher den Baum im nassen, weichen Untergrund. Erlen lie- Bestände aus Gewöhnlicher, Stech- und Omorika- fern eine stickstoffreiche, leicht zersetzliche Streu. Fichte, Unter ihrem Schirm bildet sich deshalb i. d. R. eine – sofortiger Waldumbau von Altbeständen aus Ge- dichte Bodenpflanzendecke, die ihrerseits positiv auf wöhnlicher Fichte an temporären kleinen Fließge- den Humuszustand wirkt (HARTIG 1989). Damit sind wässern durch Femelung und Pflanzung (vgl. Kap. Erlenbestände zur Uferstabilisierung, zum Sediment- 4.1.3.) sowie von Jungbeständen aus Stech-Fichte und und Treibgutfang besonders geeignet. In Gewässerfer- Schwarz-Kiefer in der Gottleubaaue durch Auflich- ne kommen auch andere tiefwurzelnde Baumarten tung und Pflanzung, wie Berg-Ahorn, Berg-Ulme oder Gewöhnliche Esche – langfristiger Waldumbau nach Stabilisierung von Be- hinzu. ständen aus Gewöhnlicher Fichte in der Gottleu- baaue durch Pflegemaßnahmen.

4.3.2. Offenbereiche in den Auen als Teil der natürlichen Dynamik Jana Planek, Dirk Wendel, Eckehard-G. Wilhelm

Das Hochwasser 2002 bewirkte in den vergleichsweise und Einzelflächen zwischen 0,6 und 10,8 ha als hoch- dicht besiedelten Tälern des Osterzgebirges katastro- wertige Biotope erfasst und in eine vom StUFA Rade- phale Schäden an Gebäuden und Verkehrsanlagen. beul für das Osterzgebirge und dessen Vorland erstell- Augenscheinlich war die enorme Erosionskraft des Was- te Prioritätenliste aufgenommen werden (HACHMÖL- sers, verursacht durch extreme Abflüsse. In Verbin- LER et al. 2002). Ein erster Schritt zur Sicherung erfolgte dung mit der langen Dauer des Hochwasserereignis- durch die Aufnahme in das Hochwasserschutzkonzept ses stellte sich eine ausgeprägte Geschiebedynamik des Freistaates Sachsen (PROWA INGENIEURE DRES- ein, welche die Gebirgsauen auf erheblichen Strecken DEN 2003). Ökologische Untersuchungen und natur- umgestaltete. Wie bei den Extremhochwässern von schutzfachliche Bewertungen der Schotterflächen für 1897, 1927, 1957/58 bildeten sich wildbachartige Struk- das Projektgebiet lagen bisher nicht vor. In das Projekt turen, wie sie für Naturlandschaften typisch sind. Sie wurde deshalb eine Diplomarbeit integriert, die auf standen zwangsläufig in einem starken Kontrast zur Grundlage vegetationskundlicher Untersuchungen Zu- kultivierten Aue, deren Flussläufe über viele Jahrhun- stand und Perspektive solcher Flächen analysieren so- derte zur Gewinnung von Wirtschafts- oder Verkehrs- wie – durch Vermarkung – die Grundlage für ein lang- fläche, als Holzflöße oder zur Wasserkraftnutzung weit- fristiges Monitoring schaffen sollte (PLANEK 2005). gehend begradigt, verlegt und befestigt wurden. In der Schwerpunkt waren Schotterflächen – flächenhafte, Vergangenheit galten naturnahe Strukturen eher als fluviale Akkumulationen von Geschiebe außerhalb des „trostlose tote Steinwüsten“ (MARSCHNER 1927). Sie Gewässerbettes, also in der Aue. wurden mit hohem Aufwand beseitigt und kultiviert (Abb. 4.3.2.-1, Abb. 4.3.2.-2). Nach dem Hochwasser 2002 blieben einige wenige Gewässerabschnitte unberäumt. Davon konnten 25 Ge- wässerabschnitte mit einer Gesamtfläche von ca. 70 ha Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 18:34 Uhr Seite 125

4. Ergebnisse 125

Abb. 4.3.2.-1: Gottleuba um 1800 – Abb. 4.3.2.-2: Trebnitzgrund – Bachgabelung und Schotterfläche nach dem Hoch- bereits kultivierte Aue, aber noch mit wasser 2002 (links), Zustand nach Wiederherstellung von Weg und Bachlauf 2005 mehreren Gerinnen (Sächsisches (rechts). Ausschnitt aus dem DOP 2002 und DOP 2005 Meilenblatt)

Lage der Untersuchungsflächen

Die Untersuchung fand in Auenbereichen an vier aus- gewählten Fließgewässern des Projektgebietes (Seide- witz, Trebnitz, Gottleuba, Bahre, vgl. Abb. 4.3.2.-3) statt. Die Quellgebiete der Fließgewässer und ein Großteil ihrer Laufstrecken liegen im Osterzgebirge. Bis auf das untere Seidewitztal (180 m ü. NN) befinden sich alle betrachteten Auenabschnitte in Höhen zwischen 300 und 370 m ü. NN.

Methodik

Für die Untersuchungen kam das in Abbildung 4.3.2.- 4 dargestellte Methodenspektrum zur Anwendung. Die Untersuchungsflächen wurden in einem ersten Schritt standörtlich – hinsichtlich der abgelagerten Substrat- mächtigkeit und -fraktionen – gekennzeichnet. Die Er- hebung der Vegetationsdaten erfolgte nach der Tran- sektmethode, da die Probeflächen in einer Reihe ortho- gonal zum Fließgewässer angeordnet wurden und damit einen räumlich-ökologischen Gradienten beschreiben (FISCHER 2002). Im Transekt erfolgte die Erfassung Abb. 4.3.2.-3: Ausschnitt aus der TK 100 – Blatt C5146. Die der Biotoptypen (nach LFUG 2003), eine Zeichnung von roten Punkte markieren jeweils 1 bis 2 Untersuchungs- Profilschnitten sowie Vegetationsaufnahmen nach flächen Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 18:34 Uhr Seite 126

126 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Dokumentenanalyse Feldarbeit Befragung

Vergleich von Substrat- Vegetations- Leitfadenorientiertes historischen charakterisierung aufnahmen Expertengespräch und aktuellen Schotterflächen Karten

Vegetationskund- Naturschutz- liche Analyse fachliche Interpretation Bewertung

Abb. 4.3.2.-4: Methoden- Entwicklungsprognose und Erarbeitung von Grundlagen spektrum für die Analyse für naturschutzfachliche Entwicklungskonzeption und Bewertung von Schotter- flächen

BRAUN-BLANQUET, wobei eine erweiterte Skala zur Erosions- oder Sedimentationsschwerpunkte zudem Schätzung der Artmächtigkeit zur Anwendung kam talwärts verlagern (vgl. LFUG 2004). Es bildete sich (vgl. DIERSCHKE 1994). Zusätzlich wurde das Trans- eine Vielzahl neuer Strukturen. Bestand die Umgebung ekt und seine nähere Umgebung skizzenhaft in Auf- des Gewässers aus gröberem, wenig bindigem und sichten festgehalten. Die daraus resultierenden Daten leicht zu erodierendem Material, setzte eine starke wurden als Basis für eine gutachterliche Bewertung Seitenerosion ein. Das abtransportierte Material wur- nach Naturschutzkriterien (Seltenheit und Gefährdung, de später in der angrenzenden Aue als Schotterfläche Vielfalt, Regenerierbarkeit, Natürlichkeit, rechtlicher („Übersarung“) abgelagert. Hochwasser und Material- Schutz) genutzt. Die Beurteilung des Naturschutzwer- bewegung veränderten das Gewässerprofil. Es bilde- tes der Schotterflächen erfolgte in Anlehnung an MAR- ten sich Sand-, Kies- und Schotterbänke sowie lang ge- GULES (1994). Wichtige Voraussetzung, um Vorstel- streckte Uferabbrüche, Flach- und Steilufer (Abb. 4.3.2.- lungen für den Umgang mit den Schotterflächen zu 5). Führten Hindernisse, geringere Neigung, eine erarbeiten, war ein leitfadenorientiertes Experten- breitere Aue oder ein Ausbrechen des Stromes zu gespräch. Die Befragung sollte einen Einblick in die einer verringerten Transportkraft des Wassers, kam es Meinungen und Handlungsabsichten der Akteure ge- zu verstärkten Ablagerungen im Gewässerbett, wel- ben, die Einfluss auf den Umgang mit den Schotterflä- ches im Extremfall auf größeren Strecken komplett ver- chen haben oder haben könnten. füllt wurde. Es entstanden abgeschnittene Altläufe. Zugleich vergrößerten sich dann in der Umgebung die Ergebnisse ohnehin starken Erosionsprozesse. Vor allem in dem – im Vergleich zum Wald – erosionsanfälligeren Auen- Dokumentenanalyse: Schotterflächen als Teil grünland bildeten sich Tümpel, Anrisse, Kolke bis hin natürlicher Auenstrukturen und -dynamik zu einem oder mehreren neuen und sich aufgabelnden Gewässerbetten, teils wurden auch Uferwälle aufge- Im Jahr 2002 zeigte sich drastisch, dass Gestalt und worfen. Durch die Aufweitung des Fließgewässers ent- Dynamik von Fließgewässern und ihren Auen wesent- standen zudem Stillwasserzonen, in denen feiner lich von Hochwässern bestimmt werden. In einzelnen Schlick sedimentierte (HACHMÖLLER et al. 2002, LFUG Talabschnitten überwogen, je nach Relief, Erosions- 2004, eigene Beobachtungen). oder Sedimentationsprozesse. Die Geschiebeprozesse erreichten insgesamt ein Ausmaß, das in alten Gebir- Biotoptypen der untersuchten Auenabschnitte gen mit einem geringen Geschiebepotenzial an der Tal- sohle vergleichsweise selten beobachtet wird. So wur- In den Transekten wurden die Biotoptypen „Grünland de die Erosionsmenge an der Müglitz auf 310 000 m3, frischer Standorte“, „Feuchtgrünland“, „Uferstauden- die Sedimentationsmenge auf 160 000 m3 geschätzt. flur“, „Graben“, „Schotterfläche“, „Auengebüsch“ und Durch die lange Dauer des Hochwassers konnten sich „Auwald“ festgestellt. Sie nehmen in den 77 Probeflä- Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 18:35 Uhr Seite 127

4. Ergebnisse 127

Abb. 4.3.2.-5: Schotterflächen als Teil naturnaher Auenstrukturen

Schotterfläche an der Gottleuba

Sedimentiertes, abgeflachtes und verbreitertes Gewässerbett der Gottleuba als Ausgangspunkt der o. g. Schotterflächenbildung

Gewässergabelung an der Bahre unterhalb einer Schotterfläche Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 18:35 Uhr Seite 128

128 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Abb. 4.3.2.-6: Aufsicht der untersuchten Auenabschnitte im Trebnitzgrund (links) und Gottleubatal (rechts), Abbildung aus PLANEK (2005)

chen ungleiche Flächenanteile ein. Die Horizontal- ben sich die Verhältnisse zugunsten der feineren Frak- struktur der fünf Untersuchungsstandorte ist sehr tionen („Kiese/Gruse“, „Feinboden“) – eine Folge ab- variantenreich. So verfügt der untersuchte Abschnitt nehmender Transportkraft des Wassers. der Trebnitz im Gegensatz zur Probefläche an der Gott- leuba über eine klar ausgeprägte Gewässerverzwei- Flora und Vegetation der Schotterflächen gung und ein komplexes Biotopmosaik (Abb. 4.3.2.-6). Bei geringer Abflussfülle (z. B. bedingt durch kleine Im Jahr 2004 wurden 24 Probeflächen im Bereich des Einzugsgebiete) und Geschiebemenge wie im Treb- Biotoptyps „Schotterfläche“ angelegt. Sie waren unre- nitzgrund bildeten sich kleine, zahlreiche Schotterflä- gelmäßig auf die vier Täler verteilt und nahmen ins- chen aus. Bei umgekehrten Verhältnissen entstanden gesamt eine Fläche von 373 m2 ein. Zwei Jahre nach große, zusammenhängende Flächen (Gottleubatal). Ana- dem Jahrhunderthochwasser hatte sich auf den Schot- log bestimmten Abflussfülle und Geschiebemenge auch terflächen noch keine geschlossene Vegetationsdecke die vertikale Mächtigkeit der Aufschotterungen. ausgebildet. Dennoch bargen sie mit 156 Gefäßpflan- zen eine große Artenvielfalt, wenn auch bei meist ge- Größe und Substratcharakterisierung der ringer Artmächtigkeit. Die höchste Artenzahl wurde im Schotterflächen Gottleubatal mit 64 Arten auf einer 25 m2 großen Pro- befläche vorgefunden. Im Bahretal hingegen waren es Die horizontale Ausdehnung der Schotterflächen vari- auf einer gleichgroßen Fläche nur 24 Arten. Die Vari- iert in den vier Tälern. Während im Seidewitz- und abilität der vorgefundenen Artenzahlen hängt von ver- Gottleubatal große, zusammenhängende Schotterflä- schiedenen Faktoren, wie Beschattung, Siedlungsent- chen mit Ausdehnungen bis zu 700 m2 entstanden, be- fernung und Anzahl der Siedlungen oberstrom, ab. trägt die Flächengröße der vereinzelten Aufschotte- Einige Schotterbesiedler, wie z. B. Echtes Mädesüß, rungen im Trebnitzgrund und Bahretal nicht mehr als Kanadische Goldrute und Große Brennnessel, wiesen 100 m2. An Seidewitz und Gottleuba betragen die Schot- eine reduzierte Vitalität auf, die sich in Kümmerwuchs termächtigkeiten bis zu 0,5 m, an Trebnitz und Bahre und Verharren im Jugendstadium äußerte. Diese Be- nur 0,2 bis höchstens 0,3 m. Saure, silikatreiche Ge- obachtung lässt darauf schließen, dass die Ansamung steine dominieren im Schotter (Abb. 4.3.2.-7). Soweit zwar auf konkurrenzarmen, aber suboptimalen, mög- oberstrom Siedlungen liegen, kommen anthropogene licherweise zu nährstoffarmen (Mädesüß, Brennnes- Feststoffe wie Ziegel hinzu. sel) Standorten stattfand und die Kolonisation einen Den höchsten prozentualen Anteil der Schotter- eher zufälligen Charakter hat. Der Versuch einer pflan- oberflächen stellt die Körnungsfraktion „Stein“. Mit zu- zensoziologischen Einordnung der Pflanzenbestände nehmender Entfernung vom Hauptgerinne verschie- führte zu keinem klaren Ergebnis. Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 18:36 Uhr Seite 129

4. Ergebnisse 129

Aspekte zur Ökologie der Schotterflächenvegetation Ackergesellschaften, die trittverträglichen Arten der Wege sowie die Ruderalpflanzen stammen wahr- Angesichts der vielfältigen Vegetation auf den Schot- scheinlich nicht aus der direkten Umgebung. Hier ist terflächen stellen sich Fragen. Woher stammen die davon auszugehen, dass ein Teil des Samenpotenzials Pflanzenarten? Wie gelangten sie in ihren neuen mit dem Hochwasserereignis aus Siedlungen und von Lebensraum? Da jahrzehntelang Schotterflächen bewirtschafteten Flächen verfrachtet wurde. höchstens punktuell in der Umgebung existierten, war es nicht möglich, dass die Arten von benachbarten Flä- 2. Ausbreitungsmechanismen der „Schotterflä- chen des gleichen Biotoptyps zu den neu entstandenen chenbesiedler“ Flächen gelangen konnten. Die Analyse der Ausbreitungstypen zeigte u. a. ein un- erwartetes Zurücktreten hydrochorer Arten wie Haller- 1. Typische Lebensräume der „Schotterflächenbe- Schaumkresse, Pfennig-Gilbweiderich und Schlangen- siedler“ Wiesenknöterich. Diese Arten haben mit 5 % einen ge- Das Rechercheergebnis zur Herkunft gleicht dem Bild ringen Anteil am gesamten Artenspektrum. Dominant der Schotterflächenvegetation vor Ort – eine „bunte dagegen sind mit 41 % die Anemochoren (Abb. 4.3.2.- Mischung“. Die Arten stammen aus verschiedenen Bio- 9). Das Vorhandensein verschiedener Garten- und toptypen, zumeist aus Grünland, Wäldern und von Ackerpflanzen (z. B. div. Tomatensorten, Weizen) ver- Äckern (67 %, Abb. 4.3.2.-8). Diese Lebensräume exis- deutlicht, dass bei einem derartigen Extremhochwas- tieren in der Umgebung der Schotterflächen. Die ser, welches viele Biotoptypen umgestaltet, in hohem Arten der Uferstaudenfluren und Auenwälder haben Maße auch primär nicht hydrochore Diasporen aus den aufgrund dieser Dominanz einen entsprechend gerin- überfluteten Gebieten verfrachtet werden. gen Anteil, obwohl sie sich in unmittelbarer Gewäs- Weitere bedeutsame Prozesse für die Kolonisation sernähe befinden (zusammen: 11 %). Die Vertreter der alluvialer Pionierstandorte sind neben der generativen

Abb. 4.3.2.-7a: Schottermaterial im Bahretal. Die Schotterflächen vorwiegend aus Gneis, Porphyr, Quarz sowie Ton- und Glimmerschiefer.

Abb. 4.3.2.-7b: Steilufer der Gottleuba, Höhe ca. 1,50 m. Die obere, hellere Schicht ist die Ablagerung des Hoch- wassers 2002. Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 18:37 Uhr Seite 130

130 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Ansiedlung (v. a. durch Hydrochorie und Anemocho- wechselnden Umweltbedingungen ermöglichen. Wäh- rie), die unter- und oberirdische Expansion von der rend einer Überschwemmung ist für Pflanzen vor Seite sowie das Wiederaustreiben aus verdrifteten allem der Sauerstoffmangel im Boden problematisch. Sprossteilen (SCHWABE 1991, DIERSCHKE 1996, POTT Daher besitzen viele Uferpflanzen ein sogenanntes & HÜPPE 2001, PLANEK 2005). „Aerenchym“. Hierbei handelt es sich um ein Durchlüf- tungsgewebe, bestehend aus extrem großen Interzel- 3. Leben mit dem Hochwasser – überflutungstole- lularräumen, das sich in den unterirdischen Organen rante Pflanzenarten befindet. Dieses Gewebe ermöglicht den Gasaustausch Der Lebensraum Aue stellt besondere Anforderungen zwischen Blättern und Wurzeln (JACOB et al. 1994, an seine Bewohner: Pflanzenarten müssen nicht nur ELLENBERG 1996). Weiterhin benötigen die Wurzeln dem regelmäßigen Wechsel von Überflutung und Tro- und Sprosse eine sichere Befestigung und eine hohe ckenfallen, sondern auch den mechanischen Belas- Zugfestigkeit, um den mechanischen Beanspruchun- tungen während eines Hochwassers gewachsen sein. gen, die durch das Wasser und sein Transportgut aus- Die Arten der Uferfluren und angrenzender Bereiche gelöst werden, standzuhalten. Die morphologische verfügen über verschiedene morphologische Anpas- Anpassung erfolgt in Form von Rhizomen, Ausläufern sungen, die ihnen eine dauerhafte Existenz unter stark und Adventivwurzeln (KONOLD 1989). Einige Arten

anemochor (durch Wald) autochor (durch Mutterpflanze od. Diaspore) epizoochor (auf Tieren) semachor (Schüttel- od. Stoßaus- breitung) hemerochor (durch Mensch)

myrmekochor (durch Ameisen)

endozoochor (durch Kot)

hydrochor (durch Wasser)

dysochor (durch Verlust von Abb. 4.3.2.-9: Spektrum der Nahrung) Ausbreitungstypen für die Schotterflächenvegetation

Grünland

Mischwald

Laubwald

Auenwald

Acker

Ufer

Gebüsch

Schutt Abb. 4.3.2.-8: Typische Lebensräume der Schotter- Wegrand besiedler; unter die Kate- Sonstige gorie „Sonstige“ fallen alle Biotope, die nur zweimal oder weniger vorkamen Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 18:37 Uhr Seite 131

4. Ergebnisse 131

Tab. 4.3.2.-1: „Überflutungstolerante“ Arten

Art Aerenchym3 Ausläufer4 Rhizom1,4 Adventiv- Überschwem- Zeiger für Feuchte- Licht- wurzeln1,4 mungszeiger2 Feuchte- zahl2 zahl2 wechsel2 Bach-Ehrenpreis XX 10 7 Schwarz-Erle X X 95 Dreiteiliger Zweizahn X X 98 Bitteres Schaumkraut XXX X 97 Flutender Schwaden XX X 97 Glieder-Binse X X 98 Brennender Hahnenfuß X X X 97 Gewöhnliches Helmkraut X X X 97 Wechselblättriges Milzkraut X X X 84 Sumpf-Kratzdistel X 87 Echtes Mädesüß X X 87 Blaugrüner Schwaden XX X 85 Drüsiges Springkraut X X 85 Gewöhnl. Blutweiderich X X X 87 Hain-Vergißmeinnicht X X X 87 Gewöhnlicher Wasserdarm X X X 87 Gewöhnliche Pestwurz X X X X 87 Rohr-Glanzgras XXXX X 87 Pfeffer-Knöterich X X 87 Bruch-Weide X XX 85 Korb-Weide X XX 87 Quell-Sternmiere XX 85 Weißes Straußgras XX X 78 Kohl-Kratzdistel X X 76 Rasen-Schmiele XX X 76 Knäuel-Binse X X X 78 Flatter-Binse X X 78 Acker-Minze XX X 77 Schlangen-Wiesenknöterich X X X 77 Kriechender Hahnenfuß X X X 76 Hain-Sternmiere XX 74 Wiesen-Fuchsschwanz X X 66 Echte Winterkresse XXX X 64 Zittergras-Segge XXX X 66 Gänse-Fingerkraut XX X 67 Acker-Schachtelhalm XX X x6

Die Merkmale wurden folgenden Quellen entnommen: 1KONOLD 1989, 2ELLENBERG et al. 2001, 3ELLENBERG 1996, 4KLOTZ et al. 2002. Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 18:37 Uhr Seite 132

132 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

werden zudem explizit als Überschwemmungszeiger Entwicklungsprognose auf mehr oder weniger regelmäßig überschwemmten Böden bzw. Zeiger für starken Feuchtewechsel cha- Langfristig (und unter Ausblendung anthropogener Ein- rakterisiert (ELLENBERG et al. 2001). Eine Zusam- wirkungen) entscheiden Intensität und Häufigkeit von menstellung von „überflutungstoleranten“ Arten und Überflutungen über die Zukunft der Schotterflächen. ihren Anpassungen zeigt die Tabelle 4.3.2.-1 (primä- Bei Ausbleiben regelmäßiger, starker Überflutung wird res Auswahlkriterium: Vorhandensein eines Aeren- die Entwicklung der Vegetation weniger von der Fließ- chymes). Alle genannten Arten wurden auf mindestens gewässerdynamik und deren Folgeerscheinungen be- einem der Transekte vorgefunden. Von 156 Arten einflusst (z. B. erhöhte Grundwasserstände, Geschie- haben 37 ein Aerenchym (24 % des Artbestandes). Ver- beverlagerung). Weder die Vegetation noch ihr Lebens- glichen mit dem Anteil hydrochorer Arten (5 %) oder raum werden regelmäßig umgestaltet oder zerstört Arten der Auenwälder und Ufer (11 %, siehe oben) (Abb. 4.3.2.-10). Im Ergebnis wird es zur Bewaldung kommt der Auencharakter des Lebensraumes deut- mit standortsangepassten Baumarten wie Schwarz- licher zum Ausdruck. Etliche Arten besitzen eine Kom- Erle kommen. In der Konsequenz werden langfristig bination von Anpassungen (z. B. Aerenchym + Rhizom). die lichtbedürftigen Arten der offenen Auenbereiche Die Nässetoleranz kommt in hohen Feuchtezahlen zum durch Beschattung ausgedunkelt. Da immerhin 90 von Ausdruck (F ≥ 7, Arten feuchter bis nasser Standorte). 156 Arten (= 57 %) Halb- bis Volllichtpflanzen sind Einige nässeverträgliche Arten sind Überflutungszei- (Lichtzahl > 7), muss mit einer massiven Artenverar- ger. Unter den überflutungstoleranten Arten werden mung gerechnet werden. Die überflutungstoleranten 12 nach ELLENBERG et al. (2001) als Überflutungs- Arten wären mit 23 von 37 Arten sogar etwas stärker zeiger ausgewiesen (32 %). betroffen (= 62 %, Tab. 4.3.2.-1). Die Artenvielfalt der Schotterflächen ist letztlich im hohen Maße von regel- Vegetationsentwicklung auf den Schotterflächen mäßigen Störungen abhängig. zwischen 2004 und 2007 Nur bei ausreichend starken, häufiger wiederkeh- renden Hochwasserereignissen können Schotterflä- In der Vegetationsperiode 2007 wurden ausgewählte chen als Pionierstandorte dauerhaft existieren. Sie Schotterflächen (> 25 m2) erneut untersucht. Die Vege- bewegen sich dann in einem dynamischen Zyklus von tationsdecke schließt sich zunehmend, der Deckungs- Entstehung – Entwicklung – Zerstörung, der von räum- grad hat sich mindestens verdoppelt. Baumarten tre- licher Variabilität, also lokaler Verlagerung der Schot- ten verstärkt in Erscheinung. Deutlich veränderte sich terflächen, begleitet sein kann. Die Fließgewässerdy- zudem das Artenspektrum. Von 156 Arten (2004) namik ist nicht nur für die Auenmorphologie verant- waren 18 Arten (2007) verschwunden, z. B. die Thero- wortlich, sondern bestimmt auch das Artenspektrum phyten Gewöhnliches Hirtentäschel und Gewöhnliches in jeder rezenten Aue maßgeblich mit. Die Artenviel- Greiskraut. 83 % der verschwundenen Arten vereinen falt ist sehr hoch, da eine intakte Auendynamik den in ihrem Strategietyp die Komponente „ruderal“. Reichtum an Biotopen und somit an Pflanzen- wie 12 Arten sind neu aufgetreten, vorwiegend konkur- auch an Tierarten fördert. renzstarke (z. B. Gewöhnliche Schafgarbe). Die Indivi- duenzahlen der Baumarten sind bis auf eine Ausnah- Naturschutzfachliche Bewertung der Schotterflä- me (Berg-Ahorn) stabil geblieben oder sind gestiegen. chen im Kontext der Auendynamik Die Schwarz-Erle konnte sich sehr gut etablieren, denn sie ist als tiefwurzelnde Baumart an die gegebenen Hochwasserbedingte Schotterflächen gehören zu den Standortbedingungen (oberflächliche Sommertro- sehr seltenen und gefährdeten Biotoptypen unserer ckenheit, geringer Feinerdeanteil) angepasst. Sie ist Kulturlandschaft. Die Flächenanalyse ergab für die vital, einige Individuen erreichten inzwischen eine Auen einen Flächenanteil im Projektgebiet von 6 %. Höhe von 2 m. Zahlenmäßig wird die Schwarz-Erle von Schotterflächen kommen wiederum auf ca. 1 % der der Gewöhnlichen Esche noch überboten, deren De- Auenfläche vor (Datenbasis: SCHMIDT et al. 2002, ckungsgrad bis zu 5 % betragen kann. Es handelt sich HACHMÖLLER et al. 2002). Die auf den Schotterflä- jedoch meist um ein- oder zweijährige Individuen. Berg- chen vorgefundenen Pflanzenarten sind dagegen auf- und Spitz-Ahorn kommen weiterhin vor, mehrjährige grund ihrer Herkunft, des ökologischen Strategietyps Individuen sind ebenfalls selten. Die Pionierarten Aspe und der Ausbreitungsmechanismen relativ weit ver- und Hänge-Birke erreichen Höhen bis zu 0,8 m. breitet. Lediglich drei von 156 Arten (= 2 %; z. B. Große Sterndolde – stark gefährdet) sind Arten der Ro- Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 18:40 Uhr Seite 133

4. Ergebnisse 133

Abb. 4.3.2.-10: Über etwa 400 m erstreckt sich der umgestal- tete Auenbereich unterhalb Gottleuba (Bild oben). Steile Ufer- abbrüche, Schotterflächen und ein abgeflachtes, aufgegabel- tes Gewässerbett sind prägend. Die umgebende Aue ist zur selten überfluteten Hochterrasse geworden. Zwei Jahre nach dem Hochwasser ist die Wiederbesiedlung am Ufersaum fort- geschritten, auf dem Schotter erfolgt sie deutlich verzögert. Die niedrige Lage der Schotterbank über dem Wasserspiegel macht regelmäßige Überflutungen und Umgestaltungen auf größerer Fläche wahrscheinlich. Eine höher gelegene und offensichtlich seltener überflutete Schotterfläche befindet sich auf halber Strecke in einem ca. 70 Jahre alten Wäldchen (Bildhintergrund). Sie ist nur noch am Geröllreichtum zu erkennen. Schattenertragende Waldvegetation mit Busch- Windröschen herrscht vor (Bild links). In Bachnähe blüht Weiße Pestwurz, eine typische Art der Gebirgsauen. Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 18:40 Uhr Seite 134

134 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

ten Liste Sachsens. THOß (2005) kam bei seinen Unter- Experteninterview suchungen an der Zwickauer Mulde zu ähnlichen Ergebnissen. Es wurden insgesamt neun Interviews geführt. Die be- Periodische Hochwässer und die damit einherge- fragten Personen gliedern sich wie folgt auf die insti- henden, dynamischen Prozesse wie Furkation sind aus- tutionellen Gruppen auf: dreimal Landwirtschaft, drei- lösende Kräfte für die Schaffung einer Vielfalt an Bio- mal ehrenamtlicher, einmal wissenschaftlicher und ein- topen in Form verschiedenster Kleinstrukturen, wie mal amtlicher Naturschutz sowie einmal amtlicher z. B. Schotterbänke, Altläufe und Böschungsabbrüche. Hochwasserschutz. Im Ergebnis zeigte sich, dass die Innerhalb des auentypischen Biotopmosaiks weisen in dem kulturlandschaftlich intensiv veränderten Schotterflächen sukzessionsbedingt die höchste Viel- Osterzgebirge wieder entstandenen naturnahen Offen- falt an Pflanzenarten auf. Der Reichtum an Kleinstruk- bereiche in den Auen, speziell die Schotterflächen posi- turen in Form von Mikro- und Makrohabitaten lässt tiv wahrgenommen werden. Bei der Frage der zukünf- auch eine daran gebundene hohe Vielfalt an Tierarten tigen Nutzung der Flächen gibt es große Übereinstim- erwarten (z. B. günstige Habitatstrukturen für Spani- mung (8 von 9), dass rentable landwirtschaftliche sche Flagge und Eisvogel, SMUL 2008). Von Natur aus Bewirtschaftung auf den Schotterflächen nicht mehr haben Schotterflächen eine hohe Regenerations- möglich ist. Auch eine Beräumung der Flächen halten fähigkeit. Voraussetzung ist allerdings die regelmäßi- die meisten Befragten aufgrund des hohen Aufwandes ge Wiederkehr von starken Hochwässern und das Vor- (ungünstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis) für nicht sinn- handensein eines ausreichenden Geschiebepotenzials. voll und plädieren daher für ein Belassen der Flächen. Dem wirken die (oft notwendige) Anlage von Talsper- Über die Hälfte der Interviewpartner sprechen den ren und Rückhaltebecken mit ihrem Hochwasser- und Schotterflächen im Kontext einer intakten Aue positive Geschieberückhalt (vgl. LFUG 2004) genauso entgegen Effekte im Bereich des Hochwasserschutzes zu wie Flussbegradigung, Uferverbau und Beräumung (PLANEK 2005). sedimentierter Gewässerbetten nach Hochwässern. Aufgrund der Genese kann eine hohe Natürlichkeit Fazit der entstandenen Strukturen und damit des Standor- tes unterstellt werden. Hinsichtlich des Artenpotenzials Die untersuchten Schotterflächen als Offenbereiche in sind hier jedoch Einschränkungen zu machen. Je nach den Auen sind Bestandteil eines meist sehr vielge- Einzugsgebiet weist die 2004 dokumentierte Arten- staltigen Biotopmosaiks in den natürlicherweise oft struktur auf eine mehr oder minder starke anthropo- durch Furkationsprozesse geprägten Mittelgebirgs- gene Beeinflussung der umgebenden Biotope hin. Be- auen. Sie erweisen sich aufgrund ihrer Naturnähe und sonders gering beeinflusst sind siedlungsferne Flächen Vielfalt einerseits und Seltenheit andererseits als ein wie an der Bahre. wertvolles, allerdings auch sehr dynamisches In § 30 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchGNeuregG sind ebenso Schutzgut. Nur bei ausreichend starken, häufiger wie in § 26 SächsNatSchG „regelmäßig überschwemmte wiederkehrenden Hochwasserereignissen können sie Bereiche naturnaher Fließgewässer“ als besonders als Pionierstandorte dauerhaft existieren. Sie be- geschützte Biotope berücksichtigt. Ob und wie sich wegen sich dann in einem Zyklus von Entstehung – mit diesem naturschutzrechtlichen Instrument ein Pau- Entwicklung – Zerstörung und den dazugehörigen Pro- schalschutz für Schotterflächen als auf natürliche zessen, insbesondere Geschiebeerosion, Gewässer- Dynamik angewiesener Biotoptyp realisieren lässt, ist bettsedimentation und Übersarung. Soweit stärkere derzeit in einem Klärungsprozess und von verschie- Überflutungen und Substratumlagerungen ausbleiben, denen Voraussetzungen abhängig. Neben juristischen ist eine Entwicklung zum Wald anzunehmen. Fragen wie dem Umgang mit dem Begriff „Regelmä- Die Existenz naturnaher Offenbereiche in den Auen, ßigkeit“ ist für die Schotterflächen ihre fehlende expli- wie der Schotterflächen, ist letztlich abhängig von der zite Nennung als geschützter Biotoptyp und die bisher positiven Wahrnehmung und Akzeptanz naturna- fehlende Erfassung im Rahmen der selektiven Biotop- her Landschaftselemente inmitten unserer intensiv ge- typenkartierung und Gefährdungseinschätzung nutzten Kulturlandschaft. Im Kontext einer intakten (BUDER 1999, LFUG 2003) nachteilig. Aue werden den Schotterflächen, wenn auch zurzeit noch nicht quantifizierbar, positive Effekte im Bereich des Hochwasserschutzes zugesprochen. Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 18:40 Uhr Seite 135

4. Ergebnisse 135

4.3.3. Hochwasserschadensbeseitigung und Renaturierung an der oberen Gottleuba Dorit Schröder, Wolfram Böhme

Ausgangssituation und Hintergründe Ziel dieser Planungen und zum überwiegenden Teil auch inzwischen erfolgten Umsetzungen war eine Hoch- Das verheerende Hochwasser vom August 2002 hatte wasserschadensbeseitigung durch eine die Hochwas- auch im Bereich oberhalb der Talsperre (TS) Gottleuba servorsorge integrierende Renaturierung, die sowohl zu massiven Veränderungen sowohl im Fließgewässer den Gewässerlauf als auch die sich anschließende Aue als auch in der Aue der Gottleuba geführt (vgl. Abb. der Gottleuba in deren Einzugsgebiet oberhalb der 4.3.3.-1). Die Gottleuba unterliegt als Fließgewässer gleichnamigen Talsperre betreffen. Wirkungen, wie sie 1. Ordnung der Zuständigkeit der Landestalsperren- im Fall des Extremereignisses von 2002 auftraten, verwaltung (LTV) des Freistaates Sachsen, der ehema- haben Beachtung in den Planungen gefunden. Die ge- ligen Talsperrenmeisterei Gottleuba-Weißeritz, dem samte Aue sollte dabei, soweit dies eigentumsrechtlich heutigen Betrieb „Oberes Elbtal“. Die im Folgenden be- möglich war, in die Planungen und Gestaltungen ein- schriebenen Maßnahmen sind denen einer Hochwas- bezogen bzw. in das hier beschriebene und von der serschadensbeseitigung zum genannten Hochwasser- DBU geförderte Projekt eingebunden werden. Hierzu ereignis zuzuordnen. fanden zeitnah Abstimmungen vor Ort mit dem Eigen-

Abb. 4.3.3.-1: Gottleuba Bereich Staatsgrenze D-CZ (16.10.2003) Abb. 4.3.3.-2: Gottleuba nach Gewässerregulierungen ca. 200 m oberhalb der Brücke an der S 174 (Blick in Fließ- Im Zusammenhang mit den Auswirkungen des Hoch- richtung, im Hintergrund Wegbrücke ca. 150 m flussaufwärts wassers sowie Gewässerprofilierungen im Flussbett der S 174, Stand November 2002) durch die LTV unmittelbar nach dem Hochwasserer- eignis und dadurch erfolgten Sedimentablagerungen tümer der Planflächen, hier dem LSH, dem Bauherrn im Uferbereich der Gottleuba (Abb. 4.3.3.-2) wurden (LTV), den Mitarbeitern des DBU-Projektes (TU Dres- von 2002 bis 2004 für das Fließgewässer Gottleuba den, Institut für Allgemeine Ökologie und Umwelt- oberhalb der gleichnamigen Talsperre auf einer ge- schutz), sowie den zuständigen Behörden/Fachämtern samten Länge von ca. 5 km Planungen zur Renaturie- (Naturschutz und Wasser) statt. rung – abschnittsweise in Teilplanflächen – erarbeitet Die sich darstellenden Auswirkungen an der Gottleu- (vgl. Abb. 4.3.3.-3). Die Umsetzung entsprechend der ba waren primär dem Hochwasser und sekundär da- Ausführungsplanungen wird heute noch bauökologisch nach erfolgten Sedimentberäumungen, d. h. Aktivitä- begleitet und voraussichtlich 2008 zum Abschluss ge- ten nach dem August 2002, zuzuordnen. bracht. So kam es als primäre Folge des Hochwassers in Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 18:40 Uhr Seite 136

136 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

einigen Gewässerabschnitten (z. B. 40-3) zu Auswa- schüttungen der Ufer führten, zurück gebaut wurden. schungen der Gewässersohle und einem Abtrag der- Dabei sind die Sedimentablagerungen überwiegend selben von bis zu 1,5 m (vgl. Abb. 4.3.3.-1), aber auch schonend aus den Uferbereichen entnommen worden. zu massiven Anlagerungen und Sohlerhöhungen. Die Besonderes Augenmerk wurde darauf gelegt, dass die Situation zur Sohlauswaschung führte dazu, dass die Gewässerbettsohle der Gottleuba an den Stellen, wo angrenzenden, gewässerbegleitenden Gehölze der Aue diese bedeutend tiefer gelegt wurde, wieder eine Er- keinen Kontakt mehr zum Gewässer hatten. Die Wur- höhung und Angleichung erfuhr. Diese Maßnahmen zelbereiche sind z. T. vollkommen ausgespült worden. der Erhöhung sind besonders dort wichtig, wo an- Zur Wiederherstellung ursprünglicher Verhältnisse der grenzend Erlen-Eschen-Bestände vorhanden sind. Die- Gottleuba, der Verbesserung der Situation der angren- se sollten wieder in Kontakt zum Fließgewässer ge- zenden Gehölze in der Aue und der Einbindung der bracht werden. Aue im Rahmen präventiver Hochwasserschutzmaß- Die Durchführung der einzelnen Arbeiten musste nahmen wurden in ausgewählten Bereichen der Hoch- dabei der jeweiligen Standortssituation angepasst wer- wasserschadaufnahmestellen (Abb. 4.3.3.-3) konkrete den, d. h. in Bereichen ohne Gehölzbestand konnten Lösungen zur Beseitigung der Schäden geplant – mit diese Uferrandprofilierungen mit einem Kleinbagger dauerhafter Verbesserung des Hochwasserschutzes an vom Fließgewässer aus, in anderen Bereichen mussten den Schadstellen 40-3 bis 40-12, unter Beachtung sie in Handarbeit ausgeführt werden. In den Flächen eines präventiven Hochwasserschutzes und mit dem mit Baumbestand waren die Gestaltungen mit dem Ziel Ziel einer Renaturierung der Gottleuba. des Erhalts der Bestände auszuführen. Wichtig war, Die Ergebnisse und die Festlegungen der Begehun- dass die Bäume wieder eine freie Wurzelhalszone er- gen vor Ort mit Detailabstimmungen zu einzelnen Plan- hielten. Bei Nichtrückbau wäre mit erheblichen Beein- flächen waren die Grundlage für den Leistungsumfang trächtigungen dieser Auenbestände zu rechnen gewe- und die Aufgabenstellung für das Projekt „Renaturie- sen. Stark überschüttete Bäume im Uferbereich kön- rung der Gottleuba im Bereich ab Staatsgrenze bis un- nen dadurch auch zum Absterben gebracht werden, mittelbar oberhalb der TS Gottleuba“. Die so formu- zum Teil waren vereinzelte Abgänge bereits zu ver- lierte Aufgabenstellung definierte die fachlichen Er- zeichnen. fordernisse unter den Gesichtspunkten Renaturierung, Bei der Umsetzung der einzelnen Maßnahmen sind Hochwasserschutz und -vorsorge. neben den Vorgaben zur Hochwasserschadensbeseiti- Die naturschutzrechtliche und -fachliche Situation gung auch die aus ökologischer, fischereirechtlicher in den genannten Bereichen (u. a. Lage im FFH-Gebiet und naturschutzrechtlicher Sicht zu beachten (Schutz- „Mittelgebirgslandschaft um Oelsen“, vor dem Hoch- und Schonzeiten für einzelne Arten). Für den HW- wasser als § 26-Biotope ausgewiesene Uferstreifen) be- Schadbereich 40-5 spielen außerdem noch denkmal- durfte vorrangig einer umgehenden Sicherung bzw. geschützte Flächen bzw. Objekte (Bereich der ehema- Wiederrückführung der Flächen. ligen Paust-Mühle und der dazu gehörige Graben) Die Planungen erstreckten sich auf einen Zeitraum eine bedeutende Rolle. von 2002 bis 2004, erfolgten innerhalb ausgewählter Die Ergebnisse der Abstimmungen und die zu be- Teilplanflächen und sind z. T. auch direkt nach Plan- achtenden Rahmenbedingungen zu den einzelnen Teil- vorlage umgesetzt worden. bereichen sind Gegenstand der Planungen und in den folgenden Ausführungen zusammenfassend beschrie- Teilplanflächen ben.

Die Planungen selbst werden auf insgesamt sieben Teil- HW-Schadstelle 40-3 (oberster Bereich Gottleuba) bereiche (TB) innerhalb des zu betrachtenden Fließ- Der zu beplanende Teilbereich (TB 1 in Abb. 4.3.3.-3) gewässerabschnittes untergliedert. Diese sieben TB umfasst den Bereich ab Gewässer 1. Ordnung (HW- werden den Schadstellen 40-3 bis 40-12 zugeordnet Schadstelle 40-3 Bereich Staatsgrenze CZ-D) mit ca. (Abb. 4.3.3.-3), wobei innerhalb dieser Teilflächen 425 m Gewässerlauf flussabwärts. Ziel dieser Planun- wiederum einzelne Bereiche ausgewiesen wurden, da gen waren die Einbindung eines noch vorhandenen eine durchgängig Planung im Fließgewässer bzw. in Mühlgrabens sowie Altarmstrukturen, die funktionell der Aue als nicht sinnvoll erschien. reaktiviert werden sollten. Die Gottleuba war in die- Zu den Renaturierungen kann festgestellt werden, sem Bereich bis zu 1,5 m tief in der Sohle ausgespült dass alle Bereiche, in denen die Gewässerregulierun- worden (vgl. Abb. 4.3.3.-1). Im Ergebnis der Umset- gen zu überhöhten Ufern bzw. zu wallähnlichen Über- zungen wurde der Gewässerlauf einschließlich Aue Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 20:03 Uhr Seite 137

4. Ergebnisse 137

Abb. 4.3.3.-3: Übersicht zu den Planflächen der HW-Schadstellen 40-3 bis 40-12 (Ergänz./Aktual. Shr - 01/2008)

renaturiert. Es wurden dabei die weiter flussabwärts HW-Schadstelle am Oelsengrund abgelagerten Sedimente wieder in den durch starke Dieser als TB 2 ausgewiesene Bereich (vgl. Abb. 4.3.3.- Ausspülungen geprägten Gewässerlauf eingebaut und 3) konnte keiner HWS-Nr. zugewiesen werden. Das mittels mehrerer hintereinander angelegter Sohlriegel Hochwasser hatte jedoch auch in diesem Abschnitt sei- in der Sohle verankert. Der angrenzende Mühlgraben ne Spuren hinterlassen. Hier sollte neben dem geziel- auf einer Länge von ca. 200 m und einer Breite von ca. ten Erhalt von Steiluferbereichen auch der Erhalt einer 2 m sowie die innerhalb des Mühlgrabens inzwischen größeren Sedimentablagerungsfläche (Schotterbank) entwickelten Altarmstrukturen wurden eingebunden. im Gewässer angestrebt werden. Aber auch eine weit- Diese dem Fließgewässer nahe liegenden Strukturen aus intensivere Verbindung der Auenstrukturen (durch können bei Hochwasserereignissen wieder mit Wasser Anbindung eines Grabens) war angedacht worden. befüllt werden und ökologisch verschiedenste Funk- Diese Planung konnte bisher nicht umgesetzt werden, tionen (z. B. als Laichhabitat) übernehmen. aber die während des Hochwassers entstandenen Struk- turen wurden weitgehend erhalten. Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 20:04 Uhr Seite 138

138 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

HW-Schadstelle 40-5 (TB um Brücke S 174 über die offenen Flächen (Abb. 4.3.3.-4, Abb. 4.3.3.-5, vgl. auch Gottleuba) Kap. 4.3.4.). Dieser zu beplanende Teilbereich (vgl. Abb. 4.3.3.-3) erstreckt sich auf den Gewässerabschnitt flussaufwärts HW-Schadstellen Nr. 40-6 bis 40-9 und -abwärts der Brücke der S 174 über die Gottleuba. Diese unmittelbar nach dem Augusthochwasser 2002 Hier war eine weitgehende Gewässerrenaturierung mit aufgenommenen Schadflächen wurden dem Teilbereich Beräumung der verkippten Uferbereiche, Einbindung 4 (TB 4 in Abb. 4.3.3.-3) zugeordnet. Ziel war neben des ehemaligen Mühlgrabens der Paust-Mühle zur der Sicherung der Zufahrtstrasse zur Talsperre durch Hochwasserentlastung und Aktivierung der Aue ge- Maßnahmen zur Gewässerböschungssicherung auch plant. Die an die Gottleuba angrenzenden forstlichen die Einbindung eines weiteren im Projektgebiet vor- Bestände aus überwiegend Gewöhnlicher Fichte soll- handenen Mühlgrabensystems zur Clemens-Mühle (vgl. ten dabei, entsprechend den Empfehlungen des DBU- Abb. 4.3.3.-3). Eine Reaktivierung und Anbindung des Projektes, schrittweise umgebaut werden – unter Be- vorhandenen Grabens sowie die Förderung von stand- achtung der ausgewiesenen Trinkwasserschutzzonen ortsgerechten Gehölzarten im Rahmen von Durchfors- sowie deren Aufgaben im Hinblick auf die Gewässer- tungen waren vorgesehen. In der Umsetzung erfolgen güte. Die Anbindung des Mühlgrabens zur Paust-Müh- die Sicherungsmaßnahmen am Fließgewässer auf ca. le konnte jedoch nur für einen kurzen Zeitraum ge- 100 m, die der Aue zuzuordnenden Maßnahmen wur- währleistet werden, denn das große Frühjahrshoch- den bisher noch nicht vollständig umgesetzt. wasser von 2004 hatte die gesamte Struktur wieder dauerhaft verändert. Nach Vorstellungen des Eigentümers zu den forst- lichen Beständen entlang der Gottleuba (vorgeschä- digte Bestände, Borkenkäferbefall im Trockenjahr 2003) wurden im Zusammenhang mit geplanten Durchfors- tungen die Fichten am Gewässerrand komplett ent- nommen, was zu nahezu gehölzfreien Auenbereichen führte. Aus ökologischer und naturschutzfachlicher Sicht stellen diese Flächen hochwertige Potenzialflä- chen einer sekundären Sukzession dar, welche hier zu einer massiven Ansiedlung auentypischer Pflanzen führte. Die erfolgten Initialpflanzungen beschleunig- ten das Ziel einer schnellen Wiederbesiedlung der

Abb. 4.3.3.-4: Zustand oberhalb Brücke (S 174) nach Abb. 4.3.3.-5: Zustand Ende Oktober 2006 (Blickrichtung von Pflanzung (Mai 2005) Brücke flussaufwärts) Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 20:05 Uhr Seite 139

4. Ergebnisse 139

HW-Schadstelle 40-11 (TB 5) und HW-Schadstelle 40-12 (TB 6) Diese unmittelbar vor der Talsperre Gottleuba gelege- nen Bereiche (vgl. Abb. 4.3.3.-3) waren vorrangig zum Erhalt und zur Sicherung der durch das Hochwasser von 2002 geschaffenen Strukturen ausgewählt worden (Abb. 4.3.3.-6, Abb. 4.3.3.-8). Die entstandenen Bö- schungsabrisse sollten zur Sicherung privater, an- grenzender Flächen bzw. Wegsicherung geschützt wer- den. Ziel war es, hierbei die Naturnähe des Fließge- wässers durch nur probeartiges Einbringen von Elementen in den Vordergrund zu stellen. So sollte zur Böschungssicherung kein massiver Gewässerverbau, Abb. 4.3.3.-6: Zustand der Gottleuba innerhalb TB 5 sondern das Einbringen von Buschlahnungen bzw. (Oktober 2003) Senk- und Raubäumen erfolgen (Abb. 4.3.3.-7). Die Vorstellungen mit Angaben zu den Detailpla- nungen sind in dem Projekt zur Renaturierung der Gott- leuba detailliert dargestellt und mit den zuständigen Fachbehörden abgestimmt, jedoch bisher noch nicht zur vollständigen Umsetzung gelangt. Die Maßnahmen stellen aber durchaus interessante Möglichkeiten zur Renaturierung von Fließgewässern dar, die in dieser naturschutzfachlich/-rechtlich und auch historisch höchst interessanten Region auch zur Realisierung ge- bracht werden sollten.

Zusammenfassung und Fazit

Die hier vorgestellten Projekte bzw. ausgewählten Teil- bereiche zur Renaturierung der oberen Gottleuba (Fließ- gewässerbereich im Zulauf zur gleichnamigen Tal- Abb. 4.3.3.-7: Skizze des Einbaus eines Raubaumes sperre) waren vorrangig im Zusammenhang mit den (aus PATT et al. 1998) Aufgaben und Zielen einer Hochwasserschadensbe- seitigung durchgeführt worden, deren Zielstellungen nach klaren Vorgaben umzusetzen waren. Es sollten auch alle möglichen Chancen einer naturnahen, stand- ortsgerechten Planung und Umsetzung genutzt wer- den. Diese Möglichkeiten waren einerseits durch die Zustimmungen des Flächeneigentümers und des Vor- habensträgers bzw. Verantwortlichen für Fließgewäs- ser 1. Ordnung, andererseits durch die Unterstützung der zuständigen Fachbehörden und -ämter gegeben. Die Erfahrungen und ein Aufeinanderzugehen der verschiedensten am Projekt beteiligten Partner zeigen Grenzen und Möglichkeiten von letztlich immer zu fin- denden Kompromissen für den Erhalt, die Sicherung und die bewusste Gestaltung unserer Kulturlandschaft. Abb. 4.3.3.-8: Böschungsabrisse innerhalb TB 6 Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 20:05 Uhr Seite 140

140 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

4.3.4. Veränderungen der Vegetation und Gewässerstruktur durch Maßnahmen zur Renaturierung an der oberen Gottleuba Eckehard-G. Wilhelm, Steffen Hilpert

Veränderung der Vegetation durch forstliche Maß- 4.3.4.-1, Abb. 4.3.4.-1) lassen erkennen: nahmen zur Entwicklung von Bachauenwäldern – einen vergleichbaren Deckungsgrad der Baum- schicht, aber Zur Ermittlung der Vegetationsveränderungen wurden – große Unterschiede in den Deckungsgraden der Vegetationsaufnahmen durchgeführt (Methodik vgl. Bodenvegetation (Kraut- und Moosschicht) zwischen Kap. 4.1.4.1., abweichende Probeflächengröße für Offen- den naturfernen und -fremden Beständen (häufig bereiche der Sukzessionsflächen von 100 m 2). Für < 5 % Deckung) und dem (bedingt) naturnahen einige der untersuchten Sukzessionsflächen lagen Referenzbestand (Deckungsgrad 60 %). keine flächenidentischen Aufnahmen des Ausgangs- Trotz des dichten Kronenschlusses zeigt der Laub- zustandes (vor den Maßnahmen) vor, hierfür musste baumbestand eine gut entwickelte Bodenvegetation, auf das Konzept der „standortshomologen Quasi-Dau- deren Artenzahl gegenüber den Fichtenbeständen mehr erflächen“ (HAGEN 1996, HACHMÖLLER 2000) zu- als doppelt so hoch ist. Dabei sind sowohl typische Bach- rückgegriffen werden. In der Aue wurden zwei Dauer- waldarten (z. B. Hain-Sternmiere, Rohr-Glanzgras, beobachtungsflächen in Waldbeständen unterschied- Schlangen-Wiesenknöterich, Weiße Pestwurz, Haller- licher Naturhähe angelegt (vgl. Kap. 4.1.4.1.). Schaumkresse) als auch eine ganze Reihe weiterer hinsichtlich Stickstoff- und Basenversorgung anspruchs- Vegetation vor den Maßnahmen zur Renaturierung voller Arten (u. a. Giersch, Kriechender Günsel, Gro- Die Ergebnisse der Untersuchungen der in der Aue der ßes Springkraut, Wald-Bingelkraut, Hohe Schlüssel- oberen Gottleuba vorkommenden Bestandestypen (Tab. blume, Scharbockskraut, Wald-Ziest) vorhanden. In den

Tab. 4.3.4.-1: Mittlere Deckungsgrade und Artenzahlen auf den Untersuchungsflächen (B1 = 1. Baumschicht, B2 = 2. Baum- schicht, SS = Strauchschicht, KS = Krautschicht, MS = Moosschicht, k. A. = keine Angaben)

Referenzbestände Sukzession nach Ent- Mäßige Durch- Starke Durch- nahme aller Fichten forstung forstung Gew. Fichte Stech-Fichte Gew. Stech- Winter- vor nach vor nach Fichte Fichte Linde 2004 2006 2007 Maß- Maß- Maß- Maß- nahme nahme nahme nahme (2006) (2007) (2005) (2007) Mittlerer Deckungsgrad der Schichten in % B1 89 85 95 0 0 0 93 60 95 50 B2 1000000000 SS 00104510101 KS 7 10 60 7 60 66 1 2 5 30 MS 3 2 8 k. A.131132 Mittlere Artenzahl Gesamtartenzahl 13 19 42 12* 34 38 11 19 19 62 davon Gehölze 4683101148612

* ohne Moose Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 20:05 Uhr Seite 141

4. Ergebnisse 141

oberen Gottleuba alle Fichten entnommen (vgl. Kap. 4.1.3.1., Kap. 4.3.3.). Anschließend wurde dieser Ge- wässerrandstreifen einer natürlichen Sukzession mit dem Ziel der Entwicklung einer naturnahen Auenvege- tation überlassen. Vegetationsaufnahmen auf den Suk- zessionsflächen erfolgten in den Jahren 2004, 2006 und 2007. Die Ergebnisse (Tab. 4.3.4.-1, Abb. 4.3.4.-2) lassen erkennen, dass insbesondere der Deckungsgrad der Kraut- und Strauchschicht sich in den ersten drei Jahren nach der Maßnahme erheblich erhöht hat. Die Strauchschicht wird von der Himbeere beherrscht, hinzu treten Hirsch-Holunder und Pionierbaumarten Abb. 4.3.4.-1: Deckungsgrade der Vegetationsschichten für wie Hänge-Birke, Zitter-Pappel und Eberesche, wobei Bestandestypen mit unterschiedlicher Naturnähe besonders die Birke in hohen Individuenzahlen auf-

Fichtenbeständen fehlen diese Arten oder sind nur sehr vereinzelt zu finden.

Vegetationsveränderung nach Durchforstungs- maßnahmen (2006 und 2007) In den während des Projektzeitraums durchforsteten Beständen (vgl. Kap. 4.1.3.1., Kap. 4.3.1.) aus Gewöhn- licher Fichte und Stech-Fichte wurden Daten zur Vege- tation vor und nach Durchführung der Maßnahme er- hoben (Tab. 4.3.4.-1). Bei starker Durchforstung (Bestände aus Stech-Fichte) zeigt sich bereits nach zwei Jahren eine deutliche Zunahme der Bodenvegetation, wobei sich die Artenzahl in diesem Zeitraum verdrei- fachte. Vor allem Basen- und Stickstoffzeiger (z. B. Hasel- Abb. 4.3.4.-2: Veränderung der Deckungsgrade auf den Suk- wurz, Wald-Bingelkraut, Echte Nelkenwurz, Kletten- zessionsflächen Labkraut, Große Brennnessel) breiteten sich aus bzw. traten neu in den Beständen auf. tritt. In der Krautschicht ist außerdem die Gewöhnliche Bei schwächeren Eingriffen (Bestände aus Ge- Esche häufig vorhanden. Da sich die Untersuchungs- wöhnlicher Fichte) fällt die Veränderung geringer aus. flächen größtenteils im Bereich der etwas höher gele- Festgestellt wurde auch hier ein Anstieg der Artenzahl, genen Auenterrassen befinden, ist die Schwarz-Erle der aber deutlich geringer ausfiel. Im Gegensatz zu der hier nur vereinzelt zu finden. Sie etabliert sich vor al- o. g. Fläche überwiegen in diesen Fällen zunächst Säu- lem im Uferbereich und auf tiefer gelegenen, häufiger rezeiger. Ein stärkerer Eingriff führt nicht nur durch überschwemmten Flächen, wo sie sich über Wasser- das höhere Lichtangebot, sondern auch durch eine ausbreitung (Hydrochorie) ansamen kann. Gut zu be- Mobilisierung von Nährstoffen infolge verstärkter obachten war dies bei einer weiteren so behandelten Humusmineralisation zu einer Erhöhung der Arten- Renaturierungsfläche, auf welcher im Jahr 2007 die vielfalt. Wie die Referenzflächen zeigen, handelt es sich Strauchschicht größtenteils von der Schwarz-Erle ge- dabei nicht nur um eine vorübergehende Erscheinung, bildet wurde (Abb. 4.3.4.-3 bis 4.3.4.-5). sofern der gute Humuszustand durch Entwicklung Insgesamt wurden 21 natürlich angekommene Ge- einer naturnahen Laubbaumbestockung erhalten bleibt. hölzarten in der Verjüngung festgestellt (im Durch- In den Fichtenbeständen dagegen kann diese stand- schnitt 11 Arten je Aufnahme im Jahr 2007). Die Gesamt- ortsbürtige Artenvielfalt nicht zur Entfaltung kommen. artenzahl der Gefäßpflanzen erhöhte sich von durch- schnittlich 12 (im Jahr 2004) auf 38 im Jahr 2007. Einige Vegetationsentwicklung nach Komplettentnahme der o. g. nährstoffanspruchsvollen Arten treten bereits der Fichten (2004–2007) mit hoher Stetigkeit auf, jedoch dominieren zunächst Auf Flächen des LSH wurden 2003/04 in einem ca. noch Schlagflurpflanzen und Nitrophyten (Himbeere, 10 m breiten Streifen entlang des Gewässerlaufs der Schmalblättriges Weidenröschen, Bunter Hohlzahn, Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 20:06 Uhr Seite 142

142 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Stumpfblättriger Ampfer) sowie Rot-Straußgras als Säu- rezeiger. Auch typische Arten der Hainmieren-Schwarz- erlen-Bachwälder haben sich eingestellt: Hain-Stern- miere, Weiße Pestwurz, Haller-Schaumkresse, Zitter- gras-Segge, Knoten-Braunwurz. Beim Vergleich der Aufnahmen 2006 und 2007 sind folgende Trends be- züglich der Artenzusammensetzung erkennbar: – Zunahme typischer Bachwaldarten, – leichte Zunahme von Basenzeigern und Nässezei- gern, – Stickstoffzeiger gleich bleibend bis leicht zunehmend, – Säurezeiger gleich bleibend bis leicht abnehmend. Zur Auswertung der Vegetationsveränderungen wur- den die ökologischen Strategietypen und Lebens- Abb. 4.3.4.-3: Renaturierungsfläche an der Gottleuba während formen der Gefäßpflanzen der Probeflächen im Ver- des Hochwassers 2002 lauf der drei Vegetationsperioden nach den Maßnah- men analysiert. Nach GRIME (1979) weisen Pflanzen im Wettbewerb um Etablierung und Durchsetzung die drei Primärstrategien Konkurrenzkraft, Stresstoleranz und Reaktionsfähigkeit auf Störungen – hier Kom- plettentnahme der Fichtenbestände – auf. In jedem der drei Jahre dominieren, wenn auch in unterschiedlichen Anteilen, die Konkurrenz-Strategen (c) und die Intermediärstrategen (csr). Die restlichen Strategietypen erreichen jeweils nicht mehr als 13 % Anteil. Die höchsten Prozentsätze von Ruderal-Strate- gen (r) und konkurrenzstarken Ruderal-Strategen (cr) lassen sich erwartungsgemäß für das erste Jahr nach der Maßnahme (2004) feststellen. Ihr Anteil nimmt bis 2007 deutlich ab, der Anteil der konkurrenzstarken Arten nimmt hingegen zu (Abb. 4.3.4.-6). Die Lebensform der Hemikryptophyten ist in allen Abb. 4.3.4.-4: Nach Entfernung der stehen gebliebenen Untersuchungsjahren vorherrschend (Abb. 4.3.4.-7). Fichten 2004 Dies entspricht den allgemeinen Verhältnissen in Mittel- europa. Offenbar sind die Hemikryptophyten mit ihren am Boden liegenden Überdauerungsknospen den von Jahr zu Jahr wechselnden Winterbedingungen mit unterschiedlicher bis fehlender Schneedecke besonders gut angepasst (DIERSCHKE 1994). Den zweithöchsten Anteil haben 2004 die Thero- phyten, die bis 2007 stark zurückgehen, da sich die Be- dingungen für einjährige Arten mit jedem Jahr nach der Störung verschlechtern. Im Jahr 2007 bilden be- reits die Gehölze (Phanerophyten) und Geophyten je- weils den zweithöchsten Anteil. Die dokumentierten Vegetationsveränderungen und die in Abbildungen 4.3.4.-3 bis 4.3.4.-5 dargestellten Entwicklungszustände lassen eine rasche natürliche Wiederbewaldung er- warten. Abb. 4.3.4.-5: Erlen-Naturverjüngung, Sommer 2007 Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 20:07 Uhr Seite 143

4. Ergebnisse 143

Abb. 4.3.4.-6: Qualitatives Spektrum der Strategietypen ge- Abb. 4.3.4.-7: Lebensformenspektren getrennt nach Aufnah- trennt nach Aufnahmejahr (c = Konkurrenz-Strategen, r = Ru- mejahr (t = Therophyten, g = Geophyten, h = Hemikryptophy- deral-Strategen, cr = Konkurrenz-Ruderal-Strategen, cs = Kon- ten, c = krautige Chamaeophyten, n = Nanophanerophyten, kurrenz-Stress-Strategen, sr = Stress-Ruderal-Strategen, csr = p = Phanerophyten) Konkurrenz-Stress-Ruderal-Strategen (Intermediärer Typ))

Veränderung der Gewässerstrukturgüte durch Re- rierten Vergleichsabschnitt der oberen Gottleuba um- naturierung an der oberen Gottleuba fasst. Es ist gut zu erkennen, dass sich der Bereich „Sohle“ unmittelbar nach den Maßnahmen auf dem Im Rahmen einer Diplomarbeit (HEBEL 2007) wurde renaturierten Abschnitt um eine Strukturgüteklasse das von der Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA verbessert hat. Für die Bereiche „Ufer“ und „Land“ sind 2000) empfohlene Verfahren zur Gewässerstruktur- die Verbesserungen in der Strukturgüteklasse in den gütekartierung für die Bewertung der in Kapitel 4.3.3. Abschnitten 0–400 bzw. 0–200 m festzustellen. Wer- beschriebenen renaturierten Gewässerabschnitte der den alle Hauptparametergruppen zusammengefasst, oberen Gottleuba modifiziert angewendet. Dabei wer- ergibt sich für den renaturierten Abschnitt der Gott- den unter Gewässerstruktur alle räumlichen und ma- leuba insgesamt eine Verbesserung um eine Struk- teriellen Differenzierungen des Gewässerbettes und turgüteklasse. Positiv bei der Bewertung haben sich seines Umfeldes verstanden, soweit sie hydraulisch, die Veränderungen von Profiltyp und -tiefe, des Ge- gewässermorphologisch und hydrobiologisch wirksam wässerrandstreifens sowie das Vorkommen von Längs- und für die ökologischen Funktionen des Gewässers bänken und die Wiederanbindung der Aue ausgewirkt. einschließlich Aue von Bedeutung sind. Die Struktur- Durch Anwendung des modifizierten Vor-Ort-Ver- güte ist ein Maß für die ökologische Qualität der fahrens (LAWA 2000) zur Bewertung der Ergebnisse Strukturen und ökologischen Prozesse (SCHABER- der Renaturierung an der oberen Gottleuba und ihrer SCHOOR et al. 2005, WEIß 2005, 2007, KUTSCHERA Aue (nach GRÜTTNER 2008, mdl., ein Novum in Sach- 2003). Die Aufnahmen im Gelände erfolgten in den sen) konnte eine Verbesserung des ökologischen Zu- Monaten Juni/Juli 2006 und Januar 2007. Mit Hilfe standes nachgewiesen werden. Der „gute ökologische eines Erhebungsbogens wurden in 100 m-Abschnitten Zustand“ wird zwar unmittelbar nach den Maßnahmen Daten zu 6 Hauptparametergruppen mit 25 Einzelpa- noch nicht erreicht. Nach HEBEL (2007) kann aber rametern im Gelände erhoben. Zu den Hauptparame- durch Tolerierung der Eigendynamik des Gewässers tern zählen Laufentwicklung, Längsprofil, Querprofil, für die renaturierten Abschnitte das durch die Was- Sohlenstruktur, Uferstruktur und Gewässerumfeld. Die serrahmenrichtlinie vorgegebene Ziel bis 2015 erwar- Bewertung selbst geschah dann in einem siebenstufi- tet werden, für die nicht renaturierten Abschnitte da- gen indexgestützten Verfahren (vgl. HEBEL 2007). gegen kaum. Die Zustandsverbesserung kann auch auf In Abbildung 4.3.4.-8 sind Ergebnisse der Gewäs- benachbarte überprägte Gewässerabschnitte positive serstrukturgütekartierung an einem Abschnitt der Gott- Wirkung ausüben. Dieses als Strahlwirkung be- leuba zusammenfassend aufgezeigt. Es ist ein Aus- zeichnete Phänomen beruht nach DRL (2008) auf akti- schnitt aus der 3-Band-Darstellung der Strukturgüte ver oder passiver Migration von Tieren und Pflanzen (Bänder von links nach rechts: Ufer, Sohle, Land) ab- im Gewässer oder Gewässerumfeld. gebildet, der den renaturierten und den nicht renatu- Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 20:07 Uhr Seite 144

144 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Abb. 4.3.4.-8: Ergebnisse der Gewässerstrukturgütekartierung an einem Abschnitt der Gottleuba

Fazit Maßnahme in hoher Stetigkeit in der Kraut- und Strauchschicht auftreten als auch typische Arten des Die Untersuchungen zur Vegetation und Gewässer- Hainsternmieren-Schwarzerlen-Bachwaldes nach- strukturgüte belegen, dass durch Maßnahmen zur Re- weisbar sind, naturierung eine erhebliche Verbesserung der Hoch- – die Analyse der Strategietypen und Lebensformen wasserschutz- und Naturschutzsituation zu erwar- auf eine raschere natürliche Regeneration auf den ten ist. Im einzelnen wurde festgestellt, dass für das Pflanzenwachstum günstigen Standorten hin- – der Ausgangszustand der Bodenvegetation und deutet, Baumartenzusammensetzung der Bestände eine gro- – Renaturierungsmaßnahmen in die Hochwasser- ße Abweichung vom natürlichen Vegetationspoten- schadensbeseitigung integriert werden und zur Ver- zial (nVp) aufwies, besserung der Gewässerstrukturgüte beitragen – bei Durchforstungsmaßnahmen in Abhängigkeit können, von der Durchforstungsstärke die Artenzahl der – längerfristige Untersuchungen notwendig und Bodenvegetation deutlich zunimmt, durch das Anlegen von Dauerbeobachtungsflächen – nach Komplettentnahme der Fichten entlang des unter dem Gesichtspunkt der Übertragbarkeit auf Gewässerrandes sowohl Baumarten des natürlichen andere Regionen möglich sind. Vegetationspotenzials bereits drei Jahre nach der

4.3.5. Maßnahmensteckbrief Renaturierung von Fließgewässern

Im Rahmen des DBU-Projektverbundes wurde auch ein (vgl. nachfolgende Seiten, RICHERT et al. 2007a, Maßnahmensteckbrief zur Renaturierung von Fließ- http://www.dbu.de/wasser-landschaft). gewässern erarbeitet und gemeinsam mit den anderen Projekten des sächsischen Projektverbundes publiziert Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 20:09 Uhr Seite 145

4. Ergebnisse 145 Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 20:09 Uhr Seite 146

146 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung … Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 20:09 Uhr Seite 147

5. Einfluss des Waldanteils, der Baumzusammensetzung … 147

5. EINFLUSS DES WALDANTEILS, DER BAUMARTENZUSAMMEN- SETZUNG UND BESTANDESSTRUKTUR SOWIE DER WALDBEWIRT- SCHAFTUNG AUF DAS ABFLUSSREGIME VON FLUSSEINZUGS- GEBIETEN IM OSTERZGEBIRGE Sven Sonnemann, Albrecht Münch, Ingo Dittrich, Dirk-Roger Eisenhauer

Einleitung end erfolgten vertiefende Analysen in den Einzugsge- bieten der Trebnitz und der Gottleuba sowie auf der In welchem Maß die Flächenanteile, die Flächenver- Basis einer idealisierten Testfläche. Unter unterschied- teilung und die Art der land- und forstwirtschaftlichen lichen Bedingungen fand für diese Flächen die Simu- Landnutzung die Intensität der Auswirkungen von lation realistischer Niederschlags-Abfluss-Prozesse Hochwasserereignissen auf die urban genutzten Teile statt. der Kulturlandschaft beeinflussen, ist eine der zentra- Die im Folgenden dargestellten Ergebnisse sind len Fragen, die im Zusammenhang mit dem inte- eine grundlegende Orientierung(!) für die funktionale grierten Hochwasserschutz zu beantworten sind. und örtlich differenzierte Gestaltung der forstwirt- Besonders in Teileinzugsgebieten, in denen Hochwas- schaftlichen Landnutzung und der Waldmehrung mit serereignisse durch den technischen Hochwasserschutz dem Ziel, Wirkungspotenziale für den präventiven kaum gepuffert werden können, ist es erforderlich, die Hochwasserschutz integrativ, d. h. auch unter Berück- Wirkungspotenziale einer funktional ausgerichteten sichtigung einer Güterabwägung (vgl. Kap. 4.2.2.), zu Waldmehrung abzuschätzen und bei Entscheidungen nutzen. über den Flächenumfang und die Allokation von Erst- aufforstungen zu berücksichtigen. Charakteristika der Modelltestgebiete Des Weiteren müssen bei einer Waldbewirtschaftung, und Methode die auf die Abflussregulation von funktionalen Flä- cheneinheiten als Vorrangfunktion gerichtet ist, Modellstruktur, Wald und Walddynamik im Modell Wirkungen von unterschiedlichen Formen des Wald- AKWA-M® aufbaus und einzelner Bewirtschaftungsmaßnah- Für die Simulation kam das Wasserhaushalts- und men berücksichtigt werden. Ziel ist die Reduktion der Niederschlags-Abfluss-Modell AKWA-M® zur Anwen- schnellen Abflusskomponenten, der Höhe des Abfluss- dung (DITTRICH et al. 2005). Variiert wurden die Land- scheitels bzw. der Abflussscheitel sowie dessen bzw. nutzung und die Waldstrukturparameter (MÜNCH et deren zeitliche Verzögerung. Entsprechende Fragen er- al. 2006). Die Modellparameter für spezifische Wald- geben sich auch für die Art der landwirtschaftlichen wirkungen wurden der Literatur (LEVEL II AG WAS- Landnutzung und die Steuerung des Siedlungswas- SERHAUSHALT 2003, SCHERZER 2004) entnommen. serhaushaltes (SIEKER et al. 2007). Diese sind jedoch Darüber hinaus erfolgte die Parametrisierung und nicht Gegenstand dieses Beitrages. Validierung von AKWA-M® auf der Grundlage der be- Auf der räumlichen Skala von Mesochoren (Teilein- standesbezogenen Wasserhaushaltssimulation mit zugsgebiete und Einzugsgebiete) ist folglich abzu- COUPMODEL (JANSSON & KARLBERG 2001, SCHER- schätzen, inwieweit im Rahmen des realen Mosaiks ZER 2004). Dazu wurden Messreihen aus waldbau- unterschiedlicher Landnutzungsarten (Ist), oder im Fall lichen Versuchsflächen und Dauerbeobachtungsflächen einer Erhöhung des Waldanteils (WM) jeweils in Kom- des forstlichen Umweltmonitoring des Staatsbetriebes bination mit einem veränderten Waldaufbau (WU), die Sachsenforst (SBS) genutzt (RABEN et al. 2002, SCHER- Intensität des Gebietsabflusses bei Starkregenereig- ZER 2003, DITTRICH et al. 2005). Die Simulation er- nissen verringert werden kann. folgte für definierte Waldtypen auf der Grundlage der Entsprechende Modelluntersuchungen wurden im Bestandeszieltypen im Landeswald (EISENHAUER et Osterzgebirge für die Einzugsgebiete von sechs Neben- al. 2005). Die Flächenanteile der einzelnen Waldtypen flüssen der Elbe mit einer Gesamtfläche von 660 km2 wurden auf der Basis des Bodenformenmosaiks der Mo- durchgeführt (DITTRICH et al. 2005). Darauf aufbau- delltestgebiete hergeleitet. Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 20:09 Uhr Seite 148

148 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Tab. 5.-1: Zuordnung der Bestandesparameter von AKWA-M® zur forstlichen Bestandesbeschreibung

Bestandesdichte BD Wuchsklasse WK Beeinflussung BE Wert Kronen- Wert Wuchsklasse Wert Schadstufe/Kronen- schlussgrad (ca. Alter in Jahren) verlichtung 0 ohne Bestockung 0 ohne Bestockung 0 4 / 100 % (abgestorben) 1– 30 räumdig 1– 10 Anwuchs (0–5) 1– 30 3 / 61–99 % 11– 30 Jungwuchs (6–16) 31– 60 2 / 26–60 % 31– 60 licht 31– 50 Schwaches Stangenholz (17–30) 61– 80 locker 51– 70 Starkes Stangenholz (31–62) 61– 80 1 / 11–25 % 80– 90 geschlossen 71– 90 Schwaches Baumholz (63–100) 81–100 0 / 0–10 % 91–100 gedrängt 91–100 Starkes Baumholz (>100) (keine bis geringe Einschränkungen)

Tab. 5.-2: Eingangsmerkmale der idealisierten Testfläche

Fläche 1 ha Bodenprofil (cm) Höhenlage 500 m ü. NN 4– 0 Auflagehumus (Ah) Hangrichtung Nord 0– 25 Lehmiger Sand, Ls3 (Aeh,Bv1) Gefälle 10° 25– 40 Lehmiger Sand, Ls3 (Bv1) Landnutzung Buchen-Fichten-Mischwald 40– 50 Lehmiger Sand, Ls3 (Bv2) Grünland 50–100 Lehmiger Sand, Ls3 (Bv2) Bodentyp Gneis-Braunerde >100 Gneis (Cv)

Im Modell erfolgte in Abhängigkeit von der Wald- Für die Wasserhaushaltsmodellierung wurden Klima- struktur eine Wichtung der Vegetationsparameter daten im Tagesschritt für Niederschlag, Lufttempera- Albedo, Blattflächenindex, Bestandeshöhe, Wurzeltiefe tur, relative Luftfeuchte, Sonnenscheindauer bzw. Glo- und Deckungsgrad der Vegetation. Bei einem Kronen- balstrahlung herangezogen. Ebenfalls Berücksichtigung schluss der Baumschicht < 100 % steigt der Deckungs- fand das unterschiedliche Abflussverhalten während grad der Bodenvegetation entsprechend an. Die Kali- und außerhalb der Vegetationsperiode. brierung und Optimierung des Modells für den Stan- dardzustand (geschlossener Bestand, schwaches Idealisierte Testfläche Baumholz, keine Schadsymptome oder Störungen, wel- Auf chorischer Ebene von Mikro-Geo-(Bio)-Hydro- che die Nettoprimärproduktion der Baumschicht ein- Choren wurden für eine idealisierte Testfläche (Tab. schränken) und den Zustand ohne Baumbestand (vgl. 5.-2) die Wirkungen der Landnutzungsarten „Grün- Tab. 5.-1) wurde auf der Grundlage von waldbaulichen land“ und „Buchen-Fichten-Mischwald“ auf die Haupt- Versuchs- und Dauerbeobachtungsflächen des SBS vor- komponenten des Wasserhaushalts simuliert. Bei den genommen (DITTRICH et al. 2005). Simulationen wurden die Geotopmerkmale Gelände- Die Abflussmodellierung erfolgte als „upscaling“ von höhe, Hangrichtung, Geländegefälle, Bodentiefe und Mikro-Geo-(Bio)-Hydro-Choren, Geobiozönosen mit Bodenart sowie Strukturmerkmale des angenomme- quasi gleichen hydrologischen Eigenschaften, über Teil- nen Buchen-Fichten-Mischwaldes (Tab. 5.-1) variiert. gebiete (geomorphologische Einheiten) bis zu Bilanz- In der Vegetationsruhe ist ein bis Feldkapazität aufge- punkten (Teileinzugsgebiet, Einzugsgebiet Pegel). füllter Bodenspeicher angenommen worden. Simuliert wurde der langjährige mittlere Wasser- haushalt 1980 bis 1999 sowie das Hochwasser vom Modelltestgebiete August 2002 und die statistischen Hochwasserereig- Die unterschiedlichen Ausgangssituationen der Modell- nisse HQ(10) und HQ(100). Dazu ist ein Modellnieder- testgebiete, Teileinzugsgebiete von Gottleuba und Treb- schlag mit einer Eintrittswahrscheinlichkeit von 10 nitz, repräsentieren die Breite der naturräumlichen bzw. 100 Jahren verwendet worden, der 6 Stunden an- Verhältnisse des Projektgebietes (Abb. 5.-1, Tab. 5.-3, dauert und eine konstante Intensität aufweist. vgl. Kap. 3.1., Kap. 3.2.). Grundlegende Unterschiede Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 20:11 Uhr Seite 149

5. Einfluss des Waldanteils, der Baumzusammensetzung … 149

in hydrologisch relevanten Gebietseigenschaften sind Beide Modelltestgebiete sind durch einen geringen offensichtlich. Die mittelgründigen Braunerden aus Waldanteil charakterisiert, wobei dieser im Einzugs- Gneis-Verwitterung im Modelltestgebiet Trebnitz ver- gebiet der Gottleuba (15,3 %) deutlich über dem der fügen im Vergleich zu den tiefgründigen Pseudogley- Trebnitz (5,7 %) liegt. Des Weiteren nehmen Misch- und Parabraunerden über Lößderivaten und Kreide- Laubwälder im Modelltestgebiet „Gottleuba“ bereits im sandstein im Einzugsgebiet der Gottleuba über eine Ist-Zustand einen deutlich höheren Flächenanteil ein. deutlich geringere nutzbare Feldkapazität. Bei der landwirtschaftlichen Landnutzung überwiegt In Verbindung mit der Bodentiefe folgt daraus eine im Einzugsgebiet der Trebnitz das Grünland, während geringere Wasserspeicherkapazität des Bodenrau- das der Gottleuba im nahezu umgekehrten Verhältnis mes. Andererseits tendieren die Pseudogley-Para- durch Ackerflächen geprägt wird. In der land- und forst- braunerden im Einzugsgebiet der Gottleuba aufgrund wirtschaftlichen Landnutzung spiegeln sich u. a. die ihrer höheren Lagerungsdichte und des dadurch ein- Standortsverhältnisse der Einzugsgebiete wider geschränkten Infiltrationsvermögens eher zur Entste- (Tab. 5.-4). hung von Oberflächenabfluss. Diese Situation kann durch die Art der Landnutzung Szenarien für die Modelltestgebiete gepuffert oder verstärkt werden. Im Fall der durch die Als Basisszenario wurden die aktuelle Flächenvertei- Forstwirtschaft genutzten Flächen betrifft das z. B. die lung von land- und forstwirtschaftlicher Landnutzung Wirkungen der Baumartenzusammensetzung und des sowie die aktuelle Baumartenzusammensetzung und Technikeinsatzes bei der Holzernte auf das Infiltra- Waldstruktur gemäß den Waldzustandsdaten der Forst- tionspotenzial und die Wasserspeicherkapazität von einrichtung zu Grunde gelegt (IST-AW). Die Grün- verdichtungsgefährdeten Böden. landflächen wurden im Rahmen der landwirtschaftlich

Abb. 5.-1: Lage der Modelltestgebiete Trebnitz und Gottleuba Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 20:11 Uhr Seite 150

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Tab. 5.-3: Hydrologisch relevante Merkmale der Modelltestgebiete Trebnitz und Gottleuba

Modelltestgebiet Trebnitz Gottleuba Flussgebiet Trebnitz-Müglitz-Elbe Gottleuba-Elbe Einzugsgebietsfläche ha 621,5 352,5 (Anzahl der Modellteilflächen) (Stck.) (228) (192) Minimale Geländehöhe m ü. NN 462 193 Maximale Geländehöhe m ü. NN 667 435 Mittleres Geländegefälle grad 5,37 5,22 Längste Fließzeit h 4,9 6,1 Überwiegender Bodentyp Pseudogley-Braunerde Pseudogley-Parabraunerde (Grundgestein) (Gneis) (Löss/Kreidesandstein) Überwiegende Bodenart sandiger Lehm (Ls3) schwach toniger Schluff (Ut2) Mittlere Bodentiefe cm 50–100 (72) 80–120 (98) Mittlere nutzbare Feldkapazität mm 44–214 (109) 62–304 (176) Korrigierter mittlerer Jahresniederschlag (1980–1999) mm 856 796 Jahresmitteltemperatur (1980–1999) °C 6,4 7,8

Tab. 5.-4: Aktuelle Landnutzung in den Modelltestgebieten und Auswirkungen der Szenarienbildung auf die Struktur der Landnutzung

Landnutzung Trebnitz Gottleuba Ist-AW Ist-WU WM-AW WM-WU Ist-AW Ist-WU WM-AW WM-WU Wald (gesamt) 5,67 5,67 78,72 93,11 15,27 15,27 90,75 96,64 davon Nadelwald 5,33 - 66,82 - 8,78 - 77,21 - davon Mischwald 0,11 4,66 5,58 87,86 4,52 12,84 13,31 93,27 davon Laubwald 0,23 1,01 6,32 5,25 1,97 2,43 0,23 3,37 Buschbrache 1,06 1,06 14,39 - 4,11 4,11 5,89 - Grünland 68,21 68,21 --18,60 18,60 -- Acker 18,17 18,17 --58,66 58,66 -- Siedlungen 6,37 6,37 6,37 6,37 3,36 3,36 3,36 3,36 Wasser 0,52 0,52 0,52 0,52 ---- Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

genutzten Flächenteile nicht weiter spezifiziert. Für die schaftlich genutzten Flächen (WM), Beibehaltung Ackerflächen wurden Mischkulturen und ein Bewuchs der aktuellen Baumartenzusammensetzung und der im Winter auf 25 % der Flächen angenommen. Strukturen des Altersklassenwaldes (AW), Unterschiedliche Bearbeitungsverfahren, z. B. eine – WM-WU: Vollständige Aufforstung der landwirt- konservierende Bodenbearbeitung oder die Wirkung schaftlich genutzten Flächen bei gleichzeitigem Wald- der Bodenbearbeitung in Richtung der Höhen- oder umbau. Falllinien, wurden ebenfalls nicht berücksichtigt. Das Szenario „Waldumbau“ wird standortsbezogen Diesem Basisszenario wurden folgende Szenarien durch eine Haupt- und eine Nebenbaumart (SMUL gegenübergestellt (Tab. 5.-4): 2005b) sowie Grundtypen und Flächenanteile der – IST-WU: Beibehaltung der Flächenanteile und der Bodenvegetation bestimmt. Die Vegetationsparameter Flächenverteilung von land- und forstwirtschaftlicher wurden für einen geschlossenen Baumbestand als Landnutzung, aber Waldumbau (WU), Standardzustand festgelegt. Eine Bestandesstruktur, – WM-AW: Vollständige Aufforstung der landwirt- die vom Standardzustand „geschlossener Baumbestand“ Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 20:11 Uhr Seite 151

5. Einfluss des Waldanteils, der Baumzusammensetzung … 151

abweicht, wurde über die Bestandesdichte (Kronen- Im Buchen-Fichten-Mischwaldökosystem beträgt der schlussgrad), die Wuchsklasse und das Maß der Stö- Anteil des Direktabflusses 16 mm/a (7 % Q), hingegen rung (Kronenverlichtung) berücksichtigt (Tab. 5.-1). im Grünland-Ökosystem 64 mm (15 % Q). Die Ursachen sind die deutlich besseren Infiltrationsbedingun- Ergebnisse und Diskussion gen und die höhere Gesamtverdunstung des Buchen-Fichten-Mischwaldökosystems. Idealisierte Testfläche Als Tiefensickerung QV werden im langjährigen Die Simulationsergebnisse für die idealisierte Test- Mittel vom Buchen-Fichten-Mischwald 93 % (227 mm) fläche bilden den Wasserhaushalt auf der räumlichen des Gesamtabflusses Q abgegeben, durch das Grün- Skala von quasi homogenen Mikrochoren ab. Diese land-Ökosystem 85 % (366 mm). Die Unterschiede in können nicht ohne weiteres auf Meso- oder gar Makro- den absoluten Mengen der Tiefensickerung QV werden choren übertragen werden. Es werden zunächst die durch den höheren produktiven und nicht produktiven Unterschiede im langjährigen Wasserhaushalt zwischen Wasserverbrauch des Buchen-Fichten-Mischwaldes be- einem Buchen-Fichten-Mischwald und Grünland dar- dingt (ETR). Das höhere Infiltrationspotenzial der gestellt und danach die Variation einzelner Standort- Humusauflage und des intensiv und in ganzer Tiefe er- parameter auf den Hochwasserabfluss diskutiert. schlossenen Bodenraumes bewirken den höheren rela- tiven Anteil der Tiefensickerung am Gesamtabfluss. Unterschiede zwischen Buchen-Fichten-Mischwald und Die Folge ist eine Verteilung der Abflusskomponenten Grünland zugunsten der Tiefensickerung bei gleichzeitig erheb- Die Unterschiede im langjährigen Wasserhaushalt lich reduziertem Gesamtabfluss aus dem Buchen-Fich- (1980-1999) sind für die Ökosystemtypen Buchen-Fich- ten-Mischwaldökosystem. ten-Mischwald und Grünland in Tabelle 5.-5 zu- Unter der Voraussetzung eines tiefgründigen sammengefasst. Im langjährigen Mittel verdunstet der Bodenspeichers mit hoher Wasserkapazität zeigen Buchen-Fichten-Mischwald gegenüber dem Grünland die Ergebnisse die erheblichen Potenziale von ca. 190 mm/a mehr (72 % bzw. 50 % des Jahresnieder- standortsgerechten Waldaufbauformen für den inte- schlages). Entsprechend geringer ist die Wassermen- grierten Hochwasserschutz. Dabei ist zu berücksich- ge, die als Abfluss abgegeben wird (28 % bzw. 50 % des tigen, dass z. B. die Sicherung eines stetigen Trink- und Jahresniederschlages). Brauchwasserreservoirs und die Pufferung von Hoch- Ein erheblicher Unterschied besteht im Anteil des wasserereignissen mindestens teilweise konkurrie- Direktabflusses QD am Gesamtabfluss Q. Der Direkt- rende Ziele sind. Auf der Grundlage der projizierten abfluss setzt sich aus dem Oberflächenabfluss und dem Klimaszenarien (ENKE 2006, HÄNTSCHEL et al. 2006) hypodermischen Abfluss über schwer durchlässigen ist eine negative klimatische Wasserbilanz während Bodenschichten (z. B. verdichtete Bodenhorizonte, der Vegetationsperiode (IRRGANG 2002b, SCHLUTOW Grundgestein) zusammen. Diese schnellen Abfluss- & KRAFT 2006) ein Hinweis darauf, dass sich diese komponenten beeinflussen im Fall von Starkregener- Situation verschärfen wird. Dementsprechend ist es bei eignissen wesentlich die Höhe des Abflussscheitels. der Nutzungssynthese der Kulturlandschaft not-

Tabelle 5.-5: Wasserhaushalt der Ökosystemtypen Buchen-Fichten-Mischwald und Grünland auf der Grundlage der langjährigen Mittelwerte von wesentlichen Wasserhaushaltskomponenten

Wasserhaushaltskomponente Buchen-Fichten-Wald Grünland mm % mm % Korrigierter Niederschlag P 854 854 Gesamtverdunstung ETR 612 72 (P) 424 50 (P) Interzeption EI 321 52 (ETR) 102 24 (ETR) Transpiration TR 243 40 (ETR) 184 43 (ETR) Sonstige Verdunstung ER 48 8 (ETR) 138 33 (ETR) Gesamtabflussbildung Q 243 28 (P) 430 50 (P) Direktabfluss QD 16 7 (Q) 64 15 (Q) Tiefensickerung QV 227 93 (Q) 366 85 (Q) Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 20:11 Uhr Seite 152

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wendig, die langfristigen Charakteristika der Was- ist die Verdunstung bei Mischwald um 55 mm (9 %) serhaushaltskomponenten von grundlegend verschie- und bei Grünland um 74 mm (17 %) erhöht. denen Ökosystemtypen der land- und forstwirtschaft- Darüber hinaus bilden sich mit zunehmendem Ge- lichen Landnutzung in der Gesamtwirkung eines Land- fälle mehr schnelle Abflusskomponenten. Bei der nach nutzungsmosaiks ausgewogen zu berücksichtigen. Eine Norden exponierten Testfläche beträgt die Reduktion generelle Fokussierung auf die maximal mögliche Puf- für eine Hangneigung von 45° gegenüber der Ebene ferung von Extremereignissen mit geringer Eintritts- etwa 200 mm, sowohl für den Buchen-Fichten-Misch- wahrscheinlichkeit ist kritisch zu hinterfragen. Die weit- wald als auch das Grünland. Dementsprechend höher gehende Auflösung der genannten Zielkonflikte erfor- ist der Abfluss. Mit zunehmender Hangneigung steigt dert auf der Landschaftsebene die Ausweisung von der Direktabfluss bei Grünland stärker als bei Vorrangfunktionen für funktionale Bewirtschaf- Mischwald. Die Differenz zwischen beiden Ökosys- tungseinheiten (Mesochoren), wie z. B. geomorpho- temtypen nimmt mit zunehmender Intensität des logisch und funktional „homogene” Teilgebiete oder Starkregenereignisses ab. Die Zunahme des Direkt- Teileinzugsgebiete. Die Reduzierung des Direktab- abflusses erfolgt unter den angenommenen geomorpho- flusses, vor allem des schnellen Oberflächenab- logischen Bedingungen der idealisierten Testfläche flusses, ist dabei eine Forderung an alle Landnut- etwa bis zu einer Hangneigung von 20°, danach bleibt zungsformen. der Anteil des Direktabflusses unabhängig von der In- tensität des Starkregenereignisses etwa konstant. Mit Hangausrichtung und Geländegefälle dieser Hangneigung hat die Reliefenergie ein Niveau Die Hangausrichtung (Exposition) ist gemeinsam mit erreicht, welches das Infiltrationspotenzial soweit nivel- dem Gefälle für den Wasserhaushalt der Ökosysteme liert, dass der hypodermische Abfluss letztendlich ab- von wesentlicher Bedeutung. So erhält ein nach Süden nimmt und der Oberflächenabfluss die entscheidende ausgerichteter Hang wesentlich mehr Energie durch Abflusskomponente bildet. die Sonneneinstrahlung als ein Nordhang. In der Fol- Oberflächenabfluss entsteht bei Grünland bereits ge kann am Südhang mehr verdunstet werden, so dass in der Ebene, was bei einem Buchen-Fichten-Misch- – bei vergleichbarer Vegetation und vergleichbaren wald nur bei extremen Starkregenereignissen Bodeneigenschaften – ein größeres Speicherpotenzial (HQ100, HQ2002) der Fall ist. Im betrachteten Fall im Boden entstehen kann. Gegenüber einem Nordhang kommt es hingegen bei einem HQ10 für den

Abb. 5.-2: Wirkung des Geländegefälles auf die Hochwasserabflüsse (W = Buchen-Fichten-Wald, G = Grünland) Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 21:14 Uhr Seite 153

5. Einfluss des Waldanteils, der Baumzusammensetzung … 153

Buchen-Fichten-Mischwald erst ab einer Hangnei- Für die Testfläche wurde die Bodentiefe zwischen gung von 20° zur Bildung von Oberflächenabfluss 10 und 110 cm in 10 cm-Schritten variiert. Flachgrün- (Abb. 5. -2). Hierbei handelt es sich um eine kritische dige Böden (< 30 cm Bodentiefe) tendieren zu Vernäs- Hangneigung, die bei einer funktional differenzierten, sung und zunehmendem Oberflächenabfluss. Mit vorrangig auf die Reduzierung des Abflussscheitels bei einer Bodentiefe von mehr als 30 cm schwächen sich Starkregenereignissen gerichteten Waldbewirtschaf- diese Prozesse ab. Diese Wirkungen sind plausibel und tung ganzheitlich zu berücksichtigen ist. Neben einer korrespondieren mit den Informationen aus den forst- Anpassung des Waldaufbaus und der waldbaulichen lichen Standortskarten. Bei sehr geringen Bodentie- Behandlung der Bestände ist vor allem eine funktio- fen von etwa 10 cm wird der überwiegende Teil des nale Anpassung der Holzerntetechnologien erfor- Niederschlages weitgehend unabhängig vom Typ derlich. Dem entsprechen die Festlegungen in der Richt- der Phytozönose als Direktabfluss abgegeben. linie zur Anwendung von Holzerntetechnologien im Für die Waldbewirtschaftung ist entscheidend, dass Landeswald (SBS 2006, FLECHSIG & GEMBALLA 2006), eine Reduzierung des Infiltrationspotenzials und das wonach z. B. ab einer Hangneigung von 20 % (ca. 10°) Überwiegen des schnellen Oberflächenabflusses am ein Mindestabstand der Arbeitslinien für die Holzernte Gesamtabfluss auch durch eine anthropogen bedingte von 40 m einzuhalten ist, die Nutzung von Raupen- Flachgründigkeit von an sich mittel- bis tiefgründi- bändern auf Radfahrwerken vorgeschrieben ist und die gen Böden ausgelöst und forciert werden kann. Das ist Lastfahrten Hang abwärts erfolgen. Ziel ist es, die Ent- z. B. bei Bodenverdichtungen durch nicht standortsge- stehung von schnellem Oberflächenabfluss in Richtung rechte Fichten-Reinbestände oder einen nicht stand- der Falllinien und die mit diesem einhergehende ortsgerechten Technikeinsatz bei der Holzernte der Fall Bodenerosion weitgehend zu vermeiden. (WILPERT 1998, SBS 2006). Für den langjährigen Wasserhaushalt bewirkt die Bodentiefe und Bodenart Der potenziell verfügba- zunehmende Bodentiefe eine wachsende Transpiration. re Bodenspeicher, seine potenzielle Erschließbar- Neben der Verdunstung von der Bodenfläche und aus keit und reale Erschließung durch die land- und dem oberflächennahen Bodenraum wird der Boden- forstwirtschaftlich geprägten Biozönosen beein- wasserspeicher intensiv durch die Vegetation ausge- flussen entscheidend den Gesamtabfluss, die An- schöpft. Dieser Prozess konvergiert gegen einen ener- teile des Direkt- und Oberflächenabflusses sowie getisch bedingten Grenzwert, der im Fall des Buchen- den zeitlichen Verlauf der Abflussbildung. Fichten-Mischwaldes bei einer Durchwurzelungstiefe

Abb. 5.-3: Einfluss der Bodentiefe auf den Direktabfluss und den Anteil des Oberflächenabflusses in einem Buchen-Fichten-Wald- (W) und einem Grünland-Ökosystem (G) Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 21:15 Uhr Seite 154

154 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

von etwa 130 cm (KÖSTLER et al. 1968, KUTSCHERA Bodenarten (sehr tonig bis sandig) variierte zwischen & LICHTENEGGER 2002) erreicht wird. Ein größerer 14 und 17 Vol.-%, was ähnliche Wasserhaushaltsgrößen Bodenspeicher würde demzufolge auch durch die Trans- bedingt. Nur der sandig-lehmige Schluff (Uls) und der piration des Buchen-Fichten-Mischwaldes nicht mehr lehmig schluffige Sand (Slu) ermöglichen eine höhere ausgeschöpft werden und es käme zur Zunahme der Wasserspeicherung und damit auch eine höhere Trans- Tiefenversickerung bzw. des hypodermischen oder piration. lateralen Abflusses. Wegen der geringen Speicherfähigkeit der Sand- Mit zunehmender Bodentiefe nimmt der Direkt- böden oder des geringen Infiltrationspotenzials der abfluss in Abhängigkeit von der Niederschlags- tonigen Böden entstehen hier bei Starkregenereig- menge ab. Starkregenereignisse von geringerer nissen die höchsten Direktabflüsse. Dabei überwiegt Intensität werden weitgehend gepuffert. Bei Extrem- bei den Sanden der hypodermische Abfluss über dem ereignissen wie dem Hochwasser 2002 wird auch bei Festgestein, bei den tonigen Böden der Oberflächenab- tiefgründigen Böden der Bodenspeicher bald vollstän- fluss (Abb. 5.-4). In begrenztem Umfang können dig aufgefüllt und es kommt zu einer Zunahme des diese Prozesse bei den Sandböden langfristig durch Direktabflusses. Die Oberflächenabflüsse sind bei den Aufbau von Humusvorräten in der organischen Auf- Grünland größer als unter dem Buchen-Fichten-Misch- lage und im mineralischen Oberboden (< 30 cm) ge- wald. Die Tiefenerschließung des Bodenspeichers durch puffert werden. Dieser Prozess erfordert neben einer die Buche bewirkt durch den höheren Anteil von Makro- standortsgerechten Baumartenzusammensetzung die poren am Bodenraum ein deutlich höheres Infiltra- Einschränkung von waldbaulich bedingten Humusver- tionspotenzial. Während der Vegetationsperiode wird lusten. Bei den tonigen Böden ist wiederum durch der Bodenspeicher durch die Transpiration des Buchen- eine standortsgerechte Baumartenwahl und einen Fichten-Mischwaldes intensiv und kontinuierlich aus- standortsgerechten Technikeinsatz das ohnehin geringe geschöpft. Damit bleibt der Anteil des Oberflächenab- Infiltrationspotenzial dieser Böden möglichst zu erhal- flusses am Gesamtabfluss, unabhängig von der Boden- ten bzw. zu verbessern (SBS 2006, HILDEBRAND 1996). tiefe, relativ konstant (Abb. 5.-3). Die Differenzen in der Höhe des Direktabflusses Die Bodenart beeinflusst wesentlich das Infiltra- werden sowohl zwischen Buchen-Fichten-Misch- tionspotenzial des Bodens und dessen reale Ausprä- wald und Grünland als auch im Hinblick auf die gung in Abhängigkeit von der Erschließungsintensität unterschiedlichen Bodeneigenschaften mit der In- durch land- oder forstwirtschaftlich geprägte Biozöno- tensität der Starkregenereignisse geringer. sen. Die nutzbare Feldkapazität der betrachteten

Abb. 5.-4: Einfluss der Bodenarten auf den Direkt- und Oberflächenabfluss eines Buchen-Fichten- Mischwald- (W) und eines Grünland-Ökosystems (G) Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 21:15 Uhr Seite 155

5. Einfluss des Waldanteils, der Baumzusammensetzung … 155

Strukturmerkmale von Wald- bzw. Forst-Phytozönosen immer weniger gepuffert werden. Die Folge sind zu- Neben dem dargestellten Einfluss von Geotopmerk- nehmende und früher einsetzende Direktabflüsse. Dem- malen wirken Strukturmerkmale von Wald- bzw. Forst- gegenüber können geschlossene Waldbestände auf Phytozönosen auf deren Wasserhaushalt und die tiefgründigen Gneis-Braunerden die Vorfeuchte des Abflussbildung. Bezogen auf einen geschlossenen Stan- Bodenspeichers soweit reduzieren, dass Starkregener- dardbestand mit einem Deckungsgrad der Boden- eignisse, die zu einem HQ(10) oder HQ(100) führen vegetation von 20 % nimmt die Verdunstung der Baum- würden, in erheblichem Umfang gepuffert werden. Bei schicht mit abnehmendem Kronenschlussgrad ab. Die einem HQ(10) kommen selbst bei einem lichten Kro- Abflüsse steigen, aber nicht in gleichem Maße, weil die nenschluss (BD 40) nur 5 % des Niederschlages zum Verdunstung der Baumschicht teilweise durch die Ver- Abfluss. Bei einem HQ(100) wären es etwa 25 %. Bei dunstung der Bodenvegetation bzw. der Evaporation einem lichten bis gestörten Deckungsgrad der Baum- aus der Streudecke bzw. dem Boden kompensiert wird. schicht sind die Abflussbildung unter Wald und Grün- Bei einem Parameterwert von etwa 20–25, der für land vergleichbar. Eine flächige Bestandesauflösung einen gestörten bis lichten horizontalen Bestan- führt hingegen zu höheren Abflüssen. Dementspre- desschluss zutrifft (Tab. 5.-1), entspricht die Ver- chend erfordert eine Waldbewirtschaftung, die auf teilung der Wasserhaushaltsparameter etwa der der die Abflussregulation gerichtet sein soll, Waldbe- Grünlandfläche. stände mit einer Nettoprimärproduktion, die sich Auf Blößen oder größeren unaufgeforsteten Frei- dem maximalen Produktionspotenzial des Stand- flächen wird die Verdunstung ausschließlich von der orts annähert und gleichzeitig durch eine geringe Bodenvegetation und dem unbewachsenen Boden Oszillation charakterisiert ist. Bei Bestandeserzie- (Evaporation) bestimmt. Deshalb entsteht mehr Abfluss hung, Durchforstung und Verjüngung sollten die- als bei Grünland. Demgegenüber findet im Fall eines se Erkenntnisse berücksichtigt werden. Langfristi- vollständig abgestorbenen Waldbestandes noch eine ges Entwicklungsziel ist eine standorts- und funk- Interzeption durch die Stammflächen statt. tionsgerechte Baumartenzusammensetzung und Steigt die Bestandesdichte über den Standardwert Waldstruktur (IRRGANG & EISENHAUER 2004, (> 90 %), nimmt die Verdunstung weiter zu. In älteren EISENHAUER et al. 2005). In der Vegetationsruhe sind Beständen, in denen entsprechend dem Wachstums- die dargestellten Effekte relativ gering, da sich i. d. R. gang, der Konkurrenz und der horizontalen Differen- unter den verschiedenen Vegetationsstrukturen die Sät- zierung von einem lockeren Bestandesschluss ausge- tigung bis Feldkapazität des Bodenspeichers einstellt. gangen wird (MÜNCH et al. 2006), nimmt die Verduns- tung des Bestandes wieder ab. Als Folge nehmen die Wirkungen unterschiedlicher Landnutzungssze- Verdunstung der Bodenvegetation und der Gesamt- narien und Waldstrukturen auf den Gebietswas- abfluss zu. Diese Ergebnisse entsprechen u. a. denen serhaushalt der Modelltestgebiete von CHROUST (1997), der die Wirkungen von unter- schiedlichen Durchforstungskonzepten auf den Wasser- Die höhere mittlere jährliche Niederschlagssumme P haushalt und ökophysiologische Schlüsselparameter im Modelltestgebiet Trebnitz ist vor allem durch die von Fichten-, Kiefern- und Eichenbeständen analysiert. Höhendifferenz zum Testgebiet Gottleuba bedingt Auf die Abflussregulation bei Starkregenereig- (462–667 m ü. NN/193–435 m ü. NN). Dem klimati- nissen wirken die Vegetationsstrukturen vor allem schen Gradienten entsprechend ist die Gesamtver- durch ihren Einfluss auf die Wassersättigung des dunstung ETR um 60 mm geringer. Bezogen auf das Bodenspeichers. Der Interzeptionsspeicher der aktuelle Landnutzungsmosaik folgt daraus gegenüber Vegetation wird bei Starkregenereignissen relativ dem Modelltestgebiet Gottleuba ein um ca. 130 mm hö- schnell aufgefüllt (vgl. auch CHROUST 1997). Vege- herer mittlerer jährlicher Gesamtabfluss (Tab. 5.-6). tationsstrukturen mit einem hohen Wasserverbrauch, Der Abfluss weist im Modelltestgebiet Trebnitz im lang- wie geschlossene Waldbestände in der Phase der kumu- jährigen Mittel eine Spitze im März und hohe Ab- lierenden Nettoprimärproduktion, schöpfen die Was- flussraten im Dezember auf. Der Jahresgang des Abflus- servorräte des Bodenspeichers intensiv aus. Das Ergeb- ses im Testgebiet Gottleuba ist relativ ausgeglichen. nis ist ein entsprechend hohes Speichervermögen des Ursachen sind die sandstein- und lössgeprägte Tiefen- Bodens zu Beginn des Niederschlagsereignisses. Mit versickerung und die nutzbare Feldkapazität des über- dem abnehmenden Deckungsgrad der Baumschicht bis wiegend tiefgründigen Bodenspeichers. zur Freifläche oder/und bis zur vollständigen Schädi- gung des Baumbestandes können Starkniederschläge Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 21:15 Uhr Seite 156

156 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Tab. 5.-6: Mittlerer Wasserhaushalt (1980–1999) der Modelltestgebiete Trebnitz (T) und Gottleuba (G)

Wasserhaushaltsgröße Ist-AW Ist-WU WM-AW WM-WU Wert Wert ∆Ist-WU - Ist-AW Wert ∆WM-AW - Ist-AW Wert ∆WM-WU -Ist-AW mm/a korrig. Niederschlag P T 858 858 858 858 G 797 797 797 797 Gesamtverdunstung ETR T 436 435 -1 566 130 626 190 G 496 495 -1 640 144 665 169 Interzeption EI T 107 103 -4 302 195 322 215 G 126 121 -5 356 230 331 205 Transpiration TR T 186 187 1 208 22 251 65 G 194 195 1 239 45 276 82 sonstige Verdunstung ER T 143 144 1 56 -87 53 -90 G 176 179 3 45 -131 58 -118 Gesamtabfluss Q T 420 421 1 291 -129 233 -187 G 290 291 1 154 -136 132 -158 Direktabfluss QD T 92 92 0 54 -38 44 -48 G 39 39 0 20 -19 19 -20 Basisabfluss QB T 328 329 1 237 -91 189 -139 G 251 252 1 134 -117 113 -138

Wirkungen der Landnutzungsszenarien auf den rung-Altersklassenwald (WM-AW) vom Altersklas- Wasserhaushalt der Modelltestgebiete senwald und der Dominanz der Fichte geprägt. Im Unterschied zum Szenario Ist-AW wird eine vollstän- Vergleich Ist-AW/Ist-WU dige Bewaldung der Einzugsgebiete angenommen (Sied- Für die Modelltestgebiete Trebnitz und Gottleuba wird lungsflächen ausgeschlossen). der Wasserhaushalt durch einen Waldumbau bei gleich Mit dem Szenario WM-AW steigt die energetisch be- bleibender Waldfläche nur marginal beeinflusst. Die dingte potenzielle Verdunstung durch die Vergröße- deutlichsten, im Niveau geringen Differenzen treten in rung der absorbierenden Vegetationsoberfläche um 20 Form einer verringerten Interzeption (Laubbaumanteil (Trebnitz) resp. 70 mm/a (Gottleuba). Die höhere poten- im Winterzustand) auf. Die Auswirkungen auf den zielle Verdunstung im Modelltestgebiet Gottleuba ist Gesamtabfluss Q und seine Komponenten (QD, QB) wiederum klimatisch bedingt. Die Gesamtverdunstung können im langjährigen Mittel in beiden Testge- ETR erreicht Werte von 130 resp. 144 mm, was vor bieten vernachlässigt werden. allem durch die klimatischen Bedingungen während Mit dem Waldumbau wird vor allem das Risiko der der Vegetationsperiode bedingt sein dürfte. Etwa um Entstehung von kalamitätsbedingten Freiflächen und diese Werte wird im langjährigen Mittel auch der Ab- damit von Einbrüchen in der Nettoprimärproduktion fluss reduziert. Bezogen auf die mittlere jährliche der Wald- bzw. Forst-Phytozönosen eingeschränkt. Niederschlagssumme P beträgt der Anteil des Ge- Damit dient der Waldumbau unter den Bedingun- samtabflusses nur noch 34 % (Trebnitz: Ist-AW 50 %) gen eines konstanten Landnutzungsmosaiks vor resp. 19 % (Gottleuba: Ist-AW 36 %). Mit dem Waldum- allem der Stetigkeit der Abflussverhältnisse und bau (WM-WU) nimmt die Gesamttranspiration zu, was einem langfristig ausgeglichenen Abflussniveau. zur weiteren Verringerung des Gesamtabflusses führt Gegenüber dem Altersklassenwald, der von der (27 resp. 17 %). Fichte dominiert wird, trägt der Waldumbau nicht Für Mesochoren (z. B. Teileinzugsgebiet) ver- unmittelbar zur stärkeren Pufferung von Hoch- deutlichen die Ergebnisse, dass die Effekte der Wald- wasserereignissen bei. mehrung auf den Gebietsabfluss gegenüber dem Waldumbau bei gleich bleibendem Waldanteil weit Vergleich Ist-AW/WM-AW, WM-WU überwiegen. Selbst wenn sich diese Ergebnisse auf Der Waldzustand wird bei dem Szenario Waldmeh- eine vollständige Bewaldung der Testgebiete beziehen Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 21:15 Uhr Seite 157

5. Einfluss des Waldanteils, der Baumzusammensetzung … 157

und damit die maximalen Wirkungspotenziale wieder- flussung der Abflussverhältnisse bei Starkregenereig- geben, wird für funktionale Flächeneinheiten prinzi- nissen (Abb. 5.-5, Abb. 5.-6). Entscheidende Steuer- piell die Notwendigkeit differenzierter Landnutzungs- größen sind die vegetationsabhängige Beeinflussung konzepte deutlich. Die Ergebnisse weisen darauf hin, der Vorfeuchte des Bodenspeichers, die transpira- dass bei der Allokation von Waldmehrungsflächen funk- tionsabhängige Erneuerung des Speichervermögens tionale Aspekte stärker berücksichtigt werden sollten. und das vegetationsabhängige Infiltrationspotenzial. Dabei ist zu beachten, dass auf der Ebene von Meso- Folglich wird die Abflussregulation bei Starkregener- choren die weitgehende Pufferung von Extremereig- eignissen durch die Wechselwirkungen zwischen nissen (Starkregen) und die Sicherung eines stetigen Bodenspeicherraum, Bodenspeicherkapazität und Vege- Wasserdargebots (Gesamtabfluss) konkurrierende tation bestimmt. Zielstellungen sind. Gleiches trifft für die Verminde- Im Modelltestgebiet Trebnitz reduziert die vollstän- rung der Disposition von Waldbeständen gegenüber dige Bewaldung den Oberflächenabfluss bei einem Trockenperioden oder tendenziell abnehmenden hundertjährigen Hochwasser während der Vegeta- Niederschlagsmengen zu. tionsperiode um 69 % (WM-AW) bzw. 81 % (WM-WU). Im Modelltestgebiet Gottleuba kommt es aufgrund der Pufferung von Starkregenereignissen hohen nutzbaren Feldkapazität, der Tiefenerschließung des Bodenspeichers nach Waldumbau und durch den Ein Vergleich der Landnutzungsszenarien IST-AWund substratbedingt hohen Anteil der Tiefenversickerung IST-WU zeigt bei allen Starkregen- bzw. Hochwasser- selbst bei einem HQ(100) kaum zur Entstehung von ereignissen (HQ(10), HQ(100), HQ(2002)) nahezu iden- Oberflächenabfluss. Der durch den Oberflächenabfluss tische Abflussverhältnisse. Die Wirkungen des Wal- bedingte Abflussscheitel wird um 85 % (Trebnitz) bzw. des und der Waldstruktur auf die Abflussbildung um 88–94 % (Gottleuba) reduziert. Während der Vege- werden in beiden Modelltestgebieten durch den ge- tationsruhe nähern sich die Bodenfeuchten unter ringen Waldanteil nivelliert (6 bzw. 15 %). Das legt allen Landnutzungsszenarien aneinander an. Die dif- den Schluss nahe, dass für die Pufferung von Starkre- ferenzierende Wirkung der Vorfeuchte des Bodens auf genereignissen ein Bewaldungsprozent in den Teil- den Gebietsabfluss wird damit nivelliert. einzugsgebieten weit über 15 gegeben sein muss. Durch die Waldmehrung (WM-AW) wird bei einem Die Maximierung des Waldanteils in den Szenarien HQ(100) der Oberflächenabfluss deutlich reduziert. WM-AW und WM-WU bewirkt eine deutliche Beein- Das höhere Infiltrationspotenzial bedingt eine ausge-

Abb. 5.-5: Einfluss der Flächenanteile und der Ausprägung der forstwirtschaftlichen Landnutzung auf die Direktabflüsse und die Abflussscheitel im Modelltestgebiet Trebnitz Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 21:16 Uhr Seite 158

158 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Abb. 5.-6: Einfluss der Flächenanteile und der Ausprägung der forstwirtschaftlichen Landnutzung auf die Direktabflüsse und die Abflussscheitel im Modelltestgebiet Gottleuba

prägte Tiefensickerung. Durch die fehlende Transpira- Eine Schlüsselgröße für die Wirkungspotenziale tion wird diese jedoch über dem Festgestein als hypo- unterschiedlicher Wald- bzw. Forstökosystemtypen ist dermischer Abfluss abgegeben. Der Abflussscheitel der verfügbare Bodenspeicher. verringert sich um 21 bzw. 14 %. Das Szenario WM-WU Die Simulationsergebnisse werden durch fast 30-jäh- bedingt durch die gegenüber dem Szenario WM-AW rige Lysimeterversuche in unterschiedlichen Wald- (Fichte) verringerte Interzeption der Laubbäume strukturen und Bewirtschaftungsformen im Adlerge- höhere Abflussscheitel. Im Modelltestgebiet der birge (KANTOR 2005, 2006, S˘ACH 2006) prinzipiell Gottleuba laufen diese Prozesse ähnlich ab (Abb. 5.-5, bestätigt. Abb. 5.-6). Die Wirkungen der Waldmehrung verdeutlichen deren enorme Bedeutung für den dezentralen Hoch- Schlussfolgerungen wasserschutz auf der räumlichen Skala von (Teil-)Ein- zugsgebieten. Die Bedeutung der Waldmehrung ist Die Ergebnisse verdeutlichen den entscheidenden Ein- insbesondere dann hervorzuheben, wenn eine Abfluss- fluss des Bewaldungsprozents von Flusseinzugsge- regulation durch Maßnahmen des technischen Hoch- bieten auf den Direktabfluss und die Höhe des Abfluss- wasserschutzes nicht oder nur mit unvertretbarem Auf- scheitels. Mit der Veränderung der Baumartenzusam- wand möglich ist. Bei der Allokation und einer funk- mensetzung und der Waldstruktur (Waldumbau) vom tionsorientierten Förderung der Waldmehrung wären von der Fichte dominierten Altersklassenwald zu stand- solche Situationen vorrangig zu berücksichtigen. In die- ortsgerechten Zielwäldern ist nur eine relativ geringe sem Zusammenhang sollte der Schwerpunkt der Wald- Steigerung der Wirkungspotenziale für die Abflussre- mehrung auf mindestens mittel- bis tiefgründigen gulation verbunden. Diese ist vor allem durch eine tief- Böden (> 40 cm) mit geringem Skelettanteil liegen. gründige Erschließung des Bodenraumes und die Ver- Eine angemessene Beteiligung der Nadelbaumarten besserung der Infiltration durch ein höheres Makro- (Weiß-Tanne und Gewöhnliche Fichte) am Buchen- porenvolumen bedingt. Während der Vegetationsruhe Nadelbaumtyp ist für den zeitlich gestreckten Verlauf bewirkt der Laubbaumanteil im Vergleich zu den Fich- der Schneeschmelze von besonderer Bedeutung. Nicht ten-Reinbeständen eine leichte Steigerung des Direkt- standortsgerechte Fichtenforste der unteren bis mitt- abflusses und einen geringfügig höheren Abfluss- leren Berglagen sind durch standörtlich differenzierte scheitel. funktionale Risiken charakterisiert (SMUL 2005a, Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 21:16 Uhr Seite 159

5. Einfluss des Waldanteils, der Baumzusammensetzung … 159

SPELLMANN et al. 2007, EISENHAUER 2008). Der Für die Stetigkeit, als zeitliche Dimension der Ab- Waldumbau dieser Forstökosysteme kann erheblich zur flussregulationsfunktion von Wäldern und Forsten, ist Verbesserung der Stetigkeit der Abfluss regulieren- die Risikoverteilung, die durch eine standortsgerechte den Wirkung und dadurch auch zum vorbeugenden Baumartenvielfalt und Waldstruktur der Szenarien Ist- Hochwasserschutz beitragen. Demgegenüber ist die WU oder WM-WU erreicht wird, von außerordentlicher quantitative Steigerung des Wirkungspotenzials gegen- Bedeutung. Die Borkenkäfer- und Sturmkalamitäten über den von der Fichte dominierten Altersklassen- von 2003–2008, mit der Entstehung von ca. 3 000 ha wäldern (Forsten) eher gering. Kahlflächen, aber auch die Kalamitäten der 1970er und Dagegen lassen sich in den Hoch- und Kammlagen 1980er Jahre belegen eindrucksvoll das Risiko groß- der sächsischen Mittelgebirge und/oder auf flach- flächiger funktionaler Einbrüche von Fichtenmono- gründigen Böden durch Waldumbaumaßnahmen kaum kulturen. Verbesserungen hinsichtlich des Wasserrückhaltes er- zielen. In diesen Standortsregionen wird die Wirkung Ökologisch stabile Wälder sind damit eine ent- von Wäldern auf den Gebietsabfluss im Wesentlichen scheidende Voraussetzung für die Stetigkeit der durch deren Interzeption bestimmt (CHROUST 1997). Wirkungspotenziale von forstwirtschaftlich ge- Die schnelle Sättigung des Interzeptionsspeichers be- nutzten Flächen, auch für den präventiven Hoch- dingt nur eine geringe zeitliche Verzögerung und wasserschutz. Reduzierung des schnellen Oberflächenabflusses. Dem- gegenüber wird an Hängen die Erosionsgefahr mit der verminderten Energie des auftreffenden Niederschla- ges deutlich eingeschränkt. Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 21:16 Uhr Seite 160

160 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

6. SCHLUSSFOLGERUNGEN UND FAZIT Peter A. Schmidt, Eckehard-G. Wilhelm

Das Projektgebiet im Osterzgebirge zeichnet sich einer- Um der außerordentlichen Bedeutung des Projekt- seits durch eine für Sachsen überdurchschnittliche bio- gebietes für den Naturschutz gerecht zu werden und logische Vielfalt, durch teils noch unzerschnittene und zugleich einen Beitrag zur Minderung der Hochwas- störungsarme Talgründe sowie durch zusammenhän- sergefahren und -folgen zu leisten, war ein komplexes gend erhaltene naturnahe Laubwälder an den Hängen Herangehen erforderlich, beginnend bei der Formu- der Fließgewässer aus. Der Bewahrung des natürlichen lierung von Zielstellungen, Analyse von Rahmenbe- und durch extensive Nutzungsformen geförderten dingungen und Prüfung der Potenziale bis zur Planung Reichtums an Organismen und Ökosystemen, darun- und Umsetzung von Maßnahmen. Das Projektma- ter einer Vielzahl gefährdeter und besonders geschütz- nagement erforderte eine Kooperation von Projektträ- ter Arten und Biotope, dient ein umfassendes Schutz- ger und -bearbeitern mit Forst-, Naturschutz- und Was- gebietssystem mit hohen Anteilen von Naturschutzge- serbehörden ebenso wie mit den vor Ort Betroffenen bieten und NATURA 2000-Gebieten (SCI und SPA). und Tätigen. Konstruktive, während der Projektlauf- Andererseits reicht die agrarische Nutzung bis in die zeit sich ergebenden neuen Situationen anpassende, Kammlagen und weite Bereiche des Projektgebietes zunehmend effektive partnerschaftliche Zusammen- sind Hochwasserentstehungsgebiet. Die Waldflächen arbeit der Akteure und Interessengruppen führte zum sind überwiegend von Fichtenforsten bestockt und Erfolg. Dazu gehörten auch kritische Auseinanderset- waren von Luftschadstoffen (besonders 1960–90er Jah- zungen mit Problemen, wofür sich die Projektbeglei- re) stark betroffen, wovon Pionierwälder und mit floren- tende Arbeitsgruppe als geeignete Plattform erwies. fremden, weniger immissionsempfindlichen Baumarten Voraussetzung für eine Umsetzung von Maßnahmen („Übergangsbaumarten“) begründete Bestände zeugen. ist die Flächenverfügbarkeit. Eine solche war gegeben, Durch den relativ geringen Waldanteil im Osterzge- wenn Maßnahmen auf Flächen des LSH als anerkann- birge, die intensive landwirtschaftliche Nutzung und ter Naturschutzverband und privater Waldbesitzer die aktuelle Waldverteilung und -struktur (naturnahe durchgeführt wurden, in anderen Fällen bedurfte es Wälder auf flachgründigen Steilhängen, strukturarme eines erheblichen Aufwandes. Fichten-Reinbestände auf mittel- bis tiefgründigen Im Folgenden werden Schlussfolgerungen gezogen, Pedotopen) ist das Wasserrückhaltevermögen in den inwieweit die in den einzelnen Arbeitspaketen des Pro- Einzugsgebieten herabgesetzt. Auch in den Auen ist jektes geplanten und umgesetzten Maßnahmen des bei Hochwasser die Abflussverzögerung gering, da Handlungskonzeptes zu einer Naturschutzziele und natürliche Auenstrukturen mit Retentionsräumen so- dezentrale Hochwasserminderung integrierenden Wald- wie naturnahe, das Fließgewässer begleitende Biozö- behandlung, Waldmehrung und Auengestaltung bei- nosen weitgehend fehlen. tragen konnten oder werden. Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 21:16 Uhr Seite 161

6. Schlussfolgerungen und Fazit 161

6.1. Waldumbau und Waldpflege zur Entwicklung von Wäldern, die den Ansprüchen des Naturschutzes gerecht werden sowie zur Hochwasservorsorge und -minderung beitragen

Aus den Ergebnissen der Initial- und Pflegemaßnah- der Massenvermehrung durch Schadinsekten in men, die Synergieeffekte naturschutzgerechter und der Nadelbaumbeständen durch den zunehmenden Laub- Hochwasservorsorge dienender Waldbehandlung zur baumanteil verringern. Wirkung bringen sollen, sowie den begleitenden wis- – Die Umwandlung einschichtiger Reinbestände er- senschaftlichen Untersuchungen können folgende weist sich für Naturschutz wie präventiven Hoch- Schlussfolgerungen gezogen werden: wasserschutz als dringlich. Für die Stetigkeit, als – Das für die Betriebsfläche des LSH angewandte Kon- zeitliche Dimension der Abflussregulationsfunktion zept der Waldentwicklungstypen präzisiert und ope- von Wäldern und Forsten, ist die Risikoverteilung, rationalisiert die allgemeinen Grundsätze zur hoch- die durch eine standortsgerechte Baumartenvielfalt wasserschutz- und naturschutzgerechten Waldbe- und Waldstruktur sowie daraus resultierenden wirtschaftung. Es geht von Bestandeszustandstypen Bodeneigenschaften erreicht wird, von außerordent- aus, die auf ein definiertes Entwicklungsziel hin be- licher Bedeutung. handelt werden und gibt Handlungsempfehlungen – Voraussetzung für die erfolgreiche Weiterführung zur Erreichung des Zieles. Die Waldentwicklungs- der durch Initialmaßnahmen eingeleiteten Waldbe- typen wurden gebiets- und projektspezifisch für die handlung ist eine Wildbestandsregulierung. Im Betriebsfläche des LSH erarbeitet. Das Konzept lässt Mittelpunkt des Jagdkonzeptes steht die Ausgestal- sich bei entsprechender Anpassung auch auf an- tung rechtssicherer Pachtverträge. dere Gebiete, Forstbetriebe oder Projekte anwenden. – Ausgewählte, aus der Bewirtschaftung genommene – Die Forsteinrichtung im Rahmen des Projektes stell- Waldbestände sind als Referenzflächen für verglei- te sich der Herausforderung und konnte zeigen, dass chende langfristige Untersuchungen zur Wirksam- es im Privatwald möglich ist, bei den Zielstellungen keit und Beurteilung der durchgeführten Maßnah- für die künftige Waldbehandlung den Vorrang des men von wesentlicher Bedeutung. Hochwasser- und Naturschutzes mit betriebswirt- – Werden Ergebnisse der Untersuchungen der Dauer- schaftlichen Gesichtspunkten zu verbinden. beobachtungsflächen kombiniert mit der Anwen- – Durch die Einbringung standortsgerechter, ein- dung des Konzeptes der Waldentwicklungstypen und heimischer Baumarten und die Schaffung günstiger der Forsteinrichtung, so lassen sich bei vorsichtiger Bedingungen für Naturverjüngung wird sich mittel- Interpretation Prognosen zur langfristigen Wirkung bis langfristig die Naturnähe der Baumschicht er- der eingeleiteten Maßnahmen zu Waldumbau und höhen. Voraussetzung dafür sind weiterführende Waldpflege erstellen. Naturnähe der Baumartenzu- Maßnahmen zur Unterstützung der eingeleiteten Ver- sammensetzung, Vertikalstruktur der Bestände und jüngung und zur Förderung der Baumarten des an- Baumartenmischung sowie der Anteil wertvoller Bio- gestrebten Zielzustandes. Die Maßnahmen werden toptypen und von FFH-Lebensraumtypen werden sich langfristig positiv auf die Stabilität und Elasti- sich erhöhen. zität der Bestände auswirken und auch die Gefahr Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 21:16 Uhr Seite 162

162 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

6.2. Hochwasserschutz- und naturschutzgerechte Waldmehrung Jöran Zocher, Sven Sonnemann, Torsten Roch, Dirk-Roger Eisenhauer

Im Rahmen des Projektes wurden im Einzugsgebiet schutzes in der Raumordnungsplanung seit Beginn des von Müglitz, Gottleuba und Seidewitz durch die Um- DBU-Projektes verbessert. Mit der Ausweisung der „Vor- setzung konkreter Erstaufforstungsmaßnahmen wich- ranggebiete Waldmehrung“ müssen auch die förder- tige Bespiele für eine hochwasserschutz- und natur- politischen Rahmenbedingungen so gestaltet werden, schutzgerechte Waldmehrung geschaffen. Durch die dass: wissenschaftliche Begleitung können darüber hinaus – die finanziellen Zuwendungen für Aufforstungen kurz- bis mittelfristig quantifizierbare Aussagen über im Rahmen des Hochwasserschutzes bei höherem deren Wirkungspotenziale getroffen werden. Risiko der Agrarförderung zumindest nicht nach- Insbesondere in reinen Agrarregionen besteht ein stehen und das finanzielle Risiko für den Flächen- erhöhter Aufklärungsbedarf zur forstlichen Förderung. nutzer vertretbar ist, Um dem vorhandenen Defizit nach aktuellen und über- – Aufforstungen auf produktiven, bisher landwirt- sichtlichen Informationsmaterialien entgegen zu wir- schaftlich genutzten Flächen nicht zu Lasten der Er- ken, wurden Handlungsleitlinien (z. B. in Form von tragsfähigkeit der Betriebe durchgeführt werden, Merkblättern, Informationsbroschüren) für Land- – langfristig kalkulierbare Förderbedingungen Pla- eigentümer und -bewirtschafter erstellt, die sie von der nungssicherheit bieten, Planung bis zur konkreten Umsetzung unterstützen. – das Förderverfahren vereinfacht und entbürokrati- Fünf Jahre nach der verheerenden Hochwasserkatas- siert wird. trophe an der Elbe und ihren Nebenflüssen muss kon- Weitere Vorschläge für eine verbesserte Umsetzung der statiert werden, dass die Umsetzung des Zieles, den Waldmehrungsziele sind u. a. (vgl. SWS 2002–2004): Waldanteil im Freistaat Sachsen auf 30 % zu erhöhen – Nutzung von Flurneuordnungsverfahren zur Unter- (SMI 2003), unter den aktuellen Rahmenbedingungen stützung der Waldmehrungsplanung, zu hinterfragen ist (vgl. SMUL 2003a). Insbesondere – für den Kauf landwirtschaftlicher Flächen durch Auf- in den Gebieten, die laut Landesentwicklungsplan (LEP) forstungswillige sollten günstigere Bedingungen ge- für eine Waldmehrung vorrangig in Betracht kommen, schaffen werden (insbesondere BVVG), besteht ein erhebliches Konfliktpotenzial zwischen und – Schaffung rechtlicher Möglichkeiten zur Kündigung zu den Interessen der verschiedenen Landnutzer. langfristiger Pachtverträge durch aufforstungswilli- Ohne ordnungspolitische Maßnahmen dürften diese ge Eigentümer, Konflikte kaum aufzulösen sein. – Gespräche und Planungen sollten außerhalb der land- In der 1. Gesamtfortschreibung des Regionalplanes wirtschaftlichen Arbeitsschwerpunktzeiten (Ernte, „Oberes Elbtal/Osterzgebirge“ (Stand 07/2007) werden Aussaat etc.) erfolgen, im Kapitel 12.2 „Vorranggebiete Waldmehrung“ aus- – aufgebaute Kontakte sind unbedingt aufrecht zu er- gewiesen (Mindestfläche 5 ha) und somit wesentliche halten; gerade die Kontinuität des örtlichen An- Voraussetzungen für die Waldmehrung geschaffen. In sprechpartners wirkt sich günstig aus, der Abwägungsmatrix fanden die Belange des prä- – Schaffung und öffentlichkeitswirksame Vorstellung ventiven Hochwasserschutzes Berücksichtigung. Für von Beispielsflächen, die gesamte Planungsregion werden mit den ausge- – Veröffentlichungen in der Fachpresse, wiesenen Vorranggebieten Waldmehrung insgesamt – Winterschulungsprogramm für die Landwirtschaft. etwa 8 000 ha gesichert. Dabei handelt es sich um Flä- Abschließend muss konstatiert werden, dass im Pro- chen aus der Waldmehrungsplanung des SBS, die im jektgebiet zur gegenwärtigen Situation eine landwirt- Regionalplan von 1997 enthaltenen Vorranggebiete schaftliche Nutzung, die die Aspekte des präventiven Erstaufforstung, Waldmehrungsflächen aus dem Aus- Hochwasserschutzes integriert, größere Effekte erzie- gleichsflächenpool für die Region Oberes Elbtal/Osterz- len würde als es selbst unter wesentlich günstigeren gebirge sowie diesbezügliche Darstellungen aus Flä- (ordnungspolitischen) Rahmenbedingungen durch die chennutzungs- und Landschaftsplänen (RPV 2007). Waldmehrung zu erreichen wäre! Die Waldmehrung Somit hat sich die Situation bezüglich der Berück- ist trotzdem ein unverzichtbares Instrument einer effi- sichtigung der Belange des präventiven Hochwasser- zienten dezentralen und vor allem lokal begrenzten Ab- Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 21:17 Uhr Seite 163

6. Schlussfolgerungen und Fazit 163

flussregulation. Ergänzend muss darauf aufmerksam landschaften von Hochwasserentstehungsgebieten er- gemacht werden, dass sich neben Effekten für eine zielen lassen. dezentrale Hochwasserminderung günstige Auswir- Mit dem im Rahmen des Projektes entwickelten Kri- kungen auf Natur und Landschaft (Biotopverbund natur- terienkatalog steht ein wichtiger Baustein für eine sach- naher Waldbestände, FFH-Wald-LRT, Lebensraum für orientierte Güterabwägung einer weiterreichenden seltene, gefährdete und vom Aussterben bedrohte Wald- Waldmehrung mit anderen Schutzgütern von überre- arten) durch Waldmehrung in ausgeräumten Agrar- gionaler Bedeutung zur Verfügung.

6.3. Auengestaltung zur Erhaltung, Förderung oder Wiederher- stellung naturnaher, für Fließgewässerauen charakteristischer Lebensraumkomplexe aus Offen- und Gehölzbiotopen

Die Untersuchungen zur Vegetation und Gewässer- seit fast 100 Jahren, bemüht. Der Erwerb naturschutz- strukturgüte belegen, dass durch die im Projektzeit- relevanter Flächen durch Naturschutzstiftungen oder raum durchgeführten Maßnahmen zur Renaturierung Naturschutzverbände kann ein Weg zu einem wirksa- eine erhebliche Verbesserung der Hochwasserschutz- men Hochwasser- und Naturschutz und zum Erhalt und Naturschutzsituation zu erwarten ist. Insgesamt natürlicher Offenbereiche sein. konnten mit den Initialen zur Auengestaltung gezeigt werden, dass – es möglich ist, Renaturierungsmaßnahmen in die Hochwasserschadensbeseitigung zu integrieren und zur Verbesserung der Gewässerstrukturgüte beizu- tragen, – ein ausreichender Geschiebetransport und eine Ge- schiebedynamik grundlegende Bestandteile einer funktionierenden Fließgewässeraue sind. Mit der Förderung der Naturnähe von Gehölzbeständen über Baumartenregulierung unter Beachtung der natür- lichen Eigenschaften des Fließgewässers kann ein bedeutender Beitrag zur Hochwasserprävention, zur Gefahrenabwehr und zur Verbesserung der Natur- schutzsituation geleistet werden. Natürliche Offenbereiche haben in Regionalplänen und kommunalen Planungsvorhaben und Hochwasser- schutzkonzepten inzwischen Berücksichtigung gefun- den. Der Erhalt und die Sicherung der letzten noch durch- gängigen und wenig zerschnittenen Bach- bzw. Fluss- läufe im Osterzgebirge (auch als Referenzgewässer im Rahmen der WRRL) in möglichst ausgedehnten Ge- wässerstrecken ist notwendig und möglich. Gottleuba und Müglitz gehören zu den Fließgewässerabschnitten mit nationaler Bedeutung für den Biotopverbund (REICH 2008). Von herausragender Bedeutung ist hier die Trebnitz (Teileinzugsgebiet der Müglitz), um deren naturnahen Erhalt der LSH sich bereits seit 1918, also Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 21:17 Uhr Seite 164

164 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

6.4. Fazit

Im Rahmen der Projektbearbeitung wurden in einem eine wirksame Hochwasservorsorge und -minderung ausgesprochenen Hochwasserentstehungsgebiet, den sowie den Naturschutz im Wald erfüllen, (Teil-)Einzugsgebieten von Gottleuba, Seidewitz und – ökologischer Waldumbau, Waldmehrung und Auen- Müglitz im Osterzgebirge, durch die Umsetzung kon- renaturierung einen wichtigen Beitrag innerhalb kreter Maßnahmen zu Waldumbau bzw. Waldpflege, eines umfassenden Hochwasserschutzes mit Syner- zu Waldmehrung und Auenrenaturierung wichtige Bei- gien für den Naturschutz leisten können, spiele für eine hochwasserschutz- und naturschutzge- – die Wirkung derartiger Maßnahmen zum vorbeu- rechte Landnutzung und Waldbewirtschaftung ge- genden Hochwasserschutz zurzeit noch weitgehend schaffen. Die Erfahrungen aus dem Projekt zeigen, dass unterschätzt wird und sowohl kurzfristige als auch – Flächenverfügbarkeit und ein von allen Akteuren langfristige Aufgaben beinhaltet, und Interessengruppen getragenes, wissenschaft- – die Summenwirkung einer Vielzahl von Maßnah- lich erarbeitetes Handlungskonzept unabdingbare men das Entscheidende im integrierten Hochwas- Voraussetzungen sind, serschutz ist, auch kleine Beiträge zur dezentra- – naturnahe, strukturreiche, stabile und elastische len Hochwasserminderung einschließend. Waldbestände am besten die Anforderungen an Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 21:17 Uhr Seite 165

Literaturverzeichnis 165

7. Literaturverzeichnis

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172 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung … Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 21:18 Uhr Seite 173

Anlagen 173

Anlage 4: Verzeichnis der im Text enthaltenen Pflanzenarten mit forstlichen Kürzeln für Baumarten

deutscher Name wissenschaftl. Name Abk. Ginster, Deutscher Genista germanica Hasel, Gewöhnliche Corylus avellana HAS Bäume Heckenkirsche, Schwarze Lonicera nigra Ahorn, Berg- Acer pseudoplatanus BAH Heidelbeere Vaccinium myrtillus Ahorn, Spitz- Acer platanoides SAH Himbeere Rubus idaeus Apfel, Wild- Malus sylvestris Holunder Sambucus spec. Aspe; s. Zitter-Pappel! Populus tremula ASP Holunder, Schwarzer Sambucus nigra Birke, Gewöhnliche; auch Gemeine, Betula pendula GBI Holunder, Trauben- Sambucus racemosa Hänge- oder Sand-B. Rose, Gebirgs-; auch Alpen-Rose Rosa pendulina Birke, Hänge-; s. Gewöhnliche B.! Betula pendula GBI Rose, Hunds- Rosa canina Birke, Karpaten- Betula pubescens subsp. Schlehe; auch Schwarzdorn Prunus spinosa carpatica MBI Seidelbast, Gewöhnlicher Daphne mezereum Birke, Moor- Betula pubescens MBI Sonnenröschen, Gewöhnliches Helianthemum nummularium Birne, Wild- Pyrus pyraster Weide, Grau- Salix cinerea Buche, Rot- Fagus sylvatica RBU Weide, Korb- Salix viminalis Douglasie Pseudotsuga menziesii DGL Weide, Ohr- Salix aurita Eberesche, Gewöhnliche; Sorbus aucuparia GEB Weiden Salix spec. auch Vogelbeere Weißdorn Crataegus spec. Eibe Taxus baccata Eiche, Rot- Quercus rubra REI Krautige Farn- und Samenpflanzen Eiche, Stiel- Quercus robur SEI Ampfer, Stumpfblättriger Rumex obtusifolius Eiche, Trauben- Quercus petraea TEI Bärwurz Meum athamanticum Elsbeere Sorbus torminalis Bingelkraut, Wald- Mercurialis perennis Erle, Schwarz- Alnus glutinosa RER Binse, Flatter- Juncus effusus Esche, Gewöhnliche; Fraxinus excelsior GES Binse, Glieder- Juncus articulatus auch Gemeine E. Binse, Knäuel- Juncus conglomeratus Fichte, Blau- Picea pungens f. glauca PFI Blutweiderich, Gewöhnlicher Lythrum salicaria Fichte, Gewöhnliche; Picea abies GFI Braunwurz, Knoten- Scrophularia nodosa auch Gemeine oder Europäische F. Brennnessel, Große Urtica dioica Fichte, Omorika-; auch Serbische F. Picea omorika OFI Christophskraut Actaea spicata Fichte, Stech-; inkl. Blau-F. Picea pungens PFI Dornfarn; s. Breitblättriger und Dryopteris spec. Hainbuche Carpinus betulus HBU Dorniger Wurmfarn! Kiefer, Gewöhnliche; Pinus sylvestris GKI Ehrenpreis, Bach- Veronica beccabunga auch Gemeine oder Wald-K. Ehrenpreis, Berg- Veronica montana Kiefer, Murray- Pinus contorta MKI Einbeere Paris quadrifolia Kiefer, Schwarz- Pinus nigra SKI Eisenhut, Bunter Aconitum variegatum Kiefer, Wald-; s. Gewöhnliche K.! Pinus sylvestris GKI Enzian, Karpaten- Gentianella lutescens Kirsche, Vogel- Prunus avium VKI Erdrauch, Gewöhnlicher Fumaria officinalis Lärche, Europäische Larix decidua ELA Filzkraut, Acker- Filago arvensis Lärche, Hybrid- Larix x eurolepis HLA Fingerhut, Großblütiger Digitalis grandiflora Lärche, Japanische Larix kaempferi JLA Fingerhut, Roter Digitalis purpurea Linde, Sommer- Tilia platyphyllos SLI Fingerkraut, Gänse- Potentilla anserina Linde, Winter- Tilia cordata WLI Flattergras, Wald- Milium effusum Pappel, Schwarz- Populus nigra PAP Flockenblume, Perücken- Centaurea pseudophrygia Pappel, Zitter-; auch Aspe oder Espe Populus tremula ASP Frauenfarn, Gewöhnlicher Athyrium filix-femina Pappeln Populus spec. PAP Fuchsschwanz, Wiesen- Alopecurus pratensis Robinie, Gewöhnliche Robinia pseudoacacia ROB Gänsefuß, Weißer Chenopodium album Tanne, Weiß- Abies alba WTA Geißbart, Wald- Aruncus dioicus Traubenkirsche, Gewöhnliche Prunus padus Gerste, Saat- Hordeum vulgare Ulme, Berg- Ulmus glabra BUL Giersch; auch Geißfuß Aegopodium podagraria Ulme, Flatter- Ulmus laevis FUL Gilbweiderich, Pfennig-; Lysimachia nummularia Weide, Bruch- Salix fragilis auch Pfennigkraut Weide, Sal- Salix caprea SWE Gipskraut, Acker- Gypsophila muralis Weide, Silber- Salix alba Glanzgras, Rohr- Phalaris arundinacea Weiden Salix spec. Glatthafer Arrhenaterum elatius Glockenblume, Breitblättrige Campanula latifolia Sträucher, Halb- und Zwergsträucher Golddistel, Gewöhnliche Carlina vulgaris Brombeeren (Artengruppe) Rubus fruticosus agg. Goldnessel (Artengruppe) Galeobdolon luteum agg. Eichenmistel; auch Europäische Loranthus europaeus Goldrute, Kanadische Solidago canadensis Riemenblume Greiskraut, Fuchssches Senecio ovatus Faulbaum Frangula alnus Greiskraut, Gewöhnliches Senecio vulgaris Geißklee, Schwarzwerdender Cytisus nigricans Günsel, Kriechender Ajuga reptans Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 21:18 Uhr Seite 174

174 Anlagen

Hafer, Flug- Avena fatua Schlüsselblume, Wiesen- Primula veris Hahnenfuß, Brennender Ranunculus flammula Schmiele, Draht- Deschampsia flexuosa Hahnenfuß, Kriechender Ranunculus repens Schmiele, Rasen- Deschampsia cespitosa Hainsimse, Schmalblättrige Luzula luzuloides Schwaden, Blaugrüner Glyceria declinata Händelwurz, Mücken-; auch Große H. Gymnadenia conopsea Schwaden, Flutender Glyceria fluitans Hartheu, Kanten- Hypericum maculatum Schwertlilie, Sibirische Iris sibirica Hartheu, Tüpfel- Hypericum perforatum Schwingel, Wald- Festuca altissima Haselwurz Asarum europaeum Segge, Berg- Carex montana Hasenlattich, Purpur- Prenanthes purpurea Segge, Finger- Carex digitata Helmkraut, Gewöhnliches Scutellaria galericulata Segge, Floh- Carex pulicaris Hirtentäschel, Gewöhnliches Capsella bursa-pastoris Segge, Igel- Carex echinata Hohlzahn, Bunter Galeopsis speciosa Segge, Zittergras-; auch Seegras Carex brizoides Hohlzahn, Stechender Galeopsis tetrahit Silberblatt, Ausdauerndes; auch Lunaria rediviva Honiggras, Weiches Holcus mollis Mondviole Honiggras, Wolliges Holcus lanatus Sitter, Braunrote Epipactis atrorubens Kälberkropf, Rauhhaariger Chaerophyllum hirsutum Sitter, Breitblättrige Epipactis helleborine Klee, Schweden- Trifolium hybridum Sonnentau, Rundblättriger Drosera rotundifolia Knabenkraut, Stattliches Orchis mascula Springkraut, Drüsiges Impatiens glandulifera Knäuelgras, Gewöhnliches Dactylis glomerata Springkraut, Großes Impatiens noli-tangere Knöterich, Floh- Persicaria maculosa Sterndolde, Große Astrantia major Knöterich, Kleiner Persicaria minor Sternmiere, Hain- Stellaria nemorum Knöterich, Pfeffer-; auch Persicaria hydropiper Sternmiere, Quell- Stellaria alsine Wasserpfeffer Straußgras, Rot- Agrostis capillaris Kratzdistel, Kohl- Cirsium oleraceum Straußgras, Weißes Agrostis stolonifera Kratzdistel, Sumpf- Cirsium palustre Teufelskralle, Kugelige Phyteuma orbiculare Kreuzblümchen, Schopf- Polygala comosa Tomate Lycopersicon esculentum Kugelorchis Traunsteinera globosa Trespe, Wald- (Artengruppe) Bromus ramosus agg. Labkraut, Kletten-; auch Galium aparine Vergißmeinnicht, Hain- Myosotis nemorosa Klebkraut Waldvöglein, Bleiches; auch Cephalanthera damasonium Laserkraut, Preußisches Laserpitium prutenicum Weißes W. Leberblümchen Hepatica nobilis Waldvöglein, Weißes; s. Bleiches W.! Cephalanthera damasonium Lerchensporn, Mittlerer Corydalis intermedia Wasserdarm, Gewöhnlicher Myosoton aquaticum Lichtnelke, Rote Silene dioica Weidenröschen, Schmalblättriges Epilobium angustifolium Lilie, Feuer- Lilium bulbiferum Weißwurz, Quirl- Polygonatum verticillatum Lilie, Türkenbund- Lilium martagon Weizen, Saat- Triticum aestivum Mädesüß, Echtes Filipendula ulmaria Wicke, Vogel- Vicia cracca Mais Zea mays Wiesenknöterich, Schlangen- Bistorta officinalis Milzkraut, Wechselblättriges Chrysosplenium alternifolium Windröschen, Busch- Anemone nemorosa Minze, Acker- Mentha arvensis Winterkresse, Echte; auch Barbarea vulgaris Nabelmiere, Dreinervige Moehringia trinervia Barbarakraut Nelkenwurz, Echte Geum urbanum Wurmfarn, Breitblättriger; auch Dryopteris dilatata Nestwurz Neottia nidus-avis Dunkelgrüner Dornfarn Perlgras, Nickendes Melica nutans Wurmfarn, Dorniger; auch Dryopteris carthusiana Pestwurz, Gewöhnliche Petasites hybridus Kartäuser Dornfarn Pestwurz, Weiße Petasites albus Wurmfarn, Gewöhnlicher Dryopteris filix-mas Platterbse, Berg- Lathyrus linifolius Zahnwurz, Quirl-; auch Weiße Z. Dentaria enneaphyllos Platterbse, Frühlings- Lathyrus vernus Zahnwurz, Weiße; s. Quirl-Z.! Dentaria enneaphyllos Platterbse, Schwarze Lathyrus niger Zahnwurz, Zwiebel- Dentaria bulbifera Quecke, Gewöhnliche Elytrigia repens Ziest, Wald- Stachys sylvatica Raps Brassica napus Zweiblatt, Großes Listera ovata Reitgras, Land- Calamagrostis epigejos Zweizahn, Dreiteiliger Bidens tripartita Reitgras, Wald- Calamagrostis arundinacea Reitgras, Wolliges Calamagrostis villosa Moose/Flechten Ruprechtskraut; auch Stinkender Geranium robertianum Sichelmoos, Firnisglänzendes Drepanocladus vernicosus Storchschnabel Katharinenmoos, Großes Atrichum undulatum Sanikel, Wald- Sanicula europaea Kurzbüchsenmoos, Rauhes Brachythecium rutabulum Sauerklee, Wald- Oxalis acetosella Schlafmoos, Zypressen- Hypnum cupressiforme Schachtelhalm, Acker- Equisetum arvense Schlafmoos, Heide- Hypnum jutlandicum Schafgarbe, Gewöhnliche Achillea millefolium Rotstängelmoos Pleurozium schreberi Scharbockskraut Ranunculus ficaria Grünstängelmoos Scleropodium purum Schattenblume, Zweiblättrige Maianthemum bifolium Rentierflechte Cladonia spec. Schaumkraut, Bitteres Cardamine amara Schaumkraut, Wiesen- Cardamine pratensis Schaumkresse, Haller- Cardaminopsis halleri Nomenklatur nach ROTHMALER (2005) Schildfarn, Dorniger Polystichum aculeatum und SCHMIDT & KLAUSNITZER (2002), Schlüsselblume, Hohe Primula elatior Moose nach KOPERSKI et al. (2000) Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 21:18 Uhr Seite 175

Anlagen 175

Anlage 5: Projektträger, Projektleitung, Projektbearbeitung und Kooperationspartner Dr. Peter Kandler, Astrid Hanetzog Projektbearbeitung Prof. Dr. Hans-Jürgen Hardtke Projektträger LSH weitere Kooperation Karl-Heinz Rehn Schweiz UNB Landkreis Sächsische Projektbegleitend Dr. Bernard Hachmöller RP Dresden-Umweltbereich Projektbegleitend im Auftrag des SMUL: Abt. Wasser: Johannes Grunwald Projektbegleitend: Projektbetreuer: im Auftrag des SMUL:

LANU: Frank Stanetzky DEGES: Ulrich Möller ARCADIS GmbH: Dr. Dorit Schröder OGF: Dr. habil. Denie Gerold Prof. Dr. Martin Socher Dr. Dirk-Roger Eisenhauer , Winfried Werner Abt. Naturschutz, Wald und Forstwirtschaft:

André Neumann BG Pirna Projektbegleitend und Maßnahmen Lutz Winkler Thomas Krause, Kai Noritzsch, Dr. Dietrich Butter Maßnahmen FB Neustadt Projektbegleitend und Dr. Eckehard-G.Wilhelm Projektbearbeitung Prof. Dr. Peter A. Schmidt Projektleitung TU Dresden , Elfie Defér , Frank Marschner, , Steffen Hilpert

Torsten Roch, Sachsenforst Projektbearbeitung Karl-Heinz Mayer Schutzgebietsbetreuer Projektbegleitend Wolfram Böhme Projektbearbeitung LTV Stand: 12/2007 Projektbegleitender AG zusätzlich in Geschäftsführende AG, Kooperationspartner: Projektträger und Jöran Zocher Broschüre.DV.kürz5.1.neu 02.03.2009 21:18 Uhr Seite 176

176 Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung …

Autoren Karl-Heinz Mayer Pirnaer Str. 26, 01816 Bad Gottleuba Wolfram Böhme Landestalsperrenverwaltung Dr. Albrecht Münch Bahnhofstr. 14, 01796 Pirna Dittrich & Partner Hydro-Consult GmbH Gerlinger Str. 4, 01728 Bannewitz Dr. Dietrich Butter Staatsbetrieb Sachsenforst, Forstbezirk Neustadt Jana Planek Karl-Liebknecht-Straße 7, 01844 Neustadt i. Sa. Fichtestr. 12, 01097 Dresden

Dr. Maik Denner Torsten Roch Technische Universität Dresden Staatsbetrieb Sachsenforst Institut für Allgemeine Ökologie und Umweltschutz Bonnewitzer Str. 34, 01796 Pirna OT Graupa Pienner Str. 7, 01737 Tharandt Prof. Dr. Peter A. Schmidt Dr. Ingo Dittrich Technische Universität Dresden Dittrich & Partner Hydro-Consult GmbH Institut für Allgemeine Ökologie und Umweltschutz Gerlinger Str. 4, 01728 Bannewitz Pienner Str. 7, 01737 Tharandt

Dr. Dirk-Roger Eisenhauer Dr. Dorit Schröder Staatsbetrieb Sachsenforst ARCADIS Consult GmbH Bonnewitzer Str. 34, 01796 Pirna OT Graupa Glück-Auf-Str. 1, 09599 Freiberg

Dr. habil. Denie Gerold Dr. Reinhard Stock Ostdeutsche Gesellschaft für Forstplanung (OGF), Deutsche Bundesstiftung Umwelt Niederlassung Sachsen An der Bornau 2, 49090 Osnabrück Zum Wiesengrund 8, 01723 Kesselsdorf Sven Sonnemann Norman Döring Staatsbetrieb Sachsenforst Technische Universität Dresden Bonnewitzer Str. 34, 01796 Pirna OT Graupa Institut für Allgemeine Ökologie und Umweltschutz Pienner Str. 7, 01737 Tharandt Andreas Wahren Technische Universität Dresden Prof. Dr. Hans-Jürgen Hardtke Institut für Bodenkunde und Standortslehre Landesverein Sächsischer Heimatschutz e.V. Pienner Str. 19, 01737 Tharandt Wilsdruffer Str. 11/13, 01067 Dresden Dirk Wendel Jördis Gorogranz Technische Universität Dresden Feuerbachstraße 16, 04105 Leipzig Institut für Allgemeine Ökologie und Umweltschutz Pienner Str. 7, 01737 Tharandt Steffen Hilpert Technische Universität Dresden Dr. Eckehard-G. Wilhelm Institut für Allgemeine Ökologie und Umweltschutz Technische Universität Dresden Pienner Str. 7, 01737 Tharandt Institut für Allgemeine Ökologie und Umweltschutz Pienner Str. 7, 01737 Tharandt Dr. Peter Kandler Hohe Str. 72, 01187 Dresden Jöran Zocher Staatsbetrieb Sachsenforst Dr. Torsten Krüger Bonnewitzer Str. 34, 01796 Pirna OT Graupa Technische Universität Dresden Dozentur Wildökologie und Jagdwirtschaft Pienner Str. 8, 01737 Tharandt BrotttttrttttttttrtttttttttBrotttttrtttttttrttttttttttttttttttttttttttttttrttttttttt

Bildnachweis Impressum

AID, Titelbild Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung ARCADIS Consult GmbH Freiberg: Abb. 4.3.1.-5, unter Berücksichtigung von Hochwasservorsorge Abb. 4.3.3.-1, Abb. 4.3.3.-2, Abb. 4.3.3.-4, und Naturschutz im Osterzgebirge Abb. 4.3.3.-5, Abb. 4.3.3.-6, Abb. 4.3.3.-8, Abschlussbericht zum DBU-Projekt: Abb. 4.3.4.-4, Abb. S. 164, Titelbild Hochwasserschutz- und naturschutzgerechte Waldemar Gleinich, Dresden: Abb. 3.3.-1 Behandlung umweltgeschädigter Wälder Steffen Hilpert, Dresden: Abb. 4.1.3.1.-4, und Offenlandbereiche der Durchbruchstäler des Abb. 4.1.3.1.-5, Abb. 4.1.3.1.-6, Abb. 4.1.3.1.-7, Osterzgebirges 2008 Abb. 4.1.4.-9, Abb. 4.2.2.-2, Abb. 4.2.2.-3, Abb. 4.3.4.-3, Abb. 4.3.4.-4, Abb. 4.3.4.-5, Herausgeber: Rücktitel Mitte Landesverein Sächsischer Heimatschutz e.V. Jenny Kießling, Freital, Titelbild, Rücktitel oben, Geschäftsstelle und Postanschrift: Abb. S. 160, Abb. S. 172 01067 Dresden, Wilsdruffer Straße 11/13 Landesvermessungsamt Sachsen: Abb. 4.3.2.-2: Telefon 03 51/4 95 61 53 Ausschnitt aus dem DOP 2002 und DOP 2005, Telefax 03 51/4 95 15 59 Erlaubnisnummer: 5319/07 www.saechsischer-heimatschutz.de André Neumann, Bad Gottleuba: Abb. 4.3.4.-3 [email protected] Jana Planek, Dresden: Abb. 4.3.2.-7 Prof. Dr. Peter A. Schmidt, Sörnewitz: Abb. 3.3.-2 Redaktionskollegium: SLUB Dresden/Deutsche Fotothek, Dr. Dirk-Roger Eisenhauer K.-D. Schumacher: Abb. 4.3.2.-1 Rosemarie Pohl Staatsbetrieb Sachsenforst, Pirna OT Graupa: Torsten Roch Abb. 4.2.4.1.-1, Abb. 4.2.5.1.-3, Abb. 4.2.5.1.-4, Prof. Dr. Peter A. Schmidt Rücktitel unten Dr. Eckehard-G. Wilhelm Harald Weber, Dippoldiswalde : Abb. 3.4.-3 Dirk Wendel, Tharandt: Abb. 4.3.2.-5, Abb. 4.3.2.-10, Schlussredaktion: Abb. S. 163 Prof. Dr. Peter A. Schmidt Dr. Eckehard-G. Wilhelm, Dresden: Abb. 4.3.1.-1, Dr. Eckehard-G. Wilhelm Abb. 4.3.1.-2, Abb. 4.3.1.-3, Abb. 4.3.1.-4 Dr. Dirk-Roger Eisenhauer

Layout: Regina Bäßler, Agentur BäßlerBrockwitz

Druckerei: Druckerei Julius Mißbach, Neustadt in Sachsen

Nachdruck bzw. Verwendung in anderen Medien – auch auszugsweise – nur mit schriftlicher Genehmi- gung des Herausgebers und der Autoren gestattet.

Sollten der Redaktion, trotz umfangreicher Recher- chen, Veröffentlichungsrechte entgangen sein, bitten wir um Entschuldigung und die Betroffenen sich beim Herausgeber zu melden, damit die Urheber- rechte gewahrt werden können.

Gefördert mit Mitteln der Deutschen Bundesstiftung Umwelt und des Freistaates Sachsen BrotttttrttttttttrtttttttttBrotttttrtttttttrttttttttttttttttttttttttttttttrttttttttt

Sächsisches Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft (SMUL)

TECHNISCHE UNIVERSITÄT DRESDEN Staatsbetrieb Sachsenforst